DELFINSCHUTZ IN DER ADRIA
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DELFINSCHUTZ IN DER ADRIA
Delfinschutz in Kroatien Rettung der letzten Adria-Delfine www.adria-delfine.de Projektbericht 2014 Ein Gemeinschaftsprojekt der Gesellschaft zur Rettung der Delphine/GRD und Tierärzten der I. II. III. IV. V. VI. VII. Hintergrund Feldarbeit & Forschung Delfinschutzzentrum Öffentlichkeitsarbeit Wissenschaftliche Aktivitäten Weiterer Projektverlauf Links S. 2 S. 3 S. 7 S. 8 S. 10 S. 10 S. 10 Anhang I: Karte der Totfunde 2014 in der kroatischen Adria Anhang II: wissenschaftliche Publikationen 2014 Tierärztlichen Fakultät der Universität Zagreb, Kroatien sowie der kroatischen Naturschutzorganisation VAL GESELLSCHAFT ZUR RETTUNG DER DELPHINE (GRD) Kornwegerstr. 37, 81375 München Tel. 089/74 16 04 10 – Fax 089/74 16 04 11 info@delphinschutz.org - www.delphinschutz.org Spendenkonto: Bank für Sozialwirtschaft IBAN: DE57 7002 0500 0009 8348 00 BIC: BFSWDE33MUE Konto: 983 48 00 BLZ: 700 205 00 2 DELFINSCHUTZ IN KROATIEN I. Hintergrund Nur noch rund 220 Große Tümmler haben in der einst meeressäugerreichen Adria überlebt – wir wollen ihr Aussterben verhindern! Nur noch etwa 220 Große Tümmler (Tursiops truncatus) leben in der kroatischen Adria. Es sind die letzten Meeressäuger, die dort ganzjährig zu finden sind, nachdem die Mönchsrobbe (Monachus monachus) und der Gemeine Delfin (Delphinus delphis) in der Adria ausgestorben sind. Schon eine geringfügige Störung im ökologischen Gleichgewicht könnte für die kleine, in den kroatischen Küstengewässern residente Delfinpopulation das Aus bedeuten. Die Großen Tümmler sind trotz des seit 1995 bestehenden gesetzlichen Schutzes durch Beifangtod in Fischernetzen, Überfischung, direkte Jagd und Wassermotorsport gefährdet. 50 Prozent der Delfine sterben durch menschlichen Einfluss, wie Untersuchungen der Totfunde an der kroatischen Küste ergaben. Gemeinsam mit Tierärzten der Universität Zagreb, die 2004 auch die kroatische Naturschutzorganisation „VAL“ (Welle) ins Leben riefen, gründete die GRD 1999 das Projekt zur “Rettung der letzten Adria-Delfine”, um die Population und ihren Lebensraum langfristig zu erhalten. Zu den wichtigsten Zielen gehören: Großer Tümmler bei Hvar. © K. Boeckmann Einrichtung von Schutzgebieten Betrieb des im Juli 2013 eingeweihten Delfinschutzzentrums auf der Insel Molat in Norddalmatien Öffentlichkeitsarbeit zur Sensibilisierung von Einheimischen und Touristen über die Notwendigkeit des Schutzes der bedrohten Meeressäuger Projektmitarbeiter Doc. Dr. Tomislav Gomerčić, Tierärztliche Fakultät der Universität Zagreb, „Val“ Doc. Dr. Ana Galov, Naturwissenschaftlich-Mathematische Fakultät der Universität Zagreb Doc. Dr. Martina Đuras, Tierärztliche Fakultät der Universität Zagreb, „Val“ Dr. Darinka Škrtić, Tierärztliche Fakultät der Universität Zagreb Mr. Snježana Ćurković, Tierärztliche Fakultät der Universität Zagreb Ulrich Karlowski, Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V. /GRD Ulrike Kirsch, Gesellschaft zur Rettung der Delphine e.V./GRD Projektbericht 2014 3 II. Feldarbeit und Forschung Totfunde 2014 wurden insgesamt 34 tote Meeressäuger entlang der gesamten kroatischen Küste gefunden. Es handelte sich um 28 Große Tümmler, einen Rundkopfdelfin sowie eine Mittelmeermönchsrobbe. Bei vier Tieren ließ sich die Art nicht mehr feststellen. Die Zahl der gemeldeten Totfunde war im August am höchsten, viele davon stammten aus Istrien (s. Anhang I). Mittelmeer-Mönchsrobbe © Saša Nešić Das Alter der Delfine wird nachträglich anhand der Wachszonen im Zahndentin geschätzt werden. Die Todesursache konnte bei insgesamt 10 Tieren festgestellt werden: ein Delfin wurde angeschossen, vier ertranken im Netz, einer starb an den Folgen einer Kehlkopfstrangulation durch ein Fischernetz und vier starben eines natürlichen Todes. In fünf Fällen konnte die Todesursache nicht festgestellt werden, darunter zwei Funde von Knochenüberresten handelte. 17 Totfunde sind nur anhand von Meldungen bekannt, die Überreste konnten nicht gefunden oder geborgen werden. Mönchsrobbe bei Pula gestorben Die Mittelmeer-Mönchsrobbe, die über mehrere Wochen hinweg Badegäste an den Stränden von Pula (Istrien) erfreute, wurde im August tot aufgefunden. Sie war herzkrank, wie die Obduktion ergab. Das Tier war stark abgemagert, es fehlten ihm alle Zähne, sodass es sich nicht mehr ernähren konnte. Allein der Umstand, dass es immer wieder belebte Strände aufsuchte, war wohl ein Hinweis auf seinen geschwächten Zustand, da Mittelmeer-Mönchsrobben gewöhnlich sehr scheu sind. Delfin erschossen Ein schwer verletzter Delfin, den unsere Partner Ende April noch lebend gefilmt hatten, wurde kurz darauf bei Vrsar tot aufgefunden. Die Obduktion ergab, dass der junge Große Tümmler an den Folgen einer Schusswunde gestorben war. Skelett am Meeresgrund Eine Urlauberin entdeckte im Juni beim Schnorcheln vor der Insel Šolta Reste eines Tierskeletts auf dem Meeresgrund. Nach Bergung und Untersuchung der Knochen im Labor stellte sich heraus, dass es sich um die Überreste eines Rundkopfdelfins handelte, eine bis zu 4 m lange und 500 kg schwere Art, die in der Adria nur sporadisch auftaucht. Albino In der nördlichen Adria wurde ein weißer Delfin gesichtet, wie die kroatische Meeresschutzorganisation Blue Word berichtete. Kontaktfreudiger Delfin In einem kleinen Meeresarm in Norddalmatien machte ein kontaktfreudiger Großer Tümmler von sich reden. Er hielt sich mehrere Wochen lang dort auf und suchte von sich aus immer wieder den Kontakt zu Schwimmern. Obduktion eines Delfins. © M. Đuras erschossenen Hinweis: Das Einsammeln von Skelettresten oder Knochen vom Meeresgrund und deren Mitnahme ist in Kroatien verboten. 4 DELFINSCHUTZ IN KROATIEN Dramatische Delfinrettungsaktion Riesiges Glück im Unglück hatte ein Delfin, der sich mit der Schwanzflosse in einem Seil verheddert hatte. An diesem hing auch noch ein Plastikkanister, mit dem Fischer oft die Position ihrer Netze markieren. Am Pfingstsonntag entdeckten kroatische Bootsausflügler nahe der norddalmatinischen Insel Dugi Otok den Großen Tümmler, der verzweifelt versuchte, sich zu befreien. Sie eilten ihm zu Hilfe und schnitten das Seil durch. Nun konnte es zwar wegschwimmen, zog aber noch immer den Kanister hinter sich her. Da eine Annäherung jetzt nicht mehr möglich war, holten die Delfinfreunde sofort Hilfe und man verständigte unseren Projektpartner Tom Gomerčić. Der Tierarzt fand das Tier einige Stunden später in stark erschöpftem Zustand. Mit einer um den Kanister geworfenen Schlinge gelang es ihm und seinem Kollegen, den Delfin vorsichtig ans Boot zu ziehen. Dann packten sie ihn an der Schwanzflosse und schnitten das Seil durch - Befreiung geglückt! Sogleich tauchte der Tümmler ab, um noch ein paar Mal in Bootsnähe aufzutauchen, als ob er sich bedanken wolle. Seine Rettung aus tödlicher Gefahr hat der Delfin der Hilfsbereitschaft beherzter Menschen zu verdanken. Dies ist auch ein Erfolg unseres Projekts, durch das die Meeressäuger auch von immer mehr Einheimischen als schützenswerte Lebewesen wahrgenommen werden. Der gerettete Delfin, der auf den Namen Srećković, zu Deutsch „Glückspilz“ getauft wurde, ist kein Unbekannter, wie ein Blick in den Katalog der bereits identifizierten Großen Tümmler ergab. Er wurde erstmals am 10. Juni 2012 vor der Stadt Ugljan auf der gleichnamigen Insel gesehen. Für ihn kann nun auch eine symbolische Patenschaft übernommen werden (s. nächste Seite). Tödliche Falle: Die Delfinfluke hat sich in einem Seil mit Kanister verwickelt. © T. Gomerčić Geglückte Befreiung. © T. Gomerčić Erstsichtung von Srećković im Jahr 2012. © M. Duras Hier die Videos der Rettungsaktion. Feldarbeit in der Region Zadar Im Jahr 2014 wurde vom 3. bis 11. Juli in der Region von Zadar ein Delfinmonitoring durchgeführt. Große Tümmler wurden am 4.7. bei Pag und am 9.7. bei Ždrelac gesichtet. Für den geretteten Delfin Srećković kann eine symbolische Patenschaft übernommen werden. © Nicole Allmayer/Nika-Photos.at Projektbericht 2014 5 Fotoidentifikation Mit einer detaillierten Erfassung des Bestandes, der unter Umständen unterschiedlichen Arten, der Anzahl und Aktivitäten von Individuen in einer Gruppe, der Nachwuchsrate und den Bewegungsräumen der Meeressäuger können spezifische Maßnahmen für deren Schutz ausgearbeitet werden. Dabei hilft insbesondere auch die Fotoidentifikation. Die aufgrund ihrer Form und Markierungen bei jedem Delfin einzigartige Rückenflosse ermöglicht Rückschlüsse auf Gruppenzusammensetzungen, Wanderrouten und die Entwicklung der Jungtiere. Delfine schwimmen in der Bugwelle eines Bootes. © Behringer Diese Aktivitäten sind Teil der Vorgaben des internationalen Schutzabkommens ACCOBAMS (Agreement on the Conservation of Cetaceans in the Black Sea, Mediterranean Sea and Contiguous Atlantic Area), das auch von Kroatien ratifiziert wurde. Alle seit 2003 in den Regionen Zadar und Šibenik-Knin fotoidentifizierten Delfine sind in der kroatischen Datenbank CroDolphin (crodolphin.vef.hr/crodolphin/) archiviert. Patendelfine Für das Patenschaftsprogramm stehen neun Große Tümmler zur Auswahl, die durch Fotoidentifizierung bekannt sind. Sie wurden seit ihrer Erstsichtung, die bei einigen bereits 2001 erfolgte, wiederholt in den Gewässern vor Zadar gesichtet. Wiedererkannt werden die Tiere anhand von Form und Markierungen der Rückenflosse (Finne), die so einzigartig ist wie der Fingerabdruck beim Menschen. Fotos der Finnen werden deshalb in sogenannten Foto-ID-Katalogen gesammelt. Neu hinzugekommen ist 2014 der Patendelfin „Srećković“, der Glückspilz (s. S. 4). „Delfinshow“ bei den Kornaten. ©Jochen Brandner Großer Tümmler bei Rab. © Jessica Klein Von links nach rechts: Crta („Strich“) Ypsilon Poveliki („Riese“) V.l.n.r. : Veseljak („Spaßvogel“) Dobro Jutro („Guten Morgen“) Munja („Blitz“) V.l.n.r.: Strelica („Pfeil“) Kuka („Haken“) und der „Neue“, Srećković („Glückspilz“) 6 DELFINSCHUTZ IN KROATIEN Delfinsichtungsprogramm Bereits seit 2001 sammelt die GRD unter Beteiligung zahlreicher Kroatienurlauber Daten über Delfinsichtungen in der kroatischen Adria. Diese Daten werden ausgewertet und fließen in Erhebungen und Analysen ein, die für die Internationale Walfangkommission (IWC) von den Mitgliedsländern aufgestellt werden. Sie sind Teil der Bewertungsgrundlage für Maßnahmen, um bedrohte Delfinbestände zu schützen und ihre Lebensräume zu erhalten. 2014 erhielt die GRD von Kroatien-Urlaubern insgesamt 270 Meldungen. Am häufigsten wurden Große Tümmler gesichtet. Darüber hinaus entdecken und meldeten uns Urlauber auch einen Totfund, einen Skelettfund sowie die Sichtungen von Walen. Die Sichtungen werden auf der GRD-Website veröffentlicht: Delfinsichtungen 2014 Finnwal(e) Anfang Mai tauchte ein Finnwal vor der italienischen Hafenstadt Triest auf. Im Juni wurde ein weiterer – oder auch derselbe - weiter südlich vor Split gesichtet. Verirrte Pottwale Anfang September verirrte sich eine Gruppe Pottwale in der kroatischen Inselwelt, eine Sensation, denn die nördliche Adria ist für sie eigentlich viel zu flach. Häufiger trifft man die Giganten, die bis zu 3000 m und tiefer tauchen, im Mittelmeer. Mehrere Tage lang wurde die mindestens siebenköpfige Gruppe immer wieder zwischen Mljet, einer rund 30 km nordwestlich von Dubrovnik gelegenen Insel, und der Insel Molat in Norddalmatien, auf der unser Delfinschutzzentrum steht, gesichtet. Am 12. September wurde jedoch klar, dass nicht alle den Weg zurück in tiefere Gewässer schafften. Sieben Pottwale waren nördlich der italienischen Hafenstadt Vasto gestrandet. Helfern eines Strandungsnetzwerks gelang es zwar, vier von ihnen wieder zurück ins Meer zu bringen, doch für drei kam leider jede Hilfe zu spät. Wenige Wochen später fand man einen weiteren toten Pottwal 200 km weiter südlich an der italienischen Küste. Mit großer Sicherheit handelte es sich hier immer um Mitglieder derselben Gruppe. Ob die Wale wegen natürlicher Ursachen strandeten oder ob dafür militärische Sonarübungen oder seismische Messungen zur Öl- und Gassuche eine Rolle bei dem so traurig geendeten Ausflug der Pottwalgruppe in die Adria spielten, ist unklar. CRO-Dolphin: Datenbank und App In die CroDolphin-Datenbank werden alle Delfinund Walsichtungen eingespeist. Sichtungsdaten können im Übrigen von jedem in die kroatische Datenbank eingegeben werden. Hierfür gibt es auch eine spezielle, kostenlose App (CRODolphin-little). Großer Tümmler bei den Kornaten. ©Jochen Brandner Finnwal bei Triest. © Günther Eder Pottwale bei Molat. © Coco Buder Pottwalfluke. © Andrea Steffen CroDolphin-Datenbank Projektbericht 2014 7 III. Delfinschutzzentrum Das Zentrum war vom 22. Juni bis 19. September (mit kurzen Unterbrechungen) geöffnet. Die Arbeit des Zentrums wurde durch den Einsatz von studentischen Praktikanten ermöglicht. Sieben angehende Tierärztinnen halfen bei der Betreuung des Zentrums. Sie waren für den Info-Punkt im Zentrum zuständig und informierten Besucher über die letzten Adria-Delfine und unsere Arbeit zu ihrem Schutz. Noch ist die Station nur mit dem Notwendigsten ausgestattet, um die Feldarbeit vor Ort durchzuführen, und auch das Infozentrum hat mit Postern, Broschüren und dem Schädel eines Großen Tümmlers lediglich eine erste Grundlage geschaffen; etliches fehlt noch, wie diverse Arbeitsgeräte und weitere Exponate. Das Zentrum stellt einen wichtigen Meilenstein in unseren Delfinschutzbemühungen in Kroatien dar. Es dient mit seiner strategisch günstigen Lage in Norddalmatien nicht nur als feste Basis für die Feldarbeit, sondern soll Einheimischen und Touristen die Möglichkeit bieten, sich über die Meeressäuger zu informieren, die in den kroatischen Küstengewässern leben. Ansicht des Delfinschutzzentrums vom Marktplatz in Molat aus. © U. Kirsch Noch ist das Besucherzentrum nur mit dem Notwendigsten ausgestattet. © U. Karlowski Auf Molat gibt es keine Straßennamen und Hausnummern. Die Koordinaten lauten: 44°12'49" N, 14°52'44" E. Aufgehängte Banner weisen den Weg zum Delfinschutzzentrum. 1 = Hafen 2 = Kirche roter Pfeil, 3 = Delfinschutzzentrum 8 DELFINSCHUTZ IN KROATIEN IV. Öffentlichkeitsarbeit Kampagne Hands Off – Die Adria darf nicht sterben!“ Der Adria droht eine massive Ölpest: In nur wenigen Jahren sollen unzählige Ölplattformen und Gasförderanlagen in dem sensiblen Meeresgebiet errichtet werden. Eine Katastrophe, vergleichbar mit der Ölpest im Golf von Mexiko 2010, ist nur eine Frage der Zeit. Die kroatische Regierung hat die Adria für die Vergabe von Bohrlizenzen in 29 unterschiedlich große Blöcke mit einer Gesamtgröße von knapp 37.000 km² aufgeteilt. Damit könnten bis zu 90 % der kroatischen Territorialgewässer für die Öl- und Gasförderung freigegeben werden. Der Mindestabstand der Bohrplattformen zur Küste wurde auf 10 km bzw. auf 6 km von der Außenlinie der Inseln festgelegt. Zum Vergleich: Die im Golf von Mexiko explodierte und untergegangene „Deepwater Horizon“ bohrte in etwa 84 Kilometern Entfernung vor der Küste des USBundestaates Louisiana. Die Entscheidung der Regierung für eine großflächige Ausbeutung fossiler Ressourcen ist ein gewaltiger Schritt zurück in die Steinzeit der Energiepolitik. Statt auf regenerative Energien zu setzen, bauen Oligarchen und hochrangige Politiker auf das schnelle, schmutzige Geld mit dem „schwarzen Gold“ unter Einsatz einer Hochrisikotechnologie. Die Folgeschäden für Natur, Tourismus und Fischerei werden langfristig und größtenteils irreparabel sein. Öl- und Gasplattformen bald auch in der Adria? © Wolcott Henry 2005/Marine Photobank Ölverklebter Seevogel. © Russian Doors/Marine Photobank Mit seinen mehr als 1.200 Inseln und fast 1.800 Kilometern Küstenlinie gehört die kroatische Adria zu einem der populärsten Urlaubsziele der Welt. Der Tourismus zählt zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen und trägt in großem Maße zum Bruttoinlandsprodukt bei. In den vielfach noch intakten Küstengewässern leben seltene und vom Aussterben bedrohte Tierarten wie die letzten Adria-Tümmler und Mittelmeermönchsrobben. Die Insel Cres ist einer der letzten Lebensräume des Gänsegeiers in Europa. Eine aus besorgten Bürgern gebildete Allianz, die Clean Adriatic Sea Alliance (CASA), lancierte diverse Proteste und Petitionen, die auch von der GRD unterstützt werden. Die GRD fordert vom kroatischen Botschafter in Deutschland und der Kroatischen Tourismuszentrale, sich gegen die Ölbohrpläne der kroatischen Regierungen einzusetzen. Darüber hinaus startete die GRD die Online-Petition „Hands off - Die Adria darf nicht sterben!“ auf change.org und fordert, dass die Adria langfristig von der Öl- und Gasförderung ausgenommen und vor der Gefahr einer Ölverseuchung geschützt wird. CASA ist eine Allianz kroatischer Bürger gegen die geplanten Öl- und Gasförderungen. © CASA GRD-Online-Petition ”Hands off – Die Adria darf nicht sterben! Projektbericht 2014 9 Aktionen Stand up and paddle for the dolphins Mit einer außergewöhnlichen Aktion haben die vier Sportler Andy Dressler, Arnd Dünzinger sowie die Zwillingsbrüder Mario und Manuel Stecher auf die Situation der letzten Adria-Delfine in Kroatien aufmerksam gemacht: Sie vollbrachten die Erstumrundung des Gardasees per Stehpaddeln (Stand-up-Paddling/SUP). „Das Projekt hatte den Charakter einer richtigen Expedition“, erklärt Mario Stecher. „Unser ganzes Equipment wie Ausrüstungsgegenstände, Essen und Getränke, transportierten wir auf unseren Brettern. Hier-für dienen spezielle Halterungen an Bug und Heck der Boards. Es gab keine zusätzliche Unterstützung von einem Versorgungsboot oder Ähnlichem.“ In drei Tagen bewältigten die Naturfreunde die 160 km Uferlänge mit purer Armmuskelkraft! Die anlässlich der Aktion gesammelten Spenden kamen dem GRDProjekt zur „Rettung der letzten Adria-Delfine“ zugute, dem sich Mario Stecher aufgrund seiner langjährigen Tätigkeit als Skipper in der kroatischen Adria besonders verpflichtet fühlt. Manuel Stecher, einer der vier SUP-Sportler, die sich für die Adria-Delfine einsetzten. © Holger Dorn │ Photography Wir danken den Sportlern und allen, die diese Aktion mit ihrer Spende unterstützten ganz herzlich! Sie brachten die beachtliche Summe von über 2.000 Euro für die Adria-Delfine zusammen! © Holger Dorn │ Photography „Zeigen Sie Flagge“ Der Reinerlös aus dem Verkauf dieser Flagge mit Delfinmotiv fließt direkt in unser Projekt zur Rettung der letzten Adria-Delfine. FLAGGE ZEIGEN: Medien Über das Projekt wurde in Kroatien mehrfach in Fernsehsendungen und Zeitungsartikeln berichtet, z. B.: TV HRT2. Alle TV-Beiträge und Printartikel Die Links sind auf der VAL-Website veröffentlicht: val-nature.hr Danksagung Wir danken für ihre langjährige Projektunterstützung der: In der deutschen Presse wurde u.a. berichtet in Nautische Nachrichten 4/2014 Yacht-Log Juni 2014, Juli 2014 Bella, 26.2.2014 Weitere Berichte über das Projekt erschienen auf diversen Internetportalen wie Tauchernet, Skippertipps, UnternehmenHeute.de u.a. sowie der Deutschen Stiftung Meeresschutz/ DSM www.stiftungmeeresschutz.org 10 DELFINSCHUTZ IN KROATIEN V. Wissenschaftliche Aktivitäten Zum Diplomstudiengang Tiermedizin an der Uni Zagreb gehören auch die Fächer „Systematik und Evolution der Meeressäuger“ sowie „Anatomie des Großen Tümmlers (Tursiops truncatus)“. In die Projektarbeit waren 2014 erneut Studenten der Tierärztlichen sowie der NaturwissenschaftlichMathematischen Fakultät der Universität Zagreb einbezogen. Wissenschaftliche Veröffentlichungen: siehe Anhang II Staatliche Projekthilfe Das kroatische Staatsinstitut für Umweltschutz (DZZP) finanzierte einen Teil der postmortalen Untersuchungen. VI. Weiterer Projektverlauf 2015 werden die bisherigen Aktivitäten im Rahmen der Feld-, Labor- und Öffentlichkeitsarbeit fortgesetzt. Das Delfinschutzzentrum soll weiter ausgebaut werden. Zagreb, den 4. Februar 2015 Dr. Martina Đuras Gomerčić Tierärztliche Fakultät der Universität in Zagreb, Verein für Naturschutz „Val“ Dr. Tomislav Gomerčić Tierärztliche Fakultät der Universität in Zagreb, Verein für Naturschutz „Val“ (ergänzt und bearbeitet, Ulrike Kirsch/GRD, Projektleitung Kroatien, München, Mai 2015) VII. LINKS Delfinsichtungen melden (online oder Bogen zum Herunterladen) Verhaltensregeln beim Beobachten von Delfinen in freier Wildbahn Verhaltensregeln bei Begegnungen mit einer Mittelmeer-Mönchsrobbe in freier Wildbahn Welche Wal- und Delfinarten kommen in der Adria vor? Unsere Projektpartner: VAL Facebook-Seite VAL Delfinsichtungen 2013 Crodolphin Projektbericht 2014 11 Anhang I Karte der Totfunde 2014 in der kroatischen Adria Legende: gelb: Großer Tümmler 327: Skelettreste eines Rundkopfdelfins rot: keine postmortalen Untersuchungen Stern: Mittelmeer-Mönchsrobbe 12 DELFINSCHUTZ IN KROATIEN Anhang II –Publikationen (vollständige Liste aller Publikationen siehe: http://www.vef.unizg.hr/dolphins/radovi/popis.htm) Doktorarbeiten Snježana Ćurković (2014): Polimorfizam i selekcija gena skupine II glavnog sustava tkivne podudarnosti u populaciji dobroga dupina (Tursiops truncatus) iz Jadranskoga mora. Polymorphism and selection of major histocompatibility complex class II in bottlenose dolphins (Tursiops truncatus) from the Adriatic Sea. Doktorarbeit. Veterinarski fakultet. Sveučilište u Zagrebu. Zagreb. Mentoren: Martina Đuras und Ana Galov. Manuela Zadravec (2014): Postnatalna diferencijacija koštanog tkiva dobroga dupina (Tursiops tuncatus). Postnatal differentiation of bone tissue in the bottlenose dolphin (Tursiops tuncatus). Doktorarbeit. Veterinarski fakultet. Sveučilište u Zagrebu. Zagreb. Mentoren: Martina Đuras und Mario Mitak. Diplomarbeiten Sanja Horvat (2014): Postnatalno okoštavanje prsne peraje dobrog dupina (Tursiops tuncatus). Postnatal ossification of the pectoral fin in the bottlenose dolphin (Tursiops tuncatus). Diplomarbeit. Veterinarski fakultet Sveučilišta u Zagrebu. Zagreb. Mentoren: Martina. Đuras und Tomislav Gomerčić. Željko Pavlinec (2014): Raznolikost gena DQA i DQB skupine II glavnog sustava tkivne podudarnosti u plavobijelog dupina (Stenella coeruleoalba) i glavatog dupina (Grampus griseus). Variability of DQA and DQB genes of the major histocompatibility complex class II in striped (Stenella coeruleoalba) and Risso's dolphins (Grampus griseus). Diplomarbeit. Biološki odsjek Prirodoslovno-matematičkog fakulteta Sveučilišta u Zagrebu. Zagreb. Mentoren: Ana Galov und Martina Đuras. Wissenschaftliche Veröffentlichungen H. Arbanasić, M. Đuras, M. Podnar, T. Gomerčić, S. Ćurković, A. Galov (2014): Major histocompatibility complex class II variation in bottlenose dolphin from Adriatic Sea: inferences about the extent of balancing selection. Marine Biology 161: 2407-2422. M. Đuras, D. Divac Brnić, T. Gomerčić, A. Galov (2014): Craniometry of bottlenose dolphins (Tursiops truncatus) from the Adriatic Sea. Veterinarski arhiv 84: 649-666.