„Zahnarzt zu werden, war immer mein großer Traum“
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„Zahnarzt zu werden, war immer mein großer Traum“
48 BZB Oktober 11 Praxis KZVB „Zahnarzt zu werden, war immer mein großer Traum“ Der in Namibia geborene Zahnarzt Vapula Haukongo über sein turbulentes Leben Dr. Gleau: Wie alt waren Sie, als Sie nach Deutschland gekommen sind? Haukongo: Drei Jahre. Ich bin als Halbwaise in die DDR gekommen. Dort bin ich bis 1990 zur Schule gegangen. Nach der Wende musste ich aufgrund des politischen Umbruchs in Deutschland im Alter von 13 Jahren nach Namibia zurück, wo ich mit meiner Mutter und meinem Bruder zunächst in der Nähe von Windhoek lebte. Da sich die Bundesregierung bereit erklärt hatte, die Kosten für unsere Schulausbildung zu übernehmen, war es mir möglich, die Privatschule in Namibia zu besuchen und dort meine Hochschulberechtigung zu erlangen. In Namibia lernte ich ein Ehepaar kennen, das in München ein Zahntechniklabor betreibt. Dort konnte ich eine Ausbildung zum Zahntechniker beginnen. Und so bin ich 1998 nach München gekommen und habe hier zunächst meine Ausbildung gemacht und danach mit dem Zahnmedizinstudium begonnen. Meinen Phantom-III-Kurs habe ich übrigens bei unserem heutigen Kammerpräsidenten Professor Benz gemacht, von dem ich viel gelernt habe. 2009 habe ich dann mein Staatsexamen gemacht. Dr. Gleau: Und wie sind Sie auf die Idee gekommen, dass Sie Zahnarzt werden möchten? Haukongo: Der Wunsch, Zahnarzt zu werden, ist bei mir schon ganz früh gereift – da war ich noch ein kleines Kind in der DDR: Als bei einem Freund ein Zahn wackelte, hat er mich gefragt, ob ich ihm da nicht helfen könne. Als ich den Zahn einfach mit der Hand ganz schnell rausgezogen habe, haben wir uns ganz verdutzt angeschaut. Er, weil es gar nicht wehgetan hat, und ich, weil ich so schnell je- Foto: KZVB Seit 13 Jahren lebt Vapula Haukongo in München. Hier konnte er sich seinen Traum verwirklichen: Zahnarzt werden. Derzeit arbeitet er noch als angestellter Zahnarzt, aber im Januar kommenden Jahres übernimmt er eine Einzelpraxis in MünchenNeuperlach. Über sein spannendes Leben und was die Zahnmedizin für ihn bedeutet, sprach der 34-Jährige mit dem KZVB-Referenten für Öffentlichkeitsarbeit Dr. Michael Gleau. Bereits als Kind entdeckte Vapula Haukongo (rechts) seine Leidenschaft für den Zahnarztberuf. Links der KZVB-Referent für Öffentlichkeitsarbeit Dr. Michael Gleau. mandem helfen und ihn glücklich machen konnte. Das war für mich ein schöner Moment und seitdem wollte ich unbedingt Zahnarzt werden. Da ein Zahnmedizinstudium sehr hohe finanzielle Kosten verursacht, war ich nicht immer ganz sicher, ob ich ein solches Studium finanzieren könne, aber ich war mir sicher, dass es irgendwie einen Weg geben wird. Dr. Gleau: Nachdem Sie mit dem Studium fertig waren, hatten Sie auch die Möglichkeit, in Namibia als Zahnarzt zu arbeiten. Soweit ich das einschätzen kann, wird es dort in naher Zukunft einen beachtlichen Wohlstand geben. Als ich vor Kurzem in Namibia war, habe ich die enorme Dynamik des Landes persönlich erleben dürfen. Warum haben Sie sich trotzdem für Deutschland entschieden? Haukongo: Nach Namibia zurückzugehen, war tatsächlich eine ernsthafte Option für mich, denn Namibia boomt wirtschaftlich und Zahnärzte werden dort immer gebraucht. Aber dann hat mir eine Zahnärztin, mit der ich schon als Zahntechniker zusammengearbeitet habe, angeboten, ihre Praxis zu übernehmen. Da es sich dabei um eine alteingesessene Praxis handelt, die gut läuft, habe ich mich nach einer gründlichen Prüfung entschlossen, meine künftige Existenz hier aufzubauen. Ich fühle mich in Deutschland sehr wohl und habe hier außer meinem Freundeskreis auch eine Ersatzfamilie gefunden. Zudem habe ich in Namibia noch nie als Zahnarzt gearbeitet. Ich weiß also gar nicht, wie Praxis BZB Oktober 11 49 KZVB man dort zum Beispiel mit den Krankenkassen abrechnet und wie dort insgesamt das betriebswirtschaftliche Umfeld einer Zahnarztpraxis aussieht. Dr. Gleau: Haben Sie jemals Vorbehalte wegen Ihrer Herkunft erlebt? Haukongo: Im ersten Moment merkt man schon gelegentlich, dass die Patienten ein bisschen zurückhaltend und eher skeptisch sind. Aber wenn ich dann mit ihnen rede und sie merken, wie flüssig ich Deutsch spreche, dann werden sie immer locke- rer. Neben der Sprache ist das Auftreten ein zentraler Faktor: Wenn man sicher auftritt, dann merken das die Patienten und es fällt ihnen leichter, Vertrauen zum Zahnarzt aufzubauen. Wenn man also selbstbewusst auftritt und sagt, „Hallo, ich bin der Arzt“, dann hat man auch kein Problem mit den Patienten. Dr. Gleau: Ich wünsche Ihnen viel Erfolg beim Start in die Selbstständigkeit und danke Ihnen ganz herzlich für das Gespräch. Licht aus, Film ab Johannes Bernklau sorgt dafür, dass Kinogänger glücklich werden Im Hauptberuf ist Johannes Bernklau Zahnarzt in Weiden, in seiner Freizeit Filmvorführer und stolzer Besitzer des ein oder anderen filmischen Schatzes in seiner Sammlung. Er kennt sich aus mit den Finessen vieler Filmprojektoren und rettete dadurch schon so manchen Kinoabend. Foto: Bernklau Alles fing vor fünf Jahren zu Studentenzeiten an. Das Kino in Weiden suchte einen Filmvorführer. Der perfekte Nebenjob für den angehenden Zahnarzt. Und Johannes Bernklau entdeckte so den Film für sich. Bald wurde mehr daraus – im Juni dieses Jahres eröffnete er gemeinsam mit Oliver Rögner in Beim Umgang mit alten Filmprojektoren kommt Zahnarzt Johannes Bernklau sein Basteltalent zugute. Neustadt an der Aisch das geschlossene Kino wieder. Die Begeisterung war groß und über 1000 Besucher strömten am ersten Wochenende in das Kino. „Der Bayerische Rundfunk begleitete uns einen ganzen Tag, um in seiner Sendung ,Kino Kino‘ zu berichten“, erzählt Bernklau. Wie stolz er auf diesen Erfolg ist, hört man ihm an. Zuletzt sorgte er bei den Forchheimern und ihren Gästen für Kinoflair unter freiem Himmel. Das ging allerdings nur, weil er die Praxis wechselte und jetzt vor Ort ist. Von Nürnberg ging es in eine neue Praxis nach Weiden. „Die Zeit zwischen den zwei Jobs habe ich genutzt, um den Fränkischen Kinosommer als Filmvorführer zu begleiten.“ Ein zeitraubendes und „familienfeindliches Hobby“, wie Bernklau selbst sagt, denn in Ausnahmefällen war er bis zu teils 70 Stunden in der Woche unter anderem für den Fränkischen Kinosommer eingespannt. Am liebsten spielt der 27-Jährige Filme, die nicht in den großen Kinokomplexen gezeigt werden. „Lustig darf es schon sein, aber nicht diesen HollywoodKlamauk“, so Bernklau. Auch schwerere Kost wird gerne von ihm gezeigt, wie der „Baader-MeinhofKomplex“. Um an das Material heranzukommen, bedarf es oft harter Überzeugungsarbeit: „Das sind teils harte Verhandlungen mit den Verleihern. Bis zu 500 Euro muss man zahlen, egal ob der Film gezeigt wird oder nicht. Und 50 Prozent der Einnahmen aus den Eintrittskarten gehen auch an den Verleiher. Der will ja auch von was leben“, fügt Bernklau trocken an. 50 BZB Oktober 11 Praxis KZVB Foto: picture-alliance/Mary Evans Picture Library tung“, heißt es dann ganz gerne mal bei Leihgeräten, erzählt Bernklau mit einem Lächeln. Den einen oder anderen Kinoabend konnte er so schon retten – der Ton war ausgefallen, da ein Widerstand heiß gelaufen war und sich durch die Eigenwärme abgelötet hatte. „Ich habe die Stelle dann einfach mit Krokoklemmen überbrückt.“ In seiner jetzigen Praxis bei Dr. Rainer Burkhardt in Weiden ist sein Technik- und Tüfteltalent auch von Nutzen. Das ist nur ein Grund, warum er sich dort sehr wohlfühlt. King Kong über den Dächern von New York – ein Klassiker und Meilenstein der Filmgeschichte und ein Besuchermagnet Der Film läuft an Wer denkt, der Film gehört nur in den Projektor gelegt und dann muss nur noch ein grünes Knöpfchen gedrückt werden, der irrt. „Die Filme werden in Dosen geliefert und müssen erst mal zusammengeklebt werden. Das dauert schon mal eine dreiviertel Stunde. Dann werden noch die Lautsprecher angebracht und die Stühle müssen auch aufgebaut werden. Damit ist man alles in allem gut zwei Stunden beschäftigt“, erklärt Bernklau. Gegen 22 Uhr, wenn es dunkel ist, heißt es dann an Sommerabenden wirklich „Film ab“. Das Xenonlicht am Projektor wird gezündet, „dann langsam anfahren lassen – sonst gibt’s einen Filmriss“. Ständig im Blick hat der Hobbyfilmvorführer dabei, ob Licht, Bild und Ton passen. A propos Filmriss, der kommt natürlich auch mal vor, erzählt Bernklau. Auf einmal sind 2000 Meter Film entrollt und der ganze Filmsalat liegt um den Projektor herum. „Den schlimmsten Fehler, den man jetzt machen kann, ist, den Anfang zu suchen. Den findet man nie! Das Beste ist es, den Rest auch noch abrollen zu lassen. Dann kommt man zwar kaum noch in den Projektorraum, aber der Film kann vom Ende her wieder aufgerollt werden.“ Sein Faible fürs Tüfteln wissen die Kollegen zu schätzen. „Johannes, nimmst du die Bastelausrüs- Platzraubende Sammlung Die Leidenschaft für den Film erstreckt sich bei Bernklau bis in die eigenen vier Wände. „Ich habe etliches an Kinotechnik zu Hause. Projektoren von Frieseke & Hoepfner, Philips oder Bauer, teilweise aus den 1930er- und 40er-Jahren. Die nehmen so einigen Platz weg, deswegen reduziere ich gerade meinen Bestand ein wenig.“ Stolz ist er auch auf seine Filmsammlung. Er schwärmt von den vielen Klassikern, die er mit den Jahren erworben hat – in seinem Archiv befinden sich alte Zorrofilme aus der „Western von Gestern“-Reihe, Fox’ Tönende Wochenschau, Wochenschauen der 50er-Jahre und Monumentalfilme. Dabei hat seine Sammlung auch musealen Charakter. „Viele Filme gibt es gar nicht mehr. Ich habe die letzte Kopie. Wenn ich die wegwerfe, ist der Film unwiderruflich verschwunden.“ Platzräuber sind sie aber auch. Auf eine Filmrolle passen 20 Minuten. Für einen Film braucht es also vier bis sieben Rollen. Bei 40 Filmen kommt da einiges zusammen. Zum Entspannen vom Job geht er, wie könnte es anders sein, gerne mal ins Kino – am liebsten in ein Programmkino. Und wenn der junge Zahnarzt mal nur visuell abschalten möchte, greift er auf seine Schallplatten- und Grammophonplattensammlung zurück – seine zweite Leidenschaft. Ilka Helemann Ungewöhnliches Hobby? Haben auch Sie ein ungewöhnliches Hobby? Engagieren Sie sich in Ihrer Freizeit ehrenamtlich in einem Verein, einer Kulturgruppe oder einer Bürgerinitiative? Wir interessieren uns dafür, was Bayerns Zahnärzte außerhalb ihrer Arbeitszeit alles auf die Beine stellen. Wenn Sie möchten, dass das BZB darüber berichtet, schreiben Sie uns oder rufen Sie uns an: KZVB-Pressestelle, Leo Hofmeier, Fallstraße 34, 81369 München, E-Mail: L.Hofmeier@kzvb.de, Telefon: 089 72401-184, Fax: -276.