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Montag, 2. Juni 2014 / Nr. 126 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 28 Montag, 2. Juni 2014 / Nr. 126 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz Brasilien GRuppe a Die SPiele 12. Juni, 22:00 brasilien – kroaTien 13. Juni, 18:00 mexiko – kamerun 29 Einwohner: 201 Millionen Weltrangliste: 6 WM-Teilnahmen: 20 WM-Titel: 5 Gründung Verband: 1914 Fifa-Beitritt: 1923 Lizenzierte Fussballer: 2 141 733 Die BesonDerheit Ganz klar, die WM in Brasilien ist irgendwie auch die WM von Pelé. Dass weiss die Fussball-Ikone auch kommerziell für sich zu nutzen: Aus den Haaren von Pelé wurden 1283 Diamanten hergestellt. Exakt die Zahl an Toren, die er in seiner Karriere offiziell erzielt hat. Kostenfaktor: gut 6600 Franken. Das Stück. Ziemlich exquisiter Fan-Artikel. Zeit, um das Trauma zu bewältigen Das KaDer Torhüter: Júlio César (34/Toronto), Jefferson (31/ Botafogo), Victor (31/Atletico Mineiro). Abwehr: Dante (30/Bayern München), David Luiz (27/Chelsea), Henrique (27/Napoli), Thiago Silva (29/ Paris St-Germain), Maicon (33/AS Rom), Marcelo (26/ Real Madrid), Maxwell (32/Paris St-Germain), Daniel Alves (31/Barcelona). Mittelfeld: Fernandinho (29/Manchester City), Hernanes (29/Inter Mailand), Luiz Gustavo (26/VfL Wolfsburg), Oscar (22/Chelsea), Paulinho (25/Tottenham), Ramires (27/Chelsea), Willian (25/Chelsea). FuSSball Brasilien ist Rekord-Weltmeister. Die fünf Titel haben das Land stolz gemacht, aber das Trauma des verpassten Heimerfolgs 1950 nicht verdrängen können. 64 Jahre später gibt es die Chance auf Wiedergutmachung. Angriff: Bernard (21/Schachtjar Donetsk), Fred (30/ Fluminense), Hulk (27/Zenit St. Petersburg), Jô (27/ Atletico Mineiro), Neymar (22/Barcelona). Trainer: Luiz Felipe Scolari (Br). BenJamin miLTneR sport@luzernerzeitung.ch 17. Juni, 21:00 brasilien – mexiko 19. Juni, 00:00 kamerun – kroaTien 23. Juni, 22:00 kamerun – brasilien kroaTien – mexiko Der TiPP von Tomislav Puljic «Für mich ist Brasilien nicht nur der Gruppenfavorit, sondern auch der heisseste Titelkandidat. Der Gastgeber wird die Gruppe A als Erster beschliessen, vor Kroatien, Mexiko und Kamerun. Entscheidend für Kroatien sind die beiden Partien gegen Mexiko und Kamerun. Mexiko wird zwar in Brasilien – wie alle südamerikanischen Teams – wegen des Klimas Vorteile haben gegenüber Kroatien, doch mein Heimatland besitzt die besseren Spieler und hat seit Jahren einen starken Zusammenhalt. Das Mittelfeld mit Modric, Rakitic und Kovacic ist eines der besten der Welt. Modric ist für mich gar der weltbeste Mittelfeldspieler. Trainer Kovac vermittelt der Mannschaft zudem auch viel deutsche Winner-Mentalität aus seiner Wahlheimat.» Tomislav Puljic (31) spielte bis zum Ende der letzten Saison als Verteidiger beim FC Luzern. Morgen In der morgigen Ausgabe unserer Zeitung werden wir die Gruppe B vorstellen – und erzählen, was Andres Iniesta dazu sagt, wenn der WM-Titelverteidiger Spanien als alt und nicht mehr hungrig genug dargestellt wird. W enn man sich in Brasilien unbeliebt machen will, gibt es einen einfachen Weg. Ein einziges Wort reicht dafür: Maracanaço. Das bedeutet frei übersetzt: «Der Schock von Maracanã». Es ist das Synonym für das entscheidende Spiel der Weltmeisterschaft 1950 – und hat das Potenzial, in Brasilien ganze Tanz-Bars erst in bedächtiges Schweigen und dann in emotionale Diskussionen zu reissen. Das 1:2 gegen Uruguay ist für Brasilien, die FussballNation schlechthin, mehr als nur eine Niederlage. Eher ein kollektives Schockerlebnis. Ein Trauma. Dabei war damals alles angerichtet für die grösste Sause, die das Land je gesehen hat. Über 170 000 Zuschauer im Maracanã-Stadion, improvisierter Karneval in den Strassen Rios, Triumph-Schlagzeilen in den voreilig gefertigten Zeitungen. Brasilien führte 1:0, war auf TitelKurs – bis die eiskalten Uruguayer mit zwei Toren das Spiel drehten. Ein Verbrechen gegen das brasilianische Volk. Einen ähnlichen Effekt hätte wohl nur das gleichzeitige Verbot von Samba, Lambada und Capoeira auslösen können. Kurzum: Maracanaço war ein einschneidendes Ereignis. Natürlich, später hat die Seleção noch viele tolle Momente erlebt. Die fünf Siege von 1958, 1962, 1970, 1994 und 2002 haben Brasilien zum Rekord-Weltmeister gemacht und der fussballverrückten Nation den Stolz zurückgegeben – aber das Trauma von 1950 nicht verbannen können. 64 Jahre später richtet Brasilien erneut eine Heim-WM aus – und bekommt seine zweite Chance. Endlich. Mehr Kompetenz geht nicht Dementsprechend gross ist der Druck. Die Vorstellung des WM-Kaders Anfang Mai gab schon mal einen Vorgeschmack auf das, was die Mannschaft erwarten wird in diesen Wochen. Mehr als 700 Journalisten in Rio und ein Grossteil der Brasilianer vor dem TV- und Radiogeräten warteten gebannt auf die Verkündung der 23 Auserwählten. Glasklar: Bis zum Final am 13. Juli herrscht in Brasilien Ausnahmezustand. Felipe Scolari weiss das, Brasiliens Trainer kennt den Druck zumindest schon in groben Zügen. Sich für jeden Schritt, jede Entscheidung, jedes Ergebnis vor fast 200 Millionen Landsleuten zu rechtfertigen. Die nationale Bürde, Damit Brasilien im eigenen Land Weltmeister werden kann, muss er ganz gross aufspielen: Neymar. Getty/Alexander Hassenstein siegen zu müssen. Schon einmal hat er all dem standgehalten. Bei der WM 2002 in Japan und Südkorea führte Scolari die Seleção zum Titel. Seitdem wird er nur noch «Felipão» genannt, grosser Felipe. Um ganz auf Nummer sicher zu gehen, hat der brasilianische Verband ihm noch Carlos Alberto Parreira (Weltmeister-Coach 1994) als technischen KroaTien Das Pony gibT Den TakT vor bm. Mit Kroatien steht Brasilien im WM-Auftaktspiel gleich vor einem echten Prüfstein. Die Mannschaft vom Balkan wird allseits gelobt, von einigen Experten sogar als Geheimfavorit eingeschätzt. Das liegt vor allem an Luka Modric (28). Der Kroate galt lange als eines der begehrtesten Talente Europas, wurde früh mit Hollands Legende Johan Cruyff verglichen und ging nach Tottenham. In England kürte ihn TrainerLegende Sir Alex Ferguson zum besten Mittelfeldspieler der Premier League. Im Sommer 2012 hatte der Spielmacher genug von der Insel. Er bestreikte das Training seines Clubs und forcierte so seinen Wechsel zu Real Madrid. Eine fragwürdige, aber erfolgreiche Methode – und für Modrics Karriere kein Fehler. Modric sorgt für ordnung Denn in seiner zweiten Saison in Madrid ist Modric zum Schlüsselspieler gereift. Er bestimmt Reals Takt, nicht etwa Cristiano Ronaldo oder Gareth Bale. «Modric entscheidet, wie wir spielen», bestätigt Ronaldo. Kaum einer liest, lenkt und leitet ein Spiel so feinfühlig wie «el pony», das Pony. So nennen ihn seine Team-Kollegen – der wallenden Haare wegen. Wenn das Spiel einzuschlafen droht, erhöht Modric das Tempo. Nehmen Fehlpässe überhand, hält er den Ball länger und sorgt für Ordnung. Diese Fähigkeit hebt ihn von vielen anderen ab – und war auch ein Grund, weshalb Real im Sommer Mesut Özil zu Arsenal London ziehen liess. In der Nationalelf bildet Modric zusammen mit dem Ex-Basler Ivan Rakitic die Schaltzentrale im Mittelfeld. Vielleicht auch bald in Madrid: Rakitic soll nach einer überragenden Saison mit Euro-League-Sieger FC Sevilla ganz oben auf Reals Einkaufzettel stehen. Kroatien Einwohner: 4,4 Millionen Weltrangliste: 20 WM-Teilnahmen: 4 Gründung Verband: 1912 Fifa-Beitritt: 1941 (Jugoslawien), 1992 (Kroatien) Lizenzierte Fussballer: 109 799 Die BesonDerheit Kroatien hat einen zweiten Namen: das «Land der 1000 Inseln». Das ist wahrlich keine Übertreibung. Es sind offiziell sogar 1244 Inseln, Eilande und Felsen, die sich vor der Adria im Mittelmeer reihen. Bewohnt sind davon nur etwa 70. Wer also auf Urlaub à la Robinson Crusoe steht, wird hier garantiert fündig. Das KaDer Torhüter: Stipe Pletikosa (35/Rostow), Danijel Subasic (29/Monaco), Oliver Zelenika (21/Dinamo Zagreb). Abwehr: Darijo Srna (32/Schachtjor Donezk), Dejan Lovren (24/Southampton), Vedran Corluka (28/ Lokomotive Moskau), Gordon Schildenfeld (29/ Panathinaikos Athen), Danijel Pranjic (32/Panathinaikos Athen), Domagoj Vida (25/Dynamo Kiew), Sime Vrsaljko (22/Genoa). Mittelfeld: Luka Modric (28/Real Madrid), Ivan Rakitic (26/FC Sevilla), Ognjen Vukojevic (30/Dynamo Kiew), Mateo Kovacic (20/Inter Mailand), Marcelo Brozovic (21/Dinamo Zagreb), Ivan Mocinic (21/ Rijeka), Sammir (27/Getafe). Angriff: Mario Mandzukic (28/Bayern München), Ivica Olic (34/VfL Wolfsburg), Eduardo (31/Schachtjor Donezk), Nikica Jelavic (28/Hull City), Ante Rebic (30/Fiorentina), Ivan Perisic (25/VfL Wolfsburg). Trainer: Niko Kovac (Kro). Direktor an die Seite gestellt. Die beiden Trainer der vergangenen zwei WM-Titel – mehr Kompetenz geht nicht. Scolaris 4-Punkte-Plan Vor allem Scolari empfindet die Mission nicht als Last. Eher als Glücksfall. Er weiss: Mit einem zweiten WM-Titel würde er sich als Trainer unsterblich machen. Dennoch wirkt «Felipão» entspannt. «Es bringt nichts, in Hektik zu verfallen», sagt er. «Was wir brauchen, ist eine Idee und ein Konzept – das haben wir.» Und das sieht so aus: " Verantwortung verteilen. Schon kurz nach seinem Amtsantritt im November 2012 hat Scolari vier Häuptlinge ernannt: Die Innenverteidiger David Luiz und Thiago Silva, Torhüter Julio Cesar und Stürmer Fred. Einer befindet sich ganz bewusst nicht darunter: Neymar. Auf den 21-jährigen Offensivkünstler sind sowieso schon alle Augen gerichtet, Neymar soll der Superstar des Turniers werden. Vergleiche mit Pelé sind keine Seltenheit, lassen ihn aber scheinbar kalt: «Er ist der König des Fussballs. Ich MexiKo Trainer Herrera HaT «cojones» bm. Nein, Mut kann man Miguel Herrera weiss Gott nicht absprechen. Sein Mexiko hatte sich nach einer desolaten WM-Qualifikation gerade so in die Playoffs gerettet. Der Trainer des Meisterklubs CF América wurde vom Verband als Retter für die beiden Duelle gegen Neuseeland auserkoren. Herrera bewies gleich zweimal, dass er «cojones» (zu Deutsch: Eier) hat. Er übernahm die heikle Mission – und nominierte nur Spieler aus der mexikanischen Liga für die Playoffs. Das Ergebnis spricht für ihn: Mit zwei glatten Siegen (5:1 und 4:2) gegen Neuseeland holte sich Mexiko doch noch das Ticket für Brasilien. Überragende Saison bei Villarreal Für die WM wird aber auch Herrera nicht auf die Europa-Legionäre verzichten. Kein Wunder, darunter sind mit Javier Hernández (Manchester United) und Giovani dos Santos (Villarreal) auch zwei seiner Schlüsselspieler. Beide sind 25 Jahre alt und galten einst als Ausnahmetalente. Aber jetzt scheint Giovani dos Santos seinem Team-Kollegen einen Schritt voraus – indem er einen Schritt zurückgegangen ist. Bei den Branchengrössen FC Barcelona, Tottenham Hotspur und Galatasaray Istanbul zeigte dos Santos gute Ansätze. Durchsetzen konnte er sich nicht. Vor dieser Saison heuerte er bei Spaniens Aufsteiger Villarreal an, spielte eine überragende Saison (zehn Tore, sieben Assists) und führte den Klub in die Europa League. nen gedacht wird. In Mexiko wird am zweiten November auch an die Toten gedacht – aber weitaus fröhlicher. Der Día de los Muertos ist ein mehrtägiges Volksfest zu Ehren derer, die von uns gegangen sind. Es wird getrunken, musiziert, gegessen, getanzt – zum Abschluss sogar auf dem Friedhof. auch bei Mexiko nur Joker? Hernández ist dagegen auch in seiner vierten Saison in Manchester nur Joker. Diese Rolle blüht ihm auch in der Nationalelf. Trainer Miguel Herrera sagt zwar: «Er ist für uns sehr wichtig», schränkt aber ein: «Ich weiss nicht, ob als Stammspieler.» MexiKo Einwohner: 118,8 Millionen Weltrangliste: 19 WM-Teilnahmen: 15 Gründung Verband: 1927 Fifa-Beitritt: 1929 Lizenzierte Fussballer: 324 595 Die BesonDerheit In der Schweiz ist Allerheiligen ein Tag der Trauer, an dem der Verstorbe- Das KaDer Torhüter: Jesús Corona (33/Cruz Azul), Guillermo Ochoa (29/Ajaccio), Alfredo Talavera (31/Toluca). Abwehr: Paul Aguilar (28/América), Miguel Layún (25/América), Héctor Moreno (26/Espanyol), Diego Reyes (21/Porto), Francisco Rodriguez (32/América), Rafael Márquez (35/León), Carlos Salcido (34/Tigres), Miguel Ponce (25/ Toluca). Mittelfeld: Marco Fabián (24/Cruz Azul), Andres Guardado (27/Leverkusen), Héctor Herrera (24/Porto), José Juan Vazquez (26/León), Carlos Pena (24/ León), Luis Montes (28/León). Angriff: Isaac Brizuela (23/Toluca), Javier Hernández (26/Manchester United), Raúl Jiménez (23/América), Oribe Peralta (30/Santos Laguna), Alan Pulido (23/ Tigres), Giovani dos Santos (25/Villarreal). Trainer: Miguel Herrera (Mex). bin nur ein Junge, der Fussball spielen will.» " Einen Team-Spirit aufbauen. Die vielleicht grösste Stärke Scolaris. Es mag gewieftere Taktiker geben, innovativere Fussball-Revolutionäre – aber in der Menschenführung macht «Felipão» kaum jemand etwas vor. Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho: Diese genialen, aber auch divenhaften Stars ordneten 2002 ihre Eigeninteressen dem Team-Erfolg unter. Prompt gaben Brasiliens Medien dem Team den Namen «Familie Scolari» – diesen Geist soll es auch 2014 geben. " Euphorie ja, Druck nein. Brasilien erwartet den Titel, das weiss Scolari. Er widerspricht der Zielsetzung nicht – al- les andere wäre auch lachhaft. Aber sein Lieblingsthema ist es auch nicht. Viel lieber betont er: «Wir haben eine Auswahl mit Jungs, die auch zum Spass spielen, die nicht nur Profis sind.» Mit anderen Worten: Scolari nimmt die sich entwickelnde Euphorie gerne auf, ohne dabei den Druck noch aktiv zu erhöhen. Der ist auch so immens genug. " Die Fans zum Verbündeten machen. Noch im Juni 2013 war das Verhältnis zwischen den Fans und der Seleção angespannt. Dann folgte der Confederations Cup – und der Schulterschluss. Weil das Team sportlich brillierte, im Final Spanien mit 3:0 sogar demütigte. Und weil sich die Spieler hinter die Forderungen der Demonstranten gegen Korruption und für mehr Transparenz stellten. Das gemeinsame Ziel ist der Final am 13. Juli. Sie wollen nach 64 Jahren im Maracanã wieder um den WM-Titel spielen – und endlich das Trauma bewältigen. KaMerun eTo’o klagT – unD isT TroTzDem Dabei bm. Die Welt hat wahrlich schon harmonischere Beziehungen gesehen als die von Samuel Eto’o (33, Chelsea) mit dem kamerunischen Fussballverband (FCF). Mal prangert der Superstar Inkompetenz und Korruption an: «Statt sich um Fussball zu kümmern, interessieren sich die Funktionäre nur für irgendwelche erfundenen Missionen, Erste-Klasse-Reisen und unauffindbare Konten in Europa.» Mal wirft er dem FCF Mordpläne vor. Das klingt dann so: «Sie wollen mich töten. Ich lebe mit einer Gruppe von Gendarmen, weil ich um mein Leben fürchte.» Hohe Trefferquote, elegantes Spiel So sind dann auch die beiden Rücktritte von Eto’o aus der Nationalelf zu erklären, einschliesslich baldiger Rückkehr. Denn Eto’o kann nicht ohne Kamerun – und Kamerun schon gar nicht ohne ihn. Und so ist der eigenwillige Stürmer auch in Brasilien dabei. Zumal es ja auch erfolgreiche Zeiten zusammen gab, 55 Tore und 114 Länderspiele beweisen das. Dass Eto’o zu den ganz Grossen gehört, hat eh niemand je bestritten. Dazu ist seine Trefferquote zu hoch, sein Spiel zu elegant – und seine Titel-Sammlung zu gross. Eto’o holt immer das Maximum raus. Finanziell, wie damals bei Anschi Machatschkala, als er über 24 Millionen Franken Jahresgehalt aushandelte. Netto wohlgemerkt. Aber auch sportlich, wie in Barcelona (2009) und bei Inter Mailand (2010) mit dem Triple aus Meisterschaft, Pokal und Champions League. Oder wie mit Kamerun der Olympiasieg (2000) und zweimal die Afrikameisterschaft (2000, 2002). Nun gilt es, die WM-Bilanz aufzupolieren. Im vierten Versuch will der Captain der «unzähmbaren Löwen» endlich die Vorrunde überstehen. KaMerun Einwohner: 21,7 Millionen Weltrangliste: 50 WM-Teilnahmen: 7 Gründung Verband: 1959 Fifa-Beitritt: 1962 Lizenzierte Fussballer: 22 045 Die BesonDerheit Autofahren ist in Kamerun alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Vor allem in der Regenzeit. Dann sind die Schotterpisten des Landes nur schlecht befahrbar. Oder gar nicht. Nur die Strecken zwischen den grossen Städten sind asphaltiert. Es kommt zudem zu zahlreichen Polizeikontrollen. Das KaDer Torhüter: Charles Itandje (31/Konyaspor), Guy Ndi (28/Guingamp), Sammy Ndjock (24/Fetihespor), Loic Feudjou (22/Coton Sport). Abwehr: Allan Nyom (26/Granada), Dany Nounkeu (28/Besiktas Istanbul), Cedric Djeugoue (21/Coton Sport), Aurélien Chedjou (28/Galatasaray Istanbul), Nicolas Nkoulou (24/Olympique Marseille), Armel Kana-Biyik (24/Rennes), Henri Bedimo (29/Olympique Lyon), Benoît Assou-Ekotto (30/Queens Park Rangers), Gaetan Bong (26/Olympiakos). Mittelfeld: Enoh Eyong (28/Antalyaspor), Jean Makoun (31/Rennes), Joel Matip (22/Schalke 04), Stéphane Mbia (28/FC Sevilla), Landry Nguemo (28/ Bordeaux), Alexandre Song (26/Barcelona), Raul Loé (25/Osasuna), Edgar Salli (21/Lens). Angriff: Samuel Eto’o (33/Chelsea), Eric Choupo Moting (25/Mainz 05), Benjamin Moukandjo (25/ Nancy), Vincent Aboubakar (22/Lorient), Pierre Webó (32/Fenerbahce Istanbul), Mohamadou Idrissou (34/1. FC Kaiserslautern), Fabrice Olinga (18/ZulteWaregem). Trainer: Volker Finke (De). Dienstag, 3. Juni 2014 / Nr. 127 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 34 Dienstag, 3. Juni 2014 / Nr. 127 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz werden auch nicht mehr bis in alle Ewigkeit weitermachen. Das weiss auch del Bosque. Er weiss aber auch: «Man darf keine Revolution machen, keinen zu grossen Umbruch, sondern einen mehr oder weniger sanften Wechsel. Wir haben dafür gute Lösungen.» In Thiago Alcantara vom FC Bayern sehen viele schon den Xavi der Zukunft. Bei der WM muss aber noch mal Xavi den Xavi machen, Thiago fehlt wegen eines Innenbandrisses im Knie. Reals Asier Illarramendi (24) könnte der XabiAlonso-Nachfolger werden. Und mit de Gea steht schon der Mann fest, der Casillas zwischen den Pfosten beerben soll. Hinzu kommt, dass sich weitere Akteure wie Gerard Piqué (27), Sergio Ramos (28) oder Diego Costa (25) im perfekten Fussballalter befinden. Doch dieses eine Mal stehen noch Xavi, Iniesta und Casillas im Mittelpunkt. Sie sollen den vierten Titel in Folge nach Spanien holen und sich endgültig unsterblich machen. Es gab schon schlechtere Anreize, um sich noch mal richtig reinzuhängen. GrUppE B SpanIEn HOllanD CHIlE aUSTralIEn Das letzte Hurra der Altstars Spanien Einwohner: 46,2 Millionen Weltrangliste: 1 WM-Teilnahmen: 14 WM-Titel: 1 Gründung Verband: 1913 Fifa-Beitritt: 1913 Lizenzierte Fussballer: 653 190 SpanIEn Der Welt- und Europameister ist auch dieses Jahr wieder einer der Titelfavoriten für die WM. Allerdings wird es spätestens nach dem Turnier bei den Spaniern einen Umbruch geben. Die BeSonDerheit Für den Fall, dass Sie Popcorn mögen, sind Sie in Spanien richtig. Der grösste Popcorn-Behälter aller Zeiten wurde am 15. September 2005 im Kinocenter Cinebox in Salt (Provinz Girona) gesichtet. Die Grösse: 48 Kubikmeter. Die Füllzeit: 8 Stunden. Über die Verzehrzeit gibt es keine genauen Angaben. BEnJAMin KlETT sport@luzernerzeitung.ch DIE SpIElE Fr, 13. Juni, 21:00 Spanien – Holland Fr, 13. Juni, 24:00 cHile – auStralien MI, 18. Juni, 18:00 auStralien – Holland MI, 18. Juni, 21:00 Spanien – cHile MO, 23. Juni, 18:00 auStralien – Spanien Holland – cHile DEr TIpp von oliver Bozanic «Australien reist als Aussenseiter nach Brasilien. Wir haben ein neues, junges Team und mit Ange Postecoglou einen neuen Trainer. Aber wir sind es gewohnt, in der Aussenseiterrolle an einer WM teilzunehmen. Für mich ist es sogar ein Vorteil, da der Druck von aussen nicht besonders gross sein wird. Wir wollen einfach unser Bestes geben, dann wird es schon gut kommen. Ob es für das Weiterkommen in die Achtelfinals reicht? Das kann ich bei dieser enorm starken Gruppe mit Titelverteidiger Spanien, dem WM-Finalisten von 2010 Holland und dem zuletzt überzeugend auftretenden Chile nicht voraussagen. Läuft alles nach Papierform, dann dürften Spanien, Holland und Chile die zwei Plätze unter sich ausmachen. Aber das heisst in keiner Weise, dass wir ‹Aussies› von vornherein den Kopf in den Sand stecken. Das würde überhaupt nicht zu unserem Sportgeist passen!» Oliver Bozanic (25) ist Mittelfeldspieler beim FC Luzern. S agen wir es so: Es gab schon weniger erfolgreiche Statistiken als jene der spanischen Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren. Europameister 2008? Spanien. Weltmeister 2010? Spanien. Europameister 2012, als alle Welt diskutierte, ob die Iberer nicht zu satt von den vielen Erfolgen seien? Natürlich Spanien. Noch nie zuvor hatte ein Land drei grosse Titel hintereinander gewonnen. Und die Mannschaft gehört auch dieses Mal wieder zum ganz engen Favoritenkreis. Ein Team, gespickt mit Stars, das vor allem eins ist: alt. Und nicht mehr hungrig genug für den nächsten grossen Coup. Oder etwa doch? Fragen, mit denen die Spanier quasi täglich konfrontiert werden. Vermehrt seit dem Confederations-Cup 2013, der Spuren hinterlassen hat. Und Hoffnung bei der Konkurrenz. Im Halbfinal musste das Team von Trainer Vicente del Bosque gegen Italien ins Penaltyschiessen. Und im Final geschah schliesslich, was irgendwann passieren musste: Spanien verlor. Aber nicht mit Pech und nur so ein bisschen. Sondern deutlich. 0:3 gegen Gastgeber Brasilien. Natürlich hat- ten die Spanier mehr Ballbesitz, wie immer. Aber das half ihnen nichts, sie hatten kaum eine Torchance – und schon gar keine Idee, wie sie das ändern sollten. DaS KaDer Iniesta: «Unser Zyklus dauert an» Denn die Spielweise ist stark geprägt vom Tiki-Taka, dem ewigen Ballbesitz. Das ist Plan A der Spanier. Und Plan B. Und C. Kurzum: Sie haben keinen anderen. Das ist ein Teil der Diskussionen um das drohende Ende einer Ära. Der andere besteht aus der Frage, ob die Mannschaft nicht überaltert und vor allem satt sei. Andrés Iniesta, zusammen mit Xavi der Meister der Ballzirkulation, rollt bei Fragen dieser Art nur noch entnervt mit den Augen. Satt? Bei einer WM in Brasilien, dem emotionalen Mutterland des Fussballs? Da schüttelt Iniesta regelmässig so heftig den Kopf, dass man sich schon Sorgen um seine Halswirbelsäule machte: «Dort zu spielen, ist doch eine unglaubliche Herausforderung.» Und allen, die auf ein Ende der spanischen Vorherrschaft hoffen, antwortet er nur: «Viele Leute wünschen sich das, aber so ein Zyklus besteht aus Jahren, über die man Titel gewinnt, und dieser dauert an.» Getty/Clive Mason Ähnlich sieht das auch Barcelonas Aussenverteidiger Jordi Alba, der allerdings weniger titelerfahren ist als viele seiner Kollegen: «Die Euro 2012 war mein erster Erfolg mit der Nationalmannschaft. Die meisten anderen Spieler haben schon einige Pokale gewon- Die BeSonDerheit Arjen Robben. Nehmen wir zum Beispiel den Champions-League-Final 2013 (2:1 gegen Dortmund), als er das 1:0 vorbereitete und das 2:1 selbst erzielte. Oder den diesjährigen Pokal-Final gegen den gleichen Gegner, als der 30-Jährige ebenfalls der entscheidende Mann auf dem Platz war. Die Bayern gewannen 2:0. Das erste Tor schoss: Arjen Robben. Und das zweite? Thomas Müller. Der Pass kam von Claudio Pizarro. Und der Pass auf Pizarro kam von Robben, der solche Partien geniesst: «Das sind Spiele, dafür spielst du Fussball. Dafür lebst du, dafür trainierst du.» Van persie vom pech verfolgt Die Holländer werden hoffen, dass der Angreifer im Nationalteam an seine Bayern-Form anknüpfen kann. Zwar haben sie in Robin van Persie (30) noch Holland scheint ein Land voller Rekorde zu sein: In Leeuwarden gab es mit «Serious Record» das längste Konzert aller Zeiten. Es dauerte 363 Stunden. Auch im Fernsehgucken stellten fünf Holländer einen Rekord auf: Mitten im Amsterdamer Hauptbahnhof schauten sie 88 Stunden lang ununterbrochen TV. EPA/Remko De Waal DaS KaDer robben ist die zentrale Figur einen weiteren Superstar in ihren Reihen, doch dieser ist wie einst Robben vom Verletzungspech verfolgt. Van Persie kam diese Saison bei Manchester United auf so viele Liga-Einsätze wie Robben Pflichtspieltore schoss: 21. Genau deshalb ruht in der holländischen Nationalmannschaft die Hoffnung auf dem Bayern-Spieler. Nur dieses Mal schon in der Gruppenphase – und nicht erst im Final. hollanD Einwohner: 16,8 Millionen Weltrangliste: 15 WM-Teilnahmen: 10 Gründung Verband: 1889 Fifa-Beitritt: 1904 Lizenzierte Fussballer: 1 138 860 Torhüter: Iker Casillas (33/Real Madrid), Pepe Reina (31/Napoli), David de Gea (23/Manchester United). Abwehr: Cesar Azpilicueta (24/Chelsea), Gerard Piqué (27/Barcelona), Sergio Ramos (28/Real Madrid), Jordi Alba (25/Barcelona), Raul Albiol (28/Napoli), Juanfran (29/Atlético Madrid). Mittelfeld: Sergio Busquets (25/Barcelona), Xabi Alonso (32/Real Madrid), Koke (22/Atlético Madrid), Javi Martinez (25/Bayern München), Xavi (34/Barcelona), Cesc Fabregas (27/Barcelona), Santi Cazorla (29/Arsenal), Andrés Iniesta (30/Barcelona). Angriff: David Silva (28/Manchester City), Diego Costa (25/Atlético Madrid), David Villa (32/Atlético Madrid), Fernando Torres (30/Chelsea), Pedro (26/ Barcelona), Juan Mata (26/Manchester United). Trainer: Vicente del Bosque (Sp). Verlassen die altgedienten Stars der Spanier (Xavi am Ball, Iniesta unten, oben der 27-jährige Fabregas) bald das Rampenlicht der internationalen Fussballbühne? HOllanD der Mann für die entScHeidenden Spiele bk. Holland gehört vor den grossen Turnieren immer zu den Titelfavoriten, das ist auch in diesem Jahr nicht anders. Dieses Mal werden die Holländer gleich von Beginn an zeigen müssen, dass dies kein Zufall ist. Denn viele Experten halten die Gruppe B für die vielleicht stärkste. Da ist es ganz gut, einen Mann in den eigenen Reihen zu wissen, der in wichtigen Partien immer mächtig aufdreht: Arjen Robben. 35 Torhüter: Jasper Cillessen (25/Ajax Amsterdam), Tim Krul (26/Newcastle), Michel Vorm (30/Swansea City). Abwehr: Daley Blind (24/Ajax Amsterdam), Daryl Janmaat (24/Feyenoord Rotterdam), Terence Kongolo (20/Feyenoord Rotterdam), Bruno Martins Indi (22/Feyenoord Rotterdam), Joel Veltman (22/Ajax Amsterdam), Paul Verhaegh (31/Augsburg), Ron Vlaar (29/Aston Villa), Stefan De Vrij (22/Feyenoord Rotterdam). Mittelfeld: Jordy Clasie (22/Feyenoord Rotterdam), Leroy Fer (24/Norwich City), Jonathan de Guzman (26/Swansea), Nigel de Jong (29/Milan), Wesley Sneijder (29/Galatasaray Istanbul), Georginio Wijnaldum (23/PSV Eindhoven), Arjen Robben (30/Bayern München). Angriff: Memphis Depay (20/PSV Eindhoven), KlaasJan Huntelaar (30/Schalke 04), Dirk Kuyt (33/Fenerbahce Istanbul), Jeremain Lens (26/Dynamo Kiew), Robin van Persie (30/Manchester United). Trainer: Louis van Gaal (Ho). nen. Trotzdem sind alle noch hungrig nach mehr.» Die Einstellung del Bosques Dieser Gier vertraut auch del Bosque. Denn in Sachen Aufstellung gilt er eher als Traditionalist. Soll heissen: Die Alt- eingesessenen geniessen sein Vertrauen. Der beste Beweis dafür ist Iker Casillas. Der Torhüter darf bei seinem Club Real Madrid nur noch im Pokal und in der Champions League ins Tor. In der Liga spielt er unter Trainer Carlo Ancelotti keine Rolle mehr. Für del Bosque ist er im Nationalteam trotzdem die klare Nummer eins. Für die Spieler in der zweiten Reihe ist die Einstellung ihres Trainers nicht immer ganz so einfach. Zum Beispiel für David de Gea (23), den Stammtorhüter von Manchester United. Er spielt trotz seines jungen Alters seit CHIlE Mit «vidalität» zuM erfolg bm. Eines fehlt Arturo Vidal (27) gewiss nicht: Selbstvertrauen. Andernfalls würde der Führungsspieler Chiles nicht den WM-Titel als Ziel ausrufen. Mit einem Land, das seit dem dritten Platz bei der Heim-WM 1962 nicht mehr über den Achtelfinal hinausgekommen ist – und das den Weltmeister (Spanien) und den Vize-Weltmeister (Holland) als Gruppengegner hat. Vidal ist das egal, er sagt: «Wir verfügen über Chiles stärkste Generation aller Zeiten. Wir sind eine Truppe, vor der sich alle in Acht nehmen sollten.» Mit einem starken Anführer: Arturo Vidal. Eine dominante allzweckwaffe Seit drei Jahren spielt Vidal nun bei Juventus Turin. Dort hat er sich zur dominanten Allzweckwaffe im zentralen Mittelfeld aufgeschwungen. Vidal läuft Pässe ab, grätscht, ist Anspielstation, füttert die Stürmer mit Vorlagen, lenkt und leitet seine Nebenmänner – im Training zuweilen sogar beim Konditionsprogramm per Trillerpfeife Für seinen umtriebigen Spielstil erfand die italienische Presse einen eigenen Begriff: «Vidalität». Ach ja, torgefährlich ist er auch noch. In den letzten beiden Saisons traf Vidal in der Liga zweistellig und führte Juventus so zur Meisterschaft. In der WM- Die BeSonDerheit Arturo Vidal. Chile vereinigt die meisten Klimazonen weltweit: Über 6000 Meter hohe Gebirge mit Gletschern, Eisbergen und Vulkanen, mit der Atacama die trockenste Wüste, mit Puerto Williams im Feuerland der südlichste Ort der Welt – diese Vielfalt gibt es nur in diesem südamerikanischen Land. EPA/Carlos Parra Qualifikation war Vidal neben Valencias Eduardo Vargas mit fünf Treffern Chiles Top-Torschütze – selbst Barcelona-Stürmer Alexis Sanchez traf nur viermal. Vidal ist also ein kompletter moderner Sechser. «Ich bin in dieser Rolle der Beste», sagt er, völlig frei von Selbstzweifeln, «keiner verteidigt so gut wie ich und schiesst zudem noch so viele Tore.» Er wird den grossen Worten Taten folgen lassen müssen. Chile Einwohner: 16,3 Millionen Weltrangliste: 14 WM-Teilnahmen: 9 Gründung Verband: 1895 Fifa-Beitritt: 1913 Lizenzierte Fussballer: 478 337 DaS KaDer Torhüter: Claudio Bravo (31/San Sebastian), Johnny Herrera (33/Universidad de Chile), Cristopher Toselli (25/Universidad Católica). Abwehr: Gary Medel (26/Cardiff), José Rojas (30/ Universidad de Chile), Eugenio Mena (25/Santos), Gonzalo Jara (28/Nottingham Forest), Mauricio Isla (25/Juventus). Mittelfeld: Arturo Vidal (27/Juventus), Marcelo Diaz (27/Basel), Francisco Silva (28/Osasuna), Felipe Gutiérrez (23/Twente Enschede), Jorge Valdivia (30/ Palmeiras), Carlos Carmona (27/Atalanta), Charles Aranguiz (25/Internacional), Miiko Albornoz (23/ Malmö), José Pedro (29/Colo Colo). Angriff: Alexis Sanchez (25/Barcelona), Esteban Paredes (33/Colo Colo), Eduardo Vargas (24/Valencia), Mauricio Pinilla (30/Cagliari), Fabian Orellana (28/Celta Vigo), Jean Beausejour (30/Wigan Athletic). Trainer: Jorge Sampaoli (Arg). Jahren auf konstant hohem Niveau. Oder Isco, Reals Supertalent, von dem ganz Europa schwärmt. Und der wahrscheinlich bei jedem Trainer der Welt regelmässig in der Startelf stünde. Ausser bei del Bosque. Dieser berief ihn nicht mal ins vorläufige WM-Kader. Allerdings deutet vieles darauf hin, dass der Brasilien-Trip das letzte Hurra der diamantenen Generation wird. Der langjährige Anführer Carles Puyol ist schon in Brasilien nicht mehr dabei. Xavi (34), Iniesta (30), David Villa (32), Xabi Alonso (32) und Iker Casillas (33) MOrGEn In der Mittwochausgabe unserer Zeitung stellen wir die Gruppe C vor und erzählen, warum Didier Drogba in der Elfenbeinküste ein Nationalheld ist. aUSTralIEn ein kurioSer trainerwecHSel bk. Die WM-Qualifikation erreicht und danach als Trainer entlassen? Das gibt es fast nicht. Ausser man heisst Holger Osieck und war Coach in Australien. Der Grund: Im Herbst 2013 kassierte seine Mannschaft gleich zwei 0:6-Klatschen. Zwar immerhin gegen Brasilien und Frankreich – aber auch das konnte den Deutschen nicht mehr retten. Ihm wurde nicht mehr zugetraut, das Team standesgemäss auf die WM vorzubereiten. In Ange Postecoglou (48) haben die Australier nun einen prominenten Nachfolger gefunden. Er ist der Star der Mannschaft. Viermal wurde er schon australischer Meister – mit South Melbourne und Brisbane Roar. Darüber hinaus gewann er mit South Melbourne 1999 den Champions Cup Ozeaniens, vergleichbar mit der europäischen Champions League. «Postecoglou ist eine Bereicherung für unsere Nationalelf», sagt Ex-Nationalspieler Paul Agostino und fügt hinzu: «Er setzt konsequent auf eine Verjüngung sowie auf schnelle, laufbereite Spieler.» Sehr zum Kummer von Routiniers wie Sasa Ognenovski (35) und dem langjährigen Captain Lucas Neill (36). Die beiden Innenverteidiger wurden nicht für die Weltmeisterschaft nominiert. Für Agostino macht der Die BeSonDerheit Ange Postecoglou. AP/Rick Rycroft Schritt trotzdem Sinn: «Es ist richtig, dass Postecoglou die Jungen jetzt reinwirft, damit sie auf höchstem Niveau Erfahrung sammeln. Die Mannschaft wird in Zukunft davon profitieren.» Trainer-Star hin oder her – für Postecoglou bleibt nur zu hoffen, dass für Australien in der schwierigen Gruppe B nicht die nächsten 0:6-Klatschen folgen. Sonst könnte seine Ära schneller zu Ende gehen, als ihm recht ist. auStralien Einwohner: 22,8 Millionen Weltrangliste: 59 WM-Teilnahmen: 4 Gründung Verband: 1961 Fifa-Beitritt: 1963 Lizenzierte Fussballer: 435 728 Weihnachten ist für viele Menschen etwas ganz Besonderes. Vor allem für eine australische Familie, die Richards aus Canberra. Sie halten den Weihnachts-Beleuchtungs-Weltrekord. Sie schmückten ihr Haus mit genau 502 165 Lichtern. DaS KaDer Torhüter: Mark Birighitti (23/Newcastle Jets), Eugene Galekovic (22/Adelaide United), Mitch Langerak (25/Borussia Dortmund), Mat Ryan (22/Club Brügge). Abwehr: Jason Davidson (22/Heracles Almelo), Ivan Franjic (26/Brisbane Roar), Ryan McGowan (24/ Shandong), Matthew Spiranovic (25/Western Sydney Wanderers), Alex Wilkinson (29/Jeonbuk Motors), Luke Wilkshire (32/Dynamo Moskau), Bailey Wright (21/Preston North End). Mittelfeld: Oliver Bozanic (25/Luzern), Mark Bresciano (34/Al Gharafa), James Holland (25/Austria Wien), Mile Jedinak (29/Crystal Palace) Massimo Luongo (21/Swindon Town), Matt McKay (31/Brisbane Roar), Mark Milligan (28/Melbourne Victory), Tommy Oar (22/Utrecht), Tom Rogic (21/Melbourne Victory),Dario Vidosic (27/Sion), James Troisi (25/ Melbourne Victory). Angriff: Tim Cahill (34/New York Red Bulls), Ben Halloran (21/Fortuna Düsseldorf), Josh Kennedy (31/ Nagoya Grampus), Mathew Leckie (23/FSV Frankfurt), Adam Taggart (21/Newcastle Jets). Trainer: Ange Postecoglou (Au). Mittwoch, 4. Juni 2014 / Nr. 128 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 32 Mittwoch, 4. Juni 2014 / Nr. 128 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 33 GruppE C kOLumbiEN GriEchENLAND ELfENbEiNküstE JAPAN DiE sPiELE sA, 14. Juni, 18.00 kolumbien - GriechenlanD sO, 15. Juni, 03.00 elfenbeinküSte - Japan DO, 19. Juni, 18.00 kolumbien - elfenbeinküSte fr, 20. Juni, 00.00 Japan - GriechenlanD Di, 24. Juni, 22.00 Japan - kolumbien GriechenlanD - elfenbeinküSte DEr tiPP Von Samuele DrakopuloS «Bei der Elfenbeinküste weiss man, dass sie gut sind und mit Didier Drogba über einen gefährlichen Stürmer verfügen. Die Japaner sind klein, wirblig und können gut Fussball spielen. Die kolumbianische Mannschaft ist schwierig einzuschätzen. Ein Weiterkommen liegt für die griechische Nationalmannschaft in dieser Gruppe im Bereich des Möglichen. Die Stärke der Griechen liegt ganz klar im Kollektiv bzw. in der Defensive. In der Qualifikation kassierte Griechenland in zehn Spielen nur vier Gegentreffer. Die Schwäche ist der Sturm. Für die Griechen wäre das Überstehen der Gruppenphase ein Erfolg. Weiter tippe ich auf die Elfenbeinküste. Mein Favorit für den WM-Titel ist Italien und Belgien mein Geheimfavorit.» Samuele Drakopulos (39) ist Trainer der ersten Mannschaft des regionalen Zweitligisten FC Stans. Drogba: Ein Bulldozer und Friedensengel ElfEnbEinküstE Einwohner: 19,8 Millionen Weltrangliste: 21 WM-Teilnahmen: 3 Gründung Verband: 1960 Fifa-Beitritt: 1964 Lizenzierte Fussballer: 23 200 bEsondErhEit ELfENbEiNküstE Didier Drogba (36) ist der unumstrittene Star der Elfenbeinküste. Er hat die Nationalmannschaft nicht nur dreimal in Folge an eine WM geführt – sondern auch einen wichtigen Beitrag zum Frieden in seinem Land geleistet. Das wichtigste Exportprodukt der Ivorer? Das Elfenbein. Daher stammt auch der Name des Landes. Allerdings sind die Elefanten inzwischen – durch die massive Jagd auf die Stosszähne – vom Aussterben bedroht. CarStEN MEyEr sport@luzernerzeitung.ch Torhüter: Boubacar Barry (34/Lokeren), Sylvain Gbohouo (25/Séwé Sports de San Pedro), Sayouba Mande (20/Stabaek IF). J osé Mourinho ist kein Mensch, der sonderlich zimperlich ist. Weder in der Wahl seiner Mittel noch in der seiner Worte. Das beweist der Chelsea-Coach recht häufig, wenn er verbal über sein Gegenüber herfällt. Selbst wenn Mourinho ein Lob ausspricht, klingt das nicht gerade wie ein verbales Streicheln – sondern eher, als haue er dem Gelobten mit der Pranke die Schulter platt. Über seinen erklärten Lieblingsstürmer Didier Drogba (36), mittlerweile bei Galatasaray Istanbul, sagt Mourinho: «Wenn ich einen Spieler wählen müsste, mit dem ich in die Schlacht ziehen müsste, wäre es Didier.» Lampard: «Drogba ist einzigartig» Er spricht, rein sportlich gesehen, aus Erfahrung. Er hat als Trainer genug Schlachten mit dem Stürmer geschlagen – und gewonnen. Beim grössten Triumph aber stand ein anderer an der Seitenlinie: der Schaffhauser Roberto di das kadEr Matteo. Zusammen gewannen Drogba und er 2012 gegen den FC Bayern München den Champions-League-Final nach Elfmeterschiessen. In München! Drogba gab den einsamen Ein-Mann-Angreifer, rackerte für drei – und wurde mit dem späten Ausgleichstreffer zum 1:1 in der 88. Minute belohnt. Und wo er schon mal da war, verwandelte er am Ende auch noch gleich den entscheidenden Penalty. «Didier ist einzigartig», sagt Chelseas Mittelfeldspieler Frank Lampard, «er ist eine Maschine. Ein Bulldozer.» Gegnerische Verteidiger, die sich ihm in den Weg werfen, werden einfach überrollt. So ist Didier Drogba. Der Fussballer. Viel gemein mit dem Menschen Didier Drogba hat das allerdings nicht. Im Gegenteil. Ausserhalb des Platzes ist Drogba eine Art Friedensengel. Das hängt vor allem mit dem 8. Oktober 2005 zusammen. Die Elfenbeinküste hatte sich gerade im sudanesischen Omdurman für die WM 2006 qualifiziert. Er hat in seiner Heimat den Status eines Nationalhelden: Didier Drogba (mit Gesicht zur Kamera). Und als ein TV-Reporter von der Elfenbeinküste Drogba zum Interview bat, folgte dieser einer spontanen Eingebung. Drogba sank umringt von seinen Mitspielern auf die Knie und flehte die Menschen in seiner Heimat an: «Bitte legt endlich die Waffen nieder.» Nationalteam eint das Land Sein Land befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem fürchterlichen Bürger- martínez mit 20 toren in 30 spielen Nach dieser traurigen Gewissheit fragt sich ganz Kolumbien nun: Ist es überhaupt realistisch, ohne den Superstürmer eine erfolgreiche WM zu spielen? Die kurze Antwort: Ja. Zwar kann niemand Falcao gleichwertig ersetzen – aber in Jackson Martínez (FC Porto), Adrián Ramos (bislang Hertha BSC Berlin, künftig Borussia Dortmund) und Carlos Bacca (FC Sevilla) stehen weitere Top-Stürmer im Kader. Vor allem der 27-jährige Martínez kommt in starker Form nach Brasilien. Der bullige Mittelstürmer, der seit einem Jahr mit etlichen europäischen Topklubs in Verbindung gebracht wird, hat auch in der bEsondErhEit Jackson Martínez. AP/Paulo Duarte abgelaufenen Saison bei Porto wieder überzeugt: 30 Ligaeinsätze, 20 Tore. Mit Vorlagen füttern soll ihn Fredy Guarín (Inter Mailand), der sich zu einem der besten Mittelfeldspieler der Serie A gemausert hat. So kommt es, dass der eine oder andere Experte die Mannschaft von Trainer José Pekerman sogar in den Kreis der Geheimfavoriten erhebt. Und das auch ohne die Teilnahme von Kolumbiens Superstürmer Falcao. kolumbiEn Einwohner: 47,7 Millionen Weltrangliste: 5 WM-Teilnahmen: 5 Gründung Verband: 1924 Fifa-Beitritt: 1936 Lizenzierte Fussballer: 291 229 Mittelfeld: Cheick Tiote (27/Newcastle), Yaya Touré (31/Manchester City), Max Gradel (26/St-Etienne), Ismael Diomande (21/St-Etienne), Geoffrey Serey Die (29/Basel), Didier Ya Konan (30/Hannover 96). AP/Abdeljalil Bounhar kOLumbiEN ohne falcao – aber mit martínez bk. Es gibt Dinge, die sind wichtig. Und es gibt Dinge, die sind noch viel wichtiger. In Kolumbien beispielsweise stellte sich ein ganzes Land die bange Frage: Wird er rechtzeitig fit oder nicht? Mehr muss man dort nicht sagen, jeder weiss sofort, von wem die Rede ist. Von Radamel Falcao García Zárate, oder kurz: Falcao (28). Der Ausnahmespieler von AS Monaco ist der Mann, auf dem die Hoffnungen einer ganzen Nation ruhten. Jetzt steht fest: Es hat nicht gereicht. Falcao fährt nicht mit zur WM. Nach seinem Kreuzbandriss Anfang des Jahres in einem Cupspiel ist er nicht mehr rechtzeitig fit geworden. Abwehr: Jean-Daniel Akpa Akpro (21/Toulouse), Kolo Toure (33/Liverpool), Souleyman Bamba (29/Trabzonspor), Arthur Boka (31/VfB Stuttgart), Constant Djakpa (27/Eintracht Frankfurt), Serge Aurier (21/Toulouse), Didier Zokora (33/Trabzonspor), Viera Diarrassouba (27/Caykur Rizespor). Der tragische Höhepunkt der kolumbianischen WM-Geschichte ist die Ermordung von Andrés Escobar 1994. Nur wenige Tage nach seinem Eigentor im Vorrundenspiel gegen die USA (1:2) und dem damit verbundenen Aus wurde der Abwehrspieler in Medellín erschossen. Der Täter Humberto Muñoz Castro war ein Bodyguard von mächtigen Drogenbossen. Unklar ist, ob er als wütender Fan oder als Auftragsmörder der Wettmafia handelte. das kadEr Torhüter: David Ospina (25/Nizza), Faryd Mondragon (42/Deportivo Cali), Camilo Vargas (25/Independiente Santa Fe). Abwehr: Mario Yepes (38/Atalanta Bergamo), Cristian Zapata (27/Milan), Carlos Valdes (29/CA San Lorenzo de Almagro), Eder Alvarez Balanta (21/River Plate), Santiago Arias (22/PSV Eindhoven), Camilo Zuniga (28/Napoli), Pablo Armero (27/West Ham). Mittelfeld: Carlos Sanchez (28/FC Elche), Fredy Guarin (27/Inter Mailand), Abel Aguilar (29/Toulouse), Aldo Leao Ramirez (33/Morelia), Juan Quintero (21/FC Porto), James Rodriguez (22/Monaco), Juan Cuadrado (26/Fiorentina), Victor Ibarbo (24/ Cagliari), Alexander Mejia (25/Nacional Montevideo). Angriff: Carlos Bacca (27/FC Sevilla), Adrian Ramos (28/Hertha Berlin), Teofilo Gutierrez (29/River Plate), Jackson Martinez (27/FC Porto). Trainer: José Pekerman (Arg). Angriff: Mathis Bolly (23/Fortuna Düsseldorf), Wilfried Bony (25/Swansea), Didier Drogba (36/Galatasaray Istanbul), Gervinho (27/AS Roma), Giovanni Sio (25/Basel), Salomon Kalou (28/Lille). krieg. Ein Land, das innerlich zerrissen war. Ein Land, in dem es 60 Volksgruppen und 70 Landessprachen gibt. Und das damals nur kurz durchatmen konnte, wenn das Nationalteam antrat. Dann hatten die Menschen keine Zeit für Krieg, sie mussten mit ihrem Team mitfiebern. «Diese Mannschaft bedeutet dem Land sehr viel», erklärt Drogba, «ich denke sogar, dass sie die einzig einende Kraft der Elfenbeinküste ist.» Den Beweis lieferte er selbst, damals, an diesem historischen Tag. Denn tatsächlich geschah das fast nicht für möglich gehaltene Wunder: Der Friedensprozess war eingeleitet. Drogba: «Ich glaube, dass es uns damit gelungen ist, eine Tragödie zu verhindern.» Ex-Premier: «Er ist ein Nationalheld» So ist das als Nationalspieler der Elfenbeinküste. Es geht um weit mehr als nur um ein Spiel. «Bei uns sind viele ethnische Gruppen vertreten», sagt Drogba, «wir wollen den Menschen durch Fussball zeigen, dass wir zusammen leben können.» Und Drogba ist der Mann, der sie alle eint. Dafür bewundern ihn selbst die Politiker seines Landes. Ex-Premierminister Guillaume Soro sagt voller Respekt: «Didier Drogba ist ein Nationalheld. Von Nord bis Süd, von Ost bis GriEchENLAND DaS prinzip hoffnunG bk. Jürgen Klopp, Trainer von Borussia Dortmund, weiss manchmal auch nicht so recht, was er von seinem Verteidiger Sokratis (25) halten soll: «Man weiss nie, ob er dich nicht im nächsten Moment umhauen will, weil er so mimikfrei guckt.» Auszuschliessen ist das freilich nicht. Denn der Abwehrchef der griechischen Nationalmannschaft gilt als wenig zimperlich, sobald er in einem Fussballtrikot steckt. Er ist ein richtiger Zweikämpfer. Einer, der sich in jeden Schuss wirft und zur Not auch den Flutlichtmasten umgrätscht. Das kommt natürlich an bei den Fans, in Dortmund wurde er binnen kürzester Zeit zum Publikumsliebling. Seine Aufgabe wird es bei der WM sein, auch in der griechischen Defensive für Stabilität zu sorgen. Man traut ihm das zu, ohne Wenn und Aber. Gute Vorrunde, dann der Absturz Das grössere Problem stellt sowieso die Offensive dar. Eigentlich hoffte man in diesem Bereich auf Konstantinos Mitroglou (26). In der Vorrunde spielte der Stürmer noch für Olympiakos Piräus – und wies eine sehenswerte Statistik auf: 12 Ligaeinsätze, 14 Tore. Doch dann wechselte er in der Winterpause für rund 15 Millionen Euro zum FC Fulham in die englische Premier League. Seinen Aufenthalt hat er sich bEsondErhEit AP/Petros Giannakouris dort aber mir Sicherheit etwas anders vorgestellt: Fulham stieg ab, Mitroglou kam insgesamt zu nur drei Einsätzen. samaras mit celtic meister Mitroglou, der in der Jugend unter anderem für den MSV Duisburg und Borussia Mönchengladbach spielte, wird also aller Voraussicht nach noch nicht in WM-Form sein. Bleibt wohl nur noch das Prinzip Hoffnung – und Georgios Samaras (29). Mit sieben Toren und zehn Vorlagen war er massgeblich am Titelgewinn von Celtic Glasgow in Schottland beteiligt. GriEchEnland Einwohner: 11,3 Millionen Weltrangliste: 10 nicht zu Ende geschrieben. Das ist allein deshalb schon ganz praktisch, weil sowieso noch ein Happy End fehlt. 2006 und 2010 scheiterte die Mannschaft jeweils als Gruppendritter in der Vorrunde. Auf einen Hattrick legt Drogba keinen gesteigerten Wert. Er sagt: «Wir wollen bei dieser WM etwas Bedeutsames erreichen.» Niemand weiss besser, wie so etwas geht. Trainer: Sabri Lamouchi (Fr). MOrGEN In der Donnerstag-Ausgabe unserer Zeitung stellen wir die Gruppe D vor und erzählen vom letzten Auftritt eines ganz Grossen des Weltfussballs. JAPAN ein auSSerGewöhnlicher honDa WM-Teilnahmen: 3 Gründung Verband: 1926 Fifa-Beitritt: 1927 Lizenzierte Fussballer: 359 221 Konstaninos Mitroglou. West sind wir, ja, ganz Afrika, stolz auf ihn.» Auf den Menschen. Aber natürlich auch auf den Fussballer. Zum dritten Mal in Folge hat sich das Land für eine WM qualifiziert. Keine Selbstverständlichkeit, wie auch Drogba weiss: «Ich bin stolz, dieses Abenteuer mitzuerleben und in die Fussballgeschichte meines Landes eingehen zu können.» Allerdings ist diese Geschichte noch Mehr als 5600 Griechen stellten im Jahr 2012 in der Hafenstadt Volos einen neuen Weltrekord auf: Fünf Minuten lang tanzte die ganze Menschenmenge Sirtaki. das kadEr Torhüter: Orestis Karnezis (28/Granada) Panaglotis Glykos (27/PAOK Thessaloniki), Stefanos Kapino (20/ Panathinaikos Athen). Abwehr: Kostas Manolas (22/Olympiakos Piräus), Ioannis Maniatis (27/Olympiakos Piräus), Jose Holebas (29/Olympiakos Piräus), Sokratis Papastathopoulos (25/Borussia Dortmund), Giorgios Tzavellas (26/PAOK Thessaloniki), Loukas Vyntra (33/Levante), Vasilis Torosidis (28/AS Roma), Vangelis Moras (32/ Hellas Verona). Mittelfeld: Alexandros Tziolis (29/Kayserispor), Andreas Samaris (24/Olympiakos Piräus), Kostas Katsouranis (34/PAOK Thessaloniki), Giorgos Karagounis (37/Fulham), Panagiotis Tachtsidis (23/Torino), Ioannis Fetfatzidis (23/CFC Genua), Lazaros Christodoulopoulos (27/Bologna), Panagiotis Kone (26/ Bologna). Angriff: Dimitrios Salpingidis (32/PAOK Thessaloniki), Giorgios Samaras (29/Celtic Glasgow), Konstantinos Mitroglou (26/Fulham), Theofanis Gekas (34/ Konyaspor). Trainer: Fernando Santos (Por). bk. Aus Japans Nationalmannschaft sticht Keisuke Honda (27) heraus. Das liegt unter anderem an seinen blond gefärbten Haaren. Wenn es sein muss, lässt er dafür sogar alle vier Wochen seinen Friseur aus Japan einfliegen. Nach Italien, wo er bei Milan sein Geld verdient. Und dann ist da noch die Sache mit der Uhr, Honda trägt an beiden Handgelenken eine. Aus welchem Grund? «Wer hat denn entschieden, dass man nur an einem Handgelenk eine Uhr trägt?», antwortet Honda provokant. Sein Nationalmannschaftskollege Shinji Okazaki sagt über ihn: «Japaner orientieren sich gewöhnlich an anderen. Honda nicht, er zieht sein Ding durch und hat einen grossen Ehrgeiz.» Privat, aber auch auf dem Platz, wo er ebenfalls gerne auffällt. Mit seiner eleganten Technik. Mit seiner brillanten Schusstechnik. Achtelfinal bisher Endstation Genau deshalb hat sich Honda bisher bei auch all seinen Vereinen (u. a. ZSKA Moskau, Milan) durchgesetzt. Für die Japaner ist er sowieso unverzichtbar. Zusammen mit dem früheren Dortmunder Shinji Kagawa (nun bei Manchester United) ist er der Hoffnungsträger der Japaner, die bei einer WM noch nie über den Achtelfinal hinausgekommen sind. bEsondErhEit Keisuke Honda. AP/Shuj Kajiyama Die steilste Achterbahn der Welt gibt es im Freizeitpark Fuji-Q Highland in Japan. Die Bahn stürzt 43 Meter im freien Fall in die Tiefe – und das bei einem Gefälle von 121 Grad. Wie es mit der Beschleunigung aussieht? Die ist gerade noch einigermassen akzeptabel: von 0 auf 100 Stundenkilometer in zwei Sekunden. Okazaki mit bundesliga-rekord Das soll sich dieses Jahr ändern. Schliesslich sind mittlerweile eine Menge von ihnen in europäischen Topligen unterwegs, sieben Spieler von ihnen allein in Deutschland. Einer fährt sogar mit einem Bundesliga-Rekord nach Brasilien: Okazaki. 15 Tore schoss er diese Saison. Das schaffte zuvor noch keiner seiner Landsleute. Vielleicht ein gutes Jahr für Japaner, um Aussergewöhnliches zu leisten. Japan Einwohner: 127,6 Millionen Weltrangliste: 47 WM-Teilnahmen: 5 Gründung Verband: 1921 Fifa-Beitritt: 1929 Lizenzierte Fussballer: 1 045 150 das kadEr Torhüter: Eiji Kawashima (31/Standard Lüttich), Shusaku Nishikawa (27/Urawa Red Diamonds), Shuichi Gonda (25/FC Tokio). Abwehr: Yasuyuki Konno (31/Gamba Osaka), Masahiko Inoha (28/Júbilo Iwata), Yuto Nagatomo (27/ Inter Mailand), Masato Morishige(27/FC Tokio), Atsuto Uchida (26/Schalke 04), Maya Yoshida (25/ Southampton), Hiroki Sakai (24/Hannover 96), Gotoku Sakai (23/VfB Stuttgart). Mittelfeld: Yasuhito Endo (34/Gamba Osaka), Makoto Hasebe (30/1. FC Nürnberg), Toshihiro Aoyama (28/Sanfrecce Hiroshima), Hotaru Yamaguchi (23/ Cerezo Osaka), Keisuke Honda (27/Milan), Hiroshi Kiyotake (24/1. FC Nürnberg), Shinji Kagawa (25/ Manchester United). Angriff: Yoshito Okubo (31/Kawasaki Frontale), Shinji Okazaki (28/Mainz 05), Yoichiro Kakitani (24/ Cerezo Osaka), Manabu Saito (24/Yokohama F. Marinos), Yuya Osako (24/1860 München). Trainer: Alberto Zaccheroni (It). Donnerstag, 5. Juni 2014 / Nr. 129 Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz Sport 32 Donnerstag, 5. Juni 2014 / Nr. 129 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz italiEn Gruppe D iTalien englanD UrUgUay CoSTa riCa Einwohner: 60,8 Millionen Weltrangliste: 9 WM-Teilnahmen: 18 WM-Titel: 4 Gründung Verband: 1898 Fifa-Beitritt: 1905 Lizenzierte Fussballer: 1 513 596 diE BEsondErhEit In der Saison 2012/2013 gab es beim italienischen Erstligisten US Palermo vier Trainerwechsel. Zwei Mal davon wurde Gian Piero Gasperini rausgeschmissen. Im September durfte er den ersten Trainer, Guiseppe Sannino, ablösen. Im Februar wurde Gasperini dann von Alberto Malesani beerbt. Der durfte nur drei Wochen ran, bevor Gasperini Ende Februar den Trainerposten wieder zurückbekam. Allerdings bekam er nach nur zwei Wochen den zweiten Laufpass. Der letzte Tanz des Magiers das KadEr Torhüter: Gianluigi Buffon (36/Juventus), Salvatore Sirigu (27/Paris StGermain), Mattia Perin (21/Genoa). Abwehr: Andrea Barzagli (33/Juventus), Leonardo Bonucci (27/Juventus), Giorgio Chiellini (29/Juventus), Gabriel Paletta (28/Parma), Mattia De Sciglio (21/ Milan), Ignazio Abate (27/Milan), Matteo Darmian (24/Torino). iTalien Andrea pirlo (35) hat dem italienischen Fussball grosse Momente geschenkt. Nun steht er vor dem Abschied – aber zuvor will er sein Team noch einmal zum Titel führen. Mittelfeld: Andrea Pirlo (35/Juventus), Claudio Mar chisio (28/Juventus), Daniele De Rossi (30/AS Roma), Thiago Motta (31/Paris StGermain), Marco Verratti (21/Paris StGermain), Antonio Candreva (27/Lazio), Alberto Aquilani (29/Fiorentina), Marco Parolo (29/ Parma). CArsTeN Meyer sport@luzernerzeitung.ch Die Spiele 14. Juni, 21.00 uruguay - costa rica 15. Juni, 00.00 engLand - itaLien 19. Juni, 21.00 uruguay - engLand 20. Juni, 18.00 itaLien - costa rica 24. Juni, 18.00 costa rica - engLand itaLien - uruguay Angriff: Mario Balotelli (23/Milan), Antonio Cassano (31/Parma), Alessio Cerci (26/Torino), Ciro Immobile (24/Torino), Lorenzo Insigne (23/Napoli). G ianluigi Buffon hatte eine Erscheinung. Und selbstverständlich sah er es als seine Pflicht an, seine Landsleute daran teilhaben zu lassen. Also verkündete er: «Andrea Pirlo ist der Beweis für die Existenz Gottes.» Natürlich war im fussballbegeisterten Italien kein Mensch so verrückt, diese These anzuzweifeln. Schliesslich hatte Pirlo ihnen grossartige Momente wie zum Beispiel den WM-Sieg 2006 geschenkt. Das macht selbst einen Torwart wie Buffon, der nachweislich nicht unter Mangel an Selbstvertrauen leidet, demütig. Aber über Pirlo berichtet er ehrfürchtig: «Sein Können macht uns verlegen.» Der grosse irrtum von Milan Der Tipp von Lorenzo Bucchi «Ich glaube nicht, dass England in dieser schwierigen Gruppe bestehen kann. Die letzten Jahre haben gezeigt, dass die Engländer nicht mehr mit den weltbesten Teams mithalten können. Uruguay und Italien sind besser und werden weiterkommen. Die Südamerikaner als Gruppenerste, weil sie seit Jahren zusammenspielen und bereits an der letzten WM und an der Copa América mit guten Ergebnissen aufgewartet haben. Die beiden Stürmer Cavani und Suarez gehören weltweit zum Besten, was es momentan zu sehen gibt, und sie werden in Brasilien gross auftrumpfen. Als Italiener hoffe ich natürlich, dass mein Heimatland Weltmeister wird. Italien ist an WM-Endrunden immer bereit für Topleistungen.» Lorenzo Bucchi (30) ist die Nummer 2 im Tor des FC Luzern. 33 Vor allem aber macht es Buffon und seine Teamkollegen erfolgreich. Mit dem Nationalteam, aber natürlich auch mit ihrem Verein Juventus Turin. Dreimal in Folge ist Juve zuletzt italienischer Meister geworden. Und wer abstreitet, dass da ein Zusammenhang mit Pirlo besteht, der glaubt auch, dass der Ball nur springt, weil ein Frosch drinsitzt. 2011 zog es den damals 32-jährigen Spielmacher nach Turin. Weil sie ihn bei Milan für zu alt hielten. Für zu langsam. Für ein Relikt aus vergangenen Tagen, das im modernen Fussball nichts mehr zu suchen habe. Sagen wir es so: In der Geschichte des Fussballs gab es selten eine grössere Fehleinschätzung. Gerade erst wurde Juve mit der RekordPunktzahl von 102 Zählern Meister, angeführt natürlich wie immer von einem überragenden Pirlo. Milan schloss die Saison dagegen krisengeplagt als schmuckloser Achter ab. Damals hatte es den stolzen Regisseur gekränkt, dass man ihn in Mailand nicht mehr wollte. Heute sagt er: «Es war die beste Entscheidung meiner Karriere.» So ähnlich werden sie das bei Juve auch sehen. Sein Mitspieler Simone Pepe, ein Jahr vor Pirlo zu Juve gekommen, erzählt begeistert: «Andrea hat unser Team völlig verändert. Er hat eine Gruppe guter Spieler in eine Spitzenmannschaft verwandelt.» Mit pirlo top, ohne pirlo Flop Mit so etwas kennt sich Pirlo aus, das Kunststück gelingt ihm auch schon seit längerer Zeit regelmässig mit der Squadra Azzurra. 2006 führte er die Mann- Trainer: Cesare Prandelli (It). Dank seiner Übersicht und seiner brillanten Technik kann man Andrea Pirlo nur kontrollieren, wenn man ihn – wie hier im Lauftraining – festbindet. Freshfocus/ Andreas Staccioli schaft zum WM-Titel, 2012 in den EMFinal. Bei der Europameisterschaft 2008 scheiterte Italien ohne den gesperrten Pirlo im Viertelfinal an Spanien. Und 2010 erlebte die Mannschaft ein Desaster, sie schied als Gruppenletzter sangund klanglos in der Vorrunde aus. Pirlo reiste verletzt an und kam nur im letzten Spiel ein paar Minuten zum englanD der neue traumsturm bk. In England gibt man sich bescheiden vor dem WM-Turnier in Brasilien. Denn: Englands Nationalmannschaft hat vor den Gruppengegnern grossen Respekt. Trainer Roy Hodgson sagt: «Das Einzige, was ich versprechen kann, ist, dass wir alles dafür tun werden, um möglichst lange im Turnier zu bleiben.» Euphorie klingt anders. Das könnte vor allem daran liegen, dass die Engländer in den vergangenen Jahren fast schon traditionell keine bedeutende Rolle bei grossen Turnieren gespielt haben. Kreativität ist die Schwäche Mit Daniel Sturridge (24) und Wayne Rooney (28) besitzt die Mannschaft aber einen Sturm, der durchaus viel versprechend klingt. Sturridge war diese Saison einer der überragenden Spieler beim FC Liverpool, der bis zum letzten Spieltag um den Titel mitspielte. Dabei schaffte der pfeilschnelle Linksfuss etwas, was nur Ruud van Nistelrooy im Jahr 2003 zu überbieten wusste: Er traf in acht Premier-League-Spielen in Folge. Insgesamt kam er in 29 Spielen auf 22 Treffer und 9 Assists. Auch Rooney weist diese Saison einmal mehr eine tolle Statistik auf – trotz unbefriedigender Meisterschaft mit Manchester United: 29 Ligaeinsätze, 17 Tore, 10 Vorlagen. Auch in der Kooperation könnte das ganz gut funktionieren. Zumindest Stur- EPA/Andy Rain ridge ist sich da sicher: «Wayne und ich haben hart zusammen trainiert. Wir kommen auf und neben dem Platz super miteinander aus.» Die grösste Schwäche der Engländer konnten die beiden bisher aber auch noch nicht beheben: die mangelnde Kreativität. Das Spiel ist zu statisch, es fehlt an Überraschungsmomenten. Bei der WM werden sie das ändern müssen. England Einwohner: 63,2 Millionen Weltrangliste: 11 WM-Teilnahmen: 14 WM-Titel: 1 Gründung Verband: 1863 Fifa-Beitritt: 1905 Lizenzierte Fussballer: 1 485 910 ein Senior, aber immer noch genial Und vieles deutet darauf hin, dass der Magier seine Nation auch dieses Mal nicht verhungern lassen wird. Pirlo ist zwar schon 35 Jahre alt, hat aber nichts von seiner Genialität eingebüsst. Dabei dürfte es einen wie ihn im heutigen Fussball auf den ersten Blick ja tatsächlich gar nicht mehr geben. Pirlo ist nicht der Schnellste, kein begnadeter Dribbler, über sein Kopfballspiel hüllen wir an dieser Stelle besser den Mantel des Schweigens – und so richtig furchterre- gend wirkt er auch nur selten. Die deutsche Zeitung «Welt am Sonntag» schrieb über ihn mal, er sehe auf dem Platz aus, «als wolle er gerade den Hund ausführen oder in Adiletten die Zeitung holen». Die Derniere eines ganz grossen Aber dann hat er eine brillante Idee, die das ganze Spiel auf den Kopf stellt. Oder UrUgUay die Fans verzeihen suarez aLLes diE BEsondErhEit Daniel Sturridge. Einsatz. Deshalb fällt auch die Analyse von Spaniens Coach Vicente del Bosque recht eindeutig aus: «Pirlo ist der Busen, an dem sich Italien nährt.» 24 Stunden, fünf Minuten und zwölf Sekunden – das könnte die reine Flugzeit von der Schweiz nach Australien sein. In England dauerte genau so lange das längste Rugby-Spiel aller Zeiten mit dem Ziel, einen neuen Rekord aufzustellen. Insgesamt wurden bei der internen Partie von Congleton RUFC 1604 Punkte erzielt. das KadEr Torhüter: Joe Hart (27/Manchester City), Fraser Forster (26/Celtic Glasgow), Ben Foster (31/West Bromwich Albion). Abwehr: Glen Johnson (29/Liverpool), Phil Jones (22/Manchester United), Gary Cahill (28/Chelsea), Phil Jagielka (31/Everton), Chris Smalling (24/Man chester United), Leighton Baines (29/Everton), Luke Shaw (18/Southampton). Mittelfeld: Steven Gerrard (34/Liverpool), Jack Wil shere (22/Arsenal), Jordan Henderson (23/Liverpool), Frank Lampard (35/Chelsea), James Milner (28/Man chester City), Ross Barkley (20/Everton), Adam Lal lana (26/Southampton), Raheem Sterling (19/Liver pool), Alex OxladeChamberlain (20/Arsenal). Angriff: Rickie Lambert (32/Southampton), Wayne Rooney (28/Manchester United), Daniel Sturridge (24/Liverpool), Danny Welbeck (23/Manchester Uni ted). Trainer: Roy Hodgson (Eng). bm. Lange musste Diego Forlan um sein WM-Ticket zittern. Nun ist der 35-Jährige, in Japan beim japanischen Klub Cerezo Osaka beschäftigt, doch dabei. Wäre auch schade gewesen um Forlan, der bei der WM 2010 zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde. Man muss aber kein Prophet sein, um zu sagen, dass er diesen Titel nicht verteidigen wird. Andere Offensivspieler haben ihm den Rang abgelaufen. Auch im eigenen Team. Da wäre Edison Cavani (27), der im Sommer für knapp 80 Millionen Franken nach Paris wechselte. Aber da ist vor allem Luis Suarez. Der 27-Jährige hat mit Liverpool die Saison seines Lebens hinter sich. In Zahlen: 31 Tore und 12 Assists in nur 33 Spielen. In persönlichen Auszeichnungen: Spieler des Jahres der Premier League, mit Cristiano Ronaldo Gewinner des Goldenen Schuhs für den besten Torschützen der Topligen Europas. Und mit dem Vizetitel für Liverpool die beste Platzierung seit 2009. «Suarez hat das Potenzial, dass die Fans ihm alles verzeihen», schrieb der englische «Daily Telegraph». Und zu verzeihen gab es in den letzten Jahren so einiges: rassistische Beleidigung, Schwalben en masse, gleich mehrere Beissattacken. Im WM-Viertelfinal 2010 verhinderte er ein Gegentor durch diE BEsondErhEit Luis Suarez. AP/Alastair Grant Handspiel. Sein Team gewann, Suarez sah Rot und spottete in Anspielung an Diego Maradona: «Das war die Parade der WM. Jetzt habe ich die Hand Gottes.» Alles Vergangenheit. Diesmal will er Tore sprechen lassen. Zwar zog sich Suarez im Trainingslager ein stumpfes Trauma im linken Knie zu und musste operiert werden. Doch Suarez beruhigte die Fans umgehend via Radio: «Keine Panik! Ich werde dabei sein.» UrUgUay Einwohner: 3,2 Millionen Weltrangliste: 5 WM-Teilnahmen: 12 WM-Titel: 2 Gründung Verband: 1900 Fifa-Beitritt: 1923 Lizenzierte Fussballer: 41 800 Üble Nachrede ist kein Kavaliersdelikt – besonders nicht in Uruguay. Wer andere schlechtmacht, kann dazu verurteilt werden, zu einer bestimmten Uhrzeit auf einem öffentlichen Platz erscheinen zu müssen. Dort können das Opfer und seine Angehörigen dem Täter täglich seine Sünden lautstark vorhalten. Ein Jahr lang. Jeden Tag. das KadEr Torhüter: Fernando Muslera (27/Galatasaray Istan bul), Martin Silva (31/Vasco Da Gama), Rodrigo Munoz (32/Club Libertad Asunción). Abwehr: Diego Lugano (33/West Bromwich Albion), Diego Godin (28/Atlético Madrid), José Maria Gime nez (19/Atlético Madrid), Martin Cáceres (27/Juven tus), Maximiliano Pereira (29/Benfica Lissabon), Jorge Fucile (29/FC Porto), Sebastian Coates (23/ Nacional Montevideo). Mittelfeld: Egidio Arevalo (32/Monarcas Morelia), Walter Gargano (29/Parma), Diego Perez (34/Bolog na), Alvaro Gonzalez (29/Lazio), Alvaro Pereira (28/ FC São Paulo), Cristian Rodriguez (28/Atlético Madrid), Gaston Ramirez (23/Southampton), Nicolas Lodeiro (24/Botafogo FR Rio de Janeiro). Angriff: Luis Suarez (27/Liverpool), Edinson Cavani (27/Paris StGermain), Diego Forlan (35/Cerezo Osaka), Cristhian Stuani (27/Espanyol Barcelona), Abel Hernandez (23/Palermo). Trainer: Oscar Tabarez (Ur). er zirkelt einen Freistoss derart kunstvoll in den Winkel, dass man auch als neutraler Beobachter niederknien möchte. So soll es auch wieder an der Weltmeisterschaft in Brasilien geschehen, wo Pirlo nicht gerade bescheidene Ziele anpeilt: «Italienische Mannschaften sind immer dafür geschaffen, ganz oben zu stehen.» Noch dieses eine Mal wird er ihnen dabei helfen, danach ist ziemlich sicher Schluss mit der Nationalmannschaft. «Das Alter», sagt Pirlo, «kann man nicht wegtrainieren.» Der letzte grosse Tanz des Magiers kann beginnen. Die Fussball-Welt wird ein Stückchen ärmer sein, wenn die Musik nicht mehr spielt. MOrGeN In der Freitagsausgabe unserer Zeitung werden wir die Gruppe E vorstellen – und erzählen, was Hitzfeld vor seinem letzten Turnier empfindet. CoSTa riCa zwischen himmeL und höLLe cm. Die Menschen in Costa Rica sind nicht gerade für ihre emotionale Zurückhaltung bekannt. Das war am 10. September des vergangenen Jahres ganz gut zu beobachten, als sich die Nationalmannschaft dank eines 1:1 gegen Jamaika nach 1990, 2002 und 2006 zum vierten Mal für eine WMEndrunde qualifizierte. In der Hauptstadt San José brach der Verkehr zusammen, jubelnde Fans machten die Nacht zum Tag – und der aufgewühlte Trainer Jorge Luis Pinto gestand glückselig: «Ich habe mein ganzes Leben darauf hingearbeitet, mal zu einer WM zu kommen.» pinto: «am besten vorbereitet» Allerdings wird das Turnier für seine Mannschaft zu einer echten Herausforderung. Prominente Akteure sucht man im Kader vergeblich. Stürmer Bryan Ruiz spielt in Eindhoven, Aussenverteidiger Junior Diaz in Mainz. Der Mangel an individueller Klasse ist natürlich auch Pinto nicht entgangen. «Wir werden sicher nicht die beste Mannschaft unserer Gruppe sein», sagt er, «aber sicher werden wir am besten vorbereitet sein.» Am fehlenden Willen wird die Mission «Fussball-Wunder» sicher auch nicht scheitern. Pinto verspricht: «Ich werde in Brasilien mit meinem Blut herhalten.» diE BEsondErhEit Jorge Luis Pinto. EPA/Jeffrey Arguedas Es wäre ihm zu wünschen, dass dies zum einen oder anderen Punktgewinn reicht. Denn die euphorische Stimmung im Land kann ganz schnell kippen, der Übergang zwischen Himmel und Hölle ist fliessend in Costa Rica. Nach dem WM-Vorrunden-Aus 2006 hatten erzürnte Anhänger gedroht, das Gebäude des nationalen Verbandes niederzubrennen. Costa riCa Einwohner: 4,6 Mio. Weltrangliste: 34 WM-Teilnahmen: 4 Gründung Verband: 1921 Fifa-Beitritt: 1927 Lizenzierte Fussballer: 50 588 Costa Rica wird auch als die «Schweiz Zentralamerikas» bezeichnet. Während um das Land herum Krieg tobte, erklärte das Land 1983 seine «dauerhafte und aktive unbewaffnete Neutralität». Auch mit seiner Natur geht das Land friedlich um: 90 Prozent des Energiebedarfs stammen aus regenerativen Quellen, 27 Prozent der Landesfläche stehen unter Naturschutz. das KadEr Torhüter: Keylor Navas (27/Levante), Patrick Pem berton (32/LD Alajuelense), Daniel Cambronero (28/ Club Sport Herediano). Abwehr: Johnny Acosta (30/LD Alajuelense), Gian carlo Gonzalez (26/Columbus Crew), Michael Umana (31/CD Saprissa), Oscar Duarte (25/FC Brügge), Waylon Francis (23/Columbus Crew), Heiner Mora (29/CD Saprissa), Junior Diaz (31/Mainz 05), Christian Gamboa (24/Rosenborg Trondheim), Roy Miller (29/New York Red Bulls). Mittelfeld: Celso Borges (26/AEK Athen), Christian Bolanos (30/FC Kopenhagen), Esteban Granados (28/ Club Sport Herediano), Michael Barrantes (30/ Aalesunds FK), Yeltsin Tejeda (22/CD Saprissa), Diego Calvo (23/Vålerenga Oslo), Jose Miguel Cubero (27/ Club Sport Herediano). Angriff: Bryan Ruiz (28/PSV Eindhoven), Joel Camp bell (21/Olympiakos Piräus), Randall Brenes (30/ CS Cartagines), Marco Urena (24/Kuban Krasnodar). Trainer: Jorge Luis Pinto (Kol). Freitag, 6. Juni 2014 / Nr. 130 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 36 Freitag, 6. Juni 2014 / Nr. 130 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz schwEiz Gruppe e schweiz ecuador Frankreich honduras die spiele 15. Juni, 18.00 scHweiz - ecuadoR 15. Juni, 21.00 fRanKReicH - HonduRas 20. Juni, 21.00 scHweiz - fRanKReicH 21. Juni, 00.00 HonduRas - ecuadoR 25. Juni, 22.00 HonduRas - scHweiz ecuadoR - fRanKReicH der Tipp von sally saRR «Frankreich wird nicht nur Erster in dieser Gruppe, sondern mindestens die Halbfinals erreichen. Das Team tritt unter Trainer Didier Deschamps wieder als geschlossene, kompakte Einheit auf und wird die katastrophale letzte WM-Endrunde in Südafrika vergessen machen. Auch wenn die WM-Qualifikation nicht überzeugend verlaufen ist. Hinter meinem Heimatland wird die Schweiz den zweiten Platz belegen, vor Ecuador und Honduras. Die Schweizer Mannschaft verfügt aktuell wohl über das beste Kader der Geschichte. Absoluter Titelfavorit für mich ist Brasilien. Die weiteren Halbfinalisten sind Deutschland, Uruguay und Frankreich. Die afrikanischen Teams Ghana und Elfenbeinküste werden eine gefährliche Aussenseiterrolle spielen.» Sally Sarr (28) ist Aussenverteidiger des FC Luzern. 37 Einwohner: 8,1 Millionen Weltrangliste: 8 WM-Teilnahmen: 10 Gründung Verband: 1895 Fifa-Beitritt: 1904 Lizenzierte Fussballer: 232 700 das KadEr Torhüter: Diego Benaglio (30/Wolfsburg), Roman Bürki (23/Grasshoppers), Yann Sommer (25/Basel). Ein Abschied voller Hoffnung Abwehr: Johan Djourou (27/Hamburger SV), Michael Lang (23/Grasshoppers), Stephan Lichtsteiner (30/ Juventus), Ricardo Rodriguez (21/Wolfsburg), Fabian Schär (22/Basel), Philippe Senderos (29/Valencia), Steve von Bergen (30/Young Boys), Reto Ziegler (28/ Sassuolo Calcio). Mittelfeld: Tranquillo Barnetta (29/Eintracht Frankfurt), Valon Behrami (29/Napoli), Blerim Dzemaili (28/ Napoli), Gelson Fernandes (27/Freiburg), Gökhan Inler (29/Napoli), Xherdan Shaqiri (22/Bayern München), Valentin Stocker (25/Basel), Granit Xhaka (21/Borussia Mönchengladbach). Angriff: Josip Drmic (21/1. FC Nürnberg), Mario Gavranovic (24/FC Zürich), Admir Mehmedi (23/ Freiburg), Haris Seferovic (22/San Sebastian). Trainer: Ottmar Hitzfeld (De). schweiz Nach 31 Jahren endet an der WM eine schillernde Trainerkarriere. Bei seiner letzten Dienstreise geht es für Ottmar Hitzfeld auch um den inneren Frieden. Als Klubtrainer hat er alles gewonnen – als Nationaltrainer ist er (noch) der unvollendete. STeFAN KliNGer stefan.klinger@luzernerzeitung.ch A uf diese eine Frage war Ottmar Hitzfeld überhaupt nicht vorbereitet: Es lief die Pressekonferenz nach dem Testspiel gegen Peru (2:0). Der 65-Jährige leierte mal wieder jene Analyse der Laufwege, Pässe und Torschüsse seiner Spieler herunter, die er in den vergangenen 31 Jahren als Fussballtrainer schon hundertfach nach demselben Muster vorgetragen hatte – als er plötzlich wie aus dem Film gerissen wurde. Wie er sich denn fühle, nun, nachdem er das letzte Spiel seiner Trainerkarriere auf Schweizer Boden absolviert habe, wollte einer der Journalisten wissen. projekte für zeit danach stehen fest Für einen kurzen Moment hielt Hitzfeld inne, blickte erschrocken in die Runde – bevor er in dem für ihn so typischen Lörracher «Schwiizerdütsch» antwortete: «Daran habe ich bis gerade eben gar nicht gedacht. Ich bin so auf die WM fixiert.» Das Ende seiner schillernden Trainerkarriere naht, in gut einem Monat ist alles vorbei. Die Projekte für danach hat er schon vor Monaten, in ruhigen Mi- MOrGeN nuten, mal aufgegleist. So wird Hitzfeld zwar von der Seitenlinie verschwinden, aber der internationalen Fussballszene erhalten bleiben. Als Kolumnist für den «Blick», als Repräsentant für den RingierVerlag, als Co-Kommentator für TVSender Sky bei Champions-League- und Bundesligaspielen, als Referent für andere Firmen. «Langweilig wird mir nicht», sagt er. Er wird weiter von seinem Renommee, das er sich erworben hat und das ihm im deutschsprachigen Raum Tür um Tür öffnet, zehren und damit sein Konto füllen. Doch nun, das zeigt jene Szene, setzt er seine ganze Kraft für die WM ein. Weil es für ihn in Brasilien um mehr geht als um Ansehen und Geld, von dem er beides ohnehin genug hat. Es geht Ottmar Hitzfeld um seinen inneren Frieden. Um das Erreichen seines letzten, noch unerfüllten Wunsches. Denn als Klubtrainer hat Hitzfeld alles gewonnen, was es zu gewinnen gibt, seitdem er 1983 beim damaligen SC Zug (heute Zug 94) erstmals für eine Mannschaftsaufstellung verantwortlich war. Mit dem FC Aarau wurde er 1985 Cupsieger, die Grasshoppers führte er zu zwei Meistertiteln und zwei Cup- In der Samstagsausgabe unserer Zeitung werden wir die Gruppe F vorstellen – und erzählen, wie die Argentinier zu Lionel Messi stehen. Ein Abgang im Rampenlicht: Ottmar Hitzfeld (hier vor einem Training in Châtel-St-Denis) will die Schweiz zum Abschied in die Viertelfinals führen. Keystone/ Jean-Christophe Bott siegen. Mit Bayern München und Borussia Dortmund gewann er in seinem Heimatland ganze siebenmal die Meisterschaft, wurde dreimal Cupsieger – und vor allem mit beiden Klubs je einmal Champions-League-Sieger. Nur eines fehlt ihm noch: ein bedeutender Erfolg als Nationaltrainer an einem grossen Turnier. ecuador Hoffen auf valencia und das KolleKtiv bk. Ecuador ist eine von sechs südamerikanischen Mannschaften bei der diesjährigen Weltmeisterschaft – und doch ganz anders. Was sie so besonders macht? Kein anderes Team aus Südamerika setzt so sehr auf mitteleuropäische Tugenden wie taktische Disziplin und ein starkes Kollektiv. Das hat zwei Gründe. Zum einen haben die Ecuadorianer in Reinaldo Rueda einen Trainer, der an der Sporthochschule Köln studiert hat – und der diese Eigenschaften in seiner Zeit in Deutschland wohl sehr schätzen gelernt hat. Zum anderen lässt das Kader schlicht auch keinen anderen Ansatz zu. In Antonio Valencia (28), der am Mittwoch gegen England (2:2) Rot sah, aber nicht gegen die Schweiz an der WM, sondern erst im nächsten Freundschaftsspiel Ecuadors gesperrt ist, haben «La Tri» (die Dreifarbigen) nur einen echten Star im Team. Fürs Toreschiessen ist er allerdings nicht wirklich zuständig. In der WM-Qualifikation schoss der Captain kein einziges Tor. Trotzdem ist Valencia aus dem Team kaum wegzudenken. Das sieht auch Rueda so: «Er ist unersetzlich.» Der Mittelfeldspieler von Manchester United ist extrem schnell und dribbelstark. Auch sein Klubkollege Wayne Rooney schätzt seine Qualitäten: «Wenn Antonio so richtig in Fahrt kommt, ist er für BEsondErhEit Antonio Valencia. EPA den Gegner nur sehr schwer zu stoppen. Und er ist ein exzellenter Vorlagengeber, weil er die Spielsituation schnell erfasst. Seine Pässe in die Spitze sind klasse.» Das allein wird Ecuador jedoch nicht reichen, auch noch andere Spieler müssen es eben richten. Und damit sind wir wieder beim Kollektiv. Über das WM-Ziel sind sich in Ecuadors Mannschaft im Übrigen auch alle einig: Die Achtelfinals soll erreicht werden. Ecuador Einwohner: 15,8 Millionen Weltrangliste: 28 WM-Teilnahmen: 3 Gründung Verband: 1925 Fifa-Beitritt: 1926 Lizenzierte Fussballer: 30 855 Der ecuadorianische Verband sperrte Angel Cheme Ortiz für zwei Jahre. Der Grund: Er spielte für verschiedene Klubs der ersten Liga Ecuadors stolze sieben Jahre lang, allerdings unter dem Namen Gonzalo Javier Chila Palma. Warum? Er hatte beim Probetraining seinen Ausweis vergessen – und lieh sich kurzerhand einfach den Pass seines Kumpels aus. An der WM 2010 schlug sein Team zwar den späteren Weltmeister Spanien, schied aber trotzdem bereits in der Vorrunde aus. Die EM 2012 musste er im Fernsehen anschauen. Nun bietet sich ihm die letzte Chance, diese letzte Lücke in seiner Vita zu füllen. Das führt zwar dazu, dass Hitzfeld die letzten Tage seiner Karriere nicht ge- Torhüter: Maximo Banguera (28/Barcelona SC), Adrian Bone (25/El Nacional Quito), Alexander Dominguez (27/LDU Quito). Abwehr: Frickson Erazo (26/Flamengo Rio de Janeiro), Jorge Guagua (32/Emelec), Oscar Bagui (31/Emelec), Gabriel Achilier (29/Emelec), Walter Ayovi (34/CF Pachuca), Juan Carlos Paredes (26/ Barcelona SC). Mittelfeld: Segundo Castillo (31/FC Al Hilal), Carlos Gruezo (19/VfB Stuttgart), Alex Ibarra (23/Vitesse Arnheim), Christian Noboa (29/Dynamo Moskau), Luis Saritama (30/Barcelona SC), Antonio Valencia (28/Manchester United), Edison Mendez (35/Santa Fe CD Bogota), Michael Arroyo (27/Atlante Cancun). Angriff: Joao Rojas (24/Cruz Azul Mexico City), Jefferson Montero (24/Monarcas Morelia) Felipe Caicedo (25/Al-Jazira Abu Dhabi), Fidel Martinez (24/Club Tijuana), Jaime Ayovi (26/Tijuana), Enner Valencia (24/CF Pachuca). Trainer: Reinaldo Rueda (Kol). rigstes Jahr. Der Präsident packte mich einmal in der Kabine gar an der Gurgel. Zum Glück machte einer die Türe auf und sagte: Herr Hitzfeld, Pressekonferenz. Da musste er mich loslassen.» Damals habe er viel für seine Zeit beim FC Bayern gelernt. «Wenn Franz Beckenbauer mich mal kritisiert hat», blickt Hitzfeld zurück, «habe ich immer gesagt: Frankreich RibéRy Kämpft um sein image bk. Es war spät nach dem Abpfiff im Stade de France, Frankreich hatte sich soeben für die WM 2014 in Brasilien qualifiziert. Franck Ribéry (31) schnappte sich ein Megafon und versuchte, das Publikum zum gemeinsamen Singen zu animieren. In München wäre er dafür frenetisch gefeiert worden. Was die Show-Einlage in Frankreich auslöste? Schweigen. Das Publikum zeigte mal wieder, wie gross die Abneigung für Frankreichs wichtigsten Spieler ist. Franzosen verzeihen ihm nicht das KadEr niessen kann. Doch der immense Druck, auf den letzten Metern seiner Trainerlaufbahn die Hoffnungen einer Nation und seine eigenen Erwartungen zu erfüllen, ist für ihn nichts Neues. «Druck ist mein ständiger Begleiter», sagt er. Das habe schon damals beim SC Zug angefangen, wie er mal dem «Sonntagsblick» erzählte: «Das war mein schwie- Noch immer spielt der Sex-Skandal von 2009 eine Rolle in den Hinterköpfen der Franzosen. Da kann seine Leistung noch so gut sein. «Die Franzosen wollen nicht verzeihen, sie sind sehr nachtragend», weiss sein Berater Jean-Pierre Bernès und sagt: «Franck hat sich verändert, aber das sehen sie nicht.» Vergangenes Jahr hätte Ribéry zum Weltfussballer ausgezeichnet werden können. Als Triple-Sieger mit dem FC Bayern München. Vor Cristiano Ronaldo. Und vor Lionel Messi. Doch selbst hier zeigten die Franzosen Ablehnung: Laut einer Umfrage der Fussballzeitschrift «France Football» fanden nur 24 Prozent der Franzosen, dass Ribéry den «Ballon d’Or» wirklich verdient hätte. Dafür belegte er 2010 und 2011 in der Liste der unbeliebtesten BEsondErhEit Franck Ribéry. Zum kuriosen Abbruch kam es im Cupspiel zwischen Drittligist FC Rouen und Olympique Marseille. Grund: ein Gas-Leck in einer Chemiefabrik. Wie es in der Stadt roch? In etwa nach faulem Kohl. Selbst im 100 Kilometer entfernten Paris war der Geruch am nächsten Tag noch nicht abgezogen. EPA/Sébastien Nogier Franzosen Platz eins. Immerhin: Zuletzt rutschte er auf Rang drei ab ... Nationaltrainer Didier Deschamps hat einmal gesagt: «Francks grösste Schwäche ist es, Franzose zu sein.» Trotz allem wird der dribbelstarke Offensivspieler, der sich zuletzt zwar mit massiven Rückenschmerzen herumplagte, aber rechtzeitig fit zu werden scheint, bei der WM wieder alles für sein Heimatland geben. Auch, weil er versuchen will, sein Image weiter aufzupolieren. FranKrEich Einwohner: 63,4 Millionen Weltrangliste: 16 WM-Teilnahmen: 14 WM-Titel: 1 Gründung Verband: 1919 Fifa-Beitritt: 1904 Lizenzierte Fussballer: 1 794 940 das KadEr Torhüter: Hugo Lloris (27/Tottenham), Mickaël Landreau (35/Bastia), Stéphane Ruffier (27/St-Étienne). Abwehr: Mathieu Debuchy (28/Newcastle), Bacary Sagna (31/Arsenal), Laurent Koscielny (28/Arsenal), Mamadou Sakho (24/Liverpool), Raphael Varane (21/ Real Madrid), Eliaquim Mangala (23/Porto), Patrice Evra (33/Manchester United), Lucas Digne (20/Paris St-Germain). Mittelfeld: Yohan Cabaye (28/Paris St-Germain), Clément Grenier (23/Olympique Lyon), Blaise Matuidi (27/Paris St-Germain), Rio Mavuba (30/Lille), Paul Pogba (21/Juventus), Moussa Sissoko (24/Newcastle), Mathieu Valbuena (29/Olympique Marseille). Angriff: Karim Benzema (26/Real Madrid), Olivier Giroud (27/Arsenal), Antoine Griezmann (23/San Sebastian), Franck Ribéry (31/Bayern München), Loic Rémy (27/Queens Park Rangers). Trainer: Didier Deschamps (Fr). Im Vergleich zum Umgang beim SC Zug sei die Kritik ein Säuseln im Walde.» 6 Jahre Fc Bayern laugen ihn aus Doch trotzdem war auch Ottmar Hitzfeld kurz davor, am ewigen Leistungsdruck in einem Metier, bei dem jede einzelne Handlung von Medien und Fussballfans genaustens beäugt wird, zu zerbrechen. Im Frühjahr 2004 stand er, nach sechs nervenaufreibenden Jahren bei dem am meisten beachteten Klub im deutschsprachigen Raum, beim FC Bayern – auch FC Hollywood genannt –, kurz vor einem Burn-out. Ein paar Jahre später sagte Hitzfeld einmal, dass er im Nachhinein dankbar sei, dass man ihn damals entlassen habe, weil er selbst keine Kraft mehr gehabt hatte, um den Vertrag von sich aus aufzulösen. Das soll ihm nun nicht noch einmal passieren. Angesichts der Alarmzeichen in seinem Körper kam der 65-Jährige im Oktober zum Schluss: «Meine Zeit ist abgelaufen.» Damals sinnierte er auch gleich über seine Zeit als Rentner. Wie er mit seiner Frau Beatrix, die in all den 37 Ehejahren auch dann noch zu ihm gehalten hatte, als er dem brasilianischen Zauber nicht nur auf dem Platz verfallen war, sondern auch dem brasilianischen Model Rosi, die Welt bereise und durch Museen schlendere. Das hört sich nach einem gemütlichen Lebensabend an. Erst recht, wenn Hitzfeld dann nicht nur als erfolgreicher Klubtrainer oder TV-Experte erkannt wird – sondern auch als der Nationaltrainer, der die Schweiz an der WM 2014 in die Viertelfinals und damit zum grössten Erfolg seit 60 Jahren geführt hat. honduras das scHweizeR scHRecKgespenst cm. Nationaltrainer Luis Suarez scheint zu jenen Zeitgenossen zu zählen, die ihre Mitmenschen mit unerschütterlichem Optimismus begeistern. Nach der Auslosung der WMGruppen verkündete er jedenfalls bestens gelaunt: «Ich habe ein gutes Gefühl. Wir wollen auf jeden Fall die nächste Runde erreichen.» Nun ist es tatsächlich so, dass man es schlimmer hätte erwischen können, sie sind nicht gerade in einer Todesgruppe gelandet. Trainer sieht klimatischen Vorteil Und zumindest die Schweizer Nationalmannschaft hat nicht gerade die schönsten Erinnerungen an die Honduraner. Vor vier Jahren kamen sie nur zu einem 0:0, es war das Aus in der Gruppenphase. Ein psychologischer Vorteil für Honduras. Und auch in klimatischer Hinsicht glaubt Suarez, das grosse Los gezogen zu haben: «Für uns ist es definitiv ein Vorteil, in Brasilien zu spielen. Wir sind das Wetter gewohnt.» Es ist allerdings zweifelhaft, ob das allein schon fürs Weiterkommen reichen wird. Die Rolle der Honduraner ist trotz des Optimismus ihres Coachs recht eindeutig definiert: Sie sind in der Kategorie Aussenseiter angesiedelt. Auf einen Sieg bei einer WM wartet man auch nach den bisherigen zwei Teilnahmen BEsondErhEit Honduras hat die höchste Mordrate auf der ganzen Welt: 96,4 Tötungsdelikte pro 100 000 Einwohner im Jahr. Grund dafür sind hauptsächlich gewalttätige Strassengangs und Drogenkriminalität. Luis Suarez. AP/Moises Castillo (1982 und 2010) noch immer. Und die bekanntesten Akteure wie Emilio Izaguirre (Celtic Glasgow), Maynor Figueroa (Hull City) und Wilson Palacios (Stoke City) standen bisher auch nicht gerade im Verdacht, die Fussball-Welt mit ihrem Können in den Grundfesten zu erschüttern. Keine Frage: Sie werden wirklich Grosses leisten müssen, um die Träume ihres Trainers verwirklichen zu können. honduras Einwohner: 8,5 Millionen Weltrangliste: 32 WM-Teilnahmen: 3 Gründung Verband: 1951 Fifa-Beitritt: 1946 Lizenzierte Fussballer: 61 300 das KadEr Torhüter: Noel Valladares (37/Olimpia Tegucigalpa), Donis Escober (33/Olimpia Tegucigalpa), Luis Lopez (20/Real España San Pedro Sula). Abwehr: Edder Delgado (27/Real España San Pedro Sula), Brayan Beckeles (28/Olimpia Tegucigalpa), Juan Carlos Garcia (26/Wigan), Maynor Figueroa (31/Hull City), Victor Bernardez (32/San Jose), Osman Chavez (29/Qingdao Janoon), Juan Pablo Montes (18/Motagua Tegucigalpa), Emilio Izaguirre (28/ Celtic Glasgow). Mittelfeld: Luis Garrido (23/Olimpia Tegucigalpa), Roger Espinoza (27/Wigan), Jorge Claros (28/Motagua Tegucigalpa), Wilson Palacios (29/Stoke City), Boniek Garcia (29/Houston), Andy Najar (21/RSC Anderlecht), Mario Martinez (24/Real España San Pedro Sula), Marvin Chavez (30/Colorado). Angriff: Jerry Bengtson (27/New England Revolution), Carlo Costly (21/Real España San Pedro Sula), Rony Martinez (26/San Sebastian), Jerry Palacios (22/ Alajuelense Alajuela). Trainer: Luis Fernando Suarez (Kol). Samstag, 7. Juni 2014 / Nr. 131 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz Gruppe F argenTinien BoSnien-H. iran nigeria Die Spiele 16. Juni, 0:00 argentinien - Bosnien-H. 16. Juni, 21:00 iran - nigeria 21. Juni, 18:00 argentinien - iran 22. Juni, 0:00 nigeria - Bosnien-H. 25. Juni, 18:00 nigeria - argentinien Bosnien-H. - iran Der Tipp von Carlos Bernegger «Mein Heimatland Argentinien muss problemlos weiterkommen, alles andere wäre eine Riesenenttäuschung. Um den Titel spielen Brasilien, Spanien, Deutschland, Argentinien und ein Überraschungsteam. Da in Südamerika noch nie ein europäisches Team den Titel gewinnen konnte, sind die südamerikanischen Mannschaften leicht favorisiert. Argentinien wird abhängig sein von der Qualität seiner Abwehr, die Stärke liegt in der Offensive. Das ist eine grosse Herausforderung für den Trainer. In der Gruppe F wird Bosnien-Herzegowina Platz zwei belegen, Nigeria und Iran scheiden aus. Die Bosnier verfügen mit Dzeko über einen Stürmer, der den Unterschied ausmachen kann. Zudem spielen zahlreiche Akteure in europäischen Topligen.» Carlos Bernegger (45) ist seit April 2013 Trainer des FC Luzern. 32 Samstag, 7. Juni 2014 / Nr. 131 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 33 argentinien Einwohner: 41 Millionen Weltrangliste: 6 WM-Teilnahmen: 16 WM-Titel: 2 Gründung Verband: 1893 Fifa-Beitritt: 1912 Lizenzierte Fussballer: 331 811 Das Rätsel: Gibt es tatsächlich zwei Messis? BesonderHeit Der Nationalstolz der Argentinier lässt sich in zwei Worten zusammenfassen: Fussball und Fleisch. Besonders das berühmte argentinische Rindersteak gilt als Exportschlager. Der Fleischhunger der Argentinier scheint indes unstillbar: Obwohl in dem Land auf 40 Millionen Menschen 55 Millionen Rinder kommen, muss seit 2010 in grossen Mengen Rindfleisch eingeführt werden. das Kader Torhüter: Sergio Romero (27/Monaco), Mariano Andujar (30/Catania), Agustin Orion (32/Boca Juniors Buenos Aires). Abwehr: Pablo Zabaleta (29/Manchester City), Ezequiel Garay (27/Benfica Lissabon), Marcos Rojo (24/ Sporting Lissabon), Hugo Campagnaro (33/Inter Mailand), José Basanta (30/CF Monterrey), Lisandro Lopez (24/Getafe), Martin Demichelis (33/Manchester City). argenTinien Lange hat Lionel Messi im Nationalteam nicht das abgerufen, was ihn beim FC Barcelona zum viermaligen Weltfussballer gemacht hat. Bei der WM soll der einstige Buhmann jetzt endlich auch Argentinien zum Titel führen. Mittelfeld: Javier Mascherano (30/Barcelona), Fernando Gago (28/Boca Juniors Buenos Aires), Angel Di Maria (26/Real Madrid), Lucas Biglia (28/Lazio), Maximiliano Rodriguez (33/Newells Old Boys Rosario), Ricardo Álvarez (26/Inter Mailand), Augusto Fernandez (28/Celta Vigo), Enzo Perez (28/Benfica Lissabon). BeNjAMiN MiLTNer sport@luzernerzeitung.ch A rgentinien mag eine Demokratie sein. Dennoch gibt es drei Personen, die über Cristina Fernández de Kirchner stehen, der Staatspräsidentin und Regierungschefin des Landes. Nicht in der Verfassung. Aber in ihrer Rolle als Volksidole. Da ist zum einen Jorge Mario Bergoglio, seit März 2013 besser bekannt als Papst Franziskus. Da ist Diego Armando Maradona, die Fussball-Legende und in Argentinien so etwas wie ein Heiliger. Und da ist Lionel Messi. Der Weltfussballer der Jahre 2009 bis 2012, für viele der legitime Nachfolger Maradonas – und der aktuell vielleicht beste Spieler des Planeten. Der normalo bei argentinien Messis Klasse ist unbestritten. In Europa. Eigentlich weltweit. Nur nicht in Argentinien. Hier halten sich hartnäckige Gerüchte, die Extraklasse von Messi sei eine Erfindung der Medien. Einige Leute vertreten sogar die These, dass es zwei Lionel Messis geben müsse. Einmal den Übermenschlichen, der seit Jahren beim FC Barcelona die Sterne vom Himmel zaubert. Und einmal den Normalo, der bei der argentinischen Nationalmannschaft spielt. Immer noch besser als die Angriff: Lionel Messi (26/Barcelona), Sergio Agüero (26/Manchester City), Gonzalo Higuain (26/Napoli), Rodrigo Palacio (32/Inter Mailand), Ezequiel Lavezzi (29/Paris St-Germain). meisten seiner Kollegen. Aber meistens doch irgendwie ziemlich menschlich. Alles nur Einbildung? Folklore? Nicht nur. Zwischen Messis Auftritten bei der Nationalmannschaft und in Barcelona herrscht ein Ungleichgewicht. Das lässt sich am besten in Zahlen ausdrücken. Gerade hat Messi seine zehnte Saison als Profi beim FC Barcelona beendet. In dieser Dekade haben die Katalanen den spanischen und europäischen Fussball dominiert, gewannen sechsmal die spanische Meisterschaft und dreimal die Champions League. Messi war dabei einer, wenn nicht der Schlüsselspieler für die Titelflut. Wegen seiner Torflut. In 425 Pflichtspielen schoss «la Pulga», der Floh, 354 Tore und lieferte über 100 Assists. Barcelona galt als das beste Team der Welt, Messi als der beste Spieler der Welt – so einfach war das. Die perfekte Symbiose. Doch sobald Messi das Nationaltrikot trug, war alles anders. Dann war «la Pulga» nicht mehr der Spieler, der den Unterschied macht, sondern einfach nur Mitspieler. Eben einer von vielen. Seine Karriere in der Albiceleste begann ja schon höchst unglücklich: Das Debüt im August 2005 gegen Ungarn war nach wenigen Sekunden beendet – rote Karte nach einer Tätlichkeit. Und es ging unglücklich weiter. Das Aus im Trainer: Alejandro Sabella (Arg). Lionel Messi im Outfit eines Ausserirdischen: Der Star der Argentinier trägt auf diesem Bild einen LED-Lichtanzug, damit seine Bewegungen besser sichtbar gemacht werden können. WM-Viertelfinal 2006 gegen Deutschland (2:4 nach Elfmeterschiessen) sah er von der Bank aus. Messis Zeugnis bei der 0:3-Finalniederlage 2007 um die Copa America gegen Brasilien? Er blieb blass. Messis Zeugnis beim erneuten Viertelfinal-Aus gegen Deutschland (0:4) bei der WM 2010? Er blieb blass. Messis Zeugnis bei der Heim-Copa 2011? Er blieb blass. Und torlos. Rund um die Das treffsicherste Sturm-Duo Das Spiel des WM-Debütanten wird von zwei herausragenden Spielern geprägt: Zum einen wäre da Miralem Pjanic (24), der mit dem AS Rom eine überragende Saison hinter sich hat. Beim italienischen Vizemeister war Pjanic der Taktgeber im zentralen Mittelfeld. Entsprechend flatterten Angebote mehrerer europäischer Top-Clubs ins Haus – alle Wege führen eben nach Rom. Pjanic aber bleibt der Roma erhalten und hat seinen Vertrag bis 2018 verlängert. Gründung Verband: 1992 Fifa-Beitritt: 1996 Lizenzierte Fussballer: 69 040 BesonderHeit Edin Dzeko. EPA/Peter Powell Zum anderen wäre da Edin Dzeko (28). Der Stürmer ist mit Manchester City gerade zum zweiten Mal englischer Meister geworden. Mit 13 Treffern in der Rückrunde, darunter fünf in den letzten vier Partien, entwickelte sich Dzeko zum entscheidenden Mann im Titel-Endspurt. Und zusammen mit Kollege Vedad Ibisevic (8 Tore) bildete Dzeko (10 Tore) das treffsicherste Sturm-Duo der WM-Qualifikation. Für die WM kündigt Ibisevic an: «Wir fahren nicht nur nach Brasilien, um Land und Leute kennen zu lernen.» Ganz schön forsch für einen Neuling. Bosnien-Herzegowina Einwohner: 3,8 Millionen Weltrangliste: 25 WM-Teilnahmen: 1 In der Sonntagsausgabe unserer Zeitung werden wir die Gruppe G vorstellen – und erzählen, warum Deutschland endlich siegen muss. Keystone/Camera Press BoSnien-Herzegowina ein ganz sCHön forsCHer neuling bm. Auf den ersten Blick ist BosnienHerzegowina ein typischer WM-Aussenseiter. Ein Staat mit der Einwohnerzahl Berlins – aber null Turnier-Erfahrung. Auf den zweiten Blick gibt es jedoch auch gute Argumente, warum die Bosnier bei ihrer WM-Premiere in Brasilien alles andere als Kanonenfutter sein dürften. Sie haben in der WM-Qualifikation nur eine Niederlage kassiert. Sie stehen in der Fifa-Weltrangliste auf Rang 25. Und vor allem: Sie haben eine Reihe von Klassespielern in ihrem Kader, für die viele andere Fussball-Nationen liebend gern einen Passwechsel beantragen würden. Im Fall der Schweiz ist ja mit Izet Hajrovic ein Klassespieler an Bosnien-Herzegowina verloren gegangen. MOrGeN Die Bosnier scheinen ein liebesbedürftiges Volk zu sein. 2007 wurde in der nordostbosnischen Stadt Tuzla ein neuer Weltrekord aufgestellt: 6980 Paare küssten sich zur gleichen Zeit auf dem Hauptplatz der Stadt. das Kader Torhüter: Asmir Begovic (26/Stoke City), Asmir Avdukic (33/Borac Banja Luka), Jasmin Fejzic (28/ VfR Aalen). Abwehr: Emir Spahic (33/Bayer Leverkusen), Toni Sunjic (25/Zorya Lugansk), Sead Kolasinac (20/ Schalke 04), Ognjen Vranjes (24/Elazigspor), Ermin Bicakcic (24/Eintracht Braunschweig), Muhamed Besic (21/Ferencvaros Budapest). Mittelfeld: Miralem Pjanic (24/AS Roma), Izet Hajrovic (22/Galatasaray Istanbul), Mensur Mujdza (20/Freiburg), Haris Medunjanin (19/Gaziantepspor), Senad Lulic (28/Lazio), Anel Hadzic (24/Sturm Graz), Sejad Salihovic (29/Hoffenheim), Zvjezdan Misimovic (32/Guizhou Renhe), Senijad Ibricic (28/Kayseri Erciyesspor), Avdija Vrsajevic (28/Hajduk Split), Tino Sven Susic (22/Hajduk Split). Angriff: Vedad Ibisevic (29/Stuttgart), Edin Dzeko (28/Manchester City), Edin Visca (24/Istanbul BB). Trainer: Safet Susic (Bos). te. Das haben schon viele vor ihm gesagt. Sabella aber fuhr fort: Messi ist mein Mann. Mein Anführer. Mein Captain. Captain? Messi, das Milchbubengesicht? Der Mann mit der ruhigen, zurückhaltenden Art? «Es gibt Leader, die viel reden, und andere, die eher zurückhaltend sind», unterstützte der inzwischen zurückgetretene Rekord-Nationalspieler Javier Zanetti die Entscheidung Copa in insgesamt 16 Pflichtspielen am Stück. Messi wurde ausgebuht. Im eigenen Land. Er war der Sündenbock für das blamable Scheitern im Viertelfinal. Es war Messis Tiefpunkt in der Nationalelf – und zugleich der Wendepunkt. Der bodenständige Alejandro Sabella wurde neuer Nationaltrainer. Dessen erste Amtshandlung war ein Interview, in dem er klarstellte: Messi ist der Bes- seines Trainers. Eine mutige – und offenbar genau die richtige. Sabellas Kniff mit Messi Denn seitdem läuft es bei Messi auch mit Argentinien. Messi geht voran, versprüht Spielwitz – und erzielt jetzt auch für die Albiceleste jede Menge Treffer. Vor dem Amtsantritt von Trainer Sabella traf Messi in jeder dritten Partie (17 Tore iran Mission iMpossiBle cm. Carlos Queiroz ist Realist. Und deshalb weiss der portugiesische Trainer des Iran auch: «Bei der Auslosung wollte jeder mit uns in einer Gruppe sein. Wir zählen ja nicht gerade zum Favoritenkreis.» So kann man das durchaus sehen. Die meisten Namen im Kader stellen selbst ausgewiesene Experten vor grössere Rätsel. Bekanntester Spieler ist der Ex-Wolfsburger Ashkan Dejagah (FC Fulham), Torhüter Daniel Davari stand zuletzt bei Eintracht Braunschweig im Tor und wird nächste Saison für GC Bälle abwehren. Angesichts der Qualität der Gegner ahnt Queiroz: «Wir stehen dreimal vor einer Mission Impossible.» Queiroz gilt als eine art Magier Die Fans kann das nicht wirklich schocken. Sie halten ihren portugiesischen Cheftrainer ja für eine Art Magier, der auch die unmöglichsten Herausforderungen erfolgreich bewältigen kann. Als Beweis dafür führen sie gerne die langwierige und strapaziöse WM-Qualifikation ins Feld. Die Iraner liessen sich von nichts und niemandem aufhalten und liessen sogar Südkorea hinter sich. Danach war selbst Queiroz mächtig beeindruckt von seinem Team: «Wir mussten durch die Hölle, aber wir wurden mit dem Himmel belohnt.» Das Fussballspielen ist der FrauenNationalmannschaft des Iran zwar nicht verboten – allerdings hat der iranische Fussballverband strenge Regeln aufgestellt: Die Spielerinnen müssen Kopftuch (Hijab), lange Shirts und lange Hosen tragen. EPA/Erwin Scheriau das Kader Dafür mistete der Trainer ziemlich humorlos aus, es gab einige Härtefälle. Sein Credo: «Ich will nur Spieler, die der Mannschaft dienen – nicht umgekehrt.» Der Erfolg gab ihm Recht. Und trotzdem tut Queiroz gut daran, bescheiden zu bleiben. Sein Ziel für die WM: «Wir werden unser Bestes geben, um die iranischen Fans stolz zu machen.» Das wird schwer genug. iran Einwohner: 76,1 Millionen Weltrangliste: 37 WM-Teilnahmen: 4 Gründung Verband: 1920 Fifa-Beitritt: 1945 Lizenzierte Fussballer: 449 644 schnörkelloser Konterfussball – und Messi wirbelt zusammen mit drei weiteren offensiven Spielern ohne feste Positionen. «Besondere Umstände erfordern besondere Massnahmen», sagt Sabella. Er erklärt weiter: «Messi muss ein gewisser Freiraum gegeben werden auf dem Spielfeld. Man kann ihm sagen, dass er nach einem Ballverlust dem Team helfen soll, aber nur bis zu einem bestimmten Punkt.» Messi besitzt also Privilegien, doch daran stört sich niemand. Er ist wieder beliebt, hat sich peu à peu die Anerkennung im Team und bei den Fans zurückerobert. Um aber wie Papst Franziskus oder Diego Maradona vergöttert zu werden, muss er dem Volk noch einen besonderen Moment bescheren. Die Papst-Wahl kann man ausschliessen. Also muss es der WM-Titel sein. nigeria eine Katze iM seCHzeHner BesonderHeit Carlos Queiroz. in 51 Spielen). Seit Sommer 2011 steht er bei 20 Toren in 24 Spielen, er brillierte auch in der Qualifikation zur WM 2014. Sabellas Kniff: Er richtete die Mannschaft um Messi herum aus. Das haben seine Vorgänger auch getan. Sie versuchten Barcelonas Ballbesitz-Fussball zu kopieren – und scheiterten kläglich. Sabella aber orientierte sich mehr an Real Madrid. Seitdem lautet die Devise: Torhüter: Daniel Davari (26/Eintracht Braunschweig/ künftig GC), Alireza Haghighi (26/SC Covilhã), Rahman Ahmadi (33/Sepahan Isfahan). Abwehr: Hossein Mahini (27/Persepolis Teheran), Steven Beitashour (27/Vancouver), Pejman Montazeri (30/Umm-Salal), Jalal Hosseini (32/Persepolis Teheran), Amir-Hossein Sadeghi (32/Esteghlal Teheran), Ahmad Alenemeh (31/Naft Teheran), Mehrdad Pouladi (27/Persepolis Teheran), Hashem Beikzadeh (30/Esteghlal Tehrean). Mittelfeld: Jawad Nekounam (33/Kuwait SC), Andranik Teymourian (31/Esteghlal Teheran), Reza Haghighi (24/Persepolis Teheran), Ghasem Haddadifar (30/Zob Ahan Isfahan), Ehsan Hajsafi (24/ Sepahan Isfahan), Bakhtiar Rahmani (22/Foolad Ahvaz). Angriff: Ashkan Dejagah (27/Fulham), Alireza Jahanbakhsh (20/Nijmegen), Masoud Shojaei (30/ Las Palmas), Reza Ghoochannejhad (26/Charlton Athletic), Karim Ansarifard (24/Tractor Sazi), Khosro Heydari (30/Esteghlal Teheran). Trainer: Carlos Queiroz (Por). bk. Wer kennt ihn nicht, diesen legendären Trick? Der Ball wird zwischen die Beine geklemmt und mit der Hacke anschliessend über sich und seinen Gegenspieler gelupft. Jay-Jay Okocha beherrschte den Trick wie kein anderer Spieler. Deswegen wurde er auch nach ihm benannt. In Nigeria war er nicht nur wegen dieses Tricks einer der Stars in den 1990er-Jahren. Heute ist Nigerias Held ein anderer – und steht im Tor. kurios noch neu. Aber die Prämie, die kann sich durchaus sehen lassen: Sieben Tage kostenlosen Sex für alle Spieler des Nationalteams, ausgelobt durch die Vereinigung der nigerianischen Prostituierten (ANP) – und sicher ohne Absprache mit den Spielerfrauen. Vincent Enyeama. AP/Michel Spingler 1062 Spielminuten ohne gegentor Vincent Enyeama (31) ist der Rückhalt der nigerianischen Nationalmannschaft. Eine Katze im Sechzehner. Der Albtraum der Stürmer. Oder der Mann, der für OSC Lille diese Saison 1062 Minuten am Stück den Kasten sauber hielt. Er hat es also geschafft: Dank starker Leistungen hat er sich endlich in Europa etabliert. Alles andere als leicht mit einer Körpergrösse von 1,80 Metern. Klein, aber oho. Tonci Martic war Enyeamas erster Berater. Oft versuchte er ihn bei einem europäischen Klub unterzubringen – unter anderem beim VfL Wolfsburg mit dem damaligen Sportdirektor Dieter Hoeness. Gelungen ist ihm das nicht. Hoeness sagte damals: «Wenn ich einen afrikanischen Torhüter mit 1,80 m Körpergrösse hole, würden mich die Journalisten vor seiner Ankunft töten ...» Körpergrösse hin oder her: Für Nigeria ist er unersetzlich. «Er ist ein Siegertyp», sagt Nationaltrainer Stephen Keshi, «und er ist immer positiv, pflegt ein gutes Verhältnis mit den Mitspielern. Nicht von ungefähr ist er hinter Joseph Yobo unser Vize-Captain.» nigeria Einwohner: 158,4 Millionen Weltrangliste: 45 WM-Teilnahmen: 5 Gründung Verband: 1945 Fifa-Beitritt: 1960 Lizenzierte Fussballer: 58 710 BesonderHeit Nigeria hat im letzten Jahr den AfrikaCup gewonnen. Das ist weder besonders das Kader Torhüter: Vincent Enyeama (31/Lille), Austin Ejide (30/Hapoel Beer Sheva), Chigozie Agbim (29/ Gombe United). Abwehr: Elderson Echiéjilé (25/Monaco), Efe Ambrose (25/Celtic Glasgow), Godfrey Oboabona (23/ Caykur Rizespor), Azubuike Egwuekwe (24/Warri Wolves FC), Kenneth Omeruo (20/FC Middlesbrough), Juwon Oshaniwa (23/AS Aschdod), Joseph Yobo (33/ Norwich City), Kunle Odunlami (23/Sunshine Stars). Mittelfeld: John Obi Mikel (27/Chelsea), Ogenyi Onazi (21/Lazio), Ramon Azeez (21/UD Almeria), Ruben Gabriel (23/KVRS Waasland-Beveren), Victor Moses (23/Liverpool), Michael Uchebo (24/Cercle Brügge). Angriff: Ahmed Musa (21/ZSKA Moskau), Shola Ameobi (32/Newcastle United), Emmanuel Emenike (27/Fenerbahce Istanbul), Peter Odemwingie (32/ Stoke City), Michel Babatunde (21/Wolyn Luzk), Uche Nwofor (22/Heerenveen). Trainer: Stephen Keshi (Nig). 8. Juni 2014 / Nr. 23 Fussball-WM Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung 30 8. Juni 2014 / Nr. 23 Fussball-WM Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung deutschland Gruppe G DeuTSChlanD porTugal ghana uSa Einwohner: 80,2 Millionen Weltrangliste: 2 WM-Teilnahmen: 18 WM-Titel: 3 Gründung Verband: 1900 Fifa-Beitritt: 1904 Lizenzierte Fussballer: 6 308 946 Besonderheit Deutschland: Zeit für den Titelgewinn Der Deutsche Fussball-Bund wurde bereits 1900 gegründet. Damals noch ohne Bundesliga, ohne überregionale Spielersichtung – und ohne Nationaltrainer. Das DFB-Team wurde stattdessen vom Spielausschuss aufgestellt, oft nach regionalen Aspekten. Erst 1926 begann mit Otto Nerz die Ära der Bundestrainer. das Kader Torhüter: Manuel Neuer (28/Bayern München), Roman Weidenfeller (33/Borussia Dortmund), RonRobert Zieler (25/Hannover 96). Abwehr: Jérôme Boateng (25/Bayern München), Erik Durm (22/Borussia Dortmund), Kevin Grosskreutz (25/Borussia Dortmund), Benedikt Höwedes (26/ Schalke 04), Mats Hummels (25/Borussia Dortmund), Philipp Lahm (30/Bayern München), Per Mertesacker (29/Arsenal), Shkodran Mustafi (22/Sampdoria). DeuTSChlanD Seit 2006 ist Joachim Löw (54) Nationaltrainer Deutschlands. unter ihm stand die DFB-elf bei jedem Turnier mindestens im Halbfinal und spielt attraktiven Fussball. Was jedoch fehlt: endlich ein Titel. Mittelfeld: Julian Draxler (20/Schalke 04), Matthias Ginter (20/Freiburg), Mario Götze (22/Bayern München), Sami Khedira (27/Real Madrid), Christoph Kramer (23/Borussia Mönchengladbach), Toni Kroos (24/Bayern München), Thomas Müller (24/Bayern München), Mesut Özil (25/Arsenal), Lukas Podolski (29/Arsenal), André Schürrle (23/Chelsea), Bastian Schweinsteiger (29/Bayern München). BeNJamiN miLTNer sport@luzernerzeitung.ch Angriff: Miroslav Klose (36/Lazio). Die Spiele 16. Juni, 18:00 DeutSchlanD - Portugal 17. Juni, 00:00 ghana - uSa 21. Juni, 21:00 DeutSchlanD - ghana 23. Juni, 00:00 uSa - Portugal 26. Juni, 18:00 Portugal - ghana uSa - DeutSchlanD Der Tipp von Sava Bento «In dieser Gruppe gibt es für mich zwei klare Favoriten: Portugal wird vor Deutschland Gruppenerster, Ghana und die USA werden ausscheiden. Portugal ist für mich natürlich vor allem ein Herzenswunsch, weil meine Mutter Portugiesin ist. Deutschland ist aber, realistisch betrachtet, besser. Ich kann mir nicht vorstellen, dass eines dieser beiden Teams bereits in der Gruppenphase hängen bleibt. Portugal verfügt mit Cristiano Ronaldo und Nani über ein sehr starkes Mittelfeld, auch wenn eine richtige Nummer 9 fehlt. Ronaldo kann aber in jedem Spiel den Unterschied ausmachen. Die Frage ist nur, was passiert, wenn er verletzt ist? Als Finalanwärter tippe ich auf Brasilien und Titelverteidiger Spanien.» Sava Bento (23) ist Mittelfeldspieler des FCL. Er ist in Verhandlungen für eine weitere Zusammenarbeit. 31 J oachim Löw ist der beste Nationaltrainer, den Deutschland je hatte. Das sagt zumindest die Statistik. Würde man für alle Spiele seiner achtjährigen Amtszeit Punkte vergeben, käme der 54-Jährige auf einen Schnitt von über 2,2 Zählern. Ein Wert, an den keiner seiner neun Vorgänger herankommt. Eines haben aber die Herbergers (WM 1954), Schöns (EM 72, WM 74), Derwalls (EM 80), Beckenbauers (WM 90) und Vogts (EM 96) einem Joachim Löw voraus: Sie haben die Nationalelf zu einem Titel geführt. Und so ist Löw im Land des dreimaligen Weltmeisters nicht ganz unumstritten. Nicht bei der breiten Masse. Die meisten der 80 Millionen Deutschen sympathisieren mit «Jogi» Löw, dem stets freundlichen, höflichen Mann von der Schweizer Grenze mit dem süddeutschem Einschlag. Aber unter Experten und Journalisten ist der Anteil seiner Kritiker durchaus höher. Die argumente für «Jogi» ... Klar, auch hier hat Löw seine Fürsprecher – die auch durchaus stichhaltige Argumente vorzuweisen haben. Denn seit Löw 2004 als Assistenztrainer Trainer: Joachim Löw (De). unter Jürgen Klinsmann begann und nach der Heim-WM 2006 zum Chefcoach aufgestiegen ist, hat sich viel getan. Unter der Regie des 54-Jährigen hat sich die DFB-Elf für jedes Turnier souverän qualifiziert, seit der WM-Kampagne 2010 dreimal ohne eine Niederlage. Bei den Turnieren selbst spielte sich Deutschland immer unter die besten vier Teams, stand zweimal im Halbfinal (WM 2010, EM 2012) und einmal im Final (EM 2008). Für viele noch wichtiger: Löw hat die Nationalelf auch spielerisch wieder salonfähig gemacht. Vom Rumpelfussball früherer Tage ist nichts mehr übrig. Die Deutschen werden im Ausland nicht mehr ob ihrer hölzernen, rustikalen Spielweise verunglimpft. Die Mannschaft steht jetzt für attraktiven, erfrischenden Offensiv-Fussball. Bei Löw klingt das so: «2004 war Deutschland weit weg von den besten Teams der Welt, die Nationalelf lag am Boden. Damals haben wir gesagt: Wir müssen unseren Spielstil umstellen, wir müssen die anderen auch mal fussballerisch, nicht nur kämpferisch vor Probleme stellen. Inzwischen gehört auch Kreativität, Spielwitz und Technik zu den deutschen Tugenden.» Selbst das angesehene Fachmagazin «11 Freunde» Deutschlands Trainer Joachim Löw läuft nach einer Medienkonferenz zwischen den Bildern seines Captains Philipp Lahm (l.) und «Oldie» Miroslav Klose vorbei. AP/Michael Probst attestierte einen «Imagewandel vom rollenden Panzer zum Multikulti-Fussballästheten». Das grösste Lob für Löws Arbeit. Oder etwa doch nicht? ... und die argumente gegen ihn Es gibt zumindest Fachleute, die anderer Meinung sind. Ihre Gegenthese lautet: Der deutsche Fussball hat sich nicht wegen, sondern unabhängig von Löw entwickelt. Sie stellen Fragen wie: porTugal nur ronalDo kann Den Bann Brechen bk. Es wäre einigermassen unübersichtlich, an dieser Stelle alle Titel aufzuzählen, die Cristiano Ronaldo (29) auf Vereinsebene und individuell schon gewonnen hat. Deswegen lassen wir es lieber. Weit weniger Platz benötigt dagegen die Aufzählung seiner grossen Erfolge mit der Nationalmannschaft – nämlich gar keinen. Die Portugiesen gehören regelmässig zum Favoritenkreis. Sie spielen regelmässig hinreissenden Fussball. Sie verlieren regelmässig die entscheidenden Spiele bei einem Turnier. Der Ball muss zu ronaldo Das kann sich nur ändern, wenn Ronaldo in Topform ist – doch seit einigen Wochen ist der Superstar Reals angeschlagen (Sehnenentzündung und Muskelverletzung im linken Bein). Und das erste Gruppenspiel gegen Deutschland ist am 16. Juni. Der Wettlauf mit der Zeit hat begonnen. Ronaldo weiss um seine Bedeutung für Portugal. Nach dem 3:2 im entscheidenden Barragespiel gegen Schweden und seinen drei Toren befand er: «Ich weiss, dass Portugal solche Spiele von mir braucht.» Aber ausnahmsweise war das keine Übertreibung. Das ganze Spiel ist auf den Angreifer zugeschnitten. Konkret: In Tornähe muss der Ball irgendwie zu Ronaldo kommen. Dann ist er durch WM-Teilnahmen: 6 Gründung Verband: 1904 Fifa-Beitritt: 1923 Lizenzierte Fussballer: 132 734 Besonderheit Cristiano Ronaldo. EPA/José Sena Goulao seine Geschwindigkeit und Technik kaum zu stoppen. Seine Statistik für Real in dieser Saison belegt das eindrucksvoll: In 47 Pflichtspieleinsätzen schoss er 51 Tore. Immerhin bekommt er auch bei der WM prominente Unterstützung aus den eigenen Reihen. In Pepe, Fabio Coentrão (beide Real Madrid), Nani (Manchester United) oder João Moutinho (AS Monaco) besitzen die Portugiesen weitere Spieler gehobenen Formats in ihrem Team. Trotzdem findet Ronaldo: «Wir haben keinen Druck, weil die Favoriten Brasilien, Spanien, Argentinien und Deutschland sind.» Portugal Einwohner: 10,5 Millionen Weltrangliste: 3 Gruppe H In der Mittwoch-Ausgabe unserer Zeitung werden wir die Gruppe H vorstellen – und erzählen, warum die Belgier kein Geheimfavorit mehr sind. Portugal ist nicht nur eines der meist besuchten Länder der Welt und für seinen Weinbau bekannt – sondern auch für riesige Wellen des Atlantischen Ozeans. Eine solche nutzte der Brasilianer Carlos Burle während des Orkantiefs «Christian». Er surfte auf einer 40-Meter-Welle an der portugiesischen Küste: Weltrekord! das Kader Torhüter: Beto (32/FC Sevilla), Eduardo (31/Sporting Braga), Rui Patricio (26/Sporting Lissabon). Abwehr: Andre Almeida (23/Benfica Lissabon), Bruno Alves (32/Fenerbahce Istanbul), Fabio Coentrão (26/Real Madrid), João Pereira (30/FC Valencia), Neto (26/Zenit St. Petersburg), Pepe (31/Real Madrid), Ricardo Costa (33/FC Valencia). Mittelfeld: João Moutinho (27/AS Monaco), Miguel Veloso (28/Dynamo Kiew), Raul Meireles (31/Fenerbahce Istanbul), Ruben Amorim (29/Benfica Lissabon), William Carvalho (22/Sporting Lissabon). Angriff: Cristiano Ronaldo (29/Real Madrid), Eder (26/Sporting Braga), Helder Postiga (31/Lazio), Hugo Almeida (30/Besiktas Istanbul), Nani (27/Manchester United), Rafa (21/Sporting Braga), Varela (29/FC Porto), Vieirinha (28/VfL Wolfsburg). Trainer: Paulo Bento (Por). Was hat denn Löw damit zu tun, dass sich seit ein paar Jahren technisch beschlagene Spieler in Deutschland ausbreiten wie Kochsendungen im TV? Und ginge das überhaupt? Rumpelfussball mit all den Mesut Özils, Toni Kroos, Mario Götzes, Ilkay Gündogans? Auch Vergleiche mit Angela Merkel fallen: Bundeskanzlerin und Bundestrainer profitieren beide von der Pionierarbeit anderer und heischen deren Lor- beeren ein, heisst es. Merkel von der mutigen Agenda 2010, der Arbeitsmarktreform ihres Vorgängers Gerhard Schröder. Löw von der 2001 eingeleiteten Neustrukturierung der DFB-Nachwuchsarbeit unter dem damaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder. Seitdem gibt es eine U-19-Bundesliga, ein Netz von Talentförderstützpunkten und Nachwuchsleistungszentren bei den Klubs. Das Ergebnis: gute Konjunkturdaten und wenige Arbeitslose in der Politik – sowie eine Fülle gut ausgebildeter Spieler im Fussball. Aber eben seit der EM 1996 kein Titel mehr. Wenn die Coaches puzzle spielen Der soll jetzt in Brasilien eingeheimst werden. Die Chancen dazu stehen gut. Auf den ersten Blick. Denn Löw verfügt über ein Kader, dessen Potenzial bei jedem Trainer Hochgefühle weckt. Doch Gründung Verband: 1957 Fifa-Beitritt: 1958 Lizenzierte Fussballer: 27 500 Besonderheit André Ayew. AP/Manu Brabo Zweifel plagen ihn bei dieser Mission keine – André Ayew weiss die eigenen Stärken hervorzuheben: «Wir sind auf dem Platz Maschinen, durchtrainiert und physisch top.» Bei so viel Euphorie tut Trainer Kwesi Appiah gut daran, ein wenig die Spassbremse zu geben: «Ich glaube an meine Mannschaft. Aber ich kann nicht sagen, was wir erreichen. Was ich versprechen kann, ist, dass wir die Ghanaer nicht blamieren werden.» Zumindest das scheint einigermassen sicher zu sein. ghana Einwohner: 25,2 Millionen Weltrangliste: 38 WM-Teilnahmen: 3 Wunschelf sind nur Jérôme Boateng, Per Mertesacker und WM-Torschützenkönig Thomas Müller in Form. Man müsse nun eben etwas Puzzle spielen. So nennt Assistenzcoach Hansi Flick das. Ein nettes Bild. Denn trotz der Probleme scheinen immer noch alle Teilchen für den Erfolg vorhanden. Die müssen er und sein Chef nun also richtig zusammenflicken. Gelingt ihnen das kleine Bastelexperiment, winkt der Titel – und ein Ende der Diskussion um den Trainer Löw. Scheitern sie aber schon am Rahmen, wird sich das Duo nicht halten können. Stecken nur ein paar Stücke falsch ineinander, werden sie und die DFB-Oberen das tun, was sie seit 2006 immer getan haben: die Perspektive des Kaders betonen – und die Fans mit ihrer TitelSehnsucht auf das nächste Turnier vertrösten. uSa Der neue lanDon Donovan ghana Die golDene generation bk. Ghanas Verbandspräsident Kwesi Nyantakyi wollte sich erst gar nicht mit bescheidenen Vorreden aufhalten. Also sprach er kürzlich mal Klartext: «Wir wollen die erste afrikanische Mannschaft werden, die einen WM-Halbfinal erreicht und vielleicht sogar Weltmeister wird. So eine Spieler-Generation gab es in Ghana noch nie.» Welche Spieler damit gemeint sind? Zum Beispiel Michael Essien (Milan), Kwadwo Asamoah (Juventus) oder Kevin-Prince Boateng (Schalke 04). Und natürlich auch André Ayew von Olympique Marseille. Was den Offensivspieler Ayew auszeichnet? Eine gute Frage, die der 24-Jährige selbst nicht so genau beantworten kann. Den Grund nennt er gleich selber: «Ich kann nicht dribbeln wie Ribéry oder sprinten wie Robben.» Er hat andere Qualitäten. Er ist zum Beispiel ein Kämpfer, wie man ihn lange suchen muss. Deshalb spielte er bei der Afrikameisterschaft 2012 auch zwei Begegnungen mit ausgekugelter Schulter. Und: Er übernimmt Verantwortung, geht immer voraus. Das lernte er schon in seiner Kindheit, als er sich gegen grössere und ältere Gegner durchsetzen musste. Durchsetzen will er sich nun auch in Brasilien gegen die ganz grossen Mannschaften auf dem Planeten Fussball. die aktuelle Verfassung löst eher Bauchschmerzen aus. Potenzielle Stammspieler wie Mario Gomez und Ilkay Gündogan sind gar nicht dabei. Andere Führungsspieler plagen sich mit alten (Khedira), neuen (Lahm, Neuer) oder immer wiederkehrenden (Schweinsteiger, Klose) Verletzungen herum. Und nun hat es im Test gegen Armenien Marco Reus am Sprunggelenk erwischt – das WM-Aus! Von Löws aktueller Ghana ist eines der ärmsten Länder der Welt. So haben gerade einmal nur 75 Prozent der Bevölkerung die Möglichkeit, sauberes Wasser zu trinken. Damit nicht genug: Rund 42 Prozent der Ghanaer können weder lesen noch schreiben. das Kader Torhüter: Adam Kwarasey (24/Stromsgodset IF), Fatau Dauda (29/Orlando Pirates), Stephen Adams (24/Aduana Stars). Abwehr: Samuel Inkoom (25/Platanias Chania), Daniel Opare (23/Standard Lüttich), Harrison Afful (27/Esperance Tunis), John Boye (27/Rennes), Jonathan Mensah (23/FC Évian Gaillard), Rashid Sumaila (21/Mamelodi Sundowns). Mittelfeld: Michael Essien (21/Milan), Sulley Muntari (29/Milan), Mohammed Rabiu (24/Kuban Krasnodar), Kwadwo Asamoah (25/Juventus), Emmanuel Agyemang-Badu (23/Udinese), Afriyie Acquah (22/ Parma), André Ayew (24/Olympique Marseille), Mubarak Wakaso (23/Rubin Kazan), Christian Atsu (22/Vitesse Arnheim), Albert Adomah (26/FC Middlesbrough). Angriff: Asamoah Gyan (28/Al-Ain), Kevin-Prince Boateng (27/Schalke 04), Abdul Majeed Waris (22/ FC Valenciennes), Jordan Ayew (23/FC Sochaux). Trainer: Kwesi Appiah (Ghana). bk. Kurz vor der endgültigen Kadernominierung sagte Michael Bradley, Führungsspieler der US-Nationalmannschaft: «Wenn wir bei der WM mehr als drei Spiele machen wollen, brauchen wir Landon.» Nun ist er nicht dabei. Landon Donovan. Das Gesicht der Nationalmannschaft. Der Stürmer, der seine vierte Weltmeisterschaft hätte spielen können. Warum? Trainer Jürgen Klinsmann sieht einige Leute etwas vor ihm. Und jetzt? Wird die USA nach der Gruppenphase Brasilien schon wieder verlassen können? Mit 24 schon 66 länderspiele Für die Antwort wird wohl nicht zuletzt Jozy Altidore zuständig sein. Mit nur 24 Jahren ist er im Nationalteam schon ein richtiger Routinier: 66 Einsätze hat er vorzuweisen. Und nicht umsonst wurde er Ende 2013 vom USVerband zum Spieler des Jahres ausgezeichnet – in der WM-Quali schoss er gegen Jamaika (2:1), Panama (2:0) und Honduras (1:0) jeweils ein wichtiges Tor. Im August gelang dem Mann vom AFC Sunderland beim 4:3-Sieg gegen Bosnien-Herzegowina sogar ein lupenreiner Hattrick. Altidore besitzt Qualitäten, die ein Strafraumstürmer braucht: Er ist kopfballstark, kann den Ball gut abschirmen und ist mit einem wuchtigen Schuss ausgestattet. Besonderheit Jozy Altidore. Für ihre Essenswettbewerbe sind die Amerikaner bekannt. Einen kuriosen Weltrekord stellte dabei eine zierliche Frau auf, die nur 45 Kilogramm auf die Waage bringt. Wie viele Chicken Wings die Dame in 12 Minuten verschlang? 183. Für den Sieg erhielt sie anschliessend 1500 Dollar. AP/Marcio José Sanchez Aus diesem Grund durfte er als kleines Kind auch nicht mit Gleichaltrigen spielen. Die Mütter sorgten sich um ihre Kinder – schliesslich konnte schon damals seine starke Klebe die Gesundheit der anderen gefährden. Ein Formtief darf sich der 1,86 Meter grosse Mann zur WM also nicht erlauben. Sonst könnte Bradley Recht haben – und die USA frühzeitig aus dem Turnier ausscheiden. usa Einwohner: 316,4 Millionen Weltrangliste: 13 WM-Teilnahmen: 10 Gründung Verband: 1913 Fifa-Beitritt: 1914 Lizenzierte Fussballer: 4 186 778 das Kader Torhüter: Brad Guzan (29/Aston Villa), Tim Howard (35/FC Everton), Nick Rimando (34/Real Salt Lake). Abwehr: DaMarcus Beasley (22/Puebla FC), Matt Besler (27/Sporting Kansas City), John Brooks (21/ Hertha Berlin), Geoff Cameron (28/Stoke City), Timmy Chandler (24/1. FC Nürnberg), Omar Gonzalez (25/Los Angeles Galaxy), Fabian Johnson (26/Hoffenheim), DeAndre Yedlin (20/Seattle Sounders). Mittelfeld: Kyle Beckerman (32/Real Salt Lake), Alejandro Bedoya (27/FC Nantes), Michael Bradley (26/Toronto FC), Brad Davis (22/Houston Dynamo), Mix Diskerud (23/Rosenborg Trondheim), Julian Green (19/Bayern München), Jermaine Jones (32/ Besiktas Istanbul), Graham Zusi (27/Sporting Kansas City). Angriff: Jozy Altidore (24/AFC Sunderland), Clint Dempsey (31/Seattle Sounders), Aron Johannsson (23/AZ Alkmaar), Chris Wondolowski (31/San Jose Earthquakes). Trainer: Jürgen Klinsmann (De). Mittwoch, 11. Juni 2014 / Nr. 133 Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz Gruppe H Belgien Algerien russlAnd südkoreA die spiele 17. Juni, 18:00 Belgien - Algerien 18. Juni, 00:00 russlAnD - süDKoreA 22. Juni, 18:00 Belgien – russlAnD 22. Juni, 21:00 süDKoreA - Algerien 26. Juni, 22:00 Algerien - russlAnD süDKoreA - Belgien der Tipp von Kevin KurAnyi «Von der Gruppe H verspreche ich mir einige spannende und interessante Spiele. Belgien wird ja von vielen Experten als Geheimfavorit und entsprechend auch als Gruppensieger gehandelt. Ich sehe das ein bisschen anders. Russland wird Erster, vor Belgien. Südkorea und Algerien müssen ausscheiden. Klar, ich bin da natürlich nicht ganz neutral und habe Sympathien für den russischen Fussball. Aber ich kenne eben auch das Team sehr gut und weiss: Russland ist unangenehm zu bespielen. Sie sind sehr ausgeglichen besetzt, haben kaum einen Schwachpunkt und mit Fabio Capello einen der ganz grossen Trainer. Vielleicht ist sogar der Halbfinal drin. Mein Weltmeister-Tipp ist aber ein anderer: Deutschland.» Kevin Kuranyi (32) ist ehemaliger Deutscher Nationalspieler (52 Länderspiele) und stürmt für Dynamo Moskau. Sport 32 Mittwoch, 11. Juni 2014 / Nr. 133 Sport Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 33 Belgien Einwohner: 11,18 Millionen Weltrangliste: 12 WM-Teilnahmen: 12 Gründung Verband: 1895 Fifa-Beitritt: 1904 Lizenzierte Fussballer: 443 383 Nach zwölfjähriger WM-Pause gleich in der Favoritenrolle Besonderheit Die Kuriosität endete im Dezember 2011: Nach 541 Tagen ohne gewählte Regierung und voller zäher Verhandlungen hatte Belgien endlich wieder einen Premierminister: Elio di Rupo. Seit damals hält er sich immerhin im Amt. dAs KAder Torhüter: Thibaut Courtois (22/Atlético Madrid), Simon Mignolet (26/Liverpool), Sammy Bossut (28/ Zulte-Waregem). Abwehr: Toby Alderweireld (25/Atlético Madrid), Laurent Ciman (28/Standard Lüttich), Vincent Kompany (28/Manchester City), Nicolas Lombaerts (29/ Zenit St. Petersburg), Daniel Van Buyten (36/Bayern München), Anthony Vanden Borre (26/RSC Anderlecht), Thomas Vermaelen (28/Arsenal), Jan Vertonghen (27/Tottenham). Mittelfeld: Nacer Chadli (24/Tottenham), Kevin De Bruyne (22/VfL Wolfsburg), Steven Defour (26/ FC Porto), Moussa Dembélé (26/Tottenham), Marouane Fellaini (26/Manchester United), Axel Witsel (25/ Zenit St. Petersburg). Angriff: Eden Hazard (23/Chelsea), Adnan Januzaj (19/Manchester United), Romelu Lukaku (21/Everton), Divock Origi (19/Lille), Dries Mertens (27/Napoli), Kevin Mirallas (26/Everton). Trainer: Marc Wilmots (Be). FussBAll Zum ersten Mal seit 2002 ist Belgien wieder an einem grossen Turnier dabei. Trotz der langen Durststrecke sind die roten Teufel ein heisser Kandidat für einen Spitzenplatz – der guten Nachwuchsarbeit der letzten Jahre sei Dank. MelK voN Flüe melk.vonfluee@luzernerzeitung.ch B elgien war am Tiefpunkt angelangt: Im Juni 2007 lag die einst so stolze Fussballnation nur noch auf Position 71 der Weltrangliste. Dabei war man in den 80er-Jahren eine der führenden Fussballnationen Europas gewesen – Vize-Europameister 1980 und WM-Halbfinalist 1986 mit Spielern wie Jean-Marie Pfaff, Eric Gerets oder Enzo Scifo. Von einer Qualifikation für eine Weltoder Europameisterschaft war man aber vor sieben Jahren meilenweit entfernt. Doch reifte damals bereits eine Generation von Talenten heran, die nun an der Weltmeisterschaft in Brasilien ein belgisches Team bildet, das mehr als ein Geheimfavorit ist. umdenken im Verband wirkt Die Zeichen der Zeit hatte man in Belgien bereits nach der missglückten Heim-Europameisterschaft im Jahr 2000 erkannt, als man schon nach der Vorrunde aus dem Turnier ausschied. Belgien hinkte der internationalen Konkurrenz hinterher. Die Nachwuchsarbeit im Land wurde daraufhin intensiviert, die Strukturen im nationalen Fussballverband erneuert. Man legte mehr Wert auf gut ausgebildete Trainer und band die Vereine in die Zukunftspläne mit ein. Viele Clubs bauten in den Folgejahren Nachwuchsakademien auf, in denen Talente von internationaler Klasse heranwuchsen. Aufschwung mit Wilmots verknüpft Nun, gut zehn Jahre später, erntet man die Früchte der Reformen – und die sind von bester Qualität. «Belgien ist das heisseste Versprechen im europäischen Fussball», gibt sich Jean-Marie Pfaff unbescheiden. Doch mit dieser Einschätzung hat Belgiens Goalie-Legende nicht mal Unrecht: Im Tor steht mit Thibaut Courtois (22) von Champions-League-Finalist Atlético Madrid der nächste Stern am Goaliehimmel. Die Abwehr wird von Vincent Kompany (28), Meistercaptain von Manchester City, dirigiert. Im Mittelfeld zieht Wolfsburgs Kevin de Bruyne (22) die Fäden, und in der Offensive sorgt Chelseas Supertalent Eden Hazard (23) für stete Unruhe. Und die Liste liesse sich noch beliebig erweitern. Axel Witsel und sein Trainer Marc Wilmots zeigen mit dem Schild, wo die Belgier als Nächstes für Furore sorgen wollen. Getty/VI Images Wie breit das belgische Team abgestützt ist, zeigt der Fakt, dass von den Top 7 der abgelaufenen Saison in der englischen Premier League jeder Club mindestens einen Belgier im Team hat. Der Marktwert des belgischen WM-Kaders liegt bei weit über 300 Millionen Euro – bei einem vergleichsweise tiefen Durchschnittsalter von 25,2 Jahren. Algerien Alles nicht so einfAch cm. Eigentlich sollte man glauben, dass Vahid Halilhodzic nichts mehr aus der Ruhe bringen kann. Dafür hat der 62-Jährige schon zu viel erlebt in seiner langen Trainerkarriere. 2010 beispielsweise wurde er als Coach der Elfenbeinküste entlassen. Was allein schon deshalb etwas überraschend kam, weil er die Mannschaft kurz zuvor an die WM geführt und gerade mal ein einziges Spiel in zwei Jahren verloren hatte. Und er weiss, wie es ist, in Afrika Titel zu gewinnen und zumindest kurzfristig in den Heiligenstatus erhoben zu werden. So wie 1998, als er mit Raja Casablanca den Supercup holte. Aber Nationaltrainer in Algerien – das übersteigt auch sein Vorstellungsvermögen immer wieder aufs Neue. Als er 2014 beim Afrika-Cup scheiterte, verdankte er es nur einem kleinen Wunder, dass er seinen Job behalten durfte. Zum Dank führte er das Team nun erfolgreich durch die WM-Qualifikation. Die Fans waren versöhnt mit dem Bosnier. Zumindest ein, zwei Tage lang. Danach diskutierten sie wieder, ob es für diesen Job denn wirklich einen Ausländer brauche. Auch deshalb stöhnt Halilhodzic: «Es ist alles andere als ein Geschenk, Trainer in Algerien zu sein.» Aber, wo er es nun schon mal ist, will er auch bei der WM das Optimum, sprich den Achtelfinal, erreichen. «Das EPA/Bernd Thissen ist unser Ziel», bekräftigt Captain Madjid Bougherra. Saphir Taider von Inter Mailand soll im Mittelfeld die Fäden ziehen, unterstützt von Sofiane Feghouli vom FC Valencia. In Djamel Mesbah (AS Livorno) steht auch ein Mann im Kader, dem einst beim FCL kaum jemand WM-Tauglichkeit unterstellt hätte – der in Italien aber eine nette Karriere hinlegte. Ansonsten ist es (noch) ein Team von eher Namenlosen. Aber das soll sich in Brasilien ja ändern. Algerien Einwohner: 37,9 Millionen Weltrangliste: 25 WM-Teilnahmen: 4 Gründung Verband: 1962 Fifa-Beitritt: 1963 Lizenzierte Fussballer: 203 900 Der Aufschwung in Belgien ist auch stark mit Marc Wilmots (45) verbunden. Als 2012 der damalige Nationaltrainer Georges Leekens sein Amt überraschend niederlegte, übernahm dessen Assistent Wilmots die Roten Teufel, wie die belgische Nationalmannschaft genannt wird. Angedacht war, dass Wilmots eine Interimslösung ist, doch die Spieler setzten sich für den ehemaligen Spieler von Schalke 04 ein, und so blieb Wilmots im Amt. nummer 5 bei den Wettanbietern Bereut hat dies in Belgien niemand. Der 45-Jährige schaffte es, ein hervorragendes Klima in die Mannschaft zu bringen. Der im Land schwelende Kon- flikt zwischen Flamen und Wallonen ist in der Nationalmannschaft überhaupt kein Thema, und die Erfolge des Teams einen die beiden Bevölkerungsgruppen sogar. «Ich hätte nie gedacht, dass wir irgendwann gemeinsam die Nationalhymne singen», stellt Wilmots erfreut fest, «aber, wir tun es. Die Politiker trennen, wir vereinen.» Die Euphorie russlAnd Die Antwort Auf ronAlDinho Besonderheit Vahid Halilhodzic. eNDe Der SerIe Die Gruppe H markiert das Ende unserer WM-Serie. In der Donnerstagsausgabe lesen Sie zum WM-Start ein Interview mit Franz Beckenbauer. Was man unter der «Schande von Gijón» versteht? Bei der WM 1982 spielte Deutschland gegen Österreich. Ein frühes 1:0 der Deutschen erlaubte beiden Teams ein Weiterkommen – weshalb für die restliche Spielzeit ein grausam anzusehender Nichtangriffspakt geschlossen wurde. Deshalb flog eine andere Mannschaft trotz zweier Siege aus dem Turnier: Algerien. dAs KAder Torhüter: Rais M’Bolhi (28/ZSKA Sofia), Mohamed Zemmamouche (29/USM Algier), Cédric (29/CS Constantine). Abwehr: Essaid Belkalem (25/FC Watford), Madjid Bougherra (31/Lekhwiya Sports Club), Liassine Cadamuro (26/RCD Mallorca), Faouzi Ghoulam (23/Napoli), Rafik Halliche (27/Academica Coimbra), Aissa Mandi (22/Stade Reims), Mehdi Mostefa (30/AC Ajaccio), Carl Medjani (29/FC Valenciennes), Djamel Mesbah (30/ Livorno). Mittelfeld: Nabil Bentaleb (19/Tottenham), Yacine Brahimi (24/FC Granada), Medhi Lacen (26/Getafe), Saphir Taider (22/Inter Mailand), Hassan Yebda (30/ Udinese). Angriff: Abdelmoumene Djabou (27/Club Africain Tunis), Sofiane Feghouli (24/FC Valencia), Riyad Mahrez (23/Leicester City), Islam Slimani (25/Sporting Lissabon), Hilal Soudani (26/Dinamo Zagreb), Nabil Ghilas (24/FC Porto). Trainer: Vahid Halilhodzic (Bos). cm. Eigentlich war die Vorgabe des russischen Fussballverbandes kaum misszuverstehen. Fabio Capello sollte als Nationaltrainer die Sbornaja mal so richtig fit machen für die WM. Für die WM 2018, die im eigenen Land stattfindet. Mittlerweile drängt sich der Verdacht auf, dass Capello nicht gerade auf Linie ist. Denn der 67-jährige Italiener dachte sich wohl: Wenn ich schon mal hier bin, kann ich auch gleich erfolgreich sein – und führte sein Team als Gruppensieger vor Portugal an das Turnier in Brasilien. Auch dort plant er die eine oder andere Überraschung: «Wir können den Halbfinal erreichen.» Mit einer Mannschaft, die freilich auch nicht so aussieht, als wäre sie erst 2018 auf ihrem Zenit. Im Gegenteil. Die meisten Spieler steuern schnurstracks in Richtung Pension, das Kader hat ein Durchschnittsalter von 28 Jahren. die Zweifel von Vágner love Dafür sorgt unter anderem Juri Schirkow von Dynamo Moskau, 30 Jahre alt – und der Mann, dem sie schon früh den Spitznamen «Ronaldinho Russlands» verpasst haben. Völlig zu Recht, wie Vágner Love, ein waschechter Brasilianer, findet. Der ehemalige Torjäger von ZSKA Moskau sagt über seinen früheren Mitspieler: «Ich habe starke Zweifel, dass der Kerl wirklich in Russ- Fifa-Beitritt: 1912 Lizenzierte Fussballer: 846 736 Besonderheit Juri Schirkow. AP/Jens Dresling land geboren ist. Ich glaube eher, dass er seine Kindheit an der Copacabana verbracht hat. Nur so kann ich mir erklären, warum Juri so gut mit dem Ball umgehen kann.» Und zwar völlig egal, auf welcher Position. Vorzugsweise verrichtet Schirkow seine Arbeit im linken Mittelfeld oder als linker Verteidiger. Er kann aber auch im defensiven Mittelfeld agieren oder als Innenverteidiger. Für ihn und viele seiner Kollegen wird diese WM die letzte Chance sein. Verbandsvorgabe hin oder her. russlAnd Einwohner: 144 Millionen Weltrangliste: 18 WM-Teilnahmen: 10 Gründung Verband: 1912 Wer die meisten Kinder auf die Welt brachte? Wenn man den Geschichtsbüchern glauben darf: eine Russin. Die Frau, die von 1707 bis 1782 lebte, schenkte angeblich 69 Kindern das Leben. Darunter sollen 16 Zwillinge, sieben Drillinge und vier Vierlinge gewesen sein. dAs KAder Torhüter: Igor Akinfejew (28/ZSKA Moskau), Juri Lodygin (24/Zenit St. Petersburg), Sergej Ryschikow (33/Rubin Kasan). Abwehr: Wassili Beresuzki (31/ZSKA Moskau), Andrej Jeschtschenko (30/Anschi Machatschkala), Wladimir Granat (27/Dynamo Moskau), Sergej Ignaschewitsch (34/ZSKA Moskau), Dimitri Kombarow (27/Spartak Moskau), Alexej Koslow (27/Dynamo Moskau), Georgi Schtschennikow (23/ZSKA Moskau), Andrej Semenow (25/Terek Grosni). Mittelfeld: Igor Denissow (30/Dynamo Moskau), Alan Dsagojew (23/ZSKA Moskau), Viktor Faisulin (28/Zenit St. Petersburg), Denis Gluschakow (27/ Spartak Moskau), Alexej Ionow (25/Dynamo Moskau), Oleg Schatow (23/Zenit St. Petersburg), Juri Schirkow (30/Dynamo Moskau), Alexander Samedow (29/Lokomotive Moskau), Pawel Mogilewez (21/Rubin Kasan). Angriff: Maxim Kannunikow (22/Amkar Perm), Alexander Kerschakow (31/Zenit St. Petersburg), Alexander Kokorin (23/Dynamo Moskau). Trainer: Fabio Capello (It). rund um die Nationalmannschaft ist riesig. Die souverän überstandene WM-Qualifikation (8 Siege, 2 Unentschieden, keine Niederlage) und die klingenden Namen im Kader lassen nun aber auch die Erwartungen in die Höhe schnellen. Bei den Wettanbietern liegt Belgien, das in der Gruppe H als Gruppenkopf gesetzt ist, auf dem 5. Platz – noch vor Nationen wie Italien, Portugal oder Holland. Unbestritten ist, dass die Belgier das Potenzial haben, im WM-Turnier weit zu kommen. Entscheidend wird sein, wie das Team den Ausfall von Sturmtank Christian Benteke (Achillessehnenriss) verkraftet. Ausserdem ist es für alle Spieler – mit Ausnahme von Team-Oldie Daniel van Buyten (36) – die erste Teilnahme an einem grossen Turnier. Ein nicht zu unterschätzender Faktor. Jean-Marie Pfaff traut den Roten Teufeln jedenfalls zu, in die Fussstapfen seiner Generation zu treten: «Unsere Mannschaft ist dermassen stark, wir müssen in die Halbfinals kommen. Und dann ist alles möglich …» südkoreA Die sorgen Des jungen heung-Min son bm. Seit 1986 ist Südkorea bei jeder WM vertreten – so auch in Brasilien. Das lässt die Ansprüche steigen, Minimalziel ist der Achtelfinal. Obwohl die Qualifikation holprig verlief und die ganz grossen Namen im Kader fehlen. «Die Erwartungen in Korea sind sehr, sehr hoch, aber damit müssen wir leben», sagt Heung-Min Son. Der 21-jährige Stürmer von Bayer Leverkusen kann das, ohne seine kindliche Freude zu verlieren: «Eine WM ist ein geiles Turnier. Ich freue mich unheimlich darauf.» nur noch verkleidet auf die strasse Son gehört zu den grössten Offensivtalenten der Bundesliga. Warum? Ganz einfach: Wenn er zum Abschluss kommt, wird es brandgefährlich. «Ich habe selten einen Spieler gesehen, der mit beiden Füssen eine solch sensationelle Schusstechnik hat», lobt ihn Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, einst selbst Weltklassestürmer. Son sorgt für Furore – in der Bundesliga, aber noch viel mehr in seiner Heimat. Dort ist er einer der populärsten Sportler des Landes, zugleich auch Werbefigur und Teenie-Schwarm. Ein echter Star eben. Seine Popularität geht so weit, dass er sich in der Hauptstadt Seoul nur noch verkleidet in die Öffentlichkeit wagt: «Ich will nicht riskie- Heung-Min Son. junger Paare. Heute steht auf der Insel das wohl aussergewöhnlichste Reiseziel Südkoreas: Jeju Loveland, ein Freizeitpark, der sich ausschliesslich mit der menschlichen Sexualität beschäftigt. Hier gibt es 140 Skulpturen, Installationen wie ein rhythmisch schaukelndes Auto und Aufklärungsfilme zu sehen. Eintrittsalter: ab 18 Jahren. AP/Tang San ren, dass sich jemand verletzt, wenn die Leute mich erkennen und auf mich zustürmen.» Er sorgt sich bei solchen Anlässen um die Gesundheit seiner Fans – sein Trainer Myung-Bo Hong eher um die seiner Sturmhoffnung. südKoreA Einwohner: 49,8 Millionen Weltrangliste: 56 WM-Teilnahmen: 9 Gründung Verband: 1933 Fifa-Beitritt: 1948 Lizenzierte Fussballer: 31 127 Besonderheit Früher war Jeju ein beliebtes Ziel für die Flitterwochen frisch vermählter dAs KAder Torhüter: Jung Sung-Ryong (29/Suwon Bluewings), Kim Seung-Gyu (23/Ulsan Hyundai), Lee Bum-Young (25/Busan IPark). Abwehr: Hong Jeong-Ho (24/Augsburg), Hwang Seok-Ho (24/Sanfrecce Hiroshima), Kim Chang-Su (28/Kashiwa Reysol), Kim Jin-Su (21/Albirex Niigata), Kim Young-Gwon (24/Guangzhou Evergrande FC), Kwak Tae-Hwi (32/Al-Hilal Riad), Lee Yong (27/Ulsan Hyundai FC), Yoon Suk-Young (24/Queens Park Rangers). Mittelfeld: Ha Dae-Sung (29/Beijing Guoan), Han Kook-Young (24/Kashiwa Reysol), Ji Dong-Won (23/ Augsburg), Ki Sung-Yueng (25/AFC Sunderland), Kim Bo-Kyung (24/Cardiff City), Lee Chung-Yong (25/ Bolton Wanderers), Park Jong-Woo (25/Guangzhou R&F FC), Son Heung-Min (21/Bayer Leverkusen). Angriff: Kim Shin-Wook (26/Ulsan Hyundai), Koo Ja-Cheol (25/Mainz 05), Lee Keun-Ho (29/Sangju Sangmu), Park Chu-Young (28/FC Watford). Trainer: Hong Myung Bo (Südkorea). Sport Sonntag, 8. Juni 2014 / Nr. 23 Zentralschweiz am Sonntag 25 «Ich könnte mir in den Hintern beissen» fussball Für Kevin Kuranyi hätte die WM 2014 in seinem Geburtsland Brasilien das Karriere-Highlight werden sollen. Im Interview erzählt der deutsche Ex-Nationalspieler, warum er Brasilien noch vor der WM verlässt, wer seine Titelfavoriten sind und was er der Schweizer Nati zutraut. INTErvIEW BENjaMIN MIlTNEr sport@luzernerzeitung.ch AFP/Andreas Hebert Hallo Kevin Kuranyi, lassen Sie uns über die anstehende Fussball-WM sprechen. Kevin Kuranyi: Oh. Tut mir leid, da bin ich der falsche Gesprächspartner. Es tutet. Kuranyi hat aufgelegt. Kurz darauf klingelt unser Telefon wieder. Kuranyi: Hahaha. War nur ein Spass. Mein WM-Frust ist längst Vergangenheit. Also, lassen Sie uns über die WM 2014 sprechen. Wir haben es uns anders überlegt. Fangen wir doch mit der WM 2006 an. Kuranyi: Aha. Nette Retourkutsche. (lacht) Kein Problem, schiessen Sie los. Deutschland feierte damals vier Wochen sein Team und die WM im eigenen Land. Ein echtes Sommermärchen – nur für Sie nicht. Kuranyi: Ich wurde in letzter Sekunde aus dem Kader gestrichen, obwohl ich davor unumstrittener Stammspieler war. Damals ist für mich persönlich eine Welt zusammengebrochen. Zumal ich die Gründe bis heute nicht kenne. Auch 2010 hat die Öffentlichkeit Ihre Nominierung gefordert. Vergeblich. Kuranyi: Ich hatte damals eine überragende Saison gespielt, 18 Liga-Tore geschossen und wirklich an eine neue Chance geglaubt. Die habe ich leider nicht bekommen. Da ist mein WM-Traum ein zweites Mal geplatzt. Aber ich habe auch diese Entscheidung akzeptiert und das Ganze mittlerweile abgehakt. Und jetzt der dritte WM-Nackenschlag. Die WM kommt nach Brasilien. Wie gross ist der Schmerz, nicht mitspielen zu können? Kuranyi: Hätten Sie mich das vor einigen Jahren gefragt, hätte ich gesagt: sehr gross. Eine WM in meinem Geburtsland wäre etwas ganz Besonderes gewesen. Aber mittlerweile kann ich damit leben. Ich freue mich auf die WM – auch als Zuschauer. Sie sind gerade in Brasilien? Kuranyi: Ja, ich bin in der Nähe von Rio. Also werden Sie sich ein paar Spiele vor Ort ansehen? Kuranyi: Nein, leider auch das nicht. Die Vorbereitung mit Dynamo Moskau beginnt schon wieder am 10. Juni. Bis dahin geniesse ich aber noch das Leben hier. Wo gefällt es Ihnen am besten? Kuranyi: An der Copacabana. Dort habe ich schon als Kind mit Freunden und Familie viel Zeit verbracht – natürlich war auch meist ein Ball dabei. Vor ein paar Tagen habe ich dort endlich jemanden getroffen, der damit auch vernünftig umgehen kann. (lacht) Wen denn? Kuranyi: Auf einmal stand Romario vor mir. Romario! Eine Legende – und mein Idol. Dann mal Glückwunsch zum Schnappschuss mit Ihrem grossen Vorbild. Kuranyi: Wäre schön gewesen ... ... Sie haben nicht? Kuranyi: (verlegen.) Nein. Meine Kumpels haben Fotos mit ihm gemacht, ich nicht. Wieso? Kuranyi: (stockt kurz.) Weil ich mich nicht getraut habe. Ich könnte mir in den Hintern beissen. Im Januar waren Sie am gleichen Strand mutiger. Sie haben zusammen mit einem Freund eine ältere Frau aus dem Atlantik gezogen und vor dem Ertrinken gerettet. Das kann auch nicht jeder von sich behaupten. Kuranyi: Aber ich glaube, da hätte jeder so gehandelt. Wir haben nicht gross nachgedacht, sind einfach ins Wasser gesprungen und losgeschwommen. Ich bin sehr froh, dass ich helfen konnte und alles gut lief. Und was machen Sie sonst so in Brasilien, wenn Sie nicht gerade Leben retten oder Weltstars treffen? Kuranyi: Zurzeit bin ich in Petropolis, dort haben wir ein Haus. Ich verbringe viel Zeit mit meinen Freunden und Verwandten. trotzdem noch gierig auf den Ball und die Titel. Trauen Sie es den Deutschen zu, SpaGanz in der Nähe ist auch das WMQuartier der brasilianischen Nationalelf. nien als Weltmeister abzulösen? Wie ist denn die Stimmung im Land? Kuranyi: Ja! Deutschland ist in den letzten Kuranyi: Die Euphorie hält sich noch sehr Jahren immer weit gekommen, nur der in Grenzen, die Proteste aber auch. Ich grosse Wurf hat gefehlt. Diesmal könnte bin mir allerdings es klappen. Wenn sicher: Wenn die ich mich festlegen muss, würde ich WM startet, wird auf Deutschland hier die Post abtippen. gehen. Kevin Kuranyi (32) ist ein deutWas halten Sie scher Fussballprofi. In Rio de JaneiEntsprechend ro geboren und teils in Panama von Argentinien? gross wird der aufgewachsen, besitzt er auch die Kuranyi: Auch ein Druck auf das starkes Team, ganz Pässe Panamas und Brasiliens. Er brasilianische Team sein. klar. Gerade in der hat für die deutsche Nationalmannschaft 52 Länderspiele bestritten und Hält die MannOffensive haben 19 Tore erzielt. Seit 2010 steht der schaft dem sie unfassbares stand? Stürmer in Russland bei Dynamo Potenzial. Über Kuranyi: Ich glaueinen Lionel MesMoskau unter Vertrag. be schon. Die si muss man ja sportlich nicht viel meisten Brasilianer im Kader spielen bei europäischen sagen. Er ist übrigens auch ein super Typ. Top-Clubs, sie sind Druck gewohnt. Der war auch im Sommer 2013 beim ConfeSie kennen ihn persönlich? derations-Cup vorhanden. Da hat das Kuranyi: Ein bisschen. Wir haben uns Team super gespielt und im Final sogar 2010 in Panama bei einem Benefizspiel Spanien 3:0 geschlagen. Ausserdem kann kennen gelernt. Er war der Captain der eine Heim-WM ja nicht nur für Druck, einen Mannschaft, ich Captain der andesondern auch für Euphorie sorgen. ren. Ein netter Kerl, ganz ohne Allüren. Zur Person Brasilien holt sich also den Titel? Kuranyi: Sie haben zumindest gute Voraussetzungen. Brasilien gilt ja immer als Turnierfavorit. Ich finde, diesmal seit längerer Zeit wieder zu Recht. Das Team ist hungrig, die Mischung stimmt. Aber ein Selbstläufer wird das nicht, es gibt auch andere gute Teams. Spanien zum Beispiel. Sie haben zuletzt zweimal die EM gewonnen und sind auch bei der WM in Brasilien Titelverteidiger. Kuranyi: Spanien gilt es zu schlagen. Sie haben so viele Spieler, die schon alles gewonnen haben, mit ihren Vereinen und im Nationalteam. Sie haben jede Situation auf dem Platz schon mal erlebt und sind Wen haben Sie sonst noch auf der Rechnung? Kuranyi: Die üblichen Verdächtigen: Frankreich, Italien, Holland. Und die Schweiz? Kuranyi: Hmm. Sorry, aber Weltmeister werden sie wohl nicht werden. (lacht) Das ist ja aber auch nicht die Zielsetzung. Die Schweiz hat für mich ein gutes, schwer zu schlagendes Team. Dazu mit Ottmar Hitzfeld einen überragenden und erfahrenen Trainer, der sich mit einem Erfolg verabschieden will. Die Gruppe werden sie aber sicher überstehen. Haben Sie einen Bezug zum Schweizer Team? Kuranyi: Mit Diego Benaglio habe ich in Stuttgart zusammen gespielt. Ein sympathischer Kerl und klasse Torwart. Ihm und dem Team würde ich es gönnen, möglichst weit zu kommen. Werden die Europäer mit dem Klima in Brasilien zurechtkommen? Kuranyi: Wie die Brasilianer mit dem europäischen Winter zu kämpfen haben, wird so manchem Europäer auch das Wetter in Brasilien zu schaffen machen. Aber es gibt ja auch Gegenbeispiele. So wie Sie. Hatten Sie keine Probleme mit Schnee und Eis gehabt, als Sie mit 16 Jahren von Panama nach Deutschland kamen? Kuranyi: Ich habe mir den Hintern abgefroren. (lacht) Aber ich habe mich dran gewöhnt. Mittlerweile kann ich sagen: Die Winter in Deutschland sind vollkommen harmlos. Erleben Sie einmal einen russischen Winter! Sie sprechen aus Erfahrung, spielen seit 2010 in Russland. Mal vom Wetter abgesehen: Wie gefällt es Ihnen in Moskau? Kuranyi: Super! Eine tolle Stadt – wenn die vielen Staus nicht wären. Und was trauen Sie Russland an der WM zu? Kuranyi: Wissen Sie, es gibt ja immer eine Überraschungsmannschaft. Ich fände es toll, wenn es 2014 Russland werden würde. Sie sind sehr ausgeglichen besetzt und haben mit Fabio Capello einen klasse Trainer. Ich hoffe, dass sie mindestens die Viertelfinals erreichen. Russland ist ja auch Gastgeber der WM 2018. Ist das jetzt schon spürbar? Kuranyi: Ja. Ich merke, dass in Russland viel auf die Heim-WM ausgerichtet ist. Einige Stadien sind im Umbau oder werden neu errichtet. Und es wachsen gerade viele junge Spieler heran. Auch bei meinem Klub Dynamo Moskau wird verstärkt auf die Jugend gesetzt – gut, dass ich noch nicht so alt aussehe. (lacht) Freitag, 13. Juni 2014 / Nr. 135 Fussball-WM Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 35 Der Ball- und Menschenfänger WM-Rezept Ndolé (BitterspiNat mit CrevetteN uNd riNdfleisCh) Die WM in Brasilien ist auch ein Treffen der Kulturen. Wir stellen nun jeden Tag ein landestypisches Gericht aus einer Nation vor, die am selben Abend spielt. Holen Sie sich das Flair dieser WM ins Haus – und landen Sie einen kulinarischen Volltreffer. Heute: Kamerun. Für 2 Personen Zutaten " 500 g Ndolé-Blätter (Blattgemüse, das auch Bitterleaf oder Bitterspinat genannt wird) " 300 g Erdnüsse " 1 Zehe Knoblauch " 2 Zwiebeln " 100 g Ingwer " 100 g Lauch " 400 g Crevetten " 1 Kilo Rindfleisch " 1 rote Pfefferschote " 4 bis 5 dl Sonnenblumenöl Zubereitung " Die Ndolé-Blätter in kleine Stücke schneiden und 3 Minuten ins kochende Wasser legen. Danach mit kaltem Wasser abwaschen und nochmals 2 bis 3 Minuten kochen, bis die Blätter nicht mehr bitter schmecken. Danach das Wasser aus den Blättern pressen. " Die Erdnüsse zirka 20 Minuten separat kochen. " Das Rindfleisch mit 2 dl Öl und einer Zwiebel braten – die Crevetten separat braten. " Danach den Ingwer, Knoblauch und Lauch mit den gekochten Erdnüssen im Mixer zerhacken. Das Ganze dann dem kochenden Fleisch beifügen, im Eintopf-Verfahren 25 Minuten auf schwachem Feuer kochen und ständig verrühren. " Am Schluss werden die Ndolé-Blätter beigegeben. Danach wird der Eintopf-Mix nochmals 5 Minuten gekocht. " Der Rest des Öls und die letzte Zwiebel werden in einer zweiten Pfanne mit der Pfefferschote zusammen auf schwachem Feuer 5 Minuten gekocht und dann dem Ndolé beigefügt. VIRgINIe BuCheR-KouéKaM (42), DIe IN LuzeRN wohNt uND uRSpRüNgLICh auS DouaLa (KaMeRuN) StaMMt Für beide Teams ist der Sieg Pflicht KaMeRun Si. Für Mexiko und Kamerun ist im direkten Duell von heute ein Sieg Pflicht. Nur so lässt sich in der Gruppe A mit Gastgeber Brasilien und Kroatien die realistische Hoffnung auf den Einzug in die Achtelfinals aufrechterhalten. Beide Teams gehören fast regelmässig zum WM-Teilnehmerfeld. Mexiko nimmt schon zum 15. Mal teil und bestreitet sein 50. Endrundenspiel, Kamerun fehlte seit 1990, als die Afrikaner mit dem Einzug in die Viertelfinals ihren grössten Erfolg feierten, nur gerade ein einziges Mal. Doch die beiden Mannschaften gelten dennoch nur als Aussenseiter in ihrer Poule, als schwierig einzuschätzende Wundertüten. Mexiko - Kamerun (18.00) Das Dunas, Natal. – SR Roldan (Kol). Mexiko: 13 Ochoa; 22 Aguilar, 2 Rodriguez, 4 Marquez, 15 Moreno, 7 Layun; 23 Vazquez, 6 Herrera, 18 Guardado; 10 Dos Santos, 19 Peralta. Kamerun: 16 Itandje; 22 Nyom, 3 Nkoulou, 14 Chedjou, 12 Bedimo; 6 Song, 11 Makoun, 18 Eyong; 8 Moukandjo, 9 Eto’o, 10 Aboubakar. Spanien Bei Real Madrid sitzt Iker Casillas (33) seit über einem Jahr bei Liga-Spielen für gewöhnlich auf der Bank. Dennoch ist der RekordNationalspieler für Spanien wertvoll – und unumstritten. Das abschneiden der titelverteidiger StatiStiK Si. In der Geschichte der WM-Endrunden musste der Titelverteidiger bereits viermal nach der Gruppenphase die Koffer packen. Zweimal traf es Italien (1950 und 2010), je einmal Brasilien (1966) und Frankreich (2002). Jahr Titelverteidiger 1930 – – 1934 Uruguay 1938 Italien 1950 Italien 1954 Uruguay 1958 Deutschland 1962 Brasilien 1966 Brasilien 1970 England 1974 Brasilien 1978 Deutschland 1982 Argentinien 1986 Italien 1990 Argentinien 1994 Deutschland 1998 Brasilien 2002 Frankreich 2006 Brasilien 2010 Italien 2014 Spanien BeNJaMIN MILtNeR sport@luzernerzeitung.ch Nein, so einfach aus der Ruhe bringen lässt sich ein Iker Casillas nicht. Auch schon früher nicht, mit 16 Jahren. Da sass Casillas brav in der Schule, als ein Bote in seine Klasse kam, um mitzuteilen: «Junge, pack deine Sachen. Du stehst im Champions-League-Kader von Real Madrid.» Seine etwas irritierende Antwort: «Ich komme sofort, ich muss nur noch mein belegtes Brot essen.» Casillas hielt das Ganze für einen Scherz. Bis er merkte, dass der Bote der Schuldirektor war – und es ernst meinte. Es war der Anfang einer Weltkarriere, wie sie nur ganz wenige Fussballer erleben: 1999 mit 18 Jahren Debüt für Real Madrid, mit 19 in der spanischen Nationalmannschaft. 2002 wurde er in beiden Teams unumstrittener Stammgoalie. Für seine Titelsammlung reicht keine Vitrine, da ist ein ganzer Pokalsaal nötig. Mit dem Klub hat er unter anderem fünfmal die Meisterschaft und gerade zum dritten Mal die Champions League gewonnen. Und so ganz nebenbei ist er mit Spanien zweimal Europameister und 2010 Weltmeister geworden. nicht teilgenommen Weltmeister Vorrunde out Vierter Vierter Weltmeister Vorrunde out Viertelfinal out Vierter Finalrunde out Finalrunde out Achtelfinal out Zweiter Viertelfinal out weiter Vorrunde out Viertelfinal out Vorrunde out ? letzten Saison war Casillas so etwas wie ein Teilzeit-Heiliger: Im Liga-Alltag hütete er die Bank, im Cup und der Champions League das Tor. Eine im Spitzenfussball sehr seltene Konstellation. Die Story mit Vaters Wettschein prügelei zwischen Weltmeistern Nun mögen manche denken: Casillas scheint ein Glückspilz, einfach zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle in den richtigen Teams gewesen zu sein. Das ist die eine Sicht der Dinge. Aber nur bedingt haltbar, wenn man seine persönlichen Auszeichnungen kennt – und diese Liste ist nicht weniger lang: Von 2008 bis 2012 war er jeweils Welttorhüter, stand zwischen 2007 und 2012 sechsmal im Uefa-Team des Jahres. Mit 153 Partien ist er Rekord-Nationalspieler Spaniens und der erste Spieler weltweit, dem 100 Länderspielsiege gelangen. Und: So manch wichtige Partie hat Casillas quasi im Alleingang gewonnen – wie den Champions-League-Final 2002 gegen Leverkusen oder den WM-Final 2010, als er die Holländer mit seinen Weltklasse-Paraden verzweifeln liess. Taten wie diese haben Casillas zu «San Iker», zum heiligen Iker gemacht. In Madrid ist er eine Ikone, ach was, in ganz Spanien. Selbst Barcelona-Fans wären nicht abgeneigt, ihn in ihren Farben spielen zu sehen. Casillas war unangreifbar – bis, ja bis ein Mann nach Madrid kam, der so einen Heldenstatus neben sich nicht duldet. Abschneiden «San Iker» ist bei Real ein Teilzeit-Held, beim WM-Titelverteidiger aber die Nummer 1. Getty/David Ramos 2010 wurde José Mourinho Real-Trainer. Einen Streit hätte man erwarten können, es wurde ein Machtkampf. Die schleichende Demontage begann im August 2011. In Vorbereitungsspielen sass Casillas immer öfter auf der Bank. Mourinhos lapidarer Kommentar: «Ich sage nicht, er sei ein schlechter Goalie. Ich will nur sagen: Wenn er mal nicht gut drauf ist, soll er nicht denken, er sei unantastbar.» Dann kam es zum Eklat im Supercup-Final zwischen Barcelona und Madrid. Im x-ten Clasico binnen weniger Monate entlud sich die aggressive Stimmung zwischen den beiden Teams, die Mourinho immer wieder geschürt hatte. Xavi, Andres Iniesta und Carles Puyol auf der einen Seite, Xabi Alonso, Casillas auf der anderen Seite. Jene Spieler, die noch ein Jahr zuvor gemeinsam Weltmeister geworden waren, prügelten sich jetzt öffentlich. Mourinho freute sich diebisch. Casillas, der Nationalgoalie, nicht. Er rief seinen alten Kumpel Xavi an, sie redeten eine Weile – und alles war wieder gut. Zur Belohnung gab es für beide 2012 sogar den Prinz-Asturien-Preis, so was wie der spanische Nobelpreis. Für Casillas gab es ab dem Frühjahr 2013 allerdings noch etwas: einen Stammplatz auf der RealBank. Dabei blieb es bis heute, obwohl Mourinho mittlerweile weg ist. In der Immerhin ermöglicht sie Spaniens Nationalcoach Vicente del Bosque, an Casillas als Nummer eins festzuhalten. «Chancengleichheit ist nicht immer angebracht. Man muss schauen, welche Person man auf welche Art behandelt», erwidert del Bosque den Kritikern, «wir dürfen nicht vergessen, wie wichtig Iker für die Selección in schwierigen Zeiten war.» Del Bosque weiss: Er braucht Casillas. Als Captain und Führungsfigur. Als Schlichter und Motivator. Als Menschen- und Ballfänger. Gewiss: Auch der heilige Iker macht Fehler. Aber er macht sie selten – und meistens wieder gut. Auf und abseits des Platzes. Als Kind vergass Casillas einmal, den Wettschein seines Vaters abzugeben. Der hatte alle 14 Ergebnisse richtig vorhergesagt – und hätte gut anderthalb Millionen Franken gewonnen. Heute können Vater und Sohn darüber lachen. Schliesslich hat Iker Casillas längst das Zigfache verdient. Spanien - Holland (21.00) Fonte Nova, Salvador. – SR Rizzoli (It). Spanien: 1 Casillas; 22 Azpilicueta, 15 Sergio Ramos, 3 Piqué, 18 Jordi Alba; 14 Xabi Alonso, 16 Busquets; 21 David Silva, 8 Xavi, 6 Iniesta; 19 Diego Costa. Holland: 1 Cillessen; 7 Janmaat, 3 De Vrij, 2 Vlaar, 4 Martins Indi, 5 Blind; 6 De Jong, 8 De Guzman; 10 Sneijder; 11 Robben, 9 Van Persie. Die zahl der ausnahmekönner ist geschrumpft HollanD Mikrofone, Kameras und auch der eine oder andere von den brasilianischen Sicherheitsleuten grosszügig durchgewunkene Fan drängten sich beim öffentlichen Training Hollands um die Berühmtheiten. Ruud van Nistelrooy, der ehemalige Weltklassespieler, Aaron Winter (Ex-Internationaler) und auch der mit der orangenen Sache nicht persönlich verbundene Everton-Trainer Roberto Martínez mussten auf der uralten Betontribüne des Estádio da Gávea, der früheren Spielstätte von Flamengo, Auskunft geben. Die Aktiven der Elftal bestritten derweil unter lautstarken Anweisungen von Bondscoach Louis van Gaal (kurze Hose, stählerne Trillerpfeife) in relativer Anonymität ihre Übungen. Viele internationale Beobachter kannten einen Grossteil der Spieler schlichtweg nicht. Cruyff hat auch keine idee Man habe schon noch grosse Namen im Team, insistierte der Ex-Schalker Youri Mulder, der als Experte für das holländische Fernsehen in Brasilien im Einsatz ist. «Arjen Robben, Robin van Persie, Wesley Sneijder: Sind das denn keine Stars?» Doch mit dem in der Heimat als «gouden driehoek», dem «Schweigen ist die beste Medizin.» N I g e L D e J o N g S ag t N I C h t S MehR zu SeINeM hoRRoRfouL als goldenes Dreieck gerühmten Trio, beginnt und hört der individuelle Glanz in den Reihen des WM-Zweiten von 2010 in Brasilien in Wahrheit auch schon wieder auf. Aus der streitlustigen Künstlertruppe von internationalem Renommee ist eine ziemlich brave Ansammlung aus jungen Talenten aus der Eredivisie und Kickern, für die es in den grossen europäischen Spitzenvereinen nicht (mehr) reicht, geworden. Schalkes Klaas-Jan Huntelaar würde natürlich gerne ein Teil des Dreiecks werden oder dieses in ein Viereck verwandeln, aber Geschichten über namhafte Kontrahenten um die Startplätze wird man während dieses Turniers vergeblich suchen. Van Gaal hat vor dem Auftakt gegen Weltmeister Spanien so wenig adäquate Alternativen zu seinem kleinen Häufchen der Ausnahmespieler, dass er die gesamte Taktik auf sie ausrichtet. Holland wird heute zur Wiederholung des Endspiels von 2010 – von Revanche mag im Team niemand reden – voraussichtlich mit einer überaus pragmatischen 5-3-2-Taktik auflaufen. Bayerns Robben soll neben van Persie (Manchester United) einen echten Stürmer geben; van Gaal kann ihn nicht auf dem Flügel einsetzen, weil in der Auswahl ein ähnlich befähigtes Pendant fehlt. Chefkritiker Johann Cruyff beklagte erwartungsgemäss die Abkehr vom traditionellen System («In Holland wachsen wir mit Flügelstürmern auf!»), hat aber angesichts des dürftigen Kaders auch keine besseren Ideen parat. ein eindimensionales Mittelfeld Sneijder, der wie alle holländischen Finalisten von Südafrika bis auf van Persie und Robben mittlerweile bei einem schwächeren Verein (Galatasaray) spielt, ist der einsame Kreativspieler in einem körperlich robusten, aber sehr eindimensionalen Mittelfeld. Kevin Strootman (AS Roma), der Schlüsselspieler für van Gaal in der Qualifikation, fehlt verletzt. Nigel de Jong, der in Johannesburg Alonsos Brustkorb in Kung-Fu-Manier malträtierte, darf in Salvador auch wieder mittreten, pardon: mitspielen. Das Horrorfoul, das in der öffentlichen Meinung im In- und Ausland einem Verrat am holländischen Fussballideal gleichkam, wollte der 29-Jährige nicht noch einmal thematisieren: «Schweigen ist die beste Medizin.» Die spielerische Überlegenheit der Spanier habe sich seit dem Final eher noch erhöht, deutete der ehemalige Hamburger zugleich an. «Wir können vor dieser Tatsache nicht davonlaufen», sagte Milans Mittelfeldspieler. «Das muss man akzeptieren und dann schauen, wie wir am besten dagegen ankämpfen. Das muss nicht mit den Mitteln der holländischen Schule sein.» Dieses Oranje scheint im Gegensatz zu Bert van Marwijks chaotisch organisierter Mannschaft bei der EM vor zwei Jahren recht genau zu wissen, was es nicht kann. Ob das tatsächlich eine gute Nachricht ist, muss sich nun zeigen. RaphaeL hoNIgSteIN, RIo De JaNeIRo sport@luzernerzeitung.ch Samstag, 14. Juni 2014 / Nr. 136 Fussball-WM Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 33 Die Kampfansage von Rooney WM-Rezept Picadillo de PaPas (Kartoffelwürfel mit fleisch ) Die WM in Brasilien ist auch ein Treffen der Kulturen. Wir stellen nun jeden Tag ein landestypisches Gericht aus einer Nation vor, die am selben Abend spielt. Holen Sie sich das Flair dieser WM ins Haus – und landen Sie einen kulinarischen Volltreffer. Heute: Costa Rica. Für 4 Personen Zutaten " ein halbes Kilo Rinderbrust (Brisket) " ein halbes Kilo Kartoffeln " 1 Zwiebel " 3 Knoblauchzehen " Salz " Sauce Lizano (Das ist eine Gewürzsosse, die ausserhalb von Costa Rica jedoch nur sehr selten erhältlich ist. Als Alternative eignet sich die von mehreren Weltunternehmen angebotene «Worcestershiresauce», auch nur «Worcestersauce» genannt.) Zubereitung " Das Fleisch zusammen mit der Zwiebel, dem Knoblauch und Salz 30 Minuten in einem Schmortopf garen. " Anschliessend das Fleisch in ganz kleine Stücke schneiden und die Sauce hinzugeben. Die Menge der Sauce hängt vom Geschmacksempfinden des Kochs ab. " Die Kartoffeln in kleine Würfel schneiden und sie mit Wasser und Öl solange auf geringer Hitze kochen, bis das Wasser absorbiert ist. " Das Fleisch mit den Kartoffeln vermischen und nochmals nachsalzen. " In Costa Rica wird das Picadillo de Papas oft mit Tortillas serviert. Paula Bonilla Valdés (30), die aus Costa RiCa stammt und heute in eBikon und Genf leBt. Suarez geschont – Forlan rückt nach URUgUay si. In der zweiten Partie der Gruppe D sind die Stärkeverhältnisse einseitiger verteilt: In Fortaleza (Kickoff um 21.00 Uhr) gilt Uruguay gegen Costa Rica als grosser Favorit. Top-Torschütze Luis Suarez vom FC Liverpool scheint drei Wochen nach seiner Knieoperation wieder fit, dürfte jedoch im Hinblick auf die kommenden Aufgaben noch geschont werden. Noch kein Direktduell verloren So wird wohl Diego Forlan, vor vier Jahren bei der WM in Südafrika zum besten Spieler des Turniers gewählt, in die Startformation rücken. Forlan ist mittlerweile 35 Jahre alt und spielt für Cerezo Osaka in Japan. Die Uruguayer haben gegen Costa Rica noch nie verloren und von acht Partien sechs gewonnen. Sie treffen aber auf einen defensiv starken Gegner mit einem starken Torhüter, dem bei Levante in Spanien wirkenden Keylor Navas. Der wurde in der Primera División zum besten Keeper der Saison gewählt. Uruguay - Costa Rica (21.00 Uhr) Castelão, Fortaleza. – SR Brych (De). Uruguay: 1 Muslera; 16 Maxi Pereira, 2 Lugano, 3 Godin, 22 Caceres; 17 Arevalo Rios, 5 Gargano, 11 Stuani, 7 Rodriguez; 10 Forlan, 21 Cavani. Costa Rica: 1 Navas; 16 Gamboa, 3 Gonzalez, 4 Umana, 6 Duarte, 15 Junior Diaz; 22 Cubero, 5 Borges, 10 Ruiz, 21 Urena; 9 Campbell. eNglaND Wayne Rooneys Wm-Geschichte ist bisher eine tragische. diesmal soll es ein happy end geben – und ganz england fiebert heute vor dem auftaktspiel gegen italien mit. CaRsten meyeR sport@luzernerzeitung.ch Stephen Hawking also. Engländer, Physiker, Jahrtausendgenie. Ein Mann, der ständig über Dinge spricht, die den Verstand des durchschnittlich begabten Mitteleuropäers übersteigen. Zum Beispiel findet er, dass «schwarze Löcher neu definiert werden sollten als metastabile, gebundene Zustände des Gravitationsfeldes». Eine These, auf die wir an dieser Stelle nicht näher eingehen wollen (Sportteil!). Es ist jedenfalls nur folgerichtig, dass sich Hawking auch an der dringlichsten Diskussion beteiligt, die ganz England derzeit in Atem hält – und die auf folgende Kernfrage hinausläuft: Wie fit ist Wayne Rooney für die WM in Brasilien? Hawking hält es nicht für ausgeschlossen, dass der 28-Jährige in einem fussballerischen schwarzen Loch verschwindet und die nächsten Wochen nicht mehr auftaucht. Der BBC sagte er jedenfalls: «Sein Sturmkollege Daniel Sturridge wird mehr Tore schiessen.» Der Verdruss von hodgson ... Nun ist nicht überliefert, wie die restliche intellektuelle Elite des Landes zu dieser Theorie steht. Aber zumindest in fussballerischen Expertenkreisen erntete Hawking nicht gerade einen Sturm der Entrüstung. Rooneys Ex-Mitspieler Paul Scholes beispielsweise findet: «England kann sich nicht auf Wayne verlassen. Er konnte nie seine Form beim Club konstant in Länderspielen wiederholen.» Er sage nicht, dass Rooney auf die Bank müsse: «Aber wenn seine Form nicht besser wird, wird es interessant sein, zu sehen, ob die englische Führung die Eier hat, diese Entscheidung zu treffen.» Nun weiss man nicht so genau, wie es diesbezüglich bei Roy Hodgson aussieht. Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer ist mittlerweile Coach der englischen Mannschaft. Auch wenn er manchmal das Gefühl hat, einen Einzelsportler zu betreuen: Wayne Rooney. Vor allem die einheimischen Medien kreisen nur um diese Personalie, was bei Hodgson ganz offensichtlich für reichlich Verdruss sorgt: «Es ist traurig, dass dieses Land so Wayne-Rooneybesessen ist.» Es gebe ja gar kein anderes Thema mehr. Und die Frage, ob der Stürmer von Manchester United nicht ein aussergewöhnlicher Spieler sei, könne er schon gar nicht mehr hören: «Egal, was ich darauf antworte», brummt Hodgson, «ich kann doch nur verlieren.» Sagt er Ja, erhöht er den ohnehin riesigen Druck auf den Angreifer noch mal. Wayne Rooney ist fest entschlossen, an der WM Grosses zu zeigen – er sagt: «Dieses Mal gibt es keine Ausreden.» EPA/Daniele Del Zennaro Sagt er Nein, heisst es sofort: Hodgson glaubt nicht an Rooney. Dabei kann man diese Einschätzung getrost vom Tisch wischen. Natürlich glaubt Hodgson an den 28-Jährigen. Er hat doch gar keine andere Wahl. Denn nur mit einem Rooney in absoluter Bestform kann England mit den ganz Grossen mithalten. ... und die Zielsetzung von Rooney Das Problem: So war es auch in der Vergangenheit. Jedes Mal war Rooney das Versprechen auf ein tolles Turnier, das jedoch nie eingelöst wurde. 2006 in Deutschland war er nach einem Mittelfussbruch nicht richtig fit, schleppte sich von Spiel zu Spiel und sah beim Vier- telfinal-Aus gegen Portugal Rot. Vier Jahre später reise er ebenfalls angeschlagen nach Südafrika, suchte ebenso verzweifelt wie erfolglos nach seiner Form – und konnte das Achtelfinal-Aus gegen Deutschland nicht verhindern. Nun also der dritte Versuch. «Dieses Mal muss ich zeigen, was ich kann», weiss Rooney, «und ich glaube, ich bin in der bestmöglichen Verfassung dafür. Dieses Mal wird es keine Ausreden geben.» Er will zeigen, dass er in der Lage ist, auch die Nationalmannschaft zu grossen Taten zu führen. Und er lässt wenig Zweifel daran, dass ihm dies auch gelingen wird. «Wir haben ein junges Kader mit so viel Energie und so viel Tempo – ich denke nicht, dass dies in der Vergangenheit so war.» Deshalb sagt er mutig: «Unser Ziel ist es, dieses Turnier zu gewinnen.» Es wäre wahrscheinlich die einzige Antwort, die Hawking ihm durchgehen lassen würde. England - Italien (So, 00.00 Uhr) Amazonia, Manaus. – SR Kuipers (Ho). England: 1 Hart; 2 Johnson, 5 Cahill, 6 Jagielka, 3 Baines; 4 Gerrard, 14 Henderson; 20 Lallana, 10 Rooney, 11 Welbeck; 9 Sturridge. Italien: 1 Buffon; 7 Abate, 15 Barzagli, 3 Chiellini, 4 Darmian; 16 De Rossi; 8 Marchisio, 23 Verratti, 21 Pirlo, 6 Candreva; 9 Balotelli. Bemerkung: Italien ohne De Sciglio (verletzt). «Der Spass ist das Allerwichtigste im Fussball» SChWeiZ Zwei tage vor dem ersten Wm-spiel ist Xherdan shaqiris Vorfreude riesig. der hoffnungsträger der schweiz strahlt Zuversicht aus. Er ist mit 1,69 Meter der kleinste Schweizer – und doch der Grösste. Der wichtigste Spieler im Nationalteam an der WM. Xherdan Shaqiri ist der grosse Hoffnungsträger. Vor dem WM-Auftaktspiel am Sonntag gegen Ecuador (18 Uhr), das der Usbeke Rawschan Irmatow leiten wird, sass er gestern erstmals in Porto Seguro den Medien gegenüber. Im WM-Pressezentrum im «Praia»-Resort gab er sich humorvoll wie immer. Keine Anzeichen von Nervosität, keine Bedenken, dem Druck nicht standhalten zu können. Bereits zu Beginn der Pressekonferenz sorgte er für den ersten Lacher. Assistenztrainer Michel Pont sprach noch am Rednertisch, als es hiess: «Noch eine letzte Frage.» Und die stellte dann kein Journalist, sondern Shaqiri: «Was würden Sie den Spielern von Ecuador sagen?», wollte er von Pont wissen. Der grinste und sagte: «Ich gratuliere der Schweiz zum 2:0.» Nervosität und Vorfreude So gut gelaunt sich das Schweizer Team in den letzten Tagen und insbesondere Shaqiri präsentierte, einfach wird die Aufgabe gegen Ecuador nicht. Dass gestern, am Freitag, dem 13., wenige Minuten vor Shaqiris Eintreffen eine schwarze Katze vor dem Eingangsportal über die Strasse lief, muss nichts zu bedeuten haben. Ein gutes Omen war es aber nicht. Dem widersprach danach Shaqiri in seinen Ausführungen vehement. Zusammen mit seinen Teamkollegen habe er sich das Eröffnungsspiel angeschaut. «Da kam ein wenig die Nervosität und vor allem Vorfreude auf.» Shaqiri erklärte, dass für ihn die riesige Erwartungshaltung kein Problem sei. «Der Druck ist immer da. Wir sind aber nicht Spanien und nicht Frankreich. Wir sind auch nicht Brasilien. Wir müs- sen als Mannschaft auftreten. Nur so können wir erfolgreich sein.» Shaqiri sprach von einer perfekten Vorbereitung und davon, dass er sich 100-prozentig von seinem Muskelfaserriss erholt habe, der ihn zu Beginn des WM-Trainingslagers noch behindert hatte. «Ich habe hier gut trainiert. Was in der Schweiz noch nicht funktioniert hat, klappt nun sehr gut.» Er und seine Teamkollegen seien bereit für das morgige Spiel. Schweizer Medien tippen auf Sieg Auf die Frage, ob er sich etwas Spezielles für das Startspiel vorgenommen habe, zuckte er mit den Schultern. «Klar, ich bin ein Spieler, der entscheidende Sachen machen kann. Ich brauche aber Raum im Mittelfeld, nur dann kann ich mich entfalten. Was ich vorhabe, kann ich jetzt nicht sagen. Das passiert auf dem Platz. Es kommt auf die Situation an.» Der bei Bayern München unter Vertrag stehende Mittelfeldspieler sprach von der Qualität im Schweizer Team, die lange nicht so gross gewesen sei. «Alle sind für das Ecuador-Spiel parat. Genauso habe ich mir das vorgestellt.» Dass selbst die in Brasilien weilenden Schweizer Journalisten, die von Seiten des Verbandes zuletzt als zu kritisch bezeichnet wurden, in ihren internen Tippspiel mehrheitlich auf einen Schweizer Sieg wetten, mochte Shaqiri nicht zu einer eigenen Prognose verleiten. «Alle falsch», sagt er mit Blick auf die Medientipps. Was aber wünscht er sich für den WM-Auftakt? «Dass wir gewonnen haben, wenn wir vom Platz gehen, und alle gesund sind», so Shaqiri. Das sei es, was zähle. Dass einzig Steve von Bergen und Stephan Lichtsteiner regelmässig am Privatstrand zu sehen sind, die Nationalspieler den hermetisch abgeriegelten Hotelbereich im «La Torre» kaum verlassen, deutet tatsächlich auf eine Wohlfühloase und eine gute Stimmung hin. «Der Spass ist das Allerwichtigste im Fussball», erklärte Shaqiri. Den habe seine Mannschaft in Porto Seguro, und den brauche es auch, um gegen Ecuador als Einheit auftreten zu können. René WeBeR, PoRto seGuRo sport@luzernerzeitung.ch Samstag, 14. Juni 2014 / Nr. 136 Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz Online am Ball Spielanpfiff um Mitternacht? Für unsere Zeitung kein Problem, denn unseren umfangreichen Onlineservice aktualisieren wir rund um die Uhr. So finden Sie auf luzernerzeitung.ch sowie in unseren Apps schon am frühen Morgen die Matchberichte der vergangenen Nacht – inklusive aktueller Tabellen, News, Bilder. Kolumbien büsst viel Kredit ein FavOrit Si. Erstmals seit 1998 spielt Kolumbien wieder an einer WM. In der Gruppe C gelten die Südamerikaner als Favorit, auch in der Startpartie gegen Griechenland und trotz des Ausfalls ihres Top-Torjägers. Die Qualifikation in Südamerika hatte Kolumbien als Nummer 2 hinter Argentinien abgeschlossen, mit der besten Abwehr, die in 16 Spielen nur 13 Tore zuliess. Nun muss aber Kolumbien ohne Star-Stürmer Radamel Falcao auskommen. Der 60-Millionen-Mann von Monaco riss sich im Januar das linke Kreuzband. Die Hoffnungen auf eine schnelle Genesung zerschlugen sich. Und da auch noch Edwin Valencia, Luis Perea und Aldo Ramirez verletzt sind, verlor das Team des argentinischen Trainers Jose Pekerman viel an Kredit. Kolumbien - Griechenland (18.00 Uhr) Mineirão, Belo Horizonte. – SR Geiger (USA). Kolumbien: 1 Ospina; 16 Balanta, 3 Yepes, 2 Zapata, 7 Armero; 18 Zuniga, 8 Aguilar, 10 Rodriguez, 6 Sanchez; 9 Gutierrez, 21 Martinez. Griechenland: 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis, 20 Holebas; 2 Maniatis, 14 Salpingidis, 21 Katsouranis; 7 Kone, 9 Mitroglou, 7 Samaras. Bemerkung: Kolumbien ohne Guarin (gesperrt). Elfenbeinküste - Japan (So, 3 Uhr) Pernambuco, Recife. – SR Osses (Chile). Elfenbeinküste: 1 Barry; 17 Aurier, 22 Bamba, 4 Kolo Touré, 3 Boka; 9 Tioté, 20 Serey Die; 10 Gervinho, 15 Gradel, 8 Kalou; 10 Drogba. Japan: 1 Kawashima; 2 Uchida, 22 Yoshida, 15 Konno, 5 Nagatomo; 17 Hasebe, 7 Endo; 9 Okazaki, 4 Honda, 10 Kagawa; 11 Kakitani. 32 Wenn der Ref die Grenze zieht Spray Plötzlich gehen die WM-Schiedsrichter auch noch unter die Graffiti-Künstler. Was hat es mit dem Strich auf sich, den die Referees auf das Spielfeld malen? BENjAMIN KlEtt sport@luzernerzeitung.ch Viele Zuschauer staunten nicht schlecht. Sie fragten sich, was der Schiedsrichter Yuichi Nishimura im Eröffnungsspiel zwischen Brasilien gegen Kroatien da eigentlich machte. 41 Minuten und 8 Sekunden waren gespielt, als der Japaner plötzlich eine Sprühdose zückte, die er am Hosenbund mit sich führte. Hatte er sich von zu Hause ein Deo mitgenommen, weil er von den klimatischen Bedingungen in Brasilien hörte? Diese Frage stellte sich nicht lange. Denn: Er sprühte mit weissem Schaum eine Linie vor die Füsse der Spieler, die bei einem Freistoss die Mauer bildeten. Also ging er wohl doch eher seinem Hobby als Graffiti-Künstler nach? Auch das nicht. Bis 120 Sekunden sichtbar Es ging um eine Situation, die jeder Spieler kennt: Der Schiedsrichter stellt die Mauer, dreht sich wieder um und zieht von dannen. Daraufhin beginnen die Spieler in der Mauer in Richtung Ball zu tippeln. Es geht um jeden Zentimeter. Man könnte fast schon meinen: Wer am unauffälligsten so nah wie möglich an den Ball tippelt, hat gewonnen. Und das, obwohl es in den Fussballregeln unter der Rubrik «Freistoss» unmissverständlich heisst: «Alle Gegenspieler halten einen Abstand von mindestens 9,15 Metern zum Ball, bis der Ball im Spiel ist.» Damit diese Regel befolgt wird, kommt der Spray bei der WM zum Einsatz. Bester Spieler fehlt den Ivorern ElFEnBEinküStE Si. Im zweiten Spiel der Gruppe C begegnen sich in der Nacht auf Sonntag um 3 Uhr die Elfenbeinküste und Japan. Die Ivorer sind zum dritten Mal in Folge an der WM mit dabei und wollen nun erstmals in die Achtelfinals vordringen. Für ihre bekanntesten Akteure wird es die wohl letzte Chance sein, eine WM erfolgreich abzuschliessen. Captain und Torgarant Didier Drogba ist 36 Jahre alt, die Verteidiger Kolo Touré und Didier Zakora 33. Der derzeit wichtigste Spieler wird vermutlich noch nicht spielen können. Yaya Touré von Manchester City, Afrikas Fussballer der Jahre 2011, 2012 und 2013, leidet an muskulären Problemen im Oberschenkel. Fussball-WM Bis hierher und nicht weiter: Schiedsrichter Yuichi Nishimura macht den Kroaten deutlich, wo sie mit ihrer Mauer stehen bleiben müssen. AFP/Fabrizio Brensch Dadurch kann der Schiedsrichter sofort erkennen, ob die Spieler in der Mauer den Abstand einhalten. 45 bis 120 Sekunden bleibt der biologisch voll abbaubare Spray auf dem Platz dann sichtbar. Richtig gut kommt das Ganze bei den Beteiligten allerdings nicht an. Bei der diesjährigen Klub-WM kam der Schaum auch schon zum Einsatz – sehr zum Leidwesen des deutschen Goalies Ma- nuel Neuer, der nach dem Halbfinal des FC Bayern München gegen Guangzhou Evergrande schimpfte: «Wir wollten schnell spielen. Und stattdessen malt der Schiedsrichter da auf dem Boden herum.» Meier: «Unnötiges accessoire» Auch der ehemalige Schweizer ProfiSchiedsrichter Urs Meier zeigte sich im Vorfeld des Turniers nur wenig angetan von der Idee: «Ein völlig unnötiges Accessoire. Wenn ich bei einer WM nicht in der Lage bin, die Freistossmauer auf 9,15 Meter zu stellen, muss die Frage nach der Persönlichkeit des Schiedsrichters gestellt werden.» Der hatte im Eröffnungsspiel sowieso mit ganz anderen Problemen zu kämpfen (siehe untenstehende Kolumne). Aber bei Penaltyentscheidungen hilft auch kein Spray mehr weiter. Der Schiedsrichter hätte die Schwalbe sehen müssen I m Eröffnungsspiel einer Weltmeisterschaft ist es die wichtigste Aufgabe des Schiedsrichters, allen teilnehmenden Mannschaften, den Trainern und dem Publikum deutlich zu machen, was die Linie der Spielleiter in diesem Turnier sein wird. Der Weltverband (Fifa) als Organisator gewichtet in diesem Jahr das Fairplay hoch – und das heisst: Man will keine Betrügereien auf dem Fussballplatz. Darum hätte ich es gerne gesehen, dass der Brasilianer Fred bei seinem Hinfallen nicht mit einem Penaltypfiff belohnt, sondern mit einer gelben Karte für eine Schwalbe bestraft worden wäre. Um das unmissverständliche Signal in die Welt hinauszusenden: So plump lassen sich die Spielleiter an dieser WM nicht hinters Licht führen! Ich bin überzeugt: Auf diesem Niveau, auf dem höchsten überhaupt, muss man die Aktion zwischen dem kroatischen Verteidiger Dejan Lovren und Fred richtig beurteilen können. Der ehemalige Schweizer SpitzenSchiedsrichter Urs Meier über den penalty-Fehlpfiff für Brasilien. DER PfIff Ergo hätte der japanische Schiedsrichter Yuichi Nishimura die Schwalbe sehen müssen. Als ich sie live sah, entfuhr es mir im ZDF-Studio, noch ehe Fred auf dem Rasen lag: «Nein, das ist nichts.» Das Problem war: Nishimura hat sich nie darum bemüht, einen Seitenblick auf das Spielgeschehen zu bekommen. Praktisch alle Szenen hatte er aus der Sicht von vorne zu beurteilen. Und das kommt daher, dass sich Nishimura zu wenig bewegte, er war zu statisch und darum stets am Reagieren statt am Agieren. Ich vermute, dass er in der Szene, die zum Fehlentscheid führte, nur kurz eine Hand auf der Schulter von Fred und darauf das Stürzen des Brasilianers sah. Man kann bestimmt sagen, dass dieser ungerechtfertigte Penaltypfiff den Gastgebern dieser WM den Weg zum Sieg ebnete. Ohne Neymars Tor zum 2:1 wäre der Sieg schwieriger zu erringen gewesen. Aber man muss auch sehen: Die Brasilianer haben relativ viel für diesen Erfolg getan. Sie haben einen Rückstand aufgeholt und auch danach immer vorwärts gespielt. Das zeugt vom Charakter im Team. Weil das Eröffnungsspiel aus den bereits genannten Gründen ein wichtiges ist, und weil man sagen kann, dass Nishimura auf internationaler Ebene mit wenig Erfahrung ausgestat- tet ist, muss sich die Fifa die Frage gefallen lassen, warum man dieses Risiko eingegangen ist. Ich kann nur vermuten, dass man das Spiel als leichter zu leiten taxiert hatte, als es dann tatsächlich war. Und dazu kam vielleicht auch, dass der Usbeke Rawschan Irmatow vor vier Jahren im Eröffnungsspiel in Südafrika eine sehr gute Leistung zeigte. Auch seine internationale Erfahrung war eine überschaubare. Mit Nishimura hat die Fifa das Ziel im ersten WM-Spiel in Brasilien aber weit verfehlt. Nicht nur, dass er die Messlatte, an der sich die Spieler, Trainer und das Publikum für den weiteren Turnierverlauf orientieren können, nicht exakt legen konnte. Er hat mit seinem wegweisenden Fehlpfiff auch den Druck auf die Schiedsrichter erhöht. Nishimura hat mit seiner schlechten Leistung Unruhe in die nächsten Spiele getragen, weil die Spielleiter in den Fokus der Öffentlichkeit geraten sind. sport@luzernerzeitung.ch ANZEIGE TIPP-SPIEL Preissponsor TIP & WIN! Gewinnen Sie Preise im Gesamtwer t von über Fr. 10 000.–. Heutiger Tagesgewi nn: Samsung-Fernseher im Wert von Fr. 1099.–! Geben Sie heute für das Fussball-WM-Spiel URUGUAY - COSTA RICA Ihren Tipp ab. Tipp-Schluss heute 18 Uhr. Am Ende der WM 2014 nehmen alle Teilnehmer automatisch an der Hauptpreisverlosung teil. Bleiben Sie am Ball und tippen Sie täglich! Teilnahme per Telefon: 0901 11 88 00 Tipp auf Unentschieden 0901 11 88 01 Tipp auf Mannschaft Uruguay 0901 11 88 02 Tipp auf Mannschaft Costa Rica Fr. 1.-/Anruf, Festnetztarif Per WAP: Teilnahme unter folgendem Link gratis möglich: http://wap.neuelz.twister.ch/wmtipp (Teilnahme nur via Handy oder Smartphone möglich!) 48“, 48H6410, 3D, Full-HD, 400Hz, Smart-TV Hauptpreis: Sony-Fernseher im Wert von Fr. 4999.–! Die Gewinner/innen werden ausgelost und schriftlich benachrichtigt. Keine Barauszahlung möglich. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der LZ Medien Holding dürfen am Wettbewerb nicht teilnehmen. Modell Sony KD-65X9005 65“, 3D; 4K Ultra-HD; 800Hz Mittwoch, 18. Juni 2014 / Nr. 139 Fussball-WM Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz Das Kind im Manne kangaroo Fillet with mustard sauce (känguru-Filet mit senFsauce) Die WM in Brasilien ist auch ein Treffen der Kulturen. Wir stellen nun jeden Tag ein landestypisches Gericht aus einer Nation vor, die am selben Abend spielt. Holen Sie sich das Flair dieser WM ins Haus – und landen Sie einen kulinarischen Volltreffer. Heute: Australien. Del Bosque überstürzt nichts Für 2 Personen Zutaten Zubereitung " Zuerst die Sauce zubereiten. Dazu die Schalotten anschwitzen, Senf und Sauerrahm hinzugeben und kurz köcheln lassen. Danach mit Salz abschmecken. " Das Öl in einer Pfanne erhitzen, dann das Fleisch maximal 2 Minuten pro Seite anbraten. Hinweis: Känguru-Fleisch ist sehr gesund, weil es weniger Fett hat als Rindfleisch. Deshalb ist die Zubereitung aber nicht ganz einfach. Weil es schnell zäh wird, gilt: je kürzer angebraten, desto besser – aber eben auch blutiger. " Nach dem Anbraten das Fleisch 2, 3 Minuten im Backofen warm stellen, anschliessend in Stücke schneiden und servieren. Als Beilage eignen sich Kartoffeln oder Gemüse. USA besiegen Ghana unerwartet GRuppe G Si. Die USA sind mit einem nicht unbedingt erwarteten Sieg gegen Ghana in die WM gestartet. Das Team des Deutschen Jürgen Klinsmann siegte nach einer spektakulären Schlussphase 2:1 (1:0). Ghana - USA 1:2 (0:1) Das Dunas, Natal. – 39 760 Zuschauer. – SR Eriksson (Sd). Tore: 1. (0:30) Dempsey 0:1. 82. André Ayew 1:1. 86. Brooks 1:2. Ghana: Kwarasey; Opare, Boye, Mensah, Kwado Asamoah; Rabiu (71. Essien), Muntari; Atsu (78. Adomah), Jordan Ayew (59. Boateng), André Ayew; Asamoah Gyan. USA: Howard; Johnson, Cameron, Besler (46. Brooks), Beasley; Bedoya (77. Zusi), Beckerman, Bradley, Jones; Dempsey, Altidore (23. Johannsson). Spanien gehörig unter Zugzwang Nächste spiele Si. Der Titelverteidiger hat schon in Runde 2 das Messer am Hals. Spanien darf sich heute in Rio de Janeiro gegen Chile keine weitere Niederlage leisten. Wenn die Spanier um 21 Uhr im Maracana antreten, kennen sie bereits das Resultat des anderen Gruppenspiels. Denn zuvor um 18 Uhr spielen in Porto Alegre Australien und Holland gegeneinander. Sollte «Oranje» den erwarteten zweiten Vorrundensieg einfahren, wäre für Spanien klar, dass eine Niederlage gegen Chile dem vorzeitigen Aus gleichkäme. Den Spaniern droht dasselbe Schicksal wie 2010 den Italienern, die in Südafrika als Titelverteidiger bereits in der Vorrunde die Segel hatten streichen müssen. WM-Rezept " 500 g Känguru-Filet " 175 g Sauerrahm " 3 EL gehackte Schalotten " 2 EL Dijon-Senf " 3 EL Olivenöl, Salz 32 Bezeichnet sich selbst noch als Kind: Hollands Stürmerstar Robin van Persie mit seiner Tochter Dina. Epa/Koen van Weel GRuppe B Vom Talent über das Enfant terrible zum Klassestürmer: Robin van Persie (30) hat eine bewegte Karriere hingelegt. Jetzt will er mit Holland Weltmeister werden – als Captain und Vorbild. BENJAmIN mIlTNER sport@luzernerzeitung.ch Fussball ist und bleibt ein Tagesgeschäft. Wie schnell sich Meinungen über Spieler und Teams ändern, dafür liefert die nicht einmal eine Woche alte WM Anschauungsunterricht. Bestes Beispiel ist das holländische Team. Es war als Aussenseiter in die Neuauflage des WMFinals 2010 gegen Spanien gegangen – und ist nach dem 5:1-Sieg vor der heutigen Partie gegen Australien (18 Uhr/SRF 2) Turnierfavorit. Weil die Elftal den Weltmeister in der zweiten Halbzeit mit ihrem überfallartigen Konterfussball auseinandernahm und weil die zweifachen Torschützen Arjen Robben und Robin van Persie die Champions-League-Sieger Iker Casillas und Sergio Ramos wie Schuljungen aussehen liessen. «Es ist genau so gekommen, wie der Trainer es vorhergesagt hat. Da haben wir wochenlang drauf hintrainiert. Unglaublich», lobte van Persie die Taktik seines Coachs Louis van Gaal. Dabei vergessen viele: Spanien war lange tonangebend, hatte kurz vor der Pause die Riesenchance zum 2:0. Doch David Silva vergab – und im Gegenzug gelang van Persie der Ausgleich. Sein Flugkopfballlupfer über Casillas war mehr als ein Tor. Es war ein Kunstwerk – und fand viele Nachahmer. Im Internet wurde van Persie zum Fliegenden Holländer. Auf Fotomontagen schwebte er wahlweise mit Flügeln oder SupermanUmhang durch den Weltraum oder um die Jesus-Statue Rio de Janeiros. «Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein. Es ist Supervan», lautete eine von Zigtausenden Meldungen auf Twitter. Mehrere Wochen im Gefängnis Es war nicht das erste Mal in seiner Karriere, dass van Persie im Mittelpunkt stand. Er ist den Medienrummel um seine Person gewohnt. Seit mehr als einem Jahrzehnt. Und er kann damit umgehen. Mittlerweile. Denn das war nicht immer so. 2002 machte van Persie, damals 18 Jahre jung, bei Feyenoord Rotterdam auf sich aufmerksam. Er wurde schnell Stammspieler, bester Nachwuchskicker der Liga, gewann mit Feyenoord den Uefa-Cup – und verlor die Bodenhaftung. Statt des gesponserten Mittelklassewagens fuhr van Persie bald einen schicken Mercedes. In einem Spiel schob er Klublegende Pierre van Hooijdonk bei einem Freistoss zur Seite, weil er lieber selbst schiessen wollte. Ganz schön forsch für einen Teenager. Zu forsch. Schnell war van Persie untendurch: bei den Mitspielern, beim Trainer und beim Anhang. Der Durchbruch blieb ihm verwehrt. Daran änderte auch sein Wechsel zu Arsenal London 2004 nichts. Lange hiess es über ihn: Er ist ein Ausnahmetalent, er hat Weltklasse-Potenzial – aber er wird es nie entfalten können. Dafür war van Persie zu verspielt. Zu sprunghaft, eine zu sehr launische Diva. Anfällig für Verletzungen und Eskapaden. Wie im Sommer 2005, als er wegen des Verdachts auf Vergewaltigung mehrere Wochen in einem Rotterdamer Gefängnis verbrachte. Rekordtorschütze bleibt am Boden Auch wenn es beim Verdacht blieb: Eine durchfeierte Nacht mit Freunden kostete van Persie beinahe seine Karriere. Und seine Ehe. Es war der Tiefpunkt, quasi die letzte Mahnung, erwachsen zu werden. Der damals 21-jährige van Persie verstand und reifte wie der berühmte Käse seiner Heimat: langsam, aber kontinuierlich. Sportlich tat er dies bei Arsenal unter dem Talententwickler Arsene Wenger, der aus dem widerwilligen Flügelspieler einen Mittelstürmer mit Dauer-Abo für Torjägerkronen formte. Wie 2012 für Arsenal und 2013 für seinen derzeitigen Klub Manchester United in der englischen Premier League. Und wie für Holland mit elf Treffern in der WMQualifikation. Mittlerweile ist van Persie mit 45 Toren in 86 Partien auch holländischer Rekordtorschütze. Aber auch ausserhalb des Fussballfeldes taugt van Persie jetzt zum Vorbild. Und so erdet das ehemalige Enfant terrible Holland nach der 5:1-Gala über Spanien mit Sätzen wie: «Für uns war das natürlich ein optimaler WM-Start. Trotzdem sollten wir schön eine Aufgabe nach der anderen angehen und uns jetzt auf Australien konzentrieren.» Nicht umsonst hat ihn van Gaal, ab Juli auch bei Manchester United sein Coach, zum Captain gemacht. Van Persie achtet penibel auf seine Ernährung, raucht und trinkt nicht und gönnt seinem Körper Ruhepausen. Der Ball als steter Begleiter Wie am Tag nach dem Auftaktmatch, als er auf einem Trainingsplatz im Gras liegend vergnügt dem Spieltrieb seines Nachwuchses verfolgte. Es mag ihn an seine eigene Jugend erinnert haben. Egal wo er war, in der Schule, auf der Strasse, im Einkaufsladen: Der Ball war immer dabei. «Ich habe den Ball sogar ins Bett genommen. Selbst als ich schon mit meiner Frau zusammen war», gibt van Persie zu. Er sagt selbst: «Ich bin immer noch ein Kind. Und mein grösster Traum ist es, solange wie möglich dieses Kind zu bleiben, das ich noch in mir spüre.» Mal sehen, zu welchen Leistungen ihn die kindliche Spielfreude noch treibt. Australien - Holland (heute, 18 Uhr/SRF 2) Australien: 1 Ryan; 19 McGowan, 22 Wilkinson, 6 Spiranovic, 3 Davidson; 15 Jedinak, 5 Milligan; 7 Leckie, 23 Bresciano, 11 Oar; 4 Cahill. Holland: 1 Cillessen; 7 Janmaat, 2 Vlaar, 3 De Vrij, 4 Martins Indi, 5 Blind; 6 De Jong, 8 De Guzman; 10 Sneijder; 9 Van Persie, 11 Robben. Selbst ein Unentschieden dürfte Spanien nach dem brutalen 1:5 im Startspiel gegen Holland nicht weiterhelfen. Spaniens Coach Vicente del Bosque neigt trotz grosser Kritik nicht dazu, die Nerven wegzuwerfen und hektisch zu reagieren. So bleibt der fehlerhafte Keeper Iker Casillas unbestritten. «Wir werden wohl zwei oder drei Änderungen vornehmen», liess sich Del Bosque immerhin entlocken, «wir sind flexibel, doch gewisse Dinge gehören an ihren Platz.» Vor vier Jahren besiegte Spanien im letzten WM-Gruppenspiel Chile 2:1 – beide Teams kamen in die Achtelfinals. Diesmal aber wird wohl einer der beiden auf der Strecke bleiben. Spanien - Chile (heute, 21 Uhr/SRF 2) Spanien: 1 Casillas; 22 Azpilicueta, 15 Sergio Ramos, 3 Piqué, 18 Jordi Alba; 14 Xabi Alonso, 16 Busquets; 11 Pedro, 8 Xavi, 6 Iniesta; 10 Fabregas. Chile: 1 Bravo; 4 Isla, 17 Medel, 18 Jara, 2 Mena; 21 Diaz; 20 Aranguiz, 10 Valdivia, 8 Vidal; 7 Sanchez, 11 Vargas. Kamerun - Kroatien (Do, 0 Uhr/SRF 2) Kamerun: 16 Itandje; 4 Djeugoué, 3 Nkoulou, 14 Chedjou, 2 Assou-Ekotto; 17 Mbia, 6 Song, 18 Enoh; 8 Moukandjo, 15 Webo, 13 ChoupoMoting. Kroatien: 1 Pletikosa; 11 Srna, 5 Corluka, 6 Lovren, 2 Vrsaljko; 7 Rakitic, 10 Modric; 4 Perisic, 20 Kovacic, 18 Olic; 17 Mandzukic. Kolumbien - Elfenbeinküste (Do, 18 Uhr/SRF 2) Kolumbien: 1 Ospina; 18 Zuniga, 3 Yepes, 2 Zapata, 7 Armero; 11 Cuadrado, 8 Aguilar, 10 Rodriguez, 6 Sanchez; 9 Gutierrez, 21 Martinez. Elfenbeinküste: 1 Barry; 17 Aurier, 22 Bamba, 4 Kolo Touré, 3 Boka; 9 Tioté, 20 Serey Die; 10 Gervinho, 15 Gradel, 8 Kalou; 10 Drogba. Uruguay - England (Do, 21 Uhr/SRF 2) Uruguay: 1 Muslera; 4 Fucile, 2 Lugano, 3 Godin, 22 Caceres; 17 Arevalo Rios, 5 Gargano, 11 Stuani, 7 Rodriguez; 10 Forlan, 21 Cavani. England: 1 Hart; 2 Johnson, 5 Cahill, 6 Jagielka, 3 Baines; 4 Gerrard, 14 Henderson; 19 Sterling, 10 Rooney, 11 Welbeck; 9 Sturridge. Japan - Griechenland (Fr, 0 Uhr/SRF 2) Japan: 1 Kawashima; 2 Uchida, 22 Yoshida, 15 Konno, 5 Nagatomo; 17 Hasebe, 7 Endo; 9 Okazaki, 4 Honda, 10 Kagawa; 11 Kakitani. Griechenland: 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis, 20 Holebas; 2 Maniatis, 14 Salpingidis, 21 Katsouranis; 7 Kone, 9 Mitroglou, 7 Samaras. ANZEIGE TIPP-SPIEL Preissponsor TIP & WIN! Gewinnen Sie Preise im Gesamtwer t von über Fr. 10 000.–. Heutiger Tagesgewi nn: PC-Screen von Samsung im Wert von Fr. 679.–! Geben Sie heute für das Fussball-WM-Spiel SPANIEN - CHILE Ihren Tipp ab. Tipp-Schluss heute 18 Uhr. Am Ende der WM 2014 nehmen alle Teilnehmer automatisch an der Hauptpreisverlosung teil. Bleiben Sie am Ball und tippen Sie täglich! Teilnahme per Telefon: 0901 11 88 00 Tipp auf Unentschieden 0901 11 88 01 Tipp auf Mannschaft Spanien 0901 11 88 02 Tipp auf Mannschaft Chile Fr. 1.-/Anruf, Festnetztarif Per WAP: Teilnahme unter folgendem Link gratis möglich: http://wap.neuelz.twister.ch/wmtipp (Teilnahme nur via Handy oder Smartphone möglich!) 28“ UHD Monitor Hauptpreis: Sony-Fernseher im Wert von Fr. 4999.–! Die Gewinner/innen werden ausgelost und schriftlich benachrichtigt. Keine Barauszahlung möglich. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der LZ Medien Holding dürfen am Wettbewerb nicht teilnehmen. Modell Sony KD-65X9005 65“, 3D; 4K Ultra-HD; 800Hz Freitag, 20. Juni 2014 / Nr. 140 Fussball-WM Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz WM-Rezept Casamiento Con salpiCon (Die Verheirateten – reis unD rote Bohnen – mit gezupftem fleisCh) «Les Bleus» hoffen auf den Schweiger GRuppE E wenn die schweiz heute (21 uhr/srf 2) auf frankreich trifft, muss sie vor allem auf einen mann aufpassen: torjäger Karim benzema. Er hat eine erstaunliche wandlung hinter sich. cArstEN mEyEr sport@luzernerzeitung.ch Die WM in Brasilien ist auch ein Treffen der Kulturen. Wir stellen nun jeden Tag ein landestypisches Gericht aus einer Nation vor, die am selben Abend spielt. Holen Sie sich das Flair dieser WM ins Haus – und landen Sie einen kulinarischen Volltreffer. Heute: Honduras. Hollande: «Solidarisch» Positiv an so einem Ereignis ist für Benzema: Er konnte der Mannschaft massgeblich zum Sieg verhelfen. Negativ: Nach solchen Vorstellungen lässt sich das Stelldichein mit den Medien kaum verhindern, sehr zu seinem Leidwesen. In seiner Heimat nennen sie ihn zuweilen ja auch «den Schweiger». Zufall ist das keiner, Benzema spricht nicht so gerne und schon gar nicht viel. Also erklärte der Angreifer nach dem Auftaktspiel, bevor er vom medizinischen Personal der Fifa gerettet wurde, kurz und bündig: «Ich wollte ohne Druck Fussball spielen. Viele bewerten mich nur anhand meiner Tore. Aber für mich ist auch die Art und Weise, wie ich spiele, wichtig.» In diesem Fall war das jedoch ein- Für 4 Personen Zutaten " 800 g Rindfleisch " 1 Tasse weissen Reis " eine halbe Tasse rote Bohnen " 1 Zwiebel " 1 grüne Peperoni " 1–2 Limetten zum Auspressen " Schnittlauch " Bouillon, Salz, Pfeffer, Chili, Öl Zubereitung " Den Rinderbraten in der Bouillon etwa eine Stunde kochen und dann abkühlen lassen. " Anschliessend das Fleisch von Hand in kleine Stücke zupfen. " Fein gehackte Peperoni und Schnittlauch beifügen und mit Öl anbraten. Den Limettensaft beigeben und nach Belieben mit Salz, Pfeffer und Chili würzen. " Den Reis in der Bouillon sowie die Bohnen mit Salz und der zerhackten Zwiebel separat beissfest kochen. " Vor dem Servieren ebenfalls kurz mit Öl oder Butter anbraten. " Eine Delikatesse als Variante zum Rinderbraten ist Hasenfleisch. Das Gericht heisst dann «Salpicon de conejo». Etwas einfacher und schneller geht es mit Hackfleisch statt selbst gezupftem Fleisch. DIEsEr KochtIpp Kommt voN ErIK KEllEr, GEschäftsführEr DEr IN luZErN bEhEImAtEtEN GEmEINNütZIGEN orGANIsAtIoN INtErtEAm, DIE uNtEr ANDErEm IN hoNDurAs ENtwIcKluNGshIlfE bEtrEIbt. Wahrscheinlich gab es selten einen Sportler, der so glücklich über das Auftauchen von Dopingkontrolleuren war. Karim Benzema aber, das darf man einfach mal behaupten, hätte sie am liebsten umarmt nach dem 3:0 gegen Honduras im ersten Gruppenspiel der Franzosen. Denn der 26-Jährige war in eine Situation geraten, die für ihn so eine Art Vorhof zur Hölle ist. Vielleicht könnte man das mit dem Vorhof auch weglassen. Denn Benzema befand sich im Gespräch mit Journalisten. Er mag das nicht so sehr, er ist lieber auf dem Platz und schiesst Tore. Zweieinhalb waren es an diesem Abend, wenn man ihm das etwas schusselige Eigentor von Honduras-Goalie Noel Valladares zur Hälfte gutschreibt. Sohn algerischer Einwanderer: Karim Benzema stürmt heute für Frankreich gegen die Schweiz. EPA/Jorge Zapata und dasselbe. Benzema machte ein grosses Spiel, die besagten zweieinhalb Tore – und damit auch ein bisschen das Versprechen, dass in diesem Jahr endlich alles gut wird mit der Equipe tricolore. Zumindest besser als bei der WM 2010, als das Team sang- und klanglos ausschied und auch ausserhalb des Platzes keine gute Figur abgab. Nun liess selbst Staatspräsident François Hollande euphorisch verlauten: «Ich habe ein solidarisches Team gesehen. Das ist ein schönes Beispiel für die Jugend Frankreichs.» Dass Honduras sich zumeist weder defensiv noch offensiv am Spiel beteiligte – geschenkt. Schliesslich haben sie in Frankreich sowieso nicht allzu viel von ihrer Mannschaft erwartet. Die wirklich grossen Stars sucht man vergeblich im Aufgebot, seit auch noch Bayerns Franck Ribéry wegen Rückenproblemen Forfait geben musste. So ruhen die Hoffnungen nun auf Benzema, was aber weder ihn noch die restliche Belegschaft in eine fundamentale Sinnkrise stürzt. «Karim ist der Mann, der die entscheidenden Tore schiesst», weiss sein Trainer Didier Deschamps. Und auch bei Mittelfeldspieler Paul Pogba hielt sich die Überraschung über den starken Auftritt Benzemas in Grenzen. «Ich habe doch immer gesagt, dass er ein Grosser ist», befand er nur, «nach dem Ausfall von Franck hat er jetzt noch mehr Verantwortung. Aber das liegt ihm.» 116 km/h zu schnell unterwegs Es gab Zeiten, da wäre das keine sehr mehrheitsfähige Aussage gewesen. Das Verhältnis der Franzosen zu ihrem besten Stürmer war, nun ja, kompliziert. Und der Sohn algerischer Einwanderer trug mit eher unglücklichen Aussagen auch nicht gerade zu einer Befriedung bei. 2006 beispielsweise sagte Benzema: «Algerien ist mein Land, Frankreich ist Sport.» In Frankreich kam das nicht ganz so gut an. Später gab es dann noch einen Gerichtsprozess um Sex mit einer Minderjährigen inklusive Freispruch, wilde Geschichten über ausbleibende Unterhaltszahlungen an seine Oma sowie eine Geschwindigkeitsüberschreitung um beeindruckende 116 km/h. Zu allem Überfluss traf Benzema bei Real Madrid auch noch auf einen Trainer, der nicht gerade im Verdacht stand, einen Fanclub für den Angreifer gründen zu wollen. Er urteilte über Benzema: «Er ist kein Hund, er ist eine Katze.» Soll heissen: Wenn es darauf ankommt, beisst er nicht zu. Benzema sagte dazu nicht viel, natürlich nicht. Dafür sprechen die Zahlen unter Trainer Carlo Ancelotti in der abgelaufenen Saison für ihn: 35 Liga-Spiele, 17 Tore, zehn Vorlagen. Er gewann mit Real die Champions League und ist unumstrittener Stammspieler bei den Königlichen. Zu verdanken hat er dies auch Co-Trainer, Ex-Weltklassespieler und Landsmann Zinédine Zidane: «Er ist wie ein grosser Bruder, er beschützt mich.» Zidane ist ebenfalls der Sohn algerischer Einwanderer. Und auch er wurde früher von den Franzosen nicht gerade vergöttert – bis er sie 1998 zum WM-Titel schoss. Nicht das schlechteste Vorbild für Benzema. 38 Der literarische Einwurf ein Delikater fall voN mIchAEl vAN orsouw* Mir machen Könige Eindruck. Sie spielen ihre Rolle perfekt. Auch die sogenannten Schwalbenkönige. Auch sie spielen eine Rolle: die der Gefoulten. Sie fallen theatralisch hin. Breiten die Arme wie Flügel aus. Krümmen sich am Boden. Schreien womöglich noch. Erst der Pfiff des Schiedsrichters beendet die Schauspielszene. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer, heisst es in der Redewendung. Aber eine gekonnt vorgetragene Schwalbe kann immerhin ein Fussballspiel entscheiden. Fussball bietet durchaus dramatischen Stoff, und die Schwalbenkönige sind dabei die ungekrönten Häupter. Wir, die Zuschauer, sollten für jede dieser Sondereinlagen applaudieren. Denn angesichts der vielen Kameras am Spielfeldrand wird das Schummeln beim Hinfallen zusehends schwieriger. Für den Titel eines Schwalbenkönigs genügen weder blaues Blut noch blaue Flecken, sondern nur perfektes Timing und gekonntes Schauspiel. Nur schon beim Verdacht auf Betrug setzt es nach Schwalben Pfiffe ab: zuerst denjenigen des Schiedsrichters. Dann die des Publikums. Ist das Ansehen der Monarchen so tief gesunken, dass man sie auspfeift? Schwalbenkönige mit ihrer Fallmasche schon. Denn fussballerische Tiefflüge sind noch weniger akzeptiert als politische. Wer es dennoch schafft, einen Freistoss herauszuholen, der ist ein wirklich begnadeter Darsteller. Und ich verneige mich tief vor ihm. Wie es sich bei einem König geziemt. Sollten die Spieleragenten nicht darauf abfahren, muss das die Fussballer nicht stören. Vielleicht reicht eine schöne Schwalbe ja für ein HollywoodCasting. Es gibt schliesslich auch ein Leben nach dem Fussball. * Michael van Orsouw ist mehrfach ausgezeichneter Literat und von den Spielen gezeichneter Hobbyfussballer. ANZEIGE TIPP-SPIEL Preissponsor TIP & WIN! Gewinnen Sie Preise im Gesamtwer t von über Fr. 10 000.–. Heutiger Tagesgewi nn: Samsung I9505 Galaxy S4 im Wert von Fr. 449.–! Geben Sie heute für das Fussball-WM-Spiel SCHWEIZ - FRANKREICH Ihren Tipp ab. Tipp-Schluss heute 18 Uhr. Am Ende der WM 2014 nehmen alle Teilnehmer automatisch an der Hauptpreisverlosung teil. Bleiben Sie am Ball und tippen Sie täglich! Teilnahme per Telefon: 0901 11 88 00 Tipp auf Unentschieden 0901 11 88 01 Tipp auf Mannschaft Schweiz 0901 11 88 02 Tipp auf Mannschaft Frankreich Fr. 1.-/Anruf, Festnetztarif Per WAP: Teilnahme unter folgendem Link gratis möglich: http://wap.neuelz.twister.ch/wmtipp (Teilnahme nur via Handy oder Smartphone möglich!) 16 GB, Black Hauptpreis: Sony-Fernseher im Wert von Fr. 4999.–! Die Gewinner/innen werden ausgelost und schriftlich benachrichtigt. Keine Barauszahlung möglich. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der LZ Medien Holding dürfen am Wettbewerb nicht teilnehmen. Modell Sony KD-65X9005 65“, 3D; 4K Ultra-HD; 800Hz Samstag, 21. Juni 2014 / Nr. 141 Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz Fussball-WM 39 Müller verblüfft die Beobachter WM-Rezept Shoko (RindfleiSch mit Spinat) Die WM in Brasilien ist auch ein Treffen der Kulturen. Wir stellen nun jeden Tag ein landestypisches Gericht aus einer Nation vor, die am selben Abend spielt. Holen Sie sich das Flair dieser WM ins Haus – und landen Sie einen kulinarischen Volltreffer. Heute: Ghana. Für 4 Personen Zutaten " 6 kleine, konservierte Tomaten " 1 ganze, frische, scharfe Chili " 4 mittlere Zwiebeln " ¼ Tasse grüner Pfeffer " 6 Löffel Sonnenblumenöl " 600 g Rindfleisch, in Würfel geschnitten " 1 Tasse Wasser (oder Bouillon) " ¼ Löffel Zucker " ¼ Löffel Salz " 2 Löffel Cayennepfeffer " ½ Löffel gehackter Ingwer " 300 g frischer Spinat " Reis DeutschlanD Thomas Müller ist ein besonderer Typ. Weil er weder als Spieler noch als Person in eine Schublade passt. Und weil er gute Chancen hat, als erster Spieler die Torjägerkrone zu verteidigen. BenjaMin MilTner sport@luzernerzeitung.ch Es gibt sie also doch. Zwischen all den Jubelarien über den dreifachen Torschützen Thomas Müller (24) nach Deutschlands 4:0-Auftaktsieg gegen Portugal erhob sich eine mahnende Stimme. Sie gehörte José Mourinho, dem portugiesischen Star-Trainer. Ganz seinem Naturell entsprechend nahm er die Gegenposition zur ausgebrochenen Müller-Mania ein. «Ich möchte Müller gegen eine kompakte Defensive sehen. Dann ist er gefordert. Portugal war doch viel zu schwach», erklärte Mourinho. Ob Deutschlands heutiger Gegner Ghana (21 Uhr/SRF 2) die von Mourinho ersehnte kompakte Defensive stellt, sei nach deren 1:2-Niederlage gegen die USA dahingestellt. So oder so ist aber klar: Alle Augen werden wieder auf Müller gerichtet sein. «Um ihn beneidet uns die ganze Welt», sagt Mehmet Scholl, Ex-Nationalspieler und einst sein Trainer bei Bayern Münchens zweiter Mannschaft. Ja, Müller hat tatsächlich einmal in einer zweiten Mannschaft gespielt. Das klingt angesichts seiner nun acht WM-Treffer in sieben Spielen wie aus einer anderen Welt. Überhaupt ist «anders» wohl das meistgebrauchte Wort in den Beschreibungen über Thomas Müller. Sagen wir das zweithäufigste – gleich nach «unorthodox». taschendieb, storch oder Goofy Diese Modeerscheinung im modernen Fussball ist für ihn klar vergeben: «Es gibt nur eine falsche Neun auf der Welt, und das ist Messi. Alles andere sind Bewegungsstürmer oder was auch immer.» Müller sieht sich ebenfalls als Bewegungsstürmer, aber er hat für sich einen weiteren Begriff geprägt: «Raumdeuter», ein Spieler mit dem untäuschbaren Sinn, zur rechten Zeit am rechten Ort des Strafraums zu sein. Kurzum: Müller ist kein normaler Spieler. Er ist ein Phänomen, eigentlich nicht in Worte zu fassen. Die Medien alles in der XXl-Packung Müller weiss: Er dribbelt nicht gerade versuchen es trotzdem immer wieder – und haben dabei zig Spitznamen ge- elegant, hat nicht den härtesten Schuss funden: Taschendieb, weil Müller so und zaubert auch nicht ständig Traumlistig ist. Zickzackläupässe aus seinem fer, weil Müllers Wege Fussgelenk. Das weit und unergründbraucht er aber «Ich habe selten lich sind. Storch, Zahnauch alles nicht. Es stocher oder Goofy, die sind sowieso eher einen so komischen Comicfigur, weil Müldie Dinge abseits spieler wie mich ler so krumme, dünne des Balles, seine selbst gesehen.» Laufwege und sein Beine hat. Würden anT h o M aS M ü l l e r , dere Spieler sich so Stellungsspiel, die D e U T S C h la n D -ST ü r M e r bewegen wie Müller, ihn, den Raumdeuhiesse es: Mensch, ist ter, so besonders der Kerl steif, ungelenk machen. Müller hat und staksig! Bei Thomas Müller heisst Instinkt, Wille und Handlungsschnelliges: Da schau her, der Müller, wie un- keit mitbekommen. Und zwar alles in konventionell! der XXL-Packung. Dank dieser FähigAlles nette Vergleiche. Es gibt aber keiten kann er jede offensive Position einen Mann, der Thomas Müller treffen- bekleiden. Das tut er auch – manchmal der beschreibt als alle anderen: Thomas sogar zeitgleich, so scheint es. Jahrelang Müller. «Ich habe selten einen so komi- hat er in der Nationalelf auf der rechten schen Spieler wie mich selbst gesehen. Seite brilliert, wurde bei der WM 2010 Irgendwie bin ich schon ein Unikat.» Torschützenkönig. Jetzt nimmt er die Kein klassischer Stossstürmer, aber auch viel diskutierte deutsche Problemzone kein reiner Mittelfeldspieler. Also eine im zentralen Angriff ein – und schickt falsche Neun? Nein, das wäre zu einfach. sich an, als erster Spieler die Torjäger- krone zu verteidigen. Vielfältigkeit: noch etwas, was Müller so wertvoll macht. Und zwar auch abseits des Platzes. Da ist Müller nicht mehr der Kilometerfresser, Torjäger und vorderster Verteidiger. Aber doch genauso frisch, frech und frei wie als Spieler. Ein echter bayrischer Lausbub, so natürlich wie eine Frischmilch direkt von der Alphütte. Einfach angenehm anders in einer Welt, in der die meisten Fussballer alle Floskeln ihrer Branche auswendig herunterbeten, bevor sie ihren Führerschein haben. Nicht so Müller. «Wenn ich anders reden würde, hätte ich auf der Schauspielschule meine Karriere gemacht. Aber ich kann leider nur Fussball spielen, und deshalb sind die Interviews so, wie sie sind.» Deshalb erklärt der schlanke Müller seine seltenen Verletzungen so: «Wo keine Muskeln sind, kann auch nichts wehtun.» Oder sein Pferde-Hobby: «Von den Pferden geht einfach eine ganz besondere Faszination aus. Besonders wenn meine Frau draufsitzt.» Die heisst übrigens Lisa, und sie hat er mit 19 Jahren geheiratet. «Manchmal muss man einfach auf sein Herz und Bauchgefühl hören.» Es scheint, als würde Müllers Instinkt auch ausserhalb des Strafraums funktionieren. Deutschland - Ghana (21.00/SRF 2) Deutschland: 1 Neuer; 21 Mustafi, 17 Mertesacker, 20 Jérôme Boateng, 4 Höwedes; 6 Khedira, 16 Lahm, 18 Kroos; 8 Özil, 13 Müller, 19 Götze. Ghana: 12 Kwarasey; 2 Inkoom, 21 Boye, 19 Mensah, 20 Asamoah; 5 Essien, 11 Muntari; 7 Atsu, 9 Kevin-Prince Boateng, 10 André Ayew; 3 Gyan. Zubereitung " Konservierte Tomaten auspressen, bis es eine halbe Tasse Tomatensaft gibt, mit dem Chili, den Tomaten, Zwiebeln und dem grünen Pfeffer in einem Mixer vermischen, bis das Gemüse zerhackt ist. " Das Öl in einer grossen Pfanne erhitzen, danach das gemixte Gemüse sowie das Rindfleisch für 5 Minuten bei grosser Hitze kochen. " Die konservierten Tomaten, Wasser, Zucker, Salz, Cayennepfeffer und Ingwer in die Pfanne beifügen. Die Pfanne abdecken und die Hitze zurücknehmen. Zwei Stunden bei schwachem Feuer brodeln lassen. Gelegentlich umrühren. " Unterdessen den Spinat für 15 Minuten in warmem Wasser durchtränken. Dann gründlich auswaschen, trennen, nochmals auswaschen, womöglich sogar ein drittes Mal auswaschen. Grob trennen und beiseite legen. " Nach zwei Stunden den Spinat in die Pfanne beifügen und 30 Minuten lang Medium kochen, bis das Wasser verkocht und der Spinat gekocht ist. " Eine halbe Stunde vor dem Servieren Reis vorbereiten und kochen. Shoko wird mit Reis serviert. DaS rezePT STaMMT von Koralie BaDU (20). Sie leBT SeiT 12 jahren in Genf. Griechen können 0:0 verteidigen Japan - Griechenland 0:0 Estadio Das Dunas, Natal. – 39 485 Zuschauer. – SR Aguilar (El Salvador). Japan: Kawashima; Uchida, Yoshida, Konno, Nagatomo; Yamaguchi, Hasebe (46. Endo); Okazaki, Honda, Okubo; Osako (57. Kagawa). Griechenland: Karnezis; Torosidis, Manolas, Papastathopoulos, Cholevas; Katsouranis; Fetfatzidis (41. Karagounis), Maniatis, Kone (81. Salpingidis), Samaras; Mitroglou (35. Gekas). Bemerkung: 38. Gelb-Rot gegen Katsouranis. Nigeria - Bosnien-Herzeg. (00.00/SRF 2) Nigeria: 1 Enyeama; 5 Ambrose, 2 Yobo, 22 Omeruo, 13 Oshaniwa; 17 Onazi, 10 Mikel, 15 Azeez; 7 Musa, 23 Ameobi; 9 Emenike. Bosnien-Herzegowina: 1 Begovic; 13 Mujdza, 3 Bicakcic, 4 Spahic, 5 Kolasinac; 8 Pjanic, 7 Besic; 20 Hajrovic, 10 Misimovic, 16 Lulic; 11 Dzeko. Daumen nach oben. Mit seinen drei Toren hat Thomas Müller die Portugiesen beim 4:0-Auftaktsieg im Alleingang abgeschossen. EPA/Marcus Brandt Selbst der Trainer hört auf Messis Kommando aRGentInIen lionel Messi hat endgültig die Macht übernommen und bestimmt jetzt die Taktik. er geht damit aber auch ein grosses risiko ein. Der Herrscher steht in der Mitte und ist kaum zu sehen. Gonzalo Higuain, Sergio Agüero, Angel di Maria und Co. haben sich um Argentiniens kleinen grossen Anführer versammelt – im Zentrum spricht Lionel Messi zu seinen Untergebenen. Dann nickt der Superstar kurz, und das Training kann beginnen. Alle hören nur noch auf sein Kommando – Messi der Mächtige. Selbst Trainer Alejandro Sabella muss sich vor dem zweiten Auftritt der Argentinier gegen den Iran (18 Uhr/SRF 2) dem Willen des 26-Jährigen beugen. «Wir sind Argentinien, und wir müssen unser Spiel machen – egal wie der Gegner heisst», hatte Messi nach dem reichlich uninspirierten 2:1 zum Auftakt gegen Bosnien-Herzegowina gesagt und Sabellas Taktik des defensiven 5-3-2-Systems öffentlich kritisiert. Messi grollte und forderte in der Halbzeit die Umstellung auf das gewohnte 4-3-3. Messi befahl, Sabella gehorchte. «Wir starten gegen den Iran mit einem 4-3-3», kündigte Sabella am Freitag an und versuchte den Systemstreit herunterzuspielen: «Ich muss entscheiden, was für die Mannschaft das Beste ist. Aber wie jeder Mensch mache auch ich Fehler.» Messis «Aussagen haben mich nicht verletzt», sagte der 59-Jährige: «Er wurde gefragt, wie er gerne spielen würde. Darauf hat er ehrlich und respektvoll geantwortet. Wir haben ein gutes Verhältnis.» Der «Floh» vom FC Barcelona reisst die Macht an sich. Denn der fast 27-Jährige weiss: Es ist wohl seine letzte Chance, endlich den WM-Pokal in die Höhe zu stemmen und endgültig aus dem Schatten von Diego Maradona zu treten. hündische unterwürfigkeit Mit seinem Putsch geht Messi ganz bewusst ins Risiko: Sollte Argentinien scheitern, würde dem Zauberfuss diese Katastrophe angelastet. Triumphiert Messi aber, würde er dem Himmel noch ein Stück näher kommen – und dieselbe Stufe wie Pelé oder Maradona erklimmen. Aus der Mannschaft hat der Kapitän keine kritischen Stimmen zu erwarten. Alle wissen: Ohne seine Künste ist in Brasilien nichts zu holen. Mit fast hündischer Unterwürfigkeit folgen sie ihrem Herrscher. «Für uns ist er eine Referenz. Er ist der Kapitän, und wir helfen ihm», sagt etwa Ezequiel Garay. Und Messi scheint sich in seiner Rolle sehr wohl zu fühlen: «Ich bin in einer Gruppe, in der ich viele Freunde habe. Das ist gut.» Nach dem Training auf dem Weg zurück in die Kabine kommt Messi dann Gott ganz nah. Auf einem riesigen Poster zusammen mit der Mannschaft lächelt Papst Franziskus dem argentinischen Fussball-Messias milde zu. Keine Frage, der irdische Stellvertreter Jesu Christi, als Jorge Mario Bergoglio in Buenos Aires geboren, wird bei der WM wohl für höchsten Beistand sorgen – aber reicht das, um endlich den Titel zu holen? Messi will sich nicht darauf verlassen. Bei Argentinien hört jetzt alles auf sein Kommando. KriSTof STühM (SiD), Belo horizonTe sport@luzernerzeitung.ch Argentinien - Iran (18.00/SRF 2) Argentinien: 1 Romero; 4 Zabaleta, 2 Garay, 17 Federico Fernandez, 16 Rojo; 5 Gago, 14 Mascherano, 7 Di Maria; 10 Messi, 9 Higuain, 20 Agüero. Iran: 12 Haghighi; 15 Montazeri, 4 Hosseini, 5 Sadeghi, 23 Pooladi; 3 Haji Safi, 6 Nekounam, 14 Timotian; 2 Heydari, 21 Dejagah; 16 Ghoochannejhad. Dienstag, 24. Juni 2014 / Nr. 143 Fussball-WM Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz 28 Ein Gentleman steht im Regen WM-Rezept Miso-soup (Miso-suppe Mit einlagen) Die WM in Brasilien ist auch ein Treffen der Kulturen. Wir stellen nun jeden Tag ein landestypisches Gericht aus einer Nation vor, die am selben Abend spielt. Holen Sie sich das Flair dieser WM ins Haus – und landen Sie einen kulinarischen Volltreffer. Heute: Japan. Für 4 Personen Zutaten " 1200 ml Wasser " Dashi-Suppe (instant). Mengenangabe auf Packung beachten. Schwieriges Klima: Italiens «Mister» Cesare Prandelli gestern im Training in Natal. EPA/Ettore Ferrari " 4 TL Miso-Gewürzpaste hell " 200 g Tofu, geschnitten in Würfel " 4 Frühlingszwiebeln, in Ringe geschnitten " 12 getrocknete Wakame-Blätter " 12 getrocknete Shiitake-Pilze, in Streifen geschnitten " 200 g Lachsfilet, in Streifen geschnitten " 200 g japanische Nudeln (Udon, Soba oder Ramen), gegart " 2 TL Schnittlauch " Sojasauce " 2 Eier, verquirlt Die Zutaten sind in den AsiaAbteilungen grösserer Supermärkte zu finden Zubereitung 1. Wasser mit Dashi in einem grossen Topf erhitzen, Tofuwürfel und Shiitake-Streifen hinzugeben und zirka 10 Minuten kochen lassen. Zwiebeln dazugeben und nochmals 5 Minuten köcheln lassen. Lachsfilet und verquirlte Eier dazugeben, 3 Minuten garen lassen. 2. Miso mit ein bisschen Suppe vermischen und dazugeben, gekochte Nudeln und Wakame hinzugeben, noch einmal aufkochen lassen. Mit Sojasauce abschmecken und mit Schnittlauch bestreut servieren. Das Rezept stammt von sasa Rasic, ReDaktoR «neue LuzeRneR zeitung» GRuppe D Finalist an der em 2012, souveräne Wm-Quali: cesare prandelli hat italien nach dem Wm-Debakel 2010 wieder salonfähig gemacht. nun droht das frühe aus – für italien und den trainer. Benjamin miLtneR sport@luzernerzeitung.ch Auf den ersten Blick ist es eine Nuance. Nur ein Wort. Vor Turnierbeginn hiess die meistgestellte Frage zur Gruppe D der WM 2014: Welcher Weltmeister scheidet aus? Zur Auswahl standen Uruguay, England und Italien. Vor dem heutigen Gruppenfinale (ab 18 Uhr) und dem bereits feststehenden Aus der Engländer lautet die Frage nun: Welcher Weltmeister scheidet noch aus? Zur Wahl stehen Uruguay – und Italien. Beide haben England mit 2:1 besiegt, beide haben sich gegen das Überraschungsteam aus Costa Rica blamiert – und doch könnte die Stimmungslage kaum unterschiedlicher sein. Uruguay ist bereits im Endspielmodus geübt, nach der Auftaktniederlage gegen den Underdog war schon im zweiten Gruppenspiel ein Sieg Pflicht. Zudem ist Retter und Sturm-Hoffnung Luis Suarez wieder fit und hat mit zwei Toren gegen England seine Klasse bewiesen. Der Schock sitzt immer noch tief In Italien dagegen ist der Schock des saft- und kraftlosen Auftritts gegen Costa Rica (0:1) noch nicht verdaut. Im Gegenteil. Er sitzt noch tief. Albtraum, Debakel, Schmach: Die italienische Presse hat schon jetzt so ziemlich alle Vokabeln der Krisen-Berichterstattung aufgegriffen. Im Mittelpunkt der Kritik: Nationaltrainer Cesare Prandelli. Die Anklage- punkte: falsches Spielsystem, falsche Taktik, falsche Aufstellung, falsche Einwechselspieler. Kurzum: Prandelli hat alles falsch gemacht – und soll das gegen Uruguay doch bitteschön ganz schnell ändern. Um Missverständnisse zu vermeiden: Eigentlich wird Prandelli in seiner Heimat sehr geschätzt. Er hat der Squadra Azzura Stolz und Achtung, die sie 2010 nach dem WM-Vorrunden-Aus als Titelverteidiger verloren hatte, wiedergegeben. Sportlich, indem er Italien ohne Niederlage zur EM 2012 führte und dort erst im Final von Spanien gestoppt wurde (0:4). Auch bei der Qualifikation zur WM in Brasilien gab sich Italien keine Blösse. Mutiger als die Vorgänger Aber nicht nur mit nackten Zahlen und Ergebnissen hat Prandelli die italienische Nationalmannschaft wieder salonfähig gemacht. Auch wenn Italien immer noch nicht für Offensiv-Spektakel steht: Er lässt einen mutigeren Fussball spielen als viele seiner Vorgänger. Er gibt eine klare Linie vor. Und noch viel wichtiger: Er hält sich auch an diese. So hat Prandelli einen Ethik-Code eingeführt. Wer zum Beispiel in der Liga wegen einer Tätlichkeit oder Beschimpfung eine Sperre erhält, wird nicht nominiert. «Manche Verhaltensweisen habe ich einfach satt», sagt Prandelli. So strich er den formstarken Stürmer Mattia Destro (AS Rom) nach einem Ellbogenstoss aus dem WM-Kader. Destro «bleibt zu Hause, weil er zeigt, dass er nicht mit dem Druck einer WM umgehen kann». Hart, aber ehrlich. Das kommt bei den Tifosi gut an. Prandelli ist beliebt, gilt zudem als Gentleman und Taktikfuchs. Da haben die für ihre Emotionalität bekannten italienischen Fans schon einmal darüber hinweggesehen, dass ihr geliebtes Nationalteam vor der WM sieben Spiele in Folge nicht gewonnen hatte. Darunter auch eines gegen Luxemburg. Dennoch unterschrieb Prandelli vor der WM einen neuen Vertrag bis 2016 – und keiner meckerte. Das ist nicht einmal einen Monat her – und könnte bereits heute Abend wieder hinfällig sein. Eine Niederlage gegen Uruguay wäre das zweite WM-Aus in der Gruppenphase in Folge. Schwer vorstellbar, dass dies in Italien keine Konsequenzen nach sich zieht. Immobile zusammen mit Balotelli? Das weiss auch Prandelli. Also tut er, was man von einem Trainer in seiner Situation erwartet. Erstens, Ruhe ausstrahlen. Das klingt dann so: «Unser Vorteil ist es, dass wir noch alles in der eigenen Hand haben.» Zweitens, Optimismus verbreiten. Das klingt dann so: «Wir müssen jetzt positiv sein – schliesslich stehen wir vor einem Finale.» Der Coach hat die Kritik aus der Heimat vernommen. Zumindest die sachliche. So wird Prandelli vermutlich zum dritten Mal Personal und System verändern. Vor Goalie und Captain Gianluigi Buffon wird eine Rückkehr zur Dreierkette aus Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini erwartet – ein bei Meister Juventus Turin erprobtes Bollwerk. Im Mittelfeld soll Jungstar Marco Verratti an die Seite von Andrea Pirlo zurückkehren – der Altmeister war bisher fast allein für die genialen Momente Italiens zuständig. Nur im Sturm ist noch unklar, ob Prandelli dem Wunsch der Sportzeitung «Tuttosport» entspricht: «Bring Ciro!», fordert diese Ciro Immobile als zweiten Stürmer in der Startelf. Der wurde vergangene Saison Torschützenkönig der Serie A – nicht die schlechteste Bewerbung für ein Entscheidungsspiel. Gruppe D Uruguay: 1 Muslera; 13 Gimenez, 6 Alvaro Pereira, 3 Godin, 22 Caceres; 17 Arevalo, 5 Gargano; 11 Stuani, 7 Cristian Rodriguez; 9 Suarez, 21 Cavani. Bemerkungen: Italien ohne De Rossi (verletzt), Uruguay ohne Lugano (verletzt). – Mit einer gelben Karte belastet sind Balotelli (Italien), Caceres, Godin, Lugano und Gargano (alle Uruguay). Costa Rica - England (18.00 Uhr/SRF info) Mineirao, Belo Horizonte. – SR Haimoudi (Alg). Costa Rica: 1 Navas; 19 Miller, 2 Acosta, 3 Gonzalez, 4 Umana, 15 Diaz; 22 Cubero, 5 Borges; 14 Brenes, 11 Barrantes; 21 Urena. England: 13 Foster; 17 Milner, 12 Smalling, 16 Jones, 23 Shaw; 14 Henderson, 8 Lampard; 21 Barkley, 7 Wilshere, 20 Lallana; 18 Lambert. Bemerkungen: England ohne Oxlade-Chamberlain und Baines (beide verletzt). – Mit einer gelben Karte belastet ist Cubero (Costa Rica). Gruppe C Griechenland - Elfenbeinküste (22.00 Uhr/SRF 2) Castelao, Fortaleza. – SR Vera (Ecu). Griechenland: 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis, 3 Tzavellas; 2 Maniatis, 10 Karagounis, 8 Kone, 18 Fetfatzidis, 7 Samaras; 17 Gekas. Elfenbeinküste: 1 Barry; 17 Aurier, 5 Kolo Touré, 22 Bamba, 3 Boka; 20 Serey Die, 9 Tioté; 10 Gervinho, 19 Yaya Touré, 8 Kalou; 11 Drogba. Bemerkungen: Griechenland ohne Katsouranis (gesperrt), Elfenbeinküste ohne Zokora (gesperrt) und Ya Konan (verletzt). – Mit einer gelben Karte belastet sind Sokratis, Salpingidis, Samaras, Torosidis (alle Griechenland), Bamba und Tioté (beide Elfenbeinküste). Japan - Kolumbien (22.00 Uhr/SRF info) Pantanal, Cuiaba. – SR Proença (Por). Japan: 1 Kawashima; 2 Uchida, 15 Konno, 22 Yoshida, 5 Nagatomo; 17 Hasebe, 16 Yamaguchi; 9 Okazaki, 4 Honda, 10 Kagawa; 18 Osako. Das Dunas, Natal. – SR Rodriguez (Mex). Kolumbien: 22 Mondragon; 18 Zuniga, 2 Zapata, 3 Yepes, 7 Armero; 8 Aguilar, 6 Sanchez; 11 Cuadrado, 10 James Rodriguez, 14 Ibarbo; 9 Teofilo Gutierrez. Italien: 1 Buffon; 15 Barzagli, 19 Bonucci, 4 Chiellini; 4 Darmian, 23 Verratti, 21 Pirlo, 8 Marchisio, 2 De Sciglio; 9 Balotelli, 17 Immobile. Bemerkungen: Kolumbien ohne Bacca (verletzt). – Mit einer gelben Karte belastet sind Hasebe, Morishige, Yoshida (alle Japan) und Sanchez (Kolumbien). Italien - Uruguay (18.00 Uhr/SRF 2) anzeige TIPP-SPIEL Preissponsor TIP & WIN! Gewinnen Sie attraktive Preise im Gesamtwert von über Fr. 10 000.–. Heutiger Tagesgewinn: Apple iPad Air im Wert von Fr. 549.–! Geben Sie heute für das Fussball-WM-Spiel ITALIEN - URUGUAY Ihren Tipp ab. Tipp-Schluss heute 18 Uhr. Am Ende der WM 2014 nehmen alle Teilnehmer automatisch an der Hauptpreisverlosung teil. Bleiben Sie am Ball und tippen Sie täglich! Teilnahme per Telefon: 0901 11 88 00 Tipp auf Unentschieden 0901 11 88 01 Tipp auf Mannschaft Italien 0901 11 88 02 Tipp auf Mannschaft Uruguay Fr. 1.-/Anruf, Festnetztarif Per WAP: Teilnahme unter folgendem Link gratis möglich: http://wap.neuelz.twister.ch/wmtipp (Teilnahme nur via Handy oder Smartphone möglich!) 16 GB, Wi-Fi, silver Hauptpreis: Sony-Fernseher im Wert von Fr. 4999.–! Die Gewinner/innen werden ausgelost und schriftlich benachrichtigt. Keine Barauszahlung möglich. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der LZ Medien Holding dürfen am Wettbewerb nicht teilnehmen. Modell Sony KD-65X9005 65“, 3D; 4K Ultra-HD; 800Hz Donnerstag, 26. Juni 2014 / Nr. 145 Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz WM-Rezept Bœuf Stroganoff Die WM in Brasilien ist auch ein Treffen der Kulturen. Wir stellen jeden Tag ein landestypisches Gericht aus einer Nation vor, die am selben Abend spielt. Holen Sie sich das Flair dieser WM ins Haus – und landen Sie einen kulinarischen Volltreffer. Heute: Russland. Für 4 Personen Zutaten " 1 kg Rinderfilet " 3 mittelgrosse Zwiebeln " 200 g Champignons " 5 El Rapsöl " Salz " schwarzer Pfeffer aus der Mühle " 200 g süsse Sahne " 1 El Tomatenmark " 2 El scharfer Senf " 2 Salzgurken Zubereitung 1. Das Fleisch quer zur Faser in 1,5 bis 2 cm dicke Scheiben, danach in Streifen schneiden. 2. Die Zwiebeln schälen und in kleine Würfel schneiden, die Champignons putzen und feinblättrig aufschneiden. Die Salzgurken halbieren, die Kerne entfernen und in feine Streifen schneiden. 3. Das Öl in der Pfanne erhitzen und die gewürfelten Zwiebeln darin glasig braten. Das Fleisch zufügen und immer wieder wenden, damit es von allen Seiten braun wird. Die Pilze unter ständigem Wenden dazugeben. Mit Salz und schwarzem Pfeffer würzen. Die Sahne mit dem Tomatenmark und dem Senf verrühren, über das Fleisch giessen und nochmals aufkochen lassen. Die Gurkenstifte erst zum Schluss dazugeben, sie sollen noch Biss haben. Am besten schmecken dazu Kartoffeln jeglicher Art oder Nudeln. Klinsmanns Abrechnung mit den Deutschen GRuPPE G Jürgen Klinsmann (49) hat die deutsche Nationalelf 2004 aus dem Rumpelfussball-Zeitalter geführt, gilt aber heute als reiner motivator. Das will er mit dem us-team im trainer-Duell mit seinem Nachfolger Joachim löw ändern. bENJAmIN mIltNER sport@luzernerzeitung.ch Der Nikolaus muss deutsche Journalisten gut leiden können. Die hatten jedenfalls am 6. Dezember 2013 allen Grund zur Freude, wurden sie bei der WM-Auslosung doch mit Portugal, Ghana und den USA als Gegner für die DFB-Elf beschenkt. Eine sportlich interessante Gruppe, zu der die Themen auf der Strasse liegen: ein Duell mit Superstar Cristiano Ronaldo (Portugal), eines der Brüder Jérôme (DFB) und Kevin-Prince Boateng (Ghana) – und zum heutigen Gruppenfinal (18 Uhr, SRF 2) das der Trainer Joachim Löw (Deutschland) und Jürgen Klinsmann (USA). Es geht um viel in Recife. Um den Achtelfinal, um den Gruppensieg. Aber auch um Persönliches. Um das Ansehen und die Karrieren zweier Männer, die eine gemeinsame Trainerstation und eine daraus erwachsene Freundschaft verbindet. Klinsmann und Löw, das waren «Klinsi», der Chef, und «Jogi», sein Assistent, die im Oktober 2004 antraten, das deutsche Nationalteam zu revolutionieren. «Man muss den ganzen Laden auseinanderneh- men», kündigte Klinsmann an. Er hielt Wort. Neue Strukturen, neue Köpfe, neue Trainingsmethoden, neue Spieler. Kurzum: Klinsmann verpasste der Nationalmannschaft eine Sanierung. Er sorgte für viel Unruhe so kurz vor der WM 2006, machte sich viele Feinde – und schenkte Deutschland doch ein Sommermärchen. Weder der dritte Platz bei der Heim-WM, aber noch viel weniger der mitreissende Fussball seines Teams war Klinsmann, dem TrainerNovizen, zugetraut worden. Das Lob von Per Mertesacker Entkräftet trat er zurück, aber nicht ohne seine Nachfolge zu klären. «Es hat mich drei Tage gekostet, um Jogi zu überzeugen, den Job zu übernehmen.» Es hat sich gelohnt. Klinsmanns System blieb bestehen, Assistent Löw führte es als sein Nachfolger fort. Löw, Torhüter-Trainer Andreas Köpke, Team-Manager Oliver Bierhoff, der Schweizer Das Engagement von Berti Vogts Dass er auf die Rolle des aufgedrehten Motivators reduziert wird, nagt an ihm. Klinsmann will sein Image ändern – und sieht die Gelegenheit dazu gekommen. Sich mit seiner Wahlheimat USA gegen sein Geburtsland Deutschland zu beweisen, ist sein Ziel. Dazu hat er extra für die WM Berti Vogts als Scout und Berater angeheuert – Deutschlands Trainer beim EM-Titel 1996. Es wird klar: Das US-Team ist durch und durch ein Klinsmann-Team. Der schwäbische Sturkopf hat sich erneut durchgesetzt, Widerständen getrotzt, Kritik stets an sich abperlen lassen. Die an der wackeligen Qualifikation und deftigen Testspiel-Niederlagen wie dem 2:4 gegen Belgien. Die an der Nicht-Nominierung von RekordNationalspieler und Fan-Liebling Landon Donovan. Die an seiner (realistischen) Aussage, dass sein Team kein Titelanwärter sei. «Verschwinde aus Amerika!», musste sich Klinsmann von einem TV-Journalisten anhören lassen. Wird er wohl nicht. Er wird in die USA zurückkehren – aber wenn es nach ihm geht, kann das noch ein paar Wochen warten ... DAs REZEpt stAmmt voN JEwGENIA mElEchowA (33). sIE stAmmt Aus KuRGAN IN sIbIRIEN Portugal - Ghana (heute 18.00 Uhr/ SRF info) Nacional, Brasilia. – SR Shukralla (Bahrain). Portugal: 22 Beto; 13 Ricardo Costa, 2 Bruno Alves, 3 Pepe, 21 Pereira; 8 Moutinho, 4 Veloso, 16 Meireles; 17 Nani, 11 Eder, 7 Cristiano Ronaldo. Ghana: 16 Dauda; 23 Afful, 21 Boye, 19 Mensah, 20 Asamoah; 17 Rabiu, 5 Essien; 7 Atsu, 9 Boateng, 10 Andre Ayew; 3 Gyan. Bemerkungen: Portugal ohne Fabio Coentra, Hugo Almeida und Helder Postiga (alle verletzt), Ghana ohne Muntari (gesperrt). Mit einer gelben Karte belastet sind Joao Pereira (Por) und Rabiu (Ghana). Chef-Scout Urs Siegenthaler, aber auch der weitere Betreuerstab: Sie alle installierte Klinsmann beim DFB – und sie sind noch heute dort. «Wir zehren noch immer ein bisschen von dieser Zeit und dem, was Jürgen Klinsmann angefangen hat», sagt Per Mertesacker, 2006 wie heute Stammkraft in der Innenverteidigung. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach urteilt: «Er hat nicht alles neu erfunden, aber einiges in Bewegung gebracht, was heute auch in der Bundesliga gang und gäbe ist.» Seltenes Lob, das Klinsmann vor dem Duell mit seinem Ex-Team gut tun wird. Denn ebenso schnell, wie sich Löw emanzipierte, geriet die Pionierarbeit Klinsmanns in Vergessenheit. Schlimmer, sie wurde allein Löw zugeschrieben. Aus den «Klinsmännern» wurden die «Löwlinge», auf zwei Jahre wilde Revolution folgten acht Jahre sanfte Evolution. Klinsmann versuchte 2008 beim FC Bayern München die nächste Palastrevolution – und scheiterte te inzwikläglich. Löw führschen die sportliche Entwicklung der Nationalelf weiter, und spätestens nach der spielerisch glanzvollen WM 2010 (Platz 3) schien für die Öffentlichkeit klar: Klinsmann war nur der Anführer, Löw der Architekt des neuen deutschen Fussballs. Schwäbischer Sturkopf: Jürgen Klinsmann, der Trainer des US-Teams. EPA/Marius Becker USA - Deutschland (heute 18.00 Uhr/SRF 2) Pernambuco, Recife. – SR Irmatow (Usb). USA: 1 Howard; 23 Johnson, 20 Cameron, 5 Besler, 7 Beasley; 13 Jones, 15 Beckerman; 8 Zusi, 4 Bradley, 11 Bedoya; 8 Dempsey. Deutschland: 1 Neuer; 20 Boateng, 17 Mertesacker, 5 Hummels, 4 Höwedes; 7 Schweinsteiger, 16 Lahm, 18 Kroos; 8 Özil, 13 Müller, 19 Götze. Fussball-WM 36 Der literarische Einwurf KnipSer und ZufallSKnipSer voN mIchAEl vAN oRsouw* Schiesst einer zwei Tore in einem Spiel, nennt man ihn «Knipser». Noch so ein schönes Wort aus dem Fussballjargon. Schauen wir nach, was der unbestechliche Duden dazu meint: «Knipser, maskulin, kleineres Gerät, das beim Betätigen ein knipsendes Geräusch macht». Machen Torschützen ein knipsendes Geräusch wie etwa eine Knipszange für Fahrkarten? Natürlich nicht. Wenn es auf dem Fussballplatz knipst, dann sind es die unzähligen Fotoapparate der Fotografen hinter den Toren. Wichtig ist hier zu erwähnen, dass Fotografen die Bezeichnung Knipser als Beleidigung empfinden: Profifotografen verstehen sich eher als Fotokünstler und nie, gar nie als (Zufalls!-) Knipser. Beim Fussball ist es erstaunlicherweise gerade umgekehrt: Dort gelten die Künstler als selbstverliebt und uneffizient, weil sie sich bei ihren kunstvollen Dribblings gern verheddern – ein währschaftes «Du Künstler!» muss man auf dem Fussballplatz als Beleidigung auffassen. Dagegen verheisst die Bezeichnung «Ein echter Knipser!» ungeteilte Bewunderung. Ich wüsste noch einen weiteren Verwendungsort für Knipser: Statt auf der Reservebank vor Nervosität Fingernägel zu kauen, könnte man den Ersatzspielern Knipser verteilen: praktische kleine Nagelknipser. Dann hätten sie sich wenigstens für ihren Einsatz schon eingeknipst. * Michael van Orsouw ist mehrfach ausgezeichneter Literat und von den Spielen gezeichneter Hobbyfussballer. ANZEIGE TIPP-SPIEL Preissponsor TIP & WIN! Gewinnen Sie attraktive Preise im Gesamtwert von über Fr. 10 000.–. Heutiger Tagesgewinn: Blu-Ray-Sound stage von Philips im Wert von Fr. 499. –! Geben Sie heute für das Fussball-WM-Spiel USA - DEUTSCHLAND Ihren Tipp ab. Tipp-Schluss heute 18 Uhr. Am Ende der WM 2014 nehmen alle Teilnehmer automatisch an der Hauptpreisverlosung teil. Bleiben Sie am Ball und tippen Sie täglich! Teilnahme per Telefon: 0901 11 88 00 Tipp auf Unentschieden 0901 11 88 01 Tipp auf Mannschaft USA 0901 11 88 02 Tipp auf Mannschaft Deutschland Fr. 1.-/Anruf, Festnetztarif Per WAP: Teilnahme unter folgendem Link gratis möglich: http://wap.neuelz.twister.ch/wmtipp (Teilnahme nur via Handy oder Smartphone möglich!) Hauptpreis: Sony-Fernseher im Wert von Fr. 4999.–! Die Gewinner/innen werden ausgelost und schriftlich benachrichtigt. Keine Barauszahlung möglich. Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Mitarbeiter der LZ Medien Holding dürfen am Wettbewerb nicht teilnehmen. Modell Sony KD-65X9005 65“, 3D; 4K Ultra-HD; 800Hz Sport Samstag, 28. Juni 2014 / Nr. 147 Neue zuger zeituNg Viel Spektakel, ein Frosch und Superstars Das alte europa Spanien, der Titelverteidiger, Italien, der vierfache Weltmeister, England, die Mutter des Ballspiels, Portugal, der Weltranglistenvierte: All diese grossen Fussballnationen fliegen nach der Vorrunde nach Europa zurück. Die Gründe sind vielfältig. Kurz gesagt: Spaniens Tiki-Taka ist zerbröselt, England steckt mitten im Umbruch, Italien sucht seinen Spielstil und Portugal einen Plan B, wenn Cristiano Ronaldo schwächelt. Benjamin miltner sport@luzernerzeitung.ch Superstars in topform Arjen Robben, Neymar (Bild), Thomas Müller, Robin van Persie, Lionel Messi, Karim Benzema: Sie sind die Hoffnungsträger ihrer Nationen. Die Stars der WM. Und alle spielen so, wie man es von ihnen erwartet: Sie sind Anführer, Torschützen. Einzige Ausnahme: Cristiano Ronaldo. Er fällt allerdings trotzdem auf – durch seine Frisur mit einrasiertem Blitz. Spektakel statt Standfussball 2,83 Treffer pro Spiel – die WM in Brasilien schickt sich an, das torreichste Turnier seit 1994 in den USA (2,71) zu werden. Statt der befürchteten Langeweile, Standfussball und Hitzekollaps, gibt es in Brasilien bisher Spektakel, OffensivFussball und viele Tore. Grossen Anteil daran haben die Coaches. Sie setzten wieder häufiger auf zwei oder gar drei Stürmer – und hatten bei ihren Wechseln einen goldenen Riecher. Das Ergebnis: schon 24 JokerTreffer. Kontinent im rausch Auch wenn der Weltmeister schon raus ist: Bei der WM wird weiter fleissig Spanisch gesprochen – weil Lateinamerika dominiert. Chile, Kolumbien und Uruguay haben die hohe Meinung der Experten bestätigt. Mexiko und vor allem Costa Rica wissen zu begeistern – nicht nur wegen ihrer charismatischen Trainer Miguel Herrera und Jorge Luis Pinto. Mitfavorit Argentinien siegt ohne zu überzeugen. Und Gastgeber Brasilien spricht zwar portugiesisch – spielt aber genauso erfolgreich. AP/Dolores Ochoa Der hungrige Wiederholungstäter Luis Suarez hat seine Gegenspieler zum Anbeissen gern. Dafür ist er bekannt. Sein Biss in die Schulter von Italiens Giorgio Chiellini war der dritte seiner Karriere. Uruguays Captain Diego Lugano leugnete den Vorfall nach dem Spiel: «Einen Biss? Ich habe keinen gesehen und ihr auch nicht, denn es gab keinen. Die Abdrücke sind alte Wunden, jeder Idiot kann das erkennen.» Jeder Idiot sieht allerdings auch die Zeitlupe ... So auch die Fifa, die Suarez für vier Monate und neun Länderspiele aus dem Spielbetrieb nimmt. bOte der urschweiz Torlinientechnik, ja oder nein? Ein vor der WM heiss diskutiertes Thema – nicht nur unter Nostalgikern. Bis zu Frankreichs zwischenzeitlichem 2:0 gegen Honduras. Tor? Eindeutig ja, dank der Technik. Bleibt nur noch zu sagen: Respekt! Da hat die sonst so konservative und umstrittene Fifa eine gute Entscheidung getroffen. Das ebenso eingeführte Freistossspray erinnert viele an Rasierschaum oder Sprühsahne, erfüllt aber seinen Zweck. Die Mauer steht – schön brav 9,15 Meter vom Ball weg. Fussball-WM Die Vorrunde der Weltmeisterschaft 2014 und damit drei Viertel der Partien sind vorbei. Zeit für eine kleine Bilanz, bevor in den K.-o.-Spielen weitere bewegende Geschichten geschrieben werden. Freshfocus/Pier Giorgio Neue urNer zeituNg AP/Hassan Ammar Neue LuzerNer zeituNg Fortschritt Neue NidwaLdNer zeituNg Neue ObwaLdNer zeituNg bei der Fifa 31 Der trainerFrosch Er ist jetzt schon der heimliche Star der WM: Mexikos verrückter Trainer Miguel Herrera. An der Seitenlinie hüpft er auf und ab – wie ein Frosch auf Drogen. Und so sieht er auch aus: klein, pummelig, ohne Hals, mit rundem Kopf. Bei jedem Tor jubelt er, als hätte er es selbst geschossen. Und damit reisst er seine Spieler mit, um sein verwegenes Ziel zu erreichen. «Ich will Weltmeister werden», sagte Herrera. Einen Titel hat er schon sicher: Er ist Weltmeister der Herzen. Schwache Schiedsrichter Bei allem Respekt – wie kann es sein, dass Referees aus Neuseeland, Usbekistan oder El Salvador WM-Spiele pfeifen, obwohl sie in ihren heimischen Ligen nicht an allerhöchstes Niveau gewohnt sind? Dafür muss die Fifa Rede und Antwort stehen. Vor allem, weil es in fast jedem Gruppenspiel Aufreger gab, die teilweise spielentscheidend waren. Fragen Sie doch einmal die Italiener ... alt aussehende altstars Abschiede tun weh. Vor allem, wenn sie alles andere als schön sind. Die gibt es bei der WM schon en masse. Aus nach der Vorrunde. Stars wie die Spanier Xavi und David Villa haben ihre letzte WM gespielt. Genauso wie die Italiener Andrea Pirlo und Gianluigi Buffon. Auch der Ivorer Didier Drogba und der Engländer Frank Lampard sagen Goodbye. Wir auch – und verneigen uns trotzdem vor ihnen. Überragende Stimmung Nicht perfekt, aber kein Desaster: Das befürchtete Chaos ist ausgeblieben. Es gibt Demonstrationen, aber kaum Gewalt. Manche Arenen weisen Mängel auf, funktionieren aber. Ja, man steht auch mal im Stau. Aber bei welchem Sportevent nicht? Die Stadien sind voll, die Stimmung ist überragend (im Bild Fans von Ghana), die Organisation gut. Einziger Makel: Beim Spiel Honduras gegen Frankreich versagte die Technik – es geht auch mal ohne Nationalhymne. Alle, die im Vorfeld negative Stimmung gemacht haben, stehen im Abseits. Fussball-WM Sonntag, 29. Juni 2014 / Nr. 26 Zentralschweiz am Sonntag Tico-Trainer redet von «Heimvorteil» 23 Darum ist Mexikos Trainer Kult CoSta RiCa Sid. Auf seinen «Heimvorteil» setzt Costa Rica im WM-Achtelfinale der Überraschungsteams gegen Griechenland. «Wir mögen das Stadion, wir mögen die Menschen und fühlen uns hier wie zu Hause», sagte Trainer Jorge Luis Pinto vor der Partie heute Abend (22.00, SRF 2) in Recife. «Wir wollen den Menschen hier den Sieg schenken.» Die Ticos hatten in der Arena Pernambuco bereits Weltmeister Italien bezwungen (1:0). Pinto warnte an der abschliessenden Pressekonferenz am Samstag aber davor, die Griechen auf die leichte Schulter zu nehmen. «Sie spielen aggressiv und sind taktisch sehr gut. Wir müssen vor allem deren gefährliche Konterattacken vermeiden», sagte der 61 Jahre alte Kolumbianer. Trotz der sensationellen Vorrunde, als Costa Rica die Weltmeister Italien, Uruguay und England hinter sich gelassen hatte, sieht er sein Team nicht in der Favoritenrolle. Zum zweiten Mal im achtelfinal «Den Druck machen wir uns wenn überhaupt selbst. Wir sind top motiviert, fühlen uns stark und wollen unbedingt noch mehr für unser Land erreichen», sagte Pinto. Costa Rica steht bei seiner vierten WM-Teilnahme zum zweiten Mal nach 1990 im Achtelfinal. Ein Einzug in die Viertelfinals wäre der erste in der WM-Geschichte des kleinen Landes in Zentralamerika. «Wir schreiben hier Fussball-Geschichte für unser Land und wissen, dass die Menschen in der Heimat das geniessen», sagte Mittelfeldspieler Michael Barrantes, «und jetzt wollen wir die Welt weiter überraschen.» Die Begeisterung in Costa Rica ist gross. Präsident Luis Guillermo Solis hatte seinen Beamten in der Vorrunde gegen Italien und England (0:0) sogar per Dekret verordnet, die Arbeit liegen zu lassen und doch bitte schön Fussball zu schauen. Costa Rica – Griechenland (heute 22.00, SRF 2) Pernambuco, Recife. – SR Williams (Au). Costa Rica: 1 Navas; 16 Gamboa, 6 Duarte, 3 Gonzalez, 4 Umana, 15 Diaz; 5 Borges, 17 Tejeda; 10 Ruiz, 7 Bolanos; 9 Campbell. Griechenland: 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis, 20 Holebas; 21 Katsouranis; 22 Samaris, 10 Karagounis, 2 Maniatis, 7 Samaras; 14 Salpingidis. Bemerkungen: Mit einer gelben Karte belastet sind Gonzalez, Cubero (beide Costa Rica), Sokratis, Salpingidis, Samaras und Torosidis (alle Grie). Torlinientechnik bei der EM 2016 UeFa Sid. Die Torlinientechnik wird wohl auch bei der Euro 2016 in Frankreich zum Einsatz kommen. Ausgerechnet Fifa-Präsident Joseph S. Blatter plauderte dies aus. Ihm ist es einmal mehr gelungen, öffentlichkeitswirksame Nadelstiche gegen seine Widersacher aus der Europäischen Fussball-Union (Uefa) zu setzen. Ausgerechnet der 78 Jahre alte Chef des Weltverbandes plauderte in einem Fifa-Video-Interview aus, dass die Uefa schon bei der Euro 2016 in Frankreich entgegen ihrer bisherigen Haltung die Torlinientechnik nach dem bislang gelungenen Verlauf bei der WM-Endrunde in Brasilien zum Einsatz bringen möchte. Blatter landet einen Coup «Ich habe mit Uefa-Präsident Michel Platini gesprochen, der mir gesagt hat, er werde die Torlinientechnik bei der EM 2016 in Frankreich einsetzen», sagte Blatter. Der Mann aus dem Wallis hatte damit im Dauerclinch mit den europäischen Spitzenvertretern mal wieder einen Coup gelandet unter dem Motto: Die höchste Instanz im Fussball bleibt halt der Fifa-Präsident. Platini sagte auf Anfrage relativierend: «Für die Euro 2016 gibt es eine Chance, die Technik zu nutzen, aber immer zusammen mit den zusätzlichen Referees.» Dies werde im Schiedsrichterkomitee diskutiert, «dann trifft das Exekutivkomitee die finale Entscheidung». Miguel Herrera lebt sein Temperament an der Seitenlinie aus: Er jubelt ausgelassen (links), er fuchtelt herum oder gibt energisch Anweisungen. EQ/Omar Martinez und Citypress24, EPA/Srdjan Suki Mexiko Miguel Herrera (46) ist bei der WM zur grossen Figur geworden. Keiner feiert, flucht, fuchtelt und flitzt so schön am Spielfeldrand wie Mexikos Coach. Als Spieler war er weniger beliebt. BenjAMin Miltner sport@luzernerzeitung.ch In seiner Zeit beim FC Bayern München hat sich Louis van Gaal einst selbst zum «Feierbiest» ernannt. Spätestens seit dieser WM ist der holländische Nationaltrainer diesen Titel los. Er gehört ohne Zweifel Miguel Herrera, Trainer von Hollands Achtelfinalgegner Mexiko (heute, 18.00). Herrera ist bei der WM zum Star geworden, der coolste Trainer, vielleicht der coolste Typ der WM überhaupt. Keiner schneidet so bizarre Grimassen, fuchtelt so wild mit den Armen, wenn er sein Team ungerecht behandelt sieht, und feiert so herrlich enthusiastisch jeden Treffer wie er. Spötter behaupten, Herrera absolviere als Trainer ein grösseres Laufpensum als zu seiner Zeit als Rechtsverteidiger. Kameras? Designeranzug? Seine Reputation als Nationaltrainer? Alles egal. Hauptsache mittendrin statt nur dabei, im Feierhaufen seiner Spieler. Allein seines Torjubels wegen drücken Fans weltweit «El Tri» die Daumen. Sie wollen Herrera schauen – Mexiko ist Nebensache. Binnen kürzester Zeit hat es der Coach zu Kultstatus gebracht, ist zum weltweiten Internet-Phänomen geworden. Über 700 000 Menschen folgen ihm auf Twitter. Kein Wunder, bekommt man hier doch häufig Mexikos Aufstellungen serviert – schon am Vorabend des Spiels. Oder Fotos – wie jene nach dem 0:0 gegen Brasilien: Während seine Spieler posieren, macht Herrera im Hintergrund den Hampelmann. Wer länger im Netz stöbert, findet auch Videos mit fetziger Ska-Musik und Herrera in der Hauptrolle – singend neben einer Kanone. Kurzum: Man muss ihn einfach lieb haben, diesen 1,68 Meter grossen GuteLaune-Zwerg. Bei interview Fotograf verprügelt Wäre da nicht noch der andere Herrera, das Raubein mit der hässlichen Fratze. Um es vorsichtig auszudrücken: Er gehörte nicht gerade zu den beliebtesten Spielern. Aus seiner aktiven Zeit stammt sein Spitzname «El Piojo». Das heisst so viel wie «die Laus» – und ist nicht lieb gemeint. Herrera galt als beinharter Verteidiger mit Offensivdrang, Kampfgeist, viel Leidenschaft, aber wenig Disziplin. Oft handelte er sich wegen Beleidigungen oder brutalen Grätschen rote Karten ein. Er hat auch mal ein Interview unterbrochen, weil ein Fotograf ihn im Vorbeigehen streifte. Das hätte er lieber nicht tun sollen. Herrera drehte sich um, schlug und trat auf den Mann ein. Er konnte nur mit Mühe gestoppt werden. Das war 1994 und kostete ihn die Teilnahme bei der WM in den USA. Der damalige Nationalcoach Miguel Mejia Baron hatte Herrera zwar noch eine mündliche Zusage gegeben – strich ihn dann aber doch aus dem Kader, angeblich ohne Herrera zu informieren. Das bringt diesen noch heute auf die Palme. Er nennt Baron mal «einen sexuell Abartigen», mal einen «Schwulen». Und er findet: «Wenn du etwas zu sagen hast, dann reiss dich zusammen und hab wenigstens die Eier, es den Leuten ins Gesicht zu sagen.» Neues Selbstvertrauen eingeimpft Dass er selbst Eier hat, bewies Herrera, als er Ende 2013 Mexikos Nationalteam übernahm. Als vierter Coach in einem Jahr, direkt vor den Playoffs um das WM-Ticket gegen Neuseeland, und von viel Skepsis begleitet. Mit seiner unkonventionellen Art impfte er dem Team neues Selbstbewusstsein ein – und nominierte nur Spieler aus der mexikanischen Liga für die Playoffs. Das Ergebnis spricht für ihn: Nach zwei deutlichen Siegen (5:1 und 4:2) war Mexiko für die WM qualifiziert. Dorthin durften dann auch einige Europa-Legionäre mit – wer will schon auf Spieler wie Javier Hernández (Manchester United) und Giovani dos Santos (Villarreal) verzichten? Oder auf Torhüter Guillermo Ochoa vom französischen Absteiger AC Ajaccio. Den machte Herrera vor dem ersten WM-Spiel zur Nummer eins und bekam dafür in Mexikos Medien Haue – bis Ochoa mit Weltklasseparaden gegen Brasilien das Remis festhielt. Herrera traut sich was, ändert seine Meinungen, trifft unpopuläre Entscheidungen. Dem Teamgeist schadet er damit nicht. Im Gegenteil. «Ich spiele meine vierte WM, aber so einen Zusammenhalt habe ich noch bei keinem Turnier erlebt», sagt Captain Rafael Marquez. Offen und konsequent, hart, aber herzlich: So behandelt Herrera seine Spieler. Er verlangt Disziplin und Hingabe. Für das Team, für das Land und für die Fans. Herrera weiss: «Die Leute sind verrückt, sie wollen unbedingt hier sein, sie verkaufen ihr Hab und Gut, um uns zu sehen.» Man könnte auch sagen: um ihn zu sehen. Am liebsten natürlich beim Jubeln. Ob es dafür gegen Holland Grund geben wird? Herrera: «Wir sind bereit – oder sehen Sie mich zittern?» Nein. Und angesichts seines Temperaments sollte man ihm wohl auch nicht widersprechen. Holland - Mexiko (heute, 18.00, SRF 2) Castelao, Fortaleza. – SR Proença (Por). Holland: 1 Cillessen; 7 Janmaat, 2 Vlaar, 3 De Vrij, 5 Blind, 15 Kuyt; 8 De Jong, 20 Wijnaldum; 10 Sneijder; 9 Van Persie, 11 Robben. Mexiko: 13 Ochoa; 22 Aguilar, 2 Rodriguez, 4 Marquez, 15 Moreno, 7 Layun; 6 Hector Herrera, 3 Salcido, 18 Guardado; 10 Dos Santos, 19 Peralta. Bemerkungen: Holland ohne Fer (verletzt), Mexiko ohne Vazquez (gesperrt). – Mit einer gelben Karte belastet sind De Vrij, Blind, De Guzman (alle Ho), Moreno, Aguilar und Marquez (alle Mex). «De-jong-land» steht nicht mehr für Schande HollaNd rh. Als vor Beginn des Turniers in Holland mal wieder ein bisschen diskutiert wurde, ob Louis van Gaals ultrapragmatische 5-3-2-Taktik nicht einen zu deutlichen Bruch mit den orangen, stets im 4-3-3-Format angestrebten Idealen des Fussballlandes darstellte, hat Nigel de Jong (Bild) nur cool gelächelt. «Meine Rolle ist sowieso in jedem System die gleiche», hat Milans Defensivspezialist gesagt. Für philosophische Debatten und um die Ästhetik besorgte Bedenkenträger hat der 29-Jährige nicht viel übrig. De Jong ist der Mann, der auf dem Schlachtfeld mit Einsatz und Härte selbstständig Tatsachen schafft; ein unermüdlicher Arbeiter, der im Kampf mit dem gegnerischen Mittelfeld seiner Mannschaft jenen Rohstoff – sprich Bälle – erobert, der vom Künstlerduo Arjen Robben und Robin van Persie vorne veredelt wird. Er, nicht der bisher ineffektive Spielmacher Wesley Sneijder (Galatasaray), ist zum dritten Mann im «Goldenen Dreieck» («Algemeen Dagblad») geworden, auch wenn sein Beitrag weit weniger glänzend und zuweilen sogar unsichtbar ist. Van Gaal kürte de Jong nach dem 3:2-Sieg gegen Australien zum besten Mann des Spiels. Der «controleur», wie sie ihn in der Heimat nennen, schuf mit seiner physischen Stärke Zugriff auf die robust geführt Partie und machte den Einzug in die Achtelfinals so möglich. effektiv, clever, auf Fehler wartend «Es macht klick auf dem Platz», sagt de Jong über die überzeugenden Vorstellungen von Oranje in Brasilien, «drei Siege in der Vorrunde hätten wir uns nicht träumen lassen, doch jetzt geht die Weltmeisterschaft erst richtig los.» Die Zuversicht vor dem Match gegen Mexiko ist gross, denn Holland spielt ein Spiel nach seinem Geschmack: effektiv, clever, auf Fehler der Gegner wartend. Es ist ein im fussballerischen Sinne reaktionäres System. Die Holländer begegnen ihren Gegnern mittlerweile so, wie diese sich früher gegen technisch überlegene Mannschaften aus Holland zur Wehr gesetzt haben. «Unsere Taktik macht es jedem Team schwer; besonders, wenn es das Spiel machen will», sagt de Jong, «es ist einfach nicht leicht, gegen fünf Abwehrspieler zu bestehen.» de Jong früher mal Regisseur Es ist kaum zu glauben, aber der bullige, grimmige de Jong wollte früher selbst das Spiel machen. Er war ein kreativer Mittelfeldspieler von Ajax Amsterdam, ein typischer Absolvent der «holländischen Schule», als er vor acht Jahren beim Hamburger SV anheuerte. «In Holland wollte niemand der Wasserträger sein, alle wollen Regisseur sein», hat er «Inside Football» erzählt, aber in der Bundesliga zählten andere Prioritäten. «Der Nigel de Jong, den heute alle kennen, wurde in Hamburg unter Huub Stevens geboren», sagt er, «er hat mich überzeugt, dass meine Eigenschaften perfekt für die Rolle des defensiven Mittelfeldspielers passen.» Holland hatte bei allem Sinn für Flair oft das eine oder andere Raubein in der Zentrale. De Jong aber wurde mit seinem Karatekick gegen Xabi Alonso im WM-Final von 2010 zur Symbolfigur für ein Team, das seine Werte und somit sich selbst verloren zu haben schien. Der in Amsterdam aufgewachsene Autor Simon Kuper zog Parallelen zum Erfolg des Rechtspopulisten Geert Wilders. «Das neue Holland ist ein Wilders-Land. Es wäre eine Schande, wenn es auch zum De-Jong-Land werden sollte», schrieb er. Nach einem besonders rüden Foul, bei dem Newcastle Uniteds Hatem Ben Arfa einen doppelten Beinbruch erlitt, wurde der damals bei Manchester City beschäftigte de Jong im Oktober 2010 von der Elftal suspendiert. Van Marwijk begnadigte ihn vor der Euro, im Dezember 2012 setzte ihn eine Achillessehnenverletzung neun Monate lang ausser Gefecht. Unter van Gaal ist er wieder zum Stammspieler geworden. Dienstag, 1. Juli 2014 / Nr. 149 Fussball-WM Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz Online am Ball Sie haben keine Zeit, die Fussballspiele am Abend zu schauen, und wollen trotzdem am Ball bleiben? Kein Problem: Wir aktualisieren unseren umfangreichen Onlineservice rund um die Uhr. Auf www.luzernerzeitung.ch sowie in unseren Apps finden Sie schon am frühen Morgen die Matchberichte der vergangenen Nacht – inklusive aktueller Tabellen, News und Bilder. Staatspräsident Uruguays wettert VerMiSChteS Si/ sda. Uruguays Präsident José Mujica (Bild) hat nach dem WM-Aus seines Nationalteams und der Spielsperre für Luis Suarez die Fifa wüst beschimpft. «Die von der Fifa sind ein Haufen alter Hurensöhne», sagte Mujica am Rande des Empfangs der Nationalmannschaft nach deren Heimkehr aus Brasilien. «Sie hätten ihn bestrafen können, aber nicht mit faschistischen Sanktionen», wetterte der 79-Jährige weiter. Mujicas Auslassung, die eine Sportsendung des uruguayischen Staatsfernsehens gefilmt hatte, war am Sonntag auf Youtube veröffentlicht worden. " Suarez. Täter Luis Suarez hat sich unterdessen bei Giorgio Chiellini für seine Bissattacke beim WM-Gruppenspiel gegen Italien entschuldigt. Ausserdem versprach er auf seiner Facebook-Seite, dass derartige Ereignisse nicht wieder vorkommen werden. «Ich bedauere zutiefst, was passiert ist», schrieb Suarez gestern. «Ich entschuldige mich bei Giorgio Chiellini und der ganzen Fussballfamilie.» Suarez wurde vom Weltfussballverband für neun Pflicht-Länderspiele gesperrt und für vier Monate von allen Fussballaktivitäten ausgeschlossen. " Robben. Nach seiner zugegebenen Schwalbe beim 2:1-Zittersieg der Holländer im WM-Achtelfinal gegen Mexiko muss Arjen Robben keine Sanktionen durch die Fifa befürchten. Fifa-Sprecherin Delia Fischer erklärte gestern, nachträgliche Strafen würden nur bei «ernsthaften Verstössen» erfolgen, die die Schiedsrichter im Spiel nicht mitbekommen. Zuvor hatte sich Robben für eine Schwalbe entschuldigt – beim entscheidenden Penalty soll aber alles mit rechten Dingen zugegangen sein. «Ich muss zugeben, dass ich mich in der ersten Halbzeit habe fallen lassen, das hätte ich wirklich nicht tun sollen», sagte der Bayern-Star: «Das war dumm.» Manche Medien hatten diese Aussagen fälschlicherweise auf den Penalty zum 2:1-Siegtreffer durch Klaas-Jan Huntelaar (94.) bezogen. " Cruyff. Nach dem Einzug in den WM-Viertelfinal hat der ansonsten kritische Johan Cruyff das holländische Team in den höchsten Tönen gelobt. «Ich habe während Holland gegen Mexiko die schönsten 20 Minuten der WM gesehen», schrieb Cruyff gestern in seiner wöchentlichen Kolumne für die Tageszeitung «De Telegraaf». «Das ist der Fussball, den ich liebe», schrieb der WM-Zweite von 1974. " Wut. Brasiliens Zittersieg gegen Chile hat einen brasilianischen Fan derart in Rage gebracht, dass er seinen Fernseher zerstörte. Ein Video der wilden Reaktionen des Geschäftsmanns Rafael Gambarim wurde zum Renner im Internet: Bis gestern wurde es mehr als 130 000 Mal auf Youtube angeklickt. Es zeigt, wie Gambarim die Grossaufnahme des brasilianischen Torhüters Julio Cesar küsst, nachdem dieser einen Penalty des Chilenen Alexis Sanchez gehalten hatte. Als die Kamera jedoch auf Sanchez schwenkt, schlägt der feurige Fussballfan in dessen Fernsehgesicht – und zerstört dabei den Bildschirm. Dass sein Fernseher zu Bruch ging, störte ihn nicht. Um den weiteren Verlauf des Penaltyschiessens zu sehen, musste er allerdings zum Nachbarn gehen. 34 Der Star mit der Handbremse Belgien Eden Hazard (23) gilt als grösstes Talent in Belgiens hoffnungsvoller Nationalelf. Im Achtelfinal gegen die USA wird es Zeit, dass er auch bei der WM beweist, warum das so ist. BENjAMIN MIlTNEr sport@luzernerzeitung.ch Die WM ist bisher ein Schaulaufen der Stars. Selten zuvor haben so viele grosse Namen bei einem grossen Turnier auch wirklich gross aufgespielt wie 2014 in Brasilien. Arjen Robben trägt die Holländer durch das Turnier, Lionel Messi die Argentinier, Neymar die Brasilianer, Karim Benzema die Franzosen, Thomas Müller die Deutschen. Sie alle waren bereits vor dem Turnier die Hoffnungsträger ihrer Nationen – ebenso wie der 5-Tore-Mann James Rodriguez nach dem Ausfall von Falcao bei Geheimfavorit Kolumbien. Aber wer trägt eigentlich Belgien durchs Turnier, den anderen Geheimfavoriten? Der Vergleich mit Zidane Diese Frage ist auch vor dem heutigen Achtelfinal gegen die USA (22.00, SRF 2) noch unbeantwortet. Das liegt daran, dass Belgien bisher zwar alle drei Spiele gewonnen hat. Eine Sternstunde war aber nicht darunter – weder vom Team noch von einem einzelnen Akteur. Dabei gibt es einen klaren Favoriten für die Besetzung der Starrolle: Eden Hazard. In Belgien mag es Talente en masse geben – aber Hazard ist das Mega-Talent unter ihnen. Für José Mourinho ist er «vielleicht der beste junge Spieler in der Welt». Er sollte es beurteilen können als sein Coach beim FC Chelsea. Ebenso wie Nationaltrainer Marc Wilmots. Dessen Worte fallen nicht weniger lobend aus: «Sein Talent ist wirklich Wahnsinn. Seine Ballannahme, seine Schnelligkeit – da vergleiche ich ihn ein bisschen mit Zidane.» Mit Zidane! Zinédine Zidane. Dreimaliger Weltfussballer. Weltmeister. Europameister. Und schon von klein auf Hazards Vorbild. Für 50 Millionen Franken zu Chelsea So weit wie Zidane hat es Hazard noch nicht gebracht. Aber für seine 23 Jahre hat er schon eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Wo er auch hinkam: Überall war er der Jüngste. Vielleicht nicht immer gleich der Beste, aber der mit dem grössten Potenzial. Mit 14 Jahren wagte er den Sprung über die Grenze zum OSC Lille, debütierte mit 16 in der ersten französischen Liga, mit 17 in der belgischen Nationalmannschaft. Als er 2012 nach London wechselte, war er gerade mal 21. Aber er konnte schon fast 200 Pflichtspiele und je über 50 Tore und Assists vorweisen. Er verliess Lille, nicht ohne dem Verein die Meisterschaft und den Pokal sowie eine stolze Ablösesumme von knapp 50 Millionen Franken beschert zu haben. Bevor der Deal mit Chelsea klar war, schwärmte Zidane 2012 über seinen Belgiens Eden Hazard (links) zeigt gegen den Russen Dimitri Kombarow seine filigrane Technik. AP/Christophe Ena Nacheiferer: «Ich würde Hazard mit verschlossenen Augen verpflichten. Er ist der Star der Zukunft.» mütigkeit seines Musterschülers so: «Manchmal tut er unglaubliche Dinge – und dann verabschiedet er sich aus dem Spiel. So wie ein Kind, das etwas einen Ballbuben getreten geniessen will.» Oder wie ein Kind, dem Mittlerweile ist er in England vielleicht vieles in den Schoss gefallen ist. Das nicht der, aber doch einer der Stars der früh im Mittelpunkt stand, häufig in den Gegenwart. Hazard verzaubert die Fans. Himmel gelobt wurde. Mit seinen DribbWenig verwunderlings, Tricks, scharfen lich, dass Hazards Schüssen mit dem Charakter auch eine linken und dem rechdivenhafte, zuweilen «Manchmal tut er ten Fuss, gewitzten arrogante Facette Pässen für die Mitträgt. Eine Facette, unglaubliche Dinge die ihm das ein oder spieler, präzisen Sei– und dann andere Mal Ärger tenverlagerungen. verabschiedet er sich Kurzum: mit dem eingebracht hat. Wie Gesamtpaket eines 2011 beim Nationalaus dem Spiel.» offensiven Mittelfeldteam, als er gegen die joSE MoUrINHo Türkei (1:1) nach spielers. Es gibt Tage, üBEr EdEN HAZArd an denen er Spiele einer Stunde ausgeallein entscheidet. Es wechselt wurde – und wenig später einen gibt aber auch Tage, Burger ass. Vor dem an denen er unsichtbar ist. Und genau da wären wir bei Stadion, mit seiner Familie, noch wähdem Wort, das Hazard in etwa so gerne rend das Spiel lief. Hazard wurde vorhört wie Zahnwurzelbehandlung: Be- läufig suspendiert, dann gab es die grosse Versöhnung – und die sogenannständigkeit. Die fehlt Hazard. Noch nimmt er sich te «Burgergate»-Affäre war gegessen. zu viele Auszeiten. Mal mehrere Spiele Oder im Januar 2013 bei Chelsea, als er am Stück, mal nur Phasen in einer im englischen Ligacup in Swansea Partie. Mourinho beschreibt die Wankel- einem frechen Ballbuben einen Tritt verpasste, die rote Karte sah – und viel Kritik erntete. Zeit für das nächste level In Brasilien fällt Hazard bisher nicht wirklich auf. Weder mit fussballerischen Glanzleistungen noch mit Fehltritten abseits des Balles. Er hält es wie sein Team, erfüllt das Soll, ohne zu glänzen. Dennoch blitzt sein Können ab und zu auf. Wie gegen Russland und Algerien, als er jeweils den Siegtreffer vorbereitete. Seinem Trainer reicht das nicht. Wilmots sagt: «Er hat alles, was man braucht. Es ist Zeit für ihn, die Handbremse zu lösen und das nächste Level zu erreichen.» Am besten gleich heute gegen die USA. Belgien - USA (heute, 22.00 Uhr/SRF 2) Fonte Nova, Salvador. – SR Haimoudi (Alg). Belgien: 1 Courtois; 2 Alderweireld, 15 Van Buyten, 4 Kompany, 5 Vertonghen; 8 Fellaini, 6 Witsel; 14 Mertens, 7 De Bruyne, 10 Hazard; 9 Lukaku. USA: 1 Howard; 23 Johnson, 3 Gonzalez, 5 Besler, 7 Beasley; 15 Beckerman, 13 Jones; 19 Zusi, 4 Bradley, 14 Davis; 8 Dempsey. Bemerkungen: Belgien ohne Defour (gesperrt), Vermaelen, Vanden Borre und Ciman (beide verletzt). Mit einer gelben Karte belastet sind Alderweireld, Witsel, Vertonghen, Dembélé (alle Be), Beckerman, Gonzalez und Jones (alle USA). Spielplan der Fussball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien Achtelfinal 1 Achtelfinal 2 Samstag, 28. Juni, 18.00 Uhr Samstag, 28. Juni, 22.00 Uhr Belo Horizonte Rio de Janeiro Brasilien 4 3 Chile Kolumbien 2 0 Uruguay Achtelfinal 3 Achtelfinal 4 Sonntag, 29. Juni, 18.00 Uhr Sonntag, 29. Juni, 22.00 Uhr Fortaleza Recife Holland 2 1 Mexiko Costa Rica 6 4 Griechenland Viertelfinal 1 Achtelfinal 5 Viertelfinal 3 Freitag, 4. Juli, 22.00 Uhr Fortaleza Brasilien – – Kolumbien Achtelfinal 6 Montag, 30. Juni, 18.00 Uhr Montag, 30. Juni, 22.00 Uhr Brasília Porto Alegre Frankreich 2 0 Nigeria Deutschland 2 1 Algerien Achtelfinal 7 Viertelfinal 2 Samstag, 5. Juli, 22.00 Uhr Salvador Holland – – Costa Rica Viertelfinal 4 Freitag, 4. Juli, 18.00 Uhr Rio de Janeiro Frankreich – – Deutschland Halbfinal 1 Samstag, 5. Juli, 18.00 Uhr Brasília –– –– Halbfinal 2 Dienstag, 8. Juli, 22.00 Uhr Belo Horizonte –– –– Mittwoch, 9. Juli, 22.00 Uhr São Paulo –– –– Spiel um Platz 3 Samstag, 12. Juli, 22.00 Uhr Brasília –– –– FINAL Sonntag, 13. Juli, 21.00 Uhr Rio de Janeiro –– –– Achtelfinal 8 Dienstag, 1. Juli, 18.00 Uhr Dienstag, 1. Juli, 22.00 Uhr São Paulo Salvador Argentinien – – Schweiz Belgien – – USA 22 Fussball-WM Zentralschweiz am Sonntag Sonntag, 13. Juli 2014 / Nr. 28 Fussball-WM Sonntag, 13. Juli 2014 / Nr. 28 Zentralschweiz am Sonntag 23 Was uns von diesem Turnier in Erinnerung bleibt WM-TeaM Mit dem Final fehlt nur noch die Krönung des grössten Fussball-Spektakels auf Erden. Gelegenheit für unsere Zeitung, das All-Star-Team dieser WM zu küren – und ein paar besondere Geschichten hervorzuheben. Manuel Neuer Thiago Silva Deutschland Mats Hummels ANdREAS INEIcHEN, BENJAMIN KLETT uNd BENJAMIN MILTNER andreas.ineichen@luzernerzeitung.ch Ja, es ist so eine Sache, das beste Team der WM 2014 in Brasilien aufzustellen. Denn je nachdem, für welches System man sich entscheidet, braucht man mehr oder weniger Spieler in der Abwehr, im Mittelfeld oder im Sturm. Wir versuchen es mit einem moderneren 3-5-2, weil wir so mehr offensive und weniger defensive Kräfte nominieren können. Das Resultat unserer Diskussion präsentieren wir Ihnen auf dem Spielfeld. Zum Glück müssen wir mit diesem Team nicht in der Realität antreten – denn unsere besten elf Einzelspieler müssen nicht zwingend ein unschlagbares Team bedeuten. Das hat auch die WM 2014 einmal mehr gezeigt. Ron Vlaar Brasilien Deutschland James Rodriguez Brasilien Mexiko Toni Kroos Deutschland Kolumbien Lionel Messi Argentinien Thomas Müller Deutschland Arjen Robben Holland WM 2014 Grafi k/La : Lo yout ris S ucco Die Überraschungseier Costa Rica setzt sich in der Gruppe gegen die Ex-Weltmeister Italien, England und Uruguay durch – und zieht als Gruppenerster in den Achtelfinal ein: Wer das vor der WM prophezeit hätte, wäre wohl für verrückt erklärt worden. Doch damit nicht genug: Die «Ticos» schafften es bis in den Viertelfinal gegen Holland und verloren auch dort erst im Penaltyschiessen. «Für einige sind wir als Aschenputtel gegangen», sagt Captain Bryan Ruiz, «aber wir kehren als triumphierende Krieger zurück.» Das können die ehemaligen Seriensieger aus Spanien dieses Mal nicht von sich behaupten. Der grosse Titelfavorit schied sang- und klanglos nach der Gruppenphase aus. Das bestürzte sogar die Reporter der «New York Times», die berichteten: «Spanien wirkte wie ein Kirmesboxer, dem immer wieder ins Gesicht geschlagen wird, der in die Seile geht und Schwierigkeiten hat, aufzustehen, als der Schiedsrichter ihn auszählt. Es ist schade, wie diese Legende so unerwartet fällt – und dabei so hilflos wirkt.» Holland Neymar Hector Herrera Die ZauberhänDe Der WM-chor Natürlich träumt jedes Land davon, Weltmeister zu werden. Aber keines brachte dies glaubwürdiger rüber als Gastgeber Brasilien. Der nationale Chor war jedenfalls stärker besetzt als die Mannschaft. Vor jedem Spiel sangen die brasilianischen Fans samt ihren Stars Arm in Arm, mit geschlossenen Augen Richtung Himmel gerichtet, die brasilianische Nationalhymne. Das Kuriose dabei: Immer, wenn die Musik verstummte, wurde die Hymne von allen im Chor a cappella weitergesungen. Weitergesungen? Zugegeben: Das war dann eher ein Schreien, dass es selbst der Fussballgott ein paar Etagen weiter oben hörte. Scheinbar hat es ihn aber eher erschreckt als besänftigt. Anders ist die 1:7-Klatsche im Halbfinal gegen Deutschland wohl nicht zu erklären. 119. Spielminute im Viertelfinal zwischen Holland und Costa Rica: Es steht 0:0, als sich der Holländer Tim Krul bereit macht für seine Einwechslung. Nein, er ist kein sicherer Penaltyschütze, sondern Goalie. Er hat Reflexe wie Lucky Luke, was gut für sein Team und schlecht für die «Ticos» ist. Er hält zwei Penaltys und wird zum Helden. Es ist eine WM, die von den Goalies massgeblich geprägt wird. Der Mexikaner Guillermo Ochoa zeigte beim 0:0 gegen Brasilien Paraden, die man nicht für menschenmöglich hielt. Costa Ricas Nationaltorhüter Keylor Navas sorgte bei den gegnerischen Angreifern für Albträume. Und auch der Amerikaner Tim Howard wie der Chilene Claudio Bravo flogen durch die Strafräume, dass dem neutralen Beobachter vor Staunen der Mund offen stand. Einer stach aber besonders heraus: Manuel Neuer. Der aktuelle Welttorhüter ist der kompletteste seines Metiers. Im Achtelfinal gegen Algerien erfand er die bisher gänzlich unbekannte Position der falschen Fünf, den Libero mit Handschuhen. Neuer sprintete ein ums andere Mal aus seinem Tor heraus, um die gegnerischen Angriffe zu unterbinden. Im nächsten Match gegen Frankreich bewies er auch, dass er das traditionelle Handwerk eines Goalies beherrscht. Die rekorDspieler Der beisser Es waren zwar nur sechs Minuten, die Faryd Mondragon an dieser WM gespielt hat. Aber sie reichten beim 4:1 gegen Japan für einen Rekord. Sie machten den kolumbianischen Goalie zum ältesten jemals eingesetzten Spieler an einer WM. Mit 43 Jahren und 3 Tagen. Miroslav Klose gehört zu einer vom Aussterben bedrohten Spezies: Der 36-Jährige ist einer der letzten echten Stossstürmer dieser Welt. Dass dies keine überflüssige Position ist, hat er bei diesem Turnier bewiesen. Beim 7:1-Sieg seiner Elf gegen Brasilien setzte er gleich zwei Bestmarken: Es war Kloses vierter WM-Halbfinal, und das Tor zum 2:0 war sein 16. WM-Treffer – einmalig. Der bisherige Rekordhalter Ronaldo nahms sportlich und beneidete Kloses «Gier, die ist unglaublich. Dazu seine Fitness.» Die Fitness hat Ronaldo, gerade mal ein Jahr älter als Klose, nicht mehr. Dafür einen voluminöseren Bauchumfang. Klose beneidet Ronaldo um seine zwei Finaltore 2002 zum Gewinn des WM-Titels. Denn der fehlt dem Deutschen – noch. Khaled Bouhlarouz hat es geschafft – endlich ist er seinen Spitznamen los. Wegen seiner aggressiven Spielweise war der frühere holländische Nationalspieler bekannt als der «Kannibale». Spätestens seit der WM kam es zur Namensübergabe an Luis Suarez. Im Spiel zwischen Uruguay und Italien konnte es der begnadete Stürmer erneut nicht lassen. Zum dritten Mal in seiner Karriere biss er seinen Gegenspieler. Dieses Mal erwischte es den Italiener Giorgio Chiellini. Der zeigte danach zur Beweisführung entsetzt auf seine Schulter: «Ich habe immer noch den Abdruck des Bisses.» Die Konsequenz: Der Wiederholungstäter wurde für neun Pflichtspiele mit Uruguay gesperrt und vier Monate von allen Fussballaktivitäten ausgeschlossen. Den grossen FC Barcelona schreckt das keineswegs ab. Die Katalanen überweisen für Suarez rund 90 Millionen Franken nach Liverpool. Die verFlixte sieben Rituale, Fussballgötter und Aberglaube gehören zum Fussball dazu wie der Ball. Selbstverständlich hat das seine Berechtigung. Diese WM liefert den besten Beweis dafür. Wir sagen nur: sieben! Das ist die Glücksnummer der Deutschen. Mit sieben Punkten sind sie in den Achtelfinal eingezogen. Sie haben sieben Tore gegen Brasilien geschossen. Für die Treffer zwei bis fünf benötigte das Team, natürlich, gerade einmal sieben Minuten. Nun steht Deutschland also im Final. Das wird für die Mannschaft nicht nur das siebte Spiel im Turnier – es ist auch das siebte Aufeinandertreffen mit Argentinien bei einer WM. Einziger Schönheitsfehler: Es ist bereits das achte WMEndspiel für die Deutschen. Vielleicht ein schlechtes Omen. Der skanDal Die WilDen ZWerge Die entDeckung Nein, ein Nobody war James Rodriguez nicht vor dem Start in diese WM. Dafür sind die 55 Millionen Franken zu mächtig, die die AS Monaco dem FC Porto vorigen Sommer für die Dienste des Kolumbianers überwiesen hatte. Dennoch musste man sich nicht schämen, wenn man den 22-Jährigen weder erkannte, noch seinen Namen unfallfrei aussprechen konnte. Einen Monat, fünf berauschende Auftritte auf der WM-Bühne und sechs Tore später mag das mit dem Namenaussprechen immer noch schwierig sein. Aber bei wem Rodriguez jetzt immer noch keinen Eindruck hinterlassen hat, der soll sich bitte schön eine andere Sportart suchen. Oder sich sein Führungstor beim 2:0-Sieg über Uruguay ansehen. Perfekte Ballannahme, kurze Körperdrehung und dann ein satter Volleyschuss mit dem linken Fuss aus gut 20 Metern. Schöner hat es bei der WM keiner gemacht. Sie sind klein, sie sind wild, sie sind emotional – und sie haben mit ihren Mannschaften für viel Aufsehen gesorgt. Miguel Herrera, Jorge Sampaoli und Jorge Luis Pinto sind die Trainerentdeckungen dieser WM. Keiner bejubelte Tore so herzzerreissend und losgelöst wie Mexikos Herrera. Grösse: 1,68 Meter. Spitzname: «el piojo», die Laus. Keiner dirigierte so hingebungsvoll wie Costa Ricas Jorge Luis Pinto. Grösse: 1,65 Meter. Spitzname: «the explosive one», der Explosive. Keiner tigerte innerhalb und ausserhalb seiner Coachingzone so beständig wie Chiles Jorge Sampaoli. Grösse: 1,72 Meter. Spitzname? Da müssen auch wir passen. Für das Trio zusammen hätten wir einen: die wilden Zwerge von der Bank. stuMMe pFeiFen Es wurde gebissen, getreten, gezerrt, gehalten und gemeckert – bei der WM suchten die Spieler die Grenze des Erlaubten und überschritten sie regelmässig. Einige Schiedsrichter schien das nicht zu stören, Verwarnungen waren Mangelware. «Die Messlatte für gelbe Karten war viel zu hoch», kritisierte der ehemalige Weltklassereferee Urs Meier in unserer Zeitung. Negativer Höhepunkt: Brasiliens Superstar Neymar brach sich einen Querfortsatz des dritten Lendenwirbels, nachdem ihm sein kolumbianischer Gegenspieler Juan Zuniga ungestraft in den Rücken gesprungen war. Eins von 54 Fouls in diesem Spiel, in dem es trotzdem nur vier gelbe Karten gab. «Das ist nicht der Fussball, den ich mir wünsche», sagte Meier. Und er erklärte: «Die Spieler gehen mit vollem Tempo auf den Mann, der Ball wird zur Nebensache. Die WM verkommt zu einem Treter-Festival.» Neymar wird ganz bestimmt nicht anderer Meinung sein. Es geht um ein bisschen Trickserei, um elf Männer – und um viel Geld. Nein, wir reden ausnahmsweise nicht von einem Fussballteam. Und auch nicht von «Ocean’s Eleven», der fiktiven Gaunerkomödie. Eher von Fofanas Eleven, einer wahren und alles andere als lustigen Geschichte. Fofanas Eleven sollen auf dem Schwarzmarkt ein nettes Ticketsystem etabliert und nach Polizeiangaben bis zu 800 000 Franken umgesetzt haben – pro Spiel! Kopf der Bande ist Mohamadou Lamine Fofana. Der Frankoalgerier und seine zehn Kumpanen wurden in der Vorwoche festgenommen. Schlimm genug für die Fifa. Dass Ray Whelan in Fofanas Eleven auch eine Hauptrolle spielt, macht das Ganze nicht besser. Er arbeitet bei Match Services, dem Schweizer Ticketing-Partner der Fifa. Whelan soll der Gruppe die Ticketpakete aus Hospitality- und VIP-Kontingenten verschafft haben, die dann zu Mondpreisen verkauft wurden. Letzten Donnerstag folgte die nächste Posse: Um einer erneuten Festnahme zu entwischen, flüchtete Whelan aus seinem Hotel – durch die Hintertür.