1. Was ist Makroökonomik? 2. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
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1. Was ist Makroökonomik? 2. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung
Übung zur Makroökonomik BA im Wintersemester 2010/11 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik 1. Was ist Makroökonomik? 2. Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungg Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 1 Was 1. W ist i tM Makroökonomik? k ök ik? Typische Fragestellungen makroökonomischer Teilgebiete: Was sind die Determinanten langfristigen Wachstums? Was verursacht h kkonjunkturelle j k ll Schwankungen h k und d was sind i dd deren Folgen? l ? Was verursacht Arbeitslosigkeit? Können Regierungen Einfluss auf die ökonomische Leistungsfähigkeit einer Ökonomie nehmen? Wenn ja, wie? In der modernen Makroökonomik wird von repräsentativen Agenten (Unternehmen und Haushalten) ausgegangen, die optimale Entscheidungen treffen. Damit sollen die Aussagen eines makroökonomischen Modells mikroökonomisch fundiert sein sein. Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 2 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 1 Was 1. W ist i tM Makroökonomik? k ök ik? 1.1 Grenzen Sie die Wissenschaftsgebiete Mikro- und Makroökonomik gegeneinander ab. Mikroökonomik: ik ök ik Stellt das einzelne Wirtschaftssubjekt und dessen Verhalten in den Fokus der Analyse. Makroökonomik : Befasst sich mit den aggregierten wirtschaftlichen Größen und deren Interaktion, wie zum Beispiel der gesamten Güternachfrage eines Landes Landes, mit der Inflation oder der Wachstumsrate des BIP. Beispiel: Y = F(K,L) In der Makroökonomik wird Y als BIP und nicht als Produktion eines einzelnen Unternehmens aufgefasst. Genauso sind K und L als die aggregierten Faktorbestände an Arbeit und Kapital aufzufassen. Makroökonomik untersucht die Struktur Struktur, die Funktionsweise und die Leistungsfähigkeit von Volkswirtschaften sowie Politikmaßnahmen, welche auf diese Einfluss nehmen können. Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 3 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 1 Was 1. W ist i tM Makroökonomik? k ök ik? 1.2 Herr Müller aus Gohlis trifft für 2008 seine Konsum- und Sparentscheidungen. Handelt es sich hierbei um eine mikro- oder makroökonomisches Problem? Begründen Sie Ihre Aussage. Es handelt sich hier bei um ein Mikroökonomisches Problem, da hier die Entscheidungen eines einzelnen Wirtschaftssubjekts betrachtet werden. Ergänzung: Ökonomie: Volkswirtschaft (engl. Economy) Ökonomik: Lehre von der Volkswirtschaft (engl. Economics) Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 4 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 1 Was 1. W ist i tM Makroökonomik? k ök ik? 1.3 Diskutieren Sie kurz den Sinn und Zweck von Modellen in den Wirtschaftswissenschaften. „Ein Modell, das die ganze Buntheit der Wirklichkeit berücksichtigt, würde nicht nützlicher sein i d ll d di h i d i kli hk i b ü k i h i ü d i h ü li h i als eine Landkarte im Maßstab Eins zu Eins.“ (Joan Robinson) Definition Modell: Unter einem Modell versteht man eine vereinfachte Abbildung der Wirklichkeit. Bei dieser Abbildung sollten jene Aspekte herausgegriffen werden, die für die jeweilige Fragestellung als wichtig und relevant erscheinen. Mit anderen Worten es werden irrelevante Aspekte aus der Betrachtung ausgeschlossen. Eine größere Genauigkeit ist oftmals nur mit größerer Komplexität des Modells zu erkaufen. Schwierige und nicht offensichtliche Zusammenhänge lassen sich oftmals nur mit Modellen verstehen bzw. aufdecken: • Warum entspricht die langfristige Wachstumsrate des BIP der Rate des techn. Fortschritts? g g nicht 1% weniger g Arbeitslosigkeit? g • Warum bedeutet 1% mehr Inflation langfristig • Warum sollte man überhaupt auf die Idee kommen, dass hier ein Zusammenhang besteht? Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 5 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 1 Was 1. W ist i tM Makroökonomik? k ök ik? Modelle werden in der Regel mathematisch formuliert, weil intersubjektive Überprüfung der Ergebnisse eher gewährleistet ist, die Aussagen sich einfacher quantifizieren lassen. Voraussetzung für die Bildung von Modellen: Grundsätzlich muss eine Regularität vorhanden sein, da nur dann deduktive Theorien aufgestellt werden können. Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 6 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 1 Was 1. W ist i tM Makroökonomik? k ök ik? 1.4 Erklären Sie die Begriffe endogene und exogene Variable. Die i d durch hd das Modell d ll zu erklärende klä d Variable i bl wird i d als l endogene d ((von iinnen kkommende) d ) Variable bezeichnet. Exogene (von außen kommend) Variablen sind für das Modell gegeben. Exogene Variable Ökonomisches Modell Endogene Variable Beispiel: l Ausgabenmodell Y = C + I + G + X – Z • exogene Variable: C, I, G, X, Z • endogene Variable: Y Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 7 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 1 Was 1. W ist i tM Makroökonomik? k ök ik? 1.5 Wie jede Wissenschaft entwickelt sich auch die Makroökonomik weiter. Was bedeutet hier Fortschritt und wodurch ergeben sich Probleme beim Überprüfen der Theorien? Alle Wissenschaften versuchen ihre Theorien zu überprüfen. In den Wirtschaftswissenschaften werden Theorien mit den Fakten konfrontiert, d.h. mit den Daten. Daten Problem: 1. Daten werden oftmals für andere Zwecke erhoben. 2. Effekte können aus den Daten verschwinden oder sind nicht direkt beobachtbar (Erwartungen). 3. Aggregationsprobleme. 4. Keine (oder kaum) Möglichkeit zu experimentieren. Deshalb bedient man sich teilweise komplizierter statistischer Verfahren. Wird eine Theorie nach einem Test nicht abgelehnt, heißt dies lediglich, dass sie nicht falsch i t aber ist, b nicht i ht mehr. h Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 8 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 1 Was 1. W ist i tM Makroökonomik? k ök ik? Fortschritt: wird, wie in anderen Wissenschaften auch, methodisch erzielt, d.h. 1. d durch h statistische i i h und d mathematische h i h Weiterentwicklungen i i kl 2. durch Instrumente (Computer, Software). Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 9 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 1 Was 1. W ist i tM Makroökonomik? k ök ik? 1.6 Bestimmen Sie, ob die folgenden Aussagen positiv oder normativ sind: a) b) c) d) e) Im Laufe der nächsten einhundert Jahre wird zunehmend Solarenergie genutzt werden. werden Die Steuern für reiche Bürger der USA sind zu hoch. Wenn die Regierung die gegenwärtig geltenden Importquoten für Zucker aufhebt, fällt der Zuckerpreis und die Glucosesirupbranche, die im Inland Rohstoffe für die Zuckerproduktion herstellt, leidet darunter. Verstärkte Werbung durch einen wichtigen Automobilproduzenten wirkt sich auf die Verkäufe der anderen Produzent aus aus. Fusionen zwischen zwei Unternehmen sollten in jedem Fall erlaubt sein. Positive Aussagen: Positive Aussagen: Versuchen zu erklären und sind frei von jeglicher Bewertung. a, c, d Normativ Aussagen: p g und basieren notwendiger g Weise auf Werturteilen. Formulieren Empfehlungen b, e Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 10 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.1 Was wird vom Bruttoinlandsprodukt (BIP) gemessen und welche Möglichkeiten gibt es zur Messung des BIP? Bruttoinlandsprodukt: Gibt den Wert der im Inland hergestellten Güter und Dienstleistungen abzgl. der Kosten für den Import ausländischer Vorleistungen an. BIP = Maß für die produktiven Leistungen, einer Ökonomie. Definitionsmöglichkeiten: D fi iti ö li hk it 1. BIP = Summe der Nettoendverkäufe innerhalb eines geograph. Gebietes während eines bestimmten Zeitraums. (Verwendungsrechnung) 2. BIP = Summe des Mehrwehrt, der innerhalb eines geograph. Gebietes während eines bestimmten Zeitraums geschaffen wird. (Entstehungsrechnung) 3. BIP = Summe der Faktoreinkommen aus den wirtschaftlichen Aktivitäten innerhalb eines geograph. Gebietes während eines bestimmten Zeitraums. (Verteilungsrechnung) Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 11 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.2 Was wird bei der Messung des Bruttoinlandsproduktes nicht erfasst? Nur Markttransaktionen k ki werden d erfasst, f somit i bl bleiben ib h hauswirtschaftliche i h f li h Aktivitäten ki iä meist i unberücksichtigt (Gartenanbau, Wäsche waschen etc.), auch Schwarzarbeit und illegale Geschäfte werden nicht erfasst. Produkte können mit unterschiedlichen Gewichten in die Messung eingehen, so kann das selbe Produkt einmal mit seinem regulären Marktpreis eingehen und einmal im Supermarkt nur die Hälfte kosten. Es wird auch nicht berücksichtigt ob es sich bei den erfassten Ausgaben um Ausgaben handelt die mit Freude geleistet wurden oder solchen die unter schmerzlichen Bedingungen gezahlt wurden wurden. Damit misst das BIP nicht das Glück oder die Lebensqualität. Damit misst das BIP nicht das Glück oder die Lebensqualität Außerdem geht Umweltverschmutzung gar nicht oder nur bedingt in die volkswirtschaftliche Gesamtrechnung ein. Staatliche Leistungen werden zu Produktionskosten bewertet, weil es i.d.R. an Märkten fehlt. BIP unterschiede zwischen USA und Europa sind auf mehr Freizeit in Europa zurückzuführen, was das Resultat freiwilliger Entscheidungen ist und nicht das Ergebnis einer schlechteren Lebensqualität. Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 12 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.3 Herr Schmidt wohnt in Deutschland und arbeitet in Polen und Frau Diego die in Spanien wohnt arbeitet in Deutschland. Das Bruttoinlandsprodukt misst die gesamte inländische Produktion. Gibt es auch ein Maß, dass die gesamte Produktion aller Einwohner eines Landes misst und wenn jja,, wie wird es berechnet? Bruttonationaleinkommen (BNE): früher als Bruttosozialprodukt (BSP) bezeichnet misst das von allen Inländern (Inländerprinzip) erwirtschaftete Einkommen Bruttoinlandsprodukt (BIP): erfasst das von allen In- und Ausländern in einem Land erwirtschaftete Einkommen ( (Inlandsprinzip) p p) Bruttoinlandsprodukt ./. / Einkommen an die übrige Welt + Einkommen aus der übrigen Welt = Bruttonationaleinkommen Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 13 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.4 Eine Volkswirtschaft hatte in 2005 ein BIP von 1.260.000.000 GE. In dieser Volkswirtschaft gingen 2005 5.000 Gastarbeiter einer Tätigkeit nach und erzielten einen Durchschnittslohn von 1.500 GE. Andererseits gingen 6.000 Einwohner der betrachten Volkswirtschaft im Ausland einer g nach und erzielten einen Durchschnittsverdienst in Höhe von 1.800 GE. Der Nettosaldo an Kapitaleinkommen p für 2005 war mit Tätigkeit 26.000.000 GE positiv. Ermitteln Sie das Bruttonationaleinkommen (BNE). Arbeitseinkommen an die übrige Welt Arbeitseinkommen aus der übrigen Welt = 1.500 GE × 12 Monate × 5.000 Beschäftigte = 90.000.000 GE = 1.800 GE × 12 Monate × 6.000 Beschäftigte = 129.600.000 GE BIP Wintersemester 10/11 1 260 000 000 GE 1.260.000.000 ./. Arbeitseinkommen an die übrige Welt + Arbeitseinkommen aus der übrigen Welt + Nettosaldo der Kapitaleinkommen = BNE 90.000.000 GE 129.600.000 GE 26.000.000 GE 1.325.600.000 GE Makroökonomik (B.Sc.) 14 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.5 Handelt es sich bei den folgenden Größen um Bestands- oder Stromgrößen? - Einkommen Stromgröße - Besucher eines Fußballspiels Bestandsgröße - gehandelte Aktien an der Frankfurter Börse am 27. September Stromgröße - Einwohner der BRD am 1.1.2008 um 8:30 Uhr Bestandsgröße Bestandsgrößen beziehen sich immer auf einen einen Zeitpunkt. Stromgrößen beziehen sich immer auf einen Zeitraum. Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 15 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.6 In der folgenden Tabelle sehen Sie eine geschlossene Volkswirtschaft, die aus vier Industrien besteht. Ermitteln Sie auf alle drei Ihnen bekannte Arten das Bruttoinlandsprodukt (BIP). Industrie I Industrie II Industrie III Industrie IV 600 750 700 2100 Löhne 500 450 400 900 Einkauf bei Industrie I -- 250 150 200 Einkauf bei Industrie II 0 -- 0 750 Einkauf bei Industrie III 0 0 -- 0 Einkauf bei Industrie IV 0 0 0 -- 100 50 150 250 Verkaufserlöse Aufwendungen Gewinne Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 16 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h BIP BIP = Summe aller Mehrwehrte (Entstehungsrechnung) Summe aller Mehrwehrte (Entstehungsrechnung) Industrie I Industrie II Industrie III Industrie IV Verkaufserlös 600 750 700 2100 - Vorleistungen 0 250 150 200+750 Mehrwert 600 500 550 1150 BIP = 600 + 500 + 550 + 1150 = 2800 BIP = Summe aller Nettoendverkäufe (Verwendungsrechnung) Endverkäufe Industrie I Industrie II Industrie III Industrie IV 0 0 700 2100 BIP = 700 + 2100 = 2800 Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 17 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h BIP BIP = Summe aller Faktoreinkommen Summe aller Faktoreinkommen (Verteilungsrechnung) Industrie I Industrie II Industrie III Industrie IV Löhne 500 450 400 900 Gewinne 100 50 150 250 BIP = 500 + 100 + … + 250 = 2800 Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 18 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h Es wird zwischen nominalem BIP (in laufenden Preisen) und realem BIP (in konstanten Preisen) unterschieden, um die Veränderungg des Preisniveaus von der Veränderungg des Outputzuwachses zu trennen. Zur Messung des Preisniveaus verwendet man Preisindices, wie z.B. den BIP‐Deflator. nominales BIP reales BIP nominales BIP = Pt a Q t a +Pt b Q t b BIP-Deflator = reales BIP = P0 a Q t a +P0 b Q t b Pt a Q t a +Pt b Q t b BIP-Deflator = a a P0 Q t +P0 b Q t b Der BIP-Deflator ist ein Paasche-Index (nach Hermann Paasche). Paasche-Indices sind dadurch ggekennzeichnet,, dass sie die Mengen g des Berichtsjahrs j mit den Preisen des Basisjahrs j gewichten. Beispiele für Paasche-Indices sind der BIP-Deflator,.. n P Paasche h IIndex d = ∑P Q i t ∑P Q i t i =1 n i =1 Wintersemester 10/11 i t i 0 Makroökonomik (B.Sc.) 19 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h Eine andere Möglichkeit der Messung des Preisniveaus ist ein Laspeyres Laspeyres‐Index Index (nach Etienne Laspeyres). Bei einem Laspeyres-Index wird die Menge des Basisjahrs konstant gehalten. Beispiele für Laspeyres-Indices sind Verbraucherpreisindex (VPI), ... n Laspeyres Index = ∑P Q i 0 ∑P Q i 0 i =1 n i =1 i t i 0 Zu beachten ist das Laspeyres-Indices Preissteigerungen überschätzen, weil sie auf festen Warenkörben basieren. Daher erfassen sie die Anpassung p g der Wirtschaftssubjekte j (Gütersubstitution) auf Preissteigerungen nicht. Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 20 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h Der Wirtschaftskreislauf Den realen Strömen (Faktorleistungen, Konsumgüter) stehen die monetären Ströme (Faktoreinkommen, (Faktoreinkommen Konsumausgaben) entgegen. Faktorleistungen Faktoreinkommen (Y) H U Konsumausgaben (C) Konsumgüter g Y=C Y H U Vermögensänderung (V), Sparen (S), Investitionen (I) C S Wintersemester 10/11 V Y=C+S I=S Y=C+I I Makroökonomik (B.Sc.) 21 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h T T St Y H Staatsausgaben (G), Nettosteuerzahlungen (T) G U C S V I Y=C+I+G G = T, I = S Y=C+S+T T T St G Importe (Z) (Z), Exporte (X) Y H U C S V Y=C+I+G+X-Z I Ausland Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 22 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.7 Für eine geschlossene Volkswirtschaft mit drei Industrien sind Ihnen für das Jahr 2006 folgende Daten gegeben. Industrie I kauft keine Vorleistungen ein, zahlt Löhne in Höhe von 300 GE und verkauft Ihre Produkte für 450 GE. Industrie II kauft nur Produkte von Industrie I im Wert von 250 GE ein und zahlt Löhne in Höhe von 450 GE. Industrie III kauft die ggesamte Produktion von Industrie II in Höhe von 750 GE auf und die gesamten restlichen Produkte von Industrie I. Industrie III zahlt an seine Arbeitskräfte Löhne in Höhe von 350 GE und erwirtschaftet einen Gewinn in Höhe von 150 GE. Stellen Sie die Gewinn- und Verlust Rechnung der Unternehmen auf und ermittel Sie das BIP auf alle drei Ihnen bekannte Arten. Alle Angaben sind in Millionen GE. Industrie I Industrie II Industrie III 450 750 1450 Löhne 300 450 350 Einkauf bei Industrie I -- 250 200 Ei k f b Einkauf beii Industrie I d t i II 0 -- 750 Einkauf bei Industrie III 0 0 -- 150 50 150 Verkaufserlöse Aufwendungen Gewinne Entstehungsrechnung: Verteilungsrechnung: Verwendungsrechnung: Wintersemester 10/11 BIP = 450 + 500 + 500 = 1450 BIP = 300 + 150 + … + 150 = 1450 BIP = 1450 Makroökonomik (B.Sc.) 23 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.8 Verwenden Sie die Daten aus Aufgabe 2.7 und die folgenden Angaben und erstellen Sie einen Wirtschaftskreislauf für die geschlossene Volkswirtschaft. Die Unternehmen Sparen 10 % Ihrer Gewinne der Rest wird an die Privaten Haushalte in Form von Löhnen und Gewinnen g Der Einkommenssteuersatz beträgt g 20 % (Einkommenssteuer ( fällt auch auf Kapitaleinkommen p an). ) Die p privaten Haushalte ausgeschüttet. verwenden 1000 GE Ihres verfügbaren Einkommens für Konsum. Die Staatsausgaben betragen 300 GE. Es fallen keine Körperschafts- und indirekten Steuern an und es werden auch keine Transferzahlungen geleistet. 283 GE St 17 GE 300 GE 1415 GE H U 1000 GE 150 GE 132 GE Wintersemester 10/11 V 35 GE Makroökonomik (B.Sc.) 24 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.9 In der geschlossenen Volkswirtschaft aus Aufgabe 2.7 leben 123.000 Einwohner. Die offene Volkswirtschaft, die südlich von der geschlossenen Volkswirtschaft liegt, hat ein BIP von 1.892.441.100 und verfügt über 10 % mehr Einwohner. Vergleichen Sie diese beiden Volkswirtschaften mit einander. Pro‐Kopf‐BIP = BIP / Einwohner Geschlossene Volkswirtschaft: offene Volkswirtschaft: 1.450.000.000 1 450 000 000 / 123.000 123 000 = 11.788,61 11 788 61 GE/EW 1.892.441.100 / 135.300 = 13.987,00 GE/EW Das Pro-Kopf-BIP in der offenen Volkswirtschaft ist höher als in der Geschlossenen. Jedoch ist zu beachten, dass es sich hier um Einkommen und nicht Vermögen handelt, auch werden bei diesem Vergleich die Lebenshaltungskosten nicht berücksichtigt. Somit lässt sich Grundsätzlich keine Aussage darüber machen welche der beiden Volkswirtschaften reicher ist. Vgl. auch Aufgabe 2.2 Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 25 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.10 In einer Volkswirtschaft wurde im Jahr 2004 von den privaten Haushalten für 267 GE konsumiert. Der Einkommenssteuersatz lieg bei g Investitionen in Höhe von 76 GE. Der 20 %. Die Unternehmen tätigten Staatskonsum belief sich auf 80 GE und der Außenbeitrag war mit 22 GE positiv. Für Abschreibungen sind 35 GE aufgewendet worden. Die Mineralölsteuer und die Tabaksteuer betrugen zusammen 19 GE. 2004 beliefen sich die Mehrwertsteuereinnahmen des Staates auf 41 GE und die Einnahmen aus Körperschaftssteuer auf 80 GE. GE Die Unternehmen sparten 50 GE und der Staat leistete Transferzahlungen im Umfang von 30 GE. Bestimmen Sie das verfügbare Einkommen. X-Z Wintersemester 10/11 Verfügbarres Einkommen persönlicches Einkomm men Volkseinkkommen C NIP I BIP G Makroökonomik (B.Sc.) Konsum 267 Investitionen + 76 Staatsausgaben + 80 Außenbeitrag + 22 BIP = 445 Abschreibungen ./. 35 NIP = 410 Mineralölsteuer ./. 9 Tabaksteuer ./. 10 MWst ./. 41 Volkseinkommen = 350 Körperschaftssteuer ./. 80 Sparen der Unternehmen ./. 50 Transferleistungen + 30 Persönliches Einkommen = 250 Einkommenssteuer ./. 50 Verfügbares Einkommen = 200 26 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.11 Leiten Sie die Definitionsgleichung der Nettoströme her und erläutern Sie Ihr Vorgehen. Zeigen Sie weiter alle Möglichkeiten für einen Außenhandelsdefizit auf und erläutern Sie worum es sich bei einem solchen handelt. Wie bereits weiter oben festgestellt wurde, gibt es zwei Möglichkeiten das BIP zu definieren. Y=C+I+G+X–Z Y=C+S+T Weil diese Gleichungen beide das BIP (Y) definieren müssen sie definitionsgemäß gleich sein, somit ergibt sich: C+S+T=C+I+G+X–Z durch kürzen der Konsumausgaben und umstellen ergibt sich: (S – I) + (T – G) = (X – Z) Ergebnis: ¾ Nettoersparnis des privaten Sektors, Nettoersparnis des Staates ¾ Nettoexporte (Außenbeitrag). Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 27 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h Außenhandelsdefizit: Sind Außenhandelsdefizit: Sind die (physischen, aber wertmäßigen) Importe Z größer als die Exporte X (wertmäßig), wird das Saldo Nettoexporte (X-Z) negativ. Das Saldo Nettoexporte wird in der VGR als Außenbeitrag verbucht. Der Außenbeitrag ist Teil der Leistungsbilanz. (X – Z) < 0 Als Verursacher in einer Ökonomie kann man unterscheiden zwischen dem privaten Sektor und d dem St Staat: t 1. (S – I) < 0 und (T – G) < 0 2. (S – I) < 0 und (T – G) = 0 3. (S – I) < 0 und (T – G) > 0, ¾ jedoch ist die negative Ersparnis des privaten Sektors größer als die Ersparnis des Staates 1. (S – I) = 0 und (T – G) < 0 2. (S – I) > 0 und (T – G) < 0, ¾ jedoch ist die Neuverschuldung des Staates größer als die Ersparnis des privaten Sektors Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 28 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h Anmerkung: 1. Zur Finanzierung von Waren und Dienstleistungen aus dem Ausland braucht man ausländische Währung. 2 Eine Möglichkeit für den Staat und dem privaten Sektor das Außenhandelsdefizit zu 2. finanzieren, ist die Kreditaufnahme im Ausland. 3. D.h. die Volkswirtschaft verschuldet sich gegenüber dem Ausland, der Konsum im Inland wird i d üb über K Kredite dit fi finanziert. i t 4. Kreditaufnahme aus dem Ausland wird in der Kapitalbilanz verbucht. 5. Eine weitere Möglichkeit das Außenhandelsdefizit zu finanzieren, ist die Finanzierung über den Devisenmarkt (Markt für Währungen, Preis: Wechselkurs). Fazit: Außenhandelsdefizit: Finanzierung durch Verschuldung im Ausland oder über den Devisenmarkt. Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 29 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h S‐I T‐G X‐Z = CA USA Japan European Union -1.4 -1 4 9.9 2.9 -3.4 -3 4 -7.1 -2.0 -4.8 -4 8 2.8 0.9 Belgium Denmark France 4.7 4 7 1.1 5.3 0.0 0 0 1.8 -3.2 4.7 4 7 2.9 2.1 Germany G Italy Netherlands 6.1 6 1 2.0 3.2 -3.6 36 -2.5 -1.1 2.5 2 5 -0.5 2.1 SSpain i Sweden UK -2.5 25 3.0 0.5 -0.1 01 1.1 -1.3 -2.6 26 4.1 -0.8 Quelle: Burda, Wyplosz, macroeconomics 4/e Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 30 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h 2.12 Aus welchen Bilanzen setzt sich die Zahlungsbilanz zusammen? Leistungsbilanz Kapitalbilanz Devisenbilanz (verändert sich nur, wenn sich die Devisenreserven der Zentralbank ändern!) 2.13 Gehen Sie von einem Leistungsbilanzdefizit aus und erklären Sie wie die Zentralbank reagiert, wenn weiter davon auszugehen ist, dass der private Sektor keine Finanztransaktionen mit dem Ausland vornimmt. Die Leistungsbilanz setzt sich aus Außenbeitrag und Übertragungsbilanz zusammen zusammen, siehe VL. 1. Annahme: Außenhandelsdefizit führt zu einem Leistungsbilanzdefizit. 2 A 2. Annahme: „Keine h K i Fi Finanztransaktionen ki mit i d dem A Ausland“= l d“ K Keine i Ä Änderung d iin d der Kapitalbilanz. Ausgangspunkt: Außenhandelsdefizit. Um ein Außenhandelsdefizit zu finanzieren, benötigt man ausländische Währung (bspw. ( Dollars). ) Erste Möglichkeit: Kreditaufnahme im Ausland, Dollarzufluss, Verbuchung in der Kapitalbilanz, keine Veränderung in der Devisenbilanz (Devisenreserven der ZB unverändert) (diese Möglichkeit wird in dieser Aufgabe vernachlässigt, da sich die Kapitalbilanz nicht ändern soll) Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 31 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h Zweite Möglichkeit: Kreditaufnahme im Inland (Euros), Euros gegen Dollars am Devisenmarkt „umtauschen“. Die Nachfrage nach Dollars steigt, mehr heimische Währung fließt ab als zu. Somit entsteht ein Überangebot an heimischer Währung relativ zum Dollar. Möglichkeit 2a) Möglichkeit 2a) flexible Wechselkurse: Der Wechselkurs zum Dollar steigt bzw bzw. der Wert der heimischen Währung sinkt. Diesen Preisverfall bezeichnet man als Abwertung der inländischen Währung. Bei B i fl flexiblen ibl WK äändert d t sich i hd der W Wechselkurs, h lk di die D Devisenbilanz i bil verändert ä d t sich i h nicht. i ht Folge: Ausländische Güter werden für Inländer teurer und inländische Güter für Ausländer günstiger, was tendenziell das LBD reduziert (Exporte erhöhen sich). Möglichkeit 2b) fixer Wechselkurs: Startpunkt: Überangebot an heimischer Währung relativ zum Dollar. Die Zentralbank interveniert: Sie kann dem Überangebot entgegen wirken, indem sie das Angebot an heimischer Währung verknappt und dafür Devisen gegen inländische Währung in den Markt gibt. Damit fließen bei der Zentralbank Devisen ab und inländische Währung zu. Abfluss an Dollar verändert die Devisenbilanz. Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 32 Teil 1: Einführung in die Makroökonomik Institut für Theoretische Volkswirtschaftslehre Makroökonomik 2 Volkswirtschaftliche 2. V lk i t h ftli h G Gesamtrechnung t h Devisenbilanz: Abfluss an Dollars macht das Devisenbilanzsaldo positiv, wie es der Ausgleich in der Zahlungsbilanz g erfordert: LB +KB + DB = 0, KB = 0 und LB < 0, KB = 0 laut Aufgabe, g dadurch DB > 0. Das Leistungsbilanzdefizit wird durch den Verkauf von Währungsreserven finanziert. Problem bei fixen WK: Die Zentralbank hat nur endliche Devisenreserven Devisenreserven. Im Extremfall Aufgabe dieser Politik. Ob eine Zentralbank interveniert oder nicht, hängt von der Ausgestaltung des Wechselkursregimes ab. ab Wintersemester 10/11 Makroökonomik (B.Sc.) 33