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Bau- und Baustoffmaschinen Türkei Konjunkturbericht Bauindustrie Oktober 2013 Der Bericht wurde von der gtai mit größtmöglicher Sorgfalt erstellt – der VDMA übernimmt für Inhalt und Richtigkeit keine Haftung. www.gtai.de Marktbericht Bauwirtschaft - Türkei Verfasser: Necip C. Bagoglu, Germany Trade & Invest, Istanbul Istanbul (gtai) - Mit der türkischen Bauwirtschaft geht es wieder aufwärts - nach einer Wachstumspause 2012. Im 1. Halbjahr 2013 freute sich die Branche über eine Produktionszunahme von fast 7%, dank zahlreicher Projekte im Wohnungsbau und gewaltiger Investitionen in die Verkehrs- und Energieinfrastruktur. Insbesondere die gigantischen Bauvorhaben im Großraum Istanbul sorgen für eine rege Nachfrage nach Bauleistungen. Zusätzliche Impulse kommen aus den für März 2014 angesetzten Kommunalwahlen. 1. Gesamtwirtschaftliches Umfeld und Strukturdaten zum Bausektor Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Türkei ist im 1. Halbjahr 2013 gegenüber dem Vorjahreszeitraum real um 3,7% gestiegen. Damit erholt sich die Wirtschaft am Bosporus wieder nach einer schwachen Zunahme von 2,2% im Jahr 2012. Wie die Zahlen des türkischen Statistikamtes TÜIK zeigen, beschleunigte sich das Wachstum nach einem Plus von 2,9% im 1. Quartal auf 4,4% im 2. Quartal. Analysten hatten mit einem niedrigeren Anstieg gerechnet. Die Wachstumsrate in der verarbeitenden Industrie fiel mit 2,5% zwar unterdurchschnittlich aus, zeigte gegenüber dem Gesamtjahr 2012 jedoch eine leichte Belebung. Starken Rückenwind verspürte insbesondere die Bauwirtschaft mit einem Zuwachs von knapp 7%. Allgemeine Wirtschaftsdaten zur Türkei Kennziffer 2012 Bevölkerung (Mio.) BIP pro Kopf (Euro) BIP-Wachstum (real, %) Inflation (Anstieg der Verbraucherpreise, %) Arbeitslosigkeit (%) Devisenkurs (Jahresdurchschnitt, 1 Euro = TL) 75,6 8.137 2,2 8,9 9,2 2,30 2013* 75,8 3,7 6,6 9,4 *) Prognose Mit den überraschend guten Zahlen für das 1. Halbjahr steigt die Hoffnung, dass die Regierung das gesetzte Wachstumsziel von 4% für das Gesamtjahr 2013 trotz negativer externer Faktoren doch noch erreichen kann. Leichte Anzeichen der Erholung in den Euro-Ländern könnten der eher schwachen türkischen Exportkonjunktur zugutekommen. Unter den 20 größten Volkswirtschaften der Welt stand die Türkei im vergangenen Jahr auf Platz 17. Zum Wachstum im 1. Halbjahr 2013 haben in erster Linie staatliche Investitionen in die Infrastruktur beigetragen, die gegenüber der ersten Jahreshälfte 2012 um über 55% zugenommen haben. Die Nachfrage nach Maschinen und Anlagen kletterte um fast 60%, nachdem diese bereits 2012 um über 40% gestiegen war. 2 Die anhaltende Krise in der Eurozone führte 2012 zu einer Abschwächung der türkischen Ausfuhren in die meisten EU-Länder, die im Außenhandel der Türkei nach wie vor eine führende Rolle spielen. Der Ausfall der Lieferungen in die EU konnte nur teilweise durch Exporte in andere Regionen (Naher Osten, Nordafrika und Asien) ausgeglichen werden. Das verlangsamte BIP-Wachstum 2012 führte über leicht rückläufige Warenimporte und gleichzeitig steigende Warenexporte zu einem spürbaren Rückgang des Leistungsbilanzdefizits auf 6,1%/BIP. Trotz dieser deutlichen Reduzierung erscheint Kennziffer Leistungsbilanzdefizit/BIP bei einer vergleichsweise bescheidenen BIP-Zunahme von 2,2% immer noch als zu hoch, sodass inzwischen viele Wirtschaftsanalysten bezüglich der Nachhaltigkeit des türkischen Wirtschaftswachstums ernsthafte Zweifel anmelden. Bekanntlich verfolgt Ankara für die bevorstehenden zehn Jahre ehrgeizige Ziele: Bis 2023 sollen das BIP 2.000 Mrd. US$ und die Exporte 500 Mrd. US$ erreichen. Für die Verwirklichung dieser Ziele müsste das BIP jährlich im Durchschnitt um etwa 7% real zunehmen, was angesichts der anhaltenden Strukturschwäche der türkischen Wirtschaft mit hoher Importabhängigkeit bei der Industrie- und Energieproduktion mehr als fraglich erscheint. Der Bedarf an Erdgas und Erdöl muss fast gänzlich durch Einfuhren gedeckt werden. Das hat hohe Devisenausgaben zur Folge und erschwert die Finanzierung des Wachstums. Auch von der Inlandsnachfrage kommen angesichts der niedrigen Sparquote von nur circa 14% kaum zusätzliche Impulse. Kaufkraft-/Einkommensentwicklung Der private Verbrauch, der mehr als zwei Drittel der BIP-Verwendung ausmacht, ging nach Angaben des Statistikamtes TÜIK 2012 gegenüber dem Vorjahr real um 0,7% zurück. Für 2013 prognostiziert die Regierung einen realen Zuwachs des privaten Konsums von 3,1% und für 2014 von 4,4%. In der ersten Jahreshälfte 2013 stiegen die Konsumausgaben real um 4,2%. Im 2. Quartal konnte sogar ein Plus von 5,3% erzielt werden, gegenüber 3,1% in den ersten drei Monaten. Der Privatsektor hat einen Anteil von knapp 68% an der Verwendung des BIP; der Staat kommt auf etwa 10%. In der mittelfristigen Betrachtung steht der Konsum der privaten Haushalte unter guten Vorzeichen. Die junge Bevölkerung mit einem Altersdurchschnitt von 29 Jahren zeigt sich gegenüber neuen und innovativen Produkten besonders aufgeschlossen. Der Nachholbedarf ist allgemein groß. Die tendenziell steigende Kaufkraft wird den Verbrauch in den kommenden Jahren voraussichtlich weiter in die Höhe treiben. Nach einer Studie der Marktforschungsgesellschaft Deloitte werden die privaten Konsumausgaben in der Türkei von 7.350 US$ pro Einwohner im Jahr 2011 auf 10.210 US$ bis 2015 steigen. Investitionen Die Bruttoanlageinvestitionen, die 2011 noch mit einem realen Plus von 18,0% beeindruckt hatten, schrumpften 2012 trotz der hohen staatlichen Beschaffungen von Maschinen und Anlagen (+41,2%) im Durchschnitt um 2,5%. Die privaten Investitionen gingen um 4,5% zurück, die staatlichen Investitionen nahmen dagegen um 8,9% zu. Die Ausga3 ben des Privatsektors für die Beschaffungen von Maschinen, Anlagen und Ausrüstungen sanken gar um 6,6%. Nach Prognosen der Regierung sollen die Investitionen 2013 real um 6,8% und 2014 um 6,7% zunehmen. Die niedrigen Zinsen und die staatlichen Projektförderungen durch gezielte Subventionen begünstigen die Investitionskonjunktur. Die gewaltigen Infrastrukturprojekte in den Bereichen Energie und Transport dürften starke Wachstumsimpulse auslösen. Auch die von der Regierung vorangetriebenen Bemühungen zur Lösung des Kurdenproblems sorgen für erhöhtes Investitionsinteresse in Ost- und Südostanatolien. Potenzielle Investoren und Unternehmen, die in die Türkei exportieren wollen, sollten bei ihrer Entscheidung über den Markteintritt das Stärken-Schwächen-Profil des Standorts und die damit verbundenen Chancen und Risiken (SWOT-Analyse) berücksichtigen: Strukturdaten zu Bauwirtschaft Die türkische Bauwirtschaft befindet sich wieder in einem deutlichen Aufwärtstrend, nachdem sich die Branche 2012 mit einem mageren realen Wachstum von 0,6% begnügen musste. Die Konjunkturerholung, die bereits im 4. Quartal 2012 eingetreten war, setzte sich nach Angaben des türkischen Statistikamtes TÜIK im 1. Halbjahr 2013 verstärkt fort. Mit einer realen Zunahme von 5,9 und 7,6% im 1. beziehungsweise 2. Quartal verzeichnete die Branche in der ersten Jahreshälfte 2013 ein durchschnittliches Plus von 6,8% - und lag damit über der durchschnittlichen Steigerung des BIP von 3,7%. Die staatlichen Ausgaben für Bauprojekte nahmen im 1. Halbjahr 2013 kräftig zu. Dafür sorgten Infrastrukturprojekte vor allem im Verkehrs- und Energiesektor. Die Baumaßnahmen werden auch in den bevorstehenden Jahren die Nachfrage nach Bau- und Ingenieurleistungen, Maschinen und Anlagen auf hohem Niveau halten. Darüber hinaus steigern Städte und kommunale Gebietskörperschaften ihre Ausgaben im Hinblick auf die bevorstehenden Kommunalwahlen im März 2014. Die Investitionen im Privatsektor sind im 1. Halbjahr 2013 dagegen um knapp 5% geschrumpft. 4 Ausländische Immobilienfirmen interessieren sich immer mehr für den türkischen Markt, nicht zuletzt wegen der hohen Investitionen in Stadtentwicklungsprojekte. Dies gilt vor allem für US-amerikanische Immobiliengesellschaften. Die in der Türkei arbeitenden acht US-Immobilienunternehmen Re/Max, Realty World, Century 21, International Realty Plus, Coldwell Banker, Era, Sotheby's International Realty und Keller Williams haben inzwischen landesweit 642 Franchisenehmer. Dem Vernehmen nach planen weitere US-Firmen im Jahr 2014 den Markteinstieg, darunter Help U Sell Real Estate, United Country Real Estate und Realty Executives. Gleichzeitig wächst das Interesse von Ausländern am Immobilienerwerb in der Türkei. Nach Angaben des Ministeriums für Umwelt und Städtebau hat sich die Zahl der verkauften Immobilien an Nicht-Türken im 1. Halbjahr 2013 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum auf 7.145 mehr als verdoppelt. Im Jahr 2012 wurden Immobilien im Wert von mehr als 2,6 Mrd. US$ an Ausländer verkauft. Für 2013 erwartet der Verband der Immobilieninvestoren GYODER einen Verkaufserlös von rund 3,0 Mrd. US$. Bei den Herkunftsländern ausländischer Immobilienbesitzer stand Mitte 2013 das Vereinigte Königreich mit 36.314 Eigentümern und 25.698 Immobilien an erster Stelle, gefolgt von Deutschland mit 10.931 Eigentümern und 10.113 Immobilien und Russland mit 8.490 Besitzern und 7.915 Immobilien. Beliebteste Provinz bei Ausländern ist Antalya am Mittelmeer: 43.453 Nicht-türkische Besitzer mit 33.962 Immobilien zählt die Region. Es folgen die südwestlichen Provinzen Mugla (21.289 Eigentümer mit 15.533 Immobilien) und Aydin (19.259 Eigentümer mit 13.568 Immobilien). Türkische Bauwirtschaft im Überblick Kennziffer Wert der Bauleistungen (in Mio. TL, zu laufenden Preisen) .Sektoranteil am BIP (in %) Erteilte Baugenehmigungen .Anzahl der Bauten .Fläche (in qm) .Wert (in Mio. TL) .Anzahl der Wohnungen Nutzungsrechte .Anzahl der Bauten .Fläche (in qm) .Wert (in Mio. TL) .Anzahl der Wohnungen Baugenehmigungen nach Sektoren .Staatsektor .Privatsektor .Genossenschaftssektor 2012*) 2013*) Zuwachs 2013/12 (in %) 31.743,3 35.177,5 10,8 4,7 4,8 2,1 48.984 74.795.935 51.456 363.590 54.219 77.965.903 55.320 391.699 10,7 4,2 7,5 7,7 41.926 47.795.178 31.731 247.552 49.727 56.392.103 39.160 301.249 18,6 17,9 23,4 21,7 3.451 44.867 666 3.047 49.697 1.475 -11,7 10,8 121,5 2012 1) 2013 1) Zuwachs 2013/2012 (in %) 48.984 74.795.935 51.456 363.590 54.219 77.965.903 55.320 391.699 10,7 4,2 7,5 7,7 8.464 1.697.098 9.552 1.876.085 12,9 10,5 *) 1. Halbjahr Quelle: Türkisches Statistikamt TÜIK (www.tuik.gov.tr) Baugenehmigungen nach Gebäudekategorien Kategorie/ Verwendungszweck Insgesamt A 2) B C D Einfamilienhäuser A B 5 Zwei- oder Mehrfamilienhäuser Sozialunterkünfte Hotels und ähnliche Bauten Bürogebäude Bauten für Groß-und Einzelhandel Industrielle Bauten Öffentliche Bauten Sonstige Bauten C A B C A B C A B C A B C A B C A B C A B C A B C 1.098 33.241 52.695.145 36.617 236 1.043.395 698 564 2.020.895 1.371 927 2.838.247 1.939 1.668 5.298.974 3.644 1.591 3.202.319 2.081 865 4.320.015 2.932 1.428 1.679.847 1.076 1.239 36.980 57.106.817 41.070 292 965.095 665 537 1.954.521 1.354 1.004 2.780.894 1.956 1.750 3.019.287 2.053 1.613 3.807.112 2.543 1.041 4.452 3.124 1.450 5.522.226 1.317 1) 1. Halbjahr; 2) A = Zahl der Bauten, B = Fläche in qm, C = Wert in Mio. TL, D = Zahl der Wohnungen Quelle: TÜIK Bautätigkeit in der Türkei (Jahresdurchschnitt, 2005 = 100) Jahr Insgesamt Produktion 1. Quartal Produktion 2. Quartal Umsätze 1. Quartal Umsätze 2. Quartal Gebäudebau Produktion 1. Quartal Produktion 2. Quartal Umsätze 1. Quartal Umsätze 2. Quartal Infrastrukturbau Produktion 1. Quartal Produktion 2. Quartal Umsätze 1. Quartal Umsätze 2. Quartal Quelle: TÜIK 2008 2009 2010 2011 2012 2013 100,0 128,5 93,4 144,4 81,2 101,5 88,5 133,9 78,0 106,8 55,9 95,1 90,6 121,7 61,8 99,2 92,2 121,7 63,2 98,4 100,0 129,7 79,5 114,1 97,9 125,8 105,4 160,3 75,8 94,1 90,6 156,0 77,5 107,5 65,4 95,0 93,7 127,8 72,8 106,8 97,2 128,0 75,2 104,6 90,2 124,7 83,7 120,1 110,9 142,4 80,7 127,7 109,6 140,3 92,5 112,3 79,8 104,6 41,3 95,2 80,5 101,7 45,1 87,6 75,6 100,8 44,9 89,0 132,4 146,4 73,2 105,0 Etwa 60% der gesamten Bauinvestitionen in der Türkei werden im Wohnungsbau realisiert und 23% in der Infrastruktur. Die restlichen 17% finden im Hochbau außerhalb des Wohnungssektors statt. Bei der Projekttätigkeit spielen neben lokalen Investoren zunehmend ausländische Unternehmen eine wichtige Rolle. 2. Hochbau Marktlage und Marktentwicklung Rege Projekttätigkeit im Wohnungsbau Die Türkei hat einen erheblichen Bedarf an Wohnungen. Das Bevölkerungswachstum, die fortschreitende Urbanisierung, notwendige Erneuerungsarbeiten an bestehenden Gebäu6 12,8 11,2 8,4 12,2 23,7 -7,5 -4,7 -4,8 -3,3 -1,2 8,3 -2,0 0,9 4,9 -43,0 -43,7 1,4 18,9 22,2 20,3 -99,9 6,5 1,5 228,7 22,4 den und Gebäudeschäden infolge von Naturkatastrophen sorgen für eine hohe Nachfrage nach neuen Wohnräumen. Nach den Prognosen der türkischen Regierung im Fünfjahresplan 2014 bis 2018 werden in diesem Zeitraum 4,1 Mio. neue Wohnungen benötigt. Ein wichtiger Wachstumstreiber für den Wohnungsbau ist darüber hinaus das städtische Transformationsprogramm der Regierung, das in der Verantwortung des Ministeriums für Umwelt und Städtebau liegt. Der Fünfjahresplan unterstreicht neben der Steigerung des Angebots auch die Bedeutung der Qualitätszunahme im Wohnungsbau. Durch gezielte finanzielle Fördermaßnahmen will der Staat den Einsatz von modernen Bautechnologien und die Errichtung von umweltfreundlichen sowie energiesparenden Bauten fördern. Das Interesse der Bauherren an "grünen Bauten" wächst. Für Anbieter entsprechender Technologien und Gebäudelösungen dürften sich zunehmende Geschäftsmöglichkeiten ergeben. Investitionen in den Schutz vor Erdbeben Das Transformationsprogramm zielt darauf ab, Gebäude gegen Erdbeben besser abzusichern. Dafür hat die Regierung für die kommenden 20 Jahre Ausgaben von schätzungsweise 400 Mrd. US$ vorgesehen. Bis Ende Mai 2013 untersuchte das Ministerium für Umwelt und Städtebau in 19 Provinzen insgesamt 46 Gebiete mit einer Gesamtfläche von 3.876 ha. Das Ergebnis: 97.300 als unsicher eingestufte Wohnungen, in denen 610.000 Menschen leben, müssen abgerissen und neu errichtet werden. Die anstehenden Bautätigkeiten dürften einen erheblichen Bedarf an Bauleistungen und Baustoffen auslösen. Besonders gute Chancen haben energieeffiziente Gebäudelösungen, weil Energie in der Türkei mangels lokaler Quellen knapp und vergleichsweise teuer ist. Derzeit werden landesweit jährlich mehr als 1 Mio. Wohnungen verkauft. Laut Angaben des Statistikamtes TÜIK wechselten im 1. Quartal 2013 insgesamt 273.000 und im 2. Quartal rund 295.000 Wohnungen ihren Besitzer. Bei schätzungsweise 20 Mio. Haushalten bedeutet dies in etwa, dass sich jedes Jahr eines von 20 privaten Haushalten eine Wohnung kauft. Allerdings handelt es sich bei diesen Käufen nicht nur um neu gebaute Wohnungen. Berücksichtigt man, dass im Jahr 2012 für 542.000 neue Wohnungen die behördlichen Nutzungsgenehmigungen erteilt wurden, kann man daraus schließen, dass etwa die Hälfte der jährlich verkauften Wohnungen aus dem Altbestand stammt. Von den veräußerten Wohnungen im 2. Quartal 2013 wechselten 22% den Besitzer in Istanbul. Etwa 44% der gesamten Käufe wurden über Hypothekenkredite finanziert. Staatliche Wohnungsbauanstalt TOKI wichtiger Branchenakteur Ein besonders wichtiger Akteur im Wohnungsbau ist die staatliche Wohnungsbauanstalt TOKI (www.toki.gov.tr). Diese gehört zum Geschäftsbereich des Ministerpräsidentenamtes und wurde 2003 ins Leben gerufen, um zur Lösung des hohen Defizits im Wohnungswesen beizutragen. Zwar ist TOKI vornehmlich im sozialen Wohnungsbau aktiv und baut dort, wo sich der Privatsektor zurückhält. Allerdings beteiligt sich die Gesellschaft auch an großen Bauprojekten außerhalb des sozialen Wohnungsbaus, indem sie öffentliche Grundstücke bereitstellt und somit Partnerschaften mit privaten Bauunternehmen eingeht. 7 Seit ihrer Gründung hat TOKI bis Ende 2012 insgesamt 590.000 neue Wohnungen errichtet. Bis zum hundertjährigen Jubiläum der Türkischen Republik im Jahr 2023 sollen es 1 Mio. werden. Dazu müsste die Wohnungsbauanstalt in den kommenden zehn Jahren im Durchschnitt mehr als 40.000 Wohnungen pro Jahr bauen. Derzeit kommt sie auf jährlich 50.000 bis 60.000 Wohnungen - das sind etwa 10% aller neuen Wohnungen im Land. Das Ziel von insgesamt 1 Mio. Wohnungen bis 2023 erscheint somit realistisch. Im 1. Halbjahr 2013 investierte TOKI 5,4 Mrd. TL in den Bau von 27.438 Wohnungen. Die Bauaufträge von TOKI werden nach öffentlicher Ausschreibung gewöhnlich an private Bauunternehmen vergeben. TOKI geht davon aus, dass in der Türkei bis 2023 insgesamt 7,5 Mio. neue Wohnungen benötigt werden. Das Bevölkerungswachstum von rund 1,2% pro Jahr und die zunehmende Urbanisierung werden einen Bedarf von schätzungsweise 4,8 Mio. Wohnungen auslösen. Das städtische Transformationsprogramm wird die Nachfrage vermutlich um weitere 2,1 Mio. Wohnungen steigern. Bei den restlichen 600.000 Wohnungen handelt es sich um die Erneuerung bestehender Wohnungen. Nach Berechnungen von TOKI werden bis 2023 etwa 3,1 Mio. Wohnungen älter als 50 Jahre alt sein. Großraum Istanbul bleibt Zentrum der Bauaktivitäten Wie auch bei den meisten anderen türkischen Projektträgern, steht der Großraum Istanbul im Mittelpunkt der Wohnungsbauaktivitäten von TOKI. Der Istanbuler Regionaldirektor der Wohnungsbauanstalt, Niyazi Özdemir, hebt vor allem den geplanten Bau von zwei Satellitenstädten östlich und westlich von Istanbul hervor. Diese Regierungsprojekte zur Entflechtung der starken Verkehrskonzentration in Istanbul sollen seinen Worten zur Folge noch 2013 ausgeschrieben werden. Die neue Stadt im europäischen Teil, die nach kompletter Fertigstellung 2,5 Mio. Einwohner beherbergen soll, wird nach derzeitigen Plänen in Kayasehir und Halkali in der Nähe des geplanten dritten Flughafens entstehen. Für die Stadt im asiatischen Teil mit rund 500.000 Einwohnern werden Gebiete nördlich von Aydinli und Kurtköy beziehungsweise westlich des Flughafens Sabiha Gökcen vorbereitet. TOKI ist stark in das städtische Transformationsprogramm involviert. Laut Regionaldirektor Özdemir sollen die Aktivitäten in den kommenden Jahren noch intensiviert werden, nachdem das Ministerium für Umwelt und Städtebau unter anderem mit erweiterten Kreditmöglichkeiten die Grundlagen für die Beschleunigung der Projekte verbessert hat. Die Wohnungsbauprojekte von TOKI werden teilweise über die Tochtergesellschaft Emlak Konut GYO abgewickelt, die in diesen Fällen als Projektträger auftritt. Eine ausführliche Darstellung der Wohnungsbauprojekte der Gesellschaft enthält die Webseite www.toki.gov.tr (auch in englischer Sprache). Wichtige laufende Wohnungsprojekte von TOKI in Istanbul (europäischer Teil) Projektbezeichnung Durchführungsfirmen Bahcesehir Ispartakule 2. Bölge Sultangazi Habipler Basaksehir Ikitelli Ayazma, erste Phase (My World Europe) Halkali Atakent Dogal Anzahl Wohnungen Fertigstellungsrate* (in %) Emlak Pazarlama Insaat, Fideltus Insaat, Öztas Insaat Ege Yapi, Artcon Insaat, Emlak Pazarlama Insaat Akdeniz Insaat (AgaogluGruppe) 3.600 26 3.123 4 3.100 39 Mesa Mesken, Kantur-Aktas 3.000 0 8 Eglence Parki Kücükcekmece Halkali 3. Bölge Avcilar Ispartakule Bahcesehir 2. Bölge Kayabasi 19. Bölge Bahcesehir Ispartakule 1. Bölge, zweite Phase Halkali 1. Etap ("Elite City") Insaat Soyak Yapi Insaat Dogu Insaat, Precast, Üstünler Kuzu Toplu Konut Insaat Ipek Insaat Emlak Pazarlama Insaat, Fideltus Insaat, Öztas Insaat Sua Insaat 2.121 18 1.188 1.037 1.009 580 10 10 5 26 555 40 *) Stand: August 2013 Quelle: TOKI Wichtige laufende Wohnungsprojekte von TOKI in Istanbul (asiatischer Teil) Projektbezeichnung Durchführungsfirmen Tuzla Aydinli Mahallesi, erste Phase Tuzla Aydinli Mahallesi, zweite Phase Tuzla Emlak Konutlari, 1. Etap, 2. Kisim Atasehir-Bati, 1. Kisim (Meridian- Projekt) Cekmeköy Alemdag Atasehir ("My Towerland") *) Stand: August 2013 Quelle: TOKI Anzahl Wohnungen Fertigstellungsrate* (in %) Teknik Yapi 2.500 2 Teknik Yapi 2.000 5 Özülke Insaat, Maksem Yapi 1.679 4 Varyap Varlibaslaqr Yapi 1.289 68 Depar Insaat, Or-na Insaat, Uytas Ulusalararasi Yapi Akdeniz Insaat (AgaogluGruppe) 1.192 36 836 63 Neben dem Wohnungsbau und den zahlreichen Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur ist die 15.-Mio-Metropole Istanbul Zentrum vielfältiger anderer Baumaßnahmen. Im Jahr 2013 will die Stadt aus eigenen Haushaltsmitteln 261 neue Schulen, 13 Sportzentren, fünf zahnmedizinische Zentren und vier Krankenhäuser errichten. Intelligente Stadt "Bio Istanbul" geplant Umweltaspekte spielen bei der Stadtplanung eine immer bedeutendere Rolle. Das Ministerium für Umwelt und Städtebau will eine intelligente und umweltfreundliche Satellitenstadt bei Istanbul auf der europäischen Seite des Bosporus errichten. Partner des Ministeriums bei diesem Projekt mit veranschlagten Kosten von 2,2 Mrd. US$ sind die Bio Development Company und die Tochterfirma EPP (Emlak Planlama Insaat Proje Yönetim ve Ticaret) der staatlichen Wohnungsbaugesellschaft TOKI. Das Vorhaben unter der Bezeichnung "Bio Istanbul" soll die Wohngebiete und den Verkehrsflusses entflechten. Dem Vernehmen nach handelt es sich bei dem Vorhaben um eine der vier Neuansiedlungen in der geplanten neuen Satellitenstadt im europäischen Teil Istanbuls. Die Baumaßnahmen sollen in 3 Jahren abgeschlossen werden. Nach den Worten des Ministers für Umwelt und Städtebau, Erdogan Bayraktar, umfasst das Projekt in der Nähe des Stausees Sazlidere im Gebiet von Basaksehir gegenüber dem Atatürk-Olympiastadion eine Fläche von insgesamt 2 Mio. qm, wovon 1 Mio. qm als Grünfläche vorgesehen sind. Der Standort ist etwa 20 km vom geplanten dritten Flughafen Istanbuls entfernt, dessen Bauauftrag Anfang Mai 2013 an ein türkisches Firmenkonsortium vergeben wurde und dessen erster Teilabschnitt im Jahr 2018 in Betrieb genommen werden soll. 9 Mit Blick auf den Stausee soll eine moderne Wohnsiedlung unter dem Namen "Lake Homes" errichtet werden. Des Weiteren bekommt "Bio Istanbul" nach den derzeitigen Plänen ein mit neuesten Technologien ausgestattetes Kinderkrankenhaus, in dem chronische Krankheiten behandelt und erforscht werden. Das "Istanbul Children Hospital" mit 320 Betten soll bereits 2015 eröffnet werden. Vorgesehen ist auch der Bau eines biomedizinischen Forschungs- und Entwicklungszentrums (Istanbul Biomedical Research Center - IBRC) als Teil einer neuen Universität. Energieeffizienz und ökologische Nachhaltigkeit sind die Leitlinien von "Bio Istanbul". Die Energieversorgung der Wohn- und Büroräume wird hauptsächlich über Wind- und Solarkraftwerke erfolgen. Bei der Wasserversorgung ist das Recycling von Regenwasser vorgesehen. Steigende Zahl von Einkaufszentren Einzelhandelsimmobilien sind für in- und ausländische Investoren weiterhin interessant. Die Bedeutung grenzüberschreitender Aktivitäten ist traditionell enorm groß. Bislang wurden 45 Mrd. US$ investiert. Im Bereich der Einkaufszentren sind internationale Entwickler wie ECE und Multi Development engagiert, aber auch mehrere türkische Unternehmen. Die Tochterfirma Multi Development Turkey eröffnete im September 2013 in der südostanatolischen Industriestadt Gaziantep ihr elftes Einkaufszentrum "Forum Gaziantep" und hat dafür 120 Mio. Euro investiert. Weitere Filialen will das Unternehmen mit zusätzlichen Investitionen von 800 Mio. Euro in Adana, Diyarbakir, Canakkale, Corum und Elazig errichten. Das gesamte Investitionsvolumen von Multi Development in der Türkei wird dann 4,2 Mrd. US$ erreichen. Bis Ende 2014 wird das Unternehmen in sieben Regionen des Landes 16 Forum-Einkaufszentren mit einer vermietbaren Gesamtfläche von 961.000 qm und 2.615 Ladengeschäften besitzen. In Ankara wurde im Oktober 2013 das neue Einkaufszentrum "Taurus Ankara" mit einer Fläche von 50.000 qm und 140 Ladengeschäften eröffnet. Die US-amerikanische Taurus Investment Holding hat dafür 200 Mio. Euro zur Verfügung gestellt. Das Projekt wurde in Partnerschaft mit der türkischen Ensari-Gruppe verwirklicht. Bisher kam etwa ein Drittel des Geldes, das in türkische Shoppingcenter investiert wurde, aus dem Ausland. Nachdem der Fokus internationaler Anleger zunächst auf Istanbul lag und dort vor allem auf den Top-Lagen, fächern sich die Zielregionen längst auf. Nach Angaben der Immobilienberatungsgesellschaft Jones Lang LaSalle (JLL) erreichte die Zahl der großen Einkaufszentren in der Türkei Ende 2012 insgesamt 337 mit einer vermietbaren Bruttofläche von 8,9 Mio. qm, darunter 117 Einkaufszentren mit 3,4 Mio. qm Fläche in Istanbul und 42 Zentren mit mehr als 1,1 Mio. qm in Ankara. Die meisten anderen Shoppingmalls befinden sich in Antalya, Izmir, Bursa, Konya und Adana. Bis Ende 2016 sollen weitere 88 Einkaufszentren mit einer Fläche von 3,1 Mio. qm fertiggestellt werden. Allein in Istanbul werden zurzeit 32 Shoppingcenter mit einer vermietbaren Bruttofläche von 1,3 Mio. qm errichtet. In Ankara befinden sich fünf im Bau mit einer Fläche von 247.000 qm. Unter Berücksichtigung aller laufenden und geplanten Vorhaben erwartet JLL einen Bestand von 424 Einkaufszentren mit einer Fläche von rund 12,0 Mio. qm. Nach Fertigstellung der laufenden Projekte wird der Anteil Istanbuls an der vermietbaren 10 Gesamtfläche in Einkaufszentren von derzeit 40 auf 43% steigen. Bis 2023 soll die Zahl der Einkaufszentren insgesamt 520 erreichen. Hinsichtlich der künftigen Marktentwicklung gibt es unterschiedliche Einschätzungen. Einige Analysten, wie Vorstandschef Murat Uzun von der Immobilienberatungsgesellschaft Projebeyaz, sagen vor allem für den Raum Istanbul eine allmähliche Marktsättigung voraus. Andere Marktbeobachter weisen dagegen darauf hin, dass die durchschnittliche Dichte von Einkaufszentren in der Türkei immer noch weit unter dem europäischen Niveau liege. So fallen in der Türkei auf 1.000 Einwohner 115 qm vermietbare Fläche an Einkaufszentren, in Europa sind es 220 qm. Marktsättigung bei Büroflächen in Istanbul zu erwarten Der starke Angebotsanstieg bei Bürohäusern lässt in absehbarer Zeit eine Marktsättigung erwarten. Nach einer Untersuchung des türkischen Wirtschaftsmagazins "Ekonomist" werden in 26 Stadtbezirken Istanbuls zurzeit 104 Büroprojekte realisiert oder befinden sich in der Planung. Je nach Konjunkturverlauf werden in der Stadt jährlich 150.000 bis 300.000 qm Büroflächen verkauft, berichtet der Generaldirektor Murat Ergin von der Immobiliengesellschaft Kuzeybati Gayrimenkul. In den nächsten drei Jahren werden weitere 1,5 Mio. qm an Fläche auf den Markt kommen. Damit wächst nach seiner Einschätzung das Risiko eines Überangebots und eines Rückschlags für den Büromarkt. Nach Beobachtungen von JLL erhöhte sich das Neuangebot an Büroflächen im 1. Halbjahr 2013 gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um das Sechsfache. Der Gesamtbestand an Büroflächen der Kategorie A in Istanbul erreichte Mitte 2013 rund 3,4 Mio. qm. Mit den zurzeit noch im Bau befindlichen Bürohäusern mit einer Gesamtfläche von knapp 1,1 Mio. qm wird das Gesamtangebot in der Kategorie A bis Ende 2015 auf circa 4,5 Mio. qm steigen. Von Investoren bevorzugt werden zwar nach wie vor die Stadtbezirke Maslak, Zincirlikuyu und Levent - sie liegen im "Central Business District" im europäischen Teil der Stadt. In letzter Zeit lässt sich aber eine Hinwendung zu Außenbezirken wie Kurtköy, Günesli, Seyrantepe und Maltepe beobachten. Analysten rechnen außerdem mit zunehmenden Baumaßnahmen in anatolischen Städten wie Antalya, Bursa und Eskisehir. Mit der Verlegung von Firmenbüros und Callcenter in diese Städte könnte im Vergleich zu Istanbul eine gleichgewichtigere Preisentwicklung für Büroimmobilien erreicht werden. Krankenhausbau in Partnerschaft mit dem Privatsektor Beim Ausbau des Krankenhaussektors setzen die Gesundheitsplaner in Ankara auf das PPP-Modell (Public-Private Partnership). Demnach errichten private Investoren nach den örtlichen und baulichen Vorgaben des Gesundheitsministeriums auf zugeteilten öffentlichen Grundstücken voll ausgestattete Krankenhäuser beziehungsweise integrierte Gesundheitszentren. Nach Abschluss der Bauarbeiten werden sie für eine vertraglich festgelegte Laufzeit an Institutionen des Gesundheitsministeriums vermietet. Diese Laufzeit beträgt höchstens 30 Jahre. Die Angebotseinholung für die Projekte erfolgt über öffentliche Ausschreibungen der Abteilung Kamu Özel Ortakligi Daire Baskanligi im Gesundheitsministerium. Firmen, die unter Einhaltung der technischen Vorgaben das niedrigste Mietangebot unterbreiten, 11 können mit der Erteilung des Zuschlags rechnen. Das Modell ist für Investoren langfristig besonders attraktiv. Wie aus dem Gesundheitsministerium verlautet, wurden bis Ende September 2013 PPPVerträge für 14 Stadtkrankenhäuser mit insgesamt 24.405 Betten in 14 Regierungsbezirken unterzeichnet. Die Einrichtungen werden in Adana, Ankara-Bilkent, Ankara-Etlik, Elazig, Gaziantep, Istanbul-Ikitelli, Kayseri, Mersin, Yozgat, Izmir-Bayrakli, Konya, Manisa, Bursa, Kocaeli und Isparta entstehen. Begonnen wurde im August 2013 mit dem Bau des Ausbildungs- und Forschungskrankenhauses in der zentralanatolischen Stadt Yozgat. In die Errichtung dieses Krankenhauses mit 475 Betten und 15 OP-Räumen investieren die Firmen Rönesans Holding, Sila Group und Sam Yapi 275 Mio. TL. Ende 2015 soll die Einrichtung eröffnet werden. Unabhängig von den PPP-Vorhaben wird kräftig in den Bau von Krankenhäusern investiert. Mitte 2013 wurde der Grundstein für ein neues staatliches Krankenhaus mit 250 Betten in Büyükcekmece bei Istanbul gelegt. Die geplanten Ausgaben belaufen sich auf 76,4 Mio. TL. Das Projekt dient dazu, die Gesundheitsdienste in den europäischen Vororten Istanbuls Büyükcekmece, Silivri, Catalya, Arnavutköy, Esenyurt und Beylikdüzü zu verbessern. Das Krankenhaus soll Ende August 2015 fertiggestellt werden. Im September 2013 wurde bekannt, dass das Erste-Hilfe-Hospital in Istanbul/Taksim abgerissen und durch ein modernes Krankenhaus ersetzt werden soll. Nach Informationen aus dem Gesundheitsministerium wird die neue Einrichtung an derselben Stelle auf einer Fläche von 44.950 qm gebaut. Geplant sind 200 Betten, darunter 43 mit Intensivbetreuung, und 64 Poliklinik-Zimmer. Massiver Ausbau der Hotelkapazitäten Die Türkei will ihre Hotelkapazitäten stark ausbauen. Aufgrund der günstigen Aussichten im Tourismus planen mehrere einheimische und ausländische Hotelunternehmen neue Projekte, die in den kommenden Jahren zu einer regen Nachfrage nach Hotelausstattungen führen werden. Laut einer Untersuchung des türkischen Wirtschaftsmagazins "Ekonomist" sollen in den nächsten drei Jahren allein in den Kategorien Vier- und FünfSterne 65 neue Hotels mit 38.853 Betten errichtet werden, darunter 40 Fünf-Sterne-Hotels mit 31.476 Betten und 25 Vier-Sterne-Hotels mit 7.377 Betten. In den letzten 30 Jahren konzentrierten sich die Investitionen der Hotelunternehmen im Wesentlichen auf die Wirtschaftsmetropole Istanbul, auf die Küstengebiete am Mittelmeer und die westlichen Tourismusregionen. Seit einigen Jahren aber interessieren sich immer mehr Investoren auch für die aufstrebenden anatolischen Städte Bursa, Denizli, Adana, Konya, Kayseri, Gaziantep, Samsun, Eskisehir und Malatya. Die Agaoglu-Gruppe plant am Bosporus drei neue Boutique-Hotels. Das Unternehmen Alkoclar Turizm will in den bevorstehenden drei Jahren in den Städten Adana, Samsun, Denizli, Trabzon und Balikesir fünf Stadthotels mit jeweils 40 bis 120 Zimmern errichten. Die Firma Amplio unterzeichnete Verträge für die Eröffnung von 15 Hotels unter den Marken Hilton und Garden Inn. Die Anemon-Hotelgruppe will bis 2023 ihre Gesamtzahl an Hotels bis auf 30 erhöhen. Die Astay-Gruppe plant den Bau von Hotelanlagen in Istanbul, Bodrum und Bolu. 12 Das Bauunternehmen Aydogan Insaat wird auf der historischen Halbinsel im europäischen Teil Istanbuls ein Fünf-Sterne-Hotel mit mindestens 150 Zimmern bauen. Die BiaGruppe will in den kommenden fünf Jahren in Istanbul und Anatolien mindestens sieben neue Hotels errichten. Das Hotelunternehmen Divan (Koc-Gruppe) will die Gesamtzahl seiner Hotels von derzeit 11 auf 38 bis 2018 erhöhen. Die Gesellschaft Elite World Hotel wird 2014 in Marmaris an der südwestlichen Küste mit dem Bau eines neuen Hotels beginnen. In Istanbul will das Unternehmen 2015 ein Hotel mit 380 Zimmern eröffnen. Ein weiteres Hotel von Elite World in Maltepe im asiatischen Teil Istanbuls soll 2016 den Betrieb aufnehmen. Die Hotel-Gruppe Eser plant für die kommenden vier Jahre drei neue Hotels in Istanbul, Konya und in der Ägäisregion. Die ETS-Gruppe will ihr Engagement in Antalya und Bodrum ausbauen und in Istanbul ein neues Stadthotel bauen. Die Ever-Gruppe plant landesweit den Bau von zwölf neuen Hotels. Die Gesellschaft Intourist Hotels, die in Kemer das Maksim Resort betreibt, wird zwischen Kemer und Side am südlichen Küstenstreifen in den bevorstehenden drei Jahren vier neue Strandhotels errichten. Die Gruppe Intercontinental Hotels, die in der Türkei zurzeit 15 Hotels betreibt, hat den Bau von acht weiteren Hotels angekündigt. Die Limak-Gruppe will bis 2015 mit Investitionen von 100 Mio. US$ in Mersin/Tarsus an der Mittelmeerküste jeweils ein Vier- und ein Fünf-Sterne-Golfhotel in Betrieb nehmen. Die Tourismusgruppe Makyol möchte in den kommenden drei Jahren drei bis vier Stadthotels in den Istanbuler Vierteln Taksim, Karaköy und Sultanahmet eröffnen. Auch die Özak-Gruppe will in Istanbul/Balmumcu ein Stadthotel bauen. Außerdem plant das Unternehmen ein Hotel mit 500 Gästebetten in Didim und eine weitere Hotelanlage mit 550 Betten in Antalya/Demre. Die Textilfirma Petel Tekstil will auf der historischen Halbinsel Istanbuls oder in Taksim ein Stadthotel mit 140 Zimmern errichten. Die Retaj Group aus Katar, die in Istanbul/Günesli das erste Retaj Hotel eröffnete, will in Bursa ein Hotel und in Ankara zwei weitere Hotels in Betrieb nehmen. Die Sarar-Gruppe wird in Eskisehir auf einem Areal von 235.000 qm ein Golfhotel und ein Thermalhotel errichten. Die Wyndham Hotel Group plant, in den kommenden fünf Jahren unter den Marken Ramada, Wyndham, Tryp und Days Inn in Istanbul, Izmir, Adana und in anderen anatolischen Städten 30 Hotels in Betrieb zu nehmen. Das Hotel Hampton by Hilton mit 138 Zimmern, für dessen Bau in Samsun am Schwarzen Meer 25 Mio. TL investiert wurden, wird Anfang 2014 seine Pforten öffnen. Die Tanriverdi-Gruppe, die 2013 im Istanbuler Viertel Besiktas das Luxushotel Shangri La eröffnete, errichtet in Samsun mit Investitionen von 60 Mio.US$ das neue Sheraton Hotel mit 29 Etagen und einer Höhe von 130 m. Das Hotel mit 200 Zimmern soll bis Ende 2014 fertiggestellt werden. Der entsprechende Managementvertrag mit Starwood Hotels & Resorts wurde im August 2013 unterzeichnet. Ein weiteres Starwood-Hotel wird unter der Marke Sheraton im Oktober 2013 in Adana eröffnet. Im September 2013 unterzeichnete Starwood außerdem mit der türkischen Demsa Group einen Vertrag für das Management des Luxushotels St. Regis im Istanbuler Stadtbezirk Macka, das 2014 in Betrieb gehen soll. In dieses Projekt werden 180 Mio. US$ investiert. 13 Umfangreiche Investitionen sind im Wintersportzentrum Erciyes in der zentralanatolischen Provinz Kayseri vorgesehen. Hier planen mehrere Holding-Gesellschaften beziehungsweise Bauunternehmen Großprojekte zur Errichtung von Luxushotels mit einer gesamten Kapazität von mehr 16.000 Gästebetten. Die Anlagen sollen 2014/15 in Betrieb gehen. Wichtige Hotelprojekte in den Kategorien Vier- und Fünf-Sterne Hotelname/Firma Standort DYE Insaat Maden – Yayla Insaat (4 Hotels) Karamanci Holding – Kibar Holding (3 Hotels Marmara Hotel (3 Hotels) Maxima Hotels – Xperia Hotels Elite World Rixos Elite World Business Hotel Elite World Business Hotel Nike Hotel Hyatt Regency Mall of Istanbul Hotel Önen Turizm Titanik Radisson Blu Taksim Maksim Hotel Dedeman Park Sheraton Ramada Hotel Hilton Garden Inn Titanik Emaar Novotel Ibis Hotel Hilton Garden Inn Hilton (Museumshotel) Betten Eröffnungsjahr SterneKategorie Kayseri-Erciyes 4.800 2014 5 Kayseri-Erciyes 4.800 2014 5 Kayseri-Erciyes Kayseri-Erciyes Marmaris Istanbul-Halic Istanbul – Basin Express Istanbul - Maltepe Istanbul - Ataköy Istanbul - Ataköy Istanbul - Basaksehir Mardin Kocaeli Kayseri Istanbul - Taksim Istanbul -Levent Samsun Izmir Istanbul - Günesli Bodrum Istanbul – Camlica Istanbul – Karaköy Istanbul - Tuzla Istanbul - Kasimpasa Antakya 4.400 2.400 1.000 800 760 2014 2015 2017 2014 2015 5 5 5 5 5 700 670 620 610 600 490 486 470 464 450 440 435 430 430 420 410 410 400 2016 2013 2014 2013 2014 2014 2014 2014 2015 2014 2014 2014 2014 2015 2014 2015 2014 2014 5 5 5 5 5 5 5 4 4 5 5 4 5 5 4 4 4 5 Quelle: Wirtschaftsmagazin "Ekonomist", 15.9.13 Hotelkapazitäten in den Kategorien Vier- und Fünf-Sterne nach Regionen Region Istanbul Westmarmara Ostmarmara Ägäis Mittelmeer Westliches Schwarzmeer Östliches Schwarzmeer Westanatolien Zentralanatolien Nordostanatolien Mittelostanatolien Südostanatolien Insgesamt Vier-Sterne-Hotels Betten Fünf-Sterne-Hotels Betten 123 21 53 171 282 14 23 56 33 17 27 39 859 29.278 4.450 11.163 51.857 122.035 2.323 4.265 9.660 7.270 3.808 4.589 7.693 258.391 92 5 23 92 276 6 3 26 12 3 5 23 566 48.673 2.336 8.352 59.314 216.037 1.930 1.069 13.086 6.267 1.822 1.662 8.631 369.179 Quelle: Ministerium für Kultur und Tourismus, Ankara 14 Ausgewählte Großprojekte in der Türkei Projektbezeichnung Investitionssumme Projektstand (Mio. Euro) Petkim Star-Erdölraffinerie Wohn-/Büroprojekt "Maslak 1453" in Istanbul 3.700 Bauauftrag Anfang 2013 an internationales Konsortium vergeben k. A. Bauarbeiten Ende 2012 begonnen Finanzzentrum Istanbul/Atasehir 2.220 Fertigstellung bis 2015 "Tema Park Istanbul" 1.300 Fertigstellung bis 2016 Etlik Gesundheitskomplex 1.000 Fertigstellung bis 2014 Wohnungs- und Büroprojekt "Metropol Istanbul" Wohnungsprojekt "Viaport Venezia" 630 Fertigstellung bis Ende 2014 Olympiastadion in Baku/Aserbaidschan 490 Bauauftrag 02/2013 erteilt; Fertigstellung bis 03/2015 290 Fertigstellung bis 2015 Neues Ministerpräsidentenamt, Ankara 625 Fertigstellung bis Ende 2014 Werk für Kraftwerksausrüstungen 194 Fertigstellung bis 2014 Wohnungsprojekt KaleKent 185 Fertigstellung bis 2015 Quelle: Germany Trade & Invest Anmerkung Errichtung einer Ölraffinerie im Rahmen des Petrochemie-Komplexes Aliaga/Izmir Bau von 24 Wohn- und Bürotürmen auf einem Gelände von 325.000 qm mit insgesamt 4.789 Wohnungen; Errichtung einer 1.453 m langen Einkaufsstraße in Maslak/Istanbul durch das Bauunternehmen Agaoglu Insaat in Kooperation mit Emlak Konut GYO Errichtung des neuen internationalen Finanzzentrums im asiatischen Teil Istanbuls zur Ansiedlung wichtiger Finanzinstitute und der Zentralbank Bau von 4.000 Wohnungen auf einer Fläche von 380.000 qm im Istanbuler Vorort Halkali durch die Firmen Mesa, Artas, Kantur-Akdas, Öztas Bau eines integrierten Gesundheitskomplexes für Gesundheitsdienste durch das Gesundheitsministerium, Türkerler Holding und Astaldi (Italien) in Ankara Bau von Wohnungen und Büros Projektausführung durch Emlak Konut GYO, Varyap-Gap Insaat Bau von 2.500 Wohnungen auf einem Gelände von 82.000 qm im Istanbuler Stadtbezirk Gaziosmanpasa durch die Firmen Bayraktar, Gürsoy und Kiptas Bau eines Fußballstadions für 68.000 Zuschauer durch das türkische Bauunternehmen Tekfen Insaat Bau des neuen Ministerpräsidentenamtes auf einer Gesamtfläche von 150.000 qm in Ankara/Sögütözü durch TOKI Bau einer Produktionsanlage für Generatoren, Turbinen und Kesseln, die in Kraftwerken benötigt werden, durch Hattat Holding in Kooperation mit der chinesischen Harbin Electric in Cerkezköy bei Istanbul Bau von 1.471 Wohnungen und 32 Geschäften auf einer Fläche von 100.000 qm in Istanbul-Beylikdüzü durch die Baufirmen Gül Insaat, Liv Yapi und 3S Kale 3. Tiefbau/Infrastrukturbau Marktlage und Marktentwicklung Die Türkei verfolgt ehrgeizige Großprojekte zur Entwicklung der öffentlichen Infrastruktur und zum Ausbau der industriellen Kapazitäten. Mit massiven Investitionen in Energieund Verkehrsvorhaben sollen die Basis der wirtschaftlichen Entwicklung gestärkt und die Nachhaltigkeit des Wachstums gesichert werden. Die geplanten Investitionen sind mehrheitlich mit dem Einsatz von Hochtechnologien verbunden, was eine intensive Zusam15 menarbeit mit ausländischen Partnern erfordert. Vor allem durch die Mega-Projekte im Großraum Istanbul ergibt sich vielfältiger Bedarf an Bauleistungen, Baumaterialien, Baumaschinen und technischen Ausrüstungen. Die Eisen- und Stahlindustrie erwartet in den kommenden Jahren allein durch die drei Projekte ein zusätzliches Branchenwachstum von drei Prozentpunkten pro Jahr, berichtet Veysel Yayan, Generalsekretär des türkischen Verbandes der Eisen- und Stahlproduzenten (Demir Celik Üreticileri Dernegi). Bereits 2013 soll dadurch die Wachstumsprognose für die Branche von derzeit 7% nach oben revidiert werden. Der Absatz von Baumaschinen wird zwischen 2012 und 2015/16 voraussichtlich von 12.750 auf 20.000 Stück pro Jahr steigen, prognostiziert Cüneyt Divris, Vorsitzender des Verbandes der Hersteller und der Vertriebsfirmen für Baumaschinen IMDER. Die Zementbranche ist zuversichtlich, dass sie die überschüssigen Produktionskapazitäten von derzeit mindestens 14 Mio. t pro Jahr nutzen kann. Bau des dritten internationalen Flughafens in Istanbul beginnt 2014 Den Zuschlag für den Bau und den Betrieb des dritten internationalen Flughafens, der nach dem BOT-Betreiber-Modell (Build-Operate-Transfer) errichtet werden soll, erhielt Anfang Mai 2013 das Firmenkonsortium Limak-Cengiz-Kolin-Mapa-Kalyon. Dafür hat es 22,1 Mrd. Euro geboten. Soviel wird die Gruppe im Rahmen der BOT-Laufzeit an den Staat zahlen, um den Flughafen betreiben zu können. Der Bau des neuen Airports wird circa 11 Mrd. Euro kosten und auf einer Gesamtfläche von 77 qkm in mehreren Etappen erfolgen. Nach Beendigung der Endphase sollen jährlich 150 Mio. Flugpassagiere abgefertigt werden können. Das ausgewählte Flughafengebiet liegt im Norden des europäischen Teils Istanbuls. Da sich dort viele stillgelegte Kohlebergwerke und Steinbrüche befinden, müssen umfangreiche Bodenbegradigungs- und Erdbewegungsarbeiten erledigt werden, bevor mit dem eigentlichen Bau begonnen werden kann. Zahlreiche Baumaschinen werden hierfür benötigt. Erste Schätzungen gehen von täglich 70 Bulldozern, 200 Gradern und 200 Vibrationswalzen aus. Circa 1000 schwere Lkw werden gebraucht, um die Erde abzutransportieren. Das wird der zurzeit notleidenden Lkw-Branche sehr zugute kommen. Sie musste 2012 einen Absatzrückgang von 16% hinnehmen. Für die erste Bauphase ist eine Laufzeit von 42 Monaten vorgesehen. In diesem Zeitraum sollen ein 680.000 qm großer Hauptterminal und ein 170.000 qm großes Abfertigungsgebäude errichtet werden. Die Terminals werden insgesamt 88 Zugangsbrücken erhalten. Darüber hinaus werden drei Start- und Landebahnen und acht parallel laufende Taxibahnen entstehen. Auch ein Parkhaus für 12.000 Fahrzeuge wird in dieser Bauphase errichtet werden, darüber hinaus ein Flugtower und ein Frachtterminal. Schließlich werden ein Kongresszentrum, ein Krankenhaus, ein Kraftwerk und eine Abfallentsorgungsanlage gebaut. Nach Abschluss der ersten Bauphase sollen 90 Millionen Fluggäste abgefertigt werden können. Während der zweiten und der vierten Projektphase sollen drei weitere Start- und Landebahnen und zwei Terminals entstehen. Der 500.000 qm große Terminal, der für die dritte Bauetappe vorgesehen ist, wird jährlich 30 Mio. Fluggäste abfertigen können. Der 340.000 qm große Terminal wird in der letzten Bauphase errichtet werden. Darüber hin16 aus sind noch drei weitere Taxibahnen vorgesehen, die in der zweiten Projektphase gebaut werden sollen. Für das Flughafenprojekt werden 10 Mio. cbm Beton im Wert von 500 Mio. Euro benötigt, schätzt Limak-Vorstandsvorsitzender Nihat Özdemir. Hinzu kommen 5 Mio. t Zement, 1 Mio. t Bau- und Strukturstahl sowie 15 Mio. t Asphalt. Für die Bodenbeschichtung sollen auf einer Fläche von 5 Mio. qm Baustoffe aus Marmor, Holz, Keramik, PVC und Teppiche eingesetzt werden. Weitere Materialien werden für die 3,5 Mio. qm großen Deckenbeschichtungen gebraucht, außerdem für die 6,0 Mio. qm großen Wandverkleidungen und die 4,0 Mio. qm großen Außenverkleidungen. Bedarfsschätzung für den dritten Flughafen Istanbul im Überblick Investitionen Beschäftigung (direkt und indirekt) Catering Zement Lkw Erdbewegungsarbeiten Beleuchtung Aluminium Bodenbeschichtung Außenverkleidungen Eisen und Stahl Asphalt Baumaschinen 11 Mrd. Euro 40.000 Personen 60 Mio. TL 5 Mio. t 10.000 Stück 2,5 Mrd. cbm 30 Mio. TL 30.000 t 5 Mio. qm 4 Mio. qm 1 Mio. t 15 Mio. t 1.500 Stück Quelle: Türkisches Wirtschaftsmagazin "Ekonomist" Autobahnprojekt Istanbul – Izmir schreitet zügig voran Mit dem Autobahnprojekt Istanbul-Izmir hat das Siegerkonsortium Nurol-Özaltin-MakyolAstaldi-Yüksel-Göcay bereits Ende 2010 offiziell begonnen. Für die Realisierung der Arbeiten gründete die Gruppe Mitte 2011 das Unternehmen NÖMAYG Otoyol Yatirim ve Isletme, das als Haupt-Baukontraktor agiert. Die 427 km lange Autobahn zwischen den beiden Städten umfasst eine 43 km lange Verbindungsstraße. Auch der Bau einer 3 km langen Hängebrücke über der Bucht von Izmit ist Teil des Autobahnprojektes. Das Siegerkonsortium des BOT-Projektes hat die Betriebsrechte für die Autobahn bis 2035 erhalten. Die Bauarbeiten an der Autobahn sollen bis 2020 fertiggestellt werden. Die Investitionssumme für das Projekt beläuft sich auf rund 5,9 Mrd. Euro. Während der ersten Projektphase wird die Strecke zwischen Gebze (östlich von Istanbul) und Orhangazi gebaut, einschließlich der Hängebrücke bei Izmit. Sie soll bis 2015 fertig werden, sagt Yavuz Batum, Geschäftsführer des verantwortlichen Bauunternehmens NÖMAYG Otoyol Yatirim ve Isletme. Die restlichen Streckenabschnitte Orhangazi - Bursa, Bursa - Susurluk, Susurluk - Balikesir, Balikesir - Kirkagac, Kirkagac - Manisa und Manis - Izmir sollen bis 2020 abgeschlossen werden. Auf der Autobahnstrecke zwischen Istanbul und Izmir werden 29 Viadukte mit einer Gesamtlänge von 18.212 m, zwei Tunnel mit einer Gesamtlänge von 5.142 m und 199 Brücken entstehen. Darüber hinaus 20 Zahlstellen für die Autobahngebühren, 25 Knotenpunkte, sechs Autobahnbetriebs- und Instandhaltungszentren sowie zwei Tunnelbetriebszentren. Die Fahrzeiten zwischen Istanbul und Izmir werden auf drei Stunden verkürzt. Reisende und Pendler zwischen Istanbul und der Industriestadt Bursa werden für die Strecke zukünftig weniger als eine Stunde brauchen. 17 Bedarfsschätzung für das Autobahnprojekt Istanbul – Izmir im Überblick Investitionen Beschäftigung Catering Baustahl Beton Unterirdische Dränage-Arbeiten Überirdische Dränage-Arbeiten Baumaschinen 5,9 Mrd. Euro 10.000 Personen 40 Mio. TL 500.000 t 4,5 Mio. cbm 750.000 m 1,5 Mio. m 500 Stück Quelle: Türkisches Wirtschaftsmagazin"Ekonomist" Dritte Bosporus-Brücke und Nordmarmara-Autobahn Mit dem Projekt zum Bau der dritten Bosporus-Brücke wurde im Mai 2013 offiziell begonnen. Ein aus sieben Kreditinstituten bestehendes türkisches Bankenkonsortium hat hierfür insgesamt 2,4 Mrd. US$ bereitgestellt. Die Baumaßnahmen an der Brücke werden voraussichtlich 2015 enden. Die dritte Bosporus-Brücke wird eine Länge von 1.408 m und eine Breite von 60 m haben. Da sowohl Fahrzeuge als auch Züge über die Brücke fahren werden, wird sie größer sein als die beiden anderen Bosporus-Brücken, die 1973 und 1989 eröffnet wurden. Der Schienenteil der Brücke soll unter anderem in die neue interkontinentale Schienenstrecke, die auch unter dem Marmaray-Tunnel verläuft, integriert werden. Sie soll Ende Oktober 2013 fertiggestellt werden. Durch den Ausbau und die Verbindung des Schienennetzes werden die beiden bestehenden Flughäfen Atatürk im europäischen Teil Istanbuls und Sabiha Gökcen im asiatischen Teil der Stadt miteinander verbunden. Der Bau der dritten Bosporus-Brücke ist Teil des Nordmarmara-Autobahn-Projektes zwischen Odayeri und Pasaköy. Das Vorhaben wird nach dem Betreibermodell BOT (Build Operate Transfer) durch die Firmen IC Ictas und Astaldi realisiert. Bedarfsschätzung für die Nord-Marmara-Autobahn und dritte Bosporus-Brücke Investitionen Beschäftigung Stahlkabel/Stahlseile Baumaschinen Beton Baustahl Strukturstahl Beleuchtungsartikel 4,6 Mrd. Euro 1.000 Arbeiter 28.000 t Spezialkrane, Turmdrehkrane und Spezialausrüstungen 230.000 cbm 50.000 t 57.000 t ca. 10.000 Stück Quelle: Türkisches Wirtschaftsmagazin "Ekonomist" Bau von Jachthäfen zur Tourismusförderung Der Ausbau der Jachthäfen ist ein wichtiger Bestandteil der türkischen Tourismuspolitik. Dadurch soll das Land vor allem für kaufkräftige Besucher attraktiver werden. Nach Angaben des Ministeriums gibt es zurzeit landesweit 43 Jachthäfen. In den kommenden Jahren sollen weitere nach dem BOT-Modell eröffnet werden. Die derzeitige Gesamtkapazität von 17.500 Liegeplätzen soll bis 2015 auf 20.000 und bis 2023 auf 30.000 erhöht werden. 18 Im historischen Stadtteil am Goldenen Horn der türkischen Handelsmetropole Istanbul wird ein neuer Tourismuskomplex entstehen, der nach dem Betreibermodell BOT verwirklicht werden soll. Projektträger ist die Generaldirektion für Infrastrukturinvestitionen (Altyapi Yatirimlari Genel Müdürlügü) im Geschäftsbereich des türkischen Ministeriums für Verkehr, Schifffahrt und Kommunikation. Das Auswahlverfahren für das Projekt "Golden Horn Yacht Port and Complex" (Halicport) wurde Anfang Juli 2013 abgeschlossen. Mit 1,35 Mrd. US$ unterbreitete das türkische Firmenkonsortium Sembol, Ekopark Turizm und Fine Otelcilik das beste Angebot. An allen drei Unternehmen hält die türkische Hotelkette Rixos Anteile. Wie der Sprecher des Konsortiums und Eigentümer der Rixos-Hotelkette, Fettah Tamince, erklärte, sollen die Investitionen von schätzungsweise 1 Mrd. TL zu 20% aus eigenen Mitteln finanziert werden. Der anstehende BOT-Vertrag hat eine Laufzeit von 49 Jahren. Bei einer veranschlagten Bauzeit von vier Jahren entspricht die Betriebsdauer 45 Jahren. Der Tourismuskomplex wird auf einem 250.000 qm großen Areal entstehen. Darauf sollen zwei Jachthäfen für jeweils 70 Marinas gebaut werden, außerdem zwei Fünf-Sterne-Hotels mit je 400 Zimmern. Auch eine Shoppingmall, ein Kongresszentrum, ein Parkhaus, Kinos, Restaurants und eine Moschee für 1.000 Personen sind Teil des Projekts. Ausbau der Schienenwege und des U-Bahnnetzes Der in der Vergangenheit stark vernachlässigte Transport über die Schiene soll zügig ausgebaut und modernisiert werden. Der Nachholbedarf ist groß. So betrug die Verbreitung von Schienenwegen im Land 2010 nur 12 km pro 1.000 qkm. Zum Vergleich: In Deutschland waren es 94, im EU-Durchschnitt 49 km pro 1.000 qkm. Die Regierung geht davon aus, dass der Ausbau des Netzes für Hochgeschwindigkeitszüge für den Personenverkehr bis 2023 Investitionen von insgesamt 45 Mrd. US$ erfordern wird. Vorgesehen ist der Bau von Hochgeschwindigkeitsschienen über Strecken von insgesamt 10.500 km. Damit sollen bis zum genannten Jahr 25 Städte mit 49 Mio. Einwohnern miteinander verbunden werden. Die Streckenführung Ankara - Istanbul soll bis Ende 2013 fertiggestellt werden. Im städtischen Nahverkehr wurde Anfang 2013 mit dem Bau der neuen U-Bahnstrecke Üsküdar-Ümraniye-Cekmeköy-Sancaktepe im asiatischen Teil Istanbuls begonnen. Vorgesehen sind 16 Stationen. Die Arbeiten sollen bis Ende 2015 beendet werden. Für die Verlängerung des U-Bahnnetzes im europäischen Teil Istanbuls unterzeichneten die Stadt und die französische Entwicklungsagentur AFD einen Kreditvertrag über 45 Mio. Euro für die Mitfinanzierung des Ausbauprojekts mit veranschlagten Gesamtkosten von 524 Mio. Euro. Das Istanbuler U-/S-Bahnnetz wurde zwischen 2004 und 2013 von 45 auf 141 km ausgebaut. Bis 2019 sollen es 400 km werden und nach 2019 etwa 776 km, so die Planungen. In Ankara werden die U-Bahnstrecken Kizilay-Cayyolu (15,4 km) und BatikentSincan (16,6 km) voraussichtlich Ende 2013 fertiggestellt, nachdem die länger andauernden Arbeiten immer wieder unterbrochenen wurden. 19 U- und S-Bahnprojekte in Istanbul* Jahr der Fertigstellung 2013 2013 2013 2014 2015 2015 2015 2016 2017 2017 2017 2017 2017 2018 2018 2018 2019 2019 2019 2019 Nach 2019 Nach 2019 Streckenführung Otogar-Bagcilar Kirazli-BasaksehirOlimpiyatköy KazlicesmeSögütlücesme (MarmarayUnterwassertunnel) Yenikapi-Sishane Yenikapi-Aksaray Karta-Kaynarca Üsküdar-ÜmraniyeCekmeköySancaktepe Levent-Rumali Hisarüstü Halkali-Gebze Bakirköy IDOBagcilar Kirazli Bakirköy-AvcilarEsenyurt-BeylikdüzüBüyükcekmece TÜYAP Flughafen Sabiha Gökcen-Pendik MecidiyeköyKagithane-AlibeyköyMahmutbey Kaynarca-Tuzla Yenikapi-Incirli Basaksehir-Kayasehir Cekmeköy-Tasdelen Halkali-Arnavutköy3.Flughafen Kabatas-BesiktasMecidiyeköy Dudullu-KayisdagiIcerenköy-Bostanci BagcilarKücükcekmece Edirnekapi-Vezneciler Ümraniye-AtasehirGöztepe Länge (km) Fahrzeit (Minuten) 21,7 30,0 13,5 20,0 3,6 0,7 4,5 20,0 5,5 1,0 8,0 26,0 3,3 6,0 63,5 9,0 115,0 13,5 25,0 37,5 9,0 13,5 18,0 27,0 3,5 7,0 3,0 5,2 33,0 6,0 10,5 4,5 8,0 33,0 6,5 6,0 13,4 21,0 9,4 14,0 3,5 9,0 10,5 13,5 *) in dieser Aufstellung sind Nahverkehrszüge nicht enthalten Quelle: Städtische Verkehrsbetriebe Istanbul (www.istanbulmetrosu.com) Darüber hinaus verfolgt die Stadt Istanbul weitere Pläne, um das Nahverkehrsnetz von Zügen, Straßenbahnen und Seilbahnen zu erweitern. Bis 2015 soll beispielsweise eine 10 km lange Seilbahn zwischen Mecidiyeköy und Zincirlikuyu im europäischen Teil der Stadt und Altunizade und Camlica im asiatischen Teil gebaut werden. Modernisierung der Stromnetze Die Übertragung der Stromverteilungsnetze an Privatunternehmen wurde 2013 abgeschlossen, nachdem die restlichen acht Regionalnetze privatisiert worden waren. Um die Betriebslizenzen zu erhalten, zahlten die Investoren hohe Summen an den türkischen Staat. Allein das Firmenkonsortium Limak-Kolin-Cengiz, das in vier Stromvertriebsregionen die Zuschläge bekam, verpflichtete sich zu einer Zahlung von insgesamt 3,7 Mrd. US$. 20 Nun stehen Investitionen in die Erneuerung der Distributionssysteme auf der Tagesordnung der neuen Netzbetreiber. Der Modernisierungsbedarf ist bei den zwischen 20 und 30 Jahren alten Netzen erheblich. Intelligente Netzwerke (smart grid) sollen das Energiedistributionssystem auf den neuesten Stand der Technik bringen. Für Technologieunternehmen, die entsprechende Infrastrukturdienste leisten, ergeben sich interessante Geschäftschancen. Es geht unter anderem um die automatische Erfassung des Stromverbrauchs über elektronische Stromzähler, die Ausstellung von Rechnungen für die Stromkunden und die Identifizierung von Quellen der Leitungsverluste über intelligente Systeme. Besonders beliebt bei türkischen Netzbetreibern ist die Kontroll- und Datenerfassungstechnologie SCADA/DMS von Siemens. Bereits mehrere regionale Betreiber haben sich für dieses Produkt entschieden. Private Stromverteilungsfirmen in der Türkei Stromvertriebsgesellscha ft Privater Investor Baskent Edas Sakarya Edas Meram Edas Osmangazi Edas Uludag Edas Camlibel Edas Yesilirmak Edas Coruh Edas Firat Edas Trakya Edas Bogazici Edas Akdeniz Edas Gediz Edas Aras Edas Toroslar Edas Ayedas Dicle Edas Enerjisa-Verbund Akcez Alarko-Cengiz Eti Gümüs Limak-Kolin-Cengiz Limak-Kolin-Cengiz Calik Enerji Aksa Elektrik Aksa Elektrik IC Holding Limak-Kolin-Cengiz Limak-Kolin-Cengiz Elsan-Tümas-Karacay Kiler Alisveris Enerjisa Enerjisa Iskaya-Dogu Lizenzbetrag * (Mio. US$) Jahr der Übernahme 1.225,0 600,0 440,0 485,0 940,0 258,5 441,5 227,0 230,0 575,0 1.960,0 546,0 1.231,0 128,5 1.725,0 1.227,0 387,0 2009 2009 2009 2010 2010 2010 2010 2010 2010 2011 2013 2013 2013 2013 2013 2013 2013 *) Betrag, den die Investoren zum Erhalt der Betriebslizenz an den Staat zahlen Quelle: Türkische Privatisierungsbehörde ÖIB (www.oib.gov.tr) Nach den Vergabemodalitäten verpflichtete die Regulierungsbehörde für den Energiemarkt EPDK (www.epdk.gov.tr) die neuen Netzbetreiber im Zeitraum 2011 bis 2015 zu Investitionen von insgesamt 8,5 Mrd. TL (rund 3,2 Mrd. Euro). Dieser Betrag wird mit Investitionsplänen der Firmen von insgesamt 10,0 Mrd. TL (knapp 4 Mrd. Euro) sogar übertroffen, berichtet Nihat Özdemir, Präsident des türkischen Verbandes der Stromnetzbetreiber ELDER. In die Erneuerung der Netze wurde seit 2011 bereits 2,2 Mrd. TL investiert, so der Vorsitzende. Mit den Modernisierungsprojekten soll das durchschnittliche Alter der Netzanlagen auf zwölf Jahre gesenkt werden. 21 Bei der Verjüngung der Distributionssysteme geht es vor allem um die Reduzierung der hohen Leitungsverluste, die durch technische Defekte und illegale Stromentnahmen verursacht werden und insbesondere im Südosten der Türkei weitverbreitet sind. Aufgrund der bereits getätigten Investitionen konnte die durchschnittliche Verlustquote von 17% im Jahr 2011 auf 13% im Jahr 2012 gesenkt werden. Für 2013 ist eine weitere Rückführung der Verlustquote auf 12% geplant. Ab 2015 soll diese unter 10% sinken. Ausgewählte Großprojekte in der Türkei Projektbezeichnung Investitionssumme ( in Mio. Euro) Projektstand Anmerkung Bau eines Kernkraftwerkes mit 4.800 MW an der Mittelmeerküste Bau eines Kernkraftwerkes mit 5.600 MW an der Schwarzmeerküste Bau eines dritten Flughafens in Istanbul/Kemerburgaz für jährlich zunächst 90 Mio., später 150 Mio. Passagiere nach BOT-Modell (Laufzeit 25 Jahre) Pipeline für die Durchfuhr von Erdgas aus Aserbaidschan über die Türkei nach Europa mit einer Jahreskapazität von 16 Mrd. cbm durch die Ölgesellschaften TPAO (Türkei) und SOCAR (Aserbaidschan) Bau einer 377 km langen Autobahn, 44 km Verbindungsstraßen und einer 2.688 m langen Hängebrücke über die Bucht von Izmit Autobahnsystem mit dritter BosporusBrücke nördlich von Istanbul, Projektträger Generaldirektion für Straßenbau KGM Bau der Hochgeschwindigkeitss trecke zwischen den beiden größten Städten des Landes durch die Staatsbahn TCDD Bau eines 44 km langen Wasserkanals mit zwölf Brücken parallel zum Bosporus westlich von Istanbul zur Verbindung des Schwarzen Meers mit dem Marmarameer Bau eines 14,6 km langen Tunnels (2 Kernkraftwerk Akkuyu, EÜAS, Akkuyu NGS 14.800 Projektdurchführung durch die russische Rosatom, Fertigstellung bis 2022 Kernkraftwerk Sinop, EÜAS 14.800 Dritter internationaler Flughafen Istanbul 11.000 Auftragsvergabe an japanisch-französisches Konsortium Mitsubishi, Areva und GDF Suez im Mai 2013 Auftragsvergabe an türkisches Konsortium Limak, Kalyon, Mapa, Cengiz, Kolin, Baubeginn 2014, Fertigstellung 2018 Trans-Anatolian Natural Gas Pipeline (TANAP) 5.930 Fertigstellung bis 2018 geplant Autobahn Istanbul – Izmir, einschließlich Hängebrücke bei Izmit 5.900 Laufende Bauarbeiten durch das Konsortium Nuroal, Özaltin, Makyol, Astaldi, Yüksel, Göcay sowie IHI und Itochu (Japan), Fertigstellung bis 2019 geplant Nordmarmara-Autobahn, einschließlich dritte Hängebrücke über dem Bosporus 4.600 Bau durch IC Ictas und Astald SpA (Italien) bereits begonnen; Fertigstellung bis Ende 2015 geplant Hochgeschwindigkeitszug Istanbul-Ankara 3.200 Inbetriebnahme Ende 2013 "Kanal Istanbul" 2.000 Im Planungsstadium Eurasia-Tunnel für den KfzVerkehr 1.000 Fertigstellung durch Yapi Merkezi, SK E&C und 22 Hanshin (beide Südkorea) bis 2017 geplant Erdgaslagerprojekt unter dem Salzsee (Tuz Gölü) 430 Fertigstellung bis 2018 Quelle: Germany Trade & Invest Röhren) für Kfz unter dem Bosporus durch das türkischkoreanische Joint Venture ATAS Steigerung der Erdgaslagerkapazität um 1 Mrd. auf 2,1 Mrd. cbm, Bau durch Pipelineunternehmen Botas und Chian Tianchen (China) 4. Branchenüberblick und Geschäftspraxis Die rechtlichen Grundlagen der öffentlichen Auftragsvergabe in der Türkei bilden die Gesetze Nr. 4734 und 4735 aus dem Jahr 2003 sowie die entsprechende Durchführungsverordnung. Staatliche Bauprojekte ab einer bestimmten Größenordnung werden gewöhnlich international ausgeschrieben. Diese Ausschreibungen werden im Staatsanzeiger "Resmi Gazete" und teilweise in anderen Presseorganen veröffentlicht. Bei Großprojekten kann vorher auch ein Vorqualifizierungsverfahren durchgeführt werden. Oberste Aufsichtsbehörde ist die Anstalt für öffentliche Ausschreibungen Kamu Ihale Kurumu (KIK). Zusammenarbeit mit lokalen Partnern hilfreich Für eine erfolgreiche Teilnahme am Bietungsprozess ist eine frühzeitige Beschaffung von Informationen vor der offiziellen Ausschreibung ratsam. Die Vergabe von Beratungsaufträgen und Machbarkeitsstudien können wichtige Hinweise geben, ob eine Teilnahme sinnvoll erscheint. Die Auftragsvergabe verläuft nicht immer transparent. Die richtigen Kontakte sind für den Erhalt des Zuschlags von großer Bedeutung. Die Kooperation mit lokalen Partnern kann in vielen Fällen hilfreich sein. Gemäß einem Regierungsrundschreiben wird einheimischen Bietern bei öffentlichen Ausschreibungen gewöhnlich ein Preisvorteil von 15% gewährt, unter der Bedingung, dass sie die verlangten technischen Voraussetzungen erfüllen. Türkische Unternehmen dominieren daher die Wertschöpfungskette von der Entwicklung, Planung, dem Bau bis hin zum Vertrieb. Investoren müssen sich bewusst sein, dass es weitgehend nur für den Großraum Istanbul verlässliche Preis- und Strukturdaten gibt. Der Bau- und Immobilienmarkt ist insgesamt sehr intransparent. Realistische Objekt- und Preiseinschätzungen sind nur schwer möglich. Sicher ist, dass sich die Preisspirale zurzeit weiter nach oben dreht. Um das allgemeine Marktgeschehen und die kurzfristigen öffentlichen Ausschreibungen besser verfolgen zu können, ist eine ständige örtliche Präsenz in der Türkei sinnvoll. Auch die Kontaktpflege zu potenziellen privaten Investoren wird dadurch erleichtert. Die Zusammenarbeit mit einem erfahrenen lokalen Partner ist ratsam, weil mit dessen Spezialwissen viele Schwierigkeiten, Missverständnisse und Ärgernisse mit Behörden und anderen Stellen vermieden werden können. Die enge Kooperation mit türkischen Partnern erhöht auch die Chancen, Aufträge zu bekommen, da viele Abschlüsse auf der Grundlage persönlicher Beziehungen erfolgen. Es sind die landesüblichen Geschäftsgebaren zu beachten. Obwohl das Leben in Istanbul dem europäischen sehr ähnlich scheint, ist die Mentalität eine andere. So muss gegen23 über einem türkischen Geschäftspartner ein "Nein" anders formuliert werden als gegenüber einem deutschen. Geduld und die Kenntnis der spezifischen Marktstrukturen und Dynamiken ist ein Muss. Aus Geschäftspartnern werden in der Türkei schnell Freunde. Geschäfte werden bevorzugt mit bekannten Partnern geschlossen. Ist ein Unternehmer bereits im Land vernetzt oder hat entsprechende Partner an der Seite, kann er zügiger an der dynamischen Entwicklung teilnehmen und etwas vom Kuchen abbekommen. Schließt man als Newcomer ein Geschäft ab, sollten alle möglichen Fallstricke vermieden werden. Türkische Partner nehmen sich allgemein Zeit für das Geschäft. Wer unter Termindruck steht, sollte sich dies nicht anmerken lassen. Da die reinen Bauarbeiten in der Regel von lokalen Unternehmen ausgeführt werden, liegen die Marktchancen für ausländische Firmen vor allem in der Bereitstellung von Beratungs- und Ingenieurdienstleistungen, darüber hinaus in der Zulieferung von Technologieprodukten und Baumaterialien für höhere Ansprüche. Ausländische Vertragsfirmen können unter Nutzung der vergleichsweise niedrigen Lohnkosten in der Türkei für den großen Teil der Bauarbeiten auch mehr Mittel für hochbezahlte ausländische Experten bereitstellen, ohne ihre Gewinnmargen zu beeinträchtigen. Daraus ergeben sich gewisse Wettbewerbsvorteile. Chancen für deutsche Technologieunternehmen Arbeiten deutsche Technologieunternehmen mit lokalen Bauunternehmen zusammen, können sich interessante Liefer- und Geschäftsmöglichkeiten ergeben. Große türkische Baugesellschaften sind nicht nur in der Türkei, sondern auch an internationalen Projekten beteiligt. Die türkische Bauindustrie holt weiterhin wichtige Auslandsaufträge herein. Das Unternehmen TAV Construction, eine Gesellschaft der Tepe-Akfen-Gruppe, wird zusammen mit der lokalen Al-Arab Contracting Company das neue Terminalgebäude 5 des King Khaled International Airport in Saudi-Arabiens Hauptstadt Riad bauen. Infrastrukturmaßnahmen, wie der Bau von Verbindungsstraßen zu anderen Terminals des Flughafens sind ebenfalls Teil des Projektes. Darüber hinaus wird TAV Construction ein Parkhaus mit einer Fläche von 90.000 qm für 3.000 Fahrzeuge errichten, außerdem ein Betriebszentrum, ein Brandschutzzentrum und eine Energiezentrale. Die Arbeiten am Gesamtprojekt im Wert von 400 Mio. US$ sollen in 18 Monaten abgeschlossen werden. Anfang September 2013 hat TAV Construction den Zuschlag für die Errichtung von vier Luxus-Wolkenkratzern in Dubai erhalten. Projektträger ist die arabische Immobiliengesellschaft Damac Properties. Den Auftragswert für den Bau der "Paramount Damac Towers" beziffert TAV Construction mit 272,3 Mio. US$. Die vier Türme sollen jeweils 279 m hoch sein und eine Nutzfläche von insgesamt 340.000 qm bieten. Mit dem Bau will TAV Construction in 33 Monaten fertig sein. Einer der Türme wird als ein Hotel mit 250 Zimmern von der Hotelgesellschaft Paramount betrieben werden. In den restlichen drei Türmen sollen Luxusresidenzen entstehen. Mit dem neuen Bauprojekt konnte TAV Construction sein Auftragsvolumen in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) auf insgesamt 3,7 Mrd.US$ erhöhen. Der Gesamtwert der realisierten Projekte in den zum Golf-Kooperationsrat gehörenden Ländern (GCC) auf der Arabischen Halbinsel beläuft sich auf 11,2 Mrd. US$. 24 Ein türkisches Konsortium, bestehend aus den Baufirmen STFA, Kalyon und Fernas, wurde 2013 mit den Bauarbeiten zur Erhöhung der Trinkwasserversorgung in der nordirakischen Stadt Arbil beauftragt. Das Projekt "Arbil Water Supply Improvement System and Duhok Distribution Network" im Wert von 163 Mio. US$ soll bis 2015 abgeschlossen werden. Die Wasserversorgung soll durch das Vorhaben von 144.000 auf 244.000 cbm pro Tag gesteigert werden. Ein weiteres türkisches Bauunternehmen, GAP Insaat, begann im August 2013 mit dem Bau des größten turkmenischen Hafens bei Turkmenbashi am Kaspischen Meer. Die Kosten des Projekts "Turkmenbashi International Port" werden mit 2 Mrd. US$ veranschlagt. Die umsatzstärksten Unternehmen der türkischen Bauwirtschaft 2012 Unternehmen Enka Insaat Ictas Insaat Tekfen Insaat Agaoglu Polimeks Insaat Limak Insaat TAV Tepe Akfen Eczacibasi Yapi Haznedaroglu-Özkan Insaat Eser Taahhüt Intema Metag Insaat Sembol Dumankaya Insaat Makyol Insaat Ilci Insaat Garanti Koza Karsan Karadeniz Kimya Izocam Akfen Insaat Umsatz (Mio. TL) Gewinn vor Steuern (Mio. TL) Export* (Mio. US$) 10.297,5 2.631,3 2.512,6 1.911,3 1.747,4 1.098,5 1.010,5 732,4 701,8 1.393,0 206,9 33,8 553,1 53,3 159,5 16,7 20,7 k. A. 1.370,7 k. A. k. A. k. A. 175,3 0,1 471,3 115,3 392,1 Istanbul Ankara Istanbul Istanbul Istanbul Ankara Istanbul Istanbul Istanbul 541,6 535,6 486,7 454,0 445,3 423,1 386,6 367,9 340,4 318,3 267,7 k. A. -2,0 49,0 k. A. 16,6 k. A. k. A. 96,3 k. A. 30,4 k. A. k. A. 0,4 28,9 253,6 k. A. 169,4 13,7 k. A. 1,0 32,9 k. A. Ankara Istanbul Istanbul Istanbul Istanbul Istanbul Ankara Istanbul Istanbul Istanbul Ankara *) Devisenerlöse aus den im Ausland erbrachten Bauleistungen Quelle: Türkisches Wirtschaftsmagazin "Capital", Nr. 8/2013 Standort/Provinz Unter den 250 größten Vertragsunternehmen der globalen Bauindustrie befanden sich 38 türkische Firmen, so die Aufstellung der internationalen Fachzeitschrift "Engineering News Record" (ENR) für 2013. Damit lagen die Türken an zweiter Stelle hinter der VR China (55 Firmen) und vor den USA. Der Auftragswert der türkischen Unternehmen lag bei 16,8 Mrd.US$. Unter den Top-100 fanden sich fünf türkische Baufirmen wider (Rönesans, Enka, Tekfen, Polimeks und Ant Yapi). Kontaktadressen Bezeichnung Ministerien/Behörden/Institutionen Ministerium für Umwelt und Städtebau (Cevre ve Sehircilik Bakanligi) Ministerium für Forst- und Wasserwirtschaft (Orman ve Su Isleri Bakanligi) Ministerium für Verkehr, Schifffahrt und Kommunikation (Ulastirma Denizcilik ve Haberlesme Bakanligi) Aufsichtsbehörde für öffentliche Ausschreibungen (Kamu Ihale Kurumu KIK) Internetadresse Anmerkungen www.csb.gov.tr Zuständig für Stadtsanierungsprogramme Langfristige Planung von Wasserwirtschaftsprojekten www.ormansu.gov.tr www.ubak.gov.tr www.kik.gov.tr 25 Oberste Aufsichtsbehörde für öffentliche Ausschreibungen Generaldirektion für Wasserwirtschaft (Devlet Su Isleri Genel Müdürlügü - DSI) www.dsi.gov.tr Generaldirektion für das Straßenwesen (Karayollari Genel Müdürlügü - KGM) www.kgm.gov.tr Nationale Branchenverbände Verband für Immobilieninvestitionen (Gayrimenkul Yatirim Ortakligi Dernegi GYODER) Architektenverband (Mimarlar Odasi) Staatlicher Projektträger für große Infrastrukturprojekte im Wassersektor Staatlicher Projektträger für große Straßen-, Brücken-, Tunnel- und Autobahnprojekte www.gyoder.org.tr Dachorganisation der Immobilieninvestoren www.mo.org.tr Interessenvertretung von Architekten Interessensvertretung von Innenarchitekten Interessensvertretung von Architekten Dachverband der Hersteller von Baustoffen verschiedener Art Verband der Innenarchitekten (Icmimarlar Odasi) Verband der freien Architekten in der Türkei (Türk Serbest Mimarlar Dernegi) Verband der Hersteller von Baumaterialien (Insaat Malzemesi Sanayicileri DernegiI IMSAD) Fachzeitschriften Yapi www.icmimarlarodasi.org.tr Tasarim www.tasarimdergisi.com Arredamento Mimarlik www.arredamento.com.tr Fachmessen Yapi - Turkeybuild www.turkeybuild.com.tr Yapex Building Exhibition www.yapexbuild.com www.tsmd.org.tr www.imsad.org www.yapidergisi.com 26 Monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Architektur, Gestaltung, Kultur und Kunst in türkischer/englischer Sprache Fachzeitschrift für Architektur, Innenarchitektur und Stadtplanung in türkischer/englischer Sprache, erscheint zehn Mal pro Jahr Monatlich erscheinende Fachzeitschrift für Architektur und Design-Kultur in türkischer Sprache Baufachmesse, die jährlich in Istanbul, Ankara und Izmir abgehalten wird Internationale Fachmesse für Baustoffe, Baumaschinen und Gebäudetechnik in Antalya mit Teilausstellungen für Renovierung/Restaurierung, Badezimmerkeramik, Fenster und Türen