Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen

Transcription

Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen
carbotech ag ¥ CH-Basel
Ökologische Beurteilung von
EPS-Dämmstoffen
1. Teil der S-E-E.ch Studie*
über die Nachhaltigkeit von EPS
Fakten zur ökologischen Objektivierung
der Diskussion um EPS und wichtige Informationen
für umweltverantwortlich handelnde Projektierende,
Unternehmer, Energieberater und Bauherren
Aus dem Inhalt
Energieeffizienz
Wiederverwertbarkeit
Problemstoffe
Aufwand und Ertrag
Auszug aus der Studie
«Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen»
erstellt durch die Carbotech AG, Basel
in Kooperation mit S-E-E.ch, St. Gallen
im Auftrag des EPS-Verbandes Schweiz, Küssnacht
* S-E-E.ch Tool
Innovatives Werkzeug
zur Beurteilung der
Systemnachhaltigkeit
unter Berücksichtigung
von volkswirtschaftlichen,
sozialen, ökonomischen
und ökologischen Aspekten
nach Brundtland (1990)
Vorgehen und Inhalt wurden durch
die EMPA St. Gallen geprüft
und als korrekt beurteilt
© September 2000
EPS und
Umwelt
Was heisst ökologisch? Jeder
weiss eine Antwort darauf und ist
im Allgemeinen überzeugt, dass es
die einzig richtige ist. So hört man
die verschiedensten Aussagen, wie
zum Beispiel:
• Keine Abfälle
• Sparsam mit energetischen
Ressourcen umgehen
• Keine Gifte verwenden
Was ökologisch ist, lässt sich im
Grunde gar nicht eindeutig beantworten. All die erwähnten Aspekte
sind zwar ökologisch bedeutsam,
zu einer schlüssigen Beurteilung
reichen sie jedoch nicht. Die Natur
zeigt uns den Weg. So stellen wir
zum Beispiel fest: «Die Natur ist
der Abfallproduzent Nummer 1».
Das Geniale jedoch ist, dass die
Natur auch die Wiederverwertung
ihrer Abfälle durchführt. Der sparsame Umgang mit energetischen
Ressourcen ist sicher wichtig, ins-
EPS ist
Im Folgenden werden wir einige
am häufigsten gestellten Fragen im
Zusammenhang mit EPS-Dämmstoffen beantworten und auf
immer wieder eingebrachte Vorwürfe eingehen. Zu diesem Zweck
betrachten wir den energetischen
Ressourcenbedarf und die Umweltauswirkungen über den gesamten Lebensweg bei einem realen Haus mit sechs Wohnungen
(SIA Standardhaus nach SIA
D 0123). Natürlich werfen wir dabei
einen speziellen Blick auf Wärmedämmstoffe aus EPS. Allerdings
haben wir auch Vergleiche mit
anderen Wärmedämmstoffen nicht
gescheut. Nicht um diese abzuwerten, denn wir sind überzeugt, dass
jedes Material entsprechend seinen
Eigenschaften spezifische Vorteile
aufweist und entsprechend eingesetzt werden soll. Die Wahl jedoch
sollte immer auf Grund von nachgewiesenen, belegten Eigenschaften und nicht auf Grund von Vorurteilen erfolgen.
besondere, wenn es sich um nichterneuerbare Ressourcen handelt.
Dabei gilt es jedoch, den gesamten
Lebensweg zu bilanzieren, von der
Rohstoffgewinnung über die Herstellung bis zur Wiederverwertung
oder der Entsorgung. Dabei muss
sowohl der Nutzwert eines Produktes wie dessen Schadenpotenzial
gewichtet werden.
Eine Ökobilanz versucht, alle diese
verschiedenen ökologischen Aspekte zu beachten und entsprechend den laufenden wissenschaftlichen Erkenntnissen zu beurteilen.
S-E-E.ch erweitert diesen Ansatz
um Aspekte der Nachhaltigkeit. Im
Rahmen des ersten Teils dieser
Studie konnten noch nicht alle
Aspekte berücksichtigt werden,
jedoch wurde die ökologische
Beurteilung um den Aspekt Kosten
erweitert. Denn für den Besteller
von Leistungen müssen ökologisch
vorteilhafte Produkte auch finanziell
lohnend sein. Er soll vom produzierten, nachhaltigen Mehrwert
Nutzen ziehen können.
energieeffizient
600
EPS-Dämmung
Steinwolle-Dämmung
Innenwand
1 Holzbau
Konstruktion
2 PE-Folie
3 EPS-Dämmung
4 Ziegel
1 EPS-Dämmung
2 Aussenputz
mineralisch
3 Backstein
4 Gipsmörtel
5 Mörtel verlängert
6 Einbettmörtel
mit Gittergewebe
Verteilung EPS-Steildach
2
1
3
4
g
Verteilung EPS-Aussenwand
2
1
6
Fässer Erdöl für das Standardhaus bezogen auf 80 Jahre
Innenwand
Aussenwand UG
500
Aussenwand UG
Fundation
Fundation
Flachdach
300
Flachdach
)
)
1
2
Armierungsstahl
Beton pc 300
PE-Folie
EPS-Dämmung
AnhydridUnterlagsboden
Hauskonstruktion
davon Anteil
Wärmedämmung
Seite 2
Fenster Holz-Alu
Fenster Holz-Alu
200
Boden isoliert
Boden isoliert
Aussenwand
100
Aussenwand
Anteil
Steinwolle
Anteil EPS
0
Haus
gesamt
Haus
gesamt
1)
1
2
3
4
5
Steildach
Steildach
3
5 4
Decke/Boden
Decke/Boden
400
Wärmedämmung
Wärmedämmung
2)
Haus gesamt Wärmedämmung
Wärmedämmung
Hausgesamt
1)
2)
Verteilung EPS-Boden
5
1
4
2
3
Die Herstellung von Dämmmaterialien benötigt Energie und belastet die Umwelt. Bezogen auf den
gesamten Bau macht dies aber
weniger als 20 % aus, praktisch
unabhängig davon, ob mit EPS
oder Steinwolle gerechnet wird.
Betrachtet man konsequenter-
Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen • Arbeitsgemeinschaft S-E-E.ch
weise nebst der Herstellung auch
die Nutzungsdauer, so verschwindet der Anteil der benötigten
Herstellungsenergie im Vergleich
zur Energie, die während der
Nutzung verschlungen wird.
«Die Herstellung von Dämmstoffen
belastet die Umwelt»
Behauptung 1
Sicher, doch der mit Hilfe von EPS erzielbare energetische Nutzen liegt um fast den Faktor 50 höher.
Der Einsatz des Werkstoffes EPS macht aus dieser Sicht ökologisch Sinn.
Im betrachteten Mehrfamilienhaus
können durch den Einsatz von gut
30 Fässern Erdöl bei der Herstellung von EPS Wärmedämmung
rund 1’500 Fässer Rohöl oder
240’000 Liter gespart werden.
Natürlich gibt es heute niemanden
mehr, der keine Wärmedämmung
anbringt. Doch schon eine kleine
Mehrinvestition in die Wärmedämmung von 120 mm auf 200 mm
hat eine überzeugende Rendite:
So können dank dieser Investition
von 21 Fässern Öl bei der Herstellung der Wärmedämmung bereits
70 Fässer beim Heizölverbrauch
eingespart werden.
Fässer Rohöl, bez. auf Standardhaus und 25 Jahre
Wie bei allen Aktivitäten des Menschen ist auch die Herstellung von
Dämmstoffen mit Auswirkungen
auf die Umwelt verbunden. Im
Vergleich zu dessen Nutzen sind
die Auswirkungen der Herstellung
jedoch marginal.
Energiebedarf
Ölheizung Verbrauch in 25 Jahren
Dämmung Herstellung
Energiebedarf
400
350
300
250
200
1'761
269
150
200
100
50
53
32
0
ohne Dämmung
EPS 120 mm
Die Berechnung der Umweltauswirkungen bestätigen die Ergebnisse bei der Energiebetrachtung. Bei
einer Dämmstärke von 120 mm ist
die Umweltbelastung durch die
Heizung wesentlich höher als diejenige der Dämmmaterialproduktion.
Erst bei Dämmstärken über 250 mm
sind die Umweltauswirkungen der
Herstellung gleich hoch wie diejenigen, welche durch die Heizung verursacht werden. Diesen Berech-
Relative
Umweltauswirkungen
Relative
Umweltauswirkungen
EPS 200 mm
nungen liegt eine Lebensdauer von
25 Jahren zu Grunde. Bei längerer
Lebensdauer reduzieren sich die
Umweltauswirkungen durch die
Herstellung im Vergleich zum Betrieb noch weiter. Bei doppelter
Lebensdauer werden die Umweltauswirkungen der Herstellung erst
bei Dämmstärken über 350 mm
gleich hoch wie diejenige der
Heizung.
EPS-Dämmung
Ölheizung
Summe
Standardhaus nach
SIA-Norm
Standardhaus
nach
SIA- D 0123
in Umweltbelastungspunkten
(UPB 97)
N
D 0123
100%
90%
80%
70%
60%
50%
40%
30%
20%
10%
0%
0
100
200
300
Dicke Dämmstoff [mm]
400
500
600
120 mm
Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen • Arbeitsgemeinschaft S-E-E.ch
Seite 3
Behauptung 2
«Ein ökologisch vorteilhafter Dämmstoff setzt
dessen Rezyklierbarkeit voraus»
Nicht zwingend, doch dies allein würde auch nicht genügen. Ebenso wichtig ist, dass daraus
wesentliche Einsparungen des Ressourcenverbrauchs oder der Umweltauswirkungen resultieren.
Energiebedarf
den Lebensweg
von Steinwolle
Energiebedarf
überüber
den Lebensweg
von EPS
Energiebedarf
den Lebensweg
Energiebedarf überüber
den Lebensweg
von EPS von EPS
Herstellung und Transport
der Rohstoffe (Granulat)
Bereitstellung und
Transport der Rohstoffe
Feedstockenergie
Feedstockenergie
Herstellung und Transport
der Rohstoffe (Granulat)
Feedstockenergie
Produktion
Wärmedämmung
Produktion
Wärmedämmung
Herstellungsprozess
Transport: Produkt
Transport:
Produkt
Entsorgung
/ Bau 2000
Transport der Produkte
Entsorgung / Bau 2000
Entsorgung
Altmaterial jedoch viel geringer.
Die Erhöhung der Recyclingquote
ist erklärtes Ziel der EPS-Produzenten: Bei 70 % Recycling-Anteil
kann der Energiebedarf nämlich um
rund die Hälfte reduziert werden.
Bei Recycling-Steinwolle ergibt sich
* siehe Glossar
«Recycling» heisst das Zauberwort
zum Schutze der Umwelt. Prüfen
wir also den dabei entstehenden,
sehr entscheidenden Nutzen.
Dabei interessiert die Frage, ob der
Aufwand für den Transport und die
Aufbereitung zum neuen Werkstoff
wesentlich geringer ist, als die Neuherstellung. Im Zusammenhang mit
Dämmstoffen wird auf Grund des
hohen Volumens vor allem der
Transport immer wieder in Frage
gestellt.
Bei der Betrachtung der energetischen Ressourcenbeanspruchung
über den gesamten Lebensweg
wird ersichtlich, dass sowohl bei
EPS wie auch bei Steinwolle mit
einem guten Logistikkonzept, wie
dies in der Schweiz realisiert ist,
der Transport von sehr untergeordneter Bedeutung ist. Bei EPS fällt
auf, dass ein wesentlicher Anteil
auf die Herstellung des Grundmaterials entfällt. Dieser Teil kann beim
Recycling eingespart werden. Bei
der Steinwolle fällt der wesentliche
Teil in der Produktion an, entsprechend sind die möglichen Einsparungen beim Recycling gering, da
sie sich auf die Bereitstellung der
Rohstoffe und die Entsorgung
beschränken.
Im Bereich Wärmedämmplatten ist
bei EPS der Einsatz von bis zu 70%
Altmaterial möglich und technisch
realisiert. Auf Grund der Langlebigkeit der Produkte ist der Anfall von
Seite 4
Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen • Arbeitsgemeinschaft S-E-E.ch
eine Reduktion der Umweltbelastung auf Grund des nicht benötigten Deponievolumens. Die Emissionen sind praktisch identisch wie
diejenigen von Steinwolle aus
Neumaterial.
Energiebedarf pro m2 isolierter
Fläche (120 mm)
Energiebedarf
pro m2 isolierter
Fläche (120 mm)
7
6
Liter Rohöl
Liter Rohöl
5
4
3
2
1
0
EPS
ohne
EPS
ohne
Recycling
Recycl. 20
3
kg/m3
20 kg/m
EPS
ohne
EPS
ohne
Recycling
Recycl. 15
kg/m33
15 kg/m
Steinwolle
EPS
kg/m3
Steinwolle70%
70%
EPS15
15kg/m3,
Steinwolle
105 Steinwolle
Recycling
70%
Recycling
70%Recycling
Recycling ohnekg/m3
Recycling
105 kg/m3
UBP* pro m2 gedämmter Fläche
UBP* pro m2 gedämmter Fläche
25000
20000
15000
10000
5000
0
3
EPS
ohne
EPS15kg/m3,
15 kg/m
EPS
ohne
Recycl. EPS
ohne
Recycl. EPS
70%
EPS
ohne
20 kg/m3
15 kg/m3
Recycling
70%Recycling
Recycling
Recycling
20 kg/m3
15 kg/m3
Steinwolle
Steinwolle
70%
Steinwolle
105
Steinwolle 70%
Recycling
ohne kg/m3
Recycling
Recycling
105 kg/m3
«Beim Recycling von EPS ist der Transport von entscheidender
Bedeutung (im Gegensatz zum Neumaterial)»
Behauptung 3
Stimmt, entsprechend wichtig ist ein gutes Logistikkonzept.
UBP
Energie
100%
90%
Alt-EPSAufbereitung
Aufbereitung
Alt-EPS
80%
TransportAlt-EPS
Alt-EPS
Transport
Bauschutt-Sortieranlage
Bauschutt-Sortieranlage
70%
Vorschäumen
Vorschäumen
60%
50%
Transport
TransportGranulat
Granulat
97%
89%
Granulat
Granulat
40%
30%
20%
10%
0%
Neu-EPS
UBP 97
Recycling EPS
UBP 97
Neu-EPS
Energie nicht erneuerbar
Eine Wärmedämmplatte aus EPS
besteht im Durchschnitt zu 98%
aus Luft, d.h. geringste Masse.
Entsprechend sind die Transportbelastungen pro transportierte
Masse relativ hoch.
2. Koordinierte Transporte
Die Transporte des Altmaterials
werden mit den Auslieferungen
von Neumaterial koordiniert. Das
Altmaterial wird bei den Rückfahrten abgeholt.
Der EPS Verband Schweiz hat dieses Problem erkannt und das
Logistikkonzept darauf ausgerichtet, dem Verbraucher einen umfassenden Service zur Rückführung
anzubieten.
Damit ergeben sich Transportdistanzen, welche im Maximum
100 km betragen. Dank diesen
Massnahmen ist der Energiebedarf
für die Transporte im Vergleich zum
Recycling EPS
Energie nicht erneuerbar
Nutzen des Recyclings gering.
Bezogen auf die Umweltbelastung
beträgt der Anteil des Transportes
10 % der Herstellung des Neumaterials. Bei Transportdistanzen
von ca. 700 km wäre das Recycling
tatsächlich ebenso belastend wie
die Herstellung des Neumaterials.
Es ist nun am Kunden, diesen
Service in Anspruch zu nehmen
und so seinen Beitrag am Recycling zu leisten.
Die wesentlichen zwei Elemente
dazu sind:
1. Dezentrales Recycling
Über die Schweiz verteilt gibt es
acht Standorte, in denen EPS zu
Wärmedämmplatten rezykliert
wird.
Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen • Arbeitsgemeinschaft S-E-E.ch
Seite 5
Behauptung 4
«Wärmedämmung ist wichtig
– die Wahl des Dämmstoffes ist nebensächlich»
Im Prinzip ja, aber EPS hilft Ihnen, Geld für effizientere Energiesparmassnahmen zu generieren*1
Behauptung 5
Kosteneffizienz von EPS
Ölheizung
Dämmung
Mehrkosten gegenüber 120 mm EPS
350
20'000
300
16'000
250
12'000
200
CHF
Anzahl Fässer Rohöl*
Ob EPS oder Steinwolle verwendet
wird, hat keinen wesentlichen Einfluss auf den energetischen Ressourcenverbrauch. Jedoch sind
die Mehrkosten bei der Verwendung von Steinwolle in dem
berechneten Standardhaus mit
rund CHF 20‘000.– wesentlich
höher.
Ein Teil dieser Mehrinvestitionen
kann daher zum Beispiel in Fenster
mit verbesserter Wärmedämmung
investiert werden. Bei Verwendung
von Fenstern mit einem U-Wert
von 0.5 anstatt 1.1 und von 200 mm
Wärmedämmung anstatt 120 mm
können über die Lebenszeit der
Wärmedämmung von 25 Jahren
rund 120 Fässer oder 18‘000 Liter
Erdöl gespart werden.
150
8'000
100
4'000
50
0
0
120mm
EPSEPS
120
mm
EPSEPS
120mm120
+ bessere
mmFenster
EPS EPS
200mm200
+ bessere
mmFenster
bessere Fenster
Steinwolle 120mm
Steinwolle
120 mm
bessere Fenster
Auch ergibt sich daraus eine Verbesserung der Wohnqualität.
Mit dem gesparten Öl fährt ein
Auto rund viermal um die Welt,
ein Flugzeug fünfmal.
Zusätzlich ergeben sich noch
Einsparungen in den Betriebskosten von mindestens CHF 6‘000.–
bis 8’000.– in 25 Jahren.
«Bei Dämmstoffen sind nur noch kleine
Verbesserungen möglich»
Das sehen wir bei EPS anders, die F&E-Aufwendungen zahlen sich aus für die Umwelt,
den Planer und künftige Generationen.
Recycling Diagramm 8
EPS für 1 m22 Wand
Entsorgung
Netto Belastung
Umweltbelastung in UBP 97
Umweltbelastung in UBP 97
Es ist korrekt, dass in den vergangenen 40 Jahren, seit EPS auf dem
Markt ist, vieles zur Verbesserung
des Produktes getan worden ist
und man heute über grosse Erfahrung mit diesem Material verfügt.
Die Aussage, dass deswegen keine
wesentlichen Entwicklungen mehr
möglich sind, käme der Behauptung gleich, dass nach der Erfindung des Telex keine entscheidenden Verbesserungen in der Kommunikation mehr möglich waren.
Nachstehend kurz zusammengefasst die wichtigen Entwicklungen
seit 1990 und die geplanten Entwicklungen für die nächste Zukunft.
*1 Preise basieren
auf dem aktuellen
Index 2000
*
siehe Glossar
Seite 6
100%
80%
60%
40%
20%
0%
-20%
1990
2000
Durchschnittliche Dichte:
Einsatz von Altmaterial in Neumaterial:
Verwertung von Altmaterial:
2010
1990
25 kg/m3
0%
0%
2000
20 kg/m3
5%
30 %
2010
15 kg/m3
20 %
60 %
Allein durch diese Massnahmen wird pro 10 Jahre eine Halbierung der
Umweltauswirkung bei gleichem Nutzen erreicht.
Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen • Arbeitsgemeinschaft S-E-E.ch
«EPS, eine zu 100% nicht-erneuerbare
Ressource – eine riskante Investition»
Behauptung 6
Nein, denn EPS ist geliehene Energie und steht auch künftigen Generationen zur Verfügung.
benötigte Energie
noch verfügbare Energie
durchschn. Energie pro Platte
Ressourceneffizienz von EPS
7.0
Anzahl Fässer Rohöl
6.0
5.0
4.0
3.0
2.0
1.0
0.0
Neuherstellung
Neuherstellung
1. Recycling
1. Recycling
Zur Herstellung einer EPS-Wärmedämmstoffplatte von einem 1 m2
und 120 mm Dicke mit der Dichte
20 kg/m3 werden 6.7 Liter Rohöl
benötigt. Nach einer Lebensdauer
2. Recycling
2. Recycling
thermische Nutzung
thermische
Nutzung
von 25 Jahren stehen davon noch
75 % zur Verfügung, falls daraus
eine Recyclingplatte hergestellt
wird. Die Sammellogistik und die
Aufbereitung zu einer Wärme-
dämmplatte benötigt nämlich nur
1.5 Liter Erdöl. Der energetische
Ressourcenverbrauch pro m2
Dämmung beträgt somit im Durchschnitt bei zwei Einsätzen nur noch
4.2 Liter Rohöl. Bei nochmaliger
Wiederverwertung sinkt der durchschnittliche Energiebedarf bei drei
Einsätzen sogar unter 3.4 Liter. Bei
thermischer Nutzung der noch vorhandenen Energie, zum Beispiel in
einem Zementwerk, reduziert sich
der Energieverbrauch nochmals um
knapp 4 Liter und es resultiert ein
durchschnittlicher Energieverbrauch
von 2.2 Liter Rohöl pro m2 Wärmedämmung à 120 mm.
«Plastikdämmstoffe haben chemische
Additive und giftige Flammschutzmittel»
Behauptung 7
Bei EPS trifft dies nicht zu, weil gemäss BUA1 sich keinerlei Gefährdung erkennen lässt.
Verwendete Mengen Flammschutz- bzw. Bindemittel
Verwendete Mengen
Flammschutz- bzw. Bindemittel
m2 Wärmedämmung
120 mm
pro m2pro
Wärmedämmung
120mm
Cellulosefasern
Dämmstoff
g Flammschutzmittel
g Flammschutzmittel
/ m2
pro
m2 Dämmstoff
1600
1400
1200
1000
800
600
400
EPS
Steinwolle
200
0
HBCD
(giftklassenfrei)
Phenolharz und Öl
(giftklassenfrei)
EPS ist ohne Additive verfügbar,
bei bautechnischen Anwendungen
wird 0.9 % des Flammschutzmittels* Hexabromcyclododecan
(HBCD) beigemischt. Im Brandfall
lässt dieser Zusatz das EPS vor der
Flamme wegschmelzen, und dadurch wird dem Feuer «Nahrung»
entzogen. HBCD wird vom BUA1
als Stoff eingeschätzt, für den zur
Zeit kein Gefährdungspotenzial für
Mensch und Umwelt erkennbar ist,
Borsäure
Bormischung
(giftklassenfrei)
(Giftklasse 4)
da er ungiftig ist, keine Hautreizung
beobachtet und kein Nachweis auf
Erregung von Krebs erbracht wurde.
Auf Grund der geringen Wasserlöslichkeit ist eine Auswaschung
nicht anzunehmen, und infolge des
geringen Dampfdruckes ist ein
direkter Eintrag in die Atmosphäre
unwahrscheinlich. Dieses Flammschutzmittel ist nicht zu verwechseln mit anderen bromierten
Flammschutzmitteln, wie HBDE
oder PBB, welche in anderen
Kunststoffen eingesetzt werden
und als problematisch gelten.
Doch machen wir den Vergleich
mit Borax und Borsäure, welches
zu wesentlich höheren Konzentrationen in Isolationen aus Cellulosefasern (Altpapierflocken) und biologischen Isolationen (Wolle, Naturfasern) enthalten ist. Borax und
Borsäure sind in der Giftklasse 4
eingeteilt. Zudem sind diese Stoffe
wasserlöslich und wirken auf Pflanzen toxisch.
Während in einem Quadratmeter
EPS Dämmung 15 bis 25 g HBCD
enthalten sind, beinhaltet eine
entsprechende Papierdämmung
1’500 g Borax und Borsäure. Steinwolle beinhaltet 140 bis 250 g ungiftige Phenolharze als Bindemittel.
Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen • Arbeitsgemeinschaft S-E-E.ch
1
BUA:
Beratergremium
für umweltrelevante Altstoffe
der Gesellschaft
deutscher Chemiker
*2 HBCD-BUAStoffbericht 165
(Stand, Aug.1995)
* siehe Glossar
Seite 7
Das Standardhaus
SIA D 0123
Die Gebäudedaten wurden von einem bestehenden Wohnhaus abgeleitet (SIA D0123: Wohnsiedlung
Stallenmatt in Oberwil, Architekt:
Prof. Peter Steiger).
Bei einer Energiebezugsfläche von
577 m2 werden zwei 2 1/ 2- Zimmerwohnungen im Dachgeschoss und
vier 3 1/ 2-Zimmerwohnungen im
Erdgeschos und 1. Obergeschoss
genutzt. Angepasst wurden die
Baukonstruktionen, indem für die
Wände eine Kompaktfassade und
für das Dach eine Dämmung über
den Sparren gewählt wurde. Alle
Glossar
Baukonstruktionen wurden aus
SIA D 0123 übernommen.
Im Untergeschoss stehen Mehrzweckräume, Waschküche und
Abstellräume zur Verfügung.
Der Heizölverbrauch wurde über
den Jahreswärmebedarf (Produkt
aus Fläche, U-Wert, Heizgradtagen
und Vollbetriebsstunden
nach Hottinger)
errechnet; es
wurde davon
ausgegangen,
dass das Untergeschoss
nicht beheizt
ist.
Pentan
Ein Lösungsmittel (sog. aliphatischer Kohlenwasserstoff mit der
Formel C5H12). Pentan wird zum
Aufschäumen von Polystyrol verwendet. Es ist für Mensch und Tier
sowie für die Ozonschicht unproblematisch, trägt jedoch in Verbindung mit Stickoxiden und Sonnenlicht zum Sommersmog bei.
Gemäss Luftreinhalteverordnung
verfügen in der Schweiz die EPS
verarbeitenden Betriebe übereine
Pentan-Entsorgungsanlage.
Recycling
Wiederholte Verwendung von Altmaterial oder Reststoffen als
Sekundär-Rohstoff. Idealziel sind
geschlossene Kreisläufe, Realziel
ist Konkurrenz von Sekundär- und
Primär-Rohstoffen auf den
Märkten.
Thermische Nutzung
Nachdem der Hauptzweck eines
Produktes erfüllt ist, kann die im
Produkt steckende, geliehene
Energie durch Verbrennen nochmals genutzt werden.
Ökobilanz
Eine Ökobilanz ist eine Methode,
welche die Auswirkungen der Stoffund Energieströme auf die Umwelt
während des gesamten Lebensweges erfasst und bewertet. Dadurch
lassen sich verschiedene Produkte
bezüglich Umweltbelastung miteinander vergleichen oder zeigen auf,
welcher Abschnitt im Lebensweg
besonders umweltbelastend ist.
Das Vorgehen ist in der ISO Norm
14’040 ff. festgelegt.
Umweltbelastungspunkte (UBP)
Bewertungsmethode für Umweltauswirkungen auf Grund der
ökologischen Knappheit. Dadurch
werden verschiedene Umweltbelastungen miteinander vergleichbar und zu einer einzigen Kennzahl
zusammengefasst. Die UBP basieren auf der schweizerischen
Umweltpolitik und werden vom
BUWAL publiziert.
u-Wert (früher k-Wert)
Wärmedurchgangskoeffizient;
Einheit: [W/m2 • K]; Der u-Wert ist
ein wichtiges Mass für den Wärmeschutz. Er zeigt auf, wieviel
Wärmeenergie pro Zeit und Temperaturdifferenz (z.B. Innen- und
Aussentemperatur) bei einer
Fläche von einem Quadratmeter
«verloren» geht. Je kleiner der
Wert, desto besser ist somit der
Wärmeschutz des Bauteils. In der
Regel werden heute Konstruktionen mit einem u-Wert von ungefähr 0.3 [W/m2 • K] gebaut.
Gut wärmegedämmte Aussenwände weisen einen Wert von
sogar 0.15 bis 0.2 [W/m2 • K] auf.
EPS Verband Schweiz
Bahnhofstrasse 61
CH-6403 Küssnacht
info@eps-schweiz.ch
www.eps-schweiz.ch
APME
Die «Association of Plastics Manufacturers in Europe» publiziert in
ihren Eco-profiles die ÖkobilanzDaten zum EPS-Granulat.
Energetische Ressourcen
Verbrauch an nicht-erneuerbaren
energetischen Ressourcen wie Öl,
Gas, Kohle oder Uran.
EPS
Abkürzung von expandiertem Polystyrol. Polystyrol ist ein weitverbreiteter Kunststoff. Mit Pentan aufgeschäumt, besitzt EPS sehr gute
Wärmedämmeigenschaften. Es
wird vorwiegend in den Bereichen
Wärmedämmung und Verpackung
eingesetzt.
Fass Erdöl/Rohöl
Ein Fass Erdöl hat ein Volumen von
159 Litern. Ein Liter Erdöl hat einen
Energieinhalt von knapp 38 MJ.
Feedstock-Energie
Energie welche im Material gespeichert ist und für weitere energetische Nutzung zur Verfügung steht.
Flammschutzmittel
Als Flammschutzmittel wird dem
EPS 0.9 % Hexabromcyclododecan
(HBCD) beigemischt.
Lambda-Wert
Wärmeleitfähigkeit des Materials,
die Einheit ist [W/m • K].
Seite 8
Ökologische Beurteilung von EPS-Dämmstoffen • Arbeitsgemeinschaft S-E-E.ch
Bezugsquelle
und weitere
Informationen: