Infobulletin_2013-2 - Calcutta Project Basel
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Infobulletin_2013-2 - Calcutta Project Basel
Infobulletin Nr. 2 / 2013 Nr. 2 / 2013 Inhaltsverzeichnis Impressum 2 Editorial 3 Calcutta Project Basel - Studierende engagieren sich 4 Kolkata Express - Film-Tipp : „Born into Brothels“ 6 60 Jahre Entwicklungszusammenarbeit 8 Symposium der schweizerischen Gesundheitszusammenarbeit zu Mutter-Kind-Gesundheit in Entwicklungsländern 11 Mitglieder des CP Basel 15 Unsere Partnerorganisation S.B. Devi Charity Home 15 Stiftung Calcutta Project Basel Universitätsspital 4031 Basel www.calcutta-project.ch calcutta@stud.unibas.ch Spendenkonto: PC 40-13134-9 Impressum Text und Redaktion: Nadine Schalbetter, Angela Niederberger, Martina S. Piasevoli, Chantal Wullimann, Yvonne Siemann, Isabel Schirmer, Sandra Ebneter Layout: Martina S. Piasevoli - www.piasevoli.ch Auflage: 550 Stück | Basel 2011 | Das Infobulletin erscheint 3 Mal im Jahr Titelbild: Indischer Strand 2 Nr. 2 / 2013 Liebe Leserinnen und Leser Hier ist es, das zweite Infobulletin dieses Jahres. Glücklicherweise scheint auch bei uns in der Schweiz die Sonne. Ich hoffe, Sie haben genügend Freizeit, um sich unsere Lektüre zu Gemüte zu führen. In diesem Heft finden Sie ein Potpourri an Themen. Angefangen bei einem Bericht über unsere Reise nach Indien Anfang 2013 auf Seite 4, gefolgt von einem Filmtipp auf Seite 6. Den Film hat uns unsere Partnerorganisation S.B. Devi Charity Home (SBDCH) ans Herz gelegt. Er zeigt einen Blick auf das Prostituiertenquartier in Kolkata durch die Augen einiger Kinder, die dort leben. Der Film hat einen Oscar gewonnen und ist sehr empfehlenswert. Auf Seite 8 und 11 können Sie zwei Berichte von Chantal Wulliman lesen, beide über Entwicklungszusammenarbeit. Leider verlässt uns Chantal, nachdem sie viele Jahre beim Calcutta Project Basel war. Wir wünschen ihr viel Glück bei ihrer weiteren Arbeit, die sie quer um den Globus führt. Doch wir im CP Basel können von Glück reden. Immer wieder rücken neue Mitglieder nach, die ihre Talente einbringen und das Calcutta Project reich und bunt werden lassen. Auf Seite 15 können Sie nachlesen, wer zur Zeit mitmischt in unserer Stiftung sowie wer in unserer Partnerorganisation SBDCH arbeitet. Wir wünschen Ihnen einen schönen Sommer. Vielleicht liegen Sie ja bald an einem Strand, wie wir ihn auf der Titelseite abgebildet haben. Martina S. Piasevoli Chefredaktorin des Calcutta Project Basel 3 Nr. 2 / 2013 Calcutta Project Basel - Studierende engagieren sich (von Nadine Schalbetter) Indien ist ein Land der Gegensätze. Seit einigen Jahren gilt der Staat nicht mehr als Entwicklungs-, sondern als Schwellenland. Doch vom Fortschritt profitiert nur ein kleiner Teil der Bevölkerung. Noch heute leben rund acht Millionen Menschen an der Armutsgrenze. Auch Kolkata hat zwei Gesichter – deshalb engagieren wir uns mit dem Calcutta Project Basel in dieser Stadt für notleidende Menschen. Mit sechs Programmen im Bereich Prävention und Intervention versuchen wir, die Lebenssituation eines Teils der Bevölkerung nachhaltig zu verbessern. So bietet unser Projekt zum Beispiel mit den beiden Programmen Konika Kindergarten und Konika Nightshelter Kindern von Prostituierten einen sicheren Ort und Betreuung, während ihre Mütter im grössten Rotlichtviertel Ostasiens, dem Sonagachi, arbeiten. Bei unserem Besuch vom 30. Januar bis 12. Februar 2013 konnten wir uns vor Ort ein Bild von der Zusammenarbeit mit unserer Partnerorganisation S.B. Devi Charity Home machen. Rund 30 Personen setzen sich hier sechs Tage in der Woche für Bedürftige in Kolkata ein. Besonders eindrücklich war unser Besuch in unserer Gesundheitsfachstelle im Prostituiertenquartier - Public Health in Prostitute Area (PHPA). Unsere Mitarbeiter vor Ort haben in den letzten Jahren eine vertrauliche Beziehung zu den Prostituierten aufgebaut. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre bei den Gruppensitzungen und persönlichen Beratungen, bei denen die Frauen Informationen zur korrekten Verwendung von Kondomen erhalten, aber auch zu Fragen der Gesundheit und Ernährung. Während unseres Besuchs haben die Prostituierten ohne Scheu unsere Fragen beantwortet und Einblicke in ihr Leben gegeben. Obwohl es natürlich erstrebenswert wäre, die Frauen aus diesem Umfeld herauszuholen, zeigt die Realität, dass dies nicht so einfach ist. Dennoch versuchen wir mit unseren Programmen, den Menschen Hoffnung zu geben und ihnen eine Stütze im Alltag zu sein. Unsere Reise gab uns die Möglichkeit, die Gesichter und Geschichten hinter den abstrakten Berichten kennenzulernen. Wir haben einen hautnahen Einblick in unsere Programme erhalten. Es waren spannende, intensive, erfreuliche, aber auch erschreckende Eindrücke, die uns motivieren, uns weiter für die Menschen in Kolkata einzusetzen. 4 Nr. 2 / 2013 Insgesamt engagieren sich 30 Studierende der Universität Basel für das Calcutta Project. Als Studenten ist es uns wichtig, uns für Menschen einzusetzen, welche nicht in eine solch privilegierte Welt hineingeboren sind wie wir. Wir leben in einer Welt des Überflusses und spenden gerne Zeit und Energie an ein Projekt, welches unseren Mitmenschen mehr Möglichkeiten eröffnet. Ein solches ausseruniversitäres Engagement ermöglicht uns, nicht den Bezug zur Realität zu verlieren. Als StudentIn beschäftigt man sich viel zu oft nur mit Theorie, Zahlen und Fakten. Dabei geraten die Menschen dahinter oftmals in Vergessenheit. Damit man hier nicht den Boden unter den Füssen verliert, finde ich es wichtig, über den Tellerrand der Universität hinaus zu sehen. Sei dies mit Hilfe eines Hobbys, eines Nebenjobs oder mit einem sozialen Engagement. Unser sozialer Einsatz ermöglicht uns hier nicht nur praktische Erfahrung für das Leben zu sammeln, wir können damit auch unseren Beitrag zum weltweiten Kampf für Gerechtigkeit leisten. Eines der wenigen Fotos aus dem Sonagachi-Quartier, denn hier darf man eigentlich nicht fotografieren. Auf dem Bild ist ein Teil der Delegation zu sehen, sowie Gitali (2.v.r. Monitorin im SBDCH) und eine Teilnehmerin unserer Programme (3.v.r.). 5 Nr.2/2013 Kolkata Express Film-Tipp : „Born into Brothels“ Im Bordell geboren – Kinder im Rotlichtviertel Kolkatas (vonIsabelSchirmerundMartinaS.Piasevoli) BeiunseremAufenthaltinIndienhabenwirvonunserenProjektpartnerneine selbstgebrannte DVD geschenkt bekommen. Nach Einlegen der Disk war schnellklar:DieserFilmistwiefürdasCalcuttaProjectgemacht. Grundgenug,denFilmnamens«BornintoBrothels»anunsererdiesesJahr erstmalsstattgefundenen«IndianMovieNight»einembreiterenPublikumzu zeigen.DerFilmabendfandindenRäumlichkeitendesdeutschenSeminars statt. Das wunderschöne Kellergewölbe bot uns und unseren Zuschauern genügend Platz, um zwei Filme zum Thema Indien anzuschauen. Einer der Filmewar«BornintoBrothels». WirwollennundieGelegenheitnutzen,umauchSieaufdieseninteressanten Film aufmerksam zu machen: «Born into Brothels» ist der Dokumentarfilm einerUS-amerikanischenRegisseurinundFotografinnamensZanaBriski.Die Regisseurin unterrichtete im Rahmen eines Kunsprojektes Kinder zwischen 10und13JahrenausdemRotlichtviertel„Sonagachi“inKolkata–alsogenau jenemStadtteil,ausdemauchdieKinderunseresKonika-Kinderhortskommen. Der Film zeigt uns den Blick auf das Rotlichtviertel von Kolkata durch die Augen der Kinder. Man sieht, wie sie aufwachsen, welche Interessen und individuellenTalentedieKinderauszeichnenundwieschwierigesseinkann, einen Schulplatz zu erhalten. Vor allem aber zeigt das Filmprojekt einen ehrlichen Blick auf das Zuhause der Kinder und ermöglicht dem Zuschauer dadurch einen sehr persönlichen Zugang zum Stadtviertel Sonagachi und demLebenvondessenBewohnerundBewohnerinnen.EineAuswahldervon den Kindern aufgenommenen Fotos wurde in einem Fotobuch von Amnesty Internationalpubliziert. NocheinepikanteRandnotiz:DerFilmwurde2005mitdemOscarals„Bester Dokumentarfilm“ausgezeichnet-inIndiendarferallerdingsnichtaufgeführt werden. 6 Nr. 2 / 2013 7 Nr. 2 / 2013 60 Jahre Entwicklungszusammenarbeit (von Chantal Wullimann, Nadine Schalbetter, Isabel Schirmer und Sandra Ebneter) Seit der Etablierung des Begriffs Entwicklungszusammenarbeit in den Jahren nach der Gründung der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) im Jahre 1961 ist über ein halbes Jahrhundert vergangen. Unter dem Titel „Entwicklung ist Befreiung! Nord-Süd-Gegensätze überwinden“ diskutierten am 24. April 2013 prominente Experten aus Wissenschaft und Praxis über das heutige Verständnis von Entwicklungszusammenarbeit und mögliche Ansätze für die Zukunft. An der Podiumsdiskussion beteiligte sich auch das Calcutta Project Basel. PodiumsteilnehmerInnen waren: - Angela Niederberger, Präsidium Geschäftsleitung Stiftung Calcutta Project Basel - Prof. Elísio Macamo, Professor für African Studies, Universität Basel/Zentrum für Afrikastudien (ZASB) - Caroline Morel, Geschäftsleiterin Swissaid - François Meienberg, Mitglied der Geschäftsleitung Erklärung von Bern (EvB) - Edith Zingg, Jesuit-Volunteers/Jesuitenmission Schweiz - Prof. Marcel Tanner, Direktor Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut Auf der Informationsseite der Veranstaltung war zu lesen: „Entwicklungsund Modernisierungskonzepte sind so alt wie die Menschheit“, doch selbst heute habe „die teils umstrittene Entwicklungszusammenarbeit (…) nichts an Bedeutung eingebüsst“. Einerseits habe das Wohlstandsgefälle, so die Seite weiter, sowohl zwischen den einzelnen Ländern als auch innerhalb von Gesellschaften zugenommen. Andererseits herrsche prinzipiell Einigkeit darüber, dass Umweltfragen, Epidemien, Migration oder der Umgang mit knappen Ressourcen nur partnerschaftlich und länderübergreifend angegangen werden können. Entwicklungszusammenarbeit – Quo vadis? Im Verlaufe der Veranstaltung wurden die Podiumsteilnehmer gebeten, sich zu Fragen rund um die Entwicklungszusammenarbeit zu äussern: wie diese heute verstanden werde, wo sie stehe, inwiefern die eingeschlagene Richtung für die Zukunft Bestand hätte und welchen Aufgaben sie sich künftig stellen sollte. 8 Nr. 2 / 2013 Elísio Macamo anerkannte, dass – vor allem in Bildung und Gesundheit – gewisse Erfolge erzielt worden seien. Er räumte aber gleichzeitig ein, dass die Geberorganisationen und die von ihnen eingerichteten Strukturen ihre Empfänger oft entmündigt, in ihrer Entscheidungsfreiheit eingeschränkt und für entwicklungspolitische Zwecke missbraucht hätten. Für Macamo ist klar: die Auswirkungen vergangener „Entwicklungshilfen“ sind heute Teil des Problems – nicht Teil der Lösung. Diese Ansicht teilte zum grossen Teil auch Caroline Morel und nannte die Strukturanpassungen der Weltbank beim Namen. Für die Zukunft, betonte sie, könne Entwicklungszusammenarbeit nur gelingen, wenn Entwicklung im Sinne von nachhaltiger Entwicklung verstanden würde, also als Fortschritt auf wirtschaftlicher, ökologischer und sozialerer Ebene und nicht mehr nur als (politische) Befreiung nach der Kolonialisierung. François Meienberg betonte weiter, dass zur sozialen Ebene auch Fortschritte im Rechtssystem gehören, also Recht auf Gesundheit, Arbeitsrechte und die allgemeine Rechtssicherheit. Zu der von der Weltbank und dem Internationalen Währungsfond anfangs der 1960er Jahre propagierten volkswirtschaftlichen Öffnung hat Meienberg jedoch eine leicht differenziertere Ansicht. Obwohl ein Land zur bedingungslosen Öffnung seiner Volkswirtschaft nicht gezwungen werden sollte, müsse man Die Podiumsdiskussion 9 Nr.2/2013 doch dem Protektionismus als gegenläufige Ideologie kritisch begegnen. Damit schliesst Meienberg den „Norden“ keineswegs aus, sondern betont, dassgeradeauchinIndustrienationeneinverantwortungsvollesUmdenken stattfindenmüsseundsetztsichsofüreinenPerspektivenwechselinderNordSüd Entwicklungszusammenarbeit ein. So solle die soziale Verantwortung vonUnternehmenaufGesetztesebenekontrolliertunddamitmultinationalen UnternehmenbeiMenschenrechtsverletzungenoderSteuerhinterziehungen indieSchrankengewiesenwerden. Wie Meienberg ist auch Edith Zingg der Meinung, dass Nord-SüdGegensätze nur zu überwinden sind, wenn auch der globale Norden bereit ist, sich weiterzuentwickeln. Zingg spricht auf die Lebensweisen bei uns an, die auf Praktiken basieren, welche ohne Ausbeutung des Südens gar nicht aufrechterhalten werden könnten. Als Beispiele nannte sie den Stromverbrauch und die „Verpuffung“ von weiteren, (monetär) billigen Ressourcenundriefdabeiauf,dieVerantwortungfürdeneigenenLebensstil wahrzunehmen.ImWeiterenwarntesievoreinemaufStatistikenbasierenden vorsichtigen Optimismus. Indikatoren können zwar die „Realität“ einer Gesamtbevölkerungaufzeigen,würdenaberalsMassdesLebensstandards vonIndividuenwenigtaugen.SohabesichzumBeispielimvielgerühmten Schwellenland Indien der Wohlstand einiger Wenigen massiv verbessert, anderen Bevölkerungsschichten ginge es heute jedoch effektiv schlechter alsnochvorrund50Jahren. Auch Marcel Tanner, Direktor des STPHI und ehemaliges Calcutta Project – Stiftungsratsmitglied,sindglobaleStatistikenzurAbbildungvon„Realitäten“ einGräuel.Erkritisiert,dassdieseaufhoherEbenevonMenschenerdacht würden, die von der Wirklichkeit im Feld wenig Ahnung hätten. Diese – er nenntsie„highlevel–lowcontent“-Veranstaltungen–würdenUnmengenan GeldernverschluckenohnejezueinerVerbesserungderLebensbedingungen einzelnerMenschenbeigetragenzuhaben. AngelaNiederbergergingschlussendlichaufdaszweiteWortdesgewagten Veranstaltungstitels „Entwicklung ist Befreiung!“ ein: auf den Begriff der Befreiung.EntwicklungseimitBefreiungalleinenochnichterreicht,betonte sie. Erst mit Freiheit, das heisst, wenn alle Mitglieder einer Gesellschaft ihreEntscheidungenohneDiskriminierungtreffenkönnten,seiEntwicklung erreicht.Diesgelte,amBeispielvonIndien,insbesonderefürFrauen. 10 Nr. 2 / 2013 Symposium der schweizerischen Gesundheitszusammenarbeit zu Mutter-Kind-Gesundheit in Entwicklungs(von Chantal Wullimann) ländern Anfangs November 2012 führte das Netzwerk Medicus Mundi Schweiz (MMS) das jährliche Symposium der internationalen Gesundheitszusammenarbeit durch. Im Zentrum des Interesses standen Mütter und Kinder, die Hauptzielgruppe medizinischer Dienstleistungen weltweit. Drei Jahre vor Ablauf der Millenniums-Entwicklungsziele gilt es, die Muttersterblichkeit und den Zugang zu reproduktiver Gesundheit zurück ins öffentliche und politische Interesse zu rücken. Referenten unterschiedlicher Organisationen aus Europa, Asien, Afrika und Lateinamerika sprachen über die Herausforderungen, denen sie bei ihrer täglichen Arbeit für Frauenund Müttergesundheit begegneten und teilten ihre Erfahrungen. Diskutiert wurden Hindernisse und Brücken zwischen Frauen in Entwicklungsländern auf der einen Seite und Zugänge zu Gesundheitsanbietern und Informationen auf der anderen. Dabei bildeten lückenlose Versorgungsketten vor, während und nach der Geburt, Selbstbestimmungsrechte und die Überwindung räumlicher, finanzieller und kultureller Barrieren die zentralen Themen. Mädchen während eines Gesundheits-Checks unseres Programms HCPSC 11 Nr. 2 / 2013 Starke Frauen – gesunde Kinder Nach der Begrüssung und thematischen Einführung durch Thomas Vogel (MMS) brachte Ann Svensén vom schwedischen Reichsverband für sexuelle Aufklärung (RFSU) Frauen- und Kindergesundheit auf den Punkt: starke und selbstbestimmte Frauen können sich besser um die eigene Gesundheit und das Wohlergehen der ganzen Familie kümmern. Svensén zeigt auf, dass noch heute – drei Jahre vor der dem Referenzjahr der Millennium-Entwicklungsziele – täglich rund 1‘000 Frauen und Mädchen an Komplikationen in Zusammenhang mit Schwangerschaft und Geburt sterben. In Ländern mit niedrigen und mittleren Einkommen ist es die häufigste Todesursache für Mädchen und junge Frauen zwischen 15 und 19 Jahren. Die Verantwortung der Entscheidungsträger Svensén betonte die soziale Komponente im Nachhaltigkeitsbegriff. Nachhaltigkeit könne erst gewährleistet werden kann, wenn alle Mitglieder einer Gesellschaft gleichberechtigt am sozialen Leben teilnehmen können. Sie appellierte an die politischen Entscheidungsträger, sich vermehrt für die Gesundheit und die Selbstbestimmung von Frauen und Mädchen einzusetzen und Rahmenbedingungen für Frauengesundheit innerhalb des internationalen Menschenrechtssystems zu verankern. Agnès Adjou-Moumouni der DEZA Benin weitete diesen Appell auf die kulturellen und religiösen Einflusspersonen aus, die eine grosse Rolle bei der Weiterverbreitung bzw. beim Abbau von Vorurteilen spielen. Solche sind beispielsweise die Assoziation der Pille mit Prostitution oder der obstetrischen Fistel mit Verwünschungen und okkulten Ritualen. Auch Oumou Dolo (IAMANEH) wies auf die Wichtigkeit der Kommunikation zwischen Tradition und Religion auf der einen und dem modernen Medizinund Rechtsverständnis auf der anderen Seite hin. Adriane Martin Hilber (Swiss TPH) unterstrich dann auch den hohen gesellschaftlichen Stellenwert religiöser Institutionen in weiten Teilen des globalen Südens. Sie betonte, es gelte den Einfluss der Kirche positiv zu nutzen, denn es sei unter anderem auch den religiösen Institutionen zu verdanken, dass Geburten zuhause langsam zurückgingen. 12 Nr. 2 / 2013 Gitali, eine unserer Monitorinnen in Indien, führt einen Brust-Check durch zur Früherkennung von Brustkrebs. Die Patientin arbeitet als Prostituierte und nimmt an unseren Programmen teil. 13 Nr.2/2013 Brücken zwischen traditioneller und westlicher Medizin Während der Vorträge aus unterschiedlichen Regionen wurde auch klar, welche Rolle den traditionellen Geburtshelferinnen zukommt. Zusammen mitwestlichausgebildetenHebammenbildensieeineSchnittstellezwischen TraditionundModerne,überdieeingleichberechtigterInformationsaustausch stattfindet. So fanden traditionelle Heilpflanzen und Gebärstellungen den Weg in moderne Kreisssäle, sodass einerseits traditionelle Gebärpraktiken anerkanntundandererseitseineumfassendemedizinischeBetreuungunter hygienischen Bedingungen gewährleistet werden kann. Doch nach wie vor kämpfen Hebammen in weiten Teilen der Welt sowohl für die Durchsetzung desRechtsaufbestmöglicheGesundheitfürFrauenundMütteralsauchum AnerkennungihreseigenenBerufsstandes. Stehen wir vor einer konservativen Wende? AlsAnstosszurabschliessendenPodiumsdiskussionrichteteMartinLeschhorn Strebel (MMS) die Frage nach Anzeichen für eine konservative Wende an Jacques Martin (Santé Sexuelle Suisse), Annemarie Sancar (DEZA), Ann Svensén (RFSU) und Maja Loncarevic (IAMANEH). Nachdem Jacques Martin präzisierte,dassesfüralleGenerationenumeinehöhereLebensqualitätund nicht um zusätzlich gewonnene Lebensjahre gehen solle, machte Svensén auf die Komplexität der Frage aufmerksam. Für eine allgemeingültige AntwortseiendieZeichenaufinternationalerEbenezuunterschiedlichund Widersprüchezuverflochten.SowürdenmancherortsdasformaleRechtund dieWirklichkeitstarkauseinanderklaffen,währendausanderenLändern,wie z.B.Namibia,zunehmendprogressiveStimmenzuhörenseienunddiestrotz desstarkenEinflussesderKirche. Sancar ihrerseits warnte davor, den Blick zu stark auf die Gesundheit zu beschränken.Siebetonte,dassFraueninderRegelnichtnurdieMutterrolle zukomme,sondernsiealsSchlüsselfigurenfürdasWohlergehendesgesamten Haushalts verantwortlich seien. Da Entscheide nicht in einem Vakuum, sondern innerhalb der Gemeinschaft getroffen würden seien Grundrechte, Arbeitsbedingungen,EntlohnungundGleichstellungschlussendlichebenfalls gesundheitsrelevantundmüssenindenGesundheitsdiskurseinfliessen.Eine StimmeausdemPublikumerinnerteschliesslichdaran,dassauchdieWahl zwischen „konservativem“ bzw. „progressivem“ Verhalten ein universales Menschenrecht darstelle. Den ungekürzten Artikel finden Sie auf der MMS Homepage http://www.medicusmundi.ch 14 Nr. 2 / 2013 Mitglieder des Calcutta Project Basel Stiftungsrat: Judith Heckendorn, Chandon Chattopadhyay, Theo Amacher, Kate Molesworth, Bettina Frei, Lukas Fischler, Markus Lampert Geschäftsleitung: Angela Niederberger, Chantal Wullimann, Nadine Schalbetter, Isabel Schirmer, Sandra Ebneter, Sandra Stöckli, Martina S. Piasevoli, Corinna Mohler Fachkommission: Sandra Ebneter, Corinna Mohler, Marion Ruch, Nushaba Gassymova, Manuel Wirth, Sophie Bosshart, Patrick Imobersteg Public Relations: Judith Heckendorn, Nadine Schalbetter, Isabel Schirmer, Martina S. Piasevoli, Yvonne Siemann, Tsvetana Spasova, Anika Züchner, Stephanie Lange, Laurence Lutz Finanzen: Sandra Stöckli Unsere Partnerorganisation S.B. Devi Charity Home Im Büro der Monitore; ganz links sind Bikas und Gitali, ganz rechts ist Ruby. Die Monitore und Staff-Members spannen zusammen für eine weitere erfolgreiche Zusammenarbeit und fangen im Bild einen Moment der Freude ein. 15 Stiftung Calcutta Project Basel Universitätsspital 4031 Basel www.calcutta-project.ch calcutta@stud.unibas.ch Spendenkonto: PC 40-13134-9