Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt
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Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt
Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt InnovationsInnovations- und Technikanalyse Dr. Wolfgang Luther, Dr. Norbert Malanowski und Dr. Gerd Bachmann, Dr. Andreas Hoffknecht, Dr. Dirk Holtmannspötter, Dr. Dr. Axel Zweck (Zukünftige Technologien Consulting der VDI Technologiezentrum GmbH) in Kooperation mit Prof. Dr. Thomas Heimer, Dr. Hermann Sanders (Hochschule für Bankwirtschaft), Dr. Matthias Werner, Dipl.-Ing. Stephan Mietke, (Innovationsteam Mikro- und Nanotechnologie der Deutschen Bank) Dipl.-Ing. Thomas Köhler (ICMT GmbH) Herausgeber: Zukünftige Technologien Consulting der VDI Technologiezentrum GmbH Graf-Recke-Str. 84 40239 Düsseldorf im Auftrag und mit Unterstützung des Bundesministerium für Bildung und Forschung Die vorliegende Studie wurde im Rahmen der Innovations- und Technikanalyse vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert (Förderkennzeichen 16 I 1503). Die Aufgabenstellung wurde vom BMBF vorgegeben. Das BMBF hat das Ergebnis der Studie nicht beeinflusst; der Auftragnehmer trägt allein die Verantwortung. Projektleitung: Dr. Dr. Axel Zweck Durchführung: Dr. Gerd Bachmann, Dr. Andreas Hoffknecht, Dr. Dirk Holtmannspötter, Dr. Wolfgang Luther, Dr. Norbert Malanowski (VDI TZ ZTC) in Kooperation mit Prof. Dr. Thomas Heimer, Dr. Hermann Sanders (Hochschule für Bankwirtschaft), Dr. Matthias Werner, Dipl.-Ing. Stephan Mietke, Jürgen Ilgner (Innovationsteam Mikro- und Nanotechnologie der Deutschen Bank) Dipl.-Ing. Thomas Köhler (ICMT GmbH) Kontakt: Dr. Norbert Malanowski (malanowski@vdi.de) Dank gilt einer Vielzahl von Expertinnen und Experten, die wertvolle Beiträge und Anregungen geliefert haben. Eine namentliche Nennung an dieser Stelle würde den Umfang dieser einen Seite sprengen. Besonders bedanken möchten wir uns für das Engagement bei denjenigen, die an den Projekt-Workshops teilgenommen haben. Diese Expertinnen und Experten sind namentlich in den Teilnehmerlisten aufgeführt, die sich in der Anlage zu dieser Studie befinden. Zukünftige Technologien Nr. 53 Düsseldorf, im November 2004 ISSN 1436-5928 Für den Inhalt zeichnen die Autoren verantwortlich. Die geäußerten Auffassungen stimmen nicht unbedingt mit der Meinung des Bundesministerium für Bildung und Forschung überein. Außerhalb der mit dem Auftraggeber vertraglich vereinbarten Nutzungsrechte sind alle Rechte vorbehalten, auch die des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen oder vollständigen photomechanischen Wiedergabe (Photokopie, Mikrokopie) und das der Übersetzung. Titelbild: Dr. Volker Klocke, Klocke Nanotechnik, Aachen (mit freundlicher Genehmigung) Zukünftige Technologien Consulting (ZTC) der VDI Technologiezentrum GmbH Graf-Recke-Straße 84 40239 Düsseldorf Die VDI Technologiezentrum GmbH ist im Auftrag und mit Unterstützung des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) tätig. Vorwort Im Rahmen der Technologiefrüherkennung zukunftsrelevante Technologien zu erschließen bietet Wettbewerbsvorteile auf nationaler wie unternehmensbezogener Ebene. Mit der frühzeitigen Identifikation und der sich anschließenden vergleichenden Bewertung, die aufzeigt, warum eine Fokussierung förderpolitischer oder unternehmensbezogener Ressourcen auf diese Technologie gegenüber anderen klare Vorteile bietet, ist jedoch nur ein erster Schritt getan. Ein erster Schritt zur Unterstützung des üblicherweise komplexen und der vereinfachten Darstellung halber gern als ‚mehrphasig‘ betrachteten Innovationsprozesses. Entscheidend für die erfolgreiche Implementation einer aussichtsreichen Technologie sind darüber hinaus aber vor allem Vorstellungen und Visionen über ihre Potentiale und Chancen ebenso wie über zu vermeidende Irrwege. Irrwege hier verstanden im Sinne von gesellschaftlich oder ökologisch unerwünschten Produkten oder Produktionsprozessen im Zusammenhang mit der betreffenden Technologie. Im Rahmen der Innovations- und Technikanalyse sucht das BMBF weiterführendes Wissen über Potenziale und Wirkungen neuer Technologien zusammenzutragen, um sie für sich selbst oder andere Akteure in geeigneter Form zur Stimulierung oder zumindest wunschgemäßen Beeinflussung des Innovationsprozesses nutzbar zu machen. Eine der aussichtsreichsten Technologien dieses Jahrhunderts ist die Nanotechnologie. Im Rahmen unserer Technologiefrüherkennung wiesen wir bereits seit 1990 auf dieses zukunftsträchtige Feld hin und haben seitdem versucht, durch eine Vielzahl von Analysen und Maßnahmen Aufmerksamkeit für diese Technologie zu erzeugen. Im Rahmen einer Vorstudie zur Innovations- und Technikanalyse haben wir uns außerdem der Frage gewidmet, welche innovationsrelevanten Kernfragen vordringlich zu betrachten sind, um diesem Technologiefeld in Deutschland einen auch langfristig und international gesehenen Vorsprung zu verschaffen. Eine der sich daraus ergebenden Fragenkomplexe war der der wirtschaftlichen Potenziale der Nanotechnologie. Die vorliegende Studie hat das Ziel aktuell verfügbares Wissen über eine realistische Einschätzung von Markvolumen und Marktrelevanz der Nanotechnologie sowohl für Deutschland als auch weltweit zusammenzutragen. Dr. Dr. Axel Zweck Inhaltsverzeichnis DIE ZENTRALEN ERGEBNISSE ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK 1 1.1 1.2 1.3 EINLEITUNG Ausgangslage und Ziel der Studie Methodisches Vorgehen Aufbau des Berichtes 9 9 10 12 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 ANMERKUNGEN ZUR NA NANOTECHNOLOGIE NOTECHNOLOGIE Definition eines facettenreichen Begriffs Bottom-up- und Top-down-Strategien Neue Effekte durch Nanoskaligkeit Thematische und strukturelle Interdisziplinarität Zentrale Akteure in Deutschland Deutsche Aktivitäten im internationalen Vergleich 15 15 17 18 19 27 31 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 3.6 3.7 ANWENDUNGSANWENDUNGS- UND MARKTPERSPEKTIVEN MARKTPERSPEKTIVEN DER NANOTECHNOLOGIE NANOTECHNOLOGIE IN PRODUKTEN UND PRODUKTGRUPPEN Anmerkungen zur Literaturanalyse Nanomaterialien Nanoelektronik Nanooptik Nanobiotechnologie Nanotools/Nanoanalytik Markt- und Anwendungspotenziale im Überblick 39 39 42 55 65 70 76 83 2 3 4 4.7 MARKTPOTENZIALE ZIALE IN PATENTDATEN ANHALTSPUNKTE FÜR MARKTPOTEN Methodische Vorüberlegungen Patente in der Nanotechnologie insgesamt Nanotechnologiepatente im Bereich Chemie Nanotechnologiepatente im Bereich Optik Nanotechnologiepatente im Bereich Automobiltechnik Nanotechnologiepatente im Bereich Medizintechnik und Life Sciences Nanotechnologiepatente im Überblick 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 UMSETZUNG MSETZUNG DER NANOTECHNOLOGIE VERANKERUNG UND U NANOTECHNOLOGIE IN DEUTSCHEN UNTERNEHMEN UNTERNEHMEN Ziele der Unternehmensbefragung Anmerkungen zur Vorgehensweise Strukturdaten zu den Unternehmen Die heutige Bedeutung der Nanotechnologie Zukünftige Entwicklungen in der Nanotechnologie 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 4.6 5 87 87 94 98 101 107 110 111 113 113 114 115 121 132 5.6 5.8 Zukünftige Schritte und Hürden bei der Entwicklung der Nanotechnologie Die Bedeutung der Nanotechnologie für unterschiedliche Unternehmensgrößen Ergebnisse der Unternehmensbefragung im Überblick 6.1 6.2 6.3 6.4 6.5 6.6 6.7 6.8 MARKTPOTENZIALE DER DER NANOTECHNOLOGIE IN IN LEADLEAD-MÄRKTEN MÄRKTEN Anmerkungen zur Vorgehensweise Erschließen der Marktchancen in den Lead-Märkten Chemie Automobilbau Optik Medizin/Life Sciences Elektronik Marktpotenziale und Zeithorizonte im Überblick 155 155 156 157 165 177 184 189 196 7.1 7.2 7.3 7.4 7.5 7.6 7.7 7.8 MARKET ASSESSMENT – ABLEITUNGEN FÜR D DEN EN STANDORT DEUTSCHLAND Anmerkungen zur Vorgehensweise Die Märkte der Nanotechnologie für deutsche Unternehmen Einsatzvoraussetzungen Innovations- und Diffusionshemmnisse Beschäftigungseffekte und Qualifizierung Der Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb Ausblick Market Assessment auf einen Blick 201 201 202 205 219 222 241 249 251 FAZIT UND UND HANDLUNGSOPTIONEN 255 5.7 6 7 8 LITERATUR ANHANG 1 Gesprächsleitfaden für die Experteninterviews 2 Befragung zum wirtschaftlichen Potenzial der Nanotechnologie (Fragebogen) 3 Teilnehmerlisten der Workshops 4 Erläuterung der Schätzung von Umsatz und Beschäftigung 144 149 152 259 I DIE ZENTRALEN ERGEBNISSE ERGEBNISSE IM ÜBERBLICK • Die Nanotechnologie ist eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Bereits heute werden mit Produkten, die sich nur mit Hilfe der Nanotechnologie realisieren lassen, beträchtliche Umsätze erzielt. Diese Umsätze dürften mit dem wirtschaftlichen Durchbruch der Nanotechnologie zukünftig enorm steigen. • Die wenige öffentlich verfügbare Literatur zum direkten und indirekten wirtschaftlichen Potenzial der Nanotechnologie ist mehr oder weniger mit deutlichen Schwächen behaftet. Sie bietet allerdings eine nutzbringende Ausgangsbasis für die vorliegende Studie, die eine realistische Einschätzung des Marktvolumens und der Marktrelevanz sowohl für Deutschland selbst als auch im internationalen Kontext zum Ziel hat. • Bei der Definition der Nanotechnologie gibt es noch keine international einheitliche Sichtweise. Speziell die Frage der Abgrenzung zur Mikrotechnologie, zu bestehenden chemischen Prozessen oder auch die Zugehörigkeit verschiedenener Verfahren und Methoden zur Nanobiotechnologie wird über die Erläuterung von Beispielen verdeutlicht. Eine absolut richtige und unanzweifelbare Definition für die Klassifizierung von technologischen Prozessen und Produkten in die Nanotechnologie gibt es nicht. • Im Rahmen dieser Studie beschreibt Nanotechnologie die Herstellung, Untersuchung und Anwendung von Strukturen, molekularen Materialien, inneren Grenz- und Oberflächen mit mindestens einer kritischen Dimension oder mit Fertigungstoleranzen (typischerweise) unterhalb 100 Nanometer. In der Regel werden hierbei aus der Nanoskaligkeit der Systemkomponenten resultierende neue Funktionalitäten und Eigenschaften zur Verbesserung bestehender oder Entwicklung neuer Produkte und Anwendungsoptionen genutzt. Diese neuen Effekte und Möglichkeiten sind überwiegend im Verhältnis von Oberflächen- zu Volumenatomen und im quantenmechanischen Verhalten der Materiebausteine begründet. • Gegenwärtig existieren ca. 450 "Nanotechnologieunternehmen" in Deutschland. Als "Nanotechnologieunternehmen" werden in dieser Studie Unternehmen bzeichnet, die sich entweder nach eigener Einschätzung als in der Nanotechnologie tätige Unternehmen betrachten, an Projekten des Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) im Bereich Nanotechnologie partizipieren oder aufgrund ihrer Aktivitäten im Bereich Nanotechnologie als solche Unternehmen von den Verfassern dieser Studie klassifiziert wurden. • Die Patentauswertung belegt nachdrücklich, dass die sehr dynamische Entwicklung der Nanotechnologie sich auch in den II Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Patentanmeldungen wiederfindet. In den letzten fünf Jahren haben sich die jährlichen Patentanmeldungen in der Nanotechnologie etwa alle zwei Jahre verdoppelt. • Die Länderverteilungen zeigen, dass Deutschland hinsichtlich der Patentsituation in der Nanotechnologie sehr gut aufgestellt ist sowohl in der Nanotechnologie insgesamt als auch in dem zahlenmäßig wichtigsten Teilbereich der Chemie. Deutschland befindet sich gerade bei den besonders werthaltigen Patenten in einer sehr guten Position. In keinem der in der Patentanalyse betrachteten Lead-Märkte (Chemie, Automobilbau, Optik) ist ein gravierender Rückstand auf die USA oder Japan zu verzeichnen. • Bei den Diskussionen zur Patentstrategie im Bereich Nanotechnologie weisen Branchenexperten darauf hin, dass die Nanotechnologie prinzpiell keine völlig andere Patentstrategie erfordert als andere Technologiebereiche. Ein Spezifikum besteht allerdings darin, dass die Entwicklungszeiten von einem nanotechnologischen Grundeffekt bis zur Anwendung in bestimmten Fällen so lang sein können, dass der Patentschutz kurz nach dem Erreichen der Produktreife ausläuft. • Mit Bezug auf kleine und mittlere Unternehmen (KMU) weisen Branchenexperten darauf hin, dass die Patentierneigung in diesen Unternehmen deutlich geringer ist als in Großunternehmen. In KMU wird ggf. bevorzugt, technologische Betriebsgeheimnisse - auch wenn sie patentierbar wären - gar nicht erst offenzulegen. Aus Kostengründen würden KMU im Zweifelsfalle beispielsweise eher Gebrauchsmuster anmelden. Eine sinnvolle Patentstrategie für KMU könnte nach Aussage der befragten Experten z. B. darin bestehen, eine Technologie gemeinsam mit den Hauptanwendern zu patentieren. • Es ist zu betonen, dass eine breit angelegte Patentrecherche, wie sie hier vorgestellt wird, sich zu einer Beurteilung der generellen Patentsituation eignet. Zur Einschätzung einzelner Firmen und spezifischer Technologien sind entsprechend detaillierte Patentrecherchen erforderlich. • Eine exakte Ableitung des „Nanotechnologieweltmarktes“ ist auf Basis der genannten Zahlen in öffentlich zugänglichen Studien kaum möglich, da nur für einen Teil nanotechnologischer Produkte Marktzahlen verfügbar und die Auflistungen somit unvollständig sind. Hinzu kommt, dass die Marktprognosen sich zum Teil auf unterschiedliche Zeithorizonte beziehen, Doppelungen bei der Nennung von Nanotechnologieprodukten in zwei oder mehreren Teilbereichen vorkommen (z. B. Anwendung von Nanogrundprodukten/-komponenten in Endprodukten verschiedener Branchen) und Produkte aus unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette Überblick der Ergebnisse in die Betrachtung einfließen [Grundprodukte, Zwischenprodukte, Endprodukte etc.]). Eine tabellarische Zusammenfassung der Marktpotenziale der wichtigsten nanotechnologischen Anwendungen in unterschiedlichen Teildisziplinen findet sich in den Kapiteln 3.7 und 6.8. • Ein Vergleich verschiedener Marktprognosen für den Nanotechnologieweltmarkt nach verschiedenen Quellen zeigt, dass die Hebelwirkung durch die Nanotechnologie einen Weltmarkt von zurzeit ca. 100 Mrd. Euro beeinflusst. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass dabei die Marktvolumina unterschiedlicher Wertschöpfungstiefen addiert wurden. Die Marktprognosen sagen im Mittel eine exponentielle Steigerung in den nächsten zehn Jahren voraus. Eine Betrachtung der einzelnen Marktanteile, die auf Deutschland entfallen, ist nicht ohne weiteres möglich. Die Perspektiven der Nanotechnologie für die zukünftige Entwicklung deutscher Unternehmen werden durchweg als positiv angesehen. • Der Elektronikmarkt wird mittelfristig weiterhin von der CMOSTechnologie dominiert werden. Bis zum Jahr 2006 wird der Anteil der Nanoelektronik (d. h. Strukturbreiten < 100 nm) ca. 10% des Gesamt-CMOS-Marktes betragen mit einem Weltmarktvolumen von ca. 20 Mrd. USD. Die Magnetoelektronik hat bereits signifikante Marktanteile im Bereich der Festplattenspeicher in Form von GMRLeseköpfen erobert und wird mittelfristig durch MRAMSpeicherchips auch Substitutionspotenziale im DRAMSpeichermarkt erschließen. • Im Bereich der Chemie werden mit lange etablierten nanostrukturierten Materialien wie Carbon Black, Kieselsäure oder Polymerdispersionen Milliardenumsätze am Weltmarkt erzielt allerdings bei geringem Marktwachstum. Ein dynamisches Marktwachstum wird hingegen bei neueren Nanomaterialien wie Kohlenstoffnanoröhren, Polymernanokompositen, Aerogelen, organischen Halbleitern und anorganischen Nanopartikeln erwartet, vorausgesetzt, dass „Show Stopper“ technologischer (z.B. Probleme beim Upscalen von Herstellungsprozessen) oder sozioökonomischer Art (z. B. Toxizität von Nanomaterialien) keinen hemmenden Einfluss ausüben. • Die Marktrelevanz der Nanotechnologie im Automobilbau wird von deutschen Nanotechnologie- und Automobilunternehmen derzeit noch relativ gering eingeschätzt, u.a. aufgrund langer, an Innovationszyklen der verschiedenen Modellserien gekoppelte Vorlaufzeiten für Technologieentwicklungen. In einigen Automobilkomponenten hat die Nanotechnologie jedoch schon Eingang in Serienprodukte gefunden (z. B. kratzfester Lack, nanobeschichtete Einspritzpumpen, LED-Rücklichter etc.). Langfristig wird nanotechnologisches Know-how einen III IV Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt entscheidenden Wettbewerbsvorteil im Automobilbau darstellen hinsichtlich sämtlicher relevanter Kriterien von der Ökologie (z. B. energieeffiziente Antriebe, Leichtbau, Schadstoffreduktion und Ressourcenschonung), über die Sicherheit (Passive und Aktive Sicherheit) bis hin zum Komfort (Produktdesign, Infotainment etc.). • Marktpotenziale in der Optischen Industrie ergeben sich vor allem in der Herstellung ultrapräziser Optiken für die Halbleiterfertigung (optische Lithografie), im Bereich optoelektronischer Lichtquellen (Laserdioden und LED) sowie im Displaybereich (OLED und FED), wo jeweils bis zum Jahr 2006 mit Mrd. USD Umsätzen zu rechnen ist. • Die Life Sciences werden langfristig als einer der bedeutendsten Märkte für die Nanotechnologie eingeschätzt. Mittelfristig sind die Umsatzpotenziale nanotechnologischer Produkte beispielsweise im Vergleich mit der Chemie, Optik und Elektronik eher gering einzustufen. Der Hauptanteil des nanotechnologischen Marktpotenzials im Bereich der Life Sciences basiert auf biomedizinischen Schnelltests (DNA-, Protein-Chips), bei denen der nanotechnologische Einfluss in erster Linie im Bereich der Detektionssysteme deutlich wird. • Nach den Ergebnissen der Unternehmensbefragung zeigt sich, dass der häufigste Startpunkt für die Nanotechnologie in Unternehmen im Zeitraum von 1996 bis 2000 zu sehen ist. In diesem Zeitraum haben sowohl die Beobachtung der nanotechnologischen Szene als auch eigene FuE-Arbeiten und die Nutzung der Nanotechnologie in Produkten ihren stärksten Zuwachs erlebt. In diesen Zeitraum fallen z. B. auch die vom BMBF initiierten Diskussionen über marktrelevante Bezüge (1996) und die Einrichtung der Kompetenzzentren (1998) für den Bereich Nanotechnologie mit öffentlicher Förderung. • Die im Rahmen dieser Studie befragten Unternehmen lehnen die Aussagen, dass Nanotechnologie nur ein neues Experimentierfeld darstellt, ebenso ab wie in abgeschwächter Form auch die Aussage, dass durch die Nanotechnologie die Technologiekompetenz abgerundet würde. Dieses Ergebnis widerlegt eindeutig die vielfach verbreitete Aussage, dass Nanotechnologie lediglich einen „Hype“ darstellt. • Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung haben ferner gezeigt, dass der Bereich Chemie (einschließlich Materialien) eindeutig an der Spitze der Nanotechnologiefirmen und -anwendungen in Deutschland steht (gemessen an der Anzahl der Unternehmen, der Häufigkeit bereits exisitierender nanotechnologischer Produkte und an deren Umsatzpotenzial bis zum Jahr 2006), gefolgt von den Life Sciences (Medizintechnik/Gesundheit) und IuK. Überblick der Ergebnisse • Die wichtigsten Innovationshürden in Deutschland sind hohe Investitionskosten, mangelndes Fremdkapital und nicht ausreichende Fördermittel, die ausschließlich finanzieller Natur sind. Die Rangfolge der genannten Barrieren lässt darauf schließen, dass die Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren im Bereich der Nanotechnologie erhebliche Investitionen erfordert, die nicht allein aus dem Eigenkapital heraus finanziert werden können. Mit der Erschließung von Märkten mit Hilfe der Nanotechnologie sind ebenfalls deutliche Investitionen verbunden, die nicht ohne weiteres von der Industrie alleine aufzubringen sind. Begrenzte Marktkenntnisse und noch unzureichende Kooperationsverflechtungen, insbesondere in den bislang noch nicht so stark von der Nanotechnologie durchdrungenen Branchen, stellen eine Barriere für die Innovationsgeschwindigkeit und die Diffusion neuer Anwendungsbereiche dar. Ebenso stellt die Zusammenarbeit der Finanzwirtschaft und der Nanotechnologieunternehmen eine wichtige Herausforderung für die Zukunft dar, die insbesondere in Deutschland ungelöst ist. • Signifikante Unterschiede zwischen den Innovationshürden für KMU und Großunternehmen lassen sich in drei Bereichen identifizieren: Ein deutlicher Unterschied besteht bei den Finanzierungsquellen. KMU haben in ihrer Wahrnehmung deutlich schlechtere Zugangsbedingungen zum Kapitalmarkt als Großunternehmen. Entsprechend bildet die Finanzierung ihrer Aktivitäten auch für 38,6 Prozent der KMU eine wichtige Innovationshürde. Im Unterschied dazu bildet der Zugang zum Kapitalmarkt für Großunternehmen nur in 7,7 Prozent der Stichprobe eine gravierende Innovationshürde. Ähnlich liegt der Unterschied bei dem Zugang zu Marktinformationen. Auch hier sieht mit 21,3 Prozent der KMU eine deutliche höhere Zahl als bei den Großunternehmen mit 3,7 Prozent eine wichtige Innovationshürde. Schließlich bildet die mangelnde Verfügbarkeit von kompetenten regionalen Kooperationspartnern eine weitere Innovationshürde, bei der sich die Einschätzung der KMU in der Stichprobe von der der Großunternehmen unterscheidet. 22,2 Prozent der KMU sehen diese Innovationshürde als wichtig an, während bei den Großunternehmen lediglich 7,4 Prozent dies als eine wichtige Innovationshürde angeben. • Die Zurückhaltung von Investitionen der Venture-Capital-Branche in Start-up-Unternehmen wirkt sich derzeitig äußerst negativ auf Unternehmensgründungen im deutschen Nanotechnologie-Umfeld aus. Die klassische Bankfinanzierung von Unternehmensgründungen V VI Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt ist in den letzen Jahren zunehmend schwieriger geworden, da sich die deutsche Bankenlandschaft selbst in einer Krise befindet. • Konservative Schätzungen des Beschäftigungszuwachses von Arbeitsplätzen in der Nanotechnologie lassen in Deutschland eine Zunahme von mindestens 10.000 bis 15.000 Arbeitsplätzen bis 2006 erwarten. Auch wenn eine exakte Ermittlung der Anzahl der Arbeitsplätze im Bereich Nanotechnologie nicht möglich ist, lässt sich abschätzen, dass bereits heute zwischen ca. 20.000 - 32.000 und 114.000 Arbeitsplätze in Deutschland in ca. 450 Unternehmen direkt oder indirekt von der Nanotechnologie abhängig sind. • Für das Jahr 2015 wird erwartet, dass fast jeder Industriebereich durch die Nanotechnologie beeinflusst wird. Bei den erwartungsgemäß am stärksten von der Nanotechnologie beeinflussten Bereichen handelt es sich aus internationaler Sicht um die Bereiche Chemie, den Bereich Life Sciences und die Elektronik. • Es lässt sich feststellen, dass Deutschland zurzeit über eine sehr gute Ausgangsbasis für die wirtschaftliche Umsetzung der Nanotechnologie-Aktivitäten verfügt. Die Exzellenz in der Forschung spiegelt allerdings nicht in vollem Umfang die wirtschaftliche Umsetzung wider. Hier sind die USA und Japan Deutschland bisher überlegen. Ebenso ist dem Umstand Rechnung zu tragen, dass weltweit die Investitionen und staatlichen Förderungen im Bereich der Nanotechnologie erheblich zugenommen haben. Das ist auch auf die prognostizierten, sehr hohen Marktvolumina zurückzuführen. Daher ist in Zukunft ein noch stärkerer internationaler Wettbewerb in Bezug auf die Nanotechnologie zu erwarten. 9 1 EINLEITUNG 1.1 Ausgangslage und Ziel der Studie Die Nanotechnologie ist eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts. Bereits heute werden mit Produkten, die sich nur mit Hilfe der Nanotechnologie realisieren lassen, beträchtliche Umsätze erzielt. Diese Umsätze dürften mit dem wirtschaftlichen Durchbruch der Nanotechnologie zukünftig enorm steigen. Als Beispiele für heutige und zukünftige Anwendungsfelder der Nanotechnologie lassen sich unter anderem die Pharmazie, die Elektronik, der Bereich Neue Materialien, der Automobilbau und der Maschinenbau sowie die Umwelttechnik nennen. Eine allgemein anerkannte breite Datenbasis zum wirtschaftlichen Potenzial ist bisher allerdings noch nicht erarbeitet worden bzw. liegt nicht öffentlich zugänglich vor. Das wirtschaftliche Potenzial der Nanotechnologie ist daher zum gegenwärtigen Zeitpunkt - so die Ausgangshypothese der vorliegenden Studie - mit Erhebungen, basierend auf rein quantitativen Methoden der empirischen Wirtschaftsforschung kaum realistisch einzuschätzen. Erste übergeordnete veröffentlichte Studien (z. B. Evolution Capital, 2001; DG Bank und GZ Bank, 2001; Beckmann und Lenz, 2002; TAB, 2003) sind bisher noch zu lückenhaft, als dass sie die wirtschaftliche Bedeutung der Nanotechnologie für sämtliche betroffenen Branchen präzise abbilden könnten, zumal die Definition meist vage bleibt. Darüber hinaus werden in solchen übergeordneten Studien in der Regel die jeweiligen sogenannten Lead-Märkte1 einzelner Länder nicht hinreichend berücksichtigt. Während beispielsweise die Bereiche Elektronik, Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK) und Biotechnologie in den USA betroffene Lead-Markets darstellen, sind dies in Deutschland vor allem die Branchen Chemie, Automobilbau, Optik, Life Sciences (in dieser Studie Medizintechnik/Gesundheit) und Elektronik. Bezeichnend für diese Lead-Market-Branchen ist, dass sie in einem besonders intensiven Partnerschaftsverhältnis zur Wissenschaft stehen, aus der sie ihre technologische Stärke schöpfen (siehe dazu unter anderem BMBF, 2002; Beise, 2002; Manager Magazin, 9/2002). 1 Der Begriff „Lead-Market“ wird in der Literatur teilweise unterschiedlich benutzt. Wir orientieren uns in dieser Studie an einer Definition, die im Jahr 2002 in einer Studie des BMBF vorgeschlagen wurde. Diese lautet: „Lead-Märkte sind regionale Märkte (in der Regel Länder), die ein bestimmtes Innovationsdesign früher als andere Länder nutzen und über spezifische Eigenschaften (Lead-Market-Faktoren) verfügen, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass in anderen Ländern das gleiche Innovationsdesign ebenfalls breit adoptiert wird“ (BMBF, 2002, S. 108). Schlüsseltechnologie Ausgangshypothese Vorhandene Studien lückenhaft Lead-Märkte 10 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Auch wenn die wenige verfügbare Literatur zum direkten und indirekten wirtschaftlichen Potenzial der Nanotechnologie mehr oder weniger noch mit deutlichen Schwächen behaftet ist, so kann sie dennoch als nutzbringende Ausgangsbasis für eine Studie aufbereitet werden, die eine realistische Einschätzung des Markvolumens und der Markrelevanz sowohl für Deutschland selbst als auch im internationalen Kontext zum Ziel hat. 1.2 Methodenmix Bewährt in der Anwendung Arbeitsphase 1 Arbeitsphase 2 Methodisches Vorgehen Für eine derartige Studie zum wirtschaftlichen Potenzial einer noch sehr jungen neuen Technologie bietet sich ein Methodenmix geradezu an. Nach Alemann (1995) sind qualitative (z. B. Experteninterview und Literaturanalyse) und quantiative Methoden (z. B. standardisierte Umfrage) eher als komplementäre denn als konkurrierende Methoden der Erkenntnisgewinnung zu verstehen. Bei qualitativen Methoden werden offene Verfahren bevorzugt, die den beforschten Personen (oder präziser: den Befragten) möglichst wenig Restriktionen bei der Formulierung ihrer subjektiven Realitätskonstruktionen auferlegen. Im Kontext von quantitativen Methoden werden in der Regel standardisierte Messinstrumente eingesetzt, um die gemessenen Variablen zu quantifizieren und mit Hilfe statistischer Modelle auszuwerten. Mittlerweile setzt sich in der empirischen Wirtschafts- und Sozialforschung immer stärker der Ansatz durch, dass "es den einen methodischen Königsweg nicht gibt, sondern eine dem jeweiligen Gegenstandsbereich, der Fragestellung und den verfügbaren finanziellen, zeitlichen usw. Ressourcen Rechnung tragende Methodenkombination, insbesondere aus qualitativen und quantitativen Methoden, anzuwenden ist" (Wollmann, 2001, S. 382). Dieses Verfahren der Methodenkombination bzw. des Methodenmix hat sich bei Auswertung des Datenmaterials zur Evaluation der Mikrosystemtechnik (einer ebenfalls noch recht jungen Technologie) bereits bewährt und kann die Defizite der jeweiligen qualitativen und quantitativen Methoden in einer Studie zum wirtschaftlichen Potenzial der Nanotechnologie umgehen helfen (Heimer und Werner, 2004). Für die Studie wurden - nach der Festlegung einer (breiten) Definition von Nanotechnologie - zunächst intensive Recherchen im Internet und in Datenbanken zu Marktaussagen und Patenten in Bezug auf Nanotechnologie durchgeführt. Daneben wurden ca. 15 explorative Experteninterviews mittels Interviewleitfaden geführt. Dies diente vor allem der Sammlung von Hintergrundinformationen (Arbeitsphase 1). Nach diesen eher vorbereitenden Arbeiten erfolgte eine Befragung mittels standardisiertem Fragebogen der in Deutschland ermittelten Unternehmen, die im Bereich Nanotechnologie aktiv sind. Der Fragebogen wurde vor seinem Einsatz einem Pretest unterzogen. Die Kapitel 1 11 Unternehmensbefragung wurde mittels des Statistikprogramms SPSS ausgewertet. Die Entscheidung für SPSS wurde getroffen, da dieses Softwarepaket solide Auswertungsmöglichkeiten bietet und eine exzellente Datenverwaltung bereitstellt (Arbeitsphase 2). Sämtliche aufbereiteten Ergebnisse der Literaturanalyse, der Patentanalyse, der Experteninterviews und der Unternehmensbefragung wurden in Thesenform als konstruktive Konfrontationsbasis in Expertenworkshops eingespeist (Delphi-Methode).2 An den Workshops nahmen Experten aus/von Banken, Wissenschaft, Kompetenzzentren der Nanotechnologie, Produzenten, Zulieferern, Systementwicklern und Venture-Capital-Unternehmen teil. Diese Experten dienten einerseits als kritische Kommentatoren der Ergebnisse, resultierend aus Literaturanalyse, Experteninterviews, Patentanalyse und Unternehmsbefragung. Andererseits brachten sie zusätzliches Expertenwissen aus ihrer jeweiligen Perspektive zum wirtschaftlichen Potenzial der Nanotechnologie ein. Überdies hatten sie die Aufgabe, sämtliche Ergebnisse zu bewerten. Um die Bedeutung der Nanotechnologie für die deutschen Lead-Markets aufzeigen zu können, wurde ein besonderes Augenmerk auf diejenigen Branchen gelegt, die die technologische Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie prägen (Chemie, Automobilbau, Optik, Life Sciences3 [in dieser Studie Medizintechnik/Gesundheit] und Elektronik4). Die durch ein solches Bündeln gewonnenen Daten wurden durch das Projektteam nochmals aufbereitet und vor ihrer abschließenden Dokumentation abermals in das jeweilige branchenspezifische Expertennetzwerk zur Validierung eingespeist (Arbeitsphase 3). 2 3 4 Bei Anwendung der Delphi-Methode werden Experten aus dem jeweiligen zu untersuchenden Themenfeld in der Regel in einem Durchlauf oder mehreren Durchläufen befragt. Es wird ihnen meist ein ausführlich strukturierter Katalog mit Fragen und Thesen vorgelegt, mit dem sie Einschätzungen über zukünftige Entwicklungen und Trends abgeben sollen. Das BMBF hat zum Thema „Nanotechnologie und Gesundheit“ eine Studie in Auftrag gegeben, die im Herbst 2004 erscheint. In dieser Studie finden sich auch Ergebnisse zu den Marktpotenzialen der Nanotechnologie im Bereich Life Sciences. Um eine mögliche Doppelarbeit zu vermeiden, wurde auf die Durchführung eines eigenen Workshops verzichtet. Dank der International Technology Roadmap for Semiconductors (ITRS) gehört die Elektronik zu den Technologien, deren zukünftige Entwicklung sehr gut beschrieben ist. Da die Halbleiterindustrie sehr investitionsintensiv ist, sind Marktprognosen außerordentlich wichtig für unternehmerische Entscheidungen. Dieser Bedarf wird durch eine ganze Reihe von (kommerziellen) Marktforschungsinstituten bedient. Die Prognosen reichen derzeit ca. bis zum Jahr 2008. Wie sich dabei der Anteil der Nanoelektronik zur Mikroelektronik entwickeln wird und für welche Branchen sich daraus welche Konsequenzen ergeben, ist bisher noch nicht hinreichend systematisch untersucht worden, konnte jedoch mittels Sekundäranalyse ausgewählter kommerzieller Marktstudien herausgefiltert werden. Ein gesonderter Workshop war aus diesem Grund nicht notwendig. Arbeitsphase 3 12 Arbeitsphase 4 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Im Anschluss daran folgte die abschließende Zusammenführung und Bewertung der gesamten ermittelten Ergebnisse. Die Ergebnisse wurden unter anderem im Kontext mit Ergebnissen aus anderen verfügbaren kommerziellen Quellen bewertet (Markus-Datenbank und aktuelle Marktstudie der Deutschen Bank, Fecht et al., 2003). Dies diente der Plausibilisierung der gesamten Ergebnisse und dem Herausarbeiten der spezifischen Perspektiven für den Standort Deutschland. Dabei wurde eine Stärken-Schwächen-Analyse der internationalen Wettbewerber in diesem Umfeld, ihre momentane und zukünftige Orientierung im Forschungs- und Applikationsbereich als auch eine vergleichende Positionsbestimmung Deutschlands vorgenommen. Auf der Basis der zusammengestellten Informationen wurde mit strukturierten Methoden (swot analysis und white spot analysis) eine Analyse des Status in Deutschland sowie der vorhandenen Chancen und Defizite durchgeführt (Arbeitsphase 4). 1.3 Nanotechnologie: grundsätzliche Anmerkungen Sekundäranalyse Patentanalyse Unternehmensbefragung Aufbau des Berichtes Entsprechend dieser mehrstufigen und kombinierten methodischen Vorgehensweise ist die vorliegende Studie aufgebaut. Nach den eher grundsätzlichen Anmerkungen zur Nanotechnologie (unter anderem zur Definition, zu neuen Effekten sowie zu Akteuren und internationalen Aktivitäten) in Kapitel 2 wird zunächst vor allem beschrieben, welche Anwendungs- und Marktperspektiven in Produkten und Produktgruppen bereits existieren und welche in naher Zukunft zu erwarten sind. Unter Produkte sollen hierbei unter anderem Produkte aus den Bereichen Nanomaterialien, Nanoelektronik und Nano-Optik verstanden werden. Auf der Basis einer Sekundäranalyse der verfügbaren deutschen und internationalen Literatur erfolgt eine erste Einschätzung der Marktperspektiven (Kapitel 3). Im Anschluss daran werden auf der Grundlage einer Patentanalyse Aussagen getroffen über die inhaltlichen Schwerpunkte und die zeitliche Entwicklung der Patentanmeldungen in der Nanotechnologie weltweit (Kapitel 4). Durch eine Untersuchung der in den relevanten Datenbanken (z. B. WP-INDEX, EUROPATFUL, USPATFUL) verfügbaren Angaben über die Erfinder und die Patentanmelder werden Erkenntnisse darüber gewonnen, welche Rolle deutsche Unternehmen und Wissenschaftler dabei einnehmen.5 Im Rahmen der Unternehmensbefragung, deren Ergebnisse sich in Kapitel 5 finden, wird unter anderem ermittelt, an welchen Punkten in der Wertschöpfungskette Unternehmen (Zulieferer und Systementwickler) in Deutschland in den Bereich Nanotechnologie einsteigen. Dies 5 Diese Arbeiten wurde im Rahmen einer speziellen Kooperation mit dem Europäischen Patentamt, Kontaktperson: Manfred Scheu, durchgeführt. Kapitel 1 liefert Anhaltspunkte für die Beurteilung der ökonomischen Perspektiven für die Nutzung der Nanotechnologie. Daneben werden im Rahmen der Befragung Voraussetzungen/Kompetenzen identifiziert, denen für die Entwicklung, den Einsatz und die Diffusion von Nanotechnologie zentrale Bedeutung zukommt. Schließlich werden Hemmnisse für nanotechnologische Innovationen aufgezeigt. Damit finden sich drei Schwerpunkte in der Unternehmensbefragung: (Markt)potenziale, Einsatzvoraussetzungen und Innovations-/Diffusionshemmnisse. 13 Drei Schwerpunkte der Befragung Mit Blick auf das Marktpotenzial wird durch die Befragung der Unternehmen erfasst, wie sie die Effekte des Einsatzes der Nanotechnologie einschätzen, und zwar im Hinblick auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit (Exporte), die Wachstumsperspektiven und die möglichen direkten Beschäftigungseffekte. Der Fragenkomplex Voraussetzungen/Kompetenzen bildet insbesondere die Anforderungen an die Ressourcenbasis der Unternehmen (Know-how, Qualifikation der Beschäftigten etc.) ab. Mögliche Hemmnisse im ökonomischen Einsatz von Nanotechnologie reichen von Mängeln in der Ressourcenbasis über Probleme in der Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Einrichtungen bis hin zu Akzeptanzproblemen bei potenziellen Kunden und fehlenden infrastrukturellen Voraussetzungen. Die erfolgte Abgrenzung des Marktes für Nanotechnologie und die Identifizierung der hierin aktiven Unternehmen dient auch als Ausgangsbasis für eine erste empirische Erhebung der durch die neue Technologie und ihre Produkte ausgelösten Beschäftigungseffekte in Deutschland. Der gegenwärtige primäre Beschäftigungseffekt kann aus der Summe der Unternehmensmitarbeiter in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) und Großunternehmen (GU) abgeleitet werden. Die Umfrage richtete sich an ausgewählte Unternehmen, die bereits im Bereich Nanotechnologie aktiv sind. Die Auswahl dieser Unternehmen beruhte auf drei Quellen: Zunächst wurden Unternehmen aus dem Umfeld der Kompetenzzentren Nanotechnologie einbezogen. Dieser Kreis wurde ausgedehnt auf Unternehmen, die an Förderprogrammen zur Nanotechnologie teilnehmen bzw. teilgenommen haben. Schließlich wurden diese beiden Quellen mit jungen Unternehmen auf der Basis von Angaben von Venture Capital Unternehmen, der Deutschen Bank und ähnlichen Institutionen vervollständigt. Insgesamt konnte aus diesen Quellen ein Bestand von ca. 450 zu befragenden Unternehmen erzielt werden. Da sich die Nanotechnologie zur Zeit noch in der Frühphase der kommerziellen Nutzung befindet bzw. die Nutzungsperspektiven sich erst allmählich herausbilden, ist eine solche zielgerichtet ausgewählte Befragungsgrundgesamtheit einer reinen Zufallsstichprobe von Unternehmen aus forschungsökonomischer Perspektive eindeutig überlegen. Allerdings muss bei der Interpretation der Daten die ca. 450 Unternehmen in der Nanotechnologie aktiv 14 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt spezifische Auswahl der Unternehmen berücksichtigt werden (dazu ausführlicher Kapitel 5). Branchenspezifische Workshops Market Assessment Fazit Die Aufbereitung der gewonnenen Daten (aus den Arbeitsphasen 1 und 2) in Bezug auf eine deutliche Abgrenzung/Beschreibung relevanter Märkte und Marktvolumina, eine Identifizierung betroffener Branchen, eine Einordnung der Außenhandelsposition Deutschlands und eine Einschätzung über Beschäftigungseffekte sowie eine Positionsbestimmung Deutschlands im internationalen Kontext diente als Input in Form eines Katalogs mit Fragen und Thesen (im Sinne einer konstruktiven Konfrontationsbasis) für branchenspezifische Workshops. Um die Bedeutung der Nanotechnologie für die deutschen Lead-Markets aufzeigen zu können, werden die identifizierten Produkte den entsprechenden Märkten zugeordnet. Die internationale Position Deutschlands in der Nanotechnologie wurde durch die Selbsteinschätzung der Unternehmen innerhalb der Unternehmensbefragung erhoben.6 Die Unternehmen haben zeitnahe Informationen darüber, welche Marktpotenziale in näherer Zukunft zu erwarten sind und wo ihre internationalen Wettbewerber mit welchen Entwicklungen angesiedelt sind. Die Ergebnisse dieses Arbeitsprozesses werden in Kapitel 6 behandelt. Die gesamten Ergebnisse aus den Arbeitsphasen 1-4 werden in Kapitel 7 miteinander verbunden, diskutiert und einem Market Assessment unterzogen. Dazu werden die Ergebnisse unter anderem im Kontext mit Ergebnissen aus anderen verfügbaren kommerziellen Quellen bewertet. Dabei wird unter anderem die Wettbewerbsposition Deutschlands im internationalen Umfeld qualitativ bewertet. Im abschließenden Kapitel 8 wird zum einen ein Fazit gezogen und zum anderen werden Handlungsoptionen für die Akteure aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik aus den Ergebnissen der Studie abgeleitet. 6 Außenhandelsdaten für innovative Produkte der internationalen Produktnomenklatur werden meist mit Hilfe des Innovation Global Sourcing Management Tools (GSMT) und auf Basis von OECD oder EUROSTAT berechnet (z. B. ZEW). Dies gelingt für Branchen, die durch diese Statistiken abgedeckt sind. Dieses Tool ist für die Nanotechnologie als Technologie im nascenten Zustand derzeit nur sehr begrenzt anwendbar, da Umsätze, FuE-Aufwendungen etc. derzeit in amtlichen Statistiken wie EUROSTAT nur unzureichend erfasst sind. 15 2 ANMERKUNGEN ZUR NANOTECHNOLOGIE NANOTECHNOLOGIE 2.1 Definition eines facettenreichen Begriffs Weltweit findet die Nanotechnologie zunehmend öffentlich Beachtung und wird als eine der wichtigsten Zukunftstechnologien bezeichnet. Dabei stellt sie weniger eine Basistechnologie im klassischen Sinne mit eindeutig abgrenzbarer Definition dar, sondern beschreibt vielmehr eine neue interdisziplinäre und branchenübergreifende Herangehensweise für weitere Fortschritte in der Elektronik, Optik, Biotechnologie oder bei neuen Materialien. In der Nanotechnologie nutzt man zum einen das Konstruieren mit den elementaren Einheiten der belebten und unbelebten Natur, nämlich die Atome und Moleküle, vergleichbar dem Basteln mit einem Lego-Baukasten. Zum anderen stellt man aber auch durch Verkleinerung Strukturen her, welche nur noch ein Tausendstel eines Haardurchmessers messen. Diese Aufgabe ist vergleichbar mit der Herausforderung, das gesamte Straßennetz Deutschlands maßstabsgetreu auf einen Fingernagel zu schreiben - und zwar fehlerfrei. Definition nicht eindeutig Im Produktbereich vollzieht sich derzeit aber eher eine evolutionäre als eine revolutionäre Entwicklung. Computer werden immer schneller, Handys immer vielseitiger, Optiken in den DigiCams immer kleiner und z. B. Autolacke immer härter. Nanotechnologie liefert hierzu zunehmend Erkenntnisse. Revolutionär veränderte Marktbereiche wird es eher in der Zukunft geben, beispielsweise im Pharma- und Medizinbereich, oder etwas näher in der Zukunft - in der Beleuchtungstechnik. Für die Arbeiten des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) im Bereich der Nanotechnologie wird in den offiziellen Veröffentlichungen folgende Formulierungsgrundlage verwendet (BMBF, 2004): „Nanotechnologie beschreibt die Herstellung, Untersuchung und Anwendung von Strukturen, molekularen Materialien, inneren Grenzund Oberflächen mit mindestens einer kritischen Dimension oder mit Fertigungstoleranzen (typischerweise) unterhalb 100 Nanometer. Entscheidend ist dabei, dass allein aus der Nanoskaligkeit der Systemkomponenten neue Funktionalitäten und Eigenschaften zur Verbesserung bestehender oder Entwicklung neuer Produkte und Anwendungsoptionen resultieren. Diese neuen Effekte und Möglichkeiten sind überwiegend im Verhältnis von Oberflächen- zu Volumenatomen und im quantenmechanischen Verhalten der Materiebausteine begründet.“ Bei der Definition der Nanotechnologie gibt es noch keine international einheitliche Sichtweise. Speziell die Frage der Abgrenzung zur Mikrotechnologie, zu bestehenden chemischen Prozessen oder auch die Zugehörigkeit verschiedener Verfahren und Methoden zur Nanobiotechnologie wird über die Erläuterung von Beispielen Verwendung einer praktikablen Formulierungsgrundlage 16 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt verdeutlicht. Eine absolut richtige und unanzweifelbare Definition für die Klassifizierung von technologischen Prozessen und Produkten in die Nanotechnologie gibt es nicht. Nanotechnologie versus Nanotechnologie Eine zweite Schwierigkeit besteht in der „Schärfe“ der möglichen Abgrenzung. Die eher anwendungsorientiert ausgerichteten Experten sehen die Nanotechnologie als Bereich unterhalb der Mikrotechnologie, mit einer breiten Grauzone der Zugehörigkeit zu einem der beiden Felder, während die „Hardliner“ eher Verfechter der „Molekularen Nanotechnologie“ sind; diese betrachten die Verwendung individueller Bausteine (Atome und Moleküle) für die Herstellung von Systemen Atom für Atom bzw. Molekül für Molekül. Dadurch ergeben sich für die objektive Beschreibung dessen, was Nanotechnologie ist, Schwierigkeiten, welche auch in der Darstellung der in dieser Studie dargestellten industriellen Produkte deutlich werden: Der Nanobezug ist einem Produkt eben nicht immer eindeutig zuzuweisen. Die folgende Diskussion verdeutlicht daher, warum die Arbeitsgrundlage des BMBF sicherlich eine pragmatisch nützliche ist. Größe allein nicht ausreichend Für die Definition von Nanotechnologie gibt es im Wesentlichen zwei Kriterien, die teilweise unterschiedlich angewendet werden. Zum einen können rein geometrische Maßstäbe angelegt werden, die die reine Größe der Objekte berücksichtigen. Ein Nanometer ist ein Milliardstel Meter (10-9 m), etwa 50.000 mal kleiner als der Durchmesser eines menschlichen Haars oder nur etwa zehn mal so groß wie ein Wasserstoffatom. Auf dieser Skala gelten nicht mehr die Gesetzmäßigkeiten der klassischen Physik, sondern es kommen neue Eigenschaften und Funktionalitäten aufgrund des sehr großen Verhältnisses von Oberflächen- zu Volumenatomen bei sehr kleinen Partikeln und aufgrund des quantenmechanischen Verhaltens dieser Materiebausteine hinzu (vgl. Abbildung 2.1). Bisherige Betrachtungsweise Notwendige Änderung Klassische Kontinuumsphysik Festkörpereigenschaften Volumen dominierend Homogene Materialien Quantenmechanik Bindungseigenschaften Oberfläche dominierend Inhomogene Materialmischungen Kombination mit Selbstorganisation Individuelle Teilchen Einfache Miniaturisierung Statistische Ansammlungen Abbildung 2.1: Geänderte Sichtweise ausgewählter Eigenschaften beim Übergang zur Nanoskala. Hieran ist bereits zu erkennen, dass das geometrische Kriterium allein nicht ausreichend ist, den Zuständigkeitsbereich der Nanotechnologie abzugrenzen. Das daher notwendige zweite Kriterium basiert auf einer eher phänomenologischen Betrachtungsweise. Mit der Nanoskaligkeit kommen neue Effekte, Funktionalitäten bzw. neue Qualitäten der Eigenschaften hinzu (z. B. Antireflexionsvermögen, Transparenz, Kapitel 2 17 Kratzfestigkeit, Farbigkeit etc.). Diese neuen physikalischen Eigenschaften sind jedoch nicht nur an eine allgemein festlegbare Partikelgröße gebunden, sondern können z. B. zusätzlich von der Materialklasse abhängen. Darüber hinaus sind mit der Nanotechnologie neuartige Herstellungs- und Kontrollmöglichkeiten für einzelne Objekte auf der Nanoskala verbunden. Hierzu gehören auch selbstorganisierende Systeme, die aus nanoskaligen Einzelbausteinen (z. B. Molekülen) eine neue Struktur aufbauen. Diese beiden Aspekte der Nanotechnologie erfordern eine gekoppelte Betrachtungsweise von Strukturgröße und Funktion, wie in der BMBFFormulierung auch angewendet. Eine scharfe Definition dessen, was zur Nanotechnologie gehört, erweist sich deswegen als schwierig (und auch wenig sinnvoll), weil es viele Grenzfälle gibt. In den meisten Forschungsprogrammen weltweit werden somit Beispiele und Größenvergleiche herangezogen, um eine Vorstellung von dem zu vermitteln, was zur Nanotechnologie gezählt werden sollte. 2.2 BottomBottom-upup- und TopTop-downdown-Strategien Eigenschaftsänderungen durch Nanoskaligkeit beruhen in hohem Maße auf einer neuen Herangehensweise der Nutzung von Dimension, Form und Zusammensetzung zum Erzielen neuer physikalischer, chemischer und biologischer Wirkprinzipien. Aufgrund dieser Integrationstendenzen hat sich die heutige Nanotechnologie im Wesentlichen aus drei Richtungen kommend entwickelt, die sich auf der Nanoebene treffen (vgl. Abbildung 2.2): Strukturgrößen Technische Physik d topown MAKRO Elektrotechnik Elektronik MIKRO MikroElektronik Biologie Anwendungen der Nanotechnologie MaterialDesign Zellbiologie Quanteneffekte MolekularBiologie NANO Funktionales Moleküldesign botto m-up Chemie KomplexChemie 1960 Abbildung 2.2: Elektronikgeräte Photonikelemente Sensoren Biochips ... Integrierte Nutzung von physikalischen Gesetzen biologischen Prinzipien chemischen Eigenschaften Supramolekulare Chemie 1980 heute 2020 2040 Jahr Generelle Entwicklungstendenzen und Bezug zur Nanotechnologie (Quelle: VDI TZ) Strukturgröße und Funktion gekoppelt 18 3 Entwicklungslinien Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt • Physikalisch-technische Verfahren waren in den letzten Jahrzehnten maßgeblich der Treiber zur Erzeugung immer komplexerer Schaltkreise und damit kleinerer Strukturen (Top-downBestrebungen) in der Mikroelektronik. In den Einkaufsregalen begegnen uns immer höher getaktete Prozessoren und zunehmend kapazitätsreichere Speicherbausteine und Festplatten. • Erkenntnisse aus der Komplexchemie und der Supramolekularen Chemie haben zum gezielten Aufbau hochmolekularer funktionaler chemischer Verbindungen mit enormem Anwendungspotenzial in der Katalyse, Membrantechnik, Sensorik oder Schichttechnologie geführt (Bottom-up-Bestrebungen). • Das Verständnis biologischer Prozesse wurde in jüngster Zeit auf zellulärer wie molekularer Ebene entscheidend ausgebaut. Hierzu gehören eine Vielzahl von Abläufen, wie z. B. die Selbstorganisation von Molekülverbänden oder die Photosynthese, von technologisch unerreichter Funktionalität und Komplexität auf engstem Raum. Zukünftig gilt es, die zugrunde liegenden biologischen Prinzipien verstärkt auf technische Systeme zu übertragen. Gleichzeitig stellt die Biotechnologie einen immer umfangreicheren Werkzeugkasten von Verfahren zum Design funktionaler Moleküle zur Verfügung, die den zukünftigen Einsatz biologisch-technischer Hybridsysteme, beispielsweise für Implantate, künstliche Muskeln oder den Organersatz greifbar nahe erscheinen lassen. Auch können Methoden einer Disziplin durch Verfahren und Fachkenntnisse aus anderen Fachrichtungen sinnvoll ergänzt werden. Um nanoskalige Objekte zu untersuchen oder gezielt Strukturierungen vorzunehmen, werden meist physikalische Verfahren genutzt. Die Herstellung nanoskaliger Partikel hingegen ist in erster Linie eine Domäne der Chemie. Biologische Nano-Objekte wie Proteine, Enzyme oder Viren entstehen hingegen durch Selbstorganisation nach Bauplänen der Natur, wobei ein Großteil der grundlegenden Prozesse, wie z. B. die Photosynthese auf der Nanoskala bzw. auf molekularer Ebene, abläuft. 2.3 Neue Effekte durch Nanoskaligkeit Einem Atom oder Molekül kommen uns vertraute physikalische Eigenschaften wie elektrische Leitfähigkeit, Magnetismus, Farbe, mechanische Härte oder ein bestimmter Schmelzpunkt noch nicht zu. Materialien in Staubkorngröße hingegen besitzen bereits alle genannten physikalischen Eigenschaften und unterscheiden sich in dieser Hinsicht nicht von einem tonnenschweren Objekt aus Stahl. Nanotechnologie spielt sich also in einem Übergangsbereich zwischen individuellen Atomen oder Molekülen einerseits und größeren Festkörpern andererseits ab. In diesem Zwischenbereich treten Phänomene auf, die man an makroskopischen Gegenständen nicht beobachtet. Kapitel 2 3 wesentliche Eigenschaftsänderungen in der Nanowelt Quantenmechanisches Verhalten „Neue“ Technische Physik durch Änderung von • Farbe, Transparenz • Härte • Magnetismus • elektrischer Leitfähigkeit Vergrößerte Oberfläche „Neue“ Chemieprozesse durch Änderung von • Schmelz- und Siedepunkt • chemischer Reaktivität • katalytischer Ausbeute Molekulare Erkennung „Neue“ Bioanwendungen durch Kombination mit • Selbstorganisation • Reparaturfähigkeit • Adaptionsfähigkeit • Erkennungsfähigkeit Fe3O4 Abbildung 2.3: Wesentliche Eigenschaftsveränderungen in der Nanowelt Einige Beispiele für neue Funktionalitäten: • Die zunehmende Komplexität der Informationstechnik erfordert neue elektronische und optoelektronische Eigenschaften, welche erst durch Einsatz kleinerer Komponenten möglich werden. • Für Lacke und Farben bieten kleinste Partikel neue Anwendungsmöglichkeiten, wie z. B. unterschiedliche Farbeffekte durch kontrollierte Änderung ihrer Größe oder transparente und dennoch funktionale Beschichtungen, wie Antischmutz-Versiegelung oder UV-Schutz. • Minimale Beimischungen von Nanomaterialien ändern die Eigenschaften eines Festkörpers deutlich, so dass Folien reißfester werden und Keramiken kaum noch zerbrechen. • Die chemische Reaktivität und Lebensdauer von Katalysatoren kann durch eine geeignete Strukturzusammensetzung an einer Oberfläche deutlich erhöht werden. 2.4 Thematische und strukturelle Interdisziplinarität Bei der Beförderung der Nanotechnologie ist es primär notwendig, durch interdisziplinäre Ansätze in Forschung und Entwicklung das nanotechnologische Know-how zu erweitern, indem die vorhandenen wissenschaftlichen Ressourcen gebündelt werden. Danach ist die anwendungsorientierte Umsetzung dieses Wissens in marktfähige Produkte eine unumgängliche Aufgabe in einer hochentwickelten Volkswirtschaft. Bezogen auf die Entwicklung neuer Anwendungen ist die Nanotechnologie eine typische Querschnittstechnologie und daher in Deutschland auch Inhalt vieler Verbundprojekte in den Fachprogrammen 19 Nanoskalige Effekte 20 BMBF unterstützt Interdisziplinarität Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt des BMBF (BMBF, 2002). Ziel der Fachprogramme des BMBF ist es, die aus den Grundlagenerkenntnissen zur Nanotechnologie-Forschung erkennbaren Anwendungsperspektiven aufzugreifen und die daraus Mehrwert schaffenden Unternehmen bei der Umsetzung der Ergebnisse zu unterstützen. In der Nanotechnologie gilt es daher, die für Anwendungen geeigneten Akteure interdisziplinär zusammenzuführen und die notwendigen Schritte entlang der Wertschöpfungskette einzuleiten, um dadurch die Marktchancen der am Innovationsprozess Beteiligten im internationalen Wissenschafts- und Wirtschaftswettbewerb zu verbessern. In diesem Prozess ist ein „langer Atem“ und die Bereitschaft zur ständigen Weiterentwicklung nötig, müssen doch oftmals bisher bestehende Disziplinengrenzen überschritten und neue, unerprobte Kooperationen eingegangen werden. Die wesentlichen Inhalte dieser Kooperationen sind nachfolgend aufgeführt. 2.4.1 Vielseitige Nanopartikel Nanomaterialien, ultradünne Schichten und poröse Strukturen Nanopartikel weisen aufgrund ihrer erhöhten Reaktivität ein enormes Anwendungsspektrum auf und lassen sich gezielt mit unterschiedlichen chemischen Derivaten funktionalisieren. Spezielle Funktionen lassen sich z. B. durch Dispergierung und Stabilisierung dieser Partikel erreichen, etwa in Form von flüssigen Formulierungen niedriger Viskosität, hochgefüllten Keramik-Schlickern, transparenten MultifunktionsCoatings, Pigment-Dispersionen, e-inks sowie Ferrofluiden. Spezielle oberflächenmodifizierte magnetische Nanopartikel werden zur Markierung und Bekämpfung von Tumorzellen erforscht. Das Beschichten von Nanopartikeln wird zu verbesserter Handhabung empfindlicher Nanomaterialien oder zum Schutz vor chemischen Reaktionen beitragen. Das betrifft unter anderem NanopartikelKunststoff-Komposite und Nanokristalle, z. B. mit optischen Eigenschaften. Auch der nanostrukturierten Oberflächenveredelung kommt zunehmende Bedeutung zu. Darunter sind Beschichtungen aller Art zu verstehen, die wesentlich zur Verbesserung der Eigenschaften wie Kratzfestigkeit, Wasser- und Schmutzabweisung beitragen. Ein weiteres wichtiges und technisch relevantes Forschungsfeld ist die Verbesserung der AntireflexEigenschaften und des UV-Schutzes für z. B. elektrochrome und photoaktive Beschichtungen sowie die Entwicklung innovativer abriebfester Schichten. Kapitel 2 Ein weiterer Schwerpunkt ist die Entwicklung schalt-, adressier- bzw. strukturierbarer dünner Schichten für technische Anwendungen durch Modifizierung magnetischer Eigenschaften, Transparenz oder einstellbarer bzw. schaltbarer Hydrophobie/Hydrophilie. Darüber hinaus sind photovoltaische Beschichtungen und der gezielte Aufbau von schaltund regenerierbaren Nanoschichten und Nanostrukturen für mikroelektronische Bauelemente, Polymerelectronics und SmartPolymere, Displays, Licht- und Wärmemanagement sowie Dämpfer, Aktuatoren und Sensoren von Interesse. 21 Funktionelle Schichten Mesoporöse bzw. schaumartige Materialien können die Leistungsfähigkeit von Brennstoffzellen, Batterien oder Speichermaterialien durch Anwendung nanostrukturierter mesoporöser Materialien wesentlich steigern. Weitere Anwendungslösungen können bei der Gebäudeisolation, der Schalldämmung, dem Metallschutz im Kfz und zur Herstellung von künstlichem Papier erschlossen werden. Ein zukünftiger Förderschwerpunkt wird das Gebiet der Funktionsschichten sein. Zu den Produktvisionen im Bereich ultradünner optischer Funktionsschichten gehören schaltbare Spiegel, hocheffiziente Dünnfilmsolarzellen auf Basis von Quantendots oder photoadressierbare Polymerfilme. Neue Forschungsfelder können auf den Gebieten lichtaktivierbare Kunststoffmagnete und photoempfindliche magnetische Schalter auf molekularer Basis erschlossen werden. 2.4.2 Nanobiotechnologie Generelle Zielsetzung der Nanobiotechnologie ist die Gestaltung der Schnittstelle zwischen biologischen und technischen Systemen auf der biologisch relevanten Skala einzelner Moleküle und Molekülverbände. Demnach wird sowohl das Design technischer Systeme zur Analyse und Steuerung biologischer Systeme adressiert als auch die Nutzung biologischer Systeme bzw. Prinzipien in der Technik. Gegenwärtige Fragestellungen der Nanobiotechnologie zielen insbesondere auf die Beherrschung der biologisch-technischen Schnittstelle, dem sogenannten „Interface Engineering“ oder Grenzflächendesign. Die kontrollierte Handhabung von Zellen und Zellverbänden setzt geeignete nanostrukturierte und funktionalisierte Oberflächen und Membranen voraus. Neben dem Gebiet „Tissue Engineering“ wird insbesondere die Pharmakologie profitieren. So ist absehbar, dass das Grenzflächendesign ein wichtiger Baustein innovativer Techniken zur In-vivo-Validierung von Drug-Targets wird. Zielvision ist hier die Bereitstellung besserer Verfahren für die schnellere und spezifischere Testung bzw. Validierung von Wirkstoffen. Die aktive Funktionalisierung von Zellen und Gewebeteilen ist für zukünftige biohybride Systeme von Bedeutung. Anwendungsfelder sind insbesondere neuro-aktive Implantate, die Erforschung und/oder Lernen von Naturvorgängen 22 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen sowie Neurotechnologie. Eine Schlüsselstellung nimmt diesbezüglich Kopplung elektronischer und biologischer Systeme ein. Erfolge diesem Gebiet sind eine wesentliche Voraussetzung, um die Tür Neuroelektronik aufzustoßen die die auf zur Auf dem Gebiet der Nutzung biologischer Materialien und Verfahren in der Technik kommt der technischen Nutzung von Selbstorganisationsphänomenen zukünftig besondere Bedeutung zu, unter anderem als eine mögliche Alternative zu konventionellen Lithografiemethoden, ebenso wie der Entwicklung und dem Einsatz nanodimensionaler Maschinentechnologien. Hierzu zählt das breite Gebiet der zellfreien Bewegungsmodelle (z. B. Proteinmotoren), die für nanoskalige Manipulationen, kontrollierte Bewegungen von Objekten oder spezifischen Substanztransport herangezogen werden können. Die Anwendungsmöglichkeiten liegen vorrangig im biotechnologischen, biomedizinischen und chemischen Bereich. Für alle genannten Bereiche ist eine effiziente und hochauflösende Analytik zwingend notwendig. Hier sind die Grenzen der optischen, mechanischen, chemischen und biosensorische Verfahren sowie der Kombinationen untereinander noch längst nicht ausgeschöpft. 2.4.3 Ultraglatte und strukturierte Optiken Nanooptik Der Begriff der Nanooptik kommt speziell für die Ultrapräzisionsbearbeitung optischer Komponenten zur Anwendung, wobei die reproduzierbare und kostengünstige Produktion von optischen Komponenten mit Genauigkeiten von bis zu unter einem Nanometer im Vordergund steht. Zum Einsatz kommen derartige Präzisionsoptiken vor allem in der Lithografie, wie sie für die Herstellung elektronischer Bauelemente immer geringerer Strukturgrößen zwingend benötigt wird. In der Lithografie hat dabei die Qualität der Optik absolut Priorität und führt bis an die Grenze des derzeit technisch Machbaren, was zu entsprechend hohen Kosten bei der Herstellung und daher einem hohen Preis führt. Weiterhin besteht bei immer kleiner werdenden Wellenlängen die Notwendigkeit, statt transmittierender Linsensysteme Spiegeloptiken einzusetzen, wobei zudem äußerst komplexe Schichtsysteme nanometergenau aufgebracht werden, um notwendige Funktionalitäten der Optiken zu erreichen. Weit weniger drastisch sind die Anforderungen bei Produkten im Consumer-Bereich, wie etwa im Fall von Asphären für Datenprojektoren, Kameras, Brillengläser, Scanner etc. Hier ist vor allem eine Notwendigkeit nach rationeller Herstellung und Vermessung der Optiken bei moderater Präzision feststellbar. Einen Bezug zur Nanotechnologie findet man ebenfalls bei völlig neuartigen Optikkonzepten, wie beispielsweise „Photonischen Kapitel 2 23 Kristallen“, in denen mittels geeigneter Mikro- und Nanostrukturierung eine sogenannte Bandlücke für Licht realisiert werden kann, was es ermöglicht, das Licht auf engsten Raum zu führen und zu manipulieren und somit den Schlüssel zu einer mikrooptischen Integration darstellt. Photonische Kristalle mit einer bestimmten Bandlücke erfordern eine hinreichend regelmäßige und störungsfreie Strukturierung eines Materials im Bereich der Wellenlängen der geführten Strahlung sowie eine effiziente Fasereinkopplung. Auf der Basis von III-V-Halbleitern lassen sie sich mit aktiven Bauelemente integrieren und eröffnen so die eigentliche Vision einer integrierten Optoelektronik. Es lassen sich integrierte optische Schaltmatrizen, Add/Drop-Multiplexer und CrossConnects denken, die zusätzlich neue Funktionalitäten wie Modulatoren, Monitordioden oder Wellenlängenstabilisatoren enthalten können. Zu ersten Demonstratoren gehören Mikrolaser mit Faserankopplung, integrierte Polarisationsstrahlteiler und abstimmbare Dispersionskompensatoren. Durch Leistungs- und Preisvorteile sind Komponenten auf der Basis photonischer Kristalle äußerst attraktiv für die Breitbandnetze der Zukunft. Nanotechnologische Aspekte zeigen auch neuartige HalbleiterLichtquellen (Laser- und Leuchtdioden). Diese optoelektronischen Bauelemente erzeugen Licht in extrem dünnen, nur nanometerdicken Halbleiterschichten bzw. in Einzelfällen auch in Quantenpunktstrukturen. Sie stellen eines der wenigen Beispiele dafür dar, dass nicht die Miniaturisierung einer bekannten Technologie, sondern ein Bottom-upAnsatz zur Einführung neuartiger Produkte am Markt, verbunden mit einem ungeheuren wirtschaftlichen Erfolg, geführt hat. Auch dieser Bereich bedarf nach wie vor intensiver Forschung zur Erschließung neuer Wellenlängenbereiche, Verbesserung von Lichtleistung, Effizienz und Lebensdauer. 2.4.4 Photonische Kristalle LED Nanooptoelektronik Die Bauelemente der Kommunikationstechnik haben mit fortschreitender Miniaturisierung Dimensionen erreicht, in denen innerhalb der Halbleiterstrukturen neue physikalische Effekte, die mit der Quantentheorie erklärbar sind, ins Spiel kommen. Es geht darum, neue Prinzipien des Schaltkreisentwurfs zu entwickeln, die im Nanobereich die dort zu berücksichtigenden Quanteneffekte ausnutzen. In den letzten Jahren wurde immer deutlicher, dass die III-VQuantenstrukturen hervorragend geeignet sind, Wechselwirkungsphänomene und neuartige kollektive elektronische Zustände in Festkörpern zu untersuchen. Es wird angestrebt, diese Effekte für die Herstellung von Transistoren, Leuchtdioden sowie Lasern zu nutzen, die wiederum Schlüsselelemente der Kommunikationstechnik sind. Nutzung von Quanteneffekten 24 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Im Förderschwerpunkt „Elektronenkorrelation und Dissipationsprozesse in III-V-Halbleitern“ arbeiten verschiedene Forschergruppen eng verzahnt zusammen, um die Materialeigenschaften und Herstellungstechnologie derartiger Strukturen zu beherrschen und Quanteneffekte zu untersuchen. Neben Bauelementen, bei denen die Elektronenladung zur Informationsübermittlung eingesetzt wird, werden Quantensysteme untersucht, bei denen der Elektronenspin genutzt und gezielt manipuliert werden soll. Die Untersuchung von spinabhängigen Phänomenen und Zuständen und die Realisierung von Spin-Bauelementen ist daher ebenfalls Gegenstand der geförderten Projekte. Die starke Entwicklung dieses Gebiets der Grundlagenforschung ist auch daran zu erkennen, dass die Nobelpreise für Physik mehrfach für die Entwicklung neuer Komponenten der Informationstechnik vergeben worden sind. Zu nennen sind Prof. v. Klitzing (D, Quanten-Hall-Effekt), Prof. Stoermer (D/USA) und zuletzt Prof. Kroemer (USA/D), der für die Entwicklung von Transistoren mit hoher Elektronenmobilität (HEMT) ausgezeichnet wurde. 2.4.5 Nanofabrikation Nanoelektronik Im Rahmen der produktionstauglichen Nanoelektronik ist die Herstellung geeigneter Strukturierungsmasken eines der Hauptziele. Die Maskentechnologie ist eine Ultrapräszionstechnik. Sie liefert einen zentralen Beitrag für die nanoskalige Strukturübertragung bei der Chipherstellung. Das von 2003 bis 2007 laufende BMBF-Großvorhaben zur Maskentechnologie stellt eine Leitinnovation für die Nanoelektronik dar. Es soll die Maskentechnologie für Strukturen von 90 bis 35 Nanometer erforscht werden. Zusätzlich werden alternative Strukturierungstechniken (Schaltbare Masken, Maskenlose Verfahren) untersucht. Die Hauptströmungen der Nanolithografie sind mit der Förderung von Projekten zu 157 nm und EUVL abgedeckt. Da jedoch EUVL nicht notwendig den Bedarf solcher Chiphersteller abdeckt, welche eine hohe Variantenvielfalt und geringere Stückzahlen pro Chiptyp herstellen (wie es bei ASICs, in der Leistungs- und Nachrichtelektronik vielfach der Fall ist), wird begleitend die Untersuchung alternativer Strukturierungstechniken durchgeführt. Dabei werden auch nichtoptische Lithografiemethoden, wie beispielsweise die Elektronen- und die Ionenstrahllithografie oder neuartige Replikationsverfahren hinsichtlich ihres Potenzials für die Herstellung zukünftiger nanotechnologischer Produkte hinterfragt. Für die fernere Zukunft werden außerdem Selbstordnungsverfahren als mögliche Strukturierungsmethoden für die Nanoskala diskutiert. Kapitel 2 25 Auch die SOI-Technik (Silicon on Insulator) ist eine nanoskalige Modifikation von Silizium auf Waferebene. Sie trägt zentral dazu bei, die Geschwindigkeit reduzierenden Einflüsse des Wafers und seiner Isolationsbarrieren zu beherrschen. Für Nichtflüchtige Speicher werden vier mögliche nanoelektronische Technologieansätze diskutiert (Flash-Memory, MRAM, FRAM und Phase Change RAM). Weitere mögliche Themen sind neue Materialien für Gatedielektrika (sog. High-Kappa-Materialien), nichtoptische Nanolithografie, Nanopackaging, assistierte Selbstorganisation für Nanoelektronik („Selfordering“), 3D-Strukturierung, programmierbare Logik, neue Konzepte für die Nanoelektronik-Produktionstechnik. Zukünftige Elektronik Im Rahmen der BMBF-Projektförderung werden auch die Vorfeldthemen Spintronik, Carbon Nanotubes und Molekularelektronik gefördert. Die Projekte haben heute noch exploratorischen Charakter. Ziel ist es zu prüfen, welche Ansätze für eine zukünftige industrielle Umsetzung in Deutschland geeignet sind. In der ITRS-Roadmap sind seit Dezember 2001 eine Vielfalt weiterer Vorfeldthemen für den Zeitraum ab ca. 2012 beschrieben (Emerging Research Devices). Dort werden Themen wie quantenzelluläre Automaten, Phase Change Memory und weiteres diskutiert. Diese Themen befinden sind meist noch weit in der Grundlagenforschung. Sie werden daher von Unternehmen nur beobachtet, aber meist nicht erforscht. Neu an den „Emerging Research Devices“ ist, dass sie vielfach Know How außerhalb der heutigen Fachszene Mikroelektronik benötigen. Daher wird der Aufbau von Infrastrukturmaßnahmen diskutiert, die Innovationsakteure im etablierten Feld Mikroelektronik mit denjenigen, welche die neuen Themen bearbeiten, vernetzt und dadurch ermöglicht, so rascher und fundierter diejenigen Ansätze zu identifizieren, welche zu einem späteren Zeitpunkt ein Investment im Rahmen der BMBF-Projektförderung wert sind. 2.4.6 Nanoanalytik Aktuelle Schwerpunkte sind analytische Verfahren in den Anwendungsfeldern Bio- sowie Halbleitertechnologie. Diese dokumentieren die zunehmende Anwendungsorientierung auch der grundlagennahen Förderung auf diesem Gebiet. Diesem Trend folgend wird zukünftig das Themenfeld „Prozessrelevanz und -tauglichkeit“ in den Vordergrund rücken. Fachliche Schwerpunkte könnten die Teilbereiche chemisch-sensitive Nanoanalytik, nicht-destruktive Analytik verborgener Grenzflächen sowie hochaufgelöste Analytik großer Flächen sein. Mittelfristig wird bei zunehmenden industriellen Aktivitäten in der Nanotechnologie die Nanoanalytik ebenso wie der Bereich Normierung und Standardisierung in den Anwendungsfeldern integriert sein. Die Augen der Nanowelt 26 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 2.4.7 Von der Erkenntnis zum Produkt Industrielle Industrielle Produktion Die aus der Nanotechnologie erwachsenden Potenziale stellen die Industrie vor die Aufgabe, Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung schnell in die Praxis umzusetzen, um die Anschlussfähigkeit im internationalen Wettbewerb zu erhalten und auszubauen. Gerade die Umsetzung der Ergebnisse vom Labormaßstab in die industrielle Praxis stellt eine Hürde dar, die im Verbund aus Forschungseinrichtungen und Industrieunternehmen überwunden werden kann. Dabei gilt es unter anderem, die bisherigen Grenzen der Produktionstechnologien zu überwinden, um neuartige, leistungsfähigere Produkte prozesssicher und wirtschaftlich herzustellen. Neben technischen Herausforderungen sind auch Fragen der Arbeitsprozessgestaltung und neue Erfordernisse an die betriebliche Aus- und Weiterbildung zu klären. Die heute eingesetzten Verfahren der Präzisionsfertigung erreichen bereits Genauigkeiten von wenigen Mikrometern. Zahlreiche Verfahren der Mikrostrukturierung ermöglichen ebenfalls Strukturabmessungen dieser Größenordnung. Ziel ist, mit neuartigen Verfahren sowohl der Präzisionsfertigung wie auch der Mikrostrukturtechnik neue Grenzen im Nanometerbereich (einige hundert nm) zu beherrschen. Dies gilt auch für Montageprozesse, an die im gleichen Maß wachsende Anforderungen zu stellen sind. Hierzu sind grundlegende Forschungsarbeiten nötig, die das Zusammenspiel von klassischem Maschinenbau und neueren Verfahren der Mikrosystemtechnik notwendig machen, um die Grenze von „mikro“ zu „nano“ zu überwinden. Neue Verfahren der Oberflächenbeschichtungen ermöglichen Funktionsschichten, die auf ultradünnen Schichten mit charakteristischen Schichtdicken von weniger als hundert Nanometern beruhen. Solche Schichten kommen überwiegend in der optischen Industrie zum Einsatz, etwa um optische Filter und Linsen mit definierten spektralen Eigenschaften herzustellen oder um funktionale Beschichtungen anzubringen, die Verschmutzungen großflächiger Glasscheiben vermeiden. Die Herausforderung besteht hier, die auf kleinen Flächen reproduzierbar herstellbaren Schichten auf große Flächen aufzubringen, wobei oftmals Toleranzen von wenigen Atomlagen einzuhalten sind. Bei der Produktion von Nanomaterialien besteht heute immer noch der Kompromiss zwischen hochwertiger Qualität, wie beispielsweise die enge Korngrößenverteilung des Werkstoffes und der hohen Produktionsrate der Nanomaterialien. Je enger die Korngrößenverteilung ist, desto besser kommen die typischen Eigenschaften der Nanoteilchen wie optische Eigenschaften, Magnetismus oder chemische Reaktionsfähigkeit zum Tragen. Die Weiterverarbeitung dieser Nanomaterialien stellt die Industrie vor große Herausforderungen, um neuartige Werkstoffe wie transparente Keramiken mit besonderen Eigenschaften herzustellen. Kapitel 2 2.5 27 Zentrale Akteure in Deutschland Im Laufe der letzten Dekade wurde durch ein zunehmendes Verständnis von Quanteneffekten, Grenz- und Oberflächeneigenschaften oder Selbstorganisationsprinzipien die Grundlage für neue Analyse- und Herstelltechniken gelegt, welche einen regelrechten Interessensboom in der Nanotechnologie und weltweit Netzwerkaktivitäten entlang der Wertschöpfungskette ausgelöst haben. Besonders die frühzeitige Kombination von Ergebnissen der Grundlagenforschung mit Anwendungsoptionen und daraus erwartbaren Marktpotenzialen hat das Interesse stark beflügelt. Die Akteure der Nanotechnologie-Szene in Deutschland waren weltweit mit die Ersten, welche auf Basis einer fundierten und breit angelegten Grundlagenforschung frühzeitig Anwendungsoptionen adressiert haben. Ca. 450 Unternehmen in Deutschland erkennen heute schon diese Innovationschancen und widmen sich als Produktentwickler, Zulieferer oder Investor zunehmend intensiver diesem Technologiefeld. Für sie stellen nanotechnologische FuE-Arbeiten keine kurzfristige Modeerscheinung dar, sondern sie widmen sich langfristig den Schlüsselelementen für zukünftige Neuentwicklungen in Branchen mit hohem Beschäftigungspotenzial, hauptsächlich im Bereich der Elektronik, des Automobilbaus, der Chemie, der Optikfertigung und in den Life Sciences oder bei der Energieerzeugung und in der Bauwirtschaft. Infrastruktur und Ressourcen In Deutschland gründet sich der Erfolg der Nanotechnologie auf eine breite Akteursszene aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Diese in vollem Umfang hier darzustellen würde den Rahmen der vorliegenden Studie sprengen. Die im Folgenden genannten Einrichtungen sind daher als Repräsentanten der zahlreichen Akteure zu verstehen. 2.5.1 Netzwerke 2.5.1.1 BMBF-geförderte Kompetenzzentren (CCN) 1998 wurden vom BMBF sechs Kompetenzzentren mit einer Fördersumme von ca. 2 Mio. EUR pro Jahr eingerichtet. Ab Herbst 2003 haben nun neun Kompetenzzentren als bundesweite thematische Netzwerke mit regionalen Clustern auf den wichtigsten Gebieten der Nanotechnologie ihre Arbeit fortgesetzte bzw. neu aufgenommen: • Ultradünne funktionale Schichten (Dresden) • Nanomaterialien: Funktionalität durch Chemie (Saarbrücken) • Ultrapräzise Oberflächenbearbeitung (Braunschweig) • Nanobioanalytik (Münster) • HanseNanoTec (Hamburg) • Nanoanalytik (München) BMBFKompetenzzentren der Nanotechnologie 28 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt • Nanostrukturen in der Optoelektronik NanOp (Berlin) • NanoBioTech (Kaiserslautern) • NanoMat (Karlsruhe; vom FZK eingerichtet und finanziert) Ziel der infrastrukturellen Tätigkeit der Kompetenzzentren ist es, eine optimale Zusammenführung potenzieller Anwender und NanotechnikForscher zu ermöglichen. Dabei soll nanotechnologisches Fachwissen der Mitglieder zur Beschleunigung von Innovationsprozessen effizient gebündelt und in die industrielle Entwicklung umgesetzt werden. Weitere Aufgabe der Kompetenzzentren sind insbesondere Aktivitäten zu Ausund Weiterbildung, Mitarbeit bei Fragen zur Standardisierung und Normung, Beratung und auch Unterstützung Gründungswilliger und Öffentlichkeitsarbeit. Die einzelnen Kompetenzzentren sind entlang thematischer Wertschöpfungsketten in ihrem jeweiligen Bereich strukturiert. In dem gesamten Netzwerk sind derzeit ca. 440 Akteure aus dem Universitätsbereich, Forschungsinstituten, Großunternehmen, kleinen und mittleren Unternehmen sowie Finanzdienstleister, Berater und Verbände organisiert. Vor allem für kleine Unternehmen ist der durch die Kompetenzzentren organisierte Informationsaustausch eine wichtige Hilfe, um über aktuelle Entwicklungen informiert zu werden und diese richtig einschätzen zu können. In den kommenden drei Jahren sollen Schwerpunkte vor allem in der Aus- und Weiterbildung sowie in der Unterstützung von Neugründungen von Unternehmen gelegt werden. Dabei wird die BMBF-Förderung durch regionale Finanzierung aus den Ländern in gleicher Höhe ergänzt. 2.5.1.2 Sonstige Netzwerke Neben den direkt vom BMBF-geförderten Kompetenzzentren haben sich eine Reihe von Netzwerken etabliert, die unterschiedliche Ziele verfolgen und entsprechend auch verschiedene Zusammensetzungen aufweisen. Weitere Akteure in FuE Im Gegensatz zu den in der Regel bundesweit (virtuell) angelegten Netzwerken haben einige Universitäten und Forschungszentren ihre Nanotechnologieaktivitäten im Grundlagenbereich durch lokale – teilweise sogar interne – Netzwerke gebündelt. Beispiele hierfür sind das Center for Nanoscience, CeNS (München), das Center for Interdisciplinary Nanostructure Science and Technology, CINSAT (Kassel), das Center of Nanoelectronic Systems for Information Technology, CNI (Jülich) oder das Center for Functional Nanostructures, CFN (Karlsruhe). Stark regionalen Bezug hat auch das NanoBioNet im Saarland. Eine besondere Rolle nimmt die Gründung von Inkubatoren ein, die aus Universitäten entstehen und die Unterstützung von Ausgründungen im universitären Umfeld zum Ziel haben. Zu diesem Zweck hat beispielsweise die CeNTech GmbH in Münster (Center for Nanotechnology) ein eigenes Gründerzentrum errichtet. Kapitel 2 2.5.2 29 Institutionelle Forschungseinrichtungen 2.5.2.1 Wissensgemeinschaft G. W. Leibniz (WGL) In den Instituten der WGL werden sowohl grundlagennahe als auch industrieorientierte Arbeiten in der Nanotechnologie durchgeführt. Schwerpunkte sind zu erkennen in der Nanomaterialforschung - hier sind die Institute für Neue Materialien (INM, Saarbrücken), für Festkörperund Werkstoffforschung (IFW, Dresden) und für Polymerforschung (IPF, Dresden) markante Akteure - und in der Oberflächenbearbeitung, z. B. am Institut für Oberflächenmodifizierung, (IOM, Leipzig) und am Forschungszentrum Rossendorf (FZR). Grundlegende Arbeiten zur Festkörperelektronik werden am Paul-Drude-Institut (PDI, Berlin) durchgeführt. WGL 2.5.2.2 Helmholtz Gemeinschaft deutscher Forschungszentren (HGF) In der HGF sind ebenfalls Schwerpunkte der Arbeiten zu materialrelevanten Fragestellungen und in der Nanoelektronik festzustellen. Herausragend sind dabei die Tätigkeiten an den beiden Forschungszentren in Karlsruhe (FZK) und Jülich (FZJ). Aber auch am Forschungszentrum in Geesthacht (GKSS) und am Hahn-Meitner-Institut in Berlin (HMI) wird FuE zu Nanomaterialien und Schichtsystemen durchgeführt. HGF 2.5.2.3 Max-Planck-Gesellschaft (MPG) Wesentliche grundlegende Erkenntnisse zu neuen Ansätzen nanotechnologischer Forschung werden durch Arbeiten von MPGInstituten geliefert. So sind die Stuttgarter Institute für Festkörperforschung und Metallforschung und das MPI für Mikrostrukturphysik in Halle schon seit Jahren in den Bereichen Nanomaterialien, Supramolekulare Systeme, Charakterisierungsverfahren und neuer Funktionalitäten tätig. Weltweit anerkannte FuE-Ergebnisse stammen auch aus Tätigkeiten der Institute für Polymerforschung (Mainz), für Kolloid- u. Grenzflächenforschung (Golm) für Biochemie (München-Martinsried) für Kohlenforschung (Mülheim) und vom FritzHaber-Institut (Berlin). MPG 2.5.2.4 Fraunhofer Gesellschaft (FhG) Da in fast allen Teilbereichen der Nanotechnologie bereits heute industrielle Nachfrage besteht, werden in zahlreichen FraunhoferInstituten Nanotechnologie-Vorhaben mit konkreten Anwendungszielen gemeinsam mit der Industrie bearbeitet. Im Bereich Schichten und Oberflächen liegt aufgrund der langjährigen BMBF-Förderung ein Schwerpunkt der Tätigkeiten; hier sind die Institute für Werkstoff- und FhG 30 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Strahltechnik (IWS, Dresden), für Silicatforschung (ISC, Würzburg), für Optik und Feinmechanik (IOF, Jena) und für Grenzflächenforschung (IGB, Stuttgart) sehr aktiv. Nanomaterialforschung hat beispielsweise in den Instituten für Angewandte Materialforschung (IFAM, Bremen), für Angewandte Festkörperphysik (IAF, Freiburg) und für Chemische Technologie (ICT, Pfinztal) Priorität. Erkenntnisse am Übergang von der Mikrotechnik zur Nanotechnologie werden an den Instituten für Siliziumtechnologie (ISIT, Itzehoe) und für Produktionstechnologie (IPT, Aachen) erarbeitet; der Bezug zur Nanobiotechnologie ist für das Institut für Biomedizinische Technik (IBMT, St. Ingbert) ein Interessensfokus. Das Institut für Solare Energien (ISE, Freiburg) untersucht den Beitrag der Nanotechnologie für die Energieerzeugung. 2.5.3 Universitäten Universitäten und sonstige Forschungseinrichtungen Fast an allen deutschen Universitäten mit technisch wissenschaftlichen Studieninhalten werden FuE-Aktivitäten mit Bezug zur Nanotechnologie durchgeführt. Dabei rückt das interdisziplinäre Verständnis für den Zusammenhang der Teilbereiche immer stärker in den Vordergrund. An einigen Universitäten wurden bereits Nanotechnologie-Studiengänge eingerichtet, welche mit den aktuellen Forschungsthemen eng verknüpft sind. Beispielhaft für die zahlreichen und das Themenfeld weitgehend vollständig abdeckenden Aktivitäten seien die Universitätsstandorte in Karlsruhe, Aachen, Bielefeld, München, Münster, Hamburg, Saarbrücken, Kaiserslautern, Berlin, Kassel, Würzburg, Freiburg, Marburg genannt. Zusätzlich beginnen auch die Fachhochschulen sich verstärkt diesem Themenfeld zu widmen. Neben den bisher genannten Instituten existieren im stark diversifizierten FuE-System in Deutschland weitere Einrichtungen mit Schwerpunkten im Bereich der Nanotechnologie, so. z. B. das AMICA in Aachen, NMI in Reutlingen, IMS-Chips in Stuttgart, FBI Berlin, Bessy II Berlin, PTB Braunschweig, CAESAR Bonn, IPHT Jena. 2.5.4 Industrie Industrielle Forschung und Entwicklung Zu den Akteuren im Bereich der Nanotechnologie in Deutschland gehören gegenwärtig auch ca. 450 Industrie-Unternehmen. In zahlreichen Großunternehmen wie Infineon, DaimlerChrysler, Schott, Carl Zeiss, Siemens, Osram, BASF, Bayer, Metallgesellschaft oder Henkel gehören Problemfelder der Nanotechnologie zu den FuE-Inhalten. Zum Beispiel beschäftigen sich fast alle großen Chemie-Konzerne auch mit der Herstellung nanoskaliger Materialien. Die Forschung ist dabei unterschiedlich organisiert: Während Henkel die Firma SusTech in Kooperation mit der TU Darmstadt für die Entwicklung und Vermarktung neuer Nanotechnologie-Anwendungen und Materialien außer Haus an einer Universität ausgegründet hat, ist z. B. bei Degussa das „Projekthaus Nano“ der 100%-Tochterfirma Creavis für die Kapitel 2 Erforschung nanotechnologischer Verfahren und Produkte bis zur Anwendungsreife Inhouse mit Unterstützung von Universitäten zuständig gewesen. Diese Entwicklungen werden derzeit teilweise in Geschäftsbereiche überführt. Als drittes Modell bietet sich das totale Outsourcing der Ergebnisverwertung und Patentnutzung an. Beispielsweise hat sich die Firma Sunyx so aus der Bayer AG heraus gegründet, oder die Firma Mildendo aus der Jenoptik heraus. Die Infineon AG praktiziert ein weiteres Modell, in dem zur Umsetzung nanotechnologischer Erkenntnisse eine konzerninterne Forschungsabteilung (Infineon-CPR Corporate Research) mit deutlichen Bezug zur Nanotechnologie beauftragt ist. Neben Sub50nm-CMOSTransistoren für die zukünftige Nanoelektronik werden hier gezielt Kohlenstoff-Nanoröhren (CNT) als mögliche Verbindungen zwischen unterschiedlichen Chipebenen (chip interconnects) untersucht. Während Großunternehmen eher an Systemlösungen mit hohen Umsatzerwartungen interessiert sind, engagieren sich die kleinen und mittleren Unternehmen vornehmlich in den Bereichen um Herstell analyse und Gerätechniken. Zu den KMU zählt z. B. die Firma Nanogate Technologies GmbH (Saarbrücken), die für verschiedene Anwendungszwecke (unter anderem Easy-to-clean-Beschichtungen, Antihaft-Produkte, Antigrafittischutz etc.) ihre Nanomaterialien anbietet. Auch zahlreiche Start-up-Unternehmen (Universitätsund Institutsausgründungen) wie Nano-X, ItN-Nanovation, NanoSolution, Capsulution etc. gehören zu den wichtigen Nanotechnologie-Akteuren in Deutschland. Neben reinen Materialherstellern sind viele Firmen auch in der Nanostrukturierung (hierzu gehören z. B. Aixtron, NaWoTec, Team Nanotech, Nanosensors) oder -analytik tätig (unter anderem Omicron Nanotechnologies, IoNTOF, NanoAnalytics, Nanotype, SIS, NanoTools). 2.6 Deutsche Aktivitäten im internationalen Vergleich 2.6.1 Projektförderung der öffentlichen Hand Die Unterstützung der Nanotechnologie in Deutschland durch die öffentliche Hand erfolgt in der Hauptsache durch das BMBF, die institutionelle Forschungsförderung und durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA). 2.6.1.1 BMBF Das BMBF hat bereits seit Ende der achtziger Jahre im Rahmen der Programme „Materialforschung“ und „Physikalische Technologien“ Forschungen auf dem Gebiet der Nanotechnologie gefördert. Schwerpunkte waren zunächst die Herstellung von Nanopulvern, 31 32 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Erzeugung lateraler Strukturen auf Silizium sowie Methodenentwicklung zur Nanoanalytik. Später wurden auch in anderen Programmen, so z. B. im Programm „Laserforschung“ oder im Programm „Optoelektronik“ Forschungsarbeiten mit Nanobezug gefördert. Heute werden zahlreiche Projekte mit Nanotechnologiebezug durch eine ganze Reihe von Fachprogrammen (z. B. WING – Werkstoffinnovationen für Industrie und Gesellschaft, IT Forschung 2006, Förderprogramm Optische Technologien, Rahmenprogramm Biotechnologie) unterstützt. BMBF-Investitionen in der Projektförderung Nanotechnologieförderung des BMBF (in Mio. EUR) Schwerpunkte 1998 2002 2003 2004 2005 Nanomaterialien Nanoanalytik, Nanobiotechnologie, Nanostrukturmaterialien, Nanochemie, CCN, Nanonachwuchswettbewerb, Nanochance 19,2 20,3 32,7 38,1 Produktionstechnologien Ultradünne Schichten, ultrapräzise Oberflächen 0,2 0,8 2,2 2,2 Optische Technologien Nanooptik, Ultrapräzisionsbearbeitung, Mikroskopie, photonische Kristalle, Molekularelektronik, Diodenlaser, OLED 18,5 25,2 26 26 Mikrosystemtechnik Systemintegration 7 7 9,4 10,2 Kommunikationstechnologien Quantenstruktursysteme, photonische Kristalle 4,3 4 3,6 3,4 Nanoelektronik EUVL, Lithografie, Maskentechnologie, eBiochips, Magnetoelektronik, SiGe-Elektronik, 19,9 25 44,7 46,2 Nanobiotechnologie Manipulationstechniken, funktionalisierte Nanopartikel, Biochips, 4,6 5,4 5 3,1 Innovationsund Technikanalysen ITA-Studien 0,2 0,5 0,2 73,9 88,2 123,8 129,2 Summe EUR) (in Mio. 27.6 Tabelle 2.1: Aufwendungen für die Nanotechnologie im Rahmen verschiedener BMBF-Schwerpunktthemen Von 1998 bis 2004 ist das Fördervolumen von Verbundprojekten in der Nanotechnologie auf das Vierfache angestiegen und beläuft sich derzeit auf rund 120 Mio. EUR. Eine Auflistung der BMBF-Aufwendungen für die Nanotechnologie-Forschung in verschiedenen Schwerpunktthemen ist in Tabelle 2.1 für die Haushaltsjahre 1998 und 2002 bis 2005 abgebildet. Kapitel 2 33 2.6.1.2 BMWA Zusätzlich zur Förderung des BMBF werden vom BMWA projektbezogene Investitionen in der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) und der Bundesanstalt für Materialforschung und – prüfung (BAM) sowie Projekte mit Nanotechnologiebezug im Programm Innovationskompetenz PRO INNO für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) finanziert. Dafür werden ca. 25 Mio. EUR pro Jahr bereitgestellt. BMWA 2.6.1.3 Institutionelle Forschungsförderung Die institutionelle Forschung zur Nanotechnologie außerhalb der Universitäten liegt in Deutschland bei den vier großen Forschungsgemeinschaften WGL, HGF, FhG, MPG. Diese unterhalten zahlreiche Forschungseinrichtungen oder Arbeitsgruppen, in denen auch Schwerpunkte zur Nanoforschung existieren. Zudem sind diese Partner auch in zahlreichen Sonderforschungsbereichen und Schwerpunktprogrammen der DFG eingebunden. Tabelle 2.2 weist die öffentlichen Aufwendungen in der DFG-Projektförderung und für die institutionelle Förderung des BMBF gemeinsam mit den Ländern für Forschung mit Nanotechnologiebezug aus. Institutionelle Nanotechnologieförderung DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) WGL (Wisssensgemeinschaft G.W. Leibniz) 2002 2003 2004 2005 60 60 60 60 23,7 23,6 23,4 23,5 HGF (Helmholtz-Gemeinschaft) 38,2 37,1 37,4 37,8 MPG (Max-Planck-Gesellschaft) 14,8 14,8 14.8 14,8 FhG (Fraunhofer-Gesellschaft) 4,6 5,4 5,2 4,9 Caesar 1,8 3,3 4 4,4 Summe (in Mio. EUR) 143,1 144,2 144,8 145,4 Tabelle 2.2: Mittel für Nanotechnologieforschung im Rahmen der DFG-Förderung und der institutionellen Förderung. 2.6.1.4 Fazit der öffentlichen FuE-Förderung in Deutschland Damit ergibt sich als Summe für die Nanotechnologieförderung in den Jahren 2002 bis 2005 in Deutschland folgendes Gesamtbild: Nanotechnologieförderung in Deutschland 2002 2003 2004 2005 BMBF Projektförderung 73,9 88,2 123,8 129,2 BMWA Projektförderung 21,1 24,5 24,5 23,7 Institutionelle Förderung 143,1 144,2 144,8 145,4 Summe (in Mio. EUR) 238,1 256,9 293,1 298,3 Tabelle 2.3: Aufwendungen der öffentlichen Hand für die Förderung von Vorhaben der Nanotechnologie in Deutschland. Sonstige öffentliche Aufwendungen 34 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Ohne den zusätzlichen Eigenanteil der Industrie zur Projektförderung ergeben die Aufwendungen Deutschlands in der öffentlichen Förderung der Nanotechnologie eine Gesamtsumme für das derzeitige Jahr 2004 von ca. 290 Mio. EUR. Die Aufwendungen der Länder für die Universitäten im Rahmen der Grundfinanzierung sind hier ebenso wenig berücksichtigt wie die eigenen Mittel der Industrie für Nanotechnologieforschung außerhalb der öffentlichen Förderung. 2.6.1.5 Bewertung der Akteursszene in Deutschland Deutschland kann auf dem Gebiet der Nanotechnologie auf eine gut ausgebildete Wissenschaftlerszene, eine ausdifferenzierte und vernetzte FuE- und Institutslandschaft sowie engagierte Ingenieure und Unternehmer aufbauen. Allen Akteuren ist bewusst, dass nanotechnologische Innovationen zwar hohe Investitionen erfordern, aber auch neue Beschäftigungsmöglichkeiten schaffen. Solche innovativen Unternehmen unterstützt besonders das BMBF im Rahmen der Verbundprojektförderung speziell in solchen Anwendungsfeldern, in denen eine dominante Marktposition und die anvisierte Produktion hoher Margen erreichbar erscheinen. Sowohl die zukunftsorientierten Firmen als auch die öffentliche Hand setzen erhebliche Mittel zur Stärkung des Themas und seiner Akteure ein. Dabei werden gleichzeitig sowohl die FuE-Arbeit als auch der Ausbau flankierender Maßnahmen, wie der Aufbau vernetzter Strukturen, die Einrichtung von Studiengängen zur Nanotechnologie und sonstige Nachwuchsarbeit und die Einbindung der Gesellschaft in die Thematik adressiert. 2.6.2 Nanotechnologie in Deutschland im internationalen Vergleich Vergleich mit internationalen Aktivitäten In der Erarbeitung der Grundlagen für neue Produkte und Anwendungen ist Deutschland in den meisten Technologiebereichen mit an der Weltspitze, und auch in der Nanotechnologie-FuE wird Deutschland mit den USA und Japan auf vergleichbarem Niveau gesehen. Jedoch ergibt ein genereller Vergleich der Publikations- und Patentanteile der verschiedenen Länder, dass in Deutschland die wissenschaftlichen Domänen der Nanotechnologie noch stark getrennt von den anwendungsund produktbezogenen FuE-Bereichen bearbeitet werden (vgl. Hullmann, 2002). Hier ist ein eher mit japanischen Entwicklungen vergleichbarer Zustand festzustellen, während die USA doch deutlich stärker umsetzungsorientierte Ziele verfolgen. Demzufolge hat Deutschland, verglichen mit seiner Qualität als Forschungsstandort, seinen zahlreichen Unternehmensgründungen und seinen Marktperspektiven, bei der Umsetzung seines nanotechnologischen Know-hows noch einiges aufzuholen. Um diesem Zustand zu begegnen und den Grundstein für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit zu legen, hat das BMBF mit der Einrichtung von Kompetenzzentren, mit den Unterstützungsmöglichkeiten für KMU und Kapitel 2 35 mit der gleichzeitig erfolgenden Bildungsarbeit einen neuen Förderansatz eröffnet. Durch Aktivierung einer parallelen Förderstrategie – gleichzeitig Projektförderung und Aufbau einer unterstützenden Infrastruktur – wurde erreicht, dass nicht nur die Forschung in der Nanowissenschaft international einen der vordersten Plätze einnimmt, sondern auch die auf Nanotechnologie-Produkte ausgerichteten Firmen an Anzahl und Renommee deutlich zugelegt haben. Grob geschätzt besitzen die USA und Europa etwa gleich viele Unternehmen mit Bezug zur Nanotechnologie. Etwa die Hälfte der in Europa ansässigen Firmen stammen aus Deutschland. Ein Vergleich mit der Situation in Japan oder weiteren Ländern aus Südostasien ist schwierig, da für diesen Erdteil kaum verlässliche Firmenübersichten existieren. Jedoch nicht nur bei der Abschätzung der Industrieaktivitäten, sondern auch bei der Angabe der Förderaufwendungen in unterschiedlichen Ländern ergeben sich ebenfalls Schwierigkeiten, welche die Vergleichbarkeit der Angaben in Frage stellen: • Je nach der Definition des Technologiefeldes werden teilweise Projekte hinzugezählt, welche den Kriterien anderer Länder nicht standhalten würden. • Den Angaben ist nicht direkt zu entnehmen, ob Vollkosten oder Nettokosten angesetzt werden. Weiterhin unterscheiden sich im Falle von Vollkosten die Overheadanteile beträchtlich. Teilweise werden Kosten zur Errichtung von Gebäuden oder vollständige Gebäudeausstattungen hinzugezählt. • Die Kaufkraftunterschiede in den einzelnen Ländern bewirken unterschiedliche Ausgestaltungsmöglichkeiten der Programme. In Niedriglohnländern (beispielsweise in China) kann z. B. trotz deutlich niedrigerer Förderausgaben ein Vielfaches an Personenjahren investiert werden. • Der Anteil der Industrieaufwendungen ist kaum zu spezifizieren. Daher findet sich nachfolgend nur eine Darstellung der Angaben der öffentlichen Ausgaben in den USA und Japan ohne ausführlichere Darstellung der Förderdetails. Problematik der Vergleichbarkeit von Aufwendungen 36 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Deutschland 2001 (in 2002 (in 2003 (in 2004 (in Mio. EUR) Mio. EUR) Mio. EUR) Mio. EUR) 210 240 250 290 360 480 700 740 USA 420 570 770 850 Japan 600 750 800 800 Europa (inkl. nat. Förd.) Tabelle 2.4: Aufwendungen zur Förderung der Nanotechnologie in Deutschland, Europa, USA und Japan in Mio. Euro (wobei der Einfachheit halber 1 USD gleich 1 EUR gleich 100 YEN verwendet wurde; die Vergleichbarkeit der Angaben ist fraglich, da keine international einheitliche Definition des Feldes existiert, die Angabe nach Voll- oder Nettokosten differiert, Kaufkraftunterschiede unberücksichtigt und die Industrieaufwendungen kaum zu spezifizieren sind.) Ein Vergleich der Aufwendungen in Europa, den USA und in Japan ergibt grob abgeschätzt und - ohne auf die Förderdetails näher einzugehen - durchaus ähnlich hohe Fördervolumina. In den USA wurden im Haushaltsjahr 2002 im Rahmen der „National Nanotechnology Initiative“ um die 570 Mio. EUR aufgewendet und für das Jahr 2003 sind ca. 770 Mio. EUR bewilligt.1 Der „Governmental Budget Plan for Nanotechnology“ der Japaner weist für 2002 eine Fördersumme von ca. 750 Mio. EUR aus, ab dem Jahr 2003 stehen um die 800 Mio. EUR jährlich zur Verfügung. Auch die britische Regierung hat vor kurzem eine Initiative bekannt gegeben, die ab dem Jahr 2004 Ausgaben in Höhe von ca. 130 Mio. EUR für die nächsten sechs Jahre garantieren soll. Von der Generaldirektion Forschung der Europäischen Kommission wird für die gesamte Nanotechnologieförderung in Europa in 2003 ein Volumen von ca. 700 Mio. EUR geschätzt. Die Europäische Kommission selbst hat durch die Förderaktivitäten des 6. EUForschungsrahmenprogramms (FP6) – bei dem Nanotechnologie im Wesentlichen in der 3. thematischen Priorität unterstützt wird – über die Laufzeit bis 2006 ein Volumen von insgesamt etwa 700-750 Mio. EUR vorgesehen, also ca. 250 Mio. EUR pro Jahr ab 2003. Deutschland hat mit ebenfalls ca. 250 Mio. EUR öffentlicher Mittel pro Jahr den größten Anteil an der nationalen Förderung der Nanotechnologie in Europa nach konservativer Schätzung. Insgesamt kann folglich für die übrigen Mitgliedstaaten zusammen eine Fördersumme von ca. 200-250 Mio. EUR für nanotechnologische FuE als realistisch angesehen werden. Die Nanotechnologie wird derzeit in allen relevanten Industrienationen als ein wichtiges Zukunftsfeld erkannt und entsprechend gefördert. Nicht 1 Für das Jahr 2005 planen die USA eine weitere erhebliche Steigerung im Rahmen der National Nanotechnology Initiative. Es sollen dann ca. eine Mrd. USD bereitgestellt werden. Kapitel 2 37 nur in USA, Japan und in Europa werden daher nationale oder forschungsraumspezifische Programme aufgelegt, sondern auch in China, Korea, Taiwan, Australien, und weiteren Nationen. Neben den hohen Investitionen in dieses Zukunftsfeld sind weitere Besonderheiten der derzeitigen Förderung in fast all diesen Ländern erkennbar, die vom BMBF schon ab 1998 adressiert wurden: • Der interdisziplinäre Ansatz zur Beförderung des Feldes • Die gleichzeitige Förderung von Grundlagen- und angewandter Forschung • Die Initiierung von Netzwerkaktivitäten • Der Ausbau internationaler Kooperationen • Die Kombination mit Fragen der zukünftigen Aus- und Weiterbildung • Der öffentliche Diskurs über gesellschaftsrelevante Fragestellungen • Der Drang nach Standortstärkung schneller Erkenntnisumsetzung Allgemeine HighTech-Ziele der NanotechnologieFörderung zur 2.6.2.1 Fazit der internationalen Ausgangssituation Deutschlands Im Laufe der letzten Jahre konnte hauptsächlich durch die BMBFMaßnahmen zur Nanotechnologie die Sichtbarkeit der deutschen Aktivitäten deutlich gesteigert werden. Nach einem Statement von Philippe Busquin (Forschungskommissar der EU) „ist Deutschland bei den nanotechnologischen Innovationen die Wachstums-Lokomotive in der EU“ (VDI Nachrichten, 9. Januar 2004). Dies lässt erkennen, dass Deutschland in der Nanotechnologie sowohl fachlich als auch infrastrukturell gut aufgestellt ist. Das BMBF hat früher als andere Nationen die Erschließung dieser Zukunftstechnologie eingeleitet und zu Recht die Breite des Themas in mehreren Fachprogrammen adressiert. Durch die Fokussierung auf industrieorientierte Fragestellungen wurde in Teilbereichen eine international beachtete Position aufgebaut, die es durch weitere geeignete Schritte auszubauen gilt. Um gegen die stark aufkommende internationale Konkurrenz auch weiterhin bestehen zu können, ist sowohl die Geschwindigkeit im Innovationsprozess zu erhöhen als auch die langfristige Wertschöpfung durch innovationsbegleitende Maßnahmen zu sichern. Deutschlands Stand in der Nanotechnologie ist gut 39 3 ANWENDUNGSMARKTPERSPEKTIVEN TPERSPEKTIVEN DER ANWENDUNGS- UND MARK NANOTECHNOLOGIE IN PRODUKTEN PRODUKTEN UND PRODUKTPRODUKTGRUPPEN 3.1 Anmerkungen zur Literaturanalyse Die hier ausgeführte Analyse der Anwendungs- und Marktperspektiven der Nanotechnologie in Produkten und Produktgruppen basiert im Wesentlichen auf einer Sekundäranalyse relevanter Publikationen. Dazu wurden folgende Quellen verwendet: • Markstudien und Pressemitteilungen diverser Marktforschungsinstitutionen, zum Teil mit Spezialisierung im Bereich Nanotechnologie, z. B. Business Communication Company (BCC), CMP Científica • Pressemitteilungen und Publikationen von Unternehmen • Publikationen in Fachjournalen, Tagespresse und im Internet Neben einer qualitativen Beschreibung der Anwendungspotenziale sollten hierbei auch quantitative Aussagen zum Marktpotenzial der Nanotechnologie getroffen werden. Hierbei ist anzumerken, dass das Gebiet der Nanotechnologie folgende Charakteristika aufweist, die eine quantitative Einschätzung des Marktpotenzials erschweren (vgl. Luther, 2003; Fleischer, 2002): • Nanotechnologie lässt sich nicht klassischen Industriebranchen zuordnen, deren Umsätze in Wirtschaftsstatistiken erfasst werden. Es handelt sich vielmehr um eine branchenübergreifende Querschnittsdisziplin. • Nanotechnologie stellt keine einheitliche Technologieplattform dar, sondern beinhaltet ein breites Spektrum unterschiedlicher Technologie- und Forschungsfelder (Werkstofftechnik, Schichttechnologie, Nanostrukturierung, Analytik, Oberflächenbearbeitung). • Nanotechnologische Verfahren und Produkte setzen überwiegend am Beginn der Wertschöpfungskette an und beziehen sich überwiegend lediglich auf einzelne Komponenten, deren Funktionalität durch Nanotechnologie verbessert wird. Der Anteil der Nanotechnologie an der Wertschöpfung marktgängiger Produkte lässt sich oftmals kaum oder nur ungenau erfassen. • Nanotechnologie befindet sich zu einem großen Anteil noch im Forschungsstadium. Abschätzungen des Markterfolgs zukünftiger Produktoptionen und -visionen sind daher mehr oder weniger spekulativ. Quantitative Einschätzung des NanotechnologieMarktpotenzials problematisch 40 Marktzahlen zur Nanotechnologie weisen erhebliche Abweichungen auf Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Die Spanne existierender Marktzahlen zur Nanotechnologie umfasst einen weiten Bereich von 900 Mio. USD für das Weltmarktvolumen nanostrukturierter Materialien im Jahr 2005 (BCC, Business Communication Company 2001) bis zu einer Billion USD für das Weltmarktvolumen nanotechnologisch beeinflusster Produkte im Jahr 2015 (NSF, National Science Foundation, 2001). Weltmarkt (Jahr) Bezogen auf 493 Mio. USD (2000) 900 Mio. USD (2005) Rittner (2002) Anorganische Nanopartikel und -pulver (Metalloxide wie SiO2, TiO2, Metalle etc.) Quelle 40 Mrd. USD (2002) Synthetische Nanopartikel als Vorprodukte Distler (2002) 23 Mrd. USD (2003) Nanomaterialien 73 Mrd. USD (2003) Nanotools, Nanodevices + Nanobiotec Fecht et al. (2003) 7 Mrd. USD (2002) 28,7 Mrd. USD (2008) Nanotechnologische Produkte (hauptsächlich Nanomaterialien, ferner Nanodevices und –tools) BCC (2004) 54 Mrd. EUR (2001) 100 Mrd. EUR (2005) Nanotechnologische Produkte (aufgeschlüsselt nach Nanomaterialien, Nanoschichten, Nanoanalytik, Ultrapräzise Oberflächenbearbeitung, Laterale Nanostrukturen) Bachmann (2001), DG/GZ Bank (2001) 66 Mrd. USD (2005) Nanotechnologische Produkte 148 Mrd. USD (2010) Kamei (2002) bis zu 200 Mrd. EUR (2005) Nanotechnologische Produkte Sal. Oppenheim (2001) 225 Mrd. USD (2005) 700 Mrd. USD (2008) Nanotechnologische Produkte NanoBusiness Alliance (2001) Nanotechnologische Produkte NSF (2001) 1 Billion USD (2015) Tabelle 3.1: Übersicht über Marktzahlen und -prognosen zur Nanotechnologie Die Abbildung 3.1 zeigt eine logarithmische Auftragung verschiedener Marktprognosen gegenüber dem jeweiligen Bezugsjahr. Bis zum Jahr 2015 lässt sich hieraus in grober Näherung ein exponentielles Wachstum des Weltmarktes nanotechnologischer Produkte extrapolieren. Jedoch ist zu berücksichtigen, dass die verschiedenen Marktprognosen zum Teil auf sehr unterschiedlichen Definitionen und Bewertungsansätzen basieren und somit nicht direkt vergleichbar sind. Kapitel 3 10000 41 Bachmann (2001) Weltmarkt (Mrd. $) DG-Bank (2002) 1000 Deutsche Bank (Fecht et al., 2003) Sal. Oppenheim (2001) 100 Evolution Capital (Chilcott, 2001) NSF / NBA (Gordon, 2003) 10 Trend (exponentiell) 1 2000 2005 2010 2015 Jahr Abbildung 3.1: Vergleich verschiedener Marktprognosen für den Nanotechnologieweltmarkt (Quelle: Bachmann, 1998; Fecht et al., 2003; DG-Bank 2002; Gordon, 2003; Sal. Oppenheim, 2001; Chilcott et al., 2001). Um eine richtige Einschätzung von Marktzahlen und -prognosen zu ermöglichen und Fehlinterpretationen zu vermeiden, ist es daher notwendig, die Aussagen im Kontext folgender Fragestellungen zu diskutieren: • Welche Definition von Nanotechnologie wird zugrunde gelegt? • Auf welcher Datenbasis beruhen die genannten Zahlen? • Welche (Teil)bereiche der Nanotechnologie umfasst die Markteinschätzung (z. B. Nanomaterialien, Nanobeschichtungen, Tools und Messtechnik zu Erzeugung von Nanostrukturen etc.)? • Auf welche Wertschöpfungsstufe beziehen sich die Marktzahlen (Grundstoffe wie z. B. Nanopulver, Zwischenprodukte wie Laserdioden oder Endanwenderprodukte wie Computer oder Haushaltsgeräte)? Die oben erwähnten Marktprognosen von BCC und NSF nehmen mit ihrem Bewertungsansatz zwei extreme Positionen ein. Während BCC sich auf ein eng begrenztes Teilgebiet der Nanotechnologie (anorganische Nanopartikel) beschränkt und den Marktwert der Grundstoffe kalkuliert, bezieht sich die NSF auf den Marktwert sämtlicher Endprodukte, die in irgendeiner Form durch Nanotechnologie beeinflusst werden (z. B. Medikamente, Computer, Datenspeicher etc.), ohne dabei konkrete Produkte zu nennen und den Anteil der Nanotechnologie an der Wertschöpfung näher zu spezifizieren. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich die angegebenen Marktvolumina um den Faktor 1000 unterscheiden, wobei allerdings sicherlich der unterschiedliche Zeithorizont eine wesentliche Rolle spielt. Unterschiedliche Bewertungsansätze für NanotechnologieMarktprognosen 42 Segmentierung in unterschiedliche Teilbereiche der Nanotechnologie Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Zwischen diesen beiden Extremen gibt es weitere Marktprognosen, die die Nanotechnologie in unterschiedliche Teilbereiche segmentieren (Nanomaterialien, Nanoanalytik, etc.), und die das Marktpotenzial der Nanotechnologie durch Aufsummieren des Marktwertes konkreter Produkte ermitteln, die nanotechnologische Komponenten enthalten (z. B. Bachmann, 2001, DG Bank, 2002, Fecht et al., 2003). Bei Produkten, die noch keine Marktreife erlangt haben, wird hierbei in der Regel das Substitutionspotenzial für bestehende Produkte angegeben (z. B. MRAM-Speicherchips als Substitution für DRAM-Speicherchips). Falls der Wertschöpfungsanteil einer nanotechnologischen Komponente am Endprodukt nicht quantifizierbar ist bzw. keine Marktzahlen verfügbar sind, wird hierbei zum Teil der Wert der „kleinsten, verkaufbaren Einheit“ eines Produktes angegeben, die die nanotechnologische Funktion enthält (z. B. bei Festplattendatenspeichern das gesamte Laufwerk, obwohl nur der GMR-Lesekopf eine nanotechnologische Funktion beinhaltet). Bei den ermittelten Marktzahlen ist weiterhin nicht nachvollziehbar, inwieweit Doppellungen bei der Bewertung von Nanoprodukten vermieden wurden. So ist es denkbar, dass Produkte unterschiedlicher Wertschöpfungsstufen mehrmals in die Bewertung einfließen, obwohl sie auf demselben Nanotechnologie-Grundprodukt basieren. Es ist daher nicht auszuschließen, dass beispielsweise ein nanokristallines Material in einem Produkt (z. B. Sonnencreme), sowohl auf der Wertschöpfungsstufe des Rohstoffes (nanokristallines Material) als auch des Endproduktes (Sonnencreme) für die Ermittlung des gesamten Marktvolumens herangezogen wird. Durch diese Doppellungen würde es zu einer Überschätzung des Marktvolumens kommen. Bei der folgenden Analyse wurde deshalb versucht, das Anwendungsund Marktpotenzial der Nanotechnologie im Kontext der betrachteten Wertschöpfungsstufe und des Wertschöpfungsanteils der nanotechnologischen Komponente sowie des Zeithorizontes darzustellen. Die Analyse wurde sowohl segmentiert nach den relevanten technologischen Teilgebieten der Nanotechnologie (Kapitel 3) als auch aufgeschlüsselt nach unterschiedlichen bedeutenden Wirtschaftsbranchen (Kapitel 6) durchgeführt. 3.2 Nanomaterialien Nanoskalige Materialien bilden eine wesentliche Grundlage der gesamten Nanotechnologie. Sie zeigen eine Reihe außergewöhnlicher Eigenschaften, die in herkömmlichen Materialien nicht vorgefunden werden. Hierzu gehören auf der strukturellen Seite z. B. Superplastizität, erhöhte Härte, Bruchzähigkeit und -festigkeit. Auf der funktionellen Seite sind dies z. B. verbesserte weichmagnetische Eigenschaften, Riesenmagnetowiderstandseffekt, verringerte Wärmeleitfähigkeit oder höherer elektrischer Widerstand. Nanoskalige Werkstoffe werden in der Kapitel 3 Regel über altbekannte Verfahren hergestellt. Ihre Bandbreite reicht von anorganischen wie organischen, amorphen oder kristallinen Nanopartikeln, die singulär in Aggregaten oder als Pulver sowie auch in einer Matrix dispergiert vorliegen können, über Nanokolloide, -suspensionen und -emulsionen bis hin zur Familie der Fullerene und deren Derivate. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über wesentliche physikochemische und biologische Eigenschaften von Nanomaterialien, die sich aufgrund der Nanoskaligkeit gezielt einstellen und optimieren lassen. Eigenschaft Katalytisch Elektrisch Magnetisch Mechanisch Optisch Sterisch Biologisch Tabelle 3.2: Beispiele für Effekte durch nanoskalige Konfiguration Erhöhte katalytische Wirkung durch stark vergrößerte Oberfläche Erhöhte elektrische Leitfähigkeit in Keramiken und magnetischen Nanokompositen, höherer elektrischer Widerstand in Metallen Erhöhte magnetische Koerzitivität bis zu einer kritischen Korngröße (unterhalb dieser Größe Abnahme der Koerzitivität bis zu superparamagnetischen Verhalten) Erhöhte Härte und Festigkeit von Metallen und Legierungen, verbesserte Duktilität, Härte und Formbarkeit von Keramiken Spektrale Verschiebung der optischen Absorptions- und Fluoreszenseigenschaften, Steigerung der Lumineszens von Halbleiterkristalliten Erhöhte Selektivität und Wirksamkeit von Membranen, Anpassung von Hohlräumen für den Transport oder die kontrollierte Abgabe spezifischer Moleküle Erhöhte Durchlässigkeit für physiologische Barrieren (Membrane, Blut-Hirn-Schranke etc.), erhöhte Biokompatibilität Beispiele für einstellbare Eigenschaften von Nanomaterialien Wesentliche Grundlagen der Eigenschaften von Nanomaterialien im Unterschied zu klassischen makroskopischen Stoffen sind ihr sehr großes Verhältnis von Ober- bzw. Grenzfläche zu Volumen sowie die hier in den Vordergrund tretenden Quanteneffekte. So liegen beispielsweise bei einem Partikel mit 10 nm Durchmesser ca. 20 Prozent aller Atome an der Oberfläche, bei einem Partikel von 1 nm Durchmesser können es über 90 Prozent sein. Mit zunehmendem Oberflächenanteil steigt auch die Oberflächenenergie der einzelnen Teilchen an, wodurch sich z. B. deren Schmelzpunkt erniedrigt oder die Sinteraktivität erhöht wird. Über eine präzise Kontrolle der Größe der Partikel lassen sich ihre Eigenschaften in bestimmten Grenzen einstellen. Als schwierig erweist sich meist, diese erwünschten Eigenschaften über den nachfolgenden Fabrikationsprozess hinaus zu erhalten. So neigen lose Schüttungen von Nanopulvern vieler Werkstoffe schon bei Raumtemperatur dazu, durch Diffusionsprozesse zu größeren Partikeln bzw. fest verbundenen Agglomeraten zusammenzuwachsen. Deshalb ist bereits zur Herstellung der nanoskaligen Ausgangsprodukte ein geeigneter Herstellungs- oder auch nachgeschalteter „Veredelungsprozess“ auszuwählen bzw. neu zu entwickeln, um Agglomeration und Kornwachstum vor und während der Werkstückfabrikation sowie im Betrieb zu be- oder verhindern. 43 Neue Effekte durch Materialdesign auf der Nanoskala 44 Breites Spektrum von Verfahren zur Herstellung von Nanopartikeln und Nanoschichten Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Feste Materialien können aus der Gasphase, aus der flüssigen Phase und aus Festkörpern so hergestellt werden, dass sie in wenigstens einer Dimension nanoskalig (d. h. per Definition kleiner als 100 nm) sind. Die Produkte liegen meist in Form von Partikeln oder dünnen Schichten vor. Insbesondere bei den Verfahren, die Gasphase oder flüssige Phase zur Partikel- oder Schichtherstellung nutzen, trifft man häufiger auf Selbstorganisationsprozesse, die bestimmte Formen und Strukturen herausbilden. Für Materialsynthesen aus der Gasphase kennt man mehrere relevante Verfahren. Es handelt sich um die Chemische Gasphasenabscheidung (CVD, Chemical Vapour Deposition), die Physikalische Gasphasenabscheidung (PVD, Physical Vapour Deposition), Aerosolbasierte Methoden wie die Gasphasenkondensation (CVC, Chemical Vapour Condensation), Sputtertechniken und die Flammensynthese. Während letztere Methode nur zur Herstellung von Pulvern geeignet ist, können mit den anderen sowohl Pulver als auch dünne Schichten abgeschieden werden. Von allen Verfahren existieren verschiedene Varianten, die oft kontinuierlich betrieben werden können und damit für industrielle Prozesse besonders interessant sind. Die wichtigsten Verfahren zur Herstellung bzw. Abscheidung von Pulvern und dünnen Schichten aus der flüssigen Phase sind das Sol-GelVerfahren und die elektrochemische Abscheidung. Beide Verfahren eignen sich weiterhin zum Aufbau nanoporöser Volumenkörper. Nanoporöse Festkörper lassen sich auch über polymerpyrolytische Methoden realisieren. Zur Produktion von Pulvern dienen darüber hinaus insbesondere die Sonochemie (Ultraschallchemie) und Hydrothermalmethoden. Ferner lassen sich über Laserstrahlschmelzen ultradünne Oberflächenfilme erzeugen. Die Herstellung von pulvrigen Nanomaterialien aus der festen Phase erfolgt meist über Hochenergie- bzw. Hochgeschwindigkeitsmahlen sowie ebenfalls durch Bestrahlung mit Partikeln, z. B. Ionen und anschließende Rekristallisation. Die Mahlprozesse sind technologisch anspruchslos, bergen jedoch die Gefahr starker Kontamination durch Abrieb. Daneben gibt es eher exotische Methoden, wie z. B. die Explosivzerstäubung metallischer Drähte. Ein weiteres sehr wichtiges Verfahren ist die zerstörungsfreie In-situ-Erzeugung von Nanostrukturen in Volumenkörpern. Hier handelt es sich primär um die gesteuerte Kristallisation amorpher Werkstoffe zu nanokristallinen Kompositen. Bei oxidischen Gläsern bereits Stand der Technik, gewinnt diese Methode für Metalle und Legierungen stark an Bedeutung. Nanoporöse Festkörper lassen sich beispielsweise über elektrochemische Oxidationsprozesse aus dichten metallischen Volumenkörpern gewinnen. Kapitel 3 3.2.1 45 Klassifizierung von Nanomaterialien Alle klassischen Stoffe wie Metalle, Halbleiter, Gläser, Keramiken oder Polymere sind zur Darstellung nanoskaliger Konfigurationen geeignet, können also in Teilchengrößen kleiner als 100 nm hergestellt werden. Inzwischen werden auch Supramolekulare Strukturen, Produkte einer seit langem in der Chemie verfolgten Forschungsrichtung (z. B. Dendrimere, Mizellen oder Liposomen), ebenso zu den Nanomaterialien gezählt wie beispielsweise Langmuir-Blodgett-Filme oder neuere Stoffklassen wie die Fullerene. Prinzipiell gibt es mehrere Möglichkeiten eine Klassifizierung von Nanomaterialien vorzunehmen, einige Varianten sind in der Tabelle 3.3 dargestellt. Einteilung nach Beispiele Dimensionalität Partikel, Hohlkugeln ... • 3 Dimensionen < 100nm Röhren, Fasern, Drähte ... • 2 Dimensionen < 100nm Filme, Schichten, Multilayer ... • 1 Dimension < 100nm Phasenzusammensetzung Kristalline, amorphe Partikel u. Schichten ... • Einphasige Feststoffe Matrixmaterialien, beschichtete Partikel... • Mehrphasige Feststoffe Kolloide, Aerogele, Zeolithe ... • Mehrphasensystem Herstellungsverfahren Flammsynthese, Kondensation, CVD ... • Gasphasenreaktion Sol-Gel, Fällung, Hydrothermalprozess ... • Flüssigphasenreaktion Kugelmahlen, Plastische Deformation ... • Mechanische Verfahren Tabelle 3.3: Beispiele für Klassifizierungsmöglichkeiten von Nanomaterialien Im Hinblick auf eine wirtschaftliche Anwendung von Nanomaterialien ergeben sich weitere Faktoren für eine Differenzierung, die sich auf deren Verwendung in Nanoprodukten beziehen (vgl. Haas et al., 2003): Einteilung nach Wertschöpfungstufe • Rohstoffe • Zwischenprodukte • Halbzeuge • Bauteile • Systeme/Endprodukte Reifegrad/Produktionsvolumen • Labormuster • Prototyp • Pilotanwendung • Massenprodukt Prozessierbarkeit • Intrinsische Nanomaterialien Beispiele Schichtsilikate, Nanopulver, Precursoren Lacke, Klebstoffe, Nanokomposite ... Beschichtetes Formteil, Textilgewebe ... Sensor, Elektrode, Laser, LED ... Brennstoffzelle, Notebook, Bio-Chip ... Molekularelektronik-Komponenten Schaltbare Klebstoffe, multifunkt. Textilien ... Fluoreszensmarker, Kontrastmittel, CNT Carbon Black, Aerosil, Titandioxid Nanoeigenschaften bleiben im Produkt erhalten (Quantenpunkte, Fluoreszensmarker ...) Nanoeigenschaften im Produkt nicht mehr • Prozessnanomaterialien nachweisbar (z. B. agglomerierte Ruße) Tabelle 3.4: Beispiele für Klassifizierungsmöglichkeiten von Nanoprodukten Unterschiedliche Klassifizierungsansätze für Nanomaterialien 46 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Im Folgenden werden die Anwendungs- und Marktpotenziale wirtschaftlich besonders relevanter Klassen von Nanomaterialien auf der Wertschöpfungsstufe von Rohstoffen und Zwischenprodukten diskutiert. 3.2.2 Nanopartikel/Nanopartikel/-fasern/fasern/-röhren 3.2.2.1 Metalloxide/Metalle MetalloxidNanopartikel finden in einer Vielzahl von Produkten Anwendung Metalloxide, insbesondere Siliziumdioxid, Ceroxid, Titandioxid, Aluminiumoxid, weisen im Bereich der anorganischen Nanopartikel gegenwärtig die größte wirtschaftliche Bedeutung auf. Hauptanwendungsgebiete dieser Nanopartikel sind die Elektronik, Pharmazie/Medizin/Kosmetik sowie Chemie/Katalyse. Im Bereich Pharmazie/Medizin/Kosmetik liegt die derzeit wirtschaftlich bedeutendste Anwendung im Bereich von Sonnenschutzmitteln. Hierbei werden insbesondere nanoskalige Titandioxid- aber auch Zinkoxidnanopartikel als UV-Absorber eingesetzt, die aufgrund der Nanoskaligkeit den Vorteil der optischen Transparenz bieten. Weitere Anwendungsfelder für Nanopartikel in der Medizin sind Markerstoffe für biologische Schnelltests (z. B. Gold oder Halbleiter), Kontrastmittel zur Magnetischen Resonanztomographie sowie antimikrobielle Beschichtungen und Kompositmaterialien für sterile Oberflächen und medizinische Geräte. Derzeit wirtschaftlich noch relativ unbedeutend, aber langfristig aussichtsreich sind Nanopartikel-basierte Drug-CarrierSysteme zur gezielten und selektiven Wirkstoffapplikation. Im Bereich der Katalyse machen Nanopartikel als poröse Trägerschicht für Autoabgaskatalysatoren den größten Marktanteil aus. Hierbei wird vor allem nanoskaliges Aluminiumoxid verwendet, das als poröser Gerüststoff für den Edelmetallkatalysator dient, der fein verteilt in-situ auf das Substrat abgeschieden wird. Auch für Katalysatoren in Wasserstoff-Reformern für PEM-Brennstoffzellen werden Nanomaterialien wachsende Bedeutung finden. BCC schätzt das Marktvolumen für oxidische und metallische Nanopartikel im Jahr 2005 auf 900 Mio. USD. Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über Anwendungen und Martktpotenziale. Kapitel 3 Anwendungsgebiet/Materialien Weltmarkt volumen 2005 Elektronik, Optoelektronik • Chemisch-mechanisches Polieren (z. B. Si-, Al-Oxid) • Elektrisch leitfähige Beschichtungen (z. B. ITO, Edelmetalle) • Magnetische Datenspeicher (Eisen-, Kobaltoxide) • Kondensatoren (Barium-Strontium-Titanat, Komposite) 668 Mio. USD Pharmazie/Medizin/Kosmetik • Sonnenschutz (Titandioxid, Zinkoxid) • Biomarker (Gold, Halbleiter, ...) • Kontrastmittel (Eisenoxid, Chelatkomplexe ...) • Biomagnetische Separation (Eisenoxid) • Antimikrobielle Agentien (Silber, Titandioxid ...) 145 Mio. USD Chemie/Katalyse • Automobilkatalysatoren (Aluminiumoxid, Edelmetalle ...) • Strukturkeramik (Oxidische Keramiken, SiC ...) • Kratzfeste Beschichtungen (div. Metalloxide und -carbide) • Photokatalyse (Titandioxid) • Brennstoffzellen (Edelmetalle, YSZ) • Keramische Membranen (div. Metalloxide) 47 88 Mio. USD Tabelle 3.5: Anwendungen und Marktpotenziale von Nanopartikeln (nach Rittner, 2002) 3.2.2.2 Kohlenstoffpartikel Zu den nanostrukturierten Kohlenstoffpartikeln zählen sowohl lang etablierte und in großindustriellem Maßstab hergestellte Materialien wie Industrieruße (Carbon Black) als auch relativ junge Materialklassen wie Fullerene und Fulleren-Derivate. Eine besondere Stoffklasse innerhalb der Fullerene bilden die ein- und mehrwandigen KohlenstoffNanoröhren, für die mittel- bis langfristig ein hohes Produktpotenzial prognostiziert wird. Hinsichtlich der wirtschaftlichen Bedeutung dominieren derzeit klassische nanostrukturierte Materialien, wie Carbon Black und Spezialruße, mit einem derzeitigen Weltmarktvolumen zwischen 3 Mrd. USD (Reuters, 2002) und 5,7 Mrd. USD (SRI, 2002) bzw. einem prognostizierten Weltmarktvolumen 8 Mrd. USD (Fecht et al., 2003) im Jahr 2006. Bei Carbon Black handelt es sich um kettenförmig agglomerierte Kohlenstoffpartikel, deren Primärpartikelgröße im Nanometerbereich liegt. Haupteinsatzgebiete dieser durch Flammsynthese hergestellten Materialien sind Füllstoffe für Gummi und Pigmente, beispielsweise für Autoreifen oder Toner. Kohlenstoffnanopartikel umfassen etablierte Industriechemikalien wie Carbon Black sowie neuartige Materialmodifikationen wie Fullerene und Kohlenstoffnanoröhren 48 Abbildung 3.2: Verschiedene Modifikationen von Kohlenstoffnanoröhren (einwandig, mehrwandig, gefüllt mit Fremdatomen etc.) Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Für die Zukunft wird Kohlenstoffnanoröhren (CNT) ein hohes wirtschaftliches Potenzial prognostiziert aufgrund ihrer außergewöhnlichen molekularen Eigenschaften, wie z. B. extrem hohe Zugfestigkeiten (auf molekularer Ebene eine ca. 100 mal bessere Zugfestigkeit als Stahl bei einem 6 fach geringeren spezifischen Gewicht, vgl. CMP Cientifica, 2003) sowie hervorragende thermische und elektrische Leitfähigkeit. Einer breiten wirtschaftlichen Anwendung von Kohlenstoffnanoröhren, z. B. in der Sensorik, in der Elektronik (CNTbasierte Verbindungsleitungen und Transistoren), in Kompositmaterialien (z. B. elektrisch leitfähige Polymere) oder in Flachbildschirmen (Elektronenemitter in Feld-Emissionsdisplays) stehen derzeit in erster Linie der hohe Preis von ca. 180 USD pro Gramm (für einwandige CNT) entgegen (Löfken und Mayr, 2003). Der hohe Preis ist dadurch bedingt, dass die großtechnische Herstellung von Kohlenstoffnanoröhren mit definierter Zusammensetzung derzeit noch nicht gelöst ist. Während das derzeitige Marktpotenzial von CNT sich im Bereich weniger Millionen US-Dollar bewegen dürfte, gehen sehr optimistische Prognosen allerdings bereits für das Jahr 2006 von einem Marktvolumen von 1,2 Mrd. USD aus (Fecht et al., 2003). Diese Prognosen basieren auf der Annahme, dass kurzfristig eine preisgünstige Massenproduktion von CNT etabliert sein wird, wie dies beispielsweise von einer japanischen Firma bereits angekündigt worden ist (Mitsui, 2002). 3.2.2.3 Schichtsilikate Nanostrukturierte, organisch modifizierte Schichtsilikate (Nanotone) werden seit einiger Zeit als Füllstoffe für Polymermaterialien zur Verbesserung der Barriereeigenschaften (z. B. Gasdichtigkeit), als Brandschutz sowie zur mechanischen Verstärkung verwendet. Obwohl bereits einige Produkte auf dem Markt sind, beeinträchtigen Probleme im Verarbeitungsprozess sowie die relativ hohen Kosten bei moderaten Performance-Gewinnen eine breite wirtschaftliche Anwendung dieser Materialien. Bis zum Jahr 2006 wird das Weltmarktvolumen für Nanoschichtsilikate auf 25 Mio. USD geschätzt (SRI, 2002). 3.2.2.4 Organische Nanopartikel Unter der Gruppe der organischen Nanopartikel lassen sich unter anderem folgende Stoffklassen subsumieren (vgl. Horn und Rieger, 2002): • Polymernanopartikel/-dispersionen • Mikronisierte Wirk- und Effektstoffe (Vitamine, Pigmente und Pharmazeutika) Kapitel 3 • Makromoleküle (z. B. Dendrimere) • Mizellen, Liposome Aus heutiger Sicht wirtschaftlich relevant sind vor allem mikronisierte Wirk- und Effektstoffe sowie Polymerdispersionen. Durch die Mikronisierung organischer Wirk- und Effektstoffe wie Vitamine, Pigmente und Pharmazeutika, die in Wasser oftmals schwer löslich sind und bei Applikation in wässriger Form besondere Formulierungsverfahren erfordern, wird durch ein verbessertes Oberflächen-Volumen-Verhältnis die Wasserlöslichkeit und damit die physiologische (Pharma, Kosmetik, Pflanzenschutz, Ernährung) oder technologische Wirksamkeit (Lacke und Druckfarben) optimiert. Derartige Nanopartikel lassen sich durch mechanische Zerkleinerung oder Fällung bzw. Kondensation aus kolloidalen Lösungen herstellen. Das Marktpotenzial für mikronisierte Wirkstoffe (insbesondere Vitamine) wird für das Jahr 2002 auf ca. 1 Mrd. EUR geschätzt (BASF/Distler, 2002). Noch größere Marktvolumina mit ca. 15 Mrd. EUR im Jahr 2002 (Distler, 2002) weisen wässrige Polymerdispersionen auf. Diese in der Industrie schon lange etablierte Stoffklasse lässt sich durch Anwendung moderner nanotechnologischer Verfahren hinsichtlich der technischen Eigenschaften optimieren, wie z. B. durch die Erhöhung des Feststoffgehaltes infolge kontrollierbarer Teilchengrößenverteilung, durch selektive Oberflächenmodifikation der Polymere oder die Herstellung von Nanokompositen durch Mischen mit zusätzlichen, auch anorganischen Füllstoffen. Derartige Polymerdispersionen bieten breite Anwendungsfelder, z. B. als Bindemittel in Farben und Lacken, Haftklebstoffe für Etiketten und Klebebänder oder als Beschichtungssysteme für Textilien, Holz oder Leder. Wässrige Polymerdispersionen sind zudem umweltfreundlicher als Produkte, die auf organischen Lösemitteln basieren. Derzeit aus wirtschaftlicher Sicht noch unbedeutend, aber zukünftig mit aussichtsreichen Marktchancen werden organische Makromoleküle wie Dendrimere bzw. ähnliche Substanzklassen wie hyperverzweigte Polymere (z. B. auf Polyurethanbasis) eingeschätzt (Bruchmann, 2002). Anwendungspotenziale dendritischer Moleküle bieten sich beispielsweise als Trägersubstanzen für Katalysatoren oder pharmazeutische Wirkstoffe (Drug-Delivery) bzw. auch als Vernetzungsmittel für kratzfeste Autolacke oder Druckfarben. Das weltweite Marktpotenzial von Dendrimeren wird für das Jahr 2006 auf 5-15 Mio. EUR geschätzt (SRI, 2002). 49 Hohes Marktpotenzial für mikronisierte Wirkstoffe und Polymerdispersionen 50 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 3.2.3 NanoNano-Kompositmaterialien 3.2.3.1 Polymerbasierte Nanokomposite Starkes Marktwachstum für den Bereich polymerer Nanokomposite prognostiziert Zu den polymerbasierten Nanomaterialien zählen neben den bereits oben erwähnten partikulären Systemen auch nanostrukturierte Blockcopolymere sowie Polymermaterialien, die mit keramischen, metallischen oder auch Halbleiter-Nanopartikeln dotiert sind. Die Dotierung dient unter anderem der Verbesserung (thermo)-mechanischer, elektronischer oder auch biologischer Eigenschaften. Hierfür lassen sich unter anderem folgende Beispiele nennen: • Nanosilikat-verstärkte Polymere zur Verbessserung der Barriereeigenschaften (z. B. Gasdichtigkeit), als Brandschutz sowie zur mechanischen Verstärkung • Mit Nanopartikeln gefüllte Epoxidharze für Anwendungen in Automobilelektrik als verbesserte Verguss- und Imprägnierharze für Spulen und Wicklungen • Leitfähige Polymere, z. B. durch Dotierung mit Carbon Black oder künftig auch mit Kohlenstoffnanoröhren für Anwendungen in der elektrostatischen Abschirmung elektronischer Geräte etc. • Mit Nanopartikeln (z. B. aus Silber) gefüllte Polymere mit antimikrobiellen Eigenschaften für Anwendungen, z. B. in der Medizintechnik Mittelfristig wird ein sehr starkes Wachstum für den Weltmarkt polymerer Nanokomposite von 15 Mio. USD im Jahr 2001 auf 300 Mio. USD im Jahr 2006 prognostiziert (SRI, 2002). Ein weiteres stark wachsendes Marktsegment sind organische Halbleiter, die mitunter zum Gebiet der Nanotechnologie zählen, da die molekularen Bausteine in der Größenordnung in der Größenordnung einiger 10-100 nm liegen und für die Optimierung der Materialeigenschaften ein Verständnis der zugrunde liegenden physikalischen Prozesse auf der Nanoskala erforderlich ist. Grundlage für den rasanten Fortschritt in der Entwicklung organischer Halbleiter in den letzten Jahren waren die Synthese neuartiger Substanzen, die verbesserte Reinheit dieser Materialien, eine kontrollierte Schichtherstellung sowie wirksamer Schutz der Substanzen und Bauelemente vor Luft und Feuchtigkeit. Gegenüber herkömmlichen Halbleitern wie Silizium oder Galliumarsenid bieten diese Polymere den Vorteil, einfach hergestellt werden zu können und sich zu großen, mechanisch biegsamen Bauelementen verarbeiten zu lassen. Das Weltmarktvolumen für organische Halbleiter wird für das Jahr 2006 auf mehrere 100 Mio. Euro geschätzt (Quelle: Unternehmensbefragung) für Anwendungen überwiegend in OLEDDisplays, langfristig auch in Solarzellen. Kapitel 3 51 3.2.3.2 Keramische Matrixmaterialien Bei Keramiken liegt ein Hauptaugenmerk auf der Erzeugung von Nano/nano- und Mikro/nano-Gefügen. Ziel ist vor allem die Verbesserung von thermomechanischen Eigenschaften, Bruchzähigkeit und Warmumformbarkeit („Superplastizität“) dieser an sich spröden Werkstoffgruppe. Hierbei hilft der Einsatz synthetischer Nanopulver, die sich durch hohe chemische Reinheit und einstellbare Pulverkorngrößen auszeichnen. In grober Unterscheidung werden zur Herstellung oxidischer Pulver (z. B. Al2O3, SiO2) bevorzugt Sol-Gel-Verfahren genutzt, zur Herstellung nichtoxidischer Pulver (z. B. Si3N4, SiC, TiCN) eher Gasabscheideverfahren. Von Vorteil ist, dass sich mit abnehmender Teilchengröße aufgrund der zunehmenden Oberflächenenergie die zu Konsolidierung und Verdichtung nötige Sintertemperatur verringern kann. Auch nanostrukturierte Gradientenwerkstoffe – der Gradient kann sowohl bezüglich (thermo)mechanischer, funktioneller als auch chemischer Eigenschaften angelegt sein – lassen sich auf verschiedenen Wegen realisieren. Beispiele sind die elektrochemische Abscheidung, Abscheideverfahren aus der Gasphase oder die Reaktivgasbehandlung. Darüber hinaus lassen sich keramische Membranen und Volumenkörper mit sehr präzise definierbarer Porosität herstellen. Diese dienen vor allem zur selektiven Flüssig- und Gasseparation, als Partikelfilter, Katalysatorträger und Mikroreaktoren. Durch neuere NiedertemperaturSynthesemethoden wie das Sol-Gel-Verfahren gelingt die Herstellung auch thermodynamisch unverträglicher Glaszusammensetzungen. Durch definierte Kristallisation lassen sich Glaskeramiken für die unterschiedlichsten Anwendungen herstellen. Im „Low-Tech“-Bereich sind dies im Wesentlichen Produkte aus dem Haushaltswarensegment oder Panzerungen. Im „High-Tech“-Bereich handelt es sich z. B. um Produkte aus den Bereichen Implantat- und Medizintechnik sowie Laseroder Weltraumtechnik. 3.2.3.3 Metallische Matrixmaterialien Durch Verstärkung von Metallen durch keramische Fasern, insbesondere Siliziumkarbid, aber auch Alumiumoxid oder Aluminiumnitrid lassen sich thermisch hochbelastbare Werkstoffe mit hoher Festigkeit herstellen. Derartige Metall-Matrix-Komposite (MMC), wie z. B. SiC in AlLegierungen oder TiN in Ti/Al-Legierungen, besitzen aufgrund ihrer hohen Temperaturstabilität, der geringen Dichte, der hohen Festigkeit, der hohen thermischen Leitfähigkeit und der kontrollierbaren thermische Ausdehnung ein hohes Anwendungspotenzial für Strukturen in der Energietechnik (z. B. Turbinen oder auch in der Luft- und Raumfahrttechnik). Durch ein nanoskaliges Gefüge der Metall-MatrixKomposite lassen sich eine höhere Festigkeit und Beständigkeit gegen Materialermüdung und darüber hinaus eine bessere Formbarkeit und Superplastizität erzielen. Auch partikelverstärkte Stähle sind derzeit in Einsatz synthetischer Nanopulver zur Herstellung von Keramiken 52 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Entwicklung, unter anderem für Anwendungen im Automobilbau. So lassen sich durch eine Dispergierungstechnik nanometergroße Karbonnitritpartikel in einen martensitischen Stahl einbringen, um so das Ermüdungsverhalten des Stahls zu optimieren (Masaki et al., 2003). 3.2.3.4 Aerogele Aerogele, leichteste Feststoffe mit breitem Anwendungspotenzial Aerogele sind hochporöse Feststoffe mit einer inneren Oberfläche zwischen 600 und 1000 m2 pro Gramm. Mit einer Dichte zwischen 0,003 und 0,35 g/cm3 gelten sie als die leichtesten bekannten Feststoffe. Aerogele bestehen aus Nanopartikeln, die in einem hochporösen dreidimensionalen Netzwerk angeordnet sind. Neben anorganischen überwiegend oxidischen Aerogelen gelang es auch vor einigen Jahren, Aerogele aus organischen Polymeren zu synthetisieren. Aerogele besitzen aufgrund ihrer Nanostrukturen und hohen Porisität interessante Eigenschaften für technische Anwendungen. Zu den herausragenden technisch nutzbaren Eigenschaften von Aerogelen gehören: • Extrem niedrige thermische und akustische Leitfähigkeit für Anwendungen als Isolationsmaterialien in der Gebäudetechnik, Verfahrenstechnik, Automobiltechnik, Textiltechnik und weiteren Anwendungsbereichen • Optische Transparenz/Transluzens für Anwendungen in der Gebäudetechnik (Wärmedämmscheiben und -fassaden) und der Sensorik • Sehr niedrige Dielektrizitätskonstante für Anwendungen in der Elektronik • Extrem hohe innere Oberfläche und Porösität für eine kontrollierbare Wirkstoffabgabe für Anwendungen in Chemie und Pharmazie bzw. für Membrane und Filter in der Energie- und Umwelttechnik In Bezug auf eine kostengünstige Herstellung von Aerogelen ist die Schwelle zur wirtschaftlichen, großtechnischen Produktion mittlerweile überschritten, so dass sich kommerzielle Produktoptionen in einer Vielzahl von Anwendungsbereichen ergeben. Die Firma Aspen Systems schätzt das Weltmarktpotenzial für derartige kostengünstige Aerogelmaterialen auf 10 Mrd. USD bereits im Jahr 2005 (Aspen Systems, 2001). Auch wenn diese Zahl um einige Größenordnungen zu hoch gegriffen sein dürfte, da sich die kommerzielle Massenproduktion von Aerogelmaterialien z. B. durch Cabot derzeit noch in einem frühen Stadium befindet, lässt sich daraus tendenziell ein hohes ökonomisches Potenzial ableiten. Eine Übersicht über Produktoptionen und Anwendungsbereiche von Aerogelen bietet die Abbildung 3.3: Kapitel 3 low-K-Dielektrika • Mikroelektronik Thermisch • Fensterscheiben • transluzente Gebäudefassaden • Thermo-Schutzkleidung • Kryogene Prozesse • Hochtemperatur-Prozesse • Haushaltsgeräte • Automobil • Form-u. Feingusstechnik Datenspeicher Displays Elektronik Isolation • nied. Dielekt.- Konst. • transparent • dotierbar • niedrige therm. + akust. Leitfähigkeit • Transparenz • geringe Dichte Katalyse • gr. inn. Oberfläche • dotierbar • def. Porengröße Füllstoffe • Toner • Gummi • Lebensmittel • Pharmazie Medizin, Landwirt. • gr. innere Oberfläche • def. Porengröße • dotierbar Additive • Rheologie • Stabilisator • gr. inn. Oberfläche • dotierbar Abbildung 3.3: Elektroden • Superkondensatoren • Batterien • Brennstoffzellen Controlled Release • Pharmazie • Landwirtschaft Implantatmaterial • Humanmedizin Werkstoffe Energie/ Umwelt Filter • Luftfilter • Wasserreinigung, -aufbereitung Akustisch • Schallisolierung (Gebäude, Verkehr, Automobil, Flugzeug) • Impedanzminderung (u.a. Lautsprecher) Sensorik • gr. innere Oberfläche • dotierbar •Transparenz • Photolumineszens Biosensoren • Lab-on-a-chip • Biochips • geringe Dichte • Stabilität Konstruktion • Automobil • Luft- und Raumfahrt Schockabsorber • geringe Dichte • Brüchigkeit Opt. Sensoren • O2-Sensor Schutzhelme Partikelkollektoren • Raumfahrt • Kernphysik Produkt- und Anwendungsoptionen von Aerogelen (Quelle: VDI TZ) 3.2.3.5 Zeolithe Ähnlich wie Aerogele sind Zeolithe hochporöse Festkörper auf Basis von Alumosilikaten, die sowohl in der Natur vorkommen als auch künstlich hergestellt werden. Auf Grund ihrer großen inneren Oberfläche und ihrer käfigartigen Poren, in die „Gastmoleküle“ aufgenommen werden können, sind sie als Ionenaustauscher, Molekularsiebe und Katalysatoren im Einsatz. Ein Hauptanwendungsgebiet für Zeolithe ist der Zusatz in Wasch- und Reinigungsmitteln zur Reduktion der Wasserhärte durch Bindung der im Wasser gelösten Kalzium- und Magnesiumionen. Das Weltmarktvolumen für Zeolithe wird für das Jahr mit 2,3 Mrd. USD angegeben, mit einer Steigerung bis zum Jahr 2006 auf 2,6 Mrd. USD (Fecht et al., 2003). 3.2.4 Nanoschichtsysteme Nanoskalige Schichtsysteme stellen in vielen Produktanwendungen ein funktionsbestimmendes Element dar. Durch ein nanoskaliges Schichtdesign lassen sich eine Vielzahl physikalischer, chemischer oder biologischer Effekte erzielen, die sich für kommerzielle Produkte nutzen lassen. Die Tabelle 3.6 gibt einen Überblick über Eigenschaften, die durch nanoskalige Schichtsysteme einstellbar sind und Beispiele für deren Produktanwendung (vgl. TAB, 2003). 53 54 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Materialeigenschaften Schichttypen (Beispiele) Anwendungsbeispiele Mechanische Eigenschaften (Tribologie, Härte, Kratzfestigkeit) Hartstoffschichten aus Metallcarbiden und nitriden, diamantartige Schichten (DLC), SolGel-Beschichtungen Verschleißschutz für mechanische Geräte, z. B. Computerfestplatten, mechanischer Schutz für weiche Materialien (Polymere, Holz, Textilien) z. B. kratzfeste Kunststoffgläser für Brillen Benetzungsverhalten (z. B. Hydrophobie, Hydrophilie) Fluorierte Kohlenwasserstoffe, und Fluoralkylsilane Antigraffiti, Antifouling, Lotuseffekt, selbstreinigende Oberflächen für Textilien, und Keramik Thermische und chemische Eigenschaften (Hitzeund Korrosionsbeständigkeit) Metalloxide, -carbide und -nitride, Organische self assembled monolayers Korrosionsschutz für Metalloberflächen (z. B. Aluminium), Hitzeschutz für Turbinen und Triebwerke Biologische Eigenschaften (biokompatibel, antimikrobiell ) Organische Beschichtungen, photokatalytische Titandioxidbeschichtung Biokompatible Implantate, antibakterielle Oberflächen für medizinische Geräte und im Sanitärbereich Elektronische, elektrische und magnetische Eigenschaften (magnetoresistiv dielektrisch, leitfähig) Metallische Multilagenschichten, Magnetoresistive Sensoren und Datenspeicher, dielektrische Schichten für Transistoren, antistatische Beschichtungen für Verpackungs- und Gehäusematerialien, transparente elektrisch leitfähige Schichten für Solarzellen und Displays Indium-Zinn-OxidSchichten, Siliziumdioxid Nanoporöse Silizium- Photo- und elektrochrome VerOptische antireflektierende dioxidschichten zur glasungen, Eigenschaften Entspiegelung, elek- Scheiben und Solarzellen (antireflektiv, trochrome Wolframphoto- und trioxidschichten elektrochrom) Tabelle 3.6: Durch nanoskalige Schichtsysteme einstellbare Produkteigenschaften Aufgrund der Fülle der unterschiedlichen Produktklassen und Anwendungsfelder, in denen nanoskalige Schichtsysteme eine funktionsbestimmende Rolle spielen, ist eine vollständige Erfassung des Marktvolumens an dieser Stelle allerdings nicht möglich. Ebenso ist der Anteil der funktionstragenden nanoskaligen Schichtsysteme an der Wertschöpfung der Produkte in der Regel nicht zu beziffern, da die Beschichtung bzw. Oberflächenfunktionalisierung nur einen Teilschritt im Produktionsprozess darstellt, der häufig auf der Wertschöpfungsstufe von Vor- und Zwischenprodukten durchgeführt wird. Für die Beschichtung als solches lässt sich daher in der Regel kein Marktwert bestimmen. Betrachtet man die Wertschöpfungsstufe von Endprodukten, so ergeben sich erhebliche Marktvolumina für Produkte, deren Funktionalität wesentlich durch Nanoschichten bestimmt wird. Das Kapitel 3 Weltmarktpotenzial für derartige Produkte wurde bereits für das Jahr 2001 auf 21 Mrd. USD geschätzt (Bachmann, 2001). Allein der Marktwert von Festplattenlaufwerken mit GMR-Lesekopf liegt im zweistelligen Mrd. USD-Bereich (vgl. Kap. 6.7). In der Unternehmensbefragung wurden folgende auf nanoskaligen Schichtsystemen basierende Produktgruppen genannt, die im Zeitraum bis 2006 wirtschaftliche Relevanz für deutsche Unternehmen besitzen: • • • Hartschichten (Weltmarktvolumen im Jahr 2006 ca. 0,5 – 1 Mrd. EUR ) Tribologische Schichten (Weltmarktvolumen im Jahr 2006 ca. 1-5 Mrd. EUR ) Antifog-Schichten (Weltmarktvolumen im Jahr 2006 ca. 50-250 Mio. EUR ) • Antireflexschichten auf Kunststoffoberflächen (Weltmarktvolumen im Jahr 2006 ca. 100 Mio. EUR ) • Werkzeugbeschichtungen (Weltmarktvolumen im Jahr 2006 ca. 50250 Mio. EUR ) • Korrosionsschutzschichten (Weltmarktvolumen im Jahr 2006 ca. 1-5 Mrd. EUR ) Elektronik auf Basis funktionaler Nanoschichten, z. B. GMR-HDD, MRAM (Weltmarktvolumen im Jahr 2006 >> 5 Mrd. EUR ) • 3.3 Nanoelektronik Als Nanoelektronik wird hier die auf Silizium basierende Elektronik mit Strukturbreiten unter 100 nm und dazu alternative Ansätze, die ebenfalls auf der Nanotechnologie beruhen, verstanden. Des Weiteren zählt dazu verfahrenstechnisches und/oder analytisches Equipment, das für die Herstellung der genannten Komponenten erforderlich ist. Diese Definition orientiert sich am BMBF-Förderprogramm IT 2006 (BMBF, 2002) und beschreibt den derzeitigen Übergang der Mikro- in die Nanoelektronik. Für die Zukunft ist zu erwarten, dass in elektronischen Bauteilen zunehmend neue Effekte durch Miniaturisierung nutzbar gemacht werden. Wie in den folgenden Abschnitten noch ausführlicher dargestellt, ist es gerade das Ziel vieler Forschungsanstrengungen in der Nanoelektronik, die bewährte Funktionsweise der CMOS-Elektronik trotz der schrumpfenden Abmessungen zu bewahren. 1 Im Gegensatz dazu zielen eine ganze Reihe alternativer Ansätze auf die Nutzung neuer Effekte ab (siehe Kapitel 2). 1 CMOS-Elektronik wird üblicherweise als Synonym für die derzeitige MainstreamElektronik auf Silizium-Basis benutzt. Im eigentlichen Sinne steht CMOS (Complementary Metal Oxide Semiconductor) für eine Logik, die aus komplementären n-Kanal bzw. p-Kanal MOS-Feldeffekt-Transistoren aufgebaut ist. 55 56 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Diese Ansätze sind allerdings eher mittel- bis langfristig realisierbar und werden in dem in dieser Studie untersuchten Zeitrahmen bis 2006 wirtschaftlich keine Rolle spielen (siehe hierzu auch Hoffknecht, 2003). Die International Technology Roadmap for Semiconductors (ITRS) klassifiziert die Elektronik-Generationen nach dem halben Abstand der elektronischen Zuleitungen eines DRAM.2 Diese Größe wird als DRAM ½ Pitch bezeichnet. Im Jahr 2003 wurden erstmalig DRAM vermarktet, bei denen der DRAM ½ Pitch die 100 nm Marke erreichte. Die vorliegende Studie betrachtet diese Entwicklung als den Eintritt in die Nanoelektronik, da dies in Übereinstimmung mit internationalen Gepflogenheiten und daher zur Untersuchung der Marktpotenziale besonders praktikabel ist. Ohne sich allzu sehr auf einen eher akademischen Diskurs einzulassen, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass auch andere Kriterien herangezogen werden könnten: • Zum Beispiel hat die Gate-Länge von Transistoren kleinere Abmessungen als der DRAM ½ Pitch. 2003 erreichte die lithographische hergestellte Gate-Länge von Transistoren bereits 53 nm (Abbildung 3.4). Durch spezielle Ätz-Verfahren wurde diese Länge im weiteren Produktionsprozess auf nur 37 nm reduziert. Die effektive Gate-Länge der Transistoren unterschritt bereits mit der 1999 eingeführten 180 nm-Generation die 100 nm-Marke (ITRS, 2003). • Stehen die lateralen Strukturen gegenwärtig an der 100 nm-Schwelle, so besitzen die Bauelemente bereits seit langem vertikale Schichten mit Dicken unterhalb von 100 nm. In vielen Fällen sind diese geringen Schichtdicken für die Funktionsweise der Bauelemente notwendig. DRAM ½ Pitch = Metal Pitch/2 Typical DRAM Metal Bit Line Metal Pitch Abbildung 3.4: Definition des DRAM ½ Pitch als halben Abstand zweier DRAMZuleitungen. (Quelle: ITRS, 2003) 2 DRAM (Dynamic Random Access Memory): Halbleiterspeicher mit dem höchsten Marktanteil, bei dem die digitalen Informationen durch Ladungen auf Kondensatoren codiert werden. Kapitel 3 3.3.1 SiSi-basierte Elektronik Die Erfolgsgeschichte der Elektronik ist wesentlich mit dem Fortschritt der Silizium-Technologie verknüpft. 1 E+13 1 E+12 Bauelemente pro Chip 57 1 E+11 1 E+10 1 E+09 1 E+08 1 E+07 1 E+06 1 E+05 1 E+04 Roadmap 125 mm 150 mm 300 mm 200 mm DRAM 450 mm 1G 256 M µ -Prozessor 64 M 16 M Hammer 4M Pentium 4 1M Pentium 256 k 80486 64 k 80386 16 k 8028 4k 8086 1k 8080 4004 1 E+03 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 Jahr Abbildung 3.5: Entwicklung der Silizium-basierten Elektronik. Dargestellt ist die Anzahl der Bauelemente pro Chip bei den Mikroprozessoren und den DRAMs seit 1970 und die Prognose der weiteren Entwicklung durch die ITRS. Zusätzlich ist die Größenentwicklung der in der Produktion verwendeten Si-Wafer eingezeichnet. (Quellen: ITRS, 2001; ITRS, 2002; ITRS, 2003; Normile, 2001; Intel) 1965 wurde Gordon E. Moore - drei Jahre später Mitbegründer der Firma Intel - von der Zeitschrift electronics zur weiteren Entwicklung der Halbleiterelektronik befragt. Er formulierte - sechs Jahre nach Erfindung des Integrierten Schaltkreises - ein empirisches Gesetz, das später Mooresches Gesetz genannt wurde (Moore, 1965; Mann, 2000). Danach verdoppelt sich die Leistungsfähigkeit eines ICs und die Anzahl der Bauteile auf einem Chip - bei gleichem Preis pro Chip - alle 18-24 Monate. Abbildung 3.5 zeigt wie sich die Anzahl der Bauelemente auf einem Chip seit 1970 bei Mikroprozessoren und beim DRAM entwickelt. Dieses exponentielle Wachstum wird begleitet von einem exponentiellen Sinken der Kosten pro digitale Funktion um derzeit 29 Prozent pro Jahr (siehe Abbildung 3.5). Mooresches Gesetz 58 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt ce 1 E+03 Kosten/bit beim DRAM Kosten/Transistor einer MPU 1 E+02 Ko 1 E+01 1 E+00 1 E-01 1 E-02 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Jahr Abbildung 3.6: Erfolg durch Miniaturisierung Entwicklung der Kosten pro Transistor bzw. der Kosten pro bit beim DRAM seit 1970 in µ cent USD (Quelle: SIA, 1995; ITRS, 1999; ITRS, 2003) Möglich ist diese Entwicklung dank der stetig fortschreitenden Miniaturisierung. In Abbildung 3.6 ist die Entwicklung des DRAM ½ Pitch und der Transistor Gate-Länge seit 1999 und die Prognose der ITRS bis 2018 dargestellt. Die CMOS-Technologie zeichnet sich durch eine besonders gutmütige Skalierbarkeit aus, deren Prinzipien bereits in den siebziger Jahren formuliert wurden (Dennard, 1972; Critchlow, 1999). Werden die Abmessungen eines Transistors in allen Dimensionen um einen Faktor D verkleinert, reduzieren sich sowohl die Spannung, der Strom als auch die Schaltzeiten um D. Da die Packungsdichte um D2 zunimmt, der Leistungsverbrauch aber um D2 abnimmt, bleibt die Verlustleistung pro Chipfläche konstant. Kapitel 3 59 200 180 DRAM 1/2 Pitch 160 lithographisch hergestellte Gate-Länge 140 effektive Gate-Länge nm 120 100 80 60 40 20 0 1995 2000 2005 2010 2015 2020 Jahr Abbildung 3.7: Entwicklung der lateralen Größen der CMOS-Elektronik (ITRS, 1999, ITRS, 2001; ITRS, 2003) Trotz dieser Gutmütigkeit stößt die Technologie immer wieder an technologische Hürden, die für eine weitere Entwicklung gemäß des Mooreschen Gesetzes gelöst werden müssen. Die ITRS beschreibt seit 1998 in jährlichen Ausgaben die weitere Entwicklung der Technologie für die jeweils nächsten 15 Jahre. Sie bezeichnet diese technologischen Hürden als so genannte Roadblocks. Unterschieden wird dabei zwischen Roadblocks, für die Lösungen prinzipiell bekannt sind und sich in der Entwicklung befinden und solche, für die bisher keine realisierbaren Lösungsansätze bekannt sind. Es ist zu beobachten, dass erstens die Anzahl der Roadblocks von Ausgabe zu Ausgabe der Roadmap wächst und zweitens, je weiter in die Zukunft geschaut wird, die Anzahl der Roadblocks, für die bisher keine Lösung bekannt ist, steigt. Dies ist in Abbildung 3.8 für die Editionen der Roadmap von 1999, 2001 und 2003 dargestellt. Angegeben sind die Zahlen jeweils für die Zeit vier, neun bzw. 15 Jahre nach Erscheinen der Roadmap. Für die ITRS von 1999 sind also z. B. die Zahlen für die Jahre 2003, 2008 und 2013 angegeben. Diese Fakten werden häufig als Argument für das nahende Ende der CMOS-Technologie angeführt (Normile, 2001). Eine genauere Analyse der Roadmaps zeigt, dass diese Schlussfolgerungen nicht zu belegen sind, denn der relative Anteil der Roadblocks an der steigenden Gesamtzahl der in der Roadmap betrachteten Kriterien sinkt von Edition zu Edition (siehe Abbildung 3.9). Dass die Gesamtzahl steigt, liegt an der steigenden Qualität der Roadmap, die die Technologien immer differenzierter betrachtet und teilweise auch neue Themen, wie die Technologien für die drahtlose Kommunikation in der Ausgabe 2003, neu aufnimmt. Abbildung 3.9 verdeutlicht auch, dass in der langfristigen Perspektive (+15 Jahre) der Anteil der Roadblocks, für die bisher keine Lösungen bekannt sind, in den letzten Jahren sogar gesunken ist. Roadblocks Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 900 Lösung unbekannt Lösung bekannt 700 600 500 400 ITRS 2003 ITRS 2001 ITRS 2003 ITRS 2001 ITRS 1999 100 ITRS 2001 200 ITRS 2003 300 ITRS 1999 Anzahl der Roadblocks 800 ITRS 1999 60 0 + 4 Jahre Abbildung 3.8: + 9 Jahre + 15 Jahre Anzahl der Roadblocks, für die Lösungen bekannt bzw. unbekannt sind. Angegeben sind die Zahlen jeweils für die Zeit 4, 9 bzw. 15 Jahre nach Erscheinen der jeweiligen ITRS-Ausgabe (ITRS 1999; ITRS 2001; ITRS 2003). Lösung unbekannt Lösung bekannt 90% 80% 70% 60% 50% ITRS 2003 ITRS 2001 ITRS 1999 ITRS 2003 ITRS 2001 10% ITRS 1999 20% ITRS 2003 30% ITRS 2001 40% ITRS 1999 Anteil an Gesamtheit der Kriterien 100% 0% + 4 Jahre Abbildung 3.9: Hoher Forschungsbedarf + 9 Jahre + 15 Jahre Relativer Anteil der Roadblocks, für die Lösungen bekannt bzw. unbekannt sind, an der Gesamtzahl der in der Roadmap betrachteten Kriterien. Angegeben sind die Zahlen jeweils für die Zeit 4, 9 bzw. 15 Jahre nach Erscheinen der jeweiligen ITRS Ausgabe. (ITRS, 1999; ITRS, 2001; ITRS, 2003). Die ITRS prophezeit also nicht das Ende der CMOS-Technologie. Gleichwohl beschreibt sie deren immensen Forschungsbedarf. Nach Angaben von Infineon, Philips und ST Microelectronics stiegen ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung zwischen 1987 und 1999 um den Faktor 2,5 stärker als im Industriedurchschnitt. Die Herausforderungen der nächsten Jahre sind vielfältig. So werden für die Isolationsschichten der Gate-Elektroden und als Dielektrikum der Kapitel 3 61 DRAM-Kondensatoren Materialien mit hoher Dielektrizitätskonstante benötigt. Für die Isolation der Verdrahtung der einzelnen Bauelemente müssen hingegen Materialien mit niedriger Dielektrizitätskonstante eingeführt werden. Um parasitäre Kapazitäten an Transistoren zu eliminieren wird die Silicon on Insulator (SOI) Technik entwickelt. Die Markteinführung solcher Wafer wird für 2006 erwartet. So genanntes verspanntes Silizium soll den Ladungsträgern weniger Widerstand entgegensetzen. Ab ca. 2010 werden wahrscheinlich zur Reduzierung von Kurzkanaleffekten Transistoren mit vertikalen Strukturen, so genannte FinFET, benötigt. Zudem stößt für die Herstellung zukünftiger Chip-Generationen die herkömmliche Photolithografie an ihre Grenzen. An neuen Technologien, z. B. der EUV-Lithografie (EUVL), wird weltweit mit großem finanziellem Aufwand geforscht. Da jedoch EUVL nicht zwangsläufig den Bedarf solcher Chiphersteller abdeckt, welche eine hohe Variantenvielfalt und geringere Stückzahlen pro Chiptyp herstellen (wie es bei ASICs, in der Leistungs- und Nachrichtelektronik vielfach der Fall ist), wird begleitend die Untersuchung alternativer Strukturierungstechniken durchgeführt. Dabei werden auch nichtoptische Lithografiemethoden, wie beispielsweise die Elektronen- und die Ionenstrahllithografie oder das Potenzial neuartiger Replikationsverfahren hinterfragt. Für die fernere Zukunft wird außerdem die technische Nutzung von Selbstorganisationsphänomenen diskutiert. Je mehr Bauelemente ein Chip enthält, desto komplexer wird der Schaltungsentwurf. Es wird daher an neuen Entwurfsmethodiken gearbeitet, um das technologische Potenzial der CMOS-Technologie möglichst effizient im Design umsetzen zu können. Dies sind nur einige der Roadblocks, denen sich die Halbleiterindustrie stellen muss. Bei allen Entwicklungen ist die Halbleiterindustrie darauf bedacht, die bewährte Prozesstechnologie beizubehalten. Dies stellt hohe Anforderung an neue Materialien, die z. B. die Prozesstemperaturen überstehen müssen. Neben den technologischen Herausforderungen könnte das so genannte 2. Mooresche Gesetz, nach dem die Kosten für eine Chipfabrik ebenfalls exponentiell anwachsen, die weitere Entwicklung entlang der Roadmap in Frage stellen. Abbildung 3.10 zeigt die Entwicklung dieser Kosten für die letzten zwei Jahrzehnte. 2. Mooresches Gesetz Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 3500 Kosten für Chipfabrik [Mio. US-$] 62 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 1980 1985 1990 1995 2000 2005 Jahr Abbildung 3.10: Entwicklung der Kosten für eine Chipfabrik (Quelle: Gartner Dataquest, 2003) 3.3.2 Magnetoelektronik Die Magnetoelektronik ist ein weiteres Feld der Nanoelektronik, das bereits zur erfolgreichen Kommerzialisierung von Massenprodukten geführt hat. Die Magnetoelektronik basiert auf der Nutzung von Magnetowiderstandseffekten, die bei Experimenten mit künstlich geschichteten magnetischen und nicht-magnetischen Materialien entdeckt wurden. Hierbei wurde festgestellt, dass in derartigen Nanoschichtstapeln die Abhängigkeit des Ladungstransports von der Spinrichtung der Elektronen abhängig ist. So stellen sich zum Beispiel bei geeigneter Dicke der nicht-magnetischen Zwischenschicht (das sind z. B. bei Chrom acht Atomlagen) die Magnetisierungen benachbarter Eisenschichten durch quantenmechanische „Austauschwechselwirkung“ über die Zwischenschichten hinweg spontan antiparallel zueinander ein. Der GMR-Effekt beruht darauf, dass der Elektronenstrom, der durch das Schichtsystem fließt, je nach der Ausrichtung von den magnetischen Schichten einen unterschiedlich großen elektrischen Widerstand erfährt. Allein aufgrund der Schichtdicken und des damit verbundenen Effektes ist dieser Effekt eindeutig der Nanotechnologie zuzurechnen. In nur zehn Jahren wurde der in Europa entdeckte GMR-Effekt in praktisch jedem Lesekopf jeder verkauften Festplatte eingesetzt. Industrieller Vorreiter bei der kommerziellen Nutzung dieses nanotechnologischen Effekts war IBM. 3.3.3 Alternative Ansätze Die zahlreichen ungelösten Probleme der Silizium-basierten Nanoelektronik eröffnen eventuell auch bisher weniger etablierten Kapitel 3 Technologien die Chance, wenigstens Teilmärkte zu besetzen.3 Abbildung 3.11 gibt einen (groben) Überblick über den Entwicklungsstand der alternativen Technologien. Die betrachteten CMOS-Alternativen unterscheiden sich grundlegend in ihrer Strategie. So handelt es sich zum Beispiel beim SET oder RTD um alternative Bauelementkonzepte, die theoretisch auch in Silizium realisiert werden können. Einige Ansätze, insbesondere die Spintronik, wollen unter Ausnutzung physikalischer Effekte neue Funktionalitäten einführen. Andere Technologien, wie die Polymerelektronik, versuchen im Prinzip die bei Silizium bewährten Konzepte auf neue Materialsysteme zu übertragen. Der Quantencomputer, die neuronalen Netze und das DNAComputing schließlich setzen auf komplett neue Arten der Informationsverarbeitung. Auch sind nicht alle dieser Alternativen von einer Nutzung der Nanotechnologie abhängig, dies gilt z. B. für die Polymerelektronik. CMOS Nanoröhren Polymerelektronik Spintronik RSFQ VerbindungsHalbleiter Molekularelektronik Quantencomputer Magnetoelektronik RTD Neuronale Netze PC-RAM SET DNA-Computing Konzept Ferroelektronik Prototyp Markteintritt Verbreitung am Markt Abbildung 3.11: Schematische Darstellung des Entwicklungsstandes alternativer Technologien im Vergleich zu den etablierten Technologien CMOS, Verbindungshalbleiter (incl. SiGe) Die Erwartungen an die kommerzielle Verfügbarkeit von Nanoelektronik sind in Abbildung 3.11 dargestellt. Hier sind solche elektronischen Komponenten und Produkte gemeint, die nicht auf weiterer Miniaturisierung der Standard-Siliziumtechnologie basieren, sondern auf davon abweichenden Technologien mit atomar exakten definierten elektronischen Funktionselementen im Nanometermaßstab beruhen. Beispiele für die Nanoelektronik sind Carbon Nanotube Transistoren 3 Auf technologische Einzelheiten der alternativen Ansätze kann im Rahmen dieser Studie nicht eingegangen werden. Detaillierte Informationen finden sich z. B. in ITRS, 2003; Hoffknecht, 2003 und vor allem in Waser, 2003. 63 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt oder molekulare Elektronik. Hier vertrat die Mehrzahl der Experten, die im Rahmen einer aktuellen kommerziellen Studie befragt wurden (Fecht et al., 2003), die Ansicht, dass der Nanoelektronik in etwa zehn Jahren der Marktdurchbruch gelingen wird. 25 20 Anzahl der Befragten 64 15 10 5 0 vor 2004 2004 bis 2007 2008 bis 2011 2012 bis 2015 nach 2015 Abbildung 3.12 Erwarteter Zeitpunkt für die kommerzielle Verfügbarkeit von Nanoelektronik auf Basis neuer Materialien oder Technologien (Quelle: Fecht et al., 2003) 3.3.4 Marktperspektiven Die Silizium-basierte CMOS-Elektronik hatte nach Angaben von IC Insights 2002 einen Marktanteil von 98,6 Prozent. Die restlichen 1,4 Prozent fielen auf die Verbindungshalbleiter incl. SiGe. Eine 2002/2003 durchgeführte Mini-Delphi-Studie zur Zukunft der Elektronik ergab, dass auf absehbare Zeit die CMOS-Elektronik die Halbleiterelektronik dominieren wird (Hoffknecht, 2003). Im hier betrachteten Zeitraum werden allenfalls die alternativen Speicherkonzepte MRAM in der Magnetoelektronik, FRAM in der Ferroelektronik und der PC-RAM erste Marktanteile des Weltmarktes für Speicherchips erobern, der im Jahr auf 2006 auf ca. 30 Mrd. USD geschätzt wird (Small Times, 2003). Auf der anderen Seite werden diese Konzepte weitgehend in das bestehende CMOS-Umfeld integriert werden. Die Magnetoelektronik hat allerdings bereits seit längerem wesentlichen Einfluss auf den Weltmarkt der Festplattenspeicher, die GMR-Sensoren in den Leseköpfen verwenden. Der Weltmarkt für Festplattenspeicher wird im Jahr 2006 auf 26,9 Mrd. USD geschätzt. Auch wenn der Wertschöpfungsanteil der nanotechnologischen Komponente, des GMR-Sensors, hierbei nicht quantifizierbar ist, wird die große Hebelwirkung der Nanotechnologie auf den Volumenmarkt der Festplattenspeicher deutlich. Kapitel 3 Andere Nanoelektronik-Ansätze werden möglicherweise mittel- bis langfristig eine CMOS-Alternative darstellen. Dies ist allerdings sowohl von ihren Fortschritten als auch von Fortschritten bei der CMOSTechnologie abhängig. Das wahrscheinlichste Szenario wird eine teilweise Integration neuer Materialien und Bauelemente in die CMOSTechnologie sein, wie dies bereits beim FRAM und MRAM zu beobachten ist. Mögliche weitere Schritte auf diesem Weg könnte die Nutzung von Kohlenstoff-Nanoröhren als Vias oder die Nutzung der Molekularelektronik in so genannten hybriden Bauelementen sein (Hoffknecht, 2002). Darüber hinaus wird auch der etablierte Markt für Verbindungshalbleiter im Bereich der Hochfrequenz-Elektronik, der Leistungselektronik und der Optoelektronik weiter wachsen (Hoffknecht, 2003). Dennoch ist deutlich die Tendenz zu erkennen, dass in diesen, klassischerweise von den Verbindungshalbleitern dominierten Einsatzgebieten immer stärker die CMOS-Elektronik zum Einsatz kommt. Der gesamte Halbleiterelektronik-Markt wird nach Angaben der World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) bis 2006 von derzeit 192 Mrd. USD auf 215 Mrd. USD wachsen. Der Anteil der Nanoelektronik wird voraussichtlich kontinuierlich auf ca. zehn Prozent steigen. Die Details zu dieser Steigerung werden ausführlich in Kapitel 6 erläutert. 3.4 Nanooptik Der Technologiebereich an der Schnittstelle zwischen der Nanotechnologie und der Optik bzw. der Optoelektronik wird in dieser Studie unter dem Begriff Nanooptik zusammengefasst. Entsprechend der in Kapitel 2 vorgestellten Definition wird der Bezug zur Nanotechnologie dabei jeweils dann als gegeben angesehen, wenn funktionskritische Schlüsselelemente oder -strukturen der optischen oder optoelektronischen Elemente Abmessungen von höchstens wenigen hundert oder Formgenauigkeiten von besser als wenigen zehn Nanometern aufweisen bzw. wenn die Technologie wesentlich auf die Beherrschung von Prozessen auf der Nanoskala abzielt. Die EUV-Lithografie stellt dafür ein gutes Beispiel dar. Die Fertigung der dort verwendeten Multilagen-Reflektoren beruht auf der Erzeugung dünner Schichten mit Dicken im Nanometerbereich und auf einer ultrapräzisen Oberflächenbearbeitung. Diese Ergebnisse der Nanotechnologie ermöglichen die kontrollierte Handhabung von EUVStrahlung. Die so erlangte Kontrolle über EUV-Strahlung kann nun ihrerseits zur Erzeugung von Strukturen der Nanoelektronik genutzt werden, für deren Qualitätskontrolle und Vermessung sich wiederum Röntgenstrahlung in besonderer Weise eignet. 65 66 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Dieser allgemeine Zusammenhang zeigt sich auch in weiteren Beispielen, die in diesem Abschnitt der Studie nachfolgend kurz dargestellt werden: Ultrapräzise optische Komponenten, ultradünne optische Schichten, nanostrukturierte optische Materialien, optische Systeme mit einem Auflösungsvermögen im Nanometerbereich für Inspektion und Strukturierung. 3.4.1 Ultrapräzisionsoptiken Der Begriff Nanooptik kommt unter anderem für die Ultrapräzisionsbearbeitung optischer Komponenten zur Anwendung. Gegenstand entsprechender FuE-Arbeiten ist die reproduzierbare und kostengünstige Produktion von optischen Komponenten mit Genauigkeiten von bis zu unter einem Nanometer. Die Realisierung dieses Ziels erfordert dabei die Erforschung neuer Verfahren sowohl für die Herstellung als auch für die Vermessung solcher Komponenten insbesondere unter Bedingungen einer späteren wirtschaftlichen Produktion. Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass der Begriff der Nanotechnologie auf eben die Fähigkeit zur Bearbeitung optischer Komponenten mit Nanometer-Genauigkeit zurückgeht, man sich also quasi hier dem „Geburtsort“ der Nanotechnologie gegenüber sieht. Ultrapräzisionsoptiken für die Herstellung elektronischer Bauelemente Zum Einsatz kommen derartige Präzisionsoptiken vor allem in der Lithografie, wo sie für die Herstellung elektronischer Bauelemente immer geringerer Strukturgrößen zwingend benötigt werden. In der Lithografie hat dabei die Qualität der Optik absolut Priorität und führt bis an die Grenze des derzeit technisch Machbaren, was zu entsprechend hohen Kosten bei der Herstellung und daher zu einem hohen Preis führt. Das Weltmarktvolumen für derartige Lithografieoptiken im Jahr 2006 wird auf 0,5-1 Mrd. EUR geschätzt (Quelle: eigene Unternehmensbefragung). Weitere technische Herausforderungen in diesem Zusammenhang bestehen in der nanometergenauen Montage, Justage oder Stabilisierung des Gesamtsystems sowie im Systemdesign unter Berücksichtigung selbst kleinster Abweichungen auf der Nanoskala. Weiterhin besteht bei immer kleineren Wellenlängen die Notwendigkeit, statt transmittierender Linsensysteme Spiegeloptiken einzusetzen. Darüber hinaus müssen äußerst komplexe Schichtsysteme nanometergenau aufgebracht werden, um notwendige Funktionalitäten der Optiken zu erreichen. Weit weniger drastisch sind die Anforderungen bei Produkten im Konsumenten-Bereich, wie etwa im Fall von Asphären für Datenprojektoren, Kameras, Brillengläser, Scanner etc. Hier ist vor allem eine Notwendigkeit nach rationeller Herstellung und Vermessung der Optiken bei moderater Präzision feststellbar. Kapitel 3 67 Gegenwärtig aktuelle Fragestellungen der Nanooptik zielen auf die Beherrschung von Geometrien mit niedriger Symmetrie, die unter den Oberbegriff Asphären fallen. Dies beginnt bei schwachen Abweichungen von der Kugelform von nur wenigen Prozent und führt über zylindrische Abmessungen bis zu Freiformflächen nahezu beliebiger Geometrie. Das Gebiet der Ultrapäzisionsbearbeitung wird daher auch in Zukunft einen signifikanten Anteil interdisziplinärer Ansätze im Bereich der Optischen Technologien haben, wobei erwartet wird, dass sich die Relevanz genuin nanotechnologischer Fragestellungen eher erhöht als abschwächt. 3.4.2 Ultradünne optische Schichten Gegenstand der Nanooptik können auch ultradünne optische Schichten und Schichtsysteme sowie Methoden zum Aufbringen solcher Schichten sein. Solche Schichten spielen etwa bei Reflexionsoptiken für die EUVLithografie eine zentrale Funktion. Weitere Anwendungen finden sich in aktiven optoelektronischen Bauelementen, als transparente Schutzschichten und Anti-Reflexschichten. 3.4.3 Messtechnik Mit der wachsenden Bedeutung ultrapräziser optischer Komponenten sind auch innovative Messverfahren zu deren nanometergenauen Charakterisierung und Zertifizierung erforderlich und werden zur Nanooptik gerechnet. Optische Sensoren und Sensorsysteme die auf nanotechnologischen Funktionsprinzipien beruhen, sind dabei als Teil von Mess- oder Analysesystemen ebenso mögliche neue Produkte wie Vorrichtungen, die Informationen über elektromagnetische Felder im visuellen (und nahen IR- und UV-) Frequenzbereich mit einer nanometergenauen lateralen Auflösung liefern. Das Weltmarktvolumen für optische Sensoren und Sensorsysteme im Jahr 2006 wird auf 1-5 Mrd. EUR geschätzt (Quelle: Workshop Optik). Anwendungen liegen in der Oberflächencharakterisierung, der Positionsund Lagebestimmung, der Charakterisierung der Wechselwirkung zwischen Licht und Materie, der Charakterisierung von Nanostrukturen und ihren funktionalen Eigenschaften sowie der Überprüfung von Toleranzen im Nanometerbereich. 3.4.4 Mikroskopie Mikroskopische Verfahren mit entsprechend hoher Auflösung sind eine besonders wichtige Gruppe der zuvor angesprochenen Messverfahren. So ist es beispielsweise mit neuen Mikroskopiemethoden wie der konfokalen Mikroskopie, der Nahfeldmikroskopie oder der UVMikroskopie möglich, Nanostrukturen abzubilden oder zu manipulieren. Die Nahfeldmikroskopie beruht auf Nahfeld-Optiken, deren wesentliches Charakteristikum darin besteht, dass sie das Beugungslimit überwinden Optische Sensoren für Mess- und Analysesysteme mit nanoskaliger Auflösung 68 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt und damit Auflösungen unterhalb der verwendeten Lichtwellenlänge erreicht werden können. Speziell im Feld der Biophotonik, d. h. bei der Mikrocharakterisierung höchster Auflösung struktureller, funktioneller, mechanischer, biologischer und chemischer Eigenschaften biologischer Materialien auf subzellulärer Ebene zählen bestimmte mikroskopische Verfahren zur Nanooptik. So steht etwa mit der 4-Pi-konfokalen Mikroskopie in Kombination mit dem Stimulated-Emission-Depletion (STED) und dem Point-Spread-Function Engineering das Erreichen von Auflösungen unterhalb von 100 nm in Aussicht. Daneben spielen auch Verfahren zur Einzelmolekülspektroskopie und der Fluoreszenz-EnergietransferSpektroskopie eine wichtige Rolle, die ebenfalls der Nanooptik zuzurechnen sind. 3.4.5 Photonische Kristalle eröffnen neue Perspektiven für optoelektronische Bauelemente Photonische Kristalle Zur Nanooptik gehören auch völlig neuartige Optikkonzepte, wie beispielsweise Photonische Kristalle, in denen mittels geeigneter Nanostrukturierung eine so genannte Bandlücke für Licht realisiert werden kann. Dadurch wird es ermöglicht, das Licht auf engstem Raum zu führen und zu manipulieren. Photonische Kristalle sind Materialien, in denen die Dispersion von elektromagnetischer Strahlung durch periodische Variation der Brechzahl gezielt und massiv beeinflusst wird. Insbesondere treten Frequenzbereiche auf, in denen eine Wellenausbreitung unmöglich ist. Diese werden in Analogie zur Halbleiterphysik Bandlücke genannt. Die Eigenschaften der photonischen Kristalle eröffnen völlig neue Perspektiven für die Herstellung kompakter optoelektronischer Bauelemente und zur optoelektronischen Integration. Anwendungen basieren im Wesentlichen auf wenigen Grundelementen, die durch das Einbringen lokalisierter Störstellen in den photonischen Kristall erhalten werden. Diese Grundelemente sind Wellenleiter, Knicke, Resonatoren und extrem dispergierende Prismen. Diese Grundelemente werden etwa für verschiedene Anwendungen in der optischen Kommunikationstechnik in Betracht gezogen. Photonische Kristalle mit einer bestimmten Bandlücke erfordern eine hinreichend regelmäßige und störungsfreie Strukturierung eines Materials im Bereich der Wellenlängen der geführten Strahlung sowie eine effiziente Fasereinkopplung. Da diese Probleme noch für keine Materialklasse zufriedenstellend gelöst sind, werden sowohl klassische Halbleitermaterialien als auch hochbrechende Gläser und Polymere auf Ihre Eignung für die Herstellung von Bauelementen aus photonischen Kristallen untersucht. Weitere Anwendungen photonischer Kristalle könnten unter anderem in der Beleuchtung und der Gassensorik liegen. Es wird daran gearbeitet, Kapitel 3 69 den aktiven Bereich einer Leuchtdiode mit einem Punktdefekt in einem photonischen Kristall so zu verknüpfen, dass die Leuchtdiode nur in einer einzigen Resonatormode abstrahlen kann. Dadurch würde man Leuchtdioden mit einer sehr hohen Lichtauskoppeleffizienz bauen können. Für Anwendungen in der Gassensorik könnten photonische Kristalle dazu genutzt werden, die Zeit zu erhöhen, die infrarotes Licht benötigt, um eine Absorptionszelle zu durchlaufen, wodurch sich kompaktere Gassensoren realisieren lassen könnten. 3.4.6 Optoelektronische Lichtquellen - Laser und Leuchtdioden Ein weiterer wichtiger Aspekt der Nanooptik zeigt sich bei der Erforschung neuartiger Halbleiter-Lichtquellen, d. h. Laser- und Leuchtdioden. Diese optoelektronischen Bauelemente erzeugen Licht in extrem dünnen, nur nanometerdicken Halbleiterschichten. Sie stellen eines der wenigen Beispiele dafür dar, dass nicht die Miniaturisierung einer bekannten Technologie, sondern ein Bottom-up-Ansatz zur Einführung neuartiger Produkte am Markt, verbunden mit einem enormen wirtschaftlichen Erfolg, geführt hat. Weiterentwicklungen der nächsten Jahre zielen auf die Erschließung neuer Wellenlängenbereiche sowie die Verbesserung von Lichtleistung, Effizienz und Lebensdauer. Anwendungen solcher Lichtquellen sind beispielsweise Displays, optische Datenspeicher oder die Beleuchtung, aber auch Detektoren und passive Bauelemente. Das Weltmarktvolumen für optoelektronische Lichtquellen im Jahr 2006 wird auf 1-5 Mrd. EUR für Diodenlaser und auf 1-5 Mrd. EUR für Leuchtdioden geschätzt. Der Anteil „weißer“ LEDs wird hierbei auf weniger als 50 Mio. EUR p.a. beziffert (Quelle: Workshop Optik). 3.4.7 Quantenpunktlaser Ein weniger weit entwickeltes Beispiel neuer optoelektronischer Lichtquellen ist der Quantenpunktlaser. Bei der Epitaxie weniger Monolagen eines Halbleiters auf einem Halbleiter-Substrat mit unterschiedlicher Gitterkonstante (Heteroepitaxie) entstehen je nach den Wachstumsbedingungen isolierte geordnete Inseln. Die Inseln haben eine jeweils relativ genau definierte Form und Größe im Größenbereich von 10 nm; sie weisen sehr spezifische elektrische und optische Eigenschaften auf, wie etwa diskrete Energieniveaus, so dass sie oft auch als Quantenpunkte bezeichnet werden. Quantenpunktschichten oder -schichtstapel können als aktives Medium von Lasern verwendet werden. Quantenpunktlaser weisen theoretisch das Potenzial auf, die Leistung herkömmlicher Quantenfilmlaser in Bezug auf bestimmte Betriebsparameter zu übertreffen. Laser- und Leuchtdioden aus nanometerdünnen Halbleiterschichten sorgen für einen Innovationsschub in vielen Wirtschaftsbranchen 70 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 3.5 Nanobiotechnologie Die Nanobiotechnologie als Schnittstelle zwischen Nanotechnologie und Biologie hat in den letzten Jahren durch wegweisende wissenschaftliche Arbeiten über die Funktionsweise von Motorproteinen, den Aufbau elektronischer Bauelemente mit Hilfe von DNA und den Einsatz von Nanopartikeln zur Heilung von Krankheiten auf sich aufmerksam gemacht. Innerhalb der Nanotechnologie gilt die Nanobiotechnologie als eines der zukunftsträchtigsten Felder mit hohen wirtschaftlichen Potenzialen insbesondere im Gesundheitssektor (Georgescu und Vollborn, 2002). Aufgrund der großen Breite an Anwendungsoptionen und Forschungsfragen, die in der Nanobiotechnologie bearbeitet werden, bietet es sich an, gemäß des Anwendungspotenzials eine Aufteilung in zwei Bereiche vorzunehmen: • 2 Forschungsrichtungen: „Bio2Nano“ und „Nano2Bio“ Bio2Nano Hierunter werden Technologien zusammengefasst, die auf die Herstellung von Nanotechnologieprodukten unter Nutzung von Biomolekülen abzielen. • Nano2Bio Der Bereich Nano2bio umfasst Anwendungen der Nanobiotechnologie in den Life Sciences, insbesondere medizinische und pharmazeutische Anwendungen. 3.5.1 Bio2Nano Die aktuellen Forschungsansätze im Anwendungsbereich Bio2Nano lassen sich in folgende Kategorien zusammenfassen (vgl. Wevers und Wechsler, 2002): • Nanostrukturierung durch Selbstorganisationsverfahren (z. B. Selbstorganisation von DNS-Molekülen und bakteriellen Membranproteinen oder Nanostrukturierung durch Biomoleküle als Template) • Materialsynthese durch Biomineralisation (Herstellung biologischer funktionaler Materialien durch Selbstorganisationsverfahren) • Biosensoren und Biomembranen (z. B. in der Umwelt-, Produktionsund Lebensmitteltechnik) • Biomimetische Energieerzeugung (z. B. biologisch unterstützte Photovoltaik, biomimetische Brennstoffzelle) • Biomolekulare Motoren und Aktuatoren (z. B. das MikrotubuliKinesin-Transportsystem) • Anwendung von Biomolekülen in technischen Produkten (z. B. Datenspeicher, Molekularelektronik, Fälschungsschutz, DNAComputing, Neurotechnologie) Kapitel 3 71 Auf dem Gebiet der Nutzung biologischer Materialien und Verfahren in der Technik kommt dem Themenkomplex „Technische Nutzung von Selbstorganisationsphänomenen“ zukünftig besondere Bedeutung zu, unter anderem als eine mögliche Alternative zu konventionellen Lithografiemethoden (hierfür sind sehr langfristige Forschungszeiträume erforderlich). Ebenso wird der Entwicklung und dem Einsatz nanodimensionaler Maschinentechnologien Wichtigkeit zugesprochen. Hierzu zählt das breite Gebiet der zellfreien Bewegungsmodelle (z. B. Proteinmotoren), die für nanoskalige Manipulationen, kontrollierte Bewegungen von Objekten oder spezifischen Substanztransport herangezogen werden können. Die Anwendungsmöglichkeiten liegen vorrangig im biotechnologischen, biomedizinischen und chemischen Bereich. Für das Gebiet der Entwicklung und Nutzung biologischer und biomimetischer Materialien mit völlig neuen Eigenschaften wird die Nanobiotechnologie eine große Rolle spielen. Hier vereinen sich technisch bedingte Strukturierungsmethoden mit Verfahren der Selbststrukturierung und Selbstorganisation unter Ausnutzung biologischer Prinzipien. Bei der Strukturierung bietet sich unter anderem die Entstehung einer kostengünstigen Alternative zu konventionellen Lithografiemethoden an. Weitere Produktvisionen sind z. B. metallisierte Schichtproteine – als Template für hochwirksame Katalysatoren oder extrem empfindliche Gassensoren – bzw. photochrome Proteine (z. B. Bakteriorhodopsin) als universeller und kostengünstig applizierbarer Kopierschutz verfolgt. Von wenigen Ausnahmen abgesehen befinden sich die dargestellten Forschungsansätze allerdings noch im Stadium der Grundlagenforschung. In einigen Bereichen wurde bereits der Beweis erbracht, dass das zugrundeliegende Prinzip funktioniert (proof-ofprinciple). Wesentliche Voraussetzungen für eine Umsetzung in marktgängige Produkte (z. B. Reproduzierbarkeit und Steuerbarkeit der Herstellungsprozesse, Stabilität und Haltbarkeit der eingesetzten Biomoleküle und -systeme, fehlender konkreter Anwendungsbezug oder eine schlechtere Performance im Vergleich zu alternativen Produkten und Verfahren) sind in der überwiegenden Anzahl der aktuellen Forschungsansätze allerdings noch nicht gegeben. Bis auf wenige Ausnahmen, wie z. B. den Einsatz von Bakteriorhodopsin als Kopierschutz sowie von einfachen Datenspeichersystemen oder die Anwendung von S-Layer-basierten Sensorsystemen und Katalysatoren, ist für eine mögliche Umsetzung in marktfähige Produkte daher in den meisten Fällen ein langfristiger Zeithorizont anzusetzen (zehn Jahre und mehr). Eine seriöse Einschätzung des Marktpotenzials im Anwendungsbereich Bio2Nano ist derzeit noch nicht möglich. Die Entwicklungen sind zum einen noch zu grundlegend, zum anderen ist Forschungsansätze der Nanobiotechnologie befinden sich überwiegend im Bereich der Grundlagenforschung 72 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt noch unklar, ob die neuen Verfahren und Techniken gegen bestehende Konkurrenz aus bewährten Technologiebereichen bestehen können. 3.5.2 Nano2Bio Im Bereich der Nanotechnologieanwendungen für die Medizin und Pharmazie hat es in den letzten Jahren intensive Forschungsaktivitäten auf den Gebieten Wirkstofftransport (Drug Delivery) und neuartiger Biochip-Systeme gegeben (vgl. Wagner und Wechsler, 2004). Weiterhin gibt es viele Ansätze, Nanopartikel in der molekularen Diagnostik einzusetzen und nanostrukturierte Materialien für die Herstellung bioaktiver Oberflächen zu verwenden. Im Tissue-Engineering und in der Neuroprothetik gibt es bislang nur vereinzelt Beispiele für den Einsatz von Nanotechnologie, und ihre Bedeutung für diese Bereiche muss sich in Zukunft erst noch herauskristallisieren. Funktionalisierte Nanopartikel für Anwendungen in der Pharmazie und Medizintechnik Aktuelle Themenschwerpunkte auf dem Gebiet der Nutzung nanotechnologischer Erkenntnisse zur Steuerung biologischer Vorgänge sind beispielsweise der Einsatz funktionalisierter Nanopartikel als neuartige Technik zur lokalen Wirkstofffreisetzung, für kontrolliert nanostrukturierte Prothesen und Implantate mit verbesserter Bioverträglichkeit sowie für innovative Verfahren zur molekularen und zellulären Diagnostik mittels nanostrukturierter Oberflächen und ultradünner Schichten. Gegenwärtige Fragestellungen der Nanobiotechnologie zielen insbesondere auf die Beherrschung der biologisch-technischen Schnittstelle, dem so genannten „Interface Engineering“ oder Grenzflächendesign. Die kontrollierte Handhabung von Zellen und Zellverbänden setzt geeignet nanostrukturierte und funktionalisierte Oberflächen und Membranen voraus. Neben dem Gebiet „Tissue-Engineering“ wird insbesondere die Pharmakologie profitieren. So ist absehbar, dass das Grenzflächendesign ein wichtiger Baustein innovativer Techniken zur In-vivo-Validierung von Drug-Targets wird. Zielvision ist hier die Bereitstellung besserer Verfahren für die schnellere und spezifischere Testung bzw. Validierung von Wirkstoffen. Einen weiteren, mittelfristig zu besetzenden Schwerpunkt bildet das Gebiet „Funktionale biohybride Systeme“. Dieses Konzept erweitert den Schwerpunkt „Interface Engineering“ dahingehend, dass z. B. Zellen oder Gewebe nicht nur geeignet gelagert, versorgt oder charaktersiert, sondern aktiv funktionalisiert werden. Anwendungsfelder sind insbesondere neuroaktive Implantate, die Erforschung und/oder Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen sowie die Neurotechnologie. Eine Schlüsselstellung nimmt diesbezüglich die Kopplung elektronischer und biologischer Systeme ein. Erfolge auf diesem Gebiet sind eine wesentliche Voraussetzung, um die Tür zur Neuroelektronik aufzustoßen. Die Beherrschung nanotechnologischer Strukturierungs- und Manipulationstechniken kann hier einen entscheidenden Beitrag liefern. Damit ergäbe sich die Möglichkeit, in der Kapitel 3 Miniaturisierung elektronischer Bauteile physikalischen Grenzen zu stoßen. bzw. Systeme an 73 die 3.5.2.1 Biomedizinische Grundlagenforschung Einer der Gründe für den enormen Bedeutungszuwachs der Nanobiotechnologie in der Medizin und Pharmazie ist die fortwährende Weiterentwicklung der instrumentellen Analytik, die es mittlerweile erlaubt, biologische Objekte auf der Nanoskala zu untersuchen. Zu nennen sind hier beispielsweise spezielle Rastersondentechniken und die optische Einzelmoleküldetektion, die es ermöglichen, einzelne Zellbestandteile in ihrer natürlichen Umgebung zu untersuchen und damit wichtige Beiträge zum Verständnis der Funktionsweise der Zelle leisten. Insbesondere die Aufklärung der Funktion der Proteine und der Signalwege innerhalb der Zelle kann in neue Strategien für die Bekämpfung von Krankheiten münden. 3.5.2.2 Drug Delivery Nanoskalige Drug-Delivery-Systeme bieten das Potenzial, • in wässrigen Medien schwerlösliche oder chemisch labile Wirkstoffe zum kranken Gewebe zu transportieren, • biologische Barrieren, wie die Blut-Hirn-Schranke, zu überwinden und • Wirkstoffe gezielt im kranken Gewebe anzureichern, um so die Gefahr von Nebenwirkungen zu verringern. Nach mehr als 20 Jahren intensiver Forschung auf diesem Gebiet befinden sich mittlerweile die ersten Medikamente, die solche DrugDelivery-Systeme nutzen, auf dem Markt. Hier wird ein Anwendungsfeld der Nanobiotechnologie mit großem wirtschaftlichen Potenzial gesehen, da es eine Vielzahl an Wirkstoffkandidaten gibt, die nur mit einem geeigneten nanoskaligen Delivery-System verabreicht werden können. 3.5.2.3 Kontrastmittel in der Diagnostik Nanopartikel können für die molekulare Bildgebung genutzt werden, um Kontrastmittel mit Hilfe von molekularen Markern im kranken Gewebe anzureichern. Da die molekularen Signaturen vieler Krankheiten bereits vor Ausbruch der Symptome auftreten, können mit solchen Methoden Krankheiten bereits im Frühstadium diagnostiziert werden. Dies geht einher mit einem Paradigmenwechsel in der Medizin, demzufolge sich ihr Fokus zunehmend von der Wiederherstellung auf die Erhaltung der Gesundheit verschieben wird. Erste Medikamente mit nanoskaligen Drug-DeliverySystemen auf dem Markt 74 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 3.5.2.4 Biochips Ein weiterer Bereich, in dem Nanotechnologie an Bedeutung gewinnt, ist die Biochip-Technologie. Der Trend zur Miniaturisierung ist bei den DNA-Chips weiterhin ungebrochen, so dass die laterale Auflösung dem nanoskaligen Bereich immer näher kommt. Für Forschungsanwendungen sind Nanoarrays bereits auf dem Markt eingeführt worden. Neben den hochdichten DNA-Chips, die vor allem für Expressionsstudien und SNPAnalysen eingesetzt werden, gibt es auch ein Marktsegment für Biochips mit geringeren Spotdichten, die in der biomedizinischen Forschung zur Untersuchung bestimmter Krankheitsbilder genutzt werden und die zukünftig auch in der medizinischen Diagnostik zum Einsatz kommen sollen. Ebenso werden für die Proteinanalyse eher Proteinchips mit einer relativ niedrigen Spotzahl von Bedeutung sein. Nanotechnologie wird in diesem Bereich nicht für die weitere Miniaturisierung eine Rolle spielen, sondern vielmehr für die Verbesserung der Nachweisempfindlichkeit und der Zuverlässigkeit der Systeme. So finden beispielsweise NanopartikelFluoreszenzmarker oder nahfeldoptische Detektionssysteme Einsatz, um die Nachweisempfindlichkeit von Biochips zu erhöhen. Nanotechnologiebasierte Biochipsysteme sollen mittel- bis langfristig einen Massenmarkt in der medizinischen Diagnostik erschließen Derzeit werden außerdem eine Reihe von neuartigen elektrischen und magnetischen Biochip-Detektionssystemen entwickelt, die auf Nanotechnologie basieren. Gerade in diesem Bereich sind deutsche Forschungsinstitute und Unternehmen sehr aktiv und international gut positioniert. Im Vergleich zu den konventionellen optischen Verfahren sind die elektrischen und magnetischen Detektoren robuster und einfacher in einem miniaturisierten Sensor zu integrieren. Solche kompakten Systeme sollen mittel- bis langfristig einen Massenmarkt in der medizinischen Diagnostik erschließen, insbesondere, um teure und zeitaufwändige Laboruntersuchungen durch Schnelltests vor Ort beim praktizierenden Arzt oder in der Klinik zu ersetzen. Solche Systeme werden auch für den Einsatz in der personalisierten Medizin entwickelt. Ziel hierbei ist es, z. B. mit Hilfe von Gentests die Medikation spezifisch auf den Patienten zuzuschneiden, und damit die Therapie zu optimieren. 3.5.2.5 Implantate Ein weiterer Anwendungsbereich der Nanobiotechnologie ist die Oberflächenstrukturierung von Implantaten, um ihr Einwachsverhalten zu verbessern. Eine große Bedeutung kommt dabei einem verbesserten Verständnis der Vorgänge an der Grenzfläche zwischen dem Gewebe und der Implantatoberfläche zu. Hierbei ist es essenziell, zu verstehen, wie Zellen auf nanoskalige Strukturen in ihrer Umgebung reagieren. Diese Fragestellungen sind auch von großer Bedeutung für das Tissue-Engineering, weil die Oberflächen der Gewebematrizes eine entscheidende Funktion bei der Steuerung des Zellwachstums haben, die bislang noch kaum verstanden ist. Kapitel 3 Ebenfalls als Nanobiotechnologie klassifiziert werden die so genannten Intelligenten Implantate wie Neuroprothesen oder implantierbare DrugDelivery-Mikrochips. Bei diesen Implantaten sind jedoch höchstens einzelne Komponenten der Nanotechnologie zuzuordnen. Insbesondere finden nanostrukturierte Oberflächen Verwendung, um die Biokompatibilität des Implantats oder das Einwachsverhalten von Elektroden zu verbessern. Was ihre lateralen Abmessungen und auch die funktionellen Bestandteile anbetrifft, so sind Intelligente Implantate nicht der Nanosondern vielmehr der Mikrotechnologie zuzuordnen. Hierbei wird ein häufig anzutreffendes Prinzip der Nanotechnologie deutlich: Obwohl Nanotechnologie bei vielen Produkten nur einen sehr geringen Anteil an der Wertschöpfung hat, so lassen sich bestimmte Produkteigenschaften nur mit ihrer Hilfe realisieren. Dadurch ergibt sich eine Hebelwirkung, denn der geringe Anteil an Nanotechnologie führt zu einem großen Mehrwert des Produktes und erzeugt damit einen entsprechenden Konkurrenzvorteil. Bislang sind nur wenige Marktstudien für Anwendungen der Nanobiotechnologie in der Medizin und Pharmazie verfügbar. Nach einer Studie der Business Communications Company (BCC, 2003) wird das weltweite Marktvolumen von Produkten, die der Nanobiotechnologie zuzuordnen sind, im Jahr 2002 mit 269 Mio. USD angegeben; für das Jahr 2007 werden die Umsätze auf 1,2 Mrd. USD geschätzt. Der Studie zufolge wurde der größte Umsatz, knapp 200 Mio. USD im Jahr 2002, mit Instrumenten der biophysikalischen Analytik erzielt, wie z. B. den Rastersondentechniken.4 Das Marktvolumen von NanotechnologieProdukten für die medizinische Analytik und Diagnostik, zu denen auch Kontrastmittel oder Nanopartikel-Marker für Biochips zählen, wird mit 80 Mio. USD angegeben. Nach dieser Studie befanden sich im Jahr 2002 noch keine Tissue-Engineering-Produkte auf dem Markt, zu deren Herstellung Nanobiotechnologie beigetragen hätte. 4 Angegeben ist der weltweite Umsatz mit Rastersondenmikroskopen, wobei unberücksichtigt bleibt, dass diese Instrumente auch für nicht-biologische Anwendungen eingesetzt werden. 75 Nanotechnologie hat eine große Hebelwirkung auf die Wertschöpfung von medizinischen Produkten 76 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Umsatz weltweit/ Mio. USD 2002 2007 Anzahl der berücksichtigten Unternehmen, 2002 181 745 27 80 391 57 Wirkstoffe und Drug Delivery 8 33 33 Tissue-Engineering 0 1,5 7 269 1171 124 Biophysikalische Analytik (z. B. Rastersondentechniken) Diagnostik und Analytik (z. B. Nanopartikel für Biochips) Summe Tabelle 3.7: Marktpotenzial der Nanobiotechnologie im Bereich Medizin und Pharmazie nach einer Studie der Business Communication Company (BCC, 2003). Bei der Interpretation von Marktstudien muss berücksichtigt werden, dass die zugrunde liegenden Marktanalysen nicht den gesamten Markt erschöpfend aufarbeiten. Darüber hinaus werden verschiedene Definitionen für Nanobiotechnologie zugrunde gelegt, so dass ganze Produktgruppen, wie z. B. Wirkstoff-Nanokristalle, aufgrund des zu geringen Innovationsgrades oder bestimmte liposomale Wirkstoffe, weil sie größer als 100 nm sind, unberücksichtigt bleiben. Dies ist auch der Grund dafür, dass in der BCC-Studie für den Drug-Delivery-Bereich im Jahr 2002 nur ein Umsatz von 8 Mio. USD angegeben ist, obwohl sich bereits eine ganze Reihe von Produkten auf dem Markt befindet, die heute ein Umsatzvolumen von mehreren 100 Mio. USD pro Jahr erreicht. Front Line Strategic Consulting (2003) schätzt in einer ihrer Studien den Gesamtmarkt für Nanobiotechnologieprodukte deutlich optimistischer ein als BCC. Sie erwarten für das Jahr 2008 in diesem Bereich einen Umsatz von 3 Mrd. USD, wobei neben dem Life Sciences-Segment auch der wesentlich kleinere Markt für technische Anwendungen berücksichtigt ist. Auch wenn solche Studien das Marktvolumen nicht exakt vorhersagen können, so geben sie doch zumindest ein ungefähres Bild von der wirtschaftlichen Bedeutung einer Technologie. Die bislang vorliegenden Studien zugrunde legend, ist davon auszugehen, dass bis Ende des Jahrzehnts der Umsatz mit Nanobiotechnologieprodukten bereits mehrere Milliarden US-Dollar erreicht haben wird. 3.6 Nanotools/Nanoanalytik Der Bereich Nanotools und Nanoanalytik umfasst sämtliches Equipment, das zur Herstellung und Charakterisierung von Strukturen im Nanometerbereich eingesetzt wird. Hierbei lassen sich folgende Kategorien unterscheiden, die nachfolgend näher beschrieben werden: Kapitel 3 • Geräte zur lateralen Nanostrukturierung (Lithografie) • Geräte zur Herstellung nanoskaliger Schichtsysteme • Analytisches Equipment zur Charakterisierung nanoskaliger Strukturen • Nanometrologie und Positionierung 3.6.1 77 Herstellung lateraler Nanostrukturen Die Herstellung lateraler Nanostrukturen stellt mittlerweile insbesondere im Bereich der Elektronik eine zwingende Voraussetzung für die Produktion wettbewerbsfähiger Produkte dar. Die wirtschaftlich mit Abstand bedeutsamste Nanostrukturierungsmethode ist die Photolithografie, die die Grundlage für die Herstellung von CMOSbasierten Elektronik-Komponenten darstellt. Alternative Verfahren wie die Soft-Lithografie werden derzeit vor allem für Spezial- und Nischenanwendungen in Betracht gezogen. 3.6.1.1 Optische Lithografie Bei der optischen Lithografie werden Nanostrukturen durch Lichtstrahlen erzeugt, die durch strukturierte Masken auf eine mit einem Photolack beschichtete Substratoberfläche projiziert werden. Nach der Entwicklung des Lacks wird die abgebildete Struktur z. B. durch Ätzprozesse übertragen. Durch sukzessive Wiederholung des Vorganges werden hochkomplexe Strukturmuster auf den Silizium-Wafer erzeugt, die die Grundlage elektronischer Komponenten bilden. Mit den leistungsfähigsten derzeit im Einsatz befindlichen Photolithografie-Geräten lassen sich Strukturen von 90 nm erzeugen, die somit per Definition der Nanotechnologie zuzuordenen sind. Für eine weitere Miniaturisierung werden in verschiedenen Konsortien unter Beteiligung von Chipherstellern (IBM, Intel etc.) und Lithografiegeräteherstellern derzeit Lithografieverfahren der nächsten Generation (NGL) untersucht, die Strukturierungsgrößen im Bereich von 90 bis 35 Nanometer in der Serienfertigung ermöglichen sollen. Hierzu zählen unter anderem die Extrem-UV- und Röntgen-Lithografie, aber auch andere Verfahren wie die SCALPEL-Technik (Scattering with Angular Limitation Projection Electron Beam Lithography, bei Lucent Technologies weiterentwickelte Elektronenstrahltechnik), PREVAIL-Technik (Projection Reduction Exposure With Variable Axis Immersion Lenses, eine von IBM und Mitsubishi propagierte Version) und die Ionenprojektions-Lithografie von Infineon (Service 2001). Die Hauptströmungen der Nanolithografieentwicklung fokussieren derzeit auf der EUV-Lithografie, während alternative Verfahren wie schaltbare Masken und maskenlose Verfahren eher für Spezialanwendungen mit niedrigen Stückzahlen (z. B. ASIC) in Betracht gezogen werden. Verschiedene Ansätze für Lithografieverfahren der nächsten Generation (NGL) 78 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Der Marktwert des für die Photolithografie benötigten Equipments liegt in der Größenordnung von mehreren Mrd. USD pro Jahr. So wird der Weltmarkt im Jahr 2006 für Lithografie-Stepper auf 7,7 Mrd. USD und für Geräte zur Maskenherstellung (Elektronstrahllithografie) auf 0,9 Mrd. USD geschätzt (Fecht et al., 2003). 3.6.1.2 Soft-Lithografie Soft-Lithografie als kostengünstige Nanostrukturierungsmethode Aufgrund des immensen Investitionsaufwandes für optische Lithografiegeräte werden insbesondere für Spezialanwendungen mit geringen Stückzahlen so genannte Soft-Lithografie-Verfahren als alternative kostengünstigere Nanostrukturierungsmethoden entwickelt. Unter dem Begriff Nanoimprint-Lithografie werden hierbei verschiedene Stempel- oder Prägetechniken zusammengefasst (Hot embossing oder Microcontact printing), mit denen sich Mikro- und Nanostrukturen in verschiedenen Materialsystemen wie organischen Polymeren oder anorganischen Festkörpern herstellen lassen. Nach einmaligem Herstellen einer hochpräzisen Stempelvorlage (z. B. mittels Elektronenstrahl-Lithografie im Sub-100nm-Bereich) hat die Nanoimprint-Lithografie das Potenzial für ein paralleles HochdurchsatzProduktionsverfahren. Bei der im Advanced Microelectronic Center Aachen (AMICA) entwickelten Variante der UV-Nano-imprintLithografie wird eine nanostrukturierte Stempelvorlage aus Quarzglas abhängig von ihrer Größe mittels optischer oder ElektronenstrahlLithografie geschrieben und anschließend durch konventionelle Ätzprozesse ins Stempelmaterial übertragen. Der Prägevorgang erfolgt, indem der Stempel in ein dünnes, auf das Substrat aufgeschleudertes Polymer (Resist) gepresst wird, welcher dann mit UV-Licht durch den transparenten Stempel ausgehärtet wird. Anschließend wird der Stempel entfernt und das entstandene Polymerrelief als Bauelement bzw. als Ätzmaske für die weitere Strukturübertragung ins Substrat verwendet. Die schwedische Firma Obducat gilt als Marktführer im Bereich der Nanoimprinttechnologie, mit der sich auch deutsche Firmen beschäftigen. Die deutsche Firma Mildendo konzentriert sich beispielsweise auf eine Heißprägemethode, mit der Nanostrukturen bis 200 nm (hauptsächlich für Kanäle in mikrofluidischen Systemen) mit extrem hoher struktureller Genauigkeit abgeformt werden. Auch serielle Verfahren wie die so genannte Dip-pen-Lithografie zählen zur Soft-Lithografie. Hierbei erfolgt die Auftragung von nanoskaligen Strukturen unmittelbar auf ein Substrat. Hierbei wird eine mit einer Schreibflüssigkeit benetzte Spitze eines Rasterkraftmikroskops zum „Beschreiben“ einer Substratoberfläche verwendet. Die auf das Substrat aufgetragenen Moleküle arrangieren sich in dem benetzten Bereich analog zu selbstorganisierten Monolagen spontan zu dicht gepackten Anordnungen von ca. 10-15 nm Breite. Mit Hilfe der DPN-Technik können z. B. spezifische Bindungsplätze auf einem Substrat hergestellt Kapitel 3 werden, die sich beispielsweise für biotechnologische Anwendungen (DNA-Chiparrays etc.) nutzen ließen. 3.6.2 Herstellung von Nanoschichtsystemen Spezielle Oberflächenbeschichtungsverfahren ermöglichen die Herstellung ultradünner Funktionsschichten mit charakteristischen Schichtdicken von weniger als 100 nm, die zu neuartigen bzw. verbesserten Produktfunktionalitäten führen. Nanoskalige Schichten sind bereits in einer Vielzahl von Anwendungsfeldern funktionstragende Elemente, wie z. B. in der optischen Industrie, in der Elektronik/ Optoelektronik oder im Maschinenbau (vgl. Tabelle 3.8). Bei der Beschreibung der zur Herstellung von Nanoschichtsystemen verwendeten Geräte soll eine Einschränkung auf Gasphasen bzw. Vakuumprozesse vorgenommen werden, da hierbei im Gegensatz zur nasschemischen Route ein entsprechend aufwändiges und damit marktträchtiges Equipment zum Einsatz kommt. Als Hauptkategorien wird hierbei zwischen chemischen (CVD) und physikalischen (PVD) Abscheideverfahren unterschieden. Aufgrund der Fülle unterschiedlicher Verfahrenstypen wird eine Einschränkung auf einige ausgewählte Varianten vorgenommen. Verfahren Anwendungsgebiete Materialsysteme CVD • PECVD • MOCVD • Photo-CVD • ... IuK-Technik • Verbindungshalbleiter für LED • Laser, Signalverstärker • Transistoren im Bereich Telekommunikation/ Optoelektronik Automobiltechnik • Sensoren (GPS, Radar), LED Energietechnik • Verbindungshalbleiter für Solarzellen • II-VI-, III-VMaterialien, • Oxiden, Metallen und Dielektrika • Ferroelektrika • HTSC • Optische Beschichtungen (für Spiegel, Filter) PVD • DC-Magnetronsputtern • MBE • Ionenimplantation • ... Maschinenbau • Hartstoffschichten • Reibmindernde Schichten • Dekorative Schichten • Korrosionsschutz • Verschleißschutz • Werkzeugbeschichtung • • • • • • II-VI-, III-VMaterialien, Oxide, Metalle und Dielektrika Ferroelektrika HTSC Hartbeschichtung Optische Beschichtungen Elektronik, Optik • Diverse Komponenten in den Bereichen Opto- und Magnetoelektronik, Ultrapräzisionsoptiken Tabelle 3.8: Anwendungsgebiete und Materialsysteme verschiedener GasphasenAbscheideverfahren 79 80 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 3.6.2.1 PVD-Verfahren Zum Bereich der PVD (Physical Vapor Deposition)-Verfahren zählen eine Vielzahl von Methoden, die meist im Hochvakuum angewendet werden, wie z. B. Bedampfungsverfahren (Schichtaufbau, unter anderem durch Molekularstrahlepitaxie etc.), Sputtern (Abtragen von Atomen oder Atomgruppen des Festkörpers von der Festkörperoberfläche durch Ionenbeschuss) und Ionenplattieren (gezieltes Verändern der Eigenschaften in dünnen Oberflächenschichten durch Einbringen von Ionen). Diese Verfahren bieten ein breites Spektrum an Möglichkeiten zur Modifizierung der Abscheideparameter und ermöglichen die Beschichtung verschiedenster Materialien wie Stähle, Metalle, Halbleiter, Kunststoffe, Keramiken oder Glas. Der Weltmarkt für PVD-Equipment im Jahr 2006 wird für Sputter-Verfahren auf 2,1 Mrd. USD, für IonenImplantation auf 1,4 Mrd. USD (Fecht et al., 2003) bzw. 3,1 Mrd. USD (BCC, 2002) und für MBE-Verfahren auf 1,1 Mrd. USD geschätzt (BCC, 2002). Nach BCC liegen die jährlichen Wachstumsraten in diesen Bereichen zwischen 25 und 33 Prozent bis zum Jahr 2006. Deutsche Firmen im Bereich der Herstellung von PVD-Equipment für Nanobeschichtungen sind beispielsweise VTD Vakuumtechnik, Leybold Optics oder Balzers Verschleißschutz GmbH. 3.6.2.2 CVD-Verfahren Im Gegensatz zu den PVD-Methoden entstehen bei CVD-Prozessen dünne Schichten durch eine chemische Reaktion von reaktiven gasförmigen Ausgangsstoffen („Precursern“), die in einem inerten Trägergas in den Reaktor gebracht werden. CVD-Verfahren werden beispielsweise zur Herstellung von Si-Wafern, Verbindungshalbleitern für Laser und LED oder auch für die Produktion von Kohlenstoffnanoröhren eingesetzt. Der Weltmarkt für CVD-Equipment wird für 2006 auf 5,7 Mrd. USD geschätzt, mit jährlichen Wachstumsraten von 12 Prozent (Fecht et al., 2003). 3.6.3 Nanoanalytik Die Nanoanalytik umfasst eine Vielzahl hochentwickelter, zum Teil seit langem etablierter Verfahren, die sich für eine Charakterisierung von Objekten auf der Nanoskala eignen. Zur Messung werden sehr vielfältige physikalische, chemische und biologische Wechselwirkungen und Effekte genutzt. Eine zentrale Rolle in der Nanoanalytik spielen Rastersondenverfahren (SXM-Verfahren). Hierbei handelt es sich um Mikroskopieverfahren mit atomarer Auflösung, bei denen das Substrat mit einer Mikrosondenspitze rasterförmig abgetastet wird und die hierbei auftretenden physikalischen und chemischen Wechselwirkungen zwischen Substrat und Sonde gemessen werden. Es existieren eine Vielzahl unterschiedlicher Varianten der Rastersondenverfahren, wie z. B. die Rasterkraftmikroskopie (AFM), die Rastertunnelmikroskopie Kapitel 3 (STM) oder die Raster-Nahfeld-Optische Mikroskopie (SNOM), um nur einige zu nennen. Wichtige Anwendungsfelder der Rastersondentechniken sind die Materialforschung, die Halbleiterherstellung und der Life-Science-Bereich. Einsatzgebiete der Rastersondentechnik sind beispielsweise Qualitätskontrollen in Fertigungsprozessen, unter anderem von extrem dünnen Schichten. Das mittlerweile in der Schweiz ansässige, aber in Deutschland gegründetete Unternehmen NanoSensors hat sich auf Silizium-Cantileverspitzen für Rastersondenmikroskope spezialisiert und gilt als weltweit führender Produzent. Weltmarktführer bei den Geräteherstellern für 3D-Metrologie und Fertigungskontrolle, die eine Erfassung der Oberflächenstruktur bis auf die Nanoskala ermöglicht (Nanometrologie), ist die Firma Veeco, die unter anderem 1998 die Firma Digital Instruments (führend bei Rastersondenmethoden unter Umgebungsbedingungen) und Thermo Microscopes aufgekauft hat. Die deutsche Firma Omicron Nanotechnology hat sich auf die Oberflächenanalytik mittels Rastersondenmikroskopie im Ultrahochvakuum spezialisiert und ist mittlerweile weltweit führender Anbieter von Geräten und Equipment auf diesem Gebiet. Die Entwicklung des Weltmarktes für Rastersondengeräte wird von derzeit ca. 200 Mio. USD auf 800 Mio. USD im Jahr 2007 prognostiziert (Small Times, 2002). Ein weiteres wichtiges Verfahren zur Untersuchung nanoskaliger bzw. atomarer Strukturen ist die Elektronenmikroskopie mit Hauptanwendungsgebieten in der Materialforschung und in den Life Sciences. Dieses Verfahren ist jedoch mit hohen Anforderungen an die Probenvorbereitung und mit hohem technischen Aufwand verbunden. Der Weltmarkt für SEM-Geräte wird für 2006 auf 0,6 Mrd. USD geschätzt (Fecht et al., 2003). Zu den weiteren Verfahren zur Charakterisierung nanostrukturierter Oberflächen und Filme zählen unter anderem die Ellipsometrie oder das so genannte Nanoindentation-Verfahren, bei dem durch punktgenaues, nanometertiefes Eindrücken einer Diamantspitze und anschließender Messung der Veränderungen die mechanischen Eigenschaften von dünnen Filmen und Beschichtungen ohne aufwändige Probenvorbereitung analysiert werden können. Wichtige zu bestimmende Parameter sind beispielsweise die Textur, Morphologie oder Defekte in den Nanoschichten. Einsatzgebiete sind die Qualitätskontrolle in der Mikrosystemtechnik und Halbleiterfertigung, im Gesundheitssektor bei der Bestimmung der mechanischen Integrität von metallischen Implantaten und im Bereich Konsumgüter, z. B. für die Qualitätskontrolle von Rasierklingen und Kosmetika. Der Weltmarkt für Dünnfilm-Messtechniken wird für 2006 auf 0,5 Mrd. USD geschätzt (Fecht et al., 2003). Weiterhin gibt es eine Reihe weiterer Verfahren, die zur Charakterisierung von Nanomaterialien eingesetzt werden, deren 81 82 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Hauptanwendungsgebiet jedoch eher außerhalb der Nanotechnologie liegen, wie z. B. molekular spektroskopische Methoden oder die Röntgenanalytik. 3.6.4 Ultrapräzise Oberflächenbearbeitung Zur Ultrapräzisionstechnik zählen alle Bearbeitungsverfahren, bei denen Körper und Oberflächen mit makroskopischen Abmessungen extrem präzise in Form und Glätte hergestellt werden. Je präziser geglättet und geformt Oberflächen sind, desto bessere funktionale (z. B. optische) Eigenschaften können erzielt werden. Zu den wichtigsten Verfahren der ultrapräzisen Formgebung bzw. Formkorrektur gehören mechanisch/chemische und optische Bearbeitungsverfahren sowie Ionenstrahl- und Plasmabearbeitungsverfahren. Ionenstrahl- und Plasmabearbeitungsverfahren ermöglichen die Formkorrektur bzw. Formgebung auf großen Flächen (cm² bis m²) mit Tiefengenauigkeiten im Nanometerbereich sowie die Rauigkeitsreduzierung auf SubNanometerwerte. Aufgrund der geringen Bearbeitungsgeschwindigkeit und der hohen Anlagenkosten bleibt der Einsatzbereich in der industriellen Fertigung auf Hochleistungsoptiken beschränkt. Auch optische Verfahren insbesondere unter Einsatz von UV-Lasern werden zur ultrapräzisen Bearbeitung, z. B. von Polymeroberflächen eingesetzt. Anwendungsfelder der ultrapräzisen Oberflächenbearbeitung liegen unter anderem in der Optik. Hier werden neben immer glatter und formgenauer herzustellenden Linsen für den sichtbaren Bereich zunehmend Optiken für den Infrarot- und auch den UV- und Röntgenbereich gefordert. Auch für die Verbindungstechnik in der Mikroelektronik spielt die ultrapräzise Oberflächenbearbeitung eine wichtige Rolle. Für die kostengünstige Fertigung von Mikrosensoren und -aktuatoren gewinnt das so genannte Direktbonden von Silizium-Wafern und anderen Komponenten zunehmend an Bedeutung. Dies betrifft sowohl das Zusammenfügen von Silizium- und anderen Halbleiterelementen (optische Elemente auf III/V Halbleiterbasis) auf einem Chip als auch die Montage unterschiedlicher optischer und mechanischer Mikrokomponenten (z. B. Mikrolinsen aus Quarzglas, piezoelektrische Aktoren etc.). Beim Direktbonden werden zwei ultrapräzise ebene Flächen so in Kontakt gebracht, dass sie durch einen Druck- und Temperaturschritt (Bonden) ohne zusätzliche Klebstoffe irreversibel verbunden werden können. Der Weltmarkt für Anlagen zur ultrapräzisen Oberflächenbearbeitung im Jahr 2006 wird auf 250-500 Mio. EUR geschätzt (Quelle: Unternehmensbefragung). 3.6.5 Nanometrologie und Positionierung Nanometergenaue Positionierung und Kontrolle sind eine zwingende Voraussetzung für Produktionsprozesse, insbesondere in der Mikroelektronik und -systemtechnik. Verschiedene Verfahren wurden dazu von diversen Firmen wie beispielsweise Piezomax Technologies Kapitel 3 Inc. (Vancouver), Klocke Nanotechnologie (Aachen), Kleindieck Nanotechnik (Reutlingen) oder Physik Instrumente GmbH (Waldbronn) entwickelt. Die Firma Nanowave hat ein patentiertes Verfahren zur ultrapräzisen Positionierung (Sub-nanometer-Bereich) auf Basis der Rastersondenmikroskopie in Kombination mit Hochfrequenz-ProbenOszillationen entwickelt. Die Position der Sonden wird dabei durch Abgleich mit einer Referenzfrequenz ermittelt. Eingesetzt wird dieses System unter anderem in Lithografie-Steppern. Ein wichtiges Anwendungsfeld nanopräziser Fertigung ist die Herstellung von Halbleiterkomponenten für die elektronische Datenspeicherung und die optische Datenübertragung. Der Weltmarkt im Jahr 2006 für Produkte im Bereich der Nanopositionierung wird auf 0,5 bis 1 Mrd. EUR und im Bereich der Nanorobotik auf 10-50 Mio. EUR geschätzt (Quelle: Unternehmensbefragung). 3.7 MarktMarkt- und Anwendungspotenziale im Überblick Im Folgenden werden die Marktpotenziale der oben beschriebenen nanotechnologischen Anwendungen der unterschiedlichen Teildisziplinen nochmals tabellarisch zusammengefasst. Eine exakte Ableitung des „Nanotechnologieweltmarktes“ ist auf Basis der genannten Zahlen allerdings kaum möglich, da • nur für einen Teil nanotechnologischer Produkte Marktzahlen verfügbar und die Auflistungen somit unvollständig sind • die Marktprognosen sich zum Teil auf unterschiedliche Zeithorizonte beziehen • Doppelungen hinsichtlich der Nennung von Nanotechnologieprodukten in zwei oder mehreren Teilbereichen vorkommen (z. B. Anwendung von Nanogrundprodukten/-komponenten in Produkten aus anderen Bereichen) 83 84 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Nanotechnologische Produkte Nanomaterialien Metalloxid-/Metall-Nanopartikel Nano-Kieselsäure Nano-Schichtsilikate CNT Carbon Black Polymerdispersionen Organische Halbleiter Dendrimere Mikronisierte Wirkstoffe Zeolithe Aerogele Polymere Nanokomposite Nanoschichten Hartschichten Tribologische Schichten Antifog-Schichten Werkzeugbeschichtungen Korrosionsschutzschichten Elektronik auf Basis funktionaler Nanoschichten, z. B. GMR-HDD Jährliches Weltmarktvolumen (Bezugsjahr) 900 Mio. USD (2005)1 800 Mio. EUR (2003)2 25 Mio. EUR (2006)3 145 Mio. EUR (2005)4, 1,2 Mrd. EUR (2006)5 3 Mrd. USD (2002)6, 8 Mrd. USD (2006)5 15 Mrd. EUR (2002)7 500 Mio. USD (2005)10 5-15 Mio. EUR (2006)3 1 Mrd. EUR (2002)7 2,6 Mrd. USD (2006)5 10 Mrd. USD (2005)8 0,3 Mrd. USD (2006)3, 1,1 Mrd. USD5 1,5 Mrd. EUR (2009)9 0,5-1 Mrd. EUR (2006)12 1-5 Mrd. EUR (2006)13 50-250 Mio. EUR (2006)12 50-250 Mio. EUR (2006)12 1-5 Mrd. EUR (2006)13 > 5 Mrd. EUR (2006)13 Tabelle 3.9: Abschätzungen des jährlichen Weltmarktvolumens nanotechnologischer Produkte Quellen: 1 BCC, 2002, 2 Wacker Silicones, 2003, 3 SRI, 2002, 4 Mitsubishi Research Institute, 2002, 5 Fecht et al., 2003, 6 Reuters, 2002, 7 BASF/Distler, 2002, 8 Aspen Systems, 2001, 9 Stevenson, 2002, 10 Frost&Sullivan, 2002, 11 Frost&Sullivan, 2003, 12 Unternehmensbefragung, 13 VDI TZ-Experten-Workshop Kapitel 3 Nanotechnologische Produkte Nanobiotechnologie Biophysikalische Analytik (z. B. Rastersondentechniken) Diagnostik und Analytik (z. B. Nanopartikel für Biochips) Wirkstoffe und Drug Delivery Tissue Engineering Nanooptik Lithografieoptiken Ultrapräzisionsoptik LED davon weiße LED Diodenlaser davon Hochleistungs-Diodenlaser Nanoelektronik CMOS-Elektronik <100 nm GMR-HDD MRAM Jährliches Weltmarktvolumen (Bezugsjahr) 181 Mio. USD (2002), 745 Mio. USD (2007)14 80 Mio. USD (2002), 391 Mio. USD (2007)14 8 Mio. USD (2002), 33 Mio. USD (2007)14 0 Mio. USD (2002), 1,5 Mio. USD (2007)14 0,5-1 Mrd. EUR (2006)12 1-5 Mrd. EUR (2006)13 1-5 Mrd. EUR (2006)13 10-50 Mio. EUR (2006)13 1-5 Mrd. EUR (2006)13 50-250 Mio. EUR (2006)12 20 Mrd. USD (2006)18 26,6 Mrd. USD (2006)5 30-50 Mrd. USD (2010)19, (ggf. Ersatz für DRAM) Nanotools/Nanoanalytik Lithografie-Stepper 7,7 Mrd. USD (2006)15 Elektronenstrahlithografie 0,9 Mrd. USD (2006)15 Sputter-Verfahren 2,1 Mrd. USD (2006)15 Ionen-Implantation 1,4 Mrd. USD (2006)16 MBE-Verfahren 1,1 Mrd. USD (2006)15 CVD-Equipment 5,7 Mrd. USD (2006)15 Rastersondenmikroskopie 200 Mio. USD (2002), 800 Mio. USD (2007)17 SEM 0,6 Mrd. USD (2006)15 Dünnfilm-Messtechnik 0,5 Mrd. USD (2006)15 Ultrapräz. Oberflächenbearbeitung 250-500 Mio. EUR (2006)12 Nano-Positionierung 0,5 -1 Mrd. EUR (2006)12 Nano-Partikelzähler 10-50 Mio. EUR (2006)12 Nano-Robotik 10-50 Mio. EUR (2006)12 Tabelle 3.9 (Fortsetzung): Abschätzungen des jährlichen Weltmarktvolumens nanotechnologischer Produkte Quellen: 1 BCC, 2002, 2 Wacker Silicones, 2003, 3 SRI, 2002, 4 Mitsubishi Research Institute, 2002, 5 Fecht et al., 2003, 6 Reuters, 2002, 7 BASF/Distler, 2002, 8 Aspen Systems, 2001, 9 Stevenson, 2003, 10 Frost&Sullivan, 2002, 11 Frost&Sullivan, 2003, 12 Unternehmensbefragung, 13 VDI TZ-Experten-Workshop, 14 BCC, 2003, 15 VDI Nachrichten, 2003, 16 BCC, 2002b, 17 Small Times, 2002, 18eigene Abschätzung, 19 Small Times, 2003 85 87 4 ANHALTSPUNKTE FÜR MARKTPOTENZIALE MARKTPOTENZIALE IN PATENTDATEN 4.1 Methodische Vorüberlegungen 4.1.1 Patente als Indikator für wirtschaftliches Potenzial Wenn aus Patentinformationen Indikatoren für das wirtschaftliche Potenzial einer Technologie gewonnen werden sollen, so ist zunächst die grundsätzliche Frage nach dem Wert von Patenten zu diskutieren. Es ist eine bekannte Tatsache, dass Patente einen hohen Wert haben können und eine zentrale Rolle für die Wettbewerbsposition von Firmen einnehmen können.1 Eine weit weniger beachtete Tatsache besteht darin, dass viele Patente kaum einen Wert haben. Für alle Patente gilt, dass sie immer Kosten verursachen. In der wissenschaftlichen Literatur werden eine Reihe von Methoden zur Patentbewertung in verschiedenen Situationen beschrieben (Wurzer, 2002; Pitkethly, 2002; Reitzig, 2002). Patentbewertungen sind erforderlich zur Unterstützung von Managemententscheidungen im Verlauf von FuE-Projekten und ihrer Verwertung, wie z. B.: • Soll eine Erfindung patentiert werden? • Soll eine einmal begonnene Patentanmeldung weiter verfolgt werden? In welchen Ländern? • Soll ein erteiltes Patent aufrecht erhalten werden? In welchen Ländern? Patentbewertung Patentbewertungen sind aber auch im Rahmen von Lizenzverhandlungen, beim Verkauf von Patenten, in Verhandlungen über Wagniskapital bei Firmengründungen, bei Firmenverkäufen und -zusammenschlüssen sowie schließlich für die Bilanzierung und die Berichterstattung von Bedeutung. Letztlich bemisst sich der Wert von Patenten nach dem zukünftigen Marktwert der damit zusammenhängenden Produkte. Dementsprechend liegt einer Patentbewertung selbst eine Art von Marktprognose zugrunde und sie unterliegt damit allen Unsicherheiten, die einer solchen Prognose inhärent sind. Da bereits der Zusammenhang mit den jeweiligen Produkten nicht immer eindeutig ist, sind die Prognoseunsicherheiten einer Patentbewertung besonders ausgeprägt. Patentbewertungen sind 1 Als aktuelles Beispiel sei etwa auf die Entscheidung des Bezirksgerichts von Tokio hingewiesen, das die Firma Nichia zu einer Zahlung in Höhe von 180 Millionen USDollar an Prof. Nakamura, den Erfinder der blauen Leuchtdiode, verpflichtet (Normile, 2004). Prognoseunsicherheit 88 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt also abhängig von dem Zeitpunkt, an dem sie erstellt werden und können sich darüber hinaus im Lauf der Zeit ändern, wenn sich die Grundlagen der Bewertung zwischenzeitlich ebenfalls verändert haben. Abbildung 4.1 zeigt eine (unvollständige) Übersicht von Methoden zur Patentbewertung entlang des Technologielebenszyklus (Wurzer, 2002). Prognoseraum Wertsicherheit Umsätze Lizenzanalogie Patentindikatoren Option Bewertungszeitpunkt Idee ohne Umsetzung Abbildung 4.1: Optionstheorie Lizenzanalogie Bibliometrische Patentindikatoren Idee mit Businessplan Kommerzielles Produkt Methoden zur Patentbewertung entlang des Technologielebenszyklus (nach Wurzer, 2002) Gerade am Anfang einer technologischen Entwicklung sind die Unsicherheiten über den technischen und wirtschaftlichen Erfolg einer Idee noch immens. Entsprechend vielfältige Handlungsmöglichkeiten bestehen im Verlauf eines Patentanmeldeverfahrens sowohl vor als auch nach einer eventuellen Patenterteilung. Vor diesem Hintergrund gibt es Ansätze, Patente als so genannte reale Optionen zu betrachten und die Theorie der Preisbildung bei Kauf- und Verkaufsoptionen für handelbare Güter auf die Patentbewertung zu übertragen. Dabei fließen beispielsweise erwartete Kosten und Nutzen eines möglichen erteilten Patentes, aber auch die erwarteten Kosten ein, die entstehen würden, wenn das Patent in der Hand eines Wettbewerbers wäre (Pitkethly, 2002). Beim Verfahren der Lizenzanalogie werden die Konditionen von Lizenzvereinbarungen zum Vergleich herangezogen, die hinsichtlich des Produktmarktes als analog angesehen werden. So haben beispielsweise Hellebrand und Kaube (2001) eine Sammlung von Einigungsvorschlägen der Schiedsstelle beim Deutschen Patentamt herausgegeben, die für das Verfahren der Lizenzanalogie genutzt werden kann. Die Anwendung dieser Methode setzt eine relativ hohe Reife der Technologie voraus. Verschiedene bibliometrische Patentindikatoren korrelieren nachgewiesenermaßen mit dem Wert von Patenten (vgl. Wurzer, 2002, Reitzig, 2002 und die dort angegebenen Referenzen). Sie bieten den Vorteil, dass sie sich mit überschaubaren Kosten zuverlässig aus Patentdatenbanken erheben lassen. Die Verwendung von Patentindikatoren setzt aber voraus, dass bereits relevante Patentinformationen publiziert sind und bedarf daher eines gewissen Kapitel 4 89 Vorlaufs. In der Praxis werden die Anzahl von Zitierungen in Suchberichten und Patenten Dritter, die Anzahl von Entgegenhaltungen, die Anzahl von Referenzen in der Nicht-Patent-Literatur, die Existenz von Einsprüchen und Nichtigkeitsklagen sowie Daten über die Größe der Patentfamilien und den Erteilungsstatus verwendet. 4.1.2 Patentauswertungen zur Nanotechnologie In der Literatur liegen keine Studien vor, die typische Patentindikatoren zur Bewertung von Nanotechnologiepatenten systematisch erheben. Gleichwohl gibt es einzelne Untersuchungen zu Patenten im Bereich Nanotechnologie, die teilweise wichtige Informationen bereitstellen. Von besonderem Interesse ist eine Vorstudie zur Nanotechnologie im Rahmen der Anstrengungen der Europäischen Kommission, „Landkarten“ für die technologische und wissenschaftliche Exzellenz in Europa („mapping excellence“) zu erarbeiten (Nanotechnology Expert Group, 2002). Trotz der vergleichbar hohen Qualität dieser Arbeit nennen die Studienautoren selbst die folgenden Einschränkungen: „It should be noted that all tables reflect only limited patent data“ (S. 21). „Abstracts and keywords were missing from much of the patent data“ (S. 41). Es ist besonders hervorzuheben, dass bei dieser Untersuchung die recherchierten Patente jeweils Experten vorgelegt wurden, um Einschätzungen abzugeben, ob das jeweilige Patent zur Nanotechnologie gerechnet werden soll. Weitere Studien befassen sich mit dem Wechselspiel zwischen Wissenschaft und Technologie im Bereich der Nanotechnologie und den internationalen Strukturen der Zusammenarbeit und werten dazu unter anderem Literaturzitate in Patenten aus (z. B. Meyer, 1998; Meyer, 2001; Verbeeck, 2002). In diesem Zusammenhang ist die Dissertation von Hullmann (2001) bemerkenswert, die den internationalen Wissenstransfer am Beispiel der Nanotechnologie untersucht und dabei auch auf Patente eingeht.2 Ein Ländervergleich, beruhend auf Daten des US-amerikanischen Patentamts (USPTO), findet sich in: Marinova (2003). Im Laufe der Arbeit an der vorliegenden Studie ist eine weitere Arbeit (Huang, 2003) erschienen, die ebenfalls Daten des USPTO auswertet. Während Marinova (2003) bereits bis zum Jahr 2000 eine Gesamtzahl von 1524 deutschen Patentanmeldungen beim USPTO konstatiert, taucht 2 Vgl. dazu auch Compano (2002), basierend auf derselben Datenerhebung mit Patentdaten bis ca. 1997/1998. Experteneinschätzung Wechselspiel von Wissenschaft und Technologie 90 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Deutschland als Anmeldeland bei Huang (2003) gar nicht auf, was die Qualität dieser Arbeit sehr fragwürdig erscheinen lässt.3 Diese Beobachtung zeigt jedoch, dass es vor der Bewertung einer Publikation und dem Ziehen von Schlussfolgerungen aus einer solchen Publikation erforderlich ist, die Datengrundlage und die Methoden der Auswertung genau zu beachten. 4.1.3 Recherchestrategie und Methodik So wie es keine allgemein anerkannte Definition der Nanotechnologie gibt (vgl. die Diskussion in Kapitel 2), so gibt es auch keine allseits akzeptierte Suchstrategie für Nanotechnologiepatente. Auch die im vorhergehenden Abschnitt aufgeführten Studien unterscheiden sich in der Verwendung der Suchworte stark voneinander. Eine Zuordnung anhand spezieller Klassen in der internationalen Patentklassifikation (IPC) ist ebenfalls nicht möglich.4 Diskussionen mit Vertretern des EPA Diskussionen mit Vertretern des Europäischen Patentamtes (EPA) im Laufe der Arbeiten an dieser Studie haben mit dazu geführt, dass das EPA sich dieses Problems bewusst geworden ist und jetzt eine Klassifikation auf der Basis neu definierter ICO-Codes („in computer only“) anstrebt. Eine Arbeitsgruppe von etwa zehn Patentprüfern hat in einer ersten Runde ca. 15.000 Patente mit Bezug zur Nanotechnologie identifiziert.5 Die Vielzahl von Recherchestrategien in der Literatur lässt sich grob in die folgenden drei Gruppen gliedern: „nano“-Vorsilbe 1. Die einfachste Suchstrategie besteht in der Suche nach der „nano“Vorsilbe, wobei gewisse Kombinationen dieser Vorsilbe explizit ausgeschlossen werden, wenn offensichtlich kein Zusammenhang zur Nanotechnologie besteht. Die häufigsten dieser auszuschließenden Kombinationen sind: nano-sec? or nano2 or nano3 or nanogram? or nanolite? or nanolitr? or nanomol? or nanos or nanosat? or nanosec? or subnanomol? or subnanosec? 3 4 5 Hintergrund ist vermutlich ein Fehler bei dem verwendeten Ländercode, der in Huang (2003) als „DT“ für Deutschland angegeben wird, während tatsächlich „DE“ das korrekte Kürzel ist. Zwar gibt es in der IPC die Klasse B82 mit dem Titel Nanotechnologie, doch werden unter dieser Klasse nur wenige eng umrissene Nanostrukturen und deren Fertigung gefasst. Diese Anstrengung kann wesentlich dazu beitragen, dass das EPA der Herausforderung gerecht werden kann, die ein neues und stark interdisziplinäres Feld wie die Nanotechnologie für ein Patentamt darstellt. Allerdings lassen sich ICOCodes für Außenstehende nicht zur Recherche nutzen, so dass die genannten Schwierigkeiten dadurch nicht berührt werden. Kapitel 4 2. Eine detailliertere Suchstrategie besteht darin, ausführliche Suchwortlisten aufzustellen, Beispiele solcher Listen finden sich in Braun (1997) und Hullmann (2001). Prinzipiell haben explizite Suchwortlisten wiederum zwei Bestandteile. Zum einen sind dies Suchworte, die die Nanotechnologie möglichst in ihrer Gesamtheit repräsentieren (Beispiel: „nanoparticle“), und zum anderen solche Suchworte, die für einzelne Teiltechnologien, die zur Nanotechnologie gezählt werden, charakteristisch sind.6 91 Ausführliche Suchwortlisten Die Schwierigkeit solcher eher spezifischen Suchworte liegt darin, eine vollständige Liste davon zu erstellen.7 Je nachdem, welche der Teiltechnologien in der Suche berücksichtigt werden und welche nicht, können sich Verzerrungen und Ungleichgewichte ergeben, insbesondere bei den gefundenen Anmeldefirmen, etwa wenn es sich um Firmen mit einem sehr spezifischen Produkt- und Technologieprofil handelt. Andererseits wächst mit der Zahl zusätzlich berücksichtigter Teiltechnologien die Gefahr, solche Suchworte mit aufzunehmen, die nicht mehr nur spezifisch Nanotechnologie beschreiben. 3. Die gründlichste Strategie besteht dementsprechend darin, mit einer breiten Suche eine möglichst umfassende Stichprobe an Kandidaten für Nanotechnologiepatente zu recherchieren und die tatsächliche Zugehörigkeit zur Nanotechnologie anhand einer Durchsicht aller recherchierten Patenschriften zu entscheiden. Allerdings kommt die „Nanotechnology Expert Group and Eurotech Data“ in ihrer Studie (2001, S. 47) zu dem Schluss: „One cannot expect experts to agree on which (...) are relevant.“ Aufgrund der Vielzahl von Dokumenten und der verfügbaren Ressourcen wurde für diese Studie eine Recherche auf Basis der folgenden ausführlichen Wortliste gewählt: nanoactuator?, nanoaggregate?, nanoamorphous?, nanoanaly?, nanoarchitectur?, nanoarray?, nanobacteri?, nanoball?, nanoband?, nanobar?, nanobead?, nanobelt?, nanobio?, nanobot?, nanobridge, nanobuildingblock?, nanocage?, nanocapillarity?, nanocapsul?, nanocarrier?, nanocatal?, nanocavity?, nanocell?, nanoceramic?, nanocermet?, nanochannel?, nanocharacter?, nanochem?, nanochip?, nanocluster?, nanocoat?, nanocolloid?, nanocolumn?, nanocomposit?, nanocompound?, nanocomputer?, nanoconduct?, nanocone?, nanoconstriction?, nanoconstruction?, nanocontact?, 6 7 nanocrack?, nanocrystal?, nanodevic?, nanodiamond, nanodiffraction, nanodispers?, nanodisplacement?, nanocube?, nanodeformation?, nanodimension?, nanodissection?, nanodomain?, nanodisk?, nanodot?, Beispiele und Konsequenzen für die Analyse der Patentdaten werden in den weiteren Abschnitten angesprochen. Im Prinzip müssten Suchworte für alle in Kapitel 3 aufgelisteten Technologien und Anwendungen mit eingeschlossen werden. Durchsicht der recherchierten Patentschriften Recherchestrategie 92 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt nanodrop?, nanoelectr?, nanoelement?, nanoemulsion?, nanoencapsulat?, nanoengineer?, nanoenvironment?, nanoetching?, nanofabricat?, nanofeature, nanofiber?, nanofibr?, nanofilament?, nanofiller, nanofilm?, nanofilt?, nanofluid?, nanofoam?, nanofriction?, nanogap?, nanogel?, nanoglass, nanograin?, nanogran?, nanogrid?, nanohorn?, nanogroove?, nanohardness?, nanoillumin?, nanoindentation?, nanoimprint?, nanoionics?, nanoheterostructure?, nanoimprint?, nanojunction?, nanohole, nanoinclusion?, nanolaminate?, nanolayer?, nanolithograph?, nanomachin?, nanomagnet?, nanomanipulat?, nanomanufactur?, nanomap?, nanomask?, nanomaterial?, nanomatrix?, nanomechanic?, nanomembrane?, nanomeric?, nanometal?, nanomodification?, nanomolecular?, nanomotor?, nanomultilayer?, nanoobject?, nanooptics?, nanopartic?, nanopattern?, nanophase?, nanophoto?, nanophysics?, nanopigment?, nanopipe?, nanopit?, nanopolar?, nanopolyhedra?, nanoprecipitation?, nanoprobe?, nanopor?, nanoposition?, nanoprocess?, nanoreact?, nanopowder?, nanorheology?, nanorod?, nanoroughness?, nanoscaffolding?, nanoscale?, nanoscien?, nanoshell?, nanosize?, nanosol?, nanosolid?, nanosource?, nanospectroscopy?, nanosphere?, nanostring?, nanostruct?, nanosurface?, nanosuspension?, nanoswitch?, nanosystem?, nanotech?, nanotemplate?, nanotexture?, nanotip?, nanotiter?, nanotool?, nanotopography?, nanotribology?, nanotub?, nanotweezer, nanowear?, nanowelding, nanowhisk?, nanowire? nanometer(w)(accurac? or partic? or precision? or thick? or thin? or scale? or size? or structure? or width?) atomic (w) layer(w) (deposit? or epitax?) or molec? (w) beam (w) epitax? or mbe or metal? (w) organ (w) vapo? (w) phase (w) epitax? or movpe Diese Liste wurde teilweise um weitere Suchbegriffe ergänzt (vgl. die Erläuterungen in den nachfolgenden Abschnitten). Die recherchierten Patente wurden stichprobenartig auf Relevanz für die Nanotechnologie geprüft. Eine Zuordnung zu bestimmten Branchen erfolgte über IPCKlassen, basierend auf der OECD-Konkordanz (OECD, 1994) sowie gegebenenfalls über weitere Suchbegriffe. Datenbank WPINDEX Für die Patentanalyse im Rahmen der vorliegenden Studie wurde die Datenbank WPINDEX ausgewählt. Dies bringt zwei wesentliche Vorteile gegenüber den oben zitierten Studien mit sich: 1. WPINDEX ist statistiktauglich, da die einzelnen Elemente der Datenbank jeweils komplette Patentfamilien abbilden. In anderen Datenbanken ist dies nicht der Fall, so dass es zu Mehrfachzählungen derselben Patentanmeldung kommen kann (z. B. wenn Offenlegungsschrift und Patentschrift zur gleichen Anmeldung sowie äquivalente Schriften aus derselben Familie als separate Dokumente in der Datenbank geführt werden). 2. Zu jeder Patentfamilie werden vom Datenbankanbieter eigene Kurzzusammenfassungen verfasst. Dies mildert die Auswirkungen der bei Patenten gängigen Praxis, wesentliche Schlagworte (hier z. B. Kapitel 4 93 die Vorsilbe „nano“) in den Formulierungen absichtlich zu vermeiden.8 Ein Nachteil der Datenbank WPINDEX besteht darin, dass nicht nach Erfinderadressen recherchiert werden kann. Die Zuordnung einer Patenfamilien zu einem Land erfolgte aus diesem Grunde über das Land der Erstanmeldung (Datenbankfeld PRC „priority country“). Länderzuordnung Die Qualität dieser Zuordnung wurde anhand der Daten der Recherche zur Chemie überprüft: Bei den Top-20-Anmeldern dieser Branche stimmte das Land der Erstanmeldung mit dem Land des Sitzes der Firmenzentrale überein, und zwar lag die Übereinstimmung bei den verschiedenen Anmeldern jeweils über 85 Prozent und erreichte bei einem Drittel der Firmen 100 Prozent. In den folgenden Abschnitten werden nun Patentstatistiken vorgestellt, die auf der Zählung von Patentfamilien basieren. Ausgewertet werden die Anmeldeländer, der zeitliche Verlauf der Anmeldungen und die thematischen Schwerpunkte. Bei den branchenspezifischen Recherchen werden zusätzlich die führenden Anmelder (Firmen) angegeben. Zählung von Patenfamilien Abschnitt 4.2 beginnt mit einer Übersicht aller Nanotechnologiepatente, dann folgen Auswertungen zu ausgewählten Lead-Märkten: Chemie in Abschnitt 4.3, Optik in Abschnitt 4.4 und schließlich Automobiltechnik in Abschnitt 4.5. In jedem der Abschnitte findet sich darüber hinaus eine Auswertung nach Ländern, die sich auf besonders werthaltige Patentfamilien beschränkt. Als Indikator wurden dazu solche Patentfamilien ausgewählt, bei denen wenigstens ein Patent bereits erteilt wurde9 und die Anmeldung in mehr als nur einem Land angestrebt wird.10 Dieser Indikator lässt sich gut erheben und bietet den Vorteil, relativ zeitnah signifikante Aussagen zu erlauben. Zwar lässt sich diese Form der Patentbewertung nicht monetär umrechnen, dennoch sind mit gewissen Einschränkungen Aussagen über die relative Position der verschiedenen Länder im Wettbewerb möglich. 8 Um Wettbewerbern das Auffinden von Patenten zu erschweren, sind Umschreibungen in Patentschriften üblich. So wäre es beispielsweise nicht ungewöhnlich, dass eine „Waschmaschine“ in einem Patent als „Vorrichtung zur Reinigung textiler Werkstücke“ bezeichnet wird. 9 Nach dem Datenbankfeld PK (patent kind code). 10 Nach dem Datenbankfeld CYC, Kriterium CYC > 1. Besonders werthaltige Patentfamilien Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 4.2 Patente in der Nanotechnologie insgesamt Die Patente in der Nanotechnologie insgesamt wurden mit der Suchstrategie 2 anhand der in Abschnitt 4.1.3 angegebenen ausführlichen Wortliste ermittelt.11 Insgesamt wurden ca. 13.000 Patentfamilien gefunden.12 3500 Zahl der Patentfamilien 94 3000 2500 2000 1500 1000 500 0 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Jahr der Erstanmeldung Abbildung 4.2: Zeitlicher Verlauf der Patentanmeldungen in der Nanotechnologie insgesamt Abbildung 4.2 zeigt den zeitlichen Verlauf der Anmeldungen. Ein starker sprunghafter Anstieg der Anmeldungen seit dem Ende der neunziger Jahre fällt ins Auge. So hat sich die Zahl der Anmeldungen von 1997 bis 1999 und von 1999 bis 2001 jeweils mehr als verdoppelt.13 11 Datum der Recherche: 4. März 2004. Im Weiteren werden die Worte Patentfamilie und Patent synonym verwendet. 13 Da zwischen der Anmeldung eines Patents und dem Erscheinen der ersten Veröffentlichung, die eine Patentdatenbank erfassen kann, oft 18 Monate vergehen, liegen für die Jahre nach 2001 derzeit noch keine vollständigen Zahlen vor, so dass diese Jahre in den Diagrammen zum zeitlichen Verlauf der Übersichtlichkeit halber nicht aufgeführt werden. In den anderen Diagrammen sind bereits verfügbare Daten aus 2002, 2003 und 2004 jedoch enthalten. 12 Kapitel 4 4486 USA Japan 3440 Deutschland 1304 1009 China Land der Erstanmeldung 95 952 Korea 497 Frankreich Großbritannien 271 EPO 249 WIPO 198 Russland 157 Taiwan 93 Australien 75 Schweden 70 Italien 65 Schweiz 52 0 1000 2000 3000 4000 5000 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.3: Länderverteilung der Patentanmeldungen in der Nanotechnologie insgesamt Die meisten Patente entfallen auf die USA, mit einer Zahl von beinahe 4500, gefolgt von Japan mit 3440 Patenten und Deutschland mit ca. 1300 Patenten, vgl. Abbildung 4.3. Überraschenderweise erscheinen dann bereits China und Korea14 mit jeweils ca. 1000 Patenten noch vor Frankreich mit ca. 500 Patenten und Großbritannien mit knapp 300 Anmeldungen. Unter den Rubriken EPO („European Patent Office“) und WIPO („World Intellectual Property Organisation“) sind Anmeldungen aufgeführt, die nicht über eines der nationalen Patentämter eingereicht wurden, sondern unmittelbar einem dieser beiden supranationalen Patentämter vorgelegt wurden.15 Es folgen Russland, Taiwan, Australien, Schweden, Italien und die Schweiz. Bei der Bewertung dieser Rangfolge und der Einschätzung der relativen Position der führenden Länder ist Folgendes zu beachten: Nach Aussagen von Experten des EPA sollte bei Ländervergleichen die Qualität und der inhaltliche Umfang der einzelnen Patente mit berücksichtigt werden. Qualität und Umfang unterscheiden sich zwischen europäischen Anmeldungen, das heißt insbesondere auch bei deutschen 14 Die Länderbezeichnung Korea wird hier und im Folgenden synonym für die Republik Korea („Süd-Korea“) verwendet. 15 Eine nähere Länderzuordnung kann für diese Anmeldungen aufgrund der oben aufgeführten Einschränkung der Datenbank WPINDEX nicht erfolgen. Gewichtungsfaktoren für Ländervergleiche 96 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Patenten und Anmeldungen aus USA und Japan. Nach Angaben der Experten des EPA ist es demnach im Durchschnitt angemessen, eine europäische bzw. deutsche Anmeldung als gleichwertig mit sieben bis neun japanischen und drei bis fünf US-amerikanischen Anmeldungen zu sehen. Unter Berücksichtigung dieser Gewichtungsfaktoren liegt Deutschland wenigstens gleichauf mit den USA und deutlich vor Japan. 4736 C - Chemie 3679 Sektion der IPC H - Elektrotechnik 2294 B - Verfahren 1609 A - Täglicher Bedarf 1314 G - Physik 288 D - Textilien 135 F - Maschinenbau 23 E - Bauwesen 0 1000 2000 3000 4000 5000 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.4: Chemie an erster Stelle Verteilung der aller Nanotechnologiepatente auf die IPC-Sektionen Abbildung 4.4 stellt die grobe thematische Verteilung der Nanotechnologiepatente anhand der Zugehörigkeit zu den acht Sektionen der IPC dar. Die größte Zahl der Patente, und zwar gut ein Drittel aller Nanotechnologiepatente ist dem Sektor C „Chemie und Hüttenwesen“ zuzurechnen, in diesen Sektor fällt auch die Biotechnologie. Gut ein Viertel der Nanotechnologiepatente entstammt dem Bereich der Elektrotechnik. An dritter Stelle folgen Patente aus der Sektion B „Arbeitsverfahren, Transportieren“, in diese Sektion fallen neben der gesamten Prozesstechnik auch die Oberflächenund Beschichtungstechnologien. Auf die Sektion A „Täglicher Bedarf“ entfällt etwa ein Achtel aller Nanotechnologiepatente. In dieser Sektion sind insbesondere auch die Kosmetik und Medizintechnik angesiedelt. Etwa zehn Prozent der Nanotechnologiepatente gehören zur Sektion G „Physik“. Die weiteren Sektionen zu „Textilien, Papier“, „Bauwesen; Erdbohren; Bergbau“ und „Maschinenbau; Beleuchtung; Heizung; Waffen; Sprengen“ spielen bei Nanotechnologiepatenten nur eine untergeordnete Bedeutung. Kapitel 4 2054 USA 651 Japan 473 Deutschland Land der Erstanmeldung 97 Frankreich 273 Korea 249 EPO 117 Großbritannien 113 WIPO 63 Italien 46 Australien 40 Taiwan 37 Schweden 34 Kanada 33 Finnland 31 Niederlande 28 0 500 1000 1500 2000 2500 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.5: Länderverteilung der Patentfamilien mit wenigstens einem erteilten Patent und bei denen die Anmeldung in mehr als einem Land angestrebt wird für die Nanotechnologie insgesamt Abbildung 4.5 zeigt die Länderverteilung der Patentfamilien mit wenigstens einem erteilten Patent16 und diejenigen, bei denen die Anmeldung in mehr als einem Land angestrebt wird. Auch nach dieser Statistik weisen die USA die meisten Patente auf, gefolgt von Japan und Deutschland. Von diesen drei Ländern steht die Quote, d. h. die Anzahl dieser Patente, im Verhältnis zu allen Patenten (s. Abbildung 4.3), bei Japan ist sie mit weniger als 20 Prozent besonders niedrig. Unter Berücksichtigung der oben aufgeführten Gewichtungsfaktoren lägen danach wiederum USA und Deutschland etwa gleichauf. Im Vergleich zu Abbildung 4.3 fällt daneben besonders auf, dass China in dieser Statistik nicht mehr unter den Top-15-Ländern auftaucht, nachdem es noch bei der Zählung aller Patentfamilien an vierter Stelle lag. Dabei ist allerdings auch zu berücksichtigen, dass nennenswerte Anmeldezahlen für China erst seit dem Jahr 2000 zu verzeichnen sind. Insofern wäre es möglich, dass die zeitliche Distanz für den hier 16 Suche nach den folgenden Patentartencodes :aub or ca# or cha or cha5 or chb# or cnc or dec# or dee or deg or epb# or fib1 or frb or gbb or itb or jpb# or krb# or nlc# or ruc# or sec# or usa or usb# or usc# or use#. Besonders werthaltige Patente Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt gewählten Indikator in Bezug auf Anmeldungen aus China noch nicht ausreicht. An fünfter Stelle erscheint nun Frankreich mit einer vergleichsweise hohen Quote von 55 Prozent vor Korea mit einer Quote von lediglich ca. 25 Prozent. Danach folgen Großbritannien, Italien, Australien, Taiwan, Schweden, Kanada, Finnland und die Niederlande. 4.3 Nanotechnologiepatente im Bereich Chemie Dieser Abschnitt präsentiert die Ergebnisse der Recherche zu Nanotechnologiepatenten im Bereich Chemie.17 Die Zuordnung der Patente zum Bereich Chemie erfolgte auf Basis der OECD-Konkordanz (OECD, 1994, S. 77). Berücksichtigt wurden die Gebiete Makromolekulare Chemie und Polymere, Werkstoffe und Metallurgie, Organische Feinchemie und Grundstoffchemie.18 USA 1171 Japan 728 609 China Land der Erstanmeldung 98 Deutschland 542 Frankreich 208 Korea 177 EPO 88 Großbritannien 87 WIPO 51 Australien 37 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.6: Länderverteilung der Nanotechnologiepatente im Bereich Chemie Die meisten Patente stammen aus den USA, gefolgt von Japan, vgl. Abbildung 4.6. An dritter Stelle tauchen bereits Anmeldungen aus China auf, dann Anmeldungen aus Deutschland vor Frankreich und Korea. Neben den supranationalen Anmeldungen erscheinen noch Großbritannien und Australien unter den Top 10. 17 Datum der Recherche: 18. Juni 2003. Diese Recherche erfolgte nach Recherchestrategie 1 aus Abschnitt 4.1.3. Ein Vergleich mit Recherchestrategie 2 hat gezeigt, dass im Einzelfall Abweichungen im Bereich von 20 bis 30 Prozent auftreten. Die qualitativen Aussagen ändern sich jedoch nicht wesentlich. 18 Dies entspricht den folgenden IPC-Klassen: (c07c or c07d or c07f or c07h or c07j or c07k or c08b or c08f or c08g or c08h or c08k or c08l or c09d or c09j or c01! or c03c or c04! or c21! or b22! or a01n or c05! or c07b or c08c c09b or c09c or c09f or c09g or c09h or c09k or c10b or c10c or c10f or c10g or c10h or c10j or c10k or c10l or c10m or c11b or c11c or c11d)/ic. Kapitel 4 99 Berücksichtigt man erneut die oben angesprochenen Gewichtungsfaktoren, so liegt Deutschland knapp vor den USA und deutlich vor Japan. Auch im Bereich Chemie fällt die hohe Zahl von Anmeldungen insbesondere aus China, aber auch aus Korea auf. 55 BASF AG 52 BAYER AG 48 SONY CORP INST. NEUE MATERIALIEN GEM. GMBH 47 45 NEC CORP 42 MITSUBISHI CHEM. (Kagaku) 34 L'OREAL SA 32 DEGUSSA AG 30 Patentanmelder HENKEL KGAA DOKURITSU GYOSEI HOJIN SANGYO GIJUTSU (JST) 28 27 OSAKA GAS CO LTD EASTMAN KODAK CO 25 PPG IND OHIO INC 25 RHODIA INC 25 24 UNIV CALIFORNIA UNIV FUDAN 23 DOW CORNING CORP 23 UNIV QINGHUA 22 ILJIN NANOTECH CO LTD 22 DOW CHEM CO 22 0 10 20 30 40 50 60 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.7: Führende Anmelder von Nanotechnologiepatenten im Bereich Chemie Die Auflistung der Top 20 Anmelder ist in Abbildung 4.7 dargestellt. Unter den zehn führenden Anmeldern sind allein fünf aus Deutschland mit BASF, Bayer, Degussa, Henkel und dem INM, Saarbrücken. Bei der Vorstellung der Ergebnisse vor Firmenvertretern und Branchenexperten im Rahmen eines Workshops (vgl. Abschnitt 6.3) wurde deutlich, dass mit dieser Recherche nur etwa ein Drittel bis ein Viertel aller relevanten Patente gefunden wird. Gleichwohl kann man davon ausgehen, dass Verhältnisse im Groben richtig wiedergegeben werden. Deutsche Firmen gut positioniert Beispiel Covion Spezialanbieter nur schwer zu erfassen Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Andererseits zeigt sich an dieser Aufstellung die eingangs diskutierte Schwierigkeit, spezifische Einzeltechnologien aus der Nanotechnologie zu berücksichtigen. So hält etwa die Firma Covion nach eigenen Angaben ca. 70 Patentfamilien mit Bezug zu organischen Halbleitern, was als Technologie sicherlich zur Nanotechnologie gezählt werden muss. Eine Recherchestrategie, die in diesem Sinne alle Spezialanbieter ausreichend berücksichtigt, erscheint nur mit sehr hohem Aufwand realisierbar. Insofern muss als Einschränkung genannt werden, dass die Anmeldezahlen von Firmen mit einem sehr spezifischen Profil möglicherweise nicht angemessen repräsentiert werden. Mit diesen Einschränkungen sei als führende Anmelder aus Japan auf Sony, NEC, Kagaku, das JST und Osaka Gas hingewiesen. Als Anmelder aus Frankreich treten L’Oreal und Rhodia auf. Amerikanische Anmelder sind PPG Industries, Eastman Kodak, Dow Corning und Dow Chemical sowie die Universität von Kalifornien. Aus China treten an führender Stelle die Universitäten Fudan und Qinghua in Erscheinung. 1208 Werkstoffe Teilthemen 100 921 Polymere Grundstoffchemie 323 Org. Feinchemie 315 0 200 400 600 800 1000 1200 1400 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.8: Thematische Schwerpunkte bei den Nanotechnologiepatenten im Bereich Chemie Die thematischen Schwerpunkte sind in Abbildung 4.8 dargestellt. Die größte Anzahl von Anmeldungen stammt aus dem Bereich Werkstoffe noch vor Anmeldungen aus der Polymerchemie. Diese beiden Bereiche verzeichnen bei Betrachtung der zeitlichen Entwicklung der Anmeldezahlen auch aktuell den stärksten Anstieg. Die zeitliche Entwicklung der Anmeldung im Bereich der Chemie insgesamt verläuft qualitativ so wie bei den Nanotechnologiepatenten insgesamt. Kapitel 4 USA 727 Deutschland 221 166 Japan Land der Erstanmeldung 101 Frankreich 120 Großbritannien 48 EPO 42 Korea 40 WIPO 25 Australien 21 Italien 18 0 100 200 300 400 500 600 700 800 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.9: Länderverteilung der Patentfamilien mit wenigstens einem erteilten Patent und bei denen die Anmeldung in mehr als einem Land angestrebt wird für die Nanotechnologiepatente im Bereich Chemie Abbildung 4.9 zeigt die Länderverteilung der Patentfamilien mit wenigstens einem erteilten Patent19 und bei denen die Anmeldung in mehr als einem Land angestrebt wird.20 In dieser Statistik weisen die USA die meisten Patente auf, gefolgt von Deutschland vor Japan. Von diesen drei Ländern weist Japan erneut die niedrigste Quote auf (Verhältnis der Anzahl dieser Patente zu allen Patenten, nach Abbildung 4.6) mit weniger als 25 Prozent. Unter Berücksichtigung der oben aufgeführten Gewichtungsfaktoren lägen danach wiederum USA und Deutschland etwa gleichauf; beide jedoch deutlich vor Japan. Besonders werthaltige Patente Im Vergleich zu Abbildung 4.6 fällt daneben besonders auf, dass China in dieser Statistik nicht mehr unter den Top-10-Anmeldeländern auftaucht, nachdem es noch bei der Zählung aller Patentfamilien an dritter Stelle lag. An vierter Stelle erscheint nun Frankreich mit einer vergleichsweise hohen Quote von 60 Prozent vor Großbritannien, Korea, Australien und Italien. Die Quote von Korea liegt bei weniger als 25 Prozent. 4.4 Nanotechnologiepatente im Bereich Optik Die Recherche zu Nanotechnologiepatenten im Bereich Optik erfolgte nach der Recherchestrategie 2 aus Abschnitt 4.1.3, ergänzt um die folgenden Schlagworte, die für die gesamte Nanooptik als relevant angesehen werden: 19 Suche nach den folgenden Patentartencodes: aub or cnc or dec# or dee or deg or epb# or frb or gbb or jpb# or krb# or usa or usb# or usc# or use#. 20 Kriterium cyc>1. Recherchestrategie Nanooptik Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt quantumcascad? or quantumdot? or quantumfilm? or quantumheterostructure? or quantumpot? or quantumwell? or quantumwire? optic?(w)near(w)field? or snom or near(w)field?(w)optic? or snim or scanning(w)near(w)field(w)infrared surface(w)plasmon(w)resonan? fluorescen?(w)resonan?(w)energ?(w)transfer? or fret or single(w)molecule(w) (spectroscop? or fluorescen?) or fluoresc?(w)correl?(w)spectrosc? (femtosecond or ultrashort(w)pulse)(w)laser and (cut? or drill? or ablat?) vertic?(w)cavit?(w)surfac?(w)emi?(w)laser? or vcsel ultraprecision(w)optic? Die Zuordnung der Patente zum Bereich Optik erfolgte in Anlehnung an die OECD-Konkordanz (OECD, 1994, S. 77). Berücksichtigt wurde der dort mit Optik bezeichnete Technologiebereich, ergänzt um bestimmte IPC-Klassen, unter anderem zur Beleuchtung und zu elektrischen Lichtquellen, zu nichtsichtbaren Wellenlängen und zur Ultrapräzisionsbearbeitung optischer Elemente.21 2034 Japan Land der Erstanmeldung 102 1314 USA 251 191 138 106 60 57 36 23 Korea Deutschland Großbritannien Frankreich Taiwan EPO China WIPO 0 500 1000 1500 2000 2500 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.10: Länderverteilung der Nanotechnologiepatente im Bereich Optik Abbildung 4.10 zeigt die Verteilung der Anmeldungen auf die Länder der Erstanmeldung. Im Bereich der Optik stammen die meisten Nanotechnologieanmeldungen aus Japan, noch vor den USA. Mit deutlichem Abstand folgen Korea vor Deutschland, Großbritannien und Frankreich. Taiwan und China weisen jeweils deutlich weniger als 100 Anmeldungen auf. 21 Datum der Recherche: 24. Oktober 2003. Eingrenzung bezüglich der IPCKlassifikation: (g02! or g03! or h01s or b24b013 or b29d011 or f21! or g01m011 or h01j or h01k or h01l033 or h05b031 or h05b033 or h05b035 or g01j)/icm. Kapitel 4 AT&T 67 NEC 61 60 MITSUBISHI 59 MOTOROLA 49 LUCENT SHARP 48 CANON 45 44 Patentanmelder FUJITSU 44 HITACHI 41 SAMSUNG FURUKAWA 40 XEROX 38 MATSUSHITA 33 HEWLETT-PACKARD 30 29 TOSHIBA 27 EASTMAN KODAK AGILENT 26 SIEMENS 24 INFINEON (25-40) 15 10 OSRAM (25-40) 9 ZEISS (25-40) 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.11: Führende Anmelder von Nanotechnologiepatenten im Bereich Optik Wie Abbildung 4.11 zu entnehmen ist, wird die Liste der Anmelder entsprechend der Länderverteilung von US-amerikanischen und japanischen Firmen angeführt. Unter den Top-20-Anmeldern taucht als deutsche Firma allein Siemens auf. Weitere deutsche Firmen unter den Top 40 sind Infineon, Osram und Zeiss. 891 Laser 580 Teilthemen Halbleiter-IR-Quellen 389 Opt. Elemente und Geräte 239 Entladungslampen 114 Messtechnik/Analytik 95 Photographie, Lithographie, Holographie 31 weitere Lichtquellen 0 200 400 600 800 1000 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.12: Thematische Schwerpunkte bei den Nanotechnologiepatenten im Bereich Optik 103 104 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Abbildung 4.12 zeigt die thematischen Schwerpunkte in der Nanooptik. Es zeigt sich, dass Lichtquellen insgesamt den größten Umfang haben. Die beiden größten Teilthemen sind nanooptische Laser und Halbleiterbasierte Infrarot-Quellen. An vierter Stelle folgen außerdem noch Entladungslampen. Andere optische Elemente und Geräte machen ungefähr ein Sechstel aller Anmeldung in der Nanooptik aus. Weitere Teilthemen sind die Messtechnik und Analytik sowie Photographie, Lithografie und Holografie. Zahl der Patentfamilien 350 300 250 200 150 100 50 0 1983 1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997 1999 2001 Jahr der Erstanmeldung Abbildung 4.13: Zeitlicher Verlauf der Anmeldungen von Nanotechnologiepatenten im Bereich Optik Quantenfilmlaser als frühe Anwendung Der zeitliche Verlauf der Anmeldungen ist in Abbildung 4.13 dargestellt. Hier ist ein Unterschied zu dem Verlauf der Anmeldungen in der Nanotechnologie insgesamt zu erkennen, der sich in einer ersten Spitze von Anmeldungen im Jahr 1993 zeigt. Bei der Betrachtung des zeitlichen Verlaufs der Anmeldungen in den verschiedenen Teilthemen wird deutlich, dass diese Spitze auf den Bereich der Laser und halbleiterbasierten Quellen zurückzuführen ist. Hier zeigt sich, dass mit den Quellen auf Basis von Quantenfilmen eine bestimmte Nanotechnologie schon früh - auch in wirtschaftlicher Hinsicht - wichtig geworden ist. Insofern stellt sich das Gesamtbild als eine Summe dar, die aus den Anmeldungen zu Lichtquellen auf Basis von Quantenfilmen besteht, mit einer Spitze in den frühen neunziger Jahren und dem für die Nanotechnologie insgesamt beobachteten Trend einer allmählichen Zunahme von Patenten und einem schnellen Anstieg seit dem Ende der neunziger Jahre. Kapitel 4 694 USA Land der Erstanmeldung 105 604 Japan 98 Deutschland 87 Korea 85 Großbritannien 72 Frankreich 46 EPO 24 Taiwan 10 WIPO 0 200 400 600 800 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.14: Länderverteilung der Patentfamilien mit wenigstens einem erteilten Patent und bei denen die Anmeldung in mehr als einem Land angestrebt wird für die Nanotechnologiepatente im Bereich Optik Abbildung 4.14 zeigt die Länderverteilung der Patentfamilien mit wenigstens einem erteilten Patent und bei denen die Anmeldung in mehr als einem Land angestrebt wird.22 In dieser Statistik rangieren die USA vor Japan. In absoluten Zahlen ist der Abstand dieser beiden Länder vor Deutschland beträchtlich, zieht man jedoch die oben diskutierten Gewichtungsfaktoren in Betracht, so erscheinen Deutschland und Japan etwa gleichauf. Der Abstand Deutschlands, aber auch von Großbritannien und Frankreich zu den USA ist dann deutlich geringer. Korea erscheint an vierter Stelle; für Korea liegt das Verhältnis der Anzahl dieser Patente zur Anzahl aller Patente (vgl. Abbildung 4.10) mit etwa 35 Prozent im Bereich Optik deutlich höher als im Durchschnitt Koreas in der Nanotechnologie insgesamt. Lithografie mit extrem-ultraviolettem Licht In Abbildung 4.15 ist der zeitliche Verlauf der Anmeldungen in einer speziellen Recherche zur Lithografie mit extrem-ultraviolettem Licht (EUVL) dargestellt.23 22 23 Vgl. Fußnote 19 und 20. Datum der Recherche: 1. Februar 2002. Suche nach: (euv? or extreme(1w)ultraviolet?)/bi and (g03f? or h01l021?)/icm. Besonders werthaltige Patente 106 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Zahl der Patentfamilien 70 60 50 40 30 20 10 0 ´86 ´87 ´88 ´89 ´90 ´91 ´92 ´93 ´94 ´95 ´96 ´97 ´98 ´99 ´00 ´01 Jahr der Erstanmeldung Abbildung 4.15: Zeitlicher Verlauf der Patentanmeldungen im Bereich Lithografie mit extrem-ultraviolettem Licht Zahl der Patentfamilien Hier zeigt sich deutlich ein sprunghafter Anstieg der Aktivitäten im Jahr 1998, der auf die weltweit intensivierten Anstrengungen zur Entwicklung der EUVL zurückzuführen ist.24 12 11 10 9 8 7 6 5 4 3 2 1 0 ASML SVGL/Silicon Valley Group Zeiss Nikon EUVLLC Canon Patentanmelder (Auszug) Abbildung 4.16: Auszug führender Anmelder im Bereich Lithografie mit extremultraviolettem Licht Bei Betrachtung der Firmen, die für Stepper bedeutend sind, zeigt Abbildung 4.16 eine deutliche Überlegenheit der Gruppe ASML-SVGLZeiss. Nikon weist gerade noch vor der EUVLLC einen guten Anmeldeplatz auf, während Canon nur sehr wenig Anmeldungen hat. Vollständige Bewertung der Technologieposition erfordert Detailrecherchen Dieses Beispiel der EUVL belegt, dass zur Bewertung spezieller Technologien auch spezifische Patentauswertungen erforderlich sind. So erscheint Zeiss in der allgemeinen Auswertung (vgl. Abbildung 4.11) nicht an einer herausragenden Stelle. Die sehr gute Technologieposition in der wirtschaftlich wichtigen Technologie EUVL wird nur durch eine gezielte Recherche deutlich. Für eine vollständige Bewertung der Technologieposition Deutschlands im Bereich der Nanooptik wären dementsprechend weitere Detailrecherchen erforderlich. 24 Die Daten für das Jahr 2001 waren zum Zeitpunkt der Recherche noch nicht vollständig. Kapitel 4 4.5 107 Nanotechnologiepatente im Bereich Automobiltechnik In diesem Abschnitt wird die Recherche zu Nanotechnologiepatenten in der Automobiltechnik vorgestellt. Die Recherche erfolgte nach der Strategie 2 (vgl. Abschnitt 4.1.3). Es gibt in der IPC zwei Klassen; B60 und B62, die speziell dem Fahrzeugbau und den Motorfahrzeugen gewidmet sind. Die Vorrecherche zeigte jedoch, dass die Zahl von Nanotechnologiepatenten in diesen Klassen sehr gering ist. Deswegen wurde die Suche ohne Einschränkung an die IPC-Klassen ausgeführt und die Zuordnung zur Automobiltechnik über die zusätzlichen Suchbegriffe: CAR OR VEHICL? OR AUTOMOB? OR AUTOMOT? versucht.25 Die Titel der verbleibenden Treffermenge von 238 Patenten wurden vollständig auf Relevanz für Nanotechnologie und Automobiltechnik geprüft. Die geringe Zahl von Patenten allein deutet jedoch schon darauf hin, dass diese Recherche sicher nicht vollständig ist. Bei der Vorstellung der Ergebnisse vor Branchenexperten im Rahmen eines Workshops (vgl. Abschnitt 6.4) wurde zu Recht auf die Unvollständigkeit dieser Recherche hingewiesen. Insbesondere wurde betont, dass aus sehr vielen Patenten mit Relevanz für die Automobilindustrie dieser Bezug aus der Patentschrift gar nicht hervorgeht. Dies betrifft insbesondere chemische Produkte, die im Automobilbau eingesetzt werden. Wird etwa ein Nanofüllstoff verwendet, um gezielt Eigenschaften von Kunststoffen oder auch Lacken zu verbessern, die letztlich unter anderem im Automobilbereich eingesetzt werden, so wird das entsprechende Patent im Normalfall darauf keinen Hinweis enthalten. Letztlich spiegelt sich darin wider, dass die Automobilindustrie eher am Ende der Wertschöpfungskette steht und der Zusammenhang zu den zugrunde liegenden Basistechnologien, wie etwa der Nanotechnologie, nur über diverse Zwischenstufen besteht. Da sich dieses prinzipielle Problem jedoch nur mit sehr hohem Aufwand lösen lässt, werden die Rechercheergebnisse nichtsdestotrotz unter explizitem Verweis auf ihre sehr eingeschränkte Vollständigkeit und somit auch sehr eingeschränkte Repräsentativität in aller Kürze vorgestellt. 25 Datum der Recherche: 17. November 2003. Aufgrund des Suchbegriffs „vehicl?“ zeigte die Treffermenge einen relativ großen Anteil an Patenten aus dem Bereich Biotechnologie/Pharma, in dem Begriffe wie „drug delivery vehicle“ eine große Rolle spielen. Deswegen wurden die Suchbegriffe: drug# or gene? or agent# or protein# or enzym? ausgeschlossen. Recherchestrategien Bezug zur Automobiltechnik geht aus der Patentschrift oft nicht hervor Rechercheergebnis sehr unvollständig Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 98 Land der Erstanmeldung USA 64 Deutschland 32 Japan 14 Frankreich 7 6 5 EPO Großbritannien Korea WIPO 3 China 3 2 2 Taiwan Kanada 0 20 40 60 80 100 120 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.17: Länderverteilung von Nanotechnologiepatenten im Bereich Automobiltechnik Abbildung 4.17 zeigt die Länderverteilung, die im Wesentlichen vergleichbare Charakteristika aufweist wie die weiter oben vorgestellten Länderverteilungen, wobei USA, Deutschland und Japan die meisten Anmeldungen aufweisen, aber mit insgesamt deutlich niedrigerer Gesamtzahl. 12 BAYER HENKEL 8 INST NEUE MATERIALIEN 8 7 RICE UNIVERSITY Patentanmelder 108 5 BASF COATINGS MAGNA INT 4 DELPHI TECH INC 4 DAIMLERCHRYSLER 4 GENERAL MOTORS 3 FORD 3 BOSCH 3 0 2 4 6 8 10 12 14 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.18: Anmelder von Nanotechnologiepatenten im Bereich Automobiltechnik Die in Abbildung 4.18 dargestellte Liste von Anmeldern beginnt mit Firmen aus dem Bereich Chemie. Die Firma Henkel ist beispielsweise Kapitel 4 109 aktiv im Bereich von Klebstoffen für die Automobilindustrie. Dann folgen mit Magna und Delphi Zulieferfirmen, bevor schließlich Autohersteller in Erscheinung treten. Organische makromolekulare Verbindungen 42 33 Teilthemen Batterien, Glühlampen, Kabel, HL Farben & Lacke, Klebstoffe 28 Anorg. Chemie (Metalle & Nichtmetalle) 27 Schichtkörper 24 0 10 20 30 40 50 Zahl der Patentfamilien Abbildung 4.19: Thematische Schwerpunkte von Nanotechnologiepatenten im Bereich Automobiltechnik Abbildung 4.19 zeigt die thematische Verteilung in der Stichprobe nach Auswertung der Verteilung der IPC-Klassen. Neben den in Abbildung 4.19 aufgeführten Themenfeldern tauchen weiterhin auf: Optische Elemente und Geräte, Prozesse zum Auftragen von Flüssigkeiten, Beschichten von und mit Metallen, physikalische und chemische Prozesse, Bearbeitung von Plastik, chemische Herstellung von Fasern sowie Fahrzeugteile, Antrieb und Fenster. Es fällt positiv auf, dass trotz des geringen Stichprobenumfangs die als wichtig betrachteten Produktgruppen und Einsatzbereiche der Nanotechnologie in der Automobiltechnik enthalten sind. Zahl der Patentfamilien 70 60 50 40 30 20 10 0 1989 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 Jahr der Erstanmeldung Abbildung 4.20: Zeitlicher Verlauf von Anmeldungen von Nanotechnologiepatenten im Bereich Automobiltechnik Wichtige Produktgruppen sind vertreten 110 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Auch der in Abbildung 4.20 dargestellte zeitliche Verlauf der Anmeldungen spiegelt die Position des Automobilbaus am Ende der Wertschöpfungskette wider. Es ist zu sehen, dass die Entwicklung um etwa fünf Jahre gegenüber dem Verlauf in der Nanotechnologie insgesamt später einsetzt (vgl. Abbildung 4.2). Land der Erstanmeldung USA Deutschland Japan Frankreich 0 10 20 30 40 50 60 Zahl Patentfamilien Abbildung 4.21: Länderverteilung der Patentfamilien mit wenigstens einem erteilten Patent und bei denen die Anmeldung in mehr als einem Land angestrebt wird für Nanotechnologiepatente im Bereich Automobiltechnik Bei Betrachtung von Patentfamilien mit wenigstens einem erteilten Patent und bei denen die Anmeldung in mehr als einem Land angestrebt wird26 verbleiben nur die in Abbildung 4.21 dargestellten vier Länder mit mehr als fünf Anmeldungen, so dass die Fallzahlen hier zu gering werden, um weitergehende Aussagen zu formulieren. 4.6 Eigenständige Studie zu Nanotechnologie und Gesundheit Nanotechnologiepatente im Bereich Medizintechnik und Life Sciences Die Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer (AGIT) bearbeitet als Konsortialführer im Auftrag des BMBF eine Studie zum Thema Nanotechnologie und Gesundheit. Für eine Patentauswertung zum Bereich Medizintechnik und Life Sciences sei deshalb auf die bevorstehende Publikation des Abschlussberichts dieser Studie hingewiesen, die sich diesem Themenkomplex im Detail widmet. An dieser Stelle sei nur erneut auf die generellen Schwierigkeiten bezüglich der Recherchestrategie zu Nanotechnologiepatenten hingewiesen, die sich am Beispiel der Medizintechnik und Lifesciences gut darstellen lässt. Wie beispielsweise in der Technologieanalyse „Nanobiotechnologie II“ (Wagner, 2004) dargestellt, kommt 26 Vgl. Fußnote 19 und 20. Kapitel 4 Nanotechnologie in bestimmten Formen von Biochips zum Einsatz. Allein zu den Suchworten (dna? or bio? or protein?)(w)chip? enthält die Datenbank WPINDEX mehr als 900 Patentfamilien, von denen aber nur ein Bruchteil tatsächlich der Nanobiotechnologie im eigentlichen Sinne zuzuordnen ist. Diesen Bruchteil durch Suchbegriffe genau abzubilden ist jedoch enorm schwierig. An diesem Beispiel wird deutlich, dass der Versuch, die Nanotechnologie durch eine Liste von Einzeltechnologien zu beschreiben, ganz eigene Fallstricke enthält, die unter Umständen dazu führen, dass die Suchergebnisse nur eine geringe Präzision aufweisen. 4.7 Hohe Präzision der Recherche nur mit hohem Aufwand zu erreichen Nanotechnologiepatente im Überblick Diese Patentauswertung belegt zunächst einmal nachdrücklich, dass die sehr dynamische Entwicklung der Nanotechnologie sich auch in den Patentameldungen wiederfindet. In den letzten fünf Jahren haben sich die jährlichen Patentanmeldungen in der Nanotechnologie etwa alle zwei Jahre verdoppelt (vgl. Abbildung 4.2). Die oben vorgestellten Länderverteilungen zeigen, dass Deutschland in der Patentsituation der Nanotechnologie sehr gut aufgestellt ist - sowohl in der Nanotechnologie insgesamt als auch in dem zahlenmäßig wichtigsten Teilbereich der Chemie. Gerade bei den besonders werthaltigen Patenten stellt sich die Position Deutschlands als sehr gut dar. (vgl. Abbildung 4.5, 4.9). In keinem der betrachteten Lead-Märkte ist ein gravierender Rückstand auf die USA oder Japan zu verzeichnen. Bei den Diskussionen zur Patentstrategie im Bereich Nanotechnologie wurde von den Branchenexperten in den durchgeführten Workshops (vgl. Kapitel 6) darauf hingewiesen, dass die Nanotechnologie prinzipiell keine völlig andere Patentstrategie erfordert als andere 27 Technologiebereiche. Ein Spezifikum besteht allerdings darin, dass die Entwicklungszeiten von einem nanotechnologischen Grundeffekt bis zur Anwendung in bestimmten Fällen so lang sein können, dass der Patentschutz kurz nach dem Erreichen der Produktreife ausläuft. Mit Bezug auf KMU wurde darauf hingewiesen, dass die Patentierneigung in diesen Unternehmen deutlich geringer ist als in Großunternehmen. In KMU wird gegebenenfalls bevorzugt, technologische Betriebsgeheimnisse - auch wenn sie patentierbar wären gar nicht erst offenzulegen. Aus Kostengründen würden KMU im Zweifelsfalle beispielsweise eher Gebrauchsmuster anmelden. Eine 27 111 Aufgrund der Interdisziplinarität der Nanotechnologie kommen auf die Patentämter jedoch schwierige Aufgaben zu, wie von den Experten des EPA betont wurde. So ist sicherzustellen, dass die Patentanmeldungen entsprechend qualifizierten Prüfern zugeordnet werden, dies kann es erforderlich machen, einzelne Anmeldungen durch ein Team prüfen zu lassen. Auch ist zu verhindern, dass aus Unkenntnis unzulässig breit gefasste Patentansprüche akzeptiert werden. Dynamische Entwicklung bei den Patentanmeldungen in der Nanotechnologie Deutschland ist sehr gut aufgestellt Lange Entwicklungszeiten Patentierneigung von KMU 112 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt sinnvolle Patentstrategie für KMU könnte nach Aussage der befragten Experten z. B. darin bestehen, eine Technologie gemeinsam mit den Hauptanwendern zu patentieren. Breit angelegte Recherche zur Beurteilung der generellen Patentsituation Beurteilung spezifischer Technologien erfordert spezifische Recherchen Keine Abschätzung der Marktpotenziale in absoluten Zahlen Abschließend soll noch einmal betont werden, was im Laufe des Kapitels bereits an verschiedenen Beispielen (wie etwa im Abschnitt 4.4 anhand der Patente zur Lithografie mit extrem-ultraviolettem Licht in den Abbildungen 4.15 und 4.16) gezeigt wurde: Eine breit angelegte Patentrecherche wie sie hier vorgestellt wurde, eignet sich zu einer Beurteilung der generellen Patentsituation. Zur Einschätzung einzelner Firmen und spezifischer Technologien sind entsprechend detaillierte Patentrecherchen erforderlich. Wie im Abschnitt 4.1.1 dargelegt, kann die Auswertung bibliometrischer Patentindikatoren keine Abschätzung der Marktpotenziale in absoluten Zahlen liefern. Es wird jedoch deutlich, dass weltweit beträchtliche Anstrengungen im Gange sind, geistiges Eigentum im Bereich der Nanotechnologie abzusichern, was darauf hindeutet, dass die Patentanmelder in diesem Bereich ein signifikantes Marktpotenzial sehen. Wie diese Auswertung gezeigt hat, ist Deutschland im internationalen Wettbewerb bezüglich der Patentsituation hervorragend aufgestellt. 113 5 VERANKERUNG UND UMSETZUNG UMSETZUNG DER NANOTECHNOLOGIE IN DEUTSCHEN DEUTSCHEN UNTERNEHMEN 5.1 Ziele der Unternehmensbefragung Die Nanotechnologie wird als eine der wegweisenden Schlüsseltechnologien der Zukunft begriffen. Die vielen Möglichkeiten der Nanotechnologie sind dabei heute bei weitem noch nicht in vollem Umfang bekannt. Vielmehr sind bisher erste Ansatzpunkte für Innovationen durch Nanotechnologie gefunden worden. Diese finden ihre Anwendung beispielsweise in den Carbon Nanotubes, in den Leseköpfen von Computer-Festplatten oder in Biochips. Das Interessante an der Nanotechnologie ist dabei, dass sie nicht einfach eine kleinere Skalierung als die Mikrotechnologien darstellt, sondern mit den weiteren Verkleinerungen auch vielfach neue physikalische, chemische und/oder biologische Eigenschaften auftreten, die die Potenziale für völlig neue Lösungsansätze in der wirtschaftlichen Nutzung aufweisen. Ziele der schriftlichen Unternehmsbefragung sind vor diesem Hintergrund eine solide Identifikation und eine (erste) Bewertung der wirtschaftlichen Potenziale der Nanotechnologie für den Standort Deutschland. Zentrale Fragestellungen der Unternehmensbefragung sind unter anderem: Wo wird die Nanotechnologie bereits heute verwandt, welche Wachstumschancen wird der Nanotechnologie in den nächsten Jahren durch die wirtschaftlichen Akteure eingeräumt und schließlich, welche Beziehungen zwischen wirtschaftlichen Akteuren bestehen bereits heute in der Nanotechnologie. Um eine Operationalisierung der Fragestellungen zu erreichen, wurde der gesamten Unternehmensbefragung eine einheitliche Definition von Nanotechnologie zugrunde gelegt (dazu ausführlich Kapitel 2). Diese lautet: Neue Lösungsansätze in der wirtschaftlichen Nutzung Ziel: solide Identifikation Als Nanotechnologie verstehen wir hier: a) alle Produkte, die mindestens eine funktionelle Komponente mit einer kontrollierten geometrischen Abmessung unterhalb von 100 Nanometern in mindestens einer Richtungsdimension besitzen, wodurch physikalische, chemische oder biologische Effekte nutzbar werden, die oberhalb dieser kritischen Abmessung nicht auftreten und b) analytisches und/oder verfahrenstechnisches Equipment, das für die kontrollierte Herstellung, Positionierung und Vermessung von unter a) genannten funktionellen Komponenten erforderlich ist. Bei den aufgeführten Fragestellungen wird deutlich, dass es weniger um die Erhebung zukünftiger Forschungsergebnisse in der Grundlagenforschung geht als vielmehr um die Frage nach den Diffusionschancen des vorhandenen Grundlagenwissens in die Forschung und Entwicklung in den Unternehmen und deren Umsetzung in wirtschaftliche Anwendun- Definition 114 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt gen. Den Erkenntnisgegenstand nimmt damit nicht die Forschung, sondern die marktliche Nutzung der Nanotechnologie ein. 5.2 Anmerkungen zur Vorgehensweise Bei der Gestaltung und Auswahl der Fragen im Fragebogen wurde darauf geachtet, dass jeweils drei Zeitpunkte in Bezug auf die Nanotechnologie abgefragt wurden: • Das Verhalten der Unternehmen in der Vergangenheit • Das gegenwärtige Vorgehen der Unternehmen • Die strategische Zukunftsausrichtung der Unternehmen Im Design der Fragen wurden des Weiteren auch die Schwerpunkte der eigenen Aktivitäten in FuE und im Produktangebot sowie die Netzwerkverbindungen in der Zulieferung von nanotechnologischen Komponenten wie auch die Zulieferung von solchen Komponenten abgefragt (vgl. den Fragebogen im Anhang). Auswahl der befragten Unternehmen In der quantitativen Untersuchung wurden von den beteiligten Partnern des Projektes Adressen gesammelt. Zukünftige Technologien Consulting der VDI Technologienzentrum GmbH lieferte 509 ausgewählte Adressen von Unternehmen in Deutschland, die eindeutig der Nanotechnologie zuzuordnen waren. Ein Abgleich mit verschiedenen neueren Publikationen ergab, dass in dem Adressenmaterial alle von anderen aufgeführten Unternehmen, die sich mit Nanotechnologie beschäftigen, enthalten sind. Insbesondere der Abgleich mit dem Datenbestand der Deutschen Bank AG ergab, dass die 78 von der Deutschen Bank AG der Nanotechnologie zugerechneten Unternehmen vollständig in dem VDI TZ ZTC-Material enthalten sind. Für zahlreiche Firmen, insbesondere Großunternehmen, lagen mehrere Adressen vor. Insgesamt wurden für 25 Unternehmen 73 Adressen geliefert; allein die Firma Siemens AG weist acht Adressen auf. Die Untersuchung sollte sich zielgemäß nur auf Unternehmen beziehen. Wissenschaftliche Institute wurden somit nicht einbezogen. Zusätzlich wurden von der Deutschen Bank 291 Adressen beigesteuert. Dabei handelt es sich um Adressen von Unternehmen, die in der Mikrosystemtechnologie (MST) an der Schnittstelle zur Nanotechnologie aktiv sind. Auch bei diesem Material ist die Zahl der Adressen höher als die Zahl der Unternehmen: Für 13 Unternehmen werden jeweils zwei Adressen genannt. In diesem Ausgangsmaterial werden etwa zehn Ingenieurbüros aufgeführt, die wie die Wissenschaftlichen Institute nicht zu der Zielgruppe der Fragebogenaktion zu zählen sind. Somit ist insgesamt statt von 800 Adressen eher von 700 Unternehmenadressen auszugehen, die im Bereich Nanotechnologie tätig sein könnten, wobei unterstellt wird, dass das bei den etwa 270 Unternehmenadressen der Deutschen Bank AG der Fall ist. Würde dieses Adressenmaterial nicht berücksichtigt, so umfasste das Ausgangsmaterial etwa 450 Adres- Kapitel 5 115 sen von Unternehmen, bei denen im Nanobereich Aktivitäten feststehen oder zumindest stark vermutet werden. Es wurden insgesamt 800 Fragebögen versendet. Nach Ablauf der gesetzten Abgabefrist sind insgesamt etwa 70 Fragebögen ausgefüllt zurückgesendet worden, und zwar erfolgte der Rücklauf fast ausschließlich von Adressen aus dem VDI TZ ZTC-Bestand. Aus dem MSTAdressmaterial ergab sich zu der Zeit lediglich ein Rücklauf von fünf ausgefüllten Fragebogen. In dieser ersten Runde reagierten immerhin 26 Unternehmen, die keinen ausgefüllten Fragebogen gesendet hatten, mit einer Begründung, warum sie keinen Fragebogen zurückgesendet hatten. 18 von den 26 begründeten ihre Nichtbeantwortung damit, dass sie nicht im Bereich der Nanotechnologie tätig seien, davon 15 aus dem Adressenmaterial von VDI TZ ZTC. Nach einer telefonischen und elektronischen Nachfassaktion erhöhte sich der Rücklauf schließlich auf 107 ausgefüllte Fragebogen, wobei zwei Fragebögen wegen allzu später Zusendung nicht mehr in die quantitative Auswertung gelangten. Je nach zugrunde gelegter Zahl für das Ausgangsmaterial und der Wertung des Rücklaufs ergeben sich unterschiedliche Rücklaufquoten. Die Spanne reicht von 13,1 für 105 ausgefüllte und verarbeitete Fragebögen, bezogen auf 800 versendete Fragebögen, über 15,0 (700 Unternehmensadressen) bzw. 23,3 (ca. 450 im Nanobereich tätige Unternehmen) bis zu 27,1 für 122 (107 plus 15 „keine Aktivität im Nanobereich“), bezogen auf die ca. 450 Unternehmensadressen des VDI TZ ZTC Ausgangsmaterials. In jedem Fall reicht jedoch die Rücklaufquote aus, um durch eine quantitative Bearbeitung zu abgesicherten repräsentativen Aussagen zu kommen. Die Auswertung der Rückläufe erfolgte mit dem Programm SPSS und die entsprechenden Korrelationen wurden ebenfalls mit SPSS berechnet. 5.3 Strukturdaten zu den Unternehmen Um sich ein Bild von der Stichprobe bilden zu können ist es sinnvoll, zunächst einige Informationen zur Zusammensetzung der erhobenen Unternehmen zu sammeln. Hierbei zeigt sich, dass mit etwa 70 Prozent ein Großteil der erhobenen Unternehmen im Zeitraum von 1980-2002 gegründet wurde. Rücklaufquote Ca. 450 Unternehmen insgesamt 116 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Unternehmensgründung 45 40 35 30 25 20 15 10 5 0 vor 1900 Abbildung 5.1: Gründungswelle in den neunziger Jahren Wirtschaftliche Eigenständigkeit der Unternehmen 1900 - 1940 - 1950 - 1960 - 1970 - 1980 - 1990 - 2000 1939 1949 1959 1969 1979 1989 1999 2002 Zeitpunkt der Unternehmensgründung der befragten Unternehmen Im Bereich der Nanotechnologie fand offensichtlich in den neunziger Jahren eine starke Gründungswelle statt. Dies darf aber nicht mit der wirtschaftlichen Kraft der Unternehmen verwechselt werden. Unter den vor 1980 gegründeten Unternehmen zählen wirtschaftlich in der Nanotechnologie starke Unternehmen wie z. B. Bosch und Siemens. Auch bei den jüngeren Unternehmen sagt der Gründungszeitpunkt nichts über die wirtschaftliche Kraft aus. Ein interessantes Kriterium für die wirtschaftlichen Potenziale der erhobenen Unternehmen bildet auch die Frage nach der wirtschaftlichen Eigenständigkeit. Hier geht es vor allem darum, ob das betrachtete Unternehmen eigenständig am Standort agieren kann oder ob es sich um eine „verlängerte Werkbank“ eines ausländischen Unternehmens handelt. Die Untersuchung zeigt, dass 71 Prozent der Unternehmen wirtschaftlich eigenständig sind und somit auch am Standort Deutschland die strategischen Weichenstellungen vornehmen können. Kapitel 5 Wirtschaftliche Eigenständigkeit des Unternehmens eigenständig 71% nicht eigenständig 29% Abbildung 5.2: Wirtschaftliche Eigenständigkeit der befragten Unternehmen Gleichzeitig zeigt die Untersuchung, dass sich von den verbleibenden 29 Prozent über 82 Prozent in den Händen deutscher und nur sieben Prozent in den Händen außereuropäischer Anteilseigner befinden. Sitz des Anteilseigners Deutschland 82% Europäische Union 11% Ausland (ohne EU) 7% Abbildung 5.3 Sitz des Anteilseigners Im Rahmen der Unternehmen mit Anteilseignern sind bei etwa 15 Prozent der Unternehmen Risikokapitalgeber vertreten. Hierbei handelt es sich also um Beteiligungen, die nicht primär aus firmenspezifisch geschäftstrategischen, sondern rein aus finanzwirtschaftlichen Gründen zu betrachten sind. 117 118 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Risikokapitalgeber ne in 85% ja 15 % Beteiligung von Risikokapitalgebern Abbildung 5.4: 4% unter 25 % 9% 25 - 50 % 2% 51 - 75 % Anteil der Risikokapitalgeber Anteil der Risikokapitalgeber Entsprechend verdeutlicht Abbildung 5.4 auch, dass die Mehrheitsbeteiligung von über 50 Prozent mit zwei Prozent die absolute Ausnahme bildet. Das Gros der Beteiligungen liegt zwischen 25 und 50 Prozent. Geschäftstätigkeit Neben der wirtschaftlichen Aufstellung der Unternehmen ist auch die Frage der Schwerpunkte der Geschäftstätigkeit ein Indikator über die Ausrichtung der Unternehmen. Hier zeigt sich, in welchen Feldern Nanotechnologie heute bereits als relevante Technologie angesehen wird. Dem liegt die Hypothese zugrunde, dass die Mehrzahl der Unternehmen in den Feldern forschen und entwickeln, in denen sich ihre angestammten Märkte befinden. S c h w e rp u n k t d e r G e s c h ä fts tä tig k e it Chem is c he Indu s tr ie Her s te llu ng v on Mes s -, Ko ntr oll-, Na v igations - Ins tr ume nten Her s tellun g v on o ptis c hen G er äten tec h nis c h e, phy s ik alis c he un d c hem is c he Unter s uc hung w is s en s c haf tlic he F or s c hung s einr ic htung en und Ins titute Her s tellun g ele ktr onis c her B aue lem ente Mas c hinenba u ohne We rk z eug mas c hine n und Hau s halt s ger äte Her s t ellu ng v on Kr af tw ag en und Kr af tw ag enteilen Gla s - und K er amik gew er be Me taller z eugun g, - bear beitung Her s tellung v on indus tr ie lle n Pr oz es s s teuer ung s anlagen Her s tellung v on mediz intec h nis c hen G er äten Her s te llun g v on n ac hr ic h tentec h nis c hen G er äten W erk z eug mas c hine nbau S ons tige 0 5 Anzahl der Unternehmen 10 15 20 A n z ah l d e r Un t e rn e h m en Abbildung 5.5: Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit 25 30 Kapitel 5 119 Bei der Auswertung der Geschäftsfelder zeigt sich, dass vor allem in der chemischen Industrie und der Herstellung von Mess-, Kontroll- und Navigationsinstrumenten die in der Nanotechnologie engagierten Unternehmen ihre Märkte haben. Dies deckt sich durchaus auch mit Ergebnissen anderer Studien. Die Nanotechnologie als relativ junges Technologiefeld wird sowohl in Deutschland und Europa als auch in Asien und den USA als Zukunftstechnologie angesehen. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage nach der Ansiedlung der primären Kunden der Unternehmen im globalen Kontext. Hier zeigt sich, dass insgesamt ein Großteil des gesamten Umsatzes1 der betrachteten Firmen in Deutschland getätigt wird, gefolgt von Europa ohne Deutschland und den USA. Asien und insbesondere Japan spielen für die Unternehmen in der Stichprobe eine untergeordnete Rolle. Verteilung der Kunden Kunden 100 90 81 - 100 % 80 61 - 80 % 70 41 - 60 % 60 21 - 40 % 50 1 - 20 % 40 30 20 10 0 Deutschland Abbildung 5.6: EU (ohne D) USA Japan Asien Verteilung der Kunden der befragten Unternehmen Wichtige Informationen liefert der Zusammenhang zwischen der Ansiedlung der primären Kunden und dem Schwerpunkt der Geschäftsaktivitäten. Hierbei zeigt sich, dass in den Bereichen Metallerzeugung und bearbeitung, im Werkzeugmaschinenbau, in der Herstellung medizintechnischer Geräte, der Mess-, Kontroll- und Navigationsinstrumente und bei den technischen, physikalischen und chemischen Untersuchungen ein Anteil von über 50 Prozent der Kunden in Deutschland ansässig sind. Im Geschäftsfeld der chemischen Industrie, des Glas- und Keramikgewerbes, des Maschinenbaus (ohne Werkzeugmaschinen und Haushaltsgeräte) liegt der Anteil der deutschen Kunden bei annähernd 50 Prozent. Die restlichen Geschäftsfelder weisen höhere Anteile ausländischer Kunden auf, wobei insbesondere bei der Herstellung industrieller Prozesssteuerungsanlagen (50 Prozent), im Maschinenbau und in der Herstellung mediztechnischer Geräte (jeweils 22 Prozent) sowie in der Herstellung 1 Umsatz inklusive und exklusive der nanotechnologischen Produkte. Verteilung der Kunden 120 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt elektronischer Bauelemente (20 Prozent) den asiatischen Kunden ein großes Gewicht zukommt. Demgegenüber sind die stärksten Kundenkontakte zu den USA vor allem im Geschäftsfeld der Herstellung industrieller Produktionsanlagen und in der Herstellung elektronischer Bauelemente (jeweils 26 Prozent) sowie der chemischen Industrie (jeweils 25 Prozent) anzutreffen. Eine abschließende Beschreibung der in der Stichprobe enthaltenen Unternehmen kann durch die Umsatzverteilung und die Anzahl der Mitarbeiter gewonnen werden. Unternehmensumsatz und Neugründungen Beim Unternehmensumsatz lässt sich die hohe Anzahl der Neugründungen bereits vermuten. Etwa 32 Prozent der Unternehmen in der Stichprobe weisen 2001 einen Umsatz von bis zu zwei Millionen Euro auf. Weitere knapp 20 Prozent der Unternehmen liegen zwischen zwei und zehn Millionen Euro. Allerdings gibt es auch etwa 30 Prozent der Unternehmen in der Stichprobe, die einen Umsatz von über 50 Mio. EUR angeben. Unternehmensumsatz im Geschäftsjahr 2001 Anteil der Unternehmen 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% bis 2 Mio. € 2 bis 10 Mio. € 10 bis 50 Mio. € Umsatz Abbildung 5.7: Unternehmensumsatz im Geschäftsjahr 2001 über 50 Mio € Kapitel 5 Noch deutlicher wird der Anteil der KMU an der Stichprobe bei der Auswertung der Mitarbeiterzahlen. Etwa 35 Prozent der Unternehmen haben bis zu 20 Mitarbeiter. Bei insgesamt knapp 68 Prozent der Unternehmen, die an der Befragung teilnahmen, ist die EU-Definition für ein KMU2 mit bis zu 250 Mitarbeitern noch erfüllt. Anzahl der Mitarbeiter im Unternehmen Anteil der Unternehmen 40% 35% 30% 25% 20% 15% 10% 5% 0% bis 20 21 bis 100 101 bis 250 251 bis 500 501 bis 1000 1000 bis 5000 5000 und mehr Mitarbeiter Abbildung 5.8: Anzahl der Mitarbeiter im Unternehmen Bei der Stichprobe wurde überwiegend für das gesamte Unternehmen der Fragebogen erhoben (75 Prozent). Lediglich ein kleinerer Teil beantwortete die Fragen für einen Unternehmensteil (zehn Prozent) bzw. für eine Stabsstelle (15 Prozent). 5.4 Die heutige Bedeutung der Nanotechno Nanotechnologie In der Befragung wurde der Frage nachgegangen, ab wann und in welcher Form sich die Unternehmen mit der Nanotechnologie befassen. Hierbei zeigte sich, dass der häufigste Startpunkt für die Nanotechnologie im Zeitraum von 1996 bis 2000 zu sehen ist. In diesem Zeitraum haben sowohl die Beobachtung der nanotechnologischen Szene als auch eigene FuE-Arbeiten und die Nutzung der Nanotechnologie in Produkten ihren stärksten Zuwachs erlebt. In diesen Zeitraum fallen z. B. auch die vom BMBF initiierten Diskussionen über marktrelevante Bezüge (1996) und die Einrichtung der Kompetenzzentren (1998) für den Bereich Nanotechnologie mit öffentlicher Förderung. 2 Nach der Definition der EU werden als Unternehmen bezeichnet, wenn sie bis zu 250 Mitarbeiter und bis zu 50 Mio. Umsatz pro Jahr haben. 121 KMU 122 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Auseinandersetzung mit Nanotechnologie Anzahl der Unternehmen 60 50 40 30 20 Beobachten der Szene eigene F+E Arbeiten 10 Nutzung in Produkten 0 vor 1990 Abbildung 5.9: Großer Bedeutungszuwachs seit Mitte der neunziger Jahre 1990 - 1995 1996 - 2000 seit 2001 Auseinandersetzung mit Nanotechnologie Noch deutlicher wird das Bild, wenn die Entwicklungen über die Jahre über die verschiedenen Aktivitäten betrachtet werden. Die Auswertung der Aktivitäten zeigt deutlich die über den Zeitablauf stattfindende Verschiebung der Aktivitäten von der Beobachtung hin zu den Umsetzungen. Diese Tendenz belegt auch die Umsatzentwicklung seit 1996. Im Vergleich des Umsatzes mit Produkten mit Nanotechnologieanteilen zwischen 1996 und 2001 fällt auf, dass in allen Umsatzklassen der Umsatz 2001 den Umsatz des Jahres 1996 übertroffen hat. Darüber hinaus wird bei der Auswertung auch deutlich, dass die Zahl sowohl solcher Unternehmen, die erste Umsätze mit Produkten mit Nanotechnologieanteilen erzielen, als auch der Unternehmen, die ihren gesamten Umsatz mit Produkten mit Nanotechnologieanteilen machen, deutlich gestiegen ist. Kapitel 5 123 Nanotechnologiebezogener Umsatzanteil 30 28 26 24 22 20 18 Anzahl 16 der 14 Unternehmen 12 10 8 6 4 2 0 1996 2001 bis 10 % 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Anteil amGesamtumsatz des Unternehmens Abbildung 5.10: Nanotechnologiebezogener Umsatzanteil Um die Umsatzzahlen bewerten zu können ist es sinnvoll, die Umsatzzahlen in zwei Kategorien zu unterteilen: • Umsätze mit der Herstellung von nanotechnologischen Produkten • Umsätze mit Produkten, in denen Nanotechnologie verwendet wird. Hierbei ist hervorzuheben, dass sich 66 Prozent der Unternehmen als Hersteller und etwa 29 Prozent als reine Anwender von nanotechnologischen Produkten bezeichnen.3 Dies lässt erste Rückschlüsse auf die Diffusion von nanotechnologischem Wissen zu. Offensichtlich ist die Gruppe der reinen Anwender von nanotechnologischen Vorprodukten bisher noch begrenzt, während die aktive Herstellung solcher Komponenten bereits ein gewisses Maß erreicht hat. Dieses Muster ist für einen Diffusionsprozess typisch. Entsprechend ist es ein gutes Zeichen für eine stattfindende Diffusion, dass sich die Zahl der Anwender, die reine Marktbeobachter sind und keinen Umsatz mit nanotechnologischen Vorprodukten erzielen, von 1996 mit 71 Prozent auf 2001 mit 25 Prozent reduziert hat. Die Zahl der aktiven Marktteilnehmer hat sich demnach also erhöht. Dies zeigt auch eine Korrelationsrechnung zwischen Umsatzanteil und Vorprodukten. Betrachtet man die Wirtschaftsräume, aus denen die jeweiligen nanotechnologischen Vorprodukte bezogen werden, so bildet der deutsche Wirtschaftsraum immer noch den größten Zulieferermarkt. Europa ohne Deutschland und die USA folgen als nächste Zulieferermärkte. 3 5 Prozent haben keine Aussage getroffen. Zahl der aktiven Marktteilnehmer hat sich erhöht 124 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Bezug von Nanotechn ologieprodukten Anzahl der Unte rnehmen 20 unter 2 0 % 18 20 % - 39 % 16 40 % - 59 % 14 60 % - 79 % 12 80 % - 10 0 % 10 8 6 4 2 0 Deu tschland Euro pa (ohne D) USA Jap an Asien (o hne Jap an) Abbildung 5.11: Bezug von Nanotechnologieprodukten Eine Beschreibung der Schwerpunkte bei den Geschäftsfeldern der Unternehmen wurde im Kapitel 5.3 vorgenommen. Interessant ist die Korrelation dieser Schwerpunkte mit den Schwerpunkten in den Aktivitäten der Unternehmen, in denen der Nanotechnologie eine zentrale Rolle heute zukommt. So wurde die Frage nach der Relevanz von Anwendungsfeldern wie folgt beantwortet: Anwendungsfelder Chem ie / We rkstoffe / Ve rfa hrenstechnik Medizinte chnik / Gesundheit Informa tion und Kom munikation Me sstechnik Tra nsport und Ve rke hr Maschine nbau Kosme tik Energie (-versorgung) Ba ugew erbe Umw elt (incl. Re cycling) Weiße und bra une Wa re Le be nsmitte l / -verarbe itung 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Abbildung 5.12: Ausprägungen der heutigen Anwendungsfelder Auch hier liegen Chemie, Werkstoffe und Verfahrenstechnik an der Spitze, gefolgt von der Medizintechnik/Gesundheit und IuK. Dies kann durchaus als Beleg dafür angesehen werden, dass die Firmen in der Nanotechnologie in den Bereichen agieren, die auch ohne nanotechnologische Komponenten ihre Kernkompetenz bilden. Kapitel 5 Dies wird deutlich, wenn die Frage nach den Konkurrenten in den Anwendungsfeldern gestellt wird. Hier zeigt sich offensichtlich, dass im Bereich der Chemie die zentralen Konkurrenten in Deutschland und den USA vermutet werden. Demgegenüber sehen die Akteure in der Medizintechnik/Gesundheit, in der IuK und der Messtechnik ihre Konkurrenten vor allem nur in den USA. Deutsche Konkurrenten in den Anwendungsfeldern Chem ie / We rkstoffe / Ve rfa hrenstechnik Medizintechnik / Ge sundheit Me sstechnik Tra nsport und V erke hr Informa tion und Kom munikation Ba ugew erbe Maschine nbau Kosme tik Weiße und bra une Wa re Umw e lt (incl. Re cycling) Le be nsmitte l / -verarbe itung Energie (-versorgung) 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.13: Anteil der deutschen Konkurrenten im Anwendungsfeld (V15 mit V18) 125 Internationale Konkurrenz 126 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Europäische Konkurrenten in den Anwendungsfeldern Medizintechnik / Gesundheit Information und Kommunikation Chemie / Werkstoffe / Verfahrenstechnik Messtechnik Baugewerbe Kosmetik Weiße und braune Ware Transport und Verkehr Maschinenbau Umwelt (incl. Recycling) Lebensmittel / -verarbeitung Energie (-versorgung) 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 18 20 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.14: Anteil der europäischen Konkurrenten ohne Deutschland im Anwendungsfeld Amerikanische Konkurrenten in den Anwendungsfeldern Medizintechnik / Gesundheit Information und Kommunikation Chemie / Werkstoffe / Verfahrenstechnik Messtechnik Kosmetik Maschinenbau Transport und Verkehr Energie (-versorgung) Lebensmittel / -verarbeitung Umwelt (incl. Recycling) Weiße und braune Ware Baugewerbe 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.15: Anteil der amerikanischen Konkurrenten im Anwendungsfeld Kapitel 5 Japanische Konkurrenten in den Anwendungsfeldern Information und Kommunikation Chemie / Werkstoffe / Verfahrenstechnik Messtechnik Medizintechnik / Gesundheit Transport und Verkehr Kosmetik Maschinenbau Lebensmittel / -verarbeitung Weiße und braune Ware Umwelt (incl. Recycling) Baugewerbe Energie (-versorgung) 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.16: Anteil der japanischen Konkurrenten im Anwendungsfeld Asiatische Konkurrenten in den Anwendungsfeldern Information und Kommunikation Messtechnik Medizintechnik / Gesundheit Energie (-versorgung) Transport und Verkehr Chemie / Werkstoffe / Verfahrenstechnik Maschinenbau Kosmetik Lebensmittel / -verarbeitung Weiße und braune Ware Umwelt (incl. Recycling) Baugewerbe 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.17: Anteil der asiatischen Konkurrenten ohne Japan im Anwendungsfeld Dies vermag erste Schlüsse auf die Entwicklung der Diffusion in den Triadeländern zu zulassen. Hier scheint sich ein typisches Muster wieder einzustellen. Während die Auswertung des Bezugs der Vorprodukte darauf hindeutet, dass Deutschland in der Forschung einen guten Stand erreicht hat, scheinen die Firmen in den USA in der Umsetzung der Forschungsergebnisse in Produkte schneller zu sein (z. B. im Bereich IuK). Interessant ist aber auch, dass sowohl Japan als auch der Rest Asiens in 127 128 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt der Nanotechnologiediffusion derzeit kaum als Konkurrent angesehen wird. Forschung und Umsetzung im internationalen Vergleich Dieses Ergebnis wird ein Stück weit durch die Auswertung der Einschätzung über die Stärke potenzieller Konkurrenten und FuE und marktlicher Umsetzung bestätigt. Hier zeigt sich gerade in der FuE, dass Asien ohne Japan, Japan und Europa ohne Deutschland den USA und Deutschland hinterher hinken. Jedoch äußern die Befragten, dass in der Umsetzung der Nanotechnologie in Produkte die USA und Japan besser agieren als Deutschland. Vergleich der Forschung Deutschland Europa (ohne D) USA Japan Asien (ohne Japan) 1 1,5 2 sehr gut 2,5 3 3,5 4 4,5 5 mangelhaft Bewertung Abbildung 5.18: Wahrnehmung der Forschungsstärke im internationalen Vergleich Vergleich der kommerziellen Umsetzung Deutschland Europa (ohne D) USA Japan Asien (ohne Japan) 1 sehr gut 1,5 2 2,5 3 Bewertung 3,5 4 4,5 5 mangelhaft Abbildung 5.19: Wahrnehmung der Vermarktungsstärke im internationalen Vergleich Dies zeigt sich ebenfalls bei der Auswertung der Frage nach den stärksten Wettbewerbern. Kapitel 5 129 Firmensitz der stärksten Wettbewerber USA Deutschland Japan Europa (ohne D) Sonstige Asien (ohne Japan) 0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35% 40% 45% Abbildung 5.20: Firmensitz der stärksten Wettbewerber im Vergleich Im Folgenden wird analysiert, welchen Stellenwert deutsche Unternehmen der Nanotechnologie beimessen. Bei der Auswertung wird deutlich, dass die Unternehmen in der Stichprobe der Nanotechnologie vor allem wirtschaftliche Chancen einräumen und sie weniger als technologische „Spielwiese“ betrachten. So sehen über 75 Prozent der Unternehmen die Chance, dass die Nanotechnologie ihnen neue Märkte erschließen kann. Über 60 Prozent der Unternehmen sehen in der Nanotechnologie einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor bzw. die Chance, die technologische Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Nanotechnologie keine technologische „Spielwiese“ 130 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt NT-Know-how als entscheidender Wettbewerbsfaktor 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1 2 3 4 5 trifft nicht zu trifft zu Einschätzung Abbildung 5.21: Einschätzung der Nanotechnologierelevanz bezüglich des Know-hows des Unternehmens NT ve rbessert die technologische Wettbewerbsfähigkeit 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1 2 3 trifft zu 4 5 trifft nicht zu Einschätzung Abbildung 5.22: Einschätzung der Nanotechnologierelevanz bezüglich der Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens Kapitel 5 NT kann völlig neue Märkte erschließen 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1 trifft zu 2 3 Einschätzung 4 5 trifft nicht zu Abbildung 5.23: Einschätzung der Nanotechnologierelevanz bezüglich der Erschließung neuer Märkte des Unternehmens Demgegenüber lehnen die Unternehmen die Aussagen, die Nanotechnologie bilde ein neues Experimentierfeld, ebenso ab wie in abgeschwächter Form auch die Aussage, dass die Technologiekompetenz abgerundet würde. 131 132 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt NT als ein neues Experimentierfeld 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1 2 3 4 trifft zu 5 trifft nic ht zu Einschätzung NT rundet Technologiekompetenz ab 50% 40% 30% 20% 10% 0% 1 trifft zu 2 3 4 Einschätz ung 5 trifft nicht zu Abbildung 5.24: Einschätzung der Nanotechnologierelevanz bezüglich der Technologiekompetenz des Unternehmens und der Einstellung zur Rolle im Unternehmen 5.5 Zukünftige Entwicklungen in der Nanotechnolo Nanotechnologie Die Perspektiven der Nanotechnologie werden mehrheitlich von den Unternehmen positiv bewertet. So wollen fast 90 Prozent der Unterneh- Kapitel 5 133 men ihre Aktivitäten in der Nanotechnologie verstärken, davon sogar fast 30 Prozent erheblich. Entwicklung der Aktivitäten im Bereich Nanotechnologie 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% erheblich verstärken verstärken gleichbleibend Abbildung 5.25: Entwicklung der Nanotechnologieaktivitäten Dies geht einher mit einem Anstieg auch in der Beschäftigung. Nur 18 Prozent der befragten Unternehmen sehen keinen wachsenden Personalbedarf für ihre nanotechnologischen Aktivitäten. Die restlichen Unternehmen rechnen mit einem wachsenden Bedarf an Mitarbeitern. Steigerungsquote des Personaleinsatzes bis 2006 Steigerung 21 - 50 %; 16% Steigerung 10 - 20 %; 26% Steigerung 51 - 75 %; 4% Steig eru ng 76 - 100 %; 4% Steigerung 101 - 200 %; 8% Steig eru ng unter 10 %; 14% Steigerung übe r 200 %; 9% keine Steigerung; 18% Abbildung 5.26: Anstieg des Personaleinsatzes in Nanotechnologie im Unternehmen Hierbei zeigt sich auch, dass vor allem die kleineren und die sehr großen Unternehmen ein Wachstum bei den Mitarbeitern erwarten. Die folgende Kreuztabelle 5.1 gibt die Ergebnisse für diesen Zusammenhang wieder. Wachsender Personalbedarf 134 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Welchen Umsatz erwirt- Personalsteigerung: Rechnen Gesamt schaftete Ihr Unterneh- Sie mit einer Steigerung Ihres men im Geschäftsjahr Personaleinsatzes im Bereich 2001? Nanotechnologie bis 2006? ja nein Bis 2 Mio. EUR 28 7 35 2 bis 10 Mio. EUR 16 4 20 10 bis 50 Mio. EUR 8 3 11 Über 50 Mio EUR 26 5 31 Gesamt 78 19 97 Tabelle 5.1: Welchen Umsatz erwirtschaftete Ihr Unternehmen im Geschäftsjahr 2001? Personalsteigerung: Rechnen Sie mit einer Steigerung Ihres Personaleinsatzes im Bereich Nanotechnologie bis 2006? Bei der Suche nach den Märkten der Nanotechnologie von morgen wurde nicht direkt nach Produkten gefragt. Diese Frage hätten die Unternehmen für den anvisierten Zeitpunkt 2006 wohl kaum beantworten können. Entsprechend hat sich die Untersuchung auf die Erhebung von im Jahr 2006 relevanten Anwendungsfeldern konzentriert. Um ein Ranking der Antworten zu erhalten, wurden die Befragten gebeten, drei Prioritäten in der Relevanz zukünftiger Anwendungsfelder vorzunehmen, um somit eine Rangreihe bilden zu können. Zukünftige Wichtigkeit der Anwendungsfelder Information und Kommunikation Chemie / Werkstoffe / Verfahre nstechnik Medizintechnik / Ge sundheit Messtechnik Transport und Verkehr Umwe lt (incl. Recycling) Maschinenbau Weiße und br aune Ware Kosmetik Ener gie (-versorgung) Baugewerbe Le bensmittel / -verarbe itung 0 5 10 15 20 25 30 35 Anzahl der Unterne hmen 40 45 50 55 höchste Priorität zweithöchste Priorität dritthöchste Priorität Abbildung 5.27: Zukünftige Wichtigkeit der Anwendungsfelder 60 Kapitel 5 135 Bei dem Ranking zeigt sich, dass den Anwendungsfeldern IuK, Chemie/Werkstoffe/Verfahrenstechnik und Medizintechnik/Gesundheit sowohl hinsichtlich der ersten Priorität als auch in den weiteren Prioritäten höchste Zukunftsrelevanz zugebilligt wird. In diesen Anwendungsfeldern sehen die Unternehmen offensichtlich die besten Marktchancen bis zum Jahr 2006. Um eine Zuordnung zwischen den zukunftsträchtigen Anwendungsfeldern und den zu ihrer Realisierung notwendigen Funktionselementen und Technologien zu erzielen, wurden entsprechende Verknüpfungen abgefragt. Gefragt wurde nach dem Zusammenhang zwischen den drei von den Befragten als am wichtigsten angesehenen Anwendungsfeldern und den benötigten Funktionen und Technologien. Hierdurch gelingt es einerseits zu erheben, welche funktionalen Anforderungen die nanotechnologische Anwendung in den jeweiligen Anwendungsfeldern erfüllen muss. Mit der weiteren Verknüpfung zu den benötigten Technologien wird es andererseits möglich zu zeigen, welche technologischen Ausrichtungen von den Unternehmen zur Realisierung ihrer Vorstellungen in den Anwendungsfeldern jeweils relevant sind. Bei der Auswahl der möglichen Funktionen wurde darauf geachtet, ein möglichst breites Spektrum abzufragen. Insgesamt wurden 19 Funktionen nach Ihrer Relevanz für die Anwendungsfelder angeboten. Außerdem konnten in einer offenen Frage weitere Funktionen zugefügt werden, was auch von 12 Befragten genutzt wurde. Oberflächenfunktionalisierung Optische Effekte Verbesserte Werkstoffeigensch. Analytik / Diagnose Sensorik Nano-biologische Funktionen Strukturerzeugung Schutz (Korrosion, Schmutz etc.) Displays Medizin. Therapie / Diagnose Datenverarbeitung u. -speicherung Fertigungsequipment Aktorik Datenübertragung (Telematik) Materialdosierung Energiewandlung Design / Mode / Ästhetik Filterung v. Fluiden oder Gasen Materialseparation 0 20 40 1. Priorität 60 2. Priorität 80 100 120 140 3. Priorität Abbildung 5.28: Relevanz der nanotechnologischen Funktionen Bei der Auswertung der Verteilung über die Funktionen zeigt sich eine starke Ausrichtung auf die folgenden Funktionen: Oberflächefunktionalisierung, optische Effekte, verbesserte Werkstoffeigenschaften, Analytik/Diagnose, Sensorik und Nanobiologische Funktionen. Betrachtet man Zukunftsträchtige Anwendungsfelder 136 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt die Häufigkeiten über die drei Prioritäten hinweg, dann verschiebt sich lediglich die Reihung unter den angeführten Funktionen. Bei den benötigten Technologien wurden insgesamt 16 Alternativen zur Auswahl gestellt. Auch hier gab es wiederum die Möglichkeit einer offenen Frage, die auch von 29 Befragten genutzt wurde. Thin film deposition methods Self assembly Microscopy Sol-gel processing Optical lithography Ultra-precision engineering Modelling and Simulation Molecular engineering Powder processing Metrology Catalysis Nanoprint/-imprint Biological engineering Separation / filtration methods Particle beam lithography 0 10 20 30 1. Priorität 40 50 2. Priorität 3. Priorität 60 70 80 90 Abbildung 5.29: Relevanz unterschiedlicher nanotechnologischer Ausprägungen Werden die Häufigkeiten über die Prioritäten betrachtet, dann zeigt sich deutlich, dass die Technologien der Thin film deposition methods, der Microscopy, der Self-assembly und der Optical lithography die höchste Besetzungsdichte aufweisen. Insgesamt ist aber das Feld im Ranking sehr dicht, so dass sich allein aus den Häufigkeiten nur sehr begrenzte Aussagen bilden lassen. Einen höheren Aussagewert liefern die Bezüge zwischen den Variablen. Hierbei wurden zunächst die Ausprägungen Funktionen und Anwendungsfelder und dann die Ausprägungen Anwendungsfelder und Technologien betrachtet. Die folgende Kreuztabelle 5.2 gibt die Besetzungshäufigkeiten für den Zusammenhang zwischen Anwendungsfeldern und Funktionen wieder. Hierbei wurde auf die Beibehaltung der Auswertung nach Prioritäten verzichtet, da dann die Besetzungsdichte zu gering würde, was sich negativ auf die Aussagefähigkeit auswirken würde. 1 15 1 0 0 19 1 2 0 78 Medizinische Therapie/Diagnose 0 34 1 0 1 0 0 0 1 0 0 0 37 Oberflächenfunktionalisirung 16 23 3 11 33 3 4 5 7 4 1 1 111 Displays 21 3 1 3 4 0 1 0 6 0 0 2 41 5 0 1 4 7 3 9 3 2 1 0 1 36 11 6 0 3 6 1 3 5 4 1 0 0 40 2 31 5 1 14 2 2 1 3 2 2 1 66 Datenverarbeitung und speicherung 22 3 1 2 4 0 1 1 6 0 1 0 41 Datenübertragung 12 3 1 4 3 0 1 0 3 0 1 1 29 Materialseparation 1 4 1 0 7 0 0 1 0 0 0 1 15 Sensorik 12 16 2 7 15 4 3 3 16 0 0 3 81 Aktorik 7 6 0 4 5 1 1 2 7 1 0 0 34 Materialdosierung 1 7 4 1 6 0 0 2 2 1 0 1 25 Optische Effekte 20 3 5 8 18 0 1 1 13 1 0 2 72 Filterung von Fluiden/Gasen 2 7 2 1 7 1 1 0 0 0 0 1 22 Schutz 4 2 3 9 21 1 0 5 2 5 0 0 52 Verbesserter Werkstoffeigenschaften 10 7 2 13 34 4 4 8 5 4 1 1 93 Strukturerzeugung 15 4 0 4 12 0 3 6 3 2 1 0 50 Design/Mode/Ästhetik 4 1 5 3 7 0 0 0 1 1 0 1 23 Andere 1 3 0 1 2 0 0 0 1 0 0 1 9 Baugewerbe Messtechnik Energie Chemie Kosmetik Summe 4 Lebensmittel 28 Maschinenbau 7 Umwelt Medizintechnik/Gesundheit Analytik/Diagnose Transport und Verkehr Information/Kommunikation Weiße/braune Ware Kapitel 5 Funktionen Energiewandlung Fertigungsequipment Nutzung Nano-bioEigenschaften Tabelle 5.2: Anwendungsfelder in Priorität 1-3 in Zusammenhang mit den Funktionen in der Priorität 1-3 137 138 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt IUK Hierbei zeigen sich erste Strukturen, welche funktionalen Anforderungen in den jeweiligen Anwendungsfelder in concreto benötigt werden. So liegen zentrale Funktionen im am stärksten besetzten Anwendungsfeld IuK in den Bereichen Datenverarbeitung und -speicherung, Displays und Optische Effekte. Dies lässt sich inhaltlich deutlich mit den wachsenden Anforderungen an die Performance von IT-Hardware und Software sowie dem wachsenden Bedarf an leichte, robuste und gleichzeitig hochauflösende User Interfaces erklären. Bedeutung verschiedener Funktionen im Anwendungsbereich Information und Kommunikation Funktionen Datenverarbeitung - und speicherung Displays Optische Effekte Oberflächenfunktionalisierung Strukturerzeugung Sensorik Datenübertragung Fertigungsequipment verbesserter Werkstoffeigenschaften Aktorik Analytik/Diagnose Energiewandlung Design / Mode / Ästhetik Schutz Filterung von Fluiden / Gasen Nutzung nano-bio. Eigenschaften andere Materialdosierung Materialseparation Medizinische Therapie/Diagnose 0 5 10 15 20 25 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.30: Funktionen im Anwendungsfeld Informationen und Kommunikation Chemie, Werkstoffe und Verfahrenstechnik Im Anwendungsfeld Chemie/Werkstoffe und Verfahrenstechnik liegen die zentralen funktionalen Eigenschaften in den verbesserten Werkstoffeigenschaften und der Oberflächenfunktionalisierung, gefolgt von der Schutzfunktion sowie den optischen Effekten. Auch hier lassen sich erste Strukturen ableiten. Kapitel 5 139 Bedeutung verschiedener Funktionen im Anwendungsbereich Chemie / Werkstoffe und Verfahrenstechnik Funktionen verbesserter Werkstoffeigenschaften Oberflächenfunktionalisierung Schutz Optische Effekte Sensorik Analytik/Diagnose Nutzung nano-bio. Eigenschaften Strukturerzeugung Energiewandlung Design / Mode / Ästhetik Filterung von Fluiden / Gasen Materialseparation Fertigungsequipment Materialdosierung Aktorik Displays Datenverarbeitung - und speicherung Datenübertragung andere Medizinische Therapie/Diagnose 0 5 10 15 20 25 30 35 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.31: Chemie/Werkstoffe und Verfahrenstechnik und Funktionen In der Medizintechnik werden die zentralen Funktionen in der medizinischen Therapie/Diagnose, der Nutzung nanobiologischer Eigenschaften und der Analytik/Diagnose gesehen. Auch dies lässt sich mit dem Einsatz von nanotechnologischen Produkten im Gesundheitsbereich bewerten. Offensichtlich werden von den Befragten im diagnostischen Einsatzbereich die höchsten Erträge von Produkten mit nanotechnologischen Elementen erwartet. Medizintechnik und Gesundheit 140 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Bedeutung verschiedener F ki im Anwendungsbereich Medizintechnik / Gesundheit Funktionen Medizinische Therapie/Diagnose Nutzung nano-bio. Eigenschaften Analytik/Diagnose Oberflächenfunktionalisierung Sensorik verbesserter Werkstoffeigenschaften Filterung von Fluiden / Gasen Materialdosierung Fertigungsequipment Aktorik Strukturerzeugung Materialseparation Datenverarbeitung - und speicherung Displays Optische Effekte Datenübertragung andere Schutz Design / Mode / Ästhetik Energiewandlung 0 5 10 15 20 25 30 35 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.32: Medizintechnik/Gesundheit und Funktionen Analog zu den Zusammenhängen zwischen den Funktionen und den Anwendungsfeldern lassen sich Überlegungen zu den Zusammenhängen zwischen Anwendungsfeldern und Nanotechnologien herstellen. Auch hier basiert die Auswertung wiederum auf der Besetzungshäufigkeit in den jeweiligen Ausprägungen zwischen den verschiedenen abgefragten Technologien und Anwendungsfeldern. Summe Weiße/braune Ware Lebensmittel Baugewerbe Messtechnik Maschinenbau Energie Umwelt Chemie Transport Kosmetik Medizintechnik Information und Kommunikation Kapitel 5 Technologien Separation/filtration methods 1 4 1 3 5 2 3 0 2 0 0 1 22 Biological engineering 1 13 0 0 6 0 0 0 2 0 1 0 23 Sol-gel processing 3 7 2 10 14 1 0 2 1 4 0 0 44 Powder processing 4 3 3 6 12 1 2 4 0 1 0 0 36 Particle beam lithography 6 0 0 0 1 0 1 0 3 0 0 0 11 Catalysis 6 2 1 6 7 1 2 0 0 1 0 1 27 Self assembly 7 12 2 5 13 2 2 2 3 2 2 1 53 Nanoprint/-imprint 8 3 0 2 0 0 0 2 2 0 0 1 18 Molecular engineering 8 11 0 3 8 1 3 0 1 0 2 1 38 Metrology 9 4 0 1 3 1 0 2 13 1 1 0 35 Microscopy 11 14 2 3 15 1 0 5 9 1 1 1 63 Modelling and simulation 12 6 1 6 7 0 2 2 4 0 0 2 42 Ultra-precision engineering 17 11 0 2 5 0 2 6 8 0 0 0 51 Optical lithography 20 10 1 5 2 1 2 2 10 0 0 2 55 Thin film deposition methods 21 13 3 8 14 5 6 2 7 2 0 3 84 2 2 6 2 1 0 2 0 0 0 25 Andere 3 7 Tabelle 5.3: Anwendungsfelder in Priorität 1-3 in Zusammenhang mit den Technologien in der Priorität 1-3 Die in der Kreuztabelle 5.3 ersichtlichen Nutzungen in den Verbindungen zwischen den Anwendungsfeldern und den Technologien zeigt deutlich die Breite der Nutzung der einzelnen Technologien und damit deren Prospektivität. Deutlich wird dabei, dass die Nutzungsbreite in Medizintechnik, Chemie/Werkstoffe und Verfahrenstechniken, Informations- und Kommunikationstechnik sowie in Transport und Verkehr besonders ausgeprägt ist. Demgegenüber ist vor allem die Prospektivität der Technologien in der Lebensmittelindustrie besonders eng gefasst. 141 142 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Im Einzelnen werden besonders aussagekräftige Ergebnisse im Bereich der Medizintechnik/Gesundheit erzielt, die eine deutliche Perspektive der Technologien auf die Microscopy, das Biological Engineering, die Thin Film Deposition Methods und das Self Assembly hervortreten lassen. Bedeutung verschiedener Technologien im Anwendungsbereich Medizintechnik / Gesundheit Technologien microscopy biological engineering thin filmdeposition methods self assembly molecular engineering ultra-prec ision engineering optical lithography andere sol-gel proc essing modelling and simulation metrology separation / filtration methods nanoprint /-imprint pow der proc essing catalysis particle beam lithography 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.33: Medizintechnik/Gesundheit und Technologien Zukunftsfelder Hier deuten sich Zukunftsfelder an, die zum einen in den neuen Methoden der Microscopy gesehen werden dürften, wobei hier das Marktvolumen sicherlich nicht zu überschätzen ist, und zum anderen in den Bereichen der selbststimulierenden biologischen Systeme, die vor allem im Hautbereich angesiedelt sein dürften. In der Chemie/Werkstoffe und Verfahrenstechnik ist ebenfalls die Microscopy zusammen mit dem Sol-gel-Processing und der Thin Film Deposition Method am stärksten ausgeprägt. Aber auch Powder Processing und Self-Assembly bilden ein hohes Potenzial für das Anwendungsfeld. Kapitel 5 Bedeutung verschiedener Technologien im Anwendungsbereich Chemie / Werkstoffe und Verfahrenstechnik Technologien mic roscopy sol-gel proces sing thin film depos ition methods self assembly pow der proces sing molecular engineering catalysis modelling and simulation andere biological engineering separation / filtration methods ultra-precision engineering metrology optical lithography particle beam lithography nanoprint /-imprint 0 2 4 6 8 10 12 14 16 Anzahl der Unternehmen Abbildung 5.34: Chemie/Werkstoffe und Verfahrenstechnik und Technologien Insgesamt zeigt sich, dass neben der Medizintechnik auch in Chemie/Werkstoffe und Verfahrenstechnik die Breite der verfolgten Technologien stark ausgeprägt ist. Selbst Lithografieverfahren werden in diesem Bereich noch mit relativer Häufigkeit verfolgt. 143 144 Aktuelle Arbeitsphase im Unternehmen Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 5.6 Zukünftige Schritte und Hürden bei der Ent Entwicklung der Nanotechnologie 5.6.1 Nächste Schritte in der Nanotechnologie Im Folgenden werden die Ergebnisse über weitere Maßnahmen zur Weiterentwicklung der Nanotechnologie, die die Unternehmen planen und die Hürden, denen sie sich gegenüber sehen, präsentiert. Die Ergebnisse beziehen sich dabei jeweils auf das Anwendungsfeld, dem vom Befragten die höchste Priorität beigemessen wurde. Diese Fokussierung war notwendig, um eindeutige Antworten zu erhalten. Die Problematik einer engen Verzahnung zwischen FuE einerseits und marktlicher Platzierung andererseits wird durch die Phase verdeutlicht, in der sich die Unternehmen derzeit befinden. Hier zeigt sich, dass sich im breiten Feld der Nanotechnologie Unternehmen finden, die noch bei der Forschung und Entwicklung stehen und andere, die bereits Produkte am Markt platziert haben. Aktuelle Arbeitsphase Forschung Entwicklung Prototyp Produkt Patent 0% 10% 20% 30% 40% 50% Häufigkeit der Nennungen Abbildung 5.35: Derzeitige Arbeitsphase der befragten Unternehmen in der Nanotechnologieentwicklung Entsprechend hoch sind die Werte auch für die verschiedenen Phasen im Technologie- und Innovationszyklus. An sich wäre dieses Ergebnis sehr erfreulich, wenn mit der marktlichen Platzierung auch gleichzeitig der Verkauf der Produkte oder zumindest die dafür notwendigen Maßnahmen eingeleitet würden. Nun zeigt aber die Auswertung der Frage nach den ersten Schritten, die eingeleitet wurden, dass bei allen Maßnahmen, die schnelle marktliche Platzierungen ermöglichen, wie der Kauf von Kapitel 5 145 Eigentumsrechten und der Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzes, nur eine geringe Besetzungsdichte aufweist. Schritte zur Nutzung Vertriebsnetz Forschungspersonal Forschungsprojekte Eigentumsrechte Kooperationspartner Sachinvestitionen 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Anzahl der Nennungen Abbildung 5.36: Schritt zur Realisierung der nanotechnologischen Vorhaben für die Zukunft Die starke Betonung der Bereitstellung des Forschungspersonals, die Kontaktaufnahme zu Kooperationspartnern und die Tätigung von Sachinvestitionen lassen den Schluss zu, dass derzeit die überwiegende Konzentration noch in den Forschungsanstrengungen zu sehen ist, was mit dem Zeithorizont bis 2006 allerdings auch korrespondiert. Vor allem Forschungsanstrengungen Größe Weltmarkt für spezifizierte Produkte 30,0 25,0 20,0 Prozent 15,0 10,0 5,0 0,0 weniger 50 - 250 250 500 - mehr als als 50 Mio. € 500 Mio. 1.000 1.000 Mio. € € Mio. € Mio. € Umsatz Abbildung 5.37: Erwartete Marktvolumina für spezifizierte Produkte im Jahr 2006 Hier zeigt sich, dass die befragten Unternehmen durchaus positiv gegenüber den Potenzialen ihres Kernproduktes in der Nanotechnologie eingestellt sind. Mehr als 50 Prozent der Unternehmen sehen für ihr Produkt mit höchster Priorität ein globales Marktvolumen von 250 Mio. EUR und mehr als realistisch für 2006 an. Weitere 26,7 Prozent der Unternehmen Beachtliche Umsatzpotenziale 146 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt erwarten immerhin noch ein weltweites Marktvolumen von 50-250 Mio. EUR. Dies zeigt die durchaus beachtlichen Umsatzpotenziale, die die Unternehmen sehen. Interessant in diesem Zusammenhang ist ebenfalls die Erwartung an das potenzielle Marktvolumen Deutschlands am Gesamtweltmarkt. Anteil Deutschlands am Weltmarkt 17,4 3,5 39,5 weniger als 1 % 1 - 10 % 11 - 25 % über 25 % 39,5 Abbildung 5.38: Anteil Deutschlands am weltweiten Umsatz in den ausgewählten Produkten der Nanotechnologie Hier zeigt sich, dass Deutschlands Anteil am Weltmarkt im Jahr 2006 bei weitem nicht mit den Forschungspotenzialen Deutschlands in der Nanotechnologie in der Gegenwart korrespondiert. Während die Forschungsleistung heute als überzeugend angesehen wurde, sind die Marktanteile im Mittel bei zwischen 11 Prozent und 25 Prozent. Hier zeigt sich wiederum das geringe Vertrauen in die Marktbildungsfähigkeit deutscher Unternehmen. Werden aber die Marktanteile des eigenen Unternehmens am Weltmarkt betrachtet, wird das Bild wieder etwas positiver. Kapitel 5 Anteil des Unternehmens am Weltmarkt 6,9 21,8 20,7 weniger als 1 % 1 - 10 % 11 - 25 % über 25 % 50,6 Abbildung 5.39: Anteil des Unternehmens am Weltmarkt (V27) In Bezug auf das Produkt im am höchsten priorisierten Anwendungsfeld sehen die Befragten doch einen deutlichen Marktanteil ihres Unternehmens. Die Einschätzungen der Befragten über ihre Märkte basieren aber nicht nur auf ihren eigenen Erfahrungen. Basis der Markteinschätzungen Aussagen der Konkurrenz Presseinformationen Marktstudien Kundenbefragungen 0% 10% 20% 30% 40% 50% Häufigkeit der Nennungen Abbildung 5.40: Quelle der Markteinschätzung (V28) Vielmehr hat eine Vielzahl der Befragten Informationen Dritter zur Einschätzung der Marktvolumina herangezogen. So wurden Presseinformationen und Markstudien ausgewertet und in einem recht hohem Maße auch Kundenbefragungen durchgeführt. Dieser hohe Wert der Kundenbefragungen als Informationsquelle zeigt, dass der Stimulus von User- 147 148 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Producer-Beziehungen bei Innovationen auch in der Nanotechnologie festzustellen ist. 5.6.2 Hohe Investitionskosten als Hürde Hürden auf dem Weg zu erfolgreichen nano nanotechnologischen technologischen Anwendungen im Jahr 2006 Die Befragten haben sich vielfältig zu Hürden bei der Entwicklung und Platzierung von nanotechnologischen Anwendungen geäußert. Hierbei zeigt sich, dass vor allem die für den Anschub der FuE wie aber auch bei der Vermarktung notwendigen finanziellen Ressourcen ein zentrales Hemmnis bilden. Wichtigkeit der Anwendungshürden Hürde Investitionskosten Hürde Finanzierung Hürde Fördermittel Hürde Fachpersonal Hürde Kooperationspartner Hürde Markt-Information Hürde Technologie-Information Hürde Marktpotenzial Hürde Gesetzgebung 0 0,5 1 1,5 2 2,5 3 3,5 4 Wichtigkeit Abbildung 5.41: Relevanz der Innovationshürden nach Ausrichtung Sowohl die Investitionskosten wie auch die Finanzierung und Förderung entlang der Wertschöpfungskette bilden Hemmnisse, die alle anderen Hürden übertreffen. Diese zentrale Problematik der Finanzierung der Innovationen hat erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Innovationsprozess. Gesetzgebung keine besondere Hürde Interessant ist, dass die Hürde Gesetzgebung keine zentrale Rolle einnimmt. Offensichtlich sehen die Befragten in dem gesetzlichen Rahmen keine primäre Quelle für Probleme. Dies kann sicherlich als ein großer Erfolg für die Politik betrachtet werden, wobei zu berücksichtigen ist, dass die Frage auf das Jahr 2006 abzielt und damit Friktionen des institutionellen Rahmens von den Befragten möglicherweise noch nicht antizipiert werden können. Hier scheint in Bezug auf die Nanotechnologie eine ruhigere Entwicklung möglich zu sein als z. B. bei der Biotechnologie, in der der institutionelle Rahmen eine Quelle steten Konflikts bildet. Kapitel 5 5.7 149 Die Bedeutung der Nanotechnologie für unterunterschiedliche Unternehmensgrößen Im Rahmen der quantitativen Erhebung wurde versucht auch Aussagen zu identifizieren, die Rückschlüsse auf Unterschiede zwischen Ausprägungen für Großunternehmen und KMU zulassen. Die Auswertung der quantitativen Erhebung getrennt nach den Zielgruppen der kleinen und mittleren Unternehmen und Großunternehmen hat nur in einigen wenigen Bereichen zu signifikant unterschiedlichen Ergebnissen geführt. Hierbei sollte jedoch beachtet werden, dass der Stichprobenumfang für eine solche Auswertung im höchsten Maße eingeschränkt ist. Insgesamt 34 Unternehmen der Stichprobe fallen unter die Kategorie Großunternehmen. Demgegenüber sind 72 Unternehmen der Kategorie KMU zu zuordnen. Diese Stichproben lassen nur sehr begrenzte Aussagen zu und sind aus einer statistischen Sicht durchaus nur als Indikator und nicht als im statistischen Sinne signifikant anzusehen. Besonderheiten bei KMU Trotz der Einschränkungen sind die Ergebnisse als Indikator zweifellos interessant und lassen sich, erweitert durch die Aussagen der qualitativen Erhebung, durchaus innovationspolitisch nutzen. 5.7.1 Unterschiede bei der Unternehmensgründung und –finan finanzierung Es ist nicht verwunderlich, dass zwischen den KMU und den Großunternehmen deutliche Unterschiede im Gründungszeitpunkt und der Unternehmensfinanzierung festzustellen sind. Interessant ist jedoch für sich betrachtet, dass es im Jahr 2000 offensichtlich zu einem Gründungsschub gekommen ist. Immerhin 15,3 Prozent der in der Stichprobe erfassten KMU wurden in diesem Jahr gegründet. Nimmt man die Jahre 1998 bis 2002, so liegt der Wert bei knapp 35 Prozent der in der Stichprobe erfassten Unternehmen. In der Finanzierung der kleinen und mittleren Unternehmen ist ein Anteil von 20,8 Prozent festzustellen, die sich über Venture Capital finanziert haben. Offensichtlich hat der „Hype“ in der New Economy sich auch deutlich bei Venture Capital-Investitionen in der Nanotechnologie manifestiert. Dies ist besonders vor dem Hintergrund interessant, dass derzeit weltweit kaum mehr Venture Capital-Investitionen in Unternehmen festzustellen sind, die sich in einer frühen Marktphase befinden. Die Aussage, dass der Zugang zum Kapitalmarkt für die jungen Nanotechnologieunternehmen heute sicherlich schwerer wäre, kann vor diesem Hintergrund wohl getroffen werden. Die Beteiligung der Venture Capital Unternehmen an den jungen Nanotechnologieunternehmen liegt mehrheitlich in der Kategorie zwischen 25 und 50 Prozent. Auch hier zeigt sich, dass Venture Capital-Investitionen so getätigt werden, dass ein strategischer Einfluss auf das Unternehmensmanagement möglich wird. Gründung Finanzierung 150 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 5.7.2 Unterschiede in den Unternehmensschwerpunkten und den Anwendungsfel Anwendungsfeldern heute Betrachtet man die heutigen Unternehmensschwerpunkte der Unternehmen, so fällt auf, dass in der Stichprobe ausschließlich KMU bereits heute nanotechnologische Produkte und Verfahren in der Herstellung von Mess-, Kontroll- und Navigationssystemen einsetzen. Dies kann entweder auf einen systematischen Bias bei der Stichprobenerhebung zurückgeführt werden oder als Indikator für das wachsende Verständnis von Unternehmen in der Mikrosystemtechnik für nanotechnologische Chancen interpretiert werden (für eine ausführliche Diskussion siehe Kapitel 7). 5.7.3 Unterschiede beim Personal und bei der Personalent Personalentwicklung Bei der Beschäftigung von Mitarbeitern in den Unternehmen lassen sich die zu erwartenden Unterschiede zwischen den KMU und den Großunternehmen auch in der Stichprobe identifizieren. 100 % 80% 60% 40% 20% 0% KMU bis 5 6-25 Großunternehmen 26-100 101-250 mehr als 250 Abbildung 5.42: Mitarbeiter in den Unternehmen in der Stichprobe getrennt nach Großunternehmen und KMU KMU und Personalentwicklung Nanotechnologie hat hohes Potenzial bei Schaffung neuer Arbeitsplätze Die Grafik zeigt deutlich, dass die Großunternehmen, wenn sie sich in der Nanotechnologie engagieren, mit deutlich höheren Mitarbeiterzahlen in das Feld einsteigen. Sowohl bei den KMU als auch bei den Großunternehmen zeigt sich, dass der überwiegende Anteil der Unternehmen in der Stichprobe bis zum Jahr 2006 seine Anzahl der Mitarbeiter in der Nanotechnologie ausbauen will. 79,7 Prozent der KMU und 84,4 Prozent der Großunternehmen erwarten in der Stichprobe entsprechende Aufstockungen bei den Mitarbeitern. Hiermit kann der Nanotechnologie sicherlich ein hohes Potenzial bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze zugebilligt werden. Dies wird auch unterstützt durch die Angaben über den erwarteten Ausbau der Mitarbeiter, der in der folgenden Graphik festgehalten ist. Kapitel 5 151 Erwartete Ausweitung der Mitarbeiter im Jahr 2006 100 80 % 60 KMU 40 Groß unternehmen 20 0 Ausweitung um bis zu 50% Abbildung 5.43: Erwartete Ausweitung der Mitarbeiter im Jahr 2006 Hier liegen also deutliche Wachstumspotenziale für die Beschäftigung in der Nanotechnologie. 5.7.4 Innovationshürden nach Unternehmens Unternehmensgrößen Signifikante Unterschiede zwischen den Innovationshürden für KMU und Großunternehmen lassen sich lediglich in drei Bereichen identifizieren. Ein deutlicher Unterschied besteht bei den Finanzierungsquellen. KMU haben in ihrer Wahrnehmung deutlich schlechtere Zugangsbedingungen zum Kapitalmarkt als Großunternehmen. Entsprechend bildet die Finanzierung ihrer Aktivitäten auch für 38,6 Prozent der KMU eine wichtige Innovationshürde. Im Unterschied dazu bildet der Zugang zum Kapitalmarkt für Großunternehmen nur in 7,7 Prozent der Stichprobe eine wichtige Innovationshürde. Ähnlich liegt der Unterschied bei dem Zugang zu Marktinformationen. Auch hier sehen 21,3 Prozent der KMU - eine deutliche höhere Zahl als die Großunternehmen mit 3,7 Prozent - eine wichtige Innovationshürde. Schließlich bildet die mangelnde Verfügbarkeit von kompetenten regionalen Kooperationspartnern eine weitere Innovationshürde, bei der sich die Einschätzung der KMU in der Stichprobe von der der Großunternehmen unterscheidet. 22,2 Prozent der KMU sehen diese Innovationshürde als wichtig an, während bei den Großunternehmen lediglich 7,4 Prozent dies als eine wichtige Innovationshürde angeben. Die drei unterschiedlichen Wahrnehmungen von dem, was als Innovationshürde begriffen wird, spiegeln die unterschiedlichen Größenklassen KMU: schlechtere Zugangsbedingungen zum Kapitalmarkt Innovationshürde Marktinformationen 152 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt wider. Offensichtlich wächst mit der Unternehmensgröße auch der Zugriff auf den Kapitalmarkt, die verfügbare Menge an marktlichen Informationen und die Attraktivität für regionale Partner. Für die Innovationspolitik, die sich zum Ziel setzt, KMU zu stärken, bieten die Unterschiede aber einen Ansatzpunkt für zielorientierte Interventionen. 5.8 Ergebnisse der Unternehmensbefragung im Über Überblick Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse der schriftlichen Unternehmensbefragung nochmals zusammengefasst (für eine eingehende Interpretation zentraler Ergebnisse siehe Kapitel 7). • Bei der Auswertung der Geschäftsfelder der befragten Unternehmen zeigt sich, dass in der Nanotechnologie engagierte Unternehmen vor allem in den Branchen Chemische Industrie und der Herstellung von Mess-, Kontroll- und Navigationsinstrumenten tätig sind. Dies deckt sich durchaus auch mit Ergebnissen anderer Studien. Eigenständige deutsche Unternehmen • Die Untersuchung zeigt, dass 71 Prozent der befragten Unternehmen wirtschaftlich eigenständig sind und somit auch am Standort Deutschland die strategischen Weichenstellungen vornehmen können. Gleichzeitig zeigt sich, dass von den verbleibenden 29 Prozent über 82 Prozent sich in den Händen deutscher und nur sieben Prozent in den Händen außereuropäischer Anteilseigner befindet. Bei etwa 15 Prozent der Unternehmen sind Risikokapitalgeber vertreten. Häufigster Startpunkt • Nach den Ergebnissen der Unternehmensbefragung zeigt sich, dass der häufigste Startpunkt für die Nanotechnologie im Zeitraum von 1996 bis 2000 zu sehen ist. In diesem Zeitraum haben sowohl die Beobachtung der nanotechnologischen Szene als auch eigene FuEArbeiten und die Nutzung der Nanotechnologie in Produkten ihren stärksten Zuwachs erlebt. In diesen Zeitraum fallen z. B. auch die vom BMBF initiierten Diskussionen über marktrelevante Bezüge (1996) und die Einrichtung der Kompetenzzentren (1998) für den Bereich Nanotechnologie mit öffentlicher Förderung. Zahl der aktiven Marktteilnehmer hat sich deutlich erhöht • Es wird deutlich, dass die Zahl sowohl solcher Unternehmen, die erste Umsätze mit Produkten mit Nanotechnologieanteilen erzielen als auch der Unternehmen, die ihren gesamten Umsatz mit Produkten mit Nanotechnologieanteilen machen, deutlich gestiegen ist. Hierbei ist hervorzuheben, dass sich 66 Prozent der Unternehmen als Hersteller und etwa 29 Prozent als reine Anwender von nanotechnologischen Produkten bezeichnen. Demnach spielt die Gruppe der reinen Anwender von nanotechnologischen Vorprodukten für die Nanotechnologie-Szene in Deutschland bisher eine geringere Rolle als die aktiven Hersteller solcher Komponenten. Dieses Muster ist für einen Diffusionsprozess typisch. Entsprechend ist es ein gutes Zeichen für eine stattfindende Diffusion, dass sich die Zahl der Anwender, die reine Chemische Industrie sehr aktiv Kapitel 5 153 Marktbeobachter sind und keinen Umsatz mit nanotechnologischen Vorprodukten erzielen, von 71 Prozent im Jahr 1996 auf 25 Prozent im Jahr 2001 reduziert hat. Die Zahl der aktiven Marktteilnehmer hat sich demnach also deutlich erhöht. • Während die Auswertung des Bezugs der Vorprodukte darauf hindeutet, dass Deutschland in der Forschung einen guten Stand erreicht hat, scheinen die Firmen in den USA in der Umsetzung der Forschungsergebnisse in Produkte schneller zu sein (z. B. im Bereich IuK). Interessant ist aber auch, dass sowohl Japan als auch der Rest Asiens in der Nanotechnologiediffusion derzeit kaum als Konkurrent angesehen wird. Dieses Ergebnis wird zum Teil durch die Auswertung der Einschätzung über die Stärke potenzieller Konkurrenten und FuE und marktlicher Umsetzung bestätigt. Hier zeigt sich gerade in der FuE, dass Asien und Europa den USA und Deutschland hinterherhinken. Jedoch äußern die Befragten, dass in der Umsetzung der Nanotechnologie in Produkte die USA und Japan besser agieren als Deutschland. • Die Perspektiven der Nanotechnologie werden mehrheitlich von den Unternehmen positiv bewertet. Ca. 90 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihre Aktivitäten in der Nanotechnologie verstärken, davon sogar fast 30 Prozent erheblich. Dies geht einher mit einem Anstieg auch in der Beschäftigung. Nur 18 Prozent der befragten Unternehmen sehen keinen wachsenden Personalbedarf für ihre nanotechnologischen Aktivitäten. Die restlichen Unternehmen (72 Prozent) rechnen mit einem kräftig wachsenden Bedarf bei den Mitarbeitern. • Deutsche Nanotechnologieunternehmen sind derzeit überwiegend noch auf Forschungsanstrengungen konzentriert, was sich aus der Priorisierung der Bereitstellung des Forschungspersonals, der Kontaktaufnahme zu Kooperationspartnern und der Tätigung von Sachinvestitionen ableiten lässt. • Aus der Sicht der befragten Unternehmen korrespondiert Deutschlands Anteil am Weltmarkt im Jahr 2006 nicht mit den Forschungspotenzialen Deutschlands in der Nanotechnologie in der Gegenwart. Während die Forschungsleistung heute als überzeugend angesehen wird liegen die Marktanteile im Mittel zwischen 11 Prozent und 25 Prozent. • Sowohl die Investitionskosten wie auch die Finanzierung und Förderung entlang der Wertschöpfungskette bilden Hemmnisse, die alle anderen Hürden übertreffen. Diese zentrale Problematik der Finanzierung der Innovationen hat erhebliche Auswirkungen auf den gesamten Innovationsprozess. USA und Japan in der Umsetzung zurzeit besser Positive Bewertung der Nanotechnologie durch Unternehmen Noch auf Forschung konzentriert Anteile am Weltmarkt im Mittel Hürde Investitionskosten 154 Besonderheiten KMU Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt • Insgesamt fallen 34 Unternehmen der Stichprobe unter die Kategorie Großunternehmen. Demgegenüber sind 72 Unternehmen der Kategorie KMU zu zuordnen. 35 Prozent dieser KMU sind zwischen 1998 und 2002 gegründet worden. Ein deutlicher Unterschied besteht bei den Finanzierungsquellen. KMU haben in ihrer Wahrnehmung deutlich schlechtere Zugangsbedingungen zum Kapitalmarkt als Großunternehmen und einen erschwerten Zugang zu Marktinformationen. 155 6 MARKTPOTENZIALE DER NANOTECHNOLOGIE IN LEAD--MÄRKTEN LEAD MÄRKTEN 6.1 Anmerkungen zur Vorgehensweise Sämtliche aufbereiteten Ergebnisse der Literaturanalyse, der Patentananlyse, der Experteninterviews und der Unternehmensbefragung zum wirtschaftlichen Potenzial der Nanotechnologie wurden in Thesenform als konstruktive Konfrontationsbasis in Expertenworkshops eingespeist. Somit wurde gleichsam die Delphi-Methode angewandt. Mit Anwendung der Delphi-Methode wurden die Experten aus dem jeweiligen zu untersuchenden Lead-Markt (siehe dazu Kapitel 6.2) in einem Workshop zu den Themen „Nanotechnologische Produkt-/ Marktpotenziale entlang der Wertschöpfungskette“, „Innovations-/ Umsetzungshemmnisse“, „Beschäftigungsentwicklung/Qualifizierung“ und „Patente“1 befragt. Es wurden ihnen Ergebnisse und Thesen vorgelegt, die sie in Bezug auf eine realistische Einschätzung kritisch hinterfragen und überprüfen sollten. Darüber hinaus wurden über eine Kartenabfrage auf der Basis von Metaplan nanotechnologische Produktoptionen überprüft und zum Teil ergänzt. An den Workshops zu den Themen Chemie, Automobilbau und Optik nahmen zwischen 15 und 25 Experten aus/von Banken, Wissenschaft, Kompetenzzentren der Nanotechnologie, Produzenten, Zulieferern, Systementwicklern und Venture Capital Unternehmen teil.2 Ein zentrales Problem, das bei der Delphi-Methode auch bei Workshops auftreten kann, hängt mit den ausgewählten Experten zusammen. Es besteht durchaus die Gefahr, dass diese Experten versuchen, ihre speziellen Themengebiete besonders zu platzieren (Heimer und Werner, 2004). Dieses mögliche Problem wurde insofern berücksichtigt, als eine größere Zahl von Experten aus den relevanten Arbeitsgebieten beteiligt war und eine angemessene Ausgewogenheit hinsichtlich der Arbeitsgebiete berücksichtigt wurde. Um die Bedeutung der Nanotechnologie für die deutschen Lead-Markets und Perspektiven für das Erschließen der Marktchancen aufzeigen zu können, werden die Ergebnisse den entsprechenden Branchen zugeordnet und dargestellt. Diese Ergebnisse finden sich in den entsprechenden Unterkapiteln des Kapitels 6. 1 2 Die Ergebnisse zum Thema „Patente“ finden sich aus Gründen der Übersichtlichkeit in Kapitel 4. Mit den Experten des Europäischen Patentamtes wurden bilaterale Diskussionen über Arbeitsergebnisse dieser Studie geführt. Methode: Expertenworkshops Experten aus relevanten Arbeitsgebieten 156 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 6.2 Leadmärkte besitzen eine hohe volkswirtschaftliche und strategische Bedeutung Erschließen der Marktchancen in den LeadLeadMärkten In übergeordneten Studien zum wirtschaftlichen Potenzial der Nanotechnologie werden - wie in Kapitel 1.1 erwähnt - in der Regel die jeweiligen sogenannten Lead-Märkte3 einzelner Länder nicht hinreichend berücksichtigt. Während beispielsweise die Bereiche Elektronik, IuK und Biotechnologie in den USA betroffene Lead-Märkte darstellen, sind dies in Deutschland unter anderem die Branchen Chemie/Verfahrenstechnik und Automobilbau. Bezeichnend für diese Lead-Market-Branchen ist, dass sie in einem besonders intensiven Partnerschaftsverhältnis zur Wissenschaft stehen, woraus sie ihre technologische Stärke schöpfen, und für ein Land in der Regel von besonderer volkswirtschaftlicher oder strategischer Bedeutung sind. Eine Nachfragestruktur, die dazu führt, dass sich eine Innovation auf einem nationalen oder regionalen Markt schneller entwickelt und die Trends setzt, so dass die Innovation wiederum von anderen Märkten übernommen wird, wurde bereits zu Beginn der neunziger Jahre vom Harvard-Ökonomen Michael Porter als Dynamik der sogenannten LeadMärkte bezeichnet. Unternehmen können in einem Lead-Markt Marktforschung und FuE durchführen, um ihre Produkte in einem anspruchsvollen Umfeld zu testen und zu entwickeln. Für Regierungen und andere staatliche Institutionen ergibt sich die Möglichkeit, für ihr Land zu werben und hochwertige Unternehmsbereiche und Arbeitsplätze zu sichern und zu erweitern (Krück et al., 2002). Um die Bedeutung der Nanotechnologie für die deutschen Lead-Märkte und Perspektiven für das Erschließen der Marktchancen aufzeigen zu können, wurde ein besonderes Augenmerk auf diejenigen Branchen gerichtet, die die technologische Leistungsfähigkeit der deutschen Industrie prägen (Chemie, Automobilbau, Optik, Life Sciences4 und Elektronik5).6 Die durch ein solches Bündeln gewonnenen Daten wurden 3 4 5 Zur Definition von Lead-Märkten siehe Kapitel 1.1. In einer Studie von AGIT, die im Herbst 2004 erscheinen soll, finden sich auch Ergebnisse zu den Marktpotenzialen der Nanotechnologie im Bereich Medizintechnik/Life Sciences. Um eine mögliche Doppelarbeit zu vermeiden, wurde auf die Durchführung eines eigenen Workshops verzichtet. Wie bereits in Kapitel 1.2 erwähnt gehört die Elektronik dank der International Technology Roadmap for Semiconductors zu den Technologien, deren zukünftige Entwicklung sehr gut beschrieben ist. Da die Halbleiterindustrie sehr investitionsintensiv ist, sind Marktprognosen außerordentlich wichtig für unternehmerische Entscheidungen. Dieser Bedarf wird durch eine ganze Reihe von (kommerziellen) Marktforschungsinstituten bedient. Die Prognosen reichen derzeit ca. bis zum Jahr 2008. Wie sich dabei der Anteil der Nanoelektronik zur Mikroelektronik entwickeln wird und für welche Branchen sich daraus welche Konsequenzen ergeben, ist bisher noch nicht hinreichend systematisch untersucht worden, konnte jedoch mittels Sekundäranalyse ausgewählter kommerzieller Marktstudien herausgefiltert werden. Die Durchführung eines gesonderten Workshops war aus diesem Grund nicht notwendig. Kapitel 6 157 durch das Projektteam nochmals aufbereitet und vor ihrer abschließenden Dokumentation abermals in das jeweilige branchenspezifische Expertennetzwerk zur Validierung eingespeist. 6.3 Chemie Die Chemische Industrie gehört in Deutschland traditionell zu den exportstärksten Branchen: Über die Hälfte des vom Standort Deutschland erzielten Umsatzes wird direkt im Ausland erzielt. Das weltweite Marktwachstum ist deutlich größer als im Inland. Die sehr starke internationale Einbindung der Grundstoff- und Spezialchemie in den wechselseitigen Warenaustausch zeigt sich an außerordentlich hohen Import- sowie Exportquoten im Vergleich zu verarbeiteten Industriewaren insgesamt. Diese erreichen bei Gütern der Grundstoffchemie um die 70 Prozent, bei Spezialchemikalien Werte von 90 Prozent (VCI, 2003). Innerhalb der Grundstoffchemie hat Deutschland Spezialisierungsvorteile bei Farbstoffen, Anorganika und Kunststoffen. Mit einer deutlich über dem Durchschnitt des Verarbeitenden Gewerbes liegenden lnnovationstätigkeit strahlt die Chemieindustrie weit in andere Branchen hinein, liefert diesen Vorprodukte und Anregungen für Innovationen. Es gibt keinen besseren Beleg für ihre Schlüsselfunktion als ihre enge wirtschaftliche Verflechtung. Grundstoff- und Spezialchemie gehören auch zu denjenigen Zweigen, die in Deutschland auf besonders günstige Nachfragebedingungen treffen: Anspruchsvolle Nachfrager (Automobilund Maschinenbau, Medizin- und Analysetechnik) treiben zu einer hohen Innovationsrate. Wichtige Abnehmer waren z. B. die Automobil-, die Verpackungs- und die Bauindustrie. Auf der anderen Seite kommen chemische Erzeugnisse in den Bereichen Gesundheit, Umwelt und Ernährung zum Einsatz. Chemische Erzeugnisse tragen auf breiter Ebene zu einer Steigerung der Lebensqualität bei. Den größten Anteil am Produktionswert der deutschen chemischen Industrie hatten im Jahr 2002 die Fein- und Spezialchemikalien mit gut 25 Prozent. Auf den weiteren Plätzen folgten die Polymere und die pharmazeutischen Erzeugnisse. Die deutsche Chemische Industrie nimmt bei FuE im internationalen Vergleich unvermindert eine Spitzenposition ein. Von den anderen westlichen Industrieländern rangiert lediglich Japan vor Deutschland. Selbst die Chemische Industrie in den USA produziert weniger FuEintensiv als die in Deutschland. Tendenziell wahrnehmbar wird, dass chemische Forschung immer deutlicher zur Sache der Großunternehmen zu werden scheint (BMBF, 2002). Innerhalb der deutschen Wirtschaft nimmt die Chemische Industrie eine hervorgehobene Stellung ein: Der Anteil der Chemiebetriebe am Umsatz 6 Siehe dazu unter anderem die Berichte des BMBF „Zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands“ seit Ende der neunziger Jahre. Starke Internationalisierung im Bereich der Chemischen Industrie 158 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt des Verarbeitenden Gewerbes beträgt rund zehn Prozent. Damit liegt sie unter den Branchen des Verarbeitenden Gewerbes auf dem vierten Rang. Mit einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von 1,8 Prozent zwischen 1991 und 2002 wuchs die Chemieproduktion schneller als die Produktion des Verarbeitenden Gewerbes insgesamt. Beachtlich ist der Aufwand zur Erhaltung und Entwicklung der technologischen Basis: Mit 8,2 Mrd. EUR werden 18,2 Prozent der FuE-Aufwendungen der deutschen Wirtschaft von der chemischen Industrie getätigt. Die deutschen Chemieunternehmen beschäftigten im Jahr 2002 im Durchschnitt 462.000 Mitarbeiter in Deutschland. Die Branche liegt damit auf Platz sechs unter den Branchen des Verarbeitenden Gewerbes. Die positive Beschäftigungswirkung der Chemieindustrie geht weit über die eigene Branche hinaus. Durch die Nachfrage der Chemieunternehmen werden bei inländischen Zulieferern mehr als 380.000 Arbeitsplätze geschaffen. Die Chemische Industrie produziert eine breite Palette an Produkten für die verschiedensten Lebensbereiche. Auf der einen Seite stellt die Chemieindustrie Vorprodukte für andere Industriezweige her. Zu dieser Gruppe gehören anorganische Grundchemikalien, Petrochemikalien, Polymere sowie Fein- und Spezialchemikalien. Im Jahr 2002 wurden insgesamt rund 70 Prozent der Chemieproduktion an industrielle Weiterverarbeiter geliefert. Nanomaterialien haben als Vor- und Zwischenprodukte eine wachsende Bedeutung bei der Erzeugung hochwertiger Spezialchemikalien Die Nanotechnologie, insbesondere der Bereich Nanomaterialien, wird in Zukunft eine wachsende Bedeutung in der chemischen Industrie bei der Erzeugung hochwertiger Spezialchemikalien überwiegend auf der Wertschöpfungsstufe von Vor- und Zwischenprodukten spielen. In einigen Teilbereichen ist die Anwendung von Nanomaterialien schon lange etabliert, z. B. bei Industrierußen, Pigmenten, Polymerdispersionen und Kolloiden. In anderen Bereichen, insbesondere für Anwendungen im Gesundheitswesen oder der Elektronik, befinden sich eine Reihe neuartiger Nanomaterialien in der Forschungspipeline, die erst in den kommenden Jahren ihr wirtschaftliches Potenzial entfalten werden. Da Materialinnovationen einen der wesentlichen Treiber für den technologischen Fortschritt darstellen, werden neue Nanomaterialien eine Schrittmacherfunktion für innovative Produkte auch in anderen Industriezweigen einnehmen. 6.3.1 Wertschöpfungsketten und Anwendungspotenziale Nanomaterialien, Precursoren und Beschichtungstoffe bilden den Ausgangspunkt der Wertschöpfungsketten der Nanotechnologie im Bereich Chemie. Aus diesen Grundstoffen werden im nächsten Schritt Vorprodukte und Halbzeuge hergestellt, die sowohl in der Chemie als auch in anderen Industriezweigen weiterverarbeitet werden. Die Endanwendungen und Produkte chemischer Erzeugnisse umfassen Kapitel 6 nahezu sämtliche Industriezweige, von denen für die Nanotechnologie insbesondere die Medizin, Kosmetik, Automobilbau, IuK-Technik sowie die Energie- und Umwelttechnik von wirtschaftlicher Bedeutung sind (vgl. Tabelle 6.1). Grundstoffe (Nanomaterialien/Precursoren) Vorprodukte/ Halbzeuge • Katalysatoren • Membranen/Filter • Pigmente/Farben • Poliermittel Organische Nanopartikel Polymerdispersionen, Farbstoffe, Wirkstoffe, Makromoleküle (Dendrimere etc.) • Füllstoffe • Sensoren • Wirkstoffe/Träger • Folien/Verpackung Nanoporöse Materialien Aerogele, Zeolithe ... • Textilfasern • Markerstoffe Nanokomposite Glas/Keramik, Metalle/Legierungen, Polymere, Organische Halbleiter, Ferrofluide, etc. • Supraleiter • Thermoelektrika • Beschichtete Halbzeuge Anorganische Nanopartikel Metalloxide, Schichtsilikate Metalle, Fullerene, CNT, Carbon Black, Aerosil, Lanthanoide Precursoren/ Beschichtungsstoffe Metallorganika, div. Chemikalien, PVD-Targets Tabelle 6.1: Anwendungen/ Produkte (Bauteile/Systeme) Medizin Drug Delivery, Biochips, Implantate, Antimikrobika Kosmetik Sonnencreme, Zahnpasta, Automobil Reifen, Karosseriewerkstoffe, Abgasreinigung, Brennstoffzelle, Scheiben und Spiegel, LEDBeleuchtung IuK Datenspeicher, Displays, Laserdioden, Glasfasern Energie/Umwelt Solarzellen, Batterien, Brennstoffzellen, Kondensatoren Potenzielle Anwendungen von Nanomaterialien in verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette Von Vertretern deutscher Nanotechnologie-Unternehmen in der chemischen Industrie ist im Rahmen eines Workshops eine Priorisierung des wirtschaftlichen Potenzials verschiedener Nanotechnologieanwendungen für den Zeithorizont 2006 vorgenommen worden. Die Ergebnisse sind in den folgenden Grafiken dargestellt. Zwischenprodukte der chemischen Industrie, in denen die Nanotechnologie Anwendung finden wird, lassen sich unter anderem in folgende Kategorien einordnen: • Katalysatoren (nanoporöse keramische Katalysatorträger, nanopartikuläre Edelmetallkatalysatoren für eine Vielzahl chemischer Reaktionen und Prozesse etc.) 159 160 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt • Filtration und Separation (nanoporöse Membranen auf Basis organischer, anorganischer oder organisch-anorganischer Hybridmaterialien • Komposit-Werkstoffe (nanopartikelverstärkte Polymere, Keramiken oder Metalle) • Beschichtungsmaterialien (Sole und Dispersionen zur Beschichtung von Metallen und Kunststoffen) • Additive/Füllstoffe (nanopartikuläre Füllstoffe wie Kieselsäure, Carbon Black als Zusatz für eine Vielzahl chemischer Produkte wie Gummi, Pharmaka, Farben etc.) • Mikronisierte Wirkstoffe (nanopartikuläre organische Wirkstoffe z. B. Vitamine als Lebensmittelzuätze oder pharmazeutische Wirkstoffe in Arzneimitteln, unter anderem für eine bessere Bioverfügbarkeit) • Drug Carrier (nanopartikuläre Transportsysteme für pharmazeutische Wirkstoffe zum selektiven Wirkstofftransport oder nanoporöse Materialien für eine kontrollierte Wirkstoffabgabe, z. B. für Düngemittel oder Pestizide in der Landwirtschaft, Duftstoffe in Textilien etc.) • Farben/Lacke (kratzfeste Klarlacke auf Basis vernetzter Polymere, Ormoceren, Dendrimeren etc., Effektfarben auf Basis monodisperser Nanopartikel etc.) • Sensoren (Temperatur-, Druck- und chemische Sensoren auf Basis von Nanomaterialien, z. B. Metalloxiden, Nanoröhren oder nanostrukturiertem Graphit) • Klebstoffe (Polymerdispersionen, Klebstoffe auf Basis magnetischer, nanopartikulärer Verbundstoffe für schaltbare Klebstoffe, Metallnanopulverfür als Zusatz für leitfähige Klebstoffe etc.) Darüber hinaus kommen noch eine Vielzahl von Anwendungsmöglichkeiten in anderen Industriezweigen hinzu (vgl. Kapitel Nanomaterialien). In einem Workshop mit Vertretern deutscher Nanotechnologieunternehmen aus dem Bereich Chemie/Schichttechnologie wurden nanotechnologische Produkte auf ihre wirtschaftliche Relevanz hin bis zum Jahr 2006 bewertet. Die Ergebnisse sind aufgeschlüsselt nach den Bereichen Grundstoffe, Zwischenprodukte und Endanwendungen in Abbildung 6.1, Abbildung 6.2 und Abbildung 6.3 dargestellt. po si te /W er ks to f fe Fo Fa lie rb n en /L ac ke Kl eb s Fü Po toff lls e to lie f fe r m Sc /F hm itte or l m ie rs Bi u l i e to ol r ffe og un g is ch shi lf e W en i M em rkst of br a n fe e/ M F ik ilt ro er re ak Ba to re uh n i Sp l f s s to ra ffe y C oa tin gs Kr at Tr z ib fe o st lo Ko sc gi rro M hi sc ag ch si on he ne Sc ten ss to hi el c h c ek O tro utzs hte pt n ch ni oe sc ic le ht h kt e e ro n Sc ni h sc he icht en O S pt ch is ic ch ht e Sc e n B Ea ar h ic rie s ht y Th re -to er sc en -C m hi le is c an ht ch en -S e An Sch chic ht ut tir en zs ef le kt chic io ns hte n sc hi ch te n Ko m es id C et a ll ox e NT e C a lsä u r H a b on re lb bl lei ac te k rp ar La t ik nt el Sc h a n o id hic ht e s il C ik aat e Ph o Po sp ha l ym t er d is pe rs io Ph ne Fa ar n m rb a z Ne st of eu u tr fe a ti s c h c eu t e W ic a ls i rk Su st of pr fe a m Ag o ro c h le k ü le em ik O al rg ie n an is c he Po l ym H a lb er le Ke M e -K it ra t om er m a lle ik po /L (a eg si t So u e ie s l- g ru N el an ng -B e op es u lv n ch er ich n) tu ng PV sm D -T at ar er ge ia lie tm C n at VD er Fu -P ia lie re nk cu n t io r na so O lis re rg ie n ./ A n o r te N rg . H ano yb p ri d a rt ik po el ly m er Fe e r ro fl u id e Ki M Kapitel 6 7 6 4 1 Abbildung 6.1: Zwischenprodukte auf Basis von Nanomaterialien Abbildung 6.2: Priorisierung nanotechnologischer Zwischenprodukte hinsichtlich der Marktrelevanz für die Chemische Industrie bis zum Jahr 2006 (angegeben ist die Anzahl der Nennungen durch die Workshopteilnehmer) 161 9 8 Anorganische Nanopartikel 5 Organische Nanopartikel Nanostrukturierte Werkstoffe/Komposite 3 2 Materialien für Nanobeschichtungen Hybridmaterialien 0 Priorisierung nanotechnologischer Grundstoffe hinsichtlich der Marktrelevanz für die Chemische Industrie bis zum Jahr 2006 (angegeben ist die Anzahl der Nennungen durch die Workshopteilnehmer) 12 Zwischenprodukte auf Basis nanoskaliger Funktionsschichten 10 8 6 4 2 0 162 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 9 Information/ Kommunikation 8 Medizin 7 Textil 6 Lebensmittel/ Getränke 5 Bautechnik 4 Automobil 3 Energieversorgung 2 Kosmetik 1 Abbildung 6.3: Ba t So t erie n en lar n s ze Ko to ff l le n n d ze en ll e n s H 2 a to re -S pe n i ch er So nn en sc hu Za tz hn cr em e Br e na l nk t io Fu M Sc h ic ht en D i k is p ro la D el ek ys at e n tr o ni s La p eic k M ed se h i zi r d er n is iod ch en D e W ru g S i rk De c h st ne o f li ve l l t fe / -f ry S e s t An t im o r m ys s u li te m ik ro e bie ru n e ge lle Ag n Ko en nt t ie M ra ul n st tif m un itt kt el io na Ve le rp Te ac xt ilie A d ku n ng d it sm iv e (F a te r ar b s i alie Ba to n us ff e to .. . ff e ) un d Sc he ib Fu en nk t io na le O La be c k rf lä e ch en R e W Ab e rk if en ga sto sr e in ff e ig Se u ng ns or en 0 Priorisierung nanotechnologischer Produkte in verschiedenen Anwendungsfeldern hinsichtlich der Marktrelevanz für die Chemische Industrie bis zum Jahr 2006 (angegeben ist die Anzahl der Nennungen durch die Workshopteilnehmer) Am relevantesten für das wirtschaftliche Potenzial der chemischen Industrie bis zum Jahr 2006 wurden bewertet: Grundstoffe: • Metalloxid-Nanopartikel (z. B. Titandioxid) • Funktionalisierte Nanopartikel • Organische Halbleiter Zwischenprodukte der chemischen Industrie • Nano-Komposite • Kratzfestbeschichtungen Produkte in anderen Anwendungsfeldern • Information und Kommunikation (Elektronik auf Basis funktionaler schichten) • Automobil (Lacke und funktionalisierte Oberflächen) • Kosmetik (Sonnenschutzmittel auf Basis von MetalloxidNanopartikel) Im Folgenden werden die Wertschöpfungsketten in der chemischen Nanotechnologie für die im Rahmen des Workshops als wirtschaftlich relevant bewerteten Beispiele näher erläutert. Die tabellarische Zusammenfassung enthält Angaben über die eingesetzten Kapitel 6 Nanomaterialien, Zwischenprodukte, Anwendungen, Technologien und die durch Nanotechnologie verbesserten Produkteigenschaften. Nanomaterial Zwischenprodukte Anwen dungen Metalloxide Dispersionen Sole, CMPSlurries Funktionalisierte Nanopartikel (beschichtete Nanopartikel hochvernetzte Polymere) Komposite, Dispersionen Schichten, Lacke, Folien, Biomarker Organische Halbleiter Opt. Schichten, elektron. Schichten Elektronik, Sonnenschutz, Diagnostik, transparente leitfähige Schichten Produkt-/ Plagiatschutz (Dokumente, Luxusgüter), druckbare Elektronik, Displays, Diagnostik, Autolacke, Verpackungen Beleuchtung, Displays, flexible Elektronik, Sensoren Kohlenstoffnanoröhren Tabelle 6.2: 6.3.2 Technolgien Herstellung aus Gas-/ Flüssigphase, Fällung Verbesserte Produkteigenschaften Transparenz, Verarbeitbarkeit, Homogenität Herstellung aus Gas-/ Flüssigphase Fällung, Oberflächenmodifizierung, Verarbeitung durch Ink-Jet Mech. Effekt (Komposite), Kratzfestigkeit, Selbstreinigung, hohe spez. Oberfläche (Additive), Transparenz, Verarbeitbarkeit Herstellung aus Gas-/ Flüssigphase Optoelektronische und Halbleitereigenschaften, Verarbeitbarkeit PolymerElektronik, Abscheidung Leitfähigkeit, mekomposite, Displays, Kon- aus der chanische EigenMembranen, struktionsGasphase schaften, Fasern, Feld- werkstoffe, (CVD) FeldemisemissionsAntistatikversionseigenschaften spitzen packungen Beschreibung der Wertschöpfungsketten für verschiedene priorisierte nanotechnologische Anwendungen in der chemischen Industrie Marktpotenziale Marktpotenziale in der Nanotechnologie ergeben sich für die Chemische Industrie in erster Linie durch die Herstellung Nanotechnologie-basierter Grund- und Zwischenprodukte, die zum Teil in der chemischen Industrie aber auch in anderen Industriezweigen weiterverarbeitet werden. In der Tabelle 6.3 sind die Abschätzungen der Marktpotenziale für verschiedene nanostrukturierte Grund- und Zwischenprodukte zusammengestellt. Auf eine Darstellung der Marktpotenziale der Endprodukte wird in dieser Darstellung verzichtet, da die Wertschöpfung zum Großteil außerhalb der chemischen Industrie und auch außerhalb des Nanotechnologiesektors anfällt. 163 164 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Grund-/Zwischenprodukte Jährliches Weltmarktvolumen (Bezugsjahr) Rohstoffe CVD-Precursoren 50-250 Mio. EUR (2006)12 Sol-Gel-Materialien 50-250 Mio. EUR (2006)12 PVD-Targets für Magnetoelektronik 300 Mio. USD (2006)13 Nanomaterialien Metalloxid-/Metall-Nanopartikel 900 Mio. USD (2005)1 Nano-Kieselsäure 800 Mio. EUR (2003)2 Nano-Schichtsilikate 25 Mio. USD (2006)3 Kohlenstoffnanoröhren 145 Mio. USD (2005)4, 1,2 Mrd. USD (2006)5 Carbon Black 3 Mrd. USD (2002)6, 5,7 Mrd. (2002)3, 8 Mrd. USD (2006)5 Polymerdispersionen 15 Mrd. EUR (2002)7 Organische Halbleiter 500 Mio. USD (2005)10 Dendrimere 5-15 Mio. EUR (2006)3 Mikronisierte Wirkstoffe (Vitamine, Pharmaka) 1 Mrd. EUR (2002)7 Zeolithe 2,6 Mrd. USD (2006)5 Aerogele 10 Mrd. USD (2005)8 Polymere Nanokomposite 300 Mio. USD (2006)3, 1,1 Mrd. USD (2006)5 1,5 Mrd. EUR (2009)9 Zwischenprodukte Korrosionschutzpapier 10-50 Mio. EUR (2006)12 Lacke 50-250 Mio. EUR (2006)12 Folien für Displays 50-250 Mio. EUR (2006)12 Markerstoffe 250-500 Mio. EUR (2006)12 Nanosensoren Temperatursensoren 4,6 Mio. USD (2004), 217 Mio. USD (2011) 11 Drucksensoren 4,4 Mio. USD (2004), 87 Mio. USD (2011) 11 Chemische Sensoren Tabelle 6.3: 1 1,3 Mio. USD (2007), 36 Mio. USD (2011) 11 Abschätzungen des Weltmarktes nanotechnologischer Produkte in der chemischen Industrie BCC, 2002, 2 Wacker Silicones, 2003, 3 SRI, 2002, 4 Mitsubishi Research Institute, 20025, Fecht et al., 2003, 6 Reuters, 2002, 7 BASF/Distler, 2002, 8 Aspen Systems, 2001, 9 Stevenson, 2003, 10 Frost&Sullivan, 2002, 11 Frost&Sullivan, 2003, 12 Unternehmensbefragung, 13 Platinum Association, 2003 Wie aus der Tabelle 6.3 hervorgeht, weisen derzeit insbesondere die „klassischen“ Nanomaterialien wie Carbon Black, Polymerdispersionen oder Zeolithe jährliche Umsätze im Mrd. USD Bereich auf. Für neuere Nanomaterialien wie Nanopartikel, Kohlenstoffnanoröhren und polymere Nanokomposite wird mittelfristig jedoch mit jährlichen Kapitel 6 Marktwachstumsraten von mehreren 100 Prozent gerechnet. Diese Annahmen gehen allerdings von sehr optimistischen Voraussetzungen aus, z. B. dass die Herstellungsprozesse für Nanomaterialien ohne Schwierigkeiten auf industriellen Maßstab hochskaliert werden können und dass durch Nanomaterialien deutliche Preis-Performance-Gewinne ermöglicht werden. Marktwachstum bis 2006 Aus Sicht deutscher Nanotechnologieunternehmen der chemischen Industrie werden Wachstumspotenziale vor allem im Bereich funktionaler Beschichtungen gesehen (z. B. Elektronik, kratzfeste Schichten, Korrosionsschutz, Oberflächenfunktionalisierung von Automobilkomponenten), aber auch im Bereich Organische Halbleiter und Nanokomposite. Deutsche Unternehmen haben insbesondere in den Bereichen Funktionalisierte Nanopartikel, Metalloxid-Nanopartikel und Organische Halbleiter eine starke Position im Weltmarkt. Auffällig ist der Bereich Kohlenstoffnanoröhren, in dem deutsche Unternehmen nur schwach vertreten sind. Hier dominieren japanische (z. B. Mitsui) und amerikanische Unternehmen (z. B. Carbon Nanotechnologies). Kratzfeste Organische Elektronik auf Ba- Schichten Halbleiter sis Nano-Schichten Funktional. Oberflächen im Auto Korrosionsschutzsch. Tribologische NanoSchichten Komposite Funkt. Biochips/ Nanopartikel Folien CNT -marker Lacke MetallSonnen oxide schutz hoch mittel gering schwach Nanomaterialien (Grundstoffe) Abbildung 6.4: 6.4 mittel Nanotechnologisch beeinflusste Zwischen-Produkte stark Position D Nanotechnologisch beeinflusste Produkte in sonst. Anwendungsfeldern Marktwachstum und Position Deutschlands im Bereich nanotechnologischer Produkte der chemischen Industrie Automobilbau Deutschland hat eine weltweite Spitzenposition im Automobilbau, die in erster Linie durch eine Fokussierung auf den Bereich der Spitzentechnik erarbeitet werden konnte, um somit den gestiegenen Anforderungen der Märkte gerecht zu werden und die Exportfähigkeit deutscher Automobilbau zu erhalten. Die Automobilbranche, die eine volkswirtschaftliche Schlüsselgröße für Deutschland darstellt, erwirtschaftete 2001 einen Umsatz von 202 Mrd. Euro. Davon entfielen 69 Prozent auf die 165 166 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Hersteller von Kraftwagen und deren Motoren, gut drei Prozent auf die Hersteller von Anhängern, Aufbauten und Containern sowie 28 Prozent auf die Kfz-Teile- und die -Zubehörindustrie. Damit erzielte die Automobilindustrie ein Sechstel des gesamten industriellen Umsatzes in Deutschland. Mit 121 Mrd. Euro erbrachte die deutsche Automobilindustrie 60 Prozent ihres Umsatz im Ausland. Die deutschen Automobilhersteller und Zulieferer beschäftigen weltweit mehr als 1,5 Millionen Menschen, davon mehr als die Hälfte in Deutschland. Die Beschäftigung im Inland konnte in den letzten Jahren ausgebaut werden: Seit 1994 wurde die Zahl der Arbeitsplätze im Inland um 122.000 erhöht. Trotz der konjunkturellen Schwäche im Jahr 2002 blieb die Beschäftigung in der Automobilindustrie mit 763.500 Personen nahezu konstant. Bei den Zulieferern wurde aufgrund der Übernahme zusätzlicher Wertschöpfung von den Herstellern sogar zusätzliches Personal eingestellt. Die deutsche Automobilindustrie beschäftigt mehr als 12,8 Prozent aller Erwerbstätigen der gesamten deutschen Industrie. Sie bringt gleichzeitig ein Drittel der FuE-Ausgaben der deutschen Wirtschaft und ein Fünftel der Investitionen auf. In den letzten fünf Jahren wurden in Deutschland 49 Mrd. Euro investiert; die FuEAusgaben lagen in diesem Zeitraum bei mehr als 65 Mrd. Euro. Das FuE-Personal wurde in den letzten Jahren deutlich auf über 70.000 Personen erhöht (VDA, 2003). Hoher Innovationsdruck wird den Einsatz der Nanotechnologie in der Automobiltechnik begünstigen Innovationen und Spitzentechnologie sind somit zwingende Voraussetzungen, um die Wettbewerbsfähigkeit im Automobilbau zu erhalten. Steigende staatliche Reglementierungen bei der Sicherheit und der Umweltverträglichkeit sowie immer höhere Kundenerwartungen in Bezug auf Leistung, Komfort und Design von Automobilen werden ein ständiger Antrieb für die Einführung innovativer Technologien sein. Diese Rahmenbedingungen werden die Verbreitung nanotechnologischer Anwendungen im Automobilbau sicherlich forcieren. Aufgrund ihres breiten Querschnittscharakter wird eine Vielzahl von Automobiltechnologien von der Nanotechnologie beeinflusst werden. Es ist abzusehen, dass eine nanotechnologische Kompetenz im Automobilbau der Zukunft zu den Kernfähigkeiten gehören wird, die erforderlich sind, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit dieser für die deutsche Volkswirtschaft wichtigen Branche zu erhalten (TAB, 2003). 6.4.1 Wertschöpfungsketten und Anwendungspotenziale Die Nanotechnologie wird Fortschritte im Hinblick auf alle für die weitere Entwicklung des Automobils relevanten Kriterien ermöglichen, von der Ökologie (mit den Teilaspekten Energieeffiziente Antriebe, Leichtbau, Schadstoffreduktion und Ressourcenschonung) über die Sicherheit (passive und aktive Sicherheit) bis hin zum Komfort (mit den Teilaspekten Passenger Wellness, Produktdesign und Infotainment). Dieses wird allerdings nur vor dem Hintergrund ökonomisch Kapitel 6 wettbewerbsfähiger Technologien mit konkurrenzfähigem Performance-Verhältnis möglich sein (vgl. Abbildung 6.5) Energieeffizienz Betriebskosten Preis- Ressourcenschonung Ökologie Schadstoffreduktion Ökonomie Kaufpreis Passive Sicherheit PassengerWellness Sicherheit Aktive Sicherheit Komfort Produktdesign Abbildung 6.5: Unterhaltung/ Infotainment Wettbewerbsrelevante Produktanforderungen im Automobilbau (Quelle: Automobilhersteller Deutschlands, VDI TZ) Der Reifegrad nanotechnologischer Entwicklungen im Automobilbau reicht heute von bereits eingesetzten Komponenten oder Teilsystemen (z. B. reflexionsfreie Instrumentenbeschichtung) über konkrete Entwicklungsbemühungen (z. B. beschlagfreie Scheiben) bis hin zum Stadium von visionären Produktideen mit einer allenfalls langfristigen Realisierbarkeit (z. B. schaltbare Lackfarben oder selbstgestaltende Karosserien). Nanotechnologische Anwendungen werden für eine Vielzahl von Produktgruppen und Komponenten diskutiert, wie aus der Tabelle 6.4 hervorgeht. 167 168 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Grundstoffe/-verfahren (Nanomaterialien/Tools ) Materialien, Werkstoffe • Hochfeste Stähle • Metall-MatrixKomposite • Nanopartikel verstärkte Polymere • Katalytische Nanopartikel • Thermoelektrika • Nano-Klebstoffe • Nanofluide ... Verfahren/Tools • PVD-, CVDVerfahren • Nanopartikelsynthese • Ionenstrahl-/ Plasmaverfahren ... Funktionale Schichten • Ultra-hydrophob • Elektrochrom • Antireflex • Verschleißschutz • Kratzfestigkeit Elektronik und Sensorik • Magnetoelektronik • WBG-Halbleiter (SiC, GaN) • LED, OLED ... Tabelle 6.4: Komponenten/ Systeme Fahrwerk • Reifen • Stoßdämpfer • Sensorik Antriebssystem • Zündanlage, Einspritzung • Kraftstofftank/zusätze • Abgasanlage • Brennstoffzelle • Batterien • Schmiermittel, Kühlung • Thermoelektrische Abwärmenutzung Karosserie/Außenhaut • Tragende Struktur • Scheiben • Lackierung • AußenhautFunktionalisierung Innenraum/Ausstattung • Konsolen/Armaturen • Anzeigen/Displays • Beleuchtungstechnik • Elektronik, DV Anwendungen Sicherheit • Aktive Sicherheit (Bremsen • Scheinwerfer, Sicht (indirekte Sicht, Radar etc.), Fahrverhalten) • Passive Sicherheit (Fahrzeugstruktur, Airbag, Fußgängerschutz Komfort/Design • Klimatisierung • Effektlackierung • Selbstreinigende Oberflächen • Unterhaltung/ Infotainment (Internet, Videodienste • Navigations-/ Verkehrsleitsysteme Umwelt/Nachhaltigkeit • Kraftstoffverbrauch • Schadstoffemissionen • Geräuschemissionen • Ressourcenschonende Produktion • Recycling Potenzielle Nanotechnologie-Anwendungen im Automobilbau in verschiedenen Stufen der Wertschöpfungskette Einige wesentlichen Anwendungen der Nanotechnologie im Automobilbau werden im Folgenden kurz erläutert (vgl. FHG-INT, 2003 bzw. TAB, 2003). 6.4.1.1 Nanomaterialien als Konstruktionswerkstoffe Im Bereich der Konstruktionswerkstoffe richten sich nanotechnologische Entwicklungsbemühungen hauptsächlich auf die Verringerung des Fahrzeuggewichtes durch Leichtbaumaterialien, um damit Kraftstoffeinsparungen zu ermöglichen. Dies betrifft beispielsweise nanopartikelverstärkte bzw. mit Nanofüllstoffen versehene Polymere, deren physikalische und chemische Eigenschaften mit den Füllstoffen modifiziert und optimiert werden können. Insgesamt wird den polymerbasierten Nanoverbunden gerade im Automobilbau eine große Zukunft vorausgesagt, wenn neben der Lösung der immer noch Kapitel 6 bestehenden technologischen Probleme auch eine Verringerung der bisher noch sehr hohen Preise gelingt. Anwendungsmöglichkeiten gibt es überall, wo bisher konventionelle Kunststoffe eingesetzt werden, also in der gesamten Innenausstattung, aber z. B. auch in Gehäusen von Elektrobauteilen (Hohenberger, 2000). Auch die Eigenschaften von Metallen lassen sich durch das Einbringen weiterer Phasen im Nanometerbereich stark verbessern. So werden vom japanischen Stahlhersteller NKK nanopartikelverstärkte Stähle für den KarosserieLeichtbau entwickelt (Materials World, 2001). Auch andere Metalle wie beispielsweise das für den Automobilbau relevante Aluminium lassen sich beispielsweise durch nanostrukturierte keramische Fasern (insbesondere Siliziumkarbid, aber auch Alumiumoxid oder Aluminiumnitrid) in ihren mechanischen Eigenschaften gezielt verbessern. Ebenfalls von hoher Bedeutung ist das Thema Korrosionsschutz für die Funktionserhaltung der für Konstruktionszwecke eingesetzten Werkstoffe. Die Nanotechnologie bietet hier Lösungen, beispielsweise durch Anwendung Sol-Gel-basierter Korrosionsschutzschichten mit anorganisch-organischen Hybridmaterialien, die eine umweltverträglichere Alternative zu schwermetallhaltigen Korrosionsschutzsystemen darstellen und auch aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten konkurrenzfähig sind. In Deutschland beschäftigt sich z. B. die Firma Nano Tech Coatings (NTC) mit der Herstellung derartiger Korrosionschutzsysteme (Aschenbrenner, 2003). Der Verschleißschutz mechanisch hochbeanspruchter Bauteile wie z. B. Dieseleinspritzpumpen ist ein weiteres Einsatzgebiet der Nanotechnologie im Automobilbau. Mittels Plasmaverfahren hergestellte nanostrukturierte Hartschichten auf Kohlenstoff (DLC)-, Carbid- oder Nitrid-Basis sind hier das Mittel der Wahl, um höhere Einspritz-Drucke zu ermöglichen, die notwendig sind, um den wachsenden Anforderungen an Kraftstoffeinsparungen und Schadstoffreduktion gerecht zu werden. Derartige Systeme werden in Deutschland unter anderem von der Firma Bosch hergestellt (Bosch, 2001). Bei den bisherigen DLC-Anwendungen im Kfz-Bereich, wie der Beschichtung von hochbelasteten Komponenten von Diesel-Einspritzsystemen oder reib- und verschleißminimierten Ventilen, liegen die Schichtdicken noch im Bereich weniger µm mit der Tendenz zu weiterer Reduzierung. Gewichteinsparungen lassen sich weiterhin durch den Einsatz von Kunststoff statt Glas in Automobilverscheibungen realisieren. Derartigen Kunststoffscheiben, z. B. auf Polycarbonatbasis, lässt sich durch transparente nanoskalige Schichten die Kratzfestigkeit von Mineralglas verleihen, so dass ein Einsatz in hochbeanspruchten Automobilscheiben möglich wird. In Deutschland werden diese Entwicklungen unter anderem von der Exatec GmbH, einem Joint Venture der Bayer AG und General Electric, vorangetrieben. Entsprechende Beschichtungen werden bereits seit einiger Zeit bei Kunststoffbrillengläsern eingesetzt. 169 Nanomaterialien für Leichtbau, Korrosions- und Verschleißschutz im Automobilbau 170 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Langfristig wird die Entwicklung transparenter Leichtbauwerkstoffe mit geringer Dichte und hoher Steifigkeit angestrebt, die eine transparente Kuppel ermöglichen könnte und durch den Verzicht auf A-, B- und CSäule zu einer verbesserten Rundumsicht führen würde. Von besonderer Bedeutung im Konstruktionsbereich sind auch nanotechnologische Klebetechniken und Haftvermittler, mit denen sich Energie bei den Fügeprozessen sparen (kleben statt schweißen), umweltbelastende Klebemittel ersetzen und Recyclingprozesse vereinfachen lassen. Eine interessante Anwendung könnte sich durch Klebstoffe ergeben, die mit magnetischen Nanopartikeln modifiziert sind. Die Hafteigenschaften dieser Klebstoffe können von außen durch elektromagnetische Strahlung gesteuert werden, indem die auf diese Weise eingekoppelte thermische Energie chemische Reaktionen oder ein thermisches Aufschmelzen bewirkt. Derartige Anwendungen werden von der Firma Sustech GmbH in Darmstadt entwickelt. Die Nutzung nanostrukturierter Rußpartikel als Füllstoffe in Autoreifen ist schon länger Stand der Technik. Fortschritte bei der Herstellung neuartiger Nanostrukturruße unter anderem der Firma Degussa werden in Zukunft weitere Optimierungen der Reifeneigenschaften, wie z. B. die Reduzierung des Rollwiderstandes, ermöglichen. 6.4.1.2 Oberflächenfunktionalisierung Breites Anwendungsfeld für nanostrukturierte funktionale Oberflächen im Automobilbau Ein wichtiges Anwendungsgebiet der Nanotechnologie im Automobilbau ist die Funktionalisierung im Bereich der vom Nutzer direkt wahrnehmbaren Oberflächen des Autos, wie z. B. die Lackierung, Scheiben oder Instrumente im Cockpitbereich. Hier gibt es eine Vielzahl von Ideen und zum Teil bereits verwirklichten Anwendungen (vgl. FhGINT; 2003, TAB, 2003). Eine bereits seit längerem praktizierte Standardanwendung ist die Herstellung von Scheinwerferreflektorbeschichtungen. Sowohl die hauchdünne Barrieregrundierung des Reflektors als auch die aufgedampfte Aluminium-Reflexionsschicht und die Korrosionsschutzoberfläche sind nur nanometerdünn. Die wesentlichen Vorteile gegenüber konventionellen Beschichtungen liegen in einem höheren Reflexionsgrad und damit einer höheren Lichtbrillanz sowie in einer längeren Haltbarkeit aufgrund der besonders großen Dichte der Korrosionsschutzschicht (Rügheimer und Schiller, 2002). Eine ebenfalls bereits realisierte Anwendung ist der Einsatz von Antireflexionsbeschichtungen auf Abdeckscheiben im Displaybereich. Diese in der Industrie schon lange etablierte Anwendung nanoskaliger Interferenzschichten soll künftig insbesondere im Hinblick auf kostengünstigere Herstellverfahren sowie die Beschichtung großflächiger auch gekrümmter Oberflächen weiterentwickelt werden. Einen Lösungsansatz bieten hierbei unter anderem mittels Tauchverfahren Kapitel 6 171 aufgebrachte interferenzoptische Sol-Gel-Schichten, die unter anderem von der Firma Schott angeboten werden. Ein weiteres Gebiet mit hohem Produktpotenzial im Automobilbau sind Antibeschlagschichten und Easy-to-clean-Schichten durch hydrophile bzw. hydrophobe Oberflächen. Antibeschlagschichten lassen sich durch Aufbringen einer chemisch modifizierten hyydrophilen Nanoschicht realisieren. Anwendungsmöglichkeiten werden in der Beschichtung der Scheiben-Innenseiten, der Außenspiegel oder der ScheinwerferAbdeckscheiben gesehen. Hier gibt es eine Reihe von Entwicklungsaktivitäten und prototypischen Anwendungen. Eine Serienproduktion ist aber noch nicht in Sicht, wegen der hohen Kosten einer zu geringen Abriebfestigkeit und der Härte der Schichten (Langenfeld et al., 2001). Hydrophobe Oberflächen, die sich mit Hilfe verschiedener Prozesstechnologien durch Aufbringen unpolarer Nanoschichten (insbesondere durch Kohlenstoff-Fluor-Verbindungen) herstellen lassen, werden für Easy-to-clean- bzw. selbstreinigende Oberflächen (z. B. „Lotus-effect“) in einer Vielzahl von Anwendungsfeldern diskutiert. Als Anwendung im Automobilbau wird an eine entsprechende Ausrüstung von Außenspiegeln, Lackoberflächen oder der Außenseite der Windschutzscheibe gedacht. Einer weiten Verbreitung im Automobilbau stehen derzeit ähnlich wie bei den hydrophilen Systemen hohe Kosten, mangelhafte mechanische Eigenschaften sowie geringe Langzeitstabilität entgegen. Dennoch sind bereits erste Produkte auf dem Markt z. B. von der Firma Nanogate. Eine weitere marktrelevante Anwendung der Nanotechnologie im Automobilbau sind Effektlacke auf Basis nanoskaliger Pigmente. Diese basieren auf der Anwendung nanoskaliger Plättchen aus Silizium- oder Aluminiumoxid, die mit nanoskaligen Interferenzschichten aus Metalloxiden, beispielsweise aus Titan- oder Eisenoxid, beschichtet sind, mit denen sich verschiedene optische Effekte realisieren lassen (SepeurZeitz, 2003). 6.4.1.3 Energieeffizientere Antriebe und Energieversorgung Eine Vielzahl von Entwicklungsbemühungen und Konzeptvorschlägen zur Nutzbarmachung von Nanotechnologien im Automobil betrifft den Bereich Energieversorgung/Antrieb. Zu nennen sind unter anderem folgende Bereiche: • Solarzellen: In die Automobilaußenhaut integrierte Solarzellenmodule könnten künftig beispielsweise den Betrieb von Klimaanlagen auch bei ausgeschaltetem Motor ermöglichen, was zum Teil mit erheblichen Krafstoffeinsparungen verbunden wäre. Verschiedene nanotechnologische Ansätze verfolgen die Optimierung photovoltaischer Systeme, die sich auch für den Einsatz in der Automobilbau eignen, wie z. B. Dünnschicht-Solarzellen auf Basis Selbstreinigende Oberflächen finden derzeit noch wenig Anwendung im Automobilbau 172 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt von Polymeren (z. B. Grätzeltyp) oder Silizium (z. B. Si-GeQuantenpunkte) • Batterien/Kondensatoren: Die Verwendung von Nanomaterialien als Elektroden ermöglicht die Entwicklung leistungsfähigerer Batterien und Kondensatoren für zukünftige Anwendungen, z. B. in Automobilen mit Hybridantrieben. • Brennstoffzellen: Nanotechnologien spielen eine wesentliche Rolle bei der Optimierung von Brennstoffzellen, in erster Linie bei der Vergrößerung reaktiver Oberflächen von Elektroden, Membranen und Katalysatoren. Auch für eine effiziente Wasserstoffspeicherung werden Nanomaterialien in Betracht gezogen, z. B. nanokristalline Leichtmetallverbindungen oder auch metallorganische Verbindungen (vgl. Müller, 2002). • Thermoelektrika: Der Einsatz thermoelektrischer Wandler zur Nutzung thermischer Energie an heißen Modulen wie Zylinder im Motor im Auto könnte in Zukunft an Bedeutung gewinnen. Der Wirkungsgrad thermoelektrischer Wandler lässt sich durch Verwendung nanokristalliner Materialien verbessern. 6.4.1.4 Elektronik und Sensorik Auch im Bereich der Kfz-Elektronik und -Sensorik hat die Nanotechnologie längst Einzug gehalten und weist für die Zukunft noch ein erhebliches Potenzial unter anderem in folgenden Anwendungen auf (vgl. Dreßen, 2003): • Abb. 6.6: LED-Rücklichter im Automobil sind mittlerweile Stand der Technik LED LED-Rückleuchten bzw. -Bremslichter sind mittlerweile Stand der Technik. Diese verdanken ihre Lebensdauer und Lichtausbeute bei minimalem Stromverbrauch und Volumen einem Schichtsystem aus Halbleitermaterialien mit Nanometer-Präzision. Weitere Optimierungen könnten innerhalb dieses Jahrzehnts auch den LED-Frontscheinwerfer ermöglichen. Weil LEDs viel kleiner als herkömmliche Fahrzeuglampen sind, ergibt sich damit ein größerer Designspielraum für die Automobilhersteller, z. B. für die weitere Reduzierung des Luftwiderstandes und damit des Kraftstoffverbrauchs. Auch der deutlich geringere Stromverbrauch der LEDs kommt letztlich der Reduzierung des Kraftstoffverbrauchs zu Gute. • Sensoren Die stark steigende Zahl von Sensoren im Automobilbau, wie sie z. B. für die Motorüberwachung, das Innenraumklima und für Sicherheitssysteme wie Airbag, ABS und ESP benötigt werden, basieren mittlerweile zum großen Teil auf funktionstragenden Strukturen und Schichten im Nanometerbereich. Kapitel 6 • Elektronik Die Elektronik hat in den letzten Jahren eine wahre „Innovationslawine“ in der Automobilbau hervorgerufen. Die stetige Zunahme elektronischer Systeme im Automobil und deren zunehmende Vernetzung durch Bussysteme erfordern in Zukunft elektronische Systeme, die dem Stand der Technik entsprechen und somit Produkte der Nanotechnologie sind. Aktuelle Prozessoren oder Speicherchips enthalten funktionstragende Strukturen im Bereich von 90-130 Nanometern; in wenigen Jahren wird diese Größe auf 65 und dann auf 45 Nanometer schrumpfen. Damit einhergehen wird jeweils ein massiver Sprung nach oben in der Leistungsfähigkeit der Elektronik und ein massiver Sprung nach unten in den Kosten, wie er jeweils für die zukünftigen Kfz-Systeme benötigt wird. Mit Hilfe leistungsfähiger Nanoelektronik werden sich beispielsweise die heutigen passiven Sicherheitssysteme wie ABS und ESP zu aktiven Sicherheitssystemen entwickeln, die Gefahrensituationen frühzeitig erkennen und gegebenenfalls Hindernissen aktiv ausweichen können. In einem Workshop wurden Vertreter deutscher Unternehmen aus den Bereichen Automobilhersteller und Zulieferer zu einer Priorisierung der wirtschaftlichen Relevanz verschiedener Nanotechnologieentwicklungen bis zum Jahr 2006 befragt. Die Ergebnisse sind in der Abbildung 6.7 zusammengefasst. 9 Komponenten/Systeme Anwendungsfelder 8 7 6 5 4 3 2 1 Abbildung 6.7: Ve Le rs ich ch tb le au iß S m ch in ad de st r un of fe g m is Kr sio af ne ts to n f fv er br Un au Li te ch ch rh al t te tu ch ng n /I n ik fo Um ta fe in ld m üb en t er w ac hu ng Au ße nh Re au tk ife om n po An ne ze nt ig en en /D is pl ay s Sc he Br ib en en ns to Ei f fz ns el pr le i tz sy st em e Au ße nh au tfu La ck ie nk ru t io ng na lis ie ru ng 0 Priorisierung nanotechnologischer Komponenten/Systemen und deren Anwendungsfeldern im Bereich des Automobilbaus hinsichtlich der wirtschaftlichen Relevanz bis zum Jahr 2006 173 174 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Am relevantesten für das wirtschaftliche Potenzial von Nanotechnologieanwendungen im Automobilbau bis zum Jahr 2006 wurden bewertet: Komponenten/Systeme: • Lacke (z. B. kratzfeste Lacke, Effektlacke) • Außenhaut-/Oberflächenfunktionalisierung (Antireflexschichten, Antifogschichten, Easy-to-Clean-Schichten etc.) • Reifen (nanoskalige Füllstoffe) Anwendungsfelder • Leichtbau (Nano-Komposite, funktionale Schichten etc.) • Verschleißminderung (Tribologische Schichten, Nanomaterialien etc.) • Schadstoffreduktion (Katalysatoren, Filter, Kraftstoffzusätze etc.) Im Folgenden werden die Wertschöpfungsketten der Nanotechnologie im Automobilbau für einige im Workshop als wirtschaftlich relevant bewerteten Beispiele näher erläutert. Die Zusammenfassung in Tabelle 6.5 enthält Angaben zu den eingesetzten Nanomaterialien, Zwischenprodukten, Anwendungen, Technologien und den durch Nanotechnologie verbesserten Produkteigenschaften (bzw. Nanotechnologie-Bezug). Kapitel 6 Tools/ NanoMaterialien • • • • • • • • • • • • • • • • Stähle Polymere Nanokomposite Leichtmetalle Gradientenschichten Keramik Schmierstoffe Nanopartikel Nanoporöse Katalysatorträger Membrane Lackzusatzstoffe (UVSchutz etc.) Pigmente Lackierprozess Rohstoffe Füllstoffe Additive Nanoanalytik Tabelle 6.5: 6.4.2 Komponenten/ Systeme Anwendungen Nanotechnologiebezug Karosserie Tragende Struktur Antrieb Polymerscheiben Leichtbau für verbesserte Kraftstoffeffizienz nanoskalige Gefüge, Schichten verbessern Materialeigenschaften: • höhere Festigkeit • Tribologie • kratzfeste Polymer-Scheiben • • • • Katalysatoren Krafstoffadditive Partikelfilter Alternative Antriebe Verringerung von Schadstoffemissionen Effizienzsteigerungen durch höhere katalytische Reaktivität (Oberflächen-VolumenVerhältnis, Selektivität etc.) • • Effektlacke Kratzfeste Klarlacke Fahrzeuglackie rung, Farbeffekte, Kratzfestigkeit Nanoskalige Ausgangsstoffe führen zu verbesserten Produkteigenschaften • Automobilreifen • • • • weniger Rollnanoskalige Gefüge, widerstand, Schichten verbessern höhere HaltMaterialeigenschaften barkeit und Haftung Beschreibung der Wertschöpfungsketten für verschiedene priorisierte nanotechnologische Anwendungen im Automobilbau Marktpotenziale Die Bewertung des Marktpotenzials der Nanotechnologie im Automobilbau lässt sich kaum durch quantitatives Zahlenmaterial beschreiben. Obwohl bereits nanotechnologisch beeinflusste Komponenten im Automobilbau serienmäßig zum Einsatz kommen, ist der Anteil der Nanotechnologie an der Wertschöpfung in der Regel nicht bestimmbar, da die Anwendung der Nanotechnologie häufig nur einen Verfahrensschritt bei der Herstellung komplexer Bauteile umfasst, z. B. die Beschichtung von Scheinwerferreflektoren, Diesel-Einspritzpumpen etc. Auch auf der Ebene von Grund- und Werkstoffen gibt es allenfalls für Teilbereiche konkrete Abschätzungen des Marktpotenzials der Nanotechnologie im Automobilbau, da eine branchenspezifische Segmentierung der Umsatzzahlen von Nanomaterialien in der Regel nicht verfügbar ist. So wird beispielsweise nur ein Teilbereich des Weltumsatzes von Nanomaterialien wie Carbon Black in Höhe von ca. 3 Mrd. EUR pro Jahr für Anwendungen in Automobilreifen erzielt. Innerhalb der Unternehmensbefragung und der Experteninterviews konnten nur wenige quantitative Markteinschätzungen für Anwendungen der Nanotechnologie im Automobilbau erhoben werden, wobei der 175 176 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Wertschöpfungsanteil der Nanotechnologie an den Komponenten nicht beziffert werden kann (vgl. Tabelle 6.6). genannten Nanotechnologiekomponenten/systeme Magnetoelektronische Sensoren im Automobil Jährliches Weltmarktvolumen (Bezugsjahr) 600 Mio. USD (2006)2 Antifog-Coatings von Scheinwerferabdeckungen 50-250 Mio. EUR (2003)1 Lacke 50-250 Mio. EUR (2006)1 Automobilreifen 7 Mrd. EUR (2006)1 0,5 -1 Mrd. EUR (2006)1 Komponenten mit nanoskaligen Hartschichten Tabelle 6.6: Abschätzungen des Weltmarktes nanotechnologischer Produkte im Automobilbau, Quelle: 1 Unternehmensbefragung, 2 Experteninterviews Im Rahmen eines Expertenworkshops schätzten Vertreter deutscher Nanotechnologie- und Automobilunternehmen die kurzfristige Marktrelvanz der Nanotechnologie im Automobilbau als relativ gering ein. Ursache hierfür sind die relativ langen Vorlaufzeiten für Technologieentwicklungen, die in der Regel an die Innovationszyklen der verschiedenen Modellserien gekoppelt sind. Zudem erschweren hohe Qualtitäts- und Sicherheitsstandards in der Automobilindustrie eine kurzfristige Umsetzung technologischer Innovationen, da in der Regel langwierige Testprozeduren durchlaufen werden müssen. Mit einem moderaten Marktwachstum bis 2006 wird in den Bereichen PolymerNanokomposite, Nanolacke und Nanobeschichtete Automobilscheiben gerechnet, bei denen deutsche Unternehmen auch eine gute Ausgangsposition besitzen. Kapitel 6 Marktwachstum bis 2006 hoch Nano-Lack (kratzfest, Farbeffekte) mittel Nanobeschicht. Leichtmetalle gering PolycarbonatScheiben Nanostruktur. Keramik Reifen schwach Polymer-NanoKomposite Nanostruktur. Stähle mittel stark Position Deutschlands Abbildung 6.8: Bewertung priorisierter Nanotechnologieanwendungen im Automobilbau, bezogen auf die Position Deutschlands und das Marktwachstum bis 2006 (Quelle: Expertenworkshop) Langfristig (ab 2010) wird allerdings mit einem erheblich gestiegenen Einfluss der Nanotechnologie im Automobilbau gerechnet, mit entsprechenden Auswirkungen auch auf Marktpotenziale speziell im Bereich der Automobilzulieferindustrie. Ein dynamischer Bereich wird hier die Automobilsensorik sein. Es wird erwartet, dass magnetoelektronische Sensoren auf Basis von GMR- (Giantmagnetoresistive) bzw. TMR(Tunnel-magnetoresistive) Sensorschichtsystemen im Bereich Druck-/Dehnungsmessungen, z. B. für Reifendrucküberwachung/Fahrdynamiksysteme, signifikante Marktanteile gewinnen werden. Das Weltmarktvolumen für magnetoelektronische Sensoren im Automobilbau wird im Jahr 2006 auf ca. 600 Mio. EUR geschätzt, wobei deutsche Automobilzulieferer eine gute Ausgangsposition haben (Quelle: Experteninterviews). 6.5 Optik Die optische Industrie wird in der Regel unter dem Branchencluster „Feinmechanik und Optik“ subsumiert, der außer den Optischen Technologien auch mechatronische und medizinische Technologien umfasst. Hierbei handelt es sich um wachstumsstarke Branchen, die mit ihren Hightechprodukten in fast allen Wirtschaftszweigen wie der Informations- und Kommunikationstechnologie, in Computern, im Automobilbau, in der Photographie oder in der berührungslosen Messtechnik Anwendung finden und als Schlüssel- und Querschnittstechnologien eine hohe Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Deutschland darstellen. Die Feinmechanik und Optik ist eine stark mittelständisch geprägte Branche. Weit über die Hälfte aller deutschen 177 178 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Erfindungen entstehen in kleinen oder mittleren Unternehmen und gerade spezielle Problemlösungen sind oftmals eine Stärke der Kleinen. Die optische Industrie setzt in ihren Anwendungsbereichen Consumer Optics (Augenoptik), Photonik und Präzisionstechnik (Imaging/Phototechnik, Laser/optische Komponenten )sowie Messtechnik und Sensorik in breitem Umfang modernste nanotechnologische Herstellungsverfahren und Geräte ein. Das BMBF hat die Bedeutung der optischen Technologien erkannt und setzt mit der deutschen Agenda „Optische Technologien für das 21. Jahrhundert“ ein Signal für einen Aufbruch in die zukünftige Ära des Photons. Bei der optischen Industrie handelt es sich um eine sehr forschungsintensive Branche. Durchschnittlich gut neun Prozent des Umsatzes - in Einzelfällen bis zu 25 Prozent - werden für Forschung und Entwicklung (FuE) aufgewandt, mit steigender Tendenz. Der Anteil an Facharbeitern liegt zudem außerordentlich hoch, im Schnitt bei ca. 70 Prozent. Die optische und feinmechanische Industrie beschäftigte im Jahr 2002 ca. 172.000 Personen, davon ca. 21.000 im Bereich Consumer Optics, ca. 14.000 im Bereich Imaging und Phototechnik, ca. 64.000 im Bereich Messtechnik und Sensorik und ca. 40.000 im Bereich Laser und Optische Komponenten (Spectaris, 2003). 6.5.1 Wertschöpfungsketten und Anwendungspotenziale Die Wertschöpfungsketten im Bereich der Nanooptik lassen sich grob in die Bereiche: • Grundstoffe/Verfahren • Nanooptische Zwischenprodukte • Endprodukte in den verschiedenen Anwendungsfeldern unterteilen. Die Abbildung 6.9 gibt einen groben Überblick über Grundstoffe/Verfahren, Komponenten und Systeme, die im Bereich der Nanooptik relevant sind. Kapitel 6 Grundstoffe/Verfahren Materialien, Werkstoffe • Transparente Polymere • Organische Halbleiter • Anorganische Halbleiter • ... Verfahren/Tools • PVD-, CVD-Verfahren • MBE • Lithographie • Ionenstrahl/Plasmaverf. • ... Prozesskontrolle/ -analyse • SPM-Mikroskopie • Nanoindentation • Röntgendiffraktometrie • Laserprofilometrie • Interferometrie • ..... Abbildung 6.9: Nanooptische Zwischenprodukte 179 Endprodukte in Anwendungsfeldern Strahlquellen Information und Kommunikation • VUV-, EUV-, Röntgenquellen • Diodenlaser (VCSEL, HLDL, QD) • LED (organisch, anorganisch) ... • Datenspeicherung (CD, DVD, hologr.) • Datenübertragung (Glasfaser, Satcom) • Visualisierung (OLED, Laser-TV) ... Optische Schichten Gesundheit/Life Sciences • Transparent + elektrisch leitfähig • Antireflexschichten ... • HTS für Pharmaforschung • Gewebediagnostik, Molecular Imaging • Laserchirugie ... Sonst. Komponenten • Linsen (sphärisch, asphärisch ...) • Photonische Kristalle • Spiegel (Röntgen, etc. ) • Lichtleiter, Optokoppler, Modulatoren • Marker, Sensoren ... Optische Systeme • Ultrapräzisionsoptik • EUV-Röntgenoptik • Nahfeldoptiken • Kunststoffoptiken • Mikrooptik • Binäre Optik ... Beleuchtung • Allgemeinbeleuchtung (LED ...) • Adaptive, intelligente Lichtsysteme (Auto...) Industrielle Fertigung • Halbleiterfertigung (Lithografie ...) • Mikromaterialbearbeitung ... Messtechnik/Sensorik • Opt. Sensoren (Auto, Verkehr, Sicherheit) • Aerosolmesstechnik Klassische Geräteoptik • Kameras, Ferngläser, Brillen ...) Grundstoffe/Verfahren, Komponenten und Systeme im Bereich der Nanooptik Wirtschaftlich relevante Anwendungsfelder und Produktgruppen der Nanooptik sind im Folgenden noch einmal kurz zusammengefasst (vgl. auch Kapitel 3). • Ultrapräzisionsoptik Ultrapräzisionsoptiken kommen vor allem in der Lithographie zum Einsatz, bei der für die Herstellung elektronischer Bauelemente mit nanoskaligen Strukturgrößen atomar präzise Optiken zwingend erforderlich sind, insbesondere beim Übergang zum EUV-Bereich. • Optoelektronische Lichtquellen - Laser und Leuchtdioden Optoelektronische Bauelemente wie Laserdioden und LED basieren auf extrem dünnen, nur nanometerdicken Halbleiterschichten. Derartige Bauelemente haben schon seit langem Einsatz in hochvolumigen Massenmärkten gefunden, insbesondere in den Bereichen IuKTechnologie (z. B. Diodenlaser für DVD und CD-Geräte), Beleuchtungstechnik (LED) und anderen Anwendungsfeldern. Weiterentwicklungen der nächsten Jahre zielen auf die Erschließung neuer Wellenlängenbereiche, die Verbesserung von Lichtleistung, Effizienz und Lebensdauer sowie die Entwicklung flexibler Lichtquellen auf Polymerbasis. Hierdurch werden voraussichtlich in Zukunft weitere aussichtsreiche Märkte erschlossen werden können, z. B. Laser-TV oder auch weiße LED als Frontscheinwerfer im Automobil. • Flachdisplays Flachbildschirme werden in Zukunft herkömmliche Kathodenstrahlröhrenbildschirme weitgehend verdrängen und im Jahr 2006 voraussichtlich ein Marktvolumen von 64 Mrd. USD erzielen (Becker, 2003). Der Hauptanteil fällt hierbei auf Flüssigkristalldisplays, aber auch Abbildung 6.10: Weiße LED haben Potenzial als energieeffiziente Lichtquellen in der Beleuchtungstechnik 180 Abb. 6.11: Mechanisch flexible Displays aus selbstleuchtenden organischen Leuchtdioden (OLED), Quelle: Siemens Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt andere auf Nanotechnologie basierende Konzeptionen wie OLED oder FED werden signifikante Marktanteile erzielen. Von OLED-Displays erhofft man sich vor allem eine große Kostenersparnis und neue Anwendungsmöglichkeiten, da diese großflächig prozessierbar, flexibel und preisgünstig herstellbar sind. Die prinzipielle Funktionsweise einer OLED (Organic LED) beruht ähnlich wie die der anorganischen LED auf Injektionselektrolumineszenz, bei der nanoskalige Schichten aus organischen Halbleitern eine funktionsbestimmende Rolle spielen. FED sind selbstleuchtend und können farbige Bilder mit hoher Helligkeit und ausreichendem Kontrast darstellen. Mit dieser Technologie können höchste Auflösungen erreicht werden, aber auch die Herstellung großflächiger Displays bereitet keine prinzipiellen Schwierigkeiten. Die Herstellung kann mit Methoden der Dünnschichttechnologie erfolgen, was eine kostengünstige Massenproduktion erlaubt. In modernen FED werden als besonders effiziente Elektronenemitter Kohlenstoffnanoröhren verwendet (CNT-FED). • Optische Messtechnik und Sensorik Optische Sensoren im visuellen, infraroten und ultravioletten Spektralbereich finden zunehmend Verbreitung in verschiedenen industriellen Anwendnungsfeldern. Auch in diesem Bereich lassen sich durch anotechnologische Anwendungen Effizienz, Selektivität und Lebensdauer der Sensorkomponenten verbessern. In einem Workshop wurden Vertreter deutscher Unternehmen im Bereich der Nanooptik zu einer Priorisierung der wirtschaftlichen Relevanz verschiedener Nanotechnologieentwicklungen in den Bereichen Zwischenprodukte (Komponenten/Systeme) und Anwendungsfelder bis zum Jahr 2006 befragt. Die Ergebnisse sind in den Abbildungen Abbildung 6.12 und Abbildung 6.13 zusammengefasst. ol ec H ul T ar Im S da ag pt in ive g Al L eu lg em chts y ei nb ste m el e eu ch tu ng M P Br il le O pt n ro i ze sch e ss ko Se nt ro nso ll e r / -a en na l yt (M ik Ha ik lb ro )m leit er at fe er rti ia g lb ea ung rb ei tu ng A Un te rh al tu n Au g se gm lek tr en te onik In d R tra e -/I ali t y nt er -C hi G p l Vi asf as su er al is ie ru ng S La se at C r-P om ro je kt io n rb in du L H e uc o h ng c hl td i s h ei s o d al t un e n An ble g s o r i te r -D ga -W L ni al sc a fe te r he rn Q LE ua at iv D e F e n tu V in m C m te S gr t os D o EL ie e k t L rb u a r n d ase e r e Li nla ch s O tq e r rg ue an l le is Fu n ch nk e LE tio n D O e lle pt S is ch ch ic e Sc h t e hi n ch te D n Ph is p la ot on ys is ch Li n e se Kr n is ta Li ch ll e O p t O p t le it is t F lu ch o ko er ro e S p p es e n le r ze s n s o re n ho Ma rk lo er gr af is C ch U D lt r /D ap VD rä z is io ns op M ik tik Li r oo R th o p t ö nt gr a i k Po ge p ly n a hie m e r B Li na th r e M (tr u c h o g ik lyt ik an f e r a ro s p st ph sko ar e G ie s p e en e t t , rä t e p p ho eo e ch p r b r tik e ec n he nd ) Ve Kapitel 6 6 12 10 8 6 4 2 0 Abbildung 6.13: Priorisierung von Anwendungsfeldern nanooptischer Komponenten/ Systeme hinsichtlich der wirtschaftlichen Relevanz bis zum Jahr 2006 181 Zwischenprodukte Komponenten/Systeme mit Bezug zur Nano-Optik 8 7 Strahlquellen Sonstige Komponenten 5 Systeme 4 3 2 1 0 Abbildung 6.12: Priorisierung von Komponenten/Systemen im Bereich der Nanooptik hinsichtlich der wirtschaftlichen Relevanz bis zum Jahr 2006 Anwendungsfelder von Komponenten/Systemen mit Bezug zur Nano-Optik Information und Kommunikation Gesundheit/ Life Sciences Beleuchtung Klassische Geräte-/ Konsumoptik Messtechnik/ Sensorik Industrielle Fertigung 182 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Als wirtschaftlich bedeutsam wurden aus Sicht deutscher NanooptikUnternehmen die Felder Leuchtdioden/Laserdioden, funktionelle Schichten sowie Ultrapräzisonsoptik (insbesondere Lithografiesysteme für die Halbleiterfertigung) bewertet. Die Wertschöpfungsketten für die genannten Beispiele der Nanooptik wurden tabellarisch zusammengefasst und entsprechend der eingesetzten Nanomaterialien, Zwischenprodukte, Anwendungen, Technologien und der durch Nanotechnologie verbesserten Produkteigenschaften (bzw. Nanotechnologie-Bezug) charakterisiert. Tools/ Materialien • • • • • • • • • • • Design und Simulation, Ultrapräzisionsoptik Nanostrukturierung Beschichtung Ionenstrahl-/ Sputterverfahren SpinCoating CVDVerfahren Sol-Gel MBE, CVD, PVD Optische Lithografie Thermische Verfahren Komponenten/ Systeme • • • Lichtquellen Masken Abbildungsoptik Anwendungen Halbleiterfertigung: • Optische LithografieSysteme NanotechnologieBezug • • • Funktion. Schichten • Mech. Schutz • Kratzfestigkeit • Phosphorschichten • Opt. Kopplungsschichten • • • • Leuchtdioden Laserdioden • • • • • • • • Medizin. Endoskopie, Biosensorik Displays Beleuchtung Brillen • Opt. Datenübertragung und -speicher Beleuchtung, Medizin Messtechnik + Analytik Holografie Spektroskopie Mikrooptik Optische Datennetze Displays • • • • Werkzeug für Nanostrukturierung Ultrapräzise Oberflächen Defektfreiheit (Masken) Optische Eigenschaft in Komb. mit anderer Funktionalität InterfaceEngineering Alleinstellungsmerkmal Defektfreie Schichten, Nanostrukturen (Quantum Dot) Opt. Litho- • Diffraktive • Geometrische • grafie Anforderungen Optik • • Beschich• Linsen/Spiegel • tung • Bragg-Gitter • • LaserMikro• materialbearbeitung Tabelle 6.7: Beschreibung der Wertschöpfungsketten für verschiedene priorisierte nanotechnologische Anwendungen in der Optischen Industrie 6.5.2 Marktpotenziale Marktpotenziale durch die Nanotechnologie ergeben sich für die Optische Industrie in erster Linie im Bereich der Ultrapräzisionsoptiken (speziell in der Halbleiterfertigung) sowie im Bereich optoelektronischer Lichtquellen (Laserdioden und LED). In der Tabelle 6.8 sind die Abschätzungen der Marktpotenziale für verschiedene nanotechnologische Komponenten und Systeme zusammengestellt. Hierbei ist zu Kapitel 6 berücksichtigen, dass der Anteil der Nanotechnologie an der Wertschöpfung der genannten Produkte in der Regel nicht quantifiziert werden kann. Die Nanotechnologie steuert jedoch wesentliche Funktionalitäten bei, die für die Wettbewerbsfähigkeit und den Markterfolg der Produkte unerlässlich sind. Nanotechnologische Komponenten/Systeme Ultrapräzisionsoptiken, davon Lithografieoptiken Jährliches Weltmarktvolumen (Bezugsjahr) 1-5 Mrd. EUR (2006)1 0,5 – 1 Mrd. EUR (2006)1 7,7 Mrd. USD (2006)2 1-5 Mrd. EUR (2006)3 10-50 Mio. EUR (2006)3 1-5 Mrd. EUR (2006)3 50-250 Mio. EUR (2006)1 0,1 Mrd. USD (2002), 2,5 Mrd. USD (2006)2 CNT-FED 0,01 Mrd. USD (2002), 0,05 Mrd. USD (2006)2 Optische Sensorik 1-5 Mrd. EUR (2006)3 Laserinterferometer 10-50 Mio. EUR (2006)1 Optische Dünnfilm-Messtechnik 250-500 Mio. EUR (2006)1 Tabelle 6.8: Abschätzungen des Weltmarktes nanotechnologischer Produkte im Bereich Optische Industrie; Quellen: 1 Unternehmensbefragung, 2 Fecht et al. 2003, 3 Expertenworkshop Lithografie-Stepper LED, davon weiße LED Diodenlaser, davon Hochleistungs-Diodenlaser OLED-Displays Was das Marktwachstum bis 2006 betrifft, wird die Produktgruppe Diodenlaser und LED als dynamischster Bereich bewertet. Für den LEDBereich wird beispielsweise mit jährlichen Wachstumsraten von 80 Prozent gerechnet. Nach Einschätzung der deutschen Unternehmensvertreter ist Deutschland in diesen Bereichen sehr gut positioniert und hat international eine führende Rolle inne. Bei der kommerziellen Umsetzung, insbesondere für den Endanwendermarkt (z. B. Displays) wird die Position Deutschlands gegenüber Japan und Südostasien als deutlich schwächer bewertet (Quelle: Experteninterview). Weiterhin eine starke Position wird Deutschland in den Bereichen Optische Lithografie, Ultrapräzisionsoptik und Funktionelle Schichten bescheinigt. Im dynamischen Markt des High-Throughput-Screenings, für den nanooptische Detektionssysteme eine zunehmend wichtigere Rolle spielen, ist Deutschland allerdings nur relativ schwach vertreten. 183 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Marktwachstum 184 Diodenlaser hoch Leuchtdioden USA HTS Opt. Lithografie mittel Diffraktive Optik Opt. Sensoren Funkt. Schichten „weiße“ LED gering schwach Ultrapräzisionsoptik mittel stark Position Deutschlands Abbildung 6.14: Marktwachstum und Position Deutschlands im Bereich nanotechnologischer Produkte in der Optischen Industrie 6.6 Life Sciences werden weitreichende Auswirkungen auf unser gesellschaftliches Leben haben Life Sciences Der Bereich Life Sciences umfasst eine Gruppe naturwissenschaftlicher Forschungsrichtungen, die sich mit der gezielten marktwirtschaftlichen Anwendung wissenschaftlicher Erkenntnisse der modernen Biologie, Biotechnologie, der Chemie und anderer Gebiete beschäftigen. Diese Erkenntnisse tragen entscheidend zum Verständnis lebender Organismen und ökologischer Systeme bei. Das eröffnet bislang ungeahnte Möglichkeiten in der Aufklärung von genetisch oder durch äußere Einflüsse ausgelösten Krankheiten und erschließt neue Therapien. Die fundamentalen neuen Erkenntnisse in diesem Wissenschaftsbereich, die Fortschritte in den dazugehörigen Technologien und ihre breite Anwendung in der Gesundheits-, Umwelt- und Ernährungsforschung werden weitreichende Auswirkungen auf die gesundheitliche Versorgung, die Beherrschung von Umweltgefahren und unser gesamtes gesellschaftliches Leben haben. Gleichzeitig bieten die Lebenswissenschaften ein großes Potenzial für die Schaffung und den Erhalt von neuen und anspruchsvollen Arbeitsplätzen.7 Die Life Sciences sind vor allem für folgende Wirtschaftszweige relevant: • Medizin/Pharmazie • Lebensmittelindustrie • Kosmetik 7 s. unter www.bmbf.de Kapitel 6 6.6.1 185 Wertschöpfungsketten und Anwendungspotenziale Anwendungspotenziale 6.6.1.1 Medizin/Pharmazie Im Bereich der Nanotechnologieanwendungen für die Medizin und Pharmazie hat es in den letzten Jahren intensive Forschungsaktivitäten auf den Gebieten Wirkstofftransport (Drug Delivery) und neuartiger Biochip-Systeme gegeben (vgl. Wagner und Wechsler, 2004). Außerdem gibt es viele Ansätze, Nanopartikel in der molekularen Diagnostik einzusetzen und nanostrukturierte Materialien für die Herstellung bioaktiver Oberflächen zu verwenden. Da der Bereich Life Sciences den Fokus einer parallel bearbeiteten Vertiefungsstudie zu Anwendungen der Nanotechnologe bildete8, wird hier nur eine kurze Übersicht über die wesentlichen Einsatzgebiete gegeben. • Intensive Forschungsaktivitäten auf den Gebieten Drug Delivery und Neuartige Biochips Biomedizinische Grundlagenforschung Die fortwährende Weiterentwicklung der instrumentellen Analytik wie die Rastersondentechniken oder die optische Einzelmoleküldetektion erlaubt es mittlerweile, biologische Objekte auf der Nanoskala zu untersuchen. Dies liefert wichtige Beiträge zum Verständnis biochemischer Prozesse und kann langfristig in neue Strategien für die Bekämpfung von Krankheiten münden. • Drug Delivery Nanoskalige Drug-Delivery-Systeme bieten das Potenzial, in wässrigen Medien schwerlösliche oder chemisch labile Wirkstoffe zum kranken Gewebe zu transportieren, biologische Barrieren, wie die Blut-HirnSchranke zu überwinden und Wirkstoffe gezielt im kranken Gewebe anzureichern, um so die Gefahr von Nebenwirkungen zu verringern. Mittlerweile befinden sich die ersten Medikamente, die solche DrugDelivery-Systeme nutzen, auf dem Markt. • Kontrastmittel in der Diagnostik Nanopartikel können für die molekulare Bildgebung genutzt werden, um Kontrastmittel mit Hilfe von molekularen Markern im kranken Gewebe anzureichern. Da die molekularen Signaturen vieler Krankheiten bereits vor Ausbruch der Symptome auftreten, können mit solchen Methoden Krankheiten bereits im Frühstadium diagnostiziert werden. • Biochips Ein weiterer Bereich, in dem Nanotechnologie an Bedeutung gewinnt, ist die Biochip-Technologie. Solche kompakten Systeme sollen mittel- bis langfristig einen Massenmarkt in der medizinischen Diagnostik 8 Die Aachener Gesellschaft für Innovation und Technologietransfer (AGIT) hat als Konsortialführer im Auftrag des BMBF eine Studie zum Thema Nanotechnologie und Gesundheit erstellt, die im Herbst 2004 erscheint. Erste Nanoskalige Drug-DeliverySysteme sind bereits auf dem Markt 186 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt erschließen, insbesondere, um teure und zeitaufwändige Laboruntersuchungen durch Schnelltests vor Ort beim praktizierenden Arzt oder in der Klinik zu ersetzen. Solche Systeme werden auch für den Einsatz in der personalisierten Medizin entwickelt. Nanotechnologie wird in diesem Bereich weniger für die weitere Miniaturisierung eine Rolle spielen, sondern vielmehr für die Verbesserung der Nachweisempfindlichkeit und der Zuverlässigkeit der Systeme. So finden beispielsweise Nanopartikel-Fluoreszenzmarker oder nahfeldoptische Detektionssysteme Einsatz, um die Nachweisempfindlichkeit von Biochips zu erhöhen. Derzeit werden außerdem eine Reihe von neuartigen elektrischen und magnetischen Biochip-Detektionssystemen entwickelt, die auf Nanotechnologie basieren. Gerade in diesem Bereich sind deutsche Forschungsinstitute und Unternehmen sehr aktiv und international gut positioniert. Im Vergleich zu den konventionellen optischen Verfahren sind die elektrischen und magnetischen Detektoren robuster und einfacher in einem miniaturisierten Sensor zu integrieren. • Implantate Durch nanostrukturierte Oberflächen von Implantaten läst sich deren Bioverträglichkeit und das Einwachsverhalten verbessern. Eine große Bedeutung kommt dabei einem verbesserten Verständnis der Vorgänge an der Grenzfläche zwischen dem Gewebe und der Implantatoberfläche zu. 6.6.1.2 Kosmetik Nanopartikel als UV-Absorber in Sonnenschutzmitteln Der Bereich der Kosmetik wird in erster Linie durch die Verwendung von Nanomaterialien profitieren. Nanopartikel finden hier bereits unter anderem in folgenden Bereichen Anwendung: • Sonnenschutzmittel Nanoskalige Metalloxidpartikel wie Titandioxid oder Zinkoxid werden bereits als hocheffiziente UV-Absorber in Sonnenschutzmitteln eingesetzt. Aufgrund der geringen Partikelgröße sind die verwendeten Dispersionen transparent und bieten somit einen auf der Haut unsichtbaren Sonnenschutz. Ein weiterer Vorteil anorganischer im Vergleich zu organischen UV-Absorbern ist ein geringeres Allergiepotenzial. Allerdings ist noch nicht abschließend geklärt, ob die Nanopartikel unter gewissen Umständen über die Haut in den menschlichen Organismus gelangen und dort eventuell systemische Effekte auslösen könnten. Der Weltmarkt für Nanopartikel, die im Sonnenschutz eingesetzt werden, wird für das Jahr 2005 auf 87 Mio. USD geschätzt (BCC, 2003). • Pigmente Nanstrukturierte Pigmente werden in Kosmetikfarben eingesetzt, um besondere Farbeffekte zu erzielen. Derartige Pigmente basieren unter Kapitel 6 187 anderem auf nanoskalig beschichteten Silikatplättchen, die aufgrund von Interferenzeffekten die Farbe abhängig vom Betrachtungswinkel ändern • Emulsionen Nanoskalige Hohlkörper wie Liposome werden als Transportbehälter für verschiedene Wirkstoffe in Hautcremes verwendet. Während Liposome hauptsächlich wasserlösliche Wirkstoffe transportieren, werden als Vehikel von fettlöslichen Wirkstoffen, wie zum Beispiel Vitamin A oder E, eher so genannte Nanosomen verwendet. Nanosomen bestehen aus einer Lecithinhülle, die einen ölhaltigen Kern umschließt. • Zahncreme Nanopartikel werden derzeit als Zusatzstoffe in Zahncreme untersucht, um defekten Zahnschmelz zu regenerieren. So entwickelt beispielsweise die Firma SusTech einen Wirkstoff aus KalziumphosphatProteinteilchen, die leicht in Dentinkanälchen der Zähne eindringen können. Dort dienen sie als Kristallisationskeime, an denen sich weitere Mineralien anlagern und die Kanäle verschließen und somit das Problem empfindlicher, freiliegender Zahnhälse entschärfen. 6.6.1.3 Lebensmitteltechnologie Bereiche in der Lebensmitteltechnologie in denen die Nanotechnologie Anwendungspotenziale besitzt sind z. B.: • Verpackungsmaterialien Nanotechnologie findet bereits Einsatz im Bereich der LebensmittelVerpackungsmaterialien. Zu nennen sind hier beispielsweise nanopartikelverstärkte Polymere, die eine geringere Gasdurchlässigkeit besitzen und sich somit für den Einsatz als Lebensmittelfolien eignen. Auch Beschichtungstechnologien werden eingesetzt, um die Gasdichtigkeit beispielsweise von PET-Flaschen für Getränke zu erhöhen. Hierbei werden sowohl nanoskalige Innenwand- als auch Außenwandbeschichtungen angewendet, die z. B. im Plasmaverfahren hergestellt werden. • Lebensmittelzusatzstoffe Durch Nanostrukturierung von speziellen Wirkstoffen wie beispielsweise Vitaminen, die als Lebensmittelzusatz verwendet werden, wird deren Wirksamkeit im menschlichen Organismus erhöht. Mikronisierte Wirkstoffe werden bereits in erheblichem Umfang eingesetzt und weisen ein Weltmarktvolumen von ca. 1 Mrd. USD (BASF, 2002) auf. Auch um Farbeffekte zu erzielen oder die Fließeigenschaften, beispielweise von Ketchup, zu verbessern werden Nanopartikel bereits in Lebensmitteln eingesetzt. Nanopartikel als Zusatzstoffe in Zahncreme zur Regeneration defekten Zahnschmelzes werden entwickelt 188 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt • Biosensorik Im Bereich der Lebensmittelindustrie sind Biosensoren von Interesse, die in der Lage sind den Frischegrad von Lebensmitteln zu überwachen. In Entwicklung sind hier Dünnfilmsensoren zur Identifikation flüchtiger Verbindungen, die sich zum Teil direkt in die Verpackung integrieren ließen und dem Verbraucher das Verderben von Lebensmitteln beispielsweise durch Farbumschlag anzeigen könnten. 6.6.2 Marktpotenziale Bislang gibt es nur wenig Markteinschätzungen für Anwendungen der Nanotechnologie im Life Science-Sektor. Eine Übersicht über existierende Marktprognosen gibt die Tabelle 6.9. Weltmarktvolumen (Jahr) Quelle 181 Mio. USD (2002) 745 Mio. USD (2007) BCC 2003 2 Mrd. USD (2010) VDI-Nachrichten 2003 DNA Chips 1,9 Mrd. USD (2006) DB 2003 Protein Chips 0,4 Mrd. USD (2006) DB 2003 Medizin/Pharmazie Biophysikalische Analytik (z. B. Rastersondentechniken) Gesamtmarkt Biochips/Schnelltests Nanotechnologiebasierte Diagnostik und 80 Mio. USD (2002) Analytik (z. B. Nanopartikel für 391 Mio. USD Biochips, Biomagnetische Separation, (2007) Kontrastmittel) BCC 2003 Wirkstoffe und Drug Delivery 8 Mio. USD (2002) 33 Mio. USD (2007) BCC 2003 Tissue Engineering 0 Mio. USD (2002) 1,5 Mio. USD (2007) BCC 2003 Ag-Nanopartikel in antimikrobiellen Anwendungen 1 Mio. USD (2005) BCC 2001 86,50 Mio. USD (2005) BCC 2001 Kosmetik Nanopartikel in Sonnenschutzmitteln Tabelle 6.9: Abschätzungen des Weltmarktes nanotechnologisch beeinflusster Produkte im Life Sciences-Bereich Kapitel 6 6.7 Elektronik Sonstige Medizin Industrie Öffentliche Hand Automobilbau Consumer Kommunikation Computer Die Halbleiterelektronik hat eine wichtige Hebelwirkung für den Elektronikmarkt. Die Elektronik wiederum ist selber eine Schlüsseltechnologie für die verschiedensten Branchen. Für die Produktion der Halbleiterelektronik ist die Zulieferung von Equipment und Materialien notwendig. Abbildung 6.15 verdeutlicht die Wertschöpfungskette schematisch. Elektronik Elektronische Bauelemente Halbleiterelektronik Equipment Materialien Abbildung 6.15: Wertschöpfung in der Elektronik 100000000 10000000 1000000 [Mrd. US-$] 189 100000 10000 1000 globales BIP Elektronik-Umsatz Halbleiterelektronik-Umsatz Equipment-Umsatz 100 10 1 1955 1965 1975 1985 1995 2005 Jahr Abbildung 6.16: Historische Entwicklung des Halbleiterelektronik-Marktes und des Equipmentmarktes im Vergleich zum Elektronikmarkt und dem globalen Bruttoinlandsprodukt (Quelle: VLSI Research, 2004) Abbildung 6.16 stellt die Entwicklung des Halbleiterelektronik-Marktes, des zugehörigen Equipmentmarktes der Entwicklung des Elektronikmarktes und des globalen Bruttoinlandproduktes gegenüber. Der Halbleiterelektronik-Markt weist seit 1965 ein mittleres, jährliches Elektronik ist eine Schlüsseltechnologie Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Wachstum von 14,7 Prozent auf. Er ist damit doppelt so schnell gewachsen wie das globale Bruttoinlandsprodukt. Nach einer Prognose der World Semiconductor Trade Statistics (WSTS) werden in der Halbleiterelektronik-Produktion im Jahr 2006 weltweit 215 Mrd. USD umgesetzt (Abbildung 6.17). Die Unsicherheit solcher Prognosen ist aufgrund der starken konjunkturellen Schwankungen9 relativ groß. So prognostiziert BCC für 2006 einen Umsatz von 246 Mrd. USD, die Semiconductor Industry Association (SIA) geht von 205 Mrd. USD aus. Allgemein wird ein überdurchschnittliches Wachstum im Wirtschaftsraum Asien Pazifik erwartet. Weltweiter Umsatz [Mrd. US-$] 190 250 200 150 Asien Pazifik Japan Europa Amerika 100 50 0 2002 2003 2004 Jahr 2005 2006 Abbildung 6.17: Entwicklung der weltweiten Halbleiterelektronik-Produktion. (Quelle: WSTS) Abbildung 6.18 zeigt, wie sich die Halbleiterelektronik-Produktion auf die verschiedenen Komponenten aufteilt. Nach dieser Prognose der SIA hat der Logik-Bereich den größten Anteil und wird in den nächsten Jahren auch am stärksten wachsen. 9 Die jährlichen Wachstumsraten schwankten seit 1965 zwischen - 32,0 % und + 44,6 %. Kapitel 6 Weltweiter Umsatz [Mrd. US-$] 120 Optoelektronik Diskrete Bauelemente Analog MOS Speicher MOS Logik 100 80 60 40 20 0 2003 2004 2005 2006 Jahr Abbildung 6.18: Entwicklung des Halbleiterelektronik-Marktes, aufgeteilt nach den verschiedenen Komponenten (Quelle: SIA, 2004) Weltweiter Umsatz [Mrd. US-$] Der Markt mit Equipment zur Halbleiterelektronik-Produktion ist in den letzten Jahrzehnten noch stärker gewachsen als der HalbleiterelektronikMarkt, unterliegt aber auch noch stärkeren konjunkturellen Schwankungen. Abbildung 6.19 zeigt, wie sich der Markt nach einer Prognose von VLSI Research bis 2008 entwickeln wird. 70 Assembling Test-Systeme Wafer-Fabrikation 60 50 40 30 20 10 0 1998 2000 2002 2004 Jahr 2006 2008 Abbildung 6.19: Entwicklung des weltweiten Umsatzes mit Equipment zur Halbleiterelektronik-Produktion bis 2008 (Quelle: VLSI Research, 2004) Nach Angaben des Marktforschungsunternehmens Gartner wurden 2002 21 Mrd. USD mit Materialien für die Halbleiterelektronik-Produktion umgesetzt. 191 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektroindustrie (ZVEI) schätzte den Markt für elektronische Bauelemente für 2003 weltweit auf 300,5 Mrd. USD. Davon entfielen 17,23 Mrd. USD auf den deutschen Markt und davon wiederum 10,59 Mrd. USD in den HalbleiterelektronikBereich. Größter Abnehmer für elektronische Bauelemente ist in Deutschland die Automobilindustrie mit einem Anteil von knapp 32 Prozent, gefolgt von der Datentechnik mit 24 Prozent, der Telekommunikation mit 22 Prozent und der Industrieelektronik mit 17 Prozent. Schlusslicht ist mit einem Marktanteil von fünf Prozent die Konsum-/Unterhaltungselektronik, die in Deutschland nur noch eine untergeordnete Rolle spielt (Quelle: ZVEI, VDI nachrichten, 21.11.2003) Der gesamte Elektronikmarkt weist seit 1965 ein mittleres, jährliches Wachstum von 10,3 Prozent auf. Weltweit werden nach Angaben des Marktforschungsinstitutes VLSI Research mit Elektronikprodukten im Jahr 2004 1168 Mrd. USD umgesetzt. Für das Jahr 2006 wird ein Umsatz von 1329 Mrd. USD prognostiziert. Abbildung 6.20 zeigt die Aufteilung des Elektronik-Markts auf verschiedene Branchen. Es fällt auf, dass es bis 2008 nur zu geringen Verschiebungen der Marktanteile kommen wird. Weltweiter Umsatz [Mrd. US-$] 192 1500 Sonstige Medizin Industrie 1250 Öffentl. Hand Automobilbau Consumer 1000 750 Kommunikation 500 Computer 250 0 1998 2000 2002 2004 Jahr 2006 2008 Abbildung 6.20: Entwicklung der weltweiten Elektronikproduktion bis 2008, aufgeteilt nach Branchen (Quelle: VLSI Research, 2004) Bei der Elektronikproduktion sind Deutschland, Frankreich und Großbritannien in Europa führend. Dies ist in Abbildung 6.21 für das Jahr 2001 dargestellt. Detailliertere und neuere Zahlen gibt es von der European Information Technology Observatory (EITO) für den Informations- und Kommunikationsmarkt (IuK-Markt). Der weltweite IuK-Markt für 2004 wird auf ein Volumen von 2378 Mrd. EUR geschätzt. Der Elektronikanteil verbirgt sich dabei in dem Bereich IuK- Kapitel 6 Elektronikproduktion 2001 [Mrd. EUR] Equipment10 mit einem Volumen von 696 Mrd. EUR. Auch hier ist Deutschland in Europa führend (siehe Abbildung 6.21). 80 70 60 50 40 30 20 10 D eu ts ch la nd Fr an kr ei ch G ro ßb rit an ie n Be lg ie n Ita lie n N ie de rla nd e Ö st er ei ch Sp an ie n 0 300 250 200 150 100 50 SA U Eu Ja pa n R es td er W el t D ro pa 0 eu ts ch la nd Fr an kr ei ch G ro ßb rit an ie n Umsatz mit IuK-Equipment 2004 [Mrd. EUR] Abbildung 6.21: Elektronikproduktion in Europa. Die Angaben des Verbandes European Electronic Components Industry sind für das Jahr 2001. Abbildung 6.22: Umsatz mit IuK-Equipment im Jahr 2004 (Quelle: EITO, 2003) Der Anteil der Halbleiterelektronik an der Elektronik ist in den letzten Jahrzehnten von ca. 4,5 Prozent im Jahr 1960 auf derzeit ca. 17,5 Prozent gewachsen und wird weiter anwachsen (siehe Abbildung 6.23). Nach Angaben des pan-europäischen Programms MEDEA+ wird der 10 Hierunter fasst die EITO die Bereiche computer hardware, office equipment, end user communications equipment und datacom and network equipment zusammen 193 194 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Anteil der Halbleiterelektronik am gesamt. Elektronikmarkt Halbleiterelektronik-Anteil bei Mobiltelefonen und anderen HightechAnwendungen 2007 bei ca. 50 Prozent liegen. 25% 20% 15% 10% 5% 0% 1955 1965 1975 1985 1995 2005 Jahr Abbildung 6.23: Anteil des Halbleiterelektronik-Marktes am gesamten Elektronikmarkt (Quelle: VLSI Research) Wie bereits in Kapitel 3 erwähnt, wird der Markt der Halbleiterelektronik auch weiterhin von der Silizium-basierten CMOS-Elektronik dominiert. Getrieben durch die fortschreitende Miniaturisierung wird es, anders als in anderen Technologien, zu einem durch die ITRS klar vorgezeichneten, kontinuierlichen Übergang von der Mikroelektronik zur Nanoelektronik kommen. Bisher sind keine Zahlen erhältlich, die angeben, wie groß der Anteil der 100 nm-Generation oder folgender Generationen an der gesamten Halbleiterelektronik-Produktion ist. Abbildung 6.24 zeigt, wie sich die Wafer-Starts pro Woche auf die Produktionslinien größer 120 nm und kleiner 120 nm aufteilen. Danach wird der Anteil der Generationen kleiner 120 nm kontinuierlich wachsen und bis 2006 einen Anteil von 12,5 Prozent erzielen. NanoelektronikMarkt 2006: über 20 Mrd. USD Mit diesen Zahlen lässt sich abschätzen, dass die Nanoelektronik im Jahr 2006 ca. zehn Prozent des Halbleiterelektronik-Marktes ausmachen wird. Dies entspricht den Prognosen zufolge einem Marktvolumen von über 20 Mrd. USD. Anteil der Wafer-Starts pro Woche Kapitel 6 100% > 120 nm < 120 nm 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 Jahr Abbildung 6.24: Aufteilung Wafer-Starts pro Woche auf die CMOS-Generationen größer 120 nm und kleiner 120 nm (Quelle: VLSI Research) Im hier betrachteten Zeitraum werden allenfalls die alternativen Speicherkonzepte MRAM in der Magnetoelektronik, FRAM in der Ferroelektronik und der PC-RAM erste Marktanteile des Weltmarktes für Speicherchips erobern, der im Jahr auf 2006 auf ca. 30 Mrd. USD geschätzt wird (Small Times, 2003). Auf der anderen Seite werden diese Konzepte weitgehend in das bestehende CMOS-Umfeld integriert werden. Die Magnetoelektronik hat allerdings bereits seit längerem wesentlichen Einfluss auf den Weltmarkt der Festplattenspeicher, die GMR-Sensoren in den Leseköpfen verwenden. Der Weltmarkt für Festplattenspeicher wird im Jahr 2006 auf 26,9 Mrd. USD geschätzt. Auch wenn der Wertschöpfungsanteil der nanotechnologischen Komponente, des GMR-Sensors, hierbei nicht quantifizierbar ist, wird die große Hebelwirkung der Nanotechnologie auf den Volumenmarkt der Festplattenspeicher deutlich. 195 196 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Abbildung 6.25: Standorte der Elektronik-Industrie in Deutschland (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) (Quelle: BMBF) Abbildung 6.25 gibt einen Überblick über in Deutschland ansässige Chiphersteller, Zulieferer und Systemhersteller. 1999 betrug nach Angaben des Bundesverband für Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom) die Zahl der Arbeitsplätze in der Produktion elektronischer Bauelemente 82.000. Für die folgenden Jahre hat der Verband keine entsprechenden Zahlen mehr veröffentlicht. Eine systematische Erhebung der Arbeitsplätze in den Bereichen Halbleiterelektronik, Equipment und Elektronik ist bisher nicht erfolgt. Nach Schätzungen des BMBF existieren in diesem Bereich insgesamt ca. 215.000 Arbeitsplätze, davon 20.000 bei den Chipherstellern, 45.000 bei Zulieferern von Equipment und 150.000 bei den Systemherstellern. 6.8 Marktpotenziale Marktpotenziale und Zeithorizonte im Überblick Im Folgenden werden die Marktpotenziale nanotechnologischer Anwendungen in den beschriebenen Lead-Märkten nochmals tabellarisch zusammengefasst. Eine Ableitung des „Nanotechnologieweltmarktes“ ist auf Basis der genannten Zahlen allerdings nicht möglich, da • nur für einen Teil nanotechnologischer Produkte Marktzahlen verfügbar und die Auflistungen somit unvollständig sind, Kapitel 6 • die Marktprognosen sich zum Teil auf unterschiedliche Zeithorizonte beziehen • Doppelungen bei der Nennung von Nanotechnologieprodukten in zwei oder mehreren Teilbereichen vorkommen (z. B. Anwendung von Nanogrundprodukten/-komponenten in Produkten aus anderen Bereichen) • Produkte aus unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette in die Betrachtung einfließen (Grundprodukte, Zwischenprodukte, Endprodukte etc.) Nanotechnologische Produkte Chemie Nanomaterialien • Metalloxid-/Metall-Nanopartikel • Nano-Kieselsäure • Nano-Schichtsilikate • Kohlenstoffnanoröhren • • • • • • • • Carbon Black Polymerdispersionen Organische Halbleiter Dendrimere Mikronisierte Wirkstoffe Zeolithe Aerogele Polymere Nanokomposite Jährliches Weltmarktvolumen (Bezugsjahr) 900 Mio. USD (2005)1 800 Mio. EUR (2003)2 25 Mio. USD (2006)3 145 Mio. USD (2005)4, 1,2 Mrd. USD (2006)5 3 Mrd. USD (2002)6, 8 Mrd. USD (2006)5 15 Mrd. EUR (2002)7 500 Mio. USD (2005)10 5-15 Mio. EUR (2006)3 1 Mrd. EUR (2002)7 2,6 Mrd. USD (2006)5 10 Mrd. USD (2005)8 0,3 Mrd. USD (2006)3, 1,5 Mrd. EUR (2009)9 Zwischenprodukte • • • • Korrosionsschutzpapier Lacke Folien für Displays Markerstoffe Nanosensoren • Temperatursensoren • Drucksensoren • Chemische Sensoren 10-50 Mio. EUR (2006)12 50-250 Mio. EUR (2006)12 50-250 Mio. EUR (2006)12 250-500 Mio. EUR (2006)12 4,6 Mio. USD (2004), 217 Mio. USD (2011)11 4,4 Mio. USD (2004), 87 Mio. USD (2011)11 1,3 Mio. USD (2007), 36 Mio. USD (2011)11 197 198 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Nanotechnologische Produkte Jährliches Weltmarktvolumen (Bezugsjahr) Automobilbau • • • • • Magnetoelektronische Sensoren Antifog-Coatings für Scheinwerfer Lacke Automobilreifen Komponenten mit Hartschichten 600 Mio. USD (2006)13 50-250 Mio. EUR (2003)12 50-250 Mio. EUR (2006)12 7 Mrd. EUR (2006)12 0,5 -1 Mrd. EUR (2006)12 Elektronik • • • CMOS-Elektronik <100 nm GMR-HDD MRAM 20 Mrd. USD (2006)18 26,6 Mrd. USD (2006)5 30-50 Mrd. USD (2010)19, (DRAMErsatz) Optische Industrie • • Ultrapräzisionsoptiken, davon Lithografieoptiken Lithografie-Stepper LED, davon weiße LED Diodenlaser, davon Hochleistungs-Diodenlaser OLED-Displays • CNT-FED • • • Optische Sensorik Laserinterferometer Optische Dünnfilm-Messtechnik • • • 1-5 Mrd. EUR (2006)12 0,5 – 1 Mrd. EUR (2006)12 7,7 Mrd. USD (2006)5 1-5 Mrd. EUR (2006)13 10-50 Mio. EUR (2006)13 1-5 Mrd. EUR (2006)13 50-250 Mio. EUR (2006)12 0,1 Mrd. USD (2002), 2,5 Mrd. USD (2006)5 0,01 Mrd. USD (2002), 0,05 Mrd. USD (2006)5 1-5 Mrd. EUR (2006)13 10-50 Mio. EUR (2006)12 250-500 Mio. EUR (2006)12 Life Sciences Medizin/Pharmazie • Biophysikalische Analytik • • • • Gesamtmarkt Biochips/Schnelltests DNA-Chips Protein-Chips Nanobasierte Diagnostik und Analytik • Wirkstoffe und Drug Delivery • Tissue Engineering • Ag-Nanopartikel in Antimikrobika 181 Mio. USD (2002), 745 Mio. USD (2007)14 2 Mrd. USD (2010)15 1,9 Mrd. USD (2006) 5 0,4 Mrd. USD (2006) 5 80 Mio. USD (2002), 391 Mio. USD (2007)14 8 Mio. USD (2002), 33 Mio. USD (2007)14 0 Mio. USD (2002), 1,5 Mio. USD (2007)14 1 Mio. USD (2005)16 Kosmetik • Nanopartikel in Sonnenschutzmitteln 86,5 Mio. USD (2005)16 Tabelle 6.10: Abschätzungen des jährlichen Weltmarktvolumens nanotechnologischer Produkte in den jeweiligen Lead-Märkten Kapitel 6 Quellen: 1 BCC, 2002, 2 Wacker Silicones, 2003, 3 SRI, 2002, 4 Mitsubishi Research Institute, 2002, 5 Fecht et al., 2003, 6 Reuters, 2002, 7 BASF/Distler, 2002, 8 Aspen Systems, 2001, 9 Stevenson, 2003, 10 Frost&Sullivan, 2002, 11 Frost&Sullivan, 2003 12 Unternehmensbefragung, 13 VDI TZ Experten-Workshops, 14 BCC 2003, 15VDINachrichten 200216 BCC 2001, 17 Small Times 2002, 18eigene Abschätzung, 19 Small Times, 2003 Einen Überblick über den Entwicklungsstand verschiedener nanotechnologischer Produkte in den betrachteten Lead-Märkten bietet die Abbildung 6.26. NanotechnologischeProdukte Produkte Nanotechnologische Chemie Chemie Chemische Sensoren CNT-Verbundmaterialien Automobilbau Automobilbau Carbon Black Polymerdispersionen Mikronisierte Wirkstoffe Magnetoelektronische Sensoren Brennstoffzelle Nanokomposite Kraftstoffzusatz Antifog-Coatings Kratzfeste Lacke PolymerWindschutzscheiben Ferrofluid-Stoßdämpfer Thermoelektrische Abwärmenutzung Elektronik Elektronik PC-RAM Molekularelektronik RTD DNA-Computing Spintronik Reifenfüllstoffe Komponenten mit Hartschichten CMOS-Elektronik <100 nm Polymerelektronik FRAM MRAM CNT-FED EUVL-Optiken Quantenkryptografie Quantenpunktlaser Photonische Kristalle OLED OptischeIndustrie Industrie Optische Life Sciences Life Sciences Anorganische Nanopartikel Nano-Schichtsilikate Organische Halbleiter Dendrimere Aerogele Polymere Nanokomposite Lacke Nanopigmente GMR-HDD weiße LED Antimikrobika Biochips Magnet. Hyperthermie Sonnenschutz Biosensoren Tissue Engineering Lab-on-a-chip Drug Delivery Biomolekulare Motoren Kontrastmittel Konzept Prototyp Markteintritt Verbreitung am Markt Abbildung 6.26: Entwicklungsstand und Zeithorizonte verschiedener Nanotechnologieprodukte in den betrachteten Lead-Märkten (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) (Quelle: VDI TZ) 199 201 7 MARKET ASSESSMENT - ABLEITUNGEN FÜR DEN STANDORT DEUTSCHLAND 7.1 Anmerkungen zur Vorgehensweise Im folgenden Kapitel 7 findet sich die Zusammenführung und Bewertung der gesamten ermittelten Ergebnisse. Die Ergebnisse werden unter anderem im Kontext mit Ergebnissen aus anderen verfügbaren kommerziellen Quellen bewertet (Markus-Datenbank und der aktuellen WMTech Marktstudie, (Fecht et al., 2003). Dies dient der Plausibilisierung der gesamten Ergebnisse und dem Herausarbeiten der spezifischen Perspektiven und Ableitungen für den Standort Deutschland. Dabei wird unter anderem eine Stärken-SchwächenAnalyse der internationalen Wettbewerber in diesem Umfeld, ihre momentane und zukünftige Orientierung im Forschungs- und Applikationsbereich und auch eine vergleichende Positionsbestimmung Deutschlands vorgenommen. Auf der Basis der zusammengestellten Informationen mit strukturierten Methoden (swot analysis und white spot analysis) wird zudem eine Analyse des Status in Deutschland sowie der vorhandenen Chancen und Defizite durchgeführt. Eine SWOT-Analyse umfasst eine Stärken-Schwächen-Analyse (strength-weakness), also die Bewertung der Faktoren, die in Deutschland selbst beeinflusst werden können, und eine Chancen-RisikoAnalyse (opportunities-threats), d. h. eine Bewertung von global wirkenden Faktoren. Die white-spot analysis stellt ein qualitatives, strukturiertes Verfahren dar, um in einer Matrix, die zum Beispiel Märkte/Applikationen und Technologieplattformen beschreibt, nicht oder nur schwach besetzte Positionen (so genannte weiße Flecken) zu identifizieren (Deschamps, 2000). Für Aussagen zu den Beschäftigungswirkungen der Nanotechnologie ist man, wie dies bei Querschnittstechnologien grundsätzlich der Fall ist, auf Schätzungen angewiesen. Weder der Anteil der Nanotechnologie am Bruttosozialprodukt noch der Niederschlag förderpolitischer Maßnahmen im Bereich der Nanotechnologie in Form von neu geschaffenen (oder abgebauten) Arbeitsplätzen lässt sich statistisch exakt abbilden. Ursachen dafür sind zum einen die breite Diffusion der Nanotechnologie in eine Vielzahl industrieller Wirtschaftszweige in Deutschland, zum anderen kommt die Problematik der Definition und Abgrenzung eines Nanotechnologieproduktes hinzu, die eine eindeutige Zurechnung des industriellen Outputs auf die Nanotechnologie nahezu unmöglich macht. Im Rahmen der Beschäftigungsanalyse konnte deshalb nur eine Abschätzung der direkten Beschäftigungswirkungen im Zusammenhang mit der Nanotechnologie durchgeführt werden. Hierbei wurde auf die Ergebnisse der schriftlichen Unternehmensbefragung sowie auf verfügbare Sekundärquellen, wie die kommerzielle Markus-Datenbank, Zusammenführung und Bewertung der gesamten Ergebnisse Positionsbestimmung Deutschlands SWOT-Analyse Beschäftigungsanalyse 202 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Unternehmensberichte und -webseiten, zurückgegriffen. Eine Betrachtung der indirekten Beschäftigungseffekte ist aufgrund der gewählten Methodik unter Berücksichtigung der limitierten Datenverfügbarkeit nicht möglich gewesen. Nanotechnologie hat hohe Bedeutung in Unternehmen 7.2 Die Märkte der Nanotechnologie für deutsche Unternehmen 7.2.1 Situationsanalyse aus Sicht der beteiligten Unternehmen Den Ergebnissen der schriftlichen Umfrage ist zu entnehmen (ausführlich dazu Kapitel 5), dass die befragten Unternehmen der Nanotechnologie eine hohe Bedeutung beimessen. Hierbei wird deutlich, dass die Unternehmen in der Stichprobe der Nanotechnologie vor allem wirtschaftliche Chancen einräumen und sie weniger als technologische „Spielwiese“ betrachten. Über 75 Prozent der Unternehmen sehen die Chance, dass die Nanotechnologie ihnen neue Märkte erschließen kann. Über 60 Prozent der Unternehmen sehen in der Nanotechnologie einen entscheidenden Wettbewerbsfaktor bzw. die Möglichkeit, ihre technologische Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern. Demgegenüber lehnen die befragten Unternehmen die Aussagen, die Nanotechnologie bilde ein neues Experimentierfeld, ebenso ab wie in abgeschwächter Form auch die Aussage, dass die Technologiekompetenz abgerundet würde (siehe dazu die Abbildungen 5.21 bis 5.24 in Kapitel 5). Dieses Ergebnis widerlegt eindeutig die vielfach verbreitete Aussage, dass Nanotechnologie lediglich einen „Hype“ darstellt. Derartige Behauptungen werden zum Teil von Institutionen der Finanzwirtschaft sowie der Presse aufgestellt, ohne dass diese in der Regel über fachlich fundierte Kenntnisse, einen qualifizierten oder gar fachwissenschaftlichen Hintergrund verfügen. Da aber gerade die Finanzierungsproblematik eine der wichtigsten Innovationsbarrieren für die Nanotechnologie darstellt, ist die Zusammenarbeit dieser Bereiche eine wichtige Herausforderung für die Zukunft, die insbesondere in Deutschland ungelöst ist. Unternehmen sehen beachtliche Umsatzpotenziale für ihre Nanotechnologieprodukte Eine wesentliche Variable für die Einschätzung des zukünftigen Marktes durch die Unternehmen bildet deren Umsatzeinschätzung. Hier zeigt sich, dass die befragten Unternehmen durchaus positiv gegenüber den Potenzialen ihres Kernproduktes (das in der Gesamtheit der Befragten ein extrem breites Anwendungsspektrum darstellt) in der Nanotechnologie eingestellt sind. Mehr als 50 Prozent der Unternehmen sehen für ihr Produkt mit höchster Priorität für das Jahr 2006 ein globales Umsatzvolumen von 250 Mio. EUR und mehr als realistisch an. Weitere 26,7 Prozent der Unternehmen erwarten immerhin noch ein weltweites Marktvolumen von 50-250 Mio. EUR (s. dazu in Kapitel 5 Abbildung 5.37). Dies zeigt die durchaus beachtlichen Umsatzpotenziale, die die Unternehmen für ihre Nanotechnologieprodukte sehen. Kapitel 7 Interessant in diesem Zusammenhang ist auch die Erwartung an das potentielle Marktvolumen Deutschlands am Gesamtweltmarkt. Eine Marktprognose lässt sich hieraus allerdings nicht ableiten. Hier zeigt sich, dass Deutschlands Anteil am Weltmarkt im Jahr 2006 nicht mit den Forschungspotenzialen Deutschlands in der Nanotechnologie in der Gegenwart korrespondiert. Während die Forschungsleistung heute als überzeugend angesehen wird, liegen die Marktanteile vorwiegend im Mittel zwischen elf Prozent und 25 Prozent (siehe dazu die Abbildung 5.38 in Kapitel 5). Hier zeigt sich ein geringes Vertrauen in die Marktbildungsfähigkeit deutscher Unternehmen. Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung haben gezeigt, dass der Bereich Chemie (einschließlich Materialien) das wichtigste Anwendungsfeld der Nanotechnologiefirmen in Deutschland darstellt, gefolgt vom Bereich Life Sciences (Medizintechnik/Gesundheit) und IuK. Die Stärke des Bereiches Chemie in Deutschland wird noch dadurch unterstrichen, dass die Mehrzahl der befragten Unternehmen in diesem Bereich die zentralen Konkurrenten in Deutschland und den USA sehen. 203 Forschungsleistung überzeugend Starke Bereiche in Deutschland Im Bereich Chemie liegen die zentralen funktionalen Eigenschaften der Nanotechnologie in den verbesserten Werkstoffeigenschaften und der Oberflächenfunktionalisierung, gefolgt von der Schutzfunktion sowie den optischen Effekten, also durchaus klassischen und anwendungsnahen Anforderungen. 7.2.2 Segmentierung der Nanotechnologieunternehmen Verknüpft mit der Frage nach Nanotechnologieprodukten ist die Fragestellung nach der Definition eines Nanotechnologieunternehmens. Auch hier gibt es bisher keine einheitliche Definition. Im Gegensatz zu anderen Technologiefeldern mit relativ homogenen Anwendungsfeldern – wie z. B. in der Biotechnologie – sind in der Nanotechnologie sehr unterschiedliche Firmen aus verschiedensten Branchen und mit unterschiedlich starkem Engagement in der Nanotechnologie aktiv. Ebenso sind definitionsgemäß heterogene Anwendungsfelder und Produkte vertreten. Die Anwendungsfelder reichen, wie bereits ausgeführt, von der Herstellung von Nanomaterialien über den Life Science-Bereich bis hin zur Elektronik. In Anlehnung an die Definition von Ernst & Young, bei der drei Kategorien von Biotechnologieunternehmen definiert wurden, wird hier eine Segmentierung nach dem Umsatzanteil der Nanotechnologie als Maß für dessen wirtschaftliche Bedeutung in den Unternehmen herangezogen. Mangels einer objektiven Messgröße wurden hierfür die Aussagen zum geschätzten Nanotechnologieanteil am Unternehmensumsatz aus der schriftlichen Unternehmensbefragung zugrunde gelegt. Dabei wurden von den 105 verwertbaren Fragebögen 103 Unternehmen aus den Ergebnissen der schriftlichen Befragung klassifiziert. Für die Daten der Was ist ein Nanotechnologieunternehmen? 204 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Unternehmenskenngrößen wurden nur 103 Rückläufe ausgewertet, da weitere zwei jeweils aus den selben Unternehmen kamen. Im Folgenden werden die drei Kategorien (F1 bis F3) – die ein Maß für die Wertschöpfung durch die Nanotechnologie und Fokussierung von Unternehmen darstellen - bestimmt: Nanotechnologieunternehmen F1: Der Umsatzanteil durch Nanotechnologieprodukte am Gesamtumsatz des Unternehmens beträgt mindestens 50 Prozent. Nanotechnologieunternehmen F2: Der Umsatzanteil durch Nanotechnologieprodukte am Gesamtumsatz des Unternehmens liegt zwischen ein Prozent und 50 Prozent. Unternehmen F3: Der Umsatzanteil durch Nanotechnologieprodukte am Gesamtumsatz des Unternehmens beträgt bis zu ein Prozent. Diese Unternehmen beschäftigen sich zwar mit der Nanotechnologie, erzielen bislang aber noch keine signifikanten Umsätze mit der Nanotechnologie. Hierbei handelt es sich vor allem um Unternehmen, die in der Nanotechnologie forschen, die Nanotechnologieprodukte nutzen oder um solche Unternehmen, die sich im Beobachtungsstadium befinden und möglicherweise beabsichtigen in der Zukunft Nanotechnologie einzusetzen. Die im Rahmen dieser Studie durchgeführte Erhebung unter 103 deutschen Nanotechnologieunternehmen (aus 105 verwertbaren Fragebogen) ergab die in Abbildung 7.1 dargestellte Verteilung auf die drei Kategorien F1 bis F3. Kapitel 7 k.A. 20 (19%) 205 F1 38 (37%) F3 12 (12%) F2 33 (32%) Abbildung 7.1: Segmentierung der erfassten Nanotechnologieunternehmen nach Umsatzanteil der Nanotechnologieprodukte am Gesamtumsatz (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Die Einteilung von Unternehmen in drei Kategorien ermöglicht die Entwicklung eines Nanotechnologieindikators, der es beispielsweise erlaubt, die Mitarbeiterentwicklung zeitlich zu verfolgen. Wird eine vergleichbare Grundgesamtheit in einem anderen Land, z. B. den USA betrachtet, ist damit ein direktes „Benchmarking“ möglich. Aufgrund fehlender historischer Daten über die Umsatzund Mitarbeiterentwicklung und die entsprechenden Umsatzanteile, die durch Nanotechnologie entstanden sind, lässt sich die Entwicklung nur über einen sehr begrenzten Zeitraum verfolgen. In Kapitel 7.5.2 wird auf den Ansatz eines Nanotechnologieindikators näher eingegangen. 7.3 Einsatzvoraussetzungen Einsatzvoraussetzungen Deutschland kann als international wichtiger Technologiestandort auf Schlüsseltechnologien wie die Nanotechnologie nicht verzichten. Der Industriestandort Deutschland verfügt selbst über keine nennenswerten Rohstoffe. Er kann sich im internationalen Wettbewerb folglich nur mit Hilfe von Innovationen behaupten. Die Ausbildung von hochqualifizierten Fachkräften ist eine wichtige Voraussetzung dafür. Spitzentechnologien sind eine zentrale Bedingung für wirtschaftlichen Fortschritt. Dafür braucht Deutschland eine kritische Masse an Knowhow-Potenzial, geeignete Fach- und Führungskräfte und ein starke Entwicklungs-, Fertigungs-, Vermarktungs- und Dienstleistungsbasis. In Bezug auf die Nanotechnologie treten folgende Fragen auf: Welches ökonomische, wissenschaftliche und technologische Umfeld findet die Nanotechnologie in Deutschland vor? Wie ist es in diesem Kontext um die wirtschaftliche Umsetzung von Spitzentechnologien bestellt? Als ein Deutschland kann auf Nanotechnologie nicht verzichten 206 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt relevanter Indikator wird zunächst die FuE-Intensität Nanotechnologieunternehmen in Deutschland betrachtet. der 40% Durchschnittl. FuE-Anteil 35% 34,4% 30% 26,9% 25% 20% 15% 11,7% 10,9% 8,6% 10% 5% 0% Bis 20 21 - 100 101 - 250 251 - 1000 über 1000 Anzahl Mitarbeiter Abbildung 7.2: Hohe FuE-Intensität bei KMU Hohe Abhängigkeit von Kapitalgebern Investitionsbereitschaft gesunken Gründungsdynamik aufrechterhalten FuE-Anteil (gemessen am Jahresumsatz) der Nanotechnologieunternehmen nach Unternehmensgröße (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Die Erhebungen der hier vorliegenden Studie zeigen einen in Relation zur Mitarbeiterzahl außerordentlich hohen Anteil an FuE-Personal bei kleinen und mittleren Unternehmen (Abbildung 7.2), was als ein Beleg für die hohe FuE-Intensität kleiner Unternehmen in diesem Feld angesehen werden kann. Diese Relation spiegelt nicht zuletzt den Umstand wider, dass kleine Technologieunternehmen in der Regel auf ein zentrales Produkt fokussiert sind, auf dessen Idee die Gründung basiert und das im Verlauf der Seed- und Start-Phase zur Marktreife gebracht wird. Damit einher geht erfahrungsgemäß eine nahezu 100prozentige Konzentration auf FuE-Aktivitäten in diesen jungen Technologieunternehmen. In dieser Phase ist eine besondere Abhängigkeit von Kapitalgebern gegeben. Die Beschaffung von VentureCapital gestaltet sich aber gerade nach dem Ende des „New EconomyHype“ für Start-up Unternehmen in Deutschland als ausgesprochen schwierig. Die Investitionsbereitschaft in Start-up-Unternehmen mit einer relativ langen „Time-to-market-Spanne“ ist, seitens der Venture-CapitalUnternehmen, drastisch gesunken. Folglich besteht ein akuter Bedarf an alternativen Finanzierungsquellen und -instrumenten, um die Gründungsdynamik der vergangen Jahre und die damit geschaffenen Arbeitsplätze in der Nanotechnologie aufrechtzuerhalten. Kapitel 7 207 Index der Unternehmensgründungen 400 350 300 250 200 150 100 50 0 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 Abbildung 7.3: Gründungsgeschehen in Deutschland 1991 – 2002 in der Nanotechnologie (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung; Fecht et al., 2003). Die Gründungen im Jahr 1991 wurden auf 100 normiert. Abbildung 7.3 gibt einen Überblick über das Gründungsgeschehen in der Nanotechnologie über die letzten zehn Jahre. Dabei wurde die Zahl der Unternehmensgründungen im Jahr 1991 auf 100 normiert und die relative Veränderung der Folgejahre demgegenüber aufgetragen. Diese Entwicklung, die eine vergleichbare Dynamik mit anderen Hochtechnologiebereichen (wie z. B. Biotechnologie) aufweist, ist durch ein starkes Anwachsen der Unternehmensgründungen seit Mitte der neunziger Jahre mit einem deutlichen Höhepunkt im Jahr 2000 und einem signifikanten Absinken im Jahr 2001 gekennzeichnet. Neben der verschlechterten Situation an den Kapitalmärkten und dem deutlich schlechteren Angebot an Start-up-Finanzierungen im Vergleich zum Ende der neunziger Jahre sind sicherlich auch konjunkturelle Einflüsse für die Negativentwicklung der Gründungsdynamik verantwortlich. Der außerordentlich geringe Wert des Index der Unternehmensgründungen in 2002 ist zumindest teilweise auch auf die unvollständigere Erfassung erst kürzlich gegründeter Unternehmen zurückzuführen und daher nur bedingt aussagekräftig. 7.3.1 Anwachsen der Unternehmensgründungen Mitte der neunziger Jahre Technologische Voraussetzungen Durch intensive staatliche Investitionen in den FuE-Bereich und die Infrastruktur verfügt Deutschland über eine sehr gute technologische Ausgangsbasis in der Nanotechnologie. Technologieindikatoren, wie die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen in Fachzeitschriften oder die Anzahl der Patente, weisen durchweg in Europa und weltweit eine Spitzenposition Deutschlands auf (vgl. z. B. TAB, 2003; Compano und Sehr gute technologische Ausgangsbasis in Deutschland 208 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Hullman, 2002).1 Die deutsche Nanotechnologieszene ist in der Breite sehr gut aufgestellt, was sich unter anderem in den unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten der Nanotechnologiekompetenzzentren und den breit gefächerten Tätigkeitsschwerpunkten der im Rahmen dieser Studie befragten Unternehmen widerspiegelt. Die Notwendigkeit einer derart breiten technologischen Aufstellung wird transparent, wenn die funktionalen Anforderungen von Nanotechnologieprodukten mit den Anwendungsfeldern korreliert werden. Für Nanotechnologie relevante Produkteigenschaften Tabelle 7.1 fasst die Ergebnisse in einer inversen White-spot-Analyse der für die Nanotechnologie relevanten Produkteigenschaften zusammen, die aus der schriftlichen Unternehmensbefragung ermittelt wurden. Die White-spot-Analyse stellt ein qualitatives, strukturiertes und gleichzeitig plakatives Verfahren dar, um Abhängigkeiten zwischen beispielsweise Märkten bzw. Applikationen und Funktionen oder Anwendungen und Technologieplattformen in Form einer Matrix darzustellen. Nicht oder nur schwach besetzte Positionen (sogenannte weiße Flecken) in der Matrix können mit Hilfe dieser Methode identifiziert werden. Wird diese Methode dazu verwendet, besonders starke Zusammenhänge zwischen verschiedenen Sachverhalten aufzudecken, so spricht man von einer inversen White-spot-Analyse (Deschamps, 2000). Dementsprechend stellen die schwarzen Bereiche signifikante Kausalitäten zwischen funktionalen Anforderungen an ein Nanotechnologieprodukt und einem spezifischen Anwendungsbereich dar. 1 Ausführlich dazu Kapitel 4. Weiße/braune Lebensmittel Baugewerbe Messtechnik Maschinenbau Energie Umwelt Chemie Transport Funktionen Kosmetik IuK Anwendungsbereiche / Branchen Medizintechnik Kapitel 7 Analytik/Diagnose Medizinische Therapie / Diagnose Oberflächenfunktionalisierung Displays Energiewandlung Fertigungsequipment Nutzung nano/biotechn. Eigenschaften Datenverarbeitung und speicherung Datenübertragung Materialseparation Sensorik Aktorik Materialdosierung Optische Effekte Filtern von Fluiden / Gasen Schutz Verbesserte Werkstoffeigenschaften Strukturerzeugung Design / Mode / Ästhetik Schutz Tabelle 7.1: Inverse White-spot-Analyse der wichtigsten Funktionen und der Anwendungsbereiche/Branchen (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Das Ergebnis der Analyse lässt zum einen typische Funktionen von Nanotechnologieprodukten über die verschiedenen Anwendungsbereiche erkennen, zum anderen bilden sich relevante bzw. geforderte Funktionalitäten und Kombinationen von Funktionen für ein bestimmtes Anwendungsfeld heraus. So findet die Nanotechnologie insbesondere dort in verschiedenen Bereichen Anwendung, wo Analytik und Diagnose, Oberflächenfunktionalisierung, sensorische und optische Effekte von Bedeutung sind. Daneben sind in den Anwendungsfeldern IuK, Medizin/Gesundheit und Chemie verschiedenste Funktionalitäten von Nanotechnologieprodukten gefragt, während in den 209 210 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt verkehrstechnischen Anwendungen in erster Linie Oberflächenfunktionalitäten und Werkstoffeigenschaften der Nanotechnologie von Bedeutung sind. Bereiche mit „weißen Flecken“ Grundlagen schaffen für die breite Nutzung der Nanotechnologie In den Bereichen Kosmetik, Umwelt, Energie, Maschinenbau, Baugewerbe, Lebensmittel und weiße/braune Ware konnte der festgelegte Schwellenwert bei keinem Anwendungsbereich überschritten werden, so dass dort nur „weiße Flecken“ zu erkennen sind. Hieraus kann geschlossen werden, dass die Ergebnisse und Methoden der Nanotechnologie – in den genannten Feldern - weitgehend noch nicht genutzt werden. Die Ergebnisse der inversen White-spot-Analyse zeigen eine bemerkenswerte Übereinstimmung mit anderen Quellen (vgl. hierzu z. B. Fecht et al., 2003). Dort stehen die Bereiche Transport, Energie und Umwelt auf den letzten Plätzen, wenn der Einfluss der Nanotechnologie auf die unterschiedlichen Anwendungsbereiche/Branchen betrachtet wird. So weist auch die TAB-Studie (TAB, 2003) darauf hin, dass der Entwicklungsstand von Produkten, Produktideen und Konzepten der Nanotechnologie - in Abhängigkeit von der Branche – sehr unterschiedlich weit fortgeschritten ist. Die Diffusion der Nanotechnologie in Anwendungen steht in vielen Bereiche erst am Anfang. Die amerikanische National Science Foundation (Roco, 2002) geht davon aus, dass die Entwicklung der Nanotechnologie durch eine Sförmige Kurve beschrieben werden kann, bei deren Entwicklung ein Zeitraum von etwa fünf Jahren benötigt wird, um vom Anfang der Kurve in den stark ansteigenden Teil zu gelangen. Diesen Trend kann man auch in den White-spot-Analysen in den Tabellen 7.1 und 7.2 erkennen. Für die breite Nutzung der Nanotechnologie müssen zunächst die Grundlagen geschaffen werden durch Entwicklungen im Material-, Equipment-, Produktions- und Analysebereich. Wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, kann die Diffusion der entwickelten Technologien in andere Bereiche erfolgen. Analog kann mit Hilfe der inversen White-spot-Analyse Aufschluss über die Relevanz von Technologieplattformen der Nanotechnologie gewonnen werden. In Tabelle 7.2 sind die typischen Technologieplattformen sowie die dominanten Märkte für deren Endprodukte dargestellt. Die weißen Bereiche stellen aus Sicht der befragten Unternehmen keine signifikante Technologie- oder Messtechnikplattform für einen spezifischen Anwendungsbereich dar, während die schwarzen Felder wichtige Technologien bzw. Messtechniken für einen speziellen Anwendungsbereich repräsentieren. Die befragten Unternehmen gehen davon aus, dass die wichtigsten Anwendungsfelder der Nanotechnologie (IuK, Chemie sowie Medizintechnik) gleichzeitig die meisten Technologieplattformen bzw. Messtechniken benötigen. Mit Ausnahme des self assembly und des molecular engineering sind die anderen Technologien und Messtechniken eher als klassische Verfahren einzustufen, die allerdings durch neuere Kapitel 7 Weiße/braune Ware Lebensmittel Baugewerbe Messtechnik Maschinenbau Energie Umwelt Chemie Transport Kosmetik Technologieplattform/ Messtechnik IuK Anwendungsbereiche/ Branchen Medizintechnik nanotechnologische Erkenntnisse weiterentwickelt und optimiert werden. Wie auch in der Tabelle 7.1 ergibt sich in der inversen White-spotAnalyse (Tabelle 7.2) eine Übereinstimmung der schwarzen Flecken bezogen auf die betroffenen Anwendungsbereiche/Branchen. Das sind offenbar die Bereiche, in denen sich die Methoden der Nanotechnologie bereits etabliert haben bzw. in der Einführung sind. Die größte erforderliche Technologievielfalt ist in den Bereichen Medizintechnik, IuK sowie der Chemie notwendig. Der Einsatz dieser Technologieplattformen stellt eine notwendige Voraussetzung für die Herstellung von Produkten dar. Eine gezielte staatliche Förderung der Nanotechnologie in den genannten Anwendungsbereichen kann die Diffusion der Nanotechnologie in Produkte beschleunigen und die Wettbewerbsfähigkeit deutscher Unternehmen kurz- und mittelfristig stärken. Separation/filtration methods Biological engineering Sol-gel processing Powder processing Particle beam lithography Catalysis Self assembly Nanoprint/-imprint Molecular engineering Metrology Microscopy Modelling and simulation Ultra-precision engineering Optical lithography Thin film deposition methods Other Tabelle 7.2: Inverse White-spot-Analyse der wichtigsten Technologieplattformen und Anwendungsbereiche/Branchen (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) 211 212 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 7.3.2 Voraussetzungen für branchenspezifische Anwendungen Mit Blick auf die von den deutschen Nanotechnologieunternehmen bedienten Anwendungsfelder sind deutliche Schwerpunkte innerhalb des breiten Einsatzbereiches von Nanotechnologieprodukten zu erkennen (vgl. Abbildung 7.4). Chemie / Werkstoffe / Verfahrenstechnik Information und Kommunikation Medizintechnik / Gesundheit Messtechnik Transport und Verkehr Maschinenbau Kosmetik Energie(-versorgung) Baugewerbe gesamt Umwelt (inkl. Recycling) Lebensmittel / -verarbeitung Großunternehmen (mehr als 1000 MA) Weiße und braune Ware Sonstige 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% Prozent der Befragten Unternehmen Abbildung 7.4: „Chemie“ als besonders wichtiges Anwendungsfeld gefolgt von „IuK“ Bedeutung der Nanotechnologie für einzelne Anwendungsfelder (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Analog der starken Vertretung der chemischen Industrie unter den Nanotechnologieunternehmen, die gemäß der Erhebung mit 27 Prozent den größten Anteil der befragten Unternehmen stellen, wird der Bereich „Chemie“ von über 50 Prozent der befragten Unternehmen als Anwendungsfeld für ihre Nanotechnologieprodukte genannt. An zweiter und dritter Stelle folgen die Anwendungsfelder „Information und Kommunikation“ und „Medizin/Gesundheit“, die von knapp 40 Prozent der Unternehmen bereits heute mit Produkten der Nanotechnologie bedient werden. Gegenüber der Messtechnik, die als viertes bedeutendes Anwendungsfeld zu sehen ist, sind die anderen Bereiche von geringerer Bedeutung für die Mehrzahl der befragten Unternehmen. Dieses gilt auch für den Bereich „Transport und Verkehr“, der jedoch aufgrund seiner gesamtwirtschaftlichen Bedeutung für Deutschland als Lead-Market (in dieser Studie bezeichnet als Automobilbau) für die Nanotechnologie definiert wurde (vgl. Kapitel 6). Eine separate Betrachtung der Großunternehmen mit mehr als 1000 Beschäftigten zur Verifizierung der wirtschaftlichen Bedeutung der einzelnen Anwendungsfelder lässt einige Unterschiede zu Tage treten. Weitgehende Übereinstimmung ergibt sich in den beiden führenden Anwendungsbereichen Chemie und IuK. Erwartungsgemäß kommt jedoch bei dieser Betrachtung dem Bereich „Transport und Verkehr“, in dem der Automobilbau einen wichtigen Bereich darstellt, eine deutlich Kapitel 7 213 höhere Bedeutung zu. Auch die Anwendungsbereiche „Energie(versorgung)“ und „Kosmetik“ spielen aus Sicht der Großindustrie eine nicht unwesentliche Rolle. Darüber hinaus stellt sich die Frage, welche technologische und wirtschaftliche Bedeutung der Nanotechnologie innerhalb der Unternehmen zukommt. Die Mehrzahl der befragten Unternehmen betrachten ihr Nanotechnologie-Know-how als wichtigen Wettbewerbsfaktor sowohl auf ihren angestammten Märkten als auch für die Erschließung neuer Märkte (vgl. Abbildung 7.5). Für nur 36 Prozent der Unternehmen rundet die Nanotechnologie lediglich die bestehende Technologiekompetenz ab und wird mittelfristig nicht als Kernkompetenz gesehen. Für weniger als ein Viertel der befragten Unternehmen stellt die Nanotechnologie gegenwärtig nur ein neues Experimentierfeld dar. Diese Aussagen unterstreichen die heutige kommerzielle Bedeutung der Nanotechnologie für die deutsche Industrie. Eine Korrelation zwischen den Aussagen zur Bedeutung der Nanotechnologie und den fünf dominanten Anwendungsfeldern legt keine wesentlichen Unterschiede zwischen den Anwendungsfeldern offen (vgl. Abbildung 7.5). NT-Know-how als Wettbewerbsfaktor Chemie / Werkstoffe / Verfahrenstechnik Wettbewerbsfähigkeit auf angestammten Märkten Information und Kommunikation Erschließung neuer Märkte Medizintechnik / Gesundheit keine strategische Kernkompetenz Messtechnik nur eine technologische Option Transport und Verkehr Experimentierfeld 5 4 trifft nicht zu Abbildung 7.5: 3 2 1 trifft zu Einschätzung der Bedeutung der Nanotechnologie für die befragten Unternehmen nach bedienten Anwendungsfeldern (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Ein weltweiter Vergleich der stärksten Wettbewerber deutscher Nanotechnologieunternehmen nach Anwendungsfeldern zeigt die Stärken der deutschen Unternehmen insbesondere in den Anwendungsbereichen Chemie und Automobil (vgl. Abbildung 7.6). Während Deutschland aus Sicht der deutschen Industrie in diesen Feldern gleichauf mit den USA als Herkunftsland der stärksten Wettbewerber liegt, wird die Konkurrenz aus Übersee in den Feldern IuK, Life Sciences (Medizintechnik/Gesundheit) und der Messtechnik stärker als in NanotechnologieKnow-how wichtiger Wettbewerbsfaktor 214 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 100% 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% Abbildung 7.6: 7.3.3 Transport und Verkehr Messtechnik Medizintechnik / Gesundheit Information und Kommunikation Asien (ohne J) Japan USA Europa (ohne D) Deutschland Chemie / Werkstoffe / Verfahrenstechnik Regionale Herkunft (in %) Deutschland und anderswo in der Welt eingeschätzt. Allein im Feld IuK überwiegen sowohl europäische als auch asiatische (einschließlich japanische) Wettbewerber die Konkurrenz aus Deutschland. Regionale Herkunft der stärksten Wettbewerber deutscher Nanotechnologieunternehmen für die wichtigsten Anwendungsfelder (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Finanzielle Voraussetzungen Wie bereits ausgeführt, verfügt Deutschland über eine gute Ausgangsbasis in der Nanotechnologie. Die wissenschaftlichen Technologieindikatoren räumen Deutschland durchweg einen weltweiten Spitzenplatz ein (vgl. Kapitel 7.6). Hierbei ist allerdings anzumerken, dass die Technologieindikatoren durchgehend einen Zeitraum in der Vergangenheit widerspiegeln, aber nicht den aktuellen Stand geschweige denn die wirtschaftliche Entwicklung - beschreiben können. Die Anzahl der Patente mag einen Grundstein für die zukünftige Entwicklung setzen, ist aber nicht allein ausschlaggebend für die zukünftige wirtschaftliche Ausschöpfung der Nanotechnologie in Deutschland. Auch wenn die Mehrzahl der befragten Unternehmen die Nanotechnologie als wichtigen Wettbewerbsfaktor sieht, ist die zukünftige Entwicklung stark abhängig von der gesamtwirtschaftlichen Situation. Klassische Bankfinanzierung schwierig Insbesondere die Zurückhaltung von Investitionen der Venture-CapitalBranche in Start-up -Unternehmen wirkt sich derzeitig äußerst negativ auf Unternehmensgründungen im deutschen Nanotechnologie-Umfeld aus. Die klassische Bankfinanzierung von Unternehmensgründungen ist in den letzen Jahren zunehmend schwieriger geworden, da sich die deutsche Bankenlandschaft selbst in einer Krise befindet. Kapitel 7 Aufgrund des „New-Economy-Hypes“ und der daraus resultierenden negativen Folgen für die „Venture-Capital-Szene“ in Deutschland werden Neuinvestitionen in risikoreiche Nanotechnologie Start-ups auch aus diesem Bereich zunehmend unwahrscheinlicher. Hinzu kommt, dass in Deutschland die wenigsten Venture-Captial-Gesellschaften über qualifiziertes Personal verfügen, die über Investitionen in derart komplexe Technologien qualifiziert entscheiden können. In diesem Punkt sind einige „Venture-Capital-Gesellschaften“ in den USA deutlich besser aufgestellt. Mangelnde Finanzierungsquellen wurden sowohl in der schriftlichen Unternehmensbefragung als auch in allen durchgeführten Workshops - unabhängig von der Unternehmensgröße - als die wichtigste Innovationsbarriere identifiziert. Dabei muss die Finanzierung nicht zwangsläufig durch „Venture Capital“ erfolgen, auch in Großunternehmen ist die Finanzierung aus dem „Cashflow“ von „risikoreichen Nanotechnologieprojekten“ zunehmend schwieriger geworden. Insgesamt stellt die Finanzierungshürde eine erhebliche Problematik für die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung der Nanotechnologie in Deutschland dar. Dabei sind nicht nur staatliche Subventionen notwendig, sondern auch eine „Reanimation“ von „EquityInvestoren“. 7.3.4 215 Mangelnde Finanzierungsquellen als Barriere für Innovation Struktur der deutschen „Nanotechnologie„Nanotechnologie-Industrie“ Die Struktur der in der Nanotechnologie tätigen Unternehmen in Deutschland weist eine hohe Zahl kleiner Unternehmen auf (vgl. Abbildung 7.7). Dieses geht einher mit der Altersverteilung der in diesem Technologiefeld aktiven Unternehmen, von denen etwa zwei Drittel ab 1990 gegründet wurden (vgl. Abbildung 7.8). Die Gründungen im Bereich der Großunternehmen stellen im Wesentlichen ausgegliederte Geschäftsbereiche bestehender Unternehmen dar, wie z. B. die Ausgliederungen der Geschäftsbereiche Halbleiter von Siemens zu Infineon oder der Sparte Spezialchemie der Hoechst AG zu Clariant. Aus Abbildung 7.8 geht weiter hervor, dass zu den Unternehmen, die sich mit Nanotechnologie beschäftigen, eine Reihe etablierter Unternehmen gehören, die zum Teil schon vor 1900 gegründet worden sind, wie beispielweise Merck oder BASF, während die eigentliche Gründungswelle neuer Nanotechnologieunternehmen in den neunziger Jahren einsetzte. Auffällig ist zurzeit eine merkliche Unterrepräsentation von Unternehmen mittlerer Größe, was eine schwache Vertretung des klassischen Mittelstandes in diesem Technologiefeld zeigt. Das Innovationspotenzial der Nanotechnologie gibt offensichtlich einer beträchtlichen Zahl kleiner innovativer Unternehmen die Chance, sich am Markt zu bewähren. Gleichfalls hat auch eine Zahl von Großunternehmen die wirtschaftlichen Chancen der Nanotechnologie Hohe Zahl kleiner Unternehmen Unternehmen mittlerer Größe unterrepräsentiert Vertretene Großunternehmen sehr aktiv Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt erkannt und nutzt die Potenziale dieser Schlüsseltechnologie für Produktinnovationen aus. Anzahl Unternehmen 40 35 Schriftliche Unternehmensbefragung 30 Fecht et al., 2003 25 20 15 10 5 0 Bis 20 Abbildung 7.7: 21 bis 100 101 bis 251 bis 501 bis 250 500 1000 Anzahl Mitarbeiter 1001 bis 5000 über 5000 Unternehmen der Nanotechnologie nach Unternehmensgrößenklassen (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung, Fecht et al., 2003). Die unterschiedlichen Quellen zeigen eine tendenzielle Übereinstimmung und bestätigen somit die Qualität der Stichprobe. 80 GU 70 KMU 60 Anzahl Unternehmen 216 50 40 30 20 10 0 vor 1900 1900 1949 1950 1959 1960 1969 1970 1979 1980 1989 1990 1999 2000 2002 Gründungsjahr Abbildung 7.8: Gründungsgeschehen in der Nanotechnologie nach Unternehmensgrößenklassen (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung, Fecht et al., 2003); Die Werte für den Zeitraum 2000 bis 2002 sind nur unvollständig erfasst und daher schraffiert dargestellt (vgl. Kapitel 7.3) Kapitel 7 In Abbildung 7.9 wird die Branchenzuordnung der an der Befragung beteiligten Unternehmen zusammenfassend dargestellt. Als Branchen mit dem höchsten Anteilen an Nanotechnologieunternehmen konnte die Chemische Industrie und die Herstellung von Mess- Kontroll- und Navigationsgeräten identifiziert werden. In letzterer Branche ist zudem eine signifikante Verteilungshäufung kleiner und mittlerer Unternehmen zu verzeichnen. Die sicher notwendige Interpretation der wenig differenzierenden NACE-Kodierung (der National Accounts in Europe ist die europäische Gliederung der Wirtschaft in statistische Sektoren bzw. Produktionsbereiche) der Unternehmenszuordnung lässt den Schluss zu, dass es sich hier um vornehmlich in speziellen Nischen tätige KMU im Bereich der Entwicklung und Herstellung von nanotechnologischem Equipment, d. h. von Fertigungs-, Analyse- und Testkomponenten handelt. 35 bis 20 MA Anzahl Unternehmen 30 über 5000 MA 25 20 15 10 5 la s- k. A. C un hem d W M ie K er es kz Ma era sm eu sc ,K gm hin ik on tro as en llch ba ,N u in en a v Me d ba ig iz a in u ti Pr oz ons tec es ge hn i k ss r te äte ue u r.a .ä. O pt is nlag ch N en ac e G hr e Kf El ic ht z - rät ek e In tro en Te du te ni ch st s c ch r n. ie he n. ,p G B hy F& au erä si t e k. , c E-E lem e he in en ri m . U cht te nt ung er su e n ch u So ng ns tig e 0 G Branche Abbildung 7.9: 7.3.5 Branchenzuordnung der untersuchten Nanotechnologieunternehmen (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Akzeptanz der Nanotechnologie Neben den Hoffnungen auf bedeutende Umsatzpotenziale in fast allen Branchen der Wirtschaft verbinden sich mit der Nanotechnologie weitere weitreichende Erwartungen vor allem im Bereich des Gesundheitswesens, der Krankheitsprävention, der Altersversorgung und anderem. 217 218 Medizin: neue Verfahren Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Zu den prognostizierten positiven Folgen nanotechnologischer Entwicklungen für die Gesundheit und Umwelt gehören unter anderem die Entwicklung neuer Diagnoseund Therapieverfahren, Erkenntnisfortschritte in den Biowissenschaften und im Verständnis biologischer Prozesse, die Entwicklung neuer oder die Optimierung bekannter Medikamente und Agro-Chemikalien. Nanotechnologiebasierte Diagnoseinstrumente können möglicherweise Krankheiten oder Dispositionen für Krankheiten früher als bisher erkennen, nanopartikuläre Dosiersysteme können zu Fortschritten bei der medikamentösen Behandlung führen. Durch Verfahren der Nanotechnologie kann die Biokompatibilität künstlicher Implantate verbessert werden. Umwelt: Entlastungs effekte? Entlastungseffekte für die Umwelt können sich durch die Einsparung von stofflichen Ressourcen, die Verringerung des Anfalls von umweltbelastenden Nebenprodukten, die Verbesserung der Effizienz bei der Energieumwandlung, die Verringerung des Energieverbrauchs und die Entfernung Umwelt belastender Stoffe aus der Umwelt ergeben. Diese Auswirkungen der Nanotechnologie auf die menschliche Gesundheit oder die Entlastung der Umwelt stellen jedoch bisher überwiegend Hypothesen dar, deren Bestätigung durch erfolgreiche FuEBemühungen erst am Beginn steht.2 Der mitunter fehlende oder von der Öffentlichkeit als unzureichend angenommene praktische Nachweis dieser Vorhersagen führt zunehmend häufiger zu einer breit geführten, nicht immer rein sachlich dem Gegenstand folgenden Diskussion um die Wirkungen und Folgen der technologischen Breitennutzung der Nanotechnologie. Umwelt: unkontrollierte Freisetzung? Im Mittelpunkt dieser Diskussion stehen unter anderem Fragen nach den Auswirkungen einer unkontrollierten Freisetzung von Nanopartikeln. Vorliegende Forschungsergebnisse zu dieser Frage sind hinsichtlich ihrer Belastbarkeit begrenzt. Die in die Diskussion eingebrachten Vermutungen über mögliche negative Folgen der Inhalation oder Zellgängigkeit von Nanopartikeln basieren bisher im Wesentlichen auf Analogieschlüssen zu Ergebnissen vorliegender Untersuchungen über die Wirkungen ultrafeiner Partikel (Asbest-Analogie). Der Einfluss von Nanopartikeln auf Reaktionen im Körper, z. B. bei der Aufnahme durch Einatmen oder über die Haut, ist noch weitgehend Gegenstand der Forschung. 2 Das BMBF hat zu diesem Thema eine erste Studie in Auftrag gegeben („Nachhaltigkeitseffekte durch Herstellung und Anwendung nanotechnologischer Produkte“), deren Ergebnisse im Herbst 2004 erscheinen sollen. Die Studie wurde unter der Leitung des Instituts für Ökologische Wirtschaftsforschung, Berlin, bearbeitet. Kapitel 7 In der Vergangenheit wurde Nanotechnologie in praktischer Philosophie und Ethik kaum thematisiert, mögliche gesellschaftliche Folgen ihres verstärkten Einsatzes wurden eher selten erforscht. Fehlende Information, fehlende Kommunikation und unzureichende Faktenkenntnis kann in fehlende gesellschaftliche Akzeptanz für neue Technologien münden und, nicht zuletzt für die Nanotechnologie, zu einer erheblichen Innovationsbarriere werden. So werden bereits auf Grund existierender Wissenslücken zu den Folgen der Nanotechnologie von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen Forderungen nach einem Moratorium für bestimmte Aspekte des Einsatzes der Nanotechnologie und der Forschung in diesem Technologiefeld erhoben (ETC, 2003). Um derartige „Show-Stopper“ und Fehlentwicklungen frühzeitig zu vermeiden, wurden in jüngerer Vergangenheit zunehmend Aktivitäten im Bereich der sozialwissenschaftlichen Begleitforschung speziell in den USA, Großbritannien und Deutschland initiiert, unter anderem von der NSF (USA), der Royal Society (GB), sowie dem BMBF und dem TAB (D). 7.4 219 Nanotechnologie und Ethik? Sozialwissenschaftliche Begleitforschung wird durchgeführt InnovationsInnovations- und Diffusionshemmnisse Vor dem Hintergrund einer zunehmenden Technologiedynamik in der Form sich verkürzender Produkt- und Technologielebenszyklen, Sättigungstendenzen auf den traditionellen Märkten und einer Dynamisierung der technischen Entwicklungen, hat sich der globale Wettbewerb in den letzten Jahren erheblich verschärft. Wettbewerbsfähigkeit und Wachstum werden mehr denn je davon bestimmt, die Fähigkeit zu besitzen, neue Produkte und neue Verfahren hervorzubringen und diese weltweit zu vermarkten, um dadurch neue Märkte zu erschließen und den künftigen Innovations- und Investitionsanforderungen gerecht zu werden. Innovation ist somit eine zentrale Determinante für die Wettbewerbsfähigkeit und zukünftige Erfolge und zwar nicht nur für die Großunternehmen, sondern gerade auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), da sie bei Marktumbrüchen einem existenzielleren Anpassungsdruck als Großunternehmen unterliegen. Für die internationale Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland auf zukunftsträchtigen Gebieten wie der Nanotechnologie ist es daher von elementarer Bedeutung, ein innovationsförderndes Umfeld für Unternehmen zu gewährleisten und Innovationshürden zu beseitigen. Zu diesem Zweck wurden in der zu dieser Studie durchgeführten schriftlichen Befragung potenzielle Innovationsbarrieren im Hinblick auf die von Industrieseite adressierten Anwendungsfelder für Nanotechnologie-Produkte erfasst. An erster Stelle stehen aus Sicht der befragten Unternehmen Innovationshürden wie Investitionskosten, Finanzierung und Fördermittel, die auffälligerweise allesamt finanzieller Natur sind (siehe Innovationsförderndes Umfeld gewährleisten 220 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Abbildung 5.41 in Kapitel 5). Die Rangfolge der genannten Barrieren lässt darauf schließen, dass die Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren im Bereich der Nanotechnologie erhebliche Investitionen erfordert, die nicht allein aus dem Eigenkapital heraus finanziert werden können. Diese Einschätzung wurde auch in den durchgeführten Workshops zu den ausgewählten Lead-Märkten bestätigt. Mit den Entwicklungen neuer Produkte, insbesondere wenn diese auf neuartigen, bislang im Unternehmen noch nicht eingesetzten Technologien beruhen, sind erhebliche Risiken verbunden, die sowohl im Falle einer externen Finanzierung (z. B. am Kapitalmarkt) als auch im Wettbewerb mit anderen Produkten oder Unternehmenseinheiten um die Allokation der internen finanziellen Ressourcen die Frage nach der jeweiligen Kosten/Nutzen-Relation aufwerfen. In diesem Zusammenhang spiegelt sich - zumindest teilweise - auch die allgemein schwierige finanzielle Situation der Unternehmen in Deutschland wider sowie die zum Teil damit einhergehende Tendenz zu zunehmend kurzfristig ausgerichteten Unternehmensentscheidungen. Im Hinblick auf die staatliche Unterstützung entlang der Wertschöpfungskette wurde von den Unternehmen eine zu kurzfristig ausgerichtete Förderung beklagt. 7.4.1 KMU haben schlechtere Zugangsbedingungen zum Kapitalmarkt Unterschiede zwischen KMU und Großunternehmen Signifikante Unterschiede zwischen den Innovationshürden für KMU und Großunternehmen lassen sich in drei Bereichen identifizieren. Ein deutlicher Unterschied besteht bei den Finanzierungsquellen. KMU haben in ihrer Wahrnehmung deutlich schlechtere Zugangsbedingungen zum Kapitalmarkt als Großunternehmen. Entsprechend bildet die Finanzierung ihrer Aktivitäten auch für 38,6 Prozent der KMU eine wichtige Innovationshürde. Im Unterschied dazu bildet der Zugang zum Kapitalmarkt für Großunternehmen nur in 7,7 Prozent der Stichprobe eine wichtige Innovationshürde. Ähnlich liegt der Unterschied bei dem Zugang zu Marktinformationen. Auch hier sieht mit 21,3 Prozent der KMU eine deutliche höhere Zahl als bei den Großunternehmen mit 3,7 Prozent eine wichtige Innovationshürde. Mangelnde Verfügbarkeit von kompetenten regionalen Kooperationspartnern Schließlich bildet die mangelnde Verfügbarkeit von kompetenten regionalen Kooperationspartnern eine weitere Innovationshürde, bei der sich die Einschätzung der KMU in der Stichprobe von der der Großunternehmen unterscheidet. 22,2 Prozent der KMU sehen diese Innovationshürde als wichtig an, während bei den Großunternehmen lediglich 7,4 Prozent dies als eine wichtige Innovationshürde angeben. Die drei unterschiedlichen Wahrnehmungen von dem, was als Innovationshürde begriffen wird, spiegeln die unterschiedlichen Größenklassen wider. Offensichtlich wächst mit der Unternehmensgröße Kapitel 7 221 auch der Zugriff auf den Kapitalmarkt, die verfügbare Menge an Marktinformationen und die Attraktivität für regionale Partner. Für die Innovationspolitik, die sich zum Ziel setzt, KMU zu stärken, bieten die Unterschiede aber einen Ansatzpunkt für zielorientierte Interventionen. 7.4.2 Diffusionshemmnisse Diffusionshemmnisse für die Nanotechnologie sind meist dort am größten, wo nanotechnologische Konzepte oder Vorprodukte bislang keine Rolle spielten. Dies trifft insbesondere auf Industriebereiche oder Branchen zu, die technologisch wenige Berührungspunkte zu den wissenschaftlichen Grundlagen der Nanotechnologie haben. Beispiele dafür sind der Maschinenbau oder die Automobiltechnik, die im Wesentlichen eher durch ingenieurtechnische Entwicklungsansätze und weniger durch wissenschaftliche Grundlagenforschung geprägt sind. Insbesondere für den Einsatz der Nanotechnologie im Automobil stellt mangelnde technische Reife aus Sicht der Automobilindustrie in vielen potenziellen Anwendungsbereichen eine entscheidende Diffusionsbarriere dar. Das vergleichsweise frühe Entwicklungsstadium vieler automobiler Nanotechnologie-Anwendungen und die noch wenig etablierten Kooperationsbeziehungen zwischen Anbietern und Abnehmern von Nanotechnologie-Erzeugnissen sind eine Erklärung dafür, dass das Marktpotenzial für einen Einsatz im Automobil als unsicher oder sogar unterdurchschnittlich betrachtet wird. Auch die Chemieindustrie, als die gemäß der Erhebung am stärksten vertretene Branche unter den Herstellern und Anwendern von Nanotechnologie-Produkten in Deutschland, benennt das Fehlen von Informationen über potenzielle Märkte als Barriere für die Diffusion des eigenen Nanotechnologie-Know-hows in andere Anwendungsbereiche. Auch hier wirkt sich die Position der Chemieindustrie, die tendenziell am Anfang der Wertschöpfungskette steht, entsprechend hemmend auf die Verbreitung der Nanotechnologie in endproduktorientierte Anwendungsbereiche aus. Weitere Hemmnisse für eine erfolgreiche Diffusion der Nanotechnologie in neue Märkte und Anwendungen aus Sicht der chemischen Industrie sind unterschätzte Markteinführungszeiträume, fehlende „killer applications“3 und eine zumeist für KMU unklare Patentsituation, die sich in der Regel nur durch Expertenwissen und einen beträchtlichen Ressourceneinsatz erhellen lässt (siehe ausführlich dazu Kapitel 4). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass mit der Erschließung von Märkten mit Hilfe der Nanotechnologie deutliche Investitionen 3 Unter einer „killer application“ wird ein Produkt verstanden, das in der Lage ist eine starke Marktposition zu gewinnen und das damit die Existenz von (etablierten) Konkurrenzprodukten gefährdet. Frühes Entwicklungsstadium der Nanotechnologie zurzeit noch Problem in manchen Branchen Barriere für die Diffusion: fehlende Informationen über potenzielle Märkte 222 Maßnahmen zur Beseitigung von Barrieren verbessern Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt verbunden sind, die nicht ohne weiteres von der Industrie alleine aufzubringen sind. Begrenzte Marktkenntnisse und noch unzureichende Kooperationsverflechtungen, insbesondere in den bislang noch nicht so stark von der Nanotechnologie durchdrungenen Branchen, stellen eine Barriere für die Innovationsgeschwindigkeit und die Diffusion neuer Anwendungsbereiche dar. Maßnahmen zur Beseitigung dieser Barrieren sowie der Zugang zu externem Kapital und auch zu staatlichen Fördermitteln entlang der Wertschöpfungskette sind eine wichtige Voraussetzung, um die Kosten/Nutzen-Relation für Investitionen in neue Produkte und Anwendungen der Nanotechnologie zu verbessern und die Investitionstätigkeit in diesem Bereich zu erhöhen. 7.5 Beschäftigungseffekte und Qualifizierung Bei der Zurechnung von Arbeitsplätzen auf bestimmte Produkte oder Produktgruppen muss berücksichtigt werden, dass ein bestimmtes Produkt im Allgemeinen nicht von einem Unternehmen in einem Wirtschaftszweig vollständig autonom erzeugt wird, sondern dass dafür eine vielfältige Verflechtung von Vorleistungen zwischen Unternehmen aus verschiedenen Wirtschaftszweigen notwendig ist. Für eine vollständige Untersuchung der Arbeitsplätze müssten deshalb sämtliche direkten und die indirekten Beschäftigungseffekte berücksichtigt werden, die wie folgt unterschieden werden: Direkte und indirekte Beschäftigungseffekte • Direkte Beschäftigungseffekte: Sämtliche produzierende Tätigkeiten und Dienstleistungen, die mit der Entwicklung, Herstellung, Vermarktung, dem Vertrieb und der Finanzierung sowie dem Betrieb von Anlagen zur Herstellung von nanotechnologischen Komponenten und Produkten verbunden sind • Indirekte Beschäftigungseffekte in der Investitionsgüterindustrie und im Dienstleistungssektor: Um Entwicklung, Herstellung, Vermarktung, Vertrieb, Finanzierung und Betrieb durchführen zu können, müssen Unternehmen, Behörden und sonstige damit befasste Organisationen Investitionen tätigen und fremde Dienstleistungen in Anspruch nehmen. Die mit der Erzeugung dieser Investitionsgüter und Dienstleistungen verbundenen Arbeitsplätze sind nur indirekt von der Absatzentwicklung von Produkten und Dienstleistungen der Nanotechnologie abhängig. Durch die zugrunde liegende Definition der Nanotechnologie, die technische Anlagen und Geräte für die Analytik sowie Anlagen zur Herstellung von nanotechnologischen Komponenten (z. B. Beschichtungssysteme) mit einbezieht, verschwimmt die Grenze zwischen den direkten und den indirekten Effekten, so dass genau genommen auch indirekte Effekte zu einem gewissen Anteil in Form Kapitel 7 223 derartiger Investitionsgüter bei den nachfolgenden Betrachtungen Berücksichtigung finden. Ferner sollte bei der Betrachtung von Arbeitsplatzeffekten im Idealfall zwischen dem Bruttoeffekt und dem Nettoeffekt unterschieden werden. Der Bruttoeffekt beschreibt alle im Zusammenhang mit der Nutzung der Nanotechnologie verbundenen Arbeitsplätze. Der Nettoeffekt berücksichtigt dagegen, dass durch den Einsatz der Nanotechnologie andere Technologien ersetzt werden, so dass gegebenenfalls Arbeitsplätze an anderer Stelle entfallen. Aufgrund des Einflusses der Nanotechnologie auf verschiedene Stufen entlang der Wertschöpfungskette und der damit verbundenen Komplexität von Substitutionsprozessen war eine Berücksichtigung des Nettoeffektes im Rahmen dieser Untersuchung nicht möglich. Berücksichtigung des Nettoeffekts war nicht möglich Für die Ermittlung der Beschäftigungseffekte wurde auf die Ergebnisse der schriftlichen Unternehmensbefragung sowie auf verfügbare Sekundärquellen wie die Markus-Datenbank4 und Unternehmensberichte und -webseiten, zurückgegriffen. Trotz der eingeschränkten Datenbasis wurde versucht, zu einer Abschätzung der konsolidierten Umsätze und der Gesamtbeschäftigung der deutschen „Nanotechnologie-Industrie“ zu gelangen. Für diese Schätzungen wurden die vorhandenen Daten mit Hilfe statistischer Methoden ausgewertet. Um die Schätzungen vorzunehmen, wurden fehlende Daten zu den in der Gesamtstichprobe enthaltenen Unternehmen, insbesondere für Umsätze, Mitarbeiterzahlen und Nanotechnologieanteil am Umsatz auf Basis der statistischen Mittelwerte angenommen. Dabei wurde grundsätzlich vorausgesetzt, dass für die genannten Unternehmenskennzahlen innerhalb der jeweiligen Betrachtungsmenge eine Normalverteilung vorherrscht. Um die Gültigkeit dieser Annahme nach Möglichkeit zu gewährleisten und die Homogenität innerhalb einer Betrachtungsgruppe zu erhöhen, wurde die Gesamtstichprobe in sieben Unternehmensgrößenklassen (nach Mitarbeiterzahl) aufgeteilt und statistisch innerhalb jeder dieser Betrachtungsgruppen separat untersucht. Diese Vorgehensweise führt zu einer Reduzierung des Stichprobenumfangs je Betrachtungsgruppe und geht damit zu Lasten der statistischen Signifikanz der Ergebnisse. Die teilweise sehr geringen Stichprobenumfänge je Betrachtungsgruppe lassen nur eine grobe Abschätzung zu und sind aus statistischer Sicht mehr als Indikator anzusehen. Auf der anderen Seite käme eine Analyse über die gesamte Stichprobe aufgrund der Heterogenität der untersuchten Unternehmen 4 Die Markusdatenbank ist eine kommerziell angebotene Datenbank der Organisation Creditreform mit ca. 800.000 Einträgen zu deutschen Unternehmen (u. a. mit Geschäftszweck, Umsatz, Mitarbeiterzahl). Eingeschränkte Datenbasis 224 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt mit Variationen der untersuchten Größen (Umsatz und Beschäftigung) über bis zu fünf Größenordnungen (Zehnerpotenzen) zu weit unrealistischeren Schätzungen. 7.5.1 Grundlage: durchgeführte Unternehmensbefragung Zusätzliche Quelle: Markus-Datenbank Zusätzliche Quelle: Kommerzielle Studie zur Nanotechnologie UmsatzUmsatz- und Beschäftigtenzahlen der deutschen „Nanotechnologie--Industrie“ „Nanotechnologie Als Ausgangspunkt für die Ermittlung der Beschäftigungswirkung der Nanotechnologie für die deutsche Volkswirtschaft dient die schriftliche Befragung unter den in Deutschland vertretenen Unternehmen, die sich entweder als Hersteller oder Anwender mit der Nanotechnologie befassen. Hierbei wurde zunächst nicht berücksichtigt, welcher Anteil des Unternehmensumsatzes auf Nanotechnologieprodukte entfällt bzw. welcher Anteil der Beschäftigten direkt oder indirekt mit Nanotechnologie befasst ist. In der Unternehmensbefragung wurde aus Gründen der Akzeptanz bei den Befragten lediglich eine Kategorisierung der Unternehmen im Hinblick auf Umsatz und Beschäftigte nach vorgegebenen Größenklassen erfragt. Um konkretere Aussagen über die Zahl der Beschäftigten treffen zu können, wurden absolute Mitarbeiterzahlen aus anderen verfügbaren Quellen, unter anderem Markus-Datenbank, aus veröffentlichten Jahresberichten sowie vereinzelt aus unternehmenseigenen Internetseiten herangezogen. Diese Zahlen dienten der Plausibilisierung der Unternehmensangaben im Fragebogen und sind in die Modellrechnung zur Schätzung der Gesamtbeschäftigtenzahlen eingeflossen (siehe Anhang 4 „Erläuterung der Schätzung von Umsatz und Beschäftigung“). Um die Grundgesamtheit für die Schätzung zu erhöhen und eine repräsentativere Aussage zu Beschäftigungswirkung der Nanotechnologie in Deutschland zu erhalten, wurde darüber hinaus eine aktuelle, unabhängig von dieser Untersuchung erstellte, kommerzielle Studie zur Nanotechnologie (Fecht et al., 2003) herangezogen. In diesem Report sind auch insgesamt 99 deutsche „Nanotechnologieunternehmen“ zum großen Teil mit verifizierten Angaben zum Umsatz und zur Mitarbeiterzahl vertreten. Ein Abgleich beider Datenbestände ergab, dass für die nachfolgenden Betrachtungen auf eine erweiterte Stichprobe von insgesamt 167 Unternehmen (Gesamtstichprobe) zurückgegriffen werden konnte. Tabelle 7.3 fasst die für die nachfolgende Abschätzung als Ausgangsbasis dienenden Unternehmensstichproben zusammen. Kapitel 7 Unternehmen aus Zusätzliche Primärerhebung Unternehmen aus der (Schriftliche Sekundärquelle Gesamtstichprobe Unternehmensbe- (Fecht et al., 2003) 225 Alle Unternehmen fragung Anzahl 103 64 167 Unternehmen davon mit Umsatzangaben davon mit Mitarbeiter- 73 48 121 (71 %) (75 %) (72 %) 82 64 146 (79 %) (100 %) (87 %) zahlen Tabelle 7.3: Stichprobe für die Schätzung von Umsätzen und Beschäftigten Die solide Datenbasis zu den Umsätzen und Beschäftigtenzahlen von 72 Prozent bzw. 87 Prozent erlaubt eine Hochrechnung auf die Gesamtstichprobe von 167 Unternehmen. Dabei wurde eine Differenzierung nach Unternehmensgrößenklassen vorgenommen, da bei den Großunternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten die Umsatz- und Mitarbeiterzahlen bei nahezu 100 Prozent der in der Stichprobe enthaltenen Unternehmen vorlagen, während beispielsweise zu den KMU mit bis zu 20 Mitarbeitern nur in gut 60 Prozent der Fälle Umsatzangaben vorlagen. Für die Hochrechnung wurde der statistische Mittelwert je Größenklasse herangezogen. Eine Zusammenfassung der vorliegenden Daten sowie der Hochrechnung auf die Gesamtstichprobe ist in Tabelle 7.4 wiedergegeben. Stichprobe 226 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Größen- 1 2 3 4 5 6 7 101 251 501 1001 Über bis bis bis bis 5000 250 500 1000 5000 Gesamt klasse Mitarbei- Bis 20 21 bis terzahl 100 Anzahl der Unterneh- 72 34 11 11 10 9 20 167 79 197 258 950 1.109 5.038 353.072 360.703 650 1.382 1.761 3.944 men Schätzung Gesamtumsatz (in Mio. EUR) Schätzung Gesamtbeschäf- 7.161 23.463 1.223.837 1.262.198 tigte Tabelle 7.4: Schätzung von Umsatz und Beschäftigten der 167 „Nanotechnologieunternehmen“ (zur Segmentierung der Unternehmen in F1, F2 und F3 siehe Abschnitt 7.2.2) in 2002 (Gesamtstichprobe) Die in der Stichprobe enthaltenen 167 in der Nanotechnologie aktiven Unternehmen erwirtschafteten in 2002 einen geschätzten Gesamtumsatz (weltweit) von knapp 360 Mrd. Euro mit einer Zahl von zusammen etwa 1,26 Mio. Mitarbeitern, wobei der Anteil des Umsatzes mit Nanotechnologie noch nicht bestimmt ist. Obwohl die dargestellten hochgerechneten Umsatz- und Beschäftigtenzahlen aufgrund der guten Abdeckung der Stichprobe durchaus als repräsentativ betrachtet werden können, sind sie doch etwas mit Vorsicht zu interpretieren. Wie bereits konstatiert beziehen sich diese Zahlen auf das jeweilige Gesamtunternehmen, ohne zu berücksichtigen, welcher Umsatzanteil davon auf die Nanotechnologie entfällt. Damit sind in Tabelle 7.4 die Gesamtumsatz- und Beschäftigtenzahlen der in der Stichprobe enthaltenen Großunternehmen wie DaimlerChrysler, Bayer oder BASF in vollem Umfang mit enthalten. Um weiter nach der Nanotechnologierelevanz zu differenzieren, wurde in der Unternehmensbefragung der geschätzte Umsatzanteil der Nanotechnologie am Gesamtumsatz des jeweiligen Unternehmens abgefragt. 73 Prozent der befragten Unternehmen in der Primärerhebung (n=103) haben diese Frage beantwortet. Die Ergebnisse, aufgegliedert nach Unternehmensgröße, sind in Abbildung 7.10 dargestellt. Beispielsweise geben 15 Prozent der Unternehmen mit mehr als 1000 Kapitel 7 Anteil Unternehmen je Größenklasse Beschäftigten an, dass der Anteil der Nanotechnologie an ihrem Gesamtumsatz unter 1 Prozent liegt. 100% 90% 80% 70% 100% 75-99% 50-74% 25-49% 2-24% 0-1% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% bis 20 21-100 101-250 251-1000 1000 und mehr Anzahl Mitarbeiter Abbildung 7.10: Umsatzanteil der Nanotechnologie am Gesamtumsatz nach Unternehmensgröße (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Es ist ein deutlicher Zusammenhang zwischen der Unternehmensgröße und dem Anteil der Nanotechnologie im Unternehmen zu erkennen. Dies ist nicht verwunderlich, da kleine Unternehmen ihre Ressourcen stärker bündeln müssen und daher in der Regel eine enger definierte Kernkompetenz aufweisen als Großunternehmen. Insbesondere junge Nanotechnologieunternehmen zeichnen sich in aller Regel durch eine ausgeprägte Kompetenz in einem speziellen Teilgebiet der Nanotechnologie aus und nutzen dieses Know-how als Erfolgs- und Wettbewerbsfaktor, um sich erfolgreich im Markt zu positionieren. Es ist auffallend, dass unter den kleineren Unternehmen der Nanotechnologieanteil wesentlich stärker variiert als bei den größeren Unternehmen. Dies mag zum Teil damit zusammenhängen, dass KMU zahlenmäßig die Stichprobe dominieren und demnach auch eine größere Varianz aufweisen. Die klare Tendenz, dass mit zunehmender Unternehmensgröße sich die Unternehmen a) entweder zum überwiegenden Teil oder b) nur am Rande mit Nanotechnologie befassen, verdeutlicht, dass es hierfür offenbar noch andere, substanzielle Ursachen gibt. Eine Begründung ist die Heterogenität der Märkte für NanotechnologieProdukte in ihrem Reifegrad und Umsatzvolumen. Die Nanotechnologie bedient sowohl etablierte Massenmärkte als auch potenzielle Wachstumsmärkte oder auch ausgewählte Nischenmärkte. Für die in der Regel global tätigen Industrieunternehmen unter den NanotechnologieAkteuren kommen jedoch nur große etablierte Märkte oder entstehende Märkte mit viel versprechenden Wachstumspotenzialen in Betracht. Im 227 228 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt ersten Fall kommt der Nanotechnologie ein hoher Umsatzanteil im Unternehmen zu, während im zweiten Fall die Nanotechnologie umsatzmäßig noch wenig bedeutend für die Unternehmen ist, was die Diskrepanz bei der Gewichtung der Nanotechnologie zwischen kleinen und großen Unternehmen erklärt. Abbildung 7.11 spiegelt vor diesem Hintergrund die bestehenden bzw. antizipierten Potenziale der Nanotechnologie mit Blick auf die deutsche Industriestruktur wider. Hier zeigt sich deutlich, dass unter den größeren Nanotechnologieunternehmen die Chemische Industrie dominiert, gefolgt von der Optik sowie der Automobil- und Elektronik-Industrie. Sonstige 14% Elektronik 10% Nachrichtentechn. Geräte 3% Kfz-Industrie 10% Chemische Industrie 32% Glas- und Keramik 7% Optische Geräte 18% Maschinenbau 3% Medizintechnik 3% Abbildung 7.11: Branchenverteilung der Nanotechnologieunternehmen mit mehr als 1000 Mitarbeitern (n=29). (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) 7.5.2 Abschätzung der Beschäftigungseffekte ansatzweise möglich Abschätzung der Beschäftigungswirkung der Nanotechnologie in Deutschland Eine Abschätzung der mit der Nanotechnologie verbundenen Beschäftigungseffekte in Deutschland ist, bedingt durch die Unvollständigkeit der verfügbaren Datenbasis und der Problematik einer zuverlässigen Erhebung der dafür erforderlichen Zahlen, im Rahmen dieser Studie lediglich ansatzweise möglich. Aufgrund des bereits angeführten Querschnittscharakters der Nanotechnologie sowie der fehlenden Verankerung dieses Technologiefeldes in den statistisch erfassten Systematisierungsschemata kann die Einbeziehung der gesamtwirtschaftlichen Produktionsstatistiken und die Verwendung komplexer Input-Output-Modelle nicht zu einer exakten Ermittlung der tatsächlichen Beschäftigungszahlen führen. Gleichwohl stützt sich die Kapitel 7 229 hier vorgenommene Abschätzung auf ca. 37 Prozent5 der in Deutschland tätigen Nanotechnologieunternehmen. Somit sind die Ergebnisse durchaus als eine verlässliche Orientierungsgröße zu betrachten. Vor der Darlegung der Ergebnisse der nachfolgenden Schätzung sollen noch einige Anmerkungen zur Güte der Datenbasis, den getroffenen Annahmen und der gewählten Methodik gemacht werden, um eine weitgehende Transparenz der zugrunde liegenden Prämissen zu gewährleisten (zur ausführlichen Erläuterung der Schätzung von Umsatz und Beschäftigung siehe auch Anhang 4): • Für die Ermittlung der Beschäftigtenzahlen wurde der Umsatzanteil der Nanotechnologie herangezogen und 1:1 auf den Anteil der Beschäftigten im Zusammenhang mit der Nanotechnologie übertragen; damit ergibt sich tendenziell eine geringere Beschäftigtenzahl als die tatsächliche, da die nanotechnologischen Produkte angabegemäß bei vielen Unternehmen noch im Entwicklungsstadium sind und noch keine Umsätze erwirtschaften. • Angaben zum Umsatzanteil der Nanotechnologie lagen nur für 44 Prozent der Unternehmen in der erweiterten Stichprobe (n=167) vor; die Validität dieser Angaben konnte nicht geprüft werden. • Eine Unterscheidung zwischen Beschäftigten in Deutschland und ausländischen Beschäftigten der betrachteten Unternehmen konnte nur bei den 20 in der Stichprobe enthaltenen Großunternehmen mit mehr als 5000 Mitarbeitern berücksichtigt werden • Es wurde keine qualitative Differenzierung nach Art der Beschäftigungsverhältnisse vorgenommen, z. B. nach hochqualifizierten Forschern und Entwicklungsingenieuren im Vergleich zu einfachen Arbeitsplätzen im produktiven Bereich. Für diese Schätzung wurden alle vorhandenen Unternehmensdaten und relevanten Kenngrößen (Umsatz, Mitarbeiter und Nanotechnologieanteil) der Unternehmen berücksichtigt, um somit die größtmögliche Zuverlässigkeit der Schätzung auf Basis der vorhandenen Daten sicherzustellen (vgl. Tabelle 7.5). 5 Die Anzahl der Unternehmen in Deutschland, bei denen derzeit im Nanotechnologiebereich Aktivitäten feststehen oder zumindest stark vermutet werden, liegt bei ca. 450. Anmerkungen zur Güte der Datenbasis 230 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Größenklasse 1 Mitarbeiterzahl Anzahl Unternehmen 2 3 4 5 6 7 Gesamt Bis 21 101 251 501 bis 1001 Über 20 bis bis bis 1000 bis 5000 100 250 500 72 34 11 11 10 9 20 167 46 93 92 263 246 1.211 28.353 30.304 302 511 407 746 1.209 4.313 61.603 69.091 5000 Geschätzter Nanotechnologieumsatz (in Mio. EUR) Geschätzte Nanotechnologiebeschäftigte Tabelle 7.5: Stichprobe keine 100-prozentige Abdeckung sämtlicher Nanotechnologieunternehmen in D Schätzung von Umsatz und Beschäftigung, verbunden mit der Nanotechnologie, in Deutschland in 2002 für die Gesamtstichprobe Auf Basis dieser Schätzung ergibt sich ein weltweiter GesamtNanotechnologieumsatz für alle 167 betrachteten Unternehmen von ca. 30 Mrd. Euro und eine Beschäftigtenzahl von 69.000 (direkte und indirekte Beschäftigung errechnet über den Umsatz), wobei Großunternehmen mit über 5.000 Mitarbeitern mit Abstand den größten Einfluss (ca. 95 Prozent bzw. 89 Prozent) auf den Gesamtumsatz und die Gesamtbeschäftigung der Stichprobe haben. Das ist darin begründet, dass einige der Großunternehmen nach eigenen Angaben einen hohen Nanotechnologieanteil aufweisen, und somit deren Mitarbeiterzahlen in diesem Maße in die Schätzung einfließen. Dies gilt in erster Linie für Großunternehmen der chemischen und der optischen Industrie, die mit bereits etablierten Produktlinien wie beispielsweise nanostrukturierten Materialien (z. B. Carbon Black oder Polymerdispersionen, vgl. Kapitel 6.2) oder nanooptischen Komponenten (Lithografieoptiken, LED etc., vgl. Kapitel 6.5) bereits Milliardenumsätze erzielen. Um der Tatsache Rechnung zu tragen, dass vor allem bei größeren Unternehmen ein bedeutender Teil ihrer Leistungserbringung im Ausland erfolgt, und sich dieses nicht auf die inländische Beschäftigung in Deutschland auswirkt, sollte die inländische Beschäftigungsquote für die Ermittlung der durch die Nanotechnologie induzierte inländische Beschäftigungswirkung weitestgehend berücksichtigt werden. Aus diesem Grund wurde zusätzlich für die 20 Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern in der Stichprobe der Mitarbeiteranteil in Deutschland ermittelt und analog auf die potenziellen Beschäftigten in der Nanotechnologie angewendet. Die in Tabelle 7.5 dargestellten Ergebnisse der Schätzung lassen die Vermutung zu, dass Nanotechnologie in den besonders innovativen Kapitel 7 231 Wertschöpfungsprozessen der Unternehmen vorzufinden ist und diese Prozesse aufgrund des hohen Qualifikationsstandes der hiesigen Mitarbeiter und der Nähe zu den zentralen FuE-Standorten der deutschen Unternehmen tendenziell eher in Deutschland angesiedelt sind. Im Folgenden werden in drei Schritten die bisher geschätzten Beschäftigtenzahlen auf 450 Unternehmen, die im Bereich Nanotechnologie aktiv sind, hochgerechnet. Im ersten Schritt (siehe Abbildung 7.12) wurden die Beschäftigtenzahlen der Unternehmen mit bis zu 5000 Beschäftigten extrapoliert auf insgesamt 420 Unternehmen. Daraus resultiert eine Beschäftigtenzahl von 21.400. Anzahl der Nano-Beschäftigten 35.000 30.000 Hochrechnung (n=420) 25.000 Schätzung (n=147) 20.000 Trendextrapolation 21.400 15.000 10.000 7.488 5.000 0 0 100 200 300 400 Nanotechnologie-Unternehmen in Deutschland mit bis zu 5000 Beschäftigten 500 Abbildung 7.12: Extrapolation 1 in Bezug auf Unternehmen mit bis zu 5000 Beschäftigten Bei Unternehmen mit über 5000 Mitarbeitern wurde lediglich von 20 auf 30 Unternehmen konservativ extrapoliert (Abbildung 7.13). Daraus resultiert eine Beschäftigtenzahl von 92.400. Dieses Vorgehen war für die Autoren dieser Studie aufgrund des Vergleichs der Unternehmen, die den Fragebogen beantwortet haben und der Adressliste mit Unternehmen mit über 5000 Beschäftigten, plausibel. Zusätzliche Extrapolationen 232 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Anzahl der Nano-Beschäftigten 120.000 Hochrechnung (n=30) 100.000 92.400 Schätzung (n=20) 80.000 Trendextrapolation 61.603 60.000 40.000 20.000 0 0 10 20 30 Nanotechnologie-Unternehmen in Deutschland mit mehr als 5000 Beschäftigten 40 Abbildung 7.13: Extrapolation 2 in Bezug auf Unternehmen mit mehr als 5000 Beschäftigten In Abbildung 14 sind die Extrapolationen 1 und 2 zusammengefasst. In Bezug auf die 450 Unternehmen in Deutschland, bei denen derzeit im Nanotechnologiebereich Aktivitäten feststehen oder zumindest stark vermutet werden, lässt sich festhalten, dass nach dieser Rechnung über die Umsatzzahlen 114.000 Arbeitsplätze abgeschätzt werden können. GK 1-6 125.000 gesamt 114.000 GK 7 Schätzung GK 1-6* Anzahl der Nano-Beschäftigten Schätzung GK 7** 100.000 Hochrechnung GK 1-6* 69.000 Hochrechnung GK 7** 75.000 * Unternehmen mit bis zu 5.000 Beschäftigten ** Unternehmen mit über 5.000 Beschäftigten 50.000 25.000 450 0 167 30 20 0 10 420 390 360 330 300 270 240 210 180 147 90 120 60 0 0 30 Optimistische Schätzung: 114.000 Arbeitsplätze derzeit Anzahl Nanotechnologie-Unternehmen in Deutschland Abbildung 7.14: Zusammenfassung der Extrapolationen 1 und 2 sowie Anzahl der Beschäftigten in 450 „Nanotechnologieunternehmen“ in Deutschland Kapitel 7 233 Zur Plausibilisierung der Schätzung der Beschäftigungseffekte der Nanotechnologie wurden in einem weiteren Schritt die Unternehmensangaben der im Rahmen dieser Studie durchgeführten schriftlichen Befragung herangezogen, in der auch nach den direkt oder indirekt von der Nanotechnologie abhängigen Beschäftigten gefragt wurde (vgl. Frage 14 im Fragebogen und Abbildung 7.15). Die 92 Unternehmen, die zu dieser Frage Angaben machten, beschäftigen demzufolge mindestens zwischen 4.000 bis 6.500 Mitarbeiter in diesem Bereich. Die Spanne für die berechnete Mindestbeschäftigtenzahl resultiert daraus, dass keine absoluten Zahlen sondern Größenbereiche abgefragt wurden. Die Werte sind zudem als Untergrenze der von der Nanotechnologie ausgehenden Beschäftigung zu betrachten, da Unternehmen mit mehr als 250 von der Nanotechnologie abhängigen Mitarbeitern bei dieser Berechnung nur bis zu diesem Wert berücksichtigt werden können. 250 MA und mehr 12 k.A. 11 bis 5 MA 35 101 bis 250 MA 5 26 bis 100 MA 14 6 bis 25 MA 26 Abbildung 7.15: Anzahl direkt oder indirekt von der Nanotechnologie anhängiger Mitarbeiter im Unternehmen (Summe 103 Unternehmen, Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Für die Schätzung des Mindestbeschäftigungseffekts der Nanotechnologie in Deutschland auf Basis dieser Daten für die schätzungsweise 450 „Nanotechnologiefirmen“ ergibt sich bei einer linearen Interpolation eine Zahl von mindestens 20.000 bis 32.000 Arbeitsplätzen in Deutschland. Die ermittelten Gesamtbeschäftigtenzahlen, die sich abhängig von dem jeweiligen Ermittlungsansatz ergeben, sind in Abbildung 7.16 graphisch gegenübergestellt. Vorsichtige Schätzung: 20.000 bis 32.000 Arbeitsplätze derzeit 234 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Anzahl der Beschäftigten 120.000 114.000 Schätzung auf Basis des Nanotechnologieanteils am Umsatz (n=450) 100.000 Schätzung auf Basis der NanotechnologieBeschäftigten (Untergrenze 2) 80.000 (n=167) 60.000 Schätzung auf Basis der NanotechnologieBeschäftigten (Untergrenze 1) 40.000 32.000 Hochrechnung (linear) 20.000 20.000 (n=92) (n=450) 0 0 100 200 300 400 500 Anzahl der Nanotechnologieunternehmen in D Abbildung 7.16 Gegenüberstellung der hochgerechneten Beschäftigungswirkung der Nanotechnologie für Deutschland in Jahr 2002 nach unterschiedlichen Schätzungen (eigene Berechnungen) Untergrenze: 20.000 bis 32.000 Arbeitsplätze Obergrenze: 114.000 Arbeitsplätze Je nach verwendeter Datenbasis und Methodik kommt man zu sehr unterschiedlichen Schätzungen für die Gesamtbeschäftigung in Verbindung mit der Nanotechnologie in Deutschland. Die Spanne der niedrigeren Schätzung von 20.000 bis 32.000 Mitarbeitern ist, wie schon erwähnt, als eine Untergrenze zu interpretieren. Folglich können die über die Umsatzzahlen abgeschätzten 114.000 Arbeitsplätze als Obergrenze angesehen werden. Hinsichtlich der Beschäftigungswirkung ist zu berücksichtigen, dass diese angegebene Arbeitsplatzanzahl überwiegend in der Großindustrie angesiedelt ist. In den Zahlen nicht enthalten sind Arbeitsplätze in den nicht-industriellen Bereichen, die bei wissenschaftlichen Einrichtungen und im Hochschulwesen vorzufinden sind. 7.5.3 Beschäftigungsentwicklung Beschäftigungsentwicklung Neben der Abschätzung der absoluten Beschäftigungseffekte der Nanotechnologie ist die Dynamik der Beschäftigungsentwicklung von großem Interesse, um Aussagen über die Entwicklung der von der Nanotechnologie abhängigen Arbeitsplätze treffen zu können. Dabei sind sowohl die in der Vergangenheit bereits erfolgte Entwicklung als auch die pozentiellen Aussichten für die Zukunft von Interesse. Ebenso wie bei der statischen Betrachtung der Beschäftigung können auch in diesem Fall nur Schätzungen auf Grundlage der verfügbaren Datenbasis vorgenommen werden. Hierfür lagen belastbare Zahlen zur Anzahl der Mitarbeiter im jeweiligen Gesamtunternehmen über die Jahre 2000 bis 2002 zum Stichtag des jeweiligen Geschäftsjahres von knapp 60 Unternehmen vor. Für das Jahr 2003 wurden verfügbare Angaben zu den erwarteten Mitarbeiterzahlen von ca. 30 Unternehmen herangezogen, um Kapitel 7 einen ungefähren Trend für das vergangene Jahr aufzeigen zu können. Diese Zahlen wurden, wie bereits in den vorhergehenden Analysen, aus der Markus-Datenbank und veröffentlichten Jahresberichten der Unternehmen entnommen. Abbildung 7.17 stellt die Entwicklung über die vergangenen drei Jahre getrennt nach KMU (weniger als 250 Mitarbeiter) und Großunternehmen (mehr als 250 Mitarbeiter) graphisch dar. Der kaum in der Stichprobe der Unternehmensbefragung enthaltende Mittelbereich (siehe Kapital Abbildung 5.8. in Kapitel 5) wird an dieser Stelle außer Acht gelassen. Während die Unternehmen mit unter 250 Mitarbeitern durchweg Beschäftigungszuwächse verzeichneten, nahmen bei den Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeitern in Summe die Beschäftigten in den Jahren 2001 und 2002 jeweils im Vergleich zum Vorjahr ab. Die positive Entwicklung im Jahr 2003 ist insbesondere bei den Großunternehmen (GU) mit großer Vorsicht zu betrachten, da diese Angaben aus einer deutlich kleineren Stichprobe gewonnen wurden. 20,0% 18,2% KMU 15,0% GU 10,0% Veränderung ggü Vorjahr 5,1% 4,0% 5,0% 0,4% 0,0% -2,7% -5,0% -5,5% -10,0% 2001 2002 2003e Abbildung 7.17: Entwicklung der Gesamtbeschäftigtenzahlen von Nanotechnologieunternehmen getrennt für KMU und Großunternehmen 2000 bis 20036 in der Gesamtstichprobe Bei den kleinen und mittleren Unternehmen ist ein signifikanter Rückgang des Beschäftigungsanstiegs zu beobachten von ca. 18 Prozent im Jahr 2001 zu vier bis fünf Prozent in den Jahren 2002 und 2003. Dies ist in erster Linie auf das „Platzen der New Economy Blase“ im Jahr 2000 und dem damit einhergehenden Rückgang an Risikokapital für junge High-tech-Unternehmen zurückzuführen. Die leichte zeitliche Verzögerung zwischen dem Einbruch an den Kapitalmärkten und der Mitarbeiterentwicklung bei den KMU lässt sich mit der zu diesem 6 Die Zahlen für 2003 basieren auf erwarteten Mitarbeiterzahlen der Unternehmen. 235 236 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Zeitpunkt noch guten Kapitalausstattung der Unternehmen nach einer erfolgreichen Finanzierungsrunde erklären. Große Mehrheit der befragten Unternehmen erwartet Beschäftigungszuwachs Für die Einschätzung der mittelfristigen Beschäftigungsentwicklung in der Industrie, die direkt oder indirekt durch die Nanotechnologie beeinflusst wird, wurden die Unternehmen zu ihren Erwartungen befragt (s. Frage 20 im Fragebogen). Nur 21,5 Prozent der KMU und 13,5 Prozent der Großunternehmen rechnen mit keiner Personalaufstockung in diesem Bereich bis zum Jahr 2006. Dagegen erwarten insgesamt 81,4 Prozent der befragten Unternehmen einen mehr oder weniger großen Mitarbeiterzuwachs durch die Nanotechnologie im eigenen Unternehmen. Demnach kann der Nanotechnologie sicherlich ein hohes Potenzial bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze zugebilligt werden. Von den kleinen und mittleren Unternehmen rechnet knapp die Hälfte mit einem Mitarbeiterzuwachs von mehr als 20 Prozent, ein Drittel mit mehr als 50 Prozent und fast 20 Prozent der KMU noch mit einem Wachstum von sogar über 100 Prozent bis 2006 in diesem Bereich (siehe auch Abbildung 5.26 in Kapitel 5). Bei den Großunternehmen fällt die Prognose nicht ganz so optimistisch aus. Immerhin gehen hier mehr als die Hälfte von einem Zuwachs von mehr als zehn Prozent aus. Auch hier liegen also deutliche Wachstumspotenziale in der Nanotechnologie. Bei den Großunternehmen ist allerdings davon auszugehen, dass die Anzahl der Mitarbeiter in der Nanotechnologie eher durch unternehmensinterne Umstrukturierungen oder Umwidmungen erhöht wird als durch die Schaffung zusätzlicher Arbeitsplätze. Zuwachs an neuen Arbeitsplätzen von 10.000 bis 15.000 in naher Zukunft (2006) Auf Basis der von den befragten Unternehmen erwarteten Personalsteigerungen im Bereich der Nanotechnologie wurde eine Abschätzung des absoluten Zuwachses an Beschäftigten vorgenommen. Hierfür wurden die gleichen Annahmen wie für die konservative Schätzung unter Abschnitt 7.5.2 für die Ermittlung der derzeitigen Beschäftigung getroffen (Spanne von 20.000 bis 32.000 und 114.000). Danach ergibt sich ein erwarteter absoluter Beschäftigungszuwachs von mindestens 2.000 bis 10.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen bis 2006 allein für die etwa 450 heute existierenden Nanotechnologieunternehmen in Deutschland. Legt man die gleichen Annahmen zugrunde wie für die betrachtete Schätzung unter 7.5.2, so ist mit einem Zuwachs an neu geschaffenen Arbeitsplätzen durch die Nanotechnologie in der Größenordnung von mindestens 10.000 bis 15.000 auszugehen. 7.5.4 Qualifizierung Direkt mit dem Aspekt der Beschäftigung geht die Frage nach der Qualifizierung einher. Mit wachsender Beschäftigung im Bereich der Nanotechnologie ist in der Regel ein Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal verbunden. Viele Branchen haben deshalb heute Bedarf an Kapitel 7 237 Naturwissenschaftlern, die fundierte Spezialkenntnisse im Bereich der Nanotechnologie mitbringen.7 Nanotechnologie ist ein sehr interdisziplinäres Wissenschaftsfeld, in dem Erkenntnisse der Physik, Chemie, Ingenieurwissenschaften, Werkstoffwissenschaften, Biologie und anderer Disziplinen zusammenfließen. Innovationen auf dem Gebiet der Nanotechnologie bedürfen daher mehr als das Fachwissen nur einer Disziplin. Der Grund dafür ist das Verschwimmen der traditionell zwischen den Naturwissenschaften gezogenen Grenzen auf atomarer Ebene. Unternehmen, die im Bereich der Nanotechnologie tätig sind, müssen daher über Personal verfügen, das die jeweiligen Aspekte der verschiedenen Disziplinen kennt und deren Methoden nutzen kann. Bislang werden für die verschiedenen Bereiche der Nanotechnologie Akademiker verschiedenster Fachrichtungen eingesetzt. Im Bereich „Ultrapräzise Oberflächenbearbeitung“ sind dies vor allem Physiker und Maschinenbau-Ingenieure, in der „Nanomaterialforschung“ in erster Linie Chemiker. Für die Arbeit an „biologischen Detektionssystemen“ werden Biologen benötigt, für den Bau dieser Systeme ist man auf das Spezialwissen der Physiker angewiesen. Im Bereich „Funktionelle Schichtsysteme“ arbeiten in der Regel Physiker und Chemiker zusammen, doch sind hier zunehmend auch Biologen gefragt. Seit dem Studienjahr 2000/2001 werden die ersten Studiengänge im Bereich der Nanotechnologie an deutschen Hochschulen angeboten. Zu den Vorreitern zählten die Universität Würzburg mit dem Studiengang „Nanostrukturtechnik“ und die Universität des Saarlandes mit dem Studiengang „Mikro- und Nanostrukturen“. Weitere Beispiele sind seit 2003 an der Universität Kassel mit dem interdisziplinären DiplomStudiengang „Nanostrukturwissenschaft“ und der Master-Studiengang „Mikro- und Nanotechnik“ an der Fachhochschule München, der allerdings nicht für Studienanfänger angeboten wird. Entsprechend dem Querschnittscharakter der Nanotechnologie sind diese Studiengänge interdisziplinär ausgerichtet und beziehen mehrere Fachbereiche wie Biologie, Physik, Chemie, Materialwissenschaften oder Elektrotechnik in die Ausbildung ein. Ein Teil der Studiengänge legt besonderen Wert auf den Praxisbezug und die Anwendungsnähe der Ausbildung und sieht einen Abschluss als Diplom-Ingenieur vor. Daneben spielt das Thema Nanotechnologie auch in zahlreichen konventionellen Maschinenbau-, Elektrotechnik/Elektronik-, Physik-, Chemie- oder Biologiestudiengängen bereits eine zentrale Rolle. 7 Das BMBF fördert zurzeit ein Projekt zum Thema „Ermittlung von Trendqualifikationen in den Bereichen Nanochemie/Material und Nanoanalytik“. Die Bearbeitung erfolgt durch das Institut für Strukturpolitik und Wirtschaftsförderung (ISW), Halle. Ergebnisse dieses Projektes sollen zum Ende des Jahres 2004 veröffentlicht werden. Neue Studiengänge 238 Forschungsschwerpunkte an Hochschulen und weiteren Zentren Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal in der Industrie Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Außerdem betreiben mittlerweile fast alle Universitäten und zunehmend Fachhochschulen mit technisch-naturwissenschaftlichen Studiengängen Forschung im Bereich der Nanotechnologie. Als Beispiele sind unter anderem die Universitäten Karlsruhe, Aachen, München, Münster, Saarland, Kaiserlautern, Berlin, Kassel, Würzburg und Marburg zu nennen. Eigene dezentrale Netzwerke wie das Center for Nanoscience (München), das Center for Interdisciplinary Nanostructure Science and Technology (Kassel) und das Center für funktionelle Nanostrukturen (Karlsruhe) leisten eigenständige Forschungsarbeit. Auch so genannte Inkubatoren und Gründungszentren für Nanotechnologie entstehen im Umfeld von Universitäten, wie das „Center for Nanotechnology“ in Münster, sie unterstützen Ausgründungen speziell in diesem Bereich. Bei der Unternehmensbefragung wurden auch verschiedene Aspekte zum Thema Qualifizierung abgefragt, die Aufschluss über den aktuellen Bedarf an qualifiziertem Fachpersonal in der Industrie geben. Bei der Frage, welche Schritte bereits unternommen wurden, um mit Hilfe der Nanotechnologie neue Anwendungen zu erschließen oder bestehende Produkte zu substituieren, rangierte die Bereitstellung von Forschungspersonal – neben der Kontaktaufnahme mit Kooperationspartnern – mit an vorderster Stelle (vgl. Abbildung 7.18) Bereitstellung von Forschungspersonal Forschungs- und Kooperationsprojekte Erwerb von Eigentumsrechte Kotaktaufnahme zu Kooperationspartnern Tätigung von Sachinvestitionen 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% Anzahl der Nennungen Abbildung 7.18: Von den Unternehmen unternommene Schritte zur Realisierung der nanotechnologischen Vorhaben für die Zukunft (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Gleichzeitig bewerteten die befragten Unternehmen die Verfügbarkeit von geeignetem Fachpersonal für ihre zukünftigen Vorhaben im Bereich der Nanotechnologie jedoch nicht als eine der wesentlichen Hürden für die Ausschöpfung des antizipierten Anwendungs- und Marktpotenzials. Zwar wurde der Mangel an qualifiziertem Fachpersonal von den Kapitel 7 239 Befragten an vierter Stelle genannt, jedoch von der Bedeutung nur durchschnittlich bewertet. Betrachtet man die Einschätzung dieser Innovationshürde differenziert nach den angestrebten Anwendungsfeldern bzw. nach Branchenherkunft der Befragten, so sind einige Auffälligkeiten festzustellen (vgl. Abbildung 7.19 und Abbildung 7.20). Insbesondere in dem Anwendungsfeld „Chemie“ kommt dem Mangel an geeignetem Fachpersonal unterdurchschnittliche Bedeutung zu. Unter der nahe liegenden Annahme, dass die Unternehmen zukünftige Nanotechnologieprodukte primär in bereits bekannten Anwendungsbereichen einsetzen möchten, lässt sich diese Beobachtung damit erklären, dass insbesondere Werkstoffen eine zentrale Bedeutung in der Nanotechnologie zukommt. Dem entsprechend ist anzunehmen, dass die Mitarbeiter in diesen Unternehmen bereits über einen entsprechenden Wissensstand mit Blick auf nanotechnologische Aspekte verfügen oder die Unternehmen zumindest Zugang zu solchen Fachkräften haben. Von dieser Prämisse ist in den Bereichen Maschinenbau und Messtechnik nicht ohne weiteres auszugehen, da hier vorwiegend Ingenieure tätig sind, die aufgrund ihrer praxisorientierteren Ausbildung nicht so vertiefte Kenntnisse in den Grundlagendisziplinen Physik, Chemie oder Biologie besitzen. Dem entsprechend wurde hier der Mangel an geeignetem Fachpersonal höher bewertet. Information und Kommunikation (n=21) Medizintechnik / Gesundheit (n=16) Mittelwert (n=2) Kosmetik (n=9) Transport und Verkehr (n=20) Chemie / Werkstoffe /Verfahrenstechnik (n=1) Energie (-versorgung) (n=2) Maschinenbau Messtechnik (n=12) Andere (n=9) 1 2 3 Bedeutung 4 5 Abbildung 7.19: Abweichung vom Durchschnitt bei der Bewertung der Innovationshürde Fachpersonal nach Anwendungsfeldern (1 = unwichtig, 5 = wichtig) (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Bereich Chemie: Kaum Mangel an geeignetem Fachpersonal 240 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt (n=26) Chemie (n=3) Glas- und Keramik (n=2) Metallindustrie Mittelwert (n=4) Maschinenbau (n=1) Werkzeugmaschinenbau (n=1) Medizintechnik (n=20) Mess-, Kontroll-, Navigationsgeräte u.ä. (n=1) Prozesssteuer.anlagen (n=9) Optische Geräte (n=5) Kfz-Industrie (n=1) Nachrichtentechn. Geräte (n=5) Elektronik (n=5) F&E-Einrichtungen (n=4) Techn., physik., chem. Untersuchung (n=4) Sonstige 1 2 3 4 5 Bedeutung Abbildung 7.20: Abweichung vom Durchschnitt bei der Bewertung der Innovationshürde Fachpersonal nach Branchenzugehörigkeit (1 = unwichtig, 5 = wichtig) (Quelle: Schriftliche Unternehmensbefragung) Eine repräsentative Aussage für alle Anwendungsfelder lässt sich jedoch aufgrund des begrenzten Datenumfangs und dem subjektiven Bewertungsmaßstab nicht treffen. Gleiches gilt für die Betrachtung nach Branchenherkunft der befragten Unternehmen. Eine zusätzliche Bewertung der Qualifizierungssituation in den Lead-Märkten wurde im Rahmen der durchgeführten Experten-Workshops gewonnen. Bereich Optik: Zusatzqualifikationen erwünscht Bereich Automobilabau: Weiterbildungsmöglichkeiten und NanotechnologieSpezialisierungen sinnvoll Im Bereich Optik wurde von den vertretenen Industrieunternehmen kein Bedarf für neue Berufsbilder wie z. B. einen Diplom-Ingenieur für Nanotechnologie gesehen. Lediglich spezielle Zusatzqualifikationen auf Basis einer soliden Grundlagenausbildung wurden als sinnvoll erachtet. Der Bereich Nano-Optik bildet einen fließenden Übergang zu Mikrosystemtechnik, wofür in den letzten Jahren eine Vielzahl qualifizierter Ausbildungs- und Studiengänge geschaffen wurden, so dass keine zusätzliche Nano-Ausbildung als erforderlich angesehen wird. Die Nano-Optik besitzt ferner eine bedeutende Schnittstelle zu den Materialwissenschaften und der Präzisionsverarbeitung, so dass sich auch hiermit verbundene Qualifikationen für den Bereich Optik eignen. Im Bereich Automobilbau wird es ebenso wenig als problematisch gesehen, qualifizierte Mitarbeiter zu rekrutieren. Ein Engpass an qualifizierten Fachkräften ist allenfalls im Mittelstand zu beobachten. Eine gute Grundlagenausbildung in den Bereichen Physik, Chemie und Biologie wird als notwendige Voraussetzung für eine Tätigkeit an der Schnittstelle von Nanotechnologie und Kfz-Technik gesehen. Teambildung kann ein Lösungsansatz sein, um die notwendige Interdisziplinarität zu gewährleisten und Kommunikationsbarrieren zwischen den Disziplinen zu beseitigen. Da dieser Lösungsansatz in kleinen oder mittleren Unternehmen aufgrund der begrenzten personellen Kapitel 7 241 Ressourcen oftmals nicht praktizierbar ist, sollten Weiterbildungsmöglichkeiten sowie ausbildungsintegrierte Nanotechnologie-Spezialisierungen angeboten werden. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Angebot an Studienund Ausbildungsgängen im Bereich der Nanotechnologie weitgehend den Erfordernissen der Industrie entspricht. Dem steigenden Bedarf an Interdisziplinarität der Ausbildung wird durch die Bildungsträger durch das Angebot von integrierten Spezialisierungsrichtungen im Bereich der Nanotechnologie Rechnung getragen. Dies sollte jedoch nicht zu Lasten der Grundlagenausbildung in den klassischen Naturwissenschaften gehen, die von allen Bereichen der Industrie als essenziell angesehen wird. Neue Initiativen zu Förderung der Grundlagenausbildung in Verbindung mit Nanotechnologie sind kürzlich vom BMBF auf den Weg gebracht worden (BMBF, 2004). 7.6 Der Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb 7.6.1 Positionierung Deutschlands im internationalen Vergleich Für die Ausschöpfung des wirtschaftlichen Potenzials der Nanotechnologie und der Schaffung einer „Nanotechnologie-Industrie“, von der deutliche Arbeitsplatzeffekte ausgehen können, ist es mit entscheidend, sowohl technologisch als auch marktseitig an der Spitze des globalen Wettbewerbs zu stehen. Für die Einschätzung der Position Deutschlands im Bereich der Nanotechnologie wurde auf eine Reihe bestehender Untersuchungen bzw. Studien zurückgegriffen (unter anderem 3i, 2002; Compano und Hullmann, 2002; Fecht et al., 2003; TAB 2003). Diese basieren zum Teil auf messbaren Indikatoren, wie z. B. die Anzahl an Patenten oder wissenschaftliche Publikationen (Compano und Hullmann, 2002) und zum Teil auf Einschätzungen von einer größeren Zahl von Experten oder Unternehmen, die zu der wissenschaftlichen oder wirtschaftlichen Rangfolge der führenden Industrieländer einschließlich Deutschland auf dem Gebiet der Nanotechnologie befragt wurden (z. B. Fecht et al., 2003). Eine Übersicht über die Ergebnisse dieser Untersuchungen ist in Tabelle 7.6 wiedergegeben. Derzeitiges Angebot an Studien- und Ausbildungsgängen entspricht weitgehend Erfordernissen der Industrie 242 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Technologie-Indikator Entwicklungen in der Nanotechnologie (Umfrage) Medizin /Pharma Entwicklungen in der Nanotechnologie (Umfrage) Materialien Entwicklungen in der Nanotechnologie (Umfrage) Chemikalien Entwicklungen in der Nanotechnologie (Umfrage) Elektronik Entwicklungen in der Nanotechnologie (Umfrage) Fertigung Anzahl der Publikationen Zeitraum oder Zeitpunkt 2002 Position (Rang) von D im internationalen Vergleich 4 Führendes Führendes Land weltweit Land in Europa Quelle USA (West) UK 3i, 2002 2002 4 USA (West) D 3i, 2002 2002 1 D D 3i, 2002 2002 5 Japan D 3i, 2002 2002 4 USA (West) D 3i, 2002 1997-1999 3 USA D Anzahl der Patente (EPO & PCT) 1991-1999 2 USA D Anzahl der Publikationen (SCI) 1996-2001 3 USA D Compano/ Hullmann, 2002 Compano/ Hullmann, 2002 TAB, 2003 Wachstumsrate der Publikationen 1996-2000 13 Südkorea Niederlande TAB, 2003 Anzahl der Patente (WPINDEX und PATDPA) 1996-2001 2 USA D TAB, 2003 Wachstumsrate der Patente 1996-2000 4 Kanada D TAB, 2003 Anzahl der Publikationen für die Nanotechnologie im Life Science-Bereich (SCI) Anzahl der Patente für die Nanotechnologie im Life Science-Bereich (WPINDEX und PATDPA) Führende Länder der Nanotechnologie (Umfrage) Nanomaterialien Führende Länder der Nanotechnologie (Umfrage) Nanotools Führende Länder der Nanotechnologie (Umfrage) Nanodevices Führende Länder der Nanotechnologie (Umfrage) Nanobiotech 1996-2000 2 USA D TAB, 2003 1996-2000 2 USA D TAB, 2003 2003 2 USA D Fecht et al., 2003 2003 2 USA D Fecht et al., 2003 2003 3 USA D Fecht et al., 2003 2003 2 USA D Fecht et al., 2003 Tabelle 7.6: Deutschlands Position in der Nanotechnologie im internationalen Vergleich Kapitel 7 Ein Vergleich der verschiedenen Technologieindikatoren und subjektiven Rankings über verschiedene Beobachtungszeiträume zeigt deutlich, dass Deutschland die führende Position innerhalb Europas einnimmt.8 Lediglich bei den Wachstumsraten der Publikationen und Patente liegt Deutschland auf dem 13. bzw. 4. Rang (vgl. TAB, 2003), was das bereits hohe Niveau der Nanotechnologieaktivitäten in Deutschland unterstreicht. Beispielsweise haben es Länder wie Südkorea, die von einer deutlich schlechteren Position aus starten, relativ leicht, die Wachstumsrate zu erhöhen. Auf der anderen Seite zeigt dies auch, dass kleinere und wirtschaftlich unbedeutendere Länder die Nanotechnologie als chancenreiches Feld für sich ansehen. Klammert man die Position Wachstumsraten aus, so nimmt Deutschland im Mittel über die restlichen Indikatoren den dritten Platz weltweit ein. Dies wird auch durch die Einschätzung der für diese Studie befragten Unternehmen zum internationalen Stand der Nanotechnologie untermauert. Befragt zu ihrer Einschätzung in Bezug auf die Forschung und kommerzielle Umsetzung der Nanotechnologie in dem eigenen Tätigkeitsfeld zeigte sich jedoch eine Diskrepanz in der Position Deutschlands (vgl. Abbildung 7.21). Während in der Forschung und Entwicklung Asien, Japan und Europa (ohne Deutschland) den USA und Deutschland hinterherhinken, bewerteten die befragten Unternehmen die Umsetzung der Nanotechnologie in Produkte in den USA und Japan besser als in Deutschland. Deutschland Europa (ohne D) USA Forschung Japan Kommerzielle Umsetzung Asien (ohne J) 5 4 3 Bewertung 2 1 Abbildung 7.21: Einschätzung des internationalen Stands in Bezug auf Forschung und Umsetzung der Nanotechnologie im eigenen Tätigkeitsbereich (Die Ergebnisse wurden der schriftlichen Unternehmensbefragung entnommen.) 8 Wie in Kapitel 4 ausführlich dargestellt, liegt Deutschland weltweit bei den Patenten in etwa gleich mit den USA an erster Stelle. 243 Deutschland nimmt führende Position in Europa ein 244 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt Dies lässt erste Schlüsse auf die Entwicklung der Diffusion der Nanotechnologie in den Triadeländern zu. Hier scheint sich ein typisches Muster wieder einzustellen. Während die Forschung in Deutschland in der Rangfolge auf dem zweiten Platz gesehen wird, scheinen die deutschen Unternehmen bei der kommerziellen Umsetzung der Forschungsergebnisse in Produkte wiederum von den schneller agierenden Unternehmen in den USA und Japan überholt zu werden. Dieses Ergebnis ist jedoch nur eine subjektive Einschätzung der Unternehmen in Deutschland. Für eine objektive Bewertung des Erfolgs in der kommerziellen Umsetzung der Nanotechnologie müssten objektivierbare Messgrößen herangezogen werden. 7.6.2 Entwicklung eines NanotechnologieNanotechnologie-IndikatorIndikator-Modells Um Fortschritte in den Bereichen der Wirtschafts- und Sozialpolitik messen zu können, haben sich die verschiedensten Indikatoren als Grundlage für Kontroll- und Berichtssysteme bewährt. Bezogen auf die Hochtechnologiefelder findet man in der Literatur lediglich Wissenschafts- und Technologieindikatoren, die über die Anzahl der wissenschaftlichen Publikationen oder der Patente eine Abschätzung der Forschungsaktivität zulassen. Technologiebezogene Indikatoren, die Aufschluss über die Leistungs- oder Innovationskraft von Unternehmen in einem speziellen Technologiefeld geben, existieren nicht. Das Gleiche gilt für die Entwicklung der Mitarbeiterzahlen, die als Gradmesser für die wirtschaftliche Umsetzung einer Hochtechnologiesparte dienen können. Für eine technologie- und innovationsbezogene Analyse von Unternehmen in einem speziellen Applikationsfeld wie der Nanotechnologie können, je nach Betrachtungsansatz, zahlreiche Kenngrößen von Belang sein. Bei vorrangiger Betrachtung der FuE-Tätigkeit und der dabei erreichten Ergebnisse sind beispielsweise folgende Aspekte von Bedeutung: • Höhe des FuE-Aufwandes • Qualität der FuE-Ausstattung (Equipment, Facilities,…) • Kooperationen • Lizenz-Portfolio Gleichermaßen lassen sich derartige Analysen auf dem Bestand, der Veränderung und der Qualität des FuE-Personals aufbauen. Kenngrößen können hierfür sein: • Anzahl der Mitarbeiter in FuE • Qualifikation • Fluktuation/Wechselquote (im Unternehmen) Kapitel 7 245 Aufgrund der Vielschichtigkeit der zuvor genannten Einflussgrößen besteht die Problematik der Quantifizierbarkeit der genannten Größen. Um diese Unzulänglichkeit zu umgehen und statistisch valide Daten zu erhalten, bedient man sich häufig des Indikatoransatzes. Unter einem Indikator wird eine Ersatzgröße verstanden, die eine Aussagekraft für das eigentlich betrachtete Phänomen besitzt. In der Regel geht mit der Verwendung eines Indikators auch eine Komplexitätsreduktion dadurch einher, dass für die Bewertung des Sachverhalts nur eine Größe herangezogen wird. Neben den Einzelbetrachtungen von unternehmensbezogenen Daten lassen sich weitere Daten nutzen, um die Entwicklung von Unternehmensgruppen, Technologiefeldern oder Branchen zu untersuchen. Diese Daten aggregieren eine Vielzahl von identischen (Unternehmens)kennzahlen, die als Indikator für einen bestimmten Sachverhalt dienen. Dabei ist eine zeitnahe Verfügbarkeit der Daten, ihre Eindeutigkeit und ihre Vergleichbarkeit innerhalb und außerhalb des Analyseraums von Belang. Für diese Daten kommen z. B. Aussagen zur Entwicklung der Mitarbeiterzahlen von Unternehmen insgesamt oder standortbezogen infrage, die Entwicklung ihres Umsatzes, des Gewinns oder der Investitionstätigkeit. Im Folgenden wird ein Vorschlag für einen Indikator für die zeitliche Entwicklung der Mitarbeiterzahlen - unter Berücksichtigung der Klassifizierung in F1, F2 oder F3 Unternehmen - im Bereich der Nanotechnologie entwickelt. Mit einer vergleichbaren Stichprobe in anderen Ländern (z. B. den USA) ist damit ein direktes „Benchmarking“ der Mitarbeiterentwicklung in verschiedenen Ländern möglich. Da hier verhältnismäßig viele Unternehmen unterschiedlicher Größe zugrunde gelegt werden, kann von einer repräsentativen Stichprobe ausgegangen werden. Dieser Ansatz basiert auf der Ermittlung und Analyse von aussagekräftigen Kennziffern (Indikatoren) für deutsche Nanounternehmen. Diese sind durch Auswertung vorhandener Datenbanken (Markus-Datenbank etc.) oder durch regelmäßige Primärerhebungen verfügbar. Die Nutzung allgemein zugänglicher Datenbanken birgt den Vorteil, nicht von der Auskunftsfreudigkeit einzelner Unternehmen abhängig zu sein. Ein Beschäftigungsindikator lässt zwar eine Aussage über die Beschäftigungswirkung und Beschäftigungsentwicklung der Nanotechnologie zu, nicht jedoch über die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit Deutschlands in der Nanotechnologie. Insbesondere der Praktikabilität der Datenerhebung sowie der räumlichen und thematischen Abgrenzung kommt bei der Entwicklung aussagekräftiger Indikatoren maßgebliche Bedeutung zu. So lassen sich beispielsweise die Beschäftigtenzahlen von Nanotechnologie- Beschäftigungsindikator 246 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt unternehmen relativ einfach und objektiv erheben, die Zahl der in diesen Unternehmen direkt oder indirekt von der Nanotechnologie abhängigen Mitarbeiter sowie der Anteil der davon in Deutschland tätigen Mitarbeiter ist nur mit erheblichen Aufwand zu ermitteln und basiert in der Regel auf zum Teil subjektiven Unternehmensangaben. Indirekte Beschäftigungswirkungen auf die Zulieferindustrie sowie eventuelle Substitutionseffekte werden nicht berücksichtigt. Trotzdem besitzt ein System gezielt ausgewählter NanotechnologieIndikatoren dann Aussagekraft, wenn eine Ermittlung in regelmäßigen Zeitabständen über einen längerfristigen Zeitraum erfolgt und damit Trends erkennbar werden. Ebenso nützlich kann neben einem Zeitvergleich der Vergleich mit äquivalenten Indikatoren in anderen Technologiefeldern wie der Biotechnologie sein oder etwa ein „Benchmarking“ mit vergleichbaren Kennzahlen im internationalen Umfeld. In jedem Fall birgt eine isolierte Betrachtung einzelner Kennzahlen die Gefahr, dass übergeordnete, branchenspezifische oder gesamtwirtschaftliche Entwicklungen das Bild verfälschen und zu Fehlinterpretationen führen. Daher ist es unabdingbar, entweder derartige Kennzahlen mit in das System aufzunehmen oder zumindest derartige Einflüsse bei der Beurteilung der Nanotechnologie-Indikatoren und deren Entwicklung zu berücksichtigen. Beschäftigungsindex Beispielhaft ist in Abbildung 7.22 die Entwicklung eines Beschäftigungsindexes für die Nanotechnologie über die vergangenen drei Jahre auf Basis der verfügbaren Informationen aus der MarkusDatenbank dargestellt. (Zur Beschäftigungsentwicklung siehe auch das Kapitel 7.5). In diesem Index sind 35 deutsche Nanotechnologieunternehmen enthalten. Dabei wurde die Zahl der Beschäftigten im Jahr 2000 auf 100 normiert und die relative Veränderung der Folgejahre demgegenüber aufgetragen.9 Die Zusammensetzung nach Unternehmensgröße geht aus Abbildung 7.23 hervor. 9 Für das Jahr 2003 wurde nur die Entwicklung gegenüber den Vorjahren (2000-2002) für die jeweils in der verringerten Stichprobe enthaltenen Unternehmen zugrunde gelegt. Kapitel 7 140 Beschäftigungsindex 130 134 125 121 Index KMU (n=23) 120 Index gesamt (n=35) 112 108 110 105 * erwartete Mitarbeiterzahl per 31.12.2003; Index für 2003 auf Basis verringerter Stichprobe (ngesamt=19; nKMU=13) 100 90 2000 2001 2002 2003e* Abbildung 7.22: Beschäftigungsindex für die Nanotechnologie getrennt nach KMU und unternehmensgrößenübergreifend (auf 100 im Jahr 2000 normiert) Bis 20 MA (10) 21 - 100 MA (7) 101 - 250 MA 501 - 1000 MA (6) (5) 1001 - 5000 251 - 500 MA MA (1) (1) über 5000 MA (5) Abbildung 7.23: Zusammensetzung der betrachteten Unternehmensgröße Aus Abbildung 7.23 wird deutlich, dass nach einem Anstieg im Jahr 2002 ein deutliches Absinken des Beschäftigungsindikators zu erkennen ist. Offenbar hat die gesamtwirtschaftliche Entwicklung einen erheblichen Einfluss auf den Verlauf des Indikators. Die anschließende Zunahme zeigt eine leichte Erholung im Bereich der Nanotechnologie. Gesicherte Aussagen lassen sich allerdings erst über einen längeren Zeitraum treffen. 247 248 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt 7.7 Evolutionäre Entwicklungen in der Nanotechnologie bis 2006 Langfristig werden deutliche Veränderungen erwartet Ausblick Die Zukunftsaussichten bis zum Jahr 2006 erstrecken sich über einen kurzfristigen Zeitraum von zwei bis drei Jahren. Die Durchführung der schriftlichen Unternehmsbefragung, der Workshops und der Experteninterviews fanden vor allem im Jahr 2003 statt. Grundsätzlich wurden von den befragten Experten keine radikalen Änderungen im Marktumfeld vermutet, so dass eher von einer evolutionären Entwicklung als von einer radikalen, sprunghaften Änderung ausgegangen werden kann. Die Zeiträume bis zur Einführung radikaler Neuerungen sind bei den Endanwendern der Nanotechnologie, beispielsweise in der Automobilindustrie, deutlich länger als der Betrachtungszeitraum bis 2006. Trotzdem fallen die Prognosen für die Arbeitsplatz- und Umsatzentwicklung der deutschen Industrie nach der Auswertung der schriftlichen Umfrage und der Workshops für das Jahr 2006 durchaus positiv aus, so dass hier von einer nachhaltigen Einführung der Nanotechnologie als fester Bestandteil der Unternehmenskonzepte ausgegangen werden kann. Für einen langfristigen Zeitraum werden allerdings einschneidende Änderungen durch die Nanotechnologie erwartet, die zum Teil auf visionären Ansätzen basieren, wie sie beispielsweise in dem 1991 von Eric Drexler veröffentlichten Buch „Unbounding The Future: The Nanotechnology Revolution” dargestellt wurden. Drexler argumentierte, dass „Engineering“ auf molekularem Niveau eine genaue und kostengünstige Kontrolle über der grundlegenden Struktur der Materie erlauben würde. Folglich könnten z. B. Bögen eines Materials mit der Dicke weniger Moleküle hergestellt werden, die so hart seien wie Diamant. Oder es könnten kleine Maschinen mit der Größe von Mikroben konstruiert werden, um giftige Abfallprodukte aufzubrechen, Plagen zu beseitigen oder Viruskrankheiten zu bekämpfen. Programmierte „Nanodevices“ könnten möglicherweise in den menschlichen Körper injiziert werden und zum Zweck der Wundheilung zu verwundeten Hautzellen geführt werden, während andere wiederum auf einer Wand aufgetragen Anzeigeeinheiten bilden könnten – als eine Art Video-Tapete. Im gegenwärtigen Stadium der Nanotechnologie liegen Wissenschaft und Fiktion nah beieinander, was mitunter zu leeren Versprechungen ebenso wie zu unrealistischen Hoffnungen geführt hat, teilweise gefördert durch eine nicht immer fundierte Berichterstattung der Medien. Ein anderer Faktor ist das noch teilweise begrenzte physikalische Verständnis über die zugrunde liegenden Mechanismen und Effekte, das mitunter zu technisch nicht umsetzbaren Versprechungen geführt hat. Um zwischen Wissenschaft und Fiktion im Hinblick auf zukünftige Produkte und Verfahren der Nanotechnologie zu unterscheiden, wurden in einer Studie (Fecht et al., 2003) Experten zu Ihrer Einschätzung zum Kapitel 7 249 zukünftigen Einfluss der Nanotechnologie auf ausgewählte industrielle Anwendungsbereiche befragt. Die in Abbildung 7.24 wiedergegebenen Ergebnisse basieren auf den Einschätzungen von knapp 50 führenden Experten im In- und Ausland. Für das Jahr 2015 wird von den Befragten erwartet, dass fast jeder Industriebereich durch die Nanotechnologie beeinflusst wird. Bei den erwartungsgemäß am stärksten von der Nanotechnologie beeinflussten Bereichen handelt es sich um die Materialien, den Bereich Life Sciences und die Elektronik. Danach folgen mit einigem Abstand die Bereiche Umwelttechnik, Energietechnik und das Transportwesen. Diese Zukunftseinschätzung weist eine ausgezeichnete Deckung mit der heutigen Aufstellung der Nanotechnologieunternehmen in Deutschland auf. 100% Anteil der Befragten 80% kein/kaum Einfluss Schwacher Einfluss 60% mittlerer Einfluss 40% starker Einfluss sehr starker Einfluss 20% Transportwesen Energietechnik Umwelttechnik Medizintechnik Biotechnologie Elektronik Materialien 0% Abbildung 7.24: Erwartete Bedeutung der Nanotechnologie für ausgewählte industrielle Anwendungsbereiche im Jahr 2015 (Quelle: Fecht et al., 2003) Unter anderem wurde in der Befragung eine Einschätzung der zu erwartenden Zeiträume für die kommerzielle Verfügbarkeit von gesellschaftlich, wirtschaftlich und technologisch bedeutsamen Anwendungen und Verfahren abgegeben. Dazu zählten • die Nutzung von Prinzipien der Selbstorganisation für die Massenproduktion, • die Nutzung von Selbstreplikationstechniken für die Massenproduktion, • Produkte auf Basis der Nano(bio)technologie zur Heilung von Krankheiten wie Krebs, Parkinson oder Aids • Produkte auf Basis der Nano(bio)technologie zur Behebung von DNA-Defekten Im Jahr 2015 fast jeder Industriebereich durch Nanotechnologie beeinflusst? 250 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt • miniaturisierte Maschinen in der Größe von Molekülen (molecular-sized machines) • Nanoelektronik auf Basis neuer Materialien und Technologien Die Mehrheit der befragten Experten hielt eine erfolgreiche Umsetzung der genannen Produkte oder Technologien in kommerziellem Maßstab in den nächsten zehn Jahren für unrealistisch. Lediglich mit Blick auf die Nutzung von Selbstorganisationsprinzipien als Möglichkeit für die Massenproduktion erwarteten knapp zwei Drittel der Befragten eine kommerzielle Verfügbarkeit derartiger Verfahren vor 2015. Während alle Experten ohne Ausnahme die Nutzung der Nanotechnologie im Zusammengang mit den Themen Selbstorganisation, DNA-Defekte und Nanoelektronik früher oder später als wahrscheinlich ansehen, halten jeweils 13 Prozent die Selbstreplikation und den zukünftigen Einsatz von „Nano-Maschinen“ für gänzlich unwahrscheinlich. Lediglich sechs Prozent haben Zweifel an der Möglichkeit, Krankheiten wie Krebs, Parkinson oder Aids mithilfe der Nanotechnologie zu überwinden. Für die Zukunft wird eine Diffusion der Nanotechnologie in nahezu jeden Industriebereich erwartet. Es ist davon auszugehen, dass dieses eine evolutionäre Entwicklung ist und die bedeutenden kommerziellen Durchbrüche der Nanotechnologie, z. B. in der Medizin oder der Elektronik, noch nicht unmittelbar bevorstehen sondern noch einige Zeit in Anspruch nehmen werden. In den Bereichen, die aus internationaler Sicht in der Zukunft am stärksten von der Nanotechnologie beeinflusst werden, besitzt Deutschland mit seinen vorhandenen industriellen Stärken eine hervorragende Ausgangsposition. 7.8 Market Assess Assessment auf einen Blick Deutschland verfügt in den verschiedensten Bereichen der Nanotechnologie über eine gute wirtschaftliche Ausgangsposition. Die einzelnen Einflussfaktoren für den augenblicklichen Stand der Nanotechnologie in Deutschland sind gleichwohl sehr vielschichtig und heterogen. Wesentliche Erkenntnisse aus dem Kapitel 7 werden daher nochmals kurz zusammengefasst: „Weltmarkt“ Nanotechnologie • Ein Vergleich verschiedener Marktprognosen für den Nanotechnologieweltmarkt nach verschiedenen Quellen zeigt, dass die Hebelwirkung durch die Nanotechnologie einen Weltmarkt von ca. 100 Mrd. Euro beeinflusst. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass dabei die Marktvolumina unterschiedlicher Wertschöpfungstiefen addiert wurden. Die Marktprognosen sagen im Mittel eine exponentielle Steigerung in den nächsten zehn Jahren voraus. Eine Betrachtung der einzelnen Marktanteile, die auf Deutschland entfallen, ist nicht ohne weiteres möglich. Die Perspektiven der Nanotechnologie für die zukünftige Kapitel 7 251 Entwicklung deutscher Unternehmen werden durchweg als positiv angesehen. • Die im Rahmen dieser Studie befragten Unternehmen lehnen die Aussagen, dass Nanotechnologie ein neues Experimentierfeld darstellt, ebenso ab wie in abgeschwächter Form auch die Aussage, dass durch die Nanotechnologie die Technologiekompetenz abgerundet würde. Dieses Ergebnis widerlegt eindeutig die vielfach verbreitete Aussage, dass Nanotechnologie lediglich einen „Hype“ darstellt. Nanotechnologie kein „Hype“ • Die Ergebnisse der Unternehmensbefragung haben gezeigt, dass der Bereich Chemie (einschließlich Materialien) eindeutig an der Spitze der Nanotechnologiefirmen und -anwendungen in Deutschland steht (gemessen an der Anzahl der Unternehmen, der Häufigkeit bereits existierender nanotechnologischer Produkte und an deren Umsatzpotenzial bis zum Jahr 2006), gefolgt von den Life Sciences (Medizintechnik/Gesundheit) und IuK. Die Mehrzahl der Konkurrenten im Bereich Chemie wird in Deutschland und den USA gesehen. Bereich Chemie in Deutschland vorn • Im internationalen Wettbewerb wird die Forschung in Deutschland weltweit (nach den USA) auf dem zweiten Platz gesehen. Bei der kommerziellen Umsetzung der Forschungsergebnisse in Produkte werden die deutschen Unternehmen von den schneller agierenden Unternehmen in den USA und Japan überholt, stehen aber dennoch mit an der Weltspitze, wie die Ergebnisse der Unternehmensbefragung gezeigt haben. Kommerzielle Umsetzung in D noch zu verbessern • Die wichtigsten Innovationshürden in Deutschland sind Investitionskosten, Fremd- und Eigenkapital und Fördermittel, die ausschließlich finanzieller Natur sind. Die Rangfolge der genannten Barrieren lässt darauf schließen, dass die Entwicklung neuer Produkte oder Verfahren im Bereich der Nanotechnologie erhebliche Investitionen erfordert, die nicht allein aus dem Eigenkapital heraus finanziert werden können. Mit der Erschließung von Märkten mit Hilfe der Nanotechnologie sind ebenfalls deutliche Investitionen verbunden, die nicht ohne weiteres von der Industrie alleine aufzubringen sind. Begrenzte Marktkenntnisse und noch unzureichende Kooperationsverflechtungen, insbesondere in den bislang noch nicht so stark von der Nanotechnologie durchdrungenen Branchen, stellen eine Barriere für die Innovationsgeschwindigkeit und die Diffusion neuer Anwendungsbereiche dar. Ebenso stellt die Zusammenarbeit der Finanzwirtschaft und der Nanotechnologieunternehmen eine wichtige Herausforderung für die Zukunft dar, die insbesondere in Deutschland ungelöst ist. Innovationshürden 252 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt • Die Zurückhaltung von Investitionen der Venture-CapitalBranche in Start-up-Unternehmen wirkt sich derzeit äußerst negativ auf Unternehmensgründungen im deutschen Nanotechnologie-Umfeld aus. Die klassische Bankfinanzierung von Unternehmensgründungen ist in den letzen Jahren zunehmend schwieriger geworden, da sich die deutsche Bankenlandschaft selbst in einer Krise befindet. • Schätzungen des Beschäftigungszuwachses von Arbeitsplätzen in der Nanotechnologie lassen in Deutschland eine Zunahme von mindestens 10.000 bis 15.000 Arbeitsplätzen bis 2006 erwarten, allein durch die etwa 450 in der Nanotechnologie aktiven Unternehmen in Deutschland. Bereits heute finden sich schätzungsweise 20.000 - 32.000 (konservative Schätzung) und 114.000 Arbeitsplätze (optimistische Schätzung) in einem gegenwärtig nicht genauer quantifizierbaren Bereich in Deutschland, die direkt oder indirekt von der Nanotechnologie abhängig sind. • Für das Jahr 2015 wird erwartet, dass fast jeder Industriebereich durch die Nanotechnologie beeinflusst wird. Bei den erwartungsgemäß am stärksten von der Nanotechnologie beeinflussten Bereichen handelt es aus internationaler Sicht sich um die Bereiche Chemie, der Bereich Life Sciences und die Elektronik. Danach folgen mit einigem Abstand die Bereiche Umwelttechnik, Energietechnik und das Transportwesen (unter anderem Automobilbau). Klassische Bankenfinanzierung schwierig Beschäftigungszuwachs von 10.000 bis 15.000 Stellen In Zukunft starke Beeinflussung der Industriebereiche durch Nanotechnologie SWOT-Analyse Für eine zusammenfassende Situationsbeschreibung komplexer Sachverhalte hat sich die SWOT-Analyse bewährt. Die in Tabelle 7.7 dargestellte SWOT-Analyse greift exemplarisch dominante Stärken und Schwächen der Nanotechnologie in Deutschland auf. Eine SWOTAnalyse umfasst eine Stärken-Schwächen-Analyse (strengths und weaknesses), also die Bewertung der Faktoren, die in Deutschland selbst beeinflusst werden können, und eine Chancen-Risiko-Analyse (im Sinne von opportunities und threats), d. h. eine Bewertung von zum Teil global wirkenden Faktoren. Kapitel 7 ➘ Strengths ➘ Weaknesses ➘ Anteilig sind viele deutsche Kleinunternehmen in der Nanotechnologie aktiv ➘ Die Anzahl der mittelständischen - in der Nanotechnologie tätigen – Unternehmen ist verhältnismäßig gering ➘ Deutschland verfügt über eine ausgeprägte Stärke im Bereich Chemie/Werkstoffe im Bereich der Nanotechnologie ➘ Teilweise schwaches Engagement traditionell starker Branchen (z. B. Maschinenbau) in der Nanotechnologie ➘ Threats ➘ Deutschland weist erhebliche Stärken in der NanotechnologieForschung im internationalen Vergleich auf ➘ Opportunities ➘ Verstärkte kommerzielle Umsetzung ➘ der teilweise hervorragenden Forschungsergebnisse ist erforderlich Die Finanzierung von Nanotechnologie-Aktivitäten wird als die größte Herausforderung (und Innovationsbarriere) gesehen ➘ Geeignetes Fachpersonal und geeignete Kooperationspartner werden ebenfalls als Herausforderung angesehen. Tabelle 7.7: 253 SWOT-Analyse der Nanotechnologie in Deutschland Die SWOT-Analyse unterstreicht die markantesten Aussagen aus der schriftlichen Unternehmensbefragung und den Workshopergebnissen. Die bei den „Threats“ aufgeführte Finanzierung von Nanotechnologieunternehmen ist insbesondere im Zusammenhang mit der Zurückhaltung von Investitionen von „Venture-CapitalGesellschaften“ in Start-up-Unternehmen problematisch. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass Deutschland über eine sehr gute Ausgangsbasis für die wirtschaftliche Umsetzung der Nanotechnologie-Aktivitäten verfügt. Die Exzellenz in der Forschung spiegelt allerdings nicht in vollem Umfang die wirtschaftliche Umsetzung wider. Hier sind die USA und Japan Deutschland bisher überlegen. Ebenso ist dem Umstand Rechnung zu tragen, dass weltweit im Bereich der Nanotechnologie die Investitionen und staatlichen Förderungen erheblich zugenommen haben, was zum Teil auch auf die prognostizierten, sehr hohen Marktvolumina zurückzuführen ist. In Zukunft ist ein stärkerer internationaler Wettbewerb in der Nanotechnologie zu erwarten, bei dem zunehmend auch Akteure außerhalb der Triade USA, Japan und Deutschland in Erscheinung treten werden. Deutschland verfügt über sehr gute Ausgangsbasis Der internationale Wettbewerb wird stärker 255 8 FAZIT Die vorliegende Studie hatte zum Ziel, eine realistische Einschätzung des Marktvolumens und der Marktrelevanz der Nanotechnologie sowohl für Deutschland selbst als auch im internationalen Kontext zu erarbeiten. Bei der Erhebung und Auswertung des Datenmaterials hat sich ein aufwändiger Methodenmix bewährt und hilft die Defizite der jeweiligen eingesetzten qualitativen (Experteninterviews, Literaturanalyse, DelphiWorkshops) und quantitativen (schriftliche Unternehmensbefragung und Patentanalyse) Methoden zur Ermittlung des wirtschaftlichen Potenzials der Nanotechnologie zu umgehen. Auf diesem Wege gelingt es, dass die Einzelergebnisse im Rahmen der eingesetzten speziellen Methode nicht nur ausschließlich oder gar isoliert voneinander betrachtet, sondern im Kontext der gesamten Ergebnisse behandelt werden. Für die Bewertung der Ergebnisse war es äußerst hilfreich, dass (vorläufige) Ergebnisse in branchenspezifisch ausgerichteten Delphi-Workshops von ausgewiesenen Experten aus Industrie, Wissenschaft, Finanzwirtschaft unter anderem (siehe die Teilnehmerlisten im Anhang 4) kritisch beleuchtet und bewertet werden konnten. Damit wurden in diese Studie auch Elemente einer partizipativen Innovations- und Technikanalyse als Anstoß für einen stetigen und konstruktiven Diskurs mit den Stakeholdern eingebracht. Methodenmix hat sich bewährt Es kann in diesem abschließenden Kapitel nicht Sinn sein, sämtliche zentralen Ergebnisse zu wiederholen. Ein solcher Überblick der Ergebnisse findet sich zum einen bereits auf den vorangestellten ersten Seiten dieser Studie und zum anderen in den Zusammenfassungen am Ende der einzelnen Kapitel. Wir möchten an dieser Stelle nur kurz darauf verweisen, dass • die Nanotechnologie eine der Schlüsseltechnologien des 21. Jahrhunderts ist. Bereits heute werden mit Produkten, die sich nur mit Hilfe der Nanotechnologie realisieren lassen, beträchtliche Umsätze erzielt. Diese Umsätze dürften mit dem wirtschaftlichen Durchbruch der Nanotechnologie zukünftig enorm steigen. • Deutschland hinsichtlich der Patentsituation in der Nanotechnologie sehr gut aufgestellt ist - sowohl in der Nanotechnologie insgesamt als auch in dem zahlenmäßig wichtigsten Teilbereich der Chemie. Die Position Deutschlands stellt sich gerade hinsichtlich der besonders werthaltigen Patente als sehr gut dar. In keinem der in der Patentanalyse betrachteten Lead-Märkte (Chemie, Automobilbau, Optik) ist ein gravierender Rückstand gegenüber den USA oder Japan zu verzeichnen. • eine exakte Ableitung des „Nanotechnologieweltmarktes“ auf Basis der genannten Zahlen in öffentlich zugänglichen Studien gegenwärtig kaum möglich ist, da nur für einen Teil nanotechnologischer Produkte Marktzahlen verfügbar und die Auflistungen somit Bereits heute „Nanoprodukte“ Deutschland bei Patenten sehr gut aufgestellt Vorsicht bei der Ableitung des „Nanotechnologieweltmarktes“ 256 Nanotechnologie als wirtschaftlicher Wachstumsmarkt unvollständig sind, die Marktprognosen sich zum Teil auf unterschiedliche Zeithorizonte beziehen, Doppelungen von Nanotechnologieprodukten in zwei oder mehreren Teilbereichen vorkommen (z. B. Anwendung von Nanogrundprodukten/-komponenten in Endprodukten verschiedener Branchen) und Produkte aus unterschiedlichen Stufen der Wertschöpfungskette in die Betrachtung einfließen (Grundprodukte, Zwischenprodukte, Endprodukte etc.). • die Zurückhaltung von Investitionen der Venture-Capital-Branche in Start-up-Unternehmen sich derzeitig äußerst negativ auf Unternehmensgründungen im deutschen Nanotechnologie-Umfeld auswirkt. Die klassische Bankfinanzierung von Unternehmensgründungen ist in den letzen Jahren zunehmend schwieriger geworden, da sich die deutsche Bankenlandschaft selbst in einer Krise befindet. Deutschland hat sehr gute Ausgangsbasis • Deutschland zur Zeit über eine sehr gute Ausgangsbasis für die wirtschaftliche Umsetzung der Nanotechnologie-Aktivitäten verfügt. Die Exzellenz in der Forschung spiegelt allerdings nicht in vollem Umfang die wirtschaftliche Umsetzung wider. Hier sind die USA und Japan dem Standort Deutschland bisher überlegen. Der Wettbewerb wird schwieriger • weltweit die Investitionen und staatlichen Förderungen im Bereich der Nanotechnologie erheblich zugenommen haben. Das ist auch auf die prognostizierten, sehr hohen Marktvolumina zurückzuführen. Daher ist in Zukunft ein noch stärkerer internationaler Wettbewerb in Bezug auf die Nanotechnologie zu erwarten. VC und klassische Bankenfinanzierung derzeit schwierig Zukunftsmärkte nutzbar machen Neben den überaus notwendigen und regelmäßigen Erhebungen zum Marktpotenzial der Nanotechnologie wären folgende Arbeiten im Rahmen der Innovations- und Technikanalyse sehr empfehlenswert, damit ein möglichst großer Anteil des prognostizierten enormen Marktpotenzials der Nanotechnologie in Zukunftsmärkten vom Standort Deutschland nutzbar gemacht werden kann: • Die Etablierung eines Nanotechnologie-Indikators, z. B. für die Beschäftigungsentwicklung in der Nanotechnologie, um eine messbare Bezugsgröße unter anderem für die Effektivität förderpolitischer Maßnahmen zu erhalten sowie ein „Benchmarking“ mit äquivalenten Indikatoren anderer Technologiefelder, wie der Biotechnologie, oder mit vergleichbaren Kennzahlen im internationalen Umfeld (vgl. Kapitel 7.5.2 der Studie). Auf diese Weise kann die zeitliche Entwicklung der wirtschaftlichen Bedeutung der Nanotechnologie verfolgt werden. Für weitere zukünftige Untersuchungen könnte auch eine Differenzierung der Nanotechnologieunternehmen in Produzenten, Anwender etc. sinnvoll sein. • Der Aufbau einer internetbasierten Präsentationsplattform für deutsche Nanotechnologieunternehmen, um die Vermarktung von Kapitel 8 Nanotechnologieprodukten im Ausland und den Ausbau der Geschäftstätigkeit in internationalen Wachstumsmärkten insbesondere in Asien zu erleichtern. • Frühzeitige Untersuchungen möglicher Showstopper, wie z. B. die Toxizität bestimmter Nanomaterialien, um das Risiko von Fehlinvestitionen bzw. 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Gesamtkonzern, Tochterunternehmen, Start Up, Großunternehmen, KMU, Ausgründung, Abteilung/Bereich, Arbeitsgruppe etc.)? • Wann wurde diese Organisationseinheit gegründet? Wieviele Mitarbeiter hat Sie zur Zeit? Wieviele Mitarbeiter hat das Unternehmen insgesamt? • Wie viele Arbeitsplätze sind vom Einsatz der Nanotechnologie abhängig? • Geben Sie bitte an, wie sich die folgenden Betriebskennzahlen in den vergangenen fünf Jahren entwickelt haben: Umsatz, Export, F&E-Ausgaben. • Seit wann befassen Sie sich mit Fragen der Nanotechnologie – Beobachtung, Entwicklung, Nutzung, sonstiges? • Für welche der folgenden Anwendungsfelder ist die Nanotechnologie heute für Ihr Unternehmen von Bedeutung? (Anwendungsfelder nennen bzw. Liste vorlegen) • Wo liegt der Schwerpunkt Ihrer Geschäftstätigkeit? (Anpassung der Antwortmöglichkeiten nach der vorliegenden Brancheneinteilung)? • In welchem Umfang betreibt Ihr Unternehmen F&E im Bereich der Nanotechnologie? • Auf welchen Anwendungsfeldern liegen Ihre Forschungsanstrengungen? • Auf welcher Stufe der Wertschöpfungskette sind Ihre Erzeugnisse angesiedelt? – Grundstoffe, Vorprodukt, Endprodukt, (Dienstleistung)? • Wie verteilen sich Ihre Kunden geographisch? • Welchen Umsatz erwirtschaftete Ihr Unternehmen im vergangen Jahr (2001) a) insgesamt, b) mit von Nanotechnologie abhängigen selbst hergestellten Produkten (Erklärung notwendig)? • Welche Einsparungspotenziale (erläutern: z.B. Produktion, Transport, Energie etc.) sind für Ihr Unternehmen zu erwarten? • Welchen Anteil am Gesamtumsatz haben zugekaufte Produkte der Nanotechnologie? 1996/2001? • Welche Anwendungsgebiete von Nanotechnologie betreffen Ihre selbst hergestellten Produkte? (Anpassung der Antwortmöglichkeiten nach der vorliegenden Brancheneinteilung.) • Welche Anwendungsgebiete von Nanotechnologie betreffen Ihre zugekauften Produkte? (Anpassung der Antwortmöglichkeiten nach der vorliegenden Brancheneinteilung.) • Bestehen Hürden, die die erwünschte Produktion von nanotechnologischen Produkten behindern? Wenn ja, welche wesentlichen Hürden wirkten und wirken sich hemmend auf die Realisierung des erwünschten Einsatzes von Nanotechnologie aus? • Wie beurteilen Sie den Stand Ihres Unternehmens in Bezug auf die Forschung und Umsetzung von Nanotechnologie im internationalen Vergleich? • Planen Sie, Ihre Aktivitäten in den nächsten fünf Jahren im Bereich Nanotechnologie zu verstärken, zu reduzieren oder im gleichen Ausmaß wie bisher zu betreiben? • Welche Anwendungsfelder werden in den nächsten fünf Jahren an Bedeutung zunehmen in a) Forschung und b) Umsetzung? • Welchen Gesamtumsatz erwarten Sie aus Umsätzen mit Produkten, in denen Nanotechnologie integriert ist 2002 ....Deutschland/international? • Welchen Marktanteil erwarten Sie für 2006 auf dem Markt, auf dem Sie mit Ihren Produkten vertreten sind Deutschland/international? • Mit welcher Personalentwicklung rechnen Sie aufgrund der nanotechnologisch abhängigen Produkte bis 2006? • Welche Berufsbilder / Qualifikationen sind für die Tätigkeit im Kontext von Nanotechnologie in Ihrem Bereich relevant? Sind hier Änderungen notwendig? Wenn ja, welche? • Welche Erwartungen haben Sie an die öffentliche Innovationsförderung? • Welche Erwartungen haben Sie an die private Innovationsförderung (z.B. Venture Capital)? • Wenn Sie an Ihre Erwartungen an den Einsatz von Nanotechnologie vor ca. 5 Jahren denken, haben sich die Erwartungen aus heutiger Sicht bestätigt? (Liste) Befragung zum „Wirtschaftlichen Potenzial der Nanotechnologie“ Der Fragebogen wurde ausgefüllt von _____________________________________________________________________ Abteilung _____________________________________________________________ Funktion _____________________________________________________________ Anschrift _____________________________________________________________ Telefon ___________________________________ E-Mail ___________________________________ Firmenstempel Bitte senden Sie den Fragebogen bis spätestens 21. Februar 2003 zurück an: Hochschule für Bankwirtschaft, Dr. H. Sanders, Sonnemannstrasse 9-11, 60314 Frankfurt/Main, Tel: 069-154008 703; FAX: 069-154008 728 Für das Ausfüllen des Fragebogens benötigen Sie nach unserer Schätzung je nach dem Engagement Ihres Unternehmens in der Nanotechnologie ca. 20 Minuten. Dieser Aufwand soll sich für Sie lohnen! Deshalb bieten wir an, Ihnen die Ergebnisse unserer Untersuchung kostenfrei zuzusenden. Sollen wir Ihnen die Ergebnisse dieser Erhebung zusenden? Ja Nein Für diese Befragung wurde folgende Definition der Nanotechnologie zugrunde gelegt: Als Nanotechnologie verstehen wir hier: a) Alle Produkte, die mindestens eine funktionelle Komponente mit einer kontrollierten geometrischen Abmessung unterhalb von 100 Nanometern in mindestens einer Richtungsdimension besitzen, wodurch physikalische / chemische oder biologische Effekte nutzbar werden, die oberhalb dieser kritischen Abmessung nicht auftreten. Und b) Analytisches und/oder verfahrenstechnisches Equipment, das für die kontrollierte Herstellung, Positionierung oder Vermessung von unter a) genannten funktionellen Komponenten erforderlich ist. Die Daten werden vertraulich gemäß Bundesdatenschutzgesetz behandelt. Eine Weitergabe der individuellen Daten an Dritte erfolgt nicht. Fragebogen Nummer 151 1/8 I. Fragen zum gesamten Unternehmen 1. Wann wurde Ihr Unternehmen gegründet? Gründungsjahr: _________ Ja 2. Ist Ihr Unternehmen wirtschaftlich eigenständig ? Nein Falls nein, wie groß ist der Anteil des größten verbundenen Unternehmens (Konzern, Holding etc.) an Ihrem Unternehmen? kleiner 25 % 25 – 50 % 51 – 99% 100 % 3. Wo hat der größte Anteilseigner seinen Sitz? D EU Ausland (ohne EU) Ja 4. Sind Risikokapitalgeber an Ihrem Unternehmen beteiligt? Nein Falls ja, wie groß ist der Anteil? unter 25 % 25 – 50 % 51 – 75% 76 - 100 % 5. Branche: Wo liegt der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit Ihres Unternehmens? (Einfachnennung) Textil- und Bekleidungsgewerbe Herstellung von industriellen Prozesssteuerungsanlagen Chemische Industrie Herstellung von optischen Geräten Gummi- und Kunststoffgewerbe, Herstellung Glas- und Keramikgewerbe Metallerzeugung, -bearbeitung Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen Schienenfahrzeugbau Luft- und Raumfahrzeugbau Maschinenbau ohne Werkzeugmaschinen und Haushaltsgeräte Werkzeugmaschinenbau Herstellung von Elektrizitätsverteilungs- und Schalteinrichtungen Herstellung von nachrichtentechnischen Geräten und Einrichtungen Haushaltsgeräte Herstellung elektronischer Bauelemente Softwarehäuser, DV-Dienste Fernmeldedienste Wissenschaftliche Forschungseinrichtungen und Institute Technische, physikalische und chemische Untersuchung Herstellung von Büromaschinen, DV-Geräten und –einrichtungen (ohne Medizin-, Mess-, Steuer- und Regelungstechnik, Optik) Herstellung von medizintechnischen Geräten Herstellung von Mess-, Kontroll-, Navigationsu.ä. Instrumenten und Vorrichtungen Sonstige _____________________________ 6. Wie verteilen sich Ihre Kunden? (in Prozent des Umsatzes) _____ % Deutschland ______ % Europa (ohne D) _____ % USA _____ % Japan ______ % Asien (ohne J) _____ % Sonstige Fragebogen Nummer 151 2/8 7. Welchen Umsatz erwirtschaftete Ihr Unternehmen im Geschäftsjahr 2001? bis 2 Mio. € 2 bis 10 Mio. € 10 bis 50 Mio. € über 50 Mio. € Ihr Aufwand für Forschung und Entwicklung betrug ______ % des letzten Jahresumsatzes. 8. Wieviele Mitarbeiter hat Ihr Unternehmen? bis 20 21 bis 100 101 bis 250 501 bis 1000 1001 bis 5000 5000 und mehr 251 bis 500 II. Die Bedeutung von Nanotechnologie für Ihr(e) Unternehmen/ Unternehmenseinheit/ Stabsstelle (z.B. F+E) 9. Für wen beantworten Sie im folgenden den Fragebogen gesamtes Unternehmen Unternehmenseinheit Stabsstelle (Strategie-/F+E) 10. Seit wann befassen Sie sich mit Fragen der Nanotechnologie? Vor 1990 1990 bis 1995 1995 bis 2000 Seit 2001 Beobachten der Szene Eigene F+E-Arbeiten Nutzung in Produkten Andere ____________________ 11. Welcher Umsatzanteil (in % des Umsatzes Ihres gesamten Unternehmens) entfällt auf Produkte, in denen Nanotechnologie eine funktionale Rolle spielt oder die mit Hilfe der Nanotechnologie hergestellt wurden? Umsatz 1996 2001 ________ % ________ % 12. In welcher Form beschäftigen Sie sich mit Nanotechnologie? als Hersteller als Anwender von Nanotechnologie Wenn als Anwender, welcher Anteil (in % des Umsatzes Ihres gesamten Unternehmens) entfällt auf von Ihnen bezogene Vorprodukte anderer Hersteller (Einkaufsvolumen), in denen Nanotechnologie eine funktionale Rolle spielt oder die mit Hilfe der Nanotechnologie hergestellt wurden? 1996 _________ % Fragebogen Nummer 151 2001 _________ % 3/8 13. Woher beziehen Sie Ihre zugekauften Nanotechnologieprodukte? (in % Einkaufsvolumen) _____ % Deutschland ______ % Europa (ohne D) _____ % USA _____ % Japan ______ % Asien (ohne J) _____ % Sonstige 14. Wieviele Mitarbeiter Ihres gesamten Unternehmens sind (direkt oder indirekt) von Nanotechnologie abhängig? bis 5 6 bis 25 26 bis 100 101 bis 250 250 und mehr 15. Für welche der folgenden Anwendungsfelder sind Ihre nanotechnologischen Produkte heute von Bedeutung? (Mehrfachnennungen möglich) Information und Kommunikation Medizintechnik / Gesundheit Kosmetik Transport und Verkehr Chemie / Werkstoffe und Verfahrenstechnik Umwelt (incl. Recycling) Energie (-versorgung) Maschinenbau Messtechnik Baugewerbe Lebensmittel / -verarbeitung Weiße und braune Ware andere, welche: _____________________________ 16. Wie schätzen Sie insgesamt die Bedeutung der Nanotechnologie (NT) für Ihr Unternehmen ein? trifft zu trifft nicht zu 1 2 3 4 5 Unser NT-Know-how ist heute ein entscheidender Wettbewerbsfaktor NT verbessert unsere technologische Wettbewerbsfähigkeit auf unseren angestammten Märkten NT kann uns völlig neue Märkte erschließen NT rundet unsere Technologiekompetenz ab, wird aber nicht zur Kernkompetenz ausgebaut werden Die NT ist eine neben mehreren technologischen Optionen, die wir verfolgen Die NT ist für uns ein neues Experimentierfeld Fragebogen Nummer 151 4/8 17. Wie beurteilen Sie den internationalen Stand in Bezug auf die Forschung und Umsetzung der Nanotechnologie in Ihrem Tätigkeitsbereich? Bewerten Sie bitte die Regionen von 1 bis 5 nach dem Schulnotenprinzip hinsichtlich ihres aktuellen Entwicklungsstands. Stand der Forschung Stand der kommerziellen Umsetzung Deutschland Europa (ohne D) USA Japan Asien (ohne J) Andere ______________________ 18. Wo ist der Firmensitz Ihres stärksten Wettbewerbers hinsichtlich Ihrer nanotechnologischen Produkte / Anwendungsfelder? Deutschland Europa (ohne D) USA Japan Asien (ohne J) Sonstige III. Ausblick auf die Zukunft 19. Planen Sie Ihre Aktivitäten bis 2006 im Bereich Nanotechnologie zu verstärken? Erheblich verstärken Verstärken gleichbleibend Erheblich einschränken Vollkommen aufgeben Weiß nicht 20. Rechnen Sie mit einer Steigerung Ihres Personaleinsatzes im Bereich Nanotechnologie bis 2006? Ja Nein Wenn ja, mit welcher unter 10 % 10 – 20 % 21 – 50 % 51 – 75 % 76 – 100 % 101 – 200 % über 200 % Fragebogen Nummer 151 5/8 21. Kreuzen Sie bitte die 3 für Ihre nanotechnologischen Produkte zukünftig wichtigsten Anwendungsfelder (in 2006) aus der nachfolgenden Liste an (linkes Kästchen) und benennen Sie für diese Felder eine Reihenfolge nach Wichtigkeit von 1 bis 3 (rechte Box). Als wichtig verstehen wir hier jene Anwendungsfelder, in denen Sie unter Nutzung der Nanotechnologie große wirtschaftliche Chancen für Ihr Unternehmen sehen. Anwendungsfelder (analog Frage 15, hier jedoch in 2006) Reihenfolge [bitte Zahl (1 – 3) eintragen] Information und Kommunikation Medizintechnik / Gesundheit Kosmetik Transport und Verkehr Auswahl der drei wichtigsten Anwendungsfelder Chemie/Werkstoffe und Verfahrenstechnik Umwelt (inkl. Recycling) Energie (-versorgung) Maschinenbau Messtechnik Baugewerbe Lebensmittel / -verarbeitung Weiße und braune Ware andere, welche: _________________________ 22. Welche Funktionen sind bei diesen 3 Anwendungfeldern (gemäß vergebener Reihenfolge in Frage 21) für Ihre nanotechnologischen Produkte von Bedeutung? (Mehrfachnennungen für jedes Feld möglich) Feld 1 Feld 2 Feld 3 Analytik / Diagnose Medizinische Therapie / Diagnose Oberflächenfunktionalisierung Displays Energiewandlung Fertigungsequipment Nano-biologische Funktionen Datenverarbeitung und –speicherung Datenübertragung (Telematik) Materialseparation Sensorik Aktorik Materialdosierung Optische Effekte Filterung von Fluiden oder Gasen Schutz (gg. Korrosion, Schmutz etc.) Verbesserte Werkstoffeigenschaften Strukturerzeugung Design / Mode / Ästhetik Andere, welche: ___________________ ___________________ ___________________ Möglich Funktionen Fragebogen Nummer 151 6/8 23. Welche Technologien nutzen Sie zur Realisierung Ihrer nanotechnologischen Produkte in den von Ihnen unter Frage 21 angegebenen 3 Anwendungsfeldern? (Mehrfachnennungen für jedes Feld möglich) Feld 1 Feld 2 Feld 3 Molecular engineering Biological engineering Ultra-precision engineering Separation / filtration methods Sol-gel processing Powder processing Catalysis Thin film deposition methods Optical lithography Particle beam lithography Nanoprint/-imprint Microscopy Metrology Other Analytical Methods Modelling and Simulation Andere, welche: _____________________ _____________________ Mögliche Technologien Self assembly 24. Welche auf Nanotechnologie basierenden Produkte / Prozesse sind in den von Ihnen in Frage 21 benannten Anwendungsfeldern bereits heute oder zukünftig von großer wirtschaftlicher Bedeutung? (Mehrfachnennungen möglich) Produkt/Prozess: in Anwendungsfeld 1 _________________________ _________________________ _________________________ in Anwendungsfeld 2 _________________________ _________________________ _________________________ in Anwendungsfeld 3 _________________________ _________________________ _________________________ von wirtschaftlicher Bedeutung Heute bis 2006 ab 2006 Produkt/Prozess: Produkt/Prozess: IV. Die folgenden Fragen (25-29) beziehen sich ausschließlich auf das von Ihnen mit Rangfolge 1 ausgewählte Anwendungsfeld aus Frage 21 25. Welche Schritte haben Sie bereits unternommen, um das Anwendungsfeld 1 mit Hilfe der Nanotechnologie nutzen zu können? Tätigung von Sachinvestitionen Kontaktaufnahme zu Kooperationspartnern Know-how-Erwerb durch Kauf von Eigentumsrechten Know-how-Erwerb durch Forschungs- und Kooperationsprojekte Bereitstellung von Forschungspersonal Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzes Fragebogen Nummer 151 7/8 26. In welcher Phase befinden sich Ihre Arbeiten an dem Anwendungsfeld 1 zur Zeit? Forschung Entwicklung Prototyp Produkt Patent 27. Wie schätzen Sie den weltweiten Absatzmarkt für das von Ihnen angegebene chancenreichste Produkt in 2006 ein? Bitte benennen Sie dieses Produkt nochmals (vgl. Frage 24): _______________________ Die Größe des Weltmarktes schätze ich auf weniger als 50 Mio. € 50 – 250 Mio. € 250 - 500 Mio. € 500 – 1000 Mio. € mehr als 1000 Mio. € und zwar ___________ Mio. € Den Anteil Deutschlands am Weltmarkt für dieses Produkt schätze ich 2006 auf weniger als 1 % 1 – 10 % 11 – 25 % über 25 % Den Anteil unseres Unternehmens am Weltmarkt für dieses Produkt schätze ich 2006 auf weniger als 1 % 1 – 10 % 11 – 25 % über 25 % 28. Worauf basieren Ihre Markteinschätzungen? (Mehrfachnennungen möglich) Eigene Marktrecherche Kundenbefragungen Marktstudien Presseinformationen Aussagen der Konkurrenz Sonstige ____________________________ 29. Welche wesentlichen Hürden sehen Sie bezüglich der Entwicklung des Anwendungsfeldes 1 und der Ausschöpfung des Marktpotentials? (Mehrfachnennung möglich) unwichtig wichtig 1 2 3 4 5 Fehlende Marktinformation (Erkennung kommerzieller Anwendungsfelder) Hohe Investitionskosten Mangel an Finanzierungsquellen Mangel an geeignetem Fachpersonal Gesetzgebung / Regulierung Fehlende technologische Informationen Fehlende Fördermittel entlang der gesamten Wertschöpfungskette Mangelnde Verfügbarkeit kompetenter regionaler Kooperationspartner Unterdurchschnittliches Markpotential in Deutschland Sonstiges _________________________________ Bisher sind keine ernsthaften Probleme aufgetreten Vielen Dank für Ihre Mitwirkung! Fragebogen Nummer 151 8/8 Teilnehmer am Workshop "Wirtschaftliches Potenzial der Nanotechnologie im Bereich Chemie", 27.06.2003, Berlin Jürgen Ilgner Deutsche Bank AG Innovationsteam Mikrotechn. Innovationsteam Mikrotechn. Dr. Matthias Werner Deutsche Bank AG Georg L. Zerbach WGZ-Bank-Gruppe Nanotechnologieprojekte Dr. Stephan Altmann BASF AG Innovation Chemicals&Polymers Dr. Martin Vollmer Bayer AG Neue Technologien Dr. Werner Grünwald Robert Bosch GmbH Semiconductor GmbH Dr. Hermann Schenk Covion Organic Dr. Norbert Kern Degussa AG Creavis Technologies & Innov. CTO Joachim Kloeser EKRA GmbH Röntgen-EUV-Optik Dr. Andreas Leson Fraunhofer IWS Leiter Forschung Festkörper-u. Oberflächenchemie Dr. Peter Christophliemk Henkel KGaA Prof. Dr. Thomas Heimer Hochschule für Bankwirtschaft Speichersysteme GmbH, Materiallabor Dr. Heinz Hilgers IBM Deutschland Dr. M. Mennig Institut für Neue Materialien GmbH Dr. Matthias Ramm Mitsui & Co. Deutschland GmbH Dr. Stephan Haubold Nanosolutions GmbH Dr. Thomas Engelhardt Süd-Chemie AG, FuE Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Prof. Dr. Bernd Matthias Norbert Carsten Thomas Volkmar Petra Wolfgang Johann Rüdiger Klaus-Friedrich Carsten Meyer Werner Kaiser Marheine Heimer Boerner Hennig Vollrath Zänkert Klam Beckstette Mitze NSC-Nanosemiconductor GmbH Deutsche Bank AG Fraunhofer-Institut f. Angewandte Optik u. Feinmechanik Harting Elektrooptische Bauelemente GmbH Hochschule für Bankwirtschaft holotools GmbH Jenoptik Laserdiode GmbH Leica Microsystems Semiconductor GmbH LINOS AG OSRAM GmbH Carl Zeiss Carl Zeiss Semiconductor Manufacturing Technologies AG Teilnehmer am Workshop Wirtschaftliches Potenzial der Nanotechnologie im Bereich Optik, 27.10.2003, Frankfurt Leiter F & E Leiter Technologiezentrum Entwicklung Entwicklung MEL Innovationsteam Mikrotechn. Optische Schichten Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Andreas Matthias Rolf Ulf Bernhard Axel Peter Markus Peter Werner Wolfgang Gerd Dirk Leson Werner Ostertag König Sepeur-Zeitz Ebenau Hutmann Pridöhl Dahlmann Grünwald Luther Bachmann Holtmannspötter Fraunhofer-IWS Deutsche Bank AG DaimlerChrysler DaimlerChrysler Volkswagen AG BASF AG BMW AG Degussa ThyssenKrupp AG Robert Bosch GmbH VDI Technologiezentrum VDI Technologiezentrum VDI Technologiezentrum Teilnehmer am Workshop "Wirtschaftliches Potenzial der Nanotechnologie im Bereich Automobil 19.11.2003, Dresden Neue Technologien Zukünftige Technologien Consulting Zukünftige Technologien Consulting Zukünftige Technologien Consulting Röntgen-EUV-Optik Innovationsteam Mikrotechnologie Research Funktionswerkstoffe Forschung und Technik Konzernforschung, Umwelt und Verkehr Future Business GmbH Leiter Metalle und Wärmebehandlung Prozessentw. Pyrogene Oxide BMBF-Studie: „Das wirtschaftliche Potential der Nanotechnologie“ Erläuterung der Schätzung von Umsatz und Beschäftigung (5) GK 3 (5) GK 4 (5) GK 5 (n=11) (n=11) (n=10) (n=9) Gesamtumsatz der Nanotechnologie für die Gesamtstichprobe (n=167) (n=34) (5) GK 6 Direkt und indirekt abgeleitete Umsätze der Nanotechnologie (5) GK 2 (5) (6) (n=9) GK 7 Schätzung = Gesamtumsatz der Nanotechnologie korrigiert um Mehrfacherfassungen (n=167) (n=72) (5) GK 1 (4) Direkt abgeleitete Umsätze der Nanotechnologie (n=58) (3) Erhobene und ergänzte Umsätze für 2002 (n=121) (2) Direkt erhobene Umsätze für 2002 (n=66) (1) Nanotechnologieunternehmen der Gesamtstichprobe (n=167) Ermittlung des Nanotechnologie-Umsatzes für die Gesamtstichprobe (Tab. 7.5) GK 3 GK 4 GK 5 GK 6 (n=11) (n=11) (n=10) (n=9) Beschäftigte in der Nanotechnologie in D für die Gesamtstichprobe (n=167) (n=34) (5) (5) (5) (5) (5) Direkt und indirekt abgeleitete Beschäftigte in der Nanotechnologie GK 2 (6) (5) (7) Beschäftigte in der Nanotechnologie in Deutschland (n=20) GK 7 Schätzung = Beschäftigte in der Nanotechnologie in D korrigiert um Mehrfacherfassungen (n=167) (n=72) (5) GK 1 (4) Direkt abgeleitete Beschäftigte in der Nanotechnologie (n=66) (3) (2) Erhobene und ergänzte Mitarbeiterzahlen für 2002 (n=146) Direkt erhobene Mitarbeiterzahlen für 2002 (n=138) (1) Nanotechnologieunternehmen der Gesamtstichprobe (n=167) Ermittlung der durch Nanotechnologie Beschäftigten in der Gesamtstichprobe (Tab. 7.5) (4) = x Umsatzanteil der Nanotechnologie im eigenen Unternehmen* * gemäß eigener Einschätzung im Fragebogen (V 11) Umsätze 2002 (Ges.) Für die Abschätzung des MA-Anteil der Nanotechnologie wurde die Umsatzeinschätzung der befragten Unternehmen für das Jahr 2001 zugrundegelegt und direkt mit der Mitarbeiterzahl (zum Teil basierend auf den Angaben der befragten Unternehmen) korreliert. Umsätze 2002 (NT) Umsätze in der Nanotechnologie (NT) für 2002 wurden wie folgt ermittelt: (3) Markus-Datenbank der Creditreform (für nicht-börsennotierte Unternehmen) – Nicht verfügbare Umsätze und MA-Zahlen für 2002 wurden auf Basis vorhandener Daten für 2001 (in unveränderter Höhe) ergänzt. Geschäftsberichte (für börsennotierte Unternehmen) – Umsatz und Mitarbeiterzahlen wurden für die Jahre 2000, 2001 und 2002 aus folgenden Quellen erhoben: (2) (1) Prämissen der Modellrechnung (I) + MA 2002 (GK 7) x Beschäftigungsanteil in D Für Unternehmen der Größenklassen bis 5.000 Mitarbeitern wurde davon ausgegangen, dass sämtliche Nanotechnologieaktivitäten in diesen Unternehmen in Deutschland stattfinden. (7) MA 2002 (GK 1-6) Für Unternehmen mit mehr als 5.000 Mitarbeitern (GK 7) wurde zusätzlich der Anteil der Mitarbeiter in Deutschland berücksichtigt und auf die im Unternehmen geschätzten Beschäftigten in der Nanotechnologie übertragen. Die Zahl der in Deutschland beschäftigten Mitarbeiter konnte bei diesen Unternehmen aus Geschäftsberichten und anderen Veröffentlichungen entnommen werden. (6) = Bei fehlenden Umsatz- bzw. Beschäftigtenzahlen wurden Umsatz und Beschäftigten- bzw. Nanotechnologieanteil auf Basis der Mittelwerte innerhalb der jeweiligen Größenklassen geschätzt. (5) MA 2002 (NT in D) Zur Senkung des statistischen Fehlers wurde für die Schätzung fehlender Umsatz- und Mitarbeiterzahlen die Stichprobe in 7 Größenklassen (GK) aufgeteilt. (4) Prämissen der Modellrechnung (II)