die physiker - Landestheater

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die physiker - Landestheater
DIE PHYSIKER
Friedrich Dürrenmatt
Komödie in zwei Akten
DIE PHYSIKER
VORARLBERGER LANDESTHEATER
Von Friedrich Dürrenmatt
Regie
Helene Vogel
Dramaturgie
Dorothée Bauerle-Willert
Bühnenbild
Philip Rubner
Kostümbild
Aleksandra Kica
Regieassistenz
Nina Stix
Frau von Zahnd
Tanja von Oertzen
Möbius
Daniel Kamen
Einstein
Helmut Rühl
Newton
Burkhard Wolf
Inspektor
Bernd Christian Althoff
Krankenschwester
Alexandra M. Nutz
Oberschwester
Heide Capovilla
Oberpfleger
Lukas Kientzler
Pfleger
Andreas Jähnert
Frau Rose – Frau von Möbius
Katrin Hauptmann
Kinder
Noah Klein
Marie Rüscher
Raphael Stöckl
Ellen Greif
Matinee: 17.11. / 11.00h / Café-Foyer
Premiere: 21.11. / 19.30h / Grosses Haus
Weitere Vorstellungstermine: 24.11./ 03.12. (Schüler-Vst 10.00h)
/04.12./12.12./17.12./20.12./28.12./31.12.
Diogenes Verlag Zürich
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Autor
http://oe1.orf.at/programm/318041
Friedrich Dürrenmatt wurde am 5. Januar 1921 in Konolfingen, einem Dorf im Kanton Bern, als Sohn
des protestantischen Pfarrers Reinhold Dürrenmatt und dessen Ehefrau geboren. Das Abitur machte
er 1941 in Bern, wohin die Eltern mit ihm und seiner drei Jahre jüngeren Schwester 1935 gezogen
waren.
Dürrenmatt besuchte in Bern das Gymnasium. Nach der Schule studierte er in Bern und Zürich
Philosophie, Literatur und Naturwissenschaften. Nach zehn Semestern brach er ab und begann zu
schreiben, zu zeichnen und zu malen. In den Jahren zwischen 1946 und 1948 war er in Basel
ansässig, dann zog er nach Ligerz am Bielersee.
Am 11. Oktober 1946 heiratete Friedrich Dürrenmatt die Schauspielerin Lotti Geißler. 1952 zog
Dürrenmatt und seine Frau mit ihrem Sohn Peter (* 1947) sowie den Töchtern Barbara (* 1949) und
Ruth (* 1951) nach Neuchâtel.
Anfangs unentschlossen, ob er lieber Maler oder Schriftsteller werden sollte, versuchte Friedrich
Dürrenmatt es mit dem Schreiben und finanzierte seinen Lebensunterhalt in den ersten Jahren als
Theaterkritiker und durch Auftragsarbeiten, zwischendurch auch als Zeichner und Grafiker. 1945
veröffentlichte er seine erste Erzählung in einer Berner Tageszeitung ("Der Alte"), und am 19. April
1947 wurde sein erstes Theaterstück uraufgeführt ("Es steht geschrieben"). Weltbekannt wurde
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Friedrich Dürrenmatt durch die Stücke "Der Besuch der alten Dame" (1956) und "Die Physiker"
(1962).
Dürrenmatt lehnt jede künstlerische, politische oder religiöse Fixierung ab; er bezeichnet es als seine
Aufgabe, nicht Therapeut, sondern Diagnostiker, nicht Ideologe, sondern skeptischer Opponent zu
sein, dessen Literatur das Publikum zu Irritation und kritischer Reflexion bewegen soll. Angeregt durch
mythologische, profan- und religionsgeschichtliche, sowie auch naturwissenschaftliche Stoffe, geht es
in seinen Werken um Recht und Unrecht, Macht und Gewalt, Ohnmacht und Gnade; es agieren
Richter und Angeklagte, Henker und Opfer.
Für Dürrenmatt wurde die Komödie zur angemessenen Form seiner Weltsicht. Nach seiner
Auffassung entwickelt die dramatische Form der Komödie die notwendige Distanz, um das
Weltgeschehen angemessen zu erfassen. Für ihn war es gekennzeichnet durch Bürokratisierung,
Vermassung und Undurchsichtigkeiten, die den orientierungslosen Mensch selbst auf Irrwegen
schicken – befindet Dürrematt in den "Theaterproblemen" (1954).
Dürrenmatts Werke sind nicht der Spiegel seiner Persönlichkeit, es geht ihm nicht um das Private,
nicht um Identifikation mit einem persönlichen Schicksal. Er ist ein Beobachter der Welt aus sicherer
Distanz und hält dem Leser von dieser Welt das verzerrte Spiegelbild vor.
Mit seiner literarischen Darstellungsweise als ein Gegenbild zur Realität will er die Menschen in ihrem
Bewusstsein der Freiheit sensibilisieren.
Friedrich Dürrenmatt erhielt zahlreiche Preise und Ehrungen für sein literarisches Werk: unter
anderem den Schillerpreis der Stadt Mannheim (1959), den Großen Literaturpreis des Kantons Bern
(1969), die Buber-Rosenzweig-Medaille (1977), den Ehrendoktor der Temple University in
Philadelphia (1969), der Universität Nizza und der Hebräischen Universität Jerusalem (1977). Neben
Theaterstücken und Romanen schrieb Dürrenmatt auch Hörspiele und Erzählungen.
Nach dem Tod seiner Ehefrau Lotti am 16. Januar 1983 heiratete Friedrich Dürrenmatt am 8. Mai
1984 die Journalistin, Schauspielerin und Filmemacherin Charlotte Kerr (* 1927), die Tochter des
Literaturkritikers Alfred Kerr.
Seinen literarischen Nachlass vermachte Friedrich Dürrenmatt 1989 der Schweizer
Eidgenossenschaft, allerdings unter der Bedingung, dass man ein Literaturarchiv gründen werde.
Am 14. Dezember 1990 starb Friedrich Dürrenmatt in seinem Haus in Neuchâtel.
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Dürrenmatts "21 Punkte zu den Physikern"
1. Ich gehe nicht von einer These, sondern von einer Geschichte aus.
2. Geht man von einer Geschichte aus, muss sie zu Ende gedacht werden.
3. Eine Geschichte ist dann zu Ende gedacht, wenn sie ihre schlimmst mögliche Wendung
genommen hat.
4. Die schlimmst mögliche Wendung ist nicht voraussehbar. Sie tritt durch Zufall ein.
5. Die Kunst des Dramatikers besteht darin, in einer Handlung den Zufall möglichst wirksam
einzusetzen.
6. Träger einer dramatischen Handlung sind Menschen.
7. Der Zufall in einer dramatischen Handlung besteht darin, wann und wo wer zufällig wem
begegnet.
8. Je planmäßiger die Menschen vorgehen, desto wirksamer vermag sie der Zufall zu treffen.
9. Planmäßig vorgehende Menschen wollen ein bestimmtes Ziel erreichen. Der Zufall trifft sie
immer dann am schlimmsten, wenn sie durch ihn das Gegenteil ihres Ziels erreichen: Das,
was sie befürchteten, was sie zu vermeiden suchten (z.B. Ödipus) .
10. Eine solche Geschichte ist zwar grotesk, aber nicht absurd (sinnwidrig).
11. Sie ist paradox.
12. Ebenso wenig wie die Logiker können die Dramatiker das Paradoxe vermeiden.
13. Ebenso wenig wie die Logiker können die Physiker das Paradoxe vermeiden.
14. Ein Drama über die Physiker muss paradox sein.
15. Es kann nicht den Inhalt der Physik zum Ziel haben, sondern nur ihre Auswirkungen.
16. Der Inhalt der Physik geht die Physiker an, die Auswirkungen alle Menschen.
17. Was alle angeht, können nur alle lösen.
18. Jeder Versuch eines Einzelnen, für sich zu lösen ,was alle angeht, muss scheitern.
19. Im paradoxen erscheint die Wirklichkeit.
20. Wer dem Paradoxen gegenübersteht, setzt sich der Wirklichkeit aus.
21. Die Dramatik kann den Zuschauer überlisten, sich der Wirklichkeit auszusetzen, aber nicht
zwingen, ihr standzuhalten oder sie gar zu überwältigen.
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Inhalt
Möbius und seine zwei Genossen, gleichfalls Physiker, verhalten sich wie drei Reisende, die, in
den falschen Zug gestiegen, nach hinten rennen, um so doch noch den Ort zu erreichen, von
dem sich der Zug in rasender Fahrt immer weiter entfernt.
Der unbequeme Friedrich Dürrenmatt paßt in keinen Rahmen: Sein Angebot war immer
verschwenderisch, alles kann man bei ihm finden: Motive und Modelle, Gestalten und Geschichten,
Hohn und Haß, Ulk und Unsinn, Witz und Weisheit. Friedrich Dürrenmatt war Schweizer, Berner, 1921
in Kanolfingen geboren. Sein Großvater war Politiker, sein Vater Pfarrer. Doch in seinen Texten und
Stücken wird die idyllische Schweiz zu einem beunruhigenden Hohlraum, die
Selbstverständlichkeiten des Wohlstands, die Selbstzufriedenheit der Verschonten, die Maschinerie
der Wirtschaft, Macht und Weltuntergang sind seine Sujets, und jeweils fallen seine Figuren plötzlich
und schmerzhaft heraus aus ihren Übereinkünften und scheinbaren Sicherheiten.
Friedrich Dürrenmatts kühle Tragikkomödie „Die Physiker“ 1962 mit großem Erfolg in Zürich
uraufgeführt, ist eine Theatermaschine, ein Spiel, das Zug um Zug dem überraschenden Ende
zutreibt. Der Schauplatz, das Sanatorium der Fräulein Doktor von Zahnd, ist eine Chiffre, die
Dürrenmatts andauernde Themen von Gefangenschaft und Verschonung wieder aufgreift und ironisch
bricht. In dieser Anstalt nun befinden sich drei offenbar geisteskranke Physiker, die von drei
Krankenschwestern gepflegt werden. Jede der Schwestern verliebt sich in einen der Physiker, jeder
Physiker verliebt sich in eben diese Krankenschwester. Die jungen Damen entdecken unabhängig von
einander, dass ‚ihr’ Physiker gar nicht verrückt ist, jede will mit ihm in die Freiheit fliehen. Glaube,
Liebe, Hoffnung, diese drei, sind allerdings in dieser Versuchsanordung chancenlos, jeder der
Physiker bringt seine Geliebte schnurstracks um die Ecke, um nicht enttarnt zu werden: Einer der
Wissenschaftler ging freiwillig ins Irrenhaus, um seine bahnbrechende Entdeckungen vor Missbrauch
zu schützen. Die anderen beiden sind Agenten, Vertreter der beiden Machtblöcke des Kalten Krieges.
Auch sie spielen verrückt und haben sich einweisen lassen, um seine Aufzeichnungen
auszuspionieren und die Erkenntnisse für die Interessen ihres Landes nutzbar zu machen. Wie immer
verwebt, bündelt, verkehrt Dürrenmatt auch in diesem Stück verschiedene literarische Traditionen und
Stränge, wie immer bearbeitete er seinen Stoff in mehreren Versionen und Verwandlungen: Schon
1949 ließ er in dem satirischen Kabarett-Sketch "Der Erfinder" einen verrückten Professor mit einer
Miniaturbombe, die die gesamte Menschheit vernichten könnte auftreten, 1956 rezensierte er Robert
Jungks Roman „Heller als tausend Sonnen“ als eine „Chronik vom Untergang einer Welt der reinen
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Vernunft.“ „Die Physiker“ sind auch ein Kriminalfall, eine theologische Debatte um das
Weisheitsproblem, eine Auseinandersetzung mit Sophokleischen „Ödipus“, in dem die Intention des
Protagonisten ins Gegenteil verkehrt wird, eine Befragung des Faustischen Erkenntnisdranges, eine
Zurücknahme der Zurücknahme von Brechts Galilei.
Für Dürrenmatt steht es nicht mehr in der Macht des Dramatikers, die Wirklichkeit auf ein klärendes
Verständnis zu reduzieren; ein Theater, das wie ein Mikroskop eingesetzt wird, indem es Vorgänge
unterhalb der Oberfläche durchschaubar zu machen sucht, ist für ihn nicht mehr möglich. In seinen
Komödien sucht Dürrenmatt neue ästhetische/modellhafte Antworten auf eine unüberschaubar
gewordene Realität: „Wer das Sinnlose, das Hoffnungslose dieser Welt sieht, kann verzweifeln, doch
ist diese Verzweiflung nicht eine Folge dieser Welt, sondern eine Antwort, die er auf diese Weise gibt,
und eine andere Antwort wäre sein Nichtverzweifeln, sein Entschluss etwa, die Welt zu bestehen, in
der wir oft leben wie Gulliver unter den Riesen. Dies ist denn auch eines meiner Hauptanliegen. Die
Welt (die Bühne somit, die die Welt bedeutet) steht für mich als ein Ungeheures da, als ein Rätsel an
Unheil, das hingenommen werden muss, vordem es jedoch kein Kapitulieren geben darf.“ Und dieser
undurchschaubaren Welt kommt nur noch die Groteske bei. Das Groteske ist das Gegenteil eines
wohlgeordneten Kosmos, es ist Dissonanz, ist das Ungereimte und Ungeordnete. In Dürrenmatts
Diagnose seines Jahrhunderts gibt es gibt keine Schuldigen und Verantwortlichen mehr: „Unsere Welt
hat ebenso zur Groteske geführt wie zur Atombombe, doch das Groteske ist nur ein sinnlicher
Ausdruck, ein sinnliches Paradox, die Gestalt nämlich einer Ungestalt, das Gesicht einer
gesichtslosen Welt.“
Die „Physiker“ sind ein streng gebautes Drama. Die Einheit der Handlung, die Einheit des Ortes und
der Zeit sind strikt eingehalten. Doch in diese präzise Tektonik brechen das Unberechenbare, die
Groteske und ihr Zwilling, der Zufall, ein. Dürrenmatt hat den Zufall in den „21 Punkten zu den
Physikern“ als konstitutives Element seiner Komödie begründet, denn die „schlimmstmögliche
Wendung“ tritt aller Kalkulation zum Trotz ein. Der Zufall manifestiert sich in der Struktur des Stücks.
Zum Opfer fällt die individuelle Ethik. Nach dem die Masken der Narren gefallen sind, werden in dem
großen Disput zwischen den drei Irrenhausinsassen, den Physikern Möbius, Kilton alias Newton und
Eisler alias Einstein die Verantwortung der Wissenschaft in drei unterschiedlichen Standpunkten
diskutiert. Newton vertritt die freie Wissenschaft, die Vermehrung der Erkenntnis ist einziger Zweck,
dem Wissenschaftler kann die Verantwortung für die Folgen seines Tuns nicht aufgebürdet werden.
Für Einstein hat Wissenschaft in erster Linie gesellschaftlichen Zwecken zu dienen. Möbius stellt sich
der Verantwortung des Naturwissenschaftlers ein. Es sei seine Pflicht, die verheerenden
Auswirkungen der Entdeckungen zu studieren. Möbius erkennt, dass der Wissenschaftler immer ein
Gefangener des politischen Systems bleibt und überzeugt seine Kollegen sich für die Möglichkeit der
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Rettung der Welt zu opfern und mit ihm in der Klinik zu bleiben. Sein Irrtum aber ist sein Glaube, er
allein könne über sein Wissen wie über ein „persönliches Eigentum“ verfügen, während ihm in
Wirklichkeit mit dem Publikwerden der Entdeckung die Verantwortung bereits genommen ist.
Zwangsläufig muss er scheitern. Der Zufall führt die Überzeugung Möbius’ von der Freiheit des
Handelns ad absurdum: Wo der Zufall ins Spiel kommt, existiert individuelle Freiheit nur in
theoretischer Form, praktisch wird sie ausgehebelt. Sie ist eine Illusion. Denn wo ein gedachter
Gedanken realisiert werden muss und das Wort nicht mehr die Macht hat, seine Umsetzung zu
verhindern, dort gesteht sich das Denken radikal seine Ohnmacht ein: Wir können uns nicht dümmer
stellen können als wir sind. Und unsere Klugheit reicht nicht aus, die Zerstörungskraft unserer
eigenen Gedanken zu verstehen.
In Helene Vogels Inszenierung wird – in Philipp Rubners Denk- und Bühnenraum Dürrenmatts
abstrakte Partitur lebendig, in ihrer Vieldeutigkeit, ihrem Reichtum, ihrer Menschlichkeit.
Im Lachen manifestiert sich die Freiheit des Menschen, im Weinen seine Notwendigkeit, wir
haben heute die Freiheit zu beweisen. Die Tyrannen dieses Planeten werden durch die Werke
der Dichter nicht gerührt, bei ihren Klageliedern gähnen sie, ihre Heldengesänge halten sie für
alberne Märchen, bei ihren religiösen Dichtungen schlafen sie ein, nur eines fürchten sie: ihren
Spott.“
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Figuren
Johann Willhelm Möbius: Ist einer der drei Physiker. Er hat eine revolutionäre Entdeckung gemacht
und befürchtet das Schlimmste, wenn diese in falsche Hände gerät. Also flüchtet er mitsamt seiner
Entdeckung in eine psychiatrische Einrichtung und gibt vor, mit König Salomo persönlich zu sprechen,
um seinen vorgetäuschten Wahnsinn zu untermauern. Am Ende findet er die Kraft, seine Memoiren zu
vernichten. Leider zu spät.
Herbert Georg Beutler, auch Newton, eigentlich Alec Jasper Kilton ist der zweite der drei
Physiker und ein Spion eines westlichen Geheimdienstes. Er gibt vor, geisteskrank zu sein und gibt
sich für Newton aus, um Möbius für seine Regierung auszuspionieren und ihn für seine Seite zu
gewinnen. Dafür musste er Deutsch lernen. Er verspricht Möbius den Nobelpreis und drängt ihn, seine
Entdeckungen der Menschheit zu übergeben. Eine Verantwortung des Wissenschaftlers für seine
Entdeckungen lehnt er ab, stattdessen schiebt er die Verantwortung der Allgemeinheit zu.
Ernst Heinrich Ernesti, auch Einstein, eigentlich Joseph Eisler ist der dritte Physiker im Bunde.Er
täuscht ebenfalls eine Geisteskrankheit vor und gibt sich als Einstein aus. Auch er ist ein Spion und
repräsentiert den Ostblock. Eisler fordert Möbius auf, sich für seine Regierung zu entscheiden gibt
aber zu, in seinem System nicht frei zu sein und keine Möglichkeit der politischen Einflussnahme zu
haben, kann daher auch keine Garantie für die moralische Verwendung der Erfindung geben. Letztlich
schiebt er die Verantwortung auf die politischen Machthaber ab.
Fräulein Doktor Mathilde von Zahnd: Frl. Doktor ist die Besitzerin und Leiterin der psychiatrischen
Anstalt und die einzige Verrückte in dieser Einrichtung. Sie ist ein Mitglied einer alten Adelsdynastie
von reichen und bedeutenden Irren. Am Anfang spielt sie eine großzügige, menschliche Ärztin. Am
Schluss fällt jedoch ihre Maske und man erkennt, wie intelligent, machtbesessen und skrupellos sie
ist.
Richard Voß: Er ist der typische Kommissar in Hut und Mantel, der etwas überarbeitet wirkt. Im ersten
Akt ist er stark daran interessiert, die Mörder zu fassen, was er allerdings nicht kann, weil diese
offiziell für psychisch krank erklärt wurden. Im zweiten Akt hat er die irren Maßstäbe akzeptiert und
kann so ganz entspannt darauf verzichten, den Mörder unbedingt verhaften zu müssen.
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Monika Stettler ist eine junge, etwas naive Krankenschwester. Sie durchschaut Möbius` Tarnung und
verliebt sich in ihn. Sie hält ihn für einen Genie. Monika ist es leid sich für Menschen aufzuopfern, die
ihr nichts bedeuten und will ab jetzt, nur für einen Mann da sein und sich um ihr eigenes Glück
kümmern. Also arrangiert sie die Entlassung von Möbius aus dem Irrenhaus und leitet eine Heirat und
einen Umzug in die Wege. In ihrer Begeisterung merkt sie nicht, dass Möbius nicht von ihren Plänen
angetan ist. So fühlt er sich gezwungen, Monika zu ermorden.
Interview mit Mag. Sabine Lenz-Johan Ethik BG Gallus
Interview vom 15. November 2013 mit Frau Professor Sabine Lenz-Johann zum Thema „Ethik in
der Wissenschaft“ geführt von Marcia Mchemmech
1. Inwiefern sind wir für neue Entdeckungen und ihre Konsequenzen verantwortlich?
Zunächst einmal muss dieses „Wir“ definiert werden. Es ist wichtig, diesen Begriff zu konkretisieren,
da es einen Unterschied macht, ob man von bestimmten Kulturkreisen, wie zum Beispiel den
mitteleuropäischen, oder der gesamten Menschheit spricht. Wenn man von der Gesellschaft als
Ganzes redet, ist es leichter, sich zu distanzieren und sich nicht betroffen zu fühlen. Die Ethik braucht
den
Zugang
über
die
Betroffenheit
aber
ganz
dringend,
denn
nur
so
entsteht
ein
Verantwortungsgefühl gegenüber bestimmten Themen (wie z.B. dem Umweltschutz). Es kann keine
wissenschaftliche Entwicklung ohne soziale Verantwortung geben.
Wir leben in einem System, in dem alles mit allem zusammenhängt. In der Umweltethik spricht man
vom sogenannten holistischen Weltbild, bei dem die Erde als Ganzes gesehen wird, als Einheit aller
Organismen, die auf ihr zu finden sind. Das heißt, dass mit allem, besonders mit den Ressourcen für
zukünftige Generationen, schonungsvoll umgegangen werden soll. Beim holistischen Weltbild steht
der Mensch zwar im Mittelpunkt, wird jedoch von mehreren Schichten (wie höheren Tieren, Pflanzen,
Einzellern, Gesteinen, Wolken etc.) umgeben, die alle voneinander abhängig sind. Somit wirkt sich
alles, was eine Schicht betrifft, auch auf die anderen Schichten aus. Das heißt, dass der Mensch zwar
das Maß aller Dinge ist, die Umwelt aber unbedingt miteinbezogen werden muss.
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2. Soll ein Wissenschaftler für seine eigenen Entdeckungen, deren mögliche Gefahren noch nicht
abschätzbar sind, Verantwortung übernehmen?
Es ist die Pflicht eines Wissenschaftlers, Verantwortung zu übernehmen. Leider gibt es viele
Menschen, die Angst vor der Verantwortungsfrage haben, oder schlicht und einfach zu bequem sind,
sich einer solchen zu stellen. Die Voraussetzungen, Verantwortung übernehmen zu können, sind
Emanzipation, Mündigkeit und Freiheit, welche immer noch nicht in allen Gesellschaften
selbstverständlich sind.
Laut Philosoph Hans Jonas (1903-1993), der sich intensiv mit dem Thema „Technik und Natur“
auseinandergesetzt hat, braucht es mit neuen Entdeckungen auch eine neue Ethik, die an
(technologische) Veränderungen angepasst wird, da neue Dimensionen technologischer Macht die
Grenzen der traditionellen Ethik sprengen. Vor allem die Umweltethik ist ein Teilgebiet, das früher,
auch zu Dürrenmatts Zeiten, oft außer Acht gelassen wurde, heutzutage aber absolut notwendig ist.
Die Ethik stellt kein starres Gebilde dar, sondern ein dynamisches, bedürfnisorientiertes System, das
sich immer auf das Hier und Jetzt bezieht, was auch im Stück sehr stark zum Ausdruck kommt.
3. Im Stück gibt der Physiker Möbius vor, seine Krankenschwester ermordet zu haben, um die
Menschheit vor dem sicheren Untergang zu bewahren. Die Krankenschwester hat zuvor
herausgefunden, dass Möbius gar nicht verrückt ist, und will seine Manuskripte publik machen. Sind
Morde gerechtfertigt, wenn es darum geht, die Menschheit vor einer gefährlichen Entdeckung zu
schützen, also im Namen eines höheren Zwecks?
Im Grunde genommen ist das die gleiche Diskussion wie bei der Todesstrafe. Sofort ergeben sich
daraus weitere Fragen: Hätte man Hitler ermorden sollen? Haben wir das Recht, über das Leben
anderer zu urteilen? Solche Fragen lassen sich nicht mit einem simplen „Ja“ oder „Nein“ beantworten.
Sinnvoller ist es, anhand von anderen Vorkommnissen oder Dilemmata Ansätze einer Antwort zu
finden. Inwieweit ist es beispielsweise gerechtfertigt, Entführer zu foltern, um herauszufinden, wo ein
entführtes Kind versteckt wird, im Wissen, dass die Lebenszeit dessen ohne ausreichende
Verpflegung abläuft?
In
der
Praxis
beschäftigen
sich
Ethik-Kommissionen
mit
solchen
Fragestellungen.
Um
Handlungsspielräume für den Menschen zu schaffen, bedarf es einer Stärkung solcher regulativen
Institutionen.
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4. Kann es im Zeitalter von NSA, Prism & Co. überhaupt eine Ethik des Handelns geben, und wo
liegen deren Grenzen?
In einer Zeit wie dieser muss es erst recht eine Ethik des Handelns geben. Genau damit befasst sich
die Verantwortungsethik. Es ist unsere Aufgabe, uns neuen Herausforderungen zu stellen und auf
aktuelle Geschehnisse zu reagieren. Die Annahme, dass nichts zu machen sei, ist fatalistisch, und
Fatalismus ist das Schlimmste, was der Menschheit passieren kann, weil sich der einzelne nicht mehr
als Teil des Ganzen sieht und sich somit frei von jeglicher Verantwortung fühlt.
Im Bezug auf die oben gestellte Frage ist im Moment das Problem, dass man nicht genau weiß,
welche Daten überhaupt im Internet kursieren. Die gleiche Herausforderung stellt sich auch beim
Thema „Atomwaffen“. In Dürrenmatts Stück gibt es zwei große Mächte, nämlich Ost und West, die
sich gegenüber stehen und gegenseitig in Schach halten. Heutzutage ist jedoch nicht bekannt, wer
eine Atommacht ist oder nicht, bzw. wer wie viele Atomwaffen besitzt. Es kann nicht genau gesagt
werden, wer beherrscht bzw. beherrscht wird. Das Ganze ist undurchschaubar geworden.
5. Wie kann man sich denn vor Diensten wie der NSA schützen?
Durch privaten Widerstand. Wir haben es selbst in der Hand, welche Daten wir ins Netz stellen und
welche nicht. Am besten versucht man, die eigene Datenausgabe, so weit es geht, einzuschränken.
Außerdem kann man politische Vertreter wählen, die sich für Transparenz einsetzen. Letztlich ist ja
nicht die Tatsache, dass es das Internet gibt, entscheidend, sondern vielmehr wie es genutzt wird.
Vernetzung muss aber nicht unbedingt eine Bedrohung darstellen. NSA und Prism können auch als
Chance gesehen werden, Negatives publik zu machen und die Aufmerksamkeit einer breiten Masse
zu erregen, wie zum Beispiel kürzlich im Fall Snowden.
6. „...was ihm offenbart worden war, ist kein Geheimnis. Weil es denkbar ist. Alles Denkbare wird
einmal gedacht. Jetzt oder in Zukunft.“ (Frl. von Zahnd)
Ist es Möbius überhaupt möglich, die Menschheit durch seinen Rückzug in die Irrenanstalt vor seinen
Erkenntnissen zu schützen?
Vielleicht hätte sowieso ein anderer dieselben Entdeckungen gemacht. Die Erfindung der Atombombe
war beispielsweise nicht aufzuhalten. Man darf aber die Bedeutung der Menschheit nicht außer Acht
lassen. Bei der Atombombe besteht die Gefahr, dass alles Leben auf der Erde ausgelöscht wird. Die
Technik stand bisher immer für den Fortschritt, sie war dazu da, die Lebenssituation der Menschen zu
verbessern. Wollen wir dies aufrechterhalten, ist eine dynamische Sozialethik mit normativem
Charakter notwendig. Ethik muss bedürfnisorientiert und im Sinne der Menschheit sein.
Vielen Dank für das Gespräch
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Die Bühne
von Philip Rubner
Ein Salon, wie ein Prisma aus Tüll. Die Transluzenz des Raumes ermöglicht eine vielfältige Nutzung
mit Licht. So scheint das Prisma in einem Moment ein intimer geschlossener Raum sein und im
nächsten Augenblick bleibt nichts weiter übrig als die simple Konstruktion, die völlige Auflösung des
Raumes.
Wer kann wann etwas oder jemanden sehen? Wer kann wann etwas oder jemanden hören?
Der Raum dahinter ist zunächst nicht näher definiert. Über eine Art "Eisbahn" gelangen sie in den
Salon. Die Glätte des Bühnenbodens ergibt eine Spielaufgabe. Alle Physiker haben Filzhausschuhe
an, die einerseits das Gefühl von Geborgenheit, zu Hause-Sein und Ruhe wecken, andererseits aber
auch einen Schutz für den Boden bedeuten. Der Gang der Physiker ist dadurch schlitternder und
damit auch verspielter.
Nachdem die Physiker erfahren, dass sie sich seit Jahren in einem Gefängnis befinden wird der Salon
durch eine weiter Tüllwand hinten abgeschlossen. So haben wir eine eindeutige Abgeschlossenheit
vom Raum, der dahinter ist und die Physiker sind praktisch gefangen und eingesperrt. Das
Gefangensein erzählt sich nicht über dicke Mauern oder Gitter, sondern nur über eine dünne
Membran, bei der man das Gefühl hat, dass man sie ja eigentlich nur zerreißen müsste, um frei zu
sein. Dadurch, dass der Raum nach vorne ist, kann man am Ende die Assoziation bei den
Zuschauern erwecken, sie wären mit in dem Raum, denn dahinter ist das wirkliche Leben, die Welt,
die Industrie, der Reichtum, der Wohlstand. Während die Physiker nun im Salon bleiben müssen.
Die Kostüme
von Aleksandra Kica
Alle Kostüme sind in den Farben einer alten ausgewaschenen Fotographie gehalten. Sie arbeiten mit
Erwartungsbrüchen. Einstein trägt nicht die erwarteten Merkmale von Einstein. Newton dagegen hat
einige barocke Versatzstücke. Die Insassen der Klinik tragen Pantoffeln, sie gleiten lautlos durch die
Villa.
Die Wächter die zum Schluss auftauchen wirken skurril mit übertriebenen Elementen. Es sind leicht
zombihafte aber dennoch sympathische Burschen.
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Das Pflegepersonal trägt weiß. Alle drei sind sehr elegant, fast steril, die Damen sind auch artifiziell
geschminkt.
Als Beispiel die Figurine der Krankenschwestern von Aleksandra Kica
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Kontakt
Nina Kogler
Theaterpädagogin
Vorarlberger Landestheater
Seestrasse 2
6900 Bregenz
Tel 05574 42870-618
nina.kogler@landestheater.org
www.landestheater.org
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