Gemeinsam stark - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Transcription
Gemeinsam stark - DFS Deutsche Flugsicherung GmbH
Ausgabe 1 – 2014 Gemeinsam stark Ihre schwierige Aufgabe bewältigt die DFS nicht im Alleingang. Ein Heft über die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden. Editorial Liebe Leserinnen und Leser, in diesem Heft dreht sich alles um die Zusammenarbeit der DFS mit unseren Partnern und Kunden. Als moderner und privatwirtschaftlich organisierter Dienstleister ist uns Kundenorientierung ein zentrales Anliegen. Wir sorgen mit hoch motivierten Mitarbeitern und führender Technologie Tag für Tag für einen sicheren und pünktlichen Luftverkehr, der kosteneffizient und umweltverträglich abgewickelt wird. Und all das im verkehrsreichsten Land Europas. Diese schwierige Aufgabe kann und will die DFS nicht im Alleingang bewältigen. Wir sind in einem ständigen und engen Dialog mit Partnern und Kunden und berücksichtigen bei unseren Entscheidungen deren Anforderungen und Bedürfnisse und suchen gemeinsam nach den besten Lösungen für Luftverkehr, Umwelt und Unternehmen. Doch Flugsicherung ist eben nicht nur eine wichtige wirtschaftliche Dienstleistung, sondern auch eine hoheitliche Aufgabe. Das darf nicht vergessen werden, wenn von der DFS Deutsche Flugsicherung GmbH gesprochen wird. Die DFS nimmt als ein Unternehmen, das zu 100 Prozent der Bundesrepublik Deutschland gehört, in der Luftfahrtbranche eine Sonderstellung ein. Wir sind keine bloßen Liefe ranten einer Dienstleistung, sondern haben an erster Stelle unseren gesetzlichen Auftrag zu erfüllen. In unserem Unternehmen gibt es in fast allen Bereichen Schnittstellen zu unseren Partnern und Kunden. Auch zu unserer Aufsichtsbehörde, dem Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF), pflegen wir einen professionellen und kooperativen Kontakt. Diese enge Vernetzung macht es möglich, dass alle vom Know-how der anderen profitieren und gemeinsame Lösungen erarbeiten können. In den vergangenen Jahren war diese Zusammenarbeit in vielen Bereichen bereits sehr erfolgreich, etwa bei innovativen lärmmindernden Anflugverfahren oder der Einführung der Präzisionsanflüge mit GBAS am Flughafen Bremen und bald auch in Frankfurt. Eine besondere Art der Zusammenarbeit besteht zum drittgrößten Kunden der DFS – der Bundeswehr. Seit zwanzig Jahren gibt es in Deutschland die zivil-militärische Integration. Das bedeutet, dass die DFS in Friedenszeiten auch militärischen Verkehr kontrolliert. Die Konkurrenz zwischen zivilen 2 transmission 1 – 2014 und militärischen Nutzern um das in Deutschland so knappe Gut Luftraum ist groß. Es gehört zu den besonderen Herausforderungen unseres Unternehmens, beide Kundengruppen zufriedenzustellen. Die DFS hat schon vor Jahren die flexible Nutzung militärischer Lufträume verwirklicht. Auch in der europäischen Zusammenarbeit gibt es viele Neuerungen, die den zivilen und militärischen Interessen noch besser gerecht werden. In einer Situation, in der es um die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen der Luftfahrtbranche in Deutschland nicht zum Besten bestellt ist, kommt der Zusammenarbeit mit unseren Partnern und Kunden eine weitere wichtige Bedeutung zu. Gemeinsam arbeiten wir daran, dass den Luftverkehrsunternehmen besseres Gehör in Politik und Gesellschaft geschenkt wird. Deshalb engagiert sich die DFS im Bundesverband der Luftverkehrswirtschaft. Denn nur, wenn alle in der Branche an einem Strang ziehen, können wir etwas bewegen. Wie stark die Arbeit der DFS mit Partnern und Kunden verwoben ist, zeigen Verkehrsentwicklung und Sicherheitszahlen. Deshalb liegt auch dieser transmission wieder unser jährlicher Mobilitätsbericht bei. Viel Spaß beim Lesen wünscht Ihnen Prof. Klaus-Dieter Scheurle Vorsitzender der DFS-Geschäftsführung Inhalt Beziehungen 4 Das Ohr direkt am Kunden 7 Bestwerte beim Kundenkontakt 8 Kompetenz hoch vier mit Insiderwissen 11 Gemeinsam stark Das Ohr direkt am Kunden S. 4 Partner im Porträt 12 Der Hüter der Zeiten 14 „Gleiche Regeln für alle Wettbewerber“ 17 Alles nach Plan 20 Ohne Wissenschaft geht es nicht 22Strippenzieher hinter den K ulissen 24 Forschen für Flugsicherung von morgen Kollaboration „Gleiche Regeln für alle Wettbewerber“ S. 14 26 Partnerschaftliche Kontrolle 28 Sprit sparen im Anflug 30 Die Roll-Revolution 32 „Die Sicherheitskultur ist entscheidend“ DFS intern 34DFS-Nachrichten Forschen für Flug sicherung von morgen S. 24 transmission 1 – 2014 3 Beziehungen Das Ohr direkt am Kunden Der Bereich Kundenbeziehungen ist die Schnittstelle zwischen den operativen Bereichen der DFS und den Airlines. Sein professionelles Customer Relations Management hilft, das gegenseitige Verständnis zwischen der DFS und ihren Kunden zu verbessern. 4 transmission 1 – 2014 V on außen betrachtet scheint das tägliche Geschäft des DFS-Bereichs Kundenbeziehungen ein ziemlich undankbarer Job zu sein. Die Mitarbeiter des Bereichs müssen gegenüber den Kunden der DFS die Arbeit einer Firma vertreten, deren Wirken in der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen wird. Die öffentlichen Gesichter der Luftfahrt gehören anderen, den Piloten im Cockpit, den Stewardessen in der Kabine oder auch den Mitarbeitern am Check-inSchalter auf dem Flughafen. Die Flugsicherung rückt nur ins Bewusstsein der Öffentlichkeit, wenn wieder mal die Aschewolke eines isländischen Vulkans durch den europäischen Luftraum zieht und sie den Flugverkehr aus Sicherheitsgründen einschränken muss. Oder wenn neue Flugrouten für den Ausbau eines Flughafens vorgestellt werden. Dann hagelt es oft Unverständnis, Ärger, Kritik von vielen Seiten. Dann sind die Experten für Kundenbeziehungen mit ihrem Fachwissen, ihren internen und externen Kontakten und ihren Qualitäten als Moderator gefragt. „Die Bedürfnisse der Kunden, gleich welcher Art, werden von uns generell ernst genommen und seriös bearbeitet, wenn sie bei uns landen“, sagt Ralf Diedrich, Leiter des Bereichs Kundenbeziehungen. „Wir jagen nicht jeder Kleinigkeit hinterher, aber wenn es Dinge sind, die für den Kunden wichtig sind, dann sehen wir uns das gemeinsam an und versuchen, die Dinge zu optimieren.“ Der gelernte Verkehrsflugzeugführer und ehemalige Pilot in der Ambulanz-, Geschäfts- und Frachtluftfahrt sieht bei diesen Worten nicht so aus, als ob seine Arbeit eine undankbare wäre. Sein Bereich ist die offizielle Beschwerdestelle der DFS für alle Airline-Themen. Das kleine dreiköpfige Team sorgt mit seiner Arbeit nicht nur für einen Interes- senausgleich, sondern auch für die richtige Balance zwischen den Belangen der Kunden und den Anforderungen an die Sicherheit. Mit seinen Branchenkenntnissen hat es sich über die Jahre bei den Kunden hohe Akzeptanz erworben. „Unsere luftfahrtspezifischen Erfahrungen kommen bei den Kunden sehr gut an“, betont Diedrich. So verfügt neben dem Leiter auch Dirk Pulver über einschlägige Erfahrungen als Flugzeugführer: Der 52-Jährige absolvierte eine Pilotenausbildung bei der Deutschen Lufthansa, für die er knapp zwei Jahrzehnte lang auf Boeing- und Airbus-Flugzeugen geflogen ist. Er bildet im Team die Schnittstelle zwischen den flugbetrieblichen Belangen der DFS und den Airlines. Tobias Kapitzke, der dritte Mann im Team, ist gelernter Fachinformatiker und studierter Ökonom für Marketingkommunikation. „Mit seinem beruflichen Profil und seinen analytischen Fähigkeiten ist er unser Spezialist für die Auswertung von Daten und Kundenbefragungen“, sagt Diedrich. Jede Beschwerde wird im Regelfall innerhalb von vier Wochen bearbeitet. Für die zentrale Aufgabe des Beschwerdemanagements hat der Bereich Kundenbeziehungen vor einigen Jahren einen eigenen Prozess entwickelt und etabliert, der heute im ganzen Unternehmen fest verankert und für alle Niederlassungen und Bereiche bindend ist. Jede Beschwerde, welche Airlines und Allgemeine Luftfahrt an die DFS adressieren, wird von den Spezialisten erfasst und in eine Datenbank eingespeist. Dann schauen sie, welcher Bereich im Unternehmen für die inhaltliche Bearbeitung zuständig ist und informieren die betreffen- den Fachbereiche. In jedem Bereich gibt es dafür namentlich festgelegte Ansprechpartner, die auch Zugriff auf die Beschwerde-Datenbank haben und die weitere Bearbeitung übernehmen. Jede Antwort auf eine Beschwerde wird, bevor sie nach draußen geht, mit den Geschäfts- und Fachbereichen abgestimmt, wobei es nicht nur um inhaltliche Aspekte geht, sondern auch auf eine korrekte Form geachtet wird. „Jede Beschwerde soll innerhalb von vier Wochen beantwortet sein“, sagt Ralf Diedrich. Eine Ausnahme bilden komplexere Beschwerden, bei denen in Luftraumverfahren eingegriffen werden muss und eine Bearbeitung in vier Wochen nicht machbar ist. Seit vier Jahren kann das Beschwerdemanagement der DFS auch von den fliegenden Verbänden der Bundeswehr genutzt werden. Geregelt wird dies durch eine besondere Vereinbarung zwischen der DFS und dem Amt für Flugsicherung der Bundeswehr. Diese ermöglicht es militärischen Luftraumnutzern, sich mit Beschwerden direkt an die DFS zu wenden, ohne dabei erst den offiziellen militärischen Beschwerdeweg gehen zu müssen. Der DFS-Bereich Militärisches Kompetenzzentrum (siehe Seite 8) prüft die Beschwerden auf Sicherheitsrelevanz und leitet sie an den Bereich Kundenbeziehungen weiter, der sie gemeinsam mit den Militär-Fachleuten bearbeitet. Ralf Diedrich hält vor allem den direkten Weg für das große Plus des Verfahrens: „Der Beschwerdeführer kann sich direkt artikulieren und erhält auch direkt von der DFS eine Antwort“, sagt der Abteilungsleiter, für den die Bearbeitung von Beschwerden beiden Seiten Vorteile bringt: „Beschwerdemanagement ist kostenloses Consulting.“ transmission 1 – 2014 5 Beziehungen Neben dem Beschwerdemanagement gehören die Organisation von gemeinsamen Veranstaltungen mit den Kunden und regelmäßige Kundenbefragungen zu den Hauptaufgaben des Bereichs. Veranstaltungen wie das Verkehrsleitertreffen, der Chief Pilot Round Table und das Safety Meeting haben sich als Foren für den Erfahrungsaustausch mit Airlines seit vielen Jahren bewährt und werden von Kundenseite stark frequentiert. Das Verkehrsleitertreffen findet zwei Mal im Jahr statt, im Frühjahr und im Herbst. Teilnehmer sind die Verkehrsleiter der großen deutschsprachigen Airlines aus der Bundesrepublik, der Schweiz und Österreich, besprochen werden vor allem operative Themen. Die DFS stellt dabei ihre aktuellen Programme und Projekte vor und informiert die Verkehrsleiter über die Einführung neuer Systeme. „Größere Projekte erfordern immer einen intensiven Austausch“, erklärt Diedrich und nennt als Beispiele die Verlagerung des Frankfurter Towers vom heutigen Tower Süd in den Neubau nördlich der beiden Parallelbahnen im Juni 2011. „Wir informieren in so einem Fall darüber, wann und wo während einer Einführungsphase mit Kapazitätsbeschränkungen und Verspätungssituationen gerechnet werden muss.“ Zum Chief Pilot Round Table, der einmal jährlich stattfindet, werden die Chefpiloten der großen Airlines eingeladen, die den Flughafen Frankfurt/ Main anfliegen, der Verteiler umfasst rund 50 Airlines. Ins Leben gerufen wurde die Veranstaltung einst von Supervisor Stefan Frenz vom Tower Frankfurt, heute ist sie ein gemeinsames Projekt der Bereiche Tower Frankfurt und Kundenbeziehungen. Bei dem internationalen Meeting geht es nicht nur um Themen wie das Nachtflugverbot am Flughafen oder die Änderung 6 transmission 1 – 2014 des Anflugwinkels, der direkte Kontakt zwischen den Chef-Piloten und den DFS-Spezialisten hilft auch beim Ausräumen von Missverständnissen. Ebenfalls einmal im Jahr findet das operationelle Safety Meeting statt, bei dem das Team die Safety-Piloten der größten deutschen Airlines mit den Safety-Spezialisten der DFSGeschäftsbereiche Center und Tower zusammenbringt. Im Vordergrund stehen operative Sicherheitsthemen wie Safety-Standards im Flugbetrieb, das Meldewesen oder das Vermeiden von Sprechfunk-Missverständnissen. Das jüngste Kind der Kundenspezialisten ist der Pilotentag, der 2011 zum ersten Mal stattfand – ein Forum für die Allgemeine Luftfahrt, das sich seitdem zu einem echten Renner entwickelt hat und jedes Jahr mit 600 Besuchern ausgebucht ist. „Die Privatflieger sind zwar keine direkt zahlenden Kunden, aber sie benutzen auch Lufträume, in denen kontrollierter Verkehr stattfindet“, sagt Ralf Diedrich. Anspruch der Veranstaltung ist es, Berührungsängste der Privatflieger gegenüber der Flugsicherung abzubauen und sie mit den Dienstleistungen der DFS vertraut zu machen. „Viele wissen oft gar nicht: Wie funktioniert der Flight Information Service FIS? Welche unterstützenden Leistungen bietet die DFS auch für Privatflieger an?“ erklärt Dirk Pulver. Übergreifendes Ziel aller Aktionen ist es, das gegenseitige Verständnis füreinander zu verbessern. Diesem Ziel dienen auch die verschiedenen Arten der Kundenbefragungen, mit denen die Kundenspezialisten die Zufriedenheit der Nutzer mit den Flugsicherungsdienstleistungen der DFS messen (siehe Seite 7). Dass die Arbeit des Bereichs Früchte trägt, zeigt sich an der rückläufigen Zahl der Beschwerden. Für Ralf Diedrich hat sich das Verhältnis zwischen der DFS und ihren Kunden in den vergangenen Jahren kontinuierlich verbessert: „Die Polemik ist weniger, der Umgang miteinander professioneller geworden.“ Holger Matthies Ralf Diedrich, Leiter des Bereichs Kundenbeziehungen (rechts) mit seinem Kollegen Tobias Kapitzke am zentralen Info-Stand beim DFS-Pilotentag 2012. Foto: H. Matthies Bestwerte beim Kundenkontakt Mit Hilfe von Kundenbefragungen messen die Kundenspezialisten, wie zufrieden die Airlines mit den Leistungen der Flugsicherung sind. J edes Unternehmen wünscht sich zufriedene Kunden. Auch die DFS möchte wissen, wie die Kunden die Qualität ihrer Leistungen bewerten. Um hierüber aussagekräftige Daten zu erhalten, nutzen die Spezialisten des Bereichs Kundenbeziehungen das Instrument der Kundenbefragung, das sie seit zehn Jahren fest im Unternehmen etabliert haben. Für die Kunden haben sie verschiedene Arten der Befragung entwickelt: eine allgemeine Befragung für die Zivilluftfahrt mit den nationalen und internationalen Airlines und der Business Aviation, eine Befragung für die militärischen Luftraumnutzer mit den Verbänden der Bundeswehr und der NATO sowie eine Befragung gemeinsam mit den Tower-Niederlassungen für Kunden, die an den Flugplätzen der betreffenden Tower eine besondere Bedeutung haben. Dazu zählen Flugschulen, Polizeihubschrauberstaffeln und Ambulanzflieger. Jede Befragung hat zwei wesentliche Ziele: die Analyse der Kundenzufriedenheit und mögliche Maßnahmen zur Prozessverbesserung. den, wenn er etwas schlecht bewertet“, sagt Abteilungsleiter Ralf Diedrich. „Wir sehen uns genau an, was der Kunde bemängelt hat und ob wir Maßnahmen ergreifen müssen.“ Ist dies der Fall, zum Beispiel wenn mehrere Airlines die Anflugverfahren an einem Platz bemängeln, setzen sich die Kundenspezialisten mit dem Qualitätsmanagement und dem betreffenden Bereich in Verbindung und besprechen mögliche Verbesserungsmaßnahmen. „Wir liefern die Infos, umsetzen müssen die Bereiche die Maßnahmen selber“, sagt Diedrich. Die DFS-Kundenbefragung für die Zivilluftfahrt ist mittlerweile in einer Befragung aufgegangen, welche die DFS gemeinsam mit ihren Partnern im internationalen Luftraumblock FABEC durchführt. Im vergangenen Jahr wurden die Ergebnisse der ersten Umfrage veröffentlicht. Dafür wurden 102 Airlines befragt, 40 davon sandten die an sie verschickten Fragebögen ausgefüllt zurück. Der mögliche CSI-Bestwert betrug 5, der niedrigste mögliche Wert lag bei 1. Gemessen wurde auf den Gebieten Sicherheit, Pünktlichkeit, Wirtschaftlichkeit, Flexibilität, Planungssicherheit, Freizügigkeit und Kundenorientierung. Die generelle Kundenzufriedenheit für die FABEC-ANSPs lag bei einem CSI von 3,7, der von der DFS erreichte Wert entsprach genau diesem Durchschnitt. Die Kontrollzentrale von EUROCONTROL in Maastricht erreichte in jedem Teilbereich den besten Wert. Erfreulich für die DFS war die gute Bewertung auf dem Gebiet Safety, hier erreichte sie mit 4,1 den zweitbesten CSI-Wert hinter Maastricht (4,3). „Generell lässt sich sagen, dass die Kunden mit unserer Safety-Qualität sehr zufrieden sind, mit der Kosteneffizienz aber noch nicht“, sagt Diedrich, dessen Team sich besonders über die Bewertung der Kundenorientierung freuen durfte: Hier erreichte die DFS gemeinsam mit Maastricht mit 3,6 den besten Wert (siehe Grafik), der FABEC-Durchschnitt lag bei 3,4. Ein Beweis dafür, dass die DFS einen intensiven Kontakt mit ihren Kunden pflegt. Holger Matthies Die Kundenzufriedenheit lässt sich durch den Customer Satisfaction Index (CSI) darstellen, der mit speziellen Algorithmen aus den erhobenen Daten errechnet wird. Maßnahmen zur Prozessverbesserung sind angewandtes Qualitätsmanagement. „Wir fordern den Kunden auf, zu begrün- transmission 1 – 2014 7 Beziehungen Kompetenz hoch vier mit Insiderwissen Das Militärische Kompetenzzentrum der DFS betreut den drittgrößten Kunden des Unternehmens – die Bundeswehr. Die vier Mitarbeiter dort kennen die Bedürfnisse des Militärs sehr genau: Sie sind beurlaubte oder ehemalige Soldaten. „B ei einem Kampfflugzeug geht es nicht darum, von A nach B zu fliegen. Das sind fliegende Waffensysteme“, sagt Volker Görldt. Und deshalb sind die Anforderungen an die Flugsicherung auch ganz andere als bei der zivilen Luftfahrt. Görldt muss es wissen, denn der Oberstleutnant der Reserve war selbst viele Jahre lang TornadoPilot. Als er 2008 den aktiven Dienst bei der Luftwaffe quittierte, fing er als Zivilist bei der deutschen Flug sicherung an. „Das war natürlich ein Glücksfall für uns“, sagt sein Vorgesetzter, Thomas Klein, Leiter des DFS-Bereichs Militärisches Kompetenzzentrum und selbst beurlaubter Oberstleutnant mit rund drei Jahrzehnten Flugsicherungserfahrung. „Ein ehemaliger Kampfpilot kann die Sichtweise aus dem Cockpit hervorragend in die Arbeit unseres Bereichs einbringen“, sagt Klein. So gesehen, sind alle Mitarbeiter des Bereichs Glücksfälle: Alle Kollegen blicken auf eine langjährige und vielschichtige Erfahrung bei der Bundeswehr zurück. Dass die intensive Betreuung der militärischen Kunden überhaupt nötig und möglich ist, liegt an einer Besonderheit der Flugsicherung in Deutschland: der zivil-militärischen Integration. Sie ist beispielgebend für Europa und findet weltweit Anerkennung. Seit 1993 ist die DFS Das Team vom Kompetenzzentrum: Sven Lorenz, Thomas Klein, Volker Görldt und Bachelor-Absolvent Helge Fünderich (von rechts). Foto: H.-J. Koch 8 transmission 1 – 2014 Das Team: Leiter Thomas Klein, beurlaubter Oberstleutnant, war unter anderem militärischer Fluglotse in Memmingen und Spangdahlem und bei der DFS Leiter Betriebsdurchführung des Geschäftsbereichs Center. Besondere Anforderungen an die Flugsicherung: Eurofighter im Formationsflug. Foto: Luftwaffe/Ingo Bicker nicht nur für die Kontrolle des zivilen Flugverkehrs zuständig, sondern auch für die des überörtlichen militärischen Luftverkehrs in Friedenszeiten. Dazu gehört, dass es keine unflexible Einteilung in militärische und zivile Lufträume mehr gibt, sondern Lufträume je nach Bedarf genutzt werden. „Die DFS hat gemeinsam mit den Streitkräften bei der Umsetzung und Weiterentwicklung des Konzepts Flexible Use of Airspace innovative Impulse in und für Europa setzen können“, sagt Klein. Zur zivil-militärischen Integration gehört auch, dass zivile Fluglotsen entsprechend geschult sind, um Einsätze des Militärs zu unterstützen. Die technische Infrastruktur der unterschiedlichen Air-Traffic-ManagementSysteme sowie die Kommunikations-, Navigations- und Überwachungstechnik ist weitestgehend aufeinander abgestimmt. Die Umsetzung von europäischen Anforderungen im Single European Sky erfordert eine weitere Verzahnung. deshalb wichtige Themen für das Militärische Kompetenzzentrum der DFS. So liefert der ehemalige Strahlluftfahrzeugführer Görldt regelmäßig Unterrichtsbeiträge für die Aus- und Weiterbildung der zivilen Lotsen. Beim Thema Formationsflug konnte er beispielsweise ein Missverständnis aufklären. Es ging um die Frage, welches Flugzeug der Formation den Transpondercode abstrahlt und damit als einziges auf der Radardarstellung des Lotsen mit den entsprechenden Informationen erscheint. „Offensichtlich herrschte bislang die Meinung vor, dass immer das Führungsflugzeug den Transponder an hat“, sagt Görldt. Er stellte dann klar, dass sich die Position des „Transponderflugzeugs“ innerhalb einer Formation durchaus ändern kann. „Die Luftfahrzeugbesatzungen und DFS-Lotsen hatten dadurch unterschiedliche Definitionspunkte für die Einhaltung der Kriterien einer Standard-Formation und für die Einhaltung der Staffelungswerte ist das natürlich eine wichtige Information“, sagt Görldt. Luftraumnutzung, Schulung, ATMInfrastruktur und Datenaustausch sind Das Team um Leiter Thomas Klein veranstaltet regelmäßig Kundenforen, Volker Görldt, Oberstleutnant der Reserve, flog als Tornado-Pilot am Luftwaffenstützpunkt Büchel und tat auch für mehrere Jahre als Fluglehrer in den USA Dienst, bevor er sich im Amt für Flugsicherung der Bundeswehr (AFSBw) intensiv mit ATM-Themen auseinandersetzte. Sein Kollege Sven Lorenz, ebenfalls beurlaubter Oberstleutnant, war jahrelang als Jägerleitoffizier für die taktische Kontrolle von Luftfahrzeugen verantwortlich. Als Austauschoffizier bei der Royal Air Force lebte er mehrere Jahre in Großbritannien. Außerdem war er AWACS-Besatzungsmitglied. Berthold Taffner, beurlaubter Oberstabsfeldwebel, war Flugdatenbearbeiter in Maastricht und im Center Langen und bei der DFS auch als Verfahrensplaner tätig. Regelmäßig bekommt das Team Unterstützung von Studenten der Bundeswehr-Universitäten. Im vergangenen Jahr half Helge Fünderich, Student der Bundeswehruniversität in München, im Bereich aus und schrieb dort seine Bachelor-Arbeit. bei denen sie sich mit den Militärs austauschen. Dabei kann es auch schon mal zu kritischen Diskussionen kommen. Denn im viel beflogenen Luftraum über Deutschland sehen die transmission 1 – 2014 9 Beziehungen Piloten der Teilstreitkräfte ihre Interessen nicht immer gebührend berücksichtigt. Das Militärische Kompetenzzentrum muss dann vermitteln und mit anderen Bereichen der DFS nach Lösungen suchen. Zugute kommt den DFS-Experten dabei, dass es inzwischen staatenübergreifende Regelungen gibt. Im Functional Airspace Block Europe Central (FABEC), in dem sechs Staaten zusammenarbeiten, wurde schon einiges in der Luftraumnutzung verbessert. So richten zum Beispiel Deutschland und die Niederlande Berthold Taffner. Foto: H.-J. Koch einen grenzüberschreitenden, militärischen Übungsluftraum zur gemeinsamen Nutzung ein, sodass der zivile Verkehr profitiert und der militärische Verkehr ebenfalls genügend Luftraum zur Verfügung hat. Zur Aufgabe von Kleins Bereich gehören auch regelmäßige Befragungen der militärischen Kunden und ein Beschwerdemanagement. Seit kurzem gibt es sogar ein Beschwerdetelefon. „Wenn ein Pilot ein Problem hat, 10 transmission 1 – 2014 kann er sich darüber direkt mit uns in Verbindung setzen“, sagt Klein. Sein Team sieht sich allerdings nicht nur in einer Kunden-DienstleisterRolle. „Wichtig ist auch unsere Beziehung zu den Partnern des militärischen Taktischen Kontrolldienstes“, sagt Sven Lorenz. Es gehe beispielsweise darum, in Bereichen wie Luftraumnutzung oder Ortung, Funk und Navigation Synergien zu schaffen und die Systeme zu harmonisieren. Entscheidend sei auch, eine gemeinsame Haltung zu definieren. „Wenn wir als Deutsche mit einer gemeinsam abgestimmten Meinung auftreten, stärken wir auch unsere Position in der internationalen Zusammenarbeit, etwa im Single European Sky“, sagt Lorenz. Das Team vom Militärischen Kompetenzzentrum arbeitet in verschiedenen nationalen und internationalen Gruppen mit, beispielsweise bei der Arbeitsgruppe „Interop“, die sich mit den technischen Schnittstellen zwischen DFS und Einsatzführungsdienst der Luftwaffe befasst, oder im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums beim NATO ATM Committee. Da alle im Team das System Bundeswehr von innen kennen, verfügen sie neben hervorragendem Wissen über Aufgaben und Organisation der Dienststellen auch über persönliche Kontakte auf allen Ebenen, die das Zusammenarbeiten erleichtern. „Wir handeln effektiv und schnell, bei uns läuft vieles nicht so bürokratisch ab“, sagt Klein. „Da wir eine längere Verwendung in der jeweiligen Funktion haben als die meisten unserer militärischen Counterparts, sind wir eine wichtige Konstante in der zivil-militärischen Zusammenarbeit.“ Eine entscheidende Aufgabe der kommenden Jahre wird es sein, die zivil-militärische Integration weiter- Einsatzführungsdienst der Luftwaffe: Der Einsatzführungsdienst der Luftwaffe hat unter anderem den Auftrag, den Luftraum über der Bundesrepublik Deutschland im Dauerbetrieb, das heißt 24 Stunden täglich und 365 Tage im Jahr, zu überwachen, Flugziele zu identifizieren, an vorgesetzte NATO- und nationale Dienststellen zu melden und die Integrität des Luftraumes sowie die Sicherheit im Luftraum zu gewährleisten. zuentwickeln und, wo nötig, neu zu beschreiben. „Alle Regelungen in diesem Zusammenhang stammen von Anfang der 90er Jahre des vergangenen Jahrhunderts“, sagt Klein. Damals, vor den Anschlägen des 11. September 2001, sei die Welt noch eine andere gewesen. Kleins Anspruch ist es, die Regelungen der Gegenwart anzupassen. Das wird ihn noch einige Zeit beschäftigen. Sandra Ciupka Gemeinsam stark Die DFS steht als Flugsicherungsdienstleister in einem engen Dialog mit Kunden und Partnern. Dieser Austausch hat Rück wirkungen auf viele Entscheidungen des Unternehmens. D ie DFS kontrolliert rund drei Millionen Flüge im Jahr. An den großen deutschen HubFlughäfen starten und landen stündlich um die 100 Flugzeuge. Diese hohe Kapazität wird nur erreicht, wenn alle beteiligten Partner an einem Strang ziehen. Beispiele für eine effektive Zusammenarbeit zwischen Flughäfen, Airlines und Flugsicherung gibt es viele. Mit dem Projekt Airport Collaborative Decision-Making (Airport CDM) etwa werden alle Abläufe zwischen Landung und nächstem Start des Flugzeugs so optimiert, dass kaum noch Staus und Wartezeiten am Boden vorkommen. Auch im Bereich Lärmreduzierung arbeiten Flugsicherung, Airlines und Flughäfen intensiv zusammen. Flugrouten beispielsweise kann die DFS nicht einfach festlegen – es bedarf eines intensiven Austausches mit allen Beteiligten und Betroffenen. Wie etwa im Forum Flughafen und Region Frankfurt: In dem Forum sind nicht nur Repräsentanten der Flugsicherung, der Airlines und des Flughafens vertreten, sondern auch Politiker, Gewerkschafter und Repräsentanten von Kirchen und Verbänden. Die DFS ist Mitglied im Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Dort setzt sie sich mit ihren Partnern dafür ein, dass die Interessen der Luftfahrtbranche gewahrt werden. Eine Branche, in der rund 325.000 Menschen in Deutschland beschäftigt sind. Und die für den Wirtschaftsstandort Deutschland bedeutend ist. Sie gewährleistet die Mobilität von Personen und Waren und damit auch einen Komfort, auf den die meisten Bürger nicht verzichten möchten. Als Unternehmen, das zu 100 Prozent der Bundesrepublik Deutschland gehört, nimmt die DFS eine Sonderstellung im Kreis der Partner ein. Zwar ist die deutsche Flugsicherung seit 21 Jahren organisationsprivatisiert, doch sie nimmt im Auftrag des Bundes hoheitliche Aufgaben war. Mit den Single-European-Sky-Verordnungen hat die Europäische Union die regulative und die operative Flugsicherung getrennt. Das heißt, eine übergeordnete Aufsichtsbehörde muss kontrol- lieren, ob das operative Geschäft allen Regularien und Ansprüchen gerecht wird. Deshalb wurde das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) geschaffen. Die Zusammenarbeit mit dem BAF nimmt seither eine wichtige Stellung im Unternehmen ein. Ein besonderes Augenmerk der DFS liegt in der Beziehung zu den Kunden – den Airlines. Die Deutsche Flugsicherung bieten ihnen Kapazität, Pünktlichkeit und vor allem Sicherheit – und dies so umweltverträglich wie möglich. Die Herausforderung dabei ist, dass sich die Ziele wechselweise beeinflussen und zum Teil im Widerspruch zueinander stehen. Was umweltschonend wäre, ist nicht immer sicher. Was Kapazität schaffen könnte, muss nicht kosteneffizient sein. Um Kapazität, Umweltfreundlichkeit, Pünktlichkeit und Sicherheit ständig zu verbessern, muss die DFS gemeinsam mit den Kunden und Partnern nach neuen Lösungen suchen. Ein aktuelles Beispiel dafür ist die Initiative Flight Efficiency. Mit ihr soll die vertikale Streckeneffizienz weiter optimiert werden, was zu einer Treibstoffeinsparung von mehr als 50 Kilogramm pro Flug führen kann. Sandra Ciupka „Die DFS hat mit ihren Unternehmensentscheidungen einen nicht zu unterschätzenden Einfluss auf die Luftverkehrswirtschaft in Deutschland und Entscheidungen ihrer Partner beeinflussen wiederum das Handeln der Flugsicherung“, sagt DFS-Chef Prof. Klaus-Dieter Scheurle. „Deshalb ist für uns ein partnerschaftliches, von intensivem Dialog geprägtes Verhältnis zu Kunden und Partnern unabdingbar.“ transmission 1 – 2014 11 Partner im Porträt Der Hüter der Zeiten Start- und Landezeiten an den großen Flughäfen sind rar – und deshalb heiß begehrt. Ob und wann eine Fluggesellschaft starten und landen darf, darüber entscheidet die Flughafenkoordination. Dabei gelten für alle Airlines dieselben Regeln. A rmin Obert ist von Flugzeugen umgeben. Lufthansa und Condor, Emirates und Etihad, Air France und Alitalia, Delta Airlines und FedEx: In seinem Büro am Frankfurter Flughafen drängen sich viele hundert Modelle – im Regal, auf Schränken, auf Fensterbrettern, sogar auf dem Schreibtisch. Das passt zu Oberts Job: Als Flughafenkoordinator der Bundesrepublik Deutschland ist der 47-Jährige dafür verantwortlich, das Gedränge an den Flughäfen in geordnete Bahnen zu lenken. Unterstützt von elf Mitarbeitern verteilt er die heiß umkämpften Start- und Landeslots. Besonders groß ist die Nachfrage an den Flughäfen Frankfurt, München, Düsseldorf, Stuttgart, Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld, sie sind deshalb voll koordiniert. „Das bedeutet: Ohne Slot, also ohne ein bestätigtes Zeitfenster für Start oder Landung, darf dort kein Flug stattfinden“, sagt Obert. An den übrigen Flughäfen greift die Flughafenkoordination nur ein, wenn Engpässe absehbar sind. Die Vergabe der Slots erfolgt nach einem festen Schema. Airlines, die an den koordinierten Flughäfen star- ten oder landen wollen, müssen bis zu einem von der IATA festgelegten Stichtag – im Mai für den Winterflugplan und im Oktober für den Sommerflugplan – ihre Flugplanwünsche anmelden. Dabei gilt ein Prinzip: Wer einmal einen Slot hat, der darf ihn in der nächsten Flugplanperiode behalten – vorausgesetzt, er macht davon Gebrauch. Sobald eine Airline ihren Slot zu mindestens 80 Prozent so nutzt wie koordiniert, genießt sie in der Folgesaison historische Priorität. „Neu vergeben werden nur diejenigen Slots, die frei werden oder die Armin Obert arbeitet seit 1990 bei der Flughafenkoordination. Seit 2011 ist er Flughafenkoordinator der Bundesrepublik Deutschland. Foto: M. Bauer 12 transmission 1 – 2014 Herausforderung Nachtflugverbot Die Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts zum Nachtflugverbot am Frankfurter Flughafen war für die Flugplankoordination eine besondere Herausforderung. Zum einen fiel die Entscheidung der Airlines, gegen das Urteil nicht in Revision zu gehen, erst kurz vor Beginn des Winterflugplans im Oktober – die Flughafenkoordination hatte also nur zwei Wochen Zeit, um die Flüge neu zu koordinieren. Zum anderen gibt es – anders als bei anderen Flughäfen – in Frankfurt zwar eine Verspätungsregelung für Anflüge, nicht aber für Abflüge. Ein Flugzeug, dass nicht um kurz vor 23 Uhr in der Luft ist oder eine Ausnahmegenehmigung der Luftaufsicht hat, muss am Boden bleiben. Im Schnitt bleiben pro Monat zwischen fünf und zehn Maschinen stehen, Crew und Passagiere müssen in Frankfurt übernachten. Dadurch verschieben sich alle Umläufe dieses Flugzeugs, und die Start- und Landeslots müssen komplett neu koordiniert werden. neu hinzukommen – zum Beispiel, wenn wie in Frankfurt eine neue Landebahn gebaut wird und deshalb die Kapazität steigt“, erklärt Obert. Auch für sie gelten feste Regeln. So geht die Hälfte dieser Slots an so genannte „New Entrants“. Das sind Airlines, die weniger als vier Slots an einem Flughafen haben beziehungsweise weniger als fünf Prozent des Verkehrs stellen, aber eine neue Strecke anbieten. Damit will die EU für mehr Wettbewerb sorgen. Doch nicht mit allen Vorhaben der EU-Kommission ist Obert einverstanden. Ihre Pläne, in Europa den Handel mit Slots einzuführen, lehnt er ab – denn das hätte nicht mehr, son- dern eher weniger Wettbewerb zur Folge. „Davon würden vor allem große, finanzstarke Airlines profitieren“, sagt er. „Dadurch, dass die Slots nach festgelegten Regeln vergeben werden, sind alle Airlines gleichberechtigt.“ Nach dem Stichtag für die Flugplanwünsche haben die Flughafenkoordinatoren weltweit dann drei Wochen Zeit, um die Slots zu koordinieren und zuzuteilen. Dabei sind nicht nur Regularien wie beispielsweise Nachtflugbeschränkungen, sondern auch die vorhandenen Kapazitäten zu beachten. Weitere zwei Wochen später kommen dann rund 100 Koordinatoren und Vertreter von etwa 300 Fluggesellschaften sowie 250 Flughäfen zu einer internationalen Konferenz zusammen. Hier stimmen sie die Slotvergabe untereinander ab und passen die Start- und Landezeiten bei Bedarf an. Zum Beispiel, wenn eine Fluggesellschaft von Frankfurt nach Singapur fliegen möchte, zu ihrem Startslot in Frankfurt aber keinen passenden Landeslot in Singapur bekommen hat. Die Flughafenkoordination ist aber nicht nur dann aktiv, wenn ein neuer Flugplan erstellt werden soll. Die Mitarbeiter der Flughafenkoordination haben das ganze Jahr über alle Hände voll zu tun. Die Gründe sind vielfältig: Mal tauscht eine Airline Flugzeuge auf Routen aus und benötigt wegen der unterschiedlichen Leistungsdaten neue Start- und Landezeiten, mal werfen Krisen wie der Bürgerkrieg in Syrien, Bombenanschläge in Ägypten oder der Aufstand in der Ukraine die Flugpläne über den Haufen. „Pro Tag gibt es zwischen 500 und 800 Änderungen an bestehenden Flugplänen“, sagt Obert. Darüber hinaus überwacht die Flughafenkoordination, dass sich die Airlines auch tatsächlich an die zugeteil- ten Slots halten. Dazu erhält sie von der DFS und den Flughäfen die tatsächlichen Flugdaten und vergleicht diese mit den vergebenen Zeitfenstern. Stellt sich heraus, dass eine Fluggesellschaft ihre Slots systematisch falsch nutzt, meldet die Flughafenkoordination dies an das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung. Das kann dann ein Ordnungswidrigkeitsverfahren einleiten. Theoretisch sind pro falsch durchgeführtem Flug bis zu 50.000 Euro Strafe möglich, die höchste bislang verhängte Strafe lag bei 25.000 Euro. Das wirkt. „Bei so einer Strafe ist der Flug für die Airline nicht mehr wirtschaftlich“, sagt Obert. Christopher Belz Flughafenkoordination Flughafenkoordinatoren gibt es auf der ganzen Welt. Sie sind für die Vergabe der Start- und Landerechte an den koordinierten Flughäfen ihres Landes verantwortlich. In Deutschland sind das Berlin-Tegel und Berlin-Schönefeld, Frankfurt, München, Düsseldorf und Stuttgart. Die Position eines zentralen Flugplankoordinators in Deutschland wurde nach dem Fluglotsenstreik 1971 geschaffen. Sie war bei der damals noch staatlichen Lufthansa angesiedelt. Inzwischen handelt es sich um eine eigenständige Institution, die dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur untersteht. Sitz der Flughafenkoordination ist der Flughafen Frankfurt. Elf Mitarbeiter sind für die 16 internationalen Airports und rund 300 Airlines zuständig. Pro Jahr vergeben sie 2,1 Millionen Slots. transmission 1 – 2014 13 Partner im Porträt „Gleiche Regeln für alle Wettbewerber“ Klaus-Peter Siegloch ist seit Juni 2011 Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luft verkehrswirtschaft (BDL). Sein Ziel ist, dass die deutsche Luftverkehrsbranche nach außen geschlossener in Erscheinung tritt als bisher. Herr Siegloch, Sie waren mehr als drei Jahrzehnte lang Reporter, Moderator und Auslandskorrespondent bei ZDF und ARD. Jetzt sind Sie Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Wie wird man vom Journalisten zum Lobbyisten? KLAUS-PETER SIEGLOCH: Ich bin beim ZDF pensioniert worden. Kurz vor meinem Abschied aus New York rief mich ein Headhunter an. Dass es 14 transmission 1 – 2014 für mich keine Erfüllung ist, den ganzen Tag Golf zu spielen oder um die Alster zu radeln, war mir immer klar. Zumal ich gar nicht Golf spielen kann. Luftverkehr konnte ich mir gut vorstellen, denn in meinem Beruf als Korrespondent bin ich gerne und viel in alle Welt geflogen. Wie haben Ihre ehemaligen Journalistenkollegen reagiert? SIEGLOCH: Unterschiedlich. Ich glaube aber, dass meine neue Aufgabe manches mit dem Journalismus gemeinsam hat. Es geht darum, Kommunikation zu ermöglichen. Und zwar in zwei Richtungen. Wir als Verband wollen Themen der Luftfahrt in die Gesellschaft kommunizieren, gleichzeitig aber auch gesellschaftliche Entwicklungen in die Luftverkehrswirtschaft hineintragen. Wozu braucht es in Deutschland einen Verband der Luftverkehrswirtschaft? SIEGLOCH: Ich glaube, es war ein Fehler, dass es einen solchen Verband nicht früher gab. Vorher haben die Beteiligten im Luftverkehr jeder für sich in der Öffentlichkeit kommuniziert – Airports, Airlines, Flugsicherung. Und dort oft unterschiedliche Positionen vertreten. Das Bild des Luftverkehrs war das einer Branche, die sich in wichtigen Dingen nicht einig ist. Die Mitglieder im BDL haben teilweise gegensätzliche Interessen. Wo sehen Sie da Ihre Aufgabe als Präsident? SIEGLOCH: Natürlich gibt es Themen, bei denen unsere Mitglieder unterschiedliche Interessen vertreten. Doch Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit helfen keinem weiter. Wir wollen nach außen die Themen kommunizieren, bei denen wir uns einig sind, das sind sehr viele Themen. Bei Themen hingegen, wo wir verschiedene Ansichten vertreten, setzen wir uns hinter verschlossenen Türen zusammen, um gemeinsam zu diskutieren, wie wir uns einigen k önnen. Ein Ziel des Verbandes ist ein einheitliches Luftverkehrskonzept für Deutschland. Warum gibt es bis heute kein solches Konzept? SIEGLOCH: Das habe ich mich auch gefragt, als ich zum Verband kam. Es gibt in Deutschland vom Bund mit den Ländern erstellte Verkehrspläne für den Straßen- und den Schienenverkehr. Nur für den Luftverkehr gibt es weder eine zentrale Planung noch eine Planung für die Vernetzung mit Schiene und Straße. Unser Vorschlag ist es, dass Bund und Länder gemeinsam ein Konzept für den Luftverkehr erarbeiten, das zugleich mit dem Verkehr auf Straße und Schiene vernetzt ist. Was sollen die inhaltlichen Schwerpunkte dieses Konzeptes sein? SIEGLOCH: Man muss zunächst wissen, wie sich der Luftverkehr in den nächsten zehn Jahren entwickeln wird. Ein Unternehmen, das ein Produkt auf den Markt bringt, macht dafür eine Marktanalyse. Für den Luftverkehr in Deutschland gibt es eine solche Marktanalyse nicht. Ebensowenig gibt es eine Analyse, wie sich der Wettbewerb entwickeln wird. Das Luftverkehrskonzept soll diese Markt- und Wettbewerbsanalyse enthalten? SIEGLOCH: Ja, das ist etwas, was die Politik ohne viele Umstände auf den Weg bringen kann. Wir selbst machen das Konzept ja nicht, wir geben lediglich Empfehlungen, wie die Politik unserer Meinung nach vorgehen sollte. Das Konzept erarbeiten Bund und Länder gemeinsam, so steht es im Koalitionsvertrag. Wann soll dieses Konzept vorliegen? SIEGLOCH: Das sollte bis Mitte der Legislaturperiode geschehen. Die Markt und Wettbewerbsanalyse brauchen wir auch, um zu entscheiden, wie sich die Flughafenlandschaft entwickeln soll. Das Wettbewerbsumfeld hat sich enorm verändert, die Bedingungen für die deutschen und europäischen Carrier sind schwieriger geworden. So lange alle nach gleichen Regeln spielen, ist daran auch nichts auszusetzen. Tun sie das nicht? SIEGLOCH: Nicht mehr, denn der deutsche Luftverkehr wird durch staatliche Eingriffe gegenüber ausländischen Wettbewerbern benachteiligt. Sie meinen die Luftverkehrsteuer, die Sie heftig kritisieren. Die Steuer ist doch eine Ticketabgabe, sie wird de facto von den Passagieren bezahlt. SIEGLOCH: Früher hätten Sie damit Recht gehabt. Aber heute haben wir im Luftverkehr Marktwirtschaft. Jeder Carrier mit einer Zulassung für Europa kann jede Strecke in Europa fliegen. Ein irischer Low-Cost-Carrier wie Ryan air kann innerdeutschen Verkehr fliegen. Das ist ein sehr harter Wettbewerb. Für die Passagiere ist beim Buchen eines Fluges der Preis der entscheidende Faktor. Bei deutschen Airlines starten die meisten Abflüge in Deutschland. Und dort muss für jeden Passagier die Luftverkehrsteuer gezahlt werden. Die zahlt jedoch nicht der Passagier, sondern die Airline. Ob diese die Abgabe im Ticketpreis realisieren kann, entscheidet der Markt. Aber Ryanair muss diese Abgabe in Deutschland doch auch zahlen … SIEGLOCH: Das stimmt, nur schlägt die Steuer bei Ryanair für das Gesamtgeschäft weit weniger zu Buche als für eine deutsche Airline. Denn Ryanair macht nur etwa zehn Prozent ihres Verkehrs in Deutschland, den Rest machen sie in Ländern, in denen es keine Luftverkehrsteuer gibt. Gibt es Anzeichen, dass deutsche Flughäfen wegen der Luftverkehr steuer Passagiere verloren haben? SIEGLOCH: Ja, die gibt es. Seit Einführung der Luftverkehrsteuer können wir das besonders bei grenznahen Flughäfen beobachten. Von 2010 bis 2013 haben die grenznahen ausländischen Flughäfen einen Verkehrszuwachs von 35,9 Prozent verzeichnet, während die deutschen Flughäfen in Grenznähe 0,4 Prozent Passagiere verloren haben. Die Luftverkehrsteuer wirkt als Konjunkturprogramm für ausländische Flughäfen. Wie sieht es an den großen Hubs aus? SIEGLOCH: Selbst dort beobachten wir Verlagerungen. Wenn Sie heute einen Transatlantik-Flug nach New transmission 1 – 2014 15 Partner im Porträt York buchen, können Sie über München und Frankfurt oder über Amsterdam und Paris fliegen. Wenn Sie über Paris-Charles-de-Gaulle fliegen, dann können Sie das Ticket splitten. Dann zahlen Sie die Steuer nur von Berlin nach Paris, das sind 7,50 Euro statt der 42,18 Euro Ticketsteuer pro Person, die für den Flug von Frankfurt nach New York anfallen würden. Schwer vorstellbar, dass der deutsche Staat eine Steuer, die er einmal erhoben hat, wieder abschafft … SIEGLOCH: Bei den Koalitionsverhandlungen stand bis zur letzten Runde in den Papieren der Wirtschafts- und Verkehrspolitiker, dass die Steuer weg soll. Der Bundesrat hat mit Mehrheit ihre Abschaffung beschlossen, die Verkehrs- und die Wirtschaftsminister der Länder fordern das Gleiche. Es gibt auf vielen Ebenen einen politischen Willen, die Steuer abzuschaffen. Die Politik darf den Fluggesellschaften keine Ketten a nlegen. Ernsthafte Konkurrenz erwächst dem europäischen Luftverkehr im Nahen Osten, wo die Golfstaaten riesige Airports aus dem Wüstensand stampfen. Auf Umweltschutz und Arbeitnehmerrechte muss man dort kaum Rücksicht nehmen. Was kann Deutschland diesen ungleichen Bedingungen entgegensetzen? SIEGLOCH: Wir wollen nicht, dass die sozialen Standards in Europa abgebaut werden. Andererseits werden wir keinen Scheich davon überzeugen, dass er Streiks zulässt und seine Arbeiter vernünftig krankenversichert. Was wir tun können ist, der Politik die unterschiedlichen Rahmenbedingun- 16 transmission 1 – 2014 gen bewusst machen und darauf hinwirken, dass sie uns in diesem Wettbewerb keine Ketten anlegt, während andere gedopt antreten. Was gehört dabei aus Ihrer Sicht zu den Aufgaben der Politik? SIEGLOCH: Dazu gehört die Abschaffung der Luftverkehrsteuer. Dazu gehört, dass der Emissionshandel nicht nur die Europäer belastet. Dazu gehört ein fairer Ausgleich bei Passagierrechten zwischen den Airlines und den Interessen der Passagiere. Zudem sollten die Betriebszeiten an deutschen Flughäfen so gestaltet werden, dass bei Bedarf an ausgewählten Standorten auch nachts geflogen werden kann. All diese Dinge kann die Politik regeln. Von anderen Branchen gibt es an den Luftverkehr oft den Vorwurf der Subventionierung, weil es in Deutschland keine Mehrwertsteuer für internationale Flüge gibt ... SIEGLOCH: Die Staaten haben früh erkannt, dass die Finanzierung des Luftverkehrs über Steuern zu einem Dumpingwettbewerb führt. Dann würden einzelne Länder versuchen, mit geringen Steuersätzen Flugverkehr anzuziehen und ihre Fluggesellschaften zu fördern. Deshalb haben die Luftfahrtnationen im Jahre 1944 das Chikagoer Abkommen unterzeichnet und darin vereinbart, dass der internationale Luftverkehr von einer Kerosin steuer und anderen Steuerbelastungen ausgenommen wird. Die EU erlaubt für zehn Jahre finanzielle Beihilfen für Regionalflughäfen. Müsste man angesichts der wachsenden Konkurrenz in Nahost nicht eher die großen Hub-Flughäfen stärken? SIEGLOCH: Wir wollen starke Hubs, die im Weltmaßstab konkurrieren können. Aber die regionalen Flughä- fen haben große Bedeutung für die einheimische Wirtschaft. Das sind starke Exportindustrien, die brauchen Zugang zum Weltmarkt und sind auf die regionalen Flughäfen als Zubringer zu den großen Drehkreuzen angewiesen. Manche regionale Flughäfen haben jedoch die Zuschüsse genutzt, um die Gebühren für Fluggesellschaften zu reduzieren. Jetzt hat die EU auf diese Praktiken einen Deckel gesetzt. Beihilfen für den Betrieb gibt es nur noch für eine Anlaufzeit von zehn Jahren, danach ist Schluss. Das ist in meinen Augen ein vernünftiger Ansatz. Stichwort Single European Sky: Die EU verlangt von den Flugsicherungsanbietern, mehr Kapazität zu bewältigen, bessere Systeme zu entwickeln – und das alles für weniger Geld. Wie positioniert sich der BDL in dieser Frage? SIEGLOCH: Das Ideal wäre eine einheitliche Flugsicherung für ein gemeinsames Europa. Wir meinen, dass man bei den Flugsicherungen zu größeren Einheiten kommen muss, dies ist wirtschaftlich am vernünftigsten. Die Länder mit kleineren Flugsicherungen leisten dort Widerstand, deshalb sollten ANSPs, die Aufgaben verlieren, Kompensationen erhalten. Es ist aber nicht nur eine wirtschaftliche, sondern auch eine politische Entscheidung. Was kann die DFS als Mitglied vom BDL erwarten? SIEGLOCH: Wie die anderen Mitglieder auch: Der BDL vertritt die gemeinsamen Interessen der deutschen Luftfahrt in der Öffentlichkeit und bietet sich bei unterschiedlichen Interessen als Plattform für interne Gespräche an – egal ob es um die Verwirklichung des Single European Sky geht oder um Grundlagen für Gebühren. Die Fragen stellte Holger Matthies. Alles nach Plan Eng verknüpft sind die Abläufe an einem Flughafen: vom Checkin bis zum Boarding, von der Gepäckabfertigung bis zum Start. Flughafenbetrieb und Flugbetrieb halten dieses Räderwerk am Laufen – im Zusammenspiel mit der DFS. In Hannover begegnet man sich auf gleicher Höhe. D ie Welt der Luftfahrt, sie ist dort zu Hause, wo man sie nicht unbedingt vermuten würde. Rapsfelder säumen den Weg dahin, ebenso Pferdekoppeln, auf denen Hannoveraner in der warmen Frühlingssonne grasen. Unweit davon erhebt sich die kühle, funktionsbetonte 50er-Jahre-Fassade des Flughafens Hannover – der „die Welt der Luftfahrt“ seit nunmehr fünf Jahren beherbergt. Die interaktive Erlebnisausstellung macht Luftfahrtgeschichte lebendig: an Flugsimulatoren und Spielstationen, mit Ausstellungsstücken wie dem imposanten Fahrwerk einer Boeing 747 oder dem originalen Nachbau eines „Jatho- Drachens“. Letzteres Exponat macht deutlich, weshalb es durchaus seine Berechtigung hat, der Welt der Luftfahrt ausgerechnet hier ein Zuhause zu geben. Denn der hannoversche Bürger Karl Jatho war es, der am 18. August 1903, noch wenige Monate vor den Gebrüdern Wright, den ersten Motorflug unternommen haben soll. Zwischen damals und heute liegen Welten. Allein von der 780-Meter-Piste aus entschweben jährlich mehr als 11.000 Sport-, Privat- und Geschäftsflieger. Hinter Stuttgart und Münster/ Osnabrück ist der Flughafen Hannover in der vergangenen Dekade zum drittgrößten Flughafen für die General Aviation aufgestiegen. „Das war nicht immer so“, berichtet Michael Büsing, Verkehrsleiter des Betreibers Flugha- fen Hannover-Langenhagen GmbH. Einige Jahre lang hatte man diese Klientel vernachlässigt, bis im Jahr 2000 ein Umdenken einsetzte. Schritt für Schritt konnten die luftfahrttechnischen Betriebe, die Flugschulen und Fliegerclubs zu einer Rückkehr bewogen werden. Ihre Fluggeräte füllen inzwischen wieder sechs Hallen. Büsings Job ist es, den reibungslosen Betrieb im und am Flughafen sicherzustellen. In den Terminals wie auf dem Vorfeld, für die Passagiere wie für die fliegende Kundschaft. 2013 waren das auf der einen Seite rund 5,2 Millionen Fluggäste und auf der ande- ren 64.000 Flüge nach Instrumentenflugregeln und rund 11.200 VFR-Flüge – mit Berlin-Schönefeld, Leipzig/Halle und Nürnberg bildet Hannover damit die Gruppe der mittelgroßen internationalen Verkehrsflughäfen. „Grundlage für jede neue ab HAJ angebotene Verbindung sind umfangreiche Streckenanalysen, die wir für potenzielle Airlines erheben“, schildert Büsing den Beginn einer Akquisition. Zahlen können dabei zu überzeugenden Argumenten werden – wie im Falle von Aer Lingus. „Wir konnten darlegen, wie viele Reisende von Hannover aus über Frankfurt, Amsterdam oder andere Hubs nach Dublin fliegen – dass also eine Direktverbindung auf entsprechende Nachfrage stoßen würde.“ Die Argumente fielen auf fruchtbaren Boden: Seit Ende März heben die Flugzeuge mit dem Kleeblatt in Hannover viermal wöchentlich ab und Irland-Fans erreichen Dublin ganz ohne Umwege. Mehr Wachstum versprechen auch die neu in den Flugplan aufgenommenen Ziele von SunExpress, der russischen Orenair und TAP Portugal. „Für diesen Alles im Blick: Mathias Roskos (stehend), Leiter Flugbetriebsflächen. Fotos: Norbert Knoll transmission 1 – 2014 17 Partner im Porträt Sommer haben wir ganz gut Verkehr akquiriert“, fasst Büsing die Erfolge der Vertriebsmannschaft in den vergangenen Monaten zusammen. Diese Erfolge werden für ihn und seine Kollegen unmittelbar sichtbar: bei der Aufbereitung der Flugplandaten. Im Gegensatz zu vollkoordinierten Flughäfen wie Frankfurt oder München ist der Flughafen Hannover flugplanvermittelt. Das bedeutet: Hier ist noch Platz und Airlines müssen nicht fürchten, bei der Bewerbung um heiß umkämpfte Start- und Landeslots leer auszugehen. Ganz im Gegenteil: Auch wenn sie ihre Flugplanwünsche zunächst beim Flughafenkoordinator für Deutschland (siehe Seite 12) einreichen müssen, können sie davon ausgehen, dass sie erfüllt werden. Von ihm beziehen Büsing und Kollegen die für Hannover relevanten Flugplandaten, auf denen sie ihre Verkehrsplanung aufbauen. Mit den Systemen einzelner Fluggesellschaften wie der Deutschen Lufthansa existieren zwar Datenschnittstellen, für die meisten anderen Airlines müssen die Änderungen aber manuell vorgenommen werden. Drei Mitarbeiter sorgen dafür, den geplanten Flügen die Standplätze und die Gates zuzuteilen. Daraus leitet sich dann ab, an welchen Schaltern die Passagiere einzuchecken haben, in welchen Wartehallen sie Platz nehmen, über welche Wege sowohl Passagiere als auch Gepäck in die Flieger finden. All diese Informationen müssen dann auch den Bodenverkehrsdiensten zur Verfügung gestellt werden. Der Bundespolizei. Oder der Luftsicherheit. Ergebnis dieser Vorplanung: ein zweimal wöchentlich veröffentlichter „Arbeitsflugplan“, der für alle Flughafenpartner Grundlage ihrer Ablauf- und Personalplanung ist. Wie auch für den Partner DFS, mit dem man in Hannover auf glei- 18 transmission 1 – 2014 cher Höhe zusammenarbeit. In keinem anderen Tower Deutschlands ist die räumliche Schnittstelle zur Flugsicherung so unmittelbar gegeben wie hier. An vielen Flughäfen sind üblicherweise zwei Tower zu sehen, die Außenstehende auch gern einmal verwechseln. In dem einen überwachen die Fluglotsen der DFS den Flugverkehr am Flughafen; in dem anderen, meist Stellt den reibungslosen Betrieb im und am Flughafen Hannover sicher: Verkehrsleiter Michael Büsing. kleineren, koordinieren die Vorfeldlotsen des Flughafens den Roll- und Fahrzeugverkehr. Nicht so in Hannover: Dort wurde aus zweien einer. Im Herbst 1999 riefen Flughafen und DFS das Projekt „APCON 2000“ ins Leben mit dem Ziel, die Kommunikation zwischen Vorfeld- und Flugverkehrskontrolle zu verbessern. Der gerade neu gebaute DFS-Turm bot die Möglichkeit, dass sowohl Towerlotsen wie auch Vorfeldlotsen den Flughafen aus derselben Höhe im Blick haben. Seite an Seite. Nach der EXPO 2000 wurde das dann umgesetzt. „Zu Beginn erwies sich das ungewohnte ‚Miteinander‘ als sehr schwierig. Später jedoch gestanden selbst Kritiker ein, dass der gemeinsame Ort für die Arbeit optimal ist“, blickt DFS-Supervisor Frank Hergesell zurück. Zu viert regeln sie von dort oben den startenden, landenden und rollenden Verkehr, koordinieren bis zu 60 Bewegungen pro Stunde: ein Towerlotse, ein Ground-Lotse, zeitweise ein Flugdatenbearbeiter und zwei Mitarbeiter der Vorfeldkontrolle des Flughafens. Formal regelt die „Betriebsabsprache zwischen DFS und Flughafen“ die Zuständigkeiten, praktisch umgesetzt wird sie per Ellbogenkoordination. „Das Unschätzbare daran ist: Wir wissen voneinander“, bringt Mathias Roskos, Leiter Flugbetriebsflächen der Flughafen-GmbH, die Vorteile auf den Punkt. Wo andernorts die Koordination per Telefon geschieht oder Eingaben per Monitor erfolgen, ist hier jeder Lotse allein durchs Mithören über die Tätigkeiten der anderen im Bilde. Nach der DFS-Freigabe zum Triebwerk-Anlassen kann per Zuruf die Push-Back-Freigabe koordiniert werden. Eine Ellbogengesellschaft in 74 Meter Höhe – mit hohem praktischen Nutzen für die tägliche Arbeit. Roskos ist seit 2009 für die Verkehrsleitung, die Vorfeldkontrolle und -aufsicht verantwortlich. Beruf und Privates vermag er nur schwerlich zu trennen – dafür sind Hobby und berufliche Tätigkeit zu eng miteinander verknüpft. Seit dem Erwerb der PPL (A)Lizenz wird jede freie Stunde genutzt, in einer Cessna oder Piper die (vermeintliche) Freiheit über den Wolken zu genießen. Vom Cockpit aus kann er dann selbst in Augenschein nehmen, was er beruflich verantwortet: die funktionsfähige Vorfeldbeleuchtung, das eindeutige Leitsystem, den ordnungsgemäßen Zustand der Rollwege, die intakte Befeuerung des Bahnensystems – also das Vorhalten einer zuverlässigen, störungsfreien Infrastruktur, die nötig ist, um ein Flugzeug sicher vom Gate bis zur Startbahn zu leiten. Und umgekehrt von der Landebahn zum Gate. Den großen Vorteil eines mittelgroßen Flughafens sieht er vor allem darin, dass er sein Team generalistisch aufstellen kann. „Wir leisten hier alles in Personalunion“, erläutert er. „Statt Aufgabenmonotonie steht bei uns die Vielfalt im Vordergrund.“ So sitzt der Mitarbeiter, der heute seinen Dienst in der Verkehrszentrale versieht und tagesaktuelle Änderungen in den Flugplan eingibt, nächste Woche im Tower und gibt dort die Anweisungen zum PushBack. Und am Tag drauf pflegt er die neuesten Flugplandaten in die Datenbank ein und teilt den zu erwartenden Flügen Abstellpositionen und Checkin-Schalter zu. Im Winter kann er darüber hinaus bei der Flugzeugenteisung eingesetzt werden, die der Flughafen über sein Tochterunternehmen Hannover Aviation Ground Services GmbH übernommen hat. Der Tower Hannover – gemeinsamer Arbeitsort von Fluglotsen und Vorfeldkontrolle. Neben dem täglichen operativen Geschäft treiben Büsing und Roskos auch europäische Entwicklungen um. Annex 14 der Internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO beispielsweise gibt die international bindenden Richtlinien zur Gestaltung von Flugplätzen vor – auf dieser Basis fordert nun die Europäische Agentur für Flugsicherheit (EASA) von allen Flughäfen einen entsprechenden Nachweis ein. Bis zum 31. Dezember 2017 haben sie Zeit, ihre Infrastruktur und Betriebsprozesse zertifizieren zu lassen. Seit einem Jahr arbeiten sie außerdem an der Umsetzung eines der Ziele, welche die Europäische Kommission in ihrer Single-European-Sky-Initiative ausgegeben hat: die Prognosegenauigkeit von Flugbewegungen und Kapazitätsausnutzung zu erhöhen und Verspätungen zu minimieren. Für die großen Flughäfen wie Frankfurt, München und Düsseldorf wurde bereits „Airport CDM“ eingeführt, um mit einem automatisierten Datenaustausch mit dem ATM-Netzwerk die Datengenauigkeit zu verbessern. Allerdings lohnt der Aufwand für verkehrsschwächere Flughäfen nicht. In Hannover haben nun Airlines, Flughäfen und DFS die Kräfte gebündelt, um über Datentransparenz ihren Beitrag für höhere Prozesseffizienz und mehr Pünktlichkeit zu leisten. „Es klingt wie ein Relikt aus elektronischer Vorzeit, aber Landezeiten beispielsweise bekommen wir nicht automatisch übermittelt“, sagt Büsing. „Wann ein Flugzeug landen wird, erfahren wir bislang nur in Form einer geschätzten Ankunftszeit über die Radardatenschnittstelle des Centers Bremen.“ HEAD heißt das Projekt, in dem alle Partner nunmehr zusammengefunden haben: Hannover Enhanced Airport Data. Der automatisierte Datenaustausch soll aber weit mehr als Abfertigungs- und Landezeiten Hannover Airport – Zahlen und Daten 2013 - Passagiere: 5.234.909 (Quelle: ADV) - IFR-Flugbewegungen: 64.157 (Quelle: DFS) - VFR-Flugbewegungen: 11.222 (Quelle: Betreiber) - Betreiber: FHG Flughafen HannoverLangenhagen GmbH (35% Land Niedersachsen, 35% Landeshauptstadt Hannover, 30% Fraport AG) - 3 Terminals, 20 Fluggastbrücken - 3 Bahnen: Nordbahn 3.800 m, Südbahn 2.340 m, Mittelbahn für VFR-Flüge 780 m - Betriebsgenehmigung: 24 Stunden - Mitarbeiter: FHG 720, Konzern inkl. FHG 1.280, am Flughafen insgesamt 8.800 umfassen und bereits dann beginnen, wenn der Passagier das Terminal betritt. „Eine pünktliche Abflugzeit wird heute in Hannover nicht nur vom Bodenverkehrsdienst, also der Abfertigung des Flugzeugs und der Passagiere auf dem Vorfeld, beeinflusst, sondern auch von der zeitgerechten und effizienten Passagier- und Gepäckabfertigung im Terminal. Also müssen auch diese Prozesse transparenter und Zeitstempel bereits dort erfasst werden“, formuliert Büsing das Ziel. Läuft alles nach Plan, könnte mit dem vollautomatisierten Datenaustausch eines Tages ein weiteres Kapitel der Ausstellung hinzugefügt werden. Rüdiger Mandry transmission 1 – 2014 19 Partner im Porträt Ohne Wissenschaft geht es nicht Seit den 1970er Jahren arbeitet die DFS mit dem Institut für Arbeitswissenschaft (IAD) der Technischen Universität Darmstadt zusammen. Die Forschungseinrichtung beschäftigt sich mit der Gestaltung menschlicher Arbeit. Inzwischen gibt es sogar eine gemeinsame Lehrveranstaltung von DFS und IAD. W er sich der Arbeitswissenschaft widmet, muss vielseitig sein. So wie Dr. Christina König. Zu Beginn ihrer Laufbahn forschte sie an Fahrzeugen. In ihrer Promotion beschäftigte sie sich mit der Mensch-Maschine-Schnittstelle von Flugsicherungssystemen. Im Moment untersucht die junge Wissenschaftlerin den Umgang mit Kettensägen. Mit ihrer Vielseitigkeit spiegelt die Leiterin der Forschungsgruppe Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation des Instituts für Arbeitswissenschaft das Spektrum der Disziplin gut wider. So unterschiedlich die Forschungsobjekte auch sein mögen, am Ende geht es doch immer um das Eine: „Wir erforschen, wie mensch liche Arbeit optimal gestaltet werden kann“, sagt Dr. König. Arbeitswissenschaft oder Human Factors & Ergonomics, wie das Forschungsgebiet international bezeichnet wird, ist eine relativ junge Disziplin. Vor rund 100 Jahren fing die Forschung dazu an. In Deutschland ist diese Wissenschaft eng mit dem Ingenieurwesen verbunden, doch der Ansatz ist multidisziplinär. Am Institut für Arbeitswissenschaft der TU Darmstadt, das zur Fakultät Maschinenbau gehört, forschen nicht nur Ingenieure, sondern auch Psychologen, Mediziner, Ökonomen und Pädagogen. Gegründet wurde es in den 1960er Jahren. Rund 500 Studenten pro Semester 20 transmission 1 – 2014 hören die Lehrveranstaltungen des IAD, pro Jahr schließen drei bis vier Doktoranden ihre Promotion unter der Betreuung von Professor Dr.-Ing. Ralph Bruder ab. Leitet das Institut für Arbeitswissenschaft: Professor Dr.-Ing. Ralph Bruder. Fotos: Melanie Bauer Auch die DFS-Mitarbeiter André Perott und Nils Schader promovieren bei Professor Bruder. Die beiden wurden auf die Flugsicherung aufmerksam, als der Bereich Human Factors der DFS eine Zusammenarbeit mit dem IAD bei der Entwicklung eines Design Process Guide initiierte. Das Job-Angebot der Flugsicherung nahmen Perott und Schader gerne an. Sie können ihr Fachwissen bei der DFS einbringen, und die Arbeitspraxis hilft ihnen wiederum bei ihren Doktorarbeiten, die sich beide mit dem Thema Ergonomie befassen. „In meiner Arbeit beschäftige ich mich damit, wie die künftigen Nutzer systematisch in die Entwicklung neuer Systeme eingebunden werden“, sagt Perott. Ein systematisches Vorgehen sei deshalb so wichtig, weil jede Entscheidung, die getroffen wird, andere Entscheidungen beeinflusst. Es ist also wichtig, in welcher Reihenfolge man sich auf welche Faktoren festlegt. „Wissenschaftliches Vorgehen wird in der DFS geschätzt“, sagt Professor Bruder. „Es hat eine lange Tradition, dass die Flugsicherung ihre Arbeitsweise auch mithilfe von Forschung hinterfragt und nach Optimierung strebt.“ Letztlich gehe es darum, immer noch sicherer zu werden. Für das Institut wiederum ist der Bezug zur realen Arbeitswelt sehr wichtig. Seit der Professor im Jahr 2006 die Institutsleitung übernommen hat, hat sich die Kooperation zwischen Flugsicherung und IAD weiter intensiviert. Auch deshalb, weil in der DFS die Bedeutung des Fachgebiets Human Factors zugenommen hat. Vorläufiger Höhepunkt der Zusammenarbeit ist die Lehrveranstaltung „Human Factors in Air Traffic Management“. Auch Dr. Christina König hat sich intensiv mit der Flugsicherung beschäftigt. Die Psychologin promovierte bei Professor Bruder darüber, wie man Fluglotsen bei der Entwicklung neuer Human-Machine-Interfaces Die Doktoranden Benjamin Franz und Ilka Zöller bei Versuchen am Fahrsimulator des Instituts. am besten einbindet. „Bei unserer Forschung arbeiten wir viel mit Versuchen und Fragebögen“, sagt sie. Dafür sucht das Institut ständig Probanden. Die Wissenschaftlerin schätzt Fluglotsen als sehr kritische Versuchsteilnehmer, die sich Innovationen zwar nur sehr behutsam nähern, dafür aber besonders engagiert mitarbeiten, wenn sie einmal von den Vorteilen der Neuerungen überzeugt sind. „Fluglotsen wissen sehr genau, was sie wollen, und können das auch sehr gut artikulieren und begründen“, sagt Dr. König. Im Keller des Gebäudes L1|01 an der TU Lichtwiese hat das IAD seine Forschungslabors. Dort stehen ein Fahrsimulator mit einem 180-GradSichtsystem, ein Körperscanner sowie ein einfacher Flugsimulator. „Wir bekommen Forschungsgelder, mit denen wir uns so teure Anschaffungen wie den Fahrsimulator leisten können“, sagt Dr. König. „Vieles schaffen wir aber auch mit einfachen Mitteln und dem Engagement unser Studenten, Doktoranden und Mitarbeiter.“ Den Flugsimulator beispielsweise haben Studenten und Doktoranden für rund 3.000 Euro selbst gebaut. Mit dem Fahrsimulator arbeiten die Wissenschaftler am Projekt Conduct-by-Wire: Mit Hilfe eines Head-upDisplays kann der Fahrer beispielsweise ein Auto per Touch-Screen lenken. Besonders konzentrieren muss er sich dabei nicht mehr. Eine grobe Richtungsangabe reicht aus, die Software des Fahrzeugs reguliert alles Weitere selbständig, einschließlich der Geschwindigkeit. „Der Vorteil dabei ist, dass während der ganzen Bedienung der Fahrer den Blick nicht vom Head-up-Display und der Straße abwenden muss“, sagt Benjamin Franz, Doktorand am IAD. Das Fahren wird einfacher und sicherer. Mit dem Körperscanner können die Wissenschaftler in wenigen Minuten Menschen vermessen. „Das Gerät könnte zum Beispiel für Autovermieter interessant sein“, sagt Michael Schultheis, wissenschaftlicher Mitarbeiter am IAD. Die Idee: Mithilfe eines BodyScans und einer App könnte man die Sitzposition eines Mietwagens automatisch einstellen. Auch bei der Konfektionierung von Kleidung ist der Körperscanner hilfreich. Am Flugsimulator sucht der Doktorand Marius Oberle nach einer mathematischen Formel, welche den Einfluss des Menschen auf die Unsicherheit in technischen Systemen wiedergeben kann. „Wir machen eben auch Grundlagenforschung“, sagt Dr. König. Die dürfe trotz der vielen Projekte für Unternehmen und Industrie nicht zu kurz kommen. Mit zunehmender Automatisierung in der Arbeitswelt wird das Aufgabengebiet der Arbeitswissenschaftler eher größer statt kleiner. „Eine Optimierung allein durch technische Neuerungen wird es nicht geben. Entscheidend wird immer sein, wie die Schnittstelle zwischen Mensch und Technik optimiert werden kann“, sagt Professor Dr. Bruder. Das gelte auch für die Flugsicherung. Sandra Ciupka transmission 1 – 2014 21 Partner im Porträt trippenzieher hinter S den Kulissen Die Lufthansa-Tochter Germanwings ist eine junge Airline. Das betriebliche Herz des Low-CostCarriers, seit 2002 zuverlässiger Partner der DFS, schlägt im Integrated Operations Control Center am Flughafen Köln/Bonn. Dort sorgt man für einen reibungslosen Flugbetrieb – auch bei unvorhergesehenen Ereignissen. A n den richtigen Schrauben zu drehen, damit ein Motor störungsfrei läuft, hat Kai Wessollek von der Pike auf gelernt. Der Verkehrsleiter von Germanwings hat nach der Schule eine Ausbildung zum Kfz-Mechaniker gemacht. Später erwarb er die Lizenz als Privatpilot, wechselte in die Luftfahrtbranche und leitete anderthalb Jahre die Luftsicherheit am Flughafen Dortmund, eher er Verkehrsleiter wurde. „Es macht mir Spaß, die Dinge jeden Tag so zu managen, dass der Betrieb läuft und auftretende Unregelmäßigkeiten für unsere Kunden möglichst nicht zu spüren sind“, sagt der 44-Jährige, der seit 21 Jahren in den Verkehrszentralen von RFG, Eurowings Flug GmbH und Germanwings tätig ist. Als Leiter des Integrated Operations Control Center (IOCC) sorgt er für einen reibungslosen Flugbetrieb und arbeitet gemeinsam mit seinen Mitarbeitern daran, dass der Germanwings-Motor auch bei unvorhergesehenen Ereignissen nicht ins Stottern gerät. Sein Arbeitsplatz ist im Hauptgebäude der Airline am Flughafen Köln/Bonn. In dem hellen, freundlichen Großraumbüro schlägt das betriebliche Herz der Airline. Hier herrscht eine geschäftige Atmosphäre, nahezu pausenlos klingeln Telefone, Computer-Tastaturen klackern und etwa zwei Dutzend Mitarbeiter sitzen kon- 22 transmission 1 – 2014 Kai Wessollek leitet das Integrated Operations Control Center von Germanwings. Foto: M. Bauer zentriert vor ihren Monitoren, wo sie aufmerksam Tabellen, Diagramme, Zahlenkolonnen und Einsatzpläne bearbeiten oder das Geschehen auf Wetterdarstellungen und verschiedenen Luftlagekarten verfolgen. „Wir sind gefragt bei Störungen durch das Wetter und Verkehrsflussregelungen seitens der Flugsicherung“, sagt der Verkehrsleiter. „Wir unterstützen die Crews bei Bedarf während des Fluges und organisieren Hilfe, wenn ein Flugzeug im Ausland technischen Support benötigt.“ Gerade hat Wessollek erfahren, dass der Nachmittags-Flug Nummer 4U886 von Köln nach Rom-Fiumicino neu geplant werden muss. Bei dem dafür vorgesehenen Airbus A319 ist ein technisches Problem aufgetreten, deshalb bleibt das Flugzeug am Boden. Sicherheit ist für den Verkehrsleiter und seine Mannschaft oberstes Gebot. Jetzt muss bis zum Nachmittag ein neues Flugzeug her. Eine Aufgabe für Wessollek und sein Team. Die Fluggesellschaft Germanwings ist eine hundertprozentige Tochter der Deutschen Lufthansa, sie ging 2002 aus der 1997 gegründeten Eurowings Flug GmbH hervor. Der Low-Cost-Carrier fliegt über 100 Destinationen in Deutschland, Europa und Nordafrika an. Zur Flotte der Airline mit dem magentafarbenen Schriftzug gehören derzeit, Stand Anfang April 2014, insgesamt 48 Flugzeuge der A320erFamilie von Airbus, davon 41 Maschinen vom Typ A319 und sieben vom Typ A320. Seit Juli 2013 sind die Flugzeuge in einem neuen, einheitlichen Design unterwegs. Bis Jahresende soll die Flotte auf 66 Flugzeuge wachsen, um den geplanten Ausbau des Streckennetzes zu bewältigen: Künftig soll Germanwings nach und nach alle dezentralen Strecken der Lufthansa in Deutschland und Europa übernehmen, die nicht über die b eiden großen Drehkreuze Frankfurt/Main und München führen. Im Operations Control Center (OCC) kümmern sich Stefan Grüning und Teamleiterin Diana Pares-Selders währenddessen um ein Flugzeug, das für den Flug nach Rom und zurück eingesetzt werden kann. Sie nutzen dafür das System Netline Ops, das ihnen auf ihren Monitoren einen Überblick über alle Maschinen der Germanwings-Flottte verschafft und anzeigt, welche Ersatzkapazitäten zur Verfügung stehen. Am Flughafen KölnBonn findet sich ein Airbus A320, der zurzeit keinen Umlauf hat. Noch ist der Sommerflugplan nicht in Kraft, ansonsten wäre es etwas schwieriger geworden – w ährend der Urlaubssaison sind die Flugzeuge meist alle durchgehend im Einsatz. Doch auch dann hätten sich die OCC-Spezialisten zu helfen gewusst: „Durch Tauschen der Umläufe zwischen den Flugzeugen können wir geplante Standzeiten kombinieren und so neue Kapazitäten schaffen“, sagt Teamleiterin ParesSelders. Nebenan, im Flight Dispatch, geben die Kollegen Patrick Allert und Radu Safta die korrigierten Daten für den Flugplan ins System ein. Statt des A 319 mit der Registrierung D-AGWK wird für Flug Nummer 4U886 nach Rom nun der A320 mit der Registrie- rung D-AIQK vermerkt. „Delta – Alpha – India – Quebec – Kilo“, bestätigt Radu Safta am Telefon die neue Registrierung. Durch das Programm LIDOFlight wird der korrigierte Flugplan an den Network Manager von EURO CONTROL in Brüssel übermittelt. Schräg gegenüber, im Crew Control Center, komplettieren Teamleiter Sven Schröder und seine Mitarbeiter die Crew für den Flug. Die bleibt zwar die gleiche, doch beim A320 benötigt man für die Betreuung der Kabine einen Flugbegleiter mehr als beim A319. Deshalb durchforstet Schröder an seinem Rechner den Personalbestand nach einem Flugbegleiter, der als „Standby“ zur Verfügung steht. Alles läuft zügig, aber ohne Hektik ab – wie ein eingespielter Mechanismus, bei dem ein Rädchen ins andere greift. Verkehrsleiter Wessollek beschreibt Germanwings als moderne, junge Airline, deren Stärke darin besteht, schnell und unkonventionell auf sich ändernde Bedingungen und Anforderungen zu reagieren. Die Zusammenarbeit mit der Flugsicherung funktioniert gut: Die Fluggesellschaft ist nicht nur Kunde, sondern auch ein zuverlässiger Partner der DFS. Ihre Vertreter nehmen regelmäßig an Veranstaltungen wie dem Verkehrsleitertreffen, dem Chief Pilot Round Table und dem Safety Pilot Meeting teil, die der Bereich Kundenbeziehungen der DFS organisiert. Von diesem Erfahrungsaustausch profitieren beide S eiten – Flugsicherung wie Airline. hafen Köln/Bonn. „Dort wurden früher unsere Anflüge aus Südost-Richtung von den Lotsen immer sehr zeitig auf eine niedrige Höhe geschickt, damit sie nicht mit Abflügen aus Frankfurt und Anflügen auf Düsseldorf in Konflikt gerieten“, sagt Wessollek. Die Flugzeuge verbrauchten dadurch mehr Treibstoff, was die Umwelt belastete und die Kosten für Germanwings spürbar erhöhte. Auf einem Verkehrsleitertreffen bei der DFS sprachen Wessollek und seine Kollegen das Problem an und präsentierten eine mögliche Lösung. Die DFS testete daraufhin gemeinsam mit Germanwings und EUROCONTROL die neuen Verfahren erst im Flugsimulator und dann bei einem dreitägigen Live Trial. Dieser ließ sich jedoch nicht umsetzen, weil er an anderer Stelle zu Konflikten führte. „Die Verfahrensplaner der DFS haben dann einen Mittelweg gefunden, der sowohl ökologischen und ökonomischen als auch den erforderlichen Safety-Aspekten Rechnung trägt“, sagt Wessollek. Als der Verkehrsleiter an diesem Tag seinen Dienst beendet, ist der Flug 4U886 längst sicher in Rom gelandet – pünktlich, mit vollständiger Besatzung und zufriedenen Passagieren, für die alles wie immer war. Von der Geschäftigkeit hinter den Kulissen haben sie nichts mitbekommen. Holger Matthies Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuer A nflugverfahren für den Flug transmission 1 – 2014 23 Partner im Porträt Forschen für Flugsicherung von morgen Wie kann Spracherkennung die Lotsen am besten unterstützen? Können Kameras am Tower das menschliche Auge ersetzen? Braucht man in Zukunft noch Sektoren? Gemeinsam mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entwickelt die DFS Ideen für heute, morgen – und sogar schon für übermorgen. E in Computer, der die Anweisungen der Fluglotsen versteht? Das ist keine Zukunftsmusik, sondern bereits Realität. Im Training wird das Potential von Spracherkennung von der DFS bereits genutzt – das Simulatorzentrum hat den Trainingssimulator NEWSIM fit für Spracherkennung gemacht. In der Niederlassung München finden bereits regelmäßig pilotenlose Simulationen zum On-the-Job-Training mit „Voice recognition and response“ statt. Dabei übernimmt der Computer zum Teil den Part der Simulationspiloten: Er ant- 24 transmission 1 – 2014 wortet den Lotsen und führt die entsprechenden Anweisungen zur Steuerung der Flugzeuge aus. Nun folgt die nächste Stufe: die Untersuchung der Spracherkennung für die Nutzung im echten Betrieb. Gemeinsam mit der Universität des Saarlandes und der DFS untersucht das Institut für Flugführung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) derzeit, wie Spracherkennung die Lotsen bei ihrer täglichen Arbeit unterstützen kann. AcListant ® – die Abkürzung steht für „Active Listening Assistent“ – ist der Name des Projekts, in dem der Nutzen von Spracherkennung bei einem Arrival-Management-System (AMAN) evaluiert wird. „Bislang konnte der AMAN nur aus den Radarsignalen schließen, welche Anweisungen der Lotse gegeben hat“, sagt Jörg Buxbaum, der im DFS-Bereich „Planung und Innovation“ arbeitet und Projektpate von AcListant ist. Ein System dagegen, das unmittelbar „hört“, welche Anweisungen der Lotse dem Piloten gibt, kann sehr viel schneller seine Planung anpassen – auch in Sondersituationen. „Erhält ein Pilot bei einem Notfall eine direkte Freigabe auf den Endanflug, kann das System alle anderen Anflüge schnell und automatisch umsortieren – und den Lotsen damit entlasten“, sagt Buxbaum. Im März haben dazu beim DLR in Braunschweig umfangreiche Echtzeitsimulationen stattgefunden, an denen Fluglotsen der DFS sowie der tschechischen Flugsicherung beteiligt waren. Nachgestellt wurde ein Verkehrsszenario vom Anflug in Düsseldorf. Mit den Ergebnissen waren alle Beteiligten äußerst zufrieden. Besonders gelobt wurde die hohe Erkennungsrate. „Von 100 Anweisungen versteht das System 99 richtig“, sagt Buxbaum – das ist mehr als ausreichend für ein taktisches Planungssystem. Hinzu kommt ein zusätzlicher Sicherheitsaspekt: Spracherkennung kann Lotsen dazu motivieren, sich an die vorgegebene Phraseologie zu halten. Man könnte es sogar nutzen, um die Plausibilität der Anweisungen zu prüfen, die der Lotse erteilt – und rechtzeitig auf etwaige Widersprüche oder Konflikte hinzuweisen. Auch im Towerbereich ist Spracherkennung auf dem Vormarsch. Angeregt durch das DFS-Innovationsboard entwickelt das DFS-Systemhaus derzeit ein Zusatzfeature für das TowerFlugplandatenverarbeitungssystem, das Anweisungen des Lotsen per Spracherkennung versteht und dafür relevante Informationen auf dem Bildschirm prominent darstellt. Auch hier ist die Entlastung von Lotsen das Ziel; reduziert werden soll die Zeit, die der Lotse auf den Bildschirm schaut. AcListant ist nur ein Beispiel für die intensive Zusammenarbeit zwischen DFS und DLR. Im Bereich Forschung und Entwicklung gab es bereits eine Vielzahl von Kooperationen – beispielsweise im Rahmen internationa- ler Projekte. So untersuchten DFS und DLR 2012 gemeinsam am Flughafen Hamburg die Möglichkeit, mit zusätzlichen Informationen den Lotsen sehr frühzeitig vor möglichen Konflikten am Boden zu warnen. Auch zum DFSProjekt „Remote Tower“ leistete das DLR Vorarbeit. Die Idee, den Flugverkehr kleiner Airports von einem anderen Standort aus zu überwachen, wird dort bereits seit 2002 verfolgt. Nun wird aus der Grundlagenforschung Realität: Bis 2018 will die DFS nach erfolgreicher Validierung den Verkehr an den Flughäfen Saarbrücken, Erfurt und Dresden zentral von ihrem Leipziger Tower aus kontrollieren. Bei einem anderen Zukunftsprojekt ist der Staffelstab ebenfalls auf dem Weg zwischen Forschung und Entwicklung. Seit 2009 arbeiten DLR und DFS an einem Konzept, wie in Teilen des oberen Luftraums auf die althergebrachte Einteilung des Luftraums in Sektoren verzichtet werden könnte. Der Fluglotse wäre dann nicht mehr für einen eng begrenzten Bereich verantwortlich, sondern würde mehrere Flugzeuge über die gesamte Flugzeit beispielsweise in einem kompletten Fluginformationsgebiet durch den oberen Luftraum begleiten und währenddessen für Konfliktfreiheit sorgen. Auf diese Weise könnte man die Zahl der notwendigen Koordinationen verringern, Luftraumstrukturen vereinfachen und für eine konstante, geregelte Arbeitslast der Fluglotsen sorgen. Nachdem 2010 und 2011 im Rahmen des Forschungsprojekts HETEREX Echtzeitsimulationen im Simulationssystem des DLR vielversprechend verliefen, hat 2014 die nächste Stufe begonnen: Im Förderprojekt „TeFiS“ („Technologie für Flugverkehrsmanagement in großen Strukturen“) wird unter Leitung der DFS in Zusammenarbeit unter anderem mit dem DLR Stichwort: DLR Das DLR ist das nationale Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt. Mehr als 7.000 Mitarbeiter an 16 Standorten forschen und entwickeln rund um die Themen Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheit. Ein wichtiger Partner für die DFS ist das zum DLR gehörende Institut für Flugführung mit Sitz in Braunschweig. Mit insgesamt sieben Abteilungen arbeitet das Institut an neuen Unterstützungsfunktionen für Bord und Boden, erforscht Ansätze zur Optimierung übergreifender Prozesse an Flughäfen, entwickelt neue ATMVerfahren und -konzepte und bewertet deren Auswirkungen. Dafür nutzt das Institut verschiedene Simulatoren sowie Systeme am Forschungsflughafen Braunschweig. Das Institut für Flugführung wird von Prof. Dr. Dirk Kügler geleitet, der bis zu seinem Wechsel zum DLR Leiter Gesamtplanung Technik bei der DFS war. noch realitätsnäher untersucht, was entwickelt werden muss, um das Konzept einer sektorlosen Flugverkehrskontrolle zum Fliegen zu bringen. „Das Projekt zeigt, dass sich die Arbeit des DLR und der DFS sehr passend ergänzt“, sagt Dr. Jens Konopka, Projektleiter von TeFiS: „In der ersten Phase spielte die gemeinsame Kreativität und die flexible Simulationsumgebung des DLR eine große Rolle. Nun sind wir näher an der Wirklichkeit und müssen das Prinzip in einem nahezu ‚echten‘ Flugsicherungs-Umfeld testen – das geht nur in der DFS.“ Christopher Belz transmission 1 – 2014 25 Kollaboration Partnerschaftliche Kontrolle Aufsichtsamt – das klingt nach Obrigkeit und Strenge. Das im Jahr 2009 gegründete Bundes aufsichtsamt für Flugsicherung sieht sich aber in einer anderen Rolle: Es will nicht nur Kontrolleur, sondern auch Partner der deutschen Flugsicherung sein. D as Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung (BAF) wächst. Die Handwerker waren in der Robert-Bosch-Straße 28 in Langen: In dem Hochhaus gleich um die Ecke vom DFS-Campus haben sie neue Büroräume für neue BAF-Mitarbeiter eingerichtet. Rund 70 Beamte und Angestellte des Öffentlichen Dienstes arbeiten zurzeit im BAF. Doch noch immer sind Stellen unbesetzt. Viele Mitarbeiter waren früher in anderen Behörden oder ehemaligen Staatsunternehmen tätig – etwa als Ingenieure der Post oder der Telekom. Und natürlich sind auch ehemalige Beamte der DFS darunter. Das Bundesaufsichtsamt für Flugsicherung versteht sich als etwas andere Bundesbehörde – da sind sich alle Referatsleiter einig. Wenn sie ihre Dienststelle beschreiben, fallen Attribute wie jung, locker, liberal, flexibel und „klein, aber fein“. Eine junge Behörde ist das BAF auf jeden Fall, geschaffen im Zuge des Single European Sky. Die EU-Kommission hatte verordnet, dass die regulativen und operativen Flugsicherungsdienstleistungen getrennt erbracht werden müssen. Bis dahin war die DFS quasi ihre eigene Aufsicht gewesen. Das BAF untersteht der Dienst- und Fachaufsicht des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur. Gegliedert ist es in fünf Referate und zwei Stabsstellen. Außerdem gibt es das 26 transmission 1 – 2014 Verbindungsbüro Militärische Flug sicherung. Die Leitung der Behörde hat der Jurist Professor Dr. Nikolaus Herrmann. Gegründet wurde das BAF 2009. Da war Bodo Heinzl schon drei Jahre dabei. Der ehemalige DFS-Mitarbeiter, der auch nach der Organisations privatisierung der Flugsicherung Beamter geblieben war, gehörte von 2006 an zur ersten Abordnung des LBA, die als Aufbaustab des BAF vorbereitende Arbeiten erledigte. 2007 wurde eine Vorstufe der Behörde eingerichtet, die Nationale Aufsichts behörde für Flugsicherung (NSA) hieß und zum Referat Flugsicherung (LR 23) des Verkehrsministeriums gehörte. Heute leitet Bodo Heinzl das Referat Sicherheitsaufsicht Technik (ST). Es gliedert sich in fünf Bereiche: Interoperabilität, Flugvermessung, Musterzulassungen für Sende- und Peileranlagen, Frequenzmanagement sowie Anlagenschutz. Heinzls Referat entscheidet beispielsweise darüber, ob Windkraftanlagen in der Nähe von Bodennavigationseinrichtungen gebaut werden dürfen oder nicht. Grundlage für diese Entscheidungen sind Empfehlungen des zuständigen DFS-Bereichs. Das Frequenzmanagement ist ein gutes Beispiel dafür, welcher Wandel sich in den vergangenen Jahren vollzogen hat und wie sich BAF und DFS ergänzen. Bis zur Trennung von operativen und regulativen Aufgaben war das Frequenzmanagement in der Hand der DFS. Jetzt ist das BAF allein dafür verantwortlich. „Wir haben dazu den gesamten Aktenbestand der DFS übernommen“, sagt Bodo Heinzl. Eine DFS-Vergangenheit hat auch Karsten Tilenda. Von 1993 bis 2003 war der Diplom-Kaufmann bei der deutschen Flugsicherung angestellt. Nach Zwischenstationen unter anderem im Management der österreichischen Flugsicherung Austro Control kam er zum BAF. Dort leitet der 50-Jährige seit Januar 2012 das BAFReferat Sicherheitsaufsicht Flugsicherungsorganisationen und Flugsicherungspersonal. Eine der beiden Hauptaufgaben des Referats Sicherheitsaufsicht ist es, Flugsicherungsorganisationen zu zertifizieren. „Wir erteilen Flugsicherungszeugnisse“, sagt Tilenda. In Deutschland haben neben der DFS auch die Tower Company, Austro Control, die Firma Airbus, der Flughafen Mannheim, BAN2000 sowie das DLR Gesellschaft für Raumfahrtanwendungen das Recht, Flugsicherungsdienstleistungen zu erbringen. Die DFS erhält vom BAF eine Art Bündelzeugnis für mehrere Services – etwa ATS, CNS und AIS. Das Zeugnis erhält nur, wer dem BAF nachweisen kann, dass alle Anforderungen erfüllt sind. Dazu gehören ein Qualitätsmanagementsystem und ein Risikomanagement. Die Mitarbeiter des Referats überprüfen beispielsweise die Betriebshandbücher, das Sicherheitsmanagement (Safety und Security) sowie haftungsrechtliche Verpflichtungen. „Es ist wichtig, dass wir uns ständig ein Bild von der Organisation machen“, sagt Tilenda. Seine Mitarbeiter sind deshalb regelmäßig für Audits und Inspektionen vor Ort. Die zweite Hauptaufgabe des Teams: Es vergibt Lizenzen für Flugsicherungspersonal. „Wir begleiten unter anderem alle Phasen der Lotsenausbildung, von der Student-Lizenz bis zum Erlaubnis- und Berechtigungs erwerb“, sagt der Referatsleiter. Nach der Ausbildung überprüft das BAF den Proficiency-Erhalt der Fluglotsen und überwacht, ob die Medical Checks eingehalten werden. Zu den Sonderaufgaben des Referats gehört unter anderem die Aufsicht über die Aircraft Proximity Evaluation Group (APEG). Das Referat Wirtschaftsaufsicht leitet der Jurist Holger Kowoll. Der 41-Jährige kommt aus der Luftfahrtbranche, war, bevor er vor knapp drei Jahren zum BAF stieß, Abteilungsleiter bei der Fluggesellschaft Condor. Bei der Airline verantwortete er sämtliche Flughafenverträge sowie Flughafenund Flugsicherungsgebühren. Diese sind auch jetzt eines seiner Hauptbetätigungsfelder beim BAF. Das Referat hat die Wirtschaftsaufsicht über die DFS und damit auch über die Gebühren, die die deutsche Flugsicherung erhebt. In der Praxis läuft das so ab: Die DFS teilt dem BAF mit, welche Kosten sie für die Bereiche An- und Abflug und Strecke ermittelt hat. Das BAF prüft dann, ob diese Berechnungen plausibel und berechtigt sind. Die DFS ist verpflichtet, die aktuelle wirtschaftliche Lage vierteljährlich ans BAF zu berichten. Auch Kowoll betont das kollegiale Verhältnis zur DFS. „Das BAF mischt sich nicht grundsätzlich in die Kostenstrukturen ein; so wollen wir beispielsweise nicht das Gehaltsgefüge beeinflussen. Wir treten nur in Aktion, wenn das Kostengefüge insgesamt nicht mehr stimmt.“ Sein Kollege Wolfgang Ruths war bereits vor seiner Zeit beim BAF mit dem Arbeiten in einer Behörde vertraut. Der Jurist leitet das Referat Luftraum, Flugverfahren, Recht. Nach seinem zweiten Staatsexamen war er zunächst als Anwalt tätig, dann kam er als Referent im Bereich Luftverkehrsrecht zum Hessischen Verkehrsministerium. Seit knapp drei Jahren ist der 36-Jährige beim BAF. Das Referat Luftraum, Flugverfahren, Recht verfolgt alle, die verbotenerweise in Lufträume eindringen oder von Flugverfahren abweichen. Außerdem ahnden Ruths und seine Mitarbeiter Slotverstöße und unterstützen Staatsanwaltschaften, wenn diese wegen Missachtungen von Flugbeschränkungsgebieten ermitteln. Das Referat erarbeitet Rechtsverordnungen und genehmigt die Flugverfahren und Flugrouten. Der Referatsleiter fasst die Philosophie, die der Behördenleiter Professor Herrmann und seine Beamten vertreten, so zusammen: Nicht ständig Anweisungen erteilen, sondern behutsam durch Fragen steuern, wenn das BAF eine andere Sichtweise als die DFS hat. Aber eines stellt Ruths auch klar: „Wenn es hart auf hart kommt, ist das BAF auch in der Lage, Zähne zu zeigen.“ Sandra Ciupka Der Leiter des Bundesaufsichtsamts für Flugsicherung, Professor Dr. Nikolaus Herrmann (Bildmitte), mit den Referatsleitern Bodo Heinzl, Wolfgang Ruths, Holger Kowoll und Karsten Tilenda (von links). Foto: Melanie Bauer transmission 1 – 2014 27 Kollaboration Sprit sparen im Anflug Wie können die Airlines ihre Kosten senken? Gemeinsam mit ihren Kunden hat die DFS in der Arbeitsgruppe „Optimiertes Fliegen“ zahlreiche Maßnahmen erarbeitet. In einem ersten Schritt wurden nun besonders spritsparende Anflüge erprobt. Mit erstaunlichem Erfolg. W ie viel Treibstoff verbraucht ein Luftfahrzeug? Das hängt nicht nur vom Flugzeugtyp und den Triebwerken, von der Beladung oder von den Wetterverhältnissen ab – sondern auch von den Entscheidungen, die jeder Lotse trifft. Sie haben direkten Einfluss auf die Flugeffizienz: In der Horizontalen helfen direkte Routen, Umwege zu vermeiden und Sprit zu sparen. Aber auch das vertikale Flugprofil ist wichtig: Wenn es gelingt, das Flugzeug möglichst lang in der Reiseflughöhe zu halten und dann nicht mit einem gestuften Sinkflug, sondern mit einer optimalen Rate kontinuierlich sinken zu lassen, ist der Spritverbrauch besonders gering. „Continuous Descent Operations“ (CDO) senken den Spritverbrauch und bringen damit auch eine erhebliche finanzielle Entlastung für die Airlines. Das ist die Theorie. Wie groß das Einsparpotenzial in der Praxis tatsächlich ist, hat die DFS in Kooperation mit den großen Airlines untersucht. In den Kontrollzentralen München, Bremen und Langen und Karlsruhe waren die Lotsen aufgefordert, immer dann, wenn es die Verkehrslage zulässt, CDO-Verfahren anzuwenden beziehungsweise den Piloten die Freiheit zu geben, das Sinkprofil weitestgehend selbst zu bestimmen. Zusätzlich wurde durch die Niederlassung Karlsruhe mit den Nachbarkontrollzentralen erreicht, dass die Flüge auch dort länger im Reiseflug bleiben dürfen. 28 transmission 1 – 2014 Der Probebetrieb für drei Flughäfen hat zwischen Mitte Oktober und Anfang November begonnen. Für den Flughafen Hannover ist er bereits abgeschlossen, hier wurde das Verfahren Anfang Februar in den Regelbetrieb übernommen. Für den Frankfurter Flughafen läuft der Test noch, in München wurde er sukzessive erweitert. Hier war zu Beginn nur die A-320-Familie der Deutschen Lufthansa einbezogen, inzwischen wurden die CDO-Anflüge auf die LufthansaLangstrecke, die Lufthansa-CityLine sowie Mitte Februar auch auf die Flotte von Air Berlin ausgedehnt. Eine erste Auswertung zeigt: Bei allen drei Flughäfen konnte der Anteil der CDO-Anflüge auf ausgewählten Routen innerhalb des Probebetriebs deutlich gesteigert werden. Am Flughafen München machten sie bei Betriebsrichtung West Ende Februar mehr als 40 Prozent aller Anflüge aus, bei Betriebsrichtung Ost lag der CDO-Anteil bei knapp 17 Prozent. Am Flughafen Hannover wurden zu Spitzenzeiten mehr als 40 Prozent CDOAnflüge gezählt. Am Frankfurter Flughafen wurde bei Anflügen über den bei Stuttgart gelegenen Wegpunkt NELLI der CDO-Anteil auf über 20 Prozent Flugprofile am Flughafen München, Betriebsrichtung West: Beim herkömmlichen Anflug (Linienbündel rechts) sinkt das Flugzeug in Stufen. Das Linienbündel links zeigt CDO-Anflüge. Sie sinken erst spät, dann aber kontinuierlich – und damit besonders spritsparend. gesteigert. Auf zwei weiteren Anflugrouten konnten die Lotsen aufgrund der Luftraumstruktur bereits vor Beginn des Probebetriebs viele CDOAnflüge ermöglichen: Hier weisen im Schnitt 43 Prozent aller Anflüge ein optimiertes Sinkprofil auf. CDO ist keine neue Erfindung. Zu verkehrsarmen Zeiten sind die Verfahren bereits etabliert und werden von den Lotsen nach Möglichkeit angeboten. Bei steigendem Verkehr stoßen sie jedoch an ihre Grenzen: Müssen anfliegende Flugzeuge dicht hintereinander gestaffelt oder An- und Abflüge auf sich kreuzenden Routen koordiniert werden, ist ein kontinuierliches Sinken in der Regel nicht möglich. Eine entscheidende Rolle spielt das Wetter, zudem haben die verschiedenen Flugzeugtypen ganz unterschiedliche Sinkeigenschaften. Bei einer Freigabe der Sinkrate wäre nicht mehr gewährleistet, dass an- und abfliegende Flugzeuge ausreichenden Sicherheitsabstand zueinander haben. Um CDO häufiger anbieten zu können, wurde daher an der Niederlassung München ein neuer Ansatz erprobt. Entlang der Anflugrouten wurden Höhenfenster eingerichtet, zwischen denen das anfliegende Flugzeug seine Höhe frei wählen kann. Dem Piloten wird damit nicht nur eine horizontale, sondern auch eine flexible vertikale Führung vorgegeben. Will er aufgrund des Windes, der Beladung oder des Flugzeugtyps früh mit dem Sinkflug beginnen, fliegt er eher an der unteren Begrenzung. Will er dagegen möglichst spät mit dem Sinken beginnen, fliegt er entlang der oberen Begrenzung. Diese laterale Führung macht den CDO für den Lotsen planbar. Im Probebetrieb zeigte sich: CDOs können auf diese Weise nicht mehr nur bei niedri- gem, sondern auch bei mittlerem Verkehrsaufkommen angeboten werden. Nach den positiven Erfahrungen aus München hat man die Idee auch für den Frankfurter Flughafen übernommen: In der Niederlassung Mitte wurden für bestimmte Anflugrouten auf den Frankfurter Flughafen ebenfalls Höhenfenster erarbeitet, die nun in Simulationen erprobt werden. Ziel des Probebetriebs ist es aber nicht nur, den Anteil der CDO-Anflüge zu erhöhen. Gemeinsam mit den Airlines will die DFS zudem untersuchen, welche konkreten wirtschaftlichen Vorteile spätes und dann kontinuierliches Sinken bringt. Dazu wertet sie in Zusammenarbeit mit der TU Dresden die CDO-Anflüge im Probebetrieb aus und vergleicht die auf Basis von Flugprofil, Wind, Flugzeugtyp und Konfiguration ermittelten Verbrauchswerte mit dem Spritverbrauch bei herkömmlichen Anflügen. Ein Abschlussbericht mit den Ergebnissen soll im Sommer vorliegen. Erste Abschätzungen gibt es aber jetzt schon. Gemeinsam mit der Deutschen Lufthansa wurden mit verschiedenen Flugzeugtypen Anflüge auf den Flughafen München simuliert. Im Flugsimulator zeigte sich, dass ein A320 durch CDO etwa 40 Kilogramm weniger Sprit verbraucht als bei herkömmlichem Sinkprofil. Bei einer Embraer 190/195 beträgt die Einsparung etwa 50 Kilogramm, auf der Langstrecke sind es rund 95 Kilogramm. Das erscheint auf den ersten Blick wenig – durch die Vielzahl der Flüge kommen aber stattliche Mengen zusammen. Lufthansa rechnet damit, allein durch die Erhöhung des CDO-Anteils in München mit ihrer Flotte knapp 400.000 Euro pro Jahr einsparen zu können. Christopher Belz AG „Optimiertes Fliegen“ Wie kann die deutsche Flugsicherung den Fluggesellschaften helfen, operative Abläufe zu optimieren und Kosten zu senken? Um diese Fragen zu diskutieren, hat die DFS im Jahr 2013 die Arbeitsgruppe „Optimiertes Fliegen“ gegründet. Gemeinsam mit den Fluggesellschaften Air Berlin, Condor, Lufthansa, TUIfly und Germania und unter Beteiligung des Bundesverbands der Luftverkehrswirtschaft (BDL) hat die DFS ein umfangreiches Maßnahmenpaket zusammengestellt. Zu den Vorschlägen zählen zahlreiche operative Maßnahmen, mit deren Umsetzung bereits begonnen wurde – zum Beispiel eine vermehrte zivile Nutzung des militärischen Luftraums westlich von Frankfurt. Daneben gibt es Verbesserungsvorschläge hinsichtlich der politisch-regulatorischen Rahmenbedingungen im europäischen Luftraum, die eher langfristig ausgerichtet sind – zum Beispiel die Anregung, künftig europaweit die Satellitennavigation als primäres Navigationsmittel zu nutzen und terrestrische Navigationsinfrastruktur auf ein Minimum zu reduzieren. Am Ende einigten sich die Beteiligten darauf, sich im ersten Schritt auf eine operative Maßnahme zu konzentrieren, die für die Kunden die größten Vorteile verspricht: die Optimierung der vertikalen Anflugprofile. Ausgangspunkt war dabei ein Probebetrieb, den Deutsche Lufthansa und DFS bereits am Flughafen München vereinbart hatten. In der Arbeitsgruppe „Optimiertes Fliegen“ wurde daraufhin beschlossen, diesen Probebetrieb auf die Flughäfen Hannover und Frankfurt auszudehnen. transmission 1 – 2014 29 Kollaboration Die Roll- Revolution Der Bodendienstleister Lufthansa LEOS testet am Flughafen Frankfurt den Prototyp eines Schlepp roboters. Der Taxibot zieht die Flugzeuge bis zur Startbahn – und verbraucht dabei viel weniger Treibstoff als ein Großraumflugzeug. Auch die DFS ist in die Erprobung eingebunden. N achts, wenn am Rhein-MainAirport nicht mehr viel los ist, setzt sich die „Heilige Kuh“ in Bewegung. Ein hochtechnologisches Schleppfahrzeug fährt dann von vorne auf sie zu, hebt ihr Bugrad sanft an und stellt es auf eine drehbare Plattform. Und dann beginnt die Fahrt über den Rollweg zur Startbahn West und zurück, immer wieder, bis Piloten, Ingenieure und Techniker zufrieden sind. Und die „Heilige Kuh“ zurück auf ihren Platz auf dem Werftgelände der Lufthansa kann. „Heilige Kuh“ ist der Spitzname einer ausgedienten Boeing 737, die der Lufthansa Technical Training GmbH gehört. An ihr werden angehende Fluggerätemechaniker ausgebildet. Sie fliegt längst nicht mehr, obwohl sie es noch könnte. Und „Heilige Kuh“ nennen die Mitarbei ter sie deshalb, weil sie so funktions fähig bleiben soll. Damit die Azubis von Lufthansa Technik die Boeing als bestmögliches Trainingsgerät nutzen können. 30 transmission 1 – 2014 Für das Taxibot-Projekt-Team kam das Schulungsflugzeug gerade recht. Projektleiter Bernhard Weiß und Gerhard Baumgarten, Director Marketing und Sales bei der Lufthansa-TechnikTochter LEOS, brauchen die Boeing für Testfahrten mit dem neuen Schleppfahrzeug. Drei Taxibots hat Lufthansa LEOS inzwischen. Die 800-PS-starken Fahrzeuge mit den vier Zwillingsrädern sehen herkömmlichen stangenlosen Flugzeugschleppern ähnlich. Doch in ihnen steckt viel mehr. „Eigentlich sind das Roboter“, sagt Baumgarten. Und daher auch der Name Taxibot – eine Mischung aus to taxi (Englisch für rollen) und robot, also Roboter. Die Firma Israel Aerospace Industry (IAI) liefert die Software und die Technologie der Aufnahmeplattform für das Taxibot. Die französische Firma TLD baut die Fahrzeuge. Lufthansa LEOS ist in dieser Konstellation mehr als Kunde. „Wir testen die Taxibots zusammen mit IAI“, sagt Baumgarten. Wenn Lufthansa LEOS und seine Partner damit erfolgreich sind, wird dies das Rollen an den großen Flughäfen mit ihren weiten Rollwegen revolutionieren. Das Taxibot zieht die Flugzeuge bis zur Startbahn. Der große Vorteil dabei: Der Roboterschlepper verbraucht für die gleiche Strecke nur einen Bruchteil des Treibstoffs eines Großraumflugzeugs. Weil der Kerosinverbrauch damit deutlich reduziert werden könnte, liebäugelte die Branche schon seit vielen Jahren damit, Schlepper auf den Weg zur Piste zu nutzen. Doch das scheiterte bisher unter anderem daran, dass die Piloten für das Rollen verantwortlich sind. Und diese Verantwortung kann nicht an einen Schlepper fahrer abgegeben werden. Mit dem Taxibot wird sie das auch nicht. „Die Piloten akzeptieren den Schlepp roboter nur, wenn die Handhabung beim Rollen mit dem Gerät und beim Rollen mit eigenem Antrieb des Flugzeugs absolut identisch ist“, sagt Projektleiter Bernhard Weiß. Zwar sitzt aus Sicherheitsgründen auch im Taxibot ein Fahrer, doch der greift nur im Notfall ein. Seine Aufgabe ist, wie bisher auch, das Aufheben des Bugrads und der Push-Back des Flugzeugs. Gesteuert wird das Taxibot vom Piloten, sobald nach dem Andocken vom Fahrer-Control-Modus auf den PilotControl-Modus umgeschaltet wird. Das Ganze funktioniert mit Hilfe einer frei drehbaren Plattform, auf der das Bugrad des zu schleppenden Flugzeugs steht. Der Pilot lenkt das Bugrad wie bisher auch. Lenkimpulse werden mittels Sensoren von der Plattform auf den Taxibot übertragen. Löst der Pilot die Bremse, fährt der Schlepproboter automatisch an und beschleunigt bis auf eine Geschwindigkeit von maximal 42 Kilometern pro Stunde. Wenn der Pilot bremst, wird dies übertragen. Viele nächtliche Testfahrten mit der „Heiligen Kuh“ waren nötig, bis die Handhabung so war, dass die Piloten damit zufrieden waren. „Die Flugzeugführer tragen die Verantwortung. Deshalb ist es unabdingbar, dass sie auch mit dem Taxibot das Gefühl haben, sie sind jederzeit Herr der Lage“, sagt Baumgarten. Sieht aus wie ein Schleppfahrzeug, ist aber viel mehr: der Taxibot bei Testfahrten. Foto: LEOS cherweise als das Bremsen des Piloten verstanden würde. Wo genau der Taxibot sich befindet, ermittelt die Software per Differential GPS. Bei der Zulassung des neuen Geräts spielte nicht nur das „Touch and Feel“ eine entscheidende Rolle, sondern auch die Auswirkungen dieser Art des Schleppens auf das Flugzeug. Denn im Gegensatz zum kurzen Push-Back, wie er sonst praktiziert wird, oder dem Schleppen eines leeren Flugzeugs wirken bei der Fahrt mit dem Taxibot über einen längeren Zeitraum höhere Kräfte auf das Bugrad ein. „Für die Zulassung durch die EuroIm Sommer soll am Rhein-Main- päische Agentur für Flugsicherheit Airport der Probebetrieb mit der EASA mussten wir nachweisen, dass Boeing-737-Flotte beginnen. Zunächst wir innerhalb der von den Flugzeug ist der Einsatz des Taxibots auf den herstellern definierten BelastungsRollweg vom Lufthansa-Terminal bis limits für das Bugrad liegen“, sagt zur Startbahn West beschränkt. Damit Weiß. die Software des Schlepp roboters richtig funktionieren kann, wurde die In die Vorbereitung für den ProbeHöhe dieses Weges exakt vermes- betrieb des Taxibots ist auch die DFSsen und die Daten in den Computer Niederlassung Tower Frankfurt eingedes Geräts eingespielt. „Das war ein bunden. Die beiden Fluglotsen und Riesenaufwand“, sagt Projekteiter Referenten im Bereich Operational Weiß. Nötig ist dies, weil jede Ver- Support FRA Jörg Biermann und Frank änderung im Fahrverhalten von der Jeschke tauschen sich regelmäßig mit Software richtig interpretiert werden dem Taxibot-Projektteam aus. Wobei muss. Sonst könnte es beispielsweise die DFS dem Probebetrieb gelassen sein, dass eine leichte Steigung auf entgegensieht. „Weil der normale Zeitder Rollbahn vom Roboter fälschli- ablauf durch das Taxibot nicht beein- trächtigt wird, ändert sich durch den Probebetrieb nicht viel“, sagt Frank Jeschke. Die Stellen, an denen die Boeings ihre Triebwerke in der Nähe der Startbahn anlassen können, wurden so festgelegt, dass sie andere Flugzeuge nicht behindern. Sie liegen außerhalb der Zuständigkeit der DFS. Die Rollgeschwindigkeit des Taxibots sei zwar niedriger als die eines Flugzeugs, doch dafür sei die Beschleunigung höher, sagt Baumgarten. Die Durchschnittsgeschwindigkeit bleibe also annähernd gleich. Fraport hat den Einsatz einer Taxibot-Flotte in einer Simulation untersucht. Auch deshalb gehen alle Beteiligten davon aus, dass der Probebetrieb reibungslos verlaufen wird. Der Einsatz eines Taxibots lohnt sich an den Hub-Flughäfen. Wenn sich der Schlepproboter bewährt, will Lufthansa LEOS neun Taxibots für Kurzund Mittelstrecken-Jets und vier für Großraumflugzeuge anschaffen. An den Flugzeugen sind je nach Muster keine oder nur geringfügige Modifikationen nötig. Statt bisher nur die „Heilige Kuh“ wird also vielleicht bald auch das Lufthansa-Flaggschiff per Taxibot rollen: der Airbus A380. Sandra Ciupka transmission 1 – 2014 31 Kollaboration „Die Sicherheitskultur ist entscheidend“ Fluglotsen und Piloten müssen sich aufeinander verlassen können. Doch wie klappt die Zusammenarbeit? transmission hat den Fluglotsen Roman Glöckner und den Verkehrsflugzeugführer Bernd Wendt befragt. Herr Glöckner, wann haben Sie sich zum letzen Mal über einen Piloten so richtig geärgert? ROMAN GLÖCKNER: Ich schätze, das war vor einer Woche. Es kommt häufiger vor, dass ich mich ärgere, aber das muss man professionell wegstecken. Wenn ich einem deutschen Piloten sage, er soll sich ein bisschen beeilen, setzt er dies auch meist schnell um. Bei manch anderen internationalen Airlines muss man öfter und mit mehr Nachdruck darauf hinweisen. Wenn ein Pilot nicht rasch reagiert, kann es sein, dass der Plan des Fluglotsen nicht so aufgeht, wie er sich das vorgestellt hat. Beispielsweise wenn die Piste nicht schnell genug frei wird. Das ist dann ärgerlich, aber glücklicherweise gibt es auch immer Alternativen, die man dann wählen kann. Herr Wendt, wie zufrieden sind die deutschen Piloten denn mit der Arbeit der deutschen Fluglotsen? BERND WENDT: Sehr zufrieden. Wir haben ja eine gute Vergleichsmöglichkeit, weil wir ständig auch im Ausland fliegen. Wir hier in Deutschland haben einen riesigen Standortvorteil, weil deutsche Fluglotsen konsequent Englisch sprechen. In Ländern wie Spanien oder Frankreich wird der Funkverkehr in Englisch und der jeweiligen Landessprache geführt. Das führt dazu, dass jene, die die Landes sprache nicht beherrschen, sich kein 32 transmission 1 – 2014 Wichtige Kooperation: Piloten der Lufthansa beim Notfalltraining JOINT, das zusammen mit DFS-Fluglotsen stattfindet. Foto: Melanie Bauer. Bild von der Verkehrssituation machen können. Unter Sicherheitsaspekten ist das aber problematisch. WENDT: Ja. Selbst die französische Flugunfalluntersuchungsbehörde hat festgestellt, dass der zweisprachige Funkverkehr riskant ist. Es hat wegen dieser Mischung aus Englisch und Französisch sogar schon eine Runway Collision auf dem Flughafen Paris Charles De Gaulle gegeben. Damals, im Jahr 2000, gab es einen Toten. Eine gute Zusammenarbeit zwischen Cockpit und ATC kann zu mehr Sicherheit führen? WENDT: Ja. Mir ist das erst durch meine Mitarbeit bei Flugunfallunter suchungen so richtig bewusst gewor- den. Nach dem Unfall eines Lufthansa- Airbus im Jahr 1993 in Warschau fing ich an, mich auf diesem Gebiet zu engagieren. Der tödlich verunglückte Pilot war ein guter Bekannter von mir. Bei den Unfalluntersuchungen damals fiel mir auf: Fluglotsen und Piloten wissen gar nicht so viel über die Arbeit der anderen. Aus diesem Grund haben Sie vor zwölf Jahren zusammen mit dem damaligen Direktor der Bundesstelle für Flugunfallunfalluntersuchungen das Deutsche Flight Safety Forum gegründet? WENDT: Ich fand es einfach ganz wichtig, dass DFS-Mitarbeiter und Piloten mehr voneinander erfahren. Es gab auf beiden Seiten einen Riesenbedarf, sich auszutauschen. Trotz- dem hat es zehn Jahre gebraucht, bis wir alle Beteiligten davon überzeugen konnten, dass ein solches Forum unbedingt notwendig ist. Im Flight Safety Forum kommen jetzt unter anderem die Safety-Manager der DFS und die Safety-Manager der Airlines zusammen. Auch Vertreter der Bundeswehr, der Bundesstelle für Flugunfalluntersuchungen, der Bundespolizei und des DLR nehmen daran teil. Dadurch ist in den vergangenen zehn Jahren das Verständnis füreinander deutlich gewachsen. Fluglotse Roman Glöckner. Foto: H.-J. Koch Sie, Herr Wendt, halten es für einen wertvollen Austausch, wenn Piloten Lotsen in den Kontrollcentern besuchen. Ein offizielles, institutionalisiertes Besuchsprogramm existiert allerdings nicht. Ohne private Initiative geht es auf beiden Seiten nicht, oder? GLÖCKNER: Wir in Berlin haben ein sehr enges Verhältnis zu Piloten der Bundeswehr. Die Luftwaffe hat in Schönefeld einen Airbus-A310-Flug simulator stehen und lädt die Berliner Lotsen ebenfalls regelmäßig ein, sich das Training dort anzusehen. etwas eingeschlafen. Es mangelt am Willen und am Geld. Bei den Airlines ist es so, dass sich alles auf die Reduzierung von Kosten konzentriert. Solche Trainingsmaßnahmen werden da erst einmal hinten angestellt. Die erste Frage ist immer: Was kostet das? Inwiefern ist es für Fluglotsen von Bedeutung mitzuerleben, wie Piloten mit Notfällen oder besonderen Situationen umgehen? Könnte man sagen: Der Sparzwang gefährdet die Sicherheit? GLÖCKNER: Fluglotsen, die Notfälle im Flugsimulator noch nie erlebt haben, haben unter Umständen völlig falsche Vorstellungen davon, wie sie Piloten unterstützen können. Bei solchen Trainingseinheiten lernt ein Lotse zum Beispiel, dass es in Notfällen nicht sinnvoll ist, die Piloten mit vielen Informationen und Fragen zu bombardieren. Zurückhaltung ist oft viel sinnvoller. Die Piloten sind so mit der Lösung des Problems beschäftigt, dass häufige Funksprüche eher stören als nützen. In Frankfurt gibt es mit dem Projekt JOINT die Möglichkeit, dass Lotsen und Piloten gemeinsam Notfälle trainieren. WENDT: Ja. Allerdings ist diese Kooperation zwischen DFS und Lufthansa in den vergangenen Jahren WENDT: So weit würde ich nicht gehen. Die Sicherheit ist dadurch nicht gefährdet. Aber wir müssen aufpassen, dass es nicht irgendwann mal soweit kommt. Wen meinen Sie mit „wir“? WENDT: Ich meine uns alle. Jeden, der diesen Beruf mit einem gewissen Ehrgefühl ausübt. Jeder sollte ständig überprüfen, ob er noch sicher arbeitet. Muss man unbedingt mehr Geld ausgeben, um die Sicherheit zu erhöhen? WENDT: Nein, so einfach ist das natürlich nicht. Es gibt ja auch keine Formel im Sinne von, wenn wir eine bestimmte Summe x ausgeben, verhindern wir dadurch einen Unfall. Entscheidend ist die Sicherheitskultur, die in einem Unternehmen vorherrscht. Und da vollzieht sich gerade ein Wandel. Inwiefern? WENDT: Modernes Sicherheits management bedeutet, dass man das Thema proaktiv statt reaktiv angeht. Das heißt, man untersucht nicht nur Unfälle und Vorfälle, sondern versucht sicherheitsrelevante Trends zu erkennen, bevor überhaupt ein negatives Ereignis passiert ist. Dazu ist es nötig, so viele sicherheitsrelevante Daten wie möglich zu sammeln und auszuwerten. WENDT: Private Initiative gehört auf jeden Fall auch dazu. Ich habe zum Beispiel jetzt eine Zusammenarbeit mit dem Tower München angestoßen. Ich arbeite auch als Trainings pilot im Simulator und lade Münchner Towerlotsen dazu ein, an solchen Trainingseinheiten als Beobachter teilzunehmen. Die Fragen stellten Christopher Belz und Sandra Ciupka. Flugkapitän Bernd Wendt. Foto: H.-J. Koch transmission 1 – 2014 33 DFS intern DFS beim World ATM Congress Beim Messeauftritt auf dem World ATM Congress Anfang März in Madrid hat der DFS-Bereich Aeronautical Solutions vielversprechende Geschäftskontakte geknüpft. Unter dem Motto „Consulting. Training. Systems.“ informierten die DFS-Experten zu Beratungsprojekten, technischen Lösungen sowie dem DFS-Trainingsportfolio. Der Messestand der DFS auf dem World ATM Congress in Madrid, der Fachmesse der Flugsicherungsbranche, zeigte sich an allen drei Tagen gut besucht. Blickfang war eine Konsole, die fünf verschiedene Systeme integriert darstellt. Besucher konnten sich anhand aufgezeichneter Daten aus dem Luftraum München die Luft- und Bodenlage des Multi-Sensor-Data-Fusion-Systems PHOENIX für Anflug- und Towerkontrolle sowie die Funktionen des Advanced Arrival Management System ansehen. Zur Towerkontrolle passend war auch das streifenlose Flugplandatenverarbeitungssystem der DFS aufgebaut. Auf der anderen Seite der Konsole zeigte die DFS zwei Entwick- lungen aus Kooperationsprojekten: das mit SITA und Skysoft entwickelte ATM-System SkyManager und das brasilianische Verkehrsflusssteuerungssystem SkyFlow, das die DFS mit der Partnerfirma Atech vertreibt. Vielversprechende neue Kontakte der DFS kamen aus der wichtigen Wachstumsregion des Luftverkehrs, dem Mittleren und Nahen Osten. Zu den Trainingsangeboten führten die DFS-Consultants intensive Gespräche unter anderem mit Delegationen aus China und der Mongolei. Auch auf dem afrikanischen Kontinent hat die DFS eventuell einen neuen Kooperationspartner für Trainings gewonnen. Die marokkanische Flugsicherung DGAC signalisierte Interesse, die DFS bei der Erschließung des afrikanischen Marktes zu unterstützen. red Der Messe-Auftritt der DFS in Madrid. Erfolgreiches Jahr 2013 „Sicherheit, Pünktlichkeit und Wirtschaftlichkeit sind für unser Unternehmen das Pflichtprogramm“, sagte der Vorsitzende der DFS-Geschäftsführung, Professor Klaus-Dieter Scheurle, im April bei der Jahrespressekonferenz. Die Kür sei es, die DFS als nationalen und internationalen Technologie führer zu positionieren. Die Kosten der DFS wurden 2013 um 4,6 Prozent gesenkt. Dies sowie ein gutes Finanzergebnis ermöglichten einen positiven Jahresüberschuss von 56,8 Millionen Euro (2012: 6,4 Millionen Euro). Der DFS-Chef stellte die Verkehrs-, Sicherheits- und Pünktlichkeitszahlen des Jahres 2013 vor. Mit 2,953 34 transmission 1 – 2014 Millionen kontrollierten Flugbewegungen, die einen Rückgang um 1,4 Prozent zum Vorjahr bedeuten, hält die Stagnation der Verkehrsentwicklung schon das fünfte Jahr an. Und obwohl der vergangene Winter sehr mild war, verzeichnet die DFS für die ersten 13 Wochen dieses Jahres nur ein sehr geringes Plus von 0,6 Prozent, ver glichen mit dem Vorjahreszeitraum. Bei ihrer Hauptaufgabe, S icherheit im Luftverkehr zu gewährleisten, kann die DFS erfreulicherweise das gleiche hohe Niveau verzeichnen wie bereits in den vergangenen Jahren: Die unabhängige Expertenkommission APEG (Aircraft Proximity Evaluation Group) identifizierte nur zwei Vorfälle der Kategorie A (unmittelbare Gefährdung), beide ohne Beteiligung der DFS intern DFS, sowie drei Vorfälle der Kategorie B (Sicherheit nicht gewährleistet), davon einer mit Flugsicherungsbeteiligung. Prof. Klaus-Dieter Scheurle lobte ausdrücklich die hervorragende Arbeit seiner Mitarbeiter. Diese zeige sich auch an einer Verbesserung der Pünktlichkeitswerte: Fast 98 Prozent aller durch die DFS überwachten Flüge im deutschen Luftraum hatten im letzten Jahr keine flugsicherungsbedingten Verspätungen. Dies bedeute eine zweiprozentige Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Verantwortlich für diese Verbesserung seien vor allem Managementmaßnahmen wie beispielsweise die Verbesserung der Personalsituation in den operativen Bereichen, in denen es in der Vergangenheit zu Verspätungen kam. Insgesamt verzeichnete die DFS einen leichten Personalrückgang (Ende 2012: 6.103 Mitarbeiter, Ende 2013: 6.046, aktuell: 5.990). red Alter Tower steht als Ausweichquartier bereit transmission Das Magazin der DFS Herausgeber: DFS Deutsche Flugsicherung GmbH Michael Kraft, Leiter Unternehmenskommunikation Redaktion: Sandra Ciupka (verantwortlich) Tel.: +49 (0)6103 707-4122 E-Mail: sandra.ciupka@dfs.de Christopher Belz Tel.: +49 (0)6103 707-4121 E-Mail: christopher.belz@dfs.de Der Tower Süd am Flughafen Frankfurt, der seit der Inbetriebnahme der Nord-West-Landebahn nicht mehr genutzt wird, steht jetzt als Notfall- und Ersatztower zur Verfügung. Die DFS hat ihn in Zusammenarbeit mit Fraport und dem Deutschen Wetterdienst entsprechend umgerüstet. Die DFS hat den alten Tower Süd in Frankfurt zum Notfall- und Ersatztower umgerüstet. Impressum Der alte Tower des Rhein-Main- Airports ist damit Contingency- und Continuity-Tower der DFS. Das heißt, in einem Notfall – beispielsweise einem Brand – kann von dort aus der Verkehr weiter kontrolliert werden. Contingency bedeutet, dass er innerhalb einer Stunde in Betrieb genommen werden kann bei einem Kurzzeitausfall des eigentlichen Towers von bis zu 48 Stunden. Die Towerlotsen würden von dort aus 20 bis 40 Flugbewegungen pro Stunde abwickeln. Continuity steht dafür, dass der alte Tower auch bei einem Langzeitausfall des neuen Towers zur Verfügung stünde. In diesem Fall könnten von dort stündlich bis zu 85 Flugbewegungen kontrolliert werden. Holger Matthies Tel.: +49 (0)6103 707-4124 E-Mail: holger.matthies@dfs.de Rüdiger Mandry (Schlussredaktion) Tel.: +49 (0)6103 707-4195 E-Mail: ruediger.mandry@dfs.de Layout und Umsetzung: bsmediengestaltung, Egelsbach www.bsmediengestaltung.de Titelbild Idee und Umsetzung – bsmediengestaltung Bildnachweis bsmediengestaltung S. 11 Shutterstock.com S. 24 Anschrift der Redaktion: DFS Deutsche Flugsicherung GmbH Redaktion transmission Am DFS-Campus 10 63225 Langen E-Mail: transmission@dfs.de Nachdruck nur mit Genehmigung. red transmission 1 – 2014 35 Ready for departure: Bestellen Sie jetzt die neuen Karten! Von nord nach Süd, oSt nach WeSt oder in die nachbarländer. Motorflugkarten im Überblick: - ICAO-Karte 1:500.000 Deutschland - ICAO-Karte 1:250.000 Rhein-Ruhr - Visual 500 Austria, Switzerland, France NE, Belgium, Netherlands, Denmark, Poland NW + W und Czech Republic Segelflugkarten im Überblick: - ICAO-Segelflugkarte 1:500.000 Deutschland - ICAO-Segelflugkarte 1:250.000 Rhein-Ruhr - Visual 500 Glider Austria +49 6103 20596 0 www.eisenschmidt.aero customer-support@eisenschmidt.aero