Ost-West-Contact 06/2012 – Special: Polen

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Ost-West-Contact 06/2012 – Special: Polen
Juni 2012 . 58. Jahrgang . H 30859F
OST WEST
CON TACT
Polen 2012
Das Wirtschaftsmagazin für Ost-West-Kooperation
Regionalporträt Wrocław/Dolny Śląsk: In einem normalen Land
Immobilien: Fantastische Lage
Messen & Kongresse: Besuch vom Nachbarn
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inhalt
Impressum
Herausgeber:
Dr. Jutta Falkner, Klaus Leger
Redaktion:
Ost-West-Contact
Ritterstraße 2 B, 10969 Berlin
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Chefredakteur: Dr. Jutta Falkner
Stellv. Chefredakteur: Christian Himmighoffen
Redaktion: Stephan Mittelhäuser,
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Klaus Leger, Dr. Jutta Falkner
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Die Monatszeitschrift Ost-West-Contact ist
gemeinsam mit den 10 x jährlich erscheinenden Ost-Ausschuss-Informationen im Abonnement erhältlich. Das Jahresabonnement für
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Grafiken + Fotos: Udo Zelmer
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Gerichtsstand: Münster, HRB 4574
ISSN 0948 – 1680
4
Aktuelle Wirtschaftsentwicklung
Wachstum verliert an Schwung
6
Regionalporträt Wrocław/
Dolny Śląsk
In einem normalen Land.
Dolny Śląsk hat sich als
Industriestandort etabliert
10
Branchenreport Immobilien
Fantastische Lage.
Warschaus Büromarkt in
steilem Aufschwung
14
Branchenreport
Ernährungswirtschaft
Deutsches Essen auf
polnischen Tischen. Deutsche
Produkte sind gefragt
16
Branchenreport
Möbelindustrie
Eigenes Möbel-Design
besticht.
Hersteller setzen auf das Edel
segment
18
Transport & Logistik
Schnittstelle im kombinierten
Verkehr.
Neuer polnischer Betreiber
baut Terminal in Frankfurt/
Oder aus
22
Messen & Kongresse
Besuch vom Nachbarn.
Immer mehr polnische
Aussteller auf deutschen Messen
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Branchenreport Banken
Branche in Bewegung. Der polnische Bankensektor
befindet sich im Umbau
26
Personal
Hohes Vergütungsniveau.
Große Gehaltsunterschiede/ Qualifizierte Arbeitskräfte weiter knapp
28
News
30
Aktuelle Rechtsentwicklung
Investitionsförderung nach der EURO 2012
Druck: merkur Print & Service Group, Detmold
Titelfoto: Die Wojciech-Kirche spiegelt sich in
der Galeria Dominikańska in Wrocław;
Foto: Wikimedia/Julo
Für die Übernahme von Artikeln in Ihren elektronischen Pressespiegel erhalten Sie die erforderlichen
Rechte unter www.presse-monitor.de.
Beiträge in Ost-West-Contact sind im Archiv der
Homepage unter www.owc.de und in der Datenbank
der Factiva, einem Gemeinschaftsunternehmen von
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Alle Rechte vorbehalten. Es wird ausdrücklich darauf
hingewiesen, dass hinsichtlich der Inhalte Urheberschutz besteht. Alle Informationen werden mit journalistischer Sorgfalt erarbeitet, für Verzögerungen,
Irrtümer oder Unterlassungen wird jedoch keine Haftung übernommen.
Themen im Hauptheft OWC 6/12
Umwelt & Energie: Die Kraft der Kerne
Belarus: Ein fiktives Gebilde
Bulgarien: Vorbild Estland
Russland-Schweiz: Ein ungleiches Paar in Höchstform
Fordern Sie ein kostenloses Probeexemplar an unter
info@owc.de oder 0251/ 92 43 09-0
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
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Polen
AKTUELLE WIRTSCHAFTSENTWICKLUNG
Wachstum verliert an Schwung
Statistik 2011
Kaliningrad
(Russland)
Litauen
Belarus
Polen
Deutschland
Warschau
Tschechien
Slowakei
Österreich
Ukraine
Außen- und Binnennachfrage verlieren an Schubkraft/
Zentralbank erhöht die Zinsen
Die polnische Wirtschaft dürfte angesichts interner und externer
Bremseffekte im Jahresverlauf an Schwung verlieren. Bremsend
wirken etwa die restriktivere Fiskalpolitik und die Schwäche der Eurozone. Dennoch hat die Zentralbank im Mai die Zinsen erhöht, um die
hartnäckig hohe Inflation zu drücken und den schwächelnden Złoty
zu stützen.
Ungarn
Bevölkerung:
38,1 Mio
Fläche:
312,7 Tsd. km2
Nominales BIP:
370,6 Mrd. Euro
BIP pro Kopf:
9.672 Euro
BIP-Wachstum, real:
4,3 Prozent
Ausl. Direktinvestitionen (netto):
9,3 Mrd. Euro
Präsident: Bronisław Komorowski
Ministerpräsident: Donald Tusk
Quelle: UniCredit Research, Raiffeisen Research
Wichtige Internetadressen:
Offizielle Website: www.polen.gov.pl
Abteilung für Handel und Investitionen
des Generalkonsulats der Republik
Polen in Köln:
http://kolonia.trade.gov.pl/de/
Polnische Agentur für
Auslandsinvestitionen:
www.paiz.gov.pl
Regierung setzt
den Rotstift an
Die im Herbst 2011 wiedergewählte
Regierung unter Donald Tusk scheint
das Problem des Haushaltsdefizits in
ihrer zweiten Amtszeit anpacken zu
wollen. So ist die von der Regierung
geplante Rentenreform Mitte Mai vom
Parlament gebilligt worden. Vorgesehen ist dabei unter anderem eine
Anhebung des Renteneintrittsalters
auf 67 Jahre. Bisher gehen Frauen mit
60 und Männer mit 65 Jahren in Rente.
Wenn sich die Regierung konsequent
an den Reformkurs hält, würde dies
den Ausblick für die polnischen Staatsfinanzen verbessern und mittelfristig
Ratingverbesserungen ermöglichen,
die Implementierungsrisiken sind im
aktuellen Wirtschaftsumfeld jedoch
signifikant. Im Vorjahr lag das konsolidierte Haushaltsdefizit mit 5,4 Prozent
des BIP immer noch deutlich über der
Maastricht-Schwelle.
Ausblick eingetrübt
Die polnischen Wirtschaftsdaten im Schlussquartal 2011 sind erstaunlich gut ausgefallen, das BIP-Wachstum erreichte wie auch
im Gesamtjahr 2011 4,3 Prozent. Auch wenn
das erste Quartal 2012 ebenfalls positiv
überraschen könnte, so dürften die folgenden Quartale schwächer ausfallen und das
BIP-Wachstum für das Gesamtjahr unter drei
Prozent fallen. Infolge der laufenden Haushaltskürzungen wird der staatliche Konsum
stagnieren oder sogar leicht zurückgehen.
Zur fiskalpolitischen Straffung kommt die
Stagnation in der Eurozone, die die Nachfrage aus dem Ausland zügeln wird, auch
wenn der schwächere Złoty hier Unterstützung leistet. Im Vorfeld der EURO 2012 dürfte
zudem der Großteil der Infrastrukturprojekte
abgeschlossen sein. Der Privatkonsum wird
wegen des relativ angespannten Arbeitsmarktes (kein Zuwachs bei den Beschäftigtenzahlen, Stagnation der Reallöhne)
ebenfalls unter Druck geraten.
Die Verlangsamung der Wachstumsdynamik schlägt sich bereits in den jüngsten
Konjunkturindikatoren nieder. So hat sich
das Wachstum der Industrieproduktion
zuletzt spürbar abgeschwächt. Gleichzeitig
ist der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im April unter die Expansionsschwelle von 50 Punkten gefallen, so
dass eine schnelle Erholung der Industrie
nicht in Sicht ist.
Leitzins angehoben
Angesichts des hartnäckig erhöhten Inflationsniveaus hat die polnische Zentralbank
(NBP) ihren Leitzins im Mai dennoch um 25
Basispunkte auf 4,75 Prozent angehoben. Im
Gesamtjahr 2011 lag das Inflationsniveau in
Polen schließlich über dem Zielkorridor von
1,5 bis 3,5 Prozent, und es ist wahrscheinlich,
dass sich dieses Muster 2012 wiederholen
wird. Die hohe Inflation wird in erster Linie
von den hohen globalen Nahrungsmittelpreisen, steigenden Kraftstoffpreisen, dem
Anstieg der regulierten Preise und den
hohen Importpreisen erzeugt. Es gibt aber
keine Anzeichen eines Nachfragedrucks,
und das Risiko einer Preis-Lohnspirale bleibt
gering. Im April lag die Inflationsrate bei vier
Prozent.
Der Zinsschritt kam nicht vollkommen überraschend: Die Währungshüter hatten zuvor
bereits angekündigt, die Zinsen anzuheben,
wenn der Inflationsdruck nicht nachlässt und
die Wirtschaftsdynamik sich nicht deutlich
abschwächt. Mit dem Schritt hat die Zentralbank gezeigt, dass die Inflationsbekämpfung für sie oberste Priorität hat, auch wenn
es im schwachen globalen Wachstumsumfeld einiges an Mut erfordert. Mit der
Leitzinsanhebung will die Zentralbank auch
den Złoty stützen, der durch die schwelende
griechische Krise und die damit verbundene
höhere Risikoaversion auf den Märkten
unter Druck geraten ist. Die Schwäche des
Złotys wirkt sich über die importierten Güter,
allen voran die Energierohstoffe, in höherer
Inflation aus. Der jüngste Zinsschritt dürfte
aber nicht der Beginn einer geldpolitischen
Straffung sein, denn dafür sind die Bremskräfte in der polnischen Konjunktur zu stark.
Allerdings hat die Leitzinsanhebung bislang
nicht ausgereicht, um den Złoty merklich zu
stärken. Ein weiterer Schritt im Sommer ist
also durchaus möglich, um den Złoty weiter
zu stützen und die Inflationserwartungen zu
senken.
Quellen: Raiffeisen Research, DekaBank, Erste Bank
Makroökonomische Daten und Prognosen
BIP-Wachstum (real, in %)
Inflationsrate (Jahresdurchschnitt, in %)
Arbeitslosenquote (in %)
Haushaltssaldo/BIP (in %)
Leistungsbilanzsaldo/BIP (in %)
2010
3,9
2,6
12,1
-7,9
-4,1
2011(S)
4,3
4,3
12,4
-5,4
-3,9
2012(P)
2,8
3,9
12,6
-4,9
-3,8
2013(P)
3,7
2,5
11,8
-3,4
-3,1
Quellen: Raiffeisen Research; (S)=Schätzung, (P)=Prognose
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Polen
POLEN
Dolny Śląsk
DEUTSCHLAND
Legnica
Środa Śl.
Wrocław
TSCHECHIEN
Die Zeichen des wirtschaftlichen
Erfolgs der Region sind bereits von der
Autobahn aus sichtbar. Wer auf der A4
von Westen Richtung Wrocław fährt,
kann am Rande der Autobahn die Produktionshallen in- und ausländischer
Investoren sehen, die sich in einer der
vier Sonderwirtschaftszonen (SWZ)
von Dolny Śląsk (Niederschlesien)
niedergelassen haben – angelockt nicht
zuletzt von den Vergünstigungen, die
diese Zonen den Investoren noch bis
mindestens 2020 gewähren. Einige der
zahlreichen Subzonen der SWZ Legnica
liegen verkehrsmäßig günstig direkt an
der West-Ost-Autobahn, die von der
deutschen Grenze quer durch Dolny
Śląsk über Katowice und Kraków fast
bis zur ukrainischen Grenze verläuft.
Wursthüllen aus Polen
Auch die deutsche CaseTech GmbH aus
dem niedersächsischen Bomlitz, einer
der weltweit führenden Produzenten
von Wursthüllen für Metzgereien und
die fleischverarbeitende Industrie,
hat sich in der SWZ Legnica angesiedelt. Das Unternehmen, das unter dem
Markennamen Walsroder Faser- und
Kunststoffdärme produziert und einige
Jahre lang zum Bayer-Konzern gehörte,
hat im März gerade eine neue, größere
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Wrocław macht sich schick.
Im Bild: Der Marktplatz
[ Regionalporträt Wrocław/Dolny Śląsk ]
In einem normale
Dolny Śląsk hat sich als Industriestandort etabliert/ Regio
Halle in Legnickie Pole bezogen, bereits
der zweite Umzug, seitdem das Unternehmen 1996 die Produktion in Polen
aufgenommen hat. Wie Raumschiffe
stehen das Werk und die benachbarten Betriebe in der flachen Landschaft.
Gerade läuft der Testlauf für die neue
Kunststoffextrusionslinie, die aus
Granulat Kunststoffhüllen formt, die
anschließend im Werk weiterverarbeitet und konfektioniert werden.
Die ratternde Riesenmaschine
beweist, dass auch in Polen längst
maschinell produziert wird. Nur in der
Konfektionierung ist noch Handarbeit
angesagt – und hier kommen die nach
wie vor bestehenden Lohnkostenvorteile zum Tragen: „Konfektionierung
ist mit einem hohen Anteil manueller
Arbeit verbunden. Auf diesem Lohn-
niveau können wir in Deutschland
nicht produzieren“, sagt CaseTechGeschäftsführer Klaus Brandes. Der
Wettbewerbsdruck bei Kunststoffdärmen ist hoch, der Hauptwettbewerber
produziert in Russland.
Die berühmte „verlängerte Werkbank“ ist der Betrieb in Polen längst
nicht mehr: Noch liegt der Schwerpunkt zwar auf der Weiterverarbeitung
und Konfektionierung von Vorprodukten aus Deutschland, doch seit 2007
haben die Bomlitzer verstärkt Unternehmensfunktionen nach Polen verlagert: Neue Produktionslinien wurden
eingerichtet, dazu eine eigene Personalabteilung und der Vertrieb in Polen.
Weitere Entwicklungsschritte – etwa
durch die Erweiterung des Sortiments
– sind vorgesehen.
Foto: OWC/Himmighoffen
Dolny Śląsk (Niederschlesien)
mit seiner Metropole Wrocław
ist eines der Industriezentren
Polens. Zahlreiche deutsche
Unternehmen produzieren in
den vier Sonderwirtschaftszonen der Region. Die regionalen
Wirtschaftsförderer setzen
inzwischen verstärkt auf die
Förderung wissensbasierter
Unternehmen und auch auf heimische „Champions“. Dabei hat
die Aufbruchstimmung früherer
Jahre einer Normalisierung Platz
gemacht.
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Polen
und 50 bis 100 Leute einstellen will“,
sagt Brandes. Auch die Fluktuation sei
höher als in Deutschland: „Aber wegen
eines Złotys wechselt keiner mehr die
Stelle“, so der Geschäftsführer.
en Land
gion setzt verstärkt auf Wissen
„Wir nutzen dabei die Vorteile der
Sonderwirtschaftszone“, sagt Monika
Pilch, die das polnische Werk leitet,
etwa die Möglichkeit, 40 Prozent der
Investitionskosten von der Steuer abzusetzen. Dazu kommt: Dank der A4 ist
die Unternehmenszentrale in Bomlitz
nur vier bis fünf Autostunden entfernt.
Von Legnica aus wird daher auch die
gesamte Logistik für die EU abgewickelt.
Nur was den Einsatz seiner 150
Arbeitskräfte angeht, wünscht sich
Brandes eine größere Flexibilität: So
sind etwa Arbeitszeitkonten zum Ausgleich von Produktionsschwankungen in Polen nicht vorgesehen. Der
Arbeitsmarkt ist zudem enger geworden: „Momentan wird es schwieriger,
wenn man große Projekte durchführen
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Warschauer Niveau
Eine holprige Dorfstraße führt durch
Komorniki in eine weitere Subzone der
SWZ Legnica in Sroda Śląska. Hier in
unmittelbarer Nachbarschaft zu zwei
weiteren deutschen Autozulieferern
produziert Vorwerk seit 2006 Dichtungen für die Hausgeräte- und Automobilindustrie. Auch Vorwerk hat
die Verlagerung nach Polen seit 2009
intensiviert. Nach der Übernahme von
Vorwerk Polska durch den niedersächsischen Autozulieferer Eldisy wurde
die Produktion in Deutschland ganz
eingestellt. 330 Mitarbeiter arbeiten
in Komorniki und erwirtschafteten im
Vorjahr einen Umsatz von 26 Millionen Euro. Beliefert werden OEMs wie
VW und Zulieferer wie Webasto.
Werksleiter Eugen Kostewicz sieht
in der Nähe zu Deutschland Vor- und
Nachteile. Die Lebenshaltungskosten
in Wrocław und Umgebung – insbesondere für Wohnen – sind hoch, die Lohnkosten nähern sich Warschauer Niveau.
Dennoch überwiegen die Vorteile wie
die gute Anbindung und die zahlreichen Hochschulen in Wrocław. Zudem
lobt Kostewicz die Unterstützung
durch die Verwaltung der SWZ, etwa
bei der geplanten Erweiterung des Vorwerk-Werkes um eine Logistikhalle.
Der Werksleiter führt durch die
geräumigen Hallen, in denen unter
anderem Fensterdichtungen für VW
und Audi, aber auch für MercedesLkw gefertigt werden: Ähnlich wie bei
CaseTech ist die Produktion so weit
wie möglich automatisiert, auch hier
bleiben aber manuelle Arbeitsschritte
nötig. Um die notwendigen Fachkräfte
für die Fertigung zu finden, engagiert
sich Vorwerk in Kooperation mit der
lokalen Verwaltung in einem regionalen
Ausbildungsprojekt, das 2013 starten
und junge Leute etwa zu CNC-Drehern
und Mechatronikern ausbilden soll.
Dabei statten die Firmen ausgewählte
Berufsschulen entsprechend aus.
Wertschöpfungstiefe nimmt zu
Unternehmen wir CaseTech und Vorwerk sind zwei von vielen ausländischen
Investoren, die seit den 90er Jahren
dazu beigetragen haben, Dolny Śląsk zu
einem der Industriezentren des neuen
Polens zu machen – anknüpfend an
die industrielle Tradition der Region,
die bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht. Wie CaseTech haben viele der
Investoren zunächst ihre Werkbänke
Info & Kontakt
AHK Polen
Regionalbüro Wrocław
Iwona Makowiecka, Leiterin
Tel.: 0048/ 71/ 79 48 335
imakowiecka@ahk.pl
Europa Forum e.V. – DeutschPolnischer Wirtschaftskreis, Wrocław
Aleksandra Ciecierzyńska
Tel.: 0048/ 71/ 342 04 35
info@ef.com.pl
www.ef.com.pl
Niederschlesische Agentur für wirtschaftliche Kooperation, Wrocław
Investor Assistance Centre
Robert Śliwiński, Projektmanager
Tel.: 0048/ 71/ 343 42 34
robert.sliwinski@dawg.pl
aufgestellt, dann aber sukzessive die
Wertschöpfungstiefe erhöht: So startete Volvo 1995 in Wrocław mit einer
Montagelinie für Busse, der später ein
F&E-Zentrum und ein IT- und Business Service Center folgte.
Dank solcher Investitionen hat sich
Polens Südwesten zu einem Zentrum
der Automobil-, Elektronik- und Hausgeräteindustrie gemausert. Toyota und
Volkswagen produzieren in der Region
Motoren und andere Komponenten,
Whirlpool, Electrolux und LG Electronics fertigen hier Weiße Ware, und die
Großinvestition von LG Philipps LCD
(heute LG Display) im Umfang von
fast 800 Millionen Euro in ein Werk
für Flüssigkristall-Bildschirme nahe
Wrocław mit heute rund 15.000 Mitarbeitern im Jahr 2005 machte die Region
zu einem Zentrum der europäischen
Fernsehgeräteindustrie.
Diversifizierung angestrebt
Die zweite Industrialisierung der
Region ist bei Weitem noch nicht zu
Ende. Gerade hat der US-amerikanische Autozulieferer Pittsburgh Glass
Works in Sroda Śląska ein hochmodernes Werk für Autoglasscheiben auf die
grüne Wiese gesetzt, das unter anderem
Mercedes in Deutschland und Ungarn
beliefern wird.
„Nach wie vor gibt es noch Regionen in Dolny Śląsk und Subzonen in
den SWZ , die unterentwickelt sind“,
sagt Robert Śliwiński, Projektmanager für ausländische Investoren bei der
Niederschlesischen Agentur für wirtschaftliche Kooperation (DAWG), der
die SWZ als „größten Anreiz für ausländische Investoren“ sieht.
7
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Polen
8
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Investition auf der grünen Wiese:
Das Vorwerk-Werk in Sroda Śląska.
Rafał Dutkiewicz verbunden. Der tatkräftige Stadtpräsident, der seit 2002
regiert, erhält allerorts viel Lob und
gilt als einer der Väter des Wrocławer
Wirtschaftswunders, das der 630.000Einwohner-Stadt nahezu Vollbeschäftigung eingebracht hat.
Stadt putzt sich heraus
Und die Stadt, die im Sommer Austragungsort der EURO 2012 ist, putzt sich
stolz heraus: Wrocław leistet sich nicht
nur ein neues Stadion für die EURO,
sondern auch eine topmoderne Konzerthalle namens Nationales Musikforum mit 1.800 Plätzen für 100 Millionen
Euro. Schließlich ist Wrocław 2016
Kulturhauptstadt Europas. Sichtbarstes Zeichen des wirtschaftlichen Aufschwungs ist der über 200 Meter hohe
Sky Tower mit seinen 50 Stockwerken
für Luxuswohnungen und Geschäfte.
Die Altstadt mit dem historischen
Marktplatz ist weitgehend saniert, auch
wenn hier und dort noch gebohrt und
gebuddelt wird, eine neue Autobahnumgehung entlastet das Stadtzentrum
und verkürzt die Fahrzeiten.
Was den weiteren Ausbau der Infrastruktur betrifft, herrscht bei den Bauunternehmen allerdings Skepsis: „In
der Bauindustrie sind wir eher pessimistisch wegen der fehlenden Anschlussprogramme“, sagt Falk Rohmberger,
Zentralbereichsleiter Tiefbau bei Max
Bögl Polska, die unter anderem das
Stadion in Wrocław gebaut haben. Wie
viel die EU in den Jahren 2014 bis 2020
in den polnischen Straßenbau stecken
wird und wann diese Gelder verfügbar
sind, steht noch in den Sternen. Viele
Bauunternehmen mussten bereits in
großem Umfang Personal abbauen.
„Der Wettbewerb im Bausektor ist in
Polen härter als in Deutschland“, sagt
Rohmberger: „Ich kann mir die Preise
teilweise nicht erklären – ich versuche
es gar nicht erst.“
Normalisierung als Vorteil
Anlaufstellen für die zahlreichen deutschen Investoren in Dolny Śląsk sind
das Europa-Forum, ein Netzwerk überwiegend deutscher Unternehmen, und
das AHK-Regionalbüro. Büroleiterin
Makowiecka betreut rund 130 Mitglieder und künftig auch das Verbindungsbüro der AHK in München. Immerhin
sind rund 80 Prozent der Unternehmen
in den niederschlesischen SWZ aus
Deutschland, schätzt sie. Viele davon
erweitern ihre Kapazitäten und haben
größere Gebäude mit Expansionsmöglichkeiten zur Verfügung. „Ich würde
der These widersprechen, dass sich hier
nichts mehr tut“, sagt sie vor dem Hintergrund gestiegener Löhne und des
engeren Arbeitsmarkts.
Die national organisierten Unternehmensverbände verlieren allerdings
an Bindekraft, beobachtet Rechtsanwalt Konrad Schampera, der deutsche
Mandanten in der Region betreut und
im Vorstand des Europa-Forums sitzt.
Die Zahl der Expatriates geht zurück,
und das Networking in der Community
verliert damit an Bedeutung. „Es gibt
inzwischen viele Polen in Führungspositionen, die sich nicht ‚deutsch’ organisieren wollen,“ sagt er.
Die Jahre des stürmischen Aufschwungs sind zweifellos vorbei.
Rechtsanwalt Schampera beobachtet
jedenfalls eine Beruhigung und Normalisierung in der Region. „Die Zahl
der Anfragen nach Unternehmensneugründungen ist geringer geworden
als vor fünf oder sechs Jahren“, sagt
er und zieht ein nüchtern klingendes
Fazit: „Die Aufbruchstimmung ist weg
– wir leben in einem normalen Land.“
AHK-Frau Makowiecka gewinnt der
Normalisierung durchaus Positives ab:
„Normalisierung ist der beste Beweis,
dass dies ein guter Standort ist. Es wird
nicht mehr über jede Neuinvestition
berichtet.“
Christian Himmighoffen
Fotos: Vorwerk, OWC/Himmighoffen
Trotz der fortgesetzten Ansiedlung von
produzierenden Unternehmen bemühen sich Wirtschaftförderer wie die
DAWG und die Investitionsagentur des
Großraums Wrocław (ARAW) um die
Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur hin zu anspruchsvollen, innovativen Dienstleistungen und wollen nicht
nur ausländische Unternehmen anlocken, sondern verstärkt auch heimische
Firmen fördern.
„Es gibt hier keine Monokultur“,
sagt Iwona Makowiecka, die Leiterin des Wrocławer Regionalbüros der
AHK Polen: „Es gab eine Zeit, in der
die Automobilindustrie in diese Richtung ging.“ Hinzugekommen ist zum
Beispiel die Ansiedlung von BPO-Centern, „eine spezifische Entwicklung der
letzten Jahre“, so Makowiecka.
„Driven by Knowledge“ nennt die
ARAW ihren Ansatz, verstärkt auf wissensbasierte Technologien zu setzen.
So hat sich die niederschlesische
Metropole durch die Ansiedlung von
Unternehmen wie IMB, Siemens oder
Google zu einem wichtigen Standort für
die IT-Industrie, Forschungs- und Entwicklungszentren und das Outsourcing
von Geschäftsprozessen (BPO) entwickelt (s. Kasten). Schließlich kann die
Stadt mit 31 öffentlichen und privaten
Hochschulen aufwarten – darunter die
renommierte Technische Universität
–, an denen rund 146.000 Studenten
eingeschrieben sind. 2010 verließen
33.500 Studierende die Unis, darunter
4.600 BWLer und jeweils über 2.000
Informatiker und Ingenieure.
Die größten Universitäten der Stadt
und die Stadt- und Regionalverwaltung haben ein eigenes Unternehmen
namens EIT+ gegründet, um das wissenschaftliche Potenzial der Region auf
den Gebieten IT, Nano- und Biotechnologie zu bündeln. Jüngster Neuzugang
im IT-Cluster ist ein F&E-Zentrum
für mobile Unterhaltungstechnik von
Dolby Laboratories, das im Green
Towers Komplex in Wrocław entsteht
und Kunden in aller Welt bedienen
wird.
Doch das Augenmerk der ARAW
gilt nicht nur ausländischen Investoren.
Im Rahmen des Programms „Polish
Champions“, das in Wrocław entwickelt wurde, inzwischen aber polenweit Beachtung findet, sollen lokale
Unternehmen bei der Erschließung
neuer Märkte unterstützt und vernetzt
werden. In der ersten Phase wurden elf
Wrocławer Unternehmen, darunter der
IT-Dienstleister REC (s. Kasten) ausgewählt, die bereits eine globale Strategie entwickelt haben.
Der wirtschaftliche Erfolg der
Stadt ist untrennbar mit dem Namen
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
25.05.2012 15:53:47 Uhr
Polen
IT im Grünen
Leise plätschert ein Brunnen, das Auge
blickt in saftiges Grün, die Gebäude sind
in dezenten Farben gehalten: Nichts soll
im Wrocław Business Park (WBP) die Konzentration der Mitarbeiter stören, die bei
den hier ansässigen IT-Firmen, darunter
Siemens, Atos und Gigaset, an Softwareanwendungen für Kunden in der ganzen
Welt arbeiten.
Hier entwickelt auch das polnische Unternehmen Research & Engineering Center
(REC) Software-Anwendungen für die
Industrie,etwafürPkw-Bordcomputerund
Haushaltsgeräte. Die Softwareschmiede
ist wie andere Unternehmen im WBP aus
den hier ansässigen Entwicklungszentren von Siemens und Nokia Siemens Network hervorgegangen, die im Zuge der
Restrukturierung umgebaut oder verkauft wurden.
Die Entwicklung von REC scheint symptomatisch für die rasante Entwicklung der IT
„Made in Wrocław“: Im Frühjahr 2008 startete Geschäftführer Krzysztof Kulinski, der
ebenfalls aus dem Siemens-Stall kommt,
mit vier Mitarbeitern. Heute hat das Unternehmen 300 Mitarbeiter weltweit, davon
170 in Wrocław. In München hat REC ein Verkaufsbüro, schließlich hat das Unternehmen
zu 70 Prozent deutsche Kunden. Derzeit
knüpft Kulinski Kontakte zum SIBB, dem ITKBranchenverband von Berlin-Brandenburg.
Die erfolgreiche Erschließung ausländischer
Märkte hat REC als einziger IT-Firma die Teilnahme am Polish-Champion-Programm eingebracht. Kulinski ist überzeugter Europäer:
„Deutsche Firmen können ihren Ingenieurmangel auch in Europa lösen, und das Knowhow bleibt hier.“ Die Kommunikation sei viel
einfacher als etwa von China aus, in gut drei
Stunden ist man von Wrocław in Berlin. „Die
Firmen sehen, dass man IT-Dienstleistungen
auch aus Polen beziehen kann“, sagt er.
Unmittelbar nebenan sitzt Piotr Krzysztofik, Direktor bei ATOS IT Solutions and
Services, die im Sommer 2011 nach der
Übernahme der Siemens-IT-Sparte durch
den internationalen IT-Diensleister ATOS
entstanden ist. Über 200 Mitarbeiter entwickeln in Wrocław unter anderem IT-Systeme für die EU-Kommission und andere
öffentliche und private Auftraggeber.
„Nach wie vor ist ein großer Pool an Studenten vorhanden, schwieriger wird es,
Experten oder Freelancer zu finden“,
berichtet Krzysztofik. Es sei nicht einfach,
etwa Leute aus Warschau oder Kraków
nach Wrocław zu locken.
Noch profitieren die IT-Unternehmen
von den deutlich niedrigeren Personalkosten. Unbegrenzt sollte Wrocław nach
Ansicht von Krzysztof Kulinski aber nicht
um IT-Firmen buhlen. Die Anspannung
auf dem lokalen Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte war einer der Gründe, warum REC
kürzlich ein Büro in Zielona Gora eröffnet
hat. „Man darf nicht übertreiben“, sagt der
REC-Chef: „IT ist in Wrocław schon etabliert. Jetzt sollte man andere Branchen
entwickeln.“
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9
25.05.2012 15:53:50 Uhr
Polen
[ Branchenreport ]
Fantastische Lage
Immobilien: Warschaus Büromarkt in steilem Aufschwung/
Andere polnische Städte holen auf
Von Dr. Thomas Beyerle
Nach oben: Polens Immobilienmarkt ist in
einer komfortablen Situation. Im Bild:
Bürohaus Rondo 1 in Warschau
Der polnische Immobilienmarkt
hat sich eine Spitzenposition in
Mittel- und Osteuropa erarbeitet. Polen ist inzwischen fast ein
Kernmarkt mit hoher Liquidität
und einem hohen Marktstandard. Neben dem Zentrum
Warschau locken auch große
Regionalstädte Immobilieninvestoren an, die hier eine solide
Marktentwicklung und nach wie
vor attraktive Renditen vorfinden.
Der Autor
Dr. Thomas Beyerle ist Managing Director und
Head of CS & Research bei der IVG Immobilien
AG in Bonn.
10
SP_Polen_6_2012.indd 10
Komfortable Situation
Nähert man sich aktuell den polnischen
Immobilienmärkten, fällt auf, dass sie
sich in einer sehr komfortablen Situation befinden. Einen großen Teil der
beeindruckenden Markterholung hat
vor allem der Warschauer Immobilienmarkt schon hinter sich. Viele Investitionen wurden in den Jahren 2010 und
2011 getätigt.
Deshalb stellt sich die Frage, welchen Weg die polnische Wirtschaft und
damit die lokalen Immobilienmärkte
nehmen werden? Wann wird diese positive Entwicklung in den sogenannten BStandorten ankommen? Vorneweg sei
angemerkt, dass eine Europameisterschaft im Fußball kaum einen messbaren Einfluss auf die Immobilienmärkte
hat. Die Erfahrung der letzten 40 Jahre
Foto: wikicommons/ Krzysztof Zacharz
Es gibt aktuell kaum eine internationale Konferenz oder ein Interview zu
den europäischen Immobilienmärkten, ohne dass Polen als Zielland für
Investitionen genannt wird. Interessanterweise vermischen sich dabei zwei
Hauptmotive, die eigentlich gegensätzlich sind: Die einen begründen Investitionen in Polens Immobilienmarkt mit
der enormen Dynamik, welche das Land
aktuell auf den gewerblichen Märkten
erfährt. Die anderen führen die Stabilität als Hauptgrund an. In diesen – auf
den ersten Blick – fast diametral gegensätzlichen Erklärungen vermengt sich
die Evolution eines Marktes, die ganz
dem Lehrbuch entspricht.
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
25.05.2012 15:53:52 Uhr
Polen
Regionale Büromärkte
Warschau
Kraków
Wrocław
Tri-City*
Poznań
Katowice
Łódż
Szczecin
Lublin
und des großen Pools an günstigen, gut
ausgebildeten Arbeitskräften gut.
Bestand
(1.000 qm)
Leerstand
(%)
3.400
530
400
366
253
246
235
135
75
7,1
8,0
4,1
6,9
8,8
13,2
16,2
3,2
11,0
*Gdańsk, Gdynia, Sopot
mit Sport-Großveranstaltungen zeigt
deutlich, dass sich – sieht man von den
InfrastrukturinvestitioneninSportstätten, Hotels und zum Teil das öffentliche
Verkehrswesen ab – keinerlei nachhaltige Entwicklung auf die gewerblichen
Immobilienmärkte ableiten lässt. Zwar
ist der Begriff „Strohfeuer“ etwas zu
plakativ und kurz – doch sollten sich
Investoren, vor allem Käufer, dieser
Tatsache bewusst sein.
Unabhängig davon zeigen sich die
gewerblichen Immobilienmärkte aktu-
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
SP_Polen_6_2012.indd 11
Miete
(Euro/qm/
Monat)
12-25
14-16
14-15,50
13-15
14-16
12-14,50
12-14
12-16
11-13
Quellen: CBRE, DekaBank; Stand: Q3/2011
ell in der Einzelanalyse in einer geradezu fantastischen Lage. Polen weist
nicht nur einen riesigen Binnenmarkt
mit mehr als 38 Millionen Einwohnern und sieben Großstädten mit über
400.000 Menschen auf, sondern hat
in den letzten Jahrzehnten auch eine
ungemein starke Wachstumsdynamik
entfaltet. Die Aussichten für eine Fortsetzung der Erfolgsgeschichte stehen
angesichts der moderaten Staatsverschuldung, der wesentlichen Verbesserungen in der Verkehrsinfrastruktur
Warschau mit Abstand vorn
Warschau ist aufgrund seiner Funktion
als Hauptstadt, Finanz- und Dienstleistungszentrum des Landes der mit
Abstand größte Büromarkt Polens. Der
moderne Büroflächenbestand ist zwar
im europäischen Vergleich mit 3,6 Millionen Quadratmetern klein (Verdopplung innerhalb von neun Jahren), weist
aber sowohl auf der Nachfrage- als auch
auf der Angebotsseite ungemein hohe
Zuwachsraten auf. Gemessen an der
Mietentwicklung ist der Warschauer
Markt im europäischen Vergleich ausgeprägt zyklisch.
Der Warschauer Büromietmarkt
befindet sich seit Mitte 2010 in einem
steilen Aufschwung, der zu einem deutlichen Leerstandsabbau und einer kräftigen Erholung der Mieten geführt hat.
Aller Wahrscheinlichkeit nach wird
der Mietmarkt im kommenden Jahr
zu einem gleichgewichtigeren Zustand
zurückkehren: Der erwarteten hohen
Büroflächennachfrage werden nämlich
in den Jahren 2012 und vor allem 2013
möglicherweise viele Neubauprojekte
gegenüberstehen.
11
25.05.2012 15:53:54 Uhr
Polen
Büromarkt Warschau
in 1.000 qm
in €/qm p.a.
500
350
400
325
300
300
200
275
100
250
0
225
'00
'01
'02
'03
Umsatz in 1.000 qm
'04
'05
'06
Neue Konzepte im Einzelhandel
Den Sektor der Shopping Center kennzeichnen eine stabile Entwicklung der
Mieten und sehr geringe Leerstandsquoten. Die Chancen von Investments
sind je nach konkretem Standort und
Einzelhandelsformat unterschiedlich
zu beurteilen: Während Hypermärkte
ihren Zenit überschritten haben,
finden neue Konzepte Einzug am polnischen Markt, etwa Luxuskaufhäuser,
gemischte Handelsformate, Shopping
Center der dritten und vierten Generation, Fachmarktzentren und OutletCenter.
Mögliche Chancen bietet das Segment der Fachmarktzentren, das sich
bei den Einzelhandelsunternehmen
einer zunehmenden Zustimmung
erfreut. Risiken ergeben sich bei der
Vermietung dadurch, dass der Kreis
der potenziellen Mieter in diesem Segment nach wie vor überschaubar ist,
insbesondere im Vergleich zum Shopping-Center-Segment. Märkte für
High-Street-Ladenlokale haben in den
beiden größten Städten Polens, War-
SP_Polen_6_2012.indd 12
'08
Leerstand in 1.000 qm
Die fortschreitende Auslagerung
von Teilprozessen internationaler
Konzerne auf polnische Tochterunternehmen oder spezialisierte Dienstleister hat dazu beigetragen, dass in
den Großstädten abseits Warschaus
weitere Büromietmärkte heranreifen.
Der begrenzte, wenngleich dynamisch
steigende Flächenbestand dieser Bürostandorte bringt es allerdings mit sich,
dass die Volatilität der Marktentwicklung hier deutlich ausgeprägt ist. Der
Einstieg wird Immobilieninvestoren
jedoch durch hohe Anfangsrenditen
für Spitzenobjekte ab 7,25 Prozent aufwärts versüßt.
12
'07
'09
'10
'11 '12e '13e
Miete in €/qm p.a.
schau und Kraków, immer noch den
Status eines zarten Pflänzchens. Dieses
Segment war bei institutionellen Investoren bislang wenig beliebt, zumal kaum
geeignete Objekte angeboten werden.
Geografische Verschiebungen
Der Mietmarkt für Logistikflächen verzeichnete in den letzten beiden Jahren
einen ausgeprägten Leerstandsabbau
und erhält einen kräftigen Impuls durch
den Ausbau der Autobahninfrastruktur. Die daraus resultierenden geografischen Verschiebungen bieten für
Investments in bestimmten Regionen
Chancen, aber auch Risiken. Gemindert wird die Attraktivität eines Einstiegs für Entwickler in den polnischen
Logistikmarkt dadurch, dass die zwei
Projektentwickler ProLogis und Panattoni den Markt als Haupteigentümer
deutlich dominieren. Für Mieter und
Investoren ist dieses Marktsegment
jedoch reizvoll aufgrund der im Vergleich zu Westeuropa geringen Mieten,
des Ausbaus der Verkehrsinfrastruktur
sowie der Möglichkeit, in Polen eine
Logistikdrehscheibe einzurichten.
Polen hat einen liquiden, relativ
transparenten Investmentmarkt, der
durch internationale Akteure geprägt
wird und bedingt durch seine noch
junge Geschichte und Wachstumsdynamik ein großes Angebot an modernen Objekten bietet. Auch im Jahr 2012
wird es im Markt viele geeignete Investitionsmöglichkeiten geben. Die europaweit restriktivere Kreditvergabe durch
die Immobilienfinanzierer könnte sich
jedoch als Investitionshemmnis erweisen, wenngleich die internationalen
Banken für Investments in Polen relativ
attraktive Konditionen einräumen. Die
Anfangsrenditen für Spitzenobjekte
sind in Polen trotz der Kompression der
letzten anderthalb Jahre – gemessen an
anderen Ländern und am Niveau, das
in Polen im Jahr 2007 erreicht wurde,
– noch relativ hoch. In diesem Jahr ist
mit einer Stabilisierung der Anfangsrenditen zu rechnen.
Polen als Kernmarkt
Polen ist mittlerweile fast ein sogenannter Kernmarkt mit einer hohen Liquidität und einem hohen Marktstandard.
Doch wissen das alle? Aus polnischer
Sicht wird manchmal vergessen, dass
im Ausland noch immer die MOEEinteilung vorherrscht: Polen wird
von etlichen Investoren noch immer in
einen Topf mit Ungarn und Tschechien
geworfen. Nach 20 Jahren Marktwirtschaft ist diese Abgrenzung aber nicht
nur überholt, sondern sie ist gänzlich
falsch, obwohl ursprünglich alle drei
Länder gemeinsam an der Startlinie
standen und sich parallel entwickelten. Mit Blick auf die jüngste Krise
hat sich das Trio jedoch gänzlich neu
positioniert. Und der Sieger ist eindeutig: Polen. Der aktuelle Liebling vieler
Investoren erlitt gar keine Rezession,
wie zuallererst in nahezu jeder Marktpräsentation angeführt wird – das ist
richtig, stellt jedoch eine eher taktische
Begründung bzw. Momentaufnahme
dar. Strategisch wichtiger ist der Hinweis auf die sehr gut entwickelten
Regionalstandorte wie Kraków oder
Wrocław, welche sich im Vergleich zu
den Nachbarländern durch die große
Bevölkerung und Immobilienprojekte
auszeichnen.
Das Investoreninteresse hat sich
freilich bislang nur begrenzt in den
polnischen B-Cities niedergeschlagen.
Aktuell stehen dort Einzelhandelsinvestments im Vordergrund. Absolut
wichtig sind auch die Belange einer
nachhaltigen Entwicklung bei Gebäuden. Die Stichworte „Sustainability“
und „Green pays“ sollten klar machen,
was Investoren an Mindeststandards
von neuen Gebäuden erwarten. Hier
kann sich Polen – stärker als seine
Nachbarn – positionieren und einen
deutlichen Wettbewerbsvorteil erarbeiten. Die Chancen einer weiteren
positiven Entwicklung auf den polnischen gewerblichen Immobilienmärkten sind sehr gut. Die Voraussetzung
hierfür ist aber eine kluge Politik bei der
Preisfindung.
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10.01.2012 15:54:06
14:50:30Uhr
Uhr
25.05.2012
Polen
[ Branchenreport ]
Deutsches Essen auf
polnischen Tischen
Ernährungswirtschaft: Deutsche Produkte sind gefragt/ Wandel im
Ernährungsbewusstsein eröffnet neue Absatzchancen
Von Elżbieta Becker
Der polnische Lebensmittelmarkt birgt großes Potenzial für Hersteller und Handelsketten aus Deutschland, zum Beispiel in den Segmenten Convenience-Fertiggerichte oder Bio-Produkte. Die gefragtesten
Warengruppen der deutschen Ernährungsindustrie auf dem polnischen Markt sind momentan vor allem Fleisch und Fleischwaren,
Süßigkeiten und Softdrinks.
Das Volumen des bilateralen Handels
mit Produkten der Agrar- und Ernährungswirtschaft hat sich seit dem EUBeitritt Polens fast verdreifacht. Nach
Angaben des polnischen Ministeriums für Landwirtschaft belief sich der
polnische Import von Produkten der
Agrar- und Ernährungswirtschaft aus
Deutschland 2010 auf 2,6 Milliarden
Euro. Der Anteil Deutschlands am
gesamten Import von Agrarprodukten betrug damit fast ein Fünftel. Aus
Deutschland werden vor allem Schwei-
Die Autorin
Elżbieta Becker ist Referentin für individuelle
Marktberatung bei der Deutsch-Polnischen
Industrie- und Handelskammer in Warschau
(AHK Polen).
14
SP_Polen_6_2012.indd 14
nefleisch, Schokolade, Kaffee, Gebäck
und Kekse, Futtermittel, Zuckersirupe
und Käse importiert. Der Anteil dieser
Waren am gesamten Agrarimport aus
Deutschland beläuft sich auf über 40
Prozent.
Nach Deutschland werden dagegen
hauptsächlich Geflügelfleisch, Fruchtsäfte (vor allem Apfelsaft), Kekse,
Waffeln und andere Backwaren, Tiefkühlfrüchte (vor allem Erdbeeren und
Himbeeren), verarbeitete Fischereierzeugnisse, Rindfleisch sowie Raps
und Rapsöl, Milch und Sahne exportiert.
Der Wert der nach Deutschland
exportierten Waren betrug 2010 etwa
3,1 Milliarden Euro, was 22,5 Prozent
des Exports der Agrar- und Lebensmittelindustrie insgesamt ausmacht.
Ursprünglicher Geschmack
Die Gespräche der AHK Polen mit Vertretern der polnischen Lebensmittelindustrie zeigen, dass deutsches Fleisch
und deutsche Fleischerzeugnisse eine
Warengruppe sind, die für ihre hohe
Qualität und den ursprünglichen
Geschmack der traditionellen Würste
geschätzt wird. Es wird vor allem frisches Schweinefleisch und in kleineren
Mengen Rind- und Kalbfleisch importiert, das aufgrund der Qualität ein
gutes Marktpotenzial hat. Diese Meinung wird jedoch zurzeit nicht von allen
Handelsketten geteilt. Manche weisen
darauf hin, dass sich deutsches Schweinefleisch vor dem Jahr 2011 wegen des
attraktiven Preises zwar großer Beliebtheit erfreute, aber aufgrund der Entdeckung von Dioxinen und Antibiotika
im Schweinefleisch das Vertrauen der
polnischen Kunden erschüttert und bis
heute noch nicht vollständig wiederhergestellt wurde.
Traditionelle regionale Produkte
wie Schwarzwälder und Westfälischer
Schinken sowie Frankfurter Würstchen sind in Polen sehr beliebt. Lang
reifende Schinken sind geschmacklich
sehr gut und günstiger als die italienischen, dadurch lassen sie sich gut in
polnischen Handelsketten verkaufen.
Nach Polen werden vor allem Wurstwaren wie Wurst in Scheiben, Salami,
Wiener Würstchen, Wiener Würste
in Gläsern, Speck, Wildfleisch und
– während des Oktoberfests – original
Münchner Weißwürste, Bratwürste
und Leberkäse importiert. Deutsche
Würste werden von den polnischen Verbrauchern ansonsten seltener gekauft.
Sie wählen eher polnische Produkte
wegen deren hoher Qualität und wegen
des Geschmacks.
Schmales Sortiment
Den nächsten Platz unter den bekanntesten Produkten aus Deutschland
belegen Süßigkeiten und Kakaoerzeugnisse. Die Gesprächspartner der
AHK Polen weisen darauf hin, dass
Foto: Messe Berlin
Traditionelle deutsche Wurstsorten
sind in Polen sehr beliebt. Im Bild:
Stand auf der Grünen Woche
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25.05.2012 15:54:09 Uhr
Polen
Deutsche Lebensmittelexporte
nach Polen
2.675
2.410
2.353
2008
2009
1.741
Mio. Euro
viele Produktlinien, die bereits auf
dem polnischen Markt erhältlich sind,
im Vergleich zum Sortiment auf dem
deutschen Markt sehr eingeschränkt
sind. Das betrifft unter anderem Dr.
Oetker, Milka, Ritter Sport, Schogetten
oder Storck, die in Polen im Vergleich
zum deutschen Markt nur in wenigen
Geschmackssorten verkauft werden.
Das Süßwaren-Segment wird als wenig
abwechslungsreich und somit als offen
für eine Erweiterung des Sortiments
gesehen.
Ähnlich verhält es sich mit alkoholfreien Getränken, wie zum Beispiel
Schweppes Tonic – in Polen gibt es zwei
Sorten im Angebot und in Deutschland acht – oder Cola mit Geschmack.
Cola mit Vanille-Geschmack wird seit
Kurzem aus Deutschland importiert
und lässt sich sehr gut in den polnischen Einzelhandelsketten verkaufen.
Es besteht also großes Potenzial für
eine Erweiterung der Produktlinien.
Auch frisch gepresste Säfte erfreuen
sich großen Interesses. Sie werden
hauptsächlich für exklusive Hotelketten importiert. Die Feinkostgeschäfte
sehen gute Marktchancen für qualitativ
hochwertiges Mineralwasser.
Im Käsesortiment gibt es Potenzial
für verschiedene Käsesorten wie Weichkäse, Schnittkäse, Gouda, Edamer,
Brie oder Camembert. Kunden fragen
ebenfalls nach Blockkäse, dieser sollte
jedoch im Geschmack den polnischen
Käsesorten ähnlich sein. Sowohl Vertreter der Gastronomie als auch von
Retailketten sehen gute Wachstumsaussichten für den Markt der Covenience-Fertiggerichte.
Momentan
sind sie ziemlich teuer und werden als
1.211
2006
2007
2010
Quelle: Destatis
Nischenprodukte betrachtet. Dieser
Markt wächst jedoch rasant, da sich die
Gewohnheiten und der Lebensstil der
Gesellschaft ändern.
Ernährung im Wandel
Das steigende Ernährungsbewusstsein der Bevölkerung macht den BioLebensmittelmarkt immer attraktiver.
Das schmale Sortiment von polnischen
Produkten wird durch das Angebot
von ausländischen Herstellern ergänzt.
Nach Angaben eines Direktimporteurs grüner Nahrungsmittel erfreuen
sich insbesondere Bio-Produkte für
Kinder immer größerer Beliebtheit.
Aus Deutschland werden Produkte wie
Milchpulver, Babybrei, pasteurisierte
Säfte und Desserts eingeführt. Marktteilnehmer betonen auch die Marktnische für Wellness- und Light-Produkte
(Süßstoffe, Magerprodukte), für die
es Nachfrage gibt und die immer noch
Mangelware auf dem Markt sind.
Unter alkoholischen Getränken
unterstreichen Marktkenner das Potenzial für deutsches Bier aus kleinen, regionalen Brauereien. Einige Händler
haben diese Produkte bereits im Angebot, während andere noch auf der Suche
sind. Weinimporteure verweisen auf
den relativ geringen Anteil deutscher
Weine am Markt. Zu den meist verkauften Gruppen gehören Riesling, Rheinweine und Gewürztraminer.
Die attraktivsten Warengruppen
der deutschen Ernährungsindustrie für
den polnischen Markt sind momentan
vor allem Fleisch und Fleischwaren,
Süßigkeiten und Softdrinks. Mit dem
zunehmenden Ernährungsbewusstsein in Polen werden häufiger teurere
Produkte gewählt – ein gutes Vorzeichen für deutsche Covenience-Fertiggerichte, Bio-Produkte oder Weine.
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Deutsch-Polnische Industrie- und Handelskammer, Warschau
Tel.: 0048/ 22/ 53 10 - 531
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Polen zieht
Einzelhändler an
Erstmals findet sich Polen im Ranking
der 20 wichtigsten Standorte internationaler Einzelhandelsketten. In einer
im April erschienen Analyse der Beratungsfirma CBRE, in dem die Anwesenheit von 326 Einzelhandelsketten in 73
Ländern untersucht wird, findet sich
Polen mit einem Drittel der untersuchten Ketten auf Rang 19.
.
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
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15
29.05.2012 10:54:05 Uhr
Polen
[ Branchenreport ]
Eigenes Möbel-Design
besticht
Möbelindustrie: Hersteller setzen auf das Edelsegment/ Schwacher Złoty
begünstigt Exporte
Polen zählt zu den weltweit führenden Exporteuren von Möbeln. Die
Allpolnische Wirtschaftskammer der
Möbelproduzenten (OIGPM) und das
Statistische Hauptamt GUS veranschlagen den Wert der Ausfuhren für
2011 auf 6,4 Milliarden Euro, womit
das Land den vierten Platz hinter der
VR China, Deutschland und Italien
belegte. Mengenmäßig aber ist Polen
der größte europäische Exporteur.
Das Land führt fast 90 Prozent seiner
Möbelproduktion vor allem nach
Westeuropa aus – mit Deutschland als
Hauptabnehmerland.
Innovationen gefragt
Die wachsenden Ansprüche der
Kunden an Funktionalität und Design
zwingen die inländischen Hersteller zu
Kreativität und Innovationen. Außerdem müssen sie ihren Konkurrenten
aus der VR China im Billigsegment
etwas entgegensetzen. Teure Designerstücke standen 2010 zwar erst für gut
fünf Prozent der polnischen Möbelexporte, dieses Segment dürfte aber
künftig an Bedeutung gewinnen. Dabei
müssen eigene Marken entwickelt und
etabliert werden, wie es die Firmen
Meble Vox, Noti und Mebelplast bereits
16
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Möbelhersteller wie Comforty bedienen verstärkt das höherwertige Segment.
getan haben. Der Vorsitzende von Vox,
Piotr Voelkel, gründet eine DesignSchule in Poznań. Das Unternehmen
schloss allerdings seinen Verkaufssalon
in Berlin.
Anders Mebelplast aus Olsztyn.
Dieser Hersteller hatte Anfang 2011
die deutsche Weco Polstermöbelmanufaktur Leimbach GmbH zu 100 Prozent übernommen, um seine Position
auf deutschsprachigen Märkten zu festigen. Mebelplast strebt an die Börse.
Die Mittel sollen in die Erweiterung des
Sortiments um komplementäre, nicht
gepolsterte Möbel, den Ausbau der Distributionskanäle, die Errichtung eines
Zentrallagers und neue IT-Lösungen
fließen.
Auf der exklusiven Mailänder
Möbelmesse, Salone Internazionale del
Mobile, die als Zentrum der internationalen Design-Szene gilt, stellten im
April weitere polnische Produzenten
aus. Dazu gehörte die Firma Comforty,
die erst damit begonnen hat, Auslandsmärkte mit ihren Produkten zu beliefern, die sie in einer Fabrik in Nowe
Skalmierzyce, südwestlich von Kalisz,
herstellt.
Die Möbelbranche erhält eine Förderung aus dem Operationellen Pro-
gramm der EU „Innovative Wirtschaft“,
um ihre Präsenz auf Auslandsmessen
zu vergrößern. Auch das polnische
Wirtschaftsministerium unterstützt
solche Maßnahmen finanziell und
organisatorisch. Außerdem erhält die
Möbelbranche aus einem von diesem
Ministerium im April 2012 gestarteten
Dreijahresprogramm 5,4 Millionen
Złoty für Werbe- und Fördermaßnahmen, die der Stärkung von polnischen
Möbelmarken im Ausland dienen.
Schwacher Złoty stärkt Exporte
Der stark ausfuhrabhängigen Möbelbranche kommt der schwache Wechselkurs des Złotys zugute. Davon
profitieren Möbelhersteller wie die
Fabryka Mebli „Forte“ S.A. aus Ostrów
Mazowiecka, denn sie liefert den Großteil ihrer Produktion in die EU, allein
die Hälfte davon nach Deutschland.
Mit der Produktion von Möbeln
befassen sich in Polen rund 23.000
Firmen, die insgesamt 167.000 Mitarbeiter beschäftigen. Ein bedeutender
Hersteller ist der schwedische IkeaKonzern; ein Drittel von dessen weltweitem Möbelangebot stammt aus
polnischer Produktion. Der Konzern
investiert weiter und errichtet in der
Foto: Comforty
Einige polnische Möbelproduzenten beginnen damit, mit
eigenem Design das Edelsegment zu bedienen. Acht von
ihnen stellten auf der einschlägigen Mailänder Messe aus. Die
Belieferung von Auslandsmärkten begünstigt der derzeit eher
schwache Kurs des Złoty, der
auch der gesamten, stark exportabhängigen Möbelbranche
zugute kommt. Ihr Hauptabsatzmarkt ist Deutschland. Im Inland
nimmt der Wohnungsbau wieder
zu, und neue Büros sind einzurichten. Deutsche Möbel sind
dabei ebenfalls gefragt.
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
25.05.2012 15:54:14 Uhr
Polen
hier vor allem in Warschau entstehen
zahlreiche neue Bürohäuser, die eingerichtet werden müssen. Der schwedische Konzern AJ Produkter, der außer
Büromöbeln Einrichtungen für Lagerhallen herstellt, nahm im ersten Quartal 2012 ein Werk in der SWZ Słupsk in
Betrieb. Der für seine Stühle bekannte
Hersteller Nowy Styl aus Krosno
errichtet für bis zu 90 Millionen Złoty
eine Fabrik für Büromöbel, die 2014 fertiggestellt werden soll. Zunächst sollen
dort 300 Personen einen Arbeitsplatz
finden, später weitere 150. In Deutschland hat Nowy Styl die Firma Sato
Office übernommen, deren griechische
Muttergesellschaft in Schwierigkeiten
geraten war. Dadurch konnte das polnische Unternehmen seine Stellung auf
dem deutschen Markt verbessern, wo es
einen Jahresumsatz von 40 Millionen
Euro erwirtschaftet.
Gemeinde Orla in der ostpolnischen
Woiwodschaft Podlaskie für rund 340
Millionen Euro eine Fabrik, in der
schließlich rund 2.000 Mitarbeiter Elemente für die Möbelproduktion herstellen sollen.
Ikea hat bereits 14 Produktionsstätten in Polen und kooperiert dort mit
60 Lieferanten. Die zur Ikea-Gruppe
gehörende Gesellschaft Swedwood
plant die Eröffnung eines Werkes für
Möbelplatten in Stalowa Wola mit rund
300 Beschäftigten. Weitere Projekte
stehen an. Von 2011 bis 2015 will der
Konzern etwa fünf bis sechs Milliarden
Złoty in Polen investieren, wobei auch
neue Einzelhandelskonzepte verwirklicht werden. Im Ende August 2011 zu
Ende gegangenen Geschäftsjahr verzeichnete Ikea in Polen einen Zuwachs
seiner Verkäufe um 6,9 Prozent auf über
1,7 Milliarden Złoty.
Auch andere Hersteller investieren. So baut die Firma Europol Meble
Polska aus Chodziez für mindestens
52 Millionen Złoty in der Sonderwirtschaftszone (SWZ) Kostrzyn-Słubice
eine Fabrik für Polstermöbel, die Ende
2013 fertig sein soll.
Der Bereich der Büromöbel bietet
ebenfalls Chancen, denn in Polen und
Aussichten ungewiss
Die Aussichten für die polnische
Möbelbranche werden unterschiedlich
beurteilt. Der Möbelmarkt-Analyst der
Consulting-Firma B+R Studio, Tomasz
Wiktorski, blickt zuversichtlich in die
Zukunft und erwartet für die kommenden zehn Jahre ein stabiles durch-
schnittliches Wachstum von etwa fünf
Prozent pro Jahr. Die OIGPM erwartet
2012 eine Zunahme der Umsätze der
polnischen Möbelhersteller um 4,6
Prozent. Der Vorsitzende der Fabryka
Mebli „Forte“ S.A., Maciej Formanowicz, befürchtet dagegen eine leichte
Schrumpfung der Branche, die unter
dem steigenden Holzpreis leidet. Die
verschlechterten Konjunkturaussichten in Westeuropa begrenzen zudem
die polnischen Exportchancen.
Deutschland führendes
Lieferland
Die Möbeleinfuhren machen wertmäßig nur etwa ein Sechstel der Ausfuhren aus und weisen einen rückläufigen
Trend auf. Die beiden führenden Lieferländer Deutschland und die VR China
lagen 2010 fast gleich auf. Die Entwicklung der Inlandsnachfrage hängt
unter anderem vom Wohnungsbau ab.
Branchenkenner gehen davon aus, dass
der polnische Markt für Innenausstattungen 2011 den Wert von 14 und 2012
von 15 Milliarden Złoty übersteigt.
Baumärkte in Polen setzen verstärkt auf
das Segment der Innendekorationen
und reagieren damit auf die wachsende
Nachfrage.
Beatrice Repetzki
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POLZUG Intermodal GmbH
Container Terminal Burchardkai, Hamburg
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+ 49 40 - 74 11 45-0
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Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
SP_Polen_6_2012.indd 17
POLZUG Intermodal POLSKA Sp. z o.o.
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17
25.05.2012 15:54:16 Uhr
Polen
[ Transport & Logistik ]
Schnittstelle im kombinie
Neuer polnischer Betreiber baut Terminal in Frankfurt/Oder aus/
Containerverkehr auf der Schiene gewinnt an Bedeutung
Seit Anfang April hat das Terminal für den Kombinierten
Ladungsverkehr (KLV) an der
deutsch-polnischen Grenze in
Frankfurt/Oder mit PCC Intermodal, einer Tochter der PCC SE
Gruppe, einen polnischen Betreiber. Das schafft neue Optionen
gleich in mehrfacher Hinsicht
und trägt zur Entwicklung des
grenzüberschreitenden Containerverkehrs bei – nicht nur zwischen Deutschland und Polen.
Das an der polnischen Wertpapierbörse
notierte Unternehmen PCC ist der führende Operateur im KLV in Polen. Er
spielt eine gewichtige Rolle im europäischen Seehafen-Hinterlandverkehr
und baut mit neuen Anbindungen sein
Netzwerk aus. Es reicht heute schon
von Rotterdam und den deutschen
18
SP_Polen_6_2012.indd 18
Nordseehäfen Hamburg und Bremen
bis nach Moskau und von der polnischen Ostseeküste bis zur Adria. Durch
die Übernahme der Betreiberfunktion
in Frankfurt/Oder werden zusätzliche
Bündelungsmöglichkeiten von regionalen wie Hafen-Hinterlandverkehren erschlossen. Gemeinsam mit dem
Eigentümer des Terminals, der Stadt
Frankfurt/Oder, will PCC Intermodal in das KLV-Terminal in Frankfurt
investieren und dadurch dessen Kapazitäten steigern.
Containerverkehre nehmen
an Bedeutung zu
Der weltweite Trend einer wachsenden Rolle der Containerverkehre prägt
heute zunehmend auch den europäischen Schienengütertransport und hat
zu einem Aufschwung intermodaler
Verkehre geführt. So machen bei DB
Schenker Rail Containertransporte
schon rund ein Drittel der Verkehre aus.
Die zunehmende „Containerisierung“
der Güter gehört zu den Wachstumstreibern im Eisenbahngüterverkehr,
sagte Dr. Alexander Hedderich, Vorsitzender von DB Schenker Rail, im Mai
auf einem Medienworkshop Transport
in Berlin. Selbst Güter, die eigentlich
nicht „eisenbahnaffin“ sind, werden
heute durch ihre Containerisierung
für die Bahn interessant, wodurch die
Möglichkeiten des Schienentransports
erweitert werden.
Auch der Schienengüterverkehr zwischen Deutschland und Polen wird in
den nächsten Jahren stärker als bisher
vom Containertransport bestimmt
werden. Laut der Verkehrsverflechtungsprognose 2025 des Bundesverkehrsministeriums (BMVBS) wird
erwartet, dass das Transportaufkommen im kombinierten Verkehr zwischen
Deutschland und Polen gegenüber
2004, dem Basisjahr der Prognose,
um rund das 1,5-Fache steigt. Damit
Foto: Kuhnert Medien
Der Containerverkehr gewinnt im Bahntransport
an Bedeutung. Im Bild: Containerumschlag
im KLV-Terminal in Frankfurt/Oder
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
25.05.2012 15:54:24 Uhr
Polen
erten Verkehr
wird hier ein weit größeres Wachstum
als beim konventionellen Schienengüterverkehr erwartet, dessen Anteil am
Modal Split der Verkehrsträger sich
zudem der Prognose zufolge in diesem
Zeitraum fast halbieren wird.
Der kombinierte Verkehr, der die
Vorteile von Bahn und Lkw verbindet, ist in Polen relativ jung. Die mit
seiner Hilfe mögliche Optimierung
der Lieferkette, sowohl hinsichtlich
der Transportzeit als auch der Kosten,
führt aber zu wachsendem Interesse der
Kunden an dieser Transportart auch
im deutsch-polnischen Güterverkehr.
Bahnbrecher für diese Verkehre war
das Unternehmen Polzug Intermodal
GmbH, das Hinterlandverkehre von
den deutschen Seehäfen nach Polen
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
SP_Polen_6_2012.indd 19
und weiter fährt. PCC Intermodal,
das erst 2005 mit den Aktivitäten im
Intermodalverkehr begann, hat sich
in kurzer Zeit am inländischen Markt
platzieren und seine Seehafen-Hinterlandverkehre ausbauen können.
In der Antwort des Bundestages
auf eine Anfrage zur Entwicklung des
Schienenverkehrs zwischen Deutschland und Polen vom April heißt es
zum Kombinierten Verkehr: „Den mit
mehr als 200.000 Ladeeinheiten jährlich größten Anteil am Kombinierten
Verkehr (KV) zwischen Deutschland
und Polen hat der Seehafen-Hinterlandverkehr von und nach Hamburg
sowie Bremerhaven. Die Realisierung
der Umschlaganlagen in Hamburg und
Bremerhaven wurde von der Bundes-
regierung mit insgesamt mehr als 100
Millionen Euro finanziell gefördert. Im
KV zwischen Deutschland und Polen
spielen darüber hinaus die Relationen
von und nach Duisburg sowie Frankfurt/Oder eine bedeutende Rolle. Derzeit wird von der Bundesregierung der
Ausbau der Umschlaganlage Frankfurt/Oder unterstützt. Sie soll eine
wichtige Funktion als Drehkreuz für
den deutsch-polnischen KV übernehmen.“
KLV-Netzwerke werden
ausgeweitet
Das wird auch bei PCC Intermodal so
gesehen. Das Unternehmen verfolgt
eine aktive Hub-Strategie, in der Frankfurt/Oder künftig eine wachsende Rolle
spielen wird. Die Gesellschaft ist schon
seit 2008 in Frankfurt als intermodaler
Partner tätig. Sie hat dort zur Erweiterung der Dienstleistungen beigetragen
und die Menge der aus den westeuropäischen Häfen über Fankfurt/Oder in
die polnischen Binnenterminals beförderten Containerladungen erweitert.
Die Übernahme der Terminalverwaltung in Frankfurt/Oder wird es PCC
Intermodal ermöglichen, die Lieferkette effektiver zu betreuen.
19
25.05.2012 15:54:26 Uhr
Polen
Ausbau der KV-Infrastruktur
Die Voraussetzungen für das weiterhin
starke Wachstum sind gut. Das betrifft
zum einen die Zunahme des polnischen Außenhandels, zum anderen
die Verbesserung der Infrastruktur für
den KLV. Neben der Übernahme des
Betriebs des KLV-Terminals in Frankfurt/Oder wurden Ende vergangenen
Jahres von PCC Intermodal weitere
wichtige Meilensteine gesetzt. In Kutno
wurde ein modernes Umschlagtermi-
Verbindung wird
ausgebaut
Damit der Güterverkehr zwischen
Deutschland und Polen auf der Schiene
besser rollt, soll die Strecke von Hoyerswerda über Horka nach Polen zweigleisig ausgebaut und elektrifiziert werden.
Der Bund stellt dafür rund 370 Millionen
Euro bereit, teilte das Bundesverkehrsministerium im April in Berlin mit. Bund
und Bahn investieren insgesamt 420
Millionen Euro. Das Vorhaben soll noch
in diesem Jahr beginnen und bis Ende
2016 abgeschlossen sein.
20
SP_Polen_6_2012.indd 20
nal der Gruppe in Betrieb genommen,
das als Hub für die Region Zentralpolen
fungiert und für dessen Ausbau bereits
weitere Investitionen geplant sind. Die
Umsetzung der zweiten Etappe dieses
Bauvorhabens wird die Verladekapazität für dieses Objekt bis Ende des Jahres
2013 verdoppeln.
Das Terminal in Kutno ist angesichts
seiner Lage im Zentrum des Landes
und an der Schnittstelle wichtiger Verkehrsverbindungen von strategischer
Bedeutung für die gesamte Entwicklung des Intermodalverkehrs in Polen.
In einem Umkreis von 150 bis 200
Kilometern befinden sich Großstädte
wie Warschau, Łódź, Poznań und Bydgoszcz sowie kleinere Städte wie Płock,
Włocławek, Konin und Kalisz, die vom
KLV-Terminal aus gut mit dem Lkw zu
erreichen sind.
In Gliwice hat die Gesellschaft auf
dem Gebiet des Schlesischen Logistikzentrums (Śląskie Centrum Logistyki
SA) 2011 ebenfalls mit dem Terminalbetrieb begonnen und plant schon
seine Erweiterung. Und im Dezember
des vergangenen Jahres hat sie mit der
Einrichtung des Containerganzzugverkehrs PCC Moscow Express von Kutno
in die russische Hauptstadt ihr Netz
in östliche Richtung erweitert. „Die
Strecke Rotterdam-Moskau werden
wir dadurch in sechs Tagen realisieren
können“, sagt Meewes. In diesem Jahr
sollen regelmäßige Verbindungen im
Verkehrskorridor Ostsee-Adria zwischen den Hafenterminals in Gdańsk/
Gdynia und Koper über Sopron in
Ungarn eingerichtet werden.
Die Vorbereitung des Ausbaus des
Terminals in Brzeg Dolny bei Wrocław
und für den Bau des Terminals in Sosnowiec bei Katowice sind ebenfalls
bereits im Gange. Die Baukonzeption
für einen intermodalen Trockenhafen
in der Region Tczew im unmittelbaren
Hinterland der polnischen Seehäfen
Gdańsk und Gdynia, der für 2015 vorgesehen ist, soll auch in diesem Jahr
noch vorgestellt werden.
Standort mit Perspektive
Die Stadtverwaltung und PCC Intermodal wollen gemeinsam das 2005
in Betrieb genommene Terminal in
Frankfurt/Oder weiterentwickeln. Die
wichtigste Investition in nächster Zeit
ist der Bau einer Kranbahn mit Portalkran über drei Umschlaggleise bis Ende
2013. Dadurch wird die Umschlagkapazität des Terminals ab 2014 auf rund
100.000 TEU steigen, wodurch weit
mehr Verkehre sowohl regional als
auch im Hafenhinterlandverkehr realisiert werden können. Der Baubeginn
ist bereits erfolgt. Das Investitionsvolu-
Drehkreuz: Das KLV-Terminal
in Frankfurt/Oder
men wird sich auf neun Millionen Euro
belaufen.
2010/2011 wurde die Instandsetzung von vier Abstellgleisen direkt vor
dem Terminal abgeschlossen. Bis Ende
2014 soll die neue Straßenanbindung
der Bahnflächen an die B 112 realisiert
sein. Die erforderlichen Mittel sind
durch die Stadtverordnetenversammlung bestätigt. PCC Intermodal ist voll
in den gesamten technisch-logistischen
Prozess des Ausbaus des Terminals
und seiner Anschlüsse eingebunden.
Deutsch-polnische Zusammenarbeit
wird hier als Partnerschaft zwischen der
Stadt als Eigentümer und der Betreibergesellschaft praktisch umgesetzt.
Unterstützt durch den neuen Terminalbetreiber soll auch die Ansiedelung
von Logistikunternehmen auf dem
77.000 Quadratmeter großen Logistikzentrum direkt am KLV-Terminal
gefördert und damit ein Beitrag zur
Entwicklung der Logistik als Wachstumsmotor im deutsch-polnischen
Wirtschaftsraum geleistet werden.
Das Investor Center Ostbrandenburg
(ICO) sieht ein breites Spektrum von
Möglichkeiten für Dienstleistungen,
die hier einen perspektivreichen Standort finden könnten.
An erster Stelle stehen die Hub-Funktion zwischen Lieferant und Produzent
sowie bahnaffine Logistikservices
wie Umschlag und Lagerung, Containerdepot, Wartung und Reparatur,
Verpackung der Güter in Containern,
Zollabfertigung, Kommissionierung
und Handling sowie Agenturtätigkeiten. Nach Einschätzung des Investor
Centers sind die Bedingungen optimal
auch für die Niederlassung von CrossDocking-Centern zur Bündelung von
Warenströmen zwischen Ost- und
Westeuropa, von Ersatzteillogistikzentren für die Branchen Automotive und
Elektronik sowie von Logistikzentren
im Versandhandel.
Christine Kulke-Fiedler
Foto: Winfried Mausolf
Im Netz der regelmäßigen Containerverbindungen von PCC Intermodal funktioniert das KLV-Terminal in
Frankfurt/Oder als ein Hub, der die
Konsolidierung der Ladungen ermöglicht, die aus den europäischen Häfen,
dem Ruhrgebiet und Berlin nach Dolny
Śląsk und Śląsk (Nieder- und Oberschlesien) oder durch Zentralpolen in
die polnischen Häfen und nach Moskau
transportiert werden. Seit Anfang Mai
verbindet PCC Intermodal mit 26
Zügen pro Woche in beide Richtungen das Terminal Frankfurt/Oder mit
Hamburg, Bremerhaven und Rotterdam sowie mit Gliwice und Kutno, wo
die Container bei Bedarf auf weitere
Bahnverbindungen bzw. Lkw umgeladen werden.
Durch den Ausbau seines Netzwerkes hat PCC Intermodal sein
Angebot kontinuierlich erweitert. Die
Gesellschaft fährt heute über 50 Züge
wöchentlich. Die Anzahl der von ihr
beförderten Container ist stetig gestiegen. 2011 beförderte PCC Intermodal
141.198 TEU, was einer Steigerung
gegenüber dem Vorjahr von 23 Prozent entsprach. „Unser Unternehmen
erwartet 2012 insgesamt erneut einen
Zuwachs in ähnlicher Größenordnung
wie im vergangenen Jahr“, informiert
Bernd Meewes, der Geschäftsführer
der neu gegründeten PCC Intermodal
GmbH, die für den Betrieb des Terminals in Frankfurt/Oder zuständig ist.
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
25.05.2012 15:54:46 Uhr
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SP_Polen_6_2012.indd 21
25.05.2012 15:54:52 Uhr
Polen
[ Messen & Kongresse ]
Besuch vom Nachbarn
Immer mehr polnische Aussteller auf deutschen Messen/ Palette reicht
von Lebensmitteln bis Yachten
Von Zbigniew Burdzy
„Die starke Ausstellerpräsenz untermauert den international anerkannten
Stellenwert der führenden Branchen in
Polen und ist in erster Linie der großen
weltweiten Bedeutung der Messen
sowie der hohen Anzahl an Geschäftskontakten, die dort geknüpft werden, zu
verdanken“, sagte Malgorzata Wejtko,
Leiterin der Abteilung für Handel und
Investitionen des Polnischen Generalkonsulats in Köln. Zu den wichtigsten
Veranstaltungen für polnische Firmen
gehören deutsche Fachmessen wie
Anuga, Airtec, Ambiente, Automechanika, BOOT, CeBIT, Eisenwarenmesse,
imm cologne, ISM, Light&Building,
MEDICA und spoga+gafa.
Exportschlager Lebensmittel
Lebensmittel sind in Polen zum echten
Exportschlager geworden. Daher gehören Messen wie die Grüne Woche in
Berlin sowie die Süßwarenmesse ISM
und die Anuga in Köln, die 2011 eine
Rekordzahl von 130 polnischen Ausstellern verzeichnete, zu den bestbesuchten. Kein Wunder, denn Polen
ist Spitzenreiter bei der Milch- und
Fleischproduktion. Aber auch das
Angebot an Obst und Gemüse – unter
Einsatz strengster Qualitäts- und Hygi-
Der Autor
Zbigniew Burdzy ist Konsul in der Abteilung
für Handel und Investitionen im Generalkonsulat der Republik Polen in Köln.
22
SP_Polen_6_2012.indd 22
Fest im Programm: Polnischer Aussteller auf der BOOT in Düsseldorf
enerichtlinien angebaut – setzt sich
in der Gunst der Verbraucher immer
stärker durch. Polnische Lebensmittel
überzeugten Besucher und Konsumenten mit authentischem Geschmack und
hoher Qualität.
Auch bei der weltweit wichtigsten
Süßwarenmesse ISM 2012 in Köln
konnte sich die Produktpalette der 48
polnischen Aussteller sehen lassen. Sie
umfasste eine Vielfalt von Weich- und
Hartbonbons mit und ohne Füllung,
Kekse, Waffeln und Snacks, Früchte
und Nüsse in Schokolade sowie Lutscher und Pralinen.
Im Bereich Automobiltechnik und
Zubehör ist Polen zum führenden
Anbieter auf dem europäischen und
internationalen Markt geworden. Auf
der diesjährigen Automechanika in
Frankfurt am Main werden 112 Aussteller aus Polen erwartet - eine Rekordzahl.
Vom Einhandsegler bis zur Yacht
Bei der Herstellung von Kleinbooten
und Yachten belegt Polen ebenfalls
einen Spitzenplatz. Die polnische
Yacht- und Bootsbaubranche produziert zu 95 Prozent für den weltweiten
Export. Viele internationale Kunden
mit hohen Qualitätsansprüchen haben
die Angebote der polnischen Firmen
schätzen gelernt, nicht zuletzt wegen
des Preis-Leistungs-Verhältnisses. Auf
der Fachmesse BOOT 2012 in Düsseldorf zeigten 31 polnische Aussteller
ihre Boote, Segelyachten, Ausrüstung
und vieles mehr. Die Produktpalette
der polnischen Produzenten reicht vom
Einhandsegler bis zur Hochseeyacht,
von nostalgischen Holzschiffen bis zu
Rennbooten aus Hightech-Materialien.
Auch die ITK-Messe CeBIT in Hannover gehört zu den festen Terminen
bei polnischen IT-Unternehmen. Auf
der CeBIT 2011 präsentierten sich 40
IT-Unternehmen zum ersten Mal im
Rahmen zweier nationaler Stände des
Wirtschaftsministeriums der Republik
Polen unter dem Motto „Informatik eine polnische Spezialität“ und „Invest
in Poland“. Der Export in dieser innovativen Branche verzeichnete 2011
einen Zuwachs von mehr als einem
Zehntel gegenüber dem Vorjahr. Im
kommenden Jahr ist Polen Partnerland
der IT-Leitmesse in Hannover.
Die MEDICA in Düsseldorf ist
für die auf Innovation ausgerichteten
Medizintechnik-, Gesundheits- und
Pharmazielieferanten aus Polen besonders wichtig. Mit ihren Produkten im
Bereich Elektromedizin, Medizinund Labortechnik, Rettungswesen,
Diagnostik, Pharmazeutika, Orthopädietechnik, ärztliche Instrumente,
Ausstattung von Krankenhäusern und
Arztpraxen präsentierten sich bei der
MEDICA 2011 in Düsseldorf insgesamt 41 polnische Aussteller.
Während der internationalen Konsumgütermesse AMBIENTE in Frankfurt
Foto: Messe Düsseldorf
Eine wichtige Plattform für die
Präsentation polnischer Produkte stellen internationale
Fachausstellungen in Deutschland dar. Ein besonderer Anreiz
für die Teilnahme polnischer
Aussteller entsteht durch die
geringe Entfernung der deutschen Messestädte zu Polen
und eine Vielfalt an Förderprogrammen und Fördermitteln,
die diese Unternehmen in Polen
erhalten können.
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
25.05.2012 15:54:53 Uhr
Polen
am Main im Februar 2012 stellten 57
polnische Unternehmen ihre Angebotspalette vor. Das Spektrum der Hersteller und Händler aus Polen reicht
von Glas, Porzellan und Keramik über
Tischdekorationen, Bestecke, Küchenund Hausratsartikel bis zu Handwerkskunst, Spielzeug und Geschenken.
Jedes Jahr werden auf der AMBIENTE
polnische Produzenten für die Gestaltung ihrer Produkte mit Preisen ausgezeichnet. Qualität und Stil – das ist der
gemeinsame Nenner, auf den sich das
Angebot der Aussteller aus Polen bringen lässt.
Qualität und Stil
Auf der internationalen Einrichtungsmesse „imm cologne“ in Köln gehören
Aussteller aus Polen seit Jahren zum
festen Stamm. 2011 präsentierten 44
Möbelhersteller aus Polen ihre neuesten Produkte, davon 16 Firmen im
Rahmen des Wirtschaftsförderprogramms für die Region Ostpolen.
Polen ist der drittgrößte Produzent und
Möbelexporteur in Europa. Auch die
polnische Gartenbranche erfreut sich
auf den deutschen Fachmessen wachsender Präsenz. Sowohl im Hinblick
auf Gartenpflanzen, die auf der IPM in
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
SP_Polen_6_2012.indd 23
Essen erfolgreich präsentiert wurden,
wie auch im Bereich Gartenmöbel
und Gartenzubehör – zu sehen auf der
spoga gafa in Köln. Regelmäßig stellen
dort 30 bis 40 polnische Firmen ein
umfangreiches Warensortiment aus. In
ihrem Angebot fand sich das komplette
Spektrum von Waren für die Bereiche
Garten, Freizeit und Freiluftaktivitäten,
darunter Garten- und Terrassenmöbel,
Gartenzäune, Pflanzenerde und Düngemittel, aber auch Gartenwerkzeuge
sowie Bewässerungssysteme.
Eine wichtige Rolle auf der deutschen
Landkarte der Fachausstellungen spielt
nach wie vor die Branchenmesse Light
& Building in Frankfurt am Main. Die
polnische Exposition stellte 2012 das
komplette Branchenspektrum von
Licht-, Elektrotechnik- und Gebäudeautomation in Polen vor. 43 Firmen
präsentierten alles, was mit Licht zu
tun hat: von Dekor-Glühlampen, Kompaktleuchtstofflampen, Möbel-Einbauleuchten und Leuchtstoffröhren
bis hin zu LED-Leuchten, Halogenprojektoren, Fassaden- und Bodenfassungen sowie Industrieleuchten. Auf
der Internationalen Eisenwarenmesse
2012 präsentierten insgesamt 28 Aussteller aus Polen dem Fachpublikum
aus den Angebotsbereichen Werkzeuge, Industriebedarf, Befestigungsund Verbindungstechnik, Beschläge
sowie Bau- und Heimwerkbedarf ihre
Produkte.
Das wachsende Interesse an Polen
zeigt sich auch in der Tatsache, dass
das Land immer häufiger zum Gastland bei Fachmessen gewählt wird,
so etwa 2011 bei der Internationalen
Zulieferermesse der Luft- und Raumfahrtbranche AIRTEC in Frankfurt am
Main. 17 Unternehmen aus der Region
Ostpolen und der Unternehmerverband der Luftfahrtindustrie „Flugtal”
aus Rzeszów präsentierten hier, unterstützt durch Fördermittel der EU, ihre
neuesten Angebote auf einem gemeinsamen Stand unter dem Schirm der Polnischen Agentur für Information und
Auslandsinvestitionen, darunter ein
ultraleichtes Flugzeug und ein Marsroboter. Auch auf der Messe Arbeitsschutz + Arbeitsmedizin in Düsseldorf
und der Grünen Woche in Berlin war
Polen 2011 Partnerland.
KONTAKT
Generalkonsulat der Republik Polen in Köln,
Abteilung für Handel und Investitionen
Tel.: 0221/ 34 99 58
zbigniew.burdzy@wirtschaft-polen.de
23
25.05.2012 15:54:56 Uhr
Polen
[ Branchenreport ]
Branche in Bewegung
Banken: Der polnische Bankensektor befindet sich im Umbau/ Margen
dürften sinken
Die größten polnischen Banken*
BRE Bank
(Commerz-bank)
7,2%
BZ WBK
Bank Millennium
(Santander)
(BC Portugues)
4,3%
Raiffeisen
3,7%
ING Bank
Polbank
5,0%
4,2%
Bank Handlowy (Citibank)
3,1%
Bank Pekao (UniCredit)
10,6%
Der bullige Wiener Banker Herbert
Stepic konnte seine Genugtuung nicht
verbergen: „Ich freue mich sehr über das
Gelingen dieser komplexen Transaktion.“ Ende April verkündete die Raiffeisen Bank International die Übernahme
einer 70-Prozent-Mehrheit an der polnischen Polbank. Der Grund für die
Freude Stepics: „Mit der Zusammenlegung der Polbank und der Raiffeisen
Bank Polska werden wir eine starke Basis
für ein breit diversifiziertes Geschäft
haben - in einer der solidesten und am
stärksten wachsenden Volkswirtschaften in Zentral- und Osteuropa.“
Sprung auf Platz sechs
Die Fusion sollte die künftige Raiffeisen Polbank in Warschau auf der
Position sechs der zehn größten Geldinstitute des Landes verankern, mit
immerhin mehr als 440 Filialen auch
in den kleineren Städten, mit 900.000
Kunden und mit einer Bilanzsumme in
der Größenordnung von 13 Milliarden
Euro. Noch wichtiger ist aber, dass die
beiden Teile die jeweiligen Schwächen
des anderen ausgleichen dürften: Raiffeisen, in Polen seit 1991 am Markt,
hat sich bisher vor allem um größere
Geschäftskunden gekümmert. Die Polbank, eine vergleichsweise späte Gründung des Jahres 2006 und im Besitz der
griechischen EFG Eurobank Ergasias,
hatte bislang ihren Schwerpunkt auf
dem Privatkundengeschäft und auf der
Betreuung von KMU.
Polbank Raiffeisen wird aber auch
selbst Anlegern offenstehen: Vereinbart wurde bei der Übernahme eine
Börsennotierung des Instituts in Warschau ab spätestens 2016, und auch RBI
selbst soll ab 2018 neben Wien am Warschauer Markt gehandelt werden. Bisher
hatte sich das Management gegen einen
derartigen Schritt stets gesträubt.
24
SP_Polen_6_2012.indd 24
Kredyt Bank
(Santander)
3,0%
Bank BPH
2,7%
PKO BP
13,8%
Sonstige
42,5%
*Anteil an den Aktiva des gesamten Bankensektors, Ende 2011
Diese Fusion ist nur ein Beispiel für
eine Branche in Bewegung. Denn polnische Finanzzeitungen schreiben seit
Monaten von einer ganzen Reihe von
Umgruppierungen und Veränderungen. Zwar blies im vorigen Herbst der
Staat einen weiteren Privatisierungsschritt des größten Instituts, der PKO
BP, wegen der europaweit niedrigen
Kurse von Bankaktien vorläufig ab.
Doch es tut sich auch sonst Einiges.
Einige Institute schrumpfen
So entschied etwa Citi Handlowy, sich
aus der Fläche des großen Marktes zum
Gutteil zurückzuziehen und künftig
die Aktivitäten auf die großen Städte
zu konzentrieren. Mehr als 560 Mitarbeiter müssen gehen. Die skandinavische Nordea plant Ähnliches und will
60 kleinere Standorte von derzeit 194
Filialen schließen. Die norwegische
DnB Nord hat ebenfalls einen Umbau
des Geschäfts vor. Pressemeldungen
berichten von einer drastischen Redimensionierung und davon, dass zwei
Drittel der 900 Jobs gefährdet seien.
Während die einen schrumpfen
und arrondieren, planen andere erst
ihren Markteintritt. So kündigte etwa
Andreas Treichl, CEO der Wiener Erste
Group Bank, schon vor einem Jahr an:
„Polen ist ganz klar auf unserer Liste.“
Quelle: Raiffeisen Research
Denn seine Gruppe zählt in Tschechien, Rumänien, Ungarn und der Slowakei zu den wichtigen Spielern, umso
größer klafft die Lücke in Polen. Treichl
bekräftigte seine Pläne erst im Mai auf
der Hauptversammlung, nannte aber
keinen konkreten Zeitplan.
Ebenfalls mehr als ein Auge auf den
polnischen Markt geworfen hat die
russische Sberbank, die erst kürzlich
ein Südosteuropa-Netz von den österreichischen Volksbanken International übernommen hatte. Sberbank galt
sowohl an der Bank Millenium als auch
an der Kredyt Bank als interessiert.
Doch bei letzterer wurde mittlerweile
auf westeuropäischer Ebene eine Fusion
beschlossen: Die spanische Santander
und die belgische KBC führen noch im
laufenden Jahr ihre polnischen Banken
zusammen, nämlich Kredyt und Bank
Zachodni WBK. Und in die Bank Millenium, die mehrheitlich der portugiesischen Handelsbank Banco Comercial
Portugues gehört, wollen sich angeblich Chinesen einkaufen, überdies
möchte ein Minderheitsaktionär aus
Angola seine Anteile gern aufstocken.
Lediglich die deutsche Commerzbank
trat Branchengerüchten entgegen, sie
wolle sich von ihrer polnischen BRE
Bank trennen. CEO Martin Blessing
erklärte in einem Interview, BRE sei
Foto: OWC/Himmighoffen
Die polnischen Banken konnten
zuletzt sehr gut verdienen. Jetzt
dürften die Erträge aber wieder
zurückgehen. Der Finanzsektor
befindet sich mitten in einer
Konsolidierungs- und Übernahmephase.
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
25.05.2012 15:54:58 Uhr
Polen
eine der wichtigsten Investitionen in
Polen, die „ganz sicher gefördert und
gehalten werde“.
Karussell dreht sich weiter
Insgesamt erwarten qualifizierte Beobachter jedenfalls, dass sich das Karussell
weiter drehen wird. Laut dem Consulter
Mc Kinsey soll es in den kommenden
Jahren durch zusätzliche Zusammenschlüsse zu einer Konzentration des
Sektors kommen, die Zahl der derzeit
47 Geschäftsbanken dürfte sich weiter
verringern.
Der Grund dafür – so die Berater
– liege in einem Rückgang der Gewinnmargen und fallenden Umsätzen. Die
polnischen Banken haben zuletzt sehr
gut verdient – vor dem Hintergrund
der einzigen mittelosteuropäischen
Wirtschaft, die beinahe unbeschadet
durch die letzte Krise navigiert ist.
Manche von ihnen berichteten Rekordergebnisse. So erwirtschaftete die Bank
Pekao aus der UniCredit-Gruppe im
Vorjahr einen Gewinnzuwachs von fast
15 Prozent auf 2,9 Milliarden Złoty, der
Marktführer, die halbstaatliche PKO
BP, verbuchte den höchsten Gewinn
aller Zeiten: 3,8 Milliarden Złoty oder
ein Plus von 65 Prozent. Aber dieser
Besitzer gewechselt: Ehemalige Polbank-Filiale in Wrocław.
Boom könnte bald zu Ende gehen.
Sowohl die polnische Bankenaufsicht
als auch Moody´s gehen von einer Verlangsamung bzw. einem Rückgang aus.
Die Ratingagentur nahm die Prognose
für den gesamten Sektor schon zu Jahresende 2011 von stabil auf negativ
zurück.
Nicht unberührt von den Entwicklungen in Polen blieb auch der Bereich
der Investmentbanken. Denn der polnische Kapitalmarkt ist mit Abstand
der größte der Region, und eine Reihe
von Privatisierungen und Übernahmen
dürfte auch jenseits der Finanzinstitute bevorstehen. Dafür haben sich die
großen internationalen Spieler gerüstet. Nach einem Bericht von Bloomberg versucht die Deutsche Bank, die
Nummer eins unter den Investmentbanken in Warschau, ihre Position
gegen den drängenden Wettbewerb zu
halten. Denn auch die anderen globalen
Institute möchten an dem lukrativen
Kuchen mitnaschen. So haben etwa
Goldman Sachs, Credit Suisse und
Bank of America inzwischen in Polen
Büros eröffnet.
Reinhard Engel
Unser Warschauer Büro ist umgezogen:
BSJP Brockhuis Jurczak Prusak Sp. k.
Rechtsanwälte I Steuerberater I Patentanwälte
Ul. Chmielna 19 | 00-021 Warschau | Tel. +48 222 793 100 | www.bsjp.pl | E-Mail: joern.brockhuis@bsjp.pl
Warschau | Danzig | Posen | Breslau | Kattowitz
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
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25
25.05.2012 15:55:01 Uhr
Polen
[ Personal ]
Hohes Vergütungsniveau
Große Gehaltsunterschiede/ Qualifizierte Arbeitskräfte weiter knapp
Polen nimmt bei Standortentscheidungen eine wichtige Rolle
ein. Von niedrigen Lohnkosten
wie in manch anderen MOELändern wie Rumänien oder
Bulgarien sollte man jedoch
nicht ausgehen. Polen zeigt im
regionalen Vergleich ein relativ
hohes Vergütungsniveau, das
auf manchen Hierarchieebenen
und vor allem in Führungsfunktionen an deutsche Verhältnisse
heranreicht.
Gesamtbezüge nach Wirtschaftszweig und Status, 2012
(in Euro, gerundet)
118.000
Euro
Von Maria Smid
113.000
54.000
Produktion
109.000
49.000
Handel/Vertrieb
Geschäftsführung
47.000
Dienstleistung
Führungskräfte
Quelle: Vergütungsreport Polen 2012
Laut dem Vergütungsreport für 2012,
dervonderPersonalberatungKienbaum
gemeinsam mit der Deutsch-Polnischen Auslandshandelskammer herausgegeben wurde, werden die höchsten
Gesamtbezüge für Geschäftsführer
und Führungskräfte – zum ersten Mal
nach der Wirtschaftskrise wieder – in
der Produktion bezahlt. Im Jahr davor
führten Handel und Vertrieb die Riege
an. Dabei wurden die höchsten Gesamtverdienste bei Geschäftsführern und
Führungskräften im Energiebereich
sowie in der chemischen und pharmazeutischen Industrie festgestellt. Stark
umkämpft ist derzeit auch der Arbeitsmarkt in der Bauwirtschaft, was sich auf
die Gehälter auswirkt.
Jahresgesamtbezüge (in Złoty)
Geschäftsführung (Level 1)
Führungskräfte (Level 2-3)
Höhere Angestellte (Level 4-5)
Angestellte(Level 6)
Facharbeiter (Level 7-8)
450.919
196.752
104.796
62.076
50.056
Quelle: Kienbaum
Die Gehaltsunterschiede zwischen
den Hierarchieebenen (Levels) sind in
Polen relativ groß, aber auch bei vergleichbaren Positionen gibt es starke
Schwankungsbreiten. Dies erschwert
Die Autorin
Maria Smid ist Projektmanagerin bei
Kienbaum Management Consultants in Wien.
26
SP_Polen_6_2012.indd 26
sowohl die Budgetplanung als auch
die Abbildung von Gehaltsbändern im
eigenen Unternehmen.
Was die gesetzlichen Abgaben
betrifft, bewegt sich Polen im MOEVergleich typischerweise im Mittelfeld.
Dies zeigt sich klar bei einem Jahresbruttogehalt von 20.000 Euro, bei dem
sich die Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge für einen ledigen Arbeitnehmer auf rund 8.000 Euro belaufen.
Bei der Abgabenbelastung bei einem
Jahresbruttogehalt von 100.000 Euro,
die etwa 22.000 Euro beträgt, liegt
Polen tendenziell im unteren Bereich.
Eingeschränkte Verfügbarkeit
Die Auswanderung der polnischen
Arbeitnehmer hat zu einem Mangel
an bestimmten Arbeitnehmergruppen
in Polen geführt, der teilweise durch
Einwanderung kompensiert wird. Die
zunehmende Arbeitsmigration nach
Polen spiegelt sich in einer steigenden
Zahl der erteilten Arbeitserlaubnisse
wider, die zumeist für Staatsbürger der
Ukraine, gefolgt von China, Vietnam
und Belarus ausgestellt wurden.
Laut dem Vergütungsreport von
Kienbaum und AHK wurde die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften von internationalen Unternehmen
in Polen als zufriedenstellend bewertet. Dabei wurden bei tendenziell
zunehmender Zahl der Bewerber und
unveränderter Fluktuationsrate der
Mitarbeiter gleiche bis höhere Gehaltserwartungen von Stelleninteressenten
festgestellt.
Trotz relativ hoher Arbeitslosigkeit
herrscht in Polen ein Mangel an qualifizierten Arbeitskräften. Einer der Indikatoren ist dabei die Anzahl der offenen
Stellen. Die Tatsache, dass die meisten
Arbeitslosen vor ihrer Entlassung im
verarbeitenden Gewerbe beschäftigt waren, lässt auf eine Diskrepanz
zwischen verfügbaren und benötigten Qualifikationsprofilen schließen.
Dabei wird die Ausbildung von den
Unternehmen allgemein als gut eingestuft.
Gemäß der jährlichen Umfrage der
polnischen Nationalbank von 2011
hat die große Mehrheit (75 Prozent)
der polnischen Unternehmen im Jahre
2010 neue Mitarbeiter gesucht. Insgesamt dauerte die Suche nach geeigneten Mitarbeitern in der überwiegenden
Mehrheit der Fälle weniger als drei
Monate. Es war jedoch deutlich einfacher, eine Stelle zu besetzen, für die kein
Universitäts- bzw. Hochschulabschuss
notwendig war, z.B. in der Produktion
oder der Verwaltung. Bereiche wie IT,
Management und Finanzen sind und
bleiben bis auf Weiteres sehr gefragt.
KONTAKT
Kienbaum Management Consultants, Wien
Tel.: 0043/ 1/ 533 51 88-22
maria.smid@kienbaum.com
Ost-West-Contact 6/2012 | Special Polen
25.05.2012 15:55:04 Uhr
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22.05.2012 15:55:08
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25.05.2012
Polen
Gdańsk ist bereits der vierte Windpark der
Deutschen in Polen.
AHK Polen
Büro in München eröffnet
OST-WEST-CONTACT
Vor dem Hintergrund der dynamischen
Entwicklung der polnisch-bayerischen Handelsbeziehungen hat die Deutsch-Polnische
Industrie- und Handelskammer (AHK Polen)
Mitte Mai ein Büro in München eingerichtet.
Seinen Sitz hat es in den Räumlichkeiten der
IHK für München und Oberbayern. Die Handelsumsätze zwischen Polen und Bayern
sind 2011 um über 20 Prozent auf fast neun
Milliarden Euro gestiegen. Polen ist hinter
Tschechien und Russland der drittwichtigste
Handelspartner Bayerns in Mittelosteuropa.
Rund 2.500 bayerische Unternehmen unterhalten bereits Beziehungen mit Polen.
Neues Wirtschaftsportal für Polen
Seit Mai finden Sie unter www.owc.de/
polen aktuelle Wirtschaftsnachrichten, Veranstaltungshinweise sowie das komplette
OWC-Angebot zum Nachbarland im Osten.
Dazu findet sich auf einer Überblicksseite
der aktuelle Stand der Volkswirtschaft auf
einen Klick.
Nach Russland, China, Kasachstan und
Indien ist Polen das fünfte Land, dem der
OWC-Verlag für Außenwirtschaft ein eigenes Portal widmet. Auch hier besteht die
Möglichkeit, sich mit einer Anzeige oder
vielmehr einem Banner dem Internetleser
vorzustellen.
KONTAKT
muenchen@ahk.pl
RWE AG, Essen
RWE errichtet vierten Windpark in Polen
Der deutsche Energieversorger RWE baut
einen neuen Windpark in Polen. Anfang Mai
beauftragte die RWE-Tochter RWE Innogy
den Hamburger Anlagenhersteller Repower
Systems, 19 Windturbinen mit einer installierten Gesamtleistung von 39 Megawatt
in Nowy Staw zu errichten. Der 15 Quadratkilometer große Park in der Nähe der Stadt
AHK-Konjunkturumfrage 2012
Investoren
zufrieden mit Polen
95 Prozent der ausländischen Investoren
würden Polen erneut als Investitionsstandort wählen. Das ist ein zentrales
Ergebnis der jährlichen Konjunkturumfrage der AHK Polen, die 2012 in Zusammenarbeit mit weiteren bilateralen
Kammern durchgeführt wurde. Polen
lag als Investitionsstandort mit 4,64 von
sechs möglichen Punkten erneut vor
anderen Staaten in Mittelosteuropa.
Die besten Noten vergaben die Investoren für die EU-Mitgliedschaft sowie
die Qualifikation, Motivation und Produktivität polnischer Mitarbeiter. Sehr
gute Bewertungen erhielt Polen auch
für die politische Stabilität, die Qualität
und Verfügbarkeit örtlicher Zulieferer,
das Hochschulwesen und die Verfügbarkeit qualifizierter Mitarbeiter. Weniger gut schnitten das Steuersystem, die
Steuerbelastung, die Transparenz von
Vergabeverfahren, die Leistungsfähigkeit der öffentlichen Verwaltung und
die Infrastruktur ab.
Foto: OWC
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25.05.2012 15:55:16 Uhr
Polen
AKTUELLE RECHTSENTWICKLUNG
Investitionsförderung nach der EURO 2012
Nicht nur EU-Mittel verfügbar/ Sonderwirtschaftszonen locken mindestens bis 2020 mit
Steuervorteilen
Von Anne von Loeben und Małgorzata Kierzek
In den vergangenen Jahren hat Polen spürbar von den Europäischen Strukturfonds profitiert, die von 2007 bis
2013 zur Verfügung gestellt wurden. Der Zufluss von Fördermitteln, insbesondere EU-Förderungen für große
Unternehmen, nimmt nun zwar ab, und neue EU-Förderprogramme für die Jahre 2014 bis 2020 sind unter Umständen nicht vor Ablauf des Jahres 2014 verfügbar. Anreize für ausländische Investoren in Polen beschränken sich
aber nicht auf EU-Fördermittel. Polen hat weit mehr anzubieten.
Obwohl die für den Zeitraum von 2007 bis
2013 verfügbaren EU-Gelder noch bis 2015
ausgezahlt werden, sind diese Fördermittel größtenteils bereits abgerufen worden.
Viele Investitionen sind sowohl durch die
bevorstehende EURO 2012, aber auch
durch die verfügbaren Fördermittel der EU
beschleunigt worden. EU-Strukturfonds
in Polen waren bei Unternehmen deshalb
beliebt, weil sie als direkte, steuerfreie
Zuschüsse gewährt wurden. Wegen der
großen Nachfrage sind die Möglichkeiten,
an EU-Fördergelder zu gelangen, aktuell nur
noch beschränkt vorhanden.
Steuerbefreiungen in
Sonderwirtschaftszonen (SWZ)
Polens Investitionsanreize für ausländische
Investoren sind aber nicht allein auf EUFördermittel beschränkt. Es besteht immer
noch die Möglichkeit der Steuerbefreiung
in den Sonderwirtschaftszonen (SWZ).
Selbst wenn diese Förderung nicht als
direkter Zuschuss, sondern als Steuergutschrift gewährt wird, ist sie bei inländischen
und ausländischen Investoren beliebt. Der
größte Vorteil gegenüber anderer staatlicher Unterstützung ist, dass es bei den Voraussetzungen für die Gewährung keinen
Ermessensspielraum gibt, sondern lediglich
formale Anforderungen erfüllt sein müssen.
Mittlerweile sind 17 Jahre vergangen, seit
die erste SWZ in Polen eingerichtet wurde.
Seither wurde das Konzept der SWZ mehrmals modifiziert, hauptsächlich, um es den
Anforderungen der EU-Richtlinie für Staatshilfen zur Zeit des EU-Beitritts Polens im Mai
2004 und den geänderten Bedingungen auf
dem polnischen Markt anzupassen.
Das Konzept der SWZ besteht jedoch unverändert fort, deren Ziel es ist, für neue Investoren zu werben und diese bei der Schaffung
Die Autorinnen
Anne von Loeben ist Partnerin und Leiterin
der German Business Group/Tax & Legal,
Małgorzata Kierzek ist Consultant im State Aid
Team, Tax & Legal, bei PricewaterhouseCoopers Sp. z o.o.in Warschau.
30
SP_Polen_6_2012.indd 30
von Arbeitsplätzen durch ein günstiges
wirtschaftliches Umfeld zu unterstützen.
Bis heute gibt es 14 SWZ, die sich über alle
Regionen Polens erstrecken. Die SWZ sind
keine separaten Gebiete in besonders strukturschwachen Gebieten Polens, sondern
vielmehr ein „Netzwerk aus Grundstücken“,
die in verschiedenen Gegenden Polens zu
finden sind. Diese Investitionen können in
bereits bestehenden SWZ stattfinden oder
auf privatem Gelände des Unternehmers,
das dann in diese SWZ integriert werden
kann.
Der wichtigste Vorteil, den Geschäftsbetrieb in einer SWZ auszuüben, sind die damit
verbundenen Steuererleichterungen. Einkünfte innerhalb der SWZ können unter
bestimmten Umständen körperschaftsteuerbefreit vereinnahmt werden. Diese Steuerbefreiung gilt bis zum Ende des Bestehens
der SWZ oder bis diese individuelle Befreiung ausläuft. Die SWZ werden bis Ende
2020 bestehen, es ist jedoch geplant, die
Vorschriften über SWZ zu ändern und deren
Dauer bis Ende 2026 zu verlängern.
Das System steuerlicher Privilegien innerhalb der SWZ entspricht in vollem Umfang
den EU-Regularien und stellt eine regionale
Investitionsförderung dar. Das bedeutet,
dass die Höhe der Staatshilfen aus verschiedenen Töpfen pro Projekt bestimmte Höhen
innerhalb der jeweiligen Region nicht überschreiten darf. Die Höhe der Förderung
variiert von 30 bis 50 Prozent für große
Unternehmen und von 40 bis 70 Prozent für
kleine und mittlere Unternehmen. Die Höhe
der Steuerbefreiung basiert auf den Kosten
für die Investition, die unverzichtbar für die
Realisierung des Projekts sind.
Sie werden grundsätzlich nach folgenden
Kriterien ermittelt:
förderungsfähige
Investitionskosten
(Ausstattung, Maschinen, Infrastruktur,
Bauarbeiten u.a.) oder
Brutto-Lohnkosten aller aufgrund der
Investition eingestellten Mitarbeiter
über zwei Jahre.
Um von der Steuerbefreiung in den SWZ
profitieren zu können, muss das Unterneh-
men eine spezielle Erlaubnis besitzen, die in
einem speziellen Verfahren gewährt wird.
Das Projekt kann jedoch nicht begonnen
werden, bevor dem Unternehmer diese
Erlaubnis ausgestellt wurde. Diese Erlaubnis
bestimmt den Umfang der Steuerbefreiung
für die Geschäftstätigkeit des Investors und
die Grundvoraussetzungen, welche eingehalten werden müssen, um für diese Steuergutschrift als förderungswürdig zu gelten
(maßgeblich dafür sind unter anderem die
Anzahl der geschaffenen Arbeitsplätze und
der Umfang der Investitionsausgaben).
Staatliche Zuschüsse
Neben diesen Steuerbefreiungen in den
SWZ, können Investitionen gefördert
werden, die für die polnische Wirtschaft von
erheblicher Bedeutung und strategischem
Charakter sind. Diese werden direkt durch
ein staatliches Subventionsprogramm für
die Jahre 2011 bis 2020 gefördert. Auch diese
Form der staatlichen Beihilfe entspricht den
EU-Regularien für regionale Investitionsbeihilfen. Die Unterstützung wird in Form von
Zuschüssen auf der Grundlage eines bilateralen Abkommens zwischen dem Wirtschaftsminister und dem Investor gewährt.
Bestimmte Sektoren (Automobil, Elektronik,
Luftfahrt, Biotechnologie, Forschung und
Entwicklung) können bevorzugte Konditionen bei der Bewilligung von Zuschüssen in
Anspruch nehmen.
Die Höhe der Zuschüsse hängt unter anderem von der Anzahl der neu geschaffenen
Arbeitsplätze und dem Ort der Investition
ab. Es darf dabei aber nicht die Grenze von
7,5 Prozent der förderfähigen Investitionskosten überschritten werden.
KONTAKT:
PricewaterhouseCoopers Sp. z o.o., Warschau
German Business Group, Tax & Legal
Anne von Loeben
Tel.: 0048/ 22/ 746 72 59
State Aid Team, Tax & Legal
Małgorzata Kierzek
Tel.: 0048/ 61/ 850 51 49
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Polen Von West nach Ost und zurück
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Branchennachrichten
Die Deutsch-Russische AHK
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Personal
Müllverwertung wird zum großen
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Regionennachrichten
Veranstaltungskalender, Kultur,
Wissenswertes
1
4
6
8
9
10
12
13
14
Die britische Hotelgruppe InterContinental Hotels Group (IHG) gab an, bis
2020 die Zahl ihrer Hotels in Russland
und der GUS auf 100 erhöhen zu wollen.
Derzeit betreibt IHG elf Hotels in Russland und fünf Hotels in den ehemaligen
Sowjetrepubliken. Im November wird das
neue Fünf-Sterne-Hotel der Gruppe mit
203 Zimmern an der Moskauer Hauptstraße Twerskaja eröffnet. 2014 soll das
größte Hotel der Holiday-Inn-Kette in
Europa in Moskau seine Pforten öffnen.
Celtic Pharma verkündete die Gründung eines neuen Pharmazieunternehmens mit dem Namen Pro Bono Bio, in
das auch internationales Kapital unter
anderem vom russischen Technologieförderfonds Rusnano fließt. Pro Bono Bio
plant den Bau einer Produktionsstätte in
der Nähe von Moskau.
Umwelttechnikhersteller GT Group
hat sich spezialisiert auf die Fertigung
von Anlagen zur Abgasemission schwerer Lkw-Dieselmotoren. Er konnte von
einem neuen Vertrag mit dem russischen
Automobilhersteller GAZ im Wert von 50
Millionen Pfund berichten.
Der Chef der Russischen Eisenbahn
(RZD), Wladimir Jakunin, und Handels(Lesen Sie weiter auf Seite 3)
Kasachstan 100 Fragen und Antworten
Tschechien Doppelter Wiegeschritt
Turkmenistan Große Pläne am Kaspischen Meer
Kaukasus Zwischen Piste und Strand
Wirtschaftsrecht. Traditionelle
Manager im Gespräch. »Von
MOSKAU, 12. September. Eine aktuelle Prognose sieht die russischen Haushaltseinnahmen 2012 bei rund 287,1 Milliarden Euro und
die Ausgaben bei 298 Milliarden Euro. Das
entspricht einem Haushaltsdefizit von 1,5
Prozent des BIP. Das Etatdefizit 2011 wird
etwa bei 3,6 Prozent des BIP liegen.
Umfrage zur Rechtsentwicklung
Personal & Management. Interim-Manager
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MOSKAU, 15. September. Russlands Goldund Devisenreserven sind in der Woche
vom 2. bis 9. September um 0,8 Prozentpunkte beziehungsweise um 4,6 Milliarden
US-Dollar auf 538,8 Milliarden zurückgegangen, erklärte die russische Zentralbank
Mitte September in Moskau.
bauen Brücken
Chinas Dynamik noch stärker profitieren«
Baden-Württemberg & China. Mittelstand
zusammenbringen
Kooperationen. Im
Joint Venture den Solarmarkt erobern
Unternehmensporträt. Der »grüne
Wirtschaftsrecht. Spagat
Elefant« – Biogas als Alternative
30,5328 Rubel
42,2482 Rubel
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Deutsch-Polnisches
Wirtschaftsjahrbuch
MOSKAU, 15. September. Der russische
Aktienmarkt hat am 15. September mit
spürbaren Gewinnen geschlossen. Nach
einem munteren Geschäft endete der RTSIndex des Computerhandels in Moskau
2,10 Prozent im Plus bei 1603,39 Punkten.
Die Erklärung von Bundeskanzlerin Angela
Merkel und dem französischen Präsidenten Nicolas Sarkozy, wonach Griechenland
in der Euro-Zone bleiben soll, hätten die
Kurse beflügelt.
dpa-AFX
1 US-Dollar
1 Euro
RUSSIA
I
И снова маяк
Merkel und Sarkozy
beflügeln Kurse
zwischen Transfer- und Importpreis
S
Северный Рейн-Вестфалия:
Börse
Kleineres Defizit
S
2013 год – Год Германии в России
+++ kurz notiert +++ kurz notiert +++ kurz notiert +++ kurz notiert +++
Reserven leicht rückläufig
U
Экономика и политика:
Großbritannien als Partner
bei der Modernisierung
MOSKAU, 14. September. Russland und
Großbritannien kommen sich näher. Bei
dem Besuch des britischen Premierministers David Cameron in Moskau vergangene Woche vereinbarten beide Seiten, dass auch das Vereinigte Königreich
trotz der zuletzt eingetrübten politischen
Beziehungen beim russischen Modernisierungsprozess als Partner teilhaben wird.
Ein Kooperationsabkommen, das Cameron und der russische Präsident Dmitrij
Medwedjew unterzeichneten, hält fest,
dass Handelsbarrieren beseitigt, Innovationen gefördert, kommerzielle Unternehmungen stimuliert und Rechtsstaatlichkeit unterstützt werden sollen. Eine
Wirtschaftsdelegation mit Vertretern
von 24 großen britischen Unternehmen,
angeführt vom britischen Handelsminister Stephen Green, begleitete Cameron.
Es wurden Geschäfte im Gesamtwert von
215 Millionen Britischen Pfund (rund 246
Millionen Euro) angekündigt.
So will die Einzelhandelskette Kingfisher Group in den nächsten zwei bis drei
Jahren 115 Millionen Pfund in den Aufbau von neun Castorama-Baumärkten
in Russland investieren und damit das
bestehende Netz von 17 Märkten erweitern.
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October 2011
3 2011
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Wirtschaftsinformationsdienst der Zeitschrift OST-WEST-CONTACT zur Russischen Föderation
Partners:
Partnerschaft mit Russland:
Große Chancen – neue Herausforderungen
Die russische Wirtschaft wächst in diesem Jahr voraussichtlich um etwa 4 Prozent. Nicht zuletzt dank stark
gestiegener Energieexporterlöse kann Russland seine
Importe derzeit besonders rasch ausweiten. Nachdem
die Lieferungen aus Deutschland nach Russland 2010
bereits um rund 28 Prozent gewachsen sind, hat sich ihr
Anstieg 2011 weiter beschleunigt. Zwei Jahre nach dem
tiefen Einbruch im Krisenjahr 2009 rückt der Exportrekord aus dem Jahr 2008 bereits wieder in greifbare Nähe.
Ein Vergleich mit der Tschechischen Republik zeigt, dass
darüber hinaus noch ein hohes Wachstumspotenzial
Dr. Bernhard Reutersberg
besteht: Obwohl Russland rund 14 Mal mehr Einwohner
Foto: E.ON AG
hat, war unsere Warenausfuhr nach Russland im Jahr 2010
mit 26,4 Milliarden Euro etwas niedriger als die Lieferungen in die Tschechische Republik.
Langfristig hervorragende Geschäftsmöglichkeiten versprechen die ehrgeizigen Modernisierungspläne der russischen Regierung. Sie will die Rohstofflastigkeit ihrer Wirtschaft verringern
und die Exporte diversifizieren. Das besonders leistungsfähige Angebot unserer Unternehmen im Investitionsgüterbereich prädestiniert Deutschland für eine „Modernisierungspartnerschaft“ mit Russland.
Schwerpunkte der russischen Modernisierungsinitiative sind die Bereiche Energie, Telekommunikation, Infrastruktur, Medizintechnik und Pharmaindustrie. Erste Schritte sind getan. Mit
Beteiligung der deutschen und russischen Regierung wurde 2009 die Russisch-Deutsche
Energie-Agentur (rudea) zur Verbesserung der Energieeffizienz gegründet. Jüngstes Ergebnis: Bei den Regierungsgesprächen Mitte Juli in Hannover vereinbarten deutsche und russische Unternehmen Pilotprojekte zur Netzmodernisierung und zur verstärkten Nutzung der
Kraft-Wärme-Kopplung. Beim Innovationszentrum in Skolkowo, dem „Leuchtturmprojekt“ für
Hochtechnologie in der Nähe von Moskau, engagieren sich auch deutsche Unternehmen. Der
dringend notwendige Ausbau der Infrastruktur erhält mit den Olympischen Winterspielen in
Sotschi 2014 und der Fußballweltmeisterschaft 2018 wichtige Impulse.
Große Chancen bietet Russland auch für deutsche Investoren. Das Privatisierungsprogramm
der russischen Regierung, das auf Initiative von Präsident Dmitri Medwedew ausgeweitet wird,
eröffnet ihnen neue Möglichkeiten für Direktinvestitionen. Die Maßnahmen der Regierung
zu einer stärkeren Trennung von Staat und Wirtschaft, zur Korruptionsbekämpfung und zur
Beschleunigung der Genehmigung von Investitionen verbessern ihre Rahmenbedingungen.
Es gibt aber auch neue Herausforderungen. So müssen Investoren in Russland vielfach den
„local content“ ihrer Produkte erhöhen, wollen aber natürlich nicht auf deutsche Qualitätsstandards verzichten. Auf dem russischen Markt wird zudem die Konkurrenz aus China immer
stärker, das Deutschland als größten Handelspartner Russlands abgelöst hat.
Das Handelsblatt kommentierte kürzlich, in Deutschland fehle eine nachhaltige und aktive
Politik zum Ausbau der Wirtschaftsbeziehungen mit Russland. Es forderte regelmäßige Expertengremien zu allen Themen, bei denen es „klemme“. Man mag diese Kritik für überzogen
halten. Der Ost-Ausschuss wird sich den Aufgaben und Chancen im Russlandgeschäft künftig
aber noch intensiver widmen.
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»moralische Kernschmelze«
Der Ost-Ausschuss im September
Länder-News/ Finanzierung
Zertifizierung und Recht
1
2011
3
4
5
ost-ausschuss intern
Jahresempfang des Ost-Ausschusses
Ukrainischer Vize-Premier zu Gast
beim Ost-Ausschuss
Ost-Ausschuss-Gespräch mit der
Bundeskanzlerin und Präsident
Dmitri Medwedew in Hannover
6
Deutsch-Russisches
Wirtschaftsjahrbuch
8
9
special russland
Германо-Российский
экономический ежегодник
Russlands Botschafter Wladimir Grinin im
Ost-Ausschuss-Interview
10
Russland vor den Wahlen
12
Das Engagement der Volkswagen AG in der
Russischen Föderation
14
SCHOTT AG in Nischnij Nowgorod
16
2011
2012
berichte
IRZ Stiftung hilft beim Aufbau
unabhängiger Justizsysteme
17
Termine
Kooperationen
Publikationen
Impressum
19
20
22
22
Directory JapanContacter. Adressdatensammlung für Ihren Geschäftserfolg in Japan
Deutschland & Japan. Ein
Dr. Bernhard Reutersberg
Mitglied des Vorstandes der E.ON AG
Sprecher des Arbeitskreises Russland im Präsidium
des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft
INDIEN CONTACT
Nach der Katastrophe: Keine
Inhalt
einzigartiges Netzwerk – NRW feiert 150. Jubiläum
Das Interview. Kämpfen heißt ertragen
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