Top Themen - Studentenwerk Berlin
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Top Themen - Studentenwerk Berlin
23 Gratismagazin Mai 2006 4. Jahrgang Monatszeitschrift des Studentenwerks Berlin Top Themen: - Unbeschwert studieren - Rahmenvertrag unter Dach und Fach - Wallis Birds im Interview - Alles über den Festivalsommer Editorial Integration ohne wenn und aber Unsere Gesellschaft ist aufgefordert, Strukturen zur Unterstützung von Menschen mit Behinderung zu schaffen. In Deutschland findet dies Ausdruck im Grundgesetz, wonach „niemand wegen seiner Behinderung benachteiligt“ werden darf. Dieses Prinzip wird in der Gesetzgebung, in der Verwaltung und bei der Rechtsprechung berücksichtigt. So finden sich zahlreiche Regelungen zum Nachteilsausgleich und zum Schutz der Rechtsposition von Menschen mit Behinderung. Im Studentenwerk Berlin ist die praktische Umsetzung dieser Vorschriften Teil des täglichen Leistungsspektrums. Es wird eine speziell auf die Probleme von behinderten und chronisch kranken Studierenden abgestellte Beratung angeboten, die dieser Studierendengruppe trotz ihrer Beeinträchtigungen ein chancengleiches Hochschulstudium ohne Diskriminierungen ermöglichen soll. Über 1 000 Studierende bzw. Abiturienten suchten im letzten Jahr diese Beratungsstellen auf. Seit 2001 tritt das Studentenwerk im Rahmen der Vergabe der Integrationshilfen in die Verpflichtung der Hochschulen ein, behinderten Studierenden die gleichen Studienbedingungen wie nichtbehinderten Studierenden zu gewährleisten. Für diese Integrationshilfen wurden 2005 knapp 240.000 Euro bereit gestellt. In den Studentenwohnheimen des Studentenwerks Berlin gibt es zahlreiche Zimmer für Studierende mit Handicap. Am Aristotelessteig, am Augustenburger Platz oder am Spandauer Damm kann behinderten Studierenden auch kurzfristig ein geeignetes Apartment zur Verfügung gestellt werden. Rollifahrerinnen und -fahrer haben hier besonders gute Bedingungen. Die Beschäftigten des Studentenwerks Berlin kennen die besonderen Probleme behinderter oder chronisch kranker Studierender nicht zuletzt deshalb, weil die Schwerbehindertenquote im Studentenwerk selbst bei 14 Prozent (2004) liegt. Als Arbeitgeber sorgt das Studentenwerk dafür, dass diese Beschäftigten gleichberechtigt und im Rahmen ihrer Möglichkeiten am Arbeitsleben teilhaben können. Das werkblatt nimmt sich dem Thema „Studieren und Arbeiten mit Behinderung“ in dieser Ausgabe ausführlich an. Daneben berichten wir wie immer über Neuigkeiten aus dem Studentenwerk, diesmal unter anderem über den Rahmenvertrag zwischen dem Land und dem Studentenwerk Berlin. Unsere Standardrubriken fehlen natürlich auch in diesem Heft nicht. Seite 4 Der neue Rahmenvertrag zwischen dem Studentenwerk und dem Land Berlin ist perfekt Seite 5 Kurz und knapp Meldungen und Berichte aus dem Studentenwerk Seite 6 Gleiche Bildungschancen für alle Studieren mit Behinderung Seite 7 Interview mit Sandra Boger Psychologiestudentin und Rollstuhlfahrerin Seite 8 444 Minuten Heute mit Susanne Hübner am InfoPoint des Studentenwerks Seite 9 444 Minuten Heute mit Susanne Hübner am InfoPoint des Studentenwerks Seite 10 Der gute Rat Alles zum Thema Schlüsselqualifikation Seite 11 Vom Campus Neues aus der Hochschullandschaft Seite 12 Wallis Birds im Interview Die Bandleaderin Wallis Bird stellt sich den Fragen des werkblatts Seite 13 Kultur Tipps und Verlosung von einem Liegestuhl, Flüstertüten und Freikarten Seite 14 Alles über Festivals Wo gibt es die größte Schlammrutsche? Wo spielen die besten Bands? Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. Ihre Petra Mai-Hartung Geschäftsführerin des Studentenwerks Berlin „Mach mit! Wie leben die rund zwei Millionen Studierenden in Deutschland heute? Aus welchen sozialen Schichten kommen sie? Wie finanzieren sie ihr Studium? Auf diese Fragen will die neue Sozialerhebung des Studentenwerks Antworten liefern. Im Mai 2006 werden 70 000 nach dem Zufallsprinzip ausgewählte Studierende gebeten, anonym an der Befragung teilzunehmen.“ Impressum Herausgeber: Studentenwerk Berlin und CAMPUSdirekt Deutschland GmbH Redaktion: Jürgen Morgenstern (verantwortlicher Redakteur, V.i.S.d.P.) Dirk Oberländer, Hans Joachim Gabriel, Anja Schreiber, Ulrich Hackhe, Klaus Krzyszycha, Katja Felski-Krüger Lektorat: Susanne Zweiniger Gestaltung: genauso.und.anders° graphical wellness Satz und Layout: Stephan König, genauso.und.anders° graphical wellness Fotos: Stephan König, Studentenwerk Berlin Titelbild: photocase.com Druck: hk druck & design, Isergebirgsweg 373, 95485 Warmensteinach Kontakt: werkblatt, Hardenbergstr. 34, 10623 Berlin, Tel.: (030) 31 12 415, Mail: redaktion@werkblatt.de Anzeigen: CAMPUSdirekt Deutschland GmbH, Markgrafenallee 3c, 95448 Bayreuth, Stefanie König, Tel.: (0921) 78 778 59 86 Das werkblatt erscheint in Berlin. Das werkblatt liegt an den Berliner Hochschulen aus. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht die Meinung der Redaktion wieder. Weitere Informationen finden Sie im Internet unter: www.studentenwerk-berlin.de. Editorial 3 Rahmenvertrag mit dem Studentenwerk Berlin unter Dach und Fach Trotz angespannter Finanzlage Berlins: Die Leistungsfähigkeit des Studentenwerks bleibt erhalten „Die vom Studentenwerk Berlin bereitgestellte soziale und wirtschaftliche Infrastruktur am Hochschulstandort Berlin bietet die Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Studienzugang, Studienverlauf und Studienabschluss.“ Das ist Kernaussage des Rahmenvertrags zwischen dem Land Berlin und dem Studentenwerk, der die Aufgaben und Pflichten des Studentenwerks und die finanzielle Unterstützung des Landes bis zum Jahr 2008 festschreibt. Das werkblatt berichtete kurz in der letzten Ausgabe. Am 3. April 2006 unterzeichneten der Berliner Wissenschaftssenator Dr. Thomas Flierl und die Studentenwerks-Geschäftsführerin Petra Mai-Hartung das Dokument. Der Rahmenvertrag erfüllt die Erwartungen des Studentenwerks zwar nicht vollständig, so Petra Mai-Hartung. Die Situation des Studentenwerks würde sich aber ohne die finanzielle Absicherung des Vertrags dramatisch verschlechtern. Zudem sei der Einstieg in eine Rahmenvertragsfinanzierung der Beginn eines chancenreichen Prozesses, der dem Studentenwerk auf Dauer mehr Autonomie für soziales und wirtschaftliches Handeln in gesellschaftlicher Verantwortung ermöglichen kann. „Diese Chance sollte das Studentenwerk unbedingt nutzen“, so MaiHartung. Die begonnene Studienstrukturreform, Internationalisierung, veränderte Regelstudienzeiten und Verkürzung der Schulzeit sind Kennzeichen des sich im Umbruch befindlichen Berliner Hochschulsystems. In Hochschulrankings, für die Profilierung des Hochschulstandorts Berlin und für die langfristige Identifikation Studierender mit ihrer Hochschule gewinnt die soziale Infrastruktur der Berliner Hochschulen eine wachsende Bedeutung. Damit steigen die Anforderungen an das Leistungsangebot des Studentenwerks in quantitativer als auch qualitativer Hinsicht. Das Studentenwerk realisiert in Berlin 4 Der neue Rahmenvertrag den staatlichen Auftrag, ein wettbewerbsorientiertes Hochschulsystem auch sozial auszugestalten, um die Chancengerechtigkeit im Bildungssystem herzustellen und den Studienerfolg nachhaltig zu fördern. Ziel des Vertrages ist es, die Leistungsfähigkeit des Studentenwerks trotz der angespannten Finanzlage des Landes Berlin zu erhalten. Die hochschulübergreifende soziale Infrastruktur durch Bereitstellung von sozialen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesundheitlichen Dienstleistungen im Berliner Hochschulraum wird gesichert. Das Studentenwerk Berlin kann seine Service- und Beratungsangebote an den Zielsetzungen und Erfordernissen des sich wandelnden Berliner Hochschulsystems ausrichten, das Land Berlin gewährt verlässliche finanzielle Rahmenbedingungen für die Jahre 2006 bis 2008 und später. Für konsumtive Zwecke erhält das Studentenwerk Berlin in den Jahren 2006 bis 2008 jeweils 11,5 Mio. Euro. Für Investitionen werden jährlich 511.000 Euro zur Verfügung gestellt. Ebenso ist für diesen Zeitraum die Finanzierung der Integrationshilfen für behinderte Studierende mit 300.000 Euro und des Internationalen Studienzentrums mit 153.000 Euro jährlich gesichert. Der Landesanteil für die Durchführung des Bundesausbildungsförderungsgesetzes (BAföG) wurde für das Jahr 2006 mit 5.658.000 Euro und die Jahre 2007 und 2008 mit 5.681.000 Euro festgesetzt. Planungssicherheit für das Studentenwerk Für das Studentenwerk bedeutet der abgeschlossene Vertrag ein hohes Maß an Planungssicherheit, da das Land auf pauschale Minderausgaben und Bewirtschaftungsauflagen verzichtet, wenn Mittel gespart werden müssen. Heftig umstritten im Verwaltungsrat des Studentenwerks war eine Vorbehaltsklausel, nach der der Senat im Fall einer außergewöhnlichen Haushaltslage des Landes Berlin Zuschusskürzungen veranlassen kann. Nach kontroversen Diskussionen stimmt der Verwaltungsrat am 24. Februar 2006 dem Vertrag dennoch zu. Qualitativ hochwertiges und preiswertes Essensangebot Im Vertrag wird das Ziel, die Studierenden an allen Hochschulen mit einem qualitativ hochwertigen und preiswerten Essensangebot zu versorgen, festgeschrieben. Das Studentenwerk stellt an seinen Standorten für Studierende, Hochschulangehörige und Gäste der Hochschulen eine schnell verfügbare Essenversorgung sicher. Ebenso ist die Anpassung der Angebote an die räumliche Verdichtung des Hochschulbetriebes an einzelnen Standorten zu beachten. Unter der Prämisse der Kostendeckung ist in Kooperation mit den Hochschulen die Erweiterung von Standorten möglich. Das Studentenwerk Berlin kann seine Versorgungseinrichtungen auch anderen Bildungseinrichtungen zur Verfügung stellen und mit den Schulträgern Verträge zur Schulverpflegung schließen, wenn dadurch die Versorgung der Studierenden nicht beeinträchtigt wird. Studentenwohnheime sind Teil des studentischen Lebens Der Vertrag setzt sich ausdrücklich für Studentenwohnheime als Teil des studentischen Lebens und einen wesentlichen Beitrag für die internationale Attraktivität des Hochschulraums Berlin ein. Das Wohnungsangebot des Studentenwerks soll sich künftig auf hochschulnahe bzw. zentrumsnahe Wohnungen mit auf die Bedürfnisse der Studierenden abgestimmten Wohnformen konzentrieren. Das Studentenwerk wird seinen Wohnheim- bestand der Nachfragesituation anpassen, um bei kostendeckend kalkulierten Mieten dauerhaft ein angemessenes Preis-LeistungsVerhältnis zu gewährleisten. Bei Unterschreitung einer Versorgungsquote von sieben Prozent der Studierenden mit Wohnheimplätzen wird sich das Studentenwerk an den Senat wenden. Ob dann zusätzliche Studentenwohnheime bereitgestellt werden, ist nach Ansicht des Autors allerdings fraglich. Die Bedeutung von geeigneten Wohnheimplätzen für ausländische Studierende, für Studierende mit Kind und für behinderte Studierende wird im Vertrag ausdrücklich bestätigt. Zielgruppengerechte Wohnangebote für Kurzzeitmieter, Austauschstudierende, postgraduale Studiengänge, Doktoranden und Gastdozenten aus dem In- und Ausland sind zu schaffen. Im Rahmenvertrag wird die Vermietung von mit den Studentenwohnheimen verbundenen Gewerbeflächen durch das Studentenwerk als „wirtschaftlich sinnvoll“ angesehen, da die erzielten Einnahmen die Mieten der Studierenden stützen. Der Ausschluss der Rückgabe von Teilen von Gebäudeflächen bedeutet auch hier auf längere Sicht Planungs- und Kalkulationssicherheit der Mieten in den Studentenwohnheimen. Professionelle Hilfe für Berliner Studierende Einigkeit besteht auch in der Notwendigkeit, die soziale, psychologische und Behindertenberatung sowie die schnelle, professionelle Hilfe für Berliner Studierende in Notlagen zu erhalten. Dabei stehen die psychosoziale Versorgung in Kooperation mit den Berliner Hochschulen, die Sozialberatung, besonders für studierende Eltern und ausländische Studierende, sowie die Behindertenberatung in Zusammenarbeit mit den Behindertenbeauftragten der Hochschulen im Vordergrund. Vertragsverlängerung vorgesehen Sowohl das Land Berlin als auch das Studentenwerk streben eine rechtzeitige Verlängerung des Vertrages an. Damit hätte das Studentenwerk Berlin auch über 2008 hinaus eine mehrjährige Planungssicherheit. Langfristig angelegte und längerfristig wirkende Entwicklungen könnten initiiert werden. Nicht nur im Interesse des Studentenwerks, sondern besonders im Interesse der Berliner Studierenden. [Hagen Box] Kurz und knapp Zum 50. Mal Mensa-Aktionswochen: Die Jubiläumsaktionswochen in den Berliner Mensen Anfang Mai 2006 erfreuten sich wieder großer Beliebtheit bei den Gästen der Mensen. Unter dem Motto „Best of Berlin Mensa“ wurden thaus im Roten Ra entenwerks nen... 50 Mensaaktio s u a te p ze e R en beliebtesten und Nachkoch n se le ch a N zum Nachtrag: Das werkblatt berichtete im letzten Heft zum Benchmark aller Mensen. Die Toiletten in der TFH, die im Vergleich und der Bewertung der Mensen von den Gästen kritisiert wurden, stehen in Verantwortung der Technischen Fachhochschule. Auf diese Feststellung legt der Mensachef, der sich über die sehr gute Bewertung der TFH-Mensa gefreut hat, mit Recht besonderen Wert. Illustration: Dietmar Kowall CampusTV für die Hochschulen: Das Programm, das auf Displays in den Mensen des Studentenwerks Berlin zu sehen ist, steht als Informationsplattform auch den universitären oder studentischen Einrichtungen, Fachschaften und Organisationen zur Verfügung, wenn kein kommerzieller Zweck verfolgt wird. Interessenten wenden sich bitte an das Studentenwerk Berlin, Herrn Morgenstern (Telefon 3112-415 oder j.morgenstern@studenten werk-berlin.de). nd des Stud Am Messesta a s n e M n i l B e st o f B e r Neues Zusatzticket des VBB: Studierende an Berliner Hochschulen, die während ihres Studiums ständig im VBB-Tarifgebiet außerhalb des Tarifbereichs Berlin ABC wohnen, Die 100 können das „Zusatzticket zum Semestertikket Berlin“ kaufen. Damit können diese Studierenden mit Bahnen und Bussen aller VBBVerkehrsunternehmen vom Wohnort bis zur ersten (bzw. letzten) Haltestelle im Tarifbereich Berlin, Teilbereich C, fahren. Es kostet im Sommersemester 2006 und Wintersemester 2006/2007 jeweils 112 Euro. Das Zusatzticket berechtigt leider nicht zur unentgeltlichen Mitnahme von Personen und eines Fahrrades. n M en sa B est o f B er li Mensa und Cafeteria Oberschöneweide übernommen: Das Studentenwerk Berlin hat am 20. Februar 2006 die künftige Mensa und Cafeteria auf dem neuen Campus der FHTW übernommen. Die ersten Gäste wurden Anfang Mai begrüßt. Küchenparty in der Mensa: Zur „Langen Nacht der Wissenschaft“ am 13. Mai gab es in der Küche der Mensa FU II (Otto-von-Simson-Straße) eine Küchenparty. Matthias Buchholz, Sternekoch aus dem Hotel Palace, kochte, die 120 Gäste bekamen ihr Essen direkt in der Küche aus der Kipp-Bratpfanne und dem Ofen serviert. Der Mensachef, Thomas-Arne Jarocki, berichtete über den Arbeitsalltag in der Küche und das hohe Qualitätsniveau in der Mensa, von dem sich täglich bis zu 4 500 Gäste überzeugen. I Seite 1 Hochschulmesse „Studieren in Berlin und Brandenburg“: Am 31. März 2006 fand im Roten Rathaus die alljährliche Hochschulmesse statt. An diesem Tag präsentierten die Berliner und Brandenburger Hochschulen ihre Studienangebote und luden Schülerinnen und Schüler, Lehrer und Eltern ein, sich über Studienmöglichkeiten in der Region zu informieren. Parallel fand ein Vortragsprogramm zu Fragen der Studienwahl statt. Dr. Brickwell, Leiter des BAföG-Amts des Studentenwerks, referierte zu Fragen der Studienfinanzierung. Der Stand des Studentenwerks auf der Messe richtete sich an Interessierte besonders für die Bereiche Studentenwohnheime, Beratungsdienste und BAföG. Spezialitäten der letzten 49 Aktionen angeboten. Seit nunmehr 25 Jahren offeriert das Studentenwerk seinen Gästen zweimal jährlich besondere Angebote. So gab es bisher neben Aktionswochen mit regionalem bzw. geografischem Bezug wie „Reise durch Europa“, „Spezialitäten aus Bayern“ oder „Tour de France“ auch Wochen, die sich bestimmten Themen wie Fisch („Frisch aus dem Meer“) oder Wild („Aus Wald und Flur“) widmeten. er k B er li n Stu d ente n w Neuer Studienführer für Abiturienten: Einen Überblick über Studienmöglichkeiten in der Region bietet die neue Broschüre „Studieren in Berlin und Brandenburg 2006“. Der Studienführer soll Abiturienten über Bachelor- und Masterstudiengänge und Bewerbungsverfahren informieren. Mehr Informationen im Internet unter www.studieren-in-bb.de Kochbuch „Best of Berlin Mensa“ für 4,90 Euro in allen Mensen erhältlich Gleiche Bildungschancen für alle An den Berliner Universitäten und Fachhochschulen bietet das Studentenwerk vielfältige Beratung und Hilfe für behinderte Studierende. Es klopft an der Tür von Marlies Blersch von der Beratungsstelle für behinderte Studierende in der Hardenbergstraße. Ein junger Mann betritt den Raum und bittet in gebrochenem Deutsch um einen Termin, er ist stark hörbehindert und möchte sich nach Unterstützung erkundigen. Kein untypischer Fall für die Beraterin des Studentenwerks. Während bei Menschen im Rollstuhl oder Blinden die Behinderungen auch für die Mitmenschen offensichtlich sind, gibt es auch zahlreiche Handikaps, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind. Hörbehinderte gehören ebenso zu jener Gruppe wie chronisch Kranke und Studierende mit psychischen Problemen. Der Gesetzgeber bezeichnet Menschen als behindert, „... wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist.“ (§ 2 Abs. 1 SGB IX). Individuelle Hilfe zählt Im Alltag zählt diese Definition herzlich wenig, denn bei den Beratungsterminen sind individuelle Lösungen gefragt. So hilft das Studentenwerk mit technischer Ausrüstung wie Lesegeräten, Braille-Zeilen, Mikroportanlagen, PCs und Laptops. Ebenso werden individuelle Hilfen organisiert, z.B. Übersetzungen in Gebärdensprache oder die Organisation von Helfern, die wichtige Vorlesungen und Seminare mitschreiben. Dabei haben die Beraterinnen und Berater einen ganz klaren Standpunkt, sie blicken stets aus der Perspektive der Betroffenen auf die Situation und versuchen immer möglichst Chancengleichheit herzustellen. Oft bedeutet dies auch einfach, viele Gespräche zu führen und Dozentinnen und Dozenten klar zu machen, dass ein behinderter Mensch mehr Zeit für die Klausur benötigt, als ein nicht behinderter oder das Prüfungsamt davon zu überzeugen, dass eine 40-Stunden-Woche bei Pflichtpraktika für chronisch Kranke eine unüberwindliche Hürde darstellen kann. Zusätzlich kümmert sich die Beratungsstelle noch um finanzielle 6 Gleiche Bildungschancen für alle Aspekte, wie Stipendien für Menschen mit Behinderungen oder zusätzliche Geldmittel aus den Töpfen des Sozialamts. Dabei bleibt zumindest den Berliner Studentinnen und Studenten der Gang zum Amt erspart, denn die Beratungsstelle des Studentenwerks darf Anträge auf Hilfen zur Integration annehmen und prüfen. Monatelanges Warten auf einen Bescheid hat damit ebenso ein Ende, wie der doch von vielen als diskriminierend empfundene Gang zum Sozialamt. behinderten Mitarbeiters zu nehmen. Welche finanziellen Unterstützungen gibt es? Welche Hilfen können die behinderten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Anspruch nehmen und wie reagiert man im Bewerbungsgespräch argumentativ auf Unsicherheiten des zukünftigen Arbeitgebers? Alles Fragen, die sich mit weit mehr als der eigenen Hochschule befassen und nur in Zusammenarbeit mit Partnern zu beantworten sind. Doch auch bei der Organisation des Alltags wird geholfen: Wie stimme ich meinen Zeitplan ab? Woher bekomme ich Pflegeleistungen und wo wohne ich barrierefrei? Welche Bibliotheken sind behindertengerecht ausgestattet? Kann ich mit entsprechender Planung auch ein Auslandssemester wagen? Ein Studium zu organisieren ist schon ohne Behinderung nicht völlig stressfrei, an all diesen Fragen merkt man als gesunder Mensch, wie viel Kraft und Energie die Betroffenen ein Hochschulstudium kostet. Vernetzung & Lobbyarbeit Beratung auch für Abiturienten und beim Einstieg in den Arbeitsmarkt Doch die vielfältigen Beratungsangebote setzen nicht erst im Studium an. In Zusammenarbeit mit der Agentur für Arbeit gibt es Infoveranstaltungen für Abiturienten, die all diese Aspekte thematisieren. Die Seminare bleiben jedoch nicht im theoretischen Elfenbeinturm, behinderte Studierende berichten von ihren positiven wie auch negativen Erfahrungen und beantworten natürlich auch Fragen. Am Ende des Studiums gibt es Hilfen zu den Themen Bewerbung und Einstieg in den Beruf. In Zusammenarbeit mit der Zentralstelle für die Vermittlung behinderter Hochschulabsolventen der Arbeitsagentur in Bonn wird jährlich ein Seminar zu diesen Themen veranstaltet. Zusätzlich gibt es in Berlin seit Jahren ein Bewerbungstraining, dessen Erfolgsquote außerordentlich hoch ist. Dabei geht es oft auch darum, den potentiellen Arbeitgebern die Bedenken vor der Anstellung eines Eine gute Vernetzung, sowohl regional als auch bundesweit, ist der Beratungsstelle des Studentenwerks deshalb sehr wichtig. So arbeitet man hier aktiv mit der Arbeitsgruppe für behinderte Studierende bei der Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur und überregional mit anderen deutschen Studentenwerken zusammen und engagiert sich u.a. in der Fachgruppe Behindertenhilfe des Paritätischen Wohlfahrtsverbands (DPW). Zudem legt man Wert auf die starke Einbindung der Studierenden; gemeinsam mit der Interessenvertretung behinderter Studierender veranstaltet man regelmäßig Seminare und Tagungen. Dabei wird auch Lobbyarbeit betrieben, gerade bei Nachteilsausgleichsregelungen im Rahmen der Hochschulzulassung behinderter Studierender oder dem Thema Ausbildung und Einsatz von Gebärdendolmetschern. Natürlich ist es mit der Beratung allein nicht getan, so kümmert man sich in den Beratungsstellen „nebenbei“ auch noch um Faltblätter und Informtionsangebote im Internet, die behinderten Studierenden das Leben leichter machen. Dabei haben die Informationsangebote natürlich auch den Charakter von Öffentlichkeitsarbeit, denn bei ständig knapper werdenden Finanzmitteln werden behinderte Studierende oft „vergessen“. Mit ihrer umfangreichen Arbeit setzt sich die Beratungsstelle für behinderte Studierende seit 1982 für die Belange ihrer Studentinnen und Studenten ein, inzwischen sorgen drei Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für kompetente Beratung und unkomplizierte Hilfe. Eine Aufgabe, die für Marlies Blersch längst mehr als nur ein Broterwerb ist, schließlich arbeitet sie seit fast 23 Jahren in der Beratungsstelle. Das Engagement der ersten Minute ist geblieben, dazu gekommen ist eine beruhigende Routine und die Gewissheit, für alles irgendwie eine Lösung zu finden. Gut, dass Beratung & Hilfe nicht nur bürokratisch sind... Holt Euch alle Unterstützung, die Ihr bekommen könnt! Interview von Beatrix Gomm mit Sandra Boger, Psychologiestudentin und Rollstuhlfahrerin Sandra Boger ist eine der etwa 15 % aller Studierenden, die behindert oder chronisch krank sind. Sie ist von Geburt an schwer behindert und benutzt einen Elektrorollstuhl. Frau Boger hat Ihre Diplomarbeit in Psychologie gerade geschrieben und bereitet sich nun auf die letzten Abschlussprüfungen vor. Wie es ihr gelingt, den Studienalltag mit ihrer Behinderung zu organisieren, schildert sie dem werkblatt. Frau Boger, können Sie sich noch daran erinnern, inwiefern Ihre Behinderung bei Ihrer Entscheidung für das Psychologiestudium eine Rolle gespielt hat? Die Behinderung und der Rolli spielten eine große Rolle bei meiner Entscheidung! Theoretisch wusste ich zwar, dass ich Studienhilfe und Fahrtkosten beantragen kann, aber es war mir nicht klar, wie das alles ablaufen sollte. Damals musste ich die Studienassistenz noch beim Sozialamt beantragen und das war um einiges komplizierter, als die Hilfen beim Studentenwerk zu bekommen, wie es mittlerweile in Berlin möglich ist. Hilfreich war da kurz vor dem Abitur die Einladung vom Studentenwerk zu einem Wochenendseminar für Studieninteressierte mit Behinderungen. Besonders wichtig war für mich der Erfahrungsaustausch mit Studierenden aus höheren Semestern, die es mit ihrer Behinderung geschafft hatten, einen Studienplatz zu bekommen und zu studieren. Das hat mich sehr ermutigt, auch an meinem Wunschstudium, der Psychologie, festzuhalten, obwohl ich wusste, dass mein NC nicht für eine sofortige Zulassung reichen würde. Auf dem Seminar ist mir aber zum ersten Mal durch Beratung für behinderte und chronisch kranke Studierende - der TU, UdK, EFB, TFH, FHW, ASFH (Marlies Blersch) Hardenbergstraße 34 10623 Berlin (030) 31 12 - 311 m.blersch@studentenwerk-berlin.de Di 10.00 – 13.00 Uhr - der FU (Beatrix Gomm) Thielallee 38, Raum 11 14195 Berlin (030) 83 002 - 402 b.gomm@studentenwerk-berlin.de Fr 10.00 – 13.00 Uhr - der HU, FHTW, KHB, HfM,HfS, KFB, FHVR (Klaus-Peter Drechsel) Franz-Mehring-Platz 2 10243 Berlin (030) 29 302 - 283 k-p.drechsel@studentenwerk-berlin.de Do 10.00 – 13.00 Uhr die Erfahrungen der anderen behinderten Studierenden klar geworden, dass meine Noten nicht unbedingt etwas über meine Studierfähigkeiten aussagen müssen. Außerdem habe ich dort auch einiges über Härtefallanträge erfahren. Diese Möglichkeit, mit dem Schwerbehindertenausweis eine sofortige Zulassung über die Härtefallquote zu beantragen, habe ich dann auch wahrgenommen und so meinen Studienplatz bekommen. Studienende zu Hause zu wohnen und jetzt habe ich eine Wohnung in Friedrichshain gefunden und ziehe nun, leider mitten im Examensstress, um in eine eigene Wohnung. Wie sind Sie denn mit der Rollstuhlzugänglichkeit der FU zurechtgekommen? Ich habe mich zunächst informiert, wo man in Berlin überhaupt Psychologie studieren kann und habe dann gemerkt, dass die FU im Vergleich mit anderen Hochschulen eher rollstuhlfreundlich ausgebaut ist. Die Silberlaube und auch die Mensen sind gut zugänglich, allerdings gibt es immer noch einige Seminarräume, die in kleineren Gebäuden untergebracht sind. Dort gab es manchmal Veranstaltungen, die ich gerne besucht hätte, die aber für mich nicht zu erreichen waren. Heute weiß ich, dass der Behindertenbeauftragte der FU die Verlegung der Veranstaltungen in rollstuhlzugängliche Räume veranlassen kann. Aber am Anfang habe ich immer gedacht, dass ich alles alleine machen müsste und ich wollte alles genauso gut und schnell schaffen, wie die anderen Studierenden auch. Im Nachhinein habe ich mich dann über mich selbst geärgert und ich kann nur allen raten, Unterstützung auch zu nutzen! Mir ist dann bald klar geworden, dass es sinnvoll ist, die mir zustehenden verschiedenen Leistungen und Nachteilsausgleiche auch in Anspruch zu nehmen. Und, dass ich etwas länger brauche für mein Studium, finde ich auch nicht schlimm. Schließlich muss ich auch täglich viel mehr organisieren und bewältigen, bis ich überhaupt erst mal anfangen kann zu studieren! Studieren heißt ja auch, sehr flexibel zu sein. Zum Beispiel, wenn Arbeitsgruppen kurzfristig angesagt werden oder zusätzliche Veranstaltungen besucht werden müssen, die irgendwie auch dazu gehören. Dazu kommt noch, dass man ja auch mal ungestört mit den Freundinnen und Freunden in der Cafeteria abhängen möchte, wie läuft das, wenn sie auch immer jemanden für die Studienassistenz dabei haben und auf vorgeplante Fahrdienste angewiesen sind? Eins der Probleme ist der sehr unflexible Fahrdienst, die können manchmal die Termine nicht genau einhalten, so dass Wartezeiten entstehen und ich einfach mal so drei Stunden unterwegs bin jeden Tag, um hin und zurück zu kommen. Ich habe mir auch überlegt, in ein rollstuhlgerechtes Studentenwohnheim zu ziehen, aber mit der Organisation der Pflege war mir dass doch zu aufwändig. Also habe ich mit meinen Eltern verhandelt, bis zum Manchmal fahre ich auch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, dabei hoffe ich dann immer, dass alle Aufzüge auch funktionieren! Sonst heißt es Umwege finden! Mit den Arbeitsgruppen, dass hat eigentlich gut funktioniert, meine Kommilitonen waren da sehr flexibel und sind auch oft zu mir gekommen oder sie haben sich mit den Zeiten nach mir gerichtet. Am Anfang des Studiums hatte ich ja noch keinen Studienhelfer, weil das Antragsverfahren so langwierig war. Da haben mir auch meine Kommilitonen geholfen. Allerdings ist es ein Unterschied, ob man mal aus Hilfsbereitschaft unterstützt wird, oder jemanden zu haben, auf den man sich verlassen kann, auch weil man ihn bezahlt. Pausen und ungestörte Gespräche in der Cafeteria habe ich mir übrigens auch gegönnt. Das musste ich aber erst einmal lernen, obwohl ich immer ein freundschaftliches Verhältnis zu meinen Assistenten hatte, zu sagen, ‚Du kannst jetzt auch mal Pause machen’. Haben Sie denn auch die Mensa genutzt? Wie sind Sie da zu recht gekommen? Ich bin oft in der Mensa, es gibt da ja extra kleine Wagen mit Tabletts für Rollstuhlfahrer und die Mitarbeiterinnen sind auch sehr hilfsbereit. Leider sind die Türen an der FUMensa nicht automatisch zu öffnen, aber da immer viele rein und raus gehen, ist das nicht wirklich ein Problem. Wenn Sie jetzt gegen Studienende Rückschau halten, was war das größte Hindernis oder Problem bei Ihrem Studium? Unlösbare Probleme gab es eigentlich keine, sehr angenehm fand ich das Beratungsangebot des Studentenwerks. Ich hatte immer das Gefühl, einfach mal anrufen zu können und vor allem war es eine große Erleichterung, dass die Studienassistenz beim Studentenwerk unbürokratisch und umgehend bewilligt wird. Am Anfang hätte ich mir noch mehr Unterstützung beim Umgang mit den Studienassistenten gewünscht. Idealerweise stelle ich mir vor, dass man in Rollenspielen übt, wie man sich am besten den Assistenten gegenüber verhält, damit es wirklich auch eine Erleichterung wird, wenn man jemanden an seiner Seite hat. Für mich war es ein interessanter und manchmal schwieriger Lernprozess, bis sich der Umgang mit den Assistenten eingespielt hatte: Schließlich sind es Kommilitonen und man ist zugleich Freundin, Kollegin und Chefin! Frau Boger, vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Ihr Examen! Interview mit Sandra Boger 7 444 Minuten* Heute mit Susanne Hübner am InfoPoint des Studentenwerks Erster Anlaufpunkt beim Studentenwerk Berlin ist der zentrale InfoPoint im Foyer der TU-Mensa Hardenbergstraße. Ob BAföG-Antrag oder Wohnheimplatz, Orientierung auf dem Campus oder einfach nur eine schnelle Information – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hinter dem roten Tresen haben ein offenes Ohr für jede Frage und jedes Problem. Das müssen ja fast paradiesische Verhältnisse für Studierende sein. Ob hier Zauberei oder gar Hexerei im Spiel sind? Beim Vorgespräch am Telefon erfahre ich, dass ich Susanne Hübner am Tresen treffen werde. Sie ist jetzt seit einem Jahr im Team des InfoPoints und weiß über alles Bescheid. Mein Wissensdurst und meine Erwartungen sind entsprechend groß. Im Foyer der Mensa erwartet mich ein betörender, fast verzaubernder Duft nach frischem Kaffee und leckeren Backwaren, der Backshop der Mensa hat bereits seit 8 Uhr früh geöffnet. Es riecht so gut und ich könnte schon wieder … aber nein, Frühjahrsdiät. Kann man hier überhaupt arbeiten oder muss man ständig naschen? Im Gebäude herrscht noch Ruhe, nur wenige Gäste haben sich in der Cafeteria eingefunden. Die Shops und der Aufgang zur Mensa sind noch geschlossen, Ruhe vor dem alltäglichen Sturm. 8 444 Minuten Vom Toilettenpapier zum BAföG-Antrag Ganz anders am InfoPoint. Ein Mann, vermutlicher ein LKW-Fahrer, steht am Tresen, er will jetzt und sofort 30 000 Rollen Toilettenpapier liefern und blockiert mit seinem Wagen die Einfahrt. Die Lieferung war natürlich nicht angekündigt, zumindest nicht für heute. Die blonde Frau am Tresen telefoniert nach einem Hausarbeiter, der die Lieferung nicht nur abnehmen, sondern auch gleich ordentlich verstauen kann. Nach zehn Minuten hat sich die Aufregung gelegt. Herr Freybote, ein kräftiger Hausarbeiter in den besten Jahren, wird sich der Sache annehmen. „Das Problem ließ sich ja glücklicherweise rasch lösen“, meint die Dame am Tresen. Noch bevor ich mich ihr vorstellen kann, klingelt ihr Telefon. Sie klärt ihren Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung auf: „BAföG-Formulare gibt es am InfoPoint, sie können aber auch aus dem Internet herunter geladen werden. … Ja, das BAföG-Amt hat donnerstags bis 18 Uhr geöffnet…“ Nach knapp zehn Minuten sind offensichtlich auch die letzten Fragen beantwortet. Nett, freundlich, sachlich….Freundlichkeit ist also doch keine Hexerei. Die blonde Frau, es ist Susanne Hübner (43), begrüßt mich. Gemeinsam mit ihrer Kollegin Elvira Radicke (48) hat sie heute am InfoPoint des Studentenwerks die Frühschicht übernommen. Sie erzählt mir, dass dieser InfoPoint erst im April 2005 in seiner jetzigen Form eingerichtet wurde. „Der Umbau der TU-Mensa und des Foyers bot eine einmalige Gelegenheit, hier eine zentrale Anlaufstelle für die Berliner Studierenden einzurichten. Und es hat sich gelohnt, im ersten Jahr hatten wir schon 45 000 Besucher.“ Ein Fundbüro und eine Wohnungsvermittlung Allmählich kommen mehr Besucher in das Foyer. Eine junge, etwas schüchterne Frau kommt mit ihrer resoluten Mutter (oder ist es etwa umgekehrt) an den Tresen und möchte wissen, in welchem Studentenwohnheim noch Wohnplätze frei sind. Nun klingelt aber schon wieder ein Telefon. Frau Hübner kümmert sich um den Telefonanruf, Frau Radicke um die Besucherinnen. Sie druckt rasch eine Liste freier Wohnplätze aus und gibt die Broschüre „Budenzauber“ mit auf den Weg. Also doch Zauberei? Susanne Hübner hat inzwischen alle Mühe, den Anrufer zu beruhigen. Der hat am Vortag seine Tasche mit einem Laptop in der Mensa vergessen, die Daten auf dem Rechner sind wichtig für die Magisterarbeit. Er ist völlig aufgelöst. Frau Hübner weiß Bescheid, es wurde eine Fundsache beim InfoPoint abgegeben. Man verständigt sich, der Student will gleich kommen… Es ist mittlerweile 11 Uhr, die ersten hungrigen Gäste warten auf den Einlass in die Mensa. Die Stunden sind wie weggezaubert. Im Konferenzraum des Studentenwerks findet seit einer Stunde eine Präsentation statt. Alles lief wunderbar, nun ist der Beamer ausgefallen und der Referent steht Hilfe suchend am Info-Tresen. Susanne Hübner kann zwar nicht zaubern, kennt aber die richtigen Telefonnummern und in kurzer Zeit ist Hilfe da. Unmögliches wird sofort erledigt, Wunder dauern etwas länger Die Zeit vergeht mit zahllosen Anrufen und Nachfragen, es ist wie verhext: Ich finde kaum Zeit, mit Frau Hübner mal ein paar Worte zu wechseln. Gegen 13 Uhr zieht sich Susanne Hübner in einen kleinen Nebenraum zurück, wir trinken gemeinsam einen Tee. Sie erzählt mir, dass sie schon seit 1981 beim Studentenwerk arbeitet. Sie hat hier Bürokauffrau gelernt und war bis zum letzten Jahr in der Poststelle tätig. „Da bekam ich nur Berge von Post zu sehen, kaum jemand hat sich an meinen Arbeitsplatz verirrt. Ich gehöre zwar schon fast zum Inventar, aber die Arbeit am InfoPoint, also in der Öffentlichkeit, war schon eine ganz schöne Umstellung für mich. Aber meine Kolleginnen und Kollegen haben mir sehr geholfen. Heute möchte ich nicht mehr zurück, mir macht meine Arbeit viel Freude. Wir sind ein gutes Team“. Sie erzählt mir gerade noch mit leuchtenden Augen, dass sie sich seit Jahren im Howard-Carpendale-Fanclub engagiert. Sogar RTL II hat sie dazu schon portraitiert, als es an der Tür klopft. Doris Henze, die Betriebssozialarbeiterin des Studentenwerks, schaut wie eine gute Fee eben mal bei Susanne Hübner rein und will wissen, ob es Probleme am Arbeitsplatz gäbe. „Nein, es ist alles in Ordnung“, strahlt Frau Hübner. Frau Henze ist dann ebenfalls zufrieden. „Probleme werden bei uns nicht weggezaubert, sondern offensiv angegangen und gemeinsam gelöst. Besonders die Gestaltung des Arbeitsplatzes muss den Erfordernissen entsprechen, Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz sind keine Diskussionsmasse.“ Informationsoffensive des Studentenwerks Wie ein Geist aus der Flasche taucht Georg Roschach (49), der Chef der InfoPoints, plötzlich vor mir auf. Der Info-Markt an einer Fachhochschule ist beendet und Herr Roschach ist froh, dass keine Wünsche offen blieben. „Manche Studenten können einem ja Löcher in den Bauch fragen“, lacht er. Und er muss es ja wissen. Seit 25 Jahren gibt er unermüdlich Informationen zum Service rund ums Studium und als alter „BAföG-Fuchs“ hat er auch manchen Insider-Tipp für die Studierenden bereit. Susanne Hübner ist noch immer beschäftigt, sie berät schon wieder die nächsten Studierenden. Georg Roschach erzählt mir, dass es seit Ende 2005 einen zweiten InfoPoint in der Behrenstraße im BAföG-Amt gibt. „Für die Studenten an der Humboldt-Universität ist das natürlich ganz ideal.“ Bevor auch er sich dem Tagesgeschäft am InfoPoint widmet, erzählt er mir noch, dass ein dritter InfoPoint des Studentenwerks in der Mensa FU II in der Silberlaube vorbereitet wird. „Dann sind wir an den großen Universitäten präsent“. Unterdessen wurde auch der Laptop abgeholt, der überglückliche Student schenkt den Frauen am Tresen einen Strauß bunter Frühlingsblumen. Susanne Hübner hat endlich Feierabend, sie fährt nach Hause. Nach soviel Zauberei könnte man ja beinahe erwarten, dass es ein „Nimbus 2000“ wäre, es ist aber nur ein elektrischer Rollstuhl… [Ch. Gablenz] * 444 Minuten sind die tägliche Sollarbeitszeit im Studentenwerk Berlin 444 Minuten 9 Der gute Rat Die Serie des werkblatts: Tipps und Hilfen für (fast) alle Lebenslagen Heute: Alles zum Thema Schlüsselqualifikationen. Präsentationstechniken, Rhetorik oder Projektmanagement ... die Anzahl der UniVeranstaltungen ist groß, die den Studierenden nicht nur Fachwissen vermitteln, sondern auch in puncto Schlüsselqualifikationen auf die Sprünge helfen wollen. Manch ein Studierender wird sich fragen, welches Angebot für ihn das Richtige ist. Das werkblatt fragte Experten nach ihren Tipps. Zu den wichtigsten Ansprechpartnern, wenn es um Zusatzqualifikationen geht, gehören die Career Services, die es an vielen deutschen Hochschulen gibt, so auch der Career Service an der Technischen Universität Berlin. „Wir unterstützen Studierende und Absolventen mit karriere- und berufsfördernden Maßnahmen“, erklärt Agnes von Matuschka, Projektleiterin des Career Service. Dazu gehört die Vermittlung von Praktika, Werkstudententätigkeiten und Absolventenstellen im In- und Ausland. Zu den Veranstaltungen des Career Service gehören zum Beispiel Trainings für Assessment-Center sowie Seminare über Kommunikation oder Präsentation und vieles mehr. „Einen besonderen Schwerpunkt legen wir auf Softskilltrainings wie Smalltalk, Networking, Moderation und Zeit-, Selbstund Konfliktmanagement“, so Agnes von Matuschka. Auch außerhalb der Universität gibt es Möglichkeiten, Schlüsselqualifikationen zu trainieren. So bieten die Hochschulteams der Arbeitsagenturen in Berlin ebenfalls Weiterbildungsmöglichkeiten an. „Unser Angebot ist mit den Career Services der Hochschulen abgestimmt“, berichtet Heike Kuss, Beraterin beim Hochschulteam Berlin Mitte. Sie rät Studierenden, sich schon frühzeitig mit ihrem Berufswunsch auseinanderzusetzen. „Wer keinen roten Faden hat, kann sich auch keine sinnvolle Bewerbungsstrategie überlegen“, betont Heike Kuss. Auch die Entscheidung, welche Zusatzqualifikationen Studierende erwerben sollten, sei so nicht zu treffen. „Denn es gibt für bestimmte Berufe sehr klare Anforderungsprofile. Über diese sollten sich Studierende klar werden.“ Ein paar Fragen können dabei helfen, die richtigen 10 Der gute Rat Seminare auszuwählen: Was kann ich? Wohin will ich mich beruflich entwickeln? Welche Voraussetzungen sind dafür erforderlich? Manche der Angebote rund ums Thema Zusatzqualifikationen richten sich an spezielle Zielgruppen. Doch viele sind auch für einen Großteil der Nachwuchsakademiker interessant. So ist etwa ein Workshop zum Thema Präsentation für Studierende ganz unterschiedlicher Fachrichtungen sinnvoll: „Im Bewerbungsgespräch muss sich jeder präsentieren“, so Heike Kuss. Auch wenn das Angebot breit ist: Studierende müssen nicht alle Angebote wahrnehmen. In einer Beratung beim Career Service können sie herausfinden, welche Schlüsselqualifikation sie brauchen und welche eher nicht, erklärt Agnes von Matuschka. Dabei sollten sie auch ihre fachliche Kompetenz nicht aus den Augen verlieren. Der Besuch von Seminaren und Workshops zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen ist eine Sache, das Üben des Gelernten eine andere. „Beim Softskilltraining gilt das Gleiche wie beim PC-Kurs: Sinn macht so ein Kurs im Besonderen dann, wenn der Teilnehmer das Gelernte sofort in die Praxis umsetzen kann“, betont Agnes von Matuschka. Wer das Gelernte erst ein Jahr später braucht, hat bis dahin meist die Details vergessen. Neben einzelnen Veranstaltungen bietet der Career Service der TU auch noch das Programm PREPARE an. „Es bietet Studierenden im Rahmen einer jeweils dreiwöchigen Summer- oder Winterschool die Möglichkeit, auf dem Stellenmarkt stark nachgefragte Berufskompetenzen zu erwerben“, berichtet Christine Herker, Projektleiterin im Career Service. Dabei werden in je einwöchigen Blockseminaren berufsrelevante Fähigkeiten wie Sozial- , ITund Managementkompetenzen trainiert. Gleich im Anschluss an den dreiwöchigen Blockunterricht sollen die neu erworbenen Fähigkeiten während eines sechswöchigen Praxisprojekts in einem Berliner Unternehmen selbstständig angewendet werden. „Das PREPARE richtet sich vorrangig an Studierende der TU Berlin und ist vorzugsweise für Studierende ab dem 4. Semester gedacht, aber auch für Absolventen bis ein Jahr nach ihrem Abschluss“, berichtet Christine Herker. Doch mit dem Besuch von Workshops und Seminaren allein ist es nicht getan: Der Erwerb von Schlüsselqualifikationen wird nicht in erster Linie durch den Besuch einer Weiterbildungsveranstaltung nachgewiesen, sondern durch die Praxis, so Heike Kuss. Und das könne auf ganz unterschiedliche Weise passieren, etwa durch ehrenamtliches Engagement, Praktika, Jobs oder Mannschaftssport. [Anja Schreiber] Die Hochschulteams in Berlin: Agentur für Arbeit Berlin Mitte Charlottenstr. 87-90 10969 Berlin Tel.: 030 / 5555 99-1989 Agentur für Arbeit Berlin Nord Königin-Elisabeth-Str. 49 14059 Berlin Tel.: 030 / 555570-1989 Agentur für Arbeit Berlin Süd Wolframstr.89-92 12105 Berlin Tel.: 030 / 555580-1989 www.arbeitsagentur.de Career Services in Berlin (Auswahl): Humboldt-Universität Career Center www2.hu-berlin.de/kooperation/berufwissenschaft/careercenter/index.html Technische Universität Career Service www.career.tu-berlin.de Freie Universität CareerService www.fu-berlin.de/career Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Career Service www.fhtw-berlin.de/careerservice Technische Fachhochschule Berlin Career Service www.tfh-berlin.de/career/ Vom Campus machen. Neben fachlicher Expertise zählen dazu die so genannten Soft Skills. Gefragt sind Fähigkeiten wie schnelles Problemlösen oder sicheres Präsentieren von Ergebnissen sowie teamfähiges, kommunikatives und belastbares Arbeiten. Wer darüber hinaus als charakterlich gefestigte Persönlichkeit auftritt, Praxiserfahrung mitbringt, einige Semester im Ausland studiert hat und mehrere Sprachen spricht, hat die besten Chancen. TU-Absolventen begehrt Wirtschaftsingenieure, Elektrotechniker und Informatiker der Technischen Universität Berlin haben bei deutschen Personalchefs einen ausgesprochen guten Ruf. Eine Umfrage des Magazins „Wirtschaftswoche“ unter Personalund Rekrutierungsverantwortlichen namhafter Unternehmen zeigte jetzt, dass die TU Berlin in den genannten Disziplinen jeweils zu den Top Ten gehört. Große Unternehmen wie Shell, Philips oder Siemens wurden danach befragt, welche Universitäten und Fachhochschulen bei ihnen besonders hoch im Kurs stehen und von welchen Hochschulen sie die qualitativ besten Bewerber erhalten. Das Ergebnis zeigte, dass Personalchefs nicht unbedingt die Favoriten von Wissenschaftsrat und DFG, sondern vor allem jene Unis zu den besten zählen, die ihre Studierenden fit für den Unternehmensalltag Neue Leute kennen lernen? Kein Problem. Unter www.spieleabend.de können sich Studenten, Hinzugezogene oder einfach nur Spieleinteressierte anmelden und bei einem Spieleabend neue Freundschaften knüpfen. Sollte in der eigenen Studentenbude dazu kein Platz sein, ist das kein Problem: Das Vermittlungsverfahren stellt sicher, dass Nichtraucher untereinander bleiben, Leute mit kleiner Wohnung zu Menschen mit Platz und Allergiker nicht zu Hundebesitzern vermittelt werden. „Wir vermitteln alle Interessierten noch von Hand und stellen so sicher, dass auch individuelle Wünsche berücksichtigt werden“, so André Gutsche, Mitinitiator von Spieleabend.de. „Wir haben alle Spiele, die wir auf unserer Webseite vorstellen, auch selber gespielt.“ Seine Favoriten sind dabei Spiele mit einfachen Regeln. www.spieleabend.de FU Berlin online am sichtbarsten Die Freie Universität Berlin ist die sichtbarste deutsche Hochschule im Internet. Das geht aus dem „Webometrics Ranking of World Universities“ der spanischen Forschergruppe „Laboratorio de Internet“ hervor. Untersucht wurde, wie häufig die Unis in Suchmaschinen auftauchen. Weltweit reicht es für die FU zu Rang 107. Die TU Berlin folgt auf Platz 124, die Humboldt-Uni auf Platz 159. Die ersten 21 Plätze gehen an Unis in den USA. Spieleabende für Studenten Berliner Studierende sind sesshaft Etwa ein Drittel der Studierenden wechselt zum Studieren in ein anderes Bundesland. 1980 waren es noch 23 Prozent. Große Unterschiede zeigen sich bei den Fächern und den Bundesländern. Das hat die Kultusministerkonferenz (KMK) in ihrem „Bericht zur Mobilität der Studienanfänger und Studierenden in Deutschland von 1980 bis 2003“ festgestellt. Während etwa 23 Prozent der Studienanfänger in den Ingenieurwissenschaften in ein anderes Bundesland ziehen, sind es bei der Veterinärmedizin 66 und der Humanmedizin 42 Prozent. Mit einem Plus von 40 000 Studierenden verzeichnete Berlin 2003 den höchsten Zuwanderungsgewinn. Zugleich sind die Berliner Landeskinder äußerst sesshaft: 83 Prozent – nur in Nordrhein-Westfalen und Bayern ist die Quote höher – blieben in der Heimat. Allerdings finden laut KMK die meisten Wanderungsbewegungen zwischen Nachbarländern statt. Daher gebe bei der Studienortwahl nach wie vor die Nähe der Hochschule zum Heimatort zumeist den Ausschlag. www.kmk.org/statist/Dok_178.pdf Senior Research Group an der TU Berlin Die Senior Research Group (SRG) ist ein Projekt, das am arbeitswissenschaftlichen Institut der TU Berlin tätig ist. Es ging aus dem Projekt Sentha (Seniorengerechte Technik im häuslichen Alltag) hervor, bei dem sich eine Gruppe älterer Menschen als Testpersonen mit Geräten, elektronischen Menüs und ähnlichem auseinander setzte. Die Beteiligten hatten daran so viel Spaß, dass sich im Jahr 2001 eine Gruppe bildete, die sich vornahm, Geräte aktiv altersgerecht mitzugestalten. Frauen und Männer gehören zur etwa 20köpfigen Kerngruppe der SRG, darunter Ingenieure im Ruhestand, Ärztinnen und Hausfrauen. Ihre Erfahrungen mit Technik stellen sie unter anderem der Industrie und der Stiftung Warentest zur Verfügung. Gesucht werden weitere Firmen, die auf den Rat hören. Mit einem Fragebogen erforscht die SRG zurzeit die Erfahrungen von Senioren beim Technikkauf. www.srg-berlin.de Vom Campus 11 Wallis Birds im werkblatt-Interview auf Es gibt Menschen, die einfach auf die Bühne gehören. Die irische Songwriterin Wallis Bird gehört eindeutig dazu. Die 23-jährige braucht nicht viel mehr als eine Akustikgitarre und ihre Begleitband, um in 10 Minuten mit energiegeladener Rockmusik das Publikum auf ihre Seite zu ziehen. Dabei schaut mancher verwundert, mit welcher Stimmgewalt die zierliche Sängerin über die Bühne tobt. Fast hätte ein Unfall ihre Musikkarriere schon als Kleinkind vereitelt, denn als zweijährige geriet Wallis mit ihrer linken Hand in einen Rasenmäher. Vier Finger wurden ihr abgetrennt, einer konnte nicht wieder angenäht werden. Trotzdem lernte sie Gitarre spielen und studierte in Dublin an der Ballyfermont School Musik. Zahlreiche Liveauftritte u.a. auf dem Sziget Festival in Budapest und auf der Berliner Popkom im vergangenen Jahr sorgten für ein großes Publikum, noch vor Veröffentlichung der ersten Studio-CD. Vor einigen Wochen brachte Wallis ihre DebütEP mit dem Titel „Branches Untangle“ heraus, die sechs Songs zwischen Rock, Folk und Balladen enthält und sich wohltuend von allen Castingbands abhebt, die derzeit die Charts dominieren. Erste positive Reaktionen auf das Debütwerk gibt es schon, so wird die Single „Blossoms in the Street“ bereits von verschiedenen Radiostationen gespielt. Was die temperamentvolle Irin nach Deutschland verschlagen hat, verrät sie im werkblattInterview. 12 Wallis Bird im Interview Wie kommst du als irische Musikerin an eine deutsche Band? Im Januar letzten Jahres habe ich einen Bandworkshop in Hammelburg besucht, dabei habe ich meine Band kennen gelernt. Davor hatte ich allerdings schon in Dublin Musik studiert. Ich habe mich damals spontan entschlossen, in Deutschland zu bleiben. Auch wenn es ein großes Wagnis war, ich sprach fast kein Deutsch und hatte überhaupt kein Geld, aber ich musste es einfach tun. Mein Bauch sagte, dass es richtig sei. War sofort klar, dass du die Frontfrau werden wirst? Ja, das war von vorne rein klar. Ich hatte meine Musik schon aus Irland mitgebracht. Dort hatte ich ebenfalls eine Band, die ich allerdings verlassen habe. Die Songs habe ich komplett alleine geschrieben, aber wir haben sie als Band gemeinsam arrangiert. Auch die Texte stammen aus meiner Feder, der endgültige Sound ist allerdings ein Produkt der gemeinsamen Arbeit. Gibt es Unterschiede im Musikbusiness zwischen Irland und Deutschland? Es ist komplett unterschiedlich. Für mich ist es einfacher in Deutschland zu arbeiten, hier läuft alles entspannt und zielstrebig. In Irland tendieren Musiker doch oft dazu, sich lieber in eine Kneipe zu setzten, als aufzunehmen. Ich denke, hier wird härter gearbeitet. Allerdings ist das Touren in Deutschland für mich schwieriger. Ich rede gerne zwischen den Songs und König Fußball wird uns in den kommenden Wochen begleiten, vielleicht auch verfolgen, und definitiv manchen einfach nur nerven. Aber keine Bange, bei der Jägermeister Rock:Liga geht es nicht ums runde Leder. Im Turnier durften sich bislang ein dutzend Bands messen, nur die stärksten Teams schafften es ins Finale. Angriffslustig und torgefährlich werden die verblieben vier den Turniersieg unter sich ausmachen. Jedes Team hat 45 Minuten Zeit, Fans und vor allem die Jury zu überzeugen. Am Start sind Mamasweed (psychedelischer Rock aus Berlin), El*ke (energiegeladener Rock ebenfalls Berlin), Deichkind (smarter Hip Hop aus Hamburg) und Christiane Stürmer (Erfolgspoppoetin aus Österreich). Eins ist sicher, nach vier Halbzeiten steht die Meisterschaft fest und der Pott wandert an die Siegerband. Das musikalische Gekicke startet am 20.5. ab 21 Uhr im der Columbiahalle. Tickets kosten günstige 10 Euro. Columbiahalle Columbiadamm 13-21 12101 Berlin www.jaegermeister.de Das werkblatt verlost 3x2 Freikarten zum Konzert, 33 Flüstertüten sowie einen stylischen Jägermeister Liegestuhl passend zur Grillsaison. erkläre, wie die Lieder entstanden sind. Lange Zeit hatte ich Angst, dass die Menschen mich wegen des irischen Akzents nicht verstehen würden. Aber je länger ich hier lebe, umso entspannter wird alles. Letztlich wird jeder mir zuhören, der meine Musik gerne mag, die Sprache spielt da keine so große Rolle. Ich möchte auch gerne wieder in Irland spielen, allerdings will ich erst viel touren und dann nach Hause, wenn wir richtig professionell sind. Dann machen wir eine Minitour und treffen all meine alten Freunde. Eure EP ist gerade erschienen, arbeitet ihr auch an einem kompletten Album? Derzeit nehmen wir ein Album auf, das im nächsten Frühjahr im Februar oder März herauskommt. Wir legen großen Wert auf Unabhängigkeit, wir haben eine eigene Plattenfirma gegründet und verlegen auch alle Texte selbst. Wenn das Album fix und fertig produziert ist, werden wir versuchen, in den Vertrieb eines großen Labels zu kommen. Allerdings möchten wir als Künstler die Kontrolle über unsere Arbeit behalten und hoffen, trotzdem erfolgreich zu sein. Welchen Beruf hättest du, wenn Musikerin tabu wäre? Wenn ich nicht Musikerin werden dürfte (lacht ungläubig)? Oh, dann wäre ich Penner geworden. 14 Kultur-Tipps Konzerttermine unter: www.wallisbird.com [Interview: Dirk M. Oberländer] Das Frühjahr hat es musikalisch aber auch in sich. Die Kollegen von Intro laden zu einem Konzert der besonderen Art. Intro intim nennt sich die Veranstaltung und gemeint ist ein kuscheliges Konzert der Bands Radio 4, Kante und Sometree. Die New Yorker von Radio 4 starteten als Punkband und experimentieren inzwischen quer durch alle Stilrichtungen. Bissige Texte und ein Hang zur Melancholie kennzeichnet ihre Musik. Über die Combo Kante muss man nicht viele Worte verlieren: nachdenkliche Texte, musikalische Vielfalt von Diskurspop über Elektronik bis hin zum Jazz, genau hinhören ist ein Genuss. Letzteres ist auch bei der aus Hannover stammenden Band Sometree zu empfehlen, geboten werden gepflegte Wutausbrüche zu energiegeladenen Gitarrenriffen. Allen Bands gemein ist die Freude am live rocken, vor allem in übersichtlichen Clubs. Wir freuen uns auf einen kuscheligen Abend am 25.5., ab 21 Uhr im Lido. Die Karten gibt’s für rund 16 Euro. Lido Cuvrystr. 7 10997 Berlin www.intro.de Kultur der etwas anderen Art bietet das Shake Theaterzelt an der Eastside Galery in Friedrichhain. Die Initiatoren haben sich dem Volkstheater verschrieben, was allerdings mitnichten bedeutet, dass hier volkstümelnde Schwänke gegeben werden. Vielmehr sind Dinge erlaubt, die normalerweise im Kulturbetrieb „verboten“ sind, Essen und Trinken während der Vorstellung beispielsweise. Die Stücke bieten Improvisation und Zuschauerbeteiligung, derzeit hat man sich Shakespeare vorgenommen. Das Programm Improroyal Theatersport Shakespeare experimentiert mit allen Werken des Meisters. Heraus kommt allabendlich ein Drama, des- sen Handlungsstrang das Publikum mitgestaltet, keine Vorstellung gleicht der anderen. Anschließend ist die Diskussion mit den Darstellerinnen und Darstellern durchaus erwünscht. Ansehen kann man sich das spannende Improvisationstheater im Zirkuszelt u.a. am 3.6. um 20:30 Uhr. Der Eintritt kostet ermäßigt zwischen 5-11 Euro. Shake! Straße der Pariser Kommune 1-2 (Ecke Mühlenstr.) 10243 Berlin www.shake-berlin.de Das werkblatt verlost 3x2 Freikarten für Improroyal Shakespeare, an einem Termin nach Wahl! Ein Olympiastadion scheint zur Fußball WM nicht genug und so stellt Sponsor Adidas gleich eine Kopie der Sportstätte direkt vor den Reichstag. Auf rund 40 000 Quadratmetern können so bis zu 10 000 Fans alle Partien live auf der Großbildleinwand erleben. Während der spielfreien Zeit treten diverse Musiker von James Blunt bis zu den Black Eyed Peas auf. Auch das ZDF nutzt die Arena, um mit seinen Allzweckwaffen Johannes B. Kerner und Tommy Gottschalk kurz vor Beginn der WM in einer TV-Show noch schnell ein Kontingent Freikarten unter den bislang leer ausgegangen Fans zu verlosen. Wer also König Fußball als Massenphänomen beim Public Viewing erleben möchte, sollte sich die Vorrundentermine mit deutscher Beteiligung rot im Kalender markieren: 9.6. gegen Costa Rica, am 14.6. gegen Polen und am 20.6. Ecuador. Die Karten kosten je 5,50€. Adidas World of Football Platz der Republik (am Reichstag) 11011 Berlin [Dirk M. Oberländer] Kulturtipps 13 Was wir schon immer über den Festivalsommer wissen wollten... Alle Jahre wieder beginnt im Sommersemester der Kampf gegen die eigene Trägheit. Schließlich lockt das gute Wetter nach draußen ins Straßencafé um die Ecke oder zur gemütlichen Grillparty in den Park. Kaum schaut man nach einigen Wochen wieder in den Kalender, fallen einem Referatstermine, Klausuren und fast verpasste Sprechstunden ein. Also schnell den Laptop ausgepackt und in die Tasten gehauen, denn mit unseren Festivaltipps ist auch so manches Wochenende arbeitstechnisch gelaufen. Dabei sollte man sich rechtzeitig Tickets sichern, denn die großen Open Airs waren im vergangenen Jahr alle ausverkauft. Doch auch chronische Geldknappheit muss kein Grund sein, auf gute Bands zu verzichten, denn einige Festivals sind sogar völlig umsonst. Also Zelt, Grill & Bier eingepackt, Freund oder Freundin nicht vergessen und keep on rocking! Immergut Festival 27. & 28. Mai Man kann es nicht oft genug sagen, das Immergut ist der perfekte Start in die Festivalsaison. Die Veranstalter schaffen es jedes Jahr wieder, ein spannendes Line-Up jenseits des Mainstreams zusammenzustellen. Dazu kommt die familiäre Atmosphäre, mit Aktionen wie dem Immergutzocken. Bei diesem Fußballturnier spielen Musiker und Veranstalter gegen Fanmannschaften. Außerdem gibt es einen Busshuttle zu den benachbarten Badeseen. Dazu kommen günstige Ticketpreise und ein toller Campingplatz, der wirklich fast schon vor der Bühne liegt. Chillen & Rocken in der landschaftlich schönen Provinz. Übrigens fährt vom Bahnhof zum Festivalgelände ein Shuttlezug! In diesem Jahr sind u.a. Blumfeld, Die Regierung, Pale und die Yeah Yeah Yeahs zu hören. Facts: Wo: Neustrelitz Besucher: ca. 6 000 Web: www.immergutrocken.de Ticketpreis (inkl. Camping): Rund 35 € + VVK 22 Alles über Festivals Hurricane & Southside Festival 23. - 25. Juni Beide Veranstaltungen können schon als Klassiker verbucht werden, die Bands werden zwischen den Locations hin- und hergeflogen. Das verschlafene Neuhausen ob Eck bei Tuttlingen hat den Vorteil, etwas sonnensicherer zu sein. Natürlich kann man bei teils über 40 000 Besuchern pro Festival nicht mehr von einem gemütlichen Konzertwochenende sprechen, trotzdem läuft immer alles geordnet und erstaunlicherweise übersichtlich ab. Geklotzt wird dafür auch bei den Bands: Von Apocalyptica, The B 52’s, Element of Crime, Fettes Brot, Adam Green über Skin, The Hives, Muse, Seeed bis hin zu The Strokes, Tomte und Wir sind Helden reicht die musikalische Vielfalt. Da sollte für jede/n etwas Passendes dabei sein. Leider sind die Tickets nicht ganz billig, der Preis ist im Verhältnis zum Gebotenen allerdings fair kalkuliert. Facts: Wo: Hurricane: Scheeßel, Southside: Neuhausen ob Eck Besucher: ca. 50 000 (Hurricane), ca. 40 000 (Southside) Web: www.hurricane.de / www.southside.de Ticketpreis (inkl. Camping): 89 € + VVK Sziget 9. - 16. August Für das Sziget gelten eigene Gesetzte. Eine ganze Woche lang verwandelt sich die Obudai-Halbinsel in Budapest zum riesigen Festivalgelände. Auf unzähligen kleinen und großen Bühnen spielen bekannte Popgrößen ebenso wie lokale Bands. Dabei gibt es jegliche Musikrichtungen von Klassik über Folklore bis hin zu Heavy Metal. Inmitten des Getümmels kann fast überall wild gezeltet werden. Vormittags laden Workshops und Veranstaltungen dazu ein, Menschen aus ganz Europa kennen zu lernen, abends starten die Konzerte. Trotz der Größe bleibt die Atmosphäre familiär, nur am Wochenende wird es zumindest an der Center Stage eng. Natürlich lockt auch Budapest mit seinen wirklich beeindruckenden Gebäuden und zahlreichen kulturellen Einrichtungen, Langeweile kommt nie auf. Auch für den Geldbeutel bleibt der Urlaub bezahlbar, alkoholfreie Getränke dürfen in beliebigen Mengen aufs Gelände und im vergangenen Jahr kostete ein frisch gezapftes Bier rund 70 Cent. Allein der landschaftlich schöne Campingplatz lohnt die Anreise. Besucher mit Kindern können entspannen, denn es gibt viele Angebote für die Kleinen, täglich von 10-18 Uhr ist sogar ein Festivalkindergarten eingerichtet. Kids bis 10 haben übrigens freien Eintritt. Doch auch die Running Order kann sich sehen lassen: Radiohead, Franz Ferdinand, Sick of it all, Robert Plant, Wir sind Helden und viele andere sind dabei. Facts: Wo: Obudai Donauinsel Budapest Besucher: ca. 360 000 Web: www.sziget.hu/festival_german Ticketpreis (inkl. Camping): rund 70 € spAck Festival 1. - 3. September Es gibt sie noch, ambitionierte Menschen, die Festivals organisieren und dankenswerter Weise auch noch vergessen, Eintritt zu nehmen. So etwas muss man in jedem Fall mit einem Besuch belohnen, auch wenn der Weg in die Provinz führt, genauer nach RansbachBaumbach. Dort geben sich etwas weniger prominente, dafür aber umso spielfreudigere Musiker das Mikro in die Hand. A Case of Granada, Andthewinneris, Dave de Bourg, Deathterror, Elfmorgen, Not Available, Rantanplan, Six Reasons to Kill und viele andere mehr sorgen für überwiegend punkige Unterhaltung. Facts: Wo: Ransbach-Baumbach, Waldstadion Besucher: ca. 6 000 Web: www.spack-festival.de Tickets: umsonst! Camping: 2 € Übrigens, weitere Gratis-Festivals findet ihr unter www.festivalplaner.de in der Rubrik „umsonst & draußen“. [Dirk M. Oberländer]