Dokumentation - plattform für DANEBEN
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Dokumentation - plattform für DANEBEN
Ideenwerkstatt zum Thema Nachhaltigkeit in Alltag und Lebensstil Vortragsreihe und Open-Space Workshop 29. April -1. Mai 2006 Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle Dokumentation „Ich bin Leben, das Leben will, inmitten von Leben, das Leben will.“ Albert Schweizer Inhalt Eröffnungsrede Vorträge Öko ist uncool – zwangsläufig? Wirksamkeit, Kreativität und Handlungsfähigkeit im Leben Design – Konsum – Nachhaltigkeit 6 8 12 22 Die Open-Space-Methode 53 Bio-Catering 57 Kontaktliste58 Impressum Open Space – Workshops Intelligente Verschwendung: Das „cradle to cradle“ – Konzept Hinterfragen der Theoriegrundlagen der Ökologie aus der Wirklichkeit von Natur und Gesellschaft Gemeinsam gegen einsam – Zukunft gemeinschaftstauglich gestalten Design im Spannungsfeld von Materialismus und Spiritualität Auswahl von Lebensmitteln – Regionalität vs. globalem „fair trade“ Durch sinnliche Wahrnehmung ökologisches Bewusstsein schaffen – vor allem bei Kindern Die „Hülle“ der Ware Welche Produkte braucht unsere Idealgesellschaft Wasser- und Nährstoffkreisläufe in der Stadt vs. Abfallwirtschaft Sinnwelt 26 28 30 33 33 37 42 43 45 47 Open Space – Handlungsplanung50 Hinweise und Danksagung Die Verschriftlichungen der Referate enthalten möglicherweise Fehler bei Transkription, Auslassung sowie inhaltlicher Zusammenfassung. Es gilt das gesprochenen Wort. Die Protokolle der Open-Space-Workshops sollen einen groben Überlick über die einzelnen Arbeitsgruppen geben. Für die Inhalte sind nur die 62 Teilnehmer der jeweiligen Gruppe verantwortlich. Die Protokolle zeigen zudem lediglich einen Arbeitsstand und sind nicht als endgültige Weißheiten zu verstehen. Besonderer Dank gilt Frau Doz. Hanelore Heise für ihre Unterstützung beim Layout sowie Prof. Frithjof Meinel, durch dessen Impulse Ökotopia zu Professionalität gefunden und so eine andere Dimension bekommen hat. Vorträge Eröffnungsrede Filme wie: „We feed the world“, Bücher wie „Einfach die Welt verändern“ machen uns klar, dass globale Veränderungen etwas mit uns persönlich zu tun haben. Das ist eine neue Erkenntnis. Wir wissen, dass unser Konsum die Welt verändern kann. Die Zukunft wird praktisch alltäglich. Unser Verlangen und Wünschen hat Auswirkungen auf den globalen Markt. Ein sensibles Umgehen damit überfordert uns oft. Es ist unangenehm, weil unser Handeln in Frage gestellt wird. Dass wir für gefährliche globale Veränderungen verantwortlich sind, nervt. Das Interesse sinkt. Der Soziologe Ullrich Beck bezeichnet dieses kollektive Weghören als ein Akt der Selbstverteidigung. Andererseits macht es uns auch froh, mitentscheiden zu können. Dass was wir täglich tun, kaufen, nutzen hat Auswirkungen. Wir haben es mit in der Hand. Wir können vorausplanen und damit künftigen Generationen nicht nur ein Überleben sondern ein lebenswertes Leben sichern. Nach dem Duden bedeutet Nachhaltig, sich auf längere Zeit stark auswirkend und einen Eindruck hinterlassend. Das Wort bietet weitere Assoziationen. In ihm steckt das Wort Nach wie danach und das Wort Halt, wie Erhalten, Halt haben und Halt machen. Entschleunigung ist das Zauberwort der Ökobewegung. Halt aber auch wie Haushalt und Haushalten. Wie können wir die Schnittstelle zwischen Nachhaltigkeit und Alltag finden? Alltag bedeutet Rhythmus, Rituale, Banalität und Alltäglichkeit. Unseren Alltag schön machen Ereignisse, welche aus der Banalität hervorbrechen und ihn zu etwas besonderem werden lassen. Können wir das verbinden mit Nachhaltigkeit? Mit oft erstmal anstrengender Nachhaltigkeit? Heute und an diesem Wochenende treffen Menschen aus verschiedensten Hintergründen und Fachbereichen zusammen. Wir wollen unsere Erfahrungen und Hoffnungen einbringen, unsere eigenen Bedürfnisse unter diesen Aspekten hinterfragen und Szenarien entwickeln, die in Aktionen, Produkten oder anderem münden können und uns die Frage stellen, wie wir dies gesellschaftlich kommunizieren können. M.B. V.l.n.r.: Prof. Dr. Linneweber, Moderator Theo Ließ, Dr. Daniel Dahm. Podiumsdiskussion im Volkspark Vorträge Öko ist uncool – zwangsläufig? Mensch, Technik, Umwelt – Wechselwirkungen aus psychologischer Sicht Vortrag von Prof. Dr. Linneweber, Pädagoge, Sozialpsychologe, Prorektor für Studium und Lehre an der Otto von Guericke Universität Umweltpsychologie Unser Verhalten zu unserer Umwelt ist technikvermittelt. +++ Bei der Umweltpsychologie geht es um Interaktionen zwischen vielen Menschen, nicht Einzelner zur Umwelt. +++ Anscheinend gibt es gesellschaftlich eine Rückkehr der Relevanz der Umweltproblematik. In Details gibt es interessante Differenzierungen beim Gesundheitsbewusstsein in Abhängigkeit von Umweltproblemen. Vergleichende Untersuchungen des Heute und der Sicht auf die Zukunft belegen, dass man im Moment selbstschützend für sich weniger Probleme wahrnimmt als man glaubt, das sie in Zukunft kommen könnten. D.h. das Wissen, die Annahme, dass die Umweltproblematik später kommt, ist ausgeprägter als gegenwärtig. D.h. es herrscht eine positive Illusion vor, eine Tendenz, sich psychologisch vor Problemen zu schützen, die bedrohlich wirken. Man müsste aber aktiver sein, als man es gegenwärtig ist. Aber es gibt eine größere Tendenz, es für einen selbst positiv zu sehen und eine Tendenz, die Probleme eher in die Zukunft zu verlagern. [...] Naturbild und Handlungsrelevanz Die unterschiedlichen Typen, wie man die Natur sieht, können in verschiedenen Bildern gezeigt werden: 1. Eine Natur, die geduldig ist wie eine Kugel in einer Schüssel, welche immer wieder zurück rollt. 2. Eine Natur, welche fragil und sensitiv ist. 3. Die Toleranz der Natur hat ihre Grenzen. 4. Die Natur ist unvorhersehbar und chaotisch. Ein sehr geringer Teil der Menschen geht von einer geduldigen Natur aus. Aus naturwissenschaftlicher Sicht ist das Bild 3 angemessen. Das Bild 4 wird auch von vielen gewählt. Dieses geht in Richtung des Weltbildes der erlernten Hilflosigkeit, d.h. der Einstellung „Ich hab keinen Einfluss, die Natur macht was sie will, die Menschen machen mit der Natur, was sie wollen“. Das impliziert auch, dass eigenes Verhalten nicht geändert werden muss und ist deswegen gefährlich. Umweltbewegung Der Diskurs über die Umwelt in der Gesellschaft in der Wissenschaft, Politik, Ökonomie und in den NGOs ist abhängig von signifikanten Ereignissen und instabil in seiner Transparenz. [...] Vorschnelle Empfindlichkeit auf Wetterextreme ist unbegründet, die Zunahme der Wetterextreme insgesamt wird aber als Problem gesehen. +++ Entwicklung der Umweltbewegung in den letzten 50 Jahren: 1. Diskussion über Umweltverschmutzung – Bsp. verschmutzte Flüsse, Seen 2. Antiatomkraft-Bewegung, individuelle Positionen gegen techn. Veränderungen 3. Zunehmende Erkenntnis, dass Ursache und Wirkung örtlich nicht nah beieinander liegen; Bsp.: Saurer Regen 4. Ölkrise, Grenzen des Wachstums, der Ressourcennutzung, Tschernobyl – globale Dimension 5. Ozon, Treibhauseffekt, Club of Rome, Brundtland 6. Beleuchtung der unmittelbare Ebene, am Boden (Bsp. Ozon) 7. Rio, Kyoto, Johannisburg 8. Deutsche Wiedervereinigung, Ökonomie, Transformationsprozesse in ehem. Staaten der Sowjetunion. Die Konkurrenz dieser Themen widerspricht in Deutschland der These „Öko ist uncool“. Andere Länder beginnen Thematik aufzugreifen, z.B. China. +++ Die Wetterextreme sind in ihrer Summe zurückzuführen auf Veränderungen der Großwetterlage. +++ Wie entwickelt sich Diskurs weiter? Nehmen wir Zusammenhänge zwischen unmittelbaren und den globalen Ereignissen wahr? +++ These: Man sollte das Humankapital, was in Wissenschaft steckt, sprachlich vereinfachen, um zu vermitteln. Psychologische Dimensionen globaler Umweltveränderung Untersuchungen von Pawlik: Was sind psycholog. Dimensionen globaler Umweltveränderungen? 1. natur-, sozialwissenschaftliche Dimension: Unschärfe, Wagheit 2. Unmittelbarkeit. 3. Seltenheit von klar indikativen Ereignissen. 4. Distanz zwischen Akteuren und denen, die davon betroffen sind. 5. Geringer Anteil von nicht unmittelbarem egozentrischen Verhalten; Bsp. dafür: Plädoyer für freie Strassen ist einfacher, als es selber zu tun, damit man selber fahren kann und freie Strassen hat. Dies wird bezeichnet als Commons Dilemma (Anm.d.Red.: Vorträge Unklarheit bei Transkription), d.h. wenn ich mich egozentrisch verhalte, werde ich immer noch belohnt für die Nutzung der gemeinsamen Ressource; wenn es alle tun würden, wäre die Ressource bald am Ende. Historischer Abriss Umweltpsychologie Phasen der Umweltpsychologie: 1. In den 70er Jahren importierte die Mainstreampsychologie das Ökologiekonzept aus der Biologie (Wechselwirkungsprinzipien, Energien) 2. Ökologische Psychologie (Netzwerke zu Umweltthemen wie z.B. Energiesparen, Einfluss der gebauten Umwelt, Umweltbewusstsein, Mobilität, …); Problembezogene Themen bieten Anregung zur interdisziplinäre Arbeit (Z.B.: „Grenzen des Wachstums“, …) 3. Fachgruppe Umweltpsychologie Konsolidierungsphase, z.B. gibt es die IPU, studentische und professionelle Vereinigung mit dem Thema Umweltpsychologie, gibt Zeitschrift heraus: ‚Umwelt-psychologie‘) also Tagungen, Konzentration der Forschungsarbeit an einigen Standorten, z.B. Magdeburg. Die Strukturförderung der EU für schwache Gebiete ist anzuzweifeln, Strukturänderung mit Rückbau ist eventuell angebrachter. Bsp.: Drohend verlas- sene Dörfer in Mecklenburg. +++ Bald erscheint Enzyklopädie zum Thema Umweltpsychologie. Darin enthalten z.B. Ästhetisierung des Alltags. Bedingungsverantwortlichkeit Was ist Bedingungsverantwortlichkeit? Designer, Architekten, … sind verantwortlich für die Bedingungen, wo andere leben. Das sollte ihnen bewusst sein. Bsp.: Regenwassernutzungsmöglichkeit sollte in Bebauungsplänen auftauchen, die Möglichkeit für Solaranschluß ebenso usw. Wann Öko uncool ist 1. Öko = Verzicht: „ich kann es mir nicht leisten“. 2. Isoliertes Suffizienzkonzept (Ressourcen dürfen nicht übernutzt werden, nur soweit wie es nötig ist) ist problematisch, weil: Diese These baut auf die Vorrausetzung, dass alle Menschen ähnlich denken müssten wie wir. Es gibt aber unterschiedliche Milieus mit hoher Stabilität (durch Heirat immer in den gleichen Kreisen). Man soll von Soziologen lernen. Milieus müssen stärker in Betracht gezogen werden. 3. Ökonomie: wenn selbstauferlegtes ökologisches Handeln ökonomisch rentabel wird. Bei Belohnung sinkt die Bereitschaft signifikant, sich zu engagieren, was man vorher (aus Gründen der eigenen Identität) freiwillig tat. 4. Erfolglosigkeit: Maßnahmen, deren Erfolg nicht dokumentier- und vorzeigbar sind 5. Furchterregende Appelle (Bsp. Zigarettenpackung); effektiver wirken Verbote 6. Pure Moral 7. ‚Periphere Route‘ („Ich bin Experte, das kannst du mir ruhig glauben“). Was macht Öko cool? 1. Umweltschutz nicht als Verzicht, sondern Ziel eigener Qualität, eigener Art 2. Bereiche schaffen, wo Ökologie und Ökonomie verträglich sind 3. Bsp. Arbeitsplätze schaffen, neue Verquickungen wie Bio-Catering 4. Technik + Umwelt: spaßmachend (Umweltschutz und Technik müssen sich keineswegs ausschließen, im Gegenteil.) 5. Nicht individualisierend, sondern sozialisierend, Mensch in sozialen Netzen zu sehen – soziale Identität schaffen. 6. Kooperativen, gesellschaftlichen Wettbewerb schaffen (Bsp. Aktion Nordlicht: Einführung von Ener- giesparlampen über sozialen Wettbewerb in Hinblick zur Erreichung von Umweltschutzzielen) – Mensch als Akteur umgeben von Solidarität. 7. Feedback schaffen (Bsp. Heizkostenabrechnung nur ein mal im Jahr: negativ). Kompatibilität von Ökonomie und Ökologie ist anzustreben (Nachhaltigkeit). Gesellschaft qualifiziert durch Dramaturgisierung ab. Bilder schaffen, die Menschen verstehen Der Mensch will verstehen. Was brauchen wir für Bilder, die Menschen verstehen? Neben den mächtigen monetären Anreizen existieren andere wichtige, zum Beispiel psychologisch positiv wirksame. Bsp.: Kauf einer Regenwassernutzungsanlage – wenn einmal bezahlt (kurzer Ärger), freut man sich lang, egal ob ökonomischer Nutzen entsteht. +++ Ist Öl zu schade, um es zu verbrennen? Literatur: Lantermann, E.-D., & Linneweber, V. (in prep.): Enzyklopädie der Psychologie, Themenbereich C: Theorie und Forschung, Serie IX: Umweltpsychologie, Umweltpsychologie (Vol. 1). Göttingen: Hogrefe 11 Vorträge Wirksamkeit, Kreativität und Handlungsfähigkeit im Leben Überlegungen aus der Potsdamer Denkschrift / Manifest 2005 Dr. J. Daniel Dahm, Humangeograph, Ökologe „Ich bin Leben, das Leben will, inmitten von Leben, das Leben will.“ Albert Schweizer. Plussummenspiel vs. Nullsummenspiel Es gibt verschiedene Arten zu denken und auch unterschiedliche Arten Wettbewerb zu definieren. So existieren Wettbewerbe durch Plussummenspiel, Kooperation und miteinander Wetteifern ebenso wie Wettbewerbe auf der Basis von Konkurrenz, von einem Nullsummenspiel, wo möglicherweise der Stärkere den Visionäreren, Utopischeren zu verdrängen sucht. +++ Das Potsdamer Manifest beruft sich auf das Russel-Einstein Manifest von 1955, welches die Vorstellung vertritt, das Mittel des Krieges als Mittel der Konfliktbearbeitung zu verbannen, was aber heute genauso Instrument der Politik ist wie damals. Erkenntnisse aus der Quantenphysik Wir können uns als gemeinschaftlich eingebunden in eine Beziehungswelt verstehen. Bisher existierte ein materialistisches Weltbild auf der Grundlage materiell substanzhafter Gestalt, d.h. toter Materie. Nach Erkenntnissen der Quantenphysik existiert Materie jedoch nicht mehr. Aber die körnige, materialistische Vorstellung unserer Wirklichkeit prägt uns weiter. Faktisch gibt es einen Welle Teilchen Dualismus. Materie ist Gestaltform einer energetischen Beziehungsstruktur. Wir haben gelernt, in Trennungen zu denken, auch in Bezug auf die Natur, und uns als Menschen mit einer geistig kulturellen Sphäre zu sehen, die wir über unsere Gesellschaft, über unsere philosophischen politischen ökonomischen Denktraditionen in Strategien umsetzen, mit denen wir auf diese Welt wirken können oder wirken wollen. Wir gehen mit unserer Welt um, als wäre die Sphäre unserer geistig kulturellen Beziehungen eine vollkommen andere als die Sphäre unserer materiellen Einbettung, unserer Einbettung in den bioökologischen Komplex Erde. Dies ist nicht linear, nicht in dem verketteten Denken unserer westlich europäischen Denktraditionen zu verstehen. Wenn also diese Welt immateriellen Charakter hat, ist eine 13 Vorträge geistig vernetzte Wirklichkeit in sich prälebendig angelegt, von Grund auf, also nicht tot. Alles steht miteinander in Beziehung. Wir sind allverbundene Teilhaber in einer lebendigen, sich wandelnden Wirklichkeit. Unser gesamtes Verhältnis, unsere gesamte Steuerung, wie wir auf eine lebendige Welt eingehen können, hat sich grundlegend verändert und gibt uns nicht mehr die Möglichkeit, in Trennung und Spaltung zu denken und uns abzugrenzen. Wir benutzen bisher unsere Instrumente, um uns unsere Wirklichkeit zu erschließen, wir können mit Elektronenmikroskopen sehr weit noch Materie finden. In alten Kulturen finden wir ein Wissen, dass wir in einer Beziehungswirklichkeit stehen und dass wir hier von Bedeutung sind. Die Welt besteht aus Beziehungsstrukturen und wirkt in Beziehungsstrukturen und transformiert sich ständig neu. Alles, was wir tun, hat eine umfassende und letztlich allverbundene Bedeutung. Jedes Handeln und Nichthandeln trägt sich über Zeit und Raum unverbunden weiter. Das ist eine Grunderkenntnis der Quantenphysik und lässt sich mathematisch begründen sowie empirisch beweisen. Aber: der Sinngehalt dessen lässt sich nicht beweisen, dies kann man nur im alltäglichen Leben erfahren. […] Fagmentierendes Denkens überwinden Die Welt besteht aus Passierchen, dass was passiert. Es ergibt sich eine gestaltbare Offenheit. Für die Zukunft eines ökologischen Wandeln bedarf es das Handeln, Erarbeiten und Wirken an einem kulturellen Evolutionssprung. Es gibt ein Potenzial, von dem wir ausgehen können aber welches wir verlernt haben. Es geht nicht um Verschwörungstheorien, es ist keine Verschwörung. Man kann davon ausgehen, dass wir über einen kollektiven Lernprozess über Jahrzehnte, Jahrunderte hinweg mit einer Aneignung von geobioökoloischen Komplexen, von Großräumen, Kulturräumen, Wirtschaftsmodellen (weltweit) über den „Virus fragmentierenden, zerlegenden Denkens“ begonnen haben, unsere Welt zu zerstören. Die wenigen Gewinner heute sind die Verlierer der Zukunft, aber sind die Hauptentscheider dafür, für das was passiert. Solche Hauptentscheider, die Verlierer von morgen, sind schlechte Ratgeber. Aber wir haben eine offene Zukunft. Schöperisches Handeln, Kreativität, Evolution Kreativität ist nicht zu negieren, ist nicht wünschenswert, keine Entscheidung ist, sie ist einfach da. Es ist ein ständiges Miteinander in Beziehung treten, z.B. in der Flussaue wie auf der Straße. Es ist ein aneinander differenzieren. Die Wirklichkeit ist nicht nur prälebendig, sondern Wirklichkeit ist präkreativ. Das Kreative ist zu erkennen als das sich aneinander differenzierende, das miteinander kooperativ sich integrierende, was ein jeder Organismus macht. Ein Biokomplex (statt Biosystem) ist gekennzeichnet durch kooperative Integration von Organismen, es gibt auch den Löwen, aber im Gesamtspiel eine immer weitere Ausdifferenzierung. Wer nicht in der Lage ist, sich kreativ, kooperativ zu verhalten, wird aus der Evolution herausfallen. In so fern ist auch der Löwe nur in der Sonderposition der Savanne möglich. Wird die Strategie des Löwen, wird die Strategie des reißenden Wolfes, des Homo econimicus von Adam Smith, der in der Denke der sozialistisch, marxistischen Ideologie genauso enthalten ist wie in der Denke der kapitalgesteuerten marktökonomischen Ideologie, nämlich die Vorstellung, den Menschen nur am Wert seiner eigenen Produktivität zu messen, an dem was man als wertschöpfend betrachtet, dann ist man im Bild des reißenden Wolfes. […] Die Begegnung der Wirklichkeit ist primär durch Werben geprägt, das heißt durch mein Handeln. Hannah Arendt bezeichnete dies als schöpferisches Handeln, wir haben dies durch Herstellen und das Arbeiten ersetzt. Durch schöpferisches Handeln finden wir Identität. +++ Es ist nicht in erster Linie „Ich denke, also bin ich“ sondern: „Ich begegne, also bin ich“. Wenn ich begegne und Unterschiedlichkeit wahrnehme, dann beginne ich zu denken. Es beginnt aber erst mal über das Ahnen. […] Nichtlinerare Wirklichkeit Mit 95% Wahrscheinlichkeit ist die Summe der Klimaphänomene durch den Menschen bedingt. Man kann nicht über 12 Tage hinaus das Wetter sicher bestimmen, das wird nie gehen, weil wir in einem offenen Komplex leben. Hier spielen sich die Unterschiedlichkeit der Welt so sehr hoch, der Schmetterlingsschlag schlägt durch, so dass ich niemals zu einer linearen,sicheren Aussage komme. Ab dem 12. Tag wird das Chaos zu groß. Wir haben es mit einer undeterminierten Wirklichkeit zu tun. Die Zukunft ist offen. +++ Zu Prof. Linewebers Aussage: „ Die Wissenschaft muss lernen, sich gut zu vermitteln“ steht konträr die Auffassung, dass das gelernte Denken der Erkenntnissuche zu wieder kommt. Verstehen wir Schamanen? Verstehe ich das mit meinem Raster, wir wir gelernt haben, in 15 Vorträge Verkettungen zu denken, die Medizin, den Heilungsprozess als kausalem Prozess zu begreifen? Es ist nicht zu verstehen. Wir haben ein bestimmtes Netz ausgeworfen, mit einer bestimmten Maschenweite […] Alles, was wir nicht messen, als dingliche Realität manifestieren können, ist für uns keine Realität. Dynamische Stabilisierung vs. lebensfeindlicher, starrer Konstruktionen Der Bereich des Ahnens. Wir sehen unterschiedliches, es ist aber nur in seinen Beziehungen untereinander verstehbar. Aus diesen Einsichten ergibt sich eine dynamische Stabilisierung für zukunftsfähiges Handeln. +++ Sustainability ist offener als das Wort Nachhaltigkeit, weil es die Möglichkeit (Abitiy) enthält, d.h. die Möglichkeit zu wirken. Für mich ist eine Definition von Nachhaltigkeit oder sustainability: das Leben lebendiger werden lassen. +++ Dynamische Stabilisierung heißt z.B. wir fallen von einem Fuß auf den anderen. Je starrer wir Konstruktionen bauen (wie ökonomische Konstruktionen), desto stärker entfernen wir uns von der Lebendigkeit, desto stärker grenzen wir Lebendigkeit in ihren Entfaltungsmöglichkeiten wie in ihren Differenzierungsmöglichkeiten ein und entziehen uns der Kreativität und Innovation. Wir versuchen über Mittelwerte unsere Wirklichkeit zu beschreiben, und bewerten Lebensräume, Biokomplexe in dieser Art. Es geht aber vielmehr darum, den Komplex in seinem ständigen Transformieren zu erkennen. […] Man kann z.B. auch die Attacke 9/11 als Ausdruck von Lebendigkeit betrachten, welche hier hoch destruktiv wirkt. Das tut sie, wenn wir uns nicht Konstruktionen schaffen, in denen Bewegung und Differenzierung stattfinden kann. Falsch verstandene Markt- und Finanzwirtschaft ist wie Russisch-Roulette In der Arbeitsgesellschaft wird 2/3 des Arbeitsvolumens Deutschlands und mind. 7/8 des Arbeitsvolumens der Welt nicht durch Geld erbracht. 95% der Wertschöpfung auf der gesamten Erde sind natürliche Wertschöpfung. Die anderen 5% geschehen durch den Menschen. Dabei findet über die Hälfte außerhalb von Geldsystemen statt. (Nach einer Art energetischen Wertschöpfungskette.) +++ Zum Bereich der Subsistenz, der Selbstversorgung (außerhalb marktwirtschaftlicher Strukturen): Unbegrenzte Kapitalwachstumsmöglichkeit assoziiert in dem begrenzten biologischen Komplex Erde ein offenes System der Ökonomie, der Ressourcennutzung, was wir in Wirklichkeit nicht mehr erfahren können. Konsequenzen für unser Handel müssen sein: – Dezentralisierung unser Versorgungsprozesse – Verringerung der Geldmenge weltweit, Kapitalvernichtungsmaschinen in Finanzkreisläufe bringen, d.h. Geldmenge stabilisieren – Markt von wesensfremden Elementen befreien. Markt basiert auf Vertrauen. Vertrauen ist Vorrausetzung, dass miteinander gehandelt werden kann. Unsere Marktwirtschaft basiert nicht auf Vertrauen, wir produzieren keine Plussummenspiele, sondern zerstören langfristig Lebensgrundlagen. Es ist wie Russisch Roulette, aber Russisch Roulette am Kopf meines eigenen Kindes. D.h. die Gefahr des Eintritts des Risikos multipliziert sich mit dem Schaden. +++ Wir denken in Zentralisierungen, nicht in geschlossenen Stoff- und Prozesskreisläufen und lernen nicht von der bioökologischen Natur. Wir erleben die Gleichschaltung aller Werte und Wohlstandsvorstellungen, wirtschaftlicher, politischer Ordnungsstrukturen. Über Machtstrukturen (Gewaltmuster auf vielen verschiedenen Ebenen) zerstören wir kulturelle Modelle und ökonomische und soziale Beziehungsvorstellungen durch Wohlstandsvorstel- lungen und Konsumgewohnheiten der westlichen Welt und manövrieren uns damit in immer weitere Krisenszenarien. Wir müssen rauskommen aus dem Denken, dass es keine Alternative gibt, wir sind gestaltungsfähig. Wir können handeln. […] Tranzdisziplinäres Querdenken gegen gestörtes Verhältnis zur Natur Zum Thema der Immatrialitität: Wir können geistige kulturelle Sphären nicht mehr in Ablösung von der uns umgebenen bioökologisch-natürlichen Sphäre sehen, sondern Lebendigkeit transdisziplinär betrachten. Querdenken heisst quer zu den Disziplinen denken. Es soll eine Fakultät für Lebenswissenschaften 2009 an der Humbold-Uni in Berlin eingerichtet werden, d.h. ein transdisziplinärer Lehrstuhl. Im Moment ist in Deutschland überhaupt nichts möglich, was die bestehenden Denkmuster in Frage stellt. +++ Unsere Kultur leidet zunehmend an geistiger Verarmung, gleichzeitig an einem massivern Seelenleiden. Unsere Gesellschaft leidet an eine tiefgreifenden sozialen Neurose, man könnte sogar sagen, Psychose, weil: sie leidet ja nicht mal offenkundig. Das Menschensbild, was wir vorgesetzt bekommen, ist nicht das Bild des 17 Vorträge Menschen, der Mensch ist viel komplexer. Aussagen wie: „Wir sind kooperationsfähig“ stehen eher als Dogma im Raum, als (nicht begründete) Aufforderung. Die starre Auftrennung von Ökonomie, Natur, Philosophie und Menschenbild ist aufzubrechen. Bei Darwin ist ‚the fittest‘ der kooperationsfähige. Wir haben ein zutiefst gestörtes Verhältnis zur Natur in unserer Gesellschaft, und ich glaube, die Deutschen schon mal besonders, und in gewissen Maße natürlich zu Recht, weil wir einen völlig verqueren Naturalismus mal als Grundlage der Rassenlehre verwendet haben. +++ Die Psychologie ist wie die Ökologie bis heute als weiche Wissenschaft keine anerkannte Wissenschaft, weil sie sich mit Beziehungsstrukturen beschäftigt und in Bereich hinein kommt, die schwer messbar sind. Michael Suckow beim Vortrag, Villa Neuwerk 7 Auf einem Wunschmarkt geht es auch um den Austausch von sozialen Beziehungen. Ein Markt, der sich an dem Maßstab einer gegen X wachsenden Geldmenge orientiert, neigt dazu, den Lebenskomplex, den Ökokomplex zu überfordern und zwar auf der Ebene der Kultur, der sozialen Beziehungen genau so, wie auf der Ebene der Ökologie. Wir müssen die Pluralität von Austauschbeziehungen anerkennen. Ökonomie ist nicht gleich kapitalgesteuerte Kapitalwirtschaft. +++ Was macht das eigene Handeln aus? Was ist eigene Wirklichkeit und sind Konflikte, auf die man stößt? +++ Tim Kässer befasste sich 2004 mit umfassende empirische Untersuchung zu Materialismus und Wohlstandsempfinden: Sobald die Schwelle der Armut überschritten ist (wo die Armut das eigene Handeln unter Druck setzt) führt die Zunahme des materiellen Besitzes zu einer Abnahme des Wohlstandsempfindens. Die Bereitschaft, sich intrinsisch, also aus eigenem Antrieb in Arbeit, in produktive Tätigkeiten hineinzubringen nimmt vor allem bei jüngeren zu. Die Bereitschaft zum Ehrenamt ist höher denn je. Das Sein gewinnt gegenüber dem Haben immer mehr an Bedeutung. +++ Wir können tiefgreifend unser Denkmodell in Frage stellen. Wenn wir dies nicht tun, bleibt es Symptombekämpfung, d.h. wir müssen auch unser Kulturmodell in Frage stellen. +++ Die Illusion von Börsenwerten und Bruttoinlandsprodukt gaukelt falsche Maßstäbe vor, da ja der größte Wertschöpfungsprozess wo anders statt findet. Das Bruttoinlandsprodukt oder die tägliche Börsenwerte zeigen nicht die Produktivität unserer Gesellschaft. 19 Vorträge Normale Haushalt z.B. wie auch unsere Volkswirtschaft sind Mischökonomien, d.h. plural ökonomische Strukturen mit einem Teil der gesellschaftlich akzeptiert und einem anderen Bereich, der außerhalb von erwerbswirtschaftlichen Strukturen liegt, wie z.B. das Ehrenamt. Dies funktioniert primär über Kooperation, nicht über Konkurrenz, wie auch die Ökologie. Es ist ein komplementärer, synergetisch mit unseren anderen wirtschaftlichen Produktionsbedingungen verbundender Bereich. […] Mensch ist viel komplexer, wir sind kooperationsfähig, das Paradigma der Ökonomie aber auch der politischen Sozialwissenschaften ist anzuzweifeln. Denkkonstrukte, wie Menschen sich verhalten, wie Austauschmechanismen funktionieren, was Anreize schafft (These: wir haben Deutungsgewalt) stehen dem gegenüber, dass wir mit all unseren Wissenschaften durch harte Wissenschaft geprägt sind und es bei weichen Wissenschaften wie z.B. der Psychologie einer langen Etablierung bedurfte, bedarf. Liebe, Fehlerfreundlichkeit, Ahnen Liebe und Empathie sind Bestandteil des Miteinanderlebendigseins als eine Grundlage von Gesellschaft und Kultur, als Grundstruktur in unserer Welt. Schon auf Quantenbasis ist festzustellen, dass das spontane Erzeugen und Vernichten von Quanten Ausdruck vom Erzeugen und Vernichten von Ideen ist. Dieses spielt sich dann hoch in eine Beziehungswirklichkeit. Miteinander vernetzt kommt es dann zu einer Potenzierung, wo sich dieses Grundelement des Miteinander in Beziehungtretens bis in die Biosphäre durchschlägt und damit als Grundelement vorhanden ist, auf das man sich verlassen kann. Vorrausetzung: Würde, Respekt vor Andersartigkeit. +++ Zum Bereich des Ahnens und Fehlerfreundlichkeit: Auch menschliches Versagen ist Ausdruck von Lebendigkeit wie auch ein Reaktorunfall kein technisches Versagen sondern menschliches Versagen ist. Das Instabile, Wandelnde steht dem immer perfekter sein wollen gegenüber. Das Ahnen hat etwas mit eigenem Nachgehen, mit Langsamkeit zu tun, mit einer Suchbewegung, dass man es sich manchmal schwerer macht und nicht unbedingt effizient ist. Perfektionisierung hat es schon immer gegeben, doch die Homogenisierung von P. über die Welt ist neu. […] Gesellschaft lernt aus den eigenen Kräften, etwas tragen zu können. Wir sind nicht in einer Gesellschaft, die die Spinnerei des Kreativen wirklich gut zulässt, sonder nur im Rahmen der angelernten und bestehenden Denkmuster. Plurale Wertschöpfungsmodelle als ökonomische Zukunftsmodelle Es geht um einer Umstrukturierung unserer Ökonomischen Modelle. Plural ökonomische Lösungen sind gefragt (teils institutionalisiert), zum Beispiel Tauschringstrategien (Komplementärwährung). Man arbeitet mit regionalen Dienstleistungs- und Güterkreisläufen und ergänzt diese um die internationalen, marktlich dynamisierten Prozesse. Dadurch entstehen plurale Wertschöpfungsmodelle. Nicht alles kann institutionalisiert werden, weil dann das selbstorganisierte und dann auch das intrinsische Motiv fehlt (weniger Motivation). In neuerem Buch: zusätzlich zur 24 h Woche Verpflichtung zur Bürgerarbeit, Einkommen außerhalb von Euros aufbessern und dadurch die Lohnnebenkosten einsparen (Versicherungen, etc.). Aber: in dem Moment, wo es eine verpflichtende Struktur gibt, geht die Kraft raus. Eine Gesellschaft muss lernen, sich wieder aus seinen eigenen Kräften heraus sich selbst organisiert, etwas tragen zu können. Wir sind natürlich besonders entmündigt bzw. auf die Versorgungsstruktur von außen konzentriert. Literatur: Dahm, Daniel: „Halbtagsgesellschaft“ (in prep.), Hannah Arendt: “Vita activa” Dahm, Daniel; Dürr, Hans-Peter; Zur Lippe, Rudolf (2005): Potsdamer Manifest 2005 „We have to learn to think in a new way“ Dahm, Daniel; Scherhorn, Gerhard (2005): Urbane Subsistenz als Infrastruktur der Stadt. Abschlussbericht. Wuppertal, Stuttgart Dahm, Daniel (2003): Zukunftsfähige Lebensstile - Städtische Subsistenz für mehr Lebensqualität 21 Vorträge Design – Konsum – Nachhaltigkeit Herr Michael Suckow, Kulturwissenschaftler, lehrt Designtheorie an der HKD Burg Giebichenstein in Halle. Einige unökologische Thesen zur Beförderung des Nachhaltigkeitsprinzips: – Rehabilitation des Gebrauchswertes gegenüber dem Tauschwert bzw. Emanzipation des Gebrauchswertes vom Tauschwert – Erweiterung der Gebrauchs- und Beurteilungskompetenz: Bildung / Erziehung / Indoktrination / mentale Zurichtung der Verbraucher in Richtung Qualität und Gebrauchsbewusstsein – Aufklärung (!) und Kommunikation der Zusammenhänge – Aktivierung (Teilnahme an produktiven Prozessen, aktives Finishen der Produkte, Einfluss- und Aneignungsmöglichkeiten …) – Kampf der Entfremdung (Produzent-KonsumentenVerhältnis) – Besteht das Produkt aus Rohstoffen, die ohne Unterdrückung gewonnen wurden? – Ist es in sinnvollen, unzerstückelten Arbeitsgängen hergestellt? – Ist es vielfach verwendbar? – Ist es langlebig? – In welchem Zustand wirft man es fort und was wird dann daraus? – Lässt es den Benutzer von zentralen Versorgungen oder Services abhängig werden, oder kann es dezentralisiert gebraucht werden? – Privilegiert es den Benutzer, oder regt es zur Gemeinsamkeit an? – Ist es frei wählbar, oder zwingt es zu weiteren Käufen? (Lucius Burckhard 1985) Individualität durch symbolisch-distinktiven Gebrauch von „stylischen“ Produkten vs. Individualität durch tätig-produktiven-genussvollen Gebrauch von „funktionalen“ Produkten statisch-formales Denken vs. Denken in Strukturen, in Systemen, in Bewegung, in Relation +++ Produktkritik vs. Warenwerbung +++ Kommunikation vs. Kooperation „Die Schuh die sin for ze verkaafe - un nit for drine rumzulaafe.“ – eine Schuhmacherregel aus dem Pfälzischen. Design ist das Entwerfen eines integrierten Zusammenhangs von Funktion, Struktur und Gestalt eines Produktes und dessen Beziehung zu seinem Kontext. Dieser Zusammenhang ist die Form. Literatur: Claude Schnaidt: Umweltbürger und Umweltmacher, Dresden 1982: Funktionalismus Gestaltkritik -> Strukturkritik Funktionskritik -> Kontextkritik Wolfgang Fritz Haug: Kritik der Warenästhetik, Frankfurt/Main, 1971: – Modellierung der Ware (Styling, Gebrauchsversprechen, Surrogate) – Modellierung des Konsumenten (Sinnlichkeit, Bedürfnisse, Leitbilder) – Modellierung des Konsums (Erlebnisversprechen, Rationalisierung) Lothar Kühne: Gegenstand und Raum, Dresden 1981: – Behutsamkeit (Langlebigkeit, Bewusstheit, Achtung, Sensibilität) – Reichtum (materielle Opulenz, Verschwendung, abstrakter Reichtum, Reichtum an Beziehungen und Handlungsmöglichkeiten) – Individualität – Sinnlichkeit – Genuss Lucius Burckhardt: Die Kinder fressen ihre Revolution, Köln 1985 „Design ist unsichtbar!“ Walter R. Stahel: Institut für Produktdauerforschung, Genf: Produktbiografie, Ressourcenbilanz, Systemeingriffe 23 Open-Space – ‚Marktplatz‘ Open-Space – Workshops Biologischer Nährstoffkreislauf: Materialien sind bioabbaubar und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und kompatibel mit der Biosphäre. Sie dürfen also in die Natur gelangen, verrotten dort oder werden gezielt wieder als Mulch oder ähnliches verwendet. Wichtig ist, dass die Materialien an sich nicht giftig sind und die Benutzer oder Verarbeiter krank machen, durch Ausgasen, Hautkontakt etc. Intelligente Verschwendung: Das „cradle to cradle“ - Konzept Produktentwicklung mit den Herstellern: Das Institut EPEA von Prof. Michael Braungart hilft den Herstellern, schrittweise die Qualität ihrer Produkte zu verbessern, bis schließlich ein 100% vertretbares Produkt entsteht. Kernaussage des Konzepts: Keine Effizienz, stattdessen “Öko-Effektivität”. Nicht sparen, intelligent verschwenden! Die Naturist auch nicht effizient: Jeden Frühling „verschwendet“ sie eine Pracht und Vielfalt an Material und Formen. Genauso können unsere Produkte geartet sein: Jeden Frühling eine neue Kollektion, aus frischen, kreislauffähigen, gesunden Materialien! Nährstoffkreisläufe: Produkte = Nährstoffe. Es gibt keinen Müll! Alles landet irgendwann, irgendwie, Chemikalienbewertung: EPEA listet alle in dem bestehenden Produkt vorhandenen Substanzen auf (bei einer Sportjacke bspw. ca. 500 Stück) und unterwirft sie einer Bewertung von A (super) über B und C bis X (völlig inakzeptabel). In der ersten neuen Produktgeneration werden alle X-Materialien rausgeschmissen und durch alternative Materialien ersetzt. Wo dies nicht geht, hilft EPEA bei der Neuentwicklung von Alternativmaterialien. Ziel ist ein Produkt mit ausschließlich A-Materialien, plus eine Erfüllung weiterer irgendwo und kann (muss) wieder Grundlage für Neues werden. Kein Stoff ist an sich problematisch oder schlecht, solange er im richtigen Kontext bleibt. Das Konzept unterscheidet zwei Nährstoffkreisläufe: Technischer Nährstoffkreislauf: Synthetische, menschgemachte Materialien wie z.B. Polyamide oder Metalle werden so entwickelt, dass sie endlos recyclebar sind. Es wird eine Logistik aufgebaut, welche die wertvollen Materialien den Verarbeitern zurückführt. Kriterien des Cradle-to-Cradle-Programms wie ein Energie-Konzept oder Wasserschutz, Unternehmensrichtlinien zu Arbeitsbedingungen etc. Fazit: Gesundheits- und umweltverträgliche Produkte sind technisch machbar und können auch großen wirtschaftlichen Erfolg haben (Beispiel: „Mirra-Chair“ von Hermann Miller, entwickelt nach dem Cradle-to-Cradle-Konzept) Trotzdem wird das Konzept noch nicht im großen Stil umgesetzt - warum? William McDonough und Michael Braugart: cradle-to-cradle, Remaking the way we make things, ISBN 0-86547-587-3 27 Open-Space – Workshops Designer: Noch zu wenig Info über die Vielfalt des technisch („ökologisch“) Machbaren und über konzeptionelle Lösungsansätze. Hersteller: Zu wenig Einblick in die langfristigen (auch ökonomischen) Vorteile Wissenschaft: Zu wenige Vorzeige-Beispiele / Mittel, um Hersteller zu überzeugen und das Konzept attraktiv zu präsentieren. Offene Fragen: Wie können sich DesignerInnen das Konzept für ihre Projekte nutzbar machen? Wie kann man „vernünftige“ Produktionen starten? Wie können DesignerInnen Verbraucher für gesunde Produkte sensibilisieren? www.epea.com www.mbdc.com Einberufen hat: Steffen Katz Teilnehmer: Rita, Yi-Cong, Michael, Ann, Stephanie, Manuel, Eva, Achim, Sebastian M., Christian, Holger, Sebastian T. Hinterfragen der Theoriegrundlagen der Ökologie aus der Wirklichkeit von Natur und Gesellschaft These: Gesellschaftliche Bewegungen (wie die ökologische) sind dauerhaft nur dann erfolgreich, wenn sie im Prinzip (welt)ganzheitlich ansetzen. Die Ganzheitlichkeit bedeutet, dass alle UrsacheWirkungsbeziehungen im Prinzip bei der Definition des jeweiligen Problemkreises und dann auch in den möglichen Lösungsalternativen, berücksichtigt werden können. Aussagenansatz A, das Problem: Die (ganze) Welt (Tao) , also Geist, geistige Welt, Pflanzen, Tiere, Menschen, tote Materie, entwickelt sich nach Harmonieregeln von Ursachen und Wirkungen. Diese schaffen (geschichtliche) Realitäten. Der Mensch hat sich mit der Anwendung von Technik aus den natürlichen Wirklichkeitsbedingungen, oder einfach aus der Natur, geschichtlich gesehen, entfernt. Die Verletzung von natürlichen Harmonien kann tödlich sein, nicht nur in und für die der Natur, sondern auch für die Menschen. Aussagenansatz: A Im Lösungsbereich. Kritische Wertung: Die Ökologiebewegung hat das Problem in der Realität erkannt, ganzheitlich nur mit Einschränkung. Das Ergebnis war bisher, daß aus der individuellen Vernunft heraus handelnd, auf die Gesellschaft praktisch und bewußtseinsbildend eingewirkt worden ist und wird. These: Dieses Wirkungsprinzip ist in unserer Zivilisation in der Wirksamkeit nicht zureichend. Bei Völkern, bei denen die Götter, die Seelen der Ahnen und das individuelle Denken und die Natur noch eine Einheit bilden, gibt es das ökologische Problem nicht. Was können wir tun, um die natürliche Harmonie (s.o.) wieder mit Erfolg zu gewinnen? Was können wir prinzipiell zusätzlich tun, zudem was derzeit getan wird? Mögliche Antwort: Die derzeitige Zivilisation sollte hinterfragt werden betreffs: 1. Der Sinnhaftigkeit politischer Machtstrukturen als Selbstzweck, oder zur Durchsetzung pseudoreligiöser, gesellschaftlicher Ideenkonstrukte? 2. Die Rolle des Staates in der Durchsetzung (ganzheitlicher) Allgemeininteressen? 3. Neue Formen des Lebens geistiger Inhalte, in Bezug zum Beispiel zu den Glaubensinhalten unserer Vorfahren zur Unsterblichkeit der individuellen Geistseele? 4. Die Philosophie der Ästhetik sollte einmal angesehen werden, inwieweit sie auf das Problem Mensch und Natur Aussagemöglichkeiten bietet. Einberufen hat: Joachim Leuchter 29 Open-Space – Workshops Gemeinsam gegen einsam – Zukunft gemeinschaftstauglich gestalten Umfrage: 1. Was ist Einsamkeit? 2. Wieviel Prozent der deutschen Bevölkerung sind oft einsam? 3. Sind wir heute einsamer als vor 50 oder 100 Jahren? 4. Mein Geheimtip gegen Einsamkeit. 1. Allein sein und das Gefühl, allein zu bleiben. Verlorenheit, niemand hört zu, niemand bezieht Stellung. Niemanden zu haben, der einen spiegelt, mit dem man seine Stärken und Schwächen teilen kann, zu dem man offen sein kann. Physisch: allein sein. Emotional: sich mit seinen Gedanken alleine fühlend. Ein Gefühl, und zwar ein negatives. Wenn man nicht genug Austausch und Rückhalt in einer Gemeinschaft hat. Trennung von meinen Mitmenschen. Mentale Isolation, unabhängig der menschlichen Begegnung. 2. Durchschnitt: 52,1% 3. Alle: Ja 4. Mit Menschen in der Einkaufwarteschlange Kontakt aufnehmen. Bewegung und mit Freunden reden bzw. telefonieren. Tagebuch schreiben. Auf jemanden angewiesen sein. Die Begegnung suchen, auch wenn ich gerade nicht in Stimmung dazu bin. Freundlich zu sich selber sein. Denn meine Umwelt spiegelt mich wider. Mit mir selbst ins Reine kommen. Aktivität. Überwindung des inneren Schweinehunds. Schaffen von sozialen Strukturen. Rituale. beseelt sein. Gestalter muss aus Gemeinschaft selbst kommen (Bsp.: selbst geplantes Jugendzentrum) Was können Gestalter tun? Hardware liefern, genutzt werden muss sie selber. Kommune/Ökodorf: Kann Dorfstruktur Modell für Zukunft sein? Regionales Produzieren stärkt soziale Bindung, man muss persönliche Bindung zum Produkt haben. Gemeinschaftlich arbeiten bedeutet Identifikation mit den anderen und mit dem Hersteller. Anlässe für Kontakt können sein: 1. Kind oder Hund dabei 2. Kontaktpersonen haben beide das gleiche sichtbare Produkt mit persönlichem Hintergrund (oder produzierte Situation – Tipp für Nichtraucher: zwei gleiche Kulis dabei haben und unterjubeln – Intervention mit Doppel) 3. Minderheiten, die positiv besetzt sind (nicht: Arbeitslose) Einsamkeit persönliches Problem, selbst schuld? Keine architektonischen, sondern organisatorische Bedingungen schaffen. Vergleich Massenuni – Burg: Anonymität vs. Klassenverband. Architektur schafft Stimmungen, kann beeinflussen; muss lebendig bzw. Warum ist die Küche auf Partys so attraktiv? 1. Man spürt Leben (Kochen, Wärme, Essen). 2. Rumsauen und Selbstbedienung erlaubt. Potentiale anlegen ist möglich, aber Reaktionen sind nicht planbar – möglichst flexible Bedingungen schaffen, aber Leute selber machen lassen (veränderbarer Raum, Möbel). +++ Berliner U-Bahn: Denkblasen über Köpfen, die Assoziationen anbahnen können. Materialien können assoziativ sein. +++ Gemeinschaftsbildend: Humor. Dinge, die nur zu zweit benutzbar 31 Open-Space – Workshops sind. Dinge, die bei Gebrauch unterschiedliche Gefühle hervorrufen (Luftkissen). Dinge, bei denen Alltag außer Kraft gesetzt wird (man ausrutscht). +++ Zu bedenken ist: Darf man gezwungen werden? Oder ist es nur nachhaltig, wenn grundlegende Offenheit mitgebracht wird? Einberufen hat: Manuel Großmann Design im Spannungsfeld von Materialismus und Spiritualität Teilnehmer: Stephanie Knust, Ann Rose, Manuela Born, Yi-Cong Lu, Eva Amina Kreuter, Michael Antons, Holger Schapenberg, Steffen Katz Arme Menschen sind oft glücklicher. Gibt es Produkte mit Seele? Spirituelle Zeremonien, Anbetung von Götzen (Materialisierung von göttlichen Symbolen). In unserer Kultur: „Götze Auto“. Intuition und Unterbewusstsein als leitende Funktionen. Andere Kulturen – andere Männer- und Frauenbilder. Wir leben in einer materiellen Kultur (Abhängigkeit von Ressourcen). Psychische Bedürfnisse sollten mehr berücksichtigt werden (Umdenken!) Neue Religionen oder politische Partei als Lösung? Askese – Verzicht als angenehm empfinden!? Design – Beschränkung auf das Notwendige. Was ist notwendig? Trennung: geistige Welt – materielle Welt. Neue Einheit? Einberufen hat: Sebastian Trippner Teilnehmer: Rita Lass, Christian Steinberg, Joachim Leuchter, Sebastian Trippner Auswahl von Lebensmitteln – Regionalität vs. globaler „fair trade“ Food Coop Rübchen Seit 1997 existent. Anfänglich 30 Leute, heute 170 Mitglieder. Absatzmöglichkeit für umgebende Bauern, welche ökologisch dynamisch wirtschaften wollen; basiert auf Verhandlungen, aber der Druck kann auch von der Food-Coop aufgeübt werden. Ziel: alles Bio. Trotz Ansiedlung eines Bioladens in unmittelbarer Nähe kam es zu keiner Beeinträchtigung von Umsatz oder Mitgliederzahl, im Gegenteil: es scheint sich darauf positiv auszuwirken. Die Einschränkung auf regionale Produkte stellte sich als nicht ausreichend heraus. Durch Erweiterung der Angebotspalette um Luxusgüter wie Süßwarenar33 Open-Space – Workshops tikel, Früchte aus Übersee usw. wurde die Attraktivität gesteigert und die Mitgliederzahl erhöht. Problem dabei: Bei Regionalität gibt es eine Transparenz der Wege (man kennt sich), aber bei den nicht regionalen Produkten existiert dieses Vertrauensverhältnis nicht. Es müssen vertrauensbildende Maßnahmen wie Kommunikation über geeignete Medien usw. durchgeführt werden. Worin aber muss ein Unterschied zu Kampagnen von etablierten Unternehmen bestehen? Effekt, der zu beobachten war: überregionale Produkte förderten die Regionalen. Die Steigerung der Attraktivität hat die Kaufkraft gesteigert und der anfänglich kleine Absatzmarkt konnte vergrößert werden. Nach wie vor gilt: Jede Frucht hat ihre Zeit (Saisonalität). Ein Einkauf bei Rübchen ist ein multidimensionales Erlebnis (multisensuelles Erlebnis und soziale Komponente). Prinzip: Das was aus Übersee kommt, muss ökologisch, aus kontrolliert biologischen Anbau und aus fairem Handel stammen (ethische Gesichtspunkte) sowie: es dürfen keine regionalen Alternativen bestehen. Was soll unterstützt werden? Darüber gibt es einen Diskurs. Soll man „nur“ ökologisch Angebautes vertreiben oder soll auch der Gedanke von „Fair-Trade“ unterstütz werden? Zum Beispiel bei Bananen. Soll man zum Beispiel Bananen von „Banafair“ aufnehmen? Diese sind wesentlich teurer als die üblichen, was aus einer entsprechenden Entlohnung des Bananenbauern resultiert. Anfänglich gab es nicht genügend zertifizierte Bio-Zulieferer. Bis heute ist der Wunsch nach BioProdukten gestiegen. Damit stieg auch die Anzahl dynamisch-biologisch produzierender Baueren. Somit kann Rüchen heute sich seine Zulieferer weitestgehend selber aussuchen. Dadurch bestehen Wechselwirkungen, zum Beispiel auf weitere Zulieferer, um diese zu einem zertifiziertem Label zu bewegen. Die ‚Teekampagne‘, eine Aktion von Prof. Faltin aus Berlin ist ein Beispiel für Synergie von Handel und Naturschutz. Dort werden zum Beispiel festgefahrene Bezugswege aufgebrochen (Großpackungen, Internetvertrieb, ohne Zwischenhändler). Geldrückfluss in Wiederaufforstungsprojekte. Momentan sind ökologische und ethisch unbedenkliche Produkte teurer. Aber es gibt auch Menschen, die diesen Preis bezahlen. Für eine Marke ist eine gutes Design, ein guter Auftritt wichtig. Beispielhaft sind hier genannt: das gestalterische Selbstverständnis von Max Hamelar (Mirco, Schweiz) im Vergleich zu Gepa. Möglicherweise ist dadurch der Geschäftserfolg von Micro mitbegründet. Micro, eine Genossenschaft/ Supermarktkette („Großer Bruder“ von Gepa), darf keine Gewinne erwirtschaften. Die Gewinne finanzieren die Volkshochschulen der Schweiz. Siegel sind wichtig. Gibt es in Deutschland ein Siegel für die Kombination von ethisch + ökologisch positiven Handels? Food Coop scheint zu funktionierten. Ist einen TextilCoop denkbar, mit Möbeln, Einrichtungsgegenständen? Zum Beispiel Coop Thüringer Fichte? Die Erfahrungen sind aber nicht eins zu eins übertragbar. Es treten neue, andere Wechselwirkungen und Problemfelder auf. Überschwemmung mit Zertifikaten. Bedenklicher Einsatz von Zertifikaten (Shell hat die meisten für Guten Umgang mit der Natur; die kleinen können sich dass sowie so nicht leisten) Es gibt kein Siegel welches Nachhaltigkeit in den drei Gebieten Ökonomie, Soziales & Ethik, Ökologie verbindet. Produkte, welche in der Zweidrittelwelt für die Eindrittelwelt produzierte werden, sollten für bessere Absatzchancen entsprechend designt sein. Dadurch kann erst die durchaus bestehende hohe Kaufbereitschaft nachhaltig aktiviert werden. Es geht um reale Wirtschaftsbeziehungen, nicht um caritativ anmutende Handels- und Geldströme, welche Almosencharakter tragen. Ausführungen über ein entsprechendes Projekt sind im Projektbericht über Senegal zu finden. (Spielzeug vom Schweizer) Wie kann abfallendes Material von hochtechnologisierten Fabriken (Lederrest der Automobilindustrie in Mexiko, Kupplungsstangen ebenso dort) genutzt und umfunktioniert werden, um am hiesiegen Markt platziert zu werden. Eine Infrastruktur für Transportwege existiert ja bereits für den Transport der Hochprodukte. Doppelnutzung von bestehenden Infrastrukturen besser als Entwicklungshilfe. Regionales Siegel als Werbestrategie? Zum Beispiel das Sachsenanhalt/Thüringen-Siegel, um Produkten einen Mehrwert zu implizieren (Vermarktungsvorteil). Oder lieber Vertrauen schaffen über Herkunftsnachweise, Inhaltslisten --> für Transparenz sorgen. Siegelvertrauen. Siegelüberschwemmung. Siegeltod. Und was lernen wir daraus? Renate können wir vertrauen!?!? Ein Mindeststandart für Bioprodukte 35 Open-Space – Workshops wurde mit dem Bio-Siegel „nach EG-Ökoverordnung“ eingeführt. Dies schützt vor inflationärem Missbrauch der Marke ‚Bio‘. Schützt das auch vor Global Playern (Beispiel: wenn Produktpiraterie möglich ist, dann ist Labelmissbrauch eine Kleinigkeit, Beispiel: NEC, Transrapid) Einberufen hat: Holger Teilnehmer: Eva Kreuter, Cong, Christian, Markus, Manuela, Rita, Steffen, Stephanie, Ann, Sebastian M, Sebastian T. Durch sinnliche Wahrnehmung ökologisches Bewusstsein schaffen – vor allem bei Kindern Einführende Übungen zur sinnlichen Wahrnehmung. 1. Experiment, Sensibilisierung durch Ruhe/Konzentration: Augen zu, Fenster zu – Fenster auf. „Was geht Dir dabei durch den Kopf?“ Person A: Fenster geschlossen: Von Lösungsmitteln durchtränkter/gesättigter, stickiger, warmer Raum – in sich geschlossen; Situation Fenster geöffnet: kühler Luftzug – Straßen/Autolärm, aber relativ gedämpft – Vogelzwitschern, Taubengurren – Blätterrauschen, vorbeifliegendes Blatt – angenehm befreiendes Gefühl – gehen wir raus? Person B: Fenster geschlossen: Computergeräusch stört, Fenster geöffnet: Raum wird/scheint größer – mehr Luft zum Atmen −> Freiheit – Autos in der Ferne (von links oder rechts?) −> Wahrnehmungsraum wird räumlich größer – Ruhe gleich Entspannung – Vögel und Menschen in der Ferne −> Wahrnehmungsbereich wird inhaltlich größer – lange Zeit, Ungeduld Person C: Fenster geöffnet: Wahrnehmung erweitert sich angenehm – Naturgeräusche und Autos in zufriedenem Abstand – Luft riechen und spüren – Fokus auf Umkreis von ca. 1m verstärkt sich Person D: Fenster geöffnet: kühl, frisch – Geräusch vom Öffnen zweites Fenster, aber kein Gefühl, ob es wirklich auf ist – Autos wie Meeresrauschen – Wird es zu kalt? – Nicht schon 3 min. um? – Endlich fertig! 2. Experiment, Wirkung auf Körper: Draußen, Hände hoch, hoch schauen, einatmen – Hände fallen lassen, Blick folgt, ausatmen, „Wie fühlst Du Dich?“ Vorher – nachher. Person A: Vorher: unbestimmt – erwartungsvoll – Sonne und Luft sind angenehm; Währenddessen: Kreislaufprobleme; Nachher: Hunger – Ruhe – Vogel-gezwitscher sehr dominant – Sonne wärmt Person B: Vorher: lustig/belebt – fröhlich −> Sonne – angenehme Gemeinschaft – munter und gesund; Nachher: Arme kribbeln – leichte Gleichgewichtsstö37 Open-Space – Workshops rungen – Sonne wärmt angenehm mein Gesicht Person C: Vorher: entspannt – aufgeschlossen – etwas faul. Nachher: latente Faulheit verkehrt sich in ein aktives Gefühl – bin aufgeladen Person D: Vorher: sonnenverstrahlt – allergiebesorgt – geblendet. Währenddessen: Blick in Richtung Hände −> Vorbeifliegen schön, Himmel und Erde. Nachher: Angst vor Allergie (Warnstufe) – Sollte es mir sonst besser gehen? – Vogelruf in Ferne 3. Experiment, Wahrnehmung als Vorgang bewusst machen: Memory-Karten und darauf abgebildetes Obst/Gemüse: „Beschreibe, was das ist!“ Person A: zuerst Objekt Banane, dann Karte Banane Person B: zuerst Karte Banane, dann Objekt Banane Person C: zuerst Karte Kartoffel, dann Objekt Kartoffel Person D: gleichzeitig Karte Kartoffel und Objekt Kartoffel (Intellektuelle Differenzierung zw. Realität und Abbild und sinnlicher Wahrnehmung der beiden „Realitäten“ Karte und Objekt) Person A: Objekt Banane: Darf ich die essen? – kalt, glatt, mit kreisrunden Vertiefungen, die braunrot verfärbt sind, sonst gelb – fühlt sich an wie mit dünner Kreideschicht überzogen – Banane! – an einer Seite leicht gebogen – rautenförmiger Aufkleber „bioBANANAS BanaFair Equador“ – riecht nach Banane und unbestimmtem, typischen Bananenschalengeruch. Karte Banane: Pappkarte, beidseitig kaschiert, glatt – quadratisch, ca. 6 x 6 cm, 1,8 mm dick – Bild von gelber Banane mit wenigen (fünf) kleinen braunen Stellen – riecht süßlich nach Keks – wirkt weit weg Person B: Karte Banane: gelbe Banane mit schwarzen Stellen – starker Kontrast zu dunkelblauem Hintergrund – macht Lust, sie zu essen, ist aber fast schon zu reif – kein grün mehr zu sehen – leichte Spiegelungen des Lichtes auf linker Seite – wahrscheinlich würde sie mir zu mehlig schmecken. Objekt Banane: Banane ist zu alt, zu viele braune Stellen – zu weich, riecht auch schon so oll und alt – Oberfläche nicht mehr glatt und straff, sondern stark porig – Stiel vertrocknet – schwarze Kratzer und Punkte – negativer Bananengeruch (es gibt auch positiven) Person C: Karte Kartoffel: Reihenfolge der Wahrnehmung: Kartoffel – blau-gelb – Memory39 Open-Space – Workshops Karte – weißer Rand. Zu „Beschreibe, was das ist!“: Kartoffel – schon etwas abgelagert – in angenehmer Farbabstimmung zum Hintergrund fotografiert – Gegenstand (Karte) ist unverkennbar Teil eines MemorySpiels älterer Auflage. Objekt Kartoffel: Kartoffel vom letzten Jahr – sehr lecker Person D: (Gleichzeitig Karte Kartoffel und Objekt Kartoffel): Objekt Kartoffel: Kartoffel – dreckig (normal für Kartoffel) – schwer – weich – riecht nach Parfüm, nicht nach Kartoffel – rötlich – staubig – erdig. Karte Kartoffel: dunkle Stellen ergeben lustiges altes Gesicht – Kartoffelchips – Asteroid Einberufen hat: Eva Teilgenommen haben: Manuel, Steffi, Steffen, Ann, Rita, Christian, Holger Open-Space – Workshops Die „Hülle“ der Ware Was macht die Hülle aus? Unmittelbarkeit. Natürlichkeit. Nachvollziehbarkeit. Faktor der Gebrauchsfunktion. Faktor der Prestigefunktion. Verpackung muss folgendem Prozessablauf genügen: Produktionsstätte – Transport – Markt/ Verkauf – Transport – Gebrauch(sort): Gibt es Möglichkeiten im Verlauf dieses Prozesses Funktionen und Informationen am Produkt abzustreifen, weil sie im weiteren Verlauf nicht mehr benötigt werden? Wenn man schon nicht die Werbung aufhalten kann, sollte ich dann nicht einen Strich ziehen und sie nicht mit in mein Haus nehmen? Es gibt ästhetische Verpackung wie Lavazza-Dose, die man gerne behält. Produkte und deren Verpackung zuhause geben Auskunft über den Verbraucher: „Zeig‘ mir deinen Müll und ich sag dir wer du bist.“ Viele Produkte werden Zuhause sofort in andere Behälter umgefüllt. Zum Beispiel bei Kornflakes wird der Karton meistens schon im Supermarkt weggeschmissen. Gefärbte Wurst, Licht als Verpackung. Auf der Verpackung klebt noch mal eine unveränderte Abbildung der Ware auf der Klarsichtfolie. Verpackung zeigt, was die Ware kann. Umfüllsysteme scheitern am Schummeln des Kunden/Diebstahl und aus hygienischen Gründen. Einberufen hat: Yi-Cong Lu Teilnehmer: Ann, Sebastian M. , Anton, Cong Welche Produkte braucht unsere Idealgesellschaft Frage nach dem Potenzial des Designs, Sozialutopien zu verhandeln. Grundsätzliche Fragestellung nach einer Idealgesellschaft. Ist es überhaupt möglich mit dem Design, im Falle eines konkreten Produktes mit den Kategorien Material, Form, Gebrauchswert, Konzept auf den Benutzer Einfluss zu nehmen im Sinne einer „Erziehung“ des Einzelnen? Das Potenzial des Materials zur Vermittlung gesellschaftlich relevanter Fragen wurde hierbei als erstes verhandelt am Beispiel recyclebarer Materialien und Naturverbundstoffe. Die Rolle des Konzeptes innerhalb des Produktes wurde diskutiert am Beispiel der KompostierungsParkbank-Maschine von Droog-Design und der Kunststoffrecycleplatte. Wobei die Platte verdeut– licht, dass Material als Träger konzeptioneller Ideen fungiert. Bei der Übertragung von ökologischen, ökonomischen oder sozialen Modellen ist ein tief greifendes Verständnis des Modells nötig um oberflächliche, formalistische Imitation zu vermeiden (nicht die Erscheinung der Systeme nachahmen, sondern begreifen). Als Beispiel hierzu das dezentralisierte Taxisystem von Yaounde in Kamerun. Dieses agiert ähnlich eines Ameisenvolkes. Die Dezentralisierung macht vor allem Sinn, um 43 Open-Space – Workshops komplexe Systeme fassbarer und klarer zu machen und vor allem große Systemvernetzungen, folglich Abhängigkeiten, abzubauen. Gerade zentralisierte Systeme neigen zu innerstrukturellen Abhängigkeiten. Auch der einzelne Benutzer verlangt nach Klarheit der Systeme, die man ihm anbietet. Überraschenderweise sucht auch die Wirtschaft nach neuen, unhierachischen Netzwerkformen. Wenn man in Modellen und Kontexten denkt, dann wird der Designer nicht mehr nach dem Prinzip der klassischen Formgestaltung arbeiten. Welches Selbstverständnis haben die Designer unter den Teilnehmern von ihrer Profession. Letztendlich liegt die Kernkompetenz des Designer in der Beherrschung von „Sprachen“. Einberufen hat: Sebastian Müllauer Teilnehmer: Markus, Ann, Sebastian T , Anton, Cong, Manuela, Sebastian M. Wasser- und Nährstoffkreisläufe in der Stadt vs. Abfallwirtschaft Problem Wasserklosett: Verschwendung von Unmengen Trinkwasser und Entzug von Nährstoffen, die der Natur nicht in der Form zurückgegeben werden, sondern in schwer verdaulicher Form. Fäkalien sind kein Abfall, sondern es gibt Möglichkeit der Aufarbeitung. Dazu ist es wichtig die beiden Kreisläufe nicht zu mischen, sondern getrennt zu lassen: Zwei Körperöffnungen. Zwei Kreisläufe. Dadurch Vermeidung von Fäulnis. Die Nutzung von Fäkalien war vor der Industrialisierung üblich, heute noch in Nepal u.a. Ländern, Kulturen. Es gibt schon lange Konzepte für Komposttoiletten, mit der Entwicklung von Wasserklosett wurde der Abfall weggespült: aus den Augen, aus dem Sinn, Problem für Flüsse, … Erfindung der Kanalisation – kurzfristige Lösung von hygienischen Problemen, aber vor allem für wasserarme Gebiete nicht tragbar bzw. längerfristig auch nicht in humiden Gebieten. Trennung von Kreisläufen unbestritten ökologisch notwendig, aber wie Umsetzung? Entwicklung abhängig von Medienabbild. Idealbild des asiatischen und afrikanischen Marktes ist das Wasserklosett, es ist ein Fortschritt zu Plumpsklo (Mischung von Kreisläufen ohne Aufbereitung). Was sind Bedürfnisse? Reinheit, Hygiene, angenehme Atmosphäre, ... Muss Abwassersystem umgebaut werden? Wenn ja, Kosten zu hoch? Derzeitiges Problem von Abwassersystemen: Trinkwasser muss zugeführt werden, da sich das Spülverhalten durch die Spartaste verändert hat, bei getrennter Ableitung von organischen Feststoffen muss Abwassersystem theoretisch nicht umgebaut werden. Problem der Zugaben bei Kompostklos, um C-N Verhältnis positiv zu beeinflussen: Papier, organische Abfälle, Rindenmulch, ... Problem des Stinkens durch Belüftung zu lösen = Steuerung des Luftzuges, kein Umkippen in Fäulnisprozess. Wartungsintensiver als WC? Wirklich? Ist unser Abfall durch Schadstoffbelastung zu vertreten? Sind wir noch vollständig biologisch abbaubar? Konservierungsstoffe, Medikamente, Schwermetalle 45 Open-Space – Workshops Wohin mit der Erde in der Stadt, muss sie abtransportiert werden? Wasser- oder Papiereinigung, Papier positiv für Prozesse. Bei anderer Ernährung evtl. kein Klopapier oder weniger nötig. Warum gibt es das noch nicht? WasserklosettLobby? Umsetzung zu schwierig, ökonomisch noch nicht erforscht? Technik noch nicht gut genug entwickelt. Designbedarf. Kann man mit Umbau Geld verdienen? Komposttoilette muss ökonomisch sein, man müsste Modell durchspielen, wie ich damit Geld spare. Möglichkeit, bei Neuerschließungen, Neubebauungen möglichst diese Systeme einzuführen. Vorgehensweise: Modell bauen – Testpersonenkreis – Infrastruktur schaffen Kann man das kommunizieren? Klo tunen; Name Eco San ist schon mal besser als Komposttoilette. Prototyp bauen. Oft werden Testprojekte in Entwicklungsländern probiert, die dort aber nur durch geschützte Zone und Geld funktionieren, aber oft nur solange wie sie gefördert werden, unter anderen Bedingungen ökonomisch nicht tragbar. Vs.: Infrastruktur entsteht nach gutem Produkt. These: Man muss nicht Wasser sparen, wie Organismus, der intensiv durchspült wird. Man muss nicht Wasser sparen, wenn die Abwässer die Natur nicht überfordern, nicht dreckiger als nötig sind. Beispiel: In Deutschland verordnete Abbaubarkeit der Waschmittel. Gegen das Sparen, man kann solange duschen wie man will, gleicher Kreislauf möglich. Verdünnung Urin, Wasser 1:6 günstiger als Dünger. Sinnwelt Einberufen hat: Manuela Vorstellung eines neuen Projekts von Marcus „SinnWelt“: Thema Nachhaltigkeit in der Wirtschaft mit der Einbeziehung der drei Aspekte Ökonomie, Ökologie und der Ethik. Produkt: Handgemachtes Spielzeug aus Senegal, das als Träger/Medium senegalesischer Erziehungslieder und Lebensweisheiten dienen soll. Marcus stellt sich ein Modul aus Containern mit einem kleinen Büchlein mit einer Geschichte vor. Das Produkt wird in Senegal aus überschüssigem Halbzeug hergestellt und ist genau auf die Bedürfnisse des deutschen Markts angelegt. Es würde also eine faire Teilnehmer: Steffen, Sebastian T., Holger, Markus, Christian, Rita, Eva Literatur: Uni Kassel: Abwassersysteme Lorenz-Laderer: Komposttoiletten, Ökobuch-Verlag Zunächst Vorstellung der Arbeit „Space Walk“: Initiative von Künstlern und Wissenschaftlern, in der Marcus mitgewirkt hat, die als Lösung für ein Problem einen jeweiligen Rahmen schafft, der von den Betroffenen mit Inhalt gefüllt wird. Beispiel: Integrationsproblem in einem Ballungsgebiet vieler unterschiedlicher Kulturen: Projektionen auf die Fassade eines Hochhauses mit Bildern der Bewohner, die ihre persönlichen Vorstellung von Glück darstellen. 47 Open-Space – Workshops Entlohnung stattfinden. Marcus möchte wissen, wie die Teilnehmer sein Projekt bewerten. Vorgesehenes Modul aus Containern könnte zu systematisch sein bzw. ist nicht der geeignete Träger für die poetischen Geschichten, mit dem es aufgeladen werden soll. Problem: Was kann der Verbraucher noch für Spuren der Produktion aus Senegal erkennen? Problem: Sollte man nicht versuchen, die jetzigen wirtschaftlichen Strukturen komplett zu ändern? Oder sollte man die bestehenden Strukturen so hinnehmen und sie fairer gestalten? Einberufen hat: Markus Teilnehmer: Steffi, Ann, Cong, Sebastian T., Eva, Rita, Antons, Christian, Manu, Holger, Sebastian M Open-Space – Handlungsplanung 51 Open-Space – Handlungsplanung Was ist Open Space? (Der folgende Text wurde der Quelle entnommen: www.joconsult.de/pup/space-de-kurz.pdf) Harrison Owen organisierte 1983 eine Konferenz, bei der sich anschließend alle einig waren: Das Beste waren die Pausen. Er fragte sich daraufhin, wie die Lebendigkeit und Produktivität einer Kaffeepause mit der Ergebnisorientierung einer Konferenz zu verknüpfen seien. Die Suche führte ihn zu Urformen menschlicher Kommunikation: Dem Kreis – Bedeutendes findet im Kreis statt. Im Kreis gibt es kein Oben und Unten, kein Wir und Sie. Dem Atmen – Wenn wir „außer Atem“ sind, läuft nicht viel. Wir müssen erst wieder „Tritt fassen“, damit sich Zusammenarbeit und Lernen entfalten können. Dem Schwarzen Brett – damit teilen sich Menschen gegenseitig ihre Interessen mit. Dem Marktplatz – hier wählen wir zwischen Angeboten und können einen Handel zum gegenseitigen Nutzen eingehen. Open Space wurde „wieder entdeckt“, wie Owen zu sagen pflegt, ein neues-altes Verfahren wieder belebt. Er probierte es. Es funktionierte! Heute wird Open Space in 91 Ländern eingesetzt. Boeing ent- wickelte ein neues Design für Flugzeugtüren, AT&T entwarf seinen Pavillon für die Olympischen Spiele in Atlanta, das Berufsbildungswerk plante Schritte zum Unternehmensleitbild, die Deutsche Bahn AG plante einen Fusionsprozess, … und das alles im Open Space. Was passiert genau? Unter folgenden Voraussetzungen gelingt Open Space wirklich gut: 1. Die Aufgabenstellung ist komplex und tendenziell konfliktträchtig. 2. Die Lösung unbekannt. 3. Das Thema brennt allen unter den Nägeln. 4. Die Gruppe ist ein Spiegel des ganzen Systems. Im Open Space wird vor allem der Fähigkeit von Gruppen, sich selbst zu organisieren, Raum gegeben. Es gibt zunächst nur eine leere Wand (das Schwarze Brett), an der die Teilnehmenden ihre Anliegen veröffentlichen. Anschließend werden die Anliegen in vorbereiteten Räumen zu unterschiedlichen Zeiten von Kleingruppen bearbeitet. Es gibt die Möglichkeit, jederzeit zu wechseln. Open SpaceVeranstaltungen dauern zwischen vier Stunden und mehreren Tagen. Optimal sind 16 Stunden, am besten auf drei Tage verteilt. Erfolgreich gearbeitet wurde mit Gruppen von weniger als zehn und mehr 53 Die Open-Space-Methode als 2000 Menschen. Die Kleingruppen veröffentlichen ihre Arbeitsergebnisse an der Doku-Wand. So kann jeder Einzelne nachvollziehen, was in den anderen Kleingruppen passiert ist. Nach Abschluss aller Gruppenarbeiten liegt die vollständige Dokumentation der Ergebnisse einschließlich einer aktualisierten Kontaktliste vor. Danach treffen die Teilnehmenden selbstorganisiert Verabredungen und machen diese allen zugänglich. Zur Zwischenbilanz und Planung nächster Schritte gibt es sechs bis zwölf Wochen später ein Nachtreffen. Open Space ist oft effektiver als herkömmliche Herangehensweisen, da die Teilnehmenden bereits während der Veranstaltung beginnen, Verantwortung für die Umsetzung der nächsten Schritte zu übernehmen. Es ist ein stark handlungsorientierendes Verfahren. Die oft verborgenen Ressourcen des gesamten Systems werden aktiviert. Es schafft größere Effektivität und Verbindlichkeit als herkömmliche Planungsworkshops. Was ist der Rahmen für Selbstorganisation? Vier Grundsätze, ein Gesetz und eine Ermahnung: 1. Grundsatz: „Die da sind, sind genau die Richtigen“ Ich wende mich ausschließlich den Menschen zu, die hier mit mir zusammen sind und lasse mich auf sie ein. 2. Grundsatz: „Was auch immer geschieht: Es ist das Einzige, was geschehen konnte“ Alles, was hätte geschehen sollen, können oder müssen, ist völlig unbedeutend. 3. Grundsatz: „Es fängt an, wenn die Zeit reif ist“ Der geniale Einfall und die bahnbrechende Idee kommen nicht auf Bestellung. Ich kann gelassen den richtigen Zeitpunkt erwarten. 4. Grundsatz: „Vorbei ist vorbei / Nicht vorbei ist nicht vorbei“ Ich gehe mit meiner Zeit produktiv um. Wenn eine Aufgabe erledigt ist, dann wende ich mich anderen Dingen zu. Wenn die vereinbarte Zeit jedoch schon abgelaufen ist und es gerade erst beginnt, spannend zu werden, dann verabreden wir uns neu. Das Gesetz der zwei Füße: Ich ehre eine Gruppe mit meiner Abwesenheit, wenn ich weder etwas lernen noch etwas beitragen kann. Dies erweckt „Hummeln“ und „Schmetterlinge“ zum Leben. Hummeln sind diejenigen, die von einer Gruppe zur anderen ziehen und damit die guten Ideen weitertragen. Schmetterlinge sind solche, die keine aktive Rolle einnehmen. Aus ihrem Freiraum heraus entwickeln sie besondere Impulse für den Prozess der gesamten Gruppe. Die Ermahnung: Augen auf! Mit Überraschungen ist zu rechnen! Damit Raum für Neues und Überraschendes entstehen kann, alte Ideen und Lieblingsvorstellungen zum aktuellen Thema für die Dauer der Veranstaltung zur Seite legen! Welche Rolle haben BegleiterInnen? Sie halten sich aus der Arbeit der Kleingruppen raus. Indem sie nicht eingreifen, erweitern sie den Raum für Selbstorganisation. Die BegleiterInnen wissen von der Kompetenz der Teilnehmenden und der Fähigkeit der Gruppe, ihre Arbeit selbst zu gestalten – auch wenn sie sehr konfliktreich ist. Sie versuchen sowohl präsent als auch unsichtbar zu sein. Gelingt diese hohe Kunst, erhöht sich der Grad der Beteiligung gegenüber herkömmlichen Planungs- und Entscheidungsverfahren erheblich. www.openspaceworld.org www.openspaceworld.com www.joconsult.de www.michaelmpannwitz.de www.openspace-landschaft.de www.boscop.de 55 Bio-Catering Bio - Catering Nicki und Anne von der Reilstraße 78 e.V. sorgten für das leibliche Wohl der Teilnehmer. Neben dem ständigen kalten Buffet gab es morgens leckere Schnittchen und Brötchen und mittags eine warme vegane Mahlzeit. Man konnte essen, wann man wollte und das gut, gesund und ungewöhnlich. Dass das Essen keine Unterbrechung des Prozesses darstellt, ist für einen erfolgreichen Open-SpaceWorkshop sehr wichtig. 57 Kontaktliste Teilnehmer Antons, Michael Born, Manuela Großmann, Manuel Katz, Steffen Kissling, Markus Knust, Stephanie Kreuter, Eva Amina Lass, Rita Leuchter, Joachim Lu, Yi-Cong Müllauer, Sebastian Rose, Ann Scharpenberg, Holger 59 Kontaktliste Steinberg, Christian Halle/Saale Trippner, Sebastian Halle/Saale Wüstenhagen, Sven Halle/Saale Begleiter Neumann, Juliane Iwa, Karolina Platz für weitere Adressen 61 Impressum Impressum Herausgeber: plattform für daNeben Neuwerk 7 06108 Halle/Saale Redaktion: Teilnehmer des Workshops Layout: Manuela Born, Manuel Großmann, Christian Steinberg Erschienen: Juli 2006 Druck: Name der Druckerei In Kooperation mit der Heinrich Böll Stiftung Sachsen-Anhalt. Unterstützt durch die Youthbank Halle, ein Modul der Regionalen Servicestelle Jugendbeteiligung in Halle – ,klar! und die ghg halle, Grüne Hochschulgruppe Halle.