Monsieur Ibrahim - Junges Theater Bonn

Transcription

Monsieur Ibrahim - Junges Theater Bonn
Das JUNGE THEATER BONN präsentiert:
Das Material ist konzipiert...
• ...für die Jahrgangsstufen 7 bis 13
• ...für verschiedene Fächer, insbsd.
- Deutsch
- Religion
- (praktische) Philosophie / Ethik
- Sozialkunde
- Französisch
Didaktisches Begleitmaterial für die Behandlung von
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran im Unterricht
von Reimar Seibert-Kemp
Liebe Lehrerinnen, liebe Lehrer,
wir sind stolz, Ihnen unsere neue Produktion, nämlich die Uraufführung unserer Bearbeitung von
Eric-Emmanuel Schmitts Welterfolg Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, präsentieren zu
können. Die jugendlichen Rollen werden von unseren jugendlichen Darstellern gespielt; für die
Rolle des Monsieur Ibrahim konnten wir den Schauspieler Willi Schlüter aus Hannover gewinnen.
Wir sind sehr gespannt, was Sie und Ihre Schülerinnen und Schüler zu unserer Inszenierung
dieses Stücks sagen werden. Wie schon bei Harold & Maude und Herr der Diebe bieten wir Ihnen
hiermit eine Broschüre mit reichlich Anregungen zur Behandlung des Stoffs im Unterricht an.
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran (2001) erzählt die Geschichte von dem jüdischen
Jungen Moses und dem alten und weisen muslimischen Gemischtwarenhändler Monsieur
Ibrahim, von Moses' depressivem Vater und seiner zunächst entschwundenen Mutter, von Moses'
Abenteuern im Pariser Rotlichtviertel und besonders von der langsam wachsenden, tiefen
Freundschaft zwischen Monsieur Ibrahim und Moses. Ibrahim wird für Moses bzw. Momo (so
nennt Ibrahim ihn) zu einem Vater und Mentor, er nimmt Momo mit auf eine Reise und weiht ihn in
die Geheimnisse eines glücklichen und erfüllten Lebens ein...
Eric-Emmanuel Schmitts Geschichte – ursprünglich als Theatermonolog geschrieben – wird an
vielen Schulen als Lektüre in Klassen der Mittel- und der Oberstufe eingesetzt, sei es im
französischen Original oder in der deutschen Übersetzung. Die angesprochenen Themen reichen
von Momos familiären Problemen und seinem Wunsch, erwachsen zu werden, über die Suche
nach Liebe, Freundschaft und Vertrauen bis hin zu Tanz, Religion und Begegnung der Religionen.
Das didaktische Begleitmaterial will zur Behandlung von Monsieur Ibrahim und die Blumen des
Koran insbesondere in den Fächern Deutsch, Religion, (praktische) Philosophie, Ethik,
Sozialkunde und Französisch in den Jahrgangsstufen 7 bis 13 anregen. Die Broschüre besteht im
Wesentlichen aus verschiedenen Arbeitsblättern, die Sie als Kopiervorlagen verwenden können.
Die Arbeitsaufträge verfolgen einen fächerübergreifenden Ansatz und versuchen, analytisches mit
handlungs- sowie erfahrungsorientiertem Arbeiten zu verbinden. Die Arbeitsblätter stellen keine
Unterrichtsreihe dar, sondern ein breites Angebot zur eigenen Auswahl. Beigelegt finden Sie
einen allgemein gehaltenen Beobachtungsbogen für Theateraufführungen sowie Anregungen für
Nachgespräche von Schulklassen mit dem Theaterensemble. Sie finden diese Broschüre auch als
pdf-Dokument zum Herunterladen auf unserer Homepage unter www.jt-bonn.de.
Wir würden uns freuen, wenn Sie uns auf dem beiliegenden Fragebogen von Ihrem
Theaterbesuch und dem Einsatz des didaktischen Begleitmaterials berichten würden – womit Sie
einen weiteren Theaterbesuch für Ihre Schüler gewinnen können!
Wir wünschen Ihnen viel Freude mit Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran!
Ihr Team vom Jungen Theater Bonn
© Junges Theater Bonn und Reimar Seibert-Kemp, 2005
Die Arbeitsblätter dürfen zu Unterrichtszwecken kopiert werden.
Herausgeber: Junges Theater Bonn, www.jt-bonn.de
Der Autor, Reimar Seibert-Kemp, ist Lehrer am Georg-Büchner-Gymnasium in Köln-Weiden und Lehrbeauftragter für
Fachdidaktik an der Universität Bonn. Er ist seit einigen Jahren in der Materialentwicklung tätig und erstellt seit 1998 regelmäßig didaktisches Begleitmaterial zu aktuellen Kinofilmen im Auftrag der Stiftung Lesen, seit 2003 auch zu
Theaterproduktionen des JTB. Der Autor dankt Andrea Schäfer und weiteren Kollegen für deren Rat und Hilfe.
Die deutschsprachigen Zitate aus Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran (2001) sind entnommen Eric-Emmanuel Schmitt, Monsieur Ibrahim
und die Blumen des Koran (Frankfurt/M.: Fischer, 2004); die französischsprachigen Zitate entstammen Éric-Emmanuel Schmitt, Monsieur Ibrahim
et les fleurs du Coran (Stuttgart: Reclam, 2003). Die Zitate aus dem Bühnenstück sind entnommen Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran,
von Eric-Emmanuel Schmitt, Übersetzung des französischen Originaltextes Annette und Paul Bäcker, Bearbeitung für das Junge Theater Bonn von
Moritz Seibert und Marco Dott (München: Theater Verlag Desch, 2005).
Momo auf der Suche...
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran von Eric-Emmanuel Schmitt
Wir befinden uns im Paris der 60er Jahre des 20. Jahrhunderts, in der Rue Bleue im Judenviertel. Der Junge
Moses Schmitt muss für seinen Vater den Haushalt führen. Sein Vater erwartet abends das Essen auf dem
Tisch, und Moses kauft ein und kocht. Die Schmitts sind Juden. Die Mutter hat sich von ihrem Mann getrennt.
Und Moses' Vater sagt, sie sei mit Moses' größerem Bruder weggegangen. Vater Schmitt, Rechtsanwalt ohne
Fälle, ist ein enttäuschter Mensch, einer, den die Vergangenheit nicht ruhen lässt. Zu Hause erlebt Moses nur
tägliches Einerlei und emotionale Kälte.
Seine Einkäufe erledigt Moses beim "Araber", dem Gemischtwarenhändler Monsieur Ibrahim. Ibrahim ist ein
weiser alter Mann, aber kein Araber, sondern Türke. "Araber", sagt Monsieur Ibrahim, ist im jüdischen Viertel
einer, der bis nachts um 12 Uhr und auch sonntags geöffnet hat. Nachdem Momo – so nennt Monsieur
Ibrahim ihn – diesen zunächst des Öfteren bestohlen hat, kommen die zwei von Tag zu Tag mehr ins
Gespräch. Und das verändert Momos Leben, und auch das des Monsieur Ibrahim...
Eines Tages haut Momos Vater ab, weil er – wie er Momo in einem Abschiedsbrief schreibt – arbeitslos ist
und zudem ein schlechter Vater sei. Als die Polizei Momo kurz darauf berichtet, sein Vater habe sich
umgebracht, adoptiert Ibrahim Momo und die beiden gehen auf eine Entdeckungsreise, die sie bis zu
Monsieur Ibrahims Wurzeln führt...
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Lest euch vor dem Theaterbesuch die kurze Zusammenfassung der Handlung (s.o.) durch und diskutiert,
was diese Geschichte wohl zu einem so großen Erfolg werden ließ: Was ist interessant an der
Geschichte? Was erscheint an den Figuren reizvoll, was an ihrer Zusammenstellung?
Nach dem Theaterbesuch könnt ihr versuchen die Geschichte besser zu verstehen, indem ihr mit Hilfe des
unten abgedruckten Textes und Schemas von Robert McKee herauszufinden versucht, auf welcher
"Suche" sich Momo befindet. Was ist das auslösende Ereignis? Welches sind die (un)bewussten
Wunschobjekte? Auf welche Konflikte stößt Momo? Ist auch Monsieur Ibrahim auf der "Suche"?
Die Suche
Im wesentlichen haben wir seit Anbeginn der Menschheit auf die eine oder andere Weise einander dieselbe
Geschichte erzählt, und diese Geschichte könnte zweckmäßig die Suche genannt werden. Alle Geschichten nehmen
die Gestalt einer Suche an. Ob zum Besseren oder Schlechteren, ein Ereignis bringt das Leben einer Figur aus dem
Gleichgewicht und erweckt in ihr den bewußten und/oder unbewußten Wunsch nach etwas, wovon sie glaubt, es
könne das Gleichgewicht wieder herstellen. Das Ereignis katapultiert die Figur in eine Suche nach dem
Wunschobjekt, wobei sie auf (innere, persönliche, außerpersönliche) antagonistische Kräfte stößt. Die Figur erreicht
ihr Ziel oder nicht. Daraus besteht in aller Kürze eine Story.
Robert McKee, STORY (Berlin, 2000), S. 213f.
Die Suche
anfängliches
Gleichgewicht
bewusst
+
innerer Konflikt
WUNSCH
−
auslösendes
Ereignis
persönlicher Konflikt
außerpersönlicher Konflikt
BEWUSSTE
WUNSCHOBJEKTE
UNBEWUSSTE
WUNSCHOBJEKTE
unbewusst
Vgl. McKee, S. 213
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
-3-
"Mir war immer kalt, wenn ich
mit meinem Vater zusammen war."
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 26
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Lest die zwei Textauszüge aus Eric-Emmanuel Schmitts Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran
(siehe Kasten) und unterstreicht darin, was zur Charakterisierung der beiden Figuren beiträgt. Verwendet
verschiedene Farben für direkte und indirekte Charakterisierung. Notiert dann darunter die verschiedenen
Eigenschaften der beiden Figuren. Worin unterscheiden sie sich?
Momos Vater
Monsieur Ibrahim
Mein Schwein war ein Sparschwein aus Porzellan, glasiert,
bemalt mit Farben wie Kotze und mit einem Schlitz, in den
ein Geldstück nur reinging, aber nicht wieder raus. Mein
Vater hatte diese Einbahnsparbüchse ausgesucht, weil sie
seiner Lebensanschauung entsprach: Geld ist zum Horten
da, nicht zum Ausgeben.
Im Schweinebauch waren zweihundert Francs. Vier
Monate Schufterei.
Eines morgens, bevor ich zur Schule ging, sagte mein
Vater zu mir:
"Moses, das verstehe ich nicht... Es fehlt Geld..., ab jetzt
wirst du alles, was du beim Einkaufen ausgibst, in das
Haushaltsbuch eintragen."
Also nicht genug damit, in der Schule wie auch zu Hause
angeschnauzt zu werden, zu waschen, zu büffeln, zu kochen, die Einkäufe zu schleppen, nicht genug damit, allein
in einer großen Wohnung zu leben, dunkel, leer, und ohne
Liebe, mehr der Sklave als der Sohn eines Rechtsanwalts
ohne Fälle und ohne Frau, wurde ich dazu auch noch
verdächtigt, ein Dieb zu sein! (S. 9f.)
Monsieur Ibrahim war schon immer alt. Alle in der Rue
Bleue und in der Rue du Faubourg-Poissonnière meinten,
sich erinnern zu können, daß Monsieur Ibrahim schon immer diesen Kolonialwarenladen hatte, von acht Uhr früh bis
tief in die Nacht hockte er fest verankert zwischen seiner
Kasse und den Putzmitteln, ein Bein im Gang, das andere
unter einem Stapel von Streichholzschachteln, einen
grauen Kittel über einem weißen Hemd, Zähne aus Elfenbein unter einem dürren Schnurrbart, und Augen wie Pistazien, grün und braun, heller als seine bräunliche Haut voller
Weisheitsflecken.
Denn allgemein galt Monsieur Ibrahim als weiser Mann.
Wahrscheinlich, weil er seit mindestens vierzig Jahren der
Araber in einer jüdischen Strasse war. Wahrscheinlich, weil
er viel lächelte und wenig sprach. Wahrscheinlich, weil er
sich der normalen Hektik der Menschen scheinbar entzog,
besonders der Hektik der Pariser, er rührte sich nie, saß auf
seinem Hocker wie ein aufgepfropfter Ast, füllte niemals,
vor wem auch immer, seine Regale auf, und verschwand
zwischen Mitternacht und acht Uhr früh, keiner wußte
wohin. (S. 13f.)
CHARAKTERISIERUNG
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...
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Momos Vater wird im Buch von dem Ich-Erzähler hauptsächlich indirekt charakterisiert. Schreibt diese
indirekte Charakterisierung des Vaters um in eine direkte Charakterisierung. Was könnte der Grund für die
Wahl der indirekten Charakterisierung sein?
Geht das Buch durch und erstellt eine Liste der Gefühle, die ihr an Momo im Hinblick auf (a) seinen Vater
und (b) Monsieur Ibrahim wahrnehmt. Kennt auch ihr solch krasse Unterschiede des Gefühls gegenüber
Familienmitgliedern und/oder Freunden? Charakterisiert zwei solche Personen in einem Text.
Wie sollten Momos Vater und Monsieur Ibrahim im Theater dargestellt werden? Schreibt jeweils ein Profil,
das einem Casting zu Grunde gelegt werden könnte.
Wie gefallen euch die Darsteller, die ihr im Theater gesehen habt? Wer passt am besten zu seiner Rolle?
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...
Es ist schon verrückt, wie man bei den gleichen Worten die verschiedensten Gefühle haben kann.
Sagte ich zu Monsieur Ibrahim "Papa", lachte mein Herz, ich blühte auf, mir leuchtete eine Zukunft.
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 75
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
-4-
Von Moses zu Momo
Sicher, an einigen Abenden wurde mir das Herz schon schwer. Weil ich an Popol dachte. Jetzt, wo mein Vater
nicht mehr da war, hätte ich Popol gern kennengelernt. Bestimmt würde ich ihn nun besser ertragen,
da er mir nicht mehr ständig als das Gegenteil zu meiner Nichtsnutzigkeit vor die Nase gehalten würde.
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 61
Das Jugendalter (Elf- bis Sechzehnjährige)
Jugendliche diskutieren mit Entschiedenheit über Sex, Liebe, sich selbst, Freundschaft, Religion, Gesellschaft,
Gerechtigkeit und den Sinn des Lebens. Unterhaltungen dauern ewig und Telefonate, Briefchen und Emails gehören zu
ihrem Lebensstil. Ab dieser Zeit ermöglicht ihnen die Fähigkeit zum abstrakten Denken, Vorstellungen zu bilden, so dass
sie über die Frage, wie sich ein Ding zum anderen verhält, über soziale Einrichtungen nachdenken und gegebene
Möglichkeiten hinterfragen können. Die jungen Leute versuchen mit aller Kraft sich selbst zu definieren und eine Identität
zu finden. Viele Eltern erleben das Jugendalter ihrer Kinder zu einem Zeitpunkt, wo sie selbst mit ihrer Midlife-Crisis zu
kämpfen haben – ein unglückliches Zusammentreffen.
Elf- bis Dreizehnjährige
Körperlich
• Sie scheinen beständig in Bewegung zu sein.
• Manche Jungen machen bereits einen Wachstumsschub;
die körperliche Entwicklung der Mädchen geht schneller
voran.
• Sexualität beginnt eine größere Rolle zu spielen;
Masturbation ist besonders bei Jungen häufig.
• Sie mögen es weder zu schlafen noch aufzuwachen.
• Die "richtige" Kleidung zu tragen ist ihnen sehr wichtig.
• Sie erleben körperliche Schmerzen unklaren Ursprungs.
Innerlich
• Egozentrisch.
• Im Positiven: wachsam, einfallsreich, energievoll.
• Im Negativen: lügnerisch, ich-bezogen, streitsüchtig; sie
sind gewissenhaft, können aber auch lügen oder stehlen.
• Ihr Gewissen ist ausgeprägt.
• Geld kann bedeutsam werden; sie geben es gerne aus.
• Die Gefühle schlagen Wellen; Wut und Tränen sind häufig.
• Zunehmend wissen sie um ihre guten und schlechten
Eigenschaften.
• Hin und her gerissen zwischen Aktivität und Passivität
sowie Abhängigkeit und Unabhängigkeit.
• Sie erwerben einen Sinn für Humor; sie sind oft albern; mit
der Zeit entwickeln sie Sarkasmus.
• Sie denken über Themen globaler Bedeutung nach.
Zwischenmenschlich
• Kritikfreudig.
• Sie legen hohe Maßstäbe an das Verhalten anderer an und
nur niedrige an das eigene.
• In der Familie wenig hilfsbereit in Sachen Haushalt.
• Sie versuchen sich von den Eltern zu befreien, um
Unabhängigkeit zu erlangen; widerspenstig und rebellisch.
• Kritischer gegenüber der Mutter als gegenüber dem Vater;
ab einem gewissen Punkt sind ihnen die Eltern peinlich.
• Sie benehmen sich anderen gegenüber andernorts besser
als zu Hause.
• Sie sind interessiert an allem, was so los ist; sie tratschen.
• Es gibt Schwierigkeiten mit den Geschwistern; es kommt
zum Wettstreit.
• Sie haben zunehmend ein Bedürfnis nach Privatsphäre.
• Sie sind weniger locker und kritischer, was Freunde
angeht.
• Kontakte sind ihnen wichtiger als Spielen; Partys gewinnen
an Bedeutung.
• Jungen und Mädchen nehmen sich gegenseitig wahr und
zeigen sich zunehmend interessiert.
• Sie vergleichen sich mit anderen.
• Der einzelne ist stark von der Gruppe bestimmt.
• Sie beginnen Autoritäten kritisch zu sehen.
• Sie gehen enge Beziehungen auch außerhalb der Familie
ein.
(nach Linda N. Edelstein, The Writer's Guide to Character Traits, Cincinnati, 1999, S. 58-63)
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Lest euch obige Beschreibung des Jugendalters und Elf- bis Dreizehnjähriger durch. Könnt ihr den
Punkten zustimmen? Entspricht das Beschriebene euren Erfahrungen? Was überzeugt euch nicht?
Inwiefern ist Momo danach ein typischer Jugendlicher? Inwiefern ist Momo anders? Wie definiert sich
Momo selbst? Findet er seine Identität? Wie ist sie beschaffen?
Erstellt eine Liste mit allen bedeutsamen Erlebnissen, die Momo im Laufe der Geschichte hat. Sortiert sie
nach positiven/angenehmen und negativen/unangenehmen Erlebnissen. Setzt einen von euch als Momo
auf den "heißen Stuhl" und befragt ihn zu seinen Erlebnissen und wie er mit ihnen klar kommt?
Lest euch die Zitate und – wenn möglich – auch weitere Stellen aus Eric-Emmanuel Schmitts Buch (S. 2629, 34-37, 49-51, 70f. und S. 99) zu Momos "Bruder" durch und erfindet einen Traum Momos, in dem er
seinem "Bruder" Popol (im Theaterstück Pierre) begegnet. Erzählt den Traum aus Momos Perspektive.
Was war nur so abscheulich an mir?
Was war bloß an mir, daß man mich nicht lieb haben konnte?
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 51
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
-5-
"Versteh ich nicht": Vater ...
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran – Theaterstück: Szene 14 (Auszug)
1 M. IBRAHIM:
MOMO:
M. IBRAHIM:
5
MOMO:
M. IBRAHIM:
10
MOMO:
M. IBRAHIM:
15 MOMO:
M. IBRAHIM:
MOMO:
M. IBRAHIM:
MOMO:
20 M. IBRAHIM:
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Du darfst deinem Vater nicht böse sein.
Ach ja? Und wieso? Ein Vater, der mir das Leben vermasselt, der mich verlässt und der sich
umbringt, das macht verdammt viel Mut zum Leben. Auf den darf ich nicht wütend sein?
Dein Vater hatte kein Vorbild. Er hat sehr jung seine Eltern verloren, sie wurden von den Nazis
abgeholt und sind in den Lagern umgekommen. Dein Vater hat es nie überwinden können, all dem
entkommen zu sein. Er hat sich Vorwürfe gemacht, überlebt zu haben. Und deshalb hat er sich vor
einen Zug geworfen.
Versteh ich nicht…
Seine Eltern sind mit einem Zug in den Tod deportiert worden. Und ich fürchte, seitdem hat er nach
seinem Zug gesucht...
Aber dafür braucht man doch nicht nach Marseille… Hier gibt’s doch wirklich genug Züge.
Wenn er keine Kraft mehr zum Leben hatte, dann nicht deinetwegen, sondern wegen alldem, was
vor dir gewesen oder nicht gewesen ist. – Was willst Du jetzt machen? So wie die letzten Wochen
kann es nicht weitergehen.
Woher wissen Sie das? – Schon gut, ich weiß, Sie wissen nur, was in Ihrem Koran steht…
Schön, daß Du noch ein bißchen lächeln kannst.
Wie lange wissen Sie schon, daß mein Vater weg ist?
Seit er weg ist.
Ein Glück, daß hier außer Ihnen niemand den Koran liest.
Darf ich dich adoptieren, Momo?
"Du darfst deinem Vater nicht böse sein." – Mit diesen Worten
versucht Monsieur Ibrahim dem jüdischen Jungen Momo
dabei zu helfen, mit der Situation nach dem Selbstmord
seines Vaters besser zurecht zu kommen. Wie begründet
Ibrahim seine Aussage? Was erklärt er Momo hinsichtlich
seines Vaters?
Übt den Text in Dreiergruppen dramatisch vorzulesen (zwei
lesen, einer ist der Regisseur und gibt Anweisungen). Mit
welchen stimmlich-sprachlichen Mitteln lassen sich die
Gefühle und die Haltung der beiden besonders gut
wiedergeben?
Führt ein Streitgespräch zu der Frage, ob Momo seinem Vater
böse sein darf. Teilt euch in zwei Gruppen auf: eine Gruppe
sammelt Argumente dafür, die andere solche dagegen. Aus
jeder Gruppe nehmen je zwei Personen als Redner an dem
sich anschließenden Streitgespräch teil. Der Lehrer moderiert.
Wie gelingt es Monsieur Ibrahim mit diesen wenigen Worten,
Momo aus seiner Enttäuschung und Trauer heraus zu holen?
Haltet ihr die Szene für realistisch?
Schreibt eine weitere Szene, die an diesen Auszug anknüpft:
Wie reagiert Momo auf Monsieur Ibrahims Frage nach
einigem Nachdenken? Was will er wissen, bevor er sich
entscheidet? Wie stellt sich Monsieur Ibrahim seine und
Momos Zukunft als Vater und Sohn vor?
Vergleicht die Szene mit der Darstellung im Buch (S. 65-73):
Worin unterscheiden sich die beiden Fassungen? Welche
gefällt euch besser? Warum?
Szenenfoto: Monsieur Ibrahim (Wilfried Schlüter) und Momo
(Roman Hütter)
Ich mußte mir beweisen, daß man mich lieben konnte, ich mußte es der ganzen Welt zeigen, bevor man
entdeckte, daß sogar meine Eltern, die einzigen Menschen, die verpflichtet gewesen wären, mich zu ertragen,
es vorgezogen hatten, sich aus dem Staub zu machen.
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 53f.
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
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... und Mutter
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran – Theaterstück: Szene 16 (Auszug)
1 WOHNUNG MOMO – MOMO steht auf einer Leiter und streicht die Zimmerwand. Das Fenster ist jetzt offen. Es wirkt
viel heller als früher. Momos MUTTER kommt vorsichtig herein. MOMO bemerkt sie, hält einen Moment inne, fährt
dann mit der Arbeit fort, als hätte er sie nicht bemerkt. Sie räuspert sich.
MOMO:
Sie wünschen?
5 MUTTER:
Ich suche Moses.
MOMO:
Und wer sind Sie?
MUTTER:
Ich bin seine Mutter. - Und du, wer bist du?
MOMO:
Ich? - Man nennt mich Momo. Ist mein Spitzname. Eigentlich heiß ich Mohammed.
MOMO steigt von der Leiter.
10 MUTTER:
Du bist nicht Moses?
MOMO:
Nein, Madame. Hab ich doch gesagt. Ich bin Mohammed.
MUTTER:
Aber hier wohnt doch ein Junge, der Moses heißt?
MOMO:
Ich denke, Sie sind seine Mutter? Sie sollten eigentlich wissen, wo Ihr Sohn wohnt. – Moses ist weg,
Madame. Er hatte die Nase voll. Er denkt nicht gern an hier zurück.
15 MUTTER:
Verstehe… Und wann kommt er zurück?
MOMO:
Keine Ahnung. Als er weg ist, hat er gesagt, er will seinen Bruder suchen.
MUTTER:
Seinen Bruder?
MOMO:
Ja, seinen Bruder, Pierre.
MUTTER:
Pierre?
20 MOMO:
Pierre, seinen großen Bruder.
MUTTER:
Aber… Moses hat keinen großen Bruder. Es gibt keinen Pierre.
MOMO:
Vielleicht hat er eine andere Mutter…?
MUTTER:
Moses' Vater hatte keine Kinder, außer ihm.
Sie sitzen sich jetzt auf zwei Stühlen gegenünber, starren sich einen Moment lang an.
25 MUTTER:
Sag mal, Momo...
MOMO:
Mohammed.
MUTTER:
Sag mal, Mohammed, du wirst Moses doch wiedersehen?
MOMO:
Schon möglich.
MUTTER:
Wenn du ihn wiedersiehst, sag ihm, dass ich sehr jung war, als ich seinen Vater geheiratet habe. Und
dass ich ihn nur geheiratet habe, um von Zuhause wegzukommen. Ich habe den Vater von Moses nie
30
geliebt. Aber Moses hätte ich geliebt. Nur habe ich dann einen anderen Mann kennengelernt. Dein
Vater...
MOMO:
Bitte?
MUTTER:
Moses' Vater, wollte ich sagen, er hat zu mir gesagt: Geh und lass mir Moses, sonst... Ich bin
gegangen. Ich habe es vorgezogen, ein neues Leben zu beginnen, ein Leben, in dem es Glück gibt.
35
MOMO:
Das war sicher klug von Ihnen.
Sie nähert sich MOMO, als wollte sie ihm einen Kuß geben.
MUTTER:
Wirst du Moses das sagen?
MOMO:
Schon möglich.
40 MUTTER:
Und sag ihm bitte noch etwas: Das Jugendamt war bei mir und hat mich gefragt, ob ich einverstanden
bin, daß Monsieur Ibrahim ihn adoptiert. Ich habe gesagt, daß ich das nicht entscheiden kann, und
daß ich Moses fragen werde… Er könnte auch bei mir leben, ich bin ja seine Mutter.
•
•
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Schreibt einen Sub-Text zu der Szene: Was denken und empfinden die beiden während ihres Dialogs? Ihr
könnt dazu auch die Originalfassung des Buches (S. 67-73) heranziehen.
Wie denkt Momo über seine Mutter? Wie denkt ihr über die beiden? Weiß die Mutter, wer Momo ist?
Übt in Gruppen den Szenenauszug vorzuspielen (zwei Schauspieler, ein Regisseur): Lest zunächst den
Text mehrfach laut. Löst euch dabei mehr und mehr vom Blatt. Beim Inszenieren solltet ihr beachten, dass
Momo mit Anstreichen beschäftigt ist. Überlegt genau, wie die beiden sich im Raum positionieren, wann
sich einer dem anderen zuwendet bzw. sich abwendet. Experimentiert mit Abwechslung in den Bereichen
Lautstärke, Sprechtempo und Tonfall. Vergleicht eure Inszenierung mit der im Theater.
Ich antwortete ihr in einem völlig gleichgültigen Ton,
ich habe nie gedacht, daß ich zu soviel Gleichgültigkeit fähig wäre.
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 71f.
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
-7-
"Papa, glaubst du an Gott?"
"Papa, glaubst du an Gott?"
Er schaute mich an. Dann sagte er
langsam:
"Ich sehe, du wirst ein Mann."
Ich sah keinen Zusammenhang. Ich
habe mich allerdings einen Augenblick
lang gefragt, ob ihm nicht irgend jemand
von meinen Besuchen bei den Mädchen in
der Rue de Paradis erzählt hatte. Aber er
fuhr fort:
"Nein, ich habe es nie geschafft, an Gott
zu glauben."
"Nie geschafft? Warum? Muß man sich
dabei so anstrengen?"
Er schaute sich im Halbdunkel der
Wohnung um.
Szenenenfoto: Momo (Roman Hütter) und sein Vater (Peter Devo Neumann)
"Um zu glauben, daß das alles einen Sinn hat? Ja. Da muss man sich schon sehr anstrengen."
"Aber, Papa, wir sind doch Juden, du und ich?"
"Ja."
"Und Jude sein hat mit Gott nichts zu tun?"
"Für mich nicht mehr. Jude zu sein bedeutet einfach, Erinnerungen zu haben. Schlechte Erinnerungen."
Und dabei machte er ein Gesicht, als hätte er ein paar Aspirin nötig. Vielleicht, weil er mal ausnahmsweise
gesprochen hatte. Er stand auf und ging direkt ins Bett. (...)
Ich ging runter zu Monsieur Ibrahim, der lächelnd ein paar Erdnüsse kaute.
"Wie schaffen Sie es, Monsieur Ibrahim, glücklich zu sein?"
"Ich weiß, was in meinem Koran steht."
"Vielleicht sollte ich Ihnen eines Tages Ihren Koran klauen. Aber als Jude darf man das ja nicht."
"Hhm. Was bedeutet es denn für dich, Momo, ein Jude zu sein?"
"Tja, ich weiß nicht. Für meinen Vater bedeutet das, den ganzen Tag lang deprimiert zu sein. Für mich... nur
etwas, das mich daran hindert, etwas anderes zu sein."
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 45-48
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Lest den Textauszug und legt eine Tabelle mit drei Spalten (für jede Person eine) an: Was bedeutet der
Glaube (bzw. die Religionszugehörigkeit) für Momos Vater, was für Monsieur Ibrahim und was für Momo?
Wie erklärt ihr euch diese jeweils andere Bedeutung der Religion für die drei Personen? Wenn möglich
könnt ihr weitere Aussagen und Erklärungen aus dem Buch heranziehen.
Woran glaubt ihr selbst und was bedeutet einem jeden von euch sein Glaube? Hat euch jemand zu eurem
Glauben geführt?
Lest Dorothee Sölles Text zum religiösen Bedürfnis des Menschen (s.u.). Wie erklärt sie dieses Bedürfnis.
Inwiefern lassen sich ihre Erklärungen auf Momos Vater und Monsieur Ibrahim beziehen? Wie findet
Momo sein "Heil"?
Aber was ist eigentlich der Inhalt dieses religiösen Bedürfnisses? Wonach sehnen sich Menschen? Es ist der Wunsch, ganz zu
sein, das Bedürfnis nach einem unzerstückten Leben. Das alte Wort der religiösen Sprache "Heil" drückt genau dieses Ganzsein,
Unzerstückt-sein, Nicht-kaputt-sein aus. Daß die kaputten Typen – und wer rechnet sich nicht zuzeiten dazu? – den Wunsch
haben, ganz zu sein, ist nur verständlich. Es ist zugleich der Wunsch nach einem Leben ohne Berechnung und ohne Angst, ohne
äußere oder bereits verinnerlichte Erfolgskontrolle, ohne Absicherung. Vertrauen können, hoffen können, glauben können – alle
diese Erfahrungen sind mit einem intensiven Glücksgefühl verbunden, und eben um dieses Glück des Ganzseins geht es in der
Religion. (...)
Das religiöse Bedürfnis ist das Bedürfnis, Sinn zu erfahren und Sinn zu stiften. Es gibt keine Existenz ohne die Suche nach
Sinn. Gerade weil ich den Sinn und das Ganzsein nicht finde, sondern mich immer wieder am Sinnlosen, am Absurden, am Nichtdeutbaren verletze, darum kann es mir nicht genügen, mich als ein Objekt, das in deterministische Ketten gelegt ist, zu verstehen.
Im religiösen Akt setzen Menschen den Sinn gegen die Sinnlosigkeit, das Ganzsein gegen die Zerstückelung, den Mut zu sein
gegen die Angst.
Dorothee Sölle, "Der Wunsch, ganz zu sein", in Der unverbrauchte Gott, hg. I. Riedel (Bern, 1976), S. 8ff.
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
-8-
Die Blumen des Koran
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran – Theaterstück: Szene 12 (Auszug)
1 WOHNUNG MOMO – MOMO stürzt in die Wohnung und sucht nach einem Wörterbuch.
MOMO:
(liest) "Sufismus: Mystische Richtung im Islam, entstanden im 8. Jahrhundert. Im Gegensatz zum
Legalismus betont er die innere Versenkung."
Na toll. (blättert) "Legalismus: Strikte Befolgung der Gesetze" Och Mann! Also nochmal:
5
"im Gegensatz zum Legalismus". Legalismus – "Befolgung der Gesetze".
Also: Im Gegensatz zu den Gesetzen. – Ey, der schummelt!
•
Informiert euch an Hand der Info-Kästen (nach Schüler-DUDEN: Die Religionen, Mannheim, 1980) über
die Zusammenhänge von Islam, Gesetzesreligion/Legalismus, Mystik und Sufismus und versucht in fünf
bis sechs Sätzen den Zusammenhang der Begriffe herzustellen und ihre Bedeutung knapp zu erläutern:
Islam
Islam [arabisch "völlige Hingabe (an Allah)"]: die jüngste der großen Weltreligionen, die auf die im Koran niedergelegte
Verkündigung des arabischen Propheten Mohammed (* 569, † 632) zurückgeht. Die Botschaft Mohammeds, die er im
Alter von etwa 40 Jahren vom Erzengel Gabriel empfing, kreiste anfangs ganz um das endzeitliche Weltgericht mit
seiner Vergeltung guter und böser Taten des Menschen. Hinzu trat mit dem Bekenntnis zu Allah als alleinigem Gott ein
strenger, exklusiver Monotheismus, der jede "Zugesellung" anderer Götter zu Allah ausschloss. Auf dem Gebiet der
Ethik sind für den gläubigen Muslim die fünf "Grundpfeiler des Islam" verpflichtend. Es sind dies das
Glaubensbekenntnis ("Es gibt keinen Gott außer Allah, und Mohammed ist sein Prophet."); ferner das täglich fünfmal,
möglichst in einer Moschee zu verrichtende Pflichtgebet, die Armensteuer, das Fasten im Monat Ramadan und die
Wallfahrt nach Mekka, die jeder Muslim einmal in seinem Leben durchführen soll, sofern er gesundheitlich und
wirtschaftlich dazu in der Lage ist. Darüber hinaus gilt der Dschihad (heiliger Krieg des Islam gegen die Ungläubigen mit
dem Ziel, die ganze Welt zum Islam zu bekehren) als geboten. Weingenuss und Glücksspiel sind untersagt. Obwohl der
Islam eine typisch prophetische Religion ist, entwickelte sich in ihm als Strömung der Mystik der Sufismus, den der
große islamische Theologe Al Ghassali († 1111) mit der Gesetzesfrömmigkeit zu verbinden suchte.
Gesetzesreligion
Mystik
Eine Religionsform, die das Gesetz und seine Befolgung in
den Mittelpunkt religiösen Verhaltens stellt, wird Gesetzesreligion genannt. In ihr gilt Gott als allein rechtmäßiger
Gesetzgeber, und der Religionsstifter wird zugleich als
Gesetzeslehrer verehrt. Das Frömmigkeitsleben ist durch
peinliche Befolgung aller gesetzlichen Vorschriften, durch
einen Legalismus, bestimmt. Vor allem prophetische
Religionen haben die Tendenz, sich zur Gesetzesreligion
zu entwickeln. Typisch hierfür ist das Judentum. Im Islam
baut das Gesetz auf den Weisungen des Koran und dem
für alle Muslime als Vorbild geltenden Handeln des
Propheten Mohammed auf. Die islamische Rechtswissenschaft hat in vier Rechtsschulen ein System von
gesetzlichen Bestimmungen geschaffen, das alle Lebensbereiche umfasst.
In der Religionsgeschichte eine weit verbreitete Sonderform des religiösen Erlebens, die in unterschiedlichen
Religionen auftritt. Ihr Ziel ist eine erfahrbare Verbindung
und Vereinigung mit dem Unendlichen. Erstrebt wird dieses
Ziel mit Hilfe von Meditation und Askese. Nach ihrem
Erlebnisraum kann man eine individuelle und eine
Gemeinschafts- oder Kultmystik unterscheiden. Die
Sprache der Mystik ist symbolisch. Die Bilder des
Verbrennens der Kerze, des Zerfließens eines Tropfens im
Ozean stehen für die Vereinigung der Seele mit dem
Göttlichen. Rausch und Trunkenheit sind Umschreibungen
für diese Vereinigung. Typisch ist die Mystik vornehmlich
für die Religionen Indiens und z.T. Ostasiens, während sie
in prophetischen Religionen nur als gelegentliche
Strömung des Frömmigkeitslebens auftritt.
Sufismus
mystische Richtung innerhalb des Islam, die ihren Namen von dem arabischen Wort suf erhielt, das den groben Wollstoff
bezeichnet, aus dem die Kleidung dieser Mystiker, der Sufis, gefertigt war. Die Sufis waren bestrebt, durch Meditation
eine Vergottung des Menschen und seine Vereinigung mit der absoluten Wahrheit zu erreichen. Dieses Heilsziel wurde
von ihnen häufig mit dem Bild der Trunkenheit beschrieben. Als ihren Schutzpatron verehrten sie die schillernde, schwer
fassbare Gestalt des Chadir, der auch als Patron der Seefahrer gilt. Die Verbindung des Sufismus mit der islamischen
Überlieferung wurde durch eine sinnbildhafte, allegorische Deutung des Koran erstrebt. Der orthodoxe Islam sträubte
sich anfangs gegen den Sufismus; versöhnend wirkte Al Ghassali († 1111).
•
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Wo und wie zeigt sich in der Geschichte Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, dass Ibrahim
Anhänger des Sufismus ist. Wie wirkt der von Monsieur Ibrahim gelebte Sufismus auf euch?
Welche Rolle spielen die konkreten Inhalte des Islam in der Geschichte? Warum trägt die Geschichte den
Titel Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran?
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
-9-
"Was soll's, er ist ja nur ein Araber!"
Monsieur Ibrahim in Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 15
Der Mensch war zuerst etwas Mineralisches, dann etwas Pflanzliches, dann etwas Tierisches (...),
erst dann ist er zum Menschen geworden, mit der Anlage zum Wissen, zur Vernunft, zum Glauben.
Kannst du dir den Weg vorstellen, den du vom Staubkorn bis zum heutigen Tag zurückgelegt hast?
Und später, wenn du dein Menschsein verlassen hast, wirst du zu einem Engel.
Dann hast du mit der Erde nichts mehr zu tun.
Monsieur Ibrahim in Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 91
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Lest obiges Zitat zur Entwicklung des Menschen und vergleicht es mit anderen Darstellungen der Entstehung/Entwicklung des Menschen (biologisch, religiös), speziell mit der mittelalterlich-christlichen Lehre
der Schöpfung als eines Systems von Hierarchien. Was unterscheidet Ibrahims Vorstellung von alldem?
Lest in diesem Zusammenhang auch folgenden Auszug aus Mark Twains (1835-1910) Briefen von der
Erde, Kapitel "Die verdammte Menschenrasse". Was stellt Mark Twain dar? Was zeigt sein "Experiment"?
Was kritisiert er? Inwiefern trifft diese Kritik nicht Ibrahims religiöse Haltung?
Der Mensch ist das religiöse Tier. Er ist das einzige religiöse Tier, das es gibt. Er ist das einzige Tier, welches die
Eine und Alleinseligmachende Religion hat – mehrere davon. Er ist das einzige Tier, das seinen Nächsten wie sich
selber liebt und, wenn dessen Theologie nicht stimmt, ihm die Kehle abschneidet. Aus dem Erdball hat er einen
Friedhof gemacht im ehrlichen Bestreben, seines Nächsten Pfad zu Glück und Seligkeit zu ebnen. (...)
Der Mensch ist das vernünftige Tier. So lautet sein Anspruch. Ich dächte, das ist eine offene Frage. Meine
Experimente ergeben, daß er das unvernünftige Tier ist. (...) Ich finde, der stärkste Einwand gegen seine Intelligenz
ist die Tatsache, daß er sich angesichts dieser seiner Akte als die Krone der Schöpfung bezeichnet – während er
doch auf Grund seines eigenen Niveaus ihren Hintern darstellt.
In Wahrheit ist der Mensch unheilbar töricht. Einfache Dinge, die andere Tiere ohne weiteres lernen, ist er nicht
fähig zu lernen. Unter meinen Experimenten befand sich das folgende. Binnen einer Stunde habe ich einen Hund
und eine Katze gelehrt, Freunde zu sein. Ich setzte sie in einen Käfig. In einer weiteren Stunde brachte ich ihnen
bei, auch mit einem Kaninchen Freundschaft zu schließen. Im Verlauf von zwei Tagen konnte ich einen Fuchs, eine
Gans, ein Eichhörnchen und mehrere Tauben hinzutun. Und zuletzt einen Affen. Sie alle lebten in Frieden, ja sogar
voller Zärtlichkeiten miteinander.
Als nächstes sperrte ich einen irischen Katholiken aus Tipperary in einen anderen Käfig, und sobald er gezähmt
schien, tat ich einen schottischen Presbyterianer aus Aberdeen hinzu. Sodann einen Türken aus Konstantinopel,
einen griechischen Christen aus Kreta, einen Armenier, einen Methodisten aus der Wildnis von Arkansas, einen
chinesischen Buddhisten und einen Brahmanen aus Benares. Zuletzt dann einen Obersten der Heilsarmee aus
Wapping. Dann blieb ich zwei volle Tage weg. Als ich wiederkam, war der Käfig mit den höherentwickelten Tieren
in Ordnung, aber in dem anderen fand sich nur noch ein Chaos von zerrissenen Fetzen, Turbanen, Fezen,
Tüchern, Knochen und Fleisch – nicht ein einziges Exemplar war mehr am Leben. Die vernünftigen Tiere waren
über eine theologische Streitfrage einander in die Haare geraten und hatten die Entscheidung in die Hände des
Höchsten gelegt.
Aus: Mark Twain, Briefe von der Erde (1963, postum; Übersetzung M. Beheim-Schwarzbach u.a.)
Mark Twains Ausführungen sind von Sarkasmus und Bitterkeit geprägt. Lest den Text jetzt laut vor und
macht dabei seine verächtliche Haltung dem Menschen gegenüber besonders deutlich.
Welche Aussagen macht Eric-Emmanuel Schmitts Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran bezüglich
der verschiedenen Religionen (bsd. Islam und Judentum)? In welchem Licht erscheinen sie? Gebt Belege.
Welches ist eurer Meinung nach die Botschaft, die der Autor Schmitt seinen Lesern vielleicht vermitteln
will? Lest dazu auch Ulf Lepelmeiers Ausführungen zur Verfilmung (s.u.: Kasten). Zieht auch Lessings
berühmte "Ringparabel" in Nathan, der Weise (III, 6-7) heran. Wie steht ihr zur Botschaft der Geschichte?
Der Akzent des Films liegt trotz der beiden Religionen, die sich hier begegnen, nicht auf einer Versöhnung jüdisch-muslimischer
Differenzen, sondern auf der Suche nach der Lebensfreude. Wahrscheinlich wären sowohl Buch als auch Film bei einer Fixierung
auf den Religionskonflikt zu einer modernen Geschichte frei nach Lessing geworden. Trägt doch Monsieur Ibrahim trotz der
Tatsache, dass er den Koran als Quelle seines Glaubens ansieht, klare Züge von Nathan dem Weisen. Ibrahim ist gläubiger
Moslem, vertritt aber die Meinung, dass keine der drei großen Religionen einen Absolutheitsanspruch stellen sollte und dass
gelebte Toleranz und Nächstenliebe wichtiger sind als der Legalismus der Strenggläubigen.
Quelle: www.filmstarts.de/kritiken/monsieur%20ibrahim%20und%20die%20blumen%20des%20koran.html (Ulf Lepelmeier)
Durch Monsieur Ibrahim begriff ich, dass die Juden, die Muselmanen und sogar die Christen sich einen
Haufen bedeutender Männer teilten, bevor sie damit begannen, sich gegenseitig die Schädel einzuschlagen.
Was mich zwar nichts anging, aber mir irgendwie guttat.
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 59
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
- 10 -
Religiöse Toleranz...
Eine der Botschaften in Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran ist religiöse Toleranz. Religiöse Toleranz
– das sagt sich so leicht! Und doch kommt es in der Menschheitsgeschichte immer wieder und gerade heute
verstärkt nicht nur zum "Aufeinanderprallen" der Kulturen, sondern auch der Religionen.
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Lest euch die verschiedenen hier abgedruckten Texte zu dieser Thematik
durch und nehmt Stellung dazu: Zeigt ihr in eurem Verhalten religiöse
Toleranz? Was heißt das eigentlich, "religiöse Toleranz"?
Informiert euch über Glaubenskriege, religiöse Verfolgung früher und
heute und versucht zu beantworten, woran es liegt, dass religiöse
Toleranz bisweilen abgelehnt oder einfach nicht gelebt wird?
Zamenhofs Idee des Homaranismo (s.u.) hat sich nicht durchsetzen
können. Was denkt ihr von seinen Prinzipien? Was sagt ihr zu John
Lennons Gedankenspiel (s. rechts)?
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte (1948): Artikel 18
"Jeder hat das Recht auf Gedanken-, Gewissens- und Religionsfreiheit; dieses Recht
schließt die Freiheit ein, seine Religion oder seine Weltanschauung zu wechseln, sowie
die Freiheit, seine Religion oder seine Weltanschauung allein oder in Gemeinschaft mit
anderen, öffentlich oder privat durch Lehre, Ausübung, Gottesdienst und Kulthandlungen
zu bekennen. " (Resolution 217 A (III) der Generalversammlung der Vereinten Nationen
vom 10. Dezember 1948)
John Lennon, "Imagine"
(1971)
Imagine there's no heaven,
It's easy if you try,
No hell below us,
Above us only sky,
Imagine all the people
Living for today...
Imagine there's no countries,
It isn't hard to do,
Nothing to kill or die for,
No religion too,
Imagine all the people
Living life in peace...
(...)
Homaranismo (1913)
Ludwik L. Zamenhof (1859-1917), jüdischer Herkunft, Erfinder der Welthilfesprache Esperanto, hat Ideen zu einer 'Menschheitslehre' (Homaranismo) entwickelt, die von gegenseitiger Toleranz geprägt ist. Hier folgt ein Auszug aus seiner Deklaration von
1913:
Ich bin ein Homarano (kosmopolitischer Humanist): das bedeutet, daß ich mich im Leben von den folgenden Prinzipien leiten
lasse:
I. Ich bin ein Mensch, und die ganze Menschheit betrachte ich als eine Familie; die Teilung der Menschheit in verschiedene
einander feindliche Völker und ethnisch-religiöse Gemeinschaften betrachte ich als eines der größten Übel, das früher oder später
verschwinden muss und dessen Verschwinden ich nach Kräften fördern muss.
X. Im Bewusstsein, dass Religion nur eine Sache ernstlichen Glaubens sein, aber nicht die Rolle eines erblichen Werkzeuges der
Entzweiung der Völker spielen darf, bezeichne ich nur diejenige Religion oder Weltanschauung als die meinige, an die ich wirklich
glaube. Aber welcherart auch immer meine Religion sein mag, ich bekenne sie nach den neutral-menschlichen, kosmopolitischhumanistischen Prinzipien, die in dem folgenden bestehen:
a) Die höchste für mich nicht begreifliche Kraft, die die Ursache aller Ursachen in der materiellen und moralischen Welt ist, kann
ich mit dem Namen "Gott" oder mit einem anderen Namen benennen, aber ich bin mir bewusst, dass jeder das Recht hat, sich
das Wesen dieser Kraft so vorzustellen, wie seine Vernunft, sein Herz oder die Lehren seiner Kirche es ihm befehlen. Niemals
darf ich jemanden hassen oder verfolgen, weil sein Glaube an Gott anders ist als der meinige.
b) Ich bin mir bewusst, dass das Wesen der wahren religiösen Gebote in der Form des Gewissens im Herzen eines jeden
Menschen wohnt, und dass das erste und für alle Menschen verpflichtende Prinzip dieser Gebote das folgende ist: handle
gegenüber anderen so, wie du wünschst, dass andere dir gegenüber handeln. Alles andere in der Religion betrachte ich als
Zusätze, die jeder Mensch gemäß seinem Glauben betrachten darf: entweder als für ihn verpflichtende Worte Gottes, oder als
Kommentare, welche – mit Legenden vermischt – uns von den großen, verschiedenen Völkern entstammenden Lehrern der
Menschheit gegeben wurden, und als Sitten, die von Menschen aufgestellt wurden und deren Erfüllung oder Nichterfüllung von
unsrem Willen abhängt. (...)
Quelle: www.info-servo.de/deklaracio.htm
Judentum:
Christentum:
Islam:
Kants "Kategorischer Imperativ" (1787):
"Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst." (Levitikus 19,18),
"Tue nicht anderen, was du nicht willst, daß sie dir tun." (Rabbi
Hillel, Sabbat 31a)
"In der Religion gibt es keinen Zwang." (Sure 2,256), "Keiner von
euch ist ein Gläubiger, solange er nicht seinem Bruder wünscht,
was er sich selber wünscht." (40 Hadithe von an-Nawawi 13)
"Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut
ihnen auch!" (Matthäus 7,12; Lukas 6,31), "Du sollst deinen
Nächsten lieben wie dich selbst." (Matthäus 22,39)
"Handle so, daß die Maxime deines Willens jederzeit zugleich als
Prinzip einer allgemeinen Gesetzgebung gelten könne." (Kritik der
praktischen Vernunft I, 1, § 7, S. 140)
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
- 11 -
Tanzen – "Das ist wie ein Gebet."
Und da habe ich zum ersten Mal die sich drehenden Männer gesehen. Die Derwische trugen lange, helle,
schwere, weiche Gewänder. Eine Trommel erklang. Und die Mönche verwandelten sich in Kreisel.
"Siehst du, Momo, sie drehen sich um sich selbst, sie drehen sich um ihr Herz, um den Ort, wo Gott wohnt.
Das ist wie ein Gebet."
"Das nennen Sie beten?"
"Aber ja, Momo. Sie verlieren jede Bindung an die Erde, diese Schwere, die man Gleichgewicht nennt, sie
werden zu Fackeln, die in einem großen Feuer verbrennen. Versuch es, Momo, versuch es. Mach es mir
nach." (...)
Noch heute, wenn es mir nicht gut geht, drehe ich mich.
Ich drehe mich mit einer Hand nach oben zum Himmel, und drehe. Ich drehe mich mit einer Hand runter zur
Erde, und drehe. Der Himmel dreht sich über mir. Die Erde dreht sich unter mir. Ich bin nicht mehr ich,
sondern eines dieser Atome, die sich um die Leere herum drehen, die alles ist.
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 87 u. 96f.
•
Sammelt alle eure Assoziationen zum Thema 'Tanz'. Notiert sie in einem MindMap. Alternativ könnt ihr
auch Collagen zu dem Thema anfertigen.
...
Party
Tanzschule
TANZ
...
•
•
•
•
Liebe
Lest euch den obigen Textauszug (bzw. den gesamten Abschnitt im Buch: S. 86-97) und die Infobox zum
Tanz als religiösem Phänomen (s.u.) durch. Welche Art von religiösem Tanz erleben Monsieur Ibrahim
und Momo? Wie kommt es, dass das beschriebene Tanzen einem religiösen Erlebnis und einem Gebet
gleichkommt? Ergänzt ggf. euer MindMap.
Momo sagt, er tanzt, wenn es ihm nicht gut geht. Welche Bedeutung spielt Tanz in eurem Leben? Habt ihr
selbst dabei schon gefühlt, was Momo beschreibt ("Ich bin nicht mehr ich...")?
Wie kann man dem Publikum im Theater die religiös erhebende Wirkung des Tanzens auf den Tanzenden
gut vermitteln? Überlegt euch Techniken, die helfen können, den Zuschauer mitfühlen zu lassen.
Wie haben euch die Tanzszenen im Theater gefallen? Waren sie befremdlich und unnatürlich? Oder
wurden auch die Zuschauer von dem Zauber des Tanzes erfasst?
Tanz als religiöses Phänomen findet sich bei allen Völkern und in allen Kulturen und gilt neben dem Opfer als wichtigste
Kulthandlung.
1. Außer der gemeinschaftsfördernden Bedeutung, die dem Tanz zukommt, wohnt ihm eine zauberhafte Wirkung inne, die auf
verschiedene Weise zum Ausdruck kommt.
2. Neben dem Zaubertanz gibt es den religiösen Tanz zu Ehren der Gottheit als Teil des Opferkultes. Im Alten Testament ist
Tanz Ausdruck von Dankbarkeit und Freude (1 Chr 15,29). Das frühe Christentum stand dem religiösen Tanz positiv gegenüber,
aber das Konzil von Toledo (589) verurteilte den Tanz als heidnisches Relikt und verbot ihn in der Liturgie. Erst seit dem
II. Vatikanum werden wieder religiöse Tänze im Rahmen des katholischen Gottesdienstes geduldet.
3. Schließlich hat der Tanz eine mystisch-ekstatische Bedeutung. Ziel der so erzeugten Ekstase ist die Lösung von der
irdischen Schwerkraft, so dass der Tanzende mit Geistern und Gottheiten Kontakt aufnehmen kann. Diese Art des Tanzes ist in
Mysterienkulten und bei den Derwischen verbreitet. Mystische Tendenzen werden auch im jüdischen Chas(s)idismus sichtbar, wo
Tanz als Ausdruck der Freude gilt und abzielt auf die Einigung mit Gott. In der mittelalterlichen christlichen Mystik wird vom "Tanz
der Seele" gesprochen; die Seele verbindet sich im Himmelstanz mit dem kosmischen Tanz der Gestirne. Diese Idee findet sich
auch in der islamischen Mystik.
nach Lexikon der Religionen (Freiburg, 21988), 'Tanz'
Ich aber drehte mich wie ein Verrückter.
Nein, in Wirklichkeit drehte ich mich, um weniger verrückt zu sein.
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 89
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
- 12 -
"If God is a DJ..."
P!NK, "God Is A DJ" (aus dem Album Try This, 2003): Songtext mit Übersetzung
I've been the girl with her skirt pulled high
Been the outcast never running with mascara eyes
Now I see the world as a candy store
With a cigarette smile, saying things you can't ignore
Like Mommy, I love you
Daddy, I hate you
Brother, I need you
Lover, hey f*** you
I can see everything here with my third eye
Like the blue in the sky
1
If God is a DJ
Life is a dance floor
Love is the rhythm
You are the music
If God is a DJ
Life is a dance floor
You get what you're given
It's all how you use it
10
5
15
I've been the girl, middle finger in the air
Unaffected by rumors, the truth – I don't care
So open your mouth and stick out your tongue
You might as well let go, you can't take back what you've done
So find a new lifestyle
A new reason to smile
Look for Nirvana
Under the strobe lights
Sequins and sex dreams
You whisper to me
There's no reason to cry
20
25
If God is a DJ
Life is a dance floor
Love is the rhythm
You are the music
If God is a DJ
Life is a dance floor
You get what you're given
It's all how you use it
30
35
You take what you get and you get what you give
I say don't run from yourself, man, that's no way to live
I've got a record in my bag, you should give it a spin
Lift your hands in the air so that life can begin
...
•
•
Wenn Gott ein DJ ist
Dann ist das Leben eine Tanzfläche
Liebe ist der Rhythmus
Du bist die Musik
Wenn Gott ein DJ ist
Dann ist das Leben eine Tanzfläche
Du kriegst, was man dir gibt
Es kommt nur darauf an, wie du es benutzt
Ich bin das Mädchen, Mittelfinger in der Luft
Unberührt von Gerüchten, Wahrheit – ist mir egal
Also mach deinen Mund auf und steck die Zunge raus
Oder lass los, du kannst nicht ungeschehen machen, was du getan hast
Also finde einen neuen Lebensstil
Einen neuen Grund zum Lächeln
Such das Nirwana
Unter den Discolichtern
Pailletten und Sexträumen
Flüsterst du mir zu
Es gibt keinen Grund zu weinen
Wenn Gott ein DJ ist
Dann ist das Leben eine Tanzfläche
Liebe ist der Rhythmus
Du bist die Musik
Wenn Gott ein DJ ist
Dann ist das Leben eine Tanzfläche
Du kriegst, was man dir gibt
Es kommt nur darauf an, wie du es benutzt
Du nimmst, was du kriegst, und du kriegst, was du gibst
Ich sage, renn nicht weg vor dir selbst, Mann, das ist doch kein Leben
Ich hab 'ne Platte in der Tasche, du solltest sie auflegen
Heb die Hände in die Höhe und das Leben kann losgehen
...
Hört euch das Lied "God is a DJ" von P!NK an und lest den Songtext. Was meint P!NK mit dem Refrain "If
God is a DJ..."? Versucht die Aussage zu verstehen, indem ihr Bildebene und Wirklichkeitsebene in ihren
Bezügen genau deutet. Was meint P!NK mit "You get what you're given / It's all how you use it"?
Wirklichkeitsebene:
Bildebene:
•
40
Ich war das Mädchen mit dem hochgezogenem Rock
Die Ausgestoßene, die nie mit Mascara-Augen herumrannte
Jetzt sehe ich die Welt als einen Süßigkeitenladen
Mit einem Zigarettenlächeln sage ich Dinge, die du nicht ignorieren kannst
Wie Mama, ich liebe dich
Papa, ich hasse dich
Bruder, ich brauche dich
Liebhaber, hey f*** dich
Ich sehe alles hier mit meinem dritten Auge
Wie das Blaue im Himmel
God
DJ
life
dance floor
love
rhythm
you
music
Versucht den Inhalt des Liedes auf die Geschichte Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran zu
beziehen. Ihr könntet z.B. Zeilen des Liedes herausgreifen und erklären, inwiefern die Aussage euch an
die Geschichte erinnert (an welche Figur, welche Szene, welchen Gedanken usw.). Ihr könnt den Liedtext
auch zeilenweise zerschneiden, jeden eine Zeile ziehen und entsprechend kommentieren lassen.
"I've been the girl..." (Z. 1): Schreibt ein entsprechendes Lied für Momo und/oder Monsieur Ibrahim und
erzählt darin deren Geschichte und Lebenshaltung.
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
- 13 -
"Ich weiß nur, was in meinem Koran steht."
In Monsieur Ibrahim findet Momo nicht nur einen guten Freund und später einen Vater, sondern auch einen
weisen Mann, der nie um einen klugen Rat verlegen ist. Mit Hilfe seiner Lebensweisheiten versteht und
meistert Momo das Leben besser und wird mehr und mehr selbstständig und erwachsen. Am Schluss ist er
"der Araber an der Ecke". Hier sind eine Reihe solcher Lebensweisheiten des Monsieur Ibrahim, in der
Reihenfolge ihres Vorkommens (Buchseite in Klammern):
Es ist das Lächeln, das glücklich macht. (S. 30)
Ich weiß gar nichts. Ich weiß nur, was in meinem Koran steht. (S. 38)
Das Paradies steht für alle offen. (S. 39)
Drücken dich die Schuhe, wechsle sie. (S. 49)
Will man etwas lernen, greift man nicht zum Buch. Man sucht sich Leute, mit denen man reden kann. Ich
glaube nicht an Bücher. (...) Weißt du, Momo, dem Menschen, dem nicht Gott direkt das Leben offenbart hat,
dem wird es auch kein Buch offenbaren. (S. 54 u. 56)
Die Schönheit, Momo, ist überall. (S. 56)
Was du verschenkst, Momo, bleibt immer dein Eigen; was du behältst, ist für immer verloren! (S. 57)
Momo, keine Antwort ist auch eine Antwort. (S. 58)
Ein Nein haben wir bereits eingesteckt, Momo. Also müssen wir uns jetzt um ein Ja bemühen. (S. 73f.)
Die Langsamkeit, sie ist das Geheimnis des Glücks. (S. 83)
'Das Herz eines Menschen ist wie ein Vogel, eingesperrt in den Käfig des Körpers.' (S. 86)
Wenn du Freunde haben willst, dann sei nicht so zapplig. (S. 89)
Für einen normalen Mann, ich meine einen Mann wie dich und mich – nicht einen Alain Delon oder Marlon
Brando –, ist die eigene Schönheit einzig die, die er in der Frau erkennt. (S. 90)
Alle Arme des einen Flusses münden im gleichen Meer. Im einzigen Meer. (S. 93)
Ich habe keine Angst, Momo. Ich weiß, was in meinem Koran steht. (S. 94)
Ich sterbe nicht, Momo. Ich geh nur ein in die Unendlichkeit. (S. 95)
Deine Intelligenz steckt in deinem Knöchel, und dein Knöchel kann sehr tief denken. (S. 97)
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•
Lest euch die Lebensweisheiten des Monsieur Ibrahim durch und wählt euch jeder einen Spruch aus, der
euch besonders gut gefällt. Setzt euch im Stuhlkreis hin, nennt im Kreis jeder euren Lieblingsspruch und
erklärt, warum er euch gut gefällt; versucht euch dabei auch den Zusammenhang in der Geschichte zu
vergegenwärtigen (möglichst mit Hilfe des Buches) und überlegt, inwiefern der Spruch Momo helfen kann.
Lest die Beurteilung der Lebensweisheiten in der Filmversion durch (s.u.: Kasten). Was denkt ihr über
Ibrahims Weisheiten? Sind sie falsch? Beliebig? Glaubwürdig? Hilfreich? Was meint er damit, dass er
wisse, was in seinem Koran steht? Erklärt, was ihr von seinen Ratschlägen und seiner Haltung denkt.
Sammelt weitere Weisheiten (Sprichwörter, Redensarten, religiöse Gebote, u.ä.), die Momo eine Hilfe sein
können. Stellt sie euch vor, erklärt ihre Bedeutung für Momos Leben und sammelt sie auf einem Plakat.
Kennt ihr jemanden, der ähnlich wie Monsieur Ibrahim Lebensweisheiten in sozusagen jeder Situation zu
bieten hat? Lebt ihr selbst nach gewissen Lebensweisheiten?
Lest euch das Ende im Buch durch: Momo wird zum Nachfolger von Monsieur Ibrahim. Erfindet eine
Szene, in der Momo nun als Erwachsener seinerseits einem deprimierten Jungen aus der Nachbarschaft
Ratschläge erteilt. Schreibt die Szene auf, als Anhang an die Geschichte, wie sie vorgegeben ist.
Nach Ibrahim ist jedes Leben – und sei es noch so trist – mit Freude zu füllen, der Schlüssel zum Glück geht über Selbstvertrauen
und über das menschliche Lächeln. Mit einem Lächeln, das erfährt Momo, ist alles im Leben etwas einfacher und sind auch schwere
Zeiten besser zu meistern. Sicherlich kann man Ibrahims Lebensweisheiten nicht als falsch degradieren, man mag aber eine
gewisse Beliebigkeit an ihnen kritisieren. "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" ist ein kleiner, amüsanter und zuweilen auch
nachdenklicher Film, der zu Toleranz, Großzügigkeit und vor allem zu einer optimistischen Lebenseinstellung aufruft.
www.filmstarts.de/kritiken/monsieur%20ibrahim%20und%20die%20blumen%20des%20koran.html (Ulf Lepelmeier)
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
- 14 -
"Je sais juste ce qu'il y a dans mon Coran."
Momo ne trouve pas seulement de bon ami et plus tard de père en monsieur Ibrahim, mais aussi un homme
sage qui ne manque jamais de conseils. A l'aide de sa sagesse Momo ne peut que mieux comprendre la vie et
y réussir, il l'aide aussi á devenir adulte et indépendant. A la fin il est "l'Arabe du coin". Vous trouverez ci-joint
quelques-uns des conseils de monsieur Ibrahim (dans l'ordre chronologique):
C'est sourire, qui rend heureux. (p. 22)
Moi, je ne sais rien. Je sais juste ce qu'il y a dans mon Coran. (p. 28)
Le Paradis est ouvert à tous. (p. 29)
Si des chaussures te blessent, tu les changes. (p. 36)
Lorsqu'on veut apprendre quelque chose, on ne prend pas un livre. On parle avec quelqu'un. Je ne crois pas
aux livres. (...)Tu sais, Momo, l'homme à qui Dieu n'a pas révélé la vie directement, ce n'est pas un livre qui la
lui révélera. (p. 40 et p. 41)
La beauté, Momo, elle est partout. (p. 41)
Ce que tu donnes, Momo, c'est à toi pour toujours; ce que tu gardes, c'est perdu à jamais! (p. 42)
Momo, pas de réponse, c'est une réponse. (p. 42)
Le non, on l'a déjà dans notre poche, Momo. Le oui, il nous reste à l'obtenir. (p. 54)
La lenteur, c'est ça, le secret du bonheur. (p. 61)
'Le cœur de l'homme est comme un oiseau enfermé dans la cage du corps.' (p. 64)
Si tu veux avoir des amis, faut pas bouger. (p. 66)
Pour un homme normal, je veux dire un homme comme toi et moi – pas Alain Delon ou Marlon Brando, non –,
ta beauté, c'est celle que tu trouves à la femme. (p. 67)
Toutes les branches du fleuve se jettent dans la même mer. La mer unique. (p. 69)
Moi, je n'ai pas peur, Momo. Je sais ce qu'il y a dans mon Coran. (p. 69)
Je ne meurs pas, Momo, je vais rejoindre l'immense. (p. 70)
Ton intelligence est dans ta cheville et ta cheville a une façon de penser très profonde. (p. 72)
•
Lisez les conseils de monsieur Ibrahim et en choisissez celui qui vous plaît le plus. Installez-vous dans un
cercle de chaises, présentez votre diction favori et expliquez votre décision aux autres. Essayez de vous
souvenir du contexte et réfléchissez si (et comment) ce conseil aura pu aider Momo.
•
Quelques critiques ont dit que les conseils de monsieur Ibrahim sont trop vagues. Qu'en pensez-vous?
Les conseils, sont-ils faux? Ou plutôt crédibles? Ou plutôt utiles? De quoi (exactement) parle-t-il quand il
dit qu'il sait ce qu'il y a dans son Coran? Expliquez ce que vous pensez de ses conseils et de toute son
attitude.
•
Collectionnez d'autres conseils (proverbes, expressions, commandements religieux…) qui pourraient aider
Momo. Présentez-les aux autres et expliquez leur importance pour la vie de Momo pour les documenter
après sur une affiche.
•
Connaissez-vous quelqu'un qui – comme monsieur Ibrahim – peut toujours offrir un conseil dans n'importe
quelle situation? Y a-t-il dans votre vie personelle des conseils ou une idée que vous suivez?
•
A la fin de l'histoire Momo devient le successeur de monsieur Ibrahim. Inventez une scène dans laquelle
Momo – adulte maintenant – aide un garçon déprimé de chez lui. Ajoutez-la à la fin de l’histoire.
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
- 15 -
Sourire – l'arme absolue
Le sourire est un don qui fait partie de l’homme, qui naît du contentement, de la joie et de la sympathie. Momo
y fait sa connaissance comme "arme absolue" à l’aide de laquelle il réussit à conquérir les gens – à part son
père…
– Pourquoi est-ce que tu ne souris jamais, Momo?
me demanda monsieur Ibrahim.
Ça, c'était un vrai coup de poing, cette question, un
coup de vache, je n'étais pas préparé.
(...)
– Poli, c'est bien. Aimable, c'est mieux. Essaie de
sourire, tu verras.
Bon, après tout, demandé gentiment comme ça,
par monsieur Ibrahim, qui me refile en douce une
boîte de choucroute garnie qualité supérieure, ça
s'essaie …
Le lendemain, je me comporte vraiment comme un
malade qu'aurait été piqué pendant la nuit: je souris à
tout le monde.
– Non, madame, j'm'excuse, je n'ai pas compris
mon exercise de maths.
Vlan: sourire!
– J'ai pas pu le faire!
– Eh bien, Moïse, je vais te le réexpliquer.
Du jamais-vu. Pas d'engueulade, pas d'avertissement. Rien.
À la cantine ...
– J'pourrais en avoir encore un peu, d'la crème de
marron?
Vlan: sourire!
– Oui, avec du fromage blanc …
Et je l'obtiens.
À la gym, je reconnais que j'ai oublié mes
chaussures de tennis.
Vlan: sourire!
– Mais elles étaient en train de sécher, m'sieur …
Le prof, il rit et me tapote l'épaule.
C'est l'ivresse. Plus rien ne me résiste. Monsieur
Ibrahim m'a donné l'arme absolue. Je mitraille le
monde entier avec mon sourire. On ne me traite plus
comme un cafard.
En rentrant du collège, je file rue de Paradis. Je
demande à la plus belle des putes, une grande Noire
qui m'a toujours refusé:
– Hé!
Vlan: sourire!
– On monte?
– Tu as seize ans?
– Bien sûr que j'ai seize ans, depuis le temps!
Vlan: sourire!
On monte. (...)
Le soir, lorsque mon père rentre, je l'aide à retirer
son manteau comme d'habitude et je me glisse
devant lui, dans la lumière, pour être sûr qu'il me voit.
– Le repas est prêt.
Vlan: sourire!
Il me regarde avec étonnement.
Je continue à sourire. C'est fatigant, en fin de
journée, mais je tiens le coup.
– Toi, tu as fait une connerie.
Là, le sourire disparaît.
Mais je ne désespère pas.
Au dessert, je ressaie.
Vlan: sourire!
Il me dévisage avec malaise.
– Approche-toi, me dit-il.
Je sens que mon sourire est en train de gagner.
Hop, une nouvelle victime. Je m'approche. Peut-être
veut-il m'embrasser? Il m'a dit une fois que Popol, lui,
il aimait bien l'embrasser, que c'était un garçon très
câlin. Peut-être que Popol, il avait compris le truc du
sourire dès sa naissance? Ou alors que ma mère
avait eu le temps de lui apprendre, à Popol.
Je suis près de mon père, contre son épaule. Ses
cils battent dans ses yeux. Moi je souris à me
déchirer la bouche.
– Il va falloir te mettre un appareil. Je n'avais
jamais remarqué que tu avais les dents en avant.
Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran, p. 21-26
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Examinez le texte en regardant les humeurs différentes et marquez-les avec de différentes couleurs.
Pratiquez la lecture du texte (à deux) en essayant de traduire l’humeur de Momo et la réaction des autres
personnages. Lisez le texte à haute voix devant la classe.
Comment expliquez-vous la réaction du père de Momo vis-à-vis de cette "arme absolue"?
Quelles sont vos expériences personnelles avec le sourire? Est-ce que vous vous en servez? Dans
quelles situations? Quelles sont les réactions des autres? Y a-t-il des sourires qui ont l’air faux? Parlez de
vos expériences.
Faites comme Momo: Testez pendant toute une journée l’efficacité du sourire. Parlez de vos expériences.
Grâce à l'intervention de monsieur Ibrahim, le monde des adultes s'était fissuré,
il n'offrait pas le même mur uniforme contre lequel je me cognais, une main se tendait à travers une fente.
Monsieur Ibrahim et les fleurs du Coran, p. 16
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
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"Ich glaube nicht an Bücher."
Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran, S. 54
Im Folgenden finden sich eine Reihe von Kundenrezensionen zu Eric-Emmanuel Schmitts Buch Monsieur
Ibrahim und die Blumen des Koran von der Website des Internetbuchhandels Amazon.de:
Sehr packend, tut gut!
Die Geschichte des jüdischen Jungen Moses, genannt Momo, und des Kolonialwarenhändlers und Muslims Monsieur
Ibrahim hat mich sehr berührt. Der Autor unternimmt einen eigenwilligen Versuch der Versöhnung zwischen den
Religionen (...). In diesem Büchlein findet sich nichts Spektakuläres, keine plötzliche Erkenntnis, sondern eine
geradlinige Entwicklung zum Ich, ausgelöst und unterstützt durch die Orientierung zum Du hin. Ausschmückungen
fehlen, um den Leser nicht von den Kerngedanken des Bändchens abzulenken. (...) (Luke Emrich aus Norken,
18.12.2004)
Manchmal sind die Dinge nicht so, wie sie scheinen!
Der eine klaut Konservendosen im Kolonialwarengeschäft um die Ecke, der andere wird Araber genannt. Aber die
Dinge sind nicht so, wie sie scheinen, und es zeigt sich, dass gerade diese Menschen ein sehr grosses Herz besitzen.
Ja sie verstehen es, das Leben mit einem Lächeln zu meistern und dadurch Glück und Liebe zu erfahren. Kurz: Eine
wunderbar erzählte Geschichte! (Stefan Buchli aus Turbenthal in der Schweiz, 26.11.2004)
Da weint der Sufi!
Die Begeisterung für dieses Buch ist mir unverständlich. Eine verlogene Geschichte, Plattheiten mit "philosophischem"
Anstrich und klebriger Zuckerguss über einer komplizierten Wirklichkeit. (Rezensent aus Deutschland, 20.08.2004)
Eine fröhliche Parabel über Toleranz und Glück
Nur 100 mager bedruckte Seiten, aber die Geschichte eines jüdisches Jungen und seines Freundes Monsieur Ibrahim,
Kramladenbesitzer im jüdischen Viertel von Paris, liefert – Freude. Weil sie so gut und stringent erzählt ist. Weil die
Parabel, obwohl sie schnell zu durchschauen ist, so schöne Haken zwischen Verzweiflung und Freude schlägt. Weil
sie vom Lächeln handelt und von der Toleranz zwischen den Religionen, von Straßenstrich und Diebstahl, von Tagen
am Meer und dem Tanz mit Sufi-Mönchen.
"Ibrahim und die Blumen des Koran" gehört zu den Büchern, die man nur einmal lesen muss: Sie brennt sich ins
Gedächtnis, auf ganz sanfte Art, und steht dort für all jene Tage zur Verfügung, an denen man die Welt widerwärtig
findet. Als Heilmittel gegen schwarzen Frust. Kindisch? Mag sein, aber dann ist auch "Der kleine Prinz" von SaintExupery kindisch, und das will doch wohl niemand behaupten... (Anne von Blomberg aus Hamburg, 09.07.2003)
Kleine Kostbarkeit
Was für ein wunderschönes kleines großes Buch! Moses hat einen Freund, den "Araber", der ihm das ersetzt, was
sein wortkarger und depressiver Vater nicht geben kann. Ihre oft kurzen Gespräche sind gehaltvoller als manche
Monologe sogenannter Großer. Das Wiedersehen mit der Mutter nach all den Jahren... hat ein anderer Autor es je so
beschrieben? Dieses Büchlein ist eine kleine Kostbarkeit, die in jeden Bücherschrank gehört. (mfreihoefer aus Bad
Zwischenahn, 13.05.2003)
Naive Geschichte ohne Tiefgang
Ach, was sind wir Deutschen doch empfänglich für Geschichten à la Kleiner Prinz! Hauptsache, es stehen ein paar
scheinbare Weisheiten drin. Bei Monsieur Ibrahim ist es die Erkenntnis, dass man das Lachen nicht vergessen sollte.
Leider trägt dieses Buch nicht gerade dazu bei, dieses Ziel zu erreichen, denn der Autor gefällt sich in seiner Rolle als
Weltverbesserer. Dabei serviert er nur schmale Kost, pseudo-philosophisch, ohne großen Tiefgang, dafür recht banal
und einfältig. Gelesen hat man's in einer Stunde, vergessen in fünf Minuten – Zeitverschwendung! (Frank Heckert aus
Wiesbaden, 07.05.2003)
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Lest euch die Kundenrezensionen durch. Welche entspricht am ehesten eurer Meinung? Inwiefern?
Welche Meinungen teilt ihr gar nicht?
Stellt euch vor, ihr wäret der Autor Eric-Emmanuel Schmitt, hättet soeben diese Kritiken gelesen und
wolltet sogleich eure eigene, ausführliche Stellungnahme dazu setzen. Schreibt jeder eine solche
Stellungnahme, lest sie euch gegenseitig vor und vergleicht sie.
Wie gefällt euch die Theaterinszenierung der Geschichte? Inwiefern ist es gelungen, das Buch
überzeugend in ein Schauspiel zu verwandeln? Was wurde in der Dramatisierung verändert? Wo seht ihr
die Stärken, wo Schwächen der Inszenierung? Was würdet ihr anders machen?
Schreibt eure eigenen Rezensionen des Buches und setzt sie online (z.B. bei Amazon.de). Oder schreibt
einen Brief an den Autor. Oder verfasst eine Theaterkritik zur Inszenierung des Stückes und stellt sie unter
www.jt-bonn.de ins Gästebuch des Jungen Theaters Bonn.
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
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Monsieur Schmitt und seine Bücher
Eric-Emmanuel Schmitts Bücher erfreuen sich auch beim deutschen Publikum besonders großer Beliebtheit.
Nach Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran (2001) folgten u.a. Oskar und die Dame in Rosa (2002)
sowie jüngst Das Kind von Noah (2004). Diese drei Bücher weisen in mancher Hinsicht Ähnlichkeiten auf, sind
andererseits aber auch sehr verschieden.
• Eine Schülergruppe könnte sich Oskar und die Dame in Rosa vornehmen, eine andere Das Kind von
Noah, und sie könnten die Bücher in der Klasse vorstellen: knapper Handlungsabriss, Hauptfiguren und
ihre Beziehungen sowie Ähnlichkeiten und Unterschiede zu Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran.
• Die Klasse könnte dann abstimmen, welches der Bücher als Lektüre behandelt und genauer mit Monsieur
Ibrahim und die Blumen des Koran verglichen werden soll.
• Im Rahmen der Besprechung des ausgewählten Buches könnte die Klasse in arbeitsteiliger Gruppenarbeit
auch Ideen für eine Bühnenfassung sammeln, diese ausarbeiten und ausgewählte Szenen aufführen.
JTB: Didaktisches Begleitmaterial zu 'Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran'
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Interview mit Intendant und Bühnenautor Moritz Seibert
Moritz Seibert ist 1967 in Berlin geboren. Nach seinem Studium an der
Filmakademie Baden-Württemberg arbeitete er als Drehbuchautor und
Regisseur mehrerer Spiel- und Fernsehfilme. Seit 2001 leitet er das
Junge Theater Bonn. Die Bühnenfassungen der JTB-Uraufführungen Auf
Wiedersehen Kinder (1991), Jan, mein Freund (2000), Crazy (2002), Der
König der Kinder (2003) und nun Monsieur Ibrahim und die Blumen des
Koran (2005) hat er gemeinsam mit Marco Dott geschrieben und teilweise auch inszeniert.
Was fasziniert Sie an der Geschichte Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran? Welcher Moment in
der Geschichte geht Ihnen selbst am nächsten?
Es ist weniger ein einzelner Moment, eher ein Motiv oder
ein Thema der Geschichte: Dieser Junge, Momo, der
aufgrund des Verlusts der Mutter und später des Vaters
ernsthaft daran zweifelt, ob überhaupt irgend ein Mensch
in der Lage sein kann, ihn zu lieben, und der dann in
Monsieur Ibrahim nicht nur einen guten Freund findet,
sondern sogar einen Vater.
Momo erlebt enorm viel im Verlauf des Stücks. Wie
gelingt es ihm, mit alldem klar zu kommen? Was wäre
ohne Monsieur Ibrahim aus ihm geworden?
Momo ist sehr stark. Auch bevor er Freundschaft mit
Monsieur Ibrahim schließt, nimmt er seine Probleme aktiv
in die Hand und versucht, sich nicht unterkriegen zu lassen. Dass ihm dann Monsieur Ibrahim begegnet, ist sicher
der große Glücksfall seines Lebens, soweit wir es aus der
Erzählung kennen. Ich glaube aber, dass Momo auch
ohne diesen Glücksfall irgendwie seinen Weg gefunden
hätte, wahrscheinlich mit wesentlich mehr Komplikationen
und Umwegen.
Bietet die Figur des Momo genügend Ansatzpunkte
für die Identifikation jugendlicher Zuschauer mit ihr?
Momo hat die selben Probleme, die fast alle Jugendlichen
in seinem Alter haben, in sehr zugespitzter Form. Auch
wenn die meisten Jugendlichen nicht unter so schwierigen
Bedingungen aufwachsen wie er, können sie seine
Schwierigkeiten und Nöte gut nachvollziehen. Und sie
können mit ihm erleben, wie er diese Schwierigkeiten
langsam in den Griff bekommt und aktiv seine Probleme
zu lösen versucht.
Warum muss Monsieur Ibrahim am Ende sterben?
Gab es für die Bühnenfassung einen alternativen
Handlungsentwurf?
Nein, wir haben nie überlegt, so weitgehend in das Werk
von Eric-Emmanuel Schmitt einzugreifen. Diese Frage hat
sich uns gar nicht gestellt.
Der islamische Glaube des Monsieur Ibrahim kommt
in dem Stück sehr gut weg – das Judentum des Vaters
wirkt sehr deprimierend. Sehen Sie darin ein Problem?
Momos Vater ist ja nicht wegen seines jüdischen Glaubens so, wie er ist, sondern wegen der Verbrechen, die
Nazi-Deutschland den Juden und auch seiner Familie
angetan hat. Die Folgen dieser Verbrechen auch für die,
die nicht selbst umgebracht wurden, werden in dieser
Figur sehr deutlich. Und Monsieur Ibrahim ist ja auch alles
andere als ein exemplarischer Moslem. Ich sehe darin
kein Problem, weil die Geschichte und das Theaterstück
nicht versuchen, diese Religionen zu vergleichen. Und die
Identifikationsfigur für das Publikum ist jedenfalls der
jüdische Junge, der eine ausgesprochen sympathische
und überhaupt nicht depressive Figur ist. Die Geschichte
würde ganz ähnlich auch mit umgekehrt verteilten Religionen funktionieren. Menschen wie Monsieur Ibrahim können Christen, Juden, Moslems sein und Menschen wie
Momos Vater auch.
Sie inszenieren Monsieur Ibrahim und die Blumen des
Koran am JTB mit jugendlichen und erwachsenen
Schauspielern. Was sind die Vorzüge einer solchen
Inszenierung? Wo liegen Schwierigkeiten?
Wenn in einer Geschichte jugendliche Hauptfiguren vorkommen, versuchen wir immer, diese auch mit Jugendlichen zu besetzen. Das schafft eine besondere Authentizität der Figuren, die ein (eigentlich viel zu alter) Profischauspieler so nie hinbekommt. Andererseits hat ein
ausgebildeter Schauspieler natürlich viel mehr Handwerkszeug. Daher müssen wir mit den Jugendlichen intensiver und kleinschrittiger proben und brauchen für eine
solche Inszenierung mehr Zeit.
Welche Szenen stellten sich bei den Proben als besonders schwierig heraus? Inwiefern?
Die Figur Momo wird in dem Stück mehrfach in sehr extreme emotionale Situationen gebracht. Diese Emotionen
darzustellen, erfordert von den Schauspielern großen Mut.
Die beiden Jungen (Gerrit Klein und Roman Hütter), die
die Rolle des Momo spielen, haben diese Herausforderung aber sehr engagiert angenommen und haben den
nötigen Mut, solche Situationen zu spielen, bewiesen.
Was sollen die Zuschauer von Monsieur Ibrahim und
die Blumen des Koran mit nach Hause nehmen?
Dass es sich lohnt zu leben, egal wie schwierig die Umstände sind, und dass man die besten und wertvollsten
Momente und Begegnungen im Leben verpasst, wenn
man sich von seinen Vorurteilen leiten lässt.
Vielen Dank für das Interview.
Junges Theater Bonn
Hermannstraße 50
53225 Bonn
Tel. 0228-463672
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