Bericht zur sozialen Lage in der Euregio Maas-Rhein
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Bericht zur sozialen Lage in der Euregio Maas-Rhein
RECES - Reseaux Euregional Contre l`Exclusion Sociale (Euregionales Netzwerk gegen soziale Ausgrenzung) : Bericht zur sozialen Lage in der Euregio Maas-Rhein Inhalt 1. Einleitung 2. Soziale Ausgrenzung in der Euregio Maas-Rhein 3. Provinz Lüttich 4. Belgisch Limburg 5. Südlimburg (Niederlande) 6. Regio Aachen 7. Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens -1- Einleitung Zwar kann man ohne zu Zögern behaupten, dass die Europäische Union als politischer und wirtschaftlicher Raum eine der reichsten Regionen unseres Planeten ist, und dass sich dies zwar sowohl hinsichtlich der Konzentration dieser Reichtümer auf internationaler Ebene als auch hinsichtlich der Verteilung dieser Reichtümer in der Bevölkerung der Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sagen lässt, so ändert dies aber nichts am Vorhandensein prekärer Situationen und von Armut in besagten Ländern. Es handelt sich hierbei um dynamische Phänomene, die die Folge von Prozessen sind, die sämtliche Länder Europas betreffen, und zwar insbesondere die der Euregio Maas-Rhein, die Niederlande, Belgien und Deutschland, wobei fünf Regionen dieser Länder Gegenstand vorliegenden Berichts sind. Als einer der Hauptfaktoren, die Ursache dieser prekären Situationen und der Armut sind, ist seit einigen Jahren das bezogen auf die Entwicklung der Lebenshaltungskosten zu geringe Einkommensniveau zu nennen. Ein Phänomen, das 2008 immer größere Ausmaße annimmt und in unterschiedlichem Verhältnis die Niederlande, Belgien, Deutschland und noch einige andere Länder durchzieht. Das aufgetretene Problem der zur Deckung des täglichen Bedarfs unzureichenden Löhne und Gehälter hat in den letzten Jahren eine Kategorie armer Arbeiter entstehen lassen, die den in den USA bereits hinlänglich bekannten „Working poors” immer ähnlicher werden. In Haushalten mit nur einem Einkommen, in Haushalten mit einem oder mehreren Kindern sowie in solchen mit einem Einkommen aus Teilzeitarbeit wird dieses Phänomen noch verschärft. Ganz allgemein bringt es bedeutende Konsequenzen, was die Art angeht, mit der die öffentliche Hand die Armut wahrnimmt sowie die Art, mit der die Gesellschaft als solche sich um die Ärmsten kümmert und wie sie definiert, wer zu dieser sozialen Kategorie gehört, mit sich. In der Tat war die bloße Tatsache, Arbeit zu haben, lange Zeit ausreichend, um sich vor einer prekären Situation zu schützen. Heute aber muss diese Arbeit auch stabil und gut bezahlt sein, sonst bietet sie keinen Schutz vor Armut mehr. Es ist festzustellen, dass zu den Hauptfaktoren, die prekäre Situationen und Armut entstehen lassen, in einer Konsumgesellschaft, in der jedem daran gelegen ist, sich -2- so viele, oft teure und unnütze, selten jedoch unabdingbare Dinge wie möglich anzuschaffen, auch das Problem der Überschuldung gehört. Im europäischen Raum ist der Einzelne nicht nur Bürger, sondern vor allem auch Konsument, der dazu gebracht wird, alle möglichen Dienstleistungen zu zahlen und jedwede Art von Produkten zu kaufen. Dies zeugt zwar einerseits von der wirtschaftlichen Vitalität der Europäischen Union, andererseits aber auch von den Grenzen eines Konsummodells, in dem die Probleme jeden Tag größer werden (Verschmutzung, Ungleichheiten, öffentliche Gesundheit, etc.). Vor einem wirtschaftlichen Hintergrund, in dem die Lebenshaltungskosten schneller steigen als die Einkommen, kann der Bürger als Konsument schnell in die Schuldenfalle geraten, insbesondere, wenn er mit seinen Einkünften bereits seinen täglichen Bedarf nicht decken kann. Die europäische Bevölkerung altert und gleichzeitig nimmt die Jugendarbeitslosigkeit zu. Die Renten sind unzureichend, um ein würdiges Leben zu führen, und oft scheint es für die jungen Generationen keine Zukunftsperspektiven zu geben. Insbesondere, aber nicht nur in den Euregio Maas-Rhein Ländern ist die Armut bei Jugendlichen und älteren Menschen nicht mehr zu übersehen. Beschäftigt man sich mit dem Problem der Ausgrenzung und sucht nach einer Definition, die sich den vielfältigen Situationen und Zusammenhängen anpasst, muss man sowohl die objektiven, konkreten und messbaren Gegebenheiten, als auch die subjektiven, ideologischen und symbolischen Aspekte betrachten. Bei einer Untersuchung dieses sozialen Phänomens sind sowohl Überlegungen über die Charakteristika der Ausgrenzung als auch über den Sinn, den wir ihr geben, anzustrengen. In dieser Hinsicht gibt es verschiedene Grundlagen für die Fragestellung: Erlebnisse und Gefühle des Ausgegrenzten, konkrete Indikatoren für die Ausgrenzung oder auch die Beweggründe öffentlicher, politischer bzw. sozialer Akteure, die sich zu ausgegrenzten Bevölkerungsteilen äußern. Ausgrenzung ist in den Grundfesten jeglichen gesellschaftlichen Lebens verankert. In der Tat existiert die Gesellschaft hauptsächlich durch die reelle und/oder symbolische Konfrontation ihrer Mitglieder, die Werte, Glauben und soziale Normen schaffen, festschreiben, und verändern. Sie birgt zahlreiche soziale Repräsentationen, geschaffen von einzelnen Personen und gesellschaftlichen Gruppen, von denen sich -3- aber nur ein Teil durchsetzt und die sozialen Beziehungen prägt. Genau wie Glück und soziale Integration ist auch Ausgrenzung Teil eines in der Gesellschaft geführten globalen Diskurses und wird durch soziale Repräsentationen legitimiert, die nur von einem Teil der Gesellschaft verankert, aber von der Mehrheit akzeptiert werden. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Ausgrenzung zu messen. Man kann den absoluten Vergleich wählen und das tatsächliche Einkommen pro Tag jedes Bewohners der Erde erheben. Diese Methode, die die Komplexität der Ausgrenzung unberücksichtigt lässt, hat den Vorteil, die enormen Unterschiede zwischen einzelnen Regionen, Ländern und Kontinenten aufzudecken. Sie kommt zum Einsatz, wenn in den Medien zusammenfassend ein fernes, oft afrikanisches oder asiatisches Land beschrieben wird, und es heißt, dass die Einwohner von weniger als einem Dollar pro Tag leben. Man kann auch einen relativen Vergleich wählen und die Analyse in den sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhang des betreffenden Landes setzen. Auf diese Weise erhält man eine Armutsschwelle pro Land und kann feststellen, wie viele Menschen unterhalb dieser leben und somit als arm zu bezeichnen sind. Es handelt sich hierbei um eine relative Methode, da die Armutsschwelle einzig anhand von landeseigenen Kriterien festgelegt wird. Schließlich kann man auch eine qualitative Analyse der Lebensbedingungen zugrunde legen, und darauf abzielen, die Empfindungen und Erlebnisse der Menschen, die sich als ausgegrenzt betrachten oder das Gefühl haben, auf dem Weg dorthin zu sein, zu verstehen. Diese Analyse stützt sich also auf Interviews mit den betroffenen Personen, in denen es um die ihnen verfügbaren Mittel und um zahlreiche Aspekte ihres Lebens geht (Kleidung, Freizeit, Unterkunft, Schulden, etc.). Der Vorteil der qualitativen Analyse besteht in dem sich bietenden Einblick in die Prozesse, die zur Ausgrenzung führen. Sie macht z.B. deutlich, dass arbeitslos zu sein nicht nur in dem Beziehen eines Ersatzeinkommen besteht, sondern auch weniger Kontakt zu anderen bedeutet und somit zu sozialer Isolation und dem Fehlen eines Freundes- und Bekanntenkreises führt. In der Untersuchung wird das -4- Gefühl der Einsamkeit und Langeweile, das einen Langzeitarbeitslosen befallen kann, beschrieben, sie zeigt auf, dass er Mehrausgaben hat, etc. Die drei Methoden lassen sich gut miteinander kombinieren, da jede einzelne wertvolle Erkenntnisse bringt. Eine Betrachtung der sozialen Ausgrenzung im Rahmen der Euregio Maas-Rhein ist in vielerlei Hinsicht interessant. Zunächst einmal bietet sich die Gelegenheit, Daten und Zahlen von fünf Regionen, die, wenn es nicht um breiter angelegte Vergleiche auf europäischer oder internationaler Ebene geht, selten gemeinsam in einem Bericht behandelt werden, miteinander zu vergleichen. Zudem weist die Euregio Maas-Rhein als Euregio-Gebiet aufgrund der Nähe der fünf Regionen zum einen sehr große Ähnlichkeiten, zum anderen, aufgrund ihrer drei unterschiedlichen Staatsstrukturen aber auch bedeutende Unterschiede auf. Dies ermöglicht eine Aussage darüber, in welchen Punkten diese Regionen vergleichbar sind und in welchen nicht. Und schließlich, in Anbetracht des die Europäische Union ausmachenden Integrationswillens, bietet ein euregionaler Vergleich auch die Möglichkeit, festzustellen, inwieweit dieser auf lokaler Ebene von fünf Grenzregionen vorhanden ist. In den Jahren 2003 und 2004 erdacht und 2005 für einen Zeitraum von drei Jahren gestartet, sollte das euregionale Netzwerk gegen soziale Ausgrenzung (RECES) die Zusammenarbeit im Bereich des Wissens und des Kampfes gegen soziale Ausgrenzung fördern. RECES wurde auf einem assoziativen Pfeiler, der Treffen und Events mit lokalen Akteuren der Euregio, die auf dem Gebiet der sozialen Ausgrenzung tätig sind, ermöglicht hat (Verbände, Akteure aus dem Gesundheitsbereich, NROs, etc.), und auf einem „Forschungs”-Pfeiler, der sich aus mehreren Universitäten und Hochschulen der Euregio zusammensetzte, um Wissen über soziale Ausgrenzung auszutauschen und zu verbreiten, aufgebaut und sollte so Plattform des Austauschs zwischen Akteuren, die nie oder nur selten die Möglichkeit zu einem Treffen haben, sein. Für den zweiten Pfeiler („Forschung”) wurden drei Aufgaben festgelegt. Erste Aufgabe sollte die Abfassung eines Berichts über soziale Ausgrenzung aus -5- euregionalem Blickwinkel sein, was mit vorliegendem Text erfolgreich umgesetzt wurde. Als zweites sollten umfassende Kolloquien über soziale Ausgrenzung organisiert werden und als drittes sollten Seminare in den verschiedenen Städten der Euregio Maas-Rhein veranstaltet werden. Die praktische Umsetzung bestand in zwei in Lüttich abgehaltenen Kolloquien. Bei ersterem ging es um die Notwendigkeit, eine euregionale Aktion zur Bekämpfung sozialer Ausgrenzung in der Euregio Maas-Rhein ins Leben zu rufen, bei zweiterem standen soziale Integration und Bürgerschaft in der Euregio im Mittelpunkt. Ein weiteres Ergebnis des RECES war die Organisation von vier Seminaren: In Eupen zum Thema „Kindheit, Jugend und Armut: Ausgrenzung bekämpfen!”, in Hasselt zum Thema „An den sozialen Zusammenhalt in der EMR angepasste Hochschulbildung”, in Aachen zum Thema „Migrantenorganisationen und die Herausforderung Integration” und schließlich in Lüttich zum Thema „Armut und Immigration”. Abgesehen von dieser kleinen Einleitung enthält vorliegender Bericht die fünf Berichte über die fünf Regionen der Euregio Maas-Rhein a. Nach einer Beschreibung des allgemeinen Zusammenhangs sind in jedem Bericht einige Daten über Bevölkerung, Beschäftigung, Wohnungssituation sowie Gesundheit, Bildungswesen und die politischen Maßnahmen in diesen Bereichen zusammengestellt. Jeder Bericht ist mit einer Bibliographie versehen. Im zweiten Teil wird eine Queranalyse der fünf Berichte vorgenommen. Diese zielt zunächst auf das Wesen eines Euregio-Gebiets und den Sinn sowie die Grenzen eines Vergleichs in diesem Bereich ab. Dann werden eine Reihe von Themen in vergleichender Hinsicht wieder aufgegriffen, so z.B. Beschäftigung und Arbeitslosigkeit, Gesundheit, Unterstützung und soziale Sicherheit oder auch die Situation der Ausländer in der Euregio Maas-Rhein. Darüber hinaus existieren fünf Fallstudien, die im Rahmen der Tätigkeiten des RECES durchgeführt wurden. Jeder Text veranschaulicht ein spezifisches, soziale Ausgrenzung betreffendes Problem. Bei den Fallstudien handelt es sich um autonome Beiträge, die die Lektüre der fünf Sozialberichte sowie die EuregioAnalyse bereichern sollen. -6- Dieser Bericht beruht zugleich auf individueller als auch auf gemeinschaftlicher Arbeit. Einleitung und Euregio-Analyse sind ein Gemeinschaftswerk. Bei den Sozialberichten und Fallstudien handelt es sich um Arbeiten, die jeder Forscher auf Basis seiner eigenen Quellen und Mittel vorgenommen hat. Allgemein kann man sagen, dass der Bericht Sammlung und Synthese der dreijährigen Gruppenarbeiten des RECES-Projekts darstellt. Juni 2008 Jérôme Jamin Almut Kriele Tanja Mertens Karel Toussaint Ilse Vanderstukken Gwendolyn Verhulst -7- Soziale Ausgrenzung in der Euregio Maas-Rhein Das Konzept der "Region" kam in den 60er Jahren im institutionellen Kontext Europas auf. Unter anderem diente die Region als Instrument zur Lösung bestimmter Probleme, die der Staat nicht effizient behandeln konnte. Außerdem stellte das Konzept der Region die Antwort auf gewisse regionalistische Ambitionen innerhalb der Staaten dar. In den 80er Jahren übertragen mehrere Staaten der Europäischen Union durch Änderungen der nationalen Verfassungen besondere Machtbefugnisse und Zuständigkeitsbereiche auf die Regionen, welche innerhalb der staatlich geduldeten Grenzen zunehmend politische Autonomie gewinnen. Wie Professor Beaufays im Rahmen des zweiten RECES-Workshops (20.02.061) darlegte, können mehrere Typen von Regionen unterschieden werden. Einerseits gibt es die auf die praktische Wirklichkeit bezogene Region ohne legalen Rahmen, welche nur auf Grund der Notwendigkeit, als Region angesehen zu werden, existiert, sowie die institutionelle Region, welche einen durch gesetzgeberische Regelung bestätigten legalen Status und einen eigenen Etat für spezifische Aufgaben besitzt. Auf der anderen Seite lässt sich zwischen internen Regionen innerhalb eines Staates und seiner Grenzen sowie grenzüberschreitenden Regionen, welche über Staaten und Grenzen hinausgehen, unterscheiden. Grenzüberschreitende Regionen innerhalb der Europäischen Union werden innereuropäische länderübergreifende Regionen genannt. Eine innereuropäische länderübergreifende Region verfügt über verschiedene Aufgabengebiete. Diese reichen von Wirtschaft und Handel bis hin zu Beschäftigung, Berufstraining und dem Status von Grenzgängern und erstrecken sich von den Bereichen Umwelt und Umweltverschmutzung, Gebietsmanagement und Verkehrswesen bis hin zu sozialen Fragen, Gesundheit, Migration, Tourismus und Kultur. Grenzen stehen für Anziehungskraft, Gegensätze und auch Misstrauen. Sie rufen all jene Aktivitäten, Konfrontationen und Kooperationen hervor, welche zu europäischen Programmen wie dem Interreg geführt haben. 1 Colloque international « Intégration sociale et citoyenneté au sein de l’Euregio ». Liège (Jemeppe), Haute Ecole de la Province de Liège Léon-Eli Troclet (20/02/06). Siehe auch BEAUFAYS J., Théorie du régionalisme. Bruxelles, Story–Scientia, 1986. -1- Die Euregio Maas-Rhein als innereuropäische länderübergreifende Region wurde im Jahr 1976 gegründet und besitzt seit 1991 legalen Status. Sie wird euregional genannt, da von ihr mehrere Staaten über ihre Grenzen hinweg betroffen sind, welche jedoch alle innerhalb der Europäischen Union liegen. Am Schnittpunkt von Deutschland, Belgien und den Niederlanden gelegen umfasst die Euregio Maas-Rhein fünf Partnerregionen: die Region Aachen (1.288.000 Einwohner), die Provinz Lüttich (963.000 Einwohner ohne die deutschsprachige Gemeinschaft ), die belgische Provinz Limburg, den Süden der niederländischen Provinz Limburg (810.000) sowie die deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens (72.000). Insgesamt handelt es sich also um 3.880.000 Bewohner. Die Euregio Maas-Rhein konzentriert sich auf vier wesentliche Bereiche: (1) Wirtschaft, Tourismus, Mittelklasse, Technologie und Beschäftigung; (2) Natur, Umwelt und Verkehrswesen; (3) Jugend, Kultur, Bildung und euregionale Identität; (4) Gesundheit, Sozialwesen und Sicherheit. Als ein Netzwerk von Organisationen die gegen soziale Ausgrenzung kämpfen, behandelt RECES sozialen Themen wie Arbeitslosigkeit, Gesundheit und Verarmung. Hin zu einem euregionalen Vergleich Soziale Ausgrenzung ist ein komplexes Phänomen. Es hat unterschiedliche Ursachen und spezielle Wirkungen hinsichtlich Gesundheit, Wohnungswesen, Beschäftigung und des täglichen sozialen Leben. Im Rahmen der Euregio kann dieses Phänomen auf mindestens drei Ebenen verglichen werden: (1) hinsichtlich der Gründe für soziale Ausgrenzung, (2) ihrer Auswirkungen und (3) der dagegen ergriffenen lokalen und nationalen politischen Maßnahmen. Daniel-Louis Seiler definiert «Politikvergleich» als einen Zweig der Politikwissenschaften, der eine vergleichende Methode auf die Analyse territorialer Einheiten auf transregionaler oder transnationaler Ebene anwendet, um politische Phänomene auf diese Weise klassifizieren und verstehen zu können2. Giovanni Sartori seinerseits definiert «Politikvergleich» als die Konstruktion einer erklärenden Theorie, welche durch Überprüfung mehrerer Bereiche eines untersuchten Phänomens falsifizierbar sein muss. Diese Kontrolle stellt in erster Linie eine 2 Seiler D.-L., (2004), La méthode comparative en science politique, Paris : Armand Colin, S.41. -2- vergleichende Überprüfung dar, da Vergleiche dazu dienen, die Richtigkeit unserer Verallgemeinerungen über unterschiedliche Bereiche hinaus zu bestätigen oder zu entkräften. Vergleiche dienen dazu zu kontrollieren, ob ein einheitliches Prinzip (Analogien) in allen unterschiedlichen Fällen und Situationen verfügbar ist, in denen es angewendet werden soll3. Im Rahmen der Euregio kann die Überprüfung auf einer vergleichenden, einer experimentellen oder einer statistischen Grundlage durchgeführt werden. Unter Berücksichtigung der Möglichkeiten, über die wir im Kontext von RECES verfügen, wird die Untersuchung von Ausgrenzung hauptsächlich aus einer vergleichenden und statistischen Perspektive durchgeführt werden. Laut Sartori ist nicht alles miteinander vergleichbar und es ist notwendig auf der Grundlage eines spezifischen Merkmales zu vergleichen und zu differenzieren. Auch wenn "Äpfel und Birnen hinsichtlich einiger ihrer gemeinsamen Merkmale vergleichbar sind, lassen sie sich in Bezug auf Eigenschaften, die sie nicht teilen, nicht vergleichen." "Äpfel und Birnen sind insofern vergleichbar, dass sie Früchte und essbar sind oder dass sie auf Bäumen wachsen; bezüglich ihrer Form sind sie jedoch nicht vergleichbar. Abschließend lässt sich feststellen, dass zwei Objekte, die gleich sind, ein und dieselbe Einheit ausmachen und bei zwei Gebilden, die sich auf allen Ebenen unterscheiden, der Vergleich sinnlos ist4. In Bezug auf bestimmte Merkmale wie dem Prozess, der zu Ausgrenzung führt, sind die fünf Regionen der Euregio als Teile dreier unterschiedlicher Länder vollständig vergleichbar. Hinsichtlich anderer Merkmale sind sie es nicht. Vor- und Nachteile eines euregionalen Vergleiches Seit einigen Jahren ist es üblich innerhalb der Europäischen Union Best Practices miteinander zu vergleichen. Die mit dem Ziel der Auswertung und des Vergleichs von Best Practices mit Unterstützung der EU durchgeführten und finanzierten Treffen, Forschungsarbeiten und Workshops sind zahllos. Der Vorteil eines solchen Ansatzes ist evident. Durch die Gegenüberstellung sozialer und wirtschaftlicher Themen wie dem der Ausgrenzung auf geographischer Grundlage, zwischen verschiedenen Regionen und Ländern mit ihren jeweils eigenen lokalen und nationalen Strategien, führt der Vergleich zu einer effizienten Evaluierung des sozialen Kontextes und der notwendigen Vorgehensweisen. 3 Sartori G., “Bien comparer, mal comparer” in Revue Internationale de Politique Comparée, Vol.1, n°1, 1994, S.20 und 21. 4 Sartori, op. cit., S.22. -3- Erstens bietet der Vergleich die Möglichkeit zu überprüfen, ob dieselben Ursachen dieselben Folgen nach sich ziehen, wie zum Beispiel im Falle der Verknüpfung von Arbeitslosigkeit, Einsamkeit oder Isolation und sozialer Ausgrenzung. Zweitens erlaubt er die Überprüfung der Frage, ob dieselben politischen Maßnahmen zu denselben Ergebnissen führen, so zum Beispiel was die Anforderungen hinsichtlich Bildung und Mindestlohn zum Schutz gegen Ausgrenzung anbelangen. Drittens ermöglicht der Vergleich die Verbreitung von Praktiken was ihre Ergebnisse und Angemessenheit innerhalb spezifischer Kontexte angeht. Und Viertens bringt er politische Entscheidungsträger dazu, für ihre eigene Region oder Stadt die richtigen Best Practices auszuwählen. Wenn man die Aufgabe von RECES darin sieht, eine euregionale Analyse mit dem Ziel der Erörterung möglicher Best Practices durchzuführen, trifft die Methode des Vergleiches auf drei Ebenen auf verschiedene Schwierigkeiten. Zuerst einmal führt soziale Ausgrenzung nicht in jedem Kulturkreis und in jedem Land zur selben Definition. Gesundheit, Gehalt, Beschäftigung, Wohnungswesen, Bildung und Charakteristika von Privathaushalten stellen verschiedene Formen dar, über Ausgrenzung zu reden. Als ein soziales Konstrukt, welches eine soziale und wirtschaftliche Realität beschreiben soll, sind diese Unterschiede zu berücksichtigen, auch wenn in der Europäischen Union heutzutage übereinstimmende Kriterien verwendet werden. Zweitens unterscheiden sich die Institutionen und politischen Vorgehensweisen der einen Region von denen der andren. So führen diese Ungleichheiten zu unterschiedlichen Terminologien und Kategorien, welche den Vergleich zwischen der berufstätigen und den arbeitslosen Bevölkerung, den Sozialhilfeempfängern, Rentnern etc. erschweren. Als Drittes hat die Tatsache, dass die Bevölkerung nicht nach denselben Kriterien unterteilt und erfasst wird, zur Folge, dass sich Daten und Statistiken nicht auf dieselben sozialen und wirtschaftlichen Realitäten beziehen. Die Datenerfassung mag in dem einen und dem anderen Land differieren und auch die durch die Daten abgedeckten ausgewählten Bereiche können je nach nationalen Vorlieben und politischer Agenda voneinander abweichen. Mögliche Vergleiche im Rahmen der Euregio Auch wenn erkennbare und interessante Unterschiede nicht unerwähnt bleiben dürfen, haben Berichte und Vorträge von Leeranstalten und Universitäten im Rahmen von RECES -4- verschiedene gemeinsame Trends zur Beschreibung und Erklärung von Ausgrenzung und Armut in der Euregio Maas-Rhein aufgezeigt. Neben anderen gemeinsamen Charakteristika im Bereich Ausgrenzung kann als erstes die Verwendung einer auf "objektiver Ausgrenzung" basierenden Kontrolle durch alle Behörden und Regierungen (sowohl auf lokaler als auch auf nationaler Ebene) genannt werden. Wie von RECES-Forschern am 13.09.05 in Eupen auf einem Seminar hervorgehoben wurde, ist es möglich zwischen "subjektiver Ausgrenzung" und "objektiver Ausgrenzung" zu differenzieren5. Erstere bezeichnet die Ausgrenzung, wie sie von Menschen erlebt wird, die von Armut betroffen sind. Sie führt zu ihrem besonderen Standpunkt und der Art und Weise, wie sie sich innerhalb einer sozialen Gemeinschaft wahrnehmen. Der zweite Begriff, die objektive Ausgrenzung, bezieht sich auf all die Beobachtungen, Feldstudien, Daten und Analysen die von Behörden genutzt werden um Ausgrenzung zu verstehen, zu definieren und gegen sie zu kämpfen. Diese Informationen werden nicht von Betroffenen, sondern von speziellen Einrichtungen und nach besonderen Kriterien erstellt: Beschäftigung, Wohnungswesen, Gesundheit, Bildung etc. Auch wenn bekanntlich gewisse Verbindungen zwischen subjektiver und objektiver Ausgrenzung bestehen, untersucht letztere keine soziale Empfindung, sondern eine soziale Realität, die mit entsprechenden Mitteln und Werkzeugen gemessen werden kann. Innerhalb der drei Länder und fünf Regionen der Euregio nutzen Behörden, Politiker und soziale Akteure die "objektive Ausgrenzung" als ein Instrument um gegen Armut vorzugehen und Handlungsstrategien in diesem Bereich zu entwickeln. Arbeitslosigkeit wird, neben anderen Faktoren, in allen fünf Regionen übereinstimmend als Hauptfaktor zur Erklärung von sozialer Ausgrenzung angesehen. Arbeit ist ein Instrument um eine Entlohnung zu erhalten, verschafft aber auch den Eintritt ins soziale Leben. Somit ist eine Beschäftigung, selbst bei Vorhandensein eines Ersatzlohnes für Arbeitslose, der erste Schritt zum Schutz gegen Ausgrenzung. Auch wenn sich jede der Regionen mit dieser Problematik konfrontiert sieht, hat der Vergleich zwischen Belgien, Deutschland und den Niederlanden eine spezifische Verwendung der Kategorie "erwerbstätige Arme" im letztgenannten Land offen gelegt. Diese Kategorie wird von Behörden verwendet, um sich auf Beschäftigte ohne ausreichende 5 Siehe Jamin J. « Exclusion en Science humaine - Exclusion en Province de Liège », Liège : RECES (working Paper), Octobre 2005. http://reces.bugiweb.com (../usr/Ressources/Internes/JAMINworkingpaperRECES[2].pdf) -5- finanzielle Mittel für eine würdige Existenz zu beziehen. Die Problematik der erwerbstätigen Armen ist von großer Bedeutung, da sie der Idee widerspricht, dass Beschäftigung die Patentlösung im Kampf gegen Ausgrenzung darstellt. Außerdem zeigt dies, dass das Fehlen dieser Kategorie in Belgien und Deutschland nicht das Fehlen von erwerbstätigen Armen bedeutet. In dem Bericht "Berufstätig aber dennoch arm" (Werkend en toch arm) des Forums für wirtschaftlichen Studien Nyver von 2004 wurde festgestellt, dass in den Niederlanden eine Schicht erwerbstätiger Armen existiert und diese obendrein rasant anwächst: "Arbeit ist keine Garantie um Armut zu entgehen". Die Anzahl der betroffenen Menschen wurde auf 250.000 geschätzt. Dies liegt der niederländischen Gewerkschaftsorganisation FNV zufolge zum Teil an der Tatsache, dass ein Großteil der Erwerbsbevölkerung in Teilzeitjobs oder Saisonarbeit beschäftigt ist und dies, wenn es das einzige Einkommen darstellt, zu Armut führen kann6. Die Thematik der "erwerbstätigen Armen" führt außerdem zur Frage des Mindesteinkommens und seiner Verknüpfung mit den Lebenshaltungskosten bezüglich Unterkunft, Bildung, Gesundheit usw. in den einzelnen Regionen. Im Gebiet der Euregio definiert sich das Mindesteinkommen in Belgien als das Minimum, was ein Arbeitgeber im privatwirtschaftlichen Sektor einem Vollzeitangestellten für einen Monat Arbeit garantieren muss. Es ist verboten weniger zu zahlen als den Mindestlohn und dieser gilt auch für Teilzeitarbeit, natürlich proportional zu den geleisteten Arbeitsstunden (so berechtigen z. Bsp. 20 Wochenarbeitsstunden in einer Firma mit 38-Stunden-Woche zu 20/38 des Mindestlohnes). Der nationale Mindestlohn wird in Belgien nicht per Gesetz sondern im Zuge von Verhandlungen zwischen den Sozialpartnern festgelegt. Er variiert je nach Alter und Dauer der Berufstätigkeit. Neben anderen Altersklassen bekommen 16-Jährige einen Mindestlohn von 863,94 EUR, 19-Jährige haben Anspruch auf 1.086,10 EUR und über 22-Jährige mit 12 Monaten Berufserfahrung würden 1.283,34 EUR erhalten. Die Festsetzung der Löhne für belgische Firmen erfolgt größtenteils durch Vereinbarungen, die in paritätisch zusammengesetzten Ausschüssen ausgehandelt werden, welche sowohl die Gewerkschaften als auch die Arbeitgeberverbände repräsentieren. Darin werden Berufskategorien entsprechend der Art der Tätigkeit der Arbeitnehmenden sowie ihrer Qualifikationen 6 Für eine vergleichende Studie zu Beschäftigten im Niedriglohnsektor und erwerbstätigen Armen siehe: http://www.eiro.eurofound.eu.int (../2002/08/study/tn0208101s.html) -6- festgelegt. Für jede einzelne Berufsklasse wird ein Mindestlohn festgelegt, der dem gesetzlichen Mindesteinkommen entspricht oder dieses übertrifft. In Deutschland existiert kein generelles staatliches Mindesteinkommen sondern einzelne Mindestlöhne mit Beschränkung auf einzelne Wirtschaftssektoren. Deutschland gehört zu der kleinen Gruppe europäischer Ländern in denen der Grossteil der Angestellten (in diesem Fall annähernd 70 %) bezüglich ihres Lohns und ihrer Arbeitsbedingungen durch Branchentarifverträge erfasst werden. Traditionellerweise handeln die Sozialpartner (Gewerkschaften und Arbeitgeber) für ihre jeweilige Branche kollektivvertraglichen Vereinbarungen aus7 Abhängige Angestellte werden durch diese Tarifverträge, die oft Bestimmungen über einen Mindestlohn enthalten, geschützt. Aus diesem Grund spielen die Sozialpartner in Deutschland bei der Festsetzung von Mindestlöhnen eine wichtige Rolle. Doch trotz dieser Vereinbarungen wächst der Niedriglohnsektor auf Grund verschiedenartiger Motive. Die Erfassungsrate von Tarifverträgen sinkt, mehr und mehr Arbeitnehmer arbeiten als Freelancer und in Deutschland tätige ausländische Unternehmen setzen deutsche Arbeiter und Firmen mit ihrer eigenen billigeren Belegschaft unter Druck. Um weiteres Lohndumping einzudämmen, wurde 1996 das Arbeitnehmerentsendegesetz (AEntG) erlassen und seit 1997 in einzelnen Branchen Mindestlöhne eingeführt. Im Rahmen dieses Gesetzes haben die deutschen Arbeitsminister die Möglichkeit den Geltungsbereich eines für einen Sektor ausgehandelten Mindestlohnes durch Ministerentscheidung auf die gesamte Branche auszuweiten. Dies bedeutet, dass alle Arbeitgeber dieser Wirtschaftszweige, also auch ausländische und einheimische Unternehmer, die nicht in Arbeitgeberverbänden organisiert sind, wenigstens den kollektivvertraglich vereinbarten Mindestlohn zahlen müssen. Aktuelle allgemeinverbindliche Mindeststundenlöhne liegen in Westdeutschland in der Bauindustrie bei 10,30 EUR (unqualifizierten Arbeiter) und 12,40 EUR (qualifizierte Arbeiter); im Dachdeckerhandwerk bei 10 EUR , im Malerhandwerk bei 7,85 EUR (unqualifizierten Arbeiter) und 10,73 EUR (qualifizierte Arbeiter), im Abbruch- und Abwrackgewerbe bei 9,49 EUR (unqualifizierten Arbeiter) und 11,60 EUR (qualifizierte Arbeiter) sowie in im Reinigungsgewerbe bei 8,50 EUR8 7 8 Siehe: www.tarifregister.nrw.de Daten gelten für September 2006. -7- Es findet in Deutschland eine intensive Debatte zur Frage eines gesetzlich verankerten allgemeinen Mindestlohnes statt, doch sind die Blickwinkel streng geteilt zwischen der Arbeitgeber- und der Gewerkschaftsseite. Aus diesem Grund ist die Einführung eines gesetzlich verankerten Mindestlohnes in Deutschland heute nach wie vor eher unwahrscheinlich. In den Niederlanden schließlich hat jeder Angestellte zumindest Anspruch auf einen gesetzlich verankerten Mindestlohn. Bei Angestellten unter 23 Jahren gilt ein Jugendmindestlohn. Der Mindestlohn wird zweimal jährlich an die durchschnittliche Lohnentwicklung angepasst. Für einen erwachsenen Angestellten (23 Jahre oder älter) in einem Vollzeitbeschäftigungsverhältnis gilt der folgende Mindestbruttolohn: monatlich 1284,60 EUR, wöchentlich 296 EUR und pro Tag 59,29 EUR9. Die minimalen Nettolöhne belaufen sich zum Beispiel für 23-Jährige auf monatlich 1094 EUR (253 EUR wöchentlich), mit 20 Jahren besteht Anspruch auf 710 EUR pro Monat (164 EUR pro Woche) und 17-Jährige erhalten mindestens 499 EUR im Monat (115 EUR pro Woche). Der Mindestlohn bezieht sich auf den Gesamtarbeitstag, die Gesamtarbeitswoche oder den Gesamtarbeitsmonat (ohne Überstunden). Bei Teilzeitarbeit wird proportional gezahlt. Wie in zahlreichen anderen europäischen Ländern gelten in den Niederlanden für junge Arbeitnehmer niedrigere Tarife. Allerdings ist es ungewöhnlich, die Altersgrenze, von der an Angestellte den vollen Erwachsenentarif erhalten, auf 23 Jahre zu setzten. Des Weiteren ist der Jugendtarif, der von 85% des Erwachsenentarifs für 22-Jährige auf 30% für 15-Jährige (niedrigste Rate) absinkt, deutlich niedriger angesetzt als der Erwachsenentarif10. Wenn manche Menschen sich keinen angemessenen Lebensstandard leisten können, obwohl sie einer Beschäftigung nachgehen und über ein Einkommen verfügen, offenbart dies eine Diskrepanz zwischen dem Mindesteinkommen und seiner Berechnungsmethode auf der einen Seite, sowie zwischen den Lebenshaltungskosten und ihrer Bewertung auf der anderen. So mag die Verwendung der Kategorie "erwerbstätige Arme" und die Sammlung nützlicher 9 Daten gelten für Juli 2006. Siehe zu Mindestlöhnen: http://epp.eurostat.ec.europa.eu (../cache/ITY_OFFPUB/KS-NK-06-009/EN/KS-NK06-009-EN.PDF#search=%22minimum%20wages%20in%20the%20netherlands%20in%202006%22) 10 -8- Daten zu dieser Thematik in der Zukunft eine mögliche Handlungsstrategie im Kampf gegen Armut und Ausgrenzung darstellen. Bei der Untersuchung von "objektiver Ausgrenzung" in der Euregio weisen die Vergleiche zwischen den fünf Regionen den Faktor "Bildung" als weiteren gemeinsamen Indikator neben dem der Arbeitslosigkeit aus. Ein niedriger Bildungsstand führt auf dem Wege zweier unterschiedlicher Prozesse zu Ausgrenzung. Auf der einen Seite stellt das Fehlen von Bildung den unmittelbaren Grund für Schwierigkeiten bei der Beschäftigungsuche dar. Auf der anderen Seite führt ein niedriges Bildungsniveau zu prekären Beschäftigungsverhältnissen in denen Arbeitnehmer leicht ersetzbar sind. Wie der Mindestlohn im oben behandelten Abschnitt spielt in diesem Zusammenhang die Existenz einer Schulpflicht die Schlüsselrolle. In Belgien besteht vom 6. bis zum 18. Lebensjahr eine Bildungspflicht. Das bedeutet, dass Eltern dazu verpflichtet sind, ihre Kinder lernen zu lassen. Es gibt keine Schulpflicht in Belgien, Kinder müssen nicht notwendigerweise in die Schule gehen um zu lernen. So ist zum Beispiel Hausunterricht möglich (Eltern müssen diesen jedoch selber organisieren und finanzieren). Behinderte Kinder unterliegen denselben Verpflichtungen. Sie können entweder in eine Behindertenschule gehen oder in eine reguläre Schule integriert werden. Dieselben Regeln gelten für Kinder ausländischer Herkunft (unabhängig davon ob sie über eine offizielle Aufenthaltserlaubnis verfügen oder nicht) und für Kinder von Eltern ohne festen Wohnsitz (Binnenschiffer, Schausteller, Wohnwagenbewohner). Um die Rechte dieser Kinder zu schützen sind Schulen dazu verpflichtet, sie aufzunehmen. Die Bildungspflicht dauert bis zum 18. Geburtstag bzw. bis zum 30. Juni des Jahres, in welchem der 18. Geburtstag liegt. Wenn ein Kind die weiterführende Schule vor Erreichen des 18. Lebensjahres erfolgreich vollendet, endet die Bildungspflicht mit dem Abschluss. Die Vollzeitbildungspflicht reicht bis zum 15 oder 16 Lebensjahr. Vom 16. Lebensjahr an besteht sie nur noch halbtags. Es muss erwähnt werden, dass die meisten Teenager auch nach der Erlangung des 16. Lebensjahres weiter am Vollzeitunterricht teilnehmen. In Deutschland besteht eine gesetzliche Schulpflicht sowohl für alle Kinder deutscher Nationalität als auch für ausländische Kinder, die in Deutschland leben. Die Zuständigkeit für die Organisation und Verwaltung des Schulsystems unterliegt ausschließlich der Hoheit der 16 Gliedstaaten der Bundesrepublik Deutschland. So legt zum Beispiel die Verfassung des -9- Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW) in Artikel 8,2 fest: "Es besteht allgemeine Schulpflicht; ihrer Erfüllung dienen grundsätzlich die Volksschule (Grund- und weiterführende Schulen) und die Berufsschule." Jedes der deutschen Bundesländer verfügt über ein eigenes Schulgesetz, welches mehr oder weniger ähnliche Bestimmungen über den Schulbesuch festlegt. Der Schulbesuch ist kostenlos. In NRW beginnt der Schulbesuch mit dem 6. Lebensjahr und dauert 10 Schuljahre. Alle Kinder verbringen die ersten 4 Jahre gemeinsam in der Grundschule, bevor sie aufgeteilt werden. Im Alter von 10 Jahren können sie entweder eine Hauptschule, eine Realschule, eine Gesamtschule oder ein Gymnasium besuchen. Nach Abschluss der Hauptschule sind sie gehalten, eine Berufschule zu besuchen. Wer seine berufliche Bildung an einer berufsbildenden Schule erhält, für den endet die Schulpflicht bei Erreichen des 18. Lebensjahres mit Ende des Schuljahres. Die berufsbildende Schule als Teilzeitschule ist verpflichtender Bestandteil des dualen Berufsausbildungssystem in Deutschland. Man kann sagen, dass Schüler in Deutschland normalerweise 12 Jahre die Schule besuchen. Nichts desto trotz gibt es einen gewissen Anteil von Schulabbrechern. Sie können durch die Polizei und Ämter zum Schulbesuch gezwungen werden, wenn sie noch der Schulpflicht unterliegen. Das internationale Programm für die Bewertung von Schulleistungen (Program for International Student Assessment - PISA) hat kürzlich aufgezeigt, dass das deutsche Schulsystem an der Aufgabe scheitert, soziale Klassenschranken zu überwinden. Besonders Kinder aus Einwandererfamilien mit Deutsch als Zweitsprache bereitet der Versuch einer guten Integration in das Schulsystem Schwierigkeiten. Doch auch deutsche Kinder erzielten in Mathematik und Textverständnis nur unterdurchschnittliche Resultate. Ganztagschulen, die den Effekt sozialer Klassenschranken für Kinder durch zusätzliche Unterstützung verringern könnten, sind noch unüblich. Die reine Anzahl der Schuljahre ist nicht ausschlaggebend für einen späteren Erfolg bei der Suche nach einer Anstellung. Am wichtigsten ist es, die Schulzeit mit einer guten formalen Qualifikation zu beenden. Ohne Qualifikation besteht später ein größeres Armutsrisiko. In den Niederlanden besteht eine Schulpflicht, die in Wirklichkeit eine Bildungspflicht darstellt. Diese Verpflichtung besteht seit 1969 gemäß dem Lehrpflichtgesetz (Leerplichtwet). - 10 - Sie beginnt mit dem fünften Lebensjahr und endet nach 12 Jahren Ausbildung oder mit Ende des Schuljahres wenn der Schüler 16 wird. Mit 17 Jahren besteht dann eine 2- oder 1Tagespflicht zum Schulbesuch (eingeschränkte Schulpflicht / Partieel leerplicht). In Verbindung mit der Bildungspflicht steht das Problem der Schulabbrecher, welche die Schule vor Erlangung des 23. Lebensjahres ohne ausreichende Bildung verlassen und für den Arbeitsmarkt unterqualifiziert sind. 2002 gab es 71.000 Schulabbrecher, 64.000 im Jahre 2003, 64.000 im Jahre 2004 und 2005 waren es 56.963. In den Niederlanden sind 15 % der jungen Menschen unter 23 arbeitslos und in den Großstädten sind es 25 % der Jugendlichen mit Migrationshintergrund. In Süd-Limburg gab es im Schuljahr 2002-2003 1221 Schulabbrecher von denen die Mehrzahl männlich (58%) und 20% ausländischer Herkunft waren11. Auch Einsamkeit und Isolation mögen den Prozess der Ausgrenzung erklären. Analysen und Daten aus den unterschiedlichen Regionen zeigen eine Verbindung zwischen Armut und der Familien- und Haushaltsstruktur auf. Das Kriterium "Einsamkeit und Isolation" kann dazu genutzt werden, Armut innerhalb der Euregio zu vergleichen, aber nur in Verbindung mit anderen Indikatoren. In der Tat leben in Universitätsstädten wie Lüttich, Aachen und Maastricht viele Studenten alleine, ohne wie einige arbeitslose Menschen von Armut betroffen zu sein. Schlussendlich zeigen die verfügbaren Analysen und Daten aus den unterschiedlichen Regionen, dass die Verschuldung von Individuen ebenso ein Faktor zur Erklärung des Ausgrenzungsprozesses ist. Während Arbeitslosigkeit und Bildungstand die Hauptursachen von Ausgrenzung zu sein scheinen, dienen Einsamkeit, Isolation und Verschuldung als Kennzeichen, die diesen Prozess verstärken können. Diese Trends wurden in den fünf Regionen der Euregio mit einem besonderen und spezifischen Anknüpfungspunkt zwischen Armut und Altern im belgischen Limburg analysiert. Im Jahre 2005 wurden 471 Kinder in sozial benachteiligten Familien geboren. Das sind 6,17% von allen in Limburg geborenen Kindern und damit liegt der Prozentsatz etwas über dem Durchschnitt in Flandern (5,65%). In Heusden-Zolder (einer der alten Bergwerksstädte) wurden bis zu 305 der Kinder (27.21%) in benachteiligte Familien geboren.12 Von allen 11 12 Bezüglich spezifischer Daten über Ausländer in der Euregio, siehe weiter unten. Welzijnsmonitor 32.01 - 11 - zwischen 18- und 24-Jährigen in Limburg sind 0,46% auf einen "leefloon" (Integrationseinkommen) angewiesen. Diese Zahl liegt weit unter dem Durchschnitt in Gesamtflandern (1,19%).13 Kann dies daran liegen, dass eine größere Anzahl von Jugendlichen von ihrer Familie versorgt wird? Wenn wir uns die Situation der älteren Bevölkerungsteile ansehen, lässt sich feststellen, dass der Prozentsatz von Menschen über 60 Jahren im Süden von Limburg höher ist als in anderen Gegenden. In Limburg sind 5.771 von 122.317 Menschen (4,72%) über 65 Jahren auf ein “inkomensgarantie voor ouderen” (Garantiertes Einkommen für ältere Menschen) angewiesen. Im Vergleich zu Flandern (8,93%) ist das wesentlich niedriger … Wieder zeigt Süd-Limburg einen höheren Durchschnitt als der Rest der Provinz.14 Arbeitslosigkeit in der Euregio In Bezug auf die Arbeitslosigkeit haben Belgien, die Niederlande und Deutschland jedes sein eigenes spezifisches System. Sei es was die Zahlung eines Ersatzlohnes durch spezielle Organisationen angeht, sei es was die Methoden der Datenerhebung zur Arbeitslosigkeit betrifft. In Belgien führen zwei unterschiedliche Sachlagen zur Arbeitslosenunterstützung. Die erste Kategorie betrifft Individuen, die zu mindest einen Hauptschulabschluss haben und im Forem gemeldet sind15. Wer unter 18 Jahre alt ist, kann nach 6 Monaten eine Arbeitslosenunterstützung beantragen, für zwischen 18- und 25-Jährige gilt das nach 9 Monaten und nach 12 Monaten sind über 26-Jährige berechtigt. In diesem Zeitraum müssen Arbeitssuchende alle angemessenen beruflichen Weiterbildungsmaßnahmen oder Jobangebote annehmen. Die zweite Kategorie betrifft ehemalige bezahlte Angestellte. Diese können eine auf Basis des letzten Lohnes berechnete Arbeitslosenunterstützung beantragen. Wer unter 36 Jahre alt ist, muss mindestens 312 Tage gearbeitet haben, für zwischen 36- und 49-Jährige sind es 468 13 Welzijnsmonitor 32.06 Welzijnsmonitor 35.05 15 Forem ist der belgische öffentliche Dienst für Beschäftigung und Berufsbildung. 14 - 12 - Tage und ab 50 Jahren muss man 624 Tage gearbeitet haben. Die Unterstützung steht nicht zur Verfügung, wenn der betreffende Angestellte seine Arbeit absichtlich gekündigt hat16. Die von Arbeitslosigkeit betroffene Person behält ihr Anrecht auf Beihilfe so weit den Anforderungen entsprochen wird. Die Höhe der bewilligten Beihilfe hängt von der persönlichen Situation des Antragstellers ab. Das Gesetz unterteilt hier in drei verschiedene Kategorien: (1) alleinstehende Einzelpersonen, (2) Personen mit unterhaltsberechtigten Familienmitgliedern oder Ehepartnern und (3) Personen die mit nicht unterhaltsberechtigten Familienmitgliedern oder Ehepartner zusammenleben. Neben diesen unterschiedlichen Kategorien wird die Unterstützung auf Basis des letzten Lohnes berechnet. Wie aus den Berichten ersichtlich wird, gibt es in der Provinz Lüttich (die deutschsprachige Gemeinschaft inbegriffen) 16.615 Kurzzeitarbeitslose (1,61v. H.) sowie 64.162 Langzeitarbeitslose (6,23 v. H.). Im Jahre 2005 gab es in Limburg durchschnittlich 38.737 Arbeitslose (10,62%17). Dies liegt weit über dem durchschnittlichen Prozentsatz im Jahre 2005 in Flandern (8,52%). 2005 waren in Limburg mehr Frauen (22.196) als Männer (16.541) arbeitslos. 9.517 waren jünger als 25, 13.980 zwischen 25 und 40 Jahren alt und 15.240 älter als 40. In Bezug auf die Schulbildung ist zu bemerken, dass 18.596 davon über einen niedrigen Bildungsstand verfügten, 5.997 besaßen eine höhere Schulbildung und 13.205 waren auf einem mittleren Niveau anzusiedeln. Die meisten waren unter einem Jahr arbeitslos (21.553); 7.506 waren zwischen einem und zwei Jahren arbeitslos während 9.678 über mehrere Jahre hinweg von Arbeitslosigkeit betroffen waren. 1.634 verfügten über eine nicht-europäische Staatsangehörigkeit während 5.864 einer nicht-europäischen Ethnie angehörten. 20.104 der Arbeitslosen waren Arbeiter, 17.694 Angestellte. Die nationale Arbeitslosenquote belief sich in Belgien 2005 auf 8,5 v. H.18. 16 Allgemeine Vereinbarungen siehe auf der Webseite der Gewerkschaft FGTB. http://www.fgtb.be (../code/fr/fram019.htm) 17 Dieser Prozentsatz ergibt sich aus dem zahlenmäßigen Verhältnis von Arbeitssuchenden unter 65 und der erwerbsfähigen Bevölkerung unter 65 Jahren. 18 Daten abrufbar auf Statbel, der offiziellen Webseite für Statistik der belgischen Föderalregierung. http://www.statbel.fgov.be (../figures/d31_fr.asp#5bis) - 13 - In den Niederlanden kann man, wenn man ohne eigenes Verschulden entlassen wurde und keine andere Anstellung findet, zum Erhalt von Arbeitslosenunterstützung berechtigt sein. Bedingung ist, dass man mindestens 6 Monate gearbeitet haben muss. Höhe und Dauer der Unterstützung hängen vom Beschäftigungsverlauf ab. Die Unterstützungsleistung ist immer zeitlich begrenzt. Es ist wichtig, sich direkt nach Eintritt der Arbeitslosigkeit beim Zentrum für Arbeit und Einkommen (CWI) anzumelden. Das Arbeitslosenversicherungssystem erfasst Arbeitnehmer unter 65 Jahren in bezahlten Beschäftigungsverhältnissen im Falle eines Verlustes von mindestens 5 Arbeitsstunden pro Woche. In diesem Fall wird für ein halbes Jahr eine Beihilfe von 70% des Mindestlohns gezahlt (kurzfristige Leistung / kortdurende uitkering). Lag für die letzten 4 Jahre ein Beschäftigungsverhältnis vor, beträgt die Beihilfe für 6 Monate 70% des letzten Lohnes. Bei einem Beschäftigungsverhältnis von 5 bis 9 Jahren liegt die Dauer bei 9 Monaten und bei 20 bis 24 Jahren bei 24 Monaten. Bei einem Beschäftigungsverlauf von 35 bis 39 Jahren wird 48 Monate Beihilfe gezahlt und bei über 40 Jahren 60 Monate. Selbständig Beschäftigte sind selbst für die Absicherung gegen das Arbeitslosigkeitsrisiko verantwortlich. Prinzipiell muss jeder Bewohner der Niederlande durch Arbeit für seinen Lebensunterhalt sorgen. Sollte dies nicht möglich sein und die Person über keinerlei Mittel verfügen sich selbst zu versorgen, wird ihm oder ihr von den städtischen Behörden Sozialhilfe zugesprochen. Diese Hilfeleistung ist prinzipiell zeitlich begrenzt, Ziel ist es, dass der Empfänger der Beihilfe so schnell wie möglich durch Arbeit wieder selbst für seinen Lebensunterhalt aufkommt. Seit 2001 ist der Arbeitslosenanteil von 3,9% auf die heutigen (2004) 6,7% angestiegen19. 2005 waren in Limburg 57.000 Leistungsempfänger beim CWI gemeldet. In Süd-Limburg sind beinahe ein Viertel davon Langzeitarbeitslose. Die höchsten Arbeitslosenquoten finden sich in Kerkrade (17.3%), Heerlen (17.2), Brunssum (14.2%) und Maastricht (13.6%), während der nationale Durchschnitt bei 9.2% und der Limburgs bei 11% liegen. In Deutschland... 19 http://statline.cbs.nl (../StatWeb/Table.asp?STB=G3&LA=nl&DM=SLNL&PA=37847hk1&D1=8&D2=0&D3=0&D4=05,8,11,14,17,20,23&D5=a&HDR=T,G4&LYR=G1:0,G2:0) - 14 - Das Gesundheitssystem in der Euregio Auch im Bereich Sozialhilfe haben Belgien, die Niederlande und Deutschland ihr jeweils eigenes spezifisches System was die Anforderungen des Zugangs zu Sozialhilfe, die Klassen der Leistungsempfänger und die Datenerhebungsmethode in diesem Bereich anbelangt. In Belgien bezeichnet der Begriff Sozialversicherung ein Ersatzeinkommen für Arbeitslose, Rentner oder aus gesundheitlichen Gründen erwerbsunfähige Personen. Die Sozialversicherung übernimmt auch die teilweise oder vollständige Zahlung der medizinischen Kosten im Krankheitsfall: Medikamente, Arztbesuche, usw. Die Leistungsempfänger sind in drei Klassen eingeteilt: Angestellte, Beamte, Selbstständige und deren unterhaltsberechtigte Angehörige (Kinder, usw.). Um in den Genuss der Sozialversicherung zu kommen, müssen die Leistungsempfänger eine Versicherung auf Gegenseitigkeit auswählen und dieser beitreten. Personen, die unter keine der drei Klassen fallen, haben Anspruch auf Sozialhilfe. Innerhalb dieses Systems ist die Zahl der Leistungsempfänger im Gesundheitswesen mit Daten zur Beschäftigung und Zusammensetzung der Haushalte verknüpft. In Deutschland gibt es zwei Arten von Krankenversicherungen: Die private Krankenversicherung (PKV) und das staatliche Gesundheitssystem bestehend aus den gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV). Alle Angestellten mit einem Einkommen unterhalb einer bestimmten Bemessungsgrenze sind per Gesetz zum Beitritt zu einer gesetzlichen Krankenversicherung verpflichtet. Bei einem Einkommen oberhalb der Bemessungsgrenze besteht die Wahl zwischen der gesetzlichen und der privaten Krankenversicherung. Die gesetzlichen und die privaten Krankenversicherungen sind unabhängige selbstverwaltete Fondsgesellschaften. Rund 89% der Bevölkerung werden von der obligatorischen gesetzlichen Krankenversicherung erfasst, mehr als 8% haben sich für die freiwillige private Krankenversicherung entschieden und rund 0,3% sind nicht versichert. Die Versicherten bilden eine Gemeinschaft, die auf der Solidarität zwischen der gesunden und der kranken Bevölkerung aufgebaut ist und nehmen an der Selbstverwaltung ihrer Gesellschaft teil. Die Beitragssätze werden von den Fondsgesellschaften als Prozentsatz vom Gehalt der Angestellten errechnet. Die Beiträge werden in der Regel zu gleichen Teilen von den Versicherten und den Arbeitgebern entrichtet. Studenten zahlen eine niedrigere Prämie - 15 - und Familienangehörige ohne eigenes persönliches Einkommen sind kostenlos mitversichert. Arbeitlose, welche Arbeitslosenunterstützung von der Bundesagentur für Arbeit beziehen, sind automatisch versichert. Die Krankenversicherung ist zwingend vorgeschrieben für alle Personen, die sich mehr als sechs Monate in Deutschland aufhalten oder eine Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten wünschen. Alle Versicherten, die einer Krankenversicherung angehören, haben Anspruch auf die medizinischen Leistungen, die zum möglichst weitgehenden Erhalt des Lebensstandards erforderlich sind. Die Versicherung deckt alle erforderlichen Behandlungskosten ab. Die von den Versicherern zu stellenden Grundleistungen sind gesetzlich festgelegt. Mit der Versicherungskarte können Versicherte Allgemein- oder Fachärzte aufsuchen. Trotz allem müssen die Patienten in steigendem Maße die Kosten für ihre Behandlung, Medikamente und Arztbesuche selber tragen. Im Januar 2006 trat in den Niederlanden ein neues Versicherungssystem für Behandlungskosten im Gesundheitswesen in Kraft. Gemäß dem neuen Krankenversicherungsgesetz (Zorgverzekeringswet) besteht für alle Einwohner der Niederlande Versicherungspflicht. Bei dem neuen System handelt es sich um eine private Krankenversicherung auf sozialer Basis. Das System wird von privaten Krankenversicherungsgesellschaften betrieben. Die Versicherer sind zur Aufnahme jedes Einwohners in ihrem Einzugsgebiet verpflichtet. Ein Risikoausgleichssystem ermöglicht die Aufnahmeverpflichtung und verhindert die direkte oder indirekte Risikoselektion. Die Versicherten entrichten dem Krankenversicherer eine Grundprämie. Die Grundprämie betrug 2006 1.106 EUR. Versicherte mit identischem Schutz zahlen identische Versicherungsprämien. Das Krankenversicherungsgesetz sieht weiter einen einkommensbezogenen Beitrag vor, der von den Versicherten zu entrichten ist. Die Arbeitgeber leisten mit Hilfe eines Pflichtzuschusses einen Beitrag zum einkommensbezogenen Versicherungsbeitrag ihrer Angestellten. Die neue Krankenversicherung umfasst ein Standardpaket an grundlegenden Gesundheitsleistungen. Das Paket umfasst die grundlegenden Behandlungsleistungen, die mit den Kriterien nachweisbare Wirksamkeit, Kosteneffizienz und dem Bedürfnis nach kollektiver Finanzierung überprüft wurden. Das Paket umfasst allgemein- und fachärztliche - 16 - Leistungen, Medikamente nach dem GVS-System, vertragliche Krankenhaus- und Rehaleistungen und Zahnbehandlungen für Versicherte unter 18 Jahren. Vor dem Jahr 2006 gab es zwei Arten von Krankenversicherungen: Die gesetzliche und die freiwillige Krankenversicherung. Angestellte, Sozialhilfeempfänger und Selbstständige mit einem Einkommen unter einer bestimmten Bemessungsgrenze waren gemäß dem Gesetz der Sozialen Krankenversicherung (Ziekenfondswet) gesetzlich versichert. Leute mit höheren Einkommen konnten sich privat versichern oder unversichert bleiben. In den Niederlanden haben alle Beitragszahler ohne Ausnahme Anspruch auf eine Erstattung von bis zu 255 EUR wenn im Vorjahr keine Leistungen in Anspruch genommen wurden. Das System ist unter dem Namen 'Erstattung bei Leistungsfreiheit' bekannt. Versicherte, die Leistungen im Wert von unter 255 EUR einreichen, erhalten eine reduzierte Ermäßigung in Höhe der Differenz zwischen den tatsächlichen Kosten und dem maximalen Erstattungsbetrag. Versicherte, deren Gesundheitskosten 255 EUR übersteigen erhalten keinerlei Erstattung. Zu Ende des Jahres 2005 erhielten beinah vier Millionen niederländischer Versicherungsnehmer eine volle oder teilweise Erstattung. Die Kosten für Besuche beim Allgemeinarzt und Mutterschaftspflege (vor und nach der Geburt) bleiben von der Berechnung des Erstattungsanspruchs ausgenommen. Die Regel der Erstattung bei Leistungsfreiheit gilt nur für den Standardversicherungsschutz und erstreckt sich nicht auf Zusatzversicherungen. Weiter gilt diese Regel nicht für Personen unter 18 (da diese von der Beitragszahlung befreit sind). Die Regel der Erstattung bei Leistungsfreiheit wurde am 1. Januar 2005 eingeführt. Schätzungen aus dem Jahr 2006 zufolge ist das Bewusstsein für die tatsächlichen Gesundheitskosten in der Bevölkerung deutlich gestiegen. Beispielsweise entscheiden sich viele Leute nun für günstigere verschreibungspflichtige Medikamente und medizinische Hilfen. In diesem Sinne hat die Regierung beschlossen, die Regel zu belassen und nicht durch eine (zusätzliche) Zwangszahlung zu Absicherung des 'eigenen Risikos' zu ersetzen. Sozialhilfe innerhalb der Euregio Auch im Bereich Sozialhilfe haben Belgien, die Niederlande und Deutschland ihr jeweils eigenes spezifisches System was die Anforderungen des Zugangs zu Sozialhilfe, die Klassen der Leistungsempfänger und die Datenerhebungsmethode in diesem Bereich anbelangt. - 17 - In Belgien besagt das Gesetz vom 8. Juli 1976 bezüglich der Sozialhilfe, dass in jeder Stadt ein öffentliches Sozialhilfezentrum vorhanden sein muss (CPAS: Centre public d’aide sociale). Die Finanzierung fällt in die Zuständigkeit der örtlichen Verwaltung, welche Unterstützung von den Regionen und den Gemeinden, den föderalistischen Teilen des Südens und Nordens des belgischen Bundesstaats erhält. Die CPAS haben zwei Aufgaben: Die erste besteht in der Hilfe für Personen, die zwar über finanzielle Ressourcen verfügen, diese jedoch zur Bedürfnisdeckung nicht ausreichen. Die soziale Eingliederung wird mit Hilfe von Beschäftigungsprogrammen oder der Gewährung einer "Eingliederungbeihilfe" im Rahmen eines speziellen Eingliederungsprogramms, welches die Eingliederung von Menschen gemäß ihrer Besonderheiten (Befähigungen, Alter, usw.) zum Ziel hat. Die zweite Aufgabe bezieht sich auf die Sozialhilfe in allgemeinem Rahmen. Sie deckt Finanzhilfen, Beiträge für Gesundheitskosten, Sozialwohnungen und viele andere Ausgaben mit ab20. Seit August 2005 beträgt die "Eingliederungsbeihilfe" 625 EUR im Monat für Alleinstehende und 417 EUR pro Person im Falle eines Mehrpersonenhaushalts. Im Jahr 2004 lag die Zahl der Empfänger der "Integrationsbeihilfe" in Belgien bei rund 83.000. In Wallonien lag die Zahl der Leistungsempfänger bei 37.000 und in Flandern bei 26.00021. Die Zahlen belegen anhand des Beispiels der Provinz Lüttich aus dem Jahr 2004, dass Leistungsempfänger in der Regel in der Stadt leben. In Herstal leben 347 Leistungsempfänger, 539 in Huy, 6.091 in Lüttich, 1.044 in Seraing und 1.581 in Verviers. In Limburg leben insgesamt 1.577 Leistungsempfänger22. Wir zählen 199 Begünstigte in Hasselt, 144 in Sint-Truiden, 141 in Genk, 92 in Tongeren, 89 in Beringen, 69 in HeusdenZolder, 67 in Lommel, 65 in Maasmechelen und 63 in Houthalen-Helchteren. Dies entspricht einem Anteil von 0,3% der Einwohner von Limburg im Alter zwischen 18 und 64 Jahren. 20 Siehe « La politique d’intégration sociale en Belgique » : http://www.cpas.fgov.be (../FR/themes/Stats/publicaties/politique.html) 21 Daten entnommen aus « Service de lutte contre la pauvreté, la précarité et l’exclusion sociale » : http://www.luttepauvrete.be (../chiffres_revenu_integration.htm) 22 Januar 2004 / FOD Sociale Zekerheid - 18 - Bezüglich der Provinz Lüttich leben die meisten Leistungsempfänger der deutschsprachigen Gemeinde in Gebieten mit relativ hoher Bevölkerungsdichte: in Kelmis (1,5% der Gesamtbevölkerung von Kelmis) und Eupen (1,2% der Gesamtbevölkerung23) In allen anderen "Gemeinden" liegt der Anteil zwischen 0,2 und 0,5% der Gesamtbevölkerung. Am 31. Dezember 2005 lebten insgesamt 531 Personen von der Sozialhilfe (0,9% der Gesamtbevölkerung über 18 Jahren). 73% leben in Eupen und Kelmis. Im Jahr 2004 lebten 539 Personen von der Sozialhilfe. In Deutschland fungieren Sozialhilfe und die Grundsicherung für Arbeitssuchende als letztes Sicherheitsnetz zum Schutz vor Armut. Im Januar 2005 trat eine große Reform des Sozialgesetzes bezüglich der Leistungen für Langzeitarbeitslose (länger als ein Jahr) und der Sozialhilfe in Kraft. Die sogenannte "Hartz IV Reform" stellte eine Reaktion dar auf die ungewollte Entwicklung, dass die frühere Sozialhilfe in meisten Fällen von Arbeitslosen benötigt wurde. Die Sozialhilfe (SGB XII) bleibt jetzt einem kleineren Kreis von Personen vorbehalten, die wegen ihres Alters oder Erwerbsunfähigkeit nicht arbeiten können und deren Rente, andere Sozialeinkünfte oder Ersparnisse zu gering sind, um einen angemessenen Lebensstandard finanzieren zu können. Die frühere Arbeitslosenhilfe wurde abgeschafft. Alle Personen, die länger als ein Jahr arbeitslos sind und als erwerbsfähig eingestuft werden erhalten keine Sozialhilfe mehr. Anstelle der Sozialhilfe haben Bedürftige im Alter zwischen 15 und 65 Jahren, die fähig sind, mindestens drei Stunden am Tag zu arbeiten Anspruch auf das Arbeitslosengeld II (oder Grundsicherung für Arbeitssuchende, ALG II, SGB II). Die früheren Sozialhilfeempfänger haben jetzt Zugang zu Stellenvermittlungs- und Eingliederungsstellen. Um Arbeitslosenunterstützung in Anspruch nehmen zu können, müssen sie sich bei der örtlichen Agentur für Arbeit oder einem Jobcenter als arbeitslos melden. Ein Teil davon wird dort in ein persönliches Eingliederungsprogramm aufgenommen. Ehe das Arbeitslosengeld II gewährt wird, müssen eigene Ersparnisse und Ressourcen der Bedürftigen und ihrer Angehörigen verwendet werden. Ein eigenes Einkommen oder das Einkommen des Lebenspartners mindert den Unterstützungsbetrag. Tatsächlich erhalten viele Leute Arbeitslosengeld II, weil sie nicht genug zur Bestreitung ihres Lebensunterhalts verdienen. Wenn die verbleibenden Mittel nicht zu Sicherung eines angemessenen 23 Daten vom Dezember 2005. - 19 - Lebensstandards ausreichen, haben die bedürftige Person und die Mitglieder des Haushalts Anspruch auf Arbeitslosengeld II. Derzeit liegt der Höchstbetrag für einen Einpersonenhaushalt oder einen Haushalt mit einem Angehörigen bei einer Pauschale von 345 EUR. Lebenspartner und Erwerbsunfähige im Alter von 18 Jahren und älter erhalten jeder 311 EUR, Kinder bis zum Alter von 14 Jahren erhalten 207 EUR und Kinder im Alter zwischen 15 und 17 Jahren bis zu 276 EUR Sozialhilfe. Zusätzlich werden die Kosten für eine angemessene Wohnung und die Heizkosten von der Gemeinde übernommen. Ein Mindestbeitrag zur Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung wird vom Staat übernommen. So entstehen keine Versicherungsausfallzeiten mehr bei Empfängern von Arbeitslosengeld II und Sozialhilfe. Das Arbeitslosengeld II und die Sozialhilfe werden aus Steuergeldern finanziert und nicht auf der Basis früherer Versicherungsbeiträge berechnet. Es handelt sich um einen reinen Wohlfahrtszuschuss, der vom Staat zur Deckung der täglichen Lebenshaltungskosten bereit gestellt wird. Der Gesamtbetrag des Arbeitslosengelds II entspricht mehr oder weniger dem Sozialhilfebetrag. Beide entsprechen dem offiziellen Existenzminimum. Zur Vermittlung eines besseren Bildes der betroffenen Personen: In der Gemeinde Aachen lebten im September 2006 25.453 Personen in Haushalten, welche Arbeitslosengeld und Sozialhilfe bezogen. Das sind 10,1% der arbeitsfähigen Bevölkerung (zwischen 15 und 65 Jahren). All diese Personen leben am Rande des Existenzminimums und ein Großteil davon sind Kinder. Das Arbeitslosengeld II ist zeitlich nicht befristet, wenn die Empfänger die diesbezüglichen Bedingungen erfüllen. Es wird jedoch von ihnen erwartet, sich um die Erlangung einer neuen Beschäftigung zu bemühen. Alle Stellenangebote gelten als zumutbar und dürfen nicht abgelehnt werden. Besonders Personen im Alter unter 25 Jahren welche eine Stelle ablehnen, haben eine Kürzung der Beihilfe zu gewärtigen. Bei der Umsetzung des Arbeits- und Sozialhilfegesetzes in den Niederlanden (Wet Werk en Bijstand) sind die Gemeinden für die (Rück)-führung der Leistungsempfänger in den Arbeitsmarkt verantwortlich. Zusammen mit dem Zentrum für Arbeit und Verdienst kommt ihnen eine Schlüsselstellung bei Personen zu, die ohne zusätzliche Unterstützung auf dem Arbeitsmarkt geringe Chancen hätten, wie Langzeitarbeitslose und Arbeitssuchende mit geringer Qualifikation. - 20 - In Nuth leben 199 Sozialhilfeempfänger, was einem Anteil von 1,2% der Einwohnerschaft entspricht (2006:16.026). Der Durchschnitt liegt bei 1,5%, beträgt in Roermond jedoch mehr als 4%24. Im Januar 2005 entfielen in den Niederlanden auf die insgesamt 365.030 Sozialhilfeempfänger 209.500 Einpersonenhaushalte, 92.770 Haushalte mit einem Angehörigen, 61.750 Mehrpersonenhaushalte und 1.030 sonstige. Im Juli 2006 lagen diese Zahlen bei 346.210; 199.870; 86.910, 58.390 and 1.04025. Ausländer und Ausgrenzung innerhalb der Euregio Daten und Berichte aus den fünf Regionen zeigen bedeutende Unterschiede zwischen Staatsangehörigen und Ausländern in den Bereichen Wohnungswesen, Gesundheit, Beschäftigung und Bildung. Innerhalb der verschiedenen Ausländerkategorien zeigt sich auch ein Unterschied zwischen europäischen und nicht-europäischen Ausländern. Der Vergleich zwischen den einzelnen Regionen gestaltet sich aus verschiedenen Gründen schwierig. Erstens weisen die fünf Regionen und deren große Städte Migranten verschiedener Staatsangehörigkeit auf, zweitens gilt es, einen Unterschied zu machen zwischen Ausländern aus Deutschland, den Niederlanden und Belgien innerhalb der Euregio und Ausländern anderer Herkunft (aus der EU oder anderen Ländern). Drittens ist die Datenerhebung unterschiedlich. Beispielsweise wird in den Statistiken das Herkunftsland eingebürgter Personen in den Niederlanden angegeben, während in Belgien nur die belgische Staatsangehörigkeit bei Ausländern angegeben wird, die in Belgien eingebürgert wurden. Viertens sind die Bedingungen und Anforderungen zum Erhalt der Staatsbürgerschaft in den drei Ländern unterschiedlich. Trotz der vergleichserschwerenden Unterschiedelassen sich einige ähnliche Prozesse aufzeigen, die in den drei Ländern und den fünf Regionen zur Ausgrenzung führen. Ausländer 24 Siehe http://www.rwi.nl (../CmsData/File/2006/PDF/Arbeidsmarktanalyse2006.pdf#search=%22%20aantal%20bijstandsgerechtigden%2 0in%20heerlen%22) 25 Siehe http://statline.cbs.nl (../StatWeb/table.asp?HDR=T&LA=nl&DM=SLNL&PA=37470abu&D1=0,710&D2=a&D3=0&D5=38,51,64,(l-22)-l&STB=G4&LYR=G1:0,G2:0,G3:0) - 21 - aus nicht-europäischen Ländern sehen sich verschiedenen herkunftsbedingten sozialen und wirtschaftlichen Nachteilen ausgesetzt. Diese werden in drei spezifischen Bereichen sichtbar26 Der erste Bereich betrifft die Beschäftigung. Studien zufolge sehen sich Ausländer bei der Suche nach einer stabilen und attraktiven Beschäftigung Hindernissen ausgesetzt. Ausländer aus nicht-europäischen Ländern, wenn sie überhaupt Arbeit haben, sind in den unsichersten Bereichen wie Hotel/Restaurant/Café-Gewerbe, Bauwesen, Gebäudereinigung, der Landwirtschaft, usw. tätig. Sie haben niedrig qualifizierte Arbeitsplätze und eingeschränkte Arbeitsbedingungen. Die Studien zeigen, dass bei gleichen Befähigungen (Diplome und Berufserfahrung) die Arbeitgeber bei Bewerbungen manchmal beim Einstellungsprozess einen Unterschied zwischen Staatsangehörigen und nicht-europäischen Ausländern machen. Solche Personen haben mit Hindernissen zu kämpfen, die weder mit der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens noch mit ihrer Ausbildung sondern mit ihrer Herkunft in Zusammenhang stehen. Die Diskriminierung ist in den fünf Regionen präsent. In einigen wichtigen Bereichen haben Bewerber nicht-europäischer Herkunft während des Einstellungsprozesses mit mehr Hindernissen zu kämpfen als Staatsangehörige. Zweitens werden im Bereich Bildung die Schulen für zahlreiche Migrantenkinder heutzutage weit mehr zu einem Ort des Misserfolgs als des Erfolgs. Es bestehen ernsthafte Risiken der Ausgrenzung und der sozialökonomischen Marginalisierung für die neue Generation was die berufliche Befähigung anbelangt. Es ist heutzutage bekannt, dass Ausländer oft in die schlecht angesehenen Netzwerke der Hauptschulen abgeschoben werden, wo ein starkes Ungleichgewicht im Vergleich zum Anteil an Staatsangehörigen besteht. Einige Studien27 zeigen etliche Ungleichheiten zwischen Staatsangehörigen, europäischen und nichteuropäischen Ausländern auf. Diese Unterschiede zeigen sich bezüglich Befähigungen und bezüglich der Beförderung auf Fachschulen. Auf dem Arbeitsmarkt steckt neben anderen Gründen die Diskriminierung hinter diesem Prozess. Drittens hängt bei ausländischen Einwohnern die Wohnungssituation von ihrer Möglichkeit ab, eine Stellung zu erhalten und ein regelmäßiges Einkommen zu beziehen. Die 26 Zu einer europäischen Überwachung der sozio-ökonomischen Situation von Migranten in Europa, siehe unter anderem: Koff H. (ed.), (2003), Migrant Integration in European Cities, Rome : Ethnobarometer; and Ethnic conflict and Migration in Europe, CSS-CEMES, Rome, 1999. 27 Idem. - 22 - Diskriminierung existiert im Wohnungswesen und steht in Verbindung mit den sozialen Ungleichheiten und dem Ausgrenzungsprozess, welche manchmal rassistische Züge annehmen können und hauptsächlich auf die Unmöglichkeit des Zugangs zum Arbeitsmarkt zurückzuführen sind (Arbeitslosigkeit des Vaters, unsichere Beschäftigung der Mutter, Diskriminierung bei der Anstellung der Kinder, usw.) Das Misstrauen, welches Hausbesitzer bei der Vermietung ihrer Immobilien an Ausländer und besonders an nicht-europäische Ausländer an den Tag legen ist ein offensichtliches Phänomen der Segregation, welche Migrantenfamilien in Stadtviertel abdrängt, die von den Staatsangehörigen verlassen wurden. - 23 - Soziale Ausgrenzung in der Provinz Lüttich Daten, Zahlen und Maßnahmen der öffentlichen Hand Dr. Jérôme Jamin CEDEM – ISHS Universität Lüttich Den 31. Mai 2008 -1- Einleitung Die allgemeinen Gegebenheiten in Belgien Wallonien und Flandern im Schoße der Europäischen Union Die Provinz Lüttich und die in sozioökonomischer Hinsicht am meisten benachteiligten Gemeinden Walloniens 1. Bevölkerung 1.1 Die Bevölkerung in der Provinz Lüttich 1.2 Die Zusammensetzung der Haushalte: Ein Vergleich zwischen der Provinz Lüttich und der Provinz Limburg 2. Beschäftigung 2.1 Sozialhilfe und Integrationseinkommen: Ein Vergleich zwischen der Provinz Lüttich und der Provinz Limburg 2.2 Zeitweilige und Langzeit-Arbeitslosigkeit: Die Provinz Lüttich im Vergleich mit dem flämischen Limburg und der Deutschsprachigen Gemeinschaft 2.3 Einkommen: Die Provinz Lüttich im Vergleich mit dem flämischen Limburg und der Deutschsprachigen Gemeinschaft 3. Gesundheit 4. Bildung 4.1 Die Bildung in der Französischen Gemeinschaft Belgiens 4.2 Die Maßnahmen der Provinz und der Stadt Lüttich 5. Wohnungssituation 6. Bibliographie -2- Einleitung In den letzten Jahren haben sich viele Arbeiten, Studien, Untersuchungen und andere universitäre Forschungsarbeiten mit den Themen Ausgrenzung und soziale Integration beschäftigt. Die großen internationalen Studien mit Daten über Belgien in vergleichender Hinsicht zu anderen EU-Mitgliedsstaaten oder auch die im Rahmen ganz internationaler Organismen (OECD, BIT, UNO, etc.), werden von zahlreichen Studien über Armut in Belgien, über Ausgrenzung und sozialen Zusammenhalt in Wallonien oder auch über die in sozioökonomischer Hinsicht am meisten benachteiligten Gemeinden in Wallonien ergänzt1. Unabhängig vom genauen Gegenstand der Studie, dem gewünschten Vergleich und den der Studie zugrunde gelegten Kriterien, sehen sich die Autoren jedesmal damit konfrontiert, wichtige methodische und definitorische Entscheidungen zu treffen. Diese zeugen sowohl von der Schwierigkeit, das Phänomen der sozialen Ausgrenzung zu untersuchen als auch von der Notwendigkeit, sich der Grenzen einer solchen Unternehmung, was das Beschreiben der tatsächlichen Gegebenheiten angeht, bewusst zu sein. In der Einleitung des Premier Rapport sur la Cohésion sociale en Région wallonne (Erster Bericht über den sozialen Zusammenhalt in der Wallonischen Region )2, veröffentlicht von der Direction interdépartementale de l’Intégration sociale, sind die Autoren gleich auf die verschiedenen Facetten der Armut eingegangen: „Die Armut geht häufig mit einem Mangel an Kaufkraft des Haushalts einher. Aus diesem Grund soll auf das Haushaltseinkommen eingegangen werden, um festzustellen, ob es für ein menschenwürdiges Leben in einer gegebenen Gesellschaft ausreicht. Die Grenze dieser Art des Ansatzes liegt darin, dass als Kriterium rein nur die monetäre Situation herangezogen wird, wohingegen der Vorteil in der Machbarkeit und Vergleichbarkeit (räumlich und zeitlich) der auf diesem monetären Kriterium beruhenden Messungen besteht. Aber, so die Autoren der Studie weiter „zahlreiche andere Ansätze können in Betracht gezogen werden (…), ob auf Basis einer subjektiven 1 Siehe u.a. folgende Publikationen: « Abolir la pauvreté. Une contribution au débat et à l’action politiques », Bericht (Dezember 2005), herausgegeben vom: Centre pour l’égalité des chances et la lutte contre le racisme – Service de lutte contre la pauvreté, la précarité et l’exclusion sociale, 115 S.; « Premier Rapport sur la Cohésion sociale en Région wallonne », 2001, herausgegeben von der Direction interdépartementale de l’Intégration sociale, 385 S.; « Les communes les plus défavorisées sur le plan socio-économique en Wallonie », Bericht von Olivier Colicis, Marc Debuisson, Laurence Dussart, Christine Mainguet, Laurence Vanden Dooren und Valérie Vander Stricht, (September 2004), herausgegeben vom: Institut wallon de l’évaluation, de la prospective et de la statistique, 74 S. 2 « Premier Rapport sur la Cohésion sociale… », op. cit. -3- Definition von Armut oder auf Grundlage der Lebensbedingungen (wie z.B. Besitz als in der Gesellschaft, in der der Haushalt lebt, unabdingbar erachteter Güter).”3 [Anm. d. Übers.: Die Zitate in diesem Bericht wurden frei aus dem Franz. übersetzt] In der Tat ist es, wie wir dies in einem kürzlichen Arbeitsbericht4 feststellen konnten, erforderlich, die, wie wir sie genannt haben, subjektive Ausgrenzung von der objektiven zu trennen. Erstere beschreibt die Gesamtheit der sozialen Repräsentationen, Erlebnisse, Gefühle und Erfahrungen, die das Gefühl der Ausgrenzung bei einigen Bevölkerungsgruppen bestimmen und wachhalten. Zweitere, die objektive Ausgrenzung, meint alle Feldbeobachtungen und -analysen, die den von einer anderen als der als ausgegrenzt bezeichneten Gruppe aufgestellten Ausgrenzungskriterien entsprechen. In vorliegendem Fall sind das diejenigen, die ermächtigt sind, über die objektive Gegebenheit der ausgegrenzten Gruppe sowie die Identität der betroffenen Personen zu entscheiden: Internationale Organisationen, Öffentliche Hand, Statistikämter, Verwaltungsbeauftragte, etc. Im Premier Rapport sur la Cohésion sociale en Région wallonne stellen die Autoren die objektive Ausgrenzung, die sie vor allem auf Basis der Einkommen bemessen, der subjektiven Ausgrenzung, die sich auf das Armutsgefühl bzw. die Konsequenzen der finanziellen Schwierigkeiten, mit denen die Menschen sich konfrontiert sehen können, bezieht, gegenüber. Die Analyse der subjektiven Ausgrenzung erfolgt hier über die Berücksichtigung „der Beurteilung der Menschen, inwieweit ihre Mittel ausreichen, ihre Bedürfnisse zu befriedigen. Auf dieser Basis, erklären sie, können zwei Haushalte, in zwei identischen Situationen (…) völlig unterschiedliche Einschätzungen ihrer Lebensumstände abgeben. So können manche Menschen bei gleichen ihnen verfügbaren Mitteln ganz unterschiedliche Bedürfnisse haben, da jede Person ihre Lebensumstände und Bedürfnisse bezogen auf ein Minimum, das von ihrem sozialen bzw. familiären Umfeld und den entsprechend vermittelten Normen bestimmt wird, einschätzt.”5 In vorliegendem Bericht stellen wir die Untersuchung der objektiven Ausgrenzung speziell anhand der Armutsfrage ins Zentrum der Betrachtung. Die Armut wird in vergleichender 3 Ibidem, S.30 « Exclusion en science humaine – Exclusion en Province de Liège », Arbeitsbericht, verfügbar auf der Internetseite des Euregionalen Netzwerks gegen soziale Ausgrenzung (RECES) unter folgender Adresse: http://reces.bugiweb.com (../usr/Ressources/Internes/JAMINworkingpaperRECES[2].pdf) 5 « Premier Rapport sur la Cohésion sociale… », op. cit., S.42 4 -4- Weise, gestützt auf eine Reihe von Indikatoren wie Beschäftigung, Einkommen, Arbeitslosigkeit oder auch Zugang zur Sozialhilfe, bemessen. Mit dem Bericht über den Nationalen Aktionsplan Eingliederung 2003-2005 und seiner Vorausschau für 2005-2006, beschäftigen wir uns zunächst mit den verschiedenen Faktoren, die eine Bemessung der Armut und der sozialen Ausgrenzung ermöglichen. Diese erste Untersuchung nehmen wir auf Ebene des föderalen Belgiens vor, ohne dabei Vergleiche anzustrengen. Auf Basis des Europäischen Haushaltspanels (ECHP) nehmen wir uns dann noch einmal die potentiellen Armutsindikatoren an den Beispielen Wallonien und Flandern mit einem Vergleich auf Ebene der Europäischen Union vor. Diese ersten beiden Teile dieses Berichts ermöglichen es uns, eine Einschätzung vorzunehmen, inwieweit der Bezug einer Sozialhilfe, die Registrierung als Kurzzeit- oder Langzeitarbeitsloser oder auch das Einkommen Möglichkeiten zur Bewertung von Armut und sozialer Ausgrenzung bieten. Schließlich beschäftigen wir uns in einem euregionalen Vergleich speziell mit präzisen und zugänglichen Daten auf Ebene der belgischen Provinzen und der Deutschsprachigen Gemeinschaft. So können wir, dank der im Portal des Service public de la politique d’intégration sociale, einem Dienst, der die Umsetzung, Bewertung und Kontrolle sozialer Integrationspolitik auf föderaler Ebene sichert, die Zahlen zur Sozialhilfe und dem Integrationseinkommen der Provinzen Lüttich und Limburg miteinander vergleichen. Dank der statistischen Daten von Ecodata des Föderalen Öffentlichen Dienstes „Wirtschaft, KMU, Mittelstand und Energie” können wir auch, was die Kurzzeit-Arbeitslosigkeit, die Langzeit-Arbeitslosigkeit und die Einkommen angeht, einen Vergleich zwischen der Provinz Lüttich und dem flämischen Limburg sowie der Deutschsprachigen Gemeinschaft ziehen. Die allgemeinen Gegebenheiten in Belgien Für das föderale Belgien machen der Bericht über die Umsetzung des Nationalen Aktionsplans Eingliederung 2003-2005 und seine Vorausschau für 2005-20066 deutlich, dass die allgemeinen Gegebenheiten der Studie über Armut und soziale Ausgrenzung, wie die Jahre zuvor „beeinflusst werden von einer Reihe langfristiger Tendenzen wie der demographischen Entwicklung (Alterung), den Veränderungen der Haushaltsstrukturen 6 Bericht verfügbar im Portal des Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter folgender Adresse: http://www.mi-is.be (../Fr/Themes/AB/PANincl%202005-2006%20-%20FR.pdf) -5- (Verkleinerung der Familien), der kulturellen Trends (Individualisierung), den strukturellen Veränderungen in der Wirtschaft sowie den schnellen Änderungen auf dem Arbeitsmarkt.” Was das Armutsrisiko betrifft, gibt der Bericht an, „dass sich 2001 13% der Belgier mit dem Armutsrisiko konfrontiert sahen, was bedeutet, dass sie nicht über 60% des entsprechenden Medianeinkommens, also 9.295 € auf Jahresbasis für einen Single-Haushalt oder 19.520 € für ein Paar mit 2 Kindern (1.627 € pro Monat) verfügten.” Außerdem, dass „7% sich dem Risiko dauerhafter Armut stellen mussten, was bedeutet, dass sie mindestens drei der 4 vergangenen Jahre unterhalb der Schwelle lagen.” Zu den am meisten betroffenen Gruppen der belgischen Bevölkerung zählen Forscher Frauen, ältere Menschen, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose, Alleinlebende7 und Familien mit nur einem Elternteil. In Bezug auf die Kaufkraft lässt sich sagen, dass die der Belgier von Mitte der 80er bis Ende der 90er Jahre praktisch konstant geblieben ist. Diese Feststellung impliziert, dass sich in diesem Zeitraum die Mindesteinkommen nicht verändert haben, und das trotz der Wohlstandsentwicklung „ausgedrückt bezogen auf das nationale Pro-Kopf-Einkommen und, in geringerem Maße, dass sie hinter der Entwicklung des durchschnittlichen Nettoeinkommens zurückgeblieben ist.” Ab 2000 „wurden die verschiedenen Mindesteinkommen in realen Werten entscheidend angehoben. (Und) Simulationen zeigen, dass die Kaufkraft der Familien, die ausschließlich vom Mindesteinkommen leben müssen, um 12% gestiegen ist.”8 Überschuldung ist ganz unbestritten eines der größten und beunruhigendsten Probleme für die Menschen, die in Armut leben. Ein sehr geringes, gar inexistentes Einkommen, kombiniert mit dem Druck der Konsumgesellschaft (unerwünschte Werbung, etc.) und insbesondere mit den immer zahlreicheren Kreditmöglichkeiten in allen Lebenslagen, vom klassischen Bankkredit über die Abzahlung einer Wohnzimmereinrichtung bis hin zum Fernsehkauf, kann in die Schuldenspirale führen. Eine Spirale, die Einzelpersonen und Haushalten Rückzahlungsraten bescheren, die in keinem Verhältnis zu ihrer Kaufkraft stehen. „Die Belgische Nationalbank registriert die Zahlungsausfälle bei Konsumkrediten sowie bei von natürlichen Personen zu privaten Zwecken abgeschlossenen Hypothekendarlehen.” Daten 7 Siehe weiter unten die Armutsrisikorate nach Haushaltstypen unter dem Abschnitt „Wallonien und Flandern im Schoße der Europäischen Union” 8 « Rapport sur la mise en oeuvre du Plan d’Action National Inclusion… » (Bericht über den Nationalen Aktionsplan Eingliederung), op. cit. -6- zeigen, dass für 2004 „4,2% der erwachsenen Bevölkerung aufgrund von Rückzahlungsrückständen in dieser Zentrale für Privatkredite registriert waren (…). Dies entspricht einem leichten Rückgang (-1,1 %) gegenüber 2003.” Aber, so in der Studie genauer, es „ist weniger positiv, festzustellen, dass sich dieser Rückgang nur bei Personen, die mit ein, zwei oder drei Zahlungsterminen in Verzug sind, zeigt. Denn die Zahl der Personen, die mit mehr als 3 überzogenen Zahlungsterminen registriert sind, ist hingegen in Bezug auf 2003 gestiegen und erreicht 2004 10% der registrierten Personen.”9 Diese Feststellung zeigt, dass die Zahl der geringfügig Verschuldeten zwar sinkt, die der total Verschuldeten (mit mehreren Krediten im Rückstand) hingegen steigt.10 Hinsichtlich Beschäftigung und Langzeitarbeitslosigkeit zeigt das Verhältnis, dass das Risiko der Armut und der sozialen Ausgrenzung für Menschen ohne Arbeit bedeutend höher ist als für Menschen mit Arbeit. Im Jahr 2001 „gehörte etwa ein Drittel (32%) der Arbeitslosen einem Haushalt mit Armutsrisiko an, dem gegenüber stehen nur 4% der Erwerbstätigen.” Arbeitslosigkeit und vor allem Langzeit-Arbeitslosigkeit sind also wichtige Indikatoren, wenn es darum geht, den Prozess des Eintritts in die Armut zu bemessen und zu bewerten. Ihrerseits daran erinnernd, wie wichtig es ist, sich nicht nur auf die mangelnde Kaufkraft eines Haushalts oder einer Person zu konzentrieren, erklären die Autoren des Berichts, dass ein „Arbeitsplatz nicht nur ein Einkommen bedeutet, sondern auch eine Aufwertung der Person, ihre Unabhängigkeit, die Möglichkeit, soziale Kontakte zu knüpfen. Ein qualifizierter Arbeitsplatz kann also ein wesentlicher Faktor sozialer Eingliederung sein. Deshalb ist es wichtig, dass alle Gruppen der Gesellschaft über die gleichen Möglichkeiten des Zugangs auf den Arbeitsmarkt verfügen.” Und es bestehen per se bedeutende Unterschiede zwischen der Beschäftigung von Belgiern, von in Belgien lebenden europäischen Ausländern und von nicht-europäischen Ausländern: „Die Beschäftigungsrate der Personen, die nicht die Staatsbürgerschaft eines der 15 EU-Mitgliedsstaaten haben, lag 2003 27,9 Punkte unter der belgischer und europäischer Staatsbürger (18,4 Punkte geringer als die Rate der Gesamtbevölkerung), und ihre Arbeitslosenrate war 23,9 Punkte höher (4,3 Punkte höher als die Rate der Gesamtbevölkerung).” Diese Feststellung ist in mancherlei Hinsicht auch auf Menschen mit Behinderung, Frauen, Jugendliche sowie ältere Menschen übertragbar. 9 Idem. Siehe zu diesem Thema in diesem Bericht auch den Abschnitt „Nombre de personnes avec des difficultés de remboursement” (Anzahl der Personen mit Rückzahlungsschwierigkeiten) im ECHP-Bericht. 10 -7- Schließlich wird in dem Bericht auch erwähnt, dass durch die Tatsache, einen Arbeitsplatz zu besitzen, das Armutsrisiko zwar sinkt, dies aber keineswegs eine absolute Garantie darstellt. So sahen sich 2001 „4% der Erwerbstätigen mit dem Armutsrisiko konfrontiert: 3 % der Beschäftigten und 10% der Selbständigen.”11 Was den „Indikator bezogen auf die in Haushalten ohne Erwerbstätigkeit lebende Bevölkerung angeht”, der zeigen soll, inwieweit die Bevölkerung in Kontakt mit der Arbeitswelt ist, steht Belgien sehr schlecht da. Im Jahr 2004 „lebten 28% der Kinder in Brüssel, 18% der wallonischen Kinder, 8% der flämischen Kinder, 24% der Erwachsenen von Brüssel (2003), 18% der wallonischen Erwachsenen und 11% der flämischen Erwachsenen in einem Haushalt ohne Beschäftigung, wohingegen der europäische Durchschnitt bei 10% lag.”12 Wallonien und Flandern im Schoße der Europäischen Union Armutsindikatoren auf Ebene von Wallonien und Flandern, eingebettet in einen Vergleich auf Ebene der Europäischen Union können auf Basis des Europäischen Haushaltspanels (ECHP) berechnet werden. „Das ECHP ist eine auf einem harmonisierten Fragebogen beruhende europäische Untersuchung, im Rahmen derer jedes Jahr ein repräsentatives Panel von Haushalten und Einzelpersonen in jedem Land befragt wird.”13 Die Erhebung deckt ein breites Spektrum an Themen wie Einkommen, Gesundheit, Bildung, Wohnungssituation, Beschäftigung sowie eine Reihe soziodemographischer Charakteristika ab. Wir greifen hier einige Daten auf, die die Position Flanderns und Walloniens im Verhältnis zueinander und in Bezug auf den europäischen Durchschnitt darstellen. Bezüglich des Armutsrisikos in der Bevölkerungsgruppe ab 16 Jahren zeigen die Daten, dass sich Belgien mit 14 im europäischen Durchschnitt der 25 (14) befindet, wobei Flandern einen Punkt darunter (13) und Wallonien einen Punkt darüber (15) liegt14. Bei einer Unterteilung in Altersgruppen zeigt die Erhebung, dass die Rate des Armutsrisikos bei den 16- bis 24- 11 « Rapport sur la mise en oeuvre du Plan d’Action National Inclusion… », op. cit. Idem. 13 Siehe « Plan d’Action nationale Inclusion sociale 2005/2006 – Indicateurs », Bericht im Portal des Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter folgender Adresse: http://www.miis.be/Fr/Themes/AB/Indicateurs%20PANIncl%202005%20-%202006%2012_07.pdf 14 Ibidem, S.33. 12 -8- Jährigen, in der Wallonischen Region mit 17 gegenüber 8 in der Flämischen Region wesentlich höher ist, dass die Raten sich bei den 25- bis 49-Jährigen (9 und 10) und bei den 50- bis 64-Jährigen (12 und 12) annähern, und dass sich die Tendenz bei den über 65-Jährigen mit einer Rate von 28 für Flandern gegenüber 24 für Wallonien dann umkehrt15. Auf nationaler Ebene ergibt sich gemäß Erhebung für die Armutsrisikorate (Bevölkerung der ab 16-Jährigen) nach häufigstem Erwerbsstatus und Geschlecht folgende Reihenfolge: arbeitslose Männer (40), Arbeitslose (gesamt) (32), arbeitslose Frauen (27), sonstige erwerbslose Frauen (24) und schließlich männliche Rentner (22). Während in der Flämischen Region männliche Rentner und Arbeitslose (gesamt) mit einer Rate von 25 am meisten betroffen sind, sind es in Wallonien die Arbeitslosen (gesamt) mit 37 und die arbeitslosen Frauen mit (36).16 Nach wie vor auf nationaler Ebene ergibt die Erhebung für das Armutsrisiko nach Haushaltstypen folgende Reihenfolge: Alleinlebende ab 65 Jahren (27), Haushalte mit zwei Erwachsenen ohne unterhaltsberechtigte Kinder mit mindestens einer Person über 65 Jahren (26) und Einpersonenhaushalte (eine Frau) (26). In Flandern sind Alleinlebende ab 65 Jahren (29) und in Wallonien die Haushalte mit nur einem Elternteil (38) am stärksten betroffen.17 Diese Daten bestätigen, was wir vorangehend bereits festgestellt haben, nämlich dass es einen manchmal systematischen Zusammenhang zwischen Isolation und Armut gibt. Das Armutsrisiko nach Bildungsniveau für die ab 16-Jährigen bekräftigt den zuvor bereits angesprochenen Zusammenhang zwischen beiden Komponenten. Die Rate beträgt 23 bei Personen mit einem geringen Bildungsniveau, 12 bei Personen mit mittlerem Bildungsniveau und 4 bei Personen mit hohem Bildungsniveau.18 Das ECHP erwähnt ebenfalls das von ihm so genannte anhaltende Armutsrisiko, das sich durch ein entsprechendes, verfügbares Einkommen unter 60% des entsprechenden nationalen Medianeinkommens einerseits im laufenden Jahr und andererseits während mindestens zwei der letzten drei Jahre definiert. Zwei Arten von Unterschieden können hier herausgehoben werden. Ganz allgemein, ob auf Ebene Belgiens, Flanderns oder Walloniens, sind es stets die 15 Ibidem, S.34. Ibidem, S.35 et 36 17 Ibidem, S. 36 und 37 18 Ibidem, S.40 16 -9- Frauen mit Raten von respektive 9, 8 und 11, die am stärksten betroffen sind, wohingegen die Rate der Männer in allen drei Fällen 7 beträgt. Andererseits sind die Raten, außer für Männer, sowohl insgesamt als auch für die Frauen in Wallonien (9 und 11) höher als in Flandern (7 und 8)19. Der Unterschied zwischen Wallonien und Flandern bestätigt sich auch noch durch andere Daten wie dem Prozentsatz an Personen, die in einem Haushalt leben, dessen Referenzperson von diesem sagt „dass er nur mit Mühe und Not über die Runden komme.” So ergeben sich jeweils für Belgien, die Flämische und die Wallonische Region Raten von 12, 8 bzw. 14 für die Frauen, von 9, 6 bzw. 12 für die Männer und von 10, 7 bzw. 13 für die jeweilige Gesamtbevölkerung. Und beim Vergleich der großen bzw. sehr großen Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen, ergeben sich für Belgien, die Flämische und die Wallonische Region Raten von respektive 7, 5 bzw. 9 für die großen und von 3, 2 und 4 für die sehr großen Schwierigkeiten.20 Hinsichtlich „der aufgrund von Rückzahlungsschwierigkeiten in der Zentrale für Privatkredite der Nationalbank registrierten Personen” bietet die ECHP-Erhebung sehr interessante Daten nach Provinzen. So ergeben sich Raten in aufsteigender Reihenfolge von 2,5 für FlämischBrabant, 2,9 für Antwerpen, 2,9 für Limburg, 3 für Ostflandern, 3 für Westflandern, 3,8 für Wallonisch-Brabant, 5 für Luxemburg, 5,1 für Brüssel-Hauptstadt, 6 für Lüttich, 6 für Namur und 7,2 für Hennegau. Mit anderen Worten ergibt sich eine aufsteigende Reihenfolge von den 5 Provinzen Flanderns zu den 5 Provinzen Walloniens mit einem maximalen Unterschied zwischen der 2,5 von Flämisch-Brabant und der 7,2 des Hennegaus. Außerdem zeigt sich ein bedeutender Unterschied zwischen Limburg und Lüttich, zwei Gebieten der Euregio MaasRhein21, in denen sich zwei Städte befinden, die sich in ihren Daten nach „Arrondissements” mit 3,3 für Hasselt und 6,8 für Lüttich bei einem belgischen Durchschnitt von 4,2 ebenfalls deutlich unterscheiden22. Wir haben bereits gesehen, dass Langzeit-Arbeitslosigkeit ein Armutsfaktor ist. Auf Ebene der Europäischen Union verzeichnet Belgien eine Rate von 3,8 gegenüber 3,4 für die Union der 15 und 4,1 für die Union der 25. Und auf Ebene der Regionen ist die flämische Rate mit 19 Ibidem, p.43. Ibidem, p.48. 21 Ibidem, p.54. 22 Ibidem, p.55. 20 - 10 - 1,7 gegenüber 5,3 für Wallonien und 7 für Brüssel die niedrigste.23 Und was schließlich den Prozentsatz an Kindern, die in einem Haushalt ohne bezahlte Arbeit leben, betrifft, weist Belgien eine Rate von 13,2 gegenüber 17,6 für Wallonien und nur 7,9 für Flandern auf. Ein Unterschied, der auch für den Prozentsatz an in einem Haushalt ohne bezahlte Arbeit lebenden Erwachsenen gilt: 14,4 für Belgien gegenüber 18,2 für Wallonien und nur 10,7 für Flandern.24 Die Provinz Lüttich und die in sozioökonomischer Hinsicht am meisten benachteiligten Gemeinden Walloniens Im Jahr 2004 hat das Wallonische Institut für Bewertung, Zukunftsforschung und Statistik (IWEPS) einen Bericht über die in sozioökonomischer Hinsicht am meisten benachteiligten Gemeinden Walloniens25 veröffentlicht. Diese Untersuchung erfolgte auf Basis von neun Indikatorgruppen: „drei sozioökonomische Indikatorgruppen bezogen auf den Arbeitsmarkt, die Arbeitslosigkeit und die Einkommen”; „vier soziale Indikatorgruppen bezogen auf die Themen Gesundheit und Sterblichkeit, Haushalte, Wohnungssituation und Umfeld sowie Bildungsniveau (…)”; und „zwei wirtschaftliche Indikatorgruppen bezogen auf das Niveau der Wirtschaftstätigkeit und das Wachstum.” Das Kapitel „Gesamtindikator und Beitrag jeder Indikatorgruppe” ist von großem Interesse für vorliegenden Bericht, da hier sämtliche Indikatoren in einer Tabelle und die 52 am meisten benachteiligten Gemeinden aufsteigend von der prekärsten Lage zur am wenigsten benachteiligten Situation dargestellt werden. Zunächst lässt sich feststellen, dass von den 52 Gemeinden 14 der Provinz Lüttich angehören.26 So stehen Lüttich und Dison an siebter und achter Stelle nach Colfontaine (Nr.1), Charleroi, Boussu, Hastière, Dour und Farciennes. Ebenso findet man Seraing (Nr.13), Flémalle (Nr.19), Saint-Nicolas (Nr.20), Verviers 23 Ibidem, S.57 und 58. Ibidem, S.66 und 68. 25 « Les communes les plus défavorisées sur le plan socio-économique en Wallonie », Bericht von Olivier Colicis, Marc Debuisson, Laurence Dussart, Christine Mainguet, Laurence Vanden Dooren und Valérie Vander Stricht, (September 2004), herausgegeben vom Institut wallon de l’évaluation, de la prospective et de la statistique, 74S., verfügbar unter folgender Internetadresse: http://statistiques.wallonie.be (../dyn/14/fichiers/Clascom384.pdf) 26 Die vollständige Liste der Gemeinden der Provinz Lüttich ist auf der offiziellen Seite der Provinz unter folgender Internetadresse verfügbar: http://www.prov-liege.be (../index.php?page=communes) 24 - 11 - (Nr.25), Beyne-Heusay (Nr.28), Huy (Nr.33), Herstal (Nr.34), Engis (Nr.35), Grâce-Hollogne (Nr.39), Amay (Nr.43), Oupeye (Nr.48) und Saint-Georges-sur-Meuse (Nr.50). Die neun Gemeinden der Deutschsprachigen Gemeinschaft sind Kelmis, Lontzen, Raeren, Eupen, Bütgenbach, Büllingen, Amel, Sankt Vith und Burg-Reuland. Es gilt anzumerken, dass keine dieser Gemeinden auf dieser Liste auftaucht, auch wenn wir im Folgenden sehen, dass sie sich, bezüglich einiger Indikatoren, dem Mittelwert der Provinz Lüttich annähern. 1. Bevölkerung Mit etwa 1 Million Ausländern, die hier neben etwa 9 Millionen Menschen belgischer Staatsbürgerschaft, darunter einige Hundertausend Ausländer, die die belgische Staatsbürgerschaft in den letzten Jahrzehnten erworben haben, leben, hat sich Belgien im Laufe der Zeit zu einem multikulturellen Land entwickelt. Den folgenden Tabellen können wir einige relative Angaben zur Verteilung der Ausländer auf nationaler Ebene, zur Zahl der jährlichen Einbürgerungen und zu den Hauptnationalitäten, die diese Bevölkerungsgruppe ausmachen, entnehmen. Diese Zahlen sind insofern wichtig, als sie helfen, die zusammenhängenden Gegebenheiten der Provinz Lüttich gegenüber der allgemeineren Lage in den Regionen und auf nationaler Ebene zu verstehen. Entwicklung der belgischen und der ausländischen Bevölkerung Gesamt Staats- Ausländer angehörige Ausländer gesamt (%) 1983 9.858.017 8.966.773 891.244 9,04 1984 9.853.023 8.962.150 890.873 9,04 1985 9.857.721 8.960.091 897.630 9,11 1986 9.858.895 9.012.413 846.482 8,59 1987 9.864.751 9.011.504 853.247 8,65 1988 9.875.716 9.017.066 858.650 8,69 1989 9.927.612 9.058.855 868.757 8,75 1990 9.947.782 9.066.970 880.812 8,85 - 12 - 1991 9.986.975 9.082.447 904.528 9,06 1992 10.021.997 9.099.495 922.502 9,20 1993 10.068.319 9.159.054 909.265 9,03 1994 10.100.631 9.180.063 920.568 9,11 1995 10.130.574 9.208.236 922.338 9,10 1996 10.143.047 9.233.278 909.769 8,97 1997 10.170.226 9.258.305 911.921 8,97 1998 10.192.264 9.289.144 903.120 8,86 1999 10.213.752 9.321.772 891.980 8,73 2000 10.239.085 9.341.975 897.110 2001 10.263.414 9.402.129 861.685 2002 10.309.725 9.462.991 846.734 2003 10.355.844 9.505.767 850.077 2004 10.396.421 9.536.134 860.287 2005 10.445.853 9.574.991 870.862 2006 10.511.382 9.610.909 900.473 2007 10.584.534 9.679.204 905.330 Ecodata/INS/CEDEM: 1999 Nationalitäten Die ausländische Bevölkerung in Belgien setzte sich in den letzten zehn Jahren aus einem Dutzend Nationalitäten zusammen, die insgesamt mehr als 58 % der Ausländer in Belgien ausmachen. Die Italiener kommen mit 190.792 Personen an erster Stelle, gefolgt von den Franzosen mit 111.146 Personen, den Holländern mit 92.561 Personen, den Marokkanern mit 90.642 Personen, den Türken mit 45.866 Personen, den Deutschen mit 34.660 Personen, den Engländern mit 26.363 Personen, den Portugiesen mit 25.753 Personen, den Griechen mit 17.578 Personen, den Zairern mit 12.974 und den Nordamerikanern (11.814). Weitere 15% der ausländischen Bevölkerung stammen hauptsächlich aus etwa 20 Ländern, darunter Finnland und Dänemark, Rumänien und Polen sowie Algerien und Tunesien. - 13 - Die 20 Hauptnationalitäten in Belgien Land Anzahl EU vs. Nicht-EU Italien 190.792 EU Frankreich 111.146 EU Holland 92.561 EU Marokko 90.642 Non-EU Türkei 45.866 Non-EU Spanien 44.958 EU Deutschland 34.660 EU Verein. Königreich 26.363 EU Portugal 25.753 EU Griechenland 17.578 EU Zaire 12.974 Non-EU Vereinigte Staaten 11.814 Non-EU Gesamt 846.734 (Dem. Rep. Kongo) INS/CEDEM: 2002 Geographische Verteilung Die Italiener befinden sich mit 138.416 Staatsangehörigen hauptsächlich in Wallonien, dem gegenüber stehen 23.868 in Flandern und 28.508 in der Region Brüssel-Hauptstadt. Die Gruppe der Marokkaner findet sich in erster Linie in der Region Brüssel-Hauptstadt, und zwar mit 47.657 Staatsangehörigen gegenüber 29.332 in Flandern und 13.653 in Wallonien. Die Franzosen leben mit 56.796 Staatsangehörigen hauptsächlich in Wallonien gegenüber 36.967 in der Region Brüssel-Hauptstadt und 17.383 in Flandern. Die Holländer sind mit 80.680 Staatsangehörigen vor allem in Flandern gegenüber 6.727 in Wallonien und 5.154 in der Region Brüssel-Hauptstadt. Die Türken schließlich befinden sich vor allem in Flandern, mit 21.328 Staatsangehörigen gegenüber 13.577 in der Region Brüssel-Hauptstadt und 10.961 in Wallonien. - 14 - 1.1 Die belgische und die ausländische Bevölkerung in der Provinz Lüttich Bei 1.024.130 Bewohnern insgesamt leben 917.862 Belgier und 106.268 Ausländer auf dem Gebiet der Provinz Lüttich. Genauer gesagt sind es im Arrondissement Huy 3.900 Ausländer und 97.324 Belgier, im Arrondissement Lüttich 75.197 Ausländer und 510.529 Belgier, im Arrondissement Verviers 25.362 Ausländer und 242.438 Belgier und im Arrondissement Waremme 1.809 Ausländer und 67.571 Belgier.27 Verteilung der Belgier und Ausländer in der Provinz Lüttich nach Nationalitäten Gesamtbevölkerung 1.024.130 Ausländer insgesamt 106.268 Europäische Union Belgien 917.862 Deutschland 13.336 Österreich 88 Dänemark 56 Spanien 7466 Finnland 40 Frankreich 7.723 Griechenland 1.597 Luxemburg 554 Irland 63 Italien 46.946 Niederlande 3.821 Portugal 1.234 Großbritannien 531 Schweden 72 27 Diese Zahlen stammen aus « Population et ménages. Population étrangère au 01 01 2002 », Brüssel: Institut national de statistiques. - 15 - Übriges Europa Bulgarien 107 Bosnien-Herzegowina 272 Zypern 4 Kroatien 191 Estland 1 Ungarn 89 Lettland 6 Litauen 9 Mazedonien 93 Norwegen 20 Polen 865 Rumänien 427 Russland 154 Slowakei 19 Slowenien 15 Schweiz 135 Tschechoslowakei 17 Tschechien 35 Türkei 4.068 Jugoslawien (Ex) 822 Andere Länder Europas 255 Asien Bangladesch 65 China 348 Indien 203 Indonesien 37 Iran 49 Israel 25 Japan 50 Libanon 55 - 16 - Pakistan 182 Philippinen 36 Syrien 56 Thailand 116 Vietnam 114 Andere Länder Asiens 232 Afrika Südafrika 10 Algerien 579 Angola 348 Burundi 85 Kamerun 230 Kongo (Dem. Rep..) 1.838 Elfenbeinküste 122 Ägypten 25 Ghana 153 Marokko 6.478 Mauritius 111 Nigeria 30 Ruanda 96 Senegal 51 Tunesien 363 Andere Länder Afrikas 531 Amerika Brasilien 119 Kanada 135 Chile 51 Kolumbien 27 Dominikanische Republik 15 Vereinigte Staaten von Amerika 271 Peru 33 - 17 - Andere Länder Amerikas 153 Ozeanien Australien 22 Andere Länder Ozeaniens 4 Staatenlos oder Unbekannt Staatenlose 41 Unbekannte 34 1.2 Die Zusammensetzung der Haushalte: Ein Vergleich zwischen der Provinz Lüttich und der Provinz Limburg Die bei Ecodata28 verfügbaren statistischen Daten unterteilen die Haushalte in 9 unterschiedliche Kategorien: Allein lebende Männer, allein lebende Frauen und Privathaushalte von 2, 3, 4, 5, 6, 7 oder 8 Personen. In dem Bewusstsein, dass Isolation ein Faktor prekärer Situationen und Armut ist, kann anhand der diesbezüglichen Daten ein Vergleich zwischen den Provinzen Lüttich und Limburg gezogen werden. Profil der Haushalte der Provinz Lüttich Prozentsatz29 Allein lebende Allein lebende Gesamt Männer Frauen 2000 68.409 83.054 151.453 14,68 2001 70.377 84.611 154.988 15 2002 73.228 85.827 159.055 15,42 2003 75.432 86.927 162.359 15,74 2004 78.277 88.371 166.648 16,16 Lüttich Quelle: Ecodata 2004 und Cedem 2006 28 29 Internetseite: http://ecodata.mineco.fgov.be (../Fr/begin_fr.htm) Bezogen auf das Mittel der Gesamtbevölkerung zwischen 2000 und 2004. - 18 - Die oben und unten angeführten Zahlen machen bedeutende Unterschiede zwischen den beiden Provinzen deutlich. In der Tat weist die Provinz Lüttich im Jahr 2000 bezogen auf die Gesamtbevölkerung einen fast doppelt so hohen Prozentsatz allein lebender Personen auf wie die Provinz Limburg. Diese Tendenz bestätigt sich von 2000 bis 2004 in jedem Jahr. Außerdem steigt der Prozentsatz zwar in beiden Provinzen an, aber in Limburg nur von 7,86 im Jahr 2000 auf 9 im Jahr 2004, was einem Anstieg um 1,14 entspricht, wohingegen er in der Provinz Lüttich von 14,68 im Jahr 2000 auf 16,16 im Jahr 2004 steigt, also um 1,48 wächst. Profil der Haushalte der Provinz Limburg Prozentsatz30 Allein lebende Allein lebende Gesamt Männer Frauen 2000 29.328 34.153 63.481 7,86 2001 30.302 35.404 65.706 8,13 2002 31.369 36.446 67.815 8,4 2003 32.529 37.685 70.214 8,7 2004 33.661 38.720 72.381 9 Limburg Quelle: Ecodata 2004 und Cedem 2006 2. Beschäftigung 2.1. Sozialhilfe und Integrationseinkommen: Ein Vergleich zwischen der Provinz Lüttich und der Provinz Limburg Jede Person, die sich in Belgien aufhält, hat Anspruch auf Sozialhilfe, und zwar ganz unabhängig von ihrem Status: Belgier, sich rechtmäßig in Belgien aufhaltende europäische oder nicht-europäische Ausländer sowie sich illegal hier aufhaltende Ausländer. Die Sozialhilfe „hat den Zweck, jedem ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen”31, und in 30 Bezogen auf das Mittel der Gesamtbevölkerung zwischen 2000 und 2004. Siehe « La politique d’intégration sociale en Belgique »: http://www.cpas.fgov.be (../FR/themes/Stats/publicaties/politique.html) 31 - 19 - dieser Hinsicht wurde gemäß dem Gesetz vom 08. Juli 1976 in jeder Gemeinde ein Sozialamt (CPAS) errichtet. Die gewährte Hilfe wird auf lokaler Ebene mit den Verwaltungen, die jährlich einen Teil der Mittel für den Betrieb ihrer CPAS bereitstellen, neben der Hilfe, die von der flämischen und französischen Gemeinschaft sowie der Region Brüssel-Hauptstadt kommt, festgelegt und organisiert. Das CPAS bietet zwei Leistungen: „das Recht auf soziale Integration durch einen Arbeitsplatz oder ein Integrationseinkommen, einhergehend oder auch nicht mit einem individuell abgestimmten Projekt sozialer Integration”, sowie die Sozialhilfe in weiterem Sinne. Die erste Leistung richtet sich an Personen, die zwar über ein Einkommen verfügen, das aber für ein würdiges Leben und zur Befriedigung des Bedarfs nicht ausreicht. Dem CPAS stehen hierzu drei Instrumente zur Verfügung: „Beschäftigung, ein Integrationseinkommen und ein individuell abgestimmtes Projekt sozialer Integration oder eine Kombination dieser Instrumente.” Die zweite, allgemeinere Leistung, umfasst verschiedene Formen der Hilfe: finanzielle Hilfe; die Basisleistungen, die ergänzenden Leistungen und Regelung der Zusatzversicherung; Medikamente und pharmazeutische Produkte, die nicht in einer Krankenpflegeeinrichtung ausgegeben werden; die Rückführungskosten; die Unterkunftskosten; Vermittlungs- und Aufenthaltskosten; garantierte Familienleistungen und Geburtenzulage etc.32 Auf lokaler Ebene organisiert und auf nationaler Ebene strukturiert bieten die CPAS statistische Daten, die zwei wichtige Vorteile haben. Auf der einen Seite zielen die Maßnahmen dieser Ämter auf die bedeutendsten Kategorien der benachteiligten Bevölkerung ab (ausgesteuerte Arbeitslose, Obdachlose, Erwerbstätige mit unzulänglichen Einkommen etc.), und auf der anderen ermöglichen die verfügbaren Daten einen Vergleich zwischen den Regionen und Provinzen. Recht auf soziale Integration – Entwicklung der Anzahl der Bezieher des Integrationseinkommens bezogen auf die entsprechende Gesamtbevölkerung Flandern 32 2003 Gesamtbevölk. % 2005 Gesamtbevölk. % 23.179 5.995.553 19.886 6.058.368 0,39% Idem. - 20 - 0,33% Limburg 1.531 802.528 0,19% 1.341 811.962 0,17% Lüttich 13.193 1.025.842 1,29% 13.600 1.036.588 1,31% Wallonien 33.784 3.368.250 1% 33.305 3.402.216 0,98% Quelle: Portal soziale Integration33 Vorstehende Tabelle lässt deutliche Unterschiede zwischen Flandern und Wallonien erkennen, und in noch erheblicherem Maße zwischen den Provinzen Lüttich und Limburg, Mitgliedern der Euregio Maas-Rhein. Zunächst einmal ist in der Tat die Zahl der Bezieher des Integrationseinkommens bezogen auf die Bevölkerungszahl in Flandern fast dreimal so niedrig wie in Wallonien. Dann wiederum ist der Prozentsatz dieser Bezieher in Limburg nur halb so hoch wie der von Flandern, und schließlich ist der Satz von Lüttich höher als der von Wallonien, 0,98 gegenüber 1,31. Diese Zahlen machen einen Unterschied hinsichtlich Armut und prekärer Situation deutlich, der von der Entwicklung dieser Daten bestätigt wird: Die Prozentsätze sinken 2003 bis 2005 für Flandern und Limburg, stagnieren für Wallonien und steigen für die Provinz Lüttich an. Eine Entwicklung, die sich auch in den nachfolgenden Tabellen wiederfindet. Recht auf soziale Integration – Entwicklung der Anzahl an Personen mit Anspruch auf soziale Integration 12/2002 12/2003 12/2004 01/2005 Flandern 25.178 26.135 24.996 22.529 Limburg 1.769 1.792 1.884 1.613 Lüttich 14.027 14.295 15.040 14.681 Wallonien 36.840 37.201 37.845 36.911 Quelle: Portal soziale Integration 34 33 Rufen Sie unter folgender Adresse alle statistischen Daten ab: http://www.cpas.fgov.be (../FR/themes/Stats/publicaties/chiffres.html) - 21 - Recht auf soziale Integration – Entwicklung der Anzahl der Bezieher des Integrationseinkommens 12/2002 12/2003 12/2004 01/2005 Flandern 22.687 23.310 21.988 19.886 Limburg 1.513 1.520 1.567 1.341 Lüttich 13.113 13.224 13.879 13.600 Wallonien 33.615 33.483 33.932 33.305 Quelle: Portal soziale Integration 35 Recht auf soziale Integration – Entwicklung der Anzahl an Sozialhilfeempfängern 12/2002 12/2003 12/2004 01/2005 Flandern 24.609 23.546 20.799 19.155 Limburg 2.895 2.679 2.224 2.096 Lüttich 4.951 5.200 5.057 4.906 12.971 12.926 12.502 Wallonien 12.518 Quelle: Portal soziale Integration 36 Die verschiedenen oben stehenden Tabellen bekräftigen die bedeutenden Unterschiede zwischen Flandern und Wallonien und insbesondere zwischen den Provinzen Limburg und 34 Idem. Idem. 36 Idem. 35 - 22 - Lüttich. Während die Zahlen in Wallonien und der Provinz Lüttich steigen, sich stabilisieren und kaum sinken, gehen sie im Norden des Landes und speziell in der Provinz Limburg zurück. Andere Zahlen, insbesondere, was die Bezieher finanzieller Hilfe angeht, gehen in die gleiche Richtung.37 2.2 Zeitweilige und Langzeit-Arbeitslosigkeit: Die Provinz Lüttich im Vergleich mit dem flämischen Limburg und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Die bei Ecodata38 verfügbaren Daten unterteilen die Arbeitslosigkeit in mehrere Kategorien: arbeitsuchende entschädigte Vollarbeitslose; Unterbrechungen der Erwerbstätigkeit und familienbedingte Beurlaubungen; Zeitkredit; Unterbrechungen der Berufstätigkeit (andere); Frührentner; zeitweilig Arbeitslose und aufgrund ihres Alters nicht mehr meldepflichtige Arbeitslose. Aus diesen Kategorien greifen wir hier im Folgenden die Zahlen von Januar 2004 und von Dezember 2005 der „ arbeitsuchenden entschädigten Vollarbeitslosen” und der „zeitweilig Arbeitslosen” auf. Auf Grundlage der Zahl der Gesamtbevölkerung haben wir außerdem die Prozentsätze der Provinzen Lüttich und Limburg sowie der Deutschsprachigen Gemeinschaft berechnet. Januar 2004 Bevölkerung Zeitweilig Prozent- Langzeit- Prozent- Arbeitslose satz Arbeitslose satz Lüttich 1.029.605 16.615 1,61 64.162 6,23 Limburg 805.786 19.794 2,45 26.630 3,3 1.394 1,9 1.382 1,9 Deutschsprachige 71.899 39 Gemeinschaft Quelle: Ecodata 2004 und Cedem 2006 37 Idem. Internetseite: http://ecodata.mineco.fgov.be (../Fr/begin_fr.htm) 39 Die Daten entstammen, unter der Schirmherrschaft der Deutschsprachigen Gemeinschaft, folgenden Gemeinden: Kelmis, Lontzen, Raeren, Eupen, Bütgenbach, Büllingen, Amel, Sankt Vith et Burg-Reuland. 38 - 23 - Die Daten von Januar 2004 zeigen, dass die Langzeit-Arbeitslosigkeit in der Provinz Lüttich ein mehr als dreimal so großes Problem ist wie die zeitweilige Arbeitslosigkeit (1,61 zu 6,23), die Zahlen in der Provinz Limburg (2,45 und 3,3) sowie in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (1,9 in beiden Fällen) hingegen viel näher beieinander liegen. Bedenkt man, dass Langzeitarbeitslosigkeit ein Indikator für prekäre Situationen und Armut ist, zeigen diese Zahlen deutlich, dass die Provinz Lüttich besonders betroffen ist. Dieses Phänomen scheint sich, betrachtet man nachfolgende Zahlen von Dezember 2005, noch zu verschärfen. In der Tat zeigen die Zahlen, dass der Prozentsatz der zeitweiligen Arbeitslosigkeit in allen drei Regionen drastisch sinkt, wohingegen bei der LangzeitArbeitslosigkeit nur eine minimale Entwicklung festzustellen ist. Die Provinz Lüttich ist also weiter schwerwiegend von Langzeit-Arbeitslosigkeit und damit von einem bedeutenden Armutsrisiko betroffen. Dezember 2005 Bevölkerung Zeitweilig Prozent- Langzeit- Prozent- Arbeitslose satz Arbeitslose satz Lüttich 1.034.024 3.930 0,3 67.498 6,5 Limburg 809.942 2.619 0,3 29.213 3,6 188 0,25 1.651 2,3 Deutschsprachige 72.512 Gemeinschaft Quelle: Ecodata 2005 und Cedem 2006 2.3 Einkommen: Die Provinz Lüttich im Vergleich mit dem flämischen Limburg und der Deutschsprachigen Gemeinschaft Die bei Ecodata verfügbaren Daten unterteilen die Einkommen in mehrere Kategorien: das steuerpflichtige Gesamtnettoeinkommen in Tausend Euro der Bevölkerung, die Anzahl der Erklärungen unter 2.500 Euro, die Anzahl der Erklärungen zwischen 2.500 Euro und 6.200 Euro, 6.200 Euro und 12.400 Euro, 12.400 Euro und 17.400 Euro, 17.400 und 24.800 Euro, sowie die Anzahl der Erklärungen über 24.800 Euro. Aus diesen Kategorien sind unten die Zahlen der Jahre 1997, 2000 und 2003 bezüglich des steuerpflichtigen Gesamtnetto- 24 - einkommens in Tausend Euro der Bevölkerung auf Ebene der Provinzen Lüttich und Limburg sowie der Deutschsprachigen Gemeinschaft angeführt. Jeweilige Bevölkerung, Gesamteinkommen und Pro-Kopf-Einkommen 1997 Bevölkerung Gesamteinkommen Pro-Kopf-Einkommen Lüttich 1.014.941 9.113.195 8.900 Euro Limburg 779.969 7.099.844 9.100 Euro 597.929 8.600 Euro Deutschsprachige 69.703 Gemeinschaft Quelle: Ecodata 1997 und Cedem 2006 Die statistischen Daten in Bezug auf die Gesamt- und Pro-Kopf-Einkommen der Provinzen Lüttich und Limburg sowie der Deutschsprachigen Gemeinschaft machen die Grenzen der oben aufgestellten Beziehung zwischen Arbeitslosigkeit und Armut deutlich. Tatsächlich wies letztere im Gegensatz zu den beiden anderen Regionen eine relativ geringe LangzeitArbeitslosigkeit auf, aber die Zahlen zum Einkommen sprechen mit einem niedrigeren ProKopf-Einkommen als in den Provinzen Limburg und Lüttich eine andere Sprache. Dieser Eindruck wird noch verstärkt, wenn man sieht, dass die oben und unten stehenden Zahlen belegen, dass die Deutschsprachige Gemeinschaft 1997 mit 8.600 Euro pro Kopf gegenüber 8.900 für Lüttich und 9.100 für Limburg an dritter Stelle steht. Im Jahr 2000 liegt sie mit 9.100 Euro gegenüber 9.900 für Lüttich und 10.100 Euro für Limburg ebenfalls an dritter Position. Und 2003 sind es 10.400 Euro gegenüber 11.000 für die Provinz Lüttich und 11.900 Euro pro Kopf für Limburg. Jeweilige Bevölkerung, Gesamteinkommen und Pro-Kopf-Einkommen 2000 Bevölkerung Gesamteinkommen Pro-Kopf-Einkommen Lüttich 1.019.442 10.091.143 9.900 Euro Limburg 791.178 8.010.971 10.100 Euro 646.781 9.100 Euro Deutschsprachige 70.831 Gemeinschaft Quelle: Ecodata 2000 und Cedem 2006 - 25 - Jeweilige Bevölkerung, Gesamteinkommen und Pro-Kopf-Einkommen 2003 Bevölkerung Gesamteinkommen Pro-Kopf-Einkommen Lüttich 1.025.842 11.374.514 11.000 Euro Limburg 802.528 9.552.675 11.900 Euro 743.780 10.400 Euro Deutschsprachige 71.571 Gemeinschaft Quelle: Ecodata 2003 und Cedem 2006 3. Gesundheit Die Gesundheit der Bevölkerung ist von besonderem Interesse, wenn es um soziale Ausgrenzung geht, insofern, als sie ein auslösender bzw. erschwerender Faktor der Mechanismen die zu prekären Situationen und Armut führen, sein kann. Ist eine Person über einen mehr oder weniger langen Zeitraum krank, kann sich dies durchaus auch auf andere Bereiche ihres Lebens und des ihrer Angehörigen auswirken, insbesondere, wenn sie das Familienoberhaupt ist, auf das weitere Personen angewiesen sind. Schlechte Gesundheit kann zum Verlust des Arbeitsplatzes und zu Arbeitslosigkeit führen, was wiederum eine prekäre Situation nach sich ziehen und für alle Familienmitglieder eine Reihe von Problemen, die ihrerseits gesundheitliche Folgen haben, bedeuten kann. Zwar verfügt in Belgien die große Mehrheit der Bevölkerung über eine Krankenversicherung, dennoch muss ein Teil der Bevölkerung aus finanziellen Gründen weiter auf bestimmte Dienste und Medikamente verzichten. Es ist heute erwiesen, dass die Gesundheit in Armut lebender Personen schlechter ist. Zahlen belegen, dass der Gesundheitszustand von Menschen von geringerem Sozialstatus (in Bezug auf Bildung, Familiensituation und Zusammensetzung des Haushalts, Einkommen, beruflichen Status) häufig schlechter ist, sie haben einen geringeren Zugang zur Krankenpflege als die anderen oder sterben jünger als die Personen, die auf der sozialen Leiter weiter oben stehen. - 26 - Der Bericht Des faits et des chiffres40 des Dienstes zur Bekämpfung von Armut, prekären Lebensumständen und sozialer Ausgrenzung besagt: „Die Lebenserwartung der Belgier steigt weiter an und die Kindersterblichkeit sinkt.” Aber die sozialen Ungleichheiten im Bereich der Gesundheit sind weiterhin stark ausgeprägt und die „Indikatoren bestätigen (…) die Existenz großer Ungleichheiten im Bereich des Gesundheitszustands, des Gesundheitsverhaltens und des Zugangs zur Krankenpflege. Diese Unterschiede werden von praktisch allen Faktoren bestätigt: Kindersterblichkeit, subjektive Entwicklung der Gesundheit, Grad der Schwierigkeit der Ausübung der täglichen Aktivitäten infolge einer Krankheit, Depression, Übergewicht, Nikotinsucht, Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen gegen Gebärmutterhals- und Brustkrebs.” Nach Angaben des Dienstes bestehen große Unterschiede zwischen den Regionen Wallonien, Brüssel und Flandern, und die Indikatoren zeugen von einem besseren Gesundheitszustand der Bevölkerung in Flandern als der in Brüssel und vor allem als der in Wallonien. Gestützt auf vorherige, auf zwischen 1991 und 1997 gesammelten Daten basierenden Untersuchungen, kann man sagen, dass in Belgien „Personen geringer Qualifikation (kein Abschluss oder nur ein Grundschulabschluss) nicht nur weniger lang leben (Frauen: 2,8 Jahre; Männer: 5,2 Jahre) sondern auch ein wesentlich kürzeres Leben in guter Gesundheit führen (Frauen: 14,5 Jahre; Männer: 15,5 Jahre) als äußerst qualifizierte Personen (Hochschulabschluss)41. Und je höher das Ausbildungsniveau „desto besser der Zugang zu Gesundheitsinformationen und desto besser die Voraussetzungen, diese Kenntnisse in die Praxis umzusetzen. Andererseits, so der Bericht weiter, trägt das Ausbildungsniveau dazu bei, die Position auf dem Arbeitsmarkt sowie die berufliche Zufriedenheit und damit indirekt den Gesundheitszustand zu bestimmen. Es besteht außerdem ein klarer Zusammenhang zwischen sozioökonomischer Position und Lebensstil.” Im Gesundheitsbereich sind in der Region Lüttich zahlreiche Akteure vertreten und in der Datenbank für soziale und psycho-medizinisch-soziale Informationen der Provinz Lüttich gelistet.42 Hierzu gehören Hilfs- und Schutzverbände, Gesundheitszentren, Vorsorgezentren, Zentren für ganzheitliche Gesundheit, maisons médicales (Medizinhäuser), lokale Zentren für Gesundheitsförderung, Teams für Gesundheitsförderung an Schulen, Verbände und 40 http://www.luttepauvrete.be/chiffres_sante.htm Die verschiedenen Auszüge stammen aus dem gleichen Bericht. 42 Siehe zu diesem Thema die Informationen unter folgender Adresse: http://www.prov-liege.be (../telesoc/SMNC.HTM) 41 - 27 - Koordinierungszentren, Allgemeinkrankenhäuser, Polikliniken und Pflegezentren, Genesungsheime, Zusatzversicherungen, Dienste für Gesundheitsförderung, Dienste für häusliche Palliativpflege, Einrichtungen für Palliativpflege sowie Krankentransportdienste. 4. Bildung Die gegenwärtige Gesellschaft ist, was berufliche Qualifikation angeht, anspruchsvoller geworden. Wer über keinen Abschluss oder nur geringe Qualifikationen verfügt, sieht sich dem Risiko der Arbeitslosigkeit bzw. eines Arbeitsplatzes in prekären Berufsfeldern, wo die Arbeit schwierig und die Vergütung gering ist, ausgesetzt. In dem Wissen, dass Bildung, Ausbildung und ein guter Abschluss auf der sozialen Leiter eine immer entscheidendere Rolle spielen, haben die Autoren des Berichts über den Nationalen Aktionsplan Eingliederung 2003-2005 und seiner Vorausschau für 2005-200643 festgestellt, dass sich das Armutsrisiko umgekehrt proportional zum steigenden Ausbildungsniveau verhält. So erreichte im Jahr 2001 „das Armutsrisiko einen Prozentsatz von 23% für Personen mit höchstens einem Abschluss der Sekundarstufe I, während er für Hochschulabsolventen bei nur 4% lag.”44 Diese Feststellung gilt in besonders alarmierender Weise für nicht-europäische Ausländer. 4.1 Die Bildung in der Französischen Gemeinschaft Belgiens Der Ursprung des Dekrets der Französischen Gemeinschaft zur „Sicherung gleicher Chancen bei der gesellschaftlichen Emanzipation aller Schüler, insbesondere durch Umsetzung einer positiven Diskriminierung”45 veranschaulicht die Bedeutung der Bildung im Kampf gegen Ausgrenzung. Zu Beginn der 90-er Jahre hielten Gewalt und Schulabbrüche ihren Einzug in einige Sekundarschulen der Französischen Gemeinschaft. Es handelt sich dabei um zwei beunruhigende Phänomene, die an Berufsschulen, die von einer großen Zahl Jugendlicher mit Immigrationshintergrund besucht werden, noch wesentlich stärker ausgeprägt sind. 43 Bericht verfügbar im Portal des Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter folgender Adresse: http://www.mi-is.be (../Fr/Themes/AB/PANincl%202005-2006%20-%20FR.pdf) 44 Idem. 45 Das Dekret vom 30. Juni 1998 zur Sicherung gleicher Chancen bei der gesellschaftlichen Emanzipation aller Schüler, insbesondere durch Umsetzung einer positiven Diskriminierung ist auf der Internetseite des Centre de documentation administrative der Französischen Gemeinschaft Belgiens unter folgender Adresse verfügbar: http://www.cdadoc.cfwb.be (../RechDoc/docForm.asp?docid=2370&docname=19980630s22209) - 28 - Der öffentlichen Hand ist damals bewusst geworden, dass die Ursache hierfür in der praktisch nicht vorhandenen Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren aus dem Bereich der Schulbildung, d.h. Schüler, Lehrer, Schulleitung und Eltern, zu suchen war. Daraufhin wurde beschlossen, in einigen Einrichtungen „pädagogische Maßnahmen zur Sicherung gleicher Chancen bei der gesellschaftlichen Emanzipation aller Schüler” zu fördern und am 30. Juni 1998 ein Dekret erlassen, dass, insbesondere durch die Umsetzung einer positiven Diskriminierung, allen Schülern die gleichen Chancen bei der gesellschaftlichen Emanzipation sichern sollte. Artikel 34 des Dekrets vom 30. Juni 1998 besagt, neben anderen Bestimmungen zur Förderung sozialer Integration: „Es gibt einen schulischen Mediationsdienst, der die Aufgabe hat, Gewalt und Schulabbrüchen in den Sekundarschulen vorzubeugen, insbesondere in denen, die in Artikel 4 benannt sind. Die Mediation soll das Vertrauensklima, welches zwischen dem Schüler, seinen Eltern bzw. seinem Sorgeberechtigten, wenn er minderjährig ist, und der Schuleinrichtung herrschen sollte, fördern, bewahren bzw. wiederherstellen. Der Mediationsdienst ist der Kommission für positive Diskriminierung unterstellt.” Artikel 4 des Dekrets vom 30. Juni 1998 fordert seinerseits „dass solche Einrichtungen, Schulen bzw. Standorte von positiver Diskriminierung profitieren sollen, die von einem von der Regierung gemäß § 3, einerseits für die Grundschulbildung, andererseits für die Sekundarstufe, bestimmten Anteil an Schülern besucht werden, die gemessen anhand objektiver Kriterien in einem der folgenden Umfelder leben: a) mit niedrigeren Niveaus als der nationale Durchschnitt in sozioökonomischer Hinsicht unter Berücksichtigung der Wohnverhältnisse, der Mittel der Haushalte, ausgedrückt pro zum Haushalt gehörender Person sowie der Abschlüsse; b) mit einem höheren Arbeitslosenanteil gemessen an der Gesamtbevölkerung; c) mit einem höheren Anteil an Familien, die das Minimex (Integrationseinkommen) oder Sozialhilfe beziehen. Die in Absatz 1 bezeichneten Niveaus und Verhältnisse werden als sozioökonomische Niveaus bezeichnet.” Es ist festzustellen, dass der Text nicht von immigrierten Jugendlichen oder Jugendlichen mit Immigrationshintergrund spricht, sondern die Auswahl der Schulen für die positive Diskriminierung im Wesentlichen auf der Basis der „nachteiligen” sozialen und kulturellen Herkunft der Schüler erfolgt. Diese Wahl ist durch den Willen der Französischen Gemeinschaft, eine allgemeine Politik sozialer Integration, die nicht nur auf einen Teil der - 29 - Bevölkerung, in diesem Fall Personen ausländischer Herkunft, abzielt, zu erklären. Damit hat das Dekret der Französischen Gemeinschaft zur Sicherung gleicher Chancen bei der gesellschaftlichen Emanzipation aller Schüler, insbesondere durch Umsetzung einer positiven Diskriminierung eine ganz andere Ausrichtung als das regionale Dekret vom 04. Juli 1996 zur Integration ausländischer Personen oder solcher mit ausländischer Herkunft, welches klar die Personen benennt, auf die diese politischen Maßnahmen insbesondere abzielen. 4.2 Die Maßnahmen der Provinz und der Stadt Lüttich Die Bekämpfung sozialer Ausgrenzung erfolgt über ein politisches Maßnahmenpaket, das eng mit Bildung und Ausbildung zusammenhängt. Diese Maßnahmen werden auf lokaler Ebene durch den Gemeindevorstand (Gemeindeebene) und auf Provinzebene durch den Ständigen Ausschuss entwickelt. Je nach Verteilung der Befugnisse, können mehrere politische Verantwortliche mit Aspekten der sozialen Integration betraut sein. Diese unterliegt also eher einer kollegialen Verwaltung als den Vorrechten des einen oder anderen Gemeinderatmitglieds. Konkret nehmen die Politikbeauftragten und die Verwaltungen auf dreierlei Weise an der Entwicklung der lokalen Initiativen hinsichtlich Ausbildung, Unterrichtswesen und Bildung im Allgemeinen teil. Zunächst können sie gemeinsam auf direkte Weise ihre eigene Politik umsetzen, indem sie einen Teil der ihnen verfügbaren Finanzen für spezifische politische Maßnahmen in den Schulen oder auf Ebene der Sozialhilfe verwenden (CPAS - Sozialämter). Dann können sie auch logistisch (Räumlichkeiten, Materialverleih, Bereitstellung öffentlicher Plätze, etc.) oder finanziell (direkte Zuschüsse) lokale, von Verbänden deren Gesellschaftszweck auf pädagogische und die Bildung betreffende Maßnahmen abzielt (Ausstellungen, Konferenzen, Debatten, etc.) Projekte unterstützen. Schließlich können sie auf lokaler Ebene auch als Mittlerstelle der öffentlichen Hand für auf Gemeinschafts-, regionaler oder föderaler Ebene ins Leben gerufene Initiativen sein. Auch können sie einen indirekten Beitrag zu diesen Initiativen leisten, indem sie die hierfür nötigen Räumlichkeiten bzw. Arbeitskräfte zur Verfügung stellen. - 30 - Um sich eine bessere Vorstellung der verschiedenen Partnerschaften zwischen den öffentlichen Instanzen unterschiedlicher Befugnisebenen und den lokalen Akteuren zu machen, sollten die großen Kategorien der im Bereich der sozialen Integration tätigen Verbände und Organismen angeführt werden. Im Bereich des Bildungswesens sind in der Region Lüttich folgende Akteure aktiv46: Dienste für finanzielle Beihilfen und Studiendarlehen, Tageseinrichtungen für Jugendliche, die die Schule abgebrochen haben, Zentren für Bildung und alternierende Ausbildungsgänge, Zentren für allgemeine oder spezielle psychologische, medizinische und soziale Betreuung und Beratung, Hausaufgabenbetreuungen und Schulen zur Vermeidung von Schulversagen, schulische Weiterbildung (psychisch-medizinisch-sozialer Bereich), soziale und paramedizinische Hochschulbildung, Verbände und Koordinierungszentren, Informations- und Forschungsdienste, Nachhilfeeinrichtungen und schulische Vermittlungsdienste sowie Sozialdienste für Studenten. 5. Wohnungssituation Entsprechend dem Beispiel der Gesundheit können auch die Qualität der Wohnung (Zustand und Lage) sowie der Status des Bewohners (Eigentümer oder Mieter) eine Reihe von Schwierigkeiten nach sich ziehen, die sich auf die Gesundheit, die Bildung, die Arbeitsplatzsuche und ganz allgemein auf die Lebensqualität auswirken können. Eine unsaubere Unterkunft kann zu spezifischen Gesundheitsproblemen führen, während sich durch eine abgelegene, weit vom Stadtzentrum entfernte Wohnung auch einfach die Fahrt zur Arbeit schwierig gestalten kann. Das Armutsrisiko nach Status als Eigentümer bzw. Mieter macht bedeutende Unterschiede deutlich und bestätigt, dass Eigentum das Armutsrisiko mindert. In der Tat ist es so, dass je größer der Anteil des Einkommens ist, der auf die Miete entfällt, desto geringer der für andere Ausgaben verfügbare Teil ausfällt. In Belgien liegt das Armutsrisiko für Eigentümer nur bei 10% gegenüber 28% für Mieter. Auf europäischer Ebene ist festzustellen, dass 10% für die Eigentümer im Vergleich zu vielen anderen Ländern ein äußerst geringer Wert ist, 46 Diese Dienste sowie die Informationen zu den gelisteten Verbänden stammen aus der Datenbank für soziale und psycho-medizinisch-soziale Informationen der Provinz Lüttich. Für Informationen zu diesem Thema siehe unter folgender Adresse: http://www.prov-liege.be/telesoc/SMNC.HTM - 31 - wohingegen umgekehrt 28% im Vergleich zu den gleichen Ländern ziemlich hoch ist. Das bedeutet, dass der Zusammenhang zwischen Armut und dem Status als Mieter in Belgien deutlich ausgeprägter ist als in der übrigen Europäischen Union.47 Mehrere Arbeiten zur Wohnsituation, die Daten der Volkszählung, die Daten der gemeinnützigen Wohnungsunternehmen sowie die verfügbaren Studien haben die Schwierigkeiten eines Teils der Bevölkerung aufgezeigt, eine Wohnung, und insbesondere eine qualitativ hochwertige Wohnung zu finden. Diese Schwierigkeiten sind auf wirtschaftliche Gründe (Arbeitslosigkeit, mangelnde Qualifikation, etc.) zurückzuführen, liegen aber auch in diskriminierenden Verhaltensweisen der Besitzer bei der Wahl ihrer Mieter und dem Verhältnis von Wohnqualität und Preis begründet. Dies sorgt dafür, dass ausgegrenzte Bevölkerungsgruppen oder solche, die unter bestimmten Benachteiligungen leiden, zum Teil unsaubere, in den am meisten benachteiligten, von der öffentlichen Hand oft aufgegebenen Wohnbezirken liegende Wohnungen, beziehen. Im Bereich des Wohnungswesens sind in der Region Lüttich folgende Akteure aktiv 48: Agenturen für Sozialwohnungen, Aufnahmezentren für Erwachsene in Schwierigkeiten, Verbände und Koordinierungszentren, Dienste zur Vermietung von Übergangs- und Integrationswohnungen sowie öffentliche Wohnungsgesellschaften (Sozialwohnungen49, etc.). 6. Bibliographie - « Abolir la pauvreté. Une contribution au débat et à l’action politiques », Bericht (Dezember 2005), herausgegeben vom: Centre pour l’égalité des chances et la lutte contre le racisme – Service de lutte contre la pauvreté, la précarité et l’exclusion sociale (Zentrum für Chancengleichheit und Bekämpfung des Rassismus – Dienst zur Bekämpfung von Armut, prekären Lebensumständen und sozialer Ausgrenzung), 115S. 47 Siehe S.38 des Berichts « Plan d’Action nationale Inclusion sociale 2005/2006 – Indicateurs » im Portal des Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter folgender Adresse: http://www.miis.be/Fr/Themes/AB/Indicateurs%20PANIncl%202005%20-%202006%2012_07.pdf 48 Diese Dienste sowie die Informationen zu den gelisteten Verbänden stammen aus der Datenbank für soziale und psycho-medizinisch-soziale Informationen der Provinz Lüttich. Für Informationen zu diesem Thema siehe unter folgender Adresse: http://www.prov-liege.be/telesoc/SMNC.HTM 49 Zu den Daten bezüglich der Wohnungshilfe siehe Abschnitt 2.1 „Sozialhilfe und Integrationseinkommen: Ein Vergleich zwischen der Provinz Lüttich und der Provinz Limburg”. - 32 - - Ecodata – Statistische Daten. Internetseite: http://ecodata.mineco.fgov.be (../Fr/begin_fr.htm) - « Exclusion en science humaine – Exclusion en Province de Liège », Arbeitsbericht, verfügbar auf der Internetseite des Euregionalen Netzwerks gegen soziale Ausgrenzung (RECES) unter folgender Adresse: http://reces.bugiweb.com (../usr/Ressources/Internes/JAMINworkingpaperRECES[2].pdf) - « La politique d’intégration sociale en Belgique ». Internetseite: http://www.cpas.fgov.be (../FR/themes/Stats/publicaties/politique.html) - « Les communes les plus défavorisées sur le plan socio-économique en Wallonie », Bericht von Olivier Colicis, Marc Debuisson, Laurence Dussart, Christine Mainguet, Laurence Vanden Dooren und Valérie Vander Stricht, (September 2004), herausgegeben vom: Institut wallon de l’évaluation, de la prospective et de la statistique, 74S. - « Plan d’Action nationale Inclusion sociale 2005/2006 – Indicateurs » verfügbar im Portal des Öffentlichen Dienstes für die Politik der sozialen Integration unter folgender Adresse: http://www.miis.be/Fr/Themes/AB/Indicateurs%20PANIncl%202005%20-%202006%2012_07.pdf - « Premier Rapport sur la Cohésion sociale en Région wallonne », 2001, herausgegeben von der Direction interdépartementale de l’Intégration sociale, 385S. - 33 - BELGISCH LIMBURG IN ZAHLEN 1 1.1 1.2 1.3 1.4 1.5 1.6 1.7 1.8 1.9 Bevölkerung Bevölkerungszahlen Bevölkerungsdichte Staatsangehörigkeit Zivilstand Lebenserwartung Bevölkerungskurve 2004 Altersaufbau am 01.01.2005 Demographische Koeffizienten Bevölkerungsentwicklung 4 4 4 5 6 7 7 10 12 13 2 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 2.6 2.7 Beschäftigung Durchschnittliches Gesamtnettoeinkommen Beschäftigungsquote Arbeitsplatzquote Arbeitslosenquote Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende Leistungsberechtigte / eingeschränkte Existenzmittel Schulden 15 15 15 16 17 17 19 21 3 3.1 3.2 Gesundheit Lebenserwartung Gesundheitszustand 22 22 22 4 4.1 4.2 4.3 4.4 Schule und Ausbildung GOK-Schüler Gefährdete Schullaufbahnen Unterrichtsformen Bildungsniveau 24 25 25 25 26 5 5.1 5.2 5.3 5.4 5.5 5.6 Wohnungswesen Wohnungsart Art des Rechtsanspruchs auf die Wohnung Fläche der bewohnten Wohnungen Komfortniveau Soziale Miet- / Etagenwohnungen Nichtbenutzung und Verfall 27 27 27 27 28 28 31 BEVÖLKERUNG1 1 1.1 Bevölkerungszahlen Am 1. Januar 2005 zählte Limburg 809.942 Einwohner, 404.376 Männer und 405.566 Frauen. Limburg steht an siebter Stelle der zehn belgischen Provinzen. Der Anteil Limburgs an der belgischen Bevölkerung beträgt nicht ganz 8%. Flandern hat 6.043.161 Einwohner, die sich wie folgt auf die fünf flämischen Provinzen verteilen: Antwerpen (1.676.858), Ostflandern (1.380.072), Westflandern (1.138.503), Flämisch-Brabant (1.037.786) und Limburg (809.942). Der Anteil Limburgs an der Bevölkerung in der Flämischen Region beträgt 13,4%. In Belgien ist die Bevölkerung weiter gewachsen und erreicht nunmehr 10.445.852 Einwohner. Anzahl der Einwohner nach Geschlecht und Provinz am 01.01.2005 Männer Frauen Gesamt Antwerpen Ostflandern Westflandern Flämisch-Brabant Limburg 827.616 679.039 560.587 508.207 404.376 849.242 701.033 577.916 529.579 405.566 1.676.858 1.380.072 1.138.503 1.037.786 809.942 27,7 22,8 18,8 17,2 13,4 16,1 13,2 10,9 9,9 7,8 Flämische Region 2.979.825 3.063.336 6.043.161 100,0 57,9 Hennegau Lüttich Namur Wallonisch-Brabant Luxemburg 620.445 502.256 221.899 176.732 126.582 665.830 531.768 233.964 187.044 129.422 1.286.275 1.034.024 455.863 363.776 256.004 37,9 30,4 13,4 10,7 7,5 12,3 9,9 4,4 3,5 2,5 Wallonische Region 1.647.914 1.748.028 3.395.942 100,0 32,5 483.586 523.163 1.006.749 9,6 5.111.325 5.334.527 10.445.852 100,0 Region Brüssel-Hauptstadt Belgien Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe 1.2 Bevölkerungsdichte Die Bevölkerungsdichte liegt mit 334 Einwohnern pro km² unter dem landesweiten Durchschnitt (342) und dem Durchschnitt in der Flämischen Region (447). Das war bereits bei der Volkszählung 1981 der Fall: Die Bevölkerungsdichte betrug damals für Limburg 296 Einwohner pro km², 323 für Belgien und 416 Einwohner pro km² in der Flämischen Region. Anzahl der Einwohner am 01.01.2005, Fläche in km² und Bevölkerungsdichte pro km² Männer LIMBURG Flämische Region Frauen Gesamt Fläche in km² Einwohner pro km² 404.376 405.566 809.942 2.422 334 2.979.825 3.063.336 6.043.161 13.522 447 1 De Limburgse bevolking op 01.01.2005, Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, 85p. 3 Belgien 5.111.325 5.334.527 10.445.852 30.528 342 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe 1.3 Staatsangehörigkeit Von insgesamt 809.942 Einwohnern in Limburg sind 65.527 Personen von nicht belgischer Staatsangehörigkeit oder 8,1% der Limburger Gesamtbevölkerung. In der Flämischen Region beträgt der Anteil der Nicht-Belgier (297.289) 4,9% der Gesamtbevölkerung. Im Königreich gibt es insgesamt 870.862 Einwohner mit ausländischer Staatsangehörigkeit, das sind 8,3% der Gesamtbevölkerung.2 Anzahl der Belgier und Nicht-Belgier pro Gemeinde am 01.01.2005. Prozentanteil der Nicht-Belgier an der Gesamtbevölkerung. BELGIER Männer LIMBURG Flämische Region Belgien NICHT-BELGIER Frauen Gesamt Männer Frauen GESAMT% BEVÖLKERUNG NICHTBELGIER Gesamt 370.661 373.754 744.415 33.715 31.812 65.527 809.942 8,1 2.825.406 4.665.615 2.920.466 4.909.375 5.745.872 9.574.990 154.419 445.710 142.870 425.152 297.289 870.862 6.043.161 10.445.852 4,9 8,3 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe Anzahl der Nicht-Belgier am 01.01.2005 nach Geschlecht und Staatsangehörigkeit MÄNNER LIMBURG Flämische Region Belgien Türken Italiener Marokkaner Spanier Andere Griechen Zwischen- Staatsangehörige Summe Nieder- Sonstige länder 2.496 6.718 1.069 942 623 11.848 18.057 3.810 9.396 19.835 13.211 97.517 13.832 42.617 5.205 21.646 2.043 8.661 43.687 190.276 50.142 57.166 60.590 198.268 Anzahl Nicht-Belgier 33.715 100,0 154.419 445.710 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe Frauen LIMBURG Türken 4.574 LIMBURG Flämische Region Marokkaner 819 Griechen Zwischen- Andere Staatsangehörige Summe NiederSonstige länder 62.277 207.649 Italiener 1.049 Spanier 16.172 Türken 5.625 Marokkaner Flämische Region 9.708 9.722 12.795 4.798 1.621 38.644 41.949 Belgien 20.050 81.498 38.662 21.554 7.927 169.691 47.812 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe GESAMT 2.961 Italiener Spanier 612 11.066 Griechen Zwischen- Andere Staatsangehörige Summe Sonstige Niederländer 5.457 12.343 2.118 1.761 1.235 22.914 34.229 8.384 19.104 22.933 26.627 10.003 3.664 82.331 92.091 122.867 Anzahl Nicht-Belgier 31.812 100,0 142.870 425.152 Anzahl Nicht-Belgier 65.527 100,0 297.289 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie 01.01.2005 2 4 Belgien 39.885 179.015 81.279 43.200 16.588 359.967 104.978 405.917 870.862 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe Die Verteilung der Anzahl Nicht-Belgier nach den oben genannten Staatsangehörigkeiten zeigt, dass in Limburg in den letzten Jahren die Niederländer die größte Gruppe bilden (34.229 oder etwas mehr als die Hälfte) und ihre Zahl weiter wächst. Die zweite Gruppe bilden seit 1998 die Italiener, gefolgt von den Türken. Des Weiteren wohnen in Limburg 2.118 Marokkaner, 1.761 Spanier und 1.235 Griechen. Und schließlich gibt es noch 8.384 Personen mit verschiedenen anderen Staatsangehörigkeiten. 1.4 Zivilstand Die Verteilung der Bevölkerung nach Zivilstand spiegelt zum Teil die Altersstruktur wieder (siehe unten). Anfang 2005 war einer von zwei Limburgern verheiratet, 40% unverheiratet, beinahe 6% sind verwitwet und eine fast ebenso große Gruppe ist geschieden. Verglichen mit Flandern und Belgien gibt es in Limburg verhältnismäßig weniger geschiedene und verwitwete Personen: diese Gruppe macht beinahe 12% der Limburger Bevölkerung aus, 13% der flämischen Bevölkerung und 14% der belgischen Gesamtbevölkerung. Zivilstände am 01.01.2005 MÄNNER LIMBURG Flämische Region Belgien Ledig Verheiratet (*) Verwitwet Geschieden Gesamt 175.030 43,3 198.462 49,1 9.343 2,3 21.541 5,3 404.376 100,0 1.298.015 43,6 2.339.181 45,8 1.411.882 47,4 2.290.307 44,8 81.203 2,7 136.261 2,7 188.725 6,3 345.576 6,8 2.979.825 5.111.325 100,0 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe (*) Zu der Gruppe der verheirateten Personen gehören ebenfalls gesetzlich von Tisch und Bett getrennt lebende Personen. Frauen LIMBURG Flämische Region Belgien Ledig Verheiratet (*) 145.710 35,9 198.741 49,0 1.119.708 36,6 2.046.393 38,4 1.413.626 46,1 2.294.968 43,0 Verwitwet 37.612 Geschieden Gesamt 9,3 23.503 5,8 405.566 100,0 316.871 10,3 585.178 11,0 213.131 7,0 407.988 7,6 3.063.336 5.334.527 100,0 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe (*) Zu der Gruppe der verheirateten Personen gehören ebenfalls gesetzlich von Tisch und Bett getrennt lebende Personen. GESAMT LIMBURG Flämische Region Belgien Ledig Verheiratet (*) Verwitwet Geschieden Gesamt 320.740 39,6 397.203 49,0 46.955 5,8 45.044 5,6 809.942 100,0 2.417.723 40,0 4.385.574 42,0 2.825.508 46,8 4.585.275 43,9 398.074 6,6 721.439 6,9 401.856 6,6 753.564 7,2 6.043.161 100,0 10.445.852 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe 5 Die Verteilung der Zivilstände nach Geschlecht zeigt, dass es am 01.01.2005 verhältnismäßig mehr Witwen als Witwer gab: 2% der Limburger Männer sind Witwer, 9% der Limburger Frauen sind Witwen. In absoluten Zahlen gibt es viermal mehr Witwen (37.612) als Witwer (9.343). 1.5 Lebenserwartung Das ist unter anderem auf die höhere Lebenserwartung der Frauen im Vergleich zu den Männern zurückzuführen. So beträgt die erwartete Lebensdauer für einen neugeborenen Limburger 79,39 Jahre, 76,53 Jahre, wenn es ein Junge ist, 82,26 Jahre bei einem Mädchen. Lebenserwartung bei der Geburt in Jahren (Zeitraum 2001-2003) Männer Frauen Gesamt Limburg 76,53 Jahre 82,26 Jahre 79,39 Jahre Flämische Region 76,65 Jahre 82,29 Jahre 79,49 Jahre Belgien 75,62 Jahre 81,68 Jahre 78,69 Jahre Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion, Studiengruppe 1.6 Bevölkerungskurve 2004 Drei Faktoren bewirken Veränderungen in der Bevölkerungszahl: Geburten, Sterbefälle und Migration. Der Bevölkerungszuwachs kann daher in einen natürlichen und einen migrationsbedingten Zuwachs unterteilt werden. Der natürliche Bevölkerungszuwachs ist die Differenz zwischen der Geburten - und der Sterberate. Das Migrationssaldo ist die Differenz zwischen den Zu- und Abwanderungszahlen. Der Gesamtzuwachs ist demnach die Summe des natürlichen Wachstums und des Migrationssaldos3. Zwischen dem 1. Januar 2004 und dem 1. Januar 2005 ist die Limburger Bevölkerung um 4.062 Personen gewachsen. Pro 1.000 Einwohner ist das ein Zuwachs von 5,04. In der Flämischen Region (4,3‰) und in Belgien (4,52‰) ist der Bevölkerungszuwachs geringer. Bewegung der Bevölkerung vom 01.01.2004 bis 01.01.2005 Bevölkerung am 01.01.2004 LIMBURG Flämische Region Belgien Zuwachs (*) Zuwachs pro 1.000 Einwohner Statistische Korrektur Bevölkerung am 01.01.2005 805.786 4.062 5,04 94 809.942 6.016.024 10.396.421 26.279 47.013 4,37 4,52 858 2.418 6.043.161 10.445.852 3 Hierzu möchten wir darauf hinweisen, dass seit 1988 bei der Berechnung des Wachstums neben dem natürlichen Saldo und dem Migrationssaldo auch die nach einer Streichung aus den Registern neu eingetragene Personen (in Limburg sind das 2004 mehr als 1.122 Personen) und die von Amts wegen aus den Registern gestrichene Personen (1.500 Limburger in 2002) mit berücksichtigt werden. Seit 1998 beobachtet das NSI auch die Anzahl der Personen, die aus dem Warteregister kommen und als Einwohner von Limburg angemeldet werden (316 Personen in 2002). 6 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe (*) Zuwachs: einschließlich der aus dem Warteregister kommenden Personen, der nach Streichung aus den Registern erneut angemeldeten Personen und der von Amts wegen aus den Registern gestrichenen Personen. Bevölkerungsbewegung nach Geschlecht BELGIER EINTRAGUNGEN GEBURTEN Männer LIMBURG Flämische Region Belgien STREICHUNGEN ZUWANDERUNGEN Frauen Männer STERBEFÄLLE Frauen Männer ABWANDERUNGEN Frauen Männer Frauen SALDO DER VERÄNDERUNG DER STAATSANGEHÖRIGKEIT Männer Frauen 3.870 3.571 11.344 11.704 2.926 2.816 11.847 12.115 1.112 1.154 30.430 55.509 28.714 52.386 110.703 218.489 113.220 223.459 27.407 47.513 27.295 48.922 110.467 222.850 112.498 226.780 6.162 17.361 6.497 17.393 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe NICHT-BELGIER EINTRAGUNGEN GEBURTEN Männer LIMBURG Flämische Region Belgien STREICHUNGEN ZUWANDERUNGEN Frauen Männer STERBEFÄLLE Frauen Männer ABWANDERUNGEN Frauen Männer Frauen 275 258 3.760 3.687 273 179 2.407 1.631 3.920 1.599 3.803 22.067 62.129 22.671 62.580 947 3.264 550 2.247 14.968 46.859 2.160 SALDO DER VERÄNDERUNG DER STAATSANGEHÖRIGKEIT Männer -1.112 Frauen -1.154 13.727 -6.162 -6.497 43.132 -17.361 -17.393 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe GESAMT EINTRAGUNGEN GEBURTEN Männer LIMBURG Flämische Region Belgien STREICHUNGEN ZUWANDERUNGEN Frauen Männer Frauen STERBEFÄLLE Männer Frauen ABWANDERUNGEN Männer Frauen 4.145 3.829 15.104 15.391 3.199 2.995 14.254 14.275 32.061 59.429 30.313 56.189 132.770 280.618 135.891 286.039 28.354 50.777 27.845 51.169 125.435 269.709 126.225 269.912 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe Aus den einzelnen Wachstumskomponenten lassen sich folgende Entwicklungen erkennen: (a) Natürliche Zahlen Zwischen 1997 und 2003 gab es einen rückläufigen Trend bei den Geburten (in absoluten und relativen Zahlen), im Jahresverlauf 2004 gab einen leichten Anstieg: 7.974 Kinder erblickten das Licht der Welt. Die Geburtenrate – die Anzahl der Geburten auf 1.000 Einwohner – liegt noch immer unter 10 (9,90‰) und unter den Geburtenraten für die Flämische Region (10,37‰) und Belgien (11,12‰). Die Sterberate (Sterbefälle auf 1.000 Einwohner) ist in Limburg mit 7,69‰ noch immer spürbar niedriger als anderswo: 9,34‰ in der Flämischen Region und 9,81‰ in Belgien. Diese Unterschiede sind auf die ‚jüngere‘ Altersstruktur der Limburger Bevölkerung zurückzuführen. 7 Der natürliche Saldo (die Differenz zwischen Geburten und Sterbefällen) beträgt 2,21‰ (1.780 Personen in 2004). Durch die in Limburg niedrigere Sterberate ist der natürliche Zuwachs dort noch immer höher als in Flandern (1,03‰) und in Belgien (1,32‰). Übersichtstabelle über die relativen Bevölkerungszahlen: Natürliche Zahlen (auf 1.000 Einwohner) GEBURTENRATE LIMBURG Flämische Region Belgien absolut relativ 7.974 9,90 62.374 115.618 10,37 11,12 STERBERATE LIMBURG Flämische Region Belgien absolut relativ NATÜRLICHER SALDO absolut 6.194 7,69 LIMBURG 56.199 101.946 9,34 9,81 Flämische Region Belgien relativ 1.780 2,21 6.175 13.672 1,03 1,32 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe (b) Migrationsziffern 2004 gab es in Limburg 30.495 Zuwanderungen. Unter Zuwanderung werden hier die interne Zuwanderung (Umzug von einer anderen Provinz des belgischen Hoheitsgebiets nach Limburg) und die externe Zuwanderung (Umzug über die Landesgrenzen nach Limburg) verstanden. Die Abwanderung beläuft sich auf 28.529 Personen (35,41 auf 1.000 Einwohner). Mit Abwanderung ist hier die interne Abwanderung (Umzug von Limburg in eine andere Provinz des belgischen Hoheitsgebiets) und die externe Abwanderung (Umzug von Limburg über die Landesgrenzen) gemeint4. 2004 kamen pro 1.000 Personen 37,85 Zuwanderer nach Limburg. Der Migrationssaldo (die Differenz zwischen Zu- und Abwanderungen) befindet sich für Limburg im positiven Bereich (1.966 in 2004). Relativ gesehen ist er aber in Limburg niedriger (2,44‰) als in Flandern (2,83 pro 1.000 Einwohner) und Belgien (2,60 auf 1.000 Einwohner). Übersichtstabelle über die relativen Bevölkerungszahlen: Migrationszahlen (pro 1.000 Einwohner) ZUWANDERUNGEN LIMBURG Flämische Region Belgien absolut relativ ABWANDERUNGEN 30.495 37,85 LIMBURG 268.661 566.657 44,66 54,51 Flämische Region Belgien absolut relativ MIGRATIONSSALDO 28.529 35,41 LIMBURG 251.660 539.621 41,83 51,90 Flämische Region Belgien absolut relativ 1.966 2,44 17.001 27.036 2,83 2,60 4 Seit 2003 hat der FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation die Methode für die Berechnung der Auswanderungszahl geändert: die Bilanz der von Amts wegen gestrichenen Personen abzüglich der wieder eingetragenen Personen wird mit zu der externen Abwanderung gezählt. Diese Zahlen deuten an, was sich in den meisten Fällen feststellen lässt, nämlich dass es sich bei Personen, die gestrichen und nicht wieder eingetragen wurden, meistens um Ausländer handelt, die in ihr Herkunftsland zurückgekehrt sind, ohne die Gemeindeverwaltung zu benachrichtigen. Wir ziehen diese plausible Arbeitshypothese einer Methode vor, die darin bestanden hätte, die gestrichenen Personen mit zu der Abwanderung ins Ausland zu zählen und die Wiedereintragungen zur Zuwanderung aus dem Ausland zu zählen. Bei der zuletzt genannten Darstellungsart würde die Anzahl der Zuwanderungen unverantwortlich anschwellen, obwohl es hier gar nicht um Personen handelt, die tatsächlich neu ins Land kommen. 8 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe 1.7 Altersaufbau am 01.01.2005 Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die Altersstruktur der Belgier, Nicht-Belgier und der Gesamtbevölkerung. Neben einer Einteilung in Fünfjahresklassen werden einige spezielle Alterskategorien angegeben, wie die Aufteilung in noch nicht wirtschaftlich Aktive (0-19 Jahre), junge Aktive (20-39 Jahre), ältere Aktive (40-59 Jahre) und die nicht mehr wirtschaftlich Aktiven (60 Jahre und älter) aufgeteilt, sowie eine Aufschlüsselung der alternden Bevölkerung. Am 1. Januar 2005 waren etwas mehr als 22% der Limburger Bevölkerung jünger als 20 Jahre, 27% waren zwischen 20 und 40 Jahre alt, 30% zwischen 40 und 60 Jahre, während die über Sechzigjährigen 20% der Limburger Gesamtbevölkerung ausmachen. Seit 2001 ist der Anteil der jungen Leute an der Gesamtbevölkerung in Limburg nicht mehr höher als in Belgien: 23,1% der Bevölkerung in Belgien ist jünger als 20, in Limburg haben wir noch 22,3% junge Leute. Auch der Anteil der jungen Aktiven (20-40 Jahre) an der Limburger Gesamtbevölkerung nähert sich weiter dem flämischen und belgischen Durchschnitt. Der Anteil der Altersklasse der Älteren (60 Jahre und älter) ist aber (noch immer) höher als in der Flämischen Region und im Königreich insgesamt (+ 2 bzw. +1,5 ppt.) Zusammenfassung nach Altersklassen am 01.01.2005 BELGIER 0-19 Jahre 20-39 Jahre 40-59 Jahre 60 Jahre und älter GESAMT LIMBURG 170.329 22,9 199.140 26,8 221.727 29,8 153.219 20,6 744.415 100,0 Flämische Region 1.285.639 22,4 1.474.257 25,7 1.651.316 28,7 1.334.660 23,2 5.745.872 100,0 Belgien 2.270.808 23,7 2.465.774 25,8 2.686.251 28,1 2.152.157 22,5 9.574.990 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe NICHT-BELGIER 0-19 Jahre LIMBURG 10.311 Flämische Region Belgien 15,7 20-39 Jahre 21.126 32,2 40-59 Jahre 21.656 33,0 60 Jahre und älter GESAMT 12.434 19,0 65.527 100,0 57.079 19,2 111.615 37,5 85.726 28,8 42.869 14,4 297.289 100,0 143.233 16,4 324.969 37,3 261.181 30,0 141.479 16,2 870.862 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe 9 GESAMTBEVÖLKERUNG 0-19 Jahre 20-39 Jahre 40-59 Jahre 60 Jahre und älter GESAMT LIMBURG 180.640 22,3 220.266 27,2 243.383 30,0 165.653 20,5 Flämische Region 1.342.718 22,2 1.585.872 26,2 1.737.042 28,7 1.377.529 22,8 6.043.161 100,0 Belgien 2.414.041 23,1 2.790.743 26,7 2.947.432 28,2 2.293.636 22,0 10.445.852 100,0 809.942 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe BELGIER 55 Jahre und älter LIMBURG 65 Jahre und älter 80 Jahre und älter GESAMT 199.578 26,8 117.029 15,7 23.664 3,2 744.415 100,0 Flämische Region 1.700.934 29,6 1.044.640 18,2 249.705 4,3 5.745.872 100,0 Belgien 2.756.525 28,8 1.697.450 17,7 428.522 4,5 9.574.990 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe NICHT-BELGIER 55 Jahre und älter 65 Jahre und älter 80 Jahre und älter GESAMT LIMBURG 17.151 26,2 8.721 13,3 1.306 2,0 65.527 Flämische Region 60.253 20,3 29.240 9,8 4.995 1,7 297.289 100,0 193.597 22,2 102.050 11,7 19.130 2,2 870.862 100,0 Belgien 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe GESAMTBEVÖLKERUNG 55 Jahre und älter LIMBURG 65 Jahre und älter 80 Jahre und älter GESAMT 216.729 26,8 125.750 15,5 24.970 3,1 809.942 100,0 Flämische Region 1.761.187 29,1 1.073.880 17,8 254.700 4,2 6.043.161 100,0 Belgien 2.950.122 28,2 1.799.500 17,2 447.652 4,3 10.445.852 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe Altersaufbau Limburg 01.01.2005 BELGIER Männer 0-4 Jahre 5-9 Jahre 10-14 Jahre 15-19 Jahre 20-24 Jahre 25-29 Jahre 30-34 Jahre 35-39 Jahre 40-44 Jahre 19.352 4,1 20.758 4,1 23.907 3,8 23.663 4,2 25.207 6,3 24.142 7,9 24.077 9,7 28.193 10,3 31.553 9,0 Frauen 18.023 4,1 19.860 4,0 22.555 3,8 22.211 3,9 24.000 5,4 22.886 7,3 23.525 9,3 27.110 10,2 30.920 9,7 NICHT-BELGIER Gesamt 37.375 5,0 40.618 5,5 46.462 6,2 45.874 6,2 49.207 6,6 47.028 6,3 47.602 6,4 55.303 7,4 62.473 8,4 Männer 1.365 4,0 1.301 3,9 1.283 3,8 1.220 3,6 1.551 4,6 2.284 6,8 3.013 8,9 3.421 10,1 3.507 10,4 Frauen 1.292 4,1 1.313 4,1 1.202 3,8 1.335 4,2 1.991 6,3 2.502 7,9 3.092 9,7 3.272 10,3 2.854 9,0 GESAMTBEVÖLKERUNG Gesamt 2.657 4,1 2.614 4,0 2.485 3,8 2.555 3,9 3.542 5,4 4.786 7,3 6.105 9,3 6.693 10,2 6.361 9,7 Männer 20.717 5,1 22.059 5,5 25.190 6,2 24.883 6,2 26.758 6,6 26.426 6,5 27.090 6,7 31.614 7,8 35.060 8,7 Frauen 19.315 4,8 21.173 5,2 23.757 5,9 23.546 5,8 25.991 6,4 25.388 6,3 26.617 6,6 30.382 7,5 33.774 8,3 Gesamt 40.032 4,9 43.232 5,3 48.947 6,0 48.429 6,0 52.749 6,5 51.814 6,4 53.707 6,6 61.996 7,7 68.834 8,5 10 45-49 Jahre 50-54 Jahre 55-59 Jahre 60-64 Jahre 65-69 Jahre 70-74 Jahre 75-79 Jahre 80-84 Jahre 85-89 Jahre 90-94 Jahre 95 Jahre und älter GESAMT 30.120 7,9 26.972 7,0 23.518 6,6 17.970 5,6 17.940 4,6 15.003 3,9 10.333 2,7 5.772 1,6 1.579 0,5 535 0,2 67 0,0 29.459 8,6 26.344 7,5 22.841 7,2 18.220 5,7 18.893 4,8 17.340 3,9 13.856 2,6 9.638 1,4 3.715 0,4 1.948 0,1 410 0,0 59.579 8,0 53.316 7,2 46.359 6,2 36.190 4,9 36.833 4,9 32.343 4,3 24.189 3,2 15.410 2,1 5.294 0,7 2.483 0,3 477 0,1 3.116 9,2 2.700 8,0 2.602 7,7 1.923 5,7 1.685 5,0 1.349 4,0 834 2,5 425 1,3 102 0,3 31 0,1 3 0,0 2.525 7,9 2.237 7,0 2.115 6,6 1.790 5,6 1.452 4,6 1.232 3,9 863 2,7 494 1,6 173 0,5 63 0,2 15 0,0 5.641 8,6 4.937 7,5 4.717 7,2 3.713 5,7 3.137 4,8 2.581 3,9 1.697 2,6 919 1,4 275 0,4 94 0,1 18 0,0 33.236 8,2 29.672 7,3 26.120 6,5 19.893 4,9 19.625 4,9 16.352 4,0 11.167 2,8 6.197 1,5 1.681 0,4 566 0,1 70 0,0 31.984 7,9 28.581 7,0 24.956 6,2 20.010 4,9 20.345 5,0 18.572 4,6 14.719 3,6 10.132 2,5 3.888 1,0 2.011 0,5 425 0,1 65.220 8,1 58.253 7,2 51.076 6,3 39.903 4,9 39.970 4,9 34.924 4,3 25.886 3,2 16.329 2,0 5.569 0,7 2.577 0,3 495 0,1 370.661 100,0 373.754 100,0 744.415 100,0 33.715 100,0 31.812 100,0 65.527 100,0 404.376 100,0 405.566 100,0 809.942 100,0 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie 1.8 Demographische Koeffizienten Wir geben einen Überblick über einige demographische Koeffizienten: die Reproduktionsziffer, den Überalterungs- und Abhängigkeits-Koeffizienten, den Übergangskoeffizienten und die Intensität des Verhältnisses der internen Vergreisung. Die Reproduktionsziffer gibt das Verhältnis zwischen der Gruppe der jungen Aktiven (20-39 Jahre) und den älteren Aktiven (40-59 Jahre) an und gibt Hinweise dazu, in welchem Ausmaß die Reproduktion der aktiven Bevölkerung stattfindet. Der Abhängigkeitskoeffizient oder Abhängigkeitsgrad misst das Verhältnis zwischen der Zahl der Jungen (-20 Jahre) und Älteren (60 und älter) einerseits und die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter (20-59 Jahre) andererseits. Anders ausgedrückt handelt es sich um das Verhältnis zwischen dem wirtschaftlich unproduktiven Teil der Bevölkerung und dem Teil, der wirtschaftlich produktiv ist, womit man einige Hinweise erhält, was die gesellschaftliche Tragfläche der zuletzt genannten Gruppe gegenüber den zwei anderen betrifft. Der Übergangskoeffizient ist das Verhältnis zwischen der Bevölkerungsgruppe der 10-24 Jährigen und der Bevölkerungsgruppe der 50-64 Jährigen und spiegelt daher wieder, inwieweit die Personen, die in absehbarer Zeit aus dem Arbeitsleben ausscheiden, durch junge Menschen, die sich in Kürze in den Arbeitsmarkt eintreten werden, ersetzt werden. Ein Koeffizient des beruflichen Übergangs unter 100 weist darauf hin, dass die erwerbstätige Bevölkerung in einer Region schrumpfen wird, jedenfalls bei einem gleich bleibenden Grad der Beteiligung am Berufsleben. Der Überalterungskoeffizient gibt das proportionale Verhältnis zwischen der Anzahl der Älteren (60 Jahre und älter) zur Anzahl der Jungen (-20 Jahre) wieder. Die interne Vergreisung ist der Anteil der mindestens Achtzigjährigen an den mindestens Sechzigjährigen. Eine hohe interne Vergreisung zeigt, dass die ältere Bevölkerung aus recht vielen Hochbetagten besteht. Wohlgemerkt ist das unabhängig vom Umfang der Bevölkerung der über Sechzigjährigen, aber nicht ohne Bedeutung für die Abstimmung des Pflegeangebots. 11 Reproduktionsziffer Abhängigkeitskoeffizient Beruflicher Übergangskoeffizient LIMBURG 91 LIMBURG 75 LIMBURG Flämische Region 91 Flämische Region 82 Flämische Region Belgien 95 Belgien 82 Belgien Überalterungskoeffizient LIMBURG Flämische Region Belgien 92 103 95 101 98 102 Interne Vergreisung LIMBURG 15 Flämische Region 18 Belgien 20 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe 1.9 Bevölkerungsentwicklung Die Entwicklung unserer Bevölkerung in den letzten zwei Jahrzehnten zeichnet sich durch ein starkes aber vor allem abnehmendes Wachstum aus. Zwischen 1960 und 2005 vermehrte sich die Limburger Bevölkerung um 560.853 Einwohner auf 809.942. Das ist ein Zuwachs von 249.089 Personen oder 44%. In der Flämischen Region stieg die Bevölkerung ‚nur‘ um 20%. Für das Königreich beträgt die Zunahme 13%. Beinahe ein Viertel (24%) der gesamten Bevölkerungszunahme in der Flämischen Region und beinahe ein Fünftel (18,9%) der Bevölkerungszunahme Belgiens erfolgte in der Provinz Limburg. Die wichtigsten Gründe für das abnehmende Bevölkerungswachstum ist der rückläufige natürliche Saldo (die Differenz zischen der Geburten- und Sterberate). 1960 betrug der natürliche Zuwachs von Limburg noch 16,28‰. 1970 war dieser auf 9,48‰ zurückgegangen. 1980 betrug der natürliche Zuwachs noch 7,65‰ und nach den jüngsten Zahlen von 2004 nur noch 2,21%. Relative Bevölkerungszahlen: die Entwicklung in Limburg von 1960 bis 2004 12 25 Zuwachs 20 15 Natürlicher Saldo 10 5 0 Migrationssaldo -5 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01 02 03 04 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Graphik: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe Da die Sterberate nahezu konstant bleibt (7,99‰ in 1960, 7,69‰ in 2002) ist der Rückgang des natürlichen Zuwachses beinahe ausschließlich durch den Rückgang der Geburtenrate bedingt. Diese betrug 1960 in Limburg noch 24,27‰ (13.807 Geburten). 2004 war es nur noch die Hälfte (9,90‰ bzw. 7.974 Geburten) und erreichten wir einen historischen Tiefpunkt. Die Limburger Geburtenrate liegt unter der Zahl für die Flämische Region und das Königreich. Der im Vergleich zur Flämischen Gemeinschaft und Belgien höhere natürliche Zuwachs in Limburg ist mit anderen Worten eine Folge der niedrigeren Sterberate (7,69‰ in Limburg, 9,34‰ in Flandern und 9,81‰ in Belgien) und nicht mehr wie in der Vergangenheit auch auf eine höhere Geburtenrate zurückzuführen. Neben dem natürlichen Saldo ist der Migrationssaldo der zweite entscheidende Faktor für das Bevölkerungswachstum. Hier lassen sich sowohl Zeiträume mit negativen als auch mit positiven Saldi feststellen. Zu Beginn der sechziger Jahre wurden infolge der zahlreichen Zuwanderungen aus dem Ausland hohe positive Migrationssaldi aufgezeichnet. Ende der sechziger Jahre war der Migrationssaldo dann wieder negativ. Die Migrationssaldi der siebziger Jahre sind positiv, werden aber immer kleiner. In den achtziger Jahren gibt es dann wieder eine Wendung. Nach diesem Saldo verliert Limburg auswanderungsbedingt beinahe 11.000 Einwohner. Ab 1989 verzeichnet Limburg wieder positive Migrationssoldi. Entwicklung der Gesamtbevölkerung seit 1970, 1981, 1991 und 2001 (Volkszählungen) Bevölkerung Bevölkerung Bevölkerung Bevölkerung am am am am 31.12.1970 01.03.1981 01.03.1991 01.10.2001 BEVÖLKERUNG AM 01.01.2005 absolute Zahlen Index Index Index Index 1970=100 1981=100 1991=100 2001=100 13 LIMBURG Flämische Region Belgien 652.547 716.888 750.435 5.416.583 9.650.944 5.630.129 9.848.647 5.768.925 9.978.681 798.036 809.942 124,1 113,0 107,9 101,5 5.968.074 6.043.161 10.296.350 10.445.852 111,6 108,2 107,3 106,1 104,8 104,7 101,3 101,5 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie Verarbeitung: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe 14 2 Beschäftigung 2.1 Durchschnittliches Gesamtnettoeinkommen Der Limburger verfügt über ein durchschnittliches Gesamtnettoeinkommen von 12 407 Euro. Das sind 2% weniger als der Durchschnittsbelgier und 8% weniger als der Durchschnittsflame. Die Limburger sind noch immer die ärmsten aller Flamen. Sie verdienen durchschnittlich sogar 20% weniger als die Einwohner von FlämischBrabant, die am besten verdienen. In den letzten 10 Jahren konnte Limburg seinen Rückstand etwas verkleinern. Verdiente der Durchschnittslimburger 1994 noch 5,5% weniger, waren es 2003 nur noch 1,96%. Der Einkommensrückstand im Vergleich zum Durchschnittsflamen hat sich in derselben Zeit von 10% auf 8% verringert. (Steuerliche Einkommen sind allerdings mit Vorsicht zu betrachten). Durchschnittliches Wohlstandsindex Gesamtnettoeinkommen pro Einwohner 2003 Belgien 12 655 100,00 Flämische Region 13 485 106,56 Wallonische Region 11 713 92,55 Hauptstadtregion Brüssel 10 846 85,70 Flämisch-Brabant 15 125 119,51 Antwerpen 13 582 107,32 Ostflandern 13 566 107,20 Westflandern 12 521 98,94 Limburg 12 407 98,04 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation Gesamtnettoeinkommen insgesamt Gesamtsteuer Durchschnittliches Durchschnittliches Medianes Einkommen pro Einkommen pro Einkommen Einwohner Steuererklärung Steuererkläru Belgien 131.313.686.046 30.407.673.805 12.655 24.455 Flämische 80.988.238.305 19.184.458.992 13.485 25.163 Region Limburg 9.977.005.796 2.120.866.152 12.407 23.525 Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation 2.2 Beschäftigungsquote In Limburg ist die Beschäftigungsquote5 um 4,3% niedriger als in Flandern. Auch wenn man die Beschäftigungsquote nach Alter oder Geschlecht aufschlüsselt, bleibt diese Tendenz bestehen: Limburg schneidet immer schlechter ab als Flandern. Nur die 18-24-Jährigen bilden hier eine Ausnahme. Auffällig ist die niedrige Beschäftigungsquote der Frauen (51,9% in Limburg und 57,8% in Flandern) und der 50-64-Jährigen (38,1% in Limburg, 43,8% in Flandern). 5 Beschäftigungsquote: der Anteil der Erwerbstätigen an der Bevölkerung im aktiven Alter (18-64 Jahr) 15 18.7 19.3 18.9 Beschäftigungsquote nach Geschlecht und Alter 2002 Quelle: STEUNPUNT WAV nach Geschlecht Männer nach Alter Frauen 18-24 j. 25-49 j. 50-64 j. Insgesamt Limburg 72,3 51,9 49,3 76,8 38,1 62,3 Flämische Region 75,1 57,8 49,0 81,8 43,8 66,6 Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 03 Die Geschlechterkluft bei der Beschäftigungsquote beträgt 0,74: auf 100 erwerbstätige Limburger Männer kommen 74 erwerbstätige Frauen6. Das bedeutet, dass der Arbeitsmarkt für Frauen deutlich weniger zugänglich ist als für Frauen. Wenn man dazu die Entwicklung in Flandern zwischen 1998 und 2002 vergleicht, wird deutlich, dass sowohl die Anzahl der werktätigen Männer als auch die der werktätigen Frauen in Limburg mehr gestiegen ist als in Flandern. Entwicklung der Werktätigen 1998-2002 Quelle STEUNPUNT WAV 1998 Männer Limburg Flämische Region 186 712 1 407 399 Differenz 2002/1998 Frauen Insgesamt 119 612 Männer Index 1998 = 100 Frauen nsgesamt Männer Frauennsgesamt 306 324 4 388 12 858 17 246 102 111 106 990 027 2 397 427 16 341 78 747 95 088 101 108 104 Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 02 2.3 Arbeitsplatzquote Die Arbeitsplatzquote7 liegt in Limburg (57,8%) niedriger als in Flandern (61,7%). Darüber hinaus ist der Anstieg zwischen 1998 und 2002 in Limburg um einiges geringer (nur 0,8% verglichen mit 2,4% in Flandern). Entwicklung der Arbeitsplatzquote 1998-2002 Quelle: STEUNPUNT WAV 1998 2002 Differenz 02/98 Limburg 57,8 58,6 0,8 Flämische Region 61,7 64,0 2,4 Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 06 6 Welzijnsmonitor 12.04 / Quelle: Steunpunt WAV 30.06.2003 Das Verhältnis der Anzahl verfügbarer Arbeitsplätze in einem bestimmten Gebiet zur Anzahl der Einwohner im erwerbsfähigen Alter dieses Gebiets 7 16 2.4 Arbeitslosenquote Arbeitslosenquote nach Geschlecht und Alter 2002 Quelle: STEUNPUNT WAV nach Geschlecht nach Alter 18-24 j. 25-49 j. 50-64 j. Insgesamt Männer Frauen Limburg 5,7 11,3 17,7 7,5 2,8 8,1 Flämische Region 5,6 8,5 16,1 6,4 3,0 6,9 Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 07 Entwicklung der Arbeitslosenquote nach Alter und Geschlecht 1998-2002 Quelle: STEUNPUNT WAV 1998 ingesam Frauen 18-24 j. 25-49 j. 50-64 j. t 16,1 19,5 9,8 3,1 10,2 Geschlecht 1998 Männer Limburg 5,9 Flämische Region 5,7 Differenz 2002/1998 in ppt Alter 1998 11,4 17,4 7,7 3,6 8,1 M F 18-24 25-49 50-64Gesamt -0,2 -4,8 -1,8 -2,3 -0,3 -2,1 -0,1 -2,8 -1,3 -1,3 -0,7 -1,2 Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 07 Die Arbeitslosenquote8 liegt in Limburg insgesamt höher als in Flandern, außer bei den 50-64-Jährigen. Vor allem bei den Frauen ist der Unterschied groß (11,3% in Limburg verglichen mit 8,5% in Flandern). Von 1998 bis 2001 sank die Arbeitslosenquote. Zwischen 2001 und 2002 ist erneut eine Zunahme festzustellen. 2003 lag die Arbeitslosenquote in Limburg bei 9% im Vergleich zu 7,5% in Flandern. Es ist auch eine deutliche Geschlechterkluft bei der Arbeitslosenquote festzustellen: auf 100 nicht erwerbstätige Arbeit suchende Limburger Männer kommen 176 nicht erwerbstätige Arbeit suchende Frauen. In Flandern beträgt dieses Verhältnis „nur“ 1,45. Das Risiko der Arbeitslosigkeit ist für Frauen somit bedeutend größer als für Männer.9 2.5 Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende (NWWZ – niet werkende werkzoekende) Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende nach Alter (NWWZ) Dezember 2005 Quelle: VDAB % 25-49 jaar - 25 jaar Limburg Flämische Region % 50+ jaar % 8 972 23,7% 22 811 60,2% 6 108 16,1% 54 148 23,4% 134 487 58,0% 43 170 18,6% Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 09 Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende (NWWZ) nach Bildungsniveau Dezember 2005 Quelle: VDAB 8 9 PU % USU % OSU 8 840 61 098 % sch/Univers. 23,3% 9 346 24,7% 13 471 35,6% 26,4% 49 188 21,2% 77 546 33,5% % Sonstige % 4 374 11,5% 1 646 4,3% 35 019 15,1% 8 954 3,9% Anteil der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden (NWWZ) unter der aktiven Bevölkerung ab 15 Jahre Welzijnsmonitor 12.01+ 12.02 / Quelle: VDAB, steunpunt WAV 30.06.2003 17 Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 09 Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende (NWWZ) nach Dauer der Arbeitslosigkeit Dezember 2005 Quelle: VDAB Limburg Flämische Region -1 jaar % 1-2 jaar % 19 189 122 198 50,9% 8 451 22,4% 7 285 19,3% 2 752 7,3% 52,7% 49 397 21,3% 44 475 19,2% 15 735 6,8% 2-5 jaar % 5 jaar en + % Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 10 NWWZ nach ethnischer Zugehörigkeit Dezember 2005 Quelle: VDAB Europäer Limburg Flämische Region Maghrebiner und Türken sonstige Nicht-Europäer 31 133 82,6% 5 603 14,9% 941 2,5% 192 644 83,1% 25 274 10,9% 13 887 6,0% Tabelle: Akcell Beschäftigungsindikatoren Datenblatt 10 Bei den nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden bestehen nicht nur Unterschiede je nach Geschlecht, auch das Alter, das Bildungsniveau, die Dauer der Arbeitslosigkeit und die ethnische Zugehörigkeit spielen eine Rolle. Den größten Anteil der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden stellen die 25-64Jährigen, was logisch ist, da sie auch die größte Gruppe bilden. Beinahe die Hälfte der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden hat nur einen Primarschulabschluss (PU) oder der Unterstufe des Sekundarunterrichts (USU). 35% haben einen Abschluss der Oberstufe des Sekundarunterrichts (OSU) und nur 11,5% haben einen höheren Abschluss. Beinahe die Hälfte aller nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden ist seit weniger als einem Jahr arbeitslos, etwas mehr als ein Viertel ist seit mehr als zwei Jahren arbeitslos und 7,3% sind bereits seit mehr als 5 Jahren ohne Arbeit. Beinahe 15% der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden sind maghrebinischer oder türkischer Herkunft, weitere 2,5% haben eine andere nicht europäische Staatsangehörigkeit. Bei einer näheren Betrachtung der Arbeitsuchenden lassen sich noch eine Reihe von Risikofaktoren feststellen: kein Abschluss der Oberstufe des Sekundarunterrichts, seit mehr als 2 Jahren arbeitslos, älter als 30 Jahre, aus einem ehem. Auswanderungsland der EU oder einem Niedrigeinkommensland stammend. Wir betrachten jeweils den Anteil dieser Gruppen an der Gesamtzahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden und vergleichen Flandern und Limburg. nicht erwerbstätige Arbeitsuchende (Dez. 2004) Ohne Abschluss Oberstufe Sekundarunterricht Länger als 2 Jahre arbeitslos 30 Jahre und älter Limburg Flandern 53,6% 51,9% 23,2% 23,1% 62,4% 63,3% 18 Ehem. Auswanderungsländer der EU und Niedrigeinkommensländer Min. 2 Risikofaktoren Min. 3 Risikofaktoren Arbeitsunfähig <25 Jahre & > 1 Jahr arbeitslos <25J & kein Oberstufenabschluss des Sekundarunterrichts 9,4% 48,8% 14,1% 13,7% 6,62% 48,5% 14,2% 11,4% 5,73% 10,3% 10,6% Welzijnsmonitor 21.01. bis 21.09. Quelle: VDAB Dezember 2004 2.6 Leistungsberechtigte / begrenzte Existenzmittel Abschließend werfen wir einen Blick auf die Leistungsberechtigten: Limburg Flandern Empfänger des 1577 0,3%10 23779 Eingliederungseinkommens Personen mit 4456 0,8511 34018 Behinderung Ältere 5771 4,72%12 94358 Menschen Gesamt 11804 1,83%13 152155 0,63% 0,91% 8,93% 3,16% Welzijnsmonitor 31.01. - 31.03. Quelle: FÖD Soziale Sicherheit (Januar 2004) Das Gesetz vom 26.05.2002 über das Recht auf soziale Eingliederung sieht die Gewährung eines Eingliederungseinkommens vor. Voraussetzungen für den Erhalt des Eingliederungseinkommens: - Alter: volljährig (+18 Jahre) - Staatsangehörigkeit: hat keinerlei Bedeutung, eingetragen im Einwohnerverzeichnis der Gemeinde oder im Fremdenregister (Status des anerkannten Flüchtlings oder Staatenloser) - Einkommen: kein eigenes Einkommen oder ein eigenes Einkommen von weniger als: - 834,14 EUR pro Monat (10 009,67 EUR pro Jahr) für eine Person mit Familienlast 10 Anzahl der Empfänger des Eingliederungseinkommens / Anzahl der 18-64-jährigen Anzahl der Personen mit einer Behinderung, die Anspruch auf eine Beihilfe zur Ersetzung des Einkommens haben / Gesamtanzahl der Einwohner von 21 Jahren und älter 12 Anzahl der älteren Menschen mit Einkommensgarantie für ältere Menschen oder einem garantierten Einkommen für Betagte / Gesamtzahl der Einwohner von 65 Jahren und älter 13 Anzahl der Personen mit einem Eingliederungseinkommen oder Einkommensgarantie / Gesamtzahl der Einwohner von 18 Jahren und älter 11 19 - - 625,60 EUR pro Monat (7 507,25 EUR pro Jahr) für eine allein stehende Person - 417,07 EUR pro Monat (5 004,83 EUR pro Jahr) pro zusammen wohnende Person Alle eigenen Einkommen werden verrechnet mit Ausnahme von Kindergeld, Unterhaltsgeld, Stipendien… Ausschöpfung Ihrer Rechte: Lohn- und Gehaltsansprüche / Arbeitslosengeld / Krankengeld / Rente / Unterhaltsgeld oder andere mögliche Zuwendungen erschöpft Pflichten: Zeigen, dass Sie arbeitsbereit sind und dass Sie die nötigen Anstrengungen unternehmen, um eine geeignete Arbeit zu finden (wenn Sie aus gesundheitlichen Gründen nicht arbeiten können, müssen Sie ein ärztliches Attest vorlegen). Das Eingliederungseinkommen beträgt: 417,07 EUR pro Monat (5 004,83 EUR pro Jahr) pro zusammen wohnende Person 625.60 EUR pro Monat (7,507.25 EUR pro Jahr) für eine allein stehende Person 834,14 EUR pro Monat (10 009,67 EUR pro Jahr) für eine Person mit Familienlast (ausschließlich Zusammenwohnen mit Kindern, von denen mindestens eines minderjährig ist und/oder einem Partner). Die angegebenen Beträge sind Höchstbeträge. Alle eigenen Existenzmittel werden verrechnet. Voraussetzungen für den Erhalt einer finanziellen Unterstützung, die dem Eingliederungseinkommen entspricht: - kein Anrecht auf ein Eingliederungseinkommen und kein eigenes Einkommen haben - Asylbewerber mit einer gültigen Aufenthaltsgenehmigung oder Nicht-Belgier, die im Fremdenverzeichnis eingetragen sind - alle Voraussetzungen für das Eingliederungseinkommen erfüllen, außer die Voraussetzung der Staatsbürgerschaft Für die Gewährung dieser finanziellen Unterstützung untersucht der Sozialarbeiter die Wohn- und Familiensituation und alle Einkommen des Haushalts. In Limburg haben 0,3% der Bevölkerung Anspruch auf das Eingliederungseinkommen. 0,85% der Limburger ist wegen einer Behinderung nicht mehr in der Lage, mehr als ein Drittel dessen zu verdienen, was eine gesunde Person durch die Ausübung eines Berufs auf dem Arbeitsmarkt verdienen kann, und erhält daher eine Beihilfe zur Ersetzung des Einkommens. 4,72% der älteren Menschen verfügen über unzureichende Existenzmittel und haben finanzielle Hilfe nötig, um über die Runden zu kommen. Insgesamt verfügen 1,83% der Limburger Bevölkerung nicht über ausreichende Existenzmittel und sind auf ein Eingliederungseinkommen oder eine Einkommensgarantie angewiesen. Eine andere Herangehensweise besteht darin, die Personengruppe zu betrachten, die aufgrund ihrer prekären Lage oder beschränkten Existenzmittel für eine erhöhte Beihilfe in Frage kommen, mit dem Zweck, die Gesundheitspflege zugänglicher zu machen. Das sind u.a. Empfänger des Eingliederungslohns, Witwen und Witwer, 20 Waisen, Betagte mit einer Einkommensgarantie für Betagte oder einem garantierten Einkommen und Behinderte mit einer Beihilfe zur Ersetzung des Einkommens. In Limburg sind das 8% der +18-Jährigen (8,1% in Flandern)14. Personen, die von Amts wegen gestrichenen wurden, sind Personen, die für längere Zeit oder endgültig ins Ausland gehen, ohne sich abzumelden, aber auch Menschen, die sich irgendwo in Belgien aufhalten aber keinen Wohnsitz haben. Dadurch ist es für sie schwierig, die Hilfs- und Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. 2003 ging es dabei in Limburg um 1382 Menschen (1,72 pro 1000 Einwohner, verglichen mit 2,78 in Flandern)15. Auch Asylbewerber bilden eine sehr prekäre Gruppe. Am 01.01.2004 hatte Limburg 3736 Asylbewerber oder 0,46 pro 100 Limburger16. 2.7 Schulden Provinz Anzahl der registrierten Personen (Einheiten) Anteil an der Gesamtzahl der registrierten Personen (Prozente) Anteil der registrierten Personen an der Bevölkerung17 (Prozente) Provinz Antwerpen Provinz FlämischBrabant Provinz Limburg 37 376 19 953 10.9 5.8 2.8 2.4 18 563 5.4 2.4 Provinz Ostflandern 32 924 Provinz 26 538 Westflandern Flandern 135 354 9.6 7.7 3.0 2.9 39.4 2.7 Provinz Lüttich 13.8 5.8 47 268 14 Welzijnsmonitor 31.05 / Quelle: FÖD Soziale Sicherheit 01.01.2004 Welzijnsmonitor 31.06 / Quelle: FÖD Wirtschaft – Abteilung Statistik, Bevölkerungsstatistiken (Kurve in 2003) 16 Welzijnsmonitor 31.07 / Quelle: PRIC-Umfrage bei den Limburger Gemeindeverwaltungen 01.01.2004 17 Das betrifft die volljährige Bevölkerung pro Bezirk und pro Provinz; Quelle: Berechnungen auf Grundlage von NSI-Daten (Bevölkerungszahlen) 15 21 Wallonien 158 047 46.1 6.0 Brüssel Hauptstadt 39 311 11.5 5.0 Belgien 343 020 100 4.2 Aus den Zahlen der Zentrale für Kredite an Privatpersonen geht hervor, dass Ende 2005 2,4% der Limburger Schulden hatte. Das sind weniger als im flämischen Durchschnitt (2,7%). In Wallonien haben 6% der Bevölkerung Schulden. In der Provinz Lüttich 5,8%. 22 Lebenserwartung bei der Geburt nach Region und Provinz in Jahren (1997/1999 – 2001/2003) Männer und Frauen Dreijahreszahlen 1997/1999 2000/2002 Männer 2001/2003 1997/1999 2000/2002 Belgien 78,02 78,52 78,69 74,78 75,36 Region Brüssel-Hauptstadt 78,04 78,51 78,57 74,52 75,25 Flämische Region 78,76 79,28 79,49 75,75 76,35 78,77 79,29 79,59 75,89 76,60 - Antwerpen - Flämisch-Brabant 79,13 79,74 79,90 76,17 76,88 78,88 79,38 79,54 75,74 76,27 - Westflandern - Ostflandern 78,24 78,79 79,05 75,04 75,71 78,93 79,25 79,39 76,13 76,31 - Limburg Wallonische Region 76,72 77,16 77,29 73,13 73,61 78,48 79,18 79,20 75,37 76,26 - Wallonisch-Brabant - Hennegau 76,13 76,46 76,63 72,34 72,59 77,00 77,39 77,46 73,65 74,08 - Lüttich - Luxemburg 76,53 77,67 77,77 72,95 74,11 76,60 76,93 77,17 72,77 73,28 - Namur Quelle: FÖD Wirtschaft – Generaldirektion Statistik und Wirtschaftsinformation, Dienststelle Demographie. Frauen 2001/2003 75,62 75,47 76,65 77,01 77,13 76,48 76,02 76,53 73,79 76,17 72,81 74,23 74,27 73,64 1997/1999 81,18 81,21 81,73 81,57 82,05 81,99 81,45 81,71 80,22 81,45 79,87 80,19 80,18 80,39 2000/2002 81,59 81,42 82,16 81,91 82,54 82,48 81,84 82,21 80,65 81,96 80,30 80,58 81,30 80,52 2001/2003 81,68 81,33 82,29 82,08 82,60 82,58 82,04 82,26 80,72 82,09 80,42 80,57 81,36 80,62 3 3.1 Gesundheit Lebenserwartung Die Lebenserwartung bei der Geburt liegt in Belgien bei 78,69 Jahren. In der Flämischen Region beträgt sie beinahe ein Jahr mehr, nämlich 79,49 Jahre. Limburg schneidet nur ein kleines bisschen schlechter ab als Flandern. Mit 79,39 Jahren ist die Lebenserwartung in Limburg höher als die gesamtbelgische. Innerhalb der Flämischen Region steht Limburg allerdings auf dem vorletzten Platz (vor Ostflandern). Bei der Lebenserwartung gibt es wesentliche Unterschiede zwischen Männern und Frauen. Auch in Belgien ist das so: Bei der Geburt beträgt der Unterschied etwas mehr als 6 Jahre. Männer im Hennegau haben die niedrigste Lebenserwartung in Belgien (72,81 Jahre), Frauen in Flämisch-Brabant die höchste (82,60 Jahre). In Limburg haben die Frauen eine Lebenserwartung von 82,26 Jahren und die Männer von 76,53 Jahren. Das liegt erneut knapp unter den Zahlen für die Flämische Region als Ganzes. 3.2 Gesundheitszustand Beinahe 80% der Limburger - ebensoviel wie in Flandern - antwortete 2001 (WIVGesundheitsumfrage), dass ihre Gesundheit bestens sei (gut bis sehr gut, auf die Frage nach ihrem Gesundheitszustand). Ist das vielleicht auch eine Folge davon, dass sie über viel Raum und Grün verfügen? Oder besteht ein Zusammenhang mit dem größeren Anteil der flämischen Sportvereine (19% haben ihren Sitz in Limburg)? Auf Grundlage dieser Indikatoren lassen sich keine echten Schlussfolgerungen ziehen. Vergessen wir nicht, dass die Sterberate in Limburg höher ist als anderswo. Auch scheint es, dass die Limburger mehr rauchen (31% verglichen mit 27,5%). Und sie schauen auch tiefer ins Glas als der Durchschnittsflame (21,5% verglichen mit 19,5%). Auffallend ist die größere Zahl der Einwohner, die in der Gesundheitsumfrage von 2001 angab, im vergangen Jahr eine Depression gehabt zu haben (6,9% verglichen mit 5,3%).18 18 Statistisches Profil der Provinz Limburg. APS nota’s 2 4 Schule und Ausbildung 4.1 GOK-Schüler In Flandern werden Zahlen über den Unterricht im Rahmen des Dekrets über gleiche Unterrichtschancen (Gelijke Onderwijskansen – GOK) gesammelt. Auf GOK-Schüler trifft einer der ersten vier Indikatoren zu. Treffen zwei der fünf Indikatoren für das Kind zu, gilt es als chancenarmer Schüler. - Die Mutter hat keinen Sekundarschulabschluss und hat nicht am Sekundarunterricht teilgenommen. - Das Kind soll zeitweise oder auf Dauer außerhalb der Familie untergebracht werden. - Die Eltern gehören zur umherziehenden Bevölkerung. - Das Kind gehört einem Haushalt an, der von Ersatzeinkommen lebt. - Ist die Familiensprache Niederländisch oder nicht (die Familiensprache ist keine unserer Landessprachen) Primarunterricht GOK 2002/2003 Limburg 23% Flandern 19% Zuhause kein Niederländisch 12% 10% Chancenarm 11% 8,5% Gefährdete Schullaufbahn 13,5% 14% Quelle: Lokale Konzertierungsplattformen (LOP) 2002-2003 erste Stufe des GOK Sekundarunterrichts 2002/2003 Limburg 25% Flandern 20% Zuhause kein Chancenarm Niederländisch Gefährdete Schullaufbahn 10,5% 8,5% 21% 20% 11% 8% Quelle: Lokale Konzertierungsplattformen (LOP) 2002-2003 Primärunterricht 2005 GOK-Schüler Limburg Flandern 19288 128270 GOK-Schüler + Familiensprache nicht Niederländisch 22000 158487 Quelle: http://www.ond.vlaanderen.be/onderwijsstatistieken/ erste Stufe des GOK-Schüler Sekundarunterrichts 2005 Limburg 4480 Flandern 26145 GOK-Schüler + Familiensprache nicht Niederländisch 4916 30672 Quelle: http://www.ond.vlaanderen.be/onderwijsstatistieken/ 2. und 3. Stufe des GOK-Schüler Sekundarunterrichts 2005 Limburg 1368 GOK-Schüler + Familiensprache nicht Niederländisch Flandern 14149 Quelle: http://www.ond.vlaanderen.be/onderwijsstatistieken/ 4.2 Gefährdete Schullaufbahnen Wir berechnen zugleich den Anteil einer bestimmten Gruppe von Schülern im Verhältnis zu der Anzahl der Schüler im Vorschul-, Primar bzw. Sekundarunterricht. Schüler mit gefährdeter Schullaufbahn werden definiert als Schüler deren Schullaufbahn sich verzögert und Schüler aus dem Sonderschulunterricht (im Sekundarunterricht werden dort auch diejenigen dazugezählt, die zeitweise dem Berufsunterricht folgen). Vorschulunterricht - verzögerte Schullaufbahn - Sonderschulunterricht - gefährdete Schullaufbahn Anzahl der Schüler 222 262 484 % der Gesamtanzahl 0,75% 0,88% 1,63% Welzijnsmonitor 23.01.-23.03. Quelle: Ministerium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und Datenverwaltung 01.02.2004 Primarunterricht - verzögerte Schullaufbahn - Sonderschulunterricht - gefährdete Schullaufbahn Anzahl der Schüler 6785 4211 10996 % der Gesamtanzahl 12,1% 7,53% 19,7% Welzijnsmonitor 23:04:00.-23.06. Quelle: Minsterium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und Datenverwaltung 01.02.2004 Sekundarunterricht - verzögerte Schullaufbahn - Sonderschulunterricht - Teilzeit-Berufsunterricht - gefährdete Schullaufbahn Anzahl der Schüler 16688 2527 705 19920 % der Gesamtanzahl 27,1% 4,1% 1,14% 32,3% Welzijnsmonitor 23:07:00.-23.10. Quelle: Minsterium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und Datenverwaltung 01.02.2004 4.3 Unterrichtsformen Sekundarunterricht 1. Stufe A-Zug 1. Stufe B-Zug 2. und 3. Stufe allgemeiner SU 2. und 3. Stufe technischer SU 2. und 3. Stufe künstlerischtechnischer SU 2. und 3. Stufe beruflicher SU Anzahl der Schüler 16703 3190 13745 13148 735 % der Gesamtanzahl 84% 16% 35,3% 33,7% 1,89% 11350 29,1% Welzijnsmonitor 23:14:00.-23.19. Quelle: Minsterium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und Datenverwaltung 01.02.2004 Übergang zum Hochschulunterricht Anzahl der Schüler 2213 % der Gesamtanzahl 23,2% Welzjnsmonitor 23.13 Quelle: Minsterium der Flämischen Gemeinschaft – Sektion Unterricht, Abteilung Haushaltsmittel und Datenverwaltung 4.4 Bildungsniveau19 Über die Generationen hinweg lässt sich sowohl in Limburg als auch in Flandern ein enormer Anstieg des Bildungsniveaus feststellen. Das lehrt uns die sozioökonomische Untersuchungen, die 2001 stattgefunden hat. In der Gruppe der 65-74-jährigen Limburger erreichten drei Viertel (78,4%) höchstens einen Primarschulabschluss oder einen Abschluss der Unterstufe des Sekundarunterrichts. Bei den jungen Erwachsenen (18-24-Jährige) beträgt der Anteil der Personen mit niedriger Schulbildung nur noch 17,2%. In Flandern betragen diese Prozentanteile jeweils 74,7% und 15,6%. So zeigt sich, dass in Limburg doch ein paar mehr Personen mit niedriger Schulbildung wohnen. Dass dort weniger Leute mit Universitätsabschluss wohnen (bleiben), ist ebenfalls eine signifikante Tatsache. Bei der jungen aktiven Bevölkerung (25-34-Jährige) haben in Limburg 11,6% einen Universitätsabschluss erreicht, während das in Flandern durchschnittlich 15,8% sind. Vielleicht hat das damit zu tun, dass es kein vollständig ausgebautes Universitätsund Hochschulangebot gab und keine gut ausgestatteten Wirtschaftspforte, welche normalerweise eine größere Nachfrage nach Hochschulabsolventen bewirken. Das sind auch Anreize für junge Leute, um ein Studium zu beginnen. In Limburg wächst der Prozentanteil der Studenten, die sich dafür entscheiden (oder die Chance bekommen, sich dafür zu entscheiden), in ihrer eigenen Provinz zu studieren (heute 74,2%, vor einigen Jahren noch 71%). Beim Universitätsstudium fällt der Anstieg geringer aus: heute 23%, vor einigen Jahren noch 21,5%. Dabei ist die Tatsache zu berücksichtigen, dass der Begriff ‚eigene Provinz‘ durch die aktuelle grenzüberschreitende Zusammenarbeit mit Maastricht eine neue Bedeutung erhält. Die Limburger bemühen sich eindeutig, eine tatkräftige Bevölkerung zu werden und zu bleiben. Die Zahl der Kursteilnehmer, die einer VIZO-Fortbildung für Unternehmer gefolgt sind, ist zwischen 2002 und 2003 um 61% gestiegen (in Flandern um 39%). Einer von drei flämischen Kursteilnehmern bei VIZO kommt aus Limburg. Sehen wir uns mal das Bildungsniveau der werktätigen Bevölkerung an (sozioökonomische Untersuchung, 2001), sehen wir, dass in Flandern 65,4% keinen höheren Schulabschluss hatten, in Limburg sind es 68,8%. Von den Arbeitsuchenden in Limburg haben 14% keinen höheren Schul- oder Universitätsabschluss. In Flandern beträgt dieser Anteil 18,8%. Höher geschulte Limburger sind seltener arbeitslos. 19 Statistisches Profil der Provinz Limburg, APS nota’s 2 5 Wohnungswesen 5.1 Wohnungsart In Limburg sind 84,6% der Wohnungen Einfamilienhäuser. Nur 14,9% der Wohnungen sind Appartements. In Flandern ist dieser Prozentanteil niedriger, bzw. höher. Wahrscheinlich hat das mit dem ländlichen Charakter von Limburg zu tun, das weniger urbanisiert ist als das restliche Flandern. Bewohnte Wohnungen nach Wohnungstyp *Index 1981 = 100 | **Index 1991 = 100 Limburg Flämische Region 1981 186 995 1 535 952 84,4% Limburg Flämische Region 1981 34 073 412 810 15,4% Limburg Flämische Region % 78,3% % 21,0% % 1981 221 654 100,0% 1 961 481 100,0% in 1981, 1991, 2001 Quelle: FÖD Wirtschaft - Abteilung Statistik, ASE2001 Einfamilienhäuser % % Index** 1991 Index* 2001 212 577 82,9% 114 243 437 84,6% 115 1 680 534 78,5% 109 1 831 905 79,6% 109 Etagenwohnung % % Index** 1991 Index* 2001 43 209 16,9% 127 42 742 14,9% 99 457 183 21,3% 111 459 711 20,0% 101 Insgesamt % % Index** 1991 Index* 2001 256 275 100,0% 116 287 802 100,0% 112 2 141 557 100,0% 109 2 301 400 100,0% 107 Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten, Datenblatt 01 5.2 Art des Rechtsanspruchs auf die Wohnung Von Belgiern sagt man, dass sie mit einem Backstein im Bauch geboren werden… Für Limburger gilt das scheinbar noch mehr als für den durchschnittlichen Flamen. 79% der Limburger sind Eigentümer der von ihnen bewohnten Wohnung. In Flandern liegt dieser Prozentsatz bei 73,8%. Privatwohnungen nach Rechtsanspruch auf die Wohnung *Index 1981 = 100 | **Index 1991 = 100 Limburg Flämische Region 1981 161 233 1 275 638 Limburg Flämische Region 1981 59 827 672 306 Limburg Flämische Region Bron: FOD Economie - Afdeling Statistiek, ASE2001 1991 72,9% 192 178 65,5% 1 462 210 % % 27,1% 34,5% in 1981, 1991, 2001 1991 60 109 650 346 % 1981 1991 221 060 100,0% 252 287 1 947 944 100,0% 2 112 556 Eigentümer % % Index** Index* 2001 76,2% 119 224 130 79,0% 117 69,2% 115 1 668 886 73,8% 114 Mieter % % Index** Index* 2001 23,8% 100 59 526 21,0% 99 30,8% 97 593 607 26,2% 91 Insgesamt % % index** Index* 2001 100,0% 114 283 656 100,0% 112 100,0% 108 2 262 493 100,0% 107 Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten, Datenblatt 02 5.3 Fläche der bewohnten Wohnungen Wenn wir uns die Fläche der bewohnten Wohnungen ansehen, erhalten wir folgendes Bild: In Limburg gibt es etwas weniger kleine Wohnungen (bis zu 54m²) als in Flandern und etwas mehr mittelgroße (55m² - 104m²) und große Wohnungen (ab 105m²). Bewohnte Wohnungen nach Fläche in 1981, 1991, 2001 *Index 1981 = 100 | **Index 1991 = 100 Limburg Flämische Region 1981 27 438 338 807 Limburg Flämische Region 1981 150 042 1 237 770 Limburg Flämische Region 1981 43 494 366 288 Quelle: FÖD Wirtschaft - Abteilung Statistik, ASE2001 bis zu 54 m² % 1991 Index* 2001 12,4% 32 170 12,6% 117 61 256 17,4% 390 719 18,2% 115 581 429 55 m² - 104 m² % % 1991 Index* 2001 67,9% 143 801 56,1% 96 134 550 63,7% 1 144 934 53,5% 92 1 038 500 ab 105 m² % % 1991 Index* 2001 19,7% 80 304 31,3% 185 68 162 18,9% 605 904 28,3% 165 506 949 % % Index** 190 149 23,2% 27,3% % Index** 94 91 51,0% 48,8% % Index** 25,8% 23,8% 85 84 Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten, Datenblatt 04 5.4 Komfortniveau Wenn wir das Komfortniveau betrachten, sehen wir, dass Wohnungen in Limburg über folgende Ausstattungen verfügen: - 84,4% haben Zentralheizung (72,4% in Flandern) - 89,7% haben ein Badezimmer (97% in Flandern) - 98% haben ein Wasserklosett (97,4% in Flandern) Limburg schneidet hier auf allen Gebieten besser ab, als der flämische Durchschnitt. Wohnungen nach Komfort in 1981, 1991, 2001 *Index 1981 = 100 | **Index 1991 = 100 Limburg Flämische Region 1981 140 837 1 027 643 Limburg Flämische Region 1981 183 711 1 488 994 Limburg Flämische Region 1981 187 267 1 533 968 Quelle: FÖD Wirtschaft - Abteilung Statistik, ASE2001 Zentralheizung % Index* 72,8% 133 61,1% 127 Badezimmer % % 1991 Index* 82,9% 238 060 92,9% 130 75,9% 1 891 035 88,3% 127 Wasserklosett % % 1991 Index* 84,5% 243 159 94,9% 130 78,2% 1 949 918 91,1% 127 1991 63,5% 186 638 52,4% 1 308 109 % 2001 242 870 1 666 263 84,4% 2001 283 948 2 233 043 98,7% 2001 281 937 2 241 157 % 72,4% % 97,0% % 98,0% 97,4% Index** 130 127 Index** 119 118 Index** 116 115 Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten, Datenblatt 05 Die Zahl der Haushalte, die kein Badezimmer und WC haben, ist ein Indikator für den Umfang der Gruppe von Haushalten, für die das Recht auf qualitätvolles Wohnen dadurch in Bedrängnis gerät, dass ihre Wohnung nicht über bestimmte Grundeinrichtungen verfügt. In Flandern sind das 4,54% der privaten Haushalte (10381 Wohnungen ohne Komfort), in Limburg sind es weniger: 3,34% (oder 112618 Wohnungen ohne Komfort)20 5.5 Soziale Miet- / Etagenwohnungen Auch über die sozialen Mietwohnungen gibt es Daten: - 16,9% haben 1 oder 2 Schlafzimmer (19,7% in Flandern) - 65.6% haben 3 Schlafzimmer (65,2% in Flandern) - 17,5% haben 4 oder mehr Schlafzimmer (15% in Flandern) Soziale Mietwohnungen nach Anzahl der Schlafzimmer in 2000, 2002, 2004 Index 2000 = 100 Bron: VHM 1 oder 2 Schlafzimmer 2000 Limburg Flämische Region % 2002 % Index 2004 % Index 1 656 15,5% 1 799 16,6% 109 1 826 16,9% 110 11 436 17,7% 12 972 19,2% 113 13 398 19,7% 117 3 Schlafzimmer 2000 Limburg Flämische Region % 2002 % Index 2004 % Index 7 103 66,4% 7 141 65,8% 101 7 071 65,6% 100 43 016 66,4% 44 174 65,5% 103 44 282 65,2% 103 4 und mehr Schlafzimmer 2000 Limburg Flämische Region % 2002 % Index 2004 % Index 1 939 18,1% 1 909 17,6% 98 1 885 17,5% 97 10 294 15,9% 10 261 15,2% 100 10 217 15,0% 99 Insgesamt 2000 % 2002 % Index 2004 % Index Limburg 10 698 100,0% 10 849 100,0% 101 10 782 100,0% 101 Flämische Region 64 746 100,0% 67 407 100,0% 104 67 897 100,0% 105 Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten, Datenblatt 07 Bei den sozialen Mietwohnungen ergibt sich folgendes Bild: - 21,8% haben 1 Schlafzimmer (32,2% in Flandern) - 58,4% haben 2 Schlafzimmer (49,6% in Flandern) - 19,8% haben 3 oder mehr Schlafzimmer (18,2% in Flandern) Bei den Sozialwohnungen findet sich derselbe Trend wieder, dass die Limburger Wohnungen im Durchschnitt größer sind als die flämischen. Wir verweisen hier erneut auf die weniger ausgeprägte Urbanisierung in Limburg. 20 Welzijnsmonitor 22.06 / Quelle: FÖD Wirtschaft – Abteilung Statistik, Allgemeine sozioökonomische Erhebung Oktober 2001 Soziale Mietwohnungen nach Anzahl der Schlafzimmer (und VHM-Studios) in 2000, 2002, 2004 Index 2000 = 100 Bron: VHM 1 Schlafzimmer 2000 Limburg Flämische Region % 2002 % Index 2004 % Index 1 114 20,8% 1 282 21,7% 115 1 351 21,8% 121 18 141 31,7% 20 183 32,2% 111 20 797 32,2% 115 2 Schlafzimmer 2000 Limburg Flämische Region % 2002 % Index 2004 % Index 3 052 57,0% 3 425 58,1% 112 3 615 58,4% 118 28 027 48,9% 30 908 49,4% 110 31 996 49,6% 114 3 und mehr Schlafzimmer Limburg 2000 1 189 % 22,2% 2002 1 191 % 20,2% Index 100 2004 1 224 % 19,8% Index 103 Flämische Region 11 093 19,4% 11 534 18,4% 104 11 752 18,2% 106 Limburg % 2000 5 355 100,0% % 2002 5 898 100,0% Index 110 % 2004 6 190 100,0% Index 116 Flämische Region 57 261 100,0% 62 625 100,0% 109 64 545 100,0% 113 2000 2002 Insgesamt Limburg Flämische Region Studios Index 2004 Index 42 52 124 54 129 2 535 2 595 102 2 615 103 Tabelle: Provinz Limburg, 2. Direktion Sozialer Wohlstand, Studiengruppe, Wohnungsmarktdaten, Datenblatt 08 Als Indikator für die Beschaffenheit und Zugänglichkeit des Wohnungsmarktes wird die Anzahl der sozialen Mietwohnungen und Etagenwohnungen im Vergleich zur der Gesamtanzahl der privaten Haushalte betrachtet: So erfahren wir, welche Haushalte auf den sozialen Wohnungsbau angewiesen sind, um ihr Recht auf Wohnung zu verwirklichen21. In Limburg gab es Ende 2003 10697 soziale Mietwohnungen (3,44%). In der Flämischen Region waren es 65365 (2,64%). In Limburg gibt es also verhältnismäßig mehr soziale Mietwohnungen. Es gibt jedoch verhältnismäßig weniger soziale Etagenwohnungen in Limburg (5939 oder 1,91%) als in Flandern (62167 oder 2,51%). Insgesamt sind in Limburg 5,35% der privaten Haushalte auf den sozialen Wohnungsbau angewiesen. Das ist mehr als in Flandern (5,14%). Um ein Bild von der Knappheit der sozialen Mietwohnungen zu erhalten, sehen wir uns die Anzahl der Personen an, die sich bei einer sozialen Wohnungsbaugesellschaft für eine soziale Mietwohnung beworben haben22. Da das 21 22 Welzijnsmonitor 22.02 -22.04 / Quelle: VHM 31.12.2003 Welzijnsmonitor 22.05 / Quelle: VHM 31.12.2003 derzeitige Angebot für die Nachfrage nicht ausreicht, gibt es Wartelisten für Bewerber für Sozialwohnungen. (Wohlstandsmonitor 22.05) In Limburg stehen 3,43% der privaten Haushalte (oder 10 652 Bewerber) auf der Warteliste. In Flandern sind dies „nur“ 2,81% (69582 Bewerber). 5.6 Nichtbenutzung und Verfall Zum Schluss sagt der Indikator für Nichtbenutzung und Verfall (die Anzahl der Wohnungen, die im Verzeichnis als nicht benutzt, verwahrlost, unbewohnbar/ungeeignet stehen) etwas über die Qualität des Wohnungsangebots und die Bestandsfähigkeit (z.B. Verlotterung, Spekulation) aus. In Limburg gibt es 1292 derartige Wohnungen (0,42% der Anzahl der privaten Haushalte); das ist weniger als in Flandern, wo es 20 458 leer stehende und verfallende Wohnungen gibt (0,82%)23. 23 Welzijnsmonitor 22.07 / Quelle: Ministerium der Flämischen Gemeinschaft – Abteilung Umwelt und Infrastruktur AROHM (Ende 2003) Nol Reverda, Lektor CESRT/Hochschule Zuyd Vergleichende europäische Sozialforschung und Theorie Comparative European Social Research and Theory Drs. Karel Toussaint Maastricht/Sittard Mai 2006 CESRT Demografie Südlimburgs, verglichen mit Limburg und den Niederlanden im Rahmen des Euroregionalen Projekts RECES (Réseau Eurégionale Contre l Exclusion Sociale) Comparative European Social Research and Theory (CESRT, Vergleichende europäische Sozialforschung und Theorie) ist ein Wissenskreis der Hochschule Zuyd innerhalb der Fakultät Sozialstudien. Die Zielsetzung der CESRT ist sowohl das Liefern eines Beitrags zum Curriculum der Sozialarbeitsausbildung als auch das Professionalisieren von Dozenten. Mit der Durchführung der angewandten Forschung liefert die CESRT auch einen Qualitätsimpuls für die soziale Berufspraxis. Thematisch steht bei der CESRT der Prozess des sozialen Ausschließung und Einschließung im Mittelpunkt Copyright©CESRT/ Hogeschool Zuyd. Alle Rechte vorbehalten. Ohne die vorherige Genehmigung des Berechtigten darf nichts aus dieser Ausgabe vervielfältigt, in einem automatisierten Datenbestand gespeichert oder veröffentlicht werden. CESRT/Hogeschool Zuyd Brusselseweg 150 6217 HB Maastricht Tel. +31 (0)43 346 6600 Fax + 31 (0)43 346 6619 http://www.hszuyd.nl http://cesrt.hszuyd.nl E-Mail: cesrt@hszuyd.nl CESRT 2 Demografie Südlimburgs, verglichen mit Limburg und den Niederlanden Arbeitspapier RECES: Karel Toussaint Inhaltsverzeichnis Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 4 1. Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5 1.1 Limburg vergreist und junge Menschen ziehen fort . . . . . . . . . 7 1.2 Migranten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .10 1.3 Relativ viele Verheiratete in Limburg . . . . . . . . . . . . . . . 13 1.4 Haushalte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 2. Wirtschaft und Arbeitslosigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.1 Wirtschaftliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 2.2 Große regionale Unterschiede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.3 Wirtschaftsstruktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 16 2.4 Limburgs internationale Ausrichtung . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.5 Erwerbstätige Bevölkerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 18 2.6 Arbeitslosigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 2.7 Verfügbares Einkommen und Armutsrisiko . . . . . . . . . . . . . 21 2.8 Schulden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23 2.9 Sozialfürsorge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24 3. Gesundheit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.1 Lebenserwartung und Todesursachen. . . . . . . . . . . . . . 25 3.2 Arbeitsunfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 3.3 Körperliche und psychische Verfassung. . . . . . . . . . . . . . 27 3.4 Nachfrage und Angebot von Pflege . . . . . . . . . . . . . . . . . 28 4. Ausbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.1 Bildungsstand . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 4.2 Schulabbrecher . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 5. Wohnen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 5.1 Wohnungsvorrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5.2 Eigentums- und Mietwohnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32 5.3 Preise . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 33 5.4 Obdachlose . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 34 Zusammenfassung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 Quellennachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 32 Vorwort Dieses Arbeitspapier ist ein Beitrag zur Vereinbarung innerhalb des RECES-Projekts, um eine Reihe von Daten zur weiteren Analyse des sozialen Ausschließens insbesondere im wirtschaftlichstrukturellen Bereich nebeneinander zu legen. Dabei wird zwischen materieller Deprivation und unzureichendem Zugang zu sozialen Rechten / (staatlichen) Einrichtungen unterschieden. Aber soziale Ausschließung muss, insbesondere aufgrund unzureichender sozialer Partizipation und ungenügender kultureller und normativer Integration, auch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet werden. Außer der Teilnahme am Arbeitsprozess bzw. den Arbeitsmöglichkeiten und der Armut ist dieses noch nicht näher untersucht worden. Mit Ausnahme einiger möglicher Aktualisierungen von Zahlen im Jahr 2008 ist fast der gesamte Text dieses Dokuments soweit dies möglich im Jahr 2006 verfasst worden. CESRT 4 1. Bevölkerung Am 1. Januar 2005 lebten in Limburg fast 1 136 000 Einwohner. Das sind ungefähr 7 % der Einwohnerzahl der Niederlande. Am 1. November 2007 war diese Zahl bereits um 10 000 auf 1 124 409 Einwohner gesunken. In Limburg gibt es jetzt sogar einen Geburtenrückgang. Limburg in Zahlen 2003 2004 2005* 2006** Bevölkerung am 1. Jan. 1 142 017 1 139 048 1 135 962 1 131 938 Geburtenüberschuss im 460 176 43 -28 Vorjahr Migrationssaldo im Vor76 -1 506 -1346 -3000 jahr Wohnungsvorrat am 1. 482 234 483 985 486 492 Januar Betriebsgeländefreigabe 70,98 49,46 69,91 im Vorjahr in Hektar 367,15 355,34 354,12 Betriebsgelände zurzeit freigegeben am 1. Januar in Hektar Berufstätige im Vorjahr 513 784 504 787 504 393 Berufstätige am 1. Januar 515 990 515 679 518 358 Arbeitsunfähige im Vor50 650 50 170 83 470 jahr Nicht erwerbstätige Ar46 888 54 112 57 083 beitsuchende am 1. Januar • * 2005 Pressebericht Provinz Limburg vom 19. September 2005 • ** CBS 11-2-2008 (Datenbank des Statistischen Zentralamts der Niederlande) 2007** 1 124 409 -73 Von allen Limburgern wohnen circa 60 % in Südlimburg, 25 % in Nordlimburg und der Rest in Mittellimburg. In den letzten drei Jahren ist die Einwohnerzahl in Limburg zurückgegangen. Zwischen Januar 2004 und Januar 2005 sank die Einwohnerzahl um fast 3 400 Personen. In Prozent ausgedrückt sind dies 0,3 %. Im Jahr 2003 betrug die Abnahme noch 0,2 % (ungefähr 2 700 Einwohner). Somit kann also von einem beschleunigten Bevölkerungsrückgang gesprochen werden. Landesweit gibt es auch eine verringerte Bevölkerungszunahme, auch wenn diese immer noch positiv ist, (2004: +0,2 %). Der Bevölkerungsrückgang in 2004 geht vollständig auf die Rechnung von Südlimburg. Die Einwohnerzahl sank hier um mehr als 4 000 Personen (-0,6 %). Nordlimburg (+0,2 %) und Mittellimburg (+0,1%) lassen eine leichte Zunahme erkennen. Auffällig ist, dass Mittellimburg im Jahr 2003 noch eine leichte Abnahme (-0,1 %) verzeichnete. In zwei Drittel der limburgischen Kommunen ist die Einwohnerzahl im Jahr 2006 gesunken, insbesondere in den größeren Kommunen wie Maastricht, Heerlen und Kerkrade. (WEBMAGAZINE CBS MAANDAG 26 MAART 2007 9:30) CESRT 5 In Südlimburg gibt es 23 Kommunen. In alphabetischer Reihenfolge sind dies: Beek, Brunssum, Echt-Susteren, Eijsden, Gulpen – Wittem, Heerlen, Kerkrade, Landgraaf, Maasbracht, Maastricht, Margraten, Meersen, Nuth, Onderbanken, Schinnen , Simpelveld, Sittard-Geleen, Stein, Vaals, Valkenburg aan de Geul und Voerendaal. Insgesamt leben in Südlimburg 627 580 Einwohner. Die Zahl der weiblichen Einwohner (319 953) ist etwa um 10 000 größer als die der männlichen Einwohner. (StatLine. CBS 14-12-2005). Die Bevölkerungsentwicklung von Limburg gerät im Vergleich mit der durchschnittlichen Entwicklung in den Niederlanden immer mehr aus dem Tritt. Im Zeitraum 1996-2005 nahm die Einwohnerzahl in Limburg um nur 0,2 % (circa 2 300 Personen) zu. Landesweit lag das Wachstum mit 5,2 % wesentlich höher. In der Provinz nimmt die Wachstumsintensität von Norden nach Süden ab. Nordlimburg zeigte mit einer Zunahme von 3,6 %das größte Wachstum, Mittellimburg nimmt mit +2,0 % eine Mittelposition ein und Südlimburg wird auch über einen längeren Zeitraum mit einer schrumpfenden Bevölkerungszahl (-1,9 %) konfrontiert. Gegenüber 1996 gab es in dieser Region insgesamt einen Rückgang um fast 12 000 Einwohner. Gebiet Bevölkerung Gesamtam 1.1.2005 wachstum in 2004 Absolut Niederlande 16 258 030 Limburg 1 139 340 Nordlimburg 277 970 Mittellimburg 233 790 Südlimburg 627 580 Quelle: Limburg in Zahlen *CBS StatLine 11-2-2008 34 320 -3 370 470 190 -4 030 Bevölkeru am 1.11.2007* % 0,2 -0,3 0,2 0,1 -0,6 Geburtenüberschuss 57 030 40 920 280 -1 150 Migrationssaldo 14 460 -1 350 -180 310 -1 470 Saldokorrektur -37 170 -1 060 -270 -400 -1 410 16 398 390 1 124 409 278 883 234 117 611 409 Nach den Prognosen für die Provinz Limburg wird der Umfang der Bevölkerung auch in den nächsten Jahren weiter abnehmen. Zwischen 2005 und 2010 wird die Einwohnerzahl nochmals um 1,1 % schrumpfen. In absoluten Ziffern geht es dabei um einen Rückgang um 11 500 Personen. Am 1. November 2007 war diese Zahl bereits überschritten und näherte sich der Zahl von 15 000 Personen. (CBS StatLine). In der Provinz Limburg wird bis 2010 nur in Nordlimburg (+0,5 %) ein leichtes Wachstum der Bevölkerungszahl erwartet. In Mittellimburg (-0,8 %) und insbesondere in Südlimburg (-1,9 %) werden die Einwohnerzahlen sinken. 1.1 Limburg vergreist und junge Menschen ziehen fort In Limburg lebt ein relativ hoher Prozentsatz Älterer und die Zahl der 65-Jährigen und Älteren nimmt überdurchschnittlich zu, (siehe auch Havermans, Schouten: Trouw 1.4.2006). 16,7 % der Bevölkerung ist älter als 65 Jahre. Zum Vergleich: landesweit beträgt dieser Anteil 14 %. Eine starke Abnahme ist bei den 25- bis 39-Jährigen zu erkennen. Zwischen 2000 und 2005 hat die Zahl der 65Jährigen und Älteren in Limburg verhältnismäßig schneller zugenommen als im Landesmittel. In Limburg beträgt die Zunahme 9,1 %, in den Niederlanden nur 6,3 %. In den anderen Altersklassen bleibt Limburg hinter der Landesentwicklung zurück. Der Unterschied in der Wachstumsintensität ist in der Altersklasse 0 – 14 Jahre am größten. In Limburg sank der Anteil dieser Altersklasse um 4,3 %, landesweit beträgt das Wachstum 2,1 %. Die stärkste Abnahme ist jedoch bei den 25 – 39- CESRT 6 Jähringen zu erkennen. Im Zeitraum 2000 – 2005 sank die Zahl der Personen dieser Altersklasse um 15,5 %. Auch landesweit gibt es in dieser Altersklasse eine deutliche Abnahme (-8,2 %). Bereits seit geraumer Zeit ziehen mehr Menschen in andere Provinzen aus Limburg fort als nach Limburg kommen. In den letzten zehn Jahren sind per Saldo mehr als elftausend Einwohner fortgezogen. Hierbei handelt es sich vor allem um junge Menschen zwischen 15 und 30 Jahren. Quellen: Bevölkerung Limburg 2004 – 2035 Aufstellung 8.1 Bevölkerung nach Alter Niveau Limburg Prozentuale Änderung pro Jahr Niederlande Limburg Absolute Änderung p.J. Limburg 0 – 4 Jahre 65 Jahre u.a. gesamt 85 Jahre u.a. Quelle: CBS, Etil Opmerking van de vertaler: duizendtallen (groepen van 3 cijfers) worden in het Duits door een spatie en NIET door een punt gescheiden. Uitzonderingen: 1. Jaargetallen woorden zonder spatie geschreven. 2. Geldbedragen; als aanpassing aan de internationale bancaire schrijfwijze worden punten gebruikt. CESRT 7 Altersklassen 0 – 4 Jahre Die Zahl der Geburten hat in den 1960er-Jahren drastisch abgenommen, (Abb. 8.1). Ab 1975 gab es eine leicht steigende Tendenz, aber Anfang des Jahres 1990 hat eine erneute leichte Abnahme der Geburtenrate eingesetzt. Die Abnahme der Geburten seit 1990 bedeutet für die nächsten zehn Jahre eine Abnahme der Kinderzahl unter vier Jahren (-2,1 % ). 5 – 14 Jahre Auch die Zahl Kinder der Altersklasse 5 – 14 Jahre sinkt in Limburg wegen der niedrigen Geburtenziffern in den neunziger Jahren inzwischen. In den übrigen Niederlanden ist dies nicht der Fall. 15 – 24 Jahre Die Zahl junger Menschen zwischen 15 und 24 Jahren hat infolge des genannten Geburtenrückgangs in den 1960er-Jahren in den letzten Jahren abgenommen. Diese Abnahme (-1,1 %pro Jahr in den letzten zehn Jahren) ist zum Stillstand gekommen. Das niedrige Niveau, das jetzt erreicht worden ist, bleibt vorläufig bestehen. In zehn Jahren wird die Geburtenrate erneut sinken, jedoch in geringerem Maße. 25 – 34 Jahre Die Abnahme der Geburten in den 1960er-Jahren (die hintere Flanke des Nachkriegs-Babybooms) verursachte in den letzten zehn Jahren in Limburg einen starken Rückgang in der Altersklasse 2534 Jahre (-3,2 %). Diese Abnahme verringert sich in den nächsten zehn Jahren, (-1,2 %pro Jahr). 35 – 54 Jahre Der Anstieg des Nachkriegs-Babybooms hat in den letzten Jahren zu einer erheblichen Zunahme der Personen von 35 – 54 Jahren geführt. Dieses Wachstum liegt jetzt hinter uns. Nach 2010 setzt ein Rückgang ein. 55 – 64 Jahre Der Nachkriegs-Babyboom führt für einige Zeit zu einer erheblichen Zunahme der über 55Jährigen. Die vordere Flanke des Babybooms erreichte 2003 das Alter von 57 Jahren. In den nächsten Jahren wird die Anzahl Personen im Alter von 55 – 64 Jahren in Limburg um 1,5 % pro Jahr zunehmen. Dies entspricht dem landesweiten Durchschnitt. 65 – 74 Jahre Die Zuname der Einwohner zwischen 65 und 74 Jahren war in den letzten zehn Jahren größer als landesweit, (1,1 % gegenüber 0,6 %). In den nächsten zehn Jahren wird die Zunahme von 2,2 %niedriger als der Landesdurchschnitt von 2,9 % sein. 75 Jahre und älter Die Zahl der Einwohner von 75 – 84 Jahren nimmt in den nächsten zehn Jahren in Limburg um durchschnittlich 1,4 % pro Jahr zu; landesweit in den Niederlanden beträgt die Zunahme 0,8 %). Die Zahl der 85-Jahrigen und Älteren steigt viel schneller (3,3 % pro Jahr) und in Limburg auch viel schneller als landesweit (1,9 %). Quelle: Etil Bevölkerung Limburg 2004 – 2035.) Der Bevölkerungsrückgang, der für die kommenden Jahre für Limburg vorausgesagt wird, wird sich bei den jüngeren Bevölkerungsgruppen manifestieren. Bei der Altersklasse 0 – 14 Jahre wird bis 2010 eine Abnahme von 8,3 % vorhergesagt. Die potentielle berufstätige Bevölkerung (15 – 65 Jahre) geht um 1,7 % zurück und die einzige Altersklasse, die in Limburg an Umfang zunehmen wird, ist die Altersklasse der 65-Jährigen und Älteren (+8,8 %). Mit diesen Entwicklungen wird sich der Prozess der Überalterung von Limburg und der Abgang der jüngeren Jahrgänge unvermindert fortsetzen. CESRT 8 Das Wachstum der Zahl der 65-Jährigen und Älteren wird bis 2010 in Mittellimburg mit +11,4 % und in Nordlimburg mit +11,0 % seinen Höhepunkt erreicht haben. Die Zunahme in Südlimburg ist mit 7,1 % etwas geringer. Hier wird insbesondere eine kräftige Abnahme der Anzahl junger Menschen (bis 14 Jahre) erwartet (-10,0 %). Auch in anderen Regionen wird diese Altersgruppe abnehmen. Die Zahl der Einwohner von Limburg sinkt seit 2002 und diese vor allem durch Südlimburg verursachte Abnahme wird sich fortsetzen. In der 'Parkstadt Limburg' (Brunssum, Kerkrade, Heerlen, Landgraaf, Onderbanken und Voerendaal) sind innerhalb Südlimburgs die älteren Jahrgänge am stärksten vertreten. Die Kommunen in Südlimburg mit der verhältnismäßig größten Anzahl älterer Menschen sind Valkenburg aan de Geul, Brunssum, Kerkrade, Heerlen, Vaals, Simpelveld und Nuth. Die Zahl der jungen Einwohner (0 – 14 Jahre) in Südlimburg sinkt seit 2000. Die Abnahme ist am größten in der Parkstad Limburg (und hat hier auch früher eingesetzt) und ist am kleinsten in Maastricht-Mergelland. Die relativ jüngste Bevölkerung finden wir in der Region Westelijke Mijnstreek (Sittard-Geleen, Stein). Je nach Kommune gibt einen hohen Jungendquotienten (groene druk) (25,1 % - 30,0 %) in Eysden, Margraten, Beek, Onderbanken, Schinnen, Meerssen und Voerendaal. Der Jungendquotient (das Verhältnis der Anzahl Personen in der Altersklasse 0 – 19 Jahre zur Altersklasse 20 – 64 Jahre) beträgt in Limburg mit 36,4 % ungefähr 3,4 % weniger als im Landesdurchschnitt. Die Zahl der 65-Jährigen und Älteren (65+) wird sich in Limburg im Jahr 2030 gegenüber 2001 fast verdoppelt haben (von 15 % der Bevölkerung auf 28 %). Die Zahl der Älteren wird im Jahr 2030 in der 'Parkstadt Limburg' am Größten sein, (30,6 % der Bevölkerung). Der Anteil der 65-Jährigen und Älteren in Prozent der Bevölkerung je Region in 2001 und 2030: Region 2001 2030 Nordlimburg 13,4 27,3 Mittellimburg 14,0 28,4 'Westelijke Mijnstreek' 14,9 29,0 'Parkstadt Limburg' 16,4 30,6 Maastricht und Mergelland 15,6 25,6 Provinz Limburg 14,5 28,2 Niederlande 13,6 21,7 Der demografische Druck ist eine Größe, die angibt, wie viele 'nicht Aktive' es im Verhältnis zu erwerbsfähigen Einwohnern gibt. Sie ist praktisch die Summe des Jugendquotienten und des Altenquotienten. Der demografische Druck ist in Limburg nur um einen Bruchteil geringer als im Landesdurchschnitt. In Limburg wird ein Wert von 62,3 % berechnet, in den Niederlanden beträgt dieser 62,6 %. Der Altenquotient, das Verhältnis der Zahl der 65-Jährigen und Älteren zur Zahl der 20 – 64-Jährigen, hat hierdurch auch stärker zugenommen. Der Altenquotient beträgt in Limburg 25,9 % gegenüber 22,8 % in den Niederlanden. Die regionalen Ziffern offenbaren, dass Südlimburg mit einem Altenquotienten von fast 28 %am meisten überaltert ist. Am Rande ist zu vermerken, dass der Anteil der Gruppe der Älteren in den beiden anderen Regionen relativ schneller wächst. In Nordlimburg (23,1 %) nähert sich der Altenquotient dem Landesdurchschnitt, in Mittellimburg liegt dieser ungefähr 2 % höher. Vor allem Südlimburg (34,4 %) drückt den Wert der Provinz. In Nordlimburg ist der Jugendquotient wesentlich höher (30,1 %). In dieser Region wohnen somit relativ viele jüngere Menschen. CESRT 9 Zwischen 2000 und 2005 ist der demografische Druck in Limburg stärker gestiegen als im Landesdurchschnitt. Landesweit beträgt die Zunahme 1,4 %, in Limburg sind dies 2,7 %. Die Zunahme in Limburg ist in den beiden nördlichen Regionen am größten und wird insbesondere durch den höheren Altenquotienten verursacht. Landesweit ist die Zunahme des Altenquotienten etwas niedriger als in Limburg. Bei der Zunahme des Jugendquotienten sind die Rollen vertauscht. Eke Zijlstra, Vorsitzende des Verwaltungsrates von Atrium Medisch Centrum, mit Niederlassungen in Heerlen, Brunssum und Kerkrade, hat den Einfluss der Überalterung auf "Arbeit und Wohnen in Parkstad" untersucht. "Die Bevölkerung gerät durch eine große Gruppe vergreisender Inaktiver und einem Mangel an jungen Menschen aus dem Gleichgewicht. Nach der Landflucht erleben wir jetzt eine Stadtflucht, wodurch eine schlecht ausgebildete überalterte Gruppe von Arbeitslosen zurückbleibt. Dieser verschafft man durch Innovation keine neue Arbeit." (Trouw 1.4.2006). Jugendquotient Altenquotient Demografischer Druck Jugendquotient Altenquotient Demografischer Druck Zunahme gegenüber 2000 in % Niederlande 39,8 22,8 62,6 0,4 1,0 1,4 Limburg 36,4 25,9 62,3 0,1 2,7 2,7 Nordlimburg 40,1 23,1 63,2 0,5 2,7 3,1 Mittellimburg 37,4 24,9 62,4 0,3 3,1 3,3 Südlimburg 34,4 27,5 61,9 -0,2 2,6 2,3 Tabelle: Demografischer Druck in Limburg, den Niederlanden und den drei limburger Regionen (2005) Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater Von allen limburger Kommunen ist die Bevölkerung in der Gemeinde Thorn im Jahr 2004 am schnellsten gewachsen (+3,0 %). Das Wachstum in den Gemeinden Sevenum (+1,4 %), Nederweert (+1,0 %), Bergen (+0,9 %) und Brunssum (+0,7 %) war ebenfalls überdurchschnittlich. Die größten Abnahmen verzeichneten die Kommunen von Vaals (-2,7 %), Kerkrade (-1,4 %), Valkenburg aan de Geul (-1,4 %), Heerlen (-1,1 %) und Eijsden (-1,1 %). Von den größeren Städten hatte nur Venlo (+0,5 %) ein größeres Wachstum. Weert und Roermond blieben auf demselben Wert, Maastricht (0,5 %), Sittard-Geleen (-0,5 %) und Heerlen (-1,1 %) waren im Minus. Am stärksten war der Rückgang bei der Gemeinde Vaals (-7,1 %). Verhältnismäßig viele Ältere wohnen in den Gemeinden Valkenburg aan de Geul (19,5 %), Vaals (18,3 %), Kerkrade (18,2 %) und Nuth (18,0 %). 1.2 Migranten In Limburg wohnten am 1. Januar 2004 insgesamt 224 086 Migranten. (CBS, 14-12-2005) (2006: 221 658). Dies sind 19,7 % der Bevölkerung. Landesweit liegt der Anteil geringfügig niedriger (19,0 %). Der hohe Prozentsatz Migranten rührt vor allem von der Anwesenheit einer großen Anzahl westlichen Migranten her. Ungefähr drei Viertel aller Migranten in Limburg kommt ursprünglich aus einem westlichen Land. Der Anteil nicht westlicher Migranten ist im Vergleich mit der landesweiten Situation relativ niedrig. So kann in Limburg ungefähr 5 % der Bevölkerung als 'nicht westlich' ( 2006: 59 054) bezeichnet werden; landesweit sind dies 10,3 %. CESRT 10 Vor allem in Südlimburg lebt mit 22,2 % (2006: 21,9 %) ein hoher Anteil Migranten. Insgesamt wohnten dort 627 580 Einwohner, von denen 161 916 (22,2 %) Migranten waren. Davon sind 34 531 (4,7 %) (2006: 28 603) nicht westliche Migranten. Dabei sind die Indonesier noch nicht mitgerechnet. Sie zählen 17 005 Einwohner (2,3 %) ( niederl. Zentralamt für Statistik, CBS StatLine 2003) Die Zahl der Antillianer beträgt 1 980 (0,022 %); Surinamer: 1 401 (0,019 %); Marokkaner: 7 480 (1 %); Türken: 5 152 (0,7 %). Mittellimburg folgt mit 16,9 %, Nordlimburg kommt auf 16,5 %. Wenn nach der Herkunft unterschieden wird, zeigt sich, dass Nordlimburg den größten Anteil nicht westlicher Migranten, nämlich 6,0 % der Gesamtbevölkerung hat. In Mittel- und in Südlimburg sind diese Werte etwas geringer, 5,5 % und 4,7 %. In Südlimburg leben mit 110 374 vor allem westliche Migranten (fast 18 % der Gesamtbevölkerung). Im Jahr 2006 war diese Zahl auf 106 954 zurückgegangen. (http://Statline.cbs.nl/StatWeb/start.asp?KEYWORDS=economische+groei+noord+limburg+2004&BOOL=0&LA=NL&DM=SLNL&lp=Search/SResults) Aufgeschlüsselt nach Kommunen wohnen im Verhältnis die meisten Migranten in den Gemeinden Vaals (53 %), Kerkrade (34 %), Roermond (28 %), Heerlen (28 %), Venlo (25 %). Landgraaf (22 %), Brunssum (21 %), und Onderbanken (20 %). Von allen Kommunen haben nur Roermond und Venlo einen Anteil nicht westlicher Migranten von mehr als 10 % (nämlich 13,8 % und 10,4 %). Die größeren Städte in Südlimburg haben im Verhältnis die meisten nicht westlichen Migranten: Maastricht und Heerlen (jeweils 7 %) und SittardGeleen (5 %). In den anderen Kommunen liegt dieser Wert unter 4 %. Die meisten (westlichen) Migranten kommen aus den Nachbarländern Belgien und Deutschland. Dabei ist Deutschland mit fast 54 % der westlichen Migranten und ca. 40 % der Gesamtzahl der Migranten das wichtigste Herkunftsland. Ungefähr 12 % der westlichen Migranten stammen aus Belgien. Die Zahl der Migranten in Limburg hat im Zeitraum 2000 – 2004 um mehr als 3 400 Personen zugenommen. Das prozentuale Wachstum (+1,6 %) ist etwas geringer als in den gesamten Niederlanden (über 11 %). Insbesondere die Entwicklung der westlichen Migranten (-2,9 %) hat das limburgische Wachstum verringert. Die Zunahme des Anteils nicht westlicher Migranten (+17,2 %) war etwas größer. Die regionalen Unterschiede mit Bezug auf die Entwicklung der Gesamtanzahl Migranten sind groß. Nordlimburg notiert mit 7,4 % das größte Wachstum , Mittellimburg kommt auf +4,0 % und in Südlimburg sank der Anteil an Migranten auf 0,9 %. ******************************* CESRT 11 Für die einzelnen Kommunen ergibt sich folgendes Bild: Einwohner- Migranten gesamt zahl ohne Indo. nicht westliche Migranten Indo. Mar. Ant. Beek 17065 2370 361 517 153 35 Brunssum 29942 7466 1050 712 414 125 Echt-Sustereren 32107 5295 673 457 75 53 Eijsden 11938 1481 154 134 11 9 Gulpen-Wittem 15340 2233 246 153 27 11 Heerlen 93969 25706 6187 2882 2192 628 Kerkrade 50295 17156 1753 883 396 228 Landgraaf 40055 9874 898 787 66 63 Maasbracht 13727 1837 198 123 8 4 Maastricht 121982 25769 8104 3713 1622 582 Margraten 13592 1595 196 176 10 13 Meersen 20039 2188 400 333 30 23 Nuth 16371 2308 438 169 32 24 Onderbanken 8420 1902 164 106 48 6 Schinnen 13598 2231 313 216 24 20 Simpelveld 11448 2216 117 84 6 5 Sittard-Geleen 97806 21012 5219 3183 1854 297 Stein 26596 3718 532 601 225 33 Vaals 10628 5572 352 88 13 5 Valkenburg a/d Geul 17896 2581 453 225 29 16 Voerendaal 13087 1741 215 176 13 18 Quelle: Soziale und multikulturelle Integration in der Euregio Maas-Rijn 2003 1.3 Sur. 24 65 70 10 9 372 47 37 15 360 12 10 33 15 8 9 304 26 7 26 14 Tür. 46 45 42 5 10 508 205 108 12 1463 16 29 48 4 28 5 464 5 27 47 9 Relativ viele Verheiratete in Limburg Von allen Einwohnern in Limburg sind circa 47 % verheiratet. Der Anteil Unverheirateter beträgt 41 %. Der Rest besteht aus Personen, die geschieden (6 %) oder verwitwet sind (6,1 %). Von diesen Werten weichen die Verhältnisse in den Niederlanden etwas ab. Der Anteil Verheirateter ist mit 43 % niedriger als in Limburg, aber der Anteil lediger Einwohner ist mit 45 % etwas höher. Wenn man die drei limburger Regionen betrachtet, fällt es auf, dass in Mittellimburg am meisten verheiratete (48 %) und in Südlimburg relativ viele verwitwete und geschiedene Einwohner leben. Der Anteil Lediger ist in Nordlimburg am größten (42,4 %). Einwohner Ledige Verheiratete Verwitwete Geschiedene gesamt % % % % Niederlande 16 254 930 45,4 43,2 5,4 5,9 Limburg 1 139 050 40,8 47,0 6,1 6,0 Nordlimburg 277 840 42,4 47,3 5,4 4,9 Mittellimburg 233 380 40,6 48,3 5,8 5,3 Südlimburg 627 520 40,2 46,4 6,6 6,8 Verteilung der limburger Bevölkerung nach Familienstand (2004) Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater Gebiet CESRT 12 Die Zahl der Ehescheidungen hat in den letzten Jahren wie in den Niederlanden auch in Limburg stark zugenommen. Zwischen 2000 und 2004 stieg die Zahl um 3 % pro Jahr, in Limburg gar um 3,2 %. Die Zahl der Verheirateten schrumpft in Limburg schneller als landesweit. In fünf Jahren ist deren Anteil in Limburg um 2,9 % gegenüber -0,6 % in den Niederlanden gesunken. Das hat allerdings nicht im gleichen Zeitraum zu einer stärkeren Zunahme der Zahl der Ledigen in Limburg geführt. Im Gegenteil, die Zunahme des Anteils Lediger liegt mit +1,2 % weit unter der landesweiten Zunahme von 4,8 %. Auch aus diesem Grund bleibt in Limburg der Anteil der Verheirateten höher und der Ledigen niedriger als in den Niederlanden insgesamt. 1.4 Haushalte Im Jahr 2004 sind in der Provinz Limburg über 491 000 Haushalte gezählt worden. Der durchschnittliche Haushalt besteht aus 2,3 Personen. Wenn die Zusammensetzung betrachtet wird, zeigt sich, dass die kinderlosen Haushalte mit 32,0 % den größten Anteil ausmachen, direkt gefolgt von Single-Haushalten (31,0 %) und Haushalten mit Kindern (30,5 %). Der Anteil der Familien mit einem Elternteil beträgt etwas mehr als 6 %. Verglichen mit der Situation in den ganzen Niederlanden ist der Anteil der Single-Haushalte in Limburg relativ niedrig (31,0 % gegenüber 34,4 %). Auch der Anteil der Haushalte mit einem Elternteil liegt etwas unter dem landesweiten Prozentsatz (5,8 % gegenüber 6,2 %). Der Anteil der Mehrpersonenhaushalte (mit und ohne Kinder) ist in Limburg wiederum höher als der Landesdurchschnitt. Südlimburg hat innerhalb der Provinz Limburg mit 34,2 % den größten Anteil an SingleHaushalten. Der Grund hierfür ist unter anderem die große Zahl von Studenten und Älteren, die in dieser Region leben. In Nordlimburg (26,6 %) und Mittellimburg (26,8 %) gibt es weitaus weniger Single-Haushalte. Die Haushalte mit Kindern in Nordlimburg machen mit 35,1 % den größten Teil aller Haushalte aus. Dies passt zu dem relativ hohen Jugendquotienten in dieser Region. Auch in Mittellimburg (33,9 %) ist der Anteil Haushalte mit Kindern relativ groß. Südlimburg (27,6 %) ist hier deutlich das Schlusslicht. Zwischen 2000 und 2004 hat der Anteil von Haushalten um 2,0 % zugenommen. Dies entspricht 9 900 Haushalten. Allerdings bleibt die Zunahme in Limburg deutlich hinter der landesweiten Entwicklung (+3,7 %) zurück. Der limburgische Wachstumsrückstand geht auf Rechnung der Haushalte mit Kindern. Diese Kategorie sank im genannten Zeitraum um 4,2 %. Landesweit gab es damals noch ein kleines Plus von +0,4 %. Sowohl in den Niederlanden (+13,2 %) als auch in Limburg (+9,0 %) wächst die Zahl der Familien mit einem Elternteil am schnellsten. Die Single-Haushalte (+7,4 %) und die kinderlosen Haushalte (+2,3 %) haben in Limburg (+6,7 %) schneller zugenommen als landesweit (+1,9 %). Innerhalb der Provinz Limburg gibt es große regionale Unterschiede in der Entwicklung der Anzahl Haushalte. Das schnellste Wachstum vollzog sich in Nordlimburg. Hier hat die Zahl der Haushalte im Zeitraum 2000 – 2004 um 4,1 % zugenommen. Mittellimburg kommt auf +2,4 %, Südlimburg ist Schlusslicht mit +1,1 %. Das relativ niedrige Wachstum in Südlimburg ist der erheblichen Abnahme der Familien mit Kindern (-6,1 %) zuzuschreiben. Dem steht allerdings eine relativ starke Zunahme der Familien mit einem Elternteil gegenüber, (+10,3 %). Auch in den anderen Regionen hat die Zahl der Haushalte mit Kindern abgenommen, allerdings weniger intensiv. Zwischen 2000 und 2004 gab es von allen limburger Kommunen in der Gemeinde Swalmen mit +5,3 % das stärkste Wachstum der Zahl der Haushalte. Auch Venlo und Venray (beide +5,0 %) zei- CESRT 13 gen ein überdurchschnittliches Wachstum. Von einer ganz anderen Größenordnung sind die Wachstumsziffern von Vaals (-2,5 %), Brunssum (-1,7 %), Nuth (-0,9 %) und Landgraaf (-0,5 %). Die Zahl der Haushalte mit Kindern ist zwischen 2000 und 2003 in Südlimburg gesunken (-3 %). In diesem Zeitraum stieg in Südlimburg vor allem die Zahl der Haushalte mit einem Elternteil (+5 %) und der Single-Haushalte (+3 %). (Quelle: Sozialbericht Südlimburg 2004, Sociaal Rapport Zuid Limburg 2004). CESRT 14 2 Wirtschaft und Arbeitslosigkeit 2.1 Wirtschaftliche Entwicklung Von 1997 bis 2004 ist das wirtschaftliche Wachstum der Provinz Limburg jedes Jahr zurückgegangen. Die limburgische Wirtschaft ist strukturell weniger erfolgreich als die Wirtschaft der Niederlande. Die Ursache dieses Rückstands ist unter anderem in der Strukturempfindlichkeit der limburgischen Wirtschaft begründet. Im Jahr 2003 erreichte die niederländische Wirtschaft ihre Talsohle. Damals sank das Bruttosozialprodukt, BSP, um 0,9 % und in Limburg sogar um 1,2 %. Im Jahr 2004 ist es mit der niederländischen Wirtschaft wieder bergauf gegangen und realisierte ein Wachstum von 1,7 %1. Laut dem Statistischen Zentralamt der Niederlande, CBS, betrug das wirtschaftliche Wachstum im Jahr 2006 in Limburg 1,1 %. Innerhalb der Provinz Limburg gibt es bei der Entwicklung des BSP große regionale Unterschiede. Anschaulich sind die Wachstumsziffern für 2003: In Mittellimburg wuchs die Wirtschaft mit +2,1 %relativ stark, während sie in Nordlimburg mit -1,3 % und vor allem in Südlimburg mit -2,2 % stark zurückgegangen ist. Im ersten Quartal 2006 vollzog sich ein seit fünf Jahren nicht mehr erlebtes Wachstum von 2,9 %, (NRC 11. Mai 2006). Die niederländische Wirtschaft wuchs schließlich im Jahr 2006 um 3,0 %. Das war die höchste Wachstumsziffer seit sechs Jahren. Die Niederlande übertreffen hiermit sogar die Bundesrepublik Deutschland, Frankreich und Italien. Den wichtigsten Beitrag am wirtschaftlichen Aufschwung hatte der Export. Für das rasante Wachstum haben vor allem der Konsum der Haushalte und die Investitionen gesorgt. Mit dem überdurchschnittlichen wirtschaftlichen Wachstum im Jahr 2006 bewegen sich die Niederlande wieder am Rande der Hochkonjunktur. Der Arbeitsmarkt zog kräftig an, die Arbeitslosigkeit sank auf 5,5 % der erwerbsfähigen Bevölkerung, aber die Tariflohnsteigerung beschränkte sich auf 2,0 %. Auch durch diese gemäßigte Steigerung erreichte die Inflation im Jahr 2006 mit 1,1 Prozent einen historischen Tiefpunkt. (CBS Die Niederländische Wirtschaft 2006). Wirtschaftliches Wachstum /Mehrwert (brutto, Basispreise) je Provinz Volumenänderungen jeweils gegenüber dem Vorjahr in % 2002# 2003#1) 2004 1) 2005 2) Niederlande 2) 0,2 0,0 1,7 1,5 Groningen 2,8 1,4 3,8 -0,8 Friesland -1 ,5 - 0,9 0,8 1,8 Drenthe 0,5 - 1,1 0,5 1,3 Overijssel - 0,5 0,1 1,4 1,6 Flevoland 1,6 2,4 3,4 3,7 Gelderland - 0,7 - 0,2 1,2 2,3 Utrecht - 1,1 - 1,8 1,8 1,7 Nordholland 2,5 0,7 1,9 2,0 Südholland - 0,6 0,5 1,5 1,3 Zeeland 3,9 0,3 0,1 1,1 Nordbrabant 1,0 0,2 1,3 2,1 Limburg 1,2 - 0,3 1,1 0,6 1) Vorläufige Ziffern, Quelle: CBS 2)CBS Pressebericht PB07-051 10-7-2007 1 2006 2) 3 -1,1 2,9 1,6 3,3 3,6 3,1 4,2 3,2 3,1 2,9 3,3 2,8 CBS PB05-117 12. Oktober 2005 9.30 Uhr CESRT 15 Große regionale Unterschiede Innerhalb der Provinz Limburg gibt es große regionale Unterschiede in der Entwicklung des BSP. Anschaulich sind die Wachstumsziffern für 2003. In Mittellimburg wuchs die Wirtschaft mit +2,1 %relativ stark, während sie in Nordlimburg mit -1,3 % und vor allem in Südlimburg mit -2,2 % stark zurückgegangen ist. Die Provinz Limburg kann da mit einem Wachstum von 0,9 % nicht mithalten. Nord- und Mittellimburg liegen mit 1,3 % knapp unter dem Wachstum der Niederlande. Südlimburg erreicht diesen Wert mit nur 0,6 % bei Weitem nicht. Verantwortlich hierfür sind mehrere Gewerbezweige. Auch die Abnahme der Einwohnerzahl um fast drei Viertel Prozent dämpft das Wirtschaftswachstum. Landesweit nahm die Einwohnerzahl im Jahr 2005 um 0,2% zu. (CBS PB06-076 18-7-2006) Niederlande Limburg Nordlimburg Mittellimburg Südlimburg 2000 3,5 2,9 3,7 3,5 2,5 2001 1,6 0,8 1,5 0,6 0,5 2002 0,4 0,9 0,0 -0,1 1,6 2003 -0,5 -1,2 -1,3 2,1 -2,2 2004 1,4 2005 1,5 0,9 1,3 1,3 0,9 2006 2,9+) Tabelle: Wirtschaftswachstum in Limburg und in den Niederlanden in der Zeit von 2000 bis 2004 • Noch nicht bekannt. Bei der Ziffer für die Provinz Limburg handelt es sich um eine Schätzung von ETIN Berater Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater +) 2005 und 2006 auf Basis des Volkskrant/CBS 12. Mai 2006, 2006): erstes Quartal Das Zentrale Planungsamt der Niederlande, CPB, hat die Prognose für das Wachstum der niederländischen Wirtschaft für 2006 herabgesetzt. Die niederländische Wirtschaft ist im ersten Quartal 2005 sogar um 0,5 % geschrumpft. Wichtigste Ursache für diese Entwicklung ist der Export. Das Exportwachstum ist im ersten Quartal um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Darüber hinaus sind weniger Investitionen getätigt worden und die Konsumenten haben sich zögernd verhalten. Nur die staatlichen Ausgaben nahmen geringfügig zu. Letztendlich hat sich ein Wirtschaftswachstum von 1,5 % eingestellt. Auch die Niederländische Bank (Nederlandsche Bank/DNB) hat infolge des enttäuschenden Wirtschaftswachstums die Erwartungen für 2005 stark herabgesetzt. Laut CPB wird im Jahr 2006 ein Wirtschaftswachstum von 2,0 % erwartet. Auch werden die Inlandsinvestitionen in die Höhe gehen. Erwartet wird, dass Limburg in beiden Jahren vermutlich eine ähnliche Entwicklung durchmacht. Das erste Quartal 2006 lässt ein seit fünf Jahren nicht mehr erlebtes Wachstum von 2,9 % erkennen. (NRC 11. Mai 2006). 2.3 Wirtschaftsstruktur Die Struktur der limburgischen Wirtschaft wird gekennzeichnet durch einen relativ großen Anteil von Industrie und einem relativ kleinen Anteil kommerzieller Dienstleistungen. Die Industrie in Limburg erreicht einen Anteil von 25 % des Mehrwerts, landesweit beträgt dieser Wert 19 %. Trotz des Rückgangs des Industriegewerbes ist Limburg immer noch eine der am meisten industrialisierten Provinzen der Niederlande. Auf Rechnung der kommerziellen Dienstleistungen gehen etwa 44 %, gegenüber 49 % landesweit. Die Anteile der nicht kommerziellen Dienstleistungen (24,3 %) und der Landwirtschaft (2,6 %) sind mit den landesweiten Anteilen zu vergleichen, wobei das Baugewerbe etwas schlechter abschnei- CESRT 16 det, (4,9 % gegenüber 5,9 %). Auffällig ist der relativ geringe Anteil der Landwirtschaft am Mehrwert, (11 %). In Südlimburg ist vor allem der Dienstleistungssektor stark vertreten. Dabei geht es sowohl um kommerzielle und nicht kommerzielle Dienstleistungen. Wenn die Arbeitsplatzstruktur betrachtet wird, zeigt sich ein ähnliches Bild. Die Industrie bleibt mit 19 % der Zahl der Arbeitsplätze der wichtigste Arbeitsplatzbeschaffer in Limburg. Die industriellen Arbeitsplätze werden überwiegend von den großen Arbeitgebern von der chemischen Industrie, (wie DSM und Sabic), vom Automobilsektor, (wie Nedcar und Inalfa), und von der elektrotechnischen Industrie, (wie Océ und Xerox Manufactoring), gestellt. Der Handel steht nach der Industrie mit einem Arbeitsplatzanteil von 17 % an zweiter Stelle. An dritter Stelle kommt der Gesundheitssektor (14,9 %) und an vierter Stelle stehen Dienstleistungen für Unternehmen, (10,2 %). Diese vier Sektoren sorgen zusammen für über 60 % aller Arbeitsplätze. Sektor Firmen Limburg Arbeitsplätze Limburg Arbeitsplatzstruktur (%) Limburg Nordlimburg Agrarsektor 6 320 24 550 4,9 10,7 Industrie 3 700 95 860 19,0 21,2 Baugewerbe 4 510 26 780 5,3 4,3 Handel und 15 180 85 370 16,9 17,4 Reparatur Hotels und 4 420 27 530 5,5 5,9 Gaststätten Transport , La1 060 31 040 6,2 7,5 gerung, Kommunikation Finanzdienst1 220 11 400 2,5 1,6 leistungen Dienstleistungen 9 510 51 580 10,2 6,3 f. Unternehmen Behörden 240 26 040 5,2 4,3 Ausbildung 1 520 27 990 5,5 4,3 Gesundheits-/ 3 000 75 080 14,9 13,4 Sozialfürsorge Sonstige 5 580 20 170 4,0 3,0 Gesamt 57 240 504 390 100,0 100,0 Tabelle : Arbeitsplatzstruktur nach Region (2004) Quelle: Firmenregister Limburg, LISA; Bearbeitung ETIN Berater Mittellimburg 6,0 20,8 6,5 18,2 Südlimburg 1,6 17,3 5,4 16,2 Niederlande 3,8 12,9 6,3 17,9 4,8 5,4 4,1 5,3 5,8 6,4 1,9 3,1 3,6 8,1 12,9 14,0 4,6 4,8 14,2 5,8 6,4 16,0 5,9 6,3 14,3 4,9 100,0 4,1 100,0 4,5 100,0 Südlimburg hat sich in zunehmendem Maß zu einer wichtige Region für Dienstleistungen für Unternehmen entwickelt, auch wenn hier der quartäre Sektor (insbesondere das Bildungs- und Gesundheitswesen) einen wichtigen Beitrag zur regionalen Arbeitsplatzbeschaffung leistet. Die Struktur der limburgischen Wirtschaft ist ganz deutlich einem Wandel unterworfen. Ein wichtiger Trend ist die wachsende Bedeutung der Dienstleistungen in der Wirtschaft. Dies lässt sich auf der Grundlage der Verschiebungen in der Arbeitsplatzstruktur sichtbar machen. Wenn man die prozentualen Anteile der Arbeitsplätze in den verschiedenen Sektoren von 2000 und 2004 vergleicht, zeigt sich, dass vor allem die Dienstleistungen auf dem Vormarsch sind und die Landwirtschaft und das Handwerk (Industrie plus Bauhandwerk) an Bedeutung eingebüßt haben. CESRT 17 Die Verschiebungen in der Arbeitsplatzstruktur laufen in Limburg größtenteils mit denen in den Niederlanden parallel. Dennoch sind Unterschiede zu erkennen. So geht die Industrie in Limburg deutlich mehr zurück als landesweit. Des Weiteren fällt auf, dass der Sektor Handel in Limburg zulegt und landesweit zurückgeht. Gleiches gilt auch für das Transportwesen und die Kommunikation. Nach der Definition des Instituts für angewandte naturwissenschaftliche Forschung, TNO, ist die kreative Industrie in Limburg in 1 800 Firmen mit circa 9 400 Mitarbeitern vertreten. Damit gehören 4,9 % aller Firmen und 1,9 % aller Arbeitsplätze zur kreativen Industrie. Sowohl der Anteil "kreative Tätigkeit' als auch der Anteil 'kreative Arbeitsplätze' liegen in Limburg unter dem landesweiten Durchschnitt, (jeweils 4,9 % und 2,9 %). In der ganzen Provinz Limburg kann Südlimburg als am kreativsten bezeichnet werden. Zum Sektor Tourismus und Freizeit (T&R-Sektor) gehörten im Jahr 2004 in Limburg ungefähr 5 460 Betriebe und gut 35 000 darin tätige Personen. Dies entspricht 9,5 % aller Betriebe und 6,9 % aller Arbeitsplätze. Zum Vergleich betragen diese Werte landesweit jeweils 6,9 % und 5,6 %. Der Sektor T&R ist somit in Limburg überdurchschnittlich vertreten und kann als wichtiger Eckpfeiler der limburgischen Wirtschaft bezeichnet werden. Innerhalb der Provinz Limburg gilt Südlimburg als touristischer 'Hotspot'. Auf Rechnung dieser Region gehen fast 58 % aller T&R-Betriebe in der Provinz und etwa 54 % der T&R-Arbeitsplätze . Besonders auffällig ist die große Anzahl der T&R-Betriebe in Südlimburg, ihr Anteil beträgt 10,9 % aller Betriebe. Allerdings handelt es sich dabei meist um kleine Firmen (mit durchschnittlich 6 Arbeitsplätzen pro Firma). Von allen Kommunen hat Maastricht die meisten Arbeitsplätze im T&R-Sektor (5 030), weit weniger sind es in Venlo (1 640), Valkenburg aan de Geul (1 410) und Heerlen (1 370). 2.4 Limburgs internationale Ausrichtung Der größte Exporteur in den Niederlanden und in Limburg ist die Industrie. In Limburg gehen auf Rechnung der Industrie schätzungsweise 85 % des gesamten Exports. Innerhalb der Industrie kommt fast die Hälfte des Umsatzes aus dem Ausland. Landesweit ist dieser Prozentsatz etwa 5 Prozent niedriger. Insbesondere die chemische Industrie ist stark aufs Ausland ausgerichtet. Fast 70 % des Umsatzes in der Chemie kommt aus dem Export und schätzungsweise ein Viertel der gesamten Ausfuhr aus der Provinz stammt aus chemischen Unternehmen. Auch die Transportmittelindustrie und die elektrotechnische Industrie sind wichtige Pfeiler des Exports der Provinz Limburg , (jeweils 18 % und 14 % des gesamten Exportvolumens). Außer der Industrie haben auch der Großhandel (32 %) und die Landwirtschaft (30 %) einen überdurchschnittlichen Anteil am Export. Das Baugewerbe, der Einzelhandel und eine Reihe von Dienstleistungssparten sind mehr vom inländischen Absatz abhängig. Im Allgemeinen gilt, dass der limburgische Export in Zeiten einer florierenden Weltwirtschaft extra profitiert, aber auch wieder abnimmt, wenn die Konjunktur rückläufig ist. Die internationale Ausrichtung von Limburg äußert sich ebenfalls in der Anwesenheit ausländischer Unternehmen. Im Jahr 2004 gab es in Limburg insgesamt 312 ausländische Niederlassungen mit fast 42 000 Beschäftigten. 2.5 Berufstätige Bevölkerung CESRT 18 Am 1. Januar 2005 waren in Limburg 518 360 Personen berufstätig. Die Anteile der drei Regionen entsprechen genau der Verteilung der gesamten Bevölkerung . Ungefähr 54 % leben in Südlimburg, ein Viertel in Nordlimburg und die restlichen 21 % wohnen in Mittellimburg. Die Altersstruktur der limburgischen berufstätigen Bevölkerung kennzeichnet sich durch eine überdurchschnittliche Zahl von älteren Berufstätigen, während die Jüngeren unterdurchschnittlich vertreten sind. Die Unterschiede mit der niederländischen Struktur sind in den Altersklassen '25 – 34 Jahre' und '45 – 54 Jahre' am größten. In Limburg ist 21 % der berufstätigen Bevölkerung zwischen 25 und 34 Jahre alt, landesweit sind dies 24,4 %. Bei den 45- bis 54-Jährigen ist die Situation umgekehrt, in Limburg sind dies 26,6 %, landesweit sind es 24,0 %. In den Altersklassen '35 – 44 Jahre' sind die Unterschiede weniger groß. Alter Gesamt absolut 15-24 Jahre 57 160 25-34 Jahre 113 180 35-44 Jahre 151 190 45-54 Jahre 137 740 55-64 Jahre 58 090 Gesamt 518 360 Limburg % Niederlande % Unterschied % 11,0 12,2 -1,2 21,8 24,4 -2,6 29,4 28,5 0,8 26,6 24,0 2,6 11,2 10,9 0,3 100,0 100,0 0 Tabelle : Altersstruktur der limburgischen und niederländischen berufstätigen Bevölkerung (2005) Quelle: ETIN Berater Ungefähr 42 % der gesamten berufstätigen Bevölkerung ist weiblich. Als Folge der zunehmenden Arbeitspartizipation ist dieser Anteil in den letzten Jahren ständig gestiegen. Zur Illustration, im Jahr 1995 betrug der Anteil der weiblichen berufstätigen Bevölkerung noch 38 %. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen. Laut Prognosen der ETIN Berater werden im Jahr 2015 fast 46 % der berufstätigen Bevölkerung weiblich sein. Der Anteil der Frauen in der berufstätigen Bevölkerung variiert stark mit der Altersklasse. Allgemein gilt, je älter die Frauen, desto kleiner ist der Anteil in der berufstätigen Bevölkerung. So beträgt der Anteil Frauen in der Altersklasse '15 – 24 Jahre' fast 47 % und in der Altersklasse 55 – 64 Jahre' nur etwa 30 %. Dennoch steigt die Partizipation auch in der höheren Altersklasse ständig. 2.6 Arbeitslosigkeit Von 2001 bis 2006 hat die Arbeitslosigkeit in den Niederlanden und in Limburg ständig zugenommen. Laut des CBS waren im Jahr 2004 6,7 % der limburgischen arbeitsfähigen Bevölkerung arbeitslos, etwas mehr als der niederländische Durchschnitt (6,4 %). Zum Vergleich, im Jahr 2001 betrug die Arbeitslosigkeit in Limburg noch 3,9 %. Die Zahl der Arbeitslosengeldempfänger (WW) stieg im Zeitraum 2000 – 2005 von 16 370 auf 31 030, in Südlimburg von 9 040 auf 18 020, wovon der Anteil Arbeitslosengeld empfangender Männer 34 % der gesamten Arbeitslosengeldempfänger betrug, (StatLine CBS 14-12-2005). 2007 waren durchschnittlich 344 000 Personen arbeitslos. Damit ist der Jahresdurchschnitt um 69 000 niedriger als im Jahr 2006. Dieser Rückgang ist genau so groß wie im Vorjahr. Die Arbeitslosigkeit sank im Jahr 2007 in allen Altersklassen, sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern. In den letzten drei Monaten von 2007 hat sich die Abnahme der Arbeitslosigkeit unvermindert fortgesetzt. Dies zeigen die neuesten Zahlen des CBS, (CBS PB08- 002 17. Januar 2008). CESRT 19 Im Jahr 2007 ist die Arbeitslosigkeit auf der ganzen Linie zurückgegangen. Bei den Männern sank sie noch etwas stärker als bei den Frauen. Übers Jahr gerechnet waren durchschnittlich 3,6 % der männlichen und 5,7 der weiblichen berufstätigen Bevölkerung arbeitslos. Die Arbeitslosigkeit hat im Jahr 2007 in allen Altersklassen abgenommen. Die stärkste Abnahme zeigte sich bei den 25 – 44-Jährigen. In dieser Kategorie sank die Arbeitslosigkeit auf 3,6 %. Die Jugendarbeitslosigkeit betrug im Jahr 2007 durchschnittlich 9,2 %, während die Arbeitslosigkeit unter den 45-Jährigen und Älteren 4,3 % betrug. Bereits seit zwei Jahren sinkt der Jahresdurchschnitt der Arbeitslosigkeit kräftig. Im Jahr 2005, als die Arbeitslosigkeit ihren Höhepunkt erreicht hatte, waren durchschnittlich 483 000 Erwerbsfähige arbeitslos. Seitdem ist die Arbeitslosigkeit auf 344 000 im Jahr 2007 gesunken. Allerdings ist die Zahl der Arbeitslosen in 2007 immer noch erheblich größer als am Tiefpunkt des Jahres 2001, als es 252 000 Arbeitslose gab. Auch das 'Zentrum für Arbeit und Einkommen' (Centrum voor Werk en Inkomen, CWI) sammelt Daten über die Zahl nicht erwerbstätiger Arbeitsuchender. Am 1. Januar 2005 lebten in Limburg über 57 000 erwerbstätige Arbeitsuchende oder 11 % der gesamten berufstätigen Bevölkerung (landesweit: 9,2 %). Im Jahr 2004 ist die Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden in Limburg um 5,5 % gestiegen (als Zahl: 1 120 Personen). Landesweit gab es eine leichte Abnahme (-0,2 %). Insbesondere in der zweiten Hälfte von 2004 nimmt die Arbeitslosigkeit in Limburg wieder zu. In Südlimburg ist die Gruppe der Arbeitslosen in der berufstätigen Bevölkerung noch immer am höchsten, und zwar 12,5 %. Nord- und Mittellimburg bleiben mit 9,1 % und 9,6 % noch unter dem limburgischen Durchschnitt. Am schnellsten ist im Jahr 2004 die Arbeitslosigkeit in Südlimburg gestiegen. Hier nahm die Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden um 7,1 % zu, In Nordlimburg beträgt die Zunahme 4,1 % und in Mittellimburg bleibt der Schaden mit +1,5 % begrenzt. Gebiet Niederlande Provinz Limburg Nordlimburg Mittellimburg Südlimburg Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende am 1. Januar 2005 Anteil an der berufstätigen Bevölkerung Zunahme gegenüber Januar 2004 Anteil Anteil Anteil Frauen Migranten über 35 Monate In Zahlen 704 110 9,2 -0,2 % 48,9 25,3 22,2 57 090 11,0 5,5 48,0 14,3 23,4 11 940 9,1 4,4 49,5 15,9 19,7 10 530 9,6 1,5 47,4 17,9 24,2 34 620 12,5 7,1 47,6 12,6 24,5 Tabelle: Nicht erwerbstätige Arbeitsuchende am 1. Januar 2005 nach Gebiet Quelle: CWI; Bearbeitung ETIN Berater Kerkrade ist mit 17,3 % Spitzenreiter in Limburg bei den nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden, auf dem Fuße gefolgt von Heerlen (17,2 %). In einigem Abstand kommen Roermond (15,5 %), Brunssum (14,1 %) und Maastricht (13,6 %). CESRT 20 Gut 14 % der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden (circa 8 140 Personen) in Limburg sind nicht niederländischer Herkunft. Landesweit liegt dieser Anteil weitaus höher, (25,3 %). Gegenüber Anfang des Jahres 2004 hat die Anzahl Migranten unter den Arbeitslosen abgenommen, damals betrug der Anteil noch 15,4 % der limburgischen Arbeit suchenden Migranten. Das Durchschnittsalter der limburgischen nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden ist etwas höher als durchschnittlich in den Niederlanden. In Limburg sind 55 % der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden älter als 40 Jahre, landesweit sind dies 3 % weniger. Der Anteil der 50-Jährigen und Älteren beträgt 28,4 %, der landesweite Durchschnitt beträgt 27,0 %. Die unteren Altersklassen sind in Limburg etwas unterdurchschnittlich vertreten. Zur Illustration, die Gruppe der 25 – 39-Jährigen beträgt 32,7 % der Gesamtbevölkerung, in Limburg sind dies 30,2 %. Wenn man die Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden nach ihrem Alter betrachtet, zeigt sich, dass vor allem die Zahl der arbeitslosen Jungen (<25 Jahre) stark gestiegen ist. In Limburg stieg die Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden unter 25 Jahren zwischen dem 1. Januar 2004 und 1. Januar 2005 um mehr als 55 % (landesweit: +47 %). Auch de Zahl der älteren Arbeitslosen stieg in dieser Zeit. So stieg der Anteil der 40 – 49-Jährgen um 11,9 % (landesweit: +4,6 %) und der Anteil der 50-Jährigen und Älteren um 5,7 % (landesweit: +2,9 %). Eine Abnahme der Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden ist in der Gruppe der 25 – 39-Jährigen erkennbar. In Limburg sank der Anteil dieser Gruppe um 13,1 %, landesweit um 17,5 %. Am 1. Januar 2005 waren 23,4 % der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden in Limburg länger als drei Jahre registriert. Ein Jahr vorher waren dies geringfügig weniger (22,8 %). Der Anteil Langzeitarbeitsloser liegt in Limburg etwas höher als im Landesdurchschnitt (22,2 %). Auch innerhalb der Provinz gibt es Unterschiede. Südlimburg (24,5 %) und Mittellimburg (24,2 %) haben einen größeren Anteil von Langzeitarbeitslosen als Nordlimburg (19,7 %). Wenn die Zahlen der Langzeitarbeitslosen in den Jahren 2003 und 2004 bei Eurostat verglichen werden, erkennt man, dass diese in den Niederlanden, in Belgien und Deutschland alle gestiegen sind. Niederlande: von 1,0 auf 1,6 %; Belgien : von 3,6 % auf 3,9 % und Deutschland: von 4,5 % auf 5,4 % (epp.eurostat.eu 21.12.2005). Etwas mehr als die Hälfte aller nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden hat eine niedrige Schulbildung (Berufsschule, Hauptschule oder niedriger). Von dieser Gruppe sind etwa 31 % (15,4 % der Zahl der nicht erwerbstätigen Arbeitsuchenden) als ungelernte Kräfte bezeichnet werden. Des Weiteren haben fast 38 % eine höhere Schulbildung (Höhere Berufsschule, Realschule, Gymnasium) und etwa 12 % sind höher ausgebildet (FH oder Hochschule/Uni). Wenn der Bildungsstand der limburgischen Arbeitslosen mit der niederländischen Situation verglichen wird, zeigt sich, dass Limburg relativ viele Arbeitslose mit niedrigem und mittleren Bildungsstand hat. Der Anteil der ungelernten und der der hoch ausgebildeten Arbeitskräfte ist etwas geringer. Gegenüber dem 1. Januar 2004 hat die Zahl der Ungelernten abgenommen und vor allem die Zahl der höher Gebildeten ist gestiegen. 2.7 Verfügbares Einkommen und Armutsrisiko Im Jahr 2000 betrug das durchschnittliche verfügbare Einkommen von privaten Haushalten (ohne Studentenhaushalte mit Einkommen) in Limburg etwa € 25.200. Landesweit wurden je Haushalt durchschnittlich € 25.900 verdient. Somit liegt Limburg hinter dem Landesdurchschnitt. CESRT 21 Das niedrigere Einkommen in Limburg geht vollständig auf Rechnung von Südlimburg. Hier beträgt das durchschnittliche verfügbare Einkommen € 24.600, -. Die beiden anderen Regionen, Nordlimburg und Mittellimburg, notieren hierfür € 26.200, - und € 26.000, - etwas höher und erreichen ein Niveau über dem Landesdurchschnitt. Ein ähnliches Bild entsteht, wenn man das standardisierte Einkommen betrachtet. In diesem Fall werden die Einkommen nach Größe und Zusammensetzung der Haushalte korrigiert. Auch hierbei liegt Limburg hinter dem niederländischen Durchschnitt. Limburg kommt auf € 17.300,-, landesweit wird ein Betrag von € 18.000,- berechnet. Südlimburg ist wiederum Schlusslicht (€ 17.100,-), aber der Unterschied zu Nord- und Mittellimburg (beide € 17.600,-) ist jetzt geringer. Die niedrigsten Einkommen werden im Südosten der Provinz verdient. Konkret handelt es sich hierbei um die Orte Brunssum, Heerlen, Kerkrade und Landgraaf. In Heerlen betrug im Jahr 2002 das durchschnittliche verfügbare Einkommen der erwerbstätigen Bevölkerung € 19.000 (Niederlande: € 20.900) (Kernzahlen Heerlen 2006). Ein niedriges Einkommen nach der Niedriglohngrenze im Jahr 2003 ist für einen Alleinstehenden € 10.220, für ein Ehepaar ohne Kinder € 14.000 und mit 2 Kindern € 19.300, für eine(n) Alleinerziehende(n) € 13.300 und einen allein stehenden 65-Jährigen und Älteren € 10.200. Wenn das soziale Minimum, das gesetzliche Existenzminimum, das in der politischen Beschlussfassung festgelegt worden ist, als Ausgangspunkt genommen wird, sind die Beträge etwas anders: für einen Alleinstehenden € 9.800, für ein Ehepaar ohne Kinder € 13.800 und mit 2 Kindern € 16.300, für eine(n) Alleinerziehende(n) € 14.100 und einen allein stehenden 65-Jährigen und Älteren € 10.400. (Armut hat ein Gesicht bekommen Beilage). Die Einwohnergruppen, die in den Niederlanden ein erhöhtes Risiko auf Armut haben, sind: Alleinerziehende und Alleinverdiener mit niedrigem Einkommen und mit minderjährigen Kindern. Laut 'Armutsmonitor 2005' betrifft dies 430 000 Kinder. Andere Risikogruppen sind Unterstützungsempfänger, chronisch Kranke und Personen in Wohneinrichtungen, die nur ein Taschengeld erhalten, Alte (etwa 15 % aller Alten), nicht westliche Migranten (3 von 10 Haushalten türkischer, marokkanischer und antillianischer Herkunft haben ein niedriges Einkommen), arbeitende Arme (working poor, innerhalb von 15 Jahren ist die Zahl dieser Haushalte von 131 000 auf 250 000 im Jahr 2004 gestiegen). Insbesondere die Hälfte der Bauernfamilien hat ein Einkommen unter dem Existenzminimum, kleine Selbstständige mit einem niedrigen Einkommen (13 % laut des Wirtschaftsinstituts für Mittel- und Kleinbetriebe für die Niederlande und auch für Limburg), Frauen (Feminisierung der Armut) und junge Menschen (fast 40 % der arbeitenden Jugendlichen haben Schulden von durchschnittlich 900 Euro). Der Anteil der Haushalte mit einem niedrigen Einkommen ist in Limburg geringfügig größer als landesweit, (12,9 % gegenüber 12,7 %). Von den drei limburger Regionen ist Südlimburg mit fast 14 % am schlechtesten dran. Gleiches gilt für den Anteil von Haushalten, die mit dem sozialen Minimum oder weniger auskommen müssen. Auch auf der Basis dieses Indikators wird ersichtlich, dass Limburg (9,1 %) nur leicht hinter der landesweiten Ziffer (9,4 %) zurückliegt. Innerhalb Limburgs sind die Unterschiede jedoch wieder groß. Mittellimburg (8,4 %) und Nordlimburg (8,5 %) weisen Anteile auf, die unter dem Landesdurchschnitt liegen. Aber Südlimburg liegt wieder weit darüber. Gebiet Haushalte Niedrigeinkommen insgesamt LangzeitNiedrigeinkommen Soziales Minimum oder weniger CESRT 22 x 1000 Niederlande Limburg Nordlimburg Mittellimburg Südlimburg 6 623,8 471,2 108,0 93,7 269,6 % ins- gegengesamt über 1998 13,9 13,6 12,6 12,3 13,7 -1,2 -0,7 -0,9 -0,8 0,3 % insgesamt gegenüber 1998 6,4 6,2 5,6 5,6 6,5 -0,7 -0,6 -0,8 -0,6 -0,3 % insgesamt 9,6 9,4 8,7 8,8 9,5 gegenüber 1998 -0,5 0,0 -0,2 -0,4 0,5 Tabelle: Anteile der Haushalte mit niedrigem Einkommen, Langzeit-Niedrigeinkommen und Einkommen, die gleich oder niedriger als das soziale Minimum sind (2000) Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater Wenn die Anteile Haushalte betrachtet werden, die mit einem Einkommen auskommen müssen, dass gleich oder niedriger als das soziale Minimum ist, springt die Position der großen Städte ins Auge. In Heerlen, Kerkrade, Roermond, Maastricht und Venlo gehören mehr als 10 %aller Haushalte zu der Gruppe, die ein Einkommen von ungefähr dem sozialen Minimum haben. Spitzenreiter in Limburg ist jedoch Heerlen, wo 18,7 % der Haushalte mit einem niedrigen Einkommen auskommen müssen; 5,8 % seit langem (mehr als 4 Jahre). % Haushalte mit % Haushalte Niedrigeinkommen 105 % Soziales Min. Brunssum 17,2 12,7 Heerlen 18,7 14,2 Kerkrade 15,3 11,5 Landgraaf 13,3 9,8 Maastricht 14,5 10,4 Sittard-Geleen 14,2 10,4 Vaals 15,1 11,5 Roermond 17,7 13,2 Venlo 17,1 12,7 Limburg 13,3 9,8 Quelle: Armut hat ein Gesicht bekommen Beilage 2006-06-15 % Haushalte 105 % soz. Min. Langzeit 5 5,8 4,5 3,9 4,2 4 4,9 5,2 5,2 3,9 Wenn man die verschiedenen Zielgruppen betrachtet, Selbstständige, Arbeitnehmer, Fürsorgeempfänger/Arbeitslose, Arbeitsunfähige und Rentner, wohnen mehr als der Durchschnitt der Arbeitnehmer mit niedrigem Einkommen (2,1 %) in Brunssum (3,1 %), Heerlen (2,6 %), Maastricht, Sittard-Geleen und Kerkrade. Mehr als der Durchschnitt der Sozialhilfeempfänger/Arbeitslosen (4,4 %) wohnen in Heerlen (8,5 %), Brunssum (5,7), Kerkrade, Vaals Landgraaf Sittard-Geleen und Maastricht. Mehr als der Durchschnitt der armen Rentner (3,6 %) wohnen in Vaals (5,1 %), Valkenburg, Heerlen, Onderbanken, Maastricht und Brunssum. Zum Vergleich: der Prozentsatz für Risiko auf Armut, (weniger als € 9.295 pro Jahr verfügbar für einen Alleinstehenden oder € 19.520 pro Jahr für ein Ehepaar mit 2 Kindern) betrug in Belgien im Jahr 2001 13 % und für Langzeitarmut 7 % (docjerome). 2.8 Schulden Laut Bericht von Armutmonitor (Armoedemonitor) der Provinz Limburg (Februar 2006) ist es mit dem Armutmonitor 2005 mit Hilfe der verfügbaren Informationen nicht gut möglich die Zahl der CESRT 23 Haushalte mit Schuldenproblemen und deren Weiterentwicklung zu bestimmen. Tatsache ist jedoch, dass in den letzten Jahren sowohl eine starke Zunahme der Inkasso-Aufträge bei Verbrauchern als auch der Zahl der Anträge auf Schuldnerhilfe, der Zahl der gesetzlichen Schuldensanierungen, der Zahl der Mieter mit Mietrückstand und der Zahl der Zwangsräumungen zu verzeichnen ist. In Limburg sind im Jahr 2004 bei der Kredietbank Limburg 2 580 Anträge auf Schuldnerhilfe gestellt worden, die zu 1 315 Schuldenhilfemaßnahmen geführt haben. Haushalte mit einem niedrigen Einkommen haben häufiger finanzielle Probleme als Haushalte mit höherem Einkommen. Sie haben öfter Zahlungsrückstände (im Jahr 2006 handelte es sich um 13 %, bzw. 5 % der Haushalte) und können sich bestimmte Ausgaben größtenteils nicht leisten. So sagt über 10 % der Haushalte unter Niedrigeinkommensgrenze nicht genügend Geld für das Heizen ihrer Wohnung zu haben und behaupten 60 %, dass ein Ersetzen verschlissener Möbel oder ein Urlaub einmal im Jahr finanziell nicht möglich ist. Laut Armutmonitor sagt fast die Hälfte der Befragten, dass sie (sehr) schlecht auskommt. Der Anteil, der im Jahr 2007 Schulden machen musste, ist allerdings niedriger als in den vorhergehenden Jahren. Von den Haushalten an der unteren Grenze der Einkommensskala musste 5 % Schulden machen, von den Haushalten mit höherem Einkommen war dies 1,2 %: 2.9 Sozialhilfe Im Zeitraum 2000 – 2003 ist in Limburg die Zahl der Leistungen im Rahmen des Sozialhilfegesetzes von 21 710 auf 23 850 gestiegen. Der größte Teil geht auf Rechnung von Südlimburg, wo die Zahl von 15 880 auf 16 430 gestiegen ist. Der Anteil Frauen sank in diesem Zeitraum um 1 % von 56 % (8 670) auf 55 % (8 670) (Regionale Kerndaten Nederland StatLine CBS 14-12-2005). Für 2006 rechnet die Gemeinde Heerlen nicht mit einer Abnahme der Zahl der Sozialhilfeempfängern im Rahmen der 2004 geänderten Sozialhilfe im neuen Arbeits- und Sozialhilfegesetz (Wet Werk en Bijstand). Die Zahl bleibt konstant bei 4 800. (http://heerlen.nl/interweb/100.homepage/persberichten/BEGROTING%202006%20concept%20 college%2030%208.pdf) In den Niederlanden ist im Jahr 2007 die Zahl der Leistungen im Rahmen der Sozialhilfe von 327 420 im Januar auf 305 800 am 1. Dezember 2007 gesunken. CESRT 24 3. Gesundheit 3.1 Lebenserwartung und Todesursachen Die durchschnittliche Lebenserwartung in den Niederlanden beträgt 77,9 Jahre mit steigender Tendenz (POL-Omgevingsmonitor 2002). In Limburg ist die durchschnittliche Lebenserwartung allerdings niedriger, am niedrigsten ist sie in Parkstad Limburg, nämlich 76,7 Jahre. 2003 betrug die Lebenserwartung bei der Geburt für Männer 76,2 Jahre und für Frauen 80,9 Jahre. Frauen leben also statistisch 4,7 Jahre länger als Männer, (RIVM). Der Unterschied in der Lebenserwartung zwischen niedrig und höher ausgebildeten Männern und Frauen beträgt 4,9 bzw. 2,6 Jahre. Die Lebenserwartung für Männer mit nur Grundschulbildung beträgt 73,1 Jahre, Männer mit höherer Schulbildung leben durchschnittlich 78,0 Jahre. Niedrig ausgebildete Frauen haben eine Lebenserwartung von 79,5 Jahren, während höher ausgebildete Frauen durchschnittlich 82,1 Jahre leben. Auch die gesunde Lebenserwartung ist in Limburg niedriger als im ganzen Land. Niederländer haben durchschnittlich 61,6 gesunde Lebensjahre. In Parkstad Limburg ist diese Zahl über 5 Jahre niedriger, 56 Jahre. Körperliche Einschränkungen machen sich vor allem ab einem Alter von 75 Jahren bemerkbar. In der Altersklasse der 75 – 84-Jährigen haben beispielsweise 45 % der Menschen mäßige bis ernsthafte Einschränkungen. Bei der jüngeren Altersgruppe der 65 – 74-Jährigen sind dies nur 20 %. (Beleidssignalement Demografische doorbraak, 2004). Die häufigsten Todesursachen in den Niederlanden sind Herz-/Gefäßkrankheiten, Krebs und Krankheiten der Atmungsorgane. (POL-Omgevingsmonitor). In den Regionen Mittellimburg und Maastricht/Mergelland sind die Ziffern hierfür etwa gleich dem Durchschnittswert in den Niederlanden. In den drei anderen Regionen Nordlimburg, Westelijke Mijnstreek und Parkstad Limburg sterben mehr Menschen als durchschnittlich in den Niederlanden an Herz-/Gefäßkrankheiten und Krankheiten der Atmungsorgane. Insbesondere diese Krankheit ist in den Regionen Westelijke Mijnstreek und Parkstad Limburg eine weitaus häufigere Todesursache als durchschnittlich in den Niederlanden. Nach den Ziffern des CBS sterben vor allem Männer an Krebs und Frauen an Herz- und Gefäßkrankheiten. Im Jahr 2005 starben in den Niederlanden 21 000 Männer an Krebs und 20 800 an Herz- und Gefäßkrankheiten, bei Frauen ist dies umgekehrt: 18 100 starben an Krebs 21 600 an Herz- und Gefäßkrankheiten. (NRC 15.5.2006) Jedes Jahr sterben 1 000 Menschen (9,7 je 100 000 Männer und 3,4 je 100 000 Frauen) an den Folgen eines Verkehrsunfalls (Durchschnitt der Jahre 1999 – 2003). Vor allem Jüngere zwischen 15 und 24 Jahren sind relativ oft Opfer von tödlichen Verkehrsunfällen (23 %, 240) und drei Viertel der Opfer sind männlich (74 %, 770). Die Statistik der Todesursachen nennt die niedrigste Sterberate durch Straßenverkehrsunfälle in der Region Eindhoven mit 0,4 Todesfällen je 10 000 Einwohner. Des Weiteren gibt es vermehrt Regionen mit niedrigen Todesfällen in der Randstad und in Südlimburg (0,5 je 10 000 Einwohner), (Nationale atlas voor de Volksgezondheid). 3.2 Arbeitsunfähigkeit Ende 2004 lebten in Limburg etwa 83 470 arbeitsunfähige Personen. Dies sind 16,2 % der berufstätigen Bevölkerung. In den Niederlanden erhielten im Jahr 2004 8,5 % der Bevölkerung zwischen 15 und 64 Jahren eine Berufsunfähigkeitsrente. Die Prozentzahlen variieren von 4,1 bis 15,3 %. Viele Kommunen in Südlimburg und im Osten der Provinz Groningen haben einen großen Anteil an ar- CESRT 25 beitsunfähigen Einwohnern. Die Gemeinden Heel (Südlimburg) und Reiderland (Groningen) haben mit 15,3 % den höchsten Anteil, (http://www.rivm.nl/vtv/object_map/o1540n21463.html). Der Anteil der Bevölkerung, der wegen Arbeitsunfähigkeit nicht arbeiten kann, ist in der Provinz Limburg bereits seit langem (seit den Bergwerksschließungen) größer als der Durchschnitt der Niederlande. Insbesondere in Südlimburg wohnen verhältnismäßig viele Arbeitsunfähige. Mit einem Anteil von 18,2 % ist dies ein deutlicher Unterschied zwischen Nord- und Mittellimburg (beide ungefähr 14 %). In der Gemeinde Heel wohnen in Limburg prozentual die meisten arbeitsunfähigen Einwohner (23 %). Auch Gennep, Brunssum, Kerkrade und Onderbanken haben einen relativ hohen Anteil. Die große Zahl Arbeitsunfähiger in Heel und Gennep lässt sich unter anderem durch das Vorhandensein von Einrichtungen für Menschen mit einer Behinderung erklären. Gebiet Niederlande Limburg NLimburg MLimburg SLimburg Arbeitsunfähige insgesamt in Zahlen Invalidenrente Arbeitsunfähige berufstät. Bevölkg. % Berufsunfähigkeitsrente für Selbstständige (WAZ) % Zunahme gegenüber 4. Quartal 2003 % 5,8 -2,2 12,4 938 330 79,1 Berufsunfähigkeitsrente für junge Menschen (Wajong) % 15,1 83 470 17 820 78,1 74,2 15,0 16,7 6,8 9,1 -3,2 -2,0 16,2 13,7 15 470 75,6 16,4 8,0 -1,5 14,2 50 180 80,3 14,0 5,7 -4,2 18,2 % Tabelle : Verteilung der Arbeitsunfähigen und Anteil an der berufstätigen Bevölkerung (4. Quartal 2004) Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater Die Arbeitsunfähigen lassen sich in drei Gruppen einteilen, die regulären arbeitsunfähigen Personen (mit Berufsunfähigkeitsrente, WAO), die arbeitsunfähigen jungen Behinderten (Wajong) und die arbeitsunfähigen Selbstständigen (WAZ). Die erste Gruppe ist mit 78 % die größte, die beiden anderen Gruppen haben Anteile von jeweils 15 % und 7 %. In Nordlimburg leben überdurchschnittlich viele junge und selbstständige Arbeitsunfähige und in Südlimburg leben relativ viele reguläre Arbeitsunfähige. Hierbei handelt es sich sowohl um völlige Arbeitsunfähigkeit (80 – 100 %) als auch um Teilarbeitsunfähigkeit (unter 80 %). Für die Niederlande gilt ein Verhältnis von 71 % : 29 %. Dieses Verhältnis ist vor allem im Hinblick auf die Reintegration von Bedeutung. In Limburg haben Männer in der gesamten Gruppe Arbeitsunfähiger einen Anteil von 57,9 %. Bezogen auf die berufstätige Bevölkerung ist die Arbeitsunfähigkeit zwischen Männern und Frauen mehr oder weniger im Gleichgewicht. Von der männlichen berufstätigen Bevölkerung sind 16 % arbeitsunfähig, von der weiblichen berufstätigen Bevölkerung sind dies 16,4 %. Die Wahrscheinlichkeit arbeitsunfähig zu werden nimmt mit dem Alter zu. Zur Altersklasse der 55 – 65-Jährigen zählen in Limburg 42 % aller Arbeitsunfähigen, zur Altersklasse der 45 – 55-Jährigen zählen immerhin etwa 29 %. Etwas mehr als 11 % aller Arbeitsunfähigen in den Niederlanden ist jünger als 35 Jahre. CESRT 26 Zwischen Männern und Frauen gibt es je nach Altersklasse deutliche Unterschiede der Arbeitsunfähigkeit. In der jüngeren Altersklasse sind relativ mehr Frauen als Männer berufsunfähig. So sind von den 25- bis 35-Jährigen mehr als 56 % weiblich. In der Altersklasse der 55 – 65-Jährigen ist dieser Anteil nur 33 %. Die geschlechtsspezifischen Unterschiede der Arbeitsunfähigkeit hängen auch mit der geringeren Partizipation der Frauen in den höheren Altersklassen zusammen. Die Zahl der jungen Frauen mit einer Berufsunfähigkeitsrente ist seit 2003 mehr als halbiert. Laut UWV bezogen 2003 noch 20 000 der unter 30-jährigen Frauen eine Berufsunfähigkeitsrente, im Jahr 2006 nur noch 8500. Seit Ende 2002 sinkt die Zahl der Arbeitsunfähigen. Dieser Trend setzte sich auch 2004 fort. Im Jahr 2006 ist die Zahl aller Personen unter 50 Jahren mit Berufsunfähigkeitsrente infolge der Neuuntersuchung auf 688 400 gesunken, (NRC 29.5.2006). Ende 2004 gab es in Limburg ungefähr 1 770 Arbeitsunfähige weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Dies bedeutet eine Abnahme von 3,2 % (landesweit: -2,2 %). Die schnelle Abnahme in Limburg kann insbesondere Südlimburg zugeschrieben werden. Hier sank de Anteil Arbeitsunfähiger innerhalb eines Jahres um 4,2 %. Südlimburg (-2,0 %) und Mittellimburg (-1,5 %) verzeichnen ebenfalls eine Abnahme. Die Abnahme der Zahl der Arbeitsunfähigen in Limburg ist gleichmäßig auf Männer und Frauen verteilt. Allerdings gibt es Unterschiede zwischen den drei Gruppen von Arbeitsunfähigen. Die Gruppe, die eine Berufsunfähigkeitsrente bezieht (WAO) hat die größte Abnahme (-4,2 %), aber auch der Anteil der Selbstständigen (-3,7 %) sank kräftig. Die Abnahme geht noch weiter, denn am Ende des 2. Quartals gab es noch 81 040 Arbeitsunfähige, (StatLine CBS 14-2-2005). Ein krasser Gegensatz zeigt sich bei den jungen Arbeitsunfähigen (Wajong). Diese Gruppe wuchs um 2,3 %, (Quelle: CBS; Bearbeitung ETIN Berater.) 3.3 Körperliche und psychische Verfassung Südlimburg weicht nicht vom übrigen Limburg ab, wenn es um die vorkommenden Formen körperlicher Krankheiten und Beschwerden geht. Die häufigsten Formen sind Migräne, ernste Beschwerden in Rücken, Hals und Schultern, Bluthochdruck und Gelenkverschleiß an Hüften und Knien. Diese Krankheiten kommen in Südlimburg häufiger vor als in Nord- und Mittellimburg. In Südlimburg kommen fast alle Krankheiten (auch die selteneren) in Parkstad Limburg häufiger vor als in Westelijke Mijnstreek und Maastricht-Mergelland. Der größte Teil der Bevölkerung von Südlimburg (über 55 %) leidet unter einer oder mehreren psychosozialen Problemen. Auch dieser Anteil liegt in Südlimburg höher als in Nord- und Mittellimburg. Hierbei handelt es sich um persönliche Probleme, Beziehungsprobleme oder Probleme mit Bezug auf Einkommen, Arbeit und Wohnung. Mehr als 1 von 5 Limburgern leidet unter depressiven Symptomen, häufiger in Nord- als in Mittellimburg. Die meisten Einwohner von Südlimburg beurteilen ihre Gesundheit als gut bis ausgezeichnet. Dennoch gibt es noch eine erhebliche Anzahl, ca. 20 %, die ihre Gesundheit eher als mäßig bis schlecht betrachten. Die Einwohner von Südlimburg beurteilen ihre Gesundheit öfter als mäßig bis schlecht als die Einwohner von Nord- und Mittellimburg. Eine kleine Minderheit von 8 bis 9 % der Südlimburger leidet unter Einsamkeit. Auch hierbei ist die Situation in Südlimburg etwas negativer als in Nord- und Mittellimburg, (Quelle: Sozialbericht Südlimburg 2004). Ein großer Teil der Einwohner von Südlimburg lebt nach einem ungesunden Lebensstil, einem so genannten Risikoverhalten. Hierbei geht es insbesondere um Bewegungsmangel (ca. 70 % der Einwohner) und Übergewicht (bei ca. 50 %). CESRT 27 Anderes Risikoverhalten kommt in geringerem Maße vor, aber ein Viertel der Südlimburger ist Raucher und etwa 15 % sind alkoholgefährdet. Das Risikoverhalten ist in Südlimburg größer als in Nord- und Mittellimburg. (Siehe eventuell auch: http://statline.cbs.nl/StatWeb/Temporary %20Files/download75602B57.xls). 3.4 Nachfrage und Angebot von Pflege Südlimburg hat verhältnismäßig weniger Plätze für Menschen mit einer Behinderung und Ältere (in Pflegeheimen, Seniorenwohnungen/betreutes Wohnen) als in ganz Limburg und landesweit (2002). Die Zahl der Krankenhausbetten entspricht dem Durchschnitt für Limburg. Ende 2003 standen 1 600 Menschen in Südlimburg auf der Warteliste für eine Pflegeeinrichtung. Die Warteliste ist am längsten in der Region Westelijke Mijnstreek, gefolgt von Parkstad Limburg. Vor allem wird auf die Seniorenheimpflege gewartet (insbesondere in Maastricht – Mergelland und Westelijke Mijnstreek). In der Region Parkstad wird noch oft auf Pflegeheimplätze gewartet. Die durchschnittliche Wartezeit für Heimpflege beträgt über 16 Monate und ist am längsten für die Hauspflege und die Aufnahme in ein Pflegeheim. Die meisten Wartenden (70 %) bekommen eine Art Überbrückungspflege, während sie auf der Warteliste stehen. Wartende für die Hauspflege erhalten weniger oft eine Überbrückungspflege. Die Zahl der Wartenden für die Hauspflege und Heimpflegeplätze ist gegenüber 2002 gesunken. Für die Seniorenheimpflege stieg die Zahl der Wartenden. Seit 2004 stehen in Südlimburg 730 körperlich und geistig Behinderte auf der Warteliste für Pflegeplätze. Die Warteliste betrifft insbesondere Wohneinrichtungen, Kurzunterbringung und Tagesaufnahmen. Ab Mitte des Jahres 2003 stehen in Südlimburg fast 4 200 Menschen auf der Warteliste für geistige Gesundheitspflege. Die meisten warten auf ein Beurteilungsgespräch. In Südlimburg ist die Zufriedenheit über das Angebot des 'Grünen Kreuzes' weniger groß, (nicht ausreichend in direkter Nähe). Darüber hinaus ist die Zufriedenheit insbesondere in der Region Parkstad Limburg weniger groß über das Angebot der Krankenhauspflege, (nicht ausreichend in direkter Nähe). Das Angebot von Hausarzthilfe außerhalb der Sprechzeiten ist in Südlimburg nicht ausreichend. Dies gilt für die Region Parkstad Limburg: 57 % der Einwohner hält das Angebot auf diesem Gebiet nicht für ausreichend. (Maastricht-Mergelland 40 %; Westelijke Mijnstreek 35 %). Die Nachfrage nach Pflege wird durch die Überalterung der limburger Bevölkerung steigen. Hierdurch werden Pflegeeinrichtungen und freiwillige Betreuung von Pflegebedürftigen auch in steigendem Maße in Anspruch genommen werden. Der Personalbedarf bei der Pflege wird (beträchtlich) steigen. Auch öffentliche Einrichtungen und kommerzielle Unternehmen müssen sich mehr nach den Bedürfnissen und Wünschen von Alten richten. 30 % der Limburger weisen auf einen Mangel an Einrichtungen in ihren Gemeinden hin, um möglichst lange selbstständig wohnen bleiben zu können. In dieser Sache gibt es wenig Unterschiede zwischen den Regionen. Eine Zunahme der Zahl von Älteren führt zu einer wachsenden Nachfrage nach Wohnungen, die für Ältere geeignet sind, eventuell in Verbindung mit einem Angebot auf dem Gebiet von Pflege und Wohlergehen. In Limburg wird es im Jahr 2010 einen Bedarf an 8 300 zusätzlichen Wohnungen für betreutes Wohnen und an 14 600 anderweitig geeigneten Wohnung geben. Dem stehen 3 430 Pflegewohnun- CESRT 28 gen gegenüber, die bis 2010 im Rahmen der Politik für Wohnen-Wohlergehen errichtet werden. Darüber hinaus gibt es eine Vereinbarung mit Kommunen, die mit anderen beteiligten Parteien ein Aktionsprogramm für die Realisierung von Pflegewohnungen und anderen angepassten Wohnungen auf der Basis einer Bedarf-Inventarisierung aufstellen. CESRT 29 4. Ausbildung 4.1 Bildungsstand In der limburger berufstätigen Bevölkerung gibt es relativ wenige Menschen mit hohem Bildungsstand. Der Bildungsstand der limburger Bevölkerung im Alter von 15 bis 65 Jahren ist etwas niedriger als das allgemeine niederländische Niveau. So haben in Limburg 41 % der Bevölkerung nur die Grundschule besucht, im Vergleich zum ganzen Land sind dies 4 % weniger. Der Anteil der höher Gebildeten in Limburg und in den Niederlanden (beide ca. 39 %) liegt auf einem ähnlichen Niveau. Der Anteil der hoch Gebildeten (FH und Hochschule) liegt in Limburg (19,2 %) jedoch unter dem landesweiten Durchschnitt (23,4 %). Kernziffern für Schüler und Studenten Anzahl Schüler und Studenten Gesamt Quelle: http://www.minocw.nl/documenten/eurydice_nl.pdf) In den letzten Jahren ist der Bildungsstand der limburger Bevölkerung etwas gestiegen. Der Anteil Einwohner mit einem Hochschuldiplom stieg zwischen 1998 und 2002 um fast 9 %. Landesweit betrug die Steigerung in diesem Zeitraum über 11 %. Die Zahl der niedrig ausgebildeten Menschen sank konform der landesweiten Entwicklung um über 2 %. Die Zunahme des Anteils der hoch Gebildeten war in Mittellimburg am größten, er stieg um mehr als 15 %. In Nordlimburg betrug der Anteil wie im ganzen Land 11 %. Südlimburg verzeichnete ein Wachstum von 6 %. In absoluten Zahlen gibt es in Südlimburg, auch wegen der dortigen Universität, die meisten hoch Gebildeten. In relativen Zahlen liegt Mittellimburg (20 %) jedoch fast gleichauf. Nordlimburg bleibt mit einem Anteil von 16 % hoch Gebildeter etwas zurück. Eine leichte Verbesserung ist auch mit Bezug auf den Indikator 'Bevölkerung mit hohem Bildungsstand' (FH und Hochschule) zu erkennen. Im Jahr 2002 betrug der Anteil in Limburg 19,5 %, in 2003 wurden 20,0 % erreicht. Der Rückstand zum Durchschnitt in den Niederlanden (24,8 %) und in der EU (21,8 %) bleibt gleich. (Limburg in Zahlen, 2004). Bildungsstand niedrig Bildungsstand höher Bildungsstand hoch Niederlande Limburg Limburg (niederländisch) (belgisch) 32,2 37,7 42,4 42,8 42,7 33,4 25,0 19,6 24,2 Lüttich 44,6 29,4 25,9 CESRT 30 Quelle: Wichtigste regionale Indikatoren, 2004 Quick Scan A. Riga Auch in der Euregio Maas-Rijn schneidet Limburg schlecht ab, wenn es um hohes Ausbildungsniveau geht. Zwar ist der Prozentsatz von niedrigem Bildungsstand in Limburg klein, aber wenn Deutschland mit einbezogen wird, ist das Niveau von den Niederlanden wieder relativ. Der Großraum Arnheim-Nimwegen hat nur 17 % mit niedrigem Bildungsstand. (epp.eurostat.cec.eu 21-12-2005). Der relativ große Anteil von Älteren in der berufstätigen Bevölkerung beeinflusst den Bildungsstand. Ältere sind im Allgemeinen weniger hoch ausgebildet als die heutige jüngere Generation. Im Übrigen muss darauf hingewiesen werden, dass der Anteil hoch Gebildeter zwischen 1998 und 2002 in Limburg stärker als in den Niederlanden insgesamt zugenommen hat. Der Bildungsstand der berufstätigen Bevölkerung ist in Südlimburg höher als in den beiden anderen Regionen. Über 26 % haben ein Fachhochschul- oder Hochschulstudium absolviert. Mittellimburg liegt mit 25,5 %auch noch über dem Durchschnitt der ganzen Provinz Limburg. Nordlimburg liegt mit einem Anteil hoch Gebildeter von 20 % etwas zurück. Der Anteil von 32 % mit niedrigem Bildungsstand ist hier überdurchschnittlich groß. In 2003 lernten in Südlimburg fast 34 000 Schüler in höheren Schulen. Schüler in höheren Schulen nach Gebiet, absolut und prozentual (2003) Gebiet Nordlimburg Mittellimburg Südlimburg Limburg Niederlande Höhere Schüler gesamt abs. Allgemeines Schuljahr VMBO VMBO LWOVBK VGT Realschule Höhere Schule 14 113 4,6 % 49,0 % 12,2 % 16,6 % 17,6 % 11 367 16,1 25,5 15,2 20,9 22,3 33 957 60 437 881 148 10,2 10,1 14,9 32,9 35,2 36,7 14,9 14,3 13,7 19,1 18,9 16,1 22,9 21,5 18,5 Fast die Hälfte der höheren Schüler in Südlimburg (47,8 %) besucht eine VBMO-Schule (Berufsvorbereitung). Die Mehrzahl hiervon besucht (innerhalb des VMBO) berufsvorbereitende und basisberufsorientierte Schulen (LWOVBK), eine Minderheit einen allgemeinen und theoretischen Ausbildungsweg der Berufsvorbereitung. Die Zahl der Schüler im LWOVBK in Südlimburg (32,9 %) ist viel kleiner als in Nordlimburg (49,0 %), aber größer als in Mittellimburg (25,5 %). Der Anteil der VBMO-Schüler in höheren Schulen entspricht etwa dem Niveau der Provinz Limburg und der Niederlande. Der Anteil Realschüler (19,1 %) und Oberschüler (22,9 %) in den höheren Schulen in Südlimburg liegt über dem Niveau der Provinz Limburg und dem der Niederlande. Im Zeitraum 2000 – 2003 stieg in Südlimburg vor allem die Zahl der VBMO-(LWOVBK-)Schüler um 34,9 %. Diese Zunahme war in ganz Limburg groß (30,0 %). Landesweit war die Zunahme viel geringer. Die Zahl der Realschüler stieg zwischen 2000 und 2003 in Südlimburg um 12,8 %. Die Zunahme der Gymnasialschüler war geringer, +7,3 %. Per Saldo nahm die gesamte Zahl von höheren Schülern in Südlimburg zwischen 2000 und 2003 um 12,1 % zu und war damit größer als der Durchschnitt der Provinz Limburg (9,4 %). CESRT 31 4.2 Schulabbrecher Ein Schulabbrecher ist ein junger Mensch unter 23 Jahren, der/die seine/ihre Ausbildung vor dem Ende des regulären Schulbesuchs beendet. Er/sie hat dann keinen Berufsschulabschluss Niveau 2 erreicht oder kein Realschul- oder Gymnasiumsabschlusszeugnis erhalten, die als Qualifikation für den Arbeitsmarkt gelten. Im Jahr 2002 betrug die Zahl der Schulabbrecher 71 000, in 2003 : 64 000, in 2004: 64 000, in 2005: 56 963. 15 % der jungen Menschen unter 23 Jahren ist arbeitslos (6,5 % der berufstätigen Bevölkerung). In den großen Städten sind 25 % der Jugendlichen mit Migrationshintergrund arbeitslos . (NRC 31.5.06) Im Schuljahr 2002 – 2003 gab es in Südlimburg 1 221 Schulabbrecher. Hierbei handelt es sich um Schüler ohne Startqualifikation für den Arbeitsmarkt. Die Region Westelijke Mijnstreek hat die meisten Schulabbrecher: 640, Parkstad Limburg hat 299, Maastricht-Mergelland hat 282. Die meisten Schulabbrecher (45,3 %) kommen aus dem VMBO (Berufsvorbereitungsschulen). (Von einer Region, Westelijke Mijnstreek, fehlen Angaben). Darüber hinaus kommt fast ein Drittel vom berufsfachgerichteten (22,4 %) oder berufsbegleitenden (13,3 %) Ausbildungsweg des ROC (Regionales Ausbildungszentrum). Die meisten Schulabbrecher sind männlich (58,0 %) und haben einen Migrationshintergrund (circa 80 %). (Von einer Region, Westelijke Mijnstreek, fehlt die letzte Angabe). Die meisten Schulabbrecher sind 17,22 Jahre alt (53,9 %). Fast ein Drittel ist 16 Jahre alt; die übrigen sind jünger als 16 Jahre. 39,9 % der Schulabbrecher sind wieder untergebracht worden (487 Jugendliche). Vor allem in Parkstad Limburg sind viele Jugendliche untergebracht worden (über 90 %), ebenso in Maastricht-Mergelland (über 40 %). In Westelijke Mijnstreek sind nur wenige Schulabbrecher wieder untergebracht worden (über 10 %). Die meisten Schulabbrecher sind normal in den Arbeitsmarkt, über eine Eingliederungsmaßnahme oder ein Zeitarbeitsbüro eingegliedert worden, (30,1 %). Dies hängt mit dem Alter (> 17 Jahre) der meisten Schulabbrecher zusammen. Über ein Viertel (25,4 %) ist nach dem berufsfachgerichteten oder berufsbegleitenden Ausbildungsweg des ROC wieder untergebracht worden. Die Anteile der Schulabbrecher im Jahr 2003 für die Niederlande, Belgien und Deutschland betragen jeweils 14,2 %, 12,8 % und (ebenfalls) 12,8 %. Für 2004 sind diese Werte: 14 %, 11,9 % und 12,1 %, für 2005: 13,6 % und 13 %. Die Zahl für Deutschland war noch nicht bekannt (epp.eurostat. cec.eu 21.12.2005). in % 2003 2004 2005 Niederlande 14,2 14, 13,6 Belgien 12,8 11,9 13 Deutschland 12,8 12,1 CESRT 32 5. Wohnen 5.1 Wohnungsvorrat Am 1. Januar 2005 gab es in der Provinz Limburg einen Wohnungsvorrat von über 486 000 Wohnungen. Die durchschnittliche Personenzahl in einer Wohnung ist etwas niedriger als vor zehn Jahren. In Limburg teilen sich 2,3 Personen eine Wohnung, landesweit sind dies 2,4 Personen. Der höchste Wert, 2,5 Personen, gilt für Nordlimburg, Mittellimburg folgt mit 2,4 und Südlimburg mit 2,2. Die wichtigste Ursache für das sinkende Verhältnis zwischen der Einwohnerzahl und der Wohnungszahl ist der Trend der Individualisierung und Überalterung (mehr Verwitwete). In Limburg ist die Wohnungsdichte größer als im Landesdurchschnitt. Beginn des Jahres 2005 gab es 226 Wohnungen je Quadratkilometer gegenüber 203 in den Niederlanden. Die relativ hohe Wohnungsdichte kann völlig der Region Südlimburg zugeschrieben werden. Hier gibt es durchschnittlich 426 Wohnungen je Quadratkilometer. Der Unterschied mit den anderen Regionen ist groß. Mit 134 und 145 Wohnungen je Quadratkilometer liegen Nord- und Mittellimburg weit hinter dem Durchschnittswert der Provinz Limburg und der Niederlande. Auf Gemeindeebene übertreffen die südlimburgischen Orte Kerkrade, Heerlen und Maastricht mit 1 049, 995 und 975 Wohnungen je Quadratkilometer alle anderen. 5.2 Eigentums- und Mietwohnung In Limburg gibt es relativ viele Eigentumswohnungen. Das Verhältnis Eigentum-Miete in Limburg beträgt 60 : 40, das landesweite Verhältnis 54 : 46 weicht hiervon deutlich ab. Die meisten Eigentumswohnungen liegen in Mittellimburg, denn hier sind nur 32 % der Wohnungen Mietwohnungen. In Südlimburg liegt dieser Anteil etwa 12 % höher. Maastricht, Heerlen und Venlo sind die drei Orte mit den relativ wenigsten Eigentumswohnungen, ihr Anteil liegt unter 50 %. In Zahlen führt Sittard-Geleen die Liste mit 25 000 Eigentumswohnungen an. Maastricht folgt an zweiter Stelle mit 22 000 Wohnungen. Die limburgische Hauptstadt ist führend mit der Zahl der Mietwohnungen (32 000). Heerlen und Venlo liegen hiermit auf Platz zwei und drei. Vom gesamten Wohnungsvorrat in Limburg sind etwas mehr als 20 % frei stehende Einfamilienhäuser. Landesweit ist dieser Prozentsatz etwa 5,5 % kleiner. In der Provinz Limburg hat Mittellimburg mit 28,8 % den größten Anteil Einfamilienhäuser, in Südlimburg ist dieser Anteil mit 16,3 % erheblich geringer. Auch der Anteil Doppelhäuser ist in Limburg (22,5 %) deutlich höher als im Landesdurchschnitt (12,7 %). Eckhäuser (von Reihenhäusern) (11,7 %), Reihenhäuser (20,7 %) und Etagenwohnungen (23,1 %) sind weniger vorhanden. Die Verteilung der Wohnformen wirkt sich auch auf die Zahl der Wohnhäuser mit Garage/Carport und Garten aus. In Limburg haben 49,1 % der Wohnhäuser eine Garage und/oder einen Carport, landesweit beträgt dieser Anteil nur 29,8 %. Auch ist der Prozentsatz von Wohnhäusern mit Garten in Limburg (80,1 %) höher als durchschnittlich in den Niederlanden (73,7 %). Mittellimburg liegt sowohl bezüglich der Zahl der Wohnhäuser mit Garage als der Häuser mit Garten in der Provinz Limburg an der Spitze. Wenn man die Bauperiode des Wohnungsvorrats betrachtet, zeigt sich, dass ein großer Teil aus den Jahren 1960 – 1974 stammt. Insgesamt sind 32 % aller Wohnhäuser/Wohnungen in dieser Zeit gebaut worden. Auch im Zeitraum 1975 – 1989 ist mit 25 % reichlich gebaut worden. Ungefähr 16 CESRT 33 % aller Wohnhäuser/Wohnungen stammen aus der Zeit vor 1945. Diese Angaben enthalten noch keine Zahlen der Jahre 2003 und 2004, so dass der Prozentsatz der nach 2000 gebauten Wohnhäuser/Wohnungen inzwischen etwas größer sein dürfte (über 2 %). Verglichen mit der landesweiten Verteilung gibt es in Limburg relativ viele Wohnhäuser/Wohnungen aus den Zeiträumen 1945 – 1959 und 1960 – 1974. Zwischen 1996 und 2005 stieg die Zahl der Wohnhäuser/Wohnungen in Limburg um 7,3 %. In absoluten Zahlen geht es um 33 000 Wohnhäuser/Wohnungen. Der Wohnungsvorrat wuchs nicht so schnell wie landesweit. Hier betrug das Wachstum 9,3 %. Sowohl in Limburg als auch landesweit wächst der Wohnungsvorrat schneller als die Einwohnerzahl. Nordlimburg folgte im Zeitraum 1996 – 2005 bezüglich des prozentualen Wachstums des Wohnungsvorrats (+9,2 %) dem landesweiten Trend. In Südlimburg kamen relativ die wenigsten neuen Wohnhäuser/Wohnungen auf den Markt (+6,1 %). Mit einem Wachstum von 8,6 %nimmt Mittellimburg eine Mittelstellung ein. Das Wachstumstempo des limburgischen Wohnungsvorrats hat in den letzten Jahren abgenommen. Im Zeitraum 1996 – 2005 hat die Zahl der Wohnungen um durchschnittlich 0,8 % pro Jahr zugenommen, in den letzten fünf Jahren betrug die Zunahme durchschnittlich +0,6 % und im Jahr 2004 nur +0,5 %. Auch in den Niederlanden ging der Wohnungsbau etwas zurück. Im Jahr 2004 sind in Limburg insgesamt 3 590 Wohnungen hinzugekommen. Andererseits sind 1 100 Wohnungen verloren gegangen, per Saldo also eine Zunahme des Wohnungsvorrat von 2 500 Wohnungen. Dies ist gegenüber 2003 eine Steigerung des Wohnungsvorrats um etwas mehr als 2 000 Wohnungen. Die neu gebauten Wohnungen sind zu fast 20 % Mietwohnungen. Der größte Teil sind also Eigentumswohnungen/Eigenheime. Bei den abgerissenen Wohnungen ist das Verhältnis umgekehrt (69 % gegenüber 31 %). Durch die große Anzahl abgerissener Wohnungen gab es im Jahr 2004 eine Schrumpfung des Vorrats an Mietwohnungen (-22 Wohnungen). Dadurch geht die Zunahme des Wohnungsvorrats im Jahr 2004 vollständig auf die Rechnung neuer Eigenheime. 5.3 Preise Das Preisniveau von Wohnungen liegt in Limburg deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Im ersten Quartal 2005 betrug der durchschnittliche Verkaufspreis einer Wohnung € 184.000,-, während landesweit Wohnungen für durchschnittlich € 217.000,- verkauft wurden. Der Preisunterschied wird insbesondere durch die relativ niedrigen Verkaufspreise in Südlimburg verursacht, wo für eine Wohnung durchschnittlich € 161.000,- bezahlt wurde. In Mittellimburg liegt der Verkaufspreis durchschnittlich etwas über € 200.000,-, Nordlimburg kommt auf € 192.000,-. Im Jahr 2004 sind die Verkaufspreise in Limburg um 1,1 % gesunken. Landesweit gab es noch eine Zunahme um 1,9 %. Vor allem in Südlimburg (-3,6 %) sanken die Preise ziemlich stark, aber auch Nordlimburg (-1,0 %) lässt eine Abnahme erkennen. Nur in Mittellimburg (+1,0 %) sind die Häuserpreise gestiegen. Über einen längeren Zeitraum betrachtet sind die Preise in Nordlimburg am stärksten gestiegen. In dieser Region stieg der durchschnittliche Verkaufspreis seit 2001 um über 12 %. Mittellimburg zeigt eine Zunahme von 10,4 %. Ein krasser Gegensatz ist die Preisentwicklung in Südlimburg, wo der durchschnittliche Verkaufspreis um 3,6 % sank. Durch diese negative Preisentwicklung ist die Preisdifferenz zwischen der Provinz Limburg und den Niederlanden in den letzten Jahren etwas größer geworden. In Limburg stiegen die durchschnittlichen Häuserpreise zwischen 2001 und 2005 um durchschnittlich 5,7 %, landesweit waren dies 16,0 %. CESRT 34 5.4 Obdachlose Nicht sesshafte Obdachlose sind auch in unserem Land ein fester Teil des Straßenbilds großer Städte geworden. Die Heilsarmee schätzte die Zahl der Obdachlosen Ende 2000 auf über 30 000 gegenüber 15 000 im Jahr 1996 – eine Verdoppelung in fünf Jahren! Die Gesamtzahl der Menschen, die im Jahr 2000 für kürzere oder längere Zeit nicht sesshaft oder obdachlos waren, schätzt die Heilsarmee auf über 50 000. Die Gruppe der Obdachlosen ist sehr unterschiedlich und besteht unter anderem aus pflegebedürftigen Alten, psychiatrischen Patienten, Drogen-, Alkohol- oder Glücksspielsüchtigen, Jugendlichen und ehemaligen Häftlingen, Illegalen, aus Auffanglagern gewiesene Asylbewerber und auf die Straße gesetzte Familien mit Kindern. Nach einer Untersuchung im Auftrag des Gesundheitsministeriums (VS) gibt es in den Niederlanden 3 500 jugendliche Obdachlose. Die 'Stiftung Straßenkinder' (Stichling Zwerfkinderen Nederland) ist der Meinung, dass die gesamte Zahl der jugendlichen Obdachlosen sogar 10 000 beträgt. Sie plädiert für 10 bis 15 neue Heime eigens für jugendliche Obdachlose. Die Praxis zeigt, dass den Jugendlichen mit einer speziell auf diese Menschengruppe gerichteten Rund-um-die-Uhr-Betreuung eine Chance zur Rückkehr in die Gesellschaft ermöglicht wird. Nach Berechnungen des niederländischen Rechnungshofes in Den Haag leben in der Region Maastricht / Geleen-Sittard etwa 117 jugendliche Obdachlose. Impuls schätzt auf Grund eigener Feststellungen und Registrierung, dass diese Zahl eher höher als niedriger ist. http://www.opvangcentrum-impuls.nl/2002.html CESRT 35 Zusammenfassung Demografische Situation in Limburg: Limburg, insbesondere Südlimburg verliert Einwohner: die jungen Menschen ziehen fort und die Älteren bleiben, (dies gilt nicht für den Rest der EMR (Euregio Maas-Rijn), die Überalterung ist groß: 16,6 %, (aber in Aachen noch größer: 17,2 %), die Zahl der Haushalte mit Kindern nimmt ab, die Zahl der Ehescheidungen nimmt durchschnittlich mehr als in den Niederlanden zu, die meisten Geschiedenen wohnen in Südlimburg, der größte Teil der Migranten besteht aus Deutschen und der Prozentsatz nicht westliche Migranten ist halb so groß wie der niederländische Durchschnitt. Beschäftigungsgrad: Das wirtschaftliche Wachstum stagniert und ist konjunkturempfindlich, der Sektor Industrie ist noch groß (25 %), die Zunahme der limburgischen Firmen (4,9 %) bleibt hinter dem landesweiten Trend (5,4 %) zurück, die kreative Industrie ist noch begrenzt im Gegensatz zum touristischen Freizeitsektor. Die berufstätigen Bevölkerung, bei der eine Zunahme von Frauen festgestellt wird, ist überaltert; die Arbeitspartizipation beträgt in Südlimburg 64 %, in Limburg in der Region Parkstad ist die Arbeitslosigkeit am höchsten und das Einkommensniveau am niedrigsten (€ 17.100). Gesundheit: die durchschnittliche Lebenserwartung (mit Parkstad als niedrigste: 76,7 Jahre) und die hohe Sterblichkeitsrate an Herz- und Gefäßerkrankungen und Krankheiten der Atmungsorgane, in Südlimburg leben relativ viele Arbeitsunfähige, obwohl diese Zahl abzunehmen scheint; Südlimburg kämpft mehr als durchschnittlich mit Krankheiten und es gibt Wartelisten für verschiedene Formen von Pflege, der Bedarf an Pflege wird wegen der Überalterung zunehmen. Bildung: In Limburg leben relativ wenige hoch ausgebildete Menschen, über 26 % der südlimburgischen Bevölkerung hat eine Fachhochschul- oder Hochschulausbildung (etwa gleich mit Belgien). Der Anteil von VMBO-Schülern im Jahr 2003 weicht nur gering vom landesweiten Durchschnitt (36,7 %) ab, aber die meisten Schulabbrecher kommen aus dem VMBO. Wohnen: Das Verhältnis von Eigentumswohnungen zu Mietwohnungen beträgt 60 : 40, Maastricht und Heerlen haben nur 50 % Eigentumswohnungen; 16 % der Wohnhäuser/Wohnungen stammen aus der Zeit vor 1945; die Zunahme des Wohnvorrats hat in den letzten Jahren abgenommen; der Verkaufspreis einer Wohnung in Südlimburg beträgt durchschnittlich € 161 00 (Niederlande € 217.000) und die Mietpreise in Limburg stiegen um durchschnittlich 5,7 % ( Niederlande 16 %). Die Zahl der Obdachlosen in den Niederlanden wird auf 30 000 geschätzt, wovon der Anteil der jugendlichen Obdachlosen immer größer wird. CESRT 36 Quellen: - - Onno Havermans en Gertie Schouten Bevolkingsdaling (Bevölkerungsschrumpfung) / Friesland en Limburg krimpen nu al (schrumpfen jetzt schon) in Trouw de Verdieping 1.4.2006 CBS StatLine Centraal Bureau voor de Statistiek, Heerlen,Voorburg CBS De Nederlandse economie 2006 Provincie Limburg pboo Sociaal Rapport 2004 Provincie Limburg Limburg in cijfers 2005 Wim Derks Van groei naar afname (Von Wachstum zur Abnahme) in Rooilijn 2.3. 2006 ETIL Limburg aan het werk (Limburg an der Arbeit)Vestigingenregister (Niederlassungsregister) Limburg 2005, structuren en dynamiek in beeld (Strukturen und Dynamik in Bildern) Februar 2006 W.M. Derks, J.C.G. Hensgens, J.M.M.J. Nieuweboer Etil Bevolking Limburg 2004-2035 op www.etil.nl/bestand.asp?id=22 http://www.voortijdigschoolverlaten.nl/docs/Factsheets_6.pdf http://www.minocw.nl/documenten/eurydice_nl.pdf RIVM: Nationale Atlas Volksgezondheid Armoedemonitor (Armutsmonitor) 2007 : C. Vrooman, S. Hoff, F. Otten, W. Bos Sociaal en Cultureel Planbureau Den Haag, Dezember 2007 Centraal Bureau voor de Statistiek Sociale en multiculturele integratie in de Euregio Maas-Rijn K.Toussaint, N.Reverda HSZuyd/CESRT 2003 Maastricht Belangrijkste regionale indicatoren (Wichtigste regionale Indikatoren), 2004 Quick Scan A. Riga HSZuyd/CESRT CESRT 37 1. General context In diesem Berichtsteil sollen einige Aspekte der sozialen Lage der Bevölkerung in der Regio Aachen dargestellt werden. Die Regio Aachen ist eine heterogene Region, in der je nach Teilraum voneinander abweichende Lebensbedingungen anzutreffen sind und sich die Bevölkerung sozialstrukturell voneinander unterscheidet. Daher treten soziale Problemlagen je nach Ort auch unterschiedlich stark in Erscheinung. Einen Sozialbericht für die Regio Aachen gab es bisher noch nicht. Anhand einer kleinen Auswahl von Indikatoren wird im Folgenden verdeutlicht, in welchen Lebensbereichen eine soziale Benachteiligung sichtbar wird und welche Bevölkerungsgruppen besonders armutsgefährdet sind. Die Regio Aachen selbst ist keine administrative Einheit, sondern besteht aus fünf Gebietskörperschaften: der Stadt Aachen und den vier Landkreisen Aachen, Düren, Euskirchen und Heinsberg. Für den vorliegenden Berichtsteil wurden überwiegend Daten des Landesamtes für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen und der Bundesagentur für Arbeit verwendet. Wo es möglich und sinnvoll war, wurde aus den Zahlenwerten für die fünf Kommunen ein Wert für die Regio Aachen errechnet. Als Vergleichsebene wurden die Werte für das Land Nordrhein-Westfalen hinzugenommen. Armut, soziale Ausgrenzung und die Lebensbedingungen der Bevölkerung werden in Deutschland auf nationaler Ebene mit groß angelegten Bevölkerungsumfragen erforscht. Auch das Land Nordrhein-Westfalen veröffentlichte zuletzt im Jahr 2007 einen ausführlichen Sozialbericht. Diese Untersuchungen geben leider keine Auskunft über die Verhältnisse in kleineren räumlichen Einheiten. Sie werden hier dennoch an geeigneter Stelle zitiert, um einen Eindruck über die Situation in Deutschland und Nordrhein-Westfalen zu vermitteln. Die Regio Aachen ist ein Agglomerationsraum, der in unmittelbarer Nähe starker Wirtschaftsräume liegt. Eine Kernstadt mit zentraler Versorgungsfunktion für das Umland ist die Stadt Aachen. Hier ist die Hochschule eng verkoppelt mit der ansässigen Wirtschaft. Die Bevölkerungsdichte ist relativ hoch, weist aber innerhalb der Regio Aachen deutliche Unterschiede auf. Während es sich bei den Kreisen Aachen und Heinsberg um hoch verdichtete Kreise handelt, ist der Kreis Euskirchen eher ländliches Gebiet. Die durchschnittliche Siedlungsdichte fällt geringer aus als der Landesdurchschnitt. Bevölkerungsdichte (Bevölkerung je km² am 31.12.2006) Aachen, Aachen, Düren, Euskirchen, Heinsberg, Regio Land Stadt Kreis Kreis Kreis Kreis Aachen* NRW 1609,0 567,6 287,8 154,7 409,7 366,36 528,9 Quelle: LDS NRW und *EIS 2007 Die Bevölkerungsentwicklung einer Region wird durch die natürliche Bevölkerungsbewegung, also das Verhältnis von Geburten und Sterbefällen, und den Migrationssaldo, das Verhältnis von Zu- und Abwanderung bestimmt. Die Alterung der Bevölkerung ist in ganz Deutschland zu beobachten. Sie wird je nach Region durch Zuwanderung mehr oder weniger abgeschwächt, ist aber letztlich nicht mehr aufzuhalten. Der demographische Wandel ist besonders für die Kommunen eine Herausforderung, da sie für ihre Bürger Versorgungseinrichtungen planen und bereitstellen müssen. Bevölkerungsbewegung in der Regio Aachen 2006 Bevölkerung Überschuss der MigrationsGesamtsaldo 31.12.2006 Geborenen (+) oder saldo absolut absolut Gestorbenen (-) Aachen, Stadt 258770 - 78 + 638 + 562 Aachen, Kreis 310093 - 600 + 427 - 174 Düren, Kreis 270917 - 385 - 1180 - 1561 Euskirchen, Kreis 193191 - 530 + 416 - 113 Heinsberg, Kreis 257282 - 298 + 256 - 44 Regio Aachen 1290253 - 1891 + 557 - 1330 Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen 1.290.253 Einwohner zählte die Regio Aachen zum Jahresende 2006. Die Bevölkerungsentwicklung in der Regio Aachen verlief in den 90er Jahren dynamisch. Es zogen weit mehr Menschen in die Region, als abwanderten. Am meisten profitierten in diesem Zeitraum der Kreis Heinsberg, der Kreis Euskirchen und der Kreis Düren von einem Anwachsen der Bevölkerung. Der im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen überdurchschnittlich hohe Zugewinn an Bevölkerung war einem positiven Wanderungssaldo zu verdanken, der den allgemeinen Trend des Geburtenrückgangs überlagerte. Die Zahl der Geburten sinkt seit etlichen Jahren in allen Gebietskörperschaften der Regio Aachen und wird von der Zahl der Sterbefälle übertroffen. Seit dem Jahr 2006 wird der Negativsaldo der natürlichen Bevölkerungsbewegung abgesehen von der Stadt Aachen nicht mehr durch Zuwanderung ausgeglichen. Das Bevölkerungswachstum in der Regio Aachen schwächt sich schon seit einigen Jahren ab. Die stärkste Bevölkerungsabnahme weist der Kreis Düren auf, da hier in jüngster Zeit offenbar eine Abwanderung eingesetzt hat. Die Stadt Aachen konnte durch eine Kampagne im Jahr 2003 viele Studenten als Einwohner gewinnen, was den Anstieg von 3,45 % erklärt. Entwicklung des Gesamtsaldos je 1000 Einwohner (31.12.) von 2000 bis 2006 2000 2001 2002 2003 2004 2005 Aachen, Stadt + 2,3 + 5,7 + 7,9 + 34,5 + 4,7 + 1,5 Aachen, Kreis + 3,3 + 4,4 + 4,2 + 1,3 + 1,9 + 0,2 Düren, Kreis + 7,8 + 9,3 + 5,1 + 1,7 - 0,1 - 1,6 Euskirchen, Kreis + 7,6 + 6,6 + 5,5 + 4,9 + 3,2 + 0,5 Heinsberg, Kreis + 8,5 + 7,4 + 9,1 + 4,7 + 4,6 + 1,4 Quelle: LDS NRW 2006 + 2,2 - 0,6 - 5,8 - 0,6 - 0,2 Der demographische Wandel verändert die Altersstruktur der Bevölkerung. In der gesamten Regio Aachen nimmt der Anteil der Kinder kontinuierlich ab und die Zahl der Senioren und Hochbetagten wächst. Die Zahl der Über-80-Jährigen hat in der Regio Aachen von Ende 2000 bis Ende 2006 um 32,2 % von 41.494 auf 54.869 Personen zugenommen. Die Hochbetagten haben mittlerweile einen Anteil von 4,3 % an der Bevölkerung. Die Stadt Aachen bildet mit ihrem hohen Anteil an jungen Menschen in Ausbildung und Studium eine Ausnahme. Die mittleren Altersgruppen sind hier stärker besetzt. Im Kreis Heinsberg leben verhältnismäßig mehr Familien mit Kindern. – 104 – Alterstruktur der Bevölkerung am 31.12.2006, Anteil der Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung in Prozent unter 6 6 - 18 18 - 25 25 - 50 50 - 65 65 und mehr Aachen, Stadt 4,7 10,0 11,4 40,4 16,0 17,5 Aachen, Kreis 5,4 13,8 7,7 35,1 18,3 19,6 Düren, Kreis 5,2 14,0 7,9 36,0 18,2 18,6 Euskirchen, Kreis 5,3 14,2 7,8 35,4 18,4 19,0 Heinsberg, Kreis 5,4 14,7 8,2 36,5 17,9 18,2 Land NRW 5,3 13,0 8,1 36,0 18,0 19,7 Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen Im Allgemeinen sind es die 20 bis 60-Jährigen, die im Erwerbsleben stehen. Es sind ihre Sozialbeiträge und ihr Steueraufkommen, mittels derer die Infrastrukturausgaben für die Jüngeren und die Älteren getragen werden. Das Verhältnis der bis 20-Jährigen an den 20 bis 60Jährigen wird Jugendquotient genannt. Dieser gilt als Indikator für die Zukunftsfähigkeit einer Region oder Kommune. Der Altersquotient errechnet sich als Anteil der ab 60-Jährigen an den 20 bis 60-Jährigen und ist ein Indikator für die Chancen (Ehrenamt) und Belastungen (Investitionen in altengerechte Infrastruktur, verringerte Einnahmen aus der Einkommenssteuer) durch den demographischen Wandel. Jugend- und Altenquotient am 31.12.2004 Aachen, Aachen, Düren, Euskirchen, Heinsberg, Stadt Kreis Kreis Kreis Kreis Jugendquotient 28,3 41,5 41,0 41,8 43,6 Altenquotient 36,5 46,3 42,5 44,2 42,3 eigene Berechungen Die Veränderung des Altersaufbaues der Bevölkerung bleibt nicht ohne Einfluss auf die Größe der Haushalte. Knapp 600.000 Haushalte gibt es 2006 in der Regio Aachen, wovon ein gutes Drittel (36,2 %) Einpersonenhaushalte sind.1 Im Allgemeinen sind Einpersonenhaushalte überwiegend Haushalte von älteren Menschen und ihre Zahl wird weiter zunehmen. Am höchsten ist der Anteil der Einpersonenhaushalte in der Stadt Aachen. Dies ist für eine Universitätsstadt eine normale Erscheinung. Circa 39.000 Studenten studieren gegenwärtig an der RWTH Aachen oder einer der Fachhochschulen. Die durchschnittliche Haushaltsgröße ist im Kreis Euskirchen und Heinsberg höher, da es hier verhältnismäßig mehr Familien (Mehrpersonenhaushalte) gibt. Haushalte (in 1000) im Jahr 2006 insgesamt 1 Person Aachen, Stadt 149 84 Aachen, Kreis 141 48 Düren, Kreis 120 35 Euskirchen, Kreis 81 21 Heinsberg, Kreis 108 29 Regio Aachen 599 217 Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen 1 siehe dazu auch EIS, Euregio Maas Rhein in Zahlen, S. 28 – 105 – Einpersonenhaus- durchschnittl. halte in Prozent Haushaltsgröße 56,4 1,74 34,0 2,21 29,2 2,26 25,9 2,38 26,9 2,38 36,2 2,15 Die ausländische Bevölkerung wird in der kommunalen Statistik nach dem Kriterium der Staatszugehörigkeit erfasst. Der Bevölkerungsanteil mit Zuwanderungsgeschichte ist in Wirklichkeit wesentlich höher und wird für Nordrhein-Westfalen mit 22,4 % (2005) angegeben.2 Die Zahl der Einbürgerungen hat durch die Reform des Staatsbürgerschaftsrechtes zugenommen, ist aber im internationalen Vergleich nach wie vor eher gering. Kinder ausländischer Eltern, die länger als acht Jahre mit einer Aufenthaltsberechtigung oder seit drei Jahren mit einer unbefristeten Aufenthaltserlaubnis in Deutschland leben, erhalten seit 2000 bei ihrer Geburt automatisch die deutsche Staatsbürgerschaft. Spätaussiedler aus Osteuropa tauchen in der Statistik über Ausländer ebenfalls nicht auf, obwohl sie seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion eine der größten Einwanderergruppen in Deutschland sind. Sie gelten nach dem Grundgesetz als Deutsche und erhalten mit ihrer Einwanderung die deutsche Staatsbürgerschaft. In der Regio Aachen wurden zwischen 1989 und 2007 etwa 40.800 Aussiedler aufgenommen, was einem Anteil von etwa drei Prozent an der Gesamtbevölkerung (31.12.2006) entspricht.3 Inzwischen ist der Zuzug von Spätaussiedlern fast zum Erliegen gekommen. Ausländische Bevölkerung am 31.12.2006 absolut in Prozent Aachen, Stadt 44339 17,1 Aachen, Kreis 31592 10,2 Düren, Kreis 26357 9,7 Euskirchen, Kreis 10140 5,2 Heinsberg, Kreis 25151 9,8 Regio Aachen 137579 10,7 Land NRW 1914424 10,6 Quelle: LDS NRW Der Ausländeranteil entspricht in der Regio Aachen fast dem Landesdurchschnitt, doch ist die ausländische Bevölkerung sehr unterschiedlich auf die Gebietskörperschaften verteilt. Den geringsten Ausländeranteil hat der Kreis Euskirchen mit 5,2 %, den höchsten die Stadt Aachen mit 17,1 %. Türken sind in der Regio Aachen mit einem Anteil von ca. 29 % an der ausländischen Bevölkerung die größte Migrantengruppe. Im Kreis Aachen und im Kreis Düren machen sie ein gutes Drittel der dort lebenden Ausländer aus.4 Etwa ein Fünftel der im Kreis Heinsberg lebenden Ausländer sind Niederländer, die sich vor allem in der Gemeinde Selfkant niedergelassen haben. Die Regio Aachen hat innerhalb der Euregio Maas-Rhein mit mehr als 7 % den größten Anteil an Nicht-EU-Ausländern.5 Das verfügbare Einkommen pro Kopf, auch Kaufkraft genannt, gilt als Indikator für den Wohlstand und das Konsumpotential einer Region. Das verfügbare Einkommen ist das Einkommen, das nach Abzug aller Steuern und Sozialbeiträge den Bürgern für ihren privaten Verbrauch verbleibt. 2 vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 290 eigene Berechnungen nach Daten des LDS NRW 4 eigene Berechnungen nach Daten des LDS NRW 5 vgl. EIS, Euregio Maas Rhein in Zahlen, S. 30 3 – 106 – Verfügbares Einkommen je Einwohner 2000 - 2005 2000 2001 2002* 2003* 2004* 2005* Entw. Aachen, 16522 17129 17047 16864 16988 17352 +830 Stadt +5% Aachen, 15872 16694 16684 16926 17196 17472 +1600 Kreis +10,1% Düren, 15833 16580 16484 16636 16970 17330 +1497 Kreis +9,5% Euskirchen, 16035 16725 16710 16843 17075 17309 +1274 Kreis +7,9% Heinsberg, 15133 15798 15666 15864 16091 16469 +1336 Kreis +8,8% Land NRW 17116 17775 17774 17973 18340 18724 +1608 +9,4% Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen * Jahre mit vorläufigen Zahlenwerten Das verfügbare Einkommen aller Stadt- und Landkreise der Regio Aachen liegt kontinuierlich unterhalb des nordrhein-westfälischen Niveaus. Die Regio Aachen weist im Jahr 2005 zwischen den Kreisen keine großen Unterschiede in der Kaufkraft auf, mit Ausnahme des Kreises Heinsberg, wo das Einkommensniveau deutlich niedriger liegt. Die Stadt Aachen führt die Kaufkraft in der Region an, tritt aber diesen ersten Platz im Jahr 2003 vermutlich vorübergehend an den Kreis Aachen ab. In der Stadt Aachen geht im Jahr 2003 das verfügbare Einkommen je Einwohner zurück, da durch eine Kampagne viele Studenten als Einwohner in Aachen dazu gewonnen wurden. Sichtbar schlägt sich auch das Rezessionsjahr 2001 im verfügbaren Einkommen nieder. Am empfindlichsten reagierte in dieser Beziehung der Kreis Heinsberg auf die angespannte Wirtschaftslage mit einem Rückgang des Pro-KopfEinkommens von 132 Euro von 2001 auf 2002, während die Kaufkraft in NordrheinWestfalen, im Kreis Euskirchen und im Kreis Aachen im gleichen Zeitraum nur unwesentlich zurückging. Das Ausmaß der Armutsgefährdung in der Bevölkerung wird anhand des durchschnittlich verfügbaren Nettoeinkommens gemessen. Als relativ arm und armutsgefährdet gelten Personen, denen weniger als 50 % oder 60 % des durchschnittlichen Nettoäquivalenzeinkommens zur Verfügung steht. Innerhalb der Europäischen Union ist zu Vergleichszwecken eine Armutsrisikogrenze von 60 % gebräuchlich. Die Armutsgefährdungsquote sagt aus, wie hoch der Anteil der Personen an der Gesamtbevölkerung ist, der mit einem Einkommen unterhalb dieser Grenze lebt. Um europaweit vergleichbare Daten bezüglich armer und ausgegrenzter Bevölkerungsgruppen zu erhalten, führt man in allen europäischen Ländern seit 2005 das EU-SILC (englisch: Community Statistics on Income and Living Conditions) durch. Eines der Hauptziele dieser Erhebung, die auch „Leben in Europa“ genannt wird, ist die Ermittlung der Armutsgefährdungsquote. In Deutschland wurde die Erhebung „Leben in Europa“ für das EU-SILC erstmalig im Jahr 2005 durchgeführt. Rund 25.000 Personen in 13.000 Haushalten wurden dafür befragt. Das mittlere Äquivalenzeinkommen lag in Deutschland im Jahr 2004 bei 1427 Euro und die 60 %-Armutsgefährdungsgrenze bei 856 Euro im Monat. Gemessen daran waren 13 % der deutschen Bevölkerung armutsgefährdet.6 Es zeigen sich hinsichtlich der Armutsge6 vgl. Statistisches Bundesamt, Armut und Lebensbedingungen, Leben in Europa, S. 17 – 107 – fährdung jedoch große Unterschiede zwischen den unterschiedlichen sozio-demographischen Gruppen. Die größte Armutsgefährdung besteht für junge Alleinlebende zwischen 16 und 24 Jahren (53 %), Arbeitslose (43 %), Alleinerziehende (30 %), Alleinlebende (27 %) und Personen ohne Schul- und Berufsausbildung (26 %). Letztere laufen Gefahr, zu den Working Poor zu gehören, die trotz voller Erwerbstätigkeit arm bleiben. Es gibt ferner Anhaltspunkte dafür, dass eine Armutsgefährdung intergenerationell weitergegeben wird. Kinder, deren Eltern beide keinen Schulabschluss haben, sind mit 27 % überdurchschnittlich armutsgefährdet. Mit den Daten des EU-SILC können auch die Einkommens- und Lebensbedingungen von Nordrhein-Westfalen analysiert werden. Das monatliche Äquivalenzeinkommen von Nordrhein-Westfalen lag im Jahr 2004 bei 1510 Euro und war somit höher als das gesamtdeutsche Äquivalenzeinkommen. Die 60 %-Armutsgefährdungsschwelle betrug 906 Euro. In Nordrhein-Westfalen befanden sich 2004 hochgerechnet rund 2,5 Millionen Menschen in relativer Einkommensarmut. Die Armutsgefährdungsquote der nordrhein-westfälischen Bevölkerung betrug 14,2 % und lag über der bundesweiten Armutsgefährdungsquote von 13 %. Auch in Nordrhein-Westfalen sind Arbeitslose mit einer Quote von 44,7 %, Alleinerziehende mit einer Quote von 34,7 %, Paare mit mehr als 3 Kindern mit einer Quote von 27,7 % und Alleinlebende mit einer Quote von 27 % am stärksten armutsgefährdet. Über ein Fünftel (22,2 %) der Geringqualifizierten ist von relativer Einkommensarmut betroffen.7 Auch dem Sozialbericht NRW 2007 kann entnommen werden, welche sozialstrukturellen Merkmale die Haushalte in NRW aufweisen, die überdurchschnittlich von Einkommensarmut betroffen sind.8 Im Landesdurchschnitt von NRW waren 2005 bei einer 50 %-Armutsgrenze von 615 Euro insgesamt 14,3 % der Bevölkerung von relativer Einkommensarmut betroffen. Das größte Armutsrisiko haben Erwerbslose. 43,4 % von ihnen liegen mit ihrem Haushaltseinkommen unterhalb der 50 %-Einkommensgrenze. Haushalte mit drei oder mehr Kindern sind zu 43,3 % armutsgefährdet. Die Armutsrisikoquote Alleinerziehender liegt bei 37,8 %, ähnlich hoch ist sie bei nichtdeutschen Haushalten (38,4 %) oder Personen mit Migrationshintergrund (32,1 %).9 Die soziale Lage der gegenwärtigen Generation von Rentnern ist im Allgemeinen gut und ihre Armutsquote (6,8 %) ist relativ gering. Viele von ihnen konnten über ein langes, kontinuierliches Erwerbsleben genügend Rentenansprüche aufbauen, um für sich und ihren Ehepartner einen Lebensabend in Wohlstand zu garantieren. Trotzdem gibt es auch heute Altersarmut speziell bei Rentnerinnen und Migranten. Für die regionale Ebene gibt es bezüglich der Armutsquote nur Näherungswerte. Laut Sozialbericht NRW 2007 weist die Region Heinsberg/Düren und die Region Euskirchen/Erftstadt eine Armutsrisikoquote von weniger als 12 % auf. Im Gegensatz dazu liegt die Armutsrisikoquote der Region Aachen Stadt/Aachen Kreis über 17 %.10 Aus allen drei Untersuchungen lassen sich folgende Gruppen identifizieren, die einem hohen Armutsrisiko ausgesetzt sind: Arbeitslose, Geringqualifizierte und Personen ohne Schulabschluss, Migranten, Alleinerziehende sowie kinderreiche Familien und ihre Kinder. Die Armutsquote steigt beträchtlich, wenn mehrere der Merkmale zusammentreffen, zum Beispiel bei einem Haushalt mit mehreren Kindern und arbeitslosen Eltern. Ausschlaggebend dafür, ob 7 vgl. Habenicht, Petra, Leben in Europa: Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in NRW, S. 7ff. vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 124. Es werden hier auf die Daten des Mikrozensus (jährliche Befragung von 1% der deutschen Bevölkerung) die 50%-Grenze und die alte OECD-Skala angewendet. 9 vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 125 10 vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 135 8 – 108 – ein Haushalt unter die Armutsgrenze gerät, sind die Erwerbsbeteiligung, die Arbeitsmarktund Einkommensposition der Haushaltsmitglieder. Arbeitslosigkeit ist eine der wichtigsten Ursachen für Armut und Ausgrenzung. Für den Einzelnen geht Arbeitslosigkeit mit empfindlichen Einschränkungen im verfügbaren Einkommen einher. Aber auch in seiner sozialen Absicherung und Altersvorsorge entstehen Lücken. Neben den materiellen Einbußen wird der Arbeitslose auch psychisch belastet. Die Lebenszufriedenheit eines arbeitslosen Menschen ist viel geringer als die seiner arbeitenden Mitmenschen. In der deutschen Gesellschaft wird der Berufsarbeit ein hoher Wert zugeschrieben. Langzeitarbeitslose finden daher kaum eine Quelle gesellschaftlicher Anerkennung. Sie empfinden sich schnell als überflüssig, ihre frühere Berufserfahrung verliert an Wert, ihre sozialen Netzwerke schrumpfen, Struktur und Sinn verschwinden aus ihrem Lebensalltag. Langzeitarbeitslosigkeit ist auch für die Europäische Union einer der Hauptindikatoren für soziale Exklusion. Im Vergleich zu den meisten europäischen Ländern besteht in Deutschland eine äußerst hohe Langzeitarbeitslosigkeit, übertroffen nur noch von derjenigen in Polen und der Slowakei. Langzeitarbeitslosigkeit in der Europäischen Union im Jahr 2006 EU 15 EU 27 Belgien Deutschland Niederlande Polen 3,3 3,7 4,2 5,5 1,7 7,8 Quelle: Eurostat Slowakei 10,2 Arbeitslosigkeit wird in Deutschland von zwei verschiedenen Einrichtungen gemessen, dem Statistischen Bundesamt und der Bundesagentur für Arbeit. Das Statistische Bundesamt (Destatis) erhebt monatlich im Rahmen der harmonisierten EU-weiten Arbeitskräfteerhebung nach dem Labour-Force-Konzept der Internationalen Arbeitsorganisation ILO eine international vergleichbare Erwerbslosenquote. Die Erwerbslosenquote der ILO-Arbeitsmarktstatistik betrug für Deutschland im Oktober 2007 7,6 % und saisonbereinigt 8,1 %. Frauen und Jugendliche unter 25 Jahren sind nach dieser Quote etwas häufiger von Arbeitslosigkeit betroffen. Erwerbslosenquoten der ILO-Arbeitsmarktstatistik für Deutschland, Oktober 2007 Männer Frauen insgesamt unter 25 ab 25 Jahren insgesamt unter 25 ab 25 Jahren Jahren Jahren 7,3 10,0 7,0 8,1 9,7 7,9 Quelle: Statistisches Bundesamt Für Nordrhein-Westfalen betrug die Erwerbslosenquote nach dem ILO-Konzept im Jahr 2005 10,5 %. 54 % der Arbeitslosen waren mehr als ein Jahr arbeitslos und damit langzeitarbeitslos. Langzeitarbeitslosigkeit betrifft vor allem ältere und geringqualifizierte Arbeitslose. Die Bundesagentur für Arbeit ermittelt monatlich zwei verschiedene Arbeitslosenquoten, deren Werte beide deutlich über der Erwerbslosenquote nach ILO-Standard liegen und die sich für internationale Vergleiche nicht verwenden lassen. Im Sinne der Arbeitslosenstatistik der Bundesagentur für Arbeit gilt als arbeitslos, wer sich arbeitslos gemeldet hat, eine Arbeit sucht und dem Arbeitsmarkt uneingeschränkt zur Verfügung steht, keine Beschäftigung hat oder weniger als 15 Stunden in der Woche arbeitet. Die Arbeitslosenquote wird entweder in Relation zu allen zivilen Erwerbspersonen, zu denen auch Selbständige und mithelfende Familienangehörige zählen, oder zu den abhängig zivilen Erwerbspersonen errechnet. Zu den – 109 – abhängig zivilen Erwerbspersonen zählen alle voll sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, Auszubildende, geringfügig Beschäftigte, Beamte und alle gemeldeten Arbeitslosen. Die Gesamtzahl der Arbeitslosen setzt sich seit der Hartz IV-Reform aus den Arbeitslosen im Rechtsbereich des Sozialgesetzbuches III (SGB III) und den Arbeitslosen im Rechtsbereich des SGB II zusammen. Arbeitslose nach SGB III erhalten als ihre persönliche Versicherungsleistung das Arbeitslosengeld, während Arbeitslose nach SGB II als Sozialleistung das Arbeitslosengeld II erhalten. Damit leben diese auf dem Niveau des sozialen Existenzminimums. Das Verhältnis der Arbeitslosen aus dem SGB III zu den Arbeitslosen aus dem SGB II beträgt in Nordrhein-Westfalen etwa 1 zu 3. Die Arbeitslosen im Rechtsbereich des SGB II sind zum allergrößten Teil länger als ein Jahr arbeitslos. Die Arbeitslosenquote im SGB II kann daher näherungsweise als Langzeitarbeitslosenquote gelesen werden. Die Arbeitslosenquoten haben sich in Deutschland mit dem Inkrafttreten der Hartz IV-Reform Anfang des Jahres 2005 erhöht. Sie sind im Verlauf des Jahres 2006 leicht zurückgegangen. Im Jahr 2007 setzte sich die Entspannung auf dem deutschen Arbeitsmarkt weiter fort. Im November 2007 erreichte die Arbeitslosigkeit in Nordrhein-Westfalen wieder ein Niveau wie zuletzt im Jahr 2002. Die Regio Aachen ist eine der 16 Arbeitsmarktregionen in NordrheinWestfalen. Bildet man den Durchschnitt der oft sehr unterschiedlichen Werte der vier Kreise und der Stadt Aachen bezüglich Ausmaß und Struktur der Arbeitslosigkeit, so kann man feststellen, dass es zwischen der Regio Aachen als ganzer und Nordrhein-Westfalen kaum einen Unterschied gibt. Arbeitslosenquoten 2005, 2006 (Jahresdurchschnitt) und November 2007 bezogen auf die zivile Erwerbsbevölkerung 2005 2006 November 2007 gesamt SGB III SGB II Aachen, Stadt 14,5 13,9 11,1 2,4 8,8 Aachen, Kreis 13,3 13,0 9,1 2,0 7,1 Düren, Kreis 11,3 11,4 8,2 2,1 6,2 Euskirchen, Kreis 9,5 8,3 6,1 2,4 3,7 Heinsberg, Kreis 11,8 11,5 8,6 2,6 6,0 Land NRW 12,0 11,4 8,7 2,2 6,5 Quelle: Bundesagentur für Arbeit Von Arbeitslosigkeit sind die verschiedenen Bevölkerungsgruppen mehr oder weniger stark betroffen. Am höchsten ist die Arbeitslosenquote bei Ausländern. Sie sind im Vergleich zur deutschen Bevölkerung mehr als doppelt so häufig arbeitslos. Zum überwiegenden Teil sind sie zugleich langzeitarbeitslos und fallen in den Bereich des SGB II. Jüngere sind dagegen leicht unterdurchschnittlich arbeitslos. Von der positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes im Jahr 2007 konnten alle Bevölkerungsgruppen profitieren, besonders aber die ausländischen und die jüngeren Arbeitslosen, deren Arbeitslosenquoten stärker zurückgingen. – 110 – Spezifische Arbeitslosenquoten im Jahr 2006 bezogen auf die abhängig zivilen Erwerbspersonen der jeweiligen Bevölkerungsgruppe Jahr 2006 gesamt Männer Frauen bis unter Ausländer Deutsche 25 Jahre Aachen, Stadt 15,6 16,1 14,6 10,8 29,0 13,4 Aachen, Kreis 14,2 14,1 14,2 13,7 30,1 12,8 Düren, Kreis 12,6 11,9 13,4 13,7 28,1 11,1 Euskirchen, Kreis 9,3 9,4 9,0 9,6 20,2 8,8 Heinsberg, Kreis 12,7 12,7 12,7 12,0 22,9 12,0 Land NRW 12,6 12,7 12,5 11,1 27,7 10,9 Quelle: Bundesagentur für Arbeit Der Anteil der Langzeitarbeitslosen an allen Arbeitslosen liegt bei etwa 50 % und ist damit recht hoch. In der Stadt Aachen waren im November 2007 52,5 % der gemeldeten Arbeitslosen schon länger als ein Jahr ohne Arbeit, im Kreis Euskirchen lag der Anteil mit 35,5 % am niedrigsten. Die Arbeitslosen sind etwa zur Hälfte Frauen und Männer. Jeder Zehnte ist unter 25 Jahre alt und etwa jeder Zwanzigste ist schwerbehindert. Ein besonderes Problem stellt die Integration älterer Menschen in den Arbeitsmarkt dar. Ein Viertel aller Arbeitslosen in der Regio Aachen ist älter als 50 Jahre. Die wirksamste Armutsbekämpfung ist zweifelsohne eine Arbeitsmarktpolitik, der es gelingt, so viele Menschen wie möglich zu existenzsichernden und humanen Konditionen am Erwerbsleben zu beteiligen und vor allem die Langzeitarbeitslosigkeit zu senken. Auch Empfänger von sozialstaatlichen Grundsicherungsleistungen sind als arm zu betrachten, da sie auf soziale Sicherungsleistungen angewiesen sind. Neben materieller Bedürftigkeit drückt diese Form der Armut ebenso einen Mangel an Autonomie aus, da der Betroffene seinen Lebensunterhalt nicht aus eigener Kraft bestreiten kann. Fasst man all die Personen, die auf Sozialleistungen, die ihren basalen Lebensbedarf sicherstellen sollen, angewiesen sind, zusammen, hat man ein Maß für das offizielle Armutspotenzial. Im gegenwärtigen System der sozialen Sicherung in Deutschland gehören dazu a) Asylbewerber, b) Empfänger von Sozialhilfe nach dem Sozialgesetzbuch XII und c) Personen, die Sozialleistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (Arbeitslosengeld II oder Sozialgeld) beziehen. In NordrheinWestfalen haben am 31.12.2005 10,3 % der Bevölkerung eine dieser Sozialleistungen empfangen. In der Regio Aachen gab es Ende 2004 3550 Asylbewerber.11 Davon leben die meisten im Kreis Aachen (1027) und Kreis Düren (828). Asylbewerber erhalten den notwendigen Bedarf an Verpflegung, Nahrung und Unterkunft, oft in Gemeinschaftsunterkünften, als Sachleistung, im Ausnahmefall auch als Wertgutschein oder Barleistung. Die Zahl der Asylbewerber ist in Deutschland stark zurückgegangen. Die Sozialhilfe ist das unterste Netz der sozialen Sicherung in Deutschland. Sozialhilfe erhalten vorübergehend Erwerbsunfähige, längerfristig Erkrankte, Personen mit einem stationären Aufenthalt von mehr als 6 Monaten, allein stehende Kinder bis 15 Jahren oder Vorruhestandsrentner mit niedriger Rente. Die Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung ist ebenfalls eine Form der Sozialhilfe. Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung erhalten vor allem dauerhaft Erwerbsunfähige, Schwerbehinderte, Rentner, behinderte und pflegebedürftige Menschen in oder außerhalb von Einrichtungen. 12.655 Menschen waren am 11 eigene Berechnung nach Daten des LDS NRW – 111 – 31.12.2006 in der Regio Aachen Sozialhilfeempfänger. Das entspricht etwa einem Prozent der Bevölkerung.12 Arbeitslose Personen, die grundsätzlich erwerbsfähig sind und keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben, sowie deren Familienangehörige erhalten Leistungen nach dem im Januar 2005 neu eingeführten SGB II. Erwerbsfähige Personen ab 15 Jahre beantragen das Arbeitslosengeld II (Alg II). Leben in ihrem Haushalt Kinder unter 15 Jahren, so erhalten diese Sozialgeld. Etwa 90 % aller Sozialleistungsempfänger fallen in den Bereich des Sozialgesetzbuches II. Daher ist die SGB II-Quote zu einem wichtigen Indikator für die angespannte soziale Lage eines großen Teils der Bevölkerung geworden. Die Bilanz der ersten zwei Jahre nach Inkrafttreten der Reform bringt zum Vorschein, dass in Deutschland mehr als 10 Millionen Menschen diese Leistung bereits in Anspruch nehmen mussten.13 Überdurchschnittlich oft ist die ausländische Bevölkerung auf eine Unterstützung nach dem SGB II angewiesen. In Nordrhein-Westfalen betrug im Juli 2007 die SGB II-Quote 11,7 %. Zur gleichen Zeit bedurfte etwa jeder achte Einwohner (12,6 %) der Stadt Aachen einer Grundsicherungsleistung nach dem SGB II. Nur im Kreis Euskirchen liegt mit 7,6 % die Abhängigkeit von SGB IILeistungen deutlich unter dem Durchschnitt von Nordrhein-Westfalen. Empfänger von Arbeitslosengeld II (Alg II) und Sozialgeld in der Regio Aachen im Juli 2007 Empfänger Alg II-Quote* Quote SozialSGB IIinsgesamt geldempf. bis 15 Quote*** Jahre** Aachen, Stadt 26.942 10,7 23,0 12,6 Aachen, Kreis 29.333 10,1 17,7 11,8 Düren, Kreis 22.769 8,9 15,0 10,3 Euskirchen, Kreis 11.942 6,6 11,3 7,6 Heinsberg, Kreis 19.989 8,1 14,1 9,5 Regio Aachen 110.975 9,1 16,3 10,6 Land NRW 1.689.149 11,7 Quelle: Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen *Arbeitslosengeld II-Quote: Anteil der erwerbsfähigen Hilfebedürftigen an der erwerbsfähigen Bevölkerung (15 bis unter 65 Jahre) in Prozent **Quote der Sozialgeldempfänger bis 15 Jahre: Anteil der Sozialgeld empfangenden Kinder an der Bevölkerung bis 15 Jahre in Prozent ***SGB II-Quote: Anteil der Sozialleistungsempfänger nach SGB II an der Bevölkerung bis unter 65 Jahren in Prozent. In den ersten anderthalb Jahren nach der Einführung des neuen SGB II ist in der Regio Aachen die Zahl der Bedarfsgemeinschaften, die diese Leistung in Anspruch nehmen, kontinuierlich gestiegen. Erst Mitte 2006 zeichnete sich dank des Wirtschaftsaufschwunges eine Wende ab und seitdem gingen die Zahlen in der Regio Aachen erstmals wieder leicht zurück. Im Juli 2007 gab es in der Regio Aachen 53.403 Bedarfsgemeinschaften, in denen annähernd 111.000 Menschen ALG II oder Sozialgeld empfingen und damit auf dem Niveau des sozialen Existenzminimums lebten. 12 13 eigene Berechnung nach Daten des LDS NRW vgl. Graf, Bedarfsgemeinschaften 2005 und 2006, IAB-Kurzbericht Nr. 17/2007, S. 3 – 112 – Die Stadt Aachen hat in der Region mit 10,7 % die höchste Alg II-Quote, dicht gefolgt vom Kreis Aachen mit einem Anteil von 10,1 % Alg II-Empfängern. Im Kreis Euskirchen sieht die soziale Lage in dieser Hinsicht am besten aus. Hier sind nur 6,6 % der erwerbsfähigen Bevölkerung abhängig von Alg II. Die Anzahl und die Quote der Sozialgeldempfänger signalisieren das Ausmaß der Kinderarmut in der Regio Aachen. Im Juli 2007 erhielten in der Regio Aachen 32.006 Kinder Sozialgeld. Sie alle wachsen in von Langzeitarbeitslosigkeit betroffenen Familien oder Einelternfamilien auf, die mit der knapp bemessenen Unterstützung nach dem SGB II auskommen müssen. In der Stadt Aachen ist der Quote der Sozialgeld empfangenden Kinder (23 %) erschreckend hoch. Jedes vierte bis fünfte Kind lebt hier von dieser Sozialleistung. Man muss in Deutschland von einer hohen Dunkelziffer an Menschen ausgehen, die aus Unkenntnis, aber auch aus Stolz oder Scham auf diese Leistungen verzichten. Die Dunkelziffer der Armut ist bei erwerbstätigen Haushalten, deren Erwerbseinkommen unterhalb des Existenzminimums liegt, besonders hoch. Außerdem könnten etwa doppelt so viel Alleinerziehende als gegenwärtig Leistungen beanspruchen.14 In verdeckter Armut leben bundesweit schätzungsweise 1,9 Millionen Geringverdiener und eine Million Kinder.15 2. Employment Der mit dem Begriff der Tertiarisierung umschriebene Strukturwandel der nordrhein-westfälischen Wirtschaft vom klassischen Industriestandort hin zur Dienstleistungsgesellschaft ist weit vorangeschritten und noch nicht abgeschlossen. In Nordrhein-Westfalen trug im Jahr 2005 der tertiäre Sektor mit über 70 % zum Bruttosozialprodukt bei.16 Sowohl die Steigerung des Wirtschaftswachstums als auch des Arbeitsvolumens der Arbeitnehmer finden vorrangig im Dienstleitungsbereich, und dort vor allem bei den unternehmensnahen Dienstleistungen, statt. Der größte Teil der Arbeitsplätze wurde hingegen im produzierenden Gewerbe abgebaut. Diese Entwicklung gilt auch für die Regio Aachen, wo das Verarbeitende Gewerbe den größten Beschäftigungsrückgang und der Dienstleistungsbereich die größten Beschäftigungsgewinne aufweist. Folgende Übersicht zeigt, wie sich die sozialversichert beschäftigten Arbeitnehmer in der Regio Aachen auf die vier Wirtschaftszweige mit dem größten Beschäftigungsumfang verteilen. Im Verarbeitenden Gewerbe ist im Schnitt nur noch jeder Vierte von ihnen beschäftigt. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (Arbeitsort) am 30.06.2006 nach den vier bedeutendsten Wirtschaftszweigen in Prozent an allen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten Verarbeitendes Gewerbe Aachen, Stadt Aachen, Kreis Düren, Kreis 16,1 28,7 26,2 Handel und Instandhaltung Dienstleistungen für Unternehmen 14,7 17,7 12,2 14 20,3 10,8 18,0 Erziehung, Unterricht, Gesundheit, Sozialwesen, priv. Haushalte alle übrigen (Baugewerbe, Gastgewerbe, Verkehr, öffentl. Verwaltung, u.a.) 30,1 19,7 18,4 18,8 23,1 25,2 vgl. Becker, Armut in Deutschland, Bevölkerungsgruppen unterhalb der Alg II-Grenze, S. 37 vgl. Hans-Böckler-Stiftung, Millionen arbeiten auf ALG II-Niveau 16 vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht 2007 NRW, S. 67 15 – 113 – Euskirchen, Kreis Heinsberg, Kreis Land NRW Quelle: LDS NRW 26,1 23,3 24,9 15,6 20,7 16,1 8,3 9,0 13,5 21,2 20,4 20,2 28,8 26,6 25,3 Der Strukturwandel der Wirtschaft wirkt sich auf die Form von Beschäftigungsverhältnissen aus. Durch den Bedeutungszuwachs der Dienstleistungsbranchen hat sich auch die Beschäftigung im Niedriglohnsektor ausgeweitet und haben Teilzeitarbeitsplätze und geringfügige Beschäftigung enorm zugenommen. Mehr und mehr Arbeitnehmer gehen eine befristete Tätigkeit oder einen Leiharbeitsvertrag mit einer Zeitarbeitsfirma ein. Während diese atypischen Beschäftigungsformen zunehmen, verliert das Normalarbeitsverhältnis weiterhin an Bedeutung. Der Anteil der Erwerbstätigen, die noch in einem klassischen Normalarbeitsverhältnis beschäftigt sind, war in NRW 2004 auf 63,7 % zurückgegangen. Geringere Chancen auf ein unbefristetes Normalarbeitsverhältnis haben jüngere Erwerbstätige, Frauen und Unqualifizierte.17 Für viele Erwerbstätige geht der Strukturwandel also auch mit einer Flexibilisierung und Prekarisierung ihrer Arbeitssituation einher. 2001 war in Nordrhein-Westfalen ein Jahr der Rezession. Es folgten 2002 und 2003 zwei Jahre der wirtschaftlichen Stagnation, bis 2004 und 2005 die Konjunktur wieder anzog. Der wirtschaftliche Aufschwung führte aber nicht unmittelbar zu einer Verringerung der Arbeitslosigkeit und einem Anwachsen der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung, sondern kam erst ab Mitte 2006 spürbar den Erwerbspersonen zugute. Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten hat ab 2001 auch in der Regio Aachen kontinuierlich abgenommen. Die Regio Aachen hat zwischen 2001 und 2006 insgesamt 22.786 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze eingebüßt, was einem Rückgang von - 6,4 % entspricht. In der Stadt Aachen ging die Zahl der sozialversichert Beschäftigten sogar um - 8,4 % zurück. Im gleichen Zeitraum ging die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in Nordrhein-Westfalen nicht ganz so stark um - 6,2 % zurück. Sozialversicherungspflichtige Beschäftigte am Arbeitsort (vorläufige Werte, Stichtag 30.06.) 2001 2002 2003 2004 2005 2006 Entw. Aachen, Stadt 114380 115105 110899 107805 104411 104698 - 8,4 Aachen, Kreis 72692 72564 70643 69876 68056 67272 - 7,5 Düren, Kreis 73415 71684 70980 69925 69287 69230 - 5,7 Euskirchen, Kreis 46076 45999 45318 44361 43866 44149 - 4,2 Heinsberg, Kreis 51393 51646 51086 50716 49999 49821 - 3,1 Regio Aachen 357956 356998 348926 342683 335619 335170 - 6,4 Land NRW 5929580 5889812 5736058 5631485 5556270 5560958 - 6,2 Quelle: LDS NRW Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte sind all die Beschäftigten und Auszubildenden, für die Beiträge in die Kranken-, Pflege- und Rentenversicherung und/oder Arbeitslosenversicherung entrichtet werden müssen. In diesen Arbeitsverhältnissen genießt man also einen gewissen Sozialschutz für den Fall der Krankheit oder der Arbeitslosigkeit und das Alter. Von den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten arbeiten etwas mehr als 80 % der Arbeitnehmer Vollzeit und etwas weniger als 20 % Teilzeit. Hierin entspricht die Regio Aachen in 17 vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 328ff. – 114 – etwa dem Landesdurchschnitt. Zum überwiegenden Teil werden Teilzeitarbeitsplätze von Frauen eingenommen. Das trifft zwar häufig ihr Interesse, da sie mit einer Teilzeitstelle besser Beruf und Familie miteinander vereinbaren können. Auf der anderen Seite kann dies mit einer nicht ausreichenden sozialstaatlichen Absicherung für ihre Altersversorgung einhergehen. Immer mehr Beschäftigte in Deutschland sind geringfügig beschäftigt. Darunter versteht man Beschäftigte, deren monatlicher Verdienst die Höchstgrenze von 400 Euro nicht überschreiten darf. Viele üben den Minijob als Zweitjob aus. Doch für etwa drei Viertel der geringfügig Beschäftigten stellt der Minijob die einzige Erwerbsquelle dar. Vor allem Frauen sind in dieser Beschäftigungsform tätig und verdienen damit etwas zum Haushaltseinkommen dazu. Rentner, Arbeitslose und Studenten bessern mit einem Minijob ihre Einkommen auf. Typische Felder, in denen die Minijobber beschäftigt sind, sind das Gastgewerbe, der Handel, die Gebäudereinigung, Büros von Rechtsanwälten, Ingenieuren, Maklern etc. und Privathaushalte. Der Arbeitnehmer ist als Minijobber von der Versicherungspflicht befreit. Geringfügig Beschäftigte erhalten nur einen stark reduzierten versicherungsrechtlichen Schutz und sie bleiben oft von dem Erwerbseinkommen anderer Haushaltsmitglieder abhängig. Geringfügig entlohnte Beschäftigte am Wohnort (ohne Nebenjob) 2000 - 2006 30.06.2000 30.06.2006 Entwicklung % Aachen, Stadt 12440 17061 + 37,1 Aachen, Kreis 18842 23142 + 22,8 Düren, Kreis 14928 19232 + 28,8 Euskirchen, Kreis 10630 13509 + 27,1 Heinsberg, Kreis 15801 19924 + 26,1 Regio Aachen 72641 92868 + 27,8 Quelle: Bundesagentur für Arbeit und eigene Berechnungen Auch in der Regio Aachen hat die Zahl der Personen, deren Erwerb ausschließlich auf einer geringfügigen Beschäftigung beruht, stark zugenommen. In der Stadt Aachen gab es seit 2000 den größten Zuwachs an geringfügig Beschäftigten. Ihre Zahl ist innerhalb von sechs Jahren um mehr als ein Drittel angewachsen. Die geringste Steigerungsrate innerhalb der Regio Aachen hat der Kreis Aachen mit 22,8 %. Die Integration in den Arbeitsmarkt ist für die meisten Menschen eine Vorbedingung für ihren Schutz vor Armut, für ihren persönlichen Wohlstand und ihre Selbstbestätigung. Die Erwerbstätigenquote gibt an, wie hoch der Anteil an der Erwerbsbevölkerung (18 - 64 Jahre) ist, der einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgeht. Setzt man die sozialversicherungspflichtig beschäftigten Frauen ins Verhältnis zu den Frauen von 18 bis 64 Jahren erhält man die Frauenerwerbstätigenquote. Die Frauenerwerbstätigenquote kann verdeutlichen, in welchem Umfang es Frauen gelingt, am Arbeitsmarkt teilzunehmen. Ältere Personen haben größere Schwierigkeiten, sich am Arbeitsmarkt zu beteiligen, vor allem nachdem sie einmal arbeitslos geworden sind. Ihre Erwerbstätigenquote fällt entsprechend gering aus. Erwerbstätigenquote (30.06.2003) Erwerbstätigen- Frauenerwerbs- Erwerbstätige quote tätigenquote 55-64 Jährige Aachen, Stadt 41,3 39,4 26,6 Aachen, Kreis 48,7 41,0 23,7 Düren, Kreis 47,8 40,3 25,0 – 115 – Euskirchen, Kreis Heinsberg, Kreis Land NRW Quelle: Bertelsmann Stiftung 48,6 44,9 49,6 41,6 36,8 43,3 24,5 21,4 26,5 Die Erwerbstätigenquote ist in der Stadt Aachen mit 41,3 % recht niedrig. Die Beteiligung der Frauen am Arbeitsmarkt ist überall geringer als die der Männer, am geringsten jedoch im Kreis Heinsberg. Nur etwa ein Viertel der 55 – 64 Jährigen ist mit einer sozialversicherten Beschäftigung am Arbeitsleben beteiligt. 3. Health Die Gesundheit ist eines der höchsten Güter des Menschen. Ist ein Mensch längerfristig schwer erkrankt, kann er auch schwerwiegende Beeinträchtigungen in anderen Lebensbereichen erfahren. Seine Erwerbschancen und sein Einkommen aus einer Teilnahme am Arbeitsmarkt sind eingeschränkt, gleichzeitig steigen seine krankheitsbedingten finanziellen Aufwendungen. Die Lebenserwartung gilt weltweit als Indikator für die Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens. In hoch entwickelten Gesellschaften wie auch Deutschland erreichen die Menschen ein immer höheres Lebensalter. Doch die Lebenserwartung differiert nicht nur nach dem Geschlecht, sondern auch nach dem sozioökonomischen Status. Personen mit geringer Bildung und niedrigem Einkommen sind mit größerer Wahrscheinlichkeit gesundheitlichen Belastungen ausgesetzt als besser gestellte Schichten. Sie verrichten oft körperlich schwere und stressreiche Arbeit. Sie gehen seltener zum Arzt, dagegen öfter krank zur Arbeit. Sie verzichten auf eine Krankenversicherung, um Geld zu sparen. Sie wohnen häufiger in Wohngebieten mit hoher Lärmbelastung und schlechter Luft. Ihr alltägliches Verhalten ist ihrer Gesundheit abträglich, wenn sie sich nicht ausgewogen ernähren, sich zu wenig bewegen und rauchen. Bei schlechter gestellten Bevölkerungsgruppen wirkt eine Vielzahl von Faktoren zusammen, die ihre Gesundheitsgefährdung wachsen lässt. Eine erste ausführlichere Untersuchung der Schichtabhängigkeit des Mortalitätsrisikos in Deutschland ergab, dass die Lebenserwartung der Einkommensarmen (weniger als 60 % des verfügbaren Nettoeinkommens) im Durchschnitt um 14 Jahre niedriger liegt als die der Wohlhabenden (mehr als 150 % des verfügbaren Nettoeinkommens).18 Mittlere Lebenserwartung 2004 in der Regio Aachen Männer Frauen Aachen, Stadt 77,0 81,0 Aachen, Kreis 75,8 81,2 Düren, Kreis 75,8 80,9 Euskirchen, Kreis 75,1 80,7 Heinsberg, Kreis 76,1 81,0 Region Aachen 76,0 81,1 Land NRW 75,8 81,0 Deutschland 76,0 81,4 Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung, INKAR 2006 18 vgl. Lampert u.a., Soziale Ungleichheit der Lebenserwartung in Deutschland, S. 16 – 116 – Die Lebenserwartung in Nordrhein-Westfalen ist etwas geringer als im Bundesdurchschnitt. Die Regio Aachen weicht bezüglich der Lebenserwartung nicht sehr von Nordrhein-Westfalen ab. Die männliche Bevölkerung der Stadt Aachen weist jedoch eine signifikant längere Lebensdauer auf. Männer haben hier durchschnittlich eine um 1,2 Jahre längere Lebenserwartung als in Nordrhein-Westfalen gesamt. Dies liegt sicher am hohen Anteil Hochqualifizierter an den Einwohnern. Die Wurzeln der geringeren Lebenserwartung sozial benachteiligter Menschen liegen meist schon in deren Kindheit. Körperliche Schädigungen in den ersten Lebensjahren, die schon während der Schwangerschaft einsetzen können, wirken sich negativ auf die Gesundheit im weiteren Lebensverlauf aus. Die soziale Stellung der Eltern bestimmt die gesundheitlichen Voraussetzungen für das spätere Leben der Kinder. Studien konnten beispielsweise einen Zusammenhang zwischen dem Untergewicht bei Säuglingen und der sozialen Stellung der Mutter nachweisen. Kinderarmut äußert sich auch in Entwicklungsverzögerungen wie zurückbleibenden sprachlichen und motorischen Fähigkeiten und einem schlechteren gesundheitlichen Zustand. Übergewicht ist einer der Gesundheitsindikatoren, die von der Schichtzugehörigkeit beeinflusst werden. Bildungsstand, Einkommen, Bewegungsmangel und häusliche Esskultur haben großen Einfluß auf eine Fehlernährung der Kinder. Migrantenkinder haben überdurchschnittlich oft ein zu hohes Körpergewicht. Viele Kinder sind schon zu Beginn der Schulzeit übergewichtig oder adipös. Folgende Tabelle gibt wieder, bei wie viel Prozent der Kinder durch Einschulungsuntersuchungen Adipositas19 festgestellt wurde. Jungen sind im Alter von etwa 6 Jahren häufiger von Fettleibigkeit betroffen als Mädchen. Auffällig ist der große Anteil adipöser Kinder in der Stadt Aachen und im Kreis Aachen. Adipositas bei Mädchen und Jungen 2005 in Prozent Mädchen Jungen Aachen, Stadt 4,7 7,0 Aachen, Kreis 4,8 6,5 Düren, Kreis 3,6 4,0 Euskirchen, Kreis 3,1 4,6 Heinsberg, Kreis -* -* Land NRW 4,6 5,0 Quelle: lögd, Gesundheitsatlas NRW, Stand Dezember 2007 *keine Daten vorhanden Zum Zeitpunkt der Schulentlassung hat sich die Zahl der an Adipositas erkrankten Schüler dann mehr als verdoppelt. Sie haben ein erhöhtes Risiko, an bestimmten Folgekrankheiten (z.B. Diabetes, Herz-Kreislauf-Krankheiten, orthopädische Probleme) zu erkranken und damit eine niedrigere Lebenserwartung. Sie sind vor größere Schwierigkeiten gestellt, einen Ausbildungsvertrag und Arbeitsplatz zu bekommen und am sozialen Leben teilzuhaben. 4. Education 19 Grenzwerte des Body-Mass-Index nach Kromeyer-Hauschild – 117 – In modernen Wissens- und Dienstleistungsgesellschaften steigen die Anforderungen an die berufliche Qualifikation. Wer aber die Schule ohne allgemeinbildenden Abschluss verlässt, hat kaum eine Chance, jemals einen beruflichen Ausbildungsabschluss zu erwerben. Menschen ohne Schulabschluss oder ohne berufliche Qualifikation haben ein größeres Risiko, arbeitslos zu werden oder nur eine prekäre Beschäftigung zu einem geringen Lohn zu finden. Eine gute Schul- und Berufsausbildung schützen also effektiv vor Einkommensarmut und sind für jeden Einzelnen eine Grundlage seiner Verwirklichungschancen und gesellschaftlichen Teilhabe. Schulentlassungen je nach Art des Abschlusses in Prozent, Stand 15.10.2006 insge- ohne mit mit mit samt Hauptschul- HauptschulFachoberFachhochschulabschluss abschluss schulreife /Hochschulreife Aachen, Stadt 2853 5,6 22,0 30,7 41,6 Aachen, Kreis 3548 7,1 23,0 42,2 28,0 Düren, Kreis 3435 5,7 23,1 45,3 25,9 Euskirchen, Kreis 2427 3,5 23,2 43,2 30,2 Heinsberg, Kreis 3568 5,3 22,1 43,5 29,1 Regio Aachen 15831 5,6 22,7 41,3 30,6 Quelle: LDS NRW und eigene Berechnungen 2006 haben in der Regio Aachen 5,6 Prozent der Schulentlassenen die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen. Dabei kommen etwas mehr als die Hälfte der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss von den unterschiedlichen Förderschulen, wo nicht alle einen Hauptschulabschluss anstreben, sondern den Abschluss der jeweiligen Förderschule erwerben. Die übrigen Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss kommen meist von der Hauptschule. Ihre Chancen auf ein Leben ohne Armutsgefährdung sind denkbar gering, wenn es ihnen nicht noch gelingt, an einer anderen Bildungseinrichtung einen Abschluss nachzuholen. Auffallend hoch ist die Prozentzahl der Schulentlassenen ohne Abschluss (7,1 %) im Kreis Aachen. Im Kreis Aachen ist der Anteil ausländischer Schüler (12,3 %) an den Schulen größer als in den übrigen Kreisen, aber nicht so groß wie in der Stadt Aachen (16,7 %). Die ausländischen Schüler verteilen sich sehr unterschiedlich auf die Schulformen. So sind ein Drittel der Aachener Hauptschüler ausländischer Nationalität, dagegen nur 7,7 % der Gymnasiasten. Haupt- und Förderschulen haben den größten Ausländeranteil unter den Schülern. Ausländische Schüler verlassen überproportional oft die Schule ohne Abschluss. In der Stadt Aachen sind nach Angaben der Bertelsmann Stiftung 30,9 % der Schulabgänger ohne Abschluss ausländische Schüler, im Kreis Aachen sind es 20,0 %. Schulabgänger 2005 ohne Hauptschulabschluss in Prozent Schulabgänger ausländische ohne Abschluss Schulabgänger an den Schulabgängern ohne Abschluss Aachen, Stadt 6,1 30,9 Aachen, Kreis 7,3 20,0 Düren, Kreis 6,3 15,7 Euskirchen, Kreis 3,7 16,3 Heinsberg, Kreis 6,3 14,7 – 118 – Land NRW 6,9 Quelle: Bertelsmann Stiftung, Daten vom Dezember 2007 25,6 So positiv ins Auge fällt, dass die Stadt Aachen als Standort von hochrangigen Bildungsinstitutionen auch überdurchschnittlich vielen Hochqualifizierten als Wohnort dient und viele Schulabgänger mit Fachhochschul- oder Hochschulreife hervorbringt, so sehr fällt andererseits negativ auf, dass viele ausländische Schüler hier ohne Abschluss die Schule verlassen. 5. Housing Die Wohnung erfüllt für den Menschen elementare Bedürfnisse. Er braucht sie, um sich vom anstrengenden Tag zu erholen und als Freiraum seiner intimen Beziehungen und persönlichen Entfaltung. Es wiegt schwer, wenn die Wohnung negativ als Ort der Unsicherheit, der finanziellen Belastung, der Vereinsamung oder der Enge erlebt wird. In jeder größeren deutschen Stadt gibt es Stadtviertel, die ihre Bewohner vielfältigen Belastungen aussetzen. Oft liegen sie an der Peripherie der Stadt und sind schlecht an das Stadtzentrum angebunden. Die Bewohner werden häufig durch Luftverschmutzung und Verkehrslärm belastet. Wichtige, alltagsnahe Infrastruktur ist verschwunden und der öffentliche Raum wird vernachlässigt. Erwachsene beklagen ein unsicheres Lebensgefühl und Vandalismus. Diese benachteiligten Stadtviertel beeinflussen wiederum die Lebenschancen und die Entwicklung der Kinder und Jugendlichen negativ. Die eigentliche Ursache ist die wachsende soziale Spaltung in Arm und Reich und die Tendenz in der Bevölkerung, sich sozial voneinander zu trennen und auf Distanz zu gehen. Benachteiligte Stadtviertel gibt es auch in den Städten der Regio Aachen. Die bauliche Beschaffenheit des Immobilienbestandes in Deutschland ist allgemein von guter Qualität. Selbst ca. 95 % der einkommensschwachen Mieter, die einen Wohnzuschuss erhalten, bewohnen Wohnungen mit Sammelheizung und Bad.20 Im internationalen Vergleich leben in Deutschland relativ viele Menschen zur Miete. Nur 45,1 % der Haushalte wohnt im eigenen Haus oder der eigenen Wohnung (BRD west, 2002). Der Konsum an Wohnfläche ist über die Jahre kontinuierlich gestiegen. Im Schnitt bewohnen die Deutschen mittlerweile pro Person etwa 42 m². Ein zur Miete wohnender Haushalt mit zwei Kindern verfügte zum Beispiel im Jahr 2002 durchschnittlich über etwa 93 m² Wohnfläche.21 Die deutsche Untersuchung zum EU-SILC stellte jedoch fest, dass 5 % der Bevölkerung im Durchschnitt weniger als 20 m² Wohnfläche pro Person zur Verfügung stehen. Unter den armutsgefährdeten Stadtbewohnern sind es 14 %, die nicht mehr als 20 m² pro Person bewohnen.22 Die Wohnfläche pro Person Wohnfläche pro Person Aachen, Stadt Aachen, Kreis Düren, Kreis Euskirchen, Kreis Heinsberg, Kreis 35,9 37,3 38,8 39,4 40,2 20 Anteil Wohnungen in Einoder Zweifamilienhäusern 24,3 58,4 64,9 76,2 76,9 vgl. Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Lebenslagen in Deutschland, S.126 vgl. Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Lebenslagen in Deutschland, S.119f. 22 vgl. Statistisches Bundesamt, Armut und Lebensbedingungen, Leben in Europa, S.29. 21 – 119 – Land NRW 38,0 Quelle: Bertelsmann Stiftung 2006 42,5 Die Mietpreise haben sich in den letzten Jahren kaum verändert. Der Wohnungsmarkt gilt als entspannt. Die Nettokaltmiete für eine Wohnung mittlerer Güte und Lage beträgt in der Stadt Aachen um die 6 Euro/m² und liegt damit unter dem Bundesdurchschnitt von aktuell 6,25 Euro/m². Die stärkere finanzielle Belastung beim Wohnen ist auf die stark angestiegenen Kosten für Gas und Strom zurückzuführen. Im Schnitt gaben deutsche Haushalte im Jahr 2003 etwa 200 Euro monatlich für Energie aus.23 Haushalte in finanzieller Not versuchen vor allem bei den Energiekosten sparen. Als Entlastung von hohen Wohnkosten gibt es für einkommensschwächere Haushalte das Wohngeld. Es muss von den Haushalten eigenständig beantragt werden und wird abhängig vom monatlichen Einkommen berechnet. In der Regio Aachen haben im Jahr 2006 etwa 10.300 Haushalte Wohngeld in einer Höhe von durchschnittlich 100 Euro erhalten.24 Die Anzahl der verfügbaren Sozialwohnungen geht zurück. Ein großer Teil der staatlich geförderten Sozialwohnungen fällt in den nächsten Jahren aus der Mietpreisbindung. In vielen deutschen Städten findet außerdem ein Verkauf kommunaler Wohnungsgesellschaften mit ihren Wohnungsbeständen statt. Mit dem Verkauf städtischer Wohnungsunternehmen wollen die Städte ihre angespannte Haushaltslage sanieren. Preiswerter Wohnraum wird also knapper werden, obwohl angesichts anhaltender Arbeitslosigkeit und wachsender Altersarmut die Gruppe der Menschen, die diesen Wohnraum nachfragt, größer werden wird. Die Kommunen sind in Deutschland dafür verantwortlich, Wohnungslosigkeit zu beheben. Sie teilen sich diese Aufgabe mit den freien Trägern der Wohlfahrtspflege, die traditionell einen Teil der Hilfen für Menschen in Wohnungsnot übernehmen. Als wohnungslos gelten Personen, die keine eigene mietvertraglich abgesicherte Wohnung haben. Wohnungslos ist, wem von der Kommune eine Notunterkunft zugewiesen wurde oder wer in Heimen, Notübernachtungsstellen oder Frauenhäusern untergebracht wurde. Manche Wohnungslose wohnen in Billigpensionen, die sie selbst bezahlen oder sie leben bei Freunden oder Verwandten. Am sichtbarsten wird Wohnungslosigkeit dort, wo Menschen als „Nichtsesshafte“ ganz auf der Straße leben. Der häufigste Grund für die Obdachlosigkeit ist eine fristlose Kündigung, weil der Mieter mit seinen Mietzahlungen in Verzug geraten ist. Materielle Armut ist bei fast allen Wohnungslosen anzutreffen. Nur 4 % haben ein Einkommen aus Erwerbstätigkeit. Zwei Drittel der Wohnungslosen sind auf staatliche Transferleistungen angewiesen.25 Bei langjährig obdachlosen Menschen, in der Regel alleinstehende Männer, spielen psychische Erkrankungen, Süchte oder vergangene Haftzeiten und Heimerfahrung oft eine Rolle. Über die genaue Zahl der wohnungslosen Menschen kann man keine Angaben machen. Nach einer Schätzung der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. waren im Jahr 2004 in ganz Deutschland 345.000 Menschen ohne Wohnung. Erfreulich ist, dass sich die Zahl der Wohnungslosen über die Jahre hinweg kontinuierlich verringert hat. 2006 fiel die Zahl der Obdachlosen in Nordrhein-Westfalen auf den niedrigsten Stand seit 1996. Die offizielle Obdachlosenstatistik in NRW enthält nur diejenigen Personen, die bei den Ordnungsbehörden der Kommunen als wohnungslos registriert wurden. Laut Obdachlosenstatistik waren 1035 Menschen in der Regio Aachen im Jahr 2006 bei den Kommunen als obdachlos registriert. 23 vgl. Bundesamt für Statistik, Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2003, S.55f. eigene Berechnung nach Daten des LDS NRW 25 Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe e.V. 24 – 120 – Obdachlose Personen in der Regio Aachen 1996 - 2006 1996 2006 Entwicklung (%) 1996-2006 Aachen, krfr. Stadt 528 379 - 28,2 Aachen, Kreis 643 223 - 65,3 Düren, Kreis 673 98 - 85,4 Euskirchen, Kreis 523 120 - 77,1 Heinsberg, Kreis 758 215 - 71,6 Regio Aachen 3125 1035 - 66,9 Land NRW 52181 15068 - 71,1 Quelle: LDS NRW 6. Over-indebtedness Deutschland ist ein überaus attraktiver, umkämpfter Markt für Anbieter von Konsumentenkrediten. Etwa ein Drittel der deutschen Haushalte lebt heute mit einer Kreditverpflichtung, die vor allem für die Finanzierung einer Immobilie oder eines PKW eingegangen wird. Zum Gesamtbild der Schuldenbelastung gehören überzogene Girokonten, offenstehende Forderungen von Warenversandhäusern, Möbelgeschäften, Ämtern, Versicherungen, Vermietern, Energie- und Telefongesellschaften. Den meisten Kreditnehmern gelingt es, ihre Schulden zu begleichen, aber ein stetig wachsender Teil von ihnen ist dazu nicht mehr in der Lage. Diese Menschen geraten über einen längeren Prozess von der Verschuldung in die Überschuldung. In Deutschland gelten über 3 Millionen Haushalte als überschuldet. Das bedeutet, dass etwa jeder 11. Haushalt davon betroffen ist.26 In Nordrhein-Westfalen geht man von 720.000 überschuldeten Privatpersonen aus.27 Hier ist Überschuldung höher als in den südlicheren Bundesländern. Jemand gilt als überschuldet, wenn ihm über seine nötigsten Lebenshaltungskosten hinaus keine finanziellen Mittel verbleiben, seinen Kredit zu bedienen oder umgekehrt, ihm nicht mehr genug zum Leben bleibt, wenn er seinen Ratenzahlungen nachkommt. Ein überschuldeter Haushalt lebt somit in der Regel an der Armutsgrenze und erfährt soziale Ausgrenzung. Überschuldete Menschen werden vom gewöhnlichen wirtschaftlichen Leben ausgeschlossen, wenn sie aufgrund einer Lohnpfändung arbeitslos werden oder bleiben und ihnen wegen einer Kontopfändung das Girokonto gekündigt wird. Da Miete und Energierechungen kaum mehr bezahlt werden können, droht der Verlust der Wohnung. Schulden überschatten das gesamte Leben eines Haushaltes. Überschuldete Menschen leiden oft unter Ängsten, psychischem Druck, Selbstwertzweifeln und Spannungen in der Partnerschaft. Der Weg von der Verschuldung in die Überschuldung ist meist ein längerer Prozess. Ein Ausstieg aus der Verschuldung fällt Haushalten mit geringem Einkommen sehr schwer. Der Verlust des Arbeitsplatzes ist einer der häufigsten Auslöser einer Überschuldung. Das höchste Überschuldungsrisiko besteht in Gebieten mit hoher Arbeitslosigkeit. Von vielen Betroffenen wird eine Ehescheidung als Ursache ihrer Überschuldung angegeben. Frauen sind häufig auch überschuldet, weil sie für ihren Ehepartner Kreditverträge unterschrieben oder Bürgschaften abgegeben haben. Gescheiterte Selbständigkeit ist eine weitere Ursache der privaten Über26 27 vgl. Regierung der Bundesrepublik Deutschland, Lebenslagen in Deutschland, S. 49 vgl. Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen, Sozialbericht NRW 2007, S. 109 – 121 – schuldung. Für viele entpuppt sich der Traum von den eigenen vier Wänden als Schuldenfalle und endet in der Zwangsversteigerung. Alleinlebende und besonders Alleinerziehende sind die beiden Haushaltsformen, die überdurchschnittlich von Überschuldung betroffen sind.28 In Deutschland gibt es kein Schuldenobservatorium, in dem das Ausmaß der Verschuldung innerhalb der Bevölkerung differenziert festgehalten werden würde. Formaljuristische Indizien für eine Überschuldung sind die Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung, ein vorliegender Haft- oder Suchbefehl zur Abgabe einer eidesstattlichen Erklärung oder eine beantragte Verbraucherinsolvenz. Am 1.1.1999 schuf der deutsche Gesetzgeber mit der neuen Insolvenzordnung verschuldeten Privatpersonen die Möglichkeit, Insolvenz anzumelden. In der Regio Aachen gab es laut Verbraucherinsolvenzstatistik des LDS NRW bis Ende 2005 an die 3800 Privatinsolvenzen und 2006 kamen schätzungsweise 1000 weitere dazu. Das Insolvenzverfahren schützt den Schuldner vor dem Zugriff der Gläubiger und bietet ihm die Aussicht auf eine Restschuldbefreiung am Ende des Verfahrens und damit auf ein Leben ohne Schulden. Wirtschaftsauskunfteien wie die SCHUFA Holding AG und die Creditreform Consumer GmbH Neuss verfassen jährlich Schuldenberichte. In der SCHUFA ist so gut wie jeder geschäftsfähige Erwachsene registriert. Wird der SCHUFA eine Zahlungsstörung gemeldet, erhält die betreffende Person einen negativen Eintrag. Das kann eine angemahnte, unbezahlten Telefonrechung, ein überzogener Dispokredit, eine ausstehende Ratenzahlung und anderes mehr sein. Die Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung, ein Haftbefehl zur Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung sowie die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gelten als hartes Negativmerkmal und sicheres Kennzeichen einer Überschuldung. Der Schuldenatlas des Inkassounternehmens CEG Creditreform Consumer GmbH verwendet für die räumliche Abbildung der Ver- und Überschuldung ebenfalls gemeldete Zahlungsstörungen und formaljuristische Indikatoren wie eidesstattliche Versicherungen und Privatinsolvenzen und errechnet daraus die Schuldnerquote, das heißt den Anteil der zahlungsunfähigen Personen an der Bevölkerung ab 18 Jahren. Ver- und Überschuldung von Privatpersonen in der Regio Aachen Personen mit Schuldnerquote Privatinsolvenzen Negativmerkmal an 2007** 1999 bis 2005*** allen registrierten Personen 2006* Aachen, Stadt 8,4 10,76 580 Aachen, Kreis 10,3 12,89 924 Düren, Kreis 9,6 11,98 801 Euskirchen, Kreis 8,7 12,18 434 Heinsberg, Kreis 9,5 12,96 1025 Land NRW 9,2 -49707 BRD 8,0 10,85 -Quellen: *SCHUFA, **CEG Creditreform Consumer GmbH, ***LDS NRW und eigene Berechnungen Besonders auffallend ist die überdurchschnittlich hohe Überschuldung im Kreis Aachen. Auch der Kreis Heinsberg und der Kreis Düren liegen hinsichtlich der Überschuldungsrate über dem nordrhein-westfälischen Durchschnitt. Nach den Angaben der CEG Creditreform 28 vgl. Angele, Überschuldung privater Haushalte, S. 950 – 122 – Consumer GmbH ist der Kreis Heinsberg am meisten von Überschuldung betroffen, dicht gefolgt vom Kreis Aachen. Diese Ergebnisse finden eine Entsprechung in den Fallzahlen der Insolvenzstatistik, die für den Kreis Heinsberg, den Kreis Aachen und den Kreis Düren eine höhere Zahl an Privatinsolvenzen aufweist. Dem Datenmaterial der Creditreform Gruppe zufolge ist in der Regio Aachen mit steigender Tendenz jeder achte (Kreis Heinsberg und Aachen) bis zehnte (Stadt Aachen) geschäftsfähige Bewohner mit Zahlungsschwierigkeiten und Überschuldung belastet. Der Jahresbericht der Schuldnerberatungsstellen im Kreis Düren stellt fest, dass jeder neunte Volljährige im Kreis Düren überschuldet ist.29 Schuldnerberatung wird in Deutschland von den Schuldnerberatungsstellen der Wohlfahrtsverbände, den Verbraucherzentralen, von Kommunen oder von Rechtsanwälten und Notaren angeboten. Sie bereiten, wenn nötig, für ihre Klienten das gerichtliche Verfahren der Privatinsolvenz vor. Die Kapazität der Schuldnerberatungsstellen in Nordrhein-Westfalen reicht nicht aus, um allen Ratsuchenden zu helfen. Nur ein kleiner Teil der Überschuldeten hat bisher das Insolvenzverfahren wahrnehmen können. Der Privatinsolvenz gehen viele Jahre eines Lebens in der Überschuldung voraus und es folgen etliche weitere, bis man als schuldenfreier Mensch wieder in das wirtschaftliche Leben integriert ist. 29 Diakonie des Kirchenkreises Jülich und evangelische Gemeinde Düren (Hg.): Jahresbericht der Schuldnerberatungsstellen im Kreis Düren 2006 – 123 – Literatur Angele, Jürgen 2007: Überschuldung privater Haushalte im Jahr 2006. In: Wirtschaft und Statistik 10/2007, Statistisches Bundesamt Wiesbaden Becker, Irene 2006: Armut in Deutschland: Bevölkerungsgruppen unterhalb der Alg IIGrenze. Arbeitspapier Nr. 3 des Projekts „Soziale Gerechtigkeit“. Oktober 2006 (http://www.boeckler.de/pdf_fof/S-2006-863-4-3; eingesehen am 12.10.2007) Diakonie des Kirchenkreises Jülich und evangelische Gemeinde Düren (2006): Jahresbericht der Schuldnerberatungsstellen im Kreis Düren 2006 (http://www.schulden-insolvenzberatungdueren.de/Jahresbericht%202006.pdf; eingesehen am 25.09.07) EIS – Euregionaler Informations-Service (Hg.) 2007: Euregio Maas-Rhein in Zahlen. Februar 2007. Limburg-NL Graf, Tobias 2007: Bedarfsgemeinschaften 2005 und 2006. Die Hälfte war zwei Jahre lang bedürftig. IAB-Kurzbericht Nr. 17/2007 (http://doku.iab.de/kurzber/2007/kb1707.pdf; eingesehen am 13.11.2007) Habenicht, Petra 2007: Leben in Europa. Armutsgefährdung und Lebensbedingungen in NRW. In: Statistische Analysen und Studien NRW, Bd. 48 Hans-Böckler-Stiftung 2006: Millionen arbeiten auf ALG-II-Niveau. In: Böcklerimpuls 16/2006 (http://www.boeckler.de/pdf/impuls_2006_16_3.pdf; eingesehen am 16.10.2007) Lampert, Thomas; Kroll, Lars Eric; Dunkelberg, Annalena 2007: Soziale Ungleichheit der Lebenserwartung in Deutschland. In: Aus Politik und Zeitgeschichte 42/2007, S. 11-18 Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (Hg.) 2007: Arbeitsmarktreport NRW – 3. Quartalsbericht September 2007 (http://www.mags.nrw.de/08_PDF/001/Arbeitsmarktreport_03_2007.pdf) Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales Nordrhein-Westfalen (Hg.) 2007: Sozialbericht NRW 2007. Armuts- und Reichtumsbericht. Düsseldorf Regierung der Bundesrepublik Deutschland (Hg.) 2002: Lebenslagen in Deutschland. Der 2. Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung. Berlin Statistisches Bundesamt (Hg.) 2006: Armut und Lebensbedingungen. Ergebnisse aus Leben in Europa für Deutschland 2005. Presseexemplar. Wiesbaden (http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Presse/pk/2006/EUSilc/Pressebroschuere__EU__Silc,property=file.pdf) – 124 – Datenquellen Bertelsmann Stifung – Wegweiser demographischer Wandel http://www.wegweiserdemographie.de Bundesagentur für Arbeit http://www.arbeitsagentur.de/ Statistik der Bundesagentur für Arbeit http://www.arbeitsagentur.de/nn_216654/Navigation/zentral/Veroeffentlichungen/Statistik/ Statistik-Nav.html Bundesamt für Statistik http://www.destatis.de Einkommens- und Verbrauchsstichprobe 2003 http://www.destatis.de/presse/deutsch/pk/2004/evs_2003i.pdf Gesundheitsatlas NRW http://www.loegd.nrw.de/gesundheitberichterstattung/gesundheitsindikatoren/gesundheitsatlas -nrw/frameset.html LDS NRW, Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik Nordrhein-Westfalen http://www.lds.nrw.de Landesdatenbank des LDS NRW https://www.landesdatenbank.nrw.de/ldbnrw/online/logon CEG Creditreform Consumer GmbH http://www.creditreform.de Eurostat http://epp.eurostat.ec.europa.eu Landesinstitut für den öffentlichen Gesundheitsdienst des Landes Nordrhein-Westfalen (lögd) http://www.loegd.nrw.de SCHUFA Holding AG: Interaktive Deutschlandkarte zum Schulden-Kompass 2007 http://www.schulden-kompass.de/deutschlandkarte/index.php – 125 – Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens Einige Zahlen 1. Allgemeines 1.1. Bevölkerungsentwicklung 1.2. Ausländische Bevölkerung 1.3. Alterstruktur 1.4. Familienstruktur 1.5. Einkommen 1.6. Sozialhilfebezug 1.7. Überschuldung 2. Beschäftigung 2.1. Abhängige Beschäftigung 2.2. Pendler 2.3. Selbständig Beschäftigte 2.4. Aktivitätsstruktur 2.5. Arbeitslosigkeit 3. Gesundheit 3.1 Allgemeines 3.2 Zugang zu medizinischen Dienstleistungen 4. Bildung 4.1. Erklärung Schulsystem 4.2. Aufteilung der Schüler nach Schulsystem 4.3. Schulrückstand 4.4. Förderschulen und sonderpädagogischer Förderbedarf 4.5. Teilzeitunterricht 4.6. Ausländische Kinder 4.7. Armut und sozioökonomischer Hintergrund auf Bildungschancen 5. Wohnen 5.1. Allgemein 5.2. Zugang zum Wohnungsmarkt 1 1.Allgemeine Angaben zur Deutschsprachigen Gemeinschaft Die Deutschsprachige Gemeinschaft Belgiens erstreckt sich entlang der deutsch-belgischen Grenze von Kelmis, nahe dem Dreiländereck Belgien-Niederlande-Deutschland bis zur Ortschaft Burg-Reuland, wo Belgien, Deutschland und Luxemburg aneinander stoßen. Sie ist Teil der Wallonischen Region und der Provinz Lüttich und umfasst 9 Gemeinden mit einer Gesamtbevölkerung von 73 675 Einwohnern. Die bevölkerungsstärkste Gemeinde ist Eupen mit 18 313 Einwohnern, die Bevölkerungsschwächste Burg Reuland mit 3 957 Einwohnern. (Stand 1.Januar 07, ABEO) Der nördliche Teil der DG, zu dem die Gemeinden Lontzen, Raeren, Kelmis und Eupen gehören wird vom südlichen Teil, zu dem die Gemeinden Bütgenbach, Büllingen, Burg-Reuland, Amel und St. Vith gehören durch das Hohe Venn, einem Hochmoor getrennt, die DG bildet also geographisch gesehen keine Einheit. Ein ländliches Gebiet Etwa 65% der Gesamtfläche besteht aus Wald und Weideflächen. Nur 3,6% der Fläche ist bebaut. Die Bevölkerungsdichte beträgt durchschnittlich 86,3 Einwohner/km2. Die vier nördlichen Gemeinden sind dichter besiedelt als die südlichen Gemeinden. Kelmis ist dabei die mit Abstand am dichtesten besiedelte Gemeinde mit einer Dichte von 577,9 Einwohnern/km2. (Stand 1.Januar 07, ABEO) In der DG leben ca. 0,7% der gesamten Belgischen Bevölkerung. Eine bewegte Geschichte: Das Gebiet gehörte bis ins 12. Jahrhundert zum Herzogtum Limburg, fiel nach der Schlacht von Worringen an Brabant. Im 15. Jahrhundert fiel es durch Heirat an die Herzöge von Burgund, dann an die spanischen und 1713 nach dem Frieden von Utrecht an die österreichischen Habsburger. Von 1794-1815 gehörte es zum französischen Département Ourthe. Nach dem Wiener Kongress 1815 zum Königreich Preußen, und Deutsch wurde als offizielle Sprache eingeführt. Nach dem Versailler Vertrag kam das Gebiet 1920 an Belgien. Während des 2.Weltkrieges wurde das Gebiet für 5 Jahre durch Deutschland annektiert. Als Folge der Sprachgesetzgebung von 1963 wurde Belgien in drei Sprachgemeinschaften aufgeteilt, diese wurden 1970 umgesetzt und somit konnte der RDK (Rat der deutschsprachigen Kulturgemeinschaft Belgiens) als direkter Vorläufer der Deutschsprachigen Gemeinschaft, eingesetzt werden, wo heute Deutsch Schul-, Amts- und Gerichtssprache ist. Weitreichende politische Autonomie: Das deutsche Sprachgebiet Belgiens verfügt in Folge der Föderalisierung über weitreichende politische Zuständigkeiten, die sie autonom verwaltet. Sie verfügt dazu über ein Parlament und eine Regierung (mit zur Zeit 4 Ministern) Die Zuständigkeiten der Deutschsprachigen Gemeinschaft: die kulturellen Angelegenheiten (Jugend- und Erwachsenenbildung, Medien, Schutz der Sprache, Freizeitgestaltung und Animation, Tourismus, berufliche Umschulung und Fortbildung, Schöne Künste,...) die personenbezogenen Angelegenheiten ( Betreuungspolitik innerhalb und außerhalb von Pflegeanstalten (vorrangig Krankenhäuser und Altenheime), Gesundheitserziehung und vorbeugende Medizin, Unterstützung von bestimmten Personengruppen (Familienpolitik, Sozialhilfe, Integration, Betreuung von Behinderten und Senioren, Jugendhilfe, Hilfe für Strafgefangene und ehemalige Strafgefangene). das Unterrichtswesen, allerdings mit folgenden Ausnahmen: - die Festsetzung von Beginn und Ende der Schulpflicht, - die Mindestbedingungen für die Ausstellung der Diplome, - die Pensionsregelungen für das Personal des Unterrichtswesens zwischengemeinschaftliche und internationale Zusammenarbeit einschließlich der Vertragsabschlüsse in den vorgenannten Angelegenheiten, Denkmal und Landschaftsschutz Beschäftigungspolitik Aufsicht über und Finanzierung der Gemeinden Aufsicht über die ÖSHZ 2 1.1 Bevölkerungsentwicklung So wie generell in Belgien, ist auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft (DG) in den letzten Jahren ein allgemeiner Geburtenrückgang zu erkennen. 1990 wurden in der DG 869 Geburten gezählt, im Jahre 2006 6851. Dies entspricht einem Rückgang um ca. 20%. Die Bevölkerungszahl, ist im Gegensatz zur Geburtenzahl jedoch kontinuierlich gestiegen von 64 632 Einwohnern in 1980 auf 73 675 in 2006. Die DG ist nach der Region Brüssel-Hauptstadt der Teil Belgiens mit der höchsten Bevölkerungswachstumsrate. Graphik 1: Geburtenentwicklung und Bevölkerungsentwicklung: Interessant ist in diesem Zusammenhang zu bemerken, dass der Geburtenrückgang in der DG noch ausgeprägter ist als in den anderen Landesteilen. Dies ist auch in 2006 nicht anders: DG: 9,36 Geburten pro tausend Einwohner, Flandern: 10,80 und Wallonie: 11,57 1. Der Bevölkerungszuwachs ist denn auch vorwiegend der steigenden Anzahl Zuwanderern zu verdanken und hier vor allen dingen aus dem benachbarten Deutschland. 1.2 Ausländische Mitbürger- Auf dem Weg zur multikulturellen Gesellschaft Von 73 119 Einwohnern am 01.01.06 sind 13 904 nicht belgischer Nationalität. Dies entspricht einem Anteil von 19% an der Gesamtbevölkerung, auf Landesebene beträgt dieser Anteil 9%. Raeren ist dabei die Gemeinde mit dem höchsten 2 Ausländeranteil Belgiens, sprich etwa 49,72 %. Dazu gehören vorwiegend Personen mit deutscher Staatsangehörigkeit (10 914 Einwohner). Die zweitstärkste Gruppe wird von den Niederländern mit 727 Personen gebildet. Anteile an Gesamtbevölkerung nach Nationalität Stand 2004: 82,1% Belgier 14,5% Deutsche Stand 2006 80,9% Belgier 14,9% Deutsche Stand 1996 84% Belgier 13,2% Deutsche 2,2% Übrige EU Länder 2,4% Übrige EU-Länder 2,2% übrige EU-Länder 1,1% Nicht EU 1,9% Nicht EU 0,6% Nicht EU Wie man sieht, nimmt der Anteil der belgischen Bevölkerung stetig ab und erfährt der Anteil der Nicht-EU Bürger den größten Zuwachs. 1 2 Angaben: Dienst für Kind und Familie ABEO, INS Gesamtbevölkerung und Ausländische Bevölkerung, eigene Berechnung 3 Vor allen Dingen die Anzahl anerkannter Flüchtlinge hat in den letzten Jahren stark zugenommen: Am 01.01.04 lebten 86 Flüchtlinge in der DG, in 1996 waren es 60. Am 01.01.05 betrug die Anzahl der Flüchtlinge bereits 191. Am 01.01.06 betrug die Anzahl der Flüchtlinge 276 (125 sind dabei unter 18 Jahre alt)3. Die Anzahl der Flüchtlinge hat sich also innerhalb von 2 Jahren quasi verdreifacht und seit 1996 fast verfünffacht. Allerdings spiegeln die oben genannten Zahlen nur einen Teil der Bevölkerung, da die Menschen, die im Warteregister eingetragen sind (also noch kein definitives Statut erhalten haben), hier nicht mitberücksichtigt sind. Alleine in Eupen sind derzeit ca. 200 Menschen in diesem Register eingetragen. So leben in Eupen heute beispielsweise 80 verschiedene Nationalitäten zusammen und stellen die Bosnier mittlerweile nach den Deutschen den größten ausländischen Bevölkerungsanteil. Für die DG stellt diese Entwicklung eine Herausforderung dar, da es sich um ein relativ neues Phänomen handelt. 1.3 Alterstruktur Der Bevölkerungszuwachs ist auch durch die Tatsache bedingt, dass die Menschen immer älter werden. Die Lebenserwartung lag in der DG im Jahre 1994 bereits bei 75,13 Jahren bei Männern und bei 81,78 Jahren bei Frauen. Lebenserwartung 2003 in Belgien: 75,86 bei Männern und 81,69 Jahren. Dadurch verändert sich die Alterstruktur der Bevölkerung: 1948 0-14 15-64 65 + Total 16 671 45 054 6 242 24,5% 66,2% 9,2% 67 967 1962 14 602 36 889 6 036 25,4% 64,1% 10,5% 57 527 1981 13 343 43 225 8 346 20,6% 66,6% 12,8% 64 914 1990 11 944 46 274 8 789 17,8% 69,1% 13,1% 67 007 2005 12 919 47 163 12 430 17,8% 65% 17,2% 72 512 Quelle: Bemerkenswert ist hier die Verdoppelung des Anteils der über 65 Jährigen in den letzten 50 Jahren und des Rückgangs, allerdings weniger ausgeprägt, des Anteils der 0-14 Jährigen. Laut Simulation des Nationalen Instituts für Statistiken, wird der Anteil der 0-14 Jährigen bis 2010 in der DG auf 16% sinken um danach, allerdings nur leicht, zu steigen. Gleichzeitig wird der Anteil der über 65 Jährigen bis 2010 auf 18,25% steigen und laut INS bis 2030 auf 24,25%. Im gleichen Zeitraum wird der Anteil der 15-65 Jährigen, also der potentiell erwerbsfähigen Bevölkerung, um 5% sinken. 1.4 Familienstruktur Auch in der DG verändert sich das Bild von Familie und werden die Familienformen immer komplexer. Eineltern- und Patchworkfamilien kommen immer häufiger vor. Innerhalb von 10 Jahren ist die Zahl der Eheschließungen auf Landesebene um 30% zurückgegangen. In der DG sind die Eheschließungen im gleichen Zeitraum um ca. 40% gesunken4. Gleichzeitig konnte in der DG eine Zunahme von 72 (1983) auf 172 Ehescheidungen (2002) festgestellt werden, eine Steigerung von 138% in knapp 20 Jahren. Es gab somit 172 Scheidungen auf 277 Eheschließungen; dies entspricht einem ungefähren Verhältnis von 3 zu 2. Auf Landesebene beträgt das Verhältnis 4 zu 35. Dementsprechend steigt auch die Anzahl an Einelternfamilien. Sie machen mittlerweile einen Anteil von ca. 18% aller Familien mit Kindern aus. Zwar sind es auch in der DG vor allen Dingen Mütter, die alleinerziehend sind. In den letzten 4 Jahren ist die Anzahl der alleinerziehenden Väter jedoch fast im gleichen Maße gestiegen, wie die Anzahl der alleinerziehenden Mütter6. 3 4 Quelle: ABEO, INS Ausländische Bevölkerung der DG nach Herkunft und Altersgruppen – 1.1.06 Masterthesis: „Entwicklung eines Designs für eine Familienbefragung“ J. Schröder 5 idem 6 Les noyaux familiaux belges par années et par commune – Ecodata (direction générale des statistiques) 4 Generell nimmt die Haushaltsgröße ab und steigt die Anzahl Single-Haushalte. Mittlerweile leben ca.10 000 Menschen (14%) in der DG alleine. In 1991 waren es noch ca. 7000. Von den rund 19 185 Familien, die im Jahre 2004 in der DG lebten, waren 12 7177 Familien mit Kindern: Davon 9 201 verheiratete Paare mit Kindern, 1 932 alleinerziehende Mütter mit Kindern, 465 alleinerziehende Väter mit Kindern und 1 119 unverheiratete Paare, Patchworkfamilien,... Die meisten Einelternfamilien leben dabei in den eher „städtischen“ Gebieten Kelmis und Eupen, so dass dort ihr Anteil bereits bei ca. 25% liegt. In den meisten Texten zu Einelternfamilien auf Landesebene geht man davon aus, dass 12 –14%8 der Familien in Belgien in 2004 Einelternfamilien sind, Tendenz steigend. Wahrscheinlich wird hierbei von der Gesamtanzahl Familien ausgegangen, also auch Familien ohne Kinder. In der DG beträgt der Anteil Einelternfamilien so berechnet ebenfalls etwa 12% . In Flandern liegt der Anteil jedoch laut einer Untersuchung des flämischen „Centrum voor Bevolkings- en Gezinsstudie“ (CBGS) niedriger als in der Wallonie oder in Brüssel Hauptstadt. 1.5 Einkommen Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens in Belgien 2003 (Mittleres Einkommen pro Einwohner) in 1.000,- € 9 Die Statistik zeigt das mittlere Einkommen pro Einwohner, sprich den Quotient aus dem versteuerbaren Nettoeinkommen der jeweiligen Region und dem Durchschnittswert der Einwohnerzahl zwischen dem 1. Januar und dem 31. Dezember. Es betrug für die DG im Jahre 2001 9 740€ und im Jahr 2003 10 820€. Das mittlere Einkommen 7 Zusammensetzung der Familien nach Anzahl Kinder und ihrem Alter / INS- Auswertung WSR 8 Welke oplossing? Eenoudergezinnen – Synthese van het Colloquium van 24 okt. 2000, KBS 9 bis 2003 (letzten verfügbaren Daten, Stand September 2007) 5 pro Einwohner liegt dabei seit Jahren unter dem auf Landesebene. Allerdings vermindert sich der Abstand in den letzten Jahren. Das mittlere Einkommen pro Steuererklärung ist der Quotient aus dem verssteuerbarem Nettoeinkommen der jeweiligen Region und der Anzahl Steuererklärungen und betrug im Jahre 2001 23 720€ und in 2003 24 838€. Erstmalig seit 1980 liegt dieser Wert für die DG leicht über dem Landesdurchschnitt (24 455€). Dies ist einerseits durch die Tatsache zu erklären, dass auch in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr in der DG eine Steigerung erzielt werden konnte, andererseits im gleichen Zeitraum das mittlere Einkommen pro Steuererklärung in Flandern zurückgegangen ist. Dennoch liegt der Wert der DG immer noch unter dem Flanderns. Allerdings liegt die Zuwachsrate von 1980 bis jetzt auch höher als im belgischen Durchschnitt. Mittleres Einkommen pro Steuererklärung in Belgien 1980: 11 970€ 2003: 24 455€ (+ 104,3%) Mittleres Einkommen pro Steuererklärung in der DG 1980: 10 510€ 2003: 24 838€ (+ 136,3%) Das mediane Einkommen ist der Wert, der sich in der Mitte der Reihe befindet, nachdem die verschiedenen Einkommen der Höhe nach geordnet wurden. Anders ausgedrückt zeigt dieser Wert das Einkommen der Steuererklärung, die genau in der Mitte aller der Höhe nach geordneten Steuererklärungen liegt (d.h. 50 % der Erklärungen weisen ein höheres und 50 % ein niedrigeres Einkommen als diesen Wert auf). Dieser betrug im Jahre 2001 19 140€ und in 2003 19 909€. Da dieser Wert nahe beim mittleren Einkommen pro Steuererklärung liegt, kann man vermuten, dass viele Einkommen/Steuererklärung um diesen Wert rangieren und die Einkommensdisparitäten in der DG nicht so groß sind. Diese Zahlen geben zwar einen Anhaltspunkt, doch können sie wenig aussagen über die tatsächliche Verteilung der Einkommen in der DG. Um das tatsächlich zur Verfügung stehende Einkommen pro Einwohner genauer analysieren zu können, müssen Einkommenserhebungen durchgeführt werden, die ebenfalls die Anzahl Personen aufführen müssen, die vom Haushaltseinkommen leben. Solche Erhebungen werden auf Landesebene durchgeführt, es gibt jedoch keine spezifischen Daten diesbezüglich zur DG, da die Anzahl der in diesem Rahmen interviewten Menschen aus der DG zu gering ist um eine statistisch relevante Größe zu erreichen, die Aussagen über die tatsächliche Verteilung in der DG zulassen würden. Die Tabelle belegt jedoch, dass wohl kaum davon die Rede sein kann, die deutschsprachigen Belgier seien im allgemeinen reicher als die anderen Bewohner des Landes. Das mittlere Pro Kopf-Einkommen ist seit 1980 immer niedriger als in den anderen Landesteilen. 1.6 Eingliederungseinkommen Das Eingliederungseinkommen hat am 1. Oktober 2002 das bis dahin sogenannte "Existenzminimum" oder "Minimex" abgelöst. Die Maßnahme beinhaltet sowohl eine monatliche finanzielle Unterstützung als auch eine intensive soziale Begleitung. Ziel ist es, den betroffenen Menschen zu helfen, sich wieder in die Gesellschaft zu integrieren. Das Eingliederungseinkommen kann beim jeweiligen Öffentlichen Sozialhilfezentrum der Gemeinde beantragt werden. Antragsteller, die unter 26 Jahre alt sind, müssen zudem noch ein individualisiertes Projekt zur sozialen Eingliederung unterschreiben. In diesem Fall wird mit der Person gemeinsam eine Strategie erarbeitet, wie die Integration in die Gesellschaft erreicht werden kann. Diese Strategie wird in einem Vertrag festgehalten und von allen Beteiligten unterschrieben. Monatliche Höhe des Eingliederungseinkommens nach Kategorien (seit April 07 - 10 10 ) Kategorie 1 (A): Zusammenlebend: 438,25€ Kategorie 2 (B): Alleinstehende Personen: 657,37€ Kategorie 3 (E): Person mit anderen Personen zu Lasten: 876,50€ POD Maatschappelijke Integratie 6 Bemerkung: Die Höhe des Eingliederungseinkommens liegt unter der Armutsrisikogrenze11. Zu bedenken ist dabei jedoch, dass der Bezug von Sozialhilfe, bzw. Eingliederungseinkommen einige Vergünstigungen mit sich bringt: Die „Fédération der CPAS“ hat kürzlich einen Bericht veröffentlicht über die „Arbeitsfallen“. Daraus geht hervor, dass ein alleinerziehender Arbeiter/ eine alleinerziehende Arbeiterin mit einem Kind zu Lasten und der/die den vom Gesetzgeber garantierten Mindestlohn verdient, mit etwa 175€ monatlich weniger auskommen muss als ein/e alleinerziehende/r Bezieher/in des Eingliederungseinkommens in gleicher familiärer Situation (Vor allen Dingen die Kosten für die Kinderbetreuung schlagen hier zu Buche, obwohl bei dieser Berechnung der ONE-Tarif angewandt worden ist, der ja bekanntlich Einkommensgebunden ist) 12 Empfänger des Existenzminimums bzw. ab 1.10.2002 Eingliederungseinkommen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft13 Im Laufe Im Laufe des 31.12.06 Stichtag 31.12.00 31.12.01 31.12.02 31.12.04 des Jahres 31.12.05 Jahres 04 05 Amel 12 9 8 15 13 25 16 22 Büllingen 11 14 11 15 11 24 12 23 Burg-R. 11 3 8 7 14 18 11 28 Bütgenbach 10 6 3 7 7 17 7 17 St. Vith 32 19 22 18 20 45 21 47 Eupen 302 200 204 223 251 417 236 377 Kelmis 165 110 109 139 160 230 156 206 Lontzen 24 16 20 19 17 39 19 36 Raeren 59 29 41 42 46 84 54 91 Total 406 426 485 539 899 532 847 626 Von 2000 bis 2006 hat die Zahl der Empfänger des Eingliederungseinkommens um beinahe 55% zugenommen. Zwar war die Zahl von 2005 im Vergleich zu 2004 rückläufig (Dies ist vor allen Dingen damit zu erklären, dass einige andere Ersatzleistungen auf die Höhe des Eingliederungseinkommens erhöht worden sind und dadurch ein Anspruch auf weitere Hilfe, seitens der ÖSHZ weggefallen ist, defakto hatte sich dadurch die finanzielle Situation dieser Menschen jedoch nicht verändert), jedoch ist von 2005 auf 2006 der höchste Zuwachs zu verzeichnen im Vergleich zu den anderen Jahren. Vergleich mit Flandern und Wallonie.14 Jahr 2005: Belgien: 7,1/1000 Einwohner; Flandern: 3,5 / 1000 Einwohner; Wallonie: 9,9/ 1000; Einwohner und DG etwa: 7,2/1000 Einwohner Bemerkung: Mittlerweile (31.12.06) liegt der Anteil der Empfänger des Existenzminimums an der Gesamteinwohnerzahl bei 8,4 pro 1000 Einwohner in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Interessant zu vermerken sei noch, dass in der DG proportional doppelt so viele Kinder und Jugendliche vom Eingliederungseinkommen (ihrer Eltern) leben als Erwachsene. 11 12 13 14 Laut EU-SILC Daten lag die Armutsrisikogrenze im Referenzjahr 2005 (Einkommen 2003) bei 822€ für eine Alleinstehende Person Fédération des CPAS, Analyse 2005 des pièges à l’emploi Ministerium der DG, Abt. FGSO POD matschappelijke Integratie und Ministerium der DG, Abt. FGSO 7 1.7 Überschuldung: Die Zahl der überschuldeten Haushalte ist auch in der Deutschsprachigen Gemeinschaft steigend. Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig: Trennung oder Scheidung, Arbeitslosigkeit, Krankheit oder schlechte Haushaltsführung können Personen und Familien in die Überschuldungsfalle hineinsteuern. Von „Überschuldung“ ist dann die Rede, wenn das vorhandene Einkommen oder Ersatzeinkommen nicht mehr ausreicht, um allen finanziellen Verpflichtungen fristgerecht nachzukommen. Menschen, die von Überschuldung betroffen sind, können sich in der DG an folgende Dienste wenden: 1. Die anerkannten Schuldnerberatungsstellen Dazu gehören die Öffentlichen Sozialhilfezentren der Gemeinden St.Vith, Raeren, Eupen, Kelmis und Lontzen. Die vier ÖSHZ der übrigen südlichen Gemeinden haben eine Konvention mit der Verbraucherschutzzentrale abgeschlossen. Die Gemeinde St. Vith hat ebenfalls eine Konvention mit der Verbraucherschutzzentrale abgeschlossen um die juristische Beratung zu gewährleisten. 2. Das Referenzzentrum der Verbraucherschutzzentrale Ostbelgien Neben der „kollektiven Schuldenregelung“ kümmert sich das Referenzzentrum um die Akten überschuldeter Selbständiger, um überschuldete Personen mit Immobilienbesitz und um Personen, die Schulden im Ausland haben. Auch bemühen sich die Mitarbeiter um die Präventionsarbeit, um Überschuldungssituationen möglichst frühzeitig vorzubeugen. 3.Der Entschuldungsfond der Deutschsprachigen Gemeinschaft Dieser wurde 1992 eingerichtet und gewährt zinslose Kredite an überschuldetet Haushalte. Die Vergabebedingungen sind im Dekret vom 29.04.1996 festgelegt. Entwicklung: Seit Bestehen des Entschuldungsfonds wurden insgesamt 53 Anträge genehmigt, davon 26 in der Periode von 1993 bis 2003 und 27 in der Periode von 2002-2005. Auch bei den Schuldnerberatungsstellen und dem Referenzzentrum wächst die Zahl der Akten. Im Jahr 2004 belief sich die Zahl der gesamten Akten (Beratungsstellen und Referenzzentrum) auf 410. Davon waren 104 Paare mit Kindern betroffen und 78 Alleinerziehende. Beim Entschuldungsfonds wurden 2005 7 Anträge genehmigt, wobei bei 5 Anträgen Familien mit Kindern betroffen waren. Besorgniserregend ist die Tatsache, dass immer mehr Schulden in existentiellen Bereichen gemacht werden (Gesundheit, Wohnen, Energie).15 15 Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Statistische Erfassung von überschuldeten Personen 8 2. Beschäftigung 2.1 Abhängige Beschäftigung Laut Angaben des LSS gab es am 31.12.2004 in den Betrieben der DG 21.095 Beschäftigte, was im Vergleich zum Vorjahr einen relativ starken Rückgang der Anzahl Arbeitsplätze um 249 Einheiten bedeutet (- 1,2%). Im Gegensatz dazu hat die Zahl der Arbeitsplätze in Flandern und der Wallonie zugelegt (Flandern +1,2%, Wallonie +1,4%, in Brüssel hingegen -0,3%). Betriebsbezogene Daten machen deutlich, dass es in der DG zwischen 2002 und 2005 einen deutlichen Stellenabbau in einigen größeren Betrieben im Sekundärsektor (Industrie und Bausektor) und im Tertiärsektor (z.B. im Transportwesen) gegeben hat. Dieser ist teilweise auch auf Betriebsabwanderungen ins Ausland zurückzuführen16. Allerdings zeigt folgende Tabelle auch deutlich, dass die Entwicklung seit 1978 bis 2002 sehr positiv war und die DG die zweithöchste Zuwachsrate (nach Flandern) zu verzeichnen hatte. Den höchsten Zuwachs an Arbeitnehmern seit 1980 ist im Tertiärbereich zu verzeichnen (+62%). Im Sekundärsektor sind die Arbeitnehmerzahlen hingegen zurückgegangen (-17,9%). Im Primärbereich ist ebenfalls eine positive Entwicklung festzustellen, wenn auch weitaus weniger ausgeprägt als im Tertiärbereich (+8,2%). Allerdings sind in der DG immer noch proportional mehr Arbeitnehmer in der herstellenden Industrie tätig als auf Landesebene (DG 23,3%, auf Landesebene 16,5%, Stand 2004)17. 2.2 Pendler Aufgrund der Grenzlage zwischen Deutschland, Luxemburg und dem französischsprachigen Teil Belgiens spielen die Pendlerbewegungen für die DG eine nicht zu unterschätzende Rolle. Pendler/innen nach Luxemburg Stand 31.3.2006 Die Zahl der Pendler/innen ins Großherzogtum ist erneut angestiegen von 2.550 auf 2.651 Personen (+101 oder +4% zu 2005). Der Anstieg ist in diesem Jahr vor allem im Baufach (+66) und Handel/Reparatur (+39) zu beobachten und betrifft deutlich mehr Männer (+82) als Frauen (+19). Die Pendler nach Luxemburg sind sehr stark in den mittleren Altersgruppen konzentriert, der Anteil Älterer ist vergleichsweise niedrig. Pendler/innen nach Deutschland (Stand 2005) Die Zahl der Auspendler/innen nach Deutschland ist nach einer mehrjährigen Stagnation von 2004 nach 2005 wiederum angestiegen (um 145 Personen oder +2%). 2005 lag die Zahl der Pendler aus Belgien nach Deutschland bei 6.943 16 idem 17 ABEO Sozial- und Wirtschaftsstatistiken Aktualisierung 2007 9 Personen, wobei nicht genau bekannt ist, wie viele dieser Personen aus der Deutschsprachigen Gemeinschaft stammen. Der Großteil dieser Pendler arbeitet in den herstellenden Industrien, gefolgt vom Gesundheits- und Sozialwesen, dem Handel sowie den Dienstleistungen für Unternehmen. Auffällig ist der steigende Anteil der älteren Pendler/innen.18 2.3 Selbständige Beschäftigung 2004 waren 6.724 Personen in der DG als Selbständige registriert, was in etwa der Zahl vom Vorjahr entspricht. Die Zahl der Selbständigen war 2003 im ganzen Land deutlich gestiegen, was allerdings vorwiegend (wenn nicht gar ausschließlich) auf die Änderung des Selbständigenstatuts zurückzuführen ist (automatische Sozialversicherung für mithelfende Ehepartner/innen). Der Zuwachs entfiel im wesentlichen auf die Selbständigen im Haupterwerb (und hier bei den weiblichen Gehilfen). Bei den nebenberuflich Selbständigen ist 2004 ebenso wie in den Vorjahren - ein leichter Anstieg festzustellen, während die Zahl der nach der Pension noch Aktiven relativ beständig bleibt. Die Verteilung der Selbständigen auf die Sektoren hat sich jedoch durch den statistischen Effekt kaum verändert. 2004 sind rund 28% der Selbständigen im Handels- und Horecasektor, 24% in Industrie und Handwerk und 23% in der Landwirtschaft beschäftigt. Längerfristig betrachtet, ist ein Rückgang der Anzahl Landwirte (-21% in 10 Jahren) und eine Zunahme vor allem bei den Freien Berufen (+84% in 10 Jahren) und Dienstleistungsberufen (+52%) festzustellen. Doch auch die Industrie- und Handwerkstätigkeit hat über diesen Zeitraum zugelegt (+21%).19 Wie bereits gesagt und wie die beiden Graphiken zeigen, ist der Rückgang der Anzahl Selbständigen im landwirtschaftlichen Bereich sehr ausgeprägt. Klammert man den landwirtschaftlichen Bereich aus, so zählt die Deutschsprachige Gemeinschaft die zweithöchste Zuwachsrate im Bereich der Selbständigkeit in Belgien. 18 idem 19 idem 10 2.4 Aktivitätsstruktur Die aktive Bevölkerung, d.h. die Zahl der Personen zwischen 15 und 64 Jahren, die dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen (beschäftigt oder arbeitsuchend), weist in der DG bislang noch eine steigende Tendenz auf und beläuft sich laut Berechnungen des statistischen Dienstes der Wallonischen Region (IWEPS) in 2004 auf 31.787 Personen (2003: 31.340 Personen). Aus der Relation der aktiven Bevölkerung zur Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter ergibt sich für die DG eine Aktivitätsrate von 68,0%20. Die aktive beschäftigte Bevölkerung hat im Vergleich zu 1997 um 10,6% zugenommen (Stand 2005). Dies ist der höchste Zuwachs im Vergleich zu den anderen Regionen Belgiens. Gleichzeitig hat jedoch auch die Arbeitslosenrate im Vergleich zu den anderen Regionen in der DG am meisten zugenommen (+25,4%, Landesdurchschnitt im gleichen Zeitraum: +1,8%)21: Vor allen Dingen bei den Frauen hat sich die Beschäftigungsrate erhöht. Waren 1997 noch 46,9% der Frauen aktiv beschäftigt (als Arbeitnehmerin oder Selbstständige) so sind es in 2005 54,3%, dies entspricht einem Zuwachs von 15,8%. Im gleichen Zeitraum ist die Beschäftigungsrate bei den Männern um nur 2,9% gestiegen (Beschäftigungsrate 2005 bei Männern:73,6%). Die Beschäftigungsrate sowohl bei Frauen als auch bei Männern lag damit in 2005 über dem Landesdurchschnitt. Allerdings sind Frauen nach wie vor weitaus häufiger teilzeitbeschäftigt als Männer: 59% der beschäftigten Frauen und 9% der beschäftigten Männer arbeiten Teilzeit (Stand 2004). Bemerkenswert ist auch, dass es diesbezüglich kaum Unterschiede zwischen dem südlichen und nördlichen Teil der DG gibt. Voll- und Teilzeitberufstätigkeit nach Geschlecht *Sonstige: Interim-Beschäftigung, Saisonarbeit, zeitweilige Beschäftigung, unbestimmt Die Beschäftigungsrate liegt im Süden der Gemeinschaft höher um 5% höher als im Norden. 2.5 Arbeitslosigkeit Im Jahr 2000 lag die Arbeitslosenrate bei 5% in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Zu dem Zeitpunkt konnte man vor allen Dingen bei den Männern noch von einer quasi Vollbeschäftigung sprechen. Damals war die Arbeitslosenrate in der DG die niedrigste Belgiens. Von 2000 bis 2005 hat sich die Zahl der Arbeitslosen in der DG jedoch um 60% erhöht. Prozentual gesehen ist dies ein wesentlich höherer Anstieg als in den anderen Landesteilen, die im gleichen Zeitraum ebenfalls eine kontinuierliche Zunahme der Arbeitslosigkeit gekannt haben. 20 Tätigkeitsbericht des Arbeitsamtes der Deutschsprachigen Gemeinschaft 2006 21 ABEO Sozial- und Wirtschaftsstatistiken-Aktualisierung 2007 11 Dieser Trend kehrt sich in Flandern allerdings um, dort sind seit 2006 sinkende Arbeitslosenzahlen zu verzeichnen, so dass die Arbeitslosenrate in der DG jetzt über der Flanderns liegt. Obwohl in 2007 auch in der DG ein leichter Abwärtstrend der Arbeitslosenzahlen im Vergleich zum Vorjahr festzustellen ist (durchschnittliche Arbeitslosenrate 2006: 8,3%; im ersten Halbjahr 2007: 7,8%), ist die Arbeitslosenrate im Mai 07 in Flandern immer noch um 1,6% Prozentpunkte niedriger als in der DG, wo sie bei 7,6% liegt. Auf Landesebene beträgt sie 10,9%22. Laut Tätigkeitsbericht 2006 des Arbeitsamtes der Deutschsprachigen Gemeinschaft23 dürfte der starke Anstieg der Arbeitslosigkeit in den letzten Jahren vor allen Dingen auf folgende Faktoren zurückzuführen sein: - Nach 2001 ist die Konjunktur allgemein deutlich eingebrochen und hat auch in der DG zu einer insgesamt negativen Beschäftigungsentwicklung – und einem Anstieg bei den entschädigten Arbeitslosen - geführt. Diese Entwicklung zieht sich durch nahezu alle Sektoren und Berufsgruppen und bedeutet eine geringere Aufnahmefähigkeit des Arbeitsmarktes. - Die Arbeitsmarktchancen für gering Qualifizierte haben sich weiter verschlechtert und auch der Rückgang der Stellenangebote im ABM-Bereich (Arbeitsbeschaffende Maßnahmen, sprich Arbeitsstellen die staatlich bezuschusst sind) dürfte hierzu beigetragen haben. - Die demographische Verschiebung in Ostbelgien führt zu einer spürbaren Veralterung der Bevölkerung und die Anhebung der Altersgrenze für die Freistellung von der Arbeitsuche von 50 auf 58 Jahre (seit Juli 2002) erhöht nochmals zusätzlich die Zahl der aktiven Älteren. - Die DG kennt eine verstärkte Zuwanderung von Ausländern, wobei insbesondere Personen aus Nicht- EU-Ländern mit größeren Integrationsschwierigkeiten konfrontiert sind. Doch auch die Zahl der deutschen Arbeitslosen ist merklich gestiegen, was auf Arbeitsplatzverluste bei den Pendlern hindeutet. - Die unbefristete Eintragung von Sozialhilfeempfängern als Arbeitsuchende (ÖSHZ-Abkommen 2001), deren Zahl insgesamt ebenfalls deutlich angestiegen ist, sowie der Wegfall der Freistellung für LBA-Beschäftigte (ab Ende 2004) hat ebenfalls zum Anstieg der Vollarbeitslosen geführt. Dadurch fallen auch in der Zusammensetzung der Arbeitslosigkeit einige Verschiebungen auf: Der Anteil der Belgier ist rückläufig auf Kosten anderer Nationalitäten (vorwiegend Deutsche und Nicht-EU-Bürger aus dem osteuropäischen Raum). Der Anteil der Männer, der Langzeitarbeitslosen und insbesondere der Älteren wächst; ebenso der Anteil der Personen, die aufgrund vorheriger Teilzeitarbeit bzw. von einem ÖSHZ entschädigt werden. Der Anteil der Schulabgänger ist zurückgegangen, während vermehrt Personen aus den Sektoren Gesundheit & Soziales, Öffentliche Verwaltung und aus dem Horecasektor arbeitslos wurden. Dauer der Arbeitslosigkeit: Gut ein Drittel der Arbeitslosen (35%) war in 2006 seit weniger als 6 Monaten arbeitslos (Flandern:36%; Wallonie: 25%). Dieser Anteil ist in den letzten Jahren stark gesunken, vor allem auf Kosten der Gruppe der seit 2-5 Jahren Arbeitslosen. Die Zahl der Langzeitarbeitslosen (über 1 Jahr arbeitslos) hat sich innerhalb von 3 Jahren verdoppelt und ist nunmehr deutlich höher als die Zahl der Kurzzeitarbeitslosen (weniger als 6 Monate arbeitslos). Auch im Mai 2007 sind 50,2% der registrierten Arbeitslosen länger als 1 Jahr arbeitslos. Ausbildungsniveau und Gender: Laut Tätigkeitsbericht des ADG von 2005 beläuft sich der Anteil der unterqualifizierten Arbeitslosen (d.h. Personen, die höchstens über einen Primarschulabschluss oder die Mittlere Reife verfügen) in der DG auf 45% (im vgl. zu 49% in Flandern und 54% in der Wallonie). Ihr Anteil an den Arbeitslosen ist in den letzten Jahren etwas gesunken, während vorwiegend der Anteil der Personen mit einem ausländischen Schulabschluss entsprechend angestiegen ist. Die am wenigsten von Arbeitslosigkeit Betroffenen sind Menschen mit Hochschul- oder Universitätsdiplom und Menschen mit einer abgeschlossenen Lehre. Allerdings war der Anteil der arbeitslosen Frauen mit Uni- oder Hochschuldiplom im Vergleich zu Männern mit gleichem Ausbildungsniveau bisher sehr hoch: im Jahresdurchschnitt 2004, 2005 und 2006 fast immer doppelt so hoch. Im Mai 07 sehen diese Zahlen jedoch anders aus: hier sind es „nur“ noch 141 Frauen im Vergleich zu 99 Männern. 22 Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft 23 Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft- Jahresbericht 2006, S. 9 (http://www.dglive.be/PortalData/2/Resources/downloads/arbeit_beruf/ADG_TB_2006.pdf ) 12 Im Gegensatz dazu ist der Anteil der arbeitslosen Frauen und Männer mit einer abgeschlossenen Lehre in den letzten Jahren fast immer gleich. Etwa 55% der Arbeitslosen sind Frauen. Dieser Anteil liegt noch etwas über dem Wert der anderen Regionen Belgiens (52% im Landesschnitt). Die Arbeitslosenrate der Frauen in der DG liegt mit 10,7% deutlich über derjenigen der Männer (6,4%). Die Frauenarbeitslosigkeit insgesamt hat jedoch in den letzten zehn Jahren um ca.11% abgenommen, während sie bei den Männern um ca. 26% zugenommen hat. Jugendarbeitslosigkeit Die Aufgliederung der Arbeitslosen nach Altersgruppen zeigt, dass die Mehrheit der Arbeitsuchenden in der Altersgruppe der 35-50jährigen zu finden ist. Ein Vergleich mit dem Jahr 2001, als die Arbeitslosigkeit in der DG einen Tiefststand erreichte, zeigt jedoch, dass der seitdem erfolgte Anstieg der Arbeitslosigkeit insbesondere die über 50jährigen und die unter 25jährigen betrifft. Der Anteil der über 50jährigen an den Vollarbeitslosen ist damit von 12 auf 20% gestiegen, während der Anteil der Jugendlichen mit 21% stabil geblieben ist. Allerdings war im Jahr 2005 auch ein leichter Rückgang der Arbeitslosenrate bei den unter 25-jährigen zu verzeichnen im Vergleich zum Vorjahr und scheint sich dieser Trend für 2007 zu bestätigen. Stand Mai 2007: 17,9%24 Auf Landesebene beträgt die Jugendarbeitslosenrate (unter 25-Jährige) in Belgien laut Eurostat im April 07 19,5%, in den Niederlanden 5,6% und in Deutschland 12%25 Nationalität der Arbeitsuchenden Stand 2004 Stand 2006 Hier zeigt sich deutlich, dass Nicht EU Bürger, die im Jahr 2004 1,1% der Gesamtbevölkerung repräsentierten überdurchschnittlich häufig von Arbeitslosigkeit betroffen waren. In 2006 hat der Anteil der Arbeitslosen Nicht-EU Bürger jedoch etwas abgenommen, obwohl ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung weiter zugenommen hat. 24 Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft 25 Eurostat, Pressemitteilung 1. Juni 07 (kein direkter Vergleich möglich mit Zahlen der DG da andere Berechnungsgrundlage) 13 3. Gesundheit 3.1 Allgemeines Neben den Angaben der Dienststelle für Personen mit Behinderung der Deutschsprachigen Gemeinschaft kann ich an dieser Stelle meist nur auf allgemeine Tendenzen auf Landesebene verweisen und auf Ergebnisse der letzten Volkzählung. Laut Angaben der Dienststellen für Personen mit Behinderung26 der Deutschsprachigen Gemeinschaft • stellen Treppen und Bordsteine für 3-4 % der Bevölkerung ein Hindernis dar (Mütter mit Kinderwagen nicht eingerechnet), 0,25 % sind für ihre Fortbewegung auf einen Rollstuhl angewiesen; • haben 2,6 % eine geistige Behinderung; • sind 2,1 % der Bevölkerung pflegebedürftig; • sind 0,13 % der Menschen erblindet, davon: - 16 % unter 16 Jahren - 25 % zwischen 18 und 60 Jahren (vorwiegend auf Unfälle zurückzuführen) - 60-65 % über 65 Jahre; • sind 0,1 % der Bevölkerung hörgeschädigt, 75 % davon stark hörgeschädigt; • sind 0,15% der Menschen an Multipler Sklerose erkrankt; • leiden etwa 0,1 ‰ der Bevölkerung an der Huntington'schen Krankheit; weisen 0,5 ‰ der Menschen eine autistische Behinderung auf (davon 4/5 Jungen und 1/5 Mädchen); • benötigen etwa 0,5 ‰ der Bevölkerung aufgrund einer psychischen Behinderung einen angepaßten Arbeitsplatz; • leiden 3 ‰ der Bevölkerung an Aphasie (ein durch Schädigung des Gehirns entstandener vollständiger oder teilweiser Verlust der Fähigkeit, mündlich oder schriftlich mit anderen zu kommunizieren); • liegen jährlich aufs Neue 0,5 ‰ der Bevölkerung 1-2 Wochen, 0,2 ‰ der Bevölkerung 3-4 Wochen und 0,06 ‰ der Bevölkerung ein halbes Jahr und länger im Koma; • werden jährlich 0,03 ‰ der Menschen durch einen Unfall querschnittgelähmt; • leiden 2,4 % der Menschen an Diabetes (Typ I und II); • leiden 0,6 % der Bevölkerung an Epilepsie (inklusive einmalige Anfälle); • leiden 4 % der Menschen an Osteoporose. 3.2 Zugang zu medizinischer Dienstleistung In Belgien besteht ein breiter Zugang zur Krankenversicherung, beinahe 99% der Bevölkerung profitieren von diesem System und doch lebten im Jahre 2004 10% der Bevölkerung in Haushalten, in denen mindestens ein Mitglied des Haushalts aus finanziellen Gründen eine notwendige medizinische Intervention verschieben oder fallen lassen musste. Auch das Observatoire du Crédit et de l’endettement weist darauf hin, dass der Anteil der “Gesundheits- Schulden“ sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt hat. Dabei hat sich auch der schuldig gebliebene Betrag in diesem Zeitraum um 25% erhöht. (von durchschnittlich 836,22€ auf 1045,39 €). Auch flämische Hausärzte machen auf die steigende Anzahl Klienten aufmerksam, die Schwierigkeiten haben ihre Rechnung zu bezahlen (ca. 10%). Zwar kann auf das System des „Drittzahlers“ zurückgegriffen werden (eine Errungenschaft des ersten allgemeinen Berichts über die Armut, die es Menschen mit geringem Einkommen ermöglicht nur den Eigenanteil an den Arzt zu entrichten, der Arzt rechnet den Rest direkt mit der Krankenkasse ab), jedoch stellt selbst dieser relativ geringe Betrag für einige Familien ein Problem dar. Des Weiteren gibt es zahllose medizinische Interventionen, die kaum oder geringfügig rückerstattet werden von der Krankenkasse (Brillen, Zahnspangen, ...). Vor allen Dingen wenn Krankenhausaufenthalte oder Spezialisten konsultiert werden müssen, können die Kosten leicht 60% des Einkommens erreichen. Auch die ÖSHZ der Deutschsprachigen Gemeinschaft müssen immer öfter in Gesundheitskosten intervenieren und verschulden sich Menschen immer häufiger um ihre medizinischen Behandlungen zahlen zu können27. 26 Sozial- und Wirstschaftsstatistiken- Aktualisierung 2007, ABEO 27 Laut Analyse des Ministeriums - Entschuldungsfond 14 Menschen, die keinen legalen Aufenthaltsstatus haben, sind noch viel mehr benachteiligt. Zwar haben diese, im Gegensatz zu den Menschen in den Niederlanden und Deutschland, in Belgien ein Recht auf „dringende“ medizinische Versorgung, doch bietet dieses System einen weniger umfassenden Zugang zu medizinischen Dienstleistungen wie beispielsweise das Krankenkassensystem. Und es mangelt an Wissen über die Rechte in bezug auf die dringende medizinische Hilfe, da der dringende Charakter verschiedenartig interpretiert wird, was zu Rechtsunsicherheit führt. Laut der letzten Volkszählung, die in 2001 in Belgien durchgeführt wurde, sind die Menschen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft am wenigsten zufrieden mit den Angeboten an medizinischen Dienstleistungen. Vor allen Dingen die Gemeinden mit sehr ländlichem Charakter schneiden hier schlecht ab28. 3.3 Leben mit einer Behinderung Die genaue Zahl der behinderten Menschen, die in der Deutschsprachigen Gemeinschaft leben, ist nicht bekannt. Eine vollständige Erfassung dieser Menschen würde ein ethisches Problem aufwerfen, da genau definiert werden müsste, wer als behindert gelten muss. Eine Behinderung hängt zudem weitgehend vom gesellschaftlichen Umfeld ab, d.h. inwiefern behindern wir die betreffende Person im Alltag, im Beruf, im Zugang zu Gebäuden,... Auf Ebene der Deutschsprachigen Gemeinschaft liefert die Anzahl der bei der Dienststelle für Personen mit Behinderung eingeschriebenen Personen jedoch einen Anhaltspunkt. Die Dienststelle verwaltet etwa 4000 Akten (d.h. 5,7% der Bevölkerung), jährlich kommen durchschnittlich 65 neue Akten hinzu. Was die Anzahl der Kinder und Jugendlichen mit einer Behinderung anbelangt, so ist diese Zahl ebenfalls nicht zu beziffern. Im Jahresbericht der Dienststelle heißt es hierzu: Bei etwa 8% der Neugeborenen sind Entwicklungsverzögerungen zu verzeichnen, 2,5% von ihnen bleiben behindert. Hier bezieht man sich jedoch auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation, die so nicht ohne weiteres übertragbar auf die Situation der DG sind. Kind en Gezin, das flämische Pendant zum Dienst für Kind und Familie der DG, nennt in seinem Jahresbericht, dass in Flandern 1,5% der Kinder mit einer Entwicklungsverzögerung geboren werden. Diese Zahl ist jedoch auch nicht sehr deutlich, da bei der Geburt selten bereits von Entwicklungsverzögerung gesprochen werden kann. Etwa 5,7% der Gesamtbevölkerung werden also von der Dienststelle für Personen mit Behinderung begleitet. Die Frühhilfe Ostbelgien, der ambulante Frühförderungsdienst der Dienststelle, betreute im Gegensatz dazu im Jahre 2005 ca. 1,4% der 0 bis 6 Jährigen. „Nutznießer“ des Kindergelds die weniger als 21 Jahre alt sind und eine Beeinträchtigung aufweisen29 Hierbei handelt es sich um einen Kindergeldzuschlag, der für Kinder gezahlt wird, die mindestens zu 66% beeinträchtigt sind (körperlich oder geistig). Nach dem neuen Punktesystem, dass für Kinder, die nach dem 1. Januar 1996 geboren sind, gilt, wird unterschieden zwischen körperlicher und geistigen Einschränkungen, Einschränkungen in der Aktivität und der Partizipationsmöglichkeiten des Kindes und die Konsequenzen für das familiäre Umfeld. Die Höhe des Zuschlags richtet sich dabei nach dem Ausmaß der Einschränkungen in den 3 genannten Bereichen. In der DG erhielten im Jahr 2003 157 Kinder und Jugendliche diesen Zuschlag. Dies sind 1,88% aller Kinder für die Kindergeld in der DG gezahlt wird. Dieser Proporz ist dabei der höchste in ganz Belgien (zum Vergleich: Proporz für Belgien insgesamt: 1,34%, Proporz in der Provinz Luxemburg: 1,26%). 28 Sozial- und Wirtschaftsstatistiken – ABEO, Aktualisierung 2007 29 Recensement géographique – 2003, ONAFTS 15 4. Bildung 4.1 Allgemeines Leider verfügt die Deutschsprachige Gemeinschaft kaum über Zahlenmaterial zum allgemeinen Bildungsniveau der Bevölkerung. Auch gibt es kaum Angaben zu Hochschulabsolventen, da die Deutschsprachige Gemeinschaft nur über 1 Hochschule verfügt (Autonome Hochschule, Krankenpflege + Grundschullehrerausbildung) und nicht bekannt ist, wie viele Studenten aus der DG an Universitäten und Hochschulen im übrigen Landesteil oder im Ausland studieren und dort einen Abschluss erzielen. Allerdings fördert die DG in den letzten Jahren verstärkt das „Lebensbegleitende Lernen“ einerseits durch spezielle Fördermittel bei der Teilnahme an Weiterbildungen (Berufliche Aus- und Weiterbildungsoffensive) und durch eine Informationsstelle, die umfassend über die Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten informiert und berät (WIB: Weiterbildung – Information - Beratung). Gut dokumentiert ist hingegen die Schulbevölkerung. Allerdings wird hier, im Gegensatz zu Flandern, nicht der sozioökonomische Hintergrund der Schüler/innen systematisch erfasst, so dass wir diesbezüglich nur auf die Internationale Vergleichsstudie „Pisa“ zurückgreifen können, die neben den Kenntnissen auch den sozioökonomischen Hintergrund der Schüler/innen abfragt. 4.2 Das Schulsystem Die Organisation des Unterrichtswesens gehört seit 1990 zu den Kompetenzen der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Rund 14 000 Schülerinnen und Schüler besuchen jährlich die Kindergärten, Grund- und Sekundarschulen der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Dabei können sie 3 Kindergartenjahre besuchen (im Alter von 3 bis 6 Jahren), 6 bis maximal 7 Grundschuljahre (in der Regel im Alter von 6 bis 12 Jahre), und mindestens 6 Sekundarschuljahre (von 12 bis 18 Jahren). In Belgien besteht Unterrichtspflicht von 6 bis 18 Jahren. Allerdings muss der Unterricht dabei nicht in einer Schule erfolgen. Eltern können ihre Kinder auch beispielsweise zu Hause unterrichten (lassen). Ab dem Alter von 15 Jahren und nach Beendigung des zweiten Sekundarschuljahres besteht Teilzeitunterrichtspflicht. Im Gegensatz zu vielen anderen europäischen Ländern ist der Kindergarten in Belgien fester Bestandteil des Unterrichtswesens. Ab dem Alter von 3 Jahren haben alle Kinder das uneingeschränkte Recht den Kindergarten zu besuchen (Bemerkung: in den beiden anderen belgischen Gemeinschaften besteht dieses Recht bereits ab dem Alter von 2,5 Jahren). Obwohl für Kinder unter 6 Jahren keine Unterrichtspflicht besteht, besuchen rund 98% der 3-Jährigen den Kindergarten regelmäßig. In der Regel besuchen die Kinder den Kindergarten daher während 3 Jahren. Im Mittelpunkt der erzieherischen Arbeit des Kindergartens stehen die Sprachförderung, die Sozialisation und die Persönlichkeitsentfaltung des Kindes. Vom Kindergarten bis zum 6. Schuljahr ist der Unterricht für alle Kinder gleich (Ausnahme Förderschule). Die 1. Stufe des Sekundarunterrichts (die Beobachtungsstufe) ist eine gemeinsame Stufe. Konkret bedeutet dies, dass für alle Kinder an gleich welcher Sekundarschule ein identisches Angebot in der 1. Stufe besteht; lediglich in den Ergänzungsfächern und in den musischen Fächern bestehen Unterschiede, die dem jeweiligen Schulprojekt entsprechen. Am Robert-Schuman-Institut (RSI), am Technischen Institut St.Vith(TI) und am Maria-Goretti- Institut (MG) bestehen in der ersten Stufe differenzierte Klassen (sogenannte berufliche Klassen) für Schüler, die nicht über das Grundschulabschlusszeugnis verfügen oder große Lernschwierigkeiten aufweisen. Ziel dieser Klassen ist es, den Schülern die Möglichkeit zu geben, nach dem 1. oder gegebenenfalls nach dem 2. Jahr das Grundschulabschlusszeugnis zu erwerben. Nach der Beobachtungsstufe folgen die Orientierungsstufe (3.+4. Jahr) und die Bestimmungsstufe (5. + 6. Jahr). Ab der Orientierungsstufe wird unterschieden zwischen dem Allgemeinbildenden Unterricht, dem technischen Übergangsunterricht, und dem technischen und beruflichen Befähigungsunterricht. 16 Für Schüler mit erheblichen Lernschwierigkeiten oder mit einer leichten bis schweren geistigen Behinderung, in einigen Fällen auch mit körperlichen Schwächen verbunden, bestehen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft vier Förderprimarschulniederlassungen und eine Fördersekundarschule. Seit 1998 besteht für die Förderschüler auch die Möglichkeit in die Regelschule integriert zu werden für jeden Schüler muss ein Projekt erstellt werden und seitens des Ministeriums werden im Rahmen der Möglichkeiten Fachkräfte zur Verfügung gestellt, um diese Schüler besonders zu unterstützen. Im allgemeinen erzielen die Schüler/innen der Deutschsprachigen Gemeinschaft in internationalen Vergleichen (Pisa) überdurchschnittlich gute schulische Resultate. Allerdings lässt sich nur wenig sagen über das Ausbildungsniveau welches die Schüler der DG letztendlich im allgemeinen erreichen. Der Wirtschafts- und Sozialrat der Deutschsprachigen Gemeinschaft schätz in einer Studie zur Ausbildung und Beschäftigung30, dass weniger als die Hälfte der Schüler die Schulen der DG mit dem Abitur verlassen. Vergleicht man den Proporz der letzten Jahre, so kann man einen leichten Rückgang im allgemeinbildenden Unterricht und eine Zunahme im beruflichen und technischen Unterricht feststellen: Aufteilung der Schüler/innen nach Schultyp (Sekundarbereich)31 Schultyp 1. Jahr AU 1. Jahr BU 3. Jahr AU 3. Jahr BU 3. Jahr TB 3. Jahr TÜ 6. Jahr AU 6. Jahr BU 6. Jahr TB 6. Jahr TÜ Alle AU Alle BU Alle TB Alle TÜ Schuljahr01-02 94,3% 5,7% 56,7% 17,61% 21,3% 4,3% 61,6% 10,2% 24,09% 3,9% 70% 12,6% 13,9% 2,7% 02-03 91% 9% 55,4% 17,9% 21,4% 5,1% 64,2% 8,6% 21,8% 5,1% 69,4% 13,5% 13,8% 3,1% 04-05 90,3% 9,7% 57% 17,4% 21,9% 3,4% 56% 10,4% 25,6% 6,8% 68,8% 14,1% 13,9% 3% (AU= allgemeinbildender Unterricht; BU= beruflicher Unterricht; TB technischer Befähigungsunterricht; TÜ technischer Übergangsunterricht) 4.3 Schulrückstand in der DG Von Schulrückstand spricht man dann, wenn ein/e Schüler/in eine niedrigere Klassenstufe besucht, als es aufgrund ihres/seines Alters möglich wäre. Dies kann zwei Hauptursachen haben: Spätere Einschulung Wiederholung des Schuljahres Bereits 1993 ist eine sehr interessante Studie32 zum Schulversagen in der Deutschsprachigen Gemeinschaft veröffentlicht worden, in der der hohe Schulrückstand ebenfalls behandelt wurde. Die Situation hat sich seitdem nicht verändert, obwohl einige der Empfehlungen, die in dieser Studie gemacht worden sind, wie beispielsweise die Anwendung der Stufenpädagogik in den Grundschulen, eingeführt worden sind. 30 Ausbildung und Beschäftigung 2010-Im Rahmen von ISAQ durchgeführte Studie im Auftrag des WSR, 2004 31 Unterrichtsverwaltung der DG, eigene Berechnungen 32 Schulversagen- Versuch einer Bestandsaufnahme- Plädoyer für eine Pädagogik des Anschlusses, April 93 - CAB 17 Genannte Gründe des Unterrichtsministeriums33 für den Anstieg des Schulrückstand: Anstieg der Anzahl Kinder, die die deutsche Sprache nicht beherrschen ( seit 99 zunehmend mehr Asylbewerberkinder) Anstieg der sozialen Probleme, vor allen Dingen Trennung der Eltern Zunehmender Medienkonsum Spätere Einschulung der Kinder (vor allen Dingen im Norden der DG) Auffallend ist vor allen Dingen, dass der Schulrückstand bereits in der 6. Primarschulklasse bei etwa 20% liegt und schon im Kindergarten einsetzt. Dabei ist der Rückstand in der 1. Stufe der Grundschule im Norden der Gemeinschaft signifikant höher als im Süden. Auch sind hier weitaus mehr Jungen als Mädchen betroffen. Hier spielt sicherlich auch die Tendenz einiger Eltern, vor allen Dingen im Norden der DG, eine Rolle ihre Kinder später einzuschulen als vom Gesetzgeber vorgesehen. Schüler/innen mit Schulrückstand nach Schultyp34 Schultyp und Stufe Schuljahr 01-02 Schuljahr 02-03 Schuljahr 04-05 1. Kindergartenjahr 3. Kindergartenjahr 6. Primarschulklasse 4,4% 6,8% 17,8% 8,7% 18,2% 1,1% 9,36% 21,27% 1. Jahr AU 1. Jahr BU 22% 61% 20% 70% 22% 72% 3. 3. 3. 3. Jahr Jahr Jahr Jahr AU BU TB TÜ 21% 68% 56% 26% 19% 71% 53% 25% 21% 68% 49% 29% 6. 6. 6. 6. Jahr Jahr Jahr Jahr AU BU TB TÜ 21,5% 70% 44% 28% 15,8% 64,4% 57% 33% 21% 75% 61% 33% Schulrückstand von 15-Jährigen in der DG35 im Vergleich zu anderen Regionen: Flämische Gemeinschaft: 23% (2003: 27%) Französische Gemeinschaft: 44% (2003: 42%) Deutschsprachige Gemeinschaft: 42% (2003:46%) Finnland: 0 % (zwar existiert auch in Finnland noch das „Sitzen bleiben“, jedoch nur in absoluten Ausnahmefällen, die Zahl ist dabei so verschwindend gering, dass sie statistisch gesehen kein Gewicht hat) Die DG, die Französische Gemeinschaft, Deutschland, Frankreich sowie Luxemburg gehören denn auch zu den Gebieten mit dem höchsten Schulrückstand der im Rahmen der Pisa-Studie untersuchten Länder. 4.4 Förderschule und sonderpädagogischer Förderbedarf Laut Eurydice Angaben wiesen im Jahr 2000 2,7 % der Schüler der DG einen sonderpädagogischen Förderbedarf auf. 2,3% dieser Schüler waren in getrennten Strukturen untergebracht (Sonderschulen). In 2007 besuchen 1,7% der 33 Gespräch mit einem Beamten des Unterrichtswesens 34 Abteilung Unterrichtswesen, statistische Jahrbücher 35 Pisa 2003-Pädagogische Dienstsstelle und Pisa 2006- Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft 18 Primarschüler/innen eine Förderschule, davon 0,3% im Kindergarten. Daneben wurden rund 200 Kinder in der Regelschule sonderpädagogisch betreut. 4.5 Teilzeitunterricht Der Teilzeitunterricht ist 1996 offiziell per Dekret in der Deutschsprachigen Gemeinschaft eingeführt worden. Bis dahin hatte es aber schon fast 10 Jahre lang inoffizielle Projekte gegeben. Er richtet sich an. o o o o Jugendliche denen es schwer fällt, dem Vollzeitunterricht zu folgen Jugendliche, die keinen Zugang zur mittelständischen Lehre haben Jugendliche, die sich für das duale System entschieden haben und im Rahmen einer Industrielehre oder eines Arbeitsvertrages § 497 den TZU besuchen. Schulschwache Schüler, die einer beruflichen und sozialen Reintegration bedürfen Die Schüler erhalten am Ende des Schuljahres eine Schulbescheinigung und/oder ein Zertifikat über die erworbenen Fähigkeiten. Sie können im Teilzeitunterricht also keinen anerkannten Abschluss erwerben. Ein Lehrplan existiert nicht. Der Groβteil der 44 im Schuljahr 05-0636 eingeschriebenen Schüler/innen, des TZU sind männlich (ca. 80%) und zwischen 16 und 17 Jahren. Seit Schaffung des TZU steigen die Schülerzahlen kontinuierlich an, vor allen Dingen die Zahl der Schüler/innen, die eine Lehre abgebrochen haben steigt37. 4.6 Situation ausländischer Kinder Bemerkung: im folgenden verwende ich den Begriff ausländische Schüler/innen für Schüler/innen die weder die belgische, noch die deutsche, noch die luxemburgische Staatsangehörigkeit haben. Das Thema ausländische Kinder ist für das Unterrichtswesen der DG relativ neu. Nachdem der Gesetzgeber 1999 beschlossen hatte, dass jede belgische Gemeinde verpflichtet ist, eine bestimmte Anzahl Asylbewerber aufzunehmen, zogen Asylbewerber und ihre Kinder erstmals verstärkt in die DG. Mit dieser neuen Situation konfrontiert, verabschiedete der Rat ein Dekret für die sogenannten „Neuankommenden“ Schüler/innen: Für die Betreuung von sogenannten „Neuankommenden Schülern, sprich Schüle/innen die frühestens seit dem 1. Februar des vorhergehenden Schuljahres in einer Schule in der Deutschsprachigen Gemeinschaft eingeschrieben sind und zwischen 3 und 18 Jahre alt sind, der Unterrichtssprache nicht mächtig sind und ihren Wohnsitz oder ständigen Aufenthaltsort in einer der neun Gemeinden des deutschen Sprachgebietes haben oder die Schule bzw. Studienrichtung, in die sie sich einschreiben möchten, ist die nächstgelegene Unterrichtseinrichtung, erhalten Schulen eine spezifische Unterstützung. Einerseits kann eine Übergangsklasse eingerichtet werden (für Primarschulen, dort wo ein Aufnahmezentrum für Asylsuchende eingerichtet worden ist, für Sekundarschulen eine im Norden und eine im Süden der Gemeinschaft) andererseits kann das Stundenkapital erhöht werden, je nach Anzahl Neuankommender Schüler. Seither wächst die Zahl der ausländischen Schüler/innen von Jahr zu Jahr. Im Schuljahr 01-02 besuchten 93 ausländische Kinder die Primarschulen der DG. Im Schuljahr 04-05 sind es bereits 333 ( 5,56% aller Schüler/innen). 36 Ministerium der Deutschsprachigen Gemeinschaft - Unterrichtsverwaltung Teilzeitunterricht in der Deutschsprachigen Gemeinschaft- Studienabschlussarbeit zur Erlangung des Graduates in Arbeits- und Sozialwissenschaften, Ingrid Schleck-Pauels 37 19 Im gleichen Schuljahr besuchten 219 ausländische Schüler/innen die Sekundarschulen der DG ( 4,4% aller Schüler/innen). Im Schuljahr 01-02 waren es 189 Schüler/innen. 94 von diesen 219 Schüler/innen besuchten dabei Schulen mit ausschließlich beruflicher oder technischer Qualifikationsrichtung, sprich 42% (belg. Schüler/innen: 31%). 50% dieser Schüler/innen weisen einen Schulrückstand auf. Auch in der Primarschule weisen 50% der ausländischen Kinder (Nicht-EU) einen Schulrückstand auf und rund 13% der belgischen Schüler38. 4.7 Armut und Sozioökonomischer Einfluss auf Bildungschancen Generell ist Belgien eines der Länder, in denen der sozioökonomische Hintergrund die Schülerleistung stark beeinflusst. Belgischer Spitzenreiter dabei ist die Wallonie, wobei auch in Flandern der sozioökonomische Hintergrund eines Kindes noch immer einen großen Einfluss auf dessen Leistungen hat. Bisher war dies auch der Fall in der Deutschsprachigen Gemeinschaft. Die Pisa Studie 2003 ergab, dass die Chance eines Kindes dessen Eltern dem unteren Quartil angehörte (geringe Bildung, niedriges Einkommensniveau, zu Hause gesprochene Sprache eine andere als die „Schulsprache“, Besitz von Kulturgütern,...), 2,3 mal höher war auch im unteren Leistungsniveau im Bereich Mathematik zu landen als bei anderen Kindern. Der OECD-Durchschnitt betrug damals 2,2. Die letzte Pisa –Studie39 kommt jedoch zu ganz anderen Ergebnissen. Demnach ist die DG nach Finnland das Gebiet in dem der sozioökonomische Hintergrund eines Schülers am wenigsten Einfluss auf die Schülerleistungen hat. Für Flandern und die vor allen Dingen die Wallonie bleibt der Einfluss jedoch ungebrochen groß. Über die Gründe für diese erfreuliche Veränderung in der Deutschsprachigen Gemeinschaft kann zu diesem Zeitpunkt nur spekuliert werden und bedarf es näherer Untersuchungen. Eines dürfte jedoch mit Sicherheit dazu beigetragen haben: Chancengleichheit im Unterricht ist in den letzten Jahren in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit in der Bildungspolitik der Deutschsprachigen Gemeinschaft gerückt. Dementsprechend wurden Maßnahmen ergriffen und sind weitere in Planung. Die Zukunft wird zeigen, spätestens bei der nächsten Pisa –Studie, ob diese den Einfluss des sozioökonomischen Hintergrunds auf die Schülerleistungen nachhaltig beeinflussen. 38 Statistische Jahrbücher, Unterrichtswesen der DG 39 Pisa 2006, Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft 20 5. Wohnsituation 5.1 Allgemeines Im allgemeinen sagt man, die Belgier seien mit einem Ziegelstein im Bauch geboren und auch in der DG gibt es viele Häuslebauer und so lebt auch die Mehrzahl der Bevölkerung in Einfamilienhäuser. Allerdings ist die Zahl der Wohnungen (Häuser), die von den Hauseigentümern und ihren Nutznießern bewohnt sind, niedriger als auf Landesebene. Der Wohnkomfort ist im allgemeinen höher als in den beiden übrigen Landesteilen, so gibt es hier mehr Wohnungen mit Zentralheizungen und einem Bad als auf Landesebene40. 5.2 Zugänglichkeit zum Wohnungsmarkt Dennoch gibt es auch hier Probleme im Wohnbereich. Um diese Probleme zu lösen stehen verschiedene Instrumente zur Verfügung: A) Soziale Wohnungsbaugesellschaften In der Deutschsprachigen Gemeinschaft bestehen 2 soziale Wohnungsbaugesellschaften: „Nosbau scrl“ für die nördlichen Gemeinden Kelmis, Raeren, Lontzen und Eupen und „Öffentlicher Wohnungsbau Eifel s.c.“ für die fünf südlichen Gemeinden St. Vith, Büllingen, Bütgenbach, Burg-Reuland und Amel. „Nosbau scrl“ verwaltet 1055 Häuser und Wohnungen in der DG und „Öffentlicher Wohnungsbau Eifel s.c.“ 123 Wohneinheiten. Insgesamt also 1178 Wohneinheiten. Die Zuteilung der Wohnung liegt einem Punktesystem zugrunde. Je nach Dringlichkeit und familiärer und sozialer Situation werden den Antragstellern Punkte zugewiesen. Daneben muss die Wohnung der Zusammensetzung der Familie entsprechen. Die Miete wird nach dem Wert der Wohnung, dem Einkommen und der Zusammensetzung des Haushalts berechnet. B) Soziale Immobilienagentur Im Gegensatz zu den öffentlichen Wohnungsgesellschaften ist die soziale Immobilienagentur nicht Besitzer der Häuser, welche sie zur Verfügung stellt, sondern sie versucht, bestehenden Wohnraum auf dem privaten Wohnungsmarkt für Menschen in prekären Situationen zu erschließen. Das Rahmengesetz der wallonischen Region beschreibt die Aufgaben der sozialen Immobilienagentur folgendermaßen: Die bestmögliche Anpassung der potentiell verfügbaren Wohnungen an die auf lokaler Ebene registrierten sozialen Bedürfnisse anvisieren. Wohnungsverwaltungs- und Mietverträge mit deren öffentlichen oder privaten Eigentümern abschließen. Die vorerwähnten Güter in das Mietangebot der gesunden Wohnungen zugunsten der Haushalte in prekären Verhältnissen oder mit geringem Einkommen eingliedern oder wieder eingliedern. Als Vermittler zwischen den Eigentümern –Vermietern und den Mietern, die sich kurz vor dem sozialen Ausschluss befinden, handeln. Seit dem 1. Juni 2005 ist die VoE Wohnraum für Alle, die bereits seit 1995 existiert als soziale Immobilienagentur von der wallonischen Region anerkannt. Diese verwaltet zur Zeit 32 Wohnungen und Häuser. Daneben begleitet und unterstützt sie weitere 21 Familien oder Alleinstehende, die auf Wohnungssuche sind41. C) Notaufnahmewohnungen Gesetzliche Grundlagen: Dekret der Deutschsprachigen Gemeinschaft vom 9. Mai 1994: Demnach sind Notaufnahmewohnungen, Wohnungen, die von Einrichtungen für die vorübergehende Unterbringung von Personen, die sich in einer Notlage befinden, eingerichtet sind. Auch muss eine Begleitung der Bewohner durch einen Sozialdienst gewährleistet werden. Das öffentliche Sozialhilfezentrum entscheidet, ob eine Notlage vorliegt und stellt eine entsprechende Bescheinigung aus. Das Öffentliche Sozialhilfezentrum, bei dem die Bescheinigung beantragt worden ist, überprüft regelmäßig die Lebenslage der Personen, die in einer Notaufnahmewohnung untergebracht sind. 40 Laut Ergebnissen einer sozioökonomischen Erhebung – Volkszählung 2001 41 Wohnraum für Alle -Tätigkeitsbericht 2005 21 Wenn die Notlage nicht mehr besteht, entscheidet es über den Entzug der Bescheinigung nachdem es das Gutachten des Trägers eingeholt hat. In der Deutschsprachigen Gemeinschaft bestehen zur Zeit insgesamt 77 Notaufnahmewohnungen, in denen maximal 203 Personen aufgenommen werden können. Im Süden: 15 Wohneinheiten Im Norden: 62 Wohneinheiten Neben diesen Maßnahmen, können die Öffentlichen Sozialhilfezentren auch Mietzuschüsse gewähren. Entwicklung: Von 1996 bis 2001 sind die Mietpreise in Belgien um durchschnittlich 10,6% gestiegen. Am deutlichsten gestiegen sind die Preise im sozialen Wohnungsbau (19,8%42). Sprich, gerade die Wohnungen, auf die Menschen mit geringem Einkommen zurückgreifen müssen, haben eine höhere Preissteigerung erfahren als andere Wohnungen. Die Autoren des Zweijahresberichts des Zentrums für Chancengleichheit weisen denn auch in ihrem Bericht von 2003 auf die Aktualität und Brisanz dieser Thematik hin (zunehmend mehr Obdachlose, ungesunde, zu enge Wohnungen). Dabei ist das Recht auf menschenwürdiges Wohnen in der Belgischen Verfassung (Art. 23) fest verankert. In der DG scheint die Entwicklung nicht anders zu sein. Auch hier leben Menschen in zu engen, ungesunden Wohnungen und wird der Zugang zu qualitativen, dabei jedoch erschwinglichen Wohnraum immer schwieriger. Im August 2005 lagen Nosbau beispielsweise 589 Anträge auf eine Sozialwohnung vor, davon gehörten 360 Antragsteller zur niedrigsten Einkommensklasse, sprich mit einem steuerbaren Jahreseinkommen unter 10 000€ für Alleinstehende und 13 650€ für einen Mehrpersonen-Haushalt (plus 1850€ pro Kind) Demgegenüber standen 56 Auszüge in diesem Monat. Im Oktober 200743 stehen 568 Kandidaten auf der Warteliste. Allerdings sieht der Gesetzgeber vor, dass die Sozialen Wohnungsbaugesellschaften auch Angebote im mittleren Wohnungsbau vorsehen müssen, sprich für Menschen mit einem Einkommen bis 37 500€/Jahr. Dies hat zur Folge, dass einerseits Wohnungen leer stehen, weil im mittleren Wohnungsbau das Angebot größer ist als die Nachfrage, andererseits eine lange Warteliste bei den unteren Einkommenskategorien besteht. Auch die Mieteinnahmen sinken, weil die Einkommen der Mieter sinken (die Miete richtet sich nach dem Einkommen) und ein Ende dieser Tendenz ist nicht absehbar, da die Einkommen der Kandidaten auf der Warteliste im Durchschnitt noch geringer sind als die der jetzigen Mieter. Auch die soziale Immobilienagentur moniert in ihrem Jahresbericht 2005: „Es scheint uns von Jahr zu Jahr schwerer, bezahlbaren Wohnraum zu finden und zu behalten. Die Mietpreise auf dem privaten Wohnungsmarkt sind in den letzten Jahren erschreckend gestiegen... Immer mehr Menschen bedürfen unserer Hilfe, um angepassten Wohnraum zu finden.“ Aussage eines Mitarbeiters des Wohnungsdienstes der Stadt Eupen, der unter anderem die Notaufnahmewohnungen betreut: „Die Rotation (Ein- und Auszug) könnte erhöht werden, wenn genügend erschwinglicher Wohnraum zur Verfügung stehen würde. Die Mietpreise sind jedoch in den letzten Jahren sehr stark gestiegen und die Wartelisten bei den öffentlichen Wohnungsgesellschaften lang.“ Ein Studio für eine alleinlebende Person (25-30 m2) kostet durchschnittlich auf dem privaten Wohnungsmarkt zwischen 280 und 350 € + Nebenkosten. Dies ist für jemand der bspw. das Eingliederungseinkommen bezieht, also 644,48 € pro Monat, kaum erschwinglich. Übrig bleiben häufig Wohnungen in schlechtem Zustand, zu enge Wohnungen oder weit ab von den Zentren, was wiederum Mobilitätsprobleme mit sich bringt. 42 43 La hausse des loyers- Institut pour un Développement Durable avril 2004 Interview mit dem Präsidenten, Vize-Präsidenten und Geschäftsführer von Nosbau, Grenz-Echo vom 20.10.07 22 Alarmierend ist besonders die Tatsache, dass die Hälfte der von der sozialen Immobilienagentur vermittelten Mieter ihr Einkommen aus einer bezahlten Arbeit beziehen. Das Wohnungsproblem betrifft also nicht nur Arbeitslose und Empfänger des Eingliederungseinkommens, sondern zunehmend auch Menschen mit Arbeit, deren Einkommen nicht reicht eine angemessene Wohnung auf dem privaten Wohnungsmarkt zu finden. Betroffen sind hier vor allen Dingen Einelternfamilien. 23 Quellenverzeichnis - Dienst für Kind und Familie, Tätigkeitsbericht 2005 Arbeitsmarktbeobachtungsstelle (ABEO), Sammelmappe Sozial- und Wirtschaftsstatistiken, Aktualisierung 2007 Institut National des statistiques (INS), SPF Economie, PME, classe moyenne et Energie, Rubriques Statistiques Masterthesis: „Entwicklung eines Designs für eine Familienbefragung“ J. Schröder, 2006 Les noyaux familiaux belges par années et par commune – Ecodata (Direction Générale Statistiques et information économique, SPF Economie) Welke oplossing? Eenoudergezinnen – Synthese van het Colloquium van 24 okt. 2000, KBS POD Maatschappelijke Integratie EU-SILC Daten Fédération des CPAS, Analyse 2005 des pièges à l’emploi Ministerium der DG, Abt. Familie, Gesundheit und Soziales Ministerium der DG, Abt. Unterrichtswesen Arbeitsamt der Deutschsprachigen Gemeinschaft, Tätigkeitsbericht 2006 Eurostat, Pressemitteilung 1. Juni 07 Recensement géographique – 2003, ONAFTS Wohnraum für Alle -Tätigkeitsbericht 2005 Nosbau, Zahlen 2005 Ausbildung und Beschäftigung 2010-Im Rahmen von ISAQ durchgeführte Studie im Auftrag des WSR, 2004 Schulversagen- Versuch einer Bestandsaufnahme- Plädoyer für eine Pädagogik des Anschlusses, April 93 - CAB Pisa 2003 - Pädagogische Dienststelle des Ministeriums der DG Teilzeitunterricht in der Deutschsprachigen Gemeinschaft- Studienabschlussarbeit zur Erlangung des Graduates in Arbeits- und Sozialwissenschaften, Ingrid Schleck-Pauels Lernen für die Schule von Morgen -erste Ergebnisse von Pisa 2000, OECD School Factors related to Quality and Equity- results from Pisa 2000, OECD Dienst zur Bekämpfung von Armut, Prekären Lebensumständen und Sozialer Ausgrenzung, des faits et des Schiffres Interessante Links: www.dglive.be http://www.armutbekampfung.be/index.htm http://www.unterrichtsverwaltung.be/ http://statbel.fgov.be/home_fr.asp http://www.mi-is.be/index_fr.htm http://ecodata.mineco.fgov.be/Fr/begin_fr.htm 24