Fast jeden Tag gibt es getöteteKinder
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Fast jeden Tag gibt es getöteteKinder
Freie Nr. 51/52 Zeitung 24./31. Dezember 2007 148/35. Jahrgang $ 3.00 Schlimmes Jahres Jahresende ende:: Fast jeden Tag gibt es getötete Kinder ! von Don R. Vigo - Gerne hätten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, auf dieser Titelseite einen schönen, aufmunternden Artikel zum Jahreswechsel präsentiert. Doch die Entwicklung in Deutschland nimmt derzeit so dramatische Züge an, dass für Frohsinn und Heiterkeit kaum Platz bleibt. Haben wir in der Vergangenheit schon über Kindstötungen berichtet, die leider immer wieder und nicht nur in Deutschland vorkommen, so ist das, was in den letzten Wochen zu vermelden ist, überaus besorgniserregend. Denn fast täglich gibt es neue, einfach unfassbare Meldungen über getötete Kinder in Deutschland. Nicht pervertierte Triebverbrecher sind die Täter, sondern fast ausnahmslos die eigenen Eltern. Die Behörden zeigen sich immer mehr sprachlos, und man muss sich wieder einmal fragen: Was ist los in diesem Land? Foto: Sebastian Widmann, Berichte: S. 3 In dieser Ausgabe: El Masri witterte überall Verschwörung Museumsskandal in Hamburg Erstmals Wachschutz an deutschen Schulen Weltmeisterin Jones unter Tränen verabschiedet GLOBAL ... Seite ... Seite ... Seite ... Seite 2 4 5 38 Wilhelmshöhe wieder Napoleonshöhe In einer nachgeschneiderten Galauniform von Jérôme Bonaparte, dem König von Westphalen, steht Michael Kelbling von der Museumslandschaft Hessen Kassel vor Schloss Wilhelmshöhe in Kassel. Mit der Umbenennung von Schloss Wilhelmshöhe in Napoleonshöhe wird an die Gründung des Königreichs Westphalen vor 200 Jahren erinnert. Der Schriftzug am Portikus soll bis Juni 2008 zu sehen sein. Jérôme war der jüngste Bruder von Napoleon Bonaparte. Foto: Uwe Zucchi Auf 4 Jahresrückblick Jahresrückblick Seiten! SPORT Zwischen Tradition und Tourismus Bei den Bayern brodelt es gewaltig! Colonia Tovar: Deutsche Kolonie in Venezuela hat zu kämpfen 1. FC ist Herbstmeister, Werder und HSV sind dicht auf den Fersen Seite 9 Seite 40 In dieser Ausgabe der AmerikaWoche blicken wir auf den Seiten 19 bis 22 zurück auf das Jahr 2007! Seite 2 24./31. Dezember 2007 Nachrichten AMERIKA WOCHE Argumente Bloß weg hier! Liebe Leserinnen und Leser, dieses ist die letzte Ausgabe des Jahres 2007, und zum Jahreswechsel sollten eigentlich gute Wünsche, Frohsinn und Heiterkeit auf dem Dienstplan stehen. So ganz will sich das aber nicht einstellen, denn es gibt viel zu viele Dinge, über die man sich ganz gewaltige Sorgen machen kann - und auch sollte. Die Menschen in Deutschland konnten sich in den letzten Wochen und Monaten schon ausgiebig an schlechte Nachrichten gewöhnen. In den Medien der Bundesrepublik wird dabei oftmals selbst das schön geredet, was selbst die Schönredner nachdenklich stimmen müsste. Da ist von Aufschwung, von Belebung des Arbeitsmarktes und zurückgehenden Arbeitslosenzahlen die Rede, doch der Aufschwung geht am Otto-Normalverbraucher weitgehendst vorbei. Ganz im Gegenteil, denn der Aufschwung macht sich höchstens bei den Aufsichtsräten und Besserverdienern bemerkbar. Gerade die unteren Schichten aber werden von den unglaublichen Preiserhöhungen der letzten Zeit enorm getroffen. Denn wo schon wenig Geld vorhanden ist, tun erhöhte Belastungen umso deutlicher weh - wir haben darüber schon ausführlich berichtet. Warum also diese Schönfärberei, wenn das Leben in drastischen Schritten immer teurer wird? Und warum hält das Volk still, macht alle Unverschämtheiten mit, die ihm von Politik und Wirtschaft aufgebürdet werden? Es ist einfach unerklärlich. Immer mehr Bundesbürger sind allerdings nicht mehr bereit, das mitzumachen und kehren Deutschland den Rücken, versuchen ihr Glück im Ausland. Fernsehsendungen wie „Goodbye Deutschland“ oder „Mein neues Leben“ haben enorme Einschaltquoten und zeigen einen ganz eindeutigen Trend: Bloß weg hier! Das ist nur zu gut zu verstehen, denn es gibt durchaus Staaten auf dieser Erde, die ihre Bürgerinnen und Bürger nicht bis aufs sprichwörtliche letzte Hemd ausziehen. Der Neustart in der Fremde birgt allerdings auch Risiken, davon wissen viele Auswanderer zu berichten, vor allem die gescheiterten. Dennoch: Vor vielen Jahren hat es schon einmal eine Massenflucht aus Deutschland gegeben, die deutschstämmigen Familien z.B. in den USA oder Kanada zeugen noch heute davon. Wer weiß, vielleicht wird der neue Bloß-weg-hier-Trend zu einem neuen Boom - und führt zu einer Belebung ...alles Gute, Ihr der deutschen Szenen im Ausland. Wir Don R. Vigo werden es sehen. Editor-in-Chief WashingtonGermany from $368 Roundtrip plus tax Car rentals in Germany as low as $176 per week Eurail Passes, German Rail Passes, Domestic/International Air Travels and other travel needs Für weitere Informationen rufen Sie bitte Gabriele Williams an Tel. 301-294-0222 oder 1-800-466-4660 oder besuchen Sie auch unsere Website: www.InternationalTvlOnline.com www.ReisebüroWilliams.com Khaled el Masri (r.) und sein Anwalt Manfred Gnjidic im Landgericht Memmingen. Foto: Karl-Josef Hildenbrand El Masri witterte überall Verschwörungen und legte Feuer von Don R. Vigo - Als Khaled el Masri den Gerichtssaal in Memmingen betritt, macht er einen erholten Eindruck - er kommt direkt aus einer psychiatrischen Klinik. Umringt von Fotografen plaudert er scheinbar entspannt mit seinem Anwalt Manfred Gnjidic, schildert fast emotionslos seine Erlebnisse bei seiner angeblichen Entführung durch den USamerikanischen Geheimdienst. Als sein Anwalt, zeigt El Masri jedoch plötzlich und wie auf Stichwort Nerven. Auf die Frage, ob er gefoltert worden sei, versagt dem robusten und stattlichen Mann die Stimme. Mit zitternden Händen wischt er sich Tränen aus dem Gesicht. Der Vorsitzende Richter Götz Helms unterbricht die Verhandlung und lässt dem Angeklagten ein Glas Wasser bringen. Ein brillantes Schauspiel oder wirkliche Betroffenheit? Nicht wenige Anwesenden glauben eher das erste. Dass der Moslem schon vor seiner angeblichen Entführung ins Visier der deutschen Ermittlungsbehörden wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung geraten war, wird nur allzu selten angeführt. Die Staatsanwaltschaft wirft El Masri in diesem Verfahren Brandstiftung und gefährliche Körperverletzung vor. Dieser gibt zu Protokoll, er habe durch seine Straftaten vermeintliche Hintergründe für eine Verschwörung lange nach seiner Entführung herausfinden wollen. “Ich wollte, dass es eskaliert, um zu wissen, was dahinter steckt.” So spuckte er einer Angestellten in einem Neu-Ulmer Großmarkt voll ins Gesicht, weil er in ihr eine “Marionette des Geheimdienstes” sah. Einen Vorgesetzten, der ihm eine Abmahnung überreichte, schlug er brutal zu Boden, und in einem Neu-Ulmer Großmarkt wollte er Büros anzünden. Dazu hatte er die Eingangstür mit seinem Auto eingefahren, Glastüren mit einem Beil zerstört, mit drei Kanistern Benzin Waren übergossen und angezündet. Diese Taten sollen laut El Masri in indirektem Zusammenhang mit seiner Entführung stehen. Sogar im Neu-Ulmer Großmarkt fühlte er sich von den Geheimdiensten verfolgt. Nach seiner Brandstiftung habe er sich den Polizeibeamten gegenüber ruhig und kontrolliert verhalten, damit er nicht erschossen und sein Tod später als “Unfall” dargestellt werde. Er erzählt von angeblichen Zufällen in seinem Alltagsleben und wie er nachts von vier Autos auf der Autobahn verfolgt worden sei. All dies seien Beweise für geheimdienstliche Verschwörungen - und das alles, so darf man sich getrost wundern, obwohl El Masri ein Niemand ist. Zuvor hatte der 44-Jährige Einzelheiten seiner Zeit in Afghanistan geschildert. Fünf Monate habe er ohne Tageslicht gelebt und ungenießbares Essen bekommen - was allerdings keinesfalls bewiesen ist. Vielmehr lässt sich eigentlich alles anzweifeln, was El Masri von sich gibt. Aber der Mann mit der möglicherweise sehr ausgeprägten Profilneurose sieht sich in den Medien - und seinen Namen auf dem Urteil in Memmingen: Zwei Jahre auf Bewährung. Freie Zeitung Publisher/Editor: Peter G. Lobl Editor-in-Chief: Don R. Vigo Contributing Writers: Thomas Arzner, Ernst Winkler, Edda Buchner, Christa Wimmer, Christine Hambach, Amerika Woche/ Washington Journal/Freie Zeitung (USPS 667-780, ISSN 1534-2964) is published bi-weekly for $62.95 per year by ONA Publishing Corp., 100 S Ocean Ave., Suite 1U, Freeport, NY 11520. Periodicals postage paid at Freeport, NY and additional mailing offices. POSTMASTER: Send address changes to: AMERIKA WOCHE / WASHINGTON JOURNAL, 100 S Ocean Ave, Suite 1U, Freeport, NY 11520. Toll-Free: (888) 819-0501 Tel: (516) 771-3181 Fax: (516) 771-3184 www.amerikawoche.com e-mail: info@amerikawoche.com Der Verlag veröffentlicht Inserate im guten Glauben und übernimmt keine Verantwortung für deren Inhalt und keine Haftung für unverlangt eingereichte Manuskripte und Bilder. Bei Nichterscheinen der Zeitung infolge höherer Gewalt besteht kein Anspruch auf Leistungen, Schadensersatz oder Minderung des Bezugspreises. Washington Journal Founder / Publisher 1859 - 1911: Werner Koch Publisher 1915 - 1954: Hermann G. Winkler Publisher 1954 - 1967: Carl H. Winkler Publisher-Editor 1967 - 1999: Gerald R. Kainz Amerika Woche Founder / Publisher 1972 - 1994: Werner Baroni Publisher-Editor 1994 - 2002: Mario Schiefelbein © 2007 ONA Publishing Corp Alle Rechte vorbehalten Keine von uns gestaltete und veröffentlichte Anzeige darf zur gewerblichen Verwendung durch Dritte übernommen werden. Für unverlangt ein ge sand te Manuskripte und Fotos wird keine Gewähr übernommen. Nachdruck nur nach vorheriger Genehmigung des Verlages mit Quellenangabe gestattet. Nachrichten AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 3 Der schwierige Weg zum Schutz der Schwächsten Bericht von Seite 1 von Ulrich Scharlack und Karl-Heinz Reith Berlin (dpa) - Erst das Martyrium des kleinen Kevin in Bremen vor einem Jahr, vor zwei Wochen dann der Hungertod der kleinen Lea-Sophie in Schwerin. In dieser Woche folgte die bedrückende Serie von mutmaßlichen Kindestötungen in Plauen und Darr y, wahrscheinlich jeweils durch die Hand der Mutter. Und als sei die Schreckensliste noch nicht lang genug, wurde am Freitag in Nordhausen (Thüringen) ein Baby wenige Stunden nach seiner Geburt tot aufgefunden. Ein weiteres verdurstete in Berlin. Die Häufung in diesen Tagen - auch wenn vielleicht eher zufällig - muss den Staat alarmieren. Bundeskanzlerin Angela Merkel verlangte bereits am Donnerstag eine “Kultur des Hinsehens”. Sie sah Bund, Länder und Kommunen gefordert - aber eben nicht nur die: Auch die Nachbarn selbst seien in der Pflicht. Am Freitag entschloss sich die Kanzlerin selbst zum Handeln - auch wenn dem Bund rechtlich weitgehend die Hände gebunden sind. Merkel will bei ihrem nächs- ten Treffen mit den Ministerpräsidenten am 19. Dezember über das Thema Kindervernachlässigung reden. “Niemand kann sich zurücklehnen und sagen: Dafür sind andere zuständig”, sagte Vize-Regierungssprecher Thomas Steg. Doch wie kann der Staat vorbeugen? In fast allen aktuellen Fällen waren die Ämter irgendwie eingeschaltet. Und spätestens seit dem Fall Kevin wurde in der Politik auch ausgiebig über neue Gesetze geredet. Auch der Bund hat einiges unternommen. Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) gründete ein “Nationales Zentrum Frühe Hilfen”, das das Fachwissen über die Prävention von Kindesvernachlässigungen bündeln und die Jugendämter beraten soll. Indes: Manches Amt ist nur mit fünf oder sechs Mitarbeitern ausgestattet. Auch Bundesjustizministerin Brigitte Zypries (SPD) war aktiv. Nach ihrem Gesetzentwurf sollen die Familiengerichte früher eingreifen können, wenn Vernachlässigung oder Misshandlung offensichtlich sind. Jeder soll die Familiengerichte anrufen dürfen. Die Richter können Erziehungsberatung und soziale Trainingskurse Pflichtvorsorgeuntersuchungen für Kinder sind kein Allheilmittel, könnten aber mehr Sicherheit geben. Foto: Patrick Pleul verordnen. Bisher stand ihnen als letzte Konsequenz nur der Entzug des Sorgerechts zu. Nur: Das Gesetz passierte schon im Sommer das Kabinett. Der Bundestag hat es Meldungen zum Thema 16-Jährige wegen Kindstötung verurteilt Koblenz (dpa) - Das Landgericht Koblenz (Rheinland-Pfalz) hat ein 16-jähriges Mädchen, das sein Baby getötet hat, zu zwei Jahren und neun Monaten Haft verurteilt. Die Jugendstrafkammer sah es am Montag als erwiesen an, dass die Jugendliche Weihnachten 2006 heimlich einen Jungen zur Welt brachte und das schreiende Kind tötete, indem sie ihm den Hals zudrückte. Das Urteil lautet auf Totschlag im minderschweren Fall, sagte ein Gerichtssprecher nach dem nichtöffentlichen Prozess. Die Staatsanwaltschaft hatte dreieinhalb Jahre Haft gefordert. Die Verteidigung hatte zwei Jahre auf Bewährung für angemessen gehalten. Sie will Rechtsmittel einlegen - das Urteil ist deshalb nicht rechtskräftig. Baby verdurstet, Mutter tot Berlin (dpa) - In Berlin ist trotz intensiver Betreuung durch die Behörden ein sechs Wochen altes Baby verdurstet. Die Mutter der kleinen Alexandra starb zuvor an einer Drogenvergiftung und konnte ihre Tochter nicht mehr stillen, teilte die Staatsanwaltschaft am Freitag mit. Die 24-jährige Lettin und ihr Kind waren am Donnerstagabend tot in ihrer Wohnung entdeckt worden. Nach Fund von totem Baby Umstände unklar Nordhausen (dpa) - Nach dem Fund eines toten Babys im thüringischen Nordhausen sind die Umstände der Tragödie weiter unklar. Bislang spreche nichts dafür, dass die Mutter die Absicht gehabt habe, ihr Neugeborenes zu töten, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Mühlhausen, Dirk Germerodt, am Sonntag. Es sei nach wie vor ungewiss, ob das Baby bei der Geburt gelebt habe. Säugling in Lebensgefahr Kleve (dpa) - Ein drei Monate alter Säugling ist in Kleve von seinem 19 Jahre alten Vater lebensgefährlich verletzt worden. Die Eltern hatten am Sonntag einen Notarzt gerufen. Der behandelnde Arzt im Krankenhaus stellte bei der Untersuchung des Kindes Anzeichen einer Misshandlung fest und alarmierte die Polizei. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Vater sein Kind so heftig geschüttelt hat, dass es ein Trauma erlitt. Die 22 Jahre alte Mutter und der Vater wurden von der Polizei vernommen. Es werde wegen des Verdachts der schweren Körperverletzung ermittelt. Amt kannte psychische Störung der Mutter nicht Greifswald (dpa) - Nur fünf Minuten hatte die Großmutter in Greifswald am vergangenen Freitag ihre Tochter und deren Baby alleingelassen. Die Zeit reichte aus, um dem Kind schlimmste Verletzungen zuzufügen. Nach Angaben der Stralsunder Staatsanwaltschaft hat die 20 Jahre alte, anscheinend psychisch gestörte Mutter in dieser kurzen Zeit ihren Sohn schwer misshandelt: Sie schlug dem kleinen Felix mit der Faust auf den Kopf. Dabei brach der Schädel des Jungen. Die Frau wurde nach der polizeilichen Vernehmung in eine psychiatrische Klinik eingewiesen. Sie stehe unter dringendem Tatverdacht, ihr Kind misshandelt zu haben, sagte der Leitende Staatsanwalt in Stralsund, Martin Cloppenburg. Drei Wochen ist es her, dass in Schwerin Eltern die kleine Lea-Sophie verhungern und verdursten ließen. Als Konsequenz aus dem Vorfall entschied das Greifswalder Jugendamt, sich künftig alle Kinder von auffällig gewordenen Eltern zeigen zu lassen. “Treffen wir die Eltern nicht mit allen Kindern an, haken wir sofort nach”, sagte der Leiter des Jugendamtes, Dirk Scheer. Tochter zerstückelt Rotterdam/Den Haag (dpa) - Das zwölfjährige Mädchen wurde zerstückelt, die Körperteile in Taschen verpackt und in die Maas geworfen. Rund eineinhalb Jahre nach der schrecklichen Tat wurde am Montag der Vater des Mädchens in Rotterdam zu acht Jahren Haft und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Obwohl nicht geklärt werden konnte, wie die Zwölfjährige ums Leben kam, gebe es für ihren Tod keine andere Erklärung als eine Bluttat des Vaters, stellten die Richter fest. Der Mann hatte geschwiegen. Im Sommer 2006 waren Rumpf, Kopf und ein Bein in Taschen verpackt im Wasser der Maas bei Rotterdam gefunden worden. Die Fahnder entdeckten danach Knochensplitter und Blutspuren des Kindes in der Wohnung des Vaters. Eine Zeugin hatte von Geräuschen “wie in einer Schlachterei” berichtet. Vor diesem Hintergrund hatten die Richter keinen Zweifel, dass der Mann die Leiche zerstückelt hat. Die Kraft zu einer solchen laut Gutachter “sowohl körperlich als auch seelisch extrem belastenden Tätigkeit” bringe nur jemand auf, der eine vorausgegangene schwere Straftat verbergen wolle. Da es - auch durch das Schweigen des Angeklagten - keinerlei andere Erklärung gebe, müsse geschlossen werden, dass er auch derjenige war, der seine Tochter getötet hat. Mutter erschlug Kind mit Beil und sprang aus dem Fenster Bratislava (dpa) - Eine slowakische Mutter hat ihr vier Jahre altes Kind am Sonntag mit einem Beil erschlagen. Anschließend sei sie aus dem Fenster ihres Hauses in einem Dorf in der Mittelslowakei gesprungen, hieß es, überlebte aber den Selbstmordversuch und sei am Montag außer Lebensgefahr gewesen. aber noch nicht verabschiedet. Nach dem Fall Kevin war auch viel über verpflichtende Vorsorgeuntersuchungen diskutiert worden. Von der Leyen führ t dagegen “erhebliche rechtliche Gründe” an. Nach ihrer Ansicht steht für “Regelungen der allgemeinen Gesundheitsvorsorge” den Ländern die alleinige Gesetzgebungskompetenz zu. Aber denen rät sie zur Vorsicht. Verfassungsrechtler sähen in Pflichtuntersuchungen einen unverhältnismäßigen Eingriff ins grundrechtlich geschützte Elternrecht (Artikel 6 Grundgesetz). “Pflichtuntersuchungen würden alle Eltern, die bisher freiwillig zu den Untersuchungen kommen, unter Generalverdacht stellen.” Ein gangbarer Weg zu besserer Kontrolle wäre jedoch verbindliche Vorsorgeuntersuchungen. “Das heißt, dass jeder eingeladen wird”, sagt die Ministerin. “Wer nicht kommt, da geht das Jugendamt hin in die Familie und guckt, ob alles in Ordnung ist.” Vier Länder haben dies schon so beschlossen: Schleswig-Holstein, Berlin, Bremen und das Saarland. Aber selbst, wenn alle anderen am 19. Dezember ihre Bereitschaft zum Nachziehen zeigen sollten, müsste noch ein anderes Problem gelöst werden. Die Jugendämter müssten dann auch personell in der Lage sein, in den Familien nachzuschauen. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Kinderhilfe Direkt, Georg Ehrmann, ist skeptisch: “In keinem Bereich ist in den letzten Jahren so gespart worden wie bei der Kinder- und Jugendhilfe.” Expertin: Hilfe schon vor Geburt Köln (dpa) - Nach den zahlreichen jüngsten Fällen tödlicher Kindermisshandlungen dringt das Nationale Zentr um Frühe Hilfen auf eine Unterstützung von Eltern noch vor der Geburt ihres Säuglings. “Wir dür fen mit unseren Hilfen nicht erst anfangen, wenn schon ein Riesenproblem mit dem Baby da ist, sondern ganz frühzeitig, schon in der Geburtsklinik oder bei der Geburtsvorbereitung.” Das sagte Prof. Elisabeth Pott, Direktorin der Kölner Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA), bei der das Zentrum angesiedelt ist. “Den Hebammen kommt eine Schlüsselfunktion zu.” Nach Einschätzung Potts sind viele Eltern mit der Erziehung der Kinder überfordert. Ein “lückenloses Netzwerk von Hilfen” müsse verhindern, dass es dadurch zu Tragödien wie in Plauen oder Darry komme. “Schon im Vorfeld der Geburt muss man genau hinschauen”, forderte die BZgA-Direktorin. “In der Geburtsklinik zeigt sich, ob eine werdende Mutter drogenabhängig, psychisch krank ist, aus schwierigen sozialen Verhältnissen kommt oder völlig isoliert ist.” Bereits in diesem Stadium müsse die Hilfe und Begleitung für Mutter und Kind beginnen, sagte Pott. “Wenn die Frau erst mal aus der Klinik raus ist, stellt sich doch die Frage, wer überhaupt noch auf ihren Fall aufmerksam wird.” Im sächsischen Plauen waren drei Babyleichen gefunden worden, in Darry in Schleswig-Holstein hatte eine offenbar psychisch kranke Mutter ihre fünf Kinder getötet. “Jeder Arzt, der Kontakt zu Mutter oder Kind hat, muss überlegen, wie er Hilfe organisieren kann. Wir müssen überall eine große Sensibilität schaffen”, sagte Pott. Besonders wichtig sei die Zusammenarbeit aller kompetenten Stellen: “Die Klinik, die Hebammen, der Arzt, das Jugendamt, die Beratungsstelle - sie alle sollten sich vernetzen, um lückenlos und mit umfassender Expertise helfen zu können.” Ganz wichtig sei dabei der Blick auf die unter Dreijährigen: “Hier haben wir es mit einer besonders schwierigen Situation zu tun, da die Kinder extrem verletzlich sind und meist noch kein Zugang über die Kitas gegeben ist.” Seite 4 24./31. Dezember 2007 AMERIKA WOCHE Museumsskandal in Hamburg: Terrakotta-Krieger wohl unecht ldung: e M e t z t Le t! e d n e e b ng u l l e t s s u A Ausstellungsleiter Thomas Hafermann säubert im Museum für Völkerkunde in Hamburg in der Ausstellung “Macht im Tod - Die Terrakotta-Armee des Ersten Kaisers von China” den Kopf eines Tonsoldaten. Foto: Ulrich Perrey von Carola Große-Wilde Deutschland genehmigt zu haben, Peking/Hambur g (dpa) - obwohl dies vorgeschrieben wäre. Hamburg hat einen Museums- Das staatliche Amt für die Verwalskandal: Die Terrakotta-Soldaten tung von Kulturgütern in Peking der weltberühmten Armee des schloss daraus, dass es sich bei ersten chinesischen Kaisers (259 den Exponaten um illegale Kopien bis 210 v. Chr.), die seit Ende No- handeln müsse: “Hier scheint es vember im Völkerkundemuseum ein Problem mit dem Schutz von zu sehen sind, sind wahrscheinlich Urheberrechten zu geben.” gefälscht. Die zuständigen Behör“Wir haben gegenwärtig keine den in Peking und Xi’an berich- Ausstellung mit Terrakotta-Solteten, weder eine Ausstellung in daten in Deutschland”, sagte der Hamburg noch eine Ausfuhr der Sprecher. Ähnlich äußerte sich 2200 Jahre alten Tonkrieger nach ein Sprecher des Provinzamtes Endlich: Waffenverbot auf dem Hamburger Kiez H a m b u rg s Innensenator Udo Nagel neben einem Polizeifahrzeug vor der Davidwache in H a m b u rg St.Pauli. Der Rotlichtbezirk um die Hamburger Reeperbahn und die umliegenden Straßen ist jetzt endlich Waffenverbotszone. Erstmals in Deutschland weisen dort und im Bahnhofsviertel St. Georg seit Donnerstag rund 50 Schilder darauf hin, dass das Tragen jeglicher Waffen - ob Pistolen, Messer oder Baseballschläger - verboten ist. Foto: Bodo Marks für Kulturgüter in der alten Kaiserstadt Xi’an, wo die lebensgroßen Figuren herkommen. In Europa sei einzig eine Ausstellung in London genehmigt. “Wir haben keine Ausstellung in Deutschland. Wenn es eine gäbe, müssten wir davon wissen, weil sie von uns hätte genehmigt werden müssen.” Die Behörde wisse immer genau, wo die Tonsoldaten in der Welt seien. Genau das hatte vor einer Woche der Kulturmanager Roland Freyer, der 2005 in Markkleeberg bei Leipzig eine Ausstellung mit den Tonkriegern organisiert hatte, behauptet und damit den Stein ins Rollen gebracht. Freyer liegt allerdings seit Jahren mit dem Leipziger Center of Chinese Arts and Culture (CCAC) im Streit, das die Schau in Hamburg konzipiert hat. Wechselseitige Strafanzeigen führten zu Ermittlungsverfahren, die nach Angaben der Leipziger Staatsanwaltschaft jedoch alle eingestellt wurden. Das Völkerkundemuseum wollte Freyer zunächst nicht glauben, weil er eine Ersatzausstellung mit antiken Uhren anbot. Die Frage stellt sich jedoch, warum sich das Museum überhaupt auf die dubiosen Ausstellungsmacher aus Leipzig eingelassen hat. Waren die Vorgänge dem Museum unbekannt? Und warum hat man sich nicht direkt mit den Chinesen in Verbindung gesetzt? So hat es nämlich das Britische Museum in London gemacht, wo seit dem 13. September 20 original Terrakotta-Krieger zu bewundern sind. Zumindest hätten sich die Hamburger Museumsleute bei den Chinesen rückversichern und sich gültige Zollpapiere vorlegen lassen müssen. Aber selbst das war nicht der Fall. Erst nach Bekanntwerden der Vorwürfe beurteilte MuseumsDirektor Wulf Köpke die Unterlagen als “unübersichtlich”. Dabei hatte die Ausstellung schon im Vorfeld zu diplomatischen Unstimmigkeiten zwischen Deutschland und China geführt. Weil die Exponate nicht rechtzeitig zum Eröffnungstermin eintrafen, musste die Schau um sechs Wochen verschoben werden. Gerüchte, die Chinesen seien gekränkt wegen des Empfangs des Dalai Lama durch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU), machten die Runde. Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust und der chinesische Generalkonsul Ma Jinsheng wurden eingeschaltet. Seit der verspäteten Eröffnung am 26. November haben immerhin 10 000 Besucher die Ausstellung gesehen. Jetzt ermittelt das Landeskriminalamt. “Sollten sich Besucher getäuscht fühlen, bekommen sie ihr Geld zurück”, sagte Geschäftsführer Thorsten Pück am Montag. “Ab morgen werden wir ein Hinweisschild aufstellen, dass es sich um Kopien handelt. Dann kann jeder Besucher selbst entscheiden, ob er die Schau sehen möchte oder nicht.” Nachrichten KURZMELDUNGEN Ehe von Ministerpräsident Günther Oettinger gescheitert Der baden-württembergische Ministerpräsident Günther Oettinger (r.) zusammen mit seiner Frau Inken beim Landespresseball in der Liederhalle in Stuttgart am 9. November 2007. Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (54, CDU) und seine Frau Inken (41) trennen sich nach 13 Jahren Ehe. “Nach eingehender Prüfung haben wir uns im Einvernehmen dazu entschieden, getrennte Wege in Freundschaft zu gehen”, sagte Oettinger. Foto: Bernd Weissbrod Drei Verletzte bei Schießerei in Hamburg wegen Handy-Telefonat Ein Verletzter wird nach einer Schießerei in einem Restaurant von Sanitätern aus dem Lokal gebracht. Zuvor waren in dem Lokal im Hamburger Stadtteil Jenfeld am späten Montagabend drei Männer verletzt worden. Die Männer im Alter von 26, 21 und 20 Jahren erlitten Beinschüsse. Demnach hatte in dem Lokal eine Gruppe von fünf Männern gegessen, als kurz nach 22.15 Uhr zwei Männer hinzukamen und ein Streit entbrannte. Einer der Fünf lief nach draussen und kam wenig später mit weiteren acht Männern zurück. Drei Männer der „Verstärkung“ zogen Schusswaffen und feuerten mindestens zehn Schüsse ab. Hintergrund für den folgenreichen Streit soll ein Handy-Telefonat gewesen sein. Foto: Jens Holgersson Nachrichten KURZMELDUNGEN AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 5 Berlin: Erstmals Wachschutz für Schulen in Deutschland von Silke Katenkamp Kopftuchverbot für hessische Beamte ist verfassungsgemäß Das Kopftuchverbot für hessische Beamte ist verfassungsgemäss. Dies hat der Staatsgerichtshof des Landes am Montag in Wiesbaden entschieden. In Hessen gilt eines der bundesweit strengsten Verbote. Beamten dürfen demnach im Dienst keine Kleidungsstücke tragen, die den politischen Frieden gefährden können. Foto: Boris Roessler El-Kaida-Terroristen verurteilt nach Großem Lauschangriff Die Bildkombo zeigt die Angeklagten Ismail Abu S. (von links), Yasser Abu S. und Mohamed Ibrahim K. in Düsseldorf im Gerichtssaal des Oberlandesgerichts vor der Urteilsverkündung. Nach mehr als eineinhalb Jahren Prozessdauer hat das Düsseldorfer Oberlandesgericht zwei El-Kaida-Terroristen zu sechs und sieben Jahren Haft verurteilt. Ein dritter Angeklagter muss wegen Unterstützung des islamistischen Terror-Netzwerks für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis. Das Verfahren ist das erste der Bundesanwaltschaft, das auf Erkenntnissen aus einem sogenannten Großen Lauschangriff fußt. Foto: Federico Gambarini Explosive Stoffe bei 15-Jährigem in Klein Nordende gefunden Feuerwehrmänner gehen in Klein Nordende bei Hamburg auf ein Grundstück, auf dem explosive Stoffe gefunden wurden. Die bei einer Durchsuchung in einem Einfamilienhaus entdeckten Explosivstoffe gehörten anscheinend einem 15 Jahre alten Schüler. Sie waren so gefährlich, dass sie nicht abtransportiert werden konnten und nahe am Fundort gesprengt wurden. Foto: Sebastian Widmann Berlin (dpa) - Der kleine Hussein hat nur eine Frage an die zwei großen blau-uniformierten Männer, die am Eingangstor seiner Schule in Berlin-Neukölln Stellung bezogen haben. “Habt ihr eure Pistolen dabei?” fragt er schüchtern. Da muss der Größere der beiden grinsen. Er beugt sich zu dem Kind hinunter und schüttelt den Kopf. Hussein atmet auf und geht - begleitet von zahlreichen Fernsehteams - zufrieden zu seinen Freunden, die hinter dem Gittertor auf dem Schulhof warten. Es ist 07.45 Uhr. Der bundesweit erste Einsatz von 20 privaten Sicherheitsleuten an 13 Schulen im Bezirk Neukölln hat begonnen. Eine dreiviertel Stunde vor Schulbeginn stehen bereits die ersten Journalisten und Kamerateams vor dem Eingang der Röntgen-Schule am Richardplatz bereit. Doch der umstrittene Einsatz verläuft unspektakulär. “Mich hat niemand kontrolliert”, berichtet die 15- jährige Nour Zeitan. Sie ist froh über den Einsatz der Wachmänner, die ab sofort ihre Schule vor dem Eindringen fremder Jugendlicher schützen sollen. Unsicher habe sie sich auf dem Schulgelände zwar noch nie gefühlt. “Aber hier kann ja immer mal was passieren.” Das findet auch die zwölfjährige Hala Mahawech, die in diesem Schuljahr neu an die RöntgenSchule gekommen ist und die siebte Klasse besucht. Gewalt an ihrer Schule habe sie noch nicht beobachtet. “Aber ein bisschen Angst habe ich schon, seit unsere Lehrerin uns erzählt hat, dass hier ein Lehrer zusammengeschlagen wurde”, berichtet sie. Das war im Juni. Ein schulfremder 17-Jähriger hatte einen Lehrer mehrmals mit der Faust so stark ins Gesicht ge- Zwei Wachmänner eines privaten Wachdienstes vor dem Eingang der Richard Grundschule und Röntgen-Oberschule in Berlin-Neukölln. Foto: Wolfgang Kumm schlagen, bis dieser zu Boden fiel. kontrolliert werden, müssen die “Im Kollegium war danach deut- Wächter in anderen Fällen ganze lich spürbar, dass man keine Lust Schülergruppen zur nahe gelegenen mehr hatte, sich ständig von schul- Turnhalle begleiten. Die Kritik von Berlins Innensenafremden Jugendlichen anpöbeln und provozieren zu lassen”, sagt Schul- tor Ehrhart Körting (SPD), er wolle leiterin Marlis Meinicke-Dietrich. mit “paramilitärischen Einheiten für Den Einsatz des Wachdienstes habe Disziplin” sorgen, sei völlig abwegig, die Schulkonferenz nun einstimmig sagt Stadtrat Schimmang. “Die Leute beschlossen. “Es kann nicht die Auf- wurden extra geschult, um zu deesgabe der Lehrer sein, die Schüler vor kalieren.” Kleidung und Auftreten der Wachmänner entspreche nicht Angriffen von außen zu schützen.” Auch an anderen Berliner Schulen dem gängigen Klischee. “Sie tragen war es in den Vergangenheit immer keine Waffen und keine Springerwieder zu Gewalttaten gekommen. stiefel und wirken wie völlig normale Allein in Neukölln zählte das Bezirk- Ordnungsamtsmitarbeiter, die auch samt für das vergangenen Jahr 136 im Park Streife gehen.” Der 13-jährige Jasser von der Fälle von körperlicher Gewalt. In 27 Fällen sei die Gewalt von außen in Rütli-Schule, die mit einem Hilferuf der Lehrer im Frühjahr 2006 für die Schule getragen worden. “Es musste etwas getan werden”, Aufsehen sorgte, sieht das allerdings sagt der Neuköllner Bildungsstadt- anders. “Groß” und “breit” seien die rat Wolfgang Schimmang (SPD), der Männer gewesen, die am Morgen auf dem Schulhof Interviews gibt. vor dem Schuleingang standen. “Ich Zur besseren Verständigung beherr- fühle mich jetzt beobachtet. Das schen die Sicherheitsleute zum Teil schüchtert mich ein.” Und auch sein Türkisch oder Arabisch. Was genau zwölfjähriger Freund Mohammed getan wird, unterscheidet sich je findet: “Das Ganze sieht total übernach Schule. Während an einigen trieben aus. Dadurch wirkt unsere Schulen nur ab und zu Ausweise Schule jetzt erst recht kriminell.” “Beste Schule”: Robert-BoschGesamtschule in Hildesheim Hildesheim (dpa) - So sieht sie also aus, “Deutschlands beste Schule” des Jahres: Ein Betonbau aus den 1970er Jahren, inmitten eines Wohngebiets im Norden des niedersächsischen Hildesheim. An der Fassade prangt eine bunte Collage zum Thema UNESCO, gestaltet von Schülern der 8. Stufe. Noch vor wenigen Jahren galt die Robert-BoschGesamtschule (RBG) als Schule für Schwache, der Ruf war miserabel. Heute ist das Prestige enorm, Schulleiter Wilfried Kretschmer muss jedes Jahr Dutzende Schüler ablehnen. Jetzt ist die Ganztagsschule von Bundesbildungsministerin Annette Schavan in Berlin (CDU) mit dem Deutschen Schulpreis 2007 ausgezeichnet worden. Gestiftet wird der mit 50.000 Euro dotierte Preis von der Heidehof Stiftung sowie der Robert Bosch Stiftung. Aber nicht die Namensgleichheit mit der Stiftung hat die RBG auf den ersten Platz gehievt. Ausschlaggebend war letztendlich die hervorragende Ent- Foto: Jochen Lübke wicklung der Schule. Zudem begutachtete die elfköpfige Jury die Kandidaten nach den Kriterien Leistung, Umgang mit Vielfalt, Unterrichtsqualität, Verantwortung und Schulleben. “Anderen Schulen ist sie in ihrer Entwicklung zehn Jahre voraus”, sagt Jurysprecher Prof. Peter Fauser, Erziehungswissenschaftler an der Universität Jena, über die RBG. Die Lehrer besuchen sich gegenseitig freiwillig im Unterricht. “Diese Unterrichtsform ist einmalig in Deutschland”, sagt Schulleiter Kretschmer. Mit dem Sieg beim Deutschen Schulpreis ist die Unterrichtsentwicklung an der RBG noch nicht abgeschlossen. “Das ist ein dynamischer Prozess”, sagt Kretschmer. Derzeit arbeiten Kollegium und Schüler bereits am neuesten Projekt: Mit dem “sozialen Lehrplan” will Kretschmer unter anderem die Frage klären, “was unbewusst läuft”. Seite 6 24./31. Dezember Dezember 2007 Bei den Nachbarn AMERIKA WOCHE Vater wirft nach Streit 2-jährige Tochter aus dem Fenster: tot Melk (dpa) - Ein 22-jähriger Asylbewerber aus Tschetschenien hat in der vergangenen Woche seine zweijährige Tochter aus dem Fenster seiner Wohnung im ersten Stock eines Mietshauses in Ybbs (Niederösterreich) geworfen und dabei getötet. Nach Angaben der Polizei war der Tat ein heftiger Streit mit der Partnerin des Asylbewerbers vorausgegangen. Das kleine Mädchen hatte bei dem Sturz aus knapp neun Metern Höhe so schwere Kopfverletzun- gen erlitten, dass es auf dem Weg ins Krankenhaus starb. Der Täter wurde kurz darauf festgenommen. Nach Polizeiangaben war es zuvor zu der Auseinandersetzung gekommen, weil die junge Frau sich vom Vater ihres Kindes trennen wollte. Nachbarn, die die Schreie der 18-Jährigen hörten, traten schließlich die Wohnungstür ein, kamen jedoch zu spät, um die Tragödie zu verhindern. Bei seiner ersten Polizeivernehmung sagte der Täter, er habe das Kind nie gewollt. 62 Millionen Euro Schaden - Auftakt im AMIS-Prozess Zu Beginn eines der größten Wirtschaftsprozesses Österreichs haben sich drei ehemalige Manager des Wertpapierdienstleisters AMIS des Betruges für schuldig bekannt. Drei der fünf Angeklagten gaben nach österreichischen Medienberichten am Montag zu, jahrelang gutgläubige Anleger um ihr Geld betrogen zu haben. Laut Staatsanwaltschaft sollen die Angeklagten etwa 15.000 AMIS-Kunden - darunter etwa 2500 aus Deutschland - um geschätzte 62 Millionen Euro geschädigt haben. Das Foto zeigt Harald Loidl (l.), Mitbegründer der AMIS, im Gespräch mit seinem Anwalt Ernst Schillhammer beim Prozess in Wien. Foto: epa/Georg Hochmuth Streumunition wird verboten Wien (dpa) - Als zweites Land nach Belgien hat Österreich ein weitreichendes Verbot der umstrittenen Streumunition erlassen. Sowohl Herstellung als auch Beschaffung, Verkauf, Vermittlung, Ein-, Aus- und Durchfuhr sowie Gebrauch und Besitz von Streumunition sind damit untersagt. Die noch vorhandenen Bestände sollen innerhalb der nächsten eineinhalb Jahre vernichtet werden. Einzig zu Ausbildungszwecken darf Streumunition künftig noch verwendet werden. Bei Streumunition handelt es sich um Granaten oder Bomben, die aus zum Teil Hunderten einzelner Sprengkörper bestehen, die sich vor dem Aufprall über eine große Fläche verteilen. Entführungsopfer Kampusch bekommt eigene Talkshow Wien (dpa) - Das österreichische Entführungsopfer Natascha Kampusch soll im kommenden Jahr eine eigene Talkshow moderieren. Im neuen Privatsender „Puls 4“, der im Februar seinen Betrieb aufnehmen wird, soll die 19-Jährige pro Sendung einen Gast befragen. “Ich trage bereits seit längerem den Gedanken, aus der Rolle eines passiven “Medienobjekts” herauszutreten und pro-aktiv mediale Inhalte zu gestalten”, so Kampusch. Die junge Frau war acht Jahre lang in einem Kellerverlies gefangen gehalten worden und schaffte im Sommer 2006 die Flucht. Bergungsarbeiter inspizieren am 16. November 2000 die verbrannten Reste der Gletscherbahn im Tunnel am Kitzsteinhorn in Kaprun. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat jetzt eine Beschwerde von 60 Betroffenen der Brandkatastrophe zurückgewiesen. Foto: Franz Neumayr Menschenrechtsgerichtshof weist Klage von Kaprun-Opfern ab Salzburg (dpa) - Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) in Straßburg hat jetzt eine Beschwerde von 60 Betroffenen der Brandkatastrophe von Kaprun in Österreich zurückgewiesen. Bei dem Feuer in einer Gletscherbahn kamen im Jahr 2000 insgesamt 155 Menschen ums Leben. Wie der österreichische Anwalt, Gerhard Podovsovnik, am Sonntag der dpa mitteilte, heißt es in der Begründung, die von mehreren Anwälten eingebrachte Beschwerde lasse “keinen Anschein einer Verletzung der in der Konvention oder ihren Zusatzprotokollen garantierten Rechte und Freiheiten erkennen”. Die Entscheidung des EGMR sei endgültig. Podovsovnik vertritt neun deutsche Überlebende des Unglücks. Bei dem verheerenden Feuer in der Gletscherbahn waren am 11. November 2000 in einem Tunnel insgesamt 155 Passagiere (darunter 37 Deutsche) getötet worden. In zwei Strafprozessen in den Jahren 2004 und 2005 wurden jedoch alle 16 österreichischen Angeklagten freigesprochen. Zuletzt hatte die deutsche Staatsanwaltschaft in Heilbronn ein Untersuchungsverfahren gegen den Heizlüfter-Hersteller Fakir eingestellt. Die österreichische Justiz hatte die Ansicht vertreten, dass ein Fakir-Heizlüfter, den österreichische Techniker gegen die Empfehlung des Herstellers in den Führerstand einge- baut hatten, defekt gewesen sei. Die deutschen Behörden konnten jedoch keinen Fehler an dem Gerät finden. Nach dem jüngsten Urteil geraten die Angehörigen der Opfer noch stärker unter Druck, dem Angebot eines sogenannten Kaprun- Vermittlungsausschusses zuzustimmen, der den Angehörigen bis zu 32 000 Euro Entschädigung angeboten hatte. Die Kommission, der unter anderem Vertreter Österreichs, der Seilbahngesellschaft Kaprun und der Versicherer Generali angehören, hat den Angehörigen bis zum 14. Dezember Zeit gegeben, das Angebot anzunehmen. Anderenfalls bleiben den Opfern nur noch der Gang vor ein Zivilgericht oder langwierige Klagen in den USA. Fahrplan zur EM 2008 steht fest Die Kombo zeigt die vier Österreichischen Stadien der EM 2008. Oben links das ErnstHappel-Stadion in Wien, daneben das Wörthersee-Stadion in Klagenfurt. Unten links der Tivoli in Innsbruck und das Stadion Wals-Siezenheim in Salzburg. Fotos: Euroluftbild, Barbara Gindl, Helmut Fohringer. Mit Testspielen gegen hochkarätige Gegner und drei Trainingslagern bereitet sich die österreichische Fußball-Nationalmannschaft auf die EM vor. Vor dem Spiel gegen Deutschland am 6. Februar im Wiener Ernst-Happel- Stadion bezieht die Mannschaft von Trainer Josef Hickersberger ein einwöchiges Trainingscamp in Wien. Die weiteren Testspielgegner sind am 24. März in Wien die Niederlande und am 27. Mai in Linz oder Graz Nigeria. Der Gegner für den Test am 30. Mai steht noch nicht fest. Österreich trifft in der EM-Gruppe A auf Kroatien, Polen und Deutschland. Nach dem Saisonende der österreichischen Meisterschaft zieht sich das Hickersberger-Team Anfang Mai zu Regenerationsmaßnahmen nach Mallorca oder Sardinien zurück, Mitte Mai folgt ein Trainingslager in der Sportschule Lindabrunn 32 Kilometer südlich von Wien. Am 1. Juni beziehen die Österreicher ihr EURO-Quartier in Stegersbach im südlichen Burgenland. Bei den Nachbarn AMERIKA WOCHE Lötschberg-Tunnel - Da muss man durch 24./31. Dezember 2007 Seite 7 Schweiz Schweizer knackt Jackpot bei “Euro Millions” - 27 Millionen Foto: epa/Olivier Maire Vergangene Woche wurde der neue Lötschberg-Tunnel eröffnet - ein Lehrstück für die künftige Bewältigung des Bahnverkehrs über die Alpen. “Unser neuer Tunnel”, sagt Mathias Tromp, Chef des Schweizer Bahnunternehmens BLS, “ist keine Röhre, sondern eine Maschine.” Er ist ein 34,6 Kilometer langer Bypass, der den Verkehr durch den Berg pumpt, um dem Infarkt durch die unaufhörliche Blechlawine vorzubeugen, die sich sonst über Pässe und Serpentinen durch die Alpen zwängt. Der schnellste Weg von Rotterdam nach Genua - abgesehen vom Fliegen - führt von der kommenden Woche an nicht auf der Straße, sondern auf Eisenbahngleisen durch den Lötschberg via Frutigen im Berner Oberland nach Visp durch das Wallis und von dort in den Simplon. Ein neues, funkferngesteuertes Zugleitsystem, das European Train Control System ETCS, soll dabei die im DreiMinuten-Takt mit bis zu 250 km/h aufeinander folgenden Züge ähnlich wie beim Flugverkehr mit Hilfe von Slots durch die Röhre schleusen. Der neue Basistunnel wird einen Teil des alpenquerenden Verkehrs auffangen, den die Schweiz unbedingt auf die Schiene verlagern will. 16 Millionen Tonnen Fels wurden gesprengt und dabei etliche Störzonen bewältigt. Gesteinsschüttungen und Wassereinbrüche hatten ganze Dörfer, die oberhalb der Baustelle am Berg lagen, absacken lassen. Immerhin ist das Bauwerk, die Kosten werden auf 2,8 Milliarden Euro geschätzt, zehn Jahre früher fertig als der neue Tunnel am Gotthard. Der soll mit 57 Kilometer dann zwar der längste der Welt sein, aber frühestens 2017 in Betrieb gehen. Bis dahin muss der Basistunnel am Lötschberg den Verkehrszuwachs auffangen. Die schnelle Taktfolge mit bis zu 110 Zügen pro Tag bedingt aufwendige Sicherheitsvorkehrungen. In der Röhre selbst sind 3200 Brandmelder installiert, 175 Sicherheitsschleusen und feuersichere Tore eingebaut. 133 Kameras über- Regierung im Amt - Blocher droht mit starker Opposition Bern (dpa) - Die neue siebenköpfige Schweizer Regierung ist gewählt, ohne dass ihr der umstrittene nationalkonservative Politiker Christoph Blocher angehören wird. Die ebenfalls zu der Schweizerischen Volkspartei (SVP) Blochers gehörende Finanzexpertin Eveline Widmer-Schlumpf (Foto rechts: epa/Peter Klaunzer), die überraschend vom Parlament in die Regierung gewählt worden war, nahm ihre Wahl an und wurde vereidigt. Blocher kündigte im Parlament eine umfassende Opposition an. Er schwanke zwischen Erleichterung, Enttäuschung und Empörung. “Von jetzt an kann ich wieder sagen, was ich denke”, fügte er hinzu. Die als liberal geltende 51-jährige Politikerin, deren Vater vor 20 Jahren ebenfalls Regierungsmitglied war, sprach von sich selbst als Sachpolitikerin. “Ich kann Kompromisse suchen, wenn es nötig ist.” Blocher war vor allem wegen seines autoritären Führungsstils und seiner radikalen Ansichten, besonders gegenüber Ausländern und Asylsuchenden, kritisiert worden. Eine Mehrheit aus Christ-, Sozialdemokraten und Grünen hatte ihm am Mittwoch in zwei Wahlgängen die Wiederwahl verweigert. Mit Verteidigungsminister Samuel Schmid, der ebenfalls bereits am Mittwoch gewählt und vereidigt worden war, hat die SVP nun wie bisher zwei Mitglieder in der siebenköpfigen Regierung. Die stärkste Partei der Schweiz hat ihnen aber die Mitgliedschaft in der Fraktion aufgekündigt. Am Donnerstagvormittag feierten rund 1500 Menschen vor dem Parlament in Bern friedlich die Abwahl Blochers. wachen den laufenden Betrieb, 437 Telefone und 16 Kommunikationszentralen sollen im Ernstfall die Erreichbarkeit, alle 333 Meter Querstollen den Fluchtweg sichern. 10.000 sogenannte Er tüchtigungsfahrten, von denen bislang rund 3000 absolviert wurden, sind vorgeschrieben, um das Bauwerk von Dezember an fest in den Fahrplan einbinden zu können. In aufwendigen Szenarien wurde der Ernstfall geprobt, bei dem auch die Schienenfahrzeuge der Retter schnell sein müssen, um mit bis zu 100 Kilometer pro Stunde an den Einsatzort vordringen zu können. Die Schweizer SBB, für die Sicherheit im Tunnel zuständig, schickte im Dezember einen mit Messinstrumenten vollgestopften Spezial-ICE der Deutschen Bahn ins Loch, um die Stabilität des Fahrwegs und der Oberleitung bei bis zu 280 km/h zu testen. Dem ETCS kommt eine wichtige Aufgabe zu, da bis zu 30 Züge in schneller Folge mit herkömmlichen Signalen kaum zu bewältigen wären. Das neue System fragt über einen in die Lokomotive eingebauten Sende-Empfänger sogenannte Transponder, eine Art elektronische Kilometersteine, ab, die ins Gleisbett eingelassen sind, und bestimmt daraus die Position. Die Ortsangabe wird via Mobilfunk in ein Kontrollzentrum übertragen, das sämtliche Züge überwacht, die sich auf der Strecke be-finden, und auf ausreichende Sicherheitsabstände achtet. Wiederum per Funk wird die Erlaubnis für die Weiterfahrt samt Geschwindigkeitsangaben und Streckendaten jeweils direkt auf die Instrumententafel des Zugführers übertragen. Zwischen den Ortungen ermittelt ein Bordrechner über Achssensoren, Beschleunigungsmesser und permanente Weg-ZeitMessung die eigene Position. Das digitale Zugsicherungssystem wurde bislang nur auf wenigen Strecken erprobt, erstmals 1999 zwischen Wien und Budapest. Seither folgten Hochgeschwindigkeitsstrecken zwischen Madrid und Lleida und in Deutschland zwischen Halle, Leipzig und Berlin. In der Schweiz ist das System seit Ende März auf einer 47 Kilometer langen Neubaustrecke zwischen Olten und Bern mit 240 bis 260 Zügen pro Tag in Betrieb. Lausanne (dpa) - Ein Spieler aus der deutschsprachigen Schweiz hat beim europäischen Lottospiel “Euro Millions” den mit 45 Millionen Franken (27 Millionen Euro) gefüllten Jackpot geknackt. Es ist nach 99 Millionen Franken, die 2005 gewonnen wurden, die größte Einzelsumme beim Lotto in der Schweiz, wie die Lottogesellschaft am Samstag mitteilte. “Euro Millions” ist ein Spiel, das seit 2004 außer in der Schweiz auch in Spanien, Frankreich, Großbritannien, Österreich, Belgien, Irland, Luxemburg und Portugal, aber nicht in Deutschland gespielt werden kann. Der höchste Gewinn ging mit umgerechnet etwa 112 Millionen Euro vor zwei Jahren an eine Irin. “Sterbetourismus” ist das Schweizer Wort des Jahres Zürich (dpa) - “Sterbetourismus” ist das Wort des Jahres 2007 in der deutschsprachigen Schweiz. Der Begriff habe die liberale Gesetzgebung der Schweiz in den Mittelpunkt des internationalen Interesses gerückt, hieß es in Schweizer Medien. Zudem beschreibe das Wor t “Sterbetourismus” eine vermeintliche Kommerzialisierung des Todes. Das “Wort des Jahres” wird in der Deutschschweiz, die zwei Drittel des Landes umfasst, und Liechtenstein seit 2003 bestimmt. Das Thema “Sterbetourismus” beherrsche Schlagzeilen und Stammtisch gleichermaßen, erklär te die aus Jour nalisten und Autoren zusammengesetzte siebenköpfige Jury ihre Auswahl aus 2000 Wortvorschlägen aus der Bevölkerung. Nachdem die Sterbehilfe-Organisation Dignitas auf einem Parkplatz bei Zürich zwei Deutschen zum Freitod verholfen hatte, hat dieses Thema erneut in der Schweiz aber auch in Deutschland für Aufregung gesorgt. Über 100 sterbewillige Deutsche sind im vergangenen Jahr in die Schweiz gereist, in der passive Sterbehilfe straffrei bleibt. Finanzplatz Schweiz gerät bei UBS-Krise ins Wanken Zürich/Genf (dpa) - Die Krise bei der weltweit größten Vermögensverwalterin, der Schweizer Großbank UBS, bringt auch den Finanzplatz Schweiz ins Wanken. Natürlich bestehe nach der zweiten Abschreibungsrunde keine direkte Gefahr, dass große Teile des auf etwa 3,4 Billionen Franken (r und 2,0 Billionen Euro) geschätzten ausländischen Vermögens im Lande rasch abgezogen würden, hieß es in ersten Kommentaren. Dennoch sei der Ver trauensverlust die größte Gefahr für den Finanzplatz, der immerhin fast zwölf Prozent zum Bruttoinlandsprodukt des Landes beiträgt. Einigkeit herrscht unter Analysten weitgehend auch darüber, dass sich Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel nur so lange wird halten können wie er dieses Vertrauen der Kunden nicht noch weiter strapaziert. Ein Zufall wollte es, dass am Vorabend der UBS-Ankündigung über die erneuten MilliardenAbschreibungen im Schweizer Fernsehen der Film “Grounding” über den traumatischen Absturz der einstigen Prestige-Fluglinie Swissair gezeigt wurde. Die fassungslosen Zuschauer konnten so miterleben, wie ein hochbezahltes Management in die Turbulenzen von Marktmechanismen geriet, denen es schließlich nicht entrinnen konnte. “Ich will Teil der Lösung sein und jetzt nicht feige durch die Hintertüre abziehen”, sagte Ospel am Montag im Schweizer Fernsehen zu Fragen nach Konsequenzen für ihn persönlich. Beobachter erinnerten sich sofort, dass ähnliche Worte vor dem Swissair-Absturz 2002 ebenfalls gefallen waren. Seite 8 24./31. Dezember 2007 AMERIKA WOCHE Disneyland der Religionen Schlange stehen für die Schöpfung von Johannes Damian Buenos Aires (dpa) - In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires lädt der laut Betreiber erste multi-religiöse Themenpark der Welt zu einem Ausflug ins Jerusalem zu Zeiten Jesu Christi ein. Anders als bei rein christlichen Parks sollen in “Tierra Santa” (Heiliges Land) Anhänger auch anderer Glaubensrichtungen wie Juden und Moslems auf ihre Kosten kommen. Historisch nicht gerade korrekt findet sich in dem Park deshalb auch eine Moschee, eine Kapelle und sogar Mahatma Gandhi ist schon da. Im Mittelpunkt aber steht das Christentum. Obwohl Regen angekündigt worden war, ist die Tribüne vor der Nachbildung des Berges Golgatha an diesem Samstagnachmittag gerammelt voll. Gebannt schauen die Menschen gen Himmel und endlich geschieht es: Wie von Geisterhand bewegt steigt eine 18 Meter hohe Jesus-Statue langsam aus dem Kunstgestein empor. Dazu schmettert ein Chor “Halleluja” vom Band. Ein Raunen geht durch die Menge, als der überdimensionale Heiland beginnt, seine 36 automatischen Bewegungen zu vollführen. Die Menge spendet begeister t Beifall. Wer die rund zehnminütige “Auferstehung” verpasst hat, weil er gerade beim “Abendmahl” war oder der “Schöpfung” beiwohnte, muss nur 45 Minuten warten. Dann geht alles von vorne los. “Früher gab es zur Auferstehung noch eine Lasershow, aber das wurde dann verboten, weil es den Luftverkehr gestört hat”, erzählt Manfred Engler, als Sohn deutschösterreichischer Eltern in Buenos Aires geboren und seit dessen Gründung offizieller Fotograf des Parks. Neben seiner Arbeit in der deutschen Botschaft hält er hier jedes Wochenende das Geschehen in Bildern fest. Schweinezüchter als Serienkiller verurteilt Im größten Serienmord-Prozess der kanadischen Geschichte ist der 58-jährige Schweinezüchter Robert Pickton des Mordes an sechs Frauen für schuldig befunden worden. Pickton soll die Frauen aus dem Rotlichtmilieu von Vancouver zwischen 1997 und 2001 auf seiner Farm ermordet und beseitigt haben. Dem Farmer droht eine lebenslange Freiheitsstrafe. Zudem erwartet ihn ein zweiter Prozess, in dem ihm der Mord an 20 weiteren Frauen vorgeworfen wird. Foto: BCTV News T DAS Global SZENE- ELEGRAMM GOLFTRAINING IM HALLENBAD: IM WASSER DEN PERFEKTEN ABSCHLAG ÜBEN H a m b u r g (dpa) Golfspieler, die auch bei ungemütlichen Temperaturen nicht aufs Training verzichten wollen, können jetzt im Hallenbad den perfekten Abschlag üben. Beim sogenannten AquaGolf wird im Wasser mit einem speziell entwickelten Schläger aus Aluminium gespielt. “Vor allem Beweglichkeit, Koordination und Kraft werden bei der gelenkschonenden Methode verbessert”, sagte der Vorsitzende der Hamburger AquaGolf-Gesellschaft, Klaus G. Schreiber. Aufgrund des höheren Energieaufwandes entspreche eine 45-minütige Wasser-Einheit einem eineinhalbstündigen Training an Land. Nach Hamburg und Berlin sei auch ein Trainingszentrum in Düsseldorf geplant. PARISER STREBEN IN CLUB-BARS IM RETROLOOK Auferstehung - Das ist eine der Hauptattraktionen von Tierra Santa in Buenos Aires, aufgen. im November 2007. Die 18 Meter hohe Statue verfügt über 36 automatische Bewegungen. In Argentiniens Hauptstadt Buenos Aires lädt der laut Betreiber erste multi-religiöse Themenpark der Welt zu einem Ausflug ins Jerusalem zu Zeiten Jesu Christi ein. Foto: Johannes Damian “Der Park wurde am 24. Dezember 1999 eröffnet. Wir wollten, dass Argentinien etwas Besonderes zum 2000. Jubiläum der Geburt Jesu beiträgt”, erzählt María Antonia Ferro, Direktorin und Mitbegründerin von Tierra Santa. Bisher seien drei Millionen Besucher gezählt worden. “Abgesehen von dem, was die Besucher über die Kultur und Geschichte lernen, hat der Park auch eine ganz besondere Mystik. Die Leute kommen wieder, weil sie hier inneren Frieden finden”, meint sie. Auf der sieben Hektar großen Anlage, die mit sieben Millionen Dollar errichtet wurde und sich heute selber trägt, stehen inzwischen mehr als 30 historischen Vorbildern nachempfundene Bauten. Sie geben den Besuchern einen Einblick in den Alltag vor 2000 Jahren und veranschaulichen Bibelszenen. Mit Hilfe von mehr als 500 lebensgroßen Figuren soll die Welt des Altertums wieder erweckt werden. Dutzende Schauspieler und Künstler bringen Leben in die Szenerie. Restaurants bieten armenische und libanesische Küche und als Souvenir gibt es kleine Nofretete-Büsten. “Ich bin schon mehrmals hier gewesen. Wir sind sehr religiös und da wir nicht die Möglichkeit haben, nach Israel zu reisen, ist das eine gute Alternative”, meint die Katholikin Carla, die mit ihren beiden Kindern und der Schwiegermutter da ist. “Mir hat am besten die arabische Tänzerin gefallen”, sagt die kleine Cintia. Und die 20-jährige Florencia wollte mit ihren Freunden “einfach das schöne Wetter genießen”. Religion werde meistens langweilig dargestellt. “Hier ist das nicht so”, sagt die junge Frau, die sich selbst als gläubig bezeichnet. Obwohl die Direktorin den Park als “eine Art Disneyland” bezeichnet, stehen die einzelnen Religionen dem Unternehmen wohlwollend gegenüber: “Ohne die Unterstützung der Kirche wäre es unmöglich gewesen, den Park aufzubauen”, sagt Ferro. Die Kinder könnten dort unter Anleitung von Laienpredigern die Bibelgeschichte erleben. Manche begingen sogar ihre Erstkommunion im Park. “Moslems beten hier in der Moschee, und für die Juden ist die “Klagemauer” ein wichtiger Ort”, erzählt die Direktorin. In den Ritzen der Mauer deponieren viele Zettel mit ihren Wünschen, die einmal jährlich von Mitarbeitern der israelischen Botschaft abgeholt und nach Jerusalem gebracht werden. “Ich glaube, dass es einen Gott für alle gibt”, beschreibt Frau Ferro den Charakter des Parks. Die Mitarbeiter aber verbreiten vor allem das Christentum, stellt sie klar. “Wir alle missionieren hier: von dem, der die Eintrittskarten abreisst, bis zu dem der sauber macht”. Paris (dpa) - Den schnellen Morgenkaffee trinken die Pariser wie eh und je im etwas verkrümelten Bistrot um die Ecke. Doch am Abend zieht es die vergnügungsuchenden “branchés” neuerdings in Club-Bars im kantenarmen Retro-Look. Im “Pin’up” im Stadtzentrum kann man seinen Champagnercocktail in weiß-rosa Schalensesseln genießen. Gelbe, geschwungene Drehsessel und helles Loft-Ambiente bietet das “Djoon” nahe der Nationalbibliothek. Und der weiß gestrichene Club “Superbar” am Pigalle taucht die Gäste mit subtilen Lichtspielen in eine fruchtigrosige Atmosphäre. So monochrom die Einrichtung, so polyphon ist die Musik. Von Jazz über Disco bis Funk und Punk bieten die Club-Bars für jeden Geschmack etwas. “FÜR HIER” - COFFEESHOP-DEUTSCH ALS FUNDGRUBE FÜR LINGUISTEN Berlin (dpa) - LinguistikStudenten auf der Suche nach einem Thema für die Magisterarbeit könnten beim Kaffeetrinken auf ein interessantes Feld stoßen: das CoffeeshopDeutsch. In Starbucks- Filialen etwa zeugen nicht nur die Größenbezeichnungen (tall, grande, venti) von der amerikanischen Herkunft dieser Café-Variante. Wer einen Kaffee bestellt, wird zuweilen nach dem Vornamen gefragt - der wird dann ausgerufen, wenn die Düse des Milchaufschäumers verklungen ist. Vorher wird man in vielen Coffeeshops gefragt, ob man “den Latte” “für hier” (zum hier Trinken) haben möchte - auch ein Sprachphänomen aus dem Coffee-to-go-Zeitalter. Global D icke Jeeps quetschen sich durch die Calle Hessen, Abgase verpesten die frische Bergluft, vor dem Café Muhstall ertönt ein lautes Hupkonzert. Ein Wegweiser zeigt rechts in die Hauptstadt Caracas, links ins Dorfzentrum der Colonia Tovar. Der 65 Jahre alte Dorfhistoriker Samuel Briceño Kanzler fürchtet den Einfall der venezolanischen Touristen am Wochenende. Dann ist es vorbei mit der Beschaulichkeit in der 1843 gegründeten Schwarzwald-Kolonie. AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 9 Deutsche Kolonie in Venezuela zwischen Tourismus und Tradition Die Colonia Tovar ist deutscher als manches Schwarzwalddorf - auf den ersten Blick zumindest. Der Lottoladen heißt “Das Glück”, die Bäckerei “Das Brot”. Der Verkaufsschlager ist die Wurst. “Ein guter Gast findet hier Rast. Ein froher Gast ist niemals Last”, steht in Sütterlin-Schrift im Muhstall als Wandspruch geschrieben. Trachtentragende Kellnerinnen mit tief ausgeschnittenen Dekolletés servieren Erdbeertörtchen aus Mürbeteig mit einem großen Klacks Schlagsahne oder wie bei Oma in der Küche duftendes Eisbein mit Sauerkraut. Die Restaurants und Hotels heißen Rebstock, Edelweiß, Baden, Freiburg, Schwarzwald oder schlicht Bierstube. Das erste Bier Venezuelas wurde in der Colonia Tovar gebraut. Und zu den inneren Problemen gesellt sich nun auch noch Unheil von außen, Venezuelas Volkstribun Hugo Chávez hat ein Auge auf die florierende Siedlung geworfen. In seiner wöchentlichen Fernsehsendung “Alo Presidente!” soll er gesagt haben, dass er sich die Colonia Tovar ganz gut als zweiten Regierungssitz vorstellen könnte. Die Deutschstämmigen Jeeps fahren durch die engen Strassen in der deutschen Siedlung Colonia Tovar in Venezuela. Colonia Tovar liegt etwa 40 Kilometer von der venezolanischen Hauptstadt Caracas entfernt. Die Kolonie wurde 1843 von knapp 300 Deutschen aus dem Kaiserstuhl (Baden) gegründet. Foto: Georg Ismar fürchten, dass im Zuge der chavistischen Sozialisierungsprojekte auch die Gebietsschenkungen von 1843 rückgängig gemacht und Ländereien beschlagnahmt werden könnten. “Wenn sie kommen, verteidige ich mein Haus zur Not mit dem Gewehr”, Der Dorfhistoriker Samuel Briceno Kanzler sitzt vor der Dorfkirche San Martin in der deutschen Siedlung Colonia Tovar in Venezuela. Seit der Öffnung für den Tourismus ist sie für Venezolaner eine beliebte Attraktion, gerade an Wochenenden sind die Strassen von Einheimischen überfüllt. Die Gründernachfahren befürchten den langsamen, aber stetigen Verlust ihrer Traditionen. Foto: Georg Ismar sagt Samuel Briceño Kanzler. Er sieht sehr entschlossen dabei aus. Der Historiker lebt in der Villa Jahn, einem Haus der Gründerväter. Die Wohnzimmer-Dielen knarzen, die rot-karierten dicken Stoffgardinen muf feln nach langer Geschichte. Die Fensterläden sind geschlossen. Abschottung nach außen - zumindest am Wochenende. 163 Jahre hat das Fachwerkhaus auf dem Buckel. Es hat miterlebt, wie hart die Anfangsjahre hier im Bergregenwald waren. Vergilbte Schwarzweißfotos zeigen die ersten Männer der Kolonie. Das sei nicht weiter schlimm, nur interessiere sich gerade die Jugend zu wenig für die Ursprünge der Kolonie. Beispielsweise dafür, wie die Urururgroßväter hierhin gekommen sind. Der venezolanische Staat suchte 1842 tüchtige Einwanderer, um das Land zu kolonisieren. Der italienische Geograph Agustin Codazzi bekam den Auftrag, Siedler zu suchen. Codazzi wurde im Kaiserstuhl in Baden fündig. Hungersnot und Elend ließen die Menschen von einem neuen Leben träumen. In wenigen Wochen erklärten sich 80 Familien zur Auswanderung bereit. Am 18. Dezember 1842 machten sich 389 Wagemutige - überwiegend aus Endingen und Wyhl - rheinabwärts auf den Weg nach Straßburg. Von dort ging es für die Maurer, Handwerker, Metzger, Schumacher und Bauern drei Wochen zu Fuß 680 Kilometer bis zum Hafen in Le Havre und dann per Schiff nach Venezuela. Nach 112 Tagen Reise erreichten sie - von Durchfall und Gelbfieber gezeichnet - im April 1843 ihre neue Heimat. Aber dennoch würden Traditionen gelebt und seien nicht nur Kitsch. Durch die Hochzeit des Kolonisten Pablo Dürr aus Tovar mit einer Dame aus dem Kaiserstuhl wurden seit Ende der 70er Jahre die Bindungen zur Heimat wieder enger und Traditionen wie die Fastnacht neu belebt. Der 2006 verstorbene Conrad Koch brachte mit einer Doktorarbeit über die Genealogie der Kolonie vergessene Familien- stammbäume zum Vorschein. Wer aber in Colonia Tovar heute noch blonde Menschen mit akkurat geschnitten Schnurrbärten erwartet, muss in die abgelegenen Siedlungen außerhalb der kleinen Stadt fahren. Dorthin, wo die Menschen weiter isoliert leben, wo die Frauen lange Kleider und Stoffhauben tragen, Sätze wie “Jede Dag in d’r Früh fange mer an un’ gehn rüs uf’s Feld. Mir läbe vun d’r Landwirtschaft”, sprechen und den Tag in Erdbeer- und Mangoldfeldern verbringen. Die Mundart, die Architektur, das Essen und die alemannische Fastnacht sind die deutlichsten Zeichen der Herkunft der emsigen Siedler. Was kaum noch zu finden ist, ist klassisches Deutsch. “Wir können alles außer Hochdeutsch” - dieser Werbeslogan Baden-Württembergs lässt sich hervorragend auf den kleinen Ableger in Venezuela übertragen. Im Zweiten Weltkrieg wurde der Kolonie ihre Sprache genommen, Deutsch durfte nicht mehr in den Schulen unterrichtet werden. Als Venezuela 1945 Deutschland den Krieg erklärte, musste auch Deutschlehrer Richard Aretz die Colonia Tovar und das Land verlassen. “Abgesehen von einigen Wiederbelebungsversuchen in den 90er Jahren war dies das Ende des flächendeckenden Deutschunterrichts”, sagt Haidi Collin, Kulturbeauftragte der Kolonie. Auch der Gottesdienst wird seit einigen Jahren nur noch auf Spanisch gehalten. Was sich hingegen bis heute vererbt hat, ist die badische Mundart. “Bi uns ka mer au alemannisch schwätze”, steht auf einem Aufkleber an Collins Computer. In einer weiteren Funktion ist sie auch Beauftragte für den Erhalt des Alemannischen, sie arbeitet an einem Dialekt-Wörterbuch. Draußen am Haus prangt ein riesiger gelb-rot-blauer Jokili, die eulenspiegelhafte Hauptfigur der Fastnacht in Endingen - dem Herkunftsort der meisten Einwanderer der Colonia Tovar. Das sei die andere Seite der Medaille, sagt die 40-Jährige. “Weil die Besucher als Einnahmequelle so wichtig sind, werden Traditionen wie die Fastnacht besonders stark gepflegt.” Nicht nur die Colonia Tovar hat mit dem Zwiespalt zwischen Tradition und Tourismus, zwischen Kultur und Kommerz zu kämpfen, anderen deutschen Gemeinschaften in Lateinamerika geht es ähnlich. Die stärkste Traditionspflege bildet oft das jährliche Oktoberfest, das in ganz Lateinamerika ein großer Publikumsmagnet ist. Etwa sechs Millionen Deutschstämmige gebe es heute in Lateinamerika, sagt der Kölner Historiker Holger M. Meding. Die Zahl der Deutschsprechenden beläuft sich aber schätzungsweise nur auf rund zwei Millionen. Das Problem liegt auch darin, dass es heute keine Einwanderung aus Deutschland mehr gibt, die eine Brücke zur Heimat schlagen könnte. Chavez dreht Uhren in zurück Venezuelas Präsident Hugo Chavez hat die Uhren um eine halbe Stunde zurückgedrehen lassen. Mit der Maßnahme sollen nach Mitteilung des Ministeriums für Wissenschaft und Technik der Stoffwechsel und der Schlafrhythmus der Venezolaner mit dem natürlichen Tagesverlauf in Einklang gebracht werden. Nach Medienberichten sorgte der Wechsel zunächst aber für grosse Verwirrung in Caracas und anderen Städten. Der Zeitunterschied zu Deutschland beträgt damit jetzt fünfeinhalb Stunden. Foto: epa/Tannen Maury Seite 10 24./31. Dezember 2007 Wissenschaft AMERIKA WOCHE Strahlendes Licht, strahlende Sieger - Zukunftspreis für LED-Tüftler Berlin (dpa) - Einen ernsten Lichtforscher wie den Physiker Klaus Streubel aus der Fassung zu bringen, ist sicher nicht leicht. Doch Bundespräsident Horst Köhler ist es sofort gelungen, als er Streubels Wissenschaftsteam am Nikolausabend für ihre Erfindung leistungsstärkerer Leuchtdioden (LEDs) zum Sieger im Wettlauf um den Deutschen Zukunftspreises kürte. “Ich fasse es noch gar nicht”, sagte Streubel kurz nach der Bekanntgabe. Doch dann strahlte er - und es war das Lächeln eines Siegers. Den drei Forschern des Jenaer Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik sowie der Firma Osram Opto Semiconductors aus Regensburg winken nun 250.000 Euro Preisgeld und ein großer Reputationsschub für ihre Erfindung: lichtstärkere LEDs. Gleich dreifach mit einem Chip, neuem Gehäuse und einer Spezialoptik verbessert, strahlen sie bereits in Autoscheinwerfern oder Flachbildschirmen. Doch sie können mehr. Für die Forscher hat ihre Innovation das Potenzial zu einer Revolution in der Beleuchtung. Bundespräsident Horst Köhler gab am Donnerstagabend heiter zu, dass sein erstes Bild eines Wissenschaftlers von Daniel Düsentrieb geprägt war. Der Comic-Held lässt sich gern von einem kleinen Roboter mit Glühbirnen-Kopf unterstützen. Vielleicht müssen die künftigen Düsentrieb-Helferlein umdenken und sich besser eine Leuchtdiode aus Regensburg und Jena zulegen. Denn die sind, das haben die Preisträger bewiesen, nicht nur lichtstärker, sondern auch langlebiger und energiesparender - sie schonen die Umwelt. Fast ohne Pause tüftelte Streubel seit 1999 mit seinen Kollegen Stefan Illek und Andreas Bräuer an der Verbesserung von LEDs. Es gab viele Nächte, in denen sie diskutierten und ausprobierten. “Und es gab immer das große Risiko, dass es überhaupt nicht funktioniert”, beschreibt Streubel die schwierigen Anfangsjahre. “Das war schon unheimlich.” Es ist genau das, was Car Rentals with a personal touch - English/German 1-800-234-2487 USA & CAN or FAX: 1-801-315-9301 to order call: (800)252-0275 or visit us online at: smallflower.com German-Made Shave Set the perfect gift on sale $75 ($125 value) • 100% Pure Badger Brush • Razor uses Gillette Mach 3 and Mach 3 Turbo replacement blades • Includes Aloe Shave Soap • Provides a touch of class and distinction to any bathroom two locations in chicago to serve you: Lincoln Square: Lincoln Square: 47164716 n lincoln avenue N LINCOLN AVENUE (773) 989-0900 (773) 989-0900 Marshall Field’sStreet: State Street: Macy‘s State 111 n state street 111 N STATE STREET (312) (312) 781-4000 781-4000 Bundespräsident Horst Köhler (2.v.l) verlieh in Berlin den diesjährigen “Zukunftspreis 2007” an Klaus Streubel (l.), Stefan Illek, beide von “Osram Opto Semiconductors” in Regensburg, und Andreas Bräuer (r.) vom Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik in Jena. Foto: Peer Grimm der Deutsche Zukunftspreis neben einer marktreifen Innovation würdigen will: die Kreativität, den Mut und das Durchhaltevermögen von Wissenschaftlern in Deutschland. Die Gesichter und Geschichten hinter den prämierten Erfindungen sollen Schülern, für die Naturwissenschaften ihre Faszination verloren haben, ein Vorbild sein. Der Verein Deutscher Ingenieure klagt regelmäßig, dass die Studienanfängerzahlen zurückgehen. Die deutsche Wirtschaft könne aus Mangel an Fachkräften aktuell rund 25 000 Ingenieursstellen nicht mehr besetzen. Es ist eine Negativ- Entwicklung, die auch den Bundespräsidenten stark beschäftigt. “Man muss Kinder schon im Kindergarten und in der Schule durch Experimente an Naturwissenschaften heranbringen”, betonte Köhler. Es gibt noch etwas, das ihn massiv stör t: Es ist der lange Weg von der Wissenschaft in die Wirtschaft, von der Erfindung hin zu Arbeitsplätzen. “Der Transfer muss schneller gehen”, mahnte Köhler am Abend erneut. Beispiele für den Mangel an Risikokapital und Umsetzungsfreude in Deutschland gibt es genug. Im Jahr 2000 ging der Zukunftspreis an die deutschen Er finder des Datenformats MP3 zur Musikübertragung. Das Riesengeschäft mit MP3-Spielern aber machten die Japaner. Zu Arbeitsplätzen in Asien sagte Köhler: “Wenn wir weiter betulich vor uns hindenken, werden sie weiter abschwirren.” Nach der Preisverleihung war es Klaus Streubel, der bei den Gedanken an künftige LED-Potenziale abschwirrte. “Wir können Zimmer beleuchten, Wohnungen, Häuser, Straßen - alles viel intelligenter als heute”, sagte er. Würden die neuen LEDs erst zum Massenprodukt, seien sie konkurrenzfähig zur Glühbirne. Und wenn es eine Lieblingsanwendung für ihn gibt, dann ist es ein Mini-Projektor für Klaus Streubel von Osram Opto Semiconductors präsentiert eine Leuchtdiode (LED). Foto: Armin Weigel die Hosentasche. “Ein batteriebetriebener Taschenbeamer groß wie ein Stück Butter”, beschreibt es Streubel. Doch zuerst, vor weiteren Tüfteleien, soll es für alle 50 bis 60 Team-Mitarbeiter eine Riesenparty in Regensburg geben. Karl Heinz Beckurts-Preise 2007 gehen an Gen- und Krebsforscher Der Genforscher Thomas Tuschl von der New Yorker Rockefeller University und der Biochemiker Axel Ullrich aus Martinsried bei München sind die diesjährigen Träger der Karl Heinz BeckurtsPreise. Am Freitagabend wurden die mit je 30.000 Euro dotierten Auszeichnungen in München überreicht werden. Tuschl wurde der Preis für die Entwicklung eines Verfahrens zuerkannt, mit dem gezielt einzelne Gene in Zellen abgeschaltet und ihre Funktionen besser erforscht werden können. Mögliche Anwendungen lägen in der Behandlung von Tumoren und Erbkrankheiten, teilte die Karl Heinz Beckurts-Stiftung mit. Ullrich vom Max-Planck-Institut für Biochemie in Martinsried überzeugte die Jury mit seiner Grundlagenforschung zur Krebstherapie. Seine wissenschaftlichen Arbeiten hätten zur Entwicklung und Zulassung modernster Krebsmedikamente geführt, begründete die Stiftung. Dabei handelt es sich um das Brustkrebsmedikament Herceptin und um den Wirkstoff Sutent, mit dem Nierentumore und bösartige Weichteiltumore im Verdauungstrakt behandelt werden. Bei der Preisverleihung sollten auch 15 Lehrer geehrt werden, die sich durch einen besonders guten naturwissenschaftlichen Unterricht hervorgetan haben. Die Stiftung wurde vor 20 Jahren von der Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren gegründet zum Gedenken an den früheren Siemens-Forschungsvorstand Beckurts, der 1986 bei einem Terroranschlag ums Leben gekommen war. Info AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 11 Seite 12 24./31. Dezember 2007 AMERIKA WOCHE Kurz be-lichtet 200 Jahre Königreich Westphalen Eine Frau betrachtet im Schloss Wilhelmshöhe in Kassel den Schreibtisch von Jerome Bonaparte. Vor 200 Jahren zog Napoleons Bruder Jerome Bonaparte als erster und letzter König von Westphalen in Kassel ein - und bekam den Stadtschlüssel von seinen neuen Untertanen gereicht. Foto: Uwe Zucchi Aktuell Minister Schnappauf: Abschied unter Tränen Der ehemalige bayerische Umweltminister und neue Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Industrie, Werner Schnappauf, beim Sonderparteitag der oberfränkischen CSU in Weissenstadt (Oberfranken) im Landkreis Wunsiedel. Bei seiner Rede brach Schnappauf gerührt in Tränen aus. Nach über acht Jahren ist Schnappauf von seinem Posten als Bezirksvorstand und Umweltminister zurück getreten. Nachfolger für den Bezirksvorstand ist Karl-Theodor zu Guttenberg. Foto: Marcus Führer Protest gegen Brückenbau Luftbrücken-Denkmal in Frankfurt Einer der beiden so genannten “Rosinenbomber” am Luftbrücken-Denkmal des Frankfurter Flughafens. Für die Feiern zum 60. Jubiläum der Luftbrücke im Sommer des kommenden Jahres werden das Denkmal und die beiden dort ausgestellten Original-Flugzeuge saniert und restauriert. Foto: Uwe Anspach Der Literaturnobelpreisträger Günter Grass (l.) bei einer Baustellenbegehung während einer Demonstration gegen den Bau der Waldschlösschenbrücke in Dresden. Neben ihm steht der Dresdner Schriftsteller Thomas Rosenbecher, im Hintergrund die Silhouette der Stadt. Am Vortag hatten hier rund 400 Menschen gegen die Beseitigung der letzten alten Eichen protestiert. Die Polizei trug rund 60 Menschen von der Baustelle, die einen Sitzstreik abgehalten hatten. Sachsen beharrt auf dem Brückenbau und beruft sich auf einen Bürgerentscheid pro Brücke aus dem Jahr 2005. Mit dem Bau der Waldschlösschenbrücke droht dem Dresdner Elbtal die Aberkennung des Titels als Unesco-Weltkulturerbe. Foto: Ralf Hirschberger Größter Stollen der Welt Claas-Mähdrescher boomen weiter Die weltweite Nachfrage nach Traktoren und Erntemaschinen hat Europas größtem Landtechnikhersteller Claas eindeutliches Umsatz- und Ergebnisplus beschert. Im Geschäftsjahr 2007 habe der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 13,1 Prozent auf knapp 2,7 Milliarden Euro zugelegt, teilte das im ostwestfälischen Harsewinkel ansässige Unternehmen in Düsseldorf mit. Der Überschuss wuchs um 41,9 Prozent auf 114,8 Millionen Euro. Foto: Martin Gerten Bäckermeister Walther Säurig hält zum 14. Stollenfest in Dresden neben dem diesjährigen Stollenmädchen, Sylvia Biedermann, auf dem Wagen mit dem Riesenstollen auf dem Striezelmarkt das übergroße Stollenmesser in die Höhe. Das rund vier Tonnen schwere Weihnachtsgebäck ist aus 350 Platten zusammengesetzt und soll mit 3320 Kilogramm der größte Weihnachtsstriezel (Weihnachtsstollen) der Welt sein. Zum Festumzug wurde der Stollen zuvor auf einemFuhrwerk den Zuschauern in der barocken Altstadt präsentiert. Foto: Steffen Füssel Leben AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 13 Abriss ganzer Duisburger Viertel - Wiesen statt Industrie-Tristesse von Dagmar Dahmen Duisburg (dpa) Graue, fast schwarze Fassaden, die seit Jahren bröckeln, leerstehende Wohnungen und Häuser mit halb heruntergezogenen Rollos vor schmutzigen Fenstern: Der Duisburger Stadtteil Bruckhausen wirkt nicht nur an dunklen Wintertagen vielerorts trostlos. Wer schwarz malen will, findet dort sogar die Blumen in den wenigen Vorgär ten blasser und grauer als anderswo. Vier Hochöfen von ThyssenKrupp Steel (TKS) überragen das Viertel, viele Häuser stehen nur eine Straßenbreite von den massigen Industrieanlagen entfernt. Jetzt sollen Bruckhausen und die Viertel Beeck und Marxloh in einem bundesweit einmaligen Projekt abgerissen und saniert werden. Es wird erwartet, dass der Rat der Stadt Duisburg an diesem Montagabend grünes Licht für das Projekt “Grüngürtel Nord” gibt. Insgesamt 191 Gebäude davon allein 144 in Bruckhausen - sollen abgerissen werden, um Platz für Bäume, Sträucher, Pflanzen und Wiesen zu machen. Rund 1600 Menschen, darunter viele Ausländer, müssten umziehen, damit der Traum von mehr Grün und Lärmschutz und weniger Wohnungsleerstand Realität wird. “Früher wollten die Arbeiter und sogar die Fabrikdirektoren direkt am Arbeitsplatz leben”, sagt TKS- Pressesprecher Erwin Schneider. Das habe sich im Zeitalter von Umweltbewusstsein und Feinstaubdiskussion gravierend geändert. Deutschlands größtes Stahlunternehmen bezahlt die Hälfte des 72 Millionen Euro teuren Projekts. Das Land Nordrhein-Westfalen und die EU tragen die zweite Hälfte der Kosten für den grünen Puffer zwischen den Industrieanlagen und den Wohnvierteln. Die Mitfinanzierung eines groß angelegten städte- baulichen Sanierungsprogramms durch ein Privatunternehmen ist laut Thyssen-Krupp ein Novum in Deutschland. Duisburgs Oberbürgermeister Adolf Sauerland (CDU) ist begeistert von dem Projekt: “Duisburg ist damit Vorreiter und mögliches Vorbild für andere Städte.” Denn nach einer vom NRW-Bauministerium in Auftrag gegebenen Studie müssen weite Teile des Ruhrgebiets mit Wohnungsleerständen kämpfen. Anfang nächsten Jahres soll das Projekt “Grüngürtel Nord” starten. Zehn Jahre Bauzeit sind veranschlagt. Umzüge werden nach individueller Beratung finanziell unterstützt. Neuer Wohnraum soll möglichst im gleichen Stadtteil angeboten werden, um die Einwohnerzahl konstant zu halten. 800 Euro Pauschale soll beispielsweise ein Drei-Personen-Haushalt für einen Umzug in Eigenregie erhalten. Maximal 2500 Euro pro Haushalt sind für die Anschaffung von Gardinen, Teppichen oder Tapeten vorgesehen. Nach anfänglichem Misstrauen hat sich die Skepsis vieler Bürger gegen das Projekt gelegt, berichtete die Stadtteilmanagerin von Bruckhausen, Edeltraud Klabuhn. “80 Prozent begrüßen mittlerweile das Vorhaben. Viele haben eingesehen, dass selbst in frisch sanierten Häusern und Wohnungen niemand im Schatten eines Hochofens leben möchte.” Trotzdem gibt es weiter erbitterte Gegner des Sanierungsprogramms wie die Interessengruppe NIBB (Nachbarn in Bruckhausen Beeck), die Initiative gegen den Grüngürtel (IGG) und die Interessengemeinschaft Eigentümer und Mieter im Sanierungsgürtel Duisburg-Nord (IGES). Sie fordern eine Sanierung des Viertels in der bisherigen Form. Wohnhäuser zwischen dem Markt- und Spielplatz und dem ThyssenKrupp Hüttenwerk in Duisburg Bruckhausen. Wenn der “Grüngürtel Nord” tatsächlich Realität wird, werden insgsamt 191 Gebäude, die den Hochöfen am nächsten stehen, abgerissen und auf der freiwerdenden Fläche ein Grüngürtel angelegt. Foto: Roland Weihrauch Eine junge Frau geht an einem bemalten Toreingang in Duisburg Bruckhausen vorbei. Nur wenige hundert Meter entfernt stehen die Hochöfen von ThyssenKrupp. Foto: Roland Weihrauch Schäuble weiter gegen Scientology - Experten skeptisch Berlin (dpa) - In der Debatte über ein Scientology-Verbot hat Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Pläne für ein rechtliches Vorgehen gegen die Organisation verteidigt. “Scientology arbeitet auch in Deutschland daran, politische Macht und Einfluss zu erringen”, sagte Schäuble der “Bild am Sonntag”. Es handele sich um eine “verfassungsfeindliche Organisation”, die wesentliche Grundund Menschenrechte außer Kraft setzen wolle. Am Freitag hatten die Innenminister von Bund und Ländern beschlossen, ein Verbot von Scientology zu prüfen. Politiker und Verfassungsschützer reagierten skeptisch auf den Vorstoß. “Ich habe Zweifel, dass man ausreichende Belege findet, um Scientology zu verbieten”, sagte der Vorsitzende des Bundestags- Innenausschusses, Sebastian Edathy (SPD). Die Extremismusexpertin der Unionsfraktion, Kristina Köhler (CDU), sagte, es sei nicht Aufgabe des Staates, den Menschen die Dummheit zu verbieten, sich mit Scientology einzulassen. Auch die Opposition steht den Verbotsplänen zurückhaltend gegenüber. Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) sagte, ein Verbot sei “zumindest schwierig”. Der Grünen-Abgeordnete Hans-Christian Ströbele befürchtet, in einem Verbotsverfahren würde die Organisation “zu einer Gefahr stilisiert, die sie nicht ist”. FDP- Fraktionsvize Sabine Leutheusser-Schnarrenberger tat den Vorschlag als Wahlkampf ab. “Die Innenminister von Union und SPD schielen auf Wählerstimmen für die bevorstehenden Landtagswahlen”, sagte sie. Die Hamburger ScientologyExpertin Ursula Caberta wies die Kritik zurück und warnte davor, die Organisation zu verharmlosen. “Die Verbots-Prüfung ist ein Riesenschritt nach vorn”, sagte Caber ta. Sie rechne allerdings mit erheblicher Gegenwehr der Vereinigung. Diese sei bereits “tief in die Politik und Kultur unseres Landes eingedrungen” und übe entsprechend viel Druck und Einfluss aus. Verfassungsschützer sehen derzeit kaum eine Chance für ein rechtliches Vorgehen gegen die umstrittene Organisation. Die Vereinigung biete nicht genug Anlass für ein Verbot auf Grundlage des Vereinsrechts. Auch der Berliner Staatsrechtler Ulrich Battis bezweifelte, dass ein Verbotsver fahren Er folg haben könnte. “Eine Religionsgemeinschaft steht unter dem besonderen Schutz des Grundgesetzes”, sagte der Professor an der Humboldt-Universität. Da nütze es auch nichts, Scientology vorzuwerfen, sie sei eine “profitorientierte Psychogruppe mit totalitären Strukturen und undemokratischen Zielen”. Man müsse der Organisation Strafrechtsverstöße nachweisen. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) zufolge haben die Länder eine bundesweite Kampagne vereinbart, um vor den Gefahren der Organisation zu warnen. Ziel sei es, der Öffentlichkeit klarzumachen, “in welch gefährlicher Weise hier Men- Bundesinnenminister Schäuble (CDU): “Scientology arbeitet auch in Deutschland daran, politische Macht und Einfluss zu erringen.” Foto: Rainer Jensen schen beeinflusst werden”, sagte er. erforderlich sind”. Scientology bestreitet unterdesUm gegen Scientology vorgehen zu können, sollen jetzt gemäß dem sen, verfassungsfeindliche Ziele zu Prüfauftrag der Innenministerkon- verfolgen. Die Vorwürfe leiteten ferenz (IMK) unter Federführung sich lediglich aus einzelnen Zitaten des Bundes Informationen gesam- aus dem Glaubensbekenntnis der melt werden, “die für ein mögliches Organisation ab, die aus dem Zuvereinsrechtliches Ermittlungsver- sammenhang gerissen worden seien, fahren mit dem Ziel eines Verbotes erklärte eine Sprecherin. Seite 14 24./31. Dezember 2007 Meinung AMERIKA WOCHE EINE NUMMER DREI ZEITUNGEN 1-888-819-0501 Leserbriefe geben die Meinung des jeweiligen Verfassers und nicht der Redaktion wieder. Die Redaktion behält es sich vor, Leserbriefe zu kürzen. Leserbrief zum Artikel „Ein Denkmal für die Auswanderer - Ausstellung Ballinstadt in Hamburg“. Sehr geehrter Herr Vigo, mit viel interesse habe ich Ihre Abhandlung gelesen. Ergänzend möchte ich auf das Buch „Hamburg und die Hapag - Seefahr t im Plakat“, ISBN 39805772-28, hingwiesen sowie auf die Liste der Reisenden am 13. März 1924 von Hamburg nach New York über Southampton mit der „Alber t Ballin“ und auf die Abfahrtsliste 1924. Wer Auszüge aus den beiden letzten Quellen haben möchte, sende mir bitte eine E-Mail unter „frisian@netins.net“. Mit freundlichen Grüßen Hans-Georg Boyken Titonka, Iowa Leserbriefe bitte an: Amerika Woche 100 S.Ocean Ave, Suite 1U Freeport, NY 11520 Fax: (516) 771-3184 E-Mail: info@amerikawoche.com Minister erhöhen Druck auf Scientology und NPD von Basil Wegener Berlin (dpa) - Ralf Stegner findet markige Worte. “Das ist hundsnormale Kriminalität”, sagt Schleswig-Holsteins SPD- Innenminister über Scientology. Menschen würden manipulativ in die Abhängigkeit getrieben. Und in der Bewertung der Organisation sind sich die 17 Innenminister von Bund und Ländern einig: Scientology verfolgt verfassungsfeindliche Ziele. Nun wird geprüft, ob ein Verbot möglich ist. Schon 1997 nahm die Innenministerkonferenz die selbst ernannte Kirche ins Visier, äußerte den Verdacht verfassungsfeindlicher Ziele und machte den Weg frei für eine nachrichtendienstliche Überwachung. Nun streben die Minister ein Ermittlungsverfahren des Bundes an. Ob es dazu kommt und ob ein Verfahren zu einem Verbot führen würde, ist derzeit aber zweifelhaft. Noch lägen nicht genügend Voraussetzungen für ein Verbotsverfahren vor, sagt Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU). In anderen Staaten gilt Scientology als Religion. “Für ein Verbotsverfahren sind die vorliegenden belastenden Materialien noch nicht ausreichend”, meint FDP-Expertin Gisela Piltz. Baden-Württembergs Innenminister Heribert Rech (CDU) betrachtet die schärfere Gangart gegen die mit rund 6000 Anhängern in Deutschland eher überschaubare Organisation dennoch als zentrales “Signal” des zweitägigen Treffens. Der Antrag dazu kam aus Hamburg, wo gerade der Wahlkampf begonnen hat. Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betont die regionalen Unterschiede: Neben Hamburg sei die Organisation vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Berlin aktiv. Andere starke Signale senden die Innenminister kaum aus. Durch mehrere Interviews des Vorsitzenden der Konferenz, Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD), rückte zunächst der Plan in den Fokus, die rechtsextremistische Szene finanziell so weit als möglich auszutrocknen. “Wir sind gemeinsam im Kampf gegen diese braune Pest”, sagt Körting nach dem Treffen. Nur: NPD-nahe Stiftungen, die Geld vom Staat erhalten, gibt es derzeit gar nicht. Und die Zahl NPDnaher Vereine, die als gemeinnützig eingestuft und deren Spenden absetzbar sind, dürfte auch eher gering sein. Körting räumt ein: Eigentlich sei das ein “Nebenkriegsschauplatz”. Ein neues NPD-Verbotsverfahren aber sieht die Union als derzeit nicht Das Haus der “Scientology Kirche Hamburg”. Foto: Maurizio Gambarini erfolgsversprechend an - und ein erneutes Debakel der demokratischen Parteien in Karlsruhe will der NPD niemand gönnen. Ulla Jelpke von den Linken reibt den Ministern umgehend unter die Nase, dass der Bundestag bereits 2001 entschied, dass Rechtsextremen keine Zuschüsse bekommen sollen. “Besser wäre es gewesen, die Innenminister hätten sich für die Abschaltung der V-Leute in der NPD ausgesprochen, um freie Bahn für ein Parteiverbot zu schaffen.” Beim Dauerstreit zwischen Union und SPD über die geplanten erweiterten Befugnisse des Bundeskriminalamt (BKA) zur Vorbeugung von Terroranschlägen stellten die SPD-Vertreter ihre Warnungen zuletzt ein. Von einem drohenden “Zuständig- keits-Chaos” ist nicht mehr die Rede. Stattdessen begrüßt die Konferenz die Zusage Schäubles, die Zuständigkeiten der Länder unberührt zu lassen und umfassende Abstimmungen vorzusehen. Diese Zusage hatte Schäuble auch schon den Unions-Innenministern im November in Hannover gemacht. Im Koalitionsstreit, ob das BKA auch private Computer via Internet ausspähen darf oder nicht, gibt es vorerst keinen Durchbruch. “Der Computer ist nicht sakrosankt”, sagt Stegner zwar. Die SPD will zunächst das im März erwartete Urteil des Bundesverfassungsgerichts abwarten. Und Schäuble bleibt nichts übrig als die trockene Feststellung: “Die Bundesregierung wird Gesetzentwürfe nur beschließen, wenn sich die Partner darüber einig sind.” fährt dann eben in die Schweiz, in der Scientology unbehelligt schalten und walten kann. Wirkungsvoller ist es, die Scientologen überall offiziell zu beobachten, wo auch immer sie Zentren und Missionen bauen. Und ganz wichtig: Die Menschen, die Scientology verlassen wollen, brauchen dafür verlässlich Hilfe. andere Verein auch. Daraus aber ein gefährliches “Streben nach Macht und Einfluss” abzuleiten, ist ziemlich weit hergeholt. Man kann darüber streiten, ob Scientology eine Religion ist oder doch nur ein kommerzieller Psycho- Dienstleister. Doch schon hier gehen die Meinungen - auch der Gerichte - auseinander. Die Innenminister scheinen darüber so frustriert zu sein, dass sie die große Verbotskeule aus dem Sack holen. Vorerst bleibt es aber bei markigen Worten: Das Verbot wird nur geprüft. Vermutlich werden solche Ansagen noch öfters zu hören sein - immer dann, wenn die Innenminister sonst nichts zu tun haben. Pressestimmen “Frankfurter Rundschau” In der nachrichtlichen Verdauung klingt dieser Auftrag gewaltig: Innenminister wollen Scientology verbieten. Bei genauerem Hinsehen zeigt sich aber schnell, dass hinter diesen markigen Ankündigungen vor allem eins steckt: viel heiße Luft. Denn die Verfassungsschutzämter beobachten das zutiefst ärgerliche, höchstkriminelle und zweifellos auch gefährliche Wirtschaftsunternehmen Scientology bereits seit 1997. Nein, der Beschluss der Innenminister ist ein billiges Placebo. Lassen Sie sich nicht täuschen: Scientology wird auf absehbare Zeit nicht verboten werden. “Neue Osnabrücker Zeitung” Der Weg zum Verbot ist überaus steinig. Zwar lassen sich seit 2001 auch (vermeintlich) religiöse Vereine verbieten. Jedoch nur, sofern sie die freiheitlich-demokratische Grundordnung beseitigen wollen. Oder wenn ihre Mitglieder auf Betreiben des Vereins Straftaten begehen. Beides ist schwer nachzuweisen. Gleichzeitig ist die Gefahr durch Scientology deutlich gesunken, weil Kirchen, Gewerkschaften, Parteien und andere erfolgreich über die dubiose Ideologie der Organisation aufgeklärt haben. Sie muss weiter im Visier des Staatsschutzes bleiben und von Fall zu Fall konsequent strafrechtlich verfolgt werden. Machen die Minister die schwächelnde Truppe jetzt aber zum Staatsfeind Nummer eins, hilft das Rampenlicht ihr womöglich wieder richtig auf die Beine. Innenminister Stegner formulierte, muss man ihr auch mit den Mitteln hundsgewöhnlicher Kriminalitätsbekämpfung - also mit polizeilichen Mitteln - entgegen treten. Kriminellen tut man zu viel Ehre an, wenn man sie zu Staatsfeinden erklärt. Auch da täte etwas mehr Gelassenheit gut. Hyperaktiven rät man mitunter, auf ihren Händen zu sitzen. “Stuttgarter Nachrichten” Die Innenminister lassen ein Verbot der Glaubensgemeinschaft prüfen. Mitte der 90er Jahre, auf dem Höhepunkt der Hysterie um Hubbards Jünger, waren die Minister schon mal so weit gewesen. Sie entschieden sich dagegen - und sollten das wieder tun, denn Scientology hat seither die Republik nicht unterwandert. Das verhinderte die aufklärende Wachsamkeit von Kirchen, Parteien, Gewerkschaften und Unternehmen. Ein Verbot könnte nicht besser wirken. Es würde der selbst ernannten Kirche nur 6000 Märtyrer schenken. “Lübecker Nachrichten” Das Problem mit Sektenjüngern ist, dass sie sich selbst nie als verführte Opfer ihres Gurus, sondern als missverstandene Märtyrer betrachten, wenn sie Widerstand spüren. So etwas macht, wie jedes Verbot, interessant. Vielleicht gefällt es den Operierenden Thetanen deshalb, wenn sie nun mit Verbotsdrohungen belegt werden. Nur: Wer verbietet sei es nun die NPD oder Scientology, muss damit rechnen, dass deren Anhänger sich andere Wege suchen und noch besser tarnen als jetzt schon. “Kölnische Rundschau” Konzentration auf das Wichtige wäre auch sinnvoll für den Umgang mit Scientology, deren Verbot nun ernsthaft erwogen wird. Wenn es stimmt, dass die Organisation “hundsgewöhnliche Kriminalität” betreibe, wie es Schleswig-Holsteins “Südwest Presse” Ein Verbot der Organisation würde ihr nur unnötig Sympathisanten in die Arme treiben. Zumal sich der Zugang zur Lehre der Scientologen ohnehin nicht sperren ließe. Das Internet bietet dazu alle Möglichkeiten. Wer es persönlicher mag, “Mannheimer Morgen” Die Innenminister haben gestern schweres Geschütz aufgefahren. Denn das Gesetz, auf dem ein Verbot gründen würde, richtet sich eigentlich gegen militante Islamisten. Nun kann man den selbsternannten Weltverbesserern von Scientology einiges vorhalten: Nötigung von Mitgliedern beispielsweise, auch Betrug und den permanenten Versuch, in Politik und Wirtschaft Einfluss zu gewinnen. Das alles aber, sofern verboten, ist durch das Strafgesetzbuch hinreichend abgedeckt. Ob jedoch darüber hinaus verfassungsfeindliche Bestrebungen nachgewiesen werden können, ist eher zweifelhaft. “Kölner Stadt-Anzeiger” Dass die Demokratie in Deutschland ausgerechnet von Scientology bedroht sein soll, ist eine skurrile Vorstellung. Klar, die umstrittene Sekte macht Lobby-Arbeit - wie jeder “Rhein-Neckar-Zeitung” Die Innenminister der Länder haben getagt - und genau die falschen Beschlüsse getroffen. Statt eines Verbots der NPD setzen sie darauf, die rechtsextremistische Par tei auszutrocknen. Wohlwissend, dass der Hauptfinanzier der NPD immer noch der Staat ist (via Parteienfinanzierung). Umgekehrt planen die Minister ein Verbot von “Scientology” - was chancenlos bleibt so lange die Beweislage so dünn ist. Warum beschließen die Minister nicht einmal etwas, was sie auch umsetzen können: Ein Verbot der NPD. Meinung AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 15 Debatte über hohe Zahlungen an Manager - Arbeitsgruppe von Tony Carbon In der Debatte über Gehälter und Abfindungen für Manager haben führende SPD- und Unionspolitiker vor zu hohen Er wartungen an gesetzliche Regelungen gewarnt. “Wir dürfen jetzt nichts vollmundig ankündigen, was wir am Ende gar nicht umsetzen können”, sagte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß. Die SPD wollte) eine Arbeitsgr uppe einsetzen, die Möglichkeiten für gesetzliche Regelungen prüfen soll. Poß sagte, vor allem müsse untersucht werden, wie die steuerliche Absetzbarkeit von Abfindungen begrenzt werden könne. “Das Thema Managergehälter ist in erster Linie eines der Unternehmen selbst, also von Arbeitgebern und Gewerkschaften.” SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz warnte in vor überzogenen Erwartungen an die Arbeitsgruppe: “Der Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers ist nicht beliebig.” Denkbare Instrumente seien das Unternehmens- und das Aktienrecht. SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler meinte, im Aktiengesetz sei klar festgelegt, dass sich die Manager vergütung an der Situation des Unternehmens und der Verantwor tung des Managers orientieren müsse. “Millionenabfindungen nach einer Pleite lassen sich nicht rechtfertigen.” Managergehälter müssten künftig mehr an die Interessen der Arbeitnehmer und nicht nur einseitig an die Interessen der Aktionäre gekoppelt werden. Unionsfraktionsvize Michael Meister (CDU) sprach sich unterdessen gegen gesetzliche Regelungen aus. “Hier ist zunächst einmal das Verantwor tungsbewusstsein in den Aufsichtsräten und Vorständen gefragt.” Die Wirtschaft solle eine Kommission bilden, die Missstände beseitige. Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand in der Union, Michael Fuchs (CDU), sagte der “Frankfur ter Rundschau”, der Ruf nach dem Gesetzgeber sei Unfug: “Wir können da gar nichts machen, denn hier handelt es sich um Eigentumsrechte.” Der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Ludwig Georg Braun, vertritt die Ansicht, dass die Debatte über Managergehälter zunehmend absurder wird. Schon seit Jahren gebe es weitgehende Offenlegungspflichten. Wichtig sei, dass die Aufsichtsräte ihren Pflichten nachkämen. “Das ist kein Spielfeld für die Politik”, sagte der DIHK-Präsident. Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) warnte vor einer Gefährdung des sozialen Zusammenhalts. Die Aufsichtsräte müssten dafür Sorge tragen, dass die Gehälter der Manager in einem “vernünftigen Verhältnis” zu den Einkommen der Beschäftigten stünden, so ein DGB-Sprecher. Das Deutsche Institut für W ir tschaftsforschung (DIW) kritisier te die Debatte als Populismus. DIW-Präsident Klaus Zimmermann sagte: “Es gibt “Oldenburgische Volkszeitung”, Vechta In deutschen Konzer nen scheint auf höchster Ebene der Sinn für Anstand verloren gegangen zu sein und mit ihm das Bewusstsein, eine herausragende Verantwor tung für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und in letzter Konsequenz auch für die Stabilität der bundesrepublikanischen Demokratie zu tragen. Und zwar nicht nur mit Blick auf die Riesensummen für erfolglose Manager, sondern auch was die Höhe von Gehältern von Vorstandschefs überhaupt angeht. Dass es jetzt hierüber eine neue und schärfere politische Debatte gibt, ist angesichts der mangelnden Fähigkeit der Wirtschaft zur Selbsteinsicht und Selbstregulierung überaus notwendig. Union und SPD mögen hier zwar eine Ar t Wahlkampf vorab führen, doch wichtiger ist, dass sie sich jetzt regen - als Regierungsparteien. Gesellschaft. Zutiefst fragwürdig erscheint zugleich, dass ausgerechnet jene sich einmischen zu müssen glauben, die ganz allein über die Höhe ihres nicht gerade bescheidenen Einkommens befinden. Und die überdies kaum zu belangen sind, falls sie Milliarden um Milliarden in den Sand setzen. “Offenbach-Post” Wenn “nicht Erfolg belohnt, sondern Misserfolg bezahlt” wird, ist in der Tat etwas faul im System, aber damit noch lange nicht im Staate Dänemark. Das allerdings geschieht, sobald Politiker sich berufen fühlen, dirigistisch in die Wirtschaft einzugreifen - geht es dabei doch um ein grundsätzliches Verständnis von Staat und “Nordsee Zeitung”, Bremerhaven Statt in einen Staatsdirigismus zu verfallen, sollte man auch unter den anscheinend allzu schnell verblassenden Eindrücken des Mannesmann-Prozesses an die Verantwortung der Aufsichtsräte erinnern, über deren Tisch die Festlegung der Gehälter und Abfindungen geht. Übrigens Nach Meinung von Hans-Peter Villis, Vorstandsvorsitzender des Energieunternehmens EnBW, sind millionenschwere Abfindungen für Manager, die ihre Unternehmen wirtschaftlich nicht oder nicht ausreichend vorangebracht haben, nicht gerechtfertigt. Foto: Bernd Weissbrod Bundeskanzlerin Angela MerKur t Beck äußer te Bedenken auch Fußballer und Popstars, die ähnlich viel verdienen - teilweise kel (CDU) hatte kürzlich beim gegen “undurchsichtige” Bonusvermutlich für erheblich geringe- CDU-Bundespar teitag in Han- und Aktienpakete, die mittlerweinover einzelne Managerbezüge le oft Bestandteil der Bezahlung re Leistung.” als überhöht kritisiert. SPD-Chef von Managern geworden seien. Pressestimmen “Sächsische Zeitung”, Dresden Mit Sozialneid lassen sich in Deutschland nun mal leicht Wählerstimmen fangen. Mehr Sachlichkeit täte der Diskussion ganz gut. Völlig untauglich ist jedenfalls der Versuch, per Gesetz eine feste Obergrenze für Managergehälter festzuschreiben. In einer Weltwirtschaft, die international eng miteinander verflochten ist, bringen solche nationalen Regelungen nichts. Sie führen höchstens dazu, dass Konzerne ihren Sitz ins Ausland verlegen. auch unter kräftigem Zutun der Arbeitnehmer-Vertreter, die sich ihr Wohlwollen of fensichtlich aber ja immer häufiger allzu gern “abkaufen” lassen siehe VW. “Stuttgarter Nachrichten” Mit ihrem Ruf nach gesetzlichen Regelungen trägt die SPD den Wahlkämpfen in Hessen und Niedersachsen Rechnung. Es gilt Stammwähler zurückzugewinnen. Da macht sich das Thema als Ergänzung zur Mindestlohn-Kampagne sehr gut. Um dagegen nicht als Vertreterin einer kaltherzigen Partei dazustehen, hatte Angela Merkel den kämpferischen Jargon auf dem CDU-Bundespar teitag übernommen. Am Ende dieser Debatten werden aber keine Gesetze stehen. Der Staat kann nicht ernsthaft privaten Unternehmen vorschreiben, wie sie ihre leitenden Mitarbeiter ent- und belohnen. “Mitteldeutsche Zeitung”, Halle So legitim die Debatte über Mindestlöhne ist, so populistisch sind Forderungen nach Begrenzung von Managergehältern. Beim Mindestlohn wird es darum gehen, eine vernünftige die Besonderheiten von Branchen und Regionen berücksichtigende Lösung zu finden. Bei den Managergehältern geht es vor allem um Anstand und Verantwor tung. Auch wenn 60 Millionen Euro Jahresgehalt für Porsche-Chef Wendelin Wiedeking anstößig sind: In einer globalisierten Marktwirtschaft lässt sich so etwas nicht verhindern. Schon gar nicht per Gesetz. “Westfalenpost”, Hagen Die Diskussion über Managergehälter hat gehörig Fahr t aufgenommen. Passend zum Thema kommt die Meldung, dass das Realeinkommen der Bevölkerung sinkt. Und schon ist die Politik schnell und pauschal zur Stelle, trennt dabei nicht zwischen ungerechten Vorurteilen und krassen Missständen. Nieten in Nadelstreifen hat es schon immer gegeben, nur nicht in so extremen Fällen. Sozialer Friede, Bodenhaftung, das sind Kernbegriffe denen sich die Manager stellen müssen, die im übrigen von Aufsichtsräten eingestellt werden, die ihre Verantwortung zu oft ausblenden. Deshalb ist es nicht die schlechteste Idee, wenn für die Managermoral ein Verhaltenskodex erarbeitet würde. “Nürnberger Nachrichten” Will ein Gemeinwesen nicht schleichend die Planwirtschaft einführen, dann bleiben ihm nur vorsichtige, korrigierende Eingrif fe. Wie etwa die Überlegung, die extrem hohen Manager-Abfindungen steuerlich anders zu behandeln als bisher. Das ist ordnungspolitisch noch vertretbar, zerstört auch nicht den freien Wettbewerb der Kräfte. Absurd jedoch wäre die Idee, das Gehalt der Vorstände auf das 20-, 40- oder 60-Fache des durchschnittlichen Einkommens begrenzen zu wollen. Damit würde sich Deutschland aus dem Kreis der ernstzunehmenden Staaten ausschließen. “Leipziger Volkszeitung” Klar ist: Top-Manager sind nicht zum Schnäppchen-Preis zu haben. Ohne ordentliche Entlohnung wird es keinem Unternehmen gelingen, gute Leute an Bord zu holen und zu halten. Absurd sind daher Bestrebungen von Politikern, die Gehaltsobergrenzen für die Chefs festlegen wollen und ein Gesetz zur Begrenzung von Abfindungen erwägen. Nur: Was, wenn diese sich irren, die Fähigkeiten und das Geleistete des Chefs durch die rosarote Brille sehen? Immerhin saßen die Oberaufseher häufig selbst auf dem Posten des Vorstandsvorsitzenden und haben ihre Ziehkinder als Nachfolger an die Konzern-Spitze gehievt. Hier liegt der Hase im Pfeffer. Diesen Fast-Automatismus gilt es auszuhebeln, damit alte Verbindungen gar nicht erst eine Rolle spielen können. Seite 16 24./31. Dezember 2007 Leute heute AMERIKA WOCHE Schlagersänger-Rente kein Thema Frank Schöbel wurde 65 von Thomas Kunze Berlin (dpa) - Als der ostdeutsche Schlagersänger Frank Schöbel vor 45 Jahren auf die Bühne trat, hätte er gern wie Cliff Richard geklungen. “Der britische Popstar war mein großes Idol”, erinnerte sich Schöbel an seinem 65. Geburtstag. “Aber ich bin dankbar für meine Karriere. Besser hätte ich sie nicht planen können.” Mit Hits wie “Gold in deinen Augen”, Ermittlungen gegen Konstantin Wecker eingestellt Beschimpfungen der rechtsextremen NPD bleiben für Liedermacher Konstantin Wecker ohne strafrechtliche Konsequenz. Die Nürnberger Staatsanwaltschaft stellte jetzt ein Ermittlungsverfahren gegen Wecker wegen angeblicher Beleidigung der rechtsextremen Partei ein. Wecker hatte bei dem Konzert am 12. November seine Zuhörer aufgefordert, den Satz „Die NPD ist braunes Pack und eine Verbrecherbande“ im Chor aufzusagen. Foto: Horst Ossinger “Wie ein Stern” oder “Ich geh’ vom Nordpol zum Südpol zu Fuß” hatte “Frankie-Boy”, wie er noch heute bei älteren Fans heißt, im Osten ein Massenpublikum. Mit einigen Stücken schaffte er es sogar bis in die West-Hitparaden. Eine Geburtstagsfeier gab es nicht. “Ich kann Geburtstage nicht leiden, schließlich sind die ja keine Leistung von mir.” Er ging lieber wie jeden Dienstag in seinem Wohnort Berlin-Mahlsdor f zum Fußballspielen. Nur nehme er diesmal einen Kasten Bier mit, um mit den Kumpels anzustoßen. Doch der Mitteldeutsche Rundfunk (MDR) feierte Schöbel schon vorab mit einer Fernsehgala unter dem Motto “Lass es einmal richtig krachen”. Die Aufzeichnung der Show im “Quatsch Comedy Club” im Berliner Friedrichstadtpalast sei für ihn das schönste Geschenk gewesen, sagt der Jubilar. Eines schmerzt ihn dennoch - dass die Gala allein im MDR und nicht im Ersten Programm ausgestrahlt wurde. “Das findet im Osten statt, aber eben nicht gleichberechtigt. Wäre es umgekehrt denkbar, dass eine solche Gala für Udo Jürgens nur im WDR läuft?” Auch nach der Wende ist der Schlagersänger immer noch gefragt, aber fast ausschließlich in ostdeutschen Sälen. Die Bezeichnung Schlagersänger mag Schöbel übrigens gar nicht. Er habe sich immer als Künstler mit Anspruch an Text und Musik verstanden. In seiner Laufbahn habe er durchaus eine Entwicklung durchgemacht - von den frühen Schlagern wie “Looky, looky” bis zum Song “Wir brauchen Schlagersänger Frank Schöbel bei der Aufzeichnung einer MDR-Sendung in Leipzig im Oktober letzten Jahres. Schöbel, der seine Bühnenlaufbahn vor 45 Jahren begann, wird am 11. Dezember 65 Jahre alt. Der Entertainer ist heute nach wie vor gefragt, aber fast ausschliesslich in ostdeutschen Sälen. Foto: Thomas Schulze keine Lügen mehr” von 1989. Mit werden wollen. Auf Umwegen kam damaligen Frau Chris Doerk spielt, letzterem brachte der Sänger Mo- er zur Musik. gilt bis heute als einer der Kultfilme nate vor der Wende ein Liebeslied 1964 nahm er den ersten Song der Defa. heraus, das vom Publikum als Pro- auf, “Hey, hey Klaus, es sieht nach Nach der Wende hatte Schötestsong verstanden wurde. Schnee aus” - “eine grausame Num- bel wie viele Ost-Künstler eine Obwohl Schöbel am 11. Dezember mer”, wie Schöbel im Rückblick schwierige Phase durchzustehen. 1942 in Leipzig in eine musikalische amüsiert anmerkt. Gleichwohl kam Mittler weile hat er aber wieder Familie geboren wurde - seine Mut- er damit auf Anhieb in die DDR- Tipp- etliche Alben veröffentlicht und ist ter war Opernsängerin - verlief sein Parade, vergleichbar der Hitparade zugleich als Produzent, Komponist Weg auf die Bühne nicht geradlinig. im Westen. Auch als Showmoderator und Texter tätig. “Die Rente ist für Eigentlich habe er als Jugendlicher und Schauspieler hatte Schöbel mich jedenfalls kein Thema”, sagt mit einer Sportlerkarriere geliebäu- Erfolg. Der Musikfilm “Heißer Som- er. “Allerdings nur, so lange mich die gelt und DDR- Meister im Radsport mer” (1968), in dem er mit seiner Leute noch wollen.” Der tschechische Künstler (“Biene Maja”) darf sich bereits zum 33. Mal mit der Auszeichnung “Nachtigall” als beliebtester Sänger seines Heimatlandes schmücken. “Ich bin so stolz, dass ich den Preis so oft bekomme, weil es in der Popmusik - wie jeder weiß - keine Garantien gibt”, bedankte sich Gott, wie Radio Prag am Montag berich- Karel Gott Der Moderator Frank Elstner (Foto: Jörg Carstensen) während der Aufzeichnung zur TV-Show “Das unglaubliche Quiz der Tiere” in Hür th. Für Frank Elstner ist im Rentenalter noch lange nicht Schluss. Der Altmeister der Shows und Ratesendungen im Deutschen Fernsehen hat auch mit 65 Jahren einen prall gefüllte Terminkalender und im kommenden Jahr rechnet er sogar damit, noch häufiger vor die Kamera zu gehen. tete. Der 68-Jährige hatte den Publikumspreis erstmals 1963 gewonnen. Bei der Gala Samstagnacht wurden auch die Sängerin Lucie Bila, bereits zum zehnten Mal, und die Rockband Kabat geehrt. Herbert Grönemeyer (51) kann sich trotz seines politischen Engagements für die Aktion “Deine Stimme gegen Armut” nicht vorstellen, Politiker zu werden. “Ich würde das nur machen, wenn ich täglich im Bundestag singen darf”, sagte er am Donnerstagabend am Rande der Verleihung des Radiopreises “1Live Krone” in seiner Heimatstadt Bochum. Politiker möge er nicht. “Ich mag deren Sprache nicht, ich verstehe die nicht und ich werde die auch nie verstehen.” Gemeinsam mit anderen Prominenten setzt sich der Künstler dafür ein, dass die Regierungschefs der Welt die Millenniumserklärung der Vereinten Nationen einhalten. Bis zum Jahr 2015 soll die Zahl der in extremer Armut lebenden Menschen auf die Hälfte gesenkt werden. “Wir haben es geschafft, Afrika zurück in das Bewusstsein der Menschen zu holen”, sagte Grönemeyer. Leute heute AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 17 Mireille Mathieu - Der “Spatz von Avignon” zwitschert wieder Sänger Campino hat weiter Lust auf Theater und Film Toten-Hosen-Sänger Campino zieht es auch künftig auf die Theaterbühne und ans Filmset. “Das ist ja gerade erst drei Wochen her seitdem ich den letzten Drehtag hatte”, sagte Campino mit Blick auf seine Hauptrolle im Wim-Wenders-Film “The Palermo Shooting”. Der Sänger spielt den Fotografen Finn. In Berlin war Campino zuletzt als Theater-Schauspieler aktiv: In einer Inszenierung von Bertolt Brechts “Dreigroschenoper” mimte er die Figur des Mackie Messer. Die Arbeit für seine Band stehe aber weiterhin im Vordergrund. “Jetzt will ich erstmal wieder Musik machen”, sagte Campino. Die Toten Hosen seien im kommenden Sommer bereits für das Festival “Rock am Ring” eingeplant, im Herbst tobe man sich wahrscheinlich in Südamerika aus. Zudem schrieben die Düsseldorfer Rocker derzeit fleißig Songs und machten erste Aufnahme für das neue Album. “Einen Titel gibt es aber noch nicht.” Ann-Kathrin Kramer Botschafterin von Kinderhospiz Ihre Helmfrisur ist berühmt, in Fernsehshows war sie ein Dauergast. Die Spanne ihrer Duettpartner reicht von Charles Aznavour über Patrick Duffy (“Dallas”) bis zum Volksmusikanten Florian Silbereisen. Mireille Mathieu (Foto: Jens Kalaene) ist einer der internationalen Stars, die besonders in Deutschland ein treues Publikum haben. Hits wie “Akropolis Adieu” oder “Hinter Den Kulissen Von Paris” fehlen heute auf kaum einer Schlagerparty. 125 Millionen Platten hat die Französin weltweit verkauft. Kommendes Jahr geht der mittlerweile 61 Jahre alte “Spatz von Avignon” wieder auf Tour in Deutschland. Es ist das erste Mal seit 20 Jahren. “Ich bin so glücklich”, sagt sie. DasFernsehenlässtvergessen, wie zierlich Mireille Mathieu in Wirklichkeit ist. 1,53 Meter misst sie, bei geschätzter Schuhgröße 33. “Das deutsche Publikum und ich - das ist eine Liebesgeschichte”, schwärmt sie. Das Publikum ist für Mathieu wie ein Geliebter. Lampenfieber hat sie auch nach mehr als 40 Jahren auf der Bühne, sie bekreuzigt sich vor jedem Auftritt. Ihre dann 86 Jahre alte Mutter will bei der Tour in Deutschland dabei sein. Im Gepäck hat Mathieu alte und neue Lieder. Die Tour und CD heißen “In meinem Herzen”. Erste Station ist am 27. März in Leipzig. In den vergangenen Jahren war es etwas ruhiger um Mathieu geworden, so dass sie in der Rubrik “Was macht eigentlich...?” auftauchte. In ihrer Heimat feierte sie 2005 ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum mit einem umjubelten Konzert im Pariser “Olympia”. Kürzlich schmetterte sie für den neuen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy die Nationalhymne. Sarkozy kannte Mathieu schon, als er Bürgermeister von Neuilly war, dem noblen Pariser Vor- ort, in dem sie lebt. Er gefällt der konservativen Sängerin. “Er tut sehr viel für sein Land.” Auch Angela Merkel (“eine très grande dame”) macht einen guten Eindruck auf sie. Anders als Edith Piaf, mit deren Liedern sie ihre Karriere in den 60er Jahren begann, ist Mathieu keine verruchte Chanteuse. “Sie hat nie Wutanfälle, sie ist immer gut gelaunt”, sagt ein Weggefährte in einer DVD-Dokumentation. Oft erzählt ist die Geschichte ihres märchenhaften Aufstiegs. Mathieu stammt aus armen Verhältnissen und wuchs mit 13 Geschwistern auf: “Jedes Jahr kam ein Baby.” Weihnachten feiert sie in der Großfamilie mit 40 Leuten. Managerin ist ihre Schwester, die auch darüber wacht, dass die Sängerin auf Bildern gut aussieht. Sieht man von den Fältchen ab: Seit Jahrzehnten hat sich Mireille Mathieu wenig verändert. Das hört die Französin oft. Das liege in den Genen und am gesunden Lebensstil, Schönheitsoperationen lehnt sie ab. Der dunkle Rundschnitt, das Markenzeichen der Französin, ist heute so retro, dass er wieder schwer en vogue ist. Minister Seehofer: “Bauer sucht Frau” ist “ein Schmarrn” Die Schauspielerin Ann-Kathrin Kramer (41, Foto: Horst Ossinger) im Kinderhospiz “Balthasar” in Olpe an einer Wand mit Fuß-und Handabdrücken von Kindern aus dem Hospiz.. Mit Ann-Kathrin Kramer präsentierte die Bundesstiftung Kinderhospiz jetzt ihre erste Botschafterin. Die Schauspielerin setzt sich ab sofort für die Anliegen Kinder und Jugendlicher mit schweren, lebensbegrenzenden Erkrankungen ein. Bei einem Rundgang lernte sie das Alltagsleben in einem Kinderhospiz von Seiten der Betroffenen und der Pflegenden kennen. Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU, Foto: Holger Hollemann), hier im Bild mit dem niedersächsischen Landvolkpräsidenten Werner Hilse, hat die RTL-Reihe “Bauer sucht Frau” als völlig realitätsfern kritisiert. Die Sendung verletze die Ehre der Landwirte, sagte Seehofer dem Hörfunksender Hit-Radio Antenne Niedersachsen. “Aus meiner Sicht ist das ein Schmarrn, der moderne Bauer ist selbstbewusst, umweltbewusst, ein dynamischer Unternehmer”. Zuvor hatte bereits der Deutsche Bauernverband scharfe Kritik an der Show mit Rekord-Einschaltquoten geübt. Niedersachsens Agrarminister Hans- Heinrich Ehlen (CDU) nannte die Serie “Quatsch”: “Teilweise werden da Leute durch den Kakao oder durch den Dreck gezogen.” RTL erzielt mit der Reihe, in der einsame Landwirte ihr Glück finden sollen, jeden Montag Einschaltquoten von rund acht Millionen Zuschauern. Seite 18 24./31. Dezember 2007 Kultur AMERIKA WOCHE Himmlisch lümmeln im hektischen Advent Die Engel der Sixtina von Simona Block Dresden (dpa) - Ihr Konterfei ziert millionenfach Tassen, Dosen, Regenschirme und Geschenkpapier. Als Werbeträger begeistern sie unzählige Menschen: die Engel der Sixtina. “Sie sind ein kommunikatives Phänomen in der Werbewelt”, sagt der Mitbegründer und Vorstandsvorsitzende der Berliner Werbeagentur Scholz & Friends, Sebastian Turner. Vor allem in der Adventszeit finden mit den pausbäckigen, geflügelten Knaben versehene Gebrauchsgegenstände und Andenken reißenden Absatz. “Ihre Botschaft in hektischer Zeit ist: Sie laden zur Muße ein, zum Lümmeln”, versucht Turner die Magie zu erklären. Zuhause sind die Engel auf einem der berühmtesten Bilder der Kunstgeschichte - als Nebenfiguren zu Füßen der “Sixtinischen Madonna” von Raffael in der Sempergalerie im Dresdner Zwinger. Das 1512/13 geschaffene Gemälde, das 1754 aus der Klosterkirche San Sisto in Piacenza an die Elbe kam, ist ein Weihnachtsbild. “Es stellt die Inkarnation Christi dar, die Madonna trägt das Jesuskind zur Erde”, sagt der Kurator für Italienische Malerei der Gemäldegalerie Alte Meister, Andreas Henning. Ihre Faszination sei in ihrem Wesen begründet. “Sie bringen einen fast ironischen Unterton ins Bild, die Heiligkeit wird aufgebrochen zu einem “Wirwarten-mal-was-passiert”.” Dabei hätte es die süßen Engelchen fast nicht gegeben. “Raffael hat sie erst am Schluss in dünner Malschicht auf die Wolken gemalt.” Und damit etwas Einzigartiges geschaffen. “Die Renaissance hatte keinen wirklichen Ironiebegriff”, sagt Henning. Dennoch habe der Maler unterschwellig Ironie ins Bild gebracht, da die Figuren die Madonna nicht verklärt anbeteten, sondern schelmisch und abwartend schauten. Damit habe Raffael eine emotionale Brücke zum Betrachter geschaffen. Rasch verselbstständigte sich die Faszination. Getrennt von der Mutter Gottes, begann die Karriere der Engel als beliebtes Motiv in der Kunst. Mittlerweile sind die kecken Engelchen nicht nur die Lieblinge der Galeriebesucher, sondern auch omni- Darüber spricht man ... Retrospektive zum 100. Geburtstag von Rupprecht Geiger In der Dresdner Gemäldegalerie Alte Meister stehen Sammlerstücke aus aller Welt mit den Engeln von Raffaels Sixtinischer Madonna. Das 1512/13 geschaffene Gemälde, das 1754 aus der Klosterkirche San Sisto von Piacenza an die Elbe gelangte, ist die Vorlage. Ihr Konterfei ziert millionenfach Tassen, Dosen, Regenschirme oder Geschenkpapier. Als Werbeträger sind sie präsenter als berühmte Schauspieler. Vor allem in der Adventszeit finden mit den pausbäckigen, geflügelten Knaben versehene Gebrauchsgegenstände und Andenken reissenden Absatz. Foto: Matthias Hiekel präsente Werbeträger. “Sie sind eines Dresdner Weihnachtsphä- reicht bis ins World Wide Web. globale Botschafter des Bildes, nur nomens: “Es vollzieht sich alljähr- In der originalgetreuen Kopie der weiß keiner den Kontext”, erklärt lich in besonderer Weise”, sagt Sempergalerie in der Internet-Welt Henning. “Sie werden meist mit Henning. Erst erlägen Touristen Second Life werben sie virtuell auf anderen Dingen assoziiert, sind auf dem Striezelmarkt den auf T-Shirts und Postern für das Musentimentale Ikonen, die für Lieb- allerlei Gegenständen abgebilde- seum. “Sie sind das berühmteste lichkeit und vor weihnachtliche ten Engeln, dann stellten sie beim Werbepaar aus Sachsen, vor WinneGaleriebesuch überrascht fest, tou und Old Shatterhand, Vater und Gemütlichkeit stehen.” Angelus und Uriel, wie sie im dass die niedlichen Knaben Teil Sohn von e.o.plauen oder dem Doppelten Lottchen von Erich Kästner”, Galerie-Kinderbuch “Zwei Engel eines Kunstwerkes sind. Die Anziehungskraft der Engel sagt Werbe-Experte Turner. büxen aus.. .” heißen, sind Akteure Schliemann soll in Gedenkstätte Walhalla geehrt werden Julia Geiger, vor einem Werk ihres Opas, des Münchner Malers Rupprecht Geiger. Zum 100. Geburtstag des Künstlers widmet ihm das Münchner Lenbachhaus eine grosse Retrospektive. Bis zum 30. März 2008 werden insgesamt 270 Exponate aus sieben Schaffensjahrzehnten Geigers gezeigt, der zu den wichtigsten Malern der deutschen Nachkriegsavantgarde zählt. Der in München lebende Geiger wird am 26. Januar 100 Jahre alt. An der Konzeption der Ausstellung habe Geiger selbst mitgewirkt, sagte der Leiter des Lenbachhauses, Helmut Friedel. Foto: Felix Hörhager Stararchitekt Niemeyer : 100 Der brasilianische Architekt Oscar Niemeyer während der Einweihung seines letzten Projektes in Niteroi in der Nähe von Rio de Janeiro. Niemeyer zählt zu den Stars der modernen Architekturszene. Weltweit entwarf der Brasilianer mehr als 500 Bauwerke. Vor kurzem feierte Niemeyer seinen 100. Geburtstag. Foto: Antonio Lacerda Foto: Armin Weigel Die Büste des Archäologen Heinrich Schliemann (1822-1890, kleines Foto: Zentralbild) gehört nach Ansicht der Schliemann-Gesellschaft in die nationale Gedenkstätte Walhalla bei Regensburg. Die Gesellschaft wolle dem Bayerischen Kultusministerium noch im Dezember vorschlagen, den Troja-Ausgräber auf diese Weise zu ehren, sagte der Vorsitzende Rainer Hilse am Samstag in Ankershagen (Mecklenburg-Vorpommern). Schliemann habe mit seinen Pionierleistungen in der Archäologie und seinen Ausgrabungen wesentlich zum Erkenntnisfortschritt der Kulturgeschichte beigetragen, sagte der frühere Direktor des Schliemann-Museums im einstigen Pfarrhaus von Ankershagen, Wilfried Bölke. In der Walhalla nahe dem oberpfälzischen Donaustauf (Landreis Regensburg) erinnern seit 1842 Tafeln und Marmorbüsten an bedeutende Deutsche und mit der deutschen Geschichte verbundene Persönlichkeiten. Die Gedenkstätte ist Eigentum des Freistaats Bayern, über Neuaufnahmen entscheidet der Ministerrat. Die Ehrenhalle in Gestalt eines griechischen Tempels war im Auftrag des bayerischen Königs Ludwig I. von dem Architekten Leo von Klenze hoch über der Donau errichtet worden. In diesem Jahr wurde der Mathematiker und Astronom Carl Friedrich Gauß (1777-1855) aufgenommen, 2008 soll die Philosophin Edith Stein (1891-1942), 2009 der Schriftsteller Heinrich Heine (1797-1856) folgen. Jahresrückblick AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 19 Das war das Jahr 2007! Ja, liebe Leserinnen und Leser, das war es tatsächlich schon wieder, das war das Jahr 2007. Was Sie erlebt haben, wissen wir (leider) nicht, aber was in der Welt in diesem Jahr geschehen ist, das präsentieren wir Ihnen hier auf vier Seiten - natürlich ohne den Anspruch auf Vollständigkeit. Für das kommende Jahr 2008 wünscht Ihnen unser gesamtes Team alles erdenklich Gute! Ihr Don R. Vigo Januar 1.1.: Das neue Jahr beginnt für die Bundesbürger mit einer der höchsten Steuererhöhungen der Geschichte. Der Mehrwertsteuersatz steigt von 16 auf 19 Prozent. Die Bundesregierung hat dies mit dringend benötigten Mehreinnahmen für den Haushalt gerechtfertigt. 1.1.: Deutschland übernimmt für ein halbes Jahr die EU-Ratspräsidentschaft, gleichzeitig ist die Bundesrepublik für ein Jahr Vorsitzende der sieben führenden Industrienationen und Russlands (G 8). Rumänien und Bulgarien treten der EU bei, die nun 27 Staaten umfasst. Das EU-Mitglied Slowenien führt als dreizehntes Land den Euro ein. 10.1.: Die EU-Kommission legt ein neues Konzept für eine gemeinsame Energiepolitik der Mitgliedsländer vor. Durch die Abspaltung der Transportnetze der großen Energiekonzerne soll der Wettbewerb auf dem Strom- und Gasmarkt gefördert werden. Mehrere Staaten kündigen Widerstand an. 11.1.: In Wien wird die neue Regierung aus SPÖ und ÖVP vereidigt. Neuer Kanzler wird der Sozialdemokrat Franz Gusenbauer, Vizekanzler und Finanzminister ist Wilhelm Molterer (ÖVP). Die SPÖ hatte die Wahlen im Oktber 2006 gewonnen, die Koalitionsverhandlungen dauerten ungewöhnlich lange. 17.1./18.1.: Vor dem Verteidigungsausschuss und dem BND-Ausschuss berichtet der ehemalige Guantanamo-Häftling Murat Kurnaz von den Foltermethoden der Amerikaner. Der Deutsch-Türke war Ende 2001 in Pakistan unter Terrorverdacht festgenommen worden und erst im August 2006 nach Deutschland zurückgekehrt. Außenminister Frank-Walter Steinmeier, damals Kanzleramtschef, weist Vorwürfe zurück, die rot-grüne Bundesregierung habe Kurnaz Hilfe verweigert. 18.1.: Bayerns Ministerpräsident und CSU-Vorsitzender Edmund Stoiber kündigt seinen Rücktritt für Ende September an. Er zieht so die Konsequenz aus einer seit Wochen andauernden Führungskrise. Diese war nicht zuletzt durch die Fürther Landrätin Kein Prominenter war in diesem Jahr so gefragt wie Zac Efron. Selbst Angelina Jolie oder Avril Lavigne gaben weitaus weniger Autogramme und Interviews als der “High School Musical”-Darsteller, so eine Internetstudie. Zachary David Alexander „Zac“ Efron (geb. 18. Oktober 1987 in San Luis Obispo, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Fernsehschauspieler und Sänger. Zac Efron wuchs als Sohn einer Familie der US-amerikanischen Mittelschicht auf. Seine Eltern David Efron und Starla Baskett sind Ingenieur und Sekretärin. Er hat einen jüngeren Bruder namens Dylan. Mit elf Jahren wurde sein Gesangstalent entdeckt und gefördert, sodass er schon bald auf der Bühne stand und 90 Mal im Musical „Gypsy“ auf der Bühne stand. Weitere Bühnenauftritte folgten. Im Alter von 15 Jahren begannen dann seine Auftritte in US-Fernsehserien, u. a. in Firefly und Emergency Room. In der Serie Summerland Beach hatte er ursprünglich nur eine Nebenrolle, die jedoch beim Publikum so beliebt war, dass er in der zweiten Staffel der Serie im Jahr 2005 in den Hauptcast aufgenommen wurde. Nach zwei Staffeln wurde die Serie eingestellt. Miley Cyrus (geb. 23. November 1992 in Franklin, Tennessee) ist eine US-amerikanische Schauspielerin und Sängerin. Ihren Durchbruch verdankte sie der Fernsehserie Hannah Montana, in der sie Hannah Montana/Miley Stewart verkörpert. Cyrus wurde in Franklin, Tennessee, einem Vorort von Nashville geboren, besuchte die Heritage Middle School und wuchs auf der Farm ihrer Eltern in der Nähe von Nashville auf. Sie ist die Tochter des Country-Sängers Billy Ray Cyrus. Avril Ramona Lavigne Whibley, Künstlernamen Avril Lavigne (geb. 27. September 1984 in Belleville, Ontario, Foto links) ist eine kanadische Rock- und PopSängerin, Gitarristin, Songwriterin, Produzentin, und Schauspielerin. Emma Charlotte Duerre Watson (geb. 15. April 1990 in Paris, Frankreich, Foto rechts) ist eine britische Schauspielerin. Sie wurde durch ihre Rolle als Hermine Granger in den Verfilmungen der „Harry Potter“-Romane bekannt. Die gefragtesten Promis 1. Zac Efron 2. Michael Jackson 3. Miley Cyrus 4. Oprah Winfrey 5. Emma Watson 6. Avril Lavigne 7. John Cena 8. Chris Brown 9. Angelina Jolie 10. Enrique Iglesias und Stoiber-Kritikerin Gabriele Pauli ausgelöst worden, die der Staatskanzlei vorgeworfen hatte, ihr Privatleben auszuspionieren. 18.1.: Das Sturmtief Kyrill richtet in ganz Europa massive Schäden an. Es werden Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Stundenkilometer gemessen. In Deutschland sterben elf Menschen, in ganz Europa ingesamt mindestens 45. In Deutschland stellt die Bahn den Zugverkehr weitgehend ein. Am neueröffneten Berliner Hauptbahnhof bringt der Sturm einen tonnenschweren Träger zum Einsturz. 24.1.: Die EU-Kommission verhängt wegen illegaler Preisabsprachen bei Schaltanlagen für Stromnetze ein Bußgeld in Höhe von 397 Millionen Euro gegen Siemens Deutschland. An dem Kartell sollen elf internationale Großfirmen beteiligt gewesen sein, die Gesamtstrafsumme beläuft sich auf 750 Millionen Euro. Siemens kündigt an, gegen die Entscheidung zu klagen. 25.1.: Das Landgericht Braunschweig verurteilt den früheren VW-Personalvorstand Peter Hartz nach einem zweitägigen Prozess wegen Untreue und Begünstigung von Betriebsräten zu zwei Jahren Haft auf Bewährung und einer Geldstrafe von insgesamt 576.000 Euro. Der ehemalige Spitzenmanager hatte gestanden, den früheren VW-Betriebsratschef Klaus Volkert mit Sonderboni in Millionenhöhe „gekauft“ zu haben. Februar 2.2.: Der Bundestag beschließt die Gesundheitsreform. 378 Abgeordnete stimmen dafür, 207 – und damit mehrere Dutzende Parlamentarier von Union und SPD – dagegen. Kernpunkt des wichtigsten Reformprojekts der Großen Koalition ist die Einführung eines Gesundheitsfonds in der gesetzlichen Krankenversicherung. Der Bundesrat stimmt am 16.2. zu, die Reform tritt am 1.4. in Kraft – zentrale Punkte werden allerdings erst 2009 umgesetzt. 2.2.: Nach einem Bericht des UNKlimarats IPCC steht der Erde eine „beispiellose“ Klimaerwärmung bevor. Die Experten prognostizieren bis Ende des Jahrhunderts einen Temperaturanstieg von bis zu 6,4 Grad Celsius, natürliche Ursachen dafür scheiden nahezu vollständig aus. 4.2.: Im Finale in Köln bezwingt die deutsche Handballnationalmannschaft unter Trainer Heiner Brand das Team aus Polen mit 29:24 und wird zum dritten Mal Weltmeister. 5.2.: Der Bundesgerichtshof erklärt heimliche Online-Durchsuchungen bei Verdächtigen für unzulässig. Das Ausspähen von Daten durch die Polizei sei derzeit nicht von der Strafprozessordnung gedeckt. Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält diese Durchsuchungen für „unerlässlich“. 6.2.: Im Irak werden wieder deutsche Staatsbürger entführt. Es handelt sich um eine Deutsch-Irakerin und ihren Sohn, die seit vielen Jahren in dem Land leben. 17.2.: Bei den Internationalen Filmfestspielen in Berlin gewinnt der chinesische Film „Tuyas Ehe“ den Goldenen Bären. Einen Silbernen Bären erhält die Schauspielerin Nina Hoss für ihre Rolle in „Yella“. 25.2.: Das deutsche Stasi-Drama „Das Leben der Anderen“ von Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck wird in Los Angeles mit dem Oscar für den besten nicht-englischsprachigen Film ausgezeichnet. Großer Gewinner ist US-Regisseur Martin Scorsese, der für „Departed“ die zwei Top-Ehrungen (Bester Film, Beste Regie) erhält. Beste Schauspielerin ist Helen Mirren („The Queen“), bester Schauspieler Forrest Whitaker („The last King of Scotland“). 26.2.: Der Radsportprofi Jan Ullrich gibt das Ende seiner Karriere bekannt. Er ist dringend verdächtig, in den Dopingskandal um den spanischen Arzt Eufemiano Fuentes verwickelt zu sein. Ullrich war deshalb 2006 von der Tour de France ausgeschlossen und von seinem Team T-Mobile entlassen worden. Er weist alle Dopingvorwürfe zurück. 28.2.: Airbus-Chef Louis Gallois gibt bekannt, im Rahmen des Sanierungsprogramms „Power 8“ europaweit etwa 10.000 Stellen abbauen zu wollen. Der angeschlagene Flugzeugbauer will allein in Deutschland in den kommenden Jahren 3700 Arbeitsplätze wegfallen lassen. Auch von Werkschließungen ist die Rede. Aus Protest legen zahlreiche Beschäftigte an diversen Standorten die Arbeit nieder. März 8.3.: Im Norden Afghanistans wird ein Mitarbeiter der Deutschen Welthungerhilfe bei einem Überfall erschossen. Er ist das erste deutsche Mitglied einer Hilfsorganisation, das seit dem Sturz der Taliban 2001 getötet wurde. 9.3.: Der Bundestag beschließt die umstrittene Entsendung von sechs Tornado-Aufklärungsflugzeugen nach Afghanistan. 405 Abgeordnete stimmen zu, 157 dagegen. Die Bundeswehr soll mit den Flugzeugen die im Süden des Landes kämpfenden internationalen Isaf-Truppen unterstützen. Im Gegensatz zu den vielen Kritikeren spricht die Bundesregierung nicht von einem „Kampfeinsatz“. 9.3.: Die Große Koalition beschließt die Rente mit 67. Von 2012 an soll das Renteneintrittsalter schrittweise angehoben werden, 2029 wird es dann bei 67 angelangt sein. Ausnahmen gibt es nur für Arbeitnehmer, die 45 Jahre lang Beiträge gezahlt haben. 9.3.: Nach monatelangen Verhandlungen einigen sich die Staats- und Regierungschefs der EU in Brüssel auf verbindliche gemeinsame Klimaschutzziele: Der Ausstoß von Kohlendioxid soll bis 2020 im Vergleich zu 1990 um ein Fünftel gesenkt werden. Der Anteil an erneuerbaren Energien soll um 20 Prozent ausgebaut werden. 22.3.: Die Ministerpräsidenten der Länder einigen sich auf einen Kompromiss zum Rauchverbot, das in Schulen, Krankenhäusern, öffentlichen Verkehrsmitteln, Behörden, Discotheken sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen strikt umgesetzt werden soll. In Gaststätten soll das Qualmen nur noch in abgetrennten Räumen erlaubt sein, über Ausnahmeregeln können die Bundesländer selbst entscheiden. 25.3.: Nach 24 Jahren wird die ehemalige RAF-Terroristin Brigitte Mohnhaupt aus der Haft enlassen. Sie war im Jahr 1977 maßgeblich an mehreren Mordanschlägen beteiligt gewesen. Nach Verbüßung der Mindesthaftdauer kommt sie auf Bewährung frei, das Oberlandesgericht Stuttgart sieht keine „fortdauernde Gefährlichkeit der Verurteilten“. Seite 20 24./31. Dezember 2007 Kaleidoskop AMERIKA WOCHE Das war das Jahr 2007! Klimakatastrophe, Schleie, Waldkiefer, Turmfalke, 2.4.: Familienministerin Ursula von Zooloretto und Bücherei für Knastis: der Leyen (CDU) einigt sich mit ihren Länderkollegen auf einen Ausbau der Kleinkinderbetreuung auf 750 000 Plätze. Im Jahr 2013 soll es für jedes dritte Kind unter drei Jahren einen Platz in einer Krippe oder bei einer Tagesmutter geben. 11.4.: Die Grabrede von BadenWürttembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) für seinen am 1.4. verstorbenen Vorgänger Hans Filbinger löst große Empörung aus. Oettinger bezeichnet den Mann, der in der NS-Zeit als Marinerichter an mehreren Todesurteilen gegen Deserteure beteiligt war, als „Gegner des NS-Regimes“. Zahlreiche Politiker und der Zentralrat der Juden kritisieren den Ministerpräsidenten Klimakatastrophe für seine „Geschichtsklitterung“, auch Das “Wort des Jahres 2007” lautet “KlimakataKanzlerin Angela Merkel tadelt ihren strophe”. Das gab die Gesellschaft für deutsche Parteifreund. Am 16.4. nimmt Oettinger Sprache in Wiesbaden bekannt. Auf Platz zwei die umstrittene Passage zurück und setzte die Jury “Herdprämie”, einen Schlüsselentschuldigt sich mehrmals. begriff der Diskussion um die Kinderbetreuung, 12.4.: Ein verhängnisvoller Urlaubsflirt. “Raucherkneipe” auf Platz drei. Der 17 Jahre alte Schüler Marco W. aus Uelzen wird in der Türkei festgenommen. Er soll im Urlaubsort Side, in einem Hotelzimmer die 13-jährige Britin Charlotte sexuell missbraucht haben. Bis zur Verhandlung bleibt der jugendliche in Untersuchungshaft. Erst im Dezember kommt er völlig unerwartet wieder frei und kehrt nach Deutschland zurück. 19.4.: Der Aufsichtsratschef von Siemens, Heinrich von Pierer, gibt seinen Rücktritt zum 25.4. bekannt und zieht damit die Konsequenzen aus der Schmiergeldaffäre bei dem größten deutschen Elektrokonzern. Das System schwarzer Kassen war in seiner Zeit als Zooloretto Vorstandschef aufgebaut worden. PieSpiel des Jahres war Zooloretto, ein weiteres rers Nachfolger wird Gerhard Cromme, Spiel des Autors Michael Schacht. Aufsichtsratschef bei ThyssenKrupp. 25.4.: Siemenschef Klaus Kleinfeld kündigt an, den Elektronikkonzern zum 30.9.2007 zu verlassen. Im Aufsichtsrat hatte es Widerstand gegen eine Vertragsverlängerung des Vorstandsvorsitzenden gegeben. Neuer Chef des von einem Schmiergeldskandal betroffenen Unternehmens wird am 1. Juli der Österreicher Peter Löscher, bisher Manager beim US-Pharmakonzern Merck. 25.4.: Im Innenausschuss des BundesDer Turmfalke tags wird bekannt, dass Geheimdienste Der NABU und der Landesbund für Vogelseit 2005 bereits die umstrittene Onlischutz (LBV), NABU-Partner in Bayern, hatten ne-Durchsuchung von Privatcomputern den Turmfalken zum „Vogel des Jahres 2007” einsetzen. Die Opposition kritisiert die gekürt. Der Turmfalke ist mit seinen rund 35 Praxis, die einen Tag später gestoppt Zentimetern Körpergröße und 75 Zentimetern wird, als illegal. Innenminister WolfFlügelspannweite ein kleiner Ver wandter Wanderfalken. gang Schäuble (CDU) setzt sich seit einiger Zeit vehement für dieses InstruGewerkschaft Verdi auf einen Kompromiss. ment der Ausspähung ein. 13.5.: Bei der Landtagswahl in Bremen gelingt der Linkspartei erstmals der Sprung Mai 7.5.: Bundespräsident Horst Köhler in ein westdeutsches Parlament. Sie erreicht lehnt nach langer Prüfung und einer 8,4 Prozent der Stimmen. SPD und CDU, die heftigen öffentlichen Debatte das Gna- bisher die Regierung gebildet hatten, müssen dengesuch des ehemaligen RAF-Terro- Verluste hinnehmen. Am 16.6. einigen sich risten Christian Klar ab. Dieser war SPD und Grüne, die deutlich zugelegt haben, 1985 wegen der Beteiligung an neun auf die Bildung einer Koalition, RegierenMorden zu lebenslanger Haft verurteilt der Bürgermeister bleibt Jens Böhrnsen. Er worden, er kommt nun frühestens im wird am 29.6. als Chef der ersten rot-grünen Landesregierung nach dem Scheitern Januar 2009 frei. 11.5.: Tausende Beschäftigte der Te- der Koalition von Bundeskanzler Gerhard lekom treten in den Streik. Grund ist Schröder gewählt. die geplante Auslagerung von 50 000 14.5.: Der Autokonzern DaimlerChrysler Mitarbeitern in eine neue Tochter- verkauft 80,1 Prozent der Anteile an der gesellschaft, die deutlich schlechtere US-Automarke Chrysler für 5,5 Milliarden Arbeitsbedingungen bieten soll. Am Euro an den US-Finanzinvestor Cerberus 20.6. einigen sich die Telekom und die – und gesteht das Scheitern der Fusion nach April Titel des Jahres! Gefangenenbücherei Der Preis “Bibliothek des Jahres” ging 2007 an die Gefangenenbücherei der Justizvollzugsanstalt Münster, weil es hier gelang, unter ganz besonderen Bedingungen und mit spezieller Aufgabenstellung einen hervorragenden Beitrag zur Integration durch Kultur und Bildung zu leisten. Die Schleie In Deutschland und in Österreich wurde die Schleie (Tinca tinca) gemeinsam zum Fisch des Jahres 2007 gewählt. Die Waldkiefer Die Waldkiefer (Pinus sylvestris L.), regional auch Kienbaum, Föhre oder Forche genannt, hat einen zähen Überlebenswillen und war 2007 Baum des Jahres. neun Jahren ein. Am 4.10. beschließt eine außerordentliche Hauptversammlung, dass die Firma künftig Daimler AG heißen soll. 17.5.: Der Exekutivrat der Weltbank kündigt nach tagelangen Beratungen den Rücktritt des Präsidenten Paul Wolfowitz zum 30.6. an. Dieser hatte seiner Lebensgefährtin, die auch bei der Bank arbeitete, einen deutlich höher dotierten Posten im Außenministerium verschafft. Vor allem die Europäer hatten diese unrechtmäßige Begünstigung massiv kritisiert. Neuer Bankchef wird der ehemalige US-Vizeaußenminister Robert Zoellick. 21.5.: Eine ganze Reihe früherer Radprofis vor allem aus dem Team Telekom gesteht die Einnahme von Dopingmitteln während ihrer aktiven Zeit. Bis Ende Mai geben unter anderem Udo Bölts, Rolf Aldag, Erik Zabel und Bjarne Riis Blutdoping in den neunzi- ger Jahren zu, auch drei Freiburger Sportärzte gestehen ein, an den illegalen Praktiken mitgewirkt zu haben. Am 2.7. gesteht auch der Profi Jörg Jaksche und stellt sich als Kronzeuge zur Verfügung. Am 5.7. beschließt der Bundestag ein Anti-Dopinggesetz, das den Besitz größerer Dopingmittel unter Strafe stellt. Kritiker geißeln das Gesetz als zu großzügig. Juni 6.-8.6.: Auf dem G-8-Gipfel in Heiligendamm vereinbaren die Staats- und Regierungschefs der sieben wichtigsten Industrienationen und Russland eine globale Klimaschutzstrategie. Demnach sollen bis 2050 die Kohlendioxid-Emissionen halbiert werden. 11.6.: Bei einem Festakt im Schloss Bellevue wird die Zwangsarbeiterentschädigung formell für beendet erklärt. Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ hatte seit dem Jahr 2002 insgesamt 4,37 Milliarden Euro an etwa 1,66 Millionen NS-Opfer ausgezahlt. 16.6.: Die Linkspartei und die WASG schließen sich in Berlin zu einer neuen Partei mit Namen „Die Linke“ zusammen. Als Vorsitzende der neuen gesamtdeutschen sozialistischen Vereinigung werden Oskar Lafontaine und Lothar Bisky gewählt. 21.-23.6.: Nach einem erbitterten Streit über die künftige Stimmengewichtung in der EU einigt sich der Gipfel der europäischen Staats- und Regierungschefs am 23.6. grundsätzlich auf einen neuen EU-Vertrag. Vor allem Polen und Großbritannien hatten massiv auf Zugeständnisse gedrungen, die Regierung in Warschau hatte mehrmals mit einem Veto gedroht. Der Gipfel beschließt eine Grundrechte-Charta, neue Abstimmungsregeln und die Einführung eines „Hohen Vertreters“ für eine gemeinsame EU-Außenpolitik. Der EU-Vertrag soll 2009 in Kraft treten. 24.6.: Ein Sondertribunal in Bagdad verurteilt den Cousin von Saddam Hussein, Ali Hasan al-Madschid, wegen Völkermords an den Kurden zum Tode. Ende der achtziger Jahre hatte der Regime-Funktionär, genannt „Chemie-Ali“, den Giftgaseinsatz im Nordirak verantwortet. Dabei waren mehrere zehntausend Kurden ums Leben gekommen. 28.6.: Nach einem in einer Trafostation werden die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein abgeschaltet. Erst nach und nach wird bekannt, dass es weitaus größere Pannen gegeben hatte als zunächst vom Betreiber Vattenfall mitgeteilt. Die Informationspolitik des Stromkonzerns gerät massiv in die Kritik. In den folgenden Tagen werden noch einige weitere Pannen gemeldet. Eine Gefahr für den Nuklearbereich soll nicht bestanden haben. 29./30.6.: Die Londoner Polizei entschärft in der Innenstadt zwei Autobomben, acht Verdächtige werden festgenommen. Zuvor hatten Islamisten offenkundig mehrere Anschläge angekündigt. Am 30.6. explodiert vor dem Flughafen von Glasgow ein Geländewagen, den beiden Fahrern gelingt es jedoch nicht, ihn in das Terminal zu lenken, fünf Menschen werden verletzt. Zeitweise gilt im ganzen Land die höchste Terrorwarnstufe. Kaleidoskop AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 21 Das war das Jahr 2007! Juli 3.7.: Im Tarifkonflikt bei der Bahn kommt es zu ersten Warnstreiks. Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) legt den Bahnverkehr in ganz Deutschland weitgehend lahm. Am 9.7. einigen sich die DB AG und die Gewerkschaften Transnet und GDBA auf einen Tarifabschluss und Einkommenssteigerungen von 4,5 Prozent. Die GDL beharrt auf einem eigenen Tarifvertrag und fordert bis zu 31 Prozent mehr Lohn. 7.7.: Bei einem 24-stündigen Musikmarathon machen zahlreiche internationale Topstars auf die Bedeutung des Klimawandels aufmerksam. Die „Live-Earth“-Konzerte finden in diversen Metropolen auf allen Kontinenten statt. 16.7.: Nach langem Streit zwischen Deutschland und Frankreich wird die Doppelspitze beim europäischen Luft- und Raumfahrtkonzern EADS abgeschafft. Alleiniger Chef des Luftfahrtunternehmens wird der Franzose Louis Gallois. Der Deutsche Thomas Enders übernimmt die Führung von Airbus. 18.7.: Die Tour de France wird erneut von zahlreichen Dopingfällen überschattet. Nach dem Bekanntwerden von Vorwürfen gegen den Profi des Team Telekom, Patrick Sinkewitz, beenden ARD und ZDF ihre Live-Berichterstattung aus Frankreich. Der Privatsender Sat 1 übernimmt die Sendelizenz. 18.7.: In Afghanistan werden zwei Deutsche entführt. Am 21.7. wird die Leiche des Ingenieurs Rüdiger D. gefunden, er war nach einem Zusammenbruch von den Entführern erschossen worden. Am 10.10. kommt Rudolf B. nach 85 Tagen in Geiselhaft im Austausch gegen vier gefangene Komplizen der Entführer frei. 21.7.: Weltweit startet der Verkauf des letzen Bandes von Harry Potter. Innerhalb weniger Stunden werden Millionen von Exemplaren abgesetzt. Die deutsche Übersetzung kommt unter dem Titel „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ am 27.10. auf den Markt. 24.7.: Das Bundeskabinett beschließt die Teilprivatisierung der Deutschen Bahn. Die Infrastruktur wie das Schienennetz soll 15 Jahre in Besitz des Bundes bleiben, wobei es die Bahn in vollem Umfang nutzen darf. Bis 2008 sollen maximal 25 Prozent der Anteile verkauft werden. Aus den Ländern und von Verbänden kommt massive Kritik, im Oktober beschließt der SPD-Parteitag eine deutliche Modifikation der Pläne, was nach Worten von Kanzlerin Angela Merkel den gesamten Plan gefährdet. 30.7.: Die schwere Krise auf dem US-Immobilienmarkt hat auch Auswirkungen auf Deutschland. Die Deutsche Industriebank (IKB) hatte in den USA mit riskanten Kreditpaketen spekuliert. Die staatliche KfWFörderbank und andere Banken müssen mit hohen Summen aushelfen, um die Zahlungsfähigkeit der Bank zu gewährleisten. Der IKB-Vorsitzende wird abgelöst. 31.7.: Der UN-Sicherheitsrat stimmt nach langem Hin und Her für die Stationierung einer Friedenstruppe in der westsudanesischen Krisenprovinz Darfur. Die Rede ist von 20.000 Soldaten der Afrikanischen Union und der UN, die notfalls auch mit Waffengewalt über die Einhaltung eines Waffenstillstands wachen sollen. In dem blutigen Konflikt sollen bereits mehr als 200.000 Menschen getötet worden sein, mehr als zwei Millionen sind auf der Flucht. Die Zitate des Jahres! ıIch werde ihn vermissen.‰ Bundeskanzlerin Angela Merkel, CDU, über den scheidenden bayerischen Ministerpräsidenten Stoiber, 20. September ıViele Ehen werden in unserem Staat nur zum Schein geführt.‰ Die CSU-Landrätin Gabriele Pauli in München zu ihrem Vorschlag für eine Ehe auf Zeit, September 2007. ıWir sind nur interessiert an sauberen Geschäften - immer und überall.‰ Siemens-Chef Peter Löscher zu den Lehren aus der Schmiergeldaffäre, 8. November. ıDamals wurden auch Autobahnen gebaut, und wir fahren darauf!‰ Die ehemalige NDR-Moderatorin Eva Herman kurz vor ihrem Rauswurf aus der Sendung „Johannes B. Kerner” am 8. Oktober. ıWir könnten uns ja vielleicht einigen: Rauchverbot ab Tempo 130..‰ Der SPD-Bundestagsabgeordnete Florian Pronold zum - von ihm nicht unterstützten - Parteitagsbeschluss für ein Tempolimit auf Autobahnen, 29. Oktober. ıIch bin Al Gore, ich war früher der nächste Präsident der USA.‰ ıDie CSU ist die Partei der alten Herren und der jung Vergreisten.‰ Der diesjährige Nobelpreisträger Al Gore am Dienstag bei einer Veranstaltung des Energiekonzerns EnBW in Berlin, 24. Oktober. und Klauenseuche festgestellt. Das Virus stammt wahrscheinleich aus einem nahegelegenen tiermedizinischen Forschungslabor. Die EUKommission verhängt am 6.8. ein Exportverbot für britisches Fleisch und lebendes Vieh. 9.8.: Aufgrund der anhaltenden Krise auf dem US-Hypothekenmarkt greifen die Europäische Zentralbank und andere Notenbanken ein. Sie stellen kurzfristig mehr als 100 Milliarden Euro bereit, um Engpässe bei der Geldversorgung zu überbrücken. Experten sprechen von der größten Finanzspritze in der EZB-Geschichte. Die Krise führt im Laufe des August zu weltweiten Kursrutschen. 15.8.: Bei einem Anschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul werden drei deutsche Polizisten getötet, ein weiterer wird verletzt. Die Beamten August 3.8.: Auf einem Bauernhof südlich von waren in zwei gepanzerten Geländewagen unterLondon wird bei etwa 60 Rindern die Maul- wegs zu einer Schießübung, die radikal-islami- Die Grünen-Bundesvorsitzende Claudia Roth beim bayerischen Landesparteitag ihrer Partei in Deggendorf über die neue CSU-Führung und die neue bayerische Staatsregierung, Oktober 2007. schen Taliban bezichtigen sich des Terrorakts. 17.8.: Nach 21 Jahren Haft wird die ehemalige RAF-Terroristin Eva Haule aus dem Gefängnis entlassen, das Oberlandesgericht Frankfurt setzte die Reststrafe zur Bewährung aus. Haule war im April 1994 wegen dreifachen Mordes im Zusammenhang mit dem Bombenanschlag auf den Frankfurter US-Militärflughafen zu lebenslanger Haft verurteilt worden. 19.8.: Bei einer Hetzjagd auf acht Inder bei einem Stadtfest im sächsischen Mügeln werden 14 Menschen verletzt, unter ihnen alle Inder. Die Angreifer rufen ausländerfeindliche Parolen, viele Bürger schauen unbeteiligt zu. Der Vorfall entfacht eine neue Debatte über rechtsradikale Gewalt in Ostdeutschland. 26.8.: Die Regierung in Dresden beschließt den Verkauf der Sachsen-LB an die Landesbank Baden-Württemberg. Der Schritt war notwendig geworden, um die wegen des Engagements am US-Hypothekenmarkt finanziell stark angeschlagene Landesbank vor der Insolvenz zu retten. Finanzminister Horst Metz (CDU) kündigt am 31.8.seinen Rücktritt zum 30.9 an. 28.8.: In Bayern wird ein neuer Ekelfleischskandal aufgedeckt. Eine Firma bei Augsburg hatte tonnenweise Schlachtabfälle umettiketiert und unter anderem an Döner-Hersteller in Berlin geliefert. Am 31.8. gesteht der Hauptverdächtige, seit Juni 2006 bis zu 200 Tonnen solcher Abfälle in Umlauf gebracht zu haben. 28.-29.8.: Bei schweren Waldbränden in Griechenland sterben mindestens 67 Menschen. Am schlimmsten betroffen ist die Halbinsel Pelopopnnes und die Insel Euböa. Knapp 200 000 Hektar Wald werden zerstört, der Schaden wird auf zwei Milliarden Euro geschätzt. Vielfach wird Kritik an der Regierung für ihr mangelhaftes Krisenmanagement laut. September 4.9.: Die Polizei nimmt im Sauerland drei mutmaßliche islamische Terroristen fest. Die zur Islamischen Dschihad-Union gehörenden zwei Deutschen und ein Türke sollen an mehreren Autobomben gebastelt haben und hätten geplant, US-Einrichtungen in Deutschland zu attackieren. Weitere Verdächtige tauchen unter. 9.9.: Bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart gewinnt Fabian Hambüchen den Titel im Reckturnen. Die deutschen Herren erreichen in der Mannschaftswertung mit insgesamt drei Medaillen den dritten Rang. 16.9.: Der Kieler Innenminister Ralf Stegner (SPD) kündigt seinen Rücktritt zum 15.1.2008 an. Auf diese Weise wird der Bruch der Großen Koalition in Schleswig-Holstein abgewendet, die CDU hatte Stegner einen Konfrontationskurs innerhalb der Koalition vorgeworfen. 23.9.: Kanzlerin Angela Merkel empfängt den Dalai Lama zu einem privaten Gespräch im Kanzleramt. Der Besuch führt zu diplomatischen Spannungen mit China, die das gesitige Oberhaupt der Tibeter nicht anerkennt. Mehrere geplante deutsch-chinesische Veranstaltungen werden abgesagt. 25.9.: Der Freistaat Bayern, die Deutsche Bahn und die Industrie einigen sich auf eine Finanzierung für den Bau einer Transrapid-Strecke zwischen dem Münchner Hauptbahnhof und dem Flughafen. Die 37 Kilometer lange Strecke soll mindestens 1,85 Milliarden Euro kosten. Gegner wollen das Projekt jedoch weiterhin mit allen Mitteln verhindern. 29.9.: Der CSU-Parteitag in München wählt Erwin Huber mit 58,2 Prozent der Stimmen zum neuen Parteichef. Sein Kontrahent Horst Seehofer erzielt 39,1 Prozent, die Fürther Landrätin Gabriele Pauli 2,5 Prozent. Als Nachfolger für Ministerpräsident Edmund Stoiber nominierten die Delegierten Innenminister Günther Beckstein mit 96,6 Prozent. Am 30.9. reicht der bisherige Amtsinhaber wie im Januar angekündigt seinen Rücktritt ein. 30.9.: Die deutsche Frauenfußballerinnen besiegen im WM-Endspiel in Schanghai Brasilien mit 2:0. Die Nationalmannschaft verteidigt damit in dem Turnier in China ihren Titel aus dem Jahr 2003. Erstmals in der Fußballgeschichte gelingt es einem Team, den Sieg ohne Gegentor zu erreichen. Seite 22 24./31. Dezember 2007 Deutschland aktuell AMERIKA WOCHE Das war das Jahr 2007! Oktober 4.10.: Das Landgericht München verhängt im Siemens-Schmiergeldskandal eine Geldbuße in Höhe von insgesamt 201 Millionen Euro, damit wird das Fehlverhalten des Managements in der ehemaligen Telekommunikationssparte Com geahndet, die Ermittlungen gegen einzelne Personen laufen weiter. Außerdem wird eine Steuernachzahlung von 179 Millionen Euro fällig, der Konzern akzeptiert die Strafe. 5.10.: Die Lokführergewerkschaft GDL legt den Schienennahverkehr in Deutschland für drei Stunden lahm. In der Nacht zuvor hatte das Arbeitsgericht Chemnitz Streiks im Güter- und Fernverkehr verboten. Es folgen mehrere Streiktage am 12.10, 18.10 und am 25.10, zahllose Menschen müssen große Verspätungen in Kauf nehmen. 9.10.: Der Landtag wählt Günther Beckstein (CSU) zum neuen bayerischen Ministerpräsidenten. In den Tagen darauf bildet er das Kabinett um: Neuer Finanzminister wird der Parteivorsitzende Erwin Huber, der bisherige Amtsinhaber Kur t Faltlhauser scheidet aus; Innenminister wird der bisherige Fraktionschef Joachim Hermann, neuer Fraktionsvorsitzender Georg Schmid, neue Generalsekretärin Christine Haderthauer. 19.10.: Die Staats- und Regierungschefs der EU verabschieden in Portugals Hauptstadt die „Lissabonner Ver träge“ Dieses Reformprojekt soll die im Jahr 2005 in Frankreich und den Niederlanden abgelehnte EU-Ver fassung ersetzen. 21.10.: Die nationalkonservative Par tei SVP gewinnt die Schweizer Parlamentswahlen mit 28,8 Prozent der Stimmen. Im Wahlkampf hatte vor allem der umstrittene Justizminister Christoph Blocher mit fremdenfeindlichen Parolen Stimmung gemacht. 21.10.: Im letzten Rennen der Saison gewinnt der FerrariPilot Kimi Räikkönen den Titel des Formel-1-Weltmeisters. Der Finne sicher t sich mit seinem dritten Saisonsieg in der Gesamtwertung einen Punkt Vorsprung vor Lewis Hamilton und Fernando Alonso (beide McLaren-Mercedes). 23.10.: Der Europäische Gerichtshof kippt das VW-Gesetz aus dem Jahr 1960, das den Wolfsburger Konzern bisher vor einer feindlichen Übernahme schützte. Demnach dur fte ein Aktionär höchstens 20 Prozent der Stimmrechte ausüben, auch wenn er mehr Anteile besitzt. Der Sportwagenbauer Porsche, der 31 Prozent von VW hält, sichert sich einen Kredit in Höhe von zehn Milliarden Euro, um seinen Anteil weiter aufzustocken. 27./28.10.: Auf dem SPD-Parteitag in Hamburg wird Kurt Beck mit 95,5 Prozent der Stimmen als Vorsitzender bestätigt. Der interne Streit um die künftige Richtung der Sozialdemokratie wird beigelegt. Die Delegier ten verabschieden Die Toten des Jahres Walter Kempowski Autor, 5. Oktober „Silberlocke“ Jupp Derwall, Ex-Bundestrainer, 26. Juni Evelyn Hamann Schauspielerin, 28. Oktober Georg Danzer, österr. Liedermacher, 21. Juni Klaus-Jürgen Wussow Schauspieler, 19. Juni Ulrich Mühe Schauspieler, 22. Juli Jörg Immendorff Künstler, 28. Mai Hansjörg Felmy Schauspieler, 24. August Herbert Fux Schauspieler/Politiker, 13. März ein neues Grundsatzprogramm, Beobachter sprechen von einem Linksruck. Mehrere Spitzenpolitiker attackieren die Union und Kanzlerin Angela Merkel scharf. November 2.11.: Das sächsische Landesarbeitsgericht erlaubt der Lokführergewerkschaft GDL auch die Streiks im Güter- und Fernverkehr. Es folgen Streiks am 8.11. und 14.11, der Regional- und Fernverkehr für zwei volle Tage lahmgelegt. Bahnchef Mehdorn macht darauf am 24.11 der Gewerkschaft ein neues Angebot: eine Tariferhöhung zwischen acht und 23 Prozent. 7.11.: Ein 18 Jahre alter Jugendlicher tötet bei einem Amoklauf in einer finnischen Schule acht Menschen, unter ihnen die Rektorin. Anschließend schießt er sich in den Kopf, wenig später stirbt er. Der Schüler aus Tuusula hatte seine Absicht in einem Video auf der Internetplattform YouTube angekündigt. 13.11.: Der SPD-Politiker Franz Müntefering erklärt seinen Rücktritt als Vizekanzler und Bundesarbeitsminister zum 19.11. Er gibt private Gründe für seine Entscheidung an, er woll sich um seine krebskranke Frau kümmern. Arbeitsminister wird der bisherige Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion, Olaf Scholz, Vizekanzler wird Außenminister Frank-Walter Steinmeier. Am 21.11. verabschiedet Horst Köhler sich von Franz Müntefering und übergibt ihm seine Entlassungsurkunde mit dem Satz: “Sie werden mir fehlen”. 15.11.: Mit großer Mehrheit verlängert der Bundestag die Beteiligung des Bundeswehreinsatzes an der Operation Enduring Freedom in Afghanistan und am Horn von Afrika. Grüne und Linke stimmen geschlossen gegen die US-geführte Anti-Terror-Mission. 17.11.: Der Weltklimarat legt in Valencia seinen Jahresbericht vor. Darin sind alle drei bisher veröf fentlichten Teilergebnisse zum Weltklimareport zusammengefasst. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon nennt die Szenarien zum Klimawandel „schlimmer als im Science-Fiction-Film“. 18.11.: Die Kölner Polizei gibt bekannt, einen Amoklauf an einem Gymnasium verhindert zu haben. Ein 18 Jahre alter Schüler hatte den Plan gestanden, sein 17 Jahre nahm Komplize sich nach Aufdeckung der geplanten Bluttat das Leben. 21.11.: Gabriele Pauli gibt ihren Austritt aus der CSU bekannt. Die Politikerin hatte mit ihrer Kritik an Edmund Stoiber, umstrittenen Fotos in einer Zeitschrift sowie dem Vorschlag einer “Ehe auf Zeit” in der Partei ins Aus gebracht. 26.11.: Der Grünen-Politiker Oswald Metzger tritt nach 21 Jahren aus der Partei aus. Sein Mandat im Stuttgarter Parlament will er niederlegen. Sein Austritt begründet er mit den Beschlüssen der Grünen zur Sozialpolitik. Dezember 2.12.: Bei der Wahl zur russischen Staatsduma erringt die Par tei “Einiges Russland” von Präsident Putin einen klaren Sieg: Nach der Auszählung von 97,8 Prozent der Stimmen erhielt die Regierungspar tei 64,1 Prozent. Weit abgeschlagen auf dem zweiten Platz landet die Kommunistische Partei mit 11,6 Prozent. 2.12.: Venezuelas Präsident Chávez scheitert mit dem Versuch, den Sozialismus in der Verfassung zu verankern. Außerdem lehnen die Venezolaner es ab, dass der Präsident unbegrenzt wiedergewählt werden kann. 2.-4.12.: 21. Parteitag der CDU in Hannover: Kanzlerin Angela Merkel kündigt die Fortsetzung des Reformkurses an und deklariert die Partei als einzige Volkspartei der Mitte. Die Delegierten sollen ein neues Grundsatzprogramm verabschieden. 2.12.: In Luzern werden die Gruppen zur Fußballeuropameisterschaft 2008 in der Schweiz und Österreich ausgelost. Die deutsche Mannschaft zählt zur Mannschaft B. Gruppengegner sind Österreich, Polen und Kroatien. Die deutsche Mannschaft hatte sich bereits im Sommer für das Turnier qualifiziert. 3.-14.12.: Eine UN-Klimakonferenz auf der indonesischen Insel Bali soll den Beginn umfassender Verhandlungen eines Klimaschutzabkommens für die Zeit nach 2012 beschließen. Ziel ist es, bis 2009 ein neues Abkommen auszuhandeln, das nahtlos an die Verpflichtungen des Kyoto-Protokolls anknüpft. 5.12.: Familiendrama in Schleswig-Holstein: Die Polizei findet in einem Haus in Darry fünf tote Kinder. Die Mutter wird wegen Mordverdachts festgenommen. 7.12.: Die Gesellschaft für deutsche Sprache kürt das Wort des Jahres 2007: “Klimakatastrophe”. 10.12.: In Oslo erhalten der frühere US-Politiker Al Gore und der UN-Klimarat IPCC den Friedensnobelpreis für ihr Engagement gegen die Klimaerwärmung überreicht. Gore habe wie kaum ein anderer die Menschen für die notwendigen Maßnahmen zum globalen Schutz der Umwelt sensibilisiert, lautet die Begründung. 10.12.: In Stockholm werden die Deutschen Peter Grünberg und Gerhard Ertl mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Grünberg erhält den Physik-Preis zusammen mit dem Franzosen Albert Fert für die Entdeckung des GMR-Effekts, der zur Entwicklung von ComputerFestplatten beigetragen hat. Ertl bekommt den Chemie-Nobelpreis für seine Arbeiten zu chemischen Reaktionen auf Oberflächen. Die britische Schriftstellerin Doris Lessing bekommt die Auszeichnung in der Sparte Literatur. 12.12.: Nach monatelanger Debatte beschließt der bayerische Landtag das bundesweit schärfste Rauchverbot für alle öffentlichen Gebäude und Gaststätten Bayerns. 12.12.: Wegen seiner Rolle bei der Belagerung Sarajevos wird der bosnisch-serbische General Dragomir Milosevic in Den Haag zu 33 Jahren Gefängnis verurteilt. 12.12.: Der umstrittene Spitzenkandidat der nationalkonservativen Schweizerischen Volkspar tei, Christoph Blocher, fällt bei der Abstimmung über einen Regierungssitz auch im zweiten Wahlgang durch. 31.12.: Das Briefmonopol der Deutschen Post läuft aus. Amerika heute AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 23 “Dollywood”: Heimatkunde, Country-Kultur und Rummelplatz - Spaßprogramm mit Kommerz und Herz von Tina Eck Pigeon Forge (dpa) - Die kleine runde Frau im altmodischen langen Baumwollkleid mit Schürze und Häubchen rührt vehement in einem großen runden Kessel. Es dampft, und es riecht komisch; etwas streng und bitter. Ganz bestimmt nicht nach Seife. Aber das ist es, was Annie Coppock da aus Schweinefett, Lauge und destilliertem Wasser zusammenbraut: Lye-Soap, ein altes Allheilmittel aus den Appalachian Mountains, das gegen Läuse und Ausschlag ebenso helfen soll, wie gegen har tnäckige Flecken auf Bettwäsche und Holzböden. Hier, in Annies Seifenküche, ist die Zeit irgendwie stehengeblieben. Zumindest scheint es so. Aber um die kleine Holzhütte herum tummeln sich zeitgenössische Urlauber und Touristen in modernen Jeans und Anoraks aus dem 21. Jahrhundert. In Annies Seifen-Labor sind sie nur kurz eingetaucht - in ein Amerika, wie es früher einmal war. Und wie es im Freizeitpark “Dollywood” in Pigeon Forge am Fuße der Smoky Mountains täglich naturgetreu aufgeführt wird. In der Schmiede neben der Seifenküche hämmert ein beeindruckend breitschultriger Mann mit weißem Walle-Haar auf dem Amboss ein rotglühendes Stück Eisen zu einer scharfen Spitze zu recht. Es zischt und dampft, als er es in den Eimer mit kaltem Wasser taucht und kurz darauf wieder in den Holzfeuerofen zurückschiebt. Beim Wagenbauer nebenan entstehen unter lautem Getöse von Hämmern und Sägen große runde Holzräder für altmodische Pferdekutschen. Glasbläser, Holzschnitzkünstler, Kerzengießer, Weber, Töpfer, Buchbinder und Geigenbauer demonstrieren ihr Handwerk in den vielen altmodischen Werkstätten der Pionierzeit. Apfelmus, wie von Urgroßmutter gemacht, saftiges Barbecue vom Schwein über rauchender Holzkohle gegrillt. Gäbe es dazu nicht das koffeinhaltige Erfrischungsgetränk aus dem Automaten, könnte der Besucher wirklich glauben, er befinde sich im Amerika des 19. Jahrhunderts. “Dollywood” - so viel ist klar - ist kein Vergnügungspark im herkömmlichen Sinne. Eher eine Mischung aus Heimatkunde-Museum, zünftiger Cowboy-Kultur und Rummelplatz auf rund 60 Hektar bewaldeten Hügellandes am Rande der Appalachian Mountains im tiefen Süden der USA, im Bundesstaat Tennessee. Anstelle von lustigen Micky Mäusen lächeln artig beschürzte und bekopftuchte Hostessen in die Kameras der Besucher. Wasserfälle rauschen, riesige Mühlräder klappern, und hölzerne “Gristmills” (Kornmühlen) drehen ächzend echte Mühlsteine. “Wir sind größer, als das ursprüngliche Disneyland”, betont “Dollywood”Sprecher Pete Owens stolz, “und unser Maskottchen hat auch etwas Größeres vorzuweisen als ein paar Mäuseohren.” Damit ist natürlich die CountryIkone Dolly Parton gemeint und ihre weltberühmte, pralle Oberweite. Die platinblonde Sängerin hat “Dollywood” nicht nur den Namen gegeben, die Entertainerin hat dem Vergnügungspark insgesamt ihren Stempel aufgedrückt. Unterhaltung für die ganze Familie ist angesagt. Großeltern, Vater, Mutter und Kind sollen sich hier gleichermaßen amüsieren. Nach echter konservativer Südstaatentradition: adrett, züchtig und nett - dazu eine Prise Patriotismus und Gottesglauben. “Dolly ist die kreative Kraft hinter all dem hier”, sagt Owens und schwingt den Arm in weitem Bogen über die rustikalen Holzbuden und plätschernden Wasserkaskaden. Dolly hat hier sogar eine Wohnung im Obergeschoss eines malerischen Fachwerkhauses. “Manchmal mischt sie sich ungeschminkt in Jeans und Pulli unters Besuchervolk, um die Atmosphäre vollkommen unerkannt zu genießen”, verrät Steve. Dolly Parton ungeschminkt - das versuche sich mal einer vorzustellen. Aber alle, die sie hier kennen (und das sind viele), versichern übereinstimmend: Die vielfache Grammy-Gewinnerin ist auch mit fast 62 und am Zenit ihres Ruhms immer ein echtes Südstaaten-Girl geblieben. Warmherzig, bescheiden und bodenständig. Dolly Rebecca Parton, lernt man in ihrem Museum “Chasing Rainbows” gleich am Eingang des Vergnügungsparks, wurde am 19. Januar 1946 in dem kleinen Dorf Locust Ridge in den Great Smoky Mountains in eine Großfamilie geboren. Schon mit neun Jahren begann sie zu singen, Lieder zu schreiben und hatte erste Auftritte beim lokalen Radiosender im nahen Sevierville. Mit zehn war sie regelmäßiger Fernsehgast in einer Show im größeren Knoxville. Nach dem Schulabschluss packte Dolly ihre Koffer, fuhr ins MusikMekka Nashville und gabelte dort noch am gleichen Nachmittag ihren künftigen Ehemann Carl Dean auf. Ihre Gesangskarriere - und angeblich auch eine Liebschaft - begann sie mit dem US-Fernsehstar Porter Wagoner (1927-2007), in der Grand Ole Opry wurde sie berühmt und 1978 in den USA zur Entertainerin des Jahres gekürt. Für ihre Rolle in dem Film “9 to 5” wurde sie für den Oskar nominiert, weitere Rollen folgten in Filmen wie “Magnolien aus Stahl” und “Rhinestone”. Dolly Parton hat einen eigenen Stern auf dem Hollywood Walk of Fame. Sie hat eine Autobiografie und ein Kinderbuch geschrieben, sieben Grammys gewonnen, 20 NummerEins-Hits gesungen und mehr als 100 Millionen Alben weltweit verkauft. Das faltenlose Gesicht, die dickgeschminkten, langbewimperten Augen unter der gigantischen, blonden Löwenmähne und natürlich die imposante Oberweite dieser winzigen, nur 1,52 Meter großen Person wurden zu ihren Markenzeichen. Im Frühjahr kommt sie auf Europa-Tournee. Partons Entertainment-Unternehmen “Dollywood Co.” macht nach Schätzungen des “Wall Street Journals” Einnahmen von jährlich 22 Millionen Dollar. Die Rechte an ihren 3000 eigenen Songs hat die Sängerin von jeher selbst behalten und verwaltet. Aber bei all diesen Millionengeschäften im knallharten Showbiz blieb Dolly offenbar auf dem Teppich. Ihre größte Liebe, heißt es in ihrer Biografie, sei das Liederschreiben und Singen von Country- und Bluegrass-Songs aus ihrer Heimat. Barbie meets Bergfrau - Parton vereint die Gegensätze ihrer Welten - den Glamour der Bühnen mit der heimeligen Gemütlichkeit ihrer ländlichen Herkunft. Ihre Memorabilien-Sammlung “Chasing Rainbows” ist eingerichtet wie ihr Zuhause, das alte Bauernhaus in Locust Ridge: oben die Rumpelkammer mit Erinnerungsstücken und Kisten voller Briefe, Liedertexte und alten Fotos, einige davon gerahmt an der Wand. “Dolly wollte ihrer verarmten und von Arbeitslosigkeit geplagten Heimat im Osten von Tennessee etwas zurückgeben”, erklärt “Dollywood”Publizistin Trish McGee. Deshalb hat sie sich 1986 mit dem Entertainment-Imperium der Herschend-Familie zusammengetan, den bis dahin unter verschiedenen Namen dahin dümpelnden Rummelplatz in Pigeon Forge gekauft und mit Investitionen von knapp 160 Millionen Dollar zum heute berühmten “Dollywood” - dem größten Arbeitgeber der Gegend - ausgebaut. 2000 Angestellte arbeiten hier, und rund drei Millionen Besucher strömen pro Jahr in den rustikalen Vergnügungspark und das angrenzende Tochter-Etablissement, das Wasserrutschen- Paradies “Splashcountry Waterpark”. In dem Märchenland tragen die verschlungenen Wege zu den Attraktionen Namen alter Ortsmarken aus der Pionierzeit. So geht’s unter hohen Bäumen durch das Handwerkertal und die Holzfällerschlucht in den Traumlandwald, zur Kirchweih oder ins Dorf. Das gesamte Konzept bleibt heimatverbunden - selbst im Geschwindigkeitsrausch. Die steilste Achterbahn am Ort ist der Tennessee-Tornado, für Gänsehaut sorgt die Sause mit der Holzbahn Thunderhead, und die haarsträubendsten Abstürze im 90-Grad-Winkel gibt’s mit dem Fahrgeschäft aus deutscher Produktion, in der im Stil eines alten Tennessee-Bergwerks gebauten Mystery-Mine. Wem das alles zu aufregend ist, der kann Boot fahren, Dampflok oder Kettenkarussell. Eine Kirche mit Gottesdienst darf im gläubigen und konservativen “Dollywood” nicht fehlen. Die kleine Kapelle vor dem Adlerhorst stammt aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts, als hier die Dampflok “Klondike Katie” den Betrieb aufnahm. Der Zug, ein Überbleibsel aus der Holzfäller-Ära, die den Wäldern der Great Smoky Mountains seinerzeit fast den Garaus gemacht hätte, schnauft noch heute laut pfeifend über das Gelände. Und die Kapelle ist ausgerechnet nach dem Doktor benannt - Dr. Robert Thomas - der Dolly Rebecca Parton seinerzeit half, als viertes von zwölf Kindern das Das Dolly Parton Museum ist eingerichtet wie Partons ehemaliges Zuhause in Locust Ridge in Tennessee. Hier präsentiert die Country Sängerin anhand von alten Photos, Briefen, Büchern und Bühnen-Kostümen ihr Leben. Foto: Tina Eck Licht der Welt zu erblicken. Die Country-Röhre ist in “Dollywood” also tatsächlich zu Hause, wenn sie nicht gerade in Nashville oder Malibu weilt, wo sie ebenfalls Häuser hat. Dolly hat auch - dank ihrer guten “connections” in der Branche - die beste Country-Musik der USA in ihren Vergnügungspark gebracht. In fünf großen Konzerthallen und auf zahllosen kleineren Open-Air-Bühnen finden mehrmals am Tag Konzerte, Musicals und Theater-Aufführungen statt. Bluegrassund Gospelfestivals, Erntedankfest, internationale Folklore und natürlich Weihnachten werden mit allem volkstümlichen Brimborium begangen. Jetzt im Winter ist der Park mit dreieinhalb Millionen Lichtern dekoriert, Santa Claus läuft sich warm, große Tannenbäume leuchten Die Country-Ikone Dolly Parton. festlich, und der Apfelwein Cidre wird heiß ser viert. “Dollywood” ist entsprechend seinem Motto blitzsaubere Familien-Unterhaltung - vollkommen alkoholfrei. Wie jeder Themenpark der Welt zieht auch “Dollywood” seine Gäste in eine Scheinwelt, die geografisch leicht erschließbar und sicher ist. Und auch “Dollywood” lässt sich seinen Südstaatencharme mit harten Dollars bezahlen. Und doch: Kaum ein Vergnügungspark der Welt hat in diesen Deal so viel spürbares Gefühl investiert. Irgendwie wirkt dieser ganze Zinnober authentisch. Und das, versichern Partons Mitarbeiter, Freunde und Bekannte in Pigeon Forge übereinstimmend, ist auch Dolly unter all ihrem angeklebten Plastik und der Perücke: authentisch. Foto: Dollywood Publicity Seite 24 24./31. Dezember 2007 AMERIKA WOCHE Deutschland aktuell Einfach TIER -isch! Sita malt für Gorillagarten Krefeld Orang-Utan-Dame Sita sitzt in ihrem Gehege im Krefelder Zoo und malt. Alle drei Wochen wird Sitas Gehege zum Atelier. Dann bekommt sie Papier und Frabstifte durch die Gitterstäbe gereicht und malt. 200 Blätter hat das Affenweibchen schon produziert, 50 davon sind im OnlineVerkauf und fünf davon haben bereits für insgesamt 1200 Euro Liebhaber gefunden. Der Erlös der Bilder fließt in die Finanzplanung für einen Gorillagarten des Zoos. Foto: Horst Ossinger Anne backt Kuchen für die Hunde Die Hundekuchenbäckerin Anne Metzner nimmt in ihrem Geschäft in Bad Kreuznach Weihnachtskekse für Hunde aus dem Backofen. Seit Februar 2007 verkauft Anne Metzner in ihrem Geschäft selbstgebackene Käsetaler, Pansenkräcker, Thunfischkekse und Ähnliches für Hunde. Foto: Frank May Farm für Rentiere in der Uckermark Ein Mitarbeiter der Rentierfarm Thomas Golz, einem der wenigen Züchter in Deutschland, in Kleptow nahe Prenzlau trainiert mit einem Rentier, das einen Wagen zieht. Die Hirschart vom Polarkreis liebt Kälte, und wenn Thomas Goltz dann noch wattig-weiche „Rentierflechte“ aus Schweden mitbringt, fühlen sich seine „Renies“ auch in der Uckermark richtig heimisch. Ein gutes Dutzend der Tundrenbewohner äst im reifgrauen Gras seines Geheges in Kleptow, einem 200-Seelen-Dorf bei Prenzlau. Foto: Patrick Pleul Endlich neue Heimat für die Feldhamster Wildschweine für Frankfurter Ein Frischling sucht im nordhessischen Wildpark Knüll bei Homberg/Efze den Kontakt zu seiner Mutter. Die Tiere dringen immer häufiger in Ortschaften vor, sie pflügen Golfplätze und Gärten um - leicht erreichbares Futter bieten auch Mülltonnen. In Frankfurt suchen die Wildschweine regelmässig Grundstücke am südlichen Stadtrand heim. Foto: Uwe Zucchi Auf einem Acker im Mannheim zeigt ein Mitarbeiter von der Mannheimer Naturschutzbehörde einen Feldhamster im Käfig, der anschließend freigelassen wurde. Die Feldhamster, die im Mai in Mannheim ausgesetzt wurden, haben sich in ihrer neuen Umgebung eingewöhnt. Die Überlebenschancen sind allerdings gering, nur jedes fünfte ausgesetzte Tiere habe die Zeit bis zum Beginn des Winterschlafs im Oktober überstanden, wie der Biologe Ulrich Weinhold am Donnerstag berichtete. Um den bedrohten Feldhamster in Mannheim wieder heimisch zu machen, waren seit Mai 46 Tiere in die Freiheit entlassen worden. Foto: Philipp Rothe Deutschland AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 25 Kurz be-lichtet Durchs Fenster aus dem Bus geschleudert Dieser Linienbus war in Berlin-Tegel auf die gegenüberliegende Fahrbahn geraten und anschließend gegen einen Baum geprallt. Dabei wurden zwei Fahrgäste, die oben saßen, durch die Frontscheibe geschleudert und dabei schwer verletzt. Fünf Passagiere erlitten leichte Verletzungen. Foto: Peer Grimm Geburtstag: Ge burtstag: 15 Jahre SMS Eine SMS mit Neujahrsgrüßen auf dem Display eines Mobiltelefons im französischen Metz. Vor 15 Jahren wurde die erste SMS versendet. Am 3. Dezember 1992 hatte ein Techniker in Großbritannien die erste Kurznachricht (Short Message) zu Testzwecken von einem Computer an das Mobiltelefon eines Kollegen übertragen. Die Botschaft lautete: “Merry Christmas”. Der Short Message Service (SMS) war damals gar nicht für die Kommunikation zwischen den Telefonnutzern gedacht. Vielmehr wollte der Betreiber damit die Nutzer unter anderem über Netzstörungen informieren. Deshalb wurde dieses Nebenprodukt auch zunächst kostenlos angeboten. Foto: epa/Christophe Karaba Prenzlauer Berg: “Heimweh nach Gott” Nach dem oft beschriebenen Babyboom und der neuen Bürgerlichkeit wird für den Prenzlauer Berg - im Bild die katholische Kirche St. Augustinus - ein neuer Trend ausgerufen. In Berlins noch immer schwer angesagtem Ost-Viertel herrscht “Heimweh nach Gott”, wie nicht nur das Stadtmagazin “Tip” feststellt. “Die Kirchengemeinden wachsen, die Gottesdienste sind voll, Bücher über Schutzengel und Taufzeremonien verkaufen sich bestens.” Und das ausgerechnet in “einer ausgesprochen unchristlichen Stadt”, wundert sich das Magazin und fragt: “Hat die Retro-Welle nun auch noch die kirchlichen Institutionen erreicht?” Foto: privat Rauchrebellen gegen Tabaksteuer Der Vorsitzende des Vereins “Deutsche Hecke”, Norman Fuhrmann (l.), Pressesprecher Georg-Ove Daniel und der 2. Vorsitzende Peter Burmeister genießen Raucherfreuden im Vereinslokal in Tönning (Kreis Nordfriesland) und präsentieren stolz eine Dummy-Packung der geplanten Privat-Zigarettenmarke “Deutsche Hecke”. Die 400 Rauchrebellen des Vereins wollen das Qualmen durch das Ausnutzen von Gesetzeslücken revolutionieren und dabei auch die Tabaksteuer umgehen. Foto: Christian Hager Seite 26 24./31. Dezember 2007 Europa AMERIKA WOCHE EU feiert “Vertrag von Lissabon” - Brüsseler Gipfel will “Weisen-Rat” Lissabon/Brüssel (dpa) - Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union haben am Donnerstag den “Vertrag von Lissabon” unterzeichnet und damit einen Schlussstrich unter sechs Jahre erbitterten Streit über die Modernisierung der EU gezogen. Der Vertrag soll Europa neue politische Gestaltungskraft geben und helfen, den Wohlstand der fast 500 Millionen EU-Bürger zu sichern und Europa fit für den globalen Wettbewerb zu machen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) bekam bei der feierlichen Zeremonie im HieronymusKloster von Lissabon für ihre Arbeit am Gelingen des Vertragswerks viel Lob und Beifall. Der Vertrag wird rechtskräftig, wenn alle 27 Mitgliedstaaten ihn ratifiziert haben. Er soll 2009 in Kraft treten und die EU demokratischer und in ihren Entscheidungen schneller machen. Am Freitag kamen die “Chefs” erneut zusammen, um beim EU-Gipfel in Brüssel über die mögliche Anerkennung eines unabhängigen Kosovos und die weiter umstrittene Erweiterung der Union zu sprechen. Auch wenn die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei schon in der kommenden Woche ausgeweitet werden, bleiben erhebliche Vorbehalte gegen den Beitritt des Landes mit einer mehrheitlich muslimischen Bevölkerung. Nach dem Willen von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy wird ein “Rat der Weisen” berufen. Das Gremium mit acht bis zehn unabhängigen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft soll sich Gedanken machen, wie die EU in 20 Jahren aussehen soll. Sarkozy, der einen Beitritt der Türkei strikt ablehnt, erhofft von den “Weisen” Unterstützung. In der Kosovo-Debatte dürfte der Streit um eine mögliche Anerkennung der abtrünnigen serbischen Provinz, die sich vermutlich Anfang kommenden Jahres für unabhängig erklären wird, durch eine unverbindlichen Gipfel-Erklärung entschärft werden. Auch Fragen der legalen Einwanderung in die EU und Wirtschaftsfragen stehen auf dem Gipfel-Programm. Am Tag vor dem üblichen Brüsseler Arbeitstreffen feierten die Staats- und Regierungschef in dem Prachtbau in Lissabon ihren Erfolg und fanden überschwängliche Worte für die Zukunft der EU. “Dieser Vertrag ist eine neue Etappe im Abenteuer Europa”, sagte Portugals Regierungschef José Sócrates, der derzeitige EU-Ratsvorsitzende. Kommissionspräsident José Manuel Barroso sagte: “Aus diesem alten Kontinent wird ein neues Europa geboren.” Parlamentspräsident Hans- Gert Pöttering (CDU) meinte, die EU gehe aus der schweren Krise “gestärkt hervor”. Merkel betonte: “Dies ist ein wichtiger Tag für Europa.” Künftig werde sich die EU einheitlicher darstellen. “Es werden die Voraussetzungen geschaffen, dass der Vertrag überall ratifiziert werden kann”, sagte die Kanzlerin. Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) erklärte: “Europa wird transparenter, Europa wird demokratischer, und Europa wird effizienter arbeiten können. Das ist es, was dem Bürger in Europa hilft.” Der derzeitige Präsident des EU-Parlaments, der Deutsche Hans-Gert Pöttering, während seiner Ansprache bei der Unterzeichnungszeremonie des EU-Vertrages im portugiesischen Lissabon, Portugal. Foto: epa/Inacio Rosa Vor der Unterzeichnung im Hieronymus-Kloster, einem der historisch wichtigsten Gebäude Portugals, gab es viel Lob für Merkel. Sie hatte als EU-Ratsvorsitzende im Juni bei einer dramatischen Nachtsitzung genaue Vorgaben für die abschließenden Verhandlungen durchgesetzt und die meisten Streitpunkte ausgeräumt. “Dieser Prozess war nur wegen des Einsatzes von Angela Merkel erfolgreich, die das Mandat erwirkt hat, ohne das alles nicht möglich gewesen wäre”, sagte Sócrates. Barroso sprach von einem “außergewöhnlichen Beitrag” der Deutschen. Er betonte vor allem die Notwendigkeit von Solida- rität in der EU. “Wir wollen ein faires Modell des Gebens und Nehmens sein”, sagte er. Der britische Premierminister Gordon Brown unterzeichnete nachträglich den Vertrag. Er nahm wegen Verpflichtungen im Londoner Parlament an der Zeremonie nicht teil und kam war mehrere Stunden später. Brown unterschrieb das Vertragswerk in einem Kutschenmuseum, in dem Portugals Staatspräsident Aníbal Cavaco Silva zu einem Essen geladen hatte. Die heimische Opposition warf ihm “Feigheit” vor. Er wolle offenbar kein Foto von sich in der Presse sehen, auf dem er den in Großbritannien höchst umstrittenen Vertrag unterzeichnet. Brown leistete die Unterschrift dann aber doch vor laufenden Kameras. Britische TV-Sender zeigten die Bilder. Der “Vertrag von Lissabon” tritt an die Stelle der EU-Verfassung, deren Entwurf 2005 bei Volksabstimmungen in Frankreich und in den Niederlanden gescheitert war. Die Stimmgewichte im Rat werden verändert, es gibt mehr Entscheidungen mit Mehrheit, eine Art Außenminister soll künftig über einen eigenen diplomatischen Dienst verfügen. Europaparlament und nationale Parlamente bekommen mehr Mitwirkungsrecht bei EU-Entscheidungen. Lourdes-Jubiläum LourdesJubiläum - Auch der Papst unter unter den Pilgern von Hanns-Jochen Kaffsack Rom (dpa) - Etwa fünf Millionen Menschen pilgern jährlich zu der weltberühmten Grotte nach Lourdes. Die Kranken und Gebrechlichen lassen sich in den südwestfranzösischen Pyrenäenort bringen, denn das Quellwasser der Grotte gilt als heilend. Am Wochenende begann in Lourdes ein Jubiläumsjahr, das sogar acht Millionen Pilger zu der Marienwallfahr tsstätte in den Bergen bringen dür fte, dar unter Papst Benedikt XVI.: Bis zum 8. Dezember 2008 sorgt die Müllerstochter Bernadette Soubirous für noch mehr Andrang als sonst - dort, wo ihr vor 150 Jahren gleich mehrfach die Muttergottes erschienen sein soll. Ihre Visionen an der Grotte hatte die 14-jährige Bernadette vom 11. Febr uar 1858 an. Das hat die Kleinstadt am Fuße der Hochpyrenäen seit langem zu einem Pilger- und Touristenmagnet allererster Güte gemacht. Nicht zuletzt erkannte die katholische Kirche im Zuge der Jahrzehnte mindestens 68 “medizinisch unerklärliche Heilungen” in Lourdes als Wunder an. Im Jubiläumsjahr geht es Anfang September 2008 auch fachlich um Marienerscheinungen in Geschichte, Glaube und Theologie. Möglicher weise nimmt Benedikt eben diese “mariologische” Konferenz zum Anlass, um nach Lourdes zu reisen, einen Rosenkranz zu beten und wie Millionen vor ihm Quellwasser der Pyrenäen zu trinken. “Mit der Tradition der Wallfahrten sind wir mitten in der Mission der Kirche und nicht am Rand.” So hatte Jacques Perrier, der Bischof von Lourdes, einen Besuch des Papstes im Jubiläumsjahr angekündigt - und dabei auch all jene belehrt, die meinten, Pilgern sei nur etwas für die besonders frommen Katholiken. Von Krankheit und Erschöpfung stark gezeichnet hatte auch Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. im August 2004 diese weltbekannte Grotte aufgesucht. Als der 84-jährige Papst auf die Knie ging, drohte er zu straucheln und musste gestützt werden. Lourdes und die Marienverehrung waren ihm die Strapaze wert. Was am Freitag in der unterirdischen Basilika von Lourdes mit einer Messe begann, zelebriert von dem neuen deutschen Kardinal Paul Josef Cordes, das wertet der Nachfolger von Johannes Paul II. mit einem vollkommenen Ablass noch auf. Der Ablass gilt für alle, die während des Jubiläumsjahres nach Lourdes pilgern oder aber in der Febr uar woche vor dem Tag der ersten berichteten Marienerscheinung eine Kapelle oder andere Stätte besuchen, in der die Madonna von Lourdes verehrt wird. Johannes Paul II. bot etwa im Heiligen Jahr 2000 den Gläubigen die Gelegenheit zur Vergebung der Sünden, und auch Benedikt gewährte bereits wiederholt Ablässe. So nahmen viele Teilnehmer des Weltjugendtages im August 2005 in Köln neben neuen Erfahrungen einen von Benedikt XVI. gewährten Ablass mit nach Haus. “Ablass bedeutet keine billige Sündenvergebung für TV-Zuschauer des Urbi et Orbi-Segens”, erklärt Stefan Kempis von Radio Vatikan. Er verweist auf den heiligen Franz von Assisi, der eines im Auge gehabt habe: Auch einfache Menschen sollten durch einen bewussten Akt ausdrücken können, “dass sie die ihnen in der Beichte gewähr te Vergebung mit Freude entgegennehmen.” Ehedem bedeutete dies meist eine teure, gefährliche und zeitraubende Jerusalem-Wallfahrt, für den heiligen Franz reichte dann auch ein Gang nach Assisi aus. In dem Jubiläumsjahr der Marienerscheinungen wird Lourdes für Millionen der Ort des Bußgedankens und der Verinnerlichung sein, samt Ablass. Papst Johannes Paul II bei einer Andacht vor der Madonnenfigur über dem Eingang der Mariengrotte in Lourdes. Foto: Alessandro Bianchi Wir in Amerika Freie Zeitung 24./31. Dezember 2007 Seite 27 Wir veröffentlichen Ihren Veranstaltungshinweis kostenlos. Schreiben Sie an: AWJ / „feste feiern“ 100 S. Ocean Ave. Suite 1U Freeport, NY 11520 Fax: 516-771-3184 E-Mail: (am liebsten!) info@amerikawoche.com California Georgia Nebraska North Carolina Fasching Ball - des Ordens der Hermann Söhne. Unser populärer, jährlicher Fasching Ball findet am Samstag, den 26. Januar 2008, im Mission de Oro, Santa Nella, statt. Buffet Dinner um 5PM. Ab 8PM Fasching mit der tollen Musik von "The Internationals". Info: Renate Bohn 707-762-7106 email: r-mbohn@sbcglobal.net In Augusta ist ein Verein von ungefähr 200 Mitgliedern, dies sich vor 25 Jahren zusammenschloßen, um Deutsche Gemütlichkeit und Tradition zu bewahren. For info on events, please contact Pat Estep, President at 706-364-2453 or e-mail Anneliese Childers at elannga@aol.com Deutschsprachiger Stammtisch in Omaha: Wir laden alle Deutschsprachigen aus Omaha und Umgebung herzlich zu unseren Treffen ein. Da sich die Orte und Termine monatlich ändern, möchten wir Sie bitten, nähere Informationen über email anzufordern. stammtisch_omaha@yahoo.com Illinois New Jersey Der Deutschamerikanische “German Heritage Circle, Inc.” Asheville, hält sein monatliches Treffen in der Grace Episcopal Kirche, 871 Merrimon Ave, in der Freundschaftshalle, an jedem dritten (3) Freitag des Monats um 5PM. Gäste sind herzlichst willkommen. Tel: 828-890-5501 oder 828-649-2459. Colorado DANK (German-American National Congress) Chicago Chapter is a benevolent non-profit organization. Its purpose is to preserve the German Culture, Traditions and Language. Membership is open to all. All events take place at the Historic DANKHAUS German Cultural Center, 4740 N Western Ave Chicago - 1 block from the Western Ave Brown line. Call 773-561-9181 for more information or email dank@dankhaus.com Montag, 31. Dez. Neujahrsfeiern, German-American Club. 215 Uncle Pete's Rd, Yardville. Information unter 856-764-3106 www.gakclub.org In the Denver and surrounding region, many German cultural and business events are sponsored throughout 2007. GACC - German American Chamber of Commerce web site: www.gaccco.org or please call 303-8371146. Delaware Montag, 31. Dez Neujahrsfeier, Reservierungen bei Brian Schulz: 302-453-8557 brianofdsb@aol.com 49 Salem Church Rd, Newark. www.DelawareSaengerbund.org Florida Bauern-Stube in Orlando: Amerikaner und Deutsche können jeden Freitag und Sonnabend ein Stück Heimat bei uns wieder finden! Von 6:30-10:00 deutsche Musik, gutes Essen und Bier. Call 407-857-8404 or stop by! Café Heidelberg at 150 N. U.S. 1 in Tequesta serves the best German food & drink in South-Eastern Florida. Live music on many occasions as well! For more information, please call 561-746-0014 or visit SundayThursday 5-9 pm and FridaySaturday, 5-10 pm. Orlando Area: Eine gemütliche, lustige Gruppe of German Americans meets every Friday evening from 7pm with open end. Lots of fun, nice music, plus many other get-togethers. All are invited! For more info, please call Liesel Morrison at the Edleweiss Lounge, 407-277-1534 Montag, 31. Dez. Neujahrsfeiern, Germania Park, Conger St, Dover. Musik: Emil Schanta Orchester. Reservierungen bei Kathy 732-5570670 www.germaniapark.com Kentucky Montag, 31. Dez. Neujahrsfeiern, Lakewood Männer Chor, 90 Lanes Mill Road, Howell. Musik: Jolly Joe & The Bavarians. Reservierungen bei Matt Oswald 732-458-7233 The German-American Club Gesangver-ein, Inc., 1840 Lincoln Ave., Louisville. Weitere Auskunft können Sie dem Internet unter www.germanamericanclub.com entnehmen oder Tel: 502-894-9512, 502-451-3100, 502-2438912. Nichtmitglieder sind immer herzlich willkommen. Montag, 31. Dez. Neujahrsfeiern, Plainfield Gesang- & Turnverein Sängerhalle, 220 Somerset St, North Plainfield. Musik: DJs Nora & Ragnar Moen. Eintritt: $25/Person Reservierungen. bis 27. Dez. Joan 908-647-0819 oder Victor 908-2768572 Minnesota Montag, 31. Dez. Neujahrsfeiern, Trenton Donauschwaben 127 Route 156, Yardville, Reservierungen bei Josefa 609-585-8460 oder Eva 609586-6109 www.TRENTONDONAUSCHWABEN.COM The Germanic-American Institute, 301 Summit Avenue in St. Paul, has many events planned in the Twin Cities area. Please call 651-222-7027 or visit on the internet www.gai-mn.org for more infomation and directions. Missouri Am Samstag den 2. Februar feiert der Deutsche Maennerchor seinen traditionellen und beliebten PreisMaskenball, welcher in der Deutschen Kulturvereins Halle an 3652 S Jefferson in St. Louis stattfindet. Die Tueren oeffnen um 6PM. Reservationen und Eintrittskarten: 314-638-0848, 314-638-4499 oder 314487-9296 - oder sprechen Sie mit den Mitgliedern des Vereins. New York Goethe-Institut, 1014 Fifth Ave., Manhattan. Sponsors great upcoming events in and around the city. For more info, call 212-439-8700 or visit the website www.goethe.de/newyork Club Lorelei in Hamburg have many great events scheduled! Call 716-6846656 or 716-633-1044 for more info. Deutsches Haus at NYU, 42 Washington Mews, hosts many events. All are free and open to the public. For info, call 212-998-8661 or visit www.nyu.edu/deutscheshaus Ohio Germania Society, 3529 W Kemper Rd, Cincinnati. New Year‘s Eve at Germania! (Sylvester im Germania Haus) Monday, December 31, 8PM1AM (doors open 7:30 PM). Tanzen, Singen, Schunkeln to the tunes of the Polka Dots. Admission: $20/pp. Reservations: Edeltraut Reed at 513598-4299 or Magdalena Geers at 513-923-1055 Cincinnati Donauschwaben Society invite you to their annual Silvestertanz held at the Donauschwaben Hall, 4290 Dry Ridge Rd in Colerain Twnshp, 9PM1AM. Admission $22p/p. Advance reservations req‘d. For more information: 513-385-2098 or www.donauschwaben.com Pennsylvanien The German Society of Pennsylvania, 611 Spring Garden St, Philadelphia, sponsors many great cultural events throughout 2007. For more info, call 215-627-2332 ext. 10 South Carolina Der German-American Club of the Carolinas hält seinen monatlichen Stammtisch am ersten Freitag des Monats im Restaurant Billy D’s West, 1519 John B. White Sr. Blvd., Spartanburg ab. Tel: 864-587-7766 Washington, DC Gemeinschaftsgottesdients Vereinigte und Pilgrims Kirche. Syvester Abend, Monnag 18:00 Uhr, National Cathedral, Wisconsin Ave. Bethlehem Kapelle. Info 202-3370939 Wir in Amerika Freie Willst Du dein Herz mir schenken, so fang es heimlich an… heisst es in einem Gedicht von 1650. Ach, nicht nur Herz und Seele sondern alles andere was man geben möchte, sollte mit einfühlsamer Umsicht ausgesucht werden. Das gilt besonders für Weihnachtsgeschenke, ideell und materiell. Doch meist lasse ich mich dummer weise erst nach Thanksgiving mit Millionen anderer Menschen in die Geschäfte treiben. Nämlich dann, wenn man für die vielen Weihnachtsparties zu denen Clubs,Vereine, Spor tgr uppen und Arbeitgeber bereits Anfang Dezember einladen, einige Präsente braucht. Diese Weihnachtsvor feierei ist inzwischen in Deutschland fast ebenso beliebt wie in USA, doch lange konnte ich mich beim besten Willen nicht daran gewöhnen. In meiner Kindheit näher te sich Weihnachten bedächtig, mit schummrigen, ruhig verbrachten Adventssonntagen. Am Heiligabend gab es Gesang, nützliche Gaben und fröhliche gegenseitige Besuche im Familienkreis, die erst am 27. 12., dem dritten Feier tag aufhör ten. Die paar Geschenke, die wir bekamen, waren eigentlich nebensächlich. Viel wichtiger war unser heiteres Zusammensein mit Tanten, Onkeln, Kusinen und Kusins. Ich erinnere mich an die Haselnüsse, die selbster fundenen Spiele, an die mitternächtlichen Spaziergänge im Schnee. Während unsere Tochter in Zeitung 24./31. Dezember 2007 Texas aufwuchs hielten wir so gut es ging an diesen herkömmlichen Traditionen fest. Damit waren wir die einzigen in unserer Umgebung, bei denen Weihnachten am 24. begann und drei Tage später aufhör te. Dagegen waren unsere Nachbarn in der Regel froh, wenn der ganze Rummel Ein echtes Geschenk ist kein White Elephant am 25. vorbei war und sie danach in den Geschäften ihre Geschenke umtauschen konnten. Doch wie es so geht, gleicht sich auch der sturste Einzelgänger irgendwann den Gepflogenheiten der Mehrheit an. Meine Umerziehung begann ganz harmlos in unserer Aerobicsgruppe. Zum vierten Advent brachte ich Tannenkranz, Kerzen und Stollen mit, die anderen steuer ten verschiedenes Weihnachtsgebäck bei und nach dem Workout sangen wir Advertising works 24/7/365 Call 1-888-819-0501 www.amerikawoche.com Atlantic Fellowship Ltd. 2204 Kalorama Road, N.W. Washington, D.C. 20008 Washington to Frankfurt from fotokopierte Texte in Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch Inzwischen ist unsere Gr uppe ambitionier ter. Wir singen nicht mehr, aber essen in Restaurants und überraschen uns gegenseitig mit anonymen White Elephant Gaben im Wert von 15 Dollar. Ein lustiger $360.00 R/T plus tax We also provide car rentals, rail passes & travel insurance. We fly from all major U.S. cities Call us for low Business Class fares. Tel. (202) 232-6990 1-800-AFL-5220 Fax (202) 462-0727 Or visit us at www.Atlanticfellowship.com Brauch, der sicher seinen Ursprung in dem Sprichwor t für jeden schiefen Topf findet sich ein schiefer Deckel hat. Er wachsene versuchen wohl damit ohne nenneswer ten Geldaufwand etwas vom Spass und der Überraschung ihrer Kindheit zurückzuholen. Für mich ist das nichts. Denn obwohl ich ein Regal voll sinnloser Kinkerlitzchen besitze, mag ich nichts verschenken was mir selber nicht gefällt. Also muss ich mich aufraf fen und einkaufen gehen. Nach anstrengenden Stunden entscheide ich mich dann für ein Buch, obwohl das selten die er wünschte Befriedigung erzielt, weil man ja den Empfänger nicht kennt. Beim White Elephant Gift Exchange gehen zuerst die grösseren Pakete weg, und die bescheideneren har ren bis zuletzt. Auf einer eleganten Par ty wickelte eine Dame endlich mein Büchlein aus. Mit gerunzelter Stirn las sie den Titel "Reptilien inTexas" und legte es unangenehm berührt schnell zur Seite. Niemand versuchte ihr den Naturkundeband auszu spannen. Am liebsten hätte ich ihn zurückgeholt, doch ich blieb auf einer Duftkerze und streng riechender Handlotion sitzen. Andere schleppten der weil gehäkelte Decken und bemaltes Porzellan davon, die ich allerdings auch nicht gebrauchen konnte. Was durchaus nicht heissen will, dass andere Geschenke, die ich nach langem Überlegen im Geschäft erstehe oder zu Hause selber mache, bei ihren Empfänger n ungetrübte Freude auslösen. Deshalb verlege ich mich neuerdings auf nützliche Kleinigkeiten, die nicht durch ihren Preis sonder n ihr e akute Brauchbarkeit bestechen. Mein Renner, der nachweisbar bei allen Männern, Frauen, alt und jung ankommt, ist das Inova Microlight, für zehn Dollar. Die olivengrosse Taschenlampe ist stoss- und wasser fest und strahlt mit ihrer fast unzerstörbaren LED Birne und der winzigen Lithium Batterie Seite 28 15 Stunden lang unglaublich helles Licht aus. Dazu gebe ich ein kleines, flaches echtes Schweizer Taschenmesser in rot oder schwarz und man hat das Notwendigste um bei Gefahr im Dunklen seinen Weg zu finden oder einen Apfel zu schälen wenn die Elektrizität ausfällt. Selten erhält man Geschenke, die noch nach vielen Jahren zu Begeister ungsstürmen hinreissen. Die von meinem Mann entwor fenen und geschmiedeten Schmuckunikate oder die unglaublich versatile Bosch Stichsäge, die mir mein Bruder vor Jahren verehrte, gehören dazu. Mit dieser Säge lernte ich Bänke, Tische einen Stuhl und kürzlich Bücherregale bauen. Wunderschön sind auch die mit viel Liebe und Kenntnis über die Eigenar ten ihrer Elter n gepackten Postsendungen, die unsereTochter jedes Jahr schickt. Es gehört schon eine Por tion Einfühlsamkeit dazu Er wachsene mit Gaben zu er freuen. Meine umsichtige, ideenreiche Freundin Rita begann vor drei Jahren mit einer ganz besonderen Geschenkserie. Am Heiligabend rollte sie auf einem roten Wägelchen einen Sack voll hölzer nem Kinder spielzeug für uns frisch gebackene Gr osselter n herein. Mit diesen bedachtsam ausgesuchten Gaben für unsere Enkel-kinder brachte sie uns wirklich "grosse Freude". Christmas at Arlington Cemetery: Diese Kränze - circa 5,000 – wurden von der Worcester Wreath Co. in Harrington, Maine, gestiftet. Merrill Worcester übernimmt zusätzlich noch die Transportkosten. Er tut dies bereits sei 1992. Ein bemerkenswerter Mensch! Ausserdem besuchen Gruppen von Schulkindern aus Maine in manchen Jahren den Friedhof, um bei diesem Anlass Hilfestellung zu leisten. Das Besondere an dieser Sache ist, dass Harrington im ärmsten Teil des States liegt. TEXAS HOME -- OR INVESTMENT !! Just outside Fort Worth, 2851 sq ft 4/3 on 3.414 acres with in-ground pool. In Remuda Ranch Estates. Totally refurbished in 2006: New flooring, paint, appliances, counters, windows, concrete, pool pump-filter-board. Split bedroom and bath with utility room that doubles as second kitchen yields fully separate apartment with own entrance from large two-car garage. Large dining room; bonus room; wet bar; fireplace. View east - Ft Worth skyline, View west - Texas countryside. Stayed reliably rented 1983-2005. Natural gas royalties share-out negotiable (oil & gas lease signed May 2007; seismic testing underway October 2007) View online: www.bschopmeyer.com, property search: MLS #10813206, search, 301 Remuda, (double-click) photo. Agent: Mrs Beverly Schopmeyer, (817) 613-7555, cell (in English) Owner: Frau Brigitte Hurley, (919) 490-0533 home (auf deutsch) Owner: Dr Frank Hurley, (919) 549-4322, work (either) $239,900 front view rear view with pool & land Fragen/Antworten Freie Zeitung 24./31. Dezember 2007 Seite 29 Sie Fragen - Wir Antworten mit Tante Anna gereicht werden. Sie benötigen: Frage: In der AW vom 29. Oktober 2007 auf Seite 29 war der Text der Bayernhymne. Gibt es eine Landeshymne für das Bundesland Brandenburg oder für Berlin? Können Sie bitte den Brandenburger oder Berliner Text in der AW veröffentlichen? Besten Dank für Ihre Hilfe. R Kaeske Gurnee, IL - 4 Brötchen vom Vortag 400 ml Milch 2 Eier (nach Belieben) 100 g Zucker 2 Essl. Zimt 2 Essl. Butter Zubereitung: Zimt und Zucker vermischen. Brötchen der Länge nach halbieren, Milch mit den Eiern verquirlen. Die Brötchen in die Eiermilch legen und vollsaugen lassen. Sind die Brötchen sehr trocken, eventuell mehr Eiermilch verwenden, damit die Brötchen richtig vollgesogen werden. Butter in der Pfanne erhitzen und die Ritter darin goldbraun backen. Sie erhalten das "rostige" Aussehen durch die Bestreuung mit Zimtzucker. Dazu kann eine Vanille- oder Weinsosse gereicht werden. Guten Appetit! Antwor t: Es gibt ein Brandenburger Lied und ich kenne es auch! Es heisst "Märkische Heide" und stammt von Gustav Büchsenschütz, der es 1923 schrieb. Hier ist der Text: 1. Märkische Heide, Märkischer Sand |: Sind des Märkers Freude, Sind sein Heimatland. :| Refrain: Steige hoch, du roter Adler, Hoch über Sumpf und Sand, |: Hoch über dunkle Kiefernwälder, Heil dir mein Brandenburger Land. :| 2. Uralte Eichen, Dunkler Buchenhain, |: Grünende Birken Stehen am Wiesenrain. :| Steige hoch . . . . . . 3. Blauende Seen, Wiesen und Moor, |: Liebliche Täler, Schwankendes Rohr. :| Steige hoch . . . . . . Frage: In Deutschland sangen wir in meiner Jugendzeit immer ein schönes Lied zum Ausklang beim Lager feuer oder beim Abschied von guten Freunden. Die Melodie ist "Auld lang syne". Könnten Sie bitte den deutschen Text abdrucken, um mein Gedächtnis aufzufrischen? C Narloch Youngstown, OH Antwort: Ihrer Bitte komme ich nur zu gerne nach, da dieses Lied einen schönen und besinnlichen Text hat. Es ist eine schottische Weise und stammt von Claus Ludwig Laue, der es in 1946 schrieb: 3. So ist in jedem Anbeginn Das Ende nicht mehr weit. Wir kommen her und gehen hin Und mit uns geht die Zeit Refrain: 4. Nehmt Abschied Brüder, schliesst den Kreis, Das Leben ist kein Spiel. Nur wer es recht zu Leben weiss, Gelangt ans grosse Ziel. Refrain: Nehmt Abschied, Brüder 4. Knorrige Kiefern Leuchten im Abendrot, |: Sah'n wohl frohe Zeiten, Sah'n auch märk'sche Not. :| Steige hoch . . . . . . 5. Bürger und Bauern Vom märk'schen Geschlecht, |: Hielten stets in Treu Zur märk'schen Heimat fest! :| Steige hoch . . . . . . 6. Hie Brandenburg allewege Sei unser Losungswort! |: Dem Vaterland die Treue In alle Zeiten for t. :| Steige hoch . . . 1. Nehmt Abschied, Brüder, ungewiss Ist alle Wiederkehr, Die Zukunft liegt in Finsternis Und macht das Herz uns schwer. Refrain: Der Himmel wölbt sich übers Land, Ade, auf Wiedersehn! Wir ruhen all in Gottes Hand, Lebt wohl, auf Wiedersehn. 2. Die Sonne sinkt, es steigt die Nacht, Vergangen ist der Tag. Die Welt schläft ein, und leis erwacht Der Nachtigallen Schlag. Refrain: Frage: Während meiner Kinderzeit besuchte ich Verwandte in Deutschland und erinnere mich gerne an die Speisen, die mir meine Tante vorsetzte. Besonders gerne ass ich "Karthäuser Klösse". Könnten Sie das Rezept für mich finden? J Koenig Portland, OR Antwort: Karthäuser Klösse oder Rostige Ritter können als Mahlzeit oder als Desser t Fragen... und Antworten Bitte, Fragen Sie uns ! Amerika Woche Fragen 100 S Ocean Ave Ste 1U Freeport, NY 11520 Toll-free Tel: 888-819-0501 email: info@amerikawoche.com Wir in Amerika Freie Zeitung WORK VISAS Permanent Resident Status ("Green Card") Immigration attorney who specializes in German clients. Excellent German and American references, both corporate and private. No charge for initial consultation. KENNETH RINZLER Attorney at Law 3229-B Sutton Place, N.W. Washington, D.C. 20016-7519 Tel. (202) 363-1534 Fax (202) 363-1535 www.rinzler.com 3582 Route 22 West Between Wal*Mart & Ryland Inn Whitehouse, NJ 08888 (908) 534-4433 Ihr Büro für alle Reisen 24./31. Dezember 2007 Seite 30 Versicherungsregulierungsbehörde er weitert ihr Dienstleistungsangebot um Dolmetscherser vice In Zusammenarbeit mit Language Line Services kann die Behörde ab sofort Kunden in über 162 Sprachen betreuen Columbus, OH (awj) - Mary Jo Hudson, die Direktorin des Ohio Department of Insurance, kündigte heute an, dass die Behörde ab sofort Kunden in über 162 Sprachen betreuen kann. Um diese Betreuung zusätzlicher Kunden zu ermöglichen, arbeitet die Behörde mit der Übersetzungsagentur Language Line Services zusammen. "Wir wollen sicherstellen, dass unsere Angebote so viel wie möglich im Bundesstaat Ohio ansässigen Personen zur Verfügung stehen," so Hudson. "Mithilfe dieser neuen Dienstleistung stellen wir sicher, dass uns Kunden alle möglichen Fragen zum Thema Versicherung stellen können und sie von uns umfassend informiert werden. Rufen Sie uns unter 1-800-686-1526 an." Kunden, die die Behörde anrufen und Übersetzungshilfe benötigen, werden zunächst mit einem "Vermittler" von Language Line Services verbunden, der dem Anrufer einige Fragen stellt, um dessen Sprache sowie den Dialekt zu ermitteln. Der Vermittler stellt den Anruf dann an einen entsprechenden Dolmetscher durch, der das Gespräch zwischen dem Anrufer und dem Behördenangestellten übersetzt. Language Line Services beschäftigt über 2000 Dolmetscher in 162 Sprachen wie z. B. Spanisch, Somali, Französisch, Kantonesisch, Deutsch, Italienisch, Russisch und Portugiesisch. Kunden aus Ohio, die Fragen zu Versicherungsproblemen haben, sollten das Kundentelefon des Ohio Department of Insurance unter 1-800-686-1526 anrufen. Kostenfreie Informationen finden Sie auch im Internet unter www.ohioinsurance.gov. 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Dezember 2007 Seite 31 Schwäbischer Sängerbund feiert Weihnachten Mar tinsville, NJ (awj) - Der Schwäbische Sängerbund von New Jersey hielt am Sonntag, 2. Dezember 2007, seine Weihnachtsfeier im malerisch gelegenen Martinsville Inn. Während der Cocktailstunde gab es reichlich Gelegenheit, bei einem guten Tropfen und genussvollen Häppchen hie und da zu plaudern und Neuigkeiten auszutauschen. Geselligkeit wird gepflegt und das Singen einiger Weihnachtslieder gehört selbstverständlich zu dieser Feier. Der Vorsitzende und Präsident, Steve Barthelmes, hiess alle Sangesschwestern und -brüder, sowie Freunde herzlich willkommen. Erster Vizepräsident Hans Blessing führte humorvoll durch das Programm und Karin Duerr übertraf mit ihren geschmack- vollen Dekorationen wieder alle Erwartungen. Kurt Striny bewies sein künstlerisches Talent mit der Gestaltung des Programmheftes und die Tischordnung, sowie der Kartenverkauf lag in den Händen von Patricia Froehlich und Irene Zehetleitner. Die musikalische Umrahmung mit Tanz- und Unterhaltungsmusik gelang dem Norbert Ludewig Orchester wieder fabelhaft. Nach dem ausgezeichneten Dinner er folgte die Ehrung einiger Mitglieder, die ein Jubiläum mit dem SSB feiern konnten. Steve Barthelmes und Hans Blessing bereitete es grosse Freude, Gertrud Adams, Irene Palenycky und Monika Van Houten für deren 10 Jahre beim SSB zu ehren und ihnen zu danken. Elsa Daletzki trat dem SSB vor 25 Jahren bei und Katharina Fehlberg ist bereits seit 20 Jahren Mitglied. Leider konnten diese Beiden nicht anwesend sein, aber die Ehrung wurde bei der nächsten Chorprobe vorgenommen. Fran Steinmetz überreichte Waltraud Braun mit vielen Dankesworten, denen sich die Präsidentschaft anschloss, ein herrliches Blumengebinde für ihre unermüdliche Arbeit für den Sängerbund. Die musikalische Tour durch Deutschland während des vergangenen Sommers, sowie das bevorstehende Weihnachtskonzer t sind zwei Höhepunkte, die das Vereinsleben bereichern. Die stattliche Anzahl der Sängerinnen und Sänger spricht für sich selbst und die Aufrechterhaltung des deutschen Liedgutes lässt sich leicht mit den Lieder n der amerikanischen Wahlheimat vereinen. Im Jahre 2010 dar f der Schwäbische Sängerbund sein 125jähriges Bestehen feiern! Christa K. Wimmer 10 Jahre Mitglied beim SSB (l-r): Irene Palenycky, Gertrud Adam und Monika Van Houten. Präsident Steve Bartelmes und 1. VP Hans Blessing gratulieren Photo: Inge Helling Christkindlmarkt der DC Clark Ladies Division Clark, NJ (awj) - Die Ladies Division des Deutschen Clubs of Clark hat sich mit ihrem alljährlichen Christkindlmarkt inzwischen einen guten Ruf erobert. Der zumeist im Freien, in der enormen Festhalle abgehaltene Weihnachtsmarkt zieht auch bei Regenwetter kauflustige Freunde magisch an. Viele Stände waren unter dem schützenden Dach untergebracht und heruntergelassene Plastikwände hielten den Regen ab. Die Glühweinbude war ständig belagert und der verlockende Duft unwiderstehlich. Räuchermännchen und kunstvolle Pyramiden aus dem Erzgebirge, weihnachliche Dekorationen aller Art, Adventskränze, verschneite MiniaturTannenbäume, Christbaumkugeln, Wachskerzen, festlich-elegante Tischdecken, Lebkuchen, Weinbrandbohnen, selbstgebackene Kuchen und Plätzchen, Schmuck, Handarbeiten sind nur einige Beispiele der zahlreichen Angebote. Eine Gruppe unermüdlicher Sänger vom Sänger Chor Newark sang die beliebtesten Weihnachtslieder unter der Direktion ihres Präsidenten, Kurt Striny, der auf dem Akkordeon begleitete. Das Vereinshaus lud ein zu Speis' und Trank, von dem ausgiebig Gebrauch gemacht und zu gemütlichem Beisammensein ausgenutzt wurde. Obwohl zahlreiche Besucher nach Tätigung ihres Einkaufes wieder nach Hause strebten, liessen sich fast 400 Gäste ein schmackhaftes Essen munden. Die unermüdliche Ladies Division darf auf ihre er folgreichen Aktivitäten stolz und sich der dankbaren Anerkennung des Deutschen Clubs of Clark gewiss sein. Text und Photos: Christa K. Wimmer Das ganze Jahr über klapperten die Stricknadeln und flitzen die Häkelnadeln in den fleissigen Händen von Susanne Schmid, die unermüdlich im und um das Vereinshaus tätig ist Die vorgetragenen Lieder des Sänger Chor Newark, unter der Leitung von Kurt Striny (mit Akkordeon), trugen wesentlich zur vorweihnachtlichen Stimmung bei Katzentanne zum Mitsingen, nach der Melodie "Am Weihnachtsbaume, die Lichter brennen" (Eingesandt von Leserin Hilke Breckwoldt-Laun aus Schaumburg, Illinois) Am Weihnachtsbaume, die Katze klet-tert sie schnurrt zufrie-den, leis und zart. Der shöne Glasschmuck ist schon zerschmet-tert die Candystan-gen stark behaart. Die Lichterket-te ist unterbro-chen, der Stern ganz o-ben scheint nicht mehr. Die Schokola-de ward angero-chen und keine Seele will sie mehr. O - schöne Tan-ne, wie bist Du herr-lich, für jedes Kat-zen-Herz ein Traum. Laß Katze den-ken, sie lebt gefähr-lich und kauf ihr ei-nen Weihnachtsbaum... Wir in Amerika Freie Zeitung 24./31. Dezember 2007 Seite 32 Kirchliche Nachrichten Die Vereinigte Kirche teilt mit: Wir laden Sie herzlich ein zu unseren evangelischen Gottesdiensten und Veranstaltungen in der Vereinigten Kirche, Ecke 20th und G Street NW, Washington, DC, Tel. (202) 337-0939. Nach jedem Gottesdienst ist Kaffeestunde in der John Cooper Lounge. Sonntag, den 16. Dezember, 9:30 Uhr: Gottesdienst zum 3. Advent mit Liedern und Lesungen 15:00 Uhr: Adventskonzert des Washington Sängerbundes Montag, den 24. Dezember, 17:00 Uhr: Christvesper Montag, den 31. Dezember, 18:00 Uhr: Jahresschlussgottesdienst der deutschen evangelischen Gemeinden mit Abendmahlsfeier in der Bethlehemkapelle der Nat‘l Cathedral, Wisconsin Ave. Die Deutschsprachige Katholische Mission Washington, D.C. teilt mit: Sie sind alle herzlich zu unseren Gottesdiensten eingeladen, die alle, falls nicht anders angegeben, in The Heights School, 10400 Seven Locks Road, Potomac, MD, 20854 stattfinden. Einmal im Monat ist Gottesdienst mit besonderer Ansprache für die Kinder. Pfarrer Bernd Kaut. Alle Veranstaltungen finden im Pfarrhaus, 6330 Linway Terrace, McLean, VA 22101 (Tel. 703-356-4473) statt. Gelegenheit zum Empfang des Bußsakramentes jederzeit und nach Vereinbarung möglich. NANA'S PASTA MAKER If you love home made pasta - I promise you'll be hooked after you make them once. This especially designed Pasta Colander makes for easy work in minutes. Dishwasher safe 1 year Warranty. It comes with instructions, scraper & several recipes (some gluten-free) for $21.95 plus $8.50 postage. Die Deutsche Evangelische Kirchengemeinde Washington, D.C. teilt mit: NANA'S SPAETZLE MAKER Ltd. 2641 Mappin Crt. Kelowna, BC V1Y 8H8 Canada Toll-Free 1-866-868-2820 Fax: 250-868-2817 E-Mail: info@cookingwithnana.com Web: www.cookingwithnana.com Over 40 varieties of homemade meats & sausages. 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Gottesdienste in Philadelphia: Die Lutherische Kirche Alt Zion im Zentrum von Philadelphia (Kreuzung N. Broad und Mt. Vernon) lädt sonntags um 11.15 Uhr zum deutschen Gottesdienst ein. Aktuelle Informationen (Band) unter 215-765-5883 oder direkt vom Pfarrer, 215-769-1960. E-mail: chafs@aol.com. In der Immanuel Lutheran Church, 14100 Worthington Rd. (corner Southampton Rd.), Somerton, findet jeden Sonntag um 11 Uhr ein Deutscher Gottesdiest statt. Info dazu gibt es bei Pastor Soenke Schmidt-Lange unter Tel.: (215) 464-1540 oder per e-mail unter lutheran@voicenet.com Ebenfalls einen deutschen Gottesdienst feiern die Christen der Tabor Lutheran Church, Roosevelt Blvd. & Mascher St., Philadelphia, PA, sonntags um 10.30 Uhr. Infos bei Pastor Wagner unter Tel.: (215) 455-1706. Email: Tabor@attglobal.net Tel: (302) 366-9454 Fax: (302) 737-8493 WWW.DelawareSaengerbund.Org 1920 G Street, N.W. Washington, DC 20006-4303 Gemeindebüro: (202) 337-0939 Deutschsprachiger evangelischer Gottesdienst In deutscher Sprache an jedem 1. und 3. Sonntag im Monat um 9.30 Uhr mit Pastor Bodo Schwabe Jeden Sonntag um 11 Uhr englischer Gottesdienst mit Rev. Peter DeGroote Seit 1833 deutschsprachige evangelische Gottesdienste www.theunitedchurch.org Neujahrsfeier 31. Dezember 2007 Reservierungen bei Brian Schulz: (302) 453-8557 oder email: brianofdsb@aol.com Präsident Brian Schulz 49 Salem Church Road Newark, Delaware 19713 Reisen AMERIKA WOCHE 24./31 Dezember 2007 Seite 33 Touristen-Kult und Armut - Die letzte Milchbar von Nowa Huta von Eva Krafczyk Krakau (dpa) - Sozreal ist Kult geworden in Nowa Huta, das einst die sozialistische Vorzeigestadt im bourgeouis-katholischen Polen werden sollte. Die Alleen und Arbeiterprachtbauten im stalinistischen Stil setzen einen deutlichen Kontrapunkt zum südpolnischen Krakau (Krakow). Wenn die Touristen aus aller Welt übersättigt sind von den architektonischen Schönheiten der alten Königsstadt, deren komplette Altstadt auf der Liste des Weltkulturerbes der Weltkulturorganisation UNESCO steht, wenn sie sich im alten jüdischen Stadtteil Kazimierz satt gegessen haben an “gefilte Fisz” und “Karpfen jüdische Art”, schlägt die Stunde der Ostalgie-Touren. Gleich mehrere kleine Veranstalter bieten seit einigen Jahren “Kommunismus-Touren” an. Einige von ihnen haben sogar alte Trabis und Moskwas reaktiviert, um deutschen, englischen oder amerikanischen Besuchern das mittlerweile in Krakau eingemeindete Nowa Huta vorzustellen mit seinen Monumentalbauten, den breiten Alleen und von Grünflächen unterbrochenen Wohnblöcken, die einst ein Arbeiterparadies werden sollten. Der politische Wandel hat, mitunter zum Verdruss der jungen Tourismus-Geschäftsleute, an Nowa Huta Spuren hinterlassen. Der Plac Centralny, zentraler Verkehrsknotenpunkt der Sozreal-Stadtteils, trägt heute den Namen Ronald Reagans. Die Allee des kommunistischen Manifestes gibt es nicht mehr. Mit einer nach dem polnischen Papst Johannes Paul II. benannten Allee lässt sich leicht vergessen, dass Nowa Huta nach dem Willen der kommunistischen Stadtplaner eine “Stadt ohne Gott” sein sollte. Die katholische Arbeiterklasse sah das anders - gemeinsam mit dem damaligen Krakauer Erzbischof Karol Wojtyla ertrotzten die Einwohner den Bau einer Kirche. Auch Lenin musste den neuen Zeiten weichen. Einst grüßte der Revolutionär die Werktätigen von seinem Podest vom Plac Centralny aus. Doch die frische Brise des Wandels blies auch Lenin weg: Das Denk- mal wurde ganz neu-kapitalistisch verkauft und in einen schwedischen Freizeitpark exportiert. Vor einigen Jahren wollten anonyme Spaßvögel an den Geist des alten Nowa Huta erinnern und stellten in einer nächtlichen Aktion eine Lenin-Gipsfigur am alten Standort auf. Die heftigen Reaktionen und ein prompter Demontage-Einsatz der Stadtteilbehörden machten aber schnell klar, dass sich die Zeiten endgültig geändert haben. Der Club der Internationalen Presse in den Arkadenbögen am Plac Centralny existiert nicht mehr. Stattdessen können die Einwohner von Nowa Huta wie der Rest ihrer Landsleute Ananas, Bananen und Orangen auch ganz ohne Sonderlieferungen kubanischer Genossen im Lebensmittelladen oder an den Marktbuden kaufen, an denen freies Unternehmertum längst zur Lebensphilosophie geworden ist. Doch die neuen Zeiten haben nicht allen Wohlstand gebracht. Das Stahlwerk,das einst der wichtigste Arbeitgeber in Nowa Huta war, gehört nach der Privatisierung einem indischen Konzern. Schon vor der Übernahme waren zahlreiche Arbeitsplätze abgebaut worden. Auch für die Rentner, die auf jeden Zloty achten müssen, ist eine Shoppingtour in den schicken Boutiquen und neu entstandenen Einkaufszentren der Innenstadt nicht drin, die Ware unerschwinglich. Sie decken sich im “Ciuchland” (Lumpenland) mit Wintermänteln, Pullovern oder Nachthemden ein. Was aus englischen, deutschen, niederländischen Kleiderschränken ausgemustert wurde, geht hier zum Kilopreis über den Ladentisch. Früher, so erzählt eine Verkäuferin, war hier das “Geschäft der Polnischen Mode.” Sie zuckt gleichgültig die Schultern. “Die Altkleider aus dem reichen Westen sind oft von besserer Qualität als das, was unsere Textilkombinate damals herstellen konnten.” Doch ein Überbleibsel der alten Zeiten ist geblieben. In zuckrigen Pastellfarben prangen bunte Bögen auf dem grauen Beton der Arkaden, die von der Rosenallee zum Plac Preußen-Schätze auf Burg Hohenzollern Ein lange Zeit verschollenes Reiseservice Friedrichs des Großen aus Meissner Porzellan wird in der Schatzkammer der Burg Hohenzollern bei Hechingen (Zollernalbkreis) ausgestellt. Tausende Touristen aus der ganzen Welt besuchen die Burg, um die wertvollen Schätze zu sehen. Auf dem 855 Meter hoch gelegenen Stammsitz der Hohenzollern wollen sie in die Welt der Ritter und der Preußen-Dynastie eintauchen. Foto: Patrick Seeger Centralny führen. “Bar Mleczny” (Milchbar) verkünden die weißen Buchstaben an den hohen Fenstern der Bar. Selbst die Lettern erinnern an die frühen Jahre des 1956 eröffneten Selbstbedienungsrestaurants. Seit 15 Jahren arbeitet Bar-Chefin Lucyna Serafin hier, aber sie versichert, dass die Pierogi, die süß oder deftig gefüllten Teigtaschen, noch nach demselben Rezept von Hand hergestellt werden wie einst in der Volksrepublik. Auch die Abläufe im Selbstbedienungsrestaurant sind noch die gleichen. Nur das Aluminiumbesteck von einst ist Einweg-Plastik gewichen. Flink lässt Helena Markowicz die Finger über die Kasse gleiten. Ihr Blick wandert über Teller mit Pierogi, mit Barszcz, der traditionellen Suppe aus roten Rüben, oder Bratkartoffeln. Es muss schnell gehen, die nächsten Gästen warten schon in der Schlange, trotzdem hat sie ein Lächeln und ein freundliches “Smacznego” (guten Appetit) für jeden. In den 37 Jahren, die sie an der Kasse der Bar arbeitet, ist so mancher Besucher zum Stammgast geworden. Durch die kleinen Fenster an Kasse und Bestellaufgabe lässt sich ein Blick in die Küche erhaschen. Die stämmige Köchin und ihre Helferinnen, die stoisch Kartoffeln schälen, Pierogiteig ausrollen und in großen Töpfen rühren, sehen mit ihren Kittelschürzen und nicht gerade modischen Plastikhauben, die die Haare zurückhalten, selbst noch wie einst in kommunistischen Zeiten aus. Dampfschwaden füllen die Küche, es riecht nach Kohl, aber auch nach gebratenem Fleisch - im Gegensatz zu den alten Zeiten des Mangels ist heute in den Milchbars das Angebot nicht mehr auf fleischlose Kost beschränkt. “Nie habe ich solche Armut wie jetzt gesehen. Es gibt Leute, die bestellen eine Suppe für 1,20 Zloty und machen die Bestellung rückgängig, weil ihnen ein paar Groschen fehlen”, sagt Markowicz bedrückt. “Andere wollen nur eine halbe Portion, weil sie sich kein ganzes Essen leisten können.” Früher hätten die Menschen zwar auch nicht viel gehabt, und es habe ja obendrein Mangel in vielen Geschäften geherrscht, sinniert die Barchefin. “Aber so extrem, dass Menschen von draußen reinkommen und bei der Geschirrrückgabe um das übrig gebliebene Essen bitten - nein, so etwas kannten wir früher nicht.” Markowicz zeigt zum Fenster, von dem aus die Besucher der Milchbar einst das Lenin-Denkmal sehen konnten. “Alle waren überzeugt, es werde den Menschen gut gehen, wenn Schluss ist mit dem Kommunismus”, sagt sie, und es klingt bitter. “Lenin steht hier nicht mehr, aber die Armut gibt es immer noch, und schlimmer als zuvor.” Jadwiga Rymarz studier t aus kurzsichtigen Augen die handbeschriebene Tafel, auf der das aktuelle Menü aufgelistet ist. Die Rentnerin zieht den warmen Mantel, der schon bessere Tage gesehen hat, enger Gäste in der Milchbar “Bar Mleczny” in Krakau, Polen. Foto: Eva Krafczyk um sich. Nach längerem Überlegen entscheidet sie sich für Erbsensuppe für 1,05 Zloty - die ist heute am billigsten. “Vor einem Jahr gab es noch Suppe für einen Zloty, oder sogar für 90 Groszy, wenn es keine Nudel- oder Reiseinlage gab”, klagt sie, als sie sich auch noch für die mit Kartoffel und Zwiebelquark gefüllten Pierogi russischer Art entscheidet. Auf die Speckgrieben, die für mehr Geschmack sorgen, verzichtet Rymarz nicht aus Gesundheitsgründen: “Wenn ich sie mit Grieben bestelle, müsste ich 60 Groszy mehr zahlen”, rechnet sie vor. So beläuft sich die Rechnung für Suppe und Hauptgericht auf nicht ganz vier Zloty, etwa einen Euro. “Gott sei Dank gibt es noch die Milchbars”, sagte die 73Jährige. “Ich wüsste nicht, wie ich sonst mit meiner Rente durch den Monat kommen soll, gerade jetzt, wo ich auch heizen muss.” Katarzyna Janowicz hat sich ebenfalls für Pierogi entschieden und gleich eine weitere Portion auf Vorrat gekauft. Die Plastiktüte baumelt am Kinderwagen ihrer kleinen Tochter, die mit offenem Mund unter ihrer Decke döst. “Die schmecken auch morgen noch, und ich spare mir die Fahrkarten, um hierher und wieder zurück nach Hause zu fahren”, sagt die 21-Jährige leise. Sie ist alleinerziehend, muss auf jeden ausgegebenen Zloty achten. “In meiner Plattensiedlung gibt es nur Fast Food und Pizzabringdienste, aber das kann ich mir nicht leisten”, seufzt sie, während sie mit der Plastikgabel langsam eine Teigtasche zerteilt. “Und leider werden die Milchbars immer seltener.” Wendy und Julian Kendrick kennen diese Probleme nicht. Das Paar aus dem englischen Chester hat vor ein paar Tagen eine der “Sozialismus-Touren” gebucht und wollte auf eigene Faust noch ein wenig postsozialistisches Ambiente erleben. “Unser Guide hat uns die Milchbar im Vorbeigehen gezeigt, da wollten wir uns das auch gleich mal von innen ansehen”, erzählt Julian, der zu seinem Kotelett mit Kartoffeln und Rotkohl noch eine kräftige Suppe, Saft und Kompott auf seinem Tablett stehen hat. “Das hat ungefähr 15 Zloty gekostet”, sagt er begeistert. “Ist doch ein Witz, solche Preise - dafür kriege ich zu Hause nicht mal ein Sandwich.” Auch die Mittdreißigerin Wendy lässt sich ihr Hähnchenbrustfilet mit Kartoffelbrei und Salatteller gut schmecken. “Ich war ja erst skeptisch, ob wir bei diesen Preisen etwas Ordentliches erwarten können”, gibt sie zu. “Kaum zu glauben, dass man für so wenig Geld essen gehen kann.” Das polnische Rentnerpaar, das geduldig in der Warteschlange der Kunden darauf harrt, seine Bestellung aufgeben zu können, dürfte diese Einschätzung nicht teilen. Doch der alte Mann mit dem buschigen weißen Schnurrbart gibt sich auch in der Milchbar mit ihren Plastikstühlen und -blumen, den bunten Wandbildern im Stil der späten 50er Jahre und den Gästen, die angesichts niedriger Temperaturen lieber den Mantel anbehalten, wie ein Kavalier alter Schule, der seine Frau in ein edles Restaurant ausführt. “Jetzt sei doch nicht so bescheiden, Danusia”, drängt er seine zögernde Frau. “Gönn Dir bitte ein Kompott zum Nachtisch.” Roman AMERIKA WOCHE 24./31. Dezember 2007 Seite 34 Aus Drei mach Eins von Conny Kirschgarten „Aus Drei mach Eins“ ist eine sympathisch-turbulente Sommerkomödie, die in Mainz, Wiesbaden und Saarbrücken spielt. Ein Muss für alle Politikverdrossenen, die sich dennoch während ihres Sommerurlaubs amüsieren möchten. www.brueckenverlag.de Man kann das Buch (und andere) dort bestellen. 8 (Fortsetzung) "Hey, ihr zwei, nicht so schnell! Nächsten Freitagabend gibt es auf Thilos Weingut ein großes Sommerfest. Er hat es extra nochmals gesagt. Ihr seid herzlich eingeladen. Wenn ihr wollt, könnt ihr schon mittags kommen und beim Aufbauen helfen. Gerade zwei kräftige Handwerker könnte Thilo gut gebrauchen. Bleibst du solange, Serge?" "Sommerfest auf einem Weingut? Natürlich bin ich dabei. Ich habe geplant, am Sonntag zurückzukehren. Mehr als zehn Tage kann ich nicht wegbleiben, sonst glaubt sich mein Mathieu, er ist Chef. Vielen lieben Dank und pass mir gut auf Christian auf." "Ja, mache ich, keine Sorge", versprach Evelyn. Dann wandte sie den Kopf zu Christian: "Ich glaube, das kannst du selbst ganz gut, oder?" Für Christian war das Tempo von Aufbruch, Einladung, und Verabschiedung reichlich schnell. "Ehrlich gesagt, mir hat es ein wenig die Sprache verschlagen. Also, ihr beiden, kommt gut nach Hause." "Mein Auto steht gerade um die Ecke", hörte er Evelyn sagen. "Es war der letzte freie Parkplatz. Ich fahr dich heim. Ich soll ja auf dich aufpassen." "Einen Augenblick. Ich gehe erst einmal bezahlen. Bin gleich wieder da." Als er zurückkam, schlenderten sie gemeinsam zum Parkplatz. "Angélique, willst du mich gleich in den Rhein werfen und die Fische mit mir füttern?" Serge schaute sie verstohlen von der Seite an. "Das hat Zeit bis du die Lampe im Badezimmer aufgehängt hast. Komm, wir gehen durch die Altstadt nach Hause. Es ist zwar ein kleiner Umweg, aber gerade abends finde ich es sehr schön dort." "Das freut mich. Dann habe ich eine Chance bei dir vor meinem Tod?" Angelika wurde still. Sie kannte Serge schon so lange, fast zehn Jahre. Auch seine erste Frau, mit der er Christian öfter in Mainz besucht hatte. Es war seltsam für sie, die Bekanntschaft mit ihm plötzlich in einem anderen Licht zu sehen. "Schau nicht traurig!" Serge nahm ihre Hand. "Wenn es wegen Evelyn ist. Nimm es nicht tragisch. Sie tut ein bisschen auf femme de classe." "Das hat nichts mit Evelyn zu tun, ich mache mir halt ständig Sorgen um den Jungen", gestand sie ihm. "Sebastian wird die paar Monate durchhalten, und dann macht er Schluss mit der Armee. Ich bin sicher, er hat die Nase voll von Sand und Steppe. Mein Vater, nicht freiwillig, war in Algerien. Seitdem ist er mit Armee für alle Zeiten bedient", versuchte Serge sie aufzumuntern. "Vielleicht hast du Recht", Angelika lächelte ihn an, "und er kommt zur Besinnung." Vor dem Frankfurter Hof blieben sie stehen. Serge hatte ein Plakat entdeckt. Es warb für eine Ausstellung im Landesmuseum über die Beutekunst unter Napoleon. "Schon wieder Soldaten!" Angelika seufzte tief. Serge grinste verschmitzt: "Die armen napoleonischen Soldaten. Sie hatten es schwer mit den Mädels in Deutschland." "Wieso schwer", wunderte sich Angelika. "Du weißt was fiese Matenten sind?", fragte Serge nach. "Klar, fiese Matenten sind hinterhältige Machenschaften." "Nein, nicht richtig", widersprach Serge, "sondern das Gegenteil. Wie gesagt, damals, die französischen Soldaten haben den Damen, in die sie sich verliebten, vorgeschlagen ‚Visite ma tente'. Daraus machten die Deutschen das Verbot ‚Mach mir keine fiese Matenten'." Angelika lachte auf und fragte amüsiert: "Und, wo steht dein Zelt heute Nacht?" Eine Antwort auf ihre Frage bekam sie nicht mehr. Serge ließ sie stehen. Er eilte auf einen Penner zu, der ein paar Meter von ihnen entfernt, vor der Augustinerkirche saß. Angelika sah völlig verwundert auf die rechte Schulter des Mannes, die wie um die eigene Achse herum rotierte. Sein Kopf zuckte in schnellen Stößen nach vorn und hinten. Bei jedem Zurück schlug er gegen das Mauerwerk. Serge beugte sich zu dem Mann hinunter und umfasste mit beiden Händen den Kopf. "Il est tellement fort", rief er Angelika zu, die jetzt neben ihm war. Serge stand langsam auf, ohne ihn loszulassen. Er schob sich behutsam zwischen den Mann und das Mauerwerk, sodass sein Körper als Puffer fungierte. Er löste seine linke Hand vom Kopf des Mannes und ließ sie auf dessen Schulter gleiten. Mit kräftig massierenden Bewegungen strich er darüber. Mit der anderen Hand stützte er weiter den Kopf. Währenddessen rief Angelika mit ihrem Handy den Notarzt und schilderte mit knapper Stimme die Symptome. Als sie wieder zu den beiden hinblickte, fand sie die Zuckungen schon weniger heftig. Aber am Hinterkopf des Mannes prangte eine böse Wunde. Angelika nahm das Handy von einer Hand in die andere. Wo blieb nur der Notarzt? Sie schaute mit großen Augen zu Serge. Der schien sie vergessen zu haben. Einen Augenblick später sah sie den Krankenwagen die Augustinergasse herauf fahren und neben ihnen halten. Eine junge Ärztin stieg aus. Angelika bemerkte, wie abgespannt und übernächtigt sie war. "Es ist besser geworden", begrüßte sie die Ärztin. "Vor zehn Minuten hat er wild mit dem Kopf hin- und her geschlagen." Die Notärztin wandte sich dem Kranken zu und begutachtete die Wunde am Kopf. "Sie können den Kopf loslassen", sagte sie zu Serge. "Aber bitte bleiben Sie stehen, bis wir ihn im Wagen haben." Sie winkte ihre beiden Helfer heran, die in Windeseile die Trage aus dem Wagen herauszogen. Sie hoben den Verletzten hinauf und schoben ihn in den Krankenwagen. Serge war endlich aus seiner Stellung an der Mauer erlöst. Er vertrat sich die Beine. Die Ärztin wandte sich an Serge und Angelika. Sie vermutete einen epileptischen Anfall. Allerdings müsse zuerst die Wunde versorgt werden. Dann sehe man weiter. Sie schloss die Hecktür (c) 2005 - BRÜCKEN VERLAG des Krankenwagens und verabschiedete sich. Der nächste Einsatz wartete schon. Es war viel los. "Vom Hyatt zum Notarzt. Der Abend ist ereignisreich." Serge legte seinen Arm um Angelikas Schultern und sagte leise. "Wir sind ein gutes Team. Unser nächstes Projekt ist deine Lampe." Angelika schmiegte sich an ihn. Die Lampe fand sie nicht mehr so wichtig. 9 Die Routine hatte pünktlich am Montag um 7.30 Uhr begonnen. Während seiner Joggingrunde am Rhein entlang, hatte Christian mit Staunen festgestellt, wie dieser stolze Fluss mit jedem Tag schmaler wurde. Auch roch er immer intensiver. Demnächst würde der Schiffsverkehr drastisch eingeschränkt oder gar eingestellt werden. Zu wenig Wasser unterm Kiel! Beim Laufen auf den Bodenplatten am Stresemannufer hatten seine Joggingschuhe bei jedem Schritt geknatscht. Eingetrocknete Bier- und Saftreste zeugten von den nächtlichen Gelagen der hitzegeplagten Mainzer. Ein kühlender Regenschauer, das wäre es! Auf der Wasseroberfläche am Winterhafen waren bäuchlings ein paar tote Fische getrieben und sogar die Möwen schienen trocken aus dem Hals gekrächzt zu haben. Ganz zu schweigen von den verdorrten Grünflächen: wie braune Steppe! Gutgelaunt im Büro angekommen, pfiff er jetzt vor sich hin und füllte Kaffeepulver löffelweise in den Filter. Angelika würde sicherlich ein sehr starkes Getränk benötigen: Einen Löffel für Serge, zwei für das Wochenende und drei für Angelika. Eine Minute vor neun kam sie frisch und munter an, schenkte sich sofort einen Kaffee ein und nahm neben Christian am Schreibtisch Platz: "Na, dann legen wir los, solange es einigermaßen kühl ist und wir noch denken können." Christian versuchte sachlich zu beginnen: "Neugierig wie ich bin, habe ich in Hessen begonnen, mit dem Wahlkreis um Bad Hersfeld. Die Abgeordneten dort, halten sich seit über 20 Jahren. Ihre Kinder waren zum Teil in meiner Klasse." "Hast du etwas besonders Auffälliges entdeckt?" "Nein, nur das Übliche. Ein bisschen Schieberei, ein bisschen Bordell. Langweilig wie die ganze Gegend." "Was soll aus den Langweilern werden?" "Sie als Bergwerksdirektoren in den Bergbau zu schicken, wird schwierig. Das ist ähnlich wie im Saarland. Zuviel Personal wurde in den letzten Jahren abgebaut. Außer, wir lassen sie als Geister durch die leeren Schächte spuken." "Das ist richtig innovativ", fand Angelika. "Die vom Rhein werden Schiffer, die aus dem hintersten Hessen geistern im Bergwerk umher." Er wurde ernst. "Es sind insgesamt 260 Leute unterzubringen. Die Pensionen und Übergangsgelder sowie sonstige Zahlungen belaufen sich voraussichtlich auf 260 bis 320 Millionen Euro". Fortsetzung folgt Anzeigen AMERIKA WOCHE Dienstleistungen Wir suchen tüchtigen Generalpartner der vertraglich abgesichert, ohne Konkurrenz, mit der patent.chemiefreien Potema Matratzenreinigung, die Matratzen in Hotels, privaten Residentenhaushalten, Heimen, usw. reinigen möchte. Ihr Gebiet ist hier noch frei, es kann ein tüchtiger Generalpartner sehr hohe Einnahmen erzielen.Referenzpartner die auf den Balearen tätig sind, geben gerne Auskunft. Gratisinfomappe anfordern unter Potema Generalvertrieb Tel: 0043 7252 70705 EMail: potema@gmx.at / www.potema.at Seite 35 24./31. 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Michalewicz $10.00 Erhard Moeller $10.00 Hans R Moll Margarete T Morgan $10.00 $10.00 Walter Moritz $10.00 Karin Neumann $10.00 Paul Neumann $10.00 George T Norton $10.00 Wolfgang Oehme $10.00 Hans D Petersen $10.00 Anna Picard $10.00 Karin Piorreck $10.00 Renate H Pobbig $10.00 Edelgard Prange $10.00 Edmund Rauser $10.00 David W Rhodes $10.00 Fritz Saaber $10.00 Norbert B Sachse $10.00 Michael Schatz $10.00 Adolf Schneider $10.00 Ursula Schroeder Helmut H Schumacher $10.00 $10.00 Walter Spieker Katharina Steinbauer $10.00 $10.00 Ilse Stiller Franz & Helga Stockmann $10.00 $10.00 Karl E Strick $10.00 Ingeborg Tooma $10.00 Maria M Torster $10.00 Ute Waldman $10.00 Guenter Widemann $10.00 Heinz Zilg $10.00 Rudolph Zorn $11.00 Josef Gutgesell Wolfgang Meier-Rottmann $11.00 $11.00 Bernhard Mueller $12.00 Irene Calamungi $12.00 Christine Cudney $12.00 Elin K Doehner $12.00 Horst Hansen $12.00 Jennifer Uhrbrock $12.00 Brigitte Waterman $12.00 Peter Wintergerst Christine Cudney Sabine F Horn Henry Otto Milorad Popovic Adolf Stammler David Thies Barbara Stoeckicht $15.00 $15.00 $15.00 $15.00 $15.00 $15.00 $17.00 $17.00 Brigitte Ventura Emmy V Zeller $19.00 Ernst Baier $20.00 Inge Costa $20.00 $20.00 Horst Dittrich Walter Harnischmacher $20.00 Guenther G Hencken $20.00 Klaus Hoff $20.00 $20.00 Heidi Jordan Reinhard Kempa $20.00 William Klein $20.00 Elisabeth R Kroell $20.00 $20.00 Karl Leeb Ilse Robirtson $20.00 Yvonne Safranski $20.00 Heiko Seabrook $20.00 Werner & Renate Vosshans $20.00 $20.00 Elfriede Weber John Kolleck $22.00 Ursula R Gallagher $25.00 Jack Kugler $25.00 Helmut F Lutter $25.00 Richard Peters $25.00 Lidwina Ziegler $25.00 Elfriede Knight $30.00 Hildegard Torruella $32.00 Brent Richards $37.00 Donald G Preuss $50.00 Dieter Saenger $50.00 K C Praesent, Jr $63.00 George A Doherty $75.00 Horst Wieder $75.00 A&W Family Restaurant $100.00 Liebe Leserinnen und Leser, wir möchten uns bei Ihnen für Ihre großzügigen Spenden für den „Leser-Fond“ während des Jahres 2007 bedanken. Mit Ihren Spenden helfen Sie Deutschsprachigen in den USA, die aus wirtschaftlichen Gründen nicht in der Lage sind, die Amerika Woche zu abonnieren. Bitte helfen Sie auch in der Zukunft, anderen eine Freude zu machen. Wir halten zusammen. Danke! Adverts in Work for You 888-819-0501 Seite 38 24./31 Dezember 2007 Sport AMERIKA WOCHE Steffi Jones wurde bei ihrer Verabschiedung im Stadion am Brentanobad in Frankfurt am Main ausgiebig gefeiert. Die Welt-, Europa- und mehrfache Deutsche Meisterin hatte zuvor ihr letztes Heimspiel absolviert und wird sich künftig auf ihre Aufgabe als Präsidentin des Organisationskomitees für die FIFA-Frauenfußball-WM 2011 in Deutschland konzentrieren. Foto: Frank May Tränen beim Jones-Abschied in Frankfurt - Potsdam verliert Middendorp entlassen, Frontzek neuer Trainer bei Arminia Bielefeld Trainer Ernst Middendorp (Foto: Bernd Thissen) ist nach dem desaströsen 1:6 (0:2) bei Borussia Dortmund in der vergangenen Woche von Arminia Bielefeld entlassen worden. Sein Nachfolger ist Michael Frontzeck (kleines Foto: Rolf Vennenbernd), der mit einem völlig unerwarteten 2:0-Heimsieg gegen den amtierenden deutschen Meister VfB Stuttgart einen glanzvollen Einstand feierte. Frankfur t/Main (dpa) - Auf ihrer kurzen Abschiedstournee hat Steffi Jones mit einem Sieg und ein paar Tränen ihrem Heimpublikum adé gesagt. Die 34-Jährige bezwang mit dem 1. FFC Frankfurt am Sonntag vergangener Woche die SG Wattenscheid 09 klar mit 4:0 (2:0). Die in dieser Bundesligasaison noch ungeschlagenen Hessinnen führen damit die Tabelle mit vier Punkten Vorsprung (22) an. Auf Platz zwei schob sich dank eines 5:0-Erfolgs beim 1. FC Saarbrücken der FCR Duisburg (18). Der Vizemeister hat allerdings ein Spiel weniger als der Titelverteidiger aus Frankfurt absolviert. Federn ließ am neunten Spieltag der 1. FFC Turbine Potsdam. Der Ex- Meister unterlag vor heimischer Kulisse mit 1:2 Verfolger FC Bayern München und belegt mit 17 Punkten aus neun Spielen Rang 3. In Frankfurt richteten sich derweil alle Augen auf Steffi Jones. “Liebe Fans, vielen Dank, Ihr seid die Besten”, sagte die 111-malige Nationalspielerin, die vom 1. Januar an als Präsidentin des Organisationskomitees zur Frauen-Fußball-WM 2011 in Deutschland arbeiten wird. Daher beschloss sie jüngst ihre erfolgreiche Karriere bereits zum 31. Dezember dieses Jahres offiziell zu beenden. Ihr endgültig letztes Spiel für Frankfurt bestritt die Welt- und dreimalige Europameisterin am Sonntag im DFB-Pokal-Viertelfinale in Potsdam, dass die Frankfurterinnen mit 1:0 gewannen. “Das ist auch für mich ein bewegender Moment”, sagte FFCTrainer Hans-Jürgen Tritschoks. “Ich bin froh, mit ihr zusammen gearbeitet zu haben.” Auch Jones’ langjährige Mitstreiterin sowohl im Nationaldress als auch bei dem hessischen Vorzeigeverein, Renate Lingor, findet es “schade”, dass ihre Kollegin die Schuhe an den Nagel hängen wird. “Denn Steffi ist auch auf dem Rasen eine große Persönlichkeit”, sagte Lingor. Und demnächst auch Fußballlehrerin. Ihr Diplom nahm Jones letzte Woche in Köln entgegen. Assauer wird als Berater tätig Koller mit Nürnberg einig Heiner Brand “Trainer des Jahres” Die Rückkehr des tschechischen Fußballnationalspielers Jan Koller in die Fußballbundesliga schon zur Winterpause rückt näher. “Ich stehe in Kontakt mit Nürnberg”, sagte der 34 Jahre alte Angreifer jetzt. “Ein halbes Jahr vor der EURO brauche ich Spiele.” Mit dem 1. FC Nürnberg sei sich Koller bereits über einen Eineinhalbjahresvertrag mit Option einig, heißt es. Foto: Carmen Jaspersen Der Bundestrainer der deutschen Handballnationalmannschaft, Heiner Brand, ist vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zum “Trainer des Jahres” 2007 gekürt worden. Foto: Rolf Vennenbernd Rudi Assauer, langjähriger Manager des Fußballbundesligisten FC Schalke 04, hat ein neues Betätigungsfeld gefunden. Der 63-Jährige soll angeblich als Berater von Fußballvereinen bei Finanzierungsfragen, Sponsorensuche oder Stadionbau aktiv. Außerdem sei die Beratung von Spielern vorgesehen - eine Tätigkeit, die Assauer als Schalke-Manager eher skeptisch beurteilte. “Es stimmt schon, dass ich von vielen Spielerberatern nichts halte. Doch was ich jetzt in Zusammenarbeit mit mehreren Partnern machen werde, ist nur zu einem Teil mit Spielerberatung verbunden”, sagte Assauer der Zeitung. Einer seiner Klienten ist nach “Rundschau”-Angaben Torhüter Simon Jentzsch vom Bundesligisten VfL Wolfsburg. Sollte Assauer künftig auch Profis des FC Schalke 04 zu seinem Kundenstamm zählen, hätte er “kein Problem” damit, sich mit seinen früheren Vorstandskollegen der Gelsenkirchener an einen Tisch zu setzen. Er werde jedem Spieler helfen, der seinen Rat suche. Sport AMERIKA WOCHE Seite 39 24./31 Dezember 2007 2. BL: Mainz, Köln und Greuther Fürth rücken näher heran Köln - Die beiden Führenden der Liga wurden gebremst, Mainz, Köln und Greuther Fürth rückten näher heran. Drei der vier Letztplatzierten sammelten Punkte; in Aue ging die Stimmung in den Keller. „Wir müssen auswärts auch mal mit einem Punkt zufrieden sein“, nahm Gladbachs Coach Jos Luhukay die 1:1-Punkteteilung beim Aufsteiger Wehen Wiesbaden nicht allzu schwer, zumal die Borussia ihren Zähler erst kurz vor dem Schlusspfiff sicherte (88., Colautti). Der Vorsprung zum Freiburger SC blieb erhalten, da auch die Breisgauer auswärts remis spielten (0:0 in Offenbach). Mainz, Köln und Greuther Fürth nutzten das Wochenende, ihr Standing in der Spit- zengruppe zu verbessern. Der FSV hatte beim 3:0-Sieg in Aachen in Felix Borja einen trefflichen Vollstrecker - der Ecuadorianer machte alle Tore und katapultierte sich in die oberen Bereiche des Torjägerrankings (9 Treffer). An Milivoje Novakovic (14 Treffer) konnte Borja allerdings noch nicht heranreichen. Der Kölner Goalgetter half auch beim 3:0-Sieg des FC gegen den FC Augsburg durch zwei Tore kräftig mit, den Aufschwung der Geißböcke fortzusetzen. Im Playmobil-Stadion der SpVgg Greuther Fürth fielen die Tore wie Fallobst: 6:3 setzten sich die Gastgeber in der Partie gegen den VfL Osnabrück durch. Dass trotz des attraktiven Verlaufs beide Trainer mit der Abwehrleistung ihrer Teams BUNDESLIGA - ÖSTERREICH RB Salzburg SV Mattersburg FC Wacker Innsbruck Linzer ASK Austria Wien - SV Ried SCR Altach SK Rapid Wien SK Austria Kärnten Sturm Graz 2:0 (1:0) 3:3 (0:0) 1:1 (0:0) 4:0 (2:0) 1:2 (1:2) SV Mattersburg SV Ried Sturm Graz SCR Altach SK Rapid Wien - Austria Wien FC Wacker Innsbruck RB Salzburg SK Austria Kärnten Linzer ASK 1:1 (1:1) 0:0 (0:0) 1:1 (1:0) 0:1 (0:1) 2:0 (0:0) 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. (1.) (2.) (3.) (5.) (4.) (6.) (7.) (8.) (9.) (10.) Sturm Graz RB Salzburg Austria Wien SK Rapid Wien Linzer ASK SV Mattersburg SV Ried SCR Altach FC Wacker Innsbruck SK Austria Kärnten 23 23 23 23 23 23 23 23 23 23 9 10 10 7 9 10 10 6 9 8 7 11 8 5 5 8 4 8 5 5 4 6 4 7 6 5 10 10 11 13 43:25 36:26 29:21 37:29 37:29 40:30 28:35 24:38 21:38 19:43 haderten verwunderte nicht. Ähnliches galt für das Spiel des FC St. Pauli gegen Kaiserslautern. Auch diese Begegnung lieferte eine überdurchschnittliche Torausbeute. Den Hamburgern gelang es trotz einer 2:0-Führung nicht, auch nur einen Punkt zu behalten. „In dieser Liga kann man es sich eben nicht erlauben, einen Gang runterzuschalten“, rekapitulierte Pauli-Trainer Holger Stanislawski. Die Lauterer bewiesen Moral und rangen die Gastgeber mit 4:3 nieder. Als Lohn verließen sie die Abstiegszone (von 16 auf 14). Die beiden Letztplatzierten sammelten ebenfalls neue Hoffnung im Abstiegskampf. Schlusslicht Jena besiegte im Ostduell Erzgebirge Aue mit 2:1. Die Veilchen verspielten ihre 1:0-Führ ung und handelten sich Österreich durch die Nieder22. Spieltag lage Ärger mit der Vereinsleitung ein, Duisburg gegen Frankfurt: Der Duisburger Youssef Mokhtari (oben) und der Frankfurter Benjamin Köhler kämpfen um den Ball. Die Frankfurter gewannen in Duisburg 1:0. Foto: Roland Weihrauch die sogar eine geplante Weihnachtsfeier absagte. Derart drakonische Strafen wurden für die Beteiligten des Spiels 1860 München gegen SC Paderborn nicht überliefert, obwohl der Charakter der Begegnung in dem tristen 0:0-Endresultat passend ausgedrückt war. SCP-Trainer Holger Fach indes nahm den Auswärtspunkt gerne mit. SUPER-LEAGUE SCHWEIZ 23. Spieltag +18 +10 +8 +8 +8 +10 -7 -14 -17 -24 37 37 37 36 35 32 29 23 20 20 FC Luzern FC Aarau Grasshopper Zürich Young Boys Bern FC Basel 1. (1.) 2. (2.) 3. (3.) 4. (5.) 5. (6.) 6. (4.) 7. (8.) 8. (7.) 9. (9.) 10. (10.) 1. BUNDESLIGA - FC Thun FC St. Gallen FC Zürich FC Sion Neuchatel Xamax FC Basel FC Zürich Young Boys Bern FC Aarau Neuchatel Xamax FC Sion Grasshoppers FC Luzern FC Thun FC St. Gallen 18 18 18 18 18 18 18 18 18 18 18. Spieltag 1:2 (0:2) 2:2 (1:0) 2:1 (1:1) 1:0 (1:0) 0:1 (0:0) 12 9 9 5 5 6 5 2 4 3 3 6 6 9 7 4 5 11 5 4 3 3 3 4 6 8 8 5 9 11 38:19 41:19 43:30 27:25 27:28 22:25 26:34 24:34 17:27 21:45 19 22 13 2 -1 -3 -8 -10 -10 -24 39 33 33 24 22 22 20 17 17 13 2. BUNDESLIGA Borussia Dortmund VfB Stuttgart FC Bayern München Hamburger SV VfL Bochum Hannover 96 Eintracht Frankfurt Bayer Leverkusen 1. FC Nürnberg - Arminia Bielefeld VfL Wolfsburg MSV Duisburg FC Energie Cottbus Karlsruher SC SV Werder Bremen FC Schalke 04 Hansa Rostock Hertha BSC Berlin 6:1 (2:0) 3:1 (1:0) 0:0 (0:0) 0:0 (0:0) 2:2 (1:1) 4:3 (3:2) 2:2 (0:0) 3:0 (1:0) 2:1 (2:0) 16. Spieltag 1. FSV Mainz 05 Alemannia Aachen Erzgebirge Aue 1. FC K’lautern FC Augsburg SC Paderborn 07 1899 Hoffenheim VfL Osnabrück SC Freiburg - 1. FC Köln FC St. Pauli TuS Koblenz FC Carl Zeiss Jena SpVgg Greuther Fürth SV Wehen Wiesbaden Kickers Offenbach TSV 1860 München Borussia M’gladbach 1:0 (0:0) 2:2 (0:1) 0:0 (0:0) 2:3 (2:0) 3:0 (1:0) 1:1 (1:0) 2:2 (2:0) 3:0 (2:0) 1:3 (0:1) 16. Spieltag FC Energie Cottbus FC Schalke 04 SV Werder Bremen Hertha BSC Berlin Arminia Bielefeld VfL Wolfsburg Karlsruher SC Hansa Rostock MSV Duisburg - Hannover 96 1. FC Nürnberg Bayer Leverkusen FC Bayern München VfB Stuttgart Borussia Dortmund Hamburger SV VfL Bochum Eintracht Frankfurt 5:1 (3:0) 2:1 (2:0) 5:2 (1:1) 0:0 (0:0) 2:0 (0:0) 4:0 (2:0) 1:1 (0:0) 2:0 (2:0) 0:1 (0:1) 17. Spieltag TuS Koblenz Kickers Offenbach FC St. Pauli Borussia M’gladbach SpVgg Greuther Fürth TSV 1860 München FC Carl Zeiss Jena SV Wehen Wiesbaden 1. FC Köln - Alemannia Aachen VfL Osnabrück 1. FSV Mainz 05 SC Paderborn 07 1899 Hoffenheim Erzgebirge Aue FC Augsburg SC Freiburg 1. FC K’lautern 0:0 (0:0) 3:3 (1:1) 1:0 (1:0) 1:1 (0:0) 4:1 (1:1) 5:0 (2:0) 1:2 (0:2) 2:2 (2:1) -:- 17. Spieltag 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. (1.) (2.) (3.) (4.) (7.) (6.) (5.) (8.) (10.) (9.) (13.) (12.) (11.) (15.) (16.) (14.) (18.) (17.) FC Bayern München SV Werder Bremen Hamburger SV Bayer Leverkusen FC Schalke 04 Karlsruher SC Hannover 96 VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt Borussia Dortmund VfL Wolfsburg Hertha BSC Berlin VfL Bochum Arminia Bielefeld Hansa Rostock 1. FC Nürnberg FC Energie Cottbus MSV Duisburg 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 17 10 11 9 9 7 8 8 8 5 6 5 6 5 5 5 4 3 4 6 3 5 3 8 4 3 1 8 3 5 2 4 3 2 3 6 1 1 3 3 5 2 5 6 8 4 8 7 9 8 9 10 10 8 12 31:8 42:24 24:13 32:16 26:17 19:21 27:28 24:25 19:23 26:30 30:30 19:24 25:27 19:38 16:26 21:28 17:27 14:26 +23 +18 +11 +16 +9 -2 -1 -1 -4 -4 0 -5 -2 -19 -10 -7 -10 -12 36 36 32 30 29 28 27 25 23 21 20 20 19 18 17 15 15 13 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. (1.) (2.) (3.) (5.) (6.) (4.) (7.) (8.) (9.) (11.) (10.) (13.) (12.) (14.) (15.) (16.) (17.) (18.) Borussia M’gladbach 1. FSV Mainz 05 SC Freiburg SpVgg Greuther Fürth TSV 1860 München 1. FC Köln SV Wehen Wiesbaden 1899 Hoffenheim TuS Koblenz FC St. Pauli Alemannia Aachen FC Augsburg VfL Osnabrück Kickers Offenbach Erzgebirge Aue 1. FC K’lautern FC Carl Zeiss Jena SC Paderborn 07 17 17 17 17 17 16 17 17 17 17 17 17 17 17 17 16 17 17 10 9 8 8 7 8 5 5 5 6 5 5 5 4 4 3 3 1 6 4 6 5 7 3 8 7 7 4 6 5 5 6 4 6 4 9 1 4 3 4 3 5 4 5 5 7 6 7 7 7 9 7 10 7 36:18 31:16 27:20 29:21 29:18 30:22 26:26 24:27 21:25 20:24 22:23 23:28 25:32 17:29 21:30 16:19 23:33 10:19 +18 +15 +7 +8 +11 +8 0 -3 -4 -4 -1 -5 -7 -12 -9 -3 -10 -9 36 31 30 29 28 27 23 22 22 22 21 20 20 18 16 15 13 12 Seite 40 24./31 Dezember 2007 Sport AMERIKA WOCHE Klasnic sorgt für vorweihnachtliches Märchen Düsseldorf (dpa) - Das erste Etappenziel ist erreicht, der Betriebsfrieden jedoch empfindlich gestört. Beim FC Bayern München hält sich die Freude über den Gewinn der 16. Herbstmeisterschaft in Grenzen. Nicht nur die Schlagzeilen über Torhüter Oliver Kahn und die Diskussionen über die Zukunft von Trainer Ottmar Hitzfeld, sondern auch die zuletzt wenig berauschenden Auftritte der Mannschaft stören den vorweihnachtlichen Frieden. Nur mit Mühe und Not verteidigten die Münchner mit dem 0:0 bei Hertha BSC die bereits am ersten Spieltag eroberte Tabellenführung. “Wir können nur deutscher Meister werden, wenn hier wieder Ruhe einkehrt”, sagte Hitzfeld. Anders als von Manager Uli Hoeneß prophezeit, benötigt die Konkurrenz indes kein Fernglas, um die vermeintliche Übermacht im Blick zu behalten. Nach dem 5:2 über Bayer Leverkusen liegt Werder Bremen nur wegen des schlechteren Tor verhältnisses einen Platz hinter den Bayern. Unbeeindruckt vom ChampionsLeague-Aus untermauerten die Bremer ihren Ruf als spielstärkstes Team der Liga. Dabei sorgte Doppeltorschütze Ivan Klasnic für einen der bewegendsten Momente der Hinrunde: Die ersten Treffer nach langer Leidenszeit mit zwei Nierenoperationen gingen dem Angreifer nahe. Für einen Augenblick kniete er an der Außenlinie nieder: “Für mich war es sehr emotional. Ich konnte mein erstes Tor fünf Sekun- den lang gar nicht begreifen.” Nur die Statistik spricht derzeit für einen Durchmarsch der Bayern. In 30 von 44 Fällen stand der Herbstmeister auch am Saisonende in der Tabelle oben. Die Münchner verspielten eine Hinrunden-Führung gar erst zweimal. Dennoch darf sich Werder berechtigte TitelHoffnungen machen: Schließlich musste sich der FC Bayern in den letzten sieben Punktspielen viermal mit einem 0:0 begnügen und holte nur zehn von 21 möglichen Punkten. Berichte über die bereits begonnene Suche nach einem neuen Coach wertete Hoeneß als Störmanöver von außen: “Es ist blanker Unsinn, dass wir mit anderen Trainern reden. Hitzfeld ist unser erster Gesprächspartner.” Nicht nur das Rennen um die Meisterschaft, sondern auch der Kampf um den Klassenverbleib verspricht eine unterhaltsame Rückrunde. Selbst das bereits abgeschriebene Team aus Cottbus stellte mit dem höchsten Sieg seiner Bundesligageschichte (5:1 über Hannover) wieder Anschluss an die Nicht-Abstiegsplätze her. Hansa Rostock gelang am Sonntag mit dem 2:0 gegen den VfL Bochum dank der Treffer von Kai Bülow (7.) und Sebastian Hähnge (43.) gar der Sprung auf Rang 15. Dagegen muss der MSV Duisburg nach dem 0:1 gegen Eintracht Frankfurt (Tor: Amanatitis/40.) auf dem letzten Tabellenplatz überwintern. Auf dem Weg der Besserung scheint dagegen Arminia Bielefeld: Hertha BSC Berlin gegen FC Bayern München: Herthas Steve van Bergen (Mitte) setzt sich gegen die BayernSpieler Lukas Podolski (l.) und Miroslav Klose (2.v.r.) durch, rechts der Berliner Mineiro. Foto: Soeren Stache Wenige Tage nach der Trennung von Ernst Middendorp feierten die von Interimscoach Detlev Dammeier betreuten Ostwestfalen ein 2:0 über den VfB Stuttgart. Unter der Regie des neuen Fußball-Lehrers Michael Frontzeck, der kurz nach dem Abpfiff als Middendorp-Nachfolger präsentiert wurde, soll es in der Rückrunde weiter aufwärts gehen. “Das Spiel gegen Stuttgart hat genau das Leistungsvermögen gezeigt, das ich von der Mannschaft im Kopf habe”, sagte Frontzeck der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Negativ-Kapitel der Hin- runde schrieben ausgerechnet die beiden Titelträger der vergangenen Saison. Der Pokalsieger aus Nürnberg rutschte nach dem 1:2 “auf Schalke” und den Sonntag-Spielen auf einen Abstiegsplatz. Und auch der Meister aus Stuttgart verliert seine Ziele mehr und mehr aus den Augen. Mit dem 0:2 in Bielefeld, bei dem die Mexikaner Pavel Pardo und Ricardo Osorio des Feldes verwiesen wurden, geriet der VfB im Rennen um einen Europapokalplatz weiter ins Hintertreffen. Anders als die Stuttgarter steuern die Hamburger auf Champions- League-Kurs. Zwar verpassten die Profis von Trainer Huub Stevens beim 1:1 in Karlsruhe erneut die Chance, den Abstand zum FC Bayern zu verringern, liegen aber mit vier Punkten weniger weiter in Lauerstellung. Darüber hinaus rechnen sich auch Leverkusen und Schalke noch Chancen auf Rang drei aus. Der Aufwärtstrend der vergangenen Wochen mit zehn von zwölf möglichen Punkten stimmte Schalke-Coach Mirko Slomka für die zweite Saisonhälfte zuversichtlich: “In der Liga haben wir noch viel Luft nach oben.” K.o.-König Abraham will nun Sturm Schumacher: “Da kann man nur lachen” Michael Schumacher ist alles andere, als begeistert, welche Wellen die Geschichte seiner Taxifahrt in Deutschland aktuell schlägt. Die Behörden im fränkischen Coburg haben gegen ihn und den Taxifahrer Tuncer Yilmaz eine Untersuchung eingeleitet, nachdem sich Schumacher vor ein paar Tagen selbst an das Steuer eines Taxis gesessen hatte. Dem siebenfachen Formel-1-Weltmeister droht ein Bußgeldbescheid, dem Taxifahrer stehen jedoch größere Schwierigkeiten ins Haus, denn die Tatsache, dass Schumacher das Steuer des Taxis übernommen habe, „sei ein Verstoß gegen das Personenbeförderungsgesetz gewesen“, lautet es in einer Erklärung des Coburger Ordnungsamtes. Hamburg/Basel (dpa) - Zwei gebürtige Armenier haben der deutschen Profi-Boxszene kurz vor dem Weihnachtfest Glanzlichter aufgesetzt. Mittelgewichtler Arthur Abraham verteidigte in der Nacht zum Sonntag seinen IBF-WM-Titel in Basel durch technischen K.o. in der 5. Runde gegen den Engländer Wayne Elcock. Fliegengewichtlerin Susi Kentikian (Hamburg) holte mit einem einstimmigen Punktsieg (97:95, 96:94, 97:94) in Hamburg über die Französin Nadia Hokmi den WIBF-WM-Titel, den Regina Halmich eine Woche zuvor bei ihrem Rücktritt niedergelegt hatte. Abraham schickt sich nach dem 25. Sieg seiner makellosen Karriere an, seinen deutschen Widerpart Felix Sturm und Amerika zu erobern. Im Sommer kommenden Jahres soll er gegen WBA-Weltmeister Felix Sturm aus Leverkusen oder den WBO- und WBC-Champion Kelly Pavlik (USA) boxen. “Wir würden am liebsten gegen Felix Sturm boxen”, sagte Promoter Wilfried Sauerland, der dem Boxer aus dem Hamburger Universum-Stall schon ein Kampfangebot von einer Million Euro unterbreitet hat. Für Juli 2008 hat Sauerland die FußballArena des FC St. Pauli in Hamburg angemietet. “Sollte die andere Seite Bereitschaft signalisieren, bin ich bereit, das Angebot noch zu erhöhen.” Auch Abraham steht bereit: “Der Kampf ist nur eine Geldfrage. Wenn das Geld stimmt, boxt jeder.” Bei seinem ersten Auslandsauftritt demonstrierte Abraham vor 4500 Zuschauern nach vier verhaltenen Runden im fünften Durchgang seine beeindr uckende Schlagkraft. Nach einem Treffer mit der Rechten ging Herausforderer Elcock zu Boden. Nach einem weiteren Schlaghagel Susi Kentikian (r.) und Nadia Hockmi im Kampf um die des Weltmeisters WM im Fliegengewicht. Foto: Sebastian Widmann an den Ringseilen nahm Ringrichter Wayne Kelly (USA) den 33 Jahre alten Briten aus dem Kampf. Elcock war Abrahams 20. “K.o.- Opfer”. Sein zweiter Wunschgegner im kommenden Jahr ist Pavlik. “Denn er hat zwei Gürtel. Und ich will der Super-Champion werden”, sagt Abraham. Der Showdown unter Weltmeistern könnte im Sommer in Amerika stattfinden. “Wir haben Anfragen aus den USA”, bestätigt Sauerland, der schon mit dem mächtigen amerikanischen TV-Sender HBO verhandelt. So begehrt ist Kentikian noch nicht. Aber im Kampf um die Erbfolge der deutschen Box-Königin Regina Halmich hat die 20-Jährige nach dem Sieg über Hokmi die besten Aussichten. “Das ist ein ganz besonderer Titel. Ich bin einfach nur glücklich”, gestand die nunmehr zweifache Weltmeisterin nach ihrem von 3800 Zuschauern bejubelten Erfolg. Halmich gehörte zu den ersten Gratulanten. “Ein Wahnsinnskampf. „König“ Arthur Abraham. Foto: epa Er ist genauso ausgegangen, wie ich das erwartet hatte”, so die 31 Jahre alte Karlsruherin, die bei der ProSieben-Fight Night zuvor eine weitere Bewährungsprobe auf dem Weg zur angestrebten TV-Karriere zu bestehen hatte. Am Verdienst des KentikianSieges gab es für Regina Halmich keinen Zweifel: “Susi ist eine würdige Weltmeisterin.” Dem Ex-Europameister im Super-Mittelgewicht, Danilo Häußler (Schwedt/Oder), gelang es in Basel nicht, seinen Titel zurückzuholen. Der Brandenburger, der den Titel von 2001 bis 2003 hielt, kam gegen Titelverteidiger Cristian Sanavia aus Italien nach 12 Runden nicht über ein Unentschieden (114:112, 112:114, 113:113) hinaus.