Wag the dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt (1997)

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Wag the dog - Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt (1997)
Film und Geschichte. Ein Projekt am Historicum.
Wag the Dog – Wenn der Schwanz mit dem Hund wedelt (1997)
Dass Medien eine normierende Funktion haben und ihre Inhalte unser eigenes Medienverhalten
bzw. unsere Wahrnehmung beeinflussen, dürfte auch denen bewusst sein, die die aktuellen
Medienethik-Debatten nicht im Detail verfolgen. Dass sich hingegen konventionelle Spielfilme
mit einem schon fast prophetischem Eifer an diesem Thema abarbeiten, das sie gewissermaßen
unmittelbar selbst betrifft, ist eher selten.
Der 1997 gedrehte US-amerikanische Spielfilm Wag the Dog – Wenn der Hund mit dem
Schwanz wedelt fällt in diese Gruppe. Wenige Tage vor der anstehenden Wahl des
amerikanischen Präsidenten „stolpert“ der sich zur Wiederwahl stellende Amtsinhaber über
einen angeblichen Sex-Skandal mit einer Schülerin. Sein Berater (gespielt von Robert de Niro)
inszeniert daraufhin mithilfe eines Hollywoodproduzenten (Dustin Hoffmann) eine kriegerische
Auseinandersetzung der USA mit dem kleinen europäischen Land Albanien. Die Albaner
hätten eine Atombombe in einem Koffer über die kanadische Grenze ins Land geschmuggelt
und würden jetzt als Hort des internationalen Terrorismus von den Amerikanern angegriffen.
Das Beraterteam des Präsidenten und die Mitarbeiter des Produzenten fahren nun die ganze
Palette medialer Inszenierung auf. Im Studio werden authentisch wirkende Kriegsszenen
abgedreht und an die großen Nachrichtenagenturen geschickt, Interviews und Zeitungsartikel
kreisen bald nur noch um das eine Thema: den Krieg in Albanien. Als die Kampagne zu
scheitern droht, wird quasi als Spitze der „Aufführung“ aus einem einfachen Soldaten (in
Wahrheit ein Häftling, dessen Name „Shoe“ sich bestens zur Vermarktung eignet) ein
Kriegsheld mitsamt Hymne „gemacht“.
Die Drehbuchautoren des Films, die sowohl für den Oscar als auch für diverse andere Preise
nominiert waren, wurden nach der Veröffentlichung des kritisch-satirischen Films von der
Realität eingeholt. Bill Clinton und die Lewinsky-Affäre sorgten im Sommer 1998 weltweit für
einen großen Medien-Wirbel, der wenige Wochen später von einem neuen Thema zumindest
teilweise abgelöst wurde: Raketen und andere Marschflugkörper der Amerikaner trafen im
August 1998 Ziele in Afghanistan und im Sudan, angeblich zur Vergeltung vorheriger
Anschläge von Terroristen. Und noch während seines Amtsenthebungsverfahrens fand unter
Bill Clinton im Dezember 1998 die Bombardierung des Iraks durch die USA und die Briten
(Operation Desert Fox) statt. An die Lewinsky-Affäre dachte da schon kaum einer mehr.
Der Film eignet sich bestens dazu, den eigenen Umgang mit Medien und Nachrichten kritisch
zu hinterfragen. Gleichzeitig zeigt er die Abläufe, nach denen Nachrichten „gemacht“ werden.
Im historischen Proseminar zum Thema Quellenkritik dürfte der Film für einige Lacher sorgen
und anschaulich zeigen, dass der Umgang mit Quellen nicht auf die leichte Schulter zu nehmen
ist.
(Simon Meyer, 8. Semester)
Film und Geschichte. Ein Projekt am Historicum.
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