Reisebericht aus Indien
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Reisebericht aus Indien
Reisebericht INDIEN Reisebericht aus Indien: „We put people before profits“ Grußkarten, Kinderportemonnaies oder Baumwolltücher – die kunstvoll gefertigten Produkte aus Indien faszinieren nicht nur wegen ihrer aufwendigen Gestaltung. Hinter jedem Produkt verbirgt sich ein Mensch und seine Geschichte. Eine 15-köpfige EL PUENTE-Delegation aus Vertretern der Weltläden brach unter der Leitung von Walter König im Februar 2011 nach Indien auf, um die Handelspartner und deren Lebenssituation genauer kennenzulernen. In knapp drei Wochen führte sie ihre Route von Mumbai, an der Westküste Indiens, hinab in den Süden nach Bangalore, und in den Osten nach Kalkutta. Der Auszug aus dem Reisebericht gibt einen Eindruck davon, welch interessante Begegnungen die Gruppe in dem bevölkerungsreichen Land hatte. Alle Zitate in diesem Bericht stammen aus den Reiseprotokollen der Mitreisenden. Wir danken allen Teilnehmern, die uns mit ihren lebhaften Berichten erfreut haben und an den Eindrücken der Reise teilhaben lassen! Donnerstag 3.2. (2. Reisetag) Nach einer sehr kurzen Nacht gab es am Morgen ein typisch indisches Frühstück mit Reis, scharfen Saucen sowie zuckersüßem Tee und Kaffee. Um 10.00 Uhr machten wir uns in unserem Bus auf den Weg zur Exportorganisation Asha Handicrafts Association. Die 1975 gegründete Organisation wurde 1995 Mitglied der International Fair Trade Association (IFAT), heute World Fair Trade Organisation (WFTO). Aus Sanskrit übersetzt bedeutet „Asha“ Hoffnung. Hoffnung für viele indische Handwerker, die es schwer haben, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Asha hilft ihnen und vor allem auch marginalisierten Gruppen (Alleinerziehende, Behinderte, Frauen) und gibt ihnen durch ihre Unterstützung die Möglichkeit zu arbeiten und damit ihre Würde zurück. Ashas Philosophie: „We put people before profits“, das heißt, der Gedanke des fairen Handels ist wichtiger als Profit. Natürlich muss auch Asha Gewinne machen. So achten sie darauf, zumindest so viel Gewinn zu erzielen, dass man Rücklagen für schlechtere Zeiten hat, in denen Lebhaft – Auf den Straßen Indiens herrscht reges Treiben andernfalls Mitarbeiter entlassen werden müssten. Mit dem Überschuss aus dem Handel werden zudem Fortbildungen und soziale Projekte unterstützt. Besonders wichtig ist Asha die Qualität der produzierten Produkte („We are very qualityconscious!“). Man möchte nicht, dass die Käufer aus den Industrienationen Produkte nur unter dem Wohltätigkeitsgesichtspunkt erwerben; man soll sie auch gebrauchen können. Nach dem Mittagessen fand er dann statt: unserer erster Produzentenbesuch. Und zwar bei Ramprasad Patwa, einem Schmuck-Produzenten. Allein der Weg dorthin war anstrengend. Für viele von uns stellte es eine recht große Herausforderung dar, bei den Menschenmassen, der Verkehrssituation, den schnell vorauseilenden indischen Guides und dem gleichzeitigen Verlangen, auch noch Fotos zu schießen, den Anschluss zu behalten. Bei Ramprasad Patwa, der seit 1989 mit Asha zusammenarbeitet, sind wir sehr freundlich empfangen worden – mit Räucherstäbchen und einer Blumenkette aus echten, duftenden Blumen, die Blumengruß – Bei Ramprasad Patwa wurde die Reisegruppe herzlich empfangen 1 Reisebericht INDIEN Montag 7.2. (6. Reisetag) Unser Weg führte uns zu Bunder Kalamkari Blockprinting nach Pedana, 70 km östlich von Vijajavada und fast am Bengalischen Golf gelegen („But please, we won’t swim! It’s too dirty!“). Nach einer erfrischenden 2-stündigen Fahrt kamen wir in Pedana, einem hübschen indischen Dorf an und fielen bei Bunder Kalamkari Blockprinting und seinem Besitzer Nagendra ein. Das Unternehmen stellt bedruckte Stoffe und fertige Artikel in Blockprinting mit Naturfarben her, eine alte indische Tradition. Nagendra arbeitet seit 1976 mit Asha zusammen und ist damit einer der ältesten Partner. Selbstsicher, redefreudig und unterhaltsam führte er uns durch sein Unternehmen und berichtete, dass es das erste Design, das er damals an Asha geliefert hat, heute noch im Angebot gibt. Zunächst besichtigten wir die „Blockprinterei“, die in einem eigenen Haus untergebracht ist. Rund zehn Arbeitsplätze sind unter einem schattigen Dach mit offenen Seiten eingerichtet. In die- ser kleinen Einheit arbeiten nur Frauen, vor allem Witwen und Unverheiratete, die durch die Arbeit bei Nagendra ein sicheres Einkommen finden. Wir beobachteten die wie so oft sehr zurückhaltenden Frauen bei der Arbeit und waren beeindruckt von der Geschwindigkeit und Präzision, mit der sie den Druckstempel auf den Stoff setzten: anfärben, peilen, setzen, bumm-bumm, anfärben, peilen… Je nach Farb-Muster sind 1-3 verschiedene Druckdurchgänge mit unterschiedlichen Farben erforderlich und wir bewunderten die Druckstöcke, die zueinander gehören und die Fertigkeit, die dazu gehört, diese herzustellen. Die Druckerinnen achten beim Drucken auf Markierungen, die anzeigen, wo der zweite oder dritte Druckstock angesetzt werden muss, damit die verschiedenen Farben das richtige Muster ergeben. Der Meister weiß, wie scheinbar leicht das Drucken aussieht. Er lud uns herzlich ein, es selbst einmal zu probieren. Nachdem die Qual der DruckstockWahl beendet war, und mit Hilfe der freundlichen, führenden Hand der Mitarbeiterin von Nagendra, hielten wir alle – mehr oder weniger erfolgreich – unser Erstlingswerk in den Händen. Von vielen unserer Versuche muss man allerdings sagen: eine glasklare Reklamationsware! Gegen 18 Uhr waren wir zurück. Nach- Druckreif – Geschickt bedrucken die Mitarbeiterinnen den Stoff Selbstversuch – Das Blockprinting sieht einfacher aus, als es ist jedem von uns um den Hals gehängt wurde. Die „Produktionsstätte“ des Schmucks bestand aus einem Raum, in dem die insgesamt acht Arbeiterinnen auf einem Teppich in einer Runde saßen und Perlen auf Fäden zogen. 2 dem wir eines der letzten echten Abenteuer der Moderne überstanden hatten – Überqueren einer indischen Großstadtkreuzung zu Fuß im Feierabendverkehr – haben wir uns in einer Bäckerei bei Tee und Kaffee gelabt. Freitag 11.2. (10. Reisetag) Heute heißt es wieder früh aufstehen, denn um 8:10 Uhr geht unser Flieger nach Kolkata (Kalkutta). Als wir uns um 6 Uhr morgens vor dem Gästehaus zur Abfahrt versammeln, ist den meisten die Müdigkeit doch deutlich anzusehen. Nach einem angenehmen und kurzweiligen Flug, landen wir planmäßig in Kolkata. Dort nimmt uns Saratha von SASHA in Empfang. Manche von uns steigen eher unwillig in den großen Bus, auf dessen Vorderscheibe in riesigen Lettern das Wort „TOURIST“ prangt. Schließlich hilft das nicht gerade, sich etwas unauffälliger ins Stadtbild zu integrieren. Trotzdem genießen wir den Komfort, dass fast jede/r einen Fensterplatz beanspruchen kann, und das Bildnis von Mutter Theresa über der Fahrerkabine stimmt uns darauf ein, wo wir sind: hier in Kolkata hat Mutter Theresa gewirkt. Wir fahren nun Richtung Innenstadt, denn wir werden im SASHA-Shop, dem SASHA-eigenen „Weltladen“ vor Ort, erwartet. Dort angelangt, sind wir positiv beeindruckt – der Laden liegt zwar in einer Hofeinfahrt, doch er ist wirklich groß und alles ist sehr schick und großzügig eingerichtet. Die Beleuchtung stimmt und die Produkte werden gut präsentiert. Wir werden herzlich von einigen SASHA-Mitarbeitern begrüßt. Debasish Raychoudhuri ist der Geschäftsführer der Organisation SARBA SHANTI AYOG (Kurz: SSA) – diese ist so etwas wie die Mutterorganisation von SASHA, denn einige Jahre lang gab es nur eine einzige Organisation, bevor SASHA Mitte der 1980er Jahre als eigenständige Fair Trade Marketing Organisation gegründet wurde. SSA wurde 1978 mit Reisebericht INDIEN Modern – Im SASHA-Shop werden die eigenen Produkte präsentiert dem Ziel gegründet, die Lebenssituation von Kunsthandwerkern zu verbessern. Dieser Fokus ist auch heute aktuell und die beiden Organisationen SSA und SASHA arbeiten „Hand in Hand“ für dieses Ziel. SASHA arbeitet heute mit ca. 100 verschiedenen Produzentengruppen zusammen. In jeder Gruppe arbeiten im Durchschnitt ca. 45 HandwerkerInnen. Vermarktet werden ausschließlich Produkte aus Ostindien, hauptsächlich Kunsthandwerk, z. B. Textilien, Metall- arbeiten, Holzarbeiten, Leder und Produkte aus natürlichen Materialien wie Jute oder Bambus. Die Produkte werden möglichst umweltschonend und meist in Handarbeit hergestellt. Häufig stellt das jeweilige Kunsthandwerk eine lokale Tradition dar. Die Schaffung eines Marktzugangs für die ProduzentInnen und die Verbesserung der Marktfähigkeit ihrer Produkte (z. B. durch eine gemeinsame Weiterentwicklung des Designs) sind zwei Hauptaufgaben von SASHA. Einen weiteren Pause – Zwischendurch stärkt sich die Gruppe mit indischen Leckereien wichtigen Auftrag sieht SASHA darin, die Produzentengruppen dabei zu unterstützen, dass sie eigenständig gut wirtschaften können und perspektivisch nicht zwingend auf die Hilfe SASHAs angewiesen sind. „Unabhängigkeit“, betont Debasish, „ist sehr wichtig, denn was würde sonst geschehen, wenn SASHA eines Tages nicht mehr sein sollte.“ Zurzeit arbeiten insgesamt 45 Personen für SASHA – in der Mehrzahl Frauen. Die Organisation macht einen Jahresumsatz von ca. 2 Millionen $ – das meiste hiervon über den Fairen Handel nach Übersee (ca. 80 – 85%). Exportiert wird vorrangig in die EU, aber auch in die USA, Kanada, Japan, Australien und nach Neuseeland. Obwohl sich der Faire Handel in Indien selbst nur langsam etabliert, hat SASHA das Potenzial des heimischen Marktes früh erkannt. Den SASHA-Shop, in dem wir uns gerade befinden, gibt es bereits seit 25 Jahren! Natürlich hat sich seit den Anfängen auch hier einiges verändert – früher mussten sich Shop und SASHAHauptbüro zum Beispiel den Platz teilen, den heute der Shop ganz allein beanspruchen darf. Und dieses schön eingerichtete Geschäft nehmen wir nach dem Vortrag direkt unter die Lupe – Shopping !!! Am Abend kommen wir für ein leichtes Abendessen zusammen und werden von den Küchenmeistern sehr freundlich umsorgt. Wir sind sehr gespannt was die Woche noch bringen wird! Freitag 18.2. (17. Reisetag) Auch dieser letzte Tag unserer lehrreichen Reise sollte uns wieder zu einem besonderen Projekt in Kolkata führen. Eine Vertretung von SILENCE holte uns mit dem Bus ab. Wieder tauchten wir ein in Kalkuttas Alltag mit dem unbeschreiblichen Verkehr, andauerndem Hupen, der sichtbaren Armut vieler am Straßenrand lebender Menschen – darüber die bunten, Lebensfreude vortäuschenden, großen Reklameplakate und die schwüle Hitze. Nach ca. einer Stunde erreichten wir unser Ziel. Als wir den Bus verlassen 3 Reisebericht INDIEN hatten und die schmale Straße betraten, fiel gleich das große Firmenschild in hellblauer Farbe auf: SILENCE. Unser Begleiter Walter zeigte seine Freude: „Vor ca. 10 Jahren war hier kaum gebaut. SILENCE bestand aus einem kleinen Haus mit ein bis zwei Stockwerken.“ Nun ist es ein stattliches Gebäude von drei bis vier Stockwerken mit Aufzug und vielen Arbeitsräumen. Das 1977 in Kalkutta gegründete Behinderten-Selbsthilfeprojekt namens SILENCE (also „Ruhe“) war bis 2001 relativ unbekannt. Die vorbildliche Institution für Stumme, Gehörlose und andere „Menschen mit besonderen Begabungen“ – wie hier die Behinderten genannt werden – ist gleichzeitig eine Ausbildungs-, Rehabilitationsund Integrationseinrichtung. SILENCE wurde 1977 von einer kleinen Gruppe tauber Künstler gegründet. Sie stellten handgearbeitete Grußkarten her, die sie zu verkaufen versuchten, um irgendwann ihre Träume von einer gewissen Selbstständigkeit zu verwirklichen. Heute stellt SILENCE neben den handgezeichneten, -gemalten und -gedruckten Karten auch Kerzen verschiedener Art, Räucherwerk, Seifen, Modeschmuck, Dekorationsgegenstände aus Pappmaschee, Holz oder Ton her. SILENCE hat ca. 130 Angestellte, wovon 15 auf Probe arbeiten und 40 Auszubildende sind. Die Organisation hebt sich auch durch den vergleichbar hohen Lohn (bis zu 150% über regionalem Mindestlohn) ab. Alle Mitarbeiter sind dem staatlichen Rentensystem sowie der staatlichen Krankenkasse angegliedert. Letztere gewährleistet die medizinische Versorgung aller Familienangehörigen. Außerdem besteht für alle Angestellten eine Unfallversicherung. Die knapp drei Wochen in Indien waren voller erschütternder, aber auch Eindrücke - Schöne und auch erschütternde Erfahschöner Erfahrungen. rungen prägten die Indien-Reise Wir sahen große Armut an den Straßen und in den Elendsvierteln, trotz allem aber auch viele Kinder, deren Lebenssituation sich durch die verbesserten Verdienstmöglichkeiten der Familien und die Bildungs- und Ausbildungschancen positiv verändert hat. Handgemacht – Bei SILENCE werden Grußkarten oder Kerzen von Gehörlosen gefertigt 4 Reisebericht INDIEN Bilder einer Indienreise Im Jahr 2011 habe ich mit Angela Lepa, Einkäuferin von EL PUENTE eine Reise zu den indischen Kunsthandwerkern gemacht, deren Produkte ich schon lange kenne. Eine meiner Aufgaben während dieser Indienreise war das Fotografieren der Kunsthandwerker in ihrer Arbeitsumgebung für die Öffentlichkeitsarbeit von EL PUENTE. Entstanden sind Bilder einer Reise, Bilder, die das Ergebnis der Interaktion zwischen den Handwerkern und mir als Fotografin sind und insofern meine Haltung zu ihnen und umgekehrt dokumentieren. Indien mit allen Sinnen erleben ist unbeschreiblich. Ein Land voller Gerüche. Erdig-würzig – ein bisschen wie Heumahd, rauchig – wie ein Brennetag, und unbekannt warm und duftig wie ein Kräutertee. Die Geräusche haben eine mir bisher unbekannte Dimension: Hupen, Sprachgemurmel, alles ist immer geräuscherfüllt. Inder müssen Deutschland als sehr geräusch- und farblos empfinden. Die Farben: meine Inspirationsquelle. Frauen in ihren farbenprächtigen Saris, Stoffe, Schmuck und dekorierte Fahrzeuge. Autos, Rikschas und LKWs sind bemalt und geschmückt. Die Liebe zum Ornament ist unübersehbar. Möchte ich gerne festhalten. Ein Thema, das eine eigene Reise wert wäre. Und die Menschen, freundlich und stolz! Handwerker und Lieferanten empfangen uns herzlich mit würzigem „Chai“, zu Mittag werden wir oft bekocht wie bei Muttern, nur eben indisch. Bettina Schneider ist 40 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann in Nette in der Nähe von Hildesheim. Sie ist Produktdesignerin und freie Künstlerin und arbeitet seit vielen Jahren als Designerin für EL PUENTE. Die Zusammenarbeit ist fruchtbar, teilweise werden während der Musterauswahl spontan neue Ideen entwickelt oder Produkte gemeinsam für den deutschen Markt überarbeitet. Ich erlebe einen fairen Handel zwischen den Partnern. Wenn gute Produkte zu hochpreisig sind, wird nach Möglichkeiten gesucht, den Preis zu reduzieren ohne ihn zu drücken. Das kann ein Materialwechsel sein, Verzicht auf ein Element, Verkleinerung des Produktes. Immer im Sinne des Produzenten. Handeln mit dem Zweck, beide Partner zufrieden zu stellen. Wir besuchten einfache Werkstätten im heimischen Wohnzimmer, bis hin zu professionell eingerichteten Betrieben. Ein Bild bleibt mir im Kopf: Drei Frauen, drei Generationen sitzen auf einem Teppich und ziehen Perlen auf. Sie erzählen, lachen während der vierjährige Sohn schlafend im Schoß seiner Mutter liegt. Honoriert werden für die geleistete Arbeit, mit den Arbeitsbedingungen zufrieden sein: Eine bessere Motivation gibt es kaum. Mein persönliches Fazit: Ich möchte Indien wiedersehen.“ Bettina Schneider 5 Produzentenrundreise Südafrika Produzentenreise nach Südafrika November 2010 Ich steige gerade aus dem Flugzeug aus und es liegt Schnee, bei Minusgraden Ende November. Gleich in den nächsten Flieger zurück nach Südafrika, denke ich mir. Am südlichsten Punkt des Kontinents trifft sich ganz Europa auf kleinem Raum. Nein, es sind nicht nur die Touristen aus aller Welt. Es ist die Geschichte, das Klima und die wunderschöne und artenreiche Landschaft, die man schnell im Auto oder per Luft erforschen kann. So voller Schönheit das Land auch ist, entdeckt man auf den zweiten Blick ein Land großer Unterschiede. Die Schere zwischen arm und reich ist, in einfachen Worten ausgedrückt, krass und nicht zu übersehen. Beide Seiten habe ich auf der zweiwöchigen Reise erlebt. Einerseits wird man von Prunk und Protz, Shopping Malls, schicken Landhausvillen und teuren Restaurants überrollt und auf der anderen Seite findet man Townships vor, wo Tausende von Menschen täglich von der Hand in den Mund leben, wo HIV, Armut und eine ungewisse Zukunft den Alltag bestimmen. Es hat mich traurig, aber vor allem nachdenklich gemacht und letztendlich froh, dass ich so einen tiefen Blick in den südafrikanischen Alltag wagen durfte. Bei unserem Exportpartner Turqle Trading, der für uns zwölf Produzentengruppen betreut, habe ich einen kompetenten Ansprechpartner für viele Fragen gefunden, die sich mir im Laufe der Reise stellten. Turqle Trading hat einen anspruchsvollen, eigentlich jedoch ganz simplen, Ansatz. Gebt den Menschen eine Arbeit, spornt die Frauen zu bisher nicht da gewesenem Selbstbewusstsein an und fördert die Kinder der Arbeiter. Sie erheben nicht den Anspruch, die südafrikanische Welt von heut auf morgen auf den Kopf zu stellen, sie tun aber alles dafür, der nächsten Generation (den Kindern der Arbeiter) eine gebildete, 6 aufgeklärte Zukunft, voller Chancen und Möglichkeiten zu bieten. Anders als es ihre Eltern erfahren haben. Bei Turqle Trading arbeiten vier Personen, zwei waren zuvor in der Entwicklungszusammenarbeit bei NGOs tätig und arbeiteten sogar selbst als Streetworker in den Townships. Für die Herkunft und Hautfarbe. In Südafrika leben neben den Weißen und Schwarzen heute noch viele Farbige, deren Vorfahren aus dem asiatischen Raum kamen und als Sklaven in der südafrikanischen Landwirtschaft arbeiten mussten. Außerdem werden Flüchtlinge aus angrenzenden afrikanischen Ländern als große Gemeinsam in Südafrika – Martin Boon (Fair Trade Original), Anja Brachmüller (EL PUENTE), Pieter Swart (Turqle Trading), Margot van Veldhuisen (Fair Trade Original), Isolde Steinbrecher (EL PUENTE), Rain Morgan (Turqle Trading) v.l.n.r fortbestehende Produktqualität sorgen die Qualitätssicherung und eine Produktentwicklerin. EL PUENTE arbeitet mit fünf der zwölf Gruppen zusammen und importiert Senf, Saucen, Essig und Gewürze. Turqle Trading zahlt 2,5% des Exportumsatzvolumens in einen Fond. Daraus werden die Schulgebühren aller Kinder der Arbeiter finanziert, aber auch speziell einzelne Arbeiter gefördert, wenn zum Beispiel das Geld für einen Führerschein fehlt oder der Job Computerkenntnisse erfordert und eine Schulung notwendig ist. Darüber hinaus kommen die Angestellten, darunter ein hoher Anteil von Frauen, aus sozialen Brennpunkten. Spannungsfelder sind immer wieder Konkurrenz angesehen. Sie arbeiten sehr hart und erledigen jeden Job, nur um das verdiente Geld an die daheimgebliebene Familie schicken zu können. Turqle Trading bietet auch zu diesem Brennpunkt Workshops an, damit sich die Arbeiter innerhalb einer Firma besser kennen und akzeptieren lernen. Das positive Ergebnis ist mir bei unserem Gewürzmühlenlieferanten Cape Herb & Spice aufgefallen. Teamwork, Freundlichkeit und Verantwortung gegenüber dem Produkt, Kollegen und Maschinen prägten den Arbeitsalltag. Aber auch so genannte Life Skills werden in Seminaren gelehrt. Hier stehen vor allem die Arbeiterinnen im Vordergrund. Haushaltsführung und Aufklärung werden ebenfalls immer wie- Produzentenrundreise Südafrika der thematisiert. Bei diesen Workshops leisten die einzelnen Firmen finanzielle Zuschüsse und stellen die Arbeiter für die Teilnahme frei. Die meisten unserer Partner verkaufen ihre Produkte in kleineren lokalen Läden, aber auch im Supermarkt. Die Qualitätsansprüche an die Produkte sind hoch, ebenso professionell arbeiten die Mitarbeiter. Auf der Reise wurde wieder die eine oder andere leckere Neuigkeit verkostet. Ich bin gespannt wie unser Vertrieb darauf reagiert und freue mich jetzt schon darauf, das bunte Sortiment aus Südafrika zu erweitern. Eine weitere wichtige Etappe meiner Reise war der Besuch der neuen Wupperthal Roibos Copperative, die sich nach vielen personellen Problemen Anfang 2010 neu formierte und in dem kleinen abgeschiedenen Wupperthal einen Neuanfang begann. Die spannendsten, jedoch auch traurigsten Momente der Produzentenreise erlebte ich in Kwa Zulu Natal, bei dem kleinen Familienbetrieb Wedgewood Nougat. Die drei Brüder John, Paul und Steve leiten das Unternehmen, das ihre Eltern gründeten. Die Rezepturen kommen von Mutter Gilly, die Technik steuerte Vater Taffy bei, beide nun im Ruhestand. Die Mitarbeiter Wedgewood Nougats kommen aus einer sehr armen Zulu-Gemeinde und leben im Township Impopomeni. Damit alle Angestellten pünktlich zur Arbeit kommen und die Produktionsprozesse einwandfrei ablaufen können, haben die Brüder einen Bus angeschafft. Mit einem Augenzwinkern wurde uns berichtet, dass sich einige Mitarbeiter um die Aufgabe des Fahrers gerissen haben. Damit alle sicher zur Arbeit kommen, wurde der Mitarbeiter als Fahrer auserwählt, der am langsamsten fährt. So kommen die Angestellten aus der Zulu-Gemeinde gemeinsam zur Arbeit und fahren auch wieder gemeinsam nach Hause. Der Arbeitsalltag beginnt mit einem Zulu-Gebet. Das wurde auf Wunsch der Belegschaft eingeführt und ist inzwischen zur morgendlichen Tradition geworden. Nachdem die Arbeitskleidung angelegt und Schuhe und Hände in der Schleuse, die zur Produktionshalle führt, gereinigt wurden, wird das Gebet gesungen. Ich habe zwar kein Wort Zulu verstanden, aber das Lied hörte sich richtig toll an. Eine Hörprobe finden Sie übrigens hier: http://www.waltersnougat.com/aboutus. Einen ganzen Tag lang konnte ich mir zusammen mit unserer Qualitätssi- cherung Isolde Steinbrecher einen Einblick in die Nougatproduktion verschaffen. Dabei wurden wir in alle Prozesse, vom Rohwareneinkauf, über Lagerung, Verarbeitung und Versand, involviert. Naschen durften wir auch. An unserem zweiten Reisetag besuchten wir die umliegenden Dörfer und uns wurde der traurige Alltag außerhalb der Fabrik gezeigt. Er ist von Armut und Krankheit geprägt. Ein Teil der Umsatzerlöse von Wedgewood Nougat fließt in das Projekt Ethembeni. HIV-Positive, Aidskranke und deren Familien erhalten durch das Projekt vielfältige Hilfeleistungen. Neben einer guten ärztlichen Versorgung steht den Betroffenen beispielsweise eine Kindertagesstätte zur Verfügung, in der Kinder, unter ihnen viele Waisen, psychologische Betreuung sowie warme Mahlzeiten bekommen. Wir haben sowohl das Hospiz, als auch die Kindertagesstätte besucht, die zum Projekt Ethembeni gehören. Dort wurden wir sehr herzlich empfangen und auch hier wurde uns ein Einblick in den Alltag gewährt. Obwohl die Helfer des Projekts grandiose Arbeit leisten und den Betroffenen viel Wärme, Fürsorge und Hoffnung schenken, ändert es nichts an den Tragödien und Schicksalsschlägen, mit denen sich so viele Familien Tag für Tag auseinandersetzen müssen. Uns motiviert es, die Geschäftsbeziehung zu Wedgewood Nougat weiter zu vertiefen und die Produktpalette zu erweitern. Anja Brachmüller Lebensmitteleinkauf EL PUENTE QR-Code fürs Handy: Eine Hörprobe vom morgendlichen Zulu-Lied Gruppenfoto - Ein Teil der Mitarbeiter des Familienbetriebs Wedgewood Nougat 7 Produzentenrundreise Faire Woche Produzentenrundreise zur Fairen Woche 2011 Die Produzenten Ivan Carvalho von ASHA aus Indien und Ileana Cordón von CreArte aus Guatemala folgten der Einladung EL PUENTEs und reisten im Rahmen der Fairen Woche durch Deutschland. Beide haben insgesamt 25 Veranstaltungen besucht und dabei verschiedene Weltläden gesehen, engagierte Menschen kennengelernt und interessante Gespräche geführt. Ileana Cordón und ihre Begleitung Anna Piquardt berichten für EL PUENTE informiert, wie sie die Reise durch die Republik erlebt haben. „Ich fühle mich beschenkt“ – Anna Piquardt begleitete den Gast aus Guatemala In der zweiten Hälfte der diesjährigen Fairen Woche, vom 22.-29. September, hatte ich die Freude Ileana Cordón auf ihrer Reise durch die Weltläden zu begleiten. Sie ist Geschäftsführerin von CreArte, einer Organisation des Fairen Handels aus Guatemala, die meist indigene KunsthandwerkerInnen bei der Vermarktung ihrer Produkte unterstützt. Sie wurde von EL PUENTE eingeladen, um von ihrer Arbeit bei CreArte und den Auswirkungen des Fairen Handels zu berichten. Durch ihren Besuch sollte sie auf der anderen Seite aber auch die FairHandels-Bewegung hier in Deutschland kennenlernen. Die persönliche Begegnung sollte einen direkten Austausch ermöglichen. Sieben Tage lang waren wir täglich in einer anderen Stadt, auf der nördlichen Ost-West-Achse…ein wenig im Zickzack… wie das Leben… Hannover, Stade, Röbel-Müritz, Bernau, Halle, Lüdenscheid, Wittenberg, Ludwigslust und Hildesheim, um abends einen Vortrag über die Arbeit von CreArte zu halten. Dreimal waren wir vormittags auch an Schulen, um auch schon Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene (unseren zweiten 8 Vortrag hielten wir in Stade vor 250 SchülerInnen der BBS 3 Haushaltslehre) für den Fairen Handel zu sensibilisieren. In Bernau wurde Ileana darüber hinaus eingeladen während des Gottesdienstes, der auf den Fairen Handel ausgerichtet war, zu sprechen. Auf der Reise lernte ich viel über Guatemala – die Lust, das Land einmal in natura zu erleben, wuchs – über Deutschland, mit seinen unterschiedlichen Geschichten – und über den Fairen Handel; die engagierten Ehrenamtlichen der Weltläden bekamen Gesichter. Obwohl wir den Vortrag täglich hielten, manchmal sogar zweimal, wurde es nie langweilig. Auch bei den Gesprächen mit den WeltladenmitarbeiterInnen vor und nach dem Vortrag nicht. Jedes Mal kamen andere Aspekte des Fairen Handels hinzu: •Der Lernprozess der WeltladenMitarbeiter hier – man kauft nicht aus Mitleid, sondern aus dem Empfinden von Gerechtigkeit •Wie fair ist der Faire Handel, wenn er darauf angewiesen ist, dass die Produkte hier ehrenamtlich verkauft werden müssen? •Ändert der Faire Handel tatsächlich etwas an den großen Strukturen, wie der ungerechten Landverteilung? In den vielen Stunden im Zug führten Ileana und ich unsere Gedanken und Gespräche fort. Es wurde immer klarer, dass die Vermarktung von Kunsthandwerk schwierig ist. Die traditionellen Textilien lassen sich aus verschiedenen Gründen (Zeitaufwand, Größe, Design, Kosten) oft nicht so einfach vermarkten. Wenn indigene Frauen jedoch nur noch kleine innovative Produkte für einen fremden Markt produzieren, finde ich das auch problematisch. Hoffentlich kann man für diesen Sachverhalt Lösungen finden. Die Reise war sehr bereichernd und ich fühle mich beschenkt. Das Engagement der vielen Menschen gibt Kraft. Die Herzlichkeit, mit der wir aufgenommen wurden, selbstgemachtes Essen, schön gedeckte Tische und Blumen waren immer mit dabei, rührt mich noch jetzt. Der Faire Handel gibt viel. Ein Grundbedürfnis von uns Menschen ist es einen Beitrag zu leisten. Der Faire Handel, als System aus Produzenten, Export- und Import-Gesellschaften, Weltläden und Konsumenten, wie es Ileana bei all ihren Vorträgen so lebendig vermittelt hat, bietet dafür Handlungsmöglichkeiten. „Man wird Teil eines wichtigen Veränderungsprozesses.“ Anna Piquardt, M.A. Lateinamerikanistin, Freischaffende im Fairen Handel, angehende Weberin und Studentin der Gaia Action Learning Akademie „Der Faire Handel verbindet uns“ – Ileana Cordón auf Produzentenrundreise in Deutschland Ich möchte EL PUENTE danken. Und all den ehrenamtlichen und engagierten Männern und Frauen der Weltläden. Dafür, dass ich die Möglichkeit hatte, ihre Aktionen und Beiträge zur Förderung des Fairen Handels kennenzulernen Produzentenrundreise Faire Woche und durch meine Vorträge beteiligt gewesen zu sein. Ich glaube, dass so Handelskanäle für Produkte, die von indigenen guatemaltekischen Männern und Frauen bei CreArte gefertigt werden, geschaffen werden können. Einer der befriedigendsten Eindrücke dieser Reise war die Tatsache, die von EL PUENTE importierten Produkte von CreArte neben dem schönen Kunsthandwerk und den Lebensmitteln anderer Länder der Welt in den Weltläden zu sehen: die Sorgenpuppen, Jonglierbälle, gehäkelten Täschchen und die Babytragetücher. Wir von CreArte danken für Ihre Bemühung, diese Produkte zu fördern. Jetzt, wo ich wieder zurück in Guatemala bin, habe ich noch immer die Eindrücke von den Besuchen in den verschiedenen Städten in Deutschland in meinem Kopf. Ich erinnere die lächelnden und freundlichen Gesichter all der Freiwilligen. Vor allem erfüllt es mich mit viel Emotion erlebt zu haben, mit welcher Verbindlichkeit und welchem Engagement sie sich für den Fairen Handel einsetzen, welch großen Beitrag sie leisten, um Kunsthandwerkerinnen und Kunsthandwerkern der benachteiligten und verletzbaren ländlichen Bevölkerung eine Einkommensgrundlage zu schaffen. Für mich waren die Besuche an den Schulen sehr wichtig, wo ich Kinder und Jugendliche verschiedenen Alters erlebt habe. Mich hat überrascht, dass viele von ihnen schon wussten, was der Faire Handel ist. Sie waren immer sehr bereit etwas über Guatemala, die Produzenten, die Produkte und das tägliche Leben dort zu lernen. Vor allem waren sie bereit die Produkte des Fairen Handels zu kaufen, um so ihren Beitrag zur wirtschaftlichen Entwicklung der Kunsthandwerker und Kunsthandwerkerinnen zu leisten. Mich beeindruckte diese kritische Masse von Jugendlichen, die ja die verantwortlichen Konsumenten von morgen sind. In diese Richtung müssen wir die Förderung und Sensibilisierung des Fairen Handels weiter stärken, damit sie sich dieser Bewegung anschließen können, als Konsumenten, ehrenamtliche Mitarbeiter und Multiplikatoren. Dafür müssten die Programme zur Verbreitung und Förderung des Fairen Handels strukturierter weiterentwickelt werden. Außerdem sollte die Stärkung der kommerziellen Kanäle der Weltläden unterstützt werden, unter Beachtung der großen Basis von Weltläden und Freiwilligen in ganz Deutschland. Wir, als CreArte, wiederholen unseren Dank an EL PUENTE, an Walter für die Einladung und Organisation, an Anna für die Begleitung und Übersetzung und vor allem an all die Menschen, denen ich die Ehre hatte, zu begegnen und mich mit ihnen zu unterhalten. Ich bedanke mich bei denjenigen, die uns privat beherbergt haben, was dazu beigetragen hat, dass diese Reise sehr viel intensiver wurde. Ich danke Richard Bruns von EL PUENTE für seine Gastfreundschaft am letzten Abend in Deutschland. Aus meinem Aufenthalt hat sich ein neuer Arbeitsauftrag konkretisiert, der zunächst in die Hände der Kunsthandwerker gelangen wird und später zu Euch. Es besteht kein Zweifel: der Faire Handel verbindet uns. Vielen Dank für diese Erfahrung. Ileana Cordón, Geschäftsführerin von CreArte, http://www.crearte.com.gt Feedback der Weltläden Ludwigslust Ileanas Hiersein war sehr, sehr gut, bewegend und so authentisch hat sie uns mit nach Guatemala genommen... Gerechter Welthandel e. V., Suhl Schön, dass Sie mit Ivan in Suhl waren! Ich habe, besonders von den Mitarbeiterinnen, viele positive Botschaften erhalten. Weltladen Regentropfen, Offenburg Wir sind sehr zufrieden mit dem Ablauf der Veranstaltungen mit Ivan. Von der Schule kamen positive Rückmeldungen. Die Ausführungen von Ivan waren sehr informativ, die Gestaltung interessant. Eine Welt e.V. Schwerin Uns hat Euer Besuch sehr gefallen herzlichen Dank noch einmal für Euer Engagement! Dazugelernt - Auch die Kleinsten hörten Ileana aufmerksam zu QR-Code fürs Handy: Internetseite von CreArte Klasse - Ivan erzählt vom Fairen Handel und seinem Leben in Indien 9 Meldungen Kirchentag in Dresden Sonne, Musik, gute Stimmung, leere Costa-Rica-Cola-Kisten und warme Schokolade… Das ist unsere Bilanz des diesjährigen Kirchentages in Dresden. Der Stadt ist es gelungen, die Kirchentagsbesucher in ihren Bann zu ziehen: Bei herrlichstem Wetter hat sie sich von ihrer besten Seite gezeigt und viel Gelegenheit zu kulturellem Begleitprogramm geboten! Besucher waren es so viele wie nie zuvor, allerdings haben bei saunahaften Temperaturen – verständlicher Weise – nicht ganz so viele wie sonst den Weg zum „Markt der Möglichkeiten“ gefunden. Ohne ein Lüftchen im Inneren unserer Zelte hatten die Standdienste in diesem Jahr ein wirklich schweres Los. Temperaturmäßig ging es unserem Ausschank-Team im Café Himmelsthür in der klimatisierten Messehalle etwas besser, nur haben die langen Schlangen bis nach Veranstaltungsende um 22 Uhr Verschnaufpausen kaum möglich gemacht. Alles in allem waren es wieder Erlebnisse, die wir nicht missen möchten, und Tage, an die wir gerne zurückdenken! Alle freiwilligen Helfer, die gerne das Eine-Welt-Café oder den Eine-Welt-Laden beim „Markt der Möglichkeiten“ betreuen möchten, sollten sich schon einmal den 1.-5. Mai 2013 vormerken. In dieser Woche wird der Kirchentag in der Hansestadt Hamburg gefeiert. Erfrischung – Die Costa Rica Cola war bei den Kirchentagbesuchern sehr beliebt Produzentenkalender Indien für 2012 Mit EL PUENTE durch das Jahr 2012: Eine Besonderheit im Weihnachtskatalog 2011 war der Kalender „Now I can make my family happy – Indische Kunsthandwerker über sich selbst und die Bedeutung des Fairen Handels“. In dem großzügig gestalteten Familienplaner stellen sich Kunsthandwerker aus Indien vor, mit denen EL PUENTE bereits seit vielen Jahren zusammenarbeitet. Sie erzählen in kleinen Texten von ihrem Leben und dem Wandel, den sie durch ihre 10 Arbeit im Fairen Handel erfahren haben. Der Kalender beinhaltet viele Fotos, ist stilvoll gestaltet und eine ganz besondere Geschenkidee! Meldungen Weltgebetstagsaktion Chile Ein Jahr lang haben wir intensiv an der Entwicklung des Sortiments der Weltgebetstagsaktion Chile 2011 gearbeitet. Auf verschiedenen Reisen war es uns möglich, insbesondere unser Lebensmittelsortiment erheblich auszubauen. Ein Teil davon, wie beispielsweise der neue Weißwein, die Rosinen (auch schokoliert) sowie die Salsa picante, war bereits bekannt und auch schon in unser reguläres Sortiment aufgenommen. Ein großer Teil kam aber noch hinzu: farbenfrohe Wandbehänge, hochwertiger Schmuck aus Kupfer und Bronze oder verschiedene Fruchtaufstriche. Im Oktober und November wurden die letzten Etiketten gestaltet, die Informationstexte zu Produkten und Produzenten geschrieben, Fotos sortiert und die Weltgebetstagsmaterialien fertig gestellt. So dass die Ware aus dem Weltgebetstagskatalog ab Anfang Januar bestellbar war. 2012 steht der nächste Weltgebetstag in Malaysia unter dem Titel „Steht auf für Gerechtigkeit“. Kaffee bei EL PUENTE: Wir interessieren uns für die Bohne Kaffee ist in aller Munde. Nach dem Rohöl ist er das wichtigste Handelsgut weltweit. In Deutschland trinkt jeder Bundesbürger im Jahr durchschnittlich 150 Liter des koffeinhaltigen Getränks. Damit liegt Kaffee an Platz eins der Rangliste, vor Mineralwasser und Bier. Auch bei EL PUENTE drehte sich schon lange und besonders in diesem Jahr, alles um das beliebte Heißgetränk. Seit sich die Entwicklungen auf dem Kaffeemarkt in diesem Frühjahr überschlagen haben, haben wir uns auf vielfältige Weise bemüht, Weltläden bei der Beratung und dem Verkauf des teureren Kaffees zu unterstützen. Denn unser Anliegen ist es, unseren Kaffeeproduzenten, den Kleinbauern in den Kooperativen, ein verlässlicher Partner zu sein. Wir wollen es ermöglichen, den Absatz trotz Preissteigerungen zu halten. Darum ist es uns wichtig, das Wissen über Sorten, Anbau, Pflege, Weiterverarbeitung, Röstung und Sensorik weiter zu vertiefen. Denn wenn Weltladenmitarbeiter zu kompetenten Kaffeeberatern werden, wird der Fachhandelscharakter der Weltläden gestärkt. Doch wie wird man zu einem kompetenten Kaffeeberater? Wie hilft man jemandem, seinen Lieblingskaffee zu finden? Warum ist die Qualität der fair gehandelten Kaffees eigentlich so hoch? Und worin besteht der Unterschied von naturmildem und Schonkaffee? Eine Antwort auf all diese Fragen gab EL PUENTE unter anderem bei verschiedenen Workshops in diesem Jahr. Das Konzept der Mitarbeiterschulung für Fachgeschäfte des Fairen Handels soll auch im nächsten Jahr fortgeführt werden. Außerdem gab EL PUENTE erstmals einen Kaffeekatalog heraus, der nicht nur um- fassende Informationen zu den verschiedenen Produkten bietet, sondern auch nützliches Wissen rund um die braune Bohne. Mit der fachlichen Beratung und dem Katalog kann das umfängliche Wissen über das Lieblingsgetränk der Deutschen auch direkt an den Endkunden weitergegeben werden. So wird jeder Kaffeekenner überzeugt sein! Anna-Maria Brinkop EL PUENTE Öffentlichkeitsreferat 11 Meldungen Veränderungen im Öffentlichkeitsreferat Nach über sieben Jahren im Öffentlichkeitsreferat von EL PUENTE habe ich zum 30. September 2011 meinen Hut genommen. Der Abschied nach dieser langen Zeit fällt mir nicht ganz leicht. Ich habe die Arbeit aufgenommen, nachdem das Öffentlichkeitsreferat über viele Jahre lang nicht fest besetzt war und so konnte ich meine Aufgaben von Anfang an frei gestalten. Ich verlasse diese Stelle mit einem lachenden und einem weinenden Auge und übergebe meinen Platz am 1. Oktober an zwei Nachfolgerinnen: Anna-Maria Brinkop und Jannika Froch sind ab sofort Eure Ansprechpartnerinnen. Juliane Palm Anna-Maria Brinkop Für mich beginnt der neue Lebensabschnitt mit einem Ortswechsel. Von Lüneburg aus stehe ich der Fairhandelsbewegung, die ich weiter begleiten möchte, Jannika Froch ab sofort freiberuflich zur Verfügung. Ich bedanke mich bei Euch allen für die Jahre der guten Zusammenarbeit! Juliane Palm (Jule) EL PUENTE ist erneut Fair-Trade-Cup Sieger Morgens halb sechs in Nordstemmen; fast alle erschienen an diesem Samstag pünktlich. Mit lustigen Gesprächen und kurzen Pausen genossen wir die 4,5-stündige Fahrt nach Dresden. Dank unseres guten und treuen Navigationsgerätes fanden wir den Sportplatz inmitten Dresdens innerhalb kürzester Zeit. Nach dem Eintreffen wurden wir von der F.A.I.R.E. Dresden, dem Ausrichter des diesjährigen Fair-Trade-Cups, herzlichst empfangen. Nachdem die weiteren elf Mannschaften (Weltladen Neustrelitz, Verbrauchergemeinschaft Dresden, GEPA, dwp, FAIRHandelszentrum Rheinland, RFZ Berlin, Weltladen Leipzig, Weltladen Schrankenlos Nordhausen, Weltladen Weißwasser und Freie Schule Rietschen, Laden Café aha und die F.A.I.R.E. Warenhandels eG) nach und nach eingetroffen und umgezogen waren, konnte das Turnier endlich beginnen. Bei sonnigem, warmem Wetter kämpften wir uns den ganzen Nachmittag auf hartnäckigen Kunstrasen bis zum Finale. Für das leibliche Wohl wurde mit belegten Brötchen, frischem Obst und durststillenden Getränken gesorgt. In den Pausen konnten sich alle am Buffet bedie- 12 nen und somit wieder zu Kräften kommen. Trotz bestehender Unterschiede bezüglich Ausdauer und Kondition zwischen einzelnen Teilnehmern, spielten wir uns als Team auf den ersten Platz und holten uns den Pokal – der Spaß hat uns angetrieben. Nachdem das Ergebnis und unser Sieg bekannt gegeben wurden, konnte jeder unsere Siegesschreie hören und wir konnten der Sektdusche nicht entgehen. Die Siegerehrung fand am Abend im Rahmen der 15-jährigen Geburtstagsfeier der F.A.I.R.E. im Tusculum statt. Hier wurde uns ein Specksteinpokal überreicht, der extra für das Turnier von der kenianischen Produzentengruppe Smolart, mit der wir schon seit vielen Jahren zusammenarbeiten, hergestellt wurde. Hiermit bedanken wir uns nochmal bei der F.A.I.R.E für den gelungenen Tag und wünschen alles erdenklich Gute zum 15-jährigen Geburtstag. Weiterhin hoffen wir natürlich auf eine gute Zusammenarbeit. Wir freuen uns bereits jetzt auf den nächsten Fair-Trade-Cup in Berlin. Getreu dem Motto: Fair Play, Fair Win! Anika Kaiser Vertriebsmitarbeiterin bei EL PUENTE Meldungen Azubi-Fahrt 2011 Auch dieses Jahr ging es für die Auszubildenden der EL PUENTE GmbH wieder ein paar Tage lang um das Thema Teamwork und Zusammenarbeit. Um zu erfahren, was der Begriff „Fair Trade“ nicht nur bezogen auf unsere Produkte bedeutet, sondern vielmehr auch auf das gerechte und gemeinschaftliche Arbeiten miteinander. Es ging in diesem Jahr geradewegs in Richtung östliches Ruhrgebiet, zum Seepark Ternsche. Das Wetter war den Auszubildenden leider eher weniger freundlich gesonnen, so dass es nicht immer spaßig war, die Nächte im Zelt zu verbringen. Jedoch war das schlechte Wetter schnell vergessen, als es um das gemeinsame Anpacken bei diversen Team-Veranstaltungen wie dem Bau einiger Floße oder der Zubereitung eines deftigen Abendessens ging! Alles in allem war es ein gelungenes Team-Projekt, welches jeden einzelnen der Auszubildenden forderte und bei dem jeder das ein oder andere für seinen späteren beruflichen Weg mitnehmen konnte. Florian Frenschkowski Auszubildender zum Groß- und Außenhandelskaufmann bei EL PUENTE Praktikumsbericht Drei Wochen habe ich bei EL PUENTE überaus zufrieden und ebenso gutbeschäftigt verbracht. Als mein Studium der Politikwissenschaft mich dazu drängte, Berufserfahrungen einzuholen, verwandelte ich diese universitäre Auflage in eine beeindruckende Erfahrung für mich selbst – im Öffentlichkeitsreferat von EL PUENTE verband sich die Pflicht mit dem Interesse. Hier durfte ich noch intensiver vom partnerschaftlichen Handel erfahren, sowohl in praktischer Arbeit als auch im Büro und Internet. Nach dem vielen Schreibtischbüffeln des Unilebens tat es mir gut, das eindrucksvolle Lager EL PUENTEs erforschen zu dürfen: „So viele Produkte? Hier sollte man öfter reinschauen….“ Nachdem ich tagelang wieder und wieder neue Produkte beim Zusammentragen der Ware für Bestellungen bestaunen durfte, begann auch schon meine Büroepisode. Ich recherchierte, trug Informationen zusammen, die es glücklicherweise zur Genüge gibt, und schuf daraus neue Präsentationen. Endlich fertig, und gleich an den nächsten Job: Videos schneiden, zusammenfügen, ins Internet stellen – bei EL PUENTE ist immer viel los! Ich arbeitete am Onlinekatalog der Firma, bearbeitete dort die Suchmaschine so lange, bis ich das Gefühl hatte, es den Kunden noch etwas leichter gemacht zu haben, gewünschte Artikel finden zu können. Toll war, bei all der Arbeit Informationen aufzusaugen, die für andere hier Alltag darstellen: Wer sind die Produzenten? Woraus entstanden die Kooperativen? Wo lag noch einmal… dieses Land? Das Fremdeste war sicherlich das Simpelste: den Alltag mit seinen Fragen zwi- schen Kollegen begleiten zu dürfen, zu sehen, wie zwischen einzelnen Bereichen der Firma Arbeit voneinander abhängt. Hanne Vogelpohl 13 Agenda-Kaffee Verden Agenda-Kaffee im niedersächsischen Verden Im September wurde im Verdener Weltladen „Ölzweig“ in Ergänzung des vorhandenen Sortiments ein neuer Kaffee präsentiert, dessen Tüten mit ganz speziellen Etiketten versehen sind. Schon seit längerer Zeit hatten sich die Mitarbeiter des Weltladens vorgenommen, die Aktion „Agenda-Kaffee“ der Fairhandelsorganisation EL PUENTE auch in Verden umzusetzen. Diese Aktion bezieht sich auf die Agenda 21, einem 1992 in Rio von der UN beschlossenen Programm für das 21. Jahrhundert, in dem es um nachhaltige Wirtschaft-, Umwelt- und Entwicklungspolitik geht. Auf allen Ebenen soll im Sinne dieses Programms gehandelt werden. Ein konkretes Beispiel für die lokale Umsetzung der Agenda 21 ist das Projekt „Fairer Kaffee in Ihrer Stadt“, das schon von verschiedenen Städten, Initiativen und Vereinen durch den Verkauf einer Kaffeesorte mit selbst gestaltetem Erscheinungsbild realisiert wurde. Die Aktion „Stadtkaffee“ möchte den Verkauf von Kaffee aus fairem Handel fördern und somit einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensverhältnisse von Kleinstproduzenten und Kooperativen leisten, aber auch eine Möglichkeit eröffnen, „Verantwortung zu erkennen und zu handeln“. Und eben hier entstand die Idee, Schüler mit der Gestaltung der Etiketten des Verdener Stadtkaffees zu beauftragen. Für 24 Schüler des Gymnasiums am Wall mit Schwerpunktfach „Kunst“ im 11. Jahrgang hieß es nun: „Global denken – lokal handeln“. Nach einem Informationsbesuch im Weltladen beschäftigten sie sich mit der Gestaltung 14 der Etiketten, wobei einerseits der faire Handel, andererseits der Bezug zur Stadt Verden Berücksichtigung finden sollten. Aus der Fülle der gelungenen Entwürfe einen einzigen Entwurf als Besten auszuwählen, fiel der aus Ladenmitarbeitern, Kunsterziehern und Daniela Baron (Stadtmarketing Verden) gebildeten Jury schwer. Also machten gleich drei Entwürfe das Rennen, die nun die Tüten des milden Biokaffees „Sonrisa“ aus Mexiko schmücken. Die prämierten Entwürfe stammen von Gesa Hoops, Caroline Schuldeis und Marit Eileen Winter. Ab sofort ist der Verdener Stadtkaffee im Weltladen erhältlich. Ursel Kiekebusch Weltladen Ölzweig Reisebericht Kenia Reise zur Eröffnung des Smolart Community Resource Centre Karibu Kenya! Willkommen in Kenia! Unzählige Male riefen uns die vielen freundlich winkenden, lachenden Menschen diesen Satz zu. Insbesondere sie waren es, die diesen viel zu kurzen Besuch von neun Weltladenmitarbeitern zu einem unvergesslichen Erlebnis werden ließen. Wir waren der Einladung von Smolart gefolgt, der Einweihung ihres Gemeindezentrums beizuwohnen. Smolart, uns allen bekannt für die vielen kleinen und großen Kunstwerke aus Kisii-Speckstein, hat sich zum Ziel gesetzt, nicht nur die Lebensbedingungen der Mitglieder zu verbessern, sondern auch die Bildungschancen aller Bewohner der Gemeinde zu erhöhen. Dafür wurde mit Unterstützung von EL PUENTE ein Gemeindezentrum errichtet, das sowohl eine Bibliothek als auch einen Computerpool mit 10 PCs umfasst. Für die Bibliothek spendeten viele Weltläden Bücher und sowohl Jim Kenyanya, der Geschäftsführer, als auch Moses Ongessa, der gewählte Vorsitzende der Kooperative, wurden nicht müde zu betonen, wie wichtig diese Unterstützung gewesen sei. Der Besuch bei Smolart gab uns auch die Möglichkeit, den Weg eines Specksteins bis hin zum fertigen Produkt zu verfolgen: Angefangen von der Freilegung des Gesteins, über den Abbau der Steine im Steinbruch, bis zur Entstehung des Kunstwerkes – Schnitzen, Schleifen, Färben, Wachsen. Neben Smolart in Tabaka besuchten wir drei weitere Produzenten. In Machakos waren wir zu Gast bei MCU (Machakos Cooperative Union). Schon bei der Diskussion mit dem MCU Geschäftsführer Martin Malila wurde deutlich, dass der Markt gesättigt scheint und der Umsatz an Handwerksprodukten zurückgeht. Und so war auch eine gewisse Resignation bei den von uns besuchten Produzentengruppen zu spüren, sowohl bei der Yatta-West-WomenGroup, einer Frauengruppe, die Sisaltaschen flicht, als auch bei den Katangi Wood Carvers (Holzschnitzern). Die Sisaltaschen-Herstellerinnen zeigten uns, wie zunächst aus Agavenblättern Sisalfasern gewonnen werden, die zu Kordeln gedreht werden und aus denen schließlich die Körbe geflochten werden. Ein bis zwei Wochen braucht eine Frau für diesen aufwendigen Herstellungsprozess. Wunderschöne Körbe und Taschen präsentierten sie uns und hoffen auf neue Aufträge. Doch die kommen nicht. Ähnlich sieht es bei den Holzschnitzern aus. Noch vor zwei Jahren hatten sie ein Ausbildungsprogramm für Jugendliche. Doch die suchen nun lieber in der Stadt nach Arbeit, denn für die Holzschnitzer gibt es diese kaum. Der Markt ist mit Billigimporten aus China überschwemmt. Dieser Tag berührte uns sehr, zeigte er doch, dass auch der Faire Handel auf Angebot und Nachfrage beruht. Und so führten wir lange Diskussionen über Möglichkeiten, die Nachfrage für vorhandene Produkte zu erhöhen oder das Angebot zu ändern. Ein hoffnungsvolles Beispiel sahen wir am Ende unserer Reise. Der aus Ghana stammende Martin Monda versucht mit der traditionellen Herstellung von Glasschmuck, neben dem Export, insbesondere auch lokale Märkte zu erschlie- ßen. Ein großes Augenmerk legt er dabei darauf, den gesamten Produktionsprozess in der Region zu belassen und diese damit Schritt für Schritt zu stärken. Seine sechs Festangestellten zerkleinern Flaschen und füllen die entstehenden Glassplitter in Tonformen, in denen diese geschmolzen werden. Abgekühlt und geschliffen ergeben sie Glasperlen, die dann zu Ketten aufgefädelt werden. Die benötigten Glasflaschen werden von lokalen Glassammlern erworben, die Tonformen von Töpfern aus der Umgebung gebrannt. Und so geht eine Reise zu Ende, die viele Eindrücke hinterlassen, viele Antworten gegeben und noch mehr Fragen aufgeworfen hat. Auf ein baldiges Wiedersehen! Kwaheri ja kuonana! Angelika Hirrle 15 Stiftung für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Geburtstagsfeier: 10 Jahre EL PUENTE Stiftung Exakt 10 Jahre nach der Stiftungsgründung am 28. September 2001 um 17.15 Uhr hat die EL PUENTE Stiftung mit der Feier ihres 10. Geburtstages begonnen. Diese Feier hat sich in vier Bereiche gegliedert: 17.15 Uhr: Eröffnung mit der Festrede des Schirmherrn Landessuperintendent Eckhard Gorka 18.00 Uhr: Ökumenisches Friedensgebet 18.30 Uhr: Geburtstagsfeier mit Spezialitäten aus den Partnerländern 20.00 Uhr: Konzert des Gospelchors JOIN HANDS Begrüßungsrede des Stiftungsvorsitzenden Kurt Warmbein Ich begrüße Sie ganz herzlich, verehrte Damen und Herren, hier, heute, zum Geburtstag der EL PUENTE Stiftung. Ja, man kann sagen, wir sind ein wenig stolz auf die 10 Jahre, und dass wir sie anständig verbracht und etliches erreicht haben. Und wir sind auch stolz darauf, dass Sie heute gekommen sind, diesen Geburtstag mit uns zu feiern. Mein Name ist Kurt Warmbein, ich bin der Vorsitzende des Vorstandes. Zusammen mit meinen Kollegen Jörg Zöllner aus Schwarmstedt und Stephan Wolpers aus Bad Nenndorf kümmere ich mich um die täglich anfallende Arbeit der Stiftung. Als wir vor 10 Jahren hier, an diesem Ort, zu gleicher Zeit, die Stiftung gründeten, waren wir zwar von der Wichtigkeit überzeugt, haben uns eine solche Entwicklung aber nicht vorstellen können. Wir sind 2001 mit einem Stiftungskapital von 50.000 € angefangen und besitzen heute, wenn wir die Beteiligung an der EL PUENTE GmbH mit einrechnen, etwa 500.000 €. Aus den Erträgen können wir in diesem Jahr etwa 15.000 € an Projekte auszahlen. Danke an Sie, unsere Stifter und Zustifter, und Danke aber auch an die EL PUENTE GmbH, die uns regelmäßig sehr reichlich bedenkt. 2001, bei der Gründung, waren wir der Meinung, dass das, was der Verein begonnen hatte, also über die Lage in den Ländern der damals so genannten 3. Welt zu informieren, für sie Lobby sein und einen fairen Umgang mit ihnen zu fordern, wohl so schnell nicht erledigt sein würde. Vermutlich würde sogar ein ganzes Vereinsleben – und Vereine leben lange – dafür nicht ausreichen. Im Dezember 1961 riefen die Vereinten Nationen auf Anregung des damaligen Präsidenten Kennedy die Jahre 1960-1970 zur internationalen Entwicklungsdekade aus. Die Zuversicht war groß, dass die Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländer innerhalb dieser 10 Jahre entscheidend verringert werden könnten. Nach den Erfahrungen mit dem Marshalplan für Europa schien das auch nicht unvernünftig zu sein. Wobei 16 mit Entwicklung auch eine Richtung gemeint war, nämlich die, die auch Europa gegangen war. Es kamen dann noch weitere Dekaden und zum Schluss sogar ein ganzes Jahrtausend und die Erkenntnis, dass es bei allen Bemühungen irgendwie nicht klappt. Geld allein war es nicht! Bill Clinton brachte es später unnachahmlich auf den Punkt: It’s the economy, stupid – es ist die Wirtschaft, Dummkopf. Was soll ein tolles Stahlwerk irgendwo in Indien, wenn niemand den erzeugten Stahl kaufen will? Was soll eine schicke Kaffee-Farm irgendwo in Tansania, wenn später niemand den Kaffee haben will - oder nur zu Preisen, dass der Farmer und seine Familie davon nicht leben können? An dieser Stelle kommt EL PUENTE ins Spiel: tolle Projekte hin oder her, es ist die Wirtschaft. Wenn der Bauer für seine Ernte gutes Geld bekommt, müssen die Kinder nicht mitarbeiten, können zur Schule gehen und haben später viel bessere Lebenschancen. Und wenn dann mal jemand krank wird, kann auch ein Arztbesuch bezahlt werden. Allerdings, wenn wir meinen, so sollte es sein, müssen wir uns vom billigen Kaffee verabschieden. Unsere Gesellschaft ist auf billig und auf Schnäppchen getrimmt. Welcher Preis angemessen ist, fragt niemand, kann aber auch kaum jemand entscheiden. Aus dieser Spannung kommen wir in unserer Gesellschaft nicht heraus. Wir möchten einmal – natürlich – gerecht sein. Aber ein Schnäppchen hat auch seinen Reiz. Beim Produzenten kommt dieser Reiz dann oft bitter an. Sie erkennen, dass es noch lange Zeit notwendig sein wird, für die Belange der Menschen in der 3. Welt einzutreten. Da ist die Perspektive einer Stiftung vielleicht so falsch nicht: auf Dauer angelegt, jedenfalls auf sehr lange Zeit. Die EL PUENTE Stiftung ist der Teil einer Bewegung. Wir sind eine der Graswurzeln dieser Bewegung und das finden wir gut. Wie heißt es doch in unserer Präambel? „Die EL PUENTE Stiftung verfolgt das Ziel, das Bewusstsein der Menschen in der Bundesrepublik Deutschland für die Belange der Entwicklungsländer zu erweitern. Ein Schwerpunkt ist der alternative Handel.“ In diesem Sinne sind wir auf gutem Wege. Vielen Dank. Stiftung Festrede des Schirmherrn Landessuperintendent Eckhard Gorka für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Patente Rezepte Und ich kann ihm nicht folgen Ich hör höflich zu Nun kommt er noch auf Die dritte Welt Als hätte er Sie selber nummeriert Und ich weiß, dass nur ein Mann gefällt Der sich nicht unterkriegen lässt Und mit Zynismus über Wasser hält Auf die Gefahr hin Die Leute vor den Kopf zu stoßen Bleib ich hier stehen Bis jemand mich hört Der Schirmherr Landessuperintendent Eckhard Gorka bei seiner Festrede Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Schwestern und Brüder, verehrte Festversammlung! Sehr gern habe ich zugesagt, als ich gebeten wurde, heute Abend zum zehnjährigen Bestehen der EL PUENTE Stiftung zu reden. Und das nicht nur, weil ich damals zusammen mit Bischof Josef Homeyer und Frau Staatssekretärin Friederike Witte als Schirmherr dabei sein konnte, als die Stiftungsurkunden der EL PUENTE Stiftung feierlich unterzeichnet wurden. Sondern auch und vor allem deshalb, weil es mehr als einen Grund gibt, die Entwicklung und die Arbeit der Stiftung öffentlich zu würdigen. Ich nenne gleich deren drei. Aber bevor ich das tue, wähle ich einen vielleicht etwas ungewöhnlichen Zugang für meine Würdigung. Ich lese uns aus dem Text eines Liedes des holländischen Liedermachers Hermann van Veen: Bis jemand mich hört Für stocktaube Ohren Reicht ein 100-Watt-Verstärker Nicht aus, um zu hören Dass jemand in Not ist Mir zittern die Hände Mir beben die Knie Und der Spezialist fragt, ob ich rauch? Gegen das nagende Gefühl im Bauch Verschreibt er mir Rohe Endivien Mir zittern die Hände Mir beben die Knie Doch er gibt mir nur Das Leben ist hart Ich sehne mich so Nach einem positiven Geräusch Da ist einer in Not angesichts des Zustandes dieser Welt. Vor allem aber wegen der stocktauben Ohren, auf die er stößt. Es sind nicht die Folgen des Rauchens, es ist der Zynismus, mit dem sich mancher angesichts der Weltlage über Wasser hält, der ihm zu schaffen macht: „Nun kommt er noch auf die Dritte Welt. Als hätte er sie nummeriert.“ Am Ende beschließt der Sänger, solange einfach stehen zu bleiben, bis jemand ihn vielleicht hört. Und sehnt sich selber doch nach einem positiven Geräusch… Eigentlich muss man das Ganze gesungen hören (gucken Sie mal bei Youtube). Dann rückt einem diese Mischung aus Hilfund Ratlosigkeit, aus Trotz und leiser Hoffnung noch näher. In diesem Lied des Holländers wird für mein Empfinden gut die Lage beschrieben, in der sich die Arbeit der EL PUENTE Stiftung seit nunmehr zehn Jahren vollzieht: Angesichts der Ambivalenzen des Prozesses, den wir mit dem großen Stichwort „Globalisierung“ bezeichnen, mit dem Blick auf positive Entwicklungen, die zwar im Gange sind, aber einem insgesamt zu wenig erscheinen müssen, lauert auch für Menschen, die sich für die „Eine Welt“ engagieren, die Gefahr der Mutlosigkeit und manchmal vielleicht sogar des Zynismus. Besonders dann, wenn immer noch von der „Dritten Welt“ geredet wird, als hätte man „sie nummeriert“, um sie damit auf Abstand zu halten. Was gibt einem die Kraft, dennoch bei der eigenen Sache zu bleiben, „bis jemand hört“ - und nicht mutlos oder gar zynisch zu werden? Und woher kommt ein „positives Geräusch“, das uns Mut macht, wenn wir ihn in unserem Engagement brauchen? 17 Stiftung Damit bin ich bei meinem ersten Grund: Die EL PUENTE Stiftung ist aus meiner Sicht ein kleines, aber deutliches Zeichen gegen immer wieder drohende Mutlosigkeit und Zynismus. Ich erinnere nur an den Anfang: Am 28. September 2001 war „nine-eleven“ gerade einmal gut zwei Wochen her. Was war das für ein Ungeist, der die Attentäter die Flugzeuge kapern und zu Mordwaffen riesigen Ausmaßes machen ließ? Und wie sollte man auf diese Untaten reagieren? Mit einem „war against terror“? Ich zitiere aus dem Grußwort des nun schon verstorbenen Bruders Bischof Homeyer von vor 10 Jahren: „Nach dem 11. September müssen alle Reden neu geschrieben werden. Das gilt allemal für diesen Festakt zur Gründung der Stiftung EL PUENTE. Allemal – weil das Erschrecken unter den politisch, sozial und kulturell Aufmerksamen groß ist… So zeigen sich in diesem Erschrecken und in den ersten vorsichtigen Versuchen des Lernens Rückfragen: Was ist mit unseren großen Leitbegriffen Gerechtigkeit, Solidarität, Teilhabe im 21. Jahrhundert? Stimmen die politischen Optionen des vergangenen Jahrhunderts von Globalisierung, Ökonomie und Multikulturalismus noch für die nächsten Jahrzehnte? … Wir stehen nun, da das 21. Jahrhundert mit apokalyptischen Schrecken begonnen hat, vor einem Fragegebirge. Wir müssen das Projekt des „Eine Welt-Werdens“ neu denken… In diesem Einschnitt kommt es m.E. darauf an, dass wir unsere Visionen nicht aufgeben. Wie kann das gelingen?“ Zehn Jahre später sind wir um weitere Erfahrungen „reicher“: Wir fragen uns etwa, ob und wie für Afghanistan eine wirkliche Perspektive gewonnen werden kann? In den Nachrichten konkurrieren die Meldungen von Hungersnöten in Afrika mit dem täglichen Starren auf die Börsenkurse angesichts von Banken- und Finanzkrise… „und nun kommt er auch noch auf die Dritte Welt, als hätte er sie nummeriert“: Dass wir in einer Welt leben, ist einerseits so klar, wie die Versuchung andererseits groß ist, doch wieder säuberlich zwischen „hier“ und „da“ zu trennen. Haben wir nicht genug „mit uns“ zu tun? Sollen und können wir „die ganze Welt retten“? Die EL PUENTE Stiftung zeigt mit der von ihr geförderten Bildungsarbeit beharrlich auf, dass solche scheinbar berechtigten Fragen in eine falsche Richtung führen, weil sie unter der Hand falsche Alternativen aufmachen. Es ist ja nur vordergründig richtig, dass wir uns ohne „die Dritte Welt“ retten können. Denn wir können uns ja nicht aus dieser Welt davonstehlen. Wohin auch? Ob wir es wahrnehmen oder davor die Augen zu verschließen suchen: Wir leben in einer Welt und sind mit- 18 für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit einander verbunden. Wir atmen die gleiche Luft, wir benutzen das gleiche Wasser, wir leben von dem, was die eine Erde uns wachsen lässt – allerdings weltweit sehr ungleich verteilt. Hannah Arendt formuliert zu Recht: „Die Dritte Welt ist keine Wirklichkeit, sie ist Ideologie.“ Mit der Förderung von Infoveranstaltungen und Bildungsabenden, Ausstellungen und Bildungsmaterialien, Präsentationen und Uniseminaren trägt die Stiftung EL PUENTE beharrlich dazu bei, diese Ideologie des „Hier und Da“ zu entlarven. Und sie setzt positive Zeichen für die Eine Welt. Damit bin ich bei meinem zweiten Grund für diese Würdigung: „Das Leben ist hart. Ich sehne mich so nach einem positiven Geräusch“, singt Hermann van Veen. Offensichtlich ist das „Geräusch“, das von der EL PUENTE Stiftung ausgeht, mehr als positiv. Sonst wäre es wohl kaum zu der Entwicklung des Stiftungskapitals gekommen. Vor zehn Jahren mit 50.000 € Startkapital begonnen, verfügt die Stiftung heute über annähernd 500.000 € Kapital. Es ermöglicht mit seinen Erträgen, eine Vielzahl kleinerer und größerer Vorhaben der entwicklungspolitischen Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zu unterstützen. Die jährlichen Berichte geben jeweils einen lebendigen Eindruck und Überblick über die Arbeit. Zu dieser Entwicklung kann ich nur von ganzem Herzen gratulieren. Und ich kann Sie, ganz gleich, wo und wie Sie sich engagieren, nur dazu ermutigen, beharrlich zu bleiben: „Auf die Gefahr hin, die Leute vor den Kopf zu stoßen, bleib ich hier stehen, bis jemand mich hört.“ Ich nehme das nicht als eine Aufforderung, durch ungeschicktes oder gar verbissenes Auftreten möglichst oft unangenehm aufzufallen. Ich höre darin vielmehr den Willen, sich nicht entmutigen zu lassen, wenn der Eindruck übermächtig wird, dass der eigene Einsatz von anderen nicht ausreichend gewürdigt wird. Wenn das eigene Engagement scheinbar nur kleine Früchte trägt. Wenn die Resonanz wieder einmal nicht so ist, wie sie sein könnte. Entwicklungspoltische Bildungsarbeit und der Einsatz für die Eine Welt überhaupt brauchen einen langen Atem. Und sie haben ihn auch. Das zeigt der lange Bogen, der sich etwa von der Gründung des Weltladens in der Osterstraße hier in Hildesheim im Jahr 1974 über die Gründung der EL PUENTE Handelsorganisation im Jahr 1977 bis heute spannt. Und dann ist es keine Pflicht, sondern schlicht angemessen und eine große Freude stellvertretend für alle Aktivisten die Namen von Richard Bruns und Kurt Warmbein zu nennen. Im Vorgespräch Stiftung habe ich Sie „Dinosaurier“ genannt, aber der heutige Tag und die ganze Woche zeigen, dass der Begriff nicht falscher gewählt sein konnte. Die Dinos sind ausgestorben, aber Sie beide sind hoch vital – seit Jahrzehnten. Dafür gebührt Ihnen unser aller herzlicher Dank. Der Einsatz einzelner und vieler an vielen Orten ist nicht ohne Wirkung und Erfolg geblieben. So gibt ja heute in ganz Deutschland nicht nur ca. 800 Weltläden und Aktionsgruppen. Auch der Handel mit Fair-Trade-Produkten ist über die Jahre kontinuierlich gestiegen, allein im Jahr 2010 um mehr als 23 Prozent. Aber auch Erfolg kann Probleme mit sich bringen: Suchte man vor längerer Zeit in einem normalen Lebensmittelladen noch vergeblich nach Fair-Trade-Produkten, so ist das heute anders. Nicht immer, aber immer öfter findet man in den Regalen auch der Discounter Waren mit dem Fair-Trade-Siegel. Einerseits dürfen alle, die über Jahrzehnte für fairen Handel eingetreten sind, doch stolz sein auf diese Entwicklung. Das beharrliche Fragen nach fair gehandelten Produkten hat Erfolg gehabt. Gerade diese Erfolgsgeschichte nötigt aber nun die Weltläden, ihr Konzept neu zu bedenken. Wenn ich den fair gehandelten Kaffee oder Wein jetzt im Supermarkt kaufen kann, mache ich mich nicht noch auf den Weg in den Weltladen. Ich wünsche Ihnen für diese Suche nach einer neuen Profilierung in einer „bunten Zukunft“ des fairen Handelns die notwendige Beharrlichkeit, gute Ideen und Erfolg! Ein dritter und letzter Grund für die heutige Würdigung: Nach meiner Recherche kommt der Gedanke der „Einen Welt“ in Deutschland erstmalig in Reden zum Ausdruck, die der damalige Kirchenpräsident der hessisch-nassauischen Kirche, Martin Niemöller, 1964 unter dem Titel „Eine Welt oder keine Welt“ veröffentlicht hat. Lange bevor etwa in der Politik die Redeweise von der „Dritten Welt“ durch die von der „Einen Welt“ abgelöst wurde, betont Niemöller, dass die Menschheit in Zukunft nur noch „miteinander“ und „in gemeinsamer und wechselseitiger Verantwortung“ sowie „in einer wirklichen und bedingungslosen Solidarität“ leben können wird. Niemöller erinnert an den Psalm 133, der mit den Worten beginnt: „Siehe, wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig beieinander wohnen“ (heute würden wir die Schwestern ausdrücklich mit nennen). Entgegen der in den sechziger Jahren vorherrschenden öffentlichen Meinung, in der die sogenannte „Dritte Welt“ neben den beiden Blöcken der „ersten“ Welt unter der Führung der USA und der „zweiten“ Welt unter der Führung der Sowjetunion, kaum eine Rolle spielte, sah Niemöller voraus, dass die Aufspaltung der „weißen Welt“ in eine „freie“ und eine „kommunistische“ Welt, nicht das Hauptproblem bleiben werde, da die (wie er es ausdrückte) „farbige Welt“ dank der Bevölke- für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit rungsentwicklung sowie der wirtschaftlichen und technischen Entwicklung zunehmend an Bedeutung gewinnen würde. Die Worte aus Psalm 133 könnten die Sehnsucht wecken nach einem „Völkerfrieden, in dem sich alle Kräfte … für das Ganze der Menschheit zusammenfinden“. Wenn ich die Arbeit der EL PUENTE Stiftung in diese Linie einzeichne, dann will ich nicht alle die, die sich nicht ausdrücklich aus christlichem Glauben für das Denken und Handeln in der Einen Welt engagieren, einfach vereinnahmen. Ich glaube zudem, dass Christen immer auch auf die Bundesgenossenschaft mit allen Menschen guten Willens angewiesen sind, wenn sie etwas für andere erreichen wollen. Und ich hoffe vor allem, dass wir alle in unserem Einsatz von der Hoffnung profitieren, die der von Martin Niemöller zitierte Psalm am Ende ausspricht, wenn es heißt: „Denn dort verheißt der Herr den Segen und Leben bis in Ewigkeit“. Das ist für mich das ganz und gar „positive Geräusch“, nach dem sich Hermann van Veen so sehnt. Oder – anders gesagt: Das ist hoffnungsvolle Versprechen, das uns in dieser einen Welt mit auf den Weg gegeben ist: Wo wir mit unserer endlichen Kraft dafür eintreten, dass Menschen in wirklicher Eintracht zusammenleben, dürfen wir für unseren Einsatz auf Gottes Segen und für diese Welt auf gelingendes Leben für alle Menschenkinder hoffen. In den letzten Jahren haben wir gelernt, dass diese „Eintracht“ nicht von alleine kommt. Und wir sind noch dabei zu lernen, dass Eintracht nicht einfach Einheitlichkeit oder Vereinheitlichung meint, sondern den fairen Umgang der verschiedenen Kulturen und Religionen in gegenseitigem Respekt und wechselseitiger Achtung voreinander. Und auch im Ringen um dieses Miteinander der Kulturen und Religionen gibt es nicht nur Fortschritte, sondern immer wieder auch Rückschläge. Der Psalm 133 ruft uns die Verheißung Gottes in Erinnerung, die wir uns nicht selber sagen müssen. Die wir für unterwegs brauchen, damit uns Kraft, Mut und Ausdauer zuwachsen. Ich wünsche uns heute Abend, dass dieses Versprechen Gottes uns ganz persönlich beflügelt. Und auch die Arbeit der Stiftung EL PUENTE in den nächsten zehn Jahren. Ökumenisches Friedensgebet Jeden Mittwochabend findet um 18 Uhr in der Begegnungskirche St. Jakobi das ökumenische Friedensgebet statt. Die EL PUENTE Stiftung hat dieses Gebet bewusst in die Geburtstagsfeier eingebettet. Denn der Verein EL PUENTE ist 1972 aus dem ökumenischen Arbeitskreis Entwicklungshilfe der evang. und kath. Jugend hervorgegangen. Landessuperintendent Gorka leitete dieses Friedensgebet, das vom EL PUENTE 19 Stiftung Vereinsmitglied Eva-Maria Padszierny an der Orgel musikalisch begleitet wurde. Geburtstagsfeier mit Spezialitäten aus den Partnerländern Jetzt war es an der Zeit, neben dem Geist auch den Körper zu stärken. Vereinsmitglieder und Weltladenmitarbeiterinnen hatten ein köstliches Buffet mit Spezialitäten aus Bolivien, Brasilien, Chile, Marokko, Spanien und Deutschland gezaubert, größtenteils aus fair gehandelten Produkten von EP PUENTE hergestellt. Die EL PUENTE Stiftung dankt diesen engagierten Mitarbeiterinnen, die mit ihren Gaumenfreuden die vielen Gäste köstlich bewirtet haben. Dabei gab es auch noch Grußworte von Anders Steinert als Sprecher der von der Stiftung geförderten Projektpartner und dem EL PUENTE Geschäftsführer Stefan Bockemühl als Hauptsponsor der Stiftung sowie vom Oberbürgermeister Kurt Machens: Gaumenfreuden aus aller Welt Grußwort von Oberbürgermeister Machens Bei der Arbeitsaufnahme der noch jungen Stiftung riet ich ihren Mitgliedern zu einem langen Atem und dazu, die Zukunft mit Mut und Zuversicht anzugehen. Mit der Feier des 10-jährigen Bestehens im September diesen Jahres, haben sie den langen Atem bewiesen. Zu diesem Jubiläum gratuliere ich der EL PUENTE Stiftung ganz herzlich. Die Stiftung hat zwischen Deutschland, zwischen Hildesheim und Asien, Afrika und Südamerika Brücken geschlagen. Unter dem Motto „Eine gerechte Welt“ stehen die Mitglieder für interkulturelles Lernen, Entwicklungszusammenarbeit, globale Kooperation und Solidarität, internationale Partnerschaften, interreligiöse Verständigung und Fairen Handel ein. Die EL PUENTE Stiftung unterstützt Projekte der Universität Hildesheim, der Volkshochschule sowie Initiativen und Vereine in der Stadt Hildesheim, aber auch niedersachsen- und deutschlandweit. 20 für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Ich danke allen Stiftungsmitgliedern für ihr Engagement im Rahmen der Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zur Förderung des Bewusstseins für globalisierten Handel, den Ursprung von Waren und das Leben der Erzeuger. Ich freue mich, dass sich die EL PUENTE Stiftung in der Stadt etabliert hat, bewusst wahrgenommen wird und sich unter den zahlreichen Hildesheimer Stiftungen einen Namen gemacht hat. Allen Mitgliedern wünsche ich weiterhin viel Kraft und Beharrlichkeit zur Unterstützung der Völkerverständigung. Konzert des Gospelchors JOIN HANDS JOIN HANDS heißt „sich die Hände reichen“. Mit diesem Namen ist auch die Geschichte des Chores verbunden: Als 2007 ein Gospelchor aus Lebowakgomo in Hildesheim gastierte, lud er die Gastgeber zu einem Gegenbesuch nach Südafrika ein. Seit September 2010 proben 80 Sänger aus 10 verschiedenen Chören. In diesem Jahr waren zwei weitere Gospelchöre aus Südafrika zu Gast in der Region Hildesheim. Mit mehreren Auftritten bereitete sich JOIN HANDS auf den Gegenbesuch in Südafrika vom 15. – 29. Oktober vor. Mit dem 3. Konzert begeisterte der Chor die Gäste in der City Kirche St. Jakobi und setzte damit einen würdigen Rahmen zum Abschluss der Geburtstagsfeier der EL PUENTE Stiftung. Als Anerkennung für ihren gelungenen Auftritt konnten die Chormitglieder neben dem Honorar auch noch den Spendenbetrag in Höhe von 346,60 € von den Festgästen für ihre Partnerchöre in Südafrika mitnehmen. Der Stiftungsvorstand hat anlässlich des 10. Geburtstages eine 16-seitige Broschüre herausgegeben. Sie können sie direkt bei der Stiftung bestellen oder finden sie im Internet unter: www.el-puente-stiftung.de/aktuell/ Broschuere-10Jahre-Stiftung.pdf Kontakt: info@el-puente.de QR-Code fürs Handy: Internetseite der Stiftung Stiftung für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Finanzielle Entwicklung der EL PUENTE Stiftung 2010 Stiftungskapital am 31.12.2009: 341.767,68 € Kapitalanlagen zum 31.12.2010: 1 Zustiftung im Jahr 2010 20.000,00 € Darlehen EL PUENTE GmbH 3 Spenden für Stiftungskapital 10.353,39 € Sparbriefe Umweltbank Nürnberg 60.000,00 € Sparkasse Hildesheim 50.000,00 € Volksbank Hildesheimer Börde 60.000,00 € Photovoltaikgenosschenschaft Diekholzen 20.000,00 € 1/3 Überschuss aus 2009 (Zuführung) Stiftungskapital am 31.12.2010: Gesellschafteranteil am 31.12.2010 5.410,00 € 377.531,07 € 50.500,00 € 185.000,00 € Buch Jürgen Knop: Ich lebe gern 1.382,67 € 376.382,67 € Kapitalerträge im Jahr 2010 Spenden Gesamtertrag: 18.014,23 € 250,00 € Gesellschafteranteil EL PUENTE GmbH 50.500,00 € 18.264,23 € Bilanz der EL PUENTE Stiftung: AKTIVA: Aufwendungen für den Stiftungszweck: Weltladendachverband: Seminar ATO-TÜV 1.000,00 € Leipzig: Äthiopienkoffer (Restzahlung) 660,00 € ATP: Adivasi Seminar in Landau Goslar: Information Kleinkredite in Benin Kapitalanlagen 376.382,67 € Festgeldkonto Umweltbank und Sparkasse 4.961,08 € 500,00 € Girokonto Sparkasse 12.510,84 € Girokonto Volksbank 2.854,24 € 200,00 € Beteiligung EL PUENTE GmbH 50.500,00 € Kassel: Kolumbienausstellung 225,00 € Sondervermögen Bolivien 46.000,00 € Hildesheim: Stiftungstag 100,00 € Hildesheim: Runder Tisch Eine-Welt 200,00 € 2.885,00 € 493.208,83 € PASSIVA: Stiftungskapital Rücklagen Aufwendungen für Geschäftsführung: Kontoführung und Depotgebühren 154,98 € Fahrt-, Reise-, Portokosten, Seminargebühr 181,63 € Notargebühren für Gesellschafteranteile 4.813,95 € Jahresergebnis 14.363,81 € Gesellschafteranteile 50.500,00 € Sondervermögen Bolivien Gesamtaufwendungen im Jahr 2010 3.369,17 € Zuführung zum Stiftungskapital 6.000,00 € 46.000,00 € 493.208,83 € 147,56 € 484,17 € (1/3 der Kapitalerträge von 18.014,23 €) 377.531,07 € Der Stiftungsvorstand dankt allen Zustiftern und Spendern! Weitere Zustiftungen (ab 1.000 €) und Spenden sind jederzeit willkommen! Stiftungskonto Nr. 55 55 55 bei der Sparkasse Hildesheim, BLZ 259 501 30 Anträge an die Stiftung sind zu richten an: EL PUENTE Stiftung c/o Kurt Warmbein Körnerstr. 51, 31141 Hildesheim Mail: stiftung@el-puente.de Kurt Warmbein EL PUENTE Stiftung Der Gospelchor Join Hands bei seinem Auftritt in der St. Jakobi Kirche 21 Stiftung 2. Hildesheimer Eine-Welt-Woche: „Eine gerechte Welt ist möglich“ 22 für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Stiftung für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit 23 Stiftung für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Stiftungsvorhaben 2011 Im Jahr 2011 sind bisher folgende Vorhaben gefördert worden: Bei folgenden Vorhaben wurde eine Förderung zugesagt: Hildesheim: Eine-Welt-Woche 5.000 € Hildesheim: Gospel Chor Join Hands 500 € Goslar: 15 Jahre Entwicklung eines Dorfes in Benin 250 € Lübeck: Multivisionsschau „Im Reich der Maya“ 355 € Wennigsen: Lebenssituation der Adivasi in Indien 266 € Stiftungsanteil EL PUENTE informiert 2011 500 € Stiftungsanteil Weltgebetstagsbroschüre Chile 500 € Stiftungsanteil EL PUENTE informiert 2012 Stiftungsanteil Weltgebetstagsbroschüre Malaysia Hannover: Interkulturelles Kochbuch 500 € 500 € 600 € 2. Hildesheimer Eine-Welt-Woche: „Eine gerechte Welt ist möglich“ Zur zweiten Hildesheimer Eine-Welt-Woche hatten 35 Initiativen – Eine-Welt-Gruppen, Kirchengemeinden, Schulen, Vereine und interkulturelle Gruppen – aus der Stadt und der Region unter dem Motto: „Eine gerechte Welt ist möglich – Solidarisch handeln“ eingeladen. Von Montag, 26. September bis Sonnabend, 1. Oktober organisierte der Initiativkreis Runder Tisch Eine Welt Hildesheim ein umfangreiches Programm von Ausstellungen, Theaterabend, Konzerten, Podiumsgespräch und anderen Aktionen. Die Eine-Welt-Woche wurde im Rahmen der bundesweiten Fairen Woche und parallel zur Interkulturellen Woche abgehalten. Der Initiativkreis Runder Tisch hatte sich nach der ersten Hildesheimer Eine-Welt-Woche 2009 gegründet, um eine Wiederholung zu planen. Ziel war es, dieses Mal noch mehr Menschen anzusprechen und die Arbeit der beteiligten Gruppen einer breiten Öffentlichkeit vorzustellen. Dies ist besonders durch die Eine-Welt-Meile am Samstag, 1. Oktober in der Hildesheimer Fußgängerzone hervorragend gelungen. tionale Köstlichkeiten gereicht. Abschließend führte ein Rundgang die Besucher durch die Ausstellung in der Andreaspassage. Dort präsentierten 22 Initiativen ihre EineWelt-Arbeit auf den Stellwänden. Diese Ausstellung war in der gesamten Woche zu besichtigen. Unterstützend strahlte der Lokalsender Radio Tonkuhle in diesem Zeitraum jeweils von 16 bis 17 Uhr unter dem Titel „Tagtäglich Eine Welt Hildesheim“ Gespräche und Musik zur Eine-Welt Thematik aus und verschiedene Initiativen stellten ihr entwicklungspolitisches Engagement vor. Hier nun ein Überblick über den Ablauf der Eine-Welt-Woche: Eröffnung der Eine-Welt-Woche in der Andreaspassage Den Auftakt bildete am Montag, dem 26. September, in der Andreaspassage die Eröffnung der Eine-Welt-Woche sowie der Interkulturellen Woche. Nach dem musikalischen Auftakt durch die Trommelgruppe der Grundschule Pfaffenstieg und der Begrüßung durch Richard Bruns als Hauptorganisator führte Stadtdechant Wolfgang Voges in die Thematik ein. Daniel Gad von der Universität Hildesheim referierte über das Thema „Bei uns ein Eine-Welt-Bewusstsein wecken“. Umrahmt wurde die Eröffnung durch Lieder des Internationalen Chores und einer russischen Folkloregruppe. Danach wurden interna- 24 Trommelgruppe der Grundschule Pfaffenstieg spielt zur Eröffnung der Eine Welt Woche Stiftung für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit dicke Lügen, etliche Brühwürfel Berliner Politik, die Sonne über Afrika – alles serviert mit heißen Rhythmen. Das brisante Theater wurde in eine witzig-unterhaltsame Geschichte eingepackt, in der die Küche eines Dorfgasthofs zum Widerstandsnest gegen einen scheinbar übermächtigen Stromkonzern wird. Kontakt: karin-fries@berlinercompagnie.de www.berlinercompagnie.de Der EL PUENTE-Informationsstand in der Andreaspassage Kinder erproben Musikinstrumente aus aller Welt Am Dienstagnachmittag, dem 27. September, konnten im Weltmusikzentrum Timotheusplatz die Kinder unter Anleitung von Rolf Irle Musikinstrumente aus aller Welt kennen lernen und erproben. Podiumsdiskussion „Jugend weltwärts – in der Einen Welt unterwegs“ In der Volkshochschule fand am Donnerstag, dem 29. September, eine Podiumsdiskussion zum Thema „Jugend weltwärts“ statt. Junge Leute aus Deutschland, Bolivien, Brasilien und Südafrika berichteten über ihre Erfahrungen beim sozialen Einsatz im Partnerland. Diese spannende Diskussion unter der Moderation von Claus-Ulrich Heinke wurde umrahmt von eigenen Kompositionen des Duos schönundgut. Konzert für Amazonien mit der Grupo Sal Mit einem „Konzert für Amazonien“ feiert die Grupo Sal das 30. Jahr ihres Bestehens. Die Band, die sich als „Stimme Südamerikas“ versteht, konnte im Rahmen der Eine-Welt-Woche mit ihrem Jubiläumsprogramm am Freitag, dem 30 September, Musiktheater „So heiß gegessen wie gekocht“ der Berliner Compagnie Als „Gebrauchstheater“ im Sinne Bertolt Brechts versteht sich die Berliner Compagnie. 1981 ist sie aus der Friedensbewegung heraus entstanden, seither ist sie in ganz Europa mit Stücken unterwegs, die sich mit den gesellschaftlichen und politischen Lebensbedingungen der Gegenwart auseinandersetzen. Zur Eine-Welt-Woche trug die Berliner Compagnie Dienstag, dem 27. September, im Audimax der Universität ihr brand- weltwärts-Teilnehmer berichten über ihre Erfahrungen In der Küche der Berliner Compagnie geht es heiß her neues Stück „So heiß gegessen wie gekocht“ vor. Darin ging es um jede Menge Kohle- und Atomkraftwerke, dicke Schlitten, in der UNESCO Kirche St. Michaelis rund 150 Besucher begeistern. Die außergewöhnliche Begegnung mit Abadio Green, dem führenden Vertreter des indigenen Volkes der Tule, stand im Mittelpunkt des Abends. Im Gespräch mit Thomas Brose vom Klima-Bündnis vermittelte er die Magie des Regenwaldes und schilderte eindringlich die Bedrohung dieses Lebensraums. Dazu spielte die Grupo Sal die leidenschaftliche Musik Südamerikas. Die sechs Musiker aus Argentinien, Chile, Portugal und Deutschland mischten zeitgenössische Musikelemente mit traditioneller Folklore. Kulturenübergreifend kreiert die Gruppe damit seit fast 30 Jahren Musik, die Spaß macht und zum Nachdenken anregt. Das „Konzert für Amazonien“ berührte alle Sinne. Denn der Lichtkünstler Mehrdad Zaeri schaffte mit ungewöhnlichen Bil- 25 Stiftung für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit dern und Formenspielen, die vor den Augen des Publikums auf dem Lichtprojektor gemalt und gleichzeitig projiziert wurden, eine ganz eigene und bewegende Interpretation der Thematik. Kontakt: info@grupo-sal.de www.grupo-sal.de Eine-Welt-Meile in der Hildesheimer Fußgängerzone Abschluss und Höhepunkt der Eine-Welt-Woche bildete die Eine-Welt-Meile vom HUCKUP bis zur City Kirche St. Jakobi am Sonnabend, den 1. Oktober. Über 35 Eine-Welt-Initiativen und Gruppen präsentierten sich bei strahlendem Sonnenschein mit kreativen Mitmach-Aktionen zwischen 11 und 16 Uhr der Öffentlichkeit. Viele Kunden unterbrachen ihre Einkäufe und informierten sich an den Ständen an beiden Seiten der Fußgängerzone oder ließen sich zum Mitmachen beim Basteln oder Tanzen animieren. Die Eine-Welt-Woche wurde gefördert von: EL PUENTE Stiftung, Bingo-Umweltstiftung, Friedrich-Weinhagen-Stiftung, Evangelischer Entwicklungsdienst, Bistum Hildesheim, Bürgerstiftung Hildesheim, Sparkasse Hildesheim, Volksbank Hildesheim, Volksbank Hildesheimer Börde, Andreas-Passage und LABORA. www.eineweltwoche.wordpress.com Richard Bruns Aus alten EL PUENTE-Katalogen basteln Kinder Schmetterlinge sowie Flugzeuge und die Erwachsenen Einkaufstüten Multivisionsshow „Im Reich der Maya“ in Lübeck Im Rahmen der 10. Fairen Woche lud der Weltladen Lübeck im September zur Multivisionsshow „Im Reich der Maya“ ein. Jutta Ulmer und Michael Wolfsteiner, zwei freie Fotografen und Journalisten, die sich auf die Themen Fairer Handel und nachhaltiger Tourismus spezialisiert haben, nahmen die Zuschauer mit auf eine stimmungsvolle Reise durch das Reich der Maya. In eindrücklichen Bildern, die von den Referenten live kommentiert wurden, stellten sie Fairtrade-Kooperativen vor und porträtierten das Leben der Produzenten und ihrer Familien in Südmexiko, Guatemala und El Salvador. Untermalt von Musik und Originaltonaufnahmen erzählten sie eindrucksvoll von persönlichen Reisen und Begegnungen. In der Pause schenkte der Weltladen Lübeck fair gehandelte Säfte und Weine aus und bot Süßwaren zur Verkostung und zum Kauf an. Etwa 40 Interessierte erlebten so in der Schul-Aula des Johanneums zu Lübeck einen spannenden, anregenden und sehr informativen Abend. Die Multivisionsshow diente dabei als niedrigschwelliges Angebot, um den Einstieg in den Fairen Handel zu erleichtern und ihn in Lübeck noch bekann- 26 Mit einer eindrucksvollen Mulitvisionsshow berichteten die Journalisten von ihrer Reise durch Mittelamerika ter zu machen. Lübeck ist gerade im Begriff „Fairtrade-Town“ zu werden und so sprach die Veranstaltung ein sehr heterogenes Publikum an. Anne Elbers Kontakt: weltladen@eine-welt-luebeck.de Stiftung für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit 15 Jahre beninisch-deutsche Zusammenarbeit „Was soll ich denn den Freunden von EL PUENTE Goslar sagen, wenn ich sie im Oktober treffe?“ fragte Pascal Gbenou die Bewohner des Dorfes Kakanitchoé im Süden Benins, bevor er Deutschland besuchte. „Sag ihnen nicht, dass wir ihnen dankbar sind für die jahrelange Hilfe zur Entwicklung unseres Dorfes. Sag ihnen, dass sie stolz darauf sein können, uns als Partner gefunden zu haben und dass sie uns Kraft und Mut gegeben haben, unsere Probleme gemeinsam mit ihnen zu lösen.“ Den Ehrentitel „das deutscheste Dorf in Benin“ haben die alten Männer vom „Rat der Weisen“ geprägt und damit ihren Stolz und ihre Freude über 15 Jahre beninischdeutsche Zusammenarbeit ausgedrückt. Pascal Gbenou skizzierte auf der Informationsveranstaltung des EL PUENTE-Weltladens in Goslar am 8. Oktober die Ergebnisse einer nachhaltigen Partnerschaft. Nachdem er nach einer landwirtschaftlichen Ausbildung eine erste Musterfarm aufgebaut hatte und diese von neidischen Nachbarn zerstört wurde, startete er vor 15 Jahren in Kakanitchoé einen zweiten Versuch zur Gründung einer Farmschule. Unverständnis und Probleme waren auch hier seine ständigen Begleiter. Doch es gelang ihm, die Bewohner des 2.000-Seelen-Dorfes zu begeistern. Das erste Projekt war, den Weg zum nächsten Ort ganzjährig begehbar zu machen, dann wurde eine Grundschule errichtet, zunächst unter einem Schattendach mit 50 Kindern und einem Lehrer. Es folgte ein Gesundheitsposten, das Brunnenbauprogramm "Sauberes Wasser für Kakanitchoé", danach die Gründung einer landwirtschaftlichen Schule und schließlich die Aktion "keine Familie ohne Latrine". Für jede Aktion wurde ein Komitee der Dorfbewohner gegründet, es gab viele Probleme, Enttäuschungen und Niederlagen – aber auch große Erfolge. Pascal Gbenou wird inzwischen mit dem Ehrentitel "Doyen" respektvoll gegrüßt. Bei seinem Mut, immer wieder neue Probleme anzugehen, konnte er auf die Hilfe und Unterstützung von Freunden aus Deutschland bauen. Diese unterstützten die Projekte durch finanzielle Hilfe, scheuten sich aber auch nicht, selbst vor Ort mitzuarbeiten und wurden nach 15 Jahren Kooperation zu Ehrenbürgern des Dorfes oder Mitgliedern im "Rat der Weisen" ernannt. "Wir helfen uns selbst und unsere Freunde lassen uns nicht allein", so das Fazit der Bewohner von Kakanitchoé. Pascal Gbenou ist natürlich daran interessiert, weitere Verbündete und Mitstreiter für zukünftige Projekte zu gewinnen. Auf sie warten zwei bescheidene Unterkünfte, afrikanisches Essen, viel Gastfreundschaft und die Hoffnung auf tatkräftige Mithilfe. Horst Oldekamp Kontakt: hoolgo@web.de 27 Stiftung für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Bineet Mundu berichtet über die Lebenssituation der Adivasi in Indien Der indische Sozialwissenschaftler und Aktivist Bineet Mundu war in diesem Sommer anlässlich der Veröffentlichung seiner Studie „Development and Displacement – Who Pays the Price“ zu Gast in Deutschland. Sein Thema ist die Lebenssituation der Adivasi, der indigenen Bevölkerung Indiens, die heute in ihrer traditionellen Lebensform zunehmend bedroht ist. Eine Station der Reise war das Indische Haus in Wennigsen am Deister. Wennigsen – ein kleiner Ort für einen internationalen Gast? Ja! Bineet Mundu ist weit gereist und nun ist er da. Er referiert in Jeans und T-Shirt, Laptop und Digitalkamera gehören zu seiner Grundausstattung. Er ist voll in der Moderne angekommen – und doch schlägt in ihm das Herz eines Adivasi, der sich Sorgen um die Zukunft seiner Ethnie und ihrer Kultur macht. Bineet Mundu ist Wissenschaftler und Aktivist in einer Person. Er wuchs als Sohn einer sehr traditionsbewussten Adivasi-Familie in der Großstadt Delhi auf, ging dort zur Schule und zur Universität – um danach nach Ranchi, der Hauptstadt Jharkhants zurückzukehren und sich als Sozialforscher der Situation seiner Volksgruppe intensiv zu widmen. Später erhielt er ein Stipendium um nach Norwegen zu gehen und arbeitete mit verschiedenen Nichtregierungsorganisationen in Indien und Europa zusammen. Er ist also ein „moderner“ Adivasi-Weltbürger. Wenn er spricht, verkörpert er eine tiefe Verbindung zur indigenen Kultur seiner Familie. Er beherrscht ihre Sprache – sowie auch „unsere“ internationale Sprache Englisch und ist in beiden Kulturen zuhause. Gespannt lauschen die Zuhörer dem Vortrag des Gastes. Die Adivasi haben traditionell eine sehr enge Beziehung zu dem Land, auf und von dem sie leben. Daher bedeutet für sie die Vertreibung, der sie in den letzten Jahrzehnten im Zuge der zunehmenden Industrialisierung ausgesetzt waren, eine existenzielle Bedrohung. Neben den Rechtsverletzungen, die sie in Indien erdulden müssen, bedroht die Vertreibung auch den Erhalt ihrer Kultur, da diese unmittelbar mit dem Herkunftsort verknüpft ist. Es sind die Art der Ernährung, die Früchte und Tiere des Waldes, der fruchtbare Acker, die traditionellen Baumaterialien, die Materialien des kreativen Ausdrucks, die an anderen Orten fehlen und die Fortsetzung der traditionellen Lebensweisen gefährden. Bineet Mundu berichtet uns von einem Beispiel. Bereits in den späten 50er Jahren wurden Adivasi zu Gunsten des Baus des Rourkela Stahlwerkes vertrieben – diese erste große deutschindische Kollaboration wird noch heute in Industriekreisen als Meilenstein gefeiert. Doch die vertriebenen Menschen sind nicht angemessen entschädigt worden – dies belegen Studien mit Interviews der betroffenen Familien. Indiens Industrialisie- 28 Bineet Mundu mit Schülern in Wennigsen rung schreitet immer weiter voran und so prallen die Land- und Menschenrechte der Indigenen direkt auf die staatlichen Entwicklungspläne der Regierung. Konfliktpotential gibt es reichlich – und die Auseinandersetzungen finden auf allen Ebenen statt, von der Graswurzel bis zum obersten Gerichtshof. Dieser spannende Einblick in eine ganz andere Lebenswelt hinterließ die Besucher des Vortrags nachdenklich. Doch nicht nur mit Erwachsenen wollte Bineet Mundu in Deutschland sprechen – mittags besuchten wir die 8. Klasse der Sophie-SchollSchule in Wennigsen. Dort stand uns mit den SchülerInnen eine Doppelstunde zur Verfügung, um ihnen einen Einblick in die Lebenssituation der Adivasi und in Bineet Mundus Arbeit zu geben. Im Anschluss ging es weiter nach Berlin, wo die offizielle Präsentation seiner Studie auf einer Tagung der AdivasiKoordination in Deutschland e.V. auf dem Programm stand. Zur Vertiefung des Themas eignet sich die Internetseite der Adivasi-Koordination in Deutschland e.V.: www.adivasi-koordination.de. Dort stehen die aktuelle Studie von Bineet Mundu „Development and Displacement – Who Pays the Price“ und viele weitere Dokumente zum Download zur Verfügung. Sabine Meyer Kontakt: indischeshaus@gmx.de Stiftung für entwicklungspolitische Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit Interkulturelles Kochbuch – ein Integrationsprojekt Der Internationale Kulturelle Jugendaustausch e.V. startete in Hannover in diesem Jahr ein besonderes Projekt: die Erarbeitung eines Interkulturellen Kochbuchs. An fünf Sonntagen im Januar und Februar trafen sich jeweils drei KochkursleiterInnen aus verschiedenen Ländern in der KHG und ESG Hannover sowie der Evangelischen und Katholischen Familienbildungsstätte und bereiteten Gerichte aus ihren Ländern zu. Am letzten Abend im Februar schwang Helga Bruns für EL PUENTE den Kochlöffel und sorgte so dafür, dass das Land Bolivien mit leckeren Quinoa-Gerichten vertreten war. An jedem Kochtermin nahmen etwa 20 bis 30 Studierende und Jugendliche aktiv teil und zum Essen kam jedes Mal noch eine große Anzahl von Gästen hinzu. Insgesamt nahmen so ca. 200 Personen aus über 20 Ländern an dem gemeinsamen Projekt teil. Während des Kochens und bei den gemeinsamen Mahlzeiten gab es von den Teilnehmenden ständig positive Rückmel- dungen. Viele Vorurteile gegenüber verschiedenen Ländern konnten abgebaut werden. Die Jugendlichen lernten nicht nur die unterschiedlichen Kochkünste voneinander kennen, sondern knüpften auch neue Kontakte und schlossen Freundschaften. Um die Arbeit zu dokumentieren, war bei jedem Termin eine Video- und Fotokamera mit dabei. Parallel wurden die Kochrezepte aufgeschrieben, um sie für das Interkulturelle Kochbuch zu verwenden. Neben dem Kochbuch konnte so ein begleitender Dokumentarfilm erstellt werden. Nach einer aktuellen Einschätzung der Finanzmittel für das Projekt werden die von der EL PUENTE Stiftung zugesagten Fördergelder in Höhe von 600 € doch nicht benötigt. Dennoch wird EL PUENTE als Partner im Buch genannt und auch am Ende des Filmes gezeigt. Tornike Murtskhvaladze Kontakt: to533933@yahoo.de „Ich lebe gern“ – Ein Buch über Jürgen Knop Die EL PUENTE Stiftung gab 2009 gemeinsam mit dem Annastift Hannover ein über 100 Seiten starkes Buch zu Ehren unseres langjährigen Vereinsmitglieds Jürgen Knop heraus (siehe EL PUENTE informiert 2010 und 2011). Als Mensch mit einer schweren Behinderung engagierte sich Jürgen Knop in den 1970er Jahren entwicklungspolitisch als Sprecher der Aktion Dritte Welt Handel. Bekannt wurde er als Schriftsteller, der authentisch das Leben als schwerbehinderter Mensch beschrieb. Das Werk mit dem Titel „Ich lebe gern“ enthält mehr als 50 Andachten, Kurzgeschichten und Rückblicke sowie ein Geleitwort der ehemaligen Landesbischöfin Margot Käßmann. Allen EL PUENTE Kunden wird bei einer Bestellung pro Band nur der Sonderpreis von 4,– € in Rechnung gestellt, damit die Weltläden ihre Kosten beim empfohlenen Verkaufspreis von 6,- € decken können. Bei der Bestellung ist unbedingt anzugeben: WELTLADEN. Hinzu kommt eine einmalige Versandkostenpauschale in Höhe von 5,– €. Die Mindestabnahme beträgt fünf Exemplare. Bestellungen sind zu richten an: Annastift e.V., DienstLeistungsCenter im BBW Annastift, Expo Plaza 11, 30539 Hannover Tel. 0511-8669-716 oder -717 Fax 0511-8669-718 Mail dlc@annastift.de. Richard Bruns Kontakt: rh_bruns@gmx.de 29 Jürgen Trittin bei EL PUENTE Jürgen Trittin besucht EL PUENTE in Nordstemmen Am 13. August besuchte Jürgen Trittin, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90 / DIE GRÜNEN im Deutschen Bundestag, die EL PUENTE Fairhandelszentrale. Nach einer Führung durch das Weltlager fand ein reger Erfahrungsaustausch statt. Richard Bruns als Initiator von EL PUENTE betonte, dass er über sein entwicklungspolitisches Engagement 1979 zur Grünen Liste Umweltschutz (GLU), die 1977 hier in Nordstemmen als erste grüne Partei in Deutschland gegründet worden ist, gestoßen sei. So sei er dann auch einer der 1.023 Gründungsmitglieder der Partei DIE GRÜNEN in Karlsruhe im Januar 1980 geworden. Jürgen Trittin erklärte, dass sich die GRÜNEN bei einer zukünftig geführten rot-grünen Bundesregierung für mehr Partnerschaft in der Entwicklungszusammenarbeit einsetzen würden, indem eine breitere Unterstützung der Basis vor Ort statt der von Minister Niebel propagierten knallharten deutschen Wirtschaftspolitik in den Fokus gestellt werden müsse. Von Seiten der grünen Gemeinderatsmitglieder aus Nordstemmen wurde die EL PUENTE Welthandelsorganisation als wichtiger Arbeitgeber vor Ort, vor allem in der Ausbildung junger Menschen, sowie als ein verlässlicher Steuerzahler gewürdigt. Der Besuch der GRÜNEN wies auch für EL PUENTE einen positiven Effekt auf, denn der EL PUENTE e.V. konnte sich über vier Neuzugänge freuen. Richard Bruns Studienbegleitprogramm zum 3. Mal bei EL PUENTE Bereits in den beiden vergangenen Jahren besuchten ausländische Studierende auf Einladung des Studienbegleitprogramms STUBE der Evangelischen Kirche die Zentrale von EL PUENTE. So fanden auch in diesem Jahr rund 20 Besucher, darunter eine junge Mutter mit ihrem Baby, den Weg nach Nordstemmen, um sich über den partnerschaftlichen Welthandel zu informieren. Richard Bruns informierte über 40 Jahre partnerschaftliche Handelsbeziehungen mit ProduzentInnen in Afrika, Asien und Lateinamerika. Kaffee, Schokolade, Kunsthandwerk, Textilien und vieles mehr werden direkt importiert. EL PUENTE unterstützt und fördert Kleinbetriebe und Genossenschaften durch Import und Vertrieb ihrer Produkte in der Bundesrepublik Deutschland. Die direkte Zusammenarbeit mit Projekten 30 in diesen Kontinenten eröffnet den Partnern Chancen, sich auf dem internationalen Markt zu gerechteren Bedingungen zu behaupten und dadurch bessere Lebensperspektiven zu erreichen. Zum Themenbereich Soziale Gerechtigkeit sollte diese Exkursion auf anschauliche Art die Funktionsweise und Realisierung von Fairem Handel vermitteln. Dazu gehörten eine Führung durch die Lagerhallen, eine inhaltliche Einführung in das Thema Fairer Handel, Diskussionen und schließlich Einkaufsmöglichkeiten vor Ort. Die TeilnehmerInnen waren sehr interessiert und stellten viele Rückfragen. Ein Teilnehmer nahm diese Exkursion zum Anlass, um den Referenten für eine Veranstaltung in Braunschweig mit Rückkehrern des Programms weltwärts zu verpflichten. Besonders angetan waren Die ausländischen Studierenden besuchten die EL PUENTE Zentrale die Studierenden von dem Mittagessen, das Helga Bruns aus Quinoa, dem Wunderkorn der Inka, hergestellt hatte. Es mundete allen köstlich. Kontakt: berlich@ked-niedersachsen.de www.stube.ked-niedersachsen.de Weltwärts-Rückkehrer Weltwärts-Rückkehrer treffen auf EL PUENTE-Gründer Es war nicht nur ein Treffen zweier Generationen, sondern ein Treffen von Menschen, denen die Verbesserung der Situation von Personen in benachteiligten Strukturen am Herzen liegt. Der „weltwärts Stammtisch“ aus Braunschweig traf sich an einem Samstag im Juni mit Richard Bruns, der sich seit vierzig Jahren für den Fairen Handel einsetzt. Im Gepäck hatte der Gast nicht nur viele Flyer, eine Quinoa-Pflanze und leckeres Essen, sondern auch ein Leben voller Erfahrungen um und mit Fairtrade. Unser Stammtisch besteht aus jungen Studenten, die einen 3- bis 12-monatigen Freiwilligendienst in Entwicklungsländern verbracht haben. Die Zeit im Ausland hat uns stark geprägt und motiviert uns nun, uns weiterhin entwicklungspolitisch zu engagieren. Die Geschichte von Richard Bruns ist unglaublich reich an Erfahrung. Wir klebten stundenlang förmlich an seinen Lippen, während er uns von der Entstehung und Entwicklung EL PUENTEs erzählte. Was könnte für uns faszinierender sein, als motivierte Jugendliche, die heute herrschende Weltstrukturen ändern wollen? Was waren die Jugendlichen, die EL PUENTE damals ins Leben riefen, anderes als wir heute? Es freut uns umso mehr, dass durch ihren Einsatz tatsächlich eine Alternative geschaffen wurde. Richard Bruns stellte uns anschaulich dar, wie durch Vernetzung und Engagement mit einer guten Idee viel bewegt werden kann. Gemessen am Marktvolumen mag Fairtrade noch nicht so groß sein. Aber die Bedeutung von Fairtrade wächst und fair gehandelte Produkte werden immer mehr nachgefragt. Nun liegt es an uns, etwas dazu beizutragen. In der ESG der TU Braunschweig befin- Der weltwärts-Stammtisch in Braunschweig det sich schon seit längerem ein kleiner Weltladen, den wir vermehrt in die Mensa bringen wollen. Zudem wollen wir in Braunschweig eine konsumkritische Stadtführung etablieren, um die Menschen zu sensibillisieren. Wir bedanken uns für die Motivation und die eindrücklichen Einblicke! Johanna Blöcher Kontakt: reintheoretisch@googlemail.com 30 Jahre EL PUENTE Weltladen Goslar Zu einer gemütlichen Geburtstagsfeier bei Kaffee und Torte hatte die ehemalige Vorsitzende Veronika Filke alle Mitglieder des Vereins und der Ladengruppe in die Seniorenresidenz Schwiecheldthaus geladen und es waren mehr als zwanzig Personen erschienen. Alle stellten sich vor und erzählten ein wenig aus ihrem Privatleben, denn vor kurzem hatte die Ladengruppe fünf neue Mitglieder bekommen. Auf ganze dreißig Jahre Mitgliedschaft konnte nur Horst Oldekamp zurückblicken. Robert Seltmann hatte vor drei Jahrzehnten den Verein und gleichzeitig einen „Dritte-Welt-Laden“ gegründet und ein Jahrzehnt lang geleitet. In für den Verein und Laden wirtschaftlich kritischen Zeiten hatte es Peter Dörr im zweiten Jahrzehnt geschafft, mit sei- ner Fachkenntnis, Akribie und Geduld den Laden aus der Verlustzone herauszuholen. Mit seiner Hilfe erfolgte die Umfirmierung in den "Eine-Welt-Laden" und der Verein konnte sogar über die Verwendung der erzielten Verkaufsüberschüsse befinden. Letztere wurden vor allem aus Verkaufsständen bei Adventsund Weihnachtsveranstaltungen sowie der Weltgebetstagsteilnahme erzielt. Dass der Eine-Welt-Laden heute immer noch besteht, ist auch den „Veteraninnen“, die seit einem Vierteljahrhundert unermüdlich die Ladenöffnungszeiten garantieren sowie der „Finanzchefin“ Edda Wallat zu verdanken. Veronika Filke hat die Abteilung „Schmuck und Kunsthandwerk“ zu unerhofft hohen Umsatzsteigerungen geführt. Sie hat sich jedoch aus der Vereinsarbeit verabschie- det und Erika Oldekamp ist als Interimsvorsitzende eingesprungen. Sie setzte ihre Energie und Phantasie dafür ein, die „30 Jahre Vereins- und Ladengeschichte EL PUENTE Goslar“ am 24. September mit einem gelungenen „Tag der Offenen Tür“ zu bereichern. Die Besucherzahlen bewegten sich ebenso wie die erzielten Verkaufserlöse im dreistelligen Bereich. Doch auf den Lorbeeren ausruhen kann sich so recht niemand. Während der Adventszeit müssen die verlängerten Ladenöffnungszeiten abgedeckt werden und für die etwas ins Hintertreffen geratene Bildungs- und Informationsarbeit bieten sich die Herbst- und Wintermonate geradezu an, so dass auch weiterhin viel zu tun ist. Horst Oldekamp Kontakt: hoolgo@web.de 31 EL PUENTE e. V. Mitgliederversammlung des EL PUENTE Vereins am 1. April 2011 Mitgliederzahl: 91 Mitglieder gehörten dem Verein EL PUENTE am Jahresende 2010 an. 4 Eintritten im Jahr 2010 standen 2 Streichungen wegen Nichtbezahlung gegenüber. Gewinn- und Verlustrechnung: Mitgliedsbeiträge: 2.884 € Spenden: 672 € Zinsen: 1.177 € Gesamterträge: 4.733 € Diverse Kosten: Erdbebenhilfe Chile: Gesamtaufwendungen: Jahresüberschuss: 12 € Bilanz: Rücklagen: 6.179 € Anteil EL PUENTE GmbH:120.000 € Entwicklungsfond: 270.346 € Gesamtbilanz: 396.525 € Spenden: Comparte, Chile: EMA, Kalkutta: 11.748 € 400 € 12.148 € 1.873 € 2.848 € 4.721 € Bericht aus dem Verein und der Weltladengruppe 2011 Von den Aktivitäten des EL PUENTE e.V. und der Weltladengruppe im Jahr 2011 sollen acht näher beschrieben werden: Februar: Weltgebetstag Chile Februar: Film. Heut schon fair gekauft? März: Gemeinsam gegen Genitalverstümmelung April: Besuch Weltladen Lübeck und Umstrukturierung im Weltladen 32 Mai: Bolivianische Musikgruppe im Kreuzgang September: Besuch des Weltladen Detmold September: 15 Jahre WALIKI Oktober: Light-Night-Shopping in der Roten Meile EL PUENTE e. V. Vorträge zum Weltgebetstag Chile Mit großer Freude habe ich im Februar 2011 anlässlich der Weltgebetstagaktion Chile Vorträge über mein Heimatland Chile gehalten, begleitet mit Bildern, Musik, Gesang und kulinarischen Spezialitäten des Landes. Der erste Vortrag fand am 7. Februar in der katholischen St. Martinus Kirchengemeinde in Himmelsthür statt. Er war sehr gut besucht: 80 Frauen kamen zum Frühstück, auch von der evangelischen St. Paulus Gemeinde. Ich wurde sehr herzlich aufgenommen. Die Frauen waren sehr interessiert an Land, Leuten und den Gebräuchen. Mit Bildern und Gesang endete die Begegnung. Beim zweiten Vortrag am 9. Februar in der evangelischen St. Matthäus Gemeinde folgten ca. 20 Frauen dieser Einladung. Sie waren sehr neugierig auf die sozialen Themen des Landes und auf das Kunsthandwerk. Der dritte Vortrag am 4. März in der katholischen St. Godehard Das EL PUENTE Produktsortiment zum Basilika begann in der Kirche mit Weltgebetstag in Chile einem chilenischen Lied, das ich in Begleitung meines Mannes gesungen mein „Zuhause“ empfinden – und von habe: "Gracias a la vida - Ich danke dem diesem „Zuhause“ aus kann ich mit viel Leben" von Violeta Parra. Danach gab es Freude über meine „Heimat“ Chile erdas gemeinsame Abendessen im Pfarr- zählen. haus mit Informationen übers Land und Rosita Jung-Concha, noch mehr Gesang. Es gab viele fleißige 1. Vorsitzende EL PUENTE e.V. Hände, die alles so schön für fast 90 Frauen vorbereitet haben, es war toll. Kontakt: hr.jung@t-online.de Für mich war es eine großartige Chance über meine Heimat berichten zu können. Möglich wurde mir dies durch den Verein EL PUENTE, dem ich seit 1973 angehöre. So kann ich Deutschland als Bolivianische Musikgruppe im Kreuzgang der Kreuzkirche Die Innenstadtgemeinde Heilig Kreuz hatte am 27. Mai eine bolivianische Musikgruppe zu Gast. Im abgeschiedenen Kreuzgang der Kreuzkirche begeisterten die bolivianischen Gäste mit den mitreißenden Rhythmen ihrer lateinamerikanischen Musik die Besucher, die beschwingt mitklatschten oder mittanzten. Der EL PUENTE e.V. hatte die Bewirtung übernommen. Besonders begehrt waren die herzhaften Fingerfoodartikel aus Quinoa, dem Wunderkorn der Inka, die mit den Dipps von EL PUENTE gewürzt werden konnten. Melli König füttert den jungen Mann mit Quinoa-Bällchen Die bolivianische Musikgruppe spielt im Kreuzgang 33 EL PUENTE e. V. Filmprojekt: „Heute schon fair gehandelt?“ „EL PUENTE“, das war für mich bis zum Februar 2011 nur der Name eines kleinen Ladens in der Osterstraße. Als Stadtmuffel machte ich meine Einkäufe einmal die Woche beim Discounter und war zufrieden damit. Doch die Fairtrade-Schokolade, die ich regelmäßig von unseren Einkäufen mitbrachte, ließ mich häufig nachdenken. Wäre es nicht sinnvoll, mehr Menschen mit der Idee des Fairen Handels bekannt zu machen? Man müsste einen Film drehen! Ein Anruf bei meiner Tochter Marie Ortsiefer, die selbst gern Filme erstellt, gab den Anstoß: „Es gibt einen Filmwettbewerb zum Thema Fairer Handel!“ erzählte sie mir und wir wurden uns schnell einig, auch mitzumachen. Deutschlandweit hatte das Forum Fairer Handel zu dem online-basierten Filmcontest REC A FAIR aufgerufen. Gesucht wurden Video-Clips, die auf unterhaltsame und pointierte Art über Ungerechtigkeiten im Weltmarkt aufklären und die alternative Idee des Fairen Handels auf Videoplattformen im Internet verbreiten. Unter allen Einsendungen wurden die fünf besten Kurzfilme von einer Fachjury ausgezeichnet. Die darauffolgenden Wochen der Vorbereitung waren anstrengend und interessant. Von der Idee, in einem Supermarkt zu drehen, brachte meine Tochter mich ab. Wenn schon fairer Handel, dann richtig! Also kamen wir auf EL PUENTE, das deutsche Urgestein im fairen Handel, seit über 40 Jahren mit dabei. Die Ladengruppe um Richard Bruns fand die Idee gut und wir brauchten für den Dreh nur ein paar Glühbirnen auswechseln, der Laden mit seiner bunten Vielfalt war schon die ideale Kulisse. Wir luden Freunde und Verwandte ein, in dem Film mitzuwirken und hatten tatsächlich am Drehtag gut 30 Menschen vor Ort, die mitmachten. Eine kurze Spielszene wurde vorab gedreht und dann eine Menschenkette in dem Bereich vor dem Weltladen in Gang gesetzt. Alle hatten viel Spaß dabei, die Passanten wurden neugierig und der Laden voll, als wir schließlich alle dort gelandet waren. Viele waren zum ersten Mal im Weltladen, fanden die Idee des Fairen Handels wunderbar und kauften gleich ein. Bei einem anschließenden Vortrag im Gemeindehaus unserer Kirchengemeinde konnte Richard Bruns das Thema ver- tiefen und viele interessante Fakten zu EL PUENTE und dem Fairen Handel vermitteln. Der Film war im Kasten, wir hatten alle etwas gelernt und auch Spaß dabei gehabt. Die meiste Arbeit hatte dann meine Tochter mit dem Schneiden und Vertonen des Filmes, denn nicht alle Aufnahmegeräte hatten auch verwendbares Material geliefert. Doch das Ergebnis der Mühen kann sich sehen lassen. Beim Videoportal YouTube bekam unser Film von allen Einsendungen zu dem Wettbewerb anfangs die meisten „Daumen hoch“. Dass wir dann nicht unter den Preisträgern waren, war aber nur fair, denn die fünf prämierten Kurzfilme sind tatsächlich alle sehr originell und sicher eine gute Werbung für den fairen Handel. Unser Video findet man auf YouTube unter seinem Titel „Heut schon fair gehandelt?“, und alle anderen Videos auf dem YouTube-Kanal „recafair“. Unser Fazit der gesamten Aktion ist heute: Der Faire Handel verdient unsere Unterstützung und kann durch kreative Ideen und Aktionen neue Freunde hinzugewinnen. Die Mühe lohnt sich. Wer selbst auch einmal einen Film zu dem Thema drehen möchte, kann uns gerne nach unseren Erfahrungen fragen, per Mail unter axelrenneke@arcor.de. Axel Renneke Schmeckt - Diese Filmmutter muss vom fairen Handel erst überzeugt werden 34 EL PUENTE e. V. Gemeinsam gegen Genitalverstümmelung Unter dem Motto „Gemeinsam gegen Genitalverstümmelung“ hat die Projektgruppe „Frauenrechte sind Menschenrechte“ elf Tage lang, vom 22. März bis zum 2. April, in der Citykirche St. Jakobi mit einer bekannten Wanderausstellung von Terre des Femmes auf ein brisantes Thema aufmerksam gemacht. Die Ausstellung unter dem Titel „Sie versprachen mir ein herrliches Fest. Über den ungeheueren Schmerz hat mir niemand etwas gesagt“ mit dazu passenden Informationsveranstaltungen und einem Kulturprogramm machte darauf aufmerksam, dass das Problem nicht nur Afrika betrifft. Denn alle 10 Sekunden wird ein hilfloses Mädchen gewaltsam und meist unter miserablen hygienischen Bedingungen genital verstümmelt. Und Monat für Monat stirbt jede Vierte davon an den Folgen des schweren Eingriffs, etwa so viele, wie die Stadt Hildesheim Einwohner besitzt. 150 Millionen Frauen sind beschnitten, das ist weltweit jede 20ste Frau. Durch zunehmende Migration wird auch Deutschland immer mehr mit diesem Thema konfrontiert werden, denn bereits heute finden auch in Deutschland Verstümmelungen statt. Die vier Initiatorinnen der Projektgruppe waren über das Buch „Wüstenblume“ von Waris Dirie auf das Thema gestoßen und hatten sich seitdem intensiv damit beschäftigt: Waris Dirie, ein Nomadenkind aus Somalia wurde als kleines Mädchen grausam beschnitten. Über verschiedene Stationen gelangte sie als junge Frau nach London, wo sie als Model entdeckt wurde und ihre Bekanntheit zur weltweiten Information über Genitalverstümmelung nutzt. Als Höhepunkt der Veranstaltungsreihe muss der Eröffnungsvortrag von Fadumo Korn genannt werden. Als selbst Betroffene, Buchautorin, Dolmetscherin und Aktivistin, las die Somalierin bei der Eröffnungsveranstaltung in der voll besetzten Kirche aus ihren Büchern, berichtete sehr eindrucksvoll und anrührend und stand für Fragen zur Verfügung. Der Gynäkologe Dr. med. Christoph Zerm aus Herdecke hielt einen Vortrag mit medizinischem Schwerpunkt. Er fährt regelmäßig nach Eritrea, engagiert sich dort politisch und medizinisch im Rahmen eines Hilfsprojektes gegen Genitalverstümmelung – mit großem Die Ausstellung klärte die Besucher umfassend über das Thema auf Erfolg. Zu Beginn seiner Tätigkeit war noch fast jede Frau betroffen, inzwischen hofft er, das Ende dieser Praktik in Eritrea noch erleben zu können. Ein weiterer Höhepunkt war der Vortrag von Christian Schnapauff, Vorstandsmitglied vom Netzwerk Rafael, das sich in Tansania engagiert. Er konnte sehr anschaulich anhand eigener Fotos und Kurzvideos über das Projekt und seine Erfolge berichten. Neben der Abendveranstaltung referierte Christian Schnapauff auch an zwei Vormittagen vor Schulklassen. Georg Poddig vom Bistum Hildesheim berichtete von dem Missio-Projekt in Kenia, wo die Ordensschwester Ephigenie sehr erfolgreich arbeitet. In Kenia wird versucht, den GenitalverstümmelungsRitus durch einen anderen, christlichen Initiations-Ritus zu ersetzen. Die in Hildesheim lebende, geboreneÄgypterin Abeer Will, Inhaberin einer Bauchtanzschule, berichtete wie sie selbst nur knapp der Beschneidung entgangen ist. Blick von der Empore auf den EL PUENTE-Stand 35 EL PUENTE e. V. typische Speisen und Getränke vorgestellt und angeboten, die von einem Koch aus Nigeria zubereitet worden waren. An diesem Tag präsentierten auch Mitglieder von EL PUENTE afrikanische Spezialitäten und boten fair gehandelte Produkte ihrer afrikanischen Partner zum Verkauf an. Die EL PUENTE GmbH hatte während der Ausstellung eine Reihe von größeren afrikanischen Kunsthandwerksartikeln als Leihgabe zur Verfügung gestellt. Fadumo Korn liest aus ihrem Werk „Geboren im großen Regen“ Außerdem wurden die thematisch passenden Filme „Wüstenblume“ von Waris Dirie und „Maimouna“, der ein erfolgreiches Projekt in Burkina Faso vorstellt, gezeigt. Am Mitmachtag ließen ein afrikanischer Basar, Dekorationen, Trommelgruppen, Gospelchor und Tanzgruppen den Zauber Afrikas aufkommen. Nach afrikanischer Tradition wurden verschiedene Die Veranstaltungen waren gut, bzw. durchschnittlich besucht (30 – 200 Besucher). Täglich kamen angemeldete Klassen in die Ausstellung. Den einführenden Vortrag nahmen die Schüler sehr interessiert auf, es kam fast immer zu lebendigen Gesprächen und aktiver Auseinandersetzung. Eine Schule präsentierte von den Schülern und ihren Lehrkräften selbst einstudierte Theaterstücke zu dem The- ma. Es konnten weit über 400 Schülerbesuche verzeichnet werden. Insgesamt informierten sich über 1.700 Besucher umfassend in der City Kirche. Für die Projekte von Terre des Femmes nach Burkina Faso („Bangr Nooma“) und Sierra Leone („AIM“) konnten ein beträchtlicher Spendenbeitrag überwiesen werden. Agnes Engelke Kontakt: unversehrtheit@gmx.de Infos zu den Förderprojekten: www.frauenrecht.de/projektefgm Der Link für den Bistum-Film: http://www.bistum-hildesheim.de/ bho/dcms/sites/bistum/div/infoboxen_startseite/genitalverstuemmelung/video.html Veränderungen im EL PUENTE Weltladen Osterstraße Rund 20 Jahre lang hat Inge Röpke den EL PUENTE Weltladen in Hildesheim mit ihrer langjährigen Erfahrung geleitet und für die reibungslosen Abläufe bei der Besetzung des Ladendienstes und der rechtzeitigen Bestellung der Fairhandelsprodukte gesorgt. Aus Altersgründen hat sie dieses Amt zum 30. Juni abgegeben. Da gleichzeitig mit Inge Plaumann eine weitere engagierte Mitarbeiterin ausgeschieden ist, mussten neue Mitarbeiterinnen in den Ladendienst eingearbeitet werden. Dabei wurde eine Umstrukturierung vorgenommen, indem die verschiedenen Aufgaben (Abrechnung, Warenbestellung, Einsortieren) zukünftig auf mehrere Ladenmitarbeiterinnen verteilt werden. Um über den Tellerrand des eigenen Weltladens hinauszublicken, besuchten am 30. April acht MitarbeiterInnen den Weltladen in Lübeck. Dieser Weltladen hat vor einigen Jahren seinen Standort gewechselt und ist näher zur Innenstadt gerückt. Dies hat sich auf die Motivation der MiarbeiterInnen und auf den Warenumsatz positiv ausgewirkt. Mit vielen neuen Anregungen traten die Hildesheimer ihre Heimreise an. Es ist weiterhin geplant, eine Aktionsgruppe aufzubauen, die über den Weltladen hinaus mit neuen Ehrenamtlichen den Gedanken des Fairen Handels in der Öffentlichkeit verbreitet. Richard Bruns Das Ladenteam verabschiedet sich von beiden Inges mit einem Gruppenbild Rosita Jung-Concha und Richard Bruns überreichen Inge Röpke einen Präsentkorb mit fair gehandelten Produkten Kontakt: hr.jung@t-online.de 36 EL PUENTE e. V. Weltladenteam aus Detmold besucht EL PUENTE Weltladen Die Mitglieder des Weltladens Detmold haben am 21. September im Anschluss an eine Stadtführung dem EL PUENTE Weltladen einen Besuch abgestattet. Fast 20 Personen bevölkerten den Laden und stärkten sich an fair gehandelten Produkten. Sie schauten sich um, informierten sich und tauschten mit den Ehrenamtlichen von EL PUENTE Erfahrungen aus. Dieser einstündige Austausch war bei einer entspannten Atmosphäre für beide Weltladenteams ein Gewinn. Richard Bruns Leckere Quinoa-Torten versüßten den Tag Gespräch vor dem Weltladen mit den Gästen aus Detmold 15 Jahre WALIKI Fachgeschäft in Hildesheim Im Jahr 1992 wurde in La Paz, Bolivien das Sozialunternehmen WALIKI gegründet. Aus den Kontakten im Rahmen der Partnerschaft der katholischen Kirche des Bistums Hildesheim mit der Kirche Boliviens, etablierte sich eine enge Zusammenarbeit zwischen WALIKI Bolivien und der katholischen Pfarrgemeinde St. Mauritius in Hildesheim. Aufgabe dieser Partnerschaft ist der Vertrieb der Produkte WALIKIS durch die Mitglieder der Pfarrgemeinde in Hildesheim. Hierfür wurde die WALIKI GmbH (Deutschland) gegründet, die als Importeur und Großhändler die Strickwaren von WALIKI Bolivien vertreibt. Im Jahr 1996 eröffnete das Unternehmen in der Kramerstraße in Hildesheim ein Ladengeschäft. Das Produktsortiment besteht ausschließlich aus Strickwaren aus Alpakaund Lamahaar, die von WALIKI Bolivien hergestellt werden, sowie textilem Kunsthandwerk aus der Andenregion. WALIKI versteht sich als Sozialunternehmen für exklusive Alpakamode. WALIKI Bolivien hält 70% der Anteile, die übrigen 30% halten zwei Vertreter der Pfarrgemeinde St. Mauritius in Hildesheim. WALIKI (Deutschland) ist somit eine Handelsorganisation neuen Typs, denn eine im Mehrheitsbesitz der ProduzentInnen befindliche Verkaufsorganisation ist wohl einmalig in der Fair Handelsbewegung. Heute besteht WALIKI aus ca. 500 Mitarbeitern, die in 75 Werkstätten an der jeweils aktuellen WALIKI-Kollektion stricken und weben. WALIKI ist übrigens ein Wort aus der Sprache der Ureinwohner, der Aymara, und bedeutet „Das Gute im Menschen". Anlässlich des 15. Ladengeburtstages waren die Wegbegleiter von WALIKI eingeladen. Als Vertreter von EL PUENTE nahmen die Vereinsvorsitzende Rosita Jung-Concha und der Aufsichtsratsvor- sitzende Richard Bruns an der Feierstunde teil. In seiner Grußbotschaft erinnerte Richard Bruns daran, dass die EL PUENTE GmbH in den Anfangsjahren WALIKI logistisch unterstützt habe, indem sie die Einfuhr der Strickwaren nach Deutschland für WALIKI abgewickelt habe. Deshalb freue es ihn besonders, dass WALIKI so schnell eigenständig geworden sei und mit seinen hochwertigen Artikeln in Deutschland eine Marktlücke im Fairen Handel bediene. Richard Bruns Kontakt: 05121 / 131714 galerie@waliki.de 37 EL PUENTE e. V. Weltladen EL PUENTE beim Light-Night-Shopping Das dritte Hildesheimer Light-NightShopping im Oktober 2011 war ein großer Erfolg, was sicher auch dem mildem Wetter zu verdanken war. Der Weltladen EL PUENTE hielt in seinem Quartier Osterstraße eine besondere Attraktion bereit: Holger Jung, Ehemann der Vereinsvorsitzenden Rosita Jung-Concha, heizte mit seiner Schülerband die Stimmung an. Angelockt von den Blues- und Soulrhythmen bildeten sich große Trauben von Passanten vor dem Weltladen. Als dann noch seine Frau Rosita das berühmte chilenische Lied von Violeta Parra „Gracias a la vida“ – „Ich danke dem Leben“ sang, war die Stimmung perfekt. Schon vorher hatte der Chor von Radio Antonia mit deutschen Volksliedern für regen Zuspruch gesorgt. Die EL PU- ENTE Mitarbeiterinnen hatten wieder einen roten Teppich ausgerollt und so strömten die Besucher zahlreich in den Weltladen, um sich bei einem Gläschen chilenischen Wein über die fair gehandelten Produkte zu informieren. Abends feierten dann noch acht Mitglieder des Weltladens Wetzlar, die sich tagsüber in der EL PUENTE Zentrale in Nordstemmen über den partnerschaftlichen Handel informiert hatten, mit. Auch dieses Event war eine gelungene Werbung für den fairen Handel. Der Weltladen EL PUENTE wird sich auch am nächsten Light-Night-Shopping beteiligen. Rosita Jung-Concha Gucklöcher regen die Neugierde an Reger Andrang vor dem Weltladen Kontakt: HR.Jung@t-online.de Weltladen EL PUENTE Hildesheim jetzt auch bei facebook Unser Weltladen ist nun auch im Internet präsent. Wenngleich unsere Kunden den Laden natürlich am liebsten persönlich besuchen, erhoffen wir uns von unserer neuen facebook-Seite auch Aufmerksamkeit durch neue Interessierte. Gibt man bei facebook die Stichworte „EL PUENTE“, „Weltladen“ oder „Hildesheim“ ein, so erscheint nun auch unser Laden unter den Suchergebnissen. Der Name der Seite wurde deshalb bewusst lang gewählt: „Weltladen EL PUENTE Hildesheim“. Der Weltladen hat bei facebook bisher 52 Freunde, doch es dürfen gerne mehr werden. Besonders freuen würden wir uns, wenn jeder, dem die Seite gefällt, sie auch unter seinen anderen facebookFreunden bekannt macht. Nur durch eine weite Bekanntheit unseres Ladens 38 können wir auch über das Internet neue Freunde und Kunden gewinnen. Bedenken, dass die Administratoren alle Infos ihrer Freunde einsehen können, sind unnötig, denn die Seite wird bei facebook nicht zu den „Freunden“ gezählt, sondern gibt einfach die eigenen Informationen durch die Statusmeldungen an ihre Fans weiter, ohne selbst bei den anderen mitlesen zu können. So bleibt jeder, dem der Weltladen gefällt, auf dem Laufenden, wenn es etwas Neues zu berichten gibt, weiß bei Sonderaktionen und Veranstaltungen rechtzeitig Bescheid und kann auch seinen Kommentar dazu beitragen. In den Fotoalben kann man etwas über die Partnerorganisationen von EL PUENTE in aller Welt lernen und auch die Produktfotos einmal in Ruhe zu Hause anschauen. Dazu ist unsere Seite auch noch mit vielen anderen interessanten facebook-Seiten verbunden, die mit dem fairen Handel zu tun haben. Es gibt für jeden etwas Neues zu lernen. Die Weltladen MitarbeiterInnen freuen sich also auch über jeden virtuellen Besuch, was man an ihrem freundlichen Lächeln über der Seite unschwer erkennen kann. Bis bald bei facebook? Axel Renneke Kontakt: axelrenneke@arcor.de Vortrag Richard Bruns Rhein-Zeitung, Kreis Altenkirchen vom 16.05.2011 Einladung zu den EL PUENTE Erlebnistagen Weltläden, Kirchengemeinden, Aktionsgruppen und Schülerfirmen sind herzlich zu den EL PUENTE-Erlebnistagen eingeladen. Das Angebot umfasst: Die Erlebnistage können 1 – 2 Übernachtungen umfassen. • Information über den partnerschaftlichen Welthandel • Besuch der EL PUENTE-Zentrale mit Lagerführung • Kennenlernen der Betriebsabläufe bei EL PUENTE • Gelegenheit zum Einkauf der Fairhandelsartikel vor Ort • Übernachtung bei Familie Bruns in Privatquartieren • Gespräche am Kamin abends und beim Frühstück • Auf Wunsch Kochen mit Quinoa, dem Wunderkorn der Inka • Stadtführung durch Hildesheim/Weltkulturerbe der UNESCO Rückfragen und Anmeldungen bitte direkt bei: Helga und Richard Bruns Tel. 05121/264032 Mail: rh_bruns@gmx.de 39 Erlebnistage bei EL PUENTE Jubiläumsreise zu EL PUENTE anlässlich 30 Jahre Weltladenarbeit in Wermelskirchen Unser Festjahr haben wir mit Aktionen in Wermelskirchen rund um das Thema „Fairer Handel“ gestaltet. Zur Einstimmung hatten wir uns aber etwas Besonderes überlegt. Als Gruppe von rund 20 ehrenamtlichen MitarbeiterInnen machten wir uns an einem Wochenende im Frühjahr nach Hildesheim auf. EL PUENTE ist der zweitgrößte Lieferant der vielen wunderschönen Waren, die wir in unserem Ladenlokal verkaufen. Da bot es sich an, die Offerte von Helga und Richard Bruns anzunehmen, EL PUENTE vor Ort kennen zu lernen, sich einen eigenen Eindruck zu verschaffen und mal alle Fragen loszuwerden, die man so hat. Gutgelaunt kamen wir am Samstagmittag in Nordstemmen an, warfen einen ganz kurzen Blick auf die imposanten Lagerhallen – und fuhren erstmal zur zum nahegelegenen Schloss Marienburg, um dort im stimmungsvollen Restaurant, einem umgebauten Pferdestall, ein kleines Mittagessen zu uns zu nehmen. Begleitet wurden wir von Richard Bruns und der Auszubildenden Marina Matthiesen von EL PUENTE. Erste Fragen zum Hintergrund, ihrer Arbeit bei EL PUENTE und zu alltäglichen Abläufen wurden angesprochen und diskutiert. Hier beeindruckte uns besonders das Konzept der Ausbildung, welches EL Als Nachtisch gibt es Pralines und Kuchen 40 PUENTE anbietet. Der Nachmittag war bis oben hin gefüllt mit Informationen: Richard Bruns schaffte es, sein umfangreiches Hintergrundwissen über fairen Handel, die „Geburt“, die Entwicklung und die heutigen Strukturen von EL PUENTE in überaus engagierter Art und Weise zu vermitteln. Geradezu ansteckend war seine Begeisterung und seine Leidenschaft für den fairen Handel. Ich habe selten jemand erlebt, der so mitreißend und überzeugend sein Anliegen vertritt! Beeindruckend wurde der Aufbau von EL PUENTE dargestellt, das sich inzwischen vielschichtig entwickelt hat mit Verein, Weltladen, der großen Handelsorganisation und der 2001 gebildeten Stiftung. Wichtig ist es und war es immer schon, neben dem Warenhandel auch entwicklungspolitische Bildungs- und Informationsarbeit zu betreiben. Fast wie von selbst füllten sich anschließend unsere Einkaufswagen, so eine Gelegenheit bietet sich schließlich nicht jeden Tag: Vor Ort im Lager, welches nach dem sogenannten „Chaos“-System geführt wird, stöbern zu können. Da machte das Einkaufen und Aussuchen nochmals soviel Spaß! Ohne jedes „Chaos“ managte Marina die Abrechnung und wir freuten uns: Viele schöne neue Artikel für unseren Laden würden unseren Kunden in Wermelskirchen Freude bereiten! Den Abend verbrachten wir im Hause Bruns. Die Gastgeber haben ihr Haus so umgestaltet, dass es ihnen möglich ist, „faire“ Gruppen bei sich aufzunehmen. Das Abendessen stand dabei unter einem besonderen Thema: Quinoa. Helga Bruns hatte uns ein Buffett vorbereitet, welches keine Wünsche offenließ. Ganz herzlichen Dank nochmals hierfür! Es schmeckte hervorragend, und für jeden Geschmack war etwas dabei, von Suppe zum Salat über Auflauf bis zum Dessert. Die Vielseitigkeit von Quinoa kam bestens zur Geltung. Besichtigung der Michaeliskirche, Weltkulturerbe der UNESCO Sonntagvormittag nahmen wir am Gottesdienst in der berühmten Michaeliskirche in Hildesheim teil. Vorher hatte ich die Gelegenheit, Richard Bruns von seiner temperamentvollen Seite kennen zu lernen: Ich fuhr in seinem Wagen mit – auf der Suche nach verlorengegangenen Teilnehmern unserer Gruppe sausten wir mit viel Esprit durch die Gegend. Wer schon beim Autofahren soviel Schwung entwickelt, bei dem kann ich mir gut vorstellen, dass er so einiges auf die Beine gestellt bekommt! Nach dem Gottesdienst erhielten wir noch eine kurzweilige und mit vielen kleinen Geschichten angereicherte Führung durch die Michaeliskirche und die Altstadt von Hildesheim. Zum guten Schluss war schon wieder lecker Essen angesagt: im originalgetreu wiederaufgebauten Knochenhaueramtshaus gab es vorzüglichen Flammkuchen. Zusammenfassend lässt sich sagen: An diesem Wochenende war stets gut für unser leibliches Wohl gesorgt, aber auch für den Kopf gab es reichlich Nahrung. Wir fuhren gut gestärkt in jeder Hinsicht nach Hause, neu motiviert und mit der festen Absicht, unsere Anstrengungen für die Verbreitung des Fairen Handels noch zu intensivieren. Gertraud Liebig Kontakt: gertraudliebig@gmx.de Erlebnistage bei EL PUENTE Partnerschaftsgruppe Eine-Welt-Laden Unna bei EL PUENTE Nachdem mit EL PUENTE-Urgestein Richard Bruns alle Anreise-, Informations- und Besichtigungsmodalitäten abgesprochen waren, machte sich die Partnerschaftsgruppe Unna am 6. Mai auf die Reise nach Nordstemmen. Richard Bruns empfing uns gutgelaunt mit einem großen Programm im Hinterkopf, ließ uns aber die Wahl, sich erst einmal auf Schloss Marienburg zu stärken. Schon hier wusste er als Mitbegründer von EL PUENTE viel zu erzählen und neugierig zu machen, EL PUENTE in Augenschein zu nehmen. Im EL PUENTE-Shop holten wir uns Anregungen für unseren anstehenden Ladenumbau, es wurde eingekauft und auch gleich eine größere Bestellung aufgegeben. Vor allem hatten wir Gelegenheit mit einigen Azubis in Lager und Verwaltung zu sprechen oder der Lebensmittelchemikerin bei der sensorischen Kontrolle zuzuschauen. Schon beeindruckend, dass auch nach Geschäftsschluss am Freitagabend die beiden Geschäfts- führer uns umfassend Antwort und Informationen zu Fragen der Kaffeepreisentwicklung, zur Zukunft der Weltläden, aber auch zur positiven Umsatzentwicklung von EL PUENTE gaben. Fazit: EL PUENTE ist ein gesundes, kundenorientiertes Unternehmen mit weltweiten Kontakten zu mehr als 100 Kooperativen und Genossenschaften, das es sich leisten kann, Produzenten und Kunden in die Warenauswahl mit einzubeziehen. Ein wenig erschöpft bezogen wir am Abend unsere Quartiere bei der Familie Bruns. Helga Bruns hatte für uns ein viergängiges Quinoa-Menü vorbereitet, das allen hervorragend mundete. Bei Quinoa-Pralinen und einem Glas Wein bzw. einem Tee ließen wir den Tag am Kamin ausklingen. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank an Helga und Michaela Bruns für die liebevolle Gastfreundschaft. Nach einem üppigen Frühstücksbuffet ging es am nächsten Tag nach Hildesheim, wo Richard Bruns uns mit reichem Wissen und kleinen Anekdoten durch die Stadt führte. Zum Ausklang gehörte an diesem Tag natürlich noch ein Besuch des EL PUENTE-Weltladen in Hildesheim, von dem wir neben einigen Einkäufen auch weitere Anregungen mit nach Unna nahmen. In der Tat zwei großartige Erlebnistage bei EL PUENTE und der Familie Bruns! Willi Schittenhelm Kontakt: willi.schittenhelm@web.de Hauswirtschaftsmeisterinnen der Region Düren auf Exkursion in Hildesheim Am Fronleichnamstag unternahmen vier Kolleginnen, begleitet von zwei Ehemännern, eine Reise nach Hildesheim. Dort angekommen, wurden wir durch das Ehepaar Helga und Richard Bruns sehr herzlich empfangen. Die beiden haben ein großes Haus mit wunderbarem Garten, wo wir für die Dauer unseres Aufenthaltes wohnen konnten. Am Abend folgte eine Einführung von Helga Bruns über Quinoa, das Wunderkorn der Inka, welches sämtliche notwendigen Aminosäuren enthält und dadurch besonders wertvoll für unsere Ernährung ist. Zusammen mit der Gastgeberin haben wir drei Rezepte aus dem von ihr entwickelten Kochbuch nachgekocht und dabei die Eigenschaften der Sorten weiß, schwarz und rot kennen gelernt. Alles in allem war das ein ausfüllender Abend mit schmackhaften Gerichten. Am nächsten Morgen hat uns Richard Bruns nach Nordstemmen begleitet und uns durch das große Auslieferungslager von EL PUENTE, der partnerschaftlichen Welthandelsorganisation, geführt. Von diesem Lager werden hauptsächlich Eine-Welt-Läden und Kirchengemeinden beliefert. Auch auf Kirchentagen ist die Organisation immer mit einem Stand vertreten. Wir hatten dort auch Gelegenheit einzukaufen. Am späten Nachmittag hat uns Richard Bruns durch Hildesheim geführt. Das Abschlussessen wurde im Knochenhauer Amtshaus, dem schönsten Fachwerkhaus in Deutschland, verzehrt. Am Samstagvormittag haben wir das Ägyptischen Museum besucht. Anlässlich der 100-Jahrfeier wurden Exponate aus verschiedenen anderen Museen gezeigt. Dort sind zu einem großen Teil ausgegrabene Schätze von einem ehemaligen Friedhof in Giza zu sehen, die zwei Hildesheimer Archäologen in den 30er Jahren von dort mitgebracht haben. Diese Ausstellung war überaus umfangreich und hat uns sehr beeindruckt. Nach einem gemeinsamen Kaffeetrinken im Domkaffee traten wir nach drei erlebnisreichen Tagen die Heimreise an. Marlies Reuter Kontakt: reuter24@freenet.de 41 Erlebnistage bei EL PUENTE Weltladen Wetzlar besucht EL PUENTE Verkauf im Weltladen ist das eine, Hintergrundwissen ist das andere. Unter diesem Blickwinkel hat der Weltladen Wetzlar in den vergangenen Jahren begonnen, sich verstärkt zu vernetzen, andere Weltläden zu besuchen sowie sich vor Ort bei den Lieferanten zu informieren. Deshalb war es nur folgerichtig, dass im Oktober endlich ein Besuch bei einem unserer größten Lieferanten, EL PUENTE in Nordstemmen, auf dem Programm stand. Acht MitarbeiterInnen des Ladens machten sich am Freitagmorgen in zwei PKW auf Richtung Norden, wo wir dreieinhalb Stunden später von Richard Bruns, einem der Gründer von EL PUENTE, begrüßt wurden. Nach dem sehr herzlichen Empfang entspannten wir uns erst einmal bei Kaffee und dem hauseigenen Gebäck und Richard Bruns gab uns einen spannenden Bericht über die Anfänge des Unternehmens. Er erinnerte daran, wie ein paar hochmotivierte, kirchlich engagierte Jugendliche beeindruckt von der Aufforderung des damaligen Entwicklungshilfeministers Erhard Eppler, „Seid ihr Jugendlichen die Lobby der Dritten Welt“, sich zu konkretem Handeln entschlossen und die ersten Handelsbeziehungen zu Lateinamerika knüpften. Richard Bruns musste noch immer schmunzeln, als er erzählte, welche Schwierigkeiten die wenigen, aber breit gefächerten Produkte beim Import dem Zoll bereiteten. Seine anschauliche Beschreibung vom ersten Warenlager im Kuhstall und dem ersten Laden in einem ehemaligen Fischgeschäft ließ die Einrichtungen mit allen Geruchseindrücken vor unserem geistigen Auge (und Nase) entstehen. Bedenkt man, dass keiner der Beteiligten irgendeine wirtschaftliche Ausbildung hatte und stattdessen alles über „learning-by-doing“ lief, kann man den Mut, das Engagement und das persönliche finanzielle Risiko der Beteiligten nur als „Abenteuer“ bezeichnen. 42 Besonders interessant für uns als Besucher war, dass EL PUENTE allen seinen Produzenten anbietet, als Teilhaber der Firma mit ins Boot zu kommen, so dass auf diese Weise einander stets auf Augenhöhe begegnet wird. Wichtig sei EL PUENTE, ergänzte Bruns, dass das dörfliche Handwerk und die Kleinbauern, aber auch die Frauenförderung unterstützt werden. Bei der Begehung der Räumlichkeiten und der Begegnung mit den vielen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wurden uns zudem die hohen Qualitätsstandards und auch die Kontrollmechanismen bezüglich der Produkte erläutert. Denn gerade die Frage „Wer kontrolliert das denn?“, die oft von Kunden im Laden gestellt wird, wurde uns von den beiden Mitarbeiterinnen im Einkauf und in der Qualitätskontrolle anschaulich erläutert. Wieder ein Stück schlauer! Doch bei aller Unterstützung von Kleinbauern und Kunsthandwerkern ist EL PUENTE auch ein Unternehmen und zwar inzwischen ein ziemlich großes. Die beeinduckenden Zahlen, die Richard Bruns uns nannte, wurden anschaulich unterstrichen durch die Besichtigung der drei Lagerhallen. Und neue Projekte sind schon in Planung: So ein neues Gebäude für die EL PUENTE-Stiftung, die unter anderem Bildungsarbeit und Seminare sowie Kleinkredite finanziert. Nach der „Arbeit“ folgte am frühen Abend dann das Vergnügen, denn wir hatten das Glück, dass in Hildesheim die Light-Night mit viel Kultur und geöffneten Geschäften bis Mitternacht stattfand. Dies verbunden mit einem für Ende Oktober unglaublich milden Wetter lud uns alle zum Bummeln ein. Nach einem leckeren Abendessen im Knochenhaueramtshaus konnten wir die in den unterschiedlichsten Farben beleuchtete Stadt kennenlernen und besuchten auch den dortigen Weltladen, wo wir noch verschiedene Kostproben erhielten und mit Livemusik unterhalten wurden. Nach einem schönen Ausklang im Hause unserer Gastgeber (Vielen Dank nochmals an Helga und Richard Bruns !) und einer geruhsamen Nacht, starteten wir am nächsten Morgen mit einem üppigen fairen Frühstücksbuffet. Ganz nebenbei erhielten wir von der Fachfrau Helga Bruns noch vielfältige Informationen zum Thema Quinoa. Sie erzählte so interessant und intensiv von ihren Erfahrungen mit diesem Wunderkorn aus Bolivien, dass wir spontan einen Kochkurs mit ihr im kommenden Jahr bei uns in Wetzlar verabredet haben. Danach lernten wir Hildesheim auch bei Tageslicht kennen, denn Richard Bruns führte uns durch die geschichtsträchtige Stadt. Da leider schon die nächsten Termine drängten und zudem der Dom, immerhin ein Weltkulturerbe der UNESCO, wegen Bauarbeiten geschlossen war, haben wir es nicht geschafft, alle Sehenswürdigkeiten anzusehen. Aber auf diese Weise haben wir auch eine zusätzliche Motivation zu einem weiteren Besuch in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft! Annette Greier Kontakt: aghmb@gmx.de Projektpartnerausschuss Aus der Arbeit des EL PUENTE-Projektpartnerausschusses 2011 Etwa viermal im Jahr tritt der Projektpartnerausschuss (PPA) von EL PUENTE zusammen. Das Gremium befindet über bestehende sowie neue Projektpartnerschaften der Fair-Handels-Organisation. Den Entscheidungen liegen dabei die Projektkriterien von EL PUENTE zu Grunde. Auf diese Weise kontrolliert der PPA kontinuierlich die Tätigkeiten der GmbH. Das Gremium besetht aus fünf vom EL PUENTE e.V. gewählten Vereinsmitgliedern. Außerdem sind sechs Weltläden aus Berlin, Göttingen, Goslar, Hannover, Kirchzarten und Wolfsburg dabei. Im Jahr 2011 fanden drei Sitzungen statt, davon eine erst nach Abfassen dieses Berichts. Im vergangenen Jahr beschäftigte sich der PPA mit folgenden Themen: Transparenz Die Diskussion über die existenzsichernde Bezahlung war auch im Jahr 2011 ein zentrales Thema. Wir wollen diese Entlohnung nicht nur für unsere Produzenten sicherstellen, sondern mehr und mehr auch für die Lohnarbeiter im Fairen Handel. Dies wollen wir gegenüber der Kundschaft und anderen Dritten transparent machen. Dazu wurde der EL PUENTE-Fragebogen für die Produzentengruppen weiterentwickelt. Das führte zwischenzeitlich zu einer wahren Papierflut, als für die Maisitzung der alte und neue EL PUENTE-Fragenbogen sowie der Fragenbogen des niederländischen Weltladendachverbands durchgearbeitet werden mussten. Dabei zeigte sich erneut der große Wert der direkten Kontakte EL PUENTEs. Den Fairen Handel von EL PUENTE machen auch seine langjährigen und engen Kontakte in Lateinamerika, Asien und Afrika aus. So werden viele unserer Nachfragen zum Fragebogen von den EL PUENTEMitarbeitern aufgrund der Kenntnisse beantwortet, die sie vor Ort gewonnen haben, oder sie können sie meist bis zur nächsten Sitzung klären. Auch bei der Bewertung des staatlich festgelegten Mindestlohns kommen uns immer wieder die Ortskenntnisse der GmbHMitarbeiter zugute, da es insbesondere bei großen Ländern wie Indonesien, Malaysia oder Indien durchaus gravierende regionale Unterschiede bei den tatsächlichen Lebenshaltungskosten gibt, die in die Diskussion mit einfließen. Projektpartner Auf den Treffen am 18. Mai und 31. Au- gust wurden besprochen: KTS (Kumbeshwar Technical School) in Nepal Comparte in Chile Manos Amigas in Peru Beim Blick auf den Weltgebetstag 2012, der von christlichen Frauen in Malaysia vorbereitet wird, wurden drei Projektpartnergruppen aus diesem asiatischen Land erstmals besprochen: das Women’s Development Centre der Protestant Church in Sabah, das Women Ministry for the Promotion of Traditional Craft der Basel Christian Church Malaysia und Sarakraf. Mitarbeit und Gäste Zwei langjährige Mitglieder sind in diesem Jahr leider aus dem PPA ausgeschieden. Inge Röpke beendete im Juni ihre Mitarbeit im EL PUENTE-Weltladen und gleichzeitig im PPA, in den sie als Vertreterin des EL PUENTE Vereins gewählt war. An ihre Stelle tritt die Brasilianerin Maria Fonteles-Thiele, aus dem EL PUENTE-Weltladen Osterstraße. Martin Müller von der Weltlädenbasis in Gelsenkirchen wird vorübergehend pausieren. Beiden gilt unser Dank für ihre sachkundige und engagierte Mitarbeit über viele Jahre. Unsere Sitzungen sind öffentlich und die Termine für das Jahr 2012 werden ab Dezember 2011 auf der EL PUENTE Internetseite bekannt gegeben. Also: Herzlich willkommen! Georg Poddig, PPA-Vorsitzender (Stand des Berichts: 21.11. 2011) 43 Reisebericht Fair Trade Lebanon Reisebericht: Fair Trade Lebanon In der Zeit von September 2010 bis Juni 2011 habe ich ein Auslandsstudienjahr im Libanon verbracht. Ich studiere evangelische Theologie auf Pfarramt und habe bereits drei Jahre studiert, bevor ich für neun Monate zum Studium der Ostkirchenkunde, der Ökumene und des Islam nach Beirut gegangen bin. Während meines Jahres im Libanon hatte ich die Möglichkeit, über die deutsche Fair-Trade-Organisation EL PUENTE mit deren libanesischer Partnerorganisation Fair Trade Lebanon, einige Produktionsorte zu besuchen, von denen EL PUENTE Waren bezieht. So habe ich Eindrücke und Fotos gesammelt und sie nach Deutschland weitergeleitet. erzählte mir, dass es dennoch eine große Umstellung für sie gewesen sei, wieder in den Libanon zu kommen, da sie eine völlig andere Mentalität der Diskussionsund Kritikkultur in Frankreich kennengelernt habe. In Frankreich dächten die Menschen viel freier und idealistischer. Zu allen möglichen Themen gäbe es öffentliche Diskurse, während im Libanon alles von einem verengten, politisch-religiösen und meist auf Geld ausgerichteten Blickwinkel betrachtet würde. Sie habe durch ihr Auslandsstudium vor allem ein Verständnis für die größeren wirtschaftlichen Zusammenhänge erhalten. Philipp ist maronitischer Christ. Mit ihm konnte ich mich besonders gut über Bereist – Anna-Katharina lernte im Libanon Land und Leute kennen Die Ausflüge mit den Französisch, Englisch und Arabisch sprechenden Mitgliedern von Fair Trade Lebanon waren für mich ein tolles Erlebnis: So bot sich mir die Möglichkeit, einen weiteren Kontakt zu politik- und ortskundigen Libanesen zu knüpfen. Besonders der libanesische Organisationsleiter Philipp und seine rechte Hand Randa haben sich als sehr gute Reisebegleitung herausgestellt. Randa ist wie ich 23 Jahre alt und hatte in Frankreich Wirtschaft studiert. Nun wollte sie aber, im Gegensatz zu vielen Libanesen, in ihrer Heimat arbeiten. Sie 44 Zum Wohl – Anna-Katharina und Randa stoßen auf Fair Trade Lebanon an die unterschiedlichen religiösen Gruppen im Libanon unterhalten. Offiziell besteht die Bevölkerung im Libanon aus einem Drittel Sunniten, einem Drittel Schiiten und einem Drittel Christen. In diesem Verhältnis konstituiert sich auch das sektiererische politische System des Landes. Dieses gewährleistet, dass keine religiöse Gruppe, die im Mittleren Osten auch identisch mit ihrer ethnischen Gruppenidentität ist, als Minderheit politisch unterdrückt wird. Durch diese Gleichsetzung von religiöser und politischer Identität spielt im Libanon die Religion eine große Rolle. Zum großen Bedauern Philipps wird diese aber häufig für politische Zwecke instrumentalisiert. Eine Politisierung der Christen ist aber in einem auch islamisch geprägten Land unausweichlich, da es im Islam keine Unterscheidung zwischen Religion und Politik gibt bzw. im Islam Religion mit politischem Gestalten einhergeht. Wollen sich also die Christen nicht unter eine islamische Herrschaft begeben, so müssen sie an der Parlamentsbildung beteiligt sein. Der Libanon ist somit das einzige Land im Mittleren Osten, das sich nicht unter einer islamischen Regierung befindet, was in vielen Fällen eine Sharia-gemäße Verfassung bedeutet. Für die Christen ist das Leben im Mittleren Osten deswegen zumeist sehr eingeschränkt in Bezug auf ihre Religionsfreiheit, wie an den Beispielen Saudi-Arabien, Ägypten, aber auch Jordanien und Syrien und sogar der offiziell säkularisierten Türkei deutlich wird. Der Libanon bietet hier eine große Ausnahme. Als im Januar 2011 im Libanon für fünf Monate die Regierung zusammengebrochen ist, haben mir die Gespräche mit Philipp sehr geholfen, die politischen Zusammenhänge besser zu verstehen. Da die Regierungsmitglieder sich im Normalfall traurigerweise gegenseitig blockieren und somit die Regierung oft arbeitsunfähig ist, war deren Auflösung Reisebericht Fair Trade Lebanon für die einheimischen Libanesen kein beunruhigendes Geschehen. Die finanzielle Abhängigkeit der einzelnen Denominationen und Parteien vom Ausland (Amerika, Türkei, Iran etc.) binden die unterschiedlichen Parteien vor allem an ausländische Interessen, was sich zu Ungunsten der Innenpolitik auswirkt. Es sei sehr schwierig, die Idee des Fairen Handels unter diesen politischen Bedingungen umzusetzen, erklärte mir Philipp. Da ohne staatliche Sozialsysteme jeder nur auf sein eigenes Wohl und Überleben fixiert sei, meinten viele Leute im Libanon, dass ein Fairer Handel ein Ding der Unmöglichkeit sei. Auch gäbe es Probleme mit den einzelnen Produktionsgemeinschaften. Auf Grund von fehlender Bildung hätten diese teilweise keinen Überblick über das Kosten-Nutzen-Verhältnis ihrer Produktion. Fair Trade Lebanon sei daher nicht nur beim Abverkauf der Waren zu angemessenen Preisen behilflich, sondern leiste auch wichtige Unterstützung beim Erstellen und Prüfen von Kalkulationen. Unsere erste Fahrt diente zur Besichtigung zweier Produktionsgemeinschaften in der fruchtbaren Bekaa-Ebene im Osten des Libanon und stand unter dem Motto: Women´s Rural Day. Die wirtschaftliche Situation im Libanon ist laut Angaben von Fair Trade Lebanon erschreckend: Durch das Abwandern vieler Männer in die Städte sind es vor allem die Frauen, welche zu den Protagonisten im Bereich der ländlichen Arbeit werden. Oft leben die Frauen am Existenzminimum und ihre Analphabetenrate ist hoch. Die Arbeit reicht von der Produktion von Lebensmitteln bis hin zum Marketing. Nach einer Studie im Jahr 2002 der libanesisch-katholischen Universität St. Joseph macht die Landwirtschaft 6 % des Bruttoinlandsproduktes des Libanon aus. Die Armutsrate variiert von einem Landstrich zum anderen und erreicht fast 23 % der Bevölkerung in der nördlichen Bekaa-Ebene. In dieser Region sind nur Gestärkt – Fair Trade Lebanon möchte vor allem die Frauen in der Bekaa-Region unterstützen 10 % Frauen in der Landwirtschaft aktiv, weswegen sie unter ökonomischen Schwierigkeiten leiden. Fair Trade Lebanon konzentriert sich auf insgesamt 14 Produktionsgemeinschaften, denen insgesamt 350 Personen angehören. Dabei geht es vor allem darum, Frauen zu unterstützen. Sie machen allein insgesamt 52 % der Arbeiter in der Bekaa-Region aus, die so vom Fairen Handel profitieren. Die erste Gemeinschaft, welche ich besucht habe, besteht aus christlichen Frauen, die sich vorrangig mit der Wein-Ernte und der Herstellung von Essig, aber auch vielen weiteren Produkten, wie zum Beispiel Kürbismarmelade, ein kleines Zubrot verdienen. Anlässlich des Tages der offenen Tür waren neben den Leuten von Fair Trade Lebanon, welche die Hauptabnehmer der Produkte sind, auch viele Journalisten anwesend. Wir ließen uns von den Frauen, vor allem von der Organisationsleiterin Loretta, die Essigpresse erklären. Besonders faszinierend fand ich das Kochen des Essigs. Die arabischen Erklärungen wurden mir von Philipp und Randa auf Englisch übersetzt, so dass ich alles gut nachvollziehen konnte. Die Frauen wirkten routiniert und man konnte sehen, dass alle Maschinen und Geräte zur Herstellung neu und in gutem Zustand waren. Philipp und Randa scherzten viel mit ihnen und als diese schließlich einen ganzen Tisch mit erwirtschafteten Produkten vorstellten, war die Stimmung fast ausgelassen. Der zweite Besuch galt einem Zusammenschluss drusischer Frauen, die uns, aber vor allem den Männern, sehr viel distanzierter begegneten als die christliche Frauengemeinschaft. Sie arbeiten in einem neu errichteten Betonhaus, in dessen oberer Etage später das Bürgermeisteramt einziehen soll. Doch leider war nach dem Fertigstellen der Arbeitsräume den Drusinnen das Geld ausgegangen, so dass sich die zweite Etage noch vollkommen baufällig zeigte. Die Räumlichkeiten der Arbeitsgemeinschaft waren jedoch brandneu und sauber, ebenso wie die Arbeitsgeräte. Einige der Damen trugen weiße Kopftücher und wollten nicht fotografiert werden. Andere wiederum liefen unverschleiert herum und lächelten frech in die Kamera. Sie zeigten uns, wie sie Granatäpfel schälen, Nüsse knacken und Feigen trocknen. Nach der Besichtigung schauten wir zur großen Aufregung der Drusinnen gemeinsam eine 45 Reisebericht Fair Trade Lebanon gefilmte Dokumentation über ihre Produktion, die vor Kurzem im Fernsehen ausgestrahlt worden war. Anschließend waren wir alle zu einem opulenten Mahl eingeladen, das ich wegen der vielen fremdartigen Spezialitäten sehr genoss. Am Ende meines Aufenthaltes im Libanon bin ich ein zweites Mal mit Fair Trade Lebanon in die Bekaa-Ebene gefahren, um ein weiteres Unternehmen zu besuchen. Es handelt sich um das Familienunternehmen eines Müllers namens Fawzi Sleilati, der die ersten zwanzig Jahre seines Lebens in der Armee verbracht hatte, um dann, vor zehn Jahren, in die Landwirtschaft einzusteigen. Als er uns herumführte und die Arbeitsgeräte zum Wässern und Trocknen des Weizens zeigte, berichtete er stolz, er habe alles selber installiert und zum Laufen gebracht. Auf dem Dach seines Hauses wurde der Weizen in der Sonne ausgelegt und gewendet, bis er ganz trocken war. Bei einem Tee und leckeren Früchten beantwortete Fawzi Sleilati eine Menge Fragen, die Randa für mich auf Arabisch übersetzte. Neben Fawzi Sleilati arbeiten noch vier männliche Angestellte in der Mühle – keine Frauen, da die Arbeit körperlich sehr hart sei, gab er uns zu verstehen. Besonders beeindruckend fand ich, dass Fawzi Sleilati trotz des geringen Einkommens und jeglicher fehlender Gesundheits- oder Altersversicherung dennoch zu Festtagen Weizen an bedürftige Familien in der Umgebung verschenkt. Der Müller führte aus, dass die Situation seiner Berufsgruppe sich gerade durch die Schließung der syrischen Grenze sehr zugespitzt habe: Für einen Großteil des Weizens habe er neben dem inländischen Verkauf auch bereits Abnehmer in Syrien gefunden. Aber seit sich die Situation dort verschärft hat und der Handel gestoppt ist, bleibt Fawzi Sleilati auf seinem Getreide sitzen. Er habe nicht die Geräte, um den Weizen haltbar aufzubewahren, weswegen er so gut wie nicht ins weiter entfernte Ausland verkaufen könne. Viel werde einfach unter seinen Augen schlecht. Bulgur, Linsen und Ki- 46 chererbsen gelangen über Fair Trade Lebanon an EL PUENTE in Deutschland. Diese Möglichkeit des Handels sei eine große Chance für das Kleinunternehmen zu fairen Preisen zu verkaufen. Wir fuhren dann gemeinsam zu einem von Fawzi Sleilatis Feldern. Anschließend ließ er es sich nicht nehmen, uns – das sind Randa, Philipp, ein Fahrer und ich – in einem luxuriösen Restaurant zu einem Vier-Gänge-Menü einzuladen. Ich hatte dabei ein schlechtes Gewissen: Besitze ich doch bereits als Studentin wahrscheinlich fast mehr Geld, als dieser hart arbeitende Mann. Aber eine Ablehnung wäre eine Beleidigung in der libane- scheint es mir fast unwirklich – befinde ich mich doch schon seit mehreren Monaten wieder in Deutschland. Die Erfahrungen, die ich im Libanon machen durfte, scheinen mir nun noch einmal wertvoller, werde ich doch so schnell nicht wieder Zeit und Geld finden, um auf einen Besuch dorthin fliegen zu können. Einmal mehr habe ich zu schätzen gelernt, in was für einem sicheren und relativ reichen Land ich eigentlich lebe. Aber bin ich auch dankbar dafür, was mir hier so schnell wieder selbstverständlich erscheint? Anna-Katharina Diehl Sonnenbad – Fawzi Sleilati und Anna-Katharina beim Trocknen des Weizens sischen Kultur. Also versuchte ich durch begeistertes In-mich-Hineinstopfen dem alten Mann eine Freude zu machen, was auch ganz gut gelingt. Außerdem probierte ich meine geringen Arabischkenntnisse aus, worüber sich Fawzi Sleilati auch sehr freute. Wir tranken eine Menge Pastis, so dass Fawzi Sleilati uns schließlich singend und unter arabischer Musik zu seiner Mühle zurückfuhr. Wenn ich heute an meine Ausflüge mit Fair Trade Lebanon zurückdenke, so er- Teebauern in Tansania Erfreuliche Entwicklungen in den Usambarabergen Schon seit vielen Jahren vertreibt EL PUENTE Tee aus Tansania. Im Nordosten des Landes, in den Usambarabergen, wird der Tee das ganze Jahr über von Kleinbauern angebaut und gepflückt. Die frischen grünen Blätter werden vor Ort weiterverarbeitet und als fertig verpacktes Produkt nach Deutschland geliefert, so dass die gesamte Wertschöpfungskette im Land verbleibt. In diesem Jahr war es wieder einmal Zeit für einen Besuch vor Ort, um die aktuellen Entwicklungen mit den Produzenten zu erörtern und zu schauen, ob Probleme, von denen uns in der Vergangenheit erzählt wurde, gelöst werden konnten. Und wie sich schnell herausstellte, hatten die Bauern einiges zu berichten! Auf den Teefeldern wachsen die Pflanzen in sattem Grün Doch zunächst zur Vorgeschichte: Als es im Jahr 2005 Gerüchte gab, den Bauern werde von der lokalen Teefabrik das Geld für die abgelieferten Teeblätter vorenthalten, stand schnell fest, dass wir dies vor Ort überprüfen mussten und brachen zu einer Reise nach Tansania auf. Im Südwesten des Distrikts Lushoto gab es schon damals zwei Teefabriken, in denen die Teeblätter getrocknet und fermentiert werden. Die Fabriken waren in der sozialistischen Ära "Volkseigentum", wurden aber in der großen Privatisierungswelle der 1990er Jahre vom Staat an Privatpersonen verkauft. Die Herculu Estate Factory erwarb ein indischer Großkonzern und die New Mponde Tea Factory wurde zu 50% von einem Unternehmer aus Tansania gekauft. Dieser versprach einer extra dafür gegründeten Genossenschaft von 5.400 Teebauern einen Kredit zu geben, damit sie die restlichen 50% erwerben konnten. Der Kredit sollte aus den Überschüssen der Fabrik zurückgezahlt werden. EL PUENTE entschied sich damals, den Tee von der New Mponde Tea Factory zu beziehen, weil wir an die genossenschaftliche Beteiligung der Bauern an der Fabrik glaubten. Bei dem Besuch im Jahr 2006 vor Ort und in vielen Gesprächen mit den Bauern stellte sich sehr schnell heraus, dass die Genossenschaft der Teebauern nur auf dem Papier bestand. Es gab weder Mitgliederverzeichnisse noch regelmäßige Treffen und Geschäftsberichte oder gar eine Buchführung. Der Vorstand bestand aus einem Mitglied des nationalen Parlaments und einigen lokalen Honoratioren, die für ihre "Tätigkeiten" von der Teefabrik bezahlt wurden. Die New Mponde Tea Factory legte eine Buchführung vor, die belegen sollte, dass in all den Jahren seit der Privatisierung noch nie ein Überschuss erzielt werden konnte. Von dem Kredit, der angeblich der Genossenschaft gewährt wurde, war kein einziger Cent zurück gezahlt. Der erste Gedanke nach dieser erschütternden Feststellung war damals, sofort die Geschäftsbeziehungen zur New Mponde Tea Factory abzubrechen und stattdessen Tee von der Herculu Estates zu beziehen. Diese war inzwischen von FLO zertifiziert und verkaufte ihren Tee bereits erfolgreich mit dem FairtradeSiegel nach Europa. Doch die Bauern erhoben Einspruch, da die New Mponde Tea Factory den Bauern 85 Schilling pro Kilo Teeblätter bezahlte, während sie bei Herculu Estates lediglich 75 Schilling bekamen. Doch was war dran an dem Gerücht, dass den Bauern die abgelieferten Teeblätter nicht bezahlt wurden? Bei der Herculu Estates konnten die Bauern alle 14 Tage das Geld für die gelieferten Teeblätter persönlich in bar bei der Fabrik abholen, allerdings nach einem ca. vierstündigen Fußmarsch. Die New Mponde Tea Factory hatte die Auszahlung auf ein anderes Modell umgestellt: Eine Vertrauensperson aus jedem Dorf erhielt einmal monatlich einen Scheck und sollte damit die Bauern bezahlen. Das Problem war jedoch, dass die nächste Bank in Lushoto, der gleichnamigen Provinzhauptstadt, lag. Diese Bank war mit einem Auto in etwa eineinhalb Stunden relativ problemlos zu erreichen − aus den Dörfern hatte jedoch niemand ein Auto und einen geregelten Busverkehr gab es auch nicht. Daher blieben die Schecks teilweise über Monate hinweg in den Dörfern liegen. Im schlimmsten Fall gingen sie ganz verloren und die Bauern 47 Teebauern in Tansania mussten auf ihr Geld warten. Immer mehr Dörfer verkauften daher ihre Teeblätter lieber an die Herculu Estates und die New Mponde Tea Factory konnte nicht mehr genug Tee produzieren, um alle ihre Kunden zu beliefern. Im Sommer 2006 hatte ein Dorf diese Konkurrenzsituation genutzt und mit der New Mponde Tea Factory so lange verhandelt, bis diese sich bereit erklärte, in Zukunft alle 14 Tage einen Vertreter der Fabrik ins Dorf zu schicken. Dieser zahlte den Bauern das Geld für die Teeblätter nun ebenfalls in bar aus, und zwar 85 Schilling pro Kg. Das positive Beispiel machte schnell Schule. In den folgenden Monaten verlangten alle Dörfer eine entsprechende Behandlung. Bald hatte die Herculu Estates wiederum zu wenig Teeblätter für die Produktion und erklärte sich bereit, zu den gleichen Bedingungen zu kaufen. Seitdem hat es nie wieder Klagen der Bauern gegeben. Bei unserem diesjährigen Besuch bei den tansanischen Teebauern kam dann die große Überraschung. Die Produzenten hatten gelernt, dass die Teefabriken auf sie angewiesen waren − und diese Situation genutzt. Sie hatten den beiden konkurrierenden Fabriken immer wieder mit Lieferstopps gedroht und damit die Preise für ihre Teeblätter im Laufe von fünf Jahren um fast 90% auf nun 160 Schilling pro Kilo steigern können. Für das Jahresende war bereits eine Erhöhung auf 200 Schilling vereinbart. In Dar Es Salaam erfuhren wir vom nationalen Tea Board, dass bisher keine der tansanischen Teefabriken mehr als 186 Schilling für ein Kilo Teeblätter bezahlte, und dies sogar für höhere Qualitäten als in den Usambarabergen wachsen. Eine Bäuerin erzählte, dass sie in einer Stunde etwa 7 Kilo Teeblätter pflückt. Das entspricht einem Stundenlohn von 1.120 Schilling, während der gesetzliche Mindestlohn pro Stunde bei 930 Schilling liegt. Aber die Bauern haben deutlich mehr erreicht, als nur eine bessere Bezahlung. Als die New Mponde Tea Factory versuchte, den Kredit, der den Bauern angeblich bei der Übernahme der Fabrik gewährt wurde, einzufordern, machten sie die Praktiken der Fabrikführung so erfolgreich öffentlich, dass sogar das tansanische Parlament darüber debattierte. Der Ministerpräsident kam persönlich zu Gesprächen mit den Bauern und empfahl ihnen, eine Kooperative zu gründen um sich besser wehren zu können. Bisher war allerdings das einzige Ergebnis dieser landesweiten Aufmerksamkeit, dass der Präsident der angeblichen Teebauerngenossenschaft seinen Sitz im Parlament verlor − und dass seither niemand mehr von der Rückzahlung eines Kredits gesprochen hat. Seit 2009 ist die „Mponde Tea Producers and Marketing Cooperative Society Ltd“ nun amtlich registriert. Sie hat heute 553 Walter König besuchte die Teebauern in Tansania 48 Der Tee für EL PUENTE kommt aus dem Nordosten Tansanias, aus den Usambarabergen Mitglieder, einen gewählten Vorstand und hält regelmäßige Versammlungen. Sie führt für alle Dörfer die Preisverhandlungen mit den Fabriken, und dies offensichtlich sehr erfolgreich. Und sie hat noch große Pläne. So gab es mit beiden Fabriken Verhandlungen darüber, dass diese die Verarbeitung der Teeblätter für die Bauern im Lohnauftrag durchführen sollten. Die Kooperative wollte den fertigen Tee dann selber verkaufen. Nachdem dieser Versuch gescheitert war, kaufen sie inzwischen fertigen Tee von der Herkulu Estates und verkaufen ihn lokal mit wachsendem Erfolg, zum Beispiel direkt neben dem Werkstor der New Mponde Tea Factory und in vielen Läden vor Ort. Die New Mponde Tea Factory hatte Gespräche mit der Kooperative grundsätzlich abgelehnt. Aber die Kooperative hat noch weitere große Pläne: Die Mitglieder wollen eine eigene Teefabrik bauen, damit ein größerer Teil der Wertschöpfung bei ihnen verbleibt. Die Zusage der staatlichen Investmentbank für einen Kredit über 100 Millionen Schilling haben sie bereits erhalten. Um das Vorhaben zu realisieren muss noch ein Investor gefunden werden, der Erfahrung in der Teeproduktion und in lokaler wie auch internationaler Vermarktung hat. Wir wünschen den Bauern viel Erfolg bei ihren Bemühungen und sind gespannt auf ihre nächsten Erfolge. Walter König Reisebericht KOLUMBIEN Reisebericht – Kolumbien Im Mai besuchten wir die Kaffee-Kooperativen Juan Tama und Red Escolsierra in Kolumbien. Unsere Reise führte uns zunächst nach La Plata. Eine Stadt die mehr als 400 km südlich von der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá entfernt liegt. Dort holt uns eine Delegation von Juan Tama ab. Bereits seit 2007 importieren wir den Kaffee der Organisation. Als Dachverband der regionalen Entwicklungsinitiativen übernimmt Juan Tama die Durchführung und Stärkung von Entwicklungsprogrammen nach den Grundsätzen der ökonomischen, sozialen und kulturellen Nachhaltigkeit. Nach einer zweistündigen Fahrt zu unserer Unterkunft stößt auch Adrian Valdez, unser Ansprechpartner für den Kaffee, zu uns. Nach einer schnellen Tasse heißen Kaffees geht es gleich zur ersten Finca. Sie gehört Alonso Dilio Medina, der uns sehr überzeugt und fernsehreif nicht nur seine Finca zeigt, sondern auch den ökologischen Anbau in den höchsten Tönen lobt. Die Finca ist in einem guten Zustand, die Kaffeebäume hängen voller grüner und roter Kirschen. Hier in Cauca wird im Prinzip über das ganze Jahr geerntet, die Haupternte ist aber in den Monaten Dezember und Januar. Die bevorzugte Kaffeesorte ist die Típica variedad colombia, aber auch Caturra ist auf der Plantage vorhanden. Don Alonso macht Für die Kooperative Red-Ecolsierra betreiben die Bauern ökologischen Kaffeeanbau seinen Dünger selbst, als Besonderheit gewinnt er aus dem Kompost einen natürlichen Sud, der die Pflanzen stärkt und mit dem er die Kaffeesträucher auch gegen bestimmte Krankheiten spritzen kann. Am nächsten Tag treffen wir in Inza, im Bürogebäude von Juan Tama, auf die Vorsitzende Avelina Pancho Aquiete, die gerade wiedergewählt worden ist. Sie stellt uns die Arbeit der Asociación de Cabildos Indígenas Juan Tama vor. Die Hauptaufgabe ist es, die Interessen der indigenen Bevölkerung, der Nasa, in den acht Gemeinden (ca. 28.000 Einwohner) um Inza herum zu vertreten. Zum Beispiel betreiben sie eigene Schulen und auch ein Ausbildungszentrum für Erwachsene. Einen Teil ihres Kaffees vermarktet Juan Tama in Kolumbien. Dazu hat sich die Organisation in ihrem Ausbildungszentrum eine kleine Rösterei aufgebaut. Nach dem Besuch bei Juan Tama führt uns unsere Reise in den Norden nach Santa Marta. Dort treffen wir uns mit den Verantwortlichen von Red Ecolsierra. Victor und Paula stellen uns die Arbeit der Kooperative vor. Neben den Aktivitäten in der ökologischen Kaffeeproduktion wird auch Honig hergestellt, der auf dem einheimischen Markt verkauft wird. Als neues Projekt ist auch die Vermarktung von Kakao geplant. Am nächsten Tag brechen wir früh in die Sierra Nevada auf, um noch einige der Fincas dort zu besuchen. Auf der vierstündigen Fahrt durch zum Teil schwieriges Gelände erzählen unsere Begleiter einige Geschichten über Guerillas und Paramilitärs. Es sind viele Opfer zu beklagen. Wie uns berichtet wurde, hatten es auch die Bauern der Kooperativen sehr schwer. An einem Tag haben die Guerillas einige Hühner von den Bauern erpresst, am nächsten Tag wurden sie von den Paramilitärs als Kollaborateure beschuldigt. Endlich auf der ersten Finca von Mildred Der Kaffee von Juan Tama wird unter biologischen Bedingungen angebaut und verarbeitet Niebels angekommen, fängt es wie aus Eimern an zu regnen. Wir ziehen uns in das Haus zurück und nach und nach kommen Bauern aus der Nachbarschaft dazu. Wir diskutieren über den biologischen Anbau und die Verwendung der Mehrpreiszahlungen. Hier hat die Gruppe entschieden, eine Verbesserung der Häuser zu finanzieren. Es wird uns das neue Küchenhaus vorgeführt, in dem endlich nicht mehr der Rauch des Küchenfeuers in die Hütte zieht, sondern über einen Kamin abgeführt wird. Im Gegensatz zu Juan Tama haben die Mitglieder bei der Red Ecolsierra Kosten für Erntehelfer. Sie zahlen ihnen in der Regel 5.000 Pesos über den Mindestlohn von 25.000 Pesos pro Tag. Ist die Ernte gut, wird auch nach Menge bezahlt. Wir besichtigen die Nassaufbereitungsanlage, die hier mit einer Sortierungsrinne arbeitet, was noch einmal die Qualität des Kaffees erhöht. Auch werden uns die neuen Wasserreinigungsfilter vorgeführt, eine Entwicklung der Kooperative, von der alle Bauern profitieren. Hier wird mit einfachen Mitteln das vom Kaffeewaschen verschmutzte Wasser gereinigt und für die erneute Verwendung aufbereitet. Der Regen hält immer noch an. Die Situation auf den Straßen und Wegen verschlechtert sich. Aufgrund des schlechten Wetters beschließen wir unsere Reise zu beenden und zur Rückfahrt aufzubrechen. Stefan Bockemühl Geschäftsführer EL PUENTE 49 Reisebericht RUANDA Reisebereicht Ruanda „Nach der Kaffeeernte erfüllen wir uns unsere Herzenswünsche“ Tadeusz Makulski von Polskie Stowarzyszenie Sprawiedliwgo Handlu, der polnischen Fairhandelsgesellschaft, reiste im Juni 2011 für EL PUENTE nach Ruanda. Im Land der tausend Hügel herrschen gute Bedingungen, um besonders hochwertigen Kaffee anzubauen. Hier erfährt er, wie der Kaffee verarbeitet wird und wie besonders die ruandischen Frauen von dem Anbau der braunen Bohne profitieren. Seine Reise führte Tadeusz Makulski zunächst in die Landeshauptstadt Kigali. Dort besuchte er den Projektpartner Misozi, der EL PUENTE mit dem „Kopakama“-Kaffee beliefert. Als Marketing- und Exportorganisation betreut Misozi acht unabhängige Kaffeekooperativen. Für eine bessere Positionierung am Markt haben sich die Kaffeebauern 2006 zu einem Kooperativen-Dachverband zusammengeschlossen und im darauf folgenden Jahr in eine eigenständige Gesellschaft umfirmiert, deren Eigentümer die Mitgliedskooperativen sind. Insgesamt vereint die Organisation über 7.000 kleine Kaffeebauern und übernimmt die Qualitätskontrolle, Vermarktung sowie den Export für die Mitgliedskooperativen. Auf dem Weg in die Kaffeetasse – Rund 500 Tonnen Kaffeekirschen werden jährlich bei Kopakama verarbeitet 50 Der Name „Misozi“ bedeutet Hügel, und nimmt Bezug auf das Landschaftsbild der Region, in der die einzelnen Kooperativen verteilt liegen. Hervorragende klimatische Bedingungen an den Hängen der Hochgebirgsausläufer sowie der vulkanische Boden sorgen für eine langsame Reifung der Kaffeekirschen und somit für einen reichhaltigen Geschmack und ein volles Aroma. Zwischen Februar und Mai werden die reifen Kaffeekirschen geerntet. Die Weiterverarbeitung des Kaffees wird am Sitz der einzelnen Kooperativen vorgenommen. Eine der Misozi-Kooperativen ist Kopakama, von der EL PUENTE den gleichnamigen Kaffee bezieht. Auch hier wird Tadeusz Makulski herzlich empfangen. Als Gründungsmitglied von Misozi vereint die Kooperative 390 Mitglieder. Bei der Besichtigung der „Washing Station“ erfährt Tadeusz, dass hier im Jahr rund 500 Tonnen Kaffeekirschen verarbeitet werden. Die Bauern schälen die Kirschen, lassen die Bohnen fermentieren und waschen sie anschließend. Zum Trocknen werden sie dann auf gut belüfteten, erhöhten Tischen ausgebreitet. Geschützt vor Regen und direkter Sonneneinstrahlung trocknen die Kaffeebohnen langsam und entwickeln so ihren charakteristischen natürlichen Geschmack. Die Kaffeeernte ist besonders für die Frauen der Kopakama-Kooperative von großer Bedeutung. Vor dem Erlass des neuen Erbschaftsrechts im Jahr 2000 durften sie keinen eigenen Kaffeegarten besitzen. Das ist jetzt Geschichte. Viele ruandische Frauen haben von ihren Ehemännern ein eigenes, kleines Stück Land mit Kaffeepflanzen erhalten, um es zu bewirtschaften, zu ernten und den Ertrag zu verkaufen. Für die Frauen bedeutet das zum ersten Mal ein eigenes Einkommen. Mit dem Erlös aus dem Verkauf können sie die Schulgebühren Hügelig – In Ruanda herrschen beste Bedingungen für den Kaffeeanbau Kennengelernt - Julienne Nyanzira erzählte Tadeusz von ihrer Geschichte für die Kinder bezahlen, Medikamente oder Haushaltswaren kaufen. Die Kooperativen-Mitglieder erzählten Tadeusz Makulski, wie der Faire Handel ihr Leben verändert hat. Julienne Nyanzira berichtet dem polnischen Gast, dass sie sich dank ihres Einkommens regelmäßige Besuche bei einem Facharzt leisten und so ein schmerzfreies Leben führen kann. Zwar ist die Arbeit auf ihrer Parzelle, auf der sie etwa 150 Kaffeepflanzen kultiviert, oft hart und anstrengend, doch am Ende zahlt sich die Mühe aus: „Nach der Kaffeesaison erfüllen wir uns unsere Herzenswünsche,“ sagt Julienne zufrieden und stolz. Tadeusz Makulski / Anna-Maria Brinkop WFTO Zertifizierung Entwicklungen bei der Zertifizierung durch die WFTO Die diesjährige Konferenz der World Fair Trade Organisation (WFTO) in Kenia hat das Konzept zur Zertifizierung von Fairhandelsorganisationen verabschiedet. Ziel der Auszeichnung ist es, ganze Fairhandelsorganisationen zu zertifizieren, die dann alle ihre Produkte mit dem Siegel auszeichnen können. Vier Jahre wurde an mehreren Entwürfen gefeilt und um ein gemeinsames Verständnis gerungen. Besonders aus Europa kamen bis zuletzt die größten Vorbehalte. So wurde erst in letzter Minute ein Konsens erzielt. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die WFTO-Zertifizierung einen ganz anderen Ansatz als die Fair Trade Labelling Organizations (FLO), dem Dachverband der deutschen Siegelorganisation TransFair, verfolgt und in Wettbewerb dazu tritt. Der Beschluss: Das Fair Trade System Die neue Beschreibung „Fair Trade System“ löst das inzwischen zwar bekannte aber weiterhin unausprechliche Sustainable Fair Trade Management System (SFTMS) ab. Das SFTMS steht für einen vierjährigen Entwicklungsprozess, der nun in einem Konzept zur Zertifizierung von Fairhandelsorganisationen mündet. Dieses Fair Trade System schließt auch die bereits bestehenden Verfahren zur Aufnahme eines Mitglieds (membership) und die weiteren Kontrollmechanismen (monitoring) mit ein und entwickelt sie weiter. Dabei wurde die Begrifflichkeit an internationale Gepflogenheiten bei Zertifizierungen angepasst. Die 10 Standards sind weiterhin die Grundsätze der WFTO, werden aber nun die 10 Principles genannt. (Download der 10 Principles unter: www.el-puente.de, Downloads – Sonstiges) Diese sind die Grundlage für den neuen Standard des Fair Trade Systems (ehemals als SFTMS Standard bezeichnet), und wurden in Kenia dieses Jahr in ihrer letzten Version Nr. 04 verabschiedet. Um es deutlich zu machen: Die 10 Principles der WFTO sind die Grundlage von allem. Der Standard wiederum macht die Principles konkreter, übersetzt sie gleichermaßen in eine Richtschnur für unsere tägliche Arbeit. Spezifische Maßstäbe müssen noch entwickelt werden. Das wichtigste Verfahren für die Aufnahme als Mitglied und für das Monitoring war bisher das Self-Assessment, die Selbsteinschätzung der Mitgliedsorganisationen. Dieses wird nun ersetzt durch das Baseline Assessment, also die grundlegende Einschätzung der Organisation, der Boden, auf dem die Fairhandelsorganisation steht. Das Baseline Assessment ist ein Werkzeug, um den Standard messbar zu machen: Über die bisherige Selbsteinschätzung hinaus werden zu jedem Punkt die Veränderungen erfragt. Es wird analysiert, ob sich die Praxis verbessert oder verschlechtert hat, zugleich werden diese Veränderungen mit Noten bewertet. Damit wird ein genauerer Nachweis darüber als bisher gefordert, ob nicht nur die Grundsätze und Visionen einer Fairhandelsorganisation, sondern auch ihre tägliche Praxis den 10 FairhandelsGrundsätzen entsprechen. Veränderung statt Fakten Der entscheidende Maßstab bei der WFTO-Zertifizierung ist die positive Veränderung einer Organisation. Hier liegt der große Unterschied zum Ansatz von FLO (Fairtrade Labelling Organizations). Bei FLO stehen Fakten wie der Mindestpreis und Preisaufschläge (Premium) für das Produkt im Mittelpunkt. Die Palette von FLO gesiegelten Produkten ist viel kleiner und übersichtlicher als bei der WFTO. Dort hat man es mit abertausenden, überwiegend Handwerksprodukten zu tun. Im Mittelpunkt stehen daher die Produzenten und ihre Exportorganisationen. Der Maßstab ist, wie sie sich in ihrer Ausübung, ihrer Praxis, verbessern oder verschlechtern. Das ist gewöhnungsbedürftig und wird von vielen europäischen Mitgliedern, die an 20 Jahre FLO-System gewöhnt sind, nur schwer verstanden und akzeptiert. Das Monitoring soll alle vier Jahre durch qualifizierte Prüfer der WFTO wiederholt werden. Damit werden die Organisationen nochmal von außen einer Überprüfung nach dem Standard der WFTO und ihrer Umsetzung unterworfen. Zwi- 51 WFTO Zertifizierung schendurch ist ein Fortschrittsbericht vorgesehen, in dem die Organisationen einen Zwischenbericht über den Stand der beabsichtigten Verbesserungen vorlegen. Dieses Verfahren ist für alle Mitglieder verpflichtend. innerhalb der Organisationen durchgeführt werden. Dies führt zu einem immensen Aufwand für die Mitglieder selbst, senkt aber den externen Prüfungsaufwand auf geschätzte max. 700 Euro im Jahr der Prüfung. Die Zertifizierung Alle Mitglieder müssen die Prozeduren zur Aufnahme als Mitglied und das vierjährige Monitoring erfolgreich absolviert haben, um das Siegel zu erlangen, mit dem sie ihr gesamtes Produktsortiment versehen können. Es wird jedoch nicht notwendig sein, sich als einzelnes Mitglied zertifizieren zu lassen. Die WFTO wird das Fair-Trade-System als Ganzes zertifizieren. Dadurch wird das Zertifikat für jedes einzelne Mitglied wirksam. Ein Mitglied wird also durch ein erfolgreiches Monitoring, frühestens nach vier Jahren, als Fairhandelsorganisation zertifiziert und darf das WFTO Siegel dann auf alle seine Produkte aufbringen. Wie geht’s weiter? Es gibt noch viel zu tun. Es gibt über 80 pilots, Produzentenorganisationen, die die Entwicklung in den letzten vier Jahren praktisch begleitet und umgesetzt haben. Für diese gilt es Übergangsregelungen zu finden. So ist zum Beispiel der langjährige EL PUENTE-Handelspartner Asha im Rahmen des Pilotprojekts von der WFTO bereits zertifiziert worden. Akten statt Kosten Fairtrade-Zertifizierungen sind inzwischen recht teuer. Bei FLO kostet die Zertifizierung eines Produzenten mittlerweile um die 2.000 Euro Lizenzgebühren noch nicht mitgerechnet. Entsprechend argwöhnisch wurde die Entwicklung des Konzepts der WFTO verfolgt. Beim Zertifizierungsverfahren der WFTO soll zur Vermeidung von externen Prüfungskosten möglichst die gesamte Dokumentation über die Umsetzung des Standards Eine Auflage der Konferenz in Kenia ist, Mindestanforderungen zu definieren, die nicht unterschritten werden dürfen. Diese müssen noch erarbeitet werden, denn Verbesserungen alleine reichen nicht aus. So muss etwa sichergestellt werden, dass die Produzenten ein gewisses Einkommensniveau nicht unterschreiten. Martin Moritz Geschäftsführung EL PUENTE GmbH Was passiert, wenn der Kunde unfaire Handelspraktiken an den Tag legt, Preise drückt, nicht vorfinanziert oder überhaupt nicht zahlt? Bis jetzt kann man nur die Produzentenorganisationen, die Verkäufer, dafür zur Rechenschaft ziehen, dass sie sich überhaupt auf solch ein Geschäft eingelassen haben. Der Vorstand der World Fair Trade Organisation 52 Was auch noch fehlt, ist die Ebene der Vermarktungsorganisationen (traders scope). Bis jetzt geht es um die Produzenten und ihre Exportorganisationen. Die Stärke des neuen Siegels wird jedoch auch davon abhängen, dass damit nun endlich ein Siegel für alle Fairhandelsprodukte verfügbar ist. Ob doch noch eine Kooperation mit FLO möglich ist, erscheint fraglich. Es ist die WFTO, die die kleinen Produzenten im Blick hat und dazu gibt es keine Alternative. Aber man wird es Organisationen leichter machen, sich zu beteiligen, wenn, wie beabsichtigt, ihre bereits bestehenden Zertifizierungen von FLO oder auch anderen seriösen Fairhandels-Siegeln anerkannt werden. Die Teilnehmer der WFTO-Konferenz kamen in Kenia zusammen EL PUENTE Jahresbericht Jahresabschluss bei EL PUENTE Im vergangenen Geschäftsjahr konnten wir unsere Umsätze erneut steigern, diesmal mit einem Plus von 10% gegenüber dem Vorjahr. Die Umsätze im Bereich Kunsthandwerk haben bei dieser Entwicklung mitgehalten. So konnten wir wie in den letzten Jahren einen Anteil des Kunsthandwerks in Höhe von etwa einem Drittel des Gesamtumsatzes verzeichnen. Die stärksten Zuwächse erzielten wir jedoch bei den Lebensmitteln. Besonders Snacks und Confiserie kamen in diesem Jahr gut an und durch die Weltgebetstagsaktion zu Chile konnte der Rückgang beim Wein aufgehalten werden. Beim Kaffee spüren wir derzeit deutlich das Interesse von immer mehr Kunden an den Sorten von EL PUENTE. Die Tatsache, dass die Marken von EL PUENTE nur in ihrem Weltladen als Fachgeschäft des Fairen Handels und nicht zu günstigeren Preisen im Lebensmitteleinzelhandel angeboten werden, stößt auf großen Zuspruch. Einen sprunghaften Anstieg registrierten wir im vergangenen Jahr beim Warenlager. Dies ist darauf zurückzuführen, dass die Kaffeepreise drastisch gestiegen sind. Wir haben daher bei gleichem physischen Kaffeebestand fast doppelt so viel Wert am Lager. Trotzdem gestalteten wir die notwendige Preiserhöhung gegenüber unseren Kunden moderat, um die für Weltläden wichtigen Kaffeeverkäufe nicht zu gefährden. Bislang geben uns die Verkaufszahlen mit dieser Strategie recht. Der Grund für die Verteuerung sind die massiven Preissteigerungen, die derzeit nicht nur beim Kaffee, sondern auch bei vielen anderen Rohstoffen beobachtet werden können – ausgelöst durch gestiegene Nachfrage und Börsenspekulationen. Führte dies bei uns lediglich zu einem erhöhten Geldbedarf für das Warenlager und zu steigenden Verbraucher- Körper und Seele 3% Kaffee 28% Spiel und Musik 4% Tee 6% Textilien und Schmuck 13% Getränke 4% Wohnen 13% Speisen 14% Snacks 14% preisen, so bedeutet die Spekulation mit Lebensmitteln für viele Menschen in den ärmsten Ländern den Hungertod und gehört endlich verboten. Unser Rohgewinn, also das, was nach der Bezahlung der Einkaufsrechnungen für die Deckung der Betriebskosten übrig bleibt, wird beim Kaffee in diesem Jahr stark sinken. Wir haben dies bei der Vorausschau auf das kommende Geschäftsjahr berücksichtigt. Dabei gelangen wir zunehmend an die Kapazitätsgrenzen bei der Aufnahmefähigkeit unseres Lagers. Auch von unseren Kunden erhalten wir ähnliche Rückmeldungen. Wir machen uns daher Gedanken um eine bessere Gliederung des Sortiments und der Kataloge in ein zeitloses und beständiges Sortiment, ergänzt durch Saison- und Aktionsprodukte, die nur vorübergehend verfügbar sein müssen. Anregungen hierzu nehmen wir gerne entgegen! Der Katalog wurde in diesem Jahr wieder um viele neue Produkte erweitert. Sehr erfolgreich war in diesem Jahr die Weltgebetstagsaktion. Wir hatten mit Übersicht 2008/09 Zum Vorjahr 2009/10 Zum Vorjahr 2010/11 Zum Vorjahr Anteil 2011/12 Vorschau Zum Vorjahr Gesamterlös 6.880.000 12% 7.312.000 6% 8.077.000 10% 100% 8.100.000 0% Rohgewinn 2.709.000 11% 2.784.000 3% 2.982.000 7% 37% 2.750.000 -8% Personal 1.059.000 7% 1.028.000 -3% 1.112.000 8% 14% 1.180.000 6% Zinsen Betrieb 42.000 -7% 28.000 -33% 30.000 7% 0% 33.000 10% Zinsen für Immobilien 28.000 -15% 24.000 -14% 20.000 -17% 0% 17.000 -15% Werbung 160.000 2% 168.000 5% 191.000 14% 2% 200.000 5% Versand 257.000 9% 275.000 7% 301.000 9% 4% 300.000 0% Spenden 43.000 23% 330.000 330.000 0% 4% 230.000 -30% Andere Kosten 617.000 15% 633.000 3% 659.000 4% 8% 590.000 -10% Kosten gesamt 2.206.000 9% 2.486.000 13% 2.643.000 6% 33% 2.550.000 -4% Betriebsergebnis neue JPGs von Martin 503.000 298.000 339.000 200.000 53 EL PUENTE Jahresbericht dem diesjährigen Partnerland Chile sozusagen ein Heimspiel, da wir die Aktion mit langjährigen Handelspartnern wie Comparte durchführen konnten. Jedoch planten wir zunächst die Aufnahme von deutlich mehr Gebetstagsprodukten ins Stammsortiment, als uns letztlich mög- Vermögen Zum Vorjahr 30.06.2010 Zum Vorjahr 30.06.2011 Zum Vorjahr 16% 2.192.000 16% 2.045.000 -7% 2.390.000 17% Immobilien 1.039.000 -4% 998.000 -4% 957.000 -4% 916.000 -4% 269.000 7% 287.000 7% 272.000 -5% 267.000 -2% 538.000 -2% 528.000 -2% 517.000 -2% 540.000 4% 418.000 2% 425.000 2% 484.000 14% 751.000 55% 382.000 16% 442.000 16% 847.000 92% 541.000 -36% Betriebs- und Geschäftsausstattung Forderungen an Kunden Vorfinanzierungen an Projektpartner Herkunft Eigenkapital Private Darlehn Geschäftskredite von Banken Immobilienkredite von Banken Verbindlichkeiten an Lieferanten Betriebliche Alterssicherung Sonstiges Passiva 54 30.06.2009 1.894.000 Aktiva Bei der kommenden Weltgebetstagsaktion zu Malaysia stehen daher im Jahr 2012 auch Produkte im Mittelpunkt, die von der Kultur und den besonderen Fertigkeiten der KunsthandwerkerInnen aus den Provinzen Sarawak und Sabah auf der Insel Borneo künden. Unser beliebtes Chipssortiment aus Indonesien werden wir zum Weltgebetstag um neue Knabbereien aus Malaysia ergänzen – Zum Vorjahr Warenlager Sonstiges lich war. Diese Situation reflektierten wir nach der Aktion eingehend und beschlossen, uns künftig anlässlich der Weltgebetstage verstärkt auf die Einführung von Produkten zu konzentrieren, für die wir auch im Stammsortiment ein gutes Potenzial sehen. Das Aktionssortiment könnte ergänzend aus hochwertigen Einzelstücken bestehen. Als solche sind besonders kulturell wertvolle Produkte geeignet, welche die künstlerische und kulturelle Vielfalt des Partnerlandes repräsentieren. 30.06.2008 4.540.000 30.06.2008 4.872.000 Zum Vorjahr 30.06.2009 5.122.000 Zum Vorjahr 30.06.2010 5.405.000 Zum Vorjahr 30.06.2011 Zum Vorjahr 2.072.000 24% 2.575.000 24% 2.863.000 11% 3.203.000 12% 837.000 5% 879.000 5% 904.000 3% 913.000 1% 240.000 -77% 55.000 -77% 90.000 64% 130.000 44% 717.000 -12% 629.000 -12% 523.000 -17% 467.000 -11% 171.000 7% 183.000 7% 186.000 2% 135.000 -27% 127.000 2% 129.000 2% 125.000 -3% 94.000 -25% 376.000 12% 422.000 12% 431.000 2% 463.000 7% 4.540.000 4.872.000 denn auch die Leute aus Sarawak können fantastische Chips brutzeln, allen voran Manioksticks und Chilibananenchips! Wie im Vorjahr haben wir auch im vergangenen Jahr wieder in großem Umfang Spenden an den Entwicklungsfonds des EL PUENTE e.V. und an die EL PUENTE Stiftung geleistet. Der Entwicklungsfonds unterstützt vor allem unsere Handelspartner in der Durchführung von Projekten, deren Umsetzung über die Möglichkeiten des Fairen Handels hinausgeht. Die EL PUENTE Stiftung fördert die entwicklungspolitische Öffentlichkeitsarbeit hierzulande, vornehmlich von Weltläden und Aktionsgruppen. Berichte zu den Tätigkeiten der Stiftung und des Vereins finden Sie ebenfalls in dieser Ausgabe der EL PUENTE informiert. Wir danken allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, den ehrenamtlich Enga- 5.122.000 5.405.000 gierten in den Gremien, allen Gesellschafterinnen und Gesellschaftern sowie unseren Darlehensgeberinnen und Darlehensgeber für ihre treue und engagierte Mitwirkung am Partnerschaftlichen Welthandel im zurückliegenden Geschäftsjahr. EL PUENTE GmbH für die Geschäftsführung, Martin Moritz EL PUENTE Entwicklungsfonds EL PUENTE Entwicklungsfonds Der Entwicklungsfonds ist eine Einrichtung des Vereins EL PUENTE e.V. und unterstützt unsere Projektpartner bei Maßnahmen, die über die Möglichkeiten des Fairen Handels hinausgehen und nicht durch Vorfinanzierung, langfristige Zusammenarbeit und Mehrpreiszahlung alleine finanziert werden können. alten Anlagen zur Zuckerherstellung zu bewerkstelligen war. Das Lagerhaus von Pakta Mintalay und die Zuckerverarbeitungsanlangen der Kooperative Cumbres de Ingapi wurden daher erweitert. Februar 2011, Projekte Nr 1.1 und 1.2 Zuschuss 29.000 US-Dollar entspricht ca. 22.000 Euro Mit dem Entwicklungsfonds können Maßnahmen weltweit gefördert werden, die 1) Investitionen in Entwicklungsaufgaben des Partners ermöglichen, 2) zur Verbesserung von Entwicklungschancen beitragen (capacity building), 3) internationale Kooperation und Begegnung fördern. Im vergangenen Jahr wurden folgende Maßnahmen gefördert: Pakta Mintalay, Ecuador (ec2): Darlehn und Zuschuss für einen Umlagefonds für die Verbesserung der Eigenkapitalbasis, den Ausbau des Lagerhauses und der Herstellung von Bio-Vollrohrzucker Mit dem Schritt des Projektes Pakta Mintalay in die Eigenständigkeit wurde auch auf kirchliche Unterstützung verzichtet, wodurch nun eine Stärkung der Eigenmittel notwendig wurde. Mit der Selbstständigkeit wird ein weiteres Wachstum angestrebt, das nicht mehr in den bisherigen Räumlichkeiten und mit den Smolart Self Help Group, Kenia (ke7): Community Ressource Centre Unser Partner für kenianische Specksteinprodukte hat in Tabaka, dem Dorf der kenianischen Specksteinkunst, bei Kisii sein Büro und Lager. Der Mitgliederzuwachs hat eine Erweiterung der Räumlichkeiten erfordert, um gemeinsame Treffen abhalten zu können. Dies war für die Kooperative die Gelegenheit, um gleichzeitig auf den dringenden Bedarf der Kommune nach einem Gemeinschaftshaus zu reagieren und die neuen Räumlichkeiten für ganz Tabaka zur Verfügung zu stellen. In dem Gebäude wird es auch ein Computerzentrum und Kurse für Existenzgründer sowie eine öffentliche Bibliothek geben. Der Grundstock hierfür wurde von vielen WeltladenmitarbeiterInnen gelegt, der Fonds hat den Schiffstransport der Bücher aus Deutschland finanziert. Das Dorfgemeinschaftszentrum wurde im November 2011 eröffnet, eine Reisegruppe von EL PUENTE mit WeltladenmitarbeiterInnen war dabei. März 2011, Projekte Nr 1.4 und 2.5 Zuschuss 27.500 US-Dollar entspricht ca. 20.000 Euro Südafrika (sa2): Schuluniformen für die Maasrust Grundschule Auf der Rotbuschfarm von Franz van der Westhuizen wird der Rotbusch der Wupperthal Kooperative, unserem Partner für Rotbuschtee, verarbeitet. Die Mitarbeiter schicken ihre Kinder auf die Grundschule in Maasrust, in der Nähe von Clanwilliam. Dort hat man uns um Unterstützung der Familien beim Kauf von Schuluniformen gebeten. Schuluniformen sind besonders wichtig für die Überwindung sozialer Ungleichheit. Sie sorgen dafür, dass alle Kinder eine gleiche Ausgangssituation haben. September 2011, Projekt Nr. 1.7 Zuschuss 9.000 Südafrikanische Rand entspricht ca. 900 Euro Kaffeekooperative ASCON, Panama (pa1): Unterstützung bei der BioZertifizierung Die indigene Kaffeekooperative ASCON ist zu klein, um die Hürden einer teuren Bio-Zertifizierung alleine zu meistern. Dies war daran zu merken, dass unser Panamakaffee im letzten Jahr von den Bauern zwar genauso hergestellt wurde wie zuvor, aber plötzlich nicht mehr zertifiziert war. Damit dies nicht noch einmal passiert, unterstützt der Fonds die Kooperative in diesem Bereich. Die erste Inspektion der lateinamerikanischen Agentur für Bio-Zertifizierung Biolatina 55 EL PUENTE Entwicklungsfonds war bereits erfolgreich. September 2011, Projekt Nr. 2.1 Zuschuss 2.295 US-Dollar entspricht ca. 1.600 Euro Internationale ‚colour charts‘ für Modedesign Um eine erfolgreiche Produktentwicklung bei Modeartikeln wie z.B. Seidenschals oder Lederprodukten zu gewährleisten, ist es notwendig sich über Farben zu verständigen. Dies geht per E-Mail, führt jedoch oft zu Missverständnissen („Ich habe mir purple aber ganz anders vorgestellt…“). Wir haben daher alle unsere Textilpartner mit professionellen Farbkarten für die nächste Saison ausgestattet. Da dies der gesamten Produktentwicklung der Partner, nicht nur in der Zusammenarbeit mit EL PUENTE, zugute kommt, unterstützt der Fonds diese Maßnahme. August 2011, Projekt Nr. 2.2 Zuschuss 2.000 Euro Comparte (ch1): Weiterbildung Design und Marktstudie Um nach der diesjährigen Weltgebetstagsaktion einen nachhaltigen Absatz durch moderne, attraktive Produkte zu fördern, hat der Fonds die chilenische Organisation Comparte beim Besuch der Frankfurter Messe Ambiente finanziell unterstützt und begleitende Weiterbildungsmaßnahmen gefördert. Dezember 2010, Projekt Nr. 2.3 Zuschuss 1.900 US-Dollar entspricht ca. 1.500 Euro Asha Handicrafts, Indien(in0): WFTO Fairtrade Zertifizierung – Befähigung der Produzentengruppen Die Welthandelsorganisation für Fairen Handel (WFTO) strebt, wie bekannt (und an anderer Stelle in dieser Ausgabe erläutert), eine Zertifizierung an, die bei allen Produkten des Fairen Handels angewandt werden kann. Jede Produzentengruppe muss dabei einen aufwendigen Prüfungsprozess durchlaufen – ein Prozedere, das unseren Partner Asha 56 Handicrafts aus Mumbai stark gefordert hat. So entstand die Idee, die über 40 Produzentengruppen selbst in die Lage zu versetzen, ihre eigene Arbeit zu überprüfen und Fragebögen auszufüllen. Dies bedeutet nicht nur eine Arbeitserleichterung für Asha, sondern gleichzeitig die Vollziehung eines emanzipativen Prozesses. Juni 2011, Projekt Nr. 2.6 Zuschuss 3.000 Euro Mitra Organik, Indonesien (id3): Anschubfinanzierung Damit sich die Maniokbauern besser organisieren können, hat die Entwicklungsagentur Profil Mitra Abadi (PMA), unser Partner für Chips, Bio-Cashewnüsse und Bio-Palmzucker, die Genossenschaft Mitra Organik ins Leben gerufen. Die Miete, die im ersten Jahr für Lager- und Büroräume anfällt, hat der Fonds übernommen. August 2011, Projekt Nr. 2.7 Zuschuss 3.000 Euro Begegnungsreise des PaCo e.V.: WeltladenmitarbeiterInnen reisen zu indischen Partnerprojekten PaCo (Partner Comité) e.V., gegründet von den Handelspartnern EL PUENTEs und gleichzeitig Gesellschafter der EL PUENTE GmbH, veranstaltete im Februar dieses Jahres eine Begegnungsreise zu seinen indischen Mitgliedern. Zielgruppe der Reise, die u.a. zu SIPA, SASHA und EMA führte, waren MitarbeiterInnen von Weltläden. Die Kosten, die über einen festgelegten Eigenanteil hinausgingen, wurden vom Entwicklungsfonds getragen. März 2011, Projekt Nr. 3.4 Zuschuss 12.940 Euro Produzentenkalender 2012 mit indischen Partnerprojekten Eine Reise zu unseren indischen Partnern hat unsere Designerin so begeistert, dass sie ihnen einen Kalender gewidmet hat. Der Familienplaner ist zweisprachig und wurde mit Förderung des Entwicklungsfonds in Indien für unsere dortigen Partnerprojekte gedruckt. August 2011, Projekt Nr. 3.5 Zuschuss 2.000 Euro Ausblick: Die oben erwähnte Wupperthal Rotbusch Kooperative braucht für notwendige Erweiterungen bald frisches Kapital. Das bereits im letzten Jahr vorgestellte Schulprojekt der Frauenkooperativen für Hibiskus aus Burkina Faso ist noch offen, wir erwarten derzeit noch aktuelle Informationen zum Zeitplan. PaCo e.V. führte Ende 2011 wieder eine Begegnungsreise mit WeltladenmitarbeiterInnen durch, für die Zuschüsse gewährt werden. Silence, unser Partner für Kerzen aus Kalkutta, und Modellprojekt für die Inklusion von Behinderten, braucht einen behindertengerechten Aufzug. EL PUENTE e.V.