L IBER T INE Mediadaten 20 16

Transcription

L IBER T INE Mediadaten 20 16
LIBERTINE
Mediadaten 2016
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08
M ISS ION
KAPITEL 1
INHALT
DOSS I E R & PORTRÄTS
KAPITEL 2
LI E B E & LE B E N
KAPITEL 3
KU LTU R & FAS H ION
KAPITEL 4
WE ITE WE LT & U R BAN LIVI NG
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LI B E RTI N E ON LI N E
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U NS E R E LES E R I N N E N
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AN Z E IG E N PR E IS E
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TEAM
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KONTAKT
LIBERTINE. IN LOVE WITH WOMEN
Authentisch sein, frei denken, fühlen und
leben, Gegebenheiten hinterfragen, eine eigene
Definition von Glück finden. Frau sein: Das ist die
Leitlinie von LIBERTINE.
Das LIBERTINE Magazin bricht ausgediente
Kategorien auf, betrachtet und reflektiert die Gesellschaft
aus weiblicher Perspektive, zeigt unterschiedliche
Lebensentwürfe und die facettenreiche Welt von
[frauenliebenden] Frauen.
In LIBERTINE kommen spannende und
außergewöhnliche Akteurinnen zu Wort – manche von
ihnen sind prominent, andere agieren im Hintergrund.
Sie machen Politik oder Mode, schreiben Bücher oder
Unternehmenskonzepte, sie sind in der Kunstwelt zu
Hause oder rufen soziale Projekte ins Leben, sie stellen
Gegebenheiten infrage und schaffen Platz für neue
Gedanken.
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Dabei bewegt LIBERTINE sich im Spannungsfeld
zwischen Fashion und Feminismus, Nachhaltigkeit und
Konsum, Müßiggang und Tatendrang, Tiefgang und
Höhenflug.
Jede Ausgabe wirft einen weiblichen Blick auf die
Gesellschaft und folgt dabei einem übergreifenden Thema
wie beispielsweise Freiheit, Liebe, Konsum oder Musik, das
aus unterschiedlichen Perspektiven durchleuchtet wird.
Die vier Kapitel „Dossier & Porträts“, „Liebe &
Leben“, Kultur & Fashion“ sowie „Weite Welt & Urban
Living“ bilden den Rahmen für außergewöhnliche
Geschichten und Protagonistinnen.
Dabei entsteht das LIBERTINE Magazin direkt aus
der Community heraus und inspiriert und vernetzt seine
Leserinnen – nicht nur hierzulande sondern auch über
die Landesgrenzen hinweg. Daher ist LIBERTINE auch in
englischer Sprache als ePaper erhältlich.
LIBERTINE. In Love with Women.
MISSION
KAPITEL 1
DOSSIER & PORTRÄTS
DOSSIER &
P ORTRÄTS
DOSSIER
Als lesbische Polizistin entspicht Lisa Osmann so gar nicht dem
Klischee einer typischen Muslima.
Sie, das ist Khadija bint Khuwaylid. Von Mekka bis nach Damaskus
war sie im siebten Jahrhundert als knallharte Geschäftsfrau bekannt, handelte
mit Möbeln und Seide. Er hat den klangvollen Namen Abu al-Qasim Muhammad ibn Abd Allah ibn Abd al-Muttalib
ibn al-Hashim. Khadija verliebte sich in
ihn, lange bevor die ganze Welt ihn nur
unter seinem Vornamen kennen sollte:
Muhammad, der Prophet des Islam, Begründer der heute mit 1,6 Milliarden Anhängern zweitgrößten Religion der Welt.
Einer Religion, der oft nachgesagt wird,
Frauen zu unterdrücken. Von seiner Ehe
mit Khadija, einer der emanzipiertesten
Frauen seiner Zeit, ist nur selten die Rede.
„Die Geschichte von Khadija stellt so ziemlich alle Klischees, die
es über muslimische Gesellschaften und
die Rolle der Frau im Islam gibt, auf den
Kopf“, sagt Lisa Osmann begeistert. Für
die 24-Jährige zeigt das Beispiel von
Khadija, die als erste Muslima, aber auch
als erste muslimische Feministin in die
Geschichte einging, wie viel Halbwissen
über den Islam herrscht – gerade, wenn
es um Frauen geht: „Ich lese aus dem Koran heraus, dass Mann und Frau gleichwertig sind.“ Schon Muhammad habe
gesagt, dass derjenige der beste Muslim
sei, der seine Frau am besten behandle.
Doch wie kommt der Islam dann zu seinem so schlechten Ruf in Sachen Frauenrechte und Gleichberechtigung?
„Ich lese aus dem
Koran heraus, dass
Mann und Frau
gleichwertig sind.“
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04
DOSSIER
Die Geschichte liest sich wie eine moderne Liebesstory – Sie: Eine Powerfrau
um die 40, Chefin eines international operierenden Handelskonzerns, eine
der erfolgreichsten Unternehmerinnen ihrer Zeit, alleinerziehende Mutter,
nach zwei Ehen wieder begehrte Junggesellin. Er: Ein 25-jähriger Angestellter ihrer Firma, zuständig für die Logistik, noch ganz am Anfang seiner
Karriere, ledig, unerfahren. Sie beobachtet ihn bei der Arbeit, er gefällt ihr,
sie kommen einander näher. Schließlich macht sie ihm einen Antrag, er
sagt ja, die beiden heiraten. Mit ihren Kindern aus den vorherigen Ehen und
den neuen Geschwistern entsteht eine große Patchworkfamilie. 25 Jahre
hält die Liebe zwischen dem ungleichen Paar. Dann lässt sie ihn mit 50 Jahren als Witwer zurück.
„ZWANGSEHEN? SCHWACHSINN!“
„Man muss ganz klar zwischen Religion, Gesellschaft und Tradition unterscheiden“, erklärt Lisa eindringlich: „Vieles, was Menschen für religiös
halten, entstand aus gesellschaftlichen
Situationen und wurde so zur Tradition. Zwangsehen sind dafür ein Beispiel“.
Sie setzt sich energisch auf: „Zwangsehen sind Schwachsinn, die nichts mit der
Religion zu tun haben. Gar nichts. Sie
sind ein gesellschaftliches Problem, kein
religiöses. Niemand wird dir eine Stelle im Koran zeigen können, die besagt,
dass eine Frau oder ein Mädchen gegen
ihren Willen mit einem zwanzig Jahre älteren Mann verheiratet werden darf. Das
steht nirgendwo“.
Wenn es um Textsicherheit
geht, macht Lisa niemand etwas vor.
Immer wieder springt sie auf und holt
dicke Ordner aus den Regalen in ihrem
Zimmer in ihrer Berliner WG, zeigt Textstellen und belegt ihre Auffassung vom
Islam – einer Religion mit Imageproblem, vor allem in feministischen Kreisen.
Von oberflächlichen Meinungen aber
hat sich Lisa noch nie beeindrucken lassen. Die Vorfahren ihres Vaters stammen
aus der Türkei, Religion spielte in der
Familie jedoch keine Rolle. Doch die vielen Türkei-Reisen seit ihrer Kindheit und
die Besuche bei muslimischen Freunden,
die sie manchmal in die Koranschule
MUSLIMISCH,
QUEER
UND
FEMINISTISCH
um die Ecke mitnahmen, machten sie
neugierig. „Ich habe das alles immer wie
ein Schwamm aufgesogen“, erinnert sie
sich lächelnd.
Sie las den Koran, forschte
in Büchern, fragte Bekannte. Einfach
war es nicht, manche versuchten, ihr die
Begeisterung für den Glauben auszureden. Der Rat eines Muslim habe ihr in
dieser Zeit geholfen: „Wenn dir jemand
sagt, etwas ginge nicht, lächle ihn an und
sage ihm: Schau‘ mir nur zu, ich zeige
dir, dass es geht“. Als sie mit 19 eine Reise nach Neuseeland plante, war das ein
Schlüsselerlebnis: „Ich wollte vor dieser
Reise das Glaubensbekenntnis aussprechen, damit ich – für den Fall, dass mir
etwas passiert – als Muslima sterben
würde“. Das war vor fünf Jahren.
ALS MUSLIMISCHE POLIZISTIN
AUF AUGENHÖHE
DOSSIER
Frauen lieben und den Koran
beten? An Allah glauben
und Feministin sein? Passt
das zusammen? Die Rolle der
Frau im Islam scheint klar,
wenn man sich in den Medien
umsieht: Von Unterdrückung
und Zwängen ist da meist die
Rede. Wir haben mit drei
jungen muslimischen Frauen
gesprochen, die einen etwas
anderen Blickwinkel zeigen.
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Text⁑ Katharina Pfannkuch
Wie Khadija, die taffe arabische Geschäftsfrau aus dem siebten
Jahrhundert, entspricht auch Lisa so gar
nicht dem Bild der „typischen“ Muslima, das viele Medien immer wieder
reproduzieren. Lisa studiert an der Polizei-Fachhochschule des Landes Oranienburg, geht in Potsdam auf Streife:
„Nächstes Jahr werde ich Polizeikommissarin, inshallah“. Kopftuch trägt sie
nicht, auch wenn sie eine Weile darüber
nachdachte. Schon aufgrund der Arbeit
habe sie sich dagegen entschieden: „Als
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Wir werfen einen weiblichen Blick auf gesellschaftsrelevante Themen wie Freiheit, Familie,
Mut, Musik, Liebe, Konsum, Freundschaft und durchleuchten diese aus mehreren Perspektiven.
Was bedeutet Freiheit – individuell und gesellschaftlich, hierzulande und über die Landesgrenzen
hinweg? Passt Konsumfreude und Nachhaltigkeit zusammen? Hat sich das Verständnis von Liebe
verändert? Wie beeinflusst Musik unser Leben? Sind Freundeskreise die neuen Familien?
Wir sprechen mit jungen Feministinnen und interessanten Persönlichkeiten, diskutieren mit
Karrierefrauen und Aussteigerinnen, fangen Lebensgefühle ein, stellen politische Entscheidungen
infrage und durchleuchten die unterschiedlichen Facetten der Gesellschaft.
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Fotos⁑ Linn Schröder
DOSSIER & PORTRÄTS
KAPITEL 1
MACHERINNEN
„Wenn Frauen anfangen,
die Fesseln der Stereotype
abzulegen…
ISA BELL
ŠUBA
ISABELL ŠUBA
Mit klaren Standpunkten hat die Regisseurin Isabell Šuba von „Männer
zeigen Filme und Frauen ihre Brüste“ keine Probleme. Gut gelaunt erscheint
sie zu unserem Gespräch und beweist, dass einem auch bei ernsten
Themen, wie die ungleiche Verteilung von Fördergeldern in der Filmbranche, die gesetzlich geregelte Frauenquote und die doppelte Diskriminierung
von lesbischen Frauen, das Lachen nicht vergehen muss.
… und begreifen, dass der
tiefe Wunsch, die schönste
und schmalste Prinzessin sein
zu wollen, ein gigantischer
sexistischer Werbetrick auf
Stöckelschuhen ist, kommen ganz sicher alle anderen
wunderbaren Eigenschaften
zum Tragen. Plus der Gabe
der Empathiefähigkeit.“
MACHERINNEN
„Ich sehne mich nach
neuen weiblichen
Hauptfiguren, auch
wenn sie unliebsam
erscheinen!“
JR: Tragen Filme eine weibliche bzw. männliche
Handschrift je nachdem, ob eine Frau oder ein Mann Regie geführt hat? Wenn ja, wie zeichnet sich diese aus?
IŠ: Das werden wir sehen, wenn es so weit ist. Wenn ungefähr gleich viele Filme von Männern und Frauen gemacht
werden aus allen Genres und vor allem mit allen Budgets,
wenn also auch Frauen mit großen finanziellen Mög­
lichkeiten arbeiten können. Ob sich dann in der Normalität des Machens so etwas noch abzeichnen lässt – ich
denke nicht. Film ist individuell und hat niemals ein Geschlecht, darum macht es keinen Sinn, dass nur Männer
Geld bekommen.
JR: Glaubst du, dass Regisseurinnen etwas anderes aus Geschichten und Schauspielern rausholen
als Regisseure?
IŠ: Selbe Sache. Jeder Regiemensch hat einen eigenen
Stil. Und diese verschiedenen Herangehensweisen und
Interpretationen der Welt würde ich gerne alle sehen –
Hautfarben, Kulturen, Regionen und Ideen von Zeitgeist
der Welt – nicht nur immer die gleiche, weiße heterosexuelle Heldenreise.
JR: Woher kommt deiner Meinung nach die Männerdominanz in der Film- bzw. Regiebranche? Verfügen Männer über Eigenschaften oder Skills, die Frauen
fehlen – aber hilfreich sind für den Job?
IŠ: Das ist doch alles Gewäsch. Das Frauen Power haben und einen Willen, weil sie einfach Menschen sind,
mit Fähigkeiten und Eigenschaften, ist Fakt. Frauen wurden über Jahrhunderte aus Bereichen ausgeschlossen,
in denen genau diese Fähigkeiten entwickelt werden.
Sie haben mehr oder weniger seit den 70ern die Möglichkeit, sich scheiden zu lassen und sich aus der finan­
ziellen Abhängigkeit zu lösen, weil sie selbstbestimmt
arbeiten dürfen. Was ist das für ein System, in dem die
eine Hälfte der Weltbevölkerung abhängig gemacht wird
und zu vielen Ressourcen keinen Zugang erhält? Wie lange soll diese Realität noch missachtet werden?
JULIANA RUMP: Es war gar nicht so einfach einen
Termin mit dir zu finden. Woran arbeitest du momentan?
ISABELL ŠUBA: Vor allem an meinem neuen Spielfilm.
Daneben bin ich in so genannte gesellschaftlich relevante Unternehmungen und Projekte verwickelt. Außerdem
habe ich mit meiner Arbeitspartnerin, Monika Kowolik,
die Schauspielagentur „Agenten & Komplizen“ gegründet
- die Betreuung der Nachwuchstalente bringt viel Spaß,
fordert aber auch viel Aufmerksamkeit und Zeit.
JR: Dein erster Langspielfilm „Männer zeigen Filme und Frauen ihre Brüste“ hat mächtig für Furore gesorgt. Hast du das Gefühl, einen überfälligen Prozess in
Gang gesetzt zu haben?
IŠ: Der Film ist wider Erwarten in ein zeitgeistliches Thema
eingeschlagen, was mich mehr als freut, denn ich wünsche mir, dass die Gleichstellungsbedingungen in kapitalistischer oder kommerzieller Hinsicht in Zukunft für Frauen geöffnet und Gelder gleich verteilt werden.
JR: Inwiefern hat der Film dein Leben verändert?
IŠ: Mein Leben verändert sich die ganze Zeit, jeder Tag ist
neu, weil ich mich aus Bequemlichkeit nicht aufhalte oder
Konflikten aus dem Weg gehe. Der Film hat mich vor die
grässliche Fratze der Stereotypen unserer Gesellschaft
gesetzt. Dahinein zu blicken, wie tief verankert Ideen von
Männer- und Frauenrollen sind, hat meine Wahrnehmung
brachial verändert.
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05
JR: Zusammen mit anderen Kolleginnen engagierst du dich für „Pro Quote Regie“. Eine Initiative, die
jede Menge Zuspruch und Unterstützung erhält - auch
Doris Dörrie und Margarethe von Trotta sind mit von der
Partie. Wer seid ihr und was genau ist euer Anliegen?
IŠ: Ich bin mit meinem Film „wie selbstverständlich“
in die Bewegung reingerutscht und war sicher auch Teil
der medialen Vorbereitung. Es gibt genügend qualifizierte Regisseurinnen, Aufträge und Fördergelder müssen nur gerecht verteilt werden. Wir kämpfen also für die
Gleichstellung im Filmbetrieb, das bedeutet ganz einfach:
50 Prozent Regieaufträge für Frauen und 50 Prozent der
öffentlichen Gelder. Wer einen Pfennig übrig hat und andere Filme sehen will, der spende!
Interview⁑ Juliane Rump
JR: Die Diskussion um eine verbindliche Frauenquote in Unternehmen schlägt immer wieder hohe Wellen und wird auch unter Frauen kontrovers diskutiert.
Warum denkst du ist eine Frauenquote nötig, und sind
die aktuellen Beschlüsse ausreichend?
IŠ: Immer wenn ein Gesetz zur Liberalisierung verabschiedet wurde, haben sicher die am lautesten lamentiert, die
zu den Privilegierten des Systems gehören. Aber zur Befreiung der Sklaven sagt doch auch heute keiner mehr,
dass es ein Fehler war. Was damals sicher anders war
und viele Menschen dachten, das sei der Untergang.
War es aber nicht. Und genauso wenig wird es eine Quote sein. Es ist einfach ein Instrument, das Gleichberechtigung voraussetzt. Sobald sich diese normalisiert, wird
unsere Gesellschaft authentisch und wahrhaftiger.
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Fotos⁑ Nadja Klier
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In unserer Porträt-Reihe stellen wir Freigeister und Macherinnen vor – spannende Frauen,
die uns faszinieren und inspirieren. Die die Welt aus neuen Perspektiven sehen und uns mit ihren
Visionen und Projekten begeistern. Die Großes leistet und spannende Geschichten zu erzählen
haben. Manche von den porträtierten Frauen sind prominent, andere agieren im Hintergrund.
Sie machen Politik oder Mode, schreiben Bücher oder Unternehmenskonzepte, sie sind in der
Kunstwelt zu Hause oder rufen soziale Projekte ins Leben, sie stellen Gegebenheiten infrage
und schaffen Platz für neue Gedanken.
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LIEBE & LEBEN
YOGA
The Purpose
of Your Life
LIEBE & LEBEN
Teil 1:
KOLUMNE
DIE LIBERTINE KONTAKTANZEIGE
sa, Marie, Anna,
Julia und immer wieder Isabell –
nn hat viele Namen
en
mich
naten
den
nlien–
haos.
rm
Tinder war
gestern.
Ich lasse mich eher selten auf so genannte Homopartys blicken – die
bessere Musik und die wilderen Feste gibt es woanders. Und auch heute landete ich in einem Club, dessen Gäste überwiegend der normativen sexuellen
Orientierung folgen. Eine Bekannte von mir hatte ein paar Freundinnen mitgebracht und ich fragte mich bald, ob auch Heterofrauen einen Gaydar besitzen.
Anders kann ich mir nicht erklären, warum ausgerechnet ich in den Fokus der
Damen rückte. Ganz besonders einer, die mich mit charmanter Aufmerksamkeit bedachte und mit Komplimenten überschüttete: „Du bist so unglaublich
hübsch, bist du ein Promi, du kommst mir so bekannt vor!“ Gekoppelt an eine
zugewandte Körperhaltung, die jede frauenliebende Frau schwach werden
lässt. Mich jedenfalls. Also kam es wie es kommen musste: Nicht weiter reden,
lieber knutschen. Irgendwann wurden wir in die Realität zweier knutschender
Frauen in einem Hetereoladen zurück geholt. Die Jungs fanden unseren Anblick ein bisschen zu reizvoll. Für meine „Hete“ gab es nur eine Lösung: zusammen nach Hause gehen. Ola! Wenn ich noch in der Lage gewesen wäre, mir
Gedanken zu machen, dann hätte ich versucht zu analysieren, ob man wirklich
hetero sein kann, wenn man eine Frau abschleppen will. Stattdessen klammerte ich mich einfach an meinen Grundsatz: nie am ersten Abend und ließ das
Fräulein alleine nach Hause gehen. Nicht ohne ihr fünfmal zu beteuern, dass
wir uns wirklich, wirklich wieder sehen werden.
Am nächsten Tag dann die Nachricht, sie erinnere nun, woher sie
mich kenne. Kein Promi, wir hätten mal auf Tinder gematcht. So viel zu der
Ergiebigkeit von Tinder.
Ein paar SMS später und eine Verabredung war angepeilt. Kurz vorher machte sich jedoch Wankelmut bei ihr breit, und das Treffen wurde wieder
abgesagt: Sie wisse nicht, ob es gut sei, wenn wir uns sehen, denn sie wisse erst
recht nicht, was das ist, mit ihr und den Frauen. Das alles in durchaus charmante Zeilen gepackt. Muss man immer alles wissen, um sich mit jemandem zu
treffen? Nein, muss man nicht. Also wurde ein neues Date vereinbart. Ich betone „Date“ – das nämlich stellte Mira sogleich klar, als wir uns gegenüber saßen:
„Mein erstes richtiges Date mit einer Frau!“ Bei ’nem Fass Pale Ale ging es hoch
und runter über Männer und Frauen, Anziehung, Verlieben, Just for fun und
Rollenbilder. Ich glaube, wer unserem Gespräch folgte, bekam eine Ahnung
davon, welch unterschiedliche Blickwinkel man auf Männer und Frauen haben
kann. Die neuen Erkenntnisse besiegelten wir mit einer schönen intensiven Abschiedsknutscherei, der wiederum die Frage an mich folgte: Wann sehen wir
uns wieder? Ich mache es kurz: Der Termin rückte näher, da erreichte mich die
zweifelnde Nachricht, ob es denn gut sei, wenn wir uns noch einmal träfen. Die
Anziehung wäre da, na klar, aber was das alles zu bedeuten hätte, das wüßte
sie nicht. Vielleicht sollten wir es sein lassen, bevor noch mehr passiert? Als ich
mich bei meiner besten Freundin über das Hin und Her ausließ entgegnete sie
nur trocken: „Genau, weil die Berliner Lesben ja so viel entscheidungsfreudiger
und gradliniger sind als deine so genannte Hete.“ Auch wieder wahr.
PS. Das dritte Treffen endete bei ihr zu Hause. Es gab eine kurze Liaison, die sich irgendwann unspektakulär von alleine auflöste.
Fazit: Die Definition „hetero“ befindet sich in Auflösung – zumindest
in deutschen Großstädten.
KAPITEL 2
zie-
52
DAV
INA
Davina hat die Schonfrist nach ihrer letzten Beziehung gut überstanden und hätte richtig große Lust,
sich wieder zu verlieben. Finden wir gut, denn wir sind
uns sicher, dass es hunderttausenden von anderen Frauen da draußen genauso geht und was kann es Schöneres
geben, als Liebeswillige zu vereinen. Wir wollen nicht um
den heißen Brei reden, denn eins ist klar: Davina ist so etwas wie ein Hauptgewinn – Rarität und Original in einem.
Wer kann heute schon noch behaupten: „Ick bin echte
Berlinerin!“ Aufgewachsen im rauen Marzahn, hat sie mit
ihren blutjungen 32 Jahren schon einiges erlebt und lässt
sich so einfach nicht die Butter vom Brot nehmen. Ja, das
könnt ihr ruhig wörtlich nehmen, denn auf ein „ich habe
zwar keinen Hunger, aber darf ich mal probieren“ und
ratzfatz ist der Teller leer, reagiert Davina äußerst empfindlich. Da hilft auch keine Wolke7.
Wer aber auf eine geteilte Pizza verzichten kann
und lieber gemeinsam verrückte Abende und rauschende
Feste erlebt, ist bei Davina genau richtig. Wir sagen nur:
„Daphne Jeht Steil“ – Davinas DJ-Name ist mehr als Pro-
Text⁑ Juliane Rump
GOOD TO KNOW:
die Aufgabe deines Lebens
befindet sich schon in der Ausführung. Vielleicht merkst du es
noch nicht, vielleicht vertraust
du noch nicht, vielleicht weißt du
es einfach noch nicht. Um den
Weg zu sehen und die einzelnen
Schritte bewusst zu erleben,
ist es hilfreich, dich erst einmal
selbst zu erkennen.
Sich selbst, oder besser das Selbst,
zu erkennen ist meiner Ansicht
nach etwas ganz anderes, als sich
selbst kennenzulernen. Letzteres
ist hilfreich, um gewisse Handlungen und einzigartige Charakterzüge zu studieren und zu tolerieren oder sich selbst besser zu
verstehen. Wenn du aber erante
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kennst, dass du ein Teil des
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großen Ganzen bist, mittendrin
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und durch und durch, dann
erkennst du dein wahres Selbst.
Hast du einmal mit jeder Faser
gramm. Ob alleine oder als Teil des Duos „Turbodisko3000“, die Berlinerin weiß, wie man eine
Party schmeißt
deines
Körpers verstanden, dass
und die Puppen zum Tanzen bringt. Dass sie auch in einer
jede Faser
Beziehung für die Abwesenheit von Langeweile
sorgt, ist deines Körpers aus
klar. Wer also auf kuschelige Pärchenabende auf der Couch
Materie besteht, aus lauter
aus ist, könnte von Davina an den Rand des Wahnsinns getrieben werden: Samstagabend zu Hause abhängen?
No way!aneinander gehängten
winzigen
Das heißt aber nicht, dass die Berlinerin nicht
die durch die Atmosphäauch entspannte Seiten hat. So wirdTeilchen,
das Wochenende ganz relaxt mir einem Familienritual eingeläutet: In
re tanzen, sich für den Moment
der neuen Wahlheimat – dem idyllischen Lichtenberger
Kaskel­Kiez – treffen sich die Damen festhalten
des Clans jeden und irgendwann
Freitag, um mit einen Cubra Libre in der Hand über das
loslassen,
Leben und die Liebe zu philosophieren.
Diese Tradition kannst du vielleicht
hat dem Familiengespann schon den Spitznamen „Culeichter
nachvollziehen, dass wir
ba-Gang“ eingebracht. (Neue weibliche
Gangmitglieder
werden übrigens gern gesehen.) Am Sonntag
mandas Universum zugleich
also sieht
auch
Davina meistens durch Friedrichshain flanieren oder über
Flohmärkte schlendern. Was sich bekanntlich
einer du ich bist und ich du.
sind.mit
Dass
charmanten Frau im Arm noch schöner gestaltet.
Yoga antwortet auf die Wer bin
ich-Frage mit „Du bist Alles“.
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Foto⁑ Rena Pix
Text⁑ Laura Hirsch
06
Individuelles Glück statt Selbstoptimierung – in zwei Teilen
nimmt uns unsere Autorin Laura Hirch mit auf ihre ganz
persönliche Reise zur inneren Freiheit und Selbstfindung.
ERKENNEN
Siehst du, wie sich durch den
Drang zur Verbindung mit dem Innen im
Außen wirklich vieles finden lässt, was
dir diese Verbindung vorgaukeln kann?
Siehst du, wie sich der Markt und die Gesellschaft ganz klar darüber bewusst sind,
dass sich aus deiner Suche ordentlich
Profit machen lässt, du verformbar wirst?
Siehst du, wie sie dich vermeintlich zu
unterstützen suchen, aber dich in Wahrheit immer weiter von dir wegbringen?
Letztendlich hilft dann noch dein Ego
dazu, dich vor der Verwandlung, der Verbindung mit dem Höheren zu bewahren.
Denn das würde ja bedeuten, dass sich
das Ego auflöst. Ja, du musst stark sein
und darfst dich nicht allzu sehr grämen,
wenn du doch wieder in eine Falle tappst.
Hab Geduld und Nachsicht mit dir. Den
Status quo zu akzeptieren und gut zu heißen, bringt eine ungeheure Freiheit. Du
bist jetzt ok, so wie du bist. Du bist jetzt
so, wie du sein sollst. Dich selbst oder
dein Selbst zu erkennen, heißt auch, dich
mit der Phase anzufreunden, in der du
eben gerade bist. Auch ein Diamant im
Schleifprozess ist im Kern ein Diamant.
Wer immer nur dem Ideal hinterher
rennt, vergisst sich in der Zwischenzeit.
Wie können wir denn überhaupt wissen,
was in der Zukunft gut für uns ist? Wenn
sich schon jeder Moment so schnell ändern kann, dann können wir auch gleich
einfach nur den Moment genießen. Ich
habe erlebt, dass mich die Zufriedenheit
mit dem Jetzt viel zufriedener macht als
die Illusion über eine Zufriedenheit in
der Zukunft. Vertraue darauf, dass be-
54
stimmte Situationen und Menschen in
dein Leben kommen, die deine Ausrichtung testen. Mich haben zum Beispiel
immer wieder Menschen angezogen,
deren Lebensstil meinem nicht wirklich
entsprochen hat. Ich meinte aber, dass
deren Lebensstil auch mir zu gefallen
hätte, weil er mir irgendwie normal erschien. Unnötig zu erwähnen, dass ich
nicht gerade glücklich war, mich nicht
vollends entfalten konnte und mich so
als ungenügend empfand. Seitdem ich
verstanden habe, dass ich nicht immer
gegen den Strom schwimmen muss, treten immer mehr Menschen in mein Leben, mit denen ich mich vollkommen
wohl fühle, die mich für meine Art feiern,
und mit denen ich wahre Freude empfinde. Du musst jetzt aber nicht gleich alle
Menschen absägen, mit denen du dich
nicht komplett wohl fühlst. Oft ist das
ja auch gar nicht möglich. Wie Personal
Trainer dir helfen können, deinen Körper zu stählen, kann dir ein Emotional
Trainer helfen, deinen Geist zu stärken.
Oder Seiten an dir zu entdecken, die du
noch nicht kanntest. Auch wenn du zu
dir stehen und dich ausleben möchtest,
ist das kein Freifahrtschein für ungehobeltes Benehmen. Als Yogis praktizieren
wir immer noch das Prinzip des ahimsa
(Abwesenheit von Gewalt), üben uns also
konstant im Mitgefühl und reflektieren
unsere Handlungen dahingehend, dass
sie unserer Erde und allen Mitgeschöpfen nicht schaden. Es gibt tausend Ausreden, sich vor sich selbst zu drücken und
lieber weiter zu jammern oder zu hoffen,
dass sich Probleme von alleine lösen.
Illustrationen⁑ Laura Breiling
Liebe und Beziehungen zwischen Frauen? Hierfür ist LIBERTINE
Expertin. Welche Hürden müssen Frauenpaare mit Kinderwunsch
nehmen? Was macht die Liebe haltbar? Ist Monogamie noch das einzig
richtige Beziehungsmodell?
Wir erzählen die persönlichen Liebesgeschichten von lesbischen
Frauen, sprechen mit Paartherapeuten über ewige Liebe und
thematisieren die Besonderheiten aber auch die Schwierigkeiten von
Frauen-Beziehungen. Die Familienplanung von zwei lesbischen Frauen
mit all ihren Herausforderungen Hindernissen findet dabei genauso
Raum wie die Anliegen lesbischer Single-Frauen.
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LIBERTINE-Leserinnen sind reflektiert, streben es an,
in Einklang mit sich und ihrem Körper zu sein. Kein Wunder, dass man
sie häufig auf der Yoga-Matte antrifft. LIBERTINE hat Yoga einen festen
Platz eingeräumt, spricht mit Gurus aus der Szene, zeigt Übungen für
Anfänger und Fortgeschrittene und lässt Yogis von ihren persönlichen
Erfahrungen erzählen.
KULTUR & FASHION
KAPITEL 3
CULTURE & FASHION
BILDERBUCHTANZ
IM
BANDBUS
Die weiblichste
BOY-Band aller Zeiten
ist wieder auf Tour.
Interview ⁑ Christiane Falk
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Fotos⁑ Debora Mittelstaedt
BOY
KULTUR &
FASHION
CULTURE & FASHION
VALESKA STEINER und SONJA GLASS haben das erreicht,
was man einen Traumstart in Sachen Bandkarriere nennt. Mit ihrem Debütalbum „MUTUAL FRIENDS“ gelang den
beiden nicht nur der TOP 10 Einstieg in die deutschen
Charts, sie feierten reihenweise international Erfolge.
Mehrere Tourneen durch die USA und Kanada liegen
hinter ihnen. Die japanischen Musikfans waren so begeistert, dass das Album auch dort auf Platz 4 einstieg und auch
in Europa kennt jeder Indiefan mehr als nur den großen
Hit „LITTLE NUMBERS“. Für den Nachfolger haben sie
sich Zeit gelassen, sind zurück nach Hamburg gekehrt
und dort nach neuer Inspiration gesucht. Wie sie die gefunden haben und zu was sie auf der momentanen Tour im
BANDBUS gerne nach den Konzerten TANZEN, haben
sie LIBERTINE Musikredakteurin Christiane Falk erzählt.
Wir haben uns mit PEPPER LEVAIN über ihre Arbeit, inspirierende
Begegnungen, Mainstream und Avantgarde und das Loslösen von
geschlechtsspezifischen Konventionen unterhalten.
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Interview⁑ Juliane Rump
07
TALENT
TRANSFORMATION und die AUFHEBUNG von geschlechtsspezifischen
Attributen, „QUEER UNDERGROUND NIGHTLIFE“ – das sind die Themen in
den fotografischen Arbeiten von Pepper Levain. Innerhalb eines Jahres hat
die 29-Jährige, die ursprünglich aus der PERFORMANCEKUNST kommt, ein
umfangreiches Repertoire an PORTRAITAUFNAHMEN erschaffen, das
sich von prominenten GLAMOUR-QUEENS, über TRANSSEXUELLE STRASSENPROSTITUIERTE in Hollywood bis hin zu TECHNORAVES in den Ruinen
Jerusalems erstreckt. Dabei suchte sie auch die Clubkids auf, welche bereits
in den späten 1980er Jahren relevante Figuren des Nachtlebens in Manhattan
und der Homosexuellenszene der USA darstellten. Von NEW YORK aus ging
die Reise weiter nach LOS ANGELES, JERUSALEM, BERLIN und LONDON.
Pepper fotografiert ausschließlich mit analogen Kameras; 35MM und POLAROID. Die Bilder sind durch die analoge Ästhetik und die chemisch bedingten Makel in den Polaroids zeitlich nicht zuzuordnen. Eine gewollte Wirkung,
denn so werden die Fotos oft für Bilder aus den 1970/80er Jahren stammend gehalten. Im Kontext erschließt sich jedoch, dass Underground und
alternative Lebensmodelle heute, ebenso wie „damals“ gelebt werden.
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Fotos⁑ Pepper Levain
In LIBERTINE wird Kultur großgeschrieben und in all ihren Facetten gezeigt.
Wir porträtieren Künstlerinnen, begleiten Musikerinnen und Filmemacherinnen, besuchen
Autorinnen und reden mit ihnen über Inspiration und Kreativität, aber auch über Schaffenskrisen
und Blockaden. Wir schauen Mode-Designerinnen über die Schulter, plaudern mit ihnen über
neue Trends und alte Stilikonen und präsentieren ihre aktuellen Kollektionen.
In Kooperation mit der Berliner unabhängigen Galerie Insitu präsentieren wir in jeder
Ausgabe die talentiertesten Nachwuchskünstlerinnen und innovativsten Kunstprojekte.
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SAN FRANCISCO
DER
Text⁑ Hanna Ender
102
1) Die Ikone: Golden Gate Bridge
2) San Francisco ist ohne Zweifel der liberalste Ort Amerikas und gilt als Tummelplatz
von Freigeistern und Lebenskünstlern: Mother Earth Wandbild im Mission District
Fotos⁑ Eva Napp
ziehen in die hippen Gegenden von San
Francisco und so erfährt u.a. der Mission
District den krassesten Wandel seit Jahrzehnten: Die Mieten sind hier teurer als
in Manhattan, New York City, und kleine
Läden müssen aufgrund von Mietsteigerung, Luxusrestaurants und hippen Bars
weichen. Und so wird auch die alternative Szene, darunter Lesben, Immigranten
und Künstler verdrängt. Prominentestes
Opfer dieser Super-Gentrifizierung ist
der Lexington Club, die einzige und letzte lesbische Bar in San Francisco. Ende
April wird der Club seine Pforten schließen. Die Eck-Kneipe an der 19. Straße
hat mit einem Billard-Tisch in der Mitte
einen derben Sport-Bar-Charakter, aber
irgendwie auch etwas Gemütliches: Die
weinroten Wände sind mit zahlreichen
Fotos geschmückt und erzählen viele Geschichten aus vergangenen Zeiten. Aus
den Boxen dröhnt TLC und Salt’n’Pepa.
Seit 1996 existiert die Bar, am 30. April
ist Schluss. Barkeeperin Chloe ist hier
um die Ecke aufgewachsen und quasi
mit der Lexington Bar groß geworden,
für sie war es eine Art Wohnzimmer.
„Seit drei Jahren haben sie uns kontinuierlich die Miete erhöht“, erzählt mir die
27jährige, „irgendwann konnten wir die
Miete nicht mehr berappen.“ Sie verzieht
den Mund und zuckt mit den Schultern.
Die Stimmung in der Bar ist dementsprechend gedrückt. Ein paar junge lesbische Kanadierinnen, die in San Fran
zu Besuch sind, nippen gelangweilt an
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Ein Roadtrip auf den Spuren von Jah:
von Kingston zur Nordküste nach
Runaway Bay
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GAY−
METROPOLE
und bekannteste Schwulen- und Lesbenviertel in den USA. Für erzkonservative Amerikaner und die religiöse Rechte
muss der Castro District wahrscheinlich
so etwas wie Hölle auf Erden sein: An
fast jedem Gebäude hängt eine Regenbogenfahne, in den Cafés sitzen Männer
eng umschlungen, oder flanieren Arm in
Arm durch die Straßen oder über die Zebrastreifen – und selbst die sind im Castro District nicht weiß gestreift, sondern
in Regenbogen-Farben! Und wenn man
durch „The Castro“ spaziert, kann es
schon mal passieren, dass einem wie mir
ein Nudist nur mit einer Socke über’m
Penis entgegen stolziert: Nackt sein
ist hier per Gesetz erlaubt, solange das
Gemächt bedeckt ist. „The Castro“ ist
super schwul und „The Castro“ ist sehr
männlich geprägt. Als Frau ist man hier
zwar eindeutig in der Minderheit, das
heißt aber nicht, dass San Fransisco keine schillernde Frauenszene zu bieten hat.
Die lesbische Community ist
seit den 1970er Jahren im Mission District
zu Hause, rund um die Valencia Avenue,
ein ehemals buntes Arbeiter-Viertel,
mit vielen mexikanischen Einwanderern, Obdachlosen und schrägen Vögeln.
Aber genau dieses Viertel erlebt zurzeit
eine extreme Gentrifikation, aufgrund
des IT Booms in Silicon Valley. Die jungen Facebook- und Google-Mitarbeiter
haben keine Lust in den öden Vororten
wie Mountain View oder Palo Alto zu
wohnen, wo ihre Arbeitgeber sitzen. Sie
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08
WOR LD WI DE & U R BAN LIVI NG
98 Sun is
Shining: Jamaika
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1
If you’re going to San Francisco,
be sure you have an open mind: San Francisco ist zweifelsfrei der liberalste Ort
Amerikas. Nahezu jede Art zu leben wird
hier toleriert. Dadurch wurde „San Fran“
ein Sammelbecken für Lebenskünstler,
Homosexuelle und eigentlich jeden, der
im eher konservativen Amerika auf Intoleranz stößt.
Nackte Demonstranten auf
Fahrrädern, alte Hippies in Blumenkleidern, verrückte Stadtbewohner mit bunt
besprayten Hunden oder Papageien auf
dem Kopf und ganz Ausgeflippte, die
samt einem Lampenschirm auf dem
Kopf mitten auf der Straßenkreuzung
stehen und unverständliches Zeug
schreien – In San Francisco, der wohl
unamerikanischsten Stadt Amerikas, ist
das vielerorts Realität. Für die diversesten Überzeugungen und Lebensweisen
gibt es eine große Toleranz und alle Kulturen leben ganz friedlich auf 120 Quadratkilometern miteinander.
San Francisco hat eine faszinierende Mischung an unterschiedlichen
Kulturen, aber keine hat das Gesicht der
Stadt so geprägt, wie die schwul-lesbische Gemeinde der Stadt, die inzwischen fast 20 % der Stadtbevölkerung
ausmacht. „Gay Bay Frisco“ hat mit
etwa 100.000 von etwa 800.000 Einwohnern die höchste Quote von allen großen
Städten Amerikas, und wahrscheinlich
der ganzen Welt. Der Bezirk Castro war
das erste und ist bis heute das größte
KAPITE L 5
ng
KAPITEL 4
DIE WEIBLICHSTEN
SEITEN
Um den CHARAKTER der Stadt zu verstehen, muss man einen Blick auf ihre
Geschichte werfen: als 1848 das GOLD gefunden wurde, startete eine der
größten VÖLKERWANDERUNGEN der Menschheitsgeschichte. Innerhalb
eines Jahrzehnts wuchs die Stadt von einem 500- Seelen-Dorf zu einer
METROPOLE mit über 50 000 Einwohnern heran. Bis heute reißt der Zulauf
nicht ab: Internethelden, Kreative und Spirituelle, Homo- und Transsexuelle
kommen nach SAN FRANCISCO, um hier das auszuleben, was in anderen
Teilen Amerikas auf Ablehnung stößt. Die Region um SAN FRANCISCO,
die sogenannte BAY AREA, war immer schon ein Ort der Extremen: sie hat
die großen Erdbeben von 1906 und 1989 überstanden, war 1945 Gründungsort der Vereinten Nationen und Geburtsort der Hippies.
vi
WIDE WORLD & URBAN LIVING
Wid
WEITE WELT & URBAN LIVING
WEITE WELT &
URBAN LIVING
Wo finden sich die schönsten Weingüter Süd-Frankreichs?
Wie gibt es auf Jamaika zu entdecken und wie leben lesbischen Frauen dort?
Im LIBERTINE Magazin werden sowohl idyllische Landstriche ausfindig
gemacht und exotische Reiseziele vorgestellt als auch aufregende Städte auf ihre
Frauen- und Gay-freundlichkeit unter die Lupe genommen. Dabei schauen wir
auch immer auf die Geschichte und Prägung der Regionen und Städte und suchen
den Kontakt zu Einheimischen, die wir in unsere Beiträge einbinden.
Darüber hinaus begleiten wir in jeder Ausgabe eine DJ zu ihrem Gig und zeigen
mit einer rouhgen Fotodoku ihren persönlichen Blick auf die Stadt und ihren Arbeitsalltag.
102 Die
weiblichsten
Seiten der
Gay-Metropole:
San Francisco
Unterwegs in der liberalsten
Stadt Amerikas
108 Auf
Streifzug…
mit LOKIER
... durch Hamburg − eine urbane
Tour der besonderen Art
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ONLINE
ONLINE
WWW.LIBERTINE-MAG.COM
09
Auf der Website www.libertine-mag.com werden nicht nur Inhalte aus dem Printheft
aufgegriffen und weiterentwickelt, sondern auch exklusive Online-Beiträge aus den
LIBERTINE-typischen Themen Gesellschaft, Musik, Kunst, Mode und Reise vorgestellt.
So werden sind hier aktuelle Veranstaltungshinweise zu finden, verschiedene Kolumnen,
eine vegane Kochreihe und Video-Interviews mit Musikerinnen.
Auch auf den Social-Media-Plattformen Facebook, Twitter und Instagram ist
LIBERTINE gut aufgestellt und regt über diese Kanäle Diskussionen an und präsentiert
seinen Leserinnen täglich spannende Posts und sorgfältig ausgesuchte, qualitativ
hochwertige Bilder und Filme.
UNSERE LESERINNEN
LESERINNEN
WISSENSWERTES ÜBER FRAUENLIEBENDE FRAUEN
IN DEUTSCHLAND:
- rund 2 Millionen lesbischen Frauen leben in Deutschland
10
LIBERTINE Leserinnen lassen sich in keine Schublade
stecken. Sie können politisch und feministisch aktiv sein und sich
trotzdem für Mode interessieren, sie sind in der weiten Welt unterwegs und gleichzeitig Heimat verbunden, sie sind auf der Yogamatte und auf den angesagtesten Partys anzutreffen. Sie lieben
Frauen – ob in einer lesbischen Beziehung oder einfach als Fan
von spannenden, inspirierenden anderen Frauen. Sie sind offen
für andere Lebensentwürfe und stellen Gegebenheiten infrage. Sie
wollen sich weiter entwickeln, neues entdecken und sich vernetzen.
Sie mögen, dass LIBERTINE eine klare Haltung hat und spannende Protagonistinnen vorstellt, die man in keinem anderen Magazin
findet. Sie mögen den weiblichen und unverfälschten Blick von
LIBERTINE auf relevante Geschichten und Persönlichkeiten.
- 60% der Akademikerinnen hierzulande fühlten sich schon
einmal zu einer Frau hingezogen
- sie verfügen über ein durchschnittlich 9% höheres
Einkommen als Heterofrauen
- Produkte von Unternehmen, die als “homo-freundlich”
gelten, werden von frauenliebenden Frauen bevorzugt gekauft
- Homosexuelle Frauen gelten als ganz besonders reisefreudig
und fahren durchschnittlich 5,3 mal im Jahr in die Ferien
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VERLAG & ANSPRECHPARTNER
LIBERTINE MAGAZIN
Waldstraße 37
10551 Berlin
030 / 255 81 977
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CHEFREDAKTEURIN
Juliane Rump
juliane.rump@libertine-mag.com
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EUROPRINT MEDIEN GMBH
Gustav-Holzmann-Straße 6
10317 Berlin
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Bogen-Offsetdruck,
gestrichenes Papier
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BIC: PBNKDEFF
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ART DIREKTION, LAYOUT
UND BILDREDAKTION
ERSCHEINUNGSWEISE
Studio YUKIKO
(Michelle Phillips
& Johannes Conrad)
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4 x im Jahr
ZEITSCHRIFTENFORMAT
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VERTRIEB
BPV MEDIEN VERTRIEB
GMBH & CO. KG
UMFANG
Römerstraße 90
79618 Rheinfelden
S 07623 / 964 267
S 07623 / 964 259
www.bpv-medien.de
ZAHLUNGSBEDINGUNGEN
120 Seiten
Bei Vorkasse gewähren wir 2 %
Skonto. Zahlungen innerhalb von
30 Tagen, netto Kasse.
PREISE
12
Alle in dieser Liste aufgeführten
Preise verstehen sich zuzüglich der
geltenden Mehrwertsteuer.
AGB
Unsere allgemeinen
Geschäftsbedingungen
finden Sie unter:
www.officeformedia.de/agb
Gerichtsstand ist Hamburg
ERSCHEINUNGSTERMINE
AUSGABE: 01/2016
ANZEIGENSCHLUSS: 05.04.2016
ERSTVERKAUFSTAG: 04.05.2016
AUSGABE: 02/2016
ANZEIGENSCHLUSS: 01.07.2016
ERSTVERKAUFSTAG: 03.08.2016
AUSGABE: 03/2016
ANZEIGENSCHLUSS: 04.10.2016
ERSTVERKAUFSTAG: 02.11.2016
UNSER TEAM
So vielseitig unsere Leserinnen sind, so bunt ist auch unser Team, das den
freien LIBERTINE-Geist widerspiegelt: frauenliebende Frauen, männerliebende
Männer, männerliebende Frauen, frauenliebende Männer. Sie vereint die
Begeisterung an faszinierenden Frauen, das Interesse und die Offenheit für
unterschiedliche Lebensstile, die Leitgedanken von LIBERTINE und die Vision,
ein Magazin zu realisieren, das eingefahrene Kategorien aufbricht.
J U LIAN E R U M P
UNSER
TEAM
H E RAUSG E B E N DE
CH E FR E DAKTE U R I N
13
In der Medienstadt Hamburg aufgewachsen, habe ich schon früh meine Leidenschaft für
journalistisches Schreiben entdeckt. So startete ich meine berufliche Karriere vor über 15 Jahren und
war für Gruner + Jahr, Springer Science, dem Jahreszeiten Verlag und dem HSI Verlag tätig. Einen
besonderen Zugang zu den Leserinnen von LIBERTINE verschafft mir meine eigene Homosexualität
und meine Arbeit als Redakteurin für diese Zielgruppe. Als Autorin des überregionalen Stadtmagazin
PRINZ habe ich über viele Jahre die Gay-Seiten betreut und für den Verlag am Schulterblatt das
lesbisch-schwule Magazin YAG von der ersten Stunde an mitentwickelt. Ich verfüge über ein großes
Netzwerk sowohl innerhalb der Community als auch in der Medienwelt und habe ein gutes Gespür
dafür, was [frauenliebende] Frauen redaktionell und gestalterisch anspricht.
UNSER TEAM
STU DIO Y U K I K O
ART DI R ECTION U N D
B I LDR E DAKTION
ART
DIRECTION
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Studio Y U K I K O – das sind Michelle Phillips und Johannes Conrad.
Als Grafik Designer, Art Directoren, Fotografen und Filmemacher arbeiten
sie eng mit Künstlern zusammen. Zu ihren Auftraggebern gehören bspw. Matt
Lambert und 2raumwohnung. Ihre Arbeit wurde beim ADC, TDC, D&AD und
den Leadawards ausgezeichnet.
UNSER TEAM
REDAKTION
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HAN NA
E N DE R
CH R ISTIAN E
FALK
hannaender.com
twitter.com/christianefalk
Hanna Ender ist ein journalistisches
Multitalent: Ob Hörfunk, Print oder TV – die
Berlinerin kann jedes Format bedienen. Dabei reicht ihr Themenspektrum von Politik
über Kultur bis hin zu Reisereportagen. Als
Korrespondentin lebt und arbeitet sie regelmäßig in Los Angeles. Für die erste LIBERTINE-Ausgabe hat sie sich u.a. in San Francisco umgeschaut und hat eine umfangreiche
Reportage über die schillernde Gay-Metropole geschrieben.
Christiane Falk Christiane Falk arbeitet
seit 18 Jahren als Radiomoderatorin für den
SWR und den WDR und steht für Sendungen
abseits des Mainstreams. Wenn die Musikexpertin nicht grade Bands interviewt, ist sie als DJ in
der deutschen Clublandschaft unterwegs oder
reist um die Welt und verfasst Reiseberichte für
diverse Zeitungen. Und weil man auf Reisen
auch immer Essen muss, hat die Redakteurin
bereits drei Restaurantführer geschrieben.
UNSER TEAM
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LAU RA
H I RCH
DOROTH E E
VON WI N N I NG
shantiphant.com
blaenkminds.com
Laura Hirch wird das Libertine Magazin
direkt aus Los Angeles mit spannenden Beiträge rund um das Thema Yoga bereichern. Sie
hat jahrelang für das Yoga Journal Germany gearbeitet und 2014 das SHANTIPHANT Project
initiiert, eine filmische Kurzfilm-Porträtreihe
über inspirierende Frauen und deren Transformation durch Spiritualität. Als AUTUMN AUM
fotografiert, illustriert und poetisiert sie ihre
Form von Illusion.
Dorothee von Winning hat ihre Faible
für Mode und Kunst zum Beruf gemacht und
widmet sich diesen Bereichen auf vielfältige
Weise. So ist die Berlinerin einerseits für ARTE
und den Norddeutschen Rundfunk als Kulturredakteurin tätig, andererseits schreibt sie für
den Modeblog Dit is Fashion. Mit ihrem eigenen Projekt BLÆNK MINDS bringt sie Mode
und Kunst zusammen und kreiert aufwendige
Videoperformances, die unter anderem auf
der Fashion Week Berlin gezeigt werden. Für
LIBERTINE porträtiert sie außergewöhnliche
Künstlerinnen und Modedesignerinnen.
UNSER TEAM
Neben unseren festen freien
Redaktionsteam arbeiten wir mit
einer Vielzahl von qualifizierten
Autorinnen zusammen wie
beispielsweise MAGDALENA HAUPT,
DIANA KINNERT, KATHARINA
PFANNKUCH, JULIA SCHÖNSTÄDT
sowie den Fotografinnen und
Fotografen RAMON HAINDL,
SEBASTIAN HENKEL, NADJA KLIER,
KATJA RUGE, LINN SCHRÖDER uvm.
S I NA
SCH E R E R
FR I E DE R ICKE
G UG G OLZ
omjoy.de
media-transform.de
Sina Scherer kann auf eine lange journalistische Laufbahn zurück blicken und war
neun Jahre lang für die Axel Springer Mediahouse GmbH als feste Redakteurin und
Ressortleiterin tätig. Zusammen mit ihrer
Lebensgefährtin Cheri Ilsen und zwei weitere
Mitstreiterinnen hat sie kürzlich OMjoy PR
gegründet, eine Agentur, die sich auf Start Ups
der Nachhaltigkeitsbranche spezialisiert hat.
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Friedericke Guggolz Seit Friedericke
Guggolz denken kann, gehört ihr Herz der Musik. Dieser Liebe folgend, arbeitet sie seit über
10 Jahren als Musikredakteurin und DJ – unter
anderen auf ihrer eigenen queeren Partyreihe
Mis-Shapes in Hamburg.
UNSER TEAM
MARKETING
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LU KAS
ADDA
ROB E RT
SCH MALE
S I LKE
Z E N KE R
thedigitalguide.net
robertschmale.com
dksn.com
Facebook, Twitter, Google, Instragram,
Tumblr – wenn es um Social Media geht, ist
Lukas Adda zur Stelle. Er unterstützt und
berät Agenturen und Unternehmen in strategischer Konzeption von innovativen und
digitalen Kommunikationslösungen. Als Teil
des LIBERTINE-Teams sorgt der Hamburger
dafür, dass LIBERTINE nicht nur im Printbereich ein Erfolg wird, sondern sich auch digital
blicken lassen kann.
Als PR- und Marketingspezialist entwickelt
Robert Schmale für namhafte Unternehmen und
Marken Kampagnen und Kommunikationsstrategien. Seinem Background aus Werbung, Redaktion und PR nutzt er aktuell für die erfolgreiche
Markteinführung von LIBERTINE und für die
Entwicklung kreativer Werbemaßnahmen. Darüber hinaus ist er der Ansprechpartner für redaktionelle Kooperationen.
Marketingkommunikation, insbesondere
Below The Line Aktivitäten, ist Silke Zenkers
Steckenpferd. Mit ihren Ideen, innovativen
Strategien und nicht zuletzt ihrem riesigen
Netzwerk unterstützt sie das LIBERTINE
Team bei Werbemaßnahmen aller Art.