kurzgeschichten - Bergmoser + Höller Verlag AG
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kurzgeschichten - Bergmoser + Höller Verlag AG
:in L Nr. 3/2009 Unterrichtsmaterialien Sek. I KURZGESCHICHTEN Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation Bergmoser + Höller Verlag AG I N H A L T 1. BAUSTEINE/Empfehlungen zur Vorbereitung 1–2 2. EINFÜHRUNG 3–4 3. UNTERRICHTSVERLAUF 5–13 4. MATERIALIEN 14–28 Typisches der Kurzgeschichte m1 Der Anfang (Folie 1) 14–16 Die Schüler/-innen versetzen sich in die Entstehungszeit der Kurzgeschichte. m2 Merkmale der Kurzgeschichte Die kennzeichnenden Elemente werden anhand eines Sachtextes erarbeitet. m3 Beweise, Beweise, Beweise Die Schüler/-innen überprüfen die Erkenntnisse aus M 2 an ersten typischen Kurzgeschichten. Analyseelemente m4 Leerstellen füllen 18–23 Die komplette Handlung wird schlussfolgernd erschlossen. m5 Handlungsverlauf Literarische Texte enthalten oft zeitliche Vor- oder auch Rückgriffe. m6 Symbole In vielen Kurzgeschichten spiegeln Symbole die Aussage des Textes wider. m7 Innen und außen Beschreibungen können der Ausdruck von Gefühlen der Hauptfiguren sein. m8 Nur das Wichtigste Die Schüler/-innen ahmen die visuelle Reduktion auf das Wichtigste nach und erproben die Textreduktion. m9 Unterschiedliche Darstellungstechniken Collage, Parodie sowie die Ich-Perspektive werden als besondere Darstellungsformen thematisiert. Deutungen m10 Charakterisierung literarischer Figuren 24–25 Die Schüler/-innen erlernen die Methode zur Charakterisierung von Personen. m11 Analyse einer Kurzgeschichte (Folie 2) Die unterschiedlichen Elemente einer Analyse werden in einer Mindmap verdeutlicht. m12 Interpretation Nach der Identifikation des roten Fadens in einer Interpretation wird diese fortgeschrieben. Weiterführendes m13 Grenzwertig 26–28 Die Schüler/-innen untersuchen Texte auf ihre Abweichungen von den Merkmalen der Kurzgeschichte. m14 Zukunft der Kurzgeschichte Ein Interview von 1977 beleuchtet die Frage, ob die Kurzgeschichte eine Zukunft hat. m15 Eigene Produktionen Die Schüler/-innen betätigen sich als Autorinnen und Autoren. 5. WOCHENPLAN 29–30 6. OFFENER UNTERRICHT 31 7. TAFELBILDER 32 Empfohlene Doppeljahrgangsstufe Schwerpunkte der Einheit LErarbeitung der Merkmale dieser Textart LMethodisches Vorgehen bei der Analyse und Klassen 9 und 10 Interpretation 1 B A U S T E I N E TYPISCHES DER KURZGESCHICHTE Entstehung L(M 1) Merkmale L(M 2–M 3) OFFENER UNTERRICHT/ VORSCHL ÄGEE :in L Nr. 3/2009 Unterrichtsmaterialien Sek. I KURZGESCHICHTEN A N A LY S E ELEMENTE Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation Handlungsverlauf L(M 4–M 5) (UV 1–UV 5) Sprache L(M 6–M 9) WOCHENPL AN Bergmoser + Höller Verlag AG DEUTUNGEN WEITERFÜHRENDES LTexte im Grenzbe- reich der Gattungen (M 13) LZukunft der Kurz- Charakterisierung L(M 10) LAnalyse/Interpretation (M 11–M 12) geschichte (M 14) LEigene Schreibversuche (M 15) :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 1 2 :in Deutsch Konzept Sekundarstufe I zwei sich ergänzende Unterrichtsangebote :in Deutsch ist eine Reihe für den Deutschunterricht der Sekundarstufe I, die insbesondere den Nachdruck auf die Hinführung zum Lesen und auf einen kreativen, handlungsorientierten Unterricht legt. In jedem Heft werden zwei sich jeweils ergänzende Unterrichtsformen angeboten: 1. Einerseits wird ein traditioneller Unterrichtsverlauf präsentiert, der um handlungs- und produktionsorientierte Verfahren bereichert ist. Dazu kommen offene Unterrichtsformen wie Exkursionen, Umfragen, Projekte … 2. Andererseits bietet jedes Heft eine Hinführung zum freien Arbeiten über Wochenpläne. Wochenplanunterricht wird durch Vorschläge für Aufgabenformulierungen und eine verständliche Einführung, die bei Bedarf unter www.buhv.de/bonus heruntergeladen werden kann, realisierbar. Dies bietet der Lehrperson den Freiraum, den Schülerinnen und Schülern in der täglichen Unterrichtspraxis als Tutor/-in helfend zur Seite zu stehen und sie so zu selbstständigem und selbsttätigem Arbeiten anzuregen. Schule erhält hier eine neue Dimension. Themen In alternierendem Rhythmus werden Sachthemen, aktuelle Jugendbücher, inzwischen etablierte Jugendbuch„klassiker“, aber auch „klassische“ Schullektüren berücksichtigt. Damit verbunden sind jeweils besondere Themenschwerpunkte, die altersgemäß aufbereitet werden und sich auch für fächerübergreifendes Arbeiten anbieten. Jahrgangsstufen Es erscheinen sechs Hefte pro Jahr, die jeweils schwerpunktmäßig eine der drei Doppeljahrgangsstufen 5/6, 7/8 und 9/10 berücksichtigen. praxisnah und sofort einsetzbar Die Arbeit mit den Heften spart Zeit bei der Unterrichtsvorbereitung, da der Unterrichtsverlauf konkret und übersichtlich geschildert wird. Für alle wichtigen Arbeitsabläufe werden einsatzfertige Arbeitsblätter und zwei Overhead-Folien zum sofortigen Einsatz im Unterricht angeboten. Vorne im Heft findet sich eine Übersicht in Form eines Mindmaps, die die Lehrperson mühelos die Vorgehensweise für den persönlichen Unterricht überschauen lässt. LEmpfehlungen zur Vorbereitung ■ ■ ■ ■ ■ Sämtliche Materialien dieser Ausgabe beziehen sich auf die Sammlung „Siebzehn Kurzgeschichten“ (vgl. 3. Umschlagseite), die sowohl für die Lehrperson als auch für die Schüler/-innen angeschafft werden sollte. Für M 8 werden eventuell Bilder aus Zeitschriften oder eigene Fotos benötigt. Für die einleitende Passage der Interpretation werden Kenntnisse zur Inhaltsangabe vorausgesetzt. Besonders die Kurzgeschichten Wolfgang Borcherts sind durch die Umstände des Zweiten Weltkriegs bestimmt. Hier kann eine Zusammenarbeit mit dem Geschichtsunterricht sinnvoll sein. Für den Wochenplan sollte zusätzliche Literatur (Kurzgeschichten von Hemingway, Beispiele für Novellen, Anekdoten usw.) bereitliegen. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 2 EINFÜHRUNG Anja Strube Kurzgeschichten Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation Zum Inhalt der Anthologie Textgrundlage dieser Unterrichtseinheit ist der Band „Siebzehn Kurzgeschichten“ aus dem Klett Verlag (vgl. 3. Umschlagseite). Die Kurzgeschichten stammen zum größten Teil aus der Feder namhafter Autorinnen und Autoren wie Ilse Aichinger, Siegfried Lenz, Wolfgang Borchert oder Marie-Luise Kaschnitz. Besonders positiv ist die Tatsache, dass die Kurzgeschichten nicht einfach wahllos hintereinander angeordnet wurden, sondern in verschiedenen Kapiteln thematisch zusammengefasst sind. So gibt es als Einstieg „Drei typische Kurzgeschichten“ oder „Kurzgeschichten zum Thema Krieg – Gewalt – Terror“, aber auch ein Kapitel nur mit Werken Borcherts. Drei Texte werden unter dem Oberbegriff „Unterschiedliche Darstellungstechniken“ präsentiert, daran anschließend finden sich „Kurzgeschichten im Grenzbereich der Gattungen“. Inhaltlich bietet sich dem Leser ebenfalls eine große Bandbreite. Zwar dominiert, nicht nur durch Borcherts Aufarbeitung der Kriegs- und Nachkriegserlebnisse, das Thema des Krieges, dieses wird allerdings immer wieder mit einem anderen Fokus betrachtet. In Anbetracht der Entstehung der Kurzgeschichte in Deutschland ist dieser Schwerpunkt auch konsequent und nachvollziehbar. Für den Unterricht hilfreich ist der vielfältige Materialienteil, der z.B. Comics, Fotos, Steckbriefe der Autorinnen und Autoren, ein Interview zur Zukunft der Kurzgeschichte, Gedichte sowie Zeichnungen von Picasso enthält. Gerade dieser Bereich bietet damit zahlreiche Möglichkeiten für einen inhaltlich und methodisch abwechslungsreichen Unterricht. Thematik Ursprünglich wird die Gattung der Kurzgeschichte durch zahlreiche amerikanische Autoren wie z.B. Poe, Hemingway oder Faulkner bekannt. In Deutschland begann die große Zeit der Kurzgeschichten mit der Nachkriegsliteratur, als gerade junge Autorinnen und Autoren in dieser Textform eine Möglichkeit fanden, Gefühle, Erlebnisse und Gedanken dieser bedrückenden Zeit auszudrücken und sich selbst so mit dem Erlebten auseinanderzusetzen. Mit der sachlichen Kurzgeschichte fand man eine Form, sich bewusst von der Ideologie der Nationalsozialisten abzugrenzen. In ihren Anfängen kann man die Kurzgeschichte als stark politisch geprägt ansehen. Viele Kurzgeschichten entstanden von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die der Gruppe 47 angehörten. Im Laufe der Jahrzehnte verlor die Kurzgeschichte ein wenig an Aufmerksamkeit, auch ist sie heute nicht mehr vornehmlich politisch geprägt, denn das Themenfeld hat sich deutlich erweitert. Auch wenn die Kurzgeschichte im literarischen Leben nicht mehr so bedeutsam ist, wie sie es in ihren Anfängen war, so hat das fast nichts an der Relevanz für den Deutschunterricht geändert. Dies mag ganz banal an der überschaubaren Länge des Textes liegen, sodass man in wenigen Unterrichtsstunden einen Text vollständig analysieren und interpretieren kann. Es hat aber sicher auch seinen Grund in der Vielschichtigkeit des Textes, in dem man zum Beispiel rhetorische Mittel jedweder Art entdecken kann und der gleichzeitig politisch und/oder historisch relevante Themen behandelt. Gerade für die höheren Jahrgänge ergeben sich hier gute Möglichkeiten zum fächerübergreifenden Arbeiten. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 3 EINFÜHRUNG 4 Zudem ist gerade in jüngster Zeit zu beobachten, dass besonders im Internet viele Seiten zu finden sind, auf denen junge Autorinnen und Autoren, meist Hobby-Schriftsteller/-innen, in sogenannten Weblogs (Internettagebüchern) Texte veröffentlichen, die Kurzgeschichten sehr ähnlich sind. Didaktische Überlegungen Was ist eine Kurzgeschichte? An welchen Merkmalen erkennt man sie? Aufbauend auf einem Text aus den „Siebzehn Kurzgeschichten“ werden solche Aspekte erarbeitet, um Kurzgeschichten relativ sicher von anderen Kurztexten unterscheiden zu können. Dabei werden auch ganz bewusst Texte untersucht, die von den definierten Eigenschaften abweichen, um die Erkennenssicherheit zu fördern. Kurzgeschichten sind, wie bereits erwähnt, durch ihre komprimierte Form – ähnlich den Gedichten – nicht sofort in ihrer gesamten Aussageabsicht zu erschließen. Insofern ist es für Schülerinnen und Schüler notwendig, ein methodisches Handwerkszeug zu erwerben, das beim gezielten Erschließen des vordergründigen Handlungsablaufes genauso weiterhilft wie beim Entdecken und Deuten der sprachlichen Feinheiten. In diesem Sinne ist ein großer Teil des Materials aufgebaut. Um es nicht beim Thematisieren einzelner Auffälligkeiten zu belassen, wird systematisch die Analyse und Interpretation eines Textes vorgestellt und erprobt. Schließlich ist es für Klasse und Lehrperson äußerst unbefriedigend, wenn ohne erkennbaren Zusammenhang besondere, z.B. sprachliche Merkmale festgestellt werden und man nicht weiß, wozu das gut ist. Bewusst wird dies erst, wenn man eine Interpretation selbst verfasst. Das hier vorgestellte Schema kann dann ebensogut für die Gedichtanalyse und -interpretation verwendet werden, es hat also exemplarischen Charakter. Um nicht direkt eine doch als komplex zu bezeichnende vollständige Analyse und Interpretation verfassen zu müssen, wird die Charakterisierung zuvor thematisiert, die ebenfalls im Zusammenhang zu deutende und darzustellende Textinformationen erfordert. Natürlich muss bei der heutigen Stellung der Kurzgeschichte in der Literatur auch die Frage gestellt werden, ob die Kurzgeschichte noch zeitgemäß ist. Interessanterweise enthält die vorliegende Anthologie dazu ein Interview, das aus dem Jahre 1977 stammt und das die Schülerinnen und Schüler um die Perspektive „30 Jahre später“ erweitern können. Abgeschlossen wird die Unterrichtsreihe durch eigene kreative Textproduktionen. Zielvorstellungen Die Schülerinnen und Schüler erarbeiten die Merkmale der Textart Kurzgeschichte. Sie erlernen methodische Zugänge, um den Handlungsverlauf einer Kurzgeschichte zu erarbeiten und erschließen die bildhafte sowie komprimierte Sprache dieser Texte. Die Schülerinnen und Schüler verfassen Charakterisierungen, Analysen und Interpretationen. Des Weiteren planen und verfassen sie eigene Kurzgeschichten. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 3 UNTERRICHTSVERLAUF Auch wenn diese Reihe einem logischen Aufbau folgt, ist es durchaus möglich, in Abhängigkeit von den Vorkenntnissen der Lerngruppe eine Auswahl bei den Materialien zu treffen. So bieten sich z.B. M 1 bis M 3 für eine erste analytische Begegnung mit Kurzgeschichten auch in einer unteren Jahrgangsstufe an. Luv 1 Vorschlag für offenen Unterricht vor M 1 Bibliotheksbesuch (vgl. :in Deutsch, S. 31) Typisches der Kurzgeschichte m● 1 Der Anfang (Folie 1) ?A Stelle Vermutungen über den Alltag der Menschen in dieser Zeit an. Welche Ereignisse bestimmten ihr Leben? Wie das Foto vermuten lässt, dürfte die Sorge um die Befriedigung der täglichen Grundbedürfnisse alltagsbestimmend gewesen sein. ?B Was meinst du, warum die Kurzgeschichte in Deutschland ausgerechnet in dieser Zeit entstand? Die Kurzgeschichte stellte mit ihrem geringen Umfang ein ideales Medium dar, um die alltäglichen Sorgen oder auch die bedrückenden Erlebnisse der Vergangenheit zügig niederzuschreiben, sie sich im übertragenen Sinne von der Seele zu schreiben. m● 2 Merkmale der Kurzgeschichte ? Lies dir den Text auf den angegebenen Seiten durch und fülle die Tabelle zu den Merkmalen der Kurzgeschichte aus. Länge der Erzählung geringer Umfang (Z. 8) Personenanzahl nur wenige Personen (Z. 10) Zahl der Schauplätze geringe Anzahl an Schauplätzen (Z. 12) Anzahl der Ereignisse nur ein einziges Ereignis (Z. 11) Art der Ereignisse vielschichtig und schwierig (Z. 17) Erzählweise scheinbar einfach, aber kunstvoll verdichtet (Z. 16 f.) Einleitung ohne lange Einleitung (Z. 28) Schluss kein richtiger Schluss, da die Kurzgeschichte nur ein Ausschnitt aus einer langen Geschichte ist (Z. 23 f.) Eine Kurzgeschichte ist wie … eine Fotografie/eine Momentaufnahme (Z. 23 f.) :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 5 6 UNTERRICHTSVERLAUF Sprache knapp, nüchtern, präzise (Z. 26) Wirkung auf den Leser will ihn packen, herausfordern, emotional ansprechen, zum Mitdenken bringen (Z. 28 f.) m● 3 Beweise, Beweise, Beweise ?A Teilt euch in Kleingruppen auf, sodass in jeder Gruppe die gleiche Personenanzahl ist. Jede Gruppe wählt eine der ersten drei Kurzgeschichten in demBand „Siebzehn Kurzgeschichten“ aus („Die Probe“ von Herbert Malecha, „Zwei Männer“ von Günther Weisenborn oder „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert). Ob man nun Dreier-, Vierer- oder Fünfergruppen bildet, ist egal. Dies hängt von der Gesamtzahl der Klassenmitglieder ab. Ideal ist es, wenn alle Gruppen gleich stark sind. ?B Verfasst in der Expertengruppe gemeinsam eine vollständige Inhaltsangabe zu der ausgewählten Kurzgeschichte. Die Merkmale der Inhaltsangabe sollten in dieser Jahrgangsstufe bekannt sein. Es kann auch erwartet werden, dass der Kern der Handlung im Einleitungssatz abstrakter formuliert wird und nicht eine reine Wiedergabe des Inhalts ist. ?C Weist gemeinsam nach, dass eure Kurzgeschichte alle Punkte der Checkliste für Kurzgeschichten (M 2) enthält. Markiert für die einzelnen Aspekte konkrete Textstellen. „Die Probe“ Länge der Erzählung kurz eine Hauptfigur Personenanzahl Zahl derSchauplätze Straße, Lokal, Ausstellung Anzahl der Ereignisse eines eine Art Spaziergang Art der Ereignisse anscheinend einfach, Erzählweise aber kunstvoll verdichtet nicht vorhanden Einleitung nicht vorhanden Schluss Eine Kurzgeschichte eine Momentaufnahme ist wie … knapp, nüchtern, Sprache präzise überrascht (ein VerWirkung auf den brecher verrät sich Leser selber) „Zwei Männer“ kurz zwei Männer Farmhaus am Fluss „Nachts schlafen …“ kurz ein Mann, ein Junge in den Ruinen eines Überflutung anscheinend einfach, aber kunstvoll verdichtet nicht vorhanden nicht vorhanden eine Momentaufnahme eines Gespräch anscheinend einfach, aber kunstvoll verdichtet nicht vorhanden nicht vorhanden eine Momentaufnahme knapp, nüchtern, präzise betroffen (Kampf gegen die Fluten, Zusammenhalt) knapp, nüchtern, präzise nachdenklich, betroffen (Junge bewacht toten Bruder) ?D Führt ein Gruppenpuzzle durch und berichtet euch gegenseitig über die an den Textstellen zu erkennenden Merkmale einer Kurzgeschichte. Vergesst nicht, die anderen erst über den Inhalt eurer Kurzgeschichte zu informieren. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation UNTERRICHTSVERLAUF Hierbei stellt es kein Problem dar, wenn mehrere Personen an einem Gruppentisch dieselbe Kurzgeschichte repräsentieren. Die Schülerinnen und Schüler können sich gegenseitig ergänzen. Sinnvoll ist es allerdings, immer erst mit der Inhaltsangabe zu beginnen. Luv 2 Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 3 Rollenwechsel (vgl. :in Deutsch, S. 31) Analyseelemente m● 4 Leerstellen füllen ?A Lies die Kurzgeschichte „Die Probe“ von Herbert Malecha. Fülle die Tabelle zu einigen Leerstellen aus. Textstelle Welche Fragen stellt sich Welche Hinweise findet die Leserin/der Leser? man dazu im Text? S. 7, Z. 15 Wo war er drei Monate? S. 7, Z. 17 f.: Er hat sich Er ist vor der Polizei geversteckt. flüchtet. S. 8, Z. 10 ff.:Vor drei Monaten hingen Steckbriefe von ihm in der Stadt. S. 7, Z. 22 Was ist das Besondere an dem Pass? S. 9, Z. 32: Der Pass ist ge- Um unerkannt zu bleiben, fälscht, es steht ein anderer hat er sich einen gefälschName darin, „Wolters“. ten Pass machen lassen. S. 8, Z. 10 ff. Wieso war er auf jeder Anschlagsäule zu sehen? S. 8, Z. 14 f.: Er wurde gesucht, dies zeigt das Fragezeichen. S. 9, Z. 15 ff. Warum ist Redluff nervös S. 9, Z. 8 f.: Er hat etwas beim Erscheinen der bei- Blinkendes in der Hand. den Männer? S. 9, Z. 19 ff.: Sie gehen durch das gesamte Lokal. Was kann man/muss man sich denken? Vermutlich hat er ein Verbrechen begangen. Es ist wahrscheinlich die Polizei, die alle Gäste kontrolliert. ?B Ergänze die Tabelle um zwei weitere Leerstellen, die du in dieser Kurzgeschichte entdeckt hast. Möglich wären folgende Leerstellen: Textstelle Welche Fragen stellt sich Welche Hinweise findet die Leserin/der Leser? man dazu im Text? Was kann man/muss man sich denken? S. 10, Z. 29 Was für eine Halle ist das? S. 11, Z. 13: Hier ist eine Ausstellung. Es könnte ein Museum sein. S. 11, Z. 6 Was ist das für ein „blitzendes Ding“? Das Ding wird eine Kamera sein. :in Deutsch 3/2009 S. 11, Z. 9: Es sind Fotografen da. Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 7 8 UNTERRICHTSVERLAUF ?C Wähle eine der Kurzgeschichten von Wolfgang Borchert aus und markiere im Text die Stellen, an denen du Leerstellen findest. Lege anschließend für diese Kurzgeschichte eine Tabelle nach dem obigen Muster an. Je nach ausgewählter Kurzgeschichte sowie in Abhängigkeit von dem Vorwissen und der jeweiligen Fähigkeit zu Schlussfolgerungen werden die Textstellen unterschiedlich sein. Damit ist es auch unmöglich, die Ergebnisse gemeinsam zu besprechen, was auch nicht nötig ist, da es lediglich um das Einüben der Methode zum Erschließen des Inhalts geht. m● 5 Handlungsverlauf ?A Lies die Kurzgeschichte „Der Weg hinaus“ von Herbert Eisenreich (S. 28–36) und teile den Text in Handlungsabschnitte ein. Mögliche Handlungsabschnitte sind: 1. Gang vom Spielfeld: S. 28, Z. 3–23; 2. Frühere Fähigkeiten: S. 28, Z. 23–S. 29, Z. 15; 3. Jetziges Gejohle erinnert ihn an früher: S. 29, Z. 15–S. 29, Z. 32; 4. Privater Absturz: S. 29, Z. 33–S. 30, Z. 24; 5. Trainer Rudi und seine Bemühungen: S. 30, Z. 25–S. 31, Z. 7; 6. Die erste Halbzeit: S. 31, Z. 7–S. 31, Z. 18; 7. Der Gegner holt auf: S. 31, Z. 19–S. 32, Z. 5; 8. Das Foul: S. 32, Z. 6–S. 33, Z. 6; 9. Reaktionen: S. 33, Z. 7–S. 34, Z. 23; 10. Wut und Ohnmacht: S. 34, Z. 23–S. 35, Z. 2; 11. Abgang und Gegentor: S. 35, Z. 3–Ende. ?B Visualisiere den Handlungsablauf, indem du die angefangene zeitliche Übersicht ergänzt. Die Handlungselemente, die sich auf die Vergangenheit des Fußballers beziehen, nähern sich langsam der Gegenwart. Die Abschnitte 1, 3, 9 und 11 sind im Bereich der Gegenwart und die anderen Abschnitte näher sich dieser Stück für Stück an. ?C Ordne die folgenden Fachbegriffe zur Zeitstruktur ihren Definitionen zu. Richtig ist folgende Zuordnung: Rückblende: Es wird von einem Ereignis berichtet, das zeitlich vor dem dargestellten Ereignis liegt. Vorausdeutung: Es werden Hinweise auf die zukünftige Handlung gegeben. Zeitraffung: Die Erzählzeit ist kürzer als die erzählte Zeit. Zeitdehnung: Die Erzählzeit ist länger als die erzählte Zeit. ?D Beschreibe mit diesen Begriffen den Handlungsablauf in „Der Weg hinaus“. Beschreibe auch, welche Wirkung diese Zeitstruktur hat. In dieser Kurzgeschichte herrschen die Rückblenden vor. Durch den Kontrast zwischen der glorreichen alten Zeit, dem langsamen Verfall und dem Tiefpunkt nach dem Platzverweis wird der Abstieg des Fußballers noch deutlicher. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation UNTERRICHTSVERLAUF m● 6 Symbole ?A Fertige ein Cluster zu dem Begriff „Taube“ oder „Küchenuhr“ an. Die Cluster sehen natürlich durch die Individualität des Vorgehens völlig unterschiedlich aus. Das Clustern sollte nicht länger als zehn Minuten dauern, da dann der assoziative Ideenstrom versiegt. ?B Lies die Kurzgeschichte „Iljas Tauben“ (S. 21) oder „Die Küchenuhr“ (S. 57). Um den Inhalt zu festigen, kann auch eine Inhaltsangabe angefertigt werden. Sollten inhaltliche Aspekte für die Schülerinnen und Schüler unklar sein, können bisher erprobte Methoden angewandt werden. ?C Beantworte jeweils die folgenden Fragen. „Iljas Tauben“ Woran wird die Mutter erinnert, wenn sie die Tauben sieht? – Sie erinnert sich dann an ihren Sohn Ilja. Warum pflegt und füttert die Familie die Tauben so gut? – Sie hoffen, dass es Ilja genauso gut geht und er sich freut, wenn er zurückkommt und seine Tauben so gut gepflegt vorfindet. Welchen Grund haben sie, trotz eventueller Schwierigkeiten den Soldaten die Tauben am Anfang nicht zu geben und sie zu verteidigen? – Sie halten es für Verrat an Ilja, es ist für sie, als würde die letzte Verbindung zu Ilja verlorengehen. Wo befindet sich Ilja zu Beginn der Kurzgeschichte? – Er kämpft im Krieg. Welchen Bezug haben die Tauben zu dieser Situation? – Tauben gelten als Friedenssymbol und daher bilden sie einen Kontrast zu Iljas Leben. ■ „Die Küchenuhr“ Vergleiche dazu Tafelbild 1, S. 32. ■ m● 7 Innen und außen ?A Male die beiden Zeichnungen in den Farben an, die in der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ (S. 15) beschrieben werden. Die erste Zeichnung sollte zu den ersten beiden Absätzen passen, die zweite zum letzten. Der Schwerpunkt liegt darauf, die im Text erwähnten Farben im Bild umzusetzen. Zu Beginn ist es blaurot, staubig-grau, dunkel. Am Ende der Kurzgeschichte dominieren das Rot des Sonnenuntergangs sowie das Grün des Kaninchenfutters, auch wenn dieses leicht grau ist. ?B Ordne die folgenden Verben dem Anfang (A) bzw. dem Ende (E) der Kurzgeschichte zu. Richtig ist folgende Zuordnung: rufen E schlafen A dösen A schwenken E gähnen A blinzeln A gehen E bauen E aufstehen E stehen A ?C Vergleiche deine Ergebnisse aus Arbeitsauftrag A und Arbeitsauftrag B daraufhin, was sich vom Anfang der Kurzgeschichte zum Ende hin verändert hat. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 9 UNTERRICHTSVERLAUF 10 Vergleiche dazu das Tafelbild 2, S. 32. ?D Erkläre, inwieweit sich in diesen äußeren Veränderungen die inneren Veränderungen Jürgens widerspiegeln. Am Anfang verharrt der Junge fast reglos in den Ruinen, bewacht seinen toten Bruder, der hier verschüttet wurde, und vegetiert vor sich hin. Durch die Zuwendung des Mannes gewinnt er wieder Mut, steht auf und macht Pläne für die Zukunft: Er wünscht sich ein weißes Kaninchen und möchte einen Kaninchenstall bauen. Luv 3 Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 7 Gefühlsbeschreibungen (vgl. :in Deutsch, S. 31) m● 8 Nur das Wichtigste ?A Sieh dir die Bilderreihe von Picasso an (S. 128/129). Wähle ein Tier von dieser Seite aus oder nimm ein eigenes Bild und reduziere es genau wie Picasso auf das Wichtigste. Auch künstlerisch nicht so Begabten fällt dies häufig leicht, da die Ansprüche an das zeichnerische Talent bei der Reduktion eher gering sind. ?B Wähle einen kurzen, aber bekannten Text aus, z.B. ein Märchen der Gebrüder Grimm. Verdichte diesen Text auf das Wichtigste. Mitten im Geschehen einzusteigen, fällt den Schülerinnen und Schülern oft leicht. Ungewohnt ist gerade bei den Märchen, einen offenen Schluss zu gestalten. Bei Rotkäppchen könnte man da aufhören, wo die Schere angesetzt wird. Lange Beschreibungen, z.B. des Waldes, wegzulassen sowie längere Gespräche zu kürzen ist wiederum unproblematisch. Das Betonen der wichtigen Elemente kann recht simpel durch Wiederholungen erreicht werden. Luv 4 Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 8 Picasso (vgl. :in Deutsch, S. 31) m● 9 Unterschiedliche Darstellungstechniken ?A Lies die drei Kurzgeschichten des Kapitels „Unterschiedliche Darstellungstechniken“ (ab S. 67) und fasse ihren Inhalt zusammen. Die Inhaltsangaben dienen der Festigung des Gelesenen. Sollten inhaltliche Aspekte für die Schülerinnen und Schüler unklar sein, können bisher erprobte Methoden angewandt werden. ?B Ordne zu, welche Kurzgeschichte mit welcher besonderen literarischen Darstellungstechnik gestaltet worden ist. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation UNTERRICHTSVERLAUF Nach dem Collage-Prinzip ist die Kurzgeschichte „Die Aussage“ verfasst. Nach dem Prinzip der Parodie ist die Kurzgeschichte „Ein verächtlicher Blick“ gestaltet. Aus der Perspektive des Ich-Erzählers ist die Kurzgeschichte „Popp und Mingel“ geschrieben. ?C Wähle zu jeder Kurzgeschichte eine Textstelle aus, an der man die Umsetzung dieser Darstellungstechnik gut erkennen kann. Da die möglichen Textstellen sehr zahlreich sind, sollten diese in der Klasse gesammelt werden, um die Vielfalt des möglichen Nachweises zu zeigen. Deutungen m● 10 Charakterisierung literarischer Figuren ?A Lies dir die Kurzgeschichte „Popp und Mingel“ (S. 67) durch. Worum geht es in dem Text? Es geht um einen Jungen, der wie immer von der Schule nach Hause kommt. Wie immer ist niemand da, weil seine Eltern arbeiten. Der Junge möchte mit seiner Ersatzfamilie spielen, die aus einigen alten Spielsachen besteht. Er findet sie aber nicht, da seine Mutter diese Dinge weggeworfen hat. Bei der verzweifelten Suche danach setzt er die Wohnung in Brand. ?B Trage Textstellen in die Tabelle ein, die etwas zur Charakterisierung der Hauptfigur beitragen können. Es gibt zahlreiche Textstellen, die z.B. die Einsamkeit des Jungen verdeutlichen. Einen Schwerpunkt sollte man auf die Beziehung zu den Eltern legen. ?C Charakterisiere die Hauptfigur ausführlich schriftlich, beachte dabei die folgenden Regeln. Anhand der Regeln können die Schülerinnen und Schüler anschließend ihre Texte gut gegenseitig daraufhin überprüfen, ob die Charakterisierung jeweils gelungen ist. Zusätzlich zu dem Genannten ist es auch wichtig, eine Einleitung zu schreiben, in der der Name der Figur, die Textart, Autor und Titel genannt werden sowie die dominante Eigenschaft. Zum Beispiel: In der Kurzgeschichte „Popp und Mingel“ von Marie-Luise Kaschnitz ist ein sehr einsamer Junge der Protagonist. m● 11 Analyse einer Kurzgeschichte (Folie 2) ? Erklärt anhand dieses Schemas, wie eine Interpretation einer Kurzgeschichte aufgebaut ist. Besonders betont und erklärt werden sollte der „rote Faden“. Das bedeutet, dass nicht nur einzelne Punkte unverbunden aneinandergereiht werden, sondern die gesamte Analyse und Interpretation unter einem Oberthema betrachtet werden sollte. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 11 12 UNTERRICHTSVERLAUF m● 11 Interpretation ?A Markiere in diesem Anfang einer Interpretation zu Wolfgang Borcherts „Nachts schlafen die Ratten doch“ den roten Faden, also die Formulierungen, die einen Zusammenhang zum Thema der Kurzgeschichte erkennen lassen. Im ersten Satz wird das Thema klar genannt (Leiden und Hoffnung), im weiteren Verlauf treten diese Aspekte in den folgenden Zitaten besonders deutlich hervor: „allein“, „in den Ruinen eines eingestürzten Hauses die Leiche seines jüngeren Bruders“, „Einsturz“, „Vertrauen zu dem alten Mann“, „Trümmer“, „nach Hause“, „das Leiden der Menschen in der Kriegszeit“, „Hoffnungslosigkeit“, „Anteilnahme und das Interesse anderer Menschen“, „Hoffnung“, „Schuttgelände“, „Bombenangriffe“, „Zeit des Zweiten Weltkriegs“, „auf dem Schutt vor sich hindämmert“, „Sonne“, „kennen sich zu Beginn der Kurzgeschichte nicht“, „erst bedrohlich“. ?B Vervollständige die Interpretation. Die Interpretationen werden natürlich sehr individuell ausfallen, es bietet sich aber an, auch hier wieder den roten Faden markieren zu lassen. Weiterführendes m● 13 Grenzwertig ?A Wiederhole noch einmal, welche Merkmale eine Kurzgeschichte auszeichnen (siehe M 2). Wähle eine oder mehrere der drei „Kurzgeschichten“ unter der Überschrift „Kurzgeschichten im Grenzbereich der Gattungen“ aus. Hake ab, welche der Merkmale erfüllt sind. Bei allen drei „Kurzgeschichten“ sind die meisten Merkmale erfüllt. Die Ausnahmen werden in Arbeitsauftrag B genannt. ?B Begründe ausführlich, wieso der jeweilige Text als an der Grenze zur Kurzgeschichte eingeordnet wird. Bölls Text besitzt eine kleine Einleitung. Wallraffs Sprache ist nicht unbedingt als nüchtern und knapp zu bezeichnen. Auch Brechts Text enthält eine Einleitung und keinen offenen Schluss. Es treten dort viele Personen auf, an zahlreichen Schauplätzen. Außerdem dominiert zwar ein Ereignis, das „Amüsement“ der Großmutter, aber es gibt aufgrund der Chronologie auch noch weitere. m● 14 Zukunft der Kurzgeschichte ?A Lies das Interview mit Wolfdietrich Schnurre sowie Manfred Durzak (S. 119). Markiere im Text die wichtigsten Stichpunkte. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation UNTERRICHTSVERLAUF Das Markieren von Schlüsselstellen ist eine unverzichtbare Technik zur Texterfassung, wobei die Auswahl der Textstellen sehr individuell sein wird. Es sollte lediglich darauf geachtet werden, dass nicht alles angestrichen wird oder eben als anderes Extrem gar nichts. ?B Fasse die Ansichten des Autors und des Literaturwissenschaftlers zur Zukunft der Kurzgeschichte zusammen. Beginne mit den folgenden Formulierungen. Wolfdietrich Schnurre ist in seiner ersten Äußerung (S. 119, Z. 10 bis S. 120, Z. 6) der Meinung, dass die Kurzgeschichte „erledigt“ ist. Dies begründet er damit, dass es mit Deutschland wieder bergauf ging und daher vielgestaltigere Erzählformen entstanden. Manfred Durzak unterstreicht in seiner Ausführung (S. 120, Z. 7 bis S. 121, Z. 6) den Unterschied zwischen der Kurzgeschichte in Amerika, wo eine Fülle neuer Texte entstand, und in Deutschland, wo die Kurzgeschichte vielleicht auch an einem Schwund von Kommunikationsmöglichkeiten leidet. In seiner zweiten Äußerung (S. 121, Z. 7 bis S. 122, Z. 23) betont Wolfdietrich Schnurre, dass die politische und soziale Lage in Deutschland zu vielschichtig geworden ist, um in einer Kurzgeschichte dargestellt zu werden. Außerdem berichtet er davon, dass die Verleger zunehmend Romane fordern und außer bei Zeitungen, Zeitschriften und im Rundfunk Kurzgeschichten nicht gefragt sind. ?C Achte darauf, wann dieses Interview mit den beiden geführt worden ist. Ergänze es um deine eigene Stellungnahme. Wie siehst du die Bedeutung der Kurzgeschichte heute sowie ihre Zukunft? Denke auch an die neuen Medien. Im Internet werden heute – oft von jungen Autorinnen und Autoren – viele Kurzgeschichten veröffentlicht. ?D Spielt die Diskussionsrunde mit einem Moderator, Wolfdietrich Schnurre, Manfred Durzak sowie euren Statements nach. Bei diesem Rollenspiel wird das Diskutieren/Debattieren trainiert. m● 15 Eigene Produktionen ?A Wie wäre es, selbst eine Kurzgeschichte zu schreiben? Bevor es richtig losgeht, überlege dir die folgenden Punkte, um deinen Text vorzubereiten. Die Beantwortung der Fragen dient der methodischen Vorbereitung und fällt je nach Ideen und Interessen unterschiedlich aus. ?B Formuliere deine Kurzgeschichte aus. Für das Schreiben und ggf. Überarbeiten sollte genug Zeit eingeräumt werden. Luv 5 Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 15 Dichterlesung (vgl. :in Deutsch, S. 31) :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 13 4 14 MATERIALIEN m2 Merkmale der Kurzgeschichte Auf den Seiten 114 und 115 der Kurzgeschichtensammlung beschreibt Klaus-Ulrich Pech, welche Merkmale ein Text erfüllen sollte, damit er eine Kurzgeschichte ist. ? Lies dir den Text auf den angegebenen Seiten durch und fülle die Tabelle zu den Merkmalen der Kurzgeschichte aus. Länge der Erzählung Personenanzahl Zahl der Schauplätze Anzahl der Ereignisse Art der Ereignisse Erzählweise Einleitung Schluss Eine Kurzgeschichte ist wie … Sprache Wirkung auf den Leser :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN 15 m3 Beweise, Beweise, Beweise ?A Teilt euch in Kleingruppen auf, sodass in jeder Gruppe die gleiche Personenanzahl ist. Jede Gruppe wählt eine der ersten drei Kurzgeschichten aus dem Band „Siebzehn Kurzgeschichten“ aus: „Die Probe“ von Herbert Malecha, „Zwei Männer“ von Günther Weisenborn oder „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert. ■ ■ ■ Eure Gruppe bildet die Expertengruppe für die jeweilige Kurzgeschichte. K1 K 1 = Kurzgeschichte 1 K 2 = Kurzgeschichte 2 usw. K3 K2 ?B Verfasst in der Expertengruppe gemeinsam eine vollständige Inhaltsangabe zu der ausgewählten Kurzgeschichte. ?C Weist gemeinsam nach, dass eure Kurzgeschichte alle Punkte der Checkliste für Kurzgeschichten (M 2) enthält. Markiert für die einzelnen Aspekte konkrete Textstellen. ?D Führt ein Gruppenpuzzle durch und berichtet euch gegenseitig über die an den Textstellen zu erkennenden Merkmale einer Kurzgeschichte. Vergesst nicht, die anderen erst über den Inhalt eurer Kurzgeschichte zu informieren. Beim Gruppenpuzzle verlasst ihr eure Expertengruppe und setzt euch mit den Experten für die anderen Kurzgeschichten zusammen. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation FOLIE 1 m1 Der Anfang Schwarzmarkt in Berlin-Pankow 1947 Foto: Bundesarchiv Bild 183-S76475 ?A Stelle Vermutungen über den Alltag der Menschen in dieser Zeit an. Welche Ereignisse bestimmten ihr Leben? ?B Was meinst du, warum die Kurzgeschichte in Deutschland ausgerechnet in dieser Zeit entstand? :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation FOLIE 2 m11 Analyse einer Kurzgeschichte ? Erklärt anhand dieses Schemas, wie eine Interpretation einer Kurzgeschichte aufgebaut ist. Zeitform: Präsens Allgemeines Aussagen am Text belegen (Zitate!), außer beim Inhalt Autor/-in, Titel, Textart Einleitung Kernaussage des Textes kurze Darstellung des Inhalts INTENTION = roter Faden Handlungsablauf und Zeitstruktur, inkl. Anfang und Ende Interpretation einer Kurzgeschichte Ort, Zeit Figuren und ihre Beziehungen zueinander Titel Hauptteil Erzählperspektive sprachliche Besonderheiten Motive, Symbole Zusammenfassung der wichtigsten Erkenntnisse Schluss Darstellung der eigenen Meinung zum Text Weitere Gedanken zum Thema, zum Autor usw. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN 18 m4 Leerstellen füllen Weil Kurzgeschichten einen offenen Anfang haben, aber auch weil sie Informationen sehr komprimiert darstellen, finden sich oft Leerstellen in Kurzgeschichten. Dies sind Stellen, an denen der Text inhaltlich eine Lücke lässt. Man muss sich das Geschehen selbst erschließen bzw. schlussfolgern, was warum geschieht. Dafür muss man erst die gesamte Kurzgeschichte aufmerksam gelesen haben. ?A Lies die Kurzgeschichte „Die Probe“ von Herbert Malecha. Fülle die Tabelle zu einigen Leerstellen aus. Textstelle Welche Fragen stellt sich Welche Hinweise findet die Leserin/der Leser? man dazu im Text? S. 7, Z. 15 Wo war er drei Monate? S. 7, Z. 22 Was ist das Besondere an dem Pass? Was kann man/muss man sich denken? S. 8, Z. 10 ff. Wieso war er auf jeder Anschlagsäule zu sehen? S. 9, Z. 15 ff. Warum ist Redluff nervös beim Erscheinen der beiden Männer? ?B Ergänze die Tabelle um zwei weitere Leerstellen, die du in dieser Kurzgeschichte entdeckt hast. ?C Wähle eine der Kurzgeschichten von Wolfgang Borchert aus und markiere im Text die Stellen, an denen du Leerstellen findest. Lege anschließend für diese Kurzgeschichte eine Tabelle nach dem obigen Muster an. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN m5 Handlungsverlauf Für das Verständnis einer Kurzgeschichte ist der Ablauf der Handlung wichtig, da diese nicht immer in der chronologischen Reihenfolge erzählt wird. ?A Lies die Kurzgeschichte „Der Weg hinaus“ von Herbert Eisenreich (S. 28–36) und teile den Text in Handlungsabschnitte ein. ?B Visualisiere den Handlungsablauf, indem du die angefangene zeitliche Übersicht ergänzt. Gegenwart Gang vom Spielfeld S. 28, Z. 3–23 Frühere Fähigkeiten Vergangenheit S. 28, Z. 23–S. 29, Z. 15 ?C Ordne die folgenden Fachbegriffe zur Zeitstruktur ihren Definitionen zu. Rückblende Es werden Hinweise auf die zukünftige Handlung gegeben. Vorausdeutung Die Erzählzeit ist länger als die erzählte Zeit. Zeitraffung Es wird von einem Ereignis berichtet, das zeitlich vor dem dargestellten Ereignis liegt. Zeitdehnung Die Erzählzeit ist kürzer als die erzählte Zeit. TIPPS Erzählzeit – Zeit, die man zum Lesen eines Textes braucht Erzählte Zeit – Zeitraum, über den sich die Handlung des Textes erstreckt ?D Beschreibe mit diesen Begriffen den Handlungsablauf in „Der Weg hinaus“. Beschreibe auch, welche Wirkung diese Zeitstruktur hat. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 19 MATERIALIEN 20 m6 Symbole In vielen Kurzgeschichten spielen Gegenstände oder auch Tiere eine wichtige Rolle, indem sie eine oft vielschichtige symbolische Bedeutung haben. ?A Fertige ein Cluster zu dem Begriff „Taube“ oder „Küchenuhr“ an. Taube/ Küchenuhr ?B Lies die Kurzgeschichte „Iljas Tauben“ (S. 21) oder „Die Küchenuhr“ (S. 57). ?C Beantworte jeweils die folgenden Fragen. „Iljas Tauben“ „Die Küchenuhr“ Woran wird die Mutter erinnert, wenn sie die Tauben sieht? Woran denkt der junge Mann, wenn er die Küchenuhr anschaut? Um welche Uhrzeit ist die Uhr stehen geblieben? Was passierte normalerweise um diese Uhrzeit in seinem Leben? Warum pflegt und füttert die Familie die Tauben so gut? Welchen Grund haben sie, trotz eventueller Schwierigkeiten den Soldaten die Tauben am Anfang nicht zu geben und sie zu verteidigen? Wo befindet sich Ilja zu Beginn der Kurzgeschichte? Welchen Bezug haben die Tauben zu dieser Situation? :in Deutsch 3/2009 Beschreibe den Zustand der Uhr (das Äußere/ die Funktionalität des Uhrwerks). Vergleiche dies mit dem Äußeren des jungen Mannes und seinem inneren Zustand. Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN 21 m7 Innen und außen Illustrationen: Bärbel Stangenberg ?A Male die beiden Zeichnungen in den Farben an, die in der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ (S. 15) beschrieben werden. Die erste Zeichnung sollte zu den ersten beiden Absätzen passen, die zweite zum letzten. ?B Ordne die folgenden Verben dem Anfang (A) bzw. dem Ende (E) der Kurzgeschichte zu. rufen dösen schlafen schwenken gähnen gehen blinzeln aufstehen bauen stehen ?C Vergleiche deine Ergebnisse aus Arbeitsauftrag A und Arbeitsauftrag B daraufhin, was sich vom Anfang der Kurzgeschichte zum Ende hin verändert hat. ?D Erkläre, inwieweit sich in diesen äußeren Veränderungen die inneren Veränderungen Jürgens widerspiegeln. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN 22 m8 Nur das Wichtigste ?A Sieh dir die Bilderreihe von Picasso an (S. 128/129). Wähle ein Tier von dieser Seite aus oder nimm ein eigenes Bild und reduziere es genau wie Picasso auf das Wichtigste. ?B Wähle einen kurzen, aber bekannten Text aus, z.B. ein Märchen der Gebrüder Grimm. Verdichte diesen Text auf das Wichtigste. TIPPS ■ ■ ■ ■ Achte auf einen offenen Anfang und einen offenen Schluss. Streiche lange Beschreibungen zusammen. Kürze auch überflüssige Dialoge. Betone hingegen die wichtigen Elemente. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN 23 m9 Unterschiedliche Darstellungstechniken ?A Lies die drei Kurzgeschichten des Kapitels „Unterschiedliche Darstellungstechniken“ (ab S. 67) und fasse ihren Inhalt zusammen. ?B Ordne zu, welche Kurzgeschichte mit welcher besonderen literarischen Darstellungstechnik gestaltet worden ist. Der Begriff Collage kommt aus dem Französischen (coller = kleben). Bei dieser Technik der bildenden Künste wird durch das Aufkleben verschiedener Elemente ein neues Kunstwerk geschaffen. Häufiger sieht man z.B. Zeitungsausschnitte, Fotos, farbige Papiere oder kleinere Gegenstände, die auf einen Untergrund geklebt wurden und ein neues Bild ergeben. Das CollagePrinzip wird aber auch auf andere Kunstgattungen übertragen. So gibt es Klangcollagen, aber auch filmische oder literarische Collagen. Nach dem Collage-Prinzip ist die Kurzgeschichte Als Parodie wird in der Literatur die übertreibende oder verspottende Nachahmung eines bekannten Werkes oder einer prominenten Person bezeichnet. Dabei werden z.B. die typischen Verhaltensweisen einer Person beibehalten, aber mit neuen Aspekten kombiniert. Durch diese Abweichung gegenüber dem bekannten Original entsteht ein lustiger Effekt. Parodien brauchen nicht unbedingt ein tatsächliches Original. Die Parodie kann auch zur Gesellschaftskritik eingesetzt werden. Nach dem Prinzip der Parodie ist die Kurzgeschichte In der Literatur gibt es verschiedene Erzählperspektiven in einem erzählenden Text. Die Erzählperspektive wird festgelegt durch die Antwort auf die Frage: „Wer spricht in diesem Text?“ Die subjektive Sicht einer Person markiert den Ich-Erzähler. gestaltet. gestaltet. Irritierend kann die Perspektive des Ich-Erzählers sein, wenn ein emotional aufwühlendes Ereignis nüchtern und sachlich geschildert wird. Aus der Perspektive des Ich-Erzählers ist die Kurzgeschichte gestaltet. ?C Wähle zu jeder Kurzgeschichte eine Textstelle aus, an der man die Umsetzung dieser Darstellungstechnik gut erkennen kann. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN 24 m10 Charakterisierung literarischer Figuren ?A Lies dir die Kurzgeschichte „Popp und Mingel“ (S. 67) durch. Worum geht es in dem Text? ?B Trage Textstellen in die Tabelle ein, die etwas zur Charakterisierung der Hauptfigur beitragen können. Textstelle Inhalt Charakterisierung S. 67, Z. 10, 20, 25 Spricht von der Mutter und dem Spielen mit anderen Kindern. Er ist ein Kind und lebt mit seinen Eltern. S. 67, Z. 22 Er hat reichlich Taschengeld. Eher wohlhabendes Elternhaus ?C Charakterisiere die Hauptfigur ausführlich schriftlich, beachte dabei die folgenden Regeln. ■ ■ ■ ■ ■ ■ Das äußere Erscheinungsbild ist meistens nicht wichtig. Es geht um das Innere, also den Charakter. Nur wenn der Charakter sich z.B. in der Kleidung oder Ähnlichem ausdrückt, wird dieses erwähnt. Schreibe die Charakterisierung im Präsens (Gegenwart). Die Sprache sollte eher sachlich sein, Übertreibungen oder starke Emotionen haben dort keinen Platz. Es ist jedoch wichtig, anschaulich zu schreiben. Charaktereigenschaften sollten mit Beispielen versehen sein, an denen diese Eigenschaft zutage tritt. Aussagen über eine Person werden meistens mit Zitaten versehen. Beachte dabei die Regeln des Zitierens. Eine Charakterisierung ist keine Aufzählung von einzelnen Eigenschaften, es muss sich vielmehr ein zusammenhängendes Gesamtbild der Person ergeben. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN 25 m12 Interpretation ?A Markiere in diesem Anfang einer Interpretation zu Wolfgang Borcherts „Nachts schlafen die Ratten doch“ den roten Faden, also die Formulierungen, die einen Zusammenhang zum Thema der Kurzgeschichte erkennen lassen. Der neunjährige Jürgen bewacht allein in den Ruinen eines eingestürzten Hauses die Leiche seines jüngeren Bruders, der beim Einsturz ums Leben kam. Jürgen glaubt so verhindern zu können, dass die Ratten die Leiche seines Bruders annagen. Ein alter Mann steht plötzlich vor ihm, dieser sammelt Kaninchenfutter. Durch ein psychologisch geschickt geführtes Gespräch erfährt der Alte von Jürgens Schicksal und der Junge fasst gleichzeitig langsam Vertrauen zu dem alten Mann. Durch die Lüge, dass Ratten nachts schlafen, und das Versprechen, ihm ein Kaninchen zu schenken, kann der alte Mann Jürgen schließlich dazu bringen, die Trümmer zu verlassen und nach Hause zu gehen. Borchert zeigt an dem Schicksal der Brüder das Leiden der Menschen in der Kriegszeit. Es überwiegt jedoch nicht die Hoffnungslosigkeit, sondern es gelingt dem Autor exemplarisch zu zeigen, dass die Anteilnahme und das Interesse anderer Menschen auch in den schlimmsten Zeiten Hoffnung vermitteln kann. Ort der Handlung ist ein unbestimmtes Schuttgelände, das vermutlich durch Bombenangriffe entstand, es könnte eine beliebige ehemalige Straße in einer beliebigen Stadt sein. Zwar wird nicht unmittelbar erwähnt, dass die Handlung zur Zeit des Zweiten Weltkriegs oder unmittelbar danach spielt, dies ist aber bei einem Text von Wolfgang Borchert anzunehmen. Der Handlungsablauf wird chronologisch erzählt. Die Geschichte beginnt unvermittelt: Jürgen, der auf dem Schutt vor sich hin dämmert, bemerkt den Schatten des alten Mannes. Die Kurzgeschichte endet damit, dass Jürgen, der aufgestanden ist, dem Alten hinterherruft, dass er noch Kistenbretter für den Kaninchenstall habe, während der Mann auf die untergehende Sonne zugeht. Jürgen und der alte Mann kennen sich zu Beginn der Kurzgeschichte nicht. Das Auftauchen des Mannes wirkt sogar erst bedrohlich, was folgende Textstelle verdeutlicht: „Mit einmal wurde es noch dunkler. Er merkte, dass jemand gekommen war und nun vor ihm stand, dunkel, leise.“ (S. 15, Z. 20 ff.) Illustration: Bärbel Stangenberg In der Kurzgeschichte „Nachts schlafen die Ratten doch“ von Wolfgang Borchert geht es um das Leiden der Menschen im Zweiten Weltkrieg, aber auch um das schwache Gefühl der Hoffnung in dieser Zeit. ?B Vervollständige die Interpretation. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN 26 m13 Grenzwertig ?A Wiederhole noch einmal, welche Merkmale eine Kurzgeschichte auszeichnen (siehe M 2). Wähle eine oder mehrere der drei „Kurzgeschichten“ unter der Überschrift „Kurzgeschichten im Grenzbereich der Gattungen“ aus. Hake ab, welche der Merkmale erfüllt sind. Anekdote zur Senkung der Arbeitsmoral Am Band Die unwürdige Greisin Geringe Länge des Textes Nur wenige Personen treten auf Handlung spielt an wenigen Schauplätzen Ein Ereignis steht im Mittelpunkt Vielschichtiges, schwieriges Ereignis Einfache, aber kunstvoll verdichtete Erzählweise Keine Einleitung Offener Schluss Die Kurzgeschichte ist wie eine Momentaufnahme. Knappe, nüchterne Sprache Leser wird herausgefordert ?B Begründe ausführlich, wieso der jeweilige Text als an der Grenze zur Kurzgeschichte eingeordnet wird. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation MATERIALIEN m14 Zukunft der Kurzgeschichte ?A Lies das Interview mit Wolfdietrich Schnurre sowie Manfred Durzak (S. 119). Markiere im Text die wichtigsten Stichpunkte. ?B Fasse die Ansichten des Autors und des Literaturwissenschaftlers zur Zukunft der Kurzgeschichte zusammen. Beginne mit den folgenden Formulierungen. Wolfdietrich Schnurre ist in seiner ersten Äußerung (S. 119, Z. 10 bis S. 120, Z. 6) der Meinung, dass die Kurzgeschichte … Dies begründet er damit … Manfred Durzak unterstreicht in seiner Ausführung (S. 120, Z. 7 bis S. 121, Z. 6) den Unterschied … In seiner zweiten Äußerung (S. 121, Z. 7 bis S. 122, Z. 23) betont Wolfdietrich Schnurre … ?C Achte darauf, wann dieses Interview mit den beiden geführt worden ist. Ergänze es um deine eigene Stellungnahme. Wie siehst du die Bedeutung der Kurzgeschichte heute sowie ihre Zukunft? Denke auch an die neuen Medien. ?D Spielt die Diskussionsrunde mit einem Moderator, Wolfdietrich Schnurre, Manfred Durzak sowie euren Statements nach. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 27 MATERIALIEN 28 m15 Eigene Produktionen ?A Wie wäre es, selbst eine Kurzgeschichte zu schreiben? Bevor es richtig losgeht, überlege dir die folgenden Punkte, um deinen Text vorzubereiten. Wer ist die Hauptperson? Welche Charaktereigenschaften zeichnen diese Person aus? Kommen noch weitere wichtige Personen vor? Welches besondere Ereignis aus dem Leben der Hauptperson steht im Mittelpunkt? Wo spielt die Geschichte? Wann ereignet sich das Geschehen? Gibt es ein bestimmtes Symbol, das von besonderer Bedeutung ist? Sollen bestimmte sprachliche Besonderheiten eingebaut werden? Wie lautet der erste Satz? Wie soll die Kurzgeschichte enden? ?B Formuliere deine Kurzgeschichte aus. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 5 WOCHENPLAN 29 Ideen für den Wochenplan Hinweise zur Arbeit mit dem Wochenplan finden Sie in „:in Deutsch“ Ausgabe 1/2006 oder unter www.buhv.de/ bonus. Zeitzeugen – Gibt es in deiner Umgebung noch Menschen, die die Zeit des Zweiten Weltkriegs oder die unmittelbare Zeit danach erlebt haben? Befrage sie zu den Lebensbedingungen damals. Befragung Hemingway – Wolfdietrich Schnurre spricht in seinem Interview (S. 119) von den Kurzgeschichten Hemingways. Stelle deiner Klasse einige dieser Texte vor (Inhaltsangabe, Positives, Negatives, Kriterien der Kurzgeschichte …). Text Sprichwörter und Zitate – Kennst du noch weitere Sprichwörter und Zitate, die sich mit dem Begriff „kurz“ befassen? Ergänze die Sammlung von S. 118. Sammlung Comics – Kurze Comics findet man im Alltag sehr häufig. Wähle einen aus, der nicht länger als eine Seite ist. Schreibe diesen in eine Kurzgeschichte um, die die Kriterien aus M 2 erfüllen würde. Textsortenveränderung Aus kurz mach lang – Wähle eine der Kurzgeschichten aus und mache die Komprimierung rückgängig. Gestalte also aus der Kurzgeschichte z.B. einen Roman(anfang). Ihr könnt euch auch in einer Kleingruppe zusammentun und einen kleinen Roman gemeinsam verfassen. Textsortenveränderung Kriegscollage – Gestalte mit Textdokumenten, Fotos usw. eine Collage, in der du das Leben der Menschen im und direkt nach dem Zweiten Weltkrieg darstellst. Eventuell kann dir hier auch der Geschichtsunterricht helfen. Collage Gruppe 47 – Manfred Durzak erwähnt in seinem Interview die „Gruppe 47“ (S. 121). Informiere dich über diese Gruppe und stelle deine Ergebnisse in einem Plakat dar. Plakat Textsammlung – Auf den Seiten 116 f. wird die Kurzgeschichte von anderen Textsorten abgegrenzt. Suche dir ein Beispiel für eine andere Textsorte aus (z.B. aus deinem Deutschbuch oder du besuchst die Bibliothek) und erkläre für deine Klasse verständlich den Unterschied zwischen diesem Text und einer Kurzgeschichte. Literatur Symbole – Aus unserem Leben sind Symbole nicht wegzudenken. Lege eine Sammlung bekannter Symbole an. Sammlung :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation WOCHENPLAN 30 Mo. Std. Do. Std. Di. Std. Fr. Std. Mi. Std. Sa. Std. Name: Klasse: Zeitraum: LPflichtaufgaben von bis fertig am kontrolliert LWahlaufgaben LFreie Tätigkeiten Was ich zu diesem Wochenplan anmerken möchte :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 6 OFFENER UNTERRICHT Vorschläge Luv 1 Vorschlag für offenen Unterricht vor M 1 Bibliotheksbesuch Die Klasse informiert sich in der nächstgelegenen Bibliothek über Kurzgeschichten und deren Autorinnen und Autoren. Gibt es welche, die vor allem durch ihre Kurzgeschichten berühmt wurden? Aus welchen Ländern kommen sie? In welcher Form wurden die Texte veröffentlicht? Wann sind ihre Texte erschienen? Luv 2 Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 3 Rollenwechsel Die Schüler/-innen wählen aus der Liste der Kurzgeschichtenautorinnen und -autoren eine/n aus, die/der sie interessiert. Sie informieren sich über diese Person (Literaturlexikon, Internet …). Anschließend schlüpfen jeweils einzelne Schülerinnen oder Schüler in die Haut einer Autorin/eines Autors und lassen sich von ihren Klassenkameraden zu Leben und Werk interviewen. Luv 3 Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 7 Gefühlsbeschreibungen Kunstschaffende nutzen oft Wetterdarstellungen, um die Gefühle einer Figur zu betonen. Die Schülerinnen und Schüler tragen aus literarischen Texten oder aus Filmen Stellen zusammen, an denen sich die Gefühle einer Figur im Wetter widerspiegeln. So kann es beispielsweise sein, dass es draußen regnet, wenn die Figur gerade traurig ist. Luv 4 Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 8 Picasso Die Schüler/-innen sammeln Bilder von Picasso. Häufig findet man solche auf Kalendern oder auch als Postkartenmotive. Weiterhin können sie selbst ähnliche Gemälde gestalten. Hierbei sollten sie, wenn möglich, mit der Kunstlehrkraft zusammenarbeiten. Sicherlich findet sich in der Schule ein geeigneter Ausstellungsplatz für die selbstgestalteten Gemälde. Luv 5 Vorschlag für offenen Unterricht im Anschluss an M 15 Dichterlesung Die Schüler/-innen wählen einige der selbst geschriebenen Kurzgeschichten aus und gestalten eine Leserunde für eine Parallelklasse bzw. einen Nachmittag/Abend für Eltern. Es können aber auch Texte von professionellen Autorinnen und Autoren vorgelesen und die Unterrichtsergebnisse der Schüler/-innen ausgestellt werden. Passende Einladungen oder Programmkarten werten eine solche Veranstaltung auf. :in Deutsch 3/2009 Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation 31 7 32 TAFELBILDER Vorschläge Tafelbild 1 zu Materialblatt M 6 Die Küchenuhr Symbol Realität ■ Die Uhr ist von außen unversehrt. ■ Der junge Mann ist körperlich gesund. ■ Das Uhrwerk ist allerdings zerstört. ■ Seine Familie ist zerstört, ebenso seine Psyche. ■ Die Uhr blieb um halb drei stehen. ■ Um halb drei endete das harmonische Familienleben für immer durch den Bombenangriff. ■ Die Uhrzeit erinnert an den normalen Alltag, Mutter brachte das Essen. Tafelbild 2 zu Materialblatt M 7 Nachts schlafen die Ratten doch Anfang Ende schlafen gähnen dösen blinzeln stehen rufen gehen aufstehen schwenken bauen verändert sich zu statisch, unbeweglich, kein Fortkommen :in Deutsch 3/2009 Bewegung, Veränderung Kurzgeschichten. Methodischer Zugang zu Analyse und Interpretation LTextgrundlage dieser Unterrichtseinheit Pech, Klaus-Ulrich/Siegle, Rainer (Hrsg.): Siebzehn Kurzgeschichten. Stuttgart: Ernst Klett Verlag 2007. LLiteratur Bellmann, Werner (Hrsg.): Klassische deutsche Kurzgeschichten. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2003 (Universal-Bibliothek Nr. 18251). Zahlreiche weitere Kurzgeschichten namhafter Autorinnen und Autoren. Bellmann, Werner (Hrsg.): Interpretationen. Klassische deutsche Kurzgeschichten. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2004 (Universal-Bibliothek Nr. 17525). Anspruchsvolle Interpretationen zu den oben erwähnten Kurzgeschichten für die Lehrperson. Gelfert, Hans-Dieter: Literaturwissen. Wie interpretiert man eine Novelle und eine Kurzgeschichte? Stuttgart: Philipp Reclam jun. 1993 (UniversalBibliothek Nr. 15030). Gut verständliche Darstellung der für die Interpretation von Kurzgeschichte oder Novelle relevanten Aspekte; ist auch etwas für leistungsstärkere Klassen. LZur Autorin dieser Ausgabe Anja Strube hat zehn Jahre an einem Gymnasium die Fächer Deutsch und Mathematik unterrichtet. Heute ist sie Rektorin einer Hauptschule. Für die Reihe „:in Deutsch“ hat sie bereits mehrere Ausgaben verfasst. LIn Vorbereitung Liebesfreud und Liebesleid in der Ballade (7/8) Neu im Bonusbereich Auch zu dieser Ausgabe von „:in Deutsch“ finden Sie im Bonusbereich einen Test und eine Klassenarbeit. Als Abonnentin/Abonnent von „:in Deutsch“ können Sie die entsprechenden Dateien kostenfrei herunterladen (siehe www.buhv.de/downloadcenter oder www.buhv.de/bonus). Sie haben die Wahl zwischen einem nach Ihren Wünschen veränderbaren Word-Dokument und einer ausdruckfertigen PDF-Datei. Zum Inhalt :in Deutsch enthält jeweils eine vollständige Unterrichtsreihe mit ausführlichem Unterrichtsverlauf ■ einsatzfertigen Materialien (Arbeitsblätter mit Leitfragen, Grafiken, Tafelbilder, Wochenplanvorschläge) ■ zwei farbigen Overheadfolien ■ Unser Ziel :in Deutsch bietet Ihnen Planungsmaterial für einen praxisgerechten, motivierenden Deutschunterricht in der Sekundarstufe I (Jahrgangsstufe 5–10). Sie erhalten kreative, handlungsorientierte Materialien, die Sie flexibel in Ihrem Unterricht einsetzen können. Der Kontakt Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Erfahrungen und Verbesserungsvorschläge mitteilen. Auch Manuskriptangebote sind willkommen: Bergmoser + Höller Verlag AG Redaktion :in Deutsch Postfach 50 04 04, 52088 Aachen, DEUTSCHLAND E kontakt@buhv.de Impressum Herausgeber: Miyami OHG Erarbeitet von: Anja Strube Erscheinungsweise: sechs Ausgaben pro Jahr Abonnement pro Jahr: 63,– € unverb. Preisempf. inkl. MwSt. zzgl. 4,50 € Versandpauschale (innerhalb Deutschlands) Anzeigen: Petra Wahlen T 0241-93888-117 Mediengestaltung: graphodata AG, Aachen Druck: Verlag: Bergmoser + Höller Verlag AG, Karl-Friedrich-Str. 76, 52072 Aachen, DEUTSCHLAND T 0241-93888-123, F 0241-93888-188 E kontakt@buhv.de, www.buhv.de Illustrationen: sofern nicht anders angegeben © ideen archiv, Bergmoser + Höller Verlag AG, Aachen Titelbild: Andrea Naumann ISSN 1431–0716 > :in Englisch SCHULE SEK I am r e h ä Noch n richt! Unter it m D C rialien te a m o i Aud lusive! ink :in direkt einsetzbar ● ● praxiserprobt schülerorientiert ● motivierend Unterrichtsmaterialien Sek. I WELCOME TO IRELAND MATERIALIEN FÜR IHREN ENGLISCHUNTERRICHT IN DER SEK. I ● Nr. 5/2008 :IN ENGLISCH ist eine Reihe für den Englischunterricht in der Sekundarstufe I, mit der Sie motivierende und lebendige Unterrichtsstunden in wenigen Minuten vorbereiten. 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Die Pluspunkte von „:in Englisch“ auf einen Blick 76 · Gültig bis 31.12.2009 Versandbuchhandlung Bergmoser + Höller • Postfach 50 04 04 • 52088 Aachen • DEUTSCHLAND Alle genannten Preise für Zeitschriften-Abonnements mit den dazugehörigen Versandpauschalen gelten für ein Bezugsjahr. T 0241-93888-123 • F 0241-93888-188 • Bitte beachten Die Versandkosten für Lieferungen ins Ausland können Sie auf Anfrage erfahren. Sie den separaten Bestellschein Gültigkeit bis 31.12.2005