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Montag, 2. Juni 2014 / Nr. 126
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
28
Montag, 2. Juni 2014 / Nr. 126
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
Brasilien
GRuppe
a
Die SPiele
12. Juni, 22:00
brasilien – kroaTien
13. Juni, 18:00
mexiko – kamerun
29
Einwohner: 201 Millionen
Weltrangliste: 6
WM-Teilnahmen: 20
WM-Titel: 5
Gründung Verband: 1914
Fifa-Beitritt: 1923
Lizenzierte Fussballer: 2 141 733
Die BesonDerheit
Ganz klar, die WM in Brasilien ist
irgendwie auch die WM von Pelé. Dass
weiss die Fussball-Ikone auch kommerziell für sich zu nutzen: Aus den Haaren
von Pelé wurden 1283 Diamanten hergestellt. Exakt die Zahl an Toren, die er
in seiner Karriere offiziell erzielt hat.
Kostenfaktor: gut 6600 Franken. Das
Stück. Ziemlich exquisiter Fan-Artikel.
Zeit, um das
Trauma zu
bewältigen
Das KaDer
Torhüter: Júlio César (34/Toronto), Jefferson (31/
Botafogo), Victor (31/Atletico Mineiro).
Abwehr: Dante (30/Bayern München), David Luiz
(27/Chelsea), Henrique (27/Napoli), Thiago Silva (29/
Paris St-Germain), Maicon (33/AS Rom), Marcelo (26/
Real Madrid), Maxwell (32/Paris St-Germain), Daniel
Alves (31/Barcelona).
Mittelfeld: Fernandinho (29/Manchester City), Hernanes (29/Inter Mailand), Luiz Gustavo (26/VfL Wolfsburg), Oscar (22/Chelsea), Paulinho (25/Tottenham),
Ramires (27/Chelsea), Willian (25/Chelsea).
FuSSball Brasilien ist Rekord-Weltmeister. Die fünf Titel
haben das Land stolz gemacht, aber das Trauma des verpassten
Heimerfolgs 1950 nicht verdrängen können. 64 Jahre später
gibt es die Chance auf Wiedergutmachung.
Angriff: Bernard (21/Schachtjar Donetsk), Fred (30/
Fluminense), Hulk (27/Zenit St. Petersburg), Jô (27/
Atletico Mineiro), Neymar (22/Barcelona).
Trainer: Luiz Felipe Scolari (Br).
BenJamin miLTneR
sport@luzernerzeitung.ch
17. Juni, 21:00
brasilien – mexiko
19. Juni, 00:00
kamerun – kroaTien
23. Juni, 22:00
kamerun – brasilien
kroaTien – mexiko
Der TiPP
von
Tomislav
Puljic
«Für mich ist Brasilien nicht nur der Gruppenfavorit, sondern auch der heisseste
Titelkandidat. Der Gastgeber wird die
Gruppe A als Erster beschliessen, vor
Kroatien, Mexiko und Kamerun. Entscheidend für Kroatien sind die beiden Partien
gegen Mexiko und Kamerun. Mexiko
wird zwar in Brasilien – wie alle südamerikanischen Teams – wegen des Klimas Vorteile haben gegenüber Kroatien,
doch mein Heimatland besitzt die besseren Spieler und hat seit Jahren einen
starken Zusammenhalt. Das Mittelfeld mit
Modric, Rakitic und Kovacic ist eines der
besten der Welt. Modric ist für mich gar
der weltbeste Mittelfeldspieler. Trainer
Kovac vermittelt der Mannschaft zudem
auch viel deutsche Winner-Mentalität aus
seiner Wahlheimat.»
Tomislav Puljic (31) spielte bis zum Ende der
letzten Saison als Verteidiger beim FC Luzern.
Morgen
In der morgigen Ausgabe unserer Zeitung
werden wir die Gruppe B vorstellen – und
erzählen, was Andres Iniesta dazu sagt,
wenn der WM-Titelverteidiger Spanien als
alt und nicht mehr hungrig genug dargestellt wird.
W
enn man sich in
Brasilien unbeliebt machen will,
gibt es einen einfachen Weg. Ein
einziges
Wort
reicht dafür: Maracanaço. Das bedeutet
frei übersetzt: «Der Schock von Maracanã». Es ist das Synonym für das entscheidende Spiel der Weltmeisterschaft
1950 – und hat das Potenzial, in Brasilien ganze Tanz-Bars erst in bedächtiges
Schweigen und dann in emotionale
Diskussionen zu reissen. Das 1:2 gegen
Uruguay ist für Brasilien, die FussballNation schlechthin, mehr als nur eine
Niederlage. Eher ein kollektives Schockerlebnis. Ein Trauma.
Dabei war damals alles angerichtet für
die grösste Sause, die das Land je gesehen hat. Über 170 000 Zuschauer im
Maracanã-Stadion, improvisierter Karneval in den Strassen Rios, Triumph-Schlagzeilen in den voreilig gefertigten Zeitungen. Brasilien führte 1:0, war auf TitelKurs – bis die eiskalten Uruguayer mit
zwei Toren das Spiel drehten. Ein Verbrechen gegen das brasilianische Volk.
Einen ähnlichen Effekt hätte wohl nur
das gleichzeitige Verbot von Samba,
Lambada und Capoeira auslösen können.
Kurzum: Maracanaço war ein einschneidendes Ereignis. Natürlich, später
hat die Seleção noch viele tolle Momente erlebt. Die fünf Siege von 1958, 1962,
1970, 1994 und 2002 haben Brasilien
zum Rekord-Weltmeister gemacht und
der fussballverrückten Nation den Stolz
zurückgegeben – aber das Trauma von
1950 nicht verbannen können. 64 Jahre
später richtet Brasilien erneut eine
Heim-WM aus – und bekommt seine
zweite Chance. Endlich.
Mehr Kompetenz geht nicht
Dementsprechend gross ist der Druck.
Die Vorstellung des WM-Kaders Anfang
Mai gab schon mal einen Vorgeschmack
auf das, was die Mannschaft erwarten
wird in diesen Wochen. Mehr als 700
Journalisten in Rio und ein Grossteil der
Brasilianer vor dem TV- und Radiogeräten warteten gebannt auf die Verkündung der 23 Auserwählten. Glasklar: Bis
zum Final am 13. Juli herrscht in Brasilien Ausnahmezustand.
Felipe Scolari weiss das, Brasiliens
Trainer kennt den Druck zumindest
schon in groben Zügen. Sich für jeden
Schritt, jede Entscheidung, jedes Ergebnis vor fast 200 Millionen Landsleuten
zu rechtfertigen. Die nationale Bürde,
Damit Brasilien im
eigenen Land
Weltmeister
werden kann,
muss er ganz
gross aufspielen:
Neymar.
Getty/Alexander
Hassenstein
siegen zu müssen. Schon einmal hat er
all dem standgehalten. Bei der WM 2002
in Japan und Südkorea führte Scolari
die Seleção zum Titel. Seitdem wird er
nur noch «Felipão» genannt, grosser
Felipe. Um ganz auf Nummer sicher zu
gehen, hat der brasilianische Verband
ihm noch Carlos Alberto Parreira (Weltmeister-Coach 1994) als technischen
KroaTien
Das Pony gibT Den TakT vor
bm. Mit Kroatien steht Brasilien im
WM-Auftaktspiel gleich vor einem echten Prüfstein. Die Mannschaft vom
Balkan wird allseits gelobt, von einigen
Experten sogar als Geheimfavorit eingeschätzt. Das liegt vor allem an Luka
Modric (28). Der Kroate galt lange als
eines der begehrtesten Talente Europas,
wurde früh mit Hollands Legende Johan
Cruyff verglichen und ging nach Tottenham. In England kürte ihn TrainerLegende Sir Alex Ferguson zum besten
Mittelfeldspieler der Premier League.
Im Sommer 2012 hatte der Spielmacher
genug von der Insel. Er bestreikte das
Training seines Clubs und forcierte so
seinen Wechsel zu Real Madrid. Eine
fragwürdige, aber erfolgreiche Methode
– und für Modrics Karriere kein Fehler.
Modric sorgt für ordnung
Denn in seiner zweiten Saison in
Madrid ist Modric zum Schlüsselspieler
gereift. Er bestimmt Reals Takt, nicht
etwa Cristiano Ronaldo oder Gareth
Bale. «Modric entscheidet, wie wir spielen», bestätigt Ronaldo. Kaum einer
liest, lenkt und leitet ein Spiel so feinfühlig wie «el pony», das Pony. So
nennen ihn seine Team-Kollegen – der
wallenden Haare wegen.
Wenn das Spiel einzuschlafen droht,
erhöht Modric das Tempo. Nehmen
Fehlpässe überhand, hält er den Ball
länger und sorgt für Ordnung. Diese
Fähigkeit hebt ihn von vielen anderen
ab – und war auch ein Grund, weshalb
Real im Sommer Mesut Özil zu Arsenal
London ziehen liess.
In der Nationalelf bildet Modric zusammen mit dem Ex-Basler Ivan Rakitic die Schaltzentrale im Mittelfeld.
Vielleicht auch bald in Madrid: Rakitic
soll nach einer überragenden Saison
mit Euro-League-Sieger FC Sevilla ganz
oben auf Reals Einkaufzettel stehen.
Kroatien
Einwohner: 4,4 Millionen
Weltrangliste: 20
WM-Teilnahmen: 4
Gründung Verband: 1912
Fifa-Beitritt: 1941 (Jugoslawien), 1992
(Kroatien)
Lizenzierte Fussballer: 109 799
Die BesonDerheit
Kroatien hat einen zweiten Namen:
das «Land der 1000 Inseln». Das ist
wahrlich keine Übertreibung. Es sind
offiziell sogar 1244 Inseln, Eilande und
Felsen, die sich vor der Adria im Mittelmeer reihen. Bewohnt sind davon nur
etwa 70. Wer also auf Urlaub à la Robinson Crusoe steht, wird hier garantiert
fündig.
Das KaDer
Torhüter: Stipe Pletikosa (35/Rostow), Danijel Subasic (29/Monaco), Oliver Zelenika (21/Dinamo
Zagreb).
Abwehr: Darijo Srna (32/Schachtjor Donezk), Dejan
Lovren (24/Southampton), Vedran Corluka (28/
Lokomotive Moskau), Gordon Schildenfeld (29/
Panathinaikos Athen), Danijel Pranjic (32/Panathinaikos Athen), Domagoj Vida (25/Dynamo Kiew),
Sime Vrsaljko (22/Genoa).
Mittelfeld: Luka Modric (28/Real Madrid), Ivan
Rakitic (26/FC Sevilla), Ognjen Vukojevic (30/Dynamo
Kiew), Mateo Kovacic (20/Inter Mailand), Marcelo
Brozovic (21/Dinamo Zagreb), Ivan Mocinic (21/
Rijeka), Sammir (27/Getafe).
Angriff: Mario Mandzukic (28/Bayern München),
Ivica Olic (34/VfL Wolfsburg), Eduardo (31/Schachtjor Donezk), Nikica Jelavic (28/Hull City), Ante Rebic
(30/Fiorentina), Ivan Perisic (25/VfL Wolfsburg).
Trainer: Niko Kovac (Kro).
Direktor an die Seite gestellt. Die beiden
Trainer der vergangenen zwei WM-Titel
– mehr Kompetenz geht nicht.
Scolaris 4-Punkte-Plan
Vor allem Scolari empfindet die Mission nicht als Last. Eher als Glücksfall.
Er weiss: Mit einem zweiten WM-Titel
würde er sich als Trainer unsterblich
machen. Dennoch wirkt «Felipão» entspannt. «Es bringt nichts, in Hektik zu
verfallen», sagt er. «Was wir brauchen,
ist eine Idee und ein Konzept – das
haben wir.» Und das sieht so aus:
" Verantwortung verteilen. Schon kurz
nach seinem Amtsantritt im November
2012 hat Scolari vier Häuptlinge ernannt:
Die Innenverteidiger David Luiz und
Thiago Silva, Torhüter Julio Cesar und
Stürmer Fred. Einer befindet sich ganz
bewusst nicht darunter: Neymar. Auf
den 21-jährigen Offensivkünstler sind
sowieso schon alle Augen gerichtet,
Neymar soll der Superstar des Turniers
werden. Vergleiche mit Pelé sind keine
Seltenheit, lassen ihn aber scheinbar
kalt: «Er ist der König des Fussballs. Ich
MexiKo
Trainer Herrera HaT «cojones»
bm. Nein, Mut kann man Miguel
Herrera weiss Gott nicht absprechen.
Sein Mexiko hatte sich nach einer desolaten WM-Qualifikation gerade so in
die Playoffs gerettet. Der Trainer des
Meisterklubs CF América wurde vom
Verband als Retter für die beiden Duelle gegen Neuseeland auserkoren. Herrera bewies gleich zweimal, dass er
«cojones» (zu Deutsch: Eier) hat. Er
übernahm die heikle Mission – und
nominierte nur Spieler aus der mexikanischen Liga für die Playoffs. Das
Ergebnis spricht für ihn: Mit zwei glatten Siegen (5:1 und 4:2) gegen Neuseeland holte sich Mexiko doch noch das
Ticket für Brasilien.
Überragende Saison bei Villarreal
Für die WM wird aber auch Herrera
nicht auf die Europa-Legionäre verzichten. Kein Wunder, darunter sind
mit Javier Hernández (Manchester United) und Giovani dos Santos (Villarreal)
auch zwei seiner Schlüsselspieler. Beide sind 25 Jahre alt und galten einst
als Ausnahmetalente. Aber jetzt scheint
Giovani dos Santos seinem Team-Kollegen einen Schritt voraus – indem er
einen Schritt zurückgegangen ist. Bei
den Branchengrössen FC Barcelona,
Tottenham Hotspur und Galatasaray
Istanbul zeigte dos Santos gute Ansätze.
Durchsetzen konnte er sich nicht.
Vor dieser Saison heuerte er bei
Spaniens Aufsteiger Villarreal an, spielte eine überragende Saison (zehn Tore,
sieben Assists) und führte den Klub in
die Europa League.
nen gedacht wird. In Mexiko wird am
zweiten November auch an die Toten
gedacht – aber weitaus fröhlicher. Der
Día de los Muertos ist ein mehrtägiges
Volksfest zu Ehren derer, die von uns
gegangen sind. Es wird getrunken, musiziert, gegessen, getanzt – zum Abschluss sogar auf dem Friedhof.
auch bei Mexiko nur Joker?
Hernández ist dagegen auch in seiner
vierten Saison in Manchester nur Joker.
Diese Rolle blüht ihm auch in der Nationalelf. Trainer Miguel Herrera sagt
zwar: «Er ist für uns sehr wichtig»,
schränkt aber ein: «Ich weiss nicht, ob
als Stammspieler.»
MexiKo
Einwohner: 118,8 Millionen
Weltrangliste: 19
WM-Teilnahmen: 15
Gründung Verband: 1927
Fifa-Beitritt: 1929
Lizenzierte Fussballer: 324 595
Die BesonDerheit
In der Schweiz ist Allerheiligen ein
Tag der Trauer, an dem der Verstorbe-
Das KaDer
Torhüter: Jesús Corona (33/Cruz Azul), Guillermo
Ochoa (29/Ajaccio), Alfredo Talavera (31/Toluca).
Abwehr: Paul Aguilar (28/América), Miguel Layún
(25/América), Héctor Moreno (26/Espanyol), Diego
Reyes (21/Porto), Francisco Rodriguez (32/América),
Rafael Márquez (35/León), Carlos Salcido (34/Tigres),
Miguel Ponce (25/ Toluca).
Mittelfeld: Marco Fabián (24/Cruz Azul), Andres
Guardado (27/Leverkusen), Héctor Herrera (24/Porto), José Juan Vazquez (26/León), Carlos Pena (24/
León), Luis Montes (28/León).
Angriff: Isaac Brizuela (23/Toluca), Javier Hernández
(26/Manchester United), Raúl Jiménez (23/América),
Oribe Peralta (30/Santos Laguna), Alan Pulido (23/
Tigres), Giovani dos Santos (25/Villarreal).
Trainer: Miguel Herrera (Mex).
bin nur ein Junge, der Fussball spielen
will.»
" Einen Team-Spirit aufbauen. Die
vielleicht grösste Stärke Scolaris. Es mag
gewieftere Taktiker geben, innovativere
Fussball-Revolutionäre – aber in der
Menschenführung macht «Felipão»
kaum jemand etwas vor. Ronaldo, Rivaldo, Ronaldinho: Diese genialen, aber
auch divenhaften Stars ordneten 2002
ihre Eigeninteressen dem Team-Erfolg
unter. Prompt gaben Brasiliens Medien
dem Team den Namen «Familie Scolari» – diesen Geist soll es auch 2014
geben.
" Euphorie ja, Druck nein. Brasilien
erwartet den Titel, das weiss Scolari. Er
widerspricht der Zielsetzung nicht – al-
les andere wäre auch lachhaft. Aber sein
Lieblingsthema ist es auch nicht. Viel
lieber betont er: «Wir haben eine Auswahl mit Jungs, die auch zum Spass
spielen, die nicht nur Profis sind.» Mit
anderen Worten: Scolari nimmt die sich
entwickelnde Euphorie gerne auf, ohne
dabei den Druck noch aktiv zu erhöhen.
Der ist auch so immens genug.
" Die Fans zum Verbündeten machen.
Noch im Juni 2013 war das Verhältnis
zwischen den Fans und der Seleção
angespannt. Dann folgte der Confederations Cup – und der Schulterschluss.
Weil das Team sportlich brillierte, im
Final Spanien mit 3:0 sogar demütigte.
Und weil sich die Spieler hinter die
Forderungen der Demonstranten gegen
Korruption und für mehr Transparenz
stellten. Das gemeinsame Ziel ist der
Final am 13. Juli. Sie wollen nach 64
Jahren im Maracanã wieder um den
WM-Titel spielen – und endlich das
Trauma bewältigen.
KaMerun
eTo’o klagT – unD isT TroTzDem Dabei
bm. Die Welt hat wahrlich schon
harmonischere Beziehungen gesehen
als die von Samuel Eto’o (33, Chelsea)
mit dem kamerunischen Fussballverband (FCF). Mal prangert der Superstar
Inkompetenz und Korruption an: «Statt
sich um Fussball zu kümmern, interessieren sich die Funktionäre nur für irgendwelche erfundenen Missionen,
Erste-Klasse-Reisen und unauffindbare
Konten in Europa.»
Mal wirft er dem FCF Mordpläne vor.
Das klingt dann so: «Sie wollen mich
töten. Ich lebe mit einer Gruppe von
Gendarmen, weil ich um mein Leben
fürchte.»
Hohe Trefferquote, elegantes Spiel
So sind dann auch die beiden Rücktritte von Eto’o aus der Nationalelf zu
erklären, einschliesslich baldiger Rückkehr. Denn Eto’o kann nicht ohne Kamerun – und Kamerun schon gar nicht
ohne ihn. Und so ist der eigenwillige
Stürmer auch in Brasilien dabei. Zumal
es ja auch erfolgreiche Zeiten zusammen gab, 55 Tore und 114 Länderspiele beweisen das.
Dass Eto’o zu den ganz Grossen gehört, hat eh niemand je bestritten. Dazu
ist seine Trefferquote zu hoch, sein Spiel
zu elegant – und seine Titel-Sammlung
zu gross.
Eto’o holt immer das Maximum raus.
Finanziell, wie damals bei Anschi Machatschkala, als er über 24 Millionen
Franken Jahresgehalt aushandelte. Netto wohlgemerkt. Aber auch sportlich,
wie in Barcelona (2009) und bei Inter
Mailand (2010) mit dem Triple aus
Meisterschaft, Pokal und Champions
League. Oder wie mit Kamerun der
Olympiasieg (2000) und zweimal die
Afrikameisterschaft (2000, 2002).
Nun gilt es, die WM-Bilanz aufzupolieren. Im vierten Versuch will der
Captain der «unzähmbaren Löwen»
endlich die Vorrunde überstehen.
KaMerun
Einwohner: 21,7 Millionen
Weltrangliste: 50
WM-Teilnahmen: 7
Gründung Verband: 1959
Fifa-Beitritt: 1962
Lizenzierte Fussballer: 22 045
Die BesonDerheit
Autofahren ist in Kamerun alles andere als vergnügungssteuerpflichtig. Vor
allem in der Regenzeit. Dann sind die
Schotterpisten des Landes nur schlecht
befahrbar. Oder gar nicht. Nur die
Strecken zwischen den grossen Städten
sind asphaltiert. Es kommt zudem zu
zahlreichen Polizeikontrollen.
Das KaDer
Torhüter: Charles Itandje (31/Konyaspor), Guy Ndi
(28/Guingamp), Sammy Ndjock (24/Fetihespor), Loic
Feudjou (22/Coton Sport).
Abwehr: Allan Nyom (26/Granada), Dany Nounkeu
(28/Besiktas Istanbul), Cedric Djeugoue (21/Coton
Sport), Aurélien Chedjou (28/Galatasaray Istanbul),
Nicolas Nkoulou (24/Olympique Marseille), Armel
Kana-Biyik (24/Rennes), Henri Bedimo (29/Olympique
Lyon), Benoît Assou-Ekotto (30/Queens Park Rangers),
Gaetan Bong (26/Olympiakos).
Mittelfeld: Enoh Eyong (28/Antalyaspor), Jean
Makoun (31/Rennes), Joel Matip (22/Schalke 04),
Stéphane Mbia (28/FC Sevilla), Landry Nguemo (28/
Bordeaux), Alexandre Song (26/Barcelona), Raul Loé
(25/Osasuna), Edgar Salli (21/Lens).
Angriff: Samuel Eto’o (33/Chelsea), Eric Choupo
Moting (25/Mainz 05), Benjamin Moukandjo (25/
Nancy), Vincent Aboubakar (22/Lorient), Pierre Webó
(32/Fenerbahce Istanbul), Mohamadou Idrissou
(34/1. FC Kaiserslautern), Fabrice Olinga (18/ZulteWaregem).
Trainer: Volker Finke (De).
Dienstag, 3. Juni 2014 / Nr. 127
Sport
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34
Dienstag, 3. Juni 2014 / Nr. 127
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
werden auch nicht mehr bis in alle
Ewigkeit weitermachen. Das weiss auch
del Bosque. Er weiss aber auch: «Man
darf keine Revolution machen, keinen
zu grossen Umbruch, sondern einen
mehr oder weniger sanften Wechsel. Wir
haben dafür gute Lösungen.»
In Thiago Alcantara vom FC Bayern
sehen viele schon den Xavi der Zukunft.
Bei der WM muss aber noch mal Xavi
den Xavi machen, Thiago fehlt wegen
eines Innenbandrisses im Knie. Reals
Asier Illarramendi (24) könnte der XabiAlonso-Nachfolger werden. Und mit
de Gea steht schon der Mann fest, der
Casillas zwischen den Pfosten beerben
soll. Hinzu kommt, dass sich weitere
Akteure wie Gerard Piqué (27), Sergio
Ramos (28) oder Diego Costa (25) im
perfekten Fussballalter befinden.
Doch dieses eine Mal stehen noch
Xavi, Iniesta und Casillas im Mittelpunkt.
Sie sollen den vierten Titel in Folge nach
Spanien holen und sich endgültig unsterblich machen. Es gab schon schlechtere Anreize, um sich noch mal richtig
reinzuhängen.
GrUppE
B
SpanIEn
HOllanD
CHIlE
aUSTralIEn
Das letzte
Hurra der
Altstars
Spanien
Einwohner: 46,2 Millionen
Weltrangliste: 1
WM-Teilnahmen: 14
WM-Titel: 1
Gründung Verband: 1913
Fifa-Beitritt: 1913
Lizenzierte Fussballer: 653 190
SpanIEn Der Welt- und Europameister ist auch
dieses Jahr wieder einer der Titelfavoriten für
die WM. Allerdings wird es spätestens nach dem
Turnier bei den Spaniern einen Umbruch geben.
Die BeSonDerheit
Für den Fall, dass Sie Popcorn mögen,
sind Sie in Spanien richtig. Der grösste
Popcorn-Behälter aller Zeiten wurde am
15. September 2005 im Kinocenter Cinebox in Salt (Provinz Girona) gesichtet.
Die Grösse: 48 Kubikmeter. Die Füllzeit:
8 Stunden. Über die Verzehrzeit gibt es
keine genauen Angaben.
BEnJAMin KlETT
sport@luzernerzeitung.ch
DIE SpIElE
Fr, 13. Juni, 21:00
Spanien – Holland
Fr, 13. Juni, 24:00
cHile – auStralien
MI, 18. Juni, 18:00
auStralien – Holland
MI, 18. Juni, 21:00
Spanien – cHile
MO, 23. Juni, 18:00
auStralien – Spanien
Holland – cHile
DEr TIpp
von
oliver
Bozanic
«Australien reist als Aussenseiter nach
Brasilien. Wir haben ein neues, junges
Team und mit Ange Postecoglou einen
neuen Trainer. Aber wir sind es gewohnt,
in der Aussenseiterrolle an einer WM
teilzunehmen. Für mich ist es sogar ein
Vorteil, da der Druck von aussen nicht
besonders gross sein wird. Wir wollen
einfach unser Bestes geben, dann wird
es schon gut kommen. Ob es für das
Weiterkommen in die Achtelfinals reicht?
Das kann ich bei dieser enorm starken
Gruppe mit Titelverteidiger Spanien, dem
WM-Finalisten von 2010 Holland und
dem zuletzt überzeugend auftretenden
Chile nicht voraussagen. Läuft alles nach
Papierform, dann dürften Spanien, Holland und Chile die zwei Plätze unter sich
ausmachen. Aber das heisst in keiner
Weise, dass wir ‹Aussies› von vornherein
den Kopf in den Sand stecken. Das würde überhaupt nicht zu unserem Sportgeist passen!»
Oliver Bozanic (25) ist Mittelfeldspieler beim
FC Luzern.
S
agen wir es so: Es gab schon
weniger erfolgreiche Statistiken als jene der spanischen
Nationalmannschaft in den
vergangenen Jahren. Europameister 2008? Spanien. Weltmeister 2010? Spanien. Europameister
2012, als alle Welt diskutierte, ob die
Iberer nicht zu satt von den vielen Erfolgen seien? Natürlich Spanien. Noch
nie zuvor hatte ein Land drei grosse
Titel hintereinander gewonnen. Und die
Mannschaft gehört auch dieses Mal
wieder zum ganz engen Favoritenkreis.
Ein Team, gespickt mit Stars, das vor
allem eins ist: alt. Und nicht mehr hungrig genug für den nächsten grossen
Coup. Oder etwa doch?
Fragen, mit denen die Spanier quasi
täglich konfrontiert werden. Vermehrt
seit dem Confederations-Cup 2013, der
Spuren hinterlassen hat. Und Hoffnung
bei der Konkurrenz. Im Halbfinal musste das Team von Trainer Vicente del
Bosque gegen Italien ins Penaltyschiessen. Und im Final geschah schliesslich,
was irgendwann passieren musste: Spanien verlor. Aber nicht mit Pech und nur
so ein bisschen. Sondern deutlich. 0:3
gegen Gastgeber Brasilien. Natürlich hat-
ten die Spanier mehr Ballbesitz, wie
immer. Aber das half ihnen nichts, sie
hatten kaum eine Torchance – und schon
gar keine Idee, wie sie das ändern sollten.
DaS KaDer
Iniesta: «Unser Zyklus dauert an»
Denn die Spielweise ist stark geprägt
vom Tiki-Taka, dem ewigen Ballbesitz.
Das ist Plan A der Spanier. Und Plan B.
Und C. Kurzum: Sie haben keinen anderen. Das ist ein Teil der Diskussionen
um das drohende Ende einer Ära. Der
andere besteht aus der Frage, ob die
Mannschaft nicht überaltert und vor
allem satt sei. Andrés Iniesta, zusammen
mit Xavi der Meister der Ballzirkulation,
rollt bei Fragen dieser Art nur noch
entnervt mit den Augen. Satt? Bei einer
WM in Brasilien, dem emotionalen
Mutterland des Fussballs? Da schüttelt
Iniesta regelmässig so heftig den Kopf,
dass man sich schon Sorgen um seine
Halswirbelsäule machte: «Dort zu spielen, ist doch eine unglaubliche Herausforderung.» Und allen, die auf ein Ende
der spanischen Vorherrschaft hoffen,
antwortet er nur: «Viele Leute wünschen
sich das, aber so ein Zyklus besteht aus
Jahren, über die man Titel gewinnt, und
dieser dauert an.»
Getty/Clive Mason
Ähnlich sieht das auch Barcelonas
Aussenverteidiger Jordi Alba, der allerdings weniger titelerfahren ist als viele
seiner Kollegen: «Die Euro 2012 war
mein erster Erfolg mit der Nationalmannschaft. Die meisten anderen Spieler haben schon einige Pokale gewon-
Die BeSonDerheit
Arjen Robben.
Nehmen wir zum Beispiel den Champions-League-Final 2013 (2:1 gegen Dortmund), als er das 1:0 vorbereitete und
das 2:1 selbst erzielte. Oder den diesjährigen Pokal-Final gegen den gleichen
Gegner, als der 30-Jährige ebenfalls der
entscheidende Mann auf dem Platz war.
Die Bayern gewannen 2:0. Das erste Tor
schoss: Arjen Robben. Und das zweite?
Thomas Müller. Der Pass kam von Claudio Pizarro. Und der Pass auf Pizarro kam
von Robben, der solche Partien geniesst:
«Das sind Spiele, dafür spielst du Fussball.
Dafür lebst du, dafür trainierst du.»
Van persie vom pech verfolgt
Die Holländer werden hoffen, dass
der Angreifer im Nationalteam an seine
Bayern-Form anknüpfen kann. Zwar
haben sie in Robin van Persie (30) noch
Holland scheint ein Land voller Rekorde zu sein: In Leeuwarden gab es
mit «Serious Record» das längste Konzert aller Zeiten. Es dauerte 363 Stunden.
Auch im Fernsehgucken stellten fünf
Holländer einen Rekord auf: Mitten im
Amsterdamer Hauptbahnhof schauten
sie 88 Stunden lang ununterbrochen TV.
EPA/Remko De Waal
DaS KaDer
robben ist die zentrale Figur
einen weiteren Superstar in ihren Reihen, doch dieser ist wie einst Robben
vom Verletzungspech verfolgt. Van Persie kam diese Saison bei Manchester
United auf so viele Liga-Einsätze wie
Robben Pflichtspieltore schoss: 21.
Genau deshalb ruht in der holländischen Nationalmannschaft die
Hoffnung auf dem Bayern-Spieler. Nur
dieses Mal schon in der Gruppenphase – und nicht erst im Final.
hollanD
Einwohner: 16,8 Millionen
Weltrangliste: 15
WM-Teilnahmen: 10
Gründung Verband: 1889
Fifa-Beitritt: 1904
Lizenzierte Fussballer: 1 138 860
Torhüter: Iker Casillas (33/Real Madrid), Pepe Reina
(31/Napoli), David de Gea (23/Manchester United).
Abwehr: Cesar Azpilicueta (24/Chelsea), Gerard
Piqué (27/Barcelona), Sergio Ramos (28/Real Madrid),
Jordi Alba (25/Barcelona), Raul Albiol (28/Napoli),
Juanfran (29/Atlético Madrid).
Mittelfeld: Sergio Busquets (25/Barcelona), Xabi
Alonso (32/Real Madrid), Koke (22/Atlético Madrid),
Javi Martinez (25/Bayern München), Xavi (34/Barcelona), Cesc Fabregas (27/Barcelona), Santi Cazorla
(29/Arsenal), Andrés Iniesta (30/Barcelona).
Angriff: David Silva (28/Manchester City), Diego
Costa (25/Atlético Madrid), David Villa (32/Atlético
Madrid), Fernando Torres (30/Chelsea), Pedro (26/
Barcelona), Juan Mata (26/Manchester United).
Trainer: Vicente del Bosque (Sp).
Verlassen die
altgedienten Stars
der Spanier (Xavi
am Ball, Iniesta
unten, oben der
27-jährige Fabregas) bald das
Rampenlicht der
internationalen
Fussballbühne?
HOllanD
der Mann für die entScHeidenden Spiele
bk. Holland gehört vor den grossen
Turnieren immer zu den Titelfavoriten,
das ist auch in diesem Jahr nicht anders.
Dieses Mal werden die Holländer gleich
von Beginn an zeigen müssen, dass dies
kein Zufall ist. Denn viele Experten
halten die Gruppe B für die vielleicht
stärkste. Da ist es ganz gut, einen Mann
in den eigenen Reihen zu wissen, der
in wichtigen Partien immer mächtig
aufdreht: Arjen Robben.
35
Torhüter: Jasper Cillessen (25/Ajax Amsterdam), Tim
Krul (26/Newcastle), Michel Vorm (30/Swansea City).
Abwehr: Daley Blind (24/Ajax Amsterdam), Daryl
Janmaat (24/Feyenoord Rotterdam), Terence Kongolo (20/Feyenoord Rotterdam), Bruno Martins Indi
(22/Feyenoord Rotterdam), Joel Veltman (22/Ajax
Amsterdam), Paul Verhaegh (31/Augsburg), Ron
Vlaar (29/Aston Villa), Stefan De Vrij (22/Feyenoord
Rotterdam).
Mittelfeld: Jordy Clasie (22/Feyenoord Rotterdam),
Leroy Fer (24/Norwich City), Jonathan de Guzman
(26/Swansea), Nigel de Jong (29/Milan), Wesley Sneijder (29/Galatasaray Istanbul), Georginio Wijnaldum
(23/PSV Eindhoven), Arjen Robben (30/Bayern
München).
Angriff: Memphis Depay (20/PSV Eindhoven), KlaasJan Huntelaar (30/Schalke 04), Dirk Kuyt (33/Fenerbahce Istanbul), Jeremain Lens (26/Dynamo Kiew),
Robin van Persie (30/Manchester United).
Trainer: Louis van Gaal (Ho).
nen. Trotzdem sind alle noch hungrig
nach mehr.»
Die Einstellung del Bosques
Dieser Gier vertraut auch del Bosque.
Denn in Sachen Aufstellung gilt er eher
als Traditionalist. Soll heissen: Die Alt-
eingesessenen geniessen sein Vertrauen.
Der beste Beweis dafür ist Iker Casillas.
Der Torhüter darf bei seinem Club Real
Madrid nur noch im Pokal und in der
Champions League ins Tor. In der Liga
spielt er unter Trainer Carlo Ancelotti
keine Rolle mehr. Für del Bosque ist er
im Nationalteam trotzdem die klare
Nummer eins. Für die Spieler in der
zweiten Reihe ist die Einstellung ihres
Trainers nicht immer ganz so einfach.
Zum Beispiel für David de Gea (23), den
Stammtorhüter von Manchester United.
Er spielt trotz seines jungen Alters seit
CHIlE
Mit «vidalität» zuM erfolg
bm. Eines fehlt Arturo Vidal (27) gewiss nicht: Selbstvertrauen. Andernfalls
würde der Führungsspieler Chiles nicht
den WM-Titel als Ziel ausrufen. Mit
einem Land, das seit dem dritten Platz
bei der Heim-WM 1962 nicht mehr über
den Achtelfinal hinausgekommen ist –
und das den Weltmeister (Spanien) und
den Vize-Weltmeister (Holland) als
Gruppengegner hat. Vidal ist das egal,
er sagt: «Wir verfügen über Chiles
stärkste Generation aller Zeiten. Wir
sind eine Truppe, vor der sich alle in
Acht nehmen sollten.» Mit einem starken Anführer: Arturo Vidal.
Eine dominante allzweckwaffe
Seit drei Jahren spielt Vidal nun bei
Juventus Turin. Dort hat er sich zur
dominanten Allzweckwaffe im zentralen
Mittelfeld aufgeschwungen. Vidal läuft
Pässe ab, grätscht, ist Anspielstation,
füttert die Stürmer mit Vorlagen, lenkt
und leitet seine Nebenmänner – im
Training zuweilen sogar beim Konditionsprogramm per Trillerpfeife
Für seinen umtriebigen Spielstil erfand die italienische Presse einen eigenen Begriff: «Vidalität».
Ach ja, torgefährlich ist er auch noch.
In den letzten beiden Saisons traf Vidal
in der Liga zweistellig und führte Juventus so zur Meisterschaft. In der WM-
Die BeSonDerheit
Arturo Vidal.
Chile vereinigt die meisten Klimazonen weltweit: Über 6000 Meter hohe
Gebirge mit Gletschern, Eisbergen und
Vulkanen, mit der Atacama die trockenste Wüste, mit Puerto Williams im
Feuerland der südlichste Ort der Welt
– diese Vielfalt gibt es nur in diesem
südamerikanischen Land.
EPA/Carlos Parra
Qualifikation war Vidal neben Valencias
Eduardo Vargas mit fünf Treffern Chiles
Top-Torschütze – selbst Barcelona-Stürmer Alexis Sanchez traf nur viermal.
Vidal ist also ein kompletter moderner
Sechser. «Ich bin in dieser Rolle der Beste», sagt er, völlig frei von Selbstzweifeln,
«keiner verteidigt so gut wie ich und
schiesst zudem noch so viele Tore.»
Er wird den grossen Worten Taten
folgen lassen müssen.
Chile
Einwohner: 16,3 Millionen
Weltrangliste: 14
WM-Teilnahmen: 9
Gründung Verband: 1895
Fifa-Beitritt: 1913
Lizenzierte Fussballer: 478 337
DaS KaDer
Torhüter: Claudio Bravo (31/San Sebastian), Johnny
Herrera (33/Universidad de Chile), Cristopher Toselli (25/Universidad Católica).
Abwehr: Gary Medel (26/Cardiff), José Rojas (30/
Universidad de Chile), Eugenio Mena (25/Santos),
Gonzalo Jara (28/Nottingham Forest), Mauricio Isla
(25/Juventus).
Mittelfeld: Arturo Vidal (27/Juventus), Marcelo Diaz
(27/Basel), Francisco Silva (28/Osasuna), Felipe Gutiérrez (23/Twente Enschede), Jorge Valdivia (30/
Palmeiras), Carlos Carmona (27/Atalanta), Charles
Aranguiz (25/Internacional), Miiko Albornoz (23/
Malmö), José Pedro (29/Colo Colo).
Angriff: Alexis Sanchez (25/Barcelona), Esteban
Paredes (33/Colo Colo), Eduardo Vargas (24/Valencia), Mauricio Pinilla (30/Cagliari), Fabian Orellana
(28/Celta Vigo), Jean Beausejour (30/Wigan Athletic).
Trainer: Jorge Sampaoli (Arg).
Jahren auf konstant hohem Niveau.
Oder Isco, Reals Supertalent, von dem
ganz Europa schwärmt. Und der wahrscheinlich bei jedem Trainer der Welt
regelmässig in der Startelf stünde. Ausser bei del Bosque. Dieser berief ihn
nicht mal ins vorläufige WM-Kader.
Allerdings deutet vieles darauf hin,
dass der Brasilien-Trip das letzte Hurra
der diamantenen Generation wird. Der
langjährige Anführer Carles Puyol ist
schon in Brasilien nicht mehr dabei.
Xavi (34), Iniesta (30), David Villa (32),
Xabi Alonso (32) und Iker Casillas (33)
MOrGEn
In der Mittwochausgabe unserer Zeitung stellen wir die Gruppe C vor und
erzählen, warum Didier Drogba in der
Elfenbeinküste ein Nationalheld ist.
aUSTralIEn
ein kurioSer trainerwecHSel
bk. Die WM-Qualifikation erreicht
und danach als Trainer entlassen? Das
gibt es fast nicht. Ausser man heisst
Holger Osieck und war Coach in Australien. Der Grund: Im Herbst 2013
kassierte seine Mannschaft gleich zwei
0:6-Klatschen. Zwar immerhin gegen
Brasilien und Frankreich – aber auch
das konnte den Deutschen nicht mehr
retten. Ihm wurde nicht mehr zugetraut,
das Team standesgemäss auf die WM
vorzubereiten.
In Ange Postecoglou (48) haben die
Australier nun einen prominenten
Nachfolger gefunden. Er ist der Star der
Mannschaft. Viermal wurde er schon
australischer Meister – mit South Melbourne und Brisbane Roar. Darüber
hinaus gewann er mit South Melbourne
1999 den Champions Cup Ozeaniens,
vergleichbar mit der europäischen
Champions League.
«Postecoglou ist eine Bereicherung
für unsere Nationalelf», sagt Ex-Nationalspieler Paul Agostino und fügt hinzu: «Er setzt konsequent auf eine Verjüngung sowie auf schnelle, laufbereite
Spieler.» Sehr zum Kummer von Routiniers wie Sasa Ognenovski (35) und
dem langjährigen Captain Lucas Neill
(36). Die beiden Innenverteidiger wurden nicht für die Weltmeisterschaft
nominiert. Für Agostino macht der
Die BeSonDerheit
Ange Postecoglou.
AP/Rick Rycroft
Schritt trotzdem Sinn: «Es ist richtig,
dass Postecoglou die Jungen jetzt reinwirft, damit sie auf höchstem Niveau
Erfahrung sammeln. Die Mannschaft
wird in Zukunft davon profitieren.»
Trainer-Star hin oder her – für Postecoglou bleibt nur zu hoffen, dass für
Australien in der schwierigen Gruppe
B nicht die nächsten 0:6-Klatschen
folgen. Sonst könnte seine Ära schneller zu Ende gehen, als ihm recht ist.
auStralien
Einwohner: 22,8 Millionen
Weltrangliste: 59
WM-Teilnahmen: 4
Gründung Verband: 1961
Fifa-Beitritt: 1963
Lizenzierte Fussballer: 435 728
Weihnachten ist für viele Menschen
etwas ganz Besonderes. Vor allem für
eine australische Familie, die Richards
aus Canberra. Sie halten den Weihnachts-Beleuchtungs-Weltrekord. Sie
schmückten ihr Haus mit genau 502 165
Lichtern.
DaS KaDer
Torhüter: Mark Birighitti (23/Newcastle Jets), Eugene Galekovic (22/Adelaide United), Mitch Langerak (25/Borussia Dortmund), Mat Ryan (22/Club
Brügge).
Abwehr: Jason Davidson (22/Heracles Almelo), Ivan
Franjic (26/Brisbane Roar), Ryan McGowan (24/
Shandong), Matthew Spiranovic (25/Western Sydney
Wanderers), Alex Wilkinson (29/Jeonbuk Motors),
Luke Wilkshire (32/Dynamo Moskau), Bailey Wright
(21/Preston North End).
Mittelfeld: Oliver Bozanic (25/Luzern), Mark Bresciano (34/Al Gharafa), James Holland (25/Austria
Wien), Mile Jedinak (29/Crystal Palace) Massimo
Luongo (21/Swindon Town), Matt McKay (31/Brisbane Roar), Mark Milligan (28/Melbourne Victory),
Tommy Oar (22/Utrecht), Tom Rogic (21/Melbourne
Victory),Dario Vidosic (27/Sion), James Troisi (25/
Melbourne Victory).
Angriff: Tim Cahill (34/New York Red Bulls), Ben
Halloran (21/Fortuna Düsseldorf), Josh Kennedy (31/
Nagoya Grampus), Mathew Leckie (23/FSV Frankfurt), Adam Taggart (21/Newcastle Jets).
Trainer: Ange Postecoglou (Au).
Mittwoch, 4. Juni 2014 / Nr. 128
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
32
Mittwoch, 4. Juni 2014 / Nr. 128
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
33
GruppE
C
kOLumbiEN
GriEchENLAND
ELfENbEiNküstE
JAPAN
DiE sPiELE
sA, 14. Juni, 18.00
kolumbien - GriechenlanD
sO, 15. Juni, 03.00
elfenbeinküSte - Japan
DO, 19. Juni, 18.00
kolumbien - elfenbeinküSte
fr, 20. Juni, 00.00
Japan - GriechenlanD
Di, 24. Juni, 22.00
Japan - kolumbien
GriechenlanD - elfenbeinküSte
DEr tiPP
Von
Samuele
DrakopuloS
«Bei der Elfenbeinküste weiss man, dass
sie gut sind und mit Didier Drogba über
einen gefährlichen Stürmer verfügen. Die
Japaner sind klein, wirblig und können
gut Fussball spielen. Die kolumbianische
Mannschaft ist schwierig einzuschätzen.
Ein Weiterkommen liegt für die griechische Nationalmannschaft in dieser Gruppe im Bereich des Möglichen. Die Stärke
der Griechen liegt ganz klar im Kollektiv
bzw. in der Defensive. In der Qualifikation
kassierte Griechenland in zehn Spielen
nur vier Gegentreffer. Die Schwäche ist
der Sturm. Für die Griechen wäre das
Überstehen der Gruppenphase ein Erfolg.
Weiter tippe ich auf die Elfenbeinküste.
Mein Favorit für den WM-Titel ist Italien
und Belgien mein Geheimfavorit.»
Samuele Drakopulos (39) ist Trainer der ersten
Mannschaft des regionalen Zweitligisten
FC Stans.
Drogba: Ein
Bulldozer und
Friedensengel
ElfEnbEinküstE
Einwohner: 19,8 Millionen
Weltrangliste: 21
WM-Teilnahmen: 3
Gründung Verband: 1960
Fifa-Beitritt: 1964
Lizenzierte Fussballer: 23 200
bEsondErhEit
ELfENbEiNküstE Didier Drogba (36) ist der
unumstrittene Star der Elfenbeinküste. Er hat die
Nationalmannschaft nicht nur dreimal in Folge an
eine WM geführt – sondern auch einen wichtigen
Beitrag zum Frieden in seinem Land geleistet.
Das wichtigste Exportprodukt der Ivorer? Das Elfenbein. Daher stammt auch
der Name des Landes. Allerdings sind
die Elefanten inzwischen – durch die
massive Jagd auf die Stosszähne – vom
Aussterben bedroht.
CarStEN MEyEr
sport@luzernerzeitung.ch
Torhüter: Boubacar Barry (34/Lokeren), Sylvain Gbohouo (25/Séwé Sports de San Pedro), Sayouba Mande (20/Stabaek IF).
J
osé Mourinho ist kein Mensch,
der sonderlich zimperlich ist. Weder in der Wahl seiner Mittel noch
in der seiner Worte. Das beweist
der Chelsea-Coach recht häufig,
wenn er verbal über sein Gegenüber herfällt. Selbst wenn Mourinho ein
Lob ausspricht, klingt das nicht gerade
wie ein verbales Streicheln – sondern
eher, als haue er dem Gelobten mit der
Pranke die Schulter platt. Über seinen
erklärten Lieblingsstürmer Didier Drogba (36), mittlerweile bei Galatasaray
Istanbul, sagt Mourinho: «Wenn ich
einen Spieler wählen müsste, mit dem
ich in die Schlacht ziehen müsste, wäre
es Didier.»
Lampard: «Drogba ist einzigartig»
Er spricht, rein sportlich gesehen, aus
Erfahrung. Er hat als Trainer genug
Schlachten mit dem Stürmer geschlagen – und gewonnen. Beim grössten
Triumph aber stand ein anderer an der
Seitenlinie: der Schaffhauser Roberto di
das kadEr
Matteo. Zusammen gewannen Drogba
und er 2012 gegen den FC Bayern München den Champions-League-Final nach
Elfmeterschiessen. In München! Drogba
gab den einsamen Ein-Mann-Angreifer,
rackerte für drei – und wurde mit dem
späten Ausgleichstreffer zum 1:1 in der
88. Minute belohnt. Und wo er schon
mal da war, verwandelte er am Ende
auch noch gleich den entscheidenden
Penalty. «Didier ist einzigartig», sagt
Chelseas Mittelfeldspieler Frank Lampard, «er ist eine Maschine. Ein Bulldozer.» Gegnerische Verteidiger, die sich
ihm in den Weg werfen, werden einfach
überrollt. So ist Didier Drogba. Der
Fussballer.
Viel gemein mit dem Menschen Didier
Drogba hat das allerdings nicht. Im
Gegenteil. Ausserhalb des Platzes ist
Drogba eine Art Friedensengel.
Das hängt vor allem mit dem 8. Oktober 2005 zusammen. Die Elfenbeinküste hatte sich gerade im sudanesischen
Omdurman für die WM 2006 qualifiziert.
Er hat in seiner
Heimat den
Status eines
Nationalhelden:
Didier Drogba
(mit Gesicht
zur Kamera).
Und als ein TV-Reporter von der Elfenbeinküste Drogba zum Interview bat,
folgte dieser einer spontanen Eingebung.
Drogba sank umringt von seinen Mitspielern auf die Knie und flehte die
Menschen in seiner Heimat an: «Bitte
legt endlich die Waffen nieder.»
Nationalteam eint das Land
Sein Land befand sich zu diesem Zeitpunkt in einem fürchterlichen Bürger-
martínez mit 20 toren in 30 spielen
Nach dieser traurigen Gewissheit fragt
sich ganz Kolumbien nun: Ist es überhaupt realistisch, ohne den Superstürmer eine erfolgreiche WM zu spielen?
Die kurze Antwort: Ja. Zwar kann
niemand Falcao gleichwertig ersetzen
– aber in Jackson Martínez (FC Porto),
Adrián Ramos (bislang Hertha BSC
Berlin, künftig Borussia Dortmund) und
Carlos Bacca (FC Sevilla) stehen weitere Top-Stürmer im Kader. Vor allem
der 27-jährige Martínez kommt in starker Form nach Brasilien. Der bullige
Mittelstürmer, der seit einem Jahr mit
etlichen europäischen Topklubs in Verbindung gebracht wird, hat auch in der
bEsondErhEit
Jackson Martínez.
AP/Paulo Duarte
abgelaufenen Saison bei Porto wieder
überzeugt: 30 Ligaeinsätze, 20 Tore. Mit
Vorlagen füttern soll ihn Fredy Guarín
(Inter Mailand), der sich zu einem der
besten Mittelfeldspieler der Serie A gemausert hat.
So kommt es, dass der eine oder
andere Experte die Mannschaft von
Trainer José Pekerman sogar in den
Kreis der Geheimfavoriten erhebt. Und
das auch ohne die Teilnahme von Kolumbiens Superstürmer Falcao.
kolumbiEn
Einwohner: 47,7 Millionen
Weltrangliste: 5
WM-Teilnahmen: 5
Gründung Verband: 1924
Fifa-Beitritt: 1936
Lizenzierte Fussballer: 291 229
Mittelfeld: Cheick Tiote (27/Newcastle), Yaya Touré
(31/Manchester City), Max Gradel (26/St-Etienne),
Ismael Diomande (21/St-Etienne), Geoffrey Serey Die
(29/Basel), Didier Ya Konan (30/Hannover 96).
AP/Abdeljalil Bounhar
kOLumbiEN
ohne falcao – aber mit martínez
bk. Es gibt Dinge, die sind wichtig.
Und es gibt Dinge, die sind noch viel
wichtiger. In Kolumbien beispielsweise
stellte sich ein ganzes Land die bange
Frage: Wird er rechtzeitig fit oder nicht?
Mehr muss man dort nicht sagen, jeder
weiss sofort, von wem die Rede ist. Von
Radamel Falcao García Zárate, oder
kurz: Falcao (28). Der Ausnahmespieler
von AS Monaco ist der Mann, auf dem
die Hoffnungen einer ganzen Nation
ruhten. Jetzt steht fest: Es hat nicht
gereicht. Falcao fährt nicht mit zur WM.
Nach seinem Kreuzbandriss Anfang des
Jahres in einem Cupspiel ist er nicht
mehr rechtzeitig fit geworden.
Abwehr: Jean-Daniel Akpa Akpro (21/Toulouse), Kolo
Toure (33/Liverpool), Souleyman Bamba (29/Trabzonspor), Arthur Boka (31/VfB Stuttgart), Constant Djakpa (27/Eintracht Frankfurt), Serge Aurier (21/Toulouse), Didier Zokora (33/Trabzonspor), Viera Diarrassouba (27/Caykur Rizespor).
Der tragische Höhepunkt der kolumbianischen WM-Geschichte ist die Ermordung von Andrés Escobar 1994. Nur
wenige Tage nach seinem Eigentor im
Vorrundenspiel gegen die USA (1:2)
und dem damit verbundenen Aus wurde der Abwehrspieler in Medellín erschossen. Der Täter Humberto Muñoz
Castro war ein Bodyguard von mächtigen Drogenbossen. Unklar ist, ob er als
wütender Fan oder als Auftragsmörder
der Wettmafia handelte.
das kadEr
Torhüter: David Ospina (25/Nizza), Faryd Mondragon (42/Deportivo Cali), Camilo Vargas (25/Independiente Santa Fe).
Abwehr: Mario Yepes (38/Atalanta Bergamo), Cristian Zapata (27/Milan), Carlos Valdes (29/CA San
Lorenzo de Almagro), Eder Alvarez Balanta (21/River
Plate), Santiago Arias (22/PSV Eindhoven), Camilo
Zuniga (28/Napoli), Pablo Armero (27/West Ham).
Mittelfeld: Carlos Sanchez (28/FC Elche), Fredy
Guarin (27/Inter Mailand), Abel Aguilar (29/Toulouse), Aldo Leao Ramirez (33/Morelia), Juan Quintero (21/FC Porto), James Rodriguez (22/Monaco),
Juan Cuadrado (26/Fiorentina), Victor Ibarbo (24/
Cagliari), Alexander Mejia (25/Nacional Montevideo).
Angriff: Carlos Bacca (27/FC Sevilla), Adrian Ramos
(28/Hertha Berlin), Teofilo Gutierrez (29/River Plate),
Jackson Martinez (27/FC Porto).
Trainer: José Pekerman (Arg).
Angriff: Mathis Bolly (23/Fortuna Düsseldorf), Wilfried Bony (25/Swansea), Didier Drogba (36/Galatasaray Istanbul), Gervinho (27/AS Roma), Giovanni
Sio (25/Basel), Salomon Kalou (28/Lille).
krieg. Ein Land, das innerlich zerrissen
war. Ein Land, in dem es 60 Volksgruppen und 70 Landessprachen gibt. Und
das damals nur kurz durchatmen konnte, wenn das Nationalteam antrat. Dann
hatten die Menschen keine Zeit für Krieg,
sie mussten mit ihrem Team mitfiebern.
«Diese Mannschaft bedeutet dem Land
sehr viel», erklärt Drogba, «ich denke
sogar, dass sie die einzig einende Kraft
der Elfenbeinküste ist.»
Den Beweis lieferte er selbst, damals,
an diesem historischen Tag. Denn tatsächlich geschah das fast nicht für
möglich gehaltene Wunder: Der Friedensprozess war eingeleitet. Drogba:
«Ich glaube, dass es uns damit gelungen
ist, eine Tragödie zu verhindern.»
Ex-Premier: «Er ist ein Nationalheld»
So ist das als Nationalspieler der Elfenbeinküste. Es geht um weit mehr als
nur um ein Spiel. «Bei uns sind viele
ethnische Gruppen vertreten», sagt
Drogba, «wir wollen den Menschen
durch Fussball zeigen, dass wir zusammen leben können.»
Und Drogba ist der Mann, der sie alle
eint. Dafür bewundern ihn selbst die
Politiker seines Landes. Ex-Premierminister Guillaume Soro sagt voller Respekt: «Didier Drogba ist ein Nationalheld. Von Nord bis Süd, von Ost bis
GriEchENLAND
DaS prinzip hoffnunG
bk. Jürgen Klopp, Trainer von Borussia Dortmund, weiss manchmal auch
nicht so recht, was er von seinem Verteidiger Sokratis (25) halten soll: «Man
weiss nie, ob er dich nicht im nächsten
Moment umhauen will, weil er so mimikfrei guckt.» Auszuschliessen ist das
freilich nicht. Denn der Abwehrchef der
griechischen Nationalmannschaft gilt
als wenig zimperlich, sobald er in einem
Fussballtrikot steckt. Er ist ein richtiger
Zweikämpfer. Einer, der sich in jeden
Schuss wirft und zur Not auch den
Flutlichtmasten umgrätscht. Das kommt
natürlich an bei den Fans, in Dortmund
wurde er binnen kürzester Zeit zum
Publikumsliebling. Seine Aufgabe wird
es bei der WM sein, auch in der griechischen Defensive für Stabilität zu
sorgen. Man traut ihm das zu, ohne
Wenn und Aber.
Gute Vorrunde, dann der Absturz
Das grössere Problem stellt sowieso
die Offensive dar. Eigentlich hoffte man
in diesem Bereich auf Konstantinos
Mitroglou (26). In der Vorrunde spielte
der Stürmer noch für Olympiakos Piräus – und wies eine sehenswerte Statistik auf: 12 Ligaeinsätze, 14 Tore. Doch
dann wechselte er in der Winterpause
für rund 15 Millionen Euro zum
FC Fulham in die englische Premier
League. Seinen Aufenthalt hat er sich
bEsondErhEit
AP/Petros Giannakouris
dort aber mir Sicherheit etwas anders
vorgestellt: Fulham stieg ab, Mitroglou
kam insgesamt zu nur drei Einsätzen.
samaras mit celtic meister
Mitroglou, der in der Jugend unter
anderem für den MSV Duisburg und
Borussia Mönchengladbach spielte,
wird also aller Voraussicht nach noch
nicht in WM-Form sein. Bleibt wohl
nur noch das Prinzip Hoffnung – und
Georgios Samaras (29). Mit sieben Toren und zehn Vorlagen war er massgeblich am Titelgewinn von Celtic Glasgow in Schottland beteiligt.
GriEchEnland
Einwohner: 11,3 Millionen
Weltrangliste: 10
nicht zu Ende geschrieben. Das ist allein
deshalb schon ganz praktisch, weil sowieso noch ein Happy End fehlt.
2006 und 2010 scheiterte die Mannschaft jeweils als Gruppendritter in der
Vorrunde. Auf einen Hattrick legt Drogba keinen gesteigerten Wert. Er sagt:
«Wir wollen bei dieser WM etwas Bedeutsames erreichen.»
Niemand weiss besser, wie so etwas
geht.
Trainer: Sabri Lamouchi (Fr).
MOrGEN
In der Donnerstag-Ausgabe unserer
Zeitung stellen wir die Gruppe D vor
und erzählen vom letzten Auftritt eines
ganz Grossen des Weltfussballs.
JAPAN
ein auSSerGewöhnlicher honDa
WM-Teilnahmen: 3
Gründung Verband: 1926
Fifa-Beitritt: 1927
Lizenzierte Fussballer: 359 221
Konstaninos Mitroglou.
West sind wir, ja, ganz Afrika, stolz auf
ihn.»
Auf den Menschen. Aber natürlich
auch auf den Fussballer. Zum dritten
Mal in Folge hat sich das Land für eine
WM qualifiziert. Keine Selbstverständlichkeit, wie auch Drogba weiss: «Ich
bin stolz, dieses Abenteuer mitzuerleben
und in die Fussballgeschichte meines
Landes eingehen zu können.»
Allerdings ist diese Geschichte noch
Mehr als 5600 Griechen stellten im
Jahr 2012 in der Hafenstadt Volos einen
neuen Weltrekord auf: Fünf Minuten
lang tanzte die ganze Menschenmenge
Sirtaki.
das kadEr
Torhüter: Orestis Karnezis (28/Granada) Panaglotis
Glykos (27/PAOK Thessaloniki), Stefanos Kapino (20/
Panathinaikos Athen).
Abwehr: Kostas Manolas (22/Olympiakos Piräus),
Ioannis Maniatis (27/Olympiakos Piräus), Jose Holebas (29/Olympiakos Piräus), Sokratis Papastathopoulos (25/Borussia Dortmund), Giorgios Tzavellas
(26/PAOK Thessaloniki), Loukas Vyntra (33/Levante),
Vasilis Torosidis (28/AS Roma), Vangelis Moras (32/
Hellas Verona).
Mittelfeld: Alexandros Tziolis (29/Kayserispor), Andreas Samaris (24/Olympiakos Piräus), Kostas Katsouranis (34/PAOK Thessaloniki), Giorgos Karagounis
(37/Fulham), Panagiotis Tachtsidis (23/Torino),
Ioannis Fetfatzidis (23/CFC Genua), Lazaros Christodoulopoulos (27/Bologna), Panagiotis Kone (26/
Bologna).
Angriff: Dimitrios Salpingidis (32/PAOK Thessaloniki), Giorgios Samaras (29/Celtic Glasgow), Konstantinos Mitroglou (26/Fulham), Theofanis Gekas (34/
Konyaspor).
Trainer: Fernando Santos (Por).
bk. Aus Japans Nationalmannschaft
sticht Keisuke Honda (27) heraus. Das
liegt unter anderem an seinen blond
gefärbten Haaren. Wenn es sein muss,
lässt er dafür sogar alle vier Wochen
seinen Friseur aus Japan einfliegen.
Nach Italien, wo er bei Milan sein Geld
verdient. Und dann ist da noch die
Sache mit der Uhr, Honda trägt an
beiden Handgelenken eine. Aus
welchem Grund? «Wer hat denn entschieden, dass man nur an einem
Handgelenk eine Uhr trägt?», antwortet
Honda provokant. Sein Nationalmannschaftskollege Shinji Okazaki sagt über
ihn: «Japaner orientieren sich gewöhnlich an anderen. Honda nicht, er zieht
sein Ding durch und hat einen grossen
Ehrgeiz.» Privat, aber auch auf dem
Platz, wo er ebenfalls gerne auffällt. Mit
seiner eleganten Technik. Mit seiner
brillanten Schusstechnik.
Achtelfinal bisher Endstation
Genau deshalb hat sich Honda bisher
bei auch all seinen Vereinen (u. a. ZSKA
Moskau, Milan) durchgesetzt. Für die
Japaner ist er sowieso unverzichtbar.
Zusammen mit dem früheren Dortmunder Shinji Kagawa (nun bei Manchester
United) ist er der Hoffnungsträger der
Japaner, die bei einer WM noch nie
über den Achtelfinal hinausgekommen
sind.
bEsondErhEit
Keisuke Honda.
AP/Shuj Kajiyama
Die steilste Achterbahn der Welt gibt
es im Freizeitpark Fuji-Q Highland in
Japan. Die Bahn stürzt 43 Meter im freien
Fall in die Tiefe – und das bei einem
Gefälle von 121 Grad. Wie es mit der
Beschleunigung aussieht? Die ist gerade
noch einigermassen akzeptabel: von 0
auf 100 Stundenkilometer in zwei
Sekunden.
Okazaki mit bundesliga-rekord
Das soll sich dieses Jahr ändern.
Schliesslich sind mittlerweile eine Menge von ihnen in europäischen Topligen
unterwegs, sieben Spieler von ihnen
allein in Deutschland. Einer fährt sogar
mit einem Bundesliga-Rekord nach
Brasilien: Okazaki. 15 Tore schoss er
diese Saison. Das schaffte zuvor noch
keiner seiner Landsleute. Vielleicht ein
gutes Jahr für Japaner, um Aussergewöhnliches zu leisten.
Japan
Einwohner: 127,6 Millionen
Weltrangliste: 47
WM-Teilnahmen: 5
Gründung Verband: 1921
Fifa-Beitritt: 1929
Lizenzierte Fussballer: 1 045 150
das kadEr
Torhüter: Eiji Kawashima (31/Standard Lüttich),
Shusaku Nishikawa (27/Urawa Red Diamonds), Shuichi Gonda (25/FC Tokio).
Abwehr: Yasuyuki Konno (31/Gamba Osaka), Masahiko Inoha (28/Júbilo Iwata), Yuto Nagatomo (27/
Inter Mailand), Masato Morishige(27/FC Tokio),
Atsuto Uchida (26/Schalke 04), Maya Yoshida (25/
Southampton), Hiroki Sakai (24/Hannover 96), Gotoku Sakai (23/VfB Stuttgart).
Mittelfeld: Yasuhito Endo (34/Gamba Osaka), Makoto Hasebe (30/1. FC Nürnberg), Toshihiro Aoyama
(28/Sanfrecce Hiroshima), Hotaru Yamaguchi (23/
Cerezo Osaka), Keisuke Honda (27/Milan), Hiroshi
Kiyotake (24/1. FC Nürnberg), Shinji Kagawa (25/
Manchester United).
Angriff: Yoshito Okubo (31/Kawasaki Frontale),
Shinji Okazaki (28/Mainz 05), Yoichiro Kakitani (24/
Cerezo Osaka), Manabu Saito (24/Yokohama F. Marinos), Yuya Osako (24/1860 München).
Trainer: Alberto Zaccheroni (It).
Donnerstag, 5. Juni 2014 / Nr. 129
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
Sport
32
Donnerstag, 5. Juni 2014 / Nr. 129
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
italiEn
Gruppe
D
iTalien
englanD
UrUgUay
CoSTa riCa
Einwohner: 60,8 Millionen
Weltrangliste: 9
WM-Teilnahmen: 18
WM-Titel: 4
Gründung Verband: 1898
Fifa-Beitritt: 1905
Lizenzierte Fussballer: 1 513 596
diE BEsondErhEit
In der Saison 2012/2013 gab es beim
italienischen Erstligisten US Palermo
vier Trainerwechsel. Zwei Mal davon
wurde Gian Piero Gasperini rausgeschmissen. Im September durfte er den
ersten Trainer, Guiseppe Sannino, ablösen. Im Februar wurde Gasperini dann
von Alberto Malesani beerbt. Der durfte nur drei Wochen ran, bevor Gasperini Ende Februar den Trainerposten
wieder zurückbekam. Allerdings bekam
er nach nur zwei Wochen den zweiten
Laufpass.
Der letzte
Tanz des
Magiers
das KadEr
Torhüter: Gianluigi Buffon (36/Juventus), Salvatore
Sirigu (27/Paris St­Germain), Mattia Perin (21/Genoa).
Abwehr: Andrea Barzagli (33/Juventus), Leonardo
Bonucci (27/Juventus), Giorgio Chiellini (29/Juventus),
Gabriel Paletta (28/Parma), Mattia De Sciglio (21/
Milan), Ignazio Abate (27/Milan), Matteo Darmian
(24/Torino).
iTalien Andrea pirlo (35) hat dem italienischen Fussball grosse
Momente geschenkt. Nun steht er vor dem Abschied – aber
zuvor will er sein Team noch einmal zum Titel führen.
Mittelfeld: Andrea Pirlo (35/Juventus), Claudio Mar­
chisio (28/Juventus), Daniele De Rossi (30/AS Roma),
Thiago Motta (31/Paris St­Germain), Marco Verratti
(21/Paris St­Germain), Antonio Candreva (27/Lazio),
Alberto Aquilani (29/Fiorentina), Marco Parolo (29/
Parma).
CArsTeN Meyer
sport@luzernerzeitung.ch
Die Spiele
14. Juni, 21.00
uruguay - costa rica
15. Juni, 00.00
engLand - itaLien
19. Juni, 21.00
uruguay - engLand
20. Juni, 18.00
itaLien - costa rica
24. Juni, 18.00
costa rica - engLand
itaLien - uruguay
Angriff: Mario Balotelli (23/Milan), Antonio Cassano
(31/Parma), Alessio Cerci (26/Torino), Ciro Immobile
(24/Torino), Lorenzo Insigne (23/Napoli).
G
ianluigi Buffon hatte eine
Erscheinung. Und selbstverständlich sah er es als
seine Pflicht an, seine
Landsleute daran teilhaben zu lassen. Also verkündete er: «Andrea Pirlo ist der Beweis
für die Existenz Gottes.» Natürlich war
im fussballbegeisterten Italien kein
Mensch so verrückt, diese These anzuzweifeln. Schliesslich hatte Pirlo ihnen
grossartige Momente wie zum Beispiel
den WM-Sieg 2006 geschenkt. Das macht
selbst einen Torwart wie Buffon, der
nachweislich nicht unter Mangel an
Selbstvertrauen leidet, demütig. Aber
über Pirlo berichtet er ehrfürchtig: «Sein
Können macht uns verlegen.»
Der grosse irrtum von Milan
Der Tipp
von
Lorenzo
Bucchi
«Ich glaube nicht, dass England in dieser
schwierigen Gruppe bestehen kann. Die
letzten Jahre haben gezeigt, dass die
Engländer nicht mehr mit den weltbesten
Teams mithalten können. Uruguay und
Italien sind besser und werden weiterkommen. Die Südamerikaner als Gruppenerste, weil sie seit Jahren zusammenspielen und bereits an der letzten WM
und an der Copa América mit guten
Ergebnissen aufgewartet haben. Die beiden Stürmer Cavani und Suarez gehören
weltweit zum Besten, was es momentan
zu sehen gibt, und sie werden in Brasilien
gross auftrumpfen. Als Italiener hoffe ich
natürlich, dass mein Heimatland Weltmeister wird. Italien ist an WM-Endrunden immer bereit für Topleistungen.»
Lorenzo Bucchi (30) ist die Nummer 2 im Tor
des FC Luzern.
33
Vor allem aber macht es Buffon und
seine Teamkollegen erfolgreich. Mit dem
Nationalteam, aber natürlich auch mit
ihrem Verein Juventus Turin. Dreimal
in Folge ist Juve zuletzt italienischer
Meister geworden. Und wer abstreitet,
dass da ein Zusammenhang mit Pirlo
besteht, der glaubt auch, dass der Ball
nur springt, weil ein Frosch drinsitzt.
2011 zog es den damals 32-jährigen
Spielmacher nach Turin. Weil sie ihn
bei Milan für zu alt hielten. Für zu langsam. Für ein Relikt aus vergangenen
Tagen, das im modernen Fussball nichts
mehr zu suchen habe. Sagen wir es so:
In der Geschichte des Fussballs gab es
selten eine grössere Fehleinschätzung.
Gerade erst wurde Juve mit der RekordPunktzahl von 102 Zählern Meister,
angeführt natürlich wie immer von
einem überragenden Pirlo. Milan schloss
die Saison dagegen krisengeplagt als
schmuckloser Achter ab.
Damals hatte es den stolzen Regisseur
gekränkt, dass man ihn in Mailand nicht
mehr wollte. Heute sagt er: «Es war die
beste Entscheidung meiner Karriere.»
So ähnlich werden sie das bei Juve auch
sehen. Sein Mitspieler Simone Pepe, ein
Jahr vor Pirlo zu Juve gekommen, erzählt
begeistert: «Andrea hat unser Team
völlig verändert. Er hat eine Gruppe
guter Spieler in eine Spitzenmannschaft
verwandelt.»
Mit pirlo top, ohne pirlo Flop
Mit so etwas kennt sich Pirlo aus, das
Kunststück gelingt ihm auch schon seit
längerer Zeit regelmässig mit der Squadra Azzurra. 2006 führte er die Mann-
Trainer: Cesare Prandelli (It).
Dank seiner
Übersicht und
seiner brillanten
Technik kann man
Andrea Pirlo nur
kontrollieren,
wenn man ihn
– wie hier im
Lauftraining –
festbindet.
Freshfocus/
Andreas Staccioli
schaft zum WM-Titel, 2012 in den EMFinal. Bei der Europameisterschaft 2008
scheiterte Italien ohne den gesperrten
Pirlo im Viertelfinal an Spanien. Und
2010 erlebte die Mannschaft ein Desaster, sie schied als Gruppenletzter sangund klanglos in der Vorrunde aus. Pirlo
reiste verletzt an und kam nur im
letzten Spiel ein paar Minuten zum
englanD
der neue traumsturm
bk. In England gibt man sich bescheiden vor dem WM-Turnier in Brasilien.
Denn: Englands Nationalmannschaft hat
vor den Gruppengegnern grossen Respekt. Trainer Roy Hodgson sagt: «Das
Einzige, was ich versprechen kann, ist,
dass wir alles dafür tun werden, um
möglichst lange im Turnier zu bleiben.»
Euphorie klingt anders. Das könnte vor
allem daran liegen, dass die Engländer
in den vergangenen Jahren fast schon
traditionell keine bedeutende Rolle bei
grossen Turnieren gespielt haben.
Kreativität ist die Schwäche
Mit Daniel Sturridge (24) und Wayne
Rooney (28) besitzt die Mannschaft aber
einen Sturm, der durchaus viel versprechend klingt. Sturridge war diese Saison
einer der überragenden Spieler beim
FC Liverpool, der bis zum letzten Spieltag um den Titel mitspielte. Dabei schaffte der pfeilschnelle Linksfuss etwas, was
nur Ruud van Nistelrooy im Jahr 2003
zu überbieten wusste: Er traf in acht
Premier-League-Spielen in Folge. Insgesamt kam er in 29 Spielen auf 22 Treffer
und 9 Assists. Auch Rooney weist diese
Saison einmal mehr eine tolle Statistik
auf – trotz unbefriedigender Meisterschaft mit Manchester United: 29 Ligaeinsätze, 17 Tore, 10 Vorlagen.
Auch in der Kooperation könnte das
ganz gut funktionieren. Zumindest Stur-
EPA/Andy Rain
ridge ist sich da sicher: «Wayne und
ich haben hart zusammen trainiert. Wir
kommen auf und neben dem Platz
super miteinander aus.» Die grösste
Schwäche der Engländer konnten die
beiden bisher aber auch noch nicht
beheben: die mangelnde Kreativität.
Das Spiel ist zu statisch, es fehlt an
Überraschungsmomenten. Bei der WM
werden sie das ändern müssen.
England
Einwohner: 63,2 Millionen
Weltrangliste: 11
WM-Teilnahmen: 14
WM-Titel: 1
Gründung Verband: 1863
Fifa-Beitritt: 1905
Lizenzierte Fussballer: 1 485 910
ein Senior, aber immer noch genial
Und vieles deutet darauf hin, dass der
Magier seine Nation auch dieses Mal
nicht verhungern lassen wird. Pirlo ist
zwar schon 35 Jahre alt, hat aber nichts
von seiner Genialität eingebüsst. Dabei
dürfte es einen wie ihn im heutigen
Fussball auf den ersten Blick ja tatsächlich gar nicht mehr geben. Pirlo ist nicht
der Schnellste, kein begnadeter Dribbler,
über sein Kopfballspiel hüllen wir an
dieser Stelle besser den Mantel des
Schweigens – und so richtig furchterre-
gend wirkt er auch nur selten. Die deutsche Zeitung «Welt am Sonntag» schrieb
über ihn mal, er sehe auf dem Platz aus,
«als wolle er gerade den Hund ausführen
oder in Adiletten die Zeitung holen».
Die Derniere eines ganz grossen
Aber dann hat er eine brillante Idee, die
das ganze Spiel auf den Kopf stellt. Oder
UrUgUay
die Fans verzeihen suarez aLLes
diE BEsondErhEit
Daniel Sturridge.
Einsatz. Deshalb fällt auch die Analyse
von Spaniens Coach Vicente del Bosque
recht eindeutig aus: «Pirlo ist der Busen,
an dem sich Italien nährt.»
24 Stunden, fünf Minuten und zwölf
Sekunden – das könnte die reine Flugzeit von der Schweiz nach Australien
sein. In England dauerte genau so
lange das längste Rugby-Spiel aller
Zeiten mit dem Ziel, einen neuen Rekord aufzustellen. Insgesamt wurden
bei der internen Partie von Congleton
RUFC 1604 Punkte erzielt.
das KadEr
Torhüter: Joe Hart (27/Manchester City), Fraser
Forster (26/Celtic Glasgow), Ben Foster (31/West
Bromwich Albion).
Abwehr: Glen Johnson (29/Liverpool), Phil Jones
(22/Manchester United), Gary Cahill (28/Chelsea),
Phil Jagielka (31/Everton), Chris Smalling (24/Man­
chester United), Leighton Baines (29/Everton), Luke
Shaw (18/Southampton).
Mittelfeld: Steven Gerrard (34/Liverpool), Jack Wil­
shere (22/Arsenal), Jordan Henderson (23/Liverpool),
Frank Lampard (35/Chelsea), James Milner (28/Man­
chester City), Ross Barkley (20/Everton), Adam Lal­
lana (26/Southampton), Raheem Sterling (19/Liver­
pool), Alex Oxlade­Chamberlain (20/Arsenal).
Angriff: Rickie Lambert (32/Southampton), Wayne
Rooney (28/Manchester United), Daniel Sturridge
(24/Liverpool), Danny Welbeck (23/Manchester Uni­
ted).
Trainer: Roy Hodgson (Eng).
bm. Lange musste Diego Forlan um
sein WM-Ticket zittern. Nun ist der
35-Jährige, in Japan beim japanischen
Klub Cerezo Osaka beschäftigt, doch
dabei. Wäre auch schade gewesen um
Forlan, der bei der WM 2010 zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde.
Man muss aber kein Prophet sein, um
zu sagen, dass er diesen Titel nicht
verteidigen wird. Andere Offensivspieler haben ihm den Rang abgelaufen.
Auch im eigenen Team.
Da wäre Edison Cavani (27), der im
Sommer für knapp 80 Millionen Franken nach Paris wechselte. Aber da ist
vor allem Luis Suarez. Der 27-Jährige
hat mit Liverpool die Saison seines
Lebens hinter sich. In Zahlen: 31 Tore
und 12 Assists in nur 33 Spielen. In
persönlichen Auszeichnungen: Spieler
des Jahres der Premier League, mit
Cristiano Ronaldo Gewinner des Goldenen Schuhs für den besten Torschützen der Topligen Europas. Und mit dem
Vizetitel für Liverpool die beste Platzierung seit 2009.
«Suarez hat das Potenzial, dass die
Fans ihm alles verzeihen», schrieb der
englische «Daily Telegraph». Und zu
verzeihen gab es in den letzten Jahren
so einiges: rassistische Beleidigung,
Schwalben en masse, gleich mehrere
Beissattacken. Im WM-Viertelfinal 2010
verhinderte er ein Gegentor durch
diE BEsondErhEit
Luis Suarez.
AP/Alastair Grant
Handspiel. Sein Team gewann, Suarez
sah Rot und spottete in Anspielung an
Diego Maradona: «Das war die Parade
der WM. Jetzt habe ich die Hand Gottes.» Alles Vergangenheit. Diesmal will
er Tore sprechen lassen. Zwar zog sich
Suarez im Trainingslager ein stumpfes
Trauma im linken Knie zu und musste
operiert werden. Doch Suarez beruhigte die Fans umgehend via Radio: «Keine Panik! Ich werde dabei sein.»
UrUgUay
Einwohner: 3,2 Millionen
Weltrangliste: 5
WM-Teilnahmen: 12
WM-Titel: 2
Gründung Verband: 1900
Fifa-Beitritt: 1923
Lizenzierte Fussballer: 41 800
Üble Nachrede ist kein Kavaliersdelikt
– besonders nicht in Uruguay. Wer andere schlechtmacht, kann dazu verurteilt werden, zu einer bestimmten
Uhrzeit auf einem öffentlichen Platz
erscheinen zu müssen. Dort können
das Opfer und seine Angehörigen dem
Täter täglich seine Sünden lautstark
vorhalten. Ein Jahr lang. Jeden Tag.
das KadEr
Torhüter: Fernando Muslera (27/Galatasaray Istan­
bul), Martin Silva (31/Vasco Da Gama), Rodrigo
Munoz (32/Club Libertad Asunción).
Abwehr: Diego Lugano (33/West Bromwich Albion),
Diego Godin (28/Atlético Madrid), José Maria Gime­
nez (19/Atlético Madrid), Martin Cáceres (27/Juven­
tus), Maximiliano Pereira (29/Benfica Lissabon),
Jorge Fucile (29/FC Porto), Sebastian Coates (23/
Nacional Montevideo).
Mittelfeld: Egidio Arevalo (32/Monarcas Morelia),
Walter Gargano (29/Parma), Diego Perez (34/Bolog­
na), Alvaro Gonzalez (29/Lazio), Alvaro Pereira (28/
FC São Paulo), Cristian Rodriguez (28/Atlético
Madrid), Gaston Ramirez (23/Southampton), Nicolas
Lodeiro (24/Botafogo FR Rio de Janeiro).
Angriff: Luis Suarez (27/Liverpool), Edinson Cavani
(27/Paris St­Germain), Diego Forlan (35/Cerezo
Osaka), Cristhian Stuani (27/Espanyol Barcelona),
Abel Hernandez (23/Palermo).
Trainer: Oscar Tabarez (Ur).
er zirkelt einen Freistoss derart kunstvoll
in den Winkel, dass man auch als neutraler Beobachter niederknien möchte.
So soll es auch wieder an der Weltmeisterschaft in Brasilien geschehen,
wo Pirlo nicht gerade bescheidene Ziele anpeilt: «Italienische Mannschaften
sind immer dafür geschaffen, ganz oben
zu stehen.»
Noch dieses eine Mal wird er ihnen
dabei helfen, danach ist ziemlich sicher
Schluss mit der Nationalmannschaft.
«Das Alter», sagt Pirlo, «kann man nicht
wegtrainieren.»
Der letzte grosse Tanz des Magiers
kann beginnen. Die Fussball-Welt wird
ein Stückchen ärmer sein, wenn die
Musik nicht mehr spielt.
MOrGeN
In der Freitagsausgabe unserer Zeitung
werden wir die Gruppe E vorstellen
– und erzählen, was Hitzfeld vor
seinem letzten Turnier empfindet.
CoSTa riCa
zwischen himmeL und höLLe
cm. Die Menschen in Costa Rica sind
nicht gerade für ihre emotionale Zurückhaltung bekannt. Das war am
10. September des vergangenen Jahres
ganz gut zu beobachten, als sich die
Nationalmannschaft dank eines 1:1
gegen Jamaika nach 1990, 2002 und
2006 zum vierten Mal für eine WMEndrunde qualifizierte. In der Hauptstadt San José brach der Verkehr zusammen, jubelnde Fans machten die
Nacht zum Tag – und der aufgewühlte
Trainer Jorge Luis Pinto gestand glückselig: «Ich habe mein ganzes Leben
darauf hingearbeitet, mal zu einer WM
zu kommen.»
pinto: «am besten vorbereitet»
Allerdings wird das Turnier für seine
Mannschaft zu einer echten Herausforderung. Prominente Akteure sucht
man im Kader vergeblich. Stürmer
Bryan Ruiz spielt in Eindhoven, Aussenverteidiger Junior Diaz in Mainz. Der
Mangel an individueller Klasse ist natürlich auch Pinto nicht entgangen. «Wir
werden sicher nicht die beste Mannschaft unserer Gruppe sein», sagt er,
«aber sicher werden wir am besten
vorbereitet sein.» Am fehlenden Willen
wird die Mission «Fussball-Wunder»
sicher auch nicht scheitern. Pinto verspricht: «Ich werde in Brasilien mit
meinem Blut herhalten.»
diE BEsondErhEit
Jorge Luis Pinto.
EPA/Jeffrey Arguedas
Es wäre ihm zu wünschen, dass dies
zum einen oder anderen Punktgewinn
reicht. Denn die euphorische Stimmung
im Land kann ganz schnell kippen, der
Übergang zwischen Himmel und Hölle
ist fliessend in Costa Rica. Nach dem
WM-Vorrunden-Aus 2006 hatten erzürnte Anhänger gedroht, das Gebäude
des nationalen Verbandes niederzubrennen.
Costa riCa
Einwohner: 4,6 Mio.
Weltrangliste: 34
WM-Teilnahmen: 4
Gründung Verband: 1921
Fifa-Beitritt: 1927
Lizenzierte Fussballer: 50 588
Costa Rica wird auch als die «Schweiz
Zentralamerikas» bezeichnet. Während
um das Land herum Krieg tobte, erklärte das Land 1983 seine «dauerhafte
und aktive unbewaffnete Neutralität».
Auch mit seiner Natur geht das Land
friedlich um: 90 Prozent des Energiebedarfs stammen aus regenerativen
Quellen, 27 Prozent der Landesfläche
stehen unter Naturschutz.
das KadEr
Torhüter: Keylor Navas (27/Levante), Patrick Pem­
berton (32/LD Alajuelense), Daniel Cambronero (28/
Club Sport Herediano).
Abwehr: Johnny Acosta (30/LD Alajuelense), Gian­
carlo Gonzalez (26/Columbus Crew), Michael Umana
(31/CD Saprissa), Oscar Duarte (25/FC Brügge),
Waylon Francis (23/Columbus Crew), Heiner Mora
(29/CD Saprissa), Junior Diaz (31/Mainz 05), Christian
Gamboa (24/Rosenborg Trondheim), Roy Miller
(29/New York Red Bulls).
Mittelfeld: Celso Borges (26/AEK Athen), Christian
Bolanos (30/FC Kopenhagen), Esteban Granados (28/
Club Sport Herediano), Michael Barrantes (30/
Aalesunds FK), Yeltsin Tejeda (22/CD Saprissa), Diego
Calvo (23/Vålerenga Oslo), Jose Miguel Cubero (27/
Club Sport Herediano).
Angriff: Bryan Ruiz (28/PSV Eindhoven), Joel Camp­
bell (21/Olympiakos Piräus), Randall Brenes (30/
CS Cartagines), Marco Urena (24/Kuban Krasnodar).
Trainer: Jorge Luis Pinto (Kol).
Freitag, 6. Juni 2014 / Nr. 130
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
36
Freitag, 6. Juni 2014 / Nr. 130
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
schwEiz
Gruppe
e
schweiz
ecuador
Frankreich
honduras
die spiele
15. Juni, 18.00
scHweiz - ecuadoR
15. Juni, 21.00
fRanKReicH - HonduRas
20. Juni, 21.00
scHweiz - fRanKReicH
21. Juni, 00.00
HonduRas - ecuadoR
25. Juni, 22.00
HonduRas - scHweiz
ecuadoR - fRanKReicH
der Tipp
von
sally
saRR
«Frankreich wird nicht nur Erster in
dieser Gruppe, sondern mindestens die
Halbfinals erreichen. Das Team tritt unter
Trainer Didier Deschamps wieder als
geschlossene, kompakte Einheit auf und
wird die katastrophale letzte WM-Endrunde in Südafrika vergessen machen.
Auch wenn die WM-Qualifikation nicht
überzeugend verlaufen ist. Hinter
meinem Heimatland wird die Schweiz
den zweiten Platz belegen, vor Ecuador
und Honduras. Die Schweizer Mannschaft verfügt aktuell wohl über das
beste Kader der Geschichte. Absoluter
Titelfavorit für mich ist Brasilien. Die weiteren Halbfinalisten sind Deutschland,
Uruguay und Frankreich. Die afrikanischen Teams Ghana und Elfenbeinküste
werden eine gefährliche Aussenseiterrolle spielen.»
Sally Sarr (28) ist Aussenverteidiger des
FC Luzern.
37
Einwohner: 8,1 Millionen
Weltrangliste: 8
WM-Teilnahmen: 10
Gründung Verband: 1895
Fifa-Beitritt: 1904
Lizenzierte Fussballer: 232 700
das KadEr
Torhüter: Diego Benaglio (30/Wolfsburg), Roman
Bürki (23/Grasshoppers), Yann Sommer (25/Basel).
Ein Abschied
voller
Hoffnung
Abwehr: Johan Djourou (27/Hamburger SV), Michael
Lang (23/Grasshoppers), Stephan Lichtsteiner (30/
Juventus), Ricardo Rodriguez (21/Wolfsburg), Fabian
Schär (22/Basel), Philippe Senderos (29/Valencia),
Steve von Bergen (30/Young Boys), Reto Ziegler (28/
Sassuolo Calcio).
Mittelfeld: Tranquillo Barnetta (29/Eintracht Frankfurt), Valon Behrami (29/Napoli), Blerim Dzemaili (28/
Napoli), Gelson Fernandes (27/Freiburg), Gökhan
Inler (29/Napoli), Xherdan Shaqiri (22/Bayern
München), Valentin Stocker (25/Basel), Granit Xhaka
(21/Borussia Mönchengladbach).
Angriff: Josip Drmic (21/1. FC Nürnberg), Mario
Gavranovic (24/FC Zürich), Admir Mehmedi (23/
Freiburg), Haris Seferovic (22/San Sebastian).
Trainer: Ottmar Hitzfeld (De).
schweiz Nach 31 Jahren endet an der WM eine schillernde
Trainerkarriere. Bei seiner letzten Dienstreise geht es für Ottmar
Hitzfeld auch um den inneren Frieden. Als Klubtrainer hat er alles
gewonnen – als Nationaltrainer ist er (noch) der unvollendete.
STeFAN KliNGer
stefan.klinger@luzernerzeitung.ch
A
uf diese eine Frage war
Ottmar Hitzfeld überhaupt nicht vorbereitet: Es
lief die Pressekonferenz
nach dem Testspiel gegen
Peru (2:0). Der 65-Jährige
leierte mal wieder jene Analyse der
Laufwege, Pässe und Torschüsse seiner
Spieler herunter, die er in den vergangenen 31 Jahren als Fussballtrainer
schon hundertfach nach demselben
Muster vorgetragen hatte – als er plötzlich wie aus dem Film gerissen wurde.
Wie er sich denn fühle, nun, nachdem
er das letzte Spiel seiner Trainerkarriere auf Schweizer Boden absolviert habe,
wollte einer der Journalisten wissen.
projekte für zeit danach stehen fest
Für einen kurzen Moment hielt Hitzfeld inne, blickte erschrocken in die
Runde – bevor er in dem für ihn so
typischen Lörracher «Schwiizerdütsch»
antwortete: «Daran habe ich bis gerade
eben gar nicht gedacht. Ich bin so auf
die WM fixiert.»
Das Ende seiner schillernden Trainerkarriere naht, in gut einem Monat ist
alles vorbei. Die Projekte für danach hat
er schon vor Monaten, in ruhigen Mi-
MOrGeN
nuten, mal aufgegleist. So wird Hitzfeld
zwar von der Seitenlinie verschwinden,
aber der internationalen Fussballszene
erhalten bleiben. Als Kolumnist für den
«Blick», als Repräsentant für den RingierVerlag, als Co-Kommentator für TVSender Sky bei Champions-League- und
Bundesligaspielen, als Referent für andere Firmen. «Langweilig wird mir
nicht», sagt er. Er wird weiter von seinem
Renommee, das er sich erworben hat
und das ihm im deutschsprachigen
Raum Tür um Tür öffnet, zehren und
damit sein Konto füllen. Doch nun, das
zeigt jene Szene, setzt er seine ganze
Kraft für die WM ein. Weil es für ihn in
Brasilien um mehr geht als um Ansehen
und Geld, von dem er beides ohnehin
genug hat. Es geht Ottmar Hitzfeld um
seinen inneren Frieden. Um das Erreichen seines letzten, noch unerfüllten
Wunsches.
Denn als Klubtrainer hat Hitzfeld
alles gewonnen, was es zu gewinnen
gibt, seitdem er 1983 beim damaligen
SC Zug (heute Zug 94) erstmals für eine
Mannschaftsaufstellung verantwortlich
war. Mit dem FC Aarau wurde er 1985
Cupsieger, die Grasshoppers führte er
zu zwei Meistertiteln und zwei Cup-
In der Samstagsausgabe unserer
Zeitung werden wir die Gruppe F
vorstellen – und erzählen, wie die
Argentinier zu Lionel Messi stehen.
Ein Abgang im
Rampenlicht:
Ottmar Hitzfeld
(hier vor einem
Training in
Châtel-St-Denis)
will die Schweiz
zum Abschied in
die Viertelfinals
führen.
Keystone/
Jean-Christophe Bott
siegen. Mit Bayern München und Borussia Dortmund gewann er in seinem
Heimatland ganze siebenmal die Meisterschaft, wurde dreimal Cupsieger –
und vor allem mit beiden Klubs je
einmal Champions-League-Sieger. Nur
eines fehlt ihm noch: ein bedeutender
Erfolg als Nationaltrainer an einem
grossen Turnier.
ecuador
Hoffen auf valencia und das KolleKtiv
bk. Ecuador ist eine von sechs südamerikanischen Mannschaften bei der
diesjährigen Weltmeisterschaft – und
doch ganz anders. Was sie so besonders
macht? Kein anderes Team aus Südamerika setzt so sehr auf mitteleuropäische Tugenden wie taktische Disziplin und ein starkes Kollektiv.
Das hat zwei Gründe. Zum einen
haben die Ecuadorianer in Reinaldo
Rueda einen Trainer, der an der Sporthochschule Köln studiert hat – und der
diese Eigenschaften in seiner Zeit in
Deutschland wohl sehr schätzen gelernt
hat. Zum anderen lässt das Kader
schlicht auch keinen anderen Ansatz
zu. In Antonio Valencia (28), der am
Mittwoch gegen England (2:2) Rot sah,
aber nicht gegen die Schweiz an der
WM, sondern erst im nächsten Freundschaftsspiel Ecuadors gesperrt ist, haben «La Tri» (die Dreifarbigen) nur
einen echten Star im Team. Fürs Toreschiessen ist er allerdings nicht wirklich
zuständig. In der WM-Qualifikation
schoss der Captain kein einziges Tor.
Trotzdem ist Valencia aus dem Team
kaum wegzudenken. Das sieht auch
Rueda so: «Er ist unersetzlich.» Der
Mittelfeldspieler von Manchester United ist extrem schnell und dribbelstark.
Auch sein Klubkollege Wayne Rooney
schätzt seine Qualitäten: «Wenn Antonio so richtig in Fahrt kommt, ist er für
BEsondErhEit
Antonio Valencia.
EPA
den Gegner nur sehr schwer zu stoppen.
Und er ist ein exzellenter Vorlagengeber,
weil er die Spielsituation schnell erfasst.
Seine Pässe in die Spitze sind klasse.»
Das allein wird Ecuador jedoch nicht
reichen, auch noch andere Spieler müssen es eben richten. Und damit sind
wir wieder beim Kollektiv. Über das
WM-Ziel sind sich in Ecuadors Mannschaft im Übrigen auch alle einig: Die
Achtelfinals soll erreicht werden.
Ecuador
Einwohner: 15,8 Millionen
Weltrangliste: 28
WM-Teilnahmen: 3
Gründung Verband: 1925
Fifa-Beitritt: 1926
Lizenzierte Fussballer: 30 855
Der ecuadorianische Verband sperrte
Angel Cheme Ortiz für zwei Jahre. Der
Grund: Er spielte für verschiedene Klubs
der ersten Liga Ecuadors stolze sieben
Jahre lang, allerdings unter dem Namen
Gonzalo Javier Chila Palma. Warum? Er
hatte beim Probetraining seinen Ausweis vergessen – und lieh sich kurzerhand einfach den Pass seines Kumpels
aus.
An der WM 2010 schlug sein Team
zwar den späteren Weltmeister Spanien,
schied aber trotzdem bereits in der Vorrunde aus. Die EM 2012 musste er im
Fernsehen anschauen. Nun bietet sich
ihm die letzte Chance, diese letzte Lücke
in seiner Vita zu füllen.
Das führt zwar dazu, dass Hitzfeld die
letzten Tage seiner Karriere nicht ge-
Torhüter: Maximo Banguera (28/Barcelona SC),
Adrian Bone (25/El Nacional Quito), Alexander
Dominguez (27/LDU Quito).
Abwehr: Frickson Erazo (26/Flamengo Rio de
Janeiro), Jorge Guagua (32/Emelec), Oscar Bagui
(31/Emelec), Gabriel Achilier (29/Emelec), Walter
Ayovi (34/CF Pachuca), Juan Carlos Paredes (26/
Barcelona SC).
Mittelfeld: Segundo Castillo (31/FC Al Hilal), Carlos
Gruezo (19/VfB Stuttgart), Alex Ibarra (23/Vitesse
Arnheim), Christian Noboa (29/Dynamo Moskau),
Luis Saritama (30/Barcelona SC), Antonio Valencia
(28/Manchester United), Edison Mendez (35/Santa
Fe CD Bogota), Michael Arroyo (27/Atlante Cancun).
Angriff: Joao Rojas (24/Cruz Azul Mexico City),
Jefferson Montero (24/Monarcas Morelia) Felipe
Caicedo (25/Al-Jazira Abu Dhabi), Fidel Martinez
(24/Club Tijuana), Jaime Ayovi (26/Tijuana), Enner
Valencia (24/CF Pachuca).
Trainer: Reinaldo Rueda (Kol).
rigstes Jahr. Der Präsident packte mich
einmal in der Kabine gar an der Gurgel.
Zum Glück machte einer die Türe auf
und sagte: Herr Hitzfeld, Pressekonferenz. Da musste er mich loslassen.»
Damals habe er viel für seine Zeit beim
FC Bayern gelernt. «Wenn Franz Beckenbauer mich mal kritisiert hat», blickt
Hitzfeld zurück, «habe ich immer gesagt:
Frankreich
RibéRy Kämpft um sein image
bk. Es war spät nach dem Abpfiff im
Stade de France, Frankreich hatte sich
soeben für die WM 2014 in Brasilien
qualifiziert. Franck Ribéry (31) schnappte sich ein Megafon und versuchte, das
Publikum zum gemeinsamen Singen zu
animieren. In München wäre er dafür
frenetisch gefeiert worden. Was die
Show-Einlage in Frankreich auslöste?
Schweigen. Das Publikum zeigte mal
wieder, wie gross die Abneigung für
Frankreichs wichtigsten Spieler ist.
Franzosen verzeihen ihm nicht
das KadEr
niessen kann. Doch der immense Druck,
auf den letzten Metern seiner Trainerlaufbahn die Hoffnungen einer Nation
und seine eigenen Erwartungen zu erfüllen, ist für ihn nichts Neues. «Druck
ist mein ständiger Begleiter», sagt er.
Das habe schon damals beim SC Zug
angefangen, wie er mal dem «Sonntagsblick» erzählte: «Das war mein schwie-
Noch immer spielt der Sex-Skandal
von 2009 eine Rolle in den Hinterköpfen
der Franzosen. Da kann seine Leistung
noch so gut sein. «Die Franzosen wollen nicht verzeihen, sie sind sehr nachtragend», weiss sein Berater Jean-Pierre
Bernès und sagt: «Franck hat sich verändert, aber das sehen sie nicht.»
Vergangenes Jahr hätte Ribéry zum
Weltfussballer ausgezeichnet werden
können. Als Triple-Sieger mit dem
FC Bayern München. Vor Cristiano
Ronaldo. Und vor Lionel Messi. Doch
selbst hier zeigten die Franzosen Ablehnung: Laut einer Umfrage der Fussballzeitschrift «France Football» fanden
nur 24 Prozent der Franzosen, dass
Ribéry den «Ballon d’Or» wirklich verdient hätte. Dafür belegte er 2010 und
2011 in der Liste der unbeliebtesten
BEsondErhEit
Franck Ribéry.
Zum kuriosen Abbruch kam es im
Cupspiel zwischen Drittligist FC Rouen
und Olympique Marseille. Grund: ein
Gas-Leck in einer Chemiefabrik. Wie
es in der Stadt roch? In etwa nach
faulem Kohl. Selbst im 100 Kilometer
entfernten Paris war der Geruch am
nächsten Tag noch nicht abgezogen.
EPA/Sébastien Nogier
Franzosen Platz eins. Immerhin: Zuletzt
rutschte er auf Rang drei ab ...
Nationaltrainer Didier Deschamps hat
einmal gesagt: «Francks grösste Schwäche ist es, Franzose zu sein.»
Trotz allem wird der dribbelstarke
Offensivspieler, der sich zuletzt zwar mit
massiven Rückenschmerzen herumplagte, aber rechtzeitig fit zu werden scheint,
bei der WM wieder alles für sein Heimatland geben. Auch, weil er versuchen
will, sein Image weiter aufzupolieren.
FranKrEich
Einwohner: 63,4 Millionen
Weltrangliste: 16
WM-Teilnahmen: 14
WM-Titel: 1
Gründung Verband: 1919
Fifa-Beitritt: 1904
Lizenzierte Fussballer: 1 794 940
das KadEr
Torhüter: Hugo Lloris (27/Tottenham), Mickaël Landreau (35/Bastia), Stéphane Ruffier (27/St-Étienne).
Abwehr: Mathieu Debuchy (28/Newcastle), Bacary
Sagna (31/Arsenal), Laurent Koscielny (28/Arsenal),
Mamadou Sakho (24/Liverpool), Raphael Varane (21/
Real Madrid), Eliaquim Mangala (23/Porto), Patrice
Evra (33/Manchester United), Lucas Digne (20/Paris
St-Germain).
Mittelfeld: Yohan Cabaye (28/Paris St-Germain),
Clément Grenier (23/Olympique Lyon), Blaise Matuidi (27/Paris St-Germain), Rio Mavuba (30/Lille), Paul
Pogba (21/Juventus), Moussa Sissoko (24/Newcastle), Mathieu Valbuena (29/Olympique Marseille).
Angriff: Karim Benzema (26/Real Madrid), Olivier
Giroud (27/Arsenal), Antoine Griezmann (23/San
Sebastian), Franck Ribéry (31/Bayern München), Loic
Rémy (27/Queens Park Rangers).
Trainer: Didier Deschamps (Fr).
Im Vergleich zum Umgang beim SC Zug
sei die Kritik ein Säuseln im Walde.»
6 Jahre Fc Bayern laugen ihn aus
Doch trotzdem war auch Ottmar Hitzfeld kurz davor, am ewigen Leistungsdruck in einem Metier, bei dem jede
einzelne Handlung von Medien und
Fussballfans genaustens beäugt wird, zu
zerbrechen. Im Frühjahr 2004 stand er,
nach sechs nervenaufreibenden Jahren
bei dem am meisten beachteten Klub
im deutschsprachigen Raum, beim FC
Bayern – auch FC Hollywood genannt
–, kurz vor einem Burn-out. Ein paar
Jahre später sagte Hitzfeld einmal, dass
er im Nachhinein dankbar sei, dass man
ihn damals entlassen habe, weil er selbst
keine Kraft mehr gehabt hatte, um den
Vertrag von sich aus aufzulösen.
Das soll ihm nun nicht noch einmal
passieren. Angesichts der Alarmzeichen
in seinem Körper kam der 65-Jährige
im Oktober zum Schluss: «Meine Zeit
ist abgelaufen.» Damals sinnierte er auch
gleich über seine Zeit als Rentner. Wie
er mit seiner Frau Beatrix, die in all den
37 Ehejahren auch dann noch zu ihm
gehalten hatte, als er dem brasilianischen Zauber nicht nur auf dem Platz
verfallen war, sondern auch dem brasilianischen Model Rosi, die Welt bereise
und durch Museen schlendere.
Das hört sich nach einem gemütlichen
Lebensabend an. Erst recht, wenn Hitzfeld dann nicht nur als erfolgreicher
Klubtrainer oder TV-Experte erkannt
wird – sondern auch als der Nationaltrainer, der die Schweiz an der WM 2014
in die Viertelfinals und damit zum grössten Erfolg seit 60 Jahren geführt hat.
honduras
das scHweizeR scHRecKgespenst
cm. Nationaltrainer Luis Suarez
scheint zu jenen Zeitgenossen zu zählen, die ihre Mitmenschen mit unerschütterlichem Optimismus begeistern. Nach der Auslosung der WMGruppen verkündete er jedenfalls
bestens gelaunt: «Ich habe ein gutes
Gefühl. Wir wollen auf jeden Fall die
nächste Runde erreichen.»
Nun ist es tatsächlich so, dass man
es schlimmer hätte erwischen können,
sie sind nicht gerade in einer Todesgruppe gelandet.
Trainer sieht klimatischen Vorteil
Und zumindest die Schweizer Nationalmannschaft hat nicht gerade die
schönsten Erinnerungen an die Honduraner. Vor vier Jahren kamen sie nur zu
einem 0:0, es war das Aus in der Gruppenphase. Ein psychologischer Vorteil
für Honduras. Und auch in klimatischer
Hinsicht glaubt Suarez, das grosse Los
gezogen zu haben: «Für uns ist es definitiv ein Vorteil, in Brasilien zu spielen.
Wir sind das Wetter gewohnt.» Es ist
allerdings zweifelhaft, ob das allein
schon fürs Weiterkommen reichen wird.
Die Rolle der Honduraner ist trotz des
Optimismus ihres Coachs recht eindeutig definiert: Sie sind in der Kategorie Aussenseiter angesiedelt. Auf einen Sieg bei einer WM wartet man auch
nach den bisherigen zwei Teilnahmen
BEsondErhEit
Honduras hat die höchste Mordrate
auf der ganzen Welt: 96,4 Tötungsdelikte pro 100 000 Einwohner im Jahr.
Grund dafür sind hauptsächlich gewalttätige Strassengangs und Drogenkriminalität.
Luis Suarez.
AP/Moises Castillo
(1982 und 2010) noch immer. Und die
bekanntesten Akteure wie Emilio Izaguirre (Celtic Glasgow), Maynor Figueroa (Hull City) und Wilson Palacios
(Stoke City) standen bisher auch nicht
gerade im Verdacht, die Fussball-Welt
mit ihrem Können in den Grundfesten
zu erschüttern.
Keine Frage: Sie werden wirklich
Grosses leisten müssen, um die Träume
ihres Trainers verwirklichen zu können.
honduras
Einwohner: 8,5 Millionen
Weltrangliste: 32
WM-Teilnahmen: 3
Gründung Verband: 1951
Fifa-Beitritt: 1946
Lizenzierte Fussballer: 61 300
das KadEr
Torhüter: Noel Valladares (37/Olimpia Tegucigalpa),
Donis Escober (33/Olimpia Tegucigalpa), Luis Lopez
(20/Real España San Pedro Sula).
Abwehr: Edder Delgado (27/Real España San Pedro Sula), Brayan Beckeles (28/Olimpia Tegucigalpa),
Juan Carlos Garcia (26/Wigan), Maynor Figueroa
(31/Hull City), Victor Bernardez (32/San Jose), Osman
Chavez (29/Qingdao Janoon), Juan Pablo Montes
(18/Motagua Tegucigalpa), Emilio Izaguirre (28/
Celtic Glasgow).
Mittelfeld: Luis Garrido (23/Olimpia Tegucigalpa),
Roger Espinoza (27/Wigan), Jorge Claros (28/Motagua Tegucigalpa), Wilson Palacios (29/Stoke City),
Boniek Garcia (29/Houston), Andy Najar (21/RSC
Anderlecht), Mario Martinez (24/Real España San
Pedro Sula), Marvin Chavez (30/Colorado).
Angriff: Jerry Bengtson (27/New England Revolution), Carlo Costly (21/Real España San Pedro Sula),
Rony Martinez (26/San Sebastian), Jerry Palacios (22/
Alajuelense Alajuela).
Trainer: Luis Fernando Suarez (Kol).
Samstag, 7. Juni 2014 / Nr. 131
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
Gruppe
F
argenTinien
BoSnien-H.
iran
nigeria
Die Spiele
16. Juni, 0:00
argentinien - Bosnien-H.
16. Juni, 21:00
iran - nigeria
21. Juni, 18:00
argentinien - iran
22. Juni, 0:00
nigeria - Bosnien-H.
25. Juni, 18:00
nigeria - argentinien
Bosnien-H. - iran
Der Tipp
von
Carlos
Bernegger
«Mein Heimatland Argentinien muss
problemlos weiterkommen, alles andere
wäre eine Riesenenttäuschung. Um den
Titel spielen Brasilien, Spanien, Deutschland, Argentinien und ein Überraschungsteam. Da in Südamerika noch nie ein
europäisches Team den Titel gewinnen
konnte, sind die südamerikanischen
Mannschaften leicht favorisiert. Argentinien wird abhängig sein von der Qualität
seiner Abwehr, die Stärke liegt in der
Offensive. Das ist eine grosse Herausforderung für den Trainer. In der Gruppe
F wird Bosnien-Herzegowina Platz zwei
belegen, Nigeria und Iran scheiden aus.
Die Bosnier verfügen mit Dzeko über
einen Stürmer, der den Unterschied ausmachen kann. Zudem spielen zahlreiche
Akteure in europäischen Topligen.»
Carlos Bernegger (45) ist seit April 2013
Trainer des FC Luzern.
32
Samstag, 7. Juni 2014 / Nr. 131
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
33
argentinien
Einwohner: 41 Millionen
Weltrangliste: 6
WM-Teilnahmen: 16
WM-Titel: 2
Gründung Verband: 1893
Fifa-Beitritt: 1912
Lizenzierte Fussballer: 331 811
Das Rätsel:
Gibt es
tatsächlich
zwei Messis?
BesonderHeit
Der Nationalstolz der Argentinier lässt
sich in zwei Worten zusammenfassen:
Fussball und Fleisch. Besonders das
berühmte argentinische Rindersteak gilt
als Exportschlager. Der Fleischhunger
der Argentinier scheint indes unstillbar:
Obwohl in dem Land auf 40 Millionen
Menschen 55 Millionen Rinder kommen, muss seit 2010 in grossen Mengen
Rindfleisch eingeführt werden.
das Kader
Torhüter: Sergio Romero (27/Monaco), Mariano
Andujar (30/Catania), Agustin Orion (32/Boca Juniors
Buenos Aires).
Abwehr: Pablo Zabaleta (29/Manchester City), Ezequiel Garay (27/Benfica Lissabon), Marcos Rojo (24/
Sporting Lissabon), Hugo Campagnaro (33/Inter
Mailand), José Basanta (30/CF Monterrey), Lisandro
Lopez (24/Getafe), Martin Demichelis (33/Manchester
City).
argenTinien Lange hat Lionel Messi im Nationalteam nicht
das abgerufen, was ihn beim FC Barcelona zum viermaligen
Weltfussballer gemacht hat. Bei der WM soll der einstige
Buhmann jetzt endlich auch Argentinien zum Titel führen.
Mittelfeld: Javier Mascherano (30/Barcelona), Fernando Gago (28/Boca Juniors Buenos Aires), Angel
Di Maria (26/Real Madrid), Lucas Biglia (28/Lazio),
Maximiliano Rodriguez (33/Newells Old Boys Rosario),
Ricardo Álvarez (26/Inter Mailand), Augusto Fernandez (28/Celta Vigo), Enzo Perez (28/Benfica Lissabon).
BeNjAMiN MiLTNer
sport@luzernerzeitung.ch
A
rgentinien mag eine Demokratie sein. Dennoch
gibt es drei Personen, die
über Cristina Fernández
de Kirchner stehen, der
Staatspräsidentin und Regierungschefin des Landes. Nicht in der
Verfassung. Aber in ihrer Rolle als Volksidole. Da ist zum einen Jorge Mario
Bergoglio, seit März 2013 besser bekannt
als Papst Franziskus. Da ist Diego Armando Maradona, die Fussball-Legende
und in Argentinien so etwas wie ein
Heiliger. Und da ist Lionel Messi. Der
Weltfussballer der Jahre 2009 bis 2012,
für viele der legitime Nachfolger Maradonas – und der aktuell vielleicht beste
Spieler des Planeten.
Der normalo bei argentinien
Messis Klasse ist unbestritten. In Europa. Eigentlich weltweit. Nur nicht in
Argentinien. Hier halten sich hartnäckige
Gerüchte, die Extraklasse von Messi sei
eine Erfindung der Medien. Einige Leute
vertreten sogar die These, dass es zwei
Lionel Messis geben müsse. Einmal den
Übermenschlichen, der seit Jahren beim
FC Barcelona die Sterne vom Himmel
zaubert. Und einmal den Normalo, der
bei der argentinischen Nationalmannschaft spielt. Immer noch besser als die
Angriff: Lionel Messi (26/Barcelona), Sergio Agüero
(26/Manchester City), Gonzalo Higuain (26/Napoli),
Rodrigo Palacio (32/Inter Mailand), Ezequiel Lavezzi
(29/Paris St-Germain).
meisten seiner Kollegen. Aber meistens
doch irgendwie ziemlich menschlich.
Alles nur Einbildung? Folklore? Nicht
nur. Zwischen Messis Auftritten bei der
Nationalmannschaft und in Barcelona
herrscht ein Ungleichgewicht. Das lässt
sich am besten in Zahlen ausdrücken.
Gerade hat Messi seine zehnte Saison als
Profi beim FC Barcelona beendet. In dieser Dekade haben die Katalanen den
spanischen und europäischen Fussball
dominiert, gewannen sechsmal die spanische Meisterschaft und dreimal die Champions League. Messi war dabei einer, wenn
nicht der Schlüsselspieler für die Titelflut.
Wegen seiner Torflut. In 425 Pflichtspielen
schoss «la Pulga», der Floh, 354 Tore und
lieferte über 100 Assists. Barcelona galt als
das beste Team der Welt, Messi als der
beste Spieler der Welt – so einfach war
das. Die perfekte Symbiose.
Doch sobald Messi das Nationaltrikot
trug, war alles anders. Dann war «la
Pulga» nicht mehr der Spieler, der den
Unterschied macht, sondern einfach nur
Mitspieler. Eben einer von vielen.
Seine Karriere in der Albiceleste begann ja schon höchst unglücklich: Das
Debüt im August 2005 gegen Ungarn
war nach wenigen Sekunden beendet –
rote Karte nach einer Tätlichkeit. Und
es ging unglücklich weiter. Das Aus im
Trainer: Alejandro Sabella (Arg).
Lionel Messi im
Outfit eines
Ausserirdischen:
Der Star der
Argentinier trägt
auf diesem
Bild einen
LED-Lichtanzug,
damit seine
Bewegungen
besser sichtbar
gemacht werden
können.
WM-Viertelfinal 2006 gegen Deutschland (2:4 nach Elfmeterschiessen) sah
er von der Bank aus. Messis Zeugnis bei
der 0:3-Finalniederlage 2007 um die
Copa America gegen Brasilien? Er blieb
blass. Messis Zeugnis beim erneuten
Viertelfinal-Aus gegen Deutschland (0:4)
bei der WM 2010? Er blieb blass. Messis Zeugnis bei der Heim-Copa 2011?
Er blieb blass. Und torlos. Rund um die
Das treffsicherste Sturm-Duo
Das Spiel des WM-Debütanten wird
von zwei herausragenden Spielern geprägt: Zum einen wäre da Miralem
Pjanic (24), der mit dem AS Rom eine
überragende Saison hinter sich hat.
Beim italienischen Vizemeister war
Pjanic der Taktgeber im zentralen Mittelfeld. Entsprechend flatterten Angebote mehrerer europäischer Top-Clubs
ins Haus – alle Wege führen eben nach
Rom. Pjanic aber bleibt der Roma erhalten und hat seinen Vertrag bis 2018
verlängert.
Gründung Verband: 1992
Fifa-Beitritt: 1996
Lizenzierte Fussballer: 69 040
BesonderHeit
Edin Dzeko.
EPA/Peter Powell
Zum anderen wäre da Edin Dzeko
(28). Der Stürmer ist mit Manchester
City gerade zum zweiten Mal englischer
Meister geworden. Mit 13 Treffern in
der Rückrunde, darunter fünf in den
letzten vier Partien, entwickelte sich
Dzeko zum entscheidenden Mann im
Titel-Endspurt. Und zusammen mit
Kollege Vedad Ibisevic (8 Tore) bildete
Dzeko (10 Tore) das treffsicherste
Sturm-Duo der WM-Qualifikation. Für
die WM kündigt Ibisevic an: «Wir fahren nicht nur nach Brasilien, um Land
und Leute kennen zu lernen.»
Ganz schön forsch für einen Neuling.
Bosnien-Herzegowina
Einwohner: 3,8 Millionen
Weltrangliste: 25
WM-Teilnahmen: 1
In der Sonntagsausgabe unserer
Zeitung werden wir die Gruppe G
vorstellen – und erzählen, warum
Deutschland endlich siegen muss.
Keystone/Camera Press
BoSnien-Herzegowina
ein ganz sCHön forsCHer neuling
bm. Auf den ersten Blick ist BosnienHerzegowina ein typischer WM-Aussenseiter. Ein Staat mit der Einwohnerzahl
Berlins – aber null Turnier-Erfahrung.
Auf den zweiten Blick gibt es jedoch
auch gute Argumente, warum die Bosnier bei ihrer WM-Premiere in Brasilien
alles andere als Kanonenfutter sein dürften. Sie haben in der WM-Qualifikation
nur eine Niederlage kassiert. Sie stehen
in der Fifa-Weltrangliste auf Rang 25.
Und vor allem: Sie haben eine Reihe
von Klassespielern in ihrem Kader, für
die viele andere Fussball-Nationen
liebend gern einen Passwechsel beantragen würden. Im Fall der Schweiz ist
ja mit Izet Hajrovic ein Klassespieler
an Bosnien-Herzegowina verloren
gegangen.
MOrGeN
Die Bosnier scheinen ein liebesbedürftiges Volk zu sein. 2007 wurde in der
nordostbosnischen Stadt Tuzla ein neuer Weltrekord aufgestellt: 6980 Paare
küssten sich zur gleichen Zeit auf dem
Hauptplatz der Stadt.
das Kader
Torhüter: Asmir Begovic (26/Stoke City), Asmir
Avdukic (33/Borac Banja Luka), Jasmin Fejzic (28/
VfR Aalen).
Abwehr: Emir Spahic (33/Bayer Leverkusen), Toni
Sunjic (25/Zorya Lugansk), Sead Kolasinac (20/
Schalke 04), Ognjen Vranjes (24/Elazigspor), Ermin
Bicakcic (24/Eintracht Braunschweig), Muhamed
Besic (21/Ferencvaros Budapest).
Mittelfeld: Miralem Pjanic (24/AS Roma), Izet
Hajrovic (22/Galatasaray Istanbul), Mensur Mujdza
(20/Freiburg), Haris Medunjanin (19/Gaziantepspor),
Senad Lulic (28/Lazio), Anel Hadzic (24/Sturm Graz),
Sejad Salihovic (29/Hoffenheim), Zvjezdan Misimovic
(32/Guizhou Renhe), Senijad Ibricic (28/Kayseri
Erciyesspor), Avdija Vrsajevic (28/Hajduk Split), Tino
Sven Susic (22/Hajduk Split).
Angriff: Vedad Ibisevic (29/Stuttgart), Edin Dzeko
(28/Manchester City), Edin Visca (24/Istanbul BB).
Trainer: Safet Susic (Bos).
te. Das haben schon viele vor ihm gesagt.
Sabella aber fuhr fort: Messi ist mein
Mann. Mein Anführer. Mein Captain.
Captain? Messi, das Milchbubengesicht?
Der Mann mit der ruhigen, zurückhaltenden Art? «Es gibt Leader, die viel
reden, und andere, die eher zurückhaltend sind», unterstützte der inzwischen zurückgetretene Rekord-Nationalspieler Javier Zanetti die Entscheidung
Copa in insgesamt 16 Pflichtspielen am
Stück. Messi wurde ausgebuht. Im eigenen Land. Er war der Sündenbock für
das blamable Scheitern im Viertelfinal.
Es war Messis Tiefpunkt in der Nationalelf – und zugleich der Wendepunkt.
Der bodenständige Alejandro Sabella
wurde neuer Nationaltrainer. Dessen
erste Amtshandlung war ein Interview,
in dem er klarstellte: Messi ist der Bes-
seines Trainers. Eine mutige – und offenbar genau die richtige.
Sabellas Kniff mit Messi
Denn seitdem läuft es bei Messi auch
mit Argentinien. Messi geht voran, versprüht Spielwitz – und erzielt jetzt auch
für die Albiceleste jede Menge Treffer.
Vor dem Amtsantritt von Trainer Sabella
traf Messi in jeder dritten Partie (17 Tore
iran
Mission iMpossiBle
cm. Carlos Queiroz ist Realist. Und
deshalb weiss der portugiesische Trainer des Iran auch: «Bei der Auslosung
wollte jeder mit uns in einer Gruppe
sein. Wir zählen ja nicht gerade zum
Favoritenkreis.»
So kann man das durchaus sehen. Die
meisten Namen im Kader stellen selbst
ausgewiesene Experten vor grössere Rätsel. Bekanntester Spieler ist der Ex-Wolfsburger Ashkan Dejagah (FC Fulham),
Torhüter Daniel Davari stand zuletzt bei
Eintracht Braunschweig im Tor und wird
nächste Saison für GC Bälle abwehren.
Angesichts der Qualität der Gegner ahnt
Queiroz: «Wir stehen dreimal vor einer
Mission Impossible.»
Queiroz gilt als eine art Magier
Die Fans kann das nicht wirklich
schocken. Sie halten ihren portugiesischen Cheftrainer ja für eine Art Magier,
der auch die unmöglichsten Herausforderungen erfolgreich bewältigen
kann. Als Beweis dafür führen sie gerne die langwierige und strapaziöse
WM-Qualifikation ins Feld. Die Iraner
liessen sich von nichts und niemandem
aufhalten und liessen sogar Südkorea
hinter sich.
Danach war selbst Queiroz mächtig
beeindruckt von seinem Team: «Wir
mussten durch die Hölle, aber wir
wurden mit dem Himmel belohnt.»
Das Fussballspielen ist der FrauenNationalmannschaft des Iran zwar nicht
verboten – allerdings hat der iranische
Fussballverband strenge Regeln aufgestellt: Die Spielerinnen müssen Kopftuch (Hijab), lange Shirts und lange
Hosen tragen.
EPA/Erwin Scheriau
das Kader
Dafür mistete der Trainer ziemlich
humorlos aus, es gab einige Härtefälle.
Sein Credo: «Ich will nur Spieler, die
der Mannschaft dienen – nicht umgekehrt.» Der Erfolg gab ihm Recht. Und
trotzdem tut Queiroz gut daran, bescheiden zu bleiben. Sein Ziel für die
WM: «Wir werden unser Bestes geben,
um die iranischen Fans stolz zu
machen.»
Das wird schwer genug.
iran
Einwohner: 76,1 Millionen
Weltrangliste: 37
WM-Teilnahmen: 4
Gründung Verband: 1920
Fifa-Beitritt: 1945
Lizenzierte Fussballer: 449 644
schnörkelloser Konterfussball – und Messi wirbelt zusammen mit drei weiteren
offensiven Spielern ohne feste Positionen.
«Besondere Umstände erfordern besondere Massnahmen», sagt Sabella. Er erklärt weiter: «Messi muss ein gewisser
Freiraum gegeben werden auf dem Spielfeld. Man kann ihm sagen, dass er nach
einem Ballverlust dem Team helfen soll,
aber nur bis zu einem bestimmten Punkt.»
Messi besitzt also Privilegien, doch
daran stört sich niemand. Er ist wieder
beliebt, hat sich peu à peu die Anerkennung im Team und bei den Fans zurückerobert. Um aber wie Papst Franziskus
oder Diego Maradona vergöttert zu
werden, muss er dem Volk noch einen
besonderen Moment bescheren. Die
Papst-Wahl kann man ausschliessen.
Also muss es der WM-Titel sein.
nigeria
eine Katze iM seCHzeHner
BesonderHeit
Carlos Queiroz.
in 51 Spielen). Seit Sommer 2011 steht
er bei 20 Toren in 24 Spielen, er brillierte auch in der Qualifikation zur WM 2014.
Sabellas Kniff: Er richtete die Mannschaft um Messi herum aus. Das haben
seine Vorgänger auch getan. Sie versuchten Barcelonas Ballbesitz-Fussball zu
kopieren – und scheiterten kläglich. Sabella aber orientierte sich mehr an Real
Madrid. Seitdem lautet die Devise:
Torhüter: Daniel Davari (26/Eintracht Braunschweig/
künftig GC), Alireza Haghighi (26/SC Covilhã), Rahman Ahmadi (33/Sepahan Isfahan).
Abwehr: Hossein Mahini (27/Persepolis Teheran),
Steven Beitashour (27/Vancouver), Pejman Montazeri (30/Umm-Salal), Jalal Hosseini (32/Persepolis
Teheran), Amir-Hossein Sadeghi (32/Esteghlal Teheran), Ahmad Alenemeh (31/Naft Teheran), Mehrdad
Pouladi (27/Persepolis Teheran), Hashem Beikzadeh
(30/Esteghlal Tehrean).
Mittelfeld: Jawad Nekounam (33/Kuwait SC),
Andranik Teymourian (31/Esteghlal Teheran), Reza
Haghighi (24/Persepolis Teheran), Ghasem Haddadifar (30/Zob Ahan Isfahan), Ehsan Hajsafi (24/
Sepahan Isfahan), Bakhtiar Rahmani (22/Foolad
Ahvaz).
Angriff: Ashkan Dejagah (27/Fulham), Alireza
Jahanbakhsh (20/Nijmegen), Masoud Shojaei (30/
Las Palmas), Reza Ghoochannejhad (26/Charlton
Athletic), Karim Ansarifard (24/Tractor Sazi), Khosro
Heydari (30/Esteghlal Teheran).
Trainer: Carlos Queiroz (Por).
bk. Wer kennt ihn nicht, diesen legendären Trick? Der Ball wird zwischen
die Beine geklemmt und mit der Hacke
anschliessend über sich und seinen
Gegenspieler gelupft. Jay-Jay Okocha
beherrschte den Trick wie kein anderer
Spieler. Deswegen wurde er auch nach
ihm benannt. In Nigeria war er nicht
nur wegen dieses Tricks einer der Stars
in den 1990er-Jahren. Heute ist Nigerias
Held ein anderer – und steht im Tor.
kurios noch neu. Aber die Prämie, die
kann sich durchaus sehen lassen: Sieben
Tage kostenlosen Sex für alle Spieler des
Nationalteams, ausgelobt durch die Vereinigung der nigerianischen Prostituierten (ANP) – und sicher ohne Absprache
mit den Spielerfrauen.
Vincent Enyeama.
AP/Michel Spingler
1062 Spielminuten ohne gegentor
Vincent Enyeama (31) ist der Rückhalt
der nigerianischen Nationalmannschaft. Eine Katze im Sechzehner. Der
Albtraum der Stürmer. Oder der Mann,
der für OSC Lille diese Saison 1062
Minuten am Stück den Kasten sauber
hielt. Er hat es also geschafft: Dank
starker Leistungen hat er sich endlich
in Europa etabliert. Alles andere als
leicht mit einer Körpergrösse von 1,80
Metern. Klein, aber oho.
Tonci Martic war Enyeamas erster
Berater. Oft versuchte er ihn bei einem
europäischen Klub unterzubringen –
unter anderem beim VfL Wolfsburg mit
dem damaligen Sportdirektor Dieter
Hoeness. Gelungen ist ihm das nicht.
Hoeness sagte damals: «Wenn ich einen
afrikanischen Torhüter mit 1,80 m Körpergrösse hole, würden mich die Journalisten vor seiner Ankunft töten ...»
Körpergrösse hin oder her: Für Nigeria ist er unersetzlich. «Er ist ein Siegertyp», sagt Nationaltrainer Stephen Keshi, «und er ist immer positiv, pflegt ein
gutes Verhältnis mit den Mitspielern.
Nicht von ungefähr ist er hinter Joseph
Yobo unser Vize-Captain.»
nigeria
Einwohner: 158,4 Millionen
Weltrangliste: 45
WM-Teilnahmen: 5
Gründung Verband: 1945
Fifa-Beitritt: 1960
Lizenzierte Fussballer: 58 710
BesonderHeit
Nigeria hat im letzten Jahr den AfrikaCup gewonnen. Das ist weder besonders
das Kader
Torhüter: Vincent Enyeama (31/Lille), Austin Ejide
(30/Hapoel Beer Sheva), Chigozie Agbim (29/
Gombe United).
Abwehr: Elderson Echiéjilé (25/Monaco), Efe Ambrose (25/Celtic Glasgow), Godfrey Oboabona (23/
Caykur Rizespor), Azubuike Egwuekwe (24/Warri
Wolves FC), Kenneth Omeruo (20/FC Middlesbrough),
Juwon Oshaniwa (23/AS Aschdod), Joseph Yobo (33/
Norwich City), Kunle Odunlami (23/Sunshine Stars).
Mittelfeld: John Obi Mikel (27/Chelsea), Ogenyi
Onazi (21/Lazio), Ramon Azeez (21/UD Almeria),
Ruben Gabriel (23/KVRS Waasland-Beveren), Victor
Moses (23/Liverpool), Michael Uchebo (24/Cercle
Brügge).
Angriff: Ahmed Musa (21/ZSKA Moskau), Shola
Ameobi (32/Newcastle United), Emmanuel Emenike
(27/Fenerbahce Istanbul), Peter Odemwingie (32/
Stoke City), Michel Babatunde (21/Wolyn Luzk), Uche
Nwofor (22/Heerenveen).
Trainer: Stephen Keshi (Nig).
8. Juni 2014 / Nr. 23
Fussball-WM
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung
30
8. Juni 2014 / Nr. 23
Fussball-WM
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung
deutschland
Gruppe
G
DeuTSChlanD
porTugal
ghana
uSa
Einwohner: 80,2 Millionen
Weltrangliste: 2
WM-Teilnahmen: 18
WM-Titel: 3
Gründung Verband: 1900
Fifa-Beitritt: 1904
Lizenzierte Fussballer: 6 308 946
Besonderheit
Deutschland:
Zeit für den
Titelgewinn
Der Deutsche Fussball-Bund wurde
bereits 1900 gegründet. Damals noch
ohne Bundesliga, ohne überregionale
Spielersichtung – und ohne Nationaltrainer. Das DFB-Team wurde stattdessen vom Spielausschuss aufgestellt, oft
nach regionalen Aspekten. Erst 1926
begann mit Otto Nerz die Ära der Bundestrainer.
das Kader
Torhüter: Manuel Neuer (28/Bayern München),
Roman Weidenfeller (33/Borussia Dortmund), RonRobert Zieler (25/Hannover 96).
Abwehr: Jérôme Boateng (25/Bayern München), Erik
Durm (22/Borussia Dortmund), Kevin Grosskreutz
(25/Borussia Dortmund), Benedikt Höwedes (26/
Schalke 04), Mats Hummels (25/Borussia Dortmund),
Philipp Lahm (30/Bayern München), Per Mertesacker
(29/Arsenal), Shkodran Mustafi (22/Sampdoria).
DeuTSChlanD Seit 2006 ist Joachim Löw (54) Nationaltrainer Deutschlands. unter ihm stand die DFB-elf bei
jedem Turnier mindestens im Halbfinal und spielt
attraktiven Fussball. Was jedoch fehlt: endlich ein Titel.
Mittelfeld: Julian Draxler (20/Schalke 04), Matthias
Ginter (20/Freiburg), Mario Götze (22/Bayern
München), Sami Khedira (27/Real Madrid), Christoph
Kramer (23/Borussia Mönchengladbach), Toni Kroos
(24/Bayern München), Thomas Müller (24/Bayern
München), Mesut Özil (25/Arsenal), Lukas Podolski
(29/Arsenal), André Schürrle (23/Chelsea), Bastian
Schweinsteiger (29/Bayern München).
BeNJamiN miLTNer
sport@luzernerzeitung.ch
Angriff: Miroslav Klose (36/Lazio).
Die Spiele
16. Juni, 18:00
DeutSchlanD - Portugal
17. Juni, 00:00
ghana - uSa
21. Juni, 21:00
DeutSchlanD - ghana
23. Juni, 00:00
uSa - Portugal
26. Juni, 18:00
Portugal - ghana
uSa - DeutSchlanD
Der Tipp
von
Sava
Bento
«In dieser Gruppe gibt es für mich zwei
klare Favoriten: Portugal wird vor
Deutschland Gruppenerster, Ghana und
die USA werden ausscheiden. Portugal
ist für mich natürlich vor allem ein Herzenswunsch, weil meine Mutter Portugiesin ist. Deutschland ist aber, realistisch
betrachtet, besser. Ich kann mir nicht
vorstellen, dass eines dieser beiden Teams
bereits in der Gruppenphase hängen
bleibt. Portugal verfügt mit Cristiano Ronaldo und Nani über ein sehr starkes
Mittelfeld, auch wenn eine richtige Nummer 9 fehlt. Ronaldo kann aber in jedem
Spiel den Unterschied ausmachen. Die
Frage ist nur, was passiert, wenn er verletzt ist? Als Finalanwärter tippe ich auf
Brasilien und Titelverteidiger Spanien.»
Sava Bento (23) ist Mittelfeldspieler des FCL.
Er ist in Verhandlungen für eine weitere
Zusammenarbeit.
31
J
oachim Löw ist der beste Nationaltrainer, den Deutschland je
hatte. Das sagt zumindest die
Statistik. Würde man für alle
Spiele seiner achtjährigen Amtszeit Punkte vergeben, käme der
54-Jährige auf einen Schnitt von über
2,2 Zählern. Ein Wert, an den keiner
seiner neun Vorgänger herankommt.
Eines haben aber die Herbergers (WM
1954), Schöns (EM 72, WM 74), Derwalls
(EM 80), Beckenbauers (WM 90) und
Vogts (EM 96) einem Joachim Löw voraus: Sie haben die Nationalelf zu einem
Titel geführt.
Und so ist Löw im Land des dreimaligen Weltmeisters nicht ganz unumstritten. Nicht bei der breiten Masse.
Die meisten der 80 Millionen Deutschen
sympathisieren mit «Jogi» Löw, dem
stets freundlichen, höflichen Mann von
der Schweizer Grenze mit dem süddeutschem Einschlag. Aber unter Experten und Journalisten ist der Anteil seiner
Kritiker durchaus höher.
Die argumente für «Jogi» ...
Klar, auch hier hat Löw seine Fürsprecher – die auch durchaus stichhaltige Argumente vorzuweisen haben.
Denn seit Löw 2004 als Assistenztrainer
Trainer: Joachim Löw (De).
unter Jürgen Klinsmann begann und
nach der Heim-WM 2006 zum Chefcoach
aufgestiegen ist, hat sich viel getan. Unter
der Regie des 54-Jährigen hat sich die
DFB-Elf für jedes Turnier souverän qualifiziert, seit der WM-Kampagne 2010
dreimal ohne eine Niederlage. Bei den
Turnieren selbst spielte sich Deutschland
immer unter die besten vier Teams, stand
zweimal im Halbfinal (WM 2010, EM
2012) und einmal im Final (EM 2008).
Für viele noch wichtiger: Löw hat die
Nationalelf auch spielerisch wieder salonfähig gemacht. Vom Rumpelfussball
früherer Tage ist nichts mehr übrig. Die
Deutschen werden im Ausland nicht
mehr ob ihrer hölzernen, rustikalen
Spielweise verunglimpft. Die Mannschaft
steht jetzt für attraktiven, erfrischenden
Offensiv-Fussball.
Bei Löw klingt das so: «2004 war
Deutschland weit weg von den besten
Teams der Welt, die Nationalelf lag am
Boden. Damals haben wir gesagt: Wir
müssen unseren Spielstil umstellen, wir
müssen die anderen auch mal fussballerisch, nicht nur kämpferisch vor Probleme stellen. Inzwischen gehört auch
Kreativität, Spielwitz und Technik zu
den deutschen Tugenden.» Selbst das
angesehene Fachmagazin «11 Freunde»
Deutschlands
Trainer Joachim
Löw läuft
nach einer
Medienkonferenz
zwischen den
Bildern seines
Captains Philipp
Lahm (l.) und
«Oldie» Miroslav
Klose vorbei.
AP/Michael Probst
attestierte einen «Imagewandel vom
rollenden Panzer zum Multikulti-Fussballästheten». Das grösste Lob für Löws
Arbeit. Oder etwa doch nicht?
... und die argumente gegen ihn
Es gibt zumindest Fachleute, die anderer Meinung sind. Ihre Gegenthese
lautet: Der deutsche Fussball hat sich
nicht wegen, sondern unabhängig von
Löw entwickelt. Sie stellen Fragen wie:
porTugal
nur ronalDo kann Den Bann Brechen
bk. Es wäre einigermassen unübersichtlich, an dieser Stelle alle Titel aufzuzählen, die Cristiano Ronaldo (29)
auf Vereinsebene und individuell schon
gewonnen hat. Deswegen lassen wir es
lieber. Weit weniger Platz benötigt dagegen die Aufzählung seiner grossen
Erfolge mit der Nationalmannschaft –
nämlich gar keinen. Die Portugiesen
gehören regelmässig zum Favoritenkreis. Sie spielen regelmässig hinreissenden Fussball. Sie verlieren regelmässig die entscheidenden Spiele bei
einem Turnier.
Der Ball muss zu ronaldo
Das kann sich nur ändern, wenn
Ronaldo in Topform ist – doch seit
einigen Wochen ist der Superstar Reals
angeschlagen (Sehnenentzündung und
Muskelverletzung im linken Bein). Und
das erste Gruppenspiel gegen Deutschland ist am 16. Juni. Der Wettlauf mit
der Zeit hat begonnen. Ronaldo weiss
um seine Bedeutung für Portugal. Nach
dem 3:2 im entscheidenden Barragespiel gegen Schweden und seinen drei
Toren befand er: «Ich weiss, dass Portugal solche Spiele von mir braucht.»
Aber ausnahmsweise war das keine
Übertreibung. Das ganze Spiel ist auf
den Angreifer zugeschnitten. Konkret:
In Tornähe muss der Ball irgendwie zu
Ronaldo kommen. Dann ist er durch
WM-Teilnahmen: 6
Gründung Verband: 1904
Fifa-Beitritt: 1923
Lizenzierte Fussballer: 132 734
Besonderheit
Cristiano Ronaldo.
EPA/José Sena Goulao
seine Geschwindigkeit und Technik
kaum zu stoppen. Seine Statistik für
Real in dieser Saison belegt das eindrucksvoll: In 47 Pflichtspieleinsätzen
schoss er 51 Tore.
Immerhin bekommt er auch bei der
WM prominente Unterstützung aus den
eigenen Reihen. In Pepe, Fabio Coentrão (beide Real Madrid), Nani (Manchester United) oder João Moutinho
(AS Monaco) besitzen die Portugiesen
weitere Spieler gehobenen Formats in
ihrem Team. Trotzdem findet Ronaldo:
«Wir haben keinen Druck, weil die
Favoriten Brasilien, Spanien, Argentinien und Deutschland sind.»
Portugal
Einwohner: 10,5 Millionen
Weltrangliste: 3
Gruppe H
In der Mittwoch-Ausgabe unserer
Zeitung werden wir die Gruppe H
vorstellen – und erzählen, warum die
Belgier kein Geheimfavorit mehr sind.
Portugal ist nicht nur eines der meist
besuchten Länder der Welt und für seinen
Weinbau bekannt – sondern auch für
riesige Wellen des Atlantischen Ozeans.
Eine solche nutzte der Brasilianer Carlos
Burle während des Orkantiefs «Christian».
Er surfte auf einer 40-Meter-Welle an der
portugiesischen Küste: Weltrekord!
das Kader
Torhüter: Beto (32/FC Sevilla), Eduardo (31/Sporting
Braga), Rui Patricio (26/Sporting Lissabon).
Abwehr: Andre Almeida (23/Benfica Lissabon), Bruno Alves (32/Fenerbahce Istanbul), Fabio Coentrão
(26/Real Madrid), João Pereira (30/FC Valencia),
Neto (26/Zenit St. Petersburg), Pepe (31/Real Madrid), Ricardo Costa (33/FC Valencia).
Mittelfeld: João Moutinho (27/AS Monaco), Miguel
Veloso (28/Dynamo Kiew), Raul Meireles (31/Fenerbahce Istanbul), Ruben Amorim (29/Benfica Lissabon), William Carvalho (22/Sporting Lissabon).
Angriff: Cristiano Ronaldo (29/Real Madrid), Eder
(26/Sporting Braga), Helder Postiga (31/Lazio), Hugo
Almeida (30/Besiktas Istanbul), Nani (27/Manchester
United), Rafa (21/Sporting Braga), Varela (29/FC
Porto), Vieirinha (28/VfL Wolfsburg).
Trainer: Paulo Bento (Por).
Was hat denn Löw damit zu tun, dass
sich seit ein paar Jahren technisch beschlagene Spieler in Deutschland ausbreiten wie Kochsendungen im TV? Und
ginge das überhaupt? Rumpelfussball mit
all den Mesut Özils, Toni Kroos, Mario
Götzes, Ilkay Gündogans?
Auch Vergleiche mit Angela Merkel
fallen: Bundeskanzlerin und Bundestrainer profitieren beide von der Pionierarbeit anderer und heischen deren Lor-
beeren ein, heisst es. Merkel von der
mutigen Agenda 2010, der Arbeitsmarktreform ihres Vorgängers Gerhard Schröder. Löw von der 2001 eingeleiteten
Neustrukturierung der DFB-Nachwuchsarbeit unter dem damaligen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder. Seitdem
gibt es eine U-19-Bundesliga, ein Netz
von Talentförderstützpunkten und Nachwuchsleistungszentren bei den Klubs.
Das Ergebnis: gute Konjunkturdaten
und wenige Arbeitslose in der Politik
– sowie eine Fülle gut ausgebildeter
Spieler im Fussball. Aber eben seit der
EM 1996 kein Titel mehr.
Wenn die Coaches puzzle spielen
Der soll jetzt in Brasilien eingeheimst
werden. Die Chancen dazu stehen gut.
Auf den ersten Blick. Denn Löw verfügt
über ein Kader, dessen Potenzial bei
jedem Trainer Hochgefühle weckt. Doch
Gründung Verband: 1957
Fifa-Beitritt: 1958
Lizenzierte Fussballer: 27 500
Besonderheit
André Ayew.
AP/Manu Brabo
Zweifel plagen ihn bei dieser Mission
keine – André Ayew weiss die eigenen
Stärken hervorzuheben: «Wir sind auf
dem Platz Maschinen, durchtrainiert
und physisch top.»
Bei so viel Euphorie tut Trainer Kwesi Appiah gut daran, ein wenig die
Spassbremse zu geben: «Ich glaube an
meine Mannschaft. Aber ich kann nicht
sagen, was wir erreichen. Was ich versprechen kann, ist, dass wir die Ghanaer
nicht blamieren werden.»
Zumindest das scheint einigermassen
sicher zu sein.
ghana
Einwohner: 25,2 Millionen
Weltrangliste: 38
WM-Teilnahmen: 3
Wunschelf sind nur Jérôme Boateng, Per
Mertesacker und WM-Torschützenkönig
Thomas Müller in Form.
Man müsse nun eben etwas Puzzle
spielen. So nennt Assistenzcoach Hansi
Flick das. Ein nettes Bild. Denn trotz
der Probleme scheinen immer noch alle
Teilchen für den Erfolg vorhanden. Die
müssen er und sein Chef nun also
richtig zusammenflicken. Gelingt ihnen
das kleine Bastelexperiment, winkt der
Titel – und ein Ende der Diskussion um
den Trainer Löw.
Scheitern sie aber schon am Rahmen,
wird sich das Duo nicht halten können.
Stecken nur ein paar Stücke falsch ineinander, werden sie und die DFB-Oberen das tun, was sie seit 2006 immer
getan haben: die Perspektive des Kaders
betonen – und die Fans mit ihrer TitelSehnsucht auf das nächste Turnier vertrösten.
uSa
Der neue lanDon Donovan
ghana
Die golDene generation
bk. Ghanas Verbandspräsident Kwesi
Nyantakyi wollte sich erst gar nicht mit
bescheidenen Vorreden aufhalten. Also
sprach er kürzlich mal Klartext: «Wir
wollen die erste afrikanische Mannschaft werden, die einen WM-Halbfinal
erreicht und vielleicht sogar Weltmeister wird. So eine Spieler-Generation gab
es in Ghana noch nie.»
Welche Spieler damit gemeint sind?
Zum Beispiel Michael Essien (Milan),
Kwadwo Asamoah (Juventus) oder Kevin-Prince Boateng (Schalke 04). Und
natürlich auch André Ayew von Olympique Marseille.
Was den Offensivspieler Ayew auszeichnet? Eine gute Frage, die der
24-Jährige selbst nicht so genau beantworten kann. Den Grund nennt er
gleich selber: «Ich kann nicht dribbeln
wie Ribéry oder sprinten wie Robben.»
Er hat andere Qualitäten. Er ist zum
Beispiel ein Kämpfer, wie man ihn
lange suchen muss. Deshalb spielte er
bei der Afrikameisterschaft 2012 auch
zwei Begegnungen mit ausgekugelter
Schulter. Und: Er übernimmt Verantwortung, geht immer voraus. Das lernte er schon in seiner Kindheit, als er
sich gegen grössere und ältere Gegner
durchsetzen musste.
Durchsetzen will er sich nun auch in
Brasilien gegen die ganz grossen Mannschaften auf dem Planeten Fussball.
die aktuelle Verfassung löst eher Bauchschmerzen aus. Potenzielle Stammspieler wie Mario Gomez und Ilkay Gündogan sind gar nicht dabei. Andere Führungsspieler plagen sich mit alten
(Khedira), neuen (Lahm, Neuer) oder
immer wiederkehrenden (Schweinsteiger, Klose) Verletzungen herum. Und
nun hat es im Test gegen Armenien
Marco Reus am Sprunggelenk erwischt
– das WM-Aus! Von Löws aktueller
Ghana ist eines der ärmsten Länder
der Welt. So haben gerade einmal nur
75 Prozent der Bevölkerung die Möglichkeit, sauberes Wasser zu trinken.
Damit nicht genug: Rund 42 Prozent
der Ghanaer können weder lesen noch
schreiben.
das Kader
Torhüter: Adam Kwarasey (24/Stromsgodset IF),
Fatau Dauda (29/Orlando Pirates), Stephen Adams
(24/Aduana Stars).
Abwehr: Samuel Inkoom (25/Platanias Chania),
Daniel Opare (23/Standard Lüttich), Harrison Afful
(27/Esperance Tunis), John Boye (27/Rennes), Jonathan Mensah (23/FC Évian Gaillard), Rashid Sumaila (21/Mamelodi Sundowns).
Mittelfeld: Michael Essien (21/Milan), Sulley Muntari (29/Milan), Mohammed Rabiu (24/Kuban Krasnodar), Kwadwo Asamoah (25/Juventus), Emmanuel Agyemang-Badu (23/Udinese), Afriyie Acquah (22/
Parma), André Ayew (24/Olympique Marseille),
Mubarak Wakaso (23/Rubin Kazan), Christian Atsu
(22/Vitesse Arnheim), Albert Adomah (26/FC Middlesbrough).
Angriff: Asamoah Gyan (28/Al-Ain), Kevin-Prince
Boateng (27/Schalke 04), Abdul Majeed Waris (22/
FC Valenciennes), Jordan Ayew (23/FC Sochaux).
Trainer: Kwesi Appiah (Ghana).
bk. Kurz vor der endgültigen Kadernominierung sagte Michael Bradley,
Führungsspieler der US-Nationalmannschaft: «Wenn wir bei der WM mehr
als drei Spiele machen wollen, brauchen
wir Landon.» Nun ist er nicht dabei.
Landon Donovan. Das Gesicht der
Nationalmannschaft. Der Stürmer, der
seine vierte Weltmeisterschaft hätte
spielen können. Warum? Trainer Jürgen
Klinsmann sieht einige Leute etwas vor
ihm. Und jetzt? Wird die USA nach der
Gruppenphase Brasilien schon wieder
verlassen können?
Mit 24 schon 66 länderspiele
Für die Antwort wird wohl nicht zuletzt Jozy Altidore zuständig sein. Mit
nur 24 Jahren ist er im Nationalteam
schon ein richtiger Routinier: 66 Einsätze hat er vorzuweisen. Und nicht
umsonst wurde er Ende 2013 vom USVerband zum Spieler des Jahres ausgezeichnet – in der WM-Quali schoss er
gegen Jamaika (2:1), Panama (2:0) und
Honduras (1:0) jeweils ein wichtiges Tor.
Im August gelang dem Mann vom
AFC Sunderland beim 4:3-Sieg gegen
Bosnien-Herzegowina sogar ein lupenreiner Hattrick. Altidore besitzt Qualitäten, die ein Strafraumstürmer braucht:
Er ist kopfballstark, kann den Ball gut
abschirmen und ist mit einem wuchtigen Schuss ausgestattet.
Besonderheit
Jozy Altidore.
Für ihre Essenswettbewerbe sind die
Amerikaner bekannt. Einen kuriosen
Weltrekord stellte dabei eine zierliche
Frau auf, die nur 45 Kilogramm auf die
Waage bringt. Wie viele Chicken Wings
die Dame in 12 Minuten verschlang?
183. Für den Sieg erhielt sie anschliessend 1500 Dollar.
AP/Marcio José Sanchez
Aus diesem Grund durfte er als kleines Kind auch nicht mit Gleichaltrigen
spielen. Die Mütter sorgten sich um
ihre Kinder – schliesslich konnte schon
damals seine starke Klebe die Gesundheit der anderen gefährden.
Ein Formtief darf sich der 1,86 Meter
grosse Mann zur WM also nicht erlauben. Sonst könnte Bradley Recht
haben – und die USA frühzeitig aus
dem Turnier ausscheiden.
usa
Einwohner: 316,4 Millionen
Weltrangliste: 13
WM-Teilnahmen: 10
Gründung Verband: 1913
Fifa-Beitritt: 1914
Lizenzierte Fussballer: 4 186 778
das Kader
Torhüter: Brad Guzan (29/Aston Villa), Tim Howard
(35/FC Everton), Nick Rimando (34/Real Salt Lake).
Abwehr: DaMarcus Beasley (22/Puebla FC), Matt
Besler (27/Sporting Kansas City), John Brooks (21/
Hertha Berlin), Geoff Cameron (28/Stoke City), Timmy Chandler (24/1. FC Nürnberg), Omar Gonzalez
(25/Los Angeles Galaxy), Fabian Johnson (26/Hoffenheim), DeAndre Yedlin (20/Seattle Sounders).
Mittelfeld: Kyle Beckerman (32/Real Salt Lake),
Alejandro Bedoya (27/FC Nantes), Michael Bradley
(26/Toronto FC), Brad Davis (22/Houston Dynamo),
Mix Diskerud (23/Rosenborg Trondheim), Julian
Green (19/Bayern München), Jermaine Jones (32/
Besiktas Istanbul), Graham Zusi (27/Sporting Kansas
City).
Angriff: Jozy Altidore (24/AFC Sunderland), Clint
Dempsey (31/Seattle Sounders), Aron Johannsson
(23/AZ Alkmaar), Chris Wondolowski (31/San Jose
Earthquakes).
Trainer: Jürgen Klinsmann (De).
Mittwoch, 11. Juni 2014 / Nr. 133
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
Gruppe
H
Belgien
Algerien
russlAnd
südkoreA
die spiele
17. Juni, 18:00
Belgien - Algerien
18. Juni, 00:00
russlAnD - süDKoreA
22. Juni, 18:00
Belgien – russlAnD
22. Juni, 21:00
süDKoreA - Algerien
26. Juni, 22:00
Algerien - russlAnD
süDKoreA - Belgien
der Tipp
von
Kevin
KurAnyi
«Von der Gruppe H verspreche ich mir
einige spannende und interessante Spiele. Belgien wird ja von vielen Experten
als Geheimfavorit und entsprechend auch
als Gruppensieger gehandelt. Ich sehe
das ein bisschen anders. Russland wird
Erster, vor Belgien. Südkorea und Algerien
müssen ausscheiden. Klar, ich bin da
natürlich nicht ganz neutral und habe
Sympathien für den russischen Fussball.
Aber ich kenne eben auch das Team sehr
gut und weiss: Russland ist unangenehm
zu bespielen. Sie sind sehr ausgeglichen
besetzt, haben kaum einen Schwachpunkt und mit Fabio Capello einen der
ganz grossen Trainer. Vielleicht ist sogar
der Halbfinal drin. Mein Weltmeister-Tipp
ist aber ein anderer: Deutschland.»
Kevin Kuranyi (32) ist ehemaliger Deutscher
Nationalspieler (52 Länderspiele) und stürmt für
Dynamo Moskau.
Sport
32
Mittwoch, 11. Juni 2014 / Nr. 133
Sport
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
33
Belgien
Einwohner: 11,18 Millionen
Weltrangliste: 12
WM-Teilnahmen: 12
Gründung Verband: 1895
Fifa-Beitritt: 1904
Lizenzierte Fussballer: 443 383
Nach
zwölfjähriger
WM-Pause
gleich in der
Favoritenrolle
Besonderheit
Die Kuriosität endete im Dezember
2011: Nach 541 Tagen ohne gewählte
Regierung und voller zäher Verhandlungen hatte Belgien endlich wieder einen
Premierminister: Elio di Rupo. Seit damals hält er sich immerhin im Amt.
dAs KAder
Torhüter: Thibaut Courtois (22/Atlético Madrid),
Simon Mignolet (26/Liverpool), Sammy Bossut (28/
Zulte-Waregem).
Abwehr: Toby Alderweireld (25/Atlético Madrid),
Laurent Ciman (28/Standard Lüttich), Vincent Kompany (28/Manchester City), Nicolas Lombaerts (29/
Zenit St. Petersburg), Daniel Van Buyten (36/Bayern
München), Anthony Vanden Borre (26/RSC Anderlecht), Thomas Vermaelen (28/Arsenal), Jan Vertonghen (27/Tottenham).
Mittelfeld: Nacer Chadli (24/Tottenham), Kevin De
Bruyne (22/VfL Wolfsburg), Steven Defour (26/
FC Porto), Moussa Dembélé (26/Tottenham), Marouane Fellaini (26/Manchester United), Axel Witsel (25/
Zenit St. Petersburg).
Angriff: Eden Hazard (23/Chelsea), Adnan Januzaj
(19/Manchester United), Romelu Lukaku (21/Everton),
Divock Origi (19/Lille), Dries Mertens (27/Napoli),
Kevin Mirallas (26/Everton).
Trainer: Marc Wilmots (Be).
FussBAll Zum ersten Mal seit 2002 ist Belgien wieder an
einem grossen Turnier dabei. Trotz der langen Durststrecke sind
die roten Teufel ein heisser Kandidat für einen Spitzenplatz –
der guten Nachwuchsarbeit der letzten Jahre sei Dank.
MelK voN Flüe
melk.vonfluee@luzernerzeitung.ch
B
elgien war am Tiefpunkt
angelangt: Im Juni 2007
lag die einst so stolze
Fussballnation nur noch
auf Position 71 der Weltrangliste. Dabei war man
in den 80er-Jahren eine der führenden
Fussballnationen Europas gewesen –
Vize-Europameister 1980 und WM-Halbfinalist 1986 mit Spielern wie Jean-Marie Pfaff, Eric Gerets oder Enzo Scifo.
Von einer Qualifikation für eine Weltoder Europameisterschaft war man aber
vor sieben Jahren meilenweit entfernt.
Doch reifte damals bereits eine Generation von Talenten heran, die nun an
der Weltmeisterschaft in Brasilien ein
belgisches Team bildet, das mehr als
ein Geheimfavorit ist.
umdenken im Verband wirkt
Die Zeichen der Zeit hatte man in
Belgien bereits nach der missglückten
Heim-Europameisterschaft im Jahr 2000
erkannt, als man schon nach der Vorrunde aus dem Turnier ausschied. Belgien hinkte der internationalen Konkurrenz hinterher. Die Nachwuchsarbeit im
Land wurde daraufhin intensiviert, die
Strukturen im nationalen Fussballverband erneuert. Man legte mehr Wert
auf gut ausgebildete Trainer und band
die Vereine in die Zukunftspläne mit
ein. Viele Clubs bauten in den Folgejahren Nachwuchsakademien auf, in
denen Talente von internationaler Klasse heranwuchsen.
Aufschwung mit Wilmots verknüpft
Nun, gut zehn Jahre später, erntet man
die Früchte der Reformen – und die
sind von bester Qualität. «Belgien ist
das heisseste Versprechen im europäischen Fussball», gibt sich Jean-Marie
Pfaff unbescheiden. Doch mit dieser
Einschätzung hat Belgiens Goalie-Legende nicht mal Unrecht: Im Tor steht
mit Thibaut Courtois (22) von Champions-League-Finalist Atlético Madrid der
nächste Stern am Goaliehimmel. Die
Abwehr wird von Vincent Kompany (28),
Meistercaptain von Manchester City,
dirigiert. Im Mittelfeld zieht Wolfsburgs
Kevin de Bruyne (22) die Fäden, und in
der Offensive sorgt Chelseas Supertalent
Eden Hazard (23) für stete Unruhe. Und
die Liste liesse sich noch beliebig erweitern.
Axel Witsel und
sein Trainer Marc
Wilmots zeigen
mit dem Schild,
wo die Belgier
als Nächstes für
Furore sorgen
wollen.
Getty/VI Images
Wie breit das belgische Team abgestützt ist, zeigt der Fakt, dass von den
Top 7 der abgelaufenen Saison in der
englischen Premier League jeder Club
mindestens einen Belgier im Team hat.
Der Marktwert des belgischen WM-Kaders liegt bei weit über 300 Millionen
Euro – bei einem vergleichsweise tiefen
Durchschnittsalter von 25,2 Jahren.
Algerien
Alles nicht so einfAch
cm. Eigentlich sollte man glauben,
dass Vahid Halilhodzic nichts mehr aus
der Ruhe bringen kann. Dafür hat der
62-Jährige schon zu viel erlebt in seiner
langen Trainerkarriere. 2010 beispielsweise wurde er als Coach der Elfenbeinküste entlassen. Was allein schon
deshalb etwas überraschend kam, weil
er die Mannschaft kurz zuvor an die
WM geführt und gerade mal ein einziges Spiel in zwei Jahren verloren
hatte. Und er weiss, wie es ist, in Afrika Titel zu gewinnen und zumindest
kurzfristig in den Heiligenstatus erhoben zu werden. So wie 1998, als er mit
Raja Casablanca den Supercup holte.
Aber Nationaltrainer in Algerien – das
übersteigt auch sein Vorstellungsvermögen immer wieder aufs Neue. Als er
2014 beim Afrika-Cup scheiterte, verdankte er es nur einem kleinen Wunder,
dass er seinen Job behalten durfte. Zum
Dank führte er das Team nun erfolgreich
durch die WM-Qualifikation. Die Fans
waren versöhnt mit dem Bosnier. Zumindest ein, zwei Tage lang. Danach
diskutierten sie wieder, ob es für diesen
Job denn wirklich einen Ausländer
brauche. Auch deshalb stöhnt Halilhodzic: «Es ist alles andere als ein Geschenk, Trainer in Algerien zu sein.»
Aber, wo er es nun schon mal ist, will
er auch bei der WM das Optimum,
sprich den Achtelfinal, erreichen. «Das
EPA/Bernd Thissen
ist unser Ziel», bekräftigt Captain Madjid Bougherra. Saphir Taider von Inter
Mailand soll im Mittelfeld die Fäden
ziehen, unterstützt von Sofiane Feghouli vom FC Valencia. In Djamel Mesbah
(AS Livorno) steht auch ein Mann im
Kader, dem einst beim FCL kaum jemand WM-Tauglichkeit unterstellt hätte – der in Italien aber eine nette
Karriere hinlegte. Ansonsten ist es
(noch) ein Team von eher Namenlosen.
Aber das soll sich in Brasilien ja ändern.
Algerien
Einwohner: 37,9 Millionen
Weltrangliste: 25
WM-Teilnahmen: 4
Gründung Verband: 1962
Fifa-Beitritt: 1963
Lizenzierte Fussballer: 203 900
Der Aufschwung in Belgien ist auch
stark mit Marc Wilmots (45) verbunden.
Als 2012 der damalige Nationaltrainer
Georges Leekens sein Amt überraschend
niederlegte, übernahm dessen Assistent
Wilmots die Roten Teufel, wie die belgische Nationalmannschaft genannt
wird. Angedacht war, dass Wilmots eine
Interimslösung ist, doch die Spieler
setzten sich für den ehemaligen Spieler
von Schalke 04 ein, und so blieb Wilmots
im Amt.
nummer 5 bei den Wettanbietern
Bereut hat dies in Belgien niemand.
Der 45-Jährige schaffte es, ein hervorragendes Klima in die Mannschaft zu
bringen. Der im Land schwelende Kon-
flikt zwischen Flamen und Wallonen ist
in der Nationalmannschaft überhaupt
kein Thema, und die Erfolge des Teams
einen die beiden Bevölkerungsgruppen
sogar. «Ich hätte nie gedacht, dass wir
irgendwann gemeinsam die Nationalhymne singen», stellt Wilmots erfreut
fest, «aber, wir tun es. Die Politiker
trennen, wir vereinen.» Die Euphorie
russlAnd
Die Antwort Auf ronAlDinho
Besonderheit
Vahid Halilhodzic.
eNDe Der SerIe
Die Gruppe H markiert das Ende
unserer WM-Serie. In der Donnerstagsausgabe lesen Sie zum WM-Start ein
Interview mit Franz Beckenbauer.
Was man unter der «Schande von
Gijón» versteht? Bei der WM 1982
spielte Deutschland gegen Österreich.
Ein frühes 1:0 der Deutschen erlaubte
beiden Teams ein Weiterkommen –
weshalb für die restliche Spielzeit ein
grausam anzusehender Nichtangriffspakt geschlossen wurde. Deshalb flog
eine andere Mannschaft trotz zweier
Siege aus dem Turnier: Algerien.
dAs KAder
Torhüter: Rais M’Bolhi (28/ZSKA Sofia), Mohamed
Zemmamouche (29/USM Algier), Cédric (29/CS
Constantine).
Abwehr: Essaid Belkalem (25/FC Watford), Madjid
Bougherra (31/Lekhwiya Sports Club), Liassine Cadamuro (26/RCD Mallorca), Faouzi Ghoulam (23/Napoli),
Rafik Halliche (27/Academica Coimbra), Aissa Mandi
(22/Stade Reims), Mehdi Mostefa (30/AC Ajaccio), Carl
Medjani (29/FC Valenciennes), Djamel Mesbah (30/
Livorno).
Mittelfeld: Nabil Bentaleb (19/Tottenham), Yacine
Brahimi (24/FC Granada), Medhi Lacen (26/Getafe),
Saphir Taider (22/Inter Mailand), Hassan Yebda (30/
Udinese).
Angriff: Abdelmoumene Djabou (27/Club Africain
Tunis), Sofiane Feghouli (24/FC Valencia), Riyad
Mahrez (23/Leicester City), Islam Slimani (25/Sporting Lissabon), Hilal Soudani (26/Dinamo Zagreb),
Nabil Ghilas (24/FC Porto).
Trainer: Vahid Halilhodzic (Bos).
cm. Eigentlich war die Vorgabe des
russischen Fussballverbandes kaum
misszuverstehen. Fabio Capello sollte
als Nationaltrainer die Sbornaja mal so
richtig fit machen für die WM. Für die
WM 2018, die im eigenen Land stattfindet. Mittlerweile drängt sich der
Verdacht auf, dass Capello nicht gerade
auf Linie ist. Denn der 67-jährige Italiener dachte sich wohl: Wenn ich schon
mal hier bin, kann ich auch gleich
erfolgreich sein – und führte sein Team
als Gruppensieger vor Portugal an das
Turnier in Brasilien. Auch dort plant er
die eine oder andere Überraschung:
«Wir können den Halbfinal erreichen.»
Mit einer Mannschaft, die freilich
auch nicht so aussieht, als wäre sie erst
2018 auf ihrem Zenit. Im Gegenteil. Die
meisten Spieler steuern schnurstracks
in Richtung Pension, das Kader hat ein
Durchschnittsalter von 28 Jahren.
die Zweifel von Vágner love
Dafür sorgt unter anderem Juri Schirkow von Dynamo Moskau, 30 Jahre
alt – und der Mann, dem sie schon früh
den Spitznamen «Ronaldinho Russlands» verpasst haben. Völlig zu Recht,
wie Vágner Love, ein waschechter Brasilianer, findet. Der ehemalige Torjäger
von ZSKA Moskau sagt über seinen
früheren Mitspieler: «Ich habe starke
Zweifel, dass der Kerl wirklich in Russ-
Fifa-Beitritt: 1912
Lizenzierte Fussballer: 846 736
Besonderheit
Juri Schirkow.
AP/Jens Dresling
land geboren ist. Ich glaube eher, dass
er seine Kindheit an der Copacabana
verbracht hat. Nur so kann ich mir erklären, warum Juri so gut mit dem Ball
umgehen kann.» Und zwar völlig egal,
auf welcher Position. Vorzugsweise verrichtet Schirkow seine Arbeit im linken
Mittelfeld oder als linker Verteidiger. Er
kann aber auch im defensiven Mittelfeld
agieren oder als Innenverteidiger.
Für ihn und viele seiner Kollegen
wird diese WM die letzte Chance sein.
Verbandsvorgabe hin oder her.
russlAnd
Einwohner: 144 Millionen
Weltrangliste: 18
WM-Teilnahmen: 10
Gründung Verband: 1912
Wer die meisten Kinder auf die Welt
brachte? Wenn man den Geschichtsbüchern glauben darf: eine Russin. Die
Frau, die von 1707 bis 1782 lebte, schenkte angeblich 69 Kindern das Leben.
Darunter sollen 16 Zwillinge, sieben
Drillinge und vier Vierlinge gewesen sein.
dAs KAder
Torhüter: Igor Akinfejew (28/ZSKA Moskau), Juri
Lodygin (24/Zenit St. Petersburg), Sergej Ryschikow
(33/Rubin Kasan).
Abwehr: Wassili Beresuzki (31/ZSKA Moskau),
Andrej Jeschtschenko (30/Anschi Machatschkala),
Wladimir Granat (27/Dynamo Moskau), Sergej
Ignaschewitsch (34/ZSKA Moskau), Dimitri Kombarow (27/Spartak Moskau), Alexej Koslow (27/Dynamo Moskau), Georgi Schtschennikow (23/ZSKA
Moskau), Andrej Semenow (25/Terek Grosni).
Mittelfeld: Igor Denissow (30/Dynamo Moskau),
Alan Dsagojew (23/ZSKA Moskau), Viktor Faisulin
(28/Zenit St. Petersburg), Denis Gluschakow (27/
Spartak Moskau), Alexej Ionow (25/Dynamo
Moskau), Oleg Schatow (23/Zenit St. Petersburg),
Juri Schirkow (30/Dynamo Moskau), Alexander
Samedow (29/Lokomotive Moskau), Pawel Mogilewez (21/Rubin Kasan).
Angriff: Maxim Kannunikow (22/Amkar Perm),
Alexander Kerschakow (31/Zenit St. Petersburg),
Alexander Kokorin (23/Dynamo Moskau).
Trainer: Fabio Capello (It).
rund um die Nationalmannschaft ist
riesig.
Die souverän überstandene WM-Qualifikation (8 Siege, 2 Unentschieden,
keine Niederlage) und die klingenden
Namen im Kader lassen nun aber auch
die Erwartungen in die Höhe schnellen.
Bei den Wettanbietern liegt Belgien, das
in der Gruppe H als Gruppenkopf gesetzt
ist, auf dem 5. Platz – noch vor Nationen
wie Italien, Portugal oder Holland. Unbestritten ist, dass die Belgier das Potenzial haben, im WM-Turnier weit zu
kommen. Entscheidend wird sein, wie
das Team den Ausfall von Sturmtank
Christian Benteke (Achillessehnenriss)
verkraftet. Ausserdem ist es für alle
Spieler – mit Ausnahme von Team-Oldie
Daniel van Buyten (36) – die erste Teilnahme an einem grossen Turnier. Ein
nicht zu unterschätzender Faktor.
Jean-Marie Pfaff traut den Roten Teufeln jedenfalls zu, in die Fussstapfen
seiner Generation zu treten: «Unsere
Mannschaft ist dermassen stark, wir
müssen in die Halbfinals kommen. Und
dann ist alles möglich …»
südkoreA
Die sorgen Des jungen heung-Min son
bm. Seit 1986 ist Südkorea bei jeder
WM vertreten – so auch in Brasilien.
Das lässt die Ansprüche steigen, Minimalziel ist der Achtelfinal. Obwohl die
Qualifikation holprig verlief und die
ganz grossen Namen im Kader fehlen.
«Die Erwartungen in Korea sind sehr,
sehr hoch, aber damit müssen wir leben», sagt Heung-Min Son. Der 21-jährige Stürmer von Bayer Leverkusen
kann das, ohne seine kindliche Freude
zu verlieren: «Eine WM ist ein geiles
Turnier. Ich freue mich unheimlich
darauf.»
nur noch verkleidet auf die strasse
Son gehört zu den grössten Offensivtalenten der Bundesliga. Warum? Ganz
einfach: Wenn er zum Abschluss
kommt, wird es brandgefährlich. «Ich
habe selten einen Spieler gesehen, der
mit beiden Füssen eine solch sensationelle Schusstechnik hat», lobt ihn Bayer-Sportdirektor Rudi Völler, einst selbst
Weltklassestürmer.
Son sorgt für Furore – in der Bundesliga, aber noch viel mehr in seiner
Heimat. Dort ist er einer der populärsten Sportler des Landes, zugleich auch
Werbefigur und Teenie-Schwarm. Ein
echter Star eben. Seine Popularität geht
so weit, dass er sich in der Hauptstadt
Seoul nur noch verkleidet in die Öffentlichkeit wagt: «Ich will nicht riskie-
Heung-Min Son.
junger Paare. Heute steht auf der Insel
das wohl aussergewöhnlichste Reiseziel
Südkoreas: Jeju Loveland, ein Freizeitpark, der sich ausschliesslich mit der
menschlichen Sexualität beschäftigt.
Hier gibt es 140 Skulpturen, Installationen wie ein rhythmisch schaukelndes
Auto und Aufklärungsfilme zu sehen.
Eintrittsalter: ab 18 Jahren.
AP/Tang San
ren, dass sich jemand verletzt, wenn
die Leute mich erkennen und auf mich
zustürmen.»
Er sorgt sich bei solchen Anlässen
um die Gesundheit seiner Fans – sein
Trainer Myung-Bo Hong eher um die
seiner Sturmhoffnung.
südKoreA
Einwohner: 49,8 Millionen
Weltrangliste: 56
WM-Teilnahmen: 9
Gründung Verband: 1933
Fifa-Beitritt: 1948
Lizenzierte Fussballer: 31 127
Besonderheit
Früher war Jeju ein beliebtes Ziel für
die Flitterwochen frisch vermählter
dAs KAder
Torhüter: Jung Sung-Ryong (29/Suwon Bluewings),
Kim Seung-Gyu (23/Ulsan Hyundai), Lee Bum-Young
(25/Busan IPark).
Abwehr: Hong Jeong-Ho (24/Augsburg), Hwang
Seok-Ho (24/Sanfrecce Hiroshima), Kim Chang-Su
(28/Kashiwa Reysol), Kim Jin-Su (21/Albirex Niigata),
Kim Young-Gwon (24/Guangzhou Evergrande FC),
Kwak Tae-Hwi (32/Al-Hilal Riad), Lee Yong (27/Ulsan
Hyundai FC), Yoon Suk-Young (24/Queens Park Rangers).
Mittelfeld: Ha Dae-Sung (29/Beijing Guoan), Han
Kook-Young (24/Kashiwa Reysol), Ji Dong-Won (23/
Augsburg), Ki Sung-Yueng (25/AFC Sunderland), Kim
Bo-Kyung (24/Cardiff City), Lee Chung-Yong (25/
Bolton Wanderers), Park Jong-Woo (25/Guangzhou
R&F FC), Son Heung-Min (21/Bayer Leverkusen).
Angriff: Kim Shin-Wook (26/Ulsan Hyundai), Koo
Ja-Cheol (25/Mainz 05), Lee Keun-Ho (29/Sangju
Sangmu), Park Chu-Young (28/FC Watford).
Trainer: Hong Myung Bo (Südkorea).
Sport
Sonntag, 8. Juni 2014 / Nr. 23 Zentralschweiz am Sonntag
25
«Ich könnte
mir in den
Hintern beissen»
fussball Für Kevin Kuranyi hätte die WM 2014 in seinem
Geburtsland Brasilien das Karriere-Highlight werden sollen.
Im Interview erzählt der deutsche Ex-Nationalspieler,
warum er Brasilien noch vor der WM verlässt, wer seine
Titelfavoriten sind und was er der Schweizer Nati zutraut.
INTErvIEW BENjaMIN MIlTNEr
sport@luzernerzeitung.ch
AFP/Andreas Hebert
Hallo Kevin Kuranyi, lassen Sie uns
über die anstehende Fussball-WM
sprechen.
Kevin Kuranyi: Oh. Tut mir leid, da bin
ich der falsche Gesprächspartner.
Es tutet. Kuranyi hat aufgelegt. Kurz
darauf klingelt unser Telefon wieder.
Kuranyi: Hahaha. War nur ein Spass. Mein
WM-Frust ist längst Vergangenheit. Also,
lassen Sie uns über die WM 2014 sprechen.
Wir haben es uns anders überlegt. Fangen wir doch mit der WM 2006 an.
Kuranyi: Aha. Nette Retourkutsche. (lacht)
Kein Problem, schiessen Sie los.
Deutschland feierte damals vier
Wochen sein Team und die WM im
eigenen Land. Ein echtes Sommermärchen – nur für Sie nicht.
Kuranyi: Ich wurde in letzter Sekunde aus
dem Kader gestrichen, obwohl ich davor
unumstrittener Stammspieler war. Damals
ist für mich persönlich eine Welt zusammengebrochen. Zumal ich die Gründe bis
heute nicht kenne.
Auch 2010 hat die Öffentlichkeit Ihre
Nominierung gefordert. Vergeblich.
Kuranyi: Ich hatte damals eine überragende Saison gespielt, 18 Liga-Tore
geschossen und wirklich an eine neue
Chance geglaubt. Die habe ich leider nicht
bekommen. Da ist mein WM-Traum ein
zweites Mal geplatzt. Aber ich habe auch
diese Entscheidung akzeptiert und das
Ganze mittlerweile abgehakt.
Und jetzt der dritte WM-Nackenschlag. Die WM kommt nach Brasilien. Wie gross ist der Schmerz, nicht
mitspielen zu können?
Kuranyi: Hätten Sie mich das vor einigen
Jahren gefragt, hätte ich gesagt: sehr gross.
Eine WM in meinem Geburtsland wäre
etwas ganz Besonderes gewesen. Aber
mittlerweile kann ich damit leben. Ich freue
mich auf die WM – auch als Zuschauer.
Sie sind gerade in Brasilien?
Kuranyi: Ja, ich bin in der Nähe von Rio.
Also werden Sie sich ein paar Spiele
vor Ort ansehen?
Kuranyi: Nein, leider auch das nicht. Die
Vorbereitung mit Dynamo Moskau beginnt schon wieder am 10. Juni. Bis dahin
geniesse ich aber noch das Leben hier.
Wo gefällt es Ihnen am besten?
Kuranyi: An der Copacabana. Dort habe
ich schon als Kind mit Freunden und
Familie viel Zeit verbracht – natürlich war
auch meist ein Ball dabei. Vor ein paar
Tagen habe ich dort endlich jemanden
getroffen, der damit auch vernünftig umgehen kann. (lacht)
Wen denn?
Kuranyi: Auf einmal stand Romario vor
mir. Romario! Eine Legende – und mein
Idol.
Dann mal Glückwunsch zum Schnappschuss mit Ihrem grossen Vorbild.
Kuranyi: Wäre schön gewesen ...
... Sie haben nicht?
Kuranyi: (verlegen.) Nein. Meine Kumpels
haben Fotos mit ihm gemacht, ich nicht.
Wieso?
Kuranyi: (stockt kurz.) Weil ich mich nicht
getraut habe. Ich könnte mir in den Hintern beissen.
Im Januar waren Sie am gleichen
Strand mutiger. Sie haben zusammen
mit einem Freund eine ältere Frau aus
dem Atlantik gezogen und vor dem
Ertrinken gerettet. Das kann auch
nicht jeder von sich behaupten.
Kuranyi: Aber ich glaube, da hätte jeder so
gehandelt. Wir haben nicht gross nachgedacht, sind einfach ins Wasser gesprungen
und losgeschwommen. Ich bin sehr froh,
dass ich helfen konnte und alles gut lief.
Und was machen Sie sonst so in Brasilien, wenn Sie nicht gerade Leben
retten oder Weltstars treffen?
Kuranyi: Zurzeit bin ich in Petropolis, dort
haben wir ein Haus. Ich verbringe viel Zeit
mit meinen Freunden und Verwandten.
trotzdem noch gierig auf den Ball und
die Titel.
Trauen Sie es den Deutschen zu, SpaGanz in der Nähe ist auch das WMQuartier der brasilianischen Nationalelf.
nien als Weltmeister abzulösen?
Wie ist denn die Stimmung im Land? Kuranyi: Ja! Deutschland ist in den letzten
Kuranyi: Die Euphorie hält sich noch sehr Jahren immer weit gekommen, nur der
in Grenzen, die Proteste aber auch. Ich grosse Wurf hat gefehlt. Diesmal könnte
bin mir allerdings
es klappen. Wenn
sicher: Wenn die
ich mich festlegen
muss, würde ich
WM startet, wird
auf Deutschland
hier die Post abtippen.
gehen.
Kevin Kuranyi (32) ist ein deutWas halten Sie
scher Fussballprofi. In Rio de JaneiEntsprechend
ro geboren und teils in Panama
von Argentinien?
gross wird der
aufgewachsen, besitzt er auch die
Kuranyi: Auch ein
Druck auf das
starkes Team, ganz
Pässe Panamas und Brasiliens. Er
brasilianische
Team
sein.
klar. Gerade in der
hat für die deutsche Nationalmannschaft 52 Länderspiele bestritten und
Hält die MannOffensive haben
19 Tore erzielt. Seit 2010 steht der
schaft dem
sie unfassbares
stand?
Stürmer in Russland bei Dynamo
Potenzial. Über
Kuranyi: Ich glaueinen Lionel MesMoskau unter Vertrag.
be schon. Die
si muss man ja
sportlich nicht viel
meisten Brasilianer im Kader spielen bei europäischen sagen. Er ist übrigens auch ein super Typ.
Top-Clubs, sie sind Druck gewohnt. Der
war auch im Sommer 2013 beim ConfeSie kennen ihn persönlich?
derations-Cup vorhanden. Da hat das Kuranyi: Ein bisschen. Wir haben uns
Team super gespielt und im Final sogar 2010 in Panama bei einem Benefizspiel
Spanien 3:0 geschlagen. Ausserdem kann kennen gelernt. Er war der Captain der
eine Heim-WM ja nicht nur für Druck, einen Mannschaft, ich Captain der andesondern auch für Euphorie sorgen.
ren. Ein netter Kerl, ganz ohne Allüren.
Zur Person
Brasilien holt sich also den Titel?
Kuranyi: Sie haben zumindest gute Voraussetzungen. Brasilien gilt ja immer als
Turnierfavorit. Ich finde, diesmal seit
längerer Zeit wieder zu Recht. Das Team
ist hungrig, die Mischung stimmt. Aber
ein Selbstläufer wird das nicht, es gibt
auch andere gute Teams.
Spanien zum Beispiel. Sie haben zuletzt zweimal die EM gewonnen und
sind auch bei der WM in Brasilien
Titelverteidiger.
Kuranyi: Spanien gilt es zu schlagen. Sie
haben so viele Spieler, die schon alles
gewonnen haben, mit ihren Vereinen und
im Nationalteam. Sie haben jede Situation
auf dem Platz schon mal erlebt und sind
Wen haben Sie sonst noch auf der
Rechnung?
Kuranyi: Die üblichen Verdächtigen:
Frankreich, Italien, Holland.
Und die Schweiz?
Kuranyi: Hmm. Sorry, aber Weltmeister
werden sie wohl nicht werden. (lacht)
Das ist ja aber auch nicht die Zielsetzung.
Die Schweiz hat für mich ein gutes, schwer
zu schlagendes Team. Dazu mit Ottmar
Hitzfeld einen überragenden und erfahrenen Trainer, der sich mit einem Erfolg
verabschieden will. Die Gruppe werden
sie aber sicher überstehen.
Haben Sie einen Bezug zum Schweizer Team?
Kuranyi: Mit Diego Benaglio habe ich in
Stuttgart zusammen gespielt. Ein sympathischer Kerl und klasse Torwart. Ihm und
dem Team würde ich es gönnen, möglichst weit zu kommen.
Werden die Europäer mit dem Klima
in Brasilien zurechtkommen?
Kuranyi: Wie die Brasilianer mit dem
europäischen Winter zu kämpfen haben,
wird so manchem Europäer auch das
Wetter in Brasilien zu schaffen machen.
Aber es gibt ja auch Gegenbeispiele.
So wie Sie. Hatten Sie keine Probleme
mit Schnee und Eis gehabt, als Sie
mit 16 Jahren von Panama nach
Deutschland kamen?
Kuranyi: Ich habe mir den Hintern abgefroren. (lacht) Aber ich habe mich dran
gewöhnt. Mittlerweile kann ich sagen: Die
Winter in Deutschland sind vollkommen
harmlos. Erleben Sie einmal einen russischen Winter!
Sie sprechen aus Erfahrung, spielen
seit 2010 in Russland. Mal vom Wetter abgesehen: Wie gefällt es Ihnen
in Moskau?
Kuranyi: Super! Eine tolle Stadt – wenn
die vielen Staus nicht wären.
Und was trauen Sie Russland an der
WM zu?
Kuranyi: Wissen Sie, es gibt ja immer eine
Überraschungsmannschaft. Ich fände es
toll, wenn es 2014 Russland werden würde. Sie sind sehr ausgeglichen besetzt und
haben mit Fabio Capello einen klasse
Trainer. Ich hoffe, dass sie mindestens
die Viertelfinals erreichen.
Russland ist ja auch Gastgeber der
WM 2018. Ist das jetzt schon spürbar?
Kuranyi: Ja. Ich merke, dass in Russland
viel auf die Heim-WM ausgerichtet ist.
Einige Stadien sind im Umbau oder werden neu errichtet. Und es wachsen gerade viele junge Spieler heran. Auch bei
meinem Klub Dynamo Moskau wird
verstärkt auf die Jugend gesetzt – gut, dass
ich noch nicht so alt aussehe. (lacht)
Freitag, 13. Juni 2014 / Nr. 135
Fussball-WM
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
35
Der Ball- und Menschenfänger
WM-Rezept
Ndolé
(BitterspiNat mit
CrevetteN uNd
riNdfleisCh)
Die WM in Brasilien ist auch ein
Treffen der Kulturen. Wir stellen
nun jeden Tag ein landestypisches
Gericht aus einer Nation vor, die
am selben Abend spielt. Holen Sie
sich das Flair dieser WM ins Haus –
und landen Sie einen kulinarischen
Volltreffer. Heute: Kamerun.
Für 2 Personen
Zutaten
" 500 g Ndolé-Blätter (Blattgemüse, das auch Bitterleaf oder
Bitterspinat genannt wird)
" 300 g Erdnüsse
" 1 Zehe Knoblauch
" 2 Zwiebeln
" 100 g Ingwer
" 100 g Lauch
" 400 g Crevetten
" 1 Kilo Rindfleisch
" 1 rote Pfefferschote
" 4 bis 5 dl Sonnenblumenöl
Zubereitung
" Die Ndolé-Blätter in kleine
Stücke schneiden und 3 Minuten
ins kochende Wasser legen.
Danach mit kaltem Wasser
abwaschen und nochmals 2 bis
3 Minuten kochen, bis die Blätter
nicht mehr bitter schmecken.
Danach das Wasser aus den
Blättern pressen.
" Die Erdnüsse zirka 20 Minuten
separat kochen.
" Das Rindfleisch mit 2 dl Öl
und einer Zwiebel braten –
die Crevetten separat braten.
" Danach den Ingwer, Knoblauch
und Lauch mit den gekochten
Erdnüssen im Mixer zerhacken.
Das Ganze dann dem kochenden
Fleisch beifügen, im Eintopf-Verfahren 25 Minuten auf schwachem Feuer kochen und ständig
verrühren.
" Am Schluss werden die
Ndolé-Blätter beigegeben. Danach
wird der Eintopf-Mix nochmals
5 Minuten gekocht.
" Der Rest des Öls und die letzte
Zwiebel werden in einer zweiten
Pfanne mit der Pfefferschote
zusammen auf schwachem Feuer
5 Minuten gekocht und dann
dem Ndolé beigefügt.
VIRgINIe BuCheR-KouéKaM (42),
DIe IN LuzeRN wohNt uND
uRSpRüNgLICh auS DouaLa
(KaMeRuN) StaMMt
Für beide Teams
ist der Sieg Pflicht
KaMeRun Si. Für Mexiko und Kamerun ist im direkten Duell von
heute ein Sieg Pflicht. Nur so lässt
sich in der Gruppe A mit Gastgeber
Brasilien und Kroatien die realistische
Hoffnung auf den Einzug in die Achtelfinals aufrechterhalten.
Beide Teams gehören fast regelmässig zum WM-Teilnehmerfeld. Mexiko nimmt schon zum 15. Mal teil
und bestreitet sein 50. Endrundenspiel, Kamerun fehlte seit 1990, als
die Afrikaner mit dem Einzug in die
Viertelfinals ihren grössten Erfolg
feierten, nur gerade ein einziges Mal.
Doch die beiden Mannschaften gelten
dennoch nur als Aussenseiter in ihrer
Poule, als schwierig einzuschätzende
Wundertüten.
Mexiko - Kamerun
(18.00)
Das Dunas, Natal. – SR Roldan (Kol).
Mexiko: 13 Ochoa; 22 Aguilar, 2 Rodriguez, 4
Marquez, 15 Moreno, 7 Layun; 23 Vazquez, 6
Herrera, 18 Guardado; 10 Dos Santos, 19 Peralta.
Kamerun: 16 Itandje; 22 Nyom, 3 Nkoulou, 14
Chedjou, 12 Bedimo; 6 Song, 11 Makoun, 18
Eyong; 8 Moukandjo, 9 Eto’o, 10 Aboubakar.
Spanien Bei Real Madrid
sitzt Iker Casillas (33) seit über
einem Jahr bei Liga-Spielen
für gewöhnlich auf der Bank.
Dennoch ist der RekordNationalspieler für Spanien
wertvoll – und unumstritten.
Das abschneiden
der titelverteidiger
StatiStiK Si. In der Geschichte
der WM-Endrunden musste der Titelverteidiger bereits viermal nach
der Gruppenphase die Koffer packen. Zweimal traf es Italien (1950
und 2010), je einmal Brasilien (1966)
und Frankreich (2002).
Jahr Titelverteidiger
1930 – –
1934 Uruguay
1938 Italien
1950 Italien
1954 Uruguay
1958 Deutschland
1962 Brasilien
1966 Brasilien
1970 England
1974 Brasilien
1978 Deutschland
1982 Argentinien
1986 Italien
1990 Argentinien
1994 Deutschland
1998 Brasilien
2002 Frankreich
2006 Brasilien
2010 Italien
2014 Spanien
BeNJaMIN MILtNeR
sport@luzernerzeitung.ch
Nein, so einfach aus der Ruhe bringen
lässt sich ein Iker Casillas nicht. Auch
schon früher nicht, mit 16 Jahren. Da
sass Casillas brav in der Schule, als ein
Bote in seine Klasse kam, um mitzuteilen: «Junge, pack deine Sachen. Du
stehst im Champions-League-Kader von
Real Madrid.» Seine etwas irritierende
Antwort: «Ich komme sofort, ich muss
nur noch mein belegtes Brot essen.»
Casillas hielt das Ganze für einen Scherz.
Bis er merkte, dass der Bote der Schuldirektor war – und es ernst meinte.
Es war der Anfang einer Weltkarriere,
wie sie nur ganz wenige Fussballer erleben: 1999 mit 18 Jahren Debüt für Real
Madrid, mit 19 in der spanischen Nationalmannschaft. 2002 wurde er in
beiden Teams unumstrittener Stammgoalie. Für seine Titelsammlung reicht
keine Vitrine, da ist ein ganzer Pokalsaal
nötig. Mit dem Klub hat er unter anderem fünfmal die Meisterschaft und gerade zum dritten Mal die Champions
League gewonnen. Und so ganz nebenbei ist er mit Spanien zweimal Europameister und 2010 Weltmeister geworden.
nicht teilgenommen
Weltmeister
Vorrunde out
Vierter
Vierter
Weltmeister
Vorrunde out
Viertelfinal out
Vierter
Finalrunde out
Finalrunde out
Achtelfinal out
Zweiter
Viertelfinal out
weiter
Vorrunde out
Viertelfinal out
Vorrunde out
?
letzten Saison war Casillas so etwas wie
ein Teilzeit-Heiliger: Im Liga-Alltag hütete er die Bank, im Cup und der Champions League das Tor. Eine im Spitzenfussball sehr seltene Konstellation.
Die Story mit Vaters Wettschein
prügelei zwischen Weltmeistern
Nun mögen manche denken: Casillas
scheint ein Glückspilz, einfach zur richtigen Zeit an der richtigen Stelle in den
richtigen Teams gewesen zu sein. Das
ist die eine Sicht der Dinge. Aber nur
bedingt haltbar, wenn man seine persönlichen Auszeichnungen kennt – und
diese Liste ist nicht weniger lang: Von
2008 bis 2012 war er jeweils Welttorhüter, stand zwischen 2007 und 2012
sechsmal im Uefa-Team des Jahres. Mit
153 Partien ist er Rekord-Nationalspieler
Spaniens und der erste Spieler weltweit,
dem 100 Länderspielsiege gelangen.
Und: So manch wichtige Partie hat
Casillas quasi im Alleingang gewonnen
– wie den Champions-League-Final 2002
gegen Leverkusen oder den WM-Final
2010, als er die Holländer mit seinen
Weltklasse-Paraden verzweifeln liess.
Taten wie diese haben Casillas zu «San
Iker», zum heiligen Iker gemacht. In
Madrid ist er eine Ikone, ach was, in
ganz Spanien. Selbst Barcelona-Fans
wären nicht abgeneigt, ihn in ihren
Farben spielen zu sehen. Casillas war
unangreifbar – bis, ja bis ein Mann nach
Madrid kam, der so einen Heldenstatus
neben sich nicht duldet.
Abschneiden
«San Iker» ist bei Real ein Teilzeit-Held,
beim WM-Titelverteidiger aber die Nummer 1.
Getty/David Ramos
2010 wurde José Mourinho Real-Trainer. Einen Streit hätte man erwarten
können, es wurde ein Machtkampf. Die
schleichende Demontage begann im
August 2011. In Vorbereitungsspielen
sass Casillas immer öfter auf der Bank.
Mourinhos lapidarer Kommentar: «Ich
sage nicht, er sei ein schlechter Goalie.
Ich will nur sagen: Wenn er mal nicht
gut drauf ist, soll er nicht denken, er sei
unantastbar.» Dann kam es zum Eklat
im Supercup-Final zwischen Barcelona
und Madrid. Im x-ten Clasico binnen
weniger Monate entlud sich die aggressive Stimmung zwischen den beiden
Teams, die Mourinho immer wieder
geschürt hatte. Xavi, Andres Iniesta und
Carles Puyol auf der einen Seite, Xabi
Alonso, Casillas auf der anderen Seite.
Jene Spieler, die noch ein Jahr zuvor
gemeinsam Weltmeister geworden waren, prügelten sich jetzt öffentlich. Mourinho freute sich diebisch. Casillas, der
Nationalgoalie, nicht. Er rief seinen alten
Kumpel Xavi an, sie redeten eine Weile
– und alles war wieder gut. Zur Belohnung gab es für beide 2012 sogar den
Prinz-Asturien-Preis, so was wie der
spanische Nobelpreis. Für Casillas gab
es ab dem Frühjahr 2013 allerdings noch
etwas: einen Stammplatz auf der RealBank.
Dabei blieb es bis heute, obwohl
Mourinho mittlerweile weg ist. In der
Immerhin ermöglicht sie Spaniens
Nationalcoach Vicente del Bosque, an
Casillas als Nummer eins festzuhalten.
«Chancengleichheit ist nicht immer angebracht. Man muss schauen, welche
Person man auf welche Art behandelt»,
erwidert del Bosque den Kritikern, «wir
dürfen nicht vergessen, wie wichtig Iker
für die Selección in schwierigen Zeiten
war.» Del Bosque weiss: Er braucht
Casillas. Als Captain und Führungsfigur.
Als Schlichter und Motivator. Als Menschen- und Ballfänger.
Gewiss: Auch der heilige Iker macht
Fehler. Aber er macht sie selten – und
meistens wieder gut. Auf und abseits
des Platzes. Als Kind vergass Casillas
einmal, den Wettschein seines Vaters
abzugeben. Der hatte alle 14 Ergebnisse richtig vorhergesagt – und hätte gut
anderthalb Millionen Franken gewonnen. Heute können Vater und Sohn
darüber lachen.
Schliesslich hat Iker Casillas längst
das Zigfache verdient.
Spanien - Holland
(21.00)
Fonte Nova, Salvador. – SR Rizzoli (It).
Spanien: 1 Casillas; 22 Azpilicueta, 15 Sergio Ramos,
3 Piqué, 18 Jordi Alba; 14 Xabi Alonso, 16 Busquets;
21 David Silva, 8 Xavi, 6 Iniesta; 19 Diego Costa.
Holland: 1 Cillessen; 7 Janmaat, 3 De Vrij, 2 Vlaar,
4 Martins Indi, 5 Blind; 6 De Jong, 8 De Guzman;
10 Sneijder; 11 Robben, 9 Van Persie.
Die zahl der ausnahmekönner ist geschrumpft
HollanD Mikrofone, Kameras und
auch der eine oder andere von den
brasilianischen Sicherheitsleuten grosszügig durchgewunkene Fan drängten
sich beim öffentlichen Training Hollands um die Berühmtheiten. Ruud van
Nistelrooy, der ehemalige Weltklassespieler, Aaron Winter (Ex-Internationaler) und auch der mit der orangenen
Sache nicht persönlich verbundene
Everton-Trainer Roberto Martínez
mussten auf der uralten Betontribüne
des Estádio da Gávea, der früheren
Spielstätte von Flamengo, Auskunft
geben. Die Aktiven der Elftal bestritten
derweil unter lautstarken Anweisungen
von Bondscoach Louis van Gaal (kurze Hose, stählerne Trillerpfeife) in relativer Anonymität ihre Übungen. Viele internationale Beobachter kannten
einen Grossteil der Spieler schlichtweg
nicht.
Cruyff hat auch keine idee
Man habe schon noch grosse Namen
im Team, insistierte der Ex-Schalker
Youri Mulder, der als Experte für das
holländische Fernsehen in Brasilien im
Einsatz ist. «Arjen Robben, Robin van
Persie, Wesley Sneijder: Sind das denn
keine Stars?» Doch mit dem in der
Heimat als «gouden driehoek», dem
«Schweigen ist
die beste Medizin.»
N I g e L D e J o N g S ag t N I C h t S
MehR zu SeINeM hoRRoRfouL
als goldenes Dreieck gerühmten Trio,
beginnt und hört der individuelle Glanz
in den Reihen des WM-Zweiten von
2010 in Brasilien in Wahrheit auch
schon wieder auf. Aus der streitlustigen
Künstlertruppe von internationalem
Renommee ist eine ziemlich brave Ansammlung aus jungen Talenten aus der
Eredivisie und Kickern, für die es in
den grossen europäischen Spitzenvereinen nicht (mehr) reicht, geworden.
Schalkes Klaas-Jan Huntelaar würde
natürlich gerne ein Teil des Dreiecks
werden oder dieses in ein Viereck verwandeln, aber Geschichten über namhafte Kontrahenten um die Startplätze
wird man während dieses Turniers
vergeblich suchen. Van Gaal hat vor
dem Auftakt gegen Weltmeister Spanien
so wenig adäquate Alternativen zu
seinem kleinen Häufchen der Ausnahmespieler, dass er die gesamte Taktik
auf sie ausrichtet. Holland wird heute
zur Wiederholung des Endspiels von
2010 – von Revanche mag im Team
niemand reden – voraussichtlich mit
einer überaus pragmatischen 5-3-2-Taktik auflaufen. Bayerns Robben soll
neben van Persie (Manchester United)
einen echten Stürmer geben; van Gaal
kann ihn nicht auf dem Flügel einsetzen, weil in der Auswahl ein ähnlich
befähigtes Pendant fehlt. Chefkritiker
Johann Cruyff beklagte erwartungsgemäss die Abkehr vom traditionellen
System («In Holland wachsen wir mit
Flügelstürmern auf!»), hat aber angesichts des dürftigen Kaders auch keine
besseren Ideen parat.
ein eindimensionales Mittelfeld
Sneijder, der wie alle holländischen
Finalisten von Südafrika bis auf van
Persie und Robben mittlerweile bei
einem schwächeren Verein (Galatasaray) spielt, ist der einsame Kreativspieler in einem körperlich robusten,
aber sehr eindimensionalen Mittelfeld.
Kevin Strootman (AS Roma), der
Schlüsselspieler für van Gaal in der
Qualifikation, fehlt verletzt.
Nigel de Jong, der in Johannesburg
Alonsos Brustkorb in Kung-Fu-Manier
malträtierte, darf in Salvador auch
wieder mittreten, pardon: mitspielen.
Das Horrorfoul, das in der öffentlichen
Meinung im In- und Ausland einem
Verrat am holländischen Fussballideal
gleichkam, wollte der 29-Jährige nicht
noch einmal thematisieren: «Schweigen
ist die beste Medizin.»
Die spielerische Überlegenheit der
Spanier habe sich seit dem Final eher
noch erhöht, deutete der ehemalige
Hamburger zugleich an. «Wir können
vor dieser Tatsache nicht davonlaufen»,
sagte Milans Mittelfeldspieler. «Das
muss man akzeptieren und dann
schauen, wie wir am besten dagegen
ankämpfen. Das muss nicht mit den
Mitteln der holländischen Schule sein.»
Dieses Oranje scheint im Gegensatz zu
Bert van Marwijks chaotisch organisierter Mannschaft bei der EM vor zwei
Jahren recht genau zu wissen, was es
nicht kann. Ob das tatsächlich eine
gute Nachricht ist, muss sich nun
zeigen.
RaphaeL hoNIgSteIN, RIo De JaNeIRo
sport@luzernerzeitung.ch
Samstag, 14. Juni 2014 / Nr. 136
Fussball-WM
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
33
Die Kampfansage von Rooney
WM-Rezept
Picadillo
de PaPas
(Kartoffelwürfel
mit fleisch )
Die WM in Brasilien ist auch ein
Treffen der Kulturen. Wir stellen
nun jeden Tag ein landestypisches
Gericht aus einer Nation vor, die
am selben Abend spielt. Holen Sie
sich das Flair dieser WM ins Haus –
und landen Sie einen kulinarischen
Volltreffer. Heute: Costa Rica.
Für 4 Personen
Zutaten
" ein halbes Kilo Rinderbrust
(Brisket)
" ein halbes Kilo Kartoffeln
" 1 Zwiebel
" 3 Knoblauchzehen
" Salz
" Sauce Lizano (Das ist eine
Gewürzsosse, die ausserhalb von
Costa Rica jedoch nur sehr selten
erhältlich ist. Als Alternative
eignet sich die von mehreren
Weltunternehmen angebotene
«Worcestershiresauce», auch nur
«Worcestersauce» genannt.)
Zubereitung
" Das Fleisch zusammen mit der
Zwiebel, dem Knoblauch und Salz
30 Minuten in einem Schmortopf
garen.
" Anschliessend das Fleisch in
ganz kleine Stücke schneiden und
die Sauce hinzugeben. Die
Menge der Sauce hängt vom
Geschmacksempfinden des Kochs
ab.
" Die Kartoffeln in kleine Würfel
schneiden und sie mit Wasser
und Öl solange auf geringer
Hitze kochen, bis das Wasser
absorbiert ist.
" Das Fleisch mit den Kartoffeln
vermischen und nochmals
nachsalzen.
" In Costa Rica wird das Picadillo
de Papas oft mit Tortillas serviert.
Paula Bonilla Valdés (30), die
aus Costa RiCa stammt und
heute in eBikon und Genf leBt.
Suarez geschont –
Forlan rückt nach
URUgUay si. In der zweiten Partie
der Gruppe D sind die Stärkeverhältnisse einseitiger verteilt: In Fortaleza
(Kickoff um 21.00 Uhr) gilt Uruguay
gegen Costa Rica als grosser Favorit.
Top-Torschütze Luis Suarez vom FC Liverpool scheint drei Wochen nach
seiner Knieoperation wieder fit, dürfte jedoch im Hinblick auf die kommenden Aufgaben noch geschont werden.
Noch kein Direktduell verloren
So wird wohl Diego Forlan, vor vier
Jahren bei der WM in Südafrika zum
besten Spieler des Turniers gewählt,
in die Startformation rücken. Forlan
ist mittlerweile 35 Jahre alt und spielt
für Cerezo Osaka in Japan.
Die Uruguayer haben gegen Costa
Rica noch nie verloren und von acht
Partien sechs gewonnen. Sie treffen
aber auf einen defensiv starken Gegner mit einem starken Torhüter, dem
bei Levante in Spanien wirkenden
Keylor Navas. Der wurde in der Primera División zum besten Keeper der
Saison gewählt.
Uruguay - Costa Rica
(21.00 Uhr)
Castelão, Fortaleza. – SR Brych (De).
Uruguay: 1 Muslera; 16 Maxi Pereira, 2 Lugano,
3 Godin, 22 Caceres; 17 Arevalo Rios, 5 Gargano,
11 Stuani, 7 Rodriguez; 10 Forlan, 21 Cavani.
Costa Rica: 1 Navas; 16 Gamboa, 3 Gonzalez,
4 Umana, 6 Duarte, 15 Junior Diaz; 22 Cubero,
5 Borges, 10 Ruiz, 21 Urena; 9 Campbell.
eNglaND Wayne Rooneys
Wm-Geschichte ist bisher eine
tragische. diesmal soll es ein
happy end geben – und ganz
england fiebert heute vor dem
auftaktspiel gegen italien mit.
CaRsten meyeR
sport@luzernerzeitung.ch
Stephen Hawking also. Engländer,
Physiker, Jahrtausendgenie. Ein Mann,
der ständig über Dinge spricht, die den
Verstand des durchschnittlich begabten
Mitteleuropäers übersteigen. Zum Beispiel findet er, dass «schwarze Löcher
neu definiert werden sollten als metastabile, gebundene Zustände des Gravitationsfeldes». Eine These, auf die wir
an dieser Stelle nicht näher eingehen
wollen (Sportteil!).
Es ist jedenfalls nur folgerichtig, dass
sich Hawking auch an der dringlichsten
Diskussion beteiligt, die ganz England
derzeit in Atem hält – und die auf folgende Kernfrage hinausläuft: Wie fit ist
Wayne Rooney für die WM in Brasilien?
Hawking hält es nicht für ausgeschlossen, dass der 28-Jährige in einem fussballerischen schwarzen Loch verschwindet und die nächsten Wochen nicht
mehr auftaucht. Der BBC sagte er jedenfalls: «Sein Sturmkollege Daniel Sturridge wird mehr Tore schiessen.»
Der Verdruss von hodgson ...
Nun ist nicht überliefert, wie die restliche intellektuelle Elite des Landes zu
dieser Theorie steht. Aber zumindest in
fussballerischen Expertenkreisen erntete Hawking nicht gerade einen Sturm
der Entrüstung. Rooneys Ex-Mitspieler
Paul Scholes beispielsweise findet: «England kann sich nicht auf Wayne verlassen. Er konnte nie seine Form beim
Club konstant in Länderspielen wiederholen.» Er sage nicht, dass Rooney auf
die Bank müsse: «Aber wenn seine Form
nicht besser wird, wird es interessant
sein, zu sehen, ob die englische Führung
die Eier hat, diese Entscheidung zu
treffen.»
Nun weiss man nicht so genau, wie
es diesbezüglich bei Roy Hodgson aussieht. Der ehemalige Schweizer Nationaltrainer ist mittlerweile Coach der
englischen Mannschaft. Auch wenn er
manchmal das Gefühl hat, einen Einzelsportler zu betreuen: Wayne Rooney.
Vor allem die einheimischen Medien
kreisen nur um diese Personalie, was
bei Hodgson ganz offensichtlich für
reichlich Verdruss sorgt: «Es ist traurig,
dass dieses Land so Wayne-Rooneybesessen ist.» Es gebe ja gar kein anderes Thema mehr. Und die Frage, ob der
Stürmer von Manchester United nicht
ein aussergewöhnlicher Spieler sei, könne er schon gar nicht mehr hören: «Egal,
was ich darauf antworte», brummt
Hodgson, «ich kann doch nur verlieren.»
Sagt er Ja, erhöht er den ohnehin riesigen Druck auf den Angreifer noch mal.
Wayne Rooney ist fest entschlossen, an der WM Grosses zu
zeigen – er sagt: «Dieses Mal gibt es keine Ausreden.»
EPA/Daniele Del Zennaro
Sagt er Nein, heisst es sofort: Hodgson
glaubt nicht an Rooney.
Dabei kann man diese Einschätzung
getrost vom Tisch wischen. Natürlich
glaubt Hodgson an den 28-Jährigen. Er
hat doch gar keine andere Wahl. Denn
nur mit einem Rooney in absoluter
Bestform kann England mit den ganz
Grossen mithalten.
... und die Zielsetzung von Rooney
Das Problem: So war es auch in der
Vergangenheit. Jedes Mal war Rooney
das Versprechen auf ein tolles Turnier,
das jedoch nie eingelöst wurde. 2006 in
Deutschland war er nach einem Mittelfussbruch nicht richtig fit, schleppte sich
von Spiel zu Spiel und sah beim Vier-
telfinal-Aus gegen Portugal Rot. Vier
Jahre später reise er ebenfalls angeschlagen nach Südafrika, suchte ebenso verzweifelt wie erfolglos nach seiner Form –
und konnte das Achtelfinal-Aus gegen
Deutschland nicht verhindern. Nun also
der dritte Versuch. «Dieses Mal muss
ich zeigen, was ich kann», weiss Rooney,
«und ich glaube, ich bin in der bestmöglichen Verfassung dafür. Dieses Mal
wird es keine Ausreden geben.»
Er will zeigen, dass er in der Lage ist,
auch die Nationalmannschaft zu grossen
Taten zu führen. Und er lässt wenig
Zweifel daran, dass ihm dies auch gelingen wird. «Wir haben ein junges
Kader mit so viel Energie und so viel
Tempo – ich denke nicht, dass dies in
der Vergangenheit so war.» Deshalb sagt
er mutig: «Unser Ziel ist es, dieses Turnier zu gewinnen.»
Es wäre wahrscheinlich die einzige
Antwort, die Hawking ihm durchgehen
lassen würde.
England - Italien
(So, 00.00 Uhr)
Amazonia, Manaus. – SR Kuipers (Ho).
England: 1 Hart; 2 Johnson, 5 Cahill, 6 Jagielka,
3 Baines; 4 Gerrard, 14 Henderson; 20 Lallana,
10 Rooney, 11 Welbeck; 9 Sturridge.
Italien: 1 Buffon; 7 Abate, 15 Barzagli, 3 Chiellini,
4 Darmian; 16 De Rossi; 8 Marchisio, 23 Verratti,
21 Pirlo, 6 Candreva; 9 Balotelli.
Bemerkung: Italien ohne De Sciglio (verletzt).
«Der Spass ist das Allerwichtigste im Fussball»
SChWeiZ Zwei tage vor dem
ersten Wm-spiel ist Xherdan
shaqiris Vorfreude riesig. der
hoffnungsträger der schweiz
strahlt Zuversicht aus.
Er ist mit 1,69 Meter der kleinste
Schweizer – und doch der Grösste. Der
wichtigste Spieler im Nationalteam an
der WM. Xherdan Shaqiri ist der grosse
Hoffnungsträger. Vor dem WM-Auftaktspiel am Sonntag gegen Ecuador
(18 Uhr), das der Usbeke Rawschan
Irmatow leiten wird, sass er gestern
erstmals in Porto Seguro den Medien
gegenüber. Im WM-Pressezentrum im
«Praia»-Resort gab er sich humorvoll
wie immer. Keine Anzeichen von Nervosität, keine Bedenken, dem Druck
nicht standhalten zu können.
Bereits zu Beginn der Pressekonferenz
sorgte er für den ersten Lacher. Assistenztrainer Michel Pont sprach noch am
Rednertisch, als es hiess: «Noch eine
letzte Frage.» Und die stellte dann kein
Journalist, sondern Shaqiri: «Was würden Sie den Spielern von Ecuador sagen?», wollte er von Pont wissen. Der
grinste und sagte: «Ich gratuliere der
Schweiz zum 2:0.»
Nervosität und Vorfreude
So gut gelaunt sich das Schweizer
Team in den letzten Tagen und insbesondere Shaqiri präsentierte, einfach
wird die Aufgabe gegen Ecuador nicht.
Dass gestern, am Freitag, dem 13., wenige Minuten vor Shaqiris Eintreffen eine
schwarze Katze vor dem Eingangsportal
über die Strasse lief, muss nichts zu bedeuten haben. Ein gutes Omen war es
aber nicht. Dem widersprach danach
Shaqiri in seinen Ausführungen vehement. Zusammen mit seinen Teamkollegen habe er sich das Eröffnungsspiel
angeschaut. «Da kam ein wenig die
Nervosität und vor allem Vorfreude auf.»
Shaqiri erklärte, dass für ihn die riesige Erwartungshaltung kein Problem
sei. «Der Druck ist immer da. Wir sind
aber nicht Spanien und nicht Frankreich.
Wir sind auch nicht Brasilien. Wir müs-
sen als Mannschaft auftreten. Nur so
können wir erfolgreich sein.»
Shaqiri sprach von einer perfekten
Vorbereitung und davon, dass er sich
100-prozentig von seinem Muskelfaserriss erholt habe, der ihn zu Beginn des
WM-Trainingslagers noch behindert
hatte. «Ich habe hier gut trainiert. Was
in der Schweiz noch nicht funktioniert
hat, klappt nun sehr gut.» Er und seine
Teamkollegen seien bereit für das morgige Spiel.
Schweizer Medien tippen auf Sieg
Auf die Frage, ob er sich etwas Spezielles für das Startspiel vorgenommen
habe, zuckte er mit den Schultern. «Klar,
ich bin ein Spieler, der entscheidende
Sachen machen kann. Ich brauche aber
Raum im Mittelfeld, nur dann kann ich
mich entfalten. Was ich vorhabe, kann
ich jetzt nicht sagen. Das passiert auf
dem Platz. Es kommt auf die Situation
an.» Der bei Bayern München unter
Vertrag stehende Mittelfeldspieler sprach
von der Qualität im Schweizer Team,
die lange nicht so gross gewesen sei.
«Alle sind für das Ecuador-Spiel parat.
Genauso habe ich mir das vorgestellt.»
Dass selbst die in Brasilien weilenden
Schweizer Journalisten, die von Seiten
des Verbandes zuletzt als zu kritisch
bezeichnet wurden, in ihren internen
Tippspiel mehrheitlich auf einen
Schweizer Sieg wetten, mochte Shaqiri
nicht zu einer eigenen Prognose verleiten. «Alle falsch», sagt er mit Blick
auf die Medientipps. Was aber wünscht
er sich für den WM-Auftakt? «Dass wir
gewonnen haben, wenn wir vom Platz
gehen, und alle gesund sind», so Shaqiri. Das sei es, was zähle.
Dass einzig Steve von Bergen und
Stephan Lichtsteiner regelmässig am
Privatstrand zu sehen sind, die Nationalspieler den hermetisch abgeriegelten
Hotelbereich im «La Torre» kaum verlassen, deutet tatsächlich auf eine Wohlfühloase und eine gute Stimmung hin.
«Der Spass ist das Allerwichtigste im
Fussball», erklärte Shaqiri. Den habe
seine Mannschaft in Porto Seguro, und
den brauche es auch, um gegen Ecuador
als Einheit auftreten zu können.
René WeBeR, PoRto seGuRo
sport@luzernerzeitung.ch
Samstag, 14. Juni 2014 / Nr. 136
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
Online am Ball
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Kolumbien büsst
viel Kredit ein
FavOrit Si. Erstmals seit 1998 spielt
Kolumbien wieder an einer WM. In
der Gruppe C gelten die Südamerikaner als Favorit, auch in der Startpartie gegen Griechenland und trotz
des Ausfalls ihres Top-Torjägers.
Die Qualifikation in Südamerika
hatte Kolumbien als Nummer 2 hinter Argentinien abgeschlossen, mit
der besten Abwehr, die in 16 Spielen
nur 13 Tore zuliess. Nun muss aber
Kolumbien ohne Star-Stürmer Radamel Falcao auskommen. Der 60-Millionen-Mann von Monaco riss sich
im Januar das linke Kreuzband. Die
Hoffnungen auf eine schnelle Genesung zerschlugen sich. Und da
auch noch Edwin Valencia, Luis Perea
und Aldo Ramirez verletzt sind, verlor das Team des argentinischen Trainers Jose Pekerman viel an Kredit.
Kolumbien - Griechenland
(18.00 Uhr)
Mineirão, Belo Horizonte. – SR Geiger (USA).
Kolumbien: 1 Ospina; 16 Balanta, 3 Yepes, 2
Zapata, 7 Armero; 18 Zuniga, 8 Aguilar, 10 Rodriguez, 6 Sanchez; 9 Gutierrez, 21 Martinez.
Griechenland: 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis, 20 Holebas; 2 Maniatis, 14
Salpingidis, 21 Katsouranis; 7 Kone, 9 Mitroglou,
7 Samaras.
Bemerkung: Kolumbien ohne Guarin (gesperrt).
Elfenbeinküste - Japan
(So, 3 Uhr)
Pernambuco, Recife. – SR Osses (Chile).
Elfenbeinküste: 1 Barry; 17 Aurier, 22 Bamba,
4 Kolo Touré, 3 Boka; 9 Tioté, 20 Serey Die; 10
Gervinho, 15 Gradel, 8 Kalou; 10 Drogba.
Japan: 1 Kawashima; 2 Uchida, 22 Yoshida, 15
Konno, 5 Nagatomo; 17 Hasebe, 7 Endo; 9 Okazaki, 4 Honda, 10 Kagawa; 11 Kakitani.
32
Wenn der Ref die Grenze zieht
Spray Plötzlich gehen die
WM-Schiedsrichter auch noch
unter die Graffiti-Künstler.
Was hat es mit dem Strich auf
sich, den die Referees auf
das Spielfeld malen?
BENjAMIN KlEtt
sport@luzernerzeitung.ch
Viele Zuschauer staunten nicht
schlecht. Sie fragten sich, was der
Schiedsrichter Yuichi Nishimura im Eröffnungsspiel zwischen Brasilien gegen
Kroatien da eigentlich machte. 41 Minuten und 8 Sekunden waren gespielt,
als der Japaner plötzlich eine Sprühdose zückte, die er am Hosenbund mit
sich führte. Hatte er sich von zu Hause
ein Deo mitgenommen, weil er von den
klimatischen Bedingungen in Brasilien
hörte?
Diese Frage stellte sich nicht lange.
Denn: Er sprühte mit weissem Schaum
eine Linie vor die Füsse der Spieler, die
bei einem Freistoss die Mauer bildeten.
Also ging er wohl doch eher seinem
Hobby als Graffiti-Künstler nach? Auch
das nicht.
Bis 120 Sekunden sichtbar
Es ging um eine Situation, die jeder
Spieler kennt: Der Schiedsrichter stellt
die Mauer, dreht sich wieder um und
zieht von dannen. Daraufhin beginnen
die Spieler in der Mauer in Richtung
Ball zu tippeln. Es geht um jeden Zentimeter. Man könnte fast schon meinen:
Wer am unauffälligsten so nah wie
möglich an den Ball tippelt, hat gewonnen. Und das, obwohl es in den Fussballregeln unter der Rubrik «Freistoss»
unmissverständlich heisst: «Alle Gegenspieler halten einen Abstand von mindestens 9,15 Metern zum Ball, bis der
Ball im Spiel ist.»
Damit diese Regel befolgt wird, kommt
der Spray bei der WM zum Einsatz.
Bester Spieler
fehlt den Ivorern
ElFEnBEinküStE Si. Im zweiten
Spiel der Gruppe C begegnen sich in
der Nacht auf Sonntag um 3 Uhr die
Elfenbeinküste und Japan. Die Ivorer
sind zum dritten Mal in Folge an der
WM mit dabei und wollen nun erstmals
in die Achtelfinals vordringen. Für ihre
bekanntesten Akteure wird es die wohl
letzte Chance sein, eine WM erfolgreich
abzuschliessen. Captain und Torgarant
Didier Drogba ist 36 Jahre alt, die Verteidiger Kolo Touré und Didier Zakora
33. Der derzeit wichtigste Spieler wird
vermutlich noch nicht spielen können.
Yaya Touré von Manchester City, Afrikas Fussballer der Jahre 2011, 2012 und
2013, leidet an muskulären Problemen
im Oberschenkel.
Fussball-WM
Bis hierher und nicht weiter: Schiedsrichter Yuichi Nishimura macht
den Kroaten deutlich, wo sie mit ihrer Mauer stehen bleiben müssen.
AFP/Fabrizio Brensch
Dadurch kann der Schiedsrichter sofort
erkennen, ob die Spieler in der Mauer
den Abstand einhalten. 45 bis 120 Sekunden bleibt der biologisch voll abbaubare Spray auf dem Platz dann
sichtbar.
Richtig gut kommt das Ganze bei den
Beteiligten allerdings nicht an. Bei der
diesjährigen Klub-WM kam der Schaum
auch schon zum Einsatz – sehr zum
Leidwesen des deutschen Goalies Ma-
nuel Neuer, der nach dem Halbfinal des
FC Bayern München gegen Guangzhou
Evergrande schimpfte: «Wir wollten
schnell spielen. Und stattdessen malt
der Schiedsrichter da auf dem Boden
herum.»
Meier: «Unnötiges accessoire»
Auch der ehemalige Schweizer ProfiSchiedsrichter Urs Meier zeigte sich im
Vorfeld des Turniers nur wenig angetan
von der Idee: «Ein völlig unnötiges
Accessoire. Wenn ich bei einer WM nicht
in der Lage bin, die Freistossmauer auf
9,15 Meter zu stellen, muss die Frage
nach der Persönlichkeit des Schiedsrichters gestellt werden.»
Der hatte im Eröffnungsspiel sowieso
mit ganz anderen Problemen zu kämpfen (siehe untenstehende Kolumne).
Aber bei Penaltyentscheidungen hilft
auch kein Spray mehr weiter.
Der Schiedsrichter hätte die Schwalbe sehen müssen
I
m Eröffnungsspiel einer Weltmeisterschaft ist es die wichtigste Aufgabe
des Schiedsrichters, allen teilnehmenden Mannschaften, den Trainern und
dem Publikum deutlich zu machen,
was die Linie der Spielleiter in diesem
Turnier sein wird. Der Weltverband
(Fifa) als Organisator gewichtet in
diesem Jahr das Fairplay hoch – und
das heisst: Man will keine Betrügereien
auf dem Fussballplatz.
Darum hätte ich es gerne gesehen,
dass der Brasilianer Fred bei seinem
Hinfallen nicht mit einem Penaltypfiff
belohnt, sondern mit einer gelben Karte für eine Schwalbe bestraft worden
wäre. Um das unmissverständliche Signal in die Welt hinauszusenden: So
plump lassen sich die Spielleiter an
dieser WM nicht hinters Licht führen!
Ich bin überzeugt: Auf diesem
Niveau, auf dem höchsten überhaupt,
muss man die Aktion zwischen dem
kroatischen Verteidiger Dejan Lovren
und Fred richtig beurteilen können.
Der ehemalige
Schweizer SpitzenSchiedsrichter Urs
Meier über den
penalty-Fehlpfiff
für Brasilien.
DER PfIff
Ergo hätte der japanische Schiedsrichter Yuichi Nishimura die Schwalbe
sehen müssen. Als ich sie live sah,
entfuhr es mir im ZDF-Studio, noch
ehe Fred auf dem Rasen lag: «Nein,
das ist nichts.»
Das Problem war: Nishimura hat
sich nie darum bemüht, einen Seitenblick auf das Spielgeschehen zu bekommen. Praktisch alle Szenen hatte
er aus der Sicht von vorne zu beurteilen. Und das kommt daher, dass sich
Nishimura zu wenig bewegte, er war
zu statisch und darum stets am Reagieren statt am Agieren. Ich vermute,
dass er in der Szene, die zum Fehlentscheid führte, nur kurz eine Hand auf
der Schulter von Fred und darauf das
Stürzen des Brasilianers sah.
Man kann bestimmt sagen, dass
dieser ungerechtfertigte Penaltypfiff
den Gastgebern dieser WM den Weg
zum Sieg ebnete. Ohne Neymars Tor
zum 2:1 wäre der Sieg schwieriger zu
erringen gewesen. Aber man muss auch
sehen: Die Brasilianer haben relativ viel
für diesen Erfolg getan. Sie haben einen
Rückstand aufgeholt und auch danach
immer vorwärts gespielt. Das zeugt vom
Charakter im Team.
Weil das Eröffnungsspiel aus den
bereits genannten Gründen ein wichtiges ist, und weil man sagen kann,
dass Nishimura auf internationaler
Ebene mit wenig Erfahrung ausgestat-
tet ist, muss sich die Fifa die Frage
gefallen lassen, warum man dieses
Risiko eingegangen ist. Ich kann nur
vermuten, dass man das Spiel als leichter zu leiten taxiert hatte, als es dann
tatsächlich war. Und dazu kam vielleicht auch, dass der Usbeke Rawschan
Irmatow vor vier Jahren im Eröffnungsspiel in Südafrika eine sehr gute Leistung zeigte. Auch seine internationale
Erfahrung war eine überschaubare.
Mit Nishimura hat die Fifa das Ziel
im ersten WM-Spiel in Brasilien aber
weit verfehlt. Nicht nur, dass er die
Messlatte, an der sich die Spieler, Trainer und das Publikum für den weiteren
Turnierverlauf orientieren können,
nicht exakt legen konnte. Er hat mit
seinem wegweisenden Fehlpfiff auch
den Druck auf die Schiedsrichter erhöht. Nishimura hat mit seiner schlechten Leistung Unruhe in die nächsten
Spiele getragen, weil die Spielleiter in
den Fokus der Öffentlichkeit geraten
sind.
sport@luzernerzeitung.ch
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Mittwoch, 18. Juni 2014 / Nr. 139
Fussball-WM
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
Das Kind im Manne
kangaroo Fillet
with mustard
sauce
(känguru-Filet
mit senFsauce)
Die WM in Brasilien ist auch ein
Treffen der Kulturen. Wir stellen
nun jeden Tag ein landestypisches
Gericht aus einer Nation vor, die
am selben Abend spielt. Holen Sie
sich das Flair dieser WM ins Haus –
und landen Sie einen kulinarischen
Volltreffer. Heute: Australien.
Del Bosque überstürzt nichts
Für 2 Personen
Zutaten
Zubereitung
" Zuerst die Sauce zubereiten.
Dazu die Schalotten anschwitzen,
Senf und Sauerrahm hinzugeben
und kurz köcheln lassen. Danach
mit Salz abschmecken.
" Das Öl in einer Pfanne erhitzen,
dann das Fleisch maximal 2 Minuten pro Seite anbraten. Hinweis:
Känguru-Fleisch ist sehr gesund,
weil es weniger Fett hat als
Rindfleisch. Deshalb ist die
Zubereitung aber nicht ganz einfach. Weil es schnell zäh wird,
gilt: je kürzer angebraten, desto
besser – aber eben auch blutiger.
" Nach dem Anbraten das Fleisch
2, 3 Minuten im Backofen warm
stellen, anschliessend in Stücke
schneiden und servieren.
Als Beilage eignen sich Kartoffeln
oder Gemüse.
USA besiegen
Ghana unerwartet
GRuppe G Si. Die USA sind mit
einem nicht unbedingt erwarteten
Sieg gegen Ghana in die WM gestartet. Das Team des Deutschen Jürgen
Klinsmann siegte nach einer spektakulären Schlussphase 2:1 (1:0).
Ghana - USA 1:2 (0:1)
Das Dunas, Natal. – 39 760 Zuschauer. –
SR Eriksson (Sd).
Tore: 1. (0:30) Dempsey 0:1. 82. André Ayew 1:1.
86. Brooks 1:2.
Ghana: Kwarasey; Opare, Boye, Mensah, Kwado
Asamoah; Rabiu (71. Essien), Muntari; Atsu
(78. Adomah), Jordan Ayew (59. Boateng), André
Ayew; Asamoah Gyan.
USA: Howard; Johnson, Cameron, Besler (46.
Brooks), Beasley; Bedoya (77. Zusi), Beckerman,
Bradley, Jones; Dempsey, Altidore (23. Johannsson).
Spanien gehörig
unter Zugzwang
Nächste spiele Si. Der Titelverteidiger hat schon in Runde 2 das
Messer am Hals. Spanien darf sich
heute in Rio de Janeiro gegen Chile
keine weitere Niederlage leisten.
Wenn die Spanier um 21 Uhr im
Maracana antreten, kennen sie bereits
das Resultat des anderen Gruppenspiels. Denn zuvor um 18 Uhr spielen
in Porto Alegre Australien und Holland gegeneinander. Sollte «Oranje»
den erwarteten zweiten Vorrundensieg einfahren, wäre für Spanien klar,
dass eine Niederlage gegen Chile dem
vorzeitigen Aus gleichkäme. Den Spaniern droht dasselbe Schicksal wie
2010 den Italienern, die in Südafrika
als Titelverteidiger bereits in der Vorrunde die Segel hatten streichen müssen.
WM-Rezept
" 500 g Känguru-Filet
" 175 g Sauerrahm
" 3 EL gehackte Schalotten
" 2 EL Dijon-Senf
" 3 EL Olivenöl, Salz
32
Bezeichnet sich selbst noch als Kind: Hollands Stürmerstar Robin van Persie mit seiner Tochter Dina.
Epa/Koen van Weel
GRuppe B Vom Talent über das Enfant terrible
zum Klassestürmer: Robin van Persie (30) hat eine
bewegte Karriere hingelegt. Jetzt will er mit Holland Weltmeister werden – als Captain und Vorbild.
BENJAmIN mIlTNER
sport@luzernerzeitung.ch
Fussball ist und bleibt ein Tagesgeschäft. Wie schnell sich Meinungen über
Spieler und Teams ändern, dafür liefert
die nicht einmal eine Woche alte WM
Anschauungsunterricht. Bestes Beispiel
ist das holländische Team. Es war als
Aussenseiter in die Neuauflage des WMFinals 2010 gegen Spanien gegangen –
und ist nach dem 5:1-Sieg vor der
heutigen Partie gegen Australien
(18 Uhr/SRF 2) Turnierfavorit. Weil die
Elftal den Weltmeister in der zweiten
Halbzeit mit ihrem überfallartigen Konterfussball auseinandernahm und weil
die zweifachen Torschützen Arjen Robben und Robin van Persie die Champions-League-Sieger Iker Casillas und
Sergio Ramos wie Schuljungen aussehen
liessen. «Es ist genau so gekommen, wie
der Trainer es vorhergesagt hat. Da
haben wir wochenlang drauf hintrainiert. Unglaublich», lobte van Persie die
Taktik seines Coachs Louis van Gaal.
Dabei vergessen viele: Spanien war
lange tonangebend, hatte kurz vor der
Pause die Riesenchance zum 2:0. Doch
David Silva vergab – und im Gegenzug
gelang van Persie der Ausgleich. Sein
Flugkopfballlupfer über Casillas war
mehr als ein Tor. Es war ein Kunstwerk –
und fand viele Nachahmer. Im Internet
wurde van Persie zum Fliegenden Holländer. Auf Fotomontagen schwebte er
wahlweise mit Flügeln oder SupermanUmhang durch den Weltraum oder um
die Jesus-Statue Rio de Janeiros. «Ist es
ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein. Es
ist Supervan», lautete eine von Zigtausenden Meldungen auf Twitter.
Mehrere Wochen im Gefängnis
Es war nicht das erste Mal in seiner
Karriere, dass van Persie im Mittelpunkt
stand. Er ist den Medienrummel um
seine Person gewohnt. Seit mehr als
einem Jahrzehnt. Und er kann damit
umgehen. Mittlerweile. Denn das war
nicht immer so. 2002 machte van Persie,
damals 18 Jahre jung, bei Feyenoord
Rotterdam auf sich aufmerksam. Er
wurde schnell Stammspieler, bester
Nachwuchskicker der Liga, gewann mit
Feyenoord den Uefa-Cup – und verlor
die Bodenhaftung. Statt des gesponserten Mittelklassewagens fuhr van Persie
bald einen schicken Mercedes. In einem
Spiel schob er Klublegende Pierre van
Hooijdonk bei einem Freistoss zur Seite, weil er lieber selbst schiessen wollte.
Ganz schön forsch für einen Teenager.
Zu forsch. Schnell war van Persie untendurch: bei den Mitspielern, beim Trainer
und beim Anhang.
Der Durchbruch blieb ihm verwehrt.
Daran änderte auch sein Wechsel zu
Arsenal London 2004 nichts. Lange hiess
es über ihn: Er ist ein Ausnahmetalent,
er hat Weltklasse-Potenzial – aber er
wird es nie entfalten können. Dafür war
van Persie zu verspielt. Zu sprunghaft,
eine zu sehr launische Diva. Anfällig für
Verletzungen und Eskapaden. Wie im
Sommer 2005, als er wegen des Verdachts auf Vergewaltigung mehrere Wochen in einem Rotterdamer Gefängnis
verbrachte.
Rekordtorschütze bleibt am Boden
Auch wenn es beim Verdacht blieb:
Eine durchfeierte Nacht mit Freunden
kostete van Persie beinahe seine Karriere. Und seine Ehe. Es war der Tiefpunkt, quasi die letzte Mahnung, erwachsen zu werden. Der damals 21-jährige van Persie verstand und reifte wie
der berühmte Käse seiner Heimat: langsam, aber kontinuierlich.
Sportlich tat er dies bei Arsenal unter
dem Talententwickler Arsene Wenger,
der aus dem widerwilligen Flügelspieler
einen Mittelstürmer mit Dauer-Abo für
Torjägerkronen formte. Wie 2012 für
Arsenal und 2013 für seinen derzeitigen
Klub Manchester United in der englischen Premier League. Und wie für
Holland mit elf Treffern in der WMQualifikation. Mittlerweile ist van Persie
mit 45 Toren in 86 Partien auch holländischer Rekordtorschütze.
Aber auch ausserhalb des Fussballfeldes taugt van Persie jetzt zum Vorbild.
Und so erdet das ehemalige Enfant
terrible Holland nach der 5:1-Gala über
Spanien mit Sätzen wie: «Für uns war
das natürlich ein optimaler WM-Start.
Trotzdem sollten wir schön eine Aufgabe nach der anderen angehen und
uns jetzt auf Australien konzentrieren.»
Nicht umsonst hat ihn van Gaal, ab Juli
auch bei Manchester United sein Coach,
zum Captain gemacht. Van Persie achtet penibel auf seine Ernährung, raucht
und trinkt nicht und gönnt seinem
Körper Ruhepausen.
Der Ball als steter Begleiter
Wie am Tag nach dem Auftaktmatch,
als er auf einem Trainingsplatz im Gras
liegend vergnügt dem Spieltrieb seines
Nachwuchses verfolgte. Es mag ihn an
seine eigene Jugend erinnert haben. Egal
wo er war, in der Schule, auf der Strasse, im Einkaufsladen: Der Ball war
immer dabei. «Ich habe den Ball sogar
ins Bett genommen. Selbst als ich schon
mit meiner Frau zusammen war», gibt
van Persie zu. Er sagt selbst: «Ich bin
immer noch ein Kind. Und mein grösster Traum ist es, solange wie möglich
dieses Kind zu bleiben, das ich noch in
mir spüre.»
Mal sehen, zu welchen Leistungen
ihn die kindliche Spielfreude noch treibt.
Australien - Holland
(heute, 18 Uhr/SRF 2)
Australien: 1 Ryan; 19 McGowan, 22 Wilkinson,
6 Spiranovic, 3 Davidson; 15 Jedinak, 5 Milligan;
7 Leckie, 23 Bresciano, 11 Oar; 4 Cahill.
Holland: 1 Cillessen; 7 Janmaat, 2 Vlaar, 3 De Vrij,
4 Martins Indi, 5 Blind; 6 De Jong, 8 De Guzman;
10 Sneijder; 9 Van Persie, 11 Robben.
Selbst ein Unentschieden dürfte
Spanien nach dem brutalen 1:5 im
Startspiel gegen Holland nicht weiterhelfen. Spaniens Coach Vicente del
Bosque neigt trotz grosser Kritik nicht
dazu, die Nerven wegzuwerfen und
hektisch zu reagieren. So bleibt der
fehlerhafte Keeper Iker Casillas unbestritten. «Wir werden wohl zwei
oder drei Änderungen vornehmen»,
liess sich Del Bosque immerhin entlocken, «wir sind flexibel, doch gewisse Dinge gehören an ihren Platz.»
Vor vier Jahren besiegte Spanien im
letzten WM-Gruppenspiel Chile 2:1 –
beide Teams kamen in die Achtelfinals. Diesmal aber wird wohl einer
der beiden auf der Strecke bleiben.
Spanien - Chile (heute,
21 Uhr/SRF 2)
Spanien: 1 Casillas; 22 Azpilicueta, 15 Sergio
Ramos, 3 Piqué, 18 Jordi Alba; 14 Xabi Alonso,
16 Busquets; 11 Pedro, 8 Xavi, 6 Iniesta; 10 Fabregas.
Chile: 1 Bravo; 4 Isla, 17 Medel, 18 Jara, 2 Mena;
21 Diaz; 20 Aranguiz, 10 Valdivia, 8 Vidal; 7 Sanchez, 11 Vargas.
Kamerun - Kroatien
(Do, 0 Uhr/SRF 2)
Kamerun: 16 Itandje; 4 Djeugoué, 3 Nkoulou,
14 Chedjou, 2 Assou-Ekotto; 17 Mbia, 6 Song,
18 Enoh; 8 Moukandjo, 15 Webo, 13 ChoupoMoting.
Kroatien: 1 Pletikosa; 11 Srna, 5 Corluka, 6 Lovren, 2 Vrsaljko; 7 Rakitic, 10 Modric; 4 Perisic,
20 Kovacic, 18 Olic; 17 Mandzukic.
Kolumbien - Elfenbeinküste (Do, 18 Uhr/SRF 2)
Kolumbien: 1 Ospina; 18 Zuniga, 3 Yepes, 2 Zapata, 7 Armero; 11 Cuadrado, 8 Aguilar, 10 Rodriguez, 6 Sanchez; 9 Gutierrez, 21 Martinez.
Elfenbeinküste: 1 Barry; 17 Aurier, 22 Bamba,
4 Kolo Touré, 3 Boka; 9 Tioté, 20 Serey Die;
10 Gervinho, 15 Gradel, 8 Kalou; 10 Drogba.
Uruguay - England
(Do, 21 Uhr/SRF 2)
Uruguay: 1 Muslera; 4 Fucile, 2 Lugano, 3 Godin,
22 Caceres; 17 Arevalo Rios, 5 Gargano, 11 Stuani, 7 Rodriguez; 10 Forlan, 21 Cavani.
England: 1 Hart; 2 Johnson, 5 Cahill, 6 Jagielka,
3 Baines; 4 Gerrard, 14 Henderson; 19 Sterling,
10 Rooney, 11 Welbeck; 9 Sturridge.
Japan - Griechenland
(Fr, 0 Uhr/SRF 2)
Japan: 1 Kawashima; 2 Uchida, 22 Yoshida,
15 Konno, 5 Nagatomo; 17 Hasebe, 7 Endo;
9 Okazaki, 4 Honda, 10 Kagawa; 11 Kakitani.
Griechenland: 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis, 20 Holebas; 2 Maniatis, 14 Salpingidis, 21 Katsouranis; 7 Kone, 9 Mitroglou,
7 Samaras.
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Freitag, 20. Juni 2014 / Nr. 140
Fussball-WM
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
WM-Rezept
Casamiento Con
salpiCon (Die
Verheirateten
– reis unD rote
Bohnen – mit
gezupftem
fleisCh)
«Les Bleus» hoffen
auf den Schweiger
GRuppE E wenn die schweiz
heute (21 uhr/srf 2) auf
frankreich trifft, muss sie vor
allem auf einen mann
aufpassen: torjäger Karim
benzema. Er hat eine erstaunliche wandlung hinter sich.
cArstEN mEyEr
sport@luzernerzeitung.ch
Die WM in Brasilien ist auch ein
Treffen der Kulturen. Wir stellen
nun jeden Tag ein landestypisches
Gericht aus einer Nation vor, die
am selben Abend spielt. Holen Sie
sich das Flair dieser WM ins Haus –
und landen Sie einen kulinarischen
Volltreffer. Heute: Honduras.
Hollande: «Solidarisch»
Positiv an so einem Ereignis
ist für Benzema: Er konnte der
Mannschaft massgeblich zum
Sieg verhelfen. Negativ: Nach
solchen Vorstellungen lässt
sich das Stelldichein mit den
Medien kaum verhindern,
sehr zu seinem Leidwesen.
In seiner Heimat nennen sie
ihn zuweilen ja auch «den
Schweiger». Zufall ist das keiner, Benzema spricht nicht so
gerne und schon gar nicht viel.
Also erklärte der Angreifer nach
dem Auftaktspiel, bevor er vom
medizinischen Personal der Fifa
gerettet wurde, kurz und bündig:
«Ich wollte ohne Druck Fussball
spielen. Viele bewerten mich nur
anhand meiner Tore. Aber für mich
ist auch die Art und Weise, wie
ich spiele, wichtig.»
In diesem Fall war
das jedoch ein-
Für 4 Personen
Zutaten
" 800 g Rindfleisch
" 1 Tasse weissen Reis
" eine halbe Tasse rote Bohnen
" 1 Zwiebel
" 1 grüne Peperoni
" 1–2 Limetten zum Auspressen
" Schnittlauch
" Bouillon, Salz, Pfeffer, Chili, Öl
Zubereitung
" Den Rinderbraten in der
Bouillon etwa eine Stunde
kochen und dann abkühlen
lassen.
" Anschliessend das Fleisch von
Hand in kleine Stücke zupfen.
" Fein gehackte Peperoni und
Schnittlauch beifügen und mit Öl
anbraten. Den Limettensaft beigeben und nach Belieben mit Salz,
Pfeffer und Chili würzen.
" Den Reis in der Bouillon sowie
die Bohnen mit Salz und der
zerhackten Zwiebel separat
beissfest kochen.
" Vor dem Servieren ebenfalls
kurz mit Öl oder Butter anbraten.
" Eine Delikatesse als Variante
zum Rinderbraten ist Hasenfleisch. Das Gericht heisst dann
«Salpicon de conejo». Etwas
einfacher und schneller geht es
mit Hackfleisch statt selbst
gezupftem Fleisch.
DIEsEr KochtIpp Kommt voN
ErIK KEllEr, GEschäftsführEr
DEr IN luZErN bEhEImAtEtEN
GEmEINNütZIGEN orGANIsAtIoN
INtErtEAm, DIE uNtEr ANDErEm
IN hoNDurAs ENtwIcKluNGshIlfE bEtrEIbt.
Wahrscheinlich gab es selten einen
Sportler, der so glücklich über das Auftauchen von Dopingkontrolleuren war.
Karim Benzema aber, das darf man
einfach mal behaupten, hätte sie am
liebsten umarmt nach dem 3:0 gegen
Honduras im ersten Gruppenspiel der
Franzosen. Denn der 26-Jährige war in
eine Situation geraten, die für ihn so
eine Art Vorhof zur Hölle ist. Vielleicht
könnte man das mit dem Vorhof auch
weglassen. Denn Benzema befand sich
im Gespräch mit Journalisten. Er mag
das nicht so sehr, er ist lieber auf dem
Platz und schiesst Tore. Zweieinhalb
waren es an diesem Abend, wenn man
ihm das etwas schusselige Eigentor
von Honduras-Goalie Noel Valladares zur Hälfte gutschreibt.
Sohn algerischer
Einwanderer: Karim
Benzema stürmt
heute für Frankreich
gegen die Schweiz.
EPA/Jorge Zapata
und dasselbe. Benzema machte ein
grosses Spiel, die besagten zweieinhalb
Tore – und damit auch ein bisschen das
Versprechen, dass in diesem Jahr endlich alles gut wird mit der Equipe tricolore. Zumindest besser als bei der
WM 2010, als das Team sang- und
klanglos ausschied und auch ausserhalb
des Platzes keine gute Figur abgab. Nun
liess selbst Staatspräsident François
Hollande euphorisch verlauten: «Ich
habe ein solidarisches Team gesehen.
Das ist ein schönes Beispiel für die
Jugend Frankreichs.» Dass Honduras
sich zumeist weder defensiv noch offensiv am Spiel beteiligte – geschenkt.
Schliesslich haben sie in Frankreich
sowieso nicht allzu viel von ihrer Mannschaft erwartet. Die wirklich grossen
Stars sucht man vergeblich im Aufgebot,
seit auch noch Bayerns Franck Ribéry
wegen Rückenproblemen Forfait geben
musste. So ruhen die Hoffnungen nun
auf Benzema, was aber weder ihn noch
die restliche Belegschaft in eine fundamentale Sinnkrise stürzt. «Karim ist der
Mann, der die entscheidenden Tore
schiesst», weiss sein Trainer Didier
Deschamps. Und auch bei Mittelfeldspieler Paul Pogba hielt sich die Überraschung über den starken Auftritt Benzemas in Grenzen. «Ich habe doch
immer gesagt, dass er ein Grosser ist»,
befand er nur, «nach dem Ausfall von
Franck hat er jetzt noch mehr Verantwortung. Aber das liegt ihm.»
116 km/h zu schnell unterwegs
Es gab Zeiten, da wäre das keine sehr
mehrheitsfähige Aussage gewesen. Das
Verhältnis der Franzosen zu ihrem besten Stürmer war, nun ja, kompliziert.
Und der Sohn algerischer Einwanderer
trug mit eher unglücklichen Aussagen
auch nicht gerade zu einer Befriedung
bei. 2006 beispielsweise sagte Benzema:
«Algerien ist mein Land, Frankreich ist
Sport.» In Frankreich kam das nicht
ganz so gut an. Später gab es dann noch
einen Gerichtsprozess um Sex mit einer
Minderjährigen inklusive Freispruch,
wilde Geschichten über ausbleibende
Unterhaltszahlungen an seine Oma sowie eine Geschwindigkeitsüberschreitung um beeindruckende 116 km/h.
Zu allem Überfluss traf Benzema bei
Real Madrid auch noch auf einen Trainer, der nicht gerade im Verdacht stand,
einen Fanclub für den Angreifer gründen zu wollen. Er urteilte über Benzema:
«Er ist kein Hund, er ist eine Katze.»
Soll heissen: Wenn es darauf ankommt,
beisst er nicht zu. Benzema sagte dazu
nicht viel, natürlich nicht. Dafür sprechen die Zahlen unter Trainer Carlo
Ancelotti in der abgelaufenen Saison
für ihn: 35 Liga-Spiele, 17 Tore, zehn
Vorlagen. Er gewann mit Real die Champions League und ist unumstrittener
Stammspieler bei den Königlichen. Zu
verdanken hat er dies auch Co-Trainer,
Ex-Weltklassespieler und Landsmann
Zinédine Zidane: «Er ist wie ein grosser
Bruder, er beschützt mich.»
Zidane ist ebenfalls der Sohn algerischer Einwanderer. Und auch er wurde früher von den Franzosen nicht
gerade vergöttert – bis er sie 1998
zum WM-Titel schoss. Nicht das
schlechteste Vorbild für Benzema.
38
Der
literarische
Einwurf
ein Delikater
fall
voN mIchAEl vAN orsouw*
Mir machen Könige Eindruck.
Sie spielen ihre Rolle perfekt.
Auch die sogenannten
Schwalbenkönige. Auch sie
spielen eine Rolle: die der Gefoulten. Sie fallen theatralisch
hin. Breiten die Arme wie Flügel
aus. Krümmen sich am Boden.
Schreien womöglich noch. Erst
der Pfiff des Schiedsrichters beendet die Schauspielszene.
Eine Schwalbe macht noch
keinen Sommer, heisst es in der
Redewendung. Aber eine gekonnt vorgetragene Schwalbe
kann immerhin ein Fussballspiel entscheiden.
Fussball bietet durchaus dramatischen Stoff, und die
Schwalbenkönige sind dabei die
ungekrönten Häupter. Wir, die
Zuschauer, sollten für jede dieser Sondereinlagen applaudieren. Denn angesichts der vielen
Kameras am Spielfeldrand wird
das Schummeln beim Hinfallen
zusehends schwieriger. Für den
Titel eines Schwalbenkönigs genügen weder blaues Blut noch
blaue Flecken, sondern nur perfektes Timing und gekonntes
Schauspiel.
Nur schon beim Verdacht auf
Betrug setzt es nach Schwalben
Pfiffe ab: zuerst denjenigen des
Schiedsrichters. Dann die des
Publikums.
Ist das Ansehen der Monarchen so tief gesunken, dass man
sie auspfeift? Schwalbenkönige
mit ihrer Fallmasche schon.
Denn fussballerische Tiefflüge
sind noch weniger akzeptiert als
politische. Wer es dennoch
schafft, einen Freistoss herauszuholen, der ist ein wirklich
begnadeter Darsteller. Und ich
verneige mich tief vor ihm. Wie
es sich bei einem König geziemt.
Sollten die Spieleragenten
nicht darauf abfahren, muss das
die Fussballer nicht stören. Vielleicht reicht eine schöne
Schwalbe ja für ein HollywoodCasting. Es gibt schliesslich
auch ein Leben nach dem Fussball.
* Michael van Orsouw ist mehrfach
ausgezeichneter Literat und von den
Spielen gezeichneter Hobbyfussballer.
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Samstag, 21. Juni 2014 / Nr. 141
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
Fussball-WM
39
Müller verblüfft die Beobachter
WM-Rezept
Shoko
(RindfleiSch
mit Spinat)
Die WM in Brasilien ist auch ein
Treffen der Kulturen. Wir stellen
nun jeden Tag ein landestypisches
Gericht aus einer Nation vor, die
am selben Abend spielt. Holen Sie
sich das Flair dieser WM ins Haus –
und landen Sie einen kulinarischen
Volltreffer. Heute: Ghana.
Für 4 Personen
Zutaten
" 6 kleine, konservierte Tomaten
" 1 ganze, frische, scharfe Chili
" 4 mittlere Zwiebeln
" ¼ Tasse grüner Pfeffer
" 6 Löffel Sonnenblumenöl
" 600 g Rindfleisch, in Würfel
geschnitten
" 1 Tasse Wasser (oder Bouillon)
" ¼ Löffel Zucker
" ¼ Löffel Salz
" 2 Löffel Cayennepfeffer
" ½ Löffel gehackter Ingwer
" 300 g frischer Spinat
" Reis
DeutschlanD Thomas
Müller ist ein besonderer Typ.
Weil er weder als Spieler noch
als Person in eine Schublade
passt. Und weil er gute Chancen hat, als erster Spieler die
Torjägerkrone zu verteidigen.
BenjaMin MilTner
sport@luzernerzeitung.ch
Es gibt sie also doch. Zwischen all
den Jubelarien über den dreifachen
Torschützen Thomas Müller (24) nach
Deutschlands 4:0-Auftaktsieg gegen Portugal erhob sich eine mahnende Stimme.
Sie gehörte José Mourinho, dem portugiesischen Star-Trainer. Ganz seinem
Naturell entsprechend nahm er die
Gegenposition zur ausgebrochenen
Müller-Mania ein. «Ich möchte Müller
gegen eine kompakte Defensive sehen.
Dann ist er gefordert. Portugal war doch
viel zu schwach», erklärte Mourinho.
Ob Deutschlands heutiger Gegner
Ghana (21 Uhr/SRF 2) die von Mourinho ersehnte kompakte Defensive stellt,
sei nach deren 1:2-Niederlage gegen die
USA dahingestellt. So oder so ist aber
klar: Alle Augen werden wieder auf
Müller gerichtet sein. «Um ihn beneidet
uns die ganze Welt», sagt Mehmet
Scholl, Ex-Nationalspieler und einst sein
Trainer bei Bayern Münchens zweiter
Mannschaft. Ja, Müller hat tatsächlich
einmal in einer zweiten Mannschaft
gespielt. Das klingt angesichts seiner
nun acht WM-Treffer in sieben Spielen
wie aus einer anderen Welt. Überhaupt
ist «anders» wohl das meistgebrauchte
Wort in den Beschreibungen über Thomas Müller. Sagen wir das zweithäufigste – gleich nach «unorthodox».
taschendieb, storch oder Goofy
Diese Modeerscheinung im modernen
Fussball ist für ihn klar vergeben: «Es
gibt nur eine falsche Neun auf der Welt,
und das ist Messi. Alles andere sind
Bewegungsstürmer oder was auch immer.» Müller sieht sich ebenfalls als
Bewegungsstürmer, aber er hat für sich
einen weiteren Begriff geprägt: «Raumdeuter», ein Spieler mit dem untäuschbaren Sinn, zur rechten Zeit am rechten
Ort des Strafraums zu sein.
Kurzum: Müller ist kein normaler
Spieler. Er ist ein Phänomen, eigentlich
nicht in Worte zu fassen. Die Medien alles in der XXl-Packung
Müller weiss: Er dribbelt nicht gerade
versuchen es trotzdem immer wieder
– und haben dabei zig Spitznamen ge- elegant, hat nicht den härtesten Schuss
funden: Taschendieb, weil Müller so und zaubert auch nicht ständig Traumlistig ist. Zickzackläupässe aus seinem
fer, weil Müllers Wege
Fussgelenk. Das
weit und unergründbraucht er aber
«Ich habe selten
lich sind. Storch, Zahnauch alles nicht. Es
stocher oder Goofy, die
sind sowieso eher
einen so komischen
Comicfigur, weil Müldie Dinge abseits
spieler wie mich
ler so krumme, dünne
des Balles, seine
selbst gesehen.»
Laufwege und sein
Beine hat. Würden anT h o M aS M ü l l e r ,
dere Spieler sich so
Stellungsspiel, die
D e U T S C h la n D -ST ü r M e r
bewegen wie Müller,
ihn, den Raumdeuhiesse es: Mensch, ist
ter, so besonders
der Kerl steif, ungelenk
machen. Müller hat
und staksig! Bei Thomas Müller heisst Instinkt, Wille und Handlungsschnelliges: Da schau her, der Müller, wie un- keit mitbekommen. Und zwar alles in
konventionell!
der XXL-Packung. Dank dieser FähigAlles nette Vergleiche. Es gibt aber keiten kann er jede offensive Position
einen Mann, der Thomas Müller treffen- bekleiden. Das tut er auch – manchmal
der beschreibt als alle anderen: Thomas sogar zeitgleich, so scheint es. Jahrelang
Müller. «Ich habe selten einen so komi- hat er in der Nationalelf auf der rechten
schen Spieler wie mich selbst gesehen. Seite brilliert, wurde bei der WM 2010
Irgendwie bin ich schon ein Unikat.» Torschützenkönig. Jetzt nimmt er die
Kein klassischer Stossstürmer, aber auch viel diskutierte deutsche Problemzone
kein reiner Mittelfeldspieler. Also eine im zentralen Angriff ein – und schickt
falsche Neun? Nein, das wäre zu einfach. sich an, als erster Spieler die Torjäger-
krone zu verteidigen. Vielfältigkeit: noch
etwas, was Müller so wertvoll macht.
Und zwar auch abseits des Platzes.
Da ist Müller nicht mehr der Kilometerfresser, Torjäger und vorderster Verteidiger. Aber doch genauso frisch, frech
und frei wie als Spieler. Ein echter
bayrischer Lausbub, so natürlich wie
eine Frischmilch direkt von der Alphütte. Einfach angenehm anders in einer
Welt, in der die meisten Fussballer alle
Floskeln ihrer Branche auswendig herunterbeten, bevor sie ihren Führerschein
haben. Nicht so Müller. «Wenn ich anders reden würde, hätte ich auf der
Schauspielschule meine Karriere gemacht. Aber ich kann leider nur Fussball
spielen, und deshalb sind die Interviews
so, wie sie sind.» Deshalb erklärt der
schlanke Müller seine seltenen Verletzungen so: «Wo keine Muskeln sind,
kann auch nichts wehtun.» Oder sein
Pferde-Hobby: «Von den Pferden geht
einfach eine ganz besondere Faszination
aus. Besonders wenn meine Frau draufsitzt.» Die heisst übrigens Lisa, und sie
hat er mit 19 Jahren geheiratet. «Manchmal muss man einfach auf sein Herz
und Bauchgefühl hören.» Es scheint, als
würde Müllers Instinkt auch ausserhalb
des Strafraums funktionieren.
Deutschland - Ghana
(21.00/SRF 2)
Deutschland: 1 Neuer; 21 Mustafi, 17 Mertesacker,
20 Jérôme Boateng, 4 Höwedes; 6 Khedira, 16 Lahm,
18 Kroos; 8 Özil, 13 Müller, 19 Götze.
Ghana: 12 Kwarasey; 2 Inkoom, 21 Boye, 19 Mensah, 20 Asamoah; 5 Essien, 11 Muntari; 7 Atsu,
9 Kevin-Prince Boateng, 10 André Ayew; 3 Gyan.
Zubereitung
" Konservierte Tomaten auspressen, bis es eine halbe Tasse
Tomatensaft gibt, mit dem Chili,
den Tomaten, Zwiebeln und dem
grünen Pfeffer in einem Mixer
vermischen, bis das Gemüse
zerhackt ist.
" Das Öl in einer grossen Pfanne
erhitzen, danach das gemixte
Gemüse sowie das Rindfleisch für
5 Minuten bei grosser Hitze
kochen.
" Die konservierten Tomaten,
Wasser, Zucker, Salz, Cayennepfeffer und Ingwer in die Pfanne
beifügen. Die Pfanne abdecken
und die Hitze zurücknehmen.
Zwei Stunden bei schwachem
Feuer brodeln lassen. Gelegentlich
umrühren.
" Unterdessen den Spinat für 15
Minuten in warmem Wasser
durchtränken. Dann gründlich
auswaschen, trennen, nochmals
auswaschen, womöglich sogar
ein drittes Mal auswaschen. Grob
trennen und beiseite legen.
" Nach zwei Stunden den Spinat
in die Pfanne beifügen und 30
Minuten lang Medium kochen,
bis das Wasser verkocht und der
Spinat gekocht ist.
" Eine halbe Stunde vor dem
Servieren Reis vorbereiten und
kochen. Shoko wird mit Reis
serviert.
DaS rezePT STaMMT von
Koralie BaDU (20). Sie leBT SeiT
12 jahren in Genf.
Griechen können
0:0 verteidigen
Japan - Griechenland
0:0
Estadio Das Dunas, Natal. – 39 485 Zuschauer.
– SR Aguilar (El Salvador).
Japan: Kawashima; Uchida, Yoshida, Konno,
Nagatomo; Yamaguchi, Hasebe (46. Endo);
Okazaki, Honda, Okubo; Osako (57. Kagawa).
Griechenland: Karnezis; Torosidis, Manolas, Papastathopoulos, Cholevas; Katsouranis; Fetfatzidis
(41. Karagounis), Maniatis, Kone (81. Salpingidis),
Samaras; Mitroglou (35. Gekas).
Bemerkung: 38. Gelb-Rot gegen Katsouranis.
Nigeria - Bosnien-Herzeg.
(00.00/SRF 2)
Nigeria: 1 Enyeama; 5 Ambrose, 2 Yobo, 22 Omeruo, 13 Oshaniwa; 17 Onazi, 10 Mikel, 15 Azeez;
7 Musa, 23 Ameobi; 9 Emenike.
Bosnien-Herzegowina: 1 Begovic; 13 Mujdza,
3 Bicakcic, 4 Spahic, 5 Kolasinac; 8 Pjanic, 7 Besic;
20 Hajrovic, 10 Misimovic, 16 Lulic; 11 Dzeko.
Daumen nach oben. Mit seinen drei Toren hat Thomas Müller die
Portugiesen beim 4:0-Auftaktsieg im Alleingang abgeschossen.
EPA/Marcus Brandt
Selbst der Trainer hört auf Messis Kommando
aRGentInIen lionel Messi
hat endgültig die Macht übernommen und bestimmt jetzt
die Taktik. er geht damit aber
auch ein grosses risiko ein.
Der Herrscher steht in der Mitte und
ist kaum zu sehen. Gonzalo Higuain,
Sergio Agüero, Angel di Maria und Co.
haben sich um Argentiniens kleinen
grossen Anführer versammelt – im Zentrum spricht Lionel Messi zu seinen
Untergebenen. Dann nickt der Superstar
kurz, und das Training kann beginnen.
Alle hören nur noch auf sein Kommando – Messi der Mächtige.
Selbst Trainer Alejandro Sabella muss
sich vor dem zweiten Auftritt der Argentinier gegen den Iran (18 Uhr/SRF 2)
dem Willen des 26-Jährigen beugen.
«Wir sind Argentinien, und wir müssen
unser Spiel machen – egal wie der
Gegner heisst», hatte Messi nach dem
reichlich uninspirierten 2:1 zum Auftakt
gegen Bosnien-Herzegowina gesagt und
Sabellas Taktik des defensiven 5-3-2-Systems öffentlich kritisiert. Messi grollte
und forderte in der Halbzeit die Umstellung auf das gewohnte 4-3-3. Messi
befahl, Sabella gehorchte.
«Wir starten gegen den Iran mit einem
4-3-3», kündigte Sabella am Freitag an
und versuchte den Systemstreit herunterzuspielen: «Ich muss entscheiden,
was für die Mannschaft das Beste ist.
Aber wie jeder Mensch mache auch ich
Fehler.» Messis «Aussagen haben mich
nicht verletzt», sagte der 59-Jährige: «Er
wurde gefragt, wie er gerne spielen
würde. Darauf hat er ehrlich und respektvoll geantwortet. Wir haben ein
gutes Verhältnis.»
Der «Floh» vom FC Barcelona reisst
die Macht an sich. Denn der fast 27-Jährige weiss: Es ist wohl seine letzte Chance, endlich den WM-Pokal in die Höhe
zu stemmen und endgültig aus dem
Schatten von Diego Maradona zu treten.
hündische unterwürfigkeit
Mit seinem Putsch geht Messi ganz
bewusst ins Risiko: Sollte Argentinien
scheitern, würde dem Zauberfuss diese
Katastrophe angelastet. Triumphiert
Messi aber, würde er dem Himmel noch
ein Stück näher kommen – und dieselbe Stufe wie Pelé oder Maradona
erklimmen.
Aus der Mannschaft hat der Kapitän
keine kritischen Stimmen zu erwarten.
Alle wissen: Ohne seine Künste ist in
Brasilien nichts zu holen. Mit fast hündischer Unterwürfigkeit folgen sie ihrem
Herrscher. «Für uns ist er eine Referenz.
Er ist der Kapitän, und wir helfen ihm»,
sagt etwa Ezequiel Garay. Und Messi
scheint sich in seiner Rolle sehr wohl
zu fühlen: «Ich bin in einer Gruppe, in
der ich viele Freunde habe. Das ist gut.»
Nach dem Training auf dem Weg
zurück in die Kabine kommt Messi dann
Gott ganz nah. Auf einem riesigen Poster zusammen mit der Mannschaft lächelt Papst Franziskus dem argentinischen Fussball-Messias milde zu. Keine
Frage, der irdische Stellvertreter Jesu
Christi, als Jorge Mario Bergoglio in
Buenos Aires geboren, wird bei der WM
wohl für höchsten Beistand sorgen –
aber reicht das, um endlich den Titel
zu holen? Messi will sich nicht darauf
verlassen. Bei Argentinien hört jetzt
alles auf sein Kommando.
KriSTof STühM (SiD), Belo horizonTe
sport@luzernerzeitung.ch
Argentinien - Iran
(18.00/SRF 2)
Argentinien: 1 Romero; 4 Zabaleta, 2 Garay, 17 Federico Fernandez, 16 Rojo; 5 Gago, 14 Mascherano,
7 Di Maria; 10 Messi, 9 Higuain, 20 Agüero.
Iran: 12 Haghighi; 15 Montazeri, 4 Hosseini, 5 Sadeghi, 23 Pooladi; 3 Haji Safi, 6 Nekounam, 14 Timotian; 2 Heydari, 21 Dejagah; 16 Ghoochannejhad.
Dienstag, 24. Juni 2014 / Nr. 143
Fussball-WM
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
28
Ein Gentleman steht im Regen
WM-Rezept
Miso-soup
(Miso-suppe Mit
einlagen)
Die WM in Brasilien ist auch ein
Treffen der Kulturen. Wir stellen
nun jeden Tag ein landestypisches
Gericht aus einer Nation vor, die
am selben Abend spielt. Holen Sie
sich das Flair dieser WM ins Haus –
und landen Sie einen kulinarischen
Volltreffer. Heute: Japan.
Für 4 Personen
Zutaten
" 1200 ml Wasser
" Dashi-Suppe (instant). Mengenangabe auf Packung beachten.
Schwieriges Klima: Italiens «Mister»
Cesare Prandelli gestern im Training in Natal.
EPA/Ettore Ferrari
" 4 TL Miso-Gewürzpaste hell
" 200 g Tofu,
geschnitten
in
Würfel
" 4 Frühlingszwiebeln, in Ringe
geschnitten
" 12 getrocknete Wakame-Blätter
" 12 getrocknete Shiitake-Pilze,
in Streifen geschnitten
" 200 g Lachsfilet, in Streifen
geschnitten
" 200 g japanische Nudeln
(Udon, Soba oder Ramen),
gegart
" 2 TL Schnittlauch
" Sojasauce
" 2 Eier, verquirlt
Die Zutaten sind in den AsiaAbteilungen grösserer Supermärkte zu finden
Zubereitung
1. Wasser mit Dashi in einem grossen Topf erhitzen, Tofuwürfel und
Shiitake-Streifen hinzugeben und
zirka 10 Minuten kochen lassen.
Zwiebeln dazugeben und nochmals
5 Minuten köcheln lassen. Lachsfilet
und verquirlte Eier dazugeben,
3 Minuten garen lassen.
2. Miso mit ein bisschen Suppe vermischen und dazugeben, gekochte
Nudeln und Wakame hinzugeben,
noch einmal aufkochen lassen. Mit
Sojasauce abschmecken und mit
Schnittlauch bestreut servieren.
Das Rezept stammt von sasa
Rasic, ReDaktoR «neue LuzeRneR zeitung»
GRuppe D Finalist an der em
2012, souveräne Wm-Quali:
cesare prandelli hat italien
nach dem Wm-Debakel 2010
wieder salonfähig gemacht.
nun droht das frühe aus –
für italien und den trainer.
Benjamin miLtneR
sport@luzernerzeitung.ch
Auf den ersten Blick ist es eine Nuance. Nur ein Wort. Vor Turnierbeginn
hiess die meistgestellte Frage zur Gruppe D der WM 2014: Welcher Weltmeister scheidet aus? Zur Auswahl standen
Uruguay, England und Italien. Vor dem
heutigen Gruppenfinale (ab 18 Uhr) und
dem bereits feststehenden Aus der Engländer lautet die Frage nun: Welcher
Weltmeister scheidet noch aus? Zur
Wahl stehen Uruguay – und Italien.
Beide haben England mit 2:1 besiegt,
beide haben sich gegen das Überraschungsteam aus Costa Rica blamiert
– und doch könnte die Stimmungslage
kaum unterschiedlicher sein. Uruguay
ist bereits im Endspielmodus geübt,
nach der Auftaktniederlage gegen den
Underdog war schon im zweiten Gruppenspiel ein Sieg Pflicht. Zudem ist
Retter und Sturm-Hoffnung Luis Suarez
wieder fit und hat mit zwei Toren gegen
England seine Klasse bewiesen.
Der Schock sitzt immer noch tief
In Italien dagegen ist der Schock des
saft- und kraftlosen Auftritts gegen Costa Rica (0:1) noch nicht verdaut. Im
Gegenteil. Er sitzt noch tief. Albtraum,
Debakel, Schmach: Die italienische
Presse hat schon jetzt so ziemlich alle
Vokabeln der Krisen-Berichterstattung
aufgegriffen.
Im Mittelpunkt der Kritik: Nationaltrainer Cesare Prandelli. Die Anklage-
punkte: falsches Spielsystem, falsche
Taktik, falsche Aufstellung, falsche Einwechselspieler. Kurzum: Prandelli hat
alles falsch gemacht – und soll das gegen
Uruguay doch bitteschön ganz schnell
ändern.
Um Missverständnisse zu vermeiden:
Eigentlich wird Prandelli in seiner Heimat sehr geschätzt. Er hat der Squadra
Azzura Stolz und Achtung, die sie 2010
nach dem WM-Vorrunden-Aus als Titelverteidiger verloren hatte, wiedergegeben. Sportlich, indem er Italien ohne
Niederlage zur EM 2012 führte und dort
erst im Final von Spanien gestoppt
wurde (0:4). Auch bei der Qualifikation
zur WM in Brasilien gab sich Italien
keine Blösse.
Mutiger als die Vorgänger
Aber nicht nur mit nackten Zahlen
und Ergebnissen hat Prandelli die italienische Nationalmannschaft wieder
salonfähig gemacht. Auch wenn Italien
immer noch nicht für Offensiv-Spektakel
steht: Er lässt einen mutigeren Fussball
spielen als viele seiner Vorgänger. Er
gibt eine klare Linie vor. Und noch viel
wichtiger: Er hält sich auch an diese. So
hat Prandelli einen Ethik-Code eingeführt. Wer zum Beispiel in der Liga
wegen einer Tätlichkeit oder Beschimpfung eine Sperre erhält, wird nicht nominiert. «Manche Verhaltensweisen
habe ich einfach satt», sagt Prandelli.
So strich er den formstarken Stürmer
Mattia Destro (AS Rom) nach einem
Ellbogenstoss aus dem WM-Kader. Destro «bleibt zu Hause, weil er zeigt, dass
er nicht mit dem Druck einer WM umgehen kann». Hart, aber ehrlich.
Das kommt bei den Tifosi gut an.
Prandelli ist beliebt, gilt zudem als
Gentleman und Taktikfuchs. Da haben
die für ihre Emotionalität bekannten
italienischen Fans schon einmal darüber
hinweggesehen, dass ihr geliebtes Nationalteam vor der WM sieben Spiele in
Folge nicht gewonnen hatte. Darunter
auch eines gegen Luxemburg. Dennoch
unterschrieb Prandelli vor der WM einen
neuen Vertrag bis 2016 – und keiner
meckerte.
Das ist nicht einmal einen Monat her
– und könnte bereits heute Abend wieder hinfällig sein. Eine Niederlage gegen
Uruguay wäre das zweite WM-Aus in
der Gruppenphase in Folge. Schwer
vorstellbar, dass dies in Italien keine
Konsequenzen nach sich zieht.
Immobile zusammen mit Balotelli?
Das weiss auch Prandelli. Also tut er,
was man von einem Trainer in seiner
Situation erwartet. Erstens, Ruhe ausstrahlen. Das klingt dann so: «Unser
Vorteil ist es, dass wir noch alles in der
eigenen Hand haben.» Zweitens, Optimismus verbreiten. Das klingt dann so:
«Wir müssen jetzt positiv sein – schliesslich stehen wir vor einem Finale.»
Der Coach hat die Kritik aus der
Heimat vernommen. Zumindest die
sachliche. So wird Prandelli vermutlich
zum dritten Mal Personal und System
verändern. Vor Goalie und Captain
Gianluigi Buffon wird eine Rückkehr zur
Dreierkette aus Andrea Barzagli, Leonardo Bonucci und Giorgio Chiellini
erwartet – ein bei Meister Juventus
Turin erprobtes Bollwerk. Im Mittelfeld
soll Jungstar Marco Verratti an die Seite von Andrea Pirlo zurückkehren – der
Altmeister war bisher fast allein für die
genialen Momente Italiens zuständig.
Nur im Sturm ist noch unklar, ob Prandelli dem Wunsch der Sportzeitung
«Tuttosport» entspricht: «Bring Ciro!»,
fordert diese Ciro Immobile als zweiten
Stürmer in der Startelf. Der wurde vergangene Saison Torschützenkönig der
Serie A – nicht die schlechteste Bewerbung für ein Entscheidungsspiel.
Gruppe D
Uruguay: 1 Muslera; 13 Gimenez, 6 Alvaro Pereira,
3 Godin, 22 Caceres; 17 Arevalo, 5 Gargano;
11 Stuani, 7 Cristian Rodriguez; 9 Suarez,
21 Cavani.
Bemerkungen: Italien ohne De Rossi (verletzt), Uruguay ohne Lugano (verletzt). – Mit einer gelben
Karte belastet sind Balotelli (Italien), Caceres, Godin,
Lugano und Gargano (alle Uruguay).
Costa Rica - England
(18.00 Uhr/SRF info)
Mineirao, Belo Horizonte. – SR Haimoudi (Alg).
Costa Rica: 1 Navas; 19 Miller, 2 Acosta, 3 Gonzalez, 4 Umana, 15 Diaz; 22 Cubero, 5 Borges;
14 Brenes, 11 Barrantes; 21 Urena.
England: 13 Foster; 17 Milner, 12 Smalling, 16
Jones, 23 Shaw; 14 Henderson, 8 Lampard; 21 Barkley, 7 Wilshere, 20 Lallana; 18 Lambert.
Bemerkungen: England ohne Oxlade-Chamberlain
und Baines (beide verletzt). – Mit einer gelben Karte belastet ist Cubero (Costa Rica).
Gruppe C
Griechenland - Elfenbeinküste (22.00 Uhr/SRF 2)
Castelao, Fortaleza. – SR Vera (Ecu).
Griechenland: 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas,
19 Sokratis, 3 Tzavellas; 2 Maniatis, 10 Karagounis,
8 Kone, 18 Fetfatzidis, 7 Samaras; 17 Gekas.
Elfenbeinküste: 1 Barry; 17 Aurier, 5 Kolo Touré,
22 Bamba, 3 Boka; 20 Serey Die, 9 Tioté;
10 Gervinho, 19 Yaya Touré, 8 Kalou; 11 Drogba.
Bemerkungen: Griechenland ohne Katsouranis
(gesperrt), Elfenbeinküste ohne Zokora (gesperrt) und
Ya Konan (verletzt). – Mit einer gelben Karte
belastet sind Sokratis, Salpingidis, Samaras, Torosidis
(alle Griechenland), Bamba und Tioté (beide Elfenbeinküste).
Japan - Kolumbien
(22.00 Uhr/SRF info)
Pantanal, Cuiaba. – SR Proença (Por).
Japan: 1 Kawashima; 2 Uchida, 15 Konno, 22 Yoshida, 5 Nagatomo; 17 Hasebe, 16 Yamaguchi;
9 Okazaki, 4 Honda, 10 Kagawa; 18 Osako.
Das Dunas, Natal. – SR Rodriguez (Mex).
Kolumbien: 22 Mondragon; 18 Zuniga, 2 Zapata,
3 Yepes, 7 Armero; 8 Aguilar, 6 Sanchez; 11 Cuadrado, 10 James Rodriguez, 14 Ibarbo; 9 Teofilo
Gutierrez.
Italien: 1 Buffon; 15 Barzagli, 19 Bonucci, 4 Chiellini; 4 Darmian, 23 Verratti, 21 Pirlo, 8 Marchisio,
2 De Sciglio; 9 Balotelli, 17 Immobile.
Bemerkungen: Kolumbien ohne Bacca (verletzt). –
Mit einer gelben Karte belastet sind Hasebe, Morishige, Yoshida (alle Japan) und Sanchez (Kolumbien).
Italien - Uruguay
(18.00 Uhr/SRF 2)
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0901 11 88 00 Tipp auf Unentschieden
0901 11 88 01 Tipp auf Mannschaft Italien
0901 11 88 02 Tipp auf Mannschaft Uruguay
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Donnerstag, 26. Juni 2014 / Nr. 145
Neue Luzerner Zeitung Neue Zuger Zeitung Neue Nidwaldner Zeitung Neue Obwaldner Zeitung Neue Urner Zeitung Bote der Urschweiz
WM-Rezept
Bœuf
Stroganoff
Die WM in Brasilien ist auch ein
Treffen der Kulturen. Wir stellen
jeden Tag ein landestypisches Gericht aus einer Nation vor, die am
selben Abend spielt. Holen Sie sich
das Flair dieser WM ins Haus – und
landen Sie einen kulinarischen Volltreffer. Heute: Russland.
Für 4 Personen
Zutaten
" 1 kg Rinderfilet
" 3 mittelgrosse Zwiebeln
" 200 g Champignons
" 5 El Rapsöl
" Salz
" schwarzer Pfeffer aus der
Mühle
" 200 g süsse Sahne
" 1 El Tomatenmark
" 2 El scharfer Senf
" 2 Salzgurken
Zubereitung
1. Das Fleisch quer zur Faser in 1,5
bis 2 cm dicke Scheiben, danach in
Streifen schneiden.
2. Die Zwiebeln schälen und in
kleine Würfel schneiden, die Champignons putzen und feinblättrig
aufschneiden. Die Salzgurken halbieren, die Kerne entfernen und in
feine Streifen schneiden.
3. Das Öl in der Pfanne erhitzen
und die gewürfelten Zwiebeln darin glasig braten. Das Fleisch zufügen und immer wieder wenden,
damit es von allen Seiten braun
wird. Die Pilze unter ständigem
Wenden dazugeben. Mit Salz und
schwarzem Pfeffer würzen. Die
Sahne mit dem Tomatenmark und
dem Senf verrühren, über das
Fleisch giessen und nochmals aufkochen lassen. Die Gurkenstifte erst
zum Schluss dazugeben, sie sollen
noch Biss haben.
Am besten schmecken dazu Kartoffeln jeglicher Art oder Nudeln.
Klinsmanns Abrechnung
mit den Deutschen
GRuPPE G Jürgen Klinsmann (49) hat die deutsche
Nationalelf 2004 aus dem Rumpelfussball-Zeitalter
geführt, gilt aber heute als reiner motivator.
Das will er mit dem us-team im trainer-Duell mit
seinem Nachfolger Joachim löw ändern.
bENJAmIN mIltNER
sport@luzernerzeitung.ch
Der Nikolaus muss deutsche Journalisten gut leiden können. Die hatten
jedenfalls am 6. Dezember 2013 allen
Grund zur Freude, wurden sie bei der
WM-Auslosung doch mit Portugal, Ghana und den USA als Gegner für die
DFB-Elf beschenkt. Eine sportlich interessante Gruppe, zu der die Themen
auf der Strasse liegen: ein Duell mit
Superstar Cristiano Ronaldo (Portugal),
eines der Brüder Jérôme (DFB) und
Kevin-Prince Boateng (Ghana) – und
zum heutigen Gruppenfinal (18 Uhr,
SRF 2) das der Trainer Joachim Löw
(Deutschland) und Jürgen Klinsmann
(USA). Es geht um viel in Recife. Um
den Achtelfinal, um den Gruppensieg. Aber auch um Persönliches. Um das Ansehen und
die Karrieren zweier Männer,
die eine gemeinsame Trainerstation und eine daraus
erwachsene Freundschaft
verbindet. Klinsmann und
Löw, das waren «Klinsi»,
der Chef, und «Jogi», sein
Assistent, die im Oktober
2004 antraten, das deutsche
Nationalteam zu revolutionieren.
«Man
muss den ganzen Laden
auseinanderneh-
men», kündigte Klinsmann an. Er hielt
Wort. Neue Strukturen, neue Köpfe,
neue Trainingsmethoden, neue Spieler.
Kurzum: Klinsmann verpasste der Nationalmannschaft eine Sanierung. Er
sorgte für viel Unruhe so kurz vor der
WM 2006, machte sich viele Feinde –
und schenkte Deutschland doch ein
Sommermärchen. Weder der dritte Platz
bei der Heim-WM, aber noch viel weniger der mitreissende Fussball seines
Teams war Klinsmann, dem TrainerNovizen, zugetraut worden.
Das Lob von Per Mertesacker
Entkräftet trat er zurück, aber nicht
ohne seine Nachfolge zu klären. «Es hat
mich drei Tage gekostet, um Jogi zu
überzeugen, den Job zu übernehmen.»
Es hat sich gelohnt. Klinsmanns System blieb bestehen, Assistent Löw
führte es als sein Nachfolger
fort. Löw, Torhüter-Trainer Andreas Köpke,
Team-Manager
Oliver Bierhoff,
der Schweizer
Das Engagement von Berti Vogts
Dass er auf die Rolle des aufgedrehten Motivators reduziert wird, nagt an
ihm. Klinsmann will sein Image ändern
– und sieht die Gelegenheit dazu gekommen. Sich mit seiner Wahlheimat
USA gegen sein Geburtsland Deutschland zu beweisen, ist sein Ziel. Dazu
hat er extra für die WM Berti Vogts als
Scout und Berater angeheuert –
Deutschlands Trainer beim EM-Titel
1996. Es wird klar: Das US-Team ist
durch und durch ein Klinsmann-Team.
Der schwäbische Sturkopf hat sich erneut durchgesetzt, Widerständen getrotzt, Kritik stets an sich abperlen
lassen. Die an der wackeligen Qualifikation und deftigen Testspiel-Niederlagen wie dem 2:4 gegen Belgien. Die
an der Nicht-Nominierung von RekordNationalspieler und Fan-Liebling Landon Donovan. Die an seiner (realistischen) Aussage, dass sein Team kein
Titelanwärter sei. «Verschwinde aus
Amerika!», musste sich Klinsmann von
einem TV-Journalisten anhören lassen.
Wird er wohl nicht. Er wird in die USA
zurückkehren – aber wenn es nach ihm
geht, kann das noch ein paar Wochen
warten ...
DAs REZEpt stAmmt voN
JEwGENIA mElEchowA (33). sIE
stAmmt Aus KuRGAN IN sIbIRIEN
Portugal - Ghana
(heute 18.00 Uhr/
SRF info)
Nacional, Brasilia. – SR Shukralla (Bahrain).
Portugal: 22 Beto; 13 Ricardo Costa, 2 Bruno
Alves, 3 Pepe, 21 Pereira; 8 Moutinho,
4 Veloso, 16 Meireles; 17 Nani, 11 Eder,
7 Cristiano Ronaldo.
Ghana: 16 Dauda; 23 Afful, 21 Boye,
19 Mensah, 20 Asamoah; 17 Rabiu, 5 Essien;
7 Atsu, 9 Boateng, 10 Andre Ayew; 3 Gyan.
Bemerkungen: Portugal ohne Fabio Coentra,
Hugo Almeida und Helder Postiga (alle verletzt),
Ghana ohne Muntari (gesperrt).
Mit einer gelben Karte belastet sind Joao
Pereira (Por) und Rabiu (Ghana).
Chef-Scout Urs Siegenthaler, aber auch
der weitere Betreuerstab: Sie alle installierte Klinsmann beim DFB – und sie
sind noch heute dort. «Wir zehren noch
immer ein bisschen von dieser Zeit und
dem, was Jürgen Klinsmann angefangen
hat», sagt Per Mertesacker, 2006 wie
heute Stammkraft in der Innenverteidigung. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach urteilt: «Er hat nicht alles neu
erfunden, aber einiges in Bewegung
gebracht, was heute auch in der Bundesliga gang und gäbe ist.»
Seltenes Lob, das Klinsmann vor dem
Duell mit seinem Ex-Team gut tun wird.
Denn ebenso schnell, wie sich Löw
emanzipierte, geriet die Pionierarbeit
Klinsmanns in Vergessenheit. Schlimmer, sie wurde allein Löw zugeschrieben. Aus den «Klinsmännern» wurden
die «Löwlinge», auf zwei Jahre wilde
Revolution folgten acht Jahre sanfte
Evolution. Klinsmann versuchte 2008
beim FC Bayern München die nächste
Palastrevolution – und
scheiterte
te inzwikläglich. Löw führschen die
sportliche
Entwicklung
der Nationalelf weiter,
und
spätestens
nach der spielerisch
glanzvollen WM 2010 (Platz
3) schien für die Öffentlichkeit
klar: Klinsmann war nur der
Anführer, Löw der Architekt des
neuen deutschen Fussballs.
Schwäbischer
Sturkopf:
Jürgen Klinsmann, der
Trainer des
US-Teams.
EPA/Marius Becker
USA - Deutschland
(heute 18.00 Uhr/SRF 2)
Pernambuco, Recife. – SR Irmatow (Usb).
USA: 1 Howard; 23 Johnson, 20 Cameron, 5 Besler,
7 Beasley; 13 Jones, 15 Beckerman; 8 Zusi, 4 Bradley, 11 Bedoya; 8 Dempsey.
Deutschland: 1 Neuer; 20 Boateng, 17 Mertesacker,
5 Hummels, 4 Höwedes; 7 Schweinsteiger, 16 Lahm,
18 Kroos; 8 Özil, 13 Müller, 19 Götze.
Fussball-WM
36
Der
literarische
Einwurf
KnipSer und
ZufallSKnipSer
voN mIchAEl vAN oRsouw*
Schiesst einer zwei Tore in
einem Spiel, nennt man ihn
«Knipser». Noch so ein schönes
Wort aus dem Fussballjargon.
Schauen wir nach, was der
unbestechliche Duden dazu
meint: «Knipser, maskulin, kleineres Gerät, das beim Betätigen
ein knipsendes Geräusch
macht».
Machen Torschützen ein
knipsendes Geräusch wie etwa
eine Knipszange für Fahrkarten?
Natürlich nicht.
Wenn es auf dem Fussballplatz knipst, dann sind es die
unzähligen Fotoapparate der
Fotografen hinter den Toren.
Wichtig ist hier zu erwähnen,
dass Fotografen die Bezeichnung Knipser als Beleidigung
empfinden: Profifotografen verstehen sich eher als Fotokünstler und nie, gar nie als (Zufalls!-)
Knipser.
Beim Fussball ist es erstaunlicherweise gerade umgekehrt:
Dort gelten die Künstler als
selbstverliebt und uneffizient,
weil sie sich bei ihren kunstvollen Dribblings gern verheddern – ein währschaftes «Du
Künstler!» muss man auf dem
Fussballplatz als Beleidigung
auffassen.
Dagegen verheisst die Bezeichnung «Ein echter Knipser!»
ungeteilte Bewunderung.
Ich wüsste noch einen weiteren Verwendungsort für Knipser: Statt auf der Reservebank
vor Nervosität Fingernägel zu
kauen, könnte man den Ersatzspielern Knipser verteilen: praktische kleine Nagelknipser.
Dann hätten sie sich wenigstens
für ihren Einsatz schon eingeknipst.
* Michael van Orsouw ist mehrfach ausgezeichneter Literat und von den Spielen
gezeichneter Hobbyfussballer.
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Sport
Samstag, 28. Juni 2014 / Nr. 147
Neue zuger zeituNg
Viel Spektakel,
ein Frosch und
Superstars
Das alte
europa
Spanien, der Titelverteidiger, Italien,
der vierfache Weltmeister, England, die
Mutter des Ballspiels, Portugal, der Weltranglistenvierte: All diese grossen Fussballnationen fliegen nach der Vorrunde nach
Europa zurück. Die Gründe sind vielfältig.
Kurz gesagt: Spaniens Tiki-Taka ist zerbröselt, England steckt mitten im Umbruch, Italien sucht seinen Spielstil
und Portugal einen Plan B,
wenn Cristiano Ronaldo
schwächelt.
Benjamin miltner
sport@luzernerzeitung.ch
Superstars
in topform
Arjen Robben, Neymar (Bild), Thomas Müller, Robin van Persie, Lionel
Messi, Karim Benzema: Sie sind die
Hoffnungsträger ihrer Nationen. Die Stars
der WM. Und alle spielen so, wie man
es von ihnen erwartet: Sie sind Anführer,
Torschützen. Einzige Ausnahme: Cristiano Ronaldo. Er fällt allerdings
trotzdem auf – durch seine
Frisur mit einrasiertem
Blitz.
Spektakel
statt
Standfussball
2,83 Treffer pro Spiel – die WM in Brasilien
schickt sich an, das torreichste Turnier seit 1994
in den USA (2,71) zu werden. Statt der befürchteten Langeweile, Standfussball und Hitzekollaps,
gibt es in Brasilien bisher Spektakel, OffensivFussball und viele Tore. Grossen Anteil daran
haben die Coaches. Sie setzten wieder
häufiger auf zwei oder gar drei Stürmer
– und hatten bei ihren Wechseln einen goldenen Riecher. Das Ergebnis: schon 24 JokerTreffer.
Kontinent
im rausch
Auch wenn der Weltmeister schon raus
ist: Bei der WM wird weiter fleissig Spanisch
gesprochen – weil Lateinamerika dominiert.
Chile, Kolumbien und Uruguay haben die
hohe Meinung der Experten bestätigt. Mexiko
und vor allem Costa Rica wissen zu begeistern
– nicht nur wegen ihrer charismatischen
Trainer Miguel Herrera und Jorge Luis
Pinto. Mitfavorit Argentinien siegt ohne
zu überzeugen. Und Gastgeber Brasilien spricht zwar portugiesisch
– spielt aber genauso erfolgreich.
AP/Dolores Ochoa
Der
hungrige
Wiederholungstäter
Luis Suarez hat seine Gegenspieler zum
Anbeissen gern. Dafür ist er bekannt. Sein Biss
in die Schulter von Italiens Giorgio Chiellini war
der dritte seiner Karriere. Uruguays Captain Diego
Lugano leugnete den Vorfall nach dem Spiel:
«Einen Biss? Ich habe keinen gesehen und ihr
auch nicht, denn es gab keinen. Die Abdrücke
sind alte Wunden, jeder Idiot kann das erkennen.» Jeder Idiot sieht allerdings auch
die Zeitlupe ... So auch die Fifa, die
Suarez für vier Monate und neun
Länderspiele aus dem Spielbetrieb nimmt.
bOte der urschweiz
Torlinientechnik, ja oder nein? Ein vor
der WM heiss diskutiertes Thema – nicht
nur unter Nostalgikern. Bis zu Frankreichs
zwischenzeitlichem 2:0 gegen Honduras. Tor?
Eindeutig ja, dank der Technik. Bleibt nur noch
zu sagen: Respekt! Da hat die sonst so konservative und umstrittene Fifa eine gute Entscheidung getroffen. Das ebenso eingeführte Freistossspray erinnert viele an Rasierschaum oder Sprühsahne, erfüllt aber
seinen Zweck. Die Mauer steht
– schön brav 9,15 Meter vom
Ball weg.
Fussball-WM Die Vorrunde der Weltmeisterschaft
2014 und damit drei Viertel der Partien sind vorbei. Zeit
für eine kleine Bilanz, bevor in den K.-o.-Spielen weitere
bewegende Geschichten geschrieben werden.
Freshfocus/Pier Giorgio
Neue urNer zeituNg
AP/Hassan Ammar
Neue LuzerNer zeituNg
Fortschritt
Neue NidwaLdNer zeituNg
Neue ObwaLdNer zeituNg
bei der Fifa
31
Der
trainerFrosch
Er ist jetzt schon der heimliche Star der
WM: Mexikos verrückter Trainer Miguel Herrera. An der Seitenlinie hüpft er auf und ab – wie
ein Frosch auf Drogen. Und so sieht er auch aus:
klein, pummelig, ohne Hals, mit rundem Kopf.
Bei jedem Tor jubelt er, als hätte er es selbst
geschossen. Und damit reisst er seine Spieler
mit, um sein verwegenes Ziel zu erreichen.
«Ich will Weltmeister werden», sagte
Herrera. Einen Titel hat er schon
sicher: Er ist Weltmeister der
Herzen.
Schwache
Schiedsrichter
Bei allem Respekt – wie kann es sein,
dass Referees aus Neuseeland, Usbekistan oder El Salvador WM-Spiele pfeifen,
obwohl sie in ihren heimischen Ligen nicht
an allerhöchstes Niveau gewohnt sind?
Dafür muss die Fifa Rede und Antwort
stehen. Vor allem, weil es in fast jedem
Gruppenspiel Aufreger gab, die teilweise spielentscheidend waren.
Fragen Sie doch einmal die
Italiener ...
alt
aussehende
altstars
Abschiede tun weh. Vor allem, wenn sie
alles andere als schön sind. Die gibt es bei
der WM schon en masse. Aus nach der Vorrunde. Stars wie die Spanier Xavi und David
Villa haben ihre letzte WM gespielt. Genauso wie die Italiener Andrea Pirlo und
Gianluigi Buffon. Auch der Ivorer Didier
Drogba und der Engländer Frank
Lampard sagen Goodbye. Wir
auch – und verneigen uns
trotzdem vor ihnen.
Überragende
Stimmung
Nicht perfekt, aber kein Desaster: Das
befürchtete Chaos ist ausgeblieben. Es gibt
Demonstrationen, aber kaum Gewalt. Manche
Arenen weisen Mängel auf, funktionieren aber.
Ja, man steht auch mal im Stau. Aber bei welchem
Sportevent nicht? Die Stadien sind voll, die
Stimmung ist überragend (im Bild Fans von
Ghana), die Organisation gut. Einziger Makel:
Beim Spiel Honduras gegen Frankreich versagte die Technik – es geht auch mal
ohne Nationalhymne. Alle, die im
Vorfeld negative Stimmung gemacht haben, stehen im
Abseits.
Fussball-WM
Sonntag, 29. Juni 2014 / Nr. 26 Zentralschweiz am Sonntag
Tico-Trainer redet
von «Heimvorteil»
23
Darum ist Mexikos Trainer Kult
CoSta RiCa Sid. Auf seinen «Heimvorteil» setzt Costa Rica im WM-Achtelfinale der Überraschungsteams
gegen Griechenland. «Wir mögen das
Stadion, wir mögen die Menschen
und fühlen uns hier wie zu Hause»,
sagte Trainer Jorge Luis Pinto vor der
Partie heute Abend (22.00, SRF 2) in
Recife. «Wir wollen den Menschen
hier den Sieg schenken.» Die Ticos
hatten in der Arena Pernambuco
bereits Weltmeister Italien bezwungen (1:0).
Pinto warnte an der abschliessenden Pressekonferenz am Samstag
aber davor, die Griechen auf die
leichte Schulter zu nehmen. «Sie
spielen aggressiv und sind taktisch
sehr gut. Wir müssen vor allem deren
gefährliche Konterattacken vermeiden», sagte der 61 Jahre alte Kolumbianer. Trotz der sensationellen Vorrunde, als Costa Rica die Weltmeister
Italien, Uruguay und England hinter
sich gelassen hatte, sieht er sein Team
nicht in der Favoritenrolle.
Zum zweiten Mal im achtelfinal
«Den Druck machen wir uns wenn
überhaupt selbst. Wir sind top motiviert, fühlen uns stark und wollen
unbedingt noch mehr für unser Land
erreichen», sagte Pinto. Costa Rica
steht bei seiner vierten WM-Teilnahme zum zweiten Mal nach 1990 im
Achtelfinal. Ein Einzug in die Viertelfinals wäre der erste in der WM-Geschichte des kleinen Landes in Zentralamerika.
«Wir schreiben hier Fussball-Geschichte für unser Land und wissen,
dass die Menschen in der Heimat das
geniessen», sagte Mittelfeldspieler
Michael Barrantes, «und jetzt wollen
wir die Welt weiter überraschen.» Die
Begeisterung in Costa Rica ist gross.
Präsident Luis Guillermo Solis hatte
seinen Beamten in der Vorrunde
gegen Italien und England (0:0) sogar
per Dekret verordnet, die Arbeit liegen zu lassen und doch bitte schön
Fussball zu schauen.
Costa Rica – Griechenland
(heute 22.00, SRF 2)
Pernambuco, Recife. – SR Williams (Au).
Costa Rica: 1 Navas; 16 Gamboa, 6 Duarte, 3
Gonzalez, 4 Umana, 15 Diaz; 5 Borges, 17 Tejeda; 10 Ruiz, 7 Bolanos; 9 Campbell.
Griechenland: 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis, 20 Holebas; 21 Katsouranis;
22 Samaris, 10 Karagounis, 2 Maniatis, 7 Samaras; 14 Salpingidis.
Bemerkungen: Mit einer gelben Karte belastet
sind Gonzalez, Cubero (beide Costa Rica), Sokratis, Salpingidis, Samaras und Torosidis (alle Grie).
Torlinientechnik
bei der EM 2016
UeFa Sid. Die Torlinientechnik wird
wohl auch bei der Euro 2016 in Frankreich zum Einsatz kommen. Ausgerechnet Fifa-Präsident Joseph S. Blatter plauderte dies aus. Ihm ist es
einmal mehr gelungen, öffentlichkeitswirksame Nadelstiche gegen seine Widersacher aus der Europäischen
Fussball-Union (Uefa) zu setzen. Ausgerechnet der 78 Jahre alte Chef des
Weltverbandes plauderte in einem
Fifa-Video-Interview aus, dass die
Uefa schon bei der Euro 2016 in
Frankreich entgegen ihrer bisherigen
Haltung die Torlinientechnik nach
dem bislang gelungenen Verlauf bei
der WM-Endrunde in Brasilien zum
Einsatz bringen möchte.
Blatter landet einen Coup
«Ich habe mit Uefa-Präsident Michel Platini gesprochen, der mir gesagt hat, er werde die Torlinientechnik bei der EM 2016 in Frankreich
einsetzen», sagte Blatter. Der Mann
aus dem Wallis hatte damit im Dauerclinch mit den europäischen Spitzenvertretern mal wieder einen Coup
gelandet unter dem Motto: Die höchste Instanz im Fussball bleibt halt der
Fifa-Präsident.
Platini sagte auf Anfrage relativierend: «Für die Euro 2016 gibt es eine
Chance, die Technik zu nutzen, aber
immer zusammen mit den zusätzlichen Referees.» Dies werde im
Schiedsrichterkomitee diskutiert,
«dann trifft das Exekutivkomitee die
finale Entscheidung».
Miguel Herrera lebt sein Temperament an der Seitenlinie aus: Er jubelt ausgelassen (links), er fuchtelt herum oder gibt energisch Anweisungen.
EQ/Omar Martinez und Citypress24, EPA/Srdjan Suki
Mexiko Miguel Herrera (46) ist bei der WM zur
grossen Figur geworden. Keiner feiert, flucht,
fuchtelt und flitzt so schön am Spielfeldrand wie
Mexikos Coach. Als Spieler war er weniger beliebt.
BenjAMin Miltner
sport@luzernerzeitung.ch
In seiner Zeit beim FC Bayern München hat sich Louis van Gaal einst selbst
zum «Feierbiest» ernannt. Spätestens
seit dieser WM ist der holländische
Nationaltrainer diesen Titel los. Er gehört
ohne Zweifel Miguel Herrera, Trainer
von Hollands Achtelfinalgegner Mexiko
(heute, 18.00). Herrera ist bei der WM
zum Star geworden, der coolste Trainer,
vielleicht der coolste Typ der WM überhaupt. Keiner schneidet so bizarre Grimassen, fuchtelt so wild mit den Armen,
wenn er sein Team ungerecht behandelt
sieht, und feiert so herrlich enthusiastisch jeden Treffer wie er. Spötter behaupten, Herrera absolviere als Trainer
ein grösseres Laufpensum als zu seiner
Zeit als Rechtsverteidiger. Kameras? Designeranzug? Seine Reputation als Nationaltrainer? Alles egal. Hauptsache
mittendrin statt nur dabei, im Feierhaufen seiner Spieler. Allein seines Torjubels wegen drücken Fans weltweit «El
Tri» die Daumen. Sie wollen Herrera
schauen – Mexiko ist Nebensache.
Binnen kürzester Zeit hat es der Coach
zu Kultstatus gebracht, ist zum weltweiten Internet-Phänomen geworden.
Über 700 000 Menschen folgen ihm auf
Twitter. Kein Wunder, bekommt man
hier doch häufig Mexikos Aufstellungen
serviert – schon am Vorabend des Spiels.
Oder Fotos – wie jene nach dem 0:0
gegen Brasilien: Während seine Spieler
posieren, macht Herrera im Hintergrund
den Hampelmann. Wer länger im Netz
stöbert, findet auch Videos mit fetziger
Ska-Musik und Herrera in der Hauptrolle – singend neben einer Kanone.
Kurzum: Man muss ihn einfach lieb
haben, diesen 1,68 Meter grossen GuteLaune-Zwerg.
Bei interview Fotograf verprügelt
Wäre da nicht noch der andere Herrera, das Raubein mit der hässlichen
Fratze. Um es vorsichtig auszudrücken:
Er gehörte nicht gerade zu den beliebtesten Spielern. Aus seiner aktiven Zeit
stammt sein Spitzname «El Piojo». Das
heisst so viel wie «die Laus» – und ist
nicht lieb gemeint. Herrera galt als beinharter Verteidiger mit Offensivdrang,
Kampfgeist, viel Leidenschaft, aber wenig Disziplin. Oft handelte er sich wegen
Beleidigungen oder brutalen Grätschen
rote Karten ein. Er hat auch mal ein
Interview unterbrochen, weil ein Fotograf ihn im Vorbeigehen streifte. Das
hätte er lieber nicht tun sollen. Herrera
drehte sich um, schlug und trat auf den
Mann ein. Er konnte nur mit Mühe gestoppt werden.
Das war 1994 und kostete ihn die
Teilnahme bei der WM in den USA. Der
damalige Nationalcoach Miguel Mejia
Baron hatte Herrera zwar noch eine
mündliche Zusage gegeben – strich ihn
dann aber doch aus dem Kader, angeblich ohne Herrera zu informieren. Das
bringt diesen noch heute auf die Palme.
Er nennt Baron mal «einen sexuell Abartigen», mal einen «Schwulen». Und er
findet: «Wenn du etwas zu sagen hast,
dann reiss dich zusammen und hab
wenigstens die Eier, es den Leuten ins
Gesicht zu sagen.»
Neues Selbstvertrauen eingeimpft
Dass er selbst Eier hat, bewies Herrera, als er Ende 2013 Mexikos Nationalteam übernahm. Als vierter Coach in
einem Jahr, direkt vor den Playoffs um
das WM-Ticket gegen Neuseeland, und
von viel Skepsis begleitet. Mit seiner
unkonventionellen Art impfte er dem
Team neues Selbstbewusstsein ein – und
nominierte nur Spieler aus der mexikanischen Liga für die Playoffs. Das Ergebnis spricht für ihn: Nach zwei deutlichen Siegen (5:1 und 4:2) war Mexiko
für die WM qualifiziert. Dorthin durften
dann auch einige Europa-Legionäre mit
– wer will schon auf Spieler wie Javier
Hernández (Manchester United) und
Giovani dos Santos (Villarreal) verzichten? Oder auf Torhüter Guillermo Ochoa
vom französischen Absteiger AC Ajaccio.
Den machte Herrera vor dem ersten
WM-Spiel zur Nummer eins und bekam
dafür in Mexikos Medien Haue – bis
Ochoa mit Weltklasseparaden gegen
Brasilien das Remis festhielt.
Herrera traut sich was, ändert seine
Meinungen, trifft unpopuläre Entscheidungen. Dem Teamgeist schadet er
damit nicht. Im Gegenteil. «Ich spiele
meine vierte WM, aber so einen Zusammenhalt habe ich noch bei keinem
Turnier erlebt», sagt Captain Rafael
Marquez.
Offen und konsequent, hart, aber
herzlich: So behandelt Herrera seine
Spieler. Er verlangt Disziplin und Hingabe. Für das Team, für das Land und
für die Fans. Herrera weiss: «Die Leute
sind verrückt, sie wollen unbedingt hier
sein, sie verkaufen ihr Hab und Gut, um
uns zu sehen.» Man könnte auch sagen:
um ihn zu sehen. Am liebsten natürlich
beim Jubeln. Ob es dafür gegen Holland
Grund geben wird? Herrera: «Wir sind
bereit – oder sehen Sie mich zittern?»
Nein. Und angesichts seines Temperaments sollte man ihm wohl auch nicht
widersprechen.
Holland - Mexiko
(heute, 18.00, SRF 2)
Castelao, Fortaleza. – SR Proença (Por).
Holland: 1 Cillessen; 7 Janmaat, 2 Vlaar, 3 De Vrij,
5 Blind, 15 Kuyt; 8 De Jong, 20 Wijnaldum; 10
Sneijder; 9 Van Persie, 11 Robben.
Mexiko: 13 Ochoa; 22 Aguilar, 2 Rodriguez, 4 Marquez, 15 Moreno, 7 Layun; 6 Hector Herrera, 3
Salcido, 18 Guardado; 10 Dos Santos, 19 Peralta.
Bemerkungen: Holland ohne Fer (verletzt), Mexiko
ohne Vazquez (gesperrt). – Mit einer gelben Karte
belastet sind De Vrij, Blind, De Guzman (alle Ho),
Moreno, Aguilar und Marquez (alle Mex).
«De-jong-land» steht nicht mehr für Schande
HollaNd rh. Als vor Beginn des
Turniers in Holland
mal wieder ein bisschen diskutiert wurde, ob Louis van Gaals
ultrapragmatische
5-3-2-Taktik nicht einen zu deutlichen
Bruch mit den orangen,
stets
im
4-3-3-Format angestrebten Idealen des Fussballlandes
darstellte, hat Nigel de Jong (Bild) nur
cool gelächelt. «Meine Rolle ist sowieso in jedem System die gleiche», hat
Milans Defensivspezialist gesagt.
Für philosophische Debatten und um
die Ästhetik besorgte Bedenkenträger
hat der 29-Jährige nicht viel übrig. De
Jong ist der Mann, der auf dem
Schlachtfeld mit Einsatz und Härte
selbstständig Tatsachen schafft; ein
unermüdlicher Arbeiter, der im Kampf
mit dem gegnerischen Mittelfeld seiner
Mannschaft jenen Rohstoff – sprich
Bälle – erobert, der vom Künstlerduo
Arjen Robben und Robin van Persie
vorne veredelt wird. Er, nicht der bisher
ineffektive Spielmacher Wesley Sneijder
(Galatasaray), ist zum dritten Mann im
«Goldenen Dreieck» («Algemeen Dagblad») geworden, auch wenn sein Beitrag weit weniger glänzend und zuweilen sogar unsichtbar ist. Van Gaal
kürte de Jong nach dem 3:2-Sieg gegen
Australien zum besten Mann des Spiels.
Der «controleur», wie sie ihn in der
Heimat nennen, schuf mit seiner physischen Stärke Zugriff auf die robust
geführt Partie und machte den Einzug
in die Achtelfinals so möglich.
effektiv, clever, auf Fehler wartend
«Es macht klick auf dem Platz», sagt
de Jong über die überzeugenden Vorstellungen von Oranje in Brasilien, «drei
Siege in der Vorrunde hätten wir uns
nicht träumen lassen, doch jetzt geht
die Weltmeisterschaft erst richtig los.»
Die Zuversicht vor dem Match gegen
Mexiko ist gross, denn Holland spielt
ein Spiel nach seinem Geschmack:
effektiv, clever, auf Fehler der Gegner
wartend. Es ist ein im fussballerischen
Sinne reaktionäres System. Die Holländer begegnen ihren Gegnern mittlerweile so, wie diese sich früher gegen
technisch überlegene Mannschaften
aus Holland zur Wehr gesetzt haben.
«Unsere Taktik macht es jedem Team
schwer; besonders, wenn es das Spiel
machen will», sagt de Jong, «es ist einfach nicht leicht, gegen fünf Abwehrspieler zu bestehen.»
de Jong früher mal Regisseur
Es ist kaum zu glauben, aber der
bullige, grimmige de Jong wollte früher
selbst das Spiel machen. Er war ein
kreativer Mittelfeldspieler von Ajax
Amsterdam, ein typischer Absolvent
der «holländischen Schule», als er vor
acht Jahren beim Hamburger SV anheuerte. «In Holland wollte niemand
der Wasserträger sein, alle wollen Regisseur sein», hat er «Inside Football»
erzählt, aber in der Bundesliga zählten
andere Prioritäten. «Der Nigel de Jong,
den heute alle kennen, wurde in Hamburg unter Huub Stevens geboren», sagt
er, «er hat mich überzeugt, dass meine
Eigenschaften perfekt für die Rolle des
defensiven Mittelfeldspielers passen.»
Holland hatte bei allem Sinn für Flair
oft das eine oder andere Raubein in
der Zentrale. De Jong aber wurde mit
seinem Karatekick gegen Xabi Alonso
im WM-Final von 2010 zur Symbolfigur
für ein Team, das seine Werte und
somit sich selbst verloren zu haben
schien. Der in Amsterdam aufgewachsene Autor Simon Kuper zog Parallelen
zum Erfolg des Rechtspopulisten Geert
Wilders. «Das neue Holland ist ein
Wilders-Land. Es wäre eine Schande,
wenn es auch zum De-Jong-Land werden sollte», schrieb er.
Nach einem besonders rüden Foul,
bei dem Newcastle Uniteds Hatem Ben
Arfa einen doppelten Beinbruch erlitt,
wurde der damals bei Manchester City
beschäftigte de Jong im Oktober 2010
von der Elftal suspendiert. Van Marwijk
begnadigte ihn vor der Euro, im Dezember 2012 setzte ihn eine Achillessehnenverletzung neun Monate lang
ausser Gefecht. Unter van Gaal ist er
wieder zum Stammspieler geworden.
Dienstag, 1. Juli 2014 / Nr. 149
Fussball-WM
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Online am Ball
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Staatspräsident
Uruguays wettert
VerMiSChteS Si/
sda. Uruguays Präsident José Mujica
(Bild) hat nach dem
WM-Aus seines Nationalteams und der
Spielsperre für Luis
Suarez die Fifa wüst
beschimpft. «Die
von der Fifa sind ein
Haufen alter Hurensöhne», sagte
Mujica am Rande des Empfangs der
Nationalmannschaft nach deren
Heimkehr aus Brasilien. «Sie hätten
ihn bestrafen können, aber nicht mit
faschistischen Sanktionen», wetterte
der 79-Jährige weiter. Mujicas Auslassung, die eine Sportsendung des
uruguayischen Staatsfernsehens gefilmt hatte, war am Sonntag auf Youtube veröffentlicht worden.
" Suarez. Täter Luis Suarez hat sich
unterdessen bei Giorgio Chiellini für
seine Bissattacke beim WM-Gruppenspiel gegen Italien entschuldigt. Ausserdem versprach er auf seiner Facebook-Seite, dass derartige Ereignisse
nicht wieder vorkommen werden.
«Ich bedauere zutiefst, was passiert
ist», schrieb Suarez gestern. «Ich entschuldige mich bei Giorgio Chiellini
und der ganzen Fussballfamilie.» Suarez wurde vom Weltfussballverband
für neun Pflicht-Länderspiele gesperrt
und für vier Monate von allen Fussballaktivitäten ausgeschlossen.
" Robben. Nach seiner zugegebenen
Schwalbe beim 2:1-Zittersieg der
Holländer im WM-Achtelfinal gegen
Mexiko muss Arjen Robben keine
Sanktionen durch die Fifa befürchten. Fifa-Sprecherin Delia Fischer
erklärte gestern, nachträgliche Strafen würden nur bei «ernsthaften
Verstössen» erfolgen, die die Schiedsrichter im Spiel nicht mitbekommen.
Zuvor hatte sich Robben für eine
Schwalbe entschuldigt – beim entscheidenden Penalty soll aber alles
mit rechten Dingen zugegangen sein.
«Ich muss zugeben, dass ich mich
in der ersten Halbzeit habe fallen
lassen, das hätte ich wirklich nicht
tun sollen», sagte der Bayern-Star:
«Das war dumm.» Manche Medien
hatten diese Aussagen fälschlicherweise auf den Penalty zum 2:1-Siegtreffer durch Klaas-Jan Huntelaar
(94.) bezogen.
" Cruyff. Nach dem Einzug in den
WM-Viertelfinal hat der ansonsten
kritische Johan Cruyff das holländische Team in den höchsten Tönen
gelobt. «Ich habe während Holland
gegen Mexiko die schönsten 20 Minuten der WM gesehen», schrieb
Cruyff gestern in seiner wöchentlichen Kolumne für die Tageszeitung
«De Telegraaf». «Das ist der Fussball,
den ich liebe», schrieb der WM-Zweite von 1974.
" Wut. Brasiliens Zittersieg gegen
Chile hat einen brasilianischen Fan
derart in Rage gebracht, dass er seinen Fernseher zerstörte. Ein Video
der wilden Reaktionen des Geschäftsmanns Rafael Gambarim wurde zum
Renner im Internet: Bis gestern wurde es mehr als 130 000 Mal auf Youtube angeklickt. Es zeigt, wie Gambarim die Grossaufnahme des brasilianischen Torhüters Julio Cesar küsst,
nachdem dieser einen Penalty des
Chilenen Alexis Sanchez gehalten
hatte. Als die Kamera jedoch auf
Sanchez schwenkt, schlägt der feurige Fussballfan in dessen Fernsehgesicht – und zerstört dabei den
Bildschirm. Dass sein Fernseher zu
Bruch ging, störte ihn nicht. Um den
weiteren Verlauf des Penaltyschiessens zu sehen, musste er allerdings
zum Nachbarn gehen.
34
Der Star mit der Handbremse
Belgien Eden Hazard (23)
gilt als grösstes Talent in Belgiens hoffnungsvoller Nationalelf. Im Achtelfinal gegen
die USA wird es Zeit, dass er
auch bei der WM beweist,
warum das so ist.
BENjAMIN MIlTNEr
sport@luzernerzeitung.ch
Die WM ist bisher ein Schaulaufen
der Stars. Selten zuvor haben so viele
grosse Namen bei einem grossen Turnier
auch wirklich gross aufgespielt wie 2014
in Brasilien. Arjen Robben trägt die
Holländer durch das Turnier, Lionel
Messi die Argentinier, Neymar die Brasilianer, Karim Benzema die Franzosen,
Thomas Müller die Deutschen. Sie alle
waren bereits vor dem Turnier die Hoffnungsträger ihrer Nationen – ebenso
wie der 5-Tore-Mann James Rodriguez
nach dem Ausfall von Falcao bei Geheimfavorit Kolumbien. Aber wer trägt
eigentlich Belgien durchs Turnier, den
anderen Geheimfavoriten?
Der Vergleich mit Zidane
Diese Frage ist auch vor dem heutigen
Achtelfinal gegen die USA (22.00, SRF 2)
noch unbeantwortet. Das liegt daran,
dass Belgien bisher zwar alle drei Spiele gewonnen hat. Eine Sternstunde war
aber nicht darunter – weder vom Team
noch von einem einzelnen Akteur. Dabei gibt es einen klaren Favoriten für
die Besetzung der Starrolle: Eden Hazard. In Belgien mag es Talente en
masse geben – aber Hazard ist das
Mega-Talent unter ihnen. Für José Mourinho ist er «vielleicht der beste junge
Spieler in der Welt». Er sollte es beurteilen können als sein Coach beim
FC Chelsea. Ebenso wie Nationaltrainer
Marc Wilmots. Dessen Worte fallen nicht
weniger lobend aus: «Sein Talent ist
wirklich Wahnsinn. Seine Ballannahme,
seine Schnelligkeit – da vergleiche ich
ihn ein bisschen mit Zidane.» Mit Zidane! Zinédine Zidane. Dreimaliger
Weltfussballer. Weltmeister. Europameister. Und schon von klein auf Hazards
Vorbild.
Für 50 Millionen Franken zu Chelsea
So weit wie Zidane hat es Hazard
noch nicht gebracht. Aber für seine 23
Jahre hat er schon eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Wo er auch hinkam: Überall war er der Jüngste. Vielleicht nicht immer gleich der Beste, aber
der mit dem grössten Potenzial. Mit 14
Jahren wagte er den Sprung über die
Grenze zum OSC Lille, debütierte mit
16 in der ersten französischen Liga, mit
17 in der belgischen Nationalmannschaft. Als er 2012 nach London wechselte, war er gerade mal 21. Aber er
konnte schon fast 200 Pflichtspiele und
je über 50 Tore und Assists vorweisen.
Er verliess Lille, nicht ohne dem Verein
die Meisterschaft und den Pokal sowie
eine stolze Ablösesumme von knapp 50
Millionen Franken beschert zu haben.
Bevor der Deal mit Chelsea klar war,
schwärmte Zidane 2012 über seinen
Belgiens Eden Hazard (links) zeigt gegen den Russen
Dimitri Kombarow seine filigrane Technik.
AP/Christophe Ena
Nacheiferer: «Ich würde Hazard mit
verschlossenen Augen verpflichten. Er
ist der Star der Zukunft.»
mütigkeit seines Musterschülers so:
«Manchmal tut er unglaubliche Dinge
– und dann verabschiedet er sich aus
dem Spiel. So wie ein Kind, das etwas
einen Ballbuben getreten
geniessen will.» Oder wie ein Kind, dem
Mittlerweile ist er in England vielleicht vieles in den Schoss gefallen ist. Das
nicht der, aber doch einer der Stars der früh im Mittelpunkt stand, häufig in den
Gegenwart. Hazard verzaubert die Fans. Himmel gelobt wurde.
Mit seinen DribbWenig verwunderlings, Tricks, scharfen
lich, dass Hazards
Schüssen mit dem
Charakter auch eine
linken und dem rechdivenhafte, zuweilen
«Manchmal tut er
ten Fuss, gewitzten
arrogante Facette
Pässen für die Mitträgt. Eine Facette,
unglaubliche Dinge
die ihm das ein oder
spieler, präzisen Sei– und dann
andere Mal Ärger
tenverlagerungen.
verabschiedet er sich
Kurzum: mit dem
eingebracht hat. Wie
Gesamtpaket eines
2011 beim Nationalaus dem Spiel.»
offensiven Mittelfeldteam, als er gegen die
joSE MoUrINHo
Türkei (1:1) nach
spielers. Es gibt Tage,
üBEr EdEN HAZArd
an denen er Spiele
einer Stunde ausgeallein entscheidet. Es
wechselt wurde – und
wenig später einen
gibt aber auch Tage,
Burger ass. Vor dem
an denen er unsichtbar ist. Und genau da wären wir bei Stadion, mit seiner Familie, noch wähdem Wort, das Hazard in etwa so gerne rend das Spiel lief. Hazard wurde vorhört wie Zahnwurzelbehandlung: Be- läufig suspendiert, dann gab es die
grosse Versöhnung – und die sogenannständigkeit.
Die fehlt Hazard. Noch nimmt er sich te «Burgergate»-Affäre war gegessen.
zu viele Auszeiten. Mal mehrere Spiele Oder im Januar 2013 bei Chelsea, als er
am Stück, mal nur Phasen in einer im englischen Ligacup in Swansea
Partie. Mourinho beschreibt die Wankel- einem frechen Ballbuben einen Tritt
verpasste, die rote Karte sah – und viel
Kritik erntete.
Zeit für das nächste level
In Brasilien fällt Hazard bisher nicht
wirklich auf. Weder mit fussballerischen
Glanzleistungen noch mit Fehltritten
abseits des Balles. Er hält es wie sein
Team, erfüllt das Soll, ohne zu glänzen.
Dennoch blitzt sein Können ab und zu
auf. Wie gegen Russland und Algerien,
als er jeweils den Siegtreffer vorbereitete. Seinem Trainer reicht das nicht.
Wilmots sagt: «Er hat alles, was man
braucht. Es ist Zeit für ihn, die Handbremse zu lösen und das nächste Level
zu erreichen.» Am besten gleich heute
gegen die USA.
Belgien - USA
(heute, 22.00 Uhr/SRF 2)
Fonte Nova, Salvador. – SR Haimoudi (Alg).
Belgien: 1 Courtois; 2 Alderweireld, 15 Van Buyten,
4 Kompany, 5 Vertonghen; 8 Fellaini, 6 Witsel; 14
Mertens, 7 De Bruyne, 10 Hazard; 9 Lukaku.
USA: 1 Howard; 23 Johnson, 3 Gonzalez, 5 Besler,
7 Beasley; 15 Beckerman, 13 Jones; 19 Zusi, 4 Bradley, 14 Davis; 8 Dempsey.
Bemerkungen: Belgien ohne Defour (gesperrt), Vermaelen, Vanden Borre und Ciman (beide verletzt).
Mit einer gelben Karte belastet sind Alderweireld,
Witsel, Vertonghen, Dembélé (alle Be), Beckerman,
Gonzalez und Jones (alle USA).
Spielplan der Fussball-Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien
Achtelfinal 1
Achtelfinal 2
Samstag, 28. Juni, 18.00 Uhr Samstag, 28. Juni, 22.00 Uhr
Belo Horizonte
Rio de Janeiro
Brasilien 4 3 Chile
Kolumbien 2 0 Uruguay
Achtelfinal 3
Achtelfinal 4
Sonntag, 29. Juni, 18.00 Uhr Sonntag, 29. Juni, 22.00 Uhr
Fortaleza
Recife
Holland 2 1 Mexiko
Costa Rica 6 4 Griechenland
Viertelfinal 1
Achtelfinal 5
Viertelfinal 3
Freitag, 4. Juli, 22.00 Uhr
Fortaleza
Brasilien – – Kolumbien
Achtelfinal 6
Montag, 30. Juni, 18.00 Uhr Montag, 30. Juni, 22.00 Uhr
Brasília
Porto Alegre
Frankreich 2 0 Nigeria
Deutschland 2 1 Algerien
Achtelfinal 7
Viertelfinal 2
Samstag, 5. Juli, 22.00 Uhr
Salvador
Holland – – Costa Rica
Viertelfinal 4
Freitag, 4. Juli, 18.00 Uhr
Rio de Janeiro
Frankreich – – Deutschland
Halbfinal 1
Samstag, 5. Juli, 18.00 Uhr
Brasília
–– ––
Halbfinal 2
Dienstag, 8. Juli, 22.00 Uhr
Belo Horizonte
–– ––
Mittwoch, 9. Juli, 22.00 Uhr
São Paulo
–– ––
Spiel um Platz 3
Samstag, 12. Juli, 22.00 Uhr
Brasília
–– ––
FINAL
Sonntag, 13. Juli, 21.00 Uhr
Rio de Janeiro
–– ––
Achtelfinal 8
Dienstag, 1. Juli, 18.00 Uhr Dienstag, 1. Juli, 22.00 Uhr
São Paulo
Salvador
Argentinien – – Schweiz
Belgien – – USA
22
Fussball-WM
Zentralschweiz am Sonntag Sonntag, 13. Juli 2014 / Nr. 28
Fussball-WM
Sonntag, 13. Juli 2014 / Nr. 28 Zentralschweiz am Sonntag
23
Was uns von diesem Turnier in Erinnerung bleibt
WM-TeaM Mit dem Final fehlt nur noch die
Krönung des grössten Fussball-Spektakels auf
Erden. Gelegenheit für unsere Zeitung, das
All-Star-Team dieser WM zu küren – und ein
paar besondere Geschichten hervorzuheben.
Manuel
Neuer
Thiago
Silva
Deutschland
Mats
Hummels
ANdREAS INEIcHEN, BENJAMIN KLETT uNd
BENJAMIN MILTNER
andreas.ineichen@luzernerzeitung.ch
Ja, es ist so eine Sache, das beste Team
der WM 2014 in Brasilien aufzustellen.
Denn je nachdem, für welches System
man sich entscheidet, braucht man
mehr oder weniger Spieler in der Abwehr, im Mittelfeld oder im Sturm. Wir
versuchen es mit einem moderneren
3-5-2, weil wir so mehr offensive und
weniger defensive Kräfte nominieren
können. Das Resultat unserer Diskussion
präsentieren wir Ihnen auf dem Spielfeld. Zum Glück müssen wir mit diesem
Team nicht in der Realität antreten –
denn unsere besten elf Einzelspieler
müssen nicht zwingend ein unschlagbares Team bedeuten. Das hat auch die
WM 2014 einmal mehr gezeigt.
Ron
Vlaar
Brasilien
Deutschland
James
Rodriguez
Brasilien
Mexiko
Toni
Kroos
Deutschland
Kolumbien
Lionel
Messi
Argentinien
Thomas
Müller
Deutschland
Arjen
Robben
Holland
WM 2014
Grafi
k/La
: Lo
yout
ris S
ucco
Die Überraschungseier
Costa Rica setzt sich in der
Gruppe gegen die Ex-Weltmeister
Italien, England und Uruguay
durch – und zieht als Gruppenerster in den Achtelfinal
ein: Wer das vor der
WM prophezeit
hätte, wäre wohl
für verrückt erklärt worden.
Doch damit nicht
genug: Die
«Ticos»
schafften es
bis in den
Viertelfinal
gegen Holland
und verloren auch
dort erst im Penaltyschiessen. «Für einige
sind wir als Aschenputtel gegangen», sagt Captain Bryan
Ruiz, «aber wir kehren als triumphierende Krieger zurück.»
Das können die ehemaligen
Seriensieger aus Spanien dieses
Mal nicht von sich behaupten.
Der grosse Titelfavorit schied
sang- und klanglos nach der
Gruppenphase aus. Das bestürzte
sogar die Reporter der «New York
Times», die berichteten: «Spanien
wirkte wie ein Kirmesboxer, dem
immer wieder ins Gesicht geschlagen wird, der in die Seile
geht und Schwierigkeiten hat, aufzustehen, als der Schiedsrichter
ihn auszählt. Es ist schade, wie
diese Legende so unerwartet
fällt – und dabei so hilflos wirkt.»
Holland
Neymar
Hector
Herrera
Die ZauberhänDe
Der WM-chor
Natürlich träumt jedes Land
davon, Weltmeister zu werden.
Aber keines brachte dies glaubwürdiger rüber als Gastgeber Brasilien. Der nationale Chor war
jedenfalls stärker besetzt als die
Mannschaft. Vor jedem Spiel sangen die brasilianischen Fans samt
ihren Stars Arm in Arm, mit geschlossenen Augen Richtung
Himmel gerichtet, die brasilianische Nationalhymne. Das Kuriose
dabei: Immer, wenn die Musik
verstummte, wurde die Hymne
von allen im Chor a cappella
weitergesungen. Weitergesungen?
Zugegeben: Das war dann eher
ein Schreien, dass es selbst der
Fussballgott ein paar Etagen weiter oben hörte. Scheinbar hat es
ihn aber eher erschreckt als besänftigt. Anders ist die 1:7-Klatsche im Halbfinal gegen Deutschland wohl nicht zu erklären.
119. Spielminute im Viertelfinal
zwischen Holland und Costa
Rica: Es steht 0:0, als sich der
Holländer Tim Krul bereit macht
für seine Einwechslung. Nein, er
ist kein sicherer Penaltyschütze,
sondern Goalie. Er hat Reflexe wie
Lucky Luke, was gut für sein Team
und schlecht für die «Ticos» ist.
Er hält zwei Penaltys und wird
zum Helden.
Es ist eine WM, die von den
Goalies massgeblich geprägt wird.
Der Mexikaner Guillermo Ochoa
zeigte beim 0:0 gegen Brasilien
Paraden, die man nicht für menschenmöglich hielt. Costa Ricas
Nationaltorhüter Keylor Navas
sorgte bei den gegnerischen Angreifern für Albträume. Und auch
der Amerikaner Tim Howard wie
der Chilene Claudio Bravo flogen
durch die Strafräume, dass dem
neutralen Beobachter vor Staunen
der Mund offen stand.
Einer stach aber besonders heraus: Manuel Neuer. Der aktuelle Welttorhüter ist der kompletteste seines Metiers. Im Achtelfinal gegen Algerien erfand er die
bisher gänzlich unbekannte Position der falschen Fünf, den Libero mit Handschuhen. Neuer sprintete ein ums andere Mal aus
seinem Tor heraus, um die gegnerischen Angriffe zu unterbinden. Im nächsten Match gegen
Frankreich bewies er auch, dass
er das traditionelle Handwerk
eines Goalies beherrscht.
Die rekorDspieler
Der beisser
Es waren zwar nur sechs Minuten, die Faryd Mondragon an
dieser WM gespielt hat. Aber sie
reichten beim 4:1 gegen Japan für
einen Rekord. Sie machten den kolumbianischen Goalie zum
ältesten jemals
eingesetzten
Spieler
an
einer WM.
Mit 43 Jahren und
3 Tagen.
Miroslav
Klose gehört
zu einer vom
Aussterben bedrohten Spezies:
Der 36-Jährige ist
einer der letzten echten
Stossstürmer dieser Welt. Dass
dies keine überflüssige Position
ist, hat er bei diesem Turnier bewiesen. Beim 7:1-Sieg seiner Elf
gegen Brasilien setzte er gleich
zwei Bestmarken: Es war Kloses
vierter WM-Halbfinal, und das Tor
zum 2:0 war sein 16. WM-Treffer
– einmalig. Der bisherige Rekordhalter Ronaldo nahms sportlich
und beneidete Kloses «Gier, die
ist unglaublich. Dazu seine Fitness.» Die Fitness hat Ronaldo,
gerade mal ein Jahr älter als Klose, nicht mehr. Dafür einen voluminöseren Bauchumfang. Klose
beneidet Ronaldo um seine zwei
Finaltore 2002 zum Gewinn des
WM-Titels. Denn der fehlt dem
Deutschen – noch.
Khaled Bouhlarouz hat es
geschafft – endlich ist er
seinen Spitznamen
los. Wegen seiner
aggressiven
Spielweise war
der frühere
holländische
Nationalspieler bekannt als der
«Kannibale».
Spätestens
seit der WM
kam es zur Namensübergabe an
Luis Suarez. Im Spiel
zwischen Uruguay und
Italien konnte es der begnadete
Stürmer erneut nicht lassen. Zum
dritten Mal in seiner Karriere biss
er seinen Gegenspieler.
Dieses Mal erwischte es den
Italiener Giorgio Chiellini. Der
zeigte danach zur Beweisführung
entsetzt auf seine Schulter: «Ich
habe immer noch den Abdruck
des Bisses.» Die Konsequenz: Der
Wiederholungstäter wurde für
neun Pflichtspiele mit Uruguay
gesperrt und vier Monate von
allen Fussballaktivitäten ausgeschlossen. Den grossen FC Barcelona schreckt das keineswegs
ab. Die Katalanen überweisen für
Suarez rund 90 Millionen Franken
nach Liverpool.
Die verFlixte sieben
Rituale, Fussballgötter und
Aberglaube gehören zum Fussball
dazu wie der Ball. Selbstverständlich hat das seine Berechtigung.
Diese WM liefert den besten Beweis dafür. Wir sagen nur: sieben!
Das ist die Glücksnummer der
Deutschen. Mit sieben Punkten
sind sie in den Achtelfinal eingezogen. Sie haben sieben Tore
gegen Brasilien geschossen. Für
die Treffer zwei bis fünf benötigte das Team, natürlich, gerade
einmal sieben Minuten. Nun steht
Deutschland also im Final. Das
wird für die Mannschaft nicht nur
das siebte Spiel im Turnier – es
ist auch das siebte Aufeinandertreffen mit Argentinien bei einer
WM. Einziger Schönheitsfehler:
Es ist bereits das achte WMEndspiel für die Deutschen.
Vielleicht ein schlechtes
Omen.
Der skanDal
Die WilDen ZWerge
Die entDeckung
Nein, ein Nobody war James
Rodriguez nicht vor dem Start in
diese WM. Dafür sind die 55 Millionen Franken zu mächtig, die
die AS Monaco dem FC Porto
vorigen Sommer für die Dienste
des Kolumbianers überwiesen
hatte. Dennoch musste man sich
nicht schämen, wenn man den
22-Jährigen weder erkannte, noch
seinen Namen unfallfrei aussprechen konnte.
Einen Monat, fünf berauschende Auftritte auf der WM-Bühne
und sechs Tore später mag das
mit dem Namenaussprechen
immer noch schwierig sein.
Aber bei wem Rodriguez jetzt
immer noch keinen Eindruck
hinterlassen hat, der soll sich
bitte schön eine andere Sportart suchen. Oder sich sein Führungstor beim 2:0-Sieg über Uruguay ansehen. Perfekte Ballannahme, kurze Körperdrehung und
dann ein satter Volleyschuss mit
dem linken Fuss aus gut 20 Metern. Schöner hat es bei der WM
keiner gemacht.
Sie sind klein, sie sind wild, sie
sind emotional – und sie haben
mit ihren Mannschaften für viel
Aufsehen gesorgt. Miguel Herrera, Jorge Sampaoli und Jorge
Luis Pinto sind die Trainerentdeckungen dieser WM. Keiner
bejubelte Tore so herzzerreissend
und losgelöst wie Mexikos Herrera. Grösse: 1,68 Meter. Spitzname:
«el piojo», die Laus.
Keiner dirigierte so hingebungsvoll wie Costa Ricas Jorge Luis
Pinto. Grösse: 1,65 Meter. Spitzname: «the explosive one», der
Explosive.
Keiner tigerte innerhalb und
ausserhalb seiner Coachingzone
so beständig wie Chiles Jorge
Sampaoli. Grösse: 1,72 Meter.
Spitzname? Da müssen auch wir
passen. Für das Trio zusammen
hätten wir einen: die wilden Zwerge von der Bank.
stuMMe pFeiFen
Es wurde gebissen, getreten,
gezerrt, gehalten und gemeckert –
bei der WM suchten die Spieler
die Grenze des Erlaubten und
überschritten sie regelmässig. Einige Schiedsrichter schien das
nicht zu stören, Verwarnungen
waren Mangelware. «Die Messlatte für gelbe Karten war viel zu
hoch», kritisierte der ehemalige
Weltklassereferee Urs Meier in
unserer Zeitung.
Negativer Höhepunkt: Brasiliens Superstar Neymar brach sich
einen Querfortsatz des dritten
Lendenwirbels, nachdem ihm
sein kolumbianischer Gegenspieler Juan Zuniga ungestraft in den
Rücken gesprungen war. Eins von
54 Fouls in diesem Spiel, in dem
es trotzdem nur vier gelbe Karten gab. «Das ist nicht
der Fussball, den ich
mir wünsche»,
sagte
Meier.
Und er erklärte: «Die Spieler gehen mit
vollem Tempo auf den
Mann, der
Ball wird zur
Nebensache.
Die WM verkommt zu einem
Treter-Festival.»
Neymar wird ganz
bestimmt nicht anderer
Meinung sein.
Es geht um ein bisschen Trickserei, um elf Männer – und um
viel Geld. Nein, wir reden ausnahmsweise nicht von einem
Fussballteam. Und auch nicht von
«Ocean’s Eleven», der fiktiven
Gaunerkomödie. Eher von Fofanas Eleven, einer wahren und
alles andere als lustigen Geschichte. Fofanas Eleven sollen auf dem
Schwarzmarkt ein nettes Ticketsystem etabliert und nach Polizeiangaben bis zu 800 000 Franken
umgesetzt haben – pro Spiel! Kopf
der Bande ist Mohamadou Lamine Fofana. Der Frankoalgerier
und seine zehn Kumpanen wurden in der Vorwoche festgenommen. Schlimm genug für die Fifa.
Dass Ray Whelan in Fofanas Eleven auch eine Hauptrolle spielt,
macht das Ganze nicht besser. Er
arbeitet bei Match Services, dem
Schweizer Ticketing-Partner der
Fifa. Whelan soll der Gruppe die
Ticketpakete aus Hospitality- und
VIP-Kontingenten verschafft haben, die dann zu Mondpreisen
verkauft wurden. Letzten Donnerstag folgte die nächste Posse:
Um einer erneuten Festnahme zu
entwischen, flüchtete Whelan aus
seinem Hotel – durch die Hintertür.