Ihr Hashimoto-Thyreoiditis- Ratgeber

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Ihr Hashimoto-Thyreoiditis- Ratgeber
Ihr Hashimoto-ThyreoiditisRatgeber
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chronische
Hashimoto-Thyreoiditis
über die
entzündung
Schilddrüsen
Merck Serono ist eine
Sparte von Merck
Hashimoto-Thyreoiditis
Ihr Hashimoto-Thyreoiditis-Ratgeber
Gut informiert – über die chronische Schilddrüsenentzündung
Leben mit der
Hashimoto-Thyreoiditis
Die Schilddrüse ist eine der wichtigsten Schaltstellen im menschlichen Körper.
Die von ihr produzierten Hormone steuern viele Stoffwechselprozesse. Ist ihre
Funktion gestört, geraten Körper und Seele aus dem Gleichgewicht.
Eine häufige Erkrankung der Schilddrüse ist die Hashimoto-Thyreoiditis. Wenn
Ihr Arzt bei Ihnen diese chronische Entzündung der Schilddrüse festgestellt hat,
hilft Ihnen die vorliegende Broschüre, Ihre Krankheit besser zu verstehen. Wir
möchten Ihnen mögliche Unsicherheiten im Umgang mit Ihrer Erkrankung und
der Behandlung nehmen.
Bei allen weiteren Fragen wird Sie Ihr Arzt gerne ausführlich beraten.
Wir wünschen Ihnen gute Besserung!
Inhaltsverzeichnis
Die Schilddrüse
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Die Schilddrüsenentzündung
8
Die Symptome
• Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenüberfunktion
• Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenunterfunktion
• Hashimoto-Thyreoiditis und Geschlechtshormone
• Weitere Autoimmunerkrankungen
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Die Diagnose
• Die Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis
• Überblick über Normwerte und mögliche Abweichungen
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Die Behandlung
• Die Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis
• Hormontabletten und Wechselwirkungen
• Hashimoto-Thyreoiditis und Ernährung
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Ein gutes Gefühl
25
Service
• Glossar
• Buchtipps/Internet
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Die Schilddrüse
Die Bedeutung der Schilddrüse für den Organismus
Auch wenn sie sehr klein ist und nur 15 bis 25 Gramm wiegt, hat die Schilddrüse eine zentrale Bedeutung für den Körper. Mithilfe von Jod produziert sie die
Hormone Tetrajodthyronin (T4) und Trijodthyronin (T3). Diese Botenstoffe rufen
in den Organen ganz bestimmte Reaktionen hervor und regulieren so viele Stoffwechselprozesse.
Die Schilddrüse reguliert den Sauerstoffverbrauch, den Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel und damit den Energiehaushalt des Körpers. Sie beeinflusst
den Wärmehaushalt und die Körpertemperatur, Herz und Kreislauf, den MagenDarm-Trakt, die Muskeln und das Nervensystem. Sie reguliert den Mineral- und
Wasserhaushalt des Körpers und nimmt Einfluss auf die Geschlechtsfunktionen
des Menschen. Die gesamte körperliche und geistige Entwicklung bei Kindern
und Jugendlichen hängt von ihr ab und sie spielt eine wichtige Rolle für die seelische Verfassung des Menschen.
Wenn die Schilddrüse zu viele Hormone ausschüttet, werden Grundumsatz und
Wärmeproduktion gesteigert. Gelangen zu wenig Hormone ins Blut und zu den
Organen, ist der gesamte Stoffwechsel verlangsamt.
Epithelkörperchen
Arterie
Kehlkopf
Schilddrüsenanschnitt
6
Schilddrüse
Luftröhre
Die Schilddrüsenentzündung
Entzündungen der Schilddrüse
In der medizinischen Fachsprache spricht man bei einer Schilddrüsenentzündung
von einer Thyreoiditis. Es gibt verschiedene Formen der Schilddrüsenentzündung:
akute und chronisch verlaufende.
Die akuten und subakuten Entzündungsformen heilen in der Regel entweder von
selbst oder mit Hilfe von Medikamenten aus. Die akute Entzündung der Schilddrüse wird meist durch Viren oder Bakterien hervorgerufen. Sie kommt selten
vor und setzt ein geschwächtes Immunsystem voraus. Auch eine Bestrahlung der
Halsregion wegen eines Tumors kann zu einer akuten Schilddrüsenentzündung
führen.
Die sogenannte subakute Schilddrüsenentzündung tritt meist einige Wochen oder
Monate nach einer Viruserkrankung (häufig einem Infekt der oberen Luftwege)
auf. Diese Entzündung, auch Thyreoiditis de Quervain genannt, ist schmerzhaft
und wird meist von einer Schwellung der Schilddrüse begleitet, außerdem klagen
die Patienten häufig über Allgemeinsymptome wie Fieber und Abgeschlagenheit.
Die Symptome können mit antientzündlichen Medikamenten behandelt werden,
besser ist eine kurzfristige Therapie mit Cortisonpräparaten. Diese beseitigen
innerhalb weniger Stunden die Schmerzen sowie die Allgemeinsymptome und
können die Destruktion der Schilddrüse verhindern.
Die häufigste Ursache für eine chronische Schilddrüsenentzündung ist die Hashimoto-Thyreoiditis.
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Die Hashimoto-Thyreoiditis
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine chronisch verlaufende Schilddrüsenentzündung, die meist zu einer Unterfunktion der Schilddrüse führt. Die Betroffenen
haben eine familiäre Veranlagung, sodass sich in der Familie meist weitere Fälle
finden.
Die Erkrankung wurde nach dem japanischen Pathologen und Chirurgen Hakaru
Hashimoto (1881–1934) benannt, der sie als Erster beschrieb. Interessanterweise
erschien seine Arbeit im Jahr 1912 zuerst auf Deutsch, da er einige Jahre in Berlin
und Göttingen gearbeitet hat, bevor er, bedingt durch den Ausbruch des Ersten
Weltkriegs, wieder nach Japan zurückkehrte.
Der Erstbeschreiber der Erkrankung Hakaru Hashimoto (1881–1934)
Die Ursachen der Hashimoto-Thyreoiditis
Man nennt die Hashimoto-Thyreoiditis auch chronisch lymphozytäre oder autoimmune Thyreoiditis, weil ihr eine Autoimmunerkrankung zugrunde liegt. Die
genauen Faktoren, die zum Ausbruch einer Hashimoto-Thyreoiditis führen können, kennt man noch nicht vollständig. Stress, schwere Virusinfektionen oder
Umweltfaktoren (z. B. hohe Zufuhr von Jodid durch Kontrastmittel) können das
Immunsystem bei genetisch veranlagten Menschen stimulieren, sodass eine Entzündungsreaktion ausgelöst wird. Dabei zerstören körpereigene Abwehrzellen
und spezielle Antikörper die Follikelzellen in der Schilddrüse und führen im Laufe
der Zeit zu einer Vernarbung der Schilddrüse.
Hauptbetroffene sind Frauen zwischen 20 und 60 Jahren. Sie erkranken insgesamt etwa 8- bis 10-mal häufiger als Männer.
9
Die Hashimoto-Thyreoiditis – der Verlauf
Die Hashimoto-Thyreoiditis kann sehr unterschiedlich verlaufen. Zu Beginn der
Erkrankung dominieren manchmal kurzzeitig die Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose), weil durch den Untergang der Schilddrüsenzellen
vermehrt Schilddrüsenhormone freigesetzt werden. Im weiteren Verlauf entwickelt
sich eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose), weil die Schilddrüse vernarbt
und weniger funktionsfähig ist. Prinzipiell lassen sich zwei Formen unterscheiden:
• die klassische Hashimoto-Thyreoiditis mit Struma (vergrößerter
Schilddrüse),
• die atrophische Form, bei der es zu einer Schrumpfung der Schilddrüse
kommt.
Die Hashimoto-Thyreoiditis verläuft oft schleichend. Das Allgemeinbefinden wird
normalerweise zunächst nicht beeinträchtigt.
Die Erkrankung wird daher meist erst erkannt, wenn ein Großteil der Schilddrüsenzellen untergegangen ist und sich die Symptome der daraus resultierenden
Schilddrüsenunterfunktion bemerkbar machen.
Aufgrund der anfänglich schwach ausgeprägten und sehr unterschiedlichen
Symptome kann es Jahre dauern, bis die richtige Diagnose gestellt wird.
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Wenn es zu einer Unterfunktion gekommen ist, besteht die Therapie in der Einnahme von Schilddrüsenhormonen. Nach der richtigen Einstellung mit Schilddrü-
senhormonen können die meisten Patienten ein beschwerdefreies Leben führen.
Neben der Hashimoto-Thyreoiditis gibt es noch eine weitere Autoimmunerkrankung, welche die Schilddrüse betreffen kann: die sogenannte Basedow’sche Erkrankung. Zu diesem Thema finden Sie eine weitere Patientenbroschüre in dieser
Reihe.
11
Die Symptome
Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenüberfunktion
Wie schon erwähnt, beginnt die Hashimoto-Thyreoiditis bei einigen Patienten
mit Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose). Durch den
Entzündungsprozess gelangen vermehrt Schilddrüsenhormone aus den Zellen in
den Blutkreislauf und es resultiert eine Überfunktion. Dann können sich folgende
Beschwerden zeigen:
•
•
•
•
•
•
•
•
Wärmeunverträglichkeit und warme, feuchte Haut
Haarausfall
Gewichtsabnahme bei gesteigertem Appetit
Nervosität, Schlafstörungen
Unruhe, Zittern
Häufiger Stuhlgang und Durchfall
Herzklopfen, evtl. Bluthochdruck
Zyklusstörungen, Potenzstörungen
Falls solche Symptome zu Anfang der Hashimoto-Thyreoiditis bestehen, verlaufen sie meist in einer milden Form und werden nicht mit der Krankheit in Verbindung gebracht. Bei einem Großteil der Patienten bleibt diese Phase aber ganz aus.
Hashimoto-Thyreoiditis und Schilddrüsenunterfunktion
12
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion (Hypothyreose). Durch die Entzündung und Zerstörung der Schilddrüsenzellen kommt es zu einer langsam einsetzenden, sich immer ausgeprägter
entwickelnden Schilddrüsenunterfunktion.
Folgende Symptome machen sich bemerkbar:
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
•
Müdigkeit, Abgeschlagenheit, Konzentrationsstörungen
Trockene, kühle Haut, blass und gelblich
Aufgedunsenes Gesicht, Hände und Füße
Struppiges Haar, Haarausfall, brüchige Nägel
Heisere Stimme, langsame Sprechweise
Verdickung der Zunge
Vergrößerte Schilddrüse
Gewichtszunahme
Langsame Reflexe
Kälteintoleranz, Frieren
Depression
Erhöhtes Schlafbedürfnis
Verstopfung
Zyklusstörungen
Muskelsteife und Muskelschmerzen
Mehr Informationen zum Thema Hypothyreose erhalten Sie in einer weiteren
Broschüre aus dieser Reihe.
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Trockene, strohige Haare
Erhöhtes Schlafbedürfnis
Antriebsarmut, Leistungsabfall
Kälteintoleranz
Teigige Schwellung der Haut
Gewichtszunahme
Verstopfung
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Brüchige Fingernägel
Symptome im
Rahmen einer
Schilddrüsenunterfunktion
(Hypothyreose)
Hashimoto-Thyreoiditis und Geschlechtshormone
Die Schilddrüse hat auch einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit. So besteht ein
enger Zusammenhang zwischen der Steuerung der Schilddrüsen- und der weiblichen Geschlechtshormone.
Beide Regelkreise werden von denselben Bereichen des Gehirns gesteuert, nämlich von einem Teil des Zwischenhirns (Hypothalamus) und der Hirnanhangdrüse
(Hypophyse). (Siehe Abbildung auf Seite 20.)
Störungen des Schilddrüsenhormonhaushalts können sich somit auch auf den
weiblichen Hormonhaushalt auswirken. Folgende Beschwerden bzw. Störungen
kann man beobachten:
• Zyklusstörungen (verlängerte oder verkürzte Zyklen),
verstärkte Blutungen, Zwischenblutungen oder Ausbleiben der Blutung
• unerfüllter Kinderwunsch
• Erhöhte Fehl- und Frühgeburtsrate
• Kindliche Missbildungen
Bei Verdacht auf eine solche Störung sollten Sie Ihren Frauenarzt aufsuchen.
Mit der Normalisierung der Schilddrüsenfunktion reguliert sich normalerweise
auch der weibliche Hormonhaushalt und mit ihm der Zyklus, sodass eine normale
Fruchtbarkeit wiederhergestellt ist.
Unabhängig von einem bestehenden Kinderwunsch sollten Sie jedoch in jedem
Fall sicherstellen, dass Ihr Hormonhaushalt – sowohl der Schilddrüsen- als auch
der Geschlechtshormone – wieder ins Gleichgewicht kommt.
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Weitere Autoimmunerkrankungen
Die Hashimoto-Thyreoiditis ist eine Folge des aus der Balance geratenen Immunsystems, das sich gegen körpereigene Organe richtet.
Bei Patienten mit einer Autoimmunerkrankung können parallel auch andere
Autoimmunerkrankungen vorliegen bzw. auftreten, z. B.:
•
•
•
•
Vitiligo (sog. Weißfleckenkrankheit)
Atrophische Gastritis mit Vitamin-B12-Mangel
Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
Morbus Addison (eine Erkrankung, die mit einer Fehlfunktion
der Nebenniere einhergeht)
• Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall)
• Rheumatische Beschwerden
• Zöliakie/Sprue
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Das bedeutet, dass man bei allen Autoimmunerkrankungen ebenfalls an die
Autoimmunthyreoiditis denken muss und umgekehrt. Auch alle Allergien kommen häufiger bei Autoimmunerkrankungen vor und umgekehrt; bei Allergikern
ist die Hashimoto-Thyreoiditis häufiger.
Die Diagnose
Die Diagnose der Hashimoto-Thyreoiditis
In der Eingangsuntersuchung erstellt der Arzt zunächst einen klinischen Befund und nimmt Ihre Krankengeschichte auf. Er dokumentiert Ihre aktuellen
Beschwerden, informiert sich nach anderen Erkrankungen und Medikamenten.
Außerdem ist wichtig, ob in Ihrer Familie bereits Schilddrüsenerkrankungen vorgekommen sind.
Durch Abtasten kann der Arzt eine Vergrößerung der Schilddrüse (Struma) feststellen. Eine Struma wird nach ihrer Größe, Beschaffenheit, Verschiebbarkeit,
nach Komplikationen wie Heiserkeit, Atembeschwerden, Druckschmerz sowie
nach dem Zustand der Lymphknoten beurteilt.
Mit einer Ultraschalluntersuchung (Sonographie) stellt der Arzt die genaue Größe der Schilddrüse fest. Auch verändertes Gewebe kann er erkennen. Insbesondere eine echoarme Schilddrüse oder echoarme (im Ultraschall schwarze) Bereiche
sind typisch und wegweisend für die Diagnose einer Hashimoto-Thyreoiditis. Die
Untersuchung ist völlig schmerzlos und birgt keine Risiken.
Sonographischer Querschnitt
durch eine normale Schilddrüse
R = Rechter Schilddrüsenlappen
L = Linker Schilddrüsenlappen
T = Luftröhre
V = Vene
A = Arterie
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Mithilfe einer Feinnadelpunktion können in unklaren Fällen Zellen aus der
Schilddrüse entnommen und mikroskopisch untersucht werden. Die Punktion
geschieht mit einer sehr feinen Nadel und ist in der Regel mit weniger Schmerzen verbunden als eine Blutentnahme. Eine örtliche Betäubung ist daher auch
nicht notwendig. Wenn eine Entzündung der Schilddrüse vorliegt, sind mikroskopisch im Gewebe große Mengen spezieller weißer Blutkörperchen zu sehen.
Diese Lymphozyten werden bei entzündlichen Prozessen im Körper produziert
und dienen der Abwehr.
Mikroskopisches Bild einer normalen Schilddrüse (links) und einer Hashimoto-Thyreoiditis (rechts)
18
Die Blutuntersuchung gibt Aufschluss über die Menge der Schilddrüsenhormone sowie wichtiger Botenstoffe im Blut.
Im Fall der Unterfunktion bei der Hashimoto-Thyreoiditis kommt es im Verlauf
der Erkrankung zu einer Verminderung der beiden Schilddrüsenhormone Trijodthyronin (T3) und Tetrajodthyronin (T4). Diese Hormone sind teilweise an Trägerstoffe gebunden, teilweise werden sie auch in freier Form im Blut transportiert
(= fT3 und fT4). Der Arzt misst in der Regel die Menge der freien Hormone. Die
Werte für das Hormon TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) sind aufgrund
des Rückkopplungsmechanismus entsprechend erhöht (s. Grafik Seite 20).
Die oben erwähnte Verminderung der Schilddrüsenhormone tritt meist erst in
der Folge auf. Bevor es zu einer Hypothyreose kommt, lassen sich häufig schon
spezielle Antikörper nachweisen. Im Fall der Hashimoto-Thyreoiditis liegen bei
90 % der Patienten sogenannte TPO-Antikörper vor. Diese Antikörper richten sich
gegen ein bestimmtes Enzym der Schilddrüse, die Schilddrüsenperoxidase (abgekürzt TPO). TPO-Antikörper sind identisch mit der früher verwandten Abkürzung
MAK (mikrosomale Antikörper). Bei etwa 50 % der Patienten liegen ebenfalls stark
erhöhte Werte für die sogenannten Tg-Antikörper vor, die sich gegen ein von der
Schilddrüse hergestelltes Protein richten, das Thyreoglobulin (abgekürzt Tg).
Die Blutuntersuchung allein reicht oft für die Diagnose nicht aus, weil die Werte
für die Antikörper sehr stark schwanken können. Für die Diagnose wegweisend
ist neben dem Nachweis der genannten Antikörper die auffällige Echoarmut im
Schilddrüsensonogramm.
Überblick über Normwerte und mögliche Abweichungen
U/l =
µg =
U/ml =
ng =
Units (Einheiten) pro Liter
Mikrogramm oder millionstel Gramm (10-6)
Units pro Milliliter
Nanogramm oder milliardstel Gramm (10-9)
Wichtiger Hinweis: Bitte beachten Sie, dass die angegebenen Werte nur zur
Orientierung dienen. Die Normwerte können von Labor zu Labor schwanken. Ihre
Ergebnisse sollten immer nur mit den Normwerten des jeweiligen Labors verglichen werden.
Hormon
Referenzbereich
T3
0,9 –1,8 ng/ml (1,4 – 2,8 nmol/l)
fT3
3,5 – 8,0 ng/l (5,4 –12,3 pmol/l)
T4
5,5 –11,0 µg/dl (77–142 nmol/l)
fT4
0,8 –1,8 ng/dl (10–23 pmol/l)
TSH
0,4 – 4,0 mU/l
TPO-Antikörper
<100 U/ml
negativ (unter 100 U/ml sind die Werte normal)
100 – 200 U/ml
Grenzbereich
>200 U/ml
positiv (weist auf Hashimoto-Thyreoiditis hin, kann
auch bei Morbus Basedow erhöht sein)
TRAK-Antikörper
negativ (unter 1 U/l sind die Werte normal)
1– 2 U/l
Grenzbereich
>2 U/l
positiv (weist Morbus Basedow nach)
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<1 U/l
Gehirn
TRH
Hypothalamus
TSH
Hypophyse
Stimulation
Hemmung
Stimulation
TSH stimuliert
die Produktion
von T4 und T3
T4 und T3
erhöht
T4 und T3
erniedrigt
20
Blutspiegel
Schilddrüse braucht
Jod, um die Hormone
T4 und T3 zu
produzieren
Abgabe der
Hormone ins Blut
Die Behandlung
Die Behandlung der Hashimoto-Thyreoiditis
In manchen Fällen beginnt die Hashimoto-Thyreoiditis mit einer Überfunktion
(Hyperthyreose). Zum Teil wird dann eine Therapie mit Schilddrüsenblockern zur
Normalisierung der Stoffwechsellage durchgeführt. Engmaschige Blutkontrollen
sind nötig, da die Überfunktion meist nur vorübergehend besteht.
Wenn im Rahmen einer Hashimoto-Thyreoiditis ein Hormonmangel (Hypothyreose) eingetreten ist, gilt es, diesen auszugleichen. Die fehlende Menge an Schilddrüsenhormonen muss dann in Form von Tabletten eingenommen werden. Ihr
Arzt bestimmt die richtige Dosis, abhängig von Ihren Symptomen und Untersuchungsergebnissen sowie Ihrem Alter und Gewicht. Die Therapie muss meist für
den Rest des Lebens beibehalten werden und darf nicht unterbrochen werden,
da sich sonst schnell wieder ein Hormonmangel einstellt. Bei einer regelmäßigen
Einnahme der Schilddrüsenhormone können die meisten Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis beschwerdefrei leben.
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Bei der täglichen Einnahme des Schilddrüsenhormons in der richtigen Dosierung
sind keine Nebenwirkungen zu befürchten, denn die Tabletten gleichen nur den
natürlichen Mangel in Ihrem Körper aus. Es wird normalerweise mit der Gabe
geringer Mengen von Schilddrüsenhormonen begonnen, um die Dosis dann
langsam zu steigern. Es ist wichtig, den Hormonspiegel lebenslang regelmäßig
zu kontrollieren – zu Beginn der Therapie alle 4 bis 6 Wochen, nach erfolgreicher
Einstellung 1- bis 2-mal im Jahr. Eine Behandlung mit Schilddrüsenhormonen
muss auch während der Schwangerschaft oder Stillzeit weitergeführt und gegebenenfalls angepasst werden.
Eine Operation der Schilddrüse wird bei der Hashimoto-Thyreoiditis nur selten
vorgenommen. Nur bei Verdacht auf eine bösartige Erkrankung, bei einem sehr
störenden Schilddrüsenwachstum oder bei schweren Krankheitsverläufen wird
die Schilddrüse operativ teilweise oder ganz entfernt.
Hormontabletten und Wechselwirkungen
Bevor Sie mit einer Behandlung mit Schilddrüsenhormonen beginnen, sprechen
Sie bitte mit Ihrem Arzt über bestehende Vorerkrankungen. Er sollte auch über
alle Medikamente informiert sein, die Sie zu sich nehmen. Das gilt insbesondere
für Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen. Wenn Sie Diabetiker sind, kann
es sein, dass Sie Ihre Insulindosierung anpassen müssen. Schilddrüsenhormone
regen den Kreislauf an und erhöhen den Blutzuckerspiegel. Deshalb sollten Sie zu
Beginn der Hormonbehandlung den Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren.
Auch hochdosierte Calcium- und Eisenpräparate und magensäurebindende Medikamente können bei gleichzeitiger Einnahme mit Schilddrüsenhormonen zu
einer Wirkungsabschwächung des Präparates führen. Bitte nehmen Sie Ihre Calcium- und Eisenpräparate sowie magensäurebindende Medikamente zeitversetzt
ein (mind. 2 Stunden Abstand). Ähnliches gilt für Mittel zur Senkung hoher Blutfette oder erhöhter Kaliumkonzentrationen im Blut. Hier sollte der Einnahmeabstand 4 – 5 Stunden betragen.
Wenn Sie Medikamente einnehmen, welche die Magensäure blockieren wie Protonenpumpenhemmer (z. B. Omeprazol), oder aber eine atrophische Gastritis vorliegt, muss die Dosierung von Schilddrüsenhormonen erhöht werden. Auch bei
einer Infektion durch Helicobacter pylori ist die Aufnahme vermindert (z. T. sind
Dosissteigerungen über 20 % bis 30 % nötig).
Bei Einnahme östrogenhaltiger Medikamente kann der Bedarf an Schilddrüsenhormonen steigen. Auch in der Schwangerschaft muss die Schilddrüsenhormoneinnahme erhöht werden.
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Schilddrüsenhormone müssen nüchtern eingenommen werden, da die Magensäure notwendig ist für die Aufnahme.
Es gibt noch weitere Medikamente, die die Wirkung der Schilddrüsenhormone
beeinflussen können. Lesen Sie in jedem Fall die Gebrauchsinformation Ihres verordneten Schilddrüsenpräparates durch und fragen Sie Ihren Arzt, wenn Sie sich
unsicher sind.
Hashimoto-Thyreoiditis und Ernährung
Schilddrüsenhormone regen den Stoffwechsel an und bewirken eher eine Gewichtsabnahme. Andererseits können sie auch den Appetit steigern. Bei normaler
Nahrungsaufnahme dürfte das Körpergewicht stabil bleiben.
Um eine ausreichende Versorgung mit Jodid zu gewährleisten, wird im Allgemeinen eine ausgewogene, jodreiche Ernährung empfohlen. Auch Patienten mit
Hashimoto-Thyreoiditis können Jodsalz verwenden und Fisch essen. Die Erkrankung kann durch die in der Nahrung enthaltene Menge an Jod nicht beeinflusst
werden.
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Von Jodtabletten oder Kombinationspräparaten von Jod und Schilddrüsenhormonen ist jedoch abzuraten, da die Jodidaufnahme der entzündeten Schilddrüse
blockiert ist und möglicherweise Jodid in hohen Dosen (mehr als 500 µg) zu einer
verstärkten Entzündung führen kann.
Eine Ausnahme hiervon bilden Schwangere und stillende Frauen. Sie haben einen erhöhten Jodbedarf, da sie auch das Kind mit Jod versorgen müssen. Ein
Jodmangel kann beim ungeborenen Kind und beim Säugling schwerwiegende
Entwicklungsstörungen verursachen. Wie andere Frauen in der Schwangerschaft
sollten Patientinnen mit Hashimoto-Thyreoiditis regelmäßig Seefisch essen, viel
Milch trinken und jodiertes Speisesalz verwenden. Um eine ausreichende Jodversorgung zu gewährleisten, kann zudem die tägliche Einnahme von Jodidtabletten
notwendig sein. Wenn keine Beschwerden oder Anzeichen für eine Entzündung
vorliegen, sollten täglich 100 µg Jod eingenommen werden. Sprechen Sie in jedem Fall mit Ihrem Arzt.
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Ein neuer möglicher Therapieansatz ist eine Einnahme von Selen. Selen ist wie
Jodid ein essenzielles Spurenelement. Selen schützt die Schilddrüsenzellen vor
Sauerstoffradikalen, die ständig in der Schilddrüse gebildet werden, und verbessert die Funktionsfähigkeit des Immunsystems. Selen vermag offensichtlich den
chronischen Entzündungsprozess in der Schilddrüse einzudämmen.
Die hierfür notwendige empfohlene Selenmenge beträgt 200 µg Selen pro Tag.
Insbesondere bei Patienten mit ausgeprägter entzündlicher Aktivität und hohen
TPO-Antikörpertitern kann die Behandlung mit Selen sinnvoll sein. Sprechen Sie
darüber mit Ihrem behandelnden Arzt.
Schilddrüse OK –
ein gutes Gefühl
Mit dieser Broschüre konnten wir sicherlich viele Ihrer Fragen zur HashimotoThyreoiditis beantworten. Je mehr Sie über Ihre Erkrankung wissen, desto besser
können Sie die Symptome erkennen, die Therapie verstehen und aktiv an der
Behandlung mitwirken.
Im Serviceteil finden Sie ein kleines Lexikon mit den wichtigsten Begriffen rund
um die Erkrankung. Dort gibt es auch weiterführende Adressen, unter denen Sie
Informationen erhalten oder sich mit anderen Betroffenen austauschen können.
Das persönliche Gespräch mit dem Arzt Ihres Vertrauens sollte alle Unklarheiten
und Unsicherheiten beseitigen. Lassen Sie sich dort umfassend beraten.
Wir wünschen Ihnen und Ihrer
Schilddrüse alles Gute!
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Service
Glossar
Antikörper
Eiweißstoffe, die vom Immunsystem des Körpers gebildet werden, um Eindringlinge wie Viren und Bakterien abzuwehren
Autoimmunerkrankung Krankheit, bei der das Immunsystem des Körpers Antikörper gegen sein eigenes Gewebe bildet
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Hashimoto-Thyreoiditis Autoimmunerkrankung, die zur chronischen Entzündung der Schilddrüse mit Untergang von Schilddrüsengewebe führt. Damit kommt es langfristig zu einer Schilddrüsenunterfunktion
Hormon
Substanz, die von einem Organ oder in einem Gewebe gebildet wird und die Funktion von einem oder
mehreren Organen steuert
Hyperthyreose
Schilddrüsenüberfunktion
Hypophyse
Hirnanhangdrüse. Diese Drüse überwacht die wichtigsten Körperfunktionen mittels Hypophysenhormonen wie z. B. TSH. So erfährt die Schilddrüse, welche
Menge an Hormonen sie bilden muss
Hypothyreose
Schilddrüsenunterfunktion
Jodid
Essenzielles Spurenelement, das die Schilddrüse zur
Produktion von Schilddrüsenhormonen braucht
Kropf
Struma, vergrößerte Schilddrüse
Morbus Basedow
Autoimmunerkrankung, die mit Überfunktion, Schilddrüsenvergrößerung und Augenbeschwerden einhergeht
Schilddrüse
Eine endokrine Drüse, die sich normalerweise vorne
am Hals befindet. Sie produziert die Hormone T3 und
T4, die den Stoffwechsel der Körperzelle regulieren
T3
Trijodthyronin, ein Hormon, das drei Jodatome im
Molekül enthält. Geringe Mengen davon werden in
der Schilddrüse produziert, der größere Teil wird aus
T4 in den Geweben gebildet
T4
Thyroxin, das Haupthormon, das von der Schilddrüse
produziert wird. Es enthält vier Jodatome im Molekül
Thyreoiditis de Quervain Eine subakute Form der Schilddrüsenentzündung
Thyroxin
T4 ist das wichtigste Hormon, das die Schilddrüse
produziert. Es wird auch medikamentös zugeführt,
um eine Unterfunktion der Schilddrüse zu behandeln
und so fehlendes körpereigenes T4 zu ersetzen
TPO-Antikörper
Antikörper gegen ein bestimmtes Enzym der Schilddrüse. Kommen bei Hashimoto-Thyreoiditis und z. T.
beim Morbus Basedow vor
TSH
Thyreoidea-stimulierendes Hormon. Wird in der Hypophyse gebildet. Gibt der Schilddrüse den Befehl,
Schilddrüsenhormone zu bilden. Die von der Schilddrüse produzierten Hormone werden dann direkt ins
Blut abgegeben und der notwendige Hormonspiegel
im Blut aufrechterhalten
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Buchtipps/Internet
Buchtipps
Schilddrüse: Mehr wissen, besser verstehen:
Der Weg zur sicheren Diagnose und den besten Therapien (broschiert)
Lothar-Andreas Hotze (Autor)
Verlag: Trias; Auflage: Erstauflage (23. April 2008)
ISBN-10: 3830434278
ISBN-13: 978-3830434276
Schilddrüse – Krankheitsbild und Therapie:
Fortbildung kompakt (broschiert)
Johannes Böck (Autor), Frank Dombeck (Autor)
Verlag: Govi-Verlag; Auflage: Erstauflage (29. April 2009)
ISBN-10: 3774110999
ISBN-13: 978-3774110991
28
Schilddrüse: Mehr Vitalität durch eine gesunde Schilddrüse (broschiert)
Fritz Spelsberg (Autor), Thomas Negele (Autor)
Verlag: Hirzel, Stuttgart; Auflage: 7., unveränderte und neu gestaltete Auflage
(1. Juli 2008)
ISBN-10: 3777615846
ISBN-13: 978-3777615844
Leben mit Hashimoto-Thyreoiditis: Ein Ratgeber (broschiert)
Leveke Brakebusch (Autor), Armin Heufelder (Autor)
Verlag: Zuckschwerdt; Auflage: 3., Aufl. (REV). (1. August 2007)
ISBN-10: 388603917X
ISBN-13: 978-3886039173
Ernährungsratgeber Schilddrüse: Genießen erlaubt (broschiert)
Sven-David Müller-Nothmann (Autor), Christiane Weißenberger (Autorin)
Verlag: Schlütersche; Erstauflage (5. Oktober 2007)
ISBN-10: 3899935411
ISBN-13: 978-3899935417
Hilfreiche Internet-Adressen rund um die Schilddrüse
www.autoimmun.org
www.forum-schilddruese.de
www.die-schmetterlinge.de
www.hashimotothyreoiditis.de
www.jodmangel.de
www.schilddruese.net
www.schilddruesenliga.de
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Gut informiert – Ihr Service-Paket
von Merck Serono
Ihr Schilddrüsenoperations-Ratgeber
erations-Ratgeber
Ihr Radiojodtherapie-Ratgeber
e-Ratgeber
Ihr Morbus Basedow-Ratgeber
w-Ratgeber
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reoiditis-Ratgeber
Ihr Hypothyreose-Ratgeber
Ratgeber
Hashimoto-Thyreoiditis
Ihr Schilddrüsen-Ratgeber
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Merck Serono GmbH
64201 Darmstadt
www.schilddruese.net
W820439
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