Mobil telefonieren Mobil telefonieren

Transcription

Mobil telefonieren Mobil telefonieren
INPUT
Aktuelles aus Wir tschaft, Politik und Gesellschaft
für Schülerinnen und Schüler
Mobil
telefonieren
Gerrit Herlyn
Thomas Hengartner
Mobil
telefonieren
Kulturelle und
soziale Folgen
Mobiltelefonie und
die Gesundheit
Interviews mit
vier Handynutzern
Über 80 % der Schweizerinnen und
Schweizer haben ein Handy. Kann
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man ohne nicht leben?
Das Handy hat den Umgang mit
Freunden und Familie verändert.
Seite 8
Braucht es Regeln?
Die Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf den Menschen:
Was weiss man darüber? Seite 11
Vier Personen erklären ihren Umgang mit dem Handy in Alltag und
Beruf.
Seite 16
Inhalt
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04
06
08
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Einleitung
Mobil telefonieren
Die Technik des Mobiltelefons
Die kulturellen und sozialen Folgen des Mobiltelefons
Mobile Kommunikation und die Gesundheitsdiskussion
Die wirtschaftlichen Seiten der mobilen Telefonie
Interviews
Aufgaben
Quellen, Impressum
Kommentar für Lehrpersonen abrufbar unter www.jugend-wirtschaft.info
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Input 8/2006 Mobil telefonieren
Zu diesem Input Heft stehen im
Internet weitere Materialien und
eine E-Lesson zur Verfügung:
www.jugend-wirtschaft.info, dann
Lernset Mobiltelefonie wählen:
E-Lesson: Interaktive Module zum
Thema Mobiltelefonie
Kommentar für Lehrpersonen zu
Input Mobiltelefonie
Übersicht
Einleitung
Wer kennt es nicht? Sich mit Freunden per Handy zum Ausgang verabreden, unbemerkt eine SMS im Schulunterricht
tippen oder das Mobiltelefon mit dem neuesten Klingelton
ausstatten – all dies ist heute zum selbstverständlichen
Bestandteil im Alltag vieler Jugendlicher geworden. Dahinter steht eine rasante Entwicklung, wenn man bedenkt,
dass vor 15 Jahren etwa 2% der Schweizer mobil telefonierten und heute etwa 84% der Bevölkerung mit ihrem Handy
immer und überall erreichbar sein wollen.
Damit sind Fragen verbunden, die in diesem Heft diskutiert werden. Warum wollen oder müssen wir immer erreich-
bar sein? Welche technischen Entwicklungen sind es, die
das Handy in seiner heutigen Form ermöglichen? Wie wirkt
sich das Mobiltelefon auf unser alltägliches Verhalten aus
und warum ist es gerade für Jugendliche so wichtig? Welche gesundheitlichen Risiken sind mit der Nutzung verbunden? Was sind die wirtschaftlichen Folgen der neuen
Kommunikationsmöglichkeiten? Und wie lässt sich der gesellschaftliche Wandel beschreiben und erklären, der mit
der Informations- und Kommunikationsgesellschaft zusammenhängt?
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Mobil telefonieren
Können wir uns ein Leben ohne Handy
noch vorstellen? Wie weit die Gewöhnung an das Mobiltelefon fortgeschritten ist, zeigt die Tatsache, dass der
Verlust des Handys für viele einer persönlichen «Katastrophe» gleichkommt.
Eine im Jahr 2000 in Deutschland
durchgeführte repräsentative Umfrage
ergab, dass sich jeder dritte 6- bis 17Jährige ein Handy wünscht. Und seit
einigen Jahren steht ein neues Mobiltelefon als Weihnachtsgeschenk zuoberst auf dem Wunschzettel. Deutsche Jugendliche im Alter von 16
bis 19 Jahren gaben 2003 ca. 23 8
monatlich (ca. CHF 35) für das mobile
Telefonieren aus.
Vielen Jugendlichen dient das
Handy heute vor allem zur Organisation der Freizeit und dazu, Freundschaften und Beziehungen aufrechtzuerhalten. Vor zwanzig Jahren hingegen waren Mobiltelefone noch sehr
exklusiv und bestimmten Berufsgruppen vorbehalten, die ständig erreichbar sein mussten (etwa Geschäftsleute, Ärzte, Bauleiter).
Wie kommunizieren wir?
Das Handy ist heute für viele Menschen das wichtigste Medium der persönlichen Kommunikation. Es steht
am Ende einer Entwicklung, die mit
dem persönlichen Gespräch als direk-
Immer und überall telefonieren zu können, ist vor allem für Jugendliche heute fester
Bestandteil des Alltags.
teste Form der Kommunikation begann. Als Nächstes kamen Briefe als
«langsames» schriftliches Medium dazu, sodann das orts- und drahtgebundene Festnetztelefon und schliesslich
die schriftliche computervermittelte
Kommunikation (E-Mail, Chat). Zeit
und Raum können mit den neuesten
Kommunikationsmedien nahezu uneingeschränkt überwunden werden.
All dies hat dazu geführt hat, dass die
Ansprüche an Kommunikation stetig
gestiegen sind. Die neuen Ansprüche
werden etwa darin deutlich, dass es
Merkmale verschiedener Kommunikationsmedien
Kommunikations-
Seit wann?
Beteiligte Sinne
Übermittlung/Verfügbarkeit des Kommunikationspartners
Alle
Unmittelbar, aber an die Präsenz des Gesprächspartners
medium
Gespräch
gekoppelt (synchron)
Brief
ca. 3000 v. Chr.
Sehsinn/optisches Medium (haptisch)
Telegrafie
1837
Sehsinn/optisches Medium
Mindestens 1 Tag, Postadresse (asynchron)
Unmittelbar, aber an die Kenntnis der Ver- und Entschlüsselung
(Morse-Alphabet) gebunden
Telefon
1876
Hörsinn/akustisches Medium
Unmittelbar, aber an «Telefon»-Präsenz des Gesprächspartners
E-mail
1971
Sehsinn/optisches Medium
Unmittelbar, Internetzugang des Empfängers (asynchron)
SMS
1992
Sehsinn/optisches Medium
Unmittelbar, eigenes Mobiltelefon notwendig, räumlich
gekoppelt (synchron)
unabhängig (asynchron)
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Input 8/2006 Mobil telefonieren
Moderne Kommunikationssituationen – die digitalen Medien E-Mail, Chat und SMS führen dazu,
dass wir heute einen Grossteil unserer Zeit vor Monitoren und Displays verbringen. Die weltumspannenden Reichweiten bewirken auch, dass wir den direkten Nachbarn aus dem Blick verlieren.
als unhöflich empfunden wird, eine
SMS erst nach Stunden zu beantworten oder E-Mails nur sehr unregelmässig abzurufen. Ob es sich dabei um einen Kommunikationszwang handelt
oder sich neue Freiheiten ergeben, ist
eine offene Frage. Angesichts der
heutigen Vielfalt der Kommunikationsmedien gilt es, in unterschiedlichen
Situationen das jeweils angemessene
Medium zu wählen (z.B.: Brief bei offiziellen Anlässen; E-Mail, wenn es
schnell gehen, aber dem Kommunikationspartner Zeit zum Antworten bleiben soll).
«Neuerfindung» des Telefons:
Schriftliche Kommunikation
mit dem Handy
Die ersten SMS wurden 1992 gesendet. Diese waren zunächst nur zur
Kontaktaufnahme der Mobilfunkanbieter mit deren Kunden gedacht. Sie
erwiesen sich aber schnell als Überraschungserfolg der Mobiltelefonge-
schichte. Seit 1995 ist der «Short
Message Service» auch in der Schweiz
verfügbar. Mit der Beschränkung der
Botschaft auf 160 Zeichen hat sich
bei dem vor allem bei Jugendlichen
beliebten Medium ein eigener «Telegrammstil» herausgebildet.
Der Kommunikationswissenschaftler Joachim Höflich hat Motive von Jugendlichen für die SMS-Nutzung erforscht und festgestellt, dass Verabredungen treffen, sich nach dem Befinden der Freunde erkundigen, das eigene Befinden mitteilen, Erreichbarkeit
signalisieren, Spass am Kontakt sowie Langeweile vertreiben die häufigsten Anlässe sind, um eine SMS zu
schreiben. Jugendliche führen im
Durchschnitt drei Handy-Telefonate am
Tag und senden bzw. empfangen jeweils sieben SMS.
Die neue Nutzungsform SMS hat
damit das eigentliche mündliche Telefonieren vielfach überholt. Hierfür
sprechen auch die 3,12 Milliarden
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SMS, die über die drei Anbieter Orange, Sunrise und Swisscom Mobile von
ihren knapp 6,2 Millionen Kundinnen
und Kunden im Jahr 2003 verschickt
worden sind.
Neu an dieser Art der Kommunikation ist, dass mit der SMS Grenzen
zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit verschwimmen. Viele Wörter
werden so «gesimst», wie sie ausgesprochen werden. Regeln der Rechtschreibung und Grammatik verlieren
an Bedeutung. Stattdessen findet ein
kreativer und ironischer Umgang mit
Dialekten, Anglizismen (cu für see
you) und mit der Umgangs- und Jugendsprache statt. Aufgrund der beschränkten Zeichenmenge werden viele Abkürzungen (glgukhdl! = ganz liebe
gruss und kuss han di liäb!) und Emoticons (J) verwendet. Dass besondere
SMS von Jugendlichen in Notizbücher
übertragen und aufbewahrt werden,
rückt sie wiederum in die Nähe von
Briefen.
Die Technik des Mobiltelefons
Das Handy als Teil
der Technikgeschichte
in der Schweiz
Eine rasante Entwicklung auf dem
Gebiet der Mobiltelefonie hat in den
letzten Jahren stattgefunden. Dabei
geraten die siebzig Jahre auf dem
Weg zum heute komfortablen drahtlosen Telefonieren schnell aus dem
Blick:
■ Seit den 1930er Jahren wurde die
drahtlose Telefonie zunächst genutzt, um im Hochgebirge Anschlüsse zu ermöglichen. Eine der
ersten Verbindungen des Schweizer Alpen-Clubs (SAC) war die zwischen der Konkordia-Hütte und
dem Jungfraujoch.
■ Ebenfalls eine Schweizer Besonderheit war der so genannte Autoruf. Mit diesem war es seit 1958
möglich, entsprechend ausgerüsteten Autos ein einfaches Funksignal zu übermitteln. Der Empfänger dieses Signals musste dann
von der nächsten Telefonkabine
aus (z.B. die Firmenzentrale) zurückrufen.
■ Die Zeit der Mobiltelefonie begann
in der Schweiz im Jahr 1978. Mit
dem Natel A (Nationales Autotelefon) stand ein auf etwa 10’000
Teilnehmer beschränktes (analoges) Funknetz zur Verfügung.
Der beschränkte Teilnehmerkreis
und die Anschaffungskosten von
CHF 8000 und mehr für das Telefon sowie monatliche Gebühren
von CHF 130 trugen zur Exklusivität des Handys bei.
■ Einer grösseren Kundenzahl von
bis zu 125’000 Teilnehmern wurde das Telefonieren mit dem Handy mit der Einführung des C-Netzes 1987 ermöglicht. Die jetzt
noch etwa 500 Gramm schweren
Geräte waren mit einem Preis
von CHF 5000 immer noch einer
kaufkräftigen Kundenschicht vorbehalten.
■ Das endgültige Eindringen des Mobiltelefons in den Alltag setzt in
der Schweiz mit dem Natel D ab
1993 ein. Der Einsatz von digitaler
Technik bei der Sprachübertragung
ermöglichte nun kleinere und
leichtere Mobiltelefone, eine verbesserte Gesprächsqualität und
die Übertragung anderer Informationen wie SMS. Günstigere Preise
und Tarife beschleunigen zudem
die rasche Verbreitung.
Wie funktioniert ein Handy?
Funksignale
Die grundlegende Voraussetzung für
die Mobiltelefonie ist die Funkübertragung. Dabei werden akustische oder
optische Informationen mit elektromagnetischen Wellen übertragen. Dieses «Einpacken» und «Auspacken» von
Informationen wird Modulation bzw.
Demodulation genannt. Je nach Stärke des Signals verändert sich dabei
die Anzahl der Schwingungen. Bei den
heutigen Mobiltelefonen werden die
Gespräche noch vor dem Versenden
in digitale Informationen «umgewandelt» (eigentlich: komprimiert) und
beim Empfänger wieder «entschlüsselt». Aus der Anzahl der Schwingungen einer elektromagnetischen Welle
ergibt sich die Frequenz, auf der die
Übertragung stattfindet. Eine elektromagnetische Schwingung pro Sekunde wird als ein Hertz (Hz) bezeichnet;
ein Megahertz (MHz) entspricht einer
Million Hertz, also einer Million
Schwingungen pro Sekunde.
Für die Mobiltelefonie ist ein dichtes Netz
von Funkmasten notwendig. Gut versteckt
zwischen Häusern oder sichtbar auf Hausdächern und Bergen positioniert, prägen sie
unsere Landschaft mit.
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Sendernetz
Um ein möglichst umfassendes Mobiltelefonnetz zu gewährleisten, ist in
der Schweiz ein dichtes, wabenartiges
Netz von etwa 10’000 Funkzellen an
über 4500 Standorten notwendig. Zu
jeder Zelle gehört ein Sendemast,
der die vergleichsweise schwachen
Sendesignale der Mobiltelefone empfängt und weitergibt. In der Schweiz
sind inzwischen 99,7% des besiedelten Gebiets von Funkzellen abgedeckt, so dass Funklöcher zur Ausnahme werden.
Diese schematische Darstellung zeigt das wabenartige Netz, mit dem das «Orten» und
Weiterleiten der Funksignale ermöglicht wird.
Frequenzen
Die Frequenzen für die drahtlose Übertragung telefonischer Daten wurden
international im so genannten globalen Mobilfunkstandard GSM festgelegt. Zurzeit gelten die Frequenzbereiche 900 MHz und 1800 MHz.
Für die heutigen digitalen Mobilfunkstandards werden zwei Frequenzbereiche benutzt, die im globalen Mobilfunkstandard GSM festgelegt wurden. Mobiltelefone, die auf beiden
Frequenzbereichen funktionieren, werden daher als Dualband-Handys bezeichnet, Geräte, die über einen dritten Bereich (z.B. UMTS) verfügen, als
Triband-Handys.
Roaming
Roaming (engl. für wandern, umherstreifen) steht für die automatische
Übernahme in ein anderes Netz. Dank
Roaming ist es möglich, auch im Ausland mit dem eigenen Handy zu telefonieren. Jedem Mobiltelefon ist ein
so genanntes HLR (Home Location
Register) zugeordnet. Mit der dort eingetragenen Datenkennung kann jedes
Mobiltelefon «geortet» werden. Beim
Wechsel des Nutzers in eine andere
Zelle oder ein anderes Netz werden
die HLR-Informationen an das jeweilige VLR (Visitor Location Register)
übertragen. Hier werden die Gespräche der «Gäste» bedient und verwaltet.
Multimedia-Anwendungen
Mit dem im noch höheren Frequenzbereich von 2100 MHz arbeitenden
UMTS (Universal Mobile Telecommunications Standard) ist es möglich, grössere digitale Datenmengen zu übertragen. So können technisch die neuen
Multimedia-Anwendungen, wie VideoTelefonie, Foto-, Video- und Musikübertragung, zum Einsatz kommen. Mit
den so genannten Smartphones verschmelzen Mobilfunk- und Computertechnologie noch stärker. Mit ihnen
lassen sich wie im Computer Adressen, Termine und Aufgaben verwalten,
sogar mit Textverarbeitungsprogrammen arbeiten, E-Mail- und Internetangebote benutzen, Daten mit dem
Computer austauschen oder Anwendungen wie Media Player verwenden.
Die Verbindung zwischen zwei Mobiltelefonen führt immer über Antennen. Mobiltelefone können nicht direkt miteinander Verbindung aufnehmen.
Um so genannte Funklöcher in bergigen Regionen zu überbrücken, müssen die Funkmasten auf den Bergen stehen.
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Die kulturellen und sozialen
Folgen des Mobiltelefons
Die schnelle Gewöhnung an das Handy, das heute für fast alle zum ständigen Begleiter geworden ist, ist erstaunlich. Hatten 1990 erst knapp
2% der Schweizer ein Handy, kamen
2003 auf 100 Einwohner 84 Mobiltelefone. Allein zwischen 1998 und
2001 verdreifachte sich die Zahl der
Haushalte mit Handy. Damit wurde
aus dem teuren Statussymbol für
Menschen, die ihre ständige Erreichbarkeit signalisieren wollten, in weniger als 15 Jahren ein Alltagsobjekt für
jedermann.
Vom Umgang mit dem Handy
In diesen 15 Jahren haben sich auch
Vorstellungen vom «richtigen» und «falschen» Umgang mit dem Mobiltelefon
herausgebildet. Jeder kennt Situationen, in denen das Klingeln des eigenen Handys peinlich ist. Das hängt damit zusammen, dass das Handy in jede Gesprächssituation hineinplatzen
kann und abwesende Personen – ob
erwünscht oder nicht – plötzlich als
virtuelle Gesprächspartner mit dabei
sein können.
Das zunehmende Telefonieren in
der Öffentlichkeit hat zu verschiedenen Verboten und Geboten geführt.
Von Gesetzes wegen ist es in der
Schweiz verboten, während der Fahrt
im Auto mit dem Handy zu telefonieren (Geldbusse CHF 100). Die Nutzung von Freisprechanlagen hingegen
ist weder ausdrücklich verboten noch
erlaubt.
An bestimmten Orten wird mit Hinweisschildern auf die störende Lärmquelle Handy aufmerksam gemacht:
Bibliotheken, Theater, Kinos, Krankenhäuser, «handyfreie» Bereiche im Zug
sind dafür Beispiele. In vielen Schulen
war die häufige Störung des Unterrichts und die Ablenkung der Schüler
durch Mobiltelefone ein grosses Problem. Die meisten Schulen haben
heute Regelungen, die vom totalen
Handy-Verbot bis zu freiwilligen Verein-
barungen für die Nutzung (z.B. in der
Schulpause) reichen. In anderen Situationen haben sich ungeschriebene
Regeln eingespielt. So sieht sich etwa
derjenige, der im Restaurant telefoniert, den «strafenden» Blicken unfreiwilliger Mithörer ausgesetzt. Dass der
«richtige» Umgang oft schwierig ist,
zeigt die Tatsache, dass moderne Benimmbücher dem mobilen Telefonieren jeweils eigene Kapitel widmen.
Trotzdem besteht ein bemerkenswerter Widerspruch, was die Wahrnehmung des öffentlichen Telefonierens angeht: So gaben laut einer Studie zwei Drittel der Befragten an, das
Mobiltelefon als aufdringliches Medium zu empfinden, und das, obwohl
die meisten es selber benutzen. Zu
den typischen Bestandteilen mobiler
Kommunikation gehört auch, dass die
Telefonate mit der Frage nach dem
Aufenthaltsort beginnen, was für die
übrigen Zuhörer belustigend ist.
Technische Lösungen wie etwa der
Vibrationsalarm oder die SMS bieten
heute die Möglichkeit, geräuschärmer
mobil zu kommunizieren. Ja, mit der
SMS kehrt sogar ein Stück Privatsphäre während der öffentlichen Nutzung zurück.
Das Handy als
jugendliches Medium
Besondere Verbreitung hat das Handy
bei Jugendlichen erfahren. Vor allem
Handy-Verbotsschilder sind wohl das deutlichste Zeichen, um im öffentlichen Raum zu zeigen,
dass lautstarke «Selbst»-Gespräche und aufdringliche Klingeltöne unerwünscht sind.
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für die Organisation der Freizeit ist
das Handy für viele nicht mehr wegzudenken. Das Handy bietet die Möglichkeit, sich spontan und flexibler zu verabreden. Das hat den Vorteil, sich
beim abendlichen Ausgang immer wieder umentscheiden zu können, gleichzeitig aber auch den Nachteil, dass
verbindliche Verabredungen seltener
und schwieriger werden. Dadurch,
dass sich das Handy als Kommunikationsmedium in vielen Gruppen durchgesetzt hat, gibt es fast einen Zwang,
selber ein Mobiltelefon zu besitzen,
wird doch die Kommunikation mit einem Nicht-Handy-Besitzer zunehmend
als kompliziert empfunden. Darüber
hinaus kann das Handy zum Gradmesser für Zugehörigkeit innerhalb einer
Clique werden («Wer darf meine Handy-Nummer haben?»), oder die Anzahl
der Anrufe und SMS wird als Massstab für die Beliebtheit genommen.
Das Handy ist ein «persönliches
Medium». Es steht für individuelle Verfügbarkeit (eine Telefonnummer pro
Anschluss und Person), für das Wissen um die eigene Erreichbarkeit und
dafür, dass Anrufe für einen selbst
bestimmt sind. Das Handy ist aber
auch ein personalisiertes Medium,
dem mit Klingeltönen, der Auswahl
des Modells, einer Fotosammlung, einer Combox (Anrufbeantworter) mit eigenem «Spruch» und unterschiedlichstem Zubehör wie Handy-Hüllen eine individuelle und unverwechselbare Note
verliehen werden soll. So kann es etwa ein Vertrauensbeweis sein, wenn
einem Freund oder einer Freundin der
Blick auf eine eingegangene SMS
erlaubt wird oder gemeinsam nach
der passenden Formulierung gesucht
wird. Nach ihrer Einstellung zum mobilen Telefonieren gefragt, antworteten
Jugendliche damit, dass es für sie
besonders wichtig sei, «immer Privatgespräche führen zu können bzw. erreichbar zu sein». Viele antworteten
auch, dass ein Leben ohne Handy
«Wo bist Du?» Mit dem Mobiltelefon sind wir fast immer erreichbar. Es besteht aber auch
die Gefahr, dass die plötzliche «Anwesenheit» eines Dritten gerade stört.
undenkbar sei. All dies zeigt den Charakter des «intimen» Mediums Mobiltelefon.
Ideal zum Flirten
Da erstaunt es nicht, dass das Handy
gleichzeitig für viele Jugendliche ein
ideales Flirtmedium ist. SMS sind moderne Kurz-Liebesbriefe, deren Einsatz mit einer niedrigen Hemmschwelle verbunden ist. Schreiben fällt oft
einfacher, als jemanden persönlich
anzusprechen. Man kann sich für die
richtige Formulierung eines Flirt-SMS
Zeit nehmen.
Manchmal ist die Bindung von Jugendlichen an ihr Handy so stark,
dass von einer Handy-Sucht gesprochen werden kann. Aber auch ohne
immer gleich eine Sucht zu diagnostizieren, ist das Handy doch zum
selbstverständlichen Begleiter geworden, das den Tagesablauf vom mor-
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gendlichen Wecken bis zur GuteNacht-SMS strukturiert. Der Blick auf
das Display ist völlige Routine und
das Handy hat auch stets in unmittelbarer Körperreichweite zu sein.
Über die eigentliche Funktion des
Telefonierens hinaus hat das Handy
einen symbolischen «Zusatznutzen».
Mit dem Wissen über Marken und Modelle, die gerade «in» sind, finden
auch Abgrenzungen statt. Eine deutsche Studie ergab, dass für mehr als
90% der über 14-Jährigen die HandyMarke wichtig ist. Bereits 10-Jährige
haben vielfach eine klare Vorstellung
vom Wert bestimmter Marken.
Das Handy als «Schuldenfalle»
Im Budget von Jugendlichen nehmen
Kosten für das Handy einen hohen Anteil ein. In der öffentlichen Diskussion
ist häufig vom Handy als «Schuldenfalle» die Rede. Ende 2003 gab die deut-
sche Verbraucherschutzministerin Renate Künast bekannt, dass 180’000
Jugendliche gezwungen waren, Kredite aufzunehmen, um ihre Mobiltelefonie-Rechnungen bezahlen zu können.
Kosten entstanden dabei nicht nur
durch den bereits angesprochenen
Kommunikationszwang, sondern auch
durch die besonders bei Jugendlichen
beliebten Zusatzdienste (Klingeltöne,
Spiele, Music-Clips usw.). Als Möglichkeit zur Kostenkontrolle sind vor allem
Prepaid-Karten geeignet. Viele junge
Konsumentinnen und Konsumenten
haben «eine Art virtuelles Verständnis
des Geldes».
Das Handy als
Familienmitglied
Wie verändert das Handy den Familienalltag? Die Gestaltung des Familienlebens und die Kommunikation zwischen den Familienmitgliedern wird
flexibler, etwa wenn der abendliche
Speiseplan «live» zwischen Küche und
Supermarktregal besprochen wird.
Die mobile Kommmunikation führt
aber auch zu höheren Ansprüchen an
die Familienmitglieder – wenn etwa
die Erwartung besteht, auch kurze
Verspätungen telefonisch durchzugeben oder Freizeitaktivitäten kurzfristig
zu organisieren.
«Nehmen Sie sich die Freiheit,
überall erreichbar zu sein.» Dieser
Werbeslogan eines österreichischen
Mobilfunkanbieters bringt die Versprechen des positiven Nutzens des Mobiltelefons auf den Punkt. Häufig tritt
jedoch eine widersprüchliche Situation ein. Die Freiheit, überall erreichbar zu sein, bedeutet eben auch, dass
eine stärkere Kontrolle möglich ist,
das heisst, das Handy bietet Sicherheit und Überwachung zugleich. Eltern
können kontrollieren, was ihre Kinder
gerade machen und mit wem sie ihre
Zeit verbringen, ein ausgeschaltetes
Handy muss gelegentlich auch gerechtfertigt werden. Im Prozess der
Abnabelung vom Elternhaus wird das
Handy für Kinder und Jugendliche zur
verlängerten «Nabelschnur».
Das Handy wird auch häufig zum
Streitpunkt zwischen Eltern und Kindern. Wenn das Handy am Tisch oder
bei gemeinsamen Aktivitäten «anwesend» ist, kann dies vor allem von den
Eltern als störendes Eindringen in die
Familie empfunden werden. Ein weiterer Konflikt kann mit der Frage verbunden sein, ob und ab welchem Alter ein
Kind oder ein Jugendlicher ein Handy
haben sollte und wer die damit verbundenen Kosten trägt. (Das Handy
wird auch zum Bestandteil von Erziehungsmassnahmen von Eltern).
Für viele Menschen ging es beim
Kauf des ersten Handys noch um ein
Abwägen von Vor- und Nachteilen.
Anschaffungsgrund war häufig der
Gewinn an Sicherheitsempfinden und
die Möglichkeit, in Gefahrensituationen Hilfe rufen zu können. Tatsächlich
ist das Mobiltelefon jedoch vor allem
Medium der Freizeit-Kommunikation.
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Mobile Kommunikation
und die Gesundheitsdiskussion
Forschung und Gesetze
für die Gesundheit
Elektromagnetische
Felder
Gesundheit ist etwas vom Wertvollsten, das wir Menschen besitzen.
Entsprechend besorgt sind wir um
unser körperliches und geistiges
Wohlergehen. Auch auf politischer
Ebene ist Gesundheit ein Dauerbrenner (denken wir nur etwa an die Krankenkassenprämien). So werden denn
neue technische Entwicklungen unter
dem Gesichtspunkt möglicher Auswirkungen auf die Gesundheit geprüft.
Nahrungsmittel oder Getränke ebenso wie Autos, Computer oder eben
Handys.
Von Beginn an waren die gesundheitlichen Auswirkungen einer der
wichtigsten Aspekte in der Entwicklung des Mobilfunks. Nicht nur für die
Mobilfunkbranche selbst handelt es
sich um ein ernst zu nehmendes Thema, auch nationale und internationale
Behörden sowie Forschungsinstitutionen befassen sich seit den Anfängen
dieser noch jungen Technologie mit
den Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf den menschlichen Organismus. Heute liegen über 20'000
wissenschaftliche Arbeiten zum Thema elektromagnetische Felder vor und
pro Jahr kommen einige hundert weitere Studien hinzu.
Auf internationaler Ebene beschäftigen sich die Weltgesundheitsorganisation WHO und die dazu gehörende
Expertengruppe ICNIRP (International
Commission on Non-Ionizing Radiation Protection) sowie Institutionen
der Europäischen Union mit dem Thema. In der Schweiz befassen sich das
Bundesamt für Gesundheit (BAG) und
das Bundesamt für Umwelt (BAFU) im
Auftrag von Bundesrat und Parlament
mit möglichen gesundheitlichen Auswirkungen elektromagnetischer Felder
und bereiten die gesetzlichen Grundlagen zum Schutz der Bevölkerung
zuhanden von Bundesrat und Parlament vor.
Elektromagnetische Felder kommen in
der Natur vor (z.B. Wärmestrahlung
oder Licht); sie werden aber auch
künstlich hergestellt und für verschiedenste Anwendungen genutzt (z.B.
Mikrowellenöfen, Radio, Fernsehen,
Richtfunk, Radar usw.). Unterschieden
werden sie nach Frequenz oder Wellenlänge. Mobilfunk mit Frequenzen
um 900, 1800 und 2000 MHz gehört
in die Kategorie der hochfrequenten
Wellen. Je nach Frequenz und Inten-
sität haben elektromagnetische Felder unterschiedliche Wirkungen auf
den menschlichen Körper. Die vom
Mobilfunk genutzten und erzeugten
Wellen werden vom Körper teilweise
reflektiert, teilweise absorbiert (d.h. in
den Körper aufgenommen und dabei
in Wärme umgewandelt). Bei höheren
Frequenzen als dem Mobilfunk, z.B.
bei Infrarotwellen und beim Licht, werden die elektromagnetischen Wellen
bereits von der Haut absorbiert. Dabei
entsteht auf der Hautoberfläche spürbar Wärme.
Feldstärkemessung. Gerade im Umkreis der Sende- und Empfangsmasten werden regelmässige
Kontrollen der elektromagnetischen Feldstärke durchgeführt.
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Stand der Forschung
Die Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf Mensch und Umwelt wurden und werden intensiv erforscht. Und das
schon seit Jahrzehnten. Das Fazit der bisherigen Forschung: Ein wissenschaftlicher Nachweis für gesundheitliche Auswirkungen von elektromagnetischen Feldern des Mobilfunks auf die Gesundheit konnte bisher nicht erbracht werden. Oder anders formuliert: Es konnte bisher nicht festgestellt werden, dass Krankheiten und Störungen des Wohlbefindens eindeutig
vom Mobilfunk verursacht werden. Die Forschung geht weiter, auch wenn die vollständige Unschädlichkeit nie bewiesen
werden kann. Die Suche nach möglichen Gefährdungen gleicht gelegentlich der Suche nach einer Nadel im Heuhaufen.
Immer wieder wird in der Öffentlichkeit heiss über die neusten Studienresultate diskutiert. Eine Studie behauptet, dass
bei Menschen, die seit über zehn Jahren schon mobil telefonieren, eine bestimmte Krebsart (gutartiger Gehörgangstumor)
ein klein wenig häufiger auftritt als bei Menschen, die wenig oder nicht mobil telefonieren. Das ist ein ernst zu nehmender
Hinweis – dabei darf aber nicht vergessen werden, dass wir heute nicht mehr über dieselben «alten» Technologien telefonieren wie vor zehn Jahren. Forscher zweifeln also zu Recht daran, dass diese Studie für die heutige Situation gültige Aussagen macht. Dies ist ein klassisches Beispiel für die aktuelle Diskussion: Wie interpretieren wir die Ergebnisse? Wann
geben sie uns klare Hinweise auf mögliche Probleme?
Tatsache ist: Wir wissen nicht ganz genau, ob das Telefonieren mit dem Handy auch wirklich gefahrlos ist für uns alle.
Die Wissenschaft zeigt im Grossen und Ganzen, dass wir uns bei vernünftigem Gebrauch keiner Gefahr aussetzen. Unbestritten ist aber auch, dass das Thema Sorgen und Ängste auslösen kann. Hier hilft nur eines: aufmerksam sein, kritisch
mitdenken, den gesunden Menschenverstand walten lassen. Und: weiterhin forschen und verantwortungsvoll mit der neuen, hilfreichen Technologie Mobilfunk umgehen.
Thermische Wirkungen
Angst vor Auswirkungen auf Kopf und
Körper. Diese Wärmewirkung beruht
jedoch fast ausschliesslich auf der Erwärmung von Batterie und Display
und/oder auf dem Wärmestau zwischen Handy und Ohr. Auch für Handys gilt, was für Antennen gesagt werden kann: Die Leistung der Handys ist
durch die SAR-Werte (siehe Kasten)
so stark begrenzt, dass keine gesund-
In der Diskussion um die gesundheitlichen Auswirkungen unterscheiden
Experten zwischen thermischen und
athermischen (auch so genannten biologischen) Wirkungen. Durch die Festlegung strenger Grenzwerte durch die
verantwortlichen Behörden sind bei
den von Mobilfunkantennen ausgehenden elektromagnetischen Wellen
keine thermischen Effekte nachweisbar. Die Feldstärken dazu sind viel zu
gering. Bisher haben die methodisch
anerkannten Studien denn auch keinen Zusammenhang zwischen schwachen elektromagnetischen Wellen von
Antennen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen nachweisen können.
Die beim Telefonieren mit einem
Handy spürbare Wärme schürt die
Handy-Gefahr im Strassenverkehr
Grenzwerte in der Schweiz zehnmal strenger
Während über mögliche Gefahren
oder die Unbedenklichkeit des Mobilfunks auf unseren Körper in der Fachwelt diskutiert wird, ist eines klar:
Im Strassenverkehr kann Telefonieren mit dem Handy sehr gefährlich
sein. Durch Ablenkung während eines Gesprächs oder durch Manipulationen am Handy sind schon schwere
Unfälle verursacht worden. Zu Recht
ist daher in den meisten Ländern das
Telefonieren beim Autofahren verboten oder nur mit Freisprechanlage
erlaubt. Vorsicht ist angebracht!
Auch wer sich auf dem Velo oder zu
Fuss im dichten Verkehr bewegt, sollte sich nicht vom Handy ablenken
lassen.
Als Ausgangspunkt für die Grenzwertüberlegungen im Mobilfunk nahm die zuständige Kommission bei der Weltgesundheitsorganisation WHO jenen Wert,
der bei einer Exposition von 30 Minuten den Körper um 1°C erwärmt. Der
menschliche Körper kann mit geringfügigen Temperaturerhöhungen bis 1°C selber problemlos für Abkühlung sorgen. Aufgrund dieser Überlegungen empfahl
die WHO Grenzwerte, die zusätzlich zum Ausgangswert mit einer Sicherheitsmarge vom Faktor 50 ausgestattet wurden. Daraus entstand unser Immissionsgrenzwert, der sogenannte IGW. Diese Empfehlung stützt sich auf den internationalen Konsens von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Fachbereichen
wie Medizin, Biologie, Biophysik und Technik.
Die Grenzwerte der Schweiz entsprechen diesen Werten. Aufgrund des Vorsorgegedankens (d.h. Schutz vor noch unbekannten Auswirkungen) wurde in der
Schweiz für Orte mit empfindlicher Nutzung (sogenannte OMEN) ausserdem ein
um den Faktor 10 tieferer Grenzwert festgelegt. OMEN sind im Wesentlichen
Räume in Gebäuden, in denen sich Personen regelmässig während längerer Zeit
aufhalten sowie dafür festgelegte Flächen (z.B. Kinderspielplätze). An den OMEN
kommen die Anlagegrenzwerte (AGW) zur Anwendung, an Orten mit kurzfristigem
Aufenthalt (OKA) werden die Immissionsgrenzwerte (IGW) angewendet.
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Zitate
«Der Bundesrat verfolgt die weltweite Forschung über biologische und gesundheitliche
Auswirkungen nichtionisierender Strahlung aufmerksam. Das BAFU bewertet den wissenschaftlichen Kenntnisstand laufend und ist verpflichtet, dem Bundesrat eine Anpassung der Grenzwerte der NISV zu beantragen, falls neue, gesicherte Ergebnisse dies erfordern. Die letzte umfassende Überprüfung hat das BAFU im Frühling 2003 in einem Bericht ‹Hochfrequente Strahlung und Gesundheit› publiziert. Daraus hat sich kein Bedarf
für eine Verschärfung der Grenzwerte ergeben.»
(Bundesrat, 25. August 2004)
«Der Bundesrat hat in der NISV international angewendete Grenzwerte als so genannte
Immissionsgrenzwerte übernommen. Diese schützen mit ausreichender Sicherheit vor
den wissenschaftlich allgemein anerkannten Gesundheitsauswirkungen nichtionisierender Strahlung.»
heitlichen Auswirkungen aufgrund von
thermischen Wirkungen der elektromagnetischen Felder zu befürchten
sind.
(BAFU)
«Der Bundesrat hat (…) – basierend auf dem Vorsorgeprinzip des Umweltschutzgesetzes
– zusätzlich noch die strengeren Anlagegrenzwerte festgelegt, mit denen vor allem die
Langzeitbelastung niedrig gehalten wird.»
(BAFU)
«Die Wissenschaft hat bis jetzt keinen Beweis erbracht, dass der Gebrauch von Mobil-
Biologische Effekte
telefonen für die Gesundheit schädlich sein könnte. Aufgrund des aktuellen Wissens-
Über die thermischen Wirkungen
herrscht also generell Einigkeit. Die
Diskussion entfacht sich meist an
den nicht thermischen, den so genannten biologischen Effekten. Darunter versteht man jene Wirkungen, die
zu gering sind, um im Körper Temperaturerhöhung zu verursachen, die
jedoch trotzdem auf Zellen oder Stoffe
in unserem Körper messbare Wirkungen haben. Untersucht werden mögliche Auswirkungen auf das Nervensystem und das Gehirn, Veränderungen des Zellstoffwechsels und
der Hirnströme sowie andere biologische Mechanismen und Wirkungen im
Körper.
Die aktuelle Forschung befasst
sich heute vorwiegend mit den biologischen Effekten. Schwache Effekte
(wie beispielsweise eine Veränderung
der Hirnströme) lassen sich feststellen (auch Kaffeetrinken verändert
Hirnströme); man weiss jedoch nicht,
ob dies auch Auswirkungen auf unsere Gesundheit hat, oder ob der Körper
solche Veränderungen innert nützlicher Frist kompensiert oder behebt.
Bei Studien, die solche Effekte zeigten, wurden in der Regel Signalstärken verwendet, die weit über den in
der Umwelt auftretenden Feldern von
Antennen liegen. Experten weisen
standes können gesundheitliche Risiken der Handystrahlung jedoch nicht ganz ausgeschlossen werden. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt deshalb, die Strahlenbelastung beim Mobiltelefonieren so niedrig wie möglich zu halten».
(Bundesamt für Gesundheit)
Das von der ICNIRP für die WHO erarbeitete Grenzwertekonzept kann als «ordentlich,
logisch, transparent und konservativ» bezeichnet werden. Es bestehe «keine Notwendigkeit oder Rechtfertigung, ein anderes Schutzkonzept bezüglich Kindern anzuwenden».
(Dr. Paolo Vecchia, Vorsitzender der ICNIRP)
dementsprechend darauf hin, dass
gesundheitliche Effekte unterhalb der
geltenden Grenzwerte trotz umfangreicher Forschungen bisher nicht
nachgewiesen wurden oder die vermuteten Hinweise nicht bestätigt werden
konnten.
Es gibt einzelne (und auch ernst
zu nehmende) Studien, die auf einen
biologischen Effekt beim Handygebrauch hinweisen. Es ist aber schwierig nachzuweisen, ob sie beim mobilen Telefonieren Kopfschmerzen, Müdigkeit, Hautbrennen oder Schwindelgefühle verursachen können, wie dies
von betroffenen Menschen vermutet
wird, oder ob diese Wirkungen auf die
Körperhaltung beim Telefonieren, die
Stresswirkung bestimmter Gespräche, die Wärmeabgabe der Handybatterie oder ganz andere Ursachen zurückzuführen sind.
Mobil telefonieren Input 8/2006
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SAR-Wert begrenzt Handyleistung
Die maximale Sendeleistung von
Handys ist durch internationale Bestimmungen begrenzt. Gemessen
wird diese durch die «Spezifische Absorptionsrate» (SAR). Sie sagt aus,
wie viel elektromagnetische Leistung
(W) von einer bestimmten Menge
Körpergewebe aufgenommen wird.
SAR wird in W/kg (Watt pro Kilogramm) angegeben. Der maximal
empfohlene Wert ist 2 W/kg. Dieser
wird für jedes Handy unter Laborbedingungen für die ungünstigste Anwendung als Maximalwert gemessen. Je besser die Empfangsqualität
während des Gebrauchs, desto tiefer
ist die vom Handy benötigte Leistung. Dies senkt den theoretischen
SAR-Wert in der Praxis erheblich.
Die wirtschaftlichen Seiten
der mobilen Telefonie
Die Mobiltelefonie hat sich zu einem
bedeutenden wirtschaftlichen Zweig
entwickelt. Für die Eidgenössische
Kommunikationskommission («ComCom») ist der Mobilfunkbereich weiterhin – wie auch in den vergangenen 15
Jahren – der «Wachstumsmotor der
Telecom-Branche». Hingegen treten im
Bereich der Festnetztelefonie kaum
noch Veränderungen auf. Im Jahr
2003 erzielten die Mobilfunkbetreiber mit dem Mobilfunkbereich einen
Betriebsertrag von CHF 4,5 Milliarden. Die durchschnittlichen Ausgaben
pro Mobilfunk-Kunden betrugen laut
Swisscom Mobile CHF 81 pro Monat.
Im internationalen Vergleich hatte die
Schweiz 2001 mit 1485 8 pro Jahr
die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben für
Telekommunikation im Vergleich zu
den EU-Staaten, den USA und Japan.
Der Schweizer Telefonmarkt wurde
am 1. Januar 1998 endgültig liberalisiert. Im Bereich der Mobiltelefonie
gibt es nebst der Swisscom Mobile
die weiteren Anbieter Sunrise (1998)
und Orange (1999). Nicht zuletzt die
daraus entstandene Konkurrenzsitua-
tion hat dazu geführt, dass die Preise
für mobiles Telefonieren nach der Privatisierung um 20% zurückgingen.
Für die Kunden zeigt sich der umkämpfte Markt auch im «Rennen» um
die «günstigen» Angebote. Für die Anbieter wiederum lohnt es sich, ein
Handy mit Vertragsbindung für den
symbolischen Preis von CHF 1 zu verkaufen, da sie über die Grundgebühren und die anfallenden Telefonkosten
genügend erwirtschaften. Eine Möglichkeit, die monatlichen Kosten zu
kontrollieren, bietet sich mit einer Prepaid-Karte. Ihre Verwendung hilft, nur
das Geld auszugeben, über das man
auch tatsächlich verfügt.
Klingeltöne – ein Beispiel
für wirtschaftliche Effekte
Tendenziell fallen die Preise auf dem
Mobiltelefon-Markt. Um weiterhin Umsatzsteigerungen zu erzielen, müssen
sich die Anbieter immer wieder Neues
für die Kunden überlegen. In jüngster
Zeit sind es beim Handy vor allem Angebote (sogenannte Zusatzdienste),
die nicht unmittelbar mit dem eigent-
Das Mobiltelefon ist mittlerweile zum unverzichtbaren Bestandteil für die Organisation
des Berufs geworden. Nicht zuletzt dadurch werden Flexibilität und Kommunikation ermöglicht
und verbessert. So steigt aber auch unsere Erwartung an die permanente Erreichbarkeit.
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Input 8/2006 Mobil telefonieren
lichen Telefonieren zu tun haben. Ein
Beispiel, an dem sich dies gut aufzeigen lässt, sind Klingeltöne. Diese haben sich in kurzer Zeit als begleitendes kommerzielles Angebot der Mobiltelefonie etabliert. Nach einer Umfrage lädt sich in Deutschland schon
jeder zehnte Kunde Klingeltöne und
Logos herunter. Bei den 14- bis 29Jährigen ist es sogar jeder Vierte. Inzwischen werden sogar mehr Klingeltöne als CD-Singles verkauft. Nach der
SMS bilden die Klingeltöne den grössten Anteil aller Datendienste, die die
Handy-Nutzer in Anspruch nehmen.
Breite Werbung im Jugend-Musikfernsehen, Klingelton-Charts und Klingelton-Abonnements sind erfolgreiche
Massnahmen, die Kunden anzusprechen. Die Klingeltöne orientieren sich
dabei an schnelllebigen Moden und
Trends. Nebst den Chart-Hits sind es
vor allem von den Musiksendern im
Fernsehen populär gemachte Töne
und animierte Figuren. Für viele
Handy-Nutzer gehört dieses «Mitspielen» zum persönlichen Medium Mobiltelefon.
Verbunden ist das auch mit der
technischen Entwicklung: So ist es
erst mit den höheren Datenüber tragungsraten möglich gewesen, zunächst polyphone (mehrstimmige),
später so genannte Real Audio-Töne
und inzwischen auch Video-Klingeltöne anzubieten. Für die Musikindustrie,
die durch digitale Kopiermöglichkeiten
in den vergangenen Jahren starke Einbussen hinnehmen musste, ist durch
die Lizensierung von Chart-Musik für
Klingeltöne ein spürbarer Zusatznutzen entstanden. Viele Nutzer sind
eher bereit, für Mobiltelefondienste
Geld zu bezahlen als etwa für den Musik-Download aus dem Internet.
Mit dem Handy sind auch andere
kommerzielle Angebote, wie etwa Gewinnspiele und SMS-Laufbänder im
Fernsehen, möglich geworden. Der Jugendmusiksender Viva erzielt mittler-
TV auf dem Handy, Internet und Mobile Music werden in Zukunft so alltäglich werden, wie es Farbfernsehen im
Wohnzimmer und Musik über CD in
der Hifi-Anlage jetzt schon sind.»
weile mit kostenpflichtigen Telefonangeboten, SMS und Internet 6 bis 7%
seiner gesamten Umsätze. Diese Angebote sind mit einem für den Kunden
zunächst kaum spürbaren Aufwand
verbunden. Dass dies für den Kunden
aber teuer werden kann, wird meist
erst viel später bemerkt.
Leben in der
Informationsgesellschaft
Weitere Nutzungen
der mobilen Funktechnik
Das Mobiltelefon ist nicht der einzige
Bereich, in dem die digitale Funktechnik zum Einsatz gelangt. Zu den unbemerkteren Anwendungen zählt etwa
das Anfang 2005 in Deutschland gestartete LKW-Maut-System der Firma
Toll Collect. Hier kommt eine Kombination von Mobilfunktechnologie
(GSM) und Satellitenortungssystem
GPS (Global Positioning System) zum
Einsatz, mit der die Informationen
für die Gebührenerhebung für Lastwagen übermittelt werden. Ähnlich funktionieren auch FahrgastinformationsAnzeigen, mit denen in Grossstädten
die Fahrgäste an den Haltestellen
über die Abfahrtszeiten bzw. Verspätungen von Bussen oder Trams informiert werden.
Ein drittes Beispiel für drahtlose
Verbindungen sind Wireless Local
Area Networks (WLAN). Dabei handelt
es sich um Funkstationen – so genannte «Hotspots» –, die im höheren
Frequenzbereich von 2,4 und 5 Gigahertz arbeiten und dank deren kurzen
Reichweiten es möglich ist, lokal begrenzt das weltweite Angebot des
Internets zu nutzen. Viel subtilere Anwendungen findet die Funktechnik in
Funkmäusen oder -tastaturen, Wegfahrsperren und Zentralverriegelungen
im Auto oder Sicherungsetiketten in
Kaufhäusern.
UMTS – Die Zukunft
der Mobiltelefonie
Das Bundesamt für Kommunikation
(BAKOM), das für die Zuteilung der
Auch hier gelangt digitale Funktechnik zum
Einsatz: Trams in Zürich geben automatisch
ihren Standort durch, so dass den Fahrgästen die genaue Abfahrtszeit angezeigt
werden kann.
Frequenzen verantwortlich ist, versteigerte im Dezember 2000 vier UMTS
Konzessionen für insgesamt CHF 205
Millionen. Für das in anderen Frequenzbereichen als die bisherige Mobiltelefonie funktionierende UMTS
wird ein neues Netz an Funkzellen benötigt. Die UMTS-Anbieter wurden daher dazu verpflichtet, bis Ende 2002
eine Netzabdeckung von 20% der Bevölkerung sicherzustellen. Bis Ende
2004 sollte mit UMTS-Netzen ein Versorgungsgrad von 50% der Bevölkerung erreicht werden. UMTS steht
sinnbildlich für die Zukunft der Kommunikation. Alle zukünftigen technischen Neuerungen basieren auf der
mit UMTS möglichen höheren Datenübertragungsrate. Wie sehr die wirtschaftliche Entwicklung an diese technische Zukunftsvision gekoppelt ist,
wird mit einer aktuellen Einschätzung
von Jürgen von Kuczkowski, Vorsitzender der Geschäftsführung der Vodafone D2 GmbH, deutlich:
«UMTS ist für Vodafone die zentrale Innovation, die den Mobilfunk entscheidend voranbringt. Bislang stand
das Telefonieren im Vordergrund. (...)
Jetzt erweitern wir dank UMTS das
Spektrum erheblich. Videotelefonie,
Mobil telefonieren Input 8/2006
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Die Entwicklung der Mobiltelefonie ist
vor dem Hintergrund tief greifender
gesellschaftlicher Veränderungen zu
sehen. Wir sprechen heute nicht ohne
Grund von der Informationsgesellschaft. Damit ist gemeint, dass wesentliche Teile der wirtschaftlichen
und gesellschaftlichen Entwicklung in
Zusammenhang mit der Herstellung,
Speicherung, Verarbeitung, Vermittlung und Nutzung von Information und
Wissen stehen. Dies ist eng verbunden mit den dramatischen Fortschritten im Bereich der IuK-Technologien
(Informations- und Kommunikationstechnologien) in den vergangenen 30
Jahren. In diesen Zusammenhang
gehört auch die Entwicklung einer
vorwiegend auf Güterproduktion basierenden Gesellschaft hin zu einer
Dienstleistungsgesellschaft. Rationalisierung von Arbeitsabläufen, Verfügbarkeit und Zugang zu Informationen
aller Art haben die Ansprüche an
Kenntnisse in vielen Berufsfeldern verändert. Hierzu gehört auch die Bereitschaft, Innovationen anzunehmen und
in das eigene Leben zu integrieren.
Auch wenn dies meist mit den
Schlagworten Computer und Internet
verbunden wird, ist auch das Handy
wichtiger Bestandteil der Informationsgesellschaft. Mit den aktuellen
Entwicklungen in der Mobiltelefonie
verbinden sich neue Bedürfnisse und
gestiegene Anforderungen an Information und Kommunikation. Die zunehmenden Erwartungen an Erreichbarkeit von Kommunikationspartnern
und an die Verfügbarkeit von Informationen sind dabei Motor der Entwicklung.
Interview mit Sibylle Däppen
Sie nutzt das Handy für ihren Beruf
Wozu brauchen Sie das Handy
hauptsächlich?
Da ich Patientinnen und Patienten
in der ganzen Schweiz besuche, verbringe ich täglich mehrere Stunden im
Auto, bin also weg von der Firma in
Interlaken. Dank meines Handys bin
ich jedoch jederzeit für unser Sekretariat, die Spitäler, die Ärzte sowie für
die Patienten erreichbar.
Auch ich muss ständig die Möglichkeit haben, mit Spitälern Rücksprache
zu nehmen oder im Büro Bestellungen
oder Anliegen zu deponieren.
Häufig koordiniere ich auch direkt
vom Auto aus mit meinen Arbeitskolleginnen, Spitexschwestern oder anderen involvierten Personen Patientenbesuche für den nächsten Tag.
Weiter brauche ich mein Handy,
wenn ich Notfalldienst habe, dann
müssen mich die Patienten 24 Stunden am Tag erreichen können.
Ist das Handy für Sie ein ständiger Begleiter?
Mehr oder weniger ja. An Arbeitstagen ist das Handy immer an meiner
Seite, sei es im Büro oder unterwegs
im Auto. Sogar abends im Ausgang
habe ich es aus lauter Gewohnheit
meistens bei mir, obschon ich auch
noch ein privates Natel habe. Wenn
ich mir nicht sicher bin, dass die besuchten Patienten alles gut verstanden haben, nehme ich das Handy in
meiner Freizeit ganz bewusst mit.
Gibt es Momente, in denen Sie
das Handy abstellen oder Gespräche
nicht annehmen?
Das Handy stelle ich nie ab. Ich
lasse jedoch, wenn der Tag ruhig verlaufen ist und ich nicht Notfalldienst
habe, die Anrufe ins Büro umleiten.
Von dort aus werden sie auf die Notfallnummer weitergeleitet.
Sibylle Däppen (Jg. 1976) spezialisierte sich
als dipl. Ernährungsberaterin auf dem Fachgebiet der Sondenernährung. Sie betreut
mit vier weiteren dipl. Ernährungsberaterinnen schweizweit Menschen, welche bedingt
durch ihre Krankheit via Mund nicht mehr
genügend Nährstoffe zu sich nehmen
können. Sie werden zu Hause über Sonden
direkt in den Magen oder in den Dünndarm
ernährt und benötigen daher eine gute
Betreuung.
Wenn mein Handy klingelt, nehme
ich den Anruf entgegen, auch wenn es
mitten in der Nacht ist. Menschen rufen nur zu Unzeiten an, wenn es wirklich dringend ist.
Interview mit Eren Kilic
Er braucht das Handy nur selten
Wozu brauchen Sie das Handy
hauptsächlich?
Ich brauche das Handy nur, wenn
es die Situation erfordert, eher widerwillig und selten. Ich setze das Handy
vor allem für Notfälle bei meiner Leitertätigkeit in einer Jugendorganisation ein, in Ferienlagern also oder an
den Wochenend-Veranstaltungen, die
regelmässig stattfinden.
Wenn ich das Handy einmal nutze,
dann ausschliesslich zum Telefonieren; SMS und andere Anwendungen
brauche ich nicht. Grundsätzlich lebe
ich gerne im «Hier-und-Jetzt».
Die krankmachende Strahlung des
Gerätes sowie die meines Erachtens
wenig sinnvollen Spielereien sind weitere Gründe dafür, weshalb ich nicht
ständig ein Handy bei mir tragen
möchte. Die virtuelle Verbindung mit
meinem Umfeld bringt ausser dem
erwähnten Sicherheitsaspekt wenig
Vorteilhaftes. Mir liegt es nicht, diese «Handy-Modewelle» nur mitzumachen, um dabei zu sein.
Ist das Handy für Sie ein ständiger Begleiter?
Da ich häufig unterwegs bin, müsste das Handy ein ständiger Begleiter
sein. Meine Abneigung gegenüber diesem Trend führt aber dazu, dass ich
das Handy nicht auf dem Körper trage,
sondern in einer Aussentasche des
Rucksacks. Es kann deshalb auch vorkommen, dass ich es zu Hause vergesse – und dann fehlt mir nichts.
Gibt es Momente, in denen Sie
das Handy abstellen oder Gespräche
nicht annehmen?
Es gibt viele Momente, in denen
ich nicht erreichbar sein will – dann ist
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Input 8/2006 Mobil telefonieren
Eren Kilic (Jg. 1986) ist Gymnasiast. Er
stammt aus der Türkei und wohnt seit 1987
in Bümpliz. Er hat die Primar- und Sekundarschule im Schulkreis Stapfenacker-Brünnen
in Bern West besucht und anschliessend
eine zweijährige Lehre als Schreiner absolviert. Das Studienziel nach Abschluss des
Gymnasiums ist für ihn noch offen (evtl.
Richtung Rechtswissenschaften oder Pädagogik).
es meistens abgestellt. Dazu gehört
auch die Nacht: Erstens gibt es da
eher seltener Notfall-Situationen, und
wenn sie auftreten, bin ich übers Festnetz erreichbar. Und zweitens: Das
Handy strahlt sehr viele elektromagnetische Strahlen aus, die für den
Körper schädlich sind.
Interview mit Anis Rusch
Sie besitzt kein Handy
Warum hast du kein Handy?
Meine Eltern erlauben es mir
nicht. Sie finden, dass es in meinem
Alter nicht nötig sei, ein Handy zu besitzen, und dass ich doch auch ohne
Handy auskommen könne. Ich bin
aber auch selber davon überzeugt,
dass ich kein Handy brauche. Meine
Kolleginnen und Kollegen brauchen
das Handy vor allem fürs Fotografieren oder um kleine Videos zu drehen
und vor allem um SMS zu versenden,
also für nicht so «wichtige» Dinge.
Eine Ausnahme machen meine
Eltern übrigens, wenn ich in ein Lager
oder einfach in die Stadt gehe: Ich
habe dann das Handy von meiner Mutter, das sie an einem Wettbewerb
gewonnen hat, dabei. Ich brauche
es aber nie, um SMS zu schreiben.
Ich habe es vor allem deshalb dabei,
damit ich in Notfällen telefonieren
kann.
Wirst du trotzdem in nächster Zeit
ein Handy anschaffen?
Nein, ich werde nächstens kein
Handy kaufen. Vielleicht werde ich mir
eins zu Weihnachten wünschen. Das
Problem sind dann aber auch die laufenden Kosten. Das Taschengeld
reicht dafür nicht aus.
Gibt es Situationen – etwa mit
Freunden – in denen du dich ausgeschlossen fühlst?
Nein, ich fühle mich nie ausgeschlossen, obwohl ich wohl die Einzige in der ganzen Schulgemeinde bin,
die kein Handy besitzt.
Manchmal sprechen meine Mitschülerinnen und -schüler über SMS
und andere Handyfunktionen. Da kann
ich nicht mitreden, doch das passiert
selten.
In der Freizeit kann man sich auch
ohne Handy organisieren. Erreichbar
Interview mit Sebastian von Peschke
Er nutzt alle Möglichkeiten des Handys
Wozu brauchen Sie das Handy
hauptsächlich?
Ich nutze die Multifunktionalität
voll aus: Telefon, Uhr und Wecker,
Agenda, Digitalkamera für Bilder und
Film sowie Tonband; wenn mir das
Handy fehlt, fehlt das zentralste Hilfsmittel. Ein Verlust wäre ebenso mühsam wie ein Diebstahl des Geldbeutels mit den Abonnementen und Bankkärtchen. Die Agenda gleiche ich auf
meinem Laptop ab. Im Normalfall hätte ich mir diese Handyqualität nicht
geleistet – ich habe dank einem Kollegen von einer Aktion profitiert.
Ist das Handy für Sie ein ständiger Begleiter?
Das Handy trage ich stets bei mir;
ich bin allzeit erreichbar und pflege
die sozialen Kontakte vor allem mit
SMS, wie es alle meine Bekannten
tun. Vielleicht ändert sich dies mit der
angekündigten Kostensenkung für Anrufe, aber die Klarheit in der Kommunikation mittels SMS hat sich eingespielt und es gibt kaum Missverständnisse; wir erreichen und finden uns
eigentlich ausnahmslos.
Gibt es Momente, in denen Sie
das Handy abstellen oder Gespräche
nicht annehmen?
Eigentlich nie; Ausnahmesituationen, in denen ein Handysignal als
Störung empfunden werden kann,
sind Gespräche, Unterrichtssituationen oder Aufführungen in Kino, Theater oder Konzert. Ich verhindere eine
Störung mit dem situationsgerechten Modus. In Ausnahmefällen nehme
ich einen Anruf nicht entgegen. Ich sehe aber, wer anruft, ich kann also die
Nachricht bei günstiger Gelegenheit
Mobil telefonieren Input 8/2006
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Anis Rusch ist 14 und besucht zurzeit die
2. Sekundarklasse in Teufen. Nach der
3. Sekundarklasse macht sie ein Jahr Vorkurs an der Schule für Gestaltung und
danach möchte sie eine Lehre als Grafikerin
machen. Ihr Vater besitzt einen Coiffeursalon in Teufen. Ihre Mutter ist Hausfrau
und kaufmännische Angestellte.
bin ich ja trotzdem. Schliesslich kann
man mich über den Festnetzanschluss erreichen. Auch habe ich den
MSN Messenger eingerichtet und
kann da «chatten». Wenn ich online
bin, dann kann ich direkt von Personen angesprochen werden, die in der
«Gruppe» sind. Wenn man ADSL hat,
ist der MSN Messenger gratis.
Sebastian von Peschke (Jg. 1985) ist zur
Zeit im Matura-Examen (bei dem die Handys
vor den schriftlichen Prüfungen eingesammelt werden). Er wohnt seit drei Jahren
im Internat des Campus Muristalden, Stadt
Bern. Sein Studienziel: Archäologie und
Geschichte.
abhören, zurücktelefonieren oder eine
SMS senden.
Das Handy hat sogar unsere Familien-Kommunikation optimiert und erleichtert – alle sind jederzeit erreichbar, was Spontanbegegnungen ermöglicht. Eine erfreuliche Bereicherung
des Alltags.
Aufgaben
Mobil telefonieren
1.
Bearbeiten Sie das Modul 1 der E-Lesson «Mobil telefonieren» (www.jugend-wirtschaft.info).
Die Technik des Mobiltelefons
2.
3.
4.
Bearbeiten Sie das Modul 2 der E-Lesson «Mobil telefonieren».
Nennen Sie die Entwicklungsstationen der Mobiltelefonie in der Schweiz während den letzten 70 Jahren.
Beschreiben Sie die Vorteile des Universal Mobile Telecommunications Standard (UMTS) gegenüber früheren Technologien.
Die kulturellen und sozialen Folgen
des Mobiltelefons
5.
Bearbeiten Sie das Modul 3 der E-Lesson «Mobil telefonieren».
6. Erklären Sie, welche negativen sozialen Auswirkungen
mit dem Mobiltelefon in Verbindung gebracht werden
können.
7. Nennen Sie Situationen, in denen Sie sich von anderen Handy-Benutzerinnen oder -Benutzern gestört fühlten. Nennen Sie Situationen, in denen Sie ein HandyVerbot gestört hat. Erstellen Sie anschliessend eine
Liste mit Orten respektive Situationen, die Ihrer Meinung nach «handyfrei» sein sollten.
8. Schreiben Sie aussergewöhnliche, witzige, skurrile …
Handy-Geschichten auf und senden diese per E-Mail
ans Museum für Kommunikation, welches solche Geschichten sammelt. g.staubli@mfk.ch / Betreff: HandyGeschichte
9. Wie viel Ihres Monatsbudgets geben Sie fürs Handy
aus? Wie hat sich dieser Budgetposten in den letzten
Jahren entwickelt?
10. Nennen Sie Situationen aus der Schule oder von zuhause, in denen das Handy Streit ausgelöst hat.
11. Nennen Sie Beispiele für «Unabhängigkeit dank dem
Handy» und nennen Sie Beispiele für «Kontrolle / Einschränkung wegen dem Handy».
12. Stellen Sie sich vor, das weltweite Mobiltelefonie-Netz
würde aus irgendeinem Grund lahm gelegt werden.
Welche Folgen hätte dies für die Welt, welche Folgen
hätte das für Sie persönlich.
18
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Mobile Kommunikation und
die Gesundheitsdiskussion
13. Bearbeiten Sie das Modul 4 der E-Lesson «Mobil telefonieren».
14. Nennen Sie verschiedene mögliche Arten gesundheitlicher Auswirkungen des Mobilfunks.
15. Nennen Sie Organisationen, die sich mit den Auswirkungen elektromagnetischer Strahlung auf die Gesundheit der Bevölkerung befassen.
16. Erklären Sie das Phänomen des «warmen Ohrs» beim
Telefonieren mit dem Handy.
17. Die Handy-Gesundheitsdiskussionen entfacht sich
meist an den so genannten «biologischen Effekten».
Erklären Sie was man unter diesem Begriff versteht.
18. Machen Sie eine Aussage zum Verhältnis von Empfangsqualität und SAR-Wert (Spezifische Absorptionsrate).
Die wirtschaftlichen Seiten
der mobilen Telefonie
19. Bearbeiten Sie das Modul 5 der E-Lesson «Mobil telefonieren».
20. Erklären Sie den Umstand, dass Mobilfunk trotz fallenden Preisen der «Wachstumsmotor der Telecom-Branche» ist.
21. Wie schaffen es die Mobilfunk-Anbieter immer wieder
den Umsatz zu steigern?
22. Listen Sie alle möglichen Funktionen eines Handys
auf, mit denen in irgendeiner Form von Seiten Anbieter
ein Geschäft zu machen ist.
23. Nennen Sie weitere Nutzungen der mobilen Funktechnik nebst der Mobiltelefonie.
Test
24. Bearbeiten Sie den Test in der E-Lesson «Mobil telefonieren».
Input 8/2006 Mobil telefonieren
Quellen
Links
Günter Burkart: «Mobile Kommunikation. Zur Kulturbedeutung des
Anbieter in der Schweiz
www.orange.ch
‹Handy›», Soziale Welt 51/2000
www.swisscom-mobile.ch
Gerrit Herlyn: «Die erreichbaren Abwesenden. Mobile Telefonie in der
www.sunrise.ch
Schweiz», Telemagie. 150 Jahre Telekommunikation in der Schweiz,
Das Forum der Mobilkommunikation in der Schweiz
Museum für Kommunikation 2002
Museum für Kommunikation
Bundesamt für Statistik (BFS): Informationsgesellschaft Schweiz.
Standortbestimmungen und Perspektiven. 2002
Erste Ergebnisse zur Untersuchung der neuen Medien Mobiltelefon
www.mfk.ch
Bundesamt für Kommunikation
Bundesamt für Umwelt
Niels Logemann/Michael Feldhaus: «Zwischen SMS und Download –
www.forummobil.ch
www.bakom.ch
www.umwelt-schweiz.ch
Bundesamt für Gesundheit
www.bag.admin.ch
Forschungsstiftung Mobilkommunikation
www.emf-info.ch
und Internet in der Familie», Kommunikation@Gesellschaft 3/2002
(www.kommunikation-gesellschaft.de)
Studie im Auftrag von Bundesamt für Kommunikation (BAKOM):
«Stand des Schweizer Telekommunikationsmarktes im internationalen
Vergleich», 2002
www.jugend-wirtschaft.info
Joachim R. Höflich/Julian Gebhardt (Hg.): «Vermittlungskulturen im
Wandel. Brief – E-mail – SMS», 2003
Im LernSet «Mobil telefonieren» finden Sie
die E-Lesson zum Thema und den Kommentar
für Lehrpersonen.
Bravo Faktor Märkte: «Handy, Computer & Internet», 2004
Adrian Zeller: «Immer mehr Jugendliche leben auf Pump», Bildung Schweiz
63/2004 (www.lch.ch/bildungschweiz/)
Was heisst das?
GSM
HSCSD
GPRS
UMTS
Frequenz
Global System for Mobile Communications
Anzahl Wellen pro Sekunde
(aktuelle Mobilfunktechnologie)
Hertz, Hz
Einheit für Frequenz
High Speed Circuit Switched Data
Amplitude
Feldstärke, ausgedrückt in der dafür notwendigen Leistung
(Weiterentwicklung von GSM)
Watt, W
Einheit für Leistung
General Packet Radio Service
Volt, V
Einheit der Feldstärke
(Weiterentwicklung von GSM)
SIM, Karte
Subscriber Identity Module, Chip mit Daten
der Benutzerberechtigung
Universal Mobile Telecommunications System
(Neuer Mobilfunkstandard, der deutlich höhere
ICNIRP
Internationale Strahlenschutzkommission
Übertragungsgeschwindigkeit zulässt.)
SAR, Wert
Spezifische Absorptionsrate
SMS
Short Message Service
Ein umfangreicheres Glossar zum Thema Mobilfunk ist auf der Webseite
MMS
Multimedia Messaging Service
www.forummobil.ch unter der Rubrik Glossar zu finden!
Impressum
In Zusammenarbeit:
2., aktualisierte Auflage 2006
Autoren: Gerrit Herlyn, Hamburg; Prof. Dr. Thomas Hengartner, Hamburg.
Projektleitung: Bernhard Probst, Zürich
Lektorat: Kristina Gsell, Bern
Beratung: Peter Hidber, Forum Mobil, Bern; Andreas Bosshart, economiesuisse; Armin Käser,
Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer, Vizepräsident Jugend und Wirtschaft; Urs F. Meyer,
Schweizerischer Arbeitgeberverband, Mitglied Vorstand Jugend und Wirtschaft; Stephanie Meier,
swissmem; Brigitte Möhr, Geschäftsführerin Jugend und Wirtschaft
Umbruch: büro eigenart, Stefan Schaer, Bern
Druck: Cavelti Druck und Media, Gossau
Fotos: Beatrice Kaufmann, Zürich: Umschlag; www.bilderbox.info: S. 4, 5, 6, 8, 9, 14;
Orange Schweiz: S. 11; Bernhard Probst, Zürich: S. 15;
Illustration: Aka Dübi, Bern/Den Haag: S. 7
Es war nicht in allen Fällen möglich, die Rechteinhaber der Texte und Bilder zu eruieren.
Berechtigte Ansprüche werden im Rahmen üblicher Vereinbarungen abgegolten.
Alle Rechte vorbehalten © 2006 Jugend und Wirtschaft, Thalwil/Schweiz
Mobil telefonieren Input 8/2006
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Wer kennt es nicht? Sich mit Freunden per Handy zum Ausgang verabreden,
unbemerkt eine SMS im Schulunterricht tippen oder das Mobiltelefon mit dem
neuesten Klingelton ausstatten – all dies ist heute zum selbstverständlichen
Bestandteil im Alltag vieler Jugendlicher geworden. Das vorliegende Heft thematisiert den Umgang mit dem Handy, zeigt aber auch die Technologie, die dahinter
steckt, und greift die Diskussion um Gesundheitsfragen auf.
Input Publikationen 2006
■
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Input 1/2006: Flugverkehr (D/F mit E-Lesson)
Input 2/2006: Versicherungen (D/F mit E-Lesson)
Input 3/2006: Vorsorge (D/F mit E-Lesson)
Input 4/2006: Wohnen (D mit E-Lesson)
Input 5/2006: Kernenergie (D/F mit E-Lesson)
Input 6/2006: Erdöl (D/F mit E-Lesson)
Input Neuauflagen 2006
■ Input 7/2006: Globalisierung (D)
■ Input 8/2006: Mobil telefonieren (D mit E-Lesson)
Input Publikationen 2005
■
■
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■
Input 1/2005: Nachhaltige Energienutzung (D/F)
Input 2/2005: Bilaterale Verträge (D mit E-Lesson)
Input 3/2005: Mobil telefonieren (D/F mit E-Lesson)
Input 4/2005: Biotechnologie (D/F mit E-Input)
Input Spezial
■ Input Spezial 2006: Working Poor
■ Input Spezial 2004: Demographischer Wandel: eine Herausforderung an die Zukunft
E-Lesson, E-Input sowie weitere Input-Titel finden Sie unter www.jugend-wirtschaft.info
Tagungen und Kurse
Informationen und Anmeldungen unter www.jugend-wirtschaft.info
Input im Abo – Abonnement 2006
■ 7 Ausgaben Input + 1 Ausgabe Input Spezial: Fr. 35.– /Jahr
(Preise exkl. Versandkosten)
■ Input Einzelexemplar: Fr. 6.–
■ Input Set à 10 Exemplare: Fr. 20.–
www.jugend-wirtschaft.info
Zentralsekretariat
Bestell- und Postadresse
Jugend und Wirtschaft
Jugend und Wirtschaft
Alte Landstrasse 6
Postfach
8800 Thalwil
8942 Oberrieden
Tel. 044 772 35 25
Fax 044 772 35 27
E-Mail info@jugend-wirtschaft.ch
www.jugend-wirtschaft.info