Ambient Mobility - Hessen-IT
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Ambient Mobility - Hessen-IT
Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung www.hessen-it.de Ambient Mobility Intelligente Produkte und Umgebungen für mobile Bürger und Unternehmen Band 61 Hessen IT Ambient Mobility Intelligente Produkte und Umgebungen für mobile Bürger und Unternehmen Hessen-IT Band 61 Dr. Matthias Donath Olaf Jüptner Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung HA Hessen Agentur GmbH Hessen-IT Abraham-Lincoln-Straße 38–42 65189 Wiesbaden Telefon Telefax E-Mail Internet 0611 774-8481 0611 774-8620 info@hessen-it.de www.hessen-it.de Redaktionsteam: Dr. Matthias Donath Olaf Jüptner Wolf-Martin Ahrend Gabriele Gottschalk Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, verboten. © Hessisches Ministerium für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung Hessen-IT c/o HA Hessen Agentur GmbH Wiesbaden 2009 Layout/Satz: WerbeAtelier Theißen, Lohfelden Druck: Werbedruck Schreckhase, Spangenberg ISBN 978-3-939358-61-9 Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. Ambient Mobility 1 Ambient Mobility .............................................................................. 9 1.1 Die Vision umgebungsintelligenter Mobilität ................................ 9 1.2 Chancen ............................................................................................ 20 1.3 Herausforderungen ......................................................................... 25 2 Grundlagen ...................................................................................... 50 2.1 Das ambiente IKT-System ............................................................... 50 2.2 Endgeräte ......................................................................................... 59 2.3 Netzwerke ......................................................................................... 64 2.4 Software ............................................................................................ 70 3 Anwendungen ................................................................................ 74 3.1 Automotive ....................................................................................... 74 3.2 Gebäude und Wohnen ................................................................... 79 3.3 Gesundheit ....................................................................................... 85 3.4 Kleidung ........................................................................................... 92 3.5 Verkehr .............................................................................................. 96 4 Ambient Mobility – ein Leitbild für Hessen ............................. 104 5 Ihre Partner in Hessen .................................................................. 110 6 Die Aktionslinie Hessen-IT .......................................................... 125 Schriftenreihe Hessen-IT ............................................................. 127 Liebe Leserinnen und Leser, das Internet hat unseren privaten und beruflichen Alltag tiefgreifend verändert. Seine Angebote haben den Wandel von der Industrie- zur globalisierten Wissensgesellschaft vorangetrieben. Mehr als die Hälfte der Deutschen empfinden heute Internet und E-Mail als Steigerung ihrer Lebensqualität, auf die sie nicht mehr verzichten möchten. Wir stehen aktuell vor der Entwicklung des Internets der Zukunft. „Ambiente“, d.h. auf eine Umgebung bezogene Technologien vernetzen die physische Welt, zu der auch wir selbst mit unseren Alltagsgegenständen und unserem Alltagshandeln gehören. Deshalb spricht man auch vom „Internet der Dinge“. Durch sensitive und anpassungsfähige Elektronik nehmen Alltagsprodukte und -umgebungen die Situation von Menschen und Objekten wahr und reagieren auf deren Bedürfnisse. Autos kommunizieren selbstständig Verkehrsgefahren an andere Autos und an Leitstellen, Herd und Heizung werden von unterwegs per Handy gesteuert, Pakete finden selbst den Weg ihrer Zustellung, Verpackungen von Lebensmitteln und Medikamenten melden ihr Verfallsdatum, unsere Kleidung misst unsere Gesundheitswerte und meldet sie dem Arzt, Rasensprenger bewässern automatisch je nach Trockenheit und Wetterprognose – die Beispiele sind unerschöpflich, die Potenziale immens. In der Freizeit, bei der Arbeit, zu Hause, unterwegs – überall werden ambiente Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) unser Leben verändern und unseren Alltag erleichtern. Der Anteil der IKT-Ausgaben am deutschen Bruttoinlandsprodukt liegt derzeit bei rund 6 Prozent. Dass Experten bis zum Jahr 2015 eine Verdoppelung erwarten, liegt maßgeblich an der Nutzung dieser ambienten Alltagstechnologien. Hessen begrüßt den Anbruch dieser Ära, weil ambiente Technologien unsere Lebensqualität weiter erhöhen werden: mehr Komfort, mehr Sicherheit, mehr Effizienz, mehr Umweltschutz. Unser Leitbild Ambient Mobility (www.ambient-mobility.de ) für eine umgebungsintelligente Mobilität verknüpft mit IKT und Mobilität zwei Stärken des Standortes Hessen und stellt bei der Anwendung ambienter Technologien den Menschen in den Mittelpunkt. Dieser Leitfaden möchte Ihnen aktuelle Forschungen und Entwicklungen sowie den Zukunftsmarkt intelligenter Produkte und Umgebungen vorstellen. Nehmen Sie Kontakt mit den aufgeführten Experten auf, oder wenden Sie sich einfach an das Projektteam von Hessen-IT. Hessen ist auch für Sie die richtige Umgebung! Dieter Posch, Hessischer Minister für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung 2009 Ambient Mobility – Intelligente Produkte und Umgebungen 2008 Leitfaden zur Patentierung computerimplementierter 2007 Schriftenreihe Hessen-IT: Neuerscheinungen In modernen Märkten überleben – Kooperationen mittelständischer für mobile Bürger und Unternehmen Rating für IKT-Unternehmen (2. aktualisierte Auflage, Januar 2009) Erfindungen (2. aktualisierte Auflage) Telekommunikationsanbieter in Hessen 2008 Softwareunternehmen in Hessen (2. aktualisierte Auflage) Web 2.0 – Neue erfolgreiche Kommunikationsstrategien für kleine und mittlere Unternehmen Die Gamesbranche – ein ernstzunehmender Wachstumsmarkt Internet-Marketing nicht nur für kleine und mittlere Unternehmen (2. aktualisierte Auflage) Anti-SPAM – Ein Leitfaden über und gegen unverlangte E-Mail-Werbung (2. aktualisierte Auflage) VoIP – Telefonieren über das Internet (2. aktualisierte Auflage) Leitfaden Webdesign – Internetpräsenzen besser planen und gestalten (6. aktualisierte Auflage) Hessen IT Die komplette Schriftenreihe finden Sie im Anhang oder im Internet unter www.hessen-it.de (Bestellmöglichkeit und Download als PDF-Datei) www.hessen-it.de 1 Ambient Mobility Mobilität im Alltag ist für Bürger und Unternehmen ein zentrales Thema unserer Zeit. Die Bewegung und die Beweglichkeit von Mensch und Gut sind nicht nur Aufgaben für die Gegenwart, sondern auch Herausforderungen für die Zukunft. Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT), die intelligent mit ihrer Umgebung interagieren, schaffen schon heute mobile Alltagslösungen für die Gesellschaft und die Wirtschaft von morgen. 1.1 Die Vision umgebungsintelligenter Mobilität Der heutige Umgang mit IKT ist dadurch bestimmt, dass sich der Mensch an seine IKT-Umgebung anpasst und die Technologien ihren Eigenschaften gemäß bedient. Die Vision intelligenter Umgebungen besteht in einem Paradigmenwechsel: Hier bewegt sich der Mensch in einer IKTUmgebung, die sich selbstständig ihm anpasst und sich assistierend oder proaktiv im Sinne seiner persönlichen Eigenschaften und Wünsche verhält. Die Einbettung winziger Sensoren, Prozessoren und Aktoren in vielfältige Alltagsprodukte – meistens mit deren Vernetzung und zunehmend mit deren Anbindung an das Internet – schaffen elektronische Umgebungen, die scheinbar intelligent auf die Anwesenheit von Menschen und Objekten reagieren. Auf diese Weise wird eine neue, unaufdringliche und zum Teil unmerkliche Form der Interaktion bzw. Datenübermittlung zwischen Menschen und Maschinen und diesen untereinander erzeugt. IKTGeräte, Gegenstände und Gebäude werden quasi mit „Sinnen“ ausgestattet und oft energieautark kabellos vernetzt. Sie agieren situationsgerecht und zum Teil selbstdiagnosefähig, um unsere Lebensqualität weiter zu erhöhen und unseren Alltag effizienter, komfortabler, sicherer und umweltgerechter zu gestalten. Entwicklungsphasen der Computernutzung Ära des Großrechners 1960 –1980 Ära des Personalcomputers 1980 –2010 Ära des allgegenwärtigen Computers ab 2010 ein Computer, viele Nutzer ein Nutzer, ein Computer ein Nutzer, viele Computer 9 Ambient Mobility A B Internet Internet Internet Internet D C Abbildung 1: Vier Entwicklungsstufen des Internets vom spezifischen Netzwerk für Forscher bis zur gesellschaftlichen Infrastruktur für Alltagsinformation, -interaktion und -dienste Die neue Qualität und Quantität von umgebungsintelligenter IKT verdeutlicht ein Blick auf die Entwicklungsstufen des Internets (Abbildung 1). In den 70er Jahren wurde das Internet zunächst von einzelnen Forschern und Militärs benutzt, um auf entfernte Daten zuzugreifen. Aber erst mit dem Aufkommen von E-Mail in den 80er Jahren kam der Durchbruch auf über 10 Millionen Internetknoten. Das Internet wurde hier hauptsächlich als Kommunikationsmedium von Mensch zu Mensch genutzt (A). Die 90er Jahre brachten mit dem WWW eine Anwendungsform hervor, in der Menschen mit Maschinen, nämlich über Internetbrowser mit WWW-Servern, interagieren (B). Der Datenverkehr hat sich auf über 100 Millionen Knoten vervielfacht, ermöglichte die Kommerzialisierung und Popularisierung des Internets und ist durch das drahtlose Internet um das Jahr 2008 auf rund 1 Milliarde Internetknoten angewachsen. Mit der Interaktion von Maschine zu Maschine – (C) und (D) – zeichnet sich nun ein weiterer Entwicklungssprung auf möglicherweise 50–70 Milliarden virtuelle Nutzer ab. Zum Teil werden Maschinen dabei als Computer in Erscheinung treten (C), zum Teil aber auch in intelligente Gegenstände eingebettet sein und aus der Wahrnehmung verschwinden (D). Beide Formen der maschinenunterstützten Interaktion – (C) und (D) – stellen die neue Perspektive umgebungsintelligenter Technologien dar. Weltweit werden Milliarden von intelligenten IKT-Komponenten ohne menschliches Zutun via Internet Daten austauschen und damit den Datenverkehr wiederum erheblich erhöhen. 10 copyright and picture by www.dieterschwer.com www.hessen-it.de „Es kommt mir so vor, als sei das rasante Wachstum des WWW nur der Zündfunke einer viel gewaltigeren Explosion gewesen. Sie wird losbrechen, sobald die Dinge das Internet nutzen.“ Neil Gershenfeld, Media Lab, Massachussetts Institute of Technology (MIT) Der Begriff der Umgebung ist in diesem Ansatz auf einen physikalischen Raum bezogen, der Personen oder Güter umgibt und elektronisch unterstützt wird. In diesen Umgebungen vollzieht sich eine bestimmte Situation und es sind Technologien vorhanden, die auf diese Situation hin reagieren. Handelt es sich beispielsweise um eine intelligente Medikamentenschachtel, die in Gegenwart eines Menschen die Haltbarkeit der Arznei anzeigt, besteht die Umgebung aus der Medikamentenpackung, seinen technischen Komponenten und dem physikalischen Raum, in der der Sender die Präsenz des Menschen erkennt. Handelt es sich um den intelligenten Rasensprenger mit Feuchtigkeitssensoren im Boden und Wetterprognosenzugriff via Internet, schließt die Umgebung die Rasensensoren, die Funk- und die Internetverbindung sowie die Internetseite samt Wetterprognose mit ein. Von Intelligenz kann man bei umgebungsintelligenten Systemen zunächst einmal im umgangssprachlichen Sinne sprechen. Die Technologien können über Sensoren immer den Kontext und häufig ihre Position und ihren Zustand „erkennen“. Sie können sich ferner über Aktoren situationsangepasst „verhalten“ und manchmal mit Menschen oder Objekten „kommunizieren“ – so dass sie sich auf Basis dieser Eigenschaften in einer gewünschten, vorteilhaften Weise einsetzen lassen. Darüber hinaus kann von Intelligenz aber auch ansatzweise im Sinne von Künstlicher Intelligenz (KI) die Rede sein. Damit sich die Technologien in einigen, komplexen Anwendungsbereichen selbst organisieren können, sollten sie auf der Basis von Erfahrung „lernen“ und kognitive Fähigkeiten entwickeln bzw. erweitern können. Ob wir diese Eigenschaften von einzelnen umgebungsintelligenten Anwendungen in einigen Jahren noch als „intelligent“ ansehen, ist fraglich – wahrscheinlich werden wir sie irgendwann als normal betrachten. In diesem Band wird „Intelligenz“ nicht nur auf den Menschen bezogen, sondern breit als Erkenntnisvermögen verstanden, so dass wir den Begriff im Folgenden nicht mit Anführungszeichen versehen. 11 Ambient Mobility Ermöglicht werden intelligente Alltagsdinge und -umgebungen durch erhebliche Leistungssteigerungen in der Informations- und Kommunikationstechnologie. In den letzten Jahrzehnten ist die Innovationsdynamik in Bereichen der Mikroelektronik, Mikrosystemtechnik und bei Kommunikationssystemen drastisch angestiegen. Mikroelektronik In der Mikroelektronik haben sich die Rechenleistung und die Speicherkapazität der Chips in den letzten 15 Jahren um das Tausendfache erhöht. Bei gleicher Leistungsfähigkeit ist damit der Preis für mikroelektronisch hergestellte Funktionalitäten deutlich gesunken. So sind die Kosten für die Speicherung von einem Megabyte Daten in den letzten 20 Jahren von rund 100 Euro auf einige Zehntel Cent zurückgegangen und liegen nun weit unter dem Preis des Speichermediums Papier. In dem bekannten, nach ihm benannten Gesetz sagte Gordon Moore 1975 voraus, dass sich die Integrationsdichte von integrierten Schaltkreisen – und damit die Miniaturisierung und Leistungsfähigkeit von Chips – alle zwei Jahre verdoppelt. Ob und wie lange dieser Trend anhält, ist umstritten. Bemerkenswert ist allerdings die Genauigkeit der Prognose in den letzten Jahrzehnten. Wenn sich die Mikroelektronik weiter so entwickelt, könnte ein handelsüblicher Rechner in rund 20 Jahren ebenso viele Rechenoperationen pro Sekunde bewältigen wie das menschliche Gehirn. Die niedrigen Kosten der Chips und ihre Miniaturisierung erlauben es, viele Gegenstände mit diesen Mikrocomputern auszustatten, um intelligente Umgebungen zu erzeugen. 12 www.hessen-it.de Mikrosystemtechnik Fortschritte in der Mikrosystemtechnik und Nanotechnologie haben zu Verbesserungen etwa von Sensoren, Sensornetzen und Transpondern geführt. So können kleinste integrationsfähige Funksensoren mittlerweile die unterschiedlichsten Messparameter ohne expliziten Energieverbrauch mehrere Meter weit melden – die dafür benötigte Energie beziehen sie aus der Umgebung oder aus dem Messvorgang selbst. Ohne eigene Energiequelle funktionieren einige so genannte RFID-Chips („Radio Frequency Identification“). Hier handelt es sich um einen Transponder, der mit einem Signal bestrahlt wird, dieses decodiert und dann als Antwort ein Funksignal mit einer Reichweite von einigen Metern zurücksenden kann. Wenn also beispielsweise ein LKW in eine Lagerhalle fährt, kann automatisiert seine mit RFID-Chips bestückte Ladung angezeigt werden. Auch die Verknüpfung von Sensoren stellt längst kein Problem mehr dar. Hochgradig miniaturisierte Sensoren können sich drahtlos mit benachbarten Sensoren vernetzen, Erkenntnisse austauschen und untereinander abstimmen. Werden Sensornetze zum Beispiel in der Waldbrandbekämpfung eingesetzt, lässt sich über die Existenz eines Brandes hinaus auch seine genaue Position und seine Ausbreitungsrichtung und -geschwindigkeit ermitteln. Kommunikationssysteme Der Datenverkehr wächst im Internet seit Jahren exponentiell. Alle sechs bis zwölf Monate verdoppelt sich die transportierte Datenmenge. Nach der „Regel von Gilder“ verdreifacht sich die Bandbreite und damit die Leistungsfähigkeit von Netzwerken jedes Jahr. Laut DE-CIX, dem weltweit größten Internetknotenpunkt in Frankfurt, ist ein Ende des Wachstums nicht in Sicht. Vermutlich wird das weltweite Datenvolumen bis 2011 jährlich um 60 Prozent auf dann 1800 Exabyte (1,8 Billionen Gigabyte) zunehmen. Das entspricht einer Verzehnfachung gegenüber 2006. Im Mobilfunk hat die Anzahl der weltweiten Mobilfunkteilnehmer bereits die der Festnetzanschlüsse überrundet. Mit Handys der neuesten Generation können pro Sekunde etwa 50 mal mehr Daten übertragen werden als noch vor wenigen Jahren. 13 Ambient Mobility Ubiquitous Computing – der Computer ist verschwunden, es lebe der Computer Die Konsequenzen dieser von Experten zum Teil vorhergesehenen Entwicklungen hat als erster Mark Weiser (1952 –1999) – Chief Technologist im Xerox Palo Alto Research Center (PARC) im Silicon Valley – erkannt. Weiser dachte über das Erscheinungsbild und den Platz des Computers im Alltag nach. In seinem visionären Artikel „Der Computer für das 21. Jahrhundert“ (The Computer for the 21st Century) beschreibt er 1991, dass Computer künftig in nahezu jedem Gegenstand unserer Alltagswelt, also allgegenwärtig (ubiquitous) eingebettet sein werden. In dieser Ära des „Ubiquitous Computing (UC)“ (Allgegenwärtige Datenverarbeitung) – die auf die Ära des Mainframe und des Personal-Computers (PC) folge – werde der Personal- By permission of PARC, www.parc.com Computer durch personalisierte „intelligente Gegenstände“ ersetzt. „Ubiquitous Computing stellt einen starken Wandel dar in der Art, wie wir Computer verwenden, in der Menschen in einer Umgebung wohnen, arbeiten und spielen, die nahtlos mit Computern vernetzt ist. Ubiquitous Computing postuliert eine Welt, in der Menschen umgeben sind von Computer-Endgeräten und einer Computer-Infrastruktur, die uns in allem unterstützen, was wir tun.“ Mark Weiser, Computer Science Lab Xerox PARC, 1991 Es ist heute leicht, in einem US-amerikanischen Mittelklasse-Haushalt 40 Mikroprozessoren zu finden. Sie sind zu finden in den Weckern, dem Mikrowellenherd, den Fernbedienungen, der Stereoanlage, dem Fernseher, dem Spielzeug der Kinder usw. Mit ‚UC’ haben sie noch nichts zu tun. Aber vernetze sie und sie werden zu Schlüsseltechnologien für ‚UC’. Verknüpfe sie mit dem Internet und nun hast du in deinem Haus Millionen von Informationsquellen mit Hunderten von Informationsvermittlungssystemen verbunden. Uhren, die sich nach einem Stromausfall wieder die korrekte Zeit einstellen, Mikrowellen, die neue Rezepte herunterladen, Kinderspielzeug, das sich selbst mit neuer Software versorgt, Anstriche, die Staub reinigen und Eindringlinge melden, Wände, die selektiv Geräusche dämpfen sind nur einige Mark Weiser, 1996 Beispiele.“ 14 www.hessen-it.de „Wenn überall Computer sind, bleiben sie besser aus dem Weg.“ Weiser ist besonders wichtig, dass die allgegenwärtige Computerwelt den Menschen in einer unaufdringlichen und unauffälligen, ja gewissermaßen „unsichtbaren“ Weise unterstützt. Sie soll in den Hintergrund treten und vom Menschen möglichst wenig Aufmerksamkeit beanspruchen. Idealerweise soll sie ganz aus seiner Wahrnehmung verschwinden, ihre Dienste sollen aber jederzeit und überall verfügbar sein. In dem Aufsatz „Das kommende Zeitalter einer beruhigenden Technologie“ (The Coming Age of Calm Technology) aus dem Jahre 1996 stellt er die Aufgabe, den Menschen nicht mit Informationen zu überfrachten und ihm, im Gegenteil, ein Gefühl der Ruhe zu verleihen, als zentrale Herausforderung der nächsten 50 Jahre für die Gestaltung von intelligenten Produkten und Umgebungen heraus. Der Umgang mit den allgegenwärtigen Mikrocomputern soll sich wie derjenige mit dem Auto vollziehen: Im Normalfall ist unsere Aufmerksamkeit auf die Straße, das Radio oder die Beifahrer gerichtet und nicht auf das Geräusch des Motors, weil die Nutzung des Wagens wenig Aufmerksamkeit erfordert. Ungewöhnliche Motorgeräusche bemerken wir trotzdem sofort, was zeigt, dass wir die Geräusche des Motors vorher im Hintergrund durchaus wahrgenommen haben. Intelligente Produkte und Umgebungen sollten also so gestaltet werden, dass der Umgang mit ihnen normalerweise eine geringe Aufmerksamkeit erfordert, sie im Bedarfsfall aber auch ins Zentrum der Aufmerksamkeit rücken können. Auch wenn Weiser erklärt, „UC“ werde die Informationstechnologie zu den kleinen quälenden Alltagsfragen führen, wie: Wo sind meine Autoschlüssel? Finde ich einen Parkplatz? Ist das Hemd, das ich letzte Woche im Laden sah, noch im Regal? Der gesellschaftlichen Tragweite von „Ubiquitous Computing“ ist er sich durchaus bewusst – das wird deutlich, wenn er dessen Bedeutung mit zwei anderen Techniken vergleicht, deren Gebrauch so selbstverständlich und allgegenwärtig geworden ist, das sie mittlerweile untrennbar zu unserer Zivilisation dazugehören: der Schrift und der Elektrizität. 15 Ambient Mobility Pervasive Computing und Ambient Intelligence Zwei Begriffe, die häufig mit oder in einem ähnlichen Zusammenhang wie „Ubiquitous Computing“ genannt werden, sind „Pervasive Computing (PvC)“ und „Ambient Intelligence (AmI)“. „Pervasive Computing“ (durchdringende Datenverarbeitung) bezeichnet auch die Durchdringung von Alltagsgegenständen mit Sensoren, Prozessoren und Aktoren, aber mit einer umsetzungsorientierten Ausrichtung. Der Begriff wurde von der Industrie eingeführt (und wird heute IBM zugeschrieben), um auf der Basis vorhandener Mobile-Computing-Technologien kurzfristig umweltintelligente Lösungen zu entwickeln. Als Reaktion auf die US-amerikanisch dominierten Ansätze des „UC“ und „PvC“ wurde in Europa von Emile Aarts von Philips Research der Begriff „Ambient Intelligence (AmI)“ (Umgebungsintelligenz) geprägt und von der Europäischen Union über die Forschungsrahmenprogramme FRP 5, 6 und 7 verbreitet. AmI schließt auch Aspekte der Mensch-Maschine-Interaktion und der künstlichen Intelligenz mit ein. Im Jahr 1999 beschreibt die European Union’s Information Society Technologies Program Advisory Group (ISTAG) – der aus Hessen die Leiter von SAP Research (ISTAG-Vorsitz) und des Fraunhofer IGD angehören – AmI in einer visionären Erklärung: „People will be surrounded by intelligent and intuitive interfaces embedded in everyday objects around us and an environment recognizing and responding to the presence of individuals in an invisible way.“ In den letzten Jahren setzt sich zunehmend die pragmatische Auffassung durch, dass die Unterscheidung zwischen diesen drei Begriffen eher akademischer Natur ist. Wichtiger als die geringfügigen Unterschiede in den Konzepten herauszustellen, ist es, ihre sehr wesentlichen Gemeinsamkeiten zu fokussieren und gemeinsam nach Ansätzen zu suchen, wie sie sinnvoll umgesetzt werden können. 16 www.hessen-it.de IKT-Merkmale für intelligente Produkte und Umgebungen Welche Anforderungen werden im Rahmen von Ubiquitous Computing, Pervasive Computing und Ambient Intelligence an die IKT gestellt, um intelligente Produkte und Umgebungen zu realisieren? In einer Studie im Auftrag der TA-SWISS von mehreren schweizerischen und deutschen Forschungsinstitutionen wurden folgende IKT-Merkmale identifiziert: Merkmale a Miniaturisierung: IKT-Komponenten werden immer kleiner, leistungsfähiger, preisgünstiger, portabler und damit mobiler einsatzfähig. a Einbettung: IKT-Komponenten werden in immer mehr Alltagsgegenstände integriert. a Vernetzung: IKT-Komponenten können miteinander immer häufiger – meist drahtlos und häufig über das Internet – Daten austauschen. a Kontextsensitivität: IKT-Komponenten können immer häufiger durch drahtlosen Datenaustausch und durch Sensoren Informationen über ihre Umgebung wahrnehmen. a Allgegenwart: IKT wird stärker präsent durch die Einbettung in intelligente Produkte und Umgebungen. Trend h h h h h Quelle: TA-SWISS 17 Ambient Mobility Vision wird Wirklichkeit Für Experten steht längst außer Frage, dass intelligente Produkte und Umgebungen unsere Gesellschaft und Wirtschaft zunehmend durchdringen werden. Die modernen IKT weisen Merkmale und Trends auf, die zur gezielten Entwicklung von umgebungsintelligenten Anwendungen ein erhebliches Potenzial darstellen. Aktuell ist unsere Gesellschaft aber noch nicht wesentlich durch intelligente Produkte und Umgebungen geprägt. Die Miniaturisierung und Einbettung von IKT-Komponenten sind zwar bereits weit fortgeschritten – das zeigt die Tatsache, dass rund 98 Prozent aller programmierbaren Prozessoren bereits in Gegenständen des täglichen Lebens eingebettet sind, wie etwa Haushaltsgeräte, Fahrzeuge und Spielsachen. Aber der epochale qualitative Quantensprung und „Intelligenzgewinn“, der erst durch die insbesondere internetbasierte Vernetzung der IKT-Komponenten erfolgt, steht noch aus. Erst wenn sich die Dinge selbst miteinander vernetzten, kann von einer intelligenten Umgebung gesprochen werden. Von einer Allgegenwart umgebungsintelligenter Produkte und Prozesse kann deshalb derzeit noch keine Rede sein. Die Vision einer ambienten mobilen Alltagswelt ist aber trotzdem keine Utopie, sie wird Realität. Viele intelligente Produkte und automatisierte Prozesse benutzen wir seit langem – z. B. ABS, Airbag, Herzschrittmacher, Mobiltelefone – ohne dass wir sie als Vorreiter oder Wegbereiter einer allgegenwärtig IKT-durchdrungenen Gesellschaft ansehen. Bieten sie einen Gewinn an Lebensqualität – etwa mehr Komfort, mehr Sicherheit, mehr Effizienz, mehr Umweltschutz – nehmen wir ihren Nutzen gerne an. Dass uns der Entwicklungsprozess vom gelegentlichen Einsatz intelligenter Produkte hin zu einer gesellschaftlichen Prägung durch intelligente Umgebungen vielfach nicht bewusst ist, liegt zum einen an der Qualität der realisierten Anwendungen. Ganz im Sinne Weisers tritt bei ihnen die Aufmerksamkeit für die dahinter liegende (beruhigende) Hoch-Technologie zurück. Wir haben uns daran gewöhnt, dass die Gegenstände und das Geschehen um uns herum „intelligenter“ werden ohne wahrzunehmen, dass es sich dabei um Funktionalitäten von Computern handelt. 18 www.hessen-it.de Zum anderen ist die Entwicklung ambienter IKT-Systeme größeren Maßstabs mit einem starken Anstieg an technischer und sozialer Komplexität verbunden. Wer umfassende gesellschaftliche Anwendungsmöglichkeiten schaffen möchte, die einzelne Insel-Lösungen übersteigen, muss sinnvolle Szenarien entwickeln, diverse technologische Systeme auf einander abstimmen und allgemeine technische Standards etablieren. Die Verzögerungen bei der Einführung des Maut-Systems deuten beispielhaft auf die große Herausforderung hin, hochkomplexe ambiente IKT-Applikationen für eine sehr großflächige Umgebung – das heißt hier für eine bundesweite Nutzung – zu entwickeln und zu etablieren. Diese Einsicht wird auch in der Politik vertreten. Um die Forschung, Entwicklung und Marktfähigkeit ambienter IKT-Systeme zu beschleunigen werden sie auf EU-, bundes- und landespolitischer Ebene gezielt gefördert. Einen zentralen thematischen Schwerpunkt in den europäischen und bundesstaatlichen Förderaktivitäten stellt dabei aktuell das Leitbild des Ambient Assisted Living (AAL) (umgebungsunterstütztes Leben) dar. Da ambiente IKT-Systeme sehr vielfältige Alltags- und Geschäftsprozesse unterstützen können, kann ihre Förderung gezielt darauf ausgerichtet werden, Instrumente zur Lösung gesellschaftlicher Zukunftsthemen bzw. -probleme zu entwickeln. AAL fokussiert die Problematik des demografischen Wandels und soll der wachsenden Anzahl älterer Menschen länger und verstärkt ermöglichen, ein eigenständiges, mobiles Leben zu führen. Dies kann beispielsweise durch die Vermittlung ihrer körperlichen Vitalwerte an den Arzt, Pfleger bzw. Betreuer, durch Notfallmeldungen bei Stürzen oder seniorenfreundliche Wohneinrichtungen geschehen. Auf das hessische Leitbild Ambient Mobility wird in Kapitel 4 eingegangen. 19 Ambient Mobility 1.2 Chancen Die wachsende Durchdringung unseres Alltags mit ambienten IKT-Systemen lässt die Relevanz von Informations- und Kommunikationstechnologien noch weiter zunehmen. Mehr als die Hälfte der Industrieproduktion und mehr als 80 Prozent der Exporte hängen schon heute vom Einsatz moderner IKT ab. Auch werden in einzelnen High-Tech-Sektoren wie der Automobilindustrie, Logistik und Medizintechnik bereits heute mehr als 80 Prozent der Innovationen durch IKT getrieben. Weil IKT-basierte Intelligenz nun aber auch in die unzähligen gewöhnlichen Alltagsprodukte und -prozesse einzieht, wird das die Bedeutung von IKT natürlich nochmals beträchtlich erhöhen – soviel lässt sich bereits mit Gewissheit sagen. Worin die wesentlichen gesellschaftlichen Chancen, die die neuen Technologien bieten, in der Lebens- und Arbeitswelt aber konkret bestehen, ist in dieser frühen Phase ihrer Entwicklung und Implementierung in einem umfassenden Maße nur sehr vage abschätzbar. Betrachten wir im Folgenden einige Kerndimensionen, in denen der Nutzen in Breite und Tiefe in Erscheinung treten wird. Im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung sind bei der Chancenbetrachtung ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte in den Blick zu nehmen. 20 www.hessen-it.de Ökologische Chancen Ambiente Technologien können ökologische Problemlagen aufgreifen und gezielt zur Schonung von nicht-regenerierbaren Ressourcen und zur Erhöhung von Energie- und Materialeffizienz eingesetzt werden. Vor allem Sekundäreffekte wie beispielsweise ökologische Formen des intermodalen Verkehrs, des koordinierten Gebäudemanagements und der energetischen Gerätevernetzung – hier sollen etwa die Abwärme eines Kühlschranks das Wasser im Geschirrspüler vorheizen und der Backofen seine überschüssige Wärme an die Waschmaschine abgeben – können wirkungsvolle Beiträge leisten. Kurzgefasst a Vermeidung von motorisiertem Verkehr durch Telekommunikation a Optimierung von Verkehrs- und Logistikprozessen a Erhöhung der Energie- und Ressourcenproduktivität a Optimierung von Wertschöpfungsprozessen a Dematerialisierung (Verringerung der Material- und Energieumwandlungen bei gleichem Nutzen) a Ökologisierung der Märkte und Unterstützung einer umweltgerechten Produktpolitik a Höhere Transparenz ökologischer Produkteigenschaften 21 Ambient Mobility Wirtschaftliche Chancen „Das breite Anwendungsspektrum macht Ambient Mobility zu einem enormen Wachstumsmarkt. Gerade in Hessen sind viele Institutionen und Unternehmen ansässig, die im Bereich Ambient Mobility der absoluten Weltspitze angehören.“ Prof. Dr. techn. Dieter W. Fellner, Fraunhofer IGD Ambiente IKT-Systeme werden zur Zeit ihrer Durchdringung die Wirtschaft revolutionieren. Über die Stärkung des IKT-Sektors als Schlüsselbranche für Innovationen hinaus, bergen sie auch für alle anderen Wirtschaftsbranchen erhebliche Potenziale. Die multimediale Verarbeitung und Echtzeit-Kommunikation von Daten, Informationen und Wissen sowie deren allgegenwärtige Vernetzung wird die Bedeutung der klassischen Produktionsfaktoren Arbeit, Kapital und Rohstoffe weiter zurückdrängen. Die Erfassung, Bündelung und Kontrolle von Informationen in Echtzeit ermöglicht ein hocheffizientes Management von Geschäftsprozessen, das alle Prozesse der Wertschöpfungskette (Planen, Entwickeln, Beschaffen, Herstellen, Liefern, Warten, Entsorgen) unterstützt. Die Erfassung der Situation, in der sich ein Kunde befindet, ermöglicht individuell angepasste Produkte und Dienste, die Erfassung seiner tatsächlichen Nutzung der Produkte und Dienste ermöglicht verbrauchsbezogene, dynamische Geschäftsmodelle. Experten rechnen damit, dass 2013 bereits für eine Milliarde Menschen ein Billion elektronisch aufgerüstete, vernetzte Gegenstände zur Verfügung stehen. Kurzgefasst a Stärkung der IKT-Branche (Netze, Endgeräte, Anwendungen) a Vorrangstellung des Produktionsfaktors Wissen a Transformation zu Real-Time-Enterprises (RTE) durch Echtzeit-Management a Optimierung von Wertschöpfungsprozessen a Entwicklung kundenorientierter Produkte und Dienste a Entwicklung nutzungsbezogener Geschäfts- und Preismodelle 22 www.hessen-it.de Praxisbeispiel Prozess RFID-Gebäudewartung Die Betreibergesellschaft des Frankfurter Flughafens Fraport AG betreut rund 440 Gewerbeimmobilien. Im Rahmen gesetzlich vorgeschriebener und gerichtsfest zu dokumentierender Wartungsarbeiten hat das Facility Management mehr als 70.000 Objekte zu überprüfen, davon rund 22.000 Brandschutzklappen. Durch den Einsatz von RFID-Etiketten (Transponder), die an den Brandschutzklappen befestigt sind, und Tablett-PCs wird diese Wartung nun ohne Medienbrüche durchgeführt: Der ausführende Monteur lädt die Wartungsaufträge vom stationären Informationssystem auf seinen Tablett-PC. An der Brandschutzklappe aktiviert er den für diese Klappe bestimmten Auftrag durch das Einlesen seiner Personalkennung und des RFID-Etiketts. Nach der Aktivierung dokumentiert er seine durchgeführte Wartung / Inspektion und die vorgefundenen Mängel. Seine Tätigkeit schließt der Monteur mit dem Einlesen und Beschreiben des RFID-Etiketts ab. Auf dem RFID-Etikett wird zusätzlich zum stationären Instandhaltungssystem die Tätigkeit, das Datum und die Uhrzeit der Ausführung dokumentiert. Nach der Dokumentation werden die Daten mit dem zentralen Instandhaltungssystem über WLAN / LAN abgeglichen. Vor dem durchgängig digitalen RFID-Einsatz mussten für die Brandschutzklappen-Wartung jährlich 88.000 Auftragsblätter ausgefüllt werden. Die Kosten für die Beschaffung und den Betrieb des Systems (RFID-Etiketten, TablettPC’s, Server, WLAN, Betreuung) werden durch die hohen Einsparungen in den Prozesskosten mehr als kompensiert. Der Return on Invest war nach 12 Monaten erreicht. Mittlerweile setzt die Fraport AG das RFID-gestützte Verfahren auch in der Instandhaltung von Brandschutztüren, Entrauchungsanlagen, Entrauchungsventilatoren, Aufzügen, Förderanlagenabschlüssen, Kanalrauchmeldern, der Begehung von Gateräumen, sanitären Anlagen, Fluchtwegskontrolle und der Betankung von Fahrzeugen der Fraport AG ein. 23 Ambient Mobility Soziale Chancen Mit dem Leitbild Ambient Assisted Living (AAL) fokussiert ein Forschungsstrang ambienter IKT-Systeme die demografische Entwicklung vieler westlicher Länder und deren soziale Implikationen. Durch vielfältige heimische Assistenzsysteme soll älteren Menschen ein möglichst langes eigenständiges Leben eröffnet werden. Eng damit verbunden sind innovative Optionen für ein persönliches oder ärztlich begleitetes Gesundheits- und Fitnessmonitoring und -management. Randgruppen wie z. B. Sehbehinderten und Blinden kann durch neue Orientierungssysteme ein mobileres, integrierteres Leben ermöglicht werden. Die Sicherheit von Kindern lässt sich mit Hilfe von Positionsmeldern erhöhen und über flexible Arbeitsformen können beispielsweise Familie und Beruf besser in Einklang gebracht werden. Kurzgefasst a Unterstützung älterer Menschen für ein langes eigenständiges Leben a Monitoring und Management von Gesundheit und Fitness, inkl. innovativer medizinischer Pflege-, Behandlungs- und Operationsverfahren a Navigation und Integration von Behinderten und Randgruppen a Positionierungs- und Suchdienste für Kinder und Tiere a Flexible, familienfreundliche Arbeitszeitmodellierung im Sinne einer Work-Life-Balance 24 www.hessen-it.de Der Einsatz ambienter Technologien im Sinne von Ambient Assisted Living ist nicht nur sozial, sondern auch finanziell hochgradig attraktiv. Die TU Darmstadt hat 2006 errechnet, dass eine Verringerung von nur 1 % an stationärer Pflege eine Kostenreduzierung von 47,12 Mio. Euro ergibt (der Kostenunterschied zwischen einer stationären und einer Heimpflege beläuft sich für jeden Leistungsempfänger auf etwa 7.300 Euro pro Jahr, Stand Anfang 2007). Im Jahr 2010 wären dies schon 53,40 Mio. Euro und im Jahr 2050 sogar 106 Mio. Euro. Auch durch ambiente Unterstützungsdienste wie etwa eine automatische Überwachung von Körperfunktionen, Behandlungserinnerungen oder Verbesserungen in der Medikamentenversorgung sind erhebliche Einsparungen erzielbar. Laut Deutschem Apothekerverband können etwa 25 % aller Krankenhausaufenthalte auf Fehlmedikationen zurückgeführt werden, was zu Kosten von rund einer Milliarde Euro pro Jahr führt. 1.3 Herausforderungen Auf dem Weg in eine Gesellschaft, die die Potenziale ambienter Technologien wirklich ausschöpft und wesentlich von ihnen geprägt ist, sind noch viele Barrieren zu überwinden. Das zeigen schon die zeitliche Entwicklung der Aktivitäten in diesem Forschungsfeld und ihre Ergebnisse. Immerhin liegt die Veröffentlichung von Mark Weisers Vision des Ubiquitous Computing mittlerweile schon 18 Jahre zurück. Ihre Verwirklichung dürfte uns noch einige Jahre beschäftigen. Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Während in einigen geschlossenen Einheiten wie etwa Autos und Häusern in den letzten Jahren durchaus hochinnovative ambiente Technologien implementiert worden sind, erfordern Anwendungen in komplexeren Umgebungen mit größeren Nutzerkreisen weitere Voraussetzungen. Erst die Verzahnung verschiedener Technologien auf diversen Ebenen ermöglicht eine Gesamtfunktionalität, die als innovativer Mehrwert in ein Produkt integriert und an den Kunden weitergegeben werden kann. Nachdem schon überzeugende einzelne ambiente IKT-Lösungen im Markt sind, besteht die Herausforderung nun darin, eine Basis für die Interoperabilität und die Interaktion der Systeme zu schaffen, damit größere und flexiblere Systeme entstehen können. 25 Ambient Mobility Besonders diese hochkomplexen Systeme ermöglichen für den Einzelnen Angebote mit einem attraktiven Mehrwert. Deswegen machen gerade sie Ambient Mobility zu einem Ansatz mit gesellschaftlicher Tragweite. Ökologische Herausforderungen a Dematerialisierung Die Material- und Energieintensität von Entwicklungs-, Produktionsund Transportprozessen ist u. a. durch attraktive intermodale Verkehrsangebote zu optimieren und ggf. durch reine Signalverarbeitung zu substituieren. a Intelligente Verkehrsinfrastrukturen Ambiente IKT-Systeme zur Verkehrsplanung sind bereits in der Bauplanung des Bundes, der Länder und der Kommunen zu berücksichtigen. a Grüne IKT-Infrastrukturen und -Produkte Die Erzeugung langlebiger energieeffizienter IKT-Infrastrukturen und -Produkte (Green IT) bedarf eines nachhaltig ökologischen Bewusstseins und Marketings. Verkürzten Produkt- und Nutzungszyklen ist entgegenzuwirken. a Rebound-Effekt Die Nutzung der allgegenwärtig einsetzbaren Technologien sollte einem ökologiebewussten, energieökonomischen Konsumverhalten entsprechen (Stand-by etc.). a Entsorgung Nach dem Gebrauch sind viele kleine Komponenten von Elektronikabfall adäquat zu verwerten, damit keine wertvollen Rohstoffe verloren gehen und Schadstoffe nicht in die Umwelt gelangen. 26 www.hessen-it.de Wirtschaftliche Herausforderungen a Kundenorientierte Produkte und Dienste Neue Technologien machen vieles möglich, Anbieter müssen daher erkennen: Was will der Kunde, was sind seine Interessen und Bedürfnisse? a Basisstandards Komplexe Anwendungssysteme müssen komplementäre Komponenten anderer Firmen integrieren können, noch fehlen aber allgemeingültige technische Standards. a Innovationsdynamik Langlebige Produkte (z. B. Waschmaschinen) und ambiente IKT-Systeme haben eine unterschiedliche Innovationsfrequenz, das schafft Ausstattungsfragen. a Innovative Geschäfts- und Preismodelle Neue situationsbezogene Angebote und nutzungsbezogene Bezahlverfahren schaffen Vorteile für den Kunden, müssen aber erst Akzeptanz gewinnen. 27 Ambient Mobility Soziale Herausforderungen a Privatsphäre bzw. informationelle Selbstbestimmung Einige ambiente IKT-Systeme sind in der Lage, Informationen zu erfassen, die bestimmten oder bestimmbaren Personen zugeordnet werden können. Diese Informationen betreffen das Recht auf Privatsphäre bzw. – als juristischer Fachbegriff – auf informationelle Selbstbestimmung. Sie sind damit relevant im Sinne von Artikel 2 Absatz 1 in Verbindung von Artikel 1 Absatz 1 des Grundgesetzes (GG) und Paragraph 1 des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG). Demgemäß haben Personen das Recht, die Preisgabe und Verwendung ihrer personenbezogenen Daten grundsätzlich selbst zu bestimmen. Die EU-Kommission hat am 16. Mai 2009 eine Empfehlung „zur Umsetzung der Grundsätze der Wahrung der Privatsphäre und des Datenschutzes in RFID-gestützten Anwendungen“ veröffentlicht. Demgemäß wird die Kommission für die Aufstellung von gemeinschaftlichen Leitlinien für das Informationssicherheitsmanagementsystem bei RFID-Anwendungen sorgen. a Physische Selbstbestimmung Analog zur Möglichkeit, den Umgang mit persönlichen Informationen zu bestimmen, zielt die physische Selbstbestimmung auf die Kontrolle des Nutzers über seine für ihn agierenden Objekte. Wenn diese mit eingebetteter Intelligenz auf seine Präsenz reagieren, kann ein schmaler Grad zwischen einem erzielten Nutzen und dem Gefühl der Bevormundung und des Kontrollverlustes bestehen. Beispielsweise können die sensoriell ausgelösten Warntöne bei einem Nichtanschnallen im Auto als Zwang empfunden werden, im eigenen Interesse den Gurt anzulegen, besonders dann, wenn man selbst die Alarmfunktionalität nicht gewählt hat und ggf. diese in einer speziellen Situation gar nicht wünscht. 28 www.hessen-it.de a Benutzerfreundlichkeit Ambiente IKT-Systeme sollen einerseits als zum Teil unsichtbare Helfer unterstützen, ohne den Anwender mit Situationsinformationen zu überlasten und die Atmosphäre mit Technologie zu überfrachten. Andererseits sollen sie ihm aber leicht und schnell ermöglichen, die Unterstützungsleistung zu erkennen und zu steuern. Auch die Option, das System abzuschalten, wird vielfach zu seiner Benutzerfreundlichkeit dazugehören. Rechtliche / Ethische Herausforderungen a Datenschutz In der Ära ambienter Technologien erhält der Schutz von Daten eine noch größere Bedeutung. Denn in beachtlichem Maße nimmt durch allgegenwärtig datenerzeugende Geräte und deren durch Vernetzung ermöglichte Mehrfachnutzung nicht nur die Quantität von personenbezogenen Daten zu. Auch deren personenerfassende Qualität erreicht durch die engmaschigen Sensorennetze eine bisher ungekannte Dimension. Wenn intelligente Produkte und Umgebungen technisch in der Lage sind, Informationen zu erfassen und zu vermitteln, stellt sich insbesondere die Frage, inwieweit und inwiefern sie personenbezogene Daten wahrnehmen, verarbeiten und verbreiten dürfen. Wer darf welche Daten wann wie erfassen, nutzen und verwerten? Wer bestimmt das Erkenntnisinteresse und die Erkenntnisgegenstände der intelligenten Assistenten, die Objektivität und die Richtigkeit der Angaben, die Adressaten und Sendungsprozesse dieser neuen Medien? Welche politischen Machtkonzentrationen und wirtschaftlichen Monopole werden möglich? 29 Ambient Mobility a Juristisches Neuland: Ambiente Szenarien Viele regulatorische und rechtliche Schutzvorkehrungen können auch für ambiente Produkte und Umgebungen angewandt werden. Darüber hinaus entstehen mit ambienten Technologien aber auch neue Fragestellungen, die einer verbindlichen Regelung bedürfen. Welchen rechtlichen Status etwa haben Willenserklärungen, die von technischen Assistenzsystemen im Namen des Nutzers abgegeben werden? Wer ist bei Unfällen von technisch gesteuerten Fahrzeugen verantwortlich? Der Computerwissenschaftler Ray Kurzweil vermutet, dass 2029 die Interaktion zwischen Mensch und Maschine und umgekehrt so weit entwickelt ist, dass Mikroprozessoren durch eine direkte Kopplung dann Töne, Bilder, Gerüche und Gefühle ins Gehirn einspielen könnten. Dass diese Entwicklung ethische und rechtliche Überlegungen erfordert, illustriert das folgende Beispiel: Forscher der State University in New York implantierten Ratten je drei mit einem Mikroprozessor verbundene Elektroden im Gehirn. Dadurch gelang es ihnen, die Ratten mit einer Fernbedienung an Orte zu navigieren, die sie normalerweise meiden. Die Anpassungen bzw. Weiterentwicklungen des gesetzlichen Rahmens sollten insbesondere die Fragen des allgemeinen Zugangs, der Inklusion, der Zurechenbarkeit und der Haftung mit einschließen. a Datensicherheit Ambient Security erfordert mit neuen Verfahren und Methoden, selbstorganisierende Sicherheitsmaßnahmen schon in den gesamten SoftwareEntwicklungsprozess zu integrieren. Besteht angesichts dieser neuartigen Sicherheitsanforderungen für einen sicheren, vertrauenswürdigen und zuverlässigen Datenverkehr ein juristischer Handlungsbedarf? a Verursacherprinzip Die Ursachen von Schäden, die durch das Zusammenwirken von Komponenten aus Hardware, Software und Daten in Netzwerken entstehen, können schwer aufzuklären sein, weil die verteilten Systeme mathematisch und juristisch sehr komplex sind. Wenn die Zunahme dieser Systeme einen Anstieg von durch hohe technische Komplexität entstehenden Schäden zur Folge hat, würde das bedeuten, dass sich ein wachsender Teil des Alltagslebens dem Verursacherprinzip entzieht. 30 www.hessen-it.de Technische Herausforderungen Technische Herausforderungen Ambiente IKT-Systeme sind komplex. Sie stehen mit vielen Aspekten in Zusammenhang, deren weitere Entwicklung aktuell als Herausforderungen anzusehen ist. Zu ihnen gehören: Adaptivität Die Eigenschaft, sich Situationen anpassen zu können, stellt den zentralen Nutzen und Vorzug ambienter IKT-Systeme dar. Die Ausführung des situationsangepassten Verhaltens erfolgt über Aktoren: Geräte oder Materialien, die elektronische Signale in mechanische Bewegung oder andere physikalische Größen (z. B. Druck oder Temperatur) umsetzen und so aus der Ferne steuerbare Aktionen oder Handlungen ausführen können. Beispielsweise sind Fahrzeuge der Oberklasse heutzutage mit über 100 Elektromotoren ausgestattet, in vernetzten Häusern können u. a. Schalter / Dimmer, Rolläden / Jalousien, Steckdosen, Thermostat- (Heizung) und Hydrostatregler (Raumklima) als Aktoren fungieren. In der Logistik ermöglichen Aktoren die Selbststeuerung dynamischer Prozesse. Benutzerfreundlichkeit Intelligente Produkte und Umgebungen werden nur dann Interesse und Verbreitung finden, wenn sie benutzerfreundlich gestaltet sind. Ein wahrgenommener persönlicher Nutzen umfasst Aspekte wie eine hohe Arbeitsproduktivität, einen hohen sozialen Status, bessere Informationsund Interaktionsmöglichkeiten sowie Spaß- und Freiheitserlebnisse. Wichtig sind auch die Aspekte attraktiver Preisgestaltung und Abrechnungsmodelle, der Verlässlichkeit und des Bedienkomforts (Ease of Use). Die Systeme sollten nicht nur effizient und effektiv zu bedienen sein, sondern auch einfach. Sie sollten über intuitive und ergonomische Benutzerschnittstellen verfügen und über eine hohe Geräte-, Netzwerke- und Softwareinteroperabilität, die flexible durchgängige Lösungen ermöglicht und im Sinne des Calm Computing wenig Aufmerksamkeit bedarf. 31 Ambient Mobility Technische Herausforderungen Biometrie Biometrie (vom Griechischen bios, Leben und metron, messen) bezeichnet automatisierte Methoden zur Erkennung von Menschen anhand von individuellen Körper- und Verhaltenseigenschaften. Zu den Körpereigenschaften (angeboren und unveränderbar) gehören u. a.: Fingerabdruck, Gesicht, Iris, Hand- und Fingergeometrie, Retina, Körpergeruch; zum Verhalten (erlernt und veränderbar) zählen u. a. Stimme, Unterschrift, Gang, Gestik, Mimik. Ambiente IKT-Systeme bieten vielfach personenspezifische Anwendungen, die eine Authentifizierung des Benutzers erfordern. Da intelligente Produkte und Umgebungen die Präsenz eines bestimmten Menschen – im Sinne von Weisers Vorstellung einer Calm-Technology – möglichst ohne dessen aktive, aufwändige Authentifizierung erkennen sollten, stellen biometrische Verfahren eine hervorragende Identifizierungsform für ambiente IKT-Systemen dar. In idealer Weise eigenen sich funk- und infrarot-unterstützte Verfahren, hier stellen sich aber noch sicherheitstechnische Fragen. Erweiterte Realität (Augmented Reality, AR) Die Überlagerung von Ansichten der realen Welt mit Daten aus der virtuellen Welt schafft neue Mensch-Maschine-Schnittstellen. In Echtzeit werden beispielsweise in semitransparenten Daten-Brillen digitale Informationen in das Sichtfeld des Nutzers eingeblendet, die in Anwendungen zur Navigation, Medizin, Wartung und Produktion sowie Architektur und Stadtplanung Hilfestellungen bieten. Dazu wird die Umgebung des Nutzers mit einer miniaturisierten Videokamera erfasst. Anhand der Videobilder werden Position und Orientierung im Raum bestimmt („Tracking“) und somit können virtuelle und reale Welten zusammengeführt werden. Durch immer leistungsfähigere Smartphones (z. B. Apple iPhone) können Augmented-Reality-Technologien heute auf mobilen Systemen genutzt werden. Damit werden diese Systeme auch für den Verbrauchermarkt (Freizeitbereich, Kultur und Tourismus) interessant. Aktuelle Herausforderung bei der Realisierung von Augmented Reality Technologien ist die Entwicklung von markerlosen Trackingverfahren, durch die die Position und Orientierung der Kamera in Echtzeit bestimmt wird. www.instantreality.org 32 Technische Herausforderungen www.hessen-it.de Abbildung 2: Augmented Reality für den Anwendungsbereich Tourismus, (Quelle: Fraunhofer IGD) Abbildung 3: Augmented Reality im Anwendungsszenario der Firma Rittal, (Quelle: Fraunhofer IGD) Geopositionierung Ambiente Technologien sind über eine Interaktion mit der räumlichen Umgebung definiert. Weil dabei häufig entweder die geografische Position vom Anwender eines ambienten IKT-Systems oder die Position von einer ihrer Komponenten eine Rolle spielt, ist die geografische Positionsbestimmung für intelligente Produkte und Umgebungen von hoher Bedeutung. 33 Technische Herausforderungen Ambient Mobility So liegt etwa, wie der Begriff schon andeutet, Location Based Services die Lokalisierung des Anwenders zu Grunde, weil sie passende Angebote in dessen Umfeld erst ermöglichen. Auch Car-2-X-Interaktion basiert auf Geopositionierung. Wenn ein Fahrzeug per Funk eine Meldung über eine Gefahr an mögliche Empfänger im Umkreis sendet, enthält diese eine genaue Ortsangabe, die über ein Satellitennavigationssystem wie GPS oder Galileo zu ermitteln ist. Herausforderungen stellen die cm-genaue Outdoor-, die Indoor-Positionsbestimmung und deren Übergänge dar. Wie funktioniert ein Satellitennavigationssystem? Die Satelliten funken ein Signal mit einer genauen, synchronisierten Uhrzeit auf die Erde. Die Empfangsgeräte erhalten diese Signale und bestimmen anhand der entstandenen Verzögerung die Entfernung zu den jeweiligen Satelliten. Für eine Ortung wird das Zeitsignal von mindestens vier Satelliten benötigt. Die Genauigkeit der Ortsbestimmung hängt von der Genauigkeit der gesendeten Uhrzeit ab. Galileo soll eine Genauigkeit von einem Zentimeter erreichen. Deshalb werden in den Satelliten Atomuhren eingesetzt, die eine Abweichung von nur einer Nanosekunde am Tag zulassen. Damit auf der ganzen Erde eine Position mit Galileo bestimmt werden kann, sollen sie 30 Satelliten – davon sind drei nur Ersatzsatelliten – in einer Höhe von 23.600 Kilometern umkreisen. Konnektivität Die Vernetzung von IKT-Endgeräten und IKT-unterstützten Gegenständen über diverse Netzwerke stellt technisch die grundlegend neue Qualität ambienter IKT-Systeme dar, sie bildet zugleich aber auch eine ihrer elementaren Herausforderungen. Nur verbreitete gemeinsame Standards werden die Entstehung dynamischer, komplexer Systeme ermöglichen. 34 Interview www.hessen-it.de Prof. Dr.-Ing. Ralf Steinmetz, Beauftragter des Landes Hessen für Informations- und Kommunikationstechnik Hessen-IT: Ambient Mobility charakterisieren einige Merkmale: Miniaturisierung, Einbettung, Kontextsensitivität, Vernetzung, Allgegenwart. Wie wichtig ist die Vernetzung bzw. Konnektivität von Produkten und Umgebungen, damit die Vision Wirklichkeit wird? Prof. Steinmetz: Persönliche Mobilität und mobile Kommunikation sind Trends, die im letzten Jahrhundert für die Massen erschwinglich wurden. In einem nächsten Schritt werden jetzt kommunizierende Geräte unseren Alltag durchdringen. Alltagsgegenstände werden vernetzt, die Technik wird in die Umgebung integriert und unterstützt den Menschen. Ziel ist dabei die Verbesserung der Lebensqualität. Die barrierefreie, nahtlose und flexible Vernetzung, z. B. auch von Alltagsgegenständen, ist eine grundlegende Voraussetzung hierfür. 35 Interview Ambient Mobility Hessen-IT: Wie ist der heutige Stand? Prof. Steinmetz: Auch wenn einige Übergänge schon heute gut gelöst sind, stehen wir noch ziemlich am Anfang. Bisher existieren BasisTechnologien und erste Anwendungen. Diese sind jedoch zumeist noch sehr spezialisiert. Ziel muss es sein, breitere Anwendungsklassen zu erschließen. Dabei muss sich die Technik mit den konkreten Anforderungen weiterentwickeln. Hessen-IT: Worin bestehen die Herausforderungen auf technischer Seite? Prof. Steinmetz: Sehr wichtig sind die Bereiche Sicherheit, Zuverlässigkeit und Datenschutz. Diese Anforderungen dürfen nicht erst in den Fokus geraten, wenn Probleme auftreten, sondern müssen von Anfang an berücksichtigt werden. Entscheidend ist auch, dass die derzeit noch sehr heterogenen technischen Standards kompatibel werden. Die neuen Lösungen müssen so angelegt werden, dass sie langfristig funktionieren, d. h. zukünftige Komponenten müssen sich einfach integrieren lassen. Hessen-IT: Wagen Sie eine Prognose, wann diese Aufgaben gelöst sein werden? Prof. Steinmetz: Kommunikationsnetze wie das Internet sind noch vergleichsweise jung und erst seit 10–15 Jahren im Bewusstsein der Allgemeinheit – wir erwarten, dass sich die Technologie hier noch über Jahrzehnte weiterentwickeln wird, nicht zuletzt auch aufgrund der Dynamik der Informations- und Kommunikationstechnologien. Aber dass sich Endnutzer keine Gedanken mehr über Netze und Konnektivität machen müssen, das ist eine Vision, die in den nächsten 10–15 Jahren Wirklichkeit werden kann. 36 www.hessen-it.de Interview Hessen-IT: In welchem Umfang werden ambiente IKT-Systeme mit dem Internet der Dinge verknüpft sein? Prof. Steinmetz: Das Internet der Zukunft – an dem wir auch an meinem Lehrstuhl in Darmstadt forschen – ist Kernbestandteil dieser Systeme. Wir brauchen ein leistungsfähiges Übertragungsmedium, um sämtliche Systeme anzubinden, jederzeit, nahtlos und an jedem Ort. Ohne das Internet als Basis ist das nicht denkbar. Hessen-IT: Werden das Internet der Dinge und ambiente Technologien unser Alltagsleben ähnlich stark verändern, wie es das heutige Internet getan hat? Prof. Steinmetz: Auf jeden Fall, wenn nicht sogar noch mehr. Weite Bereiche des alltäglichen Lebens sind vom heutigen Internet nicht oder kaum tangiert. Mit dem Internet der Dinge werden wir nahezu überall in Berührung kommen und konfrontiert werden. Alltagsgegenstände wie z. B. die Waschmaschine oder der Kühlschrank werden über das Internet vernetzt und bedienbar sein – und das zu jeder Zeit von jedem Ort aus. Für den Nutzer müssen der Informationsaustausch und die Kommunikation dabei immer einfacher und kaum spürbar, d. h. seamless, vonstatten gehen. Hier wird noch vieles möglich werden, von dem wir heute noch keine Vorstellung haben – wer konnte vor 20 Jahren vorhersagen, wie stark das Internet die Welt verändert? Aber es verspricht eine spannende Reise zu werden. 37 Ambient Mobility Technische Herausforderungen Neue Materialien Als innovative Träger von Sensoren, Chips und Aktoren oder auch von Eingabe- und Ausgabegeräten bieten neue Materialien große Chancen für eine allgegenwärtige Verbreitung von Computern in den Alltag. Intelligente Verbundwerkstoffe (smart materials) wie etwa Polymere können sowohl sensorielle Funktionen (z. B. das Erfassen und Lokalisieren physischer Beanspruchung beispielsweise an einem Flugzeugflügel, siehe Verkehr S. 101) als auch aktorische Funktionen vollziehen (z. B. durch elektrische Ansteuerung eine Bewegung oder Verformung erzeugen). Druckbare Polymere sollen die Stückkosten für RFID-Chips verringern. Flexible Displays stellen die Konzepte des elektronischen Papiers und der elektronischen Tinte dar. Der Druck von organischen (OLED) oder polymeren lichtemittierenden Dioden (PLED) reduziert gegenüber traditionellen Displaytechniken nicht nur Kosten, sondern ermöglicht auch, vielfältige Alltagsgegenstände wie Kleidung oder andere persönliche Accessoires als Displayoberflächen einzusetzen. Praxisbeispiel Projekt NanoPEP Die Partner des vom BMBF geförderten Spitzenclusters „Forum Organic Electronics“ – TU Darmstadt, BASF SE und Heidelberger Druckmaschinen – möchten mit nanoteiligen Funktionsmaterialien und innovativen Druckverfahren die Drucktechnik revolutionieren. In dem Projekt NanoPEP – Nanostrukturierung und Plastik-Elektronik Printplattform – wollen sie inklusive des Teams vom TUD-Institut für Druckmaschinen und Druckverfahren innerhalb von drei Jahren erste gedruckte Ergebnisse präsentieren. Gedruckte Elektronik kann für so genannte Smart Label, also mit Sensoren ausgestattete Etiketten, verwendet werden. Mit diesen Transpondern, die mitsamt Antenne auf Folien gedruckt werden, lassen sich zum Beispiel die Temperatur und Luftfeuchtigkeit messen, was für den Transport und die Lagerung von Waren wichtig ist. www.idd.tu-darmstadt.de 38 www.hessen-it.de Technische Herausforderungen Menschliche Steuerung Die Allgegenwart von Computern in Produkten und Umgebungen setzt voraus, dass sie jederzeit kontrolliert werden können und dass ihre Steuerung weitgehend automatisiert erfolgt. Zurzeit nutzen wir Computer über spezielle Eingabe- und Ausgabegeräte, die meistens viel von unserer Aufmerksamkeit erfordern. Deswegen eignen sie sich wenig für ambiente Alltagssituationen. Die Vorstellung von ambienten IKT-Systemen als unsichtbaren Helfern führt letztlich zu einer Steuerung ohne Interaktionsgeräte und ohne eine komplizierte Interaktion des Nutzers. Als Schnittstelle kommt dann beispielsweise eine Steuerung durch Sprache, Gesten und über Touchscreens in Betracht. Mobile und stationäre Endgeräte werden sie als sichtbare Helfer aber wohl in vielfältiger Erscheinungsform ergänzen wie etwa in textilen Taschen und Westen mit eingebauter Elektronik, Datenhandschuhen, an Kopf und Brille integrierten Displays (Head Mounted Displays, Virtual Retinal Display), Bluetooth-Mikrofonen und -Kopfhörern, an Fingern getragenen Eingabegeräten (Fingermouse) und vielen anderen mehr. Ambient Mobility-Komponenten werden weniger am stationären PC zentral gesteuert, sondern vielmehr über Netze von Rechenknoten, welche die Anweisungen verarbeiten und an diejenigen Endgeräte weitergeben, die sie am besten umsetzen können. Vielfach wird sich der Nutzer dabei nicht am Steuerungsaufbau der Geräte orientieren müssen, sondern einfach ein Ziel angeben können (z. B. den Ruf „heller“), welches das Gerät dann interpretiert und umsetzt. Dies erfordert eine Analyse der Situation (z. B. die Fragen: Ist es Tages- oder Nachtzeit? Wie sind Lampen und Jalousien eingestellt?), der Möglichkeiten (wie die Helligkeit des Raumes überhaupt erhöht werden kann) und ggf. des Wunschprofils des Nutzers (falls er bestimmte Helligkeits- und Belichtungsweisen präferiert). Besonders bei personenbezogenen Diensten sollte es möglich sein, die angebotene Unterstützungsleistung verändern und sogar auf sie verzichten zu können, d. h. die erkennende, erfassende und adaptive Funktion intelligenter Systeme leicht einstellen und ein- und ausschalten zu können. 39 Technische Herausforderungen Ambient Mobility Physische Welt Dinge Mobiles Endgerät Werbeplakat Öffentliches Display intelligente Umgebung elektronische Endgeräte Mobiles Telefon MenschComputerInteraktion ComputerComputerInteraktion Smartphone Menschen Mobiles Endgerät Nutzer Interaktion User PDA Orte Mobile Dienste Server Abbildung 4: Menschliche Steuerung mit und ohne mobile Endgeräte (Quelle: nach Rukzio, http://edoc.ub.uni-muenchen.de/6494/, eigene Übersetzung aus dem Englischen) 40 www.hessen-it.de Technische Herausforderungen Persönliche Assistenz Der Wunsch, trotz der Allgegenwart von Computern und der Vielzahl ambienter Angebote und Optionen persönlich entlastet zu werden, führt zum Konzept des Software-Agenten. Das sind Programme, an die ein Nutzer seine Entscheidungen delegieren kann. Software-Agenten sollen die Wünsche und Präferenzen des Nutzers kennen und vordefinierte Aufgaben relativ selbstständig ausführen. Sie sollen auf Änderungen in offenen und dynamischen Umgebungen reagieren und proaktiv Aktionen auslösen und mit anderen Agenten oder Benutzern über das Internet kommunizieren können. Zurzeit werfen Software-Agenten noch Fragen in Bezug auf Sicherheit, Datenschutz und Verantwortlichkeit auf. Beispielsweise stellt sich die Frage, in welchen Situationen der Software-Agent welche persönliche Daten preisgeben darf bzw. soll bzw. muss und wer für Handlungen und Entscheidungen die Verantwortung trägt, die an technische Systeme „delegiert“ wurden. Robotik Bei der Entwicklung von Industrierobotern in den 1960er Jahren verstand man unter einem Roboter (slawisch robota, Arbeit, Fronarbeit) eine mechanische Gestalt, die den Menschen von einfältiger und körperlich schwerer Fabrikarbeit entlastet. Durch das rapide technologische Leistungswachstum bei Computern, Motoren und Sensoren bestehen Roboter heute aus vielen unterschiedlichen Sensorsystemen, mit denen der Roboter die Umgebung und den eigenen Zustand wahrnimmt, und aus vielfältigen Onboard-Berechnungskapazitäten zur Auswertung und Interpretation der Sensordaten und zur Berechnung von Verhaltensweisen. Durch die Ansteuerung von Antrieben werden sie zur zielgerichteten Fortbewegung auf Rädern oder Beinen bzw. zur Manipulation von Objekten mit vielgelenkigen Armen und Händen genutzt. Auf diese Weise können sich mobile Roboter in einer sich verändernden Umwelt orientieren und komplexe Aufgaben autonom oder teil-autonom in Zusammenarbeit mit Menschen durchführen. 41 Technische Herausforderungen Ambient Mobility Die aufgabenorientierte, räumliche und zeitliche Interaktion mit der physikalischen Welt ist für ambiente Technologien nur mit Robotern möglich. Im Unterschied zu Sensornetzen oder virtuellen Agenten können sich Roboter – als gewissermaßen materielle Agenten – in der realen Welt bewegen und mit Gliedmaßen wie Armen, Händen, Beinen gezielte raumzeitliche Handlungen vollziehen. Im Rahmen der Forschungsförderung von „altersgerechten Assistenzsystemen für eine gesundes und unabhängiges Leben“ speziell älterer Menschen (AAL) durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird u. a. geprüft, ob sich Roboter als elektronische Hilfen eignen, um Kosten im Pflege- und Gesundheitsbereich zu senken. Bill Gates hält genau diese künftige Nutzung von Robotern für wahrscheinlich in seinem viel beachteten Artikel „A robot in every home. The leader of the PC revolution predicts that the next hot field will be robotics“ (Scientific American, 2007). Neben bekannten Einsatzweisen in Industrie, Umweltbeobachtung, Operationssälen, im Militär- und Rettungswesen könnten Roboter verstärkt Funktionen in privaten und öffentlichen Räumen übernehmen. Breibandsysteme ermöglichen, dass zusätzliche Teile der Rechenarbeit für die Robotersteuerung von stationären PCs im Haus übernommen werden können. Daher können Roboter zunehmend kleiner und leichter gebaut und kostengünstiger hergestellt werden. Experten der TU Darmstadt greifen diese Argumentation auf und spitzen sie weiter zu. Für sie müsste es heißen: „A robot in every room“. „Roboterfußball ist ein ideales Szenario zur Entwicklung von Grundlagentechnologien für künftige, vernetzte autonome Robotersysteme. Die Komplexität der autonomen Verhaltenssteuerung bei einem fußballspielenden, humanoiden Roboter ist etwa zehn mal so groß wie bei einem autonomen Auto in der DARPA Urban Challenge.“ Prof. Dr. Oskar von Stryk, TU Darmstadt 42 www.hessen-it.de Technische Herausforderungen Praxisbeispiel Demonstrator Darmstadt Dribblers Eine spektakuläre Entwicklung stellen die humanoiden – also am menschlichen Erscheinungsbild orientierten – Roboter „Darmstadt Dribblers“ vom Team autonomer fußballspielender Humanoidroboter dar. Mit 78:3 Treffern gewannen die komplett an der TU Darmstadt entwickelten Dribbler überlegen den größten internationalen Robotikwettbewerb der Welt, den RoboCup 2009, bei dem in der Humanoid KidSize Liga 22 Mannschaften mit jeweils drei bis zu 60 Zentimeter großen autonomen humanoiden Robotern gegeneinander Fußball spielten. Die Roboter Bruno, Luise und Isra verfügen über eine hohe Umgebungsintelligenz und ein außerordentliches Reaktionsverhalten: Durch die Wahrnehmung ihrer Umwelt und ihrer selbst bilden sie sich autonom ein Weltmodell, das ihre eigene Position und diejenige der Mitspieler und des Balls umfasst, und steuern auf dessen Grundlage eigenständig mit hoher Reaktionsschnelligkeit und Zielorientiertheit ihr Bewegungsverhalten. Über W-LAN ist lediglich eine Kommunikation zwischen den Robotern zulässig, um so z. B. die Ballposition an Mitspieler weiterzugeben. www.dribblers.de 43 Ambient Mobility Technische Herausforderungen Praxisbeispiel Demonstrator Quadrocopter Das Team des Instituts für Flugsysteme und Regelungstechnik (FSR) von der TU Darmstadt hat mit seinem kleinen autonomen Fluggerät Quadrocopter bei einem Flugwettbewerb auf der European Micro Air Vehicle Conference (EMAV09) im September 2009 den ersten Platz in der Kategorie „Outdoor Autonomy“ belegt. Ein Quadrocopter (von lateinisch quadrum, Viereck) ist ein Luftfahrzeug mit vier nach unten wirkenden Rotoren oder Propellern, die senkrecht in einer Ebene angeordnet sind. Alle Systemkomponenten des Flugroboters wurden in den vergangenen drei Jahren am FSR selbst entwickelt und getestet. Die möglichen Anwendungen von autonomen Kleindrohnen sind sehr vielfältig. Schon heute interessieren sich Behörden und Katastrophenschutz-Organisationen für die neue Technologie und erproben ihren Einsatz für den Ernstfall. Mit Hilfe der Drohne können schnell Bilder und Videos aus unterschiedlichen Positionen aufgenommen und der Einsatzleitung zur Verfügung gestellt oder mit entsprechenden Sensoren austretende Schadstoffe geortet werden. Andere Anwendungen finden sich im Bereich der Umwelt-, Gebäude- und Verkehrsüberwachung. Zu den Aufgaben des gewonnenen Wettbewerbs gehörten neben dem autonomen Starten und Landen das Finden eines simulierten Verkehrsunfalls in einem etwa 20 Hektar großen Suchgebiet, das zielsichere Abwerfen eines kleinen Balles im Flug, das Berühren eines kleinen Ballons und der Durchflug durch einen Torbogen. Im Rahmen eines DFG-Graduiertenkollegs soll das Fluggerät zukünftig zur Demonstration von Forschungsergebnissen im Bereich der kooperativen Steuerung von heterogenen Robotersystemen und als Trägerplattform für vernetzte Sensoren eingesetzt werden. www.gkmm.de/rescue 44 www.hessen-it.de Technische Herausforderungen Semantik Tim Berners-Lee, der Begründer des World Wide Web (WWW) hat vorgeschlagen, das Web mit einer semantischen Dimension zum so genannten „Semantischen Web“ zu erweitern. Als Metadaten sollen computerbzw. maschinenlesbare Informationen ergänzt werden, die die Semantik (Bedeutung) der Webinhalte beschreiben. Für ambiente IKT-Systeme bietet die Fähigkeit von Computern, Internetinhalte zu verstehen, erhebliche Potenziale für das Erkennen von Situationen und die Entwicklung autonomer Lern- und Verhaltensmuster. Sensorik Sensoren (lateinisch sensus Gefühl) erfassen Messgrößen – wie Abstände, Bewegung, elektromagnetische Felder, Druck, Geschwindigkeit, Luftfeuchtigkeit, Position, Temperatur – und wandeln sie in meistens elektrische Signale um. In ambienten IKT-Systemen ermöglichen sie quasi als „Sinnesorgane für die Elektronik“ das Erfassen und Weitergeben von Kontextdaten (siehe Wahrnehmung einer Situation, S. 49). Sensoren werden immer feiner auflösend, kostengünstiger, miniaturisierter und energiesparender. 2008 erhielten smarte Mini-Sensoren den Zukunftspreis des Bundespräsidenten: Sie sind nur noch drei Tausendstel Millimeter groß, kosten nur noch wenige Euro und machen beispielsweise das Handy noch intelligenter und intuitiver bedienbar. Liegt das mobile Telefon z. B. mit dem Display nach unten auf dem Tisch, schaltet es den Klingelton ab. Dreht man das Handy, schaltet ein Sensor das Display von Hoch- auf Querformat. In Laptops können Sensoren beispielsweise erkennen, wenn das Gerät vom Tisch fällt und noch vor dem Aufprall auf den Boden die Festplatte vor Datenverlust schützen. Die Leistung und Miniaturisierung einzelner Sensoren sowie die Fusion unterschiedlicher Sensorenarten führen dazu, dass die Wahrnehmungsfähigkeit von Sensoren diejenige des Menschen schon bei weitem übertrifft. Sensoren sind in Endgeräte und Gegenstände sowie in räumlich verteilte, über WLAN verbundene SensorNetzwerke integrierbar. Letztere ermöglichen eine neuartige dezentrale Überwachung von vielen Einzeldaten, was etwa bei Anwendungen in der Produktion, der Logistik, der Umweltanalytik und im betreuten Wohnen eingesetzt wird (siehe Gebäude und Wohnen, S. 79; Gesundheit, S. 85). 45 Technische Herausforderungen Ambient Mobility Abbildung 5: Wärmesensoren kommunizieren eine kritische Gesamtsituation (3 Sensoren links) in einem großen Waldgebiet über kleine Antennen miteinander. Quelle: Siemens Pressebild Standardisierung Dass das Internet der Dinge zwar schon seit Jahren diskutiert, aber nur vereinzelt umgesetzt wird, liegt an der Inkompatibilität bisheriger Standards und mangelnder Sicherheit. Es fehlen übergreifenden Systemstandards, die das Zusammenwirken von Produkten verschiedener Hersteller sicherstellen. Einzellösungen können nicht oder nur mit erheblichem Aufwand zu Gesamtlösungen verknüpft werden, weil Datenaustauschformate und Protokolle miteinander inkompatibel sind und Komponenten einer Anwendung nicht ohne weiteres von einer anderen genutzt werden können. Die Komponenten müssen deshalb nicht nur häufig mehrfach bezahlt und installiert werden. Ihre Änderung, Erweiterung und Kombination erfordert vielfach einen Systemspezialisten, der die Entwicklung einer Gesamtlösung inakzeptabel verteuern kann. 46 www.hessen-it.de Technische Herausforderungen Praxisbeispiele Wissenschaftler des „KOM – Multimedia Communications Lab“ an der TU Darmstadt haben deshalb ein innovatives und weltweit einzigartiges Testbett installiert, das die Heterogenität der verschiedenen Sensor-, Kommunikations- und Rechenstandards überwindet. Auf der Plattform TWINS.KOM (Testbed for a Wireless Network of Sensors, siehe Abbildung 6) können Sensoren mit unterschiedlichen Leistungsmerkmalen miteinander kombiniert werden. Sie sind in der Lage, sich selbstständig in verschiedene Bereiche einzuklinken und miteinander zu kommunizieren. Durch die Verknüpfung der Sensoren mit Datenspeichern, sind die Netze außerdem lernfähig. Abbildung 6: TWINS.KOM – Testbett für ein Sensornetz Quelle: TU Darmstadt Die Fraunhofer-Allianz Ambient Assisted Living, die am FraunhoferInstitut für Graphische Datenverarbeitung (IGD) koordiniert wird, treibt den Standardisierungsprozess ebenfalls voran. Die Allianz engagiert sich für die Entwicklung von AAL-Produkten und -Dienstleistungen, die an die individuellen Bedürfnisse des Benutzers (Lebensstile und Krankheitsverläufe) angepasst werden können. Entsprechend hat sie eine flexible, modulare, offene und erweiterbare AAL-Plattform entwickelt und Handlungsansätze zur Verbreitung von Standards im Markt formuliert. 47 Technische Herausforderungen Ambient Mobility Projekt UniversAAL: Im Rahmen des von der Europäischen Union mit 15,3 Mio. Euro geförderten AAL-Projekts (Start: Februar 2010) wird eine Open-Source-Plattform entwickelt, die über mehreren Etappen eine Standardisierung anstrebt. Die Essenz von acht der größten Middleware-Plattformen wie z. B. AMIGO, SOPRANO, PERSONA soll mit Hilfe der Industrie (PHILIPS, IBM, Ericsson) gebündelt und zu einer Ambient Assisted Living-Referenzplattform vereinigt werden. Das Fraunhofer IGD in Darmstadt leitet die technologischen Projektaktivitäten bei der architektonischen Spezifikation der Plattform und der intelligenten Middleware. Über Ausschreibungen mit Preisgeldern sollen weltweit Wissenschaftler zur Entwicklung von Plug-ins motiviert werden, um die Verbreitung der Plattform anzustoßen. Experten sollen in Workshops hinzugezogen werden, um Defizite schnell aufzudecken und die Plattform zu verbessern. Vertrauenswürdigkeit Eine Kernvoraussetzung und -herausforderung ambienter IKT-Systeme stellt die IT-Sicherheit dar. Sie ist eng mit zentralen Anforderungen wie Datenschutz und dem Schutz der Privatssphäre, aber auch mit der Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit der Systeme sowie mit Haftungsfragen verknüpft. Aus mehreren Gründen reichen bisherige Sicherheitsansätze für ambiente IKT-Systeme nicht aus: Die Zunahme vernetzter Endgeräte erhöht die Zahl der zu schützenden Objekte und der möglichen Angriffspunkte. Auch das Ausmaß potenzieller Schäden nimmt zu, weil sich ein Schaden in kurzer Zeit weit verbreiten und viele Systeme betreffen kann. Die mobile Nutzung von Endgeräten auch außerhalb vertrauenswürdiger Arbeitskontexte ermöglicht Angriffe, die Schadsoftware in das Unternehmensnetz einschleusen. Zudem ist durch die Vernetzung eine Erhöhung der Dynamik von Angriffen zu befürchten. 48 Technische Herausforderungen www.hessen-it.de Ambient Mobility bietet Privatpersonen und Unternehmen viele Vorteile. Die dafür entwickelten und zum Teil bereits heute eingesetzten Technologien bergen aber auch ganz erhebliche Sicherheitsrisiken. Deswegen sind die Sicherheitsanforderungen, die sich bei Ambient Mobility nicht nur auf die Sicherheit von Daten, sondern zunehmend auch auf den Schutz von Leib und Leben beziehen, bei ihrer Entwicklung der neuen Technologien von Anfang an einzubeziehen. Ambient Mobility erfordert neue technische Lösungen, um eine Ambient Security zu gewährleisten. Prof. Dr. Claudia Eckert, Fraunhofer SIT, CASED Vertrauen ist über den Missbrauch hinaus aber auch für den regulären Umgang mit ambienten Daten erforderlich. Im Sinne der informationellen Selbstbestimmung muss dem Nutzer (a) transparent sein, wann wo durch wen welche personenbezogenen Daten erfasst, verarbeitet, gespeichert und genutzt werden, und (b) muss er die Möglichkeit haben, die Preisgabe und Verwendung seiner personenbezogenen Daten selbst zu bestimmen. Wahrnehmung der Situation Dass ambiente IKT-Systeme personenbezogen situative Kontexte wahrnehmen und verarbeiten, stellt eine wesentliche Neuerung gegenüber der heute verbreiteten IKT dar. Dabei messen Sensoren nicht nur bestimmte Parameter ihrer Umgebung, die dann mit Referenzwerten verglichen werden und adaptive Reaktionen einleiten können. Auch die Wahrnehmung der Identität, der Aktivität, des Bedürfnisprofils und des Zustandes des Nutzers ist meistens erfoderlich, um ihn situationsgerecht zu unterstützen. Mit der Selbstwahrnehmung von Geräten, also dem Erkennen des eigenen Status, Handelns und der Handlungsoptionen, sowie dem Verstehen von Daten insb. von Dokumenten kommen vielfach weitere Aspekte für das Kontextverständnis hinzu. 49 Grundlagen 2 Grundlagen Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) spielen im mobilen Alltag schon heute eine große Rolle. Sie bestehen aktuell meistens aus drei Komponenten: Anwendungen, die software- und datenbasierte Dienste erbringen, Datennetzen, die Daten transportieren, und Endgeräten, die diese Anwendungen letztlich tragen und zeigen. Das Besondere an ambienten Technologien besteht darin, dass mit ihnen nun auch Menschen und Gegenstände die Funktionen der so genannten Endgeräte übernehmen können und somit die bisherigen klassischen Endgeräte ergänzen. Damit wird die Welt medialer Information und Interaktion nicht nur technisch revolutioniert, sie wird sich auch erheblich weiter verbreiten. 2.1 Das ambiente IKT-System Umgebungsintelligente Informations- und Kommunikationssysteme – kurz ambiente IKT-Systeme – sind gegenwärtig schon in einer beträchtlichen Vielzahl und Vielfalt verbreitet. Entsprechend stark variiert die genaue Art ihrer Zusammensetzung und ihres Zusammenwirkens. Es lassen sich aber einige Kennzeichen identifizieren, die ambiente IKT-Systeme charakterisieren. Um ein besseres Verständnis über die Systeme zu gewinnen, sollen sie im Folgenden erläutert werden. 50 www.hessen-it.de a 쏹 Funktionen Aus bereits realisierten Anwendungen und angedachten Szenarien im Bereich intelligenter Umgebungen ergeben sich für ambiente IKT-Systeme als Mindestanforderung die folgenden technischen Funktionen bzw. Aufgaben: 1. Allgegenwärtigkeit Der Computer unterstützt zu jeder Zeit an jedem Ort. 2. Anwenderfreundliche Nutzung Die Schnittstellen zwischen Mensch und Computer sind einfach und ermöglichen eine Interaktion, die vom Menschen wenig Aufmerksamkeit erfordert. 3. Situationsbezogene Dienste Das System passt sich automatisch an die Situation an und regiert in der gewünschten Weise. 4. Automatisierung Das System kann wiederkehrende und standardisierte Abläufe eigenständig vollziehen, ohne erneut mit dem Anwender interagieren zu müssen. 쏹 b Elemente Ambiente IKT-Systeme bestehen aus folgenden Elementen: 1. Sensor(en) 2. Infrastruktur für den Datentransport 3. Computer und verteilte Eingebettete Systeme, die Daten verarbeiten und Entscheidungen treffen können. Der Entscheidungsalgorithmus sollte adaptiv sein, d. h. sich an die Situation anpassen können. 4. Datenspeicher, auf den zugegriffen wird 5. Externe Datenquelle und / oder externer Dienst (optional) 6. Aktor(en) zur Ausführung einer Aktion oder eines Effektes (optional) 51 Grundlagen Die vier nicht-optionalen Elemente müssen einem ambienten IKT-System angehören, weil es nur dann die oben genannten umgebungsintelligenten Funktionen erbringen kann. Die tatsächliche Struktur ambienter IKTSysteme geht aber meistens über diese konstitutiven Elemente hinaus. Beispielweise sind in ambiente IKT-Systeme oft viele Sensoren – zum Teil sogar unterschiedliche Typen – integriert, um eine Situation genauer erfassen zu können. Je nach Art der Situation erheben Sensoren dann zugleich Parameter wie etwa Geschwindigkeit, Beleuchtung, Temperatur, Feuchtigkeit und viele andere mehr. c 쏹 Organisation Die Eigenschaften und Funktionalitäten von ambienten IKT-Systemen ergeben sich letztlich erst durch das Zusammenwirken ihrer Elemente und durch die Interaktion mit ihrer Umwelt. Modellhaft kann die Organisation eines ambienten IKT-Systems folgendermaßen dargestellt werden: Internet Identifikation/ Sensorik Service Externe Datenbanken und Services Adaptive Entscheidung (KI) Lokal Lokal oder Internet Data Warehouse (Intern) Abbildung 7: Organisation eines ambienten IKT-Systems (Quelle: Fabian / Hansen, www.taucis.de) 52 www.hessen-it.de Wie funktioniert ein ambientes IKT-System? Informationen über einen Menschen oder ein Objekt, welcher / s sich im Umfeld des Systems befindet, werden von einem oder mehreren Sensoren wahrgenommen. Die Daten werden an ein Computerelement weitergeleitet. Je nach Konfiguration wird hier nach einer Interaktion mit externen (z. B. Internet) und / oder internen Datenquellen eine Entscheidung getroffen, wie sich das System verhalten soll. Diese wird an eine oder mehrere Elemente weitergegeben, die sie in Form eines bestimmten Dienstes bzw. Verhaltens umsetzen. Ambiente IKT-Systeme treten als offene oder geschlossene Systeme auf. Letztere sind „All-in-one-Lösungen“. Bei offenen Systemen kommt Dynamik ins Spiel, also die Fähigkeit des Netzwerkes sich Veränderungen flexibel anzupassen. Das ist beim Hinzufügen oder Wegnehmen von Geräten gefragt oder auch wenn es darum geht, dass sich für die Dauer einer bestimmten Leistungserbringung gerade diejenigen verteilten Elemente ad hoc zu einem System vernetzen, die gerade benötigt werden und über entsprechende freie Kapazitäten verfügen. Als Prototypen ambienter IKT-Systeme lassen sich über diese Ad-hocNetze (siehe S. 65) hinaus auch Location-based Services und RFID-Systeme nennen. a Location-based Services (LBS, standortbezogene Dienste) nutzen orts-, zeit- und personenabhängige Daten, um dem Nutzer individuell angepasste Dienste und Informationen zur Verfügung zu stellen. 53 Grundlagen Praxisbeispiel Projekt Green Mobility In dem vom Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie (BMWi) initiierten Leitprogramm THESEUS zur Erforschung und Entwicklung des Internet der Dienste ist u. a. das Hessische Telemedia Technologie Kompetenz Center (httc e.V.) an der TU Darmstadt beteiligt. Im Rahmen des Projektes „Green Mobility – mobiler Zugriff auf neue, standortbezogene Dienste“ möchte das httc mit Partnern eine Plattform für standortbezogene Dienste (Location Based Services, LBS) auf mobilen Endgeräten wie z. B. Handys entwickeln. a „RFID“ (Radio Frequency IDentification) bedeutet Funkerkennung und ermöglicht, Lebewesen und Gegenstände, die mit einem so genannten „Transponder“ bzw. „Tag“ ausgestattet sind, über nahe Entfernungen zu identifizieren und zu orten. Für die Entwicklung ambienter IKT-Systeme und des „Internets der Dinge“ ist RFID zum einen interessant, weil RFID-Transponder eine kostengünstige Lösung für interaktionsfähige Computerprozessoren sind. Zum anderen lässt sich RFID mit anderen Technologien, wie etwa Sensorik, kombinieren. Dabei können zum Beispiel Daten über den Zustand eines Produktes erfasst werden, wie seine Temperatur und Erschütterung, die über RFID – also ohne, dass man die Verpackung öffnen muss oder sieht – weitergegeben werden. Kombiniert man RFID und Sensoren mit Satellitennavigation per GPS, ist es möglich, die Daten ohne Unterbrechung aufzuzeichnen und zum Beispiel an einen Kunden weiterzugeben. Im Rahmen Projektes ADiWa entwickeln zurzeit Forscher der TU Darmstadt im Verbund Technologien, mit denen die Daten auch während des Transportes – also in Echtzeit – an einer zentralen Stelle vom Kunden kontrolliert werden können (siehe Seite 58). 54 www.hessen-it.de Funkwellenidentifikation (Radio Frequency IDentification / RFID) a Eine Funktwellenidentifikation (RFID) ist die Nutzung elektromagnetischer Wellen oder der elektromagnetischen Nachfeldkopplung im Funkbereich des Frequenzspektrums für die Kommunikation von oder zu einem RFID-Tag mit Hilfe verschiedener Modulations- oder Kodierungstechniken oder nur für das Auslesen der Kennung eines RFID-Tags oder anderer darin gespeicherter Daten. a Eine RFID-Anwendung ist eine Anwendung, die Daten unter Einsatz von RFID-Tags und -Lesegeräten verarbeitet und dabei von einem Back-End-System oder einer vernetzten Kommunikationsinfrastruktur unterstützt wird. a Ein RFID-Tag, RFID-Transponder oder RFID-Etikett ist entweder ein RFID-Gerät, das in der Lage ist, ein Funksignal zu erzeugen, oder ein RFID-Gerät, das ein von einem Lese- oder Schreibgerät empfangenes Trägersignal rückkoppelt, rückwärtsstreut oder reflektiert (je nach Art des Geräts) und moduliert. a Ein RFID-Lese- oder RFID-Schreibgerät ist ein festes oder mobiles Datenerfassungs- und Identifizierungsgerät, das durch eine elektromagnetische Welle oder durch elektromagnetische Nachfeldkopplung im Funkfrequenzbereich von einem oder mehreren RFID-Tags eine Antwort in Form modulierter Daten anregt oder bewirkt. Quelle: EU-Erklärung K(2009) 3200 Transponder Luftschnittstelle Lese-Schreibeinheit (RFID-Reader) RF-Modul Transponderchip Transponderantenne Leseantenne Lesechip EDV KontrollModul Stromversorgung Steuerung der Kommunikation, Auswertung und Datenverarbeitung Abbildung 8: Organisation eines RFID-Systems 55 Grundlagen Wie funktioniert ein RFID-System? Lebewesen oder Gegenstände werden mit einem Transponder, auch einfach „Tag“ genannt, ausgestattet. Das ist ein kombinierter Funksender und -empfänger, der Informationen auf einem Mikrochip speichert und diese an eine Basisstation senden kann. Die Basisstation besteht aus einem Lesegerät und einer Antenne, über die sie Funkwellen ausstrahlt. Wenn sich der Transponder in Reichweite des elektromagnetischen Feldes befindet, sendet er seine gespeicherten Informationen als Antwort an die Basisstation, wo das Lesegerät sie aufnimmt. (Siehe das Beispiel einer RFIDunterstützten Gebäudewartung auf S. 23) Ein Transponder kann nicht nur gelesen, sondern auch beschrieben werden: Er kann also z. B. auch eine Zielinformation mit sich führen. Dass Gegenstände mit RFID neben ihrem Standort auch ihren Zielort kennen und mit sich führen, macht sie für logistische Prozesse sehr interessant. Internet der Dinge Das „Internet der Dinge“ wurde auf einem nationalen IT-Gipfel als nächster großer Entwicklungsschritt in der Geschichte der modernen Gesellschaft bezeichnet. Es geht hier um die Interaktion von intelligenten Objekten mit anderen intelligenten Objekten und/oder mit Rechnersystemen über Internettechnologien. Man spricht vom „Internet der Dinge“, weil über das Internet quasi Dinge miteinander interagieren – im Fall von RFID interagiert beispielsweise eine Milchtüte inklusive Transponder mit einem Regal inklusive Basisstation. Beim etablierten Internet – das in Abgrenzung nun gelegentlich „Internet der Informationen“ genannt wird – suchen sich Informationen in Telekommunikationsnetzen selbstständig einen Weg zu ihrem Ziel, und genauso finden beim Internet der Dinge die Daten selbst den Weg ihres Transports über internetgestützte, intelligente Produkte und Umgebungen. Über das Internet werden Dinge kabellos miteinander interagieren, sich austauschen, denken lernen und selbstständig im Sinne von Menschen oder Objekten reagieren. Abbildung 9 zeigt vereinfacht, wie in einem Supermarkt ein an einer Milchtüte angebrachter RFID-Tag über das Internet ausgelesen wird. 56 www.hessen-it.de Wie funktioniert das Internet der Dinge? Die Produkt- und Logistikdaten von Objekten werden beim Internet der Dinge nicht auf einem Transponder gespeichert, sondern befinden sich auf verteilten vernetzten Datenbanksystemen. Wird von einem Objekt, wie zum Beispiel einer Milchtüte, der auf dem Tag gespeicherte elektronische Produktcode (z. B. EPC) gelesen, wird die Anfrage über eine Spezialsoftware (Middleware) an den so genannten Objektnamensdienst (ONS)-Wurzelknoten geschickt (Schritt 1). Dieser delegiert die Anfrage zum ONS-Knoten des EPC-Managers, d. h. zum Unternehmen, das die Milchtüte bzw. die Mich produziert hat (Schritt 2). Dieser sendet die Internetadressen der gesuchten Informationsdienste (EPCIS), welche die Produktdaten enthalten könnten, an die anfragende Stelle zurück (Schritt 3), damit dort die Produkt- und Logistikdaten des eingelesenen EPC abgefragt werden können (Schritt 4). ONS-Root Produzent EPC-Manager Supermarkt ONSServer Milch EPC Objekt mit RFID-Tag Lesegerät Software ProduktDatenbanken, EPCIS Abbildung 9: Beispielhafter Abfrageprozess im Internet der Dinge (BMWi 2009) Achtung: Der Aufbau eines RFID-Systems z. B. zur innerbetrieblichen Prozesssteuerung funktioniert auch ohne EPC. Alle erforderlichen RFID-Komponenten (Transponder, Schnittstellen, Reader usw.) sind über DIN- bzw. ISO-Normen standardisiert, so dass zuverlässige, interoperable Systeme betrieben werden können, ohne dafür Lizenzkosten zu zahlen. Für den EPC fallen Lizenzkosten an. 57 Grundlagen Praxisbeispiel Projekt ADiWA – Allianz Digitaler Warenfluss Unter der Koordination von SAP Research CEC Darmstadt ebnet das vom 1.1.2009 bis 31.12.2011 mit 17,7 Millionen Euro geförderte führende deutsche Logistikprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) den Weg vom Internet der Dinge zu intelligenten Geschäftsprozessen. Mit dem Fraunhofer SIT, der INI-GraphicsNet Stiftung, Software AG, TU Darmstadt und anderen zielt ADiWa auf die Gestaltung intelligenter adaptiver Geschäftsprozesse, die auf Ereignisse reagieren, die durch das Internet der Dinge ausgelöst werden. Zur Entwicklung dieser komplexen Software-Logistik werden typische Logistik-Szenarien analysiert und Warenströme in Industrieparks analysiert. Letztlich sollen die intelligenten Prozesse in einer praxistauglichen Form für den Bereich Logistik visualisiert werden können. Dabei sollen eine offene Architektur mit event-basierter Informationsverarbeitung und service-orientierten Architekturen auch kleinen und mittleren Unternehmen die Möglichkeit eröffnen, komplementäre Komponenten und Lösungen anzubieten. www.adiwa.net 58 www.hessen-it.de 쏹 d Struktur Modellhaft lassen sich nach der Vernetzung der Komponenten und insbesondere nach der Verteilung der Sensoren zwei Strukturansätze von ambienten IKT-Systemen unterschieden: a Sensornetz-Ansätze zeichnen sich durch eine Vielzahl von zum Teil weit voneinander entfernten Sensoren aus, so dass große geografische Räume bzw. Umgebungen einfacher und präziser erfasst, beobachtet und gesteuert werden können. Sensornetze lassen sich beispielsweise für das Erkennen und Bekämpfen von Waldbränden, für die Überwachung freilaufender Nutztiere und für Optimierungen im Lager-, Regal- oder Gebäudemanagement sinnvoll einsetzen. a Endgeräte-basierte Ansätze bzw. Intelligente Dinge integrieren die Komponenten des ambienten IKT-Systems inklusive Sensoren in oder an einen Gegenstand, so dass ihm eine eigenständige Intelligenz eingebettet wird. Wenn er vernetzt ist, kann er natürlich trotzdem von außen gesteuert werden. Intelligente Fahrzeuge, Haushaltsgeräte und Kleidungsstücke sind bekannte Beispiele. 2.2 Endgeräte Die Allgegenwart bzw. Alltagsdurchdringung von ambienten IKT-Systemen entsteht durch ihre Einbettung in die vielen klassischen IKT-Endgeräte und Gegenstände des täglichen Gebrauchs. Auch Implantate in den Körper von Menschen und Tieren sind möglich. Diese Endgeräte bzw. Gegenstände und Implantate (engl. Devices) bilden einerseits den Träger des einbetteten IKT-Systems, andererseits stellen sie den Kontakt – technisch gesprochen: die Schnittstelle – zum nutzenden Menschen oder Objekt dar. Die Integration von Umgebungsintelligenz in das Endgerät bzw. den Gegenstand verwandelt diese in ein ambientes IKT-System, während dieses selbst ein so genanntes eingebettetes System darstellt. 59 Grundlagen Was ist ein eingebettetes System? Eingebettete Systeme bestehen aus kontextbezogenen Verknüpfungen von Hardware- und Softwarekomponenten. Sie haben die Aufgabe, ein System zu steuern, zu regeln oder zu überwachen. Sie verarbeiten Informationen, die das System über Sensoren erhalten hat und steuern die Aktoren. Während ein herkömmlicher Computer je nach angewandter Software verschiedene Aufgaben verrichten kann, ist ein eingebettetes System immer in vordefinierter Weise aktiv. Entsprechend sind z. B. eingebettete ambiente IKT-Systeme auf umgebungsintelligentes Verhalten ausgerichtet. Die meisten heute produzierten Rechner sind so genannte Mikrokontroller in eingebetteten Systemen. Mobile IKT-Endgeräte Handys, Smartphones, Note- und Netbooks, Navigationssysteme und andere mobile IKT-Endgeräte sind weit verbreitet und deutlich auf dem Vormarsch. Seit am 20. Juni 1953 auf der Deutschen Verkehrsausstellung das erste mobile Telefonat geführt wurde, hat sich viel getan. Das erste Standardmodell eines mobilen Telefons diente als Autotelefon und bestand in den 50er Jahren unter anderem aus einer 16 Kilogramm schweren Empfangs- und Sendeanlage. Heutzutage wiegen Handys zwischen 60 und 150 Gramm und sind vielfach zu leistungsstarken mobilen Computern geworden, mit denen man auch telefonieren kann. Immer mehr Deutsche nutzen Ihr Handy als Multifunktionsgerät zum Versenden von SMS, Fotografieren, Musikhören, Termin- und Kontaktmanagement, E-Mailen und Internetsurfen – nur jeder sechste Handybesitzer verwendet sein Gerät ausschließlich zum Telefonieren. IKT-unterstützte Gegenstände Darüber hinaus werden Computer, Sensoren und Aktoren in immer mehr Gebrauchsgegenstände eingebettet – gerade hierin liegt ja die qualitative Neuerung und das immense quantitative Potenzial von ambienten Technologien. Vielfach werden sie dann im deutschen Sprachraum als „intelligent“ und im englischen als „smart“ bezeichnet: z. B. Intelligente Ampel / Smart Traffic Light, Intelligentes Haus / Smart House oder Intelligentes Papier / Smart Paper. 60 www.hessen-it.de Achtung: Bei „smarten“ Objekten handelt es sich nicht immer um ambiente IKT-Systeme. Beispielsweise adaptieren sich Intelligente Materialien (Smart Materials) vielfach ohne den Einsatz von IKT. Im Englischen besteht ein Unterschied zwischen „smart“ (geschickt, gewandt, pfiffig) und „intelligent“ (auffassungsfähig, denkfähig, verständig). Entsprechend stellen einige Experten heraus, dass „smart“ eine angemessenere Bezeichnung für die betreffenden Objekte darstellt, weil diese zwar über eine situationsbezogene Anpassungsfähigkeit, aber nicht über eine Form von Intelligenz verfügen. Im Sinne eines weiten, abstrahierenden Intelligenzverständnisses wird in dieser Broschüre der Intelligenzbegriff verwandt. Ambiente Trägersysteme im Überblick Die Träger von ambienten IKT-Systemen lassen sich folgendermaßen unterteilen: Ambiente Trägersysteme am/im Körper des Menschen U a mitgenommene mobiles Endgerät intelligente Plakette (badge) U b kleidungsintegrierte Körpersensor im Umfeld des Menschen U c U a implantierte intelligente Dinge intelligentes Etikett (tag) InternetAppliance U b intelligente Umgebung Sensornetzwerk Abbildung 10: Träger von ambienten IKT-Systemen (Quelle: Mühlhäuser 2008, eigene Übersetzung aus dem Englischen) 61 Grundlagen Träger am und im Körper des Menschen Im Bereich von Trägern, die Menschen mit sich führen, lassen sich (a) mitgenommene, (b) in die Kleidung integrierte und (c) implantierte Träger unterscheiden. a Mitgenommene Träger: Hierzu gehören erstens mobile bzw. 쏹 tragbare Computer vom Laptop, Netbook über den so genannten Personal Digital Assistent (PDA) bis zum Mobiltelefon. Zweitens sind auch intelligente Etiketten (smart badges, smart labels) hinzu zu zählen, die der Identifikation, Authentisierung, Autorisierung von Personen und ggf. weiteren Zwecken dienen. Und drittens kommen Körpersensoren hinzu, die besonders im Fitness- und GesundheitsBereich eine immer größere Rolle spielen. 쏹 b Kleidungsintegrierte Träger: Sie werden häufig als Wearables (aus dem Englischen von to wear: als Kleidung tragen) bezeichnet und reichen von spezifischen, computererweiterten Kleidungsstücken und Accessoires (z. B. Pullover und Display-Brillen) bis zu Prototypen, die aus Standardkomponenten erwachsen sind (PDA in einem Halter mit einem Kopfhörer). c Implantierte Träger: Obwohl die Möglichkeiten innovativer implan쏹 tierter RFID-Schilder (tags) und vernetzter medizinischer Implantate eine hohe Aufmerksamkeit erhalten haben, sind sie vor allem aus Gesundheits-, Privatheits- und Abhängigkeits-Gründen bisher kaum verbreitet. Die Anwendung als Herzschrittmacher ist allerdings schon zu einem medizinischen Standard geworden. Zudem tragen viele Hunde implantierte ID-Tags, um sie einfach identifizieren und lokalisieren zu können. 62 www.hessen-it.de Träger um den Körper des Menschen herum Im Bereich von Trägern, die Menschen in ihrem Umfeld antreffen, lassen sich (a) intelligente Dinge (smart items) und (b) intelligente Umgebungen (smart environments) unterscheiden. a Intelligente Dinge: Hier handelt es sich um computererweiterte 쏹 physische Objekte. Sie werden auch intelligente Objekte (smart objects) genannt und vielfach als intelligente Produkte (smart products) bezeichnet – etwa bei fortgeschrittenen Anwendungsentwicklungen, die proaktiv mit dem Nutzer kommunizieren. Ferner lassen sich intelligente Etiketten (smart tags), vernetzte Sensorknoten (networked sensors nodes) und vernetzte Applikationen (networked, Internet oder smart appliances) unterscheiden. Intelligente Etiketten sind eine einfache Variante. Werden sie an einem physikalischen Objekt angebracht, kann ein entfernter Computer Funktionalitäten übernehmen, die ansonsten ein eingebetteter Computer ausführen würde. Auf diese Weise können auch die billigsten Objekte zu ambienten Systemen werden. Vernetzte Sensorknoten sind intelligente Dinge, bei denen mehrere verknüpfte Sensoren in eine Anwendung integriert sind. Im Gegensatz zu herkömmlichen Sensoren, sind diese u. a. mit Mikroprozessoren und Mikrobetriebssystemen verbunden. Vernetzte Applikationen werden vom Nutzer mehr als Gegenstände (Maschinen, Möbel etc.), denn als Computer wahrgenommen. 쏹 b Intelligente Umgebungen: Sie bezeichnen das Umfeld intelligenter Dinge und schließen deren Rechner- und Kommunikationsleistung mit ein, die das intelligente Ding zu einem sinnvollen Ganzen zusammenfügen. 63 Grundlagen 2.3 Netzwerke Dass Menschen und Objekte über ambiente IKT-Systeme umfassend miteinander vernetzt sind, ist ein zentrales Merkmal von Ambient Mobility. Als Infrastrukturen des Datenflusses haben hier deshalb Telekommunikationsnetze eine grundlegende Funktion. Die Übertragung aller Daten, aller Information und allen Wissens findet bei ambienten Technologien auf der Basis von leitungsgebundenen und nicht-leitungsgebundenen Kommunikationsnetzen statt. Dabei kann innerhalb eines einzigen ambienten Dienstes im Prinzip das ganze Spektrum der Kommunikationsinfrastruktur beteiligt sein: von satellitengestützten Netzen über Fest- und Mobilfunknetze bis zu drahtlosen Netzen im Nahbereich. Auch im Zeitalter ambienter Mobilität wird in den nächsten Dekaden wohl noch ein hoher Anteil des Datenverkehrs zumindest teilweise über das Festnetz transportiert. Das liegt daran, dass metallische Kabel und Glasfaser bei der fortwährenden Suche nach leistungsstärkeren Netzen stellenweise, z. B. außerhalb ländlicher Regionen, ein gutes Kosten-/Nutzenverhältnis bieten – außerdem bestehen Mobilfunknetze teilweise zu einem erheblichen Anteil aus leitungsgebundenen Kommunikationsnetzen. Von besonderem Interesse sind hier aber natürlich Funktechnologien, weil sie einen mobilen Datenempfang und -versand ermöglichen. Ambient Mobility wird einerseits realisiert durch traditionelle Mobilfunknetze, andererseits durch die selbstorganisierende Vernetzung von mobilen, drahtlosen Systemen in Sensornetzen, Ad-hoc-Netzen sowie Mesh-Netzen: a Ein Sensornetz ist ein räumlich verteiltes Netzwerk von so genannten Sensorknoten. Ein Sensorknoten ist ein Mikrocomputer, der seine Umgebung über einen oder mehrere Sensoren erfasst, mit einem Prozessor verarbeitet und per Funk an benachbarte Sensorknoten (oder eine zentrale Einheit) überträgt. Sensorknoten sind in einem infrastruktur-basierten Netzwerk (mit einer oder mehreren Basisstation(en)) oder in einem sich selbst-organisierenden Ad-hoc-Netz miteinander verbunden. 64 www.hessen-it.de a Ein Ad-hoc-Netz (lat. ad hoc, sinngemäß „für diesen Augenblick gemacht“) ist ein Funknetz zwischen zwei oder mehr mobilen Endgeräten ohne feste Infrastruktur. a Ein Mesh-Netz (engl. mesh, „Masche“, „Netz“) bzw. vermaschtes Netz ist ein Funk- oder Festnetz, in dem jeder Netzknoten mit einem oder mehreren anderen verbunden ist. Das Mesh-Netz wird auch „Mobiles Ad-hoc-Netz“ (MANet) genannt, weil es sich selbst aufbaut und konfiguriert. Die Daten fließen von Netzknoten zu Netzknoten bis sie am Ziel ankommen. Je nach der Reichweite, die ein Funknetz überbrückt, lassen sich vier Netzwerk-Typen unterscheiden: a BAN bzw. W-BAN (Body Area Network) Vernetzung von Komponenten, die am oder im Körper (Wearables bzw. Implantate) getragen werden über Funk oder die Leitfähigkeit des Körpers, Reichweite: 1 Meter a PAN bzw. W-PAN (Personal Area Network) Vernetzung von portablen Geräten oder Gegenständen, Reichweite: 10 Meter a LAN bzw. W-LAN (Local Area Network) Vernetzung in Bürogebäuden, Wohnhäusern oder Hot Spots, letztere zur öffentlichen Einwahl etwa in Flughäfen, Hotels, Rasthöfen, Restaurants, Reichweite: bis zu einige 100 Meter a WAN (Wide Area Networks) bzw. MAN (Metropolitan Area Network) Vernetzung vor allem als Mobilfunknetz, Reichweite: bis zu einige 1000 Kilometer Die folgende Übersicht zeigt einige kabel- und funkbasierte Übertragungstechniken in Bezug zu ihrer typischen Reichweite und zu den Netzwerktypen. 65 Grundlagen Satelliten Pan-europäisches Glasfaserringnetz GSM, GPRS, UMTS WLAN outdoor (< 1–20km) UMTS-Zelle (< 8 km) Gebäudeverkabelung und WLAN indoor DVBT (40–100m) Bluetooth (1–100m) Leitende Textilien (ca. 1,5m) RFID (ca. 1m) Reichweite: 1 m 10 m 100 m 1 km 10 km 100 km 1000 10000 km km Abbildung 11: Übertragungstechniken und typische Reichweiten (Quelle: z.T. TA-SWISS) Übertragungstechniken per Funk – eine Auswahl RFID Die Radio Frequency Identification (Identifizierung per Funk) ermöglicht das kontaktlose Speichern und Lesen von Daten. Die Daten werden auf einem so genannten RFID-Tag gespeichert, der fast überall befestigt werden kann. Das Auslesen des RFID-Tags kann je nach Typ über Distanzen von wenigen Zentimetern bis ca. 100 Meter erfolgen. Aktive Tags verfügen über eine eigene Energieversorgung, während passive Tags ihre Energie aus dem elektrischen Feld eines Lesegerätes, dem so genannten Reader, beziehen. Read-Only-Tags können nach dem Beschreiben beim Hersteller nur noch gelesen werden, während Read-Write-Tags mehrfach beschreibbar und damit flexibler, aber auch teuer sind. RFID ermöglicht die Identifizierung und Lokalisierung von Menschen und Objekten. 66 www.hessen-it.de ZigBee Der ZigBee-Standard ist besonders für niedrige Datenraten und geringen Energieverbrauch konzipiert und kann als spezielle, semiaktive Variante für Sensorik und Kontrollfunktionen z. B. in der Hausautomatisierung angesehen werden. Bluetooth Bluetooth ist ein Standard für drahtlose Übertragung im Nahbereich mit einer Reichweite je nach Version zwischen 10 und 100 Metern. Mit Richtantennen können aber auch wesentlich höhere Reichweiten erzielt werden. Bluetooth kommt häufig zum Einsatz, um Geräte wie Drucker, Handy, Scanner etc. kabellos miteinander zu verbinden. W-LAN Das Wireless Local Area Network (drahtlose lokale Netz) ermöglicht eine Vernetzung von Geräten und wird häufig für den Anschluss mobiler Geräte an das Internet und die Bildung von Ad-hoc-Netzen verwendet. Um eine abhörsichere Verbindung sicherzustellen, bieten sich wie bei Unternehmensnetzen geeignete VPN-Lösungen an. Zusätzlich gibt es noch die Möglichkeit, WPA2 zu verwenden. WiMAX WiMax ist eine Bezeichnung für drahtlose „Wide Area Networks“ bzw. „Wireless Metropolitan Area Network“-Standards. Diese Technologie ist bisher weltweit wenig verbreitet. GSM Das „Global System for Mobile Communication“, wird weltweit von mehr als 4 Milliarden Menschen insbesondere für mobile Sprachkommunikation genutzt. UMTS Der Universal Mobile Telecommunication System (UMTS)-Standard ist für breitbandige Datenverbindungen ausgelegt. Zu den auf UMTS beruhenden Breitbandtechniken gehören HSDPA (Mitte 2009 bis 7,2 Mbt/s, wobei weitere Erhöhungen bereits getestet werden). 67 Grundlagen Übertragungstechniken – Fortsetzung Satelliten Satellitengestützte Übertragungssysteme wie etwa das US-amerikanische Global Positioning System GPS, das künftige europäische System GALILEO und das russische GLObales Navigations-SatellitenSystem GLONASS ermöglichen die Positionsbestimmung von Personen und Objekten mit einer Genauigkeit von unter 10 Metern. Da GPS auch militärisch genutzt wird, lässt sich die Genauigkeit der Positionsbestimmung erheblich verschlechtern. Werden allerdings zusätzlich Signale von anderen Empfängern, deren genaue Position bekannt ist, mit ausgewertet, können sogar Genauigkeiten im Millimeterbereich erzielt werden. Um die Satellitensignale empfangen zu können, muss eine freie Sichtlinie von den Antennen zu den Satelliten bestehen. Als weitere Übertragungsformen gibt es optische Technologien (Barcode, Infrarot, Laser), akustische und andere – beispielsweise können die elektrischen Eigenschaften des menschlichen Körpers etwa beim Händedruck zweier Personen zur Signalverarbeitung genutzt werden. Quelle: z.T. www.taucis.de In ambienten IKT-Systemen können die Netzwerktypen und -technologien hochkomplexe Geflechte bilden. Die Vielschichtigkeit der Datenflüsse und -speicher in einer ambienten IKT-Landschaft zeigt ein beispielhafter möglicher Ausschnitt in Abbildung 12. 68 www.hessen-it.de GPS/ Galileo Entfernte Dienste Internet Mobilfunk Entfernte Dienste MAN Lokale Infrastrukturen Lokale Dienste LAN Sensorennetze BAN LAN Sensorennetze PAN Ad-hoc Netze MAN: Metropolitan Network LAN: Local Area Network PAN: Personal Area Network BAN: Body Area Network Datenbanken BAN PAN Ad-hocNetze Mobile Entitäten BAN PAN Abbildung 12: Datenflüsse und -speicher in einem komplexen ambienten IKT-System (Quelle: Fabian / Hansen, www.taucis.de) Mobile Entitäten (Menschen, Tiere, Fahrzeuge oder Maschinen) führen an ihrem Körper ein enges Body Area Network (BAN) mit sich. Außerdem umgibt sie ein etwas weiter reichendes Personal Area Network (PAN). Die meistens persönlichen Geräte in den BANs und PANs speichern Daten und Profile des Nutzers. Sie enthalten Sensoren und eventuell auch Aktoren, die aus der Ferne kontrollierte Bewegungen auslösen können. Geräte der BANs und PANs von verschiedenen Entitäten können Ad-hoc-Netzwerke miteinander bilden, BAN- und PAN-Geräte können Daten mit der lokalen Infrastruktur austauschen (beides schwarze Pfeile) oder von dieser mit Hilfe von Sensornetzen z. B. optisch oder mittels RFID erfasst, identifiziert und lokalisiert werden (weiße Pfeile). Mittels GPS oder anderer Lokalisierungssysteme können die Entitäten selbst ihre aktuelle Position bestimmen. Je nach der Infrastruktur in Reichweite greifen die Entitäten über das lokale Netz (LAN) – oder über Mobilfunk auf das Internet zu und sind prinzipiell auch über diese Wege unter einer festen IPv6-Adresse zu erreichen. Es kann also auch auf entfernte Dienste (Remote Services) im Internet zugegriffen werden. Und umgekehrt können entfernte Service Provider über die verschiedenen Verbindungswege auch auf die lokalen Geräte im jeweiligen LAN, BAN und PAN zugreifen, so dass eine entfernte Datenhaltung auf mehreren global verteilten Servern möglich wird. 69 Grundlagen Das Internet stellt derzeit ein Netzwerk neben anderen dar – seine Bedeutung wird aber voraussichtlich weiter zunehmen. Dabei wird sicherlich die sechste Generation des Internetprotokolls, das IPv6, als Netzwerkprotokoll für ambiente IKT-Systeme eine grundlegende Rolle spielen, u. a., weil die Mobilität von vernetzten Geräten schon von Anfang an ein wichtiger Designfaktor für IPv6 war. Ein ähnlicher Bedeutungszuwachs des Internets ist bereits in der Telefonie eingetreten. Während man früher Modems benutzte, um über das Telefon auf das Internet zuzugreifen („IP-über-Telefon“), ist heutzutage das Telefonieren über das Internet VoIP („Telefonieüber-IP“) weit verbreitet. In Folge dieses Trends zur IP-Konvergenz wird das Internet mehr und mehr ambiente IKT-Anwendungen unterstützen und zunehmend auch in Alltagsgegenstände Einzug erhalten. Darauf deutet auch eine aktuelle BITKOM-Studie hin, die besagt, dass rund 60 Prozent der Befragten Wert darauf legen, dass ihr neuer Fernseher über einen Internetanschluss verfügt. 2.4 Software Zur Steuerung der Daten erfordern ambiente IKT-Systeme eine Software, die aus drei Schichten besteht. In der unteren Schicht werden die Daten erfasst. Das kann durch eine Übertragung von Sensoren oder von anderen IKT-Systemen geschehen. Die Daten werden über eine Kontrolleinheit an die mittlere Schicht, die so genannte Middleware, gesandt. Sie ist das wichtigste Element in der Architektur. Denn sie koppelt die Komponenten an das System, stellt Protokolle und Dienste bereit und regelt die Skalierbarkeit, also die Integrierbarkeit von Komponenten und Systemen und entsprechend die Dynamik des ambienten IKT-Systems. In der oberen Schicht werden die Daten weiterverarbeitet und an die IKT-Endgeräte und Gegenstände weitergeleitet. 70 www.hessen-it.de Endgerät Endgerät Andere Systeme Obere Schicht Middleware Mittlere Schicht Bluetooth-Tags RFID-Tags Untere Schicht RFID RFID RFID-Lesegerät Abbildung 13: Schichtenmodell ambienter IKT-Systeme (Quelle: Brick / Kummer, www.escp-eap.eu/uploads/media/AIMED_04.pdf ) Ambiente IKT-Systeme sind einem grundlegenden Problem ausgesetzt. Damit die diversen IKT-Endgeräte und Gegenstände, Netzwerke und Anwendungen stabil und spontan Zusammenwirken können, müssen die oft verschiedenen Technologien aneinander koppelbar sein. Die Definition einer einzigen integrativen Architektur wird aber durch die Verschiedenartigkeit der Komponenten, durch die Dynamik der Systeme und durch die historische Verbreitung etablierter Konzepte und Technologien erschwert. Weil unterschiedliche Anwendungen verschiedene Anforderungen stellen, entstehen zudem undurchgängige Ansätze. Stationäre Anwendungen in der Wohnung sind beispielsweise anders aufgebaut als mobile in öffentlichen Räumen oder Verkehrsmitteln. Deswegen sind die verwendeten Technologien häufig nicht kompatibel miteinander. Da die Lebenszyklen von IKT-Produkten darüber hinaus wesentlich kürzer als zum Beispiel von mechanischen Produkten, wie etwa Fahrzeugen und Haushaltgeräten sind, in welche erstere ja integriert werden, wird es auch in absehbarer Zeit mehrere Generationen von einer IKT geben, die miteinander koexistieren. 71 Grundlagen SchnittstellenSemantik Abhängige Dienste VERTRAUENSWÜRDIGE MIDDLEWARE KontextManagement EreignisManagement MobilitätsManagement InteraktionsManagement Daten- und Interopera- VertrauensInformationsbilitätswürdigkeitsManageManage- und Sicherheitsment ment Management Selbst-X-Eigenschaften Abbildung 14: Die Dienste einer Middleware für ambiente IKT-Systeme (Quelle: TU Darmstadt) Service-orientierte Middleware Die Lösung stellt ein Architektur-Rahmensystem dar, das einerseits die schon etablierten und noch entstehenden Architekturen und andererseits vorhandene und künftige Anwendungsanforderungen zu integrieren vermag. Hierfür bietet sich eine spezielle Art der Middleware an. Sie stellt – gemäß des Prinzips einer service-orientierten Architektur – standardisierte Schnittstellen zur Verfügung und vermittelt so zwischen heterogenen Diensten und Komponenten. Außerdem bietet sie ambienten IKTAnwendungen benötigte Basisdienste an. (Siehe auch die Projekte Green Mobility, Seite 54, und ADiWA, S. 58) 72 www.hessen-it.de Praxisbeispiele Projekt Softwarecluster für das digitale Untenehmen: Im Rahmen eines vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ausgeschriebenen Wettbewerbs hat sich das Cluster „Softwareinnovationen für das digitale Unternehmen“ (kurz: Software-Cluster) für eine Förderung als Spitzencluster formiert. Das Cluster mit Sitz in Darmstadt erstreckt sich über vier Bundesländer (Hessen, RheinlandPfalz, Saarland, Baden-Württemberg) und umfasst 350 Unternehmen und 17 Forschungseinrichtungen. Es kann als das weltweit leistungsstärkste IKT-Netzwerk von Forschungs- und Ausbildungseinrichtungen, Herstellern und Anwendern angesehen werden. Das Cluster zielt darauf, Firmen eine Transformation in vollständig digitale Unternehmen zu ermöglichen, so dass ihnen alle Unternehmensdaten über Prozesse, Betriebsmittel und Ressourcen jederzeit detailliert zur Verfügung stehen. Ein solcher Innovationssprung erfordert eine so genannte emergente Software, die dynamisch und flexibel eine Vielzahl von Komponenten unterschiedlicher Hersteller kombiniert. Dass dieses Vorhaben von zentraler Bedeutung für die Entwicklung von Ambient Mobility und das Internet der Dinge ist, zeigen schon die Themen dieser Schwerpunktprojekte: Adaptive Prozesse in Unternehmen, agile Infrastrukturen für Unternehmensnetze, innovative Dienstleistungen im zukünftigen Internet. Projekt MATRIX: Das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Projekt MATRIX (Middleware für die Realisierung Internet-basierter telemedizinischer Dienste) fokussiert mit Beteiligung der Universität Kassel die Entwicklung einer einheitlichen Middleware-Plattform für Internet-basierte telemedizinische Dienste. Das Projekt erstellt in einem ersten Schritt eine Middleware-Plattform, die insbesondere drei Anforderungen erfüllen soll: 1. Semi-automatische Adaptionsfähigkeit; 2. Erhalt und Optimierung der Performance-Parameter; 3. Sicherstellung langfristiger Betriebsfähigkeit und Systemzuverlässigkeit. Über die MiddlewarePlattform werden beispielhaft zwei telemedizinische Dienstleistungen demonstriert: ein mobiler telemedizinischer Notfalldienst (z.B. für Flugzeuge, Schiffe oder Rettungswagen) sowie ein telemedizinischer Dienst für die häusliche medizinische Versorgung (z. B. nachstationäre Betreuung). Eine weitere wesentliche Forschungsfrage ist die Nutzbarkeit und die Qualität von kontextsensitiven Patientendiensten, die so genannte „individuelle Kontexte“ verarbeiten, also Kontexte mit sehr personenspezifischen Angaben. Im Rahmen einer Pilotstudie soll der Nutzen des Plattform-basierten Dienstkonzeptes evaluiert werden. 73 Anwendungen 3 Anwendungen In einer Welt, in der Computer allgegenwärtig vernetzt sind, gibt es unzählige Anwendungen von ambienten IKT-Systemen. Aktuell befinden wir uns auf dem Weg dorthin. Der umgebungsintelligente Alltag ist noch eine Vision, aber viele intelligente Produkte und Umgebungen sind längst Realität. So viele und so vielfältige, dass eine vollständige Listung schon nicht mehr möglich ist. Im Folgenden werden in fünf Einsatzbereichen für ambiente IKT-Systeme ausgewählte typische Anwendungen skizziert. 3.1 Automotive Das Auto ist durch seine Geschlossenheit und seine autarke Energieversorgung als Vehikel für ambiente Technologien geradezu prädestiniert. Über 50 Sensoren hat ein Fahrzeug der Kompaktklasse und über 150 Sensoren eines der Oberklasse heute an Bord. Elektronik macht mehr als 30 Prozent der Wertschöpfung eines Fahrzeugs aus. Mehr als 70 Mikrocomputer befinden sich heute als Steuergeräte in einem Auto und stellen damit eine höhere Rechenleistung dar, als der NASA 1969 für die Mondlandung zur Verfügung stand. Und während wir dynamische, GPS-basierte Routenplaner und Reifendruckkontrollsysteme als Innovation ansehen, arbeiten Experten bereits an ihrer Vision vom autonomen und unfallfreien Fahren. In der Tat, die Statistik spricht eine eindeutige Sprache. Noch 1970 starben mehr als 20.000 Menschen auf deutschen Straßen. 2008 waren es noch 4.467, während sich der Kraftfahrzeugbestand auf 49.330.037 mehr als verdreifacht hat. Einen nachweislich wesentlichen Beitrag zu dieser Entwicklung leisten Fahrerassistenzsysteme. Sie verbessern nicht nur den Komfort und die Effizienz moderner Automobile, sondern helfen auch, Unfälle zu vermeiden und Unfallfolgen zu vermindern. Sensorbasierte Systeme wie Airbag, Gurt und crashadaptive Kopfstütze sind Meilensteine der passiven Sicherheit bei einem Unfall. Fahrstabilitätssysteme wie etwa ESP helfen rund zwei Drittel von schweren Schleuderunfällen zu verhindern. Ein immenses Potenzial haben Fahrerassistenzsysteme darüber hinaus für den aktiven, vorbeugenden Unfallschutz. Radar- und kamera74 www.hessen-it.de basierte Assistenten etwa können wie zusätzliche Sinne das Umfeld eines Fahrzeugs erfassen und Gefahren signalisieren. Radarsysteme erkennen auch die relative Geschwindigkeit von Objekten im Umfeld und warnen so vor Auffahrunfällen, Seitencrashs und gefährlichen Spurwechseln (siehe Abbildung 15). Allein durch das Zusammenspiel des Radar- mit einem Bremsassistenten könnten auf Autobahnen rund 36 Prozent der Unfälle verhindert werden. Kamerabasierte Assistenten ermöglichen u. a. adaptives Kurven- und Fernlicht, Sicht nach hinten, die Anzeige von Fußgängern und Geschwindigkeitsbeschränkungen sowie ein – zum Teil mit über 70 Sensoren unterstütztes – System, das eine Müdigkeit beim Fahrer zu erkennen vermag. Kollisionswarnung Kollisionsabschwächung Stop & Go Totwinkelüberwachung ACC Rückfahrhilfe Parkhilfe Spurwechselassistent Pre-Crash Abbildung 15: Das Rundum-Radar, Quelle: SARA-Konsortium Ein weitergehender Schritt zu mehr Sicherheit und Effizienz besteht darin, dass Fahrzeuge ihre Umgebung nicht nur selbst erfassen, identifizieren und interpretieren, sondern mit privaten und öffentlichen Partnern in der Umgebung direkt interagieren. In den Konzepten der Fahrzeug-zu-Fahrzeug (Car2Car)-, Fahrzeug-zu-Infrastruktur (Car2Infrastructure)- und Fahrzeug-zu-Endgeräte (Car2Device / Internet)-Interaktion holt ein Fahrzeug zur Bewertung und Gestaltung einer Verkehrssituation funkbasiert Information von außen heran und / oder gibt sie nach außen ab. Eine gefährliche Bau- oder Unfallstelle, Öl auf der Straße, ein plötzliches Hindernis, Glatteis – intelligenten Fahrzeugen werden situationsnah verkehrskritische 75 Anwendungen Informationen von anderen Fahrern oder einer Verkehrsleitstelle nicht nur über Schilderbrücken, sondern direkt in ihr Fahrzeug kommuniziert. Verkehrszentralen und Einsatzwagen können Verkehrssituationen durch Warnungen und Hinweise besser koordinieren und jedes einzelne Fahrzeug wird zu einem möglichen Gefahrenmelder. Wenn alle im Fahrzeug mitgeführten mobilen elektronischen Geräte mit dem Fahrzeugsystem verbunden sind, können sie auch während der Fahrt leicht benutzt werden. Ein spezielles Szenario für funkbasierte Fahrzeug-Fahrzeug- und Fahrzeug-Infrastruktur-Kommunikation stellen elektronisch gekoppelte Lkw-Konvois dar. Zur Zeit wird geprüft, ob ein GPS-unterstützter Konvoi zu mehr Sicherheit führt, den Lkw-Fahrer entlastet und durch Windschatteneffekte den Kraftstoffverbrauch und die CO2-Emissionen reduziert. Denkbar ist auch, dass ein Konvoi durch einen geringeren Abstand zwischen den Lkws Verkehrsraum einspart und den Verkehrsfluss verbessert. Fahrerassistenzsysteme unterstützen die Aktivitäten des Fahrers – meistens gemäß dem Prinzip: das System denkt, der Fahrer lenkt. In zunehmendem Maße werden sie aber auch selbstständig agieren können. Da die Kapazitäten von Sensoren bei der Erfassung des Fahrzeugumfeldes über die menschlichen Sinnesfähigkeiten hinausgehen, haben ambiente Fahrerassistenzfunktionen langfristig das Potenzial, besser zu werden als der menschliche Fahrer. Fahrerassistenzsysteme könnten sich zu Fahrzeugsteuerungssystemen weiterentwickeln und ein autonomes Fahren ermöglichen. In dieser Vision werden alle Elemente der Fahraufgabe – Führung, Stabilisation und Navigation – eigenständig, d. h. ohne Einwirkung eines menschlichen Fahrers, durch ein ambientes IKT-System ausgeführt. Einen ersten realisierten Ansatz in diese Richtung stellt ein Notbremsassistenzsystem dar, das ein Fahrzeug in mehreren Phasen automatisch bremst, wenn das System erkennt, dass ein Unfall droht und der Fahrer nicht reagiert. Eine weitergehende, angestrebte Assistenzfunktion besteht in einer elektronische Einparkhilfe, die auf Basis ihrer Fähigkeit, Abstände zu erkennen, ein neben einem Parkplatz abgestelltes Fahrzeug autark in die Parklücke platzieren kann. Sinnvoll könnten in ferner Zukunft auch Stau- und Kreuzungspiloten sein, bei denen ein Fahrer die Steuerung des Fahrzeugs an bestimmten unfall- bzw. verkehrskritischen Streckenabschnitten zeitweilig einer Car2Infrastructure-unterstützten Verkehrszentrale oder an das 76 www.hessen-it.de eigene, Car2X-unterstütze Steuerungssystem überträgt. Automobilhersteller forschen aktuell an autonomen Fahrzeugen, ob diese serienreif werden, liegt neben technischen auch an juristischen Fragen, wie etwa der Haftung bei Unfällen. Abbildung 16: Signalelemente des Konzeptfahrzeugs „Light Car“ (Quelle: EDAG) Produkte (Auswahl) a Abstandwarner a Abstandregeltempomat (Adaptive Cruise Control ACC) a Adaptives Fern-, Kurven- und Nachtlicht a Antiblockiersystem (ABS) a Automatische Notbremsung (ANB) a Bergan- und abfahrhilfe (Hill Descent Control) a Car-to-X-Kommunikation (C2C, C2I, C2D) a Einparkhilfe a Elektronisches Stabilitätsprogramm (ESP) a Elektronische Differentialsperre (EDS) a Fahrerzustanderkennung (Driver Drowsiness Setection) a HeadUp-Display (HUD) a Intelligent Speed Adaption (ISA) a Spurassistent (Lane keeping & change support) a Spurhalteassistent (Lane departure Warning) a Stauassistent (Stop-and-Go-Automat) a Tempomat a Totwinkel-Überwachung a Verkehrszeichen erkennung (Traffic Sign Recognition) 77 Anwendungen „Das Auto der Zukunft wird immer weniger Emissionen produzieren, vermeidet Unfälle von vorne herein und ist kontinuierlich vernetzt.“ Prof. Dr. Hans-Helmut Becker, Volkswagen AG Kassel Praxisbeispiel Produkt Opel Eye Die Opel AG bietet seit Anfang 2009 in ihrem Mittelklassewagen Insignia das so genannte „Opel Eye“ an. Über eine Kamera mit einem Weitwinkelobjektiv, die zwischen Innenspiegel und Frontscheibe integriert ist, erkennt das System Verkehrszeichen („Traffic Sign Detection“) und alarmiert bei Spurabweichungen („Lane Departure Warning“), wenn Begrenzungsmarkierungen bei höheren Geschwindigkeiten überfahren werden. Beides wird im Armaturenbrett angezeigt. Die Kamera schießt 30 Bilder pro Sekunde, welche von einer speziellen Software gefiltert und ausgewertet werden. Je nach Lichtsituation erkennt das System Schilder ab 100 Meter Entfernung und lässt sie dann in der Armaturentafel aufleuchten. Bei mehreren erkannten Schildern wird das wichtigste zuerst eingeblendet, z. B. Überholverbot vor Tempolimit. Wird eine Geschwindigkeitsbeschränkung überschritten, wird dies ebenfalls markiert. Die zweite Funktion, der Spurhalteassistent, warnt per Gong und Blinksignal, wenn das Fahrzeug auf Schnellstraßen nicht in der gewählten Spur bleibt. Ab einer Geschwindigkeit von 50 km / h ist das System in der Lage, durch das Erfassen von Strich- und Längsstrukturen auf der Straße sowie von Lenk- und Blinkbewegungen nur Gefahrensituationen anzuzeigen. 78 www.hessen-it.de 3.2 Gebäude und Wohnen TV, Telefon, Internet, Strom, Heizung und Haushaltsgeräte – die bisher getrennten Welten der Haustechnik, IKT-Geräte und Alltagsgegenstände, ja sogar des Gesundheits- und Pflegemanagements wachsen zusammen. Intelligente Wohnumgebungen verknüpfen nicht nur Elektrogeräte, sondern alle heimischen Gegenstände und Infrastrukturen miteinander zu einem elektronischen Gesamtsystem auf einem zentralen Server. Das ermöglicht die Steuerung aller vernetzten Wohnobjekte über das Internet – und damit mehr Komfort, mehr Energieeinsparung, mehr Umweltschutz und mehr Sicherheit. Über 80 Prozent des häuslichen Energieverbrauchs wird durch Heizung und Warmwasser aufgezehrt. Eine zentrale Steuerung des Gebäude- und Haushaltsbetriebs durch Automatisierungsmaßnahmen wie etwa eine Reduzierung der Heizleistung beim Verlassen des Hauses oder das nächtliche Einschalten der Waschmaschine bergen erhebliche Potenziale für eine höhere Energieeffizienz. Dass sich die Steuerung der Heizungsanlage automatisch an die Außentemperaturen anpasst, ist schon heute Stand der Technik. Ambiente IKT-Systeme ermöglichen überdies, dass die Temperatur-, Feuchtigkeits- und Beleuchtungsverhältnisse in der Wohnung individuell und bedarfsgerecht auf einzelne Bewohner ausgerichtet werden. Für unzählige Wohnbereiche und -situationen entstehen sinnvolle ambiente Anwendungen (siehe Abbildung 17). Ein Beispiel ist die Küche, das Reich der „weißen Ware“ mit Geräten wie Kühl- und Gefrierschrank, Elektroherd, Mikrowelle, Geschirrspülmaschine. 11 Prozent der Energiekosten eines Haushalts fließen nach Berechnungen des Fraunhofer-Instituts in die Stromrechnung. Davon verbrauchen Elektroherde am meisten, dicht gefolgt von Kühlschränken. Innovative Einzelgeräte erzielen auch hier beträchtliche Fortschritte, beispielsweise erkennen Geschirrspüler selbst, wann das Geschirr sauber ist (anhand eines optischen Sensors, der die Trübung des Spülwassers misst) und Elektroherde steuern selbst die passende Garzeit und -temperatur (durch Gewichts- und Temperatursensoren). 79 Anwendungen Durch die energetische Kopplung von Haushaltsgeräten sollen darüber hinaus noch weitere Einsparungen erzielt werden. So arbeiten Experten beispielsweise daran, mit der Abwärme von Kühlschränken das Wasser von Geschirrspülern vorzuheizen oder dass Backöfen ihre überschüssige Wärme an Waschmaschinen abgeben. Und durch die Vernetzung mit dem Stromzähler könnten Waschmaschinen zum Beispiel vor dem Start anzeigen, wie viel Energie in Euro das Zweistunden-Ökoprogramm gerade gegenüber dem Schnellgang einspart. Digitale Fotos Spielfilme Musik Kundenbedürfnisse Internet Spiele En un terta d Lif inm es en tyl t e Türkontrolle Geräte Rauchmelder Schadensmeldung bzw. Vorkehrung Smart Wall t hei her sic e d bäu Ge Tür- und Fensterüberwachung Smart Table Beleuchtung Heizung Helligkeitssensor Lüftung Connected Smart Home Network Smart Bed Urlaubssteuerung Smart Door Temperatursensor User Generated Content Smart Display Wireless Wireline Fashion Coordinator Klima Pen Smart Paper Bewegungsmelder Drucksensor Gartenpflege Ge s Er und nä h hr eit un & g Videotelefonie lts ha us g Ha run füh E-Mails Sensoren und Aktoren Mahlzeiten Heimapotheke Wellness Arbeit & Kommunikation Videokonferenz Blogging Abbildung 17: Quelle: BITKOM, Studienreihe zur Heimvernetzung, Band 1 80 www.hessen-it.de Fensterüberwachung Alarmfunktion Jalousiensteuerung Hausgerätemanagement Bewegungsmelder Raum Be- und Entlüftung Beleuchtungssteuerung Anwesenheitssimulation Einzelraumregelung Heizungssteuerung Torüberwachung Störungsmeldung Abbildung 18: Mögliche Anwendungsfelder für Automatisierung im vernetzten Haus (Quelle: EIB Schöller) Ein weiterer verbreiteter Einsatzbereich betrifft das Leitbild Ambient Assisted Living, also die Entwicklung altersgerechter und pflegefreundlicher Wohnumgebungen. Angesichts des zunehmenden Anteils älterer Menschen in unserer Gesellschaft – die Zahl der über 80-Jährigen wird von 4 Millionen (2005) auf voraussichtlich über 10 Millionen (2050) ansteigen – hat sich in Bezug auf dessen Wohn- bzw. Pflegebedarf das Leitziel „ambulant vor stationär“ etabliert. Ältere sind statistisch häufiger auf Unterstützung und Pflege angewiesen als Jüngere. Im Alter von 70 Jahren und mehr weisen 96 Prozent der Menschen mindestens eine und 30 Prozent sogar fünf oder mehr behandlungsbedürftige internistische, neurologische oder orthopädische Erkrankungen auf. Für ein trotz gesundheitlicher Beeinträchtigungen möglichst langes selbstbestimmtes Leben, spielt das persönliche Wohnumfeld eine große Rolle. Neben sozialen Aspekten führen auch finanzielle Überlegungen (siehe soziale Chancen, S. 24) zu dem Personal Health-Ansatz, der für den privaten Anwender die Verfügbarkeit von Geräten umfasst, die früher medizinischem Personal vorbehalten waren, und der auch begleitende und betreuende Informations- und Dienstleistungsangebote mit einschließt. 81 Anwendungen „Aufgrund der demographischen Entwicklung und den dadurch für den Gesundheits- und Sozialbereich untragbar werdenden Kosten werden in Ambient Assisted Living (AAL) Technologien entwickelt, die – trotz Krankheiten – ein längeres Leben in der eigenen Wohnung ermöglichen.“ Dr.-Ing. Reiner Wichert, Fraunhofer-Allianz Ambient Assisted Living Ambiente Technologien können nicht nur die pflegeorientierte Anpassung des Wohnraumes unterstützen, sondern – im Rahmen eines Telemonitorings – auch die individualisierte medizinische Prävention, Diagnostik, Therapie und Pflege im heimischen Umfeld. Typischerweise besteht ein solches Telemonitoringsystem aus medizinischen Sensoren und einer Basisstation, die vom Benutzer getragen wird oder sich im seinem Umfeld befindet. Die am oder im Körper getragenen Sensoren liefern die gemessenen Daten über ein drahtloses Netzwerk mit geringer Reichweite (Body Area Network oder Personal Ara Network) an die Basisstation, die ein ortsfestes persönliches Computersystem mit einem Festnetzanschluss oder auch ein mobiles IKT-Endgerät mit kabelloser Übertagungstechnik sein kann. Die Basisstation verarbeitet die erhaltenen Daten bei Bedarf und stellt sie über ein kabelloses oder -gebundenes Übertragungssystem der stationären (AAL-)Infrastruktur für weitere Auswertungen, Speicherungen usw. bereit. Ärzten, Krankenhäusern und telemedizinischen Dienstleistern können die persönlichen Gesundheitsdaten so automatisiert zur weiteren Verwendung zur Verfügung gestellt werden. 82 www.hessen-it.de Produkte (Auswahl) a Smart Room Controller (System für individualisierbare Klang-, Duft-, Licht- und Temperatureinstellungen) a Smart Table (Möbelstück mit interaktivem Bildschirm) a Elektronisches Papier (sehr dünner, aufwickelbarer Bildschirm) a Smarte Fensterscheibe (Glasscheibe mit Displayfunktion) a Smart Pen (Minicomputer in Kugelschreiberform z. B. zum Übersetzen von Worten) a Smarter Kühlschrank (weist auf u. a. auf Verfalldaten hin und erstellt Einkaufslisten) a Smarter Ofen (errechnet Gartemperatur und -zeit) a Smarter Geschirrspüler (spült, bis das Geschirr sauber ist) a Smarter Teppich (meldet Stürze an Dritte) a Smartes Bett (registriert Körperfunktionen) a Smarte Haustechnik (internetbasierte Steuerung von Heizung, Licht, Strom, TV, Fenstern, Türen und elektrischen Endgeräten) Praxisbeispiele Projekt PERSONA Das EU-Projekt PERSONA erforscht Szenarios rund um Ambient Assisted Living (AAL). Die im Projekt entwickelten halbautomatischen Systeme sind Assistenten des täglichen Lebens. Sie helfen älteren Menschen, tägliche Tätigkeiten wie Kochen oder Einkaufen zu bewältigen oder sich an die regelmäßige Einnahme ihrer Medikamente zu erinnern. Die 22 interdisziplinären Projektpartner aus Industrie und Forschung entwickeln eine skalierbare Technologieplattform, auf der sich eine Reihe von Diensten für eine soziale Einbeziehung, ein unabhängiges Leben und einen gesunden Lebensstil der älteren Mitbürger anbieten lassen. Das Fraunhofer IGD leitet als Technologiepartner die Projektaktivitäten bei der architektonischen Spezifikation der Plattform und realisiert die intelligente Middleware. Außerdem arbeitet das Fraunhofer IGD an Konzepten und Algorithmen für die Interpretation der Sensordaten wie etwa die Erkennung von Objekten aus Videoüberwachungsdaten. Auch die nahtlose Integration von Multimedia und die Untersuchung neuartiger Interaktionsmöglichkeiten in AALUmgebungen gehören zu den Forschungsthemen des Fraunhofer IGD. 83 Anwendungen Praxisbeispiele Produkt Facilityboss: Das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnik SIT in Darmstadt hat mit „facilityboss“ eine Software entwickelt, die alle elektronischen Systeme eines Gebäudes miteinander verbindet und zentral steuert. Auf diese Weise lassen sich der Energiebedarf eines Gebäudes reduzieren, die Sicherheit überwachen und viele weitere individuelle Wünsche der Bewohner verwirklichen. Die Software wird installiert, indem die SIT-Experten die existierenden Systeme verknüpfen und darauf den „facilityboss“ setzen. Das kann sogar während des laufendes Betriebs geschehen. Nichts wird deinstalliert, so dass man jederzeit wieder in den alten Zustand zurück kann. Produkt Proximity Table (Ambientes Display): Das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Darmstadt bietet ein neuartiges Tischgerät an, das durch so genannte kapazitive Sensoren in der Lage ist, den menschlichen Körper ohne physischen Kontakt wahrzunehmen. Mit Hilfe der Sensoren wird eine dreidimensionale Koordinate vom registrierten Objekt erstellt, die sich bei einer Änderung der Position dynamisch anpasst, so dass Bewegungen vor dem Tisch erfasst werden können. Dieses Prinzip lässt sich für viele Anwendungen nutzen. Beispielsweise kann der Tisch, wenn er als Display eingesetzt wird, bei der Wahrnehmung einer Hand an einer bestimmten Stelle, je nach Abstandshöhe eine variable Zoom-Funktion vollziehen. Eine schnelle Handbewegung von links nach rechts bzw. umgekehrt kann mit dem Umschalten auf die nächste bzw. vorige Folie, eine langsame Bewegung nach oben bzw. unten kann mit einem Erhöhen bzw. reduzieren der Lautstärke verknüpft werden usw.. Die Zahl und Komplexität der Gesten sind beliebig veränderbar und anwendungsspezifisch. Entsprechend wurde die Technik des Proximity Tables über die Steuerung von grafischen Anwendungen hinaus auch schon zur Analyse von Wirbelsäulenbelastungen beim Schlaf eingesetzt. Weitere Beispiele: Projekt UniverSAAL, Seite 48; Projekt Motivotion 60+, Seite 89; Projekt Hydra, Seite 91 84 www.hessen-it.de 3.3 Gesundheit Das Gesundheitswesen zählt zu den bedeutendsten deutschen Wirtschaftszweigen. Schon heute umfasst es 11 Prozent des Bruttoinlandsproduktes und 4,3 Millionen Beschäftigte. Durch den medizinischen Fortschritt und den demografischen Wandel wird die Bedeutung des Gesundheitssektors in der Zukunft vermutlich noch steigen. Im Jahr 2035 wird Deutschland eine der ältesten Bevölkerungen der Welt haben. Mehr als die Hälfte der Menschen wird dann über 50 Jahre und jeder dritte Mensch älter als 60 Jahre sein. Deswegen prognostizieren Experten hier bundesweit bis 2040 etwa eine Million zusätzlicher Arbeitsplätze. Ein zunehmender Teil künftiger Gesundheitsleistungen wird mit sehr vielfältigen E-Health- und Ambient Health-Lösungen erbracht. Während der Begriff „E-Health“ allgemein den Einsatz von IKT im Gesundheitswesen bezeichnet, ist „Ambient Health“ speziell auf die Nutzung umgebungsintelligenter IKT-Systeme bezogen. Hier gehören die Gesundheitsinformation, Telemedizin sowie medizinische Produkte und Prozesse zu den wichtigen Anwendungsbereichen. Ambiente IKT-Systeme versprechen hier mehr Qualität, mehr Sicherheit, mehr Effizienz und zugleich weniger Kosten. Vorbeugen ist besser als Nachbehandeln. Ambiente Technologien schaffen neue Wege für die gesundheitliche Vorsorge. Denn über körperliche Mikrosensoren, die etwa als Wearable, als Pflaster, als Armbanduhr, sogar als Implantat getragen werden können, wird es im ärztlichen und pflegerischen Bereich, aber auch in Freizeit und Wellness immer einfacher und genauer möglich, Körperwerte und Gesundheitsrisiken zu erfassen. Gemäß des Paradigmenwechsels vom traditionellen Gesundheitswesen hin zu einer personenzentrierten, individualisierten Prävention, Diagnostik, Therapie und Pflege soll der Einzelne seinen Gesundheitszustand verstärkt selbst beobachten. Ambiente Systeme unterstützen aber nicht nur das eigene Gesundheitsmonitoring und damit auch das persönliche Gesundheitsbewusstsein, sie verbessern auch das professionelle Gesundheitsmanagement. 85 Anwendungen Denn sie können die gemessenen Daten, wenn gewünscht, völlig selbstständig regelmäßig oder in Notfällen an den Arzt oder das nächstgelegene Krankenhaus weiterleiten. Gerade älteren und pflegebedürftigen Menschen, chronisch Erkrankten sowie Rehabilitätions- und Risikopatienten verschaffen diese ambienten Assistenzsysteme ein sichereres und unabhängigeres Leben. Quelle: Siemens AG Eine zentrales gesundheitsförderndes Instrument ist die elektronische Patientenakte. Da sie jederzeit von allen vernetzten Berechtigen aufgerufen werden kann, hilft sie gerade in zeitkritischen Situationen, die Qualität der Behandlung zu steigern und mehrfache und unzweckmäßige Untersuchungen zu vermeiden. Potenzielle Gefährdungen wie der so genannte „gläserne Patient“ sind in geeigneter Weise zu lösen (siehe Datenschutz, S. 29). Auch die Möglichkeiten, etwa entfernte Experten über das Internet in einen Behandlungsprozess mit einzubinden, Realbilder durch „Erweiterte Realität“-Verfahren mit Zusatzinformationen anzureichern, Operationen wegen 86 www.hessen-it.de erhöhter Präzision von einen Roboter unterstützen zu lassen (z. B. bei Hüftund künstlichen Kniegelenken) oder Operationen sogar von einem mit Sensoren ausgestatteten Roboter durchführen zu lassen, der vom Operateur an einem Bildschirm-Arbeitsplatz gesteuert wird, sind bereits wichtige telemedizinische Errungenschaften. Das digitale Krankenhaus zeichnet sich dadurch aus, dass Daten etwa durch portable Endgeräte weitgehend digital erfasst und Medienbrüche vermieden werden. Ferner könnten Daten wie z. B. die elektronischen Patientenakten durch die Vernetzung aller Abteilungen in einem Krankenhausinformationssystem allen Berechtigten zur Verfügung stehen. Die Erfassung weiterer Daten – wie z. B. die Standort- und Wartungsdaten von Geräten, Positionsdaten von Medikamenten und Laborproben, oder die Aufenthaltsdaten von Patienten und vom Personal – durch mitgeführte RFID-Transponder ermöglichen, dass diese schneller gefunden werden können. Auch die Gefahr, dass Patienten, Proben und Medikamente verwechselt werden, ließe sich so verringern. Intelligente Medikamentenpackungen, die über Produkteigenschaften wie z. B. den Lieferweg und das Verfallsdatum informieren, intelligente Betten, die Körperwerte wie z. B. Atmung, Gewicht, Körpertemperatur erfassen, und intelligente angeschlossene Apparate, wie zum Beispiel eine Tropfinfusion, ein Herzschrittmacher oder eine implantierte Insulinpumpe, die sich über die Vernetzung steuern lassen, zeigen das breite Spektrum für den klinischen Einsatz ambienter Technologien. Zu den spektakulärsten Innovationen in der Medizintechnik gehören Prothesen, durch die man z. B. Temperaturen spüren kann, ein künstlicher Arm, der sich durch Gedanken steuern lässt, und künstliche Beine, bei denen ein integriertes „Kleinhirn“ die Laufbewegung steuert, indem Mikroprozessoren 50 mal pro Sekunde die Beugewinkel und Belastung des Kunstbeins ermitteln. 87 Anwendungen Homo s@piens: quo vadis? Ambiente Technologien lassen sich nicht nur einsetzen, um Krankheiten zu heilen und akut oder präventiv menschlichem Leiden entgegenzuwirken. Sie können auch verwendet werden, um die physischen Grenzen gesunder Menschen technisch zu erweitern. Dies könnte etwa durch die Entwicklung künstlicher Sinnesorgane oder die Verknüpfung mikroelektronischer Elemente mit dem Zentralnervensystem möglich werden. Wenn die Kopplung zwischen Elektronik und Gehirn weiter voranschreitet und externe Geräte noch besser durch Nervenimpulse angesteuert werden können, würde auch der direkte Zugriff auf einen technischen Informationsspeicher – ein „externes Gedächtnis“ – realisierbar. In einigen Bereichen könnten künstliche Organe zukünftig den natürlichen überlegen sein. Deswegen ist es plausibel, dass dann Transplantationen nicht nur aus medizinischen Gründen durchgeführt werden können, sondern auch, weil Menschen ihre Leistungsfähigkeit und damit ihr Leben verbessern möchten. Der Umgang mit diesen zukünftigen Möglichkeiten stellt eine ethische Herausforderung dar (siehe Ambiente Szenarien, S. 30). Neurochirurgen halten Chips zur Erweiterung von Gedächtnis und Bewusstsein bereits prinzipiell für möglich. Diese Entwicklung entspräche der Vision des englischen Physiker Robert Hooke, der 1665 im Vorwort seines Buches „Micrographia“ schrieb: „In Bezug auf die Sinne müssen wir deren Schwächen durch Instrumente ausgleichen, den natürlichen Organen künstliche beigeben ... Und so wie Augengläser unser Sehvermögen enorm gefördert haben, könnten einst andere mechanische Hilfsmittel unsere übrigen Sinne – fürs Hören, Riechen, Schmecken und Fühlen – beträchtlich verstärken.“ 88 www.hessen-it.de „In Zukunft werden immer mehr Krankenhäuser über Informations- und Kommunikationstechnologien wie W-LAN-Funknetze für eine schnelle, hochwertigere und kostengünstige Information und Kommunikation im Gesundheitswesen verfügen. Auch die Telemedizin verspricht ein interessantes Potential, um die Lebensqualität von Patienten zu erhöhen und gleichzeitig kostengünstig zu arbeiten." Prof. Dr.-Ing. Klaus David, Universität Kassel Praxisbeispiel Projekt Motivotion 60+ Wissenschaftler des Fachgebietes Multimedia Kommunikation an der TU Darmstadt entwickeln zurzeit mit gesetzlichen Krankenkassen Ansätze, um Senioren 60+ durch innovative Trainingsmethoden zu gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität zu motivieren. Weniger als 10 Prozent der über 60-Jährigen erfüllen das empfohlene wöchentliche Bewegungspensum. Das persönliche Fitness-Coaching System überwacht die Bewegung und den Vitalstatus der älteren Menschen und soll sie aktivieren, sich dauerhaft fit zu halten. Damit niemand über- oder unterfordert wird, werden die individuellen Trainingsprozesse mit Hilfe von sensorgestützten Systemen begleitet und analysiert. Vitalsensoren messen die Herzaktivität, Bewegungssensoren erkennen Sportarten und Bewegungen, GPS-Sensoren erstellen Streckenverläufe und Höhenprofile. Neben der Aufgabe, benutzerfreundliche Sensoren zu entwickeln, die Bewegungen nicht beeinträchtigen, besteht eine weitere Herausforderung darin, Bindungsfaktoren zu identifizieren und zu implementieren, die dauerhaft zum Training motivieren. Hierzu werden Game-Design mit Belohnungsprinzipien und Community-Aspekte eingesetzt. 89 Anwendungen Praxisbeispiele Projekt OPAL Health Unter der Konsortialführung von T-Systems in Frankfurt zielt das Projekt „OPAL Health“ auf ein besseres Geräte- und Blutkonservenmanagement im Krankenhaus. Geräte werden mit Sensoren ausgestattet, die eigenständig Funkkontakt zu anderen Knotenpunkten aufbauen und ein sich selbst konfigurierendes Sensornetz bilden. Der permanente Informationsaustausch zwischen den Geräten und dem zentralen IT-System verschafft viele Vorteile für das Gerätemanagement, wie etwa eine erhöhte Transparenz hinsichtlich Standort und Nutzbarkeit, eine lückenlose Dokumentation der Transport-, Lager- und Nutzungsvorgänge oder etwa die Überwachung der Prüftermine und Wartungszyklen der Geräte. Die Sensoren signalisieren, wann eine sicherheitstechnische Kontrolle oder Wartung erforderlich ist. Allein in Bezug auf den verminderten Aufwand für die Suche nach Geräten für die Wartung beträgt die durchschnittliche Wertschöpfung des Systems bei einer Klinik mit ca. 3.000 Geräten rund 60.000 Euro pro Jahr. Hinzu kommen Einsparungen durch eine Reduzierung der Geräteverluste, die bei einem durchschnittlichen Krankenhaus zwischen 8 und 17 Prozent betragen, und der redundanten Sicherheitsbestände. Im Szenario für Bluttransfusionen werden Verwechslungen nahezu ausgeschlossen und unnötige Ausschussquoten vermieden. Weil intelligente Sensornetze bei einer kritischen Temperatur alarmieren, wird es sogar möglich, nicht gebrauchte Konserven des kostbaren Blutes wiederzuverwenden. 90 www.hessen-it.de Praxisbeispiel Projekt Hydra Im Rahmen des im 6. Forschungsrahmenprogramms geförderten EUProjektes „Networked Embedded System Middleware for Heterogeneous Physical Devices in a Distributed Architecture“ – Hydra – zur Erstellung einer Middleware für vernetzte eingebettete Systeme hat das Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt an der Entwicklung eines Betreuungssystems für Hauspatienten mitgewirkt. Es unterstützt den Kontakt zwischen dem Patienten und dem Arzt auf elektronische und automatische Weise. Als Überwachungs- und Ratschlagsystem sorgt Hydra beim Anwender für die regelmäßige Erfassung von Gesundheitsdaten wie z. B. EKG, Gewicht, Blutzucker und Blutdruck, meldet diese an eine mobile Zentrale – ein Handy, ein PDA, ein Smartphone, Organizer, Pocket PC oder anderes – und erteilt ihm Ratschläge, wie er sich angesichts seiner Vitalwerte verhalten sollte. Sollte der Anwender einmal vergessen, eine der Messungen vorzunehmen, wird er daran erinnert. Der betreuende Arzt kann sich online über die Werte des Anwenders informieren, Kontakt mit ihm aufnehmen und einen Pflege- oder Notdienst rufen. Weitere Beispiele: Projekt MATRIX, Seite 73; Projekt PERSONA, Seite 83; Projekt UniverSAAL, Seite 48 91 Anwendungen 3.4 Kleidung Miniaturisierte Chips und Computer können in so genannten Wearables direkt am Körper getragen oder in die Kleidung integriert werden. Das schafft in vielen Alltagsanwendungen neue Möglichkeiten für ambiente Mobilität. Denn in bewegten Prozessen lassen sich nun Körper- und Umgebungsdaten besser erfassen und verarbeiten und Informationsund Interaktionsprozesse lassen sich situationsnaher und bequemer über das Internet oder lokale Netze unterstützen. Die qualitative Weiterentwicklung von Wearables gegenüber der gegenwärtigen IKT besteht darin, dass sie in Alltagssituationen eine noch engere und dynamischere Interaktion zwischen der realen und der digitalen Welt ermöglichen. Der Zugriff auf die digitale Welt wird selbstverständlicher, weil der Zugang allgegenwärtig am Körper getragen wird. In der Zukunft könnten sich Wearables untereinander und in BANs (Body Area Network) und PANs (Personal Area Network) mit allen IKT-basierten Endgeräten und Gegenständen vernetzen. Der Nutzer könnte in Wearables eine Art persönliche Informations- und Funktionsaura mit sich führen, die seinen Bedürfnissen und Interessen entspricht, und seine Interaktion mit der realen Welt unterstützt. Seine Kenntnisse und Sinne können in Echtzeit mit zusätzlichen Informationen und Kontakten über das Internet oder örtliche Netze z. B. über Ansätze der Augmented Reality (Erweiterten Realität) erweitert werden. Denn all das, was Sensoren über den eigenen Körper oder die unmittelbare Umgebung in Erfahrung bringen, kann direkt etwa ins Blickfeld des Benutzers bzw. anderer Nutzer eingeblendet werden oder etwa über das Ohr und den Tastsinn vermittelt werden. Daten von entfernten Quellen können entsprechend weitergegeben werden. Abbildung 19 zeigt einige Integrationsmöglichkeiten von ambienten IKT-Systemen bzw. Komponenten an den Körper oder in die Kleidung des Menschen: 92 www.hessen-it.de Produkte Head Mounted Display: Digitalkamera – Datenbrille – Kopfhörer – Mikrofon Verkabelung im Stoff integriert Kragenmikrofon/ -kopfhörer Sport-BH mit Pulsmesser Handy waschbarer MP3-Player Fernbedienung Steuerungseinheit Tastatur Uhr mit Speicher und MP3-Player tragbarer PC Verkabelung im Stoff integriert Textilradio mit Klettverschluss Schuhe mit integriertem Akku und Ortungssystem Abbildung 19: Wearables – eine Auswahl (Quelle: Siemens AG) 93 Anwendungen Die Einsatzbereiche reichen von Anwendungen im Gesundheits- und Fitnessbereich, vor allem zur Erfassung von körperlichen Vitaldaten, über den Pflege- und Wohnbereich für ältere Menschen etwa zur Ermittlung und Betreuung von Körperfunktionen bis zu Anwendungen für Behinderte etwa zu ihrer Orientierung und Navigation. Es gibt bereits ein so genanntes LifeShirt, das durch eingenähte Sensoren 40 verschiedene physiologische Gesundheitswerte wie etwa Blutdruck, Herzfrequenz und Sauerstoffverbrauch misst. Auch im Bereich des Ticketing können Informationen nicht nur auf dem Ticket, sondern mit der Kleidung oder sogar unmittelbar mit der berechtigten Person verbunden werden. Beispielsweise bietet eine spanische Diskothekenkette ein ID-Implantat für den Nachweis einer Zutrittsberechtigung an. Wie auf jeder Chipkarte können auch auf einem Implantat Personendaten und Kreditkarteninformationen gespeichert und ausgelesen werden. Verbreitete Einsatzformen werden in der Arbeitswelt entstehen, wo Wearables durch ein verbessertes Informations- und Kommunikationsmanagement effizientere und ergonomischere Arbeitsprozesse sowie neue Formen der Kollaboration und des verteilten, flexiblen Arbeitens unterstützen können. Abbildung 20: Wearable-Lösungen (Quelle: www.siwear.de) 94 www.hessen-it.de „Idealerweise müssten alle manuellen Diagnose-, Wartungsund Reparaturtätigkeiten durch mobile IT unterstützt werden können, ohne dass die eigentliche Arbeit unterbrochen wird.“ Dr. Knut Manske, SAP Research Praxisbeispiel Projekt SiWear Unter der Konsortialführung von SAP Research CEC Darmstadt werden im Rahmen des vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) geförderten Projektes „SiWear“ WearableLösungen entwickelt, die den Computer direkt an den Körper und den mobilen Arbeitsplatz bringen. Sie sollen die Produktivität und die Qualität in Fertigungs- und Wartungsprozessen erhöhen. Über diverse Interaktionsmöglichkeiten wie beispielsweise Stofftaschen und Spezialwesten mit eingebauter Elektronik, Datenhandschuhen oder in die Brille integrierte Displays kann der Nutzer während des Arbeitsprozesses nahtlos auf die gesamte IT-Landschaft des Unternehmens zugreifen. Durch direkte Arbeitsanweisungen, -abstimmungen und die automatische Rücksendung der Ergebnisse ohne Medienbrüche werden Übertragungsfehler vermieden und Bearbeitungsprozesse beschleunigt. Die spätere Weitergabe von Anweisungen und die nachträgliche Eingabe der Daten in das Informationssystem können entfallen. Bei der Entwicklung werden die Ambient Mobility-Aspekte IT-Sicherheit und Datenschutz von Anfang an mitberücksichtigt. www.siwear.de 95 Anwendungen 3.5 Verkehr Hessen ist eine der dynamischsten Verkehrsdrehscheiben in Deutschland und Europa. Deutschlands meistbefahrenes Autobahnkreuz (mit 330.000 Fahrzeugen pro Tag), meistgenutzter Bahnhof (mit 330.000 Passagieren pro Tag) und Flughafen (gleichzeitig Europas Nr. 1 im Fracht- und Nr. 3 im Passagierbereich) prägen Hessen als vitalen Magneten für private wie wirtschaftliche Mobilität. Mit Blick auf die Zukunft birgt die Ressource Verkehr für Hessen große Herausforderungen. Denn der motorisierte Verkehr wird weiter wachsen. Vermutlich steigen von 2004 bis 2025 die deutsche Güterverkehrsleistung um etwa 70 Prozent und die deutsche Personenverkehrsleistung um knapp 20 Prozent. In Ballungsräumen wie der Region Frankfurt-RheinMain werden sie verstärkt zunehmen. Neben wirtschaftlichen und sozialen Problematiken bedeutet das auch erhebliche weitere klima- und umweltrelevante Belastungen. Dabei ist der Verkehr schon heute in Hessen für 36 Prozent der CO2-Emissionen und in Europa für rund 70 Prozent des Mineralölverbrauchs verantwortlich. Die Frage nach schnellem und sicherem Verkehr ist auch deshalb von einer hochgradig nachhaltigen Bedeutung, weil optimierte Verkehrsflüsse auch die Kraftstoffverbräuche und damit CO2-Emissionen und andere Luftschadstoffemissionen senken. Die EUKommission beziffert den jährlichen volkswirtschaftlichen Schaden durch Staus und Schadstoffemissionen auf bis zu 1,5 Prozent des Bruttoinlands- Quelle: (c) Fraunhofer SIT produkts in der Europäischen Union. 96 www.hessen-it.de Ambiente IKT-Systeme bieten ein hohes Potenzial für eine umweltfreundliche, ressourcenschonende und energieeffiziente Mobilität. Im Bereich des Straßenverkehrs, der beim Ausstoß von CO2-Emissionen dominiert, zielen Leitsysteme auf eine bessere Beobachtung, Prognose und Steuerung des Verkehrs. Intelligente Assistenzsysteme, die einzelne Verkehrsteilnehmer unter Berücksichtigung der aktuellen und prognostizierten Verkehrslage sowie etwaiger persönlicher Bedürfnisse über die beste Route und Navigation informieren, haben bereits einen großen Markt geschaffen. Ein intelligentes Verkehrsmanagement kann mit Hilfe von Detektoren in der Straße, Videokameras an Schilderbrücken und so genannten „Floating Cars“, das sind Fahrzeuge, die unterwegs Daten erfassen und elektronisch übermitteln, durch eine Verkehrszentrale koordiniert werden. Beispielsweise erfasst die Verkehrszentrale Hessen rund um die Uhr die hessischen Autobahnen und reguliert den Verkehrsfluss mit Geschwindigkeitsbeschränkungen, Warnungen vor Staus, Baustellen oder Unfällen, Umleitungen auf Alternativrouten, Zuteilungen und Sperrungen von Fahrstreifen und vielem anderen mehr. Die Ziele eines solchen Verkehrsmanagements bestehen unter anderem in der Stauvermeidung, einer Verringerung von Unfällen, einer effizienten Auslastung des Straßennetzes, einer Verbesserung des Verkehrsflusses sowie verkehrsoptimalem und kooperativem Fahren. In Hessen konnte im Rahmen der Initiative „Staufreies Hessen 2015“ von 2001 bis 2008 entsprechend die Stauzeit auf hessischen Autobahnen um 80 Prozent reduziert werden. Die temporäre Freigabe des Seitenstreifens zum Beispiel auf der A5 zwischen dem Nordwestkreuz Frankfurt und AS Friedberg erzielt einen volkswirtschaftlichen Nutzen von 10,6 Mio. Euro pro Jahr bzw. 50.000 Euro pro Tag. Auch außerhalb Hessens führen intelligente Verkehrssysteme natürlich zu Erfolgen. In Stockholm hat ein dynamisches Mautsystem den Verkehr in der Innenstadt um 20 Prozent und die Emissionen um 12 Prozent verringert, und in Singapur gelingt es mit Echtzeit-Daten von Sensoren und Rechenmodellen das Verkehrsgeschehen mit 90-prozentiger Sicherheit vorherzubestimmen. 97 Anwendungen Die funkbasierte Interaktion zwischen Fahrzeugen untereinander und ihrer Umgebung wird die Verkehrseffizienz und -sicherheit weiter verstärken. Diese „C2X-Kommunikation“ genannten Zukunftstechnologien werden künftig auch im DRIVE-Center Hessen (Dynamic Road Infrastructure Vehicle Experimental-Center) entwickelt und getestet. Darüber hinaus ist Hessen hier in zahlreichen zukunftsweisenden, zum Teil international und national geförderten Forschungs- und Entwicklungsprojekten aktiv – wie etwa SIM-TD (Sichere Intelligente Mobilität Testfeld Deutschland), DIAMANT (Informationen und Anwendungen zur Mobilitätssicherung mit Adaptiven Netzwerken und Telematik-Infrastruktur), AKTIV (Adaptive und Kooperative Technologien für den Intelligenten Verkehr) und CVIS (Cooperative Vehicle-Infrastructure Systems). Natürlich lassen sich auch Straßen, Brücken, Kreuzungen, Verkehrsschilder, Ampeln und Mautsysteme mit Fahrzeugen und untereinander vernetzten. Als kooperative Lichtsignalanlagen können intelligente Ampeln beispielsweise die heranfahrenden Fahrzeuge erfassen und die Grünphasen situationsgerecht an den Bedarf der Verkehrsteilnehmer anpassen. In einem weiteren Entwicklungsschritt könnten Verkehrsleitsysteme und Autopiloten zukünftig auf Teilstrecken von Autobahnen die Steuerung von Fahrzeugen übernehmen. Wenn in allen am Verkehr teilnehmenden Fahrzeugen ein System zum Austausch von Informationen über die Position, Richtung und Geschwindigkeit installiert ist, erlaubt dies eine effizientere Verkehrsführung. An Kreuzungen, Einmündungen oder Spurverengungen könnten beispielsweise die Verkehrsströme so koordiniert werden, dass alle Ströme ohne zeitweises Anhalten in zügigem Verkehrsfluss passieren können. Da rund ein Drittel aller schweren Unfälle mit Personenschäden an Kreuzungen passieren, würde dies nicht nur die Verkehrsleistung, sondern auch die Verkehrssicherheit wesentlich verbessern. 98 www.hessen-it.de „Wenn Verkehrstechnik intelligent eingesetzt wird, kann sie die Unfallgefahr erheblich reduzieren und helfen, Staus zu vermeiden. Neue Produkte in der Verkehrstechnik werden nicht nur Verkehrsprobleme lösen, sondern auch die Wirtschaft stärken.“ Prof. Dr.-Ing. Manfred Boltze, Technische Universität Darmstadt, Technologiebeauftragter des Landes Hessen für den Bereich Mobilität und Verkehr Für den intermodalen, also verkehrsträgerübergreifenden, und öffentlichen Verkehr bieten ambiente IKT-Systeme ebenfalls diverse Chancen. Vielfach sind die Nutzer dieser Verkehrsträger informationsbedürftiger – z. B. in Bezug auf Abfahrt, Fahrschein, Parkplatz, Umsteigen – als die Benutzer eines eigenen PKWs. Die mobile Vermittlung von Echtzeit-Informationen und -Interaktionen über die tatsächlichen Ankunft- und Abfahrtzeiten, den Online-Erwerb von Fahr- und Parkscheinen (z. B. Handy-Ticketing), die Anzeige von freien Parkplätzen und Anschlussoptionen macht nicht nur den öffentlichen Nah- und Fernverkehr attraktiver, sondern auch die Benutzung mehrerer Verkehrsträger. Intelligente Endgeräte könnten als so genannte „Personal Travel Assistants (PTA)“ die Navigation übernehmen und dabei im Sinne von Location based Services auch andere Bedürfnisse wie z. B. das Aufsuchen von Toiletten oder bestimmten Geschäften berücksichtigen. RFID-Fahrscheine, die ohne Berührung und Sichtkontakt im Vorbeigehen entwerten werden können, tragen ebenso zur Bequemlichkeit bei. Im öffentlichen Personenverkehr können aktuell errechnete Ankunft- bzw. Abfahrzeiten und passende Anschlüsse nicht nur an den Haltstellen, sondern auch auf den Endgeräten der Kunden angezeigt werden. In Bezug auf spezielle Zielgruppen, z. B. ältere Menschen, Kinder, Behinderte, Ausländer, lassen sich Zusatzinformationen vermitteln. Spektakulär sind zur Zeit entwickelte Navigationssysteme für Blinde und Sehbehinderte, die diese mit Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr in 30 bis 50 cm breiten virtuellen Korridoren zu ihrem Ziel führen sollen. 99 Anwendungen Praxisbeispiel Projekt CVIS – Cooperative Vehicle-Infrastructure Systems Das Leitprojekt der Europäischen Union für kooperative FahrzeugInfrastruktur-Systeme umfasst 61 Partner aus 12 Ländern und ein Budget von 41 Millionen Euro. Mit Beteiligung des Hessischen Landesamtes für Straßen und Verkehrswesen wurden Technologien entwickelt, die dem Fahrer erlauben, direkt mit lokalen Verkehrsleitsystemen zu interagieren, und in Hessen Feldtests durchgeführt. Erstmals wurde öffentlich ein System gezeigt, das zwei Fahrzeugen ermöglicht, untereinander und mit der sie umgebenden Infrastruktur zu interagieren. Die dafür entwickelte universelle Plattform kann dauerhaft eine drahtlose Verbindung halten, während zwischen verschiedenen Übertragungsarten gewechselt wird (von 3G-UMTS-Mobilfunknetzen zu mobilen WLAN-Verbindungen über kurze und mittlere Entfernungen). Karten und Kodierungsstandards (location referencing) lassen sich nun in Echtzeit aktualisieren, und Positionierungstechniken wurden auf eine bisher unerreichte Präzision von bis zu unter einem Meter weiterentwickelt. Sie können dem Fahrer helfen, in der Spur zu bleiben, und die Präzision von Sicherheitssystemen wie dem Spurassistenten wesentlich verbessern. www.cvisproject.org Abbildung 21: Projekt CVIS (Quelle: Q-Free) 100 www.hessen-it.de Praxisbeispiele Projekt TIS_online – Internetgestützte Transport-Informations-Systeme der Bahn Das vom Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie geförderte Verbundprojekt der DB Schenker Rail GmbH und der Ost Hannoversche Eisenbahnen AG zielt darauf, die Leistungsfähigkeit des europäischen Schienengüterverkehrs durch Internationalisierungsmaßnahmen zu stärken. Eine davon ist das Arbeitspaket TIS_T&T: Tracking & Tracing. Da über 50 Prozent der Einzelwagentransporte in Deutschland mittlerweile international sind, sollten Tracking- und Tracing-Informationen auch für den Transport im Ausland bereitgestellt werden können. Es wird die Einsatzmöglichkeit neuer Technologien wie RFID untersucht, um weitere Kundenanforderungen durch neuartige Ansätze zu erfüllen. Projekt Structural Health Monitoring in der Luftfahrt Das Fraunhofer-Institut für Betriebsfestigkeit und Systemzuverlässigkeit LBF in Darmstadt hat die Grundlagen für ein Structural Health Monitoring (SHM) System in Kooperation mit der Hochschule Darmstadt und anderen Partnern aus der Region (HBM, Evonik) geschaffen. Im Rahmen der europäischen „Clean Sky Joint Technology Initiative“, die Fliegen umweltfreundlicher machen will, entwickelt das Institut diese Technik nun weiter. Sämtliche Fraunhofer-Aktivitäten in dieser Initiative werden vom Fraunhofer LBF koordiniert. Das SHMSystem ist eine Art Nervensystem eines Flugzeugs, bei dem Sensoren und eine Auswertelektronik äußere Belastungen registrieren und Schäden aufspüren. Dadurch werden Flüge nicht nur sicherer, es lassen sich auch Kosten reduzieren. Besseres Erkennen von Strukturschäden ermöglicht die Verwendung leichterer Bauteile, was Material, Gewicht und Treibstoff sparen hilft. Die kontinuierliche Überwachung der Flugzeughülle, auch in schwer zugänglichen Bereichen, verringert den Inspektionsaufwand. 101 Szenario 2025 Anwendungen Szenario 2025 Die heutige Eröffnung des Metro Area Consolidated Control Center (MetroCon) markiert einen Meilenstein in der Entwicklung der städtischen Infrastruktur. Mit einer Sondergenehmigung besichtigt eine Gruppe von Journalisten das MetroCon, in dem zum ersten Mal viele automatisierte Dienstleistungen, Sensorsysteme und bisher getrennte Netze miteinander verbunden sind – vom Verkehrs- und Telekommunikationsnetz über die Sicherheitsdienste bis zu den Gesundheitsservices. Bürgermeisterin Tanya Trin und der Geschäftsführer von MetroCon, Dr. Park Ho, führen die Journalisten ein: „Wir treten mit MetroCon in ein neues Zeitalter unbegrenzter Flexibilität ein“, beginnt Trin etwas theatralisch. „Damit passen wir städtische Dienstleistungen aller Art nun sehr schnell an die sich ändernden Bedürfnisse der Bürger an.“ Trin betont, dass die automatisch fahrende U-Bahn schon Jahre zuvor ein hohes Maß an Flexibilität erreicht hatte: Bereits seit Jahren passen sich die Abstände zwischen den Zügen automatisch ans Fahrgastaufkommen an – dank der Funkerfassung der elektronischen Tickets und der auf den Bahnhöfen installierten intelligenten Kameras. „Diese Flexibilität haben wir jetzt noch weiter erhöht, wie Sie in der VideoDemonstration auf Ihren Handhelds sehen“, erklärt Ho den Journalisten. „Ereignet sich etwa ein schwerer Unfall oder ein Brand neben einer U-Bahn-Haltestelle, benachrichtigen die dortigen Kameras und andere vernetzte intelligente Sensoren umgehend die Bahnbehörde. Je nach Flammenanalyse – nach Temperatur, Schadstoffgehalt und Geschwindigkeit der Ausbreitung – leiten dann Bahncomputer und das MetroCon-Personal die Züge um.“ Simulationen zeigen, dass so die Zahl der Verletzten erheblich reduziert werden kann. „Und das ist erst der Anfang“, sagt Ho. „Je nach Situation können automatisch zusätzliche Aktionen ausgelöst werden.“ So steht die neue ATD-Software (Automatic Traffic Dialog) mit den Navigationssystemen der Autofahrer in Kontakt, die diesen Service abonniert haben. Bei einem Notfall können die Fahrzeugcomputer daher erkennen, ob sie sich in einer Sicherheitszone befinden, und den Fahrer so umleiten, dass er weder Einsatzfahrzeuge behindert noch selbst in einen Stau gerät. 102 Szenario 2025 www.hessen-it.de „Unsere Simulationen haben gezeigt, dass auf diese Weise trotz des enormen Rechenaufwands ein Unfallort samt Zufahrtswegen innerhalb weniger Minuten geräumt werden kann, ohne überhaupt Polizeikräfte in Anspruch nehmen zu müssen“, erklärt Ho. Eine automatische Änderung der Ampelschaltung würde dieses Umleiten der Fahrzeuge weiter vereinfachen und beschleunigen. Autos im Umkreis des Vorfalls hätten somit freie Fahrt. „Dadurch werden nicht nur Staus vermieden, sondern auch die Einsatzkräfte können den Ort des Unfalls innerhalb kürzester Zeit erreichen. Falls es sich um ein Verbrechen handelt, können zudem Fluchtwege erfolgreich abgeriegelt werden.“ Bürgermeisterin Trin hob hervor, dass auch die Krankenhäuser mit ihrem EarlAlert Network sowie die Kraftwerke, die Wasserversorgung und andere Einrichtungen Teil des MetroCon-Netzwerkes sind. So können sich etwa die Krankenhäuser aufgrund der Daten, die die Sanitätsdienste mit Hilfe ihrer Messgeräte vor Ort erfassen, auf die in Kürze eintreffenden Patienten vorbereiten. „Mit MetroCon können wir die Postition jedes Krankenwagens und jedes Polizeifahrzeugs, aber auch die der automatisch fahrenden Müllwagen oder Recyclingfahrzeuge in Echtzeit verfolgen“, sagte Trin. „Im Extremfall kann das System sogar Fenster und Türen schließen und die Zündung von Fahrzeugen abschalten.“ Dr. Ho rechnet mit „beträchtlichen Kosteneinsparungen“, sobald MetroCon-Computer den Status von Fahrzeugen und Netzwerken überwachen. „Unsere Systeme werden automatisch Protokolle über den Ort, die Zeit und die Umstände eines Einsatzes erstellen und archivieren. Dabei werden sowohl Fahrzeuge und Systeme als auch die Einsatzkräfte berücksichtigt. MetroCon kontrolliert die Verfügbarkeit, erstellt Reparaturprotokolle und ordert automatisch Ersatzteile oder Fernwartungen. Dies unterstützt sowohl die Stadt wie Privatunternehmen bei ihrer Logistik – und in einem weiteren Schritt wird MetroCon in den nächsten Jahren selbstständig Trends identifizieren, aus Ereignissen lernen und damit Entscheidungsprozesse für den öffentlichen und privaten Sektor der gesamten Stadt beschleunigen.“ Quelle: Arthur F. Pease 103 Ambient Mobility – ein Leitbild für Hessen 4 Ambient Mobility – ein Leitbild für Hessen Ambiente IKT-Systeme bieten viele Chancen für eine nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft. Aus diesem Grund unterstützt das Land Hessen ihre Verbreitung und Nutzung auf eine zukunftsorientierte Weise. Mit dem Leitbild „Ambient Mobility“ (umgebungsintelligente Mobilität) möchte Hessen ihre ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Potenziale für mobile Bürger und Unternehmen verdeutlichen und beitragen, sie nachhaltig zu gestalten und zu nutzen. Dabei steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen und Rechten im Mittelpunkt der ambienten Technologien. Ambient Mobility zielt auf den Einsatz umgebungsintelligenter Technologien für die Mobilität von Menschen und Objekten. Der Begriff stammt aus dem Umfeld der TU Darmstadt und markiert das besondere Potenzial von ambienten Technologien für eine neue und bessere Mobilität. Ambiente IKT-Systeme schaffen innovative, intelligente Lösungen für die Gestaltung unseres mobilen Alltags. Das zeigen die vorgestellten beispielhaften Anwendungen in den Bereichen Automotive, Gebäude & Wohnen, Gesundheit, Kleidung und Verkehr. Als Querschnittstechnologien ist ihr Nutzen aber nicht hierauf begrenzt. Die Einsatzbereiche für ihre unterstützenden Funktionen umfassen sämtliche mobilen Aspekte unserer physischen Welt – vom smarten Nanotech-Produkt bis zum intelligenten, globalisierten Lieferprozess. Ambiente IKT-Systeme erzeugen mehr Lebensqualität, Komfort, Qualität, Effizienz, Sicherheit und Umweltschutz. Mobilität (lateinisch mobilitas Beweglichkeit) bildet ein zentrales Thema unserer Zeit und eine ganzheitlich wirtschaftliche, soziale und ökologische Herausforderung für unsere Zukunft. Die Bewegung und die Beweglichkeit von Personen sind menschliche Bedürfnisse, jene von Gütern sind wirtschaftliche Ressourcen. Deshalb berührt Mobilität den Einzelnen und die Gesellschaft heute und deshalb wird sie uns auch künftig betreffen – sogar verstärkt. Denn der wachsende wirtschaftliche Wettbewerb fordert von Unternehmen und Beschäftigten eine immer größere räumliche und zeitliche Präsenz mit immer größerer mobiler Einsetz- und Erreichbarkeit. Güter und Dienstleistungen werden verstärkt kooperativ entwickelt, gefertigt und vertrieben. „Fort-Schritt“ in Wissenschaft und Wirtschaft ist zunehmend 104 www.hessen-it.de mobilitätsgetrieben. Und auch das Bedürfnis nach privater und sozialer Mobilität wird weiter steigen. Wir lieben Mobilität nicht nur, weil sie uns von Mensch zu Mensch bringt, uns sozial verbindet, sondern auch, weil sie uns verändert und verwandelt. Mobilität erzeugt Erlebnisse, schafft „Erfahrungen“. So meinen 28 Prozent der Deutschen, etwas in ihrem Leben zu verpassen, wenn sie nicht regelmäßig in der Freizeit mit Bahn, Fahrrad oder Auto unterwegs sind. 2025 wird vermutlich nur noch jede zehnte Person in einem Haushalt ohne PKW sein, und die personelle Verkehrsleistung bis 2025 wird trotz Bevölkerungsabnahme um 13 Prozent ansteigen. Während Mobilität also wirtschaftlich und sozial überwiegend positive Entwicklungen generiert, wirft sie ökologisch neue Probleme auf und verschärft bestehende. Denn die Zunahme des motorisierten Verkehrs resultiert in ökologischen Belastungen. Für Hessen als bedeutende Verkehrsund Logistikdrehscheibe im geografischen Zentrum von Deutschland und Europa ist diese Problematik von besonderem Belang. Über 36 Prozent der energiebedingten CO2-Emissionen in Hessen werden beispielsweise durch Verkehr verursacht. Dieser Anteil ist deutlich höher als in anderen Bundesländern, der bundesweite Durchschnitt liegt bei 21 Prozent (Stand: 2004). Auch deshalb ist Hessen an einer ökologisch orientierten Mobilität interessiert. Wie lässt sich Mobilität zukunftsweisend gestalten? Wie können wir heute die Weichen für eine nachhaltige – also ganzheitlich ökologisch, ökonomisch und sozial verträgliche bzw. vorteilhafte – Mobilität von morgen stellen? Diese Fragen stellen sich immer wieder neu. In Hessen wurde 2008 eine Initiative zur Entwicklung von Nachhaltigkeit gestartet. Darin wird Nachhaltigkeit als „die Gesamtheit der ökologischen, der sozialen und der ökonomischen Dimension“ definiert und als ihr Ziel bestimmt, „die Bedürfnisse der heutigen Generation zu sichern ohne künftige Generationen zu gefährden, die Grenzen der Belastbarkeit unserer Erde sowie die Endlichkeit der natürlichen Ressourcen zu beachten.“ Als Herausforderung rückt dabei natürlich auch nachhaltige Mobilität ins Blickfeld. Fokussiert werden Fragen nach einer Entkopplung von Wirtschaftswachstum und Verkehrsnachfrage, nach der Verringerung von Umweltauswirkungen des Verkehrs und nach der Gestaltung einer modernen, umweltgerechten Verkehrsinfrastruktur. Im Rahmen eines Projektes soll die Nachfrage und Produktion von nachhaltiger Elektromobilität gefördert werden. Mehr Informationen unter: www.hessen-nachhaltig.de, Stand November 2009 105 Ambient Mobility – ein Leitbild für Hessen Intelligente Mobilität, nachhaltig! Das Leitbild Ambient Mobility ist auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet. Das bedeutet, dass die Entwicklung und Nutzung ambienter IKTSysteme eine ausgewogene Balance zwischen wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Aspekten fokussieren soll. Nicht eine Dimension soll einseitig im Vordergrund stehen. Denn dies würde zwangsläufig Folgekosten in den anderen Dimensionen erzeugen. Auch die Vernachlässigung einer Dimension schafft Folgekosten. Wirtschaftlich stellen intelligente Produkte und Umgebungen hochattraktive Chancen dar. Aus der Sicht von Experten werden 2013 etwa eine Billion elektronisch aufgerüstete, vernetzte Gegenstände für eine Milliarde Menschen zur Verfügung stehen (siehe Wirtschaftliche Chancen, S.22). Auch die sozialen Potenziale ambienter Dienste und Systeme sind unverkennbar. Beispielsweise greift das in Deutschland und Europa weit verbreitete Leitbild „Ambient Assisted Living“ (AAL) soziale Problematiken des gesellschaftlichen demografischen Wandels auf und identifiziert Ansätze für ein möglichst langes selbstbestimmtes und gesundes Leben im Alter (siehe Soziale Chancen, S.24). Dass ambiente IKT-Systeme auch erhebliche ökologische Beiträge leisten und hervorragende Lösungsansätze des gesellschaftlichen Brennpunktes Ökologie bilden, wird häufig nicht angemessen wahrgenommen. Deswegen soll dieser Aspekt im Folgenden exkursiv erläutert werden. 106 Exkurs: Green Ambient Mobility www.hessen-it.de Green Ambient Mobility – die ökologische Dimension Ambiente IKT-Systeme lassen sich in Verkehr und Logistik einsetzen. Die Vermeidung von Staus und Unfällen, die situationsangepasste Navigation von Verkehrsmitteln, die intermodale Kopplung verschiedener Verkehrsträger und vieles andere mehr sind bekannte ökologische Ziele. Das Leitbild Ambient Mobility ist aber nicht auf intelligente und integrierte Verkehrssysteme und den Transport von Personen und Waren beschränkt. Denn mobile ambiente IKT-Systeme unterstützen Menschen in vielfältigen Alltagsgegenständen und -prozessen nicht nur unterwegs, sondern auch zu Hause und am Arbeitsplatz. Betrieblichen und heimischen Apparaten und Abläufen verleihen sie ergänzende Eigenschaften, Optionen, Synergien. Das Beispiel der Fernübermittlung von körperlichen Vitalwerten an den Arzt, die einen kurzen oder stationären Krankenhaus- oder Praxisaufenthalt erspart, zeigt: Es geht auch um Wege – über mobile Mikroprozesse wie Handgriffe, Gestiken und Mimiken – Mobilität zu ermöglichen (das Leben des Patienten zu Hause) und Mobilität einzusparen (die Hinund Rückfahrt zum / vom Krankenhaus oder Arzt). Die Nutzung ambienter IKT-Systeme in unseren Lebensumgebungen und mobilen Trägersystemen ermöglicht neue Formen der IKT-gestützten Mobilität: a Sie optimiert Mobilität (z. B. Navigationsgeräte) a Sie reduziert Mobilität (z. B. Ferndiagnosen anstelle von Arztbesuchen) a Sie ermöglicht Mobilität (z. B. eigenständiges Leben zu Hause anstelle von Krankenhaus- oder Altersheim-Aufenthalten) 107 Green Ambient Mobility Ambient Mobility – ein Leitbild für Hessen IKT lässt sich gezielt zum Schutz der Umwelt einsetzen, das gilt auch für ambiente IKT-Systeme. Bei der Analyse von ambienten IKT-Systemen in Bezug auf ihre ökologische Nachhaltigkeit sind folgende Effekte zu unterscheiden: a Primäre bzw. direkte Effekte: IKT, insbesondere die Hardware, verursacht von der Produktion, Distribution, Nutzung bis zur Entsorgung Umweltbelastungen. a Sekundäre bzw. indirekte Effekte: Die Anwendung von IKT hat Folgen auf andere Prozesse (z. B. Verkehr, Logistik, Medien), deren Auswirkungen auf die Umwelt sich positiv oder negativ auswirken. a Tertiäre bzw. Folge-Effekte: Verhaltensweisen und Strukturen passen sich an die durch IKT veränderten Strukturen an (z. B. Konsummuster, Arbeitsorganisation, wirtschaftlicher Strukturwandel). Die Durchdringung aller Lebens- und Unternehmensbereiche mit ambienten IKT-Systemen wird sowohl zusätzliche Umweltbelastungen als auch -entlastungen mit sich bringen. Der Einsatz von IKT verzehrt grundsätzlich – auch im Mobilitäts-Bereich – Ressourcen, unterm Strich betrachtet, können umgebungsintelligente Technologien nach Meinung von Experten aber wesentlich mehr einsparen, als sie verbrauchen. Zwar entstehen als direkte Effekte zunächst einmal Material- und Energieverbräuche in der Produktions- und Nutzungsphase sowie Schadstoffbelastungen bei der Entsorgung der ambienten Produkte. Umgebungsintelligenz wird deren Ökobilanz nicht wesentlich verbessern. Die zunehmende Miniaturisierung wird wahrscheinlich durch eine größere Anzahl und kürzere Nutzungsdauer der Komponenten mengenmäßig kompensiert oder gar überkompensiert werden. Und der Energiebedarf für deren Vernetzung und den steigenden Datenverkehr wird vermutlich steigen, er kann einige Prozent des gesamten nationalen Stromverbrauchs erreichen. Diesen primären Umweltwirkungen stehen aber sekundäre gegenüber. Die Anwendung ambienter IKT-Systeme kann material- und energieintensive Prozesse optimieren oder durch bloße Signalverarbeitung ersetzen (Dematerialisierung). Das Entlastungspotenzial dieser Sekundäreffekte ist groß und kann die Primäreffekte bei weitem übertreffen: 108 Green Ambient Mobility www.hessen-it.de a Beispiel Automotive: Ein optimiertes, angepasstes Fahrverhalten verbessert den Kraftstoffverbrauch und den Emissionsausstoß. a Beispiel Gebäude und Wohnen: Ein zentrales, situationsbezogenes Haussteuerungssystem verringert die Heizungsleistung und den Stromverbrauch, AAL-Anwendungen verringern den motorisieren Verkehr. a Beispiel Gesundheit: Telemedizinische und AAL-Lösungen sowie eine effiziente Nutzung von Ressourcen reduzieren den motorisierten Verkehr, den Stromverbrauch und steigern die Materialeffizienz. a Beispiel Kleidung: Die zunehmende Ortsunabhängigkeit von Tätigkeiten verringert den motorisierten Verkehr und eine vermeidbare Mehrfachnutzung von IKT. a Beispiel Verkehr: Ein verbesserter, auch intermodal optimierter Verkehrsfluss vermeidet Staus und verringert drastisch die Kraftstoffverbräuche und Emissionsausstöße. Zentrale städtische Steuerungskonzepte sparen Strom- und Materialverbräuche. Fazit Die steigenden wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Mobilitätsanforderungen können nur über intelligente Modelle und Instrumente gelöst werden. Das Leitbild Ambient Mobility verknüpft die Zukunftsfelder der IKT und der Mobilität miteinander und ebnet den Weg für einen umfassenden Einsatz von nachhaltigen Lösungen ambienter Mobilität. 109 Ihre Partner in Hessen 5 Ihre Partner in Hessen Hier finden Sie eine Auswahl an hessischen Unternehmen, Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen, Verbänden und sonstigen Akteuren mit Kompetenzen im Bereich von Ambient Mobility. Die Listung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Weitere Informationen über mögliche Ambient Mobility-Partner mit Sitz in Hessen erhalten Sie im Internet unter www.kompetenzatlas-hessen.de. Adam Opel GmbH AIM-Deutschland e.V. ITEZ – Internationales Technisches Entwicklungszentrum Friedrich-Lutzmann-Ring 65423 Rüsselsheim Richard-Weber-Straße 29 68623 Lampertheim Telefon 06142 7-70 Telefax 06142 7-78800 Wolf-Rüdiger Hansen Telefon 06206 131-77 Telefax 06206 131-73 wolf-ruediger.hansen@aim-d.de www.opel.de www.aim-d.de Ambient Assisted Living Lab c/o Fachhochschule Frankfurt Nibelungenplatz 1 60318 Frankfurt am Main Prof. Dr. phil. Gerd Döben-Henisch Telefon 069 1533-2593 Telefax 069 1533-2400 doeben@fb2.fh-frankfurt.de ASI Automatic System Integration GmbH Borngasse 23 65594 Runkel Peter Klein Telefon 06482 9166-0 Telefax 06482 9166-60 pk@asi-gmbh.net www.asi-gmbh.net www.barrierefreie-systeme.de/fh_ffm_aallab Basys Solutions GmbH Ambient Intelligence Lab c/o Fraunhofer IGD Fraunhoferstraße 5 64283 Darmstadt Dr.-Ing. Reiner Wichert Telefon 06151 155-574 Telefax 06151 155-480 reiner.wichert@igd.fraunhofer.de Gartenstraße 27 61352 Bad Homburg Telefon 06172 17109-0 Telefax 06172 17109-299 info@basys-solutions.com http://basys-solutions.org www.igd.fraunhofer.de 110 uns Dann senden Sie Fehlt Ihr Eintrag? fo@hessen-it.de Ihre Angaben an in www.hessen-it.de BSC Computer GmbH Ringstraße 5 35108 Allendorf Jörg Hofmann Telefon 06452 914060 Telefax 06452 914040 info@embedded-intelligence.de www.embedded-intelligence.de BGL – Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung e.V. Breitenbachstraße 1 60487 Frankfurt am Main Telefon 069 7919-0 Telefax 069 7919-227 bgl@bgl-ev.de www.bgl-ev.de CASED – Center for Advanced Security Research Darmstadt Direktor Mornewegstraße 32 64293 Darmstadt Prof. Dr. Johannes Buchmann Telefon 06151 16-50777 Telefax 06151 16-6036 buchmann@cdc.informatik.tu-darmstadt.de www.cased.de Software-Cluster Koordinierungsstelle Mornewegstraße 32 64293 Darmstadt Gino Brunetti Telefon 06151 16-70821 Telefax 06151 16-55136 gino.brunetti@cased.de www.cased.de BME – Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik e.V. Bolongarostraße 82 65929 Frankfurt am Main Telefon 069 30838-0 Telefax 069 30838-199 info@bme.de www.bme.de Sichere Mobile Netze Mornewegstraße 32 64293 Darmstadt Prof. Dr.-Ing. Matthias Hollick Telefon 06151 16-70920 Telefax 06151 16-70921 matthias.hollick@cased.de www.cased.de C.O.T. – Service GmbH für EDV-Peripherie Gueterstraße 5 64807 Dieburg Heinz Klaft Telefon 06071 9270 Telefax 06071 927144 service@cot.de www.cot.de C4 Security Print GmbH CAST e.V. – Competence Center for Applied Security Technology Geschäftsführung Fraunhoferstraße 5 64283 Darmstadt Claudia Prediger Telefon 06151 155-529 Telefax 06151 155-499 claudia.prediger@cast-forum.de www.cast-forum.de Gottlieb-Daimler-Straße 7 63128 Dietzenbach Georg Friedrich Telefon 06074 9176-261 Telefax 06074 9176-207 georg.friedrich@c4securityprint.de www.c4securityprint.de Geschäftsführung Fraunhoferstraße 5 64283 Darmstadt Prof. Dr. Andreas Heinemann Telefon 0621 4105-1170 Telefax 06151 155-499 andreas.heinemann@cast-forum.de www.cast-forum.de 111 Ihre Partner in Hessen cesah GmbH – Centrum für Satellitennavigation Hessen Robert-Bosch-Straße 7 64293 Darmstadt Dr. Frank Zimmermann Telefon 06151 392156-12 Telefax 06151 392156-19 info@cesah.com DB Netz AG Theodor-Heuss-Allee 7 60486 Frankfurt am Main Harald Hartmann Telefon 069 265-19171 Telefax 069 265-19045 harald.hartmann@dbnetze.com www.dbnetze.com www.cesah.com DB Systel GmbH Checkpoint Systems GmbH Westerwaldstraße 3–13 64646 Heppenheim Kleyerstraße 27 60326 Frankfurt am Main Telefon 06252 703-0 Telefax 06252 703-198 de-info@eur.checkpt.com Ulrich Meuser Telefon 069 265-39500 Telefax 069 265-17265 ulrich.meuser@deutschebahn.com www.checkpointeurope.com www.dbsystel.de Daenet Gesellschaft für Informationstechnologie mbH Hanauer Landstraße 204 60314 Frankfurt am Main Stefan Aevermann Telefon 069 2424080 Telefax 069 24240825 info@daenet.eu www.daenet.eu DASYS IT.Organisation Rembrandtstraße 14 60596 Frankfurt am Main Telefon 069 63153141 Telefax 069 63153142 info@dasys.de DC-Datensysteme Vertriebs GmbH Am Sonnenberg 3 63820 Elsenfeld Telefon 09374 99-883 Telefax 09374 99-885 dc-datensysteme@t-online.de www.dc-datensysteme.de DE-CIX Management GmbH Lindleystraße 12 60314 Frankfurt am Main Frank P. Orlowski Telefon 069 1730 902-0 Telefax 069 4056 2716 frank.orlowski@de-cix.net www.de-cix.net www.dasys.de DB Energie GmbH DETEC Decision Technology Software GmbH Pfarrer-Perabo-Platz 2 60326 Frankfurt am Main Bensheimer Straße 61 65428 Rüsselsheim Gerhard Peter Harmsen Telefon 069 265-23300 Telefax 069 265-23315 gerhard-peter.harmsen@bahn.de Johannes Thurner Telefon 06142 35750 Telefax 06142 357599 ruesselsheim@detec.de www.dbenergie.de www.detec.de 112 www.hessen-it.de Deutsche Flugsicherung GmbH Forschung & Entwicklung Am DFS-Campus 5 63225 Langen Dr. Volker Heil Telefon 06103 707-5750 Telefax 06103 707-5741 volker.heil@dfs.de EDAG GmbH & Co. KGaA Reesbergstraße 1 36039 Fulda Raoul Flügel Telefon 0661 6000-596 Telefax 0661 6000-113204 raoul.fluegel@edag.de www.edag.com www.dfs.de ESA European Space Agency / ESOC DGBMT – Deutsche Gesellschaft für biomedizinische Technik im VDE Stresemannallee 15 60596 Frankfurt am Main Dr. Thomas Becks Telefon 069 6308-208 Telefax 069 963152-19 dgbmt@vde.com www.vde.com Deutsche Lufthansa AG Flughafen-Bereich West 60546 Frankfurt am Main Robert-Bosch-Straße 5 64293 Darmstadt Dr. Eva Hassel-von Pock Telefon 06151 90-2861 Telefax 06151 90-961 eva.hassel-vonpock@esa.int www.esa.int European Business School Rheingaustraße 1 65375 Oestrich-Winkel Telefon 069 69-60 Telefax 069 69-633022 Ralf Knoche Telefon 06723 69-0 Telefax 06723 69-133 ralf.knoche@ebs.edu www.lufthansa.com www.ebs.edu Division by Zero Software Engineering & Consulting GmbH Rheinstraße15 65185 Wiesbaden Ephraim M. Fischer Telefon 0611 900 45-0 Telefax 0611 900 45-45 kontakt@division-by-zero.com www.division-by-zero.de Evangelische Fachhochschule Darmstadt Pflege- und Gesundheitswissenschaft Zweifalltorweg 12 64293 Darmstadt Prof. Dr. med. Kerstin Wessig Telefon 06151 8798-54 Telefax 06151 8798-58 wessig@efh-darmstadt.de www.efh-darmstadt.de EBV Elektronik GmbH & Co. KG Borsigstraße 36 62505 Wiesbaden Telefon 0611 228088-0 Telefax 0611 228088-99 www.ebv.com F + D Feinwerk- und Drucktechnik GmbH Kirchenstraße 38 69239 Neckarsteinach Telefon 06229 700-0 Telefax 06229 700-67 info@fuddruck.de www.fuddruck.de 113 Ihre Partner in Hessen Fachhochschule Gießen-Friedberg Wiesenstraße 14 35390 Gießen Telefon 0641 309-0 Telefax 0641 309-2901 www.fh-giessen-friedberg.de Feierabend – Online Dienste für Senioren AG Kaiserstraße 65 60329 Frankfurt am Main Alexander Wild Telefon 069 25 628-0 Telefax 069 25 628-199 www.feierabend.de Feig Electronic GmbH Lange Straße 4 35781 Weilburg Andreas Löw Telefon 06471 3109-344 Telefax 06471 3109-99 andreas.loew@feig.de www.feig.de FlexSecure GmbH Fraport AG (Fortsetzung) Abteilung Immobilien Facility Management Frankfurt Airport Services Worldwide 60547 Frankfurt am Main Werner Breitwieser Telefon 069 690-71569 Telefax 069 690-495-71569 w.breitwieser@fraport.de www.fraport.de Abteilung Anwendungen, Flugbetrieb, Terminal, Security Frankfurt Airport Services Worldwide 60547 Frankfurt am Main Dr. Rolf Felkel Telefon 069 690-72025 Telefax 069 690-59848 r.felkel@fraport.de www.fraport.de Fraunhofer IGD Institutsleitung Fraunhoferstraße 5 64283 Darmstadt Prof. Dr. techn. Dieter W. Fellner Telefon 06151 155-100 Telefax 06151 155-105 institutsleitung@igd.fraunhofer.de Industriestraße 12 64297 Darmstadt www.igd.fraunhofer.de Erwin Stallenberger Telefon 06151 50123-0 Telefax 06151 50123-19 info@flexsecure.de Abteilung Virtuelle und Erweiterte Realität Fraunhoferstraße 5 64283 Darmstadt www.flexsecure.de Fraport AG Abteilung FBA-AV Intermodalität Frankfurt Airport Services Worldwide 60547 Frankfurt am Main Hans Fakiner Telefon 069 690-71146 Telefax 069 690-54451 h.fakiner@fraport.de www.fraport.de Dr.-Ing. Ulrich Bockholt Telefon 06151 155-277 Telefax 06151 155-196 ulrich.bockholt@igd.fraunhofer.de www.igd.fraunhofer.de Abteilung Sicherheitstechnologien Fraunhoferstraße 5 64283 Darmstadt Alexander Nouak Telefon 06151 155-147 Telefax 06151 155-499 alexander.nouak@igd.fraunhofer.de www.igd.fraunhofer.de 114 www.hessen-it.de Fraunhofer IGD / Fraunhofer-Allianz Ambient Assisted Living HA Hessen Agentur GmbH Fraunhoferstraße 5 64283 Darmstadt Abteilung Innovation, Bildung, Medien Abraham-Lincoln-Straße 38 – 42 65189 Wiesbaden Dr.-Ing. Reiner Wichert Telefon 06151 155-574 Telefax 06151 155-480 reiner.wichert@igd.fraunhofer.de Wolf-Martin Ahrend Telefon 0611 774-8299 Telefax 0611 774-8620 wolf-martin.ahrend@hessen-agentur.de www.igd.fraunhofer.de www.hessen-agentur.de Fraunhofer LBF Hermes Logistik Gruppe Bartningstraße 47 64289 Darmstadt Heinrich-Hertz-Straße 99 34123 Kassel Telefon 06151 705-0 Telefax 06151 705-214 info@lbf.fraunhofer.de Sven Klimpel www.lbf.fraunhofer.de Fraunhofer SIT Institutsleitung Rheinstraße 75 64293 Darmstadt Prof. Dr. Claudia Eckert Telefon 06151 869-285 Telefax 06151 869-127 claudia.eckert@sit.fraunhofer.de www.hermes-logistik-gruppe.de Hessen-IT Neue Technologien Aktionslinie für den hessischen IKT-Markt des HMWVL Abraham-Lincoln-Straße 38 – 42 65189 Wiesbaden Olaf Jüptner Telefon 0611 774-8469 Telefax 0611 774-58469 olaf.jueptner@hessen-agentur.de www.hessen-it.de www.sit.fraunhofer.de Gesundheitswirtschaft Rhein-Main e.V. c/o FuP Kommunikations-Management GmbH August-Schanz-Straße 80 50433 Frankfurt am Main Linda Thielemann Telefon 069 954316-0 Telefax 069 954316-25 info@gesundheitswirtschaft-rhein-main.de Software Aktionslinie für den hessischen IKT-Markt des HMWVL Abraham-Lincoln-Straße 38 – 42 65189 Wiesbaden Dr. Matthias Donath Telefon 0611 774-8963 Telefax 0611 774-58963 matthias.donath@hessen-agentur.de www.hessen-it.de www.gesundheitswirtschaft-rhein-main.de Hochschule Fulda GVZ – Güterverkehrszentrum Kassel Ständeplatz 13 34117 Kassel Klaus Ossowski Telefon 0561 10970-0 Telefax 0561 10970-35 info@zrk-kassel.de Marquardstraße 35 36039 Fulda Prof. Dr. Oleg Taraszow Telefon 0661 9640-328 Telefax 0661 9640-184 oleg.taraszow@informatik.hs-fulda.de www.fh-fulda.de www.zrk-kassel.de 115 Ihre Partner in Hessen Hochschule RheinMain Design Informatik Medien Kurt-Schumacher-Ring 18 65197 Wiesbaden Prof. Dr. Christoph Schulz Telefon 0611 9495-1200 Telefax 0611 9495 -1210 Christoph.schulz@hs-rm.de www.hs-rm.de Hochschule Darmstadt (Fortsetzung) Telekommunikation, Wirtschaftsinformatik und Grundlagen der Informatik Haardtring 100 64295 Darmstadt Prof. Dr. Michael Massoth Telefon 06151 16-8449 Telefax 06151 16-8935 michael.massoth@h-da.de www.fbi.h-da.de Hochschule Darmstadt Informationstechnik und Mikrocontroller Haardtring 100 64295 Darmstadt Mathematik – Stochastik Haardtring 100 64295 Darmstadt Prof. Dr.-Ing. Peter Fromm Telefon 06151 16-8237 Telefax 06151 16-8930 peter.fromm@h-da.de Prof. Dr. rer. nat. Maria Overbeck-Larisch Telefon 06151 16-8000 Telefax 06151 16-8949 praesidentin@h-da.de www.eit.h-da.de www.h-da.de Automatisierungssysteme, Leittechnik, Visualisierung Haardtring 100 64295 Darmstadt Hochfrequenz- und Mikrowellentechnik, Optische Nachrichtentechnik Haardtring 100 64295 Darmstadt Prof. Dr.-Ing. Markus Haid Telefon 06151 16-8842 Telefax 06151 16-8930 markus.haid@h-da.de Prof. Dr.-Ing. Heinz Schmiedel Telefon 06151 16-8263 Telefax 06151 16-8931 heinz.schmiedel@h-da.de www.eit.h-da.de www.eit.h-da.de Wissensrepräsentation Haardtring 100 64295 Darmstadt Informatik- und Multimediatechnik Haardtring 100 64295 Darmstadt Prof. Dr. Gerhard Knorz Telefon 06151 16-8007 Telefax 06151 16-8949 gerhard.knorz@h-da.de Prof. Dr.-Ing. Arnd Steinmetz Telefon 06151 16-9391 Telefax 06151 16-9413 arnd.steinmetz@h-da.de www.h-da.de www.media.h-da.de Mobilfunk und Elektronik Haardtring 100 64295 Darmstadt Prof. Dr.-Ing. Michael Kuhn Telefon 06151 16-8249 Telefax 06151 16-8931 michael.kuhn@h-da.de www.eit.h-da.de 116 www.hessen-it.de Honda Research Institute Europe GmbH Carl-Legien-Straße 30 63073 Offenbach/Main Prof. Dr.-Ing. Edgar Körner Telefon 069 89011-750 Telefax 069 89011-749 info@honda-ri.de www.honda-ri.de HSK, Rhein-Main GmbH Ludwig-Erhard-Straße 100 65199 Wiesbaden Holger Strehlau Telefon 0611 432866 Telefax 0611 433150 holger.strehlau@hsk-gruppe.com www.hsk-wiesbaden.de ICS International AG Siemensstraße 11 61267 Neu-Anspach Jose da Silva Telefon 06081 9400-0 Telefax 06081 9400-75 info@ics-ident.de www.ics-ident.de IDENTEC SOLUTIONS Deutschland GmbH Hertzstraße 10 69469 Weinheim Stefan Dewald Telefon 06201 9957-44 Telefax 06201 9957-52 info@identecsolutions.de www.identecsolutions.com IHE Deutschland e.V. c/o Fachverband Elektromedizinische Technik ZVEI – Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie e.V. Lyoner Straße 9 60528 Frankfurt am Main Telefon 069 6302-275 oder -206 Telefax 069 6302-390 info@ihe-d.org www.ihe-d.org ITG – Informationstechnische Gesellschaft im VDE Stresemannallee 15 60596 Frankfurt am Main Dr.-Ing. Volker Schanz Telefon 069 63-08360 Telefax 069 63-12925 volker.schanz@vde.de www.vde.com intelligent views gmbh Julius-Reiber-Straße 17 64293 Darmstadt Claudia Baumer Telefon 06151 5006-423 Telefax 06151 5006-138 c.baumer@i-views.de www.i-views.de IATA – International Air Transport Association Poststraße 2– 4 60329 Frankfurt am Main Telefon 069 242536-0 Telefax 069 242536-28 www.iata.de innoforum GmbH Birkenwaldstraße 38 63179 Obertshausen Telefon 06104 98550 Telefax 06104 985519 info@innoforum.de www.innoforum.de 117 Ihre Partner in Hessen Integer Solutions GmbH Logistik RheinMain Gartenstraße 27 61352 Bad Homburg Jean-Gardner-Batten-Straße 8 60549 Frankfurt am Main Olav Reimers Telefon 06172 59763-117 Telefax 06172 59763-77 o.reimers@integer-solutions.com Telefon 069 2475217-10 Telefax 069 2475217-88 wissen@logistik-rheinmain.de www.logistik-rheinmain.de www.integer-solutions.com Lorenz Zahlungssysteme GmbH Intersystems GmbH Hilpertstraße 20a 64295 Darmstadt Thomas Mironiuk Telefon 06151 1747-12 Telefax 06151 1747-11 Thomas.Mironiuk@intersystems.com www.intersystems.de Johann Wolfgang Goethe-Universität Unibator Grüneburgplatz 1 60323 Frankfurt am Main Telefon 069 798 34713 Telefax 069 798 35001 ozimec@wiwi.uni-frankfurt.de www.unibator.de Justus-Liebig-Universität Gießen Institut für Landschaftsökologie und Ressourcenmanagement Heinrich-Buff-Ring 26-32 35392 Gießen Prof. Dr. Stefan Gäth Telefon 0641 99-37381 Telefax 0641 99-37389 stefan.a.gaeth@umwelt.uni-giessen.de www.umwelt.uni-giessen.de LH Engineering GmbH Erbacher Straße 68 a 64739 Höchst Norbert Hemberger Telefon 06163 913-775 Telefax 06163 913-774 info@lh-engineering.com www.lh-engineering.com 118 Eschborner Landstraße 75 60489 Frankfurt Heger Bernhard Telefon 0769 78991202 bheger@lzs-zahlungssysteme.de www.lzs-zahlungssysteme.de Lufthansa Cargo AG Flughafen-Bereich West 60546 Frankfurt am Main Telefon 069 696-0 Telefax 069 696-91185 lhcargo@dlh.de www.lufthansa-cargo.com Lufthansa Systems AG Am Weiher 24 65451 Kelsterbach Telefon 069 696-90000 Telefax 069 696-95959 info@LHsystems.com www.LHsystems.com MAVinci UG Robert-Bosch-Straße 7 64293 Darmstadt Telefon 06151-3688915 Telefax 06151-3688916 team@mavinci.eu www.mavinci.eu www.hessen-it.de Merck KGaA Pepperl + Fuchs / Omnitron AG Frankfurter Straße 250 64293 Darmstadt Im Leuschnerpark 4 64347 Griesheim Telefon 06151 72-0 Telefax 06151 72-2000 service@merck.de Wolfgang Weber Telefon 06155 8740-20 Telefax 06155 8740-12 wweber@de.pepperl-fuchs.com www.merck.de www.pepperl-fuchs.com MOBA Mobile Automation AG Kapellenstraße 15 65555 Limburg Volker Harms Telefon 06431 9577-0 Telefax 06431 9577-177 moba-ag@moba.de www.moba.de mobileobjects AG Westerbachstraße 28 61476 Kronberg / Taunus Telefon 06173 9979-0 Telefax 06173 9979-20 info@mobileobjects.de www.mobileobjects.de Motorola GmbH Telco-Kreisel 1 65510 Idstein PRINTRONIX Deutschland GmbH Goethering 56 63067Offenbach Telefon 069 829706-0 Telefax 069 829706-22 emeasales@printronix.com www.printronix.de PS4B – Professional Solutions for Business GmbH Platz der Einheit 1 60327 Frankfurt am Main Frank Herzog Telefon 069 97503-484 Telefax 069 97503-200 info@ps4b.de www.ps4b.de PSC GmbH Telefon 06126 9576-0 Telefax 06126 9576-999 Röntgenstraße 43 64291 Darmstadt www.motorola.com Telefon 06151 9358-0 Telefax 06151 9358-97 marion.jost@psc.com Opticon Sensoren GmbH Office Dietzenbach Waldstraße 92 63128 Dietzenbach Manuela Kuttig Telefon 06074 91890-0 Telefax 06074 91890-33 sales.de@opticon.com www.opticon.com http://de.psc.com REA Elektronik GmbH Teichwiesenstraße 1 64367 Mühltal-Waschenbach Telefon 06154 638-0 Telefax 06154 638-195 reainfo@rea.de www.rea-elektronik.net 119 Ihre Partner in Hessen RMS Rhein-Main-Verkehrsverbund Servicegesellschaft mbH Am Hauptbahnhof 6 60329 Frankfurt am Main Marco F. Gennaro Telefon 069 27307-221 Telefax 069 27307-478 mgennaro@rms-consult.de www.rms-consult.de RMV Rhein-Main-Verkehrsverbund GmbH Alte Bleiche 5 65719 Hofheim am Taunus Dr.-Ing. Josef Becker Telefon 06192 294-0 Telefax 06192 294-900 info@rmv.de Sensitec GmbH Georg-Ohm-Straße 11 35633 Lahnau – Waldgirmes Telefon 06441 9788-0 Telefax 06441 9788-17 sensitec@sensitec.com mehr www.sensitec.com SER GmbH Software Engineering Rodinger Seligenstädter Straße 68 63500 Seligenstadt Manfred Rodinger Telefon 06182 7053 Telefax 06182 7105 sergmbh@ser-gmbh.de www.ser-gmbh.de www.rmv.de Rittal GmbH & Co. KG Service Gesellschaft Spedition und Logistik mbH Auf dem Stützelberg 35745 Herborn Königsberger Straße 29 60487 Frankfurt am Main Telefon 02772 505-0 Telefax 02772 505 2319 info@rittal.de Marc Köhler Telefon 069 9708110 Telefax 069 776356 info@speditionsportal.net www.rittal.de www.speditionsportal.net SAP Research CEC Darmstadt Bleichstraße 8 64283 Darmstadt Dr. Knut Manske Telefon 06227 7-68800 Telefax 06227 7-844632 knut.manske@sap.com www.sap.com/research Software AG Uhlandstraße 12 64297 Darmstadt Dominik Nagel Telefon 06151 92-1976 Telefax 06151 92-1623 dominik.nagel@softwareag.com www.softwareag.com Seiko Instruments GmbH Siemensstraße 9 63263 Neu-Isenberg Telefon 06102 297-0 Telefax 06102 297-320 info@seiko-instruments.de www.seiko-instruments.de 120 Sokymat Transponder Technologies GmbH Am Klingenweg 6A 65396 Walluf Telefon 06123 791-350 Telefax 06123 791-113 www.sokymat.com www.hessen-it.de Sony Computer Entertainment Deutschland GmbH Frankfurter Straße 233 63263 Neu-Isenburg Telefon 06102 433-0 de.playstation.com T-Systems International GmbH Hahnstraße 43d 60528 Frankfurt am Main Günter Grebe Telefon 069 66531-2710 Telefax 069 66531-239 guenter.grebe@t-systems.com www.t-systems.com Speditions- & Logistikverband Hessen / Rheinland-Pfalz e.V. Königsberger Straße 29 60487 Frankfurt am Main Thorsten Hölser Telefon 069 9708110 Telefax 069 776356 info@speditionsportal.net www.speditionsportal.net speedikon Facility Management AG Berliner Ring 89 64625 Bensheim Arno Schwarz Telefon 06151 584-235 Telefax 06151 584-414 a.schwarz@speedikonfm.com www.speedikonfm.com Smart Future Initiative Darmstaedter Straße 52 64367 Muehltal Dr. Dr. Norbert Streitz Telefon 06151 146-972 Telefax 06151 504-7779 norbert.streitz@smart-future.net www.smart-future.net S Y S M A T GmbH T-Systems Enterprise Services GmbH Hahnstraße 43d 60528 Frankfurt am Main Harald Ruhl Telefon 069 66531-8821 harald.ruhl@t-systems.com www.t-systems.com T-Systems International GmbH Hahnstraße 43d 60528 Frankfurt am Main Christiane Müller Telefon 069 66531-0 Telefax 069 66531-139 info@t-systems.com www.t-systems.com Technische Universität Darmstadt Datenverarbeitung in der Konstruktion Petersenstraße 30 64287 Darmstadt Prof. Dr.-Ing. Reiner Anderl Telefon 06151 16-6001 Telefax 06151 16-6854 anderl@dik.tu-darmstadt.de www.dik.tu-darmstadt.de Götzenweg 10 63533 Mainhausen Verkehrsplanung und Verkehrstechnik Petersenstraße 30 64287 Darmstadt Rainer Schulz Telefon 06182 8265804 Telefax 06182 8265805 info@sysmat.de Prof. Dr.-Ing. Manfred Boltze Telefon 06151 16-2025 Telefax 06151 16-4625 boltze@verkehr.tu-darmstadt.de www.sysmat.de www.verkehr.tu-darmstadt.de 121 Ihre Partner in Hessen Technische Universität Darmstadt (Forts.) Technische Universität Darmstadt (Forts.) Databases and Distributed Systems Hochschulstraße 10 64289 Darmstadt Multimedia Communications Lab Rundeturmstraße 10 64283 Darmstadt Prof. Dr. Alejandro Buchmann Telefon 06151 16-6230 Telefax 06151 16-6229 buchmann@dvs.tu-darmstadt.de Prof. Dr.-Ing. Ralf Steinmetz Telefon 06151 166151 Telefax 06151 166152 ralf.steinmetz@kom.tu-darmstadt.de www.dvs.tu-darmstadt.de www.kom.tu-darmstadt.de Flugsysteme und Regelungstechnik Petersenstraße 30 64287 Darmstadt Simulation, Systemoptimierung und Robotik Hochschulstraße 10 64289 Darmstadt Prof. Dr.-Ing. Uwe Klingauf Telefon 06151 16-2190 Telefax 06151 16-5434 klingauf@fsr.tu-darmstadt.de Prof. Dr. Oskar von Stryk Telefon 06151 16-2513 Telefax 06151 16-6648 stryk@sim.tu-darmstadt.de www.fsr.tu-darmstadt.de www.sim.tu-darmstadt.de Telekommunikation Hochschulstraße 10 64289 Darmstadt Fahrzeugtechnik Petersenstraße 30 64287 Darmstadt Prof. Dr. Max Mühlhäuser Telefon 06151 16-3709 Telefax 06151 16-6597 max@informatik.tu-darmstadt.de Prof. Dr. rer. nat. Hermann Winner Telefon 06151 16-3796 Telefax 06151 16-5192 winner@fzd.tu-darmstadt.de www.tk.informatik.tu-darmstadt.de www.dik.tu-darmstadt.de Bahnsysteme und Bahntechnik Petersenstraße 30 64287 Darmstadt TECTUS Transponder Technology GmbH Adlerstraße 2 63322 Rödermark Prof. Dr.-Ing. Andreas Ötting Telefon 06151 16-65911 Telefax 06151 16-6903 oetting@verkehr.tu-darmstadt.de Udo W. Doege Telefon 06074 8619-28 Telefax 06074 8619-29 u.doege@tec-tus.de www.verkehr.tu-darmstadt.de www.tec-tus.de Unternehmensführung & Logistik Hochschulstraße 1 64289 Darmstadt Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Christian Pfohl Telefon 06151 16-2123 Telefax 06151 16-6503 pfohl@bwl.tu-darmstadt.de www.bwl.tu-darmstadt.de/bwl2 122 Telenet AG Rhein-Main Frankfurter Straße 129b 64293 Darmstadt Michael Vester Telefon 06151 7333-50 Telefax 06151 7333-25 info@telenet-ag.de www.telenet-ag.de www.hessen-it.de Uniklinikum Gießen und Marburg GmbH Klinikstraße 36 35392 Gießen Prof. Dr. Kurt Heinz Marquardt Telefon 0641 99-44494 Telefax 0641 99-44499 kurt.marquardt@akad.med.uni-giessen.de www.uniklinikum-giessen.de Universität Kassel Kommunikationstechnik Wilhelmshöher Allee 73 34121 Kassel Prof. Dr.-Ing. Klaus David Telefon 0561 804-6314 Telefax 0561 804-6360 david@uni-kassel.de www.comtec.eecs.uni-kassel.de VDE Prüf- und Zertifizierungsinstitut GmbH Gebrauchstauglichkeitsprüfungen Merianstraße 28 63069 Offenbach am Main Dr. Thomas Seitz Telefon 069 8306-318 Telefax 069 8306-855 thomas.seitz@vde.com www.vde.com VDE Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik e.V. Stresemannallee 15 60596 Frankfurt am Main Telefon 069 6308-0 Telefax 069 6312925 service@vde.com www.vde.com Verteilte Systeme Wilhelmshöher Allee 73 34121 Kassel Prof. Dr. Kurt Geihs Telefon 0561 804-6275 Telefax 0561 804-6277 geihs@uni-kassel.de www.vs.uni-kassel.de VDA – Verband der Automobilindustrie Westendstraße 61 60325 Frankfurt am Main Telefon 069 97507-0 Telefax 069 97507-261 info@vda.de www.vda.de Öffentliches Recht, insb. Umwelt- und Technikrecht Nora-Platiel-Straße 5 34109 Kassel Vodafone D2 GmbH Alfred-Herrhausen-Allee 1 65760 Eschborn Prof. Dr. Alexander Roßnagel Telefon 0561 804-3130 Telefax 0561 804-3737 a.rossnagel@uni-kassel.de Rudolf Markschläger Telefon 069 2169-5101 Telefax 069 2169-8509 rudolf.markschlaeger@vodafone.com www.uni-kassel.de www.vodafone.com VDE Initiative Mikromedizin Stresemannallee 15 60596 Frankfurt am Main Johannes Dehm Telefon 069 6308-348 Telefax 069 6312925 dgbmt-imm@vde.com www.vde.com Volkswagen AG Kassel Kommunikation / 4976 Dr. Rudolf-Leiding-Platz 1 34225 Baunatal Rudolf Stassek Telefon 0561 490-4975 Telefax 0561 490-3505 rudolf.stassek@volkswagen.de www.volkswagen.de 123 Ihre Partner in Hessen Woco Industrietechnik GmbH Hanauer Landstraße 16 63628 Bad Soden-Salmünster Telefon 06056 78-0 Telefax 06056 78-7212 info@de.wocogroup.com www.wocogroup.com ZVEI – Zentralverband Elektrotechnikund Elektroindustrie e.V. Lyoner Straße 9 60528 Frankfurt am Main Telefon 069 6302-0 Telefax 069 6302-317 zvei@zvei.org www.zvei.org ZIV – Zentrum für integrierte Verkehrssysteme GmbH Robert-Bosch-Straße 7 64293 Darmstadt Dr.-Ing. Peter Sturm Telefon 06151 27028-0 Telefax 06151 27028-10 kontakt@ziv.de www.ziv.de 124 www.hessen-it.de 6 Die Aktionslinie Hessen-IT Hessen-IT ist die Aktionslinie des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Verkehr und Landesentwicklung für den gesamten Informations- und Kommunikationstechnologiemarkt in Hessen. Hessen-IT bietet Informationen und Services zum Online-Markt, zu E- und M-Commerce, zu Softwareund Telekommunikationsanbietern sowie über Telearbeit. Angesprochen werden auf der einen Seite die fast 10.000 hessischen Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen auf dem Informations- und Kommunikationstechnologiemarkt anbieten, auf der anderen Seite die kleinen und mittleren Anwender-Unternehmen. Anbieter-Datenbanken erleichtern die Suche nach geeigneten Dienstleistern bei der Durchführung von IT-Projekten. Gleichzeitig fungieren diese Datenbanken für Anbieter als Informations- und Kommunikationsplattform, auf der sich diese den Anwendern und potenziellen Kunden präsentieren können. Newsticker, E-Mail- und Print-Newsletter berichten regelmäßig über den IKT-Markt in Hessen. Zahlreiche Schriftenreihen und Veröffentlichungen ergänzen das Informationsangebot der Website. Die Broschüren können bequem online bestellt oder heruntergeladen werden. Hessen-IT hat verschiedene Netzwerke und Branchentreffs initiiert, in denen sich teils nichtkommerzielle Initiativen, teils kommerzielle Anbieter zusammengeschlossen haben. Regionale Multimedia- und E-CommerceZentren sowie IHKs, Handwerkskammern und andere regionale Akteure arbeiten zusammen an dem Ziel, Hessens starke Stellung im deutschen und europäischen IKT-Markt weiter zu sichern und auf dem Weg in die Informationsgesellschaft weiter voran zu bringen. 125 Die Aktionslinie Hessen-IT Einen Überblick über diese Netzwerke und Treffen sowie Terminankündigungen zu Veranstaltungen, an denen Hessen-IT beteiligt ist, finden Sie im Online-Terminkalender auf der Website. Auch bei internationalen Messen wie der CeBIT oder bei regionalen Veranstaltungen in ganz Hessen sind kompetente Ansprechpartner der Aktionslinie präsent. Hinzu kommen Seminare und Workshops, die Hessen-IT zu verschiedenen Themen ausrichtet. Das Projektteam von Hessen-IT steht Ihnen jederzeit gerne als Ansprechpartner zur Verfügung. Besuchen Sie unsere Website unter www.hessen-it.de 126 www.hessen-it.de Schriftenreihe Hessen-IT (vormals Hessen-Media) Bestellmöglichkeit und Download als PDF-Datei finden Sie im Internet unter www.hessen-it.de Hessen-Media (wir über uns) 2001 Hessen-infoline-Netzwerk (Band 26) Projektdokumentation (Band 1) Bildung und Wissenschaft 2002 Telemedizin in Hessen – Beiträge aus dem Universitätsklinikum Gießen (Band 24) 2001 Entwicklung und Einsatz elektronischer Medien als Lehr- und Lernmittel an hessischen Hochschulen (Band 27) Kompetenzzentren und Onlinedienste im Schulwesen – Beispiele für Hessen-Media Projekte (Band 25) 2000 Die virtuelle Universität (Band 15) E-Government 2002 Auf dem Weg zu E-Government – Hessens Kommunen im Internet (Band 37) Wirtschaftsförderung und Standortmarketing im Internet (Band 36) Marktstudien IT-Standort Hessen 2008 Telekommunikationsanbieter in Hessen 2008 (Band 60) 2006 IKT-Markt in Hessen (Band 58) 2004 Softwareanbieter in Hessen 2004 (Band 50) Telekommunikationsanbieter in Hessen 2004 (Band 49) 2003 Online-Anbieter in Hessen (Band 2) 2002 E-Shops in Hessen (Band 28) 2000 Der Telekommunikationsmarkt in Hessen (Band 21) 127 Schriftenreihe Hessen-IT Leitfäden für IT-Anwendungen 2009 Ambient Mobility – Intelligente Produkte und Umgebungen für mobile Bürger und Unternehmen (Band 61) Rating für IKT-Unternehmen (Band 53, 2. aktualisierte Auflage) 2008 Leitfaden zur Patentierung computerimplementierter Erfindungen (Band 51, 2. aktualisierte Auflage) 2007 Web 2.0 – Neue erfolgreiche Kommunikationsstrategien für kleine und mittlere Unternehmen (Band 57) Die Gamesbranche – ein ernstzunehmender Wachstumsmarkt (Band 59) In modernen Märkten überleben – Kooperationen mittelständischer Softwareunternehmen in Hessen (Band 44, 2. Auflage) 2006 Internet-Marketing nicht nur für kleine und mittlere Unternehmen (Band 52) Basel II – Rating für IT-Unternehmen (Band 53) RFID – Geschäftsprozesse mit Funktechnologie unterstützen (Band 54) Anti-Spam – Ein Leitfaden über und gegen unverlangte E-Mail-Werbung (Band 55) VoIP – Telefonieren über das Internet (Band 56) Leitfaden Webdesign – Internetpräsenzen besser planen und gestalten (Band 7, 5. Auflage) 2005 Recht im Internet (Band 33, 2. Auflage) Gefunden werden im Internet (Band 32, 2. Auflage) 2004 Wettbewerbsvorteile durch barrierefreie Internetauftritte (Band 48) Domainregistrierung international (Band 47) Wireless-LAN: Stand und Entwicklungspotenzial, Nutzungsansätze für KMU (Band 46) 2003 E-Business-Konzepte für den Mittelstand (Band 45) Leitfaden „In modernen Märkten überleben“ (Band 44) Projektleitfaden „Software-Ergonomie“ (Band 43) „Digitale Signatur“, Leitfaden zum Einsatz digitaler Signaturen (Band 42) Die Bedeutung der E-Logistik für den Mittelstand (Band 41) Management von Kundenbeziehungen im Internet (Band 40) Leitfaden „Webdesign – Internetpräsenzen besser planen und gestalten“ (Band 7) 128 Schriftenreihe Hessen-IT 2002 www.hessen-it.de IT-Sicherheit für den Mittelstand (Band 38) E-Paymentsysteme – Bezahlen im Internet (Band 35) ASP: Mehr als nur Mietsoftware (Band 34) Recht im Internet (Band 33) Gefunden werden im Internet (Band 32) E-Learning für KMU – Neue Medien in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung (Band 31) Telehaus Wetter – ein TeleServiceZentrum (Band 30) 2001 Kasseler Praxis-Dialog Tele@rbeit – Analysen · Erfahrungen · Positionen (Band 29) 2000 Leitfaden „Webdesign international“ (Band 22) E-Shop-Software (Band 20) Hessische Handwerker entdecken das Internet (Band 19) Leitfaden zur Anwendung eines Ratingsystems für IT-Unternehmen in Hessen (Band 18) Software-Dialog Hessen (3) (Band 17) Leitfaden „E-Shop“ (Band 16) 129 130 ISBN 978-3-939358-61-9