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Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene • Jahrgang 14 • Ausgabe Juni 2008 aseptica SCHWERPUNKT Hygiene vor 100 Jahren – ein Erfahrungsbericht www.aseptica.com Editorial Inhalt Liebe Leserinnen und Leser, in der aktuellen Ausgabe der aseptica möchten wir einen Blick in die Medizingeschichte werfen. In der Vergangenheit haben Generationen von Ärzten und Medizinern mit einfachen Methoden die Grundlagen für die hochtechnischen Standards geschaffen. Die Erkenntnisse dieser Forschung bilden die Basis unserer heutigen Lehre. Das sollten wir nicht vergessen, schließlich wäre der medizinische Fortschritt in vielen Bereichen ohne diese Pionierarbeit kaum vorstellbar. Beginnen möchten wir die lockere Historienreihe mit dem Tätigkeitsbericht des Arztes Dr. Georg Meier, der Anfang 1914 im Auftrag der deutschen Regierung nach Ostafrika reiste, um dort die Seuchenbekämpfung zu erforschen. Unter welchen Bedingungen die Expedition stattfand und mit welchen Herausforderungen sie verbunden war, schildern die Aufzeichnungen, die sein Enkelsohn aus unveröffentlichten Lebenserinnerungen zusammengestellt hat: Tagebucheinträge, Briefe an die Familie und Freunde in Deutschland bildeten die Originalquellen für die Schilderungen. Die Fotos hatte der passionierte Radfahrer und Fotograf damals noch mit einer Plattenkamera gemacht und die Fotoplatten auf teilweise abenteuerlichem Weg in die Heimat geschickt. Der spannende Rückblick führt uns, die wir mit dem Flugzeug um den ganzen Erdball reisen, in eine Welt mit »unbekannten« Gesellschaftsformen. Aber auch die Auswahl von aktuellen Themen bietet umfangreiche Informationen zu Problemen, die uns im täglichen Arbeitsleben immer wieder begegnen. Dazu gehören beispielsweise die fachgerechte Medizinprodukte-Entsorgung im OP, der Umgang mit Kinderspielzeug im Krankenhausalltag und Maßnahmen, die nach der Ausbreitung einer Infektion zu treffen sind. Schwerpunkt Hygiene vor 100 Jahren – ein Erfahrungsbericht S. 3 Klinik + Hygiene Den »Worst Case« beherrschen – Ausbruchsmanagement S. 10 Spielzeug im Krankenhaus – ein hygienisches Problem? S. .12 Korrekte Medizinprodukte-Entsorgung bereits im OP S. 14 Aktuell Zwischen Depression und Aufbruchstimmung: Der deutsche Gesundheitsmarkt S. 7 Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre. Technik + Hygiene Sprühanwendung dampfsterilisierbarer Öle für die Schmierung von Instrumenten nach der Aufbereitung S. 20 Reinhild Portmann Meldung Service Lebensmittelinfektionen über Obst und Gemüse: US-Bürger werden informiert Nachdem es in den USA zu einer Vielzahl von Ausbrüchen von Lebensmittelinfektionen durch Obst und Gemüse gekommen ist, informiert die FDA (Food and Drug Administration) mit einer Broschüre die Verbraucher über den hygienischen Umgang mit rohem Gemüse und Obst. Sie finden die Broschüre unter: http://www.cfsan.fda.gov/~dms/prodsafe.html schützer und Behörden bei ihren Bemühungen zur Verhinderung von Lebensmittelinfektionen auf Lebensmittel tierischer Herkunft konzentrieren, hat die FDA die Tatsache zur Kenntnis genommen, dass etwa die Hälfte aller Lebensmittelinfektionen durch Keime in und auf Obst und Gemüse ausgelöst wird. (c) Copyright Dr. M. Stein, Am Kiebitzberg 10, 27404 Gyhum Anmerkung der LME-Redaktion: Vorbildlich! Während sich in Deutschland Verbraucher- Quelle: http://www.lme-online.de, zugesandt von Ludwig 2 Fesenmeier, Klinikum Großhadern aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Programm des DGSV-Kongresses 2008 S. 21 9. ZSVA/Hygiene-Forum S. 23 92. Hygiene-/»Steri«-Treff S. 23 Impressum S. 23 Schwerpunkt Hygiene vor 100 Jahren – ein Erfahrungsbericht R. Portmann Im Frühjahr 1914 geht der achtunddreißigjährige Georg Meier als Kaiserlicher Regierungsarzt nach Deutsch-Ostafrika, dem heutigen Tansania. Schwerpunkt seiner Arbeit dort soll die Seuchenbekämpfung sein, denn zuvor war er in Berlin am Königlichen Institut für Infektionskrankheiten tätig. Fernweh treibt ihn sowie das Bestreben, gleich seinem alten Chef und Institutsgründer, dem von ihm hoch verehrten Robert Koch, auf dem Gebiete der Bakteriologie auch in Afrika tätig zu werden. Es ist nicht Meiers erster Außeneinsatz. Zuvor hatte er Leprastudien in Norwegen getrieben, war als Arzt des Roten Kreuzes in zwei Balkankriegen tätig und hatte in Arabien Mekka-Pilger betreut. An Bord des Dampfschiffs »Tabora«, unterwegs von Italien nach Daressalam, Hauptstadt der Kolonie, notiert er kurz hinter Aden am 18. März in seinem Tagebuch: ›Prinzregent‹ fährt vorbei, funkt: ›Pest in Daressalam‹. Das wäre ja gerade etwas für mich!« (Den Entdecker des Pesterregers, Kitasato, hatte Meier am RobertKoch-Institut kennengelernt, wie er in seinen Lebenserinnerungen erwähnt.) Und in der Tat: Am 5. Oktober 1914 – der Brief kam trotz der mit Ausbruch des Krieges verhängten Blockade durch! – schreibt Meier aus der Militärstation Iringa, 500 km westlich von Daressalam im Innern der Kolonie gelegen: »Mein Sprung hierher, in das schöne Gebirgsland der Wahehe (Name eines Eingeborenenvolkes), ist also folgendermaßen zu Stande gekommen: Unmittelbar nach Ausbruch des Krieges übernahm ich die Pestbekämpfung in Daressalam. Die Pest nahm gerade jetzt ganz erheblich an Umfang zu, insbesondere traten eine ganze Reihe von bösartigsten Fällen auf, welche die Entstehung einer bösartigen Epidemie, Daressalam = Hafen des Friedens, hier 1914 mit Kleinem Kreuzer Königsberg und Vermessungsschiff Möwe. Vorn links: Kasuarine die eine Katastrophe auch für die Europäer dringend befürchten ließ, sehr wahrscheinlich machte. Ich traf daher sehr energische (für manche Gemüter vielleicht zu energische) Maßnahmen und hatte auch die Freude, die Seuche bald einzudämmen. Gleich zu Beginn der Ausbreitung der Seuche wurden meine beiden anderen Kollegen vom Seuchen-Institut, die früher die Pest bekämpft hatten, sich jetzt aber im Innern des Landes befanden, nach Daressalam berufen, da es bei evtl. Zunahme der Seuche sonst an Ärzten gefehlt hätte. Als sie Ende August zurückkamen, war sie aber, wie erwähnt, wieder fast völlig erloschen und es war für uns drei nicht mehr Arbeit genug. Mir selber widerstrebte es außerordentlich, in einer Zeit, wo in Deutschland jeder gute Deutsche sein Bestes zum Wohle des Vaterlandes leistete, halbuntätig dazusitzen; denn der frühere LaboratoriumsBetrieb war auf das Äußerste eingeschränkt und an eine Fortführung meiner wissenschaftlichen Arbeiten nicht zu denken. Ich wandte mich deshalb direkt an den Gouverneur und bat ihn um eine anderweitige Verwendung, evtl., unter Hinweis auf meine militärische Laufbahn, um Einstellung aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 als Freiwilliger. Daraufhin wurde ich zum Sanitätsdienst bei der Truppe eingezogen.« Zuvor schon hatte er in Briefen erwähnt: 12. Mai: »In den Laboratoriumsbetrieb arbeite ich mich immer mehr ein, habe jetzt auch schon das ganze Untersuchungsamt selbständig übernommen. Es ist hier jetzt ziemlich viel Pest, ich habe viel damit zu tun. An die damit verbundenen Gefahren darf man als Bakteriologe gar nicht denken. Unterstützt werde ich im Laboratorium von 2 recht gut geschulten Krankenschwestern, die mir viel Arbeit abnehmen. Ich bin trotzdem reichlich beschäftigt und Abends so müde, dass ich nach Tisch (ca. 1/2 9) nicht mehr schreiben mag.« vorgelegt von Reinhild Portmann Miele & Cie. KG Carl-Miele-Straße 29 33332 Gütersloh Tel.: 0 52 41/89 19 52 E-Mail: reinhild.portmann@miele.de 3 Schwerpunkt Und am 16. Juni: »Stabsarzt Manteuffel ist jetzt auf der Reise nach dem Kilimandscharo. Ich habe infolgedessen viel zu tun und kann Tagestouren (am Sonntag!) nicht mehr machen, zumal die Pest anfängt, mehr Opfer zu fordern. Meine Tätigkeit befriedigt mich aber sehr und ich glaube, es nicht bereuen zu müssen, hierher gegangen zu sein … Heute war ich wieder bei der Verbrennung eines an Pest gestorbenen Inderkindes zugegen, sie fand auf offenem Strande statt.« Die Pest scheint sich nicht auf die deutsche Kolonie beschränkt zu haben, denn später, am 6. Dezember 1916, notiert Meier im britischen Internierungslager im kenianischen Mombasa in sein Tagebuch: »Schrieb gestern an den Lagerkommandanten, dass ich bereit sei, nach Nairobi zu gehen (Pestbekämpfung).« Und am 3. Februar 1917: »Hauptmann ST. zeigt ein Brot, das von einer Ratte angefressen ist, fragt, ob zu beanstanden, da hier Pestfälle vorgekommen seien; ich bejahe diese Frage, bis dahin wusste ich von der Pest nichts.« Militärstation Iringa, 1914/15. Blick aus dem Fenster von Meiers Unterkunft auf die Festungsmauer. Hinten: 2 Kandelaber-Euphorbien. Diese Militärstation, 500 km westlich von DeS mitten in der Kolonie gelegen, diente nicht so sehr dem Schutz vor externen Invasoren sondern vielmehr als Sicherung gegen Eingeborenen-Aufstände. Ironischerweise übernahmen Askaris (Eingeborenen-Soldaten) diesen Schutz. In seinen unveröffentlichten Lebenserinnerungen »Als Bakteriologe in drei Erdteilen«, verfasst in den Jahren 1945 – 47, schreibt Meier zum Thema Pest: »Dass das Arbeiten mit den gefürchtetsten Krankheitserregern nicht ganz ungefährlich ist, liegt auf der Hand. Todesfälle sind aber doch recht selten, ich besinne mich nur auf einen solchen Fall, bei welchem ein österreichischer Bakteriologe, der in unserem Institute (Robert-Koch-Institut) mit verstäubten Pestbazillen arbeitete, an einer Pest-Pneumonie binnen 24 Stunden zu Grunde ging.« Fahrrad-Ausflug Pfingsten 1914 – Meier (r.) und Werner Müller, Verwaltungschef der Tanganjika-Eisenbahn, als Gast eines Häuptlings nahe Daressalam Später berichtet er vom »Institut für Seuchenbekämpfung« in Daressalam: »Hier bot sich nun eine solche Fülle praktischer Aufgaben auf dem Gebiete der Seuchenbekämpfung, dass sie ohne einen Stab gut ausgebildeter Hülfskräfte unmöglich hätten bewältigt werden können. An deren Spitze stand ein Mann, dessen eigentlichen, amtlichen Titel ich ebenso wenig behalten habe wie seinen Namen. Ich weiß nur noch, dass er ›der Herr Professor‹ in gutmütiger Ironie genannt wurde, wohl weil er sich selber sehr gelehrt vorkam. In Wirklichkeit war unser ›Professor‹ ein besonders intelligenter und eifriger Laborant, der sich auf fast allen Gebieten unserer Tätigkeit glänzend eingearbeitet hatte und durch sein Wissen wie seine technische Routine namentlich Neulingen sehr imponierte und 4 aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 in der Tat für den gesamten Institutsbetrieb ganz unentbehrlich war. Er bildete sich auch hierauf nicht wenig ein, aber seine mitunter groteske Überheblichkeit wurde von Niemandem ernst genommen. Nur einmal viel er aus seiner Rolle der ›Erhabenheit‹, als er sich nämlich bei der Sektion einer pestkranken Ratte in die Hand schnitt. Das bedeutete unmittelbare schwere Lebensgefahr, nach menschlichem Ermessen war er nur durch Einspritzung eines für solche Fälle stets bereitgehaltenen Serums vor dem Ausbruche der Krankheit zu retten. Diesen harmlosen Eingriff verweigerte er aber energisch mit der für einen solchen ›Fachmann‹ besonders absurden Begründung, man könnte vielleicht durch ein solches Serum erst die Pest bekommen. Erst als einer der Ärzte sich vor seinen Augen selber von diesem Serum einspritzte, gab er auch seinen törichten Widerstand auf und tatsächlich blieb er von allen Anzeichen der Pest völlig verschont.« Und noch etwas später: »Aber diese anfänglichen wissenschaftlichen Arbeiten wurden bald durch ein Ereignis unterbrochen, sogar völlig über den Haufen geworfen, das für die Kolonie eine fast so Schwerpunkt Mhehe-Bibi (Frau aus dem Mhehe-Stamm). Iringa, 1914/15 große Katastrophe hätte bedeuten können, wie der Krieg, dem es nur wenige Wochen vorauseilte. Dieses Ereignis war das Auftreten der Menschenpest in Daressalam. Es ist nach dem Kriege von militärärztlicher Seite der wenig würdige Versuch gemacht worden, die der Kolonie oder zumindest DeS drohende Gefahr zu bagatellisieren, indem man von ›einigen‹ Fällen sprach. Man scheute sich auch nicht, die erfolgreiche Bekämpfung dieser bösartigsten aller Seuchen einem Militärarzte zuzuschreiben, da man mir, dem ›Regierungsarzte‹, diesen schönen Erfolg nicht gönnte. Tatsache ist, dass bei der Rückkehr des Stabsarztes Dr. Manteuffel die Seuche bereits fast völlig erloschen war. In dem von mir eingerichteten Pest-Krankenhaus befanden sich noch 3 Kranke mit Beulenpest, von denen bereits 2 in Abheilung begriffen waren. Für die berechtigte große Besorgnis über eine Ausbreitung der Seuche kann ich und A. den Gouverneur Dr. Schnee selber als einwandfreien Zeugen anführen, dem ich täglich persönlichen Bericht über ihren Stand erstatten musste. Über meine erfolgreiche Tätigkeit könnte wohl mein Mitarbeiter Regierungsarzt Dr. Thierfelder die beste Auskunft geben, wenn er noch leben sollte. Er war auf meinen Wunsch aus dem Innersten der Kolonie, nämlich aus Udjidji am Tanganjika-See, nach DeS zu meiner Unterstützung herangezogen worden, als mir durch die Häufung der Fälle und die mir mit Kriegsbeginn übertragene Tätigkeit als Stationsarzt von DeS die Arbeit über den Kopf zu wachsen drohte. (Udjidji ist übrigens einer der berühmtesten Orte in der Geschichte Afrikas: Hier fand nämlich Stanley den verschollenen Dr. Livingstone und begründete damit seinen späteren Ruf als größter Afrikaforscher und erster Durchquerer des Kontinents.) Dr. Thierfelder war mir beigegeben worden als pathologischer Anatom und zur Behandlung der Pestkranken, während mir der Außendienst, die Ermittlung und Isolierung der Kranken, Krankheits- und Ansteckungsverdächtigen oblag, sowie die Organisation aller für die Bekämpfung der Seuche sonst erforderlichen Maßnahmen. Die Malaria-Schwester musste nun auch noch die massenhaften Blut- und Eiterproben auf Pest untersuchen und auch die bakteriologische Untersuchung der eingelieferten Ratten wurde zu einer erheblichen Mehrbelastung meiner Abteilung, insbesondere dieser Schwester. Die Ansteckung des Menschen mit Pest erfolgt nämlich durch Vermittlung des Rattenflohs. Die Bekämpfung der Rattenplage ist deshalb in allen pestgefährdeten Gebieten eine der wichtigsten vorbeugenden Maßnahmen. Sie war in DeS bereits seit Jahren mustergültig durch Dr. Manteuffel organisiert und zw. in der Weise, dass täglich eine besondere Kolonne unter Führung eines Goanesen (Goa ist eine vorderindische Landschaft) den Rattenfang ganz planmäßig betrieb und täglich eine große Anzahl, lebend oder tot, bei uns ablieferte. Erstere waren mit Fallen gefangen und wanderten gleich in einen Kessel mit siedendem Wasser, die anderen waren entweder durch Giftbrocken verendet oder in ihren Schlupfwinkeln durch eingeleitetes Giftgas (Generator-Gas, wie es auch für die Ausgasung von Schiffen verwendet wird) umgekommen oder aber an einer Krankheit, z. B. der Pest, erlegen. Die Tagesbeute an Ratten betrug täglich 100 – 200 Stück. Von allen wurden Präparate für die mikroskopische Untersuchung angefertigt und zw. aus Blut und Milz. Diese recht mühsame Arbeit oblag dem ›Herrn Professor‹, die Durchsuchung der Präparate auf Pestbazillen führte die Malaria-Schwester aus, meist eine einfache, kurze Sache, da die Bazillen »Mich laust der Affe!« – Dr. Thierfelder mit Hundskopf-Äffin aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Schwerpunkt 0HKU=HLW]XU3IOHJH 6HLWâEHUGUHLhLJ-DKUHQVWHKW',6&+(5 7HFKQLNIâUHLQ+ÝFKVWPDhDQ3URGXNWXQG +\JLHQHVLFKHUKHLWLQGHU0HGL]LQWHFKQLN (LQZHVHQWOLFKHV=LHOXQVHUHU(QWZLFNOXQJHQ LVWGLH(QWODVWXQJGHV3IOHJHSHUVRQDOVGXUFK ZDUWXQJVDUPH3URGXNWH'LHEUHLWH$N]HSWDQ] LQ.OLQLNHQ$OWHQXQG3IOHJHKHLPHQEHOHJW GLHVLQZDFKVHQGHP0DhH 8QVHU%HLWUDJIâUPHKU(IIL]LHQ]LQGHUVWDWLR QÌUHQ3IOHJHz]XP:RKOH,KUHU3DWLHQWHQ $SULO LQ6WXWWJDUW +DOOH6WDQG& :LUIUHXHQXQVDXI6LH ',6&+(57HFKQLN*PE+ ',6&+(57 7HFKQLN*P H PE+ ',6&+(57 ',6&+(57HFKQLNLVW 7H HFKQLNLVW (PSIÌQJHUYLHOIDFKHU (PSIÌQJHUYLHOIDFKHU $XV]HLFKQXQJHQ $XV]HLFKQXQJHQ XQG4XDOLWÌWVSUHLVH XQG4XDOLWÌWVSU HLVH )XKU +DDQ )XKU+DDQ 7HO 7 HO H )D[ )D[ LQIR#GLVFKHUGHZZZGLVFKHUGH LQIR#GLVFKHU GHZZZGLVFKHUGH in der Regel so massenhaft vorhanden sind, dass ein einziger Blick in das Mikroskop genügt, sie zu erkennen. Schon in pestfreien Zeiten fanden sich gelegentlich und ganz vereinzelt pestkranke Ratten, ohne dass dieser Befund irgendwelche Besorgnis auslöste. Erst kurz vor dem Auftreten der Pest bei Menschen schwillt die Zahl der ›Pestratten‹ reißend an und so war es auch in unserem Falle, wo täglich eine ganze Reihe solcher ›positiven‹ Befunde festgestellt wurden. Die Fundorte dieser Ratten wurden dann einer besonders radikalen Entrattung unterworfen, ein etwaiges Wohnhaus unter Umständen geräumt oder gar angezündet, obwohl man nicht ganz die Befürchtung loswurde, dass die Ratten hierdurch auch zur Auswanderung getrieben werden und die Pest erst recht verbreiten konnten. Der erste Fall von Menschenpest wurde in dem Sewa-HadjiHospital festgestellt, welches von einem reichen Inder gestiftet worden war und der Behandlung von Farbigen dient. Die rechtzeitige Erkennung des ersten Falles ist gerade für den Verlauf einer Pestepidemie von entscheidender Bedeutung, Fehler hierbei rächen sich meist bitter. Als mir daher der erste ›Verdachtsfall‹ von Pest gemeldet wurde, ließ ich Alles stehen und liegen und fuhr mit dem Rade in das Hospital, nachdem ich vorher durch Telefon alle Vorbereitungen zur Sektion angeordnet hatte. Die Leiche lag bei meiner Ankunft auch bereits auf dem Sektionstisch, Besteck, Kittel, Gummihandschuhe und reichlich Sublimat-Lösung waren zur Stelle, desgl. der Leichenwärter, ein Inder, zur Assistenz. Die Sektion einer Pestleiche gilt für die gefährlichste Tätigkeit, der sich ein Arzt überhaupt unterziehen kann, wie früher überhaupt der amtliche Brauch bestand, Ärzte, die irgendwie in der Pestbekämpfung eingesetzt waren, durch eine Kriegsdekoration auszuzeichnen, z. B. den Roten-Adler-Orden am Bande des Eisernen Kreuzes. Der Zweck der Sektion, nämlich die bakteriologische Sicherstellung der Pest, hätte auch auf einfacherem Wege erreicht werden können, nämlich durch Herzblutentnahme vermittels einfacher Punktion. Aber Forscherdrang, Ehrgeiz und auch etwas Leichtsinn ließen mich die vollständige Sektion ausführen, wenn auch nicht ganz ohne Herzklopfen. Denn ich war mir wohl bewusst, dass ich schon bei kleinster Verletzung ein Kind des Todes sein könnte. Die Prüfung der Gummi-Handschuhe auf etwaige Durchlässigkeit von Flüssigkeit wurde begreiflicherweise mit besonderer Sorgfalt vorgenommen, da hiervon mein Leben abhängen könnte. Besonders bedenklich war meine sehr geringe Erfahrung und Übung in der Sektionstechnik und dementsprechender Unsicherheit und Ungeschicklichkeit, die leicht zu Verletzungen hätte führen können. Insoferne war der Kollege Thierfelder, welcher die späteren Pestsektionen ausführte, weniger gefährdet, da er über eine große Praxis auf dem Gebiete der pathologischen Anatomie verfügte. Ich war also recht froh, als ich fertig war, mich sehr gründlich desinfiziert, mich auch der Überschuhe entledigt hatte, wobei es nicht ganz einfach war, die eigene Fußbekleidung von einer Berührung mit dem Boden zu bewahren, dessen Verunreinigung mit pestbazillenhaltigem Blut kaum zu vermeiden gewesen war.« ■ Fortsetzung in der nächsten Ausgabe. aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Aktuell Zwischen Depression und Aufbruchstimmung: Der deutsche Gesundheitsmarkt Dr. Th. W. Fengler, R. Graeber Man braucht nicht aus den reißerischen Schlagzeilen der Boulevardzeitungen zu zitieren, um das »Alles-wird-schlechter«-Gefühl zu beschreiben, das den deutschen Beitragszahler in der GKV (gesetzliche Krankenversicherung), angesichts des Gerangels um eine weitere Gesundheitsreform beschleicht. Auch seriöse Studien belegen: Die Mehrheit der Deutschen hat Angst davor, dass die Beiträge zur GKV weiter steigen werden und gleichzeitig der Umfang und die Qualität der Leistungen sinkt. Gesundheitsreformen bis zum Abwinken 1988 war »Gesundheitsreform« das offizielle »Wort des Jahres«. Während »Robbensterben« und »Tiefflieger« zwanzig Jahre später kaum noch von öffentlichem Interesse sind, hat sich die Neuauflage der Gesundheitsreform in jeder Legislaturperiode zum Lied ohne Ende entwickelt. Wer sich vom 2007 verabschiedeten »Wettbewerbsstärkungsgesetz« eine Stärkung des Wettbewerbs erhofft, der sei daran erinnert, dass die Namen bisheriger Reformgesetze im Bereich der GKV zwar die Probleme recht präzise benannt haben, ohne sie jedoch tatsächlich in den Griff zu kriegen: So etwa die »Kostendämpfungsgesetze« (19771983). Lagen die deutschen Gesundheitsausgaben 1970 durchschnittlich noch bei 6,2 % des BIP, so stiegen sie bis zum Jahr 2005 unbeirrt weiter auf 11,1 % (und bewegten sich damit ganz im Trend der OECD-Länder). Die Reformgesetze schlugen zwar kurzzeitig eine Delle in diese Steigerungskurve (von 1975 bis 1980 stagnierten die Ausgaben bei 8,8 %, zwischen 1985 und 1990 sanken sie sogar einmal von 9,3 % auf 8,7%), ein dauerhafter Effekt wurde aber nicht erzielt. Ähnliches leistete das »Beitragsentlastungsgesetz« von 1997. Auch hier zeigt die Statistik einen relativ ungebrochenen Anstieg, von 8,2 % in 1970 auf 14,3 % (seit 1995 plus Pflegeversicherung) in 2005. Expertenschätzungen zufolge werden die Beiträge bis 2030 auf knapp 20 %, bis 2050 gar auf 26 % steigen. Ob das »GKVSolidaritätsstärkungsgesetz« (1999) die Solidarität nachhaltig gestärkt hat, wollen wir an dieser Stelle besser nicht hinterfragen ... Diese Entwicklung lag freilich in erheblichem Maße daran, dass das Leistungsspektrum der GKV ständig erweitert wurde. Der volle Lohnausgleich im Krankheitsfall, eine ganze Reihe von Vorsorgeuntersuchungen und Reha-Maßnahmen, das Mutterschaftsgeld, die umfangreiche Heimpflege, die Dienstfreistellung zur Pflege Angehöriger: Diese und weitere Leistungen, die wir heute als Elemente der medizinischen Grundversorgung betrachten, wurden ja erst nach und nach, zum großen Teil erst nach den »Kostendämpfungs-« und »Beitragsentlastungsgesetzen« eingeführt. Während die Leistungsempfänger also an vielen Punkten profitieren, auch wenn diese Ausweitung des Spektrums teilweise mit Leistungskürzungen (Brillen, Zahnersatz) und Zuzahlungen und Gebühren (Rezeptgebühren, Praxisgebühr) an anderer Stelle finanziert werden, so ist im Laufe des letzten Jahrzehnts ein weiteres, drängenderes Problem in den Mittelpunkt der Betrachtung gerückt, welches besonders die jüngeren Beitragszahler bedrückt: die demografische Entwicklung. Die Lasten des Alters Gemeint ist die inzwischen hinlänglich aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 bekannte Tatsache, dass die deutsche Bevölkerung im Durchschnitt immer älter wird, während andererseits zu wenige Kinder geboren werden. Voraussichtlich wird der Altersquotient, d. h. die Anzahl über-60jähriger bezogen auf 100 Personen zwischen 20 und 60 Jahren, von heute 38 % auf 91 % im Jahr 2050 ansteigen. Dies betrifft aber die GKV nicht weniger, als die Rentenkassen. Im Gegenteil: Während die zukünftig auszuschüttenden Renten, und die sich erge- Autoren Dr. med. Dipl.-Ing. Th. W. Fengler Ronald Graeber Clinical Investigation & Application (CIA) Berlin Kranoldstraße 24, 12051 Berlin E-Mail: md.fengler@gmx.de 7 Aktuell bende Finanzierungslücke zumindest relativ genau beziffert werden können (also private Vorsorge möglich ist), herrscht im Bereich der Gesundheitsversorgung einige Unklarheit darüber, welche Kosten in Zukunft überhaupt zu tragen sein werden. Zur Verdeutlichung: 2004 lagen die durchschnittlichen Pro-Kopf-Gesundheitsausgaben für alle Bundesbürger bei € 2.730, für die über 84-Jährigen jedoch bei € 14.750. Für eine verlässliche Prognose müsste man also wissen, ob die »gewonnen Jahre« durchschnittlich eher das Leben in Gesundheit verlängern oder das Leben in Krankheit, ob also die »teuren« letzten 5 Lebensjahre vor dem Tod nur tendenziell weiter nach hinten verschoben werden, oder ob sie sich verlängern, auf 6, 8, 10 Jahre. Dazu gibt es verschiedene Ansichten und Modelle, die aber von einem medizinisch-technischen Fortschritt abhängen, den man unmöglich verlässlich voraussagen kann. Tatsächlich könnte die Zahl der »todesnahen« Jahre sich ja auch verringern, die Entwicklung einiger relevanter »Schlüsseltechnologien« vorausgesetzt. Jedoch ist selbst in diesem letzteren, günstigsten Fall sicher, dass die Gesundheitsausgaben weiter ansteigen werden. Leider ist die GKV in ihrer derzeitigen Form, basierend auf dem »Solidaritätsprinzip«, denkbar ungeeignet, diese zukünftigen Kosten zu tragen. Ganz abgesehen von ihrer starken Abhängigkeit von Faktoren wie Arbeitslosigkeit (und wer möchte heute noch annehmen, dass die Arbeitslosenzahlen irgendwann wieder erheblich sinken?), Staatsverschuldung etc.: Um die zu 8 erwartende Krise zu bewältigen, wäre es unerlässlich, Rücklagen zu bilden. Dies aber ist ausgeschlossen, nicht nur weil die GKV ohnehin verschuldet ist, sondern von Gesetzes wegen. Das Umlageverfahren der GKV erlaubt den gesetzlichen Krankenkassen nämlich keine Reserven, die über die Deckung des Bedarfs des folgenden Jahres hinausgingen – im Gegensatz zum Kapitaldeckungsverfahren der privaten Krankenversicherungen (PKV). Dementsprechend hat die GKV, die die Beiträge von 92 % der Bevölkerung verwaltet, ein strukturelles Problem: Wer heute gesund ist und in Lohn und Brot steht, der finanziert Therapie und Pflege für die heute Kranken. Zugleich ist es alles andere als sicher und tatsächlich sogar eher unwahrscheinlich, dass er selbst im zukünftigen Bedarfsfall noch im selben Umfang in den Genuss dieser Leistungen kommen wird. So werden die realen Kosten der Gesundheitsversorgung fortwährend zukünftigen Generationen aufgebürdet. Gemäß einiger Schätzungen stehen wir schon heute bei unseren Kindern und Enkeln bis 2050 mit einer Summe von bis zu € 4 Billionen (das sind 12 Nullen) für unsere Gesundheitsversorgung in der Kreide. Die Idee vom »Generationsvertrag«, ein politisches Schlagwort der Adenauer-Ära, erfunden also zur Zeit der Babyboomer, scheint heute kaum noch haltbar zu sein, denn schon für die Kohorten der ab 1965 Geborenen gilt als wahrscheinlich, dass sie lebenslang mehr einzahlen werden, als sie herausbekommen, während es für die älteren Jahrgänge umgekehrt ist. Zu einer ähnlichen Schlussfolgerung kommt eine aktuelle Studie von DB Research. Nachdem darin der GKV attestiert wird, der Hemmschuh der Gesundheitsbranche zu sein, noch dazu einer, dem es an Nachhaltigkeit mangelt, empfehlen die Analysten der Deutschen Bank einen flächendeckenden Übergang zur PKV. Dies würde allerdings bei älteren Versicherten sehr hohe Prämien erfordern, denn sie müssten rückwirkend Rücklagen für ein mittlerweile viel höheres Risiko abdecken – erhebliche staataseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 liche Zuschüsse wären daher für absehbare Zeit notwendig. In jedem Fall ist offenkundig, dass im aktuellen »Wettbewerbsstärkungsgesetz« derartige Ansätze fehlen und ein Abschluss der Reformen keineswegs näher gerückt ist. Dessen Kernstück, der Gesundheitsfonds, vom Sachverständigenrat der Wirtschaftsweisen als »Missgeburt« bezeichnet, wird erst ab 2009 eingeführt, obwohl schon jetzt eigentlich klar ist, dass er nicht funktionieren wird. Im Folgejahr wird sich dann eine neue Regierung etwas anderes einfallen lassen müssen – hoffen wir, dass das dann nicht wieder eine große Koalition ist! Die Leistungserbringer im Wettbewerb Die Umwälzungen in der Krankenhauslandschaft seit den 1990ern und verstärkt seit Einführung der Fallpauschalen 2003 sind unübersehbar, oft beschrieben (auch an dieser Stelle) und können von vielen Lesern täglich beobachtet werden: Outsourcing, Insourcing, die Schließungen von Hunderten von Häusern, Bettenabbau bei den verbleibenden, Übernahmen durch Klinikketten, Spezialisierungen zu »centres of excellence« – dies alles sind bereits Kennzeichen eines Wettbewerbs, der nun also noch gestärkt werden soll. Während nicht alles davon als schlecht zu beurteilen ist, die zunehmende Orientierung an überprüfbaren Qualitätsstandards und das Bemühen um Kostentransparenz sogar ausgesprochen positive Tendenzen darstellen, so ging dieser Wandel doch alles in allem mit schwindelerregendem Tempo voran, was an vielen Stellen bei Ärzten und Pflegepersonal zu Unsicherheiten, Irritationen und Demotivation geführt hat. Tatsächlich scheint sogar der Arztberuf insgesamt an Attraktivität verloren zu haben: In den vergangenen sieben Jahren ist nach Angaben der Bundesärztekammer die Gesamtzahl der Medizinstudenten um rund 11 % gesunken, die der Absolventen sogar um über 20 %. Auch die Zahl der Ärzte im Praktikum hat um ein Viertel abgenommen. Jeder zehnte Mediziner verabschiedet sich nach seinem Studium ganz vom Patienten und arbeitet in medizinnahen Bereichen wie etwa im Krankenhaus-Management. Aktuell Etwas weniger drastisch und daher wohl auch weniger beachtet, ist inzwischen auch im ambulanten Bereich der Wettbewerb ausgebrochen, wie man einer aktuellen Befragung von 15.000 niedergelassenen Ärzten entnehmen kann. So erwirtschaften deutsche Praxen mittlerweile wesentliche Teile, nämlich immerhin 35 % ihres Umsatzes außerhalb der GKV. Privatpatienten tragen unterdessen im Schnitt 20 % bei – weit überproportional, da nicht einmal 10 % der Deutschen in PKV versichert sind. Weitere 5 % kommen aus Selbstzahlerleistungen (IGeL – Individuelle Gesundheitsleistungen), 3 % aus gutachterlichen Tätigkeiten und 7 % durch sonstige Tätigkeiten. Dies trifft auf Fachärzte insgesamt in stärkerem Maße zu (63 % GKV-Umsätze) als auf Hausärzte (72 % GKV-Umsätze). Man kann dies, wie das Deutsche Ärzteblatt, als weiteren Beleg dafür betrachten, dass der ambulante Bereich von der GKV unterfinanziert ist – oder aber dafür, dass ein echter Gesundheitsmarkt vielleicht auch ohne eine GKV vorstellbar ist. Auch das »Praxis-Marketing« ist neu. War Werbung für Ärzte noch vor Kurzem hochgradig eingeschränkt und verpönt, halten heute 53 % der Ärzte sie für wichtig und bereits 15,7 % der Praxen haben ein Budget dafür definiert. Dies ist im Vergleich zu »normalen« Dienstleistungen äußerst wenig, jedoch gegenüber dem Vorjahr bereits eine Verdopplung! Die Industrie unter Druck Auch die Hersteller von Medizintechnik und Medizinprodukten hadern mit der GKV. Während für viele Leistungserbringer der Übergang zu Wettbewerb und freiem Markt zu schnell kommt, geht er aus Sicht der Industrie nicht schnell genug. Die komplizierten, teilweise ineffektiven Regularien der GKV führen zur Stagnation der von ihr abhängigen Marktsegmente, während der Gesundheitsmarkt als Ganzes stabile Wachstumsraten aufweist – was, neben einer stärkeren privaten Ausgabenbereitschaft der Patienten, zu großen Teilen auf den Umsätzen hochwertiger deutscher Medizintechnik im Ausland beruht. Dies ist besonders deutlich am Beispiel der Hilfsmittelindustrie zu sehen: Bei einem Ausgaben-Minus von 12,1 % im ersten Quartal nach der Einführung des »GKVModernisierungsgesetzes« war dieses ehemals attraktive Segment 2004 einer der größten Verlierer der Gesundheitsreform. Die Ausgaben der GKV für Hilfsmittel (Geh- und Sehhilfen, Rollstühle, Hörgeräte etc.) sind auf unter 3,5 % der Gesamtausgaben gesunken, bei steigenden Fallzahlen. Die rigorose Preissenkungspolitik der Krankenkassen hat zu einem Preisverfall von bis zu 40 % geführt. Die Stoma- und Inkontinenzversorgung, unter den Hilfsmitteln der stärkste Wachstumsbereich der letzten Jahre, musste 2004 erstmalig einen Umsatzrückgang (von 1,5 %) hinnehmen. Seit Kurzem schreiben die Krankenkassen nun Produktgruppen für die Hilfsmittelversorgung von Patienten aus, bei denen Bankbürgschaften in Millionenhöhe für die Vertragslaufzeit bei Vertragsabschluss gestellt werden müssen – eine Ausschreibungsbedingung, die in einer überwiegend mittelständisch geprägten Branche, wenn überhaupt, nur ein sehr kleiner Teil der Marktteilnehmer erfüllen kann. In einem aktuellen Gutachten warnt die Salenus GmbH, eine auf das Gesundheitswesen spezialisierte Unternehmensberatung, vor einem Zusammenbruch dieses Marktsegmentes binnen 12 Monaten. Die Vorstellungen, die sich die gesetzlichen Krankenkassen (die selber unter dem Druck der Reformen stehen) von Wettbewerb machen, scheinen lediglich darin zu bestehen, dass angemessene Preise nicht mehr gezahlt werden brauchen. Diese Sucht nach dem Niedrigstpreis behindert die Hersteller nicht weniger als die Leistungserbringer. So fehlt insbesondere ein finanzieller Anreiz für die Kliniken, Innovationen zu erproben und die Einführung neuer Methoden zu vereinbaren. Krankenhäuser, die sich dem medizinischen Fortschritt verpflichtet fühlen, kommen in Rechtfertigungsnöte, weil viele Neuheiten in den DRGs nicht sachgerecht abgebildet werden. In diesem Zusammenhang seien noch zwei Studien im Auftrag von Spectaris erwähnt, die kürzlich diese Problematik sehr schlüssig verdeutlichten : Beispielhaft vorgestellt wurden jeweils 10 innovative Produkte verschiedener Hersteller, die größtenteils in der GKV noch nicht oder nur vereinzelt aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 zum Einsatz kommen und die das Potenzial haben, enorme Einsparungen zu realisieren. Die Palette reichte vom Implantat, welches die minimalinvasive Behandlung von gelenknahen Brüchen ermöglicht (verkürzt Liegezeiten, erspart Folgeoperationen), über das neuartige Schneidsystem zur Gewebeentfernung (kürzere Operationsund Liegezeiten) bis zum telemedizinischen Überwachungssystem, welches die Zahl der Einweisungen von Patienten mit Herzinsuffizienz um bis zu 60 % verringern könnte. Letzteres wären, bei flächendeckendem Einsatz, bis zu 270.000 Fälle pro Jahr und würde bis zu 150 Millionen € einsparen. Insgesamt weisen allein die 20 Beispiele aus beiden Studien ein – um die Anschaffungskosten bereinigtes – Einsparvolumen von 2 Milliarden € aus. Selbst nach Abzug eines beliebigen Prozentsatzes für die Schönrechnereien eines Industrieverbandes, der ein politisches Signal setzen will: da sind enorme Potenziale! Der Nutzen für den Patienten – weniger Schmerzen, schnellere Wiederherstellung der Leistungsfähigkeit, ein größeres Gefühl von Sicherheit – sei in diesem Zusammenhang nur am Rande erwähnt. Es besteht kein Zweifel: Der Wettbewerb wird sich weiter steigern (ob nun wegen oder trotz des entsprechenden Reformgesetzes), so dass wir bald eine »richtige« Marktsituation, mit den typischen Attributen, haben werden: Verdrängungswettbewerb auf Anbieterseite, individualisierte Nachfrage auf Kundenseite. Wo sich die GKV in dieser Gleichung befinden wird, ist schwer abzuschätzen. Freilich wäre es für viele schon aus Prinzip schwierig, sich von einer der großen sozialen Errungenschaften des 19. Jahrhunderts zu verabschieden, nur um sich »in amerikanische Verhältnisse« (um einmal das vermeintliche Gegenstück zu nennen) zu begeben. Andererseits: Ist der alten Dame GKV die nötige Flexibilität, die ein solcher Paradigmenwechsel erfordert, noch zuzutrauen? Schon 2015 werden die vollen Auswirkungen des demografischen Wandels spürbar sein; wir werden es also bald erfahren. Bleiben Sie gesund! ■ 9 Klinik + Hygiene Den »Worst Case« beherrschen – Ausbruchsmanagement A. Schwarzkopf Unter den Ausbruchserregern sind die Noroviren die schnellsten und die prominentesten. Aber auch andere Erreger können sich ziemlich schnell in einem Krankenhaus oder einem Pflegeheim »breitmachen«. Die Folge ist das gehäufte Auftreten von nosokomialen Infektionen, die nicht nur die Patienten/Bewohner sondern auch die Mitarbeiter betreffen können. Vorbereitet sein ist in solchen Fällen alles. Im Folgenden wird ein praktikabler Ansatz, basierend auf der RKI-Empfehlung »Strukturiertes Vorgehen bei Ausbrüchen nosokomialer Infektionen«, dargestellt. Weite Teile davon lassen sich auch für den mittlerweile bundesweit geforderten Influenza-Pandemieplan verwenden. Internes Meldewesen – wissen, was läuft Von grundlegender Bedeutung ist es, dass Hygienebeauftragte bzw. Hygienefachkräfte schnell von Infektionen in ihrer Einrichtung, Krankenhaus oder Pflegeheim, erfahren. Dazu bedarf es eines funktionierenden »internen Meldewesens«, das über die Stationsleitungen/Wohnbereichsleitungen bei Bedarf genutzt wird. Autor PD Dr. med. Andreas Schwarzkopf Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie Mangelsfeld 4 97708 Bad Bocklet/Großenbrach E-Mail: andreas.schwarzkopf@labor-ls.de 10 In Krankenhäusern ist es sinnvoll, wenn mikrobiologische Befunde in Kopie an die Hygieneabteilung gehen. Wegen der Zeitdauer zur Erstellung dieser Befunde und der oft raschen Dynamik der Infektionsausbreitung, z. B. bei viraler Gastroenteritis, ist jedoch dringend erforderlich, dass auch eine Meldung (»Infektionsverdacht«) aufgrund des klinischen Bildes ergeht. Muss aufgrund der eingehenden Meldungen aus den gleichen oder verschiedenen Bereichen der Einrichtung ein Ausbruch vermutet werden, wird das Ausbruchsmanagementteam verständigt. Übrigens hat es sich bewährt, wenn Hygienekräfte über das interne Meldewesen auch von Plänen zur Anschaffung neuer Medizinprodukte und Baumaßnahmen erfahren … Ausbruchsmanagementteam – damit alles klappt Das Ausbruchsmanagementteam wurde bereits im Vorfeld bestimmt und kann sich aus Mitgliedern der Hygienekommission zusammensetzen. Hier allerdings gilt: Weniger ist mehr! Der Personenkreis sollte also beschränkt sein, um schnell Entscheidungen herbei führen zu können und eine Missdeutung von »Team« (Toll, ein anderer macht’s) zu vermeiden. Sinnvollerweise besteht es aus einem Vertreter der Verwaltungsleitung, den Hygienebeauftragten Pflegekräften bzw. der Hygienefachkraft, dem Hygienebeauftragten Arzt bzw. den Hygienebeauftragten Ärzten der betroffenen Klinik (bei Pflegeeinrichtungen werden Hausärzte um Unterstützung gebeten), der Pflegedienstleitung, der Hauswirtschaftsleitung und ggf. der Haustechnik (Legionellen). Weitere Unterstützung kommt vom Gesundheitsamt, wenn der Ausbruch ordnungsgemäß nach § 6 Infektionsschutzgesetz gemeldet wurde. aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Notwendige Festlegungen Bei seinen Treffen bespricht das Ausbruchsmanagementteam, welche Erreger für einen Ausbruch in der jeweiligen Einrichtung infrage kommen, und legt die geeigneten Erstmaßnahmen fest. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das RKI empfiehlt, auch bei bestimmten Einzelfällen zu handeln. Dies sind beispielsweise eine Legionellose (Wasseruntersuchungen und ggf. Filterung veranlassen), Infektionen durch Streptococcus pyogenes (Streptokokken der serologischen Gruppe A, hier müssen Träger beim Personal gesucht werden) oder Keratokonjunktivitis epidemica (Adenovieren, unbehüllt, Isolierung und besondere Desinfektionsmaßnahmen können erforderlich sein). Auch die zur Unterbrechung nötigen Schutzmaßnahmen werden festgelegt bzw. vorhandene Hygieneplandokumente auf Aktualität geprüft. Im Zweifel kann man sich sehr schnell auf der Webseite www.rki.de – Infektionskrankheiten A-Z näher informieren. Auch die Aufgaben der einzelnen Funktionsträger (Pflegedienst- und Hauswirtschaftsleitung, Einrichtungsleitung, Ärzteschaft u. a.) werden in Checklisten zusammengefasst, um im Ernstfall ohne Kompetenzgerangel und Zeitverzögerung tätig werden zu können. Die Küchenleitung wird bei Bedarf hinzugezogen. Küchenpersonal sollte im Falle von Ausbrüchen nicht mehr in den stationären Bereich gehen, auch müssen eventuell Speisesäle geschlossen werden, um Kontakte von Bewohnern/Patienten untereinander zu vermeiden. In diesem Fall muss geregelt werden, wer die Lebensmittellogistik übernimmt, die Küche muss darüber hinaus eventuell Spezialkost (z. B. bei Gastroenteritis) bereitstellen. Klinik + Hygiene Funktion Aufgaben Leitung (Verwaltung) Koordination, Ausbruchstagebuch, Unterstützung aller Funktionen, ggf. Presse-/Medienumgang Pflegedienstleitung Organisation Bereichspflege, Ersatz ausgefallenen Personals, Meldungen an Hygienekräfte, Unterstützung Hygienekräfte Hauswirtschaftsleitung Prüfung Schutzmittelbestände, Logistik, Reinigung, Desinfektion, ggf. Koordination mit externen Dienstleistern Hygienekräfte Internes Meldewesen, Personalschulung und –beratung, Kontrolle Isolierungen, Kontakt mit Gesundheitsamt Sonstige Küchenleitung: ggf. Übernahme der Lebensmittellogistik, Diätkost Haustechnik: ggf. Wasseruntersuchungen, Unterstützung der anderen Funktionen. Tabelle: Mögliche Aufgaben der einzelnen Funktionsbereiche Bei externen Dienstleistern ist jeweils der Kontakt mit der Objektleitung zu halten, dies auch, um der Koordinationspflicht nach § 6 BGV A1 zu genügen. Wenn es ernst wird Treten die ersten Fälle auf, werden die aus dem Vorfeld festgelegten Quarantäne- bzw. Isolierungsbereiche von nicht Betroffenen geräumt und entsprechend vorbereitet. Bei viraler Gastroenteritis beispielsweise sind dabei zwei Bereiche erforderlich, nämlich einer für bereits definitiv Erkrankte und einer für Kontaktpersonen. Bei sich ausbreitenden Erkrankungen der oberen Luftwege – insbesondere der Influenza – ist zumindest in Krankenhäusern sinnvoll, wenn die ausgewählten Quarantänebereiche auch über eine Sauerstoffversorgung verfügen. In Krankenhäusern sollte zusätzlich wenigstens ein Intensivbett im Einzelzimmer bereitgestellt werden, um Patienten mit schweren Krankheitsverläufen versorgen zu können (virale Gastroenteritis, Influenza). Die Mitglieder des Ausbruchsmanagementteams gehen nun daran, die zugeteilten Aufgaben zu lösen (Beispiele siehe Tabelle). Wichtige Aufgaben neben Patientenund Personalschutz Ausbruchstagebuch Das Ausbruchstagebuch hat zwei wichtige Funktionen. Zum einen wird damit fortlaufend dokumentiert, welche Maßnahmen ergriffen wurden und wie viele Neuerkrankungen bei Patienten/Bewohnern und Per- sonal aufgetreten sind. Auf diese Weise kann auch bei längeren Ausbrüchen jederzeit nachgesehen werden, welche Maßnahmen sich als bereits erfolgreich oder eben erfolglos erwiesen haben. Die zweite wichtige Funktion ist die Rekonstruktion des Ausbruches nach dessen Beendigung, um eventuell aus Fehlern zu lernen und geeignete Maßnahmen in das Hygienekonzept zu überführen. Auch nicht zu verachten ist die forensische Absicherung, da jederzeit dokumentiert wurde, welche Maßnahmen wann ergriffen wurden. Kommunikation mit dem Gesundheitsamt Damit kann die zuständige Amtsarzt/Amtsärztin auf dem Laufenden gehalten werden und ggf. wertvolle Hinweise geben. Dem Gesundheitsamt sollten zwei Ansprechpartner genannt werden, um im Falle der Erkrankung eines der Ansprechpartner eine Alternative anbieten zu können. Im Pflegeheim ist die Situation durch verschiedene Hausärzte durch Druck auf die Koordination noch etwas schwieriger. Auch hier kann das Gesundheitsamt unterstützend wirken. Wichtig ist, dass rechtzeitig Entscheidungen zur Verlegungen in Krankenhäusern getroffen werden. Weitere Besonderheiten bei Pandemie Bei der Pandemie sind weitere Faktoren zu berücksichtigen. Dies beginnt beispielsweise durch den Verlust auch gesunder Mitarbeiter aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 und Mitarbeiterinnen, wenn Schulen und Kindergärten geschlossen werden, wie es z. B. der bayerische Pandemieplan vorsieht. In diesem Falle kann z. B. die Etablierung einer Kinderbetreuung sinnvoll sein. Dieses sollte jedoch einrichtungsfern stattfinden. Auch ist mit Ausfällen bei der Zulieferung zu rechnen, da beispielsweise auch Lkw-Fahrer und Zugführer erkranken werden. Fazit Das Ausbruchsmanagement gelingt optimal, wenn die Aufgaben klar verteilt sind und eine rege Kommunikation zwischen den einzelnen Mitgliedern des Ausbruchsmanagementteam besteht. Je besser die Aufgaben im Vorfeld verteilt und Quarantänebereiche gewählt wurden, desto einfacher ist es, mit der Situation fertig zu werden. Panik ist ein schlechter Ratgeber im Umgang mit Mikroorganismen und Viren, weswegen Mitarbeiter ständig geschult werden sollten. Der Spruch »Vorbereitet sein ist alles!« hat hier absolute Berechtigung. Zusammenfassung Ausbrüche stellen eine besondere Herausforderung an das Hygienemanagement dar. Um Zeitverluste durch Kompetenzgerangel und Unwissen zu vermeiden, ist die Ernennung eines Ausbruchsmanagementteams sinnvoll. Die Funktionsträger einer Einrichtung brauchen Checklisten, aus denen die im Ernstfall zu lösenden Aufgaben hervorgehen. Entsprechende Hygieneplandokumente und Personalschulungen ergänzen das effiziente Ausbruchsmanagement. ■ Literatur RKI-Empfehlung »Ausbruchsmanagement und strukturiertes Vorgehen bei gehäuftem Auftreten von nosokomialen Infektionen« www.rki.de – Infektionsschutz – Krankenhaushygiene – Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene A. Schwarzkopf Praxiswissen für Hygienebeauftragte, 2. Auflage Kohlhammer-Verlag, Stuttgart 2008 11 Klinik + Hygiene Spielzeug im Krankenhaus: ein hygienisches Problem? H.-T. Panknin, N. Palle, I. Synowzik, M. Walderich, M. Trautmann Hintergrund Dass kranke Kinder während eines Klinikaufenthaltes auch Spielzeug um sich haben sollten, ist seit mehreren Studien aus den 1950er-Jahren allgemein anerkannt. Spielzeug lenkt die Kinder von der oftmals beängstigenden Krankenaushausumgebung ab und schafft einen Bezug zur häuslichen bzw. familiären Atmosphäre. Der Umgang mit Spielzeug ist gerade für Kinder, die Wochen und Monate im Krankenhaus verbringen müssen, ein wichtiger Faktor der kognitiven und motorisch-sensorischen Entwicklung. Auch Krankengymnasten und Beschäftigungstherapeuten nutzen das Spielzeug, um mit den Kindern in Kontakt zu kommen und Bewegungsabläufe einzuüben. Viele Kinder haben zudem ein Lieblingsspielzeug – oft ein Kuscheltier –, welches für sie eine Art Vertrauenspartner darstellt (Abbildung 1). Spielzeug ist allerdings gerade in großen Kinderkliniken mit starkem Publikumsverkehr vielfältigen mikrobiellen Kontaminationsmöglichkeiten ausgesetzt. Die Erfahrung zeigt, dass auch Geschwister- und Besucherkinder das Spielzeug häufig mitnutzen Autoren Hardy-Thorsten Panknin Medizinjournalismus Badensche Straße 49 10715 Berlin Prof. Dr. med. M. Trautmann Institut für Krankenhaushygiene Klinikum Stuttgart Kriegsbergstraße 60 70174 Stuttgart 12 Abb. 1 und mit Keimen »von der Straße« kontaminieren. Viele Kinderkliniken verfügen zwar über reichlich Spielzeug, jedoch existieren keine klaren Regeln, wann bzw. wie oft das Spielzeug desinfiziert oder gereinigt werden soll. Die Zuständigkeit hierfür ist meist ebenfalls nicht geregelt. Studien zur Belastung von Spielzeug mit Krankheitserregern Um einen Überblick über das auf Spielzeug vorkommende Erregerspektrum zu gewinnen, wurde kürzlich an der Universitätskinderklinik des Königlichen Krankenhauses von Nottingham, England, eine mikrobiologische Studie durchgeführt. Stofftiere und anderes Spielzeug auf den neonatologischen und pädiatrischen Intensivstationen wurden mit einem Probentupfer abgestrichen und bakteriologisch untersucht [1]. Auf den meisten Gegenständen fanden sich reichlich bakterielle Erreger, aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 interessanterweise allerdings keine Pilze (Tabelle 1). In einer ähnlichen Studie war bereits früher die mikrobielle Besiedlung von Spielzeug auf einer neonatologischen Intensivstation untersucht worden [2]. Abgestrichen wurden damals Hartplastik-, Stoffund Kuscheltiere, die in den Intensivbetten bzw. Inkubatoren von Frühgeborenen platziert waren. 84 % der Kulturen zeigten mikrobielles Wachstum. Meist handelte es sich um eine Mischflora von verschiedenen Mikroorganismen. Abbildung 2 gibt das Spektrum der nachgewiesenen Erreger wieder. Da die Studie auf einer Neugeborenen-Intensivstation in Australien (Royal Womens Hospital, Melbourne) durchgeführt wurde, ist es nicht verwunderlich, dass in 15 % der positiven Kulturen auch Methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Stämme (MRSA) nachweisbar waren. Der hohe Anteil von Mikrokokken und Klinik + Hygiene Spielzeug Station Nachgewiesene Erregerspecies Tiger mit Stoffbezug Neonatologische Intensivstation Staphylococcus epidermidis, Enterokokken, Enterobakteriazeen, coryneforme Stäbchen Leopard mit Stoffbezug Neonatologische Intensivstation Staphylococcus epidermidis, Enterobakteriazeen Pandabär mit Stoffbezug Intensivstation Staphylococcus epidermidis, Enterobakteriazeen Pandabär mit Stoffbezug Intensivstation Staphylococcus aureus, Enterokokken, Mikrokokken Teddybär Intensivstation Mikrokokken Teddybär Intensivstation Mikrokokken Teddybär, Polizistenmütze aus Plastik, Arche Noah aus Stoff, Lego-Teil, Strickpuppe Spielzimmer für Mikrokokken, Staphylococcus epidermidis, Geschwisterkinder Bacillus species auf der pädiatrischen Intensivstation Tabelle 1. Erregervorkommen auf Spielzeug in einer Kinderklinik (nach [1]) Bacillus spp. lässt vermuten, dass die Gegenstände zum Teil einfach verstaubt waren – in dieser Studie waren sie nicht in eingeschweißter Form, sondern offen in den Inkubatoren aufgestellt worden. Eine eindeutige Beziehung zwischen auf Spielzeug nachgewiesenen Erregern, der Liegedauer der Patienten und den bei Infektionen aufgetretenen Erregern ließ sich in dieser Studie nicht ermitteln. Spielzeug im Krankenhaus: Eine Quelle klinischer Infektionen? Die Frage, ob Spielzeug als Erregerreservoir für Infektionen kranker – hier besonders intensivmedizinisch behandelte Kinder in Frage kommt – muss eindeutig bejaht werden. In einer Studie aus der gleichen australischen Kinderklinik konnte im Rahmen der Aufklärung eines Infektionsausbruchs mit einem multiresistenten P.-aeruginosaStamm nachgewiesen werden, dass sich dieser Erreger in den feuchten Hohlräumen von Plastikspielzeug angesiedelt hatte. Die Plastikteile waren den Kindern als Badespielzeug mit in die Badewanne gegeben worden. Der Erreger konnte außerdem im Restwasser des Spielzeugbehälters für Badespielzeug nachgewiesen werden. Die Autoren folgerten damals, dass Spielzeug im Krankenhaus keine unzugänglichen Hohlräume oder Vertiefungen aufweisen sollte, wenn es als Badespielzeug verwendet wird. Ferner sollte das Spielzeug nach jeder Benutzung im Wasser adäquat desinfiziert und gründlich getrocknet werden [3]. Fazit: Die Befunde zeigen, dass Spielzeug als Quelle nosokomialer Infektionen, besonders für schwer kranke und immunsupprrimierte Kinder, nicht außer Acht gelassen werden kann. Die Sorgfalt gebietet es daher, einen Desinfektionsplan für Spielzeug zu erarbeiten, der die Verwendung einzelner Spielzeugarten ebenso regelt wie die Frequenz der Aufbereitung und das zu verwendende Desinfektionsmittel. Als Beispiel für einen solchen Plan sind in Abbildung 3 einige Regelungen wiedergegeben. Diese müssen vor Ort an die jeweiligen Gegebenheiten angepasst werden. In dem Plan wurde bewusst auf die Spalte »Wer?« verzichtet, da in jeder Kinderklinik individuell zu regeln ist, welche Berufsgruppe mit der regelmäßigen Reinigung und Desinfektion des Spielzeugs betraut wird. ■ Literatur [1]: Fleming K, Randle J. Toys - friend or foe? A study of infection risk in a paediatric intensive care unit. Paediatric Nursing 2006;18:14-18 [2]: Davies MW et al. Bacterial colonization of toys in neonatal intensive care cots. Pediatrics 2000;106:1-5 [3]: Buttery JP et al. Multiresistant Pseudomonas aeruginosa outbreak in a pediatric oncology ward related to bath toys. Pediatr Infect Dis 1998;16:509-513. Koagulase-negative Staphylokokken Mikrokokken Bacillus spp. MRSA Gram-positive diphtheroide Stäbchen Gruppe-B-Streptokokken MSSA Anhämolysierende Streptokokken Gruppe-D-Streptokokken Vergrünende Streptokokken Gram-negative Enterobakteriazeen Prozent positiver Kulturen Pilze 0 20 40 60 80 100 Abb. 2: Keimnachweise auf Spielzeug in der Neonatologie. MRSA, methicillin-resistente Staphylococcus aureus, MSSA, methicillin-sensible S. aureus. Untersucht wurden 86 Kulturproben von 34 Spielzeugteilen (nach [2]). aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 13 Symbol Spielzeug Wann Womit Wie Holzwürfel, Holzstäbe, Holzspie- •Im Besucherzimmer auf Station: le, lackiert oder lasiert 1 x pro Monat •Bei patientenbezogener Nutzung: bei Patientenwechsel •bei Verschmutzung Flächendesinfektionsmittel, 1h-Wert nach VAH-Liste Mit Einmaltuch feucht abwischen, nach 1 h mit klarem Wasser abspülen, trocknen Plastikspiele, Plastikteile (einschl. Duplo, Lego) •Im Besucherzimmer auf Station: 1 x pro Woche •Bei patientenbezogener Nutzung: bei Patientenwechsel •bei Verschmutzung Flächendesinfektionsmittel, 1h-Wert nach VAH-Liste Abwischen wie oben oder 1 h in Lösung eintauchen, danach mit klarem Wasser abspülen, trocknen lassen* Schaumstoffteile, Stofftiere, Stoffpuppen •Nur patientenbezogene Nutzung •Desinfektion bei Patientenwechsel •nach Verschmutzung ggf. säubern, anschließend Dampfdesinfektion Durchführung in der Bettenzentrale, bei sehr kleinen Teilen im Vaporisator Kleider von Stofftieren, Puppen •Monatlich •nach Verschmutzung Waschen nach Herstellerangabe Wäscherei oder durch Eltern Hämatologie/Onkologie, immunsupprimierte Patienten Holzwürfel, Holzstäbe, Holzspiele, lackiert oder lasiert Nur im Besucherzimmer verwenden Aufbereitung wie Normalstation S. oben Schaumstoffteile, Stofftiere, Stoffpuppen •Nur patientenbezogene Nutzung •Desinfektion bei langer Liegedauer 1x/Monat •Nach Verschmutzung ggf. säubern, anschließend Dampfdesinfektion Voll waschbare (>60°C) Stofftiere/Puppen bevorzugt waschen S. oben Waschmaschine zu Hause (Eltern), kontaminationsgeschützt in Klinik bringen •1 x tgl. Flächendesinfektionsmittel, 1h-Wert nach VAH-Liste Mit Einmaltuch feucht abwischen Neonatologische Intensivstation Spielzeug nur in Klarsichtbeutel eingeschweißt verwenden Abbildung 3: Reinigungs- und Desinfektionsplan für Spielzeug Klinik + Hygiene Korrekte Medizinprodukte-Entsorgung bereits im OP D. Tutsch Als gelernte Krankenschwester, OPSchwester und nunmehr Leiterin der Autorin Dorien Tutsch ZSVA – Leitung Klinikum Hildesheim Weinberg 1 31134 Hildesheim E-Mail: zsva@klinikum-hildesheim.de 14 Zentralsterilisation im Klinikum Hildesheim (ehemals Städtisches Krankenhaus Hildesheim) habe ich mich im Rahmen meiner Fachkundearbeit III intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Zum Thema »Entsorgung der Medizinprodukte (MP) im OP« etwas in der Literatur zu finden, ist außerordentlich schwierig. Bis auf wenige Aussagen, wie »Die Entsorgung sollte trocken und geschlossen sein«!, gibt es wenig Konkretes zu diesem Thema. Ebenso entscheidend aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 ist allerdings, wie die Medizinprodukte postoperativ im geschlossenen Container abgelegt sind. Es stellt sich die Frage, warum das Thema »sachgerechte Entsorgung der Medizinprodukte« bzw. »Werterhaltung der Medizinprodukte« nicht in der OP-Weiterbildung gelehrt wird. Wie sollten bzw. müssen die Anwender mit diesen materiellen Werten umgehen, um Schäden vorzubeugen, damit die Medizinprodukte über viele Jahre verwendet werden können? *Als Alternative können kleine hitzestabile Plastikteile in einem Netzbeutel in der Waschmaschine mitgewaschen werden. Die Waschtemperatur muss hierbei >60°C betragen. Anmerkung: Der Plan muss an die hausspezifischen Gegebenheiten angepasst werden und ist nur als Vorschlag zu verstehen Klinik + Hygiene Klinik + Hygiene Für eine anschauliche Problemanalyse wurde anhand von Bildern die nicht sachgerechte Entsorgung dokumentiert. Dadurch konnten Fehler oder Unwissenheiten bei der Entsorgung objektiver betrachtet werden. Unter dem Aspekt »Bilder prägen sich besser ein als Worte« war diese Maßnahme sehr zielführend. Ferner haben wir unterschieden zwischen Problemen in der OP-Abteilung und Problemen in der ZSVA. Abb.1: schwere Medizinprodukte, Luer, Knochenhebel Was passiert mit den benutzten Instrumenten? Zielstellung war, eine korrekte Entsorgung der Medizinprodukte im OP zu ermöglichen und damit den Werterhaltung der Medizinprodukte zu sichern. Es gab keinen Leitfaden, auch keine Standards für das OPPersonal, wie genau Medizinprodukte am Tisch entsorgt werden sollten. Fachgerechte Aufbereitung beginnt bereits im Operationssaal bei der Entsorgung. Funktion und Wert der wiederverwendbaren Medizinprodukte soll möglichst über Jahre erhalten bleiben, eine problemlose Aufbereitung in der ZSVA ermöglicht werden. Welche Zielsetzung verfolgen wir bei der Umsetzung einer sachgerechten Entsorgung von Medizinprodukten im OP und was soll ein Leitfaden bewirken? Verursacher-Prinzip Problem-Bewusstsein für Fragen der fachgerechten Aufbereitung, OP-Weiterbildung »Entsorgung lernen, wo sie beginnt«. Probleme in der Operationsabteilung Unwissenheit bei der Entsorgung Entsorgungsfehler wurden von einem OP-Mitarbeiter zum nächsten weitergegeben Lösungsansätze: Regelmäßige OP-Schulungen anbieten, damit das Verständnis auf beiden Seiten gefördert wird Die Kommunikation von OP-Team und ZSVA-Team fördern, um Reibungsverluste zu vermeiden Problem in der Zentralsterilisationsabteilung Erweiterung der Aufgabenbereiche bei gleichbleibendem Personalstand Eine Vielzahl von gesetzlichen Vorschriften im Rahmen der MedizinprodukteGesetzgebung ist einzuhalten (z. B. MPG, MPBetreibV, Biostoffverordnung, IFSG, TRBA/BGR 250, RKI-Empfehlungen: Anforderung an die Hygiene bei der Aufbereitung von MP, UVV sowie das Arbeitsschutzgesetz/die Arbeitsstättenverordnung) Lösungsansätze: Nur durch eine Umstrukturierung der Arbeitsabläufe kann eine Prozessoptimierung erreicht und damit Zeit eingespart werden Mit der korrekten Entsorgung der Medizinprodukte aus dem OP kann in der ZSVA nicht nur Zeit eingespart, sondern andere Arbeitsabläufe umgesetzt werden Zusammen mit der sachgerechten Entsorgung ist die Werterhaltung der Medizinprodukte ein wichtiges Thema. Wichtig ist dabei, dass der OP-Mitarbeiter neben der sachgerechten Aufbereitung der OP-Tische genauso sorgsam bei der Entsorgung der Medizinprodukte vorgeht. Durch unsachgemäßes »Abwerfen« können Medizinprodukte beschädigt werden, z. B. Hartmetallspitzen von Scheren und Nadelhalter können abspalten, Klemmchen können sich verformen. Um dies zu verhindern, müssen Medizinprodukte nach Gebrauch sorgsam »abgelegt« werden. Beschädigungen der Materialbeschaffenheit von Medizinprodukten werden u. a. verursacht, wenn Reste von Hautdesinfektionsmitteln, Gleit- und ätzende Arzneimittel, Rückstände von Blutverkrustungen sowie grobe Blutverschmutzungen nicht vor dem »Ablegen« entfernt werden. In Abbildung 1 sehen Sie eine unsachgemäße Entsorgung, auf dem schwere Medizinprodukte auf feinen Medizinprodukten liegen und damit eine Schädigung der Instrumente in Kauf genommen wird. Prozessoptimierung in der ZSVA Effizienz, verbesserte Leistung, Zeitersparnis auf der unreinen Seite der ZSVA. Kostenersparnis Reparatur- und Reparaturersatz-Kosten sinken Unfallgefahr Mitarbeiter(innen) werden besser vor Verletzungen geschützt, verringerte verletzungsbedingte Ausfallzeiten, Produktivität. Abb. 2: Diathermiekabel liegt zwischen Medizinprodukten aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Abb. 3: wacklige Entsorgung, Schäden sind vorprogrammiert 15 Klinik + Hygiene Abb. 4 In Abb. 2 sehen Sie eine unsachgemäße Entsorgung des Diathermiekabels mit Knoten und nicht gebündelt. Beim Entfernen dieses Kabels können Medizinprodukte auf den Boden fallen. Abb. 3 zeigt zwei übereinanderliegende Entsorgungssiebe in schräger Position. Bei dieser Art von Entsorgung ist nicht nur die Werterhaltung der Medizinprodukte vermindert, sondern auch die Unfallgefahr erhöht. Ferner kommt ein enormer Zeitverlust zum Tragen. Beim Auseinanderfalten der Vliesverpackung besteht die Gefahr, dass das obere Sieb nach vorne rutscht. Hier besteht nicht nur das Risiko, dass die Medizinprodukte zu Schaden kommen, sondern vielmehr die erhöhte Unfallgefahr für die Mitarbeiter. Bei einer derartigen Versorgung kommt es vermehrt zu Stichverletzungen, die bei ordnungsgemäßer Entsorgung vermeidbar wären. Ferner ist auf dem Bild zu sehen, dass die Akkumaschinenhülsen im unteren Sieb liegen, diese Kontakte der Hülsen können von dem Gewicht des oberen Siebes eingedrückt werden und sind danach reparaturbedürftig. Abb. 4: andere Perspektive, wacklige Entsorgung. Man erkennt jetzt die scharfen Medizinprodukte links in der Nierenschale. Wenn man versucht, das Sieb aufzufangen, erhöht sich die Unfallgefahr enorm. Die Abb. 5 zeigt Maulteile der Knochenstanzen und Rongeure, die ungeschützt im Sieb liegen. Beim Auseinanderfalten der Vliesverpackung kann die Biegewelle nach vorn rutschen und die Knochenstanzen 16 Abb. 5: Wirbelsäulensieb, Maulteile der Knochenstanzen und liegen ungeschützt. Abb. 6: Dia-Kabel gebündelt ohne Knoten. Sieb übersichtlich sortiert und nicht überfüllt und Rongeure mit sich ziehen. Fallen diese Medizinprodukte auf den Boden und brechen im Maulteil ab, ist nur noch eine Ersatzbeschaffung möglich und keine Reparatur. Der Kostenfaktor liegt bei ca. 250 bis 550 Euro pro Medizinprodukte. Direkt nach der Anwendung der Medizinprodukte groben Schmutz, Salben usw. entfernen, Kanülen durchspülen, wenn Kontrastmittel oder Patentblau verwendet wird. Festzuhalten ist, dass eine unsachgemäße Entsorgung zwangsläufig zu erhöhten Reparaturkosten, hohen Ersatzinvestitionen und erhöhten Unfallrisiken führt und die Mitarbeiter unnötig belastet. Von daher ist zwingend Folgendes notwendig: Keine wacklige Entsorgung. Wenn zwei Siebe übereinander entsorgt werden, muss darauf geachtet werden, dass sich die unteren Medizinprodukte nicht im oberen Sieb verhaken können und sich dadurch verformen. Spätestens in der unreinen Seite der ZSVA können die Medizinprodukte, die sich verhakt haben, beim Anheben des oberen Siebes auf den Boden fallen. Entsorgungssiebe nicht überfüllen. Es ist besser, die Medizinprodukte auf ein zweites Entsorgungssieb zu verteilen und darauf zu achten, dass das zweite Sieb auch eine Entsorgungsmarke hat. Schwere Medizinprodukte, z. B. Luere, Seitenschneider, Knochenhebel usw. immer geöffnet nach unten ins Sieb ablegen. Keramikbipolarscheren und Biopinzetten immer nach einer Operation von Verkrustungen vorsäubern. Während der Operation müssen die Medizinprodukte ständig gesäubert werden, da sie ansonsten nicht mehr funktionieren. aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Keine fixierende Mittel oder heißes Wasser (>40° C) benutzen, da dies zur Fixierung von Rückständen führt und den Reinigungserfolg beeinflussen kann. Die Maulteile der Knochenstanzen und Rongeure müssen für den Transport geschützt werden. Defekte Medizinprodukte nur mit Briefknöpfen versehen, nicht mit Kompressen. Auf dem Siebbegleitschein (siehe Abb. 8) muss angegeben werden, warum das Medizinprodukt defekt ist. Dies schließt allerdings eine Funktionskontrolle durch die ZSVA nicht aus. Fazit Fachgerechte Entsorgung nimmt Zeit in Anspruch, ist allerdings dringend notwendig, um die Aufbereitung zu optimieren und setzt ggf. personelle Ressourcen frei bzw. verbessert die Arbeitsbedingungen. Je weniger überflüssige oder zusätzliche Arbeitsschritte während der Aufbereitung anfallen, desto eher sind die Siebe wieder steril und der MA von der unreinen Seite kann in der reinen Seite nach Wechsel der Schutzkleidung und Händedesinfektion mitarbeiten. Hierzu weitere Beispiele: Die Labor- und Nierenschalen werden zur Hautdesinfektion von Patienten benötigt. Werden die Schalen nicht gleich mit Wasser ausgespült, trocknet das Frekaderm an (siehe Abb. 9). In der unreinen Seite werden diese Schalen mit Steril- Klinik + Hygiene Abb. 7: Maulteile sind geschützt, Kabel und Biegewelle sind gebündelt und liegen sicher, können somit auch keine Medizinprodukte beschädigen. lium gereinigt (siehe Abb. 10), da Wasser angetrocknetes Frekaderm nicht lösen kann. Im Durchschnitt mussten im Klinikum 20 Laborschalen am Tag so gereinigt werden, d. h., 28 Flaschen Sterillium wurden benötigt für diese überflüssigen und zusätzlichen Arbeitsschritte in der ZSVA. Ein Versuch, die Laborschalen ohne Vorreinigung in den RDG zu legen, war nicht zielführend (siehe Abb. 11). Die Schale wurde nicht sauber, da Wasser angetrocknetes Frekaderm nicht lösen kann. Die Sauger und Spülkanülen müssen extra aufgesteckt werden im RDG. Daher ist es nicht sinnvoll, sie irgendwo im Sieb abzulegen. Nicht bei jeder Operation wird dieses Medizinprodukt benutzt. Eine Durchsuchung des Siebes wäre unnötig und das Risiko der erhöhten Unfallgefahr würde gemildert. Ferner besteht die Gefahr, dass man ein kanüliertes Medizinprodukt übersieht. Liegt z. B. ein Sauger im Entsorgungssieb nach der Reinigung, dann muss das Medizinprodukt den Reinigungsprozess noch einmal durchlaufen. Eine derartige Entsorgung ist mit überflüssigen und zusätzlichen Arbeitsschritten verbunden. Medizinprodukte mit Blattfedern, z. B. Luere, müssen geöffnet im Sieb unten liegen. Sind sie nicht geöffnet, müssen alle Medizinprodukte aus dem Sieb genommen werden, bis der Luer geborgen werden kann. Der Luer wird geöffnet und danach werden alle Medizinprodukte wieder ins Sieb gelegt. Wenn dabei ein ungeöffnetes Abb. 8: Siebbegleitschein Medizinprodukt übersehen wird, muss dieses Medizinprodukt auch den Reinigungsprozess erneut durchlaufen. Bei der Abb. 12 ist ein DiaKabel zu sehen, welches zwischen bzw. über den Medizinprodukten liegt. Um an das Kabel zu gelangen, müssen die Medizinprodukte entfernt werden. Da sich die Medizinprodukte im Kabel verhaken können, kann es passieren, dass Medizinprodukte beim Absortieren auf den Boden fallen. Diese Entsorgung kostet nicht nur Zeit, sondern eventuell auch Reparaturkosten oder gar im Rahmen der Ersatzbeschaffung Investitionskosten. Bei Operationen mit Kontaktsieben werden vereinzelt Medizinprodukte nicht ins richtige Entsorgungssieb abgelegt. Hier bestehen im Packbereich Probleme, ein Sieb vollständig zu bepacken, wenn die Medizinprodukte auf einem anderen Sieb liegen. Hier gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder wartet man auf das Sieb, in dem sich die falsch abgelegten Medizinprodukte befinden, oder man nimmt aus dem Nachlegelager die fehlenden Medizinprodukte, muss aber die sich angefundenen Medizinprodukte wieder ins Nachlegelager zurückbringen. Beide Möglichkeiten bedeuten Zeitverlust. Schwere Medizinprodukte dürfen nicht auf feine Medizinprodukte gelegt werden, sonst muss ein Sieb umsortiert werden. Unterstellt man für überflüssige oder zusätzliche Arbeitsschritte pro Entsorgungssieb zwei Minuten, könnten bei 168 Sieben am Tag ca. 336 Minuten, sprich 5,6 Stunden Arbeitszeit, eingespart werden. aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Abb. 9: angetr. Frekaderm Lösungsansätze für eine fachgerechte OP-Entsorgung Die Laborschalen werden gleich nach der Anwendung mit Wasser ausgespült. Diese Tätigkeit kann der Springer während der OP ausführen. Bei der Entsorgung die Sauger und Spülkanülen gesondert in eine Nierenschale legen. Luere geöffnet ins Entsorgungssieb nach unten legen. Dabei ist zu beachten, dass das Gelenk auch geöffnet ist. Schwere Medizinprodukte immer ins Entsorgungssieb nach unten legen Bei Operationen mit Kontaktsieben immer den Siebbegleitschein korrekt ausfüllen. Welche Siebe mit Siebnummern hatten bei einer Operation Kontakt? Dies vereinfacht die Suche nach einem Medizinprodukt, welches versehentlich ins falsche Sieb abgelegt wurde. Die MP immer in das richtige Entsorgungssieb ablegen und die Siebe mit den korrekten Entsorgungsmarken versehen. Die Diakabel nicht zwischen den Medizinprodukte entsorgen, sondern in einer Kochsalzschale oder oben gebündelt auf das Sieb legen. Die Entsorgungssiebe nicht überfüllen. Es ist besser, die Medizinprodukte auf zwei Siebe zu verteilen. Die eingebrannten Verkrustungen an den Biposcheren usw. auch nach der OP so weit wie möglich entfernen. Erhöhte Unfallgefahr bei einer nicht sachgerechten Entsorgung Die Gefährdung des Personals in der ZSVA muss durch eine korrekte Entsorgung vermieden werden. »Die Zielformulierung von 17 Klinik + Hygiene Abb. 10: mit Sterillium gelöst Behörden und Betreibern bei der Aufbereitung von MP muss die Verhütung, Erkennung und die Beseitigung aller Infektionsrisiken sein, die von diesen Produkten ausgehen können.« Das Infektionsschutzgesetz (IfSG) und die Hygieneverordnung definieren die gesetzliche Verpflichtung zur Kontrolle und Überwachung medizinischer Einrichtungen durch das zuständige Gesundheitsamt. Die Unfallverhütungsvorschrift (UVV) sowie die Arbeitsstättenverordnung (Arbeitsschutz) dürfen nicht außer Acht gelassen werden. Die Schutzkleidung, auch Infektionsschutz, auf der unreinen Seite ist besonders wichtig. Sie soll vor schädigenden Einwirkungen bei der Arbeit schützen von kontaminierten biologischen Arbeitsstoffen und die Verschleppung von Mikroorganismen verhindern, durch die eine unkontrollierbare Gefahr ausgehen kann. Die persönliche Schutzausrüstung besteht aus einem flüssigkeitsdichten, langärmligen Schutzkittel und desinfektionsundurchlässige Handschuhe, die im Zusammenspiel vollständig die Haut bedecken. Das Tragen eines Mund-Nasenschutzes, einer Schutzbrille (besser –maskenschirm), einer Kopfhaube und die flüssigkeitsdichten, rutschfesten, antistatischen und abwaschbaren Schuhe sind erforderlich. Die Schutzkleidung muss vom Arbeitgeber in ausreichender Menge zur Verfügung gestellt werden. Bio-StoffV, TRBA/BGR 250. Die Mitarbeiter in der ZSVA müssen vor dem Hintergrund der bestehenden Gefahren folgendes berücksichtigen bzw. beachten: 18 Abb. 11: Versuch im RDG Tragen von Schutzkleidung auf der unreinen Seite gemäß Hygieneplan, IfSG, Mitarbeiter, vor allem auf der unreinen Seite, müssen Hepatitis B und ggf. A und Tetanus-Impfungen vorweisen Nicht unkontrolliert in ein Entsorgungssieb fassen Spitze und scharfe Medizinprodukte in spezielle Siebkörbe vorsichtig legen bzw. aufstecken Nicht mit aller Kraft die schweren Siebe allein heben, nach anderen Lösungen suchen Bei einer Verletzung sofort Blut herauspressen, dann die Handschuhe ausziehen und die Stichverletzung weiter zum Bluten bringen, Wunde desinfizieren, getränkten Desinfektionstupfer auf die Wunde legen und die Schutzkleidung ablegen, die Notfallaufnahme aufsuchen und die Verletzung anzeigen (Dokumentation!) Das Resultat der Problemanalyse und die Problemlösungen sind sehr umfangreich. Selbstverständlich stellt sich die Frage, ob dies realisierbar und praktikabel ist, im OP eine derartig fach- und sachgerechte Entsorgung zeitlich durchzuführen. Vor dem Hintergrund meiner Erfahrungen sowohl als OP-Schwester als auch Leiterin der ZSVA ist es mir gelungen, die Mitarbeiter von der Notwendigkeit dieses Tuns zu überzeugen nach dem Motto: »Ich würde nie etwas erwarten, was ich selber nicht tun würde« Die Entsorgungsprobleme, die aufgeführt wurden, treten selbstverständlich nicht alle nach einer Operation auf, sondern sind schon von Fachabteilung zu Fachabteilung sehr unterschiedlich. Die Zeit während einer Operation kann genutzt werden, so dass der Springer nach der Hautdesinfektiaseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Abb. 12: Diakabel liegt zwischen MP on die Laborschale gleich ausspült und die Siebbegleitzettel ausfüllen kann. Der/die Instrumentierende hat die Möglichkeit, die Medizinprodukte steril zu entsorgen d.h. zum Ende einer Operation werden die Medizinprodukte in ein steriles Entsorgungssieb gelegt, so dass jederzeit, falls doch noch ein Medizinprodukt benötigt wird, es wieder entnommen werden kann. Die DiaKabel, Laborschalen und Lampengriffe werden erst am Ende einer Operation entsorgt. Nachfolgend möchte ich noch darauf eingehen, was für die Fortbildung des OP-Personals spricht: Das gesamte OP-Personal nimmt an den Fortbildungen teil, es gibt somit keine Probleme mit dem Weitervermitteln der fachlichen Information Kommunikation wird gefördert Zielorientierte Lösungsansätze werden gemeinsam erarbeitet Regelmäßige Fortbildung hat das Ziel, dass die Entsorgung zur Routine wird Neue OP-Mitarbeiter/innen lernen von Anfang an die korrekte Entsorgung, erfahrene Mitarbeiter/innen lernen dazu Das OP-Personal wird mit einbezogen, seine Tipps oder Anregungen sind wichtig für den Zusammenhalt OP/ZSVA Das Vorhalten von gegenseitigen Problemen könnte schon im Vorfeld ausgeräumt werden Die Fortbildung soll kein Freifahrtschein für die Mitarbeiter in der ZSVA sein. Auch innerhalb der ZSVA gibt es Prozesse zu optimieren, um Fehler zu vermeiden. Darüber hinaus sollte die Möglichkeit des gegenseitigen Hospitierens von OP-Personal in der ZSVA und umgekehrt genutzt werden. Folgendes spricht für diesen Austausch: Klinik + Hygiene Abb. 13: Resultate der ersten OP-Fortbildung Auch der OP-Mitarbeiter lernt den beruflichen Alltag der ZSVA kennen. Er sieht, welche Probleme in der ZSVA bei einer nicht sachgerechten Entsorgung entstehen, er erkennt, welche überflüssigen oder zusätzlichen Arbeitsschritte notwendig sind und kann besser nachvollziehen, welcher unnötige Zeitaufwand bei einer nicht sachgerechten Entsorgung für die Mitarbeiter entsteht. Der OP-Mitarbeiter bekommt ein Gefühl dafür, wie aufwendig die Aufbereitung der Siebe ist, warum z. B. ein Sieb erst nach 3,5 Stunden wieder steril ist. Für das Hospitieren von ZSVA-Mitarbeitern im OP spricht: den beruflichen Alltag im Operationssaal kennen zu lernen, welche Auswirkungen es hat, wenn ein Sieb nicht richtig gepackt ist oder ein wichtiges Medizinprodukt für eine Operation fehlt. Der Aufwand, der sich daraus ergibt, ist für das OP-Personal erheblich. Es entsteht für alle Beteiligten eine Stresssituation, es muss ein anderes Sieb geholt und geöffnet werden, alles muss sehr schnell gehen, damit die Operation nicht verzögert wird. Zum anderen ist die Stimmung im Saal in dieser Situation sehr angespannt. Die Beschäftigten sind gereizt, die Sensibilität der ZSVA-Mitarbeiter für das OP-Personal wird erhöht. Die ZSVA-Mitarbeiter erleben, für welche Operationen die Medizinprodukte eingesetzt werden und wie wichtig es ist, dass kein Medizinprodukt fehlen darf. Das Hospitieren während einer Operation fördert ebenfalls die Sensibilität. Abb. 14: Resultate der zweiten OP-Fortbildung Abschließend sei festgehalten, dass eine korrekte Entsorgung von Medizinprodukten im OP nur erreicht werden kann, wenn folgende Arbeitsschritte befolgt werden: 1. Eine regelmäßige Fortbildung Diese Schulung soll als Leitfaden gesehen werden Das Bewusstsein stärken für den Werterhalt der Medizinprodukte Das Verständnis für andere Berufsdisziplinen vermitteln Zeitverluste verhindern bzw. verringern Die Unfallgefahr vermeiden Das Betriebsklima fördern – insbesondere durch die Zusammenarbeit der einzelnen Berufsdisziplinen Problematiken zielorientiert gemeinsam durchsprechen bzw. lösen 2. Gegenseitige Hospitation Den beruflichen Alltag kennenlernen im OP und in der ZSVA sehen sind. In unserem ehemals Städtischen Krankenhaus war die Entsorgung schon immer ein Problem. Es gab keinen Leitfaden sowie keine Standards für das OP-Personal, wie Medizinprodukte entsorgt werden sollen. Das ehemals Städtische Krankenhaus Hildesheim wurde zum 01.01.2005 privatisiert und in die Trägerschaft der RhönKlinikum AG überführt. Der neue Klinikträger steht Veränderungen sehr offen gegenüber und bereit, Probleme anzugehen und Lösungen umzusetzen. Motiviert vom Leitsatz: »Packen wir’s an – gemeinsam schaffen wir es« haben wir schon einiges in unserem Klinikum erreicht. Am Ziel sind wir noch nicht. Ich wünsche mir, dass Sie aus dieser Analyse die eine oder andere Anregung für Ihren praktischen Klinikalltag mitnehmen können und wünsche Ihnen dabei viel Erfolg. ■ Literatur 3. Festgelegte regelmäßige Besprechungszeiten mit dem OP und dem ZSVA-Personal Fördert die Zusammenarbeit und Kommunikation Problemlösungen können in der Gemeinschaft optimiert werden/Problemmanagement Abschließend verweise ich auf die nachfolgenden Abbildungen, auf denen die Resultate nach unserer ersten OP-Fortbildung bzw. nach der zweiten OP-Fortbildung zu aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Quellen: [1] Instrumenten Aufbereitung richtig gemacht, 8. überarb. Ausgabe 2005 [2] Fachmagazin Zentral Sterilisation, 9. Jahrgang 2/2001 [3] Fachmagazin aseptica, 13. Jahrgang 2007, Heft 4 [4] Herr Pahlke, Berlin [5] Fachmagazin aseptica, 11.Jahrgang 2005, Heft 1 19 Technik + Hygiene Sprühanwendung dampfsterilisierbarer Öle für die Schmierung von Instrumenten nach der Aufbereitung Stellungnahme aus arbeitsmedizinisch-toxikologischer Sicht A. W. Rettenmeier Beim Einsatz chirurgischer Instrumente kann es durch Reibung zu einem Verschleiß an den Oberflächen kommen. Diese Gefahr ist bei hochwertigen Instrumenten besonders groß, da diese passgenau gearbeitet sind. Eine wichtige Maßnahme, um den Verschleißerscheinungen vorzubeugen und dadurch eine lange Einsetzbarkeit zu gewährleisten, ist das Schmieren der Instrumente nach dem Aufbereitungsprozess. Im Folgenden werden aus arbeitsmedizinisch-toxikologischer Sicht die Risiken aufgezeigt, die mit dem Einsprühen der Instrumente mit dampfsterilisierbaren Ölen verknüpft sind. Grundlage der Bewertung sind Angaben im EG-Sicherheitsdatenblatt zur Zusammensetzung eines marktüblichen Spray-Produkts, das als Pflegeprodukt für Geräte aus Edelstahl auf dem Markt ist. Laut Sicherheitsdatenblatt enthält das Produkt an gefährlichen Inhaltsstoffen ein nichtionisches Tensid (nicht näher spezifiziert; Anteil 1-5 %), ein Propan-/Butangemisch (15-30 %), Pentan (20-30 %), Cyclohexan (5-10 %), n-Hexan (1-5 %) sowie Heptanisomere (1-5 %). Bei den gefährlichen Inhaltsstoffen handelt es sich mit Ausnahme des nicht näher charakterisierten nichtionischen Tensids um Autor Prof. Dr. A. W. Rettenmeier Institut für Hygiene und Arbeitsmedizin Universitätsklinikum Essen Hufelandstraße 55, 45122 Essen E-Mail: albert.rettenmeier@uni-duisburg-essen.de 20 niedrig siedende Kohlenwasserstoffe. Das Propan-/Butangemisch wird als Treibgas verwendet, die Siedepunkte der weiteren Kohlenwasserstoffe liegen bei 36 °C (Pentan), 69 °C (n-Hexan), 81 °C (Cyclohexan) und 98 °C (n-Heptan). Aufgrund des niedrigen Siedepunkts gehen die bei Raumtemperatur flüssigen Kohlenwasserstoffe Pentan, n-Hexan, Cyclohexan und die Heptanisomere rasch in die Raumluft über und werden dann – bei der Anwendung des Sprays – in Abhängigkeit von den lokalen Lüftungsverhältnissen zusammen mit dem Treibgasgemisch mehr oder weniger stark inhalativ aufgenommen. Alle genannten Kohlenwasserstoffe sind hochentzündlich (Gefahrensymbol F). Bei heißen Gegenständen oder gar offenen Zündquellen im Anwendungsbereich besteht Brandgefahr. Bei einem Volumenanteil von 1 % (nHexan, Heptan) bis 1,7 % (Propan) werden mit Luft explosive Gemische gebildet. Da die Spraydosen unter Druck stehen, dürfen sie nicht der direkten Sonnenstrahlung und auch keinen Temperaturen über 50 °C ausgesetzt werden. Den genannten Kohlenwasserstoffen ist gemeinsam, dass sie in hohen Konzentrationen zentralnervöse Effekte (ZNS-Depression) bis hin zur Narkose hervorrufen. Propan und Butan erhöhen zudem die Empfindlichkeit des Herzmuskels gegenüber Adrenalin. Die flüssigen Kohlenwasserstoffe führen aufgrund ihrer Lipophilie bei direktem Kontakt zu einer Entfettung der Haut, die Reizwirkung an Haut- und Schleimhäuten ist bei nHexan am stärksten ausgeprägt. Wie auch aus den MAK-Werten (Maximale Arbeitsplatz-Konzentration) hervorgeht (Propan, Butan und Pentan jeweils 1000 ml/m3; nHeptan 500 ml/m3; Cyclohexan 200 ml/m3, n-Hexan 50 ml/m3), stellt n-Hexan die gefährlichste Komponente unter den Inhaltsaseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 stoffen des Sprays dar. Bei chronischer Exposition gegenüber n-Hexan in entsprechend hohen Konzentrationen entwickelt sich eine periphere Polyneuropathie, die in der Peripherie der Extremitäten mit meist sensiblen Störungen ihren Ausgang nimmt und schließlich im Sinne einer sensibel-motorischen Neuropathie bis hin zu Muskelatrophien führen kann. Bei Cyclohexan ist vermutlich die Spermatotoxizität der kritische toxische Effekt. Zusammengefasst geht das Auftragen von Schmiermitteln auf chirurgische Instrumente mithilfe von Sprays mit gesundheitlichen Risiken einher, sofern die Schmiermittel Gefahrstoffe enthalten wie das oben genannte Produkt und bei der Anwendung keine adäquaten Schutzmaßnahmen getroffen werden. Diese Risiken resultieren einerseits aus den physikochemischen Eigenschaften der Inhaltsstoffe (leichte Entzündbarkeit), andererseits aus den toxischen Effekten einzelner Komponenten bei chronischer Einwirkung. Die inhalative Exposition wird durch das Versprühen dieser Gefahrstoffe extrem begünstigt. Aufgrund dieser Risiken ist das Auftragen von Schmiermitteln mithilfe von Sprays nicht zu empfehlen, zumal es technisch effektivere Lösungen gibt, um die Funktion chirurgischer Instrumente zu erhalten.■ Service Programm des DGSV-Kongresses 2008 mit Mitgliederversammlung 2. bis 4. Oktober 2008 im Kongress- und Kulturzentrum in Fulda Donnerstag, 2. Oktober 2008 ab 12:00 Uhr Anmeldung zum Kongress und Besuch der Industrieausstellung 13:00 Uhr Begrüßung und Eröffnung des Kongresses (Anke Carter, Prof. Dr. Martin Mielke) 13:20 Uhr 13:40 Uhr 14:00 Uhr 14:20 Uhr Zur Situation der Aufbereitung von Medizinprodukten in Deutschland (Bundesministerium für Gesundheit) Umgang mit Meldungen lt. § 4 MPBetreibV an das BfArM (Dr. Gisela Ininger) Aufbereitung von »Kritisch C« Medizinprodukten aus rechtlicher, Anwender- und Aufbereitersicht (Dr. Andrea Johmann) Entstehung und Bedeutung von Normen mit Blick auf die Aufbereitung von Medizinprodukten (Dr. Margit Heinrich, Dipl.-Ing. Müller) Freitag, 3. Oktober 2008 09:00 Uhr Aktuelle Anforderungen an Instrumentendesinfektionsmittel (Cordula Arnold) 09:25 Uhr Fehlermöglichkeits- und Einflussanalyse bei der Aufbereitung von Medizinprodukten (Detlef Mertens) 15:45 Uhr Workshop 1 Instrumentenkreislauf als Verfahren mit Schwerpunkt Reinigung und Desinfektion (Matthias Klar, Michael Mohr, Matthias Püttmann, Martin Scheible) Workshop 2 Aufbereitung von Motorensystemen (FA Qualität der DGSV) Workshop 3 Prozesskontrolle bei der Aufbereitung feiner Instrumente (Dr. Thomas Fengler) Workshop 4 Neues aus der Leitlinie zur Validierung thermischer RD-Verfahren (Leitliniengruppe) Ende der Workshops ab 18:00 Uhr Sektempfang in der Industrieausstellung 18:30 Uhr Mitgliederversammlung der DGSV e. V. ca. 21:30 Uhr Fingerfoodbuffet im Foyer (1 Softgetränk frei) 09:25 Uhr Quantitative Chargenkontrolle der Reinigungsphase in RDG (Emanuel Nagel) 09:50 Uhr Update zur Revision der DIN 58946-7 – Wie wird die Norm nach der Revision aussehen? (Dr. Maria-Theresia Linner) 10:15 Uhr Versteckte Kosten in der ZSVA (Andrea Scharnowski) 10:15 Uhr Kaffeepause, Besuch der Industrieausstellung Kaffeepause, Besuch der Industrieausstellung 11:00 Uhr Ergebnispräsentation Workshop 1 Workshops (werden wiederholt; Infos vor Ort) 11:15 Uhr Ergebnispräsentation Workshop 2 11:30 Uhr Ergebnispräsentation Workshop 3 Kritische Punkte vor der Implementierung eines Dokumentationssystems (Nicole Mahlke, Hans Ferschl) 11:45 Uhr Ergebnispräsentation Workshop 4 12:00 Uhr Ergebnispräsentation Workshop 5 Beläge auf chirurgischen Instrumenten – Rückschlüsse auf unerwünschte Prozessereignisse (Stephan Knoefel) 12:15 Uhr Ergebnispräsentation Workshop 6 12:30 Uhr Ergebnispräsentation Workshop 7 12:45 Uhr Ergebnispräsentation Workshop 8 13:00 Uhr Verabschiedung und anschließende Verteilung der Lunchpakete ca. 13:00 Uhr Ende des Kongressprogrammes 10:45 Uhr 11:15 Uhr Workshop 5 Workshop 7 Workshop 8 12:45 Uhr ca. 17:15 Uhr Praxisgerechte Anwendung der EN ISO 17665 zur Validierung von Sterilisationsverfahren (Mathias Franke) Prozessoptimierung in ZSVA und OP durch EDV-Anbindung (Corinna Frese-Meier) Kaffeepause, Besuch der Industrieausstellung Workshops (werden wiederholt; bitte beachten Sie die Ankündigungen vor Ort) 09:00 Uhr 09:50 Uhr Workshop 6 15:00 Uhr Samstag, 4. Oktober 2008 Risikomanagement bei der Aufbereitung von Medizinprodukten (Dr.-Ing. Thomas Kießling) Vorschriften zur Aufbereitung und deren praktische Umsetzung – Diskussion mit Experten der Behörden und Verbände (Toni Zanette, Anke Carter) Mittagspause, Besuch der Industrieausstellung 14:00 Uhr Ergonomie am Arbeitsplatz ZSVA (Regula Widmer-Kennel) 14:30 Uhr Wiederholung der Workshops 1, 2, 3 und 4 16:00 Uhr Kaffeepause, Besuch der Industrieausstellung 16:30 Uhr Wiederholung der Workshops 5, 6, 7 und 8 18:00 Uhr Ende der Workshops, Besuch der Industrieausstellung (bis 18:30 Uhr) ab 19:30 Uhr Abendveranstaltung aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Ergänzungen oder Änderungen sind möglich. Weitere Information und Anmeldung unter www.dgsv-ev.de Wir bitten Sie, sich so rechtzeitig vor der Veranstaltung anzumelden, dass auch Rechnungslegung und Begleichung (Überweisung) der Teilnahmegebühren vor Kongressbeginn möglich sind. Sie erleichtern uns damit die Organisation erheblich. 21 aseptica aseptica J ! Das Fachmagazin für Krankenhaus- und Praxishygiene Fachmagazin für Krankenhausund Praxishygiene • Jahrgang 14 • Ausgabe Juni 2008 ETZT ABONNIEREN aseptica SCHWERPUNKT Hygiene vor ein Erfahrun 100 Jahren – gsbericht www.aseptica.com • REGELMÄSSIG • FREI HAUS • BEQUEM PER POST EINFACH Das aseptica-Magazin ist das aktuelle Forum für alle, die im Bereich Desinfektion und Hygiene tätig sind. Schwerpunktthemen werden aufgegriffen und klar aufbereitet. Informationen aus der Praxis und Forschung stehen dabei im Vordergrund. Berichte, Interviews und Reportagen ergänzen sich mit Hinweisen auf aktuelle Messen, Seminare und Veranstaltungen. Das aseptica-Magazin kann nur über unseren Abonnentenservice bezogen werden und ist nicht im Fachhandel erhältlich. Es erscheint viermal jährlich. Je Ausgabe kostet Sie das Magazin nur Euro 4,– (im Jahres-Abo beträgt der Preis für vier Ausgaben nur Euro 12,–). Sie sollten sich schon jetzt Ihre nächste Ausgabe sichern und mit dem Fax-Vordruck oder im Internet unter www.aseptica.com/pages/kontakt.html bestellen. aseptica – aus der Praxis – für die Praxis KOPIEREN, AUSFÜLLEN UND FAXEN AN 0 52 41/ 234 80 61 BEI SCHRIFTLICHER BESTELLUNG SCHICKEN SIE DIESE SEITE AUSGEFÜLLT AN: • CARL-BERTELSMANN-STRASSE 33 • 33311 GÜTERSLOH ASEPTICA-ABONNENTENSERVICE Ja, ich möchte 4 Ausgaben »aseptica« zum Preis von Euro 12,– abonnieren. Bitte in Druckbuchstaben ausfüllen! Krankenhaus/Praxis Datum, Unterschrift Abteilung Für den neuen Abonnenten: Ich abonniere »aseptica« von der nächsterscheinenden Ausgabe an für mindestens ein Jahr (= 4 Ausgaben) zum Preis von Euro 12,–. »aseptica« erscheint viermal jährlich. Das Abonnement kann nach jeweils vier Ausgaben gekündigt werden. Name Vorname Tätigkeit 2. Unterschrift Vertrauensgarantie: Mir ist bekannt, dass ich diese Vereinbarung binnen 10 Tagen beim »aseptica«-Abonnentenservice, D-33311 Gütersloh, widerrufen kann, und ich bestätige dies mit meiner 2. Unterschrift. Es gilt das Datum des Poststempels. Straße, Nr. PLZ, Ort Telefonnummer 22 aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 ✂ Diverses/Impressum 9. ZSVA/Hygiene Forum Samstag 25.Oktober 2008 Congress Centrum Damp 08:30 – 16:30 Uhr Industrieausstellung 09:30 – 09:45 Uhr Begrüßung und Moderation Wolfgang Christ, Zentrale Service – Gesellschaft Damp Monika Ehrlich, HFK ENDO-Klinik Hamburg, 09:45 – 10:00 Uhr Begrüßung Hr. Freund, Vorstand Markt und Medizin, Damp Holding Ministerialrat Dr. Engler Abteilungsleiter Gesundheitsschutz Landesamt für soziale Dienst Schleswig Holstein 10:00 – 10:30 Uhr Die Entwicklung der Aufbereitung von Med. Prod. aus Sicht eines orthopädischen Chefarztes Referent: Dr. Oehme Ostseeklinik Damp Diskussion 10:40 – 11:10 Uhr Infektionsmanagements – was ist relevant und worauf muss ich in der ZSVA achten Referent: Fr. Dr. Ballies Kiel Diskussion 11:20 – 11:45 Uhr Pause mit Industrieausstellung 11:45 – 12:15 Uhr Neues zur Inaktivierung von Krankheitserregern Referent: Thema kommt noch Prof. Mielke Diskussion 12:25 – 12:45 Uhr Mittagsimbiss mit Industrieausstellung 13:45 – 14:00 Uhr Heiteres und Neues von den Bakterien Referent: Ralph Schäpers 14:00 – 14:30 Uhr 10 Jahre Steri-Kreis 14:30 – 15:00 Uhr Stand und Entwicklung der Sterilisationsabteilungen aus Sicht der Überwachungsbehörde Referent: Jörg von der Weppen Diskussion 15:10 – 15:45 Uhr Pause mit Industrieausstellung 15:45 – 16:15 Uhr Rechtslage in der Aufbereitung von Med. Prod. Sie Fragen – ich Antworte Referent: Hans Werner Röhlig 16:15 – 16:30 Uhr Abschlussdiskussion und Verlosung 92. Hygiene- und »Steri«-Treff Termin: Dienstag, 04. November 2008, 16:00 Uhr Tagungsort: »Haus am Glockengarten« Alteneinrichtung der Stadt Bochum: Am Dornbusch 2, 44803 Bochum 1. Referat: Sicher überwachte Reinigung von Medizinprodukten«. Referent: Birgit Früh, Dr. Früh Control GmbH 2. Referat: »Planung und Technik einer ZSVA«. Referent: Dipl.-Ing. Ulrich Weber, Architekt BDA, Sterilog Deutschland 3. Referat: »Infektionsmanagement bei Clostridium difficile« – Diagnostik, Therapie, Hygiene Referent: Dr. med. Margret Seewald, Berlin, MED QM Moderation: Bernhard Külpmann, HFK, Hagen aseptica 14. Jahrgang 2008 - Heft 2 Impressum 14. Jahrgang, 2/08 Wissenschaftlicher Beirat: D. Bremer, Harderberg U. Junghannß, Köthen Th. W. Fengler, Berlin T. Miorini, Graz M. Pietsch, Mainz B. Schmidt-Rades, Gütersloh E. Schott, Essen B. Wilbrandt, Berlin R. Vis, Amsterdam Herausgeber: medienfabrik Gütersloh GmbH Carl-Bertelsmann-Str. 33 33311 Gütersloh Telefon: 0 52 41/2 34 80-50 Fax: 0 52 41/2 34 80-61 ISDN: 0 52 41/2 34 80-64 E-Mail: info@aseptica.com Internet: www.aseptica.com In Zusammenarbeit mit: Ecolab GmbH & Co OHG European Headquarters Postfach 13 04 06 40554 Düsseldorf; Miele & Cie. KG Postfach 33325 Gütersloh; OLYMPUS Deutschland GmbH Postfach 10 49 08 20034 Hamburg; ebro Electronic GmbH & Co. KG Peringerstraße 10 85055 Ingolstadt CLEANICAL GmbH Genthiner Str. 11 10785 Berlin Verantwortlich für den Inhalt: Reinhild Portmann Presse- und Öffentlichkeitsarbeit Miele & Cie. 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