Einblick K2 klein - LWL
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Einblick K2 klein - LWL
EinBlick Hauszeitung der LWL-Klinik Herten im LWL-PsychiatrieVerbund Westfalen 1/2015 Regionales Angebot geplant 30 Jahre LWL-Klinik Herten Liebe Leserinnen und Leser, liebe Besucherinnen und Besucher, anlässlich des 30jährigen Bestehens der LWL-Klinik Herten für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik öffnen wir unser Haus und laden am 24. Juni 2015 zum Tag der offenen Tür ein. Tatsächlich ist unsere Klinik schon seit 30 Jahren offen: Nicht ohne Grund befindet sich der Klinikstandort dort, wo Menschen leben. Zwar ruhig gelegen am Rande des Schlossparks, aber doch in Stadtnähe. Hier gehen Menschen spazieren, sie gehen ins Schlosscafé oder in unsere Klinikgastronomie, besuchen Konzerte, den Nikolaus- oder Pfingstmarkt oder schauen sich ein Theaterstück im Schloss an, so wie kürzlich im Rahmen der Ruhrfestspiele. Sie haben keine Berührungsängste mehr. Menschen kommen zu uns, wenn sie psychische Probleme haben und Hilfe benötigen. Sie scheuen sich nicht mehr, über ihre Seelennot zu reden, und nehmen unser qualifiziertes Behandlungsangebot an. Auch ihre Angehörigen besuchen die Informationsveranstaltungen unserer Klinik, weil sie verstehen und verstanden werden wollen. Unsere Tagungen werden von Fachleuten geschätzt, und auch unsere Klinikexperten bilden sich kontinuierlich weiter. Sie sehen, wir bewegen uns. In dieser EinBlick-Ausgabe blicken wir zurück, berichten über Aktuelles und sprechen auch über unsere Zukunftsprojekte. Besuchen Sie uns am 24. Juni und begegnen Sie den Menschen, die hier arbeiten. Wir freuen uns! Neue Tagesklinik in Haltern eröffnet Um die Bevölkerung in Haltern und Umgebung über das neue Angebot in ihrer Region ausreichend zu informieren, hatte die LWL-Klinik Herten gemeinsam mit dem St. Sixtus-Hospital – da, wo die Tagesklinik ansässig ist – seit dem vergangenen Jahr regelmäßig Öffentlichkeitsarbeit betrieben: die Presse informiert, zu einer Bürgerinformationsveranstaltung eingeladen und an einem Medizinforum der Halterner Tageszeitung teilgenommen. Anfang des Jahres wechselte Oberarzt Peter Wolff von der Tagesklinik Dorsten nach Haltern, um hier die Leitung zu übernehmen. Bis Anfang 2017 übergangsweise in Räumlichkeiten des St. Sixtus-Hospitals, solange bis die neue Tagesklinik in den Neubau ziehen werden kann. „In der neuen Tagesklinik behandeln wir – genauso wie in unserer Dorstener oder Hertener Tagesklinik – Menschen mit einer Depression, Angst- oder Persönlichkeitsstörung“, beschreibt Dr. Luc Turmes, Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Herten die Zielgruppe des neuen Angebotes, zu dem neben der Diagnostik und medikamentösen Behandlung u.a. Gruppenpsychotherapie, Einzelgespräche, Ergotherapie, Gut gestartet: Oberarzt Peter Wolff, Ärztlicher Leiter der neuen Tagesklinik, Pflegekraft Frank Berbers, Ergotherapeutin Alice Reddig, Stellvertretende Stationsleitung Petra Hein und Sozialarbeiterin Birgit Plesker (v.l.n.r.). Bewegungstherapie und das Training sozialer Kompetenzen zählen. Noch ist die Tagesklinik auf einer ehemaligen Station des Krankenhauses eingerichtet. Ab Juli sollen die bisher zehn Tagesklinikplätze auf 20 erhöht werden. „Dann haben wir die Luftbild mit künftigem Standort und Ansicht der neuen Tagesklinik (rechts): Das Gebäude neben dem Altbau des St. Sixtus-Hospitals wurde abgerissen (siehe Pfeil), seit Juni laufen die Bauarbeiten. Reifephase gut überstanden, so dass wir mit unseren neuen Kolleginnen und Kollegen, die dann neu in unser Team kommen, auch mehr Patientinnen und Patienten behandeln können“, so Peter Wolff zufrieden. Derzeit laufen die Vorbereitungen für den Baubeginn auf dem St. Sixtus-Klinikgelände. Der moderne Neubau wird dann neben der Tagesklinik künftig auch eine Außenstelle der Psychiatrischen Institutsambulanz beherbergen sowie ein Zentrum für Familienmedizin. Im Gespräch ist auch, von hier aus ein Modellprojekt zum Home-Treatment zu betreuen (siehe Interview Seite 3). Neu strukturiert und Modell Institutsambulanz: Kurze Wege und verlässlich Nachdem vor einigen Jahren die Institutsambulanz erweitert und an einen Standort im Haupthaus der Klinik zentral zusammengeführt worden war, wurde im vergangenen Frühjahr mit dem neuen Aufnahmebereich das Herzstück der Institutsambulanz eingeweiht. Mit der Zusammenführung der Ambulanzen an einen Ort und der Einrichtung der neuen Aufnahme hat die Institutsambulanz nun Modellcharakter. Dr. Luc Turmes / Uwe Braamt / Heinz Augustin Die Bauarbeiten hatten vor über einem Jahr begonnen. Der Eingangsbereich der Klinik war samt Pforte verlegt worden und schaffte damit Platz für den zentralen Aufnahmebereich der Institutsambulanz. Der Zugang einschließlich Zuwegung wurde direkt an den Parkplatz angeschlossen und führt seitdem Patientinnen, Patienten und Besuchende direkt zum neuen Haupteingang der Klinik mit angrenzender Institutsambulanz. Herausragendes Element des neuen Aufnahmebereichs: die großzügige, frei im Raum stehende Thekenanlage als Anlaufstelle für die Patienten der verschiedenen Spezialambulanzen, die in den beiden bestehenden Flügeln untergebracht sind. Der Aufnahmebereich ist zentrales Bindeglied der beiden Ambulanzflügel. „Vielfach sind die verschiedenen Ambulanzen an unterschiedlichen Standorten untergebracht, so dass die Patienten lange und beschwerliche Wege in Kauf nehmen müssen“, stellt Oberarzt Dr. Alfons Beier, zusammen mit Der neue Empfangsbereich – ein Blickfang und ein schöner Arbeitsplatz für Lena Müller, Stephanie Stang (von hinten), Dagmar Macht, Iris Preckel und Susanne Klein (v.l.n.r.). Oberarzt Stefan Wierzba, Leiter der Institutsambulanz, fest. Die Institutsambulanz der LWL-Klinik Herten steht schon seit vielen Jahren für eine multiprofessionelle, kontinuierliche und nachsorgende Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankung krankenhausnah ambulant versorgt werden müssen. Sämtliche Ambulanzen der verschiedenen Behandlungsbereiche sind an zentraler Stelle untergebracht. Neu ist eine Akut-Ambulanz, die sich in offenen Sprechstunden um Notfälle kümmert, aber auch um diejenigen, die nach einem stationären Aufenthalt noch intensive ambulante Hilfe benötigen. Pflege damals und heute „Öffnung der Psychiatrie wurde spürbar“ Wenn Harald Sammetinger (51) – zwar kein Pflegender der ersten Stunde, aber doch schon seit über 20 Jahren dabei – von seinen Erfahrungen im Pflegebereich der LWL-Klinik Herten erzählt, dann wird die Entwicklung der Pflege hin zum Positiven im Verlauf der Jahre greifbar. Uwe Braamt, der seit 1996 Pflegedirektor der Klinik ist, hat hierfür viele Akzente gesetzt. Der EinBlick im Gespräch mit Experten. Die Kognitionsstation und die Depressionsstation etablierten sich und die Klinik öffnete sich für neue Angebote. Die Pflege orientiert sich seither an den therapeutischen Inhalten der Klinik. EinBlick: Was heißt das konkret? Braamt: Zu unserem Standardangebot zählen mittlerweile z.B. die Ohrakupunktur oder das Bezugspersonensystem. Wir führten in den letzten Jahren klinikweit die Adherence-Therapie und Recove- Ohrakupunktur zur Entspannung: Harald Sammetinger weiß um die positive Wirkung der winzigen Nadeln. EinBlick: Skizzieren Sie mir kurz den Unterschied zwischen den Anfängen und heute? Sammetinger: Als ich hier auf der geschlossenen Station anfing, fand ich kleine stationäre Einheiten mit zwölf Betten vor, die sehr personalintensiv, überbelegt und räumlich eng waren. Ich hatte das Gefühl, die Patienten lediglich zu versorgen. Mit der Vergrößerung der Einheiten verbesserte sich die räumliche Situation etwas, und ich konnte mehr für die Patienten da sein. EinBlick: Was war passiert? Braamt: Die Klinik erfuhr durch den Ärztlichen Direktor Dr. Luc Turmes nach 2002 eine Neuausrichtung. So wurde u.a. die Mutter-Kind-Station eingeführt sowie die qualifizierte suchtmedizinische Behandlung bei Abhängigkeitserkrankungen. ry ein. Mit EX-IN-Genesungsbegleitern sind bei uns seit kurzem Psychiatrie-Erfahrene als Experten in unserer Klinik unterwegs. Zur Zeit werden einige Pflegekräfte zu EX-IN-Ausbildern geschult. EinBlick: Wie sehen Sie diese Entwicklung als Mitarbeiter, der diese Angebote umsetzt? Sammetinger: In den letzten Jahren sind tatsächlich viele Fortbildungen hinzugekommen. Im Vergleich zu anderen LWL-Kliniken sind wir diesbezüglich sehr fortschrittlich. Anfangs waren diese neuen Ideen und die damit verbundenen Fortbildungen schon eine Herausforderung. Schließlich denkt man, man hätte mit seiner Ausbildung ausgelernt. Doch uns wird viel zugetraut, was wir zu schätzen wissen, und die Patienten spiegeln uns zurück, dass unsere Angebote ihnen helfen. Braamt: Unseren Pflegekräften wird mit den zusätzlichen Aufgaben mehr Verantwortung übertragen. Wir setzen sie mit ihren Stärken ein. Dies befördert ein anderes Arbeiten. Natürlich sehen wir, dass dabei die Arbeitsintensität zunimmt. Dieser Belastung begegnen wir mit entlastenden Abstimmungen untereinander, und wir versuchen, den Anforderungen für alle zufriedenstellend gerecht zu werden. EinBlick: Also stehen Sie den Qualifizierungsmaßnahmen positiv gegenüber? Sammetinger: Auf jeden Fall! Sie sind zwar mit Anstrengungen verbunden. Aber Stillstand bedeutet Rückschritt: Deswegen habe ich nun mit dem berufsbegleitenden Pflegemanagement-Studium begonnen und freue mich auf die neue Herausforderung. Weiterbildung der Patienten: Für die Psychoedukation sorgen Pflegefachkräfte, wie hier im Bild Monika Borowiak von der Station A1. „Identität“ aus einer ganz persönlichen Perspektive erfahren – dafür sorgten die Referenten (v.l.n.r.) Janine Berg-Peer, Uwe Braamt, Sevim Pantiroglu, Hildegard Kofoth, Anja Senk, Michaela Joswig, Olaf Traute, Petra Schniederjan, Martin Rafoss und Martin Kolbe (fehlen im Bild). Pflegefachtagungen seit 15 Jahren 2015: „Identität“ im Genesungsprozess Die Pflegefachtagungen im Schloss der LWL-Klinik Herten haben Tradition: Seit 15 Jahren bieten sie Pflegekräften und Psychiatrieerfahrenen, die in der Psychiatrie tätig bzw. an den Fachthemen interessiert sind, eine Möglichkeit, sich auszutauschen. „Bei der Auswahl der Themen orientieren wir uns immer an der Beziehungsarbeit mit den Patienten, mit den Kollegen, mit den Angehörigen bzw. auch untereinander“, erläutert Uwe Braamt, Pflegedirektor der LWL-Klinik Herten und Initiator der Fachtagung. In diesem Jahr setzte sich die Tagung im Rahmen der Recovery-Reihe mit dem Thema „Identität“ auseinander: Was ist Identität und wie entwickelt sich diese? Was bedeutet Identität für die Betroffenen, die durch die eigene Erkrankung zum Experten geworden sind, und was für die Angehörigen? Die Reihe startete bereits vor einigen Jahren. Bearbeitet wurden bislang die beiden RecoveryBausteine „Zuversicht“ (2013) und „Sinn“ (2014). „Recovery umschreibt einen Prozess, bei dem der behandelnde Profi eine Haltung hinsichtlich der Gesundung des Patienten entwickelt“, erklärt Uwe Braamt das Prinzip von Recovery. „Diese ermöglicht es dem Betroffenen, die eigenen Potenziale im Genesungsprozess zu erkennen, wie er trotz psychischer Erkrankung ein zufriedenes Leben führen kann.“ Die Pflegenden verstehen sich als Begleiter, den Weg erarbeiten sich die Patienten selbst. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Tagung am 10. Juni dieses Jahres hatten Gelegenheit, „Identität“ aus einer ganz persönlichen Perspektive zu erfahren. Offen und authentisch berichteten und diskutierten neben weiteren Referentinnen und Referenten u.a. die Autorin Janine Berg-Peer („Schizophrenie ist scheiße, Mama!“) aus Sicht einer Angehörigen, der bekannte Musiker Martin Kolbe („Endlich bin ich wieder ich – Vom Umgang mit verschiedenen Gesichtern“) aus dem Blickwinkel des Betroffenen sowie Hildegard Kofoth, die als Genesungsbegleiterin im Hause tätig ist. In Arbeitsgruppen konnten die Teilnehmenden im Anschluss ihr Wissen vertiefen. Mit ihren außergewöhnlichen Tagungsschwerpunkten zieht die Pflegefachtagung über den Kreis Recklinghausen hinaus jedes Jahr interessiertes Fachpublikum an und sorgt für ein ausgebuchtes Haus. Genauso gut angenommen wurden 2012 der Adherence-Kongress und 2014 die Forensik-Pflegefachtagung, die zusätzlich organisiert worden waren. „Gut zu wissen, dass man nicht alleine ist“ Wo Angehörige gut informiert werden Zeigen den Angehörigen von psychisch erkrankten Menschen, dass sie nicht alleine sind (v.l.n.r.): Klinikseelsorgerin Pfr. Ulrike Nowoczin, Pflegefachkraft Dirk Ahmann, Diplom-Sozialarbeiterin Andrea Arlt-Ingenhaag, Ärztlicher Direktor Dr. Luc Turmes und Diplom-Sozialarbeiterin Annkathrin Heinz (im Bild fehlt Susanne Gotzian). Vor zehn Jahren wurde die Informationsreihe „Gut zu wissen, dass man nicht alleine ist“ als Angebot der LWLKlinik Herten für Angehörige von psychisch erkrankten Menschen eingerichtet. Seitdem laden die Klinik-Experten zweimal im Jahr zu ihrer Themenreihe ein. An mehreren Abenden haben Angehörige Gelegenheit, sich über verschiedene psychiatrische Erkrankungsbilder und entsprechende Hilfen zu informieren. In diesem Jahr wird das Angebot erweitert: Zu den beiden Gruppen für Angehörige von Menschen mit einer affektiven Störung sowie von psychotisch/schizophren erkrankten Menschen kommt nach den Sommerferien eine dritte Gruppe hinzu, die die Ehe- und Lebenspartner von postpartal psychisch erkrankten Müttern in den Blick nimmt. „Informationen helfen, aber auch der Erfahrungsaustausch unter den Angehörigen“, erläutert Diplom-Sozialarbeiterin Andrea Arlt-Ingenhaag, Koordinatorin der Angehörigenreihe in der LWL-Klinik Herten. „Wir bieten ihnen mit unseren Gruppenangeboten den geeigneten Rahmen.“ Das Konzept ist in allen Gruppen gleich: Im Austausch mit Ärzten, Sozialarbeitern, Pflegefachkräften und einer Seelsorgerin werden an sechs Themenabenden grundlegende Informationen über psychische Erkrankungen vermittelt. Symptome, Ursachen, Entwicklungen, Verlauf und der Umgang mit Belastungen und Krisen sind Inhalte der Gespräche sowie der Austausch untereinander. Klinik mit Auftrag „Verantwortung für seelische Gesundheit“ Wer das Leitbild liest, welches für alle Mitarbeitenden und Besuchenden gut sichtbar im Eingangsbereich des Hauptgebäudes hängt, weiß um den hohen Anspruch, den die Klinik an sich stellt. Als Dr. Luc Turmes 2002 seine Arbeit als Ärztlicher Direktor der LWL-Klinik Herten aufnahm, war schnell klar, dass sich die Klinik zukünftig nur an den Anforderungen der modernen Psychiatrie orientieren wird – zum Wohle der Patientinnen und Patienten, aber letztlich auch der Allgemeinheit. Im EinBlick-Interview fasst Dr. Turmes zusammen. Einblick: Worauf können Sie zufrieden schauen? Turmes: Wir konnten vor über zehn Jahren erfolgreich eine komplexe Umstrukturierung der Klinik leisten hin zu einem störungsspezifischen patientenzentrierten Fachkrankenhaus mit psychotherapeutischem Akzent. Unsere psychotherapeutischen Schwerpunkte beinhalten den Einsatz von psychodynamischen, verhaltens- und schematherapeutischen, familien- und traumatherapeutischen Verfahren. Glücklich bin ich darüber, dass wir vor zwei Jahren das zehnjährige Bestehen unserer Mutter-KindEinheit feiern konnten, die in NRW einzigartig ist. Glücklich bin ich aber gemeinsam mit unserem Kaufmännischen Direktor auch, dass es uns in der Budgetverhandlung 2011 gelungen ist, mit den Krankenkassen eine angemessene Finanzierung der Mehrkosten zu vereinbaren. Leider sind wir damit bundesweit die einzige Mutter-Kind-Einheit die ausreichend finanziert ist. Ich bin stolz auf unser Team von Ärzten, Psychologen, Sozialarbeitern, Ergotherapeuten, Sport- und Bewegungstherapeuten. Sie haben die Veränderungen mitentwickelt, mitgetragen und zu einem gemeinsamen Projekt werden lassen. Besonders betonen möchte ich die gute Zusammenarbeit mit der Pflege, die unsere Arbeit mit ihren therapeutischen Schwerpunkten in idealer Weise ergänzt. Froh bin ich, dass der kaufmännische Dienst bislang für den notwendigen finanziellen und strukturellen Rahmen gesorgt hat. EinBlick: Was ist bei der Behandlung von psychisch kranken Menschen hier in Herten besser geworden? Turmes: In den letzten 30 Jahren und hier insbesondere in den vergangenen fünfzehn Jahren hat es eine kleine Revolution in der Psychiatrie und Psychotherapie gegeben. So ist zum einen für die Gruppe der schwer schizophren und depressiv erkrankten Menschen eine neue Generation von gut wirksamen und sehr nebenwirkungsarmen Medikamenten auf den Markt gekommen, wovon unsere Patienten in Kombination mit unseren psychotherapeutischen Angeboten überaus profitiert haben. Zum anderen haben wir es geschafft, dass Psychotherapie inzwischen auch für schwersterkrankte Menschen hier in der Klinik zum „State-of-theArt“ gehört: Schematherapie für emotional instabile, Metakognitives Training für schizophrene und CBASP für schwer depressive Menschen. EinBlick: Was fehlt noch? Turmes: Unsere Klinik ist immer in Bewegung. Zum Jahresanfang konnten wir die Tagesklinik Haltern eröffnen, die übergangsweise vorerst in den Räumlichkeiten des Sixtus-Hospitals untergebracht ist, aber Anfang 2017 in einen sehr modernen Neubau ziehen wird. Neben der Tagesklinik und einer Außenstelle unserer Psychiatrischen Institutsambulanz planen wir zusammen mit der LWL-Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie in Marl, hier ebenfalls ein Zentrum für Familienmedizin einzurichten. Wir diskutieren aktuell auch ein Modellprojekt zum HomeTreatment für Menschen in Haltern und Umland. Ein anderes auf die nächsten Jahre angelegtes Projekt ist die Überlegung, im Kreis Recklinghausen eine eigene Abteilung für Psychosomatische Medizin zu gründen. EinBlick: Was ist Ihnen eine Herzensangelegenheit? Turmes: Die Idee der Gründungsväter vor 30 Jahren war es, mit der Klinik im Schlosspark inmitten von Herten für Gemeindenähe zu sorgen. Diesem Gedanken fühlen wir uns weiterhin sehr verpflichtet, und es ist uns wichtig, unseren Beitrag zur Entstigmatisierung psychischer Erkrankungen zu leisten. Es gehört ja zu einer der Gerechtigkeiten dieser Welt, dass jeder von uns jederzeit psychisch krank werden kann. So ist es hilfreich, den Menschen die Angst vor der Psychiatrie zu nehmen, damit im Erkrankungsfall keine kostbare Zeit verloren geht. Und so ist es gut, dass in unserem Schloss und auf unserem Gelände klassische Konzerte, der Pfingst- und der Weihnachtsmarkt stattfinden, wir Kunstaustellungen veranstalten und seit bald fünf Jahren bei den Ruhrfestspielen mitmachen. Ob psychisch gesund oder krank: Die Bürgerinnen und Bürger des Kreises Recklinghausen finden heute ganz selbstverständlich den Weg zu uns und haben keine Berührungsängste mehr. Suchtmedizin Qualifiziert, nachhaltig und gut vernetzt Wenn Oberarzt Dr. Christoph Mühlau von dem Behandlungskonzept seiner Station erzählt, dann tut er dies unter Einbeziehung seines Teams: „Eine qualifizierte suchtmedizinische Behandlung kann nur in Zusammenarbeit und in guter Abstimmung mit den Kolleginnen und Kollegen der Suchtstation funktionieren – ob im Hinblick auf die medizinischen und psychotherapeutischen Leistungen oder hinsichtlich der pflegerischen, ergotherapeutischen oder sozialarbeiterischen Inhalte.“ Die Pflegekräfte sehen ihre Patientinnen und Patienten oft sehr intensiv über einen längeren Zeitraum, da sie diese nach einem stationären Aufenthalt mitunter in die ambulanten Gruppen, wie zum Beispiel in die Frauen- oder Männersuchtgruppe begleiten. „Dann sehen wir die positiven Veränderungen“, freut sich Krankenpfleger Hartmut Jeising. „Und darin sehe ich die Motivation für meine Arbeit.“ Dankbar ist Mühlau für das gut funktionierende Suchthilfesystem im Kreis Recklinghausen, zu dem u.a. Suchtberatungsstellen, Selbsthilfegruppen, Betreutes Wohnen oder betriebliche Suchtberater gehören. Über die Inhalte der qualifizierten Entzugsbehandlung im Funktionsbereich Suchtmedizin wird der EinBlick in der nächsten Ausgabe ausführlich berichten. Viertes Theaterprojekt mit den Ruhrfestspielen „Die kahle Sängerin“ und ihre tragisch-komischen Beziehungen Kooperation mit Kunsthochschule NEXUS: Essener Künstlerklasse stellt aus Seit vielen Jahren engagiert sich die LWL-Klinik Herten im Kulturbereich – mit Kunstausstellungen im Rahmen der therapeutischen Arbeit der Klinik oder mit Theater- projekten in Zusammenarbeit mit den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Nun ist in diesem Frühjahr eine neue Kooperation hinzugekommen: Mit NEXUS stellte die Freie Akademie der bildenden Künste (fadbk) und die Hochschule der bildenden Künste (HBK) in Essen erstmals mit einer Künstlerklasse ihre Kunst im Schloss Herten aus und zeigte dort ein breites Spektrum an zeitgenössischer Malerei und Fotokunst. Entstanden sind die Arbeiten unter Leitung von Prof. Stephan Paul Schneider (re.), Leiter der Akademie und Präsident der HBK Essen. Das neue Projekt wird künftig unterstützt von dem Ärztlichen Direktor Dr. Luc Turmes sowie Cornelia Wissel, ehemalige Mitarbeiterin der LWL-Klinik Herten und beteiligte Künstlerin. Zum gelungenen Auftakt auf der Vernissage von NEXUS gratulierte auch der Bürgermeister der Stadt Herten Dr. Uli Paetzel (2.v.r.). Kreativ, originell und künstlerisch anspruchsvoll – drei Attribute, die auf die Theaterprojekte der LWL-Klinik Herten genau zutreffen. Ruhrfestspiele-reif werden sie alljährlich durch die Patientinnen und Patienten sowie Mitarbeitenden, angeleitet durch die Regisseurin Sandra Anklam, Drama- und Theatertherapeutin der LWL-Klinik Herten. So auch dieses Mal, als die Theatergruppe „Bluna Placebo“ der Klinik mit zwölf Teilnehmenden ein zutiefst tragisches wie hochkomisches Stück auf die Bühne brachte: „Die kahle Sängerin“ des rumänischen Dramatikers Eugéne Ionesco. Mit absurden Gesprächen, merkwürdigen Beziehungsspielen, unklaren Identitäten wussten die Darstellenden das Publikum zu überzeugen. Das Stück handelt vom Zerfall der Sprache, von tragisch-komischen Kommunikationsversuchen. Gemeinsam mit der ärztlichen Leiterin des Theaterprojekts, Oberärztin Christine Möllering, konnte Sandra Anklam die Theatergruppe erfolgreich durch das Theaterprojekt 2015 führen! LWL-Klinik Herten: 30 Jahre im Schlosspark DIE KLINIK Hohes Niveau durch gute Mitarbeiter Behandlungsplätze: 173 stationär, 80 in Tageskliniken (2014) Beschäftigte: 387, darunter 39 Ärztinnen und Ärzte, 176 Krankenschwestern und Krankenpfleger (2014) Einzugsbereich: Pflichtversorgung für Dorsten, Haltern, Herten, Marl und Recklinghausen mit ca. 370.553 Einwohnern (2014) PatientInnen (im KH-Bereich): ca. 2960 stationär und 657 teilstationär; ca. 8,1 stationäre und 2,6 teilstationäre Aufnahmen pro Tag (2014) Verweildauer im (KH-Bereich): stationär ca. 20,3 Tage und teilstationär ca. 30,0 Tage Als 1985 die LWL-Klinik Herten eröffnet wurde, war Heinz Augustin bereits einige Jahre beim LWL beschäftigt. Sowohl die Hertener Klinik als auch das LWL-Universitätsklinikum Bochum, das ein Jahr zuvor seinen Betrieb startete, hat er von Anfang an mit aufgebaut. Seit 2004 ist Heinz Augustin Kaufmännischer Direktor beider Kliniken, seit 2008 ist er zudem für die LWL-Maßregelvollzugsklinik Herne verantwortlich. Über seine langjährigen Erfahrungen als Mann der ersten Stunde wusste er für den EinBlick einiges zu berichten. Kontakt LWL-Klinik Herten für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik Im Schloßpark 20 45699 Herten Telefon Zentrale: 02366 802-0 Ambulanz: 02366 802-8600 Fax: 02366 802-5009 Internet www.lwl-klinik-herten.de Betriebsleitung Dr. Luc Turmes (Ärztlicher Direktor), Tel. 02366 802-5100 Uwe Braamt (Pflegedirektor), Tel. 02366 802-5200 Heinz Augustin (Kaufmännischer Direktor), Tel. 02366 802-5000 Klinikträger Landschaftsverband Westfalen-Lippe Freiherr-vom-Stein-Platz 1 48133 Münster Tel. 0251 591-4406 LWL-Psychiatrie Verbund Westfalen LWL-Kliniken für Erwachsenenpsychiatrie: LWL-Universitätsklinikum Bochum, LWL-Klinik Herten, LWL-Klinik Gütersloh, LWL-Klinik Lippstadt, LWL-Klinik Marsberg, LWL-Klinik Warstein, LWL-Klinik Dortmund, LWL-Klinik Hemer, LWL-Klinik Lengerich, LWL-Klinik Münster, LWL-Klinik Paderborn LWL-Kliniken für Kinder- und Jugendpsychiatrie: LWL-Universitätsklinik Hamm, LWLKlinik Marl-Sinsen, LWL-Klinik Marsberg Klinik im Grünen: Seit 30 Jahren ist sie zuständig für die psychiatrisch-psychotherapeutische Regionalversorgung in Teilen des Kreises Recklinghausen mit Herten, Recklinghausen, Marl, Dorsten und Haltern. EinBlick: „Aller Anfang ist schwer“: Was ist einfacher – eine Klinik neu aufzubauen oder eine Klinik zu übernehmen? Augustin: Es ist meiner Ansicht nach schwieriger, eine Klinik zu übernehmen, da die Strukturen dort oft schon festågefahren sind. Aber es hängt sicherlich auch von der Klinik ab. Schließlich gibt es auch gut geführte Kliniken. Einfacher ist es, eine Klinik neu aufzubauen, weil man von Anfang an die Möglichkeit hat, seine eigene Philosophie umzusetzen, wie man ein Krankenhaus zu führen gedenkt. Dies betrifft zum Beispiel die Art der Patientenversorgung oder das Festlegen von neuen Strukturen, bei dem alle Beschäftigten die Möglichkeit haben, den Prozess mitzugestalten. Daher ist die Mitarbeiterführung ein wichtiger Aspekt bei der Leitung eines Betriebes. Schließlich muss ich die Mitarbeitenden für ein Projekt begeistern, was uns in Herten schon mehrfach gelungen ist. EinBlick: „Ein idealer Standort!“ hieß es im Jubiläumsband vor fünf Jahren – warum? Augustin: Die Psychiatrie-Enquête von 1975 nahm Anstoß an der generell unwürdigen Behandlung psychisch kranker Menschen in Deutschland und forderte einen Wandel. Es folgte eine weitreichende Psychiatriereform. Eine entscheidende Forderung war die gemeindenahe Versorgung psychisch Kranker. In unserer Region mussten die Patienten bis zur Eröffnung der Hertener Klinik im 100 Kilometer entfernten Landeskrankenhaus in Lengerich behandelt werden – weit weg von zuhause und für längere Zeit. Ja, der Standort ist ideal: Denn unsere Patientinnen und Patienten konnten in ihrem gewohnten Umfeld bleiben, bekamen Besuch, nutzten fortan Therapieangebote in der Nähe, blieben mittendrin und wurden nicht an den Rand der Gesellschaft geschoben. Der Schlosspark und das Schloss, das übrigens dem LWL gehört, sowie die Nähe zur Stadt, die man von hier aus in zehn Minuten fußläufig erreicht, bieten ideale Standortbedingungen, um Menschen die Furcht vor Psychiatrie zu nehmen. EinBlick: Welche Veränderung in den zurückliegenden Jahren bezeichnen Sie als die beste und welche als die ungünstigste? Augustin: Dies lässt sich nicht einfach beantworten – bei der Vielzahl von Veränderungen, die wir hier erlebt haben. Herausragend ist allerdings das hohe Niveau der therapeutischen Prozesse in unserem Haus, an dem kontinuierlich weitergearbeitet wird. Mit der Optimierung unserer Leistungen ging eine Verbesserung der räumlichen Situation einher. Ins Gewicht fallen die äußeren Einflüsse, die wir nicht steuern können, da sie politisch bedingt sind. Hierzu fallen mir die mangelnde Finanzierung vom Land im Investitionsbereich ein oder die Risiken für die laufenden Betriebskosten, wozu zum Beispiel die Auswirkungen des neuen Entgeltsystems gehören. Es gab Änderungen, die uns massiv herausgefordert haben, zum Beispiel im Bereich der Krankenhausfinanzierung. Auch die Forensik-Diskussion hat viel Energie gekostet. Wir haben es aber immer wieder geschafft, unsere Klinik auf Kurs zu halten und hervorragende Fachleute zu gewinnen. Mein Motto ist: Es gibt keine Probleme, die man nicht lösen kann. EinBlick: „Impulse von innen als Triebfeder“ – Warum sind diese so wichtig für den Erfolg eines Betriebes? Augustin: „Ein Apfel ist nur dann schön, wenn er von innen nicht faul ist.“ Das heißt: Es muss alles stimmen. Ein Krankenhaus lebt von den einzelnen Mitarbeitern vor Ort, die die Leistung erbringen, die helfen, die im Patientenkontakt stehen und das Gesicht der Klinik ausmachen. Als Verantwortliche eines Betriebes sind wir gut beraten, unseren Mitarbeitern gut zuzuhören, mit ihnen zu diskutieren und eine gemeinsame Lösung zu finden. Zertifiziert durch die IHK: Gesundheitsmanagerin Damit Mitarbeiter am Arbeitsplatz gesund bleiben Die Gesundheit ihrer Mitarbeitenden zu erhalten und zu fördern, ist der LWL-Klinik Herten ein wichtiges Anliegen. Für ihren vorbildlichen Arbeits- und Gesundheitsschutz war die Klinik 2013 sogar von der Unfallkasse NRW ausgezeichnet worden. Ein erfolgreich absolvierter Zertifikatslehrgang der Industrie- und Handelskammer (IHK) Nord Westfalen in Münster rundet das Engagement für die Gesundheit der Beschäftigten nun ab: Paula-Andreea Kellner, zuständig für Personalentwicklung und -controlling der LWL-Kliniken in Herten, Bochum und Herne, wird als „Betriebliche Gesundheitsmanagerin (IHK)“ künftig noch effektiver die Umsetzung gesundheitsfördernder Maßnahmen für die Mitarbeitenden unterstützen. Mit dem IHK-Lehrgang vertiefte Kellner ihre Kenntnisse bei der Formulierung von betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen und erhielt neue Anregungen u.a. hinsichtlich rechtlicher Grundlagen. „Wir setzen uns für die Sicherheit und Gesundheit unserer Mitarbeitenden ein und legen daher großen Wert auf ein gut funktionierendes Gesundheitsmanagement“, betont Heinz Augustin, Kaufmännischer Direktor der drei Kliniken im LWL-Regionalnetz Herten, Bochum und Herne. „Unsere Kliniken können schließlich nur von gesunden Beschäftigten getragen werden.“ Erklärtes Ziel ist es, gesundheitliche Beschwerden am Arbeitsplatz zu reduzieren und durch gezielte Maßnahmen weitestgehend zu vermeiden sowie ungesunden Stress bei den Mitarbeitenden abzubauen. Qualifizierte sich erfolgreich zur Gesundheitsmanagerin (IHK): Paula Andreea Kellner, Personalentwicklung und -controlling, mit Heinz Augustin (li.), Kaufmännischer Direktor der drei Kliniken im LWL-Regionalnetz Herten, Bochum und Herne, und Bernd Kruse, Abteilungsleiter für Personal- und Rechtsangelegenheiten. Impressum Verantwortlich: Betriebsleitung – Heinz Augustin, Uwe Braamt und Dr. Luc Turmes Redaktion: Rosa Sommer, E-Mail rosa.sommer@lwl.org, Tel. 0179 4645487 Fotos: LWL-Klinik Herten, Dirk Kaltenhäuser, Wolfgang Kühnen, LWL-Bau- und Liegenschaftsbetrieb, Renate Ritzenhoff, Rosa Sommer Sekretariat/Vertrieb: Sonja Brieger Gestaltung/Druck: LC-Digitale Bildtechnik, Essen Der EinBlick kann bei Interesse unter der Tel. 02366 802-5002 oder per E-Mail sonja.brieger@lwl.org bezogen werden.