kinomarketing - WerbeWeischer
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29 REPORT HORIZONT 2/2016 14. Januar 2016 www.horizont.net/report KINOMARKETING I/2016 KO O P E R AT I O N E N Product Placement und Promotions sind für Markenartikler interessant SEITE 36 INTERVIEW Florian Weischer und Marco Bergmann über Trends in der Kinovermarktung SEITE 38 MEDIEN Im digitalen Infoangebot müssen Printtitel um ihre Bedeutung kämpfen SEITE 44 Die Macht der Bilder DER DEUTSCHE KINOMARKT KANN AUF EIN FULMINANTES JAHR ZURÜCKBLICKEN SEITE 32 FOTO: DISNEY.COM 30 REPORT KINOMARKETING HORIZONT 2/2016 14. Januar 2016 Im Fokus:Kinomarkt ZUM THEMA INHALT Lass dich überraschen Markt: Zahlreiche US-Blockbuster sorgen für ein umsatzstarkes Kinojahr, auch der deutsche Film festigt seine Position. 32 Acht der Top-10-Filme in den deutschen Kinos waren im Jahr 2015 Fortsetzungen, „Fifty Shades of Grey“ (Rang 8) galt als Verfilmung des Weltbestsellers als gesetzt und Til Schweigers Erfolgskomödie „Honig im Kopf“ (Platz 5) dürfte wie „Kokowääh“ (2011 und 2013) und „Fack ju Göhte“ (2013 und 2015) schon bald in die Verlängerung gehen. Kein Zweifel: Im Kinogeschäft regiert immer stärker das Gesetz der sicheren Bank und Überraschungshits wie etwa „Ziemlich beste Freunde“ auf Platz 1 im Jahr 2012 bestätigen als Ausnahme die Regel. Für die Produktionsgesellschaften, Kinobetreiber und -vermarkter ist es natürlich eine gute Sache, wenn im ohnehin volatilen Kinobusiness das Risiko von Flops minimiert wird und eine gewisse Planungssicherheit eintritt. Zumal die immer wichtiger werdenden Vermarktungskooperationen und Licensing-Aktivitäten erst auf längere Sicht ihre volle Hebelkraft entfalten. Doch auch für die Kinobranche gilt: Zu viel des Guten respektive immer Gleichen kann auf Dauer das Fundament unterminieren, von dem das Medium Kino zehrt: die Faszination des Überraschungsmoments und des sich Einlassens auf die Kraft der Bilder und Story – in Dunkelheit und voller Konzentration. Mehr Vertrauen auf die Stärke der einzigartigen Nutzungssituation kann nicht schaden. Gewaltiger Schritt nach oben Kinomarkt in Deutschland nach Umsatz im Fünfjahresvergleich (in Millionen Euro) Gesamtmarkt davon Filme aus USA 968,9 905,6 951,0 1135,6 920,2 812,6 721,0 660,0 181,2 705,9 638,2 212,8 145,9 2011 2012 254,8 195,2 2013 Quelle: Rentrak Germany Jochen Zimmer Ressortleitung Specials davon Filme aus Deutschland 2014 2015* HORIZONT 2/2016 *vorläufige Werte Publikumszahlen nehmen zu Kinomarkt in Deutschland nach Besuchern im Fünfjahresvergleich (in Millionen) Gesamtmarkt davon Filme aus USA 133,0 124,4 118,5 112,0 88,5 84,4 26,0 2011 Quelle: Rentrak Germany davon Filme aus Deutschland 112,8 73,7 29,6 21,0 2012 89,8 83,8 2013 *vorläufige Werte 33,8 26,9 2014 2015* HORIZONT 2/2016 Der Kinomarkt in Deutschland hat ein furioses Jahr 2015 hinter sich: Laut einer Auswertung des globalen Box-Office-Analyseinstituts Rentrak stieg der Gesamtumsatz um 23,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr an. Für den deutschen Film sieht das Ergebnis sogar noch besser aus. Gegenüber 2014 lag der Umsatz mit mehr als 250 Millionen Euro hier mehr als 30 Prozent über dem Vorjahr. Auch die Besucherzahlen zeigen eine klare Tendenz nach oben: Nationale Filme zogen ein Viertel mehr Zuschauer an als im Vorjahr. Und das bei gestiegenen Kartenpreisen: Der durchschnittliche Eintrittspreis für ein Kinoticket lag 2014 in Deutschland bei 7,26 Euro, 2015 waren es 7,53 Euro. Der Blick auf den Verlauf des Kinomarktes in den vergangenen fünf Jahren zeigt, wie zufrieden die Kinobranche mit 2015 sein kann – aber auch, wie schwankend sich das Geschäft entwickelt und wie abhängig es von massentauglichen Inhalten ist: 2011 erzielte der deutsche Kinomarkt mehr als 181 Millionen Euro Umsatz, das entsprach einer Steigerung von unfassbaren 69 Prozent. Unter anderem der Til-Schweiger-Film „Kokowääh“ hatte daran sicher erheblichen Anteil. Schon im Jahr darauf musste ein Umsatzrückgang von fast 20 Prozent im Vergleich zum guten Vorjahr verkraftet werden. Ähnlich verlief der folgende Zweijahresrhythmus: 2013 gingen die Zahlen in Deutschland erneut um 45,9 Prozent nach oben, insbesondere der Überraschungshit „Fack ju Göhte“ sorgte hierzulande für Gedränge an den Ticketschaltern. Der im vergangenen Jahr herausgekommene zweite Teil der Komödie (der besucherstärkste Film auf dem deutschen Markt 2015), aber auch Til Schweigers hochgelobter „Honig im Kopf“ zeigen nun, dass die deutsche Filmindustrie inzwischen verlässlich starke Auftritte liefert – und Produkte, die vom Publikum goutiert werden: Beide landen unter den Top-5-Filmen 2015 und messen sich mit internationalen Blockbustern wie „Star Wars“ und dem Bond-Film „Spectre“ (siehe Seite 32). Trends: Mehr Events, mehr Komfort und mehr Atmosphäre sollen den Filmgenuss außer Haus noch attraktiver machen. 34 Kooperationen: Das Interesse von Markenartiklern an Product Placement und Promotions soll zunehmen. 36 Wettbewerb: Volker Lauster, Marketing Director 20th Century Fox, über Timing, Strategien und Markenpartnerschaften. 37 Interview: Die Führungsriege von Werbe Weischer, Florian Weischer und Marco Bergmann, über ihre Zukunftspläne. 38 Zielgruppe: Das einstige Jugendmedium Kino wird immer älter und bekommt ein Werbevermarktungsproblem. 40 Location Placement: Für Orte und Regionen kann der Auftritt in einem Blockbuster zum gewinnträchtigen Faktor werden. 42 Umfrage: Die Deutschen zeigen sich geduldig und warten für manchen Kinohit auf die Free-TV-Ausstrahlung. 43 Medien: Millionen von Filmfans informieren sich online, Print muss um seine Bedeutung kämpfen. 44 HORIZONTREPORT ist ein Sonderteil von HORIZONT, Zeitung für Marketing, Werbung und Medien Chefredaktion: Dr. Uwe Vorkötter (V.i.S.d.P.), Volker Schütz, Jürgen Scharrer Ressortleitung: Dr. Jochen Zimmer Telefon 069/7595-2695 E-Mail: zimmer@horizont.net Redaktion: Bettina Sonnenschein 32 REPORT KINOMARKETING HORIZONT 2/2016 14. Januar 2016 ILLUSTRATION: UNIVERSAL An die Höhenluft gewöhnen US-Blockbuster lassen 2015 die Kinokassen klingeln. Doch zum Rekordergebnis tragen auch deutsche Filme bei FOTO: SONY S Von Jochen Zimmer o sieht eine Traumbilanz aus: Mit 1,14 Milliarden Euro Umsatz liegen die Kinos in Deutschland gegenüber dem Vorjahr um 23,4 Prozent im Plus, 133 Millionen verkaufte Tickets – 17,9 Prozent mehr als 2014 – sorgen auch in der Besucherbilanz 2015 für einen deutlichen Sprung nach oben. „Der Kinomarkt in Deutschland präsentiert sich zurzeit auch im internationalen Vergleich extrem stark“, analysiert Bernd Zickert, Geschäftsführer von Rentrak Germany in München. Das global agierende Box-Office-Analyseinstitut Rentrak erfasst die Kinokennzahlen nach einer eigenen Systematik, sodass die Werte etwas von den (in der Regel im Februar publizierten) Jahresergebnissen der Filmförderungsanstalt FFA abweichen. Auch die Kinowerbevermarkter profitieren vom Publikumszuspruch: Werbe-Weischer-Geschäftsführer Marco Bergmann spricht von netto 25 Prozent Wachstum (siehe Seite 38). Vor allem der erst am 17. Dezember gestartete siebte „Star Wars“-Film hat der Branche auf der Zielgeraden einen immensen Schub gegeben und laut Rentrak bis zum Jahresende bereits knapp 80 Millionen Euro Umsatz und gut 7 Millionen Besucher erreicht. Schon nach wenigen Wochen Spielzeit ist er auf Platz 3 der erfolgreichsten Filme aller Zeiten vorgerückt. Für Bestmarken sorgt zuverlässig auch James Bond, dessen neuestes Abenteuer „Spectre“ nach nur zwei Monaten dicht auf den Fersen des Vorgängers „Skyfall“ von 2012 wandelt. In der Publikumsgunst wird 007 im Gesamtjahr noch von den „Minions“ (Rang 3) abgefangen. Göhte jagt Bond und Darth Vader Top-20-Filme in Deutschland 2015* Titel Umsatz in Mio. Euro Besucher in Mio. Start Locations Verleih Star Wars: Das Erwachen der Macht 79,8 Spectre (007) 63,7 Fack Ju Göhte 2 62,1 Minions 57,9 Honig im Kopf 50,1 Jurassic World 44,0 Mit 7,6 Millionen Besuchern steht dort nach 2013 zum zweiten Mal „Fack ju Göhte“ und damit eine deutsche Produktion ganz oben; nach Umsatz schafft es der zweite Teil der Erfolgskomödie mit Elyas M‘Barek auf Rang 3 (siehe Chart). Zur guten Bilanz der einheimischen Produktionen tragen auch „Honig im Kopf“ auf Platz 5 bei sowie „Er ist wieder da“ (Rang 12), „Der Nanny“ (15) und „Die Traumfrauen“ (16). „Waren früher deutsche Erfolgsfilme eher Zufallstreffer, zählen inzwischen die Produktionen von und mit insbesondere Til Schweiger und Matthias Schweighöfer zu den kalkulierbaren stabilen Erfolgsgrößen“, resümiert Rentrak-Chef Zickert (siehe Seite 30). Damit schafft es der deutsche Film 2015 wie bereits 2013 auf 22,4 Prozent des Einspielergebnisses – bei den Besuchern sind es sogar 25,4 Prozent. Die Tendenz zeigt im Mehrjahresvergleich abgesehen von 2010 und 2012 auch auf Basis der FFA-Zahlen nach oben (siehe Tabelle). D en Löwenanteil am Umsatz sichern sich aber laut Rentrak 2015 hierzulande nach wie vor mit 71,6 Prozent US-Produktionen, wobei hier die Mehrjahrestendenz eher nach Licht und Schatten in den Kinos Kennzahlen des deutschen Kinomarktes 2009 bis 2014 2014 2013 2012 2011 2010 2009 Kinobesucher (in Mio.) 121,7 129,7 135,1 129,6 126,6 146,3 Kinoumsatz (in Mio. Euro)* 979,7 1023,0 1033,0 958,1 920,4 976,1 Kinobesuche pro Einwohner 1,50 1,61 1,65 1,58 1,55 1,79 durchschnittlicher Eintrittspreis* 8,05 7,89 7,65 7,39 7,27 6,67 Filmtheaterunternehmen 1156 1159 1168 1171 1205 1213 Spielstätten 1630 1637 1652 1671 1714 1744 Kinosäle (Leinwände) 4637 4610 4617 4640 4699 4734 782742 781146 787064 791983 809510 819320 Kinositzplätze** Standorte 883 890 909 926 954 976 Marktanteil dt. Filme (auf Besucherbasis in Prozent)*** 26,7 26,2 18,1 21,8 16,8 27,4 Besucher deutscher Filme (in Mio.)*** 32,1 33,6 24,0 27,9 20,9 39,9 Marktanteil 3D-Besucher (in Prozent)*** 22,3 24,4 21,8 22,8 20,4 – Besucher 3D-Filme (in Mio.)*** 26,8 31,3 28,9 29,3 25,4 – 7,0 813 Disney 6,7 857 Sony *brutto; **ohne Open Air, Universitätskinos, Filmfeste und Schließungen 2013; ***nach Meldungen der Verleihfirmen 830 Constantin Quelle: FFA / Statistisches Bundesamt, Werte 2015 noch nicht verfügbar 6,9 746 Universal 6,2 618 Warner 4,1 714 Universal 7,6 Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 39,3 3,8 661 StudioCanal Fifty Shades of Grey 38,5 4,4 739 Universal Fast & Furious 7 37,1 4,2 642 Universal Verleih 28,3 2,4 500 Disney 28,2 3,4 585 Disney 2,4 401 Constantin 1,4 930 Warner Constantin Der Hobbit 3 – Die Schlacht der fünf Heere 15,0 14,6 1,3 566 13,1 1,7 629 Warner Sony Traumfrauen 13,0 1,6 597 Warner Fox Baymax – Riesiges Robowabohu 12,5 1,6 580 Disney Mission: Impossible – Rogue Nation 12,0 1,4 622 Paramount Studio Canal Hotel Transsilvanien 2 11,6 1,6 621 Sony Shaun, das Schaf – Der Film 10,8 1,7 592 StudioCanal Paramount 27,8 20,9 34 Minions 17,9 13,4 15 Star Wars: Das Erwachen der Macht 14,2 19,1 14,3 37 Honig im Kopf 108,8 9,6 14,1 10,6 13 Fack Ju Göhte 2 107,9 9,5 12,4 9,3 24 Spectre (007) 7,7 10,4 7,8 38 Der Marsianer – Rettet Mark Watney 6,9 9,5 7,1 29 Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 2 3,2 4,0 3,0 12 Mission: Impossible – Rogue Nation Universum 2,3 3,5 2,6 23 96 Hours – Taken 3 Concorde 1,4 1,9 1,4 19 Die Bestimmung – Insurgent 87,4 36,8 25,8 15,6 Anzahl der Filme Top-Titel 15,4 161,8 78,7 Besucher in Mio. Besucher-Marktanteil in Prozent 21,6 244,9 175,3 Warner Der Nanny HORIZONT 2/2016 Umsatz-Marktanteil in Prozent Walt Disney Fox Quelle: Rentrak Umsatz in Mio. Euro Universal Der Marsianer – Rettet Mark Watney *vorläufige Zahlen Gesamtjahr; deutsche Filme in Rot V or diesem Hintergrund erwartet Hubenthal gegenüber dem Rekord 2015 in diesem Jahr eine nur leichte Verringerung auf hohem Niveau. Das Sportjahr mit der Fußball-Europameisterschaft in Frankreich und den Olympischen Spielen in Rio sorge für die übliche leichte Kino-Delle im Sommer. „Wir erwarten jedoch nur einen leichten Effekt, da mit Family Entertainment und Action/Fantasy zwei Genres extrem gut besetzt sind“, sagt Hubenthal. So werde die Zielgruppe der Haushaltsführenden/Frauen, Kids und junge Teens mit Filmen wie beispielsweise „Kung Fu Panda 3“, „Alice im Wunderland 2“, „Ice Age 5“ und „Findet Nemo 2“ in die Kinos gelockt. Für die männliche Zielgruppe, Teens und Twens dürften laut Hubenthal insbesondere Blockbuster wie etwa „Batman vs. Superman“, „Warcraft“, „Independence Day 2“ und „Inferno“ ihre Anziehungskraft nicht verfehlen. Da sich inzwischen eine zielgruppenadäquate Planung durchgesetzt habe, erhöhe dies die Attraktivität des Mediums. Zudem sei Kino durch die Erfolge des Jahres 2015 in aller Munde, was sich erfahrungsgemäß im Buchungsverhalten des Folgejahres positiv niederschlage. Ob allerdings die Fülle an Fortsetzungen und Remakes – wie 2016 etwa von „Dschungelbuch“, „Ben Hur“ und „Dirty Dancing“ – auf Dauer der Weisheit letzter Schluss für die Zugkraft des Kinos sind, steht auf einem anderen Blatt. Denn der Wunsch der Industrie nach dem sicheren Hit kann beim Zuschauer auch zu Ermüdungserscheinungen führen. Verleiher-Marktanteile 2015* Avengers: Age of Ultron 19,4 HORIZONT 2/2016 wie „Fuck ju Göhte“ und „Minions“ als auch generationenübergreifende Angebote wie „James Bond“ und „Star Wars“ funktionierten gut. „Trotz aller Homeund mobilen Entertainment-Angebote hat der Wunsch nach Gemeinschaftserlebnis in der jungen Zielgruppe große Bedeutung“, glaubt Hubenthal. Kino sei eines der wenigen Medien, die die Jungen noch konstant erreichen, so das Feedback von Kunden und Agenturen an RCCC. Universal hält die Macht auf Abstand Alles steht Kopf Er ist wieder da unten zeigt. Auf Verleiherseite hat 2015 Universal mit Abstand die Poleposition übernommen (siehe Chart). Von den 34 vermarkteten Filmen schafften es „Minions“, „Jurassic World“, „Fifty Shades of Grey“ und „Fast & Furios 7“ in die Top 10. Disney punktet auf Rang 2 neben „Star Wars“ vor allem mit dem Superhelden-Sequel „Avengers“ und dem Pixar-Animationsfilm „Alles steht Kopf“. Warner kann seinen Spitzenplatz der Jahre 2014 und 2013 nicht verteidigen, sichert aber vor allem dank der deutschen Produktionen „Honig im Kopf“ , „Der Nanny“ und „Traumfrauen“ sowie „Hobbit 3“ den Podiumsplatz. Die Münchner Constantin Film landet wie im Vorjahr und erneut insbesondere dank „Fack ju Göhte“ auf dem 4. Platz und hält mit nur 13 verwerteten Filmen Sony (24, darunter „Spectre“) knapp auf Distanz. Angesichts der guten Performance von Filmen für unterschiedliches Zielpublikum beruhen für Svenja Hubenthal, Director Media Sales des Kinovermarkters Red Carpet Cinema Communication (RCCC), die Unkenrufe vom Wegbrechen der jungen Zielgruppen (siehe Seite 40) auf keiner nachhaltigen Grundlage. Denn sowohl Filme für junges Publikum * vorläufige Zahlen Gesamtjahr Quelle: Rentrak HORIZONT 2/2016 34 REPORT KINOMARKETING HORIZONT 2/2016 14. Januar 2016 FOTO: CINEMAXX Kino als Event: „Star Wars“Fans bei einer CinemaxxMitternachtsPreview in Hamburg Das Imperium schlägt zurück Von Klaus Janke W as für ein Jahr für die deutschen Kinos: Zwar sind die Umsatzzahlen für 2015 noch nicht offiziell ermittelt. Fest steht aber bereits, dass die bisherige Rekordmarke von 1,033 Milliarden Euro überschritten wurde – was allerdings bei einem Blockbuster-Programm von „Star Wars“ über Bond bis „Fack Ju Göhte 2“ kaum überraschend ist. Den Kinobetreibern ist bewusst, dass es nicht zwangsläufig so weitergehen wird: In diesem Jahr kommt die FußballEM, und auf Dauer, noch viel gefährlicher, Netflix und die Konkurrenz aus dem Internet. Der Druck, das gute alte Outdoor-Kino zukunftsfähig zu halten, wird größer. „Die Kinos müssen für die Preise, die sie heute aufrufen, künftig mehr bie- Führungstrio fast gleichauf Marktanteile der Kinoketten nach Besuchern in Prozent Angaben in Prozent Cineplex Cinestar 14 13 andere 48 59,4 Cinemaxx 12 UCI 7 Kinopolis 6 Quelle: Werbe Weischer; bezogen auf das Jahr 2014 HORIZONT 2/2016 Sauberkeit und Service sind gefragt Was sich Kinobesucher wünschen Angaben in Prozent Verbesserung der Sauberkeit 29 Service am Platz 29 16 Verkürzung der Wartezeiten am Ticket-/Serviceschalter Verbesserung der Vorab-Reservierung 13 Basis: 14- bis 39-Jährige, die mindestens einmal in den vergangenen zwei Jahren im Kino waren; 1514 Befragte Quelle: GfK 2015, Studie „Kritische Kino-Zielgruppen˝ HORIZONT 2/2016 ten“, glaubt Carsten Horn, Geschäftsführer Cinemaxx Holdings. „Die Kunden werden immer anspruchsvoller: Sie wollen eine ansprechende Atmosphäre zu fairen Preisen.“ Viele Betreiber haben nicht die finanzielle Kraft, sich diesen Herausforderungen zu stellen und müssen aufgeben. Laut Filmförderunganstalt (FFA) gab es 2002 noch 1844 Kinos in Deutschland, 2014 waren es 1630. Die großen Ketten expandieren dagegen noch. Die CineplexGruppe, ein Verbund von 25 Betreibern mit über 90 Kinos und mehr als 530 Sälen, hat im vergangenen Jahr sechs neue Kinos eröffnet. Die Cinestar-Kette (54 Kinos, 490 Säle) macht Mitte August ein weiteres Filmtheater in Augsburg auf. Und die Cinemaxx Holdings (29 Kinos, 257 Säle) will zumindest an drei Standorten weitere Säle einrichten. Horn, Anfang 2015 von Tchibo zu Cinemaxx gekommen, stellt das Konzept der Kette zurzeit komplett auf den Prüfstand. „Wir werden dieses Jahr beginnen, unseren Auftritt grundsätzlich zu überarbeiten. Dabei geht es nicht zuletzt darum, für Zielgruppen jeden Alters attraktiv zu sein.“ Vor allem zwei Säulen sollen laut Horn dazu beitragen: Customer Experience und Kundenbindung. So soll der Wohlfühlfaktor in den Kinos deutlich verbessert werden. Cinemaxx testet demnächst sogenannte „VIP Seats“, breite Ledersessel mit mehr Beinfreiheit. Das gastronomische Angebot soll verstärkt über Pop-up-Bars aufgewertet werden, um passend zu Film und Zielgruppe auch Wein oder Cocktails anbieten zu können. Ein weiterer wichtiger Ansatzpunkt sind Events. Zum Start von „Star Wars“ etwa gab es in allen Cinemaxx-Kinos Mitternachts-Previews. Viele Fans kamen in entsprechender Verkleidung und fieberten, von Foyermusik, Lichtschwertershows und „Star Wars“-Fanmenüs in Stimmung gebracht, dem heißersehnten Filmstart um Mitternacht entgegen. Die Veranstaltungen müssen sich aber nicht zwangsläufig um neue Filme drehen. In den Cinemaxx-Kinos waren 2015 Künstler wie Revolverheld, Laith Al-Deen, Johannes Oerding und Max Mutzke mit „Unplugged“-Auftritten zu sehen. Mehr Events, mehr Atmosphäre, mehr Komfort: Neue Konzepte sollen das Kinoerlebnis attraktiver machen Auch beim Konkurrenten Cinestar versuchen die Geschäftsführer Oliver Fock und Stephan Lehmann, durch Zusatzangebote neue Zielgruppen in die Kinos zu locken, „seien es Opern, Konzerte, TV-Vorab-Premieren, Live-GamingEvents oder Sportveranstaltungen“. 2015 gab es 80 verschiedene Veranstaltungen mit „alternativem Content“. Svenja Hubenthal, Director Media Sales bei Red Carpet Cinema Communication, dem gemeinsamen Vermarkter von Cinemaxx und Cinestar, sieht besonders in Events für Markenartikler ein Wachstumsfeld: „Wir stehen in vorbereitenden Gesprächen mit einem der größten deutschen Systementwickler für Inhouse-Markenpräsentationen.“ Mit diesem wolle man ein System zur individuellen Markeninszenierung entwickeln. Obwohl sich in puncto Bild- und Tontechnologie in den vergangenen Jahren bereits viel getan hat, sehen die Kinostrategen auch hier noch Luft nach oben. „Die Technologie wird sich linear weiterentwickeln“, sagt Cinemaxx-Chef Horn. „Hier ist noch kein Ende abzusehen.“ Seine Kinos verfügen flächendeckend über 4K-Projektionstechnik, die insbesondere bei 3D-Filmen Vorteile verspricht. Auch bei Cinestar hat das Thema hohen Stellenwert. Die Kette betreibt in Berlin und Karlsruhe Imax-Säle, die laut Unternehmen als erste Kinos in Europa – von Großbritannien abgesehen – über duale 4K-Laser-Projektionssysteme und 12-Kanal-Technologie verfügen. D ass Premium-Ausstattung ankommt, beweisen die Edelkinos der Flebbe-Gruppe, also die Astor Film Lounges in Berlin, Frankfurt, Köln und München, das Kino im ZooPalast Berlin und das Astor Grand Cinema in Hannover. Astor-Gründer HansJoachim Flebbe schwört nicht nur auf hochwertige Einrichtung und Top-Service, sondern auch auf Soundtechnik. So sind der große Saal im Berliner Zoo-Palast und ein Saal des Grand Cinema Hannover bereits mit hochmodernen DolbyAtmos-Anlagen ausgestattet, obwohl es bislang kaum Filme mit der Soundtechnik gibt. „Wir haben in allen Kinos der Astor-Gruppe Besucherzuwächse gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen“, sagt Sprecher Arne Schmidt. „Auch das neueste Kino, das Astor Grand Cinema in Hannover, liegt ein Jahr nach Eröffnung deutlich über unseren Erwartungen.“ Ermuntert vom Erfolg will die Gruppe in der Hamburger Hafencity 2017 eine weitere Astor Film Lounge eröffnen. Das Kino in der Frankfurter Zeilgalerie muss dagegen im Februar schließen, weil das Gebäude abgerissen wird. Man sei aber optimistisch, bald einen neuen Standort vorstellen zu können, so Schmidt. Aber es ist nicht nur die Erlebnisqualität, die noch verbesserungsfähig ist. Laut der GfK-Studie „Kritische Zielgruppen“ wünschen sich 16 beziehungsweise 13 Prozent der14- bis 39-jährigen Kinobesucher eine Verkürzung der Wartezeiten und bessere Möglichkeiten zur Vorab-Reservierung. Die großen Ketten bieten daher Apps, die den mobilen Kauf sowie papierloses Ticketing ermöglichen. Bei der Cinemaxx-Gruppe wird bereits rund ein Viertel der Karten über das Internet reserviert, ein wachsender Anteil auch gekauft und bezahlt. Um ein gemeinsames Angebot zu schaffen, startet Ende Januar DeinKinoticket.de, eine nationale Ticketing-Plattform, die von Cinemaxx, Cineplex, Cinestar, Kinopolis und UCI gemeinsam entwickelt wurde. Sie ermöglicht die Onlinebuchung von Eintrittskarten für mehr als 1200 deutsche Kinos. Auch attraktive Kundenbindungssysteme bleiben ein wichtiges Thema. Mit der Cinestar-Card kann man Treuepunkte sammeln – rund zehn Kinobesuche bringen ein Freiticket. Auch Cinemaxx bietet ein Bonussystem an. Zudem gibt es die Cinemaxx-Gold- und SilverCard, die zwölf beziehungsweise sechs Monate freien Eintritt in alle Kinos ermöglichen. Kostenpunkt: 399 Euro für Gold, 249 Euro für Silver. Vor diesem Hintergrund ist der aktuelle Vorstoß der UCI-Kinowelt (23 Kinos/241 Leinwände) durchaus aggressiv: Für 22,50 Euro pro Monat gibt es ab sofort die Unlimited Card, die freien Eintritt für alle regulären Vorstellungen ermöglicht. Das sind nur 270 Euro pro Jahr – zieht jetzt die Flatrate-Kultur in die Kinowelt ein? 36 REPORT KINOMARKETING Partnersuche mit Anspruch FOTO: © 2015 PANTALEON FILMS GMBH AUS DEM FILM DER NANNY Filmfirmen rechnen mit steigendem Interesse an Product Placement und Promotions zur Markeninszenierung via Kino W enn Matthias Schweighöfer und Milan Peschel in der Komödie „Der Nanny“ Krombacher Pils trinken, was ist das für die Marke wert? Niemand weiß das so genau. „Leider gibt es noch keine Marktforschungsdaten, mit denen wir die Wirkung von Product Placement quantitativ belegen können“, sagt Stephanie Schettler-Köhler, Projektmanagerin bei Schweighöfers Produktionsfirma Pantaleon Films. Product Placement und Markenkooperationen rund um Filme – von der Promotion-Aktion bis zum Event – sind nach wie vor eine Frage des Bauchgefühls. Zwar können Verleiher mittlerweile haarklein darlegen, dass die Zielgruppe eines bestimmten Films genau zu derjenigen einer bestimmten Marke passt. Ob der Film bei der Zielgruppe aber wirklich ankommt, lässt sich nicht garantieren. Die Deals mit den Verleihern enthalten auch grundsätzlich keine erfolgsabhängigen Komponenten – man kann auf das falsche Pferd setzen, wenn man nicht gerade bei „Ice Age 5“ einsteigt. Entsprechend wollen bei den großen Titeln mit Blockbuster-Garantie sehr viele Marken mit von der Partie sein, beim Rest sind sie vorsichtig. Selbst beim ersten Teil von „Fack Ju Göhte“ tat sich Constantin Film zunächst schwer – das lag auch am Titel, der irgendwie nicht nach Premium-Umfeld klang. Hinzu kommt, dass sich der Filmstoff nicht immer für Placements eignet: Christoph Maria Herbst („Stromberg“) etwa spielt in „Highway To Hellas“ einen spießigen Bankangestellten auf Griechenlandreise. Was solch ein Typ trägt, isst, trinkt oder fährt, lädt nicht zur Nachahmung ein. Was Filme für Marken bewegen können, hat sich selten so deutlich gezeigt, wie im vergangenen Jahr. Die neue „Star Wars“-Folge (HORIZONT 50/2015) und „Spectre“ (44/2015) dürfen als Leistungsschau von Product Placement und Markenkooperationen gelten. Das kann auch Markenartikler sensibilisieren, die bislang abstinent geblieben sind. Bei Bond etwa waren (und sind) als Hauptpartner 14. Januar 2016 Aston Martin, Belvedere, Bollinger, Globetrotter, Jaguar, Land Rover, MAC, Omega, Tom Ford und Visit Britain an Bord. Neu eingeklinkt hat sich Gillette, das die „Bond-Momente“ im Leben jedes Mannes feierte. „Die Kampagne war eine der größten in der Bond-Historie und hat mit einem klassischen Männerprodukt gepunktet“, resümiert Martin Bachmann, Managing Director Sony Pictures Releasing. Die Chancen, beim EdelAgenten zum Zug zu kommen, sind aber gering: „Wichtig ist, dass jede Marke zu Bond passt und der Verbraucher sofort die Verbindung herstellen kann. Wir lehnen viel mehr Anfragen ab, als wir zusagen“, so Bachmann. Die bei weitem interessanteste Kooperation sind 2015 jedoch Constantin Film und die Deutsche Telekom eingegangen. Clara Heins, die Tochter aus der TelekomSerie „Familie Heins“, nahm in der neunten Spotfolge an einem Casting für eine Nebenrolle in „Fack Ju Göhte 2“ teil und bekam sie auch tatsächlich. Regisseur Bora Dagtekin war von der Zusammenarbeit so angetan, dass er danach höchstpersönlich die zehnte Folge der HeinsSerie abdrehte. Sehr geschickt werden auf diese Weise Film- und Markenwelt verknüpft: „Es war eine klassische Win-win-Konstellation“, sagt Martin Moszkowicz, Vorstandsvorsitzender Constantin Film. „Die Kampagne der Telekom hat für viele Kontakte gesorgt und damit dem Film sehr geholfen. Die Telekom wiederum hat vom Coolness-Faktor des Films profitiert.“ Anstoß für die Kooperation war der vielbeschworene Marken-Fit: „Die Zielgruppen von Familie Heins und ,Fack Ju Göhte 2‘ sind nahezu deckungsgleich“, so Moszkowicz. N atürlich lassen sich derartige Paarungen nicht beliebig einfädeln: „Entscheidend ist, dass die Authentizität gewahrt wird und Placements nicht wie ein Fremdkörper wirken, sondern zum Film passen“, betont Constantin-Film-Geschäftsführer Torsten Koch. Vorgaben, eine bestimmte Zahl von Placement-Partnern für einen Film zu gewinnen, gebe es prinzipiell nicht: „Die Aktivitäten ergeben sich aus den QUELLE: YOUTUBE Anzeige Von Klaus Janke FOTO: SVEN GOERLICH Matthias Schweighöfer und Milan Peschel genehmigen sich in „Der Nanny“ ein Krombacher (o.); „Fack Ju Göhte 2“-Star Elyas M'Barek und Telelokom-Seriendarstellerin Clara Heins in der Maske (l.); die französische Schauspielerin Zara Prassinot im Bond-Spot von Heineken (r.) HORIZONT 2/2016 HORIZONT 2/2016 REPORT KINOMARKETING 37 14. Januar 2016 „Ein ‚Tatort‘ kann sich auswirken“ Der Manager 20th-Century-Fox-Manager Volker Lauster über Timing, Strategien und Markenkooperationen Herr Lauster, Sie haben den Starttermin von „The Revenant – Der Rückkehrer“ um eine Woche vorgezogen – er ist am 7. Januar gestartet. Warum? Bei rund 540 Filmen, die jährlich in den deutschen Kinos anlaufen, müssen wir uns das Wettbewerbsumfeld immer genau anschauen. Und weil sich die Zielgruppen überschneiden, wollten wir mit „The Revenant – Der Rückkehrer“ nicht am selben Tag starten wie „Creed“, dem Boxerfilm mit Sylvester Stallone. Smart Dating nennen wir das. Also gehen Sie davon aus, dass Ihre Zielgruppe im Zweifel nur einen der beiden Filme sieht, wenn sie direkt kollidieren? Ja, denn die Faustregel heißt: Im Winter geht man ins Kino – mehr oder weniger egal, in welchen Film. Im Sommer dagegen geht man, wenn überhaupt, in einen bestimmten Film, den man auf keinen Fall verpassen will. Daher ist „Smart Dating“ im Winter wichtiger. Reichen wenige Wochen Vorlauf für Terminänderungen? Für die Kinos ist das normalerweise kein Problem. Etwas mehr Stress gibt es mit der Mediakampagne, aber auch das klappt in der Regel gut. Wie genau kennen Sie die Zielgruppe, die Sie mit dem Film erreichen wollen? Dies können wir aufgrund von Daten von Vergleichsfilmen ziemlich gut einschätzen. Der Film ist ab 16 Jahren freigegeben, also gehen wir von einer vorwiegend männlichen Zielgruppe zwischen 16 und 39 Jahren aus – ein paar „Overspill-Effekte“ nach oben wird es ebenfalls geben. Und wie zuverlässig können Sie über Datenbanken von Vergleichsfilmen das Publikumsinteresse prognostizieren? Nach wie vor gibt es viele Unwägbarkeiten. Das liegt weniger am Film selbst, sondern am Umfeld. Eine Woche Sonnenschein oder auch nur ein Münsteraner „Tatort“ an einem Sonntagabend können sich schon stark auswirken. Volker Lauster, 20th Century Fox Wie bewerben Sie einen Film wie „The Revenant – Der Rückkehrer“? Sechs Wochen vor dem Start beginnen wir mit Online-Maßnahmen, in der Regel Audiovisual-Material aus dem Film auf Kanälen wie Youtube, Facebook und Instagram. Zwei bis drei Wochen später setzt dann auch TV-Werbung ein. Das Fernsehen ist für uns nach wie vor das wichtigste Medium, weil es nur darüber möglich ist, innerhalb von zwei Wochen bis zu 60 Prozent Reichweite aufzubauen. Radio ist auch interessant, Out-of-Home nur in den größeren Städten. Allerdings machen wir im Kino die Hälfte des Umsatzes mit Besuchern aus Orten mit weniger als 100000 Einwohnern. Werbung für Filme besteht in der Regel aus Filmmaterial. Brauchen Sie eine Werbeagentur? Nein. Wir können im Allgemeinen alle Werbematerialien inhouse erstellen. Welche Rolle spielt die PR? Es gab Gerüchte, dass Leonardo DiCaprio in dem Film von einem Bären vergewaltigt wird. Hilft das? Es ist eine Bärin, und es ist definitiv keine Vergewaltigung. Aber okay: Wenn man über den Film spricht, ist das natürlich grundsätzlich positiv, wie auch immer. Auch eine eventuelle Oscar-Nominierung für Leonardo DiCaprio wird natürlich helfen. Wird der Film auch über Kooperationen mit Markenartiklern angeschoben? Nein. Die Handlung – ein Überlebenskampf in der eisigen Bergwelt – eignet sich nicht für Product Placements oder andere Aktionen. Es hängt immer vom Content ab. Rund um den neuen „Peanuts“- Film haben wir rund 30 Kooperationen vereinbart, von Mercedes-Benz über Happy Dog und Karamalz bis Ferrero. Ist die Zahl der möglichen Partner unbegrenzt? Theoretisch sind wir offen, aber man muss aufpassen, dass es keinen Overflow gibt. Wenn zu viele Promotions auf einen Film hinweisen, kann es zu Abwehrreaktionen beim Publikum führen. So wie es Radiospots gibt, die man so oft hört, dass man die Marke letztlich ablehnt. Volker Lauster ist seit März 2010 Marketing Director bei 20th Century Fox of Germany. Der 48-Jährige begann seine Karriere im MerchandisingBereich. Ab 1998 war er im Marketing des Stuttgarter Verlags Dino Entertainment tätig. 2002 stieg er bei Fox Home Entertainment als Marketing Manager TV und New Release ein. Im August 2007 wechselte er als Senior Product Manager ins Product Management von 20th Century Fox of Germany und verantwortete unter anderem die Vermarktung von „Avatar“. Ein Blockbuster aus Ihrem Haus wird in diesem Jahr „Ice Age 5“ sein. Wie groß ist das Gerangel bei den Kooperationspartnern? Es wird von Folge zu Folge größer, ganz klar. Aber wir räumen teilweise Kategorie-Exklusivität ein und fragen zunächst Markenartikler an, die bereits Partner waren. Wer also bereits bei „Ice Age“ engagiert war, bekommt einen komfortablen Deal. Das ist der Dank dafür, dass bestimmte Firmen bereits in der ersten Folge mit von der Partie waren, als es noch ein mögliches Risiko darstellte. Gibt es im Rahmen der Kooperationsdeals erfolgsabhängige Komponenten? Also Kompensationen für die Markenpartner, wenn der Film hinter den Erwartungen zurückbleibt? Nein, das machen wir nicht, an sich sind die Partnerschaften immer gleichgestellt, egal ob ein Film über- oder unterperformt. Da kann es keine nachträglichen Korrekturen geben. The Revenant Im amerikanischen Überlebenswestern spielt Leonardo DiCaprio den Trapper Hugh Glass, der Anfang des 19. Jahrhunderts auf einer Expedition von einem Grizzly schwer verwundet und von seinen Begleitern zurückgelassen wird. Glass kämpft sich ins Leben zurück, um sich zu rächen. Regisseur Alejandro González Iñárritu („Birdman“) drehte den Film bei eisigem Wetter in Kanada und an der Südspitze Argentiniens und verlangte seinen Schauspielern Höchstleistungen ab. Ist das Potenzial für Markenkooperationen in Deutschland schon ausgeschöpft? Bei den Blockbustern sicherlich, aber nicht bei Filmen für speziellere Zielgruppen. Da ist noch viel Luft nach oben. Auch für Marken, die eventuell noch nie daran gedacht haben. INTERVIEW: KLAUS JANKE FOTO: 20TH CENTURY POSTS Möglichkeiten, die sich inhaltlich im Film bieten“, so Koch. Bei begleitenden Promotions, die bei internationalen Filmen für deutsche Unternehmen meist die einzige Option sind, ist die Toleranz größer, aber nicht unbegrenzt. Auch eine Filmmarke muss aufpassen, sich nicht durch uncoole Gewinnspiel-Partner zu kontaminieren. Die Verleiher sind zuversichtlich, künftig noch mehr Markenartikler gewinnen zu können. „Das Klima ist zurzeit sehr gut“, glaubt Moszkowicz. „Ein Film bietet mit seiner mehrjährigen Auswertungskaskade vielfältige Möglichkeiten, Marken in Szene zu setzen.“ Auch Svenja Hubenthal, Director Media Sales beim Kinovermarkter Red Carpet Cinema Communication, sieht „noch ein großes Potenzial für Marken, den Imagetransfer von Stars und Storys auszubauen“. Insbesondere bei deutschen Produktionen könne der Dialog zwischen Marken, vermittelnder Agentur, Filmproduktion, Verleih und Kinopartnern in einem frühen Stadium einsetzen, was sehr weitgehende Möglichkeiten der Inszenierung eröffne. Den Verleihern dürfte die tiefgreifende Verunsicherung in die Hände spielen, mit der die Unternehmen zurzeit klassische Werbung betrachten. Storytelling, Content Marketing, Earned Media – in diese Reihe fügen sich Filmkooperationen vorzüglich ein. Allerdings hält man offenbar nicht alle Zielgruppen für empfänglich: „Product Placement wird bei uns in erster Linie eingesetzt, wenn man junge Zielgruppen erreichen will“, sagt Pantaleon-Managerin Schettler-Köhler. „Zudem ist der weibliche Anteil wichtiger.“ Bei Promotions und anderen begleitenden Aktionen ist dagegen eine breitere Ansprache möglich. So gut wie alle Filmfirmen versuchen, das Geschäft mit Markenartiklern zu systematisieren und gründen teils spezielle Units – nicht zuletzt, um nicht auf Werbeagenturen oder Kinovermarkter angewiesen zu sein, die auch gern Kontakte herstellen und mitverdienen. Den Verleihern geht es in der Regel nicht um Geld – das Umsatzpotenzial aus Markenkooperationen erreicht keine relevante Höhe. Medialeistung, das ist es, was die Markenpartner einbringen sollen. Die Spezialisten bei den Verleihern halten in der Regel kontinuierlichen Kontakt zu Werbungtreibenden, die sich für das Thema Film interessieren. Diese genießen den entscheidenden Informationsvorsprung. Wer sich hingegen für ein Placement interessiert, weil er von Dreharbeiten eines Films gehört hat, ist zu spät: „Placements sollten acht bis zehn Wochen vor Drehbeginn vereinbart werden, um Zeit für die Integration des Produkts zu haben“, so Schettler-Köhler. Anzeige 38 REPORT KINOMARKETING HORIZONT 2/2016 14. Januar 2016 „2016 wird ein Hochplateau“ Florian Weischer und Marco Bergmann wollen für Werbe Weischer Profildaten nutzen, um Kinowerbung besser auszusteuern FOTOS: WEISCHER MEDIA Florian Weischer (l.) und Marco Bergmann Von Juliane Paperlein Die Manager Florian Weischer ist Sohn des Unternehmensgründers Hans Weischer. Der DiplomÖkonom war als Client-Service Director in internationalen Werbeagenturen sowie als Marketingmanager bei RCA Columbia tätig. Seit 1991 ist er Geschäftsführender Gesellschafter von Werbe Weischer, die zur Weischer Mediengruppe gehört. Diese vermarktet auch Außen- und Onlinewerbung. Marco Bergmann ist im November 2011 zur Weischer Mediengruppe zurückgekehrt, wo er auch seine berufliche Laufbahn startete. Er verantwortet als Geschäftsführer die Kinovermarktung sowie strategische Out-of-HomeThemen. Bis zu seiner Rückkehr war er bei Aegis für den New-Business-Bereich zuständig. Zuvor arbeitete er für Mediacom und Group M. D ie Geschäftsführer von Werbe Weischer sind guter Dinge. Die Kinovermarktung hat mit einem Plus von über 25 Prozent ein extrem gutes Jahr hinter sich. Nun schauen die beiden auf neue Projekte, zum Beispiel, wie sich Besucherdaten aus den Ticketingsystemen für die Mediaplanung nutzen lassen. Vieles ist Zukunftsmusik, aber die beiden fangen schon einmal an. 2015 war laut Nielsen für Kino mit brutto fast 20 Prozent plus sehr erfolgreich. Wie sieht Ihre Nettobilanz aus? Florian Weischer: Es lief sehr gut. Wir hatten bis zuletzt noch Auftragseingänge. Das ist ungewöhnlich, aber mit „Star Wars“ hatten wir kurz vor Weihnachten auch noch einen richtigen Kassenmagneten am Start. Grundsätzlich sehen wir, dass die Gattung Kino einen guten Lauf hat. Darüber sind wir glücklich. Marco Bergmann: Wir sind netto um mehr als 25 Prozent gewachsen und haben unsere Ziele damit übererfüllt. Unser Marktanteil bei den Aufträgen liegt aktuell bei ungefähr 90 Prozent. Damit sind wir sehr zufrieden. In der Vergangenheit war Kino stets eine Gattung, die nicht so richtig strategisch mitgeplant wurde. Glauben Sie, dass sich das durch den allgemeinen Bewegtbild-Hype ändert? Weischer: Wir haben immer mit der Rolle gehadert, eine Art Residualgröße zu sein. Wir wollen uns nicht mit TV messen, was schon aufgrund der Budgetgrößen unmöglich wäre. Aber es ist uns wichtig, darzulegen, dass unser Medium ein eigenständiges ist und etwas anderes leisten kann als Fernsehen. Daran arbeiten wir und sehen, dass sich das Standing bei Kunden und Agenturen zum Positiven verändert. Wir halten das für eine nachhaltige Entwicklung. Bergmann: Die Unternehmen müssen sich zwischen einer Vielzahl von Kommunikationskanälen entscheiden. Die Sicherheit über die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen sinkt damit – trotz oder auch wegen der Datenflut und der Unzahl an Research-Möglichkeiten. Wenn man für eine Marke Verhaltensänderungen bezwecken will, braucht man Emotionen und die erzeugt man nicht mit der Information über eine Preisänderung. Gerade diese emotionale Leistung kann Kino wirklich liefern. Das sehen die Kunden. Es geht den Kunden aber nicht nur um Wirkung, sondern auch darum, diese bei möglichst vielen Menschen zu erzeugen. Inwieweit ist für das gute Jahr 2015 damit auch verantwortlich, dass die Besucherzahlen auf Rekordniveau lagen? Weischer: Das spielt natürlich eine große Rolle. Der James Bond „Spectre“ hatte bis heute 6,5 Millionen Zuschauer, „Star Wars“ ist gleich in 2000 Kinos gestartet und hatte 550000 Tickets vorverkauft. Das ist der Wahnsinn! Dank der Digitalisierung laufen die großen Filme in viel mehr Kinos zeitgleich an als früher, weil auch kleinere Häuser sich heutzutage Kopien leisten können. Für unser Geschäftsmodell ist das gar nicht schlecht, denn damit werden auch die Besucherzahlen schneller realisiert, die wir den Kunden garantieren. Wenn wir Kunden ansprechen, weil die Kontaktzahlen vorfristig erreicht sind und das Budget verbraucht ist, wird oft noch weiteres Geld investiert. Die Nachverkäufe waren zuletzt sehr stark. Aber warum? Der Mediaplan steht vorher fest und die zu erreichenden Kontakte auch. Warum sollte man dann in der Kampagne noch mehr investieren? Bergmann: Zum einen haben Kunden das Gefühl, sie haben ins richtige Medium investiert, wenn die Kontaktzahlen vorfristig erreicht sind. Zum anderen sind Kunden und Agenturen viel flexibler geworden und haben immer Budgetreserven. Wenn eine andere Gattung nicht so recht performt, Kino aber schon, wird gerne mehr investiert. Ein Ziel für 2015 war es, mehr regionale Kunden zu gewinnen. Ist das gelungen? Bergmann: Wir sind regional viel stärker geworden. Wir haben dort ein Umsatzplus von über 30 Prozent erzielt. Mit Dirk Mittmann haben wir jemanden aus dem nationalen Bereich als Kopf für Weischer Regio gefunden. Er hat das gesamte Vertriebssystem neu aufgezogen. Wir arbeiten nun viel intensiver mit mittelständischen Kunden zusammen, für die Kino bislang wegen der hohen Produktionskosten der Spots kein Thema war. Sie stellen nun fest, dass sich das durch die digitalen Möglichkeiten verändert hat. Weischer: Wir haben das Regionalgeschäft in den vergangenen Jahren möglicherweise nicht mit der Hingabe behandelt, wie wir es hätten tun sollen. Nun versuchen wir, die Qualität auf der Leinwand auch im regionalen Bereich zu steigern. Wir haben für Weischer Regio wundervolle Spots, die das Publikum richtig mitnehmen. Kunden, die selbst im Kino sind, fragen anschließend, wie es mit der Werbung geht. Das zeigt, dass in diesem Bereich noch viel zu realisieren ist. Was machen Sie mit Kunden, die noch mit einem Dia ankommen und das im Kino zeigen wollen? Weischer: Sowohl die Ansprüche der Kinos als auch von uns steigen. Jeder kann heutzutage einen Spot produzieren, aber so sehen diese dann eben auch manchmal aus. Solchen Kunden sagen wir: Lass uns das noch einmal ordentlich machen. Das kommt meist ganz gut an. Bergmann: Manche kleineren Kunden haben wir aus Qualitätsgründen aber auch verloren. Es ist uns wichtig, das Medium an sich aufzuwerten und das geht nicht mit Dias. Doch diese Verluste konnten wir überkompensieren, indem wir einige neue, große Kunden gewonnen haben. Das hat gerade in Nordrhein-Westfalen gut funktioniert, wo wir die Büros in Wuppertal und Bonn in Köln zusammengelegt haben und nationale Vertriebler von regionalen lernen konnten und umgekehrt. Der Umsatz ist gestiegen. Wie hoch kann der Anteil des regionalen Geschäfts werden? Weischer: Aktuell haben wir in Deutschland einen Anteil von 10 Prozent. In der Schweiz sind es 40 Prozent. Das zeigt zumindest, was möglich ist. Dort haben wir aber auch ein Netz von 15 Regionalverkäufern. Das wäre zugegeben sehr ambitioniert, denn dafür müssten wir unseren Umsatz hierzulande vervierfachen. Aber ich glaube, wir finden ein Niveau dazwischen, das sich lohnt. Unser Augenmerk liegt daher darauf, dass wir die passenden Strukturen bauen. Das zweite große Thema, an dem Sie sitzen, sind Daten. In Ihrer Broschüre kündigen Sie an, Performance-orientierte Werbung in die Kinos zu bringen. Wie weit sind Sie damit? HORIZONT 2/2016 REPORT KINOMARKETING 39 14. Januar 2016 Bergmann: Das ist noch Zukunftsmusik. Es gibt kein konkretes Angebot. Wir streben Tests im Laufe des Jahres an. Dabei können wir anonymisierte Daten von Mobilfunkunternehmen nutzen und sehen dann die Bewegung der Menschen im Anschluss an den Kinobesuch. Weischer: Womit wir uns in diesem Kontext intensiv beschäftigen – unser eigentliches Thema – ist, wie man die Planungsentscheidungen der Kunden und Agenturen über ein Mehr an Daten noch besser absichern und transparenter machen kann. Wir wollen dazu Profile von den Kinobesuchern generieren. Die technischen Möglichkeiten dafür sind da. Sie liegen im elektronischen Ticket, denn solche Systeme funktionieren nur mit einem Log-in, über das man sich identifiziert. Was wir ausdrücklich nicht wollen, sind die persönlichen Daten der Kinobesucher. Für die Vermarktung reichen uns die Profile. Das müssen wir den Kinobetreibern verdeutlichen. Was bedeutet das konkret für die Mediaplanung? Wofür können diese Daten genutzt werden? Bergmann: Hat man die Profildaten, ist man schon fast im Bereich Programmatic Advertising und der Buchung in Echtzeit. Über die Kasse kann man die Profile auslesen und weiß dann, welchen Alters, Geschlechts und welcher Bildung die Besucher der Filme sind. Die Werbung in Abhängigkeit von der anwesenden Zielgruppe auszusteuern, ist etwas, das wir schon heute technisch realisieren könnten. Denn die Spots liegen alle auf dem Server. Was uns fehlt, ist der Dateninput. Bis wann könnte ein solches Ticketingsystem stehen? Weischer: In zwei Jahren dürfte das flächendeckend der Fall sein. Sie sagen, Sie wollen nicht die konkreten Daten von den Kinobetreibern, aber wäre es nicht hilfreich, wenn ein solches System zentral eingeführt würde, zum Beispiel von Weischer? Mit Cinema Reloaded haben Sie ja auch das Kassensystem verändert und rechnen seither die Werbung auf tatsächlichen Besucherzahlen ab. Weischer: Wir werden uns in dem Bereich zurückhalten, weil wir glauben, dass das Ticketing das Kerngeschäft der Kinos ist und es dadurch nur zu Konflikten käme. Was wir wollen, ist, mit den Daten arbeiten. Das bedeutet nicht, den Besuchern Informationen aufs Smartphone zu schicken, sondern Kampagnen besser auszusteuern. Zum Beispiel auch danach, ob der Mehrzahl der Kinobesucher ein Spotmotiv schon bekannt ist und man ihnen daher besser ein anderes zeigt. Bergmann: Das wäre auch eine Absicherung für viele Kunden. Sie wissen zwar, dass sie über bestimmte Filmprofile auch bestimmte Zielgruppen erreichen, weil wir das bereits mit einer großen Genauigkeit darstellen können. Aber mit solchen Daten ginge es noch präziser. Wir können im Moment noch nicht sagen, wie relevant das Thema werden wird. Aber wir glauben, dass es einen Fortschritt bedeutet. Und wir wollen den Kunden, die sich dafür interessieren, gerne solche Angebote machen. Weischer: Wir möchten, dass die Kunden sich wohlfühlen mit ihren Entscheidungen. Immerhin wollen wir 100 Millionen Euro aus dem Markt haben. Schon heute können wir die Schnittmenge von Onlinenutzern und Kinobesuchern recht gut beschreiben. Es ist naheliegend, dass die Leute sich über einen Film informieren, bevor sie ihn besuchen. Mit den Seiten, die Weischer Online vermarktet, sind wir nahe an den Besuchern dran und können auf unterschiedlichen Kanälen dieselbe Botschaft verankern. Sie sagen, Sie wollen die Profildaten nicht nutzen, um die Kinokampagne mobil zu verlängern. Ist das aber nicht genau die Idee, die hinter der App Cinime steht, die Sie 2015 eingeführt haben? Weischer: Ja, aber mit dem Download entscheidet der Besucher aktiv, dass er weiterführende Informationen erhalten möchte. Würde man den Käufern von elektronischen Tickets danach Werbung senden, würde das negativ wirken. Wie erfolgreich ist Cinime, die die Kinobesucher nach dem Film mit Produktinformationen versorgt? Bergmann: Es ist ein Beispiel für Dinge, die wir anbieten, weil es Nachfragen seitens der Kunden gab. Wir haben viel in die App investiert, aber die Nutzung der Kinobesucher hält sich noch in Grenzen. Wir liegen derzeit bei knapp unter 20000 Downloads und hoffen, dass sich das mit der Version 2.0 im 1. Quartal 2016 steigern lässt. In gewisser Weise ist das auch eine gute Nachricht: Wir sind nicht da- rauf angewiesen, aus der Second-ScreenNutzung eine Tugend zu machen, denn bei uns schauen die Leute zu, ohne ständig parallel ihr Smartphone zu checken. Weischer: Für die Kinobetreiber ist Cinime allerdings zu einem spannenden Kommunikationskanal geworden. UCI zum Beispiel nutzt das, um Anreize für die nächsten Filme zu setzen, und das läuft sehr gut. Zum Schluss noch ein Ausblick auf 2016: Werden Sie die Dynamik von 2015 ohne neuen James Bond und mit einer Fußball-EM, die traditionell Kinobesucher kostet, beibehalten können? Bergmann: Den Umsatz pro Besucher wollen wir auf gleichem Niveau halten wie 2015. Das ist die neue Größe, die wir fokussieren. Das Kinojahr 2016 vergleiche ich gern mit dem Film „Everest“: Es ist eine Art Höhenlager, in dem man sich eine gewisse Zeit lang akklimatisieren muss, um dann langsam den Gipfel zu ersteigen. Wir sehen den nächsten Gipfel im Jahr 2018 erreicht, mit dann 120 bis 125 Millionen Euro Umsatz. Dorthin wird es in kleinen Schritten gehen. Ohne Bond wären wir zufrieden, wenn wir 2016 um 2 bis 4 Prozent unter dem Vorjahr abschließen und zwar bei gleicher Besucherzahl. Das ist wichtig. Wir liefern die Werbekunden, aber die Betreiber müssen die Zuschauer bringen. Weischer: 2015 haben wir einen Niveausprung erlebt und den wollen wir im Großen und Ganzen auch halten. Noch einmal so zu wachsen, wäre absurd. Die Kinobetreiber dürften das allerdings ein wenig anders sehen. Für sie gibt es kein Hochplateau, sondern nur das Matterhorn. Der Kinomarkt Mit rund 90 Prozent Marktanteil ist Weischer Marktführer in der nationalen Kinovermarktung und hat alle großen Ketten im Portfolio. Anfang vergangenen Jahres kündigten Cinestar und Cinemaxx an, die Vermarktung mit der gemeinsamen Firma Red Carpet Cinema Communication in die eigene Hand zu nehmen. Im Juni gab es jedoch eine Einigung mit Weischer. Red Carpet konzentriert sich auf die Vermarktung der Werbeflächen in den Kinos und von crossmedialen Paketen, der nationale Spotverkauf auf den Leinwänden läuft weitgehend über Weischer. Anzeige 40 REPORT KINOMARKETING F ür die Zukunft des Werbemediums war 1994 ein gutes Jahr: Zwar belegten mit „König der Löwen“ auf Platz 1 und „Flintstones“ auf Platz 2 wieder Filme für das junge Publikum die Spitzenplätze. Doch mit „Schindlers Liste“ auf Platz 3 schaffte es zumindest ein starkes Angebot für ältere Zuschauer auf die vorderen Plätze. Aus Sicht der Kinovermarkter hatte sich das Kino damit erneut als Spezialmedium für junge Zielgruppen bewährt, jedoch zugleich signalisiert, dass in der wachsenden Zahl von Multiplexen auch Filmfans jenseits der 39 ein Angebot finden. Damals die zentrale strategische Herausforderung jedes Kinomanagers: Denn ohne das reifere Publikum wären die ehrgeizig geplanten neuen Kinosäle kaum zu füllen gewesen. Mehr als 20 Jahre später lässt sich sagen, dass die Branche diese Aufgabe erfolgreich gemeistert hat. Waren 1994 nur 16 Prozent der Zuschauer 40 Jahre und älter, sind es heute mit 45 Prozent mehr als doppelt so viel. Das Dumme daran: weder Kinobesitzer noch -vermarkter sind so richtig glücklich über die neue, ausgeglichenere Verteilung der Altersegmente im Publikum. Denn das Resultat ist nicht nur der größeren Filmlust der grauen Panther geschuldet, sondern auch der Abwanderung des jungen Publikums. Speziell die 16- bis 24-Jährigen gehen deutlich seltener ins Kino. Der Schwund, der wohl nicht ganz zufällig mit dem Marktdurchbruch des videofähigen Internets einhergeht, schafft speziell aus Vermarktersicht ein Argumentationsproblem: Bisher konnte das Nischenmedium Kino zumindest in bestimmten Altersgruppen bevölkerungsübergreifende Reichweiten vorweisen. Diese sinken nun und rutschen bei den 25- bis 39-Jährigen sogar erstmals unter die 50-Prozent-Marke (siehe Tabelle). Umgekehrt wächst bei den Älteren die Lust am Kino nicht genug, um als Medium aus der Nische auszubrechen. In einer Welt, in der Bewegtbild-Unterhaltung gerade eine neue Renaissance erlebt, droht ausgerechnet das Kino zum Verlierer zu werden. D ie Ursachen analysieren nun der Verband der Filmverleiher (VdF) zusammen mit den Kinoverbänden HDF und AG Kino Gilde sowie der Filmförderungs Anstalt FFA mit einer gemeinsamen GFK-Studie, die die Gründe für den negativen Trend bei den 14- bis 39-Jährigen ausloten soll. Angesichts der Ergebnisse gibt sich VdF-Geschäftsführer Johannes Klingsporn zumindest zweckoptimistisch: „Bei der Ursachenfindung war man bisher vielfach auf Annahmen und weniger auf qualitativ untermauerte Fakten angewiesen. Die Studie zeigt jetzt deutlicher und nachvollziehbarer auf, wo und wie wichtige Stellschrauben justiert werden müssen, um das Kino und die Filmangebote für diese kritischen Zielgruppen noch attraktiver zu machen.“ Das könnte sich in der Praxis schwerer gestalten, als es die Betroffenen hoffen: Denn die qualitativ-quantitative GfKStudie zeigt deutlich auf, dass das Kino kein relativ leicht lösbares Imageproblem hat, sondern zumeist an vielen Alltags- Durch die Brille der Jugend 14. Januar 2016 FOTO: COLOURBOX Von Santiago Campillo-Lundbeck HORIZONT 2/2016 An dieser Konstellation sind die Filmverleiher nicht ganz unschuldig. Sie und die dahinterstehenden Filmstudios haben die zuvor großen Zeitfenster der Verwertungskette über die Jahre deutlich zusammengestrichen, um die Umsatzrisiken durch Filmpiraterie zu reduzieren. Damit sank aber auch die Exklusivitätspositionierung des Kinos . Während Netflix- und Amazon-Produktionen langfristig mit nur einer Plattform verbunden sind, kann die Kinoware schon nach wenigen Wochen auch im Pay-TV, online oder als DVD konsumiert werden. Das einstige Jugendmedium Kino wird immer älter und bekommt damit ein Vermarktungsproblem in der Werbung D klagt mit 49 Prozent auch am stärksten über Zeitknappheit. Dass diese Konstellation für das als aufwendig empfundene Freizeitvergnügen Kinobesuch wenig hilfreich ist, liegt auf der Hand. Bedenklicher aus Sicht der Gattung Kino dürfte jedoch die rasant gestiegene Beliebtheit von Heimkino und TV-Serien wie „House of Cards“ sein. So argumen- barrieren scheitert. So wird laut Studie Kino als eher kostspielige Freizeitbeschäftigung empfunden, die zudem noch mit besonderem Aufwand verbunden ist. Dazu steht Kino auch mit mehr Unterhaltungsalternativen als jemals zuvor in Konkurrenz. So verbrachten die Unter30-Jährigen 2014 allein 14,1 Stunden pro Woche mit Gaming. Diese Altersgruppe tiert ein Studienteilnehmer zu den Vorteilen des Heimkinos gegenüber einem Kinobesuch: Zu Hause bekomme ich das Gleiche – nur einen Monat später – für weniger Geld und ich habe nicht den Stress, rauszugehen. Ich muss mich anstellen, vorher reservieren. Es kostet Zeit, ist Stress. Zu Hause kann ich mich gemütlich auf die Couch legen mit der Pizza.“ Bei Reichweite und Intensität wird es kritisch Die Jungen schauen lieber Youtube Anteil der Altersgruppen am Kinopublikum in den vergangenen zehn Jahren* 16- bis 39-Jährige gehen seltener ins Kino Angaben in Prozent Alter 10 bis 15 16 bis 24 25 bis 39 40 bis 49 50 bis 59 60 Jahre und älter 6 45 8 45 7 36 7 39 9 11 12 13 11 12 33 31 29 27 27 20 19 10 bis 15 Jahre 24 16 bis 24 Jahre 34 31 8 5 1994 31 34 36 30 27 3 8 6 1996 2 7 1998 11 4 5 3 2000 6 2002 Quelle: GFK, Studie „Kritische Zielgruppen im Kinomarkt” 2015 4 80 61 49 25 bis 39 Jahre 15 16 16 7 6 8 8 8 9 8 10 2004 2006 2008 2010 15 13 Besuchsintensität (Kinobesuch pro Person) 27 19 11 2014 2009 Reichweite (in Prozent) 10 28 36 ie Lösung sehen die Studienmacher in einer stärkeren Positionierung der Gattung bei den Freizeitbedürfnissen „Entspannung“ und „Socializing & Spaß“. Um mehr Entspannung zu bieten, müsse beispielsweise der Aufwand für einen Kinobesuch reduziert sowie die Aufenthaltsqualität in den Kinoräumlichkeiten selbst verbessert werden. Um das Kino wieder zu einem besseren Treffpunkt zum Socializing zu machen, empfiehlt die Studie der Branche die Einführung von „After School“- und „After Work“-Kino, damit es sich das Publikum gar nicht erst auf dem heimischen Sofa bequem macht. Auch eine stärkere Integration von Social-Media-Instrumenten zur Aktivierung des eigenen Freundeskreises soll beim Kampf gegen die „Sofafalle“ helfen. Kostspielig für die Kinobetreiber verspricht die letzte Empfehlung zu werden, die besondere Atmosphäre des Kinos zu betonen. Einnehmende Erlebniswelten im Foyer sollen in Kombination mit den großen Leinwänden in den Kinosälen die Wertigkeit des Freizeiterlebnisses als Ganzes erhöhen. Ein derartiges Upgrading ist aber ohne nur langfristig refinanzierbare Investitionen in die Ausstattung der Immobilie kaum machbar. Geld, das vielen Betreibern angesichts volatiler Besucherzahlen schlicht fehlt. Die Lösung des Finanzierungsdilemmas könnte ausgerechnet von MarketingSpezialagenturen wie Red Carpet Cinema Communication kommen. Sollte es ihnen gelingen, Marketingideen für die Kinofoyers mit hohem Eventcharakter zu liefern, hätten sie ein strategisches Problem der Betreiber gelöst und ihren Werbepartnern eine wirklich exklusive Bühne geschaffen. Doch die Messlatte liegt hoch: Schließlich muss die Werbekreativität im Foyer mit der Hollywood-Magie in den Kinosälen mithalten. 19 44 40 bis 49 Jahre 11 12 12 14 2012 2014 HORIZONT 2/2016 33 30 50 bis 59 Jahre 60 Jahre und älter 20 20 Quelle: GFK, Studie „Kritische Zielgruppen im Kinomarkt” 2015 49 58 71 84 4,1 4,9 5,3 7,4 4,9 5,3 4,4 3,9 3,9 3,6 4,0 3,5 HORIZONT 2/2016 42 REPORT KINOMARKETING HORIZONT 2/2016 Nach „Herr der Ringe“ war Neuseeland auch Ort der Dreharbeiten zur „Hobbit“-Trilogie – eine gut genutzte Steilvorlage für die nationale Tourismusbehörde und die Fluglinie Air New Zealand Studio Canal verfilmte 2014 den englischen Kinderbuchklassiker „Paddington“ – und die britische Tourismusbehörde Visit Britain strickte eine große Kampagne rund um den Bären aus Peru Der Set-Jet-Effekt Location Placement in Kinofilmen ist für Orte und Regionen ein gewinnbringender Faktor Júzcar in Andalusien ist seit 2011 bekannt als „Schlumpfen-Dorf“. Die Idee zum hellblauen Anstrich hatte die Agentur Bungalow 25 aus Madrid, Sony Pictures besorgte die Farbe B Von Fabian Müller lütenweiße Dörfer, sogenannte „Pueblos Blancos“, findet man in Südspanien zuhauf – ein blaues hingegen gibt es nur ein einziges Mal. Knapp 150 Kilometer westlich der Provinzhauptstadt Málaga liegt das 240-Seelen-Nest Júzcar, seit gut vier Jahren als „Pueblo Pitufo“ bekannt, als Dorf der Schlümpfe. 2011 ließ die Produktionsfirma Sony Pictures alle Häuser hellblau anstreichen, um für ihren Animationsfilm „Die Schlümpfe 3D“ zu werben. Und der Fassadenwechsel hat sich gelohnt: Seitdem kamen mehr als 300 000 Touristen nach Júzcar – obwohl der Ort überhaupt nicht im Film zu sehen ist. Diese farbliche Marketingkooperation ist weltweit einzigartig und zeigt: Location Placement, also die Platzierung von Orten oder Regionen in den Kontext großer Kinoproduktionen, hat viele Facetten. Ein Schauplatz kann auch von Blockbustern profitieren, wenn er überhaupt nicht zu den Drehorten gehört. „Es geht stets darum, wie eine Location einen Film stützen kann“, sagt Otto Kettmann, Vorsitzender des Verbands für Product Placement. Auch die „Twilight“-Saga verfilmten die Produzenten nicht etwa im Toskana-Städtchen Volterra, sondern im eine Autostunde entfernten Montepulciano. Klassischerweise sind es aber doch die Originalschauplätze, die Primär- und Sekundäreffekte von Filmproduktionen für sich nutzen wollen. In erster Linie gelingt das schon während der Dreharbeiten. Schließlich muss eine große Filmcrew irgendwo tanken, übernachten und essen. Als Eon Productions und Sony Pictures Anfang 2015 in Tirol Szenen des jüngsten Bond-Films „Spectre“ drehten, ließen sie fast 9 Millionen Euro in der Region – „produktionsbedingte Ausgaben“, zu denen selbst Briefmarken und Postkarten gehören. Bei 550 000 Euro Produktionszuschuss, die die Österreicher beisteuer- ten, eine Win-win-Situation für beide Seiten. Der Return on Investment für Tirol und seinen Filmkommissar Johannes Köck ist sogar noch höher, wenn man die weltweite Medienberichterstattung miteinbezieht (siehe Interview rechts). Zudem reisten schon während der Dreharbeiten Bond-Fans in die Alpen, um in der Nähe der Produktionsstätten zu sein. „Die langfristigen filmtouristischen Effekte kommen jedoch erst dann zum Tragen, nachdem der Film im Kasten ist“, sagt Stefan Rösch, der lange über Location Placement geforscht hat und heute Tourismusbehörden sowie die Filmwirtschaft bei der Verwertung von Synergieeffekten berät. Das Geschäft boomt, seit der Wettbewerb um Touristen immer stärker geworden ist und Urlaubsdestinationen händeringend nach Alleinstellungsmerkmalen fahnden. „Es wäre fahrlässig, eine solche Chance nicht für den Tourismus zu nutzen“, warnt Rösch. Deshalb sprängen immer mehr Orte auf den Zug auf. Bei seinem jährlichen Branchentreffen beschäftigte sich der internationale Verband der Film Commissioners im September 2015 sogar nur mit dem Thema Filmtourismus. Alle buhlen um die sogenannten „Set-Jetter“. W ieso diese Professionalisierung durchaus sinnvoll ist, belegen mehrere Cases. Etwa aus Neuseeland, Drehort (wenn auch selbstverständlich nicht Schauplatz) der „Herr der Ringe“-Teile und der „Hobbit“-Trilogie. Die neuseeländischen Behörden haben erkannt, wie viel Potenzial in dem Thema steckt und forcieren seit Jahren den Filmtourismus. Mittlerweile gehören die echten Landschaften der fiktiven Mittelerde zu den meistbesuchten Attraktionen des Inselstaats. Auch nationale Werbungtreibende wie die Fluglinie Air New Zealand nutzten die Steilvorlage für ihr Marketing. „Was die weltweite Vermarktung anbelangt, kann die neuseeländische Kampagne durchaus als Paradebeispiel gel- 14. Januar 2016 ten“, sagt Andrea David, studierte Tourismusmanagerin und Autorin des Branchen-Blogs Filmtourismus.de. Umfragen zufolge gaben zu Beginn vergangenen Jahres 13 Prozent der NeuseelandBesucher an, die „Hobbit“-Reihe hätte ihre Entscheidung beeinflusst, in das Land zu reisen. Den Wert der Filmtrilogie für den neuseeländischen Tourismus beziffern die Verantwortlichen auf weit über 50 Millionen US-Dollar pro Jahr. W ährend der Start des letzten „Hobbit“-Teils erst gut ein Jahr zurückliegt, gibt es auch historische Beispiele, die das Potenzial von Location Placement zeigen. 1974 etwa landete Roger Moore als James Bond in „Der Mann mit dem goldenen Colt“ an der thailändischen Insel Khao Phing Kan, heute als „James Bond Island“ bekannt und bei Touristen außerordentlich beliebt. Und die hierzulande weitgehend unbekannte US-Musical-Verfilmung „The Sound of Music“ von 1965 lockt noch heute Heerscharen amerikanischer Besucher in die Mozart-Stadt Salzburg. Das kommt nicht von ungefähr. „Placements haben eine unterbewusste Wirkungsebene, unabhängig davon, ob sie mit Marketingmaßnahmen noch unterstützt werden“, erläutert Verbandschef Kettmann. Strickt die zuständige Tourismusbehörde eine Kampagne um den Film, kann sich der Effekt verstärken. Gelungen ist das etwa Visit Britain, unter anderem beim Familienfilm „Paddington“ und nun auch wieder bei „Spectre“. Unabdingbar sei aber die frühzeitige Absprache mit der Produktion, vor allem, wenn es um die Nutzung von Bildmaterial und Logos geht, sagt Expertin David. Sony hat mit seiner Schlumpfaktion in Spanien jedenfalls für Aufsehen gesorgt. Als die Produktionsfirma anbot, die Häuser wieder weiß zu streichen, lehnten die Bewohner ab. Schließlich ist das blaue Dorf einzigartig – und der dritte Schlümpfe-Teil soll nächstes Jahr starten. Die Dreharbeiten zu „James Bond: Spectre“ nutzt Tirol Werbung für eine Kampagne unter der Leitidee „Tirol ist großes Kino“. Der Auftritt zielt auf Touristen, aber auch auf Filmschaffende ab Johannes Köck, Chef von Cine Tirol „Kann nichts Besseres passieren“ Wieso Location Placement für Orte zum Erfolgsfaktor werden kann Herr Köck, warum bewirbt sich Tirol als Drehort für große Produktionen? Wir sehen drei Ebenen: Die Generierung eines möglichst hohen wirtschaftlichen Effekts während der Dreharbeiten, die mediale Berichterstattung zu den Filmen und die Erschließung des filmtouristischen Potenzials. Jede Produktion, egal ob Kino, Fernsehen oder Doku, ist ein großartiger Beitrag für die Sichtbarkeit unseres Landes. Über klassische Werbekanäle könnte das so nur bedingt gelingen. Im Prinzip kann einem Land nichts Besseres passieren, als auf diese Weise in die Köpfe und Herzen der Menschen zu kommen. Nicht nur in Deutschland und in Europa, sondern auch in Asien? Absolut. Inzwischen hatten wir 85 indische Produktionen in Tirol. Diese Filme haben auch ihren Beitrag dazu geleistet, dass indische Gäste in sehr viel höherer Zahl als früher in unser Land reisen. Ähnliches möge uns auch mit China gelingen. Wir haben zwar „erst“ einen chinesischen Film nach Tirol geholt, werden aber 2016 zum Filmfestival nach Shanghai fahren und in den großen Städten Präsentationen abhalten. Dadurch hoffen wir, dass auch mehr Touristen aus China zu uns kommen. Der BondFilm wird sein Übriges dazutun. Welche Anreize können potenzielle Drehorte Filmschaffenden wie der James-Bond-Crew bieten? In erster Linie eine filmfreundliche Haltung, wozu vor allem Interesse, Verständnis und Flexibilität zählen; darüber hinaus natürlich auch finanzielle Anreize. Wir gewähren etwa Produktionszuschüsse. Aber es sind viele unterschiedliche Modelle denkbar und möglich, zum Beispiel Incentives wie Steuervergünstigungen und Bonuszahlungen. Es gibt natürlich einen Wettbewerb zwischen den Ländern. Und dass eine Stadt aus Kostengründen anderswo nachempfunden wird, ist nicht ungewöhnlich. New York und Chicago wurden etwa jahrelang in Toronto gedreht, weil Kanada Filmschaffenden sehr attraktive Anreize geboten hat. INTERVIEW: FAM HORIZONT 2/2016 REPORT KINOMARKETING 43 14. Januar 2016 Entspannung im Heimkino Eine HORIZONT-Umfrage zeigt, dass die Deutschen lieber auf die Free-TV-Ausstrahlung warten, als ins Kino zu gehen Von Bettina Sonnenschein D er Ansturm an den Kino-Ticketschaltern für Blockbuster wie den aktuellen „Star Wars“-Film mag etwas anderes suggerieren – tatsächlich ist den Deutschen ein Gang ins Kino gar nicht so Am liebsten kostenlos wichtig: 39,9 Prozent warten häufig darauf, bis der Film im Free-TV zu sehen ist. Weitere 40,8 Prozent geben an, zumindest gelegentlich darauf zu warten, dass ein Kinohit auf dem heimischen Fernseher verfügbar ist. Zum Vergleich: 12,2 Prozent der Deutschen wählen oft den Weg ins Kino, um einen aktuellen Film zu sehen. Das geht aus einer exklusiv für HORIZONT durchgeführten Online-Umfrage des Link Instituts für Markt- und Sozialforschung im vergangenen November hervor. Abgefragt wurden Aussagen über den Kinobesuch sowie den Filmkonsum auf unterschiedlichen Plattformen. Insgesamt fällt auf, dass das Verhalten von Männern und Frauen bezüglich der Sehhäufigkeit auf verschiedenen Kanälen kaum voneinander abweicht. Ob Kinobesuch, DVD-Kauf und -Ausleihe, PayTV-Konsum oder Free-TV-Nutzung, die Geschlechter agieren sehr ähnlich. Einzige Ausnahme: Das Streamen über einen Video-on-Demand-Dienst. So geben 20,5 Prozent der befragten Männer, aber nur 13,9 Prozent der Frauen an, einen Film häufig über entsprechende Anbieter abzurufen. Auch das Alter macht sich hier erwartungsgemäß bemerkbar: 36 Prozent der 18- bis 29-Jährigen streamen häufig Filme, bei den 50- bis 69-Jährigen sind es 4,7 Prozent. Den Filmkonsum im Free-TV gefährdet Video-on-Demand noch nicht, insgesamt liegt die häufige Nutzung bei 17,4 Prozent. Allerdings ist der Wert bereits deutlich höher als bei der gleichen HORIZONT-Befragung im vergangenen Jahr (3/ 2015). Auch wenn die Ergebnisse aufgrund einer ungleichen Basis nicht direkt Zustimmung zu Aussagen zu Kinobesuch und Filmkonsum Angaben in Prozent häufig Warte, bis Film im Free-TV läuft gelegentlich 39,9 12,2 Kaufe oder leihe eine DVD 10,9 6,7 59,3 61,5 42,7 9,1 Gehe ins Kino, weil dort der Filmgenuss am höchsten ist 19,3 23,3 26,3 84,2 31,0 trifft eher zu teils, teils trifft eher nicht zu 31,3 17,2 12,4 trifft überhaupt nicht zu 8,1 Gehe ins Kino als Freizeitbeschäftigung mit Freunden 22,7 30,8 19,0 14,7 12,8 Schaue Film zu Hause auf DVD, um selbst zu bestimmen, welchen Film ich sehe 21,2 30,5 21,6 13,8 12,9 Schaue aktuelle Filme wenn überhaupt im Free-TV, weil sie mir nicht so wichtig sind 46,4 Basis: 1000 Befragte 18 bis 69 Jahre, Onlinebefragung im November 2015 Quelle: Link Institut für Markt- und Sozialforschung Angaben in Prozent trifft ganz besonders zu selten/nie 40,8 17,4 Gehe ins Kino Schaue Film im Pay-TV A bgesehen vom vielleicht bequemeren Konsum vom heimischen Sofa aus wissen die Deutschen Filmgenuss im Kino dennoch zu schätzen. Die große Leinwand und der gute Sound sind für mehr als 60 Prozent wichtige Gründe für den Kinobesuch. Ebenso der soziale Faktor: Ins Kino zu gehen, auch mit Freunden, weil es eine abwechslungsreiche Freizeitbeschäftigung ist, stellt für rund 53 Prozent ein zustimmenswertes Argument dar. Die von der Industrie beworbene, immer bessere Technik von Homeentertainment-Geräten hingegen kann vergleichsweise wenig überzeugen. Die große Leinwand kommt gut an Häufigkeit des Filmkonsums auf verschiedenen Kanälen Rufe Film online über Video-on-Demand ab miteinander verglichen werden können, waren es 2015 erst 13 Prozent, die Kinofilme online abriefen. Nichtsdestotrotz scheint das Thema unabhängige Nutzung wichtiger für die Konsumenten zu werden: Der Aussage, Filme am liebsten zuhause auf DVD oder mittels Video-on-Demand zu sehen, weil dann selbst über das Programm entschieden werden kann, stimmen insgesamt rund die Hälfte der Befragten zu – im Vorjahr (unter Berücksichtigung erwähnter abweichender Basis) waren es rund 45 Prozent. Schaue Film zu Hause, weil dort dank neuer TV-Technik die Qualität ähnlich wie im Kino ist 14,2 10,0 22,0 26,8 28,3 23,5 12,0 28,8 23,5 10,9 Basis: 1000 Befragte 18 bis 69 Jahre, Onlinebefragung im November 2015 HORIZONT 2/2016 Quelle: Link Institut für Markt- und Sozialforschung HORIZONT 2/2016 Anzeige 44 REPORT KINOMARKETING HORIZONT 2/2016 14. Januar 2016 Wissen, was läuft Millionen von Filmfans informieren sich online, Print muss um seine Bedeutung kämpfen. Etablierte Kinozeitschriften verstärken daher ihre digitalen Dehnübungen R Von Roland Karle unde Geburtstage, wohin man schaut: „Cinema“ wurde im vergangenen Mai 40 Jahre alt, „Treffpunkt Kino“ feierte wenige Monate zuvor 30. Geburtstag, auch „Kino News“ wird in diesem Frühjahr das dritte Jahrzehnt vollenden. Drei große Kinozeitschriften, die es zusammen auf eine verbreitete Auflage von monatlich 1,5 Millionen Exemplaren bringen. Bei so viel Reifegrad und Präsenz lässt sich auf eine starke Stellung der gedruckten Kinomedien schließen. Das stimmt, ist aber nicht die ganze Wahrheit. Denn Informationen über Film und Kino sind im Netz schnell, komfortabel und umfassend zu bekommen. Und werden rege genutzt: Etliche Websites von Special-Interest-Medien und Kinobetreibern erreichen jeden Monat Besucherzahlen in Millionenhöhe (siehe Tabelle). Onlineportale, die sich dem Thema auch, aber nicht ausschließlich widmen, sind dabei gar nicht berücksichtigt. Dennoch ist Thomas Pape fest davon überzeugt, dass Print weiter punkten wird. „Im Vergleich zu singulären Kinoportalen verfügen unsere Medienmarken über ein breiter gefächertes Angebot und sind näher am Kinobesucher“, sagt der Geschäftsführer von Kino & Co Media (S&L Mediengruppe). Dort wurden die monatlichen Foyermagazine „Treffpunkt Kino“ und „Kino & Co“ als Kino-Kombi vermarktet und gratis bei den großen Ketten Cinemaxx, Cineplex, Cinestar, Kinopolis und UCI Kinowelt sowie bei den meisten inhabergeführten Kinos ausgelegt. „Treffpunkt Kino“ gibt es nun nicht mehr als eigenen Titel, das Produkt ist in der Kino-Kombi mit „Kino & Co“ aufgegangen. Grund ist der Rückzug von Busch Entertainment Media – das sich künftig auf B-to-B-Medien („Blickpunkt Film“) konzentriert – aus der gemeinsamen Kino-Foyergesellschaft. Die Kino-Kombi nimmt im Printmarkt eine gewichtige Rolle ein. Die Allensbacher Markt- und Werbeträgeranalyse (AWA) 2015 bescheinigt ihr eine Reichweite von rund 2 Millionen Lesern bei einer verbreiteten Auflage von 827109 zin“ – hat einen eigenen Online- und MoExemplaren (laut IVW, III/2015). Der bile-Auftritt mit rund einer viertel Millidurchschnittliche Leser ist 33,8 Jahre alt, on monatlichen Besuchern, ist als TVdamit gehört die Kino-Kombi zu den Format bei mehr als zwei Dutzend deutschen Ballungsraumsenzehn Printangeboten in der AWA mit dem jüngsdern präsent und als ten Publikum und hat A1-Plakat (Monatswerden höchsten Affinitätsbetarif: 24500 Euro) in index in der Zielgruppe den Restaurants gut der 14- bis 29-Jährigen. sichtbar. Die Zeitschrift Kino & Co Mediasteuert mit rund zwei Dritteln den größten Teil Geschäftsführer Pape fühlt sich bestätigt: „Kides Umsatzes bei, aber nobesucher sind nach auch die anderen Formawie vor für Print zu bete werden gut nachgegeistern, auch die junfragt, so Seehof. „Bei den gen.“ Zugleich ist das Plakaten zum Beispiel reiSmartphone gerade für „Unsere gedruckten chen die Vorbuchungen bis ins Jahr 2017.“ Online die 14- bis 25-Jährigen Medienmarken sind ein ständiger Begleiter, es bei einer Printbunäher am Besucher als gibt es wird selbst in den Kichung gratis dazu, danofoyers intensiv ge- singuläre Kinoportale“ rüber hinaus sind kostennutzt. „Da müssen gepflichtige Premium-Platdruckte Magazine ent- Thomas Pape, Kino & Co Media zierungen möglich. „Es sprechenden Mehrwert zahlt sich aus, dass wir bieten, durch besondere Inhalte, Ge- Werbekunden über alle Kanäle bedienen winnspiele, Augmented-Reality-Angebo- können“, so Seehof. te“, so Pape. Allein durch die Magazine in den Kinofoyers und die Kinoblätter in den ntscheidend sind die Attraktivität Schnellrestaurants – auch Burger King und Verzahnung der einzelnen Ka- versorgt seine Gäste mit monatlich näle, wie Volker Seehof vom T+M 500000 Stück des „King Magazin“ – sumVerlag beobachtet. Er betreut als Gesamt- miert sich die verbreitete Auflage an kosleiter Redaktion und Marketing „Kino tenloser Kinopresse schon auf rund 2 News“, das Kundenmagazin von McDo- Millionen Exemplare. Hinzu kommen nald’s. 1986 mit einer Auflage von 400000 die ebenfalls gratis verfügbaren DigitalExemplaren in den damals rund 230 angebote von Playern und Vermarktern Food-Filialen des Burgerbraters gestartet, wie Webedia (Moviepilot.de, Filmliegen nun jeweils mehr als 800000 Hefte starts.de), Ströer (Kino.de) und Werbe in mittlerweile 1300 Restaurants aus. „Die Weischer. Die klassische Kaufpresse kann Nachfrage bewegt sich seit Jahren auf sta- da leicht Platzangst bekommen. Tatsächbilem Niveau“, berichtet Seehof. Auch lich ist die Luft dünner geworden für „Ciwenn viele der rund 80 Millionen Gäste, nema“, das einzige monatliche Kinomadie in Deutschland jeden Monat bei gazin, das sich dem harten Wettbewerb McDonald’s essen, dort fleißig mobil um zahlende Leser stellt. kommunizieren, schade das „Kino News“ u Bestzeiten Ende der 1990er Jahre nicht, stellt Seehof fest. „In den Restaurants wird gelesen, das ist eine typische verkaufte die inzwischen zu Burda Nutzungssituation für Print.“ gehörende Zeitschrift rund eine Doch es wäre fahrlässig, sich mit dem viertel Million Hefte pro Erscheinen, alStatus quo zu begnügen. „Wir verfolgen lein in den zurückliegenden zehn Jahren einen konsequent crossmedialen Kurs“, hat sich der Absatz auf durchschnittlich betont Seehof. „Kino News“ – Untertitel 67383 (IVW/I-III/2015) nahezu halbiert. „Das interaktive Entertainment-Maga- Parallel dazu wächst die Anhängerschaft E Z im Netz: Cinema.de verbuchte im November vergangenen Jahres 1,4 Millionen Visits, davon 25 Prozent über mobilen Zugriff. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ergibt sich ein Zuwachs von 19 Prozent. „Print und Online kannibalisieren sich wenig bis gar nicht“, sagt Andreas Mauch, für „Cinema“ zuständiger Managing Director der Burda News Group. „Ein großer Teil unserer Leserschaft begleitet uns schon seit vielen Jahren, sammelt die Hefte und setzt sich intensiver mit Film und Serien auseinander.“ Online seien die Nutzer deutlich jünger und suchten in erster Linie schnelle Infos. Dennoch gelingt es, Interessen und Leute plattformübergreifend zu verbinden – und damit neue Erlösquellen zu fördern. Aktuelles Beispiel: „Cinema“-Leserreisen. Erst im November war Chefredakteur Artur Jung mit 25 Teilnehmern in Hollywood unterwegs. Zur Leserreise gibt es ein Blog, daraus entstehen OnlineGruppen und Fanclubs. Am Ende, sagt Mauch, „profitieren wir im Gedruckten wie im Digitalen von einer sehr stabilen Community“. B ei allen digitalen Dehnübungen, die die Magazine machen, zeigt sich: Print ist als Ankermedium und Umsatzgewicht unverzichtbar. „2015 war ein richtig gutes Kinojahr, das schlägt sich erfahrungsgemäß in steigenden Mediabudgets nieder“, sagt „Kino News“-Macher Seehof. Bei Kino & Co Media erwies sich bereits das 4. Quartal 2015 als sehr dynamisch, „vor allem das Geschäft mit Markenwerbung hat deutlich angezogen“, sagt Geschäftsführer Pape. Zur aktuellen Januar-Ausgabe erschien „Kino & Co“ mit frischem Auftritt. „Wir wollen das Profil als Entertainment-Magazin und Programmzeitschrift fürs Kino noch stärker betonen“, so Pape. Außerdem wird an einem umfassenden Relaunch der Website und weiteren digitalen Neuerungen gearbeitet, „damit die Medienmarke ,Kino & Co‘ auf allen Kanälen präsent und optimal aufgestellt ist“. Sowohl für Fachpublikum als auch Kinogänger gibt es die passend aufbereiteten Informationen Lektüre für Cineasten Aktuell auf dem Schirm Publikums- und Fachtitel mit Schwerpunkt Film & Kino Nutzungsdaten von Onlineportalen rund um Film und Kino (Auswahl) Titel Verbreitete Verkaufte Auflage III/2015 Auflage III/2015 Verlag Profil Erscheinungsweise Cinema Cinema Verlag / Burda Publikumsmagazin monatlich 67892 Big Picture Gwant Verlag Publikumsmagazin vierteljährlich 25000* Treffpunkt Kino Kino & Co Media Foyer-Gratistitel monatlich 588875 39983 Kino & Co Kino & Co Media Foyer-Gratistitel monatlich 238234 0 Kino News T + M Verlag / McDonald's Filial-Gratistitel monatlich 804772 0 King Magazin Piranha Media / Burger King Filial-Gratistitel monatlich 500000 0 Anbieter Visits gesamt 11/2015 Moviepilot.de Webedia 12689809 Filmstarts.de Webedia 10495345 364683 Kino.de Ströer 4465939 2160296 0 Cineweb.de Cineweb / S&L Media 2279703 1184033 0 Cinema.de Cinema Verlag / Burda 1401649 360014 0 Kino-zeit.de Kurz & Spiegel 866838 − 0 Cinefacts.de Cinefacts / Ströer 332913 − Moviemaze.de Moviemaze 203642 − 2066391 davon Abos Zielgruppe: Fans & Kinogänger 67612 23711 k.A. k.A. Zielgruppe: Fachleute & Filmexperten monatlich 6605 6165 5437 Filmdienst Gemeinschaftswerk der Evangelischen Fach-/Special-InterestPublizistik (GEP) Magazin Konpress Medien Fachzeitschrift zweiwöchentlich 6500* 5100* k.A. Blickpunkt Film Busch Entertainment Media Fachzeitschrift wöchentlich 4500* 4500* 4000* Filmecho / Filmwoche Verlag Horst Axtmann Fachzeitschrift wöchentlich 1930 1173 1062 epd Film * Verlagsangaben; k.A. = keine Angaben Quelle: IVW Internetangebot davon Mobile* Film- und Kinoportale 7553218 Onlineseiten von Kinobetreibern Cinestar.de Cine Star Gruppe 3842615 Cineplex.de Cineplex 3492679 − Cinemaxx.de Cinemaxx 1808123 − Kinopolis.de Cine Art Marketing 1245037 − * inkl. Smartphone- und Tablet-Apps HORIZONT 2/2016 Quelle: IVW HORIZONT 2/2016