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GUIDo Reni Glück und Geld aeropittura Abenteurer der Lüfte Maison rouge Sammler Antoine de Galbert hans makart Drama und Opulenz im Interview: mein Dorotheum R A F S I M ONS Dior-Chefdesigner E D I T OR I A L Franz Joseph Saal Palais Dorotheum Wien VIEW 3 Foto Gerhard Wasserbauer Das Dorotheum, ein weltweit agierendes Haus, hat seinen Stammsitz und sein Herz in Wien. Die Rolle dieser Stadt als lebendiger Schauplatz z e i t g e n ö s s i s c h e n K u n s t s c h a f f e n s w i rd b e i d e r vo m D o ro t h e u m i n i t i i e r te n V I E N N A A R T W E E K i m N ov e m b e r b e s o n d e r s o f f e n k u n d i g – s i e i s t a u c h e i n e s d e r T h e m e n d i e s e r A u s g a b e d e s „ D o r o t h e u m m y A R T M A G A Z I N E “. Im vorliegenden Heft möchten wir Ihnen die große internationale B a n d b re i te u n s e re s H a u s e s vo r Au g e n f ü h re n – vo n G u i d o R e n i , V i t to r i o M a t te o C o rc o s u n d F r i e d r i c h vo n A m e r l i n g ü b e r d i e M a l e r d e r A e ro p i t t u ra u n d G a b r i e l e M ü n te r b i s h i n z u R o n A ra d u n d I l ya K a b a k ov. B e s o n d e r s s e i a u f d e n S t ä d te s c h w e r p u n k t P a r i s h i n g e w i e s e n : U n s e re R e p rä s e n t a n t i n Joëlle Thomas führt durch „ihre Stadt“ und lässt sich dabei so manchen T i p p e n t l o c k e n . L e s e n S i e w e i te r s e i n P o r t rä t d e s K u n s t s a m m l e r s A n to i n e d e G a l b e r t u n d s e i n e r F o u n d a t i o n „ l a m a i s o n ro u g e“. P a r i s i s t a u c h e i n e d e r W i r k u n g s s t ä t te n d e s h o c h b e g a b te n D i o r - K re a t i vc h e f s R a f S i m o n s – i m I n te r v i e w m i t „ D o ro t h e u m m y A R T M AG A Z I N E “ s p r i c h t e r ü b e r s e i n e D e s i g n - Vo r l i e b e n a b s e i t s d e r M o d e . Auf Wiedersehen im Dorotheum oder auf dorotheum.com! M arti n B ö h m Geschäftsführer Dorotheum 08 Pa l a i s Dorotheum Coverfoto Raf Simons © David Sims / artpartner Dorotheergasse 17, 1010 Wien, Österreich Tel. +43-1-515 60-570, client.services@dorotheum.at Client Advisory Services Constanze Werner Tel. +43-1-515 60-366 constanze.werner@dorotheum.at Auktionskataloge & Abonnements Tel. +43-1-515 60-200 abo@dorotheum.at GUIDo RenI Glück und Geld aeRopIttURa Abenteurer der Lüfte MaIson RoUGe Sammler Antoine de Galbert www.dorotheum.com hans MakaRt Drama und Opulenz Impressum Dorotheum myART MAGAZINE, September 2013. Zweite Ausgabe. Palais Dorotheum, Dorotheergasse 17, 1010 Wien © Dorotheum GmbH & Co KG, DVR Nr. 0105104, FN 213974 v / Handelsgericht Wien, UID: ATU 52613505 Konzept, Redaktion: Doris Krumpl, Sinaida Schuller, Michaela Strebl-Pühringer Grafik: Studio Corsaro, Creative Director Miriam Wanzenböck, Art Direction Daniel Corsaro, Bernd Ganser Lektorat: scriptophil Fotografen: Christian Sarramon, David Sims, Gerhard Wasserbauer Druck: Gutenberg Druck Druckfehler und Irrtümer vorbehalten. im Interview: mein Dorotheum RaF sIMons Dior-Chefdesigner Inhalt AUCTION PASSION 06 B R E A D E D E S C A L O P E Ve r b o ( r ) g e n e Tr a d i t i o n 10 R E N I Glück und Geld 14 A eropi t t u ra Abenteurer der Lüfte 17 z ar u bin Im Banne der Normandie 18 A M E R L I N G Der Bruder als Modell 61 M U M O K Streifzug durch die jüngere Kunst 62 A r t w ee k Vom Exper ten-Networking zum Kunstfestival 66 M A k ar t Drama und Opulenz 70 K h m Von allen Seiten schön 71 M A K DOROTHEUM 22 ra f simons 72 H A N S E N Modestar und „Hausmann“ AUCTION HOUSE 28 D oro t h e u m Imperiales Erbe 34 modesc h m u c k Kapitale Klunker 38 u h ren Eine Geschichte der Zeitmessung CHOICE 42 M y C h oice Dorotheum-Experten stellen vor CITY 54 paris 56 L a M aison R o u ge Ein Sammler sieht rot 60 S t ä d t e t ipps Dorotheum International Architekt und Designer Hansens Freiherren-Diplom EVENTS 74 d ü sseldor f FAVOURITE Sichtbare Phantome der Form 10 Jahre Dorotheum Düsseldorf STORY 76 Ho h enlo h e Auferstehung CONTACTS 78 D oro t h e u m A d r e s s e n & Te r m i n e AUCTION 6 N o c h n i e w u r d e Tr a d i t i o n s o l u s t v o l l verbogen wie in den Entwürfen von breadedEscalope. Purer Formalismus widerstrebt den drei Wiener Produktgestaltern. Vielmehr entstehen meist in öffentlichen Performances und Aktionen Objekte zwischen Möbeldesign und Konzeptkunst. Ihre Arbeiten finden sich immer wieder auch in Dorotheum-Auktionen. V O N G e r ti D r a x l e r Verbo(r) gene AUCTION 7 T r adition Die einzigen Schnit zel, die auch für Veget arier bestens geeignet sind: breadedEscalope – S a s c h a M i k e l , M i c h a e l Ta t s c h l u n d M a r t i n S c h n a b l Der Hochstuhl „Olymp“ entstand bei der P e r f o r m a n c e „ L o v e m e B e n d e r “. Ein Exemplar wurde bei der Dorotheum-Designauktion im November 2012 mit 4.500 Euro zugeschlagen. „bastlerbedarf “ nennt sich der laden neben der in Wien-Ottakring situierten Ideenschmiede und Werkstatt des Designkollektivs breadedescalope (zu Deutsch „Wiener Schnitzel“). Zufall? Immerhin haben Sascha Mikel, Martin Schnabl und Michael Tatschl wegen ihres „bewusst dilettantischen Zuganges“ etwas von bastlern, aber auch von (Konzept-)Künstlern und Designern. Sie gestalten Möbel-Objekte, die meist im rahmen einer Performance produziert werden, Aktionsrelikte, die dann auch in Serie gehen können. „Wir wollen“ – Stichwort „process design“ – „weg vom Diktat der gestaltung!“ Der Zeitaspekt spielt eine rolle, ebenso wie „arme“ Materialien im Sinne der Arte Povera, und immer auch viel Humor. Das fängt schon beim logo von breadedescalope an: es zeigt, „in Anspielung auf den österreichischen Monarchie-Doppeladler“, so Tatschl, zwei voreinander fliehende Wildschweine in einem lorbeerkranz. Furore machten die drei – allesamt 1985 geborenen – Kärntner unter anderem mit ihrer Neuinterpretation des ganz in der Wiener Tradition liegenden bugholzmöbels à la Thonet. Sie stellten eine transportable lowtech-„bending unit“ inklusive Dampfkochtopf und Herdplatte zusammen, mittels derer Holzlatten in öffentlichen Aktionen, unter anderem bei der Mailänder Möbelmesse, in gebogene Form gebracht und zu eigenwilligen Objekten zusammengesetzt werden. Das Projekt „love me bender“ integriert einen Allerweltsplastikstuhl in einen Schaukelstuhl oder in einen Hochstuhl namens „Olymp“. letzterer wurde bei der Dorotheum-Design-Auktion im November 2012 für 4.500 euro zugeschlagen. Der Zufall spielt eine rolle bei den gefärbten Plastikhockern von breadedescalope: Deren Design ergibt sich, indem eine Form in einer Kugel mit Kunststoff befüllt und dann gerollt, gekickt, geworfen oder im Meer bewegt wird, ehe das Material aushärtet und das ergebnis feststeht. Der entstehungsort gibt dem Ding seinen Namen. Drei während eines Design-Festivals auf Teneriffa entstandene Hocker erzielten in der Dorotheum-Auktion im Vorjahr 3.375 euro. AUCTION 9 Dem Trio, das gemeinsam an der londoner Kingston University studierte und seit fünf Jahren sein Studio in Wien betreibt, bedeutet es viel, nicht als mythische Deus-ex-Machina-Designer vom Olymp aus zu dozieren, sondern den Designprozess so transparent wie möglich zu gestalten, Menschen auch zum Selbermachen zu animieren. „Zu selbst gemachtem hat man mehr bezug“, sagt Sascha Mikel. Der Idealismus, der die Designer in letzter Konsequenz auch abschaffen könnte, korrespondiert mit der durch Krise und Computerdominanz entstandenen Do-it-yourself-bewegung der vergangenen Jahre, die gärtnern, Schneidern, Stricken oder einkochen wieder salonfähig machte. „Democratic Furniture“ nennt sich programmatisch ein im Herbst 2013 startendes Projekt, das sich experimentell, theoretisch wie praktisch, mit Design-Prozessen auseinandersetzt. Tatschls Zukunftsvision: „Der Designer moderiert die entscheidungsfindung.“ erfahrungen diesbezüglich machte breadedescalope etwa bei der Aktion „Misfits revisited“: Die Firma Michael Thonet (Deutschland) spendierte Ausschuss-Material, interessiertes Publikum konnte dieses zu neuen Objekten zusammenfügen. breadedescalope fasziniert auch die Stärke von Alltagsdesign, etwa der auf jeder Schweizer Hütte zu findenden kräftigen Holzstühle. Diese Stabellen werden dann etwa in einen alpenländischen Schaukelstuhl transformiert. In Winterthur entwarf das Trio bei der Schau „Woodloop“ den „Winterthurer Sessel“, bei dem alle Teile eine Symbiose miteinander eingehen. So dient die spätere Sitzfläche als Arbeitsunterlage für das Holzbiegen. Sessel wie dieser sind ideale Kandidaten für In einer bewegten Fiberglaskugel e n t s t a n d e n e H o c k e r, deren Form vom Zufall bestimmt ist. Sie erzielten 2012 im Dorotheum 3.375 Euro. die kommende Design-Auktion des Dorotheum diesen November. Design-expertin gerti Draxler studierte Kunstgeschichte und initiierte 1996 die Dorotheum-Designauktionen. Möbel entstehen in öffentlichen Performances. Foto breadedEscalope Bugholzproduktion à la breadedEscalope: die transportable L o w t e c h - „ B e n d i n g U n i t “. Foto breadedEscalope AUCTION 10 Glück Am 15. Oktober versteigert das Dorotheum bei der Auktion Alte Meister eines der Hauptwerke Guido Renis, eines der größten i t a l i e n i s c h e n M a l e r d e s 1 7. J a h r h u n d e r t s : „ F o r t u n a m i t d e m Geldbeutel“ – das Glück einer bedeutenden Wiederentdeckung. V on M a r k M ac d onn e l l AUCTION 11 un d G e l d AUCTION 12 Bereits ab 1614 wurde Guido Renis Werk mit engelshaften Formen, kompositorischer Anmut und vollendeter Pinselführung assoziiert, der Künstler selbst mit Apelles, dem größten Maler der Antike, verglichen. Sein Zeitgenosse Gian Lorenzo Bernini war voller Bewunderung für Renis „Bilder des Paradieses“. Es hieß, die feinen, anmutigen Darstellungen jenseitiger Schönheit böten Gläubigen einen Vorgeschmack auf den Himmel. Die “göttliche Anmut” seiner Werke hob Guido Reni in den künstlerischen Rang eines Raphael. Das Dorotheum versteigert nun eines der Hauptwerke Guido Renis: Die „Fortuna mit dem Geldbeutel“ ist eine überaus bedeutende kunsthistorische Wiederentdeckung und präsentiert ein gar nicht himmlisches Sujet: Fortuna verspricht irdische Freuden: Geld und Juwelen, die sie aus einem Geldbeutel rieseln lässt, Macht und Ruhm, symbolisiert von Palmblatt und Zepter. Ein unstetes Glück, selbst wenn es das Geschick in Gestalt eines kleinen Putto zu lenken versucht. Dem Künstler selbst war die Fortuna überaus hold: unvollendete Bild überließ, mit der Bitte, es noch Reni war ein reicher Mann, die Mäzene zahlten nicht auszustellen. Gavotti aber hielt sich nicht an Höchstpreise für seine Bilder, seine einflussreiche die Abmachung, ließ von Gerolamo Scarsello, eine Malschule in Bologna hatte über zweihundert Schü- Radierung nach dem Gemälde anfertigen, und prä- ler. Und er liebte es, das Schicksal herauszufordern: sentierte das Bild in einer Festausstellung. Empört Der gefeierte Maler war als Spieler bekannt, der in über diesen Affront nahm Reni prompt die Arbeit wenigen Nächten enorme Summen verspielte. an einer zweiten Version des Gemäldes auf: Als Vorlage verwendete er, wie gewöhnlich, eine von Renis Fortuna Gemälde ist nicht nur von hoher seinem Veroneser Schüler Antonio Giarola begon- malerischer Qualität und ikonographisch rich- nene Kopie, die er mit einer einzigen Abweichung tungsweisend. Außergewöhnlich ist die komplexe zur Erstfassung vollendete: Fortuna gab er statt des Geschichte des Bildes, das sich zunächst in nam- Geldbeutels nun eine Krone in ihre rechte Hand. haften Sammlungen befand und bis vor kurzem als Dieses zweite Gemälde verkaufte er nach Florenz, verloren galt. Durch Nachforschungen ist es nun heute befindet es sich in einer privaten Sammlung gelungen, die Provenienz zum Teil nachzuzeich- in den Vereinigten Staaten. Die unvollendete Urver- nen, ein schwieriges Unterfangen, da das Gemälde sion mit dem Geldbeutel verkaufte der wortbrüchige schon zu seiner Entstehungszeit gefeiert und oft Abt Gavotti um eine doppelt so hohe Summe weiter, kopiert wurde, und es auch eine zweite Fassung des wie er Reni bezahlt hatte. Gemäldes von Reni gibt. Aktuelle Nachforschungen von Stephen D. Pepper Guido Reni fertigte zunächst das Gemälde von und Sir Denis Mahons haben jetzt ergeben, dass Fortuna mit einem Geldbeutel an. Die Arbeit war sich das zur Auktion kommende Gemälde, das vom Bologneser Abt Giovanni Carlo Gavotti in nach einer Restaurierung alle Charakteristika von Auftrag gegeben worden, dem Reni schon das Renis Malstil seiner späten Schaffensperiode zu Guido Reni La Fortuna Öl auf Leinwand 130 x 152 cm Schätzwert € 800.000 – 1.200.000 Auktion Alte Meister 15. Oktober 2013 AUCTION 13 Tage brachte, Renis Original ist. Das Bild stammt über Cagnacci bis zu Franceschini, in Rom wurde aus der bedeutenden Sammlung des Adelsge- Reni von namhaften Künstlern wie Domenichino, schlechts der Benadduci in Tolentino. Der Begrün- Romanelli, Bernini, Batoni und Mengs studiert. Ja der der Sammlung, Graf Benadduce Benadduci, sogar in Caravaggios Neapel bewunderten ihn Ribera der ab 1638 das Amt des Uditore del Torrone von und Stanzione, die wiederum große Wirkung auf Bologna bekleidete, muss das Gemälde direkt von spanische Künstler, vor allem auf Murillo, ausübten. Gavotti erworben haben. In Frankreich schätzten Le Brun, Greuze und Ingres seinen eleganten Stil und bezeichnenderweise Guido Reni war der am meisten gefeierte italie- stammten 18 der rund 400 italienischen Arbeiten, nische Künstler seiner Zeit. Selbst Caravaggios die als Beutegut Napoleons nach Paris geschafft wur- eigentlicher Durchbruch erfolgte erst später. Renis den, von Reni. Der französische Kunsttheoretiker Werke wurden weitaus häufiger nachgefragt und Roger de Plies brachte den Reiz der Gemälde Renis kopiert, allein der Status seiner Förderer und die auf den Punkt: Guido Reni habe „einen Ausdruck Preise, die diese für seine Werke bereit waren zu gefunden, der allen gefällt,“ seien seine Werke doch zahlen, und das einhellige Lob der zeitgenössischen „grande, facile“ und „gracieuse“ zugleich. – Ein wah- Kritik, lassen keinen Zweifel an Renis Bedeutung. rer Glücksfall für die Kunstgeschichte. Über Generationen entfaltete sich seine Wirkung auf Künstler seiner Geburtsstadt Bologna, von Sirani Gian Lorenzo Bernini Apollo und Daphne 1622 – 25 Galleria Borgehese Mark MacDonnell ist Altmeisterexperte im Dorotheum. Gerolamo Scarsello Fortuna mit Engel in den Wolken, 17. Jh Harvard Art Museums/Fogg Museum, William M. Prichard Fund, S1.71.2 Allan Macintyre © President and Fellows of Harvard College AUCTION 14 A b e nt e u r e r der Lüfte Renato Di Bosso Discesa con paracadute. Aeropittura 1938, Öl auf Holztafel, 50 x 70 cm Schätzwert € 20.000 – 30.000 Auktion Klassische Moderne 27. November 2013 AUCTION 15 Tullio Crali Sorvolando la città, 1926, Öl auf Leinwand, 60 x 79,5 cm Schätzwert € 35.000 – 55.000, Auktion Klassische Moderne, 27. November 2013 Stromlinien-Ästhetik, Geschwindigkeit, Bewegung: Das Kunstgenre Aeropittura, die Luftmalerei, versuchte den alten Menschheitstraum vom Fliegen in die Malerei umzusetzen. Nun klettern bei dieser Variante des Futurismus, die im Dorotheum bestens vertreten ist, auch die Preise in luftige Höhen. V on A l e ssan d r o Rizzi Propaganda oder radikal moderne Kunstströmung? Die Farbigkeit, die Stromlinien-Ästhetik, die mit Die Ende der 1920er-Jahre entstandene Aeropittura, dem Kinetismus und dessen Zeit eng verbunde- die Luftmalerei, lässt sich auf keinen Nenner brin- ne Formensprache der Aviatik entsprachen der gen. Tatsache ist, dass diese die Fliegerei, also einen symbolischen Bedeutung des Fliegens, das für uralten Menschheitstraum, verherrlichende Variante den Aufbruch und den Aufstieg einer vermeint- des Futurismus immer mehr Anhänger und Samm- lich ewigen Ordnung stand. Der Flieger wurde zur ler hat. Es brauchte, wie sich zeigt, die zeitliche Dis- Figur des Neuen Menschen stilisiert. Faschistisch tanz, um die Aeropittura jenseits aller ideologischen und gleichzeitig hochmodern sei diese italienische Implikationen als eigenes, sammelnswertes Kunst- Kunstströmung gewesen, meint Zeitgeschichtler genre anzuerkennen. Fernando Esposito in seiner Publikation „Mythische Moderne“ (2011). Für Mythos und Moderne AUCTION 16 Giulio D’Anna Soldati ed avventurieri del cielo, um 1928 Collage auf Karton, 40 x 32 cm Erzielter Preis € 12.500 Tullio Crali Attacco aereo, Öl auf Holztafel, 51 x 57 cm Erzielter Preis € 39.340 gleichermaßen Idol sei der Homo volans, der flie- Auktion Klassische Moderne im Mai 2013 erzielte gende Mensch, verkörpert im Bild des Ikarus, der Cralis „Attacco aereo“ hervorragende 39.340 Euro, stürzt und wiederaufsteht, so Esposito. Auf einer das Doppelte des Schätzwertes. In dem Bild zer- im Frühjahr 2013 im Dorotheum versteigerten schneiden zwei Doppeldecker durch imaginäre Bild-Collage von Giulio D’Anna findet sich ein Zei- Fluglinien und Lichtkegel förmlich den blauen tungsausschnitt mit dem Umriss eines Flugzeuges, Himmel und schweben über einem abstrahierten der Headline „Soldati ed avventurieri del cielo“ Hochhäuserwald. In der November-Auktion findet („Soldaten und Abenteurer der Lüfte“) und einem sich die Arbeit „Sorvolando la città“ von 1926, mit Flieger-Foto. einem Schätzwert von 35.000 bis 55.000 Euro. Dynamik, Fortschritt und Geschwindigkeit darzu- Renato di Bosso nimmt in seinen Arbeiten nicht, stellen war das Ziel der technikbegeisterten Futu- wie viele andere Flugmaler, die Pilotenperspektive risten, die das Element der Bewegung ins statische ein, sondern zeigt oft den quasi dokumentarischen Bild brachten – eine Art Film. Aus dieser Strömung Blick von noch weiter oben, über den Flugzeugen, entwickelte sich als spezielle Ausrichtung die Flug- auf die Erde. „In volo su Piazza delle Erbe a Verona. malerei. Kein Zufall, dass sowohl für den Futuris- Aeropittura“ honorierte ein Sammler im Mai die- mus (1909) als auch für die Aeropittura (1929) der sen Jahres mit hohen 39.340 Euro. Di Bossos italienische Dichter Filippo Tommaso Marinetti „Discesa con paracadute. Aeropittura“ kommt mit die zugehörigen Manifeste lieferte, deren Inhalt – einem Schätzwert von 20.000 bis 30.000 Euro in die Vorliebe für das Extravagante, die Gefahr und die November-Auktion. die Gewalt – auch von französischen Symbolisten und Anarchisten beeinflusst war. Die erste von Fazit: Das Interesse an der Luftmalerei, einem Marinetti organisierte Aeropittura-Ausstellung fand bedeutenden Kapitel in der Kunst der Moderne, 1931 statt, sie wanderte durch Italien und Europa. ist enorm … und längst nicht mehr ein rein italienisches Phänomen! Mit dabei war neben Größen wie Giacomo Balla, Fortunato Depero oder Enrico Prampolini unter anderem auch Tullio Crali. Bei der Dorotheum- Alessandro Rizzi ist Experte für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst in der Dorotheum-Repräsentanz in Mailand. AUCTION 17 I m Bann e d e r N o r man d i e Romantisch-poetische Natur mit Lichteffekten: Ein Spitzenwerk des Normandiezyklus von Viktor Zarubin kommt im Oktober zur Auktion. V on O lga S ug r o b ova - Roth Die Normandie faszinierte Viktor Küste und die ukrainische Steppe sei- 1909 wurde er ordentliches Mitglied Zarubin (1866 Charkiw – 1928 Lenin- ne malerischen Hauptmotive. der Kunstakademie, danach Sekretär grad). Der Ausnahmekünstler der der Petersburger Kaiserlichen Gesell- russischen Malerschule schuf in zwei Zarubin fand in den 1890ern zu sei- schaft zur Förderung der Künste. Als Dekaden einen Bilderzyklus dieser nen Hauptthemen, zur Vollkommen- er sich in den 1910er-Jahren wieder Landschaft, dessen Kraft und Emoti- heit des Stils brachte er es aber erst für längere Zeit in Frankreich aufhielt, onalität seine Werke auch innerhalb später. Nachdem er sich in Frankreich schuf er seine herausragendsten Werke. der großen Tradition der Normandie- mit den neuesten Kunstbewegungen darstellungen zum einmaligen Phä- des Postimpressionismus, des Symbo- Das durchaus emotionale Thema der nomen machen. Ein Bild aus diesem lismus, des Cloisonnismus der Kunst- an der Küste auf ihre Männer warten- umfassenden Zyklus, „Motiv aus der gruppe um Paul Gauguin in Pont-Aven den Frauen griff der Künstler mehr- Bretagne“, kommt in die Dorotheum- bekannt gemacht hatte, wurde er nach mals auf. Die besonders hohe Qualität Auktion von Gemälden des 19. Jahr- seiner Rückkehr nach St. Petersburg des Werkes, das über 50 Jahre in einer hunderts. Es begeistert durch die in Schüler des großen russischen Land- privaten russischen Sammlung ver- ihm steckende Kraft, durch die enor- schaftsmalers Archip Kuindschi, der blieben ist, lässt seine Ausführung in me innere Spannung der lakonisch ihm die romantisch-poetische Natur- den 1910er-Jahren vermuten. erfassten Formen und den energi- auffassung und die Bedeutung des schen Pinselstrich. Lichteffekts in der Darstellung des Bildmotivs vermittelte. Zarubin betei- Die Entscheidung, Künstler zu werden, fällte Zarubin erst spät. Er besuchte die Kunstschule parallel zu seinem Mathematikstudium an der Universität von Charkiw. Auch danach schlug er nicht den für russische Künstler typischen Weg ein: Statt sich an der Kaiserlichen Kunstakademie einzuschreiben, ging Zarubin nach Paris, wo er zwischen 1893 und 1896 die Académie Julian besuchte und sogar seine Werke im Salon zeigte. Seine französischen und amerikanischen Kollegen, aber auch die russischen Künstler, die sich seit den 1860er-Jahren in einer Künstlerkolonie in der Normandie angesiedelt hatten, lehrten Zarubin die Bretagne und die Normandie lieben und malen. Seit dieser Zeit waren die nordfranzösische ligte sich an mehreren Ausstellungen, Olga Sugrobova-Roth ist Expertin für russische Kunst. Viktor Zarubin Motiv aus der Bretagne Öl auf Leinwand 76 x 89 cm Schätzwert € 90.000 – 120.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts 16. Oktober 2013 AUCTION 18 J o s e f A m e r l i n g , d e r j ü n g e r e B r u d e r, s t a n d M o d e l l für ein Knabenporträt des berühmten Wiener Biedermeier-Malers Friedrich von Amerling, das im Oktober bei der Dorotheum-Auktion von Gemälden des 19. Jahrhunder ts zur Versteigerung kommt . V on S a b in e G r a b n e r Als der Wiener Maler Friedrich Amerling im September 1828 von einem ausgedehnten Aufenthalt in London und Paris zurückkehrte, war sein um vieles jüngerer Bruder Josef gerade einmal zehn Jahre alt. Ob seines hübschen Aussehens wurde er zum gerne verwendeten Modell Friedrich Amerlings, der während seiner Zeit in London gerade in der Darstellung von Kindern eine enorme Sensibilität entwickelt hatte. Angesichts der Werke von Sir Thomas Lawrence (1769 – 1830) und Sir Henry Raeburn (1756 – 1823) sowie deren Vorgängern Sir Joshua Reynolds (1732 – 1792) und Thomas Gainsborough (1727 – 1788) war es ihm zum Anliegen geworden, die englische Porträttradition mit seiner persönlichen Auffassung von Kunst und seinen eigenen künstlerischen Fähigkeiten in Einklang zu bringen. In der Folge entwickelte Amerling jenen besonderen Stil, der seine Werke mit der enormen Lebensnähe der dargestellten Personen sowie der ungemeinen Attraktivität und farblichen Brillanz seiner Bilder auszeichnet. Auffallend ist zudem, dass Amerling Kinder wie Erwachsene behandelte, also ihre Individualität betonte und ihre Persönlichkeit herausschälte. In jedem seiner Porträts trachtete er nach einer ausgewogenen Komposition und suchte über eine ausgeklügelte Lichtregie die Figur besonders edel erscheinen zu lassen. Mit dem geschmackvollen Ambiente, das bisweilen durch schwere Draperien, Landschaftsausblicke oder einen wolkenverhangenen Himmel bereichert wird, bewies Amerling sein feines Empfinden für die Schönheit, für die Melodie der Linie und die Wirkung der Farbe. Diese neue Form der Bildnismalerei ließ Friedrich Amerling in der Kaiserstadt sehr bald zu einem gefragten Künstler werden. Den endgültigen Durchbruch schaffte er 1832: Als Amerling in Rom weilte, ereilte ihn die Nachricht, Kaiser Franz II. (I.) wünsche von ihm porträtiert zu werden. Stante pede kehrte er nach Wien zurück, um mit dem Bild „Kaiser Franz I. von Österreich im Österreichischen Kaiserornat“ (1832, Wien, Kunsthistorisches Museum) seinen Erfolg zu begründen. Zahlreiche Aufträge seitens des Adels und des gehobenen Bürgertums waren die Folge. Ab nun galt Amerling als „fashionabelster“ Maler Wiens. Friedrich von Amerling Josef Amerling als Knabe, 1830 Öl auf Leinwand, 41,2 x 34,5 cm, Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 16. Oktober 2013 AUCTION 19 Der B r ud e r als M od e ll AUCTION 20 Daneben fand er auch die Muße, seine Fähigkeiten an Modellen aus der eigenen Familie oder dem Freundeskreis zu erproben. So finden sich im Werkverzeichnis ab dem Jahre 1828 zahlreiche Namen von Künstlerfreunden und Familienmitgliedern, darunter auch Bilder seines Bruders Josef. Einmal ist der Knabe vor einer Landschaft sitzend zu sehen (1828, WV-Nr. 150), ein anderes Mal im Profil mit einer Kappe auf dem Kopf (1829, WV-Nr. 154) oder als „fauler Student“ (1830, WV-Nr. 193, Abb. 1). Josef ist auch der am Ufer eines Gewässers ruhende berühmte „Fischerknabe“, der durch seine Verkleidung ganz in der Tradition des englischen Rollenporträts steht (1830, WV-Nr. 191, Abb. 2). Weitere Bilder zeigen das Kind in eleganter Tageskleidung mit einer blauen Jacke aus Tuch: einmal als Brustbild von vorne (1830, WV-Nr. 164), dann wieder mit nach oben gerichtetem Blick (1830, WV-Nr. 190, Abb. 3). Letzteres ist in kompositorischer Hinsicht interessant, denn der Oberkörper ist von leicht hinten, das Antlitz des Knaben aber im Dreiviertelprofil zu sehen. Die Haut hat Amerling mit zarten Lasuren herausgearbeitet, ein Hauch von Blaugrau umweht Stirn und Wangen und verleiht damit dem Gesicht Form. Modellierende Funktion erfüllen auch die Glanzlichter auf Nase und Lippen, dagegen erzeugen die weißen Farbtupfer in den Augen einen verträumt-schwärmerischen Ausdruck. Die braune Untermalung der Haare ist vor allem im vorderen Bereich des Kopfes durch eine Vielzahl von zarten Pinselstrichen Friedrich von Amerling Ein Fischerknabe, 1830 Belvedere, Wien AUCTION 21 in unterschiedlicher Färbung bedeckt, hell aufflammende Strähnen sorgen dabei für eine lebendige Wirkung. Im Gegensatz dazu ist die Kleidung weniger genau ausgeführt: Zügige Pinselstriche in hellem und dunklem Blau reichen aus, um dem Rock Form zu geben, ähnlich verhält es sich beim weißen Kragen des Hemdes. Dabei handelt es sich im Übrigen um ein bewährtes Stilmittel Friedrich Amerlings, vermochte er doch den Blick der Betrachter auf das Antlitz des Dargestellten zu konzentrieren. Josef Amerling hatte zwar großes Interesse an Kunst und auch musische Begabung, dennoch schlug er die Militärlaufbahn ein. Sein Leben lang nahm er aber Anteil am Fortgang seines malenden Bruders, über dessen Kindheit und wichtigste Stationen seiner Karriere ein 1879 verfasster Lebensbericht Zeugnis ablegt. Josef Amerling starb 1885, zwei Jahre vor seinem 1879 in den Adelsstand erhobenen Bruder, im 68. Lebensjahr. Sabine Grabner ist Kunsthistorikerin und Kuratorin für Gemälde des 19. Jahrhunderts in der Österreichischen Galerie im Belvedere und Herausgeberin des Ausst.-Kat. „Friedrich von Amerling. 1803 – 1887“ (Österreichische Galerie Belvedere, Leipzig 2003). Friedrich von Amerling Josef Amerling als fauler Student, 1830 Moravská galerie, Brünn DOROTHEUM 22 Dior-Chefdesigner Raf Simons: „myDOROTHEUM“ – Ein Gespräch mit dem belgischen Modeschöpfer über seine Leidenschaft für mid-entury Design und zeitgenössische Kunst, über kuratiertes Sammeln und den Wert des Wartens. DOROTHEUM 23 R AF M odest a r SIMONS u n d „ H a usm a n n “ S DOROTHEUM 24 Raf Simons ist weltbekannt als stilp r ä g e n d e r D i o r - C h e f d e s i g n e r, a b e r außerhalb des Rampenlichts hegt er eine konträre Leidenschaft für funktionelles u n d ge m ü t l i c h e s m i d - c e n tu r y D e s i g n . E i n e s Ta g e s w i r d e r s e i n e e i g e ne Möbel-Linie entwerfen, verrät der belgische Modeschöpfer im Interview mit Dorotheum myART MAGAZINE. Begonnen haben Sie aber mit 1950er-Jahre Ke r a m i k . W i e s o g e r a d e d i e s e s G e b i e t ? Meine Leidenschaft rührt daher, dass Keramik eine sehr pure, romantische und natürliche Sache ist, ich bewundere das Handwerk. Als ich mit Mode anfing realisierte ich, wie kompliziert diese ganze Struktur ist, Keramik war der Gegenpol. Zu dieser Zeit waren die Stücke noch nicht teuer. M i d - c e n t u r y, d a s m a n a u c h a l s m o d e r n i s t i - Raf Simons: Mir gefallen Objekte, die Komfort und s c h e s D e s i g n b e z e i c h n e n kö n n t e , u n d z e i t ge - Gemütlichkeit bringen, wie etwa die Lampen von n ö s s i s c h e Ku n s t . W i e g e h t d a s z u s a m m e n ? Jean Royère. Vor 15 Jahren wäre einen Loft mein Da muss man unterscheiden: In der Kunst sammle Ideal, clean und pur. Ich mag das nicht mehr. Viel- ich ausschließlich zeitgenössisch, es ist auch eine leicht ist es eine Frage des Alters und des Termin- Preisfrage – Ich würde liebend gern mit einem plans. Ich will am Sofa in der Nähe eines Kamins Picasso oder Modigliani leben. Ich verfolge auf- sitzen, das Essen am Tisch, Fernsehen. merksam die Entwicklungen des zeitgenössischen Dorotheum My Art Magazine: Darf man sich Ihr Zuhause mit mid-century Design w i e a u f d e m C ove r b i l d u n s e r e s Designs, ich besitze einige frühe radikale Stücke von Ron Arad. Aber ab einem gewissen Zeitpunkt geht es darum, mit welchen Stücken man leben will. D o r o t h e u m - M a g a z i n s vo r s t e l l e n ? Wo s i n d I h r e e i g e n e n r e a l i s i e r t e n M ö b e l e n t - Im Grunde schon, die Lampe von Serge Mouille würfe geblieben? Gibt es eine Chance, sie gehört mir, der Sessel von Jacques Adnet ist ausge- einmal im Dorotheum zu ersteigern? borgt – ich muss mich einfach wohl fühlen, das gilt Fast alles gab ich an Freunde weiter. Als ich mit für Dior, für Fotoshootings, für zu Hause. In meiner der Mode begann lehnte ich sie ab, nicht interes- Wohnung befinden sich viele Stücke von Jean Royère, semäßig, aber als meine eigene Praxis. George Nakashima und vor allem Pierre Jeanneret. Tr ä u m e n S i e m a n c h m a l vo n e i n e r e i g e n e n Kö n n te m a n J e a n n e r e t a l s I h r e n M ö b e l ko l l e k t i o n ? L i e b l i n g s d e s i g n e r b ez e i c h n e n , w a r u m ? Mir wurde es bereits mehrfach angeboten, eines Seine Entwürfe sind unglaublich. Fantastische Ergo- Tages werde ich es tun. Die Möbel des Modedesi- nomie, komfortabel und robust, Kinder können darauf gners Rick Owens bewundere ich wegen ihrer rumspringen. Ich fühle mich zu Designern hingezo- unverwechselbaren, erfrischenden Einzigartigkeit. gen, die eine Balance finden zwischen Einzigartigkeit Mein Respekt vor bestimmten Möbelentwerfern im modernen Design und der gleichzeitigen Anpas- stieg im Laufe der Jahre. Da denke ich: Falls ich sungsfähigkeit für verschiedenste Umgebungen. Es etwas mache, nur dann, wenn ich es besser mache! schaut nie wie in einer Kunstgalerie aus. Ich halte dieses Barcelona Lounge-Feeling nicht so gut aus. We l c h e K r i t e r i e n g e l t e n f ü r I h r e A u s wa h l beim Sammeln? Wü r d e n S i e s i c h a l s S a m m l e r b e z e i c h n e n ? Von Beginn an hatte ich eine kuratorische Hal- Absolut! Ich begann sehr früh zu sammeln, seit tung gegenüber meiner Sammlung. Es entspannt dem Ende der 80er Jahre. Ich studierte Industrial mich. Denn wenn du nur sammelst, dann ist die Design mit Spezialgebiet Möbeldesign. Seit jeher Sache schnell ein Durcheinander. Ich liebe es zu war ich vom mid-century Design und von zeitge- kuratieren! Wenn ich nicht Mode machen würde, nössischen Dingen fasziniert. Damals war es über- wäre mein Lieblingsjob Kurator in der Kunst- oder haupt nicht populär, so etwas durfte man nicht Designwelt. Ich reiße nicht irgend ein Designob- mögen, sondern Philippe Starck, Memphis Design jekt an mich, ich recherchiere den Denkprozess bei und diese Ästhetik. der Entstehung und zur Persönlichkeit dahinter. DOROTHEUM 25 Foto Xinhua / Eyevine / picturedesk.com Buchneuerscheinung über R a f S i m o n s i m Ta s c h e n - Ve r l a g Ko m m e n S i e s e i t I h r e r D i o r - Ze i t ü b e r h a u p t noch dazu? Terry Jones: „Raf Simons“, 120 S., € 29,99. Foto Dorotheum myART MAGAZINE Seite 22, aus dieser Publikation, mit freundlicher Genehmigung des Verlages Ich mache es ständig! Mit den heutigen Online-Möglichkeiten ist es leichter. Es ist meine Leidenschaft und mein Hobby. Ich umgebe mich gerne mit Arbei- 50. Mir kam vor, ich sprach aber mit einer Person, ten anderer schöpferischer Menschen, es gibt mir die viel jünger ist als viele meiner Mitstudenten. Das größte Genugtuung, Entspannung und Inspiration. vergesse ich nie. Das trifft besonders auf die Sammlung mit zeitgenössischer Kunst zu. Inwiefern wirkte sich diese Erfahrung auf Ihre eigene Modelinie aus? E s s c h e i n t , d e r E i n f l u s s d e r Ku n s t a u f I h r e Als ich begann, realisierte ich schnell, dass ich A r b e i t n i m m t z u – o b wo h l S i e j a s te t s b e t o - Personen mit 16 Jahren als auch mit 55 Jahren n e n , w i e s e h r S i e i h r e J u ge n d ge p rä g t h a t , damit ansprach. Das war alles eine Nischensa- b e s t i m m te M u s i k r i c h t u n ge n , S t r e e t s t y l e , che, sehr konzeptuell und intellektuell, auch spä- U n d e r g r o u n d , u n d s p ä te r d i e A n t we r p e n e r ter meine Arbeit bei Jil Sander. Wenn man jung M o d e d e s i g n e r, a l l e n vo ra n M a r g i e l a . ist, beschließt man Punk oder was auch immer zu Die Kunst hat tatsächlich mehr Gewicht. Aber mei- sein. Später sind essentiellere Dinge wichtiger, wie ne Hauptmotivation kommt aus der Zeit der Grün- etwa Ausgeglichenheit, Natur, die Welt als Gan- dung meines eigenen Modelabels, nämlich den zes, Menschlichkeit, all das. Bei Dior finde ich das Dialog zwischen unterschiedlichen Generationen Gegenteil von Nische, es ist ein globales Unterneh- in Bewegung zu bringen. Damit meine ich nicht das men und wird gut verstanden. Weiblichkeit, Natur, Alter allein. Als ich jung war, interessierte ich mich Blumen, Romantik – alles Elemente, die man mehr für Jugendkultur, Pop und alternative Szenen – versteht als Gothic oder Punk. Dior wird auch ohne und das in einem sehr konservativen, katholischen mich immer existieren, das nimmt Gewicht von Umfeld. Ich war im Kontakt mit Linda Loppa, der meinen Schultern. Mit der eigenen Firma hat man Direktorin der Kunstakademie, ich war 20, sie circa andere Verantwortlichkeiten. DOROTHEUM 26 RAF SIMONS ist einer der einflussreichsten zeitgen ö s s i s c h e n M o d e d e s i g n e r. 1 9 9 5 e r r e g t e R a f S i m o n s weltweites Aufsehen mit seiner gleichnamigen, eng g e s c h n i t t e n e n M e n s w e a r - L i n i e u n d d e r Ta t s a c h e , d a s s er seine Models von der Straße weg castete. Streetstyle und popkulturelle Elemente fließen in die konzeptuellen Arbeiten ein. Seit 2012 ist der als Industrie- und M ö b e l d e s i g n e r a u s g e b i l d e t e B e l g i e r, J a h r g a n g 1 9 6 8 , C r e a t i v e D i r e c t o r d e s H a u s e s D i o r. Z u v o r w a r e r s e c h s Jahre lang Chefdesigner bei der Jil Sander AG. Darüber hinaus lehrte Raf Simons einige Jahre an der Universität für angewandte Kunst in Wien. Foto Xinhua / Eyevine / picturedesk.com DOROTHEUM 27 Nun haben Sie also beides. Geht das gut? Apropos Medien: Wie haben Internet, Google Ich mochte es immer, zwei Dinge zu tun. Früher habe u n d F a c e b o o k I h r e Wa h r n e h m u n g ve r ä n d e r t ? ich mein Unternehmen mit Kuratieren oder Lehren Da bin ich ein bisschen Oldschool, aber ich befür- kombiniert. Es hält Dinge sehr frisch und am Leben. worte die Technologien, denn Sie schlüsseln uns Meine Wohnungen in Paris und Antwerpen sind auch auf wie die jüngere Generation, die Stimme unserer komplett verschieden. Zukunft, denkt und kommuniziert. Besonders bei L e b e n S i e t a t s ä c h l i c h m i t a l l e n ge k a u f t e n u n d e r s te i g e r te n D e s i g n - S t ü c ke n ? All the way! Meine Wohnung in Antwerpen ist sehr groß. Ich fand vor neun Jahren ein mid-century Haus mit interessanter Geschichte. Die ehemaligen meiner Arbeit finde die enorme Geschwindigkeit problematisch. Sie lässt keinen Platz für Mystik und Romantik. Als ich jung war, mussten wir uns sehr anstrengen etwas zu finden. Diese real-life Erfahrung dieser Anstrengung verlieh den Dingen auch Respekt. Besitzer importierten amerikanische Modernisten Nutzen Sie das Internet gar nicht? wie Nelson und Eames und sie stellten das Haus Doch, wenn es um praktische Dinge wie Flugin- wie einen Showroom in verschiedensten Stilen, etwa formationen geht oder weil ich bemerke, hoppla, Colani, jedes halbe Jahr um. Wahre Pioniere! eure Dorotheum-Auktion ist da, und innerhalb von W i e d a r f m a n s i c h I h r Pa r i s vo r s te l l e n ? Genau das Gegenteil: Hohe Wände, Haussmann-Stil, Salons, Kamin, Stuck. Nakashima und Jeanneret befinden sich in beiden Wohnungen, auch Werke von Sterling Ruby, ich brauche sie um mich. Er ist auch ein enger Freund geworden. F ü r e i n e I h r e r H a u te C o u t u r e S h o w s z e i g t e n S i e a u f d e n K l e i d e r n S te r l i n g Ru by s P r i n t s vo n S p r a y - B i l d e r n , S i e ko m b i n i e r te n d a s D i o r - E r b e m i t Z e i t ge n ö s s i s c h e m . U m vo n u n te r s c h i e d l i chen Stilen zu sprechen: Es scheint, S i e b r a u c h e n d i e s e D u a l i t ä t i m Le b e n ? Ich bin letztendlich ein sehr romantischer Hausmann. Ich finde es lächerlich, Stile zu wiederholen. Sekunden kann ich alles sehen. Aber früher musste man langsam herausfinden, wo diese Ausstellung oder Modeschau war, musste warten. Dann fand man einen Artikel darüber oder erstand ein Ticket, das rief Begehren hervor. Die jüngere Generation lernt nicht, so ihr Know-How und ihre Interessen zu entwickeln. Alles ist in der Sekunde abrufbar. Ich kritisiere sie nicht, es ist ja nicht ihre Schuld. Mögen Sie die epischen, erfolgreichen T V- S e r i e n w i e M a d M e n ? Sie inspirieren mich nicht. Und wieder, da bin ich romantisch: Mir gefällt die Vorstellung jeden Samstag eine TV-Show zu sehen. Aber das lässt mein Zeitplan nicht zu. Ich sehe lieber Kinofilme. Es geht nicht rein um Dekoration, es ist der Vibe. We l c h e s a h e n S i e z u l e t z t ? Man kann nicht Gemütlichkeit oder Geschichte „World War Z“, von Brad Pitt inszeniert, und den reproduzieren. letzten Tarantino, ein Meisterwerk! Aber genau so Wie passt da Wien ins Bild? Eine Stadt die ich liebe! Ich habe sehr gute Erinnerungen an diese Zeit, es waren immerhin fünf Jahre. Der Umgang der Leute untereinander ist großartig. Besonders liebe ich die Winterzeit. wie in der Kunst gibt es bestimmte Leute, von denen ich Fan bin, etwa von David Lynch oder Todd Haynes. Als schöpferisches Wesen muss ich immer zur Quelle dieser Kreativität gehen. Auch bei Monsieur Dior, da habe ich mir alles Footage-Material angesehen und auch seine Galeristentätigkeit studiert. Ke i n W i e n e r w ü r d e d a s s a ge n … Er vertrat etwa Giacometti und Dali! Vielleicht zieht Es ist schön! Mir gefallen auch so diese originalen mich mid-century Design so an, weil es an diese Orte wie das Cafe Prückel, wo Leute noch tatsäch- Langsamkeit erinnert inmitten so vielem mit kurzer lich Zeitungen mit einem hölzernen Zeitungshalter Lebenszeit. Es ist höchst erfreulich in meinem Alter lesen. Ich finde es unglaublich, das findet man sonst zu wissen, dass es Dinge gibt, die man für immer mag. nirgends mehr auf der Welt. Die Fragen stellte Doris Krumpl AUCTION HOUSE 28 ImperialeS Die mehr als 300-jährige Geschichte des Dorotheum ist eng mit jener des Habsburger-Reiches verbunden. Besonders drei Kaiser waren es, die das Auktionshaus entscheidend prägten. V o n Mi c h a e l a S t r e b l - P ü h r i n g e r AUCTION HOUSE 29 Erbe Eröffnung des neu erbauten Palais Dorotheum durch Kaiser Franz Joseph am 12 . November 1901 in Anwesenheit des gesamten österreichischen Hochadels Dorotheerstift Stich von Salomon Kleiner, um 1730 Joseph I. als Römischer König zu Pferd Elfenbeinstatuette von Matthias Steinl, 1693 Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer Der Gründer Der Gründer des Dorotheum, Joseph I., war ein vielseitig begabter und hochintelligenter junger Mann: Er beherrschte sieben Sprachen perfekt, war ausgebildeter Architekt und wie sein Vater Leopold I. ein begeisterter Musiker. Zeitgenossen schildern ihn als ausgesprochen attraktiv, abenteuerlustig, draufgängerisch und waghalsig. Bereits mit neun Jahren wurde er zum König von Ungarn gekrönt, 1705 nach dem Tod seines Vaters zum Kaiser des Heiligen Römischen Reichs gewählt. Mit Prinz Eugen an seiner Seite war Joseph I. im Spanischen Erbfolgekrieg erfolgreich, was ihm den Beinamen „der Sieghafte“ eintrug. Als barocker Herrscher und neuer Sonnenkönig plante Joseph mit dem Bau von Schönbrunn Versailles zu übertreffen, politisch trieb er zahlreiche Reformen voran, setzte sich für eine Abschaffung der Robot, des FrondiensGründungspatent des Versatz- und Fragamts vom 14. März 1707 tes, ein, straffte die Verwaltung, erneuerte das Steuerwesen. Er ließ die von den Türken verwüstete Josefstadt neu aufbauen, das Kärntnertortheater errichten, die große Glocke der Stephanskirche, die Pummerin, gießen und gründete 1707 das heutige Dorotheum – damals hieß es noch „Versatz- und Fragamt“. Das kaiserliche Gründungspatent sah seine Funktion als Auktionshaus, Pfandinstitut mit sozialem Auftrag nach dem Vorbild des italienischen „mons pius“ und Vermittlungsbörse von Mobilien, Immobilien und Dienstpersonal vor. Bereits vier Jahre später, mit erst 33 Jahren, starb Joseph I., wenige Tage, nachdem er an den Schwarzen Blattern erkrankt war. AUCTION HOUSE 31 Der Namensgeber Joseph II., ältester Sohn Maria Theresias, trat für einen aufgeklärten Absolutismus ein. In seiner nur zehnjährigen Regierungszeit in den Habsburgischen Erblanden (1780 – 1790) setzte er Reformen rasch um: eine Vereinheitlichung der Verwaltung, Abbau von Privilegien, Reformierung des Rechtswesens, Verbesserung von Sozial- und Gesundheitswesen, Verabschiedung des Toleranzpatentes für Religionsfreiheit, Säkularisierung „beschaulicher“ Orden … Aus heutiger Sicht leitete Joseph II. bahnbrechende Neuerungen ein, damals waren die Änderungen vielen zu radikal. Als „Volkskaiser“ mischte sich Joseph II. gerne unerkannt unter die Leute und soll, verkleidet als einfacher Bürger, auch das Dorotheum inspiziert haben. In jedem Fall kümmerte sich der Kaiser persönlich um die Angelegenheiten des Hauses, sorgte für die Öffnung der ursprünglich nur sehr Wohlhabenden zugänglichen Institution für alle Bevölkerungsschichten und für einen reglementierten Ablauf des Auktionsbetriebs. Bei der Wahl eines neuen Standortes widersetzte er sich den anderslautenden Vorschlägen seiner Beamtenschaft und wählte eine noble, beim Adel beliebte Adresse in Hofburg-Nähe: 1787 überließ er dem Unternehmen die Räumlichkeiten des von ihm aufgelassenen Joseph II. (1741 – 1790) Gemälde von Josef Hickl 18. Jahrhundert Augustiner-Chorherren-Stiftes mit der Kirche zur Hl. Dorothea. Sie gab der Institution ihren heutigen Namen: Dorotheum. Alte Meister und Gemälde des 19. Jahrhunderts im Franz Joseph Saal Palais Dorotheum Wien AUCTION HOUSE 32 Foyer, Palais Dorotheum Wien Der Bauherr Kaiser Franz Joseph I. war der am längsten regierende Habsburger Monarch. In seiner mehr als 60-jährigen Amtszeit von 1848 bis 1916 führte er die Donaumonarchie von den Revolutionsjahren bis in die Jahre des Ersten Weltkriegs. Während dieser Zeit, in der Ringstraßenära, erhielt Wien ein neues Gesicht. An der Stelle der alten Stadtmauer und des Glacis entstand eine mächtige Prachtstraße mit eindrucksvollen Prunkbauten im historistischen Stil, die das Stadtbild entscheidend prägten. Auch das in unmittelbarer Umgebung der Ringstraße gelegene Dorotheum wurde neu errichtet, davor wurden die alten Klostermauern geschliffen. Erich Graf Kielmansegg, Statthalter von Niederösterreich und Innenminister, ließ im kaiserlichen Auftrag ein Auktionspalais bauen und orientierte sich dabei an internationalen Vorbildern. Der ausgewählte Architekt, Emil Ritter von Förster, entwarf einen Monumentalbau in barocker Tradition, mit herrschaftlicher Einfahrt, gleich 13 Auktionssälen, Repräsentations- und Ausstellungsräumen sowie einem eindrucksvollen Festsaal mit Galerie und imperialen Insignien, dem Franz Joseph Saal. Schon damals waren die Innenausstattung und die klimatisch optimalen Kellerdepots hoch modern. Am 12. November 1901 nahm der Kaiser, umgeben vom österreichischen Hochadel, persönlich die feierliche Eröffnung vor. Auch heute noch bietet das Palais das attraktive Ambiente für die Präsentation der großen internationalen Auktionen des Dorotheum. Das älteste Auktionshaus der Welt ist damit wohl auch eines der schönsten. Michaela Strebl-Pühringer, Kunsthistorikerin, Germanistin und Werbekauffrau, leitet die Marketing-Abteilung des Dorotheum. Blick in die Dorotheergasse Fotografie, um 1920 Auktionsszenen im Dorotheum, einst und jetzt Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst im Franz Joseph Saal Palais Dorotheum Wien © Gerhard Wasserbauer FAVOURITE 34 Kapitale Klunker V i n t a g e C o s t u m e J e w e l l e r y h a t K o n j u n k t u r. Das beweist auch die jüngste Versteigerung alten Modeschmucks von Dior & Co im D o r o t h e u m . E i n k l e i n e r R a t g e b e r, w i e m a n in falsche Juwelen richtig investiert. V o n M a r i e -T h é r è s e H a r t i g Theodor Fahrner, Pforzheim um 1925/30 Silber vergoldet Erzielter Preis € 4.250 FAVOURITE 35 Bijoux Christian Dior, Henkel & Grosse Pforzheim, 1958 Swarovski-Kristallglassteine, signiert „Christian Dior 1958“ Erzielter Preis € 1.875 „Schmuck ist nicht dazu da, Neid zu erwecken – bestenfalls Staunen.“ Dieses State ment von Stilikone Coco Chanel trifft den Nagel auf den Kopf: Es sind nicht die Karat in Edelmetall und -stein, die einen bleibenden Eindruck hinterlassen, sondern das Design eines Schmuckstücks und das Flair, das es seiner Trägerin verleiht. Dieser Umstand erlaubt es auch Nicht-Millionärinnen, sich mit kapitalen Klunkern zu schmücken; peinlich wird die Sache ja erst, wenn falsche Juwelen echt wirken wollen. Das hat Modeschmuck aus großen Couture-Häusern freilich noch nie nötig gehabt: Der Name allein garantiert Qualität, sowohl im Design als auch in der Verarbeitung. Mademoiselle Chanel war eine der Ersten, die in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts mit ihren „Bijoux de fantaisie“ – vor allem Ohrclips, Anstecknadeln sowie unechten Gold-, Silber- und Perlenketten – Modeschmuck nicht nur salonfähig machte, sondern geradewegs zu einem modischen Must erhob. Im 20. Jahrhundert ließen Christian Dior und André Courrèges, Mary Quant und Yves Saint-Laurent, um nur einige stilprägende Couturiers zu nennen, aufwendige Geschmeide aus Glas und Strass fertigen, die sie als „Costume Jewellery“ auf den Markt brachten. Experten ziehen diesen Anglizismus übrigens bis heute dem deutschen Begriff Modeschmuck vor, der eher mit billiger Massenware assoziiert wird. Bei älteren Stücken spricht der Insider von „Vintage Costume Jewellery“. FAVOURITE 36 p r e i s w e r T, niChT Billig Modeschmuckstücke spielen naturgemäß in einer anderen preisliga als echte pretiosen. sie als billig zu bezeichnen wäre dennoch falsch, sind doch die Klunker längst begehrte sammlerobjekte geworden – ganz besonders dann, wenn sie von renommierten Designern für luxus-labels entworfen und von einschlägig bekannten herstellern aus hochwertigen Materialien gefertigt wurden. Den Beweis dafür lieferte kürzlich das wiener Dorotheum: in der auktion „Vintage Jewellery Design 1958 – 1972“ kamen anfang März dieses Jahres Colliers, Broschen und armbänder aus der umfangreichen Modeschmuck-sammlung Rudolf Weiss Kaufbeuren-Neugablonz um 1960/70 SwarovskiKristallglassteine Erzielter Preis € 500 eines deutschen ehepaares unter den hammer. Das Bemerkenswerte an den 150 objekten, die als erste Tranche versteigert wurden: es handelt sich samt und sonders um signierte, ungetragene (!) stücke aus Musterkollektionen, die Modefirmen wie Dior, pricharé oder Vendôme bei der legendären schmuckwarengenossenschaft neugablonz bei Kaufbeuren fertigen ließen. und weil es eben Muster waren, blieben viele stücke unikate – was sich auf das sammlerinteresse und den preis auswirkte. Vendôme, um 1960/70 Tombak, SwarovskiKristallglassteine Erzielter Preis € 625 weitere exzellente stücke der genannten Modefirmen können sammler diesen herbst im Dorotheum erwerben. am 8. november 2013 glänzen Colliers, armbänder und Broschen von Christian Dior, pricharé, Max Müller und Vendôme um die wette: Die nächste „Mad Man“-party kann beginnen! einen schwerpunkt setzt die auktion auch auf das spezialgebiet weihnachtsschmuck. Top-los der Dorotheum-auktion vom März 2013 war ein Collier von Bijoux Christian Dior aus dem Jahr 1972: Die farblosen, geschliffenen swarovski-Kristallsteine mit einem großen, violetten Mittelstein, gefasst in rhodiniertem neusilber, waren einem sammler 2.250 euro wert. sechs andere halsketten aus der bewährten Kooperation zwischen Dior und dem pforzheimer hersteller hen- Buchtipps: Renate Möller: Modeschmuck aus drei Jahrhunderten. Deutscher Kunstverlag (1996) Sabine Kurz, Mary Sue Packer: Strass. Heyne (1997) Vivienne Becker: Grossé + Bijoux Christian Dior. Arnoldsche Verlagsanstalt (2010) Judith Miller: Miller’s Ultimate Guide to Costume Jewelry. Octopus Publishing (2010) Gerda Flockinger: Vintage Jewelry Design: Classics to Collect & Wear. Lark Books (2011) kel & grosse spielten jeweils zwischen 1.500 und 1.875 euro ein. auch stücke aus dem haus pricharé, gefertigt 1960 bis 1965, stießen auf reges interesse bei den Bietern und brachten jeweils bis zu 1.250 euro. Pricharé Kaufbeuren-Neugablonz Tombak rhodiniert Swarovski-Kristallglassteine Modeschmuck Auktion 8. November 2013 Rufpreis € 220 g e Fa s s T, niChT geKleBT Doch was – abgesehen vom rein persönlichen geschmack des interessenten – bestimmt den wert eines Modeschmuckstücks? „neben dem Design, das möglichst ausgefallen und typisch sein sollte, ist Qualität das a und o“, erklärt regina herbst, expertin für Vintage Costume Jewellery im Dorotheum. „Das fängt bei gutem Material an, also zum Beispiel Murano-glas oder swarovski-steinen. Bakelit ist nicht gleich Bakelit; außerdem gibt es auch galalith, Zelluloid, lucite und vieles mehr.“ ebenso wichtig ist die Verarbeitung der stücke: Bei hochwertigem Modeschmuck werden steine wie bei echtem schmuck gefasst und nicht nur Rudolf Weiss Kaufbeuren-Neugablonz um 1965 SwarovskiKristallglassteine Erzielter Preis € 450 FAVOURITE 37 geklebt. in die Fassungen sind meist Datierung und Firmenmarke geprägt, was nicht nur Qualität garantiert, sondern darüber hinaus labelkäufer anlockt, die bekannte Marken no-name-produkten vorziehen. allerdings fehlt vor allem bei altem Modeschmuck oft die signatur, weshalb die expertin gute, nicht signierte arbeiten als unterbewertet einstuft – vorausgesetzt, entwurf und ausführung stammen aus derselben Zeit und sind kein neuzeitliches remake. Denn auch die entstehungszeit spielt bei der Bewertung eine maßgebliche rolle. „Je früher, desto besser!“, rät herbst. „Der ursprung von Vintage Costume Jewellery liegt in den 1930er-Jahren, als Kleider inklusive Modeschmuck verkauft wurden. Da der schmuck oft verloren ging, entstanden dafür eigene produktionen.“ Vor allem die hollywood-stars in amerika verlangten nach „eyecatchern“, also spektakulären Juwelen für ihre glamourösen auftritte. wohl nicht zuletzt deshalb herrscht im angloamerikanischen raum seit jeher ein anderes sammelbewusstsein als in europa, wenngleich hier wie dort für Modeschmuck aus europa derzeit größere nachfrage und höhere preise verzeichnet werden. Marie-Thérèse hartig ist Journalistin in wien mit schwerpunkt Kunstmarkt und wirtschaft. sie schreibt u. a. für „Der standard“, „gewinn“ und „Trend“. AUKTION 8. November 2013 Vintage Costume Jewellery Bijoux Christian Dior Henkel & Grosse Pforzheim 1972 Neusilber, SwarovskiKristallglassteine signiert „Chr. Dior 1972“ Erzielter Preis € 2.250 FAVOURITE 38 EINE GEScHIcHTE dEr ZEIT MES SUNG Breguet Souscription goldene 18-karätige einzeigrige Herrentaschenuhr, Nr. 1436 erzielter Preis € 27.140 Seit jeher ist es den Menschen ein Bedürfnis, die Zeit wenn schon nicht einzufangen, so doch zumindest zu messen. Womit könnte dies stilvoller geschehen als mit Uhren von höchster Raffinesse und attraktivem Design? Bei den großen Uhrenauktionen des Dorotheum zeigt sich immer m e h r, d a s s U h r e n n i c h t n u r M o d e a c c e s s o i r e s i n d , sondern auch tragbares Investment. VoN ASTrId FIAlkA-HErIcS Schon im Altertum beobachteten Menschen sowohl vorgebracht, die nicht nur einfach die Zeit messen: bei Tag als auch bei Nacht die Himmelskörper, um In Form von Taschen-, später auch Armbanduh- ihren persönlichen Tagesablauf danach auszurich- ren wurde die Uhr zum unverzichtbaren ständigen ten. Mehrere Jahrtausende umfassender Entwick- Begleiter, der heute nicht selten auch Statussymbol lung, Forschung und minutiöser Fertigung haben ist und Freude an der Technik widerspiegelt. hoch präzise und technisch aufwendige Uhren her- FAVOURITE 39 Breguet Tourbillon Nr. 36 goldene 18-karätige Herrenarmbanduhr, um 1989 erzielter Preis € 34.460 Weckherlin Elias (Augsburg, 1646 – 1688) seltene silberne einzeigrige Halsuhr in Bergkristallgehäuse erzielter Preis € 13.720 Rolex Chosmograph Daytona „Paul Newman“ Herrenarmbanduhr mit Chronograph, Modell 6241 Edelstahl, um 1966 erzielter Preis € 41.780 Uhrensammler schätzen neben den Funktionen oder dem äußeren Erscheinungsbild vor allem auch die historische Vergangenheit bedeutender Uhrenmarken. Einmal angesteckt von der Sammelleidenschaft, findet oft eine regelrechte Jagd nach einzelnen Modellen statt. kriterien sind einerseits die Marke selbst, andererseits technische Feinheiten und details, die eine Faszination ausüben. Zu einem wahren Technologieschub in der Entwicklung von Uhren kam es in der renaissance: Gehäuse schützten nicht nur vor Staub und Schmutz, sondern dienten auch als Fläche für individuelle Ziergestaltung. die Verwendung von Messing ermöglichte eine viel kleinere Ausführung diverser Zahnräder. Und schließlich baute man Federn ein, um sie als Energiespeicher für das Uhrwerk zu verwenden: die Uhr in Taschengröße war geboren. Ab Mitte des 17. Jahrhunderts gab es vor allem in England, Frankreich und deutschland erste Taschenuhren. Mit der einsetzenden Industrialisierung Mitte des 19. Jahrhunderts und den daraus resultierenden technischen Möglichkeiten begann man die Zeitmesser auch in Massenproduktion zu fertigen. In Mitteldeutschland, der Schweiz, Frankreich und England bildeten sich Zentren der Uhrenerzeugung heraus. Bedeutende Erfindungen verdankt die Uhrenbranche Abraham louis Breguet: Im Jahr 1796 entwickelte der Schweizer Uhrmacher etwa die erste hochtechnische Einzeigeruhr, die sogenannte Souscription-Uhr, die mit ihrer Genauigkeit beeindruckte. Nummer 1436 wurde nachweislich von Monsieur Breguet erzeugt und am 2. oktober 1804 erstmalig verkauft. diese Uhr erzielte im dorotheum einen rekordpreis von 27.140 Euro. Breguet Classique Alarm Nr. 3998 Herrenarmbanduhr mit Weckfunktion und zweiter Zeitzone, Automatik, Gold 750, um 2009 erzielter Preis € 16.160 FAVOURITE 40 Patek Philippe, seltene Herrenarmbanduhr mit Chronograph Gold 750, um 1987 Schätzwert € 80.000 – 120.000 Auktion Armbandund Taschenuhren 29. November 2013 Mit der 1801 patentierten Erfindung des beworben von Mercedes Gleitze, die als Erste den Tourbillon (franz. für „Wirbelwind“) gelang es Ärmelkanal durchschwamm. Bereits im Jahr 1931 Breguet, durch den Einfluss der Schwerkraft folgte die nächste bahnbrechende technische Neue- auf die Unruh hervorgerufene Gangungenau- rung, eine wasserdichte Armbanduhr mit Selbstauf- igkeiten hintanzuhalten. Für die königin von zug und datum: „oyster Perpetual day date“. In Neapel, caroline Murat, entwickelte Breguet den 50er-Jahren brachte man unter dem Namen zwischen 1810 und 1812 die erste Armband- „Submariner“ Modelle für Tiefseetaucher heraus. uhr. der bereits im Jahr 1783 kreierte soge- die zur gleichen Zeit entwickelte „Explorer“ nannte Pomme-Uhrzeiger (franz. für „Apfel“) war darauf ausgerichtet, den extremen Tempe- – den ein kleiner ring unmittelbar unter der raturen bei der Besteigung des Mount Everest Spitze des Zeigers charakterisiert – ist bis heute das standzuhalten. Als chronograph konzipiert Markenzeichen von Breguet, längst hat sich dafür und gebaut, machte die „daytona“ vor allem die Bezeichnung „Breguet-Zeiger“ etabliert. Heu- Schauspieler Paul Newman zu einem der te erzielen Breguet-Uhren bei Auktionen nicht nur beliebtesten Modelle von rolex. Alle genann- wegen ihres historischen Wertes oder ihrer techni- ten Modelle werden – in technisch immer schen raffinessen Spitzenpreise; ihre unverkenn- weiter verfeinerter Form – heute noch ange- bare äußere Form und die Ausarbeitung genießen boten. Gerade diese kontinuität ist einer der bei Uhrenliebhabern höchstes Ansehen. Hauptgründe, weshalb rolex-Uhren bei Auktionen sehr stark nachgefragt sind. Als im Jahr 1844 Antoine Norbert de Patek und Jean Adrian Philippe in Genf eine gemeinsame die hohen Verkaufsraten von 80 bis 90 Pro- Firma gründeten, ahnte wohl niemand, welche zent bei den großen Uhren-Auktionen des renommierte Marke daraus hervorgehen würde: dorotheum sowie die Steigerungen, die bei Patek Philippe. Monsieur Philippe hatte bereits für einzelnen Modellen zu verzeichnen sind, zei- die Uhrenbranche revolutionäres erfunden: eine gen ganz deutlich das wachsende Interesse, Uhren Taschenuhr mit kronenaufzug. Bei dieser soge- nicht nur als Modeaccessoire, sondern auch als nannten remontoiruhr ließ sich ohne Schlüssel tragbares Investment zu sehen. Unabdingbare Vor- und Öffnen des Gehäuses das Uhrwerk in Gang aussetzung, um Wertsteigerungen zu erzielen, ist bringen und die Zeit umstellen. dass Patek Phillipe aber ein einwandfreier Zustand und im Idealfall im Jahre 1881 die erste Alarmuhr auf den Markt das Vorhandensein von originalpapieren wie rech- brachte, gehört zu den weiteren Meilensteinen des nungen, Zertifikaten oder aktualisierten Serviceun- Hauses, dessen Uhren bei Auktionen Spitzenpreise terlagen. Will man den Investitionsgedanken wei- erzielen. der Slogan „Beginnen Sie Ihre eigene Tra- ter verfolgen, so empfiehlt es sich, beim Ankauf auf dition“ hat schon so manchen Sammler auf die Idee große Namen und seltene Modelle zu setzen: die gebracht, eine Patek nicht allein für sich, sondern zu erzielenden Preissteigerungen bei den interna- auch für seine Nachkommen zu erwerben. tional ausgerichteten dorotheum-Auktionen belegen dies eindrucksvoll. Auch andere große Hersteller wie cartier, chopard, IWc, omega oder Jaeger-lecoultre weisen eine lange Tradition in der Uhrenerzeugung und -entwicklung Astrid Fialka-Herics ist leiterin der dorotheumAbteilung Uhren und Juwelen, Expertin für Juwelen, Juristin und gelernte Goldschmiedin. auf und erfreuen sich stetig steigender Nachfrage. Besonderen Wert auf dauerhaftigkeit, Präzision und Funktionssicherheit legt seit jeher das erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründete Haus rolex, dessen Uhren mit sportlichen Attributen punkten, gleichermaßen aber zu festlichen Anlässen getragen werden können. 1926 kam als erstes wasserdichtes Modell die „oyster“ auf den Markt – publikumswirksam Rolex Sea-Dweller Submariner 2000 „Double Red“ seltene Herrenarmbanduhr Automatik, Edelstahl, um 1973 erzielter Preis € 27.140 Patek Philippe goldene 18-karätige Herrenarmbanduhr mit ewigem Kalender Chronograph um 1970/80 erzielter Preis € 180.000 FAVOURITE 41 Allianz Art Privat Menschen schaffen Werte. Wir versichern sie. Ob Kunst, Antiquitäten, Schmuck oder wertvolle Sammlungen, in Privatbesitz oder als Teil des Firmenvermögens, wir haben individuelle Lösungen. Fragen Sie die Kunstexperten bei Allianz! Sie helfen bei der Erhaltung Ihrer Schätze. Ihre Ansprechpartner für die Allianz Art Privat Kunst- und Haushaltversicherung Mag. Cornelia Ellersdorfer Tel.: +43 5 9009-80639 cornelia.ellersdorfer@allianz.at Mag. Brigitte Kieweg Tel.: +43 5 9009-88756 brigitte.kieweg@allianz.at CHOICE 42 MY C h o i ce Dorotheum-Experten über ihre Lieblingsobjekte aus kommenden Auktionen Als einer der bedeutendsten Bildhauer seiner Zeit konnte Giovanni Giuliani (1664 – 1744) wichtige und hochrangige Auftraggeber wie das Haus Liechtenstein, das Zisterzienserstift Heiligenkreuz oder Graf Kaunitz vorweisen. 1711 schloss er sich, unter anderem auch aus finanzieller Not, als Familiare dem Zisterzienserstift Heiligenkreuz an. Er betrieb dort bis zu seinem Tod 1744 eine Werkstatt und schuf mit Hilfe von Lehrlingen und Gesellen zahlreiche Tonmodelle sowie Skulpturen aus Stein und Holz. Bei Gesicht und Händen legte der Meister jedoch immer selbst Hand an. So existiert eine Vielzahl an Werkstätten-Arbeiten, zu denen wir auch diese Skulptur, wohl eine Heilige Anna mit Jesuskind, zählen dürfen. Sie beeindruckt durch das lebensnah gestaltete Antlitz einer älteren Frau, die das liebliche Jesuskind in ihren Armen hält. Die Johann Georg Platzer Konzert im Palast Öl auf Kupfer, 65,3 x 92,4 cm Schätzwert € 120.000 – 150.000 Auktion Alte Meister 15. Oktober 2013 etwas verhaltene Pose und die beruhigten Falten entsprechen dem Thema der Darstellung. Christine Masser, Expertin für Skulpturen Lebensnah Giovanni Giuliani und Werkstatt Hl. Anna mit Jesuskind, um 1700 Lindenholz geschnitzt, Höhe 138 cm Schätzwert € 40.000 – 60.000 Auktion Möbel, Skulpturen und Antiquitäten 14. Oktober 2013 CHOICE 43 Meisterwerk d es R o k ok o Zu den Höhepunkten der Auktion Alte Meister im sition als auch in der subtilen technischen Ausfüh- Oktober zählt ein Meisterwerk des 1704 gebore- rung zeigt es die Souveränität des Künstlers. Der nen österreichischen Rokokomalers Johann Georg von ihm bevorzugte Bildträger Kupfer sorgt für ein Platzer: „Konzert im Palast“. Das Bild stammt aus leuchtendes Kolorit. Durch feinste Nuancierung der der legendären Sammlung des Prager Industriellen Töne wird eine emailartige Wirkung erzielt. Mit Adalbert Freiherr von Lanna (1836 – 1909) und Kabinettbildern wie diesem wurde Platzer zu einem gelangte im Erbgang in eine Wiener Privatsamm- der wichtigsten und international erfolgreichsten lung. Das bisher unbekannte Gemälde ist eines der österreichischen Maler des 18. Jahrhunderts. bedeutendsten Werke Platzers, das in den letzten Jahren auf den Markt kam. Sowohl in der Kompo- Alexander Strasoldo, Experte für Alte Meister Vittorio Matteo Corcos, Junge Dame mit Hündchen ca. 1895, Öl auf Leinwand 108 x 85 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts 16. Oktober 2013 Salon d a me mit Hund Als „Giovane donna con cagnolino“ entstand – es war vermutlich das Jahr 1895 –, galt Vittorio Corcos bereits als einer der herausragendsten italienischen Porträtmaler von Salondamen. Bis 1886 hatte er sich in Paris aufgehalten und für den angesehenen Kunsthändler Adolph Goupil exklusiv Auftragsarbeiten angefertigt. Viele seiner berühmtesten Porträts entstammen dieser Kooperation. CHOICE 45 Russische Veduten-Vase mit feuervergoldeter Bronze Ansichten einer farbig gemalten Seelandschaft, des rauchenden Vesuv, der Buchten von Neapel, des Klosters San Angelo (Martino) und eine idealisierte Ansicht mit römischen Ruinen St. Petersburg, blaue Marke Zar Nikolaus I., 1825 – 1855 Schätzwert € 90.000 – 140.000 Auktion Möbel, Skulpturen und Antiquitäten 14. Oktober 2013 Friedrich Christian Nerly, Partie aus Venedig Öl auf Leinwand, 60 x 97 cm, Schätzwert € 80.000 – 120.000 Auktion Gemälde des 19. Jahrhunderts, 16. Oktober 2013 Hochbedeutende italienische Barockkommode aus dem ehemals königlichen napoleonischen Palazzo Caprara Montpensier in Bologna auf der Rückwand „N“ für „Napoleon“ und „MR“ für „mobilier royal“ gestempelt Mitte 18. Jahrhundert Schätzwert € 65.000 – 80.0000 Auktion Möbel, Skulpturen und Antiquitäten, 14. Oktober 2013 Im späten 19. Jahrhundert waren Gemälde von weiblicher Schönheit besonders begehrt. „Junge Dame mit Hündchen“ verdeutlicht, warum Corcos als Koryphäe seiner Zeit angesehen wurde: Auf dem Bett kniend, richtet eine bezaubernde Schönheit ihren Blick direkt auf den Betrachter, während ein Hündchen versucht, an ihr hochzuklettern. Das Tier – vermutlich ein Terrier, die als treu und anhänglich gelten und beliebte Gesellschaftshunde sind – ist ebenso chic wie sie selbst. Das Tüllkleid der mondänen jungen Dame, gearbeitet aus Satin, zeugt vom luxuriösen Stil der Epoche. Der karge Hintergrund rückt die vornehm gekleidete, perfekt frisierte Dame noch stärker in den Vordergrund. Gautier Gendebien, Experte für Gemälde des 19. Jahrhunderts CHOICE 46 Sessel aus der Villa Aubecq, Brüssel Victor Horta, 1899 – 1903, Ahorn Schätzwert € 10.000 – 15.000 Auktion Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts, 26. November 2013 „Bilder haben die Aufgabe, der Menschheit das Geheimnis der Natur aufzuschließen.“ So beschreibt Anton Faistauer (1887 – 1930) seine Bemühungen, die abendländische Maltradition weiterzuentwickeln. Er zählt neben Klimt, Schiele, Kokoschka und Boeckl zu den wichtigsten Pionieren der modernen Malerei in Österreich. Seine Landschaften, Stillleben und Porträts sind in ihrer künstlerischen Entwicklung von der französischen Malerei – vor allem von Paul Cézanne – geprägt. Elke Königseder, Expertin für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst 1899 begann der belgische Architekt Victor Horta, einer der Begründer des Art nouveau, mit dem Bau einer Villa für den Industriellen Octave Aubecq. Anton Faistauer Pfingstrosen, 1921 Öl auf Leinwand, 76,5 x 47 cm Schätzwert € 70.000 – 100.000 Auktion Klassische Moderne 27. November 2013 Nicht nur das Gebäude, auch die Inneneinrichtung der Villa Aubecq in Brüssel war ganz im Stil des belgischen Jugendstils gehalten. Viele historische Aufnahmen zeigen die Räumlichkeiten und ihre Einrichtungsgegenstände, so auch diesen Sessel. In den 1950er-Jahren wurde die Villa abgerissen. Das Mobiliar gelangte teilweise in Privatbesitz, viele Holz- und Glasarbeiten befinden sich heute im Musée d’Orsay in Paris. Moderner Bl i c k Julia Blaha, Expertin für Jugendstil und angewandte Kunst des 20. Jahrhunderts CHOICE 47 Gabriele Münter, Winter in Elmau, 1933 Öl auf Sperrholz, 33 x 45 cm Schätzwert € 260.000 – 300.000 Auktion Klassische Moderne, 27. November 2013 W i n t e r fa r b e n Anfangs Mitglied der Künstlergruppe „Der Blaue Reiter“, blieb Gabriele Münter (1877 – 1962) im Gegensatz zu Kandinsky und seinen abstrakten Bildern bei der figurativen Malerei. Ihre Landschaften, Figurenszenen und Porträts zeigen eine Reduktion auf das Wesentliche. Durch breite Pinselstriche verlieh sie der Komposition eine rhythmische Durchgliederung. Die kühle Farbwahl der Winterlandschaft zeugt von den tiefen Empfindungen Münters für die Natur. Petra Schäpers, Expertin für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst Carl Moll, Blick von der Hohen Warte auf Heiligenstadt, um 1900, Öl auf Leinwand, 80 x 80 cm Schätzwert € 280.000 – 360.000 Auktion Klassische Moderne 27. November 2013 CHOICE 48 L E i n wa n d ProduZEnt Theo Altenberg: Fiktives Gespräch zwischen Werner Saatleder und Rudolf Kirsten, dem Leinwandproduzenten: Frage: Haben Sie Herbert Brandl malen gesehen? Leinwandproduzent: Selten, aber weil ich ihn schon lange kenne, oft. Früher hat er mehr gemalt. Das sind wechselnde Phasen. Er malt sowieso immer nur, wenn er nichts anderes zu tun hat. Frage: Wie meinen Sie das? Leinwandproduzent: Malen ist das letzte, was er machen würde, wenn er es verhindern könnte, aber irgendwann lässt es sich nicht mehr verhindern. Obwohl es immer schmerzhafter wird zu malen, was den Arbeiten ja nicht schadet, im Gegenteil. Das Angenehme bei ihm ist, dass nichts zur Routine wird. ..... Es gibt sinnlich empfindende, konzeptuell empfindende und es gibt die, die beides emfpinden und Ehrgeiz entwickeln. Er ist ein sehr sinnlicher Zeichner, ein konzeptuell empfindender Maler, dessen Wahrnehmungen und Erlebnisse in die Welt einfließen. Elke königseder, Expertin für Moderne und Zeitgenössische kunst Barbara Hepworth Mincarlo: Three curves with strings, 1971, 8 karatiges Gold auf Steinsockel schwarz poliert Gold-Gewicht: ca 1.500 g Höhe 16 cm Schätzwert € 60.000 – 80.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 26. November 2013 Herbert Brandl, Ohne Titel, 1999 Öl auf Leinwand, 195 x 400 cm Schätzwert € 40.000 – 60.000 Auktion Klassische Moderne 27. November 2013 CHOICE 49 Hans Hartung T 1948-36, signiert, datiert Hartung 48 Öl auf Leinwand, 50 x 65 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 26. November 2013 Irritierend und z u gle i c h f a sz i n i e r e n d Das Instrument Hohlspiegel reflektiert und interagiert mit jeder sich bewegenden Erscheinung, die es von außen aufnimmt und als Umkehrbild gebündelt in den Raum zurückwirft. Nur durch den Betrachter können die Objekte in Funktion gesetzt werden. Adolf Luthers Sphärisches Objekt ist durch seine Größe und die neun großen seriellen Spiegel so angelegt, dass der Betrachter sich vor dem Objekt bewegt und auch bewegen soll, nur so wird ihm die vom Künstler intendierte komplexe Erfahrung vermittelt, das Licht und auch den umgebenden Raum in neuer Weise zu erfassen. Petra Schäpers, Expertin für Moderne und Zeitgenössische Kunst Adolf Luther, Sphärisches Objekt, 1983 117 x 117 x 8 cm, Schätzwert € 45.000 – 60.000 Auktion Zeitgenössische Kunst 26. November 2013 CHOICE 50 Fle i S S i g w i e e i n e B i e n e Im Grenzbereich zwischen figurativer und abstrakter Malerei angesiedelt, wurde die portugiesisch-französische Künstlerin Maria Helena Vieira da Silva (1908 – 1992) durch ihren malerischen PatchworkStil berühmt, den sie sich in den 1930er-Jahren erarbeitete. Ihre Gemälde sind aus vielen mosaikartigen Farbflächen aufgebaut und wirken wie ein Gitternetz aus Linien. Bei ihrer Betrachtung scheinen die Linien und Farbflecken Gestalt anzunehmen, sie ziehen den Betrachter förmlich in das Bild hinein. Maria Helena Vieira da Silva, Le four, 1952, Öl auf Leinwand, 60 x 73 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000 Auktion Klassische Moderne, 27. November 2013 CHOICE 51 Giorgio de Chirico Piazza d’Italia, 1964, Öl auf Leinwand, 50 x 60 cm Schätzwert € 200.000 – 300.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. – 27. November 2013 Mario Schifano Incidente, 1963 Lack auf Papier auf Leinwand, 200 x 200 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2013 „Es muss so sein, dass sich der Betrachter vor einem Wesen wiederfindet, das ihm Gesellschaft leistet, ihm Geschichten erzählt, ihm Sicherheit gibt. Mit meiner Leinwand und Palette muss ich beständig eine bestimmte Arbeit tun: ein wenig mehr Weiß, ein wenig mehr Grün, zu kalt, zu heiß, steigende Linien, fallende, sich verbindende, dies bedeutet viel in der Malerei und nichts in Worten. Ich glaube, dass durch das Hinzufügen kleiner Flecken, fleißig wie eine Biene, das Bild entsteht. Ein Bild muss ein Herz haben.“ (Vieira da Silva, 1955) Vieira da Silva studierte anfänglich Bildhauerei, bis sie 1929 unter dem Einfluss von Fernand Léger zu malen begann. Einer Reise nach Marseilles 1931 folgte ihr stilistischer Durchbruch, der ihr zu der für sie fortan typischen Vereinfachung der Form verhalf: Die berühmte Schwebefähre in Rochefort, eine kühne Eisenkonstruktion aus dem späten 19. Jahrhundert, erschien ihr bei bestimmter Beleuchtung wie eine „Imagination aus Raum und Licht“ (Werner Schmalenbach); diese Impression verarbeitete sie von da an verfremdet in ihrer Malerei. Patricia Pálffy, Expertin für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst Ilya Kabakov The Apartment Battle 1 (aus seiner Serie von 6), 2000 Öl, Email auf Holz, 126 x 130 cm Schätzwert € 180.000 – 250.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. November 2013 CHOICE 52 Op-Art und Kinetismus verbindet das einzigartige „Pannello Dinamico“-Regalobjekt, bei dem jedes Element beweglich ist, was zig Varianten und Ansichten erlaubt. Die italienische Künstlerin Dadamaino arbeitete zur Entstehungszeit des „Pannello“ – das Objekt entstand in Zusammenarbeit mit der Architektin Paola Lanzani – auch an ihren stilistisch ähnlichen Cosmo Reliefs. Dadamaino Regalobjekt Pannello Dinamico Italien 1971 – 1977/78 Holz, 200 x 110 x 25 cm Unikat Schätzwert € 35.000 – 45.000 Auktion Design, 7. November 2013 SitZ-biLd, biLd-SitZ Zu Pollock-mäßig habe er seine Serie nicht anlegen wollen, meint Design-Star Ron Arad, aber „die Farbe tropfte verlockend wie Honig“. Aus seinem mit Sitzmulde versehenen geschwungenen „Big Easy“-Sesselentwurf, längst ein Klassiker, ließ der Designer die 18-teilige Serie „New Orleans“ hervorgehen. Jeden Freitag wurde ein Unikat geschaffen – spontan, frei und mit Funfaktor. Ron Arad Armchair New Orleans, 1999 Pigmentiertes Polyester verstärkt mit Fiberglas Aus einer Serie von 18 Einzelstücken Schätzwert € 50.000 – 70.000 Auktion Design, 7. November 2013 CHOICE 53 Xaver Sedelmeier framework III Edelstahl brut 100 x 40 x 205 cm Schätzwert € 6.000 – 8.000 Auktion Design 7. November 2013 Aufbewahren, verstauen. Was in einen Schrank oder eine Kommode kommt, soll darin bleiben. Was aber, wenn nichts hineinkann? Xaver Sedelmeiers Möbelentwürfe wirken graziös und elegant zugleich – und enthalten doch nichts als Luft. Der in Stuttgart lebende Künstler löst die Materialität des Möbelstücks auf und stellt in seinen aktuellen Objektarbeiten „Skelettmöbel“ die Frage nach dem Verbleib humanistischer Werte: Welche Werte versuchen wir materiell oder gar ideell zu bewahren? Worin liegt der Sinn der Anhäufung von Besitz? Und was ist es, das letztendlich nach einem erfüllten und „gefüllten“ Menschenleben übrig bleibt? Gerti draxler, Expertin für design ErfüLLtE LEErE? Xaver Sedelmeier framework I 60 x 30 x 140 cm Holz , gewachst Schätzwert € 5.000 – 7.000 Auktion Design, 7. November 2013 Xaver Sedelmeier framework II Edelstahl lackiert 120 x 30 x 80 cm Schätzwert € 5.000 – 7.000 Auktion Design, 7. November 2013 M y C it y 2 PA R I S Fotos Christian Sarramon B ä c k e r, B i s t r o t , Bilder: ganz persönliche Geheimtipps von Joëlle Thomas, DorotheumRepräsentantin in Paris. Sie führt durch ihr Paris. „La Femme du boulanger“ und dessen Regisseur. Und er hat sich den 3 Teil meines Feinschmeckerparis sind auch der Käsespe- Satz des von Raimu verkörperten zialist Laurent Dubois und seine Titelhelden zu eigen gemacht: „Ich ausgeflippten Verkäufer, denen zu werde euch ein Brot backen, wie ihr jedem Käse ein Gedicht einfällt – vor es noch nie gesehen habt … und in allem zum Schafskäse, der Spezialität diesem Brot wird Liebe stecken und des Hauses. viel Freundschaft.“ Von Joëlle Thomas 2 Im Bistrot Paul Bert macht man Bekanntschaft mit der Gastronomie. 4 Ein Paradies für Cineasten ist das Kino Le Louxor, das nach langer Restaurierung kürzlich Mein Paris ist so riesengroSS, dass französischen Auf- wieder seinen Betrieb aufgenom- der folgende Rundgang nur einen merksame Kellner servieren eine men hat. Neben einem ausgewähl- winzigen Einblick geben kann … unvergleichliche ten Filmprogramm bietet es auch Gänseleber, ein 1 1 4 Ob eine Bäckerei in diesen unverschämt großes Steak – hier gibt begleitende Ausstellungen. Der 1920 Paris-Ausblick passt? Ich bin es das sagenhafte Fleisch vom Charo- im „ägyptischen Stil“ errichtete denk- mir nicht sicher. Aber zu meinem lais-Rind – und einen unschlagbaren malgeschützte Bau mit reicher Orna- Paris gehört die Bäckerei Du Pain et Baba au rhum (ein Dessert, das dem mentik verbindet orientalische Ele- Des Idées von Christophe Vasseur. Er Wiener „Besoffenen Kapuziner“ nicht mente und Formen des Jugendstils: hat ein Brot kreiert, das er „Pagnol“ unähnlich ist). mit blauem Mosaik verzierte Kapitel- nennt – eine Hommage an den Film le, ägyptisch anmutende Säulen und CITY 55 6 5 vielfarbige Fenster in kunstvollen Schmiedeeisenrahmen. 5 Mit seinem Rosengarten und den bläulichen Glyzinien ver- 7 Einem Comic ähnlich erzählen in einem Saal des Louvre, mittelt das Musée de la Vie roman- Galerie Médicis genannt, 24 Wer- Die großen Pariser Kulturtempel tique das angenehme Gefühl, man ke von Rubens die Geschichte König kennt man ja. Deshalb habe ich für befinde sich auf dem Land … Dabei Heinrichs IV. und seiner zweiten Frau den Rundgang durch mein Kunst- ist man mitten in der Großstadt! Maria von Medici. Der Betrachter paris ein paar Besonderheiten aus- Der erste Besitzer des Hauses, der kann ganz eintauchen in die Ereig- gewählt. Die bekannte Fondation Maler Ary Scheffer, empfing hier nisse, in denen sich Politik, Noblesse, Cartier für zeitgenössische Kunst, im 19. Jahrhundert die Aristokra- Träume, Gewalt und Sinnlichkeit ver- die Jean Nouvel geplant hat, soll- tie der Stadt und malte zahlreiche mischen. Eine Zusammenfassung des te ich allerdings doch erwähnen. In Porträts, von denen jenes George Bilderzyklus bietet das erste Werk, deren luftigen Räumen werden her- Sands besonders bemerkenswert ist. das den Titel „Apothéose d’Henri IV vorragende Ausstellungen geboten. Bis Sie kam als Nachbarin und brachte et la proclamation de la Régence de la Mitte Oktober kann man die Werke Frédéric Chopin mit. In Scheffers Reine“ („Apotheose Heinrichs des IV Atelier werden heute Ausstellun- und die Ausrufung der Regentschaft gen von Künstlern des 19. Jahrhun- der Königin“) trägt. 7 3 derts gezeigt, und in dem hübschen Wohnhaus kann man Porträts bekannter Persönlichkeiten sowie Erinnerungsstücke von George Sand bewundern. 6 Am Place des Vosges liegt die Maison Victor Hugo. Die dort gezeigten Ausstellungen sind © 2009 Musèe du Louvre / Erich Lessing dem Schaffen des großen Dichters und Malers gewidmet. So werden des Australiers Ron Mueck sehen, etwa im Herbst unter dem Titel „La danach zeigt die Schau „America Cime du Rêve“ („Gipfel des Trau- Latina, 1963–2013“ weitgehend unbe- mes“) rund 50 Zeichnungen Hugos kannte Fotokunst aus Lateinamerika. den Werken von Max Ernst, Francis Im Mittelpunkt wird die Beziehung Picabia oder René Magritte gegen- zwischen Text und Bild stehen. übergestellt. Joëlle Thomas ist Repräsentantin des Dorotheum in Paris. CITY 56 Ein Sammler Blickfang: Licht-Arbeit von François Morellet CITY 57 s i eht rot Zwischen den Polen „grave“ und „drôle“ – also ernst und komisch – ordnet er seine Kunstsammlung ein: z e i t g e n ö s s i s c h e K u n s t , Tr i b a l A r t , C o m i c s u n d v i e l e s m e h r. Der Pariser Groß-Sammler Antoine de Galbert hat zudem vor knapp zehn Jahren eine bemerkenswerte F o n d a t i o n g e g r ü n d e t , „ l a m a i s o n r o u g e “. E i n P o r t r ä t . Von Doris Krumpl Paris, im Bobo-Viertel Bastille. Er kenne jedes der beeindruckendsten Kunststiftungen Frank- Stück seiner Kunstsammlung, versichert Antoine reichs ins Leben, „la maison rouge“. Dass er es ernst de Galbert. Und macht dabei Wischbewegungen: meint, beweist auch der unscheinbare Eingang Alles ist als Bilderfolge im iPad gespeichert, dem zum 2.500-Quadratmeter-Areal. Hier hat kein Star praktischen Archive to go für avancierte Kunstfreun- architekt eine hohle Prestige-Landmark gesetzt, de. Obwohl er mit den meisten seiner zeitgenössi- hier wird vielmehr musterhaft Kunst vermittelt. schen Kunstwerke, der Tribal-Art-Kollektion und Mit allem, was dazugehört: Der Freunde-Verein seinen Comics in einem mehrstöckigen loftartigen gibt limitierte Kunstwerke heraus, das Haus pub- Eigenheim unter einem Dach wohnt, bringt er peu liziert zu jeder Schau Kataloge und Theoriebände. à peu Teile seiner Sammlung an die Öffentlichkeit. Ein Café-Restaurant beherbergt die mit 25 angestellten Personen operierende Institution ebenso De Galbert, kultivierter Privatier aus französischem Hochadel, rief vor knapp zehn Jahren eine wie eine große Buchhandlung. CITY 58 Fotos Christian Sarramon Blumenbouquet aus Nationalflaggen von Franck Scurti, im Hintergrund Objekt aus Papua-Neuguinea Eingangsbereich von „la maison rouge“, der privaten Foundation zeitgenössischer Kunst in Paris Das rote Häuschen, das allem seinen Namen gab, Knapp zehn Jahre „la maison rouge“ heißt nicht war einst Kern eines metallverarbeitenden Betrie- zuletzt Mischung von High und Low. So zeigte bes. Großzügige Hallen und intime, für Video-Prä- man etwa „Vinyl“ – eine Zusammenstellung von sentationen bestens geeignete Räume bieten auf Künstlerplatten – oder eine Schau über Comics und 1.300 Quadratmetern Platz für das avancier- zeitgenössische Kunst. Schreiend komisch dabei te Ausstellungsprogramm, das Direktorin Paula „L’hospice“ von Gilles Barbier: Das lebensgroße Aisemberg in Absprache mit dem Hausherren Skulpturen-Ensemble stellt US-Superhelden im zusammenstellt. Großer Raum wird dabei Privat- Altersheim dar, den grauhaarigen Superman in der kollektionen eingeräumt – so zeigte man hier die Rollatorphase, Batman in Rentnerpantoffeln vor Sammlungen Falckenberg und Olbricht, die Video- dem Fernseher schlafend… kunst-Sammlung von Isabelle und Jean-Conrad Lemaître, Avantgarde-Werke aus dem Besitz Sylvio De Galbert schätzt sein subjektives, niemandem ver- Perlsteins und die Art-Brut-Kollektion von Arnulf pflichtetes Sammeln als Riesenprivileg. Von 1987 an Rainer. Im Austausch wurde auch de Galberts Pri- führte er in Grenoble eine Galerie – bis er erkannte, vatsammlung international ausgestellt, etwa sei- dass er sein bester Kunde war. Heute kauft er Kunst ne Auswahl französischer Kunst im me Collectors von unbekannten Youngsters bei Akademie-Aus- Room/Stiftung Olbricht in Berlin. Ein weiteres stellungen ebenso wie auf Messen wie der Art Basel. großes Interessensgebiet des Mittfünfzigers wird Auktionshäuser sind ebenfalls involviert, wenn- im Veranstaltungsraum von „la maison rouge“ gleich nicht im großen Maß. „Die Kunstwerke kom- offenkundig: Hier präsentiert sich de Galberts Aus- men zu mir“, beschreibt er seinen Zugang. Irgendwel- wahl an Tribal-Art-Kopfbedeckungen. che Gemeinsamkeiten? „Ich suche das Verstörende, Bizarre“, alles im Spannungsfeld von, wie er es französisch sagt, „grave e drôle“ („ernst und komisch“) – CITY 59 „Die Künstler heute sind sehr leise. Picasso war berühmt und konnte dabei ein Kommunist i n S h o r t s s e i n “. im Gegensatz zu dekorativ. De Galbert habe den tergründigem Grinsen und zeigt eine Handskizze. „Blick für das herausfordernd Abseitige“, formulier- Sie stellt das absolute Gegenteil eines White Cube te es eine Zeitschrift. Wer hat schon eine Hyäne mit dar, nämlich mit Bildern gepflasterte Wände: Der Goldzähnen (von Nicolas Milhé) im Wohnzimmer Computer geht nicht vom Inhalt, sondern von der neben dem Sofa stehen? Oder ein monströses Kran- Form der Bilder aus und berechnet die Petersburger kenbett von Gelatin im Privathaus? Hängung à la 19. Jahrhundert. Etwa so verfuhr de Galbert selbst bei einer Wand seiner Wohnung mit Galbert blickt kritisch auf den sogenannten Kunst- historischen Votivbildern. betrieb. Viele Kunstwerke seien modische Machtobjekte geworden, sagt der Politikwissenschaftler Im Herbst 2013 bringt „la maison rouge“ wieder eine in ihm, dem „la maison rouge“ auch als soziales ganze Sammlung ins Bastille-Viertel, nämlich jene Projekt wichtig ist. Das Politische habe die Kunst des „Museum of Old and New Art“ in Tasmanien, verlassen. Und die Künstler heute seien sehr, sehr gegründet vom Sammler David Walsh. Ozeanische leise: „Picasso war berühmt und konnte dabei ein Tribal Art trifft da auf Kunst von den Chapman-Brü- Kommunist in Shorts sein.“ Sein Glaube an Kunst dern, Jannis Kounellis oder Berlinde De Bruyckere. und Kultur als Vektoren sozialen Aufschwungs habe Ganz im Sinne von Antoine de Galbert. ihn vor Jahren von der Businesswelt hin zum Sammeln und schließlich zur Gründung von „la maison rouge“ geführt. Die Schau zum zehnjährigen Jubiläum der Fondation kuratiert der Computer, wichtigstes Kriterium sei das Format, sagt Antoine de Galbert mit hin- Doris Krumpl studierte Germanistik und Kunstgeschichte, war Kulturjournalistin bei der österreichischen Tageszeitung „Der Standard“ und ist seit 2004 Pressesprecherin des Dorotheum. Kunstsammler Antoine de Galbert in seiner Pariser Wohnung Eine Arbeit von Franz West und Tribal Art im Lichte von Ingo Maurers „Campari-Lampe“ CITY 60 Brüssel Maria Lassnig Budapest K u n s t- H e r b s t München J ub i l ä um Foto UMJ / N. Lackner Maria Lassnig, Zwei Arten zu sein (Doppelselbstporträt), 2000 Ein wahres Kunstwerk: die Gundel-Torte Franz Freiherr von Rassler Leiter Dorotheum München Von 27. Oktober bis 12. Jänner 2014 Diese Ausstellung sollte man im Seit 2003 vertritt Franz Freiherr von zeigt das Museum Dhondt-Dhaenens Herbst im Budapester Szépmuvészeti Rassler das Dorotheum erfolgreich in in Deurle, Belgien, Arbeiten der öster- Múzeum (Dózsa György út 41, 1146 München. Das zehnjährige Jubiläum reichischen Künstlerin Maria Lassnig. Budapest) nicht verpassen: Mit „Cara- der Repräsentanz, zu deren Spezialge- vaggio to Canaletto – Two Centuries bieten Alte Meister und Gemälde des In ihren Bildern und Filmen erforscht of Italian Masterpieces“ (26. Oktober 19. Jahrhunderts ebenso gehören wie Lassnig den menschlichen Körper 2013 bis 16. Februar 2014) verwirk- Moderne Kunst, wird im Herbst mit und richtet ihr Hauptaugenmerk licht das Museum den zweiten Teil einem exklusiven Fest in den schönen sowohl auf die Stärke als auch auf seines gewaltigen Vorhabens, itali- Dorotheum-Räumlichkeiten in der die Zerbrechlichkeit des Menschen. enische Malerei vom 15. bis zum 18. Münchner Galeriemeile (Galeriestraße Charakteristisch für die Künstlerin Jahr hundert zu präsentieren. Nach 2, 80333 München) begangen. Eine ist eine expressionistische Verzerrung dem großen Erfolg des ersten Teils „Maß Kunst“ bietet der erfahrene Kunst- der gemalten Körper in einer eigenen, „Botticelli to Titian – Masterpieces berater Franz Freiherr von Rassler nicht für sie typischen Farbpalette. Lass- of Two Centuries of Italian Art“ nur beim Jubiläumsfest, sondern auch nigs Œuvre, seit den 1950er-Jahren (2009/10)“ wird auch die kommende bei den regelmäßig stattfindenden Vor- Gegenstand zahlreicher Ausstellun- Ausstellung mit Spannung erwartet. besichtigungen hochkarätiger Aukti- gen, ist für die internationale Kunst- onsobjekte – Kunstverstand blau-weiß. Nur ein paar Schritte vom Szépmu- welt von großer Bedeutung. vészeti Múzeum entfernt entspannt Ein absolutes Muss ist diesen Herbst der man sich nach dem Museumsbe- auch das neu eröffnete Lenbachhaus. 55. Biennale von Venedig wurde ihr such am besten bei typisch ungari- Sehenswert sind unter anderem die jüngst der Goldene Löwe für ihr scher Küche auf hohem Niveau im neue Architektur, die Lichtinstalla- Gesamtwerk verliehen. Die Ausstel- Restaurant Gundel (Gundel Károly tionen von Dan Flavin oder das „Wir- lung des Museum Dhondt-Dhaenens út 4, 1146 Budapest). Mit Klassi- belwerk“ von Olafur Eliasson. Von (Museumlaan 14, 9831 Deurle) wur- kern von Fois gras über ungarische 23. Oktober 2013 bis 9. Februar 2014 de in Zusammenarbeit mit der Neu- Gulaschsuppe bis zu den berühm- wird der Abschluss der Arbeit „Atlas“ en Galerie Graz, Universalmuseum ten Gundel-Palatschinken wird hier von Gerhard Richter mit einer Aus- Joanneum, realisiert. jeder Gaumen verwöhnt. stellung gewürdigt. Aus Anlass der Eröffnung w w w. m u s e u m d d . b e Honorine D’Ursel, Leiterin Dorotheum Brüssel w w w. s z e p m u v e s z e t i . h u w w w. d o r o t h e u m . c o m w w w. g u n d e l . h u w w w. l e n b a c h h a u s . d e Réka Kovács, Repräsentantin Dorotheum Budapest Franz Freiherr von Rassler, Leiter Dorotheum München PASSION 61 St r e i fzu g du r ch d i e jüngere Kunst Karola Kraus, Direktorin des Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig Wien, über die Neupräsentation der Bestände ihres Hauses. VON KAROLA KRAUS historischen Sammlungsblöcke, für die das mumok bekannt ist – von Pop Art, Fluxus, Nouveau Réalisme und Arte povera bis zum Wiener Aktionismus –, sind nun ausgestellt. So findet man zurzeit neben den großen Malerinnen und Malern wie der erst kürzlich auf der Biennale di Venezia mit dem Goldenen Löwen geehrten Maria Lassnig Werke von Gerhard Richter oder Georg Baselitz, aber auch von Andy Aus den über 9.000 inventarisierten Werken unse- Warhol über Robert Indiana bis zu Roy Lichtenstein. res Bestandes zeigen wir seit Februar mit Unter- Auch die selten gezeigten Publikumslieblinge „Méta- stützung unseres langjährigen Partners Dorotheum Harmonie“ (1978) von Jean Tinguely und Niki de unter dem Titel „in progress. Werke aus der mumok Saint Phalles „Tea Party, ou le thé chez Angelina“ Sammlung“ Highlights von der Moderne bis zur (1971) sind wieder zu sehen. Seit einigen Jahren unmittelbaren Gegenwart. Jeden Tag bin ich aufs sammelt das mumok verstärkt Medienkunst. Eine Neue von der ungeheuren Qualität der Sammlung ganze Ebene ist derzeit ausschließlich den Arbeiten begeistert, die wir bis Februar 2014 auf drei Ebenen aus diesem Bereich gewidmet. Die Ausstellung fügt präsentieren – aus der Klassischen Moderne unsere sich so zu einem wunderbaren Streifzug durch die Preziosen von Pablo Picasso, René Magritte oder jüngere Kunstgeschichte, den ich selbst immer wie- André Derain. Aber auch Schlüsselwerke der großen der gerne antrete. Ich freue mich, wenn auch Sie im mumok auf Entdeckungsreise gehen! Karola Kraus ist seit Oktober 2010 Direktorin des mumok. Zuvor leitete sie die Staatliche Kunsthalle Baden-Baden in Deutschland. meet art PASSION 62 VIENNA ART WEEK 2013 18.–24. NOVEMBER PROJECTING WORLDS Vom ExpertenNetworking z u m K u n s t f e s t i va l www.viennaartweek.at „Projecting Worlds“: Die Frage, wie sich unsere Vorstellung der Welt und die Er zählungen davon durch die Auseinandersetzung mit Kunst intensivieren und verändern, steht als Leitmotiv im Zentrum der diesjährigen VIENNA ART WEEK. Von Robert Punkenhofer u n d a n j a H a s e n l e c h NE R PASSION 63 Von 18. bis 24. November 2013 rückt das Kunstfestival Wien in den Blickpunkt der internationalen Öffentlichkeit. Neben den Wiener Festwochen und dem Filmfestival Viennale zählt die VIENNA ART WEEK mittlerweile zu den Höhepunkten des Wiener Kulturjahres. Als Initiative des Wiener Dorotheum von dessen Managementdirektor Martin Böhm und dem heutigen Künstlerischen Leiter der VIENNA ART WEEK, Robert Punkenhofer, 2004 ins Leben gerufen, hat sich die Veranstaltung von einem exklusiven Netzwerktreffen für Kunstexperten und Sammler zu einem offensiven, international erfolgreichen Kunstfestival entwickelt. Verstärkt wurden die Internationalisierung der Kunstmetropole Wien und das Grenzen überschreitende Denken von Kunst durch den – ebenfalls vom Dorotheum initiierten – Zusammenschluss renommierter Wiener Museen, Kunstinstitutionen und Kunsthochschulen zum Art die Guided Gallery Tours ebenso in das mittlerweile mehr als 200 Programmpunkte umfassende Kunstfestival eingebunden wie die boomenden Kunstvereine, Projekträume und Offspaces. Wie das begeisterte Feedback eindrucksvoll untermauert, ist es der VIENNA ART WEEK dank des enormen Engagements aller Beteiligten gelungen, mit einer intensiven Konzentration ihres Programms nachhaltige Impulse für Wien als internationale Kunstmetropole und Kunstmarktstandort zu setzen. Dieses Zwischenresümee spornt an … und ist Auftrag, den erfolgreichen Weg fortzusetzen. Nach toller Resonanz im Jahr 2012 richtet die VIENNA ART WEEK 2013 daher einen speziellen Fokus auf den Open Studio Day. So öffnen sich nicht nur die einzigartigen Ateliers des BMUKK im Wiener Prater, in der Westbahnstraße oder in der Wattgasse interessierten Besuchern – quer durch die Stadt gewähren rund 100 von einem Kuratorium ausgewählte, in Wien lebende Künstler Zugang zu ihrem Kunstkosmos. 2013 startet man mit Curators’ Picks zudem ein Kuratorenprojekt, das dem Open „Mitra, Red Lights“, Kunstraum Hinterland © Farhad Ahrarnia Studio Day eine zusätzliche Dimension gibt. Cluster Vienna. In unermüdlicher Erweiterung ihres Konnten die modernen Avantgarden eine durch Programms aus Ausstellungen, Kuratorenführungen, Kunst transformierte Existenz noch als Befreiung Podiumsdiskussionen, Galerienrundgängen, Lectures, von Verdinglichung und Entfremdung postulieren, Art Talks und Performances auf höchstem Niveau so begegnen wir heute einem erweiterten Verständnis befindet sich die VIENNA ART WEEK auf Expansi- davon, wie sich Kunst gegenüber aktuellen Lebens- onskurs: Zählte man 2004 noch 700 Teilnehmer, so formen effizient konturiert. So setzt etwa die Kunst- rangierte die Besucherzahl 2012 bei 35.000! halle Wien im Rahmen der VIENNA ART WEEK mit dem Projekt „Salon der Angst“ gesellschaftspo- Als Veranstaltung des Art Cluster Vienna beweist die litische Akzente. Neue Ausstellungsformate wie „Ich VIENNA ART WEEK besondere Qualität darin, die bin eine andere Welt“ an der Akademie der bilden- reiche kulturelle Vergangenheit Wiens nicht aus den den Künste oder die Veranstaltung „What’s Up?“ Augen zu verlieren und gleichzeitig die zeitgenös- im Architekturzentrum Wien, Podiumsdiskussionen sische österreichische Kunst mit bahnbrechenden wie „Why Painting Now?“ von curated by_vienna Vorstößen in Richtung einer professionellen Interna- 2013 oder „Kunstsammler zwischen Leidenschaft tionalisierung voranzutreiben. Durch vielfältige Ver- und Investment“ im Dorotheum Wien sowie die anstaltungen sind die auf internationalen Kunstmes- Vernissage von Sarah Lucas in der Secession bilden sen erfolgreich agierenden Wiener Galerien durch weitere Highlights. PASSION 64 Wien verfügt über Museen und Kunstinstitutionen, Das Phänomen der Kunstbetrachtung ist ein kom- über hervorragende Sammlungsbestände in unver- plexes Gefüge, in dem sich Vorstellungen individu- gleichlicher Dichte. Durch thematische Schwerpunk- eller Freiheit ebenso wie Emanzipationsprozesse te wie „Crossing Limits“ (2010), „Reflecting Reality“ abzeichnen. Wirkungs- und Betrachtungsmodelle in (2011) oder „Predicting Memories“ (2012) gelang es der Kunst eröffnen Spielräume, aktivieren das eige- der VIENNA ART WEEK, dieses Profil Wiens wei- ne Kreativitätspotenzial. In einer Welt des rasanten ter zu schärfen. Eigens entwickelte Ausstellungsfor- Informationstransfers sorgt das parallel dazu wach- mate an geschichtsträchtigen Orten wie dem ehe- sende Bedürfnis nach Entschleunigung für eine maligen K. K. Telegrafenamt zeigten, wie Geschichte wache Neugierde auf künstlerische Methoden, die und Gegenwartskunst hier in ein faszinierendes sich mit dieser Thematik befassen. Die VIENNA ART Wechselspiel zu treten vermögen. Dies findet 2013 WEEK wird unter dem Motto „Projecting Worlds“ Fortsetzung – etwa wenn im Rahmen der VIENNA neben spezifischen Themenschwerpunkten auch Fra- ART WEEK das Winterpalais Prinz Eugens in der gestellungen rund um die identitätsbildende Funkti- Himmelpfortgasse mit seinen prunkvollen barocken on von Kunst behandeln. Räumlichkeiten durch Veranstaltungen belebt wird. Als Standort des Belvedere bleibt es künftig für die Öffentlichkeit zugänglich. Geprägt von der Idee enzyklopädischen Sammelns ist die Kunstkammer des Kunsthistorischen Museums Wien, die seit ihrer Wiedereröffnung im Februar 2012 als Publikumsmagnet wirkt. Im November startet man hier mit internationalen Experten ein wichtiges wissenschaftliches Pro- Robert Punkenhofer ist Künstlerischer Leiter der VIENNA ART WEEK. Er verantwortete mehr als 100 Ausstellungen und Projekte wie die Murinsel mit Vito Acconci in Graz und die Beteiligungen Österreichs an den Weltausstellungen in Aichi 2005, Zaragossa 2008 und Shanghai 2010. Anja Hasenlechner ist Kunsthistorikerin und als Geschäftsführerin der Kunstberatungsagentur hasenlechner – artconsult Projektmanagerin der VIENNA ART WEEK. jekt zu Gemälden Pieter Bruegels des Älteren. Vienna Art Week Programm im Dorotheum 21. 11. PODIUMSDISKUSSION »Wo warst du, wohin gehst du? Fünf Fragen zur Lage der zeitgenössischen Kunst« Donnerstag, 21. November 2013 13.00 – 14.30 Uhr Wie verändert das, was ich mache, die Kunst? Wie verändert das, was ich mache, die Gesellschaft? Welche Bedeutung haben soziale Netzwerke? Ist es Zeit für den „Existential Turn“? Spike Unplugged IV Es diskutieren: Ellen Blumenstein, Kuratorin, Leiterin KW Institute for Contemporary Art, Berlin; Krist Gruijthuijsen, Kurator, Leiter Grazer Kunstverein; Tobias Madison, Künstler, Zürich Konzept & Moderation: Rita Vitorelli, Künstlerin, Chefredakteurin „Spike Art Quarterly“, Wien und Berlin PODIUMSDISKUSSION PODIUMSDISKUSSION »Kunstsammler zwischen Leidenschaft und Investment« Donnerstag, 21. November 2013 15.00 – 16.30 Uhr »Bedeutung des öffentlichen Raums für den künstlerischen Diskurs« Donnerstag, 21. November 2013 17.00 – 18.30 Uhr Soll man Kunst einzig aus Leidenschaft sammeln? Kann Kunst ein vernünftiges Investment sein? Welche Verbesserungen könnte der Gesetzgeber vornehmen, um einen höheren Anreiz für KunstInvestments zu schaffen? Es diskutieren: Thomas Angermair, Kunstsammler, Wien; Rudolf Humer, Humer Privatstiftung, Hinterbrühl; Gernot Schuster, Partner Deloitte Österreich, Wien; Walter Seidl, ERSTE Stiftung, Wien Moderation: Gerda Ridler, freie Kuratorin, Autorin, Konsulentin für private Kunstsammlungen, München Im Herbst 2013 wird unter dem Titel »Out reach« in Tunis ein von Außenministerium und Museumsakademie Joanneum organisiertes Austauschprogramm von österreichischen Museumsschaffenden und Kuratoren aus Tunis, Ägypten und Algerien fortgesetzt, das die zunehmende Bedeutung des öffentlichen Raums für den künstlerischen Diskurs – sowohl in Europa als auch in nordafrikanischen und arabischen Ländern – beleuchtet. PASSION 65 Es diskutieren: Bettina Habsburg-Lothringen, Leiterin Museumsakademie Joanneum, Graz; Elke Krasny, Lektorin an der Akademie der bildenden Künste Wien und freie Kuratorin; Sana Tamzini, Leiterin Centre National d’Art Vivant, Belvédère – Tunis Es diskutieren: Andreas Hoffer, Leitender Kurator Essl Museum und Kurator der Ausstellung »LIKE IT!«; Christina Steinbrecher, künstlerische Leitung VIENNAFAIR; Harald Katzmair, FAS.research; Johannes Grenzfurthner, Medienkünstler, monochrom Moderation: Michael Huber, Journalist, Wien Moderation: Lorenz »eSeL« Seidler, Kunstnetzwerker (www.esel.at) * Twitter-Teilnahme via: Hashtag #likeit PODIUMSDISKUSSION curated by_vienna 2013: »Why Painting Now?« Donnerstag, 21. November 2013 19.00 – 20.30 Uhr Mit dem Projekt »curated by_vienna« fördert departure die Kooperation zwischen heimischen Galerien und international renommierten Kuratoren. 2013 wenden sich 20 Wiener Galerien sowie 20 Kuratorinnen und Kuratoren unter dem Titel »Why Painting Now?« den vielfältigen Fragestellungen zu, die gegenwärtig mit dem Thema Malerei in Verbindung stehen. Es diskutieren: Bettina Leidl, Geschäftsführerin departure; Eva Maria Stadler, Kuratorin, Konzeption »curated by_vienna 2013«; Silke Otto Knapp, Künstlerin; Jan Verwoert, freischaffender Kurator und Kritiker; Bernhart Schwenk, Oberkonservator und Referent für Gegenwartskunst, Pinakothek der Moderne, München (angefragt); Gabriele Senn, Galeristin und Präsidentin des Verbands österreichischer Galerien moderner Kunst Moderation: Nicole Scheyerer, Journalistin, Wien 22. 11. PODIUMSDISKUSSION »Like-Button für den Kunstdiskurs? Strategien digitaler Publikums-Interaktion«* Freitag, 22. November 2013 14.00 – 15.30 Uhr Facebook: Marketing-Tool, CommunityPflege, Feedback-Möglichkeit oder noch mehr? Seit Jahren setzen Kulturinstitutionen auf das soziale Netzwerk, um zu werben und mit Interessierten Kontakt aufzunehmen. Welche Formen, Ansätze und Möglichkeiten der Partizipation werden Usern eingeräumt, und welche gilt es noch zu erkunden? Im Zuge der Ausstellung »LIKE IT!« im Essl Museum wählen Facebook-User Werke mittels Like-Buttons in die Ausstellung. Ein Experiment in zweifacher Hinsicht: Wird es zu einem Diskurs zwischen Usern und Museum kommen? Geht mit der Partizipation des Publikums letztendlich auch eine Veränderung im Umgang mit Kunst einher? PODIUMSDISKUSSION »Kunst und Wissenschaft – Lust und Frust einer Interdisziplinarität« Freitag, 22. November 2013 16.00 – 17.30 Uhr Die Praxis wissenschaftlicher Methodik zur künstlerischen Recherche und Produktion wie auch die forschende Kunst haben sich in den letzten Jahren zunehmend etabliert. Forschungsförderprogramme und der universitäre Bereich unterstützen die übergreifende Zusammenarbeit zwischen Forschern und Künstlern. Wie ist diese Entwicklung aus Sicht der künstlerischen Praxis zu bewerten? Worin besteht umgekehrt das Potenzial kreativ-künstlerischen Arbeitens für Innovationsprozesse? Was sind aktuelle Themen in Programmen der Forschungsförderungseinrichtungen? Welche Rolle spielt der universitäre Bereich in der Entwicklung und Etablierung einer Kultur der interdisziplinären Forschung? Worin besteht der gesellschaftliche Nutzen der Zusammenwirkung von Kunst und Wissenschaft und das darin enthaltene Potenzial für die Bildungslandschaft? Es diskutieren: Elisabeth von Samsonow, Philosophin und Künstlerin, Akademie der bildenden Künste, Wien; Thomas Feuerstein, Künstler, Wien und Innsbruck, Michael Stampfer, Direktor WWTF (Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds), Wien; Bernd Kräftner, Forscher, Shared Inc. / Universität für angewandte Kunst, Wien Moderation: Axel Stockburger, Künstler und Theoretiker, Wien PODIUMSDISKUSSION »Die Kunstsammlung – Spiegel der Kunstwelt« Freitag, 22. November 2013 18.00 – 19.30 Uhr Wie spiegelt sich die eigentlich intime Welt der Kunstsammler im internationalen Kunstgeschehen wider? Es diskutieren: Kóan Jeff Baysa, Kurator, Kunstkritiker und Mediziner, Los Angeles; Joshua Decter, Autor, Kritiker, Kurator und Hans Kotter, Lichtinstallation © Galerie Michaela Stock Theoretiker, New York; Victoria Ivanova, Mitbegründerin Foundation IZOLYATSIA. Platform for Cultural Initiatives, Donezk/Ukraine; Ursula Krinzinger, Galerie Krinzinger, Wien Moderation: Robert Punkenhofer, Künstlerischer Leiter VIENNA ART WEEK L E C T U RE Festvortrag der Architekturhistorikerin und -theoretikerin Beatriz Colomina, Princeton University Freitag, 22. November 2013 20.00 – 21.00 Uhr Die international angesehene Architekturhistorikerin und -theoretikerin Beatriz Colomina, Princeton University, hat etliche Werke zum Thema Architektur und Medien publiziert. Als Herausgeberin von »Sexuality and Space« erhielt sie den International Book Award des American Institute of Architects, außerdem ist sie Mitheraus geberin von »Cold War Hothouses: Inventing Postwar Culture, from Cockpit to Playboy«. Zuletzt hat Colomina »Doble exposición: Arquitectura a través del arte« veröffentlicht. Moderation: August Sarnitz, Akademie der bildenden Künste Wien PASSION 66 Hans Makart Tod der Kleopatra, 1875 Öl auf Holz, 122,5 x 83 cm Schätzwert € 70.000 – 90.000 Weltrekordpreis € 757.300 PASSION 67 Hans Makart, „Farbenzauberer“ und für seine opulent-dramatischen Großformate gefeierter Malerfürst der Wiener Ringstraßenära, wird mit einem neuen Œuvre-Katalog gewürdigt. Das Dorotheum hat die wichtige Forschungsarbeit des Instituts für die Erstellung von Werkverzeichnissen am Belvedere ermöglicht. Von Gerbert Frodl Drama UND Opulenz Als 1974, vor nunmehr knapp 40 Jahren, das erste umfassende Verzeichnis aller Ölgemälde von Hans Makart erschien, bestand noch kein allgemeines Interesse an der scheinbar nur alte Stile nachäffenden Architektur und Kunst des Historismus. Eben erst begann man sich, befördert durch fundierte wissenschaftliche Aufarbeitung, mit der Wiener Ringstraße, diesem grandiosen Meisterwerk europäischer Stadtbaukunst, anzufreunden. Makarts Virtuosität als Maler stand nie in Frage, doch galten viele seiner Bildthemen, vor allem aber sein Wohnund Lebensstil als schiere Geschmacksverirrung. Heute ist der Historismus, sein hoher Stellenwert in vielen Bereichen der Kunst und des Lebens, als Ausdruck einer Epoche sehr gut als wichtiger Bereich der Kunst- und Kulturgeschichte dokumentiert. Der Eigenwert des Umganges mit alten Stilen in Architektur und bildender Kunst, der meist viel mehr Neuinterpretation als Kopie ist, hat sich längst bestätigt. PASSION 68 Im Jahr 1869, als der Bau der Ringstraße mit all ihren Prachtbauten in vollem Gange war, wurde der gerade erst 28-jährige Hans Makart, gebürtiger Salzburger und Shootingstar der Münchner Kunstszene, mittels kaiserlichen Dekrets nach Wien berufen. In kürzester Zeit entwickelte er sich zum erfolgreichsten Künstler dieser für Wien so bestimmenden Epoche. Sein jeweils neuestes Werk, von der Tagespresse angekündigt und besprochen, war in aller Munde, jedermann kannte Makart. Das kam auch daher, dass er sein Künstlertum öffentlich zelebrierte, sein pompöses Atelier und seinen aufwendigen Lebensstil zur Schau stellte. Hans Makart Dante und Vergil im Inferno, um 1863/1865 Belvedere, Wien Man bewunderte Makarts für das damalige Wien ungewohnt freien Umgang mit Farbe, die großzügige Interpretation geschichtlicher Fakten in seinen groß angelegten historischen Szenerien, die Abwesenheit jeglicher Lehrhaftigkeit. All das brachte ihm selbstverständlich auch Kritik ein, denn vor allem im offiziellen Kunstbetrieb von damals war – wie Gustav Klimt in den letzten Jahren des Jahrhunderts mit seinen Fakultätsbildern erleben musste – persönliche Freiheit in der Auslegung historischer Ereignisse oder allegorischer Szenen nicht erwünscht. So wartete Makart auch mehr als zehn Jahre auf den ersten offiziellen Auftrag; er wurde ihm schließlich auf großartige Weise mit der malerischen Ausstattung des großen Stiegenhauses im neuen Kunsthistorischen Hofmuseum zuteil. Dennoch fristete er bis dahin kein Hungerdasein, überhäuften ihn Geldadel, Wiener Gesellschaft und Kunsthandel doch von Anbeginn mit Aufträgen. Hans Makart PASSION 69 wurde zu einem der begehrtesten und besten Porträtisten – meist von Damen –, er malte Theatervorhänge und gestaltete Ausstattungen von Salons, kurz gesagt: Er prägte das Wiener Kunstleben seiner Zeit wie kein anderer. Das neue Werkverzeichnis folgt dem chronologischen Schema jenes von 1974. Zahlreiche Gemälde, deren Verbleib damals nicht bekannt war, sind seither aufgetaucht – aus privatem Besitz, aus Museumsdepots, im Kunsthandel. Dies allein wäre Grund genug gewesen, eine Aktualisierung des Verzeichnisses vorzuneh- men. Den Ausschlag dafür gaben letztlich die technischen Möglichkeiten, alle erreichbaren Gemälde im In- und Ausland digital fotografieren zu lassen, und eine entsprechende Finanzierung dieses Vorhabens. Was 1974 Utopie war – nämlich möglichst alle Werke in Farbe zu reproduzieren –, wurde solchermaßen nun Wirklichkeit. Dem „Farbenzauberer“, wie viele Zeitgenossen Hans Makart nannten, wird damit eine Publikation gewidmet, die den Zugang zu seinem gleichermaßen umfangreichen wie vielschichtigen Werk künftig erleichtert. Gerbert Frodl, Kunsthistoriker und von 1992 bis 2006 Direktor der Österreichischen Galerie im Belvedere, ist Verfasser zahlreicher Publikationen und Künstlermonographien, unter anderem über Gustav Klimt, Hans Makart und Herbert Boeckl, sowie Herausgeber des neuen Werkverzeichnisses über Hans Makart, Böhlau, Herbst 2013. Hans Makart Venedig huldigt Caterina Cornaro, 1872-1873 Belvedere, Wien PASSION 70 V on allen S ei t en SCHÖN Seit wenigen Monaten können rund 2. 200 einzigartige Objekte aus der Kunstkammer im Kunsthistorischen Museum Wien wieder bestaunt werden. Das Dorotheum hat die Neuaufstel l u n g d e r „W i e g e d e s M u s e u m s “ unterstützt – unter anderem mit einer Patenschaft für Giambolognas berühmte Raptusgruppe. V O N K onrad S chlegel Mann und Frau, nackt, in balletthafter Pose. Er aktiv, kraftvoll, zupackend; sie passiv, ausgeliefert, Halt suchend. Jäger und Beute. Gewalt und Erduldung? Oder Verlangen und Hingabe, also erotisches Spiel? Der Inhalt des Werkes war seinem Schöpfer, dem flämischen Bildhauer Giambologna, einerlei. Man könne sie „als Raub der Helena oder vielleicht der Proserpina oder einer der Sabinerinnen“ interpretieren, schrieb er an den Herzog von Parma, dem er eine frühere, heute im Museo Capodimonte in Neapel befindliche Version der Komposition zusandte. Er habe das Motiv gewählt, „um der Kenntnis und dem Studium der Kunst eine Gelegenheit zu geben“. Es ging dem genialen Bildhauer also weniger um die Illustration einer Geschichte als vielmehr um die Bewältigung einer formalen Herausforderung: Das heftig bewegte, in sich gedrehte Paar hat keine Hauptansicht. Die Gruppe ist in ihrer Gesamtheit © KHM nur zu erfassen, indem man um sie herumgeht. „Von allen Seiten schön“ sollten Skulptur und Plas- Giambologna Zweifigurige Raptusgruppe Florenz, um 1580, Bronze Kunsthistorisches Museum Wien, Kunstkammer tik sein – so eine im 16. Jahrhundert wichtige Forderung. Zugleich gelang Giambologna ein Kunststück in Sachen Statik, da der Figurenturm nur auf zwei Beinen steht und keiner dritten Stütze bedarf. Wer zum Mäzen der Phantasie werden möchte, kann Kunstpatenschaften für Museumsobjekte im Kunsthistorischen Museum Wien übernehmen und so dazu beitragen, die Schätze der Kunstgeschichte für die Zukunft zu erhalten. I n f o r m a t i o n : w w w. k h m . a t / k u n s t p a t e n s c h a f t Die zweifigurige Raptusgruppe gilt als Vorstufe zu einer späteren, vier Meter hohen Version aus Marmor, die sich in der Loggia dei Lanzi in Florenz findet. Sie benötigte allerdings eine dritte Figur am Boden als Stütze. Das Wiener Stück ist erstmals im 1607 bis 1611 erstellten Inventar der Kunstkammer Rudolfs II. nachweisbar. Konrad Schlegel ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Kunsthistorischen Museum Wien und der Kunstkammer Wien. S ich t bare P han t ome der F orm Das Designerduo Formafantasma lädt in der zweiten Ausgabe des MAK D E S I G N S A LO N z u r S u c h e n a c h d e m Fremden in sich selbst. Realisiert wurde dieser Beitrag mit Unter stützung des Dorotheum. V on Thomas G eisler Moulding Tradition 2009 © Photo Luisa Zanzani Courtesy Gallery Libby Sellers Wenngleich der Studioname Formafantasma dazu verleiten mag: Als Schreckgespenster kann man sich die jungen Italiener Andrea Trimarchi und MAK DESIGN SALON #02 STUDIO FORMAFANTASMA: The Stranger Within 14. September – 1. Dezember 2013 MAK-Expositur Geymüllerschlössel Pötzleinsdorfer Straße 102, 1180 Wien MAK.at Simone Farresin nicht vorstellen. In der MAKExpositur Geymüllerschlössel treiben sie dennoch ihr Unwesen. „The Stranger Within“ heißt ihr mit Unterstützung des Dorotheum entwickelter Beitrag zum MAK DESIGN SALON, der die Räumlichkeiten des Baujuwels von 1808 für zeitgenössisches Design öffnet. Die dort vorgefundene Vorliebe für das „Exotische“ führte zur Auseinandersetzung mit dem paradoxen Phänomen von Fernweh und biedermeierlicher „Heimeligkeit“. In einer globalisier- MAK-Expositur Geymüllerschlössel in Wien ten Welt, in der das Exotische bedeutungsloser zu werden scheint, laden die Designer zu einer Suche nach dem Fremden in sich selbst. Das Duo Forma fantasma ist international alles andere als ein Phantom: Seine Arbeiten finden sich in wichtigen Sammlungen, Galerien und Museen. Auch in Wien sind sie nicht unbekannt. Ihr Kartenspiel, mit dem sie den Souvenir-Wettbewerb von Wien Tourismus für sich © Wolfgang Kraus/MAK Craftica 2012 © Studio Formafantasma Photo Luisa Zanzani, Courtesy Fendi entschieden, zeigt prominente Protagonisten der Wiener Kulturgeschichte wie Alma Mahler als HerzStudio Formafantasma © Delfino Legnani Sisto dame oder Sigmund Freud als Karobube. Thomas Geisler ist Kustode der MAK-Sammlung Design und Kurator der Reihe MAK DESIGN SALON. Desigernduo Formafantasma PASSION 72 THEOPHIL HANSEN A r c hite k t & D esi g ne r Das Erscheinungsbild der Wiener Ringstraße wurde ganz entscheidend von Theophil Hansen geprägt. Das Dorotheum unterstützt die große Jubiläumsausstellung über den Architekten und Designer in der Akademie der bildenden Künste Wien. Das Freiherrendiplom Hansens gelangt am 4. Dezember 2013 im Rahmen der A u t o g r a p h e n - A u k t i o n d e s D o r o t h e u m zur Versteigerung. V on Co r nelia Reite r 2013 jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag des bekannten Ringstraßenarchitekten Theophil Hansen. Neben zahlreichen anderen Ringstraßenbauten wie dem Musikverein, dem Parlament oder der Börse entwarf er auch die Akademie der bildenden Künste Wien. Vor dem Hintergrund der Generalsanierung der Akademie wird in der Ausstellung über Theophil Hansen auch der Planbestand zu diesem Gebäude im Kontext seiner Wiener Bauten gezeigt. Das Kupferstichkabinett der Wiener Akademie verfügt über den Nachlass des Architekten, der mehr als 1.000 Planrisse umfasst. Einen Kernbestand bilden die 186 Pläne Theophil Hansens für die Wiener Akademie, die wichtige Informationen zur Genese des Projektes, zu den Farbstellungen der dekorativen Malereien sowie zu vielen Details der Ornamentik und Bauplastik liefern. Diese Entwürfe dokumentieren die besondere zeichnerische Begabung des Architekten, der das Akademiegebäude detailliert nach einem ausgefeilten didaktischen Konzept wie ein „Lehrgebäude“ konzipierte. Von besonderer Relevanz ist auch die Fotosammlung des Kupferstichkabinetts mit den ebenfalls aus dem Nachlass des Architekten stammenden Bauaufnahmen. Sie zeigen die von Hansen entworfenen Gebäude in unterschiedlichen Bauphasen sowie kurz nach der Fertigstellung. Die Ausstattung der Hansen-Bauten wird anhand der brillanten Studien von Anselm Feuerbach zur Dekoration der Aula der Wiener Akademie und der Kartons von Eduard Bitterlich für die Deckenbilder im Tanzsaal des Palais Epstein ebenfalls in die Ausstellung integriert; diese Werke lassen die Intention erkennen, ein vielfach noch heute erhaltenes „Gesamtkunstwerk“ zu schaffen. Theophil Hansen Wien, Börse, Stiegenaufgang, Aufriss und Zimmerdeckendesign Akademie der bildenden Künste, Kupferstichkabinett Cornelia Reiter ist habilitierte Kunsthistorikerin und interimistische Leiterin des Kupferstichkabinetts der Akademie der bildenden Künste Wien. CHOICE 73 Das am 10. April 1884 in Wien ausgestellte Freiherrendiplom umfasst vier Pergamentblätter mit sieben reich kalligraphierten Seiten und trägt am Schluss die eigenhändige Unterschrift des kaisers sowie die gegenzeichnung des Ministerpräsidenten Eduard graf Taaffe. Die sehr gut erhaltene Urkunde ist in einen violetten Samteinband eingebunden und zeigt das Majestätssiegel des kaisers in vergoldeter Messingkapsel. Das Wappen Hansens wird im Urkundentext präzise beschrieben: „Im rothen Schilde eine goldene Eule, stehend auf einem abgeledigten, beblätterten und befruchteten Lorbeerzweige. Auf dem Hauptrande des Schildes ruht die Freiherrenkrone mit zwei Turnierhelmen, von welchen rothe mit gold unterlegte Decken herabhängen. Der rechtsseitige Helm trägt die wachsende goldene gestalt der kriegerischen Minerva mit kammhelm, rundschild und über die Achsel gelehntem, bequastetem Speer, und der linksseitige einen Freiherrendiplom Hansen, 1884, Wappendarstellung Rufpreis € 2.000, Auktion Autographen, 4. Dezember 2013 HANSENS FrEIHErrENDIPLOM VON ANDrEAS LöBBEckE geschlossenen vorne roten Adlerflug.“ Die entsprechende farbige Wappendarstellung wurde vom renommierten Wappenmaler carl Boess in hervorragender Qualität ausgeführt. Über den Symbolgehalt des Wappens verrät das Diplom nichts, doch spiegeln die von Hansen dem kosmos der klassischen Mythologie entlehnten Wappenfiguren seine Affinität zur Antike augenfällig wider. Die Eule, das Hauptattribut der im Dip- Mit dem Parlamentsgebäude an der Wiener lom in ihrer römischen Entsprechung als „Minerva“ ringstraße errichtete Theophil Hansen ein zeit- bezeichneten Pallas Athene, der göttin der Weis- loses Monument der Demokratie – für diese heit, gilt in der Emblematik als Sinnbild der Leistung wurde er in den Freiherrenstand erho- Wissenschaft. Der Lorbeerzweig steht als Sym- ben. Das kaiserliche Freiherrendiplom Hansens bol für eine besondere Ehre oder Auszeichnung. gelangt am 4. Dezember 2013 im rahmen Die Pallas Athene, auch göttin der kunst und der Autographen-Auktion des Dorotheum zur Stadtgöttin Athens, wurde von Hansen wohl mit Versteigerung. Bedacht in die Helmzier seines Wappens integriert: einmal als Verweis auf seinen achtjährigen, Im Jahre 1883 vollendete Theophil Hansen künstlerisch prägenden Aufenthalt in der griechi- nach achtjähriger Bauzeit sein Hauptwerk, schen Hauptstadt Athen. Vor allem aber ziert die das am Stil der griechischen Antike orientierte Pallas Athene bis heute den Platz vor dem von reichsratsgebäude, heute Sitz des Parlaments. Hansen erbauten Parlament am ring, dem zentra- Im folgenden Jahr wurde Hansen von kaiser len Ort der österreichischen Demokratie. Franz Joseph „in Anerkennung seiner besonderen Verdienste um die Ausführung des neuen reichsrathsgebäudes durch die Verleihung des Ordens der eisernen krone zweiter klasse ausgezeichnet“ und in den erblichen Freiherrenstand erhoben. Andreas Löbbecke ist Historiker und seit 1995 Autographen-Experte im Dorotheum. Theophil hansen archiTekT und designer. eine ausstellung anlässlich des 200. geburtstages akademie der bildenden künste ünste Wien schillerplatz 3, 1010 Wien bis 10. november 2013 10 EVENTS 74 1 2 3 5 6 8 11 15 16 12 17 EVENTS 75 4 JUBILÄUM 10 Jahre Dorotheum Düsseldorf Es war die erste Dorotheum-Repräsentanz in Deutschland, die am 7 6. Mai 2003, vor zehn Jahren also, in Düsseldorf eröffnet wurde. Ein Jubiläum, das es am 24. April 2013 zu feiern galt. Heute finden in der Südstraße 5 auf fast 200 Quadratmetern regelmäßig Expertenberatungstage und Previews mit ausgewählten Auktionsobjekten des Dorotheum statt. Petra Schäpers, Kunsthistorikerin und Expertin für Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst, leitet die Repräsentanz seit ihrer Gründung mit viel Elan. „Das Kunst-Know-how in Düssel- 9 10 dorf hat wilde Locken und sehr viel Energie“, beschrieb Simone Lück in der Zeitschrift „Elle“ die umtriebige Kunstspezialistin. Gemeinsam mit ihrem Team betreut Schäpers Kunstinteressierte und Sammler im Rheinland, in Hamburg und Berlin. In diesen zehn Jahren konnte sie für ihre Kunden viele Erfolge verbuchen: herausragende Ergebnisse für Werke von Max Ernst, Georg Baselitz, Günther Uecker, Robert Indiana und Ilya Kabakov, Weltrekordpreise für Oswald Achenbach, Guido Cagnacci und Frans Francken. Die Düsseldorfer Bestenliste ist lang! 13 14 Beim Jubiläumsfest versammelten sich mehr als 300 Prominente aus der Kunstszene, um zu gratulieren, den herrlichen Frühsommerabend zu genießen und über die ausgestellten Kunstwerke von Kabakov, Uecker, Piene, Albers oder Liebermann zu schwärmen – unter ihnen Kunstprofessorin Gabriele Henkel, Bert Antonius Kaufmann, Kaufmännischer Direktor der Deichtorhallen, Gerald Böse, Geschäftsführer der Messe Köln, oder Hagen Lippe-Weißenfeld, Vorstand der Stiftung Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. 1 2 3 4 5 6 7 8 Peter & Renate Jungen Constanze Rick Franz Josef & Jeannette Beissel von Gymnich Barbara & Claus Schwarzer Friedrich G. Conzen Hans-Georg Lohe Stefan Horsthemke Jeannine Burch Christine Gräfin Adelmann Bert Antonius Kaufmann Susanne Steidle Gisbert Enzenauer 9 10 11 12 13 14 Georg Lenz Christine Uecker Gabriele Henkel Petra Schäpers Joachim & Sabine Crasemann Anat & Gil Bronner Bettina Böhm Petra Schäpers Gabriele Kortmann Liselotte Opheis Alexander Hornemann 1 5 Te a m D ü s s e l d o r f Charlotte Behr Petra Schäpers, Leitung Martin Böhm, Geschäftsführer Dorotheum Susanne Zimmermann Cordula Lichtenberg 16 Dag Seemann Kate Waters 17 Guido Böhler Christian Braun Video Jubiläum STORY 76 Auferstehung von Karl Hohenlohe Foto ORF Im Zentrum der Waldlichtung hatte Ganz im Gegenteil, Herr Boulle hauch- Baum fühlte sich scheintot, wie das sich ein Baum eingenistet, ein Baum, te dem Baum Leben ein – und was für Kästchen über ihm, und die beiden der all den anderen Bäumen als Krüp- ein Leben. sollten noch weitere 217 Jahre sterben. Herr Boulle, der erste Ebenist des Dann geschah erneut etwas Seltsames. Landes, hatte nämlich ein Kästchen Der Dachboden wurde ausgeräumt, In diesem Stadium wurde er von dem gebaut, so wunderschön proportio- das Kästchen mit den Beinen landete Bauern Auguste Recheliere entdeckt. niert und edel, dass es als Hauptge- auf einem Flohmarkt, wurde dort von pel erschien. Er war kerzengerade, astlos und gesund. Recheliere erzählte es seiner Frau, die- schenk für den runden Geburtstag des einem Mann in einem braunen Tweed se dem Apotheker, der Apotheker dem Königs vorgesehen war. Zweieinhalb anzug entdeckt, und als dieser den Stallmeister des Grafen, der Stallmeis- Jahre hatte Boulle nach geeigneten Prägestempel mit dem „B“ vom Staub ter des Grafen dem Stallmeister des Beinen für das Kästchen gesucht und befreite, lachte er so laut, dass man es Königs, und nach vier Tagen kam eine dank eines einfältigen Bauern namens bis hinüber zum 19. Arrondissement Kutsche vor dem seltsamen Baum zu Recheliere endlich gefunden. hören konnte. stieg, um einen bewundernden Blick Boulle verbrachte die nächsten vier Das geschundene Bäumchen wech- auf das Bäumchen ein lautes „Mon Monate mit der Gestaltung der Beine. selte für eine lächerliche Summe den Dieu“ folgen zu lassen. Rasch war man Schlussendlich brannte er ein „B“ in Besitzer, um fünf Monate später, von handelseinig und noch Jahre später das filigrane Gestell, setzte die Kasset- vier Männern bewacht, von unzähli- erzählte der Bauer Recheliere im Gast- te darauf, und als er weitere vier Mona- gen Schaulustigen, Kameraleuten und haus von dem Narren aus Paris, der ihm te später dem König das Geschenk Fotografen beäugt, auf einem seidenen für ein kerzengerades Bäumchen den überreichte, geschah etwas Seltsames. Tischtuch im größten Saal zu liegen, Gegenwert einer Kuh, eines Kapauns Lange betrachtete der König das Käst- den das Auktionshaus zu bieten hatte. und zweier Ziegen bezahlt hatte. chen, strich versonnen über die Bei- stehen, der Andre´-Charles Boulle ent- ne des Gestells und begann dann leise Dann hörte das Bäumchen zum zwei- Das dünne Bäumchen, das eigentlich zu weinen. Von da an war Boulle ein ten Mal in seinem Leben drei aufein- kein Bäumchen war und Herrn Boulle bekannter Mann. um mindestens das Dreifache überrag- anderfolgende Schläge, und ganz wie damals hauchten ihm diese drei Schlä- te, war sich seiner Wirkung durchaus Der ehemalige Baum platzte vor Stolz, bewusst. Es trotzte starkem Wind und auch als der König starb, dann sein anderen Naturgewalten, wich Blitz- Urenkel, der nächste Erbe des Reiches, Applaus brandete auf und das Bäum- schlägen aus. Eines Tages holte Herr den man „den XV.“ nannte und selbst chen, das keines mehr war, widerstand Boulle eine kleine Axt aus dem Wagen. noch als man den Enkel des XV., den wie seinerzeit, als es dem Wind trotzte, Nun schlug er mit geübter Hand genau XVI. vom Kopf befreite. der unterwürfigen Versuchung, sich vor dreimal gegen den Stamm, mit exakt ge wieder neues Leben ein. einer fremden Kraft zu verbeugen. drei Schlägen löste er den Baum vom Dann ging alles sehr schnell. Das vom Boden, hob ihn auf und streichelte sanft Baum zum Kästchen geadelte Geburts- über seine Rinde. tagsgeschenk wurde aus seinem vertäfelten Zimmer gerissen, durch Staub Wer glaubt, Herr Boulle hätte nun dem und Schlamm geschliffen und auf einen Baum das Leben genommen, irrt. Dachboden geworfen. Der verwandelte Karl Hohenlohe ist Moderator, TV-Gestalter, Kolumnist und Herausgeber des Restaurantführers „Gault Millau“. Für ORF III moderiert Hohenlohe unter anderem die Sendung „Was schätzen Sie?“. Die beiden privat geführten 5* Superior Hotels Sacher Wien und Sacher Salzburg befinden sich direkt im Herzen der beiden Städte. Direkt gegenüber der Wiener Staatsoper sowie am Ufer der Salzach vereinen sich Tradition mit zeitloser Eleganz und Service auf höchstem Niveau. Alle Zimmer und Suiten sind individuell mit hochwertigsten Materialen, Antiquitäten sowie Original Gemälden ausgestattet. Drei Gourmet Restaurants mit insgesamt 4 Hauben bieten kulinarische Gaumenfreuden sowie die Original Sacher-Torte. 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Andreas Wedenig Tel. +43-1-515 60-261, andreas.wedenig@dorotheum.at Aukt i o n s k a t a l o g e & Ab o n n e m e n t s Tel. +43-1-515 60-200, abo@dorotheum.at www.dorotheum.com Dorotheum IN T ERNA T IONAL Düsseldorf Dr. Petra Schäpers Südstraße 5, 40213 Düsseldorf, Deutschland Tel. +49-211-210 77-47, duesseldorf@dorotheum.de München Franz von Rassler Galeriestraße 2, 80539 München, Deutschland Tel. +49-89-244 434 73-0, muenchen@dorotheum.de Mailand Angelica Cicogna Mozzoni Palazzo Amman, via Boito, 8, 20121 Mailand, Italien Tel. +39-02-303 52 41, angelica.cicogna@dorotheum.it Rom Dott.ssa Maria Cristina Paoluzzi Palazzo Colonna, Piazza SS. Apostoli, 66, 00187 Rom, Italien Tel. +39-06-699 23 671, maria-cristina.paoluzzi@dorotheum.it Neapel Giuseppe Imparato Mobil +39-335-592 52 33, giuseppe.imparato@dorotheum.it Verona Isabelle von Schönfeldt Mobil +39-335-561 20 61, isabelle.schoenfeldt@dorotheum.it Brüssel Comtesse Honorine d’Ursel 13, rue aux Laines, 1000 Brüssel, Belgien Tel. +32-2-514 00 34, honorine.dursel@dorotheum.be B ud a p e s t Réka Kovács OREX Palais, Andrássy ùt 64, 1062 Budapest, Ungarn Tel. +36-1-413 3742, Mobil +36-20-545 9856 kovacs.reka@orex.hu London Damian Brenninkmeyer Green Park House, 15 Stratton Street, W1J 8LQ London, UK Tel. +44-20-303 600 27 damian.brenninkmeyer@dorotheum.com Pa r i s Joëlle Thomas Mobil (Frankreich) +33-665-17 69 37 Mobil (Österreich) +43-699-10 38 86 40 joelle.thomas@dorotheum.com Peking Pauline Beaufort-Spontin Mobil +86-134 3988 8528 pauline.beaufort-spontin@dorotheum.com Prag Dr. Mária Gálová Ovocný trh 2, 11000 Prag 1, Tschechien Tel. +420-2-24 22 20-01 klient.servis@dorotheum.cz T e l Av i v Mag. Rafael Schwarz Mobil (Israel) +972-54-448 39 78 Tel. (Österreich) +43-1-515 60-405 rafael.schwarz@dorotheum.com Zagreb Dr. Venetia Eltz Vukovarski eltz.vukovarski@dorotheum.com Zürich Tel. +43-1-515 60-405 client.services@dorotheum.at CONTACTS 79 Dorotheum T ER M INE Kommende Auktionen im Dorotheum Münzen, Medaillen und Papiergeld Mi/Do, 20./21. November 2013 Briefmarken Möbel, Skulpturen und Antiquitäten Mi/Do, 9./10. Oktober 2013 Mo, 14. Oktober 2013 Orden und Auszeichnungen Fr, 22. November 2013 Kunst und Antiquitäten, Prag Sa, 23. November 2013 Silber Mo, 25. November 2013 Uhren Mo, 25. November 2013 Alte Meister Di, 15. Oktober 2013 Zeitgenössische Kunst Di, 26. November 2013 Juwelen Mi, 16. Oktober 2013 Jugendstil und angewandte Gemälde des 19. Jahrhunderts Mi, 16. Oktober 2013 Kunst des 20. Jahrhunderts Klassische Fahrzeuge und Automobilia Historische Waffen, Uniformen, Militaria Meisterzeichnungen, Druckgraphik bis 1900, Aquarelle u. Miniaturen Sa, 19. Oktober 2013 Mi, 23. Oktober 2013 Do, 24. Oktober 2013 Antiquitäten – Skulpturen, Uhren, Metallarbeiten, Fayencen, Mo, 28. Oktober 2013 Volkskunst, Varia Bücher Moderne und Zeitgenössische Druckgraphik Di, 29. Oktober 2013 Mi, 6. November 2013 Klassische Moderne und Zeitgenössische Kunst Di, 26. November 2013 Mi, 27. November 2013 Klassische Moderne Mi, 27. November 2013 Juwelen Do, 28. November 2013 Briefmarken Mo/Di, 2./3. Dezember 2013 Autographen Mi, 4. Dezember 2013 Glas und Porzellan Mo, 9. Dezember 2013 Bauernmöbel Di, 10. Dezember 2013 Alte Meister Di, 10. Dezember 2013 Ölgemälde und Aquarelle d. 19. Jh. Mi, 11. Dezember 2013 Bücher Do, 12. Dezember 2013 Design Do, 7. November 2013 Spielzeug Mi, 18. Dezember 2013 Modeschmuck Fr, 8. November 2013 Möbel, dekorative Kunst, Teppiche Do, 19. Dezember 2013 Jagd-, Sport- und Sammlerwaffen Sa, 9. November 2013 Moderne und Zeitgenössische Kunst Do, 19. Dezember 2013 Historische wissenschaftliche Musikinstrumente Fr, 20. Dezember 2013 Instrumente und Globen, klassische Mo, 11. November 2013 Fotoapparate und Zubehör Internationale EXPERTENBERATUNGSTage Brüssel, 23. und 24. Oktober 2013 Termin nach Vereinbarung: Wilfried van Gaver, Laura De Beir Tel. +32-2-514 00 34 bruessel@dorotheum.be Düsseldorf, 6. November 2013 Termin nach Vereinbarung: Cordula Lichtenberg Tel. +49-211-210 77 47 duesseldorf@dorotheum.de München, 30. Oktober 2013 Termin nach Vereinbarung: Michaela Motz Tel. +49-89-244 434 73-0 muenchen@dorotheum.de Mario Schifano Incidente, 1963, Detail, Gesamtbild siehe S. 51 Lack auf Papier auf Leinwand, 200 x 200 cm Schätzwert € 100.000 – 150.000 Auktion Zeitgenössische Kunst, 26. – 27. November 2013