Artikel aus der Wormser Zeitung vom 6. Januar
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Artikel aus der Wormser Zeitung vom 6. Januar
Montag, 6. Januar 2014 | Rhein Main Presse 6 METROPOLREGION BLAULICHT Nach Mordversuch in Haft GERMERSHEIM (sd). Eine Festnahme, schwere Kopfverletzungen und ein nächtlicher Polizeigroßeinsatz: Am Freitagabend kam es in einem Hotelzimmer in Germersheim zu einem Streit zwischen einer wohnsitzlosen 39-Jährigen aus Germersheim und ihrem 47jährigen Lebensgefährten. Hierbei schlug und trat der Mann auch auf einen 44-jährigen ebenfalls wohnsitzlosen Mann ein, der sich mit dem Paar im Zimmer befand. Er drohte zudem, ihn umzubringen. Die Frau konnte flüchten und die Polizei verständigen. Der 47-Jährige rannte ebenfalls davon, konnte aber noch in der Nacht von Spezialkräften des Polizeipräsidiums Rheinpfalz festgenommen wer- den. Dabei leistete er Widerstand und verletzte einen Beamten leicht. Der Ermittlungsrichter erließ gegen ihn einen Untersuchungshaftbefehl; er wurde in eine Justizvollzugsanstalt eingeliefert. Der Mann ist bereits erheblich polizeilich in Erscheinung getreten. Unter anderem wegen Eigentums-, Rohheits-, Betäubungsmittel- und Sexualdelikten. Das 44-jährige Opfer musste mit schweren Kopfverletzungen in eine Klinik gebracht werden, wo es noch in der Nacht notoperiert wurde. Gegenwärtig besteht keine Lebensgefahr mehr, der Zustand ist stabil. Der genaue Hintergrund der Streitigkeiten ist unklar. Großes Polizeiaufgebot Pistole an den Kopf gehalten LUDWIGSHAFEN (sd). Mit einem großen Aufgebot hat die Polizei eine angemeldete öffentliche Versammlung mit Kundgebung des rechten Spektrums „Überfremdung stoppen – kein Asylantenheim in der Bayreuther Straße“ begleitet. Etwa 60 Personen nahmen an dem Treffen am Europlatz teil. Unweit davon hatte das „Netzwerk gegen rechte Gewalt und Rassismus Ludwigshafen/Vorderpfalz“ zu einer Gegenkundgebung im Bereich aufgerufen, zu dem zirka 100 Personen kamen. Die Polizei konnte ein Aufeinandertreffen von Teilnehmern beider Kundgebungen sowohl an den Treffpunkten als auch auf dem späteren Zugweg verhindern. Es gab keine nennenswerten Vorfälle. LUDWIGSHAFEN (sd). Mit einer Pistole am Kopf wurden am Sonntagmorgen zwei junge Männer dazu gezwungen, ihre Mobiltelefone und Bargeld herauszugeben. Sie waren gegen 2.20 Uhr zu Fuß in der Ludwigshafener Dammstraße unterwegs, als zwei Männer – beide etwa 20 Jahre alt und 170 Zentimeter groß, südländischer Typ, Jeans und schwarze Kapuzenpullis mit weißer Aufschrift – auf sie zukamen und sie fordernd ansprachen. Als die Geschädigten nicht reagierten, richtete einer der Täter eine goldfarbene Pistole an den Kopf eines der beiden Geschädigten, lud die Waffe durch und forderte erneut „Geb Geld her“, „Geb das Handy her“. Die Täter flüchteten mit einem zweistelligen Betrag in Richtung Wredestraße. KÖPFE „Winzer“ für Hirschhausen BAD DÜRKHEIM (red). Der Kabarettist, Moderator und Mediziner Dr. Eckart von Hirschhausen erhält in dieser Saison den „Goldenen Winzer“ der Karnevalgesellschaft Derkemer Grawler. Gelobt werden soll unter anderem auch seine Idee, auf humoristische Weise Menschen dazu zu bewegen, sich mit ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen. Hirschhausen erhält den Orden am 10. Januar bei einem Gala-Abend im Kurhaus. Seine Vorgänger sind unter anderem Dieter-ThomasHeck, HansDietrich Genscher oder der Wormser Schauspieler André Eisermann. In Schifferstadt wird am 29. Januar von der KG Schlotte der 23. Pfälzer Saumagen-Orden verliehen. In diesem Jahr erhält der Komponist Ralph Siegel die Auszeichung, Margit Sponheimer, die 22. Ordensträgerin, wird die Laudatio halten. Eckart von Hirschhausen hatte schon in jungen Jahren ein FaibFoto: Schindler le für Witze. AUF EINEN BLICK Rosa Wochen in der Pfalz LANDAU (dpa). In der Pfalz öffnen die Winzer wieder traditionell zur Mandelblütensaison ihre Weingüter. Vom 1. März bis zum 27. April können Besucher während der „Rosa Wochen“ entlang der Deutschen Weinstraße neue Jahrgangsweine verkosten und regionale Frühlingsmenüs probieren. Das kündigt der Verein Südliche Weinstraße an. Ein Highlight ist das „Rosa Leuchten“ zahlreicher Schlösser, Burgen, Kirchen und Stadttore, die in dieser Zeit in den Farben der Mandelblüte rosa und pink angestrahlt werden. Darunter ist unter anderem das Deutsche Weintor in Schweigen und die Burg Landeck bei Klingenmünster. Das erste Weinfest der Jahres in Neustadt-Gimmeldingen richtet sich nach dem Stand der Mandelblüte. Wenn die mehr als 1500 Bäume der Region blühen, laden unter anderem die Gimmeldinger Gästeführer zu Spaziergängen ein. Eine Tages- oder Abendtour mit dem OldtimerPanoramabus bietet Besuchern weitere Aussichten auf das Blütenmeer entlang der Mandelblütenmeilen. „Rosa rocken“ lässt es sich am 12. April auf dem Geilweilerhof in Siebeldingen. Bei Rock’n’Roll und Blues veranstalten hier die Sigibalduswinzer eine Weinverkostung. Ein ganzer Zug im Handkoffer EISENBAHNFREUNDE Verein aus Weinheim zeigt zwei Tage lang seine Schätze in Mannheim Von Harald Berlinghof MANNHEIM. „Ach wissen Sie, ich bin Modellbahner seit 50 Jahren. Dazu wird man nie zu alt“, meint ein älterer Herr, der extra aus Frankfurt nach Mannheim gekommen ist, um die 4. Kurpfälzer ModellbahnAusstellung im John-DeereForum in Mannheim-Lindenhof zu besuchen. Und seine Frau lächelt dazu. Zielstrebig steuern die beiden den Eingang zur Ausstellung an. Und drinnen geht dann dem Modellbahner das Herz auf. » Heute müssen Sie den Kindern mehr bieten als früher. « DIETER KARSCH, Modellbahnfreunde Neckar-Bergstraße Zwischen 3 000 und 4 000 Besucher verzeichnet man jährlich bei der zweitägigen Modellbahn-Veranstaltung, die vom Verein der Eisenbahnfreunde Weinheim veranstaltet wird und von Dieter Karsch, dem letzten verbliebenen Mitglied der Modellbahnfreunde Neckar-Bergstraße, ins Leben gerufen wurde. Der geborene Berliner tauschte bereits in den 1950er Jahren in der alten DDR bei Sammlern begehrte „Westbriefmarken gegen Piko-Eisenbahnzubehör“, wie er erzählt. Heute ist die Modellbahnfaszination kein Selbstläufer mehr, wie jeder am Nachwuchsmangel in den Modellbahnvereinen bestätigen kann. Selbst mit Lötkolben und Kupferkabel umzugehen scheint seine Faszination zu verlieren, nicht jedoch das konzentrierte Schauen und Staunen. „Heute müssen Sie den Kindern mehr bieten als Bei der Modellbahnausstellung im John-Deere-Forum in Mannheim präsentierten die Teilnehmer ihre liebevoll aufgebauten Schätze rund drei- bis viertausend Besuchern. Foto: AfP/Asel früher“, sagt Karsch. Digital muss es sein, LEDs müssen blinken und die Lok muss einen Sound haben. Auch weil die Modelleisenbahn heute nicht mehr zum selbstverständlichen Spielzeug unterm Weihnachtsbaum gehört. Unter Modellbahnern gibt es die weit verbreiteten H0er (Halb-Nuller), die sich mit der Modellbahngröße aus dem Kinderzimmer beschäftigen. Größer sind die Spuren Null und Eins sowie die LGB-Spur (Lehmann-Garten-Bahn), kleiner die Spuren N und Z. Doch es gibt noch einen Riss, der quer durch die Gemeinde der Modellbahner verläuft. Da sind einmal die „Märkliner“, die mit Wechselstrom arbeiten und die „Gleichstromer“ von Fleischmann, Piko, Roco und vor allem Trix. Artur Babylon kann mit dem Kleinzeug wenig anfangen. Er hat zwei selbstgebaute Echtdampf-Lokomotiven aus Edelstahl mitgebracht. Am Nachbartisch zeigt Andreas Grüner seine Miniaturbahnen mit ganzen 6,5 Millimeter Spurweite, deren Bezeichnung H0f (H-Null-f) lautet. Der Radius des Schienenovals der nachgebauten Feldbahn hat keine 15 Zentimeter Durchmesser und seine Torfbahn passt mitsamt der nachgebauten Torflandschaft in einen kleinen Hand- koffer mit 45 Zentimetern Breite. 60 bis 70 Zentimeter lang sind dagegen alleine die glänzenden Loks von Artur Babylon im Maßstab 1:11, die mit echter Kohle befeuert werden und von einer echten Dampfmaschine angetrieben werden. Sechs Jahre lang hat er an der BR 70 gebaut. „Immer nur sechs Monate im Winter“, schränkt er ein. Unbezahlbar sind die Stücke trotzdem. Und unverkäuflich. „Polarstern“ bringt verspätetes Geschenk WEIHNACHTSPRÄSENT Container mit Weinen aus Rheinhessen und der Pfalz erreichen Forschungsstation in der Antarktis RHEIN-NECKAR (red). Seit dem 22. August 2013 war eine Kiste mit 70 Flaschen bester Weine und Sekte aus Rheinhessen und der Pfalz auf dem 14 000 Kilometer weiten Weg zur Neumayer-Station in der Antarktis. Der Eisbrecher „Polarstern“ hat in der Nacht zum 30. Dezember 2013 an der Schelfeiskante angelegt und wurde bis zum Mittag des Silvestertages vollständig entladen. Die Container, von denen einer dieses traditionelle Weihnachtsgeschenk von SGD Süd Präsident Hans-Jürgen Seimetz enthält, stehen jetzt an der Forschungsstation und werden nun systematisch entladen. sendet. Spektakulär wird diese Geräuschkulisse, wenn kalbendes Schelfeis oder kollidierende Eisberge zu hören sind. Die Sekte und Weine aus der Pfalz und aus Rheinhessen werden bei besonderen Gelegenheiten geöffnet. Ein lang ersehnter Feiertag ist stets die Wintersonnenwende in der Antarktis am 21. Juni. Während unseres Sommers herrscht im Südpolargebiet Winter und damit eine lange Polarnacht, während der die Sonne nie aufgeht. Mittwinter markiert dann den Wendepunkt, die Polarnacht ist zur Hälfte geschafft – ein Grund zum Feiern und Anstoßen mit prickelndem pfälzischem Winzersekt. Sonne geht nicht unter Als ob Seimetz schon beim Versenden seines Patengeschenkes geahnt hätte, dass die Polarstern leichte Verspätung haben wird und nicht zu Weihnachten, aber pünktlich zu Silvester ankommen wird, hatte er beim Versenden der Kiste Unterstützung eines Schornsteinfegers – dem traditionellen Glücksbringer zum Jahreswechsel (siehe Foto). Der künftige Stationsleiter Holger Bauer überwacht nun die Entladearbeiten, während die üblichen Forschungsarbeiten auf der Station weiter laufen. Bei milden Temperaturen von fünf Grad minus bei nur zwei Metern Wind pro Sekunde herrscht angenehmes Wetter in der Nähe der Forschungsstation. „Da auf der Südhalbkugel gerade Som- Patenschaft seit 1984 Der Eisbrecher „Polarstern“ hat den Wein-Gruß in die Antarktis gebracht. Die Container wurden inzwischen entladen. Foto: Alfred Wegener/SGD Süd mer ist, geht im Polarbereich seit 15. November bis zum 27. Januar die Sonne nicht mehr unter. Nur wenige Stunden Dämmerung, aber nie komplette Dunkelheit, prägen den Polartag rund um die Neumayer-Station“, erläuterte Hans-Jürgen Seimetz. Zahlreiche Forschungsprojekte über Umwelt und Wetter laufen in und um die Station, die hierfür auch mehrere Observatorien eingerichtet hat. „Das akustische Repertoire und Verhalten von Walen und Robben kann hier in einem vom Menschen nahezu ungestörten Le- bensraum erforscht werden“, hatte sich Seimetz ein Beispiel aus der Arbeit seiner Patenstation berichten lassen. Nahe der Schelfeiskante wird die Unterwassergeräuschkulisse aufgezeichnet und zunächst per Wlan an die 13 Kilometer entfernte Neumayer-Station ge- Die Patenschaft wurde im Jahr 1984 von dem damaligen Regierungspräsidenten begründet, weil der Namensgeber Georg von Neumayer ein Pfälzer ist. Er wurde in Kirchheimbolanden geboren, lebte in Neustadt an der Weinstraße. Beim Versenden der Kiste im Sommer wurde Präsident Hans-Jürgen Seimetz unterstützt von der Deutschen Weinkönigin Julia Bertram, der Pfälzischen Weinkönigin Andrea Römmich und der Rheinhessischen Weinkönigin Ramona Diegel. Die Anlegestelle der „Polarstern“ ist übrigens mehrere Tausend Kilometer von der Stelle entfernt, an der gerade mehrere Tage lang die „Akademik Schokalskij“ festsaß.