Bischofsweihe

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Bischofsweihe
für Wahrheit und Recht
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Verleger: Saint-Paul Luxembourg
Samstag, den 15. Oktober 2011 – Jahrgang 163 – Nummer 241
Europas Banken
in der Bredouille
Spaniens Bonität auch von S&P herabgestuft
New York/Brüssel. Europas Banken
geraten massiv unter Druck: Nach
dem Streit über staatliche Kapitalspritzen fordern europäische
Politiker einen höheren Beitrag
zur Griechenlandrettung. Wirtschaftsmächte wie Japan und die
USA drängen die Europäer gleichzeitig immer stärker, der Finanzbranche unter die Arme zu greifen. Die Ratingagentur Fitch
drohte einer Reihe von Großbanken mit der Abstufung ihrer Kreditwürdigkeit, darunter auch der
Deutschen Bank, während Standard & Poor's die Bonität Spaniens
herabstufte. Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel warnte vor
übertriebenen Hoffnungen auf
einen Befreiungsschlag.
Übermäßige Verschuldung und
mangelnde Wettbewerbsfähigkeit
hätten sich über Jahre und Jahrzehnte aufgebaut, Lösungen könnten nicht über Nacht gefunden
werden, sagte Merkel. „Es gibt
nicht den einen großen Wurf, den
einen großen Paukenschlag, mit
dem alles vorbei ist“, sagte sie. Die
Kanzlerin und Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy hatten
ein Gesamtpaket zur Euro- und
Bankenrettung bis Ende des Monats angekündigt. Nach den
Worten des deutschen Finanzmi-
nisters Wolfgang Schäuble ziehen
Deutschland und Frankreich bei
der Lösung der Euro-Schuldenkrise an einem Strang. „Wir haben
eine gemeinsame Position“, sagte
Schäuble in Paris nach einem
Treffen mit Frankreichs Präsident
Sarkozy. Beide Länder seien
überzeugt, gemeinsam die europäische Währung als eine stabile
Währung verteidigen zu können.
Details nannte er vor den zweitägigen Gesprächen der Finanzminister und Notenbankchefs
der wichtigsten Industrie- und
Schwellenländer (G20) an diesem
Freitag und Samstag allerdings
nicht.
Euro-Gruppen-Chef Jean-Claude
Juncker drohte, die Geldinstitute
notfalls zur Unterstützung Griechenlands zu verpflichten. Private
Banken müssten wissen, dass es zu
einer „nicht freiwilligen Gläubigerbeteiligung“ kommen könne,
wenn der freiwillige Beitrag aus
Sicht der Euro-Länder nicht
mehr ausreichend sei, sagte er
im Deutschlandfunk. Frankreichs
Wirtschafts- und Finanzminister
François Baroin kündigte einen
deutsch-französischen Vorschlag
dazu an.
(dpa)
INTERNATIONAL
Seite 9
Sozialstaat schützt vor Armut
Statec-Bericht zur sozialen Lage des Landes
Luxemburg. Im vergangenen Jahr
waren 14,5 Prozent der Bevölkerung von Armut bedroht. Ohne
Sozialleistungen würde dieser
Prozentsatz bei 45 Prozent liegen.
Dies geht aus dem Bericht über die
Beschäftigungs- und die soziale
Lage des Landes hervor, den der
Statec gestern veröffentlichte. Neben den Einkommensverhältnissen haben die nationalen Datenerheber auch die Beschäftigungsentwicklung untersucht. Demnach lag
die Beschäftigungsquote im vergangenen Jahr bei 70,6 Prozent,
gegenüber 62 Prozent im Jahr 1995.
Zurückzuführen ist dieser Anstieg
auf die Zunahme der Frauenbeschäftigung. Zwar gehen 31,3 Prozent der Mütter keiner Beschäftigung nach; unter den kinderlosen
Frauen ist dieser Prozentsatz aber
ähnlich hoch. Demgegenüber ist
die Teilzeitarbeit bei den Müttern
viel stärker verbreitet als unter
den kinderlosen Frauen.
Wie aus dem Statec-Bericht
hervorgeht, gab die Regierung im
Jahr 2009 1,3 Prozent des BIP für
die Beschäftigungspolitik aus. Im
Jahr 2008 lag der Prozentsatz bei
lediglich 0,9 Prozent.
(jm)
POLITIK
Seite 5
(FOTO: GUY JALLAY)
Weihe-Tag
Mgr. Hollerich wird am Sonntag zum neuen Erzbischof geweiht
Luxemburg. Noch ist der Bischofsstuhl, den bereits das neue Bischofswappen ziert, unter der
Marienstatue in der Kathedrale
leer. Am Sonntag wird der ernannte Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich s. j.,
nach seiner Weihe darauf Platz
nehmen. Erzbischof Fernand
Franck wird den Jesuitenpater
zum neuen Erzbischof von Luxemburg weihen. Mitkonsekratoren sind Joachim Kardinal Meisner und der Erzbischof von Tokio, Peter Takeo Okada. Mgr.
Hollerich, der am 12. Juli von
Papst Benedikt XVI. zum neuen
Oberhirten der Katholischen Kirche in Luxemburg bestimmt wurde, wird Luxemburgs dritter Erzbischof sein.
(mas)
SPORT
„Mit 30 Punkten
gerettet“
Studenten auf
den Barrikaden
IM FOKUS
CSG-Trainer Marc Thomé
im Interview.
Dramatischer
Bildungsnotstand in Chile.
Ultimes tractations en Belgique
Primaires socialistes en France
Seite 6-7
KULTUR
Seite 55
.........................
POLITIK
4-15
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........................
10-11
10-11
16-19
Jan Cober donne des ailes à l'Ugda
Remise du Prix H. et M. Muller
„Vom Keller in den ersten Stock“
Bauen, renovieren, einrichten
Produktionshaus Samsa Film feiert mit Beryl Koltz'
„Hot, Hot, Hot“ sein 25-jähriges Bestehen. Seite 16
Herbstmesse 2011 bis zum 23. Oktober in der
LuxExpo auf Kirchberg. Seite 27
LOKALES
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2-3
3
Leitartikel: „Ein Zeichen gesetzt“
17
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25-51
Ex-Fußballnationalspieler vor Gericht
Altstadt soll attraktiver werden
NOTDIENSTE
25
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IM FOKUS
BEILAGE
Seite 2-3
55-62
........................
Formel 1: McLaren trotzt dem Regen 60
RadioShack-Nissan: Das Team steht 61
TODESANZEIGEN
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WIRTSCHAFT
........
89-102
Erster Luxemburger Satellit im All
Fernsehprogramm
Panorama/Wetter
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91
103
108
Luxemburg: 1,50 € – Ausland: 1,80 €
2
IM FOKUS
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
Jean-Claude Hollerich wird am morgigen Sonntag
Berlusconis Abstimmungssieg
Im Dienst der
Linke Opposition will baldige Neuwahlen
Rom. Italiens umstrittener Ministerpräsident Silvio Berlusconi hat
am Freitag eine entscheidende
Vertrauensabstimmung im Parlament heil überstanden. Mit 316
Stimmen für und 301 gegen ihn
konnte Berlusconi im Abgeordnetenhaus die Stabilität seiner Regierung noch einmal behaupten – zur
großen Enttäuschung der Opposition und unter dem Applaus seiner
Getreuen. Bei einer Niederlage
hätte Berlusconi zurücktreten
müssen. Mehr als 50 ähnliche parlamentarische Proben aufs Exempel überstand der 75-jährige
Medienzar bereits seit seinem
Amtsantritt 2008 – zumeist, um
Gesetzesvorhaben rasch durchzusetzen. „Wir haben heute einen
Hinterhalt umgehen können“, erklärte Berlusconi nach der Abstimmung. Tatsächlich hatte zuvor ein
Boykott des ersten Wahlaufrufs an
die Abgeordneten durch die linke
Opposition für Chaos und Aufregung gesorgt. Wenn die Mitterechts-Regierung die Hälfte (315)
der Stimmen nicht hätte aufbieten
können, wäre die ganze Abstimmung ungültig gewesen. Die linken Parlamentarier kommentierten den erneuten Sieg des Premiers mit Aufruhr.
(dpa)
INTERNATIONAL
Seite 10-11
Überraschung in Contern
DP, LSAP und Déi Gréng schicken CSV in Opposition
Consdorf. In puncto Koalitionsverhandlungen
sorgte die Gemeinde
Consdorf gestern für die
Überraschung des Tages: DP, LSAP und Déi
Gréng wollen in den
nächsten sechs Jahren
eine Dreierkoalition eingehen.
Am Donnerstagabend unterzeichneten die drei Parteien – sie
kamen bei den Wahlen auf knapp
68 Prozent der Stimmen – das
Koalitionsabkommen. Contern bekommt in den kommenden Jahren
zwei Bürgermeister (Jean-Marie
Mangen von 2011 bis 2014, Fernand
Schiltz von 2015 bis 2017) und zwei
Erste Schöffen (Schiltz
und Mangen). Zweiter
Schöffe wird Ari Arrensdorff von den Grünen.
Den Gang in die Opposition muss damit die
CSV antreten, die am
Sonntag vier Mandate
erringen konnte. Der bisherige
Bürgermeister
Jim Schmitz (CSV) war mit 1 405
von 1 828 Stimmen als Erstgewählter aus den Wahlen hervorgegangen. Bürgermeister in Düdelingen
bleibt derweil Alex Bodry, während in Echternach und Steinsel
Ärger droht.
(LW)
LOKALES
Seite 26
Tennis vom Feinsten
„BGL BNP Paribas Luxembourg Open“ beginnen heute
Luxemburg. Mit Mandy Minella
(121), Anne Kremer (215), Claudine
Schaul (-) und Tiffany Cornelius
(-) sind vier Luxemburgerinnen
bei den heute beginnenden „BGL
BNP Paribas Luxembourg Open“
am Start. Anne Kremer wurde
dank einer Wildcard sofort ins
Hauptfeld (Auslosung heute um 17
Uhr) aufgenommen und muss sich
demnach nicht durch die mühsame
Qualifikation plagen. Minella hat
ihrerseits quasi in letzter Sekunde
den Sprung ins Hauptfeld geschafft. Eigentlich sollte die 25-Jährige nämlich in der Qualifikation
starten, letztendlich profitierte sie
allerdings von den verletzungsbe-
dingten Absagen einiger Spielerinnen, erhielt eine zunächst an Virginie Razzano vergebene Wildcard
und muss die Qualifikation somit
nicht spielen. Schaul (nicht vor 16
Uhr) und Tiffany (im Anschluss an
das Spiel von Schaul) versuchen
ihr Glück in der Qualifikation.
Schaul muss sich mit der Slowenin
Andreja Klepac (349) messen.
Auch Cornelius darf sich, ähnlich
wie auch bereits vor zwölf Monaten, auf höchstem Niveau beweisen. Auf dem Center Court spielt
sie am Nachmittag gegen Nicola
Geuer (D/429).
(jg)
SPORT
Seite 59
Doppelte Mission in Fernost
Das künftige Oberhaupt der katholischen
VON CLAUDE FEYEREISEN
Am 12. Juli 2011 wurde Jean-Claude
Hollerich von Papst Benedikt XVI.
zum neuen Erzbischof von Luxemburg und damit zum Nachfolger von
Mgr. Fernand Franck bestimmt. Am
21. September legte Jean-Claude
Hollerich im Staatsministerium vor
Kultusminister François Biltgen sowie im Beisein von Erzbischof Mgr.
Fernand Franck und des ständigen
Vertreters des apostolischen Administrators von Luxemburg, Mathias
Schiltz, den feierlichen Eid auf die
Verfassung ab. Am morgigen Sonntag nun wird Jean-Claude Hollerich
in der Kathedrale von Luxemburg
zum Bischof geweiht.
„Je jure par Dieu et sur l'Ecriture
Sainte et je promets de garder obéissance et fidélité au Souverain
Grand-Duc et au Gouvernement
établi par la Constitution du GrandDuché de Luxembourg et de m'abstenir de tout acte qui soit contraire
à la paix publique et à la sécurité du
Grand-Duché.“ Mit diesen Worten
legte Jean-Claude Hollerich am 21.
September im Staatsministerium
den feierlichen Eid auf die Verfassung ab. Damit erkannte die Regierung Jean-Claude Hollerich offiziell
als neuen Erzbischof von Luxemburg und somit als Nachfolger von
Mgr. Fernand Franck an, der dem
Erzbistum Luxemburg 20 Jahre lang
vorstand.
Die Entscheidung von Papst Benedikt XVI., Pater Jean-Claude Hollerich zum achten Bischof und dritten Erzbischof der seit 1870 bestehenden Luxemburger Diözese zu bestimmen, war bereits am 12. Juli 2011
in der bischöflichen Residenz bekannt gemacht worden. Mit dem
53-jährigen Jesuiten Jean-Claude
Hollerich wird erstmals seit über 50
Jahren wieder ein Ordensmann an
der Spitze der Erzdiözese Luxemburg stehen. Bei der Bekanntmachung der Ernennung von JeanClaude Hollerich sprach der damalige Generalvikar und heutige ständige Vertreter des apostolischen
Administrators von Luxemburg,
Mathias Schiltz, von einem Generationenwechsel an der Spitze der Kirche in Luxemburg.
Mit Jean-Claude Hollerich s.j. fiel
die Entscheidung des Papstes nämlich auf einen Geistlichen, der bisher eher ein Außenstehender des
nationalen Kirchenlebens war,
ohne aber jemals den Kontakt zur
Diözese verloren zu haben. Zentrum seines religiösen und geistigen Wirkens war seit geraumer Zeit
die japanische Hauptstadt Tokio,
wo er auf aktivem Posten in der
humanistischen Bildungstradition
seines Ordens stand und als solcher
sich einen Namen über Japan hinaus in der katholischen Kirche und
bis in seine Heimat Luxemburg gemacht hatte. Auf den Spuren des hl.
Franz Xaver habe Jean-Claude Hollerich in der Mission und der Verkündigung des Evangeliums in
einer säkularisierten Welt seine Berufung gefunden, womit er auch
dem von Papst Benedikt XVI. beschriebenen neues Typus des Missionars in der heutigen Zeit entspreche, so Mathias Schiltz.
Zuhören
Jean-Claude Hollerich erklärte am
Tag der Bekanntgabe seiner Ernennung zum Erzbischof von Luxemburg, dass er einen erheblichen Teil
seiner Zeit nutzen werde, um den
Männern und Frauen, den Laien und
Geistlichen seiner Diözese zuzuhören. Für Jean-Claude Hollerich ist
Religion nämlich „nichts Privates“.
Das Zuhören bedeutet für den künftigen Oberhirten der katholischen
Kirche von Luxemburg den Zugang
zu seiner „neuen Herausforderung“,
als die er das Hirtenamt in einem am
23. Juli 2011 im „Luxemburger Wort“
veröffentlichten Interview bezeichnete. Seine Herangehensweise umriss er in jenem Interview wie folgt:
„Wie bereits angekündigt, will ich
zum Ersten schauen und zuhören.
Ich würde eigentlich gerne alle
Pfarrverbände des Landes besuchen,
und zwar nicht nur im Rahmen einer
Firmung oder Sonntagsmesse, sondern während der Woche, um mit
den Menschen ins Gespräch zu kommen und zu sehen, wie die christliche Gemeinschaft lebt und gegebenenfalls Vorschläge zu machen, wie
die Gemeinschaft belebt werden
kann, damit sie das Leben von Christus ausstrahlt, damit das 'Annuntiate' (der Wahlspruch des ernannten
Erzbischofs Jean-Claude Hollerich;
Anm. d. Red.) zur Realität wird. Die
Aufgabe eines Bischofs besteht u. a.
auch darin, Menschen zusammenzuführen.“
Des Weiteren will Jean-Claude
Hollerich auf den Dialog mit anderen Religionen und Glaubensgemeinschaften sowie mit Menschen,
die sich von der Kirche aus irgendeinem Grund distanziert haben, set-
Luxemburger Pavillon wird China geschenkt
Shanghai. Luxemburg wird
kommende Woche gleich
zweimal in Südostasien
vertreten sein, als Finanzplatz und als Fertigungsstandort. Erbgroßherzog
Guillaume und Wirtschaftsminister
Jeannot
Krecké werden vom 17. bis
zum 21. Oktober mit einer großen
Wirtschaftsmission vier chinesische Metropolen bereisen, während Finanzminister Luc Frieden
vom 16. bis 22. Oktober in Begleitung zahlreicher Experten vom Finanzplatz Singapur, Malaysia und
China besucht. Den symbolischen
Höhepunkt der Reise bildet am 21.
Oktober die feierliche
Übergabe des Luxemburger Pavillons an den chinesischen Staat. Das Geschenk hat als einer der
ganz wenigen nationalen
Pavillons die Expo Shanghai überdauert und soll nun
einen festen Platz auf dem
ehemaligen Ausstellungsgelände
erhalten. Während der sechs Monate, die die Expo Shanghai 2010
dauerte, haben sieben Millionen
Menschen die von Hermann und
Valentiny entworfene Holz- und
Stahlkonstruktion besucht. (pley)
WIRTSCHAFT
Seite 89
Sophia-Universität in Tokio
Bei der Sophia-Universität in Tokio handelt es sich um eine der renommiertesten, vor allem auf Sprach- und Geisteswissenschaften spezialisierten Universitäten Japans. Sie wurde im Jahr 1913
eröffnet und erfüllt durch ihren Lehrauftrag das geistige Vermächtnis des
spanischen Heiligen Francisco de Xavier
(Franz Xaver) (1506-1552), der einer der
Wegbereiter christlicher Mission in
Asien und (zusammen mit Ignatius von
Loyola) Mitbegründer der Gesellschaft
Jesu war. Im Jahr 1908 waren auf Grund
der Forderung von Papst Pius X. und
des Einverständnisses der Gesellschaft
Jesu drei Jesuitenpatres zur Gründung
der Universität nach Japan gekommen.
Einer von ihnen war Pater Joseph Dahlmann (1861-1930), der nach der Aberkennung seiner preußischen Staatsangehörigkeit einen Luxemburger Pass erhielt. Dieser ermöglichte ihm, die Hochschule zu gründen und in Tokio zu
lehren. An der Sophia University sind
zurzeit rund 12 000 Studenten eingeschrieben. Sie beschäftigt 1 200 Mitarbeiter. Unter ihren prominenten Absolventen sind zahlreiche japanische Politiker (u. a. der ehemalige Premierminister
Hosokawa Morihiro), Schriftsteller,
Künstler. Mit 110 Partnerinstituten weltweit – darunter die Universität Luxemburg – ist sie eine besonders international geprägte Hochschule.
zen: „Oft sind die Ursachen einer
solchen Haltung seelische Wunden
und Leid, die diesen Menschen
durch Kirchenleute zugefügt wurden. Ich will ihnen zuhören und
versuchen, ihre Haltung zu verstehen. Ich will ihnen aber auch mein
Verständnis von Kirche und den
Auftrag der Kirche, die in Luxemburg ist, erklären. Es steht mir als
Bischof nicht zu, die Freiheit, die
Gott einem jeden Menschen geschenkt hat, wegzunehmen. Ich
muss sie vielmehr respektieren, das
heißt nicht, dass der Mensch, der
anderer Meinung ist als ich, mein
Feind ist. Mein Auftrag besteht darin, das Angebot des Glaubens allen
Menschen zu unterbreiten und
gleichzeitig jeden von ihnen in seinem freien Willen zu respektieren.“
Reichhaltiger Bildungsweg
Der ernannte Luxemburger Erzbischof wurde am 9. August 1958 in
Differdingen geboren. Nach der Primärschule in Vianden besuchte
Jean-Claude Hollerich die Schule
der Herz-Jesu-Priester in Clairefontaine sowie das klassische Lyzeum
in Diekirch, wo er das Abitur machte. Früh wurden im Grand Séminaire
de Luxembourg, in das er 1978 eintrat, seine außergewöhnlichen intellektuellen Fähigkeiten erkannt. Er
wurde daraufhin umgehend nach
Rom ans Collegium Germanicum
und die Gregoriana-Universität geschickt, wo er 1981 seinen Abschluss
in Philosophie machte. Nach der
Fortsetzung seiner Studien in Theologie folgte das Noviziat im Jesuitenorden im belgischen Wépion, wo
Jean-Claude Hollerich 1983 seine
ersten Gelübde ablegte. Darauf folgten pastorale Aktivitäten in Luxemburg, u. a. im Rahmen der Jeunesse
étudiante chrétienne (JEC) sowie
Religionsunterricht auf Fieldgen.
Seine nachfolgenden Studien, Aktivitäten und Zuständigkeiten innerhalb seines Ordens führten JeanClaude Hollerich s.j. bereits Mitte
der 1980er-Jahre an die Sophia-Universität nach Tokio. Am Anfang dieses Aufenthalts im fernen Asien
stand die Entscheidung, mit 27 Jahren in Tokio die japanische Sprache
zu erlernen. Dies bedeutete für JeanClaude Hollerich s.j. den ersten intensiven Kontakt mit der dortigen
Sophia-Universität des Jesuitenordens, wo er anfänglich ein weiterführendes Theologiestudium absolvierte und die sich allmählich zu
einem Fixpunkt in seinem Leben
entwickeln sollte.
Es schlossen sich zwischenzeitlich Studien in Theologie an der
Philosophisch-Theologischen
Hochschule St. Georgen (Frankfurt
a. M.) und Germanistikstudien an
der Ludwig-Maximilian-Universität München sowie pastorale Zuständigkeiten an der Erzdiözese Luxemburg im Bereich der Vorbereitung auf den Priesterberuf an, ehe
der 1990 in Brüssel ordinierte Jesuit
wieder erste Lehrtätigkeiten an der
Sophia-Universität in Tokio aufnahm. Dort wurde ihm 2006 die
Professur für Europastudien angetragen, ehe er nur ein Jahr später
die Leitung der Abteilung für
Deutschstudien sowie des europäischen Instituts der Universität
übernahm, deren Vizepräsident er
IM FOKUS
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
LEITARTIKEL
zum Bischof von Luxemburg geweiht
Ein Zeichen gesetzt
Menschen
M
orgen Sonntag bekommt
unser Land einen neuen
Bischof. Es wird der
achte in der über 140-jährigen
Geschichte der Diözese und heutigen Erzdiözese Luxemburg sein.
Jean-Claude Hollerich tritt ein reiches, zuletzt von Mgr. Fernand
Franck positiv geprägtes und in
vielerlei Hinsicht verantwortungsvolles Erbe an. Ein wichtiger, sehr
wichtiger Tag für Luxemburg und
für die Katholische Kirche in Luxemburg.
Kirche von Luxemburg setzt auf Dialog
Wichtig nicht nur deshalb, weil es
unsere Erzdiözese ist, die ein
neues Oberhaupt bekommt; wichtig auch und außergewöhnlich gerade deshalb, weil diese Erzdiözese insofern keine wie jede andere ist, als ihr Territorium mit
dem eines ganzen Landes, unseres Landes übereinstimmt. Der
Anlass ist also ein nationaler, der
uns morgen in der Kathedrale von
Luxemburg zusammenführt, und
die Rolle und Herausforderung,
die Jean-Claude Hollerich bei dieser Gelegenheit mit den Bischofsinsignien übertragen werden,
sind ebenso von nationaler Tragweite. Sieben Bischöfe in 141 Jahren, das spricht für die über Jahrhunderte hinweg dauernde Kontinuität und Stabilität einer Institution, die aufs Engste mit der Geschichte, der gesellschaftlichen
Entwicklung unseres Landes, dem
Leben, den Sorgen, Freuden,
Ängsten und Hoffnungen seiner
Menschen verbunden war, ist –
und bleibt.
Der ernannte Erzbischof von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, will den Frauen und den Männern, den Laien und den
Geistlichen seiner Diözese zuhören.
(FOTO: MARC WILWERT)
2008 wurde.Parallel zu seiner Lehrtätigkeit erfuhr Jean-Claude Hollerich s.j. viel Anerkennung in seinem
Wirken als Ordensmann: Er war
sukzessive Aumônier der deutschsprachigen Gemeinschaft in Tokio,
Direktor des katholischen Zentrums der Sophia-Universität und
Superior der Jesuiten-Glaubensgemeinschaft in Komaba (Tokio). Als
zuständiger Generalsekretär der
katholischen Kirche Japans beim
Weltjugendtreffen in Köln (2005)
führte er über 600 junge Japaner
nach Luxemburg und Köln. Er war
zuständiger Superior für die in der
Ausbildung befindlichen jungen Jesuiten in der Provinz Japan und
wurde schließlich im Jahr 2008
vom Generaloberen des Ordens
zum Rektor der derzeit 65 Patres
und Fratres zählenden Jesuitengemeinschaft der Sophia-Universität
ernannt. Entsprechend seinem humanistischen Menschenbild und
seinem Willen, den menschlichen
und kulturellen Dialog über Grenzen und Kontinente hinweg zu fördern, war Jean-Claude Hollerich
ebenfalls persönlich um das Zustandekommen eines luxemburgisch-japanischen Austausches von
Studenten und Forschern zwischen
der Universität Luxemburg und der
Sophia University bemüht.
Jean-Claude Hollerich hat auf seinem Weg in das ihm nun vom Papst
angetragene verantwortungsvolle
Amt einen weitgefächerten Bildungsweg hinter sich. Der ebenso
bescheidene wie charismatische
Mensch Jean-Claude Hollerich hat
sich seit vielen Jahren hohe Anerkennung für seine intellektuellen
und menschlichen Qualitäten erworben. Seiner gewinnenden Persönlichkeit liegen eine große Spiritualität und Weisheit zugrunde. Sein
parallel zum Theologiestudium erworbenes Wissen und sein Engagement in europäischen Fragen verbinden ihn seit langem mit dem
geschichtlichen und gesellschaftlichen Umfeld, in das sein künftiges
Wirken nunmehr in Luxemburg, im
Herzen von Europa, eingebettet sein
wird.
Kurzbiografie von Jean-Claude Hollerich
쐍 Geboren am 9. August 1958 in Differdingen
쐍 Kindheit und Primärschule in Vianden
쐍 Sekundarstudium in Clairefontaine und
Diekirch
쐍 1978 Eintritt in das Luxemburger Priesterseminar
쐍 Studium in Rom (Collegium Germanicum und Gregoriana)
쐍 27.9.1981 Eintritt in den Jesuitenorden
쐍 1981-83 Noviziat im Jesuitenorden, Wépion (Belgien)
쐍 1983-85 Beschäftigung in der Diözese
Luxemburg (JEC, Religionsunterricht am
Fieldgen)
쐍 1985-87 Japanisch-Studium in Tokio
쐍 1987-90 Theologie-Studium an der So-
phia-Universität in Tokio sowie an der
Philosophisch-Theologischen Hochschule
St. Georgen in Frankfurt a. M. (Abschlussmemorandum über: „Das Konstantinopolitanische Glaubensbekenntnis. Eine Textuntersuchung“)
쐍 21. 4. 1990 Ordensweihe in Brüssel
쐍 1990-94 Germanistik-Studium an der
Ludwig-Maximilian Universität München,
pastorale Aufgaben in der Priesterausbildung in Luxemburg
쐍 1994 Lehrbeauftragter, 1999 beigeordneter Professor an der Sophia-Universität in
Tokio
쐍 1998-2001 Seelsorger der deutschsprachigen Gemeinschaft in Tokio
쐍 2001 Sabbat-Jahr in Bonn, Studium am
3
dortigen Europa-Institut
쐍 2003-2006 Direktor des katholischen
Instituts, Sophia-Universität Tokio
쐍 2004-2006 Oberer der Jesuitengemeinschaft in Komaba, Tokio
쐍 2005 Generalsekretär der japanischen
Kirche anlässlich des Weltjugendtreffens in
Köln
쐍 2006 Professor für Europa-Studien an
der Sophia-Universität Tokio
쐍 2006-2008 Oberer der Jesuiten in
Ausbildung, Provinz Japan
쐍 2007 Direktor der Abteilung Deutsch-studien und Europa-Institut, Sophia-Universität
쐍 2008 Rektor der Jesuitengemeinschaft
an der Sophia-Universität und Vizepräsident der Universität
Kirche und Gesellschaft. Darin
wollen heute manche einen Widerspruch, ein Reizthema sehen.
Tatsache ist, dass die Kirche nach
wie vor ein wesentlicher, zentraler Fixpunkt für viele Menschen
bleibt, die in ihr Sinn und Orientierung suchen und finden. Auch
kann heute mehr denn je mit, in
und über die Kirche kontrovers
diskutiert werden. Diese Entwicklung ist gewachsen und gediehen,
von ihrem Bischof, ihren Priestern
und Laien getragen und aktiv gelebt – was nur jene übersehen
oder abstreiten können, die blind
oder hasserfüllt an ihren irrealen
Vorstellungen haften bleiben. Mit
der Weitergabe des Hirtenstabes
von Erzbischof Fernand Franck,
dem unser Dank gebührt – er war
ein guter Hirte! – an seinen Nachfolger Erzbischof Jean-Claude Hollerich findet diese Entwicklung
ihre Fortsetzung, geht sie natürlich auch – weil sie, logischerweise, ihren nächsten Impuls durch
eine personelle Erneuerung erfährt, in eine neue Etappe über.
Die Motivation von Papst Benedikt XVI., Jean-Claude Hollerich
zum nächsten Erzbischof von Luxemburg zu bestimmen, dürfte
sich in besonderer Weise in dessen persönlichem Lebens- und
Wirkenshintergrund widerspiegeln. Mit seiner Weihe, morgen in
der Kathedrale, wird nicht nur
eine Brücke geschlagen zwischen
der Kirche von Luxemburg und
unserem kleinen, beschaulichen,
wohlhabenden Land, zu einem
fernen, für uns fremden Kontinent
mit einer ganz anderen Geschichte, anderen Kulturen, Problemen
und Herausforderungen, sondern
„Jean-Claude
Hollerich – wie Kirche und Moderne
zueinanderfinden.“
MARCEL KIEFFER
gleichfalls dem von der Katholischen Kirche und dem Papst neu
definierten Auftrag zur Neuevangelisierung und Weitergabe des
christlichen Glaubens Genüge getan. So entspricht das persönliche, religiöse, akademisch-pädagogische Profil des künftigen,
vielen von uns noch unbekannten
Erzbischofs in vielerlei Hinsicht
den Vorstellungen von Benedikt
XVI., so wie er dies anlässlich der
von ihm beschlossenen Errichtung eines Dikasteriums zur Förderung der Neuevangelisierung
erläutert hatte. In diesem Prozess
des kirchlichen Wandels innerhalb
einer sich ebenso verändernden
Gesellschaft und gegenüber der
vor nichts Halt machenden, oft
sehr befremdlichen Moderne,
hängt viel von den Signalen ab,
den „konkreten Zeichen, welche
die Antwort deutlich zu machen
vermögen, die die Kirche in diesem besonderen Augenblick anbieten möchte“ (Benedikt XVI.) –
die Antwort der Kirche auf eine
Welt, die im Taumel der Moderne,
nach wie vor – und wohl auch
mehr denn je – Orientierung
braucht, Halt in geistiger Besinnlichkeit.
Jean-Claude Hollerich entspreche
genau dem vom Papst gewünschten und beschriebenen Typus des
Missionars in der heutigen säkularisierten Welt, hatte Mathias
Schiltz anlässlich der Ernennung
des künftigen Luxemburger Erzbischofs am vergangenen 12. Juli
treffend hervorgehoben. Auf den
Spuren des hl. Franz Xaver, die
ihm den Weg bis ins ferne Japan
wiesen, fand bereits der junge Ordensmann, spätere Professor und
Rektor und heutige Erzbischof
seine Berufung in der Mission und
der Verkündigung des Evangeliums – im täglichen Kontakt mit
jungen Menschen, deren Sprache
er spricht, deren Probleme und
Ansichten er kennt, deren Vertrauen er genießt. Unter den
vielen positiven Eigenschaften
von Jean-Claude Hollerich, neben
seiner brillanten Intelligenz, ragt
seine Bescheidenheit hervor,
seine natürliche Distanz zu allen
Attributen, aus denen Rangordnung, Prestige, Macht sprechen –
die der Gleichheit aller Menschen,
aller Kinder Gottes, ob real oder
symbolhaft widersprechen. Konkrete Zeichen wünscht sich der
Papst im Sinne des Anspruchs
der von ihm initiierten Neuevangelisierung; Zeichen durch „gelebtes Zeugnis“, „innere Loslösung“,
durch „Freiheit gegenüber den
Mächten dieser Welt“.
Indem er Luxemburg diesen Bischof gab, hat er selbst das deutlichste, das schönste Zeichen gesetzt. Vielen Dank dafür!
Und viel Glück im hohen Amt, als
unser neuer Hirte, Mensch unter
Menschen, Bischof Jean-Claude
Hollerich!
marcel.kieffer@wort.lu
2
BISCHOFSWEIHE
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
Wuert vum Äerzbëschof Monseigneur Fernand Franck zur Bëschofswei
Nach hu mer dat festlecht, freedegt Laude vun de Klacken an
eisen Oueren, déi an der Mëttesstonn vum 12. Juli d'Noriicht uechter Stad a Land bestätegt hunn,
datt eise Poopst Benedikt XVI. de
Jesuitepater Jean-Claude Hollerich zum neien Äerzbëschof vu
Lëtzebuerg ernannt hätt. Gläichzäitig zu Roum an hei zu Lëtzebuerg gouf déi Ernennung bekannt.
Aus ganzem Häerz soe mer eisem neiernannten Äerzbëschof:
„Benedictus qui venit in nomine
Domini – Sief geseent, deen s Du
am Numm vum Här kënns!“
Duerch Handopleeung an ënner Gebied gëtt de Monseigneur
Hollerich de 16. Oktober an der
Kathedral zum Bëschof geweit.
Vun deem Moment un ass hie voll
a ganz den 8. Bëschof an 3. Äerzbëschof vu Lëtzebuerg. A mer ruffen him zou: „Benedictus qui venit
in nomine Domini – Sief geseent,
deen s Du am Numm vum Här
kënns!“
Hien ass de neien Hiert, deen
d'Kierch vu Jesus Christus, déi zu
Lëtzebuerg ass, an de kommende
Joren op hirem Pilgerwee leede
wäert. Duerch säi Wopesproch
„Annuntiate“ situéiert hien sech
an den Opdrag eran, dee Jesus
Christus sengen Apostele ginn
huet: „Allez par le monde entier et
proclamez l'Évangile à toutes les
nations.“1 Et ass de Schluss vum
Markusevangelium, deen äis um
Fest vum grousse Japanmissionar,
dem hl. Franz Xaver, an um Fest
vun eisem Landesapostel, dem hl.
Willibrord, verkënnegt gëtt.
D'Evangelium, déi gutt Nouvelle, ze verkënnegen, ass den Opdrag vun der Kierch, an deem
Opdrag ass all Bëschof verflicht.
Duerch seng Devise stellt sech
eisen neien Äerzbëschof ganz entschidden dësem Opdrag. Bei der
Bëschofswei gëtt d'Evangeliebuch
iwwert de Kapp vum Bëschof gehalen, woumat sichtbar zum Ausdrock kënnt, wouran seng Missioun besteet. Fir d'Bëscheef gëllt:
„Annuntiate“.
Kee Bëschof erfëllt dësen Opdrag eleng, mä an enker Zesummenaarbecht mat de Geeschtlechen an alle Laiechrëschten, déi
vun der Kierch beopdragt sinn. Et
ass Gott, deen engem Bëschof dofir duerch d'Wei op eng besonnesch Manéier den Hellege
Geescht schenkt.
Mat der Wei gëtt dem neien
Äerzbëschof d'Kierch, déi zu Lët-
zebuerg ass, uvertraut. Si ass net
eng Filial vun der Weltkierch, mä
an all Uertskierch realiséiert sech
d'Kierch als sollech voll a ganz.
„Les Églises particulières sont formées à l'image de l'Église universelle, c'est en elles et à partir
d'elles qu'existe l'Église catholique une et unique“2, huet dat
Zweet Vatikanescht Konzil festgehalen. An der Persoun vum Bëschof gëtt d'Eenheet vun der
Kierch duergestallt. Dat kënnt
däitlech am Häerzstëck vun all
Massfeier, dem eucharisteschen
Héichgebied, zum Ausdrock. Do
gëtt jo den Numm vum Poopst a
vum Bëschof genannt, wat e Bekenntnis vun der Eenheet vun der
Kierch duerstellt. Et ass d'Aufgab
vun engem Bëschof, déi ënner
Eenheet vun deër Kierch, deër hie
virsteet, ze garantéieren, mä
gläichzäiteg och d'Eenheet vun
deër Kierch mat der Universalkierch. Duerch d'Wei gëtt e Bëschof Member vum Bëschofskollegium ënnert a mat dem Péitrusnofolger, haut dem Poopst Benedikt XVI.
Duerch seng Memberschaft am
Bëschofskollegium gëtt e Bëschof
och an d'Verantwortung fir d'ganz
Kierch mat eragezunn. Mat dem
Poopst leed de Bëschofskollegium
d'Weltkierch. Et ass eng vun de
wichtegen Aufgabe vun engem
Bëschof, déi lieweg Gemeinschaft
mat der Weltkierch oprecht ze
halen an se ze verdéiwen. Eis
Solidaritéit mat den Uertskierchen, déi materiell net esou gutt
dru sinn, kënnt besonnesch duerch d'Päpstlech Missiounswieker, bei äis „Missio“, an och duerch eist Hëllefswierk „Bridderlech Deelen“ konkret zum Ausdrock.
D'Kierch ass do fir d'Welt, déi
fir äis hautno Europa ass. Esou
gehéiert den Äerzbëschof vu Lëtzebuerg och Gremien un, déi iwwerleeën, wéi d'Kierch haut hirer
Verantwortung fir eise Kontinent
nokomme kann. Den Äerzbëschof
vu Lëtzebuerg ass esou Member
vun der Kommissioun vun de Vertrieder vun de Bëschofskonferenzen, déi der EU ugehéieren (Comece), an dem Rot vun de Präsidente vun allen europäesche Bëschofskonferenzen (CCEE).
Et si gewalteg Aufgaben, déi op
den neien Äerzbëschof waarden,
mä d'Hëllef vu Gott an d'Disponibilitéit vu senge Mataarbechter a
Mataarbechterinne sinn him sécher.
Am Moment vum Bëschofswiessel sief et mer erlaabt, all deenen e
grousse Merci ze soen, déi während menge Joren als Äerzbëschof
vu Lëtzebuerg mer zur Säit stungen. Alle geeschtleche Matbridder
soen ech merci. Ënnert hinne wëll
ech besonnesch dem Generalvikar
Mathias Schiltz merci soen, dee
loyal, generéis a mat grousser
Kompetenz an Aarbechtsasaz scho
mengem Virgänger, dem Monseigneur Jean Hengen, zur Säit stung.
Merci de Matbridder am priisterlechen Déngscht aus dem Doumkapitel, an dem Bëschofsrot. Merci
all deenen, déi am äerzbeschëflechen Ordinariat, an de Kommissiounen, de Réit a Servicer matgeschafft hunn. Merci alle kierchleche Mataarbechterinnen a Mataarbechter am parlechen, am sozialen an am schoulesche Beräich,
wéi der grousser Zuel vu Benevolen. Eng Kierch lieft eigentlech vun
de Benevolen, dofir wëll ech si elo
besonnesch erwähnen.
Ech ruffen iech alleguerten op,
eisen neien Äerzbëschof an dësen
Deeg virun der Bëschofwei, mä
awer och duerno mat ärem Gebied
ze begleeden. Ech emfielen hien an
d'Kierch zu Lëtzebuerg Maria, eiser Patréinesch, an dem hl. Willibrord un. Si sollen seng an eis
Firspriecher sinn.
Loosse mer him nach eng Kéier
aus ganzem Häerz zouruffen an an
de Ruff d'Bereetschaft zur Mataarbecht zum Ausdrock bréngen:
„Benedictus qui venit in nomine
Domini – Sief geseent, deen s Du
am Numm vum Här kënns!“
Lëtzebuerg, den 1. Oktober 2011
+ Fernand Franck,
Äerzbëschof
1
2
Mk 16,15
Dogmatesch Konstitutioun iwwer d’Kierch
Lumen Gentium Nr. 23
Lettre de Monseigneur l'Archevêque Fernand Franck à l'occasion
de l'ordination épiscopale de Monseigneur Jean-Claude Hollerich
Dans nos oreilles retentit encore le
son festif et joyeux des cloches qui,
à l'heure de midi, le 12 juillet,
confirmaient que notre pape
Benoît XVI avait désigné le Père
jésuite Jean-Claude Hollerich
comme nouvel archevêque de
Luxembourg. Cette nomination
était annoncée simultanément à
Rome et chez nous, à Luxembourg.
Du plus profond de notre coeur
nous disons à notre archevêque
élu: «Benedictus qui venit in nomine Domini. – Béni soit celui qui
vient au nom du Seigneur!»
C'est par l'imposition des mains
et par la prière que, dans la cathédrale, Monseigneur Jean-Claude
Hollerich sera consacré, le 16 octobre, évêque. A partir de ce moment-là il sera pleinement le 8e
évêque et le 3e archevêque de
Luxembourg. Et nous le saluerons
joyeusement: «Benedictus qui venit in nomine Domini. – Béni soit
celui qui vient au nom du Seigneur!»
Le nouveau pasteur de l'Eglise
du Christ qui est à Luxembourg la
conduira, au cours des années à
venir, sur la route de son pèlerinage. Avec sa devise «Annuntiate», il situe sa mission dans le
contexte de la mission des apôtres
du Christ: «Allez par le monde
entier et annoncez l'Evangile à toutes les nations.»2 Il s'agit des paroles finales de l'évangile de St- Marc
qui nous est proclamé lors de la
fête du grand missionnaire du Japon, St-François Xavier, et lors de
la fête de St-Willibrord, l'apôtre de
notre pays.
Annoncer l'Evangile, la Bonne
Nouvelle, est la mission de chaque
évêque. La devise de notre nouvel
évêque montre qu'il est décidé à
l'assumer pleinement. Lors de la
cérémonie de consécration d'un
évêque, l'évangéliaire est élevé audessus de sa tête pour rendre clairement visible en quoi consiste sa
mission. Pour les évêques
c'est: «Annuntiate.»
Nul évêque n'accomplit seul
cette mission, mais il le fait en
étroite collaboration avec les prêtres et les chrétiens laïcs qui en ont
reçu la mission par l'Eglise. Dieu
lui-même fortifie l'évêque consacré en envoyant sur lui l'Esprit
Saint.
Avec l'ordination épiscopale,
l'Eglise du Christ qui est à Luxembourg sera confiée au nouvel archevêque. Elle n'est pas une filiale
de l'Eglise universelle, car dans
chaque Eglise locale, l'Eglise existe
pleinement et entièrement. «Les
Eglises particulières sont formées
à l'image de l'Eglise universelle,
c'est en elles et à partir d'elles
qu'existe l'Eglise catholique une et
unique»2, a retenu Vatican II. La
personne de l'évêque représente
l'unité de l'Eglise. Au coeur de
chaque messe, lors de la prière
eucharistique, le nom du pape et de
l'évêque sont prononcés pour signifier cette unité. L'évêque a
comme devoir de garantir l'unité
intérieure de l'Eglise qu’il préside,
mais aussi l'étroite union de cette
Eglise avec l'Eglise universelle. Par
son ordination, l'évêque devient
membre du collège des évêques
sous la conduite et en communion
avec le successeur de Pierre, aujourd'hui le pape Benoît XVI.
En devenant membre du collège
épiscopal, chaque évêque devient
coresponsable de l'Eglise entière.
Avec le pape, le collège des évêques conduit l'Eglise universelle.
Maintenir et approfondir l'union
vivante avec l'Eglise universelle
est un des devoirs primordiaux de
l'évêque. Notre solidarité avec les
Eglises locales qui souffrent de
difficultés matérielles s'exprime
plus particulièrement et concrètement dans les Oeuvres Pontificales
Missionnaires, chez nous «Missio», et aussi dans notre oeuvre
diocésaine «Bridderlech Deelen».
L'Eglise s'engage dans le monde
et, dans notre cas, plus particulièrement en Europe. Ainsi l'archevêque de Luxembourg fait partie
d'organismes qui réfléchissent à la
manière d'assumer certaines responsabilités au sein de notre continent. L'archevêque de Luxembourg est membre de la «Commission des Episcopats de la Communauté Européenne» (Comece) et
du «Conseil des Conférences épiscopales d’Europe» (CCEE).
Des tâches hautement importantes attendent le nouvel archevêque, mais il est sûr de pouvoir
compter sur l'aide de Dieu et la
disponibilité de ses collaborateurs
et de ses collaboratrices.
Au moment du changement à la
tête de l’archidiocèse, qu'il me soit
permis de remercier tous ceux qui
ont été à mes côtés au cours des
années où j'étais archevêque de
Luxembourg. Merci aux confrères
dans le sacerdoce. Parmi eux je
voudrais remercier plus particulièrement le Vicaire général Mathias
Schiltz qui, avec sa loyauté, sa
générosité, sa grande compétence
et sa force de travail était déjà aux
côtés de Monseigneur Jean Hengen, mon prédécesseur. Merci à
tous mes confrères du chapitre
cathédral et du conseil épiscopal.
Merci à tous ceux qui ont travaillé
au sein de l'ordinariat archiépiscopal, des diverses commissions,
conseils et services. Merci aux collaboratrices et collaborateurs ecclésiaux au niveau des paroisses,
dans le domaine social et éducatif
ainsi qu'au grand nombre des bénévoles. L'Eglise vit finalement des
bénévoles, voilà pourquoi je tiens à
les évoquer expressément.
Je vous invite tous à accompagner dans la prière notre nouvel
archevêque en ces jours qui précèdent son ordination et au-delà. Je le
recommande et je recommande
l'Eglise de notre pays à Marie,
notre patronne et à St-Willibrord.
Qu'ils soient ses intercesseurs et
les nôtres.
Elevons encore une fois et de
tout coeur nos voix pour manifester à notre nouvel archevêque que
nous sommes prêts à collaborer
avec lui: «Benedictus qui venit in
nomine Domini. – Béni soit celui
qui vient au nom du Seigneur!»
Luxembourg, le 1er octobre 2011
+ Fernand Franck,
Archevêque
1
2
Mc 16,15
Constitution dogmatique sur l’Eglise Lumen
gentium no 23.
BISCHOFSWEIHE
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
Weihe-Vorbereitungen
3
Teilnehmende Bischöfe
und kirchliche Würdenträger
Mit Erzbischof Fernand Franck nehmen folgende kirchliche Würdenträger an der Bischofsweihe teil:
쐍 Joachim Kardinal Meisner,
Erzbischof von Köln
쐍 Erzbischof Giacinto Berloco, Apostolischer
Nuntius für das Großherzogtum Luxemburg
쐍 Erzbischof Alberto Bottari de Castello,
Apostolischer Nuntius für Ungarn
쐍 Erzbischof Peter Takeo Okada, Erzbischof
von Tokio, Japan
쐍 Erzbischof Jean-Benjamin Sleiman O.C.D.,
Erzbischof von Bagdad, Irak
쐍 Bischof Rémy Vancottem, Bischof von
Namur
쐍 Bischof Franjo Komarica, Bischof von
Banja Luka, Bosnien-Herzegowina
쐍 Bischof Pierre Raffin, Bischof von Metz
쐍 Bischof Marc Stenger, Bischof von Troyes
쐍 Bischof Aloys Jousten, Bischof von Lüttich Erzbischof Fernand Franck
(Liège)
쐍 Bischof Mario Busquets Jordá, Prälat der
Territorialprälatur Chuquibamba, Peru
Generalprobe für den großen Kirchentag.
(FOTO: GERRY HUBERTY)
쐍 Bischof Dr. Stephan Ackermann, Bischof
von Trier
쐍 Bischof Jean Laffitte, Titularbischof von
Entrevaux (Frankreich),
Sekretär des Päpstlichen Rates für die
Familien
쐍 Bischof Dmytro Hryhorak O.S.B.M., Bischof von Butscharach (Buchach)
(Ukraine)
쐍 Bischof Dr. Alfred Kleinermeilert, Titularbi쐍
쐍
쐍
쐍
쐍
Rund 1 400 Sitzplätze stehen in der Kathedrale zur
Verfügung.
Bügelstunde in der Sakristei, wo die Messgewänder für
ihren Einsatz präpariert werden.
schof von Pausula (Italien – Marken),
emeritierter Weihbischof in Trier
Bischof Robert Brahm, Titularbischof von
Mimiana (Tunesien), Weihbischof in Trier
Bischof Anton Jamnik, Titularbischof von
Vina (Tunesien), Weihbischof in Ljubljana
Bischof Jean Kockerols, Titularbischof von
Ypern (Ypres) (Belgien),
Joachim Kardinal Meisner
Weihbischof in Mechelen-Brussel (Malines-Bruxelles)
Bischof Johannes Wilhelmus Liesen, Titularbischof von Tunnuna (Tunesien),
Weihbischof in 's-Hertogenbosch (Bois-leDuc), Niederlande
Bischof Wilfried Theising, Titularbischof
von Mina („Abu Mena“, „Abu Mina“)
(Ägypten),
Weihbischof in Münster (zuständig für die
Region Niederrhein)
쐍 Dom Michel Jorrot O.S.B., Abt der Benediktinerabtei St. Mauritius in Clerf
Konsekratoren
쐍 Erzbischof Fernand Franck (Hauptkonsekrator)
쐍 Joachim Kardinal Meisner (Mitkonsekrator)
쐍 Erzbischof Peter Takeo Okada (Mitkonsekrator)
Erzbischof Peter Takeo Okada
Praktische Hinweise
쐍 Beginn der Bischofsweihe ist um 15
Uhr; die musikalische Einstimmung erfolgt ab 14.30 Uhr; ab 14.30 Uhr bzw.
14.40 Uhr werden die Priester, Bischöfe
und deren Assistenz in einer Prozession in die Kathedrale einziehen (vom
Vorhof der Kathedrale via rue de
l'ancien Athénée und rue Notre-Dame).
쐍 Vor Ort kann die Weihe in der Kathe-
Küster Alain Feltes kümmert sich um den Blumenschmuck im Mariendom.
(FOTOS: GUY JALLAY)
drale, in der Krypta und auf der Place
Clairefontaine auf einer Großleinwand
verfolgt werden; die Kathedrale ist ab
15 Uhr für Personen ohne Eintritts-
karte zugänglich, die mit Großbildschirmen ausgestattete Krypta ist
ab 14.35 Uhr geöffnet.
쐍 Die Feier wird im Radio live übertra-
gen, bei Radio DNR und Radio 100,7.
쐍 Im Fernsehen kann die Bischofsweihe
bei .dok – den oppenen kanal“ live
mitverfolgt werden.
쐍 Ein Live-Stream im Internet wird bei
rtl.lu und cathol.lu für die Dauer der
Feier eingerichtet.
4
BISCHOFSWEIHE
Weiheliturgie des ernannten Erzbischofs von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich,
Bischof
Bischof (auf Griechisch: episkopos)
bedeutet Aufseher, Hüter, Beschützer. Der Bischof ist der verantwortliche Leiter eines Bistums, auch
Diözese genannt, Teil der Kirche.
Alle Bistümer zusammen bilden die
Weltkirche.
Das Amt des Bischofs in der Kirche gründet im Neuen Testament
und gewinnt seine Bedeutung und
Berechtigung nur durch die Anbin-
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
dung an Jesus Christus, das Vorbild
für die drei Ämter: Lehrer/Prophet,
Priester und Hirte. Der Bischof ist
also mit den Aufgaben Leitung,
Gottesdienst und Verkündigung
betraut.
Seine Hauptaufgabe ist es, das
Evangelium so zu verkündigen,
dass er „in der Kraft des Geistes die
Menschen zum Glauben ruft oder
im lebendigen Glauben stärkt“.
Riten und Zusatz
Zum Ablauf der bischöflichen Ordination in der Kathe
VON ANNE CHEVALIER
Morgen wird der ernannte Erzbischof
von Luxemburg, Pater Jean-Claude
Hollerich, zum Bischof geweiht. Das
Weihesakrament, das Erzbischof Mgr.
Fernand Franck als Hauptkonsekrator
durch Handauflegung und Gebet
spendet, erfolgt nach einem festgelegten Ritus. Mitkonsekratoren sind
Joachim Kardinal Meisner, Erzbischof
von Köln, und der Erzbischof von Tokio, Peter Takeo Okada.
Zu den weiteren anwesenden hohen
kirchlichen Würdenträgern zählen
u. a. der Bischof von Trier, Stephan
Ackermann, der Bischof von Metz,
Pierre Raffin, der Bischof von Troyes, Marc Stenger, der Bischof von
Liège, Aloys Jousten, der Bischof
von Namur, Rémy Vancottem, und
der Abt der Benediktinerabtei St.
Mauritius in Clerf, Dom Michel Jorrot O.S.B. Zunächst steht Mgr.
Franck der feierlichen Messe vor.
Aber nachdem er die Weihe empfangen hat, ist der neue Erzbischof
von Luxemburg, Jean-Claude Hollerich, der Hauptzelebrant.
(FOTO: GUY JALLAY)
Bischofssitz
Die Kathedra, der Lehrstuhl des
Bischofs, gibt der Bischofskirche
den Namen „Kathedrale“. Das Wort
Kathedrale leitet sich aus dem lateinischen „cathedra“: Bischofssitz ab.
Bei der Amtseinführung, nach
der Handauflegung, dem Weihegebet und der Überreichung der bischöflichen Insignien, wird der Bischof zur Kathedra, dem Bischofsstuhl, begleitet und nimmt dort feierlich Platz.
Mit diesem Akt übernimmt denn
auch der Bischof die Leitung der
Diözese.
Ab diesem Zeitpunkt wird sein
Name von jedem Priester, der in
der Diözese die Heilige Messe feiert, im Hochgebet genannt, da jeder
Priester die Eucharistie „in Gemeinschaft mit dem Bischof und
dem Papst“ feiert und weil jede
Eucharistiefeier Feier der ganzen
Seite 6
Kirche ist.
Eröffnung
Eröffnet wird der feierliche Gottesdienst durch den liturgischen Einzug
in die Kathedrale, und Mgr. Fernand
Franck führt in die Feier ein. Schlüsselmoment der Eröffnung ist die
Vorstellung des Erwählten, Pater
Jean-Claude Hollerich. Dann trägt
einer der assistierenden Priester
dem Hauptkonsekrator im Namen
des Erzbistums die Bitte vor, den
Erwählten zum Bischof zu weihen.
Anschließend verliest der Apostolische Nuntius für das Großherzogtum Luxemburg, Erzbischof Mgr.
Giacinto Berloco, das päpstliche Ernennungsschreiben. Mit dem „Gloria“ stimmt die Versammlung der
Ernennung zu.
Wortgottesdienst
Während des Wortgottesdienstes,
des ersten Hauptteils der Messe,
werden die Lesungen aus dem Buch
Jesaja (52, 7-10) und aus dem Zweiten Korintherbrief (1, 3-7) jeweils auf
Englisch und Französisch und auf
Deutsch und Portugiesisch wiedergegeben. Das Evangelium (Mk 16,
15-20) wird von Diakon Jean-Pierre
Schuller vorgetragen. Der ersten Lesung folgt ein Antwortpsalm, der auf
eine Komposition von Didier Rimaud, S.J. zurückgeht. Die Predigt
hält der Hauptkonsekrator Erzbischof Mgr. Franck.
Weihegottesdienst
Dann beginnt der Kernteil der
Weiheliturgie, der mit der Anru-
Mit „Léif Mamm“
geht die Feier
der bischöflichen Ordination
des neuen Erzbischofs von Luxemburg, JeanClaude Hollerich, zu Ende.
(FOTO: GERRY
HUBERTY)
fung des Heiligen Geistes, „Veni
Creator spiritu“ eingeleitet wird.
Daran schließt sich das Versprechen des erwählten Bischofs und
überdies die Allerheiligenlitanei
an, an der auch die ganze Versammlung teilhat. Die besondere
Fassung der Allerheiligenlitanei
stammt aus der ökumenischen Gemeinschaft von Bosè (Italien). Die
Musik geht auf Joseph Gelineau,
S.J. zurück.
Die anschließende Weihe wird
durch Handauflegung und Gebet
vollzogen: Unter Stillschweigen legen Mgr. Franck, die beiden Mitkonsekratoren und alle anwesenden
Bischöfe nacheinander dem knienden Erwählten die Hände auf. Außerdem wird das geöffnete Evangelienbuch von zwei Diakonen über
dem Haupt des Erwählten gehalten.
Während er kniet, setzt ihm der
Hauptkonsekrator die Mitra auf und
spricht das Weihegebet auf Französisch, in das alle anwesenden weihenden Bischöfe anschließend einstimmen. Auch die Gläubigen
pflichten dem Weihegebet mit ihrem „Amen“ zu. Des Weiteren finden Zusatzriten wie die Salbung mit
Chrisam, die Überreichung des
Evangelienbuches sowie der bischöflichen Insignien, des Rings,
der Mitra und des Stabs, statt.
Dann führt der Hauptkonsekrator den Neugeweihten, der so die
Leitung des Erzbistums übernimmt,
zu seinem Bischofsstuhl, der Kathedra.
Daran schließt sich der Friedensgruß durch Mgr. Franck und alle
Bischöfe, und die Chöre der Kathedrale stimmen das „Annuntiate“ an,
eine Komposition von Titularorganist Paul Breisch, die sich auf den
Wahlspruch des neuen Erzbischofs
von Luxemburg bezieht.
Eucharistiefeier
und Abschlussritus
Vertreter der verschiedenen Sprachgemeinschaften bringen die Gaben
zum Altar. Am Hochgebet haben
die Konzelebranten, die Versammlung und insbesondere Mgr.
Franck, Kardinal Meisner und Mgr.
Okada, die sukzessive auf Luxemburgisch, Deutsch und Japanisch
beten werden, teil.
Nach der Kommunion findet der
Abschlussritus, der ein Te Deum,
Ansprachen von Vertretern des
Klerus, des geweihten Lebens sowie des Vorstands des Katholikenrates und zum ersten Mal des neuen
Erzbischofs vorsieht, statt. Anschließend wird Erzbischof Hollerich, begleitet von den Mitkonsekratoren Erzbischof Mgr. Franck
und dem Erzbischof von Tokio, Pe-
Liturgische Gestaltung
Zeremonienmeister: Abbé Claude Bache
Zeremoniare: Pater Fernand Bomb, S.J., Abbé Daniel Graul, Abbé Jean-Pierre Reiners,
Kommentator: Abbé Denis Wellisch
Musikalische Verantwortung unter der Leitung von:
– Dirigentin Renée Schmit: Interkultureller Chor
– Dirigent Antonio Grosu: Chöre der Kathedrale Unserer Lieben Frau von Luxemburg,
„Maîtrise de la Cathédrale“, „Le Petit Ensemble“, „La Chapelle de Notre-Dame“
– Organisten: Paul Breisch, Titularorganist der Kathedrale „Notre-Dame de Luxembourg“, und Laurent Felten, Organist in Cents
Luc Nilles: Kantor
ter Takeo Okada, durch die Kathedrale gehen und den Schlusssegen
erteilen. Und vor der Entlassung
der Versammlung wird mit „Léif
Mamm“ das Marienlob angestimmt.
Dann begibt sich Erzbischof JeanClaude Hollerich in die Krypta sowie ebenfalls auf die Place Clairefontaine und spendet auch dort seinen Segen.
Übertragen wird das Pontifikalamt von Radio DNR und 100,7 sowie von „rtl.lu“ und „cathol.lu“ im
„Internet live stream“.
Quellen zu den Stichwörtern: Grundbegriffe der
Theologie, dtv 2005, Lexikon des Christentums,
Patmos, 2005, Bistum Dresden-Meissen, Diözese
Bozen-Brixen, Pfarrgemeinschaft Nördlingen (Bistum Augsburg)
BISCHOFSWEIHE
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
unter Vorsitz von Erzbischof Mgr. Fernand Franck
5
Salbung mit Chrisam
riten
drale von Luxemburg
(FOTO: ANOUK ANTONY)
Das Haupt des neugeweihten Bischofs wird mit Chrisam gesalbt.
Damit wird versinnbildlicht, dass
der Bischof in besonderer Weise
Christus, dem Gesalbten, ähnlich
sein soll, an seinem Hohenpriestertum teil hat und zum Heilsdienst in der Kirche berufen ist.
Durch die Chrisam-Salbung
wird hervorgehoben, dass nicht
der Bischof, sondern Jesus das
Haupt der Kirche ist.
Evangeliar
(FOTO: GUY JALLAY)
Bischofsweihe
Die Bischofsweihe ist die dritte Stufe
des Weihesakramentes nach Diakonatsund Priesterweihe. Der neue Bischof
wird mit Handauflegung durch andere
Bischöfe in die Gemeinschaft der Bischöfe aufgenommen. Durch diese Ordination wird die Fülle des Weihesakramentes übertragen. So wird der Neugeweihte in das Bischofskollegium eingegliedert, wo er mit dem Papst und den
anderen Bischöfen die Sorge für die
ganze Kirche teilt.
Der Bischof ist der erste Vorsteher
der Eucharistie in seiner Ortskirche. Des
Weiteren wird die Bischofsweihe auch
immer in einer Eucharistiefeier vollzogen.
Bei der Ordination eines Diözesanbischofs in der Bischofskirche steht auch
der Neugeweihte nach seiner Weihe der
im Ablauf unmittelbar folgenden Eucharistiefeier vor. Und der Hauptkonsekrator überträgt dem neugeweihten Bischof
den Vorsitz in der Eucharistiefeier, die
dieser, in Konzelebration mit Bischöfen
und Priestern als Vertreter des Klerus,
gemeinsam mit dem ganzen versammelten Volk Gottes zelebriert.
(FOTO: MARC WILWERT)
Während der Hauptzelebrant das
Weihegebet singt oder spricht,
halten zwei Diakone das Evangeliar über dem Haupt des Kandidaten.
Der Bischof ist der erste Künder
der Botschaft Christi. Mit seiner
ganzen Existenz trägt er die Verantwortung dafür, dass diese Botschaft klar und unverfälscht verkündet wird. Somit wird ausgedrückt, dass der Bischof nicht über
dem Evangelium, sondern unter
dem Evangelium steht, das ihm
zur Verkündigung „in Geduld und
Weisheit“ anvertraut ist. Dieser
„Vorgang“ der Bischofsweihe gehört zu den ältesten Zeichenhandlungen der Bischofsweihe: Sie ist
schon um 380 n. Chr. für Westsyrien bezeugt.
6
BISCHOFSWEIHE
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
Bischöfliche Insignien
Symbolische und liturgische Bedeutung
Nach der Weihe werden dem Bischof die ihm zustehenden Auszeichnungen überreicht
(1198-1216): „Die Mitra bedeutet
die Kenntnis des Alten und des
Neuen Testamentes. Ihre Hörner
sind die beiden Testamente, die
Streifen sind der Geist und der
Buchstabe.“
VON CLAUDE BACHE
Bei der Bischofsweihe von Mgr.
Jean-Claude Hollerich am kommenden Sonntag in der Kathedrale
werden dem neuen Erzbischof von
Luxemburg die bischöflichen Insignien (lateinisch: Auszeichnungen)
überreicht. Dies geschieht nach der
eigentlichen Weihe, die durch
Handauflegung und Gebet erfolgt.
Nachdem dem Neugeweihten das
Haupt mit Chrisam gesalbt und
ihm das Evangelienbuch mit den
Worten „Empfange das Evangelium und verkünde das Wort Gottes in aller Geduld und Weisheit“
überreicht wurde (wodurch der
Wappenspruch des neuen Erzbischofs – „Annuntiate, verkündigt“
– noch einmal prägnant gedeutet
wird), werden ihm die ihm zustehenden Insignien oder Pontifikalien überreicht. Dazu gehören der
Ring, die Mitra und schließlich der
gekrümmte Bischofsstab.
Um dann von der Erzdiözese
Besitz zu ergreifen, wird der neu
geweihte Bischof schließlich zum
Bischofsthron, der sogenannten
Kathedra geführt, um darauf Platz
zu nehmen und somit von der
Erzdiözese Besitz zu ergreifen als
achter Bischof bzw. dritter Erzbischof von Luxemburg.
Der Bischofsring
Der Bischofsring ist eine wichtige
bischöfliche Insignie, die dem Bischof bei seiner Weihe als erste
feierlich mit den Worten überreicht wird: „Trage diesen Ring als
Zeichen deiner Treue. Denn in unverbrüchlicher Treue sollst du die
Braut Christi, die heilige Kirche,
vor jedem Schaden bewahren.“
Der Ring wird am Ringfinger
der rechten Hand (Segenshand)
getragen. Er wird nie abgelegt,
außer am Karfreitag. Der Bischofsring ist das Zeichen der Treue des
Bischofs zu seiner Braut, der Ortskirche.
Der Ursprung des Bischofsrings
ist wohl beim Siegelring, vielleicht
Insignien: Mitra, Ring und Stab bei Erzbischof Fernand Franck. Hinzu kommt
noch die Kathedra, der Bischofsstuhl.
(FOTO: SERGE WALDBILLIG)
schon in spätrömischer Zeit zu
suchen. In Griechenland ist der
Siegelring ein halbes Jahrtausend
vor Christus nachgewiesen, und
von dort kam er sehr früh nach
Rom. Die Päpste benutzten den
Siegelring nachweisbar seit dem 6.
Jahrhundert (Papst Agapit, 535536). Aus dem 9. Jahrhundert sind
untersiegelte päpstliche Urkunden erhalten.
Bekannt bis in unsere Zeit ist
der sogenannte Fischerring des
Papstes, der im Siegel, neben dem
Namen des Papstes, das Bild Petri
mit Nachen und Fischernetz zeigt
und dessen Siegelbild beim Tod
des Papstes zerbrochen wird.
Der Ring der Bischöfe ist erstmals auf der 4. Synode von Toledo
im Jahr 633 bezeugt. Bereits im 10.
Jahrhundert haben Bischöfe auch
nichtkirchliche öffentliche Urkunden besiegelt.
In neuerer Zeit trat beim Bischof neben den Siegelring oder
A l'occasion de la renonciation à la charge pastorale du diocèse
de Mgr Fernand Franck
PRIORI IPSO ANTISTITI
LVXEMBVRGENSI OFFICIIS
NVNC CEDENTI
PIA REVERENTIA
VERA GRATIA
VOTA PROSPERITATIS
PRECES FERVENTES
(= 2011)
À L'ANCIEN ARCHEVÊQUE DE LUXEMBOURG,
À L'HEURE OÙ IL QUITTE SES FONCTIONS,
NOS PIEUX HOMMAGES,
NOTRE VRAIE RECONNAISSANCE,
NOS VOEUX DE PROSPÉRITÉ
ET NOS PRIÈRES FERVENTES
(CLAUDE BACHE)
anstelle der Siegelgemme ein mit
ziseliertem Edelstein geschmückter kostbarer Ring. Heute besteht
der Bischofsring oft aus einem
ziselierten, breiten, einfachen
Goldreif.
Die Mitra
Nach der Überreichung des Bischofsrings setzt der Konsekrator
dem Neugeweihten die Mitra auf.
Dazu spricht er: „Die Mitra sei ein
Zeichen deines Amtes. Der Glanz
der Herrlichkeit sei dein Schmuck.
Und wenn dann der Hirt aller
Hirten erscheint, wirst du den nie
verwelkenden Glanz der Herrlichkeit empfangen.“
Die Mitra ist seit dem Mittelalter die einem Bischof (oder auch
einem Abt) zukommende liturgische Kopfbedeckung, die ihn als
Bischof im Gottesdienst kennzeichnet. Sie hat die Gestalt einer
kegelförmigen Haube mit rückwärts herabhängenden Bändern
und wird gewöhnlich auf das
Scheitelkäppchen (Pileolus) gesetzt.
Die Mitra trägt der Bischof im
Gottesdienst beim Einzug, wenn
er sitzt, wenn er die Homilie (Predigt) hält, bei sakramentalen
Handlungen, wenn er die Gesten
dazu vollzieht und wenn er an
Prozessionen teilnimmt (außer
bei eucharistischen Prozessionen). Er trägt sie nicht beim Gebet
und beim Evangelium und vor
dem eucharistischen Sakrament.
Seit dem Pontifikat Leos IX.
(1049-1054) wurde die Mitra, die
bis dahin nur in Rom vom Papst
und später auch von den Kardinälen getragen worden war, als hohe
Auszeichnung an auswärtige Bischöfe verliehen. Eine der frühesten Verleihungen erfolgte 1049 an
Erzbischof Eberhard von Trier.
Später wurde die Mitra zum rechtmäßigen hohepriesterlichen Würdezeichen aller Bischöfe und bekam eine herausragende Bedeutung bei der Ausübung der bischöflichen Funktion.
Zur Symbolbedeutung der
Mitra sagt Papst Innozenz III.
Der Bischofsstab
Nachdem der Konsekrator dem
Neugeweihten die Mitra aufgesetzt hat, überreicht er ihm den
Bischofsstab mit folgenden Worten: „Ich übergebe dir diesen Stab
als Zeichen des Hirtenamtes.
Trage Sorge für die ganze Herde
Christi; denn der Heilige Geist hat
dich zum Bischof bestellt, die Kirche zu leiten.“
Der Bischofsstab bzw. Hirtenstab (lat.: baculus [pastoralis]) ist
ein mannshoher Stab mit einer
Krümme (im Gegensatz: der
Kreuzstab des Papstes), den der
Bischof in seiner Linken trägt (da
er mit der Rechten segnet). Der
Bischof trägt ihn gewöhnlich bei
feierlichen Gottesdiensten, Prozessionen, wenn er das Evangelium hört und bei der Predigt;
wenn er Gelübde, Versprechen
und Glaubensbekenntnis entgegennimmt und bei Segnungen von
Personen. Der Stab ist ein Symbol
seiner Hirtentätigkeit.
Der eigentliche Bischofsstab
war sicher im 7. Jahrhundert in
Spanien bereits seit längerem im
Gebrauch. Auf der 4. Synode von
Toledo (633) geht zum ersten Mal
die Rede davon, dass der Stab an
den Bischof im Rahmen seiner
Weihe übergeben wird. Ob dieser
Stab von Anfang an eine Krümmung aufwies, ist nicht bekannt.
Erst im 8. Jahrhundert ist er als
Krummstab nachweisbar, jener
Form, in welcher man gerne ein
besonderes Hirtensymbol sieht.
In mittelalterlichen Texten des
12. Jahrhunderts (Hugo von St.
Victor, Sicard von Cremona) wird
die Symbolik des Bischofsstabes,
entsprechend dem Hirtenamt, so
interprätiert: „curva trahit, recta
regit, pars ultima pungit” – „die
Krümmung zieht herbei, der ge-
rade Teil lenkt und regiert, und die
Spitze sticht.“
Der Stab des Bischofs ist heute
vor allem ein Zeichen der Jurisdiktions- und Disziplinargewalt. Er
wurde jedoch zunehmend in den
liturgischen Bereich mit einbezogen.
Die Kathedra
Die Kathedra, der Bischofsstuhl
(latinisiert „Cáthedra“, auf der ersten Silbe betont, von griech.: he
cathédra: der Sitz, der Stuhl) gibt
der Bischofskirche den Namen
„Kathedrale“. Die Kathedra hat ihr
Vorbild im antiken Lehr- und
Richterstuhl – nicht etwa im
Thron eines Monarchen. Sie ist
ein „liturgischer Ort“ und damit –
wie der Altar und der Ambo (der
Ort für die Verkündigung der Heiligen Schrift) – ein Zeichen besonderer Christusgegenwart. Die Kathedra ist das Zeichen der Hirtensorge Christi. Sie ist das älteste
und bedeutendste bischöfliche
Symbol, weit älter als Stab und
Mitra. Auf ihr sitzt nur der Diözesanbischof, alle anderen Bischöfe
müssen einen anderen Platz einnehmen, es sei denn, der Diözesanbischof gibt seine ausdrückliche Erlaubnis.
Die Kathedra in der Kathedrale
U.L.F. in Luxemburg ist zur Bischofsweihe von Mgr. Hollerich
umgestaltet und mit einem das
neue Bischofswappen tragenden
Kissen ausgelegt worden.
Bei der Amtseinführung am
kommenden Sonntag wird Erzbischof Mgr. Fernand Franck seinen Nachfolger zur Kathedra geleiten. Dort wird Mgr. Jean-Claude
Hollerich Platz nehmen. Mit diesem Akt nimmt er als Erzbischof
von Luxemburg von seinem Erzbistum Besitz. Ab diesem Zeitpunkt wird sein Name von jedem
Priester, der im Erzbistum die heilige Messe feiert, im Hochgebet
genannt werden, weil der eigentliche Vorsteher der Eucharistiefeier
und jeder sakramentlichen Handlung der Bischof ist.
A l'occasion de la consécration du nouvel Archevêque de Luxembourg
Mgr. Jean-Claude Hollerich
NVNC ANTISTES SACRATVS
VT
SPIRITV AVXILIANTE
FIDELITER ANNVNTIES
EVANGELIVM CHRISTI
( = 2011 )
TU ES MAINTENANT ORDONNÉ EVÊQUE
AFIN QUE
– L'ESPRIT SAINT TE VENANT EN AIDE –
TU ANNONCES* FIDÈLEMENT
L'ÉVANGILE DU CHRIST
(CLAUDE BACHE)
* La devise du nouvel Archevêque, tirée de l'Evangile,
est «annuntiate» (annoncez [l'Evangile])
BISCHOFSWEIHE
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
7
„Annuntiate – Verkündigt“
Heimat und Mission
blasoniert im Bischofswappen
Beschreibung und Deutung des Wappens von Erzbischof Hollerich
VON GEORGES VUILLERMOZ
Entsprechend der Empfehlung im
„Lexikon für Theologie und Kirche” unter dem Stichwort „Heraldik” werden wir das „redende
Wappen” des Erzbischofs, also die
bildlichen Darstellungen, erläutern. Zunächst wollen wir den
Fachmann der Heraldik, René
Klein, Präsident der „Société héraldique de Luxembourg“, mit seinem Gutachten zum Wappen des
neuen Erzbischofs von Luxemburg zitieren.
Der Heraldiker beschreibt
Über dem goldenen doppelarmigen Kreuz ein schräg gevierter
Schild.
Das doppelarmige Kreuz sowie
die 20 Quasten (fiocchi) sind die
Rangabzeichen der Erzbischöfe.
Oberes Feld in Blau: eine goldene flammende Sonne mit den
schwarzen Buchstaben IHS, über
dem H ein ebenfalls schwarzes
Kreuz, unter dem H die drei Nägel
des Gekreuzigten in Schwarz
(Wappen des Jesuitenordens).
IHS kann hier als „Iesum habemus socium” gedeutet werden
(Societas Jesu).
Heraldisch rechts ist links vom
Betrachter; heraldisch links ist
rechts vom Betrachter.
Rechtes Feld: in Rot ein silberner Balken (Wappen der Stadt
Vianden).
Linkes Feld: in Rot ein silberner
Balken belegt mit einer roten Kugel (Silber und rote Kugel = Fahne
von Japan).
Die rote Kugel stellt die japanische aufgehende Sonne dar.
Unteres Feld: in Blau ein goldener Löwe (Wappen der Stadt Differdingen).
Über dem Ganzen schwebt ein
grüner Erzbischofshut mit jeweils
zehn ebenfalls grünen Quasten,
welche zu beiden Seiten herabhängen.
Unter dem Schild auf goldenem
Band mit schwarzen Buchstaben
der Wahlspruch: „Annuntiate –
Verkündigt“).
Der Erzbischof deutet
In einem kurzen Gespräch erfuhr
der Schreiber dieser Zeilen Angaben über die Deutung der Zeichen,
die der Erzbischof für sein Wappen ausgewählt hat. Dem Betrachter fällt die Anordnung der Wappenfelder auf. Diese Form bezeichnen die Heraldiker als Andreaskreuz, eine eher seltene
Zeichnung, aber nicht außergewöhnlich.
Man könnte vermuten, dass der
Jesuit Jean-Claude Hollerich das
Zeichen seines Ordens in Evidenz
stellen wollte. Es steht an oberer
Stelle und im Mittelpunkt. Dieses
Zeichen geht auf den Stifter der
Gesellschaft Jesu, Ignatius von
Loyola, zurück. Wir finden es am
Votivaltar, der während der Oktave im Chor der Kathedrale aufgestellt wird. Es erinnert daran,
dass die Kathedrale in ihrem älteren Teil eine Jesuitenkirche war.
Joanni Claudio Archiepiscopo Salutem
Ingrediénti nunc munus in altum,
gregis pastóri, magnóque magístro,
carmen hoc pangit, résonante corde,
vetus sacérdos.
*
A sole procul oriénte venis,
débilem fidem Spíritu firmátum;
manum félícem hoc ad opus novum
vóveo tibi.
*
Jesu iam comes, plébique sis pater,
míseris robur, afflíctis levámen
náufragis portus, furiísque maris
rútilans stella.
*
Consolatrícis servus sis fidelis,
cui patres nostri pepigére vota;
júvenes doce priscos sequi mores;
iter en tutum.
*
própius procúlque;
lineaméntis his apostolátum
urges, exspéctans locuplétem messem,
grátiae fructus.
Annuntiáte
Paulus Klein
Deshalb auch dasselbe Zeichen
hoch über dem Hauptportal der
Kirche. Links und rechts am Eingang befinden sich Statuen des
Stifters der Jesuiten und von Franz
Xaver, der in den Jahren 1549 bis
1551 in Japan missionierte. Wahrscheinlich war dieser Jesuitenmissionar Vorbild für den Wunsch des
Jesuiten Jean-Claude, Missionar in
Japan zu werden. Die Offenheit der
Japaner hat Jean-Claude Hollerich
geprägt. Er sagt: „Ich werde bis an
mein Lebensende sehr dankbar
sein für die herzliche Aufnahme,
die mir in Japan zuteil wurde”.1
Die Buchstaben IHS im Jesuitenwappen – sie werden häufig als
Jesuszeichen gedeutet – wurden
von Ignatius ausgewählt und erklärt als „Jesum Habemus Socium”
– „Jesus haben wir als Gefährten”,
also als Begleiter der Jesuiten in
ihrer „Societas Jesu”, der „Gesellschaft Jesu”, als „Compagnon” in
der „Compagnie de Jésus”.
Der Name Jesus verweist auf
das Zentrum unseres Glaubens:
Jesus Christus, dessen Wort und
das Beispiel seines Lebens. Seine
Erlösungstat wird symbolisiert
durch das Kreuzzeichen und die
drei Kreuzigungsnägel. Sie werden auch als Zeichen der Dreifaltigkeit gedeutet.
Umkreist wird das Jesuszeichen
von den Wappen und Symbolen
jener Orte, in denen sich das bisherige Leben von Jean-Claude
Hollerich abgespielt hat: die Geburt in Differdingen am 9. August
1958, die Taufe in der Pfarrkirche
von Differdingen-Fousbann am 24.
August 1958. Dafür steht das Wappen von Differdingen: ein goldener Löwe in dem unteren blauen
Feld des Bischofswappens.
Seit 1962 lebte die Familie Hollerich in Vianden. Dort hat Jean-
Claude die Erstkommunion und
die Firmung empfangen. Daher
das Wappen von Vianden: ein rotes Feld mit silbernem Balken.
Im gegenüberliegenden Wappenfeld sehen wir in Rot einen
silbernen Balken mit einer roten
Kugel: die Fahne von Japan. Die
rote Kugel stellt die aufgehende
Sonne dar. In der Deutung des
Erzbischofs die Morgenröte am
Ostermorgen, ein Zeichen der
Auferstehung Christi. Dieses Zeichen verweist auf das Tätigkeitsfeld des Missionars Jean-Claude in
Japan.
Die Farben des Wappens sind
Rot, Weiß, Blau: Es sind unsere
Nationalfarben. Im Rot sieht der
Erzbischof die Farbe der Märtyrer,
in Japan und anderswo auf der
Welt, bis in die heutige Zeit hinein.
Das Blau, so die Deutung des Erzbischofs, bezieht sich auf die Muttergottes.
Als Wappenspruch steht ein
Wort: „Annuntiate – Verkündigt”.
An mehreren Stellen der Bibel finden wir dieses Wort – ein „ordre
de mission” –, den Jesus seinen
Jüngern gegeben hat. Dieser Auftrag gilt auch für uns. So sagt es
unser Erzbischof in seinem ersten
Interview: „Beim Begriff ,Verkündigen‘ handelt es sich nicht ausschließlich um eine direkte Verkündigung durch das Wort, sondern auch durch das Zeugnis des
eigenen Lebens und Wesens.“1
Die größte Herausforderung
seines Hirtenamtes sieht der Erzbischof in seinem Auftrag, „das
Angebot des Glaubens allen Menschen zu unterbreiten und gleichzeitig jeden von ihnen in seinem
freien Willen zu respektieren“.1
1
Interview im „Luxemburger Wort“, 23. Juli 2011
A l'archevêque Jean-Claude
mes félicitations
Au moment où tu assumes une haute responsabilité,
au pasteur du bercail, au grand maître,
par un vieux prêtre – le coeur en fête – est dédié
cet humble poème.
*
De loin où se lève le jour, tu viens de rentrer,
afin de consolider dans l'Esprit la foi chancelante,
que ta main soit adroite à cette charge nouvelle,
voilà mes souhaits.
*
Compagnon de Jésus, du peuple sois un père,
la force des faibles, des déprimés un soulagement,
le port des naufragés et une brillante étoile au milieu
des flots en furie
*
De la Consolatrice sois le serviteur fidèle,
à laquelle nos pères jadis ont fait voeu;
aux jeunes, va enseigner cette tradition ancestrale,
méthode sûre, la voilà!
*
«Annoncez» – ici et au loin – l'Evangile!
C'est en insistant sur ces consignes pastorales,
que tu pourras escompter une moisson abondante,
fruit de la grâce.
8
BISCHOFSWEIHE
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
Brückenfunktion Bischofsamt
Mit Mitra und Stab von Petrus
Der bischöfliche Dienst von Mgr. Fernand Franck im Rückblick
VON JEAN-PAUL SCHNEIDER
Etwas mehr als zwanzigeinhalb
Jahre stand Mgr. Fernand Franck als
siebter Bischof und zweiter Erzbischof von Luxemburg unserer Erzdiözese vor. Am 21. Dezember 1990
von Papst Johannes Paul II. zum Erzbischof von Luxemburg ernannt, ist
er am Lichtmesstag, dem 2. Februar
1991, von seinem Vorgänger Mgr.
Jean Hengen sowie dem Trierer Bischof Hermann-Josef Spital und dem
Sekretär der römischen Kongregation für die Evangelisierung der Völker, Mgr. José T. Sanchez, in der Kathedrale von Luxemburg konsekriert
worden. Er hat das Bischofsamt in
seinem 57. Lebensjahr übernommen.
Fernand Franck wurde am 6. Mai
1934 in Esch/Alzette geboren. Als
einziges Kind von Jean Franck und
Catherine Kaster besuchte er Primärschule und Gymnasium in der
Minettemetropole. Nach dem Abitur 1952, einem Industriepraktikum
bei Arbed Esch (1952-1953) sowie
dem zwölfmonatigen Militärdienst
(1953-1954) trat er 1954 ins Priesterseminar ein. Sein Theologiestudium
vervollständigte er an der Universität Münster (1959-1960). In Münster
(Westfalen) wurde er auch am 29.
Juni 1960 durch Bischof Keller zum
Priester geweiht. Anschließend war
er Vikar in der Pfarrei Differdingen-Fousbann. Von 1971 bis 1977
fungierte er als Pfarrer in der Kunigundis-Pfarrei Luxemburg-Clausen. In dieser Zeit war er zugleich
Direktor der einheimischen Kinderaktion und des Kindermissionswerks sowie von 1973 bis 1977 Nationaldirektor der Päpstlichen Missionswerke, zwischendurch auch
Mitglied des Priesterrates, der IV.
Luxemburger Diözesansynode sowie der diözesanen Liturgiekommission.
1977 wurde Abbé Franck zum Generalsekretär des Päpstlichen Missionwerkes für die Glaubensverbreitung in Rom, und 1988 ebenfalls des
Apostel-Petrus-Werkes für die Heranbildung des einheimischen Missionsklerus berufen – eine Tätigkeit,
die ihn in alle fünf Kontinente führte. Ab 1981 diente er zudem als
„Conseiller ecclésiastique“ an der
Botschaft Luxemburgs beim Hl.
Stuhl. Die Ernennung zum Erzbischof von Luxemburg erfolgte am
21. Dezember 1990, die Konsekration fand statt in der Kathedrale von
Luxemburger am 2. Februar 1991.
„Ut unum sint“
„Damals trat er an – schon bei
seinem ersten RTL-Telefon-Interview aus Rom im Dezember 1990
hat er dies zu verstehen gegeben –
unter den Vorzeichen der Kontinuität zum Wirken seines Vorgängers. Die Einheit seiner Diözese
sowie der Kirche insgesamt wurde
sein Leitmotiv und zentrales Anliegen, wie sein am hohepriesterlichen Gebet Christi (Joh 17,21) inspirierter Wappenspruch ,Ut unum
sint. Damit sie eins seien' zum Ausdruck bringt“, schreibt Georges
Hellinghausen in „Die Warte“ vom
1. Februar 2001 zum zehnten Jahrestag der Bischofsweihe von Mgr.
Franck. Aus diesem spirituell begründeten Einheitsgedanken her-
aus – Einheit der Christen mit Gott
und untereinander, Einheit der
Ortskirche, Einheit auch des Bischofs mit seinem Presbyterium
und mit seinen Diözesanen – gestaltete er über zwei Jahrzehnte lang
sein Episkopat. In diesem Sinn richtete er Botschaften und Appelle an
die kirchliche Öffentlichkeit, an
seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, an Kranke und Behinderte ...,
so auch jährliche Schreiben an die
Priester, die Ordensleute, die Inhaftierten u.v.a.
Doch auch mit der Zivilgesellschaft verband er dasselbe Grundanliegen im Hinblick auf deren
mannigfaltige Spannungen und
Spaltungen. Zu Silvester 2000 rief
er in einer Neujahrsumfrage alle
gesellschaftlichen Kräfte auf, eins
zu sein „in der gemeinsamen Sorge
um die Solidarität in unserem Land
und unter seinen Bewohnern sowie
mit allen, die gleich aus welchem
Grund mit uns zu tun haben! Eins
im Bestreben um das gemeinsame
europäische Haus und auch um das
Wohl der Dritten Welt! (...) Mein
Wunsch zu Beginn dieses neuen
Jahres und Jahrhunderts ist folglich
dieser: dass wir, bei aller legitimen
Vielheit und Verschiedenheit, doch
letztlich alle zusammenhalten, zusammen gehen, zusammen die Zukunft in Angriff nehmen!“
Einheit in der Kirche zu stiften,
dazu sind nicht zuletzt deren Mitarbeiter/innen vorherbestimmt, und
von Amts wegen insbesondere die
Geistlichen. Daher galt von Anfang
an seine Sorge den kirchlichen Berufen, dabei vor allem künftigen
Priestern. Im Advent 1991 organisierte er, ausgehend von einem Hirtenwort, die Sensibilisierungskampagne „Pak mat un“, aus der heraus
sich langsam die Notwendigkeit
und dann auch die Entstehung einer
Pastoralstelle für kirchliche Berufe
entwickelt hat. Im Priesterseminar
führte er 1992 das „Propädeutische
Jahr“ als den Zeitumständen angepasste Vorbereitungsetappe in der
Priesterbildung ein, was gegenüber
vielen ausländischen Diözesen ein
avantgardistischer Schritt war.
Mit Blick auf die angestrebte Einheit aller Christen bezeichnet Erzbischof Fernand Franck, Gründungsmitglied und bisher zweimal
Präsident des 1997 entstandenen
Rates christlicher Kirchen in Luxemburg, die Ökumene in unserem
Land als „Ökumene der Herzlichkeit“. Bisherige Höhepunkte auf
diesem Weg der Versöhnung und
Begegnung getrennter Kirchen waren der Luxemburg-Besuch des
Ökumenischen Patriarchen von
Konstantinopel, Bartholomäus I.,
im November 1994 und des Primas
der Anglikanischen Kirche, Dr.
George Carey, im April 1998 sowie
das ökumenische Pfingstfest auf
dem hauptstädtischen „Knuedler“
im Jahr 2000.
Als Bischof Franck 1991 antrat,
tobte der Golfkrieg. Da rief er durch
eine „Time-out“-Kampagne zum
Gebet für den Frieden auf und
stellte seinen ersten Hirtenbrief unter das Thema „Der Friede sei mit
euch!“. Seine jährlichen Fastenschreiben (siehe Kasten) sind im
Übrigen – ein Novum – allesamt in
luxemburgischer und französischer
Mgr. Fernand Franck: Souverän und liebenswürdig wird er vielen Luxemburgern in Erinnerung bleiben.
Sprache verfasst, um der Sprachensituation in unserem Land Rechnung zu tragen.
Seine bischöfliche Lehrtätigkeit
übte er bisher auch dadurch aus,
dass er zweimal als Oktavprediger
während jeweils 14 Tagen das Wort
Gottes in der Kathedrale und über
die Wellen von RTL verkündigte:
1992 zur Frage der kirchlichen Berufe („Pak mat un“) und im Großen
Jubiläumsjahr 2000 unter dem
Motto „Jesus Christus, gestern,
heute und in Ewigkeit“.
Sein Interesse an den Orden dokumentierte der neue Erzbischof
sofort nach der Bischofsweihe dadurch, dass er den verschiedenen
Gemeinschaften einen Besuch abstattete; 1993 ernannte er einen speziellen Bischofsvikar für die Institute des Geweihten Lebens. Im
April 1996 führte er die HeiligRock-Wallfahrt unserer Erzdiözese
nach Trier an, in seine Amtszeit fiel
auch die historische Vergebungsbitte der Luxemburger Kirche an
Aschermittwoch des Großen Jubiläums 2000. Unter ihm ist der Bau
des neuen Kongregationshospitals
auf Kirchberg in Angriff genommen
und die diözesane Caritas mehrfach
(FOTO: A. ANTONY)
umstrukturiert und ausgebaut worden, bis hin zu ihrer heutigen Konfiguration als „Fondation Caritas“
bzw. „Confédération Caritas“ (seit
1996/97). Das „Luxemburger Wort“
konnte 1998 sein 150. Jubiläum begehen.
Diözesane Umstrukturierungen
Die diözesanen Strukturen wurden
aktuellen Bedürfnissen angepasst,
besonders im Sinn eines partizipativen Ausbaus. Gleich zu Beginn seines Episkopats setzte Mgr. Fernand
Franck als ihn in wichtigen Entscheidungen beratendes Organ
BISCHOFSWEIHE
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
9
gesandt
einen Bischofsrat ein, der unter seinem Vorsitz tagte. 1991 rief er auch,
neben bereits bestehendem Pastoralrat und Priesterrat, einen eigenen Laienrat ins Leben. Ab 1992
wurden zwecks besserer Koordinierung und Zusammenarbeit in
der Seelsorge die Pfarreien in fünf
Pastoralregionen regruppiert; die
Verantwortlichen dieser mittleren
pastoralen Ebene besprechen sich
seither regelmäßig im ebenfalls
konstituierten Regionalrat. Das
Gleiche gilt für die Schaffung einer
diözesanen Frauenkommission, deren Statut approbiert ist.
Unter Mgr. Franck kannte die
Besetzung kirchlicher Posten durch
Laien ein bis dahin nie dagewesenes Ausmaß, bedingt durch innerkirchliche und gesellschaftliche
Entwicklungen wie auch durch den
sich zuspitzenden Priestermangel.
Bestehende diözesane Kommissionen wurden reaktiviert (so „Justitia
et Pax“ 1992) und neue gegründet:
1991 für die Migrantenseelsorge, für
die Arbeiterwelt, für Diakonie und
Caritas, 1993 für Sekten- und Anschauungsfragen.
Kirchliche
Dienststellen wurden über die bereits bestehenden hinaus geschaffen, u. a. für Krankenseelsorge
(1992), diözesanes Pilgerwesen
(1998), Jugendpastoral (1998), Behindertenseelsorge (1998, nach
Vorläuferetappen),
Diakonie
(1998).
Hinsichtlich des Religionsunterrichts in den Primärschulen wurde
dem erzbischöflichen Ordinariat
1993 ein Beirat und 1998 ein Schulreferent gegeben, im Sekundarunterricht ist 1992 ein Reglement für
die
Konferenz
der
Religionsprofessoren geschaffen und
1999/2000 ergänzt worden.
Zwecks Solidarität mit den lateinamerikanischen Kirchen entstand 1996 das Diözesanwerk „Adveniat Luxemburg“.
Nach langen und zähen Verhandlungen kam es 1997 zum Abschluss
zweier Konventionen mit dem
Staat, die sowohl das religiöse Unterrichtswesen in den Primärschulen als auch die verschiedenen
Sparten der Kultusposten neu regeln.
Kirche 2005
Im Hinblick auf die abnehmende
religiös-kirchliche Sozialisierung
sowie weitere Herausforderungen
der derzeitigen Stunde setzte Erzbischof F. Franck 1996 die Pastoralinitiative „Kirche 2005“ durch
eine Konsultation der verschiedenen kirchlichen Ebenen in Gang.
Eine daraufhin einberufene Diözesanversammlung hat von 1999 bis
2000 in sechs Generalzusammenkünften neue Pisten und Perspektiven für das kirchliche Leben nach
der Jahrtausendwende aufgezeigt.
Dabei ging es um die Wirkweise
einer Lokalkirche, deren Kräfte im
Geist der Einheit für die Zukunft
stärker gebündelt und dynamisiert
werden sollen. Bereits der Titel
„Kirche 2005. Unterwegs mit Jesus
Christus – miteinander – für die
Menschen“ machte deutlich, dass
die Kirche nicht beim Schwellenjahr 2000 stehen blieb, sondern den
Blick mutig nach vorn, über die
Jahrtausendgrenze hinaus, richtete.
Latente Kräfte der Erneuerung sollten geweckt, der Dienst an den
Mitmenschen in einer veränderten,
stark säkularisierten Luxemburger
Gesellschaft gefördert, bestehendem Individualismus, Resignation
und Pessimismus in kirchlichen
Reihen entgegengewirkt werden.
Die Dokumente der durch ein
Diözesanfest in Echternach (18. Juni
2000)
abgeschlossenen
Diözesanversammlung sind in ihrer offiziellen Fassung erschienen. Erste
Schritte zwecks Verwirklichung
der Anregungen wurden eingeleitet, weitere Empfehlungen wurden
ausgeführt, was viel Energie und
vor allem einen langen Atem benötigte.
1992 fand ein erster Ad-liminaBesuch von Erzbischof Franck in
Rom statt. Dabei überreichte ihm
Papst Johannes Paul II. einen Brief,
der auf die Sorge um Priester- und
Ordensberufe, etliche Aspekte der
Familienpastoral und die Begegnung zwischen Einheimischen und
Ausländern in unserem Land als
„carrefour européen“ einging.
Beim zweiten Ad-limina-Besuch
1997 wurde ihm erneut ein Papstschreiben übergeben. Es fand in
Luxemburg
kaum
Widerhall,
wurde hingegen in der internationalen Presse gewürdigt, da es nach
der Veröffentlichung einer umstrittenen vatikanischen Instruktion zur Teilnahme der Laien am
priesterlichen Dienst die aktive
Rolle der Laien im Leben der Pfarreien und die abgestimmte Zusammenarbeit von Klerus und Laien
betonte, was als eine Art römischer
Beschwichtigung in besagtem Politikum gelten konnte.
Anlässlich der ersten Europa-Synode, die nach dem Fall des Eisernen Vorhangs im Dezember 1991
zum Thema Neuevangelisierung
zusammenkam, referierte Erzbischof Mgr. Fernand Franck im Vatikan über die Anwesenheit der Kirche bei den europäischen Institutionen und die Evangelisierung von
Freiheit und religiöser Gleichgültigkeit. Bei der zweiten Europa-Synode, im Oktober 1999, machte er
eine Intervention zum Migrantenwesen als Chance für die Katholizität und im Zusammenhang der
Mondialisierung.
Mgr. Franck ist auch Mitglied
und Delegierter für Migrationsfragen der europäischen Episkopate
(C.C.E.E.), Mitglied des Päpstlichen
Rates für die Kommunikationsmittel und der Bischofskommission „Ecclesia celebrans“ für die
liturgischen Übersetzungen, Vizepräsident der Bischöfe der Europäischen Union (COMECE), Präsident
der Ständigen Kommission für die
Herausgabe der liturgischen Bücher, Präsident der Fondation Caritas Luxembourg sowie Großprior
der Luxemburger Statthalterei des
Ritterordens vom Heiligen Grab in
Jerusalem. Er präsidiert zudem die
internationale Friedens- und Gebetsliga für die Heiligsprechung
des letzten österreichischen Kaisers Karl von Habsburg und ist
vom Papst ernannter Konsultor
des Päpstlichen Rates für die
Kommunikationsmittel und der
Kongregation für die Evangelisierung der Völker. Er nimmt regelmä-
ßig als Gast sowohl an der deutschen als auch an der französischen
Bischofskonferenz teil.
Nach dem großen Jubiläum 2000
widmete Mgr. Fernand Franck
seine Fastenbriefe Themen, die sich
aus Zeitkonstellationen oder größeren kirchlichen Zusammenhängen
ergaben (siehe Kasten). „Insgesamt
war es eine Periode, in der die
kirchliche Entwicklung (fortschreitende Säkularisierung und Glaubensschwund, Verlust an Plausibilität, mediatisierte Internationale Affären und Kirchenaustritte) und das
gesellschaftliche Umfeld (Kritik an
die Adresse der Kirche, Kulturkampfstimmung bisweilen) Leben
und Existenzweise der Kirche nicht
gerade vereinfacht haben“, schreibt
Georges Hellinghausen am 6. Mai
2009 in einem Beitrag zum 75. Geburtstag unseres Oberhirten im
„Luxemburger Wort“.
Zum 1 350. Geburtsjahr des hl.
Willibrord wurde ein Bischofswort
im November 2007 verlesen.
Bischöfliche
Stellungnahmen
gab es zu gesellschaftspolitischen
Themen wie Zusammenarbeit von
Mann und Frau in Kirche und Welt
2004, rechtliche Wirkung bestimmter Partnerschaften im selben Jahr, nachdem bereits 2002
das bischöfliche Ordinariat sich zu
eingetragenen
Lebenspartnerschaften und 2003 zur Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften ausgesprochen hatte. 2006 veröffentlichte Letzteres
ein Statement zum Embryonenschutz in Europa.
Insgesamt fünf Stellungnahmen
publizierte Mgr. Franck zwischen
Dezember 2007 und Dezember
2008 im Umfeld der Legalisierung
der Euthanasie in Luxemburg als
klares Plädoyer für palliative Kultur und Lebensschutz, wobei er
Wert und Würde des menschlichen Lebens bis zu seinem natürlichen Ende verteidigte. In der Sache
wurde er unterstützt von verschiedenen inner- und außerkirchlichen
Gruppierungen, so der unabhängigen Bürgerinitiative „Euthanasie
Neen! – Palliativ Jo!“ Doch wurde
der von den Euthanasie-Befürwortern stark ideologisch geführte
Kampf, trotz christlich-sozialer
Mehrheit im Parlament, von jenen
gewonnen und Luxemburg das
dritte Land auf der Welt, das die
Euthanasie gesetzlich einführte,
nach den Niederlanden und Belgien. Aber auch danach setzt die
Kirche sich weiter für das Leben
ein, nicht zuletzt durch die geplante jährliche Organisation einer
„Woche für das Leben“, die erstmalig Mitte Januar 2009 gefeiert
wurde.
Zum silbernen Pontifikatsjubiläum von Papst Johannes Paul II.
2003 hatte der Erzbischof diesem
eine Botschaft im Namen der Luxemburger Katholiken geschickt.
Als der Papst Anfang April 2005
verstarb, weilte Mgr. Franck gerade
mit einer diözesanen Pilgergruppe
in Rom und verneigte sich vor der
Bahre des Petrus-Nachfolgers im
Petersdom. Noch jüngst äußerte er
sich zur Aufhebung der Exkommunikation vierer traditionalistischer
Bischöfe der nicht anerkannten Pius-Bruderschaft durch Benedikt
XVI. mit, unter ihnen, HolocaustLeugner Williamson, der weltweit
für Furore sorgte.
Strukturreformen
Im letzten Jahrzehnt wurden diözesane Strukturen den Anforderungen der Zeit angepasst, und das
womöglich rapider und grundsätzlicher in unserer schnelllebigen
Zeit als vorher.
Eine der großen Herausforderungen zu Beginn des neuen Jahrhunderts war die territoriale Neu-
organisation der Erzdiözese durch
Zusammenlegung der 274 bestehenden Pfarreien in 57 neugegründeten Pfarrverbänden („communautés pastorales“) bei Beibehaltung der zivilrechtlichen Pfarrstruktur. Im Vorfeld der Konstituierung besuchte der Erzbischof mit
engen Mitarbeitern von 2001 bis
2002 die zu entstehenden Gemeinschaften im ganzen Land, um pastorale Beweggründe und theologische Zusammenhänge der Neue왘
rung zu erläutern.
Fastenbriefe
resp. Bischofsworte
쐍 Golfkrieg 1991, „Der Friede sei mit euch!“
쐍 Neuevangelisierung 1992, „Gitt eraus ... a verkënnegt d'Evangelium“
쐍 Friedensthematik 30 Jahre nach der Enzyklika „Pacem in terris“ Johannes‘ XXIII. 1993,
„Fridden op der Äerd“
쐍 Familienproblematik im Internationalen Jahr der Familie 1994, „Zesummen ënnert
engem Daach“
쐍 Kultur als wichtiger gesellschaftlicher und kirchlicher Faktor im Hinblick auf Luxemburg,
europäische Kulturstadt im Jahr 1995, „Fir eng mënschlech Kultur“
쐍 Kirche auf dem Weg ins Jahr 2000, 1996, „Mat Dir um Wee“
쐍 Trinitarisch ausgerichtete drei Vorbereitungsjahre auf das Große Jubiläum 2000, 1997,
„E Joer mat Christus“
쐍 1998, „Ech gleewen un den Hellege Geescht“
쐍 1999, „Eise Papp am Himmel“
쐍 Heilige Jahr 2000, „D’Dier vum Liewen“
쐍 Jugendpastoral 2001, „E Kompagnon fir d'Liewen“
쐍 Sozial-caritativer Einsatz 2002, „Ënnerwee doheem“
쐍 Bibeljahr 2003, „Däi Wuert ass Liewen“
쐍 Katechese 2004, „De Glawe mateneen deelen“
쐍 Eucharistie 2005, „Bleif bei äis, Här“
쐍 Taufsakrament 2006, „Zréck bei d'Quell – Waasser ass Liewen“ (im Rahmen des auf die
Initiationssakramente achsierten Pastoralprojektes „DräiSchrëtt“
쐍 Sonntag und Eucharistiefeier 2007, „Fräigi fir Gott a fräisi fir de Mënsch“ (DräiSchrëtt)
쐍 Hl. Geist und Firmsakrament 2008, „Den Hl. Geescht, eis Kraaft“ (DräiSchrëtt)
쐍 Paulusjahr 2009, „Hoffnung weiderschenken“
쐍 2010, „Deenen Aarmen eng gutt Noriicht verkënnegen“
쐍 2010, „Wuert vum Äerzbëschof vu Lëtzebuerg zu de sexuellen a physeschen
Iwwergrëffer op Mannerjäreger“
쐍 2011, „Maacht d'Diere vun ärem Häerz grouss op fir Christus!“
(sjp.)
10 BISCHOFSWEIHE
Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
Mit Mitra und Stab von Petrus gesandt
Der bischöfliche Dienst von Mgr. Fernand Franck im Rückblick
왘 „Geht es doch darum, die Seel-
Ein lebensfroher und lebensbejahender Mensch, Mgr. Franck.
(FOTO: A. ANTONY)
Firmen und Weihen gehören zum daily business eines Oberhirten.
Das Wohlergehen von Kindern liegt Mgr. Franck am Herzen.
(FOTO: P. MATGÉ)
(FOTO: M. WILWERT)
sorgeeinheiten trotz Priesterrückgang und Gläubigenschwund lebendig zu erhalten bzw. mit neuem
Leben zu erfüllen und hierfür die
Kräfte zu bündeln“, schreibt
Georges Hellinghausen. Ab 2002
kam es in vielen Luxemburger Pfarreien zur Wahl erster Pfarrverbandsräte im Hinblick auf die Neugliederung, endgültig dann im
Herbst 2008. Nach und nach wurden einzelne Pfarrverbände offiziell gegründet („Notre-Dame“ in
Luxemburg-Stadt 2005, „Mamerdall“ 2006 usw.), bis im Oktober
2008 per Dekret die neuen seelsorglichen Gemeinschaften für die
Gesamtdiözese verbindlich errichtet wurden.
Zu einer Neuordnung des erzbischöflichen Ordinariats und des Bischofsrates war es 2001 gekommen.
Sekretärin des Rates war seit 2002
bis zu ihrem Tod im Juli 2010 die
Theologin und Bistumsreferentin
Marianne Hubert. 2003 ließ Mgr.
Franck Priesterrat und Pastoralrat
neu wählen und setzte einen Katholikenrat ein, der sich durch verschiedene gesellschaftspolitische
Stellungnahmen hervortat (Schutz
des Sonntags usw.).
Um die Frauenbelange innerkirchlich verstärkt zur Geltung zu
bringen, wurde in den Jahren 2000
und 2001 die Diözesankommission
„Fra an der Kierch“ ins Leben gerufen und 2002 die Pastoralassistentin Marie-Christine Ries als erste
diözesane Frauenbeauftragte ernannt. Zur offiziellen Inbetriebnahme der diözesanen Dienststelle
für Alten- und Krankenpastoral
kam es 2001. Im Jahr 2002 wurde
ein Inspektorenkollegium für den
Religionsunterricht im Primärschulwesen eingesetzt.
Die kirchliche Dienststelle für das
Pressewesen („Service Communication et Presse“) mit an der Spitze
dem Verantwortlichen Théo Péporté rief der Erzbischof 2002 ins
Leben, ein Seelsorgereferat („Office
diocésain de pastorale“, ODP), das
von Chanoine Henri Hamus und
Koordinator Gérard Kieffer geleitet
wird, ein Jahr darauf. Von der Kirche initiierte „Journées sociales“
werden im Hinblick auf die soziale
Problematik seit 2002 regelmäßig
unter Einbeziehung der katholischen Gesellschaftsträger durchgeführt. Das neue Kongregationshospital auf Kirchberg öffnete im Juli
2003 seine Türen. 2004 wurde im
Centre Jean XXIII die EuregioCharta zwecks grenzüberschreitender Zusammenarbeit in der Jugendpastoral von Bischöfen aus vier Ländern, unter ihnen Erzbischof Franck,
unterzeichnet. Das nationale Pilgerwesen erhielt 2003 bzw. 2008 eine
neue Ausrichtung und Struktur.
Von 2004 bis 2006 wurde die
diözesane Bibelpastoral neuorientiert und reorganisiert, 2006 das
Offizialat personell neu besetzt und
ausgebaut. – Offizial ist seither
Abbé Patrick Hubert. Um einem
seelsorglichen Desiderat entgegenzukommen, führte die Erzdiözese
ab 2006 die Möglichkeit einer liturgischen Gebetszeit für wiederverheiratete Geschiedene ein. 2007 ernannte der Erzbischof in der Person
von Gérard Kieffer einen kirchlichen Umweltbeauftragten. 2008
modifizierte er die Statuten des
diözesanen Caritasverbandes.
Eine Amerika-Reise hatte Erzbischof Fernand Franck im Jahr 2000
Nach seiner Ernennung zum Ehrendomkapitular des Hohen Doms zu Trier nahm
unternommen, um in Carey/Ohio
der 7-Meilen-Prozession zur Luxemburger Consolatrix-Statue beizuwohnen, die alle 25 Jahre stattfindet. 2001 konnte er in Luxemburg
den amerikanischen Wallfahrtsdirektor Father Peter Damian Massengill OFM empfangen.
2001 kam das zweibändige Werk
„Diözesanversammlung
Kirche
2005“ heraus, mit den offiziellen
Dokumenten der über die Jahrtausendgrenze hinausweisenden Pastoralinitiative und entsprechenden
Anleitungen sowie Dokumentationsmaterial. Eine neue Erscheinung in unserer Diözese und zugleich „Zeichen der Zeit“ ist das
Erwachsenenkatechumenat,
das
sich ab 2002 zwecks Taufe Erwachsener vermehrt durchsetzte und
seither strukturell in der Diözese
geordnet wurde.
Im Dezember 2005 nahm Mgr.
Franck in Rom an einem Bischofssymposium anlässlich des 40. Jahrestages der Veröffentlichung des
Konzilsdekrets „Presbyterorum ordinis“ über Dienst und Leben der
Priester teil – bereits das zweite
Mal innerhalb weniger Monate, wo
der Luxemburger Erzbischof dem
neu gewählten Papst Benedikt XVI.
begegnen konnte.
Im Rahmen eines breiten kirchlichen Erneuerungsprozesses, der
mit der Aktion „Kirche 2005“ begonnen hatte, lancierte er im
Herbst 2005 für die kommenden
drei Jahre das auf die drei Initia-
tionssakramente Taufe, Erstkommunion und Firmung ausgerichtete
Pastoralprojekt „DräiSchrëtt“, das
übergreifend in der Diözese wie
auch regional in den fünf Pastoralregionen und lokal in den Pfarrver-
Kardinal Joachim Meisner, Erzbischof Fer
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Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
Mgr. Fernand Franck im Juni 2011 die Beifallsbekundungen der versammelten Gemeinde entgegen.
bänden durchgezogen wurde. Höhepunkt war ein Kirchenfest am 17.
Juni 2007 in der Hauptstadt mit
einer Sternwallfahrt zur gemeinsamen Eucharistiefeier des Volkes
Gottes in der Kathedrale und einem
farbigen Rahmenprogramm am
Nachmittag.
Im September 2006 rief Mgr.
Franck zu einem gesamtgesellschaftlichen Dialog über die Zukunft des Landes auf und gab den
(FOTO: GUY JALLAY)
Startschuss für die Abfassung eines
kirchlichen Sozialwortes. Auf breiter Basis diskutiert und in einem
interaktiven Konsultations- und
Redaktionsprozess unter Anleitung von Bischofsvikar Erny Gillen
entstanden, ist dieses 2008 herausgekommen und bietet zu acht
Brennpunkten, darunter Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Vereinsamung Lösungsansätze in einem
fünfjährigen Ziel- und Handlungsplan, als Dienst an der sozialen
Kohäsion in der Luxemburger Gesellschaft.
Den päpstlichen Erlass „Summorum Pontificum“ (2007) zwecks Liberalisierung des vorkonziliaren
Messritus applizierte der Erzbischof in der Luxemburger Ortskirche dergestalt, dass die tridentinische Messe in der Kapelle des alten
Kirchberg von Diözesanpriestern
für eine Gruppe von ca. 40 Interessenten sonntags nachmittags zelebriert wird. 2008 konnte nach jahrelanger Vorbereitung durch die
Liturgiekommission ein neuer
dreisprachiger Begräbnisritus für
die Erzdiözese eingeführt werden.
Von 2007 bis 2008 wurde in der
Kathedrale das Gnadenbild der
Trösterin der Betrübten restauriert. Nachdem sexuelle Missbrauchsdelikte innerhalb der katholischen Kirche in vielen Ländern thematisiert wurden, kündigt
das Erzbistum die Einsetzung einer
Kontaktstelle und einer multidisziplinären Arbeitsgruppe zur Betreuung nachträglich auftretender
Opfer an. Am 6. April 2010 nahm
die Kontaktstelle, für deren Koordination Mill Majerus und Simone
Majerus-Schmit zuständig waren,
ihre Arbeit auf. Im Oktober 2010
wurde das Pastoralthema „Accueil
– für eine hörende und einladene
Kirche“ in den Pastoralregionen
vorgestellt.
Ökumenischen Gottesdiensten
stand der Erzbischof vor in der
Kathedrale nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 in
New York, dem Luxair-Flugzeugunfall vom 6. November 2002 sowie
bei diversen Feiern in der alljährlichen Gebetswoche für die Einheit
der Christen jeweils im Monat Januar. 2002 machte er zusammen
mit den anderen religiösen Autoritäten des Landes einen Appell zum
Frieden zwischen den Konfessionen im Rahmen des israelisch-palästinensischen Konfliktes. Auch
vor dem drohenden Ausbruch des
Irak-Krieges rief er 2003 am
Aschermittwoch zu Gebet und Fasten für den Frieden auf. Er zeigte
tiefe Anteilnahme am Tod von
Großherzogin Joséphine-Charlotte,
Erzbischof Jean Hengen und Papst
Johannes Paul II., die allesamt im
Jahr 2005 verschieden sind – und
denen er jeweils persönlich tiefste
Ehre erwies. Er präsidierte Staatsbegräbnisse für die Ehrenstaatsminister Pierre Werner (2002) und
Gaston Thorn (2007). Bei dem von
den Diözesen Trier und Luxemburg
gemeinsam begangenen 700. Jahrestag der Amtseinführung Balduins von Luxemburg als Erzbischof von Trier hielt Mgr. Franck
im Juni 2008 die Festpredigt im
Trierer Dom.
Spezielle Akzente brachten in
der Erzdiözese thematisch ausgerichtete, meist in Symbiose mit der
Weltkirche gefeierte Jahre wie das
Jahr der Bibel 2003, der Eucharistie
2004-2005, des hl. Willibrord 20072008, des hl. Paulus 2008-2009.
Stattliche Delegationen Luxemburger Jugendlicher nahmen teil an
den Weltjugendtagen mit Benedikt
XVI. in Köln (2005), Sydney (2008)
und Madrid (2011).
Als Gäste begrüßte Mgr. Franck
in all den Jahren bei uns: den Sozialpriester Guy Gilbert (2001), Benediktinerpater Anselm Grün (2007),
die Kardinäle Meisner aus Köln
(Oktave 2002), Ratzinger aus Rom
(Dezember 2003), Glemp aus Warschau (Oktave 2004) Schönborn
aus Wien (Juni 2005 und Oktave
2006), Kasper aus Rom (Oktave
2008), Danneels aus Brüssel (päpstlicher Delegat für das Willibrordusjubiläum 2008 in Echternach),
Meisner aus Köln (Echternacher
Springprozession 2009), Bischof
Stephan Ackermann aus Trier (Antrittsbesuch 2009) und Kardinal
Oscar Andrés Rodrigues Maradiaga
aus Honduras (September 2010).
Zwei seiner engsten Mitarbeiter
konnte Mgr. Franck zum 80. resp.
75. Geburtstag gratulieren: Dompropst André Heiderscheid 2006
und Generalvikar Mathias Schiltz
2008.
Für seine Verdienste wurde ihm
1997 der Großoffizier des Verdienstordens des Großherzogtums
Luxemburg und 2003 die Ehrendoktorwürde der Sacred Heart University Luxemburg im hauptstädtischen Cercle verliehen. Am 29. Juni
2011 wurde Erzbischof Mgr. Fernand Franck zum Ehrendomkapitular am Trierer Dom erhoben.
Quellennachweis:
- Georges Hellinghausen, „Zehn Jahre Erzbischof
Mgr. Franck“, „Die Warte“, Nr. 4 / 1950, 1. Februar
2001
- Georges Hellinghausen, „Ein kluger und menschlicher Bischof“, „Luxemburger Wort“, 6. Mai 2009
– Monique Hermes, „Aus der Amtszeit von Erzbischof Mgr. Fernand Franck“, Oktober 2011
– „Kirchlicher Rückblick“, „Marienkalender“, Jahrgänge 1992-2011
Die Vorgänger von
Mgr. Fernand Franck
쐍 ADAMES Nicolas, „Succure Miseris“, Bischof von Luxemburg von 1870 bis 1883,
Titular-Erzbischof von Cyrrhus am 2.11.1883
쐍 KOPPES Jean-Joseph, „Pax et Veritas“, Bischof von Luxemburg von 1883 bis 1918
쐍 NOMMESCH Pierre, „Tuus sum ego“, Bischof von Luxemburg von 1920 bis 1935
쐍 PHILIPPE Joseph, „Pro animabus vestris“, Titularbischof von Tinos und Koadjutor mit
Nachfolgerecht auf Mgr. Nommesch am 25.4.1935, Bischof von Luxemburg von 1935 bis
1956
쐍 LOMMEL Léon, „Nos autem populus tuus“, Titularbischof von Nephelis und Koadjutor
mit Nachfolgerecht auf Mgr. Philippe am 14.5.1949, Bischof von Luxemburg von 1956 bis
1971
nand Franck und Kardinal Adrianus Simonis (v. l. n. r.) bei der Echternacher Springprozession 2009.
(FOTO: SERGE WALDBILLIG)
쐍 HENGEN Jean, „Tibi servire“, Titularbischof von Calama und Koadjutor mit Nachfolgerecht auf Mgr. Lommel am 8.4.1967, Bischof von Luxemburg am 12.2.1971, Erzbischof
(persönlicher Titel) am 16.5.1985, Erzbischof von Luxemburg vom 23.4.1988 bis 1991
(sjp.)
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Luxemburger Wort
Samstag, den 15. Oktober 2011
Dienstag, 12. Juli 2011
Ankunft am Flughafen: Generalvikar Mathias Schiltz begrüßt Luxemburgs
künftigen Erzbischof Jean-Claude Hollerich.
(FOTO: MARC WILWERT)
Offizielle Vorstellung: Mgr. Fernand Franck präsentiert seinen Nachfolger im
Bischofspalais um Punkt 12 Uhr.
(FOTO: MARC WILWERT)
Mgr. Hollerich legt den Eid auf die Verfassung ab
Schlichte Zeremonie am 21. September im Staatsministerium
Bevor Mgr. Hollerich morgen feierlich zum neuen Erzbischof von
Luxemburg geweiht werden
kann, musste er den Eid auf die
Verfassung ablegen. So will es das
Gesetz. Die schlichte Feier fand
am 21. September im Staatsministerium statt. Zugegen waren u. a.
Kultusminister François Biltgen,
Erzbischof Mgr. Fernand Franck
und der ständige Vertreter des
Apostolischen Administrators,
Mathias Schiltz. Der Medienandrang im Staatsministerium war
ungewohnt groß.
Die eigentliche Zeremonie war
eher kurz. Mit der rechten Hand
auf der Bibel wiederholte Monseigneur Hollerich die Eidesformel, die Kultusminister François
Biltgen zuvor vorgelesen hatte:
„Je jure par Dieu et sur l'Ecriture
Sainte et je promets de garder
obéissance et fidélité au Souverain Grand-Duc et au Gouvernement établi par la Constitution du
Grand-Duché de Luxembourg et
de m'abstenir de tout acte qui soit
contraire à la paix publique et à la
sécurité du Grand-Duché.“ Er
habe Kenntnis von dem Eid genommen, bestätigte Minister
François Biltgen anschließend:
„Somit erkennt die Regierung
Monseigneur Jean-Claude Hollerich offiziell als neuen Erzbischof
von Luxemburg an.“ Nachdem
Monseigneur Jean-Claude Hollerich und Kultusminister François
Biltgen die bereit liegenden Dokumente unterschrieben hatten,
war die offizielle Amtshandlung
auch schon beendet.
Die aktuelle Eidesformel geht
auf das Jahr 1991 zurück. Kurz vor
der Vereidigung des aktuellen
Erzbischofs war der Text abgeändert worden. Monseigneur JeanClaude Hollerich ist der achte
Bischof von Luxemburg, der seinen Eid im Staatsministerium vor
dem Kultusminister ablegte. Eine
Neuerung gab es diesmal doch.
Zum ersten Mal in der Geschichte
legte das künftige Oberhaupt der
Luxemburger Kirche seinen Eid
nicht vor dem Staatsminister ab.
In der Vergangenheit war der Regierungschef nämlich immer
gleichzeitig auch Kultusminister.
Erst nach der Regierungsumbildung vom Januar 1995 wurden die
beiden Ressorts getrennt.
Er wolle ein würdiger Nachfolger von Erzbischof Mgr. Fernand
Franck sein, betonte Monseigneur
Hollerich anschließend in seiner
kurzen Ansprache. Für den designierten Erzbischof hat die Religion keinen rein privaten Charakter. Bei der Religion gehe es immer um eine Gruppe von Menschen, es handele sich um eine
Glaubensgemeinschaft, die sozial
Unterschrift mit rechts: Mgr. Hollerich unterzeichnet die Dokumente, die die
Ablegung des Eides auf die Verfassung beinhalten. (FOTO: SERGE WALDBILLIG)
aufgebaut sei. Konkret bedeute
dies, dass die Religion eine wichtige Rolle in der Zivilgesellschaft
spiele, in einer Zivilgesellschaft,
die natürlich auch politisch aufgestellt sei. „Es ist aber nicht der
Auftrag der Kirche, Politik zu betreiben. Vielmehr gehe es um den
Einsatz im Dienst des Friedens
und der Sicherheit“, so Monsei-
gneur Hollerich weiter. Dieses
Verständnis von Kirche sei auch
in der Eidesformel verankert. Die
Kirche müsse einen konstruktiven
Beitrag zum friedlichen Zusammenleben aller Konfessionen leisten, unterstrich Monseigneur Hollerich weiter. „Dies ist sowohl im
Sinn des Christentums als auch
der Verfassung.“
Auf die Frage der Journalisten,
wie er sich auf sein verantwortungsvolles Amt vorbereiten wolle, antwortete Monseigneur JeanClaude Hollerich, dass er zahlreiche Gespräche führen und dass er
viel lesen werde, um sich eine
Meinung zu bilden: „Und ich
werde viel zuhören“, meinte der
künftige Erzbischof von Luxemburg weiter. Die Meinungsbildung
ist dem kirchlichen Würdenträger
sehr wichtig: „Ich hoffe, dass dieser Meinungsbildungsprozess immer weitergeht. Wenn man nicht
mehr nachdenkt, wenn man nicht
mehr zuhört, dann ist man tot“, so
Monseigneur Jean-Claude Hollerich. Er werde sich in den Dienst
des Menschen stellen. Für die
Menschen zu arbeiten, sei eine
noble Aufgabe.
Es sei immer schwer, einen Rat
zu geben, betonte Erzbischof Mgr.
Fernand Franck auf die Frage, was
er seinem Nachfolger mit auf den
Weg geben wolle. Jeder Mensch
bringe seine eigenen Erfahrungen
mit. Deshalb müsse sein Nachfolger auch seinen eigenen Weg suchen. Der Erzbischof sieht diesen
Weg in der Kontinuität. Allerdings
ist sich der Erzbischof sicher, dass
sein Nachfolger auch neue Akzente setzen wird. „Et wäert scho
flott ginn“, so Monseigneur Fernand Franck abschließend. (DS)