Segeberger Zeitung - Kleines Theater am Markt in Wahlstedt
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Segeberger Zeitung - Kleines Theater am Markt in Wahlstedt
ePaper-Kundennummer: KN_PHONE0000042752 16 BAD SEGEBERG | WAHLSTEDT MONTAG, 5. OKTOBER 2015 Ein Hoch auf die Helen-Keller-Schule! Wahlstedter Grundschule mit Förderzentrum feierte 50-jähriges Bestehen und 10 Jahre Offene Ganztagsarbeit VON DETLEF DREESSEN ................................................................ Ron Williams spielt die Hauptrolle bei „Onkel Toms Hütte – Reloaded". FOTO: EVA-MARIA FEILKAS Schauspiel feiert in Wahlstedt die zweite Premiere WAHLSTEDT. Auf einen besonderen Theaterabend kann sich das Publikum im Kleinen Theater am Markt freuen: Das musikalische Schauspiel „Onkel Toms Hütte – Reloaded“ mit Hauptdarsteller Ron Williams feiert am Sonnabend, 10. Oktober, ab 20 Uhr in Wahlstedt seine zweite Premiere. Weil ein Darsteller verletzt ausgefallen ist, müssen derzeit mehrere geplante Gastspiele ausfallen (auch das am 8. Oktober in Norderstedt). In Wahlstedt wird die Tournee mit veränderter Besetzung neu gestartet; daher finden im Kleinen Theater auch die Endproben statt. Ron Williams bringt traditionelle Gospels und Spirituals sowie neue Songs in das Stück ein. Die Handlung dreht sich um Tom Rutherford (Ron Williams) aus Chicago, früher Straßengangmitglied, mittlerweile Sozialpädagoge, der im Gefängnis einer mittelamerikanischen Großstadt ein kleines Theater mit Namen „Onkel Toms Hütte“ betreibt – zum einen, weil er Tom heißt, zum anderen, weil er dort regelmäßig Harriet Beecher Stowes Klassiker „Onkel Toms Hütte“ aufführt. Rutherford ist sicher, dass dessen Botschaft „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ auch den vier jungen inhaftierten Amerikanern etwas sagt, die er zu betreuen hat und die in seiner Inszenierung mitspielen. Karten für 25 bis 28 Euro gibt es dienstags und donnerstags von 16 bis 18 Uhr im Theater, unter Telefon 04554/2211, EMail an programm@theaterwahlstedt.de sowie im Internet www.theater-wahlunter stedt.de, außerdem bei Kühn-e Bücher, Telefon 04554/5745. ard/stm WAHLSTEDT. „Helen-KellerSchule Do-Mi-So. Die HelenKeller-Schule macht uns froh!“ Mit diesen auf Wolfgang Amadeus Mozarts „Kleine Nachtmusik“ gesungenen Worten begrüßte der Chor der Schule zahlreiche große und kleine Gäste in der Pausenhalle. Sie war zur Feier des 50-jährigen Bestehens der Grund- und Förderschule und zum 10-jährigen Bestehen der Offenen Ganztagsschule mit bunten Luftballons geschmückt worden. Schüler, Eltern und Lehrer hatten ein großes Fest vorbereitet. Neben dem Chor sorgten auch das InstrumentalEnsemble und die Trommelgruppe mit ihren jeweiligen Leiterinnen Christina Rannow, Ulla Russ-Wegner und Ingrid Andresen für musikalischen Schwung. In einer Caféteria auf dem Schulhof boten Viertklässler und ihre Eltern selbstgebackenen Kuchen und Kaffee an. Schulsozialarbeiter Hauke Schmalz grillte Würste; drumherum verlustierten sich die Schüler und Geschwisterkinder bei einer ganzen Reihe von Spielen. Auch einige ehemalige Lehrer waren gekommen und tauschtenErinnerungen an vergangene Zeiten aus. Dienstälteste Pädagogin war Käte Weichbrodt (75). Sie hatte einige Spiele als Geschen- Die Ziele waren damals die gleichen wie heute: Lücken schließen und vorhandene Begabungen zu fördern. Kathrin Deeg Leiterin der Helen-Keller-Schule Foto oben: Allerlei musikalische Darbietungen der Schüler umrahmten die Feier zum 50-jährigen Bestehen der Wahlstedter Helen-KellerSchule und dem zehnjährigen Jubiläum der Offenen Ganztagsschule. Foto unten links: Bürgermeister Matthias Bonse und Bianka Schlizio (rechts) vom Wahlstedter Schulamt überreichten die Jubiläumszahlen als Brot an Schulleiterin Kathrin Deeg (links) und Aleksandra Hensel, Leiterin der Offenen Ganztagsschule. Foto unten rechts: Katarzyna Szymanski (von links), Yvonne Mayer-Singh, Bianca Pasternak und Nina FOTOS: DETLEF DREESSEN (3) Zloch verkauften Kuchen zugunsten des Wahlstedter Jugendzentrums. ke und auch noch einige Klassenfotos mitgebracht und konnte als erste Lehrerin aus den Anfängen der Förderschule berichten. „Damals hieß es Hilfsschule“, schilderte sie. Die Helen-Keller-Schule war ein schlichter Anbau, in dem neben der vorhandenen Volksschule Schüler mit Behinderungen unterrichtet wurden. Wahlstedts Bürgermeister Matthias Bonse erinnerte an die Entscheidung zur Einrichtung der Schule unter seinem Vor-Vor-Vorgänger Horstmax Tietz. Der damalige Schullei- ter Bernd Guthoff habe von Anfang an ein Herz für diese ganz besonderen Kinder gehabt, sagte Bonse und zitierte Guthoff mit den Worten: „Sollen wir uns nicht für unsere lernbehinderten Schüler freuen, dass sie eine besondere Schule für Lernbehinderte bekommen?“ Viele Schüler seien seitdem gut vorbereitet ins Leben gestartet. Kathrin Deeg, heute Leiterin der Grundschule mit Förderzentrum, dankte Bonse als Vertreter des Schulträgers, ebenso den Kooperationspartnern und Weggefährten. „Die Ziele waren damals die gleichen wie heute: Lücken schließen und vorhandene Begabungen zu fördern“, erklärte die Schulleiterin. Schülerinnen und Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf werden allerdings aufgrund des Ziels der Inklusion inzwischen an den umliegenden Schulen betreut. Wenn die schrullige Marlene Jaschke den zweiten Frühling erlebt Über 400 Besucher amüsierten sich bei Jutta Wübbes Gastspiel im ausverkauften Kleinen Theater am Markt in Wahlstedt prächtig VON PATRICIA KÖNIG ....................................................... WAHLSTEDT. „Ich bin verkauft worden“, erklärte Marlene Jaschke dem Publikum im Kleinen Theater am Markt gleich zu Beginn. Vorher hatte sie gerade in ihrem bekannten beige-roten Ensemble mit Hut, Tasche und Koffer das Chanson „Non, je ne regrette rien“ von Edith Piaf gesungen. Zunächst erschien Jutta Wübbe in ihrer Paraderolle im Jubiläumsprogramm „Nie wieder vielleicht“ gewohnt schrullig auf der Bühne. Am Flügel nahm Volker Griepenstroh Platz; Marlene Jaschke begann in ihrer ganz eigenen Art händeringend, sich neurotisch kratzend, sich von Kopf bis Fuß verbiegend mit ihren Anekdoten aus dem Alltag, die stets in einer Gratwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und naiver Satire wechseln. Die Chefsekretärin machte sich diesmal existentielle Gedanken. Denn ihre Firma, der Schraubengroßhandel Rie- ger, Ritter, Berger & Sohn, für die seit 30 Jahren arbeitet, ist an Ägypter verkauft worden. Dabei kann sie doch gar kein „Ägyptisch“, nur ein bisschen Französisch und ganz schlecht Englisch. „Aber ob das reicht?“ Zur Sicherheit zählt sie alle Schrauben der Firma und bringt ihren Schreibtisch zum Glänzen. Dazu singt sie zur Freude des Publikums eine Arie aus der Oper „Figaros Hochzeit“. Doch gleich die erste Begegnung mit den neuen Arbeitgebern aus Kairo fällt ins Wasser. Denn die beflissene Sekretärin überinterpretierte den Auftrag ihres NochChefs Herrn Konrad und kümmert sich nicht nur um das Catering beim Besuch der Gäste aus Kairo. Sie versprüht überall ihr Parfum („4711, Ägypter lieben Düfte“), auch auf den Schrauben im Lagerraum und übt sich etwas unbeholfen in Konversation mit den Ägyptern, indem sie denen erklärt „I am the chef of my boss, I help Marlene Jaschke ist die Paraderolle der Komikerin Jutta Wübbe. In Wahlstedt amüsierte sie das Publikum im Kleinen Theater am Markt mit den skurrilen Schilderungen von Marlenes Liebe zu ihrem ArFOTO: PATRICIA KÖNIG beitskollegen Siegfried. him.“ Dazu passend singt sie ihre deutsche Interpretation des Songs „Walk Like An Egyptian“. Bis dahin hatte Marlene Jaschke das ausverkaufte Theater schon mit ihren skurrilen tänzerischen Einlagen und Darstellungen zum Lachen gebracht. Auch die Geschichte, in der sie die peinlichen aufblasbaren Pyramiden des Chefs mit der Spaxschraube zerstört, erfreute das Publikum. Doch in ihrem neuen Programm zum 30-jährigen Bühnenjubiläum, das Jutta Wübbe bei ihrem Wahlstedter Gastspiel überhaupt erst zum dritten Mal aufführte, zeigte sich eine ganz neue Seite der Hauptdarstellerin. Denn die Jaschke ist unglücklich verliebt und schwankt in den Szenen um ihre große Liebe Siegfried Tramstedt von Euphorie über Melancholie zu pragmatischen Erkenntnissen. Dazu machen ihr die Kommentare ihrer Freundin Hannelore zu schaffen. „Was willst du in deinem Alter noch mit einem Mann? Da bekommst du sowieso nur ,second hand’“. Auch das Publikum pendelte in seinen Reaktionen zwischen Lachen und Mitleid. In einer Szene erweckte Marlene Jaschke mit ihrer Erzählung über das erste Rendezvous mit Siegfried zunächst pures Mitgefühl. Da saß die verliebte Marlene in ihrem selbstgehäkelten Kleid voll liebender Erwartung am Tisch – doch der Angebetete hat nur ihre Firmenprobleme im Sinn. Doch im nächsten Moment kokettierte Marlene Jaschke wieder mit ihrem Pianisten, ging wahrlich auf Tuchfühlung und warf mit Kalauern um sich. „Was ist ein Cowboy ohne Pferd? Ein Sattelschlepper!“ Dem vorwiegend älteren Publikum gefiel dieser Wechsel aus Komik und Tragik. Marlene Jaschke überzeugte mit liebenswerter Schrulligkeit und melancholischem Backfisch-Gehabe im zweiten Frühling und bewies vor allem als „Carmen“, mit dem Evergreen „Hey, Big Spender“ oder dem Karat-Klassiker „Über sieben Brücken musst du geh’n“, dass sie bei aller Komik auch richtig gut singen kann.