Schritt für Schritt
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Schritt für Schritt
Schritt für Schritt Spaziergang durch Zagreb Willkommen in Zagreb! Wir haben für Sie eine kleine Auswahl an kulturellen und geschichtlichen Sehenswürdigkeiten zusammengestellt, um Ihnen und all unseren Gästen interessante Einblicke in eine faszinierende Stadt zu eröffnen. Schritt für Schritt werden hier Jahrhunderte des Zagreber Stadtlebens beschrieben‑von seiner Geburtsstunde bis hin zum heutigen Tage. Sie werden Legenden und historische Persönlichkeiten kennen lernen. Und wenn Sie sich einmal im Straßenlabyrinth verirren sollten, können Sie immer anhalten und nach dem Weg fragen. Die Gastfreundlichkeit der Zagreber wird Sie begeistern. B Schritt für Schritt 2 Die Oberstadt 6 8 14 16 18 19 20 22 26 32 34 Der Ban-Josip-Jelačić-Platz Kaptol Der Dolac Die Tkalčić-Straße Die Blutbrücke Die Radić-Straße Das Steinerne Tor Die Opatička-Straße Der Markusplatz Der Katarinenplatz Die Strossmayer-Promenade 36 Die Unterstadt 40 44 48 50 54 56 60 64 Der Nikola-Šubić-Zrinski-Platz Der König-Tomislav-Platz Der Marulić-Platz Der Marschall-Tito-Platz Die Massaryk-Straße Der Petar-Preradović-Platz Die Ilica-Straße Die Jurišić-Straße 68 Außerhalb des alten Stadtzentrums 2 Schritt für Schritt Schritt für Schritt 3 Die Strossmayer-Promenade Kaptol Der Ban-Josip-Jelačić-Platz Der Dolac Die Radić-Straße Das Steinerne Tor Die Tkalčić-Straße Der Katarinenplatz Der Markusplatz Die Opatička-Straße Die Oberstadt Die Oberstadt 1. Der Ban-Josip-Jelačić-Platz 2. Kaptol 3. Der Dolac 4. Die Tkalčić-Straße 5. Die Blutbrücke 6. Die Radić-Straße 7. Das Steinerne Tor 8. Die Opatička-Straße 9. Der Markusplatz 10. Der Katarinenplatz 11. Die Strossmayer-Promenade 1. Der Ban-JosipJelačić-Platz Ban Josip Jelačić Der Manduševac Springbrunnen Der Ban-Josip-Jelačić-Platz Ban Josip Jelačić Der Manduševac-Springbrunnen genutzt und man nannte ihn desDer Mittelpunkt der Stadt Zagreb ist der Ban-Jelačić-Platz. Er wurde halb “Harmica”. “Harmica” ist ein Wort aus dem Ungarischen, das einst an der Manduševac-Quelle einen Zoll beschreibt, der damals am Fuße der beiden Ortschaften auf Waren erhoben wurde. Noch Kaptol und Gradec angelegt. Im Jahre 1641 beschloss die damalige zu Lebzeiten des Bans Jelačić Stadtverwaltung, dass hier Messen wurde der Platz 1848 nach diesem Würdenträger benannt. Nach dem abgehalten werden sollten. Die Zweiten Weltkrieg hieß er Platzheutigen Gebäude entstanden der-Republik. Sein alter Name ab Anfang des 19. Jahrhunderts. wurde ihm 1990 zurückgegeben. An ihren Fassaden kann man die Auf dem Ban-Jelačić-Platz werden verschiedenen Baustile erkennicht nur wichtige gesellschaftnen – von den Neostilen des 19. liche Ereignisse veranstaltet, er Jahrhunderts, Biedermeier und dient den Bürgern der Stadt Sezession, bis hin zur Moderne und Postmoderne. Der Platz wech- auch als beliebter Treffpunkt. selte mehrere Male seinen Namen. Jeden Tag werden hier VerabreAnfangs wurde er als Handelsplatz dungen “unter der Uhr” getroffen. Die Skulptur des Bans Josip Jelačić ist ein Werk des österreichischen Bildhauers Anton Fernkorn. Das Denkmal wurde 1866 errichtet und 1947 entfernt. Nach einer Bürgerpetition wurde es zum Geburtstag des Bans am 16. Oktober 1990 wieder aufgestellt. Seitdem blickt die Statue nach Süden, nicht mehr nach Norden gegen Ungarn, wie das bei der ursprünglichen Aufstellung im 19. Jahrhundert der Fall war. Unter dem Manduševac-Springbrunnen befindet sich die Wasserquelle, die Zagreb bis Ende des 19. Jahrhunderts versorgte. Gerichtsakten über Hexenverfolgungen erwähnen diesen Ort als deren Haupttreffpunkt. Mit der Quelle ist auch eine Legende zur Entstehung des Stadtnamens verbunden. An einem sonnigen Tag bat nämlich ein alter Ban, nach seiner Rückkehr aus einer Schlacht müde und durstig, ein schönes Mädchen Namens Manda, ihm etwas Wasser zu schöpfen (auf Kroatisch: zagrabiti). So bekam die Quelle den Namen Maduševac und die Stadt den Namen Zagreb. Heute lebt die Legende, dass der Springbrunnen Glück bringt. Wirft man eine Münze hinein, wird einem ein Wunsch erfüllt. Josip Graf Jelačić Bužimski (1801 ‑ 1859), General und kro‑ atischer Ban von 1848 bis 1859. Er schaffte die Leib‑ eigenschaft ab und berief die ers‑ ten kroatischen Parlamentswahlen ein. Während der Revolution in Ungarn gewann er 1848 als Heerfüh‑ rer eine Reihe von Schlachten gegen die Aufständischen. In Kroatien wird er als National‑ held gefeiert. Ihm zu Ehren trägt der Geldschein von 20 Kuna sein Bild. 2. Kaptol Die Kathedrale Renaissancemauer tendieren, wurden im 14. und 15. Die Kathedrale der Himmelfahrt Jahrhundert gebaut. Als die Bauder Seligen Jungfrau Maria ist meister mit ihrer Arbeit beim eines der Symbole der Stadt Glockenturm angekommen waren, Zagreb. Sie demonstriert einbefanden sich die Türken schon in drucksvoll den Baustilwechsel der unmittelbaren Nähe Zagrebs über die Jahrhunderte, denn an und die Bauarbeiten wurden auf ihr sind fast alle Stile vertreten. Die Zagreber Diözese wurde 1094 die Wehrmauer verlegt. Nachdem gegründet. Bald darauf begann der die Gefahr vor Angreifern vorüber Bau der Kathedrale. Das triapsidi- war, wurde im 17. Jahrhundert ein Glockenturm gebaut. Damals ale Sanktuarium mit polygonalen war der gesamte Baustil vom Apsiden wurde noch Ende des 13. Jahrhunderts im frühgotischen Stil Barock erfasst, was heute an den erbaut. Die drei Kirchenschiffe, die prunkvollen Altären zu erkennen ist. Während des 18. Jahrhunderts schon eher zu einem spätgowurde der Süd- und Ostflügel tischen räumlichen der Burg in einen monumentalen Höhenausgleich Der Bischof Duh (kroatisch für: Geist) Der erste Zagreber Bischof hieß Duh. Der Tscheche mit dem ungewöhn‑ lichen Namen wurde von dem Gründer der Diö‑ zese, König Ladis‑ lav, ernannt. Duh war nicht lange an der Spitze der neugegrün‑ deten Diözese, aber er zeichnete sich durch seine Fähigkeiten und klassizistischen Bischofspalast umgebaut. Das große Erdbeben 1880 fügte der Kathedrale und auch der ganzen Stadt großen Schaden zu. Zu der Zeit begann man, die Kathedrale im neugotischen Stil zu renovieren. Herrman Bollé leitete nach den Entwürfen des österreichischen Baumeisters Friedrich von Schmidt die Bauarbeiten. Mit dem Bau der beiden schmalen Kirchtürme, die man heute von überall in der Stadt sehen kann, nahm die Kathedrale ihre jetzige Form an. Die Türme sind 105 Meter hoch, obwohl sich die Bürger darüber nicht ganz einig sind. sein ehrwürdiges Leben aus. Aller Wahrscheinlichkeit nach war er es, der mit dem Bau der Kathedrale begann, da er gezwungen war, eine der schon existierenden Kir‑ chen als vorüber‑ gehende Kathed‑ rale zu nutzen. Ihm zu Ehren trägt die Treppe, die die Tkalčić‑Straße mit dem Opatovina‑ Park verbindet, seinen Namen. Die Wehrmauer und Wehrtürme um die Zagreber Kathedrale wurden als Antwort auf eine drohende türkische Invasion erbaut. Sie wurde in Rekordzeit zwischen 1512 und 1521 errichtet. Im Zuge der Renovierung der Kathedrale im 19. Jahrhundert wurde ein Wehrturm vor dem Eingang abgerissen, damit man sie ungestört sehen konnte. Doch trotz dieser Niederreißung ist die Mauer eine der am besten erhaltenen Wehrmauern der Renaissance in Europa. Schritt für Schritt 9 St. Stefan-Kapelle Bischof Stefan II. ließ nach den Tatarenzügen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts seinem Namensvetter Stefan dem Erzmärtyrer zu Ehren einen Steinwurf von der Kathedrale entfernt eine Kapelle errichten. Sie wurde während größerer Bauarbeiten an der Kathedrale vorübergehend für Gottesdienste benutzt. Im 18. Jahrhundert wurde diese romanisch-gotische Kapelle in den Bischofspalast eingegliedert und ist bis heute erhalten geblieben. Die gotischen Fresken aus dem 14. Jahrhundert sind ein einzigartiges Beispiel für die Qualität der kroatischen Kunst. 10 Schritt für Schritt Die Schatzkammer Der Schatz der Zagreber Kathedrale zeugt von 14 Jahrhunderten kontinuierlichen Christentums. Liturgische Gegenstände aus Gold, Silber, Holz und Pergament werden über der Sakristei der Kathedrale aufbewahrt. Der älteste und wertvollste Gegenstand ist eine Reliquientafel aus Elfenbein mit zehn Szenen aus dem Leben Jesu. In Zagreb ist sie seit dem 11. Jahrhundert und war auch Objekt eines versuchten Diebstahls. Ein falscher Graf, der sich als Die Muttergottes mit Engeln Kunstliebhaber ausgab, hatte eine Kopie gemacht und das Original nach Amerika verkauft. Zufällig wurde der Betrug aufgedeckt. Heute wird sowohl das Original als auch die Kopie in der Schatzkammer aufbewahrt. Vor dem Kroatienbesuch des Papstes Johannes Paul II. im Jahre 1998 wurden die Szenen der Reliquientafel in einen silbernen Evangelistar-Einband gegossen, der ihm als Geschenk überreicht wurde. Anton Dominick Ritter von Fernkorn (1813 ‑ 1878), österreichischer Bildhauer, war berühmt für seine realistischen Reiterdenkmäler. In Zagreb befinden sich mehrere seiner Werke. Die Reiterskulpturen des Bans Jelačić und des Heiligen Georg, das Merkurrelief und die Muttergottes mit vier Engeln. Nachdem die Renovierung der Kathedrale im neugotischen Stil beendet war, wurde vor ihren Toren ein Springbrunnen nach einem Entwurf des Architekten Herman Bollé gebaut, der auch die Pläne für die Kathedrale gezeichnet hatte. Die vergoldeten Skulpturen der Muttergottes und der vier Engel, die die christlichen Tugenden Glaube, Hoffnung, Unschuld und Demut verkörpern, sind das Werk des österreichischen Bildhauers Fernkorn. Die Kathedrale Renaissancemauer Die Muttergottes mit Engeln Der Park Ribnjak Kirche des Heiligen Franziskus Der Prišlin-Turm St. Maria-Kirche Petrica Kerempuh Der Park Ribnjak (Fischweiher) Kirche des Heiligen Franziskus Der Prišlin-Turm Die einstigen Fischweiher des Bischofs, in denen die Priester aus Kaptol für den Fastenfreitag angelten, wurden im 19. Jahrhundert in einen Park im englischen Stil verwandelt. Nur der Name des Parks, erinnert noch an vergangene Zeiten. Heute gibt es dort exotische Pflanzen, Skulpturen, Parkbänke, einen Spielplatz und eine Kapelle, was diesen im Stadtzentrum gelegenen Park zu einem idealen Freizeit- und Erholungsort für Alt und Jung macht. Die Franziskuskirche in Kaptol wurde in ihrer heutigen Form im 17. Jahrhundert erbaut, doch es gab sie und das Kloster bereits im 13. Jahrhundert. Der Legende nach lebte hier Franziskus von Assisi. Die barocke Kirche aus dem 17. Jahrhundert wurde bei dem großen Erdbeben im Jahre 1880 beschädigt und bekam im Zuge der Renovierung ein neugotisches Äußeres. Die Glasmalereien (1961 ‑ 1964) von Ivo Dulčić, die Szenen aus dem Leben des Heiligen Franziskus zeigen, verleihen dem Inneren der Kirche eine besondere Atmosphäre. Im Kloster befindet sich auch eine Kapelle manieristisch-barocken Stils aus dem späten 17. Jahrhundert. Die Stuckaturen der Wölbung und der Wände stellen die Begegnung des Heiligen Franziskus mit Katarina Galović, einer Zagreber Adeligen aus dem 13. Jahrhundert, dar. Die Opatovina ist heute ein kleiner Park und eine grüne Oase inmitten der Stadt. Bis zu Beginn des Zweiten Weltkriegs befanden sich hier die Obst- und Gemüsegärten der Priesterhäuser von Kaptol. Die Angst vor einem Angriff der Türken bewegte die Bewohner von Kaptol im Mittelalter dazu, Wehrmauern um den ganzen Ort zu bauen, nicht nur um die Kathedrale. Teile der Mauer und der einzige erhaltene Wehrturm zeugen im heutigen Park von den stürmischen Zeiten der Vergangenheit. Der Turm wurde nach Prišlin benannt, dem Befehlshaber der Verteidigungsgarde. An so manchen Sommerabenden wird er zu einer authentischen Kulisse für Theatervorstellungen. 12 Schritt für Schritt 3. Der Marktplatz Dolac Eine der Besonderheiten der Stadt sind die Marktplätze im Freien. Fast jeder Stadtteil hat seinen eigenen, doch der berühmteste ist der Dolac in der Nähe der Kathedrale. Hier verkaufen Bauern und Landwirte tagtäglich schon am frühen Morgen frisches Obst und Gemüse, Fleisch und Fisch. Der plac, wie er im Volksmund genannt wird, ist ein einzigartiger Ort, der oft auch als “Zagreber Bauch” bezeichnet wird. Gourmets können hier Saisonprodukte aus allen Regionen Kroatiens finden. Nach einem Beschluss der Stadt wurden Anfang des 20. Jahrhunderts alle Häuser am Dolac abgerissen, um 1930 einen großzügigen und modernen Marktplatz eröffnen zu können. Der heutige Markt befindet sich auf drei Ebenen, die durch Treppen miteinander verbunden sind. 14 Schritt für Schritt Der Dolac St. Maria-Kirche Petrica Kerempuh Die Pfarrkirche der Heiligen Maria aus dem 18. Jahrhundert wurde an der Stelle einer Zisterzienserkirche aus dem 13. Jahrhundert gebaut. Die dreischiffige Kirche ist ein einzigartiges Beispiel barocker Sakralraumgestaltung mit prunkvollen Marmoraltären und illusionistischen Fresken. Der Kircheneingang liegt etwas versteckt in der Passage unter den Arkaden, die den Marktplatz mit der Tkalčić-Straße verbinden. Die Statue des Petrica Kerempuh, ein Werk des Bildhauers Vanja Raduš, befindet sich auf einem kleinen Platz, auf dem seit 1955 Blumen verkauft werden. Petrica Kerempuh ist eine Figur aus der kroatischen Literatur, ein plebejischer Prophet, ein Schelm und zynischer Kommentator zeitgenössischen Geschehens. Er ist eine Art Vorgänger des heutigen Standup Komödianten. Seinen berühmtesten Auftritt hat er in den Balladen des Petrica Kerempuh (1936), einem literarischen Werk des kroatischen Schriftstellers Miroslav Krleža. Miroslav Krleža (1893 ‑ 1881), Schriftsteller und Enzyklopädist. Seine Werke haben die kroatische Literatur des 20. Jahrhunderts geprägt. Er wurde in Zagreb gebo‑ ren und besuchte die Grundschule in Kaptol. Seine berühmtesten Werke sind das Gedicht Balla‑ den des Petrica Kerempuh, der Roman Am Rande des Verstandes und der drama‑ tische Text Die Glembays. Krleža ist der Gründer des Lexikogra‑ phischen Insti‑ tuts (das heute seinen Namen trägt) und star‑ tete selbst viele Enzyklopädien. Sein Gesamtwerk wurde zu seinen Lebzeiten nicht veröffentlicht und er hat testamen‑ tarisch veranlasst, dass über seine Manuskripte nicht frei verfügt wer‑ den kann. Deren größerer und bekannter Teil wird heute in der Universitäts‑ bibliothek Zagreb aufbewahrt und bearbeitet. 4. Die Tkalčić-Straße Marija Jurić Zagorka Die Blutbrücke Die Glyptothek der HAZU Der Heilige Georg Das Steinerne Tor Die älteste Apotheke Die Tkalčić-Straße Marija Jurić Zagorka Die Glyptothek der HAZU Die malerische Straße, die im Volksmund Tkalča genannt wird, war einst ein kleiner Fluss Namens Medveščak, der die Siedlungen Kaptol und Gradec trennte. Die Ostseite des Flusses gehörte zum kirchlichen Kaptol und die Westseite zum weltlichen Gradec. Der Fluss trieb viele Mühlen an und im 18. Jahrhundert siedelten sich dort die ersten Tuch-, Seifen-, Papier- und Likörmanufakturen an. Wegen Verschmutzung wurde der Fluss im 19. Jahrhundert zugeschüttet und in eine Straße verwandelt. Damals sorgten die kleinen Handwerksbetriebe, Läden, Kneipen und Bordells Tag und Nacht für Leben in der Straße. Heute ist die Tkalča mit ihren Boutiquen, traditionellen Geschäften, Restaurants und Cafes ein Anziehungspunkt für alle Generationen. Marija Jurić Zagorka (1873 - 1957), kroatische Journalistin und Schriftstellerin. Sie stammt aus einer Adelsfamilie und schrieb unter dem Pseudonym Zagorka. Sie war als erste Berufsjournalistin in Kroatien und Kämpferin für die Gleichberechtigung der Frauen ihrer Zeit voraus. Sie schrieb Romane für ein breiteres Publikum, in denen Liebesgeschichten mit Elementen der Nationalgeschichte verflochten waren. Eines ihrer beliebtesten Werke ist der Romanzyklus Grička vještica (Die Hexe von Grič), eine Geschichte über die Hexenverfolgung in Zagreb. Die Statue ihr zu Ehren, die 1991 aufgestellt wurde, ist das Werk des Bildhauers Stjepan Gračan. In Verlängerung der Tkalčić-Straße, in der Medvedgradska-Straße, befindet sich heute in einer alten Lederfabrik die Glyptothek der kroatischen Wissenschafts- und Kunstakademie (kroatische Abk.: HAZU). Ein Brand zerstörte 1938 den Großteil der Fabrikanlage, worauf hin das Gebäude seinen neuen Zweck erhielt. Die Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts wurde so zum Heim der Skulpturen. Zum ständigen Repertoire gehören Gipsgüsse bedeutender kroatischer Denkmäler und Originalwerke der kroatischen Bildhauerei des 19. und 20. Jahrhunderts. Zeitweise werden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst gezeigt. 16 Schritt für Schritt 5. Die Blutbrücke (Krvavi most) Diese kurze Gasse trägt den Namen Blutbrücke, weil sich dort in der Vergangenheit eine Brücke befand, die die Orte Gradec und Kaptol miteinander verband. Dieser fürchterliche Name beruht auf der Tatsache, dass die beiden Ortschaften hier oft ihre Auseinandersetzungen austrugen. Die Brücke wurde 1899 abgerissen, aber der Name ist geblieben. Die spätere Geschichte ist viel angenehmer. In der heutigen Bücherei wurde nämlich die erste Telefonzentrale eröffnet und das nur elf Jahre nachdem Alexander Bell in Amerika das Telefon patentiert hatte. Vilim Schwarz bekam 1887 vom zuständigen Ministerium für Entwicklung und Kommunikation eine Lizenz und gründete die Zentrale, die damals ganze 45 Benutzer hatte. Die Oberstadthexen Die kirchliche Inquisition hatte seit Anfang des 17. Jahrhunderts viele Hexen oder böse Zauberinnen (coprnjice), wie sie im Volksmund genannt wur‑ den, zum Tode auf dem Scheiter‑ haufen verurteilt. Quelle und auf den Bergen Med‑ vednica und Klek abgehalten wor‑ den sein. Mitte des 18. Jahrhunderts schaffte die Kai‑ serin Maria There‑ sia die Hexenpro‑ zesse in Kroatien ab. Von diesen geschichtlichen Tatsachen inspi‑ riert arbeitete 18 Schritt für Schritt Man glaubte von ihnen, dass sie sich zu geheimen Sekten verbün‑ deten und mit einer Zaubersalbe eingerieben zu ihren Zusammen‑ künften flögen. Die Treffen sollen nachts auf Stra‑ ßenkreuzungen der Oberstadt, an der Manduševac‑ 6. Die Blutbrücke die Schriftstelle‑ rin Marija Jurić Zagorka in ihren Romanen aus dem frühen 20. Jahr‑ hundert das Pro‑ blem der Verfol‑ gung unschuldiger Frauen auf und regte Geschlechts‑ genossinnen ihrer Zeit dazu an, für ihre Rechte zu kämpfen. Die Radić-Straße Die Radić-Straße Der Heilige Georg Die steile Straße, die vom JelačićPlatz zur Oberstadt führt, wurde nach dem Politiker Pavle Radić benannt, der 1928 bei einem Attentat im Belgrader Parlament ums Leben kam. Davor hieß die Straße einfach nur ‘Lange Straße‘. Ihre Holzhäuser fielen oft Bränden zum Opfer und wurden daher mit der Zeit durch gemauerte mehrstöckige Steinhäuser ersetzt. Die Straße war im 19. Jahrhundert Handelszentrum der Stadt und so kam es, dass unter der Hausnummer 30 im Jahre 1880 die erste Filiale der Ersten Kroatischen Sparkasse (kroatisch: Prva hrvatska štedionica) errichtet wurde. Im Haus mit der Nummer 7 wurde der Schriftsteller Miroslav Krleža geboren. Das Werk der österreichischen Bildhauer Kompatscher und Winder, das ein Geschenk an die Familie Mažuranić gewesen war, kam Anfang des 20. Jahrhunderts nach Zagreb. An seiner jetzigen Stelle steht die Skulptur seit dem Jahre 1994. Dieses einzigartige Kunstwerk zeigt den Heiligen Georg, wie er den Drachen tötet und seinem Gegner die letzte Ehre erweist. 7. Das Steinerne Tor Das Steinerne Tor Die Ketten der Victory Dora Krupićeva Die älteste Apotheke In die Oberstadt gelangt man durch das Steinerne Tor, das einzige erhaltene Stadttor. Es wurde bereits im Mittelalter erwähnt, verdankt aber seine heutige Form einem Umbau im 18. Jahrhundert. Damals wurde im Gewölbe des Tors die Muttergotteskapelle errichtet. In ihr befindet sich eine Ikone, die wie durch ein Wunder von dem zerstörerischen Brand im Jahre 1731 verschont blieb. Seitdem kommen Pilgerer aus aller Welt, um hier der Muttergottes Dank zu sagen. Der Tag der Stadt Zagreb wird am 31. Mai gefeiert, dem Tag, an dem auch der Feiertag der Muttergottes des Steintors gefeiert wird. Die Heilige Maria ist die Schutzheilige der Stadt Zagreb. Die Ketten befinden sich seit 1878 an ihrer heutigen Stelle und stammen vom berüchtigten britischen Kriegsschiff HMS Victory. 1805 war Admiral Nelson Oberbefehlshaber des Schiffes in der Schlacht von Trafalgar, der wichtigsten Seeschlacht der Napoleonkriege. Britannien gelang es damals Napoleons Flotte zu schlagen. Admiral Nelson starb am Ende der Schlacht auf dem Schiff. Dora Krupićeva ist eine Figur des Schriftstellers August Šenoa aus seinem Roman Zlatarevo zlato (kroatisch für: Des Goldschmieds Gold), dem ersten kroatischen Historienroman (1871). Die Handlung spielt sich im Zagreb des 16. Jahrhunderts ab. Im Mittelpunkt steht die tragische Liebesgeschichte eines Adligen und einer Bürgerin. Dora ist die gute, großmütige und wunderschöne Tochter eines Goldschmieds, die wegen einer unerwiderten Liebe vergiftet wurde. Sie lebte in der KamenitaStraße (kroatisch für: Steinstraße) Nummer 5. Die Bronzeskulptur ist das Werk von Ivo Kerdić und sie wurde 1929 aufgestellt. In der Kamenita-Straße befindet sich die älteste Apotheke Zagrebs, die 1355 eröffnet wurde. Nicolo Alighieri, der Urenkel des Autors der Göttlichen Komödie Dante Alighieri, wird im Jahr 1399 als Apotheker erwähnt. Die Apotheke hat seit ihrer Gründung kein einziges Mal ihre Tore geschlossen und es gibt sie auch heute noch. 20 Schritt für Schritt August Šenoa (1838 ‑ 1881), kro‑ atischer Roman‑ schriftsteller, Erzäh‑ ler, Dichter, Kritiker und Feuilletonist. Er ist der einfluss‑ reichste kroatische Schriftsteller des 19. Jahrhunderts. Seine historischen Romane nehmen in seinem beacht‑ lichen Gesamt‑ werk eine zentrale Stelle ein. In diesen Romanen thema‑ tisiert er Ereignisse aus verschiedenen Epochen kroa‑ tischer Geschichte. Augusta Šenoa starb an den Fol‑ gen einer Lungen‑ entzündung, die er sich während der Hilfsarbeiten für die Opfer des großen Erdbebens 1880 zuzog. Er war damals Bürger‑ meister der Stadt. 8. Die OpatičkaStraße Die Opatička-Straße 10 Die repräsentativen Paläste der Opatička-Straße sind aufschlussreiche Zeitzeugen der Zagreber Geschichte und jeder hat Interessantes zu erzählen. So befördert uns der Palast unter der Hausnummer 10 zurück ins 19. Jahrhundert, in die Zeit des Erwachens des Nationalbewusstseins. Damals wurde der Dreiflügelpalast den Bedürfnissen des Amtes für Gottesverehrung und Unterricht angepasst und war Sitz der Behörde für Kultur und Schulbildung im dama- 22 Schritt für Schritt Die OpatičkaStraße 10 Die OpatičkaStraße 18 Die Opatička-Straße 18 ligen Kroatien. Der eindrucksvolle Eingang mit dem Gusseisentor und den Büsten der griechischen Philosophen Platon und Aristoteles kündigt feierlich die Atmosphäre des Goldenen Saales an. Die bedeutendsten Künstler der Jahrhundertwende, Vlaho Bukovac, Celestin Medović, Oton Iveković und Robert Frangeš-Mihanović, haben ein zeitloses Pantheon kroatischer Kultur geschaffen. Heute befindet sich hier das kroatische Institut für Geschichte. Anfang des 19. Jahrhunderts, als der bürgerliche Einfluss zunahm und Kroatien immer beharrlicher auf politische Selbstständigkeit im Rahmen der habsburgischen Monarchie pochte, wurde in der Oberstadt das Nationalheim (kroatisch: Narodni dom) gegründet. Der neoklassizistische Palast, der heute unter der Adresse OpatičkaStraße 18 zu finden ist, wurde von den Illyrern, den Anhängern der kroatischen Nationalbewegung, auf einer Auktion erworben. Der Palast des Grafen Drašković wurde in das Nationalheim verwandelt, in dessen Hauptsaal politische Sitzungen abgehalten und Tanzabende veranstaltet wurden. Das Museum der Stadt Zagreb Der Illyrerplatz Der Pfarrturm Das Museum der Stadt Zagreb Das Museum der Stadt Zagreb befindet sich im renovierten ehemaligen Kloster der Ordensschwestern der heiligen Klara, nach denen die OpatičkaStraße benannt wurde (opatica ist das kroatische Wort für Ordensschwester oder Nonne). Die Klarissen kamen im 17. Jahrhundert auf Einladung der hiesigen Aristokraten, deren Töchter dem Orden beitraten, nach Zagreb. Die Nonnen eröffneten die erste Mädchenschule und unterrichteten neben den Grundfächern auch Gesang und Musik. Die Frontseite des Klosters hatte keine richtigen Fenster. Dies ist sicherlich zum einen Gaslaternen Tag bei Dämme‑ auf einen Bautrend zurückzuführen. In den Straßen rung entzünden Zum anderen aber konnten sich die der Oberstadt und zwei “Anstecker” Ordensschwestern so leichter vom des Kaptol stehen (im Zagreber bis heute noch Volksmund: Alltag isolieren, wie es die strendie Gaslaternen nažigači) die mehr gen Ordensregeln vorschrieben. aus dem 19. Jahr‑ als zweihundert Seit 1947 befindet sich hier das hundert. Jeden Gaslaternen. Museum der Stadt Zagreb, in dem auf zeitgemäße und unterhaltsame Weise die Zagreber Vergangenheit von der Urgeschichte bis heute interpretiert wird. 24 Schritt für Schritt Der Illyrerplatz Der Pfarrturm Der nördlichste Punkt der Oberstadt ist der Illyrerplatz. Er entstand an der Kreuzung dreier Straßen. Seinen Namen bekam er von der Illyrischen Bewegung, einer nationalpolitischen Strömung aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die Kapelle, die Skulptur inmitten des Platzes und die Klaviermusik, die aus der naheliegenden Ballettschule hier herüber dringt, schaffen eine ungewöhnlich romantische Atmosphäre der Zeitlosigkeit. Der Turm, der bei den Zagrebern unter dem Namen Pfarrturm (kroatisch: Popov toranj) bekannt ist, wurde im 13. Jahrhundert als Teil der Wehrmauer um Gradec errichtet. Die Mauern sollten damals vor den Angriffen der Türken schützen. Da die Anlage im 17. Jahrhundert ihre primäre Rolle verlor, wurde der Pfarrturm zu einem Nahrungslager der Stadt. Später unterrichteten in ihm die Klarissen und seit 1903 befindet sich in der Turmspitze eine Sternwarte. Schritt für Schritt 25 9. Der Markusplatz Die St. Der Banal-Hof (Banski dvori) Das Parlament (Sabor) Dalmatien und Slawonien und dem der Stadt Zagreb. Das Innere der Kirche renovierten zwischen 1936 und 1938 der Bildhauer Ivan Meštrović und der Maler Jozo Kljaković. Von den Werken Meštrovićs befinden sich dort: das große Kruzifix über dem Hauptaltar, die Pietà in der Apsis und das silberne Kreuz sowie in der Südapsis die Marienfigur als Bauernfrau. Kljaković verzierte die Wände mit Fresken, die Szenen aus dem Alten und Neuen Testament zeigen. In der Nebenkapelle der Heiligen Fabian und Sebastian malte er Szenen aus der kroatischen Geschichte. Der Banal-Hof am Markusplatz Nummer 1 ist Sitz der kroatischen Regierung und des Premierministers. Der Palast wurde Anfang des 19. Jahrhunderts gebaut und war von 1808 bis 1918 Sitz der kroatischen Bane. Hier lebte und starb auch der legendäre Ban Josip Jelačič. An diesem Ort tagt das kroatische Parlament seit seiner ersten Sitzung im Jahre 1737. Sein heutiges Aussehen erhielt das Gebäude Anfang des 20. Jahrhunderts. Hier wurden wichtige Entscheidungen wie die Trennung von Österreich-Ungarn im Jahre 1918 und der Austritt aus Jugoslawien 1991 getroffen. Die St. Markuskirche Der Markusplatz ist das Zentrum der Oberstadt, der Hauptplatz der einstigen Ortschaft Gradec. Im Mittelpunkt des Platzes befindet sich die Pfarrkirche des Heiligen Markus, die Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut wurde. Aus dieser romanischen Bauphase sind drei Kirchenschiffe mit massiven Säulen erhalten geblieben. Die gotischen Gewölbe und das Sanktuarium wurden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts gebaut. Zu dieser Zeit entstand auch ein Teil des Südportals mit 15 Nischenstatuen, von denen einige im Jahre 1420 von den Meistern der Familie Parler aus Prag geschaffen wurden. Ende des 19. Jahrhunderts wurde die Markuskirche von Herman Bollé im neugotischen Stil renoviert. Damals entstand auch das Dach mit dem Wappen des Dreieinigen Königreiches Kroatien, 26 Schritt für Schritt Markuskirche Der Banal-Hof Das Parlament Matija Gubec Das Meštrović-Atelier Das Kroatische Geschichtsmuseum Das Alte Rathaus Das Museum für Naive Kunst Matija Gubec Das Meštrović-Atelier Matija Gubec war der Anführer Das Meštrović-Atelier ist ein Teil des großen kroatischen der Stiftung des Ivan Meštrović, Bauernaufstandes. Er führte 1573 eines kroatischen Bildhauers von das Bauernheer in der Schlacht Weltbedeutung. Eine Sammlung gegen die Adeligen nahe des seiner Arbeiten ist in dem Haus Ortes Stubičke Toplice. Nach der ausgestellt, in dem er mit seiner Niederlage der Bauern wurde Familie von 1922 bis 1942 gelebt Gubec gefasst und nach Zagreb hat. Meštrović kaufte zwei gebracht. Er wurde am 15. Februar Häuser, deren Eigentümer im desselben Jahres hingerichtet. 18. Jahrhundert Knopfmacher, Der Legende nach wurde Poesielehrer, Schneider und er auf dem Markusplatz Adelsfamilien gewesen öffentlich gefoltert und waren. Mit Hilfe eines danach gevierteilt. Man Architektenfreundes baute glaubt, dass sein Gesicht Meštrović die Häuser in an der Ecke eines ein Atelier und eine Gebäudes dargestellt ist. Eigentumswohnung um, die er dem Heim Kroatien schenkte. 28 Schritt für Schritt Das Kroatische Geschichtsmuseum Ivan Meštrović (1883 ‑ 1962), der bislang wohl bekannteste kro‑ atische Bildhauer und der erste inter‑ national bekannte Künstler aus Kro‑ atien. Seine Bio‑ graphie beginnt romantisch, als sein junges Talent in seinem länd‑ lichen Geburts‑ dorf in Dalmatien entdeckt wurde. Die Bürger des Ortes finanzierten seine Ausbil‑ dung in Wien mit. Danach lebte und arbeitete er in den wichtigsten Kunst‑Metropo‑ len Europas. Seine Skulpturen sind weltweit in den Museen verschie‑ denster Länder zu finden und berei‑ chern öffent‑ liche Räume und Plätze. Interna‑ tional berühmt sind seine Reiter sowie der Indianer, der in Chicago in den USA steht. Der Vojković-Oršić-Rauch-Palast, der berühmteste Barockpalast der Oberstadt aus dem späten 18. Jahrhunderts wechselte oft seine Besitzer und Bewohner. Es geht das Gerücht um, dass der erste Eigentümer Vojković sein Vermögen durch die Heirat mit zwei älteren und reichen Damen errungen habe. Doch trotz alle dem versammelten sich in den goldenen Zeiten der Kutschen und Reifröcke die Vertreter der kroatischen Gesellschafts-elite gerne auf Bällen und Konzerten im Saal des ersten Stockwerks. Seit 1959 beheimatet der Palast das Kroatische Geschichtsmuseum. Umfangreiche Sammlungen an Porträts, Uniformen, Fahnen, Waffen, Karten und Fotografien führen Besucher durch die kulturelle, wirtschaftliche und politische Geschichte Kroatiens vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Schritt für Schritt 29 Die Ćirilometodska-Straße Das Alte Rathaus Die Ćirilometodska-Straße hieß einst Herrschaftenstraße. Wie dieser Name vermuten lässt, stehen hier auch heute noch prunkvolle Barockpaläste der Zagreber Aristokratie. Ihren heutigen Namen trägt die Straße zu Ehren der slawischen ApostelBrüder Ćiril und Metod, die im 9. Jahrhundert die sogenannte Glagoljica, die erste slawische Schrift, verfassten. Denselben Namen trägt auch die griechischkatholische Kirche, die ihr heutiges Aussehen im 19. Jahrhundert nach einer Idee von Herman Bollé erhielt. Der Gebäudekomplex an der Ecke der Ćirilometodska-Straße heißt Altes Rathaus (kroatisch: Stara gradska vijećnica). Seit dem Mittelalter tagten hier die Stadtbeamten. 1833 wurde an derselben Stelle das erste Zagreber Theaterhaus gebaut. Den Bau finanzierte der Kaufmann Kristofor Stanković, als er den Hauptpreis der Wiener Lotterie gewann. Zwei Jahre nach der Eröffnung des Theaters konnte man auf der Bühne im Zwischenakt einer deutschen Aufführung zum ersten Mal die kroatische Sprache Straßennamen Viele Straßen der Oberstadt haben im Laufe der Geschichte ihre Namen gewech‑ selt. Restaura‑ toren deckten für 30 Schritt für Schritt uns unter einigen Putzschichten alte zweisprachige Straßenschilder an den Fassaden auf. In lateinischer Schrift sind die kroatischen Das Museum für Naive Kunst hören. Hier wurde 1840 auch die erste Theatervorstellung auf Kroatisch, Juran und Sofija von Ivan dem Edlen Kukuljević, und sechs Jahre später die erste kroatische Oper Liebe und Arglist von Vatroslav Lisinski aufgeführt. Die Stadtverwaltung wurde nach dem Zweiten Weltkrieg in den neusten Teil der Stadt verlegt, doch im Alten Rathaus finden auch heute noch Stadtverordnetenversammlungen statt. Für viele Zagreber ist es ein ganz besonderer Ort, weil sie sich gerade hier an einem Samstag das Jawort gaben. Das kroatische Museum für Naive Kunst befindet sich in einem Teil des Barockpalastes in der Ćirilometodska-Straße 3. Es wird davon ausgegangen, dass dies das älteste Museum naiver Kunst weltweit ist. Ausgestellt sind die Werke von einigen zwanzig kroatischen Meistern der Naive, wie beispielsweise Generalić, Lacković Croata und Rabuzin. Ihre emotionsreichen und symbolhaften Werke sprudeln vor Energie. Straßennamen in kajkawischem Dialekt aufge‑ schrieben und in gotischer Schrift ihre deutschen Übersetzungen. Schritt für Schritt 31 10. Der Katarinenplatz Die St. Katarinenkirche Das Erste Gymnasium Zagrebs Die Galerie Klovićevi dvori Der Ausblick von Gradec A. G. Matoš Die Drahtseilbahn Der Turm Lotrščak Die St. Katarinenkirche Das Erste Gymnasium Zagrebs Die Galerie Klovićevi dvori Der Ausblick von Gradec Über dem Katarinenplatz thront die schönste Barockkirche Zagrebs. Die Jesuiten ließen die Kirche in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts bauen. Diese Einschiffskirche mit sechs Seitenkapellen und einem Sanktuarium, das an einer geraden Wand mit einer großen illusionistischen Freske endet, wurde nach dem Vorbild der Jesuitenkirche Il Gesù in Rom gebaut. In den Kapellen befinden sich fünf barocke Holzaltäre aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts und ein Marmoraltar aus dem Jahr 1729. Die Kirchenfront wurde nach dem Erdbeben von 1880 nach den Plänen von Herman Bollé umgebaut. Die Jesuiten, ein römischkatholischer Kirchenorden, der für sein wissenschaftliches und erzieherisches Wirken bekannt war, gründeten 1607 in Zagreb das Erste Gymnasium. Die Schule bot eine ordentliche humanistische Ausbildung für mehrere Hundert Schüler bäuerlicher, bürgerlicher und adliger Abstammung. Die Galerie Klovićevi dvori befindet sich im ehemaligen Jesuitenkloster auf dem Jesuitenplatz. Der Platz wurde nach diesem Kirchenorden, der auf Einladung der Aristokratie nach Zagreb kam, benannt. Der Klosterkomplex ist an die St. Katarinenkirche angelehnt und entstand etappenweise während des 17. und 18. Jahrhunderts. Heute werden hier vielbesuchte Ausstellungen kroatischer und ausländischer Künstler veranstaltet. Gegenüber dem Galerieeingang steht die Statue eines Fischers (kroatisch: Ribar), das Werk des Bildhauers Simeon Roksandić. Sie ist der erste Springbrunnen der Oberstadt und wurde 1911 aufgestellt. Hinter der St. Katarinenkirche bietet sich ein fantastischer Ausblick auf Kaptol. Von hier aus kann man die Kathedrale, den Marktplatz “Dolac”, den Zagreber Hauptplatz und die monumentale Kuppel des Zagreber Hauptfriedhofs Mirogoj an den grünen Hängen des Berges Sljeme sehen. 32 Schritt für Schritt 11. Die Strossmayer -Promenade Die Strossmayer-Promenade A. G. Matoš Die Drahtseilbahn Der Turm Lotrščak Die Promenade des Josip Juraj Strossmayer unter der südlichen Stadtmauer von Gradec wurde im 19. Jahrhundert mit Hilfe freiwilliger Geldbeiträge der Bürger errichtet. Strossmayer war Bischof, Aufklärer, Politiker und übte großen Einfluss auf die kroatischen Gesellschaft und Politik des 19. Jahrhunderts aus. Im Gebäude des Instituts für Hydrometeorologie (158 Meter über dem Meeresspiegel) werden schon seit 1862 jeden Tag die Wetterdaten gemessen und schriftlich festgehalten. Nur wenige Städte können so kontinuierliche Messungen aufweisen, anhand derer heute die globalen Klimaveränderungen erforscht werden. Auf der Kastanienallee genießen Spaziergänger in Gesellschaft des Dichters A. G. Matoš das romantischste Panorama der Stadt Zagreb. Auch wenn er nicht in Zagreb geboren wurde, war A. G. Matoš (1873 - 1914) einer der größten Liebhaber der Stadt, in der er aufwuchs. Ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen schrieb er Feuilletons, Reiseberichte, Kritiken und Polemiken, mit denen er seine Zeitgenossen schockierte und begeisterte. Seine Lyrik gehört zu den wertvollsten Werken kroatischer Literatur. Zu seinen Lebzeiten zumeist allein, starb er früh und blieb den Menschen als Abenteurer und Träumer in Erinnerung. Die Statue, ein Werk des Bildhauers Ivan Kožarić, wurde 1978 auf der Promenade aufgestellt. Die Drahtseilbahn, die die Unterund Oberstadt mit einer 66 Meter langen Schienenstrecke verbindet, ist die weltweit kürzeste Drahtseilbahn im öffentlichen Verkehr. Sie überwindet einen Höhenunterschied von 30,5 Metern in 55 Sekunden, kann 28 Passagiere aufnehmen und fährt alle zehn Minuten. Die ersten Passagiere beförderte sie 1890, als sie noch von einer Dampfmaschine angetrieben wurde. Sie ist das älteste öffentliche Verkehrsmittel in Zagreb und wurde noch ein Jahr vor den von Pferden gezogenen Straßenbahnen in Betrieb genommen. Der einzige erhaltene Turm der mittelalterlichen Festung aus dem 13. Jahrhundert bekam im 19. Jahrhundert noch ein Türmchen oben aufgesetzt. Früher riefen seine Glocken zur Abenddämmerung die Bürger dazu auf, in die Sicherheit der Festung zurückzukehren, bevor die Stadttore geschlossen und verriegelt wurden. In Erinnerung an diese Zeiten wird seit dem Neujahrstag 1877 täglich ein Kanonenschuss abgefeuert. Woher die Kanone kam, ist nicht ganz klar. Vielleicht überließ sie der ungarische König Bela IV. 1242 den Bürgern zum Dank dafür, dass sie ihn vor den Tataren beschützt hatten. Er soll allerdings die Bedingung gestellt haben, dass jeden Tag ein Schuss abfeuert werden muss, um sie vor der Verrostung zu schützen. Vielleicht ist die Kanone aber auch Kriegsbeute aus dem Sieg über die Türken. Wie dem auch sei, die Zagreber richten jedenfalls jeden Tag die Uhren nach ihr. 34 Schritt für Schritt Schritt für Schritt 35 36 Schritt für Schritt Schritt für Schritt 37 Die Jurišić-Straße Die Ilica-Straße Der Marschall-Tito-Platz Der Marulić-Platz Die Massaryk-Straße Der Petar-Preradović-Platz Der Ban-Josip-Jelačić-Platz Der Nikola-Šubić-Zrinski-Platz Der König-Tomislav-Platz Die Unterstadt Die Unterstadt 12. Der Nikola-ŠubićZrinski-Platz 13. Der König-Tomislav-Platz 14. Der Marulić-Platz 15. Der Marschall-Tito-Platz 16. Die Massaryk-Straße 17. Der PetarPreradović-Platz 18. Die Ilica-Straße 19. Die Jurišić-Straße E. Patačić Trg Ivana, Antuna i Vladimira Mažuranića 12. Der Nikola-ŠubićZrinski-Platz Zrinjevac-Platz Die Wettersäule Der erste Springbrunnen Dieser Platz wurde nach dem kroatischen Ban Nikola Šubić Zrinski (1508 - 1566) benannt, der bei der Verteidigung der ungarischen Stadt Siget vor einem Angriff der Türken den Heldentod starb. In Zagreb, der Stadt der grünen Plätze, ist der Zrinjevac wohl der bekannteste. Dass es hier bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur eine Weide und Viehmessen gab, wäre heute unvorstellbar. Platanen aus Triest, ein Musikpavillon, Springbrunnen und Büsten historisch bedeutender Persönlichkeiten verwandelten diese Weide in eine stilvolle Promenade. Der Zrinjevac ist der erste in der Reihe vom Ingenieur Milan Lenucci geschaffener Plätze. Ihm zu Ehren wurde dieses Pendant zur Wiener Ringstraße Lenuccis Hufeisen genannt. Hier beginnt man einen Spaziergang durch die Unterstadt, der wie ein Besuch einer Galerie die bürgerliche Kultur des 19. und 20. Jahrhunderts veranschaulicht. Seit 1884 misst diese Säule, die ein Geschenk von Dr. Adolf Holzers war, die Wetterumstände in der Stadt. Bei der Säule anhalten, um Temperatur und Luftdruck abzulesen und die Uhr nach ihr zu richten, ist für viele Zagreber Tradition. Im 19. Jahrhundert haben wohlhabende Bürger der Stadt zahlreiche Geschenke gemacht, wie z. B. auch den nahe gelegenen Musikpavillon. Der erste Zagreber Springbrunnen Der historische Palast Vranyczany‑ wurde kurz nach der Fertigstellung Hafner am Zrinjevac‑Platz beherbergt des öffentlichen Wasser-systems das Archäologische Museum, in dem im Jahre 1878 gebaut. Von insgesamt 400.000 Artefakte in fünf Herman Bollé gestaltet, bietet er Hauptsammlungen ausgestellt werPassanten noch heute Erfrischung den. Darunter befindet sich auch das an heißen Sommertagen. Dank berühmte Liber linteus Zagrabiensis seiner merkwürdigen Form wird oder Zagreber Leinenbuch. Es handelt er auch ‘der Pilz‘ genannt. sich tatsächlich um ein Buch, in das eine ägyptische Mumie, eingewickelt wurde. Dieser längste bisher gefundene etruskische Text, konnte noch immer nicht völlig entziffert werden. Solinjanka (Die Frau aus der Stadt Salona), das Porträt der einer Frau aus dem 2. Jahrhundert, ist nach Meinung mehrerer Kunsthistoriker das schönste römische Porträt und bestimmt die reizvollste Bewohnerin des Museums. Hier befindet sich auch “Die Taube von Vučedol”, der berühmteste archäologische Fund Kroatiens und eines der wenigen Überbleibsel aus der mystischen äneolithischen Kultur der Zeit um 3000 vor Christus. 40 Schritt für Schritt Archäologisches Museum Schritt für Schritt 41 Archäologisches Museum Die Wettersäule Seit HAZU Der erste Springbrunnen Die Moderne Galerie HAZU Für die Kroatische Akademie der Wissenschaften und Künste, das höchste wissenschaftliche und künstlerische Institut Kroatiens, wurde im Jahre 1880 dieser Palast im Neurenaissancestil gebaut. Im Innenhof wird Die Tafel von Baška (Bašćanska ploča), eines der ältesten Kulturdenkmäler der kroatischen Sprache, aufbewahrt. Es handelt sich um eine große Steintafel mit glagolitischer Inschrift, die zwischen dem 11. und 12. Jahrhundert verfasst wurde. In der sich hier befindlichen Strossmayer‑Galerie werden 42 Schritt für Schritt Die Moderne Galerie verschiedene Kunstwerke aus der Zeit zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert aufbewahrt, die der Gründer der Akademie J.J. Strossmayer gesammelt hatte. Darunter befindet sich auch das sehenswerte Barockbild von Federico Benković, Abraham opfert Isaak, eine rührende Darstellung des Vaters, der Gott seinen erstgeborenen Sohn als Opfer bringen muss. Gegenüber dem historischen Palast der Akademie steht die Moderne Galerie, das Museum der kroatischen Kunstmalerei des 19. und 20. Jahrhunderts. Zwei Jahrhunderte kroatischer Kunstmalerei und Bildhauerei werden durch Werke der bedeutendsten kroatischen Künstler dargestellt. Die Ausstellung ist chronologisch sortiert: von historischen Ereignissen auf den Bildern von Oton Iveković und Vlaho Bukovac, über den mystischen Symbolismus der kroatischen Sezession, bis hin zu den poetisch-sanften Schatten der Bilder von Emanuel Vidović. Auch die kostbaren Werke der kroatischen Maler Kraljević, Račić und Becić aus den frühen Jahren des turbulenten 20. Jahrhunderts werden ausgestellt. Eine Auswahl aus den Schriften renommierter kroatischer Autoren kann man in diesem Museum auch finden. Schritt für Schritt 43 13. Der KönigTomislav-Platz Der König Tomislav Der Hauptbahnhof König Kroatiens gekrönt. Er starb Dem ersten kroatischen König Tomislav wurde in Zagreb auf dem 3 Jahre später unter ungeklärten Umständen. In der kroatischen gleichnamigen Platz ein Denkmal gesetzt. Diesem mutigen Feldherrn Geschichte wird sein Name groß geschrieben. Sein Denkmal, das gelang es, die Grenzen seines 1938 vom Bildhauer Robert Landes vor den ungarischen AnFrangeš-Mihanović entworfen griffen erfolgreich zu verteidigen wurde, wurde nach einer mehrund erstmals mehrere Provinzen zu einem Staat zu vereinigen. 925 jährigen Debatte erst 1947, also nach dem Zweiten Weltkrieg, an wurde der weise Fürst von einem seinen heutigen Platz gesetzt. Legaten des Papstes zum ersten Der erste Zug kam im Jahre 1862 nach Zagreb und verband die damals 40.000 Einwohner mit den Wirtschafts- und Kulturmetropolen Wien und Budapest. Das historizistische Hauptbahnhofgebäude wurde vom ungarischen Bahnhofexperten Ferenc Pfaff entworfen. Es wurde 1892 gebaut und befindet sich am östlichen Ende des Lenucci‑Hufeisens. Vom Hauptbahnhof bietet sich dem Anreisenden ein herrlicher Ausblick auf die Stadt: auf das König-Tomislav-Denkmal, den Kunstpavillon, die Glockentürme der Zagreber Kathedrale und die grünen Hügel von Medvednica. Zagreber Dialekt furt = immer frtalj = das Viertel haustor = die Haustür plac = der Platz šuster = der Schuhmacher taubek = die Taube gemišt = die Weißweinschorle štenge = die Treppen špancir = der Spaziergang puca = das Mädchen 44 Schritt für Schritt purger = der Bürger von Zagreber ura = die Uhr šnicl = das Schnitzel gelender = das Geländer kefa = die Bürste fest = fest viršle = die Würstchen fašnik = der Fasching lajbek = die Weste grincajg = das Grünzeug Schritt für Schritt 45 Der König Tomislav Der Hauptbahnhof Kunstpavillon Hotel Esplanade Kunstpavillon Am König-Tomislav-Platz befindet sich auch der berühmte Kunstpavillon, der für die Millenniumsausstellung 1896 in Budapest speziell für Kroatien gebaut wurde. Das Gebäude war zu diesem Zeitpunkt eines der ersten in Fertigbauweise erstellten Konstruktionen in Europa. Deswegen konnte das Eisengerüst nach der Ausstellung Hotel Esplanade nach Zagreb überführt werden. Nach Wiederaufbau wurde der Pavillon dann 1898 mit einer großen Ausstellung moderner Kunst feierlich eröffnet. Dieses einzigartige Gebäude stellt noch immer zahlreichen kroatischen und ausländischen Künstlern seine Ausstellungsräumlichkeiten zur Verfügung. Lebkuchenherzen (Licitari) Die rot gefärbten Lebkuchen sind ein traditionelles Symbol für Liebe und Zuneigung. Im Landesinneren Kroatiens werden die Lebkuchen‑ herzen schon seit Jahrhunderten bei 46 Schritt für Schritt öffentlichen Fei‑ erlichkeiten ver‑ kauft. Es gibt sie in verschiedenen Formen und den unterschiedlichs‑ ten Verzierungen. Man verwen‑ det sie auch als Weihnachts‑ baumdekoration. Das Hotel in der Nähe des Hauptbahnhofs wurde 1925 fast über Nacht gebaut. Es sollte den Reisenden der luxuriösen Eisenbahnlinie Orient‑Express auf dem Wege von Paris nach Istanbul eine erstklassige Unterkunft anbieten. Seitdem hat das Hotel viele renommierte Gäste und gesellschaftliche Veranstaltungen beherbergt. Besondere Die stillen Wächter Wenn Sie bei einem Spazier‑ gang durch die Stadt einen Blick nach oben werfen, werden Sie an den Fassaden, Säulen, Balkonen, Fenster‑ und Türenrahmen ungewöhnliche Gestalten erbli‑ cken. Verschie‑ öffentliche Aufmerksamkeit hat 1929 der Besuch der provokativen schwarzen Tänzerin Josephine Baker erregt, der als schwere Beleidigung gegenüber der Sittlichkeit der einheimischen Damen aufgefasst wurde. In diesem Hotel fand auch der erste Schönheitswettbewerb statt, dessen Gewinnerin ein Jahr später in Berlin zur Miss Europa gekrönt wurde. dene Ungeheuer, Drachen, lern‑ begierige Eulen, Engel und Geister sind nicht nur bloße Dekora‑ tion. Man glaubt, dass sie geheime nächtliche Auf‑ gabe erfüllen, während sie tags‑ über still bleiben und die Passanten bewachen. 14. Das Kroatische Staatsarchiv Der Marulić-Platz Botanischer Garten Ethnographisches Museum Das Kroatische Staatsarchiv Botanischer Garten Ethnographisches Museum Das prominenteste Gebäude am Marulić-Platz ist die ehemalige Heimat der National- und Universitätsbibliothek, das heute das Kroatische Staatsarchiv beherbergt. Die weithin schönste architektonische Schöpfung der kroatischen Sezession datiert aus dem Jahre 1913 und wurde von dem Architekten Rudolf Lubynski entworfen. Bei der Konstruktion verwendete man modernste Baumaterialien: armierten Beton und Eisengerüste. Sowohl die vier Eulen mit dem Globus über dem zentralen Lesesaal als auch die Allegorien auf die Wissenschaft und das Buchwesen an den Fassaden lassen von dem Zweck des Gebäudes ahnen. An diesem komplexen Projekt haben mehrere Spitzenkünstler gearbeitet. Jedes einzelne Detail an der Fassade, jeder Stuhl und jeder Tisch in dem Gebäude wurde sorgfältig ausgewählt. Der Eingang des Botanischen Gartens befindet sich in einer Straße, die den Namen des Verfassers der kroatischen Nationalhymne (Lijepa naša domovino), Antun Mihanović, trägt. Dieser Garten in der Nähe des Hauptbahnhofs ist ebenfalls Teil des bereits erwähnten Lenucci‑ Hufeisens. In der Winterzeit bleiben seine Tore geschlossen, aber ab dem Frühling kann man hier 10.000 verschiedene Pflanzenarten genießen. Besucher können sowohl exotische als auch einheimische kroatische Gewächse bewundern, auf die wir besonders stolz sind. Den Garten kann man täglich bis in die Abendstunden kostenlos besuchen, sofern man die folgenden Regeln beachtet: Man darf nicht über das Gras gehen, keinen Lärm machen und Radfahren sowie das Pflücken von Blumen sind untersagt. Der botanische Garten ist eine ruhige grüne Oase mitten im Zagreber Stadtzentrum. Das Ethnographische Museum befindet sich in dem Sezessionsgebäude des ehemaligen Handwerkheims, das 1903 errichtet wurde. Gegründet wurde das Museum 1919 auf Anregung von Salomon Berger, einem Textilhändler und Fabrikanten slowakischer Abstammung. Er hinterließ dem Museum eine der größten Sammlungen an Volkstrachten und Textilien. Daneben werden hier auch ausgewählte Gegenstände und Musikinstrumente aus dem ethnographischen Erbe Kroatiens ausgestellt. Besonders interessant sind die Sammlungen, die die berühmten kroatischen Forscherbrüder Stevo und Mirko Seljan dem Museum geschenkt haben. Darunter befinden sich verschiedene exotische Gegenstände aus afrikanischen und südamerikanischen Stämmen, die sie auf ihren Expeditionen im 19. Jahrhundert gesammelt hatten. 48 Schritt für Schritt Marko Marulić, Schriftsteller und Humanist (1450 ‑ 1524). Er schrieb auf Latei‑ nisch, Italienisch und Kroatisch. Sei‑ nen schriftstel‑ lerischen Höhe‑ punkt erreichte er mit dem religiösen Epos Judita, das er in kroatischer Sprache ver‑ fasste. In diesem Werk bearbeitet er eine Erzäh‑ lung aus dem Alten Testament über die mutige Witwe Judita. Er wollte damit das Volk, das damals türkischen Angriffen ausge‑ setzt war, zum Kampf ermuti‑ gen. Marulić wird oft als Vater der kroatischen Lite‑ ratur bezeichnet. Schritt für Schritt 49 15. Der MarschallTito-Platz Kroatisches Nationaltheater Das Kroatische Nationaltheater befindet sich am Marschall-TitoPlatz, der auch Universitäts- oder Theaterplatz genannt wird. Der letzte in der Reihe grüner Plätze, die seit dem 19. Jahrhundert den Kern der Unterstadt bilden, ist heute kultureller Mittelpunkt der kroatischen Metropole. Das Theatergebäude wurde im Stil des Neo-barocks erbaut, den man damals für Bauwerke dieser Art besonders geeignet fand. Entworfen wurde es von den bekannten Wiener Architekten 50 Schritt für Schritt Ferdinand Fellner und Herman Helmer, die noch vierzig weitere Theatergebäude in Europa entwarfen. Heute werden hier die besten Opern, Ballettaufführungen und Theaterstücke unter einem Dach gezeigt. Seit seiner feierlichen Eröffnung im Jahre 1895 bereichert das Nationaltheater das kulturelle Leben der Zagreber mit einem bunten Spielplan, auf dem sowohl nationale und internationale Klassiker als auch moderne Theaterstücke zu finden sind. Der Lebensbrunnen Zagreber Universität Der Lebensbrunnen des berühmten Bildhauers Ivan Meštrović wurde Anfang des 20. Jahrhunderts vor dem Nationaltheater errichtet. Seine merkwürdige und zugleich einfache Gestaltung und die impressionistisch behandelten Flächen machen diesen Brunnen für viele zu einem der schönsten Springbrunnen schlechthin. Dieses Meisterstück entstand in der frühen “verspielten” Schöpfungsphase des Künstlers. Die Symbolik der verflochtenen Akte wird jeder Passant anders deuten, aber keiner wird von diesem universalen humanistischen Thema unberührt bleiben. An der Nordseite des Platzes, der den Namen des ehemaligen jugoslawischen Präsidenten Josip Broz Tito (1892 - 1980) trägt, befindet sich das Rektorat der Zagreber Universität. Die Zagreber Universität wurde 1669 gegründet und Jahrhunderte der Tradition machen sie zur ältesten kontinuierlich geöffneten Universität in Kroatien und zu einer der ältesten in ganz Europa. Heute zählt sie 29 Fakultäten, 3 Akademien und ein Universitätszentrum. Das Rektoratgebäude stammt aus dem 19. Jahrhundert und diente zuerst als Krankenhaus und später auch als Tabakfabrik. 1971 wurde die Skulptur Die Geschichte der Kroaten vor dem Gebäude errichtet. In diesem Werk verarbeitete Meštrović das Portrait seiner Mutter und die Skulptur ist inzwischen zum Nationalsymbol Kroatiens geworden. Schritt für Schritt 51 Kroatisches Nationaltheater Der Lebensbrunnen Zagreber Universität Der Heilige Georg Die mittelalterliche Legende vom Heiligen Georg, dem Drachentöter, wird oft als Metapher für den Kampf gegen das Böse und Sieg des Christentums über die Barbaren gebraucht. Die Skulptur ist ein Werk des österreichischen Bildhauers Anton Dominik Fernkorn und hätte im Palast in Wien errichtet werden sollen. Der Zink-abguss wurde jedoch verkauft und nach Zagreb transportiert. 1908 wurde der Bronzeabguss am heutigen Platz errichtet. Hier im Stadtzentrum der kroatischen Metropole versucht der Heilige Georg noch immer den Drachen zu töten. 52 Schritt für Schritt Museum für Kunst und Handwerk Der Heilige Georg Museum Mimara Museum für Kunst und Handwerk Auf der Westseite des Platzes befindet sich das Museum für Kunst und Handwerk, das 1880 als eines der ersten seiner Art in Europa gegründet wurde. Am Anfang war es die Grundaufgabe des Museums, die traditionellen Werte der Handwerker zu bewahren und die Ästhetik der neu entstandenen bürgerlichen Gesellschaft zu kultivieren. Deswegen wurde nebenan auch die Handwerksschule, die heutige Schule für Angewandte Kunst und Design, errichtet. Der Fundus des Museums wird auf drei Etagen ausgestellt und verfolgt die Entwicklung handwerklicher und künstlerischer Produktion von der Gotik bis zum Art Déco. Eine Metall- und Glockensammlung sowie Uhren-, Textil-, Keramik- Museum Mimara und Glas-sammlungen bilden nur einen Ausschnitt dessen, was das Museum zu bieten hat. Thematische Ausstellungen, Ausstellungen alter Meister und moderner Künstler sind bei Besuchern besonders beliebt. In dem Neurenaissancepalast am Roosevelt-Platz befindet sich das berühmte Museum Mimara. Es wurde mit einer Privatsammlung von Ante Topić Mimara gegründet und 1987 eröffnet, als Zagreb die internationalen Studentenspiele Universiade ausrichtete. Zur Sammlung gehören Fundstücke aus der Steinzeit bis hin zu Werken aus dem 20. Jahrhundert. Ägyptische und griechische Kunst, Bilder und Zeichnungen alter Meister, Werke von Raffael, Velasquez, Rubens, Rembrandt und Goya; alles ist hier zu finden. Besonders erwähnenswert ist die Glassammlung, die den künstlerischen Aspekt des Glashandwerks eindrucksvoll demonstriert. Schritt für Schritt 53 16. Das Kallina-Haus In der Straße, die den Namen des ersten Präsidenten der Tschechoslowakischen Republik trägt, wurden ab dem 19. Jahrhundert repräsentative Büround Wohngebäude gebaut. Das wohl interessanteste unter ihnen ist das L-förmige Gebäude Kallina, das Anfang des 20. Jahrhunderts nach dem Entwurf des Architekten Vjekoslav Bastl gebaut wurde. Die Fassade wurde mit Fliesen belegt. In ganz Europa gibt es nur noch 2 solche Häuser. Interessanterweise war der Investor ein Fliesenhersteller. Die für die Sezessionsbewegung typischen Fassadendetails wie die stilisierten Fledermäuse erregen noch heute die Aufmerksamkeit von Passanten. 54 Schritt für Schritt Das Kallina-Haus Die Wohnung des Die Masaryk-Straße Die Wohnung des Architekten Kovačić In der Masaryk-Straße Nummer 21-23 steht ein vom Architekten Viktor Kovačić entworfenes Gebäude. Unter dem Dach befindet sich eine Wohnung, in der er gelebt und die er selbst eingerichtet hatte. Sie wurde nach seinem Tod im gleichen Zustand erhalten. Dieses Büround Wohngebäude wurde Anfang des 20. Jahrhunderts gebaut, als sich die bürgerliche Gesellschaft zu ihrer vollen Blüte entwickelte. Viktor Kovačić (1874 -1924) folgte in seinem Schaffen logischen und praktischen Gesichtspunkten und war der Meinung, dass Wohnungen für den Menschen und nicht für das Mobiliar da sein sollten. Seine Mansardenwohnung ist ein gut erhaltenes Beispiel bürgerlichen Wohnens aus dem frühen 20. Jahrhundert. Architekten Kovačić Der erste Zagreber Wolkenkratzer Nikola Tesla Der erste Zagreber Wolkenkratzer Nikola Tesla An der Ecke der Masaryk- und Tesla-Straße wurde dem Dem L-förmigen Gebäude in der hervorragenden Wissenschaftler Masaryk-Straße wurde der Titel des ersten Zagreber Wolkenkratzers und Erfinder Nikola Tesla (1856 - 1943) anlässlich seines 150. verliehen. Das neunstöckige, 35 Geburtstags ein Denkmal gesetzt. Meter hohe Gebäude wurde 1933 mithilfe modernster Konstruktions- Nikola Tesla ist in Kroatien geboren und aufgewachsen. Nachdem techniken in einer Rekordzeit von er seine Ausbildung in Europa nur 79 Tage gebaut. Es wurde vollendet hatte, zog er in die USA. von den Bürgern Wolkenkratzer Seine bedeutendsten Erfindungen genannt, obwohl der Architekt sind das rotierende Magnetfeld Slavko Löwy anmerkte, und der zweiphasige elektrische dass 35 Meter diese Generator. Die Tatsache, dass Bezeichnung nicht es heute Internet, Radio rechtfertigen. und Fernbedienungen Wolkenkratzer gibt, haben wir Nikola oder nicht, dieses Tesla zu verdanken. Seine Gebäude ist ein Zeitgenossen nannten herausragendes ihn den Zauberer, weil Beispiel seine Ideen seiner Zeit moderner weit voraus waren. Manche Architektur in seiner Erfindungen sind den Kroatien aus heutigen Wissenschaftlern der Zeit zwischen noch immer ein Rätsel. den zwei Weltkriegen. Schritt für Schritt 55 17. Der PetarPreradović-Platz Der Petar-Preradović-Platz Dieser Platz wurde nach dem Dichter und General Petar Preradović (1818 - 1872) benannt. Er schrieb patriotische und romantische Gedichte. Sein Leben wird durch ein Denkmal im Mittelpunkt des Platzes geehrt. Im Volksmund wird der Platz allerdings Blumenplatz genannt, weil hier seit dem 14. Jahrhundert Märkte veranstaltet und Blumen verkauft werden. An der Nordseite des Platzes steht die orthodoxe Kirche der Heiligen Verklärung, die Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Platz der ursprünglich katholischen Kirche der Heiligen Margaretha gebaut wurde. Unter den Sonnenschirmen der umliegenden Straßencafés gönnen sich Zagreber gern eine kurze Pause oder treffen sich in lockerer Atmosphäre mit Geschäftspartnern oder Freunden. Der Tin Ujević Die Gelandete Miškec-Durchgang Oktogon Sonne Der Napredak- Wolkenkratzer Tin Ujević Der Miškec-Durchgang Dem großen kroatischen Dichter Augustin Tin Ujević (1891 – 1955) zu Ehren wurde anlässlich seines 100. Geburtstags ein Denkmal in der Nähe des Blumenplatzes errichtet. Dieser Freigeist führte ein unkonventionelles Leben jenseits gesellschaftlicher Zwänge. Seine zahlreichen Gedichte, die sich mit den verschiedensten Motiven befassen, werden auch heute noch von Schülern auswendig gelernt. Und wenn die Menschen von dem langen Mantel des Dichters, seinem altem Hut oder seiner Liebe zu einem Glas Wein in einer der Zagreber Gaststätten erzählen, sorgen sie so dafür, dass die Legende von diesem urbanen Nomaden immer weiter lebt. Der Durchgang von der MasarykStraße zur Warschauer-Straße wurde nach einem ganz gewöhnlichen Mann benannt. Mihael Erdec war den Zagrebern als Miškec bekannt. Seine Karriere hatte er vor dem Zweiten Weltkrieg als Zirkusakrobat begonnen, aber ein Unfall setzte ihn auf die Straße. Obdach fand er im Kesselraum des Kinogebäudes hier in diesem Durchgang, wo er gerne anderen Menschen half oder mit seinem Mundharmonikaspiel erfreute. Alte Zagreber erinnern sich noch gut an seine Gutmütigkeit und seine unglückliche Liebe zur ersten Miss Zagreb, Štefica Vidačić. Oktogon Die Gelandete Sonne Den Mittelpunkt dieser bekannten Geschäftspassage bildet ein achteckiges Glasdach. Diese Passage verbindet die Geschäftigkeit der Ilica-Straße mit der lockeren Atmosphäre des Blumenplatzes. Das repräsentative Gebäude der Ersten Kroatischen Sparkasse wurde Ende des 19. Jahrhunderts mithilfe neuster Konstruktionstechniken in einer Rekordzeit von 15 Monaten gebaut. Die wohl bekannteste moderne Skulptur in Zagreb ist Die Gelandete Sonne von Ivan Kožarić. Die goldene Fiberglaskugel wurde ursprünglich 1971 vor dem Nationaltheater errichtet. Später wurde die verbesserte Version aus vergoldeter Bronze in die Bogović-Straße verlegt. Im Gewirr der Sonnenschirme der umliegenden Cafés zieht diese einfache und zugleich außergewöhnliche Skulptur tagtäglich die Aufmerk- Die Krawatte Die Krawatte, das beliebte Accessoire der Geschäftswelt, stammt aus Kro‑ atien. Die kroa‑ tischen Soldaten 58 Schritt für Schritt trugen im Drei‑ ßigjährigen Krieg ein geknotetes Tuch um den Hals. Es wird gesagt, dass dieses Detail der kroatischen Uniform die Auf‑ merksamkeit des französischen Königs Ludwig XIV. auf sich zog, der die Krawatte europaweit zu einem absoluten Modehit machte. Der Napredak-Wolkenkratzer samkeit der Passanten auf sich. Die Einen versuchen die Sonne ins Rollen zu bringen, Andere fragen sich, was eine solche goldene Kugel wohl kosten mag. Diese Skulptur ist nicht der einzige Himmelskörper des bekannten Zagreber Sonnensystems. Es wurden auch die anderen neun Planeten im astrologisch-arithmetischen Verhältnis zur Sonne in verschieden Stadtteilen errichtet. An der Ecke der Bogović- und der Ljudevit-Gaj-Straße steht seit 1936 das Büro- und Wohngebäude der kroatischen Kulturgesellschaft Napredak (auf Deutsch: Fortschritt). Das siebenstöckige elliptische Gebäude wurde vom Architekten Stjepan Planić entworfen. Bei seiner Fertigstellung war es das höchste Gebäude der Stadt. Deswegen wird es auch heute oft Wolkenkratzer genannt. Der obere Rand des Gebäudes ähnelt einem Zahnrad, was damals das Symbol der Napredak‑Gesellschaft war. Die Fassade wurde hellblau getüncht, als Anspielung auf das Kupfervitriol, das in ländlichen Teilen Kroatiens im Weinbau zur Bekämpfung von Pilzerkrankungen verwendet wird. Schritt für Schritt 59 18. Die Ilica-Straße Die Ilica-Straße Die Ilica ist die bekannteste Straße Zagrebs. Früher machten ihre 6 Kilometer die längste Straße der Stadt aus. Mittlerweile wurde sie jedoch von den neuen Alleen überholt und ist inzwischen auf Platz vier gelandet. Trotzdem ist sie immer noch die lebendigste Stadtpromenade, auf der sich zahlreiche Geschäfte, Verwaltungsgebäude, Theater und auch die erste Zagreber Brauerei befinden. Die Ilica ist eine der seltenen Straßen, deren Name seit dem 15. Jahrhundert unverändert blieb. Sie teilt die Stadt entlang einer Ost-West-Achse. Wenn Sie an sonnigen Tagen einen Spaziergang auf der Ilica machen wollen, dürfen Sie Ihre Sonnenbrillen auf gar keinen Fall vergessen. 60 Schritt für Schritt A. K. Miošić Die Straßenbahn Die Zagreber Stra‑ ßenbahn ist ein bekanntes Symbol der Stadt. 1891 fuhr die erste von Pferden gezogene Straßenbahn durch die Zagreber Stra‑ ßen. Dieses lang‑ same Verkehrs‑ mittel wurde 1910 durch die schnel‑ lere elektrische Straßenbahn ersetzt. Zehn Jahre später bekamen alle Straßenbahnen einen neuen Anstrich und sind seither blau. Denn Blau ist die offizi‑ elle Farbe Zagrebs. Zurzeit stehen den Zagrebern und ihren Gästen tags‑ über 15 und nachts 4 Straßenbahnli‑ nien zur Verfügung. Die Mesnička-Straße ist eine der wenigen Straßen in Zagreb mit einem alten, noch erhaltenen Granitpflaster. Im Mittelalter war sie die Straße der Metzgereien. Daher auch der Name Mesnička; auf Kroatisch heißt Metzgerei mesnica. Am Anfang dieser steilen Straße, die die Ilica mit der Oberstadt verbindet, wurde 1891 das Andrija-Kačić-Miošić-Denkmal (1704 ‑ 1760) errichtet. Die Skulptur wurde vom Bildhauer Ivan Rendić geschaffen. A. K. Miošić war ein Mönch, Dichter und Aufklärer. Sein bedeutendstes Werk, das Liederbuch Razgovor ugodni naroda slovinskoga (Angenehmer Trost des slawischen Volkes) aus dem Jahre 1756, ist mit mehr als 70 Auflagen immer noch das meist gelesene Buch in kroatischer Sprache. Schritt für Schritt 61 A. K. Miošić Der Britische Platz Die Kirche des Heiligen Blasius Der Kugelschreiber (auf Kroatisch penkala) Dieses kleine aber sehr nützliche Schreibutensil wurde in Zagreb erfunden. Anfang des 20. Jahrhun‑ derts wurden 62 Schritt für Schritt Feder und Tinte durch die prak‑ tische Erfindung von Slavoljub Pen‑ kala (1871 ‑ 1922) ersetzt. Im Hand‑ umdrehen ero‑ berte diese geniale Idee die ganze Welt. Die Herstel‑ lung von Kugel‑ Der Britische Platz Die Kirche des Heiligen Blasius Diesen hübschen Platz nennen die Zagreber auch Ilički‑Platz oder Kleinen Platz. Jeden Morgen kann man hier frisches Obst und Gemüse kaufen, sich mit Freunden treffen und vielleicht eine Partie Schach spielen. Am Wochenende verwandelt sich der Platz in einen bunten Flohmarkt, wo man Antiquitäten, Kunstgegenstände, alte Schalplatten oder Comics kaufen oder in einem der umliegenden Cafés die lockere Atmosphäre genießen kann. Die Kirche des heiligen Blasius, der dem Glauben nach vor Halskrankheiten schützen soll, befindet sich in der Unterstadt an der Kreuzung zwischen der DeželićStraße und der Primorska-Straße und ist nur einen Katzensprung vom Nationaltheater entfernt. Mit diesem monumentalen Kirchengebäude gelang es dem Architekten Viktor Kovačić den byzantinischen Baustil, kroatische schreibern und Füllfederhaltern in einer Zagreber Fabrik stieg stetig an. Zu jener Zeit wurden die Stifte und Füllfederhal‑ ter in mehr als 70 Länder weltweit exportiert. Dieser geniale Erfinder, im Volksmund auch Herr Pen‑ kala genannt, erreichte 1910 mit der Konstruktion des ersten kroa‑ tischen Flugzeugs den Höhepunkt seines Schaffens. Traditionen und moderne architektonische Lösungen unter einen Hut zu bringen. Bauarbeiten begannen im Jahre 1912, mussten aber aufgrund des Ersten Weltkriegs unterbrochen werden. Die Kuppel aus armiertem Beton ist die erste ihrer Art in Kroatien. Zur Weihnachtszeit wird hier die wunderschöne Krippe des Bildhauers Vojta Braniša aus dem Jahre 1916 ausgestellt. 19. Die NikolaJurišić-Straße Stjepan Radić Post Die Nikola-Jurišić-Straße Die Nikola-Jurišić-Straße verbindet den Hauptplatz mit dem östlichen Teil der Stadt. Hier befinden sich die Paläste der Finanzinstitutionen und das Hauptgebäude der Kroatischen Post aus dem Jahre 1904. Am Fuße der Straße wurde gegenüber dem bekannten Buchladen Radić zu Ehren von Stjepan Radić (1871 ‑ 1928) ein Denkmal aufgestellt. Dieser große kroatische Politiker und Patriot fiel währen einer Versammlung in Belgrad einem Attentat zum Opfer. Er wird als einer der bedeutendsten Politiker und Redner der kroatischen Geschichte verehrt. 64 Schritt für Schritt Die Vjenceslav Novak-Straße Die Börse Die Vlaška-Straße Das Haus der Bilden- August Šenoa den Kunst Kroatiens Die Börse Viktor Kovačić, kroatischer Archi‑ tekt (1850 ‑ 1937), war mit seinen Überlegungen zur gesellschaft‑ lichen Verant‑ wortlichkeit des Architekten seiner Zeit weit voraus. Er befürwortete funktionale und praktische archi‑ tektonische Lösungen, die den Ansprüchen des modernen Lebens entsprachen. Er lehnte den Histo‑ rizismus ab. Seine Werke, von denen die meisten in Am Ende der Nikola-Jurišić-Straße, Zagreb zu finden am Platz der kroatischen Helden, sind, verknüp‑ fen moderne beeindruckt ein 1922 von Viktor Architektur mit Kovačić entworfenes Gebäude. Hier kroatischer Tradi‑ befand sich ursprünglich die Börse, tion. Man nennt die es für Waren und Wertpapiere ihn auch den bereits 1907 in Zagreb gab. Die Vater der moder‑ politischen Umstände des vorigen nen kroatischen Jahrhunderts haben jedoch dazu geArchitektur. führt, dass sie mehrmals geschlossen wurde. 1945 wurde die Börse im sozialistischen System abgeschafft. Das repräsentative Gebäude trägt in seinen einfachen klassischen Elementen die Handschrift des Architekten Kovačić. Heute befindet sich hier die Kroatische Nationalbank. Das Haus der Bildenden Kunst Kroatiens Die Vjenceslav-Novak-Straße Diese kurvige Straße befindet sich in der Nähe der bekannten Den nahe liegenden Platz der Vlaška-Straße und des Parks Opfer des Faschismus prägt “Ribnjak”. Eine Reihe erstklassig das Haus der Bildenden Kunst erhaltener Familienvillen Kroatiens. Das Gebäude bietet Räumlichkeiten für Ausstellungen repräsentiert eindrucksvoll und multikulturelle Begegnungen. die Zagreber Schule moderner Architektur. Der Baustil des frühen Der erste Museumsrundbau 20. Jahrhunderts verbesserte Europas wurde 1938 nach dem nicht nur in Zagreb sondern Entwurf des Bildhauers Ivan auch in anderen Städten Europas Meštrović als Kunstpavillon die allgemeine Lebensqualität. gebaut. Während des Neue Baumaterialien erlaubten Zweiten Weltkriegs wurde er den Bau von Flachdachhäusern, übergangsweise in eine Moschee was damals eine Innovation umgewandelt. Auch wenn sie war. Die Zagreber Schule heute nicht mehr existieren, Moderner Architektur vereint sind die damals entstandenen Minarette doch der Grund, warum zwei globale Strömungen dieser dieses Gebäude von den Zagrebern Bauphilosophie: Funktionalität und organische Bauweise. immer noch džamija (Kroatisch für Moschee) genannt wird. 66 Schritt für Schritt Die Vlaška-Straße In dieser hübschen Straße blieben die alten einstöckigen Häuser und traditionellen Handwerksbetriebe erhalten. Die Straße beginnt am Fuße der Mauern der Kathedrale und führt in den östlichen Teil der Stadt. Sie wurde nach ihren ursprünglichen Einwohnern benannt, die als Händler aus Italien kamen. Hier wurde der berühmte kroatische Schriftsteller August Šenoa geboren. Ihm zu Ehren wurde in dieser Straße ein Denkmal errichtet. Es zeigt den Schriftsteller, der sich an eine Anzeigesäule lehnt, in die eines seiner Gedichte über seine geliebte Geburtsstadt eingraviert ist. Der Pfefferkuchen Dieses aroma‑ tische Gebäck hat in Zagreb eine lange Tradition, die noch heute so lebendig ist wie damals. Die ungewöhnliche Mischung aus Honig, Walnüssen und Pfeffer wird besonders gerne zur Weihnachts‑ zeit gegessen. Der süß‑pfeffe‑ rige Leckerbis‑ sen schmeckt am besten mit einer Tasse heißen Tees. Auch interes‑ sant zu wissen: Je älter der Kuchen wird, desto bes‑ ser schmeckt er. Schritt für Schritt 67 Außerhalb des alten Stadtzentrums Das Technische Museum Die Allee Vukovar Das Museum für Moderne Kunst Die Save Der Bundek Der Jarun Der Mirogoj Der Park Maksimir Die Medvednica Außerhalb des alten Stadtzentrums Das Technische Museum Die Allee Vukovar Das Technische Museum befindet sich in der verkehrsreichen SavskaStraße, die von dem Stadtzentrum bis ans Ufer des Flusses Sava führt. In diesem konstruktionsinnovativen hölzernen Gebäude werden die wichtigsten Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik aufbewahrt. Besucher werden auf eine Reise mitgenommen, auf der ihnen von Bergbau bis Astronomie alles gezeigt wird. Unter anderem werden hier die alten Pferdebahnen sowie die ersten Raumschiffe aus den Anfangszeiten der Astronautik ausgestellt. Im Demonstrationskabinett Nikola Tesla können seine bekannten Versuche von den Besuchern selbst durchgeführt werden. Aber nicht nur über Tesla kann man Interessantes erfahren. Hier werden auch die Errungenschaften von Wissenschaftlern wie Faust Vrančić und Ruđer Bošković gezeigt, auf die Kroatien nicht minder stolz ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg blühte die kroatische Architektur erneut auf. Zu dieser Zeit entstand auch jene Allee mit den großen Wohngebäuden und Verwaltungsämtern, die heute als Die Allee Vukovar bekannt ist. Die kroatischen Architekten rissen sich vom Diktat des Sozialrealismus los und widmeten sich unter dem zunehmenden Einfluss Westeuropas einer verbesserten Wohnqualität. Damals entstand auch das bekannte Drago-GalićGebäude. Nach dem Entwurf des Architekten Kazimir Ostrogović wurde das neue Zagreber Rathaus gebaut. Etwas später kam die 70 Schritt für Schritt Das Museum für Moderne Kunst Auf der anderen Seite der Save, im Stadtteil Neu-Zagreb, erwartet Liebhaber der modernen Kunst eine Ausstellung kroatischer und ausländischer Kunst von den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts bis zum heutigen Tage. Das frisch Konzerthalle Vatroslav Lisinski eröffnete Museumsgebäude hinzu, die nach dem Komponisten umfasst eine Fläche von fast der ersten kroatischen Oper Liebe 15.000 Quadratmetern, auf der und Arglist benannt wurde. In der Zagreber und ihre Gäste Skulpturen, Nähe der Konzerthalle wurde 1990 Bilder, Fotos, Filme, Inszenierungen das neue Gebäude der Nationalund Lesungen kroatischer als auch und Universitätsbibliothek international bekannter Autoren gebaut, das einen Fundus von genießen können. Ab und zu 2,5 Millionen Büchern auf 114 werden auch Sonderausstellungen Regalkilometern aufbewahrt. organisiert, die den aktuellen Trends der Kunstwelt folgen. Schritt für Schritt 71 Der Bundek Die Save Der Jarun Am rechten Save-Ufer befindet sich der Bundek-Park. Diese ruhige Grünoase erstreckt sich praktisch im Herzen der Stadt auf einer Fläche von 35 Hektar. Am Wochenende ist der Bundek-Park ein beliebter Ort für Freizeit und Erholung. Kinder können sich hier auf mehreren Spielplätzen austoben während Angler sich an kleinen Seen mit Schwänen und Enten ein wenig Ruhe gönnen. Mit einer Länge von 940 Kilometern ist die Save einer der drei längsten Flüsse Kroatiens. Sie entspringt in Slowenien und mündet in die Donau. Bei der Entstehung von Zagreb spielte die Save eine sehr wichtige Rolle. Über Jahrhunderte hinweg wuchs die Stadt am linken Ufer des Flusses und breitete sich nach dem Zweiten Weltkrieg auch auf das rechte Ufer aus. Diesen nach dem Zweiten Weltkrieg entstandenen Stadtteil nennt man Neu-Zagreb. Über Jahrhunderte hinweg schützte der Fluss die Stadt, fügte ihr aber manchmal auch großen Schaden zu. Nach der großen Flut im Jahre 1964, in der die ganze Stadt überschwemmt wurde, wurde der Fluss durch Kanäle gezähmt. Heute wird die Stadt durch die beiden Ufer der Save zugleich verbunden als auch getrennt. Südlich vom Stadtzentrum befindet sich der Jarun-See, das so genannte Zagreber Meer. Der Jarun-Komplex besteht aus zwei miteinander verbundenen Seen, dem Kleinen und dem Großen See, die nach der großen Flut 1964 aus einem Altarm der Save künstlich angelegt wurden. Später wurden die Seen im Rahmen der Vorbereitungen für die Studentenspiele Universiade 1987 aufgebessert. Jarun ist das größte Sport- und Freizeitzentrum Zagrebs und verfügt über lange Wander- und Radwege, mehrere 72 Schritt für Schritt Sportgelände und eine lange Regattastrecke. Die Kieselstrände sind bei den Zagrebern besonders an heißen Sommertagen beliebt. In den Seen liegen auch fünf Inseln: die Insel der Universiade, die Insel Trešnjevka (nach einem Zagreber Stadtteil benannt) sowie die Inseln der Jugend, der Wildnis und der Liebe. Tagsüber wimmelt es hier von Spaziergängern und Freizeitsportlern und nachts herrscht in den zahlreichen Clubs und Lokalen am Ufer eine fröhlich ausgelassene Stimmung. Schritt für Schritt 73 Der Mirogoj Am Fuße des MedvednicaGebirges befindet sich der Zagreber Hauptfriedhof Mirogoj. Vor dem 19. Jahrhundert gab es in Zagreb insgesamt zehn kleinere Friedhöfe, die aber alle durch den Mirogoj ersetzt wurden. Die monumentalen Arkaden, Pavillons und Kuppeln wurden vom bekannten Architekten Herman Bollé gestaltet. Innerhalb des Friedhofs 74 Schritt für Schritt sind alle Religionen räumlich gleichgestellt. 1876 wurde der Fechttrainer Miroslav Singer hier als Erster bestattet. Der Mirogoj ist die letzte Ruhestätte bekannter kroatischer Persönlichkeiten und eine der schönsten ParkFriedhofsanlagen Europas. Herman Bollé, Architekt und Urbanist (1845 ‑ 1926), wurde in Deutsch‑ land geboren. 1876 zog er für die Restaurierung der Zagreber St.-Mar‑ kus-Kirche nach Kroatien und ließ sich schließlich in Zagreb nieder. Er spielte eine wich‑ tige Rolle bei Wie‑ deraufbau und Restaurierung mehrerer Bauob‑ jekte, die 1880 dem katastropha‑ len Erdbeben zum Opfer gefallen waren. Zu seinen bedeutendsten Projekten gehörte die Restaurie‑ rung der Zagreber Kathedrale im neugotischen Stil (die dem Dom sei‑ ner Geburtsstadt Köln übrigens sehr ähnelt), die Miro‑ goj-Mauer im Stil der Neurenais‑ sance und das Museum für Kunst und Handwerk. Der Park Maksimir Die Medvednica Im östlichen Teil der Stadt, nicht weit vom Hauptplatz entfernt, befindet sich der Park Maksimir. Als er 1794 eröffnet wurde, war er die erste öffentliche Promenade in Südosteuropa. Auf Wunsch Wunsch des Zagreber Bischofs Maksimilijan Vrhovac wurde dieser Eichenwald mit seinen wunderschönen Wiesen und Bächen in einen französischen Park umgewandelt. Nach seinem Gründer wurde der Park Maksimilijanov mir (Maksimilijans Ruhe) oder abgekürzt Maksimir genannt. Er ist immer noch eine ruhige Grünoase, in der sich Zagreber gern von der Hektik des Alltags erholen. Anfang des 20. Jahrhunderts wurde in einer Ecke des Parks der Tiergarten angelegt. Drei Füchse und drei Eulen waren damals seine ersten Bewohner. Heute werden auf einer Fläche von sieben Hektar 275 verschiedene Tierarten gehalten. Zagreb ist eine der seltenen Städte, die in direkter Nähe des Stadtzentrums einen Naturpark haben. Das Gebirge Medvednica schütz die Stadt vor kalten Nordwinden. Ihr höchster Gipfel Sljeme ist ein beliebter Ausflugsort der Zagreber. Den Wanderern stehen viele markierte Wege zur Verfügung, die auf den 1035 Meter hohen Gipfel führen. Oben befinden sich mehrere Lokale und Wanderhütten, wo die erschöpften Bergsteiger bei einem Bohneneintopf neue Kräfte tanken können. Medvednica wurde nach den Bären genannt, die hier einst heimisch waren (auf Kroatisch heißt Bär medvjed). Im Januar findet auf den hiesigen Skipisten jährlich das Weltcup-Rennen der Damen und Herren statt. Schritt für Schritt 75 Herausgeber: Tourismusverband Zagreb Text: Martina Petrinović Übersetzung: Media translations Tourismusverband Zagreb 10000 Zagreb Korrektur: Esther Bartmann Kaptol 5 Fotos: Želimir Horvat www.infozagreb.hr Juraj Kopač info@infozagreb.hr Željko Krčadinac Patrik Macek Ivo Pervan Tomislav Rastić Tomislav Šklopan Ivor Vodanović Goran Vranić AMZ Archiv HAZU Archiv TZGZ Archiv MGZ Photothek Art Director: Ivan Doroghy Design und Layout: DZN Studio Druck: Kerschoffset ISBN 978-953-228-024-1 Schritt für Schritt 77 78 Schritt für Schritt