als PDF - die ärzte Fanclub

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als PDF - die ärzte Fanclub
# 1 Juli 2007
DIE PRAWDA
DIE PRAWDA
# 1 2007
DEN die ärzte IHR OFFIZIELLES FAN-MAGAZIN
01-84.indd 1
Flucht aus dem Studio: Rock am Ring &
Rock im Park 2007
Geheimakte Pizza-Express: Der Studiobericht Silvester im Stadion: Ärzte statt Böller
Die ganze Wahrheit:
Die Entstehung des
Fanclubs Die Gefährten: Interview mit Fabsi
17.03.11 18:55
ÄDITORIAL
3
„Ihr habt bestimmt gerade
was Besseres zu tun als uns
zuzuhören“
Das erste Äditoral der Welt
So, nun endlich ist es soweit, ihr haltet sie in Händen, „DIE PRAWDA“: Das Magazin für alle, die
DÄOF – den die ärzte ihr of zieller Fanclub seit
nunmehr vier Monaten die Treue schwören. Vollgepackt mit exklusiven Exklusivitäten aus dem
Kosmos des BELAFARINROD sowie nützlichen
Informationen für und aus allen Lebenslagen.
Erfahrt hier exklusiv, was es mit diesem
geheimnisvollen Tier wirklich auf sich hat.
Doch genug der vielen Worte nun, wir wünschen euch viel Freude mit der allerersten
Ausgabe von DIE PRAWDA, dem Magazin des
DÄOF - den die ärzte ihr of zieller Fanclub,
und verabschieden uns mit einem kräftigen:
Mit der DIE PRAWDA seid ihr also direkt an
der Ader des Geschehens. So haben wir zum
Beispiel tief in die Trickkiste gegriffen, uns Halt’s Maul und les!
die Suchtverhalten der die ärzte zu Nutzen
gemacht und können darum exklusiv und undercover aus dem Studio berichten, in dem
das von Bela B. bereits an Silvester in
Köln angekündigte Album zusammengeschustert wird. Silvester ist natürlich auch
INHALT
sonst noch nicht vergessen. Lest hier, was
Farin Urlaub dazu sagt, die Veranstalter der
ConcertTeam NRW GmbH und vor allem
Äditorial
ihr selbst.
Aktuelles
Euer DÄOF – Team
Seite
3
Seite
4
Dass es um Bela, Farin und Rod herum
noch andere Menschen gibt ist ja seit
deren
Soloaktivitäten
offensichtlicher
denn je. Aus diesem Grund wollen wir
euch hier auch Bela B.’s Liveband Los
Helmstedt
etwas näher bringen und
lassen Wayne Jackson und Ina Paule
Klink zu Wort kommen. Des Weiteren
führten wir auch Gespräche mit Manuel
Andrack, Sidekick von Harald Schmidt und
langjähriger die ärzte-Fan, wie auch mit
Fabsi vom Weserlabel und den Beatsteaks.
FC-Gründung
Seite
9
Das Team
Seite
10
Ärzte statt Böller
Seite
14
Die Gefährten: Fabsi
Seite
34
Studiobericht
Seite
41
RiP & RaR 2007
Seite
46
Interview mit den Beatsteaks
Seite
56
Hirnschwund
Seite
63
Los Helmstedt
Seite
68
Nach so vielen neuen sowie bekannten Gesichtern bleibt dann nur noch zu
klären, wer oder was überhaupt hinter
DÄOF steckt. Alle 21 Delinquenten werden
präsentiert, die Entstehungsgeschichte
dieses Fanclubs tritt ans Licht der Welt
und vor allem lüftet sich endlich und
ausführlich der Mythos um den sagenumwobenen Mops, der schon zu einigen
Diskussionen und Vermutungen führte.
Musik zum Hören
Seite
76
Buch zum Lesen
Seite
77
Der Mops
Seite
78
Crädits
Seite
80
Impressum
Seite
81
© Coverbilder: Farin: _P4e_ ); Bela:Susi S.; Rod: Evil Acker
4
Der Graf vs. Horrorpunks
Bela B. & Balzac
Obiges konnte man vor einigen Monaten auf
der Homepage von Balzac lesen - sofern man
des Japanischen mächtig ist. Hier die sinngemäße Übersetzung:
AKTUELLES
schon seit Jahren Belas Basstrommel ziert.
Balzac werden oft als die "japanischen Mis ts"
angesehen, was ihnen einen Ruf weit über
Japan hinaus bescherte. Sie treten in Skelettanzügen auf, die Bühne ist mit Horrorutensilien
dekoriert und der Sänger Hirosuke fegt wie ein
Derwisch über die Bretter.
Nun also kam
es endlich zu
einer
Zusammenarbeit.
Bela B. spielte
zwei
Songs
von Balzac ein,
während sich die
Japaner zwei Lie-
"Die Veröffentlichung der Split-Single von Bela
B. (Schlagzeuger der deutschen Band Die
Ärzte) und Balzac
der des Grafen vornahmen.
Zum Mitsingen:
kommt immer näher.
Das
Ergebnis ist überzeugend:
Wall
Die Ärzte sind in JaBalzac verwandelten die beiden
pan zwar nicht sehr
Bela-Songs in rotzige PunkverToki ha yami no naka - Off the wall
bekannt, aber dafür in
sionen. Sie singen die Lieder
Suicide or misery
Deutschland äußerst
Kioku no hashi ni nokoru
auf Englisch (allerdings ist der
populär. Dort füllen sie
Keshiki no kage ni
Gesang kaum zu verstehen),
riesige Hallen und StaYume ha yami no hate - Off the wall
dabei wird "Versuch's doch
dien. Auf ihrer ersten
Suicide or misery
mal mit mir" zu "So Why not
Kyo zoo ha iro ase
Europatour
spielten
Try Me Instead" und "Tag mit
Sore ha mada mi ne yami ni
Balzac ein Konzert
Schutzumschlag" zu "The Day
Subete ga owaru mono no hate ni
im Vorprogramm der
with
Dust Cover". Beide VersioNani ga nokoru no ka
Ärzte vor ca. 20.000
nen klingen unverkennbar nach
Mattaku shiru nai - I don’t care
Menschen."
Balzac. Der Graf nahm sich die
Subete ga owaru mono no hate ni
Nani ga nokoru no ka
beiden Lieder "Wall" und "ToDas angesprochene
Boku ha mattaku shiru nai - I don’t
morrow" (letzteres im Duett mit
Konzert fand im Rahcare
Lula) vor und verpasste ihnen
men der UnrockstarOff the wall - Who will survive
einen ganz neuen Stil. Ruhig,
Horror from another side
Tour 2004 in Köln
fast countrymäßig, und so mestatt. Und auch wenn
lodisch, dass sogar Balzac sie
Balzac viel besser in
"zum Heulen schön" nden... Susi S.
einen dunklen, schmuddeligen Rockclub passen, als auf eine große Openair-Bühne am hellerlichten Nachmittag, war das Gastspiel mehr
Wir verlosen drei von Bela B.
als erfolgreich. Denn dort wurde der Grundstein
himself signierte Exemplare der Splitzu einer Zusammenarbeit zwischen Bela B. und
CD. Um zu gewinnen, müsst Ihr auf
Balzac gelegt.
www.daeof.de folgende Frage beantworten:
Betrachtet man Balzac etwas genauer, so ist
Wie heißt der Fanclub von Balzac?
es nicht überraschend, dass gerade Bela B. ein
großer Fan dieser Band ist. Balzac selbst sind
Einsendeschluss: 5. August 2007.
stark inspiriert von der amerikanischen Horrorpunk-Band Mis ts, deren abgewandeltes Logo
Viel Glück!
AKTUELLES
5
Der König ist tot,
es lebe der König!
Bela B. liest „Last Train To Memphis“, die
Elvis Presley Biographie von Peter Guralnick
© 2007 Christian Vagt / Bear Family Records
© 2007 Christian Vagt / Bear Family Records
Keine
andere
Künstler-Biographie ist wohl so
vielschichtig wie
die von Elvis
Presley, dem
l e g e n dä r e n
“King
of
Rock’n’Roll“.
Die Liste der
Künstler, die sich auf Elvis als Initialzündung berufen, würde nicht nur den Rahmen dieses Magazins sprengen, sondern
sie unterstreicht auch die Einmaligkeit dieses Künstlers. Schillernd, hart arbeitend,
zurückgezogen und am Ende sehr fett
– Elvis ist Amerika und Amerika ist Elvis.
Unzählige Biographien sind seit seinem
Tod im Jahr 1977 erschienen. In Branchenkreisen ist man sich jedoch darüber
einig, dass die beiden Biographien „Last Train
To Memphis“ und „Careless Love“ wohl zu den
besten
und
eindringlichsten
in
ihrem
G e n r e
zählen.
Das deutsche Label
Bear Music konnte
sich
die
Hörbuchr e c h t e
an
der
deutschen
Ausgabe
der beiden
Bücher
sichern.
Bei
der
Wahl des
Sprechers el die Entscheidung auf Bela B.
Felsenheimer. „Als Elvis 1977 starb, war ich
grade 14 Jahre alt und gab mich voll der Revolte des Punkrock hin. Doch schon bald erkannte
ich, dass all das ohne Elvis nicht passiert wäre.
Elvis hat mehr in dieser Welt verändert als die
meisten Kriege oder Regierungswechsel. Peter
Guralnicks Buch gab mir das Gefühl, Elvis
näher zu sein als ich es für möglich gehalten
hatte.“, so Bela B..
Im ersten Teil der Biographie „Last Train To
Memphis“ beschreibt Peter Guralnik den Anfang der Presley-Lebensgeschichte von seiner
Geburt in Tupelo, Mississippi im Jahr 1935,
den folgenden Weg zum Ruhm, bis zum Tod
seiner Mutter im Jahr 1958. Der zweite Teil,
„Careless Love“ über die Jahre 1958-1977
erscheint im August 2007 zu Elvis‘ 30. Todestag am 16. August.
Das Amt des Vorlesers hat Bela B. dabei
spürbar berührt: „Es war manchmal so, als
stünde ich direkt neben ihm.“. Genau dieses
Gefühl ist der größte Verdienst von Bela,
denn es hält das Hörbuch über mehrere
Stunden hinweg spannend. Evil Acker
Auf www.daeof.de könnt ihr
zwei Hörbücher des ersten Teils,
„Last Train To Memphis“, gewinnen,
wenn ihr wisst wie das legendäre
Anwesen von Elvis in Memphis, Tennessee heißt.
Einsendeschluss: 5. August 2007.
6
AKTUELLES
Farin bringt Bildband raus
er irgendwann die
des Monats toppen
1. Mai allerdings
© Schwarzkopf & Schwarzkopf
Es war ja klar, dass
Sache mit dem Buch
musste. Dass am
gleich das „FUch des
Jahres“ angekündigt
wurde, kam für viele
Fans überraschend.
Die Ausmaße des
Werks (480 Seiten)
sowie sein stolzer
Preis (98 Euro) sprechen allerdings für
diese Beschreibung:
Je nach Bücherregalmaßen und/oder Budget der Fangemeinde
dürfte es sich bei dem Bildband „Indien und
Bhutan“ tatsächlich um das Buch des Jahres
für so einige Leute handeln – das einzige
Buch nämlich, das sie dieses Jahr kaufen
werden.
Aber hey, bis zum 1. Oktober dauert es ja
noch ein bisschen, Zeit genug also, mit dem
Taschengeldsparen anzufangen, sich einen
gut bezahlten Sommerjob zuzulegen oder
Ausschau nach einer allfälligen Erbtante zu
halten.
Denn auch wenn die wenigsten unter uns
eine extensive Sammlung von hochwertigen
Bildbänden unser eigen nennen oder sich
wahnsinnig für diesen spezi schen Teil des
asiatischen Kontinentes interessieren und damit weder
zur einen noch zur anderen
Zielgruppe des ersten Farin
Urlaubschen
Schriftwerkes
gehören, so gibt es doch drei
Gründe dafür, sich die Anschaffung des FUchs zumindest zu
überlegen.
Erstens:
Man kann nach Lektüre der
Texte zu den Bildern hoffentlich mit Insiderwissen zum Thema Indien und Bhutan
glänzen. Hier schon mal ein paar Infos zu
letzterer Gegend: In der Landessprache
heißt das Land Druk Yul, was übersetzt
Reich des Drachen bedeutet. Chef ist derzeit der vierte König Jigme Singye Wangchuk, und in Bhutan herrscht ein generelles
Rauchverbot. Was vielleicht eine Erklärung
für Farins Faszination für das
Land ist. So, jetzt könnt ihr den
Herrn U. in eurer nächsten Mail an
ihn mit eurem Insiderwissen ganz
doll beeindrucken!
Zweitens:
Auch wenn wir alle den drei
Kommerzschweinen mit Vergnügen unser sauer verdientes
(erspartes, geerbtes) Geld in den
Rachen stopfen – diesmal hat der
Herr Urlaub gar nichts davon. Wie
den meisten bekannt sein dürfte,
spendet er sein gesamtes Honorar aus dem
Verkauf des Bildbandes an die Organisation Médecins Sans Frontières. Und nein, bei
„Ärzte Ohne Grenzen“ handelt es sich nicht
um Farins privaten Ferien-FinanzierungsFonds, sondern um ein privates Hilfswerk,
das seit 1971 international aktiv ist. MSF
leistet in Kriegs- und Katastrophengebieten medizinische Nothilfe. Die deutsche
Sektion existiert seit 1993, und sie kann
eure Hilfe auch dann gebrauchen, wenn
ihr keine Lust habt, 98 Euro in ein Buch zu
investieren, das dann doch nur auf dem Regal verstaubt – sei es in Form einer Spende
oder durch Teilnahme an einer Aktion.
Drittens:
Das Ding ist vom fu.
Viertens:
(Was ist? Drei Gründe? Also bitte, ich
hatte hier nicht mit
der spanischen Inquisition gerechnet!)
Guckt euch mal euer
Bücherregal an. Total
schief, nicht wahr?
Dort wo das Meerschwein steht, hängt
es total durch, was?
Jetzt stellt euch mal
vor, ihr hättet auf der anderen Seite des
Regals auch so ein Riesending von einem
Buch stehen, das würde die ganze Sache
doch wunderbar grade biegen. Ich hätte da
einen Vorschlag für euch… Natollie
AKTUELLES
Panda - freche Berliner Schnauze
mit Beat
Panda sind eine junge fünfköp ge Berliner
Band, bestehend aus Sascha Nieman (Gitarre
und Backing Vocals), Christian Lippert (Gitarre),
Oskar Alpen (Schlagzeug), Christopher Brandt
(Bass) und Anna Fischer (Gesang).
7
In Zusammenhang mit diesem kleinen Bericht
nutzen wir auch gleich die Gelegenheit, um
Panda ein paar Fragen zu stellen:
DÄOF: Wie war es für euch, mit Luci und Rod
zusammenzuarbeiten?
PANDA: Es war eine tolle Erfahrung mit diesen
beiden erfahrenen, professionellen Musikern
aus dem Business zusammenzuarbeiten. Beide
verstehen ihr Handwerk bis ins Letzte. Wenn
man die Augen und Ohren aufmacht und aufpasst, nimmt man als Musiker einen riesigen
Batzen Erfahrung aus der Sache mit.
Was konntet ihr von Rod lernen?
Rod hat den Sound seiner musikalischen Vorbilder quasi studiert und wusste ganz genau, wie
jeder einzelne Titel auf dem Album klingen soll
- einfach weil er einen riesigen musikalischen
Background hat. Durch diese klaren Vorstellungen und einer gehörigen Portion Rock‘n‘Roll lief
die Zusammenarbeit sehr entspannt. Im Studio
übernahm er dadurch die Rolle eines leitenden
Masterminds, der trotzdem viel Raum für unsere
Ideen und Experimente ließ. Hierbei sei auch
erwähnt, dass nicht nur die Arbeit mit Rod, sondern auch das Beraten und Wirken Marco Birkners auf die Produktion ihren entscheidenden
Teil zur Verwirklichung des Albums hat.
Um den Beat der Panda Songs kümmert sich
niemand geringerer als Rodrigo Gonzàlez
selbst. An den zornig-zärtlichen HassliebeTexten und Kompositionen von Anna feilte
dann auch noch Luci van Org (Ex-Lucilectric)
mit. In Zusammenarbeit mit diesen beiden
Musikgrößen, welche auch als Produzenten
agieren, entstanden so also Songs mit
unverwechselbarem Beat, die an den
rebellischen Sixties-Sound der Yardbirds und
der Small Faces erinnern lässt.
Das Album von Panda soll im Spätsommer
(voraussichtlich September) erscheinen. Um
die Zeit bis zum Albumrelease ein wenig zu
verkürzen, gibt es auf der neuen Bandhomepage www.jehtkacken.de einen Fotowettbewerb.
Gesucht wird hier Deutschlands coolstes Klo...!
Zu gewinnen gibt es dabei u.a. ein Konzert von
Panda in deinem Wohnzimmer!
Hörproben, Tourdaten sowie das Video zur Single gibt es auf www.myspace.com/allespanda..
Heike
Hat es euch überrascht/verblüfft, dass quasi
von einen Tag auf den anderen so viele Leute
an euch und eurer Musik interessiert sind?
Ganz so einfach war/
ist es ja nicht - jeder
Fan will hart erkämpft
sein, und zur Zeit
touren wir ziemlich
viel um genau das zu
realisieren. Man muss
den Leuten Authentizität bieten, was Besonderes. Wir haben zum
Beispiel eine Website,
auf der wir nach dem
besten Klofoto suchen.
Der/die
GewinnerIn
kriegt ein spezielles PANDA - Wohnzimmerkonzert. Wer macht sowas schon? Checkt
www.jehtkacken.de
Wie soll es weitergehen, was wollt ihr erreichen?
8
AKTUELLES
Die Leute sollen die Musik nicht nur hören, sondern auch verstehen. Darum geht es: mit dem
Album etwas zu bewegen, den Menschen auf
die Kleinigkeiten hinzuweisen, die ihn umgeben
- unabhängig davon, ob sie wahnsinnig toll
oder grundlegend beschissen sind. Am besten
erreicht man dies von der Bühne aus. Genau
das ist der Grund weshalb wir eine vernarrte
Live - Band sind: Wir lieben es! Touren, Menschen, der direkte Kontakt - schrei der Person
vor dir ins Gesicht, wenn sie nicht versteht was
du sagst! Das ist unser Anspruch, damit sind wir
glücklich.
Wir verschenken drei Fanpakete, bestehend aus je einer Single „Jeht kacken“,
einem Button und einem Sticker. Um zu
gewinnen, müsst ihr auf www.daeof.de nur
folgende Frage beantworten:
In welcher Band spielten die PandaJungs früher?
Einsendeschluss: 5. August 2007
BÄST OF - Songbook
Für alle, denen schon immer ein kleiner Lagerfeuer-Rockstreber innewohnte, gibt es jetzt die
Möglichkeit sich auf amtlichen Weg ordentlich
Stoff zum Angeben draufzuschaffen. Seit April
ist das „Bäst Of“ Songbook der die ärzte im
Handel erhältlich.
Darin
enthalten
sind
alle
25
Hitsingles
des
„Bäst Of“-Albums,
angefangen von
„Schrei
nach
Liebe“ bis hin
zu „Die klügsten
Männer der Welt“.
Der Musikliebhaber kann dabei
zwischen
den
Melodie- und Gesangsnoten (beides in Standardnotation) und den Tabulaturen
der einzelnen Songs wählen. Das Songbook
gibt es sowohl als praktische Totschläger-Variante in gebundener Ausgabe sowie in loser
Blattsammlung als Ergänzung für den die ärzte
Notenfreund Ringordner. Nach dem Beherrschen des kompletten „Bäst Of“ Songbooks
empfehlen führende Musikpädagogen übrigens
den direkten Übergang zum Köchelverzeichnis
des Wolfgang Amadeus Mozart – um den Sinn
für die Realität nicht gleich komplett zu verlieren. Evil Acker
Ihr könnt bei uns 3 Exemplare der
Buch-Version des „Bäst Of“-Songbooks
gewinnen, wenn ihr auf www.daeof.de die
Frage beantworten könnt, welches die ärzteMitglied als Einziger Noten lesen kann.
Einsendeschluss: 5. August 2007
die ärzte auf Tour!
Nachdem die letzte Tour nun
auch schon wieder über 3
Jahre her ist, ist es endlich
soweit, die ärzte betreten
Ende 2007 wieder die Bretter,
die die Welt bedeuten und
präsentieren ihr im Herbst
escheinendes Album.
Im
Rahmen der
„Es wird eng“ - Tour 2007/2008
machen sie in folgenden Städten halt:
14.11.07 - Trier - Arena
20.11.07 - Dortmund - Westfalenhalle
20.11.07 - München - Olympiahalle
22.11.07 - Köln - Kölnarena
23.11.07 - Freiburg - Rohausarena
24.11.07 - Stuttgart - Schleyerhalle
26.11.07 - Frankfurt - Festhalle
28.11.07 - Leipzig - Arena
30.11.07 - Bremen - AWD Dome
04.12.07 - Friedrichshfn. - Messehalle
05.12.07 - Zürich - Hallenstadion
09.12.07 - Erfurt - Messehalle
11.12.07 - Hannover - TUI Arena
12.12.07 - Hamburg - Color Line Arena
15.12.07 - Mannheim - Maimarkthalle
16.12.07 - Düsseldorf - ISS Dome
30.05.08 - Berlin - Wuhlheide
Man darf gespannt sein, ob der gewählte Tourtitel auch in solch großen Hallen, seinem Namen
alle Ehre macht.
Na, wenn das keine guten Nachrichten sind!
Euer DÄOF-Team
FC-GRÜNDUNG
DÄOF - Der neue Fanclub
9
müssen und begaben uns kurz darauf mit viel
Vergnügen in die kompetenten Hände eines
fachkundigen Sommeliers – und das in einer
Kreuzberger Eckkneipe, crazy!
Der Abend endete mit dem Absingen des lyrischen Meisterwerks „Bis zum bitteren Ende“
einer populären deutschen Rockformation, deren Name uns leider entfallen ist. In den frühen
Morgenstunden torkelten wir vom Wein beseelt
in unser Quartier.
Es gibt mehrere Sorten von E-Mails, die man
empfangen kann: 1. Mails mit Informationsgehalt, der sich auf einzelne Worte wie „OK“,
„Nein“ oder „Supi“ beschränkt; 2. Mails, die
man gar nicht gewünscht hat (der Laie spricht
hier von „Spam“) wie „Healthy living with less
fat“ oder „Penis enlargement right now“ oder
3. Mails, die eine ganze Menge Staub aufwirbeln und gut gemeinte Vorsätze ad absurdum
führen. Zu letzterer Sorte gehört mit Sicherheit
die Mail, die wir Anfang Januar von Axel Schulz,
seines Zeichens der bestaussehende Manager
in der deutschen Musiklandschaft, erhielten.
Darin stand zu lesen, dass Markus Karg die
Stafette im Fanclub weitergeben wird und wir
recht herzlich zu einem gemeinsamen Arbeitsessen in Berlin eingeladen sind, um einen kleinen „Gehirn-Stürm“ über die Neustrukturierung
des Fanclubs abzuhalten.
Nach dem Durchlesen hielten wir kurz die Luft
an (aber nur kurz,
sonst würdet ihr
diese Zeilen nicht
lesen können…), um
direkt im Anschluss
Flüge nach Berlin zu
buchen. Das besagte
gemeinsame Abendessen fand in einer
schicken Eckkneipe
in Berlin-Kreuzberg
statt (wo auch sonst).
Berlin
In den nächsten Wochen schickten wir nun
unsere Headhunter quer durch den deutschsprachigen Raum, um geeignete Kandidaten
für das Fanclub-Team brutal zu entführen.
Als Spionagemedium leisteten vor allem die
obskure E-Mail Adresse namens fanclub@
bademeister.com sowie das Forum auf
www.bademeister.com beste Dienste. Hier
wimmelte es nur so von potenziellen Opfern,
die noch nichts von ihrem Schicksal
ahnten.
Die Anwärter wurden zusammen
getrieben und anschließend in einem
abgedunkelten Hinterzimmer einer
üblen Düsseldorfer Stadtteil-Spelunke zusammen gepfercht. Hier wurde
den Anwärtern ihre ausweglose Lage
erst so richtig bewusst. Durch oberDüsseldorf gäriges Bier in kleinen Gläsern und
Vortäuschung guter Laune wurden den
Anwesenden auch die letzten guten Ideen aus
den Rippen geleiert und Fingern gesogen (oh,
Anwesend waren außer uns u. a. noch zwei Mitwas wurde geleiert und gesaugt!).
arbeiter von Hot Action Records, deren Namen
aus informationspolitischen Gründen hier nicht
Der Schlussstrich wurde schließlich in Form je
weiter genannt werden. Axel kam etwas später,
einer Unterschrift mit dem Blut der Opfer unter
da er noch ein paar Paparazzi abschütteln
einen üblen Gruppen-Knebelvertrag gezogen.
musste. Ziemlich schnell war man sich darüber
einig, dass die neue Struktur des Fanclubs kei- Der Rest ist Geschichte und auf www.daeof.de
zu sehen.
ne Monarchie mehr, sondern eher eine „Polygamie“ sein sollte. Wir waren sehr beruhigt und
Anja und Evil Acker
erleichtert unsere gut dotierten ManagementPosten in der New Ecomony nicht aufgeben zu
10
DAS TEAM
Aktenzeichen DÄOF - ungelöst
Da ihr bis hierher gekommen seid, habt ihr sicher schon gelesen, wie
das neue FC-Team angeblich zustande gekommen ist. Nun aber ist es
Zeit für die schreckliche Wahrheit: Die Leute hinter DÄOF haben sich
nicht zum geselligen Beisammensein in der Kneipe getroffen. Sie sind
in Wahrheit Teil eines Resozialisierungsprogramms, Versuchskaninchen
eines Pilotprojekts der Musikindustrie. Hartgesottene Kriminelle,
rekrutiert aus dem Hochsicherheitstrakt für Raubkopierer einer
deutschen Justizvollzugsanstalt. Nachdem sie monatelang damit
bestraft wurden, in ihren Zellen Rohlinge zu schnitzen, Booklets zu
heften und Hidden Tracks zu verstecken, sollen diese Querulanten nun
auf spektakuläre Weise in den Dienst der Gemeinde gestellt werden,
die sie jahrelang missbraucht haben. Hart – aber fair.
ST. PAULI +++ Christian Petrausch +++ Lüneburg
+++ 35 Jahre +++ Sozialpädagoge +++ gerne am Millerntor +++ Erster Kontakt ARD 84 +++ Erstes DÄKonzert: 25.11.1993 +++ Bestes DÄ-Konzert: MTVUnplugged +++ Bands: Beatsteaks, Incubus, AC/DC,
Queens of the stone age, Motörhead,… +++ FC St.
Pauli, Bücher, Konzerte +++ You‘ll never walk
alone
Das ist LINE. Line spielt Posaune und wird mit
ihrer Band 'kleinSkariert' die Welt erobern. Sie
steht auf 'Ritter Rost' und erlernt gerade, wie
man eine gute Sozialpädagogin wird. Line hasst
Weihnachten und Lakritze und gerät bei Kontakt
mit Zimt in ekstatische Zustände. Klingt komisch, is aber so.
RUDE FLO. Liebt Musik mit ausgefeilten
Arrangements: Wenn Töne dreidimensional
werden, sich zu Formen entwickeln und Emotionen
verursachen. Außerdem lacht er sehr gerne und
mag intelligenten Humor - am meisten den von Andy
Kaufman. Trotz dieser Vorlieben war er Feuer und
Flamme, bei DÄOF mithelfen zu können.
HEIKE. 27, Sozialistisches Arbeiterkind. Klein,
nein: kurz. Markenzeichen: strahlendes Lachen.
Langzeit-glücklich-verliebt in ihren singenden
Halbspanier! Gambas- & Olivensüchtig. Bereits
gepilgertes Superwanderschatzi mit tollstem
Hund der Welt - Don Poperzo. Arachnophobikerin.
M*A*S*H-Fan. Royal to some.
DAS TEAM
11
LARS. Aufgewachsen in Berlin, inzwischen in Frankfurt zwecks Studium ansässig. Zu sehen während der
Konzerte: Entweder im Pogokreis oder surfend über
der Masse. Kenne Die Ärzte seit 93. Bewusst hören
tue ich sie seit 98. Seitdem auch kompletter Sammlerwahn, welcher zu einer der größten DÄ-Discos
geführt hat.
NATOLLIE. Mag lange Mondscheinstrandspaziergänge, Patchouli-Räucherstäbchen und Diddl. Hobbies:
Pseudologie beim Ausfüllen von Steckbriefen sowie
generelle Klugscheißerei on- und of ine. Emp ehlt
gerne Google und Wikipedia, vor allem wenn man
wissen will, was Pseudologie ist. Lieblingsarzt:
Dr. Alex Karev.
LE SPRING. Hält das Amt des CH-Botschafters bei
DÄOF inne. Ist langsam und neutral, spricht kaum
Deutsch, sieht manchmal müde aus und ist meistens
ein angenehmer Zeitgenosse. Macht Musik und hört
DBBDW. Was er wirklich will oder soll, darüber
ist er sich als klischeebewusster Eidgenosse leider auch nicht im Klaren.
SUSI S. Konzertjunkie. Exil-Saarlandfrontlerin.
Sprachenfan. Internetsüchtig. Norwegenverrückt.
Rechthabewoman. Festivalhasser. Nemifan. Webmistress. Ständig auf Tour. Schokoladensüchtig. Linux-User. Daueronline. Musikliebhaber. Dagegen.
Linguistin. CD-Käufer. Individualist. Sportverweigerer. ärztefan.
SOUL306. Geboren wurde ich am 9. März 1984. Ich
lebe genau wie Mariella in Himberg. Ich bin ebenfalls aus Österreich. Zu die ärzte kam ich durch
meinen Bekanntenkreis. Nun sind es auch schon
einige Jahre. Beim DÄOF bin ich auch für die Fans
in Österreich zuständig.
MICHA. Ich bin 19 Jahre alt und komme aus Hannover. ärzte höre ich seit 4 Jahren nun! Bin im
Moment noch Schüler und fange nächstes Jahr mit
einer Ausbildung an. In meiner Freizeit bin ich
außerdem noch beim THW aktiv. Wenn ihr mehr über
mich wissen wollt, dann schreibt mir einfach ne
PN oder ne E-Mail.
12
DAS TEAM
MARIELLA. Ich wurde am 12. April 1983 geboren.
Ich bin verheiratet und bin gerade nach Himberg gezogen. Himberg ist in der Nähe von Wien.
Richtig, ich komme aus Österreich. Ich bin schon
seit einigen Jahren die ärzte – Fan, mehr dazu
wäre etwas zu lang. Beim DÄOF bin ich für die
Fans in Österreich zuständig.
MARTIN. Durch die Bestie bin ich erstmals auf
die ärzte gestoßen. Richtig Fan wurde ich aber
erst mit dem 15-Jahre-Netto Konzert. Durch Erfahrungen beim Aufbau des Madsen-Fanclubs bin
ich ins Team gekommen. Zurzeit schreibe ich mein
Diplom und rette in Zukunft zwar keine Wale,
schalte aber Atomkraftwerke aus.
Hmm... Ja... UWE-STRUWE, 31 Jahre, verheiratet,
zwei Kinder. Schon lange dä-Fan. Fanclub ist ne
coole Sache. Höre auch andere Musik. Echte Musik. Gute Musik. Liebe Filme. Gute Filme. Raucher. Trinke selten. Esse (viel) Fleisch. Gerne.
Ich esse keine Blumen. Schöne Grüße aus E.
MANU, ursprünglich aus Mecklenburg-Vorpommern,
inzwischen seit einem dreiviertel Jahr in München wohnhaft. Bin durch meinen Bruder auf die
ärzte gekommen und inzwischen seit vielen Jahren
Fan der besten Band der Welt und jetzt im DÄOFTeam dabei, um mich aktiv am Fanclub-Geschehen
zu beteiligen.
Name: JESPERINE; Alter: 22; Merkmale: kriegt
ihre Haare selten unter Kontrolle, verbringt
viel Zeit vor/in/bei Konzerthallen, zu spontan für diese Welt, hört ständig mit dem Rauchen auf, denkt öfter mal laut, „Ich sterb‘ dann
mal"; Bisherige Straftaten: bei Rot über die Ampel gegangen ohne Gewissensbisse!
MONSIEUR. Jeder, der selbst Musik macht, hat
eine Band, die der Grund ist, warum man überhaupt ein Instrument in die Hand genommen hat.
Bei mir waren es die ärzte. Ich habe der Band
somit persönlich viel zu verdanken. Somit reichte nur Fan sein nicht mehr aus. Deshalb habe ich
die Chance genutzt, im Fanclub zu arbeiten.
DAS TEAM
13
WODKARITTER. Mein Name ist Maik und ich bin 26
Jahre alt. Ich bin 1988 durch meinen Cousin in
den die ärzte Knast gekommen. Zum FC bin ich
gestoßen, weil ich mich einfach beworben habe.
Ich bin für den Bereich Ruhrgebiet zuständig
und kümmere mich ums Organisatorische und um
Angebote.
LIONNI. Wie genau ich zu den Ärzten gekommen
bin, weiß ich gar nicht mehr, aber sie waren
irgendwie schon immer da. Meine neue Heimat ist
seit neustem Hamburg, eine wunderschöne Stadt
und ein sehr großer Unterschied zu meiner Geburtstag Bremen, in der ich 26 Jahre gelebt und
als Arzthelferin gearbeitet habe.
JUMPIE. 22 Jahre alt. Ihre Hausnummer: 11. 1.
Konzert im Alter von 9. Sie wohnte in 3 verschiedenen Bundesländern, hält es nie lange an einem
Ort aus, mag Musik (am liebsten von 3 älteren &
5 nicht ganz so alten Herren aus Berlin) & alles
was dazu gehört. Ihre Lieblingszahl ist die 4.
EVIL ACKER. Meine erste konkrete die ärzte Erfahrung hatte ich 1995, als ich das „SchunderSong“ Video zum ersten Mal sah. Danach sollte
nichts mehr so sein, wie es einst war, und das
ist auch gut so. die ärzte haben nicht nur für
meinen hervorragenden Musikgeschmack gesorgt,
sondern mir auch die „Eine" beschert.
Karen-ANJA Groeger, bald Üblacker: Hat den
DÄ die Liebe ihres Lebens, Hirnschwund und
viele echte Freundschaften zu verdanken.
Steht auf The Busters. Ist verliebt in
Berlin. Kommt aus Hilden (was liegt näher?).
Singstarqueen. Vorstrafen: Darbietung des Liedes
„Abenteuerland" als Death-Metal-Version.
Wenn das Team mal Freilauf hat,...
dann hält es nach neuen Wappentieren
Ausschau!
14
ÄRZTE STATT BÖLLER: WARM-UP
...unter anderem Namen
Erstens kommt es anders und zweitens als man
denkt. Gerade hatte man die Fresserein der Weihnachtsfeiertage hinter sich gelassen, da platze die
Bombe: am Mittwochabend ging es in der Radio
Fritz-Sendung „Blue Moon“ um das Thema die
ärzte. Dort wurden auch Tickets für das SilvesterKonzert verlost. Gegen 22 Uhr kam ein Gast in die
Sendung, der behauptete, dass am 29. Dezember
in Berlin „etwas“ statt nden werde, für das es ab
Mitternacht bei KOKA36 in Kreuzberg Karten geben werde. Dann war der Mann, es handelte sich
um die ärzte-Manager Axel Schulz, auch schon
wieder verschwunden. Augenzeugenberichten zufolge soll die Schlange vor der Konzertkasse mehrere Blöcke lang gewesen sein. Die Tickets selber
So sahen die begehrten Eintrittskarten aus.
waren wieder eine graphische Meisterleistung aus
dem Hause Schulz, denn es handelte sich um „liebevoll“ überschriebene MUSE-Tickets.
Durch die Art und Weise der Ticketvergabe war am
Konzerttag das Treiben vor dem SO36 erstaunlich
ruhig, denn die meisten hatten es wohl eingesehen, dass sie ohne Karte hier keine Chance hatten
reinzukommen. Die Security sagte auch jedem,
der noch keine Karte für das Konzert hatte, dass
er oder sie besser nach Hause gehen sollte, denn
an diesem Abend kam nur rein, wer ein Ticket bei
KOKA36 oder beim Fanclub erworben hatte, auf
dem seine persönliche Ausweisnummer eingetragen war.
Das SO36 platzte förmlich aus allen Nähten, als
die ärzte ganz unglamourös und ohne Intro die
Bühne betraten, um mit „Die Instrumente des
Orchesters“ und „Super Drei“ loszurocken. Man
merkte ihnen aber den Kaltstart an, denn es haperte doch mit den Textkenntnissen und so manchem
Einsatz. Die Band ließ sich aber nicht den Spaß
verderben und kokettierte öfters mit den oft ins
Gespräch gebrachten Trennungsgerüchten. So
ließ Rod Farin wissen, dass sein Lieblings-FarinSong noch nicht geschrieben sei und Bela verriet
Farin zugleich, dass er ihn eigentlich überhaupt
nicht leiden kann.
Farin beteuerte dann auch, dass das Berliner
Publikum auf keinen Fall das Versuchskaninchen
für das Silvester-Konzert sei. Das Set selbst war
eine seltsame Zusammenstellung. So bewies die
Band politische Aktualität als sie nach langer Zeit
wieder einmal „Helmut K.“ zum Besten gab. Komischerweise fand sich „Westerland“ schon sehr früh
im Set wieder (ganz ohne Feuerwerk). Der Vogel
wurde dann mit einer „Déjà-vù Version“ von „Radio brennt“ abgeschossen, denn statt irgendeiner
Coverversion ng die Band in der zweiten Strophe
noch mal mit der ersten Strophe an, was zur Folge
hatte, dass sich die Band am Ende selbst überlistete und keinen gescheiten Ausstieg aus dem Song
fand. Als Schmankerl für alle B-Seiten Freaks wurde dann „Rettet die Wale“ uraufgeführt. Mit einer
minutenlangen Quatsch-Version von „Zu spät“
endete dann der
SETLIST BERLIN
reguläre
Part.
29.12.06
Als
Zugaben
Die Instrumente des
setzte es dann
Orchesters/Super Drei
unter anderem
Hurra
spontan „Roter
Ignorama
Minirock“.
Bei
Sweet Sweet Gwendoline
„Unrockbar“
Helmut K.
war Farin sogar
Nichts in der Welt
selbst erstaunt,
Käfer
wie gut sie den
Westerland
Zitroneneis
Song hinbekomGeisterhaus
men
hatten.
Friedenspanzer
Es folgte noch
Der Graf
„Schwanz ab“,
Radio brennt (Déjà-vù)
und eigentlich
Schunder-Song
wähnte sich die
Blumen
Band
danach
Rettet die Wale
dann schon im
Mach die Augen zu
Zu spät
Backstage und
die EinlassmuDeine Schuld
sik ertönte auch
Roter Minirock
wieder,
doch
Rock Rendezvous
ein
kritischer
Blick auf die
Manchmal haben Frauen...
Uhr ließ die
Unrockbar
Band noch mal
Feminin (Schwanz ab)
Gute Nacht
auf die Bühne
zurückkommen,
Ein Lied für dich
um mit „Ein
Schrei nach Liebe
Lied für Dich“
und „Schrei nach Liebe“ den Abend zu beenden.
Fazit: Hätten wir mal besser proben sollen, aber
wäre dies dann noch Punk?
Evil Acker
ÄRZTE STATT BÖLLER
15
Silvester mit der besten
Band der Welt
Schon vormittags konnte man am Stadion die
ersten Fans antreffen, die bei so einem Ereignis
natürlich unbedingt in die erste Reihe wollten. Dafür wurden sie dann auch noch vor Einlassbeginn
mit den entsprechenden Bändchen für den Bereich
vor dem ersten Wellenbrecher ausgestattet - es
gab insgesamt zwei. Für alle anderen, die pünktlich mit dem Einlass um 17.00 Uhr ins Stadion
kamen, begann um 18.00 Uhr ein Warm-Up-Programm, das u.a. aus dem traditionellen "Dinner
For One"-Schauen in der Original- und "Bernd
das Brot"-Version bestand. Letztere Version wurde
übrigens mit einer extra für das Konzert gedrehten
Begrüßung von Bernd gezeigt. Außerdem gab es
noch einen DJ sowie einen Akkordeon-Spieler, der
Ärzte-Songs zum Besten gab. Die Anreisewelle
zum Stadion erreichte zu der Zeit ihren Höhepunkt.
Die Busse und Bahnen aus der Kölner Innenstadt
platzten aus allen Nähten, und die gesamte Aachener Straße vor dem Stadion war voll von parkenden Autos und Menschen. Im Stadion erwartete
einen eine wirklich beeindruckende Kulisse.
Pünktlich um 21 Uhr legten die ärzte dann mit
© Dein.Vampyr # 1691
© IceDevil # 510
Wie könnte der letzte Tag im Jahr
2006 besser enden als mit einem
Konzert der besten Band der Welt?
die ärzte hatten zur Silvester-Gala
ins Rhein-Energie-Stadion in Köln
geladen und über 45.000 Fans haben dies dankend angenommen.
Die Meisten der Anwesenden hatten die ärzte seit über 1  Jahren
nicht mehr live gesehen und dementsprechend hoch waren natürlich
die Vorfreude und die Partylaune.
„Schrei nach Liebe" und
einem Wahnsinns-Feuerwerk los. Bela hatte sich
extra für diesen Abend
in Smoking und Fliege
geworfen. Es folgte „Ein Lied für Dich", in dem
erklärt wurde, wie man Millionär wird und warum
Sahnie die Gelegenheit dazu verpasst hat. die
ärzte waren sichtlich beeindruckt von der StadionAtmosphäre und strotzten nur so vor Spielfreude
und Elan. Sie machten von Anfang an klar, dass
hier und heute die Korken knallen werden! Richtig
gut gelungen waren auch die Video-Effekte, die auf
den beiden Leinwänden links und rechts gezeigt
wurden. Die Band erklärte auch, dass sie heute mit
38 Songs die längste Setlist in der Geschichte der
die ärzte dabei hätten. Am Ende spielten sie sogar
40 Songs. Bei „Ausserirdische" mutierte Farin in
der ersten Strophe kurz zu Till Lindemann von Rammstein und Bela schien
es bei „Ignorama" egal zu sein, ob sich
BAP und die Höhner endlich aufgelöst
haben. Als Rod dann „1/2Lovesong"
anstimmte, ging das Stadion in einem
regelrechten Meer aus Feuerzeugen
und Wunderkerzen unter - ein richtiges
Gänsehaut-Erlebnis. Wie zwei Tage zuvor das Berliner Publikum kamen auch
die Kölner in den Genuss der "Déjà-vù
Version" von "Radio brennt" und erst
nachdem die erste Strophe dreimal
wiederholt wurde ging der Song weiter.
Aus „ Ich ess Blumen" wurde kurzerhand "Ich trink Kamillentee", denn
Bela wollte endlich mal wissen, was der gute Farin
dennimmer so in seinen Porzellantassen zu sich
nimmt. Während Bela dies ausprobierte, bediente Farin Schlagzeug und Gitarre gleichzeitig. Da
schließende „Omaboy" erhielt dann noch mal ein
zusätzliches Gitarrensolo von
Farin - die
ärzte sind
und bleiben
halt
die
Meister des
Zeit-schindens. Dann
durfte sich
eine Person
im Stadion ein Lied wünschen. Farin wählte den
jungen Tim aus und dieser traf mit „Zitroneneis"
eine hervor-ragende Ent-an und spielte sogleich
den Song. Dann stand eine wahre Perle auf der
Setlist – „Müngersdorfer Stadion" von Jürgen Zel-
16
ÄRZTE STATT BÖLLER: WARM-UP
©kalle1405 # 409
tinger. Ein Kölner Klassiker, der weit über die Stadtgrenzen
h i n a u s
Berühmtheit
erlangt hat
übriund
nicht
gens
das Stadion
selbst, sondern
das
gleichnamige Freibad
meint.
Der
Kölner Musiker Jürgen
Zeltinger, der
sich gerne als "Assi mit Niveau" bezeichnet, nahm
den Song einst mit der Melodie von „Rockaway
Beach" von den Ramones auf. Farin entschuldigte sich dann auch gleich im Vorfeld, dass seine
Kölsch-Kenntnisse nicht die besten sind. Dann
wurde aber op kölsch losgerockt und schnell
wurde ersichtlich, wer im Publikum aus Köln kam,
denn die Kölner feierten den Song tierisch ab und
die ärzte spielten auch tatsächlich die komplette
Version. Die meisten Fans aber schienen bei dem
Song ein wenig paralysiert zu sein. Mit „Ist das Alles?" endete dann gegen 23 Uhr das reguläre Set,
doch Bela machte erst gar nicht den Versuch das
Publikum aufzufordern nach "Zugabe" zu rufen.
Tatsächlich konnte man dies in der kurzen Pause
dann auch kaum hören. Als Zugabe gab es dann
unter anderem „Der lustige Astronaut" zu hören, in
das die Band noch mal kurz "Mein Freund Michael"
einbaute. Mit „Teenager Liebe" ging dann der erste
Zugabenblock zu Ende.
Der nächste Zugabenblock ng mit einem Klassiker von Rod an. Zusammen mit 45.000 Fans ng
er an „Dinge von denen" zu singen. Pünktlich zur
zweiten Strophe kamen dann Farin und Bela in
Hasen- bzw. Huhn-Ganzkörper-Kostümen auf die
Bühne. Dass Rod das Lied dann trotzdem einigermaßen gut zu Ende bringen konnte, war wohl nur
strikter Disziplin geschuldet, denn sein Lachkrampf
war enorm. Auf Wunsch des Publikums ließ Farin
sein Kostüm dann auch beim folgenden „Mach die
Augen zu" an, was dem Song ein wenig von seiner
Melancholie nahm, wie auch Farin amüsiert feststellen musste. Im „Rock Rendezvous" verrieten
Farin und Bela dann ihre Hochzeitspläne in Las Vegas. Der letzte Zugabenblock ng mit „Unrockbar"
und „Westerland" an. „Zu spät" wurde dann kurz
unterbrochen um gemeinsam mit dem Publikum
den Countdown zum neuen Jahr 2007 herunter
zu zählen. Dann stieß die Band standesgemäß mit
Sekt an, wobei Farin natürlich ein anderes Getränk
für sein Glas wählte. Außerdem gab es ein wunderschönes Feuerwerk. die ärzte brachten
„Zu spät" noch zu Ende und verabschie
deten sich standesgemäß mit „Dauerwelle vs. Minipli". Bela gab den Fans
aber noch ein echtes Geschenk mit auf
die Heimreise, als er verriet, dass es im
Herbst 2007 ein neues die ärzte-Album
geben
SETLIST KÖLN
wird.
31.12.06
A u f
Wunsch
Schrei nach Liebe
des PuEin Lied für dich
blikums
Du willst mich küssen
Bravopunks
spielten
Hurra
sie dann
Ausserirdische
anschließend, laut
Ignorama
Farin zum letzten
Komm zurück
Mal, noch "Elke"
Wie am ersten Tag
und entließen das
Deine Schuld
Publikum
dann
Yoko Ono
in das neue Jahr,
Teddybär
1/2 Lovesong
welches gleich mit
Friedenspanzer
leichtem Regen
Der Graf
begann.
Radio brennt (Déjà-vù
Version)
Es waren sich
Rettet die Wale
wohl alle anweBlumen
sen-den
Fans
Nichts in der Welt
darüber
einig,
Omaboy
Schunder-Song
dass dies wirkPunkbabies
lich ein geiles
Konzert gewesen Manchmal haben Frauen...
Zitroneneis
ist und für viele
Wie es geht
war es sicher die
Rebell
bisher beste SilMüngersdorfer Stadion
vester-Party ihres
(Zeltinger-Cover)
Lebens. Vielleicht
Ist das alles?
erwächst daraus
Geisterhaus
ja eine jährliche
Mysteryland
Tradition,
denn
Der lustige Astronaut inkl.
Silvester mit die
Mein Freund Michael
ärzte könnte man
Teenager Liebe
durchaus
jedes
Jahr feiern.
Dinge von denen
Mach die Augen zu
Rock Rendezvous
Evil Acker
Unrockbar
Westerland
Zu spät
Dauerwelle vs. Minipli
Elke
ÄRZTE STATT BÖLLER
17
Gäbe es im Januar einen Weihnachtskalender, hätte ich heute das
sechste Türchen geöffnet. Und erst
jetzt entschließe ich mich dazu, die
turbulenten Tage vom 28.12.06 bis
zum 1.1.06 zusammenzufassen.
Seit dem Frühling hatten wir die
Karten für das Konzert des Jahres
- Ärzte statt Böller - Das Silvesterkonzert. Die Gurkentruppe aus
Berlin vor über 50.000 Leuten im
Rhein-Energie-Stadion in Köln.
Monatelang war alles geplant, vor
allem aber noch so weit weg. Nun
neigte sich der Dezember dem
Ende und wir uns damit unserem
Flug nach Köln entgegen.
© Magda # 466
Die ärzte unter falschem Namen... und statt Böller!
Berlin, Donnerstag - 28.12. Ich sitze in der S-Bahn und fahre zur Probe, als plötzlich mein Handy klingelt. Anna ist dran. „Hörst
du mich?!“, „Ja“, „Sitzt du?!“, „Ja“ .. „Die Ärzte
spielen morgen im SO36.“ ... ... ... Ähm.. Ja.
Nach kurzer, vergeblicher Suche nach Worten
fragte ich dann nach den wichtigsten Informationen. Ganz oben auf der Liste war natürlich
die Frage, wo zum Teufel wir Karten herkriegen.
Man sollte also ab 19 Uhr beim Captain anrufen
und hoffen, eine zu bekommen. Verdammt! Ich
haaasse diesen Hotline-Mist. Aber es half ja
nichts. Kurzes Planen.. Die Probe würden wir
also früher abbrechen müssen, damit ich 19
Uhr zu Hause bin, um mich der Herausforderung dieses esen Hotline-Psychoterrors zu
stellen.
Nach einer unruhigen Bahnfahrt kam ich dann
also, mit immer noch erstauntem Gesichtsausdruck mit Mund offen und allem drum und
dran, im Proberaum an. Mein Bandkollege Paul
merkte mir (seltsamerweise?!) meine Nervosität an. Ich erzählte ihm, was los war. Nicht ganz
so überraschenderweise hatte er auch Lust
und versuchte erstmal, einen befreundeten
Ticketverkäufer anzurufen, um sich eine Karte
zu sichern. Nebenbei erfuhren wir, dass es ab 0
Uhr im KOKA36 einen Kartenvorverkauf geben
würde. Wir hatten also eine Alternative, falls
das mit der Hotline nicht klappt, was mir eine
kurze Erleichterung verschaffte. Dieses furchtbare Gefühl der Ungewissheit wollte aber nicht
weggehen (und ich wusste, es würde erst weg
sein, sobald ich das SO36 betreten hatte).
Jörn, Bandkollege Nr. 2, verspätete sich leicht
und fand zwei völlig durchgedrehte Bandkollegen vor. Als wir feststellten, dass keiner
sein
Gitarrenkabel
dabei hat, konnten wir
die Probe endgültig
vergessen. Es hätte
doch ohnehin keinen
Sinn gemacht!
Paul und ich fuhren
zurück. Es wurde eifrig telefoniert, bis er
schließlich auch für
mich eine Karte reservierte. Trotzdem traute
ich der ganzen Sache
nicht,
unbegründet
zwar, aber es war so.
Als ich mein Handy
rausholte, um Anna
die Neuigkeiten über
den 0 Uhr Vorverkauf
zu erzählen, hatte ich
einige verpasste Anrufe auf dem Display. Ich
rief zurück und sie erzählte mir genau das gleiche. Mist! Es hatte sich also schon herumgesprochen. Wir hofften, zu einer kleinen Gruppe
von Schlauen zu gehören und entschieden, 0
Uhr vor Ort zu sein, auch um für Stef (die in
Hamburg wahrscheinlich Todesängste aus
stehen musste) eine Karte zu besorgen.
Da ich meine
Karte
sicher hatte,
war
die
Hotline für
mich glücklicherweise
erledigt und
ich fuhr bald
los, um mich
20 Uhr, wie
vereinbart,
mit
Anna
Wa r s c h a u er
Straße
zu treffen.
Unterwegs
rief ich noch
einige Male
beim Fanclub an, um
eventuell für Anna die Karte zu reservieren.
Vom Besetztzeichen hypnotisiert kam ich an,
© Magda # 466
FANBERICHTE
18
ÄRZTE STATT BÖLLER
und wir machten uns auf den Weg nach Kreuzberg. Dort noch schnell ins Internetcafé, ein
paar Ausweis-Kopien ausdrucken und schon
standen wir vorm KOKA - allein. Tolle Wurst.
Kein Mensch weit und breit, nur wir. Und noch
dreieinhalb Stunden vor uns. Kurzes Rumlaufen, was zu Essen holen, auf‘s Klo, warten
und Tee trinken (Nein, nicht der übertragende
Sinn. Thermoskannen am Start). Irgendwann
gesellten sich nach und nach einige Gestalten
zu uns. Voll wurde es erst, als bei Radio Fritz im
Ärzte-Blue-Moon Tipps gegeben wurden. Alles
natürlich ganz geheim und, wie auch dezent auf
der Eintrittskarte angedeutet, unter falschem
Namen.
© Magda # 466
Wir standen also ganz vorn an der Tür und
brauchten uns im Prinzip nicht die geringsten
Sorgen machen. Ich tat es trotzdem. Was wenn
mit der Reservierung was
schief gelaufen ist?! Ich rief
Paul an und sagte ihm, er
solle meine Reservierung
rückgängig machen, da ich
ja ohnehin vorne stehe und
mir die Karte in Kürze selbst
kaufen könne. Im Nachhinein freute sich Phil darüber,
der so im Endeffekt auch in
den Genuss dieses Konzertes kommen durfte. Wie lieb
von mir. Punkt 0 Uhr ging
die Tür auf und wir hielten
unser Ticket in der Hand.
Boah! Wir würden da wirklich hingehen! Wahnsinn.
So weit so gut, wir hatten es
geschafft. Das Warten hatte
sich gelohnt und wir liefen
zu Anna, wo wir uns erstmal
mit Tee aufwärmten. Schnell
ein paar Stunden schlafen und
früh aufstehen, um vor dem Konzert noch
schnell die Tasche für Silvester zu packen.
Freitag - 29.12.06 Packen, Duschen, Essen,
noch ein bisschen schlafen, und schon war der
Tag vorbei und ich machte mich auf zum SO36.
Warschauer Straße traf ich Anna und eine sehr
glückliche Stef . Vor dem Franken wurde auf
den Captain gewartet, der allen erfolgreichen
Hotline-Menschen noch ihre Karten aushändigen musste, bevor wir uns in die Warteschlange
vor dem Club einreihen konnten.
Das SO, zumindest der Bereich unmittelbar
vor der Bühne, füllte sich nur langsam, so
dass wir nach drei Stunden Wartezeit in der
zweiten Reihe standen und sehr gute Sicht
auf die wunderbar kleine Bühne hatten. Nach
knapp anderthalb Jahren würden wir die Drei
in wenigen Momenten wieder zusammen auf
der Bühne sehen. Ganz unspektakulär kamen
sie und ngen an mit „Die Instrumente des Orchesters“, gingen nach kurzem Anspielen aber
sofort zu „Super Drei“ über. Das war ein Begrüßungssong, der einem förmlich ins Gesicht
brüllte, dass die Drei sowas von zurück waren.
Mit „Hurra“ und „Ignorama“ ging es unmittelbar
weiter. Das Konzert war wirklich gut, von Zeit zu
Zeit merkte man Farin und Bela allerdings an,
dass sie noch dabei waren, sich aufeinander
einzuschießen. Bereitwillig gaben sie zu, dass
sie den ein oder anderen Song lieber noch
einmal mehr geprobt hätten. Es stimmte, tat der
Stimmung allerdings kaum einen Abbruch. Ein
großer Spaß war „Radio Brennt“, ein Moment
in dem man einfach wusste,
warum man diese Band so
liebt. Herrlich. Nach 27 Songs,
also etwa zwei Stunden, war
Schluss. Mit einem Grinsen
im Gesicht bewegten wir uns
doch recht zügig heimwärts.
Schließlich ging‘s am nächsten Morgen mit dem Flieger
nach Köln. Wieder kaum
Schlaf. Müdigkeit am Start!
Mit Bahn und Bus gelangten
wir zum Flughafen, wo wir
trotz relativer Ahnungslosigkeit verhältnismäßig schnell
eincheckten und warteten.
Zwischendurch bestand Anna
darauf, dass wir uns eine
überdimensionale Toblerone
kaufen, was ich ihr letztendlich nicht abschlagen konnte.
Lustige Sache das. Nach etwa
50 Minuten Flug kamen wir
im völlig verregneten Köln an. Mit der S-Bahn
mussten wir nun nach Köln-Deutz zur Jugendherberge, die wir, obwohl wir unmittelbar davor
standen, einfach nicht nden konnten. Man verleihe uns einen Pokal dafür. Die Herberge war
wirklich schön. So schön wie Jugendherbergen
halt sein können. Einfach aber sauber. Schnell
die Sachen abgelegt kauften wir uns erstmal
einen Stadtplan, um herauszu nden, wo sich
das Stadion befand. Es war leider nicht drauf.
Wir befanden uns also deutlich weiter weg,
als wir angenommen hatten. Klasse. Da wir
schon mal in Köln waren, entschieden wir uns
für einen kleinen Aus ug. Wenigstens den Dom
sollte man schließlich gesehen haben. Zum
ÄRZTE STATT BÖLLER
19
© Dein.Vampyr # 1691
von möglicherweise herunterfallenden Ästen
bedroht sahen. Also ließen wir uns erst einmal
auf der Wiese auf unserer mitgebrachten Malerplane nieder. Schlafsäcke waren auch am Start.
Alles warm, alles schick.
Glück befand sich dieser in unmittelbarer Nähe
der Herberge. In der Altstadt fanden wir, vom
Hunger gezeichnet, endlich eine Möglichkeit,
sich etwas zu Essen zu kaufen. Noch nie hatten
Pommes so gut geschmeckt. Wir kauften noch
ein paar Brötchen und Wasser für den nächsten
Tag und machten uns auf den Rückweg, um in
der Jugendherberge endlich ein bisschen zu
schlafen.
Am Abend dann das nächste Problem. Nirgendwo im Haus war es möglich, kochendes Wasser
aufzutreiben, was wir jedoch dringend zum Tee
kochen benötigten. Schließlich wollten unsere
spacy Thermoskannen auch benutzt werden
und wir uns beim Warten vorm Stadion außerdem nicht den Hintern abfrieren. Also mussten
wir nochmal los und fanden schließlich ein Restaurant, in dem nette Leute bereit dazu waren,
uns heißes Wasser abzufüllen. Sehr schön.
Vielen Dank.
Es blieb uns noch Zeit, etwas zu entspannen,
bevor es zum Stadion ging. Durch einen Anruf
(es seien schon voll viele Leute da) machten wir
uns doch früher auf den Weg als geplant. Als
wir ankamen, waren die voll vielen Leute wohl
alle auf dem Klo oder so. Wie dem auch sei,
es war fast niemand da, und wer da war, durfte sich nicht bei den Schleusen aufhalten, da
die Securities uns wegen des starken Windes
Die Stunden bis zum Einlass waren turbulent
über grausam bis ermüdent. Über Walkie-Talkies versuchten wir FBIesk den Überblick über
die Menschen an den verschiedenen Eingängen zu behalten, um letztendlich festzustellen,
dass wir uns auf der falschen Seite befanden.
Da rannten sie also, die vielen Fans, eine schöne große Runde um das halbe Stadion. Eine auf
geniale Weise ausgeklügelte Arbeitsverteilung
sicherte uns Plätze vorne an den Schleusen. Alles andere wäre sehr unfair und außerordentlich
ärgerlich gewesen. Aber Konjunktiv fuck off, wir
hatten gute Plätze.
Jetzt hieß es warten. Verspätet teilte die Security (laut Jacke die Säcurity) die Bändchen für die
erste Welle aus. Es dauerte ewig und war furchbar unorganisiert, gab uns aber letztendlich die
Sicherheit, zumindest im Bereich direkt vor der
Bühne zu stehen.
Von Stunde zu Stunde wurde es kälter. Gegen
17 Uhr begann endlich der Einlass. Die Securities ließen sich Zeit beim Abtasten, alles
rannte, panische Menschen überall. Ständig
wurde man aufgehalten, man solle nicht rennen. Humor hatten die Jungs. Nicht rennen?!
Pah! Durch die Gänge ge itzt fanden wir uns
wenig später in der ersten Reihe sitzend wieder. Ein Moment der Erleichterung. Wir hatten
es geschafft. In dem Moment löste sich eine
ordentliche Portion Anspannung. Wir wussten,
wir stehen vorne. Toll!
„Die Ärzte waren zurück, alles
was diese Band ausmacht war
zurück, und erst jetzt wurde mir
klar, wie sehr ich es vermisst
hatte.“
Jetzt waren es noch vier Stunden bis Beginn.
Und ich musste mal nötig wohin. Ich schaffte es
also tatsächlich noch, mich durch die Leute zu
quetschen und aufs Klo zu gehen. Und danach
hatte ich ein rundum gutes Gefühl. Ha! Es konnte losgehen!
Die Wartezeit wurde uns mit „Dinner for one“,
20
ÄRZTE STATT BÖLLER
„Dinner for Brot“ und einem unglaublich selbstHeute ist der 9. Januar und noch immer spüre
verliebt albernen DJ vertrieben. Außerdem
ich die Folgen des Konzertes in Form einer hübspielte jeschen Erkältung. Unangenehm, aber das
mand, deswar‘s wert. Vielen Dank. Gerne wieder.
Die Ärzte eben!
sen
NaMet-chen, # 942
men
ich
Die Ärzte geben ein Konzert,
vergessen
Heute noch Los Angeles morgen
mit Glühwein und mit Feuerwerk,
habe, Ärzbei die ärzte
im kalten Winter, Open-Air...
te-Songs
Was wollen wir mehr?
mit dem AkWas kann ich dazu sagen? Es war der
kordeon. 21
beste Tag in meinem bisher 22-jährigen
Dick eingepackt in warme Sachen,
Uhr - jetzt
Leben. Die gesamte Erfahrung übertraf
lassen wir‘s im Stadion krachen,
geht‘s los.
alle meine Erwartungen, die eigentlich
ganz Köln rocken wir zu Brei!
Diesmal
nur darin bestanden hatten, die Jungs
Was ist dabei?
mit „Schrei
live zu sehen. Mein Name ist Nicole und
nach Lieich og den gesamten Weg von Los
Ich habe eißig schon gespart
be“,
mit
Angeles nach Köln, nur um Die Ärzte live
Für die 2-Tage-Kölle-Fahrt!
e i n e m Ne Freundin nehm ich auch noch mit - zu sehen. Nach meinem ersten Die Ärztewahnsinnig
Konzert 2004 wusste ich genau, dass das
Das wird ein Hit!
geeigneten
nicht das letzte Mal gewesen sein würde.
Akkord am
Sofort als die Nachricht über das Ärzte
Wie ich mich auf Silvester freue!
A n f a n g
statt Böller-Konzert kam, kaufte ich
Ich will dann in die erste Reihe...
sofort
meine Flugtickets. Ich kam am 28. Dez...und wenn ich mir die Arme brech!
herrschte
ember am Frankfurter Flughafen an. Dort
Das ist dann Pech!
eine super
traf
ich
Ein guter Rutsch ins neue Jahr...
Stimmung.
meinen
wird das auf jeden Fall, na klar!
Nach 40 Songs war Schluss. Höhepunkte
Freund aus
Das alte ist dann einerlei...
zu benennen würde zu lange dauern, doch
Dänemark,
Wir sind dabei!!!
die Freitag noch recht auffällige Unsicherder
auch
heit war weg. Die Ärzte waren zurück, alles
mit
zum
Wir Ärzte-Fans, wir sind die Harten,
was diese Band ausmacht war zurück, und
Konzert gewenn wir dann in der Kälte warten
erst jetzt wurde mir klar, wie sehr ich es
hen würde.
und hoffen, dass wir nicht erfrieren...
vermisst hatte. Es gab ein Feuerwerk zum
Am
30.
kann passieren!!!
Jahreswechsel, und die Deja-vu-Version
Dezember
von „Radio Brennt“ war wieder am Start.
machten
Ich liebte es. Ein Wahnsinnsgefühl, so viel Na ja, dann müssen wir halt springen, wir uns auf
und all die Ärzte-Lieder singen,
Spaß und eines der tollsten Konzerte, die
den Weg
die in unserem Gedächtnis sitzen...
ich je erleben durfte. Hinterher trafen wir
nach Köln
damit wir schwitzen!!!
noch einmal mit Stef , Oli, Jule, July und
und trafen
Sarah zusammen.
unseren
Das wird ne Super-Ärzte-Fete,
Da wir am nächsten Morgen früh unser
Freunde
und kostet‘s auch nen Haufen Knete! a
Zimmer verlassen mussten, fuhren wir
u
s
schnell wieder zurück in die Jugendher- Was gönnt man sich denn sonst im D e u t s c h Leben?
berge. Schlafen. Aufstehen. Und Frühstüland
und
Die Ärzte eben!!!
cken! Mein Körper gab mir mittlerweile zu
Italien. Wir
verstehen, dass er dringend was zu essen
verbrachbinemaus71, #149
brauchte. Und das bekam er. Ich habe reinten
den
gehauen wie noch nie. Es war aber auch
Tag damit,
ausgesprochen lecker.
u n s e r e
Da unser Flug erst gegen 17 Uhr ging, hatten
Ärzte-Stories auszutauschen, Essen zu kaufen
wir 'ne Menge Zeit zu überbrücken. Wir saßen
und Köln zu erforschen. Abends sahen wir
also am Flughafen (ich ließ mich zwischendurch
uns die Traceelords im Köln Yard Club an.
von einem großen T!!! erschrecken) und schlieAm 31. wachten wir alle schon um 8 Uhr auf.
fen bzw. lasen ein wenig. Am Abend des ersten
Wir machten uns fertig und starteten Richtung
Januars waren wir dann zurück in Berlin.
Rhein Energie Stadion. Die restlichen ca. 11
Stunden Wartezeit verbrachten wir draußen
und redeten mit den anderen DÄ-Fans. Als
ÄRZTE STATT BÖLLER
„Ich habe seit dieser Show
gar nicht mehr aufgehört zu
lächeln.“
hat Bela angekündigt, dass es im Herbst ein
neues Die Ärzte-Album geben wird – und
als sei das alles nicht genug, habe ich’s jetzt
auch noch in die deutsche Zeitung geschafft!
Nicole Shuman
Die lange Zeit des Wartens ist vorbei!
Als 2006 klar wurde, dass die beste Band der
Welt tatsächlich ein Silvesterkonzert in Köln
spielen würde, war für mich sofort klar, dass
ich als Fan unbedingt dabei sein muss. Mit
Die Ärzte ins neue Jahr, so eine Gelegenheit
bekommt man nicht alle Tage. Also kaufte ich
sofort eine Karte und setzte mich schließlich am
Vormittag des 30. Dezember in den Zug und
fuhr zu Freunden nach Düsseldorf, mit denen
ich die bisher wohl außergewöhnlichste Jahreswende meines Lebens im RheinEnergieStadion
verbringen wollte.
Der Konzerttag begann für uns früh. Gegen 5
Uhr fuhren wir mit dem Auto los, da wir gehört
hatten, dass vor dem Stadion die heiß begehr-
ten Armbändchen für die 2 Pits im vorderen
Stehplatzbereich verteilt würden. Leider hatte
vor Ort angeblich keiner eine Ahnung, wer
diese Dinger wie, wann und wo herausgeben
© Nicole Shuman
man endlich an ng, uns ins Stadion zu lassen,
rasten wir alle los, um es in die erste Reihe
zu schaffen. Und wir schafften es in die erste
Reihe, sogar genau in die Mitte. Bela, Farin und
Rod bemerkten das Banner, das ich gemacht
hatte. Darauf stand: „Von Los Angeles nach
Deutschland um mit den Ärzten zu feiern”. Rod
lächelte, zeigte auf mich und machte sein „I love
You”-Handzeichen. Farin lächelte auch. Bela
kam von der Bühne runter und lief die erste
Reihe entlang, um Hände zu schütteln, bis zu
meinem Banner. Er nahm es, las es und gab
es dann der Menge. Außerdem bekam ich dann
noch einen weiteren Drumstick und ein Plek von
Rod! Es gab so viele lustige Momente während
der ganzen Show. Eine meiner Lieblingsstellen
der Show war, als sie das Intro von ‚Radio
brennt’ vier oder fünf mal spielten. Genial! Ein
anderer schöner Moment war, als Farin und
Bela als Osterhasen und als Hühner auf die
Bühne kamen, während ‚Dinge von Denen’. Das
waren nur zwei der lustigsten Momente...aber
es gab viele mehr. Ich habe seit dieser Show
gar nicht mehr aufgehört zu lächeln. Außerdem
21
wollte. Dazu ng es auch noch an in Strömen zu
regnen, wir standen schlotternd auf dem Rasen
vor dem riesigen Gebäude und wussten weder
ein noch aus. Schon um diese Uhrzeit waren wir
einigen Mädchen begegnet, die sich mit Skianzug und Thermoskanne vor den Absperrungen
postiert hatten, um auch ja beim Konzert in der
ersten Reihe stehen zu können. Uns war das allerdings zu kalt, zu nass und auch irgendwie zu
blöd, weil die anwesenden Fans eher schlecht
gelaunt wirkten (was unter den Bedingungen ja
auch irgendwie verständlich ist). Stattdessen
entdeckten wir, dass die mitreisende Security
wirklich unschlagbar ist, wenn es darum geht,
verzweifelte und ratlose Ärzteliebhaber aufzuheitern. Ein äußerst sympathischer Mann mit
Mütze und berlinerischem Akzent erzählte uns
kleine Anekdoten von seinen früheren Aufenthalten in der Gegend („...ick hatte ja keene Ahnung wa, denn hab ick in ner Düsseldorfer Kneipe ma nach nem Kölsch jefragt, alter Schwede,
hab ick da eene uffs Maul jekricht.“) und erklärte
uns, dass er so einen großen Aufriss um eine
Band „bei den Stones oder so“ ja verständlich
fände, aber doch nicht „bei den drei Hanseln
aus Berlin“. Nach einer halben Stunde trennten
wir uns schweren Herzens und gingen erstmal
frühstücken, mit dem Plan, später noch einmal
wiederzukommen. Vielleicht bestand ja dann
eine Chance auf die Bändchen. Nach einiger
Zeit liefen wir also wieder über die große Wiese,
direkt auf 3-4 Securities zu, die wir fragen wollten, ob die Sache inzwischen klarer sei. Wir bemerkten die neidischen Gesichter von den jetzt
schon zahlreichen, wartenden Fans erst etwas
später. Offensichtlich waren wir, ohne es darauf
22
ÄRZTE STATT BÖLLER
Am Nachmittag fuhren wir
wieder nach Köln, diesmal
allerdings mit der Bahn. Die
Suche nach einem Parkplatz
in der Nähe des Stadions wäre
sowieso aussichtslos gewesen
und außerdem war der Anblick
in der Innenstadt viel zu herrlich.
Am Bahnhof, vor dem Kölner
Dom, in Geschäften, an Pommesbuden... überall standen,
saßen oder lagen Menschen
mit Ärzteshirts, die schon ganz
hibbelig vor Vorfreude auf den
kommenden Abend waren.
Köln im Ausnahmezustand. Wir
nahmen uns einer Gruppe von
weniger ortskundigen Mädchen
an und fuhren mit ihnen zum
Stadion. Dafür bekamen wir
sogar einen Glühwein ausgegeben. Ich merkte zum ersten mal
bei einem Konzert, was Fangemeinschaft eigentlich heißt.
Die Schlangen vor den 3 ver-
© Vossy # 990
angelegt zu haben, irgendwie im gesicherten
Bereich des Stadions gelandet. Das heißt, wir
standen da, wo die Fans eigentlich erst nach
dem Einlass sein dürften. Die Blicke der Mädchen, die wir am frühen Morgen schon getroffen hatten, waren unvergesslich. Die dachten
sicherlich, wir hätten V.I.P-Pässe. Hatten wir
aber nicht. Darauf machte uns die Security, die
immer noch keine Ahnung von der Bändchenvergabe hatte, auch schmunzelnd aufmerksam,
aber sehr leise und sichtlich belustigt über die
armen und ehrlichen Hardcorefans, die sicher
schon geschlagene 4 Stunden im Regen standen und uns ansahen, als wollten sie uns ganz
langsam und schmerzhaft umbringen. Wir entschieden uns erstmal ganz cool weiterzulaufen
und die Chance zu nutzen, dem ganzen Treiben
etwas zuzuschauen. Viel Interessantes gab es
allerdings nicht zu sehen, nur Busse, LKWs und
Absperrung-en. Schließlich wurden wir dann
freundlich aufgefordert, das Gelände zu verlassen. Taten wir auch, allerdings auf der anderen
Seite, ohne, dass die wartenden Fans etwas
bemerkten. Schadenfreude ist doch einfach
zu schön ;) Gegen 10 Uhr gaben wir auf, die
ganze Fragerei hatte nichts gebracht, und wir
sehnten uns alle nach einem Bett. Schließlich
mussten wir für den Abend t sein. Später erfuhren wir, dass ein paar Minuten, nachdem wir
gegangen waren, die ersten Armbänder verteilt
wurden. Die Welt ist schlecht.
schiedenen Eingängen waren schon unendlich
lang und wir stellten uns ganz hö ich und ohne
Schummeln hinten an. Leute aus dem ganzen
Land waren angereist, wir trafen Fankollegen
aus Hamburg, vom Chiemsee, sogar 2 aus der
Schweiz. Zu meiner großen Freude wartete
hinter uns ein lustiges Völkchen aus Mannheim,
meiner Gegend also, mit denen ich mich angeregt unterhielt. Die Wartezeit ging schnell vorbei
und um 17 Uhr durften wir endlich ins Stadion.
Alles lief sehr angenehm und ohne Gequetsche ab, schließlich bekamen wir einen Platz
direkt hinter der 2. Absperrung, also relativ weit
vorne. Wir waren zufrieden und schauten uns
begeistert Dinner For One auf den Leinwänden
an. Die Bernd das Brot-Version verpennten wir
allerdings, weil wir uns in dieser Zeit auf den
Boden gesetzt hatten und mit einem Mädchen
aus Schleswig-Holstein darüber fachsimpelten,
ob es möglich sei, dass manche Menschen einfach mehr Zähne haben als andere (ich glaube,
ich muss nicht erwähnen, welches Gebiss uns
zu dieser Unterhaltung angeregt hatte...). Wir
wurden von der Showeinlage eines Musikers
abgelenkt, der auf der Bühne Ärztesongs auf
seinem Akkorden zum Besten gab. Wie geil war
das denn bitte???!!! Noch in der Warteschlange
hatten wir Zettelchen mit einem abgewandelten
Songtext von „Langweilig“ ausgeteilt bekommen, den ein paar Leute vom Bademeister-
ÄRZTE STATT BÖLLER
board gemeinsam mit dem ganzen Publikum
im Stadion zum Zeitvertreib anstimmen wollten.
Allerdings klappte das, als es drauf ankam, leider nicht wirklich, da der Beginn des Singens
total unklar war und alles in einem seltsamen
Durcheinander endete. Der DJ, der die Wartezeit mit ganz netter Musik überbrückte, hörte
„Ich merkte zum ersten mal
bei einem Konzert,
was Fangemeinschaft eigentlich
heißt.“
sich das Ganze kurz an, sprang dann aber
hinter sein Mischpult und beendete die Sache
mit einer schnellen Ansage. Wirklich schade,
aber wie sagt man so schön: Der gute Wille
zählt. Natürlich muss auch der Moderator, der
zwischen den einzelnen Beiträgen immer wieder auf die Bühne kam, erwähnt werden. Es war
nämlich kein Geringerer als der Darsteller des
Showmasters aus dem „Dinge von denen“-Video. Einige reagierten nach einer gewissen Zeit
etwas gereizt auf besagten Herrn, wir hingegen
fanden diese schmierige Entertainment-Nummer ziemlich belustigend.
© Der-Graf # 1307
Natürlich zogen sich die
Stunden von 17 bis 21 Uhr
wie Gummi, aber Gott sei
Dank hatte man genügend
verschiedene
Leute
aus
verschiedenen Regionen um
sich, mit denen man sich
unterhalten oder Süßigkeiten
tauschen konnte (ich bedanke
mich hiermit bei den großzügigen Bayern für die Schokoriesen). Wenn es gar nicht
mehr ging, las man eben die
Sicherheitshinweise auf den
großen Monitoren.
Doch dann: Die lange Zeit
des Wartens ist vorbei! Das
Licht geht aus, im gesamten
Stadion ist es stockdunkel.
Natürlich bekommt jetzt jeder
das berühmte Kribbeln im
Bauch bevor es losgeht, doch
die Ärzte lassen uns noch ein
wenig schmoren. Es werden
schon Countdowns im Publikum angestimmt, als das Schlagzeug von Bela alle Fangesänge übertönt. Ganz
23
klar: Der Anfang von Schrei nach Liebe. Farin
setzt ein und genau in dem Moment, in dem das
Gitarrenriff des Liedes startet, schießen riesige
Flammen in die Höhe, für einen Moment lang
sieht es so aus, als sei die Bühne explodiert.
Das Publikum rastet aus. Ich persönlich kann
es erst einmal gar nicht fassen, dass ich seit der
Unrockstar Tour 2004 wieder auf einem Ärztekonzert stehe und brauche einige Augenblicke,
um zu realisieren, dass das alles hier wirklich
wahr ist. Die Stimmung ist einfach der Hammer,
es wird gepogt, getanzt, gegrölt, gelacht, teilweise bestimmt auch ein bisschen geweint (von
Freude versteht sich) und es scheint, als seien
Band und Publikum gleichermaßen aufrichtig
froh, sich gegenseitig wiederzusehen.
Jeder, der die beste Band der Welt schon mal
live erlebt hat, weiß, wie schwierig es ist, ein
Konzert mit allem drum und dran in Worte zu
fassen (wer hätte gedacht wie geil eine Schreilaola klingt?). Man kann wohl getrost sagen, dass
das Konzert schon von Anfang an ein absoluter
Erfolg ist. Die Ärzte sind einfach richtig gut drauf
und spielen neben den Klassikern auch Lieder
wie „Teddybär“, „Rettet die Wale“ oder „Punkbabies“, worüber sich manche Fans
besonders freuen.
Bei „1/2 Lovesong“
werden die Ge-sichter von Bela, Farin
und Rod mit-hilfe einer lustigen Animation in rote Herzen
eingerahmt, Feuerzeuge leuch-ten im
Publikum auf und
es ist so kitschig,
dass man alles zeitweise aus Prinzip
gar nicht mehr so
wunderschön nden
möchte, wie man es
eigentlich tut. Allerdings haben Prinzipien an dem Abend
wohl generell wenig
zu melden. That‘s
Punkrock,
Alter.
Die Lieder ziehen
nur so an mir vorbei
und ich singe und
springe, was das
Zeug hält. Ein Fan der jüngeren Generation
darf einen Musikwunsch abgeben. Die Wahl
24
ÄRZTE STATT BÖLLER
wird, geachtet haben, dass sich 2006 langsam
aber sicher dem Ende zuneigt. Nach langem
© Nemas # 1329
fällt auf Zitroneneis, das Lied, bei dem er laut
Bela gezeugt wurde und in dem Bereich, in dem
wir stehen, bricht
das Tanz eber aus.
Traditionell wird bei
„soll ich jetzt frustriert sein? NEE!“ gehüpft und die Faust
in die Luft geschlagen. Danach folgt
mein persönliches
Lied aller Lieder,
„Wie es geht“. Farin
kommt nicht wirklich
zu Potte, verarscht
vorher noch ein
bisschen U2, aber
trotzdem und auch
gerade deswegen
ist es toller als toll.
Jetzt ist mir auch
ein bisschen zum
Heulen
zumute,
aber ich lasse es.
Da würde ich mir
wie ein stofftierwerfendes Pubertätsbündel vorkommen und das ist
so ziemlich das Letzte, was ich sein will.
Etwas später, bei „Dinge von denen“, realisiere
ich endgültig, dass ich wirklich auf einem Ärztekonzert stehe. Rod sitzt alleine am Klavier
und motiviert das Publikum mitzusingen. Farin
und Bela kommen erst zu ihrem Einsatz auf die
Bühne. Um genau zu sein, kommt ein seeeehr
großer weißer Hase auf die Bühne gehoppelt
und hängt sich eine Gitarre um, während ein
gelbes Huhn mit seinem Schnabel ein bisschen
auf die Klaviertasten hackt und sich dann hinter
die Drums stellt. Rod liegt währenddessen vor
Lachen quer über seinem Instrument und kann
nicht mehr richtig spielen. In diesem Moment
emp ndet, glaube ich, das ganze Stadion tiefste
Sympathie für diesen Mann.
Nachdem Farin sich von seiner Maske getrennt
hat, geht das Konzert weiter. Bei „Mach die
Augen zu“ verwandelt das Publikum den Innenraum des Stadions einmal mehr mit Feuerzeugen in einen riesigen Sternenhimmel, welcher in
Kombination mit den dunkelroten Scheinwerfern
einfach traumhaft schön aussieht. Ansagen und
Lieder wechseln sich ab, es wird festgestellt,
dass Köln de nitiv rockbar ist, und als Farin
schließlich nach „Westerland“ die ersten Töne
von „Zu spät“ spielt, ahnen auch diejenigen,
die während des Konzerts nicht auf die Uhrzeit,
die manchmal auf den Monitoren eingeblendet
Hin-und Hergereime entsteht eine Situation, die
nur ein Farin Urlaub so gekonnt meistern kann:
Die letzten 10 Sekunden von 06 beginnen und
ich mache mir schon seit einiger Zeit Sorgen,
dass sich die beste Band der Welt im Eifer des
Geschehens eventuell mit der Zeit vertan hat
und jetzt den Jahresbeginn verbummelt. Doch
mit Farins genialer Überleitung („Bela, ich muss
dir jetzt leider deinen Witz versaun‘, denn ich
fang an mit dem COUNTDOWN!“), beginnt die
ganze Halle die letzten 5 Sekunden von 2006
herunterzuzählen. Um 0.00 Uhr gibt es ein
Feuerwerk und Lichtfontänen, meine Freunde
und ich umarmen uns, drücken uns gegenseitig Küsse auf die Wangen und gerade, als ich
beginne, ein bisschen melancholisch zu werden, versaut Farin Gott sei Dank die Romantik
(„Jaja, da geht sie hin, unsre Ozonschicht...und
wer hat‘s bezahlt?? IHR!“). Die Ärzte trinken
Sekt (zumindest Rod und Bela, bei Farin tippe
ich auf Kamillentee im Champagnerglas ;) ) und
wünschen uns ein frohes neues Jahr. Gerade
möchte ich die Zeit anhalten und ein bisschen
in diesem Standbild bleiben, es ist einfach alles
viel zu toll, als dass es vorbeigehen dürfte.
Nachdem sich alle wieder etwas beruhigt haben, schenkt Bela dem Jahr 2007 zum Geburtstag „im Herbst eine neue Ärzteplatte“. In diesem
Moment möchte ich ihn wirklich knutschen,
allerdings bleibt mir nichts anderes übrig, als
ÄRZTE STATT BÖLLER
25
zu energiegeladen und entscheidet sich, in
der Düsseldorfer Innenstadt noch etwas feiern
zu gehen, der andere Teil, dem ich angehöre,
hat keine Lust mehr und fährt gemeinsam ins
Wohngebiet, um bei einer Freundin zu Hause
zu duschen, sich dann gemütlich zusammenzusetzen und alles noch einmal Revue passieren
Wir sind alle ein bisschen traurig, weil alles
schon vorbei ist, aber die Heiterkeit überwiegt
de nitiv. Wir quetschen uns in die viel zu volle Bahn, in der man schon allein von der Luft
besoffen wird. Ein Teil von uns ist noch viel
Das waren meine Erinnerungen vom
31.12.2006. Natürlich konnte ich nicht jedes
Lied vom Konzert genau beschreiben und alles,
was passiert ist, au isten, allerdings glaube ich,
dass das gar nicht nötig ist. Hiermit nochmal ein
Dankeschön an BelaFarinRod für
den de nitiv besten Abend 2006/
2007. Ihr seid und bleibt die beste
Band auf diesem verdammten
Planeten. ;)
© Schnatt # 1334
meine Glücksgefühle durch Schreien, Hüpfen,
Tanzen und Lachen auszudrücken. Das geht
zur Not auch. Die anderen sind natürlich genauso aus dem Häuschen wie ich, vor allem, weil
die ganzen bescheuerten Trennungsgerüchte
jetzt endlich, endlich aus der Welt sind. Die
Ärzte spielen „zu spät“ fertig, und die Zugabe
„Dauerwelle vs. Minipli“
folgt. Die beste Band
der Welt bedankt sich
beim ganzen Team und
dem besten Publikum
der Welt. Wir merken
alle, der Abend geht zu
Ende, aber keiner hat
so wirklich Lust, jetzt
schon wieder zu gehen.
„Elke“ wird gespielt, und
die beste Band der Welt
verabschiedet sich, wir
werden noch einmal von
Farin erinnert, dass Rod
uns alle ganz dolle lieb
hat, und die drei gehen
von der Bühne. Jemand
schaltet das Stadionlicht
an. Die letzten ZugabeRufe verlieren sich, und
auf den Monitoren erscheint
in großer Schrift der Satz „baut keinen Scheiß“.
Und das sagen uns Bela, Farin und Rod. Na
sicher doch^^
zu lassen. Also steigen wir aus der Bahn und
rennen durch den Regen, bis wir nicht mehr
können vor Lachen, Seitenstechen und Muskelkater.
© katja2011, # 770
Maxi, # 1792
26
ÄRZTE STATT BÖLLER
„Fast wie beim Kirchentag“
DÄOF: Was war euer erster Gedanke, als die Band
bzw. das Management mit
ihrem Plan, ein Open Air
zu Silvester zu spielen, an
euch herangetreten ist?
© ConcertTeam NRW
DÄOF führte ein Interview
mit Jochen Breit-Tiffe und
Saskia Zumbaum vom Veranstalter des Konzerts, der
ConcertTeam NRW GmbH,
um mehr über die Organisation des ÄSB-Konzertes
zu erfahren.
Jochen: Ich fand die Idee
gleich super. Sehr gut fand
ich vor allem, dass die Band
das Konzert auch wirklich
„Open Air“ statt nden lassen und nicht nur einfach nur so
zu Silvester spielen wollte, denn dann hätte man
auch z.B. in der LTU Arena in Düsseldorf spielen
können, wo es ein Dach gibt.
Wie lange haben die Vorbereitungen bis zum
Tag X bei euch in Anspruch genommen.
Saskia: Wir waren gut ein halbes Jahr mit der Veranstaltung beschäftigt.
Was war das Zeitintensivste an der ganzen
Planung?
Den Behörden geht es natürlich um die Einhaltung
der Gast- und Versammlungsstättenverordnung sowie die Sicherstellung der Fluchtwege im
Stadion. Die Feuerwehr war natürlich an einem so
sensiblen Tag wie Silvester unverzichtbar. Es ging
dabei nicht nur um das Feuerwerk um Mitternacht,
sondern auch um einen möglichen Katastrophenfall, der hätte eintreten können. Die ganzen Gastronomiegewerke wollen natürlich ihre Plätze für
die verschiedenen Getränke- und Imbissstände
mitgeteilt bekommen – das gleiche gilt auch für
den Merchandise. Letztlich sind wir als örtlicher
Veranstalter dafür zuständig, alle diese Gewerke
"Wahnsinn. Und das alles ohne Drogen." (Jochen)
Saskia: Besonders intensiv waren natürlich die
letzten 1  Monate.
Jochen: Da mussten wir ziemlich oft ins Stadion
fahren um u.a. Begehungen mit den verschiedensten Leuten und Organisationen zu machen. Dabei
wollen natürlich alle am Konzert beteiligten Gewerke zufrieden gestellt werden.
Wo liegen die Interessen der einzelnen Gewerke?
Jochen: Das ist natürlich höchst unterschiedlich.
für einen reibungslosen Ablauf der Veranstaltung
zu koordinieren.
Wie zufrieden wart ihr mit dem Veranstaltungsort – dem RheinEnergie Stadion?
Jochen: Die Kooperation mit dem Stadion und
ihren Betreibern war sehr gut. Die waren alle sehr
professionell und es waren auch sehr nette Leute.
Gerade beim Dialog mit den Behörden und der
Stadt Köln haben sie uns sehr unterstützt.
Saskia: Die Betreiber haben auch schon ihre
Erfahrungen mit Rockkonzerten in dem Stadion
gemacht. Zuvor hatten die Rolling Stones dort ge-
ÄRZTE STATT BÖLLER
27
spielt. Im Gegensatz dazu war „Ärzte
statt Böller“ eine verhältnismäßig
kleine Produktion – vor allem vom
Produktionsvolumen. Die Bühnenkonstruktion war ja z. B. um einiges
kleiner als bei den Stones.
© ConcertTeam NRW
Was für Schwierigkeiten bereitete
euch die Tatsache, dass das Konzert ausgerechnet am Silvesterabend stattfand?
© ConcertTeam NRW
Jochen: Da war natürlich zum einen
die Unwägbarkeit des Wetters. Wir
mussten alle möglichen Eventualitäten in unsere Planungen einbeziehen. Was machen wir, wenn es
z. B. Blitzeis vor dem Stadion gibt?
Extreme Wetterkapriolen kann man
natürlich nicht ausschließen, d.h. im Extremfall
hätten wir sogar das Konzert absagen müssen. Bis
auf diesen Extremfall waren wir aber tatsächlich
auf alles vorbereitet. Es standen sogar Schneeschieber und Sand gegen Glatteis parat. Zum
zweiten galt unser besonderes Augenmerk auch
der Kälte. Wir mussten dafür sorgen, dass das
Stadion dicht und gut beheizt war. Das gleiche galt
für den Backstagebereich, der zum größten Teil vor
dem Stadion lag.
Saskia: Insgesamt hatten wir aber Glück mit dem
Wetter. Wir hatten während des Aufbaus zwar
zeitweise heftigen Regen aber das Konzert selbst
stand bis auf ein bisschen Nieselregen unter einem
guten Stern.
Wann ng der Aufbau für das Konzert konkret
an?
Saskia: Am 23. Dezember wurden schon die
Trucks mit dem Bühnenequipment vor dem Stadion geparkt. Am 26. Dezember wurden dann
die Bodenplatten im Stadion verlegt, damit dann
einen Tag später der eigentliche Aufbau losgehen
konnte.
Eine Stunde vor Beginn des Konzerts kam aber
draußen am Einlass etwas Hektik auf, denn die
Schlangen dort waren etliche Meter lang. Hattet
ihr mit diesem Ansturm gerechnet?
Saskia: Wir hatten schon damit gerechnet, dass
die Leute früher ins Stadion kommen. Die Schlangen waren aber auch deswegen so lang, weil die
Leute noch lose stehen konnten und es
kein großes Gedränge gab. Es war also
nicht so schlimm, wie es vielleicht den
Anschein hatte.
Jochen: Trotzdem kam natürlich schon
leichte Panik auf, als uns kurz vor Beginn
noch etliche tausend Leute im Stadion
fehlten, die gerade noch anreisten. Da
liefen natürlich die Drähte heiß zwischen
Polizei/Feuerwehr, Security, Band und
uns. Am Ende war dann aber 10 Minuten
nach Beginn des Konzerts das Stadion zu
99% besetzt.
Saskia: Es ist natürlich auch immer ein
eigenes Risiko, wenn Konzertbesucher
bei einem Konzert mit 45.000 Besuchern
meinen, unbedingt um Punkt 21 Uhr am
Platz zu sein. Das können wir trotz hoher
Erfahrungswerte eben nicht garantieren.
Gab es denn trotz aller eindeutigen Hinweise im
Vorfeld groß angelegte Versuche, Böller u.ä. ins
Stadion zu schmuggeln?
28
ÄRZTE STATT BÖLLER
Saskia: Nein, eigentlich nicht. Es gab verschwindend wenige Leute, die versuchten Böller mit rein
zu nehmen. Das lief alles sehr friedlich ab.
Gibt es sonst etwas Nennenswertes zu berichten, dass sich unplanmäßig während des
Konzertes ereignete?
© ConcertTeam NRW
Jochen: Nein, es war eine wirklich homogene Veranstaltung. Eindeutiger Beweis ist allein die Tatsache, dass wir nur
75 Sanitäter-Einsätze am Abend
hatten, was bei
45.000 Leuten extrem wenig ist. Wir
haben da manchmal bei Konzerten
mit 2000 Leuten
mehr
Einsätze.
Die Leute wollten
halt einfach feiern
und
mittlerweile
wird das ja bei die
ärzte sogar über
ganze Generationen hinweg getan
– fast wie beim Kirchentag (lacht).
Was könnt ihr über die Verkehrssituation rund
um das Stadion sagen?
Saskia: Ich glaube, das lief alles den Umständen
entsprechend rund. Jedenfalls war die Beschwerdelage dahingehend sehr entspannt. Es ist mir
auch von keiner Stelle etwas Negatives berichtet
worden. Dass man natürlich bei so einer großen
Veranstaltung mal etwas länger braucht, um vom
Parkplatz wegzukommen, sollte auf der Hand
liegen.
Was wäre passiert, wenn die ärzte noch nach
Mitternacht wesentlich länger gespielt hätten?
Jochen: Da wäre wohl nicht so viel passiert. Es ist
ja normaler Weise so, dass innerstädtische Open
Air-Veranstaltungen nur bis 22 Uhr, in Ausnahmefällen bis 23 Uhr, gehen dürfen. An Silvester ist das
so ein bisschen außer Kraft gesetzt, da um 12 Uhr
niemand wirklich ins Bett geht und es eh um Mitternacht einen Riesenlärm gibt. Da hätten die ärzte
wohl auch nicht mehr groß gestört. Die Behörden
waren da auch sehr zugänglich.
Würdet ihr so eine Veranstaltung mit die ärzte
noch mal durchführen?
Jochen: Jederzeit. Ich habe ja gleich nach Ende
des Konzerts vorgeschlagen daraus eine jährliche
Sitte zu machen. Bisher beiße ich da leider auf
Granit.
Ihr betreut ein ziemlich breites Künstlerspektrum. Was ist das Besondere im Umgang mit
die ärzte?
Jochen:
Mit
der Band selber
haben wir nicht
allzu viel zu tun,
wobei ich natürlich selbst auch
ein großer Fan
der Band bin.
Was das Umfeld
der Band betrifft,
ist der Kontakt
aber schon sehr
familiär und lange gereift, denn
gerade
Axel,
den
Manager,
oder Kiki, den
Tourleiter, kenne
ich schon sehr
lange. Das ist dann schon immer etwas anders als
bei sonstigen Künstlern.
Hat sich die Band euch gegenüber nach dem
Konzert geäußert?
Saskia: Ja, wir haben super Feedback be-kommen. Die Band und das Management haben sich
herzlich bei uns bedankt, was uns natürlich am
meisten freut.
Jochen: Wahnsinn. Und das alles ohne Drogen
(lacht).
Evil Acker
Zur Person: Saskia Zumbaum, geboren
am 19.12.1969 in Bendorf am Rhein,
zuvor angestellt bei der Prime Entertainment
GmbH, seit 2005 als Produktionsleiterin bei
ConcertTeam NRW tätig.
Zur Person: Jochen Breit-Tiffe, geboren
am 18.09.1966 in Köln, jahrelang als
Booker im Kölner Luxor (heute Prime Club)
tätig. Seit 1994 fungiert er als Veranstalter und
Geschäftsführer bei ConcertTeam NRW.
ÄRZTE STATT BÖLLER
29
„Es war großartig, Farin Urlaub auf
kölsch rocken zu sehen.“
War für dich gleich klar, dass du
mit deiner Familie an Silvester im
Stadion sein wirst?
Ich hatte frühzeitig von dem Vorhaben
der Band erfahren, und dann war natürlich der Ort ein großer Pluspunkt.
Wenn das Konzert irgendwo anders
als in Köln stattgefunden hätte, wäre
es schon schwierig gewesen, meine
Familie davon zu überzeugen. Da
es aber vor der Haustür war, war die
Vorfreude und Begeisterung natürlich
riesig.
Es muss für dich eine besondere
Freude gewesen sein, dass eine
deiner Lieblingsbands in deinem
Heimatstadion gespielt hat?
Ein Interview mit Manuel Andrack, Sidekick von
Harald Schmidt und bekennender die ärzteFan.
DÄOF: Was geht dir durch den Kopf, wenn
du an „Ärzte statt Böller“ zurückdenkst?
Manuel: Da geht mir viel durch den Kopf. Zum
einen war es eigentlich das beste Silvester, was
ich je in Köln hatte und das, obwohl ich eigentlich Silvester hasse. Ich kann Farin sehr gut verstehen, wenn er um 11 Uhr schon im Bett liegt.
Mit meiner Familie bin ich die letzten 5 Jahre
immer in die Eifel gefahren, und wir haben dort
Silvester auf einem Reiterhof verbracht. Dieses
Jahr hatte sich das nicht ergeben, da meine
Mutter 70 geworden ist, und „Ärzte statt Böller“
passte somit perfekt in unsere Abendplanung.
Zum anderen hätte es auch kein Konzert von
einer anderen Band sein können, um sämtliche
Familienmitglieder unter einen Hut zu bringen.
Irgendwer hätte immer gestreikt. die ärzte sind
aber eben generationenübergreifend.
Ja, de nitiv. Das war natürlich was
Besonderes. Ich habe beim letzten
Heimspiel des FC Köln, das wieder
mal ein Grauen für die Augen war,
zu meinen Kollegen gesagt: „Schöner
wird’s an Silvester. Da wird besser
gespielt.“ (lacht). Es war für mich als
eißiger Stadiongeher schön, eine andere Facette des Stadions zu erleben. Es war ein ganz
anderes Publikum, und das Stadion selbst war
dabei richtig dunkel, während es bei Spielen am
Abend durch Flutlicht hell erleuchtet ist.
Wann bist du im Stadion gewesen?
Wir sind erst sehr spät gekommen. Ich komme
ja noch aus der Generation, wo man der Auffassung ist, dass Rockkonzerte immer mindestens
zwei Stunden später anfangen als angekündigt,
und habe von daher nicht damit gerechnet,
dass die Band wirklich um 9 Uhr pünktlich auf
der Bühne steht. Als die ersten Songs liefen
stand, ich dann auch noch an der Bierbude.
Wie fandest du die Stimmung im Stadion?
Mich hat es gewundert, wie selbst die Leute auf
der Nordtribüne, die also genau gegenüber von
der Bühne saßen bzw. standen, abgegangen
sind. Das war sehr beeindruckend.
30
ÄRZTE STATT BÖLLER
War als bekennender FC Köln-Fan das
Konzert das schönste Erlebnis für dich in
diesem Stadion?
Schaffensperiode nun mal beim besten Willen
nicht anfreunden. Das sollte die Band auch mal
einsehen (lacht).
Das würde ich nicht sagen. Wir haben im
DFB-Pokal Schalke 4:2 geschlagen. Das war
auch großartig und vom
Überraschungsmoment
her nicht zu vergleichen
mit einem Konzert.
Was war das Highlight an dem Konzert für
dich?
Wie
beurteilst
du
„Ärzte statt Böller“ im
Vergleich zu anderen
Konzerten
von
die
ärzte/Farin Urlaub?
© Mahinal # 132
Ungewöhnlich war, dass
man schon den Eindruck
hatte, dass die Band ihr
Material strecken musste
um auf 12 Uhr zu kommen. Vom Programm
her war es nicht wirklich
wesentlich anders. Ich
habe die Band im Februar 1983 im Kölner Luxor
zum ersten Mal gesehen
und seitdem etliche Konzerte gesehen. Die Konzerte von Farin Urlaub nde ich insgesamt aber
musikalisch schon dichter und wuchtiger als die
von die ärzte. Ich musste mich als Teil des Kölner Publikums auch schon beschimpfen lassen,
warum denn hier keine Stimmung sei aber ich
kann mich mit einigen Songs aus ihrer letzten
Besonders war natürlich die Tatsache, dass
es Stadionrock war. Für mich als Kölner war
es aber auch ein echtes Erlebnis, als die Band
„Müngersdorfer Stadion“ von Jürgen Zeltinger
gespielt hat. Das kam aber nicht wirklich beim
Publikum an, da wenige Kölner da waren und
die wenigsten davon diesen Song noch kannten.
Die Band musste sehr viel
erklären, und während des
Songs kam auch nicht wirklich Stimmung auf. Für meine Frau war es aber auch
das absolute Highlight, und
wir sind zusammen richtig
schön abgegangen. Es war
großartig, Farin Urlaub auf
kölsch rocken zu sehen.
© Nemas # 1329
Wie stehst du als Kölner
zu Zeltinger?
Der galt in seiner großen
Zeit Ende der 70er, Anfang
der 80er Jahre schon als der
kölsche Punk, und auch die
ärzte sind natürlich in ihren
ÄRZTE STATT BÖLLER
31
Anfangstagen damit in Berührung gekommen. Heute
irrt er eher als Untoter durch
die Gegend. In meinem
neuen Buch „Die Ruhe der
Schlammkröte“ gibt es übrigens auch eine schöne Story
über Zeltinger, und natürlich
kommen in dem Buch auch
die ärzte vor. Könnte man
also kaufen! (lacht)
Ging so, ich bin aber eh eine
Textnulpe. Ich habe es aber
noch ganz gut zusammen
bekommen (fängt an den
Text zu singen…)
© Mahinal # 132
Warst du denn textsicher?
Wie kamst du überhaupt das
erste Mal mit die ärzte in Berührung?
© änne # 359
Ich war Anfang der 80er in einer Clique, wo wir
sehr viel Musik gehört haben und auch oft auf
Konzerten waren. Irgendwann kamen dann
die ärzte zum ersten Mal nach Köln ins Luxor
und waren genial. Kurze Zeit später kamen sie
wieder, und dann war das Konzert auch schon
ausverkauft. Danach kam dann schnell die Bravo-Entwicklung, wo ganze Haufen kreischender
Teenies auf die Konzerte gingen. Beim ersten
Konzert haben wir auch noch backstage mit den
Jungs zusammen gesessen. Seitdem verfolge
ich natürlich die Entwicklung der Band mit großem Interesse und besuche auch alle Konzerte,
derer ich habhaft werden kann.
Wie beurteilst du die Entwicklung der
Band?
Sie sind einfach großartig. Es macht z. B. großen Spaß, sich mit Farin zu unterhalten und zu
spüren, wie viel Energie und Ideen er noch hat.
Man spürt auch, dass es ein großes Geschenk
für die Jungs ist, dass sie immer noch so einen
enormen Fankreis haben und stetig neue Fans
dazubekommen. Das sehe
ich auch an meinen Kindern,
die fast alles auswendig kennen. Ich nde natürlich nicht
jeden Song gut, und gerade
in den letzten Jahren gab es
doch immer wieder Songs,
die ich überhaupt nicht leiden
konnte, wie z. B. „Michael
Schumacher“ auf der „Planet
Punk“-Platte.
Der Humor von die ärzte
dürfte dir sehr zusagen.
Welche Ähnlichkeiten siehst
du zum Humor in der „Harald Schmidt“-Show?
Da gibt es viele Ähnlichkeiten. Es hat mal ein schlauer
Analytiker geschrieben, dass
Harald Schmidt „Punkrock des
Fernsehens“ wäre. Die spon-
32
ÄRZTE STATT BÖLLER
die ärzte waren
öfters zu Gast in
eurer Sendung.
Was blieb bei dir
davon hängen?
© durchsichtigl # 1961
tanen Elemente
der Band sowie
der Pseudo-Konikt
zwischen
Farin und Bela
tauchen in abgewandelter Form
auch in unserer
Sendung auf.
Da
fällt
mir
vorrangig
der
Auftritt mit dem
Werkschor
bei
„Dinge von denen“ ein. Das war
schon eine große Ehre, weil es eine der letzten
Sendungen der großen Sat 1-Zeit und auch der
vorletzte Auftritt des Werkschors war. Ich denke
auch gern an die Performance zu „Wie es geht"
zurück, wo sie dem Publikum den Rücken
zugedreht und nur für Harald gespielt haben.
Gibt es bei dir Lieblingssongs bzw. Lieblingsalben von die ärzte?
„Die wunderbare Welt des Farin U.“ ist einer
meiner Favoriten. Ich tue mich aber schwer
mich festzulegen, da mich das schlechte Gewissen plagen würde, doch einen Song vergessen zu haben, der vielleicht noch einen Tick
besser ist.
Zur Person: Manuel Andrack, geboren am 23.
Juni 1965 in Köln, studierte Theater-, Film- und
Fernsehwissenschaft, Germanistik mit Nebenfach
Kunstgeschichte in Köln und schloss mit Magister
Artium ab, arbeitete anschließend als Redakteur
für diverse Fernsehformate wie „Familienduell“
oder „Geh auf’s Ganze“, bevor er 1995 als verantwortlicher Redakteur zur „Harald Schmidt Show“
kam. Im Jahr 2000 war er das erste Mal neben
Harald Schmidt als dessen Sidekick vor der
Kamera zu sehen. Veröffentlichte seitdem zwei
Wanderbücher sowie eines über den FC Köln.
Wie wirst du die Sommerpause der „Harald
Schmidt“-Show verbringen?
Mit sehr viel Arbeit. Es wird einige Wanderungen geben, und ich packe mich gerade richtig
schön mit Arbeit voll, denn die Sommerpause
wird dieses Jahr sehr, sehr lang. Leider kann ich
derzeit nicht konkreter werden.
Ihr könnt auf
www.daeof.de drei
Exemplare von Manuel
Andrack und Guy
Helmingers Buch „Die
Ruhe der Schlammkröte“
gewinnen, wenn ihr wisst
in welcher ehemaligen
Kölner Kneipe das Buch
spielt.
Einsendeschluss: 5.
August.
Evil Acker
Kürzlich die Neuau age des Buchs „Die Ruhe
der Schlammkröte“ (Guy Helminger), das er mit
Anmerkungen versehen hat. Manuel Andrack lebt
heute mit seiner Familie in Köln-Ehrenfeld.
Wichtigste Platten:
Ramones – It’s Alive
Nirvana – Nevermind
die ärzte – Das Beste von kurz nach früher bis
jetze
Boomtown Rats – A Tonic For The Troops
Franz Ferdinand – s/t
ÄRZTE STATT BÖLLER
33
„Die Synapsen sind schuld…“
Interview mit Farin zum ÄSB
DÄOF: Wie kam die Idee zu „Ärzte statt Böller“ zustande?
War wirklich nur die
Lage ein Grund für das
Stadion in Köln?
Optisch war’s schon beeindruckend, aber jeder
500er Club ist lauter - da war ich schon etwas
enttäuscht, wie viel da einfach aufgrund der Entfernungen verpufft.
Wer kam mit der Idee an,
das Lied „Müngersdorfer Stadion" zu spielen?
Das war in dem Moment
klar, wo wir wussten, wo
das Ganze statt ndet. Ich
glaube, Bela sprach es als
erster aus.
© kochlöffel # 1550
Farin: Die Synapsen sind
schuld... Bela hatte die
Idee für ne winter-liche
Open-Air- Tour; aber wie
so viele prinzipiell grandiose Ideen mangelte es
dann an konkreter Entscheidungsfreudigkeit.
Daher mein Vorschlag
eines einzigen FrierOpen-Airs; natürlich zu
Silvester, denn wo gibt’s
schon gute Silvesterparties? Eben.
haupt etwas von der Stimmung im Publikum
an oder ging das unterwegs alles verloren?
Ja. Es sollte zentral sein und das Stadion hatte
auch noch genau die richtige Größe für so nen
Irrsinn.
Wie waren die Erwartungen im Vorhinein?
War es klar, dass es ausverkauft sein wird?
Dachtet ihr, es wird schneller/langsamer
ausverkauft oder waren sogar Bedenken
da?
Wir waren schon selbstbewusst und haben deshalb auch auf die sonst üblichen Präsentatoren
(Radio etc.) verzichtet.
Wie war die Stimmung nach dem Warm-Up
Gig am 29.12.? Fühltet ihr euch gut genug
vorbereitet?
Die Stimmung war blendend
und natürlich fühlten wir uns überhaupt nicht
vorbereitet.
Bringt es über-haupt etwas, für ein solch
riesiges Stadionkonzert in einem winzigen
Club zu „üben“?
Nö.
Kam während der Show auf der Bühne über-
Welche Parallelen siehst
du zwischen die ärzte und
Zeltinger?
Genau ein E, ein Z, ein T
und ein R.
War das der erste und letzte Stadion-Gig der
die ärzte?
Quien sabe?
Inwieweit wart ihr an den Ideen beteiligt
bzw. kamen die Ideen von euch? (Dinner
for one, die Security-Jacken, die TurnschuhAktion...)?
Bis auf die Jacken kam das alles natürlich von
uns. Aber die Bühne hat Lui um unsere Phantasien herum entworfen.
„Ärzte STATT Böller“ - Warum dann doch
ein (wenn auch kleines) Feuerwerk zum
Schluss?
Du suchst nach fast 400 Jahren DÄ immer noch
nach LOGIK???!!
Was hättest du an Silvester gemacht, wenn
du nicht ein Date mit über 40.000 Leuten
gehabt hättest
Dasselbe wie im Jahr davor.
34
DIE GEFÄHRTEN: FABSI
Mit Punkrock in die Kiste
Interview mit Fabsi
Claus Fabian alias Fabsi ist nicht nur Musiker, Labelchef und Security, sondern
auch langjähriger Freund von die ärzte.
Wir besuchten den Punkrocker zu Hause
in Bremen. Bei strahlend schönem Wetter
und Apfelschorle machten wir es uns für
ein Pläuschchen in seinem eigenwilligen
Vorgarten bequem.
Hallo Fabsi. Wie geht es dir so nach 30 Jahren Punk?
Super. Mit geht‘s gut. Die Knochen halten noch,
der Kopf ist auch noch da. Das Gefühl ist noch
immer da, vielleicht noch stärker als damals,
weil jetzt kann man es beurteilen wie das Gefühl
ist. Damals war ja einfach nur losrennen und
bekloppt sein. Heute macht man das in Bahnen
wo man immer noch bekloppt ist.
Noch nicht ausgelaugt, immer noch Energie
da?
Überhaupt nicht. Nein. Ich hab mir mal irgendwann durch einen Zufall einen Sarg gekauft,
so nen Schauspieler-Sarg, der ganz genau so
groß ist und aussieht wie ein echter. Den hab
ich dann bemalt. Der steht da im Bunker. Also
einen Sarg brauchen wir dann nicht mehr, damit
sollen die mich dann verbrennen, fertig, Kosten
gespart. Mit Punkrock in die Kiste, ganz klar!
Punk regt heute mittlerweile niemanden
mehr auf, hättest du das jemals gedacht?
Ach, das hat mich damals schon nicht aufgeregt.
Aber andere Leute hat es aufgeregt?
Ja, andere Leute hat es aufgeregt, uns nicht.
Wir waren ja die, die Anderen aufgeregt haben.
Das war eine aufregende Zeit. Weil keiner
wusste, wo es lang ging. Was daraus wird.
Alles war in ziert - auch ich! ‘75 war das, da
war ich das erste Mal in London. Durch Zufall,
nicht dass das geplant war. Ich bin Musikfan
gewesen seit meinem zwölften Lebensjahr.
Meine erste Band, die ich gesehen habe, waren
die „Faces“. Bei dem Konzert wurde die halbe
Rheinhalle zusammengeschlagen in Düsseldorf.
Da bekam ich dann mit
dem Rohrstock von der Mutter, so ng bei mir
der Rock‘n‘Roll an. Das hat sich dann auch so
fortgesetzt, egal wo ich war.
Aber 1975 war halt das Schicksalsjahr, da war
es so, dass ich das erste Mal eine InterRail-Karte hatte. Nachdem ich in Kopenhagen auf dem
Cämpingplatz Ameisen im Zelt hatte, bin ich
ohne Klamotten wieder nach Hause gefahren.
Es war aber noch eine Woche auf meiner InterRail-Karte drauf, meine Eltern waren im Urlaub,
also hab ich mir nur eine Unterhose und ein
T-Shirt geschnappt und wollte dann den ersten
Zug nehmen,
der
kam:
nach Amsterdam, London
oder Paris.
Denn in allen
drei Städten
war ich noch
nicht.
Und
dann
kam
Gott sei Dank
der Zug nach
Ostende.
So
stand
ich dann in
London, so
einige
Sa„Die Knochen halten noch und
chen waren
der Kopf ist auch noch da“
einem
ja
bekannt. In einem der Clubs sah ich Eddie and
the Hot Rods. Da waren dann schon Leute, die
Jacken hatten und Buttons, zwar nicht so hardcoremäßig wie später, aber die ersten Anfänge
waren schon da. Und als ich wieder zu Hause
war, hab ich zu meinem Kumpel Lulu, der damals schon ne Menge Platten hatte, gesagt:
Das ist der Wahnsinn! Dann hab ich mir zwei
Wochen später Pink Floyd angeschaut, das war
dann der totale Unterschied. Von denen hab
ich daraufhin die ganzen Platten nach unten
im Schrank geschichtet. Dann hatte ich da so‘n
Plattendealer in der Kapuzinergasse, da bekam
ich die ganzen Musterplatten aus England, der
hatte davon keine Ahnung, der bekam die gar
nicht los. Ja, und danach bin ich so oft ich konnte nach London gefahren.
Wie bist du aufgewachsen?
Düsseldorf - Derndorf. Hab eine traumhafte Jugend gehabt in einer Mietwohnung. Wir haben
DIE GEFÄHRTEN: FABSI
über einem Torweg gewohnt - das sind Häuser,
wo man mit einem Wagen in den Hof fahren
kann und dadurch eben durch ein Tor muss.
„Sahnie war immer ´ne
Lusche, damals schon.“
35
als ich mit meinem Clownskostüm auf einer
Banane ausgerutscht bin. Bin nur knapp mit
dem Leben davon gekommen, weil man ja
früher das noch nicht so erkannt hat mit inneren
Blutungen. Dadurch konnte ich nicht Eishockey
spielen. Hätte ich das nicht gemacht, würde ich
hier heute nicht sitzen, weil ich nach Kanada
gegangen wäre. Somit bin ich mit zwölf Jahren
dann zum Rock‘n‘Roll gekommen. Das war da
so halt die Perspektive, damals hab ich durch
Wagen waschen, 3 DM die Stunde, die Eintrittskarten erspart. So bin ich groß geworden. Mit
einer Horde Verrückter, die heute alle in einem
Fußballverein, dem FC Maiwiese, spielen. Wir
treffen uns immer noch einmal im Jahr im Westerwald. Daher auch eines unser Spaßstücke:
„Ob der Eck“.
Das bedeutete, es war immer schweinekalt und
wir hatten fünf Teppiche übereinander in der
Küche. Und wenn ich mit meinem Bruder Fußball gespielt habe, hat das gestaubt wie Sau.
Erst hab ich mit den Eltern in einem Zimmer
geschlafen, dann als ich älter wurde, wurde ich
in die Küche verfrachtet. Mit einem Klappbett,
so dass es in meinem Bett immer nach Miesmuscheln roch, die ich immer noch gerne esse und
Kartoffelpuffer. Also die Essensgerüche waren
Hast du damals in Campino schon den Enin meinem Bett, dann kamen die ersten Poster.
Von Bonanza und Monkees und so‘n Kram. tertainer gesehen, der er heute ist?
Die durfte ich an die
Cämpi wäre ja bei ZK
Wand machen und
mal fast aus der Band
wenn dann die eine
ge ogen. Nach einem
Seite gestrichen wurAuftritt hat uns sein
de, wurden die Bilder
Bruder, der ein absoluter
auf die andere Seite
Punk-Pro war, total zugehangen. Ich wurde
sammengeschissen, weil
also immer von der
Cämpi das komplette
einen Seite zur andeKonzert mit dem Rücken
ren geschoben. Ich
zum Publikum gesungen
hab in der Küche gehat. Außerdem verstand
schlafen, wo immer
man ihn nicht, weil er
Unruhe war. Dadurch
so genuschelt hat. Wir
bin ich eigentlich
haben ihm dann gesagt,
auf der Straße groß
dass das so nicht gehen
geworden. Was mich
würde. Jedenfalls hat
auch rausgetrieben
man damals schon gesehat: Wenn ich mit
hen, dass da irgendwas
dem Rohrstock beist. Aber dass aus den
kommen hab oder
Hosen so was wird, das
mit
dem
Feudel
hätte niemand gedacht.
(Norddeutsch
für
Bodenwischtuch,
Wie kam es denn zur
Anmerkung d. ReGründung von ZK?
daktion). Der war
weitaus schlimmer
Das ist auch ganz merkals der Rohrstock.
würdig gewesen. Also
Wenn der Feudel
Isi, Cämpi und noch zwei
kam, dann hatte man Fabsi mit Farin im Magazinkeller, Bremen (1982)
andere, die waren schon
die ganzen Bakterien
eine Band. Und ich wollte ja eigentlich Bass
im Gesicht und das Gefühl, dass die Pickel
noch schlimmer wurden. Dadurch bin ich auf spielen, weil Bass ist ja was für Doofe. Zwei
Saiten, den Rest abmontieren und ab dafür, das
der Straße aufgewachsen, eigentlich wollte
war Punkrock! Da meinten die, sie bräuchten eiich Eishockeypro werden. Hab dann auch
nen Schlagzeuger, weil ihrer im Knast gelandet
pro mäßig angefangen, hatte dann aber einen
ist. Und da bin ich dann dahin gefahren. Ich weiß
Milzriss. Ich bin die Treppe runter gefallen,
auch gar nicht mehr, ob die Band da schon ZK
36
hieß. Okay, bin ich eben in einen Laden gegangen und hab ein Schlagzeug gekauft für 1000
DM. Dann hatten wir auch schon einen Auftritt
und ich hab mir auf die Schnelle noch den einen oder anderen Beat beibringen lassen und
ein Lied durfte ich dann auch spielen. Da waren
noch elf andere Bands und ich hab denen mein
Schlagzeug zur Verfügung gestellt, danach war
es Schrott. Ich bin mit der Bude wieder zu dem
Laden hin und hab das umtauschen wollen.
Hab gemeint, wir hätten geprobt und jetzt wäre
es Schrott. Den Verkäufer hab ich noch ein kleines bisschen unter Druck gesetzt und hab dann
für einen Tausender mehr ein Yamaha Schlagzeug neu gekauft und das ist immer noch das
heutige Mimmi‘s Schlagzeug. So ist ZK dann
entstanden. Auch an der Gitarre gab‘s Probleme.
Andi
ist für ein
Jahr
nach
Amerika
gegangen.
Dann
war
da
Dieter,
der war zu
langsam an
der Gitarre,
joa und Ingo
war
auch
einfach zu
langsam.
So
daraufhin
hat
man ja, darf
auch keiner
wissen, ne
Frau für drei
K o n z e r t e ZK 1980
engagiert.
Da gibt es glaub‘ ich keine Fotos von den Auftritten. Und dann mussten wir in Berlin spielen
und da hatte sie keinen Ausweis, nach einigen
Querelen haben wir sie raus geworfen und dann
ist Isi vom Bass an die Gitarre gewechselt.
Dann hatten wir einige Auftritte zu dritt, die einfach nur herrlich waren, die haben in immensen
Dosenbierschlachten geendet. Und dann kam
Kuddel, der hat die Gitarre übernommen und da
war er das Nesthäkchen. So ist ZK erst richtig
entstanden.
Du hast ja auch in frühen Jahren Bela und
Farin kennen gelernt. Wie war so der erste
Eindruck von den beiden?
Das war auch sehr kurios, das Kennenlernen.
Das muss auch hier in Bremen im Magazin-
DIE GEFÄHRTEN: FABSI
keller gewesen sein. Da waren sie aber glaub
ich noch nicht Die Ärzte, sondern noch Soilent
Grün. Bela hat ja auch bei den Suurbiers gespielt zusammen mit Wölli, der war damals mit
Cämpis Schwester zusammen. Immer wenn wir
nach Berlin wollten, haben wir dann bei Wölli
geschlafen.
Irgendwann ist Bela dann bei den Suurbiers
raus, da haben die nur noch Ärzte gemacht.
Dann kam ja auch die erste Platte und da kam
Wölli bei den Suurbiers rein, so ist eigentlich der
ganze Klüngel entstanden.
Und sie waren Chaoten?
Komplett, sie waren genauso wie wir. Kommen
und spielen. Farin war ja schon immer ein
großartiger
Musiker. Er
ist bei uns
eingesprungen, als die
Mimmi‘s
noch
Slipeinlage hiessen, da hat
sich unsere
Schlagzeugerin
bei
einem Unfall
die
Zunge
abgebissen.
Und
er
konnte
gleich beim
ersten Mal
die ganzen
Lieder spielen.
Farin
meinte, wir könnten ja auch ein paar Songs
von ZK machen. Die konnte er aus dem Eff-Eff.
Da haben wir dann irgendwie so ein Gemisch
gemacht. Es ging letztendlich einfach nur ums
Spielen, ums Mitmachen.
Was waren deine verrücktesten Erlebnisse
mit Farin und Bela?
(überlegt) Die waren eigentlich immer seriös.
Gegenüber ZK waren die echt seriös, Farin
sowieso. Mit Bela gibt‘s natürlich diese ganzen
Absturzgeschichten. Wo man heute sagt: Musste das sein? Ich möchte heute nicht mehr mit
einer Flasche Tequila am Hals auf der Bühne
stehen und mich später nicht mehr erinnern
können. Aber eine lustige Geschichte war zum
Beispiel, als der Sampler „Ein Vollrausch in Ste-
DIE GEFÄHRTEN: FABSI
reo“ erschien. Da gab es diese unglaubliche,
von Vielklang organisierte Fahrt auf dem Wannsee, wo die Mimmi‘s auch eingeladen waren.
Wir kamen dort an und standen mit unserem
Wagen oben auf der Brücke, als wir sahen, dass das
Schiff losfuhr. Unten brüllten
und winkten alle „Ihr müsst
da rein fahren!“ und von
oben sprangen schon Punks
von der Brücke auf das Deck
des Schiffs runter. Das war
so voll, dass man dachte das
geht unter. Dann sind wir mit
der Stadtkarte durch WestBerlin, das scheiß Schiff fuhr
ja auch durch Ost-Berlin,
durch diesen scheiß Kanal,
und sind mit unserem Auto
an der Mauer entlang immer
hinterhergefahren.
Dann
standen wir an einem Steg
und das Schiff fuhr direkt
an uns vorbei. Als dann eine
Schleuse kam, sind wir über
die Schleuse drauf gesprungen und haben dann dort Fabsi erklärt
gemeinsam gespielt. Dass
der Kahn nicht untergegangen ist, wundert mich bis heute, denn da waren
echt viele Leute drauf. Das war de nitiv eines
der größten Erlebnisse.
Und dann natürlich der Gig im Tempodrom und
Westerland. Das hat mich sehr bewegt, weil
ich es einfach nicht fassen konnte, dass die
Kumpels aufhören. Da hab ich geheult wie ein
Schlosshund. Wenn sie heute aufhören würden, gut, dann ist es so. Aber damals, das ging
richtig an die Nieren.
„Debil“ gilt heute als eine der besten deutschen Platten. Wie ordnest du die Platte ein,
auch im Vergleich zur „Opel Gang“?
Da ist die „Opel Gang“ stärker. Weil die mehr
Punkrock hat. Da bin ich mehr Punkrocker.
Also, ich liebe Ärzte-Konzerte. Wenn man Hosen- und Ärzte-Konzerte vergleicht, sind die
Ärzte-Konzerte überraschender. Das ist einfach
anders aufgebaut, z. B. durch die Sabbelei der
Drei. Das kommt bei denen aber auch auf die
Tagesform an. Auf Festivals nde ich Die Ärzte
grausam. Ich hab sie auf dem Southside gesehen, wo ich immer arbeite. Da bin ich da und
freu mich, dass sie da sind, aber musikalisch
hab ich da keinen Bock drauf. Das ist dann nur
noch Setlist runterspielen. Da sind die Hosen
37
viel stärker. Die Hosen auf einem Festival zu
erleben, Rock am Ring oder so, ist gigantisch
geil. Und sie rocken echt die Halle.
Allerdings Ärzte statt Böller,
das hätte ich niemals gedacht, dass man das so hinbekommt. Ich hab auch noch
niemals so ein entspanntes
Silvester gefeiert. Sonst ist
das immer so ein Tag, an
dem man nicht weiß, ob man
ein paar aufs Maul bekommt
oder vor Frust unter geht.
Das war wirklich ein geiles
Konzert, unglaublich! Das
haben sie genial hinbekommen! Bei den Ärzten ist das
aber immer so eine Gradwanderung. Wenn mal die
Laune nicht so gut ist, oder
sie sich verhaspeln, kann‘s
auch scheiße werden.
So wie im SO36 zwei Tage
vorher.
Ja, das muss grausam
gewesen sein. Ich hab
mir die Live-Aufnahmen im Internet angehört.
Boah, das geht ja gar nicht! Ich fand auch
beeindruckend, wie Bela in Köln seine Blase
in die Kamera hielt. Die hat man ja sonst als
Schlagzeuger nie. Normalerweise kann man mit
so einer Blase gar nicht spielen.
Das ist ja auch so gewesen, dass Bela seine
Sachen gemacht hat, Farin war in seinem Ding
und Rod wurschtelte da auch irgendwie rum. Da
ist ja Rod noch derjenige, der das am besten
kann, das Spielen ohne zu proben. Erstaunlich
war aber „Müngersdorfer Stadion“, dass sie
das gespielt haben und dann so auf den Millimeter genau. Die Ärzte können es sich aber
auch erlauben, so zu spielen. Wenn die Toten
Hosen das machen würden, dann würden alle
meckern. Letztendlich sind die Ärzte ja die musikalische Vollendung von ZK. Aber es kommt
ja jetzt ne Nachfolgeband. Die preschen so zwischen die Ärzte und zwischen die Hosen rein,
die Killerpilze, die nd ich großartig. Ich hab die
live gesehen im „Modernes“. Fand ich wirklich
großartig. Was für bekloppte Jungs. Da gehen
auch viele Typen hin, was ganz anderes als Tokio Hotel. Für Nachwuchs ist also gesorgt.
38
DIE GEFÄHRTEN: FABSI
„Ich möchte heute nicht mehr mit einer Flasche Tequila am Hals
auf der Bühne stehen und mich später nicht mehr erinnern können.“
Wie würdest du Bela und Farin charakterisieren?
Also Farin... (überlegt lange) Farin ist sehr auf-
Fabsi mit den Mimmi‘s (1982)
geschlossen, wenn man mit ihm spricht. Farin
hat so eine bestimmte Grenze. Und er lässt
ganz wenige hinter die Kulissen gucken. Wenn
man jemanden als Vollblutmusiker bezeichnen
kann, dann ihn. Farin macht einfach und ist
der Mitreißende. Aber irgendwann ist dann
auch Schluss und das muss man dann auch
akzeptieren, denn sonst wird er bissig. Deswegen funktioniert das auch alles bei denen. Dass
der eine Milchtrinker ist und der andere Whiskeytrinker, das passt natürlich noch besser. Zu
Bela hab ich aber eigentlich mehr Bezug. Das
ist so der Draufgänger. Party, machen, tun.
Mit dem kann man um die Häuser ziehen und
Blödsinn machen. Bela, das merkt man ja auch
bei seinen Konzerten, ist mehr der Coole, der
Poser. Ich muss sagen, dass ich die Konzerte
von Farin Urlaub denen von Bela vorziehe. Bei
Farin hat man einfach ein Zweieinhalb-Stunden-Programm, was dich dermaßen umhaut.
Nicht, weil die Damen mit auf der Bühne sind.
Eher der Chor und die Zusammenstellung. Da
merkt man, wo Farin seine musikalischen Wurzeln hat. Was er bei den Ärzten nicht umsetzen
kann, setzt er dann da eben um. Wenn ich mir
aber die Platten so anhöre, sind textlich doch
belanglose Sachen dabei. Wahrscheinlich bei
den Ärzten raus gefallen, er macht‘s mit dem
Racing Team. Aber durch das große Orchester
setzt er es genial um. Und ich nde auch gut,
dass er offensichtlich schlauer geworden ist,
und nicht mehr alles alleine im Studio einspielt,
sondern mit der ganzen Band. Das erste Album
ist sehr steril, wie ich nde. Aber wie gesagt,
live haut dich das dermaßen weg. Und man
weiß, es ist ein bisschen Ärzte-mäßig, aber
eben doch anders. Wobei Bela ja was komplett
anderes macht. Ich bin nicht so ein Fan von
Gluecifer und dem, was er so mag, damit kann
ich nichts anfangen. Bei seinem Album nde ich
so zwei, drei Sachen ganz schön. Aber auf der
Bühne mit seinem Cowboyhütchen, Tattoo hier
und Tattoo da… Naja, ist schon gut so, wie er
das macht. Er soll aber nicht diese Elvis-Anzüge anziehen mit seinem dicken Bauch, das
nd ich scheiße. Das kann nicht sein, wie der
sich da immer reinpellt, wie so eine Leberwurst.
Das kann echt nicht sein, wieso macht der das?
Oder die Westen, die man an der Seite noch
öffnen kann. Das hat man früher im Punkrock
gemacht, weil das noch aggressiver war. Aber
dann wenigstens mit Sicherheitsnadeln. Der
hat doch eigentlich sonst so einen geilen Geschmack mit allem. Aber da weiß ich auch nicht
mehr. Vielleicht ist das so ab einem bestimmten
Alter, dass man das so machen muss.
Kommen wir zu den anderen Ärzte-Mitgliedern:
Sahnie.
Sahnie war immer ne Lusche, damals schon.
Dicke Fresse, nix dahinter. Keine Silbe wert
eigentlich.
Hagen.
Zu Hagen allerdings habe ich immer noch supergeilen Kontakt. Der war damals schon so
ein Punkprofessor. Da konnte man hingehen
und sagen: Hagen, ich hab da ne Platte gehört.
Der Anfang war soundso. Zack, er wusste es.
Das war einfach genial. Und er passte auch in
die Band.
Rod.
Rod ist ja über die Goldenen Zitronen in die
Band gekommen. Seine Schwester war damals
mit dem Gitarristen von den Zitronen zusammen. Bei der Gelegenheit lernte ich ihn kennen
und sehr schätzen, als ich mit meiner Frau auf
einem Geburtstag war. Wir beschlossen ein
bisschen Musik zu machen, als plötzlich so
ein Typ mit seinem Banjo neben mir saß (imi-
DIE GEFÄHRTEN: FABSI
tiert Banjo-Spieler) und nur guckte, aber alles
spielen konnte. Was für ein großartiger Musiker!
Wahnsinn! Ich sag mal, genauso wie Vom für
die Hosen, war Rod die begnadete Ablösung
für Hagen. Ich weiß nicht, ob die Ärzte ohne
Rod heute noch funktionieren würden. Er ist
39
drauf. Dann hab ich mich erkundigt wie das
geht und wir brauchten nur noch einen Namen.
Dann haben wir überlegt: Die Stadt ist an der
Weser, lass es uns einfach Weserlabel nennen,
ganz stumpf, nur für diese eine Platte. Da kam
dann noch ein Anker drauf und fertig. Als dann
„Früher haben wir immer gesagt: Du kannst deinen Computer nicht
cken. Die Leute wollen hin, das miterleben, Rock‘n‘Roll.“
ganz genau die Waage zwischen diesen beiden
Bekloppten. Das merkt man immer wieder, absolut. Wenn sie nicht mehr weiter wissen, dann
ist Rod dran. Einerseits will er in Ruhe gelassen
werden, andererseits ist es aber auch wichtig,
dass er dann mal dran ist. Und seine Trockenheit nde ich auch großartig.
Wie kam es eigentlich zur Gründung des
Weserlabels?
Ich hatte schon immer den Traum, mal eine Fußballplatte aufzunehmen. Als die Mimmi‘s noch
Slipeinlage hießen, wollten wir irgendwann ne
Platte machen. Wir haben dann einen anderen
Text umgedichtet auf „Deutscher Meister wird
der SVW“. Werder war damals grad auf Platz
zwölf. Dann haben wir noch gedacht, ne Fußballplatte von ner Band die Slipeinlage heisst,
das geht gar nicht, komm, wir ändern den
Namen. Ich war mit Elli, meiner Frau, in Amsterdam in so einem Nachtclub. Da standen wir
davor und guckten so, wie der Laden überhaupt
heißt. „Die Mimmi‘s“. Ach, das klingt doch geil,
das nehmen wir. Die Mimmi‘s, das kann man
ja für alles
verwenden,
interessiert
keinen. Und
dann
haben wir die
Platte aufgenommen,
an ein paar
Labels geschickt und
nur Absagen
bekommen.
Also haben
wir gesagt,
machen wir
es
selber,
weil
da
muss
ja
i r g e n d w i e Fabsi 1958
ein Stempel
die Single raus kam, passierte erstmal nichts,
solange bis Werder plötzlich auf Platz zwei war.
Dann kam „Buten und Binnen“ (Fernsehsendung des NDR, Anm. d. Red.), das war damals
immer mittwochs noch bundesweit zu sehen,
und hat mit uns im Stadion ein Video gedreht.
Das werd ich niemals vergessen. Direkt nach
dem Spiel gegen Portugal kam ein Beitrag nach
dem Motto: Schlechtes Spiel, aber wir haben
hier ne junge Punkband. Dann kam das Video
und zack ging‘s ab und plötzlich hatte ich ein
Label am Arsch. So ist das entstanden.
Die Mimmi‘s gibt es bis heute. Hättest du
das damals gedacht?
Also, als wir uns 1994 aufgelöst haben, hätte
ich nicht gedacht, dass es die Band noch mal
wieder gibt. Absolut nicht, das war wirklich ein
Bruch. Da kamen natürlich die ganzen familiären Sachen zusammen. Meine Frau und ich
haben zwei Kinder verloren, meine Mutter hat
sich aufgehängt, die hatte keinen Bock mehr
aufs Leben beziehungsweise auf meinen Vater.
Dann war die Katze auch noch tot und da hat
man an alles
andere
gedacht als an
die Band. 1996
haben wir dann
wieder mit dem
Peanutsclub
angefangen.
Dass die Band
jetzt wieder so
läuft und wir
uns einen Platz
erkämpft haben
in den Clubs,
das nd ich gut.
Zumal wir bei
den
meisten
Konzerten bis
zu achtzig Prozent junges Publikum haben,
40
so sechzehn- bis fünfundzwanzigjährige. Die
alten Säcke kommen dann noch zum Gucken
und zum Trinken, das ist auch gut so. Das nd
ich grandios.
Wie erklärst du dir den anhaltenden Zulauf
der Band vor allem bei jüngeren Fans?
DIE GEFÄHRTEN: FABSI
da das in der Zeit so üblich war. Da haben wir
erfahren, dass schon längst was von uns draußen ist, da zu dieser Zeit jeder machen konnte,
was er wollte. Da hatte ich den Hals gestrichen
voll und bin dahin, da wir nie Geld bekommen
haben und ich hab tatsächlich noch was für uns
rausschlagen können und als Kuddel die Quittung unterschreiben sollte, ng er auf einmal an
zu zittern wie noch
nie in seinem Leben. Mit der Band
haben wir damals
angefangen
und
jetzt
bekommen
wir auf einmal noch
Geld dafür.
Die Live-Musik ist
einfach
greifbar.
Früher haben wir
immer
gesagt:
Du kannst deinen
Computer
nicht cken. Die
Leute wollen hin,
das
miterleben,
Und dann stehst
Rock‘n‘Roll.
Du
du noch mit Leuten
lernst ja Leute
auf der Bühne, die
kennen, wenn du
so viel schon mit
unterwegs
bist.
anderen
Bands
Wie wir früher. Das
erlebt haben und
ganze Drumherum,
da ist z. B. Cämpi
deswegen
sind
total aufgeregt gewir ja durch die
wesen. Aber wenn
Gegend gefahren.
Diese Mütze hat Fabsi bei einem Tokio Hotel Konzert aus dem Graben ge scht.
man sich das mal
Das war einfach
überlegt, wir haben
nur treffen, zusamdie erste Band zusammen gehabt, da ist das
men sein und sich austauschen. Das war lange
schon was Besonderes.
Zeit bei den Jugendlichen nicht mehr so, aber
jetzt gärt das wieder, das wird wieder mehr. Ne
Was machst du heute?
Zeitlang war das so, dass so Jugendzentren,
wo wirklich immer geile Musik war, gar nichts
Wie vorhin schon gesagt, das Label, den Mumehr organisiert haben. Das kommt jetzt aber
wieder. Natürlich auch so durch junge, neue sik-Verlag, nen Tourbus-Verleih von einem aus
Bands wie die Killerpilze. Das soll von mir aus Krefeld, den betreue ich noch ein bisschen.
Security mach ich noch nebenbei, dass war
auch die Bravo fördern, das ist mir scheißegal.
auch sehr lustig, als der Jens Koopmann zu mir
kam und mich auf Hurricane Festival eingelaIm Jahr 2000 gab es einige Club-Konzerte
den hat und ich erst nicht wusste, was genau
von den Hosen und in diesem Zusammener meint. Da hat er gesagt, auf der Rennbahn,
hang auch eine kurze Reunion von ZK. Die
Ärzte waren damals ja Vorband, wie war es da musste ich sehr lachen, weil ich das damals
mal angezündet habe. Das war noch zu Zeiten,
für dich, mit so vielen Freunden auf der Bühals 36 Bands auftreten sollten und 6 sind nur
ne zu stehen?
gekommen. Dann helfe ich noch beim GastroTeam Bremen mit aus, die Buden aufzubauen.
Großartig, es gibt zwei Sachen, daran kann
Was auch wieder Rock‘n‘Roll Zirkus ist - wenn
man erkennen, wie tief man in dieser ganzen
auch von der anderen Seite. Da ist man dann
Maschinerie drin steckt und verwurzelt ist. Das
drei Monate im Jahr unterwegs, so ein wenig
hat noch nicht mal mit der Musik zu tun, sondern
Überlebenstraining noch. Dass man das sich
mit der ganzen Institution Punkrock im Körper.
noch so erhalten kann.
ZK haben nie Geld für ihre Auftritte gesehen,
die Platten sind verkauft worden, die Vertriebe
sind Konkurs gegangen und die haben uns nur
Das ist doch ein sehr schönes Schlusswort!
verarscht. Das waren damals 12 500 LPs die
Vielen Dank für das Interview!!
verkauft worden sind und es gab nie Geld. Nach
zig Jahren, lass es zehn oder so gewesen sein,
Line und Stef
haben wir uns überlegt ein Best Of zu machen,
CALL A PIZZA: DER STUDIOBERICHT
41
Die Abenteuer des Johnny S.:
„Das geheimnisvolle Studio“
Mein Name ist Johnny. Johnny S. Woher dieser
Name kommt und was er bedeutet, kann ich
nicht sagen. Ich habe ihn vor vielen Jahren
bekommen, als ich meine Ausbildung zum
Geheimagenten begann. Ich habe mich an ihn
gewöhnt, ihn als mein neues Ich angenommen.
Wie ich davor hieß, bin ich mir nicht so sicher.
Es wird Hans oder etwas ähnliches gewesen
sein. Who cares?
Heute bin ich hier, um einen Auftrag von diesem
blonden Schmierlappen anzunehmen. Ekelhaft,
wie er schon da hinter seinem Tisch sitzt und
blöde grinst. „Ey weißte, ich mach bald wieder
partner sollte er die Menschen in der westlichen
Welt zu Tode quälen, bis sie freiwillig zum Kommunismus konvertieren würden. Lange Zeit
war man in den hiesigen Geheimdienstkreisen
ratlos, was man dem entgegensetzen könnte,
bis ein Praktikant diese Band aus Hannover
ausgrub. Die „Scorpions“, wie sie sich nannten,
p ffen den Feind im Osten regelrecht nieder.
Achja, die gute alte Zeit. Damals gab es für uns
alle noch Arbeit. Was ist heute übrig? Ein paar
gescheiterte Existenzen, so wie die meine. Wir
haben uns in alle Winde zerstreut: Dachdecker,
Medienmanager, Image- und Insolvenzberater,
das ist das neue Zuhause meiner ehemaligen
Kollegen. Nur ich bin mir treu geblieben. Als Pri-
© Pixelio
Eigentlich hätte an dieser Stelle ein
völlig normaler Studiobericht stehen sollen. Wir hatten die ärzte gebeten, für uns ein wenig Tagebuch
zu führen, damit ihr wisst, was für
Sachen alles passieren können,
wenn die beste Band der Welt
ein neues Album aufnimmt. Dann
erreichte uns aber dieser herzzerreißende Bericht, von dem wir denken, dass dieser viel mehr über die
Studioarbeit aussagt als das, was
die drei Nulpen da nebenher aufgeschmiert haben. Das Tagebuch von
dä haben wir daher an G8-Gegner
gegeben, die sich in Heiligendamm
damit ein schönes, wärmendes
Feuerchen machen konnten.
vatdetektiv ermittle ich zwar immer noch,
aber längst nicht mehr zu den alten Bedingungen. Kaviar, Lachs und Champagner habe ich
„Nein, Gastmusiker brauchen wir bislang noch nicht”
so een paar Suppen- äh, Superstars, und da
kann ich keine Konkurrenz brauchen“, hallt mir
sein hanseatisches Organ in den Ohren.
eingetauscht gegen Supermarktwurst, Toast
und Joghurt-Drinks – zur natürlichen Stärkung
der Abwehrkräfte.
Ich hasse diesen Auftrag schon jetzt. Vor allem
wegen des debilen Auftraggebers. Ich kenne
ihn noch von „früher“: In den 80’er Jahren war er
eine Geheimwaffe der Gegenseite. Zusammen
mit seinem weibisch aussehenden Gesangs-
„Da sind diese drei Jungs aus Berlin, die einzigen, die mir was anhaben können“, unterbricht
die quäkende Stimme des blonden Vollhonks
meinen Gedanken uss. „Abä nich mit mir, Alda.
Die sind grad wiedäa im Studio in Berlin und ich
42
CALL A PIZZA: DER STUDIOBERICHT
will, dass du mir alles berichtest, was die da
vorhaben, was die für Stücke einspielen und
so weiter.“
Der Typ ist verrückt. Aber er hat Geld. Und ich
brauche welches. „Ist schon so gut wie erledigt“,
Von 13 bis 23 Uhr sind sie
täglich im Studio, mitunter sogar
länger.
sage ich, nehme meinen Mantel und ziehe mir
den Hut tief ins Gesicht. „Gibt es irgendwelche
näheren Informationen, wo ich die genau nde
in Berlin?“ – „Joah, also mein Informant sacht,
dass das Studio irgendwo zwischen Spandau
und Friedrichshain sein muss. Und noch was:
Hier hab ich ne Nummer, die wird dauernd von
denen angerufen.“
Berlin, am nächsten Morgen
Mit dem Wochenendticket komme ich in der
Hauptstadt an. Widerlich,
dieser Glaspalast von
neuem Bahnhof. Wer den
nur gezahlt hat? Die Stadt
selbst kann’s nicht gewesen sein – die ist sogar
ärmer als ich. Im ehemaligen Ostteil, wo wohl sonst
niemand mehr wohnen
möchte, nde ich eine billige Bleibe. Der Vermieter
will nicht einmal meine
Papiere sehen, er ist froh,
dass ihm überhaupt noch
jemand die 100 Kröten in
die Hand drückt, die er im
Monat für sein gammliges
Zimmer will.
Spion seit nunmehr vier Tagen vor dem Holzbackofen und schiebt ein Fladengebäck nach
dem anderen hinein. Bekleidet ist er mit einer
Schürze, die ihn aussehen lässt, als wäre er ein
billiges Weibsstück. Ihr ndet das lustig? Dann
fragt mal meinen ehemaligen Kollegen „0070“,
der damit inzwischen wirklich seine Brötchen
verdienen muss. Wie er das nur durchhält? Ich
habe schon jetzt genug von der Schinderei. Und
immer noch keine Spur von dem Studio, trotz
tagelang gespitzter Ohren.
Ich beginne schon zu zweifeln, ob ich mich in
der richtigen Pizzeria eingeschlichen habe, als
ich plötzlich Mario, den Inhaber, rufen höre:
„Luigi, diesä verrückte Studio haben wieder
angerufen.“ Das ist meine Chance. Die Pizzen
werden in einem großen Korb dorthin gebracht,
ideal für mein Mikro-Mikrofon (ja, beim Geheimdienst waren nicht gerade die hellsten Köpfe
am Werk bei der Namens ndung für unsere
Ausrüstung). Kaum setzt sich Giovanni, der
Fahrer des Pizza-Taxis, in Bewegung, starte
ich per Fernsteuerung die Aufzeichnung bei mir
zu Hause.
© Pixelio
Was ich dann am Abend
hören muss, lässt selbst
mich erschaudern: Offensichtlich ist es mir
tatsächlich
gelungen,
dass das Mikrofon an
die richtige Stelle durchgedrungen ist. Stimmen
von drei oder vier verschiedenen
Personen.
Es ist die Rede von
„beherrschen“, „mit dem
ganzen Mist aufräumen“
und „wird einschlagen
wie eine Bombe“. In der
Nacht wache ich immer
wieder schweißgebadet
auf. Ich muss dringend
versuchen,
irgendwie
selbst die Pizzen dorthin
auszuliefern. Ich werde
selber zum Ort des GeSonnenaufgang, Berlin Ostbahnhof
schehens
vordringen,
Eine Woche später
um zu erfahren, was dort
vor sich geht. Eventuell könnte ich damit meine
Das Leben in Berlin ist nicht immer so lustig wie
alte Karriere wieder beleben, oder zumindest
man denkt. Oft bringt es einen in dämliche Situeine schöne Summe vom BND für meine Erationen. Zum Beispiel in die folgende: Nach lankenntnisse einstreichen.
ger Recherche habe ich herausgefunden, dass
die Telefonnummer zu einer Pizzabäckerei gehört. In eben dieser steht nun ein früherer Top-
CALL A PIZZA: DER STUDIOBERICHT
43
Das mit Giovanni tut mir
wirklich leid.
Vater
von
zwei Kindern,
immer ehrlich
und hilfsbereit. Es gibt
wohl keinen
besseren
für den Job
eines PizzaL i e fe ra n te n .
Und
genau
deshalb war
er mir im Weg,
so dass ich
ihn ausschalten musste.
© Rod
Rude Boy
Johnny
Eine Packung Abführmittel kann manchmal
wirklich Wunder bewirken.
Am Abend bestellt das Studio wieder. Pizza
belegt mit Sushi-Maki. Bäh, wer isst auch so
etwas? Nach meiner Erfahrung nur Gangsterbosse oder geistig Verwirrte. Ich mache mir
langsam wirklich Sorgen, ob ich nicht doch eine
Waffe hätte einstecken sollen.
10 Minuten und 15 Sekunden später halte ich
vor dem Studio. Eine Traube von Jugendlichen
strömt vorbei, es ist Samstagnacht. Ich klopfe.
Und tatsächlich werde ich eingelassen. Gleich
werde ich SIE sehen. An einem Tisch sitzen
drei Gestalten, vor ihnen liegt ein enthaupteter
Große muss lachen. „Ist ja dann genau dasselbe – Giovanni und Johnny, hahaha.“ Ein Klugscheißer auch noch. Na prima! „Und was macht
ihr hier so?“, frage ich dumm-dreist. „Wir? Pizza
essen, was auch sonst? Wieviel macht’s denn
heute?“ Mit verschwörerischem Blick sehen sie
sich an. Hm, gegen die drei kommt wohl man
nur schwer an.
Das Mittel scheint gut angeschlagen zu haben.
Giovanni hat sich für die ganze Woche krank
gemeldet. Schon am nächsten Tag werde ich
erneut in das geheimnisvolle Studio gerufen.
„Na, hast du dich wieder hergetraut?“, werde
ich von dem tätowierten Mann begrüßt, der sich
Bela nennt. Sogleich schnappt er sich seinen
Pizzakarton und angelt gierig das erste Stück
heraus. Er scheint heute alleine zu sein. Vielleicht kann ich so mehr in Erfahrung bringen:
Eine Packung Abführmittel kann manchmal wirklich
Wunder bewirken.
Osterhase. Mir läuft kalter Schweiß den Rücken
runter. „Wir haben auf dich gewartet“, meint ein
ungefähr 1,80 Meter großer Mann. Er ist über
und über tätowiert. Eine unheimliche Erscheinung. Daneben sitzt ein etwas jüngerer Typ mit
schwarzen Haaren, ganz rechts außen ein fast
zwei Meter großer Riese, blond. „Wo ist denn
Giovanni?“ „Der ist krank, ich bin die Vertretung.“ Wieder werde ich genau gemustert. „Und
wie heißt du?“ „Johnny“, stelle ich mir vor. Der
„Na, haben die anderen heute frei?“ Er schluckt
den Bissen runter, den er gerade noch im Mund
hat, und antwortet: „Ja, ich spiele heute alleine
meinen Teil ein. Willst du mal zuschauen?“
Natürlich will ich. Wenige Minuten später hämmert er auf ein Schlagzeug ein. Der Rhythmus
ist gut, ich fange an mitzuwippen. Aber leider
muss ich los. Ich lasse noch die Rechnung vom
Studioassistenten Rico begleichen und fahre so
schnell es geht zurück in die Pizzeria.
44
CALL A PIZZA: DER STUDIOBERICHT
You can get it if you really want
Es läuft wie geschmiert. Täglich fahre ich in
das Studio und sammle neue Informationen.
So weiß ich inzwischen, dass sich diese
Gruppe „die ärzte” nennt und sich „mit einem
kleinen Konzert vor auserlesenen Freunden”
an Silvester auf die Aufnahmen vorbereitet
hat. Ansonsten scheinen sie ganz nett zu sein
– und sehr arbeitswillig: Von 13 bis 23 Uhr sind
sie täglich im Studio, mitunter sogar länger.
Terrordrohungen wie auf meinem Band gab es
übrigens keine mehr. Die Musik hingegen beginnt mir mehr und mehr zu gefallen. Fast hätte
ich Lust, meine Mundharmonika rauszuziehen
und mit den drei Burschen eine Runde zu jammen. „Nein, Gastmusiker brauchen wir bislang
noch nicht”, ist jedoch die schroffe Antwort.
Nun gut.
© Rod
Mirko und Olli, die beiden Tontechniker, sind da
schon freundlicher. An einem Tag sind nur die
beiden da und fummeln an diversen Knöpfen
herum. Das ist meine Chance! Ich frage nach,
was sie denn von den Dreien halten. „Die sind
echt klasse! Also, wenn die nicht im Herbst
den ganzen Mist in Deutschland wegpusten,
dann weiß ich auch nicht.” Pling! Sofort bin ich
hellwach. Sollten diese Kerle wirklich so dumm
sein und mir das wahre Ansinnen der Doktoren
verraten? Habe ich hier in Berlin etwa eine Terrorzelle ausgehoben? Ich muss ruhig bleiben.
Scheinbar uninteressiert frage ich nach: „Wie
meinst’n das?” – „Na, das Album, was wir hier
aufnehmen..” Er verrät mir tatsächlich ihren nsteren Plan. Mein Herz pocht wild. „Das Album
wird wohl das heißeste, was es derzeit auf dem
Musikmarkt gibt. Und weißt du auch, warum?
Weil die Jungs Spaß dran haben. Weil sie das
nicht wegen des Geldes machen. Sagen sie
zumindest.” Das war alles? Ich muss weiter
nachbohren! „Aha, und was meinst du mit ‚wegpusten’?” – „Na, diese ganze Chartscheiße.
Die muss endlich mal wieder jemand auf die
hinteren Plätze verweisen.” Die zwei geben mir
Pizza belegt mit Sushi-Maki.
Bäh, wer isst auch so etwas?
Nach meiner Erfahrung nur
Gangsterbosse oder geistig Verwirrte.
einen ausdrücklichen Exkurs über die deutsche
Musiklandschaft. Von vielem hatte ich ja gar
keine Ahnung – immerhin habe ich, seit Schallplatten von CDs abgelöst wurden, musiktechnisch aufgrund mangelndem Equipments kaum
Neuigkeiten kennen lernen können.
In der Nacht kommen mir Zweifel an meinem
Auftrag. Diese Drei sind doch eigentlich ganz
nett – bis auf ein paar Ecken und Kanten, aber
die hat jeder. Kann ich das moralisch wirklich
verantworten, dass ich sie verrate? An einen
solchen Menschen, der Musik dermaßen pervertiert? Bis in zwei Tagen muss ich eine Antwort nden.
Am nächsten Tag betrachte ich mir den Dritten
im Bunde, Rod. Er ist deutlich ruhiger als die
anderen zwei und meldet sich oft nur zu Wort,
wenn eine Entscheidung ansteht. Er ist mir gegenüber auch immer sehr hö ich und fast schon
zurückhaltend. Ein angenehmer Bursche. Geht
ganz in seiner Musik auf. Wenn ich doch nur
auch noch einmal so jung wäre..
CALL A PIZZA: DER STUDIOBERICHT
45
Das Gewissen siegt
© Pixelio
© Pixelio
Ich
habe
mich
entschieden. Es gibt
wirklich noch Menschen, die an das
glauben,
was
sie
machen. Ich kann es
nicht
verantworten,
so etwas zu verraten. Ich rufe meinen
Auftraggeber
an:
„Waaaas? Kannnsse
nich machen, Aldäär.”
– „Das kann ich wohl.
Unsere Geschäftsbeziehung ist beendet.”
– „Häää? Des ist jetzt
nich’ dein Ernst. Du
kommst zuerst in mein
Büro und sagst du willst den Auftrag haben
und dann wenn ich dir so ’ne Schangse gebe,
nimmst du die nicht wahr? Ich glaub, es hakt.
Da sind genügend andere Leude, die das gerne
machen würden…” – „Hey! Du bist hier nicht in
Mein Bringdienstwagen
deiner komischen Fernsehshow”, unterbreche
ich ihn. „Ey, das ist jetzt trotzdem totale Scheisse, Mann! Ich hab echt keinen Bock mehr auf
dich. Dich mach ich feddich! Dich weddich
nden!” Ein Klicken in der Leitung – er hat
aufgelegt.
Jetzt ganz ruhig, Johnny. Als erstes werde ich
meine Sachen packen, und dann nichts wie
weg hier. Die Mittel hat nicht mal ER, um
mich so schnell aufzuspüren, wie ich hier
verschwunden bin. Als ich eine Dreiviertelstunde später die Straße betrete, ist Rush
Hour. Ich kann also wohl unbemerkt üchten,
hier kriegt mich keiner. Nur noch diese
Seitenstraße, dann hab ich’s geschafft, dann
erreiche ich den rettenden Ostbahnhof. Ein
Lastwagen hält und lädt seine Fracht aus.
Hinter ihm muss ich über die Straße. Im Vorbeigehen lese ich die Beschriftung - „Spreewälder Gurken”. Ich höre Reifenquietschen.
Dann geht es ganz schnell. In meinem Kopf
rattern die Zahnräder: Straße. Auto. Gurkenlaster. Klick. „Scheiße!”, schreie ich laut und
springe zur Seite. Da kracht auch schon ein
blauer Polo mit Eggenfelder Kennzeichen in
den LKW. Um ein Haar.
Ich renne. Immer schneller. Sie sind hier!
Sie sind mir dicht auf den Fersen! Ich muss
abtauchen. Für wie lange? Ich weiß es nicht.
Auch nicht, ob ich das hier überleben werde.
Was ihr tun könnt? Kauft dieses Album! Vielleicht hilft es wirklich, vielleicht ist Deutschland noch nicht verloren. Es ist, meine, eure
- unsere letzte Chance! Nutzt sie, lasst euch
nicht so einlullen wie ich…
Johnny S.
46
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
die ärzte bei
Rock im Park +
Rock am Ring
Am Wochenende nach P ngsten war die beste Band der Welt unterwegs
quer durch Deutschland. Sie spielte, wie zuletzt vor genau zehn Jahren,
erst in Nürnberg bei Rock im Park und danach am Nürburgring bei Rock
am Ring.
Der Auftritt bei Rock am Ring wurde dieses Jahr live auf MTV übertragen,
die meisten von euch dürften also zumindest im Fernsehsessel dabei gewesen sein. Von Rock im Park war bisher wenig zu hören. Aber DÄOF war
auf beiden Festivals für euch dabei! Lest hier, was so alles passiert ist
– und natürlich kommt auch ihr, die Fans, ausgiebig zu Wort!
1. Juni 2007
Rock im Park
Wie könnte man sich die Zeit bis zum Erscheinen des neuen die ärzte Albums besser vertreiben, als mit einem Konzert der besten Band
der Welt? Das müssen sich auch die vielen
Fans gedacht haben, die bei Rock im Park die
Chance nutzten, nach dem grandiosen Silvesterkonzert ihre Lieblingsband wieder live auf der
Bühne zu erleben. Tausende lockte es bereits am
Donnerstag auf das Festivalgelände in Nürnberg,
wo sie sich ihre Park- und
Campingplätze sicherten
und sich „häuslich“ einrichteten. Einige schwänzten
sogar extra die Schule, um
dieses Event miterleben zu
können.
© mia, # 971
Am Freitagabend war es
dann endlich soweit. Obwohl es den Nachmittag
über immer wieder mal
wie aus Kübeln schüttete, konnte das die Fans
natürlich nicht davon abhalten, auf den Auftritt ihrer Band zu warten.
Nachdem man sich durch die Auftritte von z.B.
Good Charlotte und Korn schon mal aufwärmen
konnte, sollte es um 21.15 Uhr dann endlich
losgehen.
Die Fans warteten gespannt, und mit ein wenig
Verspätung betraten dann kurz vor halb zehn
drei Herren mittleren Alters in Anzügen (ja, tatsächlich in Anzügen) die Bühne und brachten allein durch diesen Auftritt die Menge zum Rasen.
Beinahe wären sie auf der anderen Seite der
Bühne wieder davon marschiert, entschieden
sich dann aber glücklicherweise doch dafür, zu
bleiben
und die
Massen
zu rocken.
Es ging
d a n n
a u c h
gleich,
w i e
schon
bei früheren
Konzerten, mit
„Nicht
allein“
richtig
los. Wie gewohnt war das Publikum von Anfang
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
Nicht Allein
Hurra
Ignorama
Motherfucker 666
Sommer nur für mich
Komm zurück
Bravopunks
Yoko Ono
Popstar
Rettet die Wale
Der Graf
Erna P.
Deine Schuld
Geisterhaus
Friedenspanzer
Mach die Augen zu
Manchmal haben Frauen
Angeber
Ein Mann
Wie es geht
Kopfüber in die Hölle
Ist das alles
1/2 Lovesong
Schrei nach Liebe
Anneliese Schmidt
Dinge von denen
Unrockbar
Westerland
Elke
an
begeistert
dabei und sang
lautstark
mit.
Nach „Hurra“ erfolgte dann erstmal die übliche
Begrüßung mit
dem bescheidenen Hinweis
darauf,
dass
man es jetzt mit
dem Headliner
des Abends zu
tun hätte. Nach
einer kleinen La
Ola zum Aufwärmen (natürlich
keine gewöhnliche von vorn
nach
hinten,
sondern etwas
anspruchsvoller
von links nach
rechts), ging es
dann passend
zum aktuellen
Thema G8 Gipfel weiter mit
„Ignorama“.
Es folgten weitere Klassiker,
wie z.B. „Ein Sommer nur für mich“ und „Bravopunks“. Die Pausen zwischen den Titeln wurden unter anderem genutzt, um das Publikum
mit Hey-yeah Chören wieder etwas anzuheizen
oder einfach mal spontan über den Titel des
neuen Albums zu diskutieren.
Z w i schendurch
machten
s i c h
d a n n
d o c h
auch mal
das Alter
und die
erste Alzheimer-Anzeichen bemerkbar, was sich durch
den einen oder anderen vergeigten Einsatz
oder vergessenen Text äußerte. Aber Farin,
der gerade den Einsatz bei „Popstar“ verpasst
hatte, war natürlich auch hier um keine Ausrede
verlegen und bekannte sich offen dazu, nicht
multitaskingfähig zu sein. Zitat: „Während ick
rede, is meine Gitarre aus.“
Aber auch einige Überraschungen hatte das
Konzert zu bieten. So haben sie völlig unerwartet einige der ganz alten Klassiker gespielt:
„Erna P.“ und „Anneliese Schmidt“, letzteres sogar inklusive live Gitarrensolo von Bela B.. Und
auch „Elke“ wurde bei der Silvesterparty doch
nicht zum letzten Mal gespielt, sondern fand
ihren Platz in der zweiten Zugabe.
Für die Einleitung der zweiten Zugabe mit
„Dinge von denen“ hatten sich Farin und Bela
auch diesmal wieder etwas ganz besonderes
einfallen lassen. Passend zur Region, in der
das Konzert stattfand, kamen Bela als Nonne
und Farin als Priester auf die Bühne und machten es Rod, der einen starken Lachanfall nicht
unterdrücken konnte, unmöglich, seinen Text
weiter zu singen.
© mia, # 971
SETLIST
ROCK IM PARK
47
Bevor das Publikum schließlich in die Nacht
verabschiedet wurde, gab es dann aber noch
eine Hausaufgabe. Da am Sonntag ja noch die
Beatsteaks spielen sollten, hat Bela das Publikum gebeten, sie irgendwann zu unterbrechen
und ihnen schöne Grüße von den Ärzten auszurichten. Und wir können an dieser Stelle berichten, dass diese Grüße am Sonntag von den
Fans auch erfolgreich ausgerichtet wurden.
Leider mussten sie das Konzert dann vorzeitig beenden, weil auf der Alternastage noch
Wir sind Helden auf ihren Auftritt warteten. So
konnten sie die letzten drei Titel leider nicht
mehr spielen und entließen das Publikum mit
dem Anfang von „Zu spät“, der dann von den
Fans selbst gesungen wurde, in die Nacht. Aber
auch trotz dieses Abbruchs waren die Fans
begeistert von dem Konzert, was man unter
anderem an den Kommentaren zum Konzert
sehen kann.
Manu
48
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
Am Tag nach dem Rock-imPark-Auftritt der Ärzte gab es
ein kurzes Fantreffen. Ein paar
DÄOFler kamen zu Wort, um
uns zu berichten, wie sie das
Konzert erlebt haben:
_P4e_, # 1248
Das Konzert war natürlich super geil, ohne
Frage. Erste Reihe war
P icht. Meine Begleitperson war der festen
Überzeugung, dass ich
es auf keinen
Fall
dorthin
schaffe - ich
hingegen hab
mir das fest vorgenommen und es hat
dann auch geklappt. Das Konzert war
an sich megageil, genug Sprüche und
schön viele Verspieler, was die ganze
Stimmung noch gesteigert hat. Und
das reicht erstmal für die nächsten
zwei Monate, dann fängt der Entzug
wieder an... Bis zum Album erstmal
warten und bademeister.com jeden
Tag besuchen. Aber das Konzert war
mega, es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Ich wäre auch nur für die Ärzte
gekommen, für 5 Minuten hätte ich
dasselbe Geld ausgegeben. Eine
Überraschung waren Papstkostüm
und Nonne! Bela als Nonne ist unwiderstehlich. Und Rettet die Wale und Erna P. auf
jeden Fall, das war das Beste! Aber erste Reihe
kann sehr schmerzvoll sein - ich habe allein am
linken Bein sechs blaue Flecke, am rechten
Bein drei. Mein Busen ist komplett blau durch
die Absperrung. Das war schon beim letzten
Farinkonzert so, und ich konnte heut Nacht absolut nicht schlafen, und meinen Nacken kann
ich auch nicht wirklich bewegen. Aber jedes Mal
wieder, ich bereue
nichts!
Spackinator, # 622
Ich fand das Konzert
auf jeden Fall hammergeil. Am Anfang,
als sie auf die Bühne
kamen, das war ein
unbeschreiblicher
Moment. Dann haben sie angefangen zu spielen, und vor der Bühne war das ein wahnsinniges Gequetsche. Ich war vorne, fast in der
ersten Reihe, aber ich bin dann weiter nach
hinten, weil mir das echt zuviel war. Ich hatte
ja mein schönes Transparent mit dabei, und ich
hatte mich vor dem Konzert noch mit ein paar
Leuten abgesprochen, dass ich das mit denen
hochhalte. Die hab ich dann aber verloren, als
das Gequetsche losging. Zum Glück hab ich
dann weiter hinten noch ein paar Leute gefunden, die mir geholfen haben. Und dann hab ich
gesehen, wie Rod das so gelesen hat - "was
steht denn da?" - war auf jeden Fall lustig. Es
war ein bisschen kurz, das Konzert, fand ich.
Und es war auch ein bisschen blöd, dass sie
es nicht ganz spielen
konnten, weil Velvet
Revolver für Verzögerung gesorgt hat. Aber
war schon hammergeil. Am tollsten fand
ich Dinge von Denen,
wo Farin und Bela in
ihren Kostümen auf
die Bühne gekommen
sind. Dann Rettet die
Wale, Erna P. und vor
allem Schrei nach Liebe. Schrei nach Liebe
auf diesem Areal hier
- das ist ja das ehemalige Reichsparteitagsgelände, das hier hat
alles Hitler und Speer
aufgebaut, und jetzt
hier ein Antinazilied zu spielen, das ist einfach
unbeschreiblich.
Clod, # 1405
Ich hab im Forum ein Bild drin gehabt von 'nem
T-Shirt, leider noch ohne Kommentar. Aber mit
diesem Kommentar ist es bei Rod hinge ogen.
Rod hat jetzt dieses
Shirt! Das ist wirklich bei
ihm. Das ist so geil... Er
hat sich amüsiert und
hat erstmal gesucht,
wer es geschmissen
hat. Und ich bin da so
rumgesprungen und hab
gewunken. Richtig geil.
Er hat es sich glaub ich
gemerkt. Es lag dann
zwischen seinem kleinen
Computer und seinem
Trinken.
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
49
Und welches hast Du nicht
erwartet?
Anneliese Schmidt und Erna
P.
Was hast Du vermisst?
Nichts in der Welt.
greendevil, # 69
Es war geil! Ich kann da
nicht viel mehr sagen, alle
sagen dasselbe, es war geil,
ja. Ich denke, Deine Schuld
hat mir am besten gefallen,
das war cool, wirklich. Aber
Anneliese Schmidt war auch
cool! Das war schön, das war
geil. Nichts in der Welt hätte
schon noch kommen können,
oder sowas wie Zitroneneis!
BästOf, # 2410
Das
Konzert
war super geil!
Es hat sich
absolut gelohnt,
meine Rippen
zu brechen und
meinen Bauch
zu
zerquetschen... Ich bin
hauptsächlich wegen den Ärzten hier. Das ist
ein bisschen doof, weil das Highlight jetzt schon
vorbei ist. Aber macht nix. Das tollste Lied war
Kopfüber in die Hölle - und zurück! Das war
hart, das hat ja auch wehgetan, irgendwie. Ich war vorm Wellenbrecher, das war
eigentlich vorne, könnte man so sagen.
Große Überraschungen gab's eigentlich...,
hmm, weiß nicht, na doch, die tollen Kostüme, die sie nachher anhatten. Bela als
Nonne war cool, einfach nur geil. Aber bei
Ärzte statt Böller hatten sie ja auch tolle
Tierkostüme. Das war megageil. Nur schade, der Hasenkopf
hat ja damals nicht
überlebt, der wurde ins Publikum
geschmissen und
zerp ückt.
Rami, # 1408
Was war das tollste
Lied?
Deine Schuld.
Ich war nicht bei
Ärzte statt Böller,
aber ich denke,
das wäre noch
geil gekommen.
Oder was von
Haar oder von
Frisur oder so,
das wär noch geil
gewesen,
aber
- war ja trotzdem
gut. Es hat sich
gelohnt, und ich freu mich mal auf die Tour, die
wird sicher gut.
50
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
Das sagen also die Ärzte-Fans.
Aber, was sagt Otto Normalfestivalbesucher?
Wir haben nachgefragt:
Wie war das Ärzte-Konzert gestern?
- Hammer. Geil.
Hast Du sie vorher schonmal gesehen?
- Nein. Also, ich hatte Bela gesehen.
Hat es sich gelohnt?
- Auf jeden Fall!
Du wirst sie Dir also
nochmal angucken?
- Wenn ich ‚ne Karte
bekomme, ja.
Was ist der Höhepunkt für Dich bei
RiP?
- Linkin Park.
© pinguin, # 57
Wie war das ÄrzteKonzert gestern?
- Also, scho kuuhl.
Stimmung war geil ond
so. Hat elles ‘basst.
Hast Du sie vorher
schonmal gesehen?
- Ah, nei. Des wars erschte Moal.
Und, haben sie Dich überzeugt?
- Ja, also i nd d‘Ärzte scho ziamlich kuuhl.
Und das Festival insgesamt?
- Joah, ses san irgendwie zu viele Leute, koi
Ahnung. Also, es isch einfach z‘viel.
Wart Ihr gestern beim Ärzte-Konzert?
- Uh, can you speak English for us?
Did you see the German band Die Ärzte
yesterday?
- Yeah, I think we saw it. We sang along, we
never heard the text before, and it was very
cool! And then we asked a person inside the
tent “what’s playing now?”. And he had this tshirt “Die Ärzte”.
Where are you from, and what band are you
here for?
- From Norway, and we are here for Smashing
Pumpkins!
And any interesting bands for you today as
well?
- Linkin Park. Actually, we only got the wristbands now, we’re not that organized yet. And
we got in without bands yesterday. We take it
on our charme!
Warst Du gestern beim Ärzte-Konzert?
- Nein.
Warum nicht?
- Weil ich die Ärzte persönlich nicht so toll nd.
Ich nd's okay, aber da hätt ich mir lieber die
Scissor Scisters angeschaut, aber die hab ich
leider auch verpasst. Ich hab alles verpasst
gestern.
Für wen bist Du da?
- Auf jeden Fall schau ich mir jetzt die Hives an
und danach Smoke Blow.
Warst Du gestern beim ÄrzteKonzert?
- Ja, ich war da. Es war sehr geil.
Würdest Du Dich als Fan bezeichnen?
- Ja, würd ich sagen, auf jeden
Fall.
Und was war die größte Überraschung?
- Dass sie so viele alte Lieder gespielt haben, würde ich sagen. So
Anneliese zum Beispiel, oder das,
was auf der Rückseite von Paul
drauf war, mir fällt jetzt der Titel
nicht mehr ein - ach ja, Erna P. -,
oder Popstar auch. Das war nicht
schlecht, die alten Sachen.
Und wegen wem bist Du hier?
- Ganz viele Sachen. Also, diesmal Rock im
Park ist sehr schön. Ärzte, heute Arctic Monkeys, Hives, Muse, Linkin Park, Arctic Monkey
- alles mögliche.
Wie war das Ärzte-Konzert gestern?
- Supergeil. Das beste bis jetzt vom ganzen
Festival.
Kanntet Ihr sie vorher, schonmal live gesehen?
- Ja.
Was sind die Hauptbands, wegen denen Ihr
hier seid?
- Ärzte, Hives, Beatsteaks. Und Stefanie Hertl,
aber die kommt erst nächstes Jahr. Hansi
Hinterseer. Und jetzt gehn wir zum Patrick
Lindner!
Hast Du die Ärzte gestern gesehen?
- Nein, ich wollte sie nicht sehen, nicht mein
Stil.
Welcher Band/s wegen bist Du da?
- Für My Chemical Romance, The Kooks, Wir
Sind Helden.
Wie war das Ärzte-Konzert gestern?
- Super! Sehr viele Zugaben. War einwandfrei!
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
3. Juni 2007
Rock am Ring
51
denn wir wollten die beste Band der Welt heute
of ziell zu DÄOF-Ehrenmitgliedern küren. Wir
verabredeten uns für 19 Uhr MEZ vor dem Backstage-Eingang an der Center-Stage - eine einfache
Sache, wenn nur ca. 1.000 Leute vor der Bühne
Eigentlich hat dieser Sonntag wie
stehen,
jeder andere Tag auch angefangen:
a b e r
Man pellt sich zwischen 10 und 11 Uhr
d a z u
morgens aus dem Bett und stärkt sich
k o m bei einem ausgiebigen Frühstück mit
men wir
Weißbrot und Orangensaft für einen
später...
langen Tag - wie lang dieser sein sollte,
Was also
konnte ja keiner ahnen. Kurz vor 12
tun
mit
Uhr schubsten wir unseren Kleinwagen
der Zeit?
auf die Straße Richtung Nürburgring.
Wir beDie restlichen Kilometer durch die
schlosmalerische Vulkaneifel konnte Stefan
s e n
dabei nicht wirklich bestaunen, denn
erstmal,
unser Auto wurde zum mobilen Büro
eine kuliumfunktioniert und sein Handy war ihm
narische
mittlerweile als kleidsames Accessoire
Entdean seinem rechten Ohr festgewachsen.
ckungsIrgendwie schaffte er es aber nach
r e i s e
Überredung doch noch, sich davon
über das
zu lösen, und wir drangen ins Herz
Festivaldes Geschehens ein - sichtbar durch
Gelände
eine Horde von Menschen und etliche
zu unterZelte in den entlegensten Winkeln. Vor
nehmen,
der Kirche in Nürburg fanden wir dann
schnupeinen Spitzenparkplatz, von wo aus es
perten an
nur noch wenige Meter bis zum Ring
diversen
waren. Nachdem wir unsere Tickets in
Töpfen,
Empfang genommen hatten, betraten
Tiegeln
Achtzigtausend!
wir gegen 14 Uhr zum ersten Mal den
und PfanAsphalt und schnupperten Festival-Luft
nen und
- roch aber ziemlich streng. Bald darauf liefen wir
streichelten unsere Magenwände anschließend mit
auch unseren Leidensgenossen vom die ärzte-Maunseren Lieblingsspeisen Crêpe und gebratenen
nagement über den Weg - klar, waren ja auch nur
chinesischen Nudeln. Angelockt von Revolverheld
ein paar hundert Gestalten vor Ort. Einer von ihrer
(Wie ist so was möglich? Vielleicht die Faszination
Gang trug dabei scheinbar sein Frettchen auf dem
des Grauens oder einfach Faulheit?) machten wir
Kopf spazieren - hatte aber dafür eine stylische
es uns auf der Boxenmauer bequem - so mussSonnenbrille auf. Wir vereinbarten kurz den Termin
ten wir Revolverheld wenigstens nicht auch noch
für die Übergabe der Fanclub-Jacken an die ärzte,
sehen. Stefan stellte kurze Zeit später fest, dass
ein Muskelkater in den Oberschenkeln doch ein
erhebliches Handicap bei der Fortbewegung auf
einem so großen Festival darstellt. So wurde von
nun an jede Runde über den Ring wohlweislich
überdacht. Nachdem wir wieder von der Mauer
gesprungen waren, unternahmen wir einen Abstecher zum Coca-Cola Soundwave-Zelt, um uns
McQueen und Turbostaat anzusehen, und schon
wieder sollten wir auf das die ärzte-Management
treffen. Wurden wir verfolgt? Der Zeitpunkt für
die Jackenübergabe rückte immer näher, und
wir machten uns zum vereinbarten Treffpunkt auf
– um dort festzustellen, dass sich vor der CenterStage eine Horde militanter Slash- und Korn-Fans
eingefunden hatte und an ein Durchkommen
nicht zu denken war (Versuche unsererseits, dies
trotzdem herbeizuführen, wurden von den Anwe-
52
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
Nach diesem schönen Moment sollte nun das
Schlimmste an diesem Tag kommen: wir durften
uns einen kompletten Auftritt von Korn anhören.
Ein Trostp aster waren aber die Pausen zum Bier
holen und CurrySETLIST
wurst essen soROCK AM RING
wie der bevorstehende Auftritt von
Nicht allein
die ärzte. Diese
Hurra
betraten
dann
Ignorama
ohne
jegliches
Motherfucker 666
Intro, aber mit guLangweilig
ter Laune und in
Komm zurück
stilsicherem Out t
Bravo Punks
um 21.45 Uhr
Yoko Ono
die Bühne, um
Popstar
mit „Nicht allein“
Rettet die Wale
loszulegen. Kurz
Der Graf
darauf
stellten
Erna P.
sie sich mit „GeDeine Schuld
statten, Headliner
Geisterhaus
Friedenspanzer
der Name“ vor
Mach die Augen zu
und bewiesen in
Manchmal haben Frauen
den nächsten 2
Angeber
Stunden,
dass
Ein Mann
sie diesen Titel
Wie es geht
zu Recht trugen.
Kopfüber in die Hölle
Sie rockten alles
Ist das alles
kurz und klein und
trieben das Publi1/2 Lovesong
kum zu wahren
Schrei nach Liebe
Höchstleistungen
Anneliese Schmidt
an. Dieses war in
Rebell
allerbester Partylaune, und jeder
Dinge von denen
Song wurde freUnrockbar
netisch abgefeiWesterland
Elke
ert. Es herrschte
Zu Spät
eine unglaubliche
Stimmung
vor
Gute Nacht
Ort, die selbst
die ärzte sichtlich
beeindruckte. Farin hatte die irre Idee zu einer
Sitz-La-Ola, die dann auch prompt vom Publikum
aus den verschiedensten Richtungen umgesetzt
wurde. Das sah auf der Leinwand einfach nur
überwältigend aus – unglaublich. Eine La Ola ging
soweit nach hinten durch, dass man sie nicht mehr
sehen konnte – wahrscheinlich ging sie bis zur gegenüberliegenden Alterna-Stage durch.
Vor dem ersten Wellenbrecher wurde unterdessen
aufs Heftigste gepogt und im Kreis gelaufen, was
das Zeug hielt. Dass alle Songs mitgesungen wurden, brauchen wir wohl nicht zu erwähnen. Schön
war auch der Umstand, dass es Songs wie „Erna
P.“ oder „Anneliese Schmidt“ mal wieder ins Set
geschafft haben. Gegen Ende des Sets schien
Rod dann mit den Gedanken schon backstage zu
sein, denn er schwafelte ununterbrochen was von
„Votzenhammer“, was stets zur allgemeinen Belustigung beitrug, besonders wenn man bedenkt,
dass das Konzert live auf MTV übertragen wurde.
Nach über 2  Stunden stand mit „Dauerwelle vs.
Minipli“ dann der letzte Song auf dem Programm,
den das Publikum noch mal nutzte, um beim Pogo
wild übereinander herzufallen. Wir hasteten kurz,
aber schmerzvoll zu unserem Wagen zurück, der
seinen Platz vor der Kirche nicht eingebüßt hatte,
um wieder gen Heimat zu fahren.
Wir waren uns
einig,
dass
wir an diesem
Abend Zeuge
des
wohl
besten Festival-Auftritts
von die ärzte
ever geworden
waren.
die ärzte sind
und bleiben
ein einmaliges Erlebnis
- egal, wie
das klingt.
© _P4e_, # 1248 (@ RiP)
Das Management hatte uns eine Audienz von drei
Minuten für unsere Jackenübergabe freigeschaufelt, und wir durften die drei Herren nun in ihrer
Garderobe reichlich beschenken. Die Band freute
sich sichtlich über ihre neue Ausgehuniform, und
es wurde noch schnell ein Gruppenfoto geschossen und noch kurz über den Fanclub geredet.
©Rainer Imschloss (@ RiP)
senden nicht goutiert). Unsere Freunde vom die
ärzte-Management schritten aber ein und holten
uns vom Point Of No Return ab, um uns backstage
zu geleiten.
Anja und Evil Acker
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
Fanbericht
Happy End mit Die Ärzte
Am 31.5. begann mein Morgen schon mit wunderbarer Vorfreude auf RiP. Auch wenn das
wichtigste noch fehlte. Die bestellte Tageskarte
vom Fanclub war noch nicht da. Da ich von
10 bis 18 Uhr arbeiten musste el ich meiner
Freundin auf die Nerven, ob denn zu Haus meine ersehnte Post schon da wäre. Im Laufe des
Tages wurde meine Laune immer schlechter.
Ich konnte mich nur noch nicht entscheiden, ob
ich die Post oder den Fanclub ver uchen sollte. Von Arbeit dann endlich heim brauchte ich
53
kommenden Wartezeit, hab ich sogar noch da
Backchaos in der Küche beseitig. Und 12 Uhr
war es dann endlich soweit. Ein netter hübscher
Postmann blitzte schon von weitem in seinem
Gelb. Ich ng ihn gleich paar Eingänge eher ab
und quetschte ihn über meine Post aus. Bisschen musste ich warten bis er die Post von unsrem Haus durchsuchte, aber da war nix dabei.
Ich hab erstmal irgendwie einen totalen Nervenkollaps bekommen und hätte nur heulen können. Und auf einmal klingelt es. Noch mal der
nette Postmann. Ich renn runter, aber: falscher
Alarm. Denn das war nur noch ein dummes
Ebay Päckchen. Das hab ich später bestellt,
wie die Tageskarte für RiP und es war schon
da. Da ist echt was faul. 12.45 Uhr schaute
Die bestellte Tageskarte vom Fanclub war noch nicht da.
erstmal paar Schnäpsle zur Entspannung, denn
die Post war durch und nichts war mit Tageskarte. Also el es ach Donnerstag Abend, wie
es empfohlen war, nach Nürnberg zu fahren.
Irgendwie ging der Abend dann rum und ich
bekam sogar etwas Schlaf.
© dermitdä, # 423
Am 1.6. schon um 8 Uhr aufgestanden. Der
erste Gang führte mich zum Briefkasten, aber
nix los im Briefkasten. Dann erstmal gemütlich
zurecht gemacht und noch mal Tasche neu
gepackt. Nächster Gang zum Briefkasten war
um 9 Uhr. Immer noch gähnende Leere. Dann
geh ich eben noch mal wichtige Dinge einkaufen. Und wieder in den
dummen Kasten schauen. Nix los
da drin. Um 10Uhr hab ich mich
dann erstmal gemütlich auf mein
Fensterbrett gesetzt und nach
dem Postmann/frau
geschaut.
Dabei natürlich zur Beruhigung
Ärzte gehört. 11 Uhr gab es immer
noch nix Neues. Mist wird’s, wenn
man bedenkt, dass die Post hier
zwischen 8 Uhr und 17 Uhr liefert.
Und von Dresden, ja hier wohn
ich, bis Nürnberg sind es auch
noch gute 4 Stunden zu fahren.
Morgen muss ich natürlich um 12
Uhr auch wieder auf Arbeit sein.
Während meiner, mir ewig vor-
meine Freundin noch mal in Briefkasten aber
immer noch die bekannte gähnende Leere, wie
schon den ganzen Tag. Jetzt bin ich echt schon
fast soweit, dass ich alles aufgegeben hab. Nur
ein Wunder kann noch helfen. 14.30 Uhr wieder
der übliche Gang in die Leere. Aber inzwischen
hab ich mich ein bisschen beruhigt. Außerdem
hab ich mal probiert den Fanclub per Mail zu
erreichen, aber die scheinen alle schon bei RiP
und RaR unterwegs zu sein. Momentan weiß
ich grad nicht, wie ich den Tag vollenden soll,
wenn die Karte echt nicht mehr hier ankommt.
16.30 Uhr kann ich mein endloses Warten
54
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
endlich beenden, denn ein Anruf vom Fanclub,
Stefan Üblacker war es, wenn ich mich nicht
irre, klärte mich auf. Er teilte mit nun endgültig
Am liebsten hätte ich jeden
umarmt,
der mir über den Weg
gelaufen ist.
mit, dass meine bestellte Karte nie bei mir ankommen wird. Da die Post meinte sie müsste
den Brief wieder an den
Fanclub zurückschicken.
Überlagerung oder so
was, obwohl es ja erst
seit Dienstag unterwegs
ist. Naja, soviel zur Post.
Irgendwie war ich dann
richtig erleichtert, dass
nicht der Fanclub „Schuld“
an der Misere hat.
Wenn ich jetzt noch ein
bisschen
Glück
hab
komm ich vielleicht noch
irgendwie zu Rock am
Ring, auch wenn der Weg
weiter ist und ich Montag
schon 10 Uhr auf Arbeit
antreten muss.
Heut ist nun Samstag der
2.6. Hab den Tag gestern
etwas verarbeitet, bin
aber immer noch irgendwie leer. Aber naja, ich
muss dann erstmal wieder meinem Arbeitsalltag
folgen. Da komm ich wenigstens ein bisschen auf
andere Gedanken.
Ja, mit anderen Gedanken war auf Arbeit
irgendwie nichts. Hatte ein super grimmiges
Gesicht. Aber da vibrierte es auf einmal in meiner Tasche und, auch wenn wir während dem
Dienst nicht telefonieren dürfen, bin ich einfach
mal rangegangen. Der Herr Üblacker wieder
persönlich. Und es waren so gute Nachrichten,
dass sich mit einem Mal ein breites Grinsen auf
mein Gesicht setzte. Ich darf morgen bei Rock
am Ring dabei sein. Am liebsten hätte ich jeden
umarmt der mir über den Weg gelaufen ist.
Einfach genial.
Nach der Arbeit hatte ich noch ein paar Erledigungen zu machen und circa um 20Uhr machte
ich mich auf den Weg von Dresden zum Nürburgring. Hab die ganze Strecke sogar ohne Verfahren geschafft. Das klappt sonst nie. 3 Uhr in
der früh hatte ich dann endlich einen Parkplatz
und nun wollte ich eigentlich nur noch schlafen.
Doch irgendwie hielten mich die 5 Dosen Kaffee, die ich auf der Hinfahrt verputzt hatte und
sehr laute, nächtliche Schlager erstmal davon
ab. Irgendwie schlief ich dann trotzdem ein.
Am 3.6. wurde ich
dann von lieblich
lautem
Wohnwagenhupen geweckt,
obwohl ich noch bis
12 Uhr Zeit hatte.
Denn die Shuttle
Busse standen erst
ab 12 Uhr zur Verfügung. Naja, ich
konnte mir dann mit
allem sehr viel Zeit
lassen und irgendwie schaffte ich es
die Zeit totzuschlagen.
Am Festplatz angekommen, begab
ich mich auf die
Suche nach meiner
Karte, um die sich
der Herr Üblacker
so liebenswert bemüht hat. Nach ein
bisschen
Suchen
und ein wenig hin
und her laufen hielt
ich dann das gute
Stück in meinen
Händen. Dann noch Bändchen geholt und ganz
gemütlich ab vor die Bühne. Dabei entschied ich
mich für einen 1. Reihe Platz hinter dem zweiten Wellenbrecher, weil ich mich irgendwie noch
nicht so recht t fühlen wollte. Nun stand ich da
und genoss von 14.00 Uhr ab das Programm
an der Centerstage. Nach 21 Uhr und paar
Zerquetschen ging es dann endlich los. Meine
gute Stimmung konnte mir nun nichts mehr in
der Welt nehmen. Bis kurz vor halb 1 durften
circa 80000 Menschen das Spektakel aus Sitzlaola und Charme genießen. Es war wirklich
ROCK IM PARK + ROCK AM RING
55
herrlich. Als das Konzert dann zu
Ende war wurde ich wieder in
die P icht gerufen, denn ich
musste zu meinem Auto, weil
ich 10 Uhr schon in Dresden
arbeiten musste. Da mit dem
Ende des Ärzte Konzerts auch
ein reger Abreisestrom startete,
lief ich gut 1 Stunde zu dem
Parkplätzchen, wo mein Auto
stand. Um 3 Uhr ging es dann
wieder Richtung Heimat. Und
ich war Pünktlich…
© dermitdä, # 423
Ich möchte mich von ganzem
Herzen beim Fanclub und besonders bei Stefan Üblacker
bedanken, dass ihr es mir doch
möglich gemacht habt Die Ärzte
zu sehen. Wenn man endlich
beim Konzert steht vergisst man
wirklich jede Strapaze, die man selbst oder
andere dafür auf sich genommen haben. Ein
riesiges Dankeschön!!!
Bezaubernde, # 364
Fritz82:
“Jetzt wird Rod
FEEEEEEEEEE
ekelig..
HIILLFFFFFFFF-
AtomGnom:
“Ui... ist Bela schwanger? “
Kommentare aus dem DÄOFForum zur Live Übertragung.
“Hm... das war ne coole Einstellung eben. Bela
so von hinten und der Lichtschimmer außen
rum...
bubi:
“Ich hab ne Gänsehaut !!!”
‘Ein Licht ganz am ende Tunnels!!’”
Lady:
”Bela hat Knochen als Sticks xD
Edit: Jetzt nicht mehr .. ins Publikum
geworfen.”.
Campi:
“Und grinst Rod nicht ein bißchen
so, als würde er das Ganze nicht
glauben können?”
“oh Gott
Farin fängt an zu reden und kommandiert rum
WIE GEIL WAR DAS DENN”
“Killerplauze!”
“dazu nur:
... ich will Rockstar sein! Ich will auch kein Geld,
ich will nur Sitzlaolas! “
56
BEATSTEAKS
„Wie kannst du bei den Beatsteaks
ruhig sitzen bleiben...“
Es ist der 06.06.07 und die Beatsteaks laufen in Hannover auf. Die
beste Gelegenheit für DÄOF, sich
zwei der fünf Jungs zum Interview
zu schnappen. Während draußen
die Sonne Löcher in den Boden
brennt, machen wir es uns mit der
„besten Band des Universums“
auf dem Boden der AWD Hall bequem…
Die Einstiegsfrage ins Interview sollte eigentlich „Wie fühlt ihr euch als zweitbeste
Band der Welt?“ sein. Aber das hat sich
ja nach Rock am Ring erledigt: „Die beste
Band des Universums“ also...
Peter: Ja, wir sind halt einfach noch ein Stückchen weiter gefahren.
Thomas: Das Universum ist für uns entdeckt.
Abzüglich Mondwelt.
Peter: Na ja, es geht primär eigentlich um die
Vorherrschaft in der Milchstraße.
Thomas: Das ist wahrscheinlich das am härtesten umkämpfte Gebiet.
Kämpfen da mehrere drum?
Thomas: Nee, momentan nur zwei Bands.
Die ärzte haben
vielleicht die bessere
Ausrüstung, aber wir
sind zwei mehr.
Bela meinte ja bei
RaR, dass die ärzte
die beste Band auf
dem Mond wären.
Der wäre dann ja
somit auch schon
mal weg.
Thomas: Dann wäre
für uns zum Beispiel
der Saturn noch frei. DÄOF mit den Beatsteaks
Pluto...
Peter: Nee, der Pluto ist ja jetzt leider nicht
mehr in unserem Sonnensystem.
Venus...
Thomas: Venus wäre sehr sehr gut. Das klingt
ganz nach uns. Das klingt ein bisschen sexuell.
(alle lachen)
Okay... versuchen wir, einen tieferen Sinn
hier reinzukriegen. Was habt ihr gedacht,
als ihr zum ersten Mal „Unrockbar“ gehört
habt?
Peter: Äh...da waren wir natürlich ganz schön
geschmeichelt. So ein bisschen wie der musikalische Ritterschlag wahrscheinlich für so ne
Band wie uns.
Hat euch der Song populärer gemacht, oder
habt ihr sonst irgendwelche Veränderungen
bemerkt?
Peter: Ja...ich kann jetzt
nicht konkret sagen „Wegen
dem Lied ist jetzt das und
das passiert“. Aber natürlich
haben wir die Schützenhilfe
der Ärzte doch sehr gemerkt.
Auf jeden Fall.
2001 wart ihr ja Vorband
bei die ärzte. Davor bei den
Hosen. Was hat euch diese
Zeit gebracht? Habt ihr
dazu lernen können?
Thomas. Ja! Von beiden
haben wir viel darüber gelernt, wie man so
sein Business macht, wie man seine Vorbands behandelt, faire T-Shirt-Preise, faire
BEATSTEAKS
57
Eintrittspreise...der ganze Kladderadatsch, der
damit zusammen hängt. Das ging dann bis zu...
also vom Tipp „Ey, wieso stellt ihr da nicht nen
Verfolger auf, dann sieht man den Gitarristen
beim Solo besser“ bis zu „Ja, wir treffen uns alle
eigentlich einmal die Woche und bereden alles,
was in der Band so anfällt.“. Also wirklich alles
Mögliche haben wir da mitgenommen. Von den
Ärzten lernen heißt siegen lernen.
Weile mit beschäftigen.
Ist eigentlich euer aktuelles Album immer
euer Lieblingsalbum?
Thomas: Ja, zwangsläu g so ein bisschen,
oder? (zu Peter) Weil die Songs noch frisch
sind und die Songs sich jetzt immer noch entwickeln. Aber wie sich das Album letztendlich
dann einreiht in die anderen... das merken wir
Was mir immer in
Erinnerung bleiben
wird, war euer Geheimgig 2002 im
Mauerpark in Berlin.
Da habt ihr ja vorher
bei Vopo Records
eine
Autogrammstunde
gegeben,
und Farin stand mit
allen anderen Fans
in der Schlange
nach Autogrammen
an...
© Stefge
Thomas: Ja, ja, genau. Und Farin hat
dann auch später
beim Konzert „Ready
to rock“ mitgesungen.
Peter: Ja, und Bela
Die beste Band des Universums?!
auch. War das bei
„Manowar“? Ick glauglaube ich erst viel viel später als alle anderen,
be... das war bei „Manowar“. Und da ist er dann
weil wir so tief, also auch jetzt auch immer noch,
noch ins Publikum gesprungen.
so tief drin stecken in dem Album. Kann man
irgendwie schwer sagen...
Kommen wir mal zu eurem neuen Album. Ihr
habt jetzt das zweite Mal ein Album mit etwa
Aber die Zusammenarbeit mit dem Produ30 Minuten Spielzeit veröffentlicht. Gab es
zenten Moses Schneider ist super, oder?
hierfür auch Kritik?
Peter: Ja, auf jeden Fall. Für uns ist es natürlich
immer ein schmaler Grad zweimal mit demselben Produzenten, weil wir ja auch einmal nicht
„Na ja, es geht primär eigentso ganz so tolle Erfahrungen gemacht haben.
lich um die Vorherrschaft in der
Aber wir haben ja dann immer Glück, es geht
Milchstraße“ (Peter)
ja immer gut. Mit Moses ist das total geil. Wir
haben auch überlegt, ob Moses der richtige
Mann ist. Denn wenn man einmal so ein Ding
Peter: Ja, die gibt es schon. Zwar sehr ver- abgerissen hat, ist das natürlich schwer, so ein
einzelt und so, aber die ist dann auch relativ Gefühl zu wiederholen. Aber er war dann bei
schnell zu entkräften, weil...
uns im Proberaum und wir haben ihm die Lieder
Thomas: Das beste Rockalbum aller Zeiten
vorgespielt und hätten wir dann nicht ehrliche
von Slayer, „Reign In Blood“, geht 28 Minuten.
Begeisterung bei ihm im Gesicht gesehen, hätAlso haben wir drei voraus. Und ich nde, dass
ten wir wahrscheinlich auch Zweifel bekommen.
in den 31 Minuten wirklich viel Information ver- Aber er war genau der richtige Mann wieder.
steckt ist. Also man kann sich da schon eine Hattet ihr Befürchtungen, dass „.limbo mes-
58
BEATSTEAKS
siah“ nicht an die „Smack Smash“ heran
kommen könnte?
Wie war denn der Videodreh zur neuen Single „Cut off the top“?
Peter: Na ja, jetzt weniger so „Kommt das an
Smack Smash“ ran. Für uns war das also vom
Gefühl her genau dasselbe. Wir wollten einfach
mit demselben Grinsen aus dem Studio rausgehen, wie wir es bei „Smack Smash“ gemacht
haben. Einfach war’s diesmal nicht, aber wir
sind mit demselben Grinsen rausgegangen.
Peter: Anstrengend! Obwohl... das ist falsch
gesagt, denn für Arnim muss es noch viel viel
anstrengender gewesen sein, weil er überhaupt
keine Pause hatte. Und wir hatten wenigstens
ab und zu mal zwischenzeitlich die Möglichkeit,
uns für ein Stündchen oder zwei abzulegen,
weil wir nicht gefragt waren im Bild. Das war
ganz gut. Und ich war trotzdem total fertig. Es
war eigentlich unser Offday, und es ging früh
um sieben quasi direkt los und wir waren irgendwann um vier am nächsten Morgen fertig.
Dann kommen wir mal zur DVD „demons
galore“, die bei der Special-Version vom
Album enthalten ist. Ein viel und heiß diskutiertes Thema...
Wer hatte die Idee zum Video? Ihr selbst?
Peter: Ja... wie viel davon ist wahr...
Seid ihr während des Filmens erst auf die
Idee gekommen?
Peter: Nee, das war von langer Hand geplant,
dass wir das genau so machen.
Thomas: Aber ein Körnchen Wahrheit steckt
Peter: Nein, sondern... wie heißt sie denn
jetzt... (zu Thomas)
Thomas: Sharon...
Peter: Sharon!
Thomas: Sharon... heißt die Regisseurin. Und
die hatte die Idee mit dem Video das so ein
bisschen, na ja, dass da so absurdes Zeug
passiert.
Peter: So ein bisschen angelehnt an „Fear and
loathing in Las Vegas”. Aber so ein klein bisschen halt nur. Es sollte jetzt nicht irgendwie eine
Kopie werden, sondern einfach... und es war
für uns auch das erste Mal so, dass wir nicht
genau wussten, was am Ende dabei rauskommen wird. Das war zwar ein großes Risiko, bei
dem Video jetzt nun noch mehr irgendwie, weil
wir da so, na ja, richtig schauspielern mussten.
Und das sind wir ja nun nicht so gewohnt. Aber
letztendlich durften wir uns ja dann selber ein
wenig schauspielern, deswegen ging’s dann
doch wieder.
Bei der Zeile „it’s me against the world” sieht
man Arnim mit einer „lebendigen Weltkugel”
tanzen. Wer spielt denn die Welt?
Peter: Ein ganz kleiner Mann. Es ist nicht Bernd
und es bin auch nicht ich! (alles lacht)
Wie sieht’s mit der Tour aus? Wie läuft’s?
Linkshänder Arnim Teutoburg-Weiß
immer drin. Also die einzelnen Rollen haben
schon immer was mit demjenigen zu tun.
Peter: Es könnte nicht besser laufen. Es ist
total unglaublich. Alles ausverkauft, zumindest
das allerallermeiste. Und die Konzerte werden
immer besser, irgendwie. Es ist irgendwie komischerweise genau so gelaufen, wie wir uns
dachten, dass es im Idealfall laufen könnte.
Also erstmal in den kleinen Clubs spielen, uns
wieder eingrooven überhaupt. Denn wenn du
lange nicht live spielst, musst du erstmal wieder
BEATSTEAKS
gucken, wie das geht. Und die Leute haben
es uns halt auch extrem einfach gemacht. Die
haben uns sofort abgefeiert.
Thomas: Also wie die Leute schon reagieren,
wenn wir auf die Bühne kommen. Die nehmen
uns mit offenen Armen auf. Vielen Dank!
Peter: Ja, das ist einfach geil, so was gemacht
zu haben und irgendwie dann drei Wochen
später dann Rock am Ring... das ist halt total
super, dass wir so was machen können. Und
dass beides funktioniert! Das ist schon echt ein
Glücksfall für uns.
59
des neuen Albums hat sich mir immer wieder die Frage aufgedrängt, ob euch bzw. Arnim die Tour mit Moneybrother sehr inspiriert
hat. So oft wie er jetzt auf seine Kopfstimme
zurückgreift..
Thomas: Also Arnim hat schon immer zu
Demos mit Kopfstimme gesungen. Also wenn
er ein Demo mit anbringt und dann für uns dazu
Was ist der Unterschied zwischen den kleinen 300er Clubgigs und den riesengroßen
Konzerten, wie zum Beispiel Rock am Ring
vor 85.000 Leuten?
Thomas: Ein großer Unterschied ist allein
schon mal, wie es klingt. Also wie deine Musik
klingt. In einem kleinen Raum oder im freien
Feld. Für mich ist es immer so, bei Festivals seh
ich die ersten fünf Reihen und dann in kleinen
Clubs kannst du ja halt alle sehen. Du siehst
den auf der Treppe, der so und so abgeht... es
ist halt direkter. Für’n Schlagzeuger ist es auch
wichtig, auf Festivals nicht zu schnell zu spielen, sonst geht’s in die Hose.
Unglaublich war es auch zu sehen, wie
sich das ganze Publikum bei eurem Rock
am Ring Auftritt hingesetzt hat. Was die
ärzte ja auch gleich nachzumachen versucht
haben...
Peter: Ja, da war’n sie dann gleich angestachelt. Die Sitz-Laola... ja, alter Schwede. Sehr
gut.
Morgen, am 7.Juni, spielt ihr in Rostock
anlässlich des G8-Gipfels und der Aktion
„deine Stimme gegen Armut”. Seid ihr eine
politisch engagierte Band?
Thomas: Also wir sind keine politische Band
wie jetzt Slime oder so. Das auf keinen Fall.
Es gibt halt ein paar Themen, zu denen wir uns
als Band äußern, wenn wir denken, das wird
wichtig. Wie jetzt das morgen, wo wir für „Deine
Stimme gegen Armut” spielen. Wo wir die Ziele
der Organisation halt cool nden. Oder wie als
wir damals im Wahlkampf mal „Anti Stoiber”
auf der Bassdrum stehen hatten. Aber wir sind
keine politische Band. Uns geht es in erster
Linie darum, Leute zu unterhalten.
Während der Tour und während des Hörens
Thomas Götz in Aktion
singt, dann passiert das eigentlich immer mit
Kopfstimme. Und ich glaube, er wollte das auch
schon ganz lange mal auf Platte machen. Ich
glaub inspiriert war er eher durch so einen Clubabend, bei dem er Curtis May eld gehört hat.
Aber Moneybrother ist auch ne gute Adresse...
Wie war es für dich, das erste Mal zu singen
auf Platte?
Thomas: Ja, ich bin so ein bisschen wie die
Jungfrau zum Kind gekommen. Das war so ne
Snapdecision... wie sagt man das? Also so ne
spontane Entscheidung. Also so: „Okay, dann
sing ich jetzt... äh... okay”. Es ging zu schnell,
als dass ich da hätte drüber nachdenken können.
Peter: Arnim hat sein eigener Gesang nicht
so richtig gefallen, und wir konnten uns halt
noch sehr gut an das Demo erinnern, das in
dem Fall von Thomas kam. Und da hat er halt
dazu gesungen, und das war natürlich auch
irgendwie so ein – das haben wir im Nachhinein festgestellt – einer der Verkaufsschlager
für das Lied. Und dann haben wir den eiskalt
ausgenutzt.
Wie verhält es sich denn mit dem Song
„Sharp Cool And Collected”? Es sieht bei
60
BEATSTEAKS
den Konzerten immer sehr anstrengend aus,
wenn du das spielst.
Thomas: Na ja, das ist so ein bisschen eine
Art Blendertum. Ich tu halt so als ob. Damit
ich umso mehr Applaus kriege (Peter lacht).
Und damit es wichtig ausschaut. Nee, es geht
schon... Aber ich bin froh, wenn die Pause nach
dem Stück ein bisschen länger ist...
Das Gefühl hat man dann wiederum bei einigen für Arnim sehr anstrengenden Stücken.
Also dass ihr ihm dann auch mal eine
Macht ihr euch eigentlich Gedanken, wenn
Arnim bei den Konzerten ständig irgendwo
rumklettert?
Peter: Ja! Also ich denke immer „Bitte lieber
Gott, lass nichts passieren”. Wenn ich sehe,
dass er sich dazu entschlossen hat, das jetzt
zu machen, dann hoff ich immer bloß, dass
nichts passiert. Manchmal sag ich auch so
„Nein, nein, nein!” Aber ich glaube, das hat er
mittlerweile auch... ja... gelernt. Er lässt sich
dann nicht sooo ins Delirium feiern, dass er
es dann macht, obwohl es total Unfug ist. So
„Von den Ärzten lernen, heißt siegen lernen!“ (Thomas)
längere Pause gönnt oder etwas von seinen
Parts übernehmt.
Wie damals beim Köln-Palladium-Gig, als
er sich böse die Nase verletzt hat... und ihr
habt dann trotzdem weiter gespielt, um das
© Stefge
Peter: Ja, das ist auch so. Das fummelt sich
dann so ein. Da hat man am Anfang der Tour
noch nicht wirklich Ahnung von, wie es denn
jetzt wirklich mit dem Kräftehaushalt aussieht.
Also Arnim sagt dann halt: Nach dem Stück
muss ich jetzt einfach mal kurz Luft holen,
ansonsten krieg ich das nächste nicht gut hin.
Okay, was machen wir dann? Und dann überlegen wir uns das halt.
Thomas: Und so was kann man
im Proberaum halt schlecht
raus nden. Denn da spielt man
ein Stück, dann redet man noch
kurz drüber, dann kommt das
nächste Stück. Aber so nach
2-3 Konzerten ist Arnim dann
meistens sehr schnell klar:
„Okay, also... äähm... ja...”
Peter: „Das geht alles vielleicht
doch gar nicht so wie...” (lacht)
Thomas: Arnim ist auch der
totale Setlistenfreak, der sich
genau damit beschäftigt, welches Lied jetzt nach welchem
kommen kann und so.
Thomas: Ehrlich, wie viel zum
Beispiel Torsten mittlerweile
Bad in der Menge
singt bei unseren Konzerten...
Ich nd das auch immer wieder
schön zu sehen bei Bands, wo jeder mal singt.
Der Gesang ist immer der direkteste Kontakt
zum Publikum. Anders wie „Sharp Cool and
Collected”. Nach unten gucken und nur...(macht
sich beim aufs Schlagzeug hämmern nach).
richtig ne Garantie könnte ich dafür zwar nicht
abgeben, dass er keene Dummheit macht, aber
ich glaube, er kann das ganz gut einschätzen.
Jedenfalls besser als ich selber, denn er steht ja
dann da oben und sieht, wie hoch das ist und ob
das funktionieren kann. Das hat er ja jetzt auch
schon ein paar Mal gemacht.
Publikum ruhig zu kriegen...
Peter: Ja, das sind dann immer furchtbare
Momente, wenn dann mal irgendwas passiert
oder irgendwer sich mal weh tut, und man weiß
nicht genau wie doll, was macht man und so...
Ist immer doof!
BEATSTEAKS
61
Ist es mittlerweile, also mit zunehmendem
Alter, eigentlich körperlich anstrengender,
auf Tour zu sein und jeden Abend eine
solche Leistung zu bringen? Habt ihr euch
auch körperlich besonders gut auf die Tour
vorbereitet?
paar Beschwerden geben, wieso wir in so
kleinen Clubs spielen, weil da ja nicht alle rein
passen. Aber die Freiheit werden wir uns immer
nehmen, das zu machen.
Thomas: Keine Sorge!!
Peter: Nee, keine Sorge!
Thomas: Na ja, mein Arzt hat gesagt: „Gehen
Sie ins Sportstudio mit Ihrem Rücken!”
Peter: Also man merkt es schon. Aus dem
Ärmel schüttelt man das nicht. Wir sind uns
dann vor der Tour öfters mal im Sportstudio
übern Weg gelaufen. Ein doofer Moment immer... (lacht) „Hey!”- „Hallo! Na?”- „Och, ick geh
noch n bisschen Fahrrad fahren.”
Hat man als Band eigentlich Ein uss auf die
Eintrittspreise?
Was gibt es eigentlich in Sachen Ausland
zu berichten? Ist die Scheibe dort schon
veröffentlicht? In England zum Beispiel?
Thomas: In England
noch nicht. Da sind
sie grad dabei. In
Dänemark ist sie
jetzt veröffentlicht. In
Skandinavien ist sie
veröffentlicht, Italien.
Wir planen, dass wir
im Herbst im Ausland
spielen werden.
Am
07.07.2007
spielt
ihr
aber
erstmal
in
der
Wuhlheide, und die
Gerüchte, dass die
ärzte eure Vorband
sein werden, halten
sich
hartnäckig.
Wer wird denn nun
Support,
steht’s
mittlerweile fest?
Peter: Ja, Vorband
steht fest: Dende- Gitarrensolo: Bernd Kurtzke
mann.
Was ist es für ein Gefühl, die Wuhlheide allein voll zu kriegen?
Peter: Weiß ich ja noch nicht. Hatte ich ja noch
nie. Aber es ist ja zum Glück bald soweit...
Habt ihr Befürchtungen, irgendwann keine
kleinen Clubgigs mehr spielen zu können?
Peter: Ne, Clubs kann man ja immer spielen,
wenn man will. Dann wird’s zwar wieder ein
Peter: Ja, auf jeden Fall!
Thomas: Ich weiß nicht, ob US5 auch Ein uss
auf ihre Eintrittspreise haben... aber wir haben
es de nitiv.
Peter: Ich glaube, es war früher ein bisschen
einfacher, billiger zu sein, weil mittlerweile die
Einnahmequellen der Bands natürlich echt
beschränkt sind auf Eintrittspreise und T-Shirts.
Mit CDs darf man nicht so richtig rechnen. Von
daher tut es zwar weh, ist aber wichtig!
Thomas: Das es etwas
teurer wird, hängt einfach
auch damit zusammen,
dass mittlerweile auch
viele Leute bei uns mitfahren. Und die wollen
auch alle bezahlt werden.
Das heißt, unsere Kosten
werden auch größer. Aber
wir versuchen da schon,
korrekt zu bleiben.
Peter: Wir unterhalten
uns da auch oft drüber
und wir werden wahrscheinlich
irgendwann
nicht mehr drum herum
kommen,
irgendwas
mal 1-2 Euro teurer zu
machen oder so was.
Aber das liegt dann Tatsache auch daran, dass
wir natürlich auch nicht
abspecken wollen, wenn
wir jetzt irgendwo so wie
hier spielen. Da muss es
halt gut klingen und es ist
wichtig, dass die Konzerte voll sind und dass
die Leute dann hinterher nach Haus gehen und
sagen „Ja, das war grad die volle Packung, die
ich bekommen hab”. Und zwar soundmäßig und
so von dem, was so passiert. Und da ist es immer schwer, runter zu schrauben und zu sagen:
Okay, wir nehmen das und das nicht mit, lassen
den Eintrittspreis so und dann sind wir aber unbefriedigt. Na ja... halt so.
Ihr habt ja auch eine schöne Bühnenshow,
62
z. B. die verschiedenen Vorhänge. Denkt ihr
euch das selbst aus?
Peter:
Ja,
also
zusammen mit unserem Lichtmann. Der
kann uns dann sagen,
ob das so funktioniert
und ob das so machbar ist oder nicht.
Jes: Der Sternenvorhang ist super!
Peter:
Jaaa,
toll,
oder?? Auf jeden Fall.
Finden wir auch!! Als
wir das erste Mal die große Produktion aufgebaut hatten auf der Bühne so... ich mich dann
gleich hingestellt und „Uiuiui, Wow!”
Heike: Aber ich bin ja froh, dass
die grünen Jacken nicht mehr
dabei sind!
Peter: Hey... wieso das denn?
Jes: Hey, ich fand die super.
Heike: Ich fand Bernd ganz
scheußlich in grün! (alles lacht)
Peter (lachend): Na ja, steht
jetzt nicht immer jedem, ne....
Thomas: Aber es tut Bernd
auch mal gut, einen Tag im Jahr
mal was anderes außer schwarz
zu tragen.
Wie sieht’s denn bei euch mit Soloprojekten
aus?
Peter: Also solo jetzt nicht so. Seitenprojekte...
so wie Thomas mit Nina Marie... super. Aber ansonsten so, also aus Gründen wie „Ich fühl mich
nicht genug repräsentiert” nicht. Dann eher so
was wie die Roys...
Thomas: Na dann haben wir doch schon zwei.
Nina Marie, die Roys und Arnim hat auch schon
mal bei wem auf Platte mitgesungen.
Peter: Aber das ist weniger jetzt so „Man startet
ne Zweitkarriere”, sondern eher das, was irgendwie nicht so in unsere Band rein passt, um es
auf der Bühne auch wirklich als Beatsteaks zu
machen. Das wird dann halt anderswo ausgelebt. Aber eben ohne Absicht auf weltweite
Karriere.
Ja gutes Stichwort: Die Roys! Wie kamt ihr
darauf?
Peter: An einem lauschigen Abend...
Thomas: ...und zwar im Haus, als wir mit
„.limbo messiah” angefangen haben. Ganz aus
BEATSTEAKS
Tradition draußen auf nem Kaff. Und da haben
wir halt so ein bisschen Musik gemacht. Aber
ich glaub, so richtig geile Ideen hatten wir da gar
nicht so, an denen wir arbeiten konnten.
Und dann dachten wir: Nehmen wir doch
die besten Songs, die es sowieso schon
so gibt...
Peter: ...und tun für einen Moment, als
ob die von uns sind... Und dann haben
wir Instrumente getauscht und dann war
das schwupsdiwupp geboren.
Wollt ihr in der Besetzung auch mal
spielen?
Peter: Haben wir ja schon.
Thomas: Einmal haben wir schon.
Und noch mal?
Peter: Nee...
Thomas: Na ja, es wird
sicher ein zweites Mal geben. Da bin ich mir sicher.
Peter: Okay, da bin ich mir
auch relativ sicher. Das
wird nicht das letzte Mal
gewesen sein. Aber das ist
Tatsache nur so ein SpaßClub-Ding.
Bitte zum Schluss noch ergänzen: „Die ärzte
sind...”
Thomas: ...aufm Mond. Ach nee, da sind wir
ja...
Peter: Die ärzte sind...
Thomas: ...im Endeffekt...
Peter: ...im Endeffekt... sind’s auch nur die
ärzte.
Richtig, Peter! Danke an Thomas und Peter
für das Interview!
Micha, Jesperine und Heike
Und auch hier haben wir ein paar nette
kleine Sachen, die wir für euch zum Verlosen
zur Verfügung gestellt bekommen haben. Es
handelt sich um drei Singles „Jane became
insane” und um 13 3er-Buttonsets. Um zu gewinnen, müsst ihr einfach nur folgende Frage auf
www.daeof.de beantworten:
In welcher Band spielte Schlagzeuger Thomas Götz von den Beatsteaks noch?
Einsendeschluss: 5. August 2007
HIRNSCHWUND
Sprüche
Vier die ärzte-Konzerte bringen
so
einiges
an
kuriosem,
witzigem und hirnschwündigem
Gelaber mit sich. Wir haben
es für euch Schwarz auf Weiß
festgehalten:
Berlin 29.12.06 - SO36
Bela: Rod?
Rod: Nein!
Bela: Doch!
Farin: Rod hat Bock.
Bela: Hast du Bock Rod?
Bela: Der Mann rechts von mir, von euch aus gesehen links, den Mob muss ich nicht mehr vorstellen. Deswegen tu ich das auch nicht und komm direkt zu meinem besten Freund Rodrigo Gonzalez.
Farin: Tom, kannst du mir dann Bela ausm Monitor
komplett rausnehmen, Schlagzeug, Gesang, alles
was er macht?
Bela: Ok, der Mann der hier so schöne Musikerwitze macht, ist Farin Urlaub und zusammen sind sie
die Ärzte aus Beeerlin.
Farin: Also ihr dürft jetzt nicht das Gefühl bekommen, dass ihr nur die Versuchskaninchen seid für
die Show übermorgen. Weit davon entfernt. Wir
spielen Stücke, die wir übermorgen nicht bescheuert genug sind zu spielen. Zum Beispiel das nun
folgende Lied. Ein Lied was ich geschrieben habe,
als ich noch keinen Stock brauchte, um über die
Straße zu kommen.
Bela: Wie meinst du das?
Farin: Let’s face it...als ich dieses Lied geschrieben
habe, wart ihr noch nicht auf der Welt. Gilt natürlich
nicht für alle. Jedenfalls, das Lied heisst Sweet
Gwendoline, nach dem Comic von jemandem, der
schon tot war, als ick geboren wurde: John Willie
- Die Abenteuer der Sweet Gwendoline…wat kann
ick jetzt noch erzählen? Oder soll ick einfach anfangen? Wie gesagt wir müssen irgendwie auf ne
Stunde kommen.
Rod: Erzähl doch was über deine Pubertät.
Farin: Ah, meine Pubertät war eigentlich ne sehr
schöne Zeit, bis auf die vielen Pickel.
Bela: Die fand ich auch schön.
Publikum: Halt’s Maul und spiel!
63
Farin: Ich nd das nicht hö ich von euch!
Band fängt an Sprechchöre mit Rhythmus zu unterlegen…
Farin: Halt’s Maul und spiel…halt’s Maul und
spiel...halt’s Maul und spiel sagst du zu mir. Halt’s
Maul und spiel halt’s Maul und spiel…sagst du was
anderes zu mir, dann tu ich das vielleicht...auch.
Bei „ Sweet sweet Gwendoline“:
Bela: Mein Schatz du machst mich so verrückt..
Farin: Halt’s Maul und spiel!
Bela: ..du bist so gut zu mir.
Farin: Halt’s Maul und spiel!
Bela: Bitte bitte bitte halt dein Maul und spiel!
Farin: Lieber Lichtmann, dessen Namen ich leider
vergessen habe, weil ich bin seit 800 Jahren auf
denselben Lichtmann programmiert.
Publikum: Lui!
Farin: Eben nicht, eben nicht... Lui ist schon in
Köln... ich wollte, dass du’s n bisschen trauriger
machst. Wie heisst du? Clemens? Clemi hör ich
gerade…Clemchen…
Clembert...Clemine…ich
nenn dich einfach „C“ oder schreibst du dich mit
„K“? Mit „K“? Aber „K“ klingt irgendwie doof…
Bela: Key, Alta!
Farin: Key? Okay... also Key, machst du n bisschen Schmuselicht?
Bela: Nichts verlernt.
Farin: Vielen Dank für diesen Applaus.
(kleine Rückkopplung)
Am Monitor Tom!
Bela will etwas sagen, wird aber durch Rückkoppelung gestört
Bela: Mischpultsolo!
Farin animiert Publikum zu Tom Rufen
Publikum: Tom!
Rod: Geht alles wieder? Alles wieder heile? Solo
beendet?
Farin zu Rod: Weißte was mir aufgefallen ist? Man
kann dich gar nicht so richtig sehen.
Bela: Ey Key…(alle drei lachen gemein)
Rod: Ähm ja okay…das ganze Klima ist zerstört
jetzt. Da können wir noch einen drauf setzen! Jetzt
müssen wir Publikumssolo machen hier, he?
Farin: Habt ihr Lust auf ein psychologisches Experiment?
Publikum: Ja!
Farin: Zufälligerweise ist gerade ein Film raus mit
dem Titel „ déjà-vu „ (wieder lachen alle drei). Lasst
euch überraschen!
(es folgt eine Endlos-Version von Radio brennt)
Bela: ...und die Vekahlien tun dann auch nicht
mehr so stinken.
Farin: Doch
64
Bela: Nein
Farin: Doch Bela
Bela: Nein Farin
Farin: Bela doch
Bela: Nein Farin, nach abwägen von allen Fürs und
Widers bin ich zu einem
nein gekommen.
Farin: Aber ich hab’s gerochen.
Bela: Was denn?
Farin: Den Kot. Den angeblich so gut riechenden
Vegetariererkot.
Bela: Von wem denn?
Farin: Von verschiedenen
Menschen, ähem.
Bela: Du hast Recht.
Farin: Siehste!
Köln 31.12.06
– Rhein Energie Stadion
Farin: Ich werd dat Gefühl
nich los, dass wir nur die
Vorgruppe sind. Aber Bela,
die sind echt unseretwegen
hier... Danke für´s Kommen. So viele Leute waren
echt noch nie auf ner Silvesterparty von mir.
Bela: Nich mal ich war jemals auf ner Silvesterparty
von dir.
HIRNSCHWUND
det. Alles was er über mich sagt, das stimmt.
Zu spät Galore!
Farin: Eines Tages werd ich mich rächen, ich
werd die Herzen aller Mädchen brechen und
dann kommt der Bela hinter seinem Schlagzeug
hervor und stellt sich neben mich und wir singen
im Chor!
Bela mit dir zu singen war wirklich sehr schön.
Doch du könntest jetzt wieder hinter deine
Schießbude gehen!
Bela: Bevor ich wieder hinter der Schießbude
verschwinde noch eins mein Freund..
Farin: Wieso Freund? Ähem ich meinte, wieso
noch eins?
Bela: Wir gehen nachher nach hinten und dann
mach ich dir ein Kind!
Farin: Kund
Bela: Kind... na ja egal.
Bela: Eines Tages werd ich mich rächen, ich werd
das Herz von unserem Gitarristen brechen, denn
der hat gesagt, das brauchen wir im Übungsraum
nicht spielen und jetzt sind wir hier und wer nicht
hört, der muss fühlen!
Farin: Bela du weißt, wir brauchen dein Gesicht
und was wir nicht brauchen, ist dein Schlagzeugspiel, denn weißt du was ich von deinem Schlagzeugspiel halte? Na rate mal! Nicht viel!
Bela: Farin Urlaub …dann you better look for
shelter! Deine Ansagen werden auch immer
kälter! Mein Schlagzeugspiel gefällt dir also nicht
so gut, aber mein Gesicht wird älter, mein Schlagzeugspiel nicht... so was’n nun!
Farin: Na dann nehm ich meinen Hut, damit
sich’s reimt oder? Und bevor der liebe Bela jetzt
im Backstagebereich weint, sag ich, Bela war
doch alles gar nicht so gemeint!
Bela: War nicht so gemeint, sagt er! Das kann
er gut sagen, ich werd ihn später mal nach Herz
und Nieren fragen! All die Beleidigungen hier auf
der Bühne vor Publikum, ich sei hässlich sagt er
und ich sei dumm! Dit kann er ja gut und gerne
behaupten und auf behaupten reimt sich nüscht,
du Arschloch! Fick dich hier, ick kann dir nicht
leiden! Noch nie konnt ick dit!! Und wieso berliner
ick überhaupt??
Farin: Weil du aus Spandau bist, du Pfeiffe!
Bela: In Spandau berlinert man nicht, da spandauert man, Mann! ...
Farin: Ich dachte spandauern heisst, wenn man
sich jahrelang nicht wäscht! Dit machst du
Farin: Rod, ich möchte
jetzt sofort mit dir schlafen.
Rod: Da sind wir noch nich
soweit.
Farin: Lässt sich das einrichten?
Rod: Im nächsten Jahr is
vielleicht was drin. Müssen
wir erstmal den „Glitschi“
einwirken lassen....
Farin: Bela, die (Publikum)
sind mit dir.
Bela: Die sind mit mir!
Farin: Ey, ich bin auch mit
dir. Als Rod vorhin schlecht
über dich geredet hat, hab
ich dich voll in Schutz genommen.
Bela: Rod hat noch nie schlecht über mich gere-
Bela: Sag mal Rod, wie
ndest du eigentlich meinen „Moonwalk“? Sieht
aus, als würd ich rückwärts gehen.
Farin: Bela, ich fang
schon mal das nächste
Lied an. Du kannst dann
gemütlich zum Schlagzeug zurück-“moonwalken“.
Zu Beginn von „Ich ess
Blumen“:
Bela: Ein Lied über jedes
Tier auf dieser Erde, das
mit grossen, traurigen,
wässrigen Augen seiner
Henkersmahlzeit gegenüber steht. Und all die Tiere, die Saddam Hussein in
seinem Leben gegessen
hat. Mögen sie ihm jetzt
aus seinem Kopf quillen.
Und diese Ansage war,
wie immer, völlig sinnloooooos....
Farin: (leise) Kannste so
nich sagen...
Farin (zum Publikum):
Habt ihr Bock auf einen
Tritt in die Magengrube?
Publikum: Jaaaaa........
Bela: Dann fragt doch mal
den netten LederjackenPunker neben euch, ob
er euch da behil ich sein
kann.
Farin: Ich kann nich
glauben, dass ihr grade ja
gesagt habt. Hallo? Habt
ihr dat Gehirn am Eingang abgegeben? Tritte
in die Magengrube sind
nicht schön. Streicheln
am Geschlechtsteil is viel
schöner.
Bela: Wir werden es heraus nden.
Farin: Jungs...
Bela: Mädchen...
Farin: Wie sollen wir denn eine Stunde noch mit
Zugaben füllen?
HIRNSCHWUND
65
Bela: Kriegen wir hin, kein Problem. Lass uns
Punkern...
erstmal hier weitermachen. Lass uns jetzt nicht
den Arbeits-Flow unterja auch nicht!
brechen, der Work-Flow
Bela: Für dich mein Freund würd ich mich mal
muss bleiben. Wir müssen
unsere Stiefel rumpeln und waschen!
Farin: Heute muss mal alles raus, heute wird
dann kucken wir mal.
Farin: Dann mach ich jetzt alles gesagt!
wieder die alte Betroffen- Rod: Was ist eigentlich mit dir ,du feiner Pinkel
mit deinem feinen Schlips hier! Kommst hier auf
heitsschiene...?
Bela: Mach auf Betroffen- die Bühne und machst einen auf toll! Okay Grupheitsschiene, kommt juut pensitzung! Wo ist unser Psychotherapeut?
Farin: Der steht am Mischpult!
an beim Publikum.
Rod: Ich habe früher als
Kind sehr viele Jake Arnold-Filme gesehen. Da
war ein Song über den
Unsichtbaren.
Äähhh...
ne, ein Film über den
Unsichtbaren. Und dann
habe ich viele, viele, zwei
Jahrhunderte später einen
Song geschrieben.
Bela: Danke, Bela B., the
mysterious Graf...
Ansage zu “der lustige
Astronaut”:
Bela: Farin, kannste dich
noch dran erinnern, wie wir
dat Lied dat erste Ma aufgenommen haben? Zarte
16/17 ? Der Krieg war grad
vorbei...
Rod: Ihr wart schon erwachsen und habt so´n
Schrott geschrieben?
Bela: Ich sehe Regenschirme. Regnet´s? Scheissegal, eure Lieblingsband
hat’s trocken...
Bela: Ey Rod, ich hör dir gar nicht erst zu, was
du zu sagen hast, sagst du nachher im RockRendezvous!
Farin: Im Backstage wird sowieso gleich wieder
Torte gegessen äh gefressen und dann ist alles,
was auf der Bühne gesagt wurde, längst vergessen! Weil..
Bela: Wir haben jetzt drei Wochen...
Farin: Lass mich doch mal ausreden!!
Bela: Wie kommen wir aus der Scheiße wieder
raus?
Farin: Ich hab so n tollen Reim jetzt hier!
Bela: Mach mal!
Farin: Na jetzt hab ich ihn vergessen!
Bela: Wie den Text vorhin!
Farin: Auch wenn Bela auf der Bühne manchmal
böse ist.
Bela: Ich esse böse?
Farin: Ja, böse isst! Ohne Eszet ohne doppel-s.
Gibt’s ja nicht mehr, haben sie rausgerechtschreibt!
Bela: Alta, da fährst du ein Jahr weg und dann
ist das nicht mehr im Alphabet, alta!! Was ist das
für n Dreck!
Rod: Scheiß Deutschland!
Farin: Deutschland ist kalt, kalt zu den Esszettten zu dieser Welt!
Bela: Und wie kommen wir da jetzt wieder raus?
Farin: Ah ich hab’s, ich hab meinen Reim wieder!!
In Wirklichkeit ist der Bela so ähnlich herzensgut
wie Mutter Beimar und wegen der Ansagen macht
euch keine Sorgen, wir haben alle Alzheimer!!
Und wenn er übermorgen mit mir auf der Bühne
steht, dann lächelt er mich an und was singt er?
Zuuu …
Bela: Lange nicht gesehen, wie geht’s?
Farin: Den Reim haste aber aus Düsseldorf, weil
du den Reim nämlich aus Düsseldorf hast!
Bela: Farin, ich seh grad
ein echt trauriges Plakat.
Früher stand da: „Bela ich
will ein Kind von dir“ Heute:
„Bela ich will ein Bier von
dir“. Ey, der is noch gut der
Samen. Echt jetzt.
Farin: Ey, das kann ich
toppen. Beim Racing Team
hatte einer, original, ein
Transparent: „Farin ich bin ein Kind von dir“.
Bela: Der Sack is voll. Voll mit... ungeborenen
Bela: Wenn ihr nachher in
der Kölner Altstadt jemanden seht, der son bisschen
so aussieht wie ich. So die
selben Klamotten und so,
der aber mit dem einen
Auge nach da, mit dem
anderen Auge nach da
guckt und irgendwie so
komisch läuft, das bin ich
nicht. Echt nicht, das ist’n
Doppelgänger. Der gibt
sich immer für mich aus,
so ab 3uhr morgens.
Bela: Da gehen sie zum
Schafott: BelaFarin-Rod.
Rock im Park
01.06.07
Farin: Habt ihr euch schon
müde geklatscht bei den
anderen Bands, oder wie?
Oder wollt ihr uns subtil
mitteilen, dass das Lied
jetzt nicht soo toll war,
dass man da fünf Minuten
lang für klatschen müsste?
Das seh ich anders! Das
seh ich völlig anders, da
bin ich wirklich eigen!
Bela: Da isser wieder, der
Farin Urlaub!
Rod: Stimmungstöter...
Bela: Die alte Meckertante... Der mäkelt jetzt noch
den ganzen Abend an
euch rum, aber Rod und
ich nden euch gut so wie
ihr seid.
Rod: Bela und ich lieben
euch auch so!
Farin: Das ist doch nur
geheuchelt, hinterher beschwert ihr euch wieder.
„Mensch Farin, bring sie
zum klatschen!“
Farin: Okee, wer von euch
kennt das Zentralorgan der
Deutschen Jugend? Die verachtete Bravo? Und einer der schlimmsten Ausdrücke, mit der man eine
66
Band belegen kann, ist der Begriff „Bravopunk“...
Und hier stehen sie, ja?! Die berühmtesten Bravopunks der Welt! Und das nächste Lied tut so als
würden wir uns selbstkritisch mit uns auseinander
setzen. In Wirklichkeit kratzt es natürlich nur an der
Ober äche, wir sind ein korrupter Haufen.
Bela: Ganz ehrlich, als von dem Lied das eine
millionste Exemplar verkauft wurde, war mir der
Text auch egal.
Farin: jetzt kommt ein Lied, das haben wir tatsächlich geprobt. Haltet euch fest!
Bela: Farin! Ich würde solche Sachen vielleicht erst
nach dem Lied behaupten!
Farin: Nee nee, ich nd das ganz geil! Jetzt liegt
die Latte dermaßen hoch, wir können nur noch
verkacken.
Farin: Gebt mir ein P! Gebt mir ein OPSTA! Gebt
mir ein R! Was heißt das?
Publikum: POPSTAR!!
Bela (zu Farin): Du, warte mal, eine kleine Schweigeminute für diesen Gag! Hat er echt verdient!
Farin: Bela, aber du hast gesagt „Die im Park, die
kommen da nie drauf! Am Ring vielleicht, aber im
Park? Niemals!“
Publikum buuht
Bela: Die sind noch besoffen von letzter Woche.
Farin: War doch nur Spaß! War nur Spaß... Welches Lied kommt jetzt?
Publikum (leise): Popstar!
Farin: Oh, die Hälfte hat‘s schon wieder vergessen...
(DÄ fangen an, Farin verpasst den Einsatz)
Bela: Na du auch! Du auch, mein Freund!
Farin: Ich hab meine Gitarre ausgemacht. Während ich rede ist meine Gitarre aus. Genau wie
dein Schlagzeug, du schaltest dein Schlagzeug
auch aus.
Bela: Mein Schlagzeug ist immer an, während ich
rede (beginnt darauf herumzuschlagen). Ist kein
Problem. Ich rede und mein Schlagzeug ist an,
siehste? Siehste??
Farin: Es ist das beste Schlagzeug von der ganzen
Welt.
Bela: So, meine Damen und Herren, ich kommentiere das mal kurz: Ein wirklich geschickter
Seitenwechsel hier von den beiden Hauptakteuren
des heutigen Abends, Rodrigo Gonzalez und Farin
Urlaub. Farin Urlaub inzwischen schon in der von
mir aus linken Ecke angekommen, hat sich einen
Bass umgeschnallt und wird ihn gleich auf übelste
Art und Weise malträtieren. Rodrigo Gonzalez hat
inzwischen auch eine weiße Gitarre der Marke
The Rod umgeschnallt und hofft so, auf der Farin
Urlaub-Seite zu punkten. Herr Gonzalez: Bevor es
HIRNSCHWUND
gleich losgeht - was wäre der größte Wunsch?
Rod: Also ich war jetzt zwei Minuten lang in der
Dusche, und da verspreche ich mir natürlich, hier
einen Vorteil zu erhaschen, weil ich hier jetzt auf
der richtigen Seite stehe, hoffe ich doch mal.
Bela: Haben Sie gerade „Haschen“ gesagt, Herr
Gonzalez?
Rod: Äh Scheiße, äh, ich meinte, äh, „Huschen“!
Scheiße, wir sind hier in Bayern, ey! Wir sind hier
fast im Einzugsgebiet! Kacke! Ich meinte Kacke!
Bela: Und der Herrn Stoiber, der mag das gar
nicht!
Rod: Könnt ihr mich sehen?
Publikum: Ja!
Rod: Scheiße!
Farin: Nee, könnt ihr nicht, weil...
Rod: (singt) Keiner sieht mich...
Rod: Geht‘s euch noch gut?
Publikum: Joaaa...
Rod: War das ein Ja oder war das ein „Nein“?
Publikum: Ja!
Bela: Was denn jetzt, war das ein „Ja“ oder ein
„Nein“?
Publikum: Ja!
Bela: „Ja, ein Ja“ oder „Ja, ein Nein“?
Publikum: Ja!
Bela: „Ja, ein Ja“?
Publikum: Ja!
Farin: Was sind denn das hier für Umgangsformen?! Sir, Ja, Sir!
Publikum: Sir, Ja, Sir!
Farin: Geht doch.
Bela: Die Hände gehen nach obeeeeen! Und bei
drei will ich euch springen sehen! 1,2,3,4!
Farin: Ich bin stolz und glücklich, einen Kollegen
ansagen zu dürfen, mit dem es wirklich eine Ehre
ist, die Bühne teilen zu können... nein, Bela - du
nicht, der andere. Rodrigo Gonzalez!
Rock am Ring 03.06.07
Farin: Hi!
Bela: Hey!
Farin: Schönen guten Abend.
Bela: Gestatten: Headliner der Name.
Farin: Es war ein weiter, dorniger…
Rod: …steiniger Weg.
Farin: steiniger Weg vom Backstage bis hier. Wir
sind ihn gegangen für euch.
Rod: In unseren Schwebemobilen.
HIRNSCHWUND
Rod: Da sind wir wieder. Überraschung! …Okay.
Ihr Frischluftfreaks. Ich will eure Feuerzeuge
sehen. Oder Wunderkerzen oder Bengalische
Fackeln.
Bela: Nicht anzünden! Er will sie nur sehen.
Rod: Ich will sie nur sehen. Noch nicht anzünden.
Ich will sie nur sehen. Okay, okay, okay. Ihr seid
mir zuvor gekommen. Jetzt anzünden. Oh ist das
schön. Sieht aus wie ein Pink Floyd Cover
Bela: Oder wie vor 30 Jahren bei den Scorps.
Rod: Kommt holt noch Mal die Feuerzeuge raus.
Ich weiß, das tut jetzt schon weh. Gebt noch mal alles. Klebt noch Mal Asbest rum um eure Daumen.
Bela: Alta logo, Alta. Die haben doch alle ihr Asbest.
Rod: Klar. The Asbest Generation is back.
Farin: Weißt du was total lustig ist? Wenn man so
leise sagt antworten die auch leise. Wenn man voll
brüllt brüllen die och zurück.
Bela: Ick wees. Is irre.
Farin: Deshalb ja auch der Spruch wie man ins
Publikum hinein schreit, so schallt es heraus
Bela: Aber ich mach jetzt mal nen Test. Hey Publikum! Wie spät ist es?
Publikum antwortet durcheinander
Rod: Eine differente Aussage
Rod: Okay, okay. Ich lass mich nicht zwei Mal bitten. Okay, Ich glaube ihr kennt das Lied. Ich kenn
es nicht mehr so gut. Ist schon ne Weile her, wo ich
es das letzte Mal gespielt habe - vor zwei Tagen.
Da habe ich auch die Hälfte vergessen. Aber ihr
könnt mir helfen, indem ihr einfach mitsingt.
Farin: Ihr seid ja immer noch hier. Wollt ihr etwa
noch mehr Musik hören?
Publikum: Ja!
Farin: Oder Achtung – jetzt super intelligente Ansage: Oder seid ihr etwa Rockbar?
Bela: Okay und in dem nun folgenden Lied wird
eine sehr beliebte Berliner Band erwähnt. Wenn ihr
diese Band erkennt, dann schreit einfach laut
Farin: Okay, also ihr hier vorne ihr seid schon mal
super. Jetzt hier vom Teemobil nach Coca-Cola
und was weiß ich wie die Bar heißt da zu der anderen Werbung. Zweite Staffel. Setzen, jetzt! Bitte.
Votzen! Ich glaube die wissen einfach nicht wer
gemeint ist. Muss ich erst runter kommen. Okay.
Kennt ihr das? Das sind so Leute, die kommen so
zum Konzert und sagen: Nee. Ich könnt’ ja Spaß
haben. Nee mein Lieber. Ohne mich! Ich singe
nicht mit. Dit ham se jetzt davon.
Bela: Moment, Moment. Farin, ganz ehrlich: Du
67
und ick wir würden jetzt zum Konzert gehen und da
sagt der Sänger von Korn: „Ey, setz dich mal hin“.
Farin: Pass uff! Der Sänger von Korn würde sagen: „Sit fucking down! Yeah!“ und dann würde er
einen Dudelsack rausholen und erst mal ne viertel
Stunde Dudelsack spielen. Da würden wir uns allerdings alle hinsetzen, mein Lieber.
Farin: Na klatscht ihr jetzt vielleicht Mal oder wie.
Bevor wir gehen würde ich gerne noch eine kleine
Geschichte erzählen.
Farin: Es ng…
Bela: Du Farin, du wirst doch nicht ihre Wünsche
erfüllen.
Farin: Ich will keine Wünsche erfüllen.
Bela: Wenn du ihre Wünsche erfüllst, dann gehen
die doch alle.
Farin; Stimmt!
Rod: Ich bin mittlerweile Blind. Seid ihr noch alle
da?
Publikum: Ja!
Farin: Okay. Gesetz dem Fall wir würden jetzt
eventuell…
Bela: …Elke spielen.
Farin: Eine gewagte Hypothese. Würdet ihr dann
danach sofort abhauen?
Publikum: Nein!
Farin: Sagt die Wahrheit. Seid ehrlich. Kommt.
Bela: Also nicht lügen um zum Ziel zu gelangen.
Ganz ehrlich. Unter uns.
Farin: Angenommen wir würden es spielen. Was
macht ihr dann?
Publikum: Da bleiben!
Farin (schreit): Was macht ihr dann?
Publikum (schreit auch): Da bleiben
Farin: Okay. Wer würde gehen nach Elke. Aha,
aha, aha, aha. Okay. Also alle die sich jetzt gemeldet haben werden nicht durchgelassen. Okay?
Bela: Ich geh nach Elke, ich geh nach Elke!
Farin: Es ng an als sie mich anrief. Da war ich
gleich verloren - Habt ihr auch dieses „Ruhe vor
dem Sturm“ - Gefühl?
68
LOS HELMSTEDT: PAULE
Ina Paule Klink
deine Leidenschaft für die Schauspielerei
entdeckt?
...hat in ihrem Lieblingscafe in Kreuzberg eine
Menge zu erzählen. Aber bestimmt keinen
Quark!
Gedreht haben wir das, da war ich noch 13.
Die Rolle „Liane" wurde in unterschiedlichen
Altersgruppen gespielt. Von 12 bis 16, von 18
bis 29 und älter. Luci van Ork spielte die mittlere
„Liane" und sie suchten noch ein Mädchen, das
so ähnlich aussah wie Luci und Talent hat. Sie
schlug mich vor, was ich gar nicht verstanden
hab, weil ich bis dato eigentlich noch nichts im
schauspielerischen Bereich gemacht hab. Dann
bin ich zum Casting gefahren. Ganz dekadent,
schön vom Flughafen abgeholt worden, mit
Fahrer, quasi von Blankenfelde nach Hamburg.
(lacht) Auch gleich direkt im Atlantik-Hotel übernachtet. Nach diesem Film kamen ganz viele
Angebote. Unteranderem viel Moderation für
andere Sachen wie Fernsehen, und eben auch
Filmrollen und Serienrollen. Ich konnte somit in
der Zeit zwischen 13 und 18 echt alles ausprobieren was vor der Kamera möglich ist, außer
Porno. (lacht)
Die Schauspielerei wurde immer wichtiger. Es
kamen immer mehr Angebote und ich dachte
mir neben der Musik: Eigentlich super! Die
hab ich schon lange vorher gemacht, dadurch
habe ich auch Luci kennen gelernt. Es macht
Spaß und man verdient schnell Geld. Das war
der erste Schritt in die Schauspielerei. Ich hab
ziemlich schnell gemerkt, dass es doch schon
DÄOF: Mit Bela B. Y Los Helmstedt standest
du ja schon öfters im Rampenlicht. Doch
deine Karriere begann ja schon viel früher.
Mit 13 als Co-Moderatorin bei Radio Fritz.
Was hast du da genau gemacht?
Paule: Das war eine, im Endeffekt, 4 Stunden
Livesendung, jede Woche sonntags. Eine
Chartsendung. Sie hieß „Roadshow" und war
ziemlich populär damals bei Fritz. Da konnten die Hörer halt wählen welche Band oder
welche/n SängerIn sie gerne auf welchen Plätzen hören möchten. Ich glaube, das war von
eins bis vierzig, wenn ich mich nicht irre. Das
ist schon lange her. Das hab ich komischerweise gar nicht lange gemacht. Ich glaub nur ein
dreiviertel Jahr. Dann habe ich relativ schnell
gemerkt, dass ich zwar gerne rede, aber so
gerne dann doch wieder nicht. Radio war zwar
ganz lustig um das für den Anfang mal auzuprobieren, aber grundsätzlich war das dann leider
nicht mein Ding.
3 Jahre später dein Debüt mit der Titelrolle
des TV-Musicals „Liane". Wann hast du
© Ana Melina Morr de Perez
„Ich konnte somit in der Zeit zwischen 13 und 18 echt alles ausprobieren
was vor der Kamera möglich ist,
außer Porno.“
ein wichtiger Teil von mir geworden ist und
ich auch gerne mehr machen möchte als nur
Serienrollen.
Was bedeutet Schauspielerei für dich?
Was gibt sie dir?
LOS HELMSTEDT: PAULE
69
immens wenn die Leute etwas
gut nden und sich freuen.
Schon mal von Hollywood
geträumt? Hat man da überhaupt eine Chance? Grade
als
weibliche
deutsche
Schauspielerin?
(Überlegt) Von vielen Schauspielern hört man
immer, sie leben ihre anderen Seiten aus und
das sei eine psychische Nummer. Bei mir gar
nicht! Nee, nach wie vor gilt für mich, wenn es
Spaß macht ist es gut. Dadurch das ich auch
Autodidakt bin, eben nie eine Schauspielstunde
hatte und von mir selbst viel nehme, was ich
spiele, ist natürlich auch oft viel von mir drin und
somit muss es mir ja auch Spaß machen. Es ist
eine Leidenschaft geworden, logischerweise.
Auf eine Art ist es manchmal so, je nach dem
was es für eine Rolle ist, dass man psychische
Trips hat. Dann ist es schon mal so, dass man
mal länger braucht um runterzukommen. Ich
hab mir mal vor Jahren überlegt, warum ich
das mit der Schauspielerei überhaupt mache.
Antwort: Ich will die Leute unterhalten. Wie ich,
wenn ich mich vor den Fernseher setze oder ins
Kino gehe, möchte ich abgeholt werden vom
Film. Aus meiner Welt rausgeholt werden, für
90 Minuten. Und genau das ist der Grund warum ich das mache, weil ich es schön nde Leute
aus ihrer Welt rauszuholen. Wenn’s funktioniert
und wenn die Leute das toll nden, dann bin ich
natürlich happy. Gestern hat mich ein Mädchen
auf der Straße angequatscht so: „Ey hey hey, ich
kenn dich. Du bist doch die von Wilsberg!" Also,
ich gebe zu, da kann ich dann doch schwer mit
umgehen. Ich sagte nur: „Ja danke, schön das
es dir gefällt, was ich mache. Äh...ich muss jetzt
auch weiter." Ich wusste auch ehrlich gar nicht,
was ich sagen sollte, aber es freut mich immer
Auf gar keinen Fall. Nee also
hab ich weder geträumt, noch
will ich da hin. Da können gerne andere scheitern. Ich nicht!
(lacht) Nee das ist nicht meine
Ambition. Ich hab auch schon
auf Englisch gedreht. Das war
auch ganz interessant. Damals
war mein Englisch noch nicht
sehr gut, ich war schüchtern.
Ich war aufgeregt und relativ
unsicher, aber ich hatte einen
ganz guten Regisseur und
der war ganz locker und hat
mich gut supported. Er sagte
das mein Englisch wunderbar
wäre, so wie alle Amerikaner
sagen: „Ha! Du spricht so super Englisch!"
Was höchstwahrscheinlich nicht stimmte. Es
hat trotzdem Spaß gemacht. Aber Hollywood?!
Nee!
Hollywood ist wahrscheinlich auch so ein
Mythos, der schon wieder etwas abgewrackt
ist.
Ja. Mensch, mal ganz ehrlich: Warum denn?
Die haben so viele tolle Schauspieler da drüben. Was wollen wir denn da noch? Es gibt ja,
ganz sicher sogar, gute Schauspieler, die das
vielleicht auch mal in Übersee geschafft haben.
Fällt mir jetzt gerade keiner ein, aber gibt’s bestimmt! Ich möchte mich ganz gerne bitte nicht
dazu zählen.
Kam es schon mal vor, dass du eine Rolle
abgelehnt hast, weil Sie dir nicht zusagte?
Hm... jetzt muss ich mal überlegen. Ja bestimmt. So was vergisst man aber. Im Großen
und Ganzen sind die Angebote, die ich bekomme alles Sachen, die ich eigentlich immer gut
nde. Ich leg mich nicht unbedingt fest und
will nur Kino machen, oder nur ein Rollenpro l
spielen. Ich will die Leute unterhalten. Das kann
man durch die verschiedensten Methoden,
Rollen und Themen machen. Im einen ist es
halt Comedy, ein Tatort oder eine verkorkste
70
LOS HELMSTEDT: PAULE
Sportlerin oder, oder, oder. Grundsätzlich sagen mir die Sachen die mir angeboten werden
jedenfalls meistens zu.
Hast du Bela über die Schauspielerei kennen
gelernt? Ihr seid ja beide in einer Agentur.
Genau, ja haben wir. Als ich ganz neu in der
Agentur war, gab es zu der Berlinale eine Party.
Dort hab ich ihn kennen gelernt. Und hab wie
immer in meinem Leben nicht gecheckt wer
das ist. Ich hatte natürlich auch meine Jugend
und hab die ärzte gehört, weil alle anderen das
gehört haben, aber ich hatte in diesem Moment
scheinbar kein Bild vor Augen.
Du musstest bestimmt nicht lange überlegen, als er dich fragte mit in der Band zu
spielen, oder wie war das?
© Ana Melina Morr de Perez
Also ehrlich gesagt habe
ich gedacht, er hätte
sich verwählt. Ich sagte
zu ihm: „Äh entschuldige
hier ist Paule..." Er: „Ja
ja, ich wollte dich fragen ob du nicht"...usw.
„Ähm, echt?", nee also
lange hab ich nicht
überlegt, obwohl ich ein
Tag vorher, für mich,
entschieden habe die
Musik eher ein bisschen
zu
reduzieren,
mich
mehr aufs Schauspiel zu
konzentrieren. Aufgrund
von meiner eigenen Musikkarriere die ja auch
sehr steinig war, dachte
ich mir irgendwann: „Ach,
keine Lust mehr auf den
Scheiß, jetzt bin ich nur
Schauspielerin."
Und
einen Tag später, wo
ich monatelang mit mir
rumgehardert hab. Mach
ich es jetzt, mach ich es
jetzt nicht? So ich hör
jetzt auf!", rief er dann
an. „Ich hab mir einen
Abend vorher überlegt, vielleicht sollte ich das
Album auch mal hören um zu wissen worum es
eigentlich geht."
Wie waren denn die ersten Proben, wo fanden sie statt?
Die fanden in Berlin statt, im Proberaum, logisch. Es war sehr lustig mit den Jungs. Ich war
tierisch aufgeregt und dachte: „Oh Gott, was soll
ich denn jetzt hier alles machen?". Ich hab mir
einen Abend vorher überlegt, vielleicht sollte ich
das Album auch mal hören um zu wissen worum es eigentlich geht. Es blieb scheinbar auf
dem Weg zu mir in der Post stecken oder so,
wie sich später rausstellte. Ich dachte mir, die
werden mir wohl eins zuschicken. Na ja, also
hab ich mir es mal schnell bei iTunes gekauft
und so weit, wie es ging ein bisschen raufgeschafft. Somit war ich natürlich die ersten Proben voll aufgeregt und dachte, die merken jetzt,
dass ich noch gar nicht alles kann. Aber war
gar nicht schlimm, weil das die Anfangszeit der
Proben war und keiner wusste so richtig was er
jetzt machen soll. Es war schön und chaotisch.
Ist also nicht so sehr aufgefallen mit der Vorbereitung.
Hat Bela
dich auch
d i r e k t
gefragt,
ob du auf
den Tasten
spielen
willst?
Ja genau.
Da dachte
ich
auch
so:
„Wie
kommst du
eigentlich
d a r a u f
das
ich
Keyboard
spielen
soll? Hast
du
mich
j e m a l s
Keyboard
spielen
sehen?"
Bela meinte:
„Nee
stimmt…
aber
das
kannst du doch?" Ich: „Na ja theoretisch, das ist
aber schon ganz schön lange her." Nee, es hat
dann aber ganz gut funktioniert.
LOS HELMSTEDT: PAULE
71
Wann hast du begonnen Musik zu machen?
© www.inapauleklink.de
Als ich das erste Mal im Studio
stand war ich zwölf und damals
war so die Zeit mit Technoalarm.
Bevor Blümchen kam. So etwas
hab ich leider auch gemacht.
Das war auch ganz schlimm.
Ich möchte die Tapes auch echt
nicht hören. Die liegen immer
noch im Keller meiner Mama
und da werden sie auch bleiben.
Das war jedenfalls der Anfang
und dann habe ich auch schon
Luci kennen gelernt. Sie hat mir
im Endeffekt Texte schreiben
beigebracht. Gesangsunterricht
habe ich aber schon genommen. Erst klassisch, dann Soul
und Italienische Gesangsschule.
Ich hab mit vielen Produzenten
gearbeitet, wurde viel rumgeschickt und hab viel ausprobiert.
Auch ein bisschen Elektro irgendwann mal zwischendurch.
Das war komischerweise ziemlich gut. Mit 14
oder so. Irgendwann habe ich dann meinen
jetzigen Produzenten, mit dem ich ja jetzt schon
seit zehn Jahren arbeite, kennen gelernt. Da
war ich 16 und mit ihm habe ich mich entdeckt.
Das war auch eines seiner ersten Projekte
als Produzent, er war selber Sänger. Roland
Spremberg. Seine Band hieß „The Land" eine
Hamburger Rockband. Dann haben wir uns
zusammengesetzt und Tag und Nacht Musik
gemacht.
Was bedeutet Musik für dich? Du hast ja
auch selbst schon Singles und ein Album
veröffentlicht.
Drei Alben, aber leider nur keins veröffentlicht.
Das mit den Alben war auch irgendwie Schicksal. Ich bin immer kurz vor der Veröffentlichung,
wo klar war wir veröffentlichen das Album,
von den Platten rmen weg gegangen. Es ist
halt ein langer, steiniger Weg gewesen. Auch
frustrierend. Jedes Mal hast du eine riesige
Hoffnung und dann ist es wieder gescheitert,
nicht an der Musik ganz im Gegenteil, sondern
eher an den Leuten drum herum. Entweder weil
sie zu ängstlich waren oder nicht wussten was
sie tun sollen, weil es zu neu war. Ich hab halt
immer oft, in den 90ern, solche Musik gemacht,
die wohl zu früh war. Deswegen hat es keiner
verstanden. Keiner hatte richtig Lust auf Risiko.
Das wäre heute glaub ich einfacher, aber damals war es schwieriger. Ich hab die guten Zeiten in der Musikbranche auf jeden Fall noch mitbekommen, so mit Videodreh in Amerika, schön
in L. A. Das war wiederum sehr cool. Aber es
wurde halt nie was, obwohl es wiederum heute
für mich gar nicht mehr schlimm ist. Damals war
ich frustriert. Im Großen und Ganzen war es
auch ein wahnsinnig langer Lernprozess. Um
dann andere Ansichten zu haben, um einfach
dann den richtigen Weg zu gehen.
In der RTV Ausgabe 04/07 hab ich ein Interview mit Dir gelesen. Dort stand in der Info
über dich: „Musikerin und Schauspielerin.
Der Vergleich mit Jeanette Biedermann
drängt sich auf. Ina Paule Klink ist trotzdem
anders." Also ich würde den Vergleich mit
Jeanette Biedermann ja schon fast als Beleidigung ansehen. Du bist ja musikalisch und
schauspielerisch doch um Welten besser.
Wie siehst du das?
Echt? Wer hat das geschrieben? Den verklag
ich. Echt das stand da drin? Ist mir gar nicht
aufgefallen. Ja nee, geht gar nicht. Hab ich
überlesen. Dem ist man halt ausgesetzt. Das
ist dann an der Stelle auch leider Deutschland.
Dieses enge Gedenke. Wir haben wenige gute
Schauspieler die gute Musik machen und wir
haben wenige, wenige gute Sänger die auch
72
LOS HELMSTEDT: PAULE
gute Schauspieler sind. Gut, wir haben Bela B.,
das ist einer der wenigen.
Siehst du dich live in der Band in einer Rolle, oder kommt da mehr von der wahren Ina
Klink zum Vorschein?
Hab ich mir, ehrlich gesagt, noch gar keine
Gedanken drüber gemacht. Weiß ich noch
nicht. Das lass ich auf mich zukommen. Also
höchstwahrscheinlich werde ich das bestimmt
sein, lässt sich ja nicht vermeiden. Aber wie das
genau aussehen wird, keine Ahnung. Wir sind
ja auch noch in den Startlöchern. Ich schließ
mich im Juli ins Studio ein. Also Roland, mein
Produzent und ich. Dann legen wir los.
Vor Los Helmstedt hast du ja Popmusik gemacht. Wie war es, bei der Tour vor so vielen
„Punks“ zu spielen?
© www.inapauleklink.de
Ich hatte Schiss auf jeden Fall. Weil die Mädels
sind eigentlich total nett. Man sieht ja immer
nur die ersten 8 Reihen und das ist es ja schon
relativ dunkel. Die ersten Konzerte hab ich
manchmal schon böse Blicke
gesehen, obwohl ich ja gar nichts
gemacht habe. Ich war doch nur
die Sängerin.
Die Jungs kamen manchmal danach an: „Ey haste gesehen? Die
hat ganz böse zu dir geguckt, ich
hab‘s genau gesehen!“ Ich meinte dann immer nur: „Schnauze
hat sie nicht!“ (lacht) Aber es
war auf jeden Fall ziemlich cool.
Manchmal gab es schon ein paar
Durchgeknallte. Auf manchen
Konzerten gab es Leute die
unbedingt auf die Bühne wollten. Die wurden dann vorn nett
zurückgehalten. Im Großen und
Ganzen aber ein super Publikum. Die machen halt Party und
rocken sich die Seele aus dem
Leib. Hat Spaß gemacht.
Was hältst du denn von diesen
ganzen Castingshows?
Ich guck das selber, ehrlich gesagt, total gerne.
Also Popstars ist nd ich mittlerweile langweilig,
aber DSDS hab ich mir ab und zu auch schon
mal reingezogen. Letztlich ist das schon eine
Plattform für junge begabte Menschen, die mal
einen Fuß in die Richtung reinsetzen wollen.
Somit ist es eine Chance für jeden Einzelnen.
Wenn du was hast und talentiert und auffällig
genug bist, kann da auch was draus werden.
Grundsätzlich ist das eine ganz okaye Sache.
Ich würde es selber nie machen. Auf gar keinen
Fall. Selbst wenn ich das alles nicht machen
würde, was ich jetzt mache und ich hätte die
Chance bei einer Castingshow. Nee, total scheiße. Da hätte ich keinen Bock drauf mir den Mist
anzuhörn was die da erzählen.
Wie beurteilst du im Nachhinein Belas erstes Soloalbum? Wie ordnest du es gegenüber Platten von die ärzte ein?
Das Album nd ich super. Echt Super! Er hat
sich selber gefunden, selber erfunden und
noch einen eigenen Stil dabei entwickelt. Nicht
vergleichbar mit den Ärzten. Das nde ich auch
das Großartige daran, dass es nicht klingt wie
die ärzte. Es klingt wie Bela B. Er ist halt immer
noch ein Phänomen für mich als Musiker. Das
hätte ich mir auch so gekauft, auch wenn ich
da jetzt nicht gespielt hätte und ihn auch nicht
kennen würde.
Was steht demnächst noch an? Bereitest
du dich auf einen
neuen Film vor
oder kommt vielleicht neue Musik
von dir?
Ich dreh jetzt gerade
wieder
Wilsberg,
bis Mitte/Ende Juni.
Dann bin ich wieder
im Studio. Dann
sind ja auch schon
Proben für die Festivaltour. Das sind ja
noch mal gut zwei
Wochen. Das ist
jetzt so was ansteht.
Später noch mal ein
Wilsberg und zwischendurch, wenn
ich Zeit hab, gern
noch mal was anderes. Ja, und meine
Pferde und mein Hund sozusagen.
Monsieur
Das komplette Interview gibt es auf
www.daeof.de
Paule im Internet:
www.inapauleklink.de
www.mayspace.com/ipkberlin
LOS HELMSTEDT: WAYNE
© Jackie Hardt
Wayne Jackson
Es ist eine alte Geschichte, millionenfach erzählt und doch für jeden neu, der sie selbst
erlebt: „Ich habe mich verliebt, und es schien
damals eine gute Idee zu sein." So erklärt Los
Helmstedt-Gitarrist Wayne Jackson die Tatsache, dass er als gebürtiger Brite nun schon seit
Jahren in Berlin lebt. Nicht ohne zu ergänzen:
„Karrieretechnisch hat es mich um einige Jahre zurückgeworfen." Eine ordentliche Portion
Schwung erhielt Waynes Musikdasein durch die
Zusammenarbeit mit Star-DJ Paul Van Dyk auf
der Single „The Other Side" und natürlich durch
seine Arbeit mit Bela B. „Ich habe Bela durch
eine Kontaktanzeige kennengelernt… oder war
es doch durch Lula? Den Job bei Los Helmstedt
habe ich auf jeden Fall bei ebay ersteigert. Für
87,34 €." Ein fairer Preis. Ernsthaft jetzt, was
sind so die Highlights und die Tiefpunkte des
Tourlebens mit Los Helmstedt? Und ist Bela ein
guter „Human Boss", wie er sich selbst gerne
nennt? „Bela ist der beste „Human Boss", den
ich je hatte. Zeit mit ihm zu verbringen ist natürlich auch das Highlight. Nicht so toll hingegen
ist es, nachts im Tourbus dem Geschnarche von
Tim und Danny zu lauschen." Immerhin wusste
Wayne, worauf er sich da einließ – durch seine
Arbeit in Berlin kannte er die meisten Los Helmstedt-Mitglieder schon durch frühere Projekte.
Vor allem mit Olsen zusammen hat er schon
bei Produktionen in den verschiedensten mu-
73
sikalischen Genres von Reamonn über Seeed
bis hin zu Rammstein mitgewirkt – allerdings in
beschränktem Rahmen, wie er selbst erklärt.
Und das sei auch gut so: „Mein Fachgebiet sind
die Samples. Ich liebe es, mit alten Aufnahmen
zu arbeiten, die Atmosphäre oder irgendwelche
Loops aus ihnen herauszu ltern und daraus etwas Neues entstehen zu lassen. Das war auch
meine Aufgabe bei Reamonn, Rammstein und
Seeed. Ohne Olsen, der die Oberaufsicht über
diese Produktionen hatte, hätte ich da gar nicht
mitgemacht. Ich interessiere mich auch gar nicht
so für viele Musikgenres, ich mag meine kleine,
familiäre Welt. Ich habe schon immer Bands,
Künstler und Produzenten geliebt, deren Stil
und Sound man sofort erkennt, ob es nun U2
sind, Lee Hazlewood oder Phil Spector." Wer
in Manchester geboren wird, der muss schon
früh eine lebenswichtige Entscheidung treffen.
Rot oder Blau - United oder City? „Machst du
Witze? Es gibt nur ein Team in Manchester, und
das ist City!" Eine Haltung, die Wayne Jackson
mit Liam und Noel Gallagher teilt. Gut möglich,
dass er sich denn auch mit den beiden Herren
über dieses Thema unterhalten hat, als seine
Band The Dostoyevskys Mitte der Neunziger
Support bei Oasis war. „Mit Oasis zu touren
Vorname: Wayne
Nachname: Jackson
Das Instrument möchte ich gerne spielen
können: Glockenspiel oder Theremin. Die
zwei sexiesten Instrumente.
Liebste Sünde: Ich sollte wohl weder Drogen noch extravaganten Sex erwähnen, also
nehme ich… oh, da bleibt ja nichts übrig!
Erstes besuchtes Konzert: Stone Roses im
Ritz Ballroom in Manchester
Wichtigstes besuchtes Konzert: U2 im
Apollo in Manchester
Mein Geheimtipp gegen Lampen eber:
Wodka mit Cranberrysaft
Ich liebe: Nackt im Meer zu schwimmen
Ich hasse: Schlechte Musik, Ignoranz
Ich gucke: Shameless, The Of ce
Ich höre: Bela B., Lula, Lee Hazlewood, Joy
Division, Editors, Snow Patrol
war eine Lehrstunde darin, wie dynamisch eine
Band während eines ganzen Konzerts sein
kann, ohne dass sie sich auf der Bühne im Geringsten bewegt. Allerdings nehmen sich Oasis
74
LOS HELMSTEDT: WAYNE
waren wir uns kaum je uneinig." Nur bei einem
Lied gingen ihre Meinungen auseinander: „Ich
habe ein Duett mit Lula aufgenommen – das
wird allerdings erst auf dem zweiten Album erscheinen." Immerhin wird Lula als Chorstimme
im Hintergrund ebenso vertreten sein wie Olsen
Involtini – und eventuell werden wir auch ein Gitarrensolo von einem sehr speziellen Gaststar
zu hören bekommen… Bei den Aufnahmen zu
„The Long Goodbye" zeigt sich Wayne Jackson
übrigens als musikalisches Multitalent, das fast
alles selbst eingespielt hat. Er gibt sich allerdings bescheiden „So viele Instrumente waren
das gar nicht, bloß Gitarre, Keyboards, Bass,
© www.myspace.com/waynejackson
für meinen Geschmack etwas zu ernst." Es ist
also wenig überraschend, dass Wayne mehr
Spaß daran hat, mit Bela auf der Bühne zu
stehen. „Bei Bela weiß man nie, was als nächstes passiert. Er lässt den Persönlichkeiten der
einzelnen Bandmitglieder freien Raum, und das
Publikum spürt, dass die Chemie zwischen uns
allen stimmt. Wir sind vorrangig Freunde, die
aber halt auch zufällig zusammen in einer Band
spielen. Und so sollten Bands ja auch sein."
Für Bela B y Los Helmstedt stehen im Sommer
noch einige Auftritte an und danach „eventuell
ein Namenswechsel," wie Wayne ominös erklärt. Im Moment ist der Brite aber vor allem
mit seiner eigenen Musik beschäftigt
– im Frühherbst soll sein erstes Soloalbum „The Long Goodbye" mit der
ersten Single „Glorious" erscheinen.
Musikalisch ist es geprägt durch die
Helden seiner Jugend wie Echo and
The Bunnymen und andere britische
Pop-Koryphäen: „Ich fühle mich immer noch mit der Musik verbunden,
die ich vor Jahren beim Gitarrespielen lernen gehört habe."
Die Aufnahmen fanden unter anderem in den legendären Hansa
Studios in Berlin statt, wo sich auch
schon David Bowie für seinen Klassiker „Heroes" die Seele aus dem
Leib sang. „Es war eine interessante Erfahrung, die erste Person zu
sein, die nach 17 Jahren etwas im Meistersaal
aufnimmt", erklärt Wayne. „U2 waren unter
den letzten Künstlern, die den Raum benutzt
haben – für „Achtung Baby". Leider hat der
Raum viel von seiner Charakteristik verloren,
aber ich glaube, dass die Studios bald wieder
zu ihrem alten Ruhm zurück nden werden."
Klavier und Glockenspiel." (Äh, Wayne? Manch
einer von uns wäre froh, wenn er anständig Triangel spielen könnte, aber wenn du meinst…)
Als Schlagzeuger holte Wayne sich den Schweden Christer ins Studio, für die Geigenparts
konnte er David Rossi verp ichten, seines
„Bei Bela weiß man nie, was als nächstes passiert.
Er lässt den Persönlichkeiten der einzelnen Bandmitglieder
freien Raum."
Wayne Jackson produzierte trotz seiner extensiven Erfahrung nicht selbst, sondern ließ den
Schweden Michael Ilbert ran, der auch schon
für Bands wie The Hives oder die Kaiser Chiefs
gearbeitet hat. „Ich verliere den Überblick, wenn
ich alles vom Schreiben über die Arrangements
und die Aufnahmen bis hin zum Abmischen
selber machen muss. Michael und ich haben
die gleichen musikalischen Vorlieben und
Vorstellungen, und obwohl er sehr kritisch ist,
Zeichens unter anderem auch schon zuständig
für Violinenklänge bei Goldfrapp, Coldplay und
einem gewissen Herrn Bela B. Mit diesem Team
und BPX-1992-Labelchef Fitz Braum im Rücken
fühlte Wayne, dass es nun an der Zeit war, nicht
nur neues Material aufzunehmen, sondern auch
alte Songs aus der Schublade zu kramen und
ihnen neues Leben einzuhauchen.
„Manche der Stücke habe ich vor Jahren
LOS HELMSTEDT: WAYNE
geschrieben. Es ist schon fast komisch, wie
einige Songs fast in Vergessenheit geraten
waren. Keine der Platten rmen, mit denen ich
in der Vergangenheit zu tun hatte, war wirklich
beeindruckt von diesem Material, aber ich war
immer von der Qualität der Stücke überzeugt,
auch wenn meine Demo-Produktionen nicht
perfekt waren. Irgendwie habe ich wohl immer
nach jemandem gesucht, der meine Vision
davon teilte, wie diese Songs klingen sollten.
„Ich liebte sie alle. Das tue
ich immer noch."
Mit Michael, Fitz und meinem Management
habe ich jetzt diese Leute gefunden. Wenn ich
allerdings nicht so hartnäckig gewesen wäre,
hätten diese Songs schon lange das Zeitliche
gesegnet. Manchmal muss man einfach seiner
eigenen Meinung vertrauen, denn sie ist alles,
was man hat."
auch der von Lula angeht. Ich kann mir keine
perfektere Situation vorstellen. Es fühlt sich
wirklich an, als ob wir eine große Familie wären." Und bevor Waynes Soloalbum erscheint,
ist bekanntlich wieder ein ausgedehnter Familienaus ug in Form von Sommerkonzerten
angesagt, inklusive „Human Boss" und Waynes
Lieblings-Helmstedt Paule („Sie hat etwas an
sich, das die anderen Jungs einfach nicht haben…") natürlich. Und vermutlich auch mit der
einen oderanderen „Traumfrau."
Apropos, Wayne: Gab es da während der letzten Tour Favoritinnen unter den Damen, die bei
diesem Song auf die Bühne geholt wurden? „Ich
liebte sie alle. Das tue ich immer noch."
Womit vermutlich auch geklärt wäre, warum
Wayne Jacksons MySpace-Freundeliste vorwiegend weiblich ist…
Natollie
© Jackie Hardt
In Vergessenheit geraten wären
allerdings nicht nur beinahe einige von Waynes früheren Werken – dank der Arbeit mit Bela
wurde ihm plötzlich auch wieder bewusst, was er eigentlich
auf seinem Hauptinstrument
alles zustande brachte. „Während der Aufnahmen für „Bingo"
und der anschließenden Tour
merkte ich wieder, dass ich ja
eigentlich Gitarre spielen kann.
Ich hatte das lange verdrängt
und mich auf andere Dinge
konzentriert. Diese Erfahrung
und auch die Disziplin, die von
einem verlangt wird, wenn man
40 Livekonzerte auf einer Tour
spielt, haben mir auch für die
Aufnahmen meiner
Solosachen enorm geholfen. Ohne
diesen Faktor hätte das Album
sicher einen völlig anderen
Sound."
Aber nicht nur dafür ist Wayne
Jackson Bela dankbar, er weiß
auch, dass ihm der Popularitätsschub, den er dank seinem
Mitwirken bei Los Helmstedt
erlebt hat, bei der Promotion von „The Long
Goodbye" helfen wird: „Bela war schon immer
extrem großzügig und hilfreich, was die Unterstützung nicht nur meiner Arbeit, sondern
75
Wayne im Internet:
www.waynejackson.de,
www.myspace.com/waynejackson
76
Hartmut und ich
Oliver Uschmann
„Subversion durch Af rmation“. Dieses Zitat geht mir
als erstes durch den Kopf,
wenn ich an dieses Buch
denke. Umsturz durch
Bejahung beschreibt das
Buch „Hartmut und ich“
sehr treffend. Uschmann,
der vielen von uns durch
seine Artikel aus der
Visions oder der Galore
bekannt ist, gewährt einen
Blick in den irren Kosmos einer Männer-WG, die
ihresgleichen sucht.
Die Geschichte wird aus der Ich-Erzähler-Perspektive erzählt. ICH ist ein mit beiden Füßen im Leben
stehender Mittdreißiger, der mit seinem Leben
recht zufrieden ist. Die Abwechslung in seinem Leben ist Hartmut. Und der hat es in sich. Als Student
der Philosophie mit einem schier unermüdlichen
Potential an merkwürdigen und bizarren Einfällen
bildet er das Gegenstück zu ICH. Wo andere nur
groteske Ideen spinnen, setzt Hartmut diese in
Taten um.
So bekämpft er unerwünschte Spam-Mails á la
Viagra auf eine ganz neue Art (Subversion durch
Af rmation): „Diese Werbemails! Ich mache jetzt
genau das, was die gerade nicht erwarten. Ich
antworte. Ich kaufe. Bei allen.“, oder er fördert das
Gemeinschaftsgefühl der Menschen durch einen
systematischen, geplanten und durchgeführten
Notstand. Diese Geschichte wird übrigens auf
dem Hörbuch zum zweiten Hartmut und Ich Roman „Voll beschäftigt“ von Bela B. als Bonustrack
vorgelesen.
Oliver Uschmann hat mit diesem Roman ein durchweg kurzweiliges und lustiges Buch geschrieben,
das vor absurden Ideen und Situationskomik nur
so sprudelt.
Empfehlung: Unbedingt Lesen! St. Pauli
Die Schönheit der Chance - Tage mit
Tomte auf Tour
Hilmar Bender
Nicht nur Tage mit Tomte
auf Tour, sondern gute drei
Jahre - über diesen Zeitraum hinweg schildert Hilmar Bender, Tourbegleiter,
Merchandiser und „Mädchen für alles“, das Leben
von Tomte auf Tour. Das
klingt
vielversprechend,
das Ergebnis jedoch ist ernüchternd: Zwar wird das
BUCH ZUM LESEN
Leben einer Rockband auf Tour dargestellt - aber
eben das Leben einer Band. Wirkliche Bezüge zu
Tomte gibt es aufgrund der recht egozentrischen
Schreibweise des Autors kaum. Wer das Tourtagebuch einer Band liest, möchte etwas über die Band
und die Konzerte erfahren - nicht darüber, ob der
Autor in der Nacht sein Auto freikratzen musste.
Zwar gibt es durchaus detailreiche BackstageAnekdoten, diese sind aber nur für Hardcore-Fans
wirklich spannend. Die Konzerte selbst kommen im
Buch zu kurz. Leseprobe: „Von dem Auftritt selbst
weiß ich nichts mehr, weil ich mich die ganze Zeit
mit meinem Bruder unterhalten habe, der extra aus
Duisburg rübergekommen ist.“ Aha.
Wer das Buch deshalb kaufen möchte, weil er
schöne Erinnerungen mit bestimmten Konzerten verbindet, sollte es vorsichtshalber vorher
durchblättern, denn nicht alle Konzerte sind auch
enthalten.
Thees selbst hat das Buch vor der Veröffentlichung
übrigens nicht gelesen. Vielleicht hätte er es tun
sollen... Susi S.
Die Ruhe der
Schlammkröte
Guy Helminger (wieder entdeckt, herausgegeben und
mit Anmerkungen versehen
von Manuel Andrack)
Schon lange bevor Sven
Regener mit „Herr Lehmann“ große Beachtung
erhalten sollte, brachte
ein aus Luxemburg stammender aufstrebender Szene-Autor in Köln die
ersten Exemplare eines Szene-Biotop-Romans
unter die Leute. Leider nicht allzu erfolgreich.
Seine Erzählung erstreckt sich auf das Wirken
der Titel gur Charly, der in der Kölner Kultkneipe
„Station“ kellnert (seit 1992 nicht mehr existent)
und eher selten das Kölner Uni-Viertel verlässt. Zu
den Stammgästen in jener Kneipe zählte auch Manuel Andrack, der im Jahr 2005 die Idee hatte, den
Szene-Klassiker neu aufzulegen und mit seinen
Anmerkungen zu versehen.
Diese Anmerkungen Andracks machen es zwar
teilweise schwierig, dem eigentlichen Roman zu
folgen, sorgen aber zugleich für eine zweite Erzählebene, die den Humor von Helminger perfekt
ergänzt und vor allem den Zeitgeist der alternativen 80er Jahre einfängt und gnadenlos offen legt.
Evil Acker
MUSIK ZUM HÖREN
The Bottrops
- s/t
Noch nicht all zu lange
nach dem Ende der
Terrorgruppe melden
sich die Herren Bottrop
und Vicious nun mit
zwei neuen Gespielen
unter dem Namen The
Bottrops lautstark zurück. Man schließt nicht nur
da an, wo die TG aufgehört hat, sondern wagt den
Schritt nach vorne. Was auf ihrem ersten Album zu
hören ist, kann keineswegs als billiger Abklatsch
abgetan werden. Wer hier die TG erwartet, wird
wohl enttäuscht sein, die Jungs liefern hier ein
sehr eigenständiges Werk ab, das sich hören lassen kann. Viel Liebe zum Detail und frische coole
Songs, so will Bottropop gespielt sein. Le Spring
Celina
- Das Original
„Ich hab dich überlebt,
was soll mich jetzt noch
zerstören?!“
Celina
lässt tief blicken. Und
das, jedenfalls hat man
das Gefühl, auf jedem
einzelnen Song ihres
Debüts „Das Original". Offensichtlich hat sie einiges erlebt. Raus kommt eine Mischung aus HipHop und Pop, unterlegt mit fetten Beats und einer
wundervollen Stimme. Die Songs sind durch die
Bank weg sehr emotional und man hat das Gefühl,
als hätte die gute Celina einiges an Energie hineingesteckt. Für „Wenn es einen Gott gibt“ hat sie sich
sogar Sido mit ans Mikro geholt. Insgesamt ein
sehr schönes, etwas depressives, aber angenehm
chilliges Album. Dass der erste Song mit „Mehr“
betitelt ist, kann allerdings nur Zufall sein. Line
The Ark
- Prayer For The
Weekend
Das vierte Werk der
sechs Schweden von
The Ark ist seit kurzem auch hierzulande
erhältlich. Die Scheibe
bietet einerseits den
typischen The Ark-Sound mit eingängigen und
oft nahezu hymnischen Refrains, einer ordentlichen Portion Sprachspielerei und dem generellen
Mitwipp-Optimismus, der allen Werken der Band
innewohnt. Andererseits zeigt sich, dass The Ark
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musikalisch weiter den Weg weg vom Glamrock
und mehr in Richtung Pop gehen, und auch textlich entfernt sich Frontmann Ola Salo von den
tiefsinnigen Predigten, welche die frühen The ArkScheiben kennzeichneten. „Prayer For The Weekend" ist aber dennoch eine perfekte Sommerplatte,
Musik für den Tag am Baggersee, das Sonnenbad
auf dem Balkon oder die improvisierte Open Air
Disco. Natollie
Diane Weigmann
- Im Zweifelsfall
Noch Immer
Dieses Album bietet,
was man von der
Ex-LemonbabiesFrontfrau bereits kennt
und schätzt: Textliche
Momentaufnahmen der
Einsamkeit und Zweisamkeit, Popmelodien, die
zwischen Fröhlichkeit und Melancholie hin- und
herpendeln und die einzigartige Wärme, die Dianes Stimme ausstrahlt. Auch wenn einer der Songs
fragt: „Alles anders – alles besser?“, so lässt sich
hier sagen: Eigentlich alles wie immer. Aber alles
gut. Natollie
The Living End
- State of
Emergency
Diese Platte rockt von
vorne bis hinten! Das
Spiel von Gitarrenmann Chris Cheney
treibt
das
Album
ständig voran, ob nun im Punkkracher "We want
more" oder dem genialen "One step behind", bei
dem sich gegen Ende durch die Hintertür Bläser
einschleichen, um den Song zu einem bombastischen Ende zu bringen. Das Ganze wird getragen
von einem soliden Fundament aus Kontrabass (!)
und Schlagzeug. Und spätestens wenn in "Wake
up" nebenbei Pink Floyds "Another Brick in the
wall" Tribut gezollt wird, kommt das ganze Können
der Band zum Vorschein. Dazu gibt es wie immer
intelligente Texte, die einen Bogen schlagen von
beißender Sozialkritik über Wochenend-Partys bis
zu gescheiterten Beziehungen. Wenn das Album
im August mit 1  Jahren Verspätung endlich auch
hierzulande in den Regalen steht, gilt: Bedenkenlos zuschlagen! Und wer zu dieser Zeit gerade in
England unterwegs ist, sollte sich nicht die Chance
nehmen lassen, eines der heißen Konzerte der
Jungs zu besuchen. Rude Flo
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DER MOPS
Auf den Hund gekommen...
© pixelio
Eine kleine Geschichte der
Unendlichkeit
Sibirische Steppe, ein kalter Wind weht über
die Weiten. Ein Wolf streicht einsam umher,
als ein kleines Wesen vor ihm auftaucht: Eine
Schnauze, die mehr in das Gesicht hinein- als
aus diesem herausschaut, ein rundlicher Körper
und ein Ringelschwanz. Leichte Beute. Doch
kaum will sich der Wolf auf sein Opfer stürzen,
kommt auf einmal ein ganzes Rudel von den
kleinen Gegnern hinter einem Hügel hervor.
Ein erbitterter Kampf entbrennt, in dem der
Wolf vom Jäger zum Gejagten wird. Gegen den
Zusammenhalt seiner kleinen Artgenossen hat
er keine Chance.
Eine unrealistische Szene? Keineswegs. Ungefähr im 14. Jahrhundert könnte sie sich so
oder zumindest in ähnlicher Weise zugetragen
haben. Um diese Zeit wanderten die Möpse
durch die Klimaverschiebung nach Europa ein:
Eine kleine Hunderasse, welche ursprünglich
aus China stammte und dort nicht nur für ihre
Eigenschaft als glänzender Unterhalter bei
Teeparties angesehen war, sondern auch zu
Jagdzwecken eingesetzt wurde.
Nachdem die ersten Tiere in Europa auftauchten, wurde man sich schnell der Bedeutung der
kleinen Kerle bewusst: 1504, als im schönen
Baden die Stadt Bretten belagert wurde, zog der
Feind erst ab, als man ihm einen Mops aus dem
dortigen Tierheim brachte. Bald hielten die Tiere auch Einzug in die Welt
der Literatur. So ereilte im
ersten Entwurf zu Johann
Wolfgang Goethes legendärer Schullektüre den
großen Gelehrten Faust
der Geistesblitz „Das ist
also des Mopses Kern!“
Goethe änderte jedoch
den „Mops“ später in einen Pudel, damit bei den
Aufführungen in anderen
Ländern die Lippenbewegungen nicht angepasst
werden mussten.
Auch sein Brieffreund
Friedrich Schiller, mit dem
er dem damaligen Weimarer Postwesen zu einem
enormen Aufschwung verhalf, ließ dem Mops in seinem „Wilhelm Tell“ einen
nicht unwichtigen Part zukommen: Als Haustier
des Fürsten werden die aristokratischen Wurzeln des Tieres betont. Die Stärke des Mopses
soll
dem
bösen DesOTTOS MOPS
poten
hier
einen noch
Ottos Mops trotzt
mächtigeren
Otto: fort Mops fort
Eindruck geOttos Mops hopst fort
ben.
Otto: soso
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musiOtto holt Koks
kalischen
Otto holt Obst
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Otto: Mops Mops
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Otto hofft
kleinen Kerl
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Ottos Mops klopft
positiver auf:
Otto: komm Mops komm
So inspirierte
Ottos Mops kommt
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ponisten JoOtto: ogottogott
hann Strauß
zu
dessen
bekanntesErnst Jandl
tem
Stück
„Die Fleder-
© pixelio
DER MOPS
maus“, welche den „Gipfelpunkt der Wiener
Operette“ (Zitat Wikipedia) bildete. Ursprünglich sollte der Titel der Mops edermaus gewidmet werden, jedoch musste er wegen eines
mangelhaften Bestandes von Druckerschwärze
gekürzt werden (in der Geschichte bekannt als
„Tintenfass-Krise“). Strauß wollte daraufhin den
Gerichtsdiener Frosch in Mops umbenennen,
was jedoch aufgrund politischer Unstimmigkeiten nicht möglich war. Dem gewitzten Strauß
gelang es dennoch, dem Mops mit der Rolle
des etwas trotteligen Wärters Tribut zzu zollen:
Zum einen wird die Figur bis heute w
wie in der
Uraufführung oft von einem beleibten D
Darsteller
zum Leben erweckt – eine klare Anspielung
Anspi
an
den leicht korpulenten Körperbau des kleinen
Hundes. Auch in den Dialogen des Fros
Frosches
gibt es zuhauf Anspielungen, am de
deutlichsten im Ausruf: „Wos sagt er? D
Die
Donau a Moperle?“
Dennoch geriet der Mops zu dieser Ze
Zeit
nach und nach in Vergessenheit. Um das
da
Andenken an ihn zu bewahren und zu erneuern, gründete sich darum Mitte des
de 19.
Jahrhunderts eine Mops-Loge, welch
welche die
Eigenschaften Verlässlichkeit und Treue
des Tieres herausstellte.
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Schon bald war der Hund
wieder in aller Munde, am
englischen
Königshaus
wurde sogar eine spezielle
Mops-Zucht
eingerichtet.
In unserer technisierten
Welt ist er zwar nicht mehr
ganz so bedeutend wie in
den Jahrhunderten zuvor,
aber trotzdem immer noch
höchst populär. So kam er in
Deutschland insbesondere
wieder ins Gespräch, als der
Humorforscher Vicco von
Bülow alias Loriot ihn mit
Oden sowie künstlerischen
Zeichnungen und Versen
bedachte.
Aufgrund dieser langen
Vorgeschichte und der
Eigenschaften des Hundes
war es für uns, die DÄOF-Gründer, klar, dass
wir diesen als Wappentier adoptieren mussten.
Denn:
„Ein Leben ohne Möpse ist zwar
möglich, aber sinnlos.“
- Loriot -
Rude Flo
80
CRÄDITS
die ärzte sind...
Sascha (Madsen):
© Ingo Pertramer
Zur Person:
„Als kleiner Junge lernte ich die ärzte
durch meine großen Brüder kennen. Sascha Madsen, geboren
Das erste Bild, was ich von ihnen am 11. November 1983 in
hatte, war ein kleines Plakat aus der Uelzen, ist der SchlagBravo und ich dachte natürlich, in mei- zeuger und Backgroundnem vor-jugendlichem Leichtsinn, es sänger von Madsen.
handle sich um waschechte Doktoren,
die über Operationsmethoden singen..
Die Warheit hat mich dann umso mehr beeindruckt und für
die ersten Lieder, die ich auswendig konnte, waren tatsächlich BelaFarinRod bzw. -sahnie bzw.
-the incredible Hagen verantwortlich. „Die Bestie in Menschengestalt“ war eine der ersten CDs
die ich mir von meinem hart verdientem Taschengeld eines Viertklässlers selbst gekauft habe.
Doch vorher hörte ich eißig die ärzte-Kassetten meiner Brüder, vor allem „die ärzte früher!“ hatte
es uns angetan und wir haben bis heute große Freude daran, „Teenager Liebe“ im Chor anzustimmen und möchten immer noch wissen, wer denn nun eigentlich die ehemalige Freundin von Roman
ist...“
Nagel (Muff Potter):
Zur Person:
„die ärzte haben mich sozialisiert. Das Frank „Nagel“ Nagelng mit 9 oder 10 Jahren im Ferienlager schmidt, geboren am 5.
an. Ich kann mich noch erinnern, dass Juni 1976 in Rheine, Sänunsere Betreuer immer die letzte Smit- ger, Texter und Gitarrist
hs-Platte gehört haben. Wir haben uns bei Muff Potter, vor kurzem
immer gedacht: „Was hören die für feierte er mit „Wo die
langweilige Musik. „Buddy Holly’s Brille“ wilden Maden graben“ sein
ist doch viel geiler.“. Die „Nach uns die Roman-Debüt.
Sint ut“-Platte habe ich dann richtig
exzessiv gehört. Als die Reunion kam war ich schon HardcoreFan und habe die weitere musikalische Entwicklung nicht mehr
ausgiebig verfolgt. An die ärzte bewundere ich, dass sie sich ihre eigenen Gesetze geschaffen
haben, wonach sich alle anderen richten müssen – das ist echter Punk für mich.“
...immernoch
die beste Band der Welt!
IMPRESSUM
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DIE PRAWDA – den die ärzte ihr of zielles Fan-Magazin wird herausgegeben vom DÄOF – den
die ärzte ihr of zieller Fanclub.
DIE PRAWDA ist ein Gemeinschaftsprojekt von
Anja Groeger, Stefan Üblacker, Heike Lipfert, Anna Winko, Stephanie Bindel, Lars Kirchner, David
Spring, Line Grabowski, Stefanie Pawlak, Manuela Horn, Mariella Reishofer, Martin Kirchner,
Michael Blanke, Richard Tobien, Natalie Springhart, Florian Surek, Verena Angelmahr, Christian
Petrausch, Ruth Fuchss, Thorsten Struwe, Maik Momber-van Dornik
DÄOF sagt „Danke!“ an
XL Schulz, Tabea, Ravel, Jenny, Anja B. & das gesamte Team von Hot Action Records, Auge,
Schwarwel, Sandra & das ganze AGM-Team, Manuel Andrack, Fabsi, Jochen & Saskia von ConcertTeam NRW, die Beatsteaks, Wayne Jackson, Ina Paule Klink, Celina, Rüdiger Ladwig @ Bear
Family, Marius @ Gan-Shin, Anke und Nicole @ Warner Music, Ju @ Universal Music, Exzess
Berlin, Böllen im Schwarzwald, Düsseldorf am Rhein und alle Fans, deren Fotos und Textes hier
zu nden sind.
DÄOF sagt „Hallo!“ an
Farin Urlaub, Bela B., Rod Gonzalez, T!, Dagmar Grosser, Saskia & Crew von Bananatexx für die
DÄOF-Uniform, Benno & The Bottrops, Diane Weigmann, The Ark, The Busters, Farin Urlaub Racing Team, Los Helmstedt, Abwärts, Die Toten Hosen, Panda, Alex & Jasmin S., Thorsten Springhart, Bierschinken Inc., Kill them all, Myriam W. und natürlich die besten Fans der Welt.
Ausgabe # 2 2007 von DIE PRAWDA erscheint am 20. Dezember 2007.
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