Alles fließt zurück

Transcription

Alles fließt zurück
Ausgabe 2
Jahrgang 9
Sommer 2006
„Der Musiker des 21. Jahrhunderts
braucht kein Trauma zur Inspiration.“
Die japanische Journalistin Yo Nakagawa in ihrem
Porträt von Till Brönner auf Seite 7.
Aktuelle News, Tourdaten und Neuerscheinungen
jeden Freitag neu unter http://www.jazzecho.de
world’s best-sounding newspaper
Intro
Classics
Details
Porträt
Mix
Stärker
als Wut
Zwischen
den Stilen
Was Vernünftiges
aufnehmen
Impulsive
Hausgötter
Großes
Kleines
Musik aus der
Tiefe des Ozeans
Moll ist das
neue Dur
Dribbeln um
den Zuckerhut
Die Sängerin
Noa wuchs in
Amerika auf und
zog nach einer
Identitätskrise mit
17 zurück nach
Israel. Das war
vor 20 Jahren.
Was danach
geschah, lesen
Sie auf Seite 2.
Der Trompeter Roy Hargrove hat
sieben Jahre lang kein Album
unter eigenem Namen veröffentlicht. Jetzt ist es endlich so weit
– und er legt gleich noch eins
drauf: Mit seiner Band The RH
Factor hat er ein weiteres Album
aufgenommen. Dieses, sowie
interessante Neuerscheinungen
von Makoto Ozone und vielen
anderen ab Seite 2.
Klaus Doldinger wird 70, und
im JazzEcho erinnert sich sein
Entdecker, Freund und Produzent
Siggi Loch exklusiv an die gemeinsame Zeit: Wie die Plattenfirma sich
nicht für den Amateur Doldinger
interessierte, wie er erst einmal
Bossa Nova aufnehmen sollte, wie
Loch ihn mit Zoot Sims überreden
musste und wie dann doch alles
anders kam. Auf Seite 4.
Fünfzehn Jahre lang, von 1961 bis
1976, war das Jazzlabel Impulse
das Jazzlabel schlechthin. Und
auch heute noch klingt das Echo
dieser Jahre nach. Ein neues Buch,
eine dazugehörige CD-Box sowie
10 einzelne CDs dokumentieren
die Jahre, in denen Musiker wie
John Coltrane das Label zu dem
machten, was es war und noch ist.
Die ganze Geschichte auf Seite 4.
In der Heftmitte:
Die wichtigsten Nebensachen
der Welt. Alle Musiker, alle
Gastmusiker, alle Tracks und
Instrumente aller vorgestellten
Titel (und noch einige mehr).
Damit Sie hinterher nicht sagen
können, Sie hätten nicht gewusst,
wer auf Track 7 die Cuíca spielt.
Diesmal finden Sie die Details
schon auf Seite 5 und 6.
Till Brönner ist
ein Weltstar, der
auch bei kühl
reflektierenden
Journalisten das
Blut in Wallung
bringt, wie
das Porträt der
Japanerin Yo
Nakagawa auf
Seite 7 zeigt.
Vor wenigen Jahren noch war
Gonzales der Präsident des Berliner Undergrounds (den Titel hatte
er Alec Empire von Atari Teenage
Riot abgejagt). Jetzt hat er sich
neu erfunden und präsentiert sich
als feinsinniger, wenn auch exzentrischer Pianist, der es schafft, aus
verschiedenen Akkorden verschiedene politische Botschaften herauszukitzeln. Auf Seite 8.
Odds and Ends, wie wir auf International sagen, auf der letzten
Seite. Mit Tourtipps, einer WMCompilation aus Brasilien und
vielem mehr. Auf Seite 8.
Noa
Till Brönner
Alles fließt
zurück
Mit „The River In Reverse“ liefern Allen Toussaint und
Elvis Costello ihr Statement zur Überschwemmung in New
Orleans. Exklusiv für JazzEcho schreibt Produzent Joe Henry
über die Zusammenarbeit der ungleichen Giganten.
Persönlichkeiten mit Sichtweisen: Elvis Costello, britischer Post-Punk-Poet und Allen Toussaint, der vielleicht einflussreichste amerikanische Musiker im Hintergrund
Seit den 50ern veredelt der Pianist,
Sänger und Komponist Allen Toussaint auch als Produzent die Hits seiner Heimat. Von Lee Dorseys „Working In The Coal Mine“ bis zu Labelles
„Lady Marmalade“ und Alben von
Dr. John, Paul McCartney oder Paul
Simon reichen seine Erfolge. Elvis
Costello, den Ex-New-Wave-Star, der
zuletzt auch mit Gattin Diana Krall
und Ikonen wie Burt Bacharach zu
hören war, produzierte er erstmals
1983. Nach dem Katrina-Desaster beschlossen Costello und Toussaint, ihre Wut und Trauer in Musik abzuleiten: Jetzt vereinen die mitreißenden
Bluesrocksoulgrooves von „The River
In Reverse“ die charakteristischen
Sounds der beiden Stars. Produziert
hat das Album das Multitalent Joe
Henry (siehe Kasten), der exklusiv
das Projekt von innen beschreibt:
Jede Platte sollte ihre eigene Persönlichkeit und Sichtweise haben. Unabhängig
davon, was vorher kam – besonders vom
selben Künstler. Wie ein Film muss sie eine Geschichte erzählen, in ganzen Sätzen.
Und obwohl sie sich sicherlich auf die Geschichte des Künstlers bezieht, sollte sie
sich (in einer perfekten Welt) frei davon
machen. Außerdem sollte sie authentisch
klingen und einen Bezug zur bisherigen
Karriere schaffen. Es wäre unaufrichtig,
einen Künstler in eine unnatürliche Umgebung zu packen, nur um etwa zeitgemäßer zu erscheinen. Einfache Regeln,
die aber zur Zwickmühle werden können,
wenn man ein Album produziert, auf dem
zwei so unterschiedliche Individualisten
wie Allen Toussaint und Elvis Costello gemeinsam Musik machen. Wie können sich
gleichzeitig beide Künstler treu bleiben
und das Ergebnis merklich unabhängig?
Im Studio war uns allen bewusst, dass
„The River In Reverse“ sowohl einzigartig
als auch authentisch im Bezug auf Elvis’
und Allens musikalische Stimmen klingen
musste. In den Wochen zuvor haben wir
oft und offen darüber geredet. Sicher, es
mag keine offensichtliche Kombination
sein, aber sie funktioniert, weil sich beide Künstler für die Songs und das Projekt
eingesetzt haben, anstatt auf ihren Status
zu pochen. Elvis könnte keinen größeren Respekt vor Allen haben, als Mensch
und als Künstler, und auch kaum bereitwilliger zugeben, was für einen enormen
Einfluss Allen auf seine eigene Arbeit und
die gesamte amerikanische Popmusik hat.
Trotzdem war er als Songwriter mit allem
präsent, was ihn und seine Weltsicht ausmacht – und umgekehrt. Das hört man
zum Beispiel bei „On The Way Down“:
Es ist einer von Allens Klassikern, den Elvis
mit einer Intensität versieht, die man sonst
eher auf seinen Alben findet. Er zögert
nicht, sich den Song einzuverleiben, er
singt fast so, als würde das weitere Leben
des Songs davon abhängen. Gleichzeitig
sorgt Allen für eine rhythmische Triebkraft, die die Band nicht nur führt, sondern
Elvis, Steve Nieve, Pete Thomas und Davey
Farragher zu einigen der besten Gesangsund Musikaufnahmen anstachelt, die sie je
auf Band gebracht haben. (Ja, Band.) Elvis’
Gesang klingt auf dem gesamten Album
sehr soulful, klar und zielstrebig, während
Allen rauer denn je singt. Die beiden ließen
den Einfluss des anderen nicht nur zu, sie
flirteten mit dieser Unumgänglichkeit.
Ich habe Elvis Costello in den frühen
90ern durch T-Bone Burnett kennen gelernt. Ich bezweifle, dass er sich daran erinnert. Richtig lernten wir uns erst kennen,
als ich 2003 Solomon Burkes Album „Don’t
Give Up On Me“ produzierte, zu dem
Elvis einen Song beisteuerte. Wir wurden
E-Mail-Pen-Pals und bald bat mich Elvis
als Opening Act zu einigen seiner Shows.
Im Sommer 2005 habe ich dann „I Believe
To My Soul” mit einigen meiner LieblingsSoulkünstlern aufgenommen: Ann Peebles,
Billy Preston, Mavis Staples, Irma Thomas
– und Allen Toussaint. Elvis beriet mich dabei und unterstützte mich sehr, weil er diese Musik wirklich versteht und liebt. Besonders begeistert war er von Allen Toussaints
Beteiligung, da er selbst schon mit ihm
gearbeitet hatte. Er hatte ihn seit fast zehn
Jahren nicht mehr gesehen, erkannte aber
seine Relevanz dafür, was ich zu erreichen
Joe Henry
Es gehört einiges dazu, trotz neun Solo­
alben, einem Grammy und Arbeiten
mit Ornette Coleman, Solomon Burke,
Meshell Ndegeocello oder Madonna
ein Geheimtipp zu bleiben. Joseph Lee
Henry hat es geschafft, elegant und
ungeplant. Der kratzige Songpoet und
Fan von allen, was gut an amerikanischer
Musik war (Soul, Jazz, Rock’n’Roll,
Country, Bob Dylan, Tom Waits, Randy
Newman, ­Loudon Wainwright), singt und
schreibt seine Kurzgeschichten aus dem
Niemandsland zwischen Luis Buñuel und
Richard Pryor für eine langsam wach­
sende Hipster-Gefolgschaft. Charterfolge
feiert er nebenbei als Songwriter (seine
Schwägerin Madonna nahm sein „Stop“
als „Don’t Tell Me“ auf) und Produzent
(unter anderem für Solomon Burke und
Bettye Lavette). Fotos, Soundclips und
Essays des Familienvaters mit Wahl­
wohnsitz Los Angeles finden sich auf
www.JoeHenryLovesYouMadly.com.
hoffte. Als der Hurrikan Katrina New Orleans verwüstete und Allen in einer Art Exil
in New York lebte, freundete er sich wieder
mit Elvis an und sie gaben ein paar Benefizkonzerte. Elvis, dem Allens Bedeutung dadurch erneut bewusst wurde, hatte dann
die Idee zu einem gemeinsamen Album.
Anfangs sollte Elvis seine Lieblingslieder aus
Allens Repertoire covern. Aber dann fingen die beiden Songwriter an, gemeinsam
neues Material zu schreiben. Als es daran
ging, dieses Projekt in die Tat umzusetzen,
erschien es Allen und Elvis wohl natürlich,
mich um Hilfe zu bitten. Uns drei verband
schließlich nicht nur Freundschaft, sondern
eine gemeinsame Vision.
Ich hatte Allen im Sommer und Herbst
2005 bei zwei Projekten produziert: dem
Album „I Believe To My Soul“ und seinen
Beiträgen zur Nonesuch-Benefiz-CD „Our
New Orleans“. Er ist der Über-Produzent,
und nur Jerry Wexler hatte ihn je zuvor als
Künstler produziert. Bei beiden Projekten
hatte ich mich also gefragt, wie ich wohl
authentisch auftreten und Allen gegenüber
eine Meinung in Bezug auf seine Songs
vertreten sollte. Der Gedanke war beängstigend. Aber eben weil er als Produzent so
unglaublich offen ist und weiß, was diesen
Beruf ausmacht, schien es ihm leicht zu fallen, seinen Job zu machen – diesmal eben
als Künstler – und mich meinen machen zu
lassen. Im Studio hält er sich nicht mit seiner Meinung zurück, ist dabei aber völlig
selbstlos und macht niemals die Ideen anderer klein. Trotzdem war es furchteinflößend, ein Projekt wie „The River In Reverse“
anzunehmen. Allein im Hinblick auf Allens
und Elvis’ musikalisches Vermächtnis, ganz
abgesehen von Elvis’ bald 30-jähriger Ehe
mit dem Großteil seiner Band. Sobald wir
allerdings mit der Arbeit begannen, wurde
mir klar, dass ich sehr wohl eine Meinung
hatte. Und ich fühlte mich geradezu herausgefordert, sie auch zum Ausdruck zu
bringen. Hätten sie es auf einen Kampf ankommen lassen, hätte ich unmöglich gewinnen können. Ich könnte ihrer Erfahrung
unmöglich standhalten – besonders wenn
es um eine Repräsentation ihrer eigenen
Kunst geht. Meistens musste ich allerdings
nur dafür sorgen, dass die Dinge nicht zu
überdacht und überreizt wurden. Oft hatten alle so viel Spaß, dass wir die Songs
problemlos noch fünf oder zehn Mal hätten durchspielen können. Aber schließlich
ist man auf den Moment aus, an dem der
Song aufsteht und sich als etwas Lebendiges darstellt. Dabei muss man sehr vorsichtig sein. Quincy Jones sagte einmal:
„Pass auf, dass du nicht dran vorbeifährst.“
Hauptsächlich bestand meine Rolle also
darin, allen zu bestätigen, dass sie gerade
das Herz eines Songs zum Leben erweckt
hatten. Wenn der Song allein im Raum stehen kann, ist man frei von ihm und kann
sich um den nächsten kümmern.
Es war Allen wichtig, nicht nur darüber
zu reden, Musik zurück nach New Orleans
zu bringen, sondern auch einen Beitrag dazu zu leisten. Deshalb gingen wir nach den
ersten acht Studiotagen in LA, Ende November 2005, im Anschluss noch für fünf Tage
in ein Studio in New Orleans. Jeder in New
Orleans, ob jung oder alt, versteht Allens
Bedeutung für die Stadt und ihre Musik.
Mit Allen Toussaint durch New Orleans zu
laufen, ist, wie sonst irgendwo an der Seite
von Abraham Lincoln aufzutauchen. Die
Tatsache, dass er zurück auf Heimatboden
war, nachdem der Hurrikan sein Haus zerstört hatte, bedeutete den Bewohnern sehr
viel – und nicht nur den musikalischen.
Es war nicht zu fassen, dort, in diesem
Kontext, einige der Songs zu hören, wie
„Who’s Gonna Help Brother Get Further?“
oder „Freedom For The Stallion“, und sich
ihres politischen Standpunkts bewusst zu
sein – so sanft Allen als Mensch auch sein
mag. Für Allen ist es kein Widerspruch,
optimistisch und zukunftsorientiert zu sein
und gleichzeitig anspruchsvolle Songs zu
schreiben. Genau das macht ihn meiner
Meinung nach aus. Als wir in New Orleans
waren, war ich am Boden zerstört durch alles, was ich um uns herum sah, aber Allen
schien gestärkt durch die Tatsache, dass
wir zurück in seiner Stadt waren und dort
Musik machten – also das, was wir seiner
Meinung nach tun sollten. Er war euphorisch, klar denkend und hat die Sessions
emotional vorangetrieben. Es war mehr als
inspirierend, in diesem geschichtsträchtigen
Moment mit ihm in dieser Stadt zu sein.
Die Aufnahmen liefen so reibungslos,
weil alle Beteiligten eine gemeinsame Entschlossenheit verspürten, die Songs auf
bedeutsame Art und Weise zu artikulieren.
Niemand ist eleganter und umsichtiger und
ein größerer Gentleman als Allen Toussaint.
Und er weckt diese Qualitäten in allen, die
ihn umgeben. Elvis ist ohnehin ein Prinz
und ein Ehrenmann, und seine Liebe und
seine Achtung für Allen sind enorm. Er kam
mit dem festen Willen, ein Licht auf Allen
zu richten. Allens Reaktion darauf war, dieses Licht auf alle anderen zurückzuwerfen.
Das ist wahre Großzügigkeit. Wenn das der
kollektive Gedanke im Aufnahmeraum ist,
ist es nicht schwer, eine schöne Platte zu
machen. Als Produzent hätte man in dieser
Situation mehr damit zu tun, diese Schönheit zu verhindern. Und sogar dann könnte
es jenseits des Menschenmöglichen liegen.
JazzLink: costello
Elvis Costello &
Allen Toussaint
The River In Reverse
06024 985 6057 (CD)
06024 985 6725 (Limited Deluxe Edition)
06024 985 6454 (Limited Edition LP)
Pelé
Seite
2
Ausgabe 2 • Jahrgang 9
Intro
Musikalische
Ozonetherapie
Das Monster mit
den 122 Tasten
Auf „Real“ sind Makoto Ozone und sein erstaunlich
beständiges Trio noch einmal weiter zusammengewachsen.
Joey Defrancesco beherrscht wie kaum jemand sonst
jenes Ungetüm unter den Instrumenten, die Hammond B-3.
G
D
erade im Jazz, der von der Promiskuität (im übertragenen Sinne)
der Musiker lebt und diesen wiederum oft auch erst durch die Promiskuität das Überleben ermöglicht, ist es eher
eine Seltenheit, wenn eine Formation
über einen längeren Zeitraum hinweg
Bestand hat. Ein solcher seltener Glücksfall ist The Trio, das von dem Pianisten
Makoto Ozone mit dem Bassisten James
Genus und dem Schlagzeuger Clarence
Penn mittlerweile als Ensemble gleichberechtigter Partner unterhalten wird.
Seit es 1996 gegründet wurde, gab es
nur eine Umbesetzung: Als Ozone 1999
von Tokio nach New York zurückzog,
musste er den ursprünglichen Bassisten
Kiyoshi Kitagawa zwangsläufig ersetzen,
da dieser in Japan zu viele anderweitige
Verpflichtungen hatte.
Spielte das Trio in den ersten Jahren
noch fast ausschließlich Kompositionen
Ozones oder Jazzstandards, so steuern
nunmehr alle Bandmitglieder eigene
­Stücke zum Repertoire des Trios bei. Jetzt
legt The Trio im zehnten Jahr seines Bestehens mit ­ „Real“ auch sein zehntes
Album vor. Für das neue wunderbare
Opus schrieb James Genus die beiden
Stücke „Central Booking“ und „October
Song“, während Clarence Penn sein beeindruckendes kompositorisches Talent
mit „Blue Zone“ und „Dali“ bewies. Die
restlichen sechs erfrischenden Nummern
stammen von Makoto Ozone, der sich auf
diesem Album nicht nur am akustischen
Piano präsentiert, sondern für die Einspielung von „Central Booking“, „The Blue
Zone“, „Dance On The Beach“ und „Memories Of Mom“ erstmals zum Fender
Rhodes wechselte.
JazzLink: trio
Makoto ozone &
The Trio
Real
06024 989 4778
Gleichberechtigt: Makoto Ozone (Mitte) und seine Trio-Partner
ass Jungen im Alter von sieben
Jahren davon träumen, mit Monstern zu kämpfen und diese zu besiegen, ist nicht ungewöhnlich. Doch der
kleine Joey DeFrancesco träumte nicht
nur davon, sondern tat es wirklich. Nur
dass sein Monster weder wüst behaart
war noch Reißzähne hatte. Dafür besaß
es zwei jeweils 61 Tasten umfassende
Manuale sowie ein 25-töniges Bass­pedal,
brachte über 180 Kilogramm auf die
Waage – ohne den mannshohen LeslieLautsprecher, der das Monster meist
begleitete und fast genauso viel wog –
und trug den furchteinflößenden Namen
Hammond B-3. Das Zähmen dieses imposanten Biests lernte Joey zunächst bei seinem Vater „Papa John“. Schon bald aber
nahm ihn niemand Geringeres als Jimmy
Smith, der unbestrittene Champion der
Hammond B-3, unter seine Fittiche. Mit
siebzehn Jahren beherrschte Joey das
Monster so formidabel, dass er bei Columbia sein Debütalbum herausbringen
konnte. Später spielte er mit Legenden
wie Miles Davis, John McLaughlin und
Elvin Jones sowie natürlich Jimmy Smith
selbst. Als König Jimmy im Februar 2005
(und nach zwei gemeinsamen Alben mit
DeFrancesco) von der Bühne des Lebens
abtrat, stand Joey, der dem Instrument
in puncto Imposanz längst Paroli bot,
schon als legitimer Thronfolger fest. Auf
einer 1959 für Jimmy gebauten Hammond
B-3 und mit zwei besonderen Stargästen
– Vibraphonist Bobby Hutcherson und
Tenorsaxophonist George Coleman – hat
er nun das Album „Organic Vibes“ eingespielt und die Regentschaft von König
Joey eingeläutet. The old king is dead,
long live the new king!
Joey
defrancesco
Organic Vibes
00134 312 3062
Zwischen den Stilen
Zurück in die Zukunft und vorwärts in die
Vergangenheit führt uns roy hargrove auf
seinen beiden neuen Alben.
M
an mag’s kaum glauben: Sieben
Jahre lang hat der Trompeter Roy
Hargrove, einst Vorzeigeprotegé
des konservativen Jazzgralshüters Wynton Marsalis, kein reguläres Jazzalbum
unter eigenem Namen aufgenommen.
Das letzte, ein balladeskes Standard-Album, entstand 1999 und trug den Titel
„Moment To Moment“. ­ Sicher: 2002
nahm er mit Herbie Hancock und Michael Brecker „Directions In Music – Live At
Massey Hall“ auf und zollte den Legenden Miles Davis und John Coltrane Tribut.
Ansonsten tummelte sich Hargrove in den
letzten Jahren aber in bestenfalls jazzaffinen Gefilden, nicht selten stilistisch aber
auch weiter abseits (etwa auf Alben von
Erykah Badu, D’Angelo oder dem Rapper Common) – vor allem, seit er 2001
sein überwältigend erfolgreiches Projekt
The RH Factor auf die Beine stellte. Mit
dem 2003 veröffentlichten ersten RHFactor-Album, das wortspielerisch „Hard
­Groove“ betitelt war, gab der Trompeter
ein ebenso aus- wie eindrucksvolles Statement ab. Wie nur wenigen Künstlern vor
ihm gelang Hargrove die homogene Verbindung von freier jazziger Improvisation
mit den modernen Musikformen und
Grooves des Neo-Soul, Rhythm’n’Blues
sowie Hip-Hop. 2005 setzte er den eingeschlagenen Kurs auf der 45-minütigen
EP „Strength“ fort.
Nun fand Roy Hargrove es an der Zeit,
ein lupenreines Jazzalbum einzuspielen.
Zugleich war aber auch das mit The RH
­Factor verfolgte Konzept längst nicht
ausgereizt. Und so zaubert der Trompeter gleich zwei neue Alben aus dem Hut
(jeweils zum Midprice im Handel), die
nur auf den ersten Blick sehr unterschiedlich sind. Die Klientel des unverdünnten
Jazz bedient er mit „Nothing Serious“,
einem Album, das er mit seinem Quintett
und dem Posaune spielenden Gaststar
Slide Hampton aufnahm und bei dem
die freie Improvisation und das traumwandlerische Ensemble-Zusammenspiel
den Dreh- und Angelpunkt bilden. Auf
„Distractions“ präsentiert sich Hargrove
einmal mehr mit The RH Factor (mit Reneé Neufville, D’Angelo und dem Jazzveteranen David „Fathead“ Newman) und
einem Repertoire, das den stilistischen Bogen von geschmeidigem Rhythm’n’Blues
und Neo-Soul, über fetzigen Jazz- und
P-Funk bis hin zum improvisierten Jazz
schlägt. Wohin Hargroves musikalische Reise in Zukunft geht, steht in den
Sternen, aber wie so oft ist auch hier der
Weg das Ziel.
JazzLink: hargrove
Roy Hargrove
Quintet
Nothing Serious
06024 988 8507
Ist gleich mit zwei Alben am Start: Roy Hargrove
The RH Factor
Distractions
06024 988 8506
Israels Bono? Davon träumt Bono: Die politisch engagierte und antilopenhafte Noa
Stärker als Wut
Die israelische Sängerin Noa überwindet in ihrer Musik mit politischem Engagement und
pazifistischer Message nicht nur musikalische Grenzen.
G
ive peace a chance! Zum 58. Jahrestag seiner Gründung sah sich
Israel im Mai weiterhin vom Iran
bedroht. Außenstehende verstehen nicht,
warum die Menschen die andauernd krisengeschüttelte Region nicht einfach verlassen. „Ich wuchs in New York auf, aber
ich könnte nirgendwo anders als in Israel
leben“, betont jedoch Achinoam Nini
alias Noa. Sie ist Israels international bekannteste Sängerin, Israels Pop-Botschafterin für den Weltfrieden, „Israels Bono“.
Noas „blutiger Sonntag“ war an einem
Tag im Jahre 1995, als ein Attentäter,
wenige Minuten nach ihrem Auftritt bei
einer Friedensgala in Tel Aviv, den israelischen Premier Yitzak Rabin umbrachte.
Die Musik der wunderschönen antilopenhaften Frau überwindet die Grenzen zwischen Jazz, amerikanischem Folkrock und
der Musik des Nahen Ostens. Wiederholt
hat Noa mit arabischen und palästinensischen Musikern zusammengearbeitet,
mit Khaled, Nabil Salameh oder Mira
Awad. Mit Steven Spielberg weihte sie in
Berlin die Shoa-Stiftung ein, bekam einen
Award vom „World Economic Forum“ in
Davos, 2003 ernannte sie die Food &
Agriculture Organization zu ihrer „Botschafterin des guten Willens“. Die 37jährige Weltbürgerin ist mit Sting, Stevie
Wonder, Jorge Drexler, Donovan, Carlos
Santana und Peter Maffay aufgetreten.
Ihre Zusammenarbeit mit Gil Dor und
mit Pat Metheny sorgte einst für Noas
internationalen Durchbruch. Ihr zweites
Album „Noa“ machte sie 1994 weltweit
bekannt. Immer wieder hat Achinoam
Nini ihre Inspiration aus der Thematik
von Liebe gezogen, die stärker ist als
Wut. „Mit 17 hatte ich eine Identitätskrise in Amerika“, erzählt sie. „Ich fühlte
mich von meinem Heimatland gerufen.
Also ging ich zurück nach Israel und leistete den Militärdienst ab.“ Man entließ
sie dort frühzeitig wegen chronischer
Erschöpfungszustände. Darauf studierte Noa Musik in Tel Aviv. „In Is­rael fand
ich den Ort wieder, an dem sich mein
Intellekt und mein Instinkt miteinander
verschmelzen“, erklärt sie. „Fühlt ihr,
wie mein Herz schlägt!?“, rief sie kürzlich ihrem Publikum in Turin entgegen.
Nun erscheint Noas zweites Livealbum.
Es ist der Mitschnitt ihres Konzerts vom
28.04.2005 im israelischen Holon auf
Doppel-CD und DVD. Sie tritt dort mit
dem neapolitanischen Solis-Streichquartett und ihrer Band mit Gil Dor und dem
Perkussionisten Zohar Fresco auf. „Live
In Israel“ führt in anrührenden Versionen
durch die gesamte Karriere Noas. Mit
der ihr eigenen infantilen Grazie schreitet sie durch ihre hebräischen und ihre
englischen Hits bis hin zu ihrer Version
von „Ave Maria“, die sie erstmals 1994
im Vatikan sang. Noas Message, die jeder
versteht, ist: Shalom!
JazzLink: noa
NOA
Live In Israel
06024 987 7814
Seite
Ausgabe 2 • Jahrgang 9
3
Intro
Tokio Hotel
Nirgendwo spielt Keith Jarrett so ungern
wie in Deutschland, nirgendwo so gern wie in Japan.
Wenigstens können wir die DVD seines
150. japanischen Konzerts auch in Deutschland
genießen.
Weil
morgen
heute
schon
gestern
ist
Die Geigerin ReginA
CARTER widmet „I’ll Be
Seeing You (A Sentimental
Journey)“ ihrer verstorbenen
Mutter. Der Anlass ist
traurig, die Umsetzung eine
wahre Freude.
I
ch brauche die Freiheit, ein Stück
nicht jedes Mal gleich zu spielen“, begründete Regina Carter ihrer Mutter
einst den Wechsel von Bach zu Dizzy.
Die Initialzündung einer einzigartigen
Karriere mit ­ Stationen bei der Detroiter
Jazz-Funk-Frauenband Straight Ahead,
den Ensembles von Max Roach, Wynton
Marsalis und Tom Harrell, Hits mit Faith
Evans und Mary J. Blige sowie etlichen
Soloalben, zuletzt sogar auf Paganinis
legendärer Guarneri-Geige eingespielt.
Mit „I’ll Be Seeing You (A Sentimental Journey)“, ihrer sechsten CD unter
eigenem Namen, schließt die Violinistin,
„deren Virtuosität von Anfang bis Ende
Überwältigt lawinenartig: Regina CARTER
lawinenartig überwältigt“ („New York
Times“), jetzt zahlreiche musikalische
Kreise. Nicht nur, weil die zwölf Songs
eine nostalgische Erkundung einiger der
Lieblingslieder ihrer inzwischen verstorbenen Mutter sind. Sondern auch und
vor allem, weil sie zeigen, wie entspannt
und spannend man mit den guten alten
Stücken umgehen kann – wenn man
die Freiheit hat, sie mal ganz anders zu
spielen. Die Reise geht von ihrer fidelen
Version von Edvard Griegs „Anitras Tanz“
aus „Peer Gynt“, mit dem schon John
Kirby und später Duke Ellington ihren
Jazz-Spaß hatten, über eine achtminütige Erkundung von Ella Fitzgeralds Hit „A-
Tisket, A-Tasket“ bis zu einigen von Dee
Dee Bridgewater sowie Carla Cook gesungenen Standards und eigenen Neukompositionen der Leaderin. (Besonders
bemerkenswert: Dee Dees swingende
Versionen des Andrews-Sisters-Hits „Bei
mir bist du schön“ oder von Rodgers und
Harts „This Can’t Be Love“ und das herzergreifende Carter-Instrumental „How
Ruth Felt“.)
Durch die Art und Weise, wie die
­Geigerin und ihre Band (Pianist ­ Xavier
­Davis, Bassist Matthew Parrish und
Schlagzeuger Alvester Garnett plus die
Gäste ­ Paquito D’Rivera an der Klarinette und Gil Goldstein am Akkordeon) mit
den alten Weisen umgehen, werden diesen oft völlig neue Facetten abgewonnen. Diese „Sentimental Journey“ driftet
nie in Retro-Duselei und Sehnsucht nach
der nicht vorhandenen guten alten Zeit
ab, sondern zeigt vielmehr, dass sich
wohlige Erinnerung und musikalische
Modernität nicht ausschließen.
JazzLink: carter
Regina Carter
I’ll Be Seeing You (A
Sentimental Journey)
06024 985 0962
Doppel-Live-Trio-Tribut
Ein Konzert in Köln, 150 in Japan: Keith Jarrett
K
eith Jarrett liebt Japan. Mehr als
jedes andere Land der Welt und
vor allem mehr als Deutschland. Hier ist der Pianovirtuose schon
seit gefühlten hundert Jahren nicht
mehr live aufgetreten – vor etwa vier
Jahren huschte er kurz mit seinem
Trio durch München. Und das, obwohl sein erfolgreichstes Solokonzert
in Köln stattfand. Hiesige Konzertveranstalter ringen mit den Händen.
Was gäbe es für eine Fanfare in den
Fanforen, würde sich Jarrett doch
einmal wieder leibhaftig der Deutschen erbarmen. „Das japanische
Publikum hat meine Musik immer
mit offenem Bewusstsein und mit
offenem Herzen willkommen geheißen“, erklärte ­ Jarrett aber trocken
wie ein Zenmeister. In keinem anderen Land hat er so viele Konzerte
gegeben. Jedes Mal, wenn er dort
ankommt, steigt Jarrett im selben
Zimmer desselben Tokioter Hotels
ab. Auf einer dieser Konzertreisen
gab Jarrett am 30.10.2002 in der
Metropolitan Festival Hall von Tokio ein sensationelles Konzert, das
der japanische Regisseur Kaname
Kawachi äußerst elegant auf ganzer Länge abfilmte. Es war Jarretts
150. Soloaufführung in Japan, und
die davon nun erscheinende DVD
ist die erste von ihm in diesem Format, eine absolute Premiere. „Tokyo
Solo“ beginnt, wo Jarretts letztes
Live-Album „Radiance“ aufhörte,
denn die letzten vier Tracks dieses
Albums stammen auch aus eben
diesem Konzert. Danach enthüllt
die DVD daraus eine Stunde bisher
unveröffentlichten Materials, und
Jarretts Performance trotzt jedem
orientalischen Understatement. Es ist
beeindruckend, nicht nur zu hören,
sondern auch einmal zu sehen, wie
Jarrett seine melodischen und harmonischen Klangskulpturen aufbaut.
Die abendfüllende Improvisation
besteht genau wie bei ­ „Radiance“
aus ineinander überge­henden musikalischen Momentauf­nah­men und
selbstgenügsamen frag­mentarischen
Episoden, die sein improvisatorischer
Geist in längere Gebilde formt. Jarrett beweist sich dabei als Meister
des subtilen Stimmungswechsels.
Möglicherweise hat ihn sein loyalstes Publikum zu diesen Höhenflügen
inspiriert, in jedem Fall ist Jarrett im
Land von Sony und Sushi ganz in
seinem Element. Bereits 1974 spielte
er dort mit seinem amerikanischen
Quartett; 1976 veröffentlichte man
seine gesamte damalige Japantournee mit dem Titel „The Sun Bear
Concerts“ – ein Statement zeitlos
schöner Improvisation. 1981 spielte
Jarrett solo vor 24.000 Zuschauern
im Budokan-Stadion von Tokio. Welches Land kann da noch mithalten!
Immerhin wird er in diesem Sommer
zumindest nach Frankreich und Spanien kommen, und wer weiß, möglicherweise gelingt es, ein Konzert von
ihm in Deutschland zu organisieren.
Wenn nicht, ist diese DVD noch das
schönste Trostpflaster.
Keith jarrett
Tokyo Solo
06024 987 3186
Beim Lesen der Titel werden Kenner
des klassischen Jazz-Rock schon erahnen
können, wem mit dem Doppelalbum
„Saudades“ Tribut gezollt werden soll:
„Emergency“ und „Spectrum“ stammen
vom ersten Album, das der Schlagzeuger Tony Williams 1969 mit seiner Band
Lifetime einspielte, und John Coltranes
„Big Nick“ sowie Larry Youngs „Allah Be
Praised“ vom 1970 erschienenen Nachfolger „Turn It Over“. Der Großteil der
restlichen Titel hat entweder auch einen
Bezug zu Tony Williams oder wurde von
den Mitgliedern des Trio Beyond eigens
für dieses einmalige Projekt geschrieben.
An die Urbesetzung von Lifetime (mit Tony
Williams, John McLaughlin und Larry
Young) gemahnt natürlich auch die Instrumentierung des Trio Beyond: für den
kraftvoll pulsierenden, aber stets melodischen Beat sorgt Jack DeJohnette, für die
schier unglaublichen Gitarrensoli zeichnet der im Rock, Blues und Jazz gleichermaßen bewanderte John Scofield verant-
wortlich und die Hammond-B-3-Einlagen
steuert Larry Goldings bei. DeJohnette
und Scofield haben in den 70er Jahren
noch aktiv am spannendsten Kapitel der
Jazz-Rock-Geschichte mitgewirkt. Ersterer ersetzte den hier geehrten Williams
1969 in der Band von Miles Davis, Letzterer verdiente sich erste Sporen in der
Billy Cobham/George Duke Group. Der
erst 1968 geborene Goldings ist zwar der
Benjamin dieses atemberaubenden ­Trios,
zählt aber mit Joey DeFrancesco und
John Medeski zu den Cracks der neuen
Hammond-Generation. Im beinahe zweistündigen Programm dieser Doppel-LiveCD ziehen die drei Musiker alle Register
ihres Könnens.
TRIO BEYOND: DeJohnette, Scofield, Goldings
Fliegender Klangteppich
Trio Beyond
Saudades
06024 987 6530 (2 CDs)
Auf einem neuen Album und einer neuen DVD präsentiert
sich der Gitarrist JOHN Mclaughlin als einer, der nicht
nur über den Stilen steht – nein, er schwebt.
Inspiriert improvisiert: John Mclaughlin, v. selvaganesh, zakir Hussain, v. shrinivas
H
eute bekommt man den neuesten
Technoremix von Nusrath Fateh Ali
Khan an jeder Ecke. Ohne John McLaughlin
sähe das womöglich anders aus. Denn
nachdem der britische Fusiongitarrist bei
David Bowie und Miles Davis gespielt hatte, landete er im Schneidersitz auf einem
geknüpften Seidenteppich und improvisierte mit indischen Musikern wie dem
Tablaspieler Zakir Hussain. McLaughlins
Plattenfirma konnte rein gar nichts damit
anfangen, aber seine Ost-West-Verbandelung Shakti erlangte Weltruhm. Zwanzig
Jahre später, 1997, ging die teils umbesetzte Band Remember Shakti aus einer spon-
tanen Reunion hervor. Die neue DVD „The
Way Of Beauty” stellt nun eine grandiose
Dokumentation und Konzertmitschnitte
der originalen Shakti-Besetzung der 70er
einer Soundcheck-Session von Remember
Shakti von 2004 gegenüber. McLaughlin
zeigt sich schon damals als großer Vorreiter von vielem, was sich heute Weltmusik
nennt – und schon 1999 als früher ElektroFan, „egal ob Jungle, Trance oder Techno“,
wie er bekannte, als sein erstes RememberShakti-Album erschien. Dann, bei Veröffentlichung seines letzten Albums „Thieves
And Poets“ vor drei Jahren, kündigte
McLaughlin den Einzug der Improvisation
in den Dancefloor an. „Ich höre heute immer mehr solche Undergroundmusik, weil
ich ganz schön enttäuscht von dem bin,
was gerade so im Jazz passiert. Dieses ganze Retrozeug ist doch langweilig“, erklärte er. Das aktuelle Acid-Jazz-Album „Industrial Zen“ des elektronisierten ­ Alpha- und
Omega-Manns des Genres kann man daher genauso gut als Future-Fusion bezeichnen. Es öffnet ein Fenster, aus dem
Rock, Jazz, Elektronika, Jungle, Bebop und
Weltmusik ins große Om einsprudeln.
McLaughlin, heute 63, schert auf fliegendem Klangteppich nochmal in die Stratosphäre ein.
JazzLink: mclaughlin
John McLaughlin &
Remember Shakti
The Way Of Beauty
06024 983 8683 (DVD)
John McLaughlin
Industrial Zen
06024 983 9328
Seite
4
Ausgabe 2 • Jahrgang 9
Classics
Was Vernünftiges aufnehmen
Zum 70. Geburtstag von Klaus DOLDINGER erinnert sich sein Entdecker, Produzent und Freund Siggi Loch an die Anfänge einer der bedeutendsten Karrieren des deutschen Jazz.
Am 12.05.2006 feierte die deutsche
Jazzlegende Klaus Doldinger seinen
70. Geburtstag. Der ungebrochen vitale Musiker geht zum Jubiläum auf
Deutschland-Tour und veröffentlicht
ein neues Album mit seiner Formation Passport. Zum Doldinger-Jahr erscheint zudem eine heiß erwartete
Wiederveröffentlichung der Aufnahmen des Klaus-Doldinger-Quartetts
aus den 60er Jahren, digital remastert, mit umfangreichem Booklet
und unveröffentlichten Bonustracks.
Produzent der er­sten vier DoldingerLPs für das Philips-Label war Siegfried „Siggi“ Loch, später Deutschlandchef der WEA, heute Chef des
von ihm gegründeten Labels ACT.
Fürs JazzEcho erinnert sich Loch an
seine Zusammenarbeit mit Klaus
Doldinger:
„Wenn’s nichts kostet, dann machen Sie das mal ruhig“, meinte Hans
­Schrade, mein Chef bei Philips, als ich
ihm vorschlug, eine Platte mit Klaus
Doldinger und seinem Quartett aufzunehmen. Ich war eben 22, gerade neu
im Job als ­Label Manager für Jazz, hatte
Klaus Doldinger im Oktober 1962 beim
Düsseldorfer Amateurfestival gehört und
ihm in einem Anfall von Größenwahn
einen Exklusivvertrag versprochen. Zum
Glück hatte mein Chef aus der Konzernzentrale in Holland die Vorgabe bekommen, mehr für Jazz zu tun. Man glaubte
damals, die Zukunft des internationalen
Klaus Doldinger und Siggi Loch (rechts) im Tonstudio, 1962
Music­business gehöre dem Jazz. Doch
dann kam der entscheidende Zusatz:
„Aber es muss Bossa Nova sein.“ Schließlich standen Stan Getz und Astrud Gil-
berto gerade mit „The Girl From Ipanema“ an der Spitze der US-Charts.
„Wir können eine Platte machen“,
sagte ich also etwas kleinlaut zu Klaus
­ oldinger, als ich ihn eine Woche späD
ter in seiner Wohnung im Gengelsträßchen 7 in Düsseldorf besuchte. „Aber
nur Bossa Nova.“ Wovon der keineswegs
amüsiert war: „Ich, Bossa Nova? Kommt
nicht in Frage!“ Also fing ich an, von
Stan Getz zu erzählen. „Stan Getz interessiert mich nicht!“, meinte Doldinger.
Er hatte ganz andere Vorbilder, etwa Zoot Sims. „Zoot Sims würde auch nie eine
Bossa-Nova-Platte machen!“ Wie es der
Zufall wollte, hatte ich gerade im „Billboard“ eine Rezension über das Album
„New Beat ­ Bossa Nova“ von Zoot Sims
gelesen. „Lieber Herr Doldinger“, sagte
ich, denn geduzt haben wir uns da noch
lange nicht, „Sie irren sich: Es gibt doch
eine Bossa-Nova-Platte von Zoot Sims.“
Daraufhin hat er eingelenkt. Und wenig
später haben wir dann, am 10.12.1962,
in Hamburg-Harburg diese denkwürdige
Bossa-Nova-EP aufgenommen, die sich
ja auch auf „Early Doldinger“ findet.
Die erste Langspielplatte mit dem
Klaus Doldinger Quartett kam durch
meine Verbindung zur Zeitschrift „twen“
zustande. Ich betreute als Label Manager die „twen“-Serie von Philips und traf
mich deshalb einmal im Monat mit Hans
Hermann Köper, dem Chefredakteur.
Dem habe ich vom Klaus ­Doldinger Quartett erzählt und von meinem Wunsch,
eine ganze LP mit denen zu machen.
„Natürlich wäre das ein Thema für
‚twen‘“, meinte Herr Köper. Immerhin
war Doldinger auch der einzige Jazz­
musiker, der zur damaligen Zeit schon
hip war. Er fuhr einen türkisfarbenen
Alfa Romeo und war immer picobello
gekleidet. Also schrieb Herr Köper einen
Brief an meinen Chef. Darin stand, dass
er es sehr begrüßen würde, wenn in der
„twen“-Serie eine LP von diesem wunderbaren Klaus Doldinger Quartett erscheinen würde. Als der Brief eintraf, rief mich
Herr Schrade zu sich. „Hören Sie mal, Sie
da mit Ihrem Bossa Nova. Sie müssen
doch mal was Vernünftiges aufnehmen!“
Jetzt hatte er also auf einmal die großartige Idee, eine LP mit dem Klaus
Doldinger Quartett zu machen. Ich habe
nur geschmunzelt. Diese erste LP hieß
„Doldinger – Jazz Made In Germany“
und war die erste deutsche Jazzproduktion, die wirklich in allen wichtigen
Jazzländern der Welt veröffentlicht wurde: von den USA, wo sie „Dig Doldinger“
hieß, bis nach Japan und Frankreich.
Nach „Jazz Made In Ger­many“ kam „Live
At Blue Note Berlin“, als dritte die Südamerika-Platte und als vierte „Doldinger
Goes On“. „Doldinger in Südamerika“
hatte ich schon produziert, bevor Klaus
Doldinger und die Band in Südamerika
waren. Das Album erschien wieder als
„twen“-Platte. Und zwar genau an dem
Tag, als die Band aus Südamerika zurückkam. Ein toller Erfolg und der Anfang
einer großen Karriere.
Klaus Doldinger
Early Doldinger –
The Complete Philips
Recordings
06024 987 7999 (4-CD-Set)
Impulsive Hausgötter
Ein neues Buch zeichnet die Geschichte von IMPULSE nach. Insgesamt 14 CDs liefern den passenden Soundtrack.
O
Impulse war aus Wut und Stolz gebaut, und john Coltrane war sein Architekt
range und schwarz. Feuer und
Ebenholz. Wut und Stolz. Von
1961 bis 1976 trug Impulse Records seine Erkennungsfarben voller
Stolz und reckte sein Ausrufezeichen in
die Höhe, produzierte Alben mit farbig
leuchtenden Klappcovern, die man weit
aufschlagen konnte, und lockte Generationen von Hörern in die aufregende
und weite Welt der improvisierten Musik“, beginnt der Autor Ashley Kahn
seinen Text in dem Booklet, das die vier
CDs umfassende Box „The House That
Trane Built – The Story Of Impulse Records“ begleitet. Kein anderes Jazzlabel,
meint er weiter, war in diesen anderthalb Jahrzehnten näher am Puls der
Zeit gewesen als Impulse Records – und
manchmal war es ihm sogar voraus.
Der oberste Impuls(e)geber war dabei
natürlich der Saxophonist John Coltrane,
der nahezu all seine wichtigen Werke für
das New Yorker Label eingespielt hat.
Um mit den Metaphern des CD-Titels
zu sprechen: Coltrane legte Fundament
und Grundstein für das Impulse-Haus.
Anderen genialen Musikern wie Sonny
­Rollins, Keith Jarrett, Pharoah Sanders
und Charles Mingus war es dann vergönnt, die darüberliegenden Stockwerke zu errichten, die das ebenso imposante wie avantgardistische Gebäude
endgültig in den Jazzhimmel hochwach-
sen ließen. Als aufmerksame und nimmermüde Baumeister wachten darüber
Produzenten wie Creed Taylor, der das
Label aus der Taufe gehoben hatte, und
vor allem Bob Thiele, dessen Wirken untrennbar mit der kreativsten Phase von
Impulse Records verbunden war.
Ashley Kahn hat die Geschichte des
Labels für ein rund 350-seitiges Buch
mit dem Titel „The House That Trane
Built“ aufgezeichnet (die deutsche Ausgabe erscheint Ende des Jahres bei
Rogner & Bernhard). Parallel dazu stellte
er für Impulse die bereits erwähnte CDBox gleichen Namens zusammen sowie
in der Reihe „The Impulse Story“ zehn
Einzel-CDs mit den Aufnahmen jeweils
einer Impulse-Legende: von Albert Ayler,
Gato Barbieri, Alice und John Coltrane,
über Keith Jarrett, Charles Mingus,
Sonny Rollins und Pharoah Sanders bis
hin zu Archie Shepp und McCoy Tyner.
Die kundigen Liner Notes zu all diesen
CDs wurden natürlich auch von Kahn
verfasst.
Die Vielfalt des Labels, die nicht nur
stilistischer Art ist, reflektieren auch die
vier CDs der Box: Es gibt Dokumente
historischer Begegnungen (zwischen
Ellington und Coltrane sowie Coltrane
und Johnny Hartman), überraschende
Experimente (Pee Wee Russells Interpretation eines Thelonious-Monk-Klas-
sikers), funkige Nummern (von Shirley
Scott und Stanley Turrentine), politischkritische Untertöne (Charlie Hadens
„War Orphans“) und spirituelle Höhenflüge (Albert Aylers „Our Prayer“). Beim
Jazzpublikum noch heute ungebrochen
populäre Aufnahmen wie John Handys
„Hard Work“, Pharoah Sanders’ „The
Creator Has A Master Plan“ oder Oliver
Nelsons „Stolen Moments“ fehlen in diesem farbigen Programm natürlich auch
nicht.
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Progressive/Modern Jazz
Jazz
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Den Schlusspunkt setzt John Coltranes
Witwe Alice mit „Walk With Me“, einem
Stück ihres 2004 veröffentlichten Comeback-Albums „Trans­linear Light“, das die
heute 69-jährige Pianistin aufnahm, „um
John zu ehren … denn er ist die Inspiration“. Und daran hat sich auch fast 40
Jahre nach dem Tod des Saxophonisten
noch nichts ­ geändert – ebenso wenig
wie an der musikalischen und historischen Relevanz der auf diesen CDs vereinten Impulse-Klassiker.
Various Artists
The House That Trane
Built – The Story Of
Impulse Records
Pharoah Sanders
The Impulse Story
06024 985 6283 (4 CDs)
06024 985 5115
Sonny Rollins
The Impulse Story
Charles Mingus
The Impulse Story
06024 985 5102
06024 985 5114
Keith Jarrett
The Impulse Story
John Coltrane
The Impulse Story
06024 985 5107
06024 985 5106
Seite
Ausgabe 2 • Jahrgang 9
5
Details
Jazz-Neuheiten
Makoto Ozone &
The Trio
Real
Verve 06024 989 4778
MUSIKER: Makoto Ozone: piano &
Fender Rhodes electric piano (1, 3, 7 &
10), James Genus: acoustic bass & electric bass (1, 3 & 7), Clarence Penn: drums
& percussion
SONGS: Central Booking / New Child Is
On The Way / The Blue Zone / October
Song / Second Thoughts / You’re Not
Alone / Dance On The Beach / Blues Of
Oz / Dali / Memories Of Mom
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The RH Factor
Distractions
Verve 06024 988 8506
MUSIKER: Roy Hargrove: trumpet, flugelhorn
& vocals, Reneé Neufville: vocals, David
“Fathead” Newman: tenor sax & flute, Keith
Anderson: alto & tenor saxes, Charles
McCampbell & Bobby Sparks: keyboards,
Todd Parsnow: guitars, Lenny Stallworth &
Reggie Washington: basses, Willie Jones III
& Jason “JT” Thomas: drums
SPECIAL GUEST: D’Angel: vocals (9)
SONGS: Distractions (Intro) / Crazy Race /
Kansas City Funk / On The One / Family /
Distractions 2 / Hold On / A Place / Bullshit /
Distractions 3 / Can’t Stop / Distractions 4
Roy Hargrove Quintet
Nothing Serious
Verve 06024 988 8507
MUSIKER: Roy Hargrove: trumpet & flugelhorn, Justin Robinson: alto sax & flute,
Ronnie Matthews: piano, Dwayne Burno:
bass, Willie Jones III: drums
SPECIAL GUEST: Slide Hampton: trombone
(2, 7 & 8)
SONGS: Nothing Serious / A Day In Vienna /
Trust / Camaraderie / Devil Eyes / The Gift /
Salima’s Dance / Invitation
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Till Brönner
Oceana
gen:lon
Dong Dong Gaaf
Joey DeFrancesco
Organic Vibes
Verve 06024 987 7425 (CD)
06024 985 4183 (LP)
06024 985 4181 (Ltd. Deluxe Edition)
Jazzland Recordings 06024 987 2041
Concord Jazz 00134 312 3062
MUSIKER: Rikard Gensollen: percussion, Jonas
Lønna: electronics
SPECIAL GUEST: Bugge Wesseltoft: keyboards
SONGS: Tic Tac / Badadah / See / Awake /
Noskapin / Le / Sunday / Boil
MUSIKER: Joey DeFrancesco: Hammond
B-3 organ, Bobby Hutcherson: vibraphone, Ron Blake: tenor & soprano saxes
& flutes, Jake Langley: guitars, Byron
Landham: drums
Special Guest: George Coleman: tenor
sax (4 & 6)
SONGS: The Tackle / Little B’s Poem /
I Thought About You / Somewhere In The
Night / Down The Hatch / Speak Low /
JeNeane’s Dream / My Foolish Heart /
Colleen
MUSIKER: Till Brönner: trumpet & vocals (9),
Gary Foster: saxes, Larry Goldings: piano,
Fender Rhodes & Hammond B-3 organ, Dean
Parks: guitars, David Piltch: bass, Jay Bellerose:
drums
SPECIAL GUESTS: Carla Bruni (3), Madeleine
Peyroux (5) & Luciana Souza (7): vocals
SONGS: Bumpin / Love Theme From
Chinatown / In My Secret Life / The Peacocks /
I’m So Lonesome I Could Cry / Subrosa / Pra
dizer adeus / It Never Entered My Mind / River
Man / Danny Boy / A Distant Episode / Tarde
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Regina Carter
I’ll Be Seeing You
(A Sentimental Journey)
Elvis Costello & Allen
Toussaint
The River In Reverse
Verve 06024 985 0962
Verve Forecast 06024 985 6057 (CD)
06024 985 6725 (Limited Deluxe Edition)
06024 985 6454 (Limited Edition LP)
MUSIKER: Regina Carter: violin, Xavier
Davis: piano, Matthew Parrish: bass,
Alvester Garnett: drums, John Clayton:
arrangements
SPECIAL GUESTS: Dee Dee Bridgewater:
vocals (2 & 9), Carla Cook: vocals
(5, 6 & 11), Paquito D’Rivera: clarinet
(1 – 4 & 6), Gil Goldstein: accordion
(1 – 3, 6 & 12)
SONGS: Anitra’s Dance (From Grieg’s
“Peer Gynt Suite No. 1”) / Little Brown
Jug / Bei mir bist du schön / Sentimental
Journey / You Took Advantage Of Me /
St. Louis Blues / A-Tisket, A-Tasket / Blue
Rose / This Can’t Be Love / How Ruth Felt
/ There’s A Small Hotel / I’ll Be Seeing
You
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MUSIKER: Elvis Costello: vocals, guitar,
Hammond B-3 organ & tambourine, Allen
Toussaint: piano & arrangements, Amadee
Castenell: tenor & soprano saxes, Brian
Cayole: baritone sax, Joe “Foxx” Smith: trumpet & baritone euphonium, Sam “Big Sam”
Williams: trombone, Steve Nieve: Hammond
B-3 organ, Anthony Brown: guitar, Davey
Faragher: bass & background vocals, Pete
Thomas: drums & parade bass
SONGS: On Your Way Down / Nearer To You /
Tears, Tears, And More Tears / The Sharpest
Thorn/ Who‘s Gonna Help Brother Get
Further? / The River In Reverse / Freedom For
The Stallion / Broken Promise Land / Ascension
Day / International Echo / All These Things /
Wonder Woman / Six-Fingered Man
Noa
Live In Israel
Mungolian Jet Set
Beauty Came To Us In Stone
Michel Camilo & Tomatito
Spain Again
John McLaughlin
Industrial Zen
Universal Music 06024 987 7814
Jazzland Recordings 06024 987 3202
EmArcy 06024 987 8136
Verve 06024 983 9328
MUSIKER: Noa: voice & percussion, Gil Dor:
guitar, arrangements & musical direction, Adi
Rennert: piano & flugelhorn, Zohar Fresco:
percussion, Ilan Mochiac: arrangements,
Nolis Quartet: Vicenzo di Donna & Luigi
de Maio: violins, Gerardo Morrone: viola,
Antonio di Francia: cello & string arrangements
SONGS: For Father / Mishaela / Wildflower /
I Don’t Know / Now Forget / Eye In The Sky /
Motor Lullabies / Barren (Uri) / Yuma / Child
Of Man / Ray Of Light / Santa Lucia Luntana /
Torna a Surriento / Beautiful That Way /
Shalom, Shalom / Ave Maria
MUSIKER: Pål “Strangefruit” Nyhus, Reidar
Skår, Jan Bang, Erik Honoré & Knut Sævik:
keyboards, samples & programming, Håvard
Wiik: piano, Bugge Wesseltoft: piano & keyboards, Roger Ludvigsen & Knut Reiersrud:
guitars, Rolf Kristensen: acoustic guitar,
Richard Thomas: flute, Ingebrigt Håker Flaten
& Endre Kirkesola: basses, Anders Engen &
Paal Nilssen-Love: drums, Paolo Vinaccia: percussion, Wetle Holte: cymbals, Ingvild
Hammer & Catherine Langeland: backing
vocals
SONGS: Close Encounters Of The Mungolian
Jet Set / Inexpired Pyro – What Took You So
Long? / Slaptops / Navigator / The Ghost Of
Cauldron M – I Cannot Live In Sin / Jet Setter
/ The Ancient And The Innocent / Technon
Thai / When You’re In Need
MUSIKER: Tomatito: flamenco guitar, Michel
Camilo: acoustic piano, SPECIAL GUEST: Juan
Luis Guerra: vocals (11)
SONGS: El día que me quieras / Tributo a
Piazzolla: Libertango / Fuga y misterio / Adiós,
Nonino / Stella By Starlight / Twilight Glow / A
los nietos / La tarde / La fiesta / From Within /
Amor de Conuco
MUSIKER: John McLaughlin: guitars,
chants, synth & drum programming, Bill
Evans & Ada Rovatti: soprano & tenor
saxes, Gary Husband: keyboards &
drums, Otmaro Ruiz: synthesizer, Eric
Johnson: guitar, Shankar Mahadevan:
vocals, Hadrien Feraud, Tony Grey &
Matthew Garrison: bass guitars, Dennis
Chambers, Vinnie Colaiuta & Mark
Mondesir: drums, Zakir Hussain: tabla,
Marcus Wippersberg: additional drum
programming
SONGS: For Jaco / New Blues, Old Bruise
/ Wayne’s Way / Just So And Only More
So / To Bop Or Not To Be / Dear Dalai
Lama / Señor C. S. / Mother Nature
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ECM
Various Artists
A Trip To Brazil Vol. 5 – Copa Do
Mundo 2006
Boutique 06024 983 8795
INTERPRETEN/SONGS: Nelson Angelo –
1 x 0 / Milton Nascimento – O jogo /
Fábio Fonseca Trio – Samba da Copa /
Jorge Ben – Ponta de lança africano
(Umbabarauma, homem gol) / Elis Regina
– Meio de campo / Jackson do Pandeiro –
O Rei Pelé / Pelé & Gracinha Leporace –
Meu mundo é uma bola (My World Is A
Ball) / Jorge Ben – Camisa 10 da Gávea /
Tânia Maria, Boto & Hélio – Fio maravilha
/ João Nogueira – Samba rubro-negro /
Marcelo Salazar – Caminho do gol / Chico
Buarque – O futebol / Sylvia – Que bonito
é / Milton Nascimento – Aqui é o país do
futebol / Azymuth – Maracanã / Marcos
Valle – Paz e futebol / César Mariano &
Cia. – Futebol de bar / MPB 4 – Obrigado,
Pelé / Naná Vasconcelos – Futebol / Elis
Regina & Pelé – Perdão, não tem / Jorge
Ben – Cadê o penalty? / Skank – É uma
partida de futebol
Aufnahmedatum: 1970 – 2006
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Various Artists
Bossa Nova – The Sound Of Ipanema
Martin Speake
Change Of Heart
Susanne Abbuehl
Compass
Boutique 06024 983 7465
ECM 06024 987 4059
ECM 06024 987 1934
INTERPRETEN/SONGS: João Donato – Minha
saudade / Lúcio Alves – Menina feia / Os
Cariocas – Vou te contar (Wave) / Os Cobras –
The Blues Walk / Sylvia Telles – Samba de uma
nota só / João Gilberto – O pato / Carlos Lyra –
Canção que morre no ar / Maysa – O amor
que acabou / Baden Powell – Saudade da
Bahia / Doris Monteiro – Olhou pra mim /
Antônio Carlos Jobim – Chega de saudade /
Lúcio Alves & Sylvia Telles – Esse seu olhar / Só
em teus braços / Dick Farney & Norma Bengell
– Você / Nara Leão – Nega Dina / Tamba Trio –
Tamba / Gary McFarland – La vie en rose /
Astrud Gilberto – Photography / Jorge Ben –
Tim dom dom / Quarteto Em Cy – Apelo / Rio
65 Trio – Tem dó / Emílio Santiago – Tristeza
de nós dois / Os Gatos – E nada mais / Antônio
Carlos Jobim & Edu Lobo – Pra dizer adeus /
Sérgio Mendes & Brasil ‘66 – The Frog /
Brigitte Bardot – Maria Ninguém / Moacir
Santos – Coisa no. 8 (Navegação) / Nara Leão
– O barquinho / Os Cariocas – Vê / Joyce &
Johnny Alf – Céu e mar
Aufnahmedatum: 1960 – 1998
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MUSIKER: Martin Speake: alto sax, Bobo
Stenson: piano, Mick Hutton: bass, Paul
Motian: drums
SONGS: The Healing Power Of Intimacy /
Change Of Heart / Barefaced Thieves /
Venn / Buried Somewhere / In The
Moment / Three Hours / In Code
Dieses Projekt des englischen Saxophonisten Martin Speake nahm seinen
Anfang, als dieser 1993 dem von ihm seit
langem bewunderten amerikanischen
Schlagzeuger Paul Motian ein paar eigene Arbeiten zuschickte. Paul reagierte mit
Enthusiasmus, und im Nu wurde eine
gemeinsame Tournee durch Großbritannien organisiert, bei der auch Bassist
Mick Hutton mit von der Partie war. Jahre
später gab eine Auftragskomposition für
ein Festival Speake die Chance, die Band
erneut zusammenzurufen und durch den
Pianisten Bobo Stenson zum Quartett zu
erweitern. Nach zwei Tourneen durch
Großbritannien ging man in Oslo ins
Studio, um dort „Change Of Heart“ aufzunehmen. Neben Speakes ausgezeichneten Kompositionen gibt die Interaktion
zwischen Stensons wogendem Piano und
Motians unberechenbarem Schlagzeug
dieser Gruppe den einzigartigen Impetus.
Aber auch Bassist Mick Hutton hat seine
starken Momente. Wenn er die Musik
„erdet“ oder ihr eine emotionale
Unterströmung verleiht, erinnert sein
Bassspiel gelegentlich an das Charlie
Hadens. Und das schnittige Altsaxophon
des Session-Leaders kreist über diesen
turbulenten Wellen, die seine Kameraden
aufwerfen.
MUSIKER: Susanne Abbuehl: voice, Wolfert
Brederode: piano, Christof May: clarinet &
bass clarinet, Lucas Niggli: drums & percussion
SPECIAL GUEST: Michel Portal: clarinet (2 & 4)
SONGS: Bathyal / Black Is The Color Of My
True Love’s Hair / Where Flamingos Fly / Lo
Fiolairé / Sea, Sea! / Don’t Set Sail / The
Twilight Turns From Amethyst / Primrose /
Bright Cap And Streamers / A Call For All
Demons / Children’s Song No. 1 / In The Dark
Pine-Wood
Schon auf ihrem 2001 erschienenen ECMDebütalbum „April“ bewies die schweizerischniederländische Sängerin Susanne Abbuehl
nicht nur ihr außerordentliches musikalisches
Talent, sondern auch ein Faible für die
Vertonung anspruchsvoller Poesie. Für ihr neues Album „Compass“ lieh sie sich nun wieder
Texte bei prominenten Autoren: bei James
Joyce, William Carlos Williams und Feng
Meng-Lung, einem Dichter der MingDynastie. Musikalisch spannt sie den Bogen
von Chick Corea („Children’s Song No. 1“)
und Gil Evans („Where Flamingos Fly“), über
Sun Ra („A Call For All Demons“) bis zum FolkSänger John Jacob Niles („Black Is The Color
Of My True Love’s Hair“). Als Kompass und
einigender Faktor dient Susanne Abbuehls
kühle, fast schon reservierte und seltsamerweise zugleich doch hypnotisierende Stimme.
Charles Lloyd, Zakir Hussain
& Eric Harland
Sangam
ECM 06024 987 5183
MUSIKER: Charles Lloyd: tenor & alto saxes,
tarogato, bass & alto flutes, piano & percussion, Zakir Hussain: tabla, voice & percussion,
Eric Harland: drums, percussion & piano
SONGS: Dancing On One Foot / Tales Of Rumi
/ Sangam / Nataraj / Guman / Tender Warriors
/ Hymn To The Mother / Lady In The Harbor /
Little Peace
Der Saxophonist und Flötist Charles Lloyd war
einer der ersten Jazzmusiker, die sich – nicht
zuletzt angezogen von der fernöstlichen
Philosophie – auch mit dem Klanguniversum
Asiens intensiv auseinander setzten. Bereits in
der ersten Hälfte der 60er Jahre ließ er sich bei
seinen Tenorsax-Improvisationen von SitarSpielern und Dhrupad-Sängern fast so sehr
beeinflussen wie von Jazzgrößen oder den
expressiven Meistern des Blues. Indische Ragas
wirkten sich auch auf Lloyds epische modale
Kompositionen aus, und in den frühen 70ern
arbeitete er auf Platten mit dem Sarodspieler
Aashish Khan und dem Tablaspieler Pranesh
Khan zusammen. Seine Tourbands waren hingegen meist konventionell mit Saxophon,
Piano und/oder Gitarre, Bass und Schlagzeug
besetzt. Nun hat Lloyd mit dem Tabla-Meister
Zakir Hussain und dem jungen Schlagzeuger
Eric Harland ein ungewöhnliches Trio gegründet und ein ungemein spannendes Live-Album
eingespielt. Fragte Lloyd auf seinem 2001 mit
Billy Higgins gemachten Duo-Album noch
„Which Way Is East?“, dann gibt er nun im
neuen Trio die Antwort: „Sangam“.
Trio Beyond
Saudades
ECM 06024 987 6530 (2 CDs)
MUSIKER: Jack DeJohnette: drums, John
Scofield: guitars, Larry Goldings: Hammond
B-3 organ, electric piano & sampler
SONGS: If / As One / Allah Be Praised /
Saudades / Pee Wee / Spectrum / Seven Steps
To Heaven / I Fall In Love Too Easily / Love In
Blues / Big Nick / Emergency
Mehr zu dieser CD auf Seite 3.
Miki N’Doye
Tuki
ECM 06024 987 5149
MUSIKER: Miki N’Doye: kalimba, tamma,
m’balax, bongo & vocals, Jon Balke: keyboards & prepared piano, Per Jørgensen:
trumpet & vocals, Helge Norbakken:
percussion, Aulay Sosseh & Lie Jallow: vocals
SONGS: Intro / Jahlena / Loharbye /
Kokonum / Rubato / Dunya / Tuki / Kalimba 6
/ Tonya / Osa Yambe / Box / Me / Ending
Vor gut 30 Jahren kam der gambische
Perkussionist Miki N’Doye nach Norwegen,
wo er schon bald eine eigene Band unterhielt, unter anderen mit Terje Rypdal an der
Gitarre. Schnell etablierte sich Miki in seiner
neuen Heimat als eine treibende Kraft der
jazzorientierten Weltmusik. Dennoch musste
er bis zum Jahr 2000 warten, um endlich ein
Solodebütalbum aufnehmen zu können.
„Joko“ erschien 2002 beim deutschen Label
ACT. Nun legt Miki N’Doye, der bereits auf
zwei ECM-Alben von Jon Balke mitgewirkt
hatte, bei den Münchner Kollegen von ECM
sein zweites Album „Tuki“ vor. Die hypnotisierenden Rhythmen von Miki N’Doye und
Helge Norbakken bilden die Basis für solistische Höhenflüge von Trompeter Per
Jørgensen und Keyboarder Jon Balke sowie
die afrikanischen Gesänge von N’Doye,
Aulay Sosseh und Lie Jallow.
Seite
6
Ausgabe 2 • Jahrgang 9
Details
Wiederveröffentlichungen
Sonny Rollins
The Impulse Story
Pharoah Sanders
The Impulse Story
McCoy Tyner
The Impulse Story
Albert Ayler
The Impulse Story
Charles Mingus
The Impulse Story
John Coltrane
The Impulse Story
Impulse 06024 985 5102
Impulse 06024 985 5115
Impulse 06024 985 5117
Impulse 06024 985 5103
Impulse 06024 985 5114
Impulse 06024 985 5106
MUSIKER: Sonny Rollins: tenor sax, Oliver
Nelson: tenor sax, arrangements & conduction, Bob Ashton: tenor sax, Phil
Woods: alto sax, Danny Bank: baritone
sax, Freddie Hubbard: trumpet, Jimmy
Cleveland & J.J. Johnson: trombones, Ray
Bryant & Roger Kellaway: piano, Kenny
Burrell: guitar, Walter Booker & Jimmy
Garrison: bass, Frankie Dunlop, Elvin
Jones & Mickey Roker: drums
SONGS: Three Little Words / On Green
Dolphin Street / Hold ’Em Joe / Alfie’s
Theme / Street Runner With Child / On
Impulse / East Broadway Run Down / We
Kiss In A Shadow
MUSIKER: Pharoah Sanders: tenor & soprano
saxes, piccolo, percussion & vocals, James
Spaulding: flute, Julius Watkins: French horn,
Lonnie Liston Smith: piano & electric piano,
Dave Burrell: piano, Joe Bonner: harmonium,
Sonny Sharrock: electric guitar, Michael
White: violin, Calvin Hill: tamboura, Richard
Davis, Henry Grimes, Cecil McBee & Reggie
Workman: basses, Leon Thomas: vocals &
percussion, Roger Blank, Michael Carvin, Billy
Hart & Clifford Jarvis: drums, Nat Bettis, John
Blue & Jimmy Hopps: percussion, Lawrence
Killian: bell tree
SONGS: Upper Egypt And Lower Egypt / The
Creator Has A Master Plan / Astral Traveling /
Spiritual Blessing
MUSIKER: McCoy Tyner: piano & arrangements, John Coltrane: soprano sax, Charlie
Mariano, Sonny Stitt & Frank Strozier: alto
saxes, John Gilmore: tenor sax, Prince Lasha:
clarinet, Charles Davis: baritone sax, Thad
Jones & Clark Terry: trumpets, Sonny
Simmons: English horn, Bob Cranshaw, Art
Davis, Steve Davis, Jimmy Garrison, Henry
Grimes & Butch Warren: basses, Art Blakey,
Roy Haynes, Lex Humphries, Elvin Jones &
Mickey Roker: drums, Johnny Pacheco &
Willie Rodriguez: percussion
SONGS: Greensleeves / Speak Low / Effendi /
Reaching Fourth / Groove Waltz / Star Eyes /
Newport Romp / Blues Back / Oriental Flower
/ Three Flowers / Searchin’
Aufnahmedatum: 1966 – 1973
Aufnahmedatum: 1962 – 1964
MUSIKER: Albert Ayler: tenor & alto saxes,
bagpipe chanter, vocals & recitation, Donald
Ayler, Burt Collins, Joe Newman: trumpets,
Garnett Brown: trombone, Seldon Powell:
tenor sax & flute, Buddy Lucas: baritone sax,
Call Cobbs: piano & electric harpsichord,
Bobby Few: piano, Henry Vestine: electric
guitar, Michel Samson: violin, Joel Freedman:
cello, Bill Folwell, Henry Grimes, Stafford
James, Alan Silva & Lewis Worrell: basses,
Muhammad Ali, Milford Graves, Beaver
Harris, Bernard Purdie & Sunny Murray:
drums, Rose Marie McCoy & Mary Maria
Parks [aka the Soul Singers]: vocals, Bert
DeCoteaux: arrangements & conduction
SONGS: Holy Ghost / Truth Is Marching In /
Angels / Love Cry / Bells / New Grass –
Message From Albert / Free At Last! / Music Is
The Healing Force Of The Universe / Water
Music / Untitled Duet
MUSIKER: Charles Mingus: bass, piano & narration, Eric Dolphy & Charlie Mariano: alto
saxes, Booker Ervin: tenor sax, Dick Hafer:
tenor sax, clarinet & flute, Jerome Richardson:
flute, soprano & baritone saxes, Rolf Ericson,
Eddie Preston & Richard Williams: trumpets,
Quentin Jackson & Britt Woodman: trom­
bones, Don Butterfield: tuba, Jaki Byard: piano, Jay Berliner: guitar, Walter Perkins &
Dannie Richmond: drums
SONGS: Track A – Solo Dancer / Track C –
Group Dancers / Myself When I Am Real /
Body And Soul / Roland Kirk’s Message /
Orange Was The Color Of Her Dress, Then
Silk Blues / Mood Indigo / II B.S. (aka “Haitian
Fight Song”) / Theme For Lester Young (aka
“Goodbye Pork Pie Hat”) / Better Get Hit In
Yo’ Soul / Freedom
MUSIKER: John Coltrane: tenor & soprano
saxes & percussion, Pharoah Sanders: tenor
sax, tambourine & bells, Freddie Hubbard &
Booker Little: trumpets, Jimmy Buffington,
Donald Corrado, Bob Northern, Robert
Swisshelm & Julius Watkins: French horns,
Charles Greenlee & Julian Priester: euphoniums, Bill Barber: tuba, Garvin Bushell: piccolo
& reeds, Eric Dolphy: alto sax, flute & bass
clarinet, Pat Patrick: baritone sax, Alice
Coltrane & McCoy Tyner: pianos, Jimmy
Garrison & Reggie Workman: basses, Rashied
Ali, Roy Haynes & Elvin Jones: drums
SONGS: Greensleeves / Chasin’ The Trane /
Tunji / Impressions / After The Rain / Bessie’s
Blues / A Love Supreme: Part 1 –
Acknowledgement / The Father And The Son
And The Holy Ghost / Ogunde
Aufnahmedatum: 1963
Aufnahmedatum: 1961 – 1967
Various Artists
The House That Trane Built –
The Story Of Impulse Records
Various Artists
The House That Trane Built –
The Story Of Impulse Records
Impulse 06024 987 8391
(1 CD Budget Sampler)
Impulse 06024 985 6283 (4 CDs)
Aufnahmedatum: 1965 – 1966
Aufnahmedatum: 1965 – 1969
Keith Jarrett
The Impulse Story
Gato Barbieri
The Impulse Story
Alice Coltrane
The Impulse Story
Archie Shepp
The Impulse Story
Impulse 06024 985 5107
Impulse 06024 985 5104
Impulse 06024 985 5105
Impulse 06024 985 5116
MUSIKER: Keith Jarrett: piano, soprano
sax, osi drum & tambourine, Dewey
Redman: tenor sax, tambourine &
maracas, Sam Brown: guitar, Charlie
Haden: bass, Paul Motian: drums &
percussion, Guilherme Franco & Danny
Johnson: percussion
SONGS: De Drums / The Rich (And The
Poor) / Blue Streak / Treasure Island /
Introduction – Yaqui Indian Folk Song /
Victoria / Everything That Lives, Laments
/ Konya / Bop-Be / Mushi Mushi / Silence
MUSIKER: Gato Barbieri: tenor sax & narration, Howard Johnson: bass clarinet, baritone
sax, flugelhorn & tuba, Seldon Powell: flute,
alto & baritone saxes, Randy Brecker, Bob
McCoy, Victor Paz & Alan Rubin: trumpets &
flugelhorns, Buddy Morrow: trombone, Alan
Raph: bass trombone, Ray Alonge & Jimmy
Buffington: French horns, Osvaldo Bellingieri:
piano, Eddie Martinez: piano & electric piano, Dino Saluzzi: bandoneón, Hélio Delmiro,
Ricardo Lew, Paul Metzke & Lee Ritenour:
electric guitars, George Davis, Quelo Palacios
& John Pisano: acoustic guitars, Daudeth de
Azevedo: cavaquinho, Raul Mercado: quena,
Antonio Pantoja: quena, anapa, erke, siku,
erkencho & percussion, Amadeo Monges:
Indian harp, Domingo Cura: Indian bombo,
Ron Carter, Adalberto Cevasco, Jim Hughart,
Novelli: electric bass, Paulinho Braga, Grady
Tate & Bob Zimitti: drums, Mayuto Correa,
Portinho & El Zurdo Roizner: percussion &
drums, Ray Armando, Luis Mangual & Ray
Mantilla: percussion, Percussion Section of
the Escola do Samba do Niteroí: large & small
surdos, tambourins, pandeiros, cuícas & agogos, Chico O’Farrill: arrangement & conduction
SONGS: Nunca mas / India / Encontros /
Latino America / Gato Gato / Cuando vuela a
tu lado (What A Difference A Day Makes) /
Viva Emiliano Zapata / El Sublime / Milonga
Triste / To Be Continued
MUSIKER: Alice Coltrane: piano, organ, harp,
percussion, tympani, arrangements & conduction, Pharoah Sanders: tenor & soprano
saxes, flute, percussion & invocation, Joe
Henderson: tenor sax, Ravi Coltrane: soprano
sax & percussion, Ron Carter, Jimmy
Garrison, Charlie Haden & Cecil McBee: basses, Rashied Ali & Ben Riley: drums & percussion, Jack DeJohnette: drums, Chuck Stewart:
percussion, John Coltrane: invocation,
Ornette Coleman: transcription, Tulsi: tamboura, Majid Shabazz: bells & tambourine,
John Blair, Julius Brand, Ronald Folsom, James
Getzoff, Janice Gower, William Henderson,
Leroy Jenkins, Joan Kalisch, Nathan Kaproff,
Lou Klass, Bernard Kundell, Leonard Malarsky,
Gordon Marron, Sidney Sharp & Gerald
Vinci: violins, Marilyn Baker, Samuel
Boghosian, Rollice Dale, Myra Kestenbaum,
Leonard Selic & David Schwartz: violas, Jesse
Ehrlich, Anne Goodman, Ray Kelley, Jan Kelly,
Jerry Kessler, Raphael Kramer & Edgar
Lustgarten: cellos, Murray Adler: concertmaster
SONGS: The Sun / Lovely Sky Boat / Jaya Jaya
Rama / Ptah, The El Daoud / Journey In
Satchidananda / Universal Consciousness /
Excerpts From “The Firebird” / Translinear
Light
MUSIKER: Archie Shepp: tenor sax & recitation, Marion Brown, John Tchicai & Clarence
White: alto saxes, Roland Alexander & Billy
Robinson: tenor saxes, James Ware: baritone
sax, Perry Robinson: clarinet, Roy Burrowes,
Ted Curson, Charles McGhee, Jimmy Owens,
Michael Ridley & Tommy Turrentine: trumpets, Alan Shorter: flugelhorn, Clifford
Thornton: cornet, Charles Greenlee, Grachan
Moncur III, Joseph Orange, Roswell Rudd,
Charles Stephens & Kiane Zawadi: trombones, Howard Johnson: tuba, Hakim Jami:
euphonium, Bobby Hutcherson: vibraphone,
Walter Davis, Jr.: piano & electric piano,
Cornell Dupree: electric guitar, Ron Carter,
Charlie Haden, David Izenzon, Reggie
Johnson, Barre Phillips & Reggie Workman:
basses, Gerald Jemmott, Roland Wilson: electric basses, Joe Chambers, Beaver Harris, Roy
Haynes, Charles Moffett & J.C. Moses: drums,
Ollie Anderson, Nene DeFense & Juma
Sultan: percussion, John Blake, Leroy Jenkins
& Lakshinarayana Shankar: violins, Ronald
Lipscomb & Calo Scott: cellos, Joshie
Armstead, Henry Hull & Albertine Robinson:
vocals
SONGS: Naima / Los Olvidados / The Girl
From Ipanema / Malcolm, Malcolm – Semper
Malcolm / Le matin des noires / Scag / Mama
Too Tight / Damn If I Know (The Stroller) /
Sophisticated Lady / Attica Blues
Aufnahmedatum: 1973 – 1976
Aufnahmedatum: 1968 – 2000
INTERPRETEN/SONGS: Oliver Nelson – Stolen
Moments / Art Blakey – Alamode / Charles
Mingus – Theme For Lester Young / John
Coltrane – A Love Supreme: Part 1 –
Acknowledgement / Archie Shepp – Los
Olvidados / Albert Ayler – Our Prayer / Alice
Coltrane – Journey In Satchidananda / John
Handy – Hard Work
Aufnahmedatum: 1960 – 1976
Aufnahmedatum: 1964 – 1972
Aufnahmedatum: 1973 – 1975
INTERPRETEN/SONGS: Gil Evans – Where
Flamingos Fly / Oliver Nelson – Stolen
Moments / John Coltrane – Greensleeves / Art
Blakey – Alamode / Benny Carter – Honeysuckle Rose / Count Basie – Trey Of Hearts /
Duke Ellington & Coleman Hawkins – Self
Portrait (Of The Bean) / Duke Ellington & John
Coltrane – In A Sentimental Mood / Roy Haynes
– Snap Crackle / Freddie Hubbard – Chocolate
Shake / John Coltrane – Impressions / Charles
Mingus – Theme For Lester Young / John
Coltrane & Johnny Hartman – My One And
Only Love / Paul Gonsalves & Sonny Stitt – Salt
And Pepper / Chico Hamilton – Forest Flower /
Sunrise – Forest Flower / Sunset / McCoy Tyner
– T ’n’ A Blues / Ben Webster – Someone To
Watch Over Me / Yusef Lateef – Sister Mamie /
John Coltrane – A Love Supreme: Part 1 –
Acknowledgement / Shirley Scott – Rapid
Shave / Archie Shepp – Los Olvidados / Pee
Wee Russell – Ask Me Now! / Earl Hines – Black
And Tan Fantasy / Sonny Rollins – Alfie’s Theme
/ Clark Terry & Chico O’Farrill – Spanish Rice /
Archie Shepp – Mama Too Tight / Gabor Szabo
– Gypsy Queen / Chico Hamilton – Larry Of
Arabia / Albert Ayler – Our Prayer / John Coltrane
– Offering / Alice Coltrane – Journey In Satchidananda / Charlie Haden & Liberation Music
Orchestra – War Orphans / Ahmad Jamal –
Stolen Moments / Pharoah Sanders – The Creator
Has A Master Plan / Gato Barbieri – India / Keith
Jarrett – The Rich (And The Poor) / John Handy
– Hard Work / Alice Coltrane – Walk With Me
Aufnahmedatum: 1960 – 1976 / 2004
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Klaus Doldinger
Early Doldinger –
The Complete Philips Recordings
DVDs
Boutique 06024 987 7999 (4-CD-Set)
MUSIKER: Klaus Doldinger: tenor &
soprano saxes, Johnny Griffin: tenor sax,
Rolf Kühn: clarinet & tenor sax, Johnny
Scott: alto sax, Sahib Shihab: baritone
sax, Benny Bailey, Donald Byrd, Jon
Eardley, Johnny Renard & Idrees
Sulieman: trumpets, Albert Mangelsdorff,
Nat Peck, Åke Persson & Eje Thelin: trombones, Ingfried Hoffmann: organ & piano, George Gruntz: harpsichord, Pierre
Cavalli, Bert Helsing, Volker Kriegel &
Attila Zoller: guitars, Helmut Kandlberger,
Niels-Henning Ørsted Pedersen, Benôit
Quersin, Herman Schoonderwalt & Peter
Trunk: bass, Kenny Clarke, Egil Johansen
& Klaus Weiss: drums, Cees See: drums &
percussion, Rolf Ahrens & Fats Sadi: percussion, Hans Koller: conduction, Davy
Jones: lead vocals, Gudrun Becker & John
O’Hara: background vocals
SONGS: Bluesy Toosy / Bebop / Delilah /
Well, You Needn’t / Blues For George /
Solar / Stars Fell On Alabama / Signal / I
Didn’t Know What Time It Was / Woody
’N You / Recado Bossa Nova / Copacabana
/ Chega de saudade / Waltz Of The Jive
Cats / Blue Note Samba / Smoke Gets In
Your Eyes / Groovin’ In Berlin / Minor
Kick / Careless Love / Ack, Värmeland du
sköna / Two Getting Together / Fiesta /
Viva Brasília / Insensatez / Subo /
Malagueña / Negra sin sandalia / Recado
/ Argentina / Guachi guaro / Prelúdio No.
3 / Shakin’ The Blues / Quartenwalzer /
That Bluesy Sound / Tears / Five For You /
Run, Baby, Run / Watch It / Just A Little
Bit Of Soul / Surrey With The Fringe On
Top / What’s New? / Midnight Session /
For Two Only / Sweetie’s Bounce / Joe’s
Blues / Like Someone In Love / The Night
Time / Pavana “The Earl Of Salisbury” /
Ciacona In F Minor / Waltz Of The Jive
Cats / Quartenwalzer
Aufnahmedatum: 1962 – 1967
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Miles Davis Quintet
The Legendary Prestige Quintet
Sessions
Concord Jazz 00252 184 4442
(3 CDs + Enhanced Bonus CD)
MUSIKER: Miles Davis: trumpet, John
Coltrane: tenor sax, Red Garland: piano, Bill
Evans: piano (CD 4, Café Bohemia, 1958),
Paul Chambers: bass, Philly Joe Jones: drums
SONGS: Stablemates / How Am I To Know /
Just Squeeze Me / There Is No Greater Love /
The Theme / S’posin’ / In Your Own Sweet
Way / Diane / Trane’s Blues / Something I
Dreamed Last Night / It Could Happen To
You / Woody’n You / Ahmad’s Blues / Surrey
With The Fringe On Top / It Never Entered
My Mind / When I Fall In Love / Salt Peanuts /
Four / The Theme Take 1 / The Theme Take 2
/ If I Were A Bell / Well, You Needn’t / ‘Round
Midnight / Half Nelson / You’re My Every­
thing / I Could Write A Book / Oleo / Airegin /
Tune Up / When Lights Are Low / Blues By
Five / My Funny Valentine / Enhanced Bonus
CD: The Tonight Show 1955: Steve Allen Intro
/ Max Is Making Wax (aka Chance It) / Steve
Allen Intro 2 / It Never Entered My Mind /
Blue Note, Philadelphia 1956: Tune Up /
Walkin’ / Café Bohemia, NYC 1958: Four /
Bye Bye Blackbird / Walkin’ / Two Bass Hit /
Transcriptions Of Miles Davis’s Solos: Max Is
Making Wax (aka Chance It) (From The
Tonight Show 1955) / Tune Up (Original
Studio Version) / Tune Up (Live Version From
Blue Note, Philadelphia 1956) / Four (Original
Studio Version) / Four (Live Version From Café
Bohemia, NYC 1958)
Aufnahmedatum: 1955 – 1959
Keith Jarrett
Tokyo Solo
ECM 06024 987 3186
MUSIKER: Keith Jarrett: piano
SONGS: Applause / Part 1a / Part 1b / Part
1c / Part 2a / Part 2b / Part 2c / Part 2d /
Part 2e / Danny Boy / Old Man River /
Don’t Worry ’Bout Me
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John McLaughlin &
Remember Shakti
The Way Of Beauty
Verve 06024 983 8683
MUSIKER: John McLaughlin: guitars, Zakir
Hussain: tabla & percussion, V. Selvaganesh:
kanjira, ghatam & mridangam, U. Shrinivas:
mandolin, Shankar Mahadevan: voice, T.H.
“Vikku” Vinayakram: ghatam, L. Shankar:
violin, Shiv Kumar Sharma: santur, Debashish
Bhattacharya: Hindustani slide guitar, A.K.
Pallanivel: tavil, Sivamani Bhavani Shankar:
drums & percussion, Roshan Ali Aziz: dholak,
Taufiq Qureshi: def, dafli & percussion
SONGS: Interview With John McLaughlin /
Saturday Night In Bombay (2000): Giriraj
Sudha / Shringar / Bell’Alla / Montreux Jazz
Festival (1976): Joy / Montreux Jazz Festival
(2004): Sakhi / Soundcheck At The Blue
Morning In Paris (2004)
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Tuck & Patti
Live In Holland
Gonzales
From Major To Minor
T+P Records 06024 982 8568
No Format / EmArcy 06024 983 8740
(2 DVDs / Digipak)
06024 983 8973 (Single DVD)
MUSIKER: Patti Cathcart: vocals & human
beatbox, Tuck Andress: guitars
SONGS: The Concert: One For All / Love
Flows Like A River / Learning How To Fly /
Wildflower / High Heel Blues / Europa / Love
Warriors / All The Love / You Ain’t Seen
Nothing Yet / Better Than Anything / Out Of
The Night / Time After Time / Love Is The Key
/ Takes My Breath Away / Documentary: As
We Travel Round The Circle
Seit über 25 Jahren sind Tuck & Patti ein Künstlerpaar. Seit die beiden 1988 mit „Tears Of Joy“
debütierten, haben sie gemeinsam neun Alben
eingespielt, nur ein Live-Album fehlte immer.
Mit der DVD „Live In Holland“ schließen sie
nun endlich diese Lücke. Mitgeschnitten wurde
dafür 2005 ein Auftritt in Amsterdam, bei dem
die beiden Künstler, die auch privat ein Paar
sind, einen Querschnitt aus dem Repertoire all
ihrer bislang erschienenen Alben präsentierten.
Neben neun von Patti geschriebenen Stücken
wurden auch fünf Fremdkompositionen interpretiert: darunter der Cyndi-Lauper-Hit „Time
After Time“, Horace Silvers „Out Of The Night“
und Santanas „Europa“, eine Nummer, bei der
Tuck seine Virtuosität als Solist unter Beweis
stellt. Neben dem über anderthalbstündigen
Konzert schaut die DVD in einer gut 50-minütigen Dokumentation von Robertjan Brouwer
hinter die Kulissen.
MUSIKER: Gonzales: piano, Nina Rhode aka
Ninja Pleasure: piano visions projections
SPECIAL GUESTS: Mocky, Feist, Jamie Lidell,
Daft Punk Robot, Philippe Katerine & JeanFrançois Zygel
DVD 1: From Major To Minor – La Gonzales
Masterclass: First Note – First Note & The
Greens / Major/Minor – Chilly In F Minor / Harmony – Ludovic Tonic & Singalong / Rhythm –
Daft Punk Medley (G-Spot 1) / Wagner / Ravel
– Over The Rainbow (G-Spot 2) / White Key /
Black Key – White Key Black Key (G-Spot 3) /
Melody Lesson With Feist (G-Spot 4) / Advanced
Students: Advanced Method 1 – Ball / Advanced
Method 2 – Melodica (Oregano) / Le White
Gloves Concert: Oregano – Dot / Carnivalse /
Take Me To Broadway (G-Spot 5) / Game For
Fools / When I Was A Young Girl / So Called
Party Over There / Multiply /
DVD 2: PianoVision – Solo Piano Live In Angoulème, France: Gogol / CM Blues / Paris-tocrats
/ Overnight (G-Spot 6) / Armelodie / Singalong
(G-Spot 7) / Piano Battle / Köln Concert – Chilly
In F Major / Video Clips: Take Me To Broadway
/ Worst MC / Red Leather / 1000 Faces / Higher
Than You / Pisces – Pisces / Organism – Intro &
Frere Jacques (G-Spot 8) / Bundespressconference (G-Spot 9) / Piano II –Soundtrack Score /
Gonzo on Israeli TV – Chilly In F Minor
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Ausgabe 2 • Jahrgang 9
7
Call & Response
1971 Till Brönner kommt im nieder­
rheinischen Viersen zur Welt. In Rom
wächst er auf.
1984 Mit 13 entdeckt er durch Louis
Armstrong und Charlie Parker den Jazz.
1993 Als 22-Jähriger bringt er sein
erstes Album „Generations Of Jazz“ heraus, mit Ray Brown am Kontrabass und
Jeff Hamilton am Schlagzeug.
1998 Mit Chuck Loeb, Frank Chastenier
und anderen nimmt Till sein erstes
Verve-Album „Love“ auf. In Deutschland
erhält er dafür einen Jazz Award, in
Japan einen Gold Disc Award.
2000 „Chattin‘ With Chet“, eine ausgefallene Hommage an Chet Baker,
sorgt in der Jazzszene für Gesprächsstoff.
2002 Auf „Blue-Eyed Soul“ unternimmt Till einen Ausflug in Nu-Soul,
Funk und Hip-Hop und landet auf
Anhieb in den Top 30 der deutschen
Popcharts.
2004 Seine außergewöhnlichen ­
Talente als Singer und Songwriter stellt
Till auf „That Summer“ unter Beweis.
2005 Als Produzent, Komponist und
Trompeter gestaltet Till maßgeblich
„Once To Every Heart“ mit, das neue
Album des Kultstars Mark Murphy.
Kritiker feiern es als dessen beste Einspielung der letzten zehn Jahre.
2006 Mit den Gaststars Carla Bruni,
Madeleine Peyroux und Luciana Souza
sowie Begleitern wie Larry Goldings,
Gary Foster und Dean Parks nimmt Till
in Los Angeles unter der Regie von
­Larry Klein „Oceana“ auf.
In Kalifornien stößt die Wüste direkt an den Ozean: till brönner
Musik aus der Tiefe des Ozeans
Die japanische Journalistin Yo Nakagawa schreibt für das Jazzfachblatt „Swing Journal“, das „Mainichi Newspaper“ und über till brönners neues Album für das deutsche JazzEcho.
Till Brönners CD ­ „Oceana“ stieg
nicht nur (als erstes deutsches Jazzalbum überhaupt) auf Platz 13 in
den deutschen Albumcharts ein,
sondern eroberte auch deutsche
Journalistenherzen: „Stereo“: „bislang bestes Album“, „Musikwoche“:
„bisher vielschichtigstes Werk“,
„TV Spielfilm“: „ein Segen fürs ganze Genre“. Auch in Japan ist Brönner seit Jahren eine feste Größe.
Wir haben die japanische Journalistin Yo Nakagawa und den UniversalChef Yoshihisa Saito gebeten, exklusiv fürs JazzEcho zu berichten, was
einen deutschen Jazzmusiker so interessant für das Land der aufgehenden Sonne macht:
Mein erster Eindruck von Till Brönners
Trompete war der eines Klangs, der aus
der Tiefe eines deutschen Waldes kam.
In diesem Wald wuchs der Baum der Philosophie und der Baum des Fleißes. Diese Bäume waren dicht belaubt mit den
Blättern des Stolzes, und die Rückseiten
dieser Blätter waren überzogen von der
melancholischen Traurigkeit eines uralten Wissens um die Sinnlosigkeit, die mit
dem Stolz einhergeht. Als ich die Timbres
von Tills Trompete und Flügelhorn hörte,
merkte ich sogleich, dass sein Klang, den
er sich mit unglaublicher Technik und
durch harte Arbeit angeeignet hatte, absolut originell war. Gleichzeitig ist es ein
Klang, der nur in Deutschland entstanden sein konnte.
Jazzfans in Deutschland und Japan
sind sich in einigen Wesenszügen ähnlich. Jazz wird mit Respekt behandelt
(was, wie man weiß, in den USA bei weitem nicht immer der Fall ist) und auf
Klangqualität sehr viel Wert gelegt. Ohne Letztere kann man nicht erwarten,
dem Publikum zu gefallen. Die beiden
Länder unterscheiden sich aber insofern,
als in Deutschland Jazz mit avantgardistischen Tendenzen recht hohes Ansehen
genießt, während die japanischen Fans
der Baby-Boomer-Generation angehören
oder älter sind und eine anhaltende Vorliebe für den Jazz der 50er Jahre hegen.
Ich finde es nahezu unglaublich, dass
Tills hochgewachsene Gestalt und sein
gutes Aussehen in Japan nur selten erwähnt werden (im gleichen Atemzug
möchte ich dem Universum dafür danken, dass es diesen gutaussehenden
Mann nicht nur mit einem wirklich herausragenden musikalischen Talent ausgestattet hat, sondern auch mit einer
warmherzigen und einnehmenden Persönlichkeit). Es ist durchaus möglich,
dass die weiblichen Fans Tills adonische
Seite in Stille genießen. Aber Fakt ist:
Wie ich
Till Brönner
entdeckte
von Yoshihisa Saito, Chef von
Universal Classics & Jazz, Japan
Ich traf Till Brönner das erste Mal im September 1998. Ich hatte mit Verspätung
meinen Sommerurlaub genommen,
um nach Deutschland zu reisen, und
nachdem ich schon verschiedene Städte besucht hatte, stand Berlin als letzte
Station auf meinem Programm. In der
Nacht meiner Ankunft nahm mich ein
Mitarbeiter der deutschen UniversalJazzabteilung in einen Jazzclub namens
A-Train mit, um mir einen gutaussehenden Trompeter vorzustellen. Ich hatte
noch nie zuvor Musik von ihm gehört,
und – um ehrlich zu sein – ich erinnere
mich auch gar nicht mehr so gut an diese erste Begegnung. Er war für mich zunächst einfach eine von vielen Personen,
Wann auch immer von Till die Rede ist,
wird stets nur die Schönheit seines Tons
und die Einzigartigkeit des Konzepts eines
jeden Albums erwähnt.
In Japan wurde Till in seiner Eigenschaft
als singender Trompeter kaum einmal mit
Chet Baker verglichen. Auch wurde er nie
in die Smooth-Jazz-Ecke gedrängt. Wenn
Till hier je missverstanden wurde, dann
weil man fälschlicherweise meinte, seine
Brillanz als Komponist und Instrumentalist wäre ein Resultat seiner Könnerschaft
auf dem Gebiet der klassischen Musik.
Es ist nicht zu leugnen, dass Till Brönner, seit er in Japan sein Debüt gab, hier
als einer der wenigen Künstler betrachtet wird, die eine Klasse für sich darstel-
len. Till Brönner hat eine umfassende musikalische Vision, die ich „die Vision eines
Musikers des 21. Jahrhunderts“ nenne. Er
hat eine extrem kosmopolitische Sichtweise, die nicht durch Epochen, Grenzen
oder Genres eingeengt wird. Er akzeptiert
sich selbst vollkommen als der, der er ist.
Das ist es, was ihn zu einem Musiker des
21. Jahrhunderts macht. Er braucht kein
Trauma zu erleiden, um daraus seine Inspiration zu beziehen. Er ist der Beweis
dafür, dass man ein großartiger Künstler sein kann, auch wenn man aus einem glücklichen Elternhaus stammt und
nie an der Flasche oder Nadel gehangen hat. Till bleibt sich selbst treu, ganz
gleich, wo er sich aufhält. Ob in Kana-
da, wo er die Musik für das Album „That
Summer“ komponierte, oder an der amerikanischen Westküste, wo er sein letztes Album „Oceana“ aufnahm. Deshalb
gilt sein primäres Interesse, wenn er in Japan ist, auch nicht dem Sightseeing oder
der glitzernden Welt unserer Einkaufstempel. Und ganz sicher ist er auch nicht
darauf aus, hübschen japanischen Mädchen hinterherzujagen. Allerdings hat er
zweifelsfrei ein gesundes Verlangen nach
der japanischen Küche.
Tills Gedanken kreisen ständig um Musik.
Wo immer er hingeht, seine Muse folgt
ihm wie ein Schatten auf Schritt und Tritt.
Ich bin überzeugt, dass „Oceana“ ihn in
Japan noch viel bekannter machen wird.
die ich auf dieser Reise kennen lernte ... bis
zum nächsten Tag.
Weil ich mich bis in die kühlen Morgenstunden herumgetrieben hatte, fing ich mir
eine Erkältung ein und musste am nächsten
Tag das Bett hüten. Ich war betrübt, weil ich
mir so meinen letzten Tag in Deutschland
ruiniert hatte. Da ich irgendwann einfach
nicht mehr schlafen konnte, beschloss ich,
etwas Musik zu hören. Am Vorabend hatte ich eine Kopie von Tills letztem Album
„Love“ bekommen und legte sie nun in meinen CD-Player. Kaum hatte ich den ersten
Ton aus Tills Trompete gehört, da fühlte ich
mich schon deutlich besser. Es war ein sanfter und zärtlicher Klang, wie ich ihn noch nie
zuvor gehört hatte. Ein romantischer Klang,
ein Charakteristikum des europäischen Jazz,
etwas, das man in den USA nicht findet. Ich
weiß, dass es wie ein Klischee klingt, aber der
Klang tröstete mich, als ich mich allein und
krank in einem fremden Land befand.
Als ich wieder zu Hause war, bereitete
ich gleich die Veröffentlichung von „Love“
für Japan vor. Zuerst musste ich jemanden
finden, der Till unterstützen konnte. Glücklicherweise machte das „Swing Journal“, Ja-
pans einflussreichstes Jazzmagazin, „Love“
dank der Empfehlung seines Chefredakteurs
zum „Goldenen Album des Monats“. Dieses
Gütesiegel wird jeden Monat nur an zwei der
zahlreichen veröffentlichten CDs verliehen
und ist für das Album eines in Japan noch unbekannten Künstlers eine ziemliche Ehre.
Mit dieser kraftvollen Unterstützung im
Rücken wurde „Love“ im Mai 1999 veröffentlicht. Jazzliebhaber fühlten sich von diesem
neuen gutaussehenden Star und seiner großartigen Performance sofort angezogen und
sorgten dafür, dass Till bei der jährlichen Verleihung der Jazz Disc Awards im „Swing Journal“ den Preis in der Kategorie „New Star“
erhielt. Tills Talent geht weit über den Jazz
hinaus. Alben wie „Chattin’ With Chet“ und
„Blue-Eyed Soul“ bewiesen nicht nur seine
Talente als Trompeter und Sänger, sondern
auch seine Fähigkeit, Songs zu kreieren, die
Fans von Clubmusik in Scharen anzog.
Eine ganze Reihe von Musikern und DJs
zählte Tills Alben plötzlich zu ihren Favoriten.
Ein japanischer Jazzmusiker, derselben Generation wie Till angehörend, coverte sogar
eines seiner Stücke. 2002 kam Till wieder
nach Japan, um sein Album „Blue-Eyed Soul“
zu promoten. Es gab einen Showcase
für Pressevertreter. Ein kabelloses Mikrophon an seiner Trompete ermöglichte
ihm bei diesem Auftritt, wie einst Miles
Davis während des Spielens durch das
Auditorium zu wandeln. Diese Darbietungen, bei denen er seine schnelle Auffassungsgabe bewies, haben mich immer
beeindruckt.
Danach lud ich Till auch wieder nach
Tokio ein, um hier seine Alben „That
Summer“ und nun „Oceana“ zu promoten. All seine Promotionauftritte hatten
überwältigenden Erfolg. Der Schlüssel
zu diesem Erfolg ist seine angenehme Persönlichkeit. Wir müssen es ihm
manchmal zumuten, an einem einzigen
Tag sieben Stunden lang Interviews zu
geben, und er ist dabei stets nett zu uns
und den Medienvertretern. Nach getaner
Arbeit sagen uns die Journalisten immer,
wie sehr sie die Interviews mit Till lieben.
Ich übertreibe nicht! „Ich wünschte, jeder Musiker wäre so wie Till“, seufzte
einmal einer meiner Mitarbeiter. Dem
kann ich mich nur aus ganzem Herzen
anschließen.
Man merkt der Musik seine gewachsene
Reife an. Ich bilde mir auch ein, einen erneuerten Enthusiasmus aus seinem Spiel
herausgehört zu haben, und schreibe diesen der Tatsache zu, dass Till auf „Oceana“ wieder zu seinen Wurzeln als Trompeter zurückgekehrt ist. Für Till muss es
ein wahres Geschenk des Himmels gewesen sein, mit Larry Klein, dem Produzenten, der seit den 80er Jahren eng mit Joni
Mitchell zusammengearbeitet hat, kooperieren und sich so ganz auf sein Trompetenspiel konzentrieren zu können.
Till erzählte mir, dass er nach Los Angeles geflogen war, dort in einem Hotelzimmer mit Ausblick auf den Pazifik seine
Songs komponierte und dann für die Aufnahmen nach Hollywood ins Tonstudio
ging. Till ist bekennender Liebhaber des
West-Coast-Jazz und spielt ihn mit einer
angeboren wirkenden Natürlichkeit. Die
Songs scheinen in den Tiefen des Ozeans
geboren und durch eine luftige Brise sowie den Strom der Gezeiten direkt in Tills
Hotelzimmer getragen worden zu sein.
Deshalb trägt dieses Album vollkommen
zu Recht den Titel „Oceana“.
Der wundervolle Raum zwischen den
Noten der Lieder von „Oceana“ verdankt
sich einer erfrischenden spirituellen Öffnung des Trompeters. Als Hörer können
wir diese Freiräume mit unseren eigenen
Emotionen ausfüllen, während wir uns an
Brönners Musik erfreuen, uns von ihrer
Leidenschaftlichkeit packen lassen und ihr
mit großem Enthusiasmus applaudieren.
Tills musikalische Zukunft ist so weit
und tief wie der Pazifik. Das kann ich, die
ich auf einer fernöstlichen Insel mitten
in diesem Ozean sitze, mit Leichtigkeit
Till Brönner
Oceana
06024 987 7425 (CD)
06024 985 4183 (LP)
06024 985 4181 (Ltd.
Deluxe Edition)
Seite
8
Ausgabe 2 • Jahrgang 9
Mix
Eingenordet
Weil das Wetter im Norden ja so
schlecht ist, gehen skandinavische Soundtüftler eben andauernd ins Studio, was
sollen sie auch sonst machen. So witzeln
antagonistische Soundtüftler aus São Paulo:
Haha! Knackig wie 30 Grad im Schatten
sind aber die acht perkussiven Trance-Titel,
die Rikard Gensollen und Jonas Lonna als
Gen:Lon auf ihrem Debütalbum „Dong
Dong Gaaf“ veröffentlicht haben. SzeneGrößen wie Laurent Garnier oder das holländische Nu-Jazz-Kollektiv Flowriders geben diesen Kruder und Dorfmeistern der
Stockholmer Clubszene Rückenwind. Lonna
und Gensollen programmierten und spielten in Bugge Wesseltofts Band New Conception of Jazz, so auf den Alben „Moving“
und „Film’Ing“. Parallel konsolidierte Lonna
sein Prestige als DJ auf zahlreichen globalen
Gigs, etwa in Istanbuls Roxy oder Tokios
Blue Note. DJ Strangefruit alias Paul Nyhus
ist dagegen zurzeit einer der profiliertesten
norwegischen DJs auf dem internationalen
Parkett. Kühn wie ein Extrembergsteiger
nimmt er die krassesten Gratwanderungen
zwischen Club, Jazz und Elektro auf seinen
musikalischen Gipfelstürmen. Die Pole
zwischen Radiohead und John Coltrane
bewandert Nyhus nun auf seinem neuen
Album „Beauty Came To Us In Stone“, das
er mit einem versierten Kollektiv namens
Mungolian Jet Set über die letzten vier Jahre aufnahm. Eigentlich wollte er auf diesem
Projekt, auf dem ebenfalls Pianist Bugge
Wesseltoft mitspielt, die elektrische Periode
der frühen 70er von Miles Davis reflektieren. Dann uferte es zum elektronischen
Wetterleuchten aus, das man bequem auf
dem Sofa genießen kann, wenn draußen
mal wieder schlechtes Wetter ist.
gen:lon
Dong Dong Gaaf
06024 987 2041
Mungolian
Jet Set
Beauty Came To Us In
Stone
06024 987 3202
Dass der brasilianische Fußball so
viel besser ist als der irgendeines anderen
Landes der Welt liegt nur daran, dass er in
Brasilien so ungleich viel tiefer in der Kultur des Landes verwurzelt ist als selbst in
England, Italien oder Deutschland. Während in diesen Ländern gerade mal zur
WM ein paar Songs über Fußball getextet werden, ist das Spiel sonst kein Thema
in der Popmusik. Oder komponierte Udo
Lindenberg eine Hymne auf Uwe Seeler,
thematisierten Wir sind Helden oder Silbermond jemals die Paraden eines Oliver
Kahn?
In Brasilien ist das Normalität. Auch
außerhalb besonderer Anlässe emotionalisiert das Thema Fußball die Menschen
so sehr, dass es in der emotionalsten
menschlichen Ausdrucksform seinen festen Platz hat, der Musik. Die fünfte Folge
der Compilation-Reihe „A Trip To Brazil“
liefert dafür eindrucksvolle Beispiele: Jorge Bens Lobpreisung des unvergleichlichen Zico etwa, „Camisa 10 da Gávea“
(Trikot-Nummer 10 von Gávea). Gilberto
Gil, heute Kulturminister, verewigte 1973
die Leistungen des Spielers Affonsinho in
„Meio de campo“, auf der CD enthalten
in einer Version von Elis Regina. Milton
Nascimento ist zu hören mit zwei Titeln
aus dem Soundtrack zu „Tostão, a fera
de ouro“, einer Dokumentation über den
Spieler Tostão, der zur Weltmeister-Mann-
Film läuft!
Ton ab!
Moll ist das
neue Dur
Der ehemalige Undergroundraudi
Gonzales ist erwachsen geworden –
und sich selbst dabei treu geblieben.
Der JazzEcho-Konzertführer
Alle Angaben ohne Gewähr. Aktuelle Tournews freitags
unter www.jazzecho.de
Hat die Prolljacke an den Nagel gehängt: gonzales
V
om prolligen „Prankster“-Rapper
zum peniblen Pianolehrer: Der Bürgerschreck Jason Beck alias Chilly
Gonzales agierte früher als Grenzgänger
des guten Geschmacks und ernannte
sich selbst zum Präsidenten des Berliner
Undergrounds. Dann machte „The Worst
MC“ (Gonzales über Gonzales) eine 180Grad-Wendung. Plötz­lich entzückte er die
Freunde von Klassik und Jazz. Wie das?
Mit seinem letzten Album „Solo Piano“,
auf dem er die Loungemusik von Chopin
und Satie durch ein Sieb aus kanadischem
Folk und amerikanischem Jazz gießt. Auf
seiner neuen Doppel-DVD „From Major
To Minor“ gibt er über 216 Minuten so
viel, dass man gar nicht weiß, wo man
mit der Beschreibung dieses Werks anfangen soll. Vielleicht so: Neben opulenten
Konzertmitschnitten glänzen am Ende die
kleinen Clips im Repertoire: etwa ein TVAuftritt von Gonzo im israelischen Fernsehen, auf dem er seine originellen Ideen
zur Harmonielehre kommuniziert. Dur sei
der „falsche Optimismus der Amerika-
ner“, Moll die weise Melancholie der Europäer. Um seinen Punkt zu untermalen,
spielt er Dur-Akkorde auf einem Piano, die
klingen wie aus einem schlechten Western. Folgen lässt er ihnen zwei Mollversionen berühmter Melodien, die klingen
wie Klezmermusik. Der ergraute israelische Moderator springt vom Stuhl auf,
klatscht in die Hände und singt lauthals
mit. So etwas kann nur Gonzo. Erstaunlich ist dabei aber, um wie viel subtiler
sein Humor geworden ist. In Gonzos Altersheim-Video von „The Worst MC“ oder
einer Pressekonferenz, die er 2000 in den
Nachwehen des Berliner Nachwende-Undergrounds gab, gönnte er sich noch mit
seinem kanadischen Homegirl Peaches ein
hyperkreatives Intermezzo. Mittlerweile
gehören Gonzales, der in Paris lebt, und
seine Freunde zur europäischen Avant­
garde musikalischen Kunsthandwerks. Auf
einem jüngeren Konzertmitschnitt singt
der Elektro-Produzent Jamie Lidell, und
die Sängerin Leslie Feist strahlt ihren unwiderstehlichen enigmatischen Charme
Dribbeln um den Zuckerhut
Unsere WM-Dreierkette: José Roberto Bertrami, Elis Regina und Pelé
schaft des Jahres 1970 gehörte. Star dieser
legendären Truppe, mit der Brasilien als
erstes Land zum dritten Mal die WM gewann, war natürlich Pelé, der nicht nur
von Jackson do Pandeiro und MPB-4 besungen wird, sondern auch selbst zu hören
ist: „Perdão, não tem“ nahm er 1970 mit
Elis Regina auf, „O mundo é uma bola“
Das neue Album von Michel
Camilo und Tomatito hat
ein Filmemacher produziert.
Latin-Flamenco-Jazz mit Michel Camilo und tomatito
1977 mit Gracinha Leporace von Sérgio
Mendes’ Brasil ’66. Den Bogen in die Jetztzeit schlägt die Compilation schließlich mit
dem Titel „Samba da Copa“, den das Fábio
Fonseca Trio für die WM 2006 einspielte.
Die ersten beiden WM-Titel holte Brasilien 1958 und 1962 – nicht nur deswegen
wird diese Zeit von vielen Brasilianern als
W
enn sich zwei Stars wie Tomatito
und Michel Camilo zusammenschließen, dann schürt das Neugier und hohe Erwartungen. Tomatito begleitete einst Flamencogott Camarón de la
Isla, und Camilo gilt als Alpha-­Latin-Jazzer
der New Yorker Szene. Kennen lernten sich
der spanische Gitarrist und der dominikanische Pianist bereits Anfang der 90er Jahre
bei einer Studiosession für die FlamencoPopband Ketama. 40 gemeinsame Konzerte später veröffentlichten Tomatito und
Michel Camilo 1999 ihr sensationelles
Album „Spain“, auf dem sie in minimalistischer Duobesetzung die Essenz des
Flamenco mit der des Jazz kontrapunktierten. Produzent ihres jetzt erscheinenden
Nachfolgers „Spain Again“ ist erneut der
spanische Filmemacher Fernando Trueba,
bekannt unter anderem durch seine großartige Latin-Jazz-Dokumentation „Calle 54“.
Neben „Spain“ machte Trueba auch als
Produzent des Flamenco-Jazz-Duoalbums
„Lagrimas Negras“ von Dieguito „El Cigala“ und Bebo Valdez Furore. „Spain Again“
aus – Peaches hatte dagegen immer auch
etwas Psychopathisches. Gonzo selbst hat
die Las-Vegas-Anzüge und ballonseidenen
Trainingsjacken wohl endgültig an den
Nagel gehängt, Modisten wollten schon
aufatmen, doch nein! Er bevorzugt jetzt
ausgeleierte Karstadt-Strickjacken, aus
denen nach wie vor das üppige Brusthaar
sprießt. Darüber trägt er einen weißen
Laborkittel. Dass ihm das und wahrscheinlich so ziemlich alles außer der Musik egal
ist, zeigen seine wahnsinnigen Pianomeisterklassen auf DVD 1 – sie sind großartiges Edutainment und bieten Musikern
und solchen, die es werden möchten, tatsächlich höchst originelle Anregungen. Er
ist heimlich der Alte geblieben, es gibt nur
einen Chilly Gonzales!
Gonzales
From Major To Minor
06024 983 8740 (2 DVDs)
06024 983 8973 (DVD)
Goldenes Zeitalter verklärt. In diese Jahre
fällt auch die Entstehung der Bossa Nova,
wie das gleichnamige Buch des brasilianischen Autors Ruy Castro dokumentiert,
das jetzt auf Deutsch erschienen ist. Den
Soundtrack zum Buch liefert Castro als CD
„Bossa Nova – The Sound Of Ipanema“
gleich mit. Die Compilation konzentriert
sich dabei auf weniger bekannte, aber
dennoch geschichtsträchtige Titel. Entsprechend gibt es auch bei den Interpreten Überraschungen, etwa mit Brigitte
Bardots Version von Carlos Lyras „Maria
Ninguém“, einer Bossa-Version von „La vie
en rose“ des Amerikaners Gary McFarland
und schließlich einer aktuellen Version
des Bossa-Klassikers „Céu e mar“, die sein
Komponist, Johnny Alf, zusammen mit der
Sängerin Joyce aufgenommen hat.
JazzLink: brazil
Various Artists
A Trip To Brazil Vol. 5 –
Copa Do Mundo 2006
06024 983 8795
Various Artists
Bossa Nova – The
Sound Of Ipanema
06024 983 7465
gab er nun ein zutiefst atmosphärisches,
­cineastisches Flavour. Jenseits von Larifari
ist der virtuos in Zeit und Raum gesetzte
Albumopener „El día que me quieras“ ein
Tribut an Astor ­ Piazzolla. Vom Winde verweht erscheint der Geist des großen Tangomusikers gleich noch einmal, über der
Version seines vertiginösen „Adiós, Nonino“. Wie ein wilder Stier donnert dann „A
los nietos“ durch eine imaginäre Sierra.
Allein zu zweit inszenieren Camilo und Tomatito zehn große Klangbilder aus Santo
Domingo und Sevilla. Zum Schluss spielen
sie noch die Ballade „Amor de Conuco“
mit dem dritten Mann, Sänger Juan Luis
Guerra. Mit diesem Album lässt sich der
Sommer genauso gut vorm Balkon verbringen.
Götz Alsmann
10.06. Schweinfurt, Kulturhalle
11.06. Wörth am Main, Hofgut
25.06. Vellmar, Zeltfestival
28.07. Wiesbaden, Kurpark (Open Air)
29.07. Offenbach, Capitol
30.07. Lauchheim, Open Air
31.07. Walkenried, Klosterhof (Open Air)
06.08. Oelde, Forum
11.08. Würselen, Burg Wilhelmstein
18.08. Winsen/Luhe, LAGA 2006
Tord Gustavsen Trio
02.07. Salzau, JazzBaltica
Roy Hargrove Quintet
04.08. Rottenburg
Al Jarreau
02.07. Freiburg, ZMF
15.07. Wuppertal, Freilichtbühne
Rebekka Bakken
20.07. Tuttlingen, Honberg-Festival
The New Carla Bley Big Band
27.06. Essen, Philharmonie
28.06. Essen, Philharmonie
29.06. Essen, Philharmonie
26.08. Salzau, JazzBaltica (solo mit Steve Swallow)
Stefano Bollani
01.07. Salzau, JazzBaltica
Mojo Club Dancefloor Jazz
The Original Jazz Rockers
14.06. Trier, Forum 16.06. Köln, Stadtgarten 17.06. Hamburg, Mojo Club
Nils Petter Molvær
29.07. Bad Bergzabern, palatia jazz
Dianne Reeves
07.07. Geisenheim, Schloss Johannisberg
14.07. Kassel, Kulturzelt
Tim Ries
17.07. München, Bayerischer Hof
02.08. Stuttgart, Theaterhaus
Dee Dee Bridgewater
27.07. Wiesbaden, Kurpark
Till Brönner
15.07. Rotterdam (NL), North Sea Jazz
23.07. Kassel, Kulturzelt
30.07. Koblenz, Festung Ehrenbreitstein
18.08. Essen, Klavier-Festival (mit Dave Grusin)
19.08. Dirmstein, Jazzgala im Park
20.08. Rostock, Neptunwerft
03.09. Braunschweig, Classix Festival (Open Air)
30.10. Leipzig, Gewandhaus
31.10. Göttingen, Stadthalle
02.11. Lörrach, Burghof
03.11. Aalen, Ramada Treff Hotel
04.11. Ingolstadt, Hotel Ambassador
06.11. Saarbrücken, Garage
07.11. Darmstadt, Central Station
09.11. München, Prinzregententheater
10.11. Hamburg, Laeiszhalle
11.11. Düsseldorf, Tonhalle
12.11. Bielefeld, Oetkerhalle
13.11. Hannover, Theater am Aegi
14.11. Mannheim, Feuerwache
Frank Chastenier
16.06. Mönchengladbach, BIS
(mit Roger Willemsen)
06.07. Kraichtal, Jazzfest (Frank Chastenier Trio)
27.08. Halle/Westf., Gerry Weber Stadion
(mit der WDR Big Band)
Jamie Cullum
26.07. Bonn, Museumsplatz
02.08. Hamburg, Stadtpark
Dino Saluzzi & Anja Lechner
23.07. Bad Grönenbach, Schlossgraben
24.07. Sankt Gerold
25.07. München, Weinhandlung Garibaldi
26.07. Augsburg, Botanischer Garten
Randy Crawford with Joe Sample
15.07. Straubing, Donau Jazz Festival
18.07. Karlsruhe, Zeltival
20.07. Graz (A), Festival
22.07. Zürich (CH), Landesmuseum
David Sanborn
02.07. Montreux (CH), Jazzfestival
03.07. Montreux (CH), Jazzfestival
Bobo Stenson
01.07. Salzau, JazzBaltica
02.07. Salzau, JazzBaltica
Anna Ternheim
04.08. Haldern, Open Air
Ralph Towner
27.07. Neuburg, Birdland
Marcin Wasilewski
01.07. Salzau, JazzBaltica
Philipp Weiss
16.07. Rheingau, Musikfestival
21.07. Regensburg, Jazzfestival
23.07. Regensburg, Jazzfestival
Joey DeFrancesco
09.07. Frankfurt/M., Rheingau Musik Festival
Jack DeJohnette
21.07. Pirmasens, palatia jazz Festival
Torun Eriksen
30.06. Salzau, JazzBaltica Songnight
25.08. Annweiler, Open Air / Historische Altstadt
Gonzales
06.06. Berlin, Babylon Kino
Lizz Wright
30.06. Salzau, JazzBaltica Songnight
01.07. Kassel, Kulturzelt
02.07. Kassel, Kulturzelt
13.07. Nürnberg, Karstadt Kultur Café
15.07. Jena, Kulturarena
29.07. Luzern (CH), Blue Balls Festival
Dhafer Youssef
30.06. Wien (A), Porgy & Bess
01.07. Weidenhofen (A), Jazzfestival
05.08. Lörrach, Stimmen Festival
Nach Redaktionsschluss
Christina Aguilera hat den Jazz entdeckt.
Schuld daran war Herbie Hancock. Im
Sommer wird die Popdiva ein Album mit
Jazz und Entertainment-Songs veröffentlichen. Wird sie damit die neue Nana?
+++ „Er ist Deutschlands größte Jazz-Hoffnung“, bekannte sich kürzlich „Die Zeit“
zu Till Brönner. Von Juli bis November wird der Trompeter auf 19 deutschen
Bühnen brillieren (siehe Tourdaten) +++
Nach „Yes, Yes Y’all“ und pünktlich zur
Veröffentlichung ihres Albums „Timeless“
erscheint die Single „Mas que nada“ von
Sergio Mendes und William Adams
alias will.I.am. Musikalischer Treibstoff
für eine perfekt gelb-grüne Fußball-WM,
verspricht die Single der Sommerhit 2006
zwischen Soul, R‘n‘B und Brasil-Sounds zu
werden +++ Das Jahr liefert gleich dreifach
Anlass zum Gedenken an Miles Davis:
Am 26. Mai hätte der Trompeter seinen
80. Geburtstag begangen, am 28. September jährt sich zum fünfzehnten Mal sein
Todestag und vor 50 Jahren gründete er sein erstes legendäres Quintett
mit John Coltrane, Red Garland,
Paul Chambers und Philly Joe Jones.
Aus diesem Grunde veröffentlichen
Prestige Records und die Concord Music
Group nun in einer Box auf drei CDs
die
klassischen
Aufnahmen
dieses
Quintetts sowie auf einer Bonus-CD seltene Live-Mitschnitte des Ensembles (siehe
Details) +++ Der Herbst gehört den Jazzladys: Von Natalie Cole, Diana Krall,
Rebekka Bakken und Madeleine
Peyroux sollen neue Alben kommen,
und
ebenso
vom
„Jazz-Rrriotgirl“
Meshell Ndegeocello, mehr dazu im
nächsten JazzEcho +++
Impressum
Herausgeber
UNIVERSAL JAZZ, Berlin
Konzept und Gestaltung
TEQUILA\ GmbH, Hamburg
Litho
RAWA GmbH, Hamburg
Druck
Axel Springer AG, Ahrensburg
FOTOS: Melanie Nissen, Paco Sanchez, Claude Gassian, James Murray, Ian Gittler u.a.
Alle Rechte vorbehalten. Nach­druck, auch auszugsweise, nur mit vorheriger schriftlicher Zustimmung des Herausgebers:
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UNIVERSAL JAZZ, StRalauer Allee 1, 10245 Berlin
MICHEL CAMILO &
TOMATITO
Spain Again
06024 987 8136
Komplette Händlerliste unter http://www.jazzecho.de