wal im ausverkauf - WDC, Whale and Dolphin Conservation

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wal im ausverkauf - WDC, Whale and Dolphin Conservation
{ whales.org }
WDC-Kids
Nachrichten von WDC, Whale and Dolphin Conservation
Sommer 2014 | Nr. 7
WAL IM
AUSVERKAUF
Editorial
WDC-Kampagne
Wie findige Walfänger
Wale unters Volk bringen
Liebe Wal- und Delfinfreundinnen,
liebe Wal- und Delfinfreunde,
Wal im Ausverkauf! Auf den ersten Blick mag
diese Schlagzeile geradezu absurd erscheinen,
die Realität sieht jedoch genau so aus. Bisher
wenig bekannt finden Walfleisch und andere
Walprodukte ihren Weg in eine Vielzahl von Produkten, von Lebensmitteln bis zu Treibstoff. Sinkende Nachfrage und grundsätzlich mangelndes
Interesse an Walfleisch in den Herkunftsländern
haben dazu geführt, dass immer neue, kreative
Ideen für dessen Absatz entwickelt werden – oft
so verschleiert, dass nicht mehr klar ersichtlich
ist, um welche Inhaltsstoffe es sich im Einzelnen
handelt. Lesen Sie mehr dazu in dieser Ausgabe
von Wal&Meer sowie im neuen ausführlichen
WDC-Bericht, den Sie auf unserer Webseite herunterladen können.
Die Dokumentation Blackfish hat die Diskussion rund um die Frage, ob gefangen gehaltene
Orcas und andere Delfinarten überhaupt jemals
wieder in die freie Wildbahn entlassen werden
können, in den Mittelpunkt gerückt. Wir sagen:
Ja – wenn strikte Regeln befolgt werden und
eine schrittweise Gewöhnung an das Leben in
Freiheit erfolgt. Es gibt viele Beispiele, bei denen
die Auswilderung geglückt ist und diesen Tieren
ein Leben in Freiheit ermöglicht wurde (lesen Sie
dazu die WDC-Expertenmeinung auf Seite 4).
Wenn Sie dieses Jahr vielleicht einen Urlaub
mit Wal- oder Delfinbeobachtung planen, dann
haben Sie Gelegenheit, genau dies zu erleben –
Wale und Delfine in Freiheit. Erfahren Sie mehr
über die aktuellen WDC-Kampagnen gegen Delfinarien in dieser Ausgabe von Wal&Meer.
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre
und einen schönen Sommer!
Ihre
Franziska Walter
Geschäftsführerin
WDC Deutschland
WAL IM
AUSVERKAUF
Leider kein Scherz: Walfleisch
mit Dip auf der Grünen Woche.
Hundefutter in Tokyo, Burger in Oslo, Bier in Reykjavik,
Whisky in London oder Sushi in Kalifornien – all diese
Produkte haben eines gemeinsam: Achtet man nicht peinlichst genau auf die Inhaltstoffe, so hat man Walfleisch in
der Dose, auf dem Teller oder sogar im Trinkglas.
Denn mancherorts wird Wal- und Delfinfleisch ganz offen an
den Mann, die Frau gebracht. Anfang 2014 kam es zu einem
handfesten Skandal in Berlin: Auf der Internationalen Grünen Woche, der weltgrößten Messe für Ernährung, Landwirtschaft und Gartenbau, deckte WDC den illegalen Verkauf von
Zwergwalfleisch auf.
Gemeinsam mit M.E.E.R. e.V. waren wir einem Hinweis gefolgt und auf einen norwegischen Messestand gestoßen, an
dem die Besucher mariniertes Walfleisch mit Blaubeer-Dip
kaufen konnten: Das Schälchen für zwei Euro. Nicht nur, dass
Einfuhr und Angebot von Walfleisch in Deutschland strikt
verboten sind, so wurde das Fleisch auch als norwegische
„Spezialität“ angepriesen. Wahr ist jedoch, dass die norwegische Bevölkerung zunehmend das Interesse an Walfleisch
verliert und groß angelegte Werbekampagnen notwendig
sind, um Walprodukte loszuwerden.
Das einleitend bereits erwähnte Walfleisch-Hundefutter reicht
aber nicht aus, um den sinkenden Bedarf einer ganzen Nation
zu kompensieren. Daher lief eine der letzten Marketingstrategien darauf hinaus, junge Musikfans auf norwegischen Fes-
tivals dafür zu begeistern, Wal-Burger
oder Wal-Sushi als trendige Speisen zu
konsumieren.
Und Island? Im Land der Geysire wird
ein großer Teil des Walfleisches an Touristen verkauft – auch hier unter dem
Mantel eines „Kulturerlebnisses“. Im
Jahr 2010 gaben 40% der Touristen
zu, während ihres Urlaubs auf Island
Walfleisch gegessen zu haben. Im Jahr
2012 ist diese Zahl glücklicherweise
zurückgegangen, nachdem WDC und
andere Organisationen Aufklärungsarbeit vor Ort geleistet hatten. Bei dem in
Island verzehrten Walfleisch handelt es
sich durchwegs um Zwergwalfleisch.
Für Fleisch der größeren Finnwale, die
in Island ebenfalls gejagt werden, gibt
es in Land selbst keinen Markt.
Was also tun mit all dem Walfleisch,
das in Island und Norwegen keiner will?
Japan ist die – wenn auch nicht geografisch – naheliegendste Lösung.
Der Transport des Walfleisches von Europa nach Japan ist jedoch nicht unproblematisch. Neben den offensichtlichen
Fragen nach Moral und Tierschutz stellt
ein derartiger Transport rein logistisch
ein Problem dar. Lufttransport ist für
die Walfänger unerschwinglich teuer,
daher wird die Fracht verschifft. Es gibt
jedoch keine direkte Schifffahrtsroute nach Japan und die Reise ist ohne
Zwischenstopp zu lange.
Die einzige Möglichkeit
ist, in einem EU-Hafen anzulegen. Die EU verbietet
jedoch ihren Mitgliedstaaten den Handel mit Walprodukten, warum also
gestattet sie Schiffen, die
tote Wale transportieren,
ihre Häfen anzusteuern?
WDC hat die EU mit
dieser Frage konfrontiert, doch die Antwort
war keineswegs befriedigend: Solange
die Schiffe korrekte
Papiere vorweisen, gäbe es kein Problem und es läge kein illegaler Akt vor,
heißt es von den Verantwortlichen aus
Brüssel.
Illegal oder nicht, wenn die EU mit Walfleisch beladenen Schiffen gestattet, in
ihren Häfen anzulegen und dort ihre
blutige Fracht oft auf ein anderes Schiff
umzuladen, so unterstützt die Europäische Union die Walfangindustrie.
Im Juni 2013 hat WDC erfahren, dass
130 Tonnen Fleisch der stark gefährdeten Finnwale von Island über die EU
nach Japan gebracht werden sollten.
Bereits im Vorfeld hatte WDC an den
zuständigen EU-Kommissar geschrieben, um ihn zu warnen, dass Islands
größter Walfänger Kristján Loftsson
plant, Fleisch einer stark gefährdeten
Tierart über Rotterdam zu verschiffen.
Und um ihn auf die negative Publicity
hinzuweisen, die dies nach sich ziehen
würde.
Wenige Wochen später hatten mehr
als eine Million Menschen eine Petition
unterzeichnet, um gegen diesen Walfleischtransport zu protestieren. Dennoch und unter heftigen Protesten der
Öffentlichkeit legte das Cargo-Schiff
am 27. Juni 2013 in Rotterdam an.
Dort wurde das Walfleisch auf ein anderes Schiff gebracht, das weiter nach
Hamburg fuhr. Zweifel an der Gültigkeit
der mitgeführten Papiere führten dazu,
dass die deutschen Behörden die Fracht
beschlagnahmten. Als das Schiff letztendlich freigegeben wurde, überzeugte
die Öffentlichkeit die beiden involvierten
Schifffahrtslinien „Evergreen Line“ und
„Samskip“, das Walfleisch nach Island
zurückzubringen. Beide verpflichteten
sich freiwillig, kein Walfleisch mehr zu
transportieren.
Die Position der EU hat sich jedoch
bisher nicht verändert und ist für
uns inakzeptabel. Wir rufen die EU
weiterhin mit Nachdruck auf, den
Transport jeglicher Walprodukte durch
EU-Häfen zu untersagen.
Bier aus Walmehl wäre in Deutschland
hoffentlich kein Renner...
Weiterer Walfleischtransport
Im März 2014 erhielt WDC Kenntnis
von einem weiteren Transport von
Finnwalfleisch, das von Island nach
Japan verschifft wurde. Das Schiff
„Alma“ fährt unter zypriotischer Flagge und wird durch die Hamburger Firma FSC Frigoship Chartering GmbH
verchartert. WDC ist angesichts der
Tatsache, dass auf unser Drängen
zurzeit in Deutschland und der EU ein
Verbot des Transits von Walfleisch
diskutiert wird, über den Transport
durch ein deutsches Schiff empört.
Offenbar versucht Kristján Loftsson
zudem, die Transit-Problematik zu
umgehen, indem die Alma die längere
Route um das Horn von Afrika nimmt.
WDC-Report: Wal im Ausverkauf
Wale werden nicht nur wegen ihres
Fleisches, sondern auch aufgrund
ihrer Speckschicht, des Fettgewebes und anderer Körperteile getötet.
Der neue WDC-Bericht dokumentiert die Verwendung von Walen
(sowohl legal als auch illegal) für
eine Vielzahl von Produkten. Von
Bootstreibstoff über Hautcreme bis
hin zu Leckerlis für Hunde – der
Handel mit Walen hat im 21. Jahrhundert groteske Auswüchse angenommen. Ein brutales Geschäft, bei
dem Walen und Delfinen unermessliches Leid zugefügt wird und stark
gefährdete Tierarten gejagt werden.
WDC-Wissen
ZURÜCK
in die Freiheit?
WDC-Expertin Cathy Williamson geht der Frage nach, ob
und wie gefangen gehaltene Wale und Delfine wieder
ausgewildert werden können.
Im Jahr 1998 wurde der Schwertwal Keiko, Star des erfolgreichen Tierfilms “Free Willy” (1993), nach einer mehrjährigen Kampagne in ein großes, abgezäuntes Meeresareal
bei Island überstellt. Dort wurde Keiko gesund gepflegt und
langsam an ein Leben in freier Wildbahn gewöhnt. Im Juli
2002 machte er sich nach Begegnungen mit einigen wilden
Orcas auf die Reise über den Atlantik, wo er fünf Wochen
später gesund an der norwegischen Küste ankam. Im Dezember 2003 starb der berühmte Schwertwal als freies Tier.
Bisher konnten bereits einigen Walen und Delfinen nach
Jahren der Gefangenschaft die Rückkehr in die freie Wildbahn ermöglicht werden. Keiko war vermutlich nicht der
beste Kandidat, da kaum bis gar nichts über seine nächsten
Verwandten und seine genaue Heimat bekannt war. Große
Tümmler wurden in Brasilien, Guatemala, Nicaragua, Russland, Amerika und der Türkei freigelassen. In den meisten
Fällen wurden die Tiere nach der Freilassung über Monate
oder sogar Jahre hinweg regelmäßig beobachtet.
Vor der Rückkehr in die freie Wildbahn müssen die Tiere
auf das Überleben in der Wildnis vorbereitet werden und
wichtige Fähigkeiten wie den Fang lebender Fische oder das
Vermeiden von Booten (wieder) erlernen.
WDC empfiehlt, dass die Freilassung von Walen und Delfinen strikten Richtlinien folgt. So sollte jede Auswilderung
dazu beitragen, dass wilde Populationen geschützt und
auch die Gesundheit und das Überleben des ausgewilderten Tieres im Auge behalten werden. Die Tiere sollten in
eine Population wieder eingegliedert werden, bei der es
sich im Idealfall um die nächsten Verwandten handelt (dies
wäre bei Lolita und Corky möglich, zwei der am längsten
gefangen gehaltenen Schwertwale). Andernfalls sollten die
Tiere zumindest in der Nähe einer Population freigelassen
werden, der sie natürlicherweise angehören könnten. WDC
empfiehlt weiters, lokale Experten zu involvieren und die
einzelnen Tiere im Vorfeld sorgfältig zu untersuchen, damit
sie keine Krankheitserreger in die freie Wildbahn einschleppen, die eine Gefahr für frei lebende Wale und Delfine sind.
Werden Tiere für die Auswilderung ausgewählt, so muss
sichergestellt sein, dass sie sich von lebenden Fischen ernähren können und kein Verhalten zeigen, dass eine Gefahr
für ihr Überleben darstellt (wie z.B. Tiere, die sehr nahe an
Boote heranschwimmen, um nach Nahrung zu betteln).
Schlussendlich ist die Beobachtung der Tiere über einen
längeren Zeitraum von großer Bedeutung, damit festgestellt
werden kann, ob die Auswilderung erfolgreich war.
Als Teil der Expertengruppe der “Free Morgan Foundation”
unterstützt WDC Auswilderungspläne für den Schwertwal
Morgan, der im Jahr 2010 vor der holländischen Küste aufgrund seines Gesundheitszustandes in menschliche Obhut
kam und mittlerweile im Loro Parque auf Teneriffa unter
sehr schlechten Bedingungen gehalten wird (siehe WDCNachrichten Nr. 6).
Es wird leider nicht möglich sein, alle gefangen gehaltenen Wale und Delfine zurück in die
Freiheit zu entlassen. Nach vielen Jahren Gefangenhaltung sind einige Tiere ohne menschliche Pflege nicht mehr überlebensfähig. Diese Individuen sollten die Chance erhalten, ihr
restliches Leben in einem sicheren Meeresareal zu verbringen, wo sie zwar von Menschen
gepflegt werden, jedoch keine Kunststücke
zeigen müssen und ihrem natürlichen Verhalten nachgehen können. Eine Beobachtung der
Tiere aus der Distanz kann ermöglicht werden. WDC arbeitet mit Merlin Entertainments
– Betreiber der Aquarienkette SEA LIFE und
Kooperationspartner von WDC – an einem
höchst spannenden Projekt, bei dem so ein
Meeresareal für Wale und Delfine, die nicht
ausgewildert werden können, geschaffen werden soll (siehe WDC-Nachrichten Nr. 1).
Ein Leben in Freiheit - für einige Tiere aus Gefangenschaft ist der Traum Realität geworden.
WDC-Kampagne
Kein
Urlaub
für
Orcas
Internationaler Erfolg in Sachen Vergnügungsparks
Sir Richard Branson ist wohlhabender
Brite, Naturliebhaber und Inhaber von
Englands großem Reiseveranstalter
Virgin Holidays.
Wie auch die deutschen Branchenriesen
hat Bransons Reiseunternehmen Trips
zur Delfinarienkette SeaWorld im Programm. Der amerikanische Marktführer
in Sachen Vergnügungspark ist Walund Delfinfreunden schon seit Jahrzehnten ein Dorn im Auge. SeaWorld ist v.a.
für seine Orca-Shows mit Schwertwal
„Shamu“ bekannt, der für eine ganze
Generation in Gefangenschaft zugrunde gegangener Orcas steht. Denn stirbt
„Shamu“, erhält einfach ein anderer Orca
denselben Namen. BesucherInnen wird
so eine Kontinuität vorgegaukelt, die
nicht der Realität entspricht.
WDC hat im März eine großangelegte Kampagne gestartet, um Richard
Branson dazu zu bewegen, keine Reisen nach SeaWorld mehr zu verkaufen.
Herzstück der Kampagne ist ein rockiger Protest-Videoclip, in dem der Unternehmer auf humorvolle Art auf die
Schaufel genommen und aufgefordert
wird: „Sei kein A**** und mach keine
Geschäfte mit dem Leid von Schwertwalen“ (nachzusehen und -hören auf
www.whales.org).
Richard Branson reagierte unmittelbar
auf unsere Kampagne. Er kündigte einen vorerst auf sechs Monate begrenzten breit angelegten Dialog mit allen
Beteiligten (darunter auch WDC) an,
um die Themenparks unter die Lupe zu
nehmen.
Gleichzeitig erklärte er, dass Virgin Holidays nur mehr mit Einrichtungen zusammenarbeiten werde, die bereit sind,
auf Wildfänge zu verzichten.
Dies ist ein guter Anfang, doch uns nicht
genug: Unser Endziel ist die Schließung
aller Delfinarien weltweit, denn Wale
und Delfine eignen sich nicht für die
Haltung in Gefangenschaft!
Richard Branson ist
Inhaber von Englands
großem Reiseveranstalter
Virgin Holidays.
Unsere Kampagne in Deutschland
Keine feinen Fakten
FTI Touristik GmbH und TUI Deutschland gaben in den
letzten Monaten bekannt, in Zukunft keine Reisen mehr
zu Delfinarien anbieten zu wollen. Wahrheit ist jedoch,
dass auch im aktuellen FTI Touristik-Katalog eine Sonderwerbeaktion zum 50-Jahr-Jubiläum von SeaWorld
Platz gefunden hat und der Loro Parque auf Teneriffa,
in dem Schwertwale unter katastrophalen Haltungsbedingungen leiden, ebenfalls von beiden Unternehmen
weiterhin beworben wird (siehe auch Wal&Meer Nr. 6).
1.400-mal müsste ein Orca in einem Becken bei SeaWorld
im Kreis schwimmen, um die gleiche Distanz zurückzulegen wie in freier Wildbahn an einem Tag.
TUI Deutschland begründet dies damit, dass SeaWorld
und Loro Parque als Themenparks in den Katalogen vorkommen, TUI aber auf die Bewerbung der dort gezeigten
Wal- und Delfinshows verzichte! WDC stimmt dieser Logik keinesfalls zu, denn eine direkte Bewerbung von Delfinarien ist wohl nicht mehr notwendig, wenn man einen
Themenpark im Programm führt, der Wal- und Delfinshows in einem derartigen Ausmaß anbietet.
WDC fordert mit Nachdruck, dass Reiseunternehmen in
Zukunft darauf verzichten, lukrative Kooperationen jeglicher Art mit den Vergnügungsparks einzugehen. Nur mit
diesem konsequenten Schritt können sich die Reiseunternehmen den grünen Mantel verdienen, den sie sich
jetzt schon gerne umhängen möchten.
44 Orcas sind bei SeaWorld gestorben. Die Vergnügungskette hält zurzeit 23 Orcas gefangen.
Mehr als 90% der Orcas bei SeaWorld sind vor Erreichen
des 25. Lebensjahrs verstorben. In freier Wildbahn kann
ein weiblicher Schwertwal bis zu 80, 90 Jahre alt werden.
WDC-Kampagne
Schutz für Schweinswal in Sicht?
WDC-Kampagnenleiter Fabian Ritter informiert über aktuelle politische Entwicklungen
Die WDC-Kampagne Walheimat setzt
sich für den Schutz des Schweinswals
in deutschen Gewässern ein und rückt
dabei die Population der zentralen Ostsee in den Fokus. Hier kämpfen nur noch
wenige Hundert Tiere ums Überleben.
Wirksame Maßnahmen für den Schutz
dieser vom Aussterben bedrohten Art
sind dringend notwendig – wie z.B. das
Verbot von umweltschädigenden Fischereimethoden oder (unterwasser-)
lärmintensiven Aktivitäten in Schutzgebieten. Nachdem Ex-Umweltminister
Peter Altmaier hier weitgehend untätig
geblieben ist, könnte jetzt mit der neuen
Bundesregierung und einer SPD-Ministerin an der Spitze des Umweltministeriums Schwung in die Sache kommen.
Tatsächlich hat Bundesumweltministerin Barbara Hendricks in Brüssel bereits
erklärt, der Schutz der Meere habe für
sie „eine hohe Priorität“. Da auch das
Bundesamt für den Naturschutz (BfN)
als deutlicher Fürsprecher für weitergehende Maßnahmen zum Schutz der
sensiblen Meeressäuger gilt, wächst
die Hoffnung auf baldige Besserung.
Doch es gibt ein Problem – das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL).
Dort weigert man sich seit jeher gegen
die Einschränkung der Fischerei und
dies hat sich mit der neuen Regierung
kein bisschen geändert, selbst wenn es
nur bereits ausgewiesene und rechtlich
verbindliche Schutzgebiete betrifft. Als
geeignete Maßnahme wird vom BMEL
weiterhin der großflächige Einsatz
von so genannten Pingern propagiert.
Schweinswale sollen also durch akustische Vergrämung z.B. von Netzen ferngehalten werden. Damit würde man sie
jedoch genau dort stören und vertreiben, wo sie besonderen Schutz genießen sollen. Das ist nicht nur unlogisch,
sondern auch höchst unsinnig. Doch
Landwirtschaftsminister Schmidt und
seine fleißigen Mitarbeiter, unterstützt
durch die Fischereilobby, legen sich
weiter dafür ins Zeug, dass Schweinswalschutz in Deutschland klein ge-
schrieben wird und wirksame Maßnahmen ausbleiben. So sieht keine Politik
aus, die Schweinswalen im Speziellen
und der Natur im Allgemeinen hilft.
WDC fordert, dass endlich auf breiter
Front alternative Fangmethoden – mit der
entsprechenden finanziellen Unterstützung durch den Bund – erforscht und gefördert werden, damit Schweinswale nicht
weiter in den Stellnetzen der Fischer verenden. Wir nehmen an Expertengruppen,
Symposien und Konferenzen teil und set-
zen uns mit wissenschaftlich begründeten Argumenten im Dialog mit Entscheidungsträgern für die Schweinswale ein.
Wir haben wirtschaftsfreundliche Politik
satt, die stets mauert und unsere Naturschätze für immer aufs Spiel setzt. Denn
ausgestorbene Tiere kommen nicht mehr
zurück – nie mehr.
Protestieren Sie mit uns für sichere
Schutzgebiete. Senden Sie auf www.
whales.org unter „Wahlheimat“ eine
Protest-Nachricht an das BMEL.
Schweinswale in der Ostsee „aufgespürt“!
Im Forschungsprojekt SAMBAH haben sich Wissenschaftler intensiv mit
dem Vorkommen von Schweinswalen in der Ostsee beschäftigt. Mit akustischem Monitoring, bei dem viele Schweinswal-Klickdetektoren (sogenannte
CPODs) in der Ostsee verankert wurden, konnten die Echoortungslaute der
Schweinswale registriert werden.
Dank der daraus entwickelten Karten können Gebiete identifiziert werden,
die für den Schweinswal von besonderer Bedeutung sind, und Gebiete, in
denen ein hohes Konfliktpotential zwischen Schweinswalen und Menschen
besteht.
Der Schweinswal in der zentralen Ostsee ist vom Aussterben bedroht.
WDC-Vermischtes
Japan: Treibjagden für Delfinariennachschub
Bei den letzten Treibjagden in Japan im
Januar 2014 haben die Zahlen unsere
langjährige Vermutung bestätigt: Immer
mehr Delfine werden lebend gefangen
und an die Delfinarienindustrie verkauft.
Dies ist die treibende, finanzstarke Kraft
hinter den brutalen Jagden.
Der junge Albino-Delfin schwimmt beengte
Runden im Taiji-Museum in Japan.
Unter den im Januar 52 gefangen
genommenen Delfinen war ein junger,
weiblicher Albino-Delfin, ein Großer
Tümmler. Das Schicksal dieses Tieres
hat weltweit Aufmerksamkeit erregt.
Zu Redaktionsschluss im April 2014
befand sich die kleine weiße Delfindame
Berlin: BLACKFISH bei Parlamentarier-Empfang
Im Februar 2014 lud WDC gemeinsam mit anderen Tierschutzorganisationen Parlamentarier aller deutschen Fraktionen zu einem Empfang in
Berlin. Neben einer Kurzvorstellung der Arbeitsschwerpunkte der einzelnen Organisationen wurde der aktuelle Kinofilm BLACKFISH gezeigt
(siehe auch WDC-Nachrichten Nr. 5). Bei der anschließenden Diskussion rückte WDC das Thema „Säugetiergutachten“ in den Mittelpunkt.
Darin soll künftig die Haltung von Delfinen in Deutschland geregelt werden. WDC war ursprünglich an dem Gutachten beteiligt, zog sich aber
nach mehrfachen Hinweisen auf die unwissenschaftliche Arbeitsweise
des Gremiums und dem Nachweis von verschiedenen Täuschungsversuchen der Zooseite aus dem Gutachtergremium zurück.
Russland: Fangquote
von zehn Orcas
für 2014
weiterhin in einem sehr kleinen Becken
im Taiji-Museum, wo sie mit insgesamt
fünf anderen Delfinen aus den
Treibjagden gehalten wird. Ric O´Barry,
ehemaliger Delfintrainer und nunmehr
Tierschutz-Aktivist,
beobachtete,
dass das Albino-Weibchen von zwei
anderen Tieren regelmäßig gejagt und
drangsaliert wurde. Ihm schien, als
versuchte sie, die anderen Tiere zu
meiden, was in dem kleinen Becken
jedoch unmöglich war. Die weiße
Delfindame wird mit totem Fisch
gefüttert und scheint ausreichend zu
fressen.
EU: UVP auch für Lärm
verpflichtend
Seit 11. März 2014 ist es rechtskräftig: Unternehmen, die mit ihren Aktivitäten Lärm
im Meer verursachen, müssen zuvor eine
Umweltverträglichkeitsprüfung durchführen. WDC hat diesbezüglich mehrere Gespräche mit EU-Parlamentariern geführt
und begrüßt die neue Richtlinie für verpflichtende UVPs für akustische Meeresverschmutzung. Mehr zu dieser Kampagne
unter silentoceans.org
Mitte März gab das russische Forschungsinstitut TINRO für 2014 seine
Empfehlung für eine Fangquote von
zehn Orcas im Fernen Osten Russlands
bekannt. Im Vorfeld wies TINRO die
Empfehlung der russischen Ökologiebehörde zurück, für 2014 eine Nullquote zu
vergeben. Russland ist zurzeit die einzige Region, in der Fangquoten für Orcas
erteilt werden und Orcafänge stattfinden.
Die gefangenen Tiere werden in Delfinarien und Aquarien auf der ganzen Welt
gebracht, die Nachschub für verstorbene Orcas benötigen. WDC erforscht vor
der Halbinsel Kamtschatka seit Jahren
die heimischen Schwertwale und konnte
mit den gewonnenen Daten Orcafänge in
dieser Region verhindern.
Mehr über Orcas in Gefangenschaft unter www.schwertwal.de
WDC erforscht mit dem Projekt FEROP
Schwertwale im Fernen Osten Russlands.
WDC Kids
Mit-Mach-Aktion:
Hallo Delfinpatin!
Hallo Walhelfer!
Male Walen ein Zuhause!
Wale und Delfine leben in einer Welt unter Wasser. Das ist ihr Zuhause.
Wir bei WDC wünschen uns für Wale und Delfine ein sicheres und schönes
Zuhause. Darum setzen wir uns für Schutzgebiete ein, in denen die Tiere
ungestört leben, spielen, fressen und sich vermehren können.
Wie stellst du dir ein sicheres Zuhause für Wale und Delfine vor? Was brauchen Wale, um sich wohlzufühlen?
Endlich wieder eine Seite im
„Wal&Meer“ nur für dich. Mit
neuen Aktionen und Ideen zum
Delfinschutz. Viel Spaß damit!
Mach mit bei unserer Mal-Aktion. Es geht ganz einfach:
1. Entscheide dich für deinen Lieblingswal …
Malvorlagen für acht unterschiedliche Walarten findest du auf unserer
Webseite www.wale.org/kids (Male Wale q Malvorlagen ausdrucken)
alen
Kinder m
in
Walen e
!
Zuhause
Treue
Walpaten
Seit drei Jahren unterstützt die Klasse
6b der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule in
Berlin ihren Patenwal Uma. Die jährlichen Spendenbeiträge wurden durch
tolle Aktionen gesammelt. Mit dem Erlös der letzten Tombola konnte sogar
noch eine weitere Patenschaft für „Curry“ übernommen werden! DANKE!
2. … und male ihm eine Welt – ein schönes Zuhause!
3. Fotografiere dein Bild oder scanne es ein und schicke es uns an kids@
whales.org. Wir verlosen tolle Walpreise!
Malduell:
Wale malen auf dem iPad
Mit dem „Malduell“ von Foldapps kannst du gemeinsam mit Freunden Wale
(aus)malen – oder selber neue Wal-Malvorlagen erstellen. Wer am schnellsten und am schönsten malt, gewinnt am Ende den Pokal.
Die 6b der Bruno-H.-Bürgel-Grundschule hat eine Patenschaft
für Uma.
Impressum / Medieninhaberin: WDC, Whale and Dolphin Conservation GmbH, gemeinnützige Körperschaft, AG München HRB 126158
WDC, 81245 München, Altostraße 43, Tel: 089 6100 2393 | Fax: 089 6100 2394 | E-Mail: kontakt@whales.org | whales.org
Für den Inhalt verantwortlich: Franziska Walter, Julia Neider | Grafik & Design: Roman Richter
Fotos: © Giovanni Bearzi, FEROP, Rob Lott, Vanessa Mignon, ORES/Ursula Tscherter, WDC
Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wurde in der Regel die männliche Schreibweise verwendet. Wir weisen an dieser Stelle ausdrücklich darauf hin,
dass sowohl die männliche als auch die weibliche Schreibweise für die entsprechenden Beiträge gemeint ist.
„WAL&MEER“ ist auf FSC-zertifiziertem Papier gedruckt, das chlorfrei gebleicht wird. FSC (Forest Stewardship Council) ist ein Zertifikat für Papier aus nachhaltiger Forstwirtschaft. Mehr unter www.fsc-deutschland.de
Eine Welt, in der alle Wale und Delfine in Freiheit und Sicherheit leben.