Umsetzung eines Pick-by-Voice-Systems. Branche: Lebensmittel

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Umsetzung eines Pick-by-Voice-Systems. Branche: Lebensmittel
Fachmagazin für die gesamte Frische- und Tiefkühlkette
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Pick-by-Voice im Obst- und
Gemüsebereich des ReweZentrallagers Lehrte.
Blumen von Uschi
N
ach dem Fleisch-, Frische- und
Trockensortiment (frischelogistik
6/2004) wird nun auch Obst und
Gemüse im Zentrallager der Rewe Nord
in Lehrte per Pick-by-Voice kommissioniert. Damit ist der Standort der erste,
der komplett beleglos arbeitet - aber die
Arbeit für den Dortmunder Lagerspezialisten proLogistik ist noch lange nicht
getan.
Prinz Charles hätte seine Freude: So
wie der britische Thronfolger mit seinen Pflanzen spricht und sie zu besten
Blühleistungen animiert, setzt auch die
Rewe in ihrem Zentrallager in Lehrte
auf die Wirkung der Stimme. Die Niederlassung spielte bei der Einführung
der beleglosen Kommissionierung innerhalb der Handelsgruppe eine Vorreiterrolle und arbeitet seit Dezember nun
auch im Bereich Obst und Gemüse inklusive Blumen mit Pick-by-Voice. Die
Erfahrung aus den vorherigen Aufschaltungen in den Bereichen Trockensortiment und Frische half beim letzten Akt
der Umstellung auf das beleglose Arbeiten, und das in verschiedener Hinsicht: So konnten die Mitarbeiter sich
an die Headsets und Funksets der VoiceTechnologie bei den Kollegen der anderen Abteilungen gewöhnen, es gab keine »Angst vor dem Kopfhörer«, wie es
Hans-Jürgen Loibl, Betriebsleiter der
Rewe-Niederlassung Nord, nennt. Die
Einführung im TK-Bereich lief ohne je-
Vom Zentrallager an der
A2 gehen Tag für Tag bis
zu 330 LKW in rund 550
Filialen der Rewe-Nord.
des Problem, Loibl rätselt schmunzelnd
noch heute, warum das so glatt lief. Im
Frischebereich war mehr Anpassung erforderlich, damit die Sprachprofile mit
den lauten Umgebungsgeräuschen zurecht kamen. Dies wurde von proLogistik innerhalb von acht Wochen vor Ort
gelöst. Das Vertrauen in die mittlerweile alt bekannte Technologie, hausintern
liebevoll »Uschi« genannt, ging jetzt
so weit, dass die Aufschaltung des Bereichs Obst und Gemüse Mitte Dezember
durchgeführt wurde, ohne Bedenken vor
einem eventuellem Kommissionier-GAU
im Weihnachtsgeschäft. »Die Amortisierung bewegt sich in einem unheimlich schönen Rahmen«, freut sich Loibl
über das System, die Leistungssteigerung folge auf den Fuß. Die Aufschaltung noch im Dezember geschah also
nicht aus Lust am Risiko, vielmehr hat
die Niederlassung in Lehrte dadurch
die Möglichkeit, beim Rewe-internen
Benchmark 2005 schon komplett von
der Technologie und deren Leistungssteigerungen zu profitieren. »Wir wollten schnellstmöglich diese Systeme haben.«, erklärt Loibl.
Leistung schnell oben
Denn auch an den Leistungsdaten
konnte man sehen, dass sich die Pionierarbeit der Lehrter ausgezahlt und
eine gewisse Voice-Routine sich ein-
gestellt hat: Ohne den direkt nach einer Einführung üblichen Knick blieben die Kommissionierkennzahlen erst
auf dem gewohnten hohen Niveau, um
dann noch zu steigen. Mittlerweile haben sich die Zahlen um 18 Prozent verbessert, vor Pick-by-Voice wurde im
Obst- und Gemüsebereich anhand von
Etiketten kommissioniert. »Man konnte
es sich ja eine Abteilung weiter vor Ort
ansehen.«, erklärt Volkmar Jedermann.
Die Mitarbeiter wurden dort auch zwei
Tage geschult, »dadurch war die Angst
vor dem Kopfhörer« weg. Wobei durchaus auch im normalen Betrieb Mitarbeiter zwischen den Bereich Obst und Gemüse und Frische ausgetauscht werden,
beide Bereiche befinden sich momentan in einem Verschmelzungsprozess,
wie Loibl sagt. Mit den Sortimenten TK
und Trocken wurde dies schon im letzten Jahr durchgeführt. »Wir arbeiten
bei Frische und Obst/Gemüse mit einem sehr hohen Anteil Fremdpersonal,
bei Frische 70 Prozent der kommissionierten Kollis, bei Obst/Gemüse 30 Prozent, der Dienstleister ist bei beiden der
selbe«, erklärt Loibl. »Wir schieben das
Fremdpersonal jetzt schon je nach Tagesausgangsvolumen.« Beim eigenen Personal befände man sich noch in der Findungsphase, da im Frischebereich ein
hoher Anteil an weiblichen Teilzeit-Mitarbeitern arbeitet, der nicht ohne weiteres in den Obst- und Gemüsebereich
frischelogistik Sonderdruck
wechseln kann: »Man kann eine Joghurtkiste nicht ganz mit den 25 Kilo
Kartoffeln vergleichen.« Das Ende dieses Verschmelzungsprozesses erwartet
Loibl in ungefähr einem Jahr, »dann
sind diese Bereiche als eins zu sehen.«
45.000 Kollis Obst und Gemüse im
Durchschnitt
550 Filialen werden von Lehrte aus
sechs Mal die Woche mit Obst, Gemüse
und Molkereiprodukten gemeinsam beliefert, je nach Fahrzeugstruktur werden unterschiedlich viele Filialen pro
Tour bedient. Die Anzahl der Fahrzeuge
beträgt bis 190 LKWs pro Nacht, gerade
in diesem Bereich abhängig von saisonalen Schwankungen. Im Schnitt werden im Obst- und Gemüselager 45.000
Kollis kommissioniert, in der Spitze
sind es 64.000, an den Wochenanfangstagen knappe 40.000. Zuerst wurde in
Norderstedt bei Obst und Gemüse innerhalb der REWE beleglos gearbeitet, das
Lager in Lehrte ist vom Sortiment her
allerdings locker doppelt so groß, da in
Norderstedt nur für Penny kommissioniert wird. Und statt »Uschi« kommt
dort die maschinelle Kommissionierung
mit Touchpad zum Einsatz, Lehrte war
für Pick-by-Voice im Obst- und Gemüse-Bereich deswegen die erste Niederlassung der Kölner. Insgesamt arbeiten
im Zentrallager Lehrte im Obst- und Gemüse-Bereich 40 Mitarbeiter plus Fremde. Der größte Bedarf fällt bei der Auslieferung zu Montag an, über die Woche
werden an nicht so starken Tagen ein
Teil der Teilzeitkräfte nicht eingesetzt.
Alles was darüber hinaus an Spitzen
kommt, wird über Dienstleister abgedeckt. Sonntags sind somit in der Kommissionierung Obst und Gemüse insgesamt gut 30 Mann, während Montag und
Dienstag dort mit knapp 20 gearbeitet
wird. Die Kollileistung dort liegt zur
Zeit bei 260 Kolli pro Stunde im Schnitt
aller, in der Frische sind das zum Vergleich 330 Kolli die Stunde. »Die 260
sind ein sehr akzeptabler Wert.«, meint
Loibl. Vor Einführung der Voice-Technologie lag die Leistung bei 220 Kollis.
Im TK, wo die Umstellung von Scheinen
und Bleistiften in einem Sprung auf
die Hightech des Pick-by-Voice ging,
war die Leistungssteigerung natürlich
noch markanter, 30 Prozent besser wurde dort nach der Einführung kommissioniert.
Durch die Erfahrungen mit
Pick-by-voice im Fleischund Frischebereich war die
Einführung für das Obst- und
Gemüsesortiment unkompliziert.
Uschi soll Leerstände meiden
Für das ganz große Kommissionierglück
fehlt jetzt nur noch eins: Eine intelligentere Uschi. Denn was die Leistung
der Voice-Technik hemmt und Fehlern
verursacht, ist die Kommunikation mit
der die Pickanweisung gebenden Software. Und kommuniziert werden muss
viel, solange keine Bestandsverwaltung
läuft. Die gibt es bei Obst und Gemüse in Lehrte momentan noch nicht, geplant ist, die Bestandsverwaltung dort
noch in diesem Jahr zu realisieren. Hier
würde dann laut Loibl nicht mit der
klassischen
Reserveplatzverwaltung
gearbeitet werden, sondern mit Buchen
auf Greifplatz. Bei Vollaufschaltung
würde man dann an Fehlartikeln vorbeigeführt, weil das System weiß, dass
der Artikel nicht da ist. »Wir haben das
Ende des Jahres in der Frische gemerkt,
da haben wir nochmal einen richtigen
Schub gekriegt, weil das Kommunizie-
frischelogistik Sonderdruck
ren vorbei ist.«, beschreibt Loibl die
Vorteile. Wie oft so ein Leerplatz vorkommt, hängt sehr an der Warenversorgung: Es kann Tage geben, da fehlen zu
Kommissionierbeginn vier Artikel, es
gibt aber genauso Tage, da fehlt nicht
einer. »Das sieht man sofort an den
Leistungen.«, weiß der Betriebsleiter,
ohne dass man sich den Artikelstamm
ansieht erkennt man an der Schnittleistung ob etwas da oder nicht da ist. Gerade im kritischen Sortiment Obst und
Gemüse, bei dem man versucht ohne
Bestandsware zu arbeiten, zumindest
ohne Tagesüberhang, lässt es sich nicht
vermeiden, dass ein Artikel zum Beginn
nicht da ist. Die Märkte senden Ihre Bestellungen bis 10:45 Uhr, die ersten haben dann nachmittags um 17:00 Uhr die
Ware im Markt, die letzten morgens um
7:00 Uhr. Durch diese kurze Spanne von
im besten Fall sechs Stunden macht die
Warenversorgung auch schon mal Probleme, bei kritischen Artikeln wie Erd-
Neben den festen Bereichen für
Standardware von Ananas bis Zucchini
gibt es eine »Exotenecke« als Pickplatz
für besondere Früchtchen.
beeren, Himbeeren, Kirschen oder Spargel besonders. Schließlich sieht man
die Ware erst am Wareneingang, alles
was dort verweigert wird, fehlt dann im
Zweifel. Wird etwas zurückgeschickt,
ist der Einkauf zwar bemüht, Nachschub
binnen der nächsten Stunden zu besorgen, aber das klappt auch nicht immer.
Immer kürzere Release-Abstände
Im neuen Release der pL-Store-Software
wird sich auch der Ablauf der Nachkommissionierung ändern. Ist eine Ware
beim Pick nicht da, wird der Item zurückgestellt.
»Sobald die Ware da ist, kann sie im
Nachpick-Verfahren, über einen ExtraDialog, auf die fertigen Rollis der Filiale
zugeteilt werden.«, erklärt Anna Boulge, vom ersten Tag an beim Rewe-Projektteam der proLogistik dabei. Das momentane System kann das so noch nicht,
man muss das Nachpicken heute noch
mit einem ziemlich hohen Aufwand machen. Mit dem neuen Release bekommt
der Kommissionierer die Menge gesagt,
die er gebündelt aufnehmen muss für
das Nachpicken und kann dann in der
WA-Zone anhand einer Filialliste und
dazugehöriger NVE die nachzukommis-
Anna Boulge war von den ersten
Tagen im Rewe-Projektteam
der proLogistik und bei fast
jeder der in diesem Jahr 25
Aufschaltungen dabei.
sionierenden Kollis abarbeiten. Ein Systemwechsel findet im neuen Release bei
der Staplerführung statt, die Freiplatzsuche wird wieder zurück an die Mitarbeiter gegeben, wovon man sich eine
höhere Effektivität verspricht. Dieses
neue Release ist nach einer zweiwöchigen Testphase Ende Juni in einem Lager in jedem Rewe-Lager in Betrieb gegangen, in dem pL-Store läuft. An sich
ist das aber nichts Besonderes, denn
neue Anforderungen gibt es permanent,
schon bevor das neue Release in Betrieb
ist wartet die nächste Wunschliste. Die
Dortmunder konzentrieren sich jedoch
immer voll auf die Fertigstellung eines
Updates, bevor die Arbeit an einem neuen startet. Die Intervalle allerdings zwischen den verschiedenen Release-Versionen werden immer kürzer, sie liegen
mittlerweile bei unter drei Monaten.
Und so schnell wachsen wohl selbst die
Pflanzen von Prinz Charles nicht - vielleicht sollte auch dort Uschi mal ein gutes Wort einlegen. (ms)
Die Kommandozentrale der
proLogistik in Dortmund.
Hier laufen alle Fäden
zusammen.
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Fallgatter 1
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