Erdbeben – Österreich und weltweit
Transcription
Erdbeben – Österreich und weltweit
Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Erdbeben – Österreich und weltweit Univ.-Doz.Dr. Wolfgang Lenhardt Abteilung Geophysik wolfgang.lenhardt@zamg.ac.at Wodurch kommen Erdbeben zustande? 27.04.2012 Folie 2 Erdbeben entstehen durch Verschiebungen in der Erdkruste. Im Alpenraum ist die Ursache das Zusammenpressen der Erdkruste durch die beiden Platten von Europa und Afrika. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Ursache: Plattentektonik 27.04.2012 Folie 3 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Vorgang 27.04.2012 Folie 4 Epizentrum Epizentralintensität Lokale Intensität Größter Schaden Oberfläche Epizentralentfernung Herdtiefe Herdfläche Hypozentrum Magnitude = Logarithmisches Maß der am Hypozentrum freigesetzten Energie Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Historische Erdbebenforschung 27.04.2012 Folie 5 Vergangene Erdbeben sind nur durch aufwändige Studien zu interpretieren. Diese Information ist für die richtige Einschätzung der tatsächlichen Erdbebengefahr wichtig. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Was bedeutet Messbarkeit? 27.04.2012 Folie 6 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Seismisches Messnetz 27.04.2012 Folie 7 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Messstation 27.04.2012 Folie 8 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Beispiele von Beobachtungsstationen 27.04.2012 Folie 9 KBA Kölnbreinsperre ABTA Abfalterbac h MYKA Terry Mystica OBKA Hochobir Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Strong-Motion Station 27.04.2012 Folie 10 Strong-Motion Sensor FBA-23 Datenaufzeichnung und Weiterleitung zum Erdbebendienst Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Die stärksten Erdbeben in Österreich 27.04.2012 Folie 11 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1590 - Tullner Feld 27.04.2012 Folie 12 Dienstag, 15. September 1590, gegen Mitternacht, I0 = 9? Der mögliche Schaden würde laut Schätzungen der Versicherungen von 10 Milliarden EURO betragen. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1670 – Hall in Tirol 27.04.2012 Folie 13 Sonntag, 17. Juli 1670, gegen 2h15 , I0 = 8 Menschen flüchten aus den einstürzenden Gebäuden Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1794 - Leoben 27.04.2012 Folie 14 Montag, 6. Februar 1794, 13h18, I0 = 7 - 8 Innerhalb der ehemaligen Stadtmauer von Leoben wiesen anlässlich des Erdbebens im Jahre 1794 die Häuser folgende Schäden auf: • 8% leichte Schäden • 78% mittlere Gebäudeschäden • 4% schwere Gebäudeschäden Durch das Erdbeben entstand der sogenannte „Schwammerlturm“. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1927 – Schwadorf/NÖ 27.04.2012 Folie 15 Samstag, 8. Oktober 1927, 20h49, I0 = 8 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1972 – Seebenstein/NÖ 27.04.2012 Folie 16 Sonntag, 16. April 1972, 11h10, I0 = 7 Seebenstein: Kirche schwere Schäden Wiener Neustadt: Straße stundenlang gesperrt Wien: Über 800 Feuerwehreinsätze, Kaminabstürze, Balustrade der Universität stürzt ab Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1976 - Friaul 27.04.2012 Folie 17 I0 = 9-10 Gleich zwei Erdbeben erschütterten die Provinz Friaul im Jahr 1976, am 6.Mai und am 15. September. Todesopfer:ca. 1000 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 1976 - Friaul 27.04.2012 Folie 18 6° 7° Gelb = leichte Gebäudeschäden Violett = stärkere Gebäudeschäden Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Gefühlte Erdbeben seit 1900 27.04.2012 Folie 19 Über 2000 tektonische Erdbeben wurden in Österreich seit 1900 verspürt. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Nutzen: Erdbebengefährdungskarte 27.04.2012 Folie 20 ÖNORM EN 1998-1 Neue Version: Wiederkehrperiode 475 Jahre, siehe auch www.oge.or.at Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Häufigkeiten 27.04.2012 Folie 21 Intensität Zeitspanne Auswirkung I=3 I=4 I=5 I=6 I=7 9 Tage 1 Monat 6 Monate 2-3 Jahre 30 Jahre gefühlt deutlich stark gefühlt leichte Gebäudeschäden größere Gebäudeschäden Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Andere seismische Ereignisse 27.04.2012 Folie 22 Lassing 1. Bergbau 2. Hangbewegungen 3. Felsstürze 4. Brückeneinstürze 5. Sprengungen, ... können erdbebenähnliche Erschütterungen erzeugen. Reichsbrücke 1.August 1976 Registrierung auf der Hohen Warte Eiblschrof‘n Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Felssturz am Einserkofel 27.04.2012 Folie 23 Datum 12.10.2007 Ort: Einserkofel (2698 m) bei Brixen Geogr. Länge: 46,70° Geogr. Breite: 12,32° Ortszeit: 09:39 MESZ Weltzeit: 07:39 UTC Photo: Dr. Jürgen Leikert http://www.stol.it/nachrichten/img_gallery.asp?m=3&GalleryId=1700 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Felssturz am Einserkofel 27.04.2012 Folie 24 Blaue Dreiecke = Erdbebenstationen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Kann ein fernes Erdbeben auch in Österreich registriert werden? 27.04.2012 Folie 25 Ja, es hängt nur von der Magnitude und von der Entfernung vom Erdbeben ab! Je weiter weg, desto weniger Erdbeben können registriert werden. Weltweit kann der Österreichische Erdbebendienst ab Magnitude 5,2 alle Erdbeben aufzeichnen. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Bebenerfassung (2011) 27.04.2012 Folie 26 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Erdbeben in Tohoku/Japan 2011 27.04.2012 Folie 27 11.März 2011 Japan Mw 9,0, Seismogramm am Conrad Observatorium Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Erdbeben in Tohoku/Japan - Folgewirkungen 27.04.2012 Folie 28 11.März 2011 Japan Mw 9,0 Hangrutschungen Tsunami Feuer Atomare Strahlenbelastung Fotoquelle: http://de.wikipedia.org/ Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Erdbeben in Tohoku/Japan 27.04.2012 Folie 29 Fotoquelle: http://de.wikipedia.org/ Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Erdbeben in Tohoku/Japan 27.04.2012 Folie 30 Fotoquelle: http://de.wikipedia.org/ Der mehr als 9000 km entfernte Österreichische Erdbebendienst ist in der Lage, japanische Erdbeben ab einer Magnitude von 4,5 zu registrieren, abhängig von der vorherrschenden Bodenunruhe. Erst Erdbeben mit Magnituden größer 5,2 werden vollständig erfasst. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Tsunami – Tohoku/Japan 27.04.2012 Folie 31 11.März 2011 Japan Mw 9,0 7,5 Stunden später in Hawaii Wann ist eine TsunamiWarnung nicht möglich? Welche Probleme gibt es damit? Fotoquelle: http://de.wikipedia.org/ Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Sumatra – 26. Dezember 2004 27.04.2012 Folie 32 P S R Herdzeit: 26.12.2004 00:58:53 UTC Magnitude: 9.0 Über 280.000 Todesopfer, hauptsächlich durch Tsunami Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Tsunami - Sumatra 2004 27.04.2012 Folie 33 Zahlenangaben in Stunden nach der Auslösung des Tsunami Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Tsunami in Japan - Ursache 27.04.2012 Folie 34 Fotoquelle: http://de.wikipedia.org/ Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Geophysikalisches Umfeld 27.04.2012 Folie 35 Wie schnell verändert sich das geophysikalische Umfeld? Magnetik 1mal am Tag von Maximum zu Maximum (Sonnenwind), sonst alle 11 Jahre, 4.5‘/a Gravimetrie 2mal am Tag von Maximum zu Maximum (Gezeiten) Induzierte Beben Sekunden (Gebirgsschlag) – Jahre (Kriechen, Hangbewegungen) Tektonik cm/Jahr (Plattenbewegung), m/Sekunde (Erdbeben ) Wetter 1-10 km/Stunde Wettervorhersage Ausbreitungsmodell Erdbebenvorhersage Ursachenmodell Zukunft: 1. 2. 3. GPS-basierende Vermessungen Interferenzaufnahmen Geomechanische Modelle Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Besonderes Tierverhalten – nicht wirklich! 27.04.2012 Folie 36 38 26 Conclusio: So enttäuschend es klingend mag, aber anomales Tierverhalten deutet nicht auf ein bevorstehendes Erdbeben hin. 21 15 6 21 12 21 9 16 13 14 Aus Murck et al.1997. Dangerous Earth – An Introduction to Geological Hazards. Basierend auf Berichten von 36 weltweiten starken Erdbeben. Anzahl in Klammer. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Mögliche Vorhersage 27.04.2012 Folie 37 Praktikable Vorhersage da, abhängig von Prozessgeschwindigkeit 1. 2. 3. 4. Erdbeben – Ursache: bis 100e von Jahren, Aufbau von Spannungen in der Erdkruste, probabilistisch, genauer Zeitpunkt nicht möglich, Ort und Magnitude schon Erdbeben – Auswirkungen: Minuten-Stunden nach Beben Wetter/Stürme – Tage vor eintreffen Vulkane – Monate bis Tage vor eintreffen Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik CTBTO – Atomteststopp-Kontrolle 27.04.2012 Folie 38 Die ZAMG ist das nationale Datenzentrum für die Belange der CTBTO. Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik http://geoweb.zamg.ac.at 27.04.2012 Folie 39 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Eine Bitte! 27.04.2012 Folie 40 Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik sammelt alle Berichte über die Auswirkungen von Erdbeben in Österreich. Senden Sie uns bitte Ihren Bericht über unsere Internetseite www.zamg.ac.at/bebenmeldung Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Eine Bitte! 27.04.2012 Folie 41 Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik Weitere Erdbebeninformation 27.04.2012 Folie 42 Internet www.zamg.ac.at > Erdbeben www.zamg.ac.at/HistSeism www.zamg.ac.at/bebenmeldung Literatur Erdbeben in Österreich Autoren: Hammerl & Lenhardt, erschienen im Leykam Verlag, 1997 Forschungsheft für Kinder und Jugendliche Siehe www.zamg.ac.at Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik 27.04.2012 Folie 43 Danke für Ihre Aufmerksamkeit! www.zamg.ac.at Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik