PDF, Anzahl Seiten 29, 2.8 MB - Eidgenössisches Departement für
Transcription
PDF, Anzahl Seiten 29, 2.8 MB - Eidgenössisches Departement für
JAHRESBERICHT ENTWICKLUNGSZUSAMMENARBEIT DER SCHWEIZERISCHEN EIDGENOSSENSCHAFT 1988 H - 10.1(88)D Bibliothek /Dokumente ; A u c h dieses Jahr w i r d d i e E n t w i c k lungszusammenarbeit der s c h w e i zerischen Eidgenossenschaft in einem einzigen J a h r e s b e r i c h t dargestellt. Für die D u r c h f ü h r u n g ihrer Hauptelemente sind die Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und h u m a n i t ä r e Hilfe i m Eidg. Departement f ü r a u s w ä r t i g e Angelegenheiten (technische Zusammenarbeit und Finanzhilfe, h u m a n i t ä r e Hilfe) s o w i e das Bundesa m t f ü r A u s s e n w i r t s c h a f t i m Eidg. Volkswirtschaftsdepartement ( w i r t s c h a f t s - und h a n d e l s p o l i t i sche Massnahmen) z u s t ä n d i g . I HALT Gegen den Hunger — wider die Resignation Der Rahmen muss stimmen Äthiopien — Aus harter Erde gute Frucht Burkina Faso — Kampf gegen die Flussblindheit Kamerun — Stadtentwicklung gehört auch dazu Mali — Wetterprognosen für Bauern Madagaskar — Viel Reis und dennoch Hunger Mosambik — Strukturanpassung: Rezepte gibt es nicht Niger — Wasser ist Leben Tansania — Strassenunterhalt und Entwicklung Afrika — Biologisch gegen die Laus im Maniok Bangladesh — Gegen den Durchfall bei Kindern Indien — Kerala: das Land, w o Milch fliesst Indien — Seide für Bauern Indonesien — Familienplanung auf Umwegen Nepal — Erfahren, was Natur und Bauern brauchen Bolivien — Strukturanpassung: soziale Härten mildern Honduras — Lagerverluste vermindern Zentralamerika — Süd-Süd-Zusammenarbeit um die Kartoffel Welternährungssicherheit — Damit es nicht beim berühmten Tropfen bleibt Statistischer Teil: Tabellen und Grafiken DÈH Herausgeber: Direktion für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe (DEH), Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA), 3003 Bern Bundesamt für Aussenwirtschaft (BAWI), Eidg. Volkswirtschaftsdepartement (EVDI, 3003 Bern Gestaltung: Giovanni Knöpfli, Hinterkappelen Fotos: A. Eglin, KEM/CIRIC, T. Linder, Mark Edwards/Still Pictures Druck: Habegger AG Druck und Verlag, 4552 Derendingen 20A 48804 a 13 IO, iz-^f Inventar-Nr. 8$ Q £ o G Gegen den Hunger Der Kampf gegen den Hunger ist seit jeher eine der wichtigsten Zielsetzungen der Entwicklungszusammenarbeit. Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte haben uns aber gezeigt, dass dieses Ziel bei einer rasch wachsenden Weltbevölkerung schwierig zu erreichen ist. Zwar hat sich das Wachstum der Nahrungsmittelproduktion in den Entwicklungsländern in den letzten drei Jahrzehnten praktisch verdoppelt. Dazu hat insbesondere auch die grüne Revolution in Asien wesentlich beigetragen. Doch sind die erfreulichen Erfolge nicht gleichmässig zwischen fruchtbaren und marginalen Gebieten, zwischen ärmeren und reicheren Bevölkerungsschichten verteilt. Zudem wird allein bis im recht nahen Jahr 2000 eine gleich grosse Zahl von Menschen noch hinzukommen wie zu Beginn dieses Jahrhunderts auf der Erde lebten. Dazu sind die Grenzen der Belastung der Umwelt heute — auch in vielen Entwicklungsländern — bereits erreicht oder sogar überschritten. Die Herausforderung, vor der wir stehen, ist gewaltig. Damit eine Chance besteht, für viele Hunderte von Millionen Menschen eine genügende Ernährungssicherheit zu erreichen, sind noch weitere grosse Anstrengungen nötig. Für die Entwicklungsländer sollte die landwirtschaftliche Produktion jährlich um 3 - 4 % steigen. Und diese Zunahme sollte dauerhaft sein: wirtschaftlich, sozial ausgewogen und ohne jede Übernutzung der Umwelt. Gleichzeitig müssen genügende Einkommen für die breiten Massen der Bevölkerung geschaffen werden. Die wesentlichen Anstösse zu dieser gewaltigen Produktionssteigerung müssen dabei von den Entwicklungsländern selber ausgehen: • von und • von und • von den Regierungsstellen, indem sie günstige Rahmenbedingungen schaffen gezielte Entwicklungsprogramme festlegen oder unterstützen; den Fachkräften, die Methoden zur Lösung der Probleme entwickeln schliesslich der Bevölkerung, die ja letztlich jede Entwicklung zu tragen hat. Solche Voraussetzungen verstärken ein politisches und wirtschaftspolitisches Umfeld, in welchem eine noch weiter auszubauende Hilfe von aussen zur vollen Wirkung gelangen kann. wider die Resignation Alle in der Entwicklungszusammenarbeit eingesetzten Instrumente sind dabei unter sich gut abzustimmen. Dies gilt für die technische Hilfe zur verbesserten Ausbildung, zur Erforschung und Schaffung neuer Methoden und zur Lösung komplexer Probleme ebenso wie für Finanzhilfen verschiedener Art, sei es zur Stützung von Zahlungsbilanzen, zur Durchführung von Strukturanpassungsmassnahmen und wirtschaftlichen Reformprogrammen in den verschiedensten Sektoren, sei es zur Behebung von kurzfristigen Notlagen mittels der humanitären Hilfe und der Nahrungsmittelhilfe. Auch im vergangenen Jahr hat die schweizerische Entwicklungszusammenarbeit auf verschiedenen Wegen und unter Einsatz des ganzen Instrumentariums diese grosse Herausforderung angenommen. Im vorliegenden Jahresbericht wird versucht, einige Ausschnitte aus dem vielen darzustellen, das von der Schweiz im Zusammenwirken mit ihren Partnern in Entwicklungs- und andern Industrieländern als Beitrag zur Lösung der schwierigen Fragen unternommen wurde. Die langfristige Sicherung der Ernährung für möglichst breite Bevölkerungsschichten muss dabei von verschiedenen Seiten angegangen werden: • von der ausreichenden Produktion; • von der dauernden Verfügbarkeit an Nahrungsmitteln; • vom breiten Zugang zu den verfügbaren Nahrungsmitteln (diese müssen von den Leuten auch gekauft werden können). Diese Ziele können durch eine Reihe von Massnahmen unterstützt werden: • durch die Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen; • durch die Beeinflussung des Angebots (durch die Förderung der Landwirtschaft über Technologie und Produktionsmittel, über die Schaffung von Infrastrukturbauten, Institutionen und Preisanreizen); • durch die Verringerung von Versorgungsschwankungen (über Lagerhaltung, die Entwicklung von resistenteren Sorten, von lokalen und regionalen Märkten, über Preisstabilisierungen und Nahrungsmittelhilfe); • durch den verbesserten Zugang zu den Nahrungsmitteln (durch gezielte Subventionen bei marktnaher Konsumentenpreispolitik), aber auch durch Massnahmen zur Schaffung von Einkommen sowie durch Gesundheits- und Wasserversorgungsprogramme, welche die Ernährung beeinflussen; • durch die Schaffung effizienter, offener internationaler Märkte. Alle diese Massnahmen müssen dabei so geplant sein, dass sie ökologisch nachhaltig sind, dass sie nicht auf Kosten der zukünftigen Ernährungssicherheit gehen. Das reicht über eine ihre Ressourcen erhaltende Land- und Forstwirtschaft hinaus, verlangt auch eine adäquate Bevölkerungspolitik, die Sensibilisierung, Ausbildung und Organisation der Bevölkerung, die Schaffung der nötigen Institutionen und Infrastruktur und vieles andere mehr. Neben diesen langfristig wirkenden Entwicklungsanstrengungen sind stets auch die kurzfristigen Aktionen zur Überwindung akuter Notlagen nötig, die Aktionen der Katastrophen- und allgemeinen humanitären Hilfe. Die Beispiele unseres Jahresberichtes mögen dies illustrieren. Sie sind ein Ausschnitt aus den über 600 Projekten, an denen die Schweiz in Entwicklungsländern beteiligt ist, und zeigen auch, in welcher Vielzahl verschiedener Fachgebiete an der Lösung der schwierigen Probleme gearbeitet wird. Sie reichen von der Agrarforschung, z. B. zur nachhaltigen Steigerung der Kartoffel-Erträge, bis zur praktischen Anwendung der Resultate von Zentralamerika über Afrika bis nach Nepal und Indien, von meteorologischer Ausbildung in den Trockengebieten Afrikas bis zur Verbesserung der Lagerhaltung bei Kleinbauern in Honduras, von der biologischen Schädlingsbekämpfung in Afrika bis zur Familienplanung in Indonesien, vom Kampf gegen Krankheit in Westafrika (welcher die erneute Nutzung von fruchtbaren Flusstälern erlaubt) und in Bangladesh bis zur Schaffung von Arbeitsplätzen durch die Förderung der Seidenproduktion in Indien und endlich zur Erschliessung einer landwirtschaftlich fruchtbaren Region in Tansania durch die Wiederinstandstellung von Strassen und die Schaffung eines realistischen Strassenunterhaltskonzepts. Diese mehr «traditionellen» Projekte der Zusammenarbeit werden heute ergänzt durch eine deutlich stärkere Unterstützung der Entwicklungsländer in ihren Bemühungen, angesichts der Krisensituation wirtschaftliche Strukturverbesserungen durchzuführen. Die Tätigkeiten von BAWI und DEH ergänzen sich gerade in diesem Bereich, der wesentlich zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Entwicklungsländer beitragen kann. Neben generellen Massnahmen zur Verbesserung der Rahmenbedingungen durch Unterstützung von Aktionen der Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik wird auch versucht, in den einzelnen Sektoren der Wirtschaft die begonnenen Reformen zu unterstützen. Es geht dabei u. a. um die Verbesserung von Angebot und Verteilung von Nahrungsmitteln, den Ausgleich von Versorgungsschwankungen, die Verstärkung der Nachfrage durch die Schaffung von Arbeitsplätzen in prioritären Sektoren sowie die Förderung ergänzender Sozialmassnahmen. So hat sich die Schweiz im Jahre 1988 mit der Weiterführung der Finanzierung von generellen Strukturanpassungsprogrammen in Zusammenarbeit mit der Weltbank und weitern Zahlungsbilanzhilfen befasst. Dazu sind im Berichtsjahr neue Instrumente zum Einsatz gekommen: Kompensationszahlungen an sechs afrikanische Länder zum Ausgleich von Preiseinbussen auf Produkten im Handel mit der Schweiz (in Analogie zu den Stabex-Leistungen der Europäischen Gemeinschaft) und die Mithilfe beim Rückkauf der kommerziellen Schulden Boliviens im Rahmen einer internationalen Hilfsaktion. Zur Verbesserung der Rahmenbedingungen für Entwicklungsländer hat die Schweiz auch durch ihre Teilnahme an den Hilfsmassnahmen zur Schuldenerleichterung für afrikanische Länder bei staatlichen und staatlich garantierten Darlehen im Rahmen des Pariser Clubs auf Grund der Empfehlungen des Gipfels von Toronto beigetragen. Schliesslich hat sie auch am erweiterten Programm der Strukturanpassungsfazilität des Internationalen Währungsfonds für afrikanische Länder teilgenommen. Gerade mit der intensiven Bearbeitung von Strukturanpassungs- und Reformprogrammen in verschiedenen Entwicklungsländern sind die schweizerischen Bundesämter, die mit der Durchführung der Entwicklungszusammenarbeit beauftragt sind, in eine neue, wichtige Phase der Zusammenarbeit eingetreten. Dabei wird sich zeigen, wie weit wir in der Lage sind — in enger Zusammenarbeit mit andern internationalen und nationalen Hilfsinstitutionen — einen relevanten Beitrag an die Lösung der entscheidenden Probleme unserer Partnerländer zu leisten. Fritz R. Staehelin Botschafter Direktor der DEH YtlttJUL, Franz Blankart Staatssekretär Direktor des BAWI Ci^CCvi^ Der Rahmen muss stimmen Die meisten Länder der Dritten Welt sind Agrarstaaten. Einzelne haben grosse Fortschritte gemacht, doch viele haben zunehmend Mühe, selber ihre Bevölkerung ausreichend zu ernähren. Hungersnöte, v. a. in grossen Teilen Afrikas, haben die Weltöffentlichkeit aufgeschreckt. Das Problem muss gleichzeitig von verschiedenen Seiten angepackt werden. Sowohl das Angebot wie auch die Nachfrage müssen gefördert werden. Damit das Angebot wächst, müssen Produktionsanreize geschaffen werden. Dazu bedarf es Preise, die den Anbau für den Bauern lohnend machen. Und die Konsumenten müssen genügend Kaufkraft erwirtschaften können, um sich mit Nahrungsmitteln einzudecken. Erforderlich sind aber auch Massnahmen, um die Ware vermarkten zu können. Nur dann gelangen die Produzenten zu Zahlungsmitteln, mit denen sie ihrerseits Konsumgüter, aber auch Saatgut, Dünger und Werkzeuge erwerben können. Das würde erst noch dazu beitragen, die wirtschaftliche Entwicklung zu beleben. Ob der Kampf gegen den Hunger erfolgreich sein wird, hängt somit wesentlich davon ab, welche Wirtschaftspolitik die Entwicklungsländer betreiben. In dieser wichtigen Frage wurden jedoch die Weichen bisher oft falsch gestellt. In den siebziger Jahren strebten viele Regierungen die Industrialisierung und eine auf die Städte konzentrierte Entwicklung an, während sie gleichzeitig die Landwirtschaft vernachlässigten. Sie errichteten hohe Zollschranken, um die einheimische Industrie zu schützen und zu fördern. Sie hielten an hohen Wechselkursen fest, um die Investitionsgüter billig einführen und die städtische Bevölkerung mit Lebensmitteln zu günstigen Preisen versorgen zu können. Die wenig attraktiven Abnahmepreise, welche die einheimischen Bauern erhielten, schufen keinen Anreiz, mehr zu produzieren. Diese Politik führte beispielsweise in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara dazu, dass die realen Wechselkurse zwischen 1970 und 1980 um insgesamt 3 0 % stiegen. Damit verringerte sich die Konkurrenzfähigkeit dieser Länder auf den Weltmärkten. Das fiel um so schwerer ins Gewicht, als sich der internationale Wettbewerb ausserdem wegen stagnierenden Tendenzen verschärfte. Länder mit überhöhten Wechselkursen konnten in dieser Situation nicht mehr mithalten, ihre Exporterlöse gingen zurück. Gleichzeitig gerieten sie in einen Importsog, weil die ausländischen Waren billiger wurden. Das führte zu höheren Devisenausgaben. Die Währungsreserven schrumpften, die Verschuldung stieg an. Kompensation von Exportverlusten Im Jahre 1985 konnte Tansania noch für knapp vier Millionen Franken Waren in die Schweiz verkaufen. Ein Jahr später schwächte sich das Geschäft deutlich ab. Nicht einmal mehr die Hälfte brachten dem ostafrikanischen Land die nach unserem Land verkauften Güter ein. 1987 kehrte sich der Trend wieder um, aber die 1983 und 1984 erzielten Einnahmen blieben unerreicht. Noch schlechter entwickelte sich die Warenausfuhr des Tschad. Während dieses zentralafrikanische Land 1985 immerhin 2,3 Mio. Franken mit seinen Warenverkäufen in die Schweiz lösen konnte, reduzierten sich diese in den folgenden zwei Jahren auf 1,6, bzw. nur noch 0,3 Mio. Franken. Tansania und der Tschad sind keine Einzelfälle. Auch viele andere Entwicklungsländer haben empfindliche Exporteinbussen erlitten. Diese Entwicklung ist aber auch nicht zufällig, hängt sie doch mit der für die meisten Länder der Dritten Welt typischen Abhängigkeit von Rohstoffen zusammen. Deren Preise haben sich in den vergangenen Jahren insgesamt schlecht entwickelt, weil die Nachfrage vielfach nur wenig zunimmt, das Angebot hingegen stärker wächst. Das führte auf vielen Märkten zu Überproduktion und damit wurde die Konkurrenz härter. Wegen ihrer noch einseitigeren Exportstruktur hatten die ärmsten Entwicklungsländer oft am meisten zu leiden. Tansania wurde das Opfer der tiefen Kaffeepreise, der Tschad Opfer der ungünstigen Entwicklung auf dem internationalen Baumwollmarkt. Oder beispielsweise der Sudan: Er hat sowohl bei den Baumwoll- als auch den Erdnussverkäufen Verluste gemacht. Auch Missernten gesellten sich in einzelnen Fällen zu den Gründen für solche Verluste. Die Europäische Gemeinschaft (EG) hat schon vor Jahren sogenannte «Stabex-Abkommen» mit Entwicklungsländern abgeschlossen, um solche Exportverluste auszugleichen. Nach diesem Vorbild hat jetzt auch die Schweiz erstmals Kompensationszahlungen geleistet. Nutzniesser sind die sechs afrikanischen Staaten Sudan, Tansania, Togo, Tschad, Uganda und Zentralafrikanische Republik, die 1986 und 1987 unter den ärmsten Entwicklungsländern die höchsten Exportverluste gegenüber unserem Land zu verzeichnen hatten. Die Schweiz hat ihnen zur Kompensation 15,8 Mio. Franken als nichtrückzahlbare Hilfe zugesprochen. Mit diesem Betrag werden je nach Land verschiedene Vorhaben finanziert. Der Tschad erhält 3,1 Mio. Franken, um seine Baumwollproduktion zu rationalisieren. Seine Produktionskosten lagen bisher über den in letzter Zeit üblichen Weltmarktpreisen, d. h. die erzielten Einnahmen konnten nicht einmal die anfallenden Kosten decken. Jetzt sollen die Kosten gesenkt und damit die Gewinne erhöht werden. Tansania erhält 4,7 Mio. Franken als Zahlungsbilanzhilfe ausbezahlt und kann damit trotz sinkender Exporteinnahmen seine Importe aufrechterhalten. Der Sudan verwendet die schweizerische Kompensationszahlung für den nach der Überschwemmungskatastrophe von 1988 dringend erforderlichen Wiederaufbau des Landes. Jutesäcke aus Bangladesh ersetzen die zur Flutbekämpfung geleerten Lager von eigentlich zum Transport der lokalen Ernte bestimmten Säcke. Welche Vorhaben auch immer unterstützt werden, diese neue Form schweizerischer Hilfe ermöglicht es den Entwicklungsländern Verluste zu decken, die aus den reduzierten Preisen oder Volumen ihrer Rohstoffexporte in die Schweiz resultieren. Durch den Einsatz der Mittel vorab im betroffenen Rohstoffsektor soll den begünstigten Ländern eine nachhaltige Verbesserung ihrer Lage ermöglicht werden. Diese aussenwirtschaftliche Schwäche vieler Entwicklungsländer wurde durch die landwirtschaftliche Krise im Inland verschärft. Zwar hatten viele Staaten in den sechziger Jahren spezielle nationale Einkaufs- und Absatzorganisationen für die wichtigsten landwirtschaftlichen Produkte geschaffen, um den Agrarsektor und die Agrarexporte zu fördern. Diese Vermarktungsstellen sollten den Bauern stabile Preise sichern und allfällige Gewinne für ländliche Infrastruktureinrichtungen verwenden. Sie entwickelten sich jedoch stattdessen zu Instrumenten, mit denen der Staat die Landwirtschaft diskriminierte. Sie setzten die Preise für die Produzenten tief an und konnten entsprechend grössere Beträge für den Staatshaushalt und für industrielle Vorhaben abzweigen. Gemäss einer Weltbank-Studie erhielt der togolesische Bauer Ende der siebziger Jahre nur einen Drittel des auf dem Weltmarkt geltenden Kaffeepreises. In Mali zahlte der Staat den Baumwoll- und Erdnussbauern nur die Hälfte des Ausfuhrpreises. In Kamerun und Ghana kam den Kakaoproduzenten weniger als die Hälfte des Exportpreises zugute. Produktionsanreiz für Kakaobauern Kakao ist der alles dominierende Faktor im westafrikanischen Ghana. Er stellt die wichtigste Devisenquelle für das Land dar, das noch in den siebziger Jahren auf dem Weltmarkt führend war. Mit dem Kakao finanziert Ghana auch den grössten Teil des Staatsbudgets, denn die Bauern mussten bis vor kurzem ihre gesamte Ernte zu einem fixen Preis der staatlichen Vermarktungsorganisation verkaufen. Diese wiederum verkauft den Kakao zu einem höheren Preis ins Ausland; für den Staat zweigt sie einen bedeutenden Teil des Profits ab. Aber nicht nur das Wohlergehen des Staates hängt vom Kakao ab. Auch die Einkommen eines grossen Teils der Bevölkerung werden durch die Preispolitik in diesem Sektor bestimmt. Da kann es nicht verwundern, dass beim Kakao gegensätzliche Interessen aufeinanderstossen und die dafür entrichteten Preise ein heikles Thema sind. Bis zu Beginn der achtziger Jahre setzte die staatlich kontrollierte Vermarktungsorganisation einen harten Kurs gegen die Bauern durch. 1981 bezahlte sie ihnen einen Preis, der real nur noch gerade 15% des 1963 vergüteten Betrages ausmachte. Damit ging der Anreiz verloren, Kakao anzubauen. Die Bauern halbierten ihre Produktion und schmuggelten überdies Kakao in die Nachbarstaaten. Mit dieser Politik erwies sich das staatliche Unternehmen einen schlechten Dienst. Denn mit der Produktion gingen auch die Staatseinnahmen und die Exporterlöse zurück. Ghana war auf dem Weltmarkt schon bald nicht mehr führend. Seine Verkäufe reduzierten sich von 560 000 Tonnen im Jahre 1963 auf 170 000 Tonnen im Jahre 1983. Der Weltmarktanteil sank in 20 Jahren von 40 auf noch 12%. Ghana hat 1983 seinen wirtschaftspolitischen Kurs geändert. Die Bauern erhalten wieder einen höheren Preis. Trotz sinkenden Weltmarktpreisen hat ihn die Regierung gegenüber 1981 auf ein vierzehnfaches Niveau angehoben. Real macht das zwar noch immer weniger als die Hälfte des vor 25 Jahren entrichteten Betrages aus. Dennoch scheint er attraktiv zu sein, ist doch die Produktion zwischen 1984 und 1987 um 20% gewachsen. Damit haben sich auch die Staats- und Exporteinnahmen Ghanas wieder erhöht. Diese Praktiken richteten sich auf längere Sicht nicht nur gegen die Bauern, sondern auch gegen die Staaten selbst. Die Landwirte suchten nämlich andere Märkte, auf denen sie ohne Staatskontrolle bessere Preise erhielten. Das führte vielerorts zu Schmuggel. So erlitt z. B. Sierra Leone grosse Devisenverluste, weil Kaffee, Kakao, Palmkerne und Reis auf dem Umweg über das benachbarte Liberia verkauft wurden. In manchen Ländern bildeten sich Parallelmärkte heraus, auf denen die Waren mit höherem Erlös abgesetzt werden konnten. In Tansania reduzierten die Bauern ihre für den Export bestimmte Baumwoll- und Tabakproduktion und förderten stattdessen den Mais, den sie auf lokalen Märkten verkaufen konnten. Der Staat erlitt damit sowohl Devisen- als auch Steuereinbussen. Zu dieser verfehlten Politik gesellten sich Ende der siebziger und anfangs der achtziger Jahre ungünstige internationale Verhältnisse. Die Rohstoffpreise gingen stark zurück, die Entwicklungshilfe stagnierte. Finanzielle Engpässe waren die Folge. Zu schaffen machen den Entwicklungsländern auch die hohen Subventionen, welche insbesondere zahlreiche Industrieländer für ihre Landwirtschaften aufbringen. Diese schmälern die Exportchancen der Entwicklungsländer. Subventionieren Industrieländer dann noch den Export ihrer Produkte, stellen diese auch innerhalb der Entwicklungsländer eine Billigkonkurrenz dar. Die Krise zu Beginn der achtziger Jahre hat die vielfältigen Zusammenhänge zwichen Mikround Makroebene bewusst gemacht. Für die Entwicklungszusammenarbeit bedeutet dies, dass die besten Projekte oft erst dann wirksam sind, wenn auch die Rahmenbedingungen stimmen. Deshalb werden heute Wirtschaftsreformen als prioritär eingestuft. Verbesserung der Importpolitik Arme Länder müssen die Nahrungsmitteleinfuhren teurer bezahlen als bessergestellte Länder. Das lässt sich einer Weltbank-Studie entnehmen, laut der die 41 ärmsten Entwicklungsländer für ihre Nahrungsmittelimporte 10 bis 15% über dem Weltmarktniveau liegende Preise bezahlen müssen. Sie gehen damit jährlich über zwei Milliarden Dollar verlustig. Nicht Skrupellosigkeit der Anbieter ist für diesen Aufpreis verantwortlich. Vielmehr verhindern chronischer Devisenmangel und schwerfällige Entscheidungsmechanismen ein effizientes Einkaufssystem. Die ärmsten Länder können nur kleine Mengen einkaufen und müssen dies womöglich in den ungünstigsten Momenten tun, weil sie nicht jederzeit über die erforderlichen Finanzen verfügen. Zudem sind ihre Transport-, Hafen- und Lagerkapazitäten zu beschränkt, um grössere Mengen zu günstigeren Preisen zu kaufen. In armen Ländern ist aber auch die Korruption oft mehr als in anderen Staaten verbreitet. Dennoch können auch die ärmsten Länder ihre Rechnung für die Nahrungsmitteleinfuhren reduzieren. Komplizierte bürokratische Absprachen zwischen den verschiedenen Ministerien lassen sich vereinfachen, um schneller Aufträge erteilen und Zahlungen ausführen zu können. Die mit den Importen beauftragten Unternehmen bieten in diesen Fällen auch günstigere Zahlungsmodalitäten an. Durch Investitionen in die Vermahlungskapazitäten lassen sich die Kosten ebenfalls senken. Die Schweiz unterstützt ein seit 1978 laufendes Projekt des UNCTAD-Sekretariates, das sich mit solchen Problemen befasst (UNCTAD: Welthandels- und Entwicklungskonferenz der Vereinigten Nationen). Erfolge blieben nicht aus. Mauretanien beispielsweise kann jährlich sechs Millionen Dollar einsparen, seit es die Nahrungsmitteleinfuhren rationalisiert hat. Zahlreiche Entwicklungsländer haben in den letzten Jahren Strukturanpassungsprogramme eingeführt. Dabei werden die Länder der Dritten Welt von den internationalen Finanzierungsinstitutionen (wie Weltbank/Internationaler Entwicklungsorganisation [IDA], Internationalem Währungsfonds [IWF] und verschiedenen regionalen Entwicklungsbanken) und von den Industrieländern unterstützt. Diese Programme sollen die Aussen- und die Binnenwirtschaft der Entwicklungsländer wieder ins Gleichgewicht bringen. Das erfordert meist eine Abwertung der Wechselkurse. Schon das bringt bei den Exportprodukten in nationaler Währung höhere Preise für die Bauern. Aber noch wichtiger ist, dass die Regierungen, anders als früher, attraktive Preise für die Grundnahrungsmittel festsetzen und damit den Bauern einen Anreiz geben, die Produktion zu erhöhen. Gleichzeitig schränken sie die Macht der staatlichen Vermarktungsmonopole zugunsten des privaten Handels ein. Die Reformen wollen zudem die hohen Staatsdefizite abbauen sowie die Staatsausgaben auf neue Ziele ausrichten. Produktive Investitionen sollen bevorzugt, Subventionen gekürzt sowie staatliche und halbstaatliche Institutionen umstrukturiert werden. Solche Reformen sind kurzfristig schmerzhaft. Die städtische Bevölkerung muss sie beispielsweise mit teureren Nahrungsmitteln bezahlen. Leute werden entlassen. Insbesondere die Armen in den Städten trifft es hart, solange die wirtschaftliche Entwicklung nicht zu einem eigenständigen Wachstum zurückfindet und damit auch wieder mehr Menschen in diesen Sog miteinbezieht. Deshalb werden parallel zu den Reformen Sonderprogramme gestartet, um die sozialen Härten zu mildem. Es handelt sich dabei um Arbeitsbeschaffungsprogramme für Arbeitslose und Unterbeschäftigte, um Nahrungsmittelhilfe zugunsten der ärmsten Bevölkerung, um Gesundheitsdienste für spezielle Zielgruppen, usw. Sozialprogramme ergänzen die Strukturanpassung Seit 1981 hat sich Madagaskar einem Strukturanpassungsprogramm verschrieben, das zu einer freieren, marktnäheren Wirtschaft des Landes führen soll. Davon betroffen ist auch der Reis, das wichtigste Grundnahrungsmittel Madagaskars. Die Regierung gab den Reispreis frei, liberalisierte den Handel und erschwerte die Importe von Lebensmitteln. Damit hat sie Anreize für die Bauern geschaffen, ihre Produktion zu steigern. Die Erwartungen haben sich erfüllt. Das Land kann sich seit 1987 wieder ausreichend mit Reis versorgen. In witterungsmässig guten Jahren dürfte es schon bald wieder Reis ausführen. Dennoch sind nach wie vor viele Menschen in Madagaskar unterernährt. Die Regierung unter ihrem Präsidenten Didier Ratsiraka ergriff deshalb 1986 Massnahmen zugunsten der armen Bevölkerung, die nicht über genügend Kaufkraft verfügt, um sich die notwendigen Reisrationen zu kaufen. Im Lande produzierter Reis wird aufgekauft und der bedürftigsten Bevölkerung in den Städten und auf dem Lande als Nahrungsmittelhilfe abgegeben. Zugleich bemüht sich die Regierung darum, dass Reis über das ganze Jahr zu günstigen Preisen verfügbar ist. Zu diesem Zweck richtete sie Ausgleichslager ein, die zur Erntezeit aufgefüllt werden. Zwischen den Ernten, wenn sich das Angebot verknappt und die Preise stark ansteigen, werden Vorräte freigegeben. Das stoppt den Preisanstieg und ermöglicht es auch den einkommensschwachen Bevölkerungsschichten, sich mit genügend Reis zu versorgen. Im Rahmen eines umfassenden Programms hat Madagaskar noch weitere Massnahmen zugunsten der benachteiligten Bevölkerung beschlossen. Insbesondere sollen die Kleintierhaltung sowie der Anbau neuer Produkte gefördert werden. Nur wenn solche von der Schweiz mitfinanzierte Sozialprogramme greifen, kann die arme Bevölkerung das von der Regierung in Zusammenarbeit mit der Weltbank und anderen ausländischen Geldgebern verfolgte Strukturanpassungsprogramm verkraften. Die Schweiz unterstützt seit mehreren Jahren gemeinsam mit Weltbank/IDA sowie anderen, bilateralen Gebern solche Strukturanpassungsprogramme. Durch Zahlungsbilanzhilfen stellt sie ärmeren Entwicklungsländern Devisen bereit, mit denen diese Ersatzteile und Rohstoffe für wichtige Wirtschaftszweige importieren können. 1988 erhielten Bolivien, Ghana, Madagaskar, Mosambik und Tansania solche Beiträge, die entweder direkt oder in Form von Kofinanzierungen mit der WeltbankTochtergesellschaft IDA eingesetzt werden. Neben den makroökonomischen Grundlagen erreichen solche Reformen heute vermehrt auch schon einzelne Wirtschaftssektoren. So gewährte unser Land im vergangenen Jahr Ghana 15 Mio. Franken für die Reform des Finanzsektors. Die Schweiz trägt auch Programme mit, welche die bei umfassenden Reformen unvermeidlichen sozialen Härten für die arme Bevölkerung mildern sollen. Äthiopien Aus harter Erde gute Frucht Das Land liegt scheinbar ausgetrocknet unter der brütendheissen Sonne. Daumenbreite Spalten laufen kreuz und quer über das Feld, und die Erdplatten zwischen den Spalten sind grau und hart. Es sieht aus, als ob hier nie etwas angebaut worden wäre, kaum je etwas wachsen könnte. Dann, im Juli, fallen die ersten Tropfen des grossen Regens. Die zweimonatige Regenzeit beginnt. Die Spalten füllen sich mit Wasser, die Tonerde quillt auf und verwandelt sich in zähen Lehm. Früher mussten die Bauern beinahe das Ende der Regenzeit abwarten, wenn sie die sogenannten Vertisole bearbeiten wollten. Im August hatten sie dann nur ein paar wenige Tage Zeit, um ihre Felder zu pflügen und um Teff (lokale Getreideart), Hartweizen oder Hülsenfrüchte zu säen. Wenn nach der Aussaat zuviel Regen fiel, verfaulte die Saat, und wenn es gar nicht mehr regnete, verdorrten die jungen Pflanzen. Landwirtschaft auf Vertisolen war eine risikoreiche Angelegenheit und brachte auch in einem guten Jahr nur wenig ein. Agronomen bezeichneten die Vertisole als «Grenzböden für die landwirtschaftliche Nutzung». Doch diese schwierigen Böden haben durchaus ihre Qualitäten. Bodenanalysen haben ergeben, dass sie reich an Mineralstoffen und meistens tiefgründig sind, und dass ihre Wasserspeicherkapazität gross ist. Vertisole, so das Fazit der Wissenschafter, könnten wesentlich mehr Ertrag abwerfen als nur gerade 600 kg/ha. Forscher am Internationalen Forschungsinstitut für mitteltrockene Tropenböden, ICRISAT, in Indien haben herausgefunden, dass Regenwasser besser versickert und das überschüssige Wasser leichter abläuft, wenn man Vertisole im Beetanbau bearbeitet. Die Saat kann früher, schon nach dem ersten Regen, ausgebracht werden. Sie verfault nicht und profitiert von der Hauptregenzeit. 1986 initiierte das Internationale Tierforschungszentrum für Afrika, ILCA, in Äthiopien ein Forschungsprojekt zur verbesserten Nutzung der Vertisole. Man griff dabei auf die indischen Beetkulturen zurück und fand heraus, dass sich die traditionellen äthiopischen Pflüge, die «mareshas», zur Beetbearbeitung sehr gut eignen, wenn man zwei Pflüge parallel nebeneinander montiert. Mit kleinem Aufwand erreicht man dabei eine optimale Oberflächendrainage. Die Ergebnisse der dreijährigen Versuchsphase, die 1988 abgeschlossen wurde, sind vielversprechend. Mehrerträge zwischen 30 und 150% wurden registriert. Hochrechnungen ergeben für die rund 2 Mio. ha Vertisole in Äthiopien potentielle Mehrerträge von 360 000 bis 1,8 Mio. t. 1988 wurde die neue Methode in fünf verschiedenen Regionen des Landes überprüft. Der Beetanbau ist von den Bauern gut akzeptiert worden, zum einen, weil er auf dem Gebrauch des traditionellen Pfluges aufbaut, zum andern, weil die Vorteile augenfällig sind. In den Versuchsregionen sind 10 000 Bauernfamilien, 0,15% aller äthiopischen Vertisolbauern, auf den Beetanbau umgestiegen. Man könnte jetzt im Eiltempo vorwärtsmachen und den Beetanbau für alle Tonerdeböden in Äthiopien empfehlen. Agronomen und Ökologen warnen jedoch vor zu grosser Eile. In den kommenden drei Jahren soll in den laufenden Grossversuchen abgeklärt werden, ob und wie sich die Bodenfruchtbarkeit der Vertisole mit der neuen Bearbeitungsmethode verändert. So ist zum Beispiel denkbar, dass gewisse Mineralien in den Böden relativ bald aufgebraucht sind. Andrerseits ist es möglich, dass sich als Folge der erhöhten Biomassenproduktion vermehrt Humus bildet und dass so neue Nährstoffe erschlossen werden. Zwei äthiopische Forschungsinstitute suchen bei Getreiden und Hülsenfrüchten nach denjenigen Zuchtsorten und Ökotypen, die sich für den Beetanbau am besten eignen, die also höhere Erträge abwerfen und dabei gleichzeitig den Boden schonen. Im Interesse einer nachhaltigen Nutzung wird ein besonderes Augenmerk auf die Fruchtfolge gerichtet. Koordina- tionsinstanz ist das Tierforschungsinstitut ILCA, das innerhalb der vereinbarten Arbeitsteilung den Einsatz von Zugtieren und den Futterbau untersucht, gleichzeitig aber alle Erfahrungen systematisch auswertet und aufarbeitet. Man hofft, bis 1991 genügend Erkenntnisse gewonnen zu haben, um das Vertisol-Programm grossflächig erweitern zu können. Dazu werden allerdings neue Beratungs- und Ausbildungsprogramme nötig sein. Man schätzt, dass Tonerdeböden allein in Afrika 100 Mio. ha ausmachen, 1 Mio. km2 also, ein Gebiet fast fünfundzwanzigmal so gross wie die Schweiz. Diese Böden sind überhaupt nicht oder nur schlecht genutzt. Das VertisolProgramm in Äthiopien wird deshalb auch von andern afrikanischen Ländern aufmerksam verfolgt. Mit einer internationalen Vertisol-Konferenz in Addis Abeba, an der 500 Landwirtschaftsexperten aus 21 Ländern teilnahmen, hat sich das Projekt national und regional beträchtlich profiliert. Erste Schritte für eine Ausdehnung über Äthiopien hinaus sind bereits gemacht worden. Im Jahr 1988 wurde vom internationalen Bodenforschungsprogramm IBSRAM ein regionales Vertisol-Netzwerk gegründet, dem zurzeit sieben afrikanische Staaten, darunter Aethiopien, Kenia, Tansania, Benin und Burkina Faso, angehören. «Das Vertisol-Programm, das von lokalen und internationalen Organisationen getragen wird, stützt sich auf einfache Technologien und auf lokale Ressourcen und zeigt ein ausserordentliches Potential. Für die beteiligten Bauern ist die Ernährungslage nachhaltig verbessert worden. Zusammen mit agrar- und preispolitischen Massnahmen könnte das Vertisol-Programm wesentlich dazu beitragen, dass Äthiopien schon bald einmal nicht mehr zu den Hungerländern gezählt werden muss. Äthiopien hat aus dem Süd-Süd-Technologietransfer, vermittelt durch internationale Agrarforschungsprogramme, Nutzen gezogen. Im Rahmen des neuen Vertisol-Netzwerks können die Äthiopier nun ihre Erfahrungen andern Ländern in Afrika weitergeben.» Burkina Faso Kampf gegen die Flussblindheit Mogtedo ist ein Dorf in Burkina Faso, rund 60 km östlich der Hauptstadt Ouagadougou. Die Kinder in den Strassen sind gesund und lebhaft, den Erwachsenen scheint die Arbeit gut von der Hand zu gehen, und Herden von Schweinen, Ziegen und Hühnern bezeugen einen gewissen Wohlstand. Staatliche Stellen haben geholfen, Getreidespeicher und Sodbrunnen zu bauen. Ohne Hilfe von aussen abzuwarten, haben die Einwohner von Mogtedo einen Gesundheitsposten gebaut und einen Damm, mit dem sie Wasser von der Weissen Volta zu ihren Feldern und Tieren leiten. Mogtedo hat auch andere, weniger gute Zeiten gekannt. Noch vor wenigen Jahren litten fast alle Einwohner an den Folgen der Onchozerkose, der Flussblindheit. Sie wird von der sogenannten Kriebelmücke, einer Fliegenart mit dem lateinischen Namen Simulium Damnosum übertragen, und zwar in Form von winzigkleinen Larven des Parasiten Onchocerca volvulus. Diese wachsen im Körper der Infizierten zu Fadenwürmern (Filarien) heran, werden bis zu 70cm lang und ballen sich unter der Haut zu schmerzhaften Knäueln zusammen. Die weiblichen Würmer produzieren Millionen von Mikrofilarien, die sich im ganzen Körper der Kranken ausbreiten und vor allem in den Augen verheerende Folgen haben: Die Infizierten erblinden. Wenn die Kriebelmücke einen Onchozerkose-Kranken beisst, gelangen über ihren Saugapparat einige der Mikrofilarien in ihren Körper, wachsen dort zu kleinen Larven heran und werden durch Bisse auf andere Menschen übertragen. Damit ist der verhängnisvolle Kreislauf geschlossen. In Mogtedo erinnern blinde Männer und Frauen, die sich von Kindern an kleinen Stök- ken durchs Dorf führen lassen, an die Zeit, da die Onchozerkose im Voltabecken ungehindertwüten konnte. Rund eineinhalb Millionen Menschen waren damals erkrankt, litten unter unerträglichem Juckreiz, unter Elefantenhaut und waren zu apathisch, um zu arbeiten. Mindestens 100000 sind gänzlich erblindet. Um der gefürchteten Krankheit zu entgehen, hatten die Bauern ihre Dörfer, ihre Felder verlassen, waren aus den Flussgebieten in andere, weniger fruchtbare Gegenden geflohen. Weite Landstriche entvölkerten sich ganz oder doch teilweise. Dörfer verfielen, und 65000 km2 fruchtbarsten Landes lagen brach, in Ländern notabene, wo die Ernährungslage oft katastrophal ist. Im Jahr 1974 nahmen die Weltgesundheitsorganisation WHO, die Weltbank, die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UNO, FAO, und das UNO-Entwicklungsprogramm UNDP in den Ländern Benin, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Mali, Niger und Togo den Kampf gegen die damals noch kaum erforschte Flussblindheit auf. Das «Onchocerciasis Control Program» (OCP) umfasste vorerst ein Gebiet von 764 000 km2 im oberen Voltabecken. Es gab damals keine brauchbaren Medikamente gegen die Krankheit, und so konzentrierte man sich darauf, den Übertragungszyklus zu unterbrechen. Die Brutplätze der Kriebelmücke, klare Fliessgewässer, wurden von Helikoptern und Flugzeugen aus in regelmässigen Abständen mit Insektiziden besprüht. Erfolgreich, wie man heute weiss. 1984 war die Übertragungskette unterbrochen. Die Flussläufe (18000 km insgesamt) sind frei von infizierten Kriebelmücken, und die Menschen sind wieder in die Nähe der Flüsse gezogen. Fachleute sprechen von «oncho-befreiten» Gebieten. Dreieinhalb Millionen Kinder unter 10 Jahren sind heute frei von Onchozerkose, und bei den Erwachsenen sind Neuinfektionen ausgeblieben. Seit 1988 ist es möglich, den Übertragungszyklus auch beim Menschen selbst zu unterbrechen. Ein neu entwickelter Wirkstoff tötet nämlich die Mikrofilarien ab, ohne schwere Nebenwirkungen zu zeigen. Das OCP hat bis Ende 1988 267 Mio. Dollar aufgewendet. Der Schutz kostet für jeden Einwohner nur gerade einen Dollar pro Jahr. Die Schweiz als einer der zwanzig Donatoren hat das Programm bis 1988 mit 26,9 Mio. Franken unterstützt. Das OCP war bisher zwar sehr erfolgreich, aber die Probleme sind noch nicht gänzlich vom Tisch. In einzelnen Grenzgebieten ist es zu Neuinfektionen gekommen, weil infizierte Kriebelmücken von aussen eingeflogen sind. Für die dritte Phase sind deshalb auch die Länder Guinea, Guinea-Bissau, Senegal und Sierra Leone zum OCP gestossen. Das Einsatzgebiet wurde dadurch auf 1,32 Mio. km2 erweitert. Das entspricht 32mal der Fläche der Schweiz. Um Resistenzbildungen bei den Kriebelmükken zu verhindern, werden abwechslungsweise fünf verschiedene Insektizide eingesetzt, darunter auch ein Mittel aus der Schweiz. Ökologen, die das Programm überwachen, haben bisher keine nachhaltigen negativen Folgen für das Ökosystem der Flüsse ausgemacht. WHO und Weltbank rechnen bis zum Jahr 1991 mit zusätzlichen Kosten von 93 Mio. Dollar. Die Schweiz bezahlt daran 6,1 Mio. Franken, und sie wird auch die vierte und abschliessende Phase mitfinanzieren. Der Kampf gegen die Onchozerkose in Westafrika wird dann einige hundert Millionen Dollar gekostet haben. Viel? Wenig, wenn man die Bilder von Dörfern betrachtet, die entlang der Flüsse neu entstanden sind. Wenig auch, wenn man an die 22 Millionen Menschen denkt, die vom OCP profitieren. Die es wieder wagen können, ihre Felder zu bestellen und so zur Nahrungsversorgung ihrer Länder beizutragen. «Die bisherigen Resultate des OCP werden als sehr erfreu/ich und seine Tätigkeit als effizient bewertet. Es gilt als eines der erfolgreichsten multilateralen Programme. Wir werden uns dafür verwenden, dass die «befreiten» Gebiete in erster Linie den geflohenen Bauern zur Verfügung stehen und nicht durch einen vom Ausland kontrollierten Anbau für den Export (z. B. im Winter Bohnen für Europa) belegt werden. Nach Abschluss des Programms muss die Überwachung der Krankheit auf der Ebene der einzelnen Länder weitergehen. Die Überwachung wird in die nationalen Gesundheitsdienste integriert werden. In Mali und in Benin unterstützt die Schweiz allgemeine Gesundheitsprogramme und damit indirekt auch die epidemiologische Überwachung der Onchozerkose nach Abschluss des internationalen OCP.» Kamerun Stadtentwicklung gehört auch dazu Die kamerunische Hafenstadt Douala, wirtschaftliches Zentrum des Landes, scheint zu explodieren. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Stadtbevölkerung alle acht bis neun Jahre verdoppelt. Innert kurzer Zeit ist aus einer überschaubaren Kleinstadt eine Agglomeration mit einer Million Einwohnern geworden. Und ein Ende der zunehmenden Verstädterung Kameruns ist nicht abzusehen. 1982 lebten 37% der Bevölkerung in kleinen und grösseren Städten, im Jahr 2000 werden es 57% sein. In den sechziger Jahren begannen Zuzüger aus dem Hinterland, ein etwa 700 Hektaren grosses Sumpfgebiet im Südosten der Stadt zu besiedeln, das bis damals wegen der häufigen Überschwemmungen als unbewohnbar gegolten hatte. Sie stellten ihre Hütten auf, karrten Schutt und Erde heran und füllten die Senken. Sie gaben sich, unterstützt von einer katholischen Ordensschwester, schon bald einmal eine eigene Organisation, die sogenannte «Animation», die sich um die Probleme des neuen, schnellwachsenden Wohngebietes kümmerte. Animation versuchte Ordnung in das Chaos von Wohn- und Gewerbebauten zu bringen. Die Gruppe war für eine minimale städtische Infrastruktur besorgt, und mit der Hilfe von ausländischen NGOs (nichtstaatliche Organisationen) realisierte «Animation» verschiedene Projekte wie Schulen und Krankenstationen. Auch die Schweiz leistete in den siebziger Jahren punktuelle Hilfe und bezahlte über mehrere Jahre hinweg die Stelle eines Architekten und Städteplaners für die «Zone Nylon», wie die Bewohner ihren Stadtteil nennen. 10 Obwohl bald einmal 50 000 und sogar 70 000 Menschen in Nylon wohnten und arbeiteten, war das Quartier von der Verwaltung nicht als offizieller Teil Doualas anerkannt. Es war eine unsichere Sache, in Nylon zu wohnen. Niemand wusste, ob nicht ein Amt plötzlich beschliessen würde, die ganze Zone mit Bulldozern dem Erdboden gleichzumachen, um anschliessend in grossem Stil zu «sanieren», oder ob der Staat Nylon zum Slum verkommen lassen würde. Erst Ende der siebziger Jahre wurde Nylon von der Verwaltung offiziell als Stadtteil anerkannt und in die landesweite Urbanisationsplanung einbezogen. Damit war aber die Unsicherheit für die Menschen in Nylon erst zum Teil beseitigt. Sie wussten immer noch nicht, ob eine grossartige Sanierung über ihre Köpfe hinweg das Leben im Quartier verteuern und sie gar vertreiben würde, wie es in andern Quartieren schon vorgekommen war. Nach längeren Verhandlungen unterzeichneten 1983 die Weltbank und die Schweiz Zusammenarbeitsverträge mit Kamerun, die eine «sanfte» Urbanisierung der Zone Nylon vorsahen. Die Weltbank finanzierte mit einem Kredit von 20 Mio. Dollar die Arbeit an der städtischen Grossinfrastruktur wie Strassen, Kanalisation, Strom- und Wassserversorgung. In Zusammenarbeit mit der halbstaatlichen Organisation ARAN (Büro zur Restrukturierung und Quartierplanung in Nylon) und mit der «Animation» engagierte sich die Schweiz vor allem auf der Ebene der einzelnen Teilquartiere. Sie unterstützte Initiativen aus der Bevölkerung und finanzierte den Bau von Schulen und Gesundheitszentren; sie förderte die Ausbildung im Gesundheits-, Hygieneund Ernährungssektor, und sie unterstützte die Einwohner in ihrem Bestreben, Eigentumstitel für ihre Parzellen zu erwerben. Ein Schweizer Architekt, der zusammen mit einem Bauführer und einem Animator im Auftrag der Schweiz in Nylon arbeitete, entwikkelte einen speziellen Haustyp für diejenigen Familien, deren Wohnbauten der neuen Infrastruktur hatten weichen müssen. 1982 bis 1987 unterstützte die Schweiz die Entwicklung des Stadtteils mit einem Kredit in der Höhe von 10 Mio. Franken und mit technischer Hilfe in der Höhe von 6,5 Mio. Franken. Für eine nächste Phase, die bis 1990 dauern wird, sind ein weiterer Kredit von 10 Mio. Franken sowie technische Hilfe für 4,6 Mio. Franken zugesagt. Damit sollen unter anderem Primarschulen, Kinderspielplätze, Sportplätze, Gemeinschafts- und Gesundheitszentren gebaut werden, ausserdem ein Handwerks- und ein Jugendzentrum. Markantes Resultat der Schweizer Hilfe ist der grosse Gemüse- und Warenmarkt im Quartier «Madagaskar», dessen Rohbau im Jahr 1988 fertiggestellt wurde, und der mehr als 1000 Lebensmittel- und Gebrauchsartikelhändlern und 800 Kleinhändlern Platz und Verdienst bieten wird. Schon 1972, als die Bewohner von Nylon im Rahmen eines Urbanistikseminars ihre Wünsche anbringen konnten, hatten sie, gleich nach dem Trinkwasser, von einem Markt gesprochen. Die kleinen Marktgebäude und die provisorischen Stände, die in der Folge aufgestellt wurden, waren bald einmal zu klein, denn der Markt entwickelte sich fast noch schneller als der Stadtteil selbst. Wie bei allen von ihr unterstützten Projekten hat die Schweiz auch beim Marktgebäude darauf geachtet, dass örtliche, kleine und mittlere Unternehmen die Arbeiten ausführen konnten. Ausser bei der Markthalle, wo der Rohbau von einer Schweizer Baufirma erstellt wurde, ist ihr das auch gelungen. Verschiedentlich mussten sich die Schweizer Experten jedoch gegen die staatlichen Stellen des Landes durchsetzen, die es lieber gesehen hätten, wenn man mehr Grossfirmen (nationale oder ausländische) beigezogen hätte. Im sozialen Bereich fördert die Schweiz die Betreuung der Jugendlichen und hilft z. B. initiativen Jugendgruppen beim Aufbau eines Kehrichtsammeisystems. Ausserdem unterstützt sie die Gründung von Volkssparkassen, die vor allem Baukredite vergeben. 1988 begannen Wirtschaftswissenschafter im Auftrag der Schweiz mit einer Studie über die ökonomischen Auswirkungen der Urbanisierung der Zone Nylon. Die Studie ist noch nicht abgeschlossen, aber man weiss jetzt schon, dass mindestens vier Fünftel der 150 000 Einwohner in ihrem Stadtteil bleiben konnten. Das sind wesentlich mehr als in andern Sanierungsprogrammen. Für einen Fünftel der Bewohner ist die Zone Nylon mit der Sanierung allerdings zu teuer geworden. Mit Unterstützung der Geldgeber des ganzen Programms haben sie sich jetzt in andern, billigeren Stadtteilen angesiedelt. «Zone Nylon ist eines der ganz wenigen Stadtentwicklungsprojekte, die von der Schweiz unterstützt werden. Selbstverständlich haben wir uns gefragt, ob wir damit nicht die Attraktivität der Stadt zusätzlich erhöhen und die Landflucht fördern. Wir meinen, dass man die Landflucht vor allem dann bremsen kann, wenn man die Attraktivität der ländlichen Gebiete erhöht, die nötigen Infrastrukturen bereitstellt und den Bauern gerechte Preise zahlt für ihre Produkte. Der Bevölkerungsdruck in einzelnen Gebieten Kameruns ist gross, und die Leute, die in der Stadt sind, lassen sich nicht mehr vertreiben. Im Rahmen eines grossen Urbanisierungsprogramms ist es uns gelungen, Arbeits- und Verdienstmöglichkeiten zu schaffen. Zudem ist die Sanierung nicht auf dem Rücken der Bevölkerung erfolgt: Nur wenige mussten ausziehen. Das Urbanisierungsprogramm Nylon wird deshalb von Städteplanern aufmerksam verfolgt, in Kamerun und in andern Ländern des frankophonen Afrikas.» Mali Wetterprognosen für Bauern Die «Haute Vallée» (Hochtal) rund um die malische Hauptstadt Bamako herum ist ein Gebiet, das etwa ein Drittel so gross ist wie die Schweiz. 40 000 sesshafte Bauernfamilien leben hier, 300 000 Menschen vielleicht, und in Trockenzeiten fragt man sich, ob sie hier überhaupt leben können. Das Gras ist verdorrt, die Felder liegen leer und ungeschützt unter der Sonne. Nur die schütteren Kronen der Bäume bringen etwas Grün in die braungelbe Landschaft. In der Regenzeit aber wird alles anders. Auf den Feldern wachsen Hirse, Sorghumhirse und da und dort etwas Mais, Baumwolle für den Export, Erdnüsse, und in den Gärten, die von Frauen bestellt werden, wachsen Gemüse und Gewürze. Rund 1000 mm Regen fallen hier im Jahresdurchschnitt. Damit liesse sichs leben . . . wenn die Niederschläge in der kurzen Regenzeit gleichmässig verteilt und die riesigen jährlichen Schwankungen nicht wären. Die Dürre von 1968 bis 1973 hat der breiten Weltöffentlichkeit vor Augen geführt, wie labil das Gleichgewicht im Sahel ist. Die Hungerkatastrophe hat viele aufgeschreckt. Regierungen, NGOs und internationale Organisationen haben eine Vielzahl von Projekten und Programmen in die Wege geleitet, um die Nahrungsversorgung des Sahel auf etwas festere Grundlagen zu stellen. Viele dieser Programme laufen heute noch, die einen mit viel, die andern mit weniger Erfolg. Eines dieser Programme ist «Agrhymet» (Hydrologie und Meteorologie im Dienste der Landwirtschaft) unter der Leitung der Weltorganisation für Meteorologie, OMM. Zusammen mit den USA, Holland, Belgien, Frankreich, Italien und verschiedenen internationalen Organisationen hilft auch die Schweiz bei der Finanzierung mit. Seit Beginn des Programms im Jahr 1975 sind in sieben Sahelländern 1500 meteorologische Messstationen eingerichtet worden. Die Wettervorhersagen wurden verbessert. Computerisierte Daten- banken und neu geschaffene Kommunikationskanäle ermöglichen es, Forschungsresultate über das Wetter, über den Wasserbedarf von Pflanzen, über Bodenbeschaffenheit und Grundwasservorkommen regional auszutauschen. Rund 300 Sahelier haben im Rahmen des Programms Hydrologie und Agrometeorologie studiert. Eine Zwischenbilanz erteilt dem Programm «Agrhymet» im Bereich von Forschung und Ausbildung gute Noten. «Die Umsetzung der Information in praktische Aktionen zugunsten einer Erhöhung der landwirtschaftlichen Produktion vermag nicht zu befriedigen», heisst es aber in einem Bericht der DEH. Bei einer Konferenz aller Beteiligten wurden deshalb Projekte vorgestellt, die eine Umsetzung der Forschungsresultate in die Praxis der Bauern fördern sollen. Die Schweiz erklärte sich bereit, das erste «Agrhymet»-Versuchsprogramm zu finanzieren, die «Opération Haute Vallée» in Mali. Sie wurde im Jahr 1982 mit dem erklärten Ziel aufgenommen, den 40 000 Bauern zu zeigen, dass meteorologische Forschung nützlich ist, dass es sich lohnt, die Wettervorhersagen und die Arbeitsempfehlungen der Agrometeorologen zu beachten. Es begann alles sehr bescheiden. In einer ersten Phase von 1982 bis 1987 bestellten 40 ausgewählte Bauern einen Teil ihrer Felder so, wie die Animatoren es ihnen rieten. Sie hackten, säten und ernteten genau dann, wenn die mittelfristige Wettervorhersage günstig war. Und sie hatten Erfolg damit. Die Kulturen auf den Testfeldern standen höher und dichter, das Grün der Felder war intensiver. Die Ernten schliesslich fielen um rund 20% höher als auf den übrigen Feldern aus. Schon bald begannen denn auch Bauern aus der Nachbarschaft auf die Wetterexperten zu hören, die persönlich vorbeikamen oder sich mit ihren Ratschlägen über Radio an die Bauern wandten. Die Pilotphase wurde 1987 abgeschlossen. Man muss sich vor Augen führen, dass es in Mali vor «Agrhymet» keine öffentliche Wettervorhersage gegeben hatte. Die Meldungen in den Massenmedien hatten sich auf Temperatur- und Niederschlagsdaten vom Vortag beschränkt. Die Bauern konnten sich nicht vor- stellen, dass man die künftige Wetterentwicklung wissenschaftlich voraussagen könnte. Sie waren es sich gewohnt, beim ersten kleinen Regen auszusäen. Weil diesem ersten Regen oft erst sehr viel später ein zweiter folgte, verdorrte jeweils die erste Saat, worauf die Bauern erneut aussäten. Niemand konnte erwarten, dass sie ihr alteingeübtes, ganz auf Sicherheit bedachtes Verhalten ändern würden, nur weil am Radio Vorhersagen über das Wetter verlesen wurden. Es brauchte dazu den persönlichen Einsatz und die Überzeugungskraft von Animatoren auf dem Feld. Erst, als die Früchte der Beratung sichtbar wurden, konnten sich die Pilotbauern und ihre Nachbarn vom Wert der Wettervorhersagen überzeugen, und erst jetzt waren sie bereit, Wettervorhersagen auch aus dem Radio ernst zu nehmen. Die Hauptaktivitäten einer zweiten, erweiterten Experimentierphase fielen auf das Jahr 1988. Im «Sektor» (Bezirk) Bancoumana wurden die agrometeorologischen Informationen und Ratschläge flächendeckend gestreut. Sie kamen über das Radio, über alte, traditionelle Dorfstrukturen und über neuere, staatliche Institutionen zu den rund 3600 Bauern. In diesem Jahr wurden auch die Frauen, die den Anbau von Mais, Erdnüssen, Gemüse und Gewürzen besorgen, in das Programm einbezogen. Schreibkundige Bauern sammelten einerseits die Wetterdaten und gaben diese weiter, andrerseits kontrollierten sie die Ernteergebnisse. Für diese zweite Phase hat die Schweiz 650 000 Franken zur Verfügung gestellt. Die malische Regierung hat vor allem mit dem Einsatz von Staatspersonal beigetragen. Nach 1989 sollen die Ergebnisse der beiden Experimentierphasen in ein Programm für die ganze Haute Vallée einfliessen. Der Informationsfluss wird, das zeichnet sich jetzt schon ab, ähnlich laufen wie im Sektor Bancoumana. Nicht nur in Mali, auch in andern Sahelländern sind in der Zwischenzeit praxisorientierte Kampagnen angelaufen. Sie stützen sich zum Teil auf die Erfahrungen, die in der Haute Vallée gemacht wurden. Der relativ bescheidene Aufwand hat sich gelohnt. «Agrhymet ist ein komplexes agrometeorologisches Programm, das sich zum Teil auf hochtechnisierte Hilfsmittel stützt und mit Satellitenaufnahmen und Computern arbeitet. Zwischen diesem Programm und den Bauern des Sahel, die ihre Felder nach dem Gespür oder aber geleitet von alten Traditionen bestellen, liegen Welten. Unsere Aufgabe war es, diese beiden Welten näher zueinanderzubringen. Das war nur mit Experimenten möglich. Vielleicht, weil wir ein kleines Land mit einem relativ kleinen Entwicklungsdienst sind, können wir die Finanzierung von Pilotprojekten übernehmen, von denen man nicht zum vornherein weiss, ob sie erfolgreich sind oder nicht. » Madagaskar Viel Reis u n d d e n n o c h Hunger Die madagassische Reiswirtschaft hat wechselvolle Jahre hinter sich. Um der grassierenden Spekulation einen Riegel zu schieben, hatte die Regierung in den siebziger Jahren den Reishandel verstaatlicht und die Preise auf einem Niveau stabilisiert, das die städtische Bevölkerung zufriedenstellen sollte. Die Bauern aber erhielten für ihren Paddy, den ungeschälten Reis, so wenig ausbezahlt, dass die Produktionskosten kaum mehr gedeckt waren. Sie reagierten prompt und verlegten sich auf Subsistenzwirtschaft und Schwarzhandel. Die Reisproduktion ging dramatisch zurück. Madagaskar musste Reis importieren, 350 000 tallein im Jahr 1982. Im Rahmen ihres Strukturanpassungsprogramms liberalisierte die Regierung 1982 den Reishandel. Weil die Bauern jetzt wieder mehr erhielten für ihren Paddy, stieg die Produktion fast so schnell wieder an, wie sie gesunken war. Gleichzeitig blühte die Spekulation wieder auf. Grosshändler hielten den Reis in ihren Silos zurück, um die Preise hochzutreiben. 1986 kostete ein Kilo Reis bis zu 1000 madagassische Francs (FMG), und das entsprach dem Tagesverdienst eines Arbeiters. Das Welternährungsprogramm, WER verhinderte eine Hungersnot in den Städten dadurch, dass es in den Armenvierteln preisgünstigen Reis aus Südostasien verkaufte. 1987 ernteten die Bauern Reis wie noch nie zuvor, 2,5 Mio. t, mehr als genug, um den madagassischen Bedarf zu decken. Doch sie hatten Mühe, ihn zu verkaufen. Die Silos der Händler waren voll, und die Armen in der Stadt assen WEP-Reis aus Südostasien. Tausende von Tonnen verfaulten auf den Feldern und in den Dörfern. Die Bauern begannen, aus der Lehmerde in den Reisfeldern Ziegel zu brennen, die sich besser verkaufen Hessen. 12 Reiche Ernte und dennoch Hunger. Im Jahr 1988 lancierte die Schweiz in Zusammenarbeit mit dem WEP und mit der madagas- Mosambik sischen Kirchenorganisation «Aveamm» ein Hilfsprogramm, das den unerträglichen Widerspruch beseitigen sollte. Die «Aveamm» kaufte mit Hilfe der Schweiz bei madagassischen Reisbauern 1250 Tonnen Paddy, Hess ihn in Reismühlen verarbeiten und transportierte ihn in die Hauptstadt Antananarivo. 181 Hilfszentren (kirchliche, staatliche und solche des Roten Kreuzes) verteilten den Reis (insgesamt rund 2 Millionen Tagesrationen) an die Bevölkerung. Das Programm hat bereits jetzt, nach nur einem Jahr, Erfolge gezeitigt, die weit über die Hilfe gegen den Hunger hinausgehen: — Die Bauern erhielten für den Paddy 150 FMG pro Kilo. Vor dem «Aveamm»-Programm hatte der durchschnittliche Ankaufspreis bei 120 FMG gelegen und war in Überschusszeiten bis auf 50 FMG gedrückt worden. — Bedingung für den Aufkauf war, dass nicht einzelne Bauern als Verkäufer auftraten, sondern Bauerngruppen. So haben sich die Reisbauern organisiert. Die Gruppe sammelt und kontrolliert den Paddy, füllt ihn in Säcke ab, führt Buch über die Ablieferungen und die Verkäufe, und sie zahlt die einzelnen Bauern aus. Sie übernimmt also einen Teil der Vermarktungskette. Die Vorteile des Zusammenschlusses haben die Bauern überzeugt, und einzelne Gruppen haben damit begonnen, auch andere Produkte (Mais, Bohnen) gemeinsam zu verkaufen. — Die Bauern haben bei den kommerziellen Aufkäufern mehr Gewicht erhalten. Sie haben sich durch Boykottdrohungen nicht einschüchtern lassen, verkauften weiterhin Paddy an die «Aveamm». Heute kommen die Händler wieder und bezahlen für den Paddy Preise, die zum Teil sogar über denjenigen der «Aveamm» liegen. — Die gemeinnützigen Verteilzentren in der Stadt sehen ihre Budgets entlastet, weil der «Aveamm»-Reis gratis geliefert wird. Sie können ihr Geld in Medikamente, Schulmaterial und in Gebäulichkeiten investieren. Das Reisprogramm der «Aveamm» und der Schweiz hat Aufsehen erregt. Verschiedene staatliche und multilaterale Organisationen haben sich dafür interessiert und signalisieren Bereitschaft, sich an dem Programm zu beteiligen oder andere, ähnliche Aktionen in die Wege zu leiten. Der WEP-Vertreter in Madagaskar ist daran, die neuen Hilfsangebote auszuwerten und die Hilfe zu koordinieren. Die Schweiz, die in Madagaskar Katastrophenhilfe, technische Zusammenarbeit, Finanzund Zahlungsbilanzhilfe leistet, wird das Hilfsprogramm gegen den Hunger zusammen mit der «Aveamm» weiterführen. 1989 sollen 2000 t Paddy aufgekauft, verarbeitet und verteilt werden. «Eine der ersten Anforderungen an die humanitäre Hilfe muss dabei sein, dass sie die Entwicklungsanstrengungen und die Entwicklungszusammenarbeit nicht behindern darf. Die gewollten und ungewollten Auswirkungen der humanitären Hilfe müssen deshalb jeweils besonders sorgfältig geprüft werden. Die humanitäre Hilfe soll aber darüber hinaus wenn immer möglich entwicklungsfordernd wirken. Die schweizerische Getreidehilfe, deren Hauptzweck es ist, den Hunger notleidender Menschen zu lindem, hat eine wichtige zusätzliche Aufgabe übernommen. Durch den Kauf von lokal oder regional existierenden Überschüssen hilft sie, die einheimische Produktion zu stützen und zu stabilisieren. Von 1984 bis 1987 kauften wir so jeweils zwischen 66 und 92 Prozent des gelieferten Getreides in Entwicklungsländern ein. Wir werden auch in Zukunft dem Kauf in der Dritten Welt den Vorzug geben. Solche Einkäufe werden gelegentlich durch den Partner selbst vorgenommen (HCR, WEP, u. a.) oder dann durch die Eidgenössische Getreideverwaltung vorab über schweizerische Getreidehandels-Firmen nach kommerziellen Grundsätzen abgewickelt. » Strukturanpassung: Rezepte g i b t es n i c h t März/April 1987: Zusammen mit einer Delegation der IDA studieren Vertreter der Schweiz die Lage der mosambikanischen Wirtschaft. Ihr Bericht ist alarmierend. Die bewaffneten Verbände des regierungsfeindlichen Renamo, aber auch Fehlentscheide der Regierung selber haben das Land beinahe ruiniert. Nur sofortige Strukturanpassungen, so das Fazit der Delegation, können den totalen Zusammenbruch verhindern. Über die IDA unterstützt die Schweiz ein entsprechendes Programm der mosambikanischen Regierung. Mosambik verpflichtet sich, die Landeswährung «Medical» massiv abzuwerten, die landwirtschaftlichen Produzentenpreise zu erhöhen und Haushaltkürzungen vorzunehmen. Ausserdem wird ein Teil des Handels liberalisiert. Die Regierung behält die Kontrolle nur mehr im Bereich von 20 Gütern des Grundbedarfs. Schon Anfang 1988 zeichnen sich erste Erfolge ab. Das Angebot in den Läden und auf den Märkten ist reichhaltiger. Es werden 10% mehr Agrarprodukte zu besseren Preisen vermarktet als im Vorjahr, die Situation auf dem Land ist besser, und die Talfahrt der Exportzahlen kann aufgehalten werden. Es wird ein Wirtschaftswachstum von 4% gemeldet, welches allerdings vorwiegend auf den Zufluss von Hilfsgeldern zurückzuführen ist. Die untersten Schichten in den Städten spüren noch nichts von der zaghaften Wirtschaftserholung. Im Gegenteil: Am I.April 1988 streicht die Regierung die städtischen Subventionen auf den Grundnahrungsmitteln Mais, Zucker und Tee sowie auf Seife, wodurch sie versucht, ihr Budget ins Gleichgewicht zu bringen. Ausserdem hofft man, dass weniger Leute vom Land in die Stadt ziehen, wenn das Leben dort schwieriger wird. Leidtragende dieser mittelfristig angelegten Politik sind diejenigen Städter, die schon vorher am Rand des Existenzminimums lebten. Diese Gefahr besteht in allen Ländern, welche Strukturanpassungen vornehmen müssen. Niger 1988 hat deshalb die Weltbank ein sogenanntes SDA-Programm auf die Beine gestellt (SDA steht für Social Dimensions of Adjustment — soziale Dimension von Anpassung). Das Programm soll hochverschuldeten und einkommensschwachen Ländern Afrikas helfen, die Härten von Restrukturierungsmassnahmen zu lindern. Die Schweiz hat den allgemeinen Teil des SDA-Programms bisher mit 2 Mio. Franken unterstützt. Gleichzeitig plant sie, sich im Tschad, in Tansania und in Mosambik in länderspezifischen SDA-Programmen zu engagieren. Eine von der Schweiz finanzierte Gruppe von (mosambikanischen und ausländischen) Sozialwissenschaftern hat die Armut von Maputo in Zahlen gefasst. Sie haben im Jahr 1988 Familien untersucht, die Kinder im Alter von bis zu vier Jahren haben. Ihr Fazit: Die Grundnahrungsmittel sind nach der Streichung der städtischen Subventionen drei- bis siebenmal teurer geworden, und ein Drittel aller einbezogenen Familien ist unterernährt. Die Untersuchung — noch ausserhalb des SDA-Programms zustandegekommen — soll nicht in irgendwelchen schweizerischen oder mosambikanischen Schubladen verstauben. Sie soll vielmehr Massnahmen zugunsten der verarmten Stadtbevölkerung auslösen und der Regierung ermöglichen, ganz gezielt zu handeln. Folgende Massnahmen sind denkbar: — Gezielte Subventionen sollen den Brotkorb verbilligen, allerdings nicht für alle, sondern nur gerade für die allerärmsten Schichten. — In Schulen und eventuell auch in Fabriken werden Mahlzeiten ausgegeben. — Mit Beschäftigungsprogrammen im Infrastrukturbereich werden vorübergehend einige tausend Arbeitsplätze geschaffen. — Möglichst viele Familien sollen Zugang zu einem kleinen Stück Land in Stadtnähe erhalten, denn die Untersuchung hat gezeigt, dass Familien mit einem solchen «Garten» wesentlich besser ernährt sind. Die neuen Hilfsmassnahmen sind nicht unumstritten. Sie könnten u. a. den inflationären Druck wieder verstärken, die Attraktivität der Städte erneut erhöhen und die Landflucht abermals ankurbeln. Damit aber würde eines der Hauptziele des Anpassungsprogramms aufgegeben. Experten sprechen hier von einem eigentlichen Zielkonflikt. Die Schweiz ist überzeugt, dass Anpassungsmassnahmen gezielt sozial abgesichert werden müssen, nicht zuletzt um ihren langfristigen Erfolg zu gewährleisten. Auf einer hungernden Stadtbevölkerung lässt sich nicht aufbauen. Mit der Untersuchung von Maputo, welche die städtische Verarmung in Mosambik zum ersten Mal zahlenmässig erfasst, kann die Schweiz die Bedeutung sozial verträglicher Anpassungsprogramme unterstreichen. Ausserdem gibt sie der Weltbank und der mosambikanischen Regierung ein Instrument in die Hand, das die Planung von SDAMassnahmen erleichtert. Wasser ist Leben Niger. Der Fluss, wie der Nil und der Kongo einer der grossen Ströme Afrikas, durchquert nur gerade den Südwestzipfel des Landes, durchfliesst es auf einer Länge von rund 500 Kilometern, und trotzdem wurde das riesige Land, das 30mal so gross ist wie die Schweiz, nach ihm benannt: Niger. So, als ob man mit der Namengebung das lebensnotwendige Wasser beschwören wollte. Niger ist ein typisches Land des Sahel. 75% der Fläche sind Wüste, 15% Halbwüste, und nur gerade 10% des Bodens können bebaut werden. Ausser dem Niger ist da kein einziger Fluss, der das ganze Jahr über Wasser führt. Die meisten Bewohner des Landes holen sich ihr Wasser aus Ziehbrunnen, die in den Grundwasserspiegel hinabreichen. Die Sahelbauern graben sie selbst, in Handarbeit, mit einfachen «Die Probleme sind in vielen Ländern ähnlich. Werkzeugen. Sie erreichen dabei manchmal Tiefen von 50 bis 60 m, die Brunnen sind jeDas Land entvölkert sich, die Städte wachsen doch einsturzgefährdet und schwierig zu unexplosionsartig. Immer weniger Bauern müsterhalten. Die Wände der sogenannt modersen immer mehr Städter ernähren. Das kann nen Brunnen sind zementiert, sie werden daunmöglich so weitergehen. Nur rigorose durch zu einer dauerhaften Einrichtung. Wo Massnahmen können die Landflucht stopder Fels Handarbeit verunmöglicht oder der pen; darin sind sich alle einig. VorübergehenGrundwasserspiegel in den Trockenperioden de Härten muss man in Kauf nehmen. zu weit absinkt, werden mit speziellen Maschinen Bohrbrunnen erstellt, die bis auf TieDas ist die eine Seite. fen von 200 bis 400 m hinunterreichen und Die Anpassungsprogramme treffen die undort mit Hilfe von Pumpen fossiles Wasser antersten Bevölkerungsschichten in den Städzapfen. ten hart. In Maputo ist ein Drittel aller Einwohner unterernährt. Wenn die Verelendung Die Brunnen werden, sofern es das Wasserweitergeht, werden sie buchstäblich hunvorkommen erlaubt, in Dorfnähe gebaut. gern, ja verhungern. Das aber sind allzugrosse Opfer, selbst im Hinblick auf eine mittelfri- Wenn den Dorfbewohnern die Mittel fehlen, einen versiegten Brunnen tiefer zu graben stige Verbesserung. Wir müssen die Härten oder einen eingestürzten Brunnen zu reparielindern. ren, geben sie das Dorf auf. Sie ziehen weg; Das ist die andere Seite. die Felder liegen brach und versteppen. Immer weniger Bauern müssen so immer mehr Mit zusätzlichen Hilfsprogrammen aber laufen wir Gefahr, die Städte wieder attraktiv zu Städter ernähren. Das kann sich aber ein Land, dessen Bevölkerung jedes Jahr um machen, die Landflucht wiederum anzukurbeln. Wir stehen in diesem Zielkonflikt. Und 3,1% wächst, nicht leisten. Die Versorgung mit Trinkwasser hat deshalb in der Sozial- und wir müssen zugeben: Ein perfektes Rezept Wirtschaftspolitik der Regierung erste Priorihaben wir nicht. » tät. Seit 1980 hilft die Schweiz in grösserem Umfang dabei. Das Trinkwasserprogramm in Niger ist eines der grösseren Programme der bilateralen technischen Zusammenarbeit des Bundes. Zwischen 1980 und 1988 sind dafür 22 Mio. Franken aufgewendet worden, und für die Phase von 1988 bis 1992 wurden nochmals 18 engagiert. Die Hälfte davon ist direkt für den Bau und den Unterhalt von Brunnen reserviert. Die andere Hälfte fliesst in die technische und administrative Infrastruktur. Bereits ab 1973, in der Zeit nach der vorletzten grossen Dürre im Sahel, hat die Schweiz im Niger den Bau von Brunnen unterstützt, denn die zementierten Ziehbrunnen und erst recht die pumpenbetriebenen Bohrbrunnen können weder von der Bevölkerung noch von der Regierung allein finanziert werden. Hilfe von aussen ist nötig und sinnvoll. Bis 1988 wurden mit Schweizer Hilfe insgesamt 700 Brunnen gebaut oder gebohrt. Ende der siebziger Jahre zeigten Analysen, dass praktisches, direkt auf die Dörfer abgestütztes Engagement allein nicht genügt. Die nigrische Verwaltung hatte nicht genug Mittel, um allen Erfordernissen im Trinkwassersektor gerecht zu werden. Es fehlte an ausgebildetem Personal für den Bau und den Unterhalt der Brunnen, es gab nur wenig hydrogeologisches Lehrpersonal, und es waren kaum Daten über die Grundwasserströme und -Vorräte des Landes verfügbar. Nach Absprache mit den nigrischen Behörden hat die Schweiz das Genfer «Institut universitaire d'études du développement», lUED, beauftragt, die von Niger in Angriff genommene Reorganisation und Dezentralisierung des Wassersektors zu unterstützen. Man hat dabei von Anfang an und ganz bewusst darauf verzichtet, neue Strukturen für die ausländische Hilfe zu schaffen. Im Zug der Dezentralisierung hat die nigrische Regierung die Wasserwirtschaftsverwaltungen in den Departementen verstärkt und mit mehr und besser ausgebildetem Personal besetzt. Die Schweiz hat vor allem einen Beitrag an die Verstärkung der Departementsdienste in Agadez und in Maradi geleistet. 13 Tansania Die Techniker von Agadez haben heute ihr eigenes Programm zur Messung von Grundwasservorkommen und sind in der Lage, die Trinkwasserprobleme ihres Departementes aufgrund ihrer eigenen Forschung zu analysieren und Lösungen zu erarbeiten. Im Departement Maradi hat die Schweiz mehr die praktische Arbeit gefördert. Für die nächsten vier Jahre finanziert sie den Bau von 210 Grundwasserbrunnen, und sie wird auch bei den geplanten 30 Tiefbohrungen mithelfen. Ein Animations- und Bildungsprogramm soll die einzelnen Dörfer darauf vorbereiten, den Unterhalt ihrer Brunnen selbst in die Hand zu nehmen. Die Direktion für Wasserwirtschaft und die Direktion für Wasserinfrastrukturen, beide mit Sitz in Niamey, wurden durch die Dezentralisierung im Operationellen Bereich entlastet. Nun können sie vermehrt Koordinationsaufgaben wahrnehmen. Sie teilen die verfügbaren Mittel den einzelnen Regionen zu, bilden das gesamte Personal des Wassersektors aus, koordinieren die geologische und die hydrogeologische Forschung des Landes, sammeln und verarbeiten Informationen und Daten aus den Regionen mit dem Ziel, die Ressourcen und ihre Nutzung in einem Wasseratlas zusammenzufassen. Die Schweiz hat geholfen, das Messsystem für Grundwasserströme zu verbessern und die Ergebnisse in einem Dokumentationszentrum zusammenzufassen. An der Universität von Niamey hielt ein Schweizer Experte Vorlesungen in Hydrologie und Geodynamik, und im staatlichen Regiebetrieb OFEDES (Amt für unterirdische Wasservorkommen) wurden mit schweizerischer Hilfe Brunnentechniker ausgebildet. 14 Die viel Ausdauer erfordernde Arbeit ist noch nicht abgeschlossen. In einem Zwischenbericht des IUED vom 20. Juni 1988 heisst es: «Die Beauftragten vor Ort stehen immer im Spannungsfeld zwischen kurzfristigen Erfolgen und einer mittel- und langfristigen Arbeit. Das Wasserbauprogramm (in Niger) ist ein gutes Beispiel dafür, wie die beiden Erfordernisse miteinander kombiniert werden.» «Mit all den Mitteln, die wir bisher an Niger überwiesen haben, hätte man 1500, viel/eicht 2000 Brunnen bauen können. Das allein genügt jedoch nicht. Die Wasserprobleme in Niger erfordern eine umfassende Entwicklungsarbeit. Die Wassserwirtschaft in diesem semiariden und ariden Land stellt hohe Ansprüche bezüglich organisatorischer, technischer und wissenschaftlicher Kenntnisse und Fähigkeiten. Es gilt daher, die nationalen Kapazitäten so zu verstärken und zu unterstützen, dass sie diesen lebenswichtigen Sektor autonom führen können. Wir müssen helfen, Fachleute auszubilden, Geologen, Hydrologen, Laboranten und Techniker. Wir müssen beim Aufbau von Messsystemen mithelfen. Das alles braucht aber viel Zeit und viel — unspektakuläre — Vorarbeit. » Strassenunterhalt und Entwicklung Tansania hat der Agrarpolitik schon früh einen hohen Stellenwert eingeräumt. Dennoch stagnierte die landwirtschaftliche Produktion lange Zeit, weil der Staat mit seiner Preispolitik den Bauern keinen Anreiz bot, die Produktion zu erhöhen. Das hat sich inzwischen geändert, nachdem die Regierung Tansanias im Jahre 1986 ein «Programm zu einer umfassenden Wirtschaftsreform» beschlossen hatte. In diesem Rahmen erhöhte sie die Produzentenpreise für die Bauern um 30 bis 80%. Parallel dazu schränkte sie den Einfluss der staatlichen Monopolgesellschaften für die Vermarktung der landwirtschaftlichen Erzeugnisse ein und ergänzte sie durch Vermarktungskooperativen. Um eine erfolgreiche Vermarktung zu ermöglichen, hat die Regierung zudem ein Programm für den Transportsektor ausgearbeitet. Dieses Sektorprogramm will bei sämtlichen Transportträgern (Strasse, Bahn, Luft- und Schiffahrt) die bestehenden Engpässe beheben. Es zielt aber auch darauf ab, die Planungs- und Durchführungskapazitäten der mit Transportfragen befassten Institutionen zu verbessern. Besonderes Gewicht legt Tansania auf ein den Bedürfnissen angepasstes Strassennetz. Die Hauptstrassen und ein Teil der Strassen in den ländlichen Gebieten sollen wieder instand gestellt werden. Das Programm sieht vor, dass die insgesamt 5000 km Verbindungsstrassen zwischen den Provinzhauptorten und ein Fünftel des 50 000 km umfassenden ländlichen Strassennetzes bis Mitte der neunziger Jahre rehabilitiert sein werden. Die Strassen in den Gegenden mit hohem Exportpotential geniessen Priorität. Die Schweiz unterstützt bereits seit 1982 zwei Strassenprojekte in den Distrikten Kilombero und Ulanga der Provinz Morogoro. Das «Ki- lombero-Ulanga-Projekt zur Verbesserung ländlicher Strassen» (KURPP) steht vor der abschliessenden Phase, die von 1989 bis 1992 dauern wird. Dieses von Helvetas in Regie durchgeführte Vorhaben wird die wichtigsten Strassen der beiden durch den Fluss Kilombero getrennten Distrikte das ganze Jahr befahrbar machen. Bis Ende 1988 wurden rund 280 km Strassen rehabilitiert, 100 km Erddämme aufgeschüttet, rund 200 km Strassen bekiest, gut 900 Durchlässe gebaut und 25 Brükken erstellt. Die Schweiz trägt auch dazu bei, die Fährverbindung über den Kilombero zu verbessern. Dafür musste die Zufahrt zur Fähre über das Flutgebiet ausgebaut werden, um sie für das ganze Jahr passierbar zu machen. Überdies wurde die Fähre wieder instand gestellt sowie ein neues Schiebeboot beschafft. Soll ein Strassenprojekt nicht nur während weniger Jahre wirksam sein, ist es unerlässlich, dem Unterhalt ebenso hohe Priorität wie der Instandstellung zuzumessen. Das konnte Tansania jedoch aus organisatorischen und finanziellen Gründen bisher nicht gewährleisten. Das Projekt KURPP hat deshalb ein speziell auf Tansania zugeschnittenes Unterhaltsmodell entwickelt, das sich auf möglichst arbeitsintensive Methoden abstützt. Leute aus der Region werden als «Wegmacher» rekrutiert, die auf rund zwei Kilometer langen Abschnitten den regulären Unterhalt durchführen. Sie müssen das Gras schneiden sowie die Strassenentwässerungsgräben putzen. Zusätzlich besorgen besonders ausgerüstete Equipen die periodisch notwendigen Unterhaltsarbeiten. Sie haben die Strassen zu bekiesen und verfügen für diese und weitere Aufgaben über Traktoren und Anhänger. Die Regionalregierung steckt ab 1989 die eigenen Mittel vollumfänglich in den Betrieb dieses angepassten Unterhaltsprogramms. Ermöglicht wird diese Konzentration der Eigenmittel durch die Übernahme der gesamten Rehabilitationskosten sowie der Ausbildungskosten und der Anfangsinvestition für den Unterhalt durch die Schweiz. Afrika «Die verkehrsmässige Erschliessung ländlicher Gebiete ist ein wichtiges Element der wirtschaftlichen Entwicklung. Dies zeigt sich in den Distrikten Kilombero und Ulanga, wo die Schweiz ein Projekt zur Verbesserung der ländlichen Strassen finanziert. Nach mehreren Jahren der Stagnation hat der Baumwollanbau seit 1986 wieder zugenommen. Der Anbau von Reis, bereits ein Grundnahrungsmittel, wird von der tansanischen Regierung weiter gefördert. Verbesserte Strassenverbindungen reduzieren den Transportaufwand, auch auf Familienebene. Gezielte, grösstenteils kleinräumliche Massnahmen wie Haustierhaltung, Sanierung der Dorfmühlen und Kleinbewässerung können das freiwerdende Potential, vor allem der Frauen, nutzen helfen. » Biologisch gegen die Laus im Maniok Yucca, Maniok, Cassava. Drei Namen für eine Knollenfrucht, die ursprünglich nur in Südamerika beheimatet war, im Verlauf der Jahrhunderte aber einen grossen Teil des afrikanischen Kontinentes erobert hat. Im CassavaGürtel, der sich zwischen der Sahelzone und dem südlichen Afrika über den Kontinent hin zieht, ist die Knolle, die bis zu fünf Kilo schwer werden kann, Hauptkalorienspender für 200 Millionen Menschen. In klimatisch schwierigen Gebieten ist die Cassava, die im Boden lange Trockenzeiten übersteht, lebenswichtiger Notvorrat und oft das einzige, was die Menschen vor der Getreideernte überhaupt noch zu essen haben. Seit 1970 jedoch sind die Cassavakulturen Afrikas von einem winzigen Insekt, der MehlSchildlaus bedroht, die auf Stecklingen von Südamerika her nach Zaire eingeführt wurde. Sie saugt den Saft aus den frischgekeimten Cassavablättem und überzieht den Strauch mit einer grauen Schicht. Die Pflanze selbst hat dem Schmarotzer nichts entgegenzusetzen. Weil die Schildlaus in Afrika keine natürlichen Feinde hatte, verbreitete sie sich rasend schnell. Mitte der achtziger Jahre fand man sie schon in weiten Regionen in insgesamt 31 Ländern, und sie ist daran, auch die bisher freien Gebiete an der afrikanischen Ostküste und im Landesinnern Zaires zu überziehen. In den Verbreitungsgebieten der Maniokschildlaus gehen die Erträge bis zu 80% zurück. Die jährlichen Ernteverluste wurden mit 2 Milliarden Dollar beziffert. Versuche, die Maniokschildlaus chemisch zu bekämpfen, erwiesen sich als aufwendig, wenig erfolgreich und zudem gefährlich. Die Cassava wird fast ausschliesslich von Kleinbauern angepflanzt, die häufig Analphabeten und Selbstversorger sind und die Anwendungsvorschriften für die Insektizide nicht verstehen können. Laut UNO-Schätzungen sterben weltweit jedes Jahr 40 000 Bauern und Landarbeiter wegen der unsachgemässen Handhabe von Pestiziden. 1981 zeichnete sich für die Cassavakulturen Afrikas eine Wende ab. Forscher hatten in Paraguay eine kleine Wespe entdeckt, die Epidinocarsis lopezi, deren Larven sich ausschliesslich von der Maniokschildlaus ernähren. Dank der Lopez-Wespe und anderen Nutzungen hat der Schmierlausbefall in Südamerika bisher noch nie dramatische Ausmasse angenommen. Man beschloss, die Epidinocarsis lopezi auch in Afrika einzuführen. Selektion, Einfuhr und Vermehrung von Nutzungen sind eine anspruchsvolle Aufgabe. Über 20 internationale, regionale, nationale und lokale Institutionen haben an diesem Projekt mitgewirkt. Die einen haben sich der Zucht angenommen, andere haben lokales Personal ausgebildet, dritte haben die Verbreitung überwacht. 1984, nur drei Jahre nach ihrer Entdeckung, konnten die ersten Lopez-Wespen in Afrika ausgebracht werden, zum Teil von Hand, zum Teil von Flugzeugen aus. Sie verbreiteten sich ebenso schnell wie Jahre zuvor die Maniokschildlaus. In Malawi zum Beispiel war nur gerade zwei Jahre nach Freilassung der nützlichen Wespe ein 100 km breiter Streifen des Landes frei von Maniokschildläusen. 1988 konnten auf 1,5 Mio. km2 in insgesamt 18 Ländern wieder normale Cassavaernten eingebracht werden. Träger des Programms ist das International Institute of Tropical Agriculture, UTA, in Ibadan (Nigeria). Seit 1983 ist die Schweiz einer der wichtigsten Geldgeber. Vertreter aus der Schweiz präsidieren sowohl das Programmkomitee wie auch den Wissenschaftsrat. Im operationellen Bereich sind fünf Schweizer Entomologen tätig. Die vierte Projektphase wird von der Schweiz mit 4 Mio. Franken (21 % des Gesamtbudgets) finanziert. Eine äusserst lohnende Investition, wie es heute aussieht. Aussenstehende Agroökonomen haben ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 1 zu 150 errechnet. Das biologische Pflanzenschutzprogramm des UTA wird denn auch weitergeführt. Das UTA hat unter anderem die grüne Maniok-Spinnmilbe im Visier, deren natürliche Feinde in Afrika noch nicht genügend verbreitet werden konnten. Der erfolgreiche Kampf gegen die Maniokschildlaus hat dem biologischen Pflanzenschutz in Afrika Auftrieb gegeben. 1988 wurde in Cotonou (Benin) als Zweigstation des UTA ein Zentrum für biologischen Pflanzenschutz eingeweiht. 35 Länder aus dem Cassava-Gürtel gehen daran, nationale Projekte für die biologische Schädlingsbekämpfung zu realisieren. 1988 sind 14 davon im Rahmen eines erweiterten Programmes finanziert worden. Dabei geht es nicht mehr nur um Maniokschädlinge, sondern auch um Schädlinge an Obstund Getreidekulturen. Man sucht nach resistenteren Pflanzensorten und nach natürlichen Feinden, und man macht Versuche mit Mischkulturen. Im Maniok-Programm nimmt die Weiterbildung einen wichtigen Platz ein. Bis 1988 sind 167 Spezialisten für Pflanzenschutz ausgebildet worden, und mit Stipendien des Programms haben bisher 26 Afrikaner ein Universitätsstudium absolviert. «Das Maniok-Programm in Afrika, an dessen Lancierung die Schweiz wesentlich Anteil hatte, ist das bisher grösste und erfolgreichste Projekt im biologischen Pflanzenschutz in der Dritten Welt. Es zeigt beispielhaft, wie grundlegende Probleme im tropischen Pflanzenbau durch gut organisierte internationale Agrarforschung angegangen werden können. Die Schweiz hat bei der Finanzierung, der wissenschaftlichen Beratung, in der Koordination und beim Einsatz von Fachleuten wichtige Funktionen übernommen. Die Schweiz ist bereit, den biologischen Pflanzenschutz — gerade in Afrika — weiter zu unterstützen. Die grösste Herausforderung ist dabei die Bekämpfung der Heuschrecken. Die Aussichten für eine biologische Kontrolle sind hier allerdings weniger gut als bei der neu eingeführten Maniokschildlaus. » Bangladesh Gegen den Durchfall bei Kindern Bangladesh — ein Land ohne Hoffnung? So mag es für viele erscheinen. Das 1971 unabhängig gewordene Land wird regelmässig von schweren Naturkatastrophen heimgesucht. Die Probleme der Unterentwicklung stellen sich hier noch schärfer als in den meisten anderen Entwicklungsländern. Bangladesh hat weltweit eine der höchsten Kindersterblichkeitsraten. 130 von 1000 Kindern sterben schon im ersten Lebensjahr. Im Durchschnitt werden die Bengali nur 51 Jahre alt; die Frauen leben noch weniger lang als die Männer. Die geringe Lebenserwartung ist auf die weitverbreitete Armut zurückzuführen. Die Mehrheit der Bevölkerung in den ländlichen und städtischen Gebieten kann sich deshalb nicht ausreichend ernähren. Am stärksten betroffen sind die Kinder. Vier von fünf sind unterernährt. Aber auch die meisten Mütter können sich nur mangelhaft ernähren. Bangladesh verfügt zudem nur über ein schlecht ausgebautes Gesundheitswesen. In vielen ländlichen Gebieten werden praktisch noch keine Gesundheitsdienste angeboten. Durchfall stellt noch immer eine häufige Todesursache dar. Mehr als die Hälfte der Kinder, die nicht fünf Jahre alt werden, sterben an seinen Folgen. Durchfall wurde früher mit einer Wasser-SalzLösung behandelt, die intravenös verabreicht wurde. Das kompensiert den starken Flüssigkeitsverlust und gibt dem Kind die Fähigkeit zurück, wieder Nahrung zu verwerten. Diese Methode erfordert steriles Wasser, geschultes Personal und hygienische Verhältnisse — Voraussetzungen, wie sie in jedem Industrieland selbstverständlich vorhanden sind, nicht jedoch in Bangladesh. Dass Bangladesh dennoch kein hoffnungsloser Fall ist, zeigt sich darin, wie das Land vor einigen Jahren den Kampf gegen den Durchfall aufnahm. Ein Forschungsinstitut suchte nach einer Methode, die den Verhältnissen der armen Bevölkerung angepasst ist. Es entwickelte eine Salz-Zucker-Mischung, die, in Wasser aufgelöst, getrunken werden kann. In kleine Säcklein verpackt, wurde sie, zusammen mit einem eigens dafür hergestellten Messlöffel, an die Gesundheitszentren verteilt. Mit einer Anleitung, wie die Mischung herzustellen ist, sollte zudem verhindert werden, dass weder zu viel noch zu wenig Salz und Zucker verabreicht werden. Damit war ein grosser Fortschritt erreicht: Durchfall bei Kindern muss nicht mehr mittels intravenösen Infusionen, sondern kann oral behandelt werden. In der Praxis stellte sich jedoch heraus, dass auch dieses Verfahren noch immer nicht auf die Verhältnisse der armen Bevölkerung zugeschnitten war. Der Vertrieb der Säcklein über das ganze Land lässt sich kaum realisieren. Auch ist der weite Weg bis zum nächsten Gesundheitsposten ein Hindernis. Die schon bald nach der Unabhängigkeit des Landes entstandene private Organisation BRAC (Bengalisches Komitee für ländliche Entwicklung) hat sich zu Beginn der achtziger Jahre eingeschaltet, um diese orale Methode für die Durchfallbehandlung weiter zu vereinfachen. Die Schweiz unterstützte von Anfang an diese Bemühungen. Das BRAC schlug als erstes vor, den Messlöffel durch ein Mass zu ersetzen, wie es die arme Bevölkerung auch sonst anwendet. So viel Salz, wie man zwischen dem ersten Glied von Daumen, Zeigfinger und Mittelfinger festhalten kann, wird jetzt mit einer Handvoll Zucker in etwa einem halben Liter Wasser aufgelöst. Diese einfache Methode muss aber der Bevölkerung erläutert werden. Wird nämlich zu wenig Salz genommen, ist die Lösung wirkungslos. Wenn hingegen zu viel Salz beigemischt wird, kann es lebensgefährlich werden. Und wird unsauberes Wasser gebraucht, kann es erneut zu Durchfall kommen. Den Leuten die notwendigen Kenntnisse zu vermitteln, ist indessen nicht einfach, weil die meisten Bengali Analphabeten sind. Nur jede fünfte Frau hat die Schule besucht. Schriftliche Unterlagen nützen deshalb wenig. Aus diesem Grund legt BRAC grossen Wert auf Gespräche und rekrutierte dafür eine grosse Zahl von Frauen und Männern. In Gruppen von sieben Frauen und zwei Männern ziehen sie von Dorf zu Dorf und verteilen sich jeweils auf die einzelnen Hauhalte. In Einzelgesprächen werden die Frauen durch eine Frau unterrichtet. Die Männer wenden sich an die Männer im Dorf. Diese Aufklärungskampagne hat inzwischen 85% aller ländlichen Haushalte erreicht. Auch Kontrollen werden regelmässig durchgeführt. Dabei zeigte es sich, dass in 95% der Fälle das vermittelte Wissen richtig angewendet wird. Dieser Erfolg hat sich auch darin niedergeschlagen, dass die durch Cholera verursachten Todesfälle deutlich zurückgegangen sind. Der BRAC-Kampagne wurde indessen vorgehalten, dass sie sich zu einseitig auf die Bekämpfung des Durchfalls konzentriere und andere gesundheitliche Anliegen zu Unrecht nicht beachte. Sie wurde deshalb Mitte der achtziger Jahre auf andere Bereiche ausgeweitet. Es werden jetzt auch Impfungen gemacht, Geburtshelferinnen ausgebildet und dörfliche Gesundheitskomitees aufgebaut. Die private Organisation BRAC schafft dadurch die Grundlage für ein nationales Gesundheitssystem und arbeitet eng mit den staatlichen Organen zusammen. «Gesundheitsprogramme sollen sich nicht darauf beschränken, der Bevölkerung Dienstleistungen anzubieten. Sie dürfen auch nicht ausschliesslich mit Ärzten in Verbindung gebracht werden. Es sollen vielmehr auch Methoden gefördert werden, welche mit den lokal vorhandenen Mitteln durchgeführt werden können. Die Menschen sollen befähigt werden, möglichst selber für sich sorgen zu können. » Indien Kerala: das Land, wo Milch fliesst M. Upadhya in Kayankulam ist ein Bauer wie Millionen andere. Auf seiner halben Hektare Land baut er Reis an, Kokosnuss und eine Vielfalt von tropischen Gewürzen, Früchten und Gemüsen, alles in einem ausgewogenen System. Ausserdem hält er sich eine Kuh, eine Kreuzung zwischen Zebu und Schweizer Braunvieh. Die Kuh ist nicht sehr gross, aber sie sieht gesund aus und zäh. M. Upadhya verfüttert ihr Gras, das er auf den Dämmen des Reisfeldes und unter den Kokospalmen schneidet, dazu Ernteabfälle, Reisstroh und regelmässig Kraftfutter, Kokos- und Erdnusskuchen, die er dazukauft. Er ist zufrieden mit seiner Kuh. Während der Laktationsperiode gibt sie täglich 6 bis 7 Liter Milch. Die Hälfte davon verkauft er dem Besitzer einer Teestube. Das war nicht immer so. Früher warfen die einheimischen Zebukühe erst im Alter von vier bis fünf Jahren das erste Kalb, und wenn eine Kuh pro Tag mehr als 2 Liter Milch gab, war das eine Ausnahme. Erklärtes Ziel des «Indo-Swiss Project Kerala», ISPK, das im Jahr 1963 aufgenommen wurde, war es denn auch, den Milchertrag der Kühe in Kerala durch Kreuzungszucht und durch bessere Fütterung zu erhöhen. 1988, 25 Jahre danach, wurden die letzten Verhandlungen für die Übergabe des Projektes geführt. Der Erfolg der langen indisch-schweizerischen Zusammenarbeit darf sich sehen lassen. Auf vier Stationen werden an die 300 Zuchtstiere und ebensoviele Stiermutterkühe betreut. Die hochwertigen Kreuzungsstiere produzieren jährlich 1,5 Mio. Samenportionen. Diese werden in flüssigem Stickstoff tiefgefroren und gelangen über sechs regionale Samenbanken und 1400 Besamungsstationen zu den Kuhhaltern in Kerala. Die Hälfte der 3 Millionen Kühe sind heute Kreuzungstiere mit Milchleistungen zwischen 1500 und 2500 I pro Laktationsperiode. Indien Dem ISPK-Programm zur Förderung der Rauhfutterbasis war nicht ganz so viel Erfolg beschieden. Vertragsbauern produzieren jährlich 25 t Gras- und Leguminosensamen, die über Förderungsprogramme an die interessierten Viehhalter zum Anbau abgegeben werden. Der knappe Landbesitz macht es den keralesischen Bauern jedoch schwer, einen Teil ihres Landes für den Anbau von Futter freizuhalten. Bis vor einigen Jahren hat sich die Schweiz in Kerala hauptsächlich um die Förderung der Produktion gekümmert. 1970 hat Indien die «Operation Flood» eingeführt, ein Programm, das durch den Aufbau von ländlichen Genossenschaftssystemen die Milchproduzenten zu organisieren versucht. Die dörflichen Milchgenossenschaften, deren Mitglieder die Bauern selbst sind, kaufen dem Viehhalter die Milch zu einem festen Preis ab und bezahlen sie ihm schon am Tag nach der Lieferung. Dazu werden ihm verschiedene Dienste angeboten, von der Futterberatung bis zur Besamung seiner Kühe. Von den einzelnen Genossenschaften wird die Milch in grössere und kleinere Kühlstationen gebracht und von dort an die städtischen Konsumenten verkauft. Ein Teil der Milch wird in Grossmolkereien pasteurisiert, abgefüllt und über ein verbandseigenes Verkaufsnetz abgesetzt. Die «Operation Flood» hat die Einkommen der organisierten Viehhalter merklich verbessert. Der gesicherte Absatz wirkt als Produktionsanreiz, und die genossenschaftliche Organisation bricht die Macht der Zwischenhändler. 1982 bat die indische Regierung die Schweiz, beim Aufbau eines derartigen Vermarktungssystems in den sechs Distrikten Nord-Keralas mitzuhelfen, und die Schweiz sagte Hilfe für 14,6 Mio. Franken zu. Damit sollen drei Molkereien und rund 400 Dorfsammelstellen eingerichtet werden. Etwa 2 Mio. Franken werden für Beratungsdienste und Ausbildungsprogramme im Bereich der Viehhaltung und Fütterung aufgewendet. Ziel des Programms in Nordkerala ist die Sammlung und Vermarktung von 100 000 I Milch pro Tag. Dank dem täglichen Milchgeld sind die Bauern, kleine und kleinste zumeist, unabhängiger von den Potentaten ihrer Dörfer und von den Geldverleihern. Weil in den Genossenschaften alle Bauern gleich behandelt werden, seien sie nun Unberührbare oder Brahmanen, wirkt die Genossenschaft auch auf das Kastensystem ein. Es verstärkt auch die Stellung der Frau, denn häufig sind es die Frauen, welche die Kuh besorgen, sie melken und das Milchgeld einkassieren und verwalten. Die Förderung des Milchsammlungs- und Vermarktungssystems ist direkte und logische Folge der langjährigen Anstrengungen der Schweiz im keralesischen Viehzuchtbereich. Die Schweiz hat ihre bisherigen Erfahrungen auch in weitere Viehwirtschaftsprogramme einbringen können. Seit 1975 läuft im Bundesstaat Andhra Pradesh ein indisch-schweizerisches Viehzuchtprogramm. Und 1988 reiste eine Schweizer Delegation auf Anfrage der indischen Regierung in den Bundesstaat Orissa, um dort die Hilfsmöglichkeiten beim Aufbau eines weiteren Vieh- und Milchwirtschaftsprojektes zu prüfen. «Mit den Viehzuchtprojekten in Indien und anderswo betätigt sich die Schweiz auf einem Gebiet, das schon für unsere Vorfahren wichtig war. In Kerala haben wir verhältangetrofnismässig günstige Bedingungen fen, um mit unseren Erfahrungen ein Projekt aufbauen zu können. Der Bildungsstand ist dort vergleichsweise hoch. Deshalb sind neue Verfahren einfacher umsetzbar. Viehzuchtprogramme sind naturgemäss eine langfristige Sache. In den 25 Jahren Projektarbeit, mit vielen erfolgreichen, aber auch entmutigenden Momenten, ist in Kerala eine Partnerorganisation herangewachsen, die heute ohne nennenswerte Unterstützung aus der Schweiz zurechtkommt. Der Bodenbesitz in Kerala ist recht breit gestreut, und so kommen die Früchte dieses Projektes Hunderttausenden von Kleinbauern zugute. » Seide für Bauern Trotz Industrialisierung und High-Tech ist Indien ein agrarisch geprägtes Land geblieben. Zwei Drittel aller Arbeitskräfte erwirtschaften in diesem Sektor einen Drittel des Bruttosozialproduktes. In den zwei Jahrzehnten der «grünen Revolution» ist die Produktion von Nahrungsmitteln kontinuierlich gestiegen und hat mit dem Bevölkerungswachstum Schritt halten können. Die ökologischen Probleme aber werden immer dringender. Zudem hat es nicht genügend Boden für alle ländlichen Arbeitskräfte: Drei Fünftel aller Betriebe sind kleiner als eine Hektare; ein Drittel gar sind Landarbeiter ohne Land. Die Kleinbauern und Landarbeiter vermögen ihren Bedarf an Nahrungsmitteln nicht zu decken. Um solche zuzukaufen, fehlt ihnen die Kaufkraft. Abwanderung droht. Gesucht werden deshalb Produkte, die mit wenig Landbedarf vielen Leuten Arbeit verschaffen. Die Seidenproduktion ist so ein Zweig. Jede Hektare Land mit Maulbeerbäumen, der Nahrungspflanze für die Seidenraupen, schafft in den Pflanzungen, den Zuchtanstalten und den Seidenspinnereien 12 bis 13 ländliche Arbeitsplätze. Maulbeerbäume wachsen auch auf Böden, die sonst kaum etwas hergeben und der Erosion stark ausgesetzt sind. Die indische Regierung fördert die Seidenproduktion schon seit mehreren Jahren. Beachtliche Resultate wurden erzielt. Zwischen 1975 und 1985 erhöhte sich die Fläche der Maulbeerkulturen von 125 000 auf 215 000 ha, und die Produktion von Rohseide wurde beinahe verdreifacht. 1988 produzierten etwa 3,5 Millionen Arbeitskräfte in 43 000 Dörfern rund 8000 Tonnen Rohseide. Indien ist damit hinter China der zweitgrösste Seidenproduzent der Welt geworden. Der Export ist bescheiden. Die Seide wird fast ausschliesslich auf dem Inlandmarkt verkauft. 17 Indonesien Die Schweiz ist im indischen Seidensektor seit dem Jahr 1981 engagiert. Sie finanziert den Aufbau eines internationalen Ausbildungs- und Forschungsprogramms in Mysore und unterstützt in den Gliedstaaten Orissa und Maharashtra das staatliche Central Silk Board beim Ausbau derTasarseidenzucht. Ein drittes Programm ist 1987 in den Staaten Andhra Pradesh und Tamil Nadu angelaufen. Neben Karnataka sind diese beiden Gliedstaaten die wichtigsten Seidenproduzenten Indiens, und die Regierung will ihre Produktion weiter ausbauen. Im Rahmen eines grossen und umfassenden Programmes schliesst die Schweiz damit auch finanzielle Lücken. Sie fördert unter anderem die Ausbildung von Raupenzüchtern, hilft bei der Gründung von Frauenkooperativen für Raupenzucht und Kokonverarbeitung, unterstützt etwa 2000 Bauern bei der Pflanzung von Maulbeerbäumen und verbessert die Vermarktungsstrukturen. Es handelt sich zum Teil um Versuche. In den südindischen Staaten wurden zum Beispiel noch nie in grösserem Stil Maulbeerbäume angepflanzt; man kannte nur die Maulbeerbüsche. Bäume mit ihren tiefgründigeren Wurzeln können aber Trokkenperioden besser überstehen. Auch die mobilen Aufkaufstellen für Seidenkokons sind ein Experiment. Wenn es gelingt, könnte die Macht von Zwischenhändlern eingeschränkt werden. 1988 weilte eine Mission der Weltbank/IDA in Indien, um Einzelheiten für ein grosses Seidenprojekt abzuklären: das Multistate Sericulture Project MSP, das vor allem in den fünf wichtigsten Seidenstaaten Karnataka, Tamil Nadu, Andhra Pradesh, West Bengal sowie Jammu/Kashmir anlaufen soll. Erklärtes Ziel des MSP ist die langfristige und dauerhafte Entwicklung des Seidensektors. Die Schweiz wird das MSP, das über 200 Mio. Dollar kosten wird, voraussichtlich mit 40 Mio. Franken unterstützen. 18 Die Erwartungen an das Projekt, das bis 1996 laufen soll, entsprechen den eingesetzten Mitteln: 50 000 ha zusätzliche Maulbeerpflanzungen, bessere Erträge dank genetischer Züchtung, Düngung und Bewässerung, 600 000 neue Arbeitsplätze, Erhöhung der Seidenproduktion auf 14 500 Tonnen, davon 1250 Tonnen für den Export. 1988 hat die Weltbank in Karnataka ein erstes, grosses Seidenprojekt erfolgreich abgeschlossen. Das ursprüngliche Produktionsziel wurde übertroffen. Dieser Erfolg und die Erfahrungen, die auch die Schweiz in das neue Projekt einbringen kann, geben Anlass zu Optimismus. Die Seidenzucht in Indien wird weiterhin Fortschritte machen und einen wertvollen Beitrag an die Schaffung von neuen, dringend benötigten Arbeitsplätzen leisten. Familienplanung auf Umwegen 180 Millionen Einwohner, und jedes Jahr werden es fast 4 Millionen mehr: Indonesien steht unter den bevölkerungsreichen Staaten an fünfter Stelle. Der indonesische Archipel ist sehr ungleich besiedelt. Auf den Inseln Java und Madura, zum Beispiel, leben auf jedem Quadratkilometer durchschnittlich 700 Menschen. Andere Inseln hingegen sind mit 40 Einwohnern pro Quadratkilometer nur wenig bevölkert. Noch 1964 hatte der damalige Präsident Sukarno gesagt: «Wenn wir alles Land bebauen, können wir 250 Millionen Menschen ernähren, und ich habe nur 103 Millionen. In meinem Land heisst es: je mehr Kinder, desto besser.» Familienplanung sei, so glaubte Sukarno, mit dem Islam und mit der Moral seines Landes nicht zu vereinen. Es war verboten, Geburtenkontrolle zu propagieren oder empfängnisverhütende Mittel zu verteilen. «Die Schweiz als kleines Land ist kaum je in der Lage, allein ein grosses und flächendekkendes Programm zu finanzieren. Das gilt auch für unser Engagement im indischen Seidensektor. In unsern kleinen, bilateralen Projekten können wir jedoch neue Techniken und neue Vermarktungsformen testen. Wir können zum Beispiel ausloten, wie Seidenzucht auch in trockenen, wenig genutzten Gebieten möglich ist. In Grossprojekten multilateraler Finanzierungsinstitutionen ist naturgemäss nur wenig Platz für Experimente, denn es stehen dort allzugrosse Geldbeträge auf dem Spiel. Durch unser Mitwirken an solchen Projekten sind wir jedoch in der Lage, die Erfahrungen aus der bilateralen Zusammenarbeit in die flächendeckenden Programme einfliessen zu lassen und sie qualitativ zu verbessern. » 1966 dann warf sein Nachfolger, Präsident Suharto, das Steuer herum. Indonesien unterzeichnete die UNO-Deklaration zu Bevölkerungsfragen und lancierte in den frühen siebziger Jahren ein grosses Programm für Familienplanung. Zuerst wurde die 4-Kinder-Familie, dann die 3-Kinder-Familie propagiert, und seit 1982 heisst es: «Zwei sind genug». Die Botschaft wird über Radio, Fernsehen, Film und Presse, auf Plakaten, Briefmarken und Münzen, in Kunstausstellungen und Konzerten, aber auch über die Schule verbreitet. Aus andern Ländern wusste man, dass die Frauen durchaus gewillt sind, die Geburtenzahl zu beschränken, wenn die Überlebenschancen ihrer Kinder verbessert werden. Deshalb wurden bei der Familienplanung von Anfang an Gesundheits-, Ernährungs- und Impfprogramme miteinbezogen. Die Programme waren erfolgreich. Die Säuglingssterblichkeit ging von 140%o im Jahr 1969 auf 80%o im Jahr 1983 zurück, und die Lebenserwartung stieg im gleichen Zeitraum von 47 auf 56 Jahre. Die Zahl der ernsthaft mangelernährten Kinder wurde halbiert. Die jährliche Bevölkerungszuwachsrate konnte von 2,4% auf 2,1% im Jahr 1988 gesenkt werden. Die Schweiz unterstützt Gesundheitsprogramme und damit die Familienplanung in Indonesien auf drei verschiedenen Ebenen: — Seit 1981 überweist sie der UNICEF namhafte Beträge für die Unterstützung des staatlichen Familienernährungsprogramms. Im Zentrum stehen lokale Wägestationen, die von freiwilligen Gesundheitshelferinnen betreut werden und monatlich ein Mal geöffnet sind. Die Mütter, die ihre Kinder dort wägen und impfen lassen, erhalten Ratschläge in Ernährungs- und Hygienefragen. Sie werden mit der oralen Rehydratation (gegen Durchfall) bekannt gemacht und erhalten Anregungen für die Anlage von Familiengärten. Erste Anstösse zur Familienplanung werden später durch die Helferinnen in Hausbesuchen vertieft. Die Behörden richten sich dabei vor allem an die potentiellen Mütter, denn wie fast überall ist die Geburtenkontrolle auch in Indonesien weitgehend eine Sache der Frauen. Der Beitrag der Schweiz an dieses Programm beläuft sich für die Jahre 1988/89 auf 9,25 Mio. Franken. Das sind rund 6% der Gesamtkosten. Im Jahr 1988 studierte ein Erwachsenenbildner im Auftrag der Schweiz die Ausbildung der Kaderleute und die Beratung der Frauen. Seine Verbesserungsvorschläge stiessen bei der UNICEF und bei den staatlichen Verantwortlichen auf grosses Interesse. Die Frauen unter 20 Jahren werden angehalten, nicht zu früh zu heiraten. Den Frauen zwischen 20 und 30 wird geraten, höchstens zwei Kinder im Abstand von mindestens drei Jahren zu haben, und den verheirateten Müttern über 30 wird empfohlen, sich sterilisieren zu lassen. — Im Zeitraum von 1988-1990 überweist die Schweiz 700 000 Franken an die protestantische Kirche im Norden der Insel Sulawesi. Zwei Drittel des Geldes fliessen in den Basisgesundheitsdienst der Kirche, der um ein ehemaliges Missionsspital aufgebaut wurde. 600 freiwillige Gesundheitshelfer in 50 Dörfern be- Nepal fassen sich mit Hygiene- und Ernährungsberatung, mit der Behandlung von Tuberkulose und mit Familienplanung. Erfahren, w a s Natur u n d Bauern brauchen seit Jahrhunderten oben gefällt und in Form von strikten Befehlen nach unten weitergegeben wurden. Ein Drittel des Geldes wird von der Kirche an den staatlichen Gesundheitsdienst weitergeleitet. Es wird für den Ausbau und die Ausrüstung von Gesundheitsposten, sogenannter «Puskesmas», in abgelegenen Gebieten verwendet. 80 Dörfer mit insgesamt 156 000 Einwohnern sollen davon profitieren. Dass Hilfe nötig ist, zeigen Zahlen aus dem Puskesmas von Rajnis: Auf einer Fläche von der Grösse des Kantons Zug leben hier 11 000 Menschen vor allem vom Ackerbau und von der Fischerei. Die Kindersterblichkeit beträgt 135%o, und 45% aller Kinder sind unterernährt, jedes zehnte von ihnen schwer. Der Palpa Distrikt unterscheidet sich in vielen seiner Probleme kaum von andern Gegenden der nepalesischen Hügelzone. Die Subsistenzlandwirtschaft dominiert, wirtschaftliche Ausweichmöglichkeiten gibt es nur wenige. Es wird kaum etwas ausgeführt, keine Nahrungsmittel, keine Industrieprodukte, nur gerade einige handwerklich hergestellte Textilien . . . und menschliche Arbeitskraft. In fast allen Familien ist mindestens ein Mitglied gezwungen, auswärts Arbeit zu suchen. Der Palpa Distrikt vermag seine 180 Einwohner pro km2 nicht zu ernähren. Die natürlichen Ressourcen sind übernutzt. Ungeeignete Steilhänge werden bebaut, Wälder abgeholzt. Die Hügel erodieren. Auf Wunsch der Regierung wurde das Projekt nicht nur inhaltlich, sondern auch geographisch erweitert. Seit 1983 ist der ganze Distrikt Palpa miteinbezogen. Die Aktivitäten aber blieben punktuell. Die Erfolge waren begrenzt. 1986 stellte sich die Frage, ob man das Projekt aufgeben oder breiter abstützen wolle. Man entschied sich auf Grund einer umfassenden Evaluation fürs Bleiben, nicht zuletzt deshalb, weil sich mit der Dezentralisierung des Staatsapparates neue Möglichkeiten zeigten, das Projekt auf Distriktebene besser zu verankern. In umfangreichen Vorarbeiten auf verschiedenen institutionellen Ebenen wurde diese Verankerung sichergestellt, und 1988 ging das zunächst «Jag Sudhar Karyakram Palpa» genannte Distriktentwicklungsprogramm Palpa in eine neue Phase. Die Unterstützung des staatlichen Gesundheitsdienstes, in welchem Familienplanung besondere Priorität hat, ist ein Versuch. Nach zwei Evaluationen 1989 und 1990 wird entschieden werden, ob sie weitergeführt werden soll. — Auf der Insel Flores, wo die Schweiz ein Programm für ländliche Entwicklung unterstützt, bildet eine katholische Ordensschwester Ehepaare aus, welche in ihren Dörfern die natürliche Geburtenkontrolle erklären. Diese von der katholischen Kirche tolerierte Form der Verhütung ist in Flores überraschend erfolgreich. Weil die Aufklärung sich an Ehepaare richtet, wird die Stellung der Frau aufgewertet. Die Schweiz unterstützte die Tätigkeit der Ordensschwester im Jahr 1988 mit etwa 15 000 Franken. «Familienplanung ist immer eine heikle Angelegenheit. Sie ist nötig, aber das Recht der persönlichen Entscheidung muss unbedingt gewährleistet sein. Auch muss man vorsichtig sein mit Eingriffen vom Ausland her. In Indonesien ist Familienplanung ein prioritäres Regierungsziel und direkt dem Präsidenten unterstellt. Deshalb ist die Hilfe von aussen her weniger problematisch. Federführend sind und bleiben nämlich die Indonesier selbst. Sie lassen sich nicht dreinreden, und das ist auch gut so. » Auf einen eigentlichen Hilferuf der nepalesischen Regierung im Jahr 1978 hin erarbeiteten Experten der bundesdeutschen Gesellschaft für technische Zusammenarbeit, GTZ, und der Helvetas, auf Rechnung der DEH, ein Projekt zur Erhaltung und zur verbesserten Nutzung der natürlichen Ressourcen. Im Einzugsgebiet des Flusses Tinau wurden bis 1983 Hunderte von Hektaren Wald aufgeforstet, Baumschulen eingerichtet, Terrassierungen angelegt und Erosionsschutzbauten erstellt. Einzelne, punktuelle Erfolge konnten jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aktion in der Bevölkerung wenig Widerhall fand, von ihr kaum getragen wurde. Was für Ökologen, Agronomen und Ingenieure klar auf der Hand lag, war für die Bauern des Projektgebietes oft zu abstrakt. Verwickelt in einen tagtäglichen Kampf ums Überleben, hatten sie keine Zeit und kaum Sinn für diese Art von ökologischen Konzepten. In einer neuen, von 1983 bis 1986 dauernden Phase des Projektes rückten die Lebensbedingungen der Bauern vermehrt ins Zentrum. Ergänzende Programme für Trinkwasserversorgung, Strassenbau und Förderung von Kleingewerbe kamen dazu. Die Kommunikation mit den Bauern wurde zu einem wichtigen Bestandteil der Arbeit. Diese Kommunikation ist nicht einfach in einem Land, wo Entscheide Das Grundziel für die Jahre 1988 bis 1995 wurde wie folgt definiert: «Die Lebensgrundlagen für die Bevölkerung sind nachhaltig zu verbessern.» Das bezieht sich ebenso auf das konkrete tägliche Leben in den Bauernhaushalten wie auf die natürlichen Ressourcen. Was damit genau gemeint war, wurde in zwei Workshops, einem nationalen in Kathmandu und einem lokalen in der Distrikthauptstadt Tansen, herausgearbeitet. Vertreter von Dörfern und Bauernorganisationen, nepalesische Regierungsvertreter und Distriktsbeamte sowie ausländische Experten kamen für mehrere Tage zusammen, diskutierten Probleme und formulierten Wünsche. An diesen Gesprächen wurden konkrete Ziele festgelegt. Da heisst es zum Beispiel: «Forstwesen. In Aufforstungsgebieten soll der Zeitaufwand für die Beschaffung von Feuerholz nur noch halb so gross sein wie 1987.» Oder: «Bodenerhaltung: Mindestens 45 ha Gemeinde- oder Schulland sind bis 1992 hergerichtet und gesichert worden.» Oder: «Ackerbau: Bis 1995 haben mindestens 10 000 Haushalte ihren Ackerbauertrag um mindestens 30% erhöht.» Das Programm ist prozessorientiert. Was genau gebaut, eingerichtet oder organisiert wird, ist noch nicht bekannt. Die Anträge sollen möglichst von der Basis her kommen. «Basisbeteiligung: Ab 1991 kommen mindestens 50% aller Projektanträge aus Dorfversammlungen oder... Workshops», steht im Programm, oder: «Mindestens 100 Frauen haben an Ausbildungskursen, Exkursionen etc. teilgenommen.» Die Behörden werden in Zusammenarbeit mit den ausländischen Experten die Wünsche und die Forderungen aus der Bevölkerung in einen Gesamtrahmen einbetten. Die Planung und die eigentliche, Operationelle Arbeit wird sich in den neuen, dezentralisierten Strukturen erst noch einspielen müssen. In diesem Sinne hat das Programm experimentellen Charakter. Die Schweiz unterstützt das Programm in den Jahren 1988-1992 mit 3,1 Mio. Franken mit der Option auf Weiterführung über gesamthaft sieben Jahre. Rund die Hälfte der Mittel wird via Finanzverwaltung des Distrikts in einzelne Projekte und in die Weiterbildung fliessen. Die andere Hälfte wird für die institutionelle Infrastruktur und für die Schweizer Experten aufgewendet. «Als es darum ging, dem Programm einen neuen Namen zu geben, wollten die nepalesischen Behörden das Wort <Bikash> drinhaben, was soviel heisst wie Entwicklung. <Bikash> aber ist für die Bauern in Palpa etwas, worauf man zwar wartet wie auf das Mannah vom Himmel, das dann aber trotz aller Versprechungen doch nicht kommt. Heute hat der Begriff abgedankt. Die Bauern sprechen von (Bikashko Alu>, der schwammigen Entwicklungskartoffel, die nicht gross werden will und niemanden mehr zu motivieren vermag. Wir haben uns deshalb vehement dafür eingesetzt, dass <Bikash> aus dem Projektnamen gestrichen wird. Eine kleine Anekdote, die programmatisch ist. Entwicklung soll nicht von oben kommen. Sie soll von unten her formuliert, gefordert und getragen werden. Ob das in Palpa gelingt oder ob wir — unter etwas anderen Vorzeichen — das Gleiche machen wie früher, wird sich zeigen. Es ist ein Risiko, das wir eingehen wollen.» Bolivien Strukturanpassung : soziale Härten mildern Nur wenige Jahre ist es her, dass Bolivien selbst auf dem krisengeplagten lateinamerikanischen Subkontinent alle Negativ-Rekorde brach. Die Inflation betrug nicht «nur» einige hundert Prozent, wie es andernorts üblich war, sondern 25 000 Prozent im Jahr. Das Defizit des Staatshaushaltes erreichte einen Fünftel der gesamten nationalen Einkommen. Pro Kopf sackten die Einkommen zwischen 1980 und 1985 um mehr als einen Viertel ab und fielen auf das Niveau des Jahres 1950 zurück. Auch heute hebt sich Bolivien von den anderen Ländern in der Region ab — jetzt aber mit umgekehrten Vorzeichen. Während die Inflation in den meisten Ländern Lateinamerikas drei- und vierstellige Prozentzahlen erreicht, konnte sie Bolivien bis 1987 auf zehn Prozent reduzieren. 1988 ist sie zwar wieder angestiegen, beträgt aber noch immer vergleichsweise massige 25 Prozent. Das Bruttosozialprodukt ist 1987 erstmals seit 1981 wieder gestiegen, und 1988 nahm auch das Pro-Kopf-Einkommen erstmals seit langem wieder zu. Die Wende setzte in Bolivien Mitte 1985 ein. Damals brach die Regierung mit einer dreissigjährigen Tradition, die im Zeichen einer interventionistischen Politik stand. Die neue Wirtschaftspolitik zielt darauf ab, den staatlichen Einfluss abzubauen. Bolivien wertete die Währung ab, reduzierte die Staatsausgaben und reformierte die wichtigsten öffentlichen Unternehmen, wie z. B. die nationale Minengesellschaft. Die Restrukturierungsbemühungen wurden von der Schweiz mit einer Zahlungsbilanzhilfe gefördert, wobei sie ausserdem den bolivianischen Plan zum Rückkauf von Bankenschulden mit einem Beitrag unterstützte. Die Wirtschaft erholt sich zwar langsam, doch die sozialen Probleme sind kaum kleiner geworden. Mehrere hunderttausend Menschen sind arbeitslos oder unterbeschäftigt. Die ausbezahlten Löhne reichen vielfach kaum aus, eine Familie durchzubringen. Die Wirtschaft wächst noch immer ungenügend. Es wird zu wenig investiert. Die Regierung hat deshalb im Herbst 1986 den sogenannten «Fondo social de emergencia» geschaffen, um, zumindest vorübergehend, die schlimmsten sozialen Härten zu lindern. Dabei wird sie von der IDA, der Schweiz und anderen Industrieländern unterstützt. Die Schweiz hat bisher zweimal 15 Mio. Franken gewährt, was rund zehn Prozent des FondsVolumens entspricht. Der Sozialfonds finanziert Aktionen, in denen arbeitslose und unterbeschäftigte Personen vorübergehend eine Arbeit finden. Er fördert arbeitsintensive Vorhaben, damit möglichst viele ein Einkommen erzielen können. Ehemalige Mineros errichten Wasserverbauungen, um die Erosion zu stoppen. Obdachlose bauen sich ein einfaches Haus und werden dafür bezahlt. Arbeitslose bauen Schulhäuser und Gesundheitseinrichtungen oder reparieren Strassen. Der Fonds finanziert zum allergrössten Teil solche und weitere Infrastruktureinrichtungen. Nur selten fördert er produktive Betriebe, weil diese in der Regel ein längerfristiges Engagement erfordern würden, was aber nicht Aufgabe des Fonds sein soll. In jedem Fall beschränkt sich der Fonds darauf, Projekte zu finanzieren, die lokale und regionale Behörden sowie private Hilfswerke realisieren. Deshalb war es auch möglich, in kurzer Zeit zahlreiche Projekte zu fördern. Bis Ende 1988 unterstützte der Fonds rund 1500 Vorhaben, wofür er 117 Mio. Dollar bereitstellte. Davon hatte er gut die Hälfte bereits ausbezahlt. 25 000 Menschen haben pro Jahr dank dem Fonds ein Auskommen gefunden. Der Fonds sollte eigentlich nur drei Jahre lang bestehen. Die wirtschaftliche und soziale Lage hat sich in Bolivien aber noch nicht im erhofften Masse gebessert. Auch die Nachfrage nach Projektunterstützung hält ungebrochen an. Deshalb soll der Fonds ein weiteres Jahr funktionieren. Er bietet Tausenden von Bolivianern Hoffnung, auch wenn er nur einen Teil der vorhandenen Not lindern kann. «Bolivianische Nicht-Regierungsorganisationen waren gegenüber dem <Fondo social de emergencia> vorerst skeptisch eingestellt. Heute anerkennen sie ihn, weil er äusserst effizient arbeitet und ihnen bei der Projektarbeit grosse operationeile Freiheiten lässt. Dank der Zusammenarbeit mit lokal verankerten Institutionen kann der Fonds Leute erreichen, die bisher kaum von staatlichen Programmen profitieren konnten. Ihm ist es deshalb zu einem wesentlichen Teil zuzuschreiben, dass die wirtschaftliche Reform- und Anpassungspolitik der Regierung auch bei der breiten Bevölkerung wachsende Unterstützung findet. » Honduras Lagerverluste vermindern «Nahrung für eine wachsende Bevölkerung.» «Grüne Revolution.» Das waren die Parolen Ende der sechziger Jahre. Durch den Einsatz von verbessertem Saatgut und von Agrochemikalien, mit Hilfe von Bewässerung und Maschinen wurde immer mehr aus dem Boden herausgeholt, in den industrialisierten Ländern ebenso wie in den Ländern der Dritten Welt. Man blickte fasziniert auf die Ertragskurven, die jahrelang nach oben zeigten. Erst in den siebziger Jahren begann man, auch die Lagerung der landwirtschaftlichen Produkte genauer anzuschauen. Agronomen, Ökonomen und Soziologen gingen der Frage nach, wieviel nach der Ernte verfault, verschimmelt, von Schädlingen gefressen wird oder sonstwie verloren geht und aus welchen Gründen. Die Ergebnisse ihrer Forschungen liessen aufhorchen. Jedes Jahr gehen über 10% des weltweit gelagerten Getreides verloren. Besonders hoch sind die Nachernteverluste bei den empfindlichen Hochertragssorten. In Honduras war es ähnlich wie andernorts. Die Behörden richteten ihr Augenmerk auf die Produktion und vergassen die Lagerverluste. 1979 dann wurde auf Anfrage der honduranischen Regierung das Projekt «Postcosecha» (Nach-der-Ernte) in die Wege geleitet. Zwei Wissenschafter studierten und quantifizierten die Verluste, die bei und nach der Ernte entstehen. Dabei interessierten sie sich vor allem für die Grundnahrungsmittel Mais, Hirse und Bohnen, die meistens von Kleinbauern angepflanzt werden. Der Durchschnittsbauer lässt den reifen Mais von August bis Dezember auf dem Feld stehen und verliert dabei durch Vogelfrass und durch Nager 9% der möglichen Ernte. Im Dezember und Januar verkauft er ungefähr einen Drittel, um zu Bargeld zu kommen. Den Rest lässt er an den Kolben, behandelt diese mit einem Insektizid und lagert sie in rudimentä- ren Speichern auf seiner kleinen Finca. Innerhalb der 4 bis 5 Monate, in denen das Insektizid wirksam bleibt, verliert er nochmals etwa 10% des gelagerten Getreides. Weil die Lagerverluste nach dieser Zeit schnell grösser würden, verkauft er einen weiteren Teil der Ernte und bewahrt nur wenig, manchmal zu wenig, für den Eigenkonsum auf. In den Monaten Juni bis August muss er dann Mais für den Eigenbedarf zurückkaufen, und zwar zu übersetzten Preisen. Für das Projekt Postcosecha stellte sich die Frage, wo man mit der Arbeit konkret ansetzen wollte. Aus praktischen und aus kulturellen Gründen war es nicht möglich, die Bauern für eine frühe Ernte der Maiskolben zu gewinnen, und genossenschaftliche Lagerprojekte hatten in Honduras regelmässig Schiffbruch erlitten. In einem Grundsatzentscheid beschloss man, sich auf die Verluste zu konzentrieren, die bei der Trocknung und bei der Hauslagerung entstehen. In Kursen und über Massenmedien wurden die Bauern darüber informiert, dass Sauberkeit, gute Trocknung und strenges Verlesen des Lagergutes schon bei der traditionellen Lagerung gute Resultate einbringen. Gleichzeitig wurde nach neuen Lagermöglichkeiten Ausschau gehalten. Bei der Evaluation schwangen kleine Blechsilos von der Art obenaus, wie die FAO sie in Guatemala schon seit Jahren propagiert. Die in Honduras unbekannten Silos wurden den örtlichen Verhältnissen angepasst und verbessert. Bauern und lokale Spengler sowie Kaderleute aus staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen wurden in gemeinsamen Kursen mit dem Problem der Ernteverluste und mit den Silos bekanntgemacht. 1983 lief der praktische Teil des Projektes an. Die ersten 220 Silos wurden von Bauern bestellt und von Spenglern angefertigt. Im darauffolgenden Jahr waren es schon mehr als 1800. 1988 schliesslich wurden 5135 solcher Silos aufgestellt. Insgesamt stehen zurzeit 15 000 Metallsilos unter den Vordächern und selbst in den Wohnräumen von kleinen und mittleren Bauernhöfen. Sie fassen durchschnittlich 1000 Kilo und kosten etwa 200 Lempiras (1 Lempira entspricht 80 Rappen). Wenn das Getreide — es handelt sich vor allem um Mais — vor der Einlagerung gut getrocknet und mit Insektiziden behandelt wird, sinken die Lagerverluste, auch über ein ganzes Jahr hinweg, praktisch auf Null. Grobe Schätzungen sprechen von 1500 t Mais, die damit jährlich vor den Insekten gerettet werden. Die Bedeutung der Silos geht über diese Zahl hinaus. Die Bauern können ihren Mais dann verkaufen, wenn die Preise günstig sind. Der jährliche Mehrerlös wird auf rund 100 Lempiras pro Bauer geschätzt. Sie lagern ausserdem soviel Mais auf ihren Fincas, dass er bis zur nächsten Ernte reicht, sind also nicht mehr gezwungen, sich beim Kauf von teurem Mais zu verschulden. 1988 hat der Silobau für etwa 150 Dorfspengler einen wesentlichen Zusatzverdienst geschaffen. Die «Unidad Postcosecha», bei der zwei Schweizer und acht bis zehn Honduraner arbeiten, ist zu einer wichtigen Anlaufstelle für alle Fragen der Lebensmittellagerung geworden. NGOs und Bauernvereinigungen lassen sich hier beraten und erhalten Lehrmaterial, von den Comics bis zur technischen Anleitung für den Bau von Silos aus Blech oder aus Beton. Postcosecha hat entscheidend dazu beigetragen, dass Ernteverluste und ihre Verminderung in Honduras heute ein Thema sind. Bis 1988 sind im Rahmen des Projekts mehr als 1000 Techniker, Berater und Promotoren ausgebildet worden, und die Bildungsarbeit geht auch in der 4. Phase (1987-1989) weiter. Auslandstipendien ermöglichen es nationalen Technikern und Lehrbeauftragten, die Probleme der Ernteverluste weiterzuverfolgen. Als Postcosecha 1988 an einem Kongress in Mexiko vorgestellt wurde, erregten die Resultate beträchtliches Aufsehen. Delegationen aus Guatemala, Nicaragua, Mexiko, Panama, Ecuador und Bolivien sind nach Honduras gereist, um das Projekt zu studieren. «Nahrungsmittelverluste nach der Ernte gibt es viele: auf dem Feld, beim Transport, bei der Lagerung. Postcosecha, Musterbeispiel für ein sektorielles, ja subsektorielles Programm, wirkt nur auf einen kleinen Ausschnitt ein, auf die Lagerhaltung bei kleinen und mittleren Bauern. Man hat sich ganz bewusst für diesen eingeschränkten Bereich entschieden. Die Beschränkung hat ihre Vorteile. Heute steht schon auf jeder zehnten Kleinfinca in Honduras ein Metallsilo zur Lagerung von Mais, und jedes Jahr kommen ein paar Tausend Silos dazu. Das sind sichtbare Resultate. Bei komplexeren, integrierten Programmen, wie wir sie in Honduras auch haben, werden Prozesse in Gang gesetzt, die tiefer gehen und die mehrere Bereiche umfassen, deren Resultate aber nicht so schnell sichtbar sind. » Zentralamerika Süd—Süd-Zusammenarbeit um die Kartoffel Die Kartoffel stammt aus Lateinamerika. Die Spanier brachten sie nach Europa, und von hier gelangte sie nach Asien, Afrika und zurück nach Zentralamerika. Im zentralamerikanischen Tiefland ergänzt sie die Grundnahrungsmittel Mais und Bohnen. Grosse Bedeutung hat sie für die Kleinbauern in den Hügel- und Berggebieten von Guatemala und Mexiko. Ähnlich wie während den Krisenzeiten in der Schweiz interessieren sich heute auch viele Entwicklungsländer in ihrer schwierigen Lage vermehrt für die Kartoffel, die einen hohen Nährwert und eine günstige Ertragskraft aufweist. Die Knollenfrucht ist besonders für kleinbäuerliche Verhältnisse geeignet, weil ihr Anbau arbeitsintensiv ist. Sie hat aber auch einen hohen Marktwert. Die kleinen Länder Zentralamerikas konnten sich eine umfassende Kartoffelförderung mit Sortenauslese, Anbautechnik und Lagerung jedoch nicht leisten. Dieser Nachteil sollte sich allerdings als Chance herausstellen. Was die Länder einzeln nicht leisten konnten, strebten sie deshalb über die regionale Zusammenarbeit an. Die zehn Länder Costa Rica, Dominikanische Republik, El Salvador, Guatemala, Haiti, Honduras, Kuba, Mexiko, Nicaragua und Panama gründeten 1978 das Regionale Kartoffelprogramm «Precodepa». Als weiteres Mitglied gesellte sich das Internationale Kartoffelzentrum (CIP) dazu. Die Schweiz erklärte sich bereit, die regionalen Forschungs- und Ausbildungsprogramme zu finanzieren. Die Mitgliedsländer orientieren sich im Rahmen von «Precodepa» gegenseitig über ihre Kartoffelprogramme und -plane, aber ebenso über ihre Schwierigkeiten. Gemeinsam legen sie die Prioritäten fest und beschliessen Projekte. Jedes Land leitet mindestens ein Teilprojekt. Dabei geht es insbesondere um Fragen wie Saatgutproduktion, Schädlingsbekämpfung, Lagerung und Verarbeitung. «Precodepa» kann nach etwas mehr als zehn Jahren eindrückliche Resultate vorweisen. Die Region verfügt über eigene Kartoffelsorten. Diese lokal gezüchteten und ausgelesenen Kartoffeln sind resistenter, einfacher zu lagern und verfügen über ein grösseres Ertragspotential als viele andernorts verwendete Sorten. Sie müssen auch weniger oder überhaupt nicht gespritzt werden. Die Länder Zentralamerikas sind beim Saatgut und bei der erforderlichen Technologie viel weniger abhängig als noch vor einigen Jahren. Dank den rückläufigen Saatgutimporten können sie jährlich über 10 Mio. Franken an Devisen einsparen. Die Erfolge machten «Precodepa» zu einem viel beachteten Modell der Süd-Süd-Zusammenarbeit. Das Programm fördert eine auf die nationalen Bedürfnisse und Stärken abstellende Arbeitsteilung. Guatemala widmet sich beispielsweise den Lagerproblemen, Costa Rica der Schädlingsbekämpfung, Kuba der Anpassung an tropische Änbauverhältnisse, und Mexiko entwickelt bessere und resistentere Sorten. Die gewonnenen Kenntnisse und Erfahrungen werden den anderen Ländern weitergegeben. Dank «Precodepa» werden damit sowohl die einzelnen nationalen Kartoffelprogramme gestärkt wie auch die regionale Eigenständigkeit gefördert. Künftig sollen Kenntnisse und Einrichtungen noch besser und auf breiterer Basis genutzt werden. Ein durch die Schweiz finanziertes Zusatzprogramm für die Jahre 1988 und 1989 soll die Zusammenarbeit der nationalen Programme mit den lokalen Beratungsdiensten und den Kleinbauern intensivieren. Die Bauern sollen insbesondere ihr Saatgut vermehren und lagern lernen. Dabei geht es darum, die in den letzten Jahren entwickelten Techniken zusammen mit den Bauern zu prüfen, anzuwenden und zu überwachen. «Precodepa hat es ermöglicht, Zentralamerikas Selbstversorgung mit Kartoffelsaatgut entscheidend zu verbessern. Ebenso wichtig wie dieses Ergebnis ist jedoch, dass die gesamte Region und die einzelnen lokalen Partner ihre Kapazitäten erhöhen konnten, um sie bedrängende Probleme zu lösen. Sie wurden dadurch eigenständiger und können die Projektarbeit wirksamer gestalten. » Welternährungssicherheit Damit es nicht beim berühmten Tropfen bleibt An der Welternährungskonferenz von 1974 wurde das «Comité de la sécurité alimentaire», CSAM, gegründet. Die Welt stand damals unter dem Eindruck einer weltweiten Hungerkrise, und man wollte den Einsatz für die Ernährungssicherheit innerhalb der FAO stärker verankern. Der Schweiz, die ihre Entwicklungszusammenarbeit an den Bedürfnissen der Ärmsten orientiert, kam eine solche Gewichtung entgegen, und sie schrieb sich als CSAM-Mitglied ein. Ebenfalls 1974 wurde das «Programme d'assistance pour la sécurité alimentaire», PASA, geschaffen, das von der Schweiz von Anfang an mit namhaften Beiträgen unterstützt wurde. In den ersten Jahren ihres Bestehens arbeiteten CSAM und PASA auf dem Gebiet der Ernährungssicherheit im engeren Sinn des Wortes. Man förderte und unterstützte den Bau von Getreidespeichern, und Ende der siebziger Jahre begann PASA den Aufbau von nationalen Beobachtungsnetzen zu fördern, um Ernteschwankungen frühzeitig feststellen und vor allfälligen Engpässen warnen zu können. Dies als Ergänzung zu den satellitengestützten Beobachtungsdiensten der FAO. Die Erfahrungen mit diesen konkreten Hilfsprogrammen waren unterschiedlich. Das Programm der Erntebeobachtung — bei dem einiges an Pionierarbeit geleistet wurde — erbrachte bald einmal gesicherte Daten, die bei der Planung von Ernährungs- und Landwirtschaftshilfe wertvolle Dienste leisten. Die Getreidespeicher hingegen brachten nicht den erwünschten Erfolg. Die vorhandenen Mittel reichten für wirkungsvolle, flächendeckende Programme nicht aus, und ohne flankierende Massnahmen der betroffenen Regierungen (Preis- und Landwirtschaftspolitik) erwiesen sich die Speicher als isolierte Einrichtungen ohne erheblichen Einfluss auf die Ernährungssicherheit. Die Schweiz als einer der wichtigsten Donatoren von PASA forderte deshalb, dass die Projektarbeit ergänzt werde, und dass CSAM und PASA sich vermehrt darum bemühen, auf die nationale und internationale Landwirtschaftspolitik Einfluss zu nehmen. Solche Einflussnahmen sind umstritten, besonders dort, wo sie die Interessen von Regierungen in der Dritten Welt oder von grossen Überschussproduzenten tangieren. 1986 lud die Schweiz Vertreter Norwegens, Dänemarks und Hollands nach Zürich ein, und es zeigte sich, dass sie ihre Bedenken, ihre Kritik und ihre Vorschläge von andern kleineren, später auch mittleren europäischen Staaten geteilt werden. An der 12. Session des CSAM vom April 1988 berieten die Delegierten über Reorganisationsvorschläge, die von auswärtigen Experten im Auftrag des Generaldirektors erarbeitet worden waren. An dieser Session hat die Schweiz ihre Vorstellungen zu Ernährungssicherheit erneut öffentlich dargelegt. Sie lassen sich etwa so zusammenfassen: Ernährungssicherung ist eine der wichtigsten und vornehmsten Aufgaben der FAO überhaupt. Sie sollte daher innerhalb der FAO institutionell aufgewertet werden. Alle FAO-Aktivitäten sind daraufhin zu untersuchen, ob und wie sie die Ernährungssicherheit beeinflussen. Die FAO soll ausserdem Programme von andern internationalen Institutionen begleiten und darüber wachen, dass die Ernährungssicherheit gewährleistet wird. So wird auch verhindert, dass unkoordinierte Hilfsprogramme ein Land überschwemmen. Die Vertreter der Schweiz haben nicht nur in der öffentlichen Debatte, sondern auch in Sitzungen und bei informellen Kontakten für ihre Vorstellung geworben. Die laufende Teilreorganisation der FAO ist so wesentlich beeinflusst worden. Eine Direktorenkonferenz berät die Generaldirektion der FAO in allen Fragen der Ernährungssicherheit und hilft mit, die FAO-Politik in diesem Bereich zu koordinieren. Sie sucht auch die Zusammenarbeit mit andern internationalen Organisationen, insbesondere mit der Weltbank, deren Restrukturierungsprogramme die Ernährungssicherheit oft ent- scheidend beeinflussen. In Benin, Madagaskar, Mosambik, Nigeria und Sudan haben Weltbank und FAO ihre jeweiligen Zuständigkeiten gemeinsam definiert, so dass die Projekte und Programme einander sinnvoll ergänzen. Mit ihren beharrlichen Interventionen hat die Schweiz ausserdem erreicht, dass PASA-Expertengruppen auf Wunsch der Empfängeriänder mithelfen, auf nationaler Ebene eine kohärente Ernährungs- und Landwirtschaftspolitik zu erarbeiten. Der Widerstand, den vor allem die Länder der Dritten Welt gegen eine politische «Einmischung» durch die FAO bisher leisteten, hat einer vorsichtigen Annäherung Platz gemacht. 1988 haben bereits Tansania, Sambia, Niger und Tschad ihr Interesse an einer Beratung durch PASA-Experten angemeldet. Bei internationalen Organisationen kommt man immer mehr zur Erkenntnis, dass bei makroökonomischen Strukturprogrammen die Frage der Ernährungssicherheit von Anfang an miteinzubeziehen ist. «Erste und vornehmste Aufgabe der FAO ist — so meinen wir — die nachhaltige Sicherung der Welternährung. In der Vergangenheit war die FAO unter anderem darauf bedacht, möglichst viel Geld in möglichst viele PASAProjekte einfliessen zu lassen, aber wir glauben nicht, dass dies eine taugliche Antwort auf die Probleme der Ernährungssicherheit ist. Im Rahmen der FAO arbeitet die Schweiz darauf hin, dass die FAO bei Ernährungsstrategien in der Dritten Welt den ihr gebührenden Platz einnimmt. Ein Beispiel: Bei den Strukturanpassungsprogrammen der Weltbank sind für die unteren Einkommensklassen ergänzende Massnahmen notwendig, wenn es nicht zu Ernährungsengpässen kommen soll. Hier kann die FAO eingreifen. Sie kann die Ernährungssituation sektohell und auf der Ebene der privaten Haushalte analysieren und dann zusammen mit der Weltbank und mit den betroffenen Dritt-Welt-Regierungen Massnahmen planen und in die Wege leiten. <Policy>-Arbeit wird mit weniger Aufwand mehr erreichen als eine Vielzahl von Programmen, die oft nicht mehr bedeuten als den berühmten Tropfen auf den heissen Stein.» Öffentliche Entwicklungshilfe (APD)* im Zehnjahres Vergleich Grafik 1 in% des BSP 0.40 0,37 Durchschnitt der 18 DAC-Länder (Entwicklungsausschuss der OECD; Australien, Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Dänemark, Finnland, Frankreich, Grossbritannien, Irland, Italien, Japan, Kanada, Neuseeland, Niederlande, Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz, Vereinigte Staaten) 0,37 0,36 0,35 0,35 0,36 0,35 0,35 0,34 0,35 DACLände 0.30 0.20 Schweiz 1979 1980 1981 1982 1983 1984 0.10 1985 1986 1987 1988 Schweiz in M i o Fr. Grafik 2 Schweiz 1,3% Aide Publique au Développement 25 Tabelle 1 Öffentliche Entwicklungshilfe der Schweiz 1987 1988 bilateral lateral % % Technische Zusammenarbeit Finanzhilfe Wirtschafts- und handelspolitische Massnahmen Nahrungsmittelhilfe Humanitäre Hilfe Nicht klassiert Rückzahlung von Darlehen 292 97 92 67 384 164 45 19 330 195 43 25 110 33 105 20 -6 25 12 10 - 110 58 117 30 -6 13 7 14 3 -1 68 56 97 26 -5 9 7 13 4 -1 Total A P D 651 206 857 100 767 100 In Prozenten des BSP Tabelle 2 Finanzierungsquellen der öffentlichen Entwicklungshilfe der Schweiz Total Total 0,31 0,29 Total Total 1987 1988 % % 840,8 Bund, Total Departement für auswärtige Angelegenheiten, Direktion für Entwick703,3 lungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe (DEH) 531,5 davon: Entwicklungszusammenarbeit 171,8 Humanitäre Hilfe Volkswirtschaftsdepartement, Bundesamt für Aussenwirtschaft 109,8 (BAWI) 3,7 Departement des Innern, Bundesamt für Bildung und Wissenschaft 10,3 Verschiedene Departemente a) 19,6 Verwaltungskosten b) -5,9 Rückzahlungen früherer Darlehen 16,7 Kantone u n d Gemeinden 857,5 Total A P D Grafik 3 Ö f f e n t l i c h e E n t w i c k l u n g s h i l f e i m Vergleich zu den Bundesausgaben 3,2% 98,1 753,5 98,2 82,1 62,0 20,1 661,3 511,2 150,1 86,2 66,6 19,6 12,8 0,4 1,2 2,3 -0,7 67,8 3,4 7,6 18,4 -5,0 8,8 0,4 1,0 2,4 -0,6 1,9 13,8 1,8 100 767,3 100 a) Beiträge an internationale Organisationen (ausserhalb des Entwicklungshilfebudgets), die gemäss OECD eingeschlossen werden können. b) Personalkosten und allgemeine Verwaltungs-Ausgaben der Zentrale. Tabelle 3 Bilaterale ö f f e n t l i c h e E n t w i c k l u n g s h i l f e A u f t e i l u n g nach E i n k o m m e n s s t a n d der Empfängerländer 1988 1987 Ländergruppen Mio Fr % Mio Fr % Am wenigsten entwickelte Länder (LLDO* Andere Länder mit niedrigem Einkommen (BSP pro Kopf unter 800 Dollar) Länder mit mittlerem Einkommen (BSP pro Kopf über 800 Dollar) 205 31 145 25 213 33 225 39 72 11 62 11 Total der geographisch a u f g e t e i l t e n Hilfe 4 9 0 Regionale Projekte und nicht klassiert 161 75 25 432 147 75 25 100 579 100 Total 651 Grafik 4 Grafik 5 Öffentliche Entwicklungshilfe der Schweiz nach Hauptbereichen im ZehnJahres-Vergleich 1979—1988 (Auszahlungen in Millionen Franken) Bilaterale öffentliche Entwicklungshilfe an die am wenigsten entwickelten Länder(LLDC) i m Zehn Jahres Vergleich 1 9 7 9 - 1 9 8 8 (Auszahlungen in Millionen Franken) 1 Technische Zusammenarbeit und Finanzhilfe 2 Nahrungsmittelhilfe und humanitäre Hilfe 3 Wirtschafts- und handelspolitische Massnahmen Total 1979: 3 4 4 M i o Fr.; 1 9 8 8 : 857 M i o Fr. * Gemäss einer UNO-Liste, w e l c h e die folgenden 4 2 Länder umfasst: Aequatorial-Guinea, Aethiopien, Afghanistan, Bangladesh, Benin, Bhutan, Botswana, Burkina Faso, Burma, Burundi, Djibuti, Gambia, Guinea, Guinea-Bissau, Haiti, Arabische Republik J e m e n , Demokratische Volksrepublik J e m e n , Kapverden, Kiribati, Komoren, Laos, Lesotho, Malawi, Malediven, Mali, Mauretanien, Mosambik, Nepal, Niger, Rwanda, Sao Tome e Principe, Sierra Leone, Somalia, Sudan, Tansania, Togo, Tschad, Tuvalu, Uganda, Vanuatu, West-Samoa, Zentralafrikanische Republik. 1 Technische Zusammenarbeit und Finanzhilfe 2 Nahrungsmittelhilfe und humanitäre Hilfe 3 Wirtschafts- und handelspolitische Massnahmen Total 1 9 7 9 : 63 M i o Fr.; 1988: 205 M i o Fr. 27 Tabelle 4 1985 Netto-Kapitalströme aus der S c h w e i z in Entwicklungsländer 1986 1987 In Millionen Franken Öffentliche Entwicklungshilfe (APD) 681,2 718,3 767,3 Geschenke von privaten Hilfswerken 132,5 119,4 140,1 Andere Beiträge des öffentlichen Sektors - 12,5 - 12,6 14,6 Privatkapitalflüsse 5 290,9 1 628,7 -3100,8 - 243,1 1 200,6 853,9 Exportkredite -340,8 -597,2 -1270,5 Anleihen auf dem schweizerischen Kapitalmarkt 4128,2 917,6 -1320,1 302,9 454,4 267,1 6092,1 2453,8 1985 1986 davon: Direktinvestitionen Bankgelder Total der ö f f e n t l i c h e n und der p r i v a t e n N e t t o - K a p i t a l s t r ö m e 0,28 0,28 Geschenke von privaten Hilfswerken 0,05 0,05 Andere Beiträge des öffentlichen Sektors «Andere Beiträge des öffentlichen Sektors»: Sie umfassen alle übrigen, von öffentlichen Körperschaften stammenden Mittel, die nicht zu Vorzugsbedingungen gewährt werden. 1987 «Privatkapitalflüsse»: Dies sind alle durch die Privatwirtschaft zu Marktbedingungen in die Entwicklungsländer geleiteten Mittel, Direktinvestitionen, Exportkredite, Anleihenszeichnungen und Darlehen, die von in der Schweiz niedergelassenen Banken an Entwicklungsländer gewährt werden (langfristige Guthaben). Wenn sie nicht Rückzahlungen darstellen, werden dagegen die «Gegenströme», die aus Operationen resultieren, welche von in Entwicklungsländern wohnhaften Personen getätigt werden, nicht berücksichtigt. 0,29 0,05 -0,01 -0,01 «Geschenke von privaten Hilfswerken» : Es handelt sich um Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit und Nothilfeaktionen privater Organisationen ohne Gewinnstreben. -2208,0 In Prozenten des BSP Öffentliche Entwicklungshilfe (APD) «Öffentliche Entwicklungshilfe»: Man versteht darunter finanzielle Zuwendungen aus öffentlichen Mitteln an Entwicklungsländer und an multilaterale Institutionen für Entwicklungsfinanzierung, die mit dem Ziel der wirtschaftlichen Entwicklung dieser Länder zu Vorzugsbedingungen gewährt werden. Privatkapitalflüsse 2,19 0,63 -1,16 Total der ö f f e n t l i c h e n und der p r i v a t e n N e t t o - K a p i t a l s t r ö m e 2,51 0,96 -0,83 BSP 1985: 241 355 Mio Fr. BSP 1986: 254510 Mio Fr. BSP 1987: 266270 Mio Fr. Grafik 6 Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit 1979 und 1988 in Prozenten Sektorielle Verteilung 26 Landwirtschaft, Forstwirtschaft 1979 30 16 Industrie, Handwerk Strassen, Fernmeldeeinrichtungen Bauwesen, Energie Banken, Handel, Tourismus Erziehung 13 10 Gesundheit, Sozialwesen Multisektorielle Projekte Nicht klassiert 10 10 12 Grafik 7 1988 nach Kontinenten in Prozenten 27 Landwirtschaft, Forstwirtschaft 45 32 Industrie, Handwerk 15 13 Strassen, Fernmeldeeinrichtungen Bauwesen, Energie Banken, Handel, Tourismus 16 14 Erziehung Gesundheit, Sozialwesen Multisektorielle Projekte Nicht klassiert 27 12 10 Afrika Lateinc Asien Tabelle 5 Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit Aufteilung der Aktionen nach Art der Ausführung 1987 1988 Direkt durchgeführte Aktionen Durch schweizerische Institutionen und Firmen in Regie durchgeführte Aktionen davon: Hilfswerke Beiträge an schweizerische Institutionen für bestimmte Aktionen davon: Hilfswerke Beiträge an internationale Organisationen für bestimmte Aktionen Total Anzahl der laufenden Aktionen Ausgaben 303 118,0 31,7 134 77 98,1 74,3 26,4 20,0 146 128 37,8 34,9 10,2 9,4 156 118,3 31,7 739 372,2 % 34,6 (Nettoauszahlungen in Millionen Franken) 1 Direkt durchgeführte Aktionen 2 Beiträge an internationale Organisationen für bestimmte Aktionen 3 Beiträge an schweizerische Institutionen für bestimmte Aktionen 4 Durch schweizerische Institutionen und Firmen in Regie durchgeführte Aktionen Total 1 9 7 9 : 155 M i o Fr.; 1 9 8 8 : 372 M i o Fr. 100 100 Eigene Aktione i Regieaufträge Total der Hilfswerke Mio Fr. Total Tabelle 6 Beteiligung an Projekten technischer Zusammenarbeit der wichtigsten privaten Hilfswerke 1987 1988 Hilfswerk InterCooperation Helvetas Swisscontact Organisation Reconstruction Travail (ORT) Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK) Hilfswerk der evangelischen Kirchen der Schweiz (HEKS) Caritas Swissaid Brot für Brüder Institut panafricain pour le développement (IPD) Schweizerisches Arbeiterhilfswerk (SAH) Association «6S» (Sahel) Schweiz. Kontaktstelle für angepasste Technik (SKAT) Enfants du monde Association APICA Dokumentationsstelle KODIS Benediktiner Mission Terre des hommes, Basel Association d'entraide et de développement Tamazalak Fédération genevoise de coopération (FGCTM) Andere Organisationen und Freiwillige Total 8,4 2,4 1,0 1,2 2,2 1,9 1,8 1,5 1,2 0,9 0,9 0,9 0,8 0,8 0,7 0,6 0,5 0,5 6,7 34,9 39,3 15,2 9,3 6,7 1,3 1,1 32,2 21,5 8,3 5,8 0,9 1,9 0,7 4,7 2,1 3,1 0,6 1,5 1,0 1,4 39,3 23,6 11,7 6,7 2,3 2,3 2,2 1,9 1,8 1,5 1,2 0,9 0,9 0,9 0,8 0,8 0,7 0,6 0,5 0,5 8,1 74,3 109,2 93,5 - Grafik 8 A u f t e i l u n g der Beiträge f ü r bilaterale technische Zusammenarbeit und Finanzhilfe nach ausführenden Stellen v o n 1979 bis 1988 0,6 8,6 Tabelle 7 Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit 1988 Fortbildungsgebiete der Stipendiaten Stipendiaten 63 16 Technische und berufliche Ausbildung 50 12 Gesundheit 46 11 Entwicklung 36 9 Internationale Beziehungen 35 9 Post-, Fernmeldewesen 35 9 Hôtellerie 30 7 Industrie 24 6 Versicherungswesen 21 5 Öffentliche Verwaltung 17 4 Menschenrechte 15 12 4 2 Lehrerausbildung (höhere Stufen) 9 7 Andere 5 1 405 100 Bankwesen Information Total S t i p e n d i a t e n Grafik 9 Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit % Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Viehzucht 1988 Herkunft der Stipendiaten Afrika 248 (61 %) Asien 89 (22%) Lateinamerika 49 (12%) Europa 19 (5%) 3 2 Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe Tabelle l Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit (ohne humanitäre Hilfe) Aufteilung nach Kontinenten und Ländern 1988 Afrika O Madagaskar 0 Rwanda 0 Tansania O Mali 0 Niger 0 Tschad O Kamerun 0 Mosambik 0 Guinea-Bissau © Kenia © Senegal © Burkina Faso © Burundi © Südafrika © Lesotho © Benin © Aethiopien © Zimbabwe © Kapverden © Guinea © Ghana © Seschellen © Togo © Sudan © Zaire O Sahelzone Andere Länder und Reg.-Projekte 32 Mio Fr. 169,6 25,2 16,5 14,5 12,0 10,1 8,1 7,0 6,6 6,0 5,9 5,7 4,6 2,8 2,7 2,0 1,7 1,7 1,6 1,2 0,4 0,3 0,3 0,3 0,1 0,1 4,2 28,0 % 45,6 Asien © Indien © Indonesien © Nepal © Pakistan © Bhutan © Bangladesh © Sri Lanka © Yemen © Burma © Philippinen © Thailand © Malaysia Andere Länder und Reg.-Projekte Mio Fr. % 105,8 27,9 19,8 18,3 8,8 8,4 5,5 4,7 3,6 1,1 1,0 0,6 0,3 28,4 5,8 Lateinamerika © Bolivien © Peru © Honduras 0 Nicaragua © Ecuador © Haiti © Costa Rica © Kolumbien © Guatemala © Paraguay © Brasilien © Dominik. Republik © Trinidad Andere Länder und Reg.-Projekte Europa © Türkei Nicht klassiert Total 62,0 23,1 7,7 6,2 5,7 3,5 2,2 0,9 0,8 0,7 0,3 0,2 0,2 0,1 16,7 10,4 0,4 0,4 34,4 372,2 0,1 9,2 100 Am wenigsten entwickelte Länder (LLDC) Andere Länder mit tiefem Einkommensstand (BSP pro Kopf unter 800 Dollar) Länder mit mittlerem Einkommen (BSP pro Kopf über 800 Dollar; inkl. Schwellenländer und OPEC-Länder) Die aufgeführten Ländergruppierungen entsprechen den von der OECD verwendeten Definitionen und beziehen sich auf das BSP von 1986. 33 n Tabelle 9 Multilaterale Entwicklungszusammenarbeit Jährliche Beiträge an internationale Organisationen 1987 1988 Auszahlungen Auszahlungen Organisationen Organisationen der Vereinten Nationen (UNO) Entwicklungsprogramm der UNO (UNDP) Kinderhilfsfonds der UNO (UNICEF) Fonds für die am wenigsten entwickelten Länder (LLDC-Fonds) Bevölkerungsfonds der UNO (UNFPA) Ausrüstungsfonds der UNO (UNCDF) Spezialprogramme der Weltgesundheitsorganisation (WHO) Energie-Programm von UNDP und Weltbank (ESMAP) Programm Ernährungsüberwachung der UNICEF UNO-Organisation für industrielle Entwicklung (UNIDO) UNO-Institut für Ausbildung und Forschung (UNITAR) Internationales Institut für Erziehungsplanung (IIPE) Andere Entwicklungszentren der UNO 93,7 51,0 15,0 7,2 6,6 4,6 3,7 2,0 1,4 0,7 0,6 0,4 0,5 90,7 Regionale E n t w i c k l u n g s b a n k e n und ihre Spezialfonds Afrikanische Entwicklungsbank (BAD) Afrikanischer Entwicklungsfonds (FAD) Asiatische Entwicklungsbank (ADB) Asiatischer Entwicklungsfonds (ADF) Interamerikanische Entwicklungsbank (IDB) Interamerikanische Investitionsgesellschaft (MC) Fonds für SpezialOperationen der IDB (FSO) Multilaterale Investitionsgarantieagentur (MIGA) 40,4 3,4 29,0* 2,1* 0,4* 0,5* 1,1 1,4* 2,5 27,6 Andere multilaterale I n s t i t u t i o n e n Internationaler Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD) Afrika-Programm des FIDA Konsultativgruppe für internationale landwirtschaftliche Forschung (CGIAR) Internationale Vereinigung zur Bewahrung der Natur (UICN) Internationales Institut für agroforstwirtschaftliche Forschung (ICRAF) 25,2 5,3* 10,0 8,0 1,5 0,4 29,7 Total 159,3 48,5 14,0 7,0 6,0 4,5 1,0 0,6 0,3 0,2 23,5* 1,0* 0,4* 0,4* 2,3* 5,7* 15,0 8,6 0,4 148,0 Tabelle 10 Humanitäre Hilfe 1988 1987 Gesamtausgaben Mio Fr Katastrophenhilfekorps (SKH) Beiträge an internationale Organisationen und schweizerische Hilfswerke Nahrungsmittelhilfe 34 Total 13,4 100,0 85,1 58,4 55,6 171,8 9,4 150,1 Verschiedene Verpflichtungen sind buchhalterisch nicht fassbar, weil sie in Form von «Notes» geleistet wurden. Tabellen Humanitäre Hilfe 1988 Einsätze des Schweizerischen Katastrophenhilfekorps (SKH) Ursache des Einsatzes Vertragspartner Afrika Aethiopien Dürre Logistische Unterstützung Aethiopien Benin Djibouti Kenia Madagaskar Mali Rwanda Sudan Sudan Uganda Flüchtlinge Überschwemmungen Flüchtlinge Überschwemmungen Wirbelsturm Hungersnot Ethnischer Konflikt Flüchtlinge Überschwemmungen Rückkehrer Zimbabwe Ergänzungsaktion Bau eines Flüchtlingslagers Lieferung von Zelten Bau eines Dispensariums Wiederinstandstellung von Strassenabschnitten Bau von Strassen und Brücken Betrieb einer Autogarage Lieferung von Rettungsmaterial/Logistiker-Einsatz Betrieb einer mechanischen Werkstätte Einsatz von Rettungsmaterial/Trinkwasserverteilung Wiederinstandstellung und Betrieb der medizinischen Infrastruktur/logistische Unterstützung/Koordination Bau von Lehrerhäusern Asien Afghanistan Bangladesh Flüchtlinge Wirbelsturm Bangladesh Bangladesh China Iran ran Nepal Pakistan Sri Lanka Logistiker-Einsatz Bau von Brunnen und Schutzplattformen gegen Wirbelstürme Überschwemmungen 87 Evaluation nach Überschwemmungen/Wiederaufbau Überschwemmungen 88 Nothilfe/Einsatz von Rettungsmaterial Waldbrände Rekognoszierung/Prävention Obdachlose Lieferung von Zelten Giftgasopfer Einsatz von Rettungsmaterial/medizinische Evaluation Erdbeben Rekognoszierung Afghanische Flüchtlinge Logistiker-Einsatz Bürgerkrieg Wiederinstandstellung von Spitälern Lateinameri ka Costa Rica Wirbelsturm Kolumbien Vulkanausbruch El Salvador El Salvador Guatemala Haiti Haiti Nicaragua Erdbeben Vertriebene Vulkanausbruch Überschwemmungen Wirbelsturm Wirbelsturm Rekognoszierung Betrieb und Unterhalt von Seismographen/ Wiederaufbau von Schulen und Wohnhäusern Wiederaufbau von Schulen Wiederansiedlung Rekognoszierung/ Prävention Ufersanierungen Logistiker-Einsatz Rekognoszierung Europa UdSSR Erdbeben in Armenien « Rettungskette Schweiz»/Nothilfe Eingesetzte Freiwillige SKH UNO/Ethiopian Disaster Prepared Group (EDPG) 24 UNHCR 6 UNDP Regierung 2 Regierung 2 Regierung 2 UNDRO/Regierung 2 UNHCR 2 UNHCR 5 Rotkreuzliga/sudan. Rotes Kreuz 10 UNHCR/Regierung Regierung 9 UNHCR Regierung UNDRO/UNDP/SRK SRK Regierung SRK/IKRK Regierung Regierung UNILOGAA/FP Regierung 4 1 9 Regierung Regierung/Universität/SRK Regierung Regierung INSIVUMEH/UNIGE UNDRO UNDRO Regierung Regierung 4 2 1 35 Tabelle 12 Humanitäre Hilfe 1988 Nahrungsmittelhilfe nach Produkten Art der Hilfe, Kredite Schweizerische M i l c h p r o d u k t e Vollmilchpulver Milchpulver (entrahmt) Schmelzkäse Verschiedenes Teilfinanzierung aus Lagerreduktion Wert in Mio Fr. Mengen ir lTonnen 1597 1373 454 106 29,7 -0,8 28.9 3530 Getreidehilfe Weizen Reis Mais Schweizerisches Backmehl Sorghum Maismehl Beteiligung an Logistikkosten Verschiedene N a h r u n g s m i t t e l Dörrbirnen Fischkonserven Speisefett WSM (Weizen-Soja-Milch-Produkte) 1000 12755 22309 4000 7 322 500 47 886 17,1 0,9 18,0 230 190 268 64 752 3,6 - Geldbeiträge Ordentlicher Barbeitrag an das WFP Weitere Geldbeiträge an das WFP Verschiedene Geldbeiträge 2,5 1,0 4,4 7,9 58,4 Total Tabelle 13 Humanitäre Hilfe 1988 Geldbeiträge und Hilfsgüter Nahrungsmittelhilfe nach Regionen Nahrungsmittelhilfe SKH Total 41,2 20,9 0,4 12,1 10,5 86,7 171,8 Gebiete Afrika Asien, Ozeanien Europa Lateinamerika Mittlerer Osten Geographisch nicht zuteilbar 36 Total 15,6 13,4 0,1 3,5 7,8 59,6 18,4 5,1 7,2 2,3 25,4 7,2 2,4 0,3 1,4 0,4 1,7 100,0 58,4 13,4 - Tabelle 14 Beiträge an U N O - O r g a n i s a t i o n e n , das IKRK u n d ausgewählte schweizerische Hilfswerke 1988 Ordentliche Barbeitrage Ausserord Barbeiträge Mio Fr SKH 45,0 15,0 0,8 1,0 0,3 2,0 1,8 0,6 1,7 6,1 0,7 1,5 20,0 22,2 1,0 2,0 Organisationen Internationales Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) Zwischenstaatliches Komitee für Auswanderung (CIM) Schweizerisches Rotes Kreuz (SRK) Welternährungs-Programm (WFP) UNO-Hilfswerk für kampucheanische Flüchtlinge im Grenzgebiet (UNBRO) UNO-Organisation für Katastrophenhilfe (UNDRO) UNO-Hochkommissariat für Flüchtlinge (UNHCR) UNO-Hilfswerk für Palästina-Flüchtlinge (UNRWA) 7,5 9,6 2,2 UNO-Koordination für Afghanistan 2,0 32,6 Direkte Aktionen des SKH 1,3 3,5 21,9 5,3 8,3 0,3 2,5 2,0 5,6 35,7 6,6 Hilfe über andere Organisationen Total Zahlungen 1,3 3,0 58,7 58,7 65.0 1,1 UNICEF Subtotal 4,2 Total 1,3 1,0 0,2 Nahrungsmittelhilfe Mio Fr. 132,6 6,6 8,7 1,2 22,7 32,6 41,3 13,4 58,4 171,8 Tabelle 15 Aufteilung nach Hilfsformen, bzw. Empfängern 1988 Nahrungsmittelhilfe Mio Fr. Geldbeiträge Total % Not- und Katastrophenhilfe (kurzfristig) 21,2 37,7 58,9 34,3 Sozialhilfe (mittelfristig) 34,7 18,6 53,3 31,0 2,5 57,1 59,6 34,7 58,4 113,4 171,8 Ordentliche Beiträge (an int. Organisationen und das IKRK) Total 100 37 10 00 Tabelle 16 Vom Bund entlöhnte Auslandmitarbeiter Direkt verpflichtete Experten Freiwillige privater Hilfswerke Assoziierte Experten und Freiwillige der Vereinten Nationen Von schweizerischen Stellen verpflichtete Experten (in Regie-Projekten) Total Tabelle 17 Direkt verpflichtete Experten Tabelle 16 Direkt verpflichtete Experten Nach Berufsgruppen Nach Einsatzländern 1988 1987 235 330 255 341 26 32 350 350 941 978 1988 1988 Berufsgruppen Anzahl % Einsatzland Anzahl % Landwirtschaft Agronomen (Ingenieure ETH) Agronomen (Ingenieure HTL) Agrotechniker Käser Andere 65 44 11 4 3 3 28 3 55 14 9 7 4 4 3 3 2 9 23 112 17 15 11 10 10 8 8 7 6 6 4 3 3 2 1 1 48 8 7 1 Afrika Tansania Rwanda Kenia Mali Tschad Madagaskar Mosambik Niger Burkina Faso Burundi Kapverden Benin Kamerun Lesotho Ghana Senegal 2 51 18 11 8 7 5 1 1 22 4 1 1 2 Lateinamerika Honduras Bolivien Peru Nicaragua Ecuador Costa Rica Haiti Erziehung Pädagogen Lehrer 11 6 5 5 73 34 8 5 4 4 3 15 31 55 29 7 6 5 5 3 23 Natur- und Geisteswissenschaften Ökonomen Soziologen Biologen, Chemiker Geographen Juristen Ethnologen, Anthropologen Andere Asien Nepal Indien Bangladesh Indonesien Thailand Pakistan Nicht klassiert* 17 7 Andere Berufe Handelsangestellte Verschiedene 19 16 3 8 235 100 235 100 Forstwirtschaft Forstingenieure ETH Forsttechniker Bauwesen und Technik Bauingenieure ETH Mechaniker Kulturingenieure ETH Maschineningenieure ETH Hoch- und Tiefbauingenieure HTL Elektroingenieure ETH Maschineningenieure HTL Architekten ETH Andere Techniker und Handwerker Medizin Arzt Krankenschwester Apotheker Total Total Tabelle 19 Wirtschafts- und handelspolitische Massnahmen 1988 1987 Auszahlungen aufgegliedert nach Massnahmen Mio Fr % Zahlungsbilanzhilfe 40,0 36,8 2b,6 37,8 Mischkredite Handelsförderung 48,3 2,6 44,4 35,8 52,8 2,4 3,0 4,2 Förderung des Einsatzes privatwirtschaftlicher Mittel Rohstoffe 3,3 14,6 3,0 1,7 2,6 13,4 1,7 2,6 Mio Fr Total 108,8 100 67,8 100 Tabelle 20 Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit 1988 Aufteilung nach Kontinenten und Ländern Afrika 52,4 48,1 Ghana 15,0 13,8 Uganda 10,6 Madagaskar 10,0 9,7 9,2 Tansania 4,7 Asien 43,6 40,1 Indonesien 21,1 19,4 Lateinamerika Bolivien China 15,4 14,1 Thailand 5,3 4,3 Indien 1,5 Bangladesh 0,3 Sudan 3,5 3,2 Tschad 3,1 2,8 Ägypten 1,7 1,3 1,6 Kenia 6,2 5,7 5,0 4,6 Honduras 0,7 0,6 4,9 Costa Rica 0,5 0,5 1,4 0,3 Regionale u n d nicht aufteilbare Projekte 6,6 6,1 Total 108,8 100 1,2 Marokko 1,2 1,1 Kamerun 0,8 0,7 Rwanda 0,3 0,3 Tunesien 0,2 0,2 Tabelle 21 Bilaterale Entwicklungszusammenarbeit A u f t e i l u n g nach Einkommensstand der Empfängerländer 1988 Ländergruppen Ärmere Länder mit Pro-Kopf-Einkommen bis 800 Dollar (Basis 1986) Mio Fr % 94,4 86,7 Ärmere Länder der mittleren Einkommenskategorie bis 1400 Dollar 7,8 7,2 Regionale und nicht aufteilbare Projekte 6,6 6,1 Total 108,8 100 39 m 62 Mio 12 Mio 6 Mio 80 Mio Geografische Verteilung der bilateralen öffentlichen Entwicklungshilfe nach Kontinenten, 1988 Auszahlungen in Mio Franken; dazu kommen 125 Mio Franken, die geografisch nicht aufteilbar sind. Total ergibt dies 651 Mio Franken. Technische Zusammenarbeit und Finanzhilfe Wirtschaftsund handelspolitische Massnahmen A .4 >, l^'r «r P fjm , *4fc ! ) V, ne it N ' to n i »wN