Homöopathische Behandlung akuter Entzündungen

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Homöopathische Behandlung akuter Entzündungen
PHARMAZEUTISCHE WISSENSCHAFT
Dr. med. M. Berger
Deutsches Netzwerk für Homöopathie
Homöopathische Behandlung
akuter Entzündungen
Die Homöopathische Medizin ist eine Methode,
die regulierend auf körperliche und seelische
Vorgänge einwirkt. Die Bemühungen des Organismus, sein gesundheitliches Gleichgewicht
wieder herzustellen, werden bei der erfolgreichen Behandlung optimal aktiviert.
Eine kompetente Homöopathische Beratung
wird in der Offizin zunehmend nachgefragt.
Gerade bei akuten Erkrankungen informieren
sich viele Menschen gerne primär in der
Apotheke. Bei akuten Störungen der Gesundheit
dominieren Entzündungen den Verlauf.
Die homöopathische Behandlung akuter
Entzündungen ist eine dankbare Option für die
Beratung und Behandlung.
1. Anwendung homöopathischer Arzneien
Die Auswahl der passenden homöopathischen Arznei richtet sich
nicht allein nach der klinischen Diagnose, die Berücksichtigung der
individuellen Symptomatik spielt eine entscheidende Rolle für die
Mittelwahl. Das homöopathische Vorgehen im Rahmen der Selbstmedikation und der Beratung zur Selbstmedikation im Apothekenalltag orientiert sich an den Prinzipien der „bewährten Indikationen“. Die Grundlagen der Methode, Hinweise zur Dosierung und
Potenzwahl wurden in der Ausgabe Januar / Februar 2009 dieser Zeitschrift ausführlich dargestellt.
Ob ausschließlich homöopathische Arzneien zur Anwendung kommen oder als adjuvante Behandlungsmaßnahme empfohlen werden,
hängt von der Schwere und dem Verlauf der Erkrankung ab. Darüber hinaus spielen Präferenzen des Patienten und Erfahrung des
Anwenders eine wichtige Rolle.
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Bei der homöopathischen Beratung ist zu berücksichtigen, dass selten alle beschriebenen Symptome eines Arzneimittels beim Patienten aktuell präsent sind. Wie bei einem Puzzle sollte jedoch das Bild
beim Vorliegen einiger markanter Bausteine (Leitsymptome) zu
erkennen sein. Die Berücksichtigung der Entzündungsphasen ist
dabei eine zusätzliche Hilfe für die Arzneimittelwahl .
2. Die Entzündungsreaktion
Die Entzündungsreaktion ist ein lebensnotwendiger Mechanismus
zur Abwehr von Fremdstoffen (Erreger, Toxine, u.a.) oder zur Überwindung chemischer oder physikalischer Schäden (Verletzungen,
thermisch u.a.). Es kann nicht deutlich genug betont werden, dass
die Entzündung des Gewebes bzw. der Organe dazu führen soll, Auslöser zu eliminieren bzw. Schäden zu reparieren. Sie ist also nicht
per se schädlich, sondern erst einmal nützlich. Eine Entzündung
kann allerdings überschießend selbst die Integrität des Organismus
bedrohen oder persistieren (chronischer Verlauf ).
Ohne jeden Zweifel sind Medikamente zur Hemmung der Entzündung (NSAR, Corticoide, andere Immunsuppressiva) bei schwerem
Krankheitsverlauf lebensrettend, sie verhindern bleibende Destruktionen. Aus kybernetischer Sicht sei aber auch der Hinweis erlaubt,
dass die pharmakologische Hemmung einer akuten Entzündung in
manchen Fällen die Ausheilung erschwert und einer Chronifizierung
Vorschub leistet. Bei chronischem Verlauf einer entzündlichen
Erkrankung führt die alleinige Entzündungshemmung nicht zur Heilung. Die Immunsuppression ist immer eine symptomatische Therapiemaßnahme, sie ist nie kausal wirksam. Die Bedeutung der homöopathischen Behandlung ergibt sich in diesem Zusammenhang aus
ihrer regulierenden Wirkung. Es besteht die Chance, die physiologischen (Abwehr-) Mechanismen optimal zu unterstützen und die
Krankheit auf diesem Wege zu überwinden.
Eine entzündliche Erkrankung kann akut verlaufen, meist als Reaktion auf die o.g. Auslöser, sie kann jedoch auch einen chronischen
Verlauf nehmen. Bei einer „Verwirrung“ des Immunsystems richtet
sich die entzündliche Aktivität gegen körpereigenes Gewebe (Autoimmunerkrankungen) oder gegen Fremdstoffe (Nahrungsmittel, Tierhaare, Pollen), die an und für sich harmlos sind (Allergie). In diesen
Fällen besteht eine übersteigerte Abwehrbereitschaft.
Hyperämie
Exudation
o
o
o
o
serös
schleimig
fibrinös
eitrig
eitriger Katarrh
Abszess
Fistel
o hämorrhagisch
Nekrose / Gangrän
Tabelle 1: Entzündungsphasen
Zertifizierte Fortbildung
Im Verlauf einer Entzündung sind pathophysiologisch und klinisch
mehrere Phasen unterscheidbar (Tab.1). Die Entzündungsreaktion
kann sich einerseits in Abhängigkeit von der Intensität des auslösenden Agens und andererseits abhängig von der individuellen
Kompetenz der Abwehrmechanismen von einem in das nächste Stadium entwickeln. Allerdings reagieren verschiedene Menschen, aufgrund unterschiedlicher Disposition, auch auf gleiche Auslöser mit
einer Dominanz bestimmter Entzündungsphasen.
Zum besseren Verständnis und als Grundlage für die folgende Darstellung homöopathischer Entzündungsmittel wird zunächst der
pathophysiologische Ablauf der Entzündungsreaktion zusammengefasst und vereinfachend dargestellt.
Mehr Informationen über die besprochenen homöopathischen Arzneien und weitere Themen rund um die Homöopathie finden Sie
unter www.homoeopathie-heute.de. Das neue Homöopathieportal
bietet auch eine PLZ - Suche nach homöopathischen Beratungsapotheken und homöopathischen Ärzten.
Entzündungsphase
1. Hyperämie
2. Exudation
seröse Exudation (Ödem)
serös - schleimige Exudation
(Katarrh)
fibrinöse Exudation
(„trockene“ Entzündung)
3. Eitrige Entzündung
Abszess
Homöopath. Arzneimittel
Aconitum
Belladonna
Ferrum phosphoricum
Apis mellifica
Pulsatilla
Bryonia
Mercurius solubilis
Hepar sulfuris
Myristca sebifera
Calcium sulfuricum
Fistel
Silicea
Entzündungsphasen
4. Hämorrhagische Entzündung
Phosphorus
Aus dem pathophysiologischen Ablauf der Entzündung ergibt sich
die Einteilung in verschiedene Phasen (Abb.1). Durch die o.g. Auslöser werden primär Entzündungsmediatoren freigesetzt bzw. aktiviert. Die sich anschließende Entzündungskaskade führt zunächst
zur Erweiterung der Blutgefäße (Vasodilatation) und lokalen
Anschoppung von Blut (Hyperämie). Die vermehrte Durchlässigkeit
(Permeabilität) der Gefäßwände bedingt einen zusätzlichen Ausstrom von Blutplasma ins Gewebe. Es kommt zur Ausbildung eines
entzündlichen Exudates. Diese Vorgänge verstärken den Transport
von Entzündungszellen in das Gewebe, ermöglichen eine Ausdünnung schädigender Agenzien und führen zu einer Spülung des
betroffenen Gewebes. Unter bestimmten Bedingungen kann sich aus
dem Exudat eine eitrige Entzündung entwickeln. Bei großer Permeabilität der Gefäße können auch vermehrt rote Blutkörperchen ausströmen (hämorrhagische Entzündung). Bei Fortschreiten der Inflammation kommt es zum Untergang von Gewebe (Nekrose). Bei
schlechten trophischen Bedingungen (z.B. Diabetes, Durchblutungsstörungen) zusätzlich zum Gangrän. Der Abtransport des Exudates
aus dem Gewebe erfolgt durch das Lymphsystem. Im Verlauf des
lymphatischen Transportes erfolgt durch Kontakt mit weiteren
Abwehrzellen, insbesondere in den Lymphknoten, eine Steigerung
der Abwehrleistung, humorale immunologische Mechanismen werden induziert (Antikörperbildung u.a.).
5. Nekrotisierende Entzündug/
Gangrän
Arsenicum album
Diese Vorgänge erklären das Zustandekommen typischer Entzündungszeichen:
• Calor
• Rubor
• Tumor
(Erwärmung durch die Hyperämie)
(Rötung durch die Hyperämie)
(Schwellung durch die Exudation)
Verschiedene Menschen reagieren auch auf gleiche Auslöser mit
einer Dominanz bestimmter Entzündungsphasen. Aufgrund der
Übereinstimmung der typischen Symptome können den einzelnen
Entzündungsphasen homöopathische Arzneimittel zugeordnet werden (Tab. 2).
3. Homöopathische Arzneien für akute Entzündungen
Die folgende Darstellung der homöopathischen Behandlungsmöglichkeiten bezieht sich auf entzündliche Krankheiten mit akutem Verlauf. Aufgrund ihrer typischen Symptome lassen sich den verschiedenen Entzündungsstadien bestimmte homöopathische Arzneimittel
zuordnen (Übersicht siehe Tab.2). Die Kenntnis dieser Arzneimittel
Tabelle 2
ermöglicht ihre schnelle Auswahl, unabhängig von der Lokalisation
der Entzündung oder der klinischen Diagnose. Vorgestellt wird eine
Auswahl homöopathischer Arzneimittel, die bei akuten entzündlichen Erkrankungen häufig zum Einsatz kommen.
3.1. Hyperämie
Typische Arzneimittel für die erste Phase der Entzündung, die durch
das frühe Auftreten im Entzündungsverlauf sowie Blutandrang in das
betroffene Gewebe gekennzeichnet ist, sind Aconitum, Belladonna
und Ferrum phosphoricum (Tab. 2).
Belladonna ist eine Arznei für die frühe Krankheitsphase, der Beginn
ist plötzlich, die Entwicklung schnell. Typisch ist der besonders starke Blutandrang zum kranken Organ mit ausgeprägter Rötung – trotz
des Hitzegefühles besteht ein Bedürfnis nach Wärme (Bedecken,
Einhüllen). Es kann bei fieberhaften Infekten, der frühen Entzündung
fast aller Gewebe / Organe und den Folgen übermäßiger Sonnenbestrahlung, die sich häufig als Belladonnabild manifestieren, angezeigt sein. Bei einem Infekt kommt es meist plötzlich zu einem
schnellen Fieberanstieg, oft am Nachmittag, es besteht hohes Fieber. Das Gesicht ist rot und heiß, die Extremitäten aber kalt. Die
Augen sind gerötet und glasig, der Patient fröstelt beim Entblößen.
Charakteristisch ist auch das Auftreten von Fieberphantasien. Ein
(pulsierender) Kopfschmerz kann den Infekt begleiten, Erschütterung (z.B. Husten) verschlechtert.
Aconitum ist vor allem bei fieberhaften Infekten (meist der Atemwege) im sehr frühen Stadium angezeigt, in der Regel hat sich die
Erkrankung noch nicht lokalisiert. Leitend sind die typischen Auslöser, der sehr plötzliche, „stürmische“ Beginn und die begleitende
ängstliche Unruhe. Häufig wird ein fieberhafter Infekt ausgelöst
durch kalten, trockenen Wind. Es kommt wie bei Belladonna zu
einem schnellen Fieberanstieg. Die nächtliche Verschlechterung und
vor allem die begleitende ängstliche Ruhelosigkeit sind wichtige
Hinweise auf die Arznei.
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Im Gegensatz zu den zuvor genannten Arzneien ist die Entwicklung
der Symptomatik bei Ferrum phosphoricum langsamer und
weniger heftig. Charakteristisch ist, dass der Patient relativ wenig
Krankheitsgefühl verspürt. Das Fieber ist mäßig hoch, meist ist die
Stimmung dabei sogar recht gut („heitere Gelassenheit“).
Behandlung akuter allergischer Reaktionen, aber auch weitere Indikationen passen gut zu der Arznei: Urtikaria, akute Gelenkentzündung mit Gelenkerguss, Wundinfektionen, Reaktionen auf Insektenstiche, Schleimbeutelentzündungen (Knie, Ellenbogen), Verstauchung des Knöchels, Schwellung nach Zahnoperation u.a. Entscheidend ist immer das Vorliegen der oben genannten typischen ApisBeschwerden!
3.2. Exudative Entzündungen
Bei einer Entzündung mit stark seröser Exudation in Form einer ausgeprägten ödematösen Schwellung ist Apis mellifica die dominierende Arznei (Tab. 4). Charakteristisch ist die ausgeprägte Neigung
zur Schwellung, die stechende Empfindung sowie das Hitzegefühl,
das durch (eis-) kalte Anwendungen gelindert wird. Akute Entzündungen in verschiedenen Organbereichen können mit Apis oft
erstaunlich schnell gebessert werden. Hervorzuheben ist die
Belladonna
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•
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•
frühe Phase der Entzündung
Beginn plötzlich, heftiger Verlauf
Hyperämie – starker Blutandrang – Kongestionen
Rötung
Hitzegefühl – Brennen – Pulsieren
Verschlechterung durch Erschütterung und Kälte
Verlangen nach Wärme, Frösteln beim Abdecken
häufig besteht eine Empfindlichkeit auf Sinneseindrücke,
verbunden mit Reizbarkeit
Typische Indikationen:
z.B. Fieber, Entzündungen aller Organe möglich: z.B. Otitis, Tonsillitis, Sinusitis, Zystitis, Haut- und Wundinfektion, Verbrennung,
Sonnenstich
Ein häufig angezeigtes Arzneimittel für die exudative (-schleimige)
Entzündung der Schleimhäute ist Pulsatilla (Tab. 4). Die Absonde-
Seröse Exudation (Ödem)
Apis mellifica
•
•
•
•
•
Typische Indikationen:
z.B. akute allergische Reaktionen, Quinckeödem, Urticaria, exudative Entzündungen verschiedener Organbereiche wie Haut- und
Wundinfektion, Gelenkerguss, Reaktionen auf Insektenstiche,
Schleimbeutelentzündungen, Verstauchung des Knöchels,
Schwellung nach Zahnoperation
Serös - schleimige Exudation (Katarrh)
Pulsatilla
•
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•
•
Aconitum
• erstes Entzündungsstadium –
oft noch keine Lokalisation der Erkrankung
• Beginn sehr plötzlich und heftig
• Auslöser: kalter Wind, Schreck
• (Todes-) Angst – Unruhe – Tachykardie
Typische Indikationen:
z.B. Fieber, Pseudokrupp
Phase der exudativen Entzündung - Schwellung - Ödeme
stechende, brennende Empfindung
ausgeprägtes Hitzegefühl
Verlangen / Besserung: (eis-) kalte Anwendungen
Verschlechterung : Berührung, Druck
serös-schleimige Entzündung
gelb-grüne schleimige Absonderung (Nase, Bronchien, Auge)
Besserung durch Bewegen und kühle Umgebung
typische Gemütssymptome:
fühlt sich allein, Weinen, Besserung durch Trost
Typische Indikationen:
z.B. Bindehautentzündung, Schnupfen, Sinusitis, Otitis media,
Bronchitis, auch bei akuten Magen - Darm - Infekten
Fibrinöse Exudation („trockene“ Entzündung)
Bryonia
Ferrum phosphoricum
•
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•
•
erstes Entzündungsstadium
Entwicklung langsamer, weniger intensiv
wenig charakteristische Symptome
zeitweise Schwäche, Erschöpfung – meist wenig ausgeprägtes
Krankheitsgefühl
• Absonderungen können mit Blut vermischt sein
•
•
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•
•
fibrinöse Entzündung
Trockenheit
Verschlechterung durch jede Bewegung
Besserung durch Druck, Ruhe und kalte Anwendungen
Durst, Verlangen nach kaltem Wasser
Typische Indikationen:
z.B. fieberhafte Infekte, Atemwegserkrankungen, Lumbalgie,
Sehnenscheidenentzündung, Rippenverletzungen, Distorsion,
Bryonia hat eine große Affinität zum serösen Gewebe
Typische Indikationen:
z.B. fieberhafter Infekt, Atemwegsinfekte, Otitis, Sinusitis
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Tabelle 3: Homöopathische Arzneimittel bei Hyperämie
Tabelle 4:
Homöopathische Arzneimittel für die exudative Entzündung
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rungen sind schleimig, dick, mild und gelb oder gelb-grün. Um Pulsatilla als homöopathische Arznei auszuwählen, erwarten wir die
typische Absonderung (aus Nase, Bronchien oder Augen möglich),
eine Verbesserung durch frische Luft und Bewegung sowie häufig
auch die Anwesenheit der „Pulsatilla-Stimmung“: viel Weinen, Verlangen nach Trost und Zuwendung (Kinder möchten auf den Schoß,
möchte „kuscheln“). Bei vielen Kindern entwickelt sich beispielsweise ein Infekt (auch mit Beteiligung des Mittelohres) als Pulsatilla - Symptomatik: es besteht ein gelb-grüner Schnupfen, die Nase
ist insbesondere im Bett (schlechter durch Ruhe und Wärme) verstopft, Besserung an der frischen Luft, die Kinder sind sehr anhänglich und trostbedürftig.
Aufgrund der klinischen Erscheinung wird die fibrinöse Entzündung
auch als „trockene Entzündung“ bezeichnet, die Exudation ist spärlich, es gelangt überwiegend Fibrin ins Gewebe. Das typische Arzneimittel heißt Bryonia (Tab. 4). Aus der Trockenheit des betroffenen Gewebes ergibt sich das große Leitsymptom von Bryonia, die
Verschlechterung durch jede Bewegung. Auch die Verbesserung
durch starken Druck auf die betroffene Region kann aus dem Bedürfnis Bewegung zu vermeiden, verstanden werden. Bei akuten Zuständen kann Bryonia zur Behandlung von Atemwegsinfekten (Husten
oder grippeartiger Infekt), beim Hexenschuss, Sehnen(scheiden-)
entzündungen oder Gelenkentzündungen angezeigt sein. Leitsymptome sind die ausgeprägte Trockenheit (Lippen, Husten etc.), die
Verschlechterung des Zustandes durch jede Bewegung, der stechende Schmerz und das allgemeine Bedürfnis nach Ruhe.
3.3. Eitrige Entzündung
Wichtige homöopathische Eitermittel sind in Tabelle 5 aufgeführt.
Mercurius solubilis ist charakterisiert durch die eitrig-blutige Absonderung, die Neigung zur Gewebszerstörung (Ulzeration), die ausgeprägte Schwellung der regionalen Lymphknoten sowie ggf. die typischen Symptome des Mundbereiches. Häufig liegt ein ernster
Zustand vor, bei der Beratung in der Offizin dürfte allenfalls seine
Anwendung beim Ulcus cruris eine Rolle spielen.
Ist die Eiterung als Abszess organisiert (durch eitrige Einschmelzung abgegrenzter Hohlraum im Gewebe, typisches Beispiel: Furunkel) soll der der Eiter abfließen können, als Vorraussetzung für die
weitere Heilung. Ein „reifer“ Abszess kann durch Hepar sulfuris
geöffnet werden. Reicht bei oberflächlichen Abszessen die Wirkung
von Hepar sulfuris nicht aus, ist anschließend Myristica sebifera
angezeigt. Kommt eine Eiterung, z.B. nach Eröffnung eines Abszesses, nicht zum Stillstand, wird persistierend dickes, eitriges auch
blutiges Sekret abgesondert, ist Calcium sulfuricum das Mittel der
Wahl.
Finden meist tiefer lokalisierte Abszesse keine Möglichkeit zur Ausheilung, kann sich eine fistelnde Entzündung entwickeln. Eine Fistel
entsteht häufiger bei subakutem, protrahiertem oder chronischem
Entzündungsverlauf und ermöglicht dem Organismus die Drainage
der entzündeten Region. Silicea ist das spezifische homöopathische
Arzneimittel für alle Arten von Fisteln, es hat sich bei dieser Indikation oft bewährt. Die operative Exzision von Fistelgängen kann
damit häufig elegant vermieden werden.
3.4. Hämorrhagische Entzündungen
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Es können im Verlauf einer Entzündung durch die Zunahme der Permeabilität der Gefäßwände auch vermehrt rote Blutzellen in das
Gewebe gelangen, das Exudat ist mehr oder weniger stark blutig.
Phosphorus (Tab. 6) hat eine deutliche Beziehung zu arteriellen Blutungen, bekannt ist seine Wirkung beim Nasenbluten. Es ist bei Ent-
zündungen mit (stark) hämorrhagischer Komponente angezeigt, insbesondere in Verbindung mit dem für Phosphorus typischen brennenden Schmerz und einem Verlangen nach kalten Anwendungen
(Gefäßverengungen!).
Mercurius solubilis
•
•
•
•
•
Absonderung eitrig - blutig
Ulcerationen
lokale Schwellung der Lymphknoten
oft mit reduziertem AZ
ggf. Mundsymptome
(Speichelfluss, übler Mundgeruch, Zungenbelag)
Typische Indikationen:
eitrige Entzündung verschiedener Organbereiche (Tonsillitis,
Sinusitis u.a.), Ulcus cruris
Abszess
Hepar sulfuris
• reifer Abszess mit gelbem Eiterkopf
• große Empfindlichkeit auf Berührung und Kälte, Schmerzhaftigkeit
• Verschlechterung durch Kälte und Zugluft / kalten Wind
Typische Indikationen:
Abszesse der Haut (z.B. Furunkel) oder anderer Regionen
(Zahnabszess), Sinusitis
Myristica sebifera
• reifer Abszess mit gelbem Eiterkopf
• wenn Hepar sulfuris den Abszess nicht zu eröffnen vermag
Calcium sulfuricum
• persistierende Eiterung, z.B. nach Eröffnung eines Abszesses
• Absonderung eitrig - dick - blutig
Typische Indikationen:
persistierende Eiterungen, z.B. nach Abszesseröffnung, Wunden
Fistel
Silicea
• Fistelbildung bei subakuter, protrahierter oder chronischer
Entzündung
• verzögerte Heilung nach einer (eitrigen) Entzündung
• Entleerung von dünnem Sekret aus der Fistelöffnung
Typische Indikationen:
sehr spezifisch für alle Arten von Fisteln, Entzündung durch
Fremdkörper (Splitter, etc.)
Tabelle 5:
Homöopathische Arzneimittel bei eitriger Entzündung
Zertifizierte Fortbildung
Phosphorus
3.5. Nekrotisierende Entzündung
In einer vorgeschädigten Region mit schlechter Voraussetzung zur
Heilung (z.B. arterielle oder venöse Durchblutungsstörungen, Diabetes mellitus) kann eine Entzündung schnell zur Destruktion des
Gewebes (Nekrose) führen. Ein typisches Arzneimittel für diesen
Zustand ist Arsenicum album (Tab. 7). Seine Wirkung erstreckt sich
von der oberflächlichen katarrhalischen Entzündung (z.B. Schnupfen, Magen-Darm-Infekte) bis hin zur Entwicklung einer Nekrose. In
der Offizin kann die Arznei zur ergänzenden Behandlung nekrotisierender Entzündungen der Haut (Ulcus cruris, Decubitus, Verbrennung 3. Grades) empfohlen werden.
Typisch sind die schwärzliche Verfärbung des betroffenen Gewebes,
der brennende Schmerz und die ausgeprägte Kälteintoleranz. Auffallend ist die bei Arsenicum album häufig anzutreffende ängstliche
Besorgtheit über den eigenen Gesundheitszustand.
Mit den beschriebenen Arzneien halten wir einen therapeutischen
Schatz in den Händen. Er ermöglicht uns, ausgehend vom pathophysiologischen Zustand, das für die Heilung ideale homöopathische Arzneimittel zu empfehlen. Wie immer in der Homöopathischen
Beratung ist es nicht allein die klinische Diagnose, sondern vor
allem die individuelle Symptomatik, die uns zu einer homöopathischen Arznei führt. Die Annäherung an eine fundierte Homöopathische Beratung aus dem Blickwinkel akuter Entzündungen stellt für
das Verständnis der beschriebenen Arzneien eine große Hilfe dar.
Einnahmeregeln
für homöopathische Medikamente
o Welche Potenz?
Insbesondere für den Einstieg in die homöopathische Behandlung hat sich überwiegend die homöopathische Potenz D12
durchgesetzt.
o Wie viel?
Eine einzelne Gabe des homöopathischen Arzneimittels
besteht aus 3–5 Globuli, 5–10 Tropfen oder einer Tablette.
o Wie oft?
Die Häufigkeit der Einnahme richtet sich nach der Aktualität
der Beschwerden. Bei sehr akuten Beschwerden, kann das
passende Arzneimittel zunächst stündlich eingenommen werden, am zweiten Tag alle zwei Stunden, anschließend Übergang auf 2–4-mal tägliche Einnahme. Bei weniger heftigen
Symptomen erfolgt die Zufuhr der Arznei primär 2–4-mal täglich.
o Wann einnehmen?
Zwischen der Einnahme der homöopathischen Arznei und
einer Mahlzeit sollte ein Abstand von ca. 10 Minuten liegen,
dabei ist es egal ob die Gabe vor oder nach dem Essen erfolgt.
• Absonderungen blutig, oft hellrotes Blut
• brennender Schmerz
• Besserung durch kalte Anwendungen, kalte Getränke
Typische Indikationen:
hämorrhagische Entzündungen verschiedener
(z.B. Atemwege, Laryngitis, Grippeotitis)
Organbereiche
Tabelle 6:
Homöopathische Arzneimittel bei hämorrhagischer Entzündung
Arsenicum album
•
•
•
•
•
•
Nekrose / Gangrän
Gewebsveränderungen oft schwarz verfärbt
Absonderungen dünn - wässrig - „ätzend“ - wund machend
brennender Schmerz
Besserung durch warme Anwendungen
der Patient ist oft um seine Gesundheit ängstlich besorgt
Typische Indikationen:
nekrotisierende Entzündung / Gangrän verschiedener Organbereiche, insbesondere der Haut (Ulcus cruris, Decubitus), Verbrennungen 3. Grades
Tabelle 7:
Homöopathische Arzneimittel bei nekrotisierender Entzündung
Der Autor
Dr.med.M.Berger
Deutsches Netzwerk für Homöopathie
www.homoeopathie-heute.de
Facharzt für Allgemeinmedizin, Facharzt für Anästhesie, Homöopathie, Rettungsmedizin
Kanalstr. 38, 22085 Hamburg
portal@homoeopathie-heute.de
Geboren 1958, verheiratet, 3 erwachsene Kinder.
Ab 1993 Leitung einer Fachklinik für Allergien, Asthma, Neurodermitis. Für diese Klinik Entwicklung eines ganzheitlichen
Behandlungskonzepts, im Mittelpunkt der Therapie stand die
Homöopathie. Seit Juni 1998 Niederlassung in eigener Praxis in
Hamburg. Integration ganzheitlicher Behandlungskonzepte mit
weiteren Therapeuten in der Praxisgemeinschaft, u.a. aus den
Bereichen Ernährungs- und Gesundheitsberatung, Psychotherapie und Osteopathie. 2008 Aufbau des Deutschen Netzwerks für
Homöopathie
und
Betrieb
des
Homöopathieportals
www.homoeopathie-heute.de.
Zahlreiche Veröffentlichungen in der Fach- und Laienpresse.
Vielfältige Vortrags- und Seminartätigkeit für Laien, Ärzte und
Apotheker. Referent bei zahlreichen Apothekenkammern im
Rahmen der Weiterbildung „Integrierte Versorgung Homöopathie“ und der Zusatzbezeichnung „Homöopathie und Naturheilverfahren“.
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Fortbildungs-Fragebogen 6/2009
Faxnummer: 02 08 / 6 20 57 41
Hier finden Sie die Fortbildungsfragen zum Hauptartikel. Bei Beantwortung und Faxantwort erhalten Sie einen Fortbildungspunkt auf dem
Postweg. Sie erhalten den Fortbildungspunkt für die Kategorie „Bearbeiten von Lektionen“ (rezertifiziert durch die
Bundesapothekerkammer, Veranstaltungs-Nr.: BAK 2009/081). Es ist pro Aufgabe nur eine Antwort richtig. Die Lösungen werden Ihnen
zusammen mit dem Fortbildungspunkt mitgeteilt. Bitte tragen Sie unbedingt Ihre Postanschrift und Ihre Telefon-Nummer (für
evtl. Rückfragen) in das Faxformblatt ein! Faxnummer: 02 08 / 6 20 57 41
1. Belladonna ist eine typische Arznei für welche Entzündungsphase?
A) 앮 Nekrose
B) 앮 Hyperämie
C) 앮 Eiterung
D) 앮 Gangrän
E) 앮 Belladonna ist kein Entzündungsmittel.
2. Welches sind typische Symptome von Belladonna?
A) 앮 Kaltes Gesicht, Blässe, Untertemperatur
B) 앮 Zungenbelag, Mundgeruch, Speichelfluss
C) 앮 Blutungsneigung, Hämatome, Bewegungsschmerz
D) 앮 Rotes Gesicht mit Hitze, kalte Extremitäten
E) 앮 Jede Bewegung schmerzt, trockene Lippen, Verlangen nach Trost
3. Welcher Auslöser weist auf die Arznei Aconitum hin?
A) 앮 Regenwetter
B) 앮 Sonnenschein
C) 앮 Ärger
D) 앮 Kalter, trockener Wind
E) 앮 Liebeskummer
7. Ein Kunde fragt nach einem homöopathischen Mittel wegen seines Furunkels auf der Stirn. Sie sehen einen kleinen gelben Eiterkopf, die Region ist schmerzempfindlich.
Welche Arznei empfehlen Sie?
A) 앮 Belladonna
B) 앮 Hepar sulfuris
C) 앮 Aconitum
D) 앮 Phosphorus
E) 앮 Bryonia
8. Bei
stisch
A) 앮
B) 앮
C) 앮
einem Atemwegsinfekt sind folgende Symptome charakterifür Bryonia?
Rasselnder Husten, Verbesserung durch Auswurf
Bryonia ist keine Arznei für diesen Zustand
Husten sofort nach dem Hinlegen, Besserung durch
Bewegung
D) 앮 Husten mit zähem Auswurf, Krusten und Borken in der Nase
E) 앮 Schmerzhafter, trockener Husten hinter dem Brustbein,
Bewegung verschlechtert
Das typische Arzneimittel für eine Fistel ist
A) 앮 Bryonia
B) 앮 Argentum
C) 앮 Pulsatilla
D) 앮 Arnica
E) 앮 Silicea
4. Welche der genannten Arzneien ist ein Hauptmittel für die
exudative Entzündung?
A) 앮 Belladonna
B) 앮 Apis
C) 앮 Aconitum
D) 앮 Arsenicum album
E) 앮 Phosphorus
10. Welche Arznei hat eine starke Tendenz zur Blutung?
A) 앮 Pulsatilla
B) 앮 Bryonia
C) 앮 Silicea
D) 앮 Apis
E) 앮 Phosphorus
5. Welcher Gemütszustand ist charakteristisch für Pulsatilla?
A) 앮 Zorniges Wesen
B) 앮 Anhänglichkeit, Verlangen nach Nähe
C) 앮 Bedürfnis nach Unabhängigkeit
D) 앮 Großer Ordnungssinn
E) 앮 Ängstliche Ruhelosigkeit
6. Nennen Sie bitte die typischen Symptome von Apis mellifica?
A) 앮 Schwellung, Hitzegefühl, Verlangen nach kalter Anwendung
B) 앮 Schwellung, Kältegefühl, Verlangen nach warmer Anwendung
C) 앮 Schwellung, pulsierender Schmerz, Verlangen nach starkem
Gegendruck
D) 앮 Blässe der Haut, kribbelndes Gefühl, Verlangen nach
Bewegung
E) 앮 Schwellung, Hitzegefühl, Verlangen nach starkem Druck
Berufsbezeichnung:
앮 Apotheker/in
앮 PTA
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