Wandern von Aosta ans Meer

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Wandern von Aosta ans Meer
Projekt Mittelmeer | 1
Wandern von Aosta ans Meer
Vorgeschichte
Im Herbst 2013 wanderten wir zunächst von Visp bis nach Sion (4 Etappen), im Früjhar
2014 von Sion bis zum Genfersee (4 Etappen). Im gleichen Jahr wanderten wir
abwechslungsweise von Visp in den Kanton Zürich bzw. vom Kanton Zürich nach Visp (10
Etappen). Im Jahre 2015 stellte sich die Frage, ob die Wanderung entlang dem Genfersee
Richtung Frankreich führen sollte? Allfällig mit einer Fortsetzung per Rad? Wir entschieden
uns im Herbst 2015 für eine Fortsetzung vom Rhonetal nach Chamonix (3 Etappen).
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Wandern in der Schweiz
Wandern in der Schweiz ist dank den offiziellen Wanderkarten (siehe geo.admin.ch, dort
Themenkarte 'Wandern') einfach. Ausschnitt wählen und direkt am Bildschirm mit dem
Handy abfotografieren, hat sowohl an den Genfersee als auch vom und in den Kanton Zürich
gut funktioniert. Mehr als fünf bis zehn Minuten Vorbereitungszeit wurden pro Etappe nicht
benötigt. Die Wegmarkierungen in der Schweiz sind derart dicht und gut, dass die
Wanderung wohl auch ohne Kartenmaterial gelingen würde.
Wandern in Frankreich
Frohen Mutes wagten wir uns daher im Herbst 2015 an die drei Etappen bis nach Chamonix
— und sollten dabei die ersten Überraschungen erleben. Denn ist die Grenze erst einmal
erreicht, bedeutet dies (zumindest in Frankreich) zwar nicht, dass keine Wegweisen mit
Zeitangaben mehr vorhanden sind, wohl aber, dass es kein durchgehendes Wegnetz gibt. So
gibt es zwar einen Weg von der Grenze bis vor die Tore von Chamonix, doch dann endet der
Weg oder steigt steil auf den 'Balkon Süd' an, einen direkten Wanderweg direkt ins Zentrum
von Chamonix gibt es nicht.
Ebenfalls erlebten wir anstelle von gut fünf Stunden von Finhaut nach Argentière eine
Wanderung von fast acht Stunden, weil wir einem Wegweiser trauten, der uns ca. 2 Stunden
Umweg bescheren sollte. Letztlich wollten wir zwar den Col des Posettes passieren, nur
nicht mit überbordender Schlaufe zurück zur Schweizer Grenze. Ebenso hätten wir auf den
offziellen Weg von Frasserands nach Argentière verzichten können, der direkte Weg wäre
ca. 20 Minuten schneller gewesen, um nur einige Beispiele zu nennen.
Wandern im Ausland
Der Entschluss reifte in Chamonix, dass ohne fundierte Vorbereitung Wandern im Ausland
vielleicht nicht ganz so gemütlich verlaufen würde/könnte. Folglich konsultierte ich im
Herbst 2015 im grössten Buchladen in Chamonix französische wie italienische
Wanderkarten, um dabei festzustellen, dass eine Routenplanung mit ausländischem
Kartenmaterial eher schwierig denn einfach werden würde.
Weiter zeigte sich, dass der Weg ab Chamonix auf der Via Alpina fast nur im Sommer und
Frühherbst machbar sein würde, weil fast immer Höhenlagen zwischen 1500 und 2500
Metern zu passieren sein würden, und auch die zu bewältigten Wegkilometer und
Höhenmeter sind happig. Bald sollte die Suchmaschine zeigen, der nächste Weg vom Wallis
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ans Mittelmehr, führt nicht über Chamonix nach Monaco, sondern übers Aostatal nach
Varazze.
Ans Mittelmeer mit der 'italienischen' Variante
Die 'italienische' Variante hat den Vorteil, dass vom Wallis nach Italien dem Weg der Via
Francigena gefolgt werden kann. Wer sich nicht intensiv mit der Routenwahl
auseinandersetzen will, kann den gesamten Weg bis ans Meer der Via Francigena folgen;
der Weg bis nach Rom wäre nochmals doppelt so lange. Allerdings ist selbst das Teilstück
bis zum Meer kaum unter vier Wochen zu machen; bei den wenigen Wochen Ferien pro Jahr
eine nicht sehr einladende Variante. Folglich suchte ich luftlinienmässig nach der kürzesten
Variante und landete bei Varazze am ligurischen Mittelmeer.
Im November 2015 erfolgte eine erste grobe Routenplanung mit
https://graphhopper.com. Die Option 'Zu Fuss' ergibt schnell und unkomplziert gute
Ergebnisse. Konkret werden dort für die Wanderung von Aosta nach Varazze 272km
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ausgegeben. Wenn möglich, wird vom Routenplaner ein Weg abseits von Hauptstrassen
vorgeschlagen, wobei 'abseits' natürlich nicht bedeutet, dass 'nur' Wanderwege für die
Routenberechnung herangezogen werden. Ein durchgehendes Wandernetz kennt Italien
nicht, und gerade dies macht eine Vorbereitung aufwändig.
Von der Strecke zu den Etappen
Eine erste grosse Hürde galt es zu meistern, um aus der Gesamtstrecke Etappen zu
erstellen, denn gerade im südlicheren Teil der geplanten Strecke sind Möglichkeiten für
Übernachtungen eher spärlich vorhanden. Nach ca. 20 Stunden Arbeit konnte die
Gesamtstrecke in 14 Teiletappen aufgeteilt werden. Wir einigten uns darauf, an Ostern die
ersten vier Etappen im Aostatal zu wandern, um danach in zwei Wochen die restlichen 10
Etappen zu wandern. Damit bleibt auch Zeit für Ruhetage.
Einige Wochen vor Ostern bemerkte ich, dass die Routenführung doch schwerer als
angenommen werden sollte. Zwar besteht im Aostatal mit der Via Francigena eine gut
beschilderte Route, doch deckt sich diese in merklichen Teilen nicht mit der Berechnung
von Graphhopper.com. Wie soll da eine Orientierung erfolgen? Natürlich hätte der
originale Weg der Via Francigena verwendet werden können, nur wären dabei die Etappen
nochmals deutlich länger geworden. Um es kurz und klar zu sagen, wohl zu lange, um die
Strecke in 3.5 Etappen bewältigen zu können.
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Ein Navi muss her…
Irgendwann reifte der Entschluss, ein Navigationsgerät zum Wandern zu erwerben, und
bald sollte ich feststellen, dass es neben dem Marktleader Garmin kaum weitere Geräte
gibt. Letztlich habe ich mich für ein Oregon 650 entschieden. Zwar gibt es mit dem Oregon
650t ein Gerät, dass sogenannte Freizeitkarten im Massstab 1:100'000 für ganz Europa
enthält, doch stellten viele Bewertungen im Internet fest, dass diese Karten zum Wandern
nicht wirklich brauchbar seien. Vielmehr wurde angeregt, das Kartenmaterial von
Openstreetmap.org zu beziehen und selber auf den Geräten zu installieren.
Dummerweise verfügen die Geräte von Garmin nur über eine Windows-Software
'Basecamp', die weder auf dem Apple- noch dem Linux-Betriebssystem arbeitet. Auch
musste ich erkennen, dass sich die Routen von Graphhopper.com nicht auf das Garmin
übertragen liessen (Korrektur 15.4.2016: Mit GPX-Icon geht es). Allgemein kann
gesagt werden, dass es zwar mittlerweile viele brauchbare frei verfügbare Karten gibt, doch
dass es einiges an Arbeit benötigt, bis diese Karten sauber auf dem Garmin laufen. Ebenso
ist es ratsam, die gleichen Karten für die Planung der Routen zu verwenden, und gerade
dies ist leider nicht ganz so einfach, wenn nicht mit Basecamp gearbeitet wird.
Routenplanung mit QMapShack
Nach längerem Suchen bin ich auf die Software QMapShack gestossen, die
glücklicherweise sowohl unter Windows, Mac und Linux läuft. Praktisch bei QMapShack
ist, dass z.B. neben den Karten ein Satelitenbild (transparent) eingeblendet werden kann,
sodass der gewünschte Weg direkt mit dem Satelitenbild verglichen werden kann.
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Wichtig zu wissen ist weiter, dass QMapShack erst richtig Spass mit dem eingebauten
Routenplaner Routino und integrierten Höhenmeterprofilen macht (beide Komponenten
sind neben den Karten nachzurüsten). Eine Anleitung dazu findet sich hier.
Mit einem erneuten Aufwand von nochmaligen unzähligen Stunden konnte ich die ersten
erstellten Routen endlich auf das Garmin-Gerät übertragen. Zum Üben absolvierten wir eine
Woche vor Ostern die damalige erste Etappe im Kanton Zürich nach Rapperswil mit dem
Navi nochmals und stellten dabei fest, dass uns unser Garmin-Gerät recht sicher und in
deutlich kürzerer Distanz ans Ziel führte. Folgten wir ursprünglich der Pfannenstielkette, so
führte uns das Navi sicher auf Nebenstrassen durchs Oberland. Wanderten wir ursprünglich
fünf Stunden, so war die Strecke dank Navi bereits nach gut drei Stunden gemacht.
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Mit dem Auto-Piloten im
Aostatal
Guten Mutes machten wir uns folglich an Ostern 2016 auf unsere Etappen ins Aostatal, um
schon am ersten Tag feststellen zu müssen, dass der eingebaute Garmin-Routenplaner uns
mehrere Male recht eigenartig 'verführte'. Zwar erreichten wir das Tagesziel noch
einigermassen pünktlich, jedoch mit Umwegen. Einmal landeten wir mitten in den Reben in
einer Sackgasse, zweimal stellten wir später fest, dass wir einen Umweg liefen.
Am zweiten Tag verzeichneten wir den nächsten Patzer, Garmin fand an entscheidender
Stelle den Weg überhaupt nicht. Das Gerät schlug bei der Station Saint-Vincent einen
Umweg über ca. 5 Kilometer zurück zur Via Francigena mit vielen Höhenmetern vor. Auch
wenn ich an sich sicher war, dass der Talweg durchgehend sein wird, musste ich die
Schlüsselstelle erkundigen — ansonsten die 'Mannschaft' mit einem Wanderstreik drohte;
ein schmaler Pfad in die Felsen hinauf ist nun einmal nicht ganz einladend. Dies hatte zur
Folge hatte, dass wir erst beim Einbrechen der Dunkelheit ankamen.
Am dritten Tag überlistete ich das Gerät insofern, als wir uns erlaubten, diverse
Abkürzungen zu 'nehmen', weil uns Garmin immer wieder mal quer durchs Tal schicken
wollte. Irgenwann zeigte unser Navi nach oben, und der markierte Weg (Via Francigena)
nach unten zur Hauptstrasse. Wir trauten dummerweise dem Auto-Piloten und durften nach
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300 Höhenmetern feststellen, dass der vorgeschlagene Weg im Gebüsch endete. Immerhin
konnten wir einem anderen Wanderweg wieder nach unten folgen; mit deutlichem Umweg
allerdings. Am Ende wanderten wir im Schein der Strassenlaternen in die Nacht hinein.
Als wäre dies noch nicht genug, verweigerte der Auto-Pilot am vierten Tag die
Routenplanung komplett (vielleicht lag es am Sonntag). Zu unserem Glück war der Weg
über die Via Francigena gut beschildert, auch wenn wir dabei erneut zwei Kilometer mehr
als geplant liefen.
Vertraue nie dem Auto-Piloten
Was gilt es daraus zu lernen? Der Routenplaner des Garmins ist (zumindest in Italien) mit
den öffentlich verfügbaren Karten nicht zu gebrauchen. Stattdessen sollten die
Wanderungen als Track (Weg) erstellt werden, um diesem dann auf dem Navi folgen zu
können. Zwar sagt dann kein Auto-Pilot mehr, in 150 Metern nach links abbiegen, dafür ist
es ohne Probleme möglich, dem geplanten Weg (überhaupt) visuell auf der dargestellten
Karte des Navis folgen zu können.
Manueller Track (Weg) anstelle Auto-Pilot (Routenplaner)
Für all jene, welche den Unterschied zwischen Route und Track nicht kennen: Bei einer
Route werden Start und Ziel sowie einige Wegpunkte erfasst, der Rest erledigt das Navi (in
Italien zumindest derart schlecht, dass ich gerne darauf verzichte). Beim Track handelt es
sich um eine Ansammlung von Wegpunkten. Diese Punkte wurden entweder schon einmal
gewandert (komfortabel) oder sie können aufgrund einer berechneten Route mit
QMapShack am Bildschirm erstellt werden.
Der Track wird auf dem Navigationsgerät wie die Route als Weg dargestellt, wann, ob, wo
und wie ich diesem Weg folge, bestimme allerdings ich. Es erfolgt dabei keine
Routenberechnung, auch sagt mir das Navi nicht, in 150 Metern links, etc. Dagegen kann
ich beim Track den Weg als Linie auf der Karte einblenden. Ich brauche also nur immer
schön der Linie zu folgen. Überraschungen mag es dann zwar noch immer geben (z.B. sollte
der Weg nicht passierbar sein), aber immerhin verbockt mir das Navi keinen Umweg durch
eine 'spontan' fehlerhafte Berechnung des Weges, die im dümmeren Falle einen Umweg von
mehreren Stunde zur Folge hat.
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Das Abenteuer kann (fast) beginnen
Wer in Norditalien eine Route mit Tagesetappen plant, ist gut bedient, die Übernachtungen
im Voraus zu buchen. Zwar gibt es in Italien viele Hotels, Bed & Breakfast-Betriebe und
Agritourismus-Betten, doch sind diese oft ausgebucht. Die Idee, ohne Reservierung im
Zweifelsfalle mal schnell in die nächste Ortschaft ausweichen, dürfte sich spätestens dann
als unausgereift herausstellen, wenn am Zielort weder ein Taxi noch ein Bus oder Zug
verfügbar ist. Zwar sind die grösseren Ortschaften schon meist irgendwie mit Zug oder Bus
erschlossen, doch fahren diese je südlicher je spärlicher und schon gar nicht am späteren
Abend. In diesem Sinne lohnt sich eine frühzeitige Planung.
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Aosta-Champagne | 1
Frühling auf der Südterrasse
Eckdaten: 20 km, ↗ 547 m, ↘ 602 m, Track-Datei (gezippt)
Aosta, 26. März 2016: Endlich geht es los! Das Wetter verspricht Sonne und angenehme
Temperaturen. Die Anreise erfolgt übers Wallis, geplant ist die Reise mit dem Bus von
Martigny nach Aosta. Allerdings stelle ich am Vorabend fest, dass der Bus vier Tage zuvor
vom täglichen Fahrplan auf Dienstag, Freitag und Samstag 'only' umgestellt hat. Das Hotel
in Verrès ist gebucht, eine Alternative vom Wallis nach Aosta würde bedeuten, dass wir
frühestens (Abfahrt 5:49 ab Visp, Ankunft um 13:54 in Aosta) nach 14:00 Uhr loslaufen
könnten. Und da leider auch noch Winterzeit ist, wäre die Tagesetappe offensichtlich nicht
zu 'schaffen'.
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Aosta-Champagne | 2
Kurzerhand nehmen wir ein Taxi von Orsières nach Aosta. Tipp: Bei besserer Planung einen
Tag mit Busverbindung suchen oder dann mit dem Bus bis zum Tunnelportal fahren
(Ankunft ca. 9:30 Uhr) und ab da mit einem Taxi von Aosta weiterreisen; die Preise dürften
sicherlich deutlich moderater sein. So geniessen wir eine doch sehr sehr teure Fahrt in den
Süden, sind aber bereits um ca. 9:30 Uhr in Aosta.
Bevor wir loswandern, möchten wir das Gepäck in Aosta hinterlegen, um es am Abend
abzuholen. Die Bus- und Zugsverbindungen im Aostatal sind recht gut, sodass ein späteres
Abholen des Gepäcks kein Problem darstellen würde. Pech nur, dass es weder am Zug- noch
Busbahnhof eine Gepäckaufbewahrung hat. So beginnen wir die Wanderung mit dem
Gepäck und merken bald, dass wir wohl sparsamer gepackt hätten, wenn wir gewusst
hätten, dass wir das Gepäck mittragen müssten.
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Aosta-Champagne | 3
Immerhin auf den nachfolgenden drei Etappen sparen wir
uns das Gepäck, weil wir die ersten vier Etappen von
Verrès aus starten. Dort nächtigen wir im Hotel Monte
Rosa, was sehr vorteilhaft ist. Einmal ist das Preis/Leistungsverhältnis sehr gut (üppiges Frühstück) und
weiter liegt das Hotel direkt am Bahnhof, ist also gut
erschlossen.
Aosta selber besitzt eine schöne grosse Altstadt. Ebenso gibt es grosse umfangreiche
Ruinen aus römischer Zeit. So gesehen kann sich die Anreise am Vortag mit einer
Übernachtung in Aosta lohnen, doch verzichteten wir darauf, weil wir Aosta bereits von
einem früheren Besuch her kannten.
Vom Bahnhof Aosta wandern wir zunächst ca. 1 Kilometer der Strasse entlang (Trottoir), um
dann über eine Fussgängerbrücke Bahnlinie und Hauptstrasse zu überqueren. Danach
verlassen wir auf einer Nebenstrasse langsam den Talgrund. Noch ist das Vertrauen in das
Navi ungebrochen, so hätten wir z.B. die Fussgängerbrücke kaum gefunden und auch die
Via Francigena finden wir sehr schnell (und haben dabei schon ein gutes Wegstück zur
Originalroute gespart). Noch ahnen wir nicht, dass derartige Einsparungen rar bleiben
werden sollten.
Zunächst eröffnet sich einem der Blick auf den Flugplatz und die Industrie, später gibt es
einen grandiosen Blick über das gesamte Tal. Unser erstes Ziel, die Ruine Quart, ist nach
ca. 1 Stunde ersichtlich. Wer mag, kann in leichten Umwegen auf der Via Francigena
wandern, andernfalls führt eine geteerte Strasse (kein Verkehr) ebenfalls zum Zwischenziel.
Getränke und Esswaren sollten ausreichend im Gepäck sein, unterwegs gibt es keine
Möglichkeiten zum 'Nachladen'. Den Mittagshalt geniessen wir unter lauschigen Bäumen
bei der Ruine. Mächtig thront sie über dem Tal, z.T. scheint das Schloss bewohnt, z.T.
scheint es zu verfallen, imposant allemal.
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Aosta-Champagne | 4
Hinter Quart folgt der Weg dem Hang entlang Richtung Seran. Der Weg ist breit und
meistens nicht geteert, selbst an diesem Märztag ist es schon sehr warm. Es folgen viele
Rebberge, ehe wir Richtung Nus langsam zurück zum Tal wandern. Wer der Via Francigena
folgt, gelangt nicht ins Dorf Nus, sondern direkt nach Plantayes. Wer Essen und/oder
Tranksame benötigt, macht einen kurzen Abstecher ins Dorf. Die Namen klingen
Französisch, das Aostatal kann als durchaus zweisprachig bezeichnet werden. Fast überall
konnten wir uns auf Französisch verständigen.
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Aosta-Champagne | 5
Leider trauen wir dem Routenplaner und folgen den
Schildern der Via Francigena nicht sehr genau.
Irgendwann landen wir in einer Sackgasse. Vor uns die
Schlucht, oben und unterhalb von uns Rebstöcke.
Zurück mögen wir nicht, dafür geht es nun steil
abwärts durch die Reben zurück zum beschilderten
Weg, der uns über Rovarey nach Diemoz führt. Das
Aosta-Tal im oberen Teil beeindruckt durch hohe
Berggipfel, die im März alle noch viel Schnee mit sich
tragen. Im Vergleich zum Wallis ist das Aostatal
deutlich kleiner, vielleicht deswegen auch in der
Erscheinung lieblicher. Der Südhang ist zwar steil,
aber meistens nicht felsig, die Wanderung mit Kindern
von daher an keiner Stelle gefährlich.
Unterwegs treffen wir einen Hund, der uns für ca. fünf Kilometer den Weg weist. Sobald wir
die Via Francigena (aufgrund des Navis) auch nur leicht verlassen, bleibt er sitzen und
bwegt sich erst wieder, wenn wir haargenau der Via Francigena folgen. Irgenwie scheint
uns, das Navi könnte vom Hund lernen und so hoffen wir auf eine lange Begleitung des
Hundes. Sobald wir die Kirche von Diemoz sehen, kehrt der Hund aber um und überlässt
uns unserem weiteren 'Schicksal'.
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Aosta-Champagne | 6
Leider trauen wir erneut dem Auto-Piloten des Navis und passieren so oberhalb der Kirche
von Diemoz, anstelle kurz vor der Kirche nach unten abzubiegen, um nach Champagne,
unserem Etappenziel zu gelangen. Unsere Route ist erneut ca. 20 Minuten länger, hat aber
immerhin der Vorteil, dass wir direkt in Champange einen Laden finden, um Getränke und
Gelati zu kaufen. Um 17:40 Uhr nehmen wir den Bus nach Verrès, wo wir um halb sieben
Uhr im Hotel eintreffen. Wichtig zu wissen ist, der Bus fährt nicht direkt zum Bahnhof, die
richtige Station (Schwimmbad) nehmend, beträgt der Weg zum Hotel aber nicht mehr als
300 Meter.
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Champagne-Verrès | 1
Immer nach Süden — notfalls auch
ohne Navi
Eckdaten: 26 km, ↗ 855 m, ↘ 1009 m, Track-Datei (gezippt)
Um ca. 9 Uhr verlassen wir das Hotel, um zur Bus-Station zu gelangen. Da wir diese auf
Anhieb nicht finden, nehmen wir direkten Weg zum Bus-Bahnhof (ca. 1 Kilometer) und
erwischen dort gerade noch rechtzeitig dem Bus um 9:30 Uhr nach Champagne. Die
Einkäufe erledigen wir in Champagne.
Der Weg von Champagne nach Chambave verläuft fast immer auf einer kleinen Strasse, zu
unserem grossen Erstaunen oft auf einem neu erstellen gepflasterten Trottoir. Die Häuser
und Villen sind schmuck und gepflegt, Autos hat es wenige. Dann Chambave, der Weg führt
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Champagne-Verrès | 2
direkt durch das alte Städtchen, es scheint, als bleibe die Zeit hier stillzustehen. Plötzlich
quert eine 'Horde' Radfahrer, ein Sprung zur Seite bringt Sicherheit.
Nach Chambave folgt der Weg zunächst dem Talgrund, steigt dann aber relativ steil an. Auf
der kleinen Strasse passiert ein Laster (es wird eng). Später passiert er gleich nochmals,
nicht ohne uns zu fragen, ob wir eine bestimmte Adresse kennen würden. Helfen können wir
nicht, dafür wissen wir zumindest, dass auch andere den Weg suchen. Vorläufig ist der Weg
jedoch gut beschildert und führt auf einem schmalen Pfad dem Hang entlang Richtung
Châtillon. Unterwegs finden wir Olivenbäume und einmal auch Seidenraupen.
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Champagne-Verrès | 3
Mächtig erwartet uns von weit her das Chloss Châtillon, wobei wir dieses dort angekommen
rechts liegen lassen und direkt in die Altstadt wandern. Das Städtchen ist durchaus
malerisch, z.T. zeugen grosse einst vornehme Hotels von einer bewegten Vergangenheit.
Die Via Francigena zweigt links zum Hang hinauf nach Saint-Vincent ab, die Tal-Route, die
wir nehmen, ist einige Kilometer kürzer. Um die kürzere Variante zu nehmen, ist nach der
Autobahnausfahrt die Hauptstrasse zu queren, um auf einer kleinen Landstrasse Kurs
Richtung Lanariaz zu nehmen. Der Weg über Lanariaz ist nicht zwingend, es könnte auch
ein direkter ungeteerter Fahrweg hinunter zur Autobahn genommen werden.
Dies bemerken wir leider etwas spät, queren danach aber umso direkter Wiesengelände
zum Fahrweg. Im März geht dies problemlos. Zwar ist die Vegetation bereits deutlich
südlicher als in Aosta, doch noch ist das Gras kaum gewachsen. Ansonsten 'droht' ein
Umweg über Giereyaz (ca. 1 Kilometer weiter). Der direkte Talweg ist auf keiner frei
verfügbaren digitalen Karte verfügbar, wohl aber auf dem Satelitenbild versteckt
erkennbar.
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Champagne-Verrès | 4
Die Züge in Saint-Vincent halten wohl schon lange nicht mehr, ein verlassener Bahnhof
fristet sein Dasein. Stattdessen hielte der Zug in Châttillon-Saint-Vincent. Bei der Planung
musste ich im späteren Stadium feststellen, dass zwar viele Bahnhöfe auf der Strecke
eingezeichnet sind, jedoch nur noch wenige mit dem Zug bedient werden. Wir marschieren
nun direkt zur auf Stelzen angelegten Autobahn, unterqueren diese und wandern einem
lokalen Wanderweg entlang bis zu einer Brücke. Würde der Auto-Pilot funktionieren,
müssten wir links halten, markierter Weg und Navi sagen rechts. Der Weg führt ca. 1
Kilometer dem Fluss Dorea Baltea entlang, um dann über eine kleine (aber sichere)
Holzbrücke den Fluss zu queren. Der Blick in die Schlucht berauschend, irgendwie aber
auch bedrückend, weil wir durch die Autobahn überdeckelt sind.
Gleich nach der Brücke führt ein schmaler Pfad rechts (in der direkten Variante ohne die
Schlucht links) hinauf. Der Weg selber ist nicht markiert (für Verwirrung sorgt eine andere
Markierung, die zurück zur ersten Brücke führt). Der Auto-Pilot des Navis spielt nun
gänzlich verrückt, schickt uns zurück über Saint-Vincent auf die Via Francigena, was etwa
fünf zusätzlichen Kilometern entsprechen würde. Nach einer ca. halbstündigen Erkundung
meinerseits ist klar, der Umweg wäre sehr sinnlos, der Pfad führt sicher, wenn auch
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Champagne-Verrès | 5
imposant, durch die Felsbänder zurück nach Lavas zur Via Francigena.
Dort angekommen, folgen wir ohne viele Höhenmeter über Weiden, lichte Wälder und
einzelnen Häusern entlang dem Weg bis zur Abzweigung zum Castello die Montjovet. Der
Blick zurück nach Aosta ist uns nun definitiv verwehrt, der Blick ins Tal hinunter Richtung
Süden ebenso. Die Burg ragt trotzig über das Tal. Ehe wir die Kirche von Berriaz erreichen,
folgt ein altes (aus römischer Zeit) stammendes Wegstück sanft dem Hang entlang durch
Reben — es wird nun innerhalb von zwei drei Kilometern deutlich südlicher.
Nach Berriaz steigt der Weg an, zuweilen auch auf einer geteerten Strasse. Das Tal wird
etwas breiter, der Weg ein ständiges Auf und Ab, ehe wir eine Anhöhe erreichen, von der
aus sich ein weiter Blick über das Tal eröffnet. Auf einem betonierten Weg geht es steil
hinunter nach Torille. Der Weg nach Verrès ist zwar nicht mehr weit, doch die nahende
Dunkelheit mahnt zur Abkürzung. Wir queren folglich nur Hauptstrasse, Bahn und
Autobahn, um gleich danach nach links der Bahn zu folgen. Abends um sieben Uhr
erreichen wir das Hotel und geniessen ein wunderbares Nachtessen.
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Verrès-Borgofranco | 1
Auf dem Pilgerweg angekommen
Eckdaten: 28 km, ↗ 649 m, ↘749 m, Ohne 'Berg': 27 km, ↗ 376 m, ↘ 477 m, TrackDatei (gezippt)
Am dritten Tag wandern wir direkt von der Hoteltüre zur Brücke, die zum Schloss Isogne
führt. Dort treffen wir zurück auf die Via Francigena, und folgen auf der linken Seite des
Flusses den Weg Richtung Süden. Die Via Francigena passiert mal links, mal rechts den
Dörfern entlang.
Wir entscheiden uns hauptäschlich für den Weg dem Fluss entlang, was mit Ausnahme eines
Kilometers auch gelingt. Etwa 300 Meter davon müssen wir entlang einer Hauptstrasse
laufen (es hat rechts genügend Platz), ehe wir eine Fabrik querend zurück zum Fluss
gelangen, wo wir auch wieder zur Via Francigena gelangen.
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Verrès-Borgofranco | 2
Eine alte imposante Steinbrücke hinter uns lassend, wandern wir auf der linken Talseite
durch den Wald. Höhenmeter zu bezwingen gibt es praktisch keine, dafür holt uns von links
bald die Autobahn wieder ein. Da diese aber quasi auf einem Damm angelegt ist, stört sie
kaum, vielmehr können wir in Ferne die Festung Bard ausmachen.
Hône lassen wir rechts liegen, einmal mehr folgen wir möglichst nahe des Flusses dem Weg
direkt zur Festung Bard (am Bahnhof Hône-Bard vorbeikommend). Die Altstadt von Bard ist
beeindruckend. Alte Fassaden, kleine Läden, links und rechts entlang der aus Steinplatten
bestehenden 'Hauptstrasse' führen direkt zum touristischen Zugang zur Festung. Aufgrund
der langen Tagesetappe beschliessen wir die Besichtigung erst am folgenden Tag zu
machen.
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Verrès-Borgofranco | 3
Nach der Festung versperrt leider eine Abschrankung den alten Weg, weil dort
Steinschlaggefahr herrscht. Stattdessen führt der Weg auf einer steilen abfallenden
geteerten Strasse (ohne Verkehr) mit einem Umweg zurück zum Pilgerweg. Die
Signalisation auf der anderen Seite wenig hilfreich, Verbot wegen Steinschlag rechts,
Verbot wegen Lastwagen links (wo wir herkommen). Vielleicht ein Grund, warum sich das
Navi standhaft weigert, den Weg als Route überhaupt akzeptieren zu wollen.
Der Weg kann als Fussgänger aber gut passiert werden, und so sind wir bald beim
bekannten Torbogen aus römischer Zeit, ehe uns die nicht minder beeindruckende Altstadt
von Bourg erwartet. Verborgene kleine Läden in den Kellergeschossen gibt es zu entdecken,
dann und wann wohl auch ein nicht mehr bewohntes Haus, ehe wir die Hauptstrasse nach
Donnas erreichen.
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Verrès-Borgofranco | 4
Nach der Dorfmitte (die Via Francigena führt schon viel
früher links in die Höhe), queren wir Hauptstrasse und
Eisenbahn, um auf einem Feldweg in einem verlassenen
Gartenhäuschen einen Mittagshalt zu machen. Wir
bleiben immer schön im Tal, leider auch rechts der
Autobahn. Das Rauschen des Flusses wird durch ein
Surren der Autos abgelöst, allerdings nicht allzu lange.
Bald passieren wir rechts einen Sportplatz und sollten an
sich danach einen Bahnübergang queren können. Eine
Mauer zeigt uns, kein Durchkommen, sodass wir ca. 200
Meter zurück müssen, um die Bahn unterqueren zu
können. Später finde ich raus, dass uns hier für einmal
nicht das Navi, sondern schlicht die 'veraltete' Karte ein
kleines Ei gelegt hat. Nun immer schön der Bahn entlang,
einmal kurz auf die rechte Seite, bis zur Station von PontSaint-Martin.
Der Versuch, dort ein Gelati zu ergattern, scheitert, und so machen wir uns teils missmutig
auf den weiteren Weg bis nach Carrera, wo wir endlich (noch bei der Hauptstrasse, quasi
vor dem eigentlichen Ort) die lang ersehnte Gelateria finden. Die Auswahl beeindruckend,
aus mehr als 20 Sorten kann gewählt werden, für 2.5 Euro gibt es Eis, bis dass der Magen
platzt. Wir schafften die drei extrem grossen Kugeln nur mit Mühe und Not. Das nächste
Mal würde ich zumindest für die Kinder die kleine Portion wählen — oder dann für die
Erwachsenen. Wohl wissend, dass Kinder die Medium-Variante nicht bewältigen werden.
MIt sattem Magen werden wir nun leider übermütig. Statt dem genauen Weg der Karte
bzw. der Via Francigena folgen wir dem Auto-Piloten des Navis und gelangen zu einer
wunderschön angelegten Weinroute. Dabei passiert es, wir queren zwar den Weg der Via
Francigena, halten die Via Francigena jedoch für einen Umweg, schliesslich zeigt das Navi
nach oben.
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Verrès-Borgofranco | 5
Bald sind wir auf einem Bergweg, der zwar nicht schwierig ist, aber steil ansteigt. Doch
damit leider nicht genug, nach ca. 300 Höhenmetern verliert sich die Route des Navis im
Nichts. Stattdessen zeigt ein Wanderweg zu einem Ortsnamen, der auf dem Navi noch nicht
mal eingezeichnet ist. Auch hier hilft Erkunden, wobei dies wenigsten mit dem prächtigen
Talblick etwas hergibt.
Der Abstieg ist nicht schwierig, doch landen wir nicht dort, wo wir hinwollten. Unterwegs
zeigen uns Einheimische, wie ihre Vorfahren in Höhlen an den sonnigen Hängen wohnten,
noch bis ca. vor 100 Jahren seien diese 'Höhlenwohnungen' nicht unüblich gewesen. Im Tal
angekommen, treffen wir wieder auf die Via Francigena und stellen fest, die Route wäre
überhaupt nicht über den Berg gegangen. Vielleicht hätten wir die Berg-Route ja ohne
Gelati nicht gewagt, schön war es trotzdem, allerdings wird es am späteren Abend bereits
etwas kühl, die Sonne längst hinter den Bergen verschwunden.
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Verrès-Borgofranco | 6
Nun folgen wir konsequent der Via Francigena, der Weg
ist gespickt mit vielen Überraschungen, alte Bauten,
Kapellen, Burgen, üppiger Vegetation,
kontaktsuchenden Ponies und still weidenden Schafen.
Weniger ruhig die Wandergruppe, die Füsse schmerzen,
die Nacht naht in Kürze und meine Wegangaben sind
weder sonderlich genau noch ermutigend. Irgendwo bei
fünf Kilometern dürfte zwar nicht weit daneben gewesen
sein, löst aber Kopfschütteln aus. Bei der Burg
Montestrutto verlassen wir die Via Francigena, um
wenigstens nicht bei Nacht auf einem Wanderweg laufen
zu müssen. Der Weg entlag der Hauptstrasse ist jedoch
weit davon entfernt, gemützlich zu sein, sodass wir
zurück zur Via Francigena wechseln. Nun zwar eben,
und mit Strassenbeleuchtung bewältigen wir die letzten
zwei Kilometer im Lichte der Strassenlampen, um etwas
nach acht Uhr beim Bahnhof Borgofranco anzukommen.
Ich frage einen jungen Mann, wann ein Zug nach Verrès fahre. 'You are lucky, in five
minutes'. Und so steigen wir müde und zufrieden in den Zug, um nach Verrès
zurückzufahren. Erst anderntags stelle ich fest, dass es der letzte Zug nach Verrès an
besagtem Samstag war. Hätten wir ihn verpasst, so wäre es noch viel später geworden, weil
wir dann ein Taxi organisieren hätten müssen. So aber dinierten wir bald darauf in Verrès
im Hotel, der Abend damit knapp gerettet.
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Borgofranco-Ivrea | 1
Wenn die Füsse schmerzen
Eckdaten: 10.3 km, ↗162 m, ↘171 m, Track-Datei (gezippt)
Natürlich gilt es das Frühstück zu geniessen, der Zug nach Ivrea fährt ja erst kurz vor elf
Uhr. Gemütlich im Zug sitzend realisieen wir, dass der Zug aber leider genau an der Station
Borgofranco gar nicht hält, sodass wir im letzten Moment in Pont-Saint-Martin noch
aussteigen können.
Nicht weiter schlimm, der nächste Zug sollte ja 20 Minuten später folgen, wussten wir doch,
dass in Verrés der nachfolgende Zug um 11:20 Halt machte. Nachdem wir nach langem
Suchen endlich die Anzeige im Warteraum gefunden haben, mussten wir jedoch feststellen,
dass der nächste Zug erst um 12:20 Uhr fährt, wir folglich mehr als eine Stunde zu warten
hatten. Beim Erkundigen des Billet-Automaten bemerkten wir ferner, dass es nicht möglich
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Borgofranco-Ivrea | 2
sein sollte, ein Ticket zu lösen, weil der Automat weder Bank- noch Postkarte und auch
unsere Kreditkarte nicht akzeptierte, aus welchen Gründen auch immer. Dafür informierte
der Automat zur Begrüssung in Deutsch jedes Mal minutenlang, dass wir uns vor
Taschendieben in Acht nehmen sollten. Nun ja, während der guten Stunde, welche wir
warteten, waren wir zwar die ganze Zeit alleine im Wartsaal, doch immerhin, es soll ja
niemand sagen können, sie/er sei nicht gewarnt geworden.
Nachdem wir endlich in Borgofranco ankommen, streikt der Auto-Pilot des Navis komplett,
jede Routenabfrage von Borgofranco nach Ivrea, wird mit 'Fehler bei der Zielberechnung'
quittiert. Zum Glück ist die Via Francigena gut beschildert. Bald schon queren wir lichte
Wälder, werden von Vogelgezwitscher begleitet, um nach knapp einer Stunde die Altstadt
von Montalto Dora zu erreichen.
Der Weg führt hinauf zum Lago Pistono. Der Anstieg ist nicht wahnsinnig lang, alleine nach
drei langen Etappen schmerzen mittlerweile die Füsse doch erheblich. Der Lago selber ist
zusammen mit weiteren Seelein in eine liebliche Hügellandschaft eingebettet, von den
Alpen sind nur noch ferne Zacken zu erkennen. Nicht einig sind wir beim Weg, nach meiner
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Borgofranco-Ivrea | 3
Erkundung hätte der Weg nun rechts des Sees führen sollen, die Via Francigena umrundet
den See jedoch. Es folgte ein Streit um markierte Wege und unbrauchbare Navis (das Navi
zog den kürzeren). Zwar konnte der Frust hinter dem See etwas reduziert werden, weil in
einem Restaurant immerhin ein Gelati erworben werden konnte, doch führte uns die Route
durch schier endlose Hügellandschaften mal nach links, dann nach rechts, dabei gleichzeitig
ab- und aufsteigend. Wahrscheinlich alles halb so wild, aber eben wir spüren die Füsse bei
jedem Tritt.
Kurzzeitg schien gar der Zug um 16:47 in Ivrea in Gefahr zu sein, doch irengwie hatte die
Via Francigena zum Abschluss mit uns Erbarmen, kurz nach den Hügeln erblickten wir
Ivrea, sodass wir doch bereits um 15 Uhr den Bahnhof erreichten. Es blieb genügend Zeit,
um etwas zu essen. Die Mischung aus Fastfood und Bahnhofrestaurant überzeugte dabei
nicht wahnsinnig, aber Hauptsache Sitzen und etwas zwischen die Zähne.
Ein weiterer Versuch, ein Billet über den Automaten zu lösen schlug fehl, ehe wir darauf
aufmerksam gemacht wurden, dass Tickets auch am Bahnhofkiosk gelöst werden können.
Leider bemerkten wir dabei nicht, dass die Tickets noch hätten abgestempelt werden
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Borgofranco-Ivrea | 4
müssten — und dies geht nur beim Zutritt zum Bahnhof. Hätte der Kondukteur nicht die
Billete für uns abgestempelt, wir hätten höchstwahrscheinlich den Zug verpasst.
So aber konnten wir bequem in Hône-Bard noch einen Halt einlegen, um die Festung Bard
zu besichtigen. Imposant der Zugang zur Festung mit drei atenberaubenden Liftanlagen.
Die Festung selber ist in der Grösse beeindruckend, doch wurden die heutigen Mauren erst
vor ca. 150 Jahren gebaut. Dem Reiseführer nach soll Napoleon bei Bard derart lange
aufgehalten worden sein, dass er später Bard – obschon den Krieg längst gewonnen –
sprengen liess. Die Festung selber beherbergt eher allgemeine Museen (z.B. alpines
Museum), alte üppig ausgestaltete Räume mit viel Ritterfeeling konnten nicht ausgemacht
werden.
Die Rückfahrt mit dem Zug von Hône/Bard lässt auf sich warten, ehe ein Zug unplanmässig
Halt macht, weil der Kondukteur einen Hebel betätigen muss. Fragend, ob eine Mitfahrt
möglich sei, willigt der Schaffner etwas launisch ein. Später erzählt er uns, halb in
Französisch und Italienisch, dass er kein Billet von Hône/Bard nach Verrès verkaufen könne,
wir hätten den 'Schnellzug' erwischt. Angeblich kostet der Zuschlag im Zug 5 Euro, unser
Mann rechnet zu unseren Gunsten, die Rückfahrt fast geschenkt. Nebenbemerkung, der
Schnellzug hält an etwa fünf von zehn Stationen dennoch, den ausserplanmässigen Halt in
Hône/Bard nicht eingerechnet.
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Isogne und Rückfahrt | 1
Das Leben in früherer Zeit
Die Rückreise von Verrès in die Schweiz kann entweder über Mailand oder Aosta erfolgen.
Die Route über Mailand dauert länger, jene über Aosta ist kürzer, verkeht dagegen deutlich
spärlicher. Am Ostermontag war für uns die Wahl über Aosta einfach, wer will schon in
überfüllten Zügen im Tessin einem Platz erkämpfen wollen. Letztere Variante bedeutet,
dass der Bus ab Aosta erst um 16:00 Uhr fährt.
Folglich hatten wir fast noch einen gesamten zusätzlichen Tag für eine Besichtigung.
Entsprechende Reisebücher konsultiert, entschieden wir uns kurzfristig für die Burg von
Isogne, die zu Fuss von Verrés aus in ca. 20 Minuten erreichbar ist. Um es kurz zu machen,
wir bereuten den Entschluss keinesfalls.
Wichtig zu wissen ist, dass die Burg nur im Rahmen von Führungen besichtigt werden kann.
Dies kann zur Folge haben, dass es ein zwei Stunden dauert, bis eine Führung stattfindet.
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Isogne und Rückfahrt | 2
Die Führung selber ist auf Italienisch, wobei (analog zum gesamten Tal) in Französisch
nachgefragt werden kann.
Rückreise ab Verrès
Die Rückreise von Verrès nach Aosta war schnell und besonders schön mit den Gedanken an
all die durchwanderten Pfade (Höhen wie Tiefen). Der Bus in Aosta fährt pünktlich. Tickets
können am Busbahnhof erworben werden, beim Chauffeur geht es nicht, was um 15:55 noch
kurz für eine gewisse Aufruhr sorgte. Sowohl bei uns als auch am Schalter, der Tarif ist
günstig, gerade mit Halbtax oder GA. Allerdings hatte der Beamte am Schalter etwelche
Mühe, die richtigen Codes für unser Schweizer Abo zu finden. Beim nächsten Mal würde ich
die Tickets wohl früher lösen wollen.
Ansonsten war die Fahrt zurück sehr angenehm, von Stau am Ostermontag konnte keine
Rede sein, etwa 20 Fahrzeuge standen an, um die Maut zu entrichten. Es scheint (Hin- wie
Rückfahrt), dass Stau am Grossen St. Bernhard eher bis nicht existent ist. Generell gilt, das
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Isogne und Rückfahrt | 3
Aosta-Tal dürfte über Ostern, Auffahrt und Pfingsten nach wie vor ein Geheimtipp sein.
Varianten für Teilstück AostaIvrea
Abschliessend noch einige Bemerkungen zu den Etappen Aosta-Ivrea. Wer nicht mit Karten
und Navis hantieren kann/will, kann das Teilstück Aosta-Ivrea problemlos mit den
Markierungen der Via Francigena zurücklegen. Es sollte dabei jedoch bedacht werden, dass
sich die Weglänge nochmals um 10 Kilometer bis Ivrea erhöht, von den mehr als
zusätzlichen 1000 Höhenmetern ganz zu schweigen. Ca. 80 Kilometer und knapp 2000
Höhenmiter erscheinen mir humaner, als 90 Kilometer mit ca. 3000 Höhenmetern.
Selbstverständlich finden sich auf dem Weg von Aosta nach Ivrea genügend
Übernachtungsmöglichkeiten.
Die Variante mit der Basis Verrès (insbesondere Hotel Monte Rosa) hat jedoch den Vorteil,
dass ohne Gepäck (Ausnahme 1. Tag) gewandert werden kann und dass eine gewisse
Flexibilität bei den Etappen besteht So hätten wir z.B. bei Regen einen Tag Pause gemacht,
und das letzte Teilstück auf den Montag gelegt. Weiter könnte die Tour auch als
Wochentour gestaltet werden: 1. Tag: Aosta nach Nus, 2. Tag: Nus nach Châtillon-SaintVincent (Bahn oder Bus), 3. Tag: Saint-Vincent-Verrès, 4. Tag Ruhetag, 5. Tag: Verrès nach
Pont-Saint-Martin, 6. Tag: Pont-Saint-Martin nach Borgofranco, 7. Tag: Borgofranco nach
Ivrea. Dies ergibt 5 Etappen mit je ca. 14 Kilometern sowie zum Schluss 9 Kilometer für die
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Isogne und Rückfahrt | 4
abgekürzte Route, selbst die 'originale' Via Francigena ergibt dann noch immer Etappen mit
deutlich unter 20 Kilometern.
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Anreise nach Ivrea | 1
Zug sucht Weg im Aargau
22. April 2016: Endlich, die Reise kann weitergehen. Doch zuvor 'wütet' das nackte Chaos.
Nachdem alle Hotels gebucht sind, nachdem sämtliche Routen von Hand und mit dem
Satelitenbild präzise vorbereitet wurden, nachdem an sich alles bereit wäre, liegt die
Tochter tags zuvor mit fast 40 Grad Fieber im Bett. Hotel stornieren, geht schlecht. Etappen
verschieben ist extrem schwierig, wir wissen bis ca. 2 Stunden vor Abreise nicht, was wir
tun oder lassen sollen.
Letztlich entscheiden wir uns für die gewagte Variante. Anreise nach Ivrea mit sofortigem
Abbruch bei Problemen, Hoteltransport falls notwendig. Immerhin, das Fieber ist wie durch
ein Wunder weg. Dann die nächste Überraschung, in Zürich HB herrscht erneut Chaos, die
Strecke zwischen Aarau und Olten ist unterbrochen. Irgendwann im Zug, mit bereits 1.5
Stunden Verspätung die Durchsage: 'Der Zug sucht sich durch den Kanton Aargau eine
Strecke'.
Zwar hatten wir für den Bus nach Aosta in Martigny einen Aufenthalt einkalkuliert;
allerdings nicht zwei Stunden, sodass wir erneut zum Taxi in Orsières greifen dürfen.
Immerhin kennen wir den Fahrer schon, die Fahrt nach Aosta dauert mit einer sehr zügigen
Fahrt nicht lange, sodass wir in Aosta schon fast die ganze Verspätung wieder aufgeholt
haben. Wir werden direkt vor das Hotel Peugeaut chauffiert.
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Anreise nach Ivrea | 2
Obwohl wir zuvor reserviert haben, scheint die Reservation irgenwie nicht angekommen zu
sein. Es wären aber schon Zimmer frei, bei 86 Euro wird mir allerdings etwas mulmig, bei
der Reservation waren es 50 Euro. Immerhin finden wir zusammen heraus, dass wir uns gar
nicht im Hotel Peugeaut befinden, das in Tat und Wahrheit aber gleich um die Ecke liegt.
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Ivrea-Viverone | 1
Genuss bei Wandern und Essen
Eckdaten: 18.9 km, ↗ 117 m, ↘ 125 m, Track-Datei (gezippt)
Am Morgen bringt uns der Zug von Aosta nach Ivrea. Unser noch vor 30 Stunden mit fast 40
Grad fiebriger Patient entpuppt sich als Gesundheitsrakete, sodass wir entscheiden, auf das
Taxi zu verzichten und stattdessen mit Cola und 'Zälti' den Weg zu wagen. Die Reise von
Ivrea geht über eine Fussgängerbrücke auf direktem Weg zu einem Kanal 'Naviglio di
Ivrea', dem wir die ersten 8 Kilometer folgen.
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Ivrea-Viverone | 2
Das Navi macht nun brav mit, dank Track folgen, gelingt der Weg anstandsfrei. Einzig ein
Schild entlang des Kanals müssen wir insofern so interpretieren, dass wir halt sehr schlecht
Italienisch könnten, steht da doch geschrieben, dass sowohl Motorfahrzeuge wie
Fussgänger eine Konzession benötigen würden, um den Weg benützen zu dürfen. Unsere
Überzeugung ist die, dass falls jemand in den Kanal fallen sollte, der Kanalbetreiber nicht
dafür geradestehen will.
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Ivrea-Viverone | 3
Schon bald nach Ivrea folgen weite topfebene Felder. Dank der Bewässerung ist alles grün,
vor uns liegt die flache Poebene. Dann und wann kommt uns ein Traktor entgegen,
ansonsten haben wir den gesamten Weg (der gut gemäht ist) für uns. Bald schon ist ein
Mittagshalt angesagt, den wir von Palmen umgeben, am Rande des Kanals bei Albiano,
geniessen. Dies ferner im Wissen, dass das eiserne Tor, am Ende der Brücke auch hätte
geschlossen sein können. Vieles ist dank Satellitenbild ersichtlich, einiges auch nicht.
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Ivrea-Viverone | 4
Nach Verlassen des Kanals folgen wir zunächst ca. 1 Kilometer der Hauptstrasse und biegen
dann wieder auf Landstrassen ab. Wir passieren das Dorf Azeglio, links und rechts gesäumt
von zweistöckigen Häuserreihen, ein zwei Restaurants und Bars, ein Dorfladen, Provinz
durch und durch. Wer auf den Dorfladen zählen will, muss sich bewusst sein, dass zwischen
12:30 und 16 Uhr in Italien Sieasta “herrscht”, die Einkäufe sollten daaher am Morgen
gemacht werden. Nach Azeglio nehem wir Kurs direkt zum Lago Viverone. Vorbei geht es
dabei an einem zerfallendem Haus mit gut gemähtem Rasen aus dem Bilderbuch, ganz nach
dem Motto, wenigstens der Garten lädt zum Verweilen ein.
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Ivrea-Viverone | 5
Bald schon sind wir wieder auf einer Naturstrasse, passieren die geschlossene Kapelle Sant
Antonio Abate mit verlassenem Spielplatz, um kurz darauf den in Hügeln malerisch
eingebetteten Lago Viverone zu erblicken. Kurz vor Erreichen des Ufers steigt der Weg an,
ehe wir am See stehen und nach dem Hotel Europe Ausschau halten. Von aussen sieht das
Dreistern-Hotel nicht sehr einladend aus. Dies gilt leider auch für die Zimmer. Das einzige
Fenster gibt den Blick auf eine Laube frei. Wir sind etwas irritiert, dass wir das hinterste
Zimmer mit dem Laubenblick zugewiesen erhalten, den Grund dafür sollten wir später
erfahren.
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Ivrea-Viverone | 6
Wir überlegen uns, das Nachtessen auswärts einzunehmen, entscheiden uns dann aber doch
aus Bequemlichkeit für die interne Variante. Um es kurz zu sagen, wir haben es nicht
bereut. Eine Karte gibt es zwar nicht, es werden für sämtliche Gäste die gleichen Speisen
serviert. Dies aber in äusserst üppiger Manier, mit mehr als zehn verschiedenen Kreationen.
Wein, Getränke und Dessert sind inklusive, die Erwachsenen zahlen 18 Euro, die Kinder
erhalten einen sehr sehr grosszügigen Spezialpreis. Zum Abschluss gibt es Disco mit
Lautstäre 7, daher das Laubenzimmer für uns und unsere Kinder. Ob die Disco täglich
stattfindet, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden, doch waren wir vom Laubenzimmer
nun sehr angetan, “schallgedämmt” konnten alle wunderbar einschlafen.
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Viverone-Bianzé | 1
Wandern in die weite Poebene
Eckdaten: 16.9 km, ↗ 119 m, ↘ 174 m, Track-Datei (gezippt)
Das Frühstück am nächsten Morgen sehr üppig und süss, ganz wie es in Italien üblich ist.
Kleiner Tipp für das Bezahlen der Zimmer: Die 500-Euro-Note unseres Mitwanderers eignet
sich dazu nicht. Entweder kleine Noten mitnehmen oder dann mit Kreditkarte zahlen.
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Viverone-Bianzé | 2
Gut überzuckert verlassen wir das Hotel Europe, um zurück über Hügel die Poebene zu
erreichen. Wir passieren ein Naturreservat mit viel Laubwald. Irgendwann in der Mitte
begegnen wir fünf Pferden mit vier Reitern, das fünfte Pferd schleppt das Gepäck. Soviel
Luxus haben wir nicht, müssen wir das Gepäck doch selber über die Hügel 'schieben'. Bald
passieren wir die Autobahn, weiter geht es mit viel Wald, vorbei an grossen Bauernhöfen
und einer Hundezucht. Unter lauschigen Bäumen in Alice Castello geniessen wir eine Rast.
Malerisch der Ort, verlassen zur Mittagszeit.
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Viverone-Bianzé | 3
Nun folgt die Weite der Ebene. Obstbäume, Ackerfelder, Bewässerungskanäle. Unser Weg
führt uns fast immer fernab von Hauptstrassen Richtung Süden. Hinter uns die Alpen, vor
uns die Hügel am anderen Ende der Poebene. Dann und wann das Gebell eines Hundes,
weit öfter das Plätschern eines kleines Kanals, der zur Bewässerung dient, fast immer
begleitet von einer leichten Brise schreiten wir durch die Ebene.
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Viverone-Bianzé | 4
Irgendwann die Autobahn, dann die Bahnlinie, bald schon können wir am Horizont unser
Etappenziel Bianzé ausmachen. Zuvor begrüsst uns der Kanal Depretis, links und rechts
raschelt es Eidechsen und andere Kleintiere, vorbei an einem alten grossen, aber
verlassenen Bauerngehöft. Beim Bahnhof Bianzé passieren wir die Unterführung, ehe wir an
kleinen Vorstadthäuschen und protzigen Villen entlang die Hauptstrasse erreichen. Kurz
nach rechts halten, zwei drei Strassen weiter, sehen wir mit etwas schäbiger Fassade das
Hotel La Torretta.
Der Schein von aussen trügt, innen erwartet uns eine edle Parkanlage, das Hotel ist bestens
erhalten, die Zimmer verfügen über Kaffeemaschine, Kühlschrank und Snacks, alles im
Zimmerpreis enthalten. Das Abendessen nehmen wir in der hauseigenen Pizzeria ein. Da am
morgigen Montag Nationalfeiertag ist, gibt es das Frühstück,wiederum sehr süss, nur an
der Bar um die Ecke.
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Bianzé-Marcoregno | 1
Von der Poebene zu den Hügeln
Eckdaten: 24 km, ↗ 180 m, ↘ 47 m, Track-Datei (gezippt)
Glücklicherweise finden wir am Nationalfeiertag einen kleinen Laden, um Getränke und
Lebensmittel zu kaufen. Wir starten früh, die Sonne gibt nur wenig Wärme, nach Bianzé
folgen schnell weite topfebene Felder, dann und wann ein grosser Bauernhof. Ab und zu
begegnet uns ein Traktor, einmal entschuldigt sich der Fahrer für die nachfolgenden
bellenden Hunde auf seinem Hof. Überhaupt, das Bellen der Hunde begleitet einem die
ganze Reise. Daneben plätschert das Wasser der Bewässerungskanäle.
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Bianzé-Marcoregno | 2
Bald schon ist der Kanal Cavour erreicht. Wir folgen dem recht breiten Kanal und passieren
nach einem Kilometer über eine Brücke. Kurz queren wir den Weg nach Santiage de
Compostelo. Vor uns liegen grosse Felder, die mit Wasser überflutet sind. Zusammen mit
dem noch nahen Horizont der Alpen ergibt sich ein imposantes Bild. Kurz vor Monte
müssten wir einen ca. 2 Meter Kanal überspringen. Statt Weitsprung mit unbekannten
Folgen folgen wir einem Ackerfeld, um wenig später einen Steg zu überqueren. Schon sind
wir wieder auf der 'geplanten' Route.
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Bianzé-Marcoregno | 3
Monte ist eine eigenartige Siedlung. Die Strasse führt
um das Dorf herum, die Innenhöfe sind vergittert, eine
eigenartige Mischung zwischen gepflegten Gärten und
verlassenen Häusern. Wir nehmen danach direkten Kurs
auf Cresentino, so direkt, dass uns der Weg dem Bord
entlang eines Kanals (bei der Planung wurde Kanal wohl
als Weg eingestuft) führt. Bei den ersten Häusern von
Cresentino bellen erneut die Hunde, über eine
Bahnüberführung geht es auf Nebenstrassen ins
Stadtzentrum, wo wir einem Konzert zum
Nationalfeiertag beiwohnen.
Wir kommen mit einer jungen Frau ins Gespräch, die uns erklärt, es werde die Geburt der
Republik gefeiert. Die Kapelle spielt schön, schade dass dem Konzert nicht mehr Menschen
lauschen. Hoffen wir einfach, die Republik könne in Italien ewig gefeiert werden. Später ein
verlassenes halb verfallenes Parteilokal von Forza Italia.
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Bianzé-Marcoregno | 4
Die gesamte Route von Aosta bis Varazze führt kaum je mehr als einige Hundert Meter auf
Hauptstrassen. Hinter Cresentino sind es ca. 3 Kilometer. Der Grund dafür ist einfach, wir
queren den Po, die Brücke darüber ein sehr imposantes Bauwerk. Ein Trottoir gibt es leider
nicht. Die imposante Breite des Pos würde zum Verweilen einladen, aber eben die Strasse,
der Verkehr mahnt zum Weitergehen.
Mit dem Überqueren des Pos gehört auch die weite Ebene der Vergangenheit an. Zwar
verläuft der Weg noch einige Kilometer der Hauptstrasse entlang eben, doch ennet der
Strasse erwarten einem lauschige Hügel. Das Strässchen steigt langsam aber stetig an, bald
schon gibt es einen grandiosen Blick zurück auf die Poeebene.
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Bianzé-Marcoregno | 5
Rechts liegend folgt das Castello Garibaldi, links etwas höher erwarten einem die Häuser
von Marcoregno. Der kleine Weiler hat an sich nicht viel, was zum Verweilen einladen
würde, doch alleine der Blick in die Poebene und die sanften Hügel auf der anderen Seite
verleiht Marcoregno etwas Königliches. Pragmatisch gesagt gibt es in Marcoregno zwei Bed
& Breakfasts, beide klein, fein und sehr zu empfehlen.
Wir nächtigen im B&B Ca' dla Nona. Wie uns die äusserst charmanten Gastgeber erklären,
wurde das Haus nach dem Ableben der Grossmutter zu einem B&B umgebaut. Die Zimmer
sind sehr stilvoll renoviert, es ist fast so, als wäre die Zeit stehengeblieben. Unser Gast
nächtigt im Dalla Magna Livia. Wenn auch beide Unterkünfte sehr klein sind, so hätte es im
Ca' dla Nona aber schon zwei Zimmer gehabt. Aufgrund der Provisionen würden sie immer
nur jeweils ein Zimmer auf der Plattform anbieten.
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Bianzé-Marcoregno | 6
Es gibt in Marcoregno weder ein Restaurant, keinen Laden und die nächste Busstation ist
auch gute 2 Kilometer entfernt. Unsere Gastgeber haben von sich aus angeboten, uns zum
nächsten Restaurant zu fahren, und auch für Einkäufe nach Brusasco hätten wir uns
chauffieren lassen dürfen.
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Ruhetag in Marcoregno | 1
Busfahrplan und Streit im Bus
Da unser Gast 'nur' die ersten drei Etappen mitwandert, begleiten wir ihn bis zum Bahnhof
in Chivasso. Das Heraussuchen eines Busses ist nicht einfach, die Stationen liegen gut und
gerne irgendwo an einer Kreuzug weit ausserhalb des Dorfes, die Stationen tragen oft statt
Namen nur Nummern. Noch schwieriger ist es jedoch, die genauen Abfahrtszeiten
herauszufinden. Es gibt keinen elektronischen Fahrplan. Stattdessen gilt es sich durch PDFDateien zu wühlen. Einmal dort angelangt, empfiehlt es sich ferner, die genauen
Abkürzungen zu interpretieren. IN=Winter, ES=Sommer, FER5=Montag-Freitag,
FER6=Montag-Samstag. Daneben gibt es Kurse, die nur während den Schulzeiten fahren,
weiter gibt es Kurse das ganze Jahr ohne die Ferienzeit im August etc. Wichtig zu wissen
ferner, am Sonntag fahren die wenigsten Linien.
Ansonsten jedoch fahren die Busse pünktlich. Meist jeweils am Morgen ein- oder zweimal,
über Mittag einmal und am Abend zwei- bis dreimal. Die Fahrpreise sind moderat, selbst
wenn das Ticket (Zuschlag einige Euro) im Bus gelöst wird. Manchmal werden die Kinder
verrechnet, manchmal auch nicht. Nur das falsche Ticket sollte nicht gelöst werden. Auf
dem Weg nach Chivasso ist dies offenbar bei zwei jungen Männern der Fall. Der Busfahrer
lädt freundlich zum Nachzahlen oder Aussteigen ein. Die beiden Passagiere weigern sich
mit der Begründung, es sei nicht ihre Schuld, man habe ihnen die falschen Billete verkauft.
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Ruhetag in Marcoregno | 2
Erst unter Androhung der Polizei sowie intensivem Streiten der Männer (der Busfahrer hält
sich mittlerweile zurück) mit der Zentrale über Funk, welche ebenfalls die Polizei androht,
zahlen die beiden Männer nach. Derweil wartet der Bus ca. 10 Minuten. Pech, wer einen
knappen Anschluss hat.
Zum Glück ist dies bei uns nicht der Fall. In Chivasso bleibt genügend Zeit, um ein Ticket in
die Schweiz zu lösen. Das Halbtax haben wir bleiben lassen, es wäre dann vielleicht doch
noch knapp geworden. Der Zug auf dem Bahnsteig wird erst angezeigt, nachdem er
eingefahren ist. Wer auf dem falschen Gleis steht, dürfte ein Problem haben, die Weiterfahrt
erfolgt sehr zügig.
In Chivasso versuchen wir unser Glück mit dem 500-er nochmals. Die erste Bank verweist
uns an die nächste und die nächste Bank sagt uns, sie würde nur wechslen, wenn wir Kunde
der Bank wären. Wo wir denn wechseln könnten? Ganz einfach, auf einer anderen Bank.
Zweiter Versuch ist folglich gescheitert, in Asti werden wir das Glück erneut herausfordern.
Bei der Rückfahrt kaufen wir in einem kleinen Laden in Brusasco Essen ein und wandern
dann zurück nach Maroregno. Dank Navi und viel Fantasie finden wir den Weg doch noch
und passieren dabei eine Kirche, die langsam zerfällt, derweil die Gräber darum herum
gepflegt werden.
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Marcoregno-Villa San Secondo | 1
Über die Hügel nach Süden
Eckdaten: 19.4 km, ↗ 376 m, ↘ 429 m, Track-Datei (gezippt)
Ehe wir Marcoregno verlassen, schliesst sich uns ein vierbeiniger Begleiter an. Ein zottliger
Hund teilt unsere Gesellschaft und folgt uns über einen Feldweg. Der Blick zurück nach
Marcoregno zeugt von einem ausgesprochen schön angelegten Örtchen. Links und rechts
gibt es eine Vielzahl von grünen Hügeln. Und wenn nicht ein Weiler die Kuppe säumt, dann
wenigstens eine Kirche oder Burg, oder zumindest die Ruine davon.
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Marcoregno-Villa San Secondo | 2
Unser vierbeiniger Mitwanderer lässt nicht locker. Selbst Hasen, die dem Weg entlang
galoppieren, bringen das Tier nur leicht knurrend aus der Ruhe. Die Kinder möchten gleich
zur Adoption schreiten, meine Begeisterung hält sich in Grenzen. Am Schluss trennen wir
uns so, dass die eine Hälfte nach vorne läuft und die andere zurück nach Marcoregno.
Irritiert ergibt sich der Zottel dem Schicksal und macht kehrtum. Nun wartet er wohl auf
die nächsten Wanderer, die da aber schon sehr sehr sparsam vorbeischauen dürften. In drei
Tagen sind wir gerade zwei Spaziergängern begegnet.
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Marcoregno-Villa San Secondo | 3
Wir wandern von Hügel zu Hügel, anstelle von viel Wald begrüssen uns bald schon noch
grünere Felder und ab und wann Wiesen. Die Landschaft wird sanfter. Wir wandern
praktisch ausschliesslich auf Feldwegen, queren Hauptstrassen und auch mal die
stillgelegte Bahnlinie von Chivasso nach Asti. Kurz vor Montiglio Monferrato begrüsst uns
anstatt eines Weges eine grüne Buschlandschaft. Der Weg kann noch erahnt werden, doch
das Grün der Büsche ist stachelig, sodass wir gut und gerne auf den angrenzenden
Ackerrand ausweichen.
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Marcoregno-Villa San Secondo | 4
Das Navi zeigt uns zwar klar den Weg, doch auch kurz
später ist der Weg nicht auszumachen, auch hier gilt,
dem Ackerrand folgen, der 'Vorgabe' des Tracks kann
relativ mühelos gefolgt werden. Wir treffen auf die
ersten Rebberge und gelangen zum äusserst
malerischen Dorf Montiglio Monferrato, wo wir unter
schattigen Bäumen auf einem Tretkarusell unser
Mittagessen einnehmen. Schon dank minimalem
Kraftaufwand der Kinder fühlt sich das Essen bald an,
als würden wir uns in einem Drehrestaurant derart
schnell um die Achse drehen, als wollten die Speisen gar
nicht erst den Magen erreichen. Immerhin lässt sich das
Karusell manuell stoppen.
Weiter geht es erneut über Feldwege, einmal kurz einer Strasse folgend, wo wir auch
einigen Fabrikhallen begegnet. Von Industrie zu sprechen, wäre aber deutlich übertrieben,
dafür ist die Gegend kurz und einfach zu ländlich. Das Auf und Ab der Hügel ist am
Nachmittag weniger elegent, irgendwann ersehnen sich die Beine das Etppenziel Villa San
Secondo. Leiden müssen wir trotzdem nicht, dazu ist die Kulisse viel zu lieblich.
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Marcoregno-Villa San Secondo | 5
Eingangs von Villa San Secondo wird ersichtlich, dass nicht
immer alles so harmonisch war. Die Bäume entlang der
Strasse sind gesäumt von kleinen Kreuzen mit Photografien
von gefallenen sehr sehr jungen Soldaten, meistens aus
dem ersten Weltkrieg, die anderen vom zweiten. Es sind
viele, mittlerweile wenigstens kräftige Bäume. Gemessen
an der Grösse des Ortes dürften damals viele junge Männer
gefallen sein.
Villa San Secondo selber ist sehr malerisch, das Bed & Breakfast Casa da Alice edel
restauriert mit grossen Räumen und antiken Möbeln. Die Gastgeberin gibt sich irgendwie
Mühe mit uns ins Gespräch zu kommen, und doch bleibt die Konversation kühl. Es gebe im
Ort keine Restaurants, und ja, auch die angrenzende Bar Ristorante sei am Mittwoch jeweils
geschlossen. Zum Glück gibt es im Ort einen Lebensmittelladen, sodass wir wenigstens im
edlen Garten des B&Bs ein Picknick veranstalten können.
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Villa San Secondo-Asti-Montemarco | 1
Zur mittelalterlichen Stadt Asti
Eckdaten: 23 km, ↗ 364 m, ↘ 422 m, Track-Datei (gezippt)
Das Frühstück ist etwas gar dezent. Es gibt einen Kaffee, Brötchen und ein Stück
Schokokuchen. Von passabler Qualität sicher, doch gemessen daran, dass das B&B Casa da
Alice eines der teuersten war, ist das Frühstück nicht das ultimative Highlight. Wir wandern
leicht abwärts laufend auf einer leichten Kuppe. Links bellen die Hunde, rechts ebenso. Und
sind es nicht die Hunde, so schnattern die Gänse. Das Gemeindegebiet Asi kommt und geht
(zu erkennen an Schildern die verkünden, dass die Kompetenz der Gemeinde Asti nun nicht
mehr gegeben sei), der Villen werden deutlich mehr, auch wenn sie manchmal erst im
Rohbau fertiggestellt sind.
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Villa San Secondo-Asti-Montemarco | 2
Bald schon ruft der Wald. Nach einigen Kilometern Asphalt gibt es wieder Schotter, ehe wir
auf einem Mountainbike-Pfad in das liebliche Tal von Valmanera gelangen. Der Weg ist sehr
sandig, die Schritte verpuffen fast ganz im Sand. Das Tal zieht sich bis hinunter nach Asti,
nur leider ist das kleine Strässchen bald mit Hartbelag versehen. Und noch etwas stört. Je
näher wir Asti kommen, desto mehr Verkehr fährt an uns vorbei. Abgesehen davon ist das
kleine Tal kontrastreich: WWF-Landschaftspark, Auto-Abbruch, Pferde-Farm und stelzige
Autobahn. Es gibt sicher schönere Abschnitte auf dem Weg ans Mittelmehr, doch ist der
Weg keinesfalls langweilig. Auf jeden Fall sollte Asti nicht 'umwandert' werden, denn dazu
ist die Stadt viel zu spannend.
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Villa San Secondo-Asti-Montemarco | 3
Erstaunlich kurze Vorortquartiere, bald schon reiht sich
Ladengeschäft an Ladengeschäft. Da in Asti ein Ruhetag
eingeplant ist, nehmen wir direkt Kurs zu unserem
nächsten B&B Il Portichetto, dass sich jenseits der
Bahnlinie in einem Wohnquartier befindet. Das Navi
zeigt an, dass wir irgendwie daran vorbeigewandert
sind. Noch ehe wir umkehren, fragt uns ein
sympatischer Herr, der Gastgeber, ob wir das B&B Il
Portichetto suchen würden. Offenbar gibt es nicht viele
wandernde Familien, sodass wir selbst dann erkannt
werden, wenn wir am B&B selber vorbeiwandern.
Der Grund für das Scheitern ist bald gelüftet. Das B&B liegt in einer wunderbaren Villa
etwas zurückversetzt von der Strasse, umgeben von lauter fünf bis sechstöckigen
Blocksiedlungen, es kann – wie passiert – auf Anhieb schon mal übersehen werden. Die
Gastgeber sind sehr herzlich, die Villa eine Augenweide (extrem hohe alte Räume), viel
Privatsphäre durch eine ausgeklügelte Trennung der Privatwohnung von den
Gästezimmern.
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Villa San Secondo-Asti-Montemarco | 4
Wir deponieren das Gepäck, essen in der Nähe etwas, und wandern am gleichen Tag nach
Montemarco weiter. Dies deshalb, weil die Etappe von Villa San Secondo nach Asti nur ca.
16 Kilometer misst, jene von Asti nach Canelli dann aber 28 Kilometer messen würde, das
ist uns nach den Erfahrungen im Aostatal etwas zu lang. Einmal für ein paar Kilometer ohne
Ruchsack zu wandern, da wird niemand was dagegen haben. Montemarco ist ein kleines
Städtchen auf der Anhöhe hinter Asti und mit dem Bus relativ gut erschlossen. Mit der
gemütlichen Nachmittagwanderung ohne Gepäck ergeben sich zwei 'humane' Etappen von
23 und 21 Kilometern, ohne auf Asti verzichten zu müssen.
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Villa San Secondo-Asti-Montemarco | 5
So wandern wir zunächst ca. 2 Kilometer der Strasse entlang zum Fluss Tanaro. Die Strasse
ist gesäumt von vielen Geschäften, Zeit für ein Gelati allemal. Die Brücke über den Fluss mit
breitem Trottoir stellt kein Problem dar, danach links abbiegen, und bald schon begrüssen
einem wieder satte Felder und Wiesen, und selbstverständlich bellen nun von fern und nah
auch wieder Hunde um die Wette.
Der Anstieg nach Montemarco will verdient sein, ohne Gepäck läuft sich aber doch deutlich
einfacher und so sind wir bereits um vier Uhr im kleinen Ort Montemarco. Ausser dem
Dorfplatz, wo wir eine angeregte Plaudergruppe treffen, gibt es in Montemarco an sich nur
die Aussicht zurück nach Asti und eine malerische Kirche. Die Busstation gilt es zu suchen,
sie befindet sich ausgangs des Dorfes nach links, die Bustafel mit einem Stein an eine
Hauswand angelehnt befestigt. Es scheint, als ob vor langer Zeit ein motorisierter Koloss
die Tafel wuchtig vom Sockel riss, denn Sockel und Tafel passen zusammen, befinden sich
aber nicht am gleichen Ort.
Wir haben eine Stunde Zeit bis zum Bus und besuchen die Kirche, die entgegen dem
Hinweis vom Dorfplatz doch geöffnet ist. Drei ältere Frauen und ein Pater beten den
Rosenkranz, womit festgestellt werden kann: Erstens, die Kirche hat einen wunderbaren
Klang und zweitens, es scheint fast so, als ob die katolische Kirche in Italien schon bessere
Zeiten durchlebt hätte. Irgendwann entschwindet der Pater, und die Frauen beginnen,
dazwischen uns musternd, ein angeregtes Gespräch, ehe nach ca. 10 Minuten der Pater
wieder erscheint, und das Beten fortgesetzt wird, als wäre es gar nie unterbrochen worden.
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Villa San Secondo-Asti-Montemarco | 6
Die Busfahrt zurück nach Asti beinhaltet zwei Dinge. Einmal, der Bus hält ca. 50 Meter vor
der Bustafel und weiter fährt der Busfahrer einhändig, denn mit der zweiten Hand
telefoniert er gerade oder sucht sich den passenden Radiokanal. Das Rosenkranzbeten hab
ich trotzdem bleiben lassen, in der Hoffnung, dass die drei Frauen und der Pater die
frommen Wünsche hoffentlich auch an einarmig fahrende Chauffeuere richteten. Die Fahrt
heil überstanden, sind wir um halb sechs zurück in Asti.
Wer in Italien abends vor halb acht Uhr etwas essen möchte, dürfte es schwer haben, in
dieser Hinsicht stellt Asti keine Ausnahme dar. Die zwei Stunden verbringen wir laufend
durch Asti wandernd, die Füsse wetzen sich an der malerischen Altstadt weit mehr ab als
zuvor auf den Landstrassen um Asti. Am Schluss haben wir beim ersten Restaurant in Asti
um halb acht Uhr 'angebissen', was wir kurz danach bereits bereuen. Zwar war das Essen
nicht schlecht, einfach nicht in gewohnt hoher italienischer Qualität. Nett war die
Bedienung, weniger nett der Preis am Schluss. Immerhin, als wir beim Bezahlen nur
Scheine zücken, und nicht auch noch acht Euro Trinkgeld liegen lassen möchten, wird der
Preis mit der Begründung abgerundet, wir hätten genug bezahlt. Wie wahr!
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Ruhetag in Asti | 1
Prunkvolle Stadt und Palazzo
Mazetti
Unsere Gastgeber sind aufmerksam. Das beginnt beim ausgedehnten Frühstück bis zu
deutschsprachiger Literatur zu Sehenswürdigkeiten zu und rund um Asti. So lesen wir
darin, dass die Altstadt von Asti von (etwas versteckten) Türmen aus dem Mittelalter
gesäumt ist und die Ursprünge bis auf die Römer zurückgehen. Das römische Museum wird
im Führer als interessant beschrieben.
Bevor wir uns zu Museen aufmachen, der nächste Versuch mit dem 500-Euro-Schein. Bei
der zweiten Bank klappt es endlich, wir werden fein säuberlich registriert, um endlich
Noten zu erhalten, mit denen auch gezahlt werden kann.
Etwas ausserhalb der Altstadt gelegen müssen wir erkennen, dass das römische Museum
erst um 16 Uhr öffnet. Wir warten in einem Kaffee. Um 16 Uhr wird zwar die Pforte
geöffnet, der Einlass nach fünf Minuten jedoch 'brüsk' mit dem Hinweis beendet, wir
müssten das Gelände verlassen, es gebe ein Problem mit der Alarmanlage. Nach einer
weiteren Viertelstunde erneuter Einlass, diesmal mit dem Hinweis, dass das römische
Museum aus nicht näher genannten Gründen derzeit nicht geöffnet sei. Was bleibt, ist eine
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Ruhetag in Asti | 2
interessante Mischung zwischen Kirche und Kappelle und ein Kreuzgang.
Etwas frustriert wandern wir zurück zur Altstadt
und nehmen Kurs zum Palezzo Mazzetti. Ehe wir
die Eingangspforte finden, landen wir mit einem
Seiteneingang, der uns ein Mitarbeiter im
gleichnahmigen Restaurant seitwärts weist,
direkt in der Ausstellung. Die Alarmanlage geht
zwar nicht los, doch werden wir als
'Eindringlinge' bald erkannt, was zu einer
gewissen Unruhe führt. Wenn ich es richtig
verstanden habe, hätte die Seitentüre nicht
geöffnet sein dürfen.
Der Palazzo Mazzetto selber ist eine Empfehlung wert. Der (ehemalige) Reichtum der
Region manifestiert sich in üppig ausgestatteten Räumen, die zwar nicht ganz mit Versailles
mithalten können, aber dennoch durch sehr reichhaltiges Interieur beeindrucken. Die
Wechselaustellung (derzeit Trifary-Modeschmuck) ist elegant in die Räume integriert, und
am Schluss entdecken wir in den Kellergeschossen die Überreste der römischen Zeit
genauso, wie alle weiteren Epochen dazwischen.
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Montemarco-Canelli | 1
Über Weinberge zum Regenguss
Eckdaten: 21 km, ↗ 462 m, ↘ 511 m, Track-Datei (gezippt)
Das üppige Frühstück im B&B Il Portichetto wollen wir uns nicht entgehen lassen. Da am
Samstag der Bus nur um 7:30 Uhr am Morgen fährt, das Frühstück aber erst um diese Zeit
möglich ist, nehmen wir eine Stunde später ein Taxi nach Montemarco. Der Fahrpreis
beträgt keine 20 Euro. Unterwegs schüttelt die Taxifahrerin bei einem Strassenhändler mit
Vasen den Kopf, es sei sehr schlechte Ware, Vasen müsse man im Geschäft kaufen.
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Montemarco-Canelli | 2
Als Wanderer, die alles mittragen müssen, hält sich unsere Begeisterung für Vasen in
Grenzen, für die täglich vier bis sechs Liter Tranksame bevorzugen wir – vielleicht keine
zivilisatorische Glanzleistung – ganz profan und wenig kultiviert Pet-Flaschen. Um neun Uhr
starten wir in Montemarco zur Etappe nach Canelli. Dies mit einem weinenden wie
lachenden Auge bzw. Fuss. Einmal ist die Etappe dank vielen Weinbergen eine Augenweide,
weniger angenehm dagegen ist, dass ein Grossteil des Weges über – zwar verkehrsarme –
aber geteerte Landsträsschen führt.
Natürlich gäbe es irgendwo und wie ungeteerte Wege durch die Rebberge, doch sind auf
den Satellitenbildern diese einfach fast nie durchgehend zu erkennen, dazu später mehr.
Zunächst wandern wir von Montemarco durch ein einsames Tal, noch auf Feldwegen.
Unterwegs begegnen wir einem Traktor mit Fahrer und einer älteren Frau, die uns
mahnend etwas sagen will. Auf meine Antwort, ich würde Italienisch nur schlecht verstehen
(was durchaus stimmt), meint sie etwas mürrisch 'Passo'. Später steigt der Weg etwas an
zum Dörfchen Montegrosso d'Asti, von wo aus es wunderbare Blicke auf unendliche
Rebberge gibt. Von nun an geht es praktisch ununterbrochen auf Hartbelag bis nach
Canelli, immer wieder auf- wie abwärts.
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Montemarco-Canelli | 3
Auf der Mitte der Strecke liegt der Thermenbadeort Agliano Terme, eine eigenartige
Mischung aus edlen Villen, die mit sieben- bis achtstöckigen Wohnsilos, letztere keinesfalls
architektonisch gelungen, konkurrenzieren. Weder den Ort noch die Termen erblicken wir
im Detail, unser Weg führt abseits der Hauptstrasse etwas unterhalb des Ortes, aber doch
deutlich oberhalb der Badetempel vorbei. Umwege nach oben wie unten nicht wirklich
einladend, es lockt Asphalt. Zudem, am Horizont sind erste dunkle Wolken auszumachen.
Bei der Mittagsrast die Entdeckung, dass der Zimmerschlüssel von Asti den Weg in meine
Hosentasche gefunden hat. Per Telefon wird der 'Fund' gemeldet, wobei sich herausstellt,
dass der fehlende Schlüssel bereits entdeckt wurde. Nach 'Verhandlung' mit dem gut
englisch sprechenden Sohn der Gastgeber eilt die Rückgabe des Schlüssels nicht wirklich,
peinlich ist es aber allemal.
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Montemarco-Canelli | 4
Beim Weiterwandeln endet der erste Versuch einer Abkürzung nach Scorrone am Ende des
Rebberges statt am Weg an einem unüberwindbar hohen Zaun. Aus der Abkürzung wird ein
kleiner Umweg durch die Reben zurück zur Strasse. Später folgen wir dem
weintouristischen Radweg. Etwelche Radler/innen überholen uns, mehr als die Hälfte davon
geniesst auch den Aufstieg dank Antriebshilfe eines E-Bikes. So kreuzen sich Elektrohase
und Weinbergschnecke. Erstere kommen wohl trocken in Cannelli an, letztere nicht ganz
puddelnass, aber doch irgendwie ziemlich feucht.
Zuvor endet der zweite Versuch einer Abkürzung durch die Reben erneut vor einem
geschlossenen Tor, der Umweg führt durchs Gebüsch. Immerhin ein paar Höhenmeter sind
gespart und später kurz vor Canelli die Begegnung mit einem älteren Mann, der mir fernab
von Zivilisation ein Bündel Socken verkaufen will. Entweder muss ich schon sehr erbärmlich
ausgesehen haben, dass mir jemand quasi zwischen Büschen um jeden Preis Socken
verkaufen will, oder dann sucht da ein Anfänger nach Vertriebswegen im Grünen.
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Montemarco-Canelli | 5
Wie gesagt, trocken konnte Canelli nicht erreicht werden. Dagegen ist das Hotel Villa Ciara
eine Augenweide, die Zimmer gross, neu und sehr geschmackvoll eingerichtet. Obwohl wir
zwei Doppelzimmer reserviert haben, werden für die Kinder zwei Zubetten in unserem
Zimmer montiert. Verrechnet wird am Ende der Preis für ein Doppelzimmer mit einem
Zustellbett. Welch ein Unterschied zum B&B Casa da Alice. Dort mussten wir das
Familienzimmer erfragen, verrechnet wurden aber dennoch zwei Doppelzimmer. Canelli
besticht durch das Castello Gancia, das wuchtig auf einem Hügel über Canelli thront, aber
auch durch eine verwinkelte interessante Altstadt mit viel italienischem Flair. Das Schloss
haben wir nicht besichtigt, es wird nur für Gruppen auf Anmeldung geöffnet. Die
historischen Kellergewölbe des Weinguts sollen sehr interessant sein, die Weindegustation
dagegen wäre für Kinder wohl langweilig.
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Montemarco-Canelli | 6
Bald lässt sich herausfinden, dass der Bus von Canelli nach Asti fast stündlich fährt, und so
bringe ich den Schlüssel noch am gleichen Tag zurück nach Asti. Die Busfahrt für zweimal
30 Kilometer kostet ganze sieben Euro. Die Fahrt zwar holprig, doch telefoniert der
Busfahrer wenigstens nur gelegentlich mit dem Handy. Die Reise motorisiert unterscheidet
sich eklatant zur Wanderung. Links und rechts Fabriken, Läden und Häuser, der Verkehr
dicht, von der Ruhe beim Wandern keine Spur. Zu Fuss hier entlang der Strassen, es wäre
die wahre Katastrophe. Jetzt weiss ich definitiv, die zeitaufwändige Vorbereitung mit den
Satellitenbildern macht sich später längst bezahlt, selbst wenn dann und wann ein paar
Höhenmeter mehr notwendig sein sollten.
Das Restaurant zum Nachtessen sucht unser Navi, nachdem wir nach 20 Minuten
Fussmarsch noch immer kein Lokal finden konnten. Das Navi sagt 200 Meter, das
Restaurant Pizzeria Cristallo sehr zu empfehlen. Einmal ist die Speisekarte sehr reichhaltig
und weiter sind die Preise moderat. Am Samstagabend ist das Lokal gut gefüllt, die Jugend
von Asti isst Pizza und trinkt Coke, aufgrund der Speisekarte geht es auch zivilisierter.
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Canelli-San Desiderio | 1
Im Schlamm durch die Täler
Eckdaten: 14.6 km, ↗ 581 m, ↘ 521 m, Track-Datei (gezippt)
Am nächsten Morgen verrät der Blick zum Fenster hinaus wenig Erfreuliches. Der
Wetterbericht ist schlecht und so ist auch das Wetter. Zwar regnet es nur leicht, doch führt
die Stecke durch Rebberge und zeitweilig über kleine Pfade, bald schon die Schuhe von
Schlamm erschwert und die Kleider nass bis zur Hüfte.
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Canelli-San Desiderio | 2
Dafür ist die Landschaft sehr reizvoll. Die Rebberge werden deutlich steiler und wechseln
nun ab mit Wäldern und Wiesen. Auch wenn wenn wir es deutlich früher erwartet hätten,
erst jetzt wird die Zivilisation spärlicher. Die Dörfchen werden kleiner, dazwischen treffen
wir kaum noch auf Häuser. Kurz und gut, das fehlende Klaffen der Hunde bleibt mit einem
Male fast ganaz weg, es wird zuweilen verdächtig bis sehr beschaulich still. Nur das
Dörfchen Cassinasco zuoberst auf den Hügeln führt kurz zurück in die Zivilisation. Ein zwei
Bars und ein Marktstand mit Lebensmitteln steht da, fast schon verloren, auf dem Dorfplatz
am Sonntagmorgen.
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Canelli-San Desiderio | 3
Viel Abwechslung zwischen kleinsten Pfaden und kleinen Strässchen, von Verkehr keine
Spur. Dafür erstmalig seit langem wieder Wandermarkierungen, sogar dann und wann
Wegweiser. Leider sind diese Wege auf den freien Karten längst nicht alle eingezeichnet.
Und weil die Wege oft auch durch Wälder führen, geben die Satellitenbilder auch keine
Gewissheit. Dennoch wagen wir den Versuch über den direkten Kammweg, was auch
wunderbar funktioniert. Weniger gut dagegen ist, dass bereits ein zwei Tage Regen reichen,
um aus den Pfaden wahre Schlammpisten zu machen.
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Canelli-San Desiderio | 4
Rutschend, stossend, stürzend, halt suchend und stemmend kämpfen wir uns durch die
Pfade, von festem Untergrund kann keine Rede sein. Sicheren Boden unter den Füssen gibt
es erst wieder kurz vor Monastero Bormido. Das Kloster bzw. die Burg lassen wir, dafür ist
das Wetter zu schlecht. In ein paar Ecken zur Brücke über den Fluss Bormida, geradezu
über die Böschung hinauf in die Anhöhe Richtung San Desiderio, wo uns auf einem
Bauernhof zwei drei Hunde derart heulend empfangen, dass es so tönt, als wäre ein ganzes
Wolfsrudel hinter uns her.
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Canelli-San Desiderio | 5
San Desiderio wird auf der Webseite als beschaulicher Agriturismo-Betrieb angepriesen. Am
Sonntag gebe es Pony-Reiten, was die Kinder lockt. Ein paar Blockhütten laden zum
Übernachten ein, im eigenen Restaurant könne gespiesen werden. Irgendwann erblicken
wir in der Ferne zwei drei kleine Blockhütten und derart viele Blechbiester, dass einem vor
soviel Autos fast Bange wird. Ehe wir in San Desiderio eintreffen, erblicken wir einen
zweiten und dritten dicht gefüllten Parkplatz voller Autos. Inmitten der Fahrzeuge eine
grosse Anlage mit Hüttenfeeling. Die Türe öffnend, finden wir darin beinahe hunderte
essende Mäuler, es schmeckt nach Grill und Fleisch.
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Canelli-San Desiderio | 6
Wir fragen nach dem B&B Il Grappolo In Langa, der Weg wird uns freundlich erklärt. Nur
essen geht im Moment nicht, es sei ausgebucht. Hätten wir uns ja auch denken können, bei
all diesen Autos hier. Im B&B Il Grappolo In Langa erwarten uns geheizte Zimmer. Das
junge Paar, welches das B&B führt, fragt, ob sie für uns einen Tisch im Agriturismo buchen
sollen, was wir dankend annehmen.
Um halb acht Uhr sitzen wir zu Tisch, die erste Fleischplatte wird ohne Bestellung gleich
serviert. Die etwas behäbige, aber sehr freundliche Frau, die serviert, ist mehr als irritiert,
als ich meinen Wunsch anbringe, ob es auch etwas ohne Fleisch gebe. Russischen Salat mit
Mayonnaise schlägt sie vor, auch dies nicht mein Favorit. Am Schluss erhalte ich auf einem
kleinen Teller eine zwar dezente, aber dennoch sehr feine Omelette mit Spargeln.
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Canelli-San Desiderio | 7
Obwohl nun fast die Hälfte der 'Fleischesser' ausfällt, heisst das aber noch lange nicht, dass
die Fleischberge kleiner werden. Wer gerne viel Fleisch isst, ist in San Desiderio sehr gut
aufgehoben, es werden im wahrsten Sinne des Wortes exhorbitante Mengen Carne
aufgetragen. Selten jemand bodigt das Fleisch, es wird aber in Alufolie zum Mitnehmen
eingepackt. So gesehen ist das Angebot mit sechs Gängen (vier davon mit Fleisch) über 25
Euro (Kinder 15 Euro) ein Schnäppchen. Ob es bei einer Spargelomellette, Spaghetti mit
Pilzen und einem kleinen Teller Spinatplätzchen mit Beilage auch der Fall ist, bleibe
dahingestellt. Wahrscheinlich ist es halt so: Wer zum Oktoberfest fährt, und kein Bier trinkt,
dürfte genauso fehl liegen, wie wer in San Desiderio kein Fleisch isst.
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San Desiderio-Malvicino | 1
Verlassene Pfade mit Alpenblick
Eckdaten: 15.8 km, ↗ 732 m, ↘ 622 m, Track-Datei (gezippt)
Das Morgenessen ist gut und wird am warmen Ofen serviert. Überreicht werden auch kleine
Geschenke zum Mitnehmen. Günstig ist das B&B Il Grappolo In Langa zwar nicht
unbedingt. Dies dürfte wohl aber eher an der touristischen Ausrichtung von San Desiderio
liegen; die Blockhütten vom Agritourismo sind, soweit die Preise in Erfahrung gebracht
werden konnten, nicht wirklich günstiger. Und ja, auch das darf an dieser Stelle gesagt
werden, die Tiere in San Desiderio werden gut gehalten, die grossen Stallungen sind
praktisch frei zugänglich, Esel, Pferde, Hühner und sonstige Tierchen, die Kinderherzen
erfreuen, tummeln sich mit dazu. Einzig die Masse der Besucher/innen an einem Sonntag
mutet etwas seltsam an.
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San Desiderio-Malvicino | 2
Der Weg von San Desiderio führt durch leichte Wälder hinunter zur Ortschaft Ponti, wo die
Hauptstrasse überquert wird. Es folgt ein langer, aber nicht steiler Anstieg auf einem
kleinen Strässchen. Von Verkehr keine Spur. Ab der Mitte eröffnet sich ein prächtiger Blick
zurück in die Alpen. Oben angekommen ist eine Höhe von fast 600 Metern erreicht. Hinter
einem liegt eine sehr grüne Landschaft, die auch an den Basler Jura erinnern könnte. Wenig
später erinnern Weiden fast schon an den Schwarzwald, kurz darauf überrascht der Süden,
wie er bisher südlicher nicht war. Felsen, kleine Sträucher, viel Thymian und andere
Kräuter. Es duftet allenthalben sehr und der Weg schlängelt sich auf schmalem Pfad in
einem ständigen Auf und Ab Richtung Süden. Ohne Navi dürfte der Weg schwierig werden,
genauso wie der Trip zu Fuss im Sommer aufgrund der dann herrschenden Hitze nicht
gewagt werden sollte, in den felsigen Hängen kann es extrem heiss werden.
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San Desiderio-Malvicino | 3
Es gibt für fast 10 Kilometer keine einzige Wasserstelle, kein erkennbar bewohntes Haus,
keine Strasse, die diesen Namen verdienen würde. Der Weg wird zuweilen derart schmal,
dass es sich fast schon nach Dschungel anfühlt. Jedenfalls tausendmal spannender als die
Masoala-Halle im Zoo Zürich, meinen die Kinder, und sie dürften schon alleine deshalb
recht haben, weil über uns kein Glasdach, sondern der weite Himmel trohnt.
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San Desiderio-Malvicino | 4
Irgendwann ist Malvicino erblickt, das B&B Sereno liegt halb im Tal, halb auf der Anhöhe.
Erstaunlich wie die extrem südliche Vegetation auf den Anhöhen zurück zum satten FeldWiesen-Wald-Grund im Tal zurückwandelt. Wer im B&B Sereno nächtigen will, tut gut
daran, dies frühzeitig zu organisieren. Schon auf der Karte lässt sich erblicken, dass es in
dieser Gegend genau diese Übernachtungsmöglichkeit gibt.
Die nächste Alternative ist mehr als fünf Kilometer entfernt, und sollte auch diese nicht
verfügbar sein, gibt es zwischen San Desiderio und dem nächsten Etappenort, Sasello,
nichts, was ich gefunden hätte. Wichtig zu wissen beim B&B Sereno ist ferner, dass genau
zwei Zimmer mit maximal acht Betten verfügbar sind. Zum Gastgeberpaar gehört ein
derzeit ca. 2 jähriger Sohn, der gerne Kontakt sucht, sowie der Hund Pina, der sich gerne
(auch von Kindern) streicheln lässt, am Abend aber dennoch bellend den Fuchs markiert.
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Ruhetag in Malvicino | 1
Erholung pur in der Natur
Die Gastgeber sind sehr grosszügig. Ein eigenes Badzimmer, die Stube und die Terrasse zur
Mitbenutzung, in unserem Zimmer (mit eigenem Eingang) steht ein Home-Cinema zur
Verfügung, die Räume sind mit antiken Möbeln extrem schön eingerichtet. Bewusst sein
muss sich der wandernde Gast einzig, dass sich Läden und Restaurants in fernen Distanzen
(ca. 4 bis 8 Kilometer) Entfernung befinden. Dies ist weiter nicht tragisch, auf Anfrage kocht
der Gastgeber ein feines Essen für einen sehr moderaten Preis. Und, auch das darf hier
angeführt werden, es wird sehr auf die Wünsche eingeganngen. In unserem Fall hiess dies
kein Fleisch, dafür viel Salat, Pasta und Risotto.
Ursprünglich unschlüssig, ob wir den Ruhetag in San Desiderio oder Malvicino 'beziehen'
sollten, war die Wahl für Malvicino sehr weise. Es lässt sich hier perfekt entspannen. So
geht der Tag schnell vorüber, es war Ruhe pur. Das 'Problem' mit dem Einkaufen für den
nächsten Tag verflüchtigte sich fast von alleine, die Gastgeber reichten uns genügend
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Ruhetag in Malvicino | 2
Getränke und Essen zum Selbstkostenpreis weiter; ein bequemeres Einkaufen gibt es nicht.
Am Abend sitzen wir zusammen und diskutieren über Gott und die Welt. Dies scheiterte
zuvor oft daran, dass wir fast kein Italiensich sprechen. Dank perfektem Englisch der
Gastgeber war diese Hürde für einmal nicht existent. Übrigens: Das Home-Cinema haben
wir nicht in Betrieb genommen, wer möchte, kann und darf sich problemlos aber auch zu
einem Kino-Abend oder Lesen zurückziehen.
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Malvicino-Sassello | 1
Weite Wege, Wälder und Flüsschen
Eckdaten: 20 km, ↗ 660 m, ↘ 610 m, Track-Datei (gezippt)
Der Weg von Malvicino führt zunächst dem Tal entlang, dann den Hang hinauf bis zur
Strasse und dieser folgend bis zum einem Feldweg, der bald schon der Gasleitung entlang
führt. Ein letztes Mal eröffnet sich der Blick zurück zu den Alpen, wobei gerade die
Westalpen in voller Pracht ersichtlich sind.
Nach etwa einer Stunde ist ein sanftes Gipfelchen erreicht, das zugleich auch einen
Wendepunkt darstellen sollte. Anstatt Laubbäumen und Sträuchern, säumen auf der
anderen Seite Nadelbäume, meist Föhren den Weg. Es wird nochmals um einige Zacken
südlicher, am Horizont taucht bereits der Monte Beigua auf, von welchem aus auf der
morgigen letzten Etappe der Blick zum Mittelmeer frei werden wird.
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Malvicino-Sassello | 2
Zwischen Malvicino und Sassello liegt fast nur Wald, auch hier gilt: Läden gibt es auf den 20
Kilometern nach Sasello keine. Dafür jede Menge Abgeschiedenheit. Unterwegs wird ein
kleines Dorf sowie zwei drei geteerte Strassen gequert. Zwischendurch taucht ein grosser
weitläufiger Zaun auf. Irgendwann erblicken wir darin viele Pferde, welche sofort unsere
Nähe suchen, und sei es auch nur für einen Büschel Gras.
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Malvicino-Sassello | 3
Die Wege sind gut, meist sind es kleinere Fahrsträsschen, manchmal auch kleine Pfade.
Gerade der letzte Teil der Wanderung, ein kleiner Fahrweg entlang des Flusses Erro ist
äusserst reizvoll. Der Weg verläuft etwas oberhalb des Flusses. Schatten durch die Bäume,
prächtige Blicke zum Fluss und hinüber zur letzten Kette vor dem Mittelmehr, es könnte
stundenlang weitergewandert werden, wenn nicht die Beine von Tag zu Tag etwas mehr
Müdigkeit melden würden. Am Ende des Tales folgt der Weg über eine wuchtige Holzbrücke
des Erro, von der aus der Blick auf einen kleinen malerischen See frei wird.
Das Hotel Pian del Sole ist etwas ausserhalb des Ortes Sassello angesiedelt, unser Weg
führt daher zwei Kilometer vor Sassello über eine kleine betonierte Brücke des Rio Ciua, der
kurz danach in den Erro mündet. Beide Flüsschen sind klein, zumindest dann, wenn es nicht
gerade tagelang geregnet hat. Es geht kurz aufwärts, ehe links eine Pferdefarm erreicht
wird. Der Weg zum Hotel führt nach rechts, auf einem kleinen Strässchen ist nach weiteren
fünf bis zehn Minuten das Hotel Pian del Sole in Sassello erreicht.
Die Hotelanlage Pian del Sole ist gemessen an den übrigen Nachtquartieren, die wir bisher
hatten, recht gross. So geht es zügig mit Lift zu den Zimmern, von wo aus einem ein
herrlicher Blick auf Sassello erwartet. Sasello besitzt eine malerische Altstadt mit mehreren
Kirchen. Bekannt ist Sassello aber auch für die 2010 seliggesprochene Chiara Luca Badano,
die aus Sasello stammt und mit stoischer Gelassenheit mit 19 Jahren im Jahre 1990 an
Knochenmarkkrebs starb.
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Malvicino-Sassello | 4
Die Speisekarte im Hotel Pian del Sole ist äusserst reichhaltig, das Abendessen wird von
einem wunderbaren Sonnenuntergang begleitet, der Blick zum Monte Beigua majestätisch
schön. Alternativ würden diverse Restaurants in der Altstadt locken, doch haben wir das
Essen im Hotel nicht bereut. Zum Dessert empfehlen sich die bekannten Amaretti von
Sassello.
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Sassello-Varazze | 1
Über den Berg zum (Nebel-)Meer
Eckdaten: 21 km, ↗ 1032 m, ↘ 1407 m, Track-Datei (gezippt)
Die Etappe von Sassello ans Mittelmeer ist zwar nur einen Kilometer länger als die gestrige
Etappe, es sind aber einige hundert Höhenmeter mehr zu bewältigen. Es geht von etwas
über 400 Metern hinauf zum höchsten Punkt, dem Monte Beigua, der immerhin fast 1300
Meter hoch ist. Die Region ist seit 30 Jahren ein Naturpark. Es mag weniger strenge Wege
ans Mittelmeer geben, doch empfiehlt sich die Route über den Beigua vom landschaftlichen
Reiz sehr, sofern die Füsse einem tragen. Gute 1000 Meter nach oben und 1400 nach unten,
es darf, ohne zu übertreiben von der 'Königsetappe' gesprochen werden.
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Sassello-Varazze | 2
Hinter Sasello geht es auf einem kleinen Strässchen in die ersten Hänge der BeiguaBerggruppe. Bald schon mutiert das Strässchen zum gut ausgebauten Pfad. Unterwegs ist
niemand, es wundert einem, wie nicht begangene Wege derart gut erhalten sind, denn der
Weg lässt sich sehr leicht finden. Gut, das mag auch einfach sein, letztlich geht es ganz
einfach immer bergauf, mal etwas steiler, dann wieder etwas sanfter.
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Sassello-Varazze | 3
Erstaunlich etwas weiter oben, wieviel Wasser da
links und rechts des Berges plätschert, manchmal
müssen kleine Bächte überquert werden, nicht
immer ganz trocken, aber zumindest fast. Der Weg
ist ansonsten angenehm, es hat durch die Bäume
bedingt, sehr viel Schatten. Nur eines 'schmerzt',
wer einen Blick zurück auf die Alpen erwartet, wird
enttäuscht, der Wald ist zu dicht, von Aussicht kann
nicht gesprochen werden.
Und dann passiert es doch noch. Auf der letzten Etappen verpassen wir die Route und
folgen einem markierten Weg leider zu lange, die elegante (ebenfalls markierte) Abkürzung
damit verloren. Zwar zeigt das Navi die Position mehr oder minder gut an, doch Bäume und
Wolken irritieren erheblich. Mal sind wir rechts, dann links des Tracks, erst nach einer
halben Stunde haben wir den geplanten Weg wieder. Es kann aber in jedem Fall dem gelb
markierten Weg bis zur geteerten Strasse gefolgt werden, denn sowohl Abkürzung wie
Umweg über die Forststrasse führen zum Ziel, auch wenn die Forststrasse auf der Karte
nicht eingezeichnet ist.
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Sassello-Varazze | 4
Bei der Lichtung Veirera sind etwa zwei Drittel des Anstiegs geschafft, kurz auf der Strasse,
dann auf einem eigentlichen Bergpfad geht es stetig weiter bergauf. Es zieht sich hin, ehe
das Mittelmeer sich zeigen wird. Die Bergwege der Region sind durch die Farben Geld, Rot
und Blau markiert, manchmal sind es Vierecke, dann wieder Kreise, garniert mit oder ohne
Strichen. Wer hier ohne Navi unterwegs ist, sollte sich vorher intensiv mit dem Kodex der
Markierungen auseinandersetzen, um das Ziel sicher zu erreichen, auch wenn es letzten
Endes immer einfach aufwärts geht.
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Sassello-Varazze | 5
Irgendwann wird der Weg flacher, die Markierungen ändern sich fast im Minutentakt, kurz
und gut die Krete ist erreicht. Rechts ist das Meer zu erkennen, wenn auch nicht das
Mittelmeer, so dann doch das Nebelmeer. Darunter, das lässt das Weiss erahnen, muss es
aber sein, das Mittelmeer. Beim Bric Vecri folgt dem Wald eine alpine lichte
Felsenlandschaft, es windet stark. Und tatsächlich, plötlich, auch wenn nur für einen
Moment, weit weit weg ein kleiner Hafen unten am Mittelmeer. Zugegeben, der erste Blick
zum Meer war anders erwartet, und doch schreien alle 'das Meer, das Meer'.
Je nach Leseart ist das Mittelmeer nun nahe oder doch noch fern. Auf jeden Fall kann es
hier oben sehr unwirtlich sein, gute Kleidung ist dringend zu empfehlen. Wir treffen auf
zwei Wanderer, auf der ganzen Route sind wir damit genau vier wandernden Seelen
begegnet. Ein kurzer Schwatz, die Gelegenheit soll genützt sein, und weiter geht es. Kurz
danach, ein gemütlicher Pfad durch ein laubiges Wäldchen, ehe ein monumentales Kreuz
passiert wird. Ob es hierher passt, diese Frage darf gestellt werden, im Verglich zu den
hässlichen Fernsehmasten im Hintergrund des Monte Beigua, spielt das ca. 30 Meter hohe
Betronkreuz dann aber keine grosse Rolle mehr, von Eleganz kann bei beiden Bauwerken
keine Rede sein.
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Sassello-Varazze | 6
Das Navi zeigt nach rechts, der Weg ist schwierig auszumachen. Wer mag, kann den kleinen
Umweg über den Monte Beigua machen, dort wartet eine alpine Pizzeria auf Gäste, bei
schlechtem Wetter oder Müdigkeit könnte dort auch übernachtet werden. Zu finden ist die
rot markierte Route Napoleone, die nach Varazze führt nur dank Navi. Und siehe da, die
Sonne verblast die Wolken innert Minuten und der Blick auf das Mittelmeer ist nun
urplötzlich erhaben schön und in voller Pracht zu geniessen. Noch aber sind es gute 10
Kilometer mit 1300 Höhenmetern bis zum Ziel, daher der Verzicht zum Umweg über die
Pizzeria.
Der Weg ist schmal, aber gut ersichtlich, etwas steinig geht es bergab. Plötzlich rast von
hinten ein Mountain-Biker heran, gestikuliert wild, wir können uns knapp erretten. Nach
zwei drei Minuten, das gleiche Spiel erneut, die Rettung naht auf dem kaum sichtbaren
Bergweg leicht nebenan. Allgemein dürften es normalerweise nicht derart viele Biker sein,
wie wir sie antrafen, doch wer kann erahnen, dass gerade an diesem Wochenende die
Superenduro MTB in Varazze stattfindet.
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Sassello-Varazze | 7
Daher gilt, wenn immer möglich den weniger gut markierten Bergweg nehmen und den
MTB-Pfad meiden. Die Unterschiede manchmal allerdings inexistent, denn plötztlich
tauchen von unten motorisierte Töffs auf, diesmal definitiv auf dem Bergweg und nicht auf
der Mountain-Bike-Strecke. Es ist ein seltsames Treiben am Berg. Jung maskierte Männer
per Bike und etwas subalternde Motor-Biker ohne Helm. Allzu schlimm ist das Schauspiel
nicht, der ruhige Blick zum noch immer weit entfernten Mittelmeer kann trotzdem genossen
werden.
Bis die ersten Häuser erreicht sind, vergehen etwa drei Stunden, wir kommen langsam
voran. Und dann auch noch dies. Nach einer Pause meldet die Tochter, der Fotoapparat
liege wohl oben beim Rastplatz. Nochmals gute hundert Höhenmeter zurück, von
Fotoapparat keine Spur, die Tochter nun überzeugt, das Gerät liege im Rucksack unten, was
dann auch zutrifft. Wahrscheinlich sind alle etwas müde. Der Umweg am morgen, der
unnötige Fotoausflug nun, die Stimmung droht zu kippen. Dem Meer dürfte es egal sein,
hinunter müssen wir ohnehin.
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Sassello-Varazze | 8
Der Tiefpunkt ist erreicht, als es nochmals für zehn Minuten auf einem holprigen steinigen
Weg nach oben geht. Die Motivation schwierig. Dies umso mehr, wenn eine kleine geteerte
Strassse mit Schild 'Varazze' den Weg in die andere Richtung weist. Der Strasse auf dem
Passo del Muraglione jedoch keinesfalls folgen, der Weg über Asphalt ist deutlich länger.
Auf der kleinen Anhöhe angekommen, wendet es sich leicht zum Besseren. Ein prächtiger
Blick auf das nahe Varazze, der Weg ist nun weniger holprig. Dies ist auch notwendig, die
Füsse schmerzen mitterweile beträchtlich. Rechts unter uns ein Industriegelände, ob
Deponie oder Bergwerk, konnte nicht in Erfahrung gebracht werden. Immerhin, vom Weg
aus ist es kaum zu erkennen.
Vom Passo Velle sind es noch immer 370 Höhenmeter bis zum Meer, der Weg schlängelt
sich elegeant an einer Kapelle vorbei den Hang hinunter. Bei den ersten Häusern von
Varazze die freutige Entdeckung von Orangen- und Olivenbäumen. Auf einem befestigten
Fussweg geht es direkt nach Varazze hinunter. Zunächst die Autobahn von oben, dann von
unten, die letzten 50 Höhenmeter auf einer geteerten Treppe, die Ebene ist erreicht. Bis
zum Meer sind es noch schlappe 500 Meter auf einem schmalen Trottoir. Der rote Teppich
ist es nicht, das Gefühl am Meer dennoch erhaben. Im Wissen, es geschafft zu haben, das
erfüllt alle mit einem grossen Stolz.
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Sassello-Varazze | 9
Die Zeit ist fortgeschritten, wir bleiben nur kurz am
Meer. Dies auch deshalb, weil ein freier Zugang zum
Meer nur schmal ist, links und rechts stappeln sich
Liegestühle, die nur tageweise irgendwo für zwischen
5 und 10 Euro zu haben sind. Varazze ist Masse, auch
wenn im Mai nicht allzu viele Touristen anzutreffen
sind. Auf keiner anderen Etappe zwischen Ivrea und
Varazze wurde es später als 16:00 Uhr, heute zum
Abschluss ist 19:00 Uhr längst überschritten, ehe wir
das Hotel Le Palme erreichen.
Kurz Duschen, dann ab zum Essen. Prompt landen wir im ersten Restaurant, das wir finden,
auch gleich in der Touristenfalle. Das Essen zwar gut, der Preis von gegen 100 Euro für
zwei bescheidene Vorspeisen, ein Schnitzel, zwei kleine Salate, etwas Wein und Wasser und
vier kleine Desserts scheint uns doch recht überrissen, die folgenden Tage sollte es besser
klappen.
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Varazze und Rückreise | 1
Das Mittelmeer zu Füssen
Die nächsten zwei Tage verbringen wir in Varazze am Meer. Weil wir keine Badkleider
dabei haben, das Wetter aber ausgesprochen warm und das Wasser nicht saukalt erscheint,
besorgen wir uns eine ganze Ausrüstung zum Baden. Dazu zählen neben Badekleidung,
Frottetuch auch Gummi-Schuhe für den Gang zum Strand, denn dieser ist in Varazze nicht
traumhaft sandig, sondern vielmehr kieselig bis steinig. Das Badevergnügen dennoch toll.
Ein Tipp in Varazze ist der Lungomare Europa. Auf der alten stillgelegten Eisenbahnstrecke
kann wunderbar geradelt werden und die Strecke von Varazze nach Cogoleto misst ja nur
fünf Kilometer, das schaffen selbst müde Beine. Wir leisten uns ein vierrädriges Vehikel, die
Kinder dürfen vorne sitzen, getrampt wird von hinten und den Erwachsenen. Soviel Service
darf zum Schluss schon sein. Überwältigend der direkte Blick aufs Meer, die Zivilisation
fernab in der Höhe, die Ruhe am Meer kann in vollen Zügen genossen werden.
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Varazze und Rückreise | 2
Eine gute Wahl stellte auch das Hotel Le Palme dar. Einmal, weil es zum Frühstück neben
all den Süssigkeiten köstliche Gipfeli gab, weiter weil es einen schönen Park hat und zuletzt
auch, weil der Strand nur ca. 50 Meter entfernt ist, die Lage aber sehr ruhig ist.
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Varazze und Rückreise | 3
Am Sonntag die Rückreise per Bahn. Mit dem
Regionalzug geht es zunächst nach Genua, von dort
mit dem Schnellzug nach Mailand. Die Tickets haben
wir in Varazze gekauft. Weil wir die Schweizer Abos
mit unserem Italienisch nur schwer erklären konnten,
kaufen wir Bilette bis nach Lugano. Anstelle des
Schnellzuges, der uns von Mailand nach Zürich
bringen sollte, erhalten wir Tickets für den
Regnionalzug. Eine gute Wahl, wie sich später
herausstellen sollte.
Der Regnionalzug der SBB in Mailand fährt ca. 20 Minuten vor dem Schnellzug, sodass in
Chiasso bequem zum EC gewechselt werden kann, wenn er denn gekommen wäre. Die erste
und einzige Anzeige lautete auf eine Verspätung von 56 Minuten. Und weil derartige
Verspätungen wohl oft sein dürften, steht auf dem Gleis vis-à-vis bereits ein Regio-Express
nach Lugano, und von dort geht es mit dem Schnellzug über Bellinzona ohne Halt bis nach
Arth-Goldau weiter direkt nach Zürich. Mit dem EC ab Mailand hätten wir wohl bereits die
erste Stunde Verspätung in Mailand eingefahren, ob der Zug überhaupt abfuhr, konnten wir
nicht in Erfahrung bringen. Dabei kann nicht gesagt werden, die Züge in Italien würden
generell unpünktlich fahren; einzig die Strecke ab Mailand Richtung Schweiz scheint fragil
zu sein.
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Varazze und Rückreise | 4
Alles in allem kann die Wanderung ans Mittelmeer –
gerade im Frühjahr – sehr empfohlen werden. Italien
als Wanderland gilt es zu entdecken. Das Piemont und
Ligurien wird auf der absolvierten Route sehr
genussvoll und in vollen Zügen erobert. Dies ist zwar
mit etwas organisatorischem Aufwand zuvor
verbunden, doch unterwegs gab es keine negativen
Überraschungen. Die Wege weit besser als
angenommen. Ein Navi für das Finden der Route
sollte aber schon dabei sein, denn Wegweiser gibt es
nur sehr sporadisch, markierte Wanderwege im
übrigen noch weniger.
Das verwendete Garmin-Gerät erwies sich als zuverlässig, doch selbst ein Handy mit GPS
dürfte reichen, sofern GPX-Tracks hochgeladen werden können. Dazu gibt es Apps. Wichtig
ist, mit dem Navigationsgerät zuvor etwas zu üben. Auto-Pilot ausschalten lohnt sich sehr,
das Wandern mit eingeblendetem farbigen Pfad (Track) auf der Karte ist ansonsten aber
nicht schwierig und es muss auch nicht andauernd auf das Gerät gestarrt werden. Im
Gegenteil, das Studieren der Karten benötigte früher deutlich mehr Zeit. Nicht geeignet ist
die Route im Sommer, weil zu heiss und im Winter, weil es dann mit den
Übernachtungsmöglichkeiten nicht klappen wird. Die beste Zeit dürfte der Frühling sein,
doch auch im späteren Herbst müsste die Route machbar sein.
Zurück bleiben viele Bilder vom Wandern, eine sehr entspannte Zeit durch Italien und die
Gewissheit, dass uns noch einige Tage im Sommer bleiben, um auch den letzten Teil von der
Schweiz ans Mittelmehr zu meistern, wenn es von Martigny über den Col du St. Bernard
nochmals zurück nach Aosta geht, quasi zurück zu unserem Ausgangspunkt.
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