Fieseler 103 (Kirschkern) …
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Fieseler 103 (Kirschkern) …
Fieseler 103 (Kirschkern) … von Dierk Hensel Die „Flugbombe“ Fi 103, auch bekannt unter der Tarnbezeichnung „Flakzielgerät 76“ (FZG 76) oder der Propagandabezeichnung „Vergeltungswaffe 1“ (V1) war im 2. Weltkrieg der erste Marschflugkörper der Welt. In seriöser sachlicher Fachliteratur wird die Faszination und Einfachheit der Konstruktion hervorgehoben und die Genialität der Ingenieure eingehend gewürdigt. Die rein technische Sichtweise verdeutlicht auch den ständigen Zwang zur Einsparung von hochwertigem Material durch Verwendung von Holz und das Bestreben nach Leistungssteigerung durch verschiedene Baureihen. Siehe rechts Infolge der geringen Reichweite (ca. 249 km) konnte der Beschuss von LONDON von Rampen aus nur aus Stellungen in HOLLAND oder NordFRANKREICH erfolgen (vom KZ DORA ca. 600 Straßen-km für den Nachschub). Naheliegend war daher, die Fi 103 (ca. 1.600) von Trägerflugzeugen auszuklinken und zu starten. Die Amerikaner befürchteten nach Bekanntwerden der Waffe den Beschuss von New York von deutschen U-Booten aus. Die mäßige Reisegeschwindigkeit von ca. 640 km/h der Fi 103 gestattete leistungsgesteigerten Jägern der RAF die Annäherung auf der Flugbahn. Durch Fügelspitzenkontakt konnte die „Flugbombe“ zum Absturz gebracht werden. Auch der Flak gelangen zahlreiche Abschüsse über See oder weit außerhalb LONDONs. Im Nahbereich der Stadt sollten Sperrballone den Einflug der „Vergeltungswaffe“ verhindern. Am 14.10.1944 war die LB-2 (Modification of the German V-1) startbereit, was in der Presse ausgiebig gewürdigt wurde. Nunmehr plante die NAVY ihrerseits den Einsatz der „Flugbombe“ von einem U-Boot aus – gegen Japan. Ende Oktober 1944 gelangte die erste, von den Engländern aus der Nordsee aufgefischte V1 in die UdSSR. Ihr waren (vermutlich versehendlich) wichtige Bauteile (u.a. Kompass und Autopilot) entnommen worden. Nach englischen Angaben konnten ca. 38% der einfliegenden V1 abgewehrt werden. Unter gewaltigem Aufwand gelang eine „Rekonstruktion“ für die Anfang Januar 1945 die Massenproduktion angeordnet wurde. Trotz dieser, aus heutiger Sicht, offensichtlichen Schwächen weckte die V1 (und die Rakete V2) extreme Begehrlichkeit bei den Alliierten. Die nüchterne Überlegung war: Für die Kosten eines britischen Lancaster-Bombers, seiner Besatzung, Bomben und Treibstoff konnten 300 Fi 103 gestartet werden. Akribisch wurden daher alle Wrackteile gesammelt und bereits knapp 4 Wochen nach Beginn der deutschen Offensive (12.06.1944) in die USA geflogen. Da man noch keine genaue Kenntnis vom Aufbau der Schleuder hatte, sollte der Einsatz der 10Ch zunächst von einem Trägerflugzeug erfolgen. Erst Anfang April erbeutete man in SPECK (Stettin) eine Anlage. Bis Mai 1945 (Kriegsende) erfolgte kein serienmäßiger Einsatz mehr.