Verändert One-Pass-Printing den Large-Format
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Verändert One-Pass-Printing den Large-Format
Focus: LFP im Wandel Verändert One-Pass-Printing den Large-Format-Markt? Auf der Drupa 2012 zeigte Canon den Prototyp eines Poster druckers, der jetzt nach zwei Jahren auf den Markt kommt. Mit einer fest montierten Druckzeile von 106 cm Breite druckt er auf das von einer Rolle durchlaufende Papier in nur einem Durchgang 15-mal schneller als bisher. Werden auch bald Druckmaschinen mit One-Pass-Printing (Durchlaufdruck) für den Large-Format-Druck auf den Markt kommen? Was be deutet das für Hersteller von Large-Format-Druckmaschinen? Was bedeutet das für Large-Format-Druckereien? Von Kurt K. Wolf Anstatt wie bisher mit beweglichen Druckköpfen bid irektional über das Papier zu fahren und das Papier schrittweise zu bedrucken, hat die Firma Memjet fünf Düsenköpfe von 22 cm Breite zu einer einzigen Druckleiste von 106 cm Breite montiert, die mit sehr dünner (hochviskoser), wasserbasierter Tinte mit intensiven Farbpigmenten das Papier oder Folien in einem Durchlauf bedruckt. Weil mit der fest montierten Memjet-Druckleiste nur noch das Rollenpapier mit 9 Metern pro Minute (15 cm/sek.) gleichmässig schnell durch die Maschine transportiert werden muss, kann die Maschine kleiner dimensioniert und leichter gebaut werden. Aus diesem Grund haben nicht weniger als sechs grosse Hersteller weltweit von Memjet die Lizenz zum Bau und dem Vertrieb unter eigenem Namen erworben, nämlich: Gongzhen Group, China Gongzheng Pro-A1060C; Océ Canon, Weltweit ColorWave 900; RTI-Digital Ltd. USA/ UK Vortex 4200; Xanté Corporation Excelagraphix 4200; Xerox-Fuji, Asia Xerox Wide Format IJP 2000; Xerox Europe Xerox Wide Format IJP 2000. Weil die Maschinen unterschiedliche Hersteller und Vertriebsorganisationen haben, kann kein allgemein gültiger Preis angegeben werden, er dürfte aber in Europa bei rund 120 000 Euro Listenpreis liegen. Es leuchtet ein, dass diese 15-mal schneller druckende Maschine den Posterdruckmarkt verändern wird. HP hat im Juni 2014 angekündigt, einen meterbreiten Posterdrucker in der zweiten Hälfte 2015 auf den Markt zu bringen. Die Anbieter der Memjet-Technologie werden 38 »pack’s!« + print also bald Wettbewerber bekommen, was aus dem Listenpreis einen Strassenpreis machen wird. Wird sich das im Large-Format-Markt auch ereignen? Large-Format-Druck – der heutige Stand Der Large-Format-Druck in bis zu fünf Metern Druckbreiten wurde in 20 Jahren auf einen Stand entwickelt, der heute nur wenig Wünsche offen lässt. – Die wasserbasierten Inkjet-Tinten mit Farbstoff- oder Pigmentfarben benötigen saugfähige Spezialpapiere und werden weitestgehend für Indoor-Anwendungen benutzt. Für Aussenanwendungen müssen Spezialpapiere wie Latex verwendet werden. – Die lösungsmittelbasierten Tinten sind wegen der flüchtigen Kohlenwasserstoff-Dämpfe teilweise bereits verboten, werden aber noch benutzt, weil sie auf nicht saugfähigen, billigen Folien gute Gewinne ermöglichen. – Heute haben sich die UV-härtenden Tinten weitestgehend durchgesetzt, weil sie beim Härten keine schädlichen Dämpfe abgeben und sich auf praktisch jedes Substrat drucken lassen, saugfähige ebenso wie nicht saugfähige. Der Stromverbrauch wird jetzt durch LEDLeuchten auf einen Bruchteil der bisherigen Kosten gesenkt. – Die Farbdichte des Drucks lässt sich durch mehrmaliges Bedrucken der gleichen Stelle auf den Bedarf jedes Kunden steuern. UV-Tinten lassen sich von Rolle zu Rolle, Rolle zu Bogen oder auf Platten in bis zu 5 cm Höhe drucken. Gross, grösser, am grössten Wir haben über 1000 Verpackungen im Sortiment. 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Die Sicht der Large-Format-Druckerei Um die vielfältigen Aufträge wirtschaftlich produzieren zu können, muss eine Druckerei Maschinen einsetzen, die sehr flexibel einsetzbar sind, sehr schnell drucken können, praktisch immer drucken und hochautomatisiert sind, um Arbeitskräfte zu sparen. Flexibel bedeutet, dass sie von der Rolle und auf starre Platten drucken können. Schnell heisst, dass sie eine hohe Quadratmeterzahl pro Stunde mit der notwendigen Qualität produzieren. Wenig Stillstandzeiten bedeutet, dass grosse Rollen durchgehend gedruckt, Platten automatisch eingelegt und nach dem Druck abgestapelt werden können. Diese Ansprüche erklären, warum heute die führenden Maschinenhersteller in allen üblichen Maschinenbreiten solche flexiblen oder hochspezialisierte Modelle anbieten. One-Pass-Printing ist nicht neu Das Prinzip des Inkjetdrucks mit festtehenden Köpfen (Durchlaufdruck) wurde in den letzen fünf Jahren marktreif und wird von allen Etikettendruck- und digitalen Schmalbahndruckmaschinen bis 35 cm Rollenbreite angewendet. Für den Hochgeschwindigkeitsdruck für Direkt-Mail, Transpromo oder Publishing sowie den Akzidenzdruck wurden Drucksysteme von Kodak, Landa, Fujifilm und HP eingeführt oder angekündigt. – Kodak mit seiner Stream-Technologie und bisher 62 cm breiten Prosper-Druckleisten wendet den Durchlaufdruck mit den Prosper-Druckmaschinen und -Eindruckköpfen an. – A lle angekündigten Landa-Druckmaschinen arbeiten im Durchlaufprinzip (bis zu 200 Meter/Minute), was durch die Namensgebung «Nanography» nicht deutlich wird. – Fujifilm Dimatix wendet seine Samba-Technologie und bisher 73-cm-Druckleisten in der FujiJet Press 720 an. – H P hat die Pagewide Technologie mit 12,7-cm-Düsenköpfen und einer Druckleiste von 100 cm angekündigt sowie einen Posterdrucker, der im zweiten Halbjahr 2015 lieferbar sein soll. Wer könnte den Large-Format-Druck verändern? Im Prinzip könnte Memjet seine Lizenznehmer ermuntern, Maschinen mit zwei, drei oder sogar fünf Druckleisten nebeneinander für den Large-Format-Druck zu bauen. Es gibt jedoch auch die oben erwähnten Anbieter, die diesen Weg gehen könnten oder sogar bereits angekündigt haben. Jeder Hersteller von Large-Format-Druckmaschinen wird sich deshalb jetzt überlegen, welche Anforderungen für die Konstruktion und Entwicklung eines Durchlaufdruckers zu erfüllen sind. Problem 1: Wasserbasierte Tinten Alle oben erwähnten Posterdruck-Technologien drucken in Hochgeschwindigkeit, weshalb nur wasserbasierte Tinten einsetzbar sind. Das setzt saugfähige Substrate oder speziell beschichtete Substrate voraus, damit die Farben haften bleiben und abriebfest trocken sind. Zum einen setzt die Verdampfung des Wassers der Druckgeschwindigkeit Grenzen. Zum anderen bedeutet dies den Verzicht auf UV-Tinten oder eine Beschränkung auf die bisher möglichen Druckgeschwindigkeiten. Problem 2: Substrate Hohe Automatisierung bedeutet den Druck von Rollen mit möglichst vielen Metern Länge, um höhere Druckgeschwindigkeiten zu nutzen. Das macht die Rollen erheblich schwerer, was gänzlich neue Probleme mit sich bringt. Für eine hohe Produktion mit bester Qualität müssen grosse Druckköpfe eingesetzt werden. 40 »pack’s!« + print »pack’s!«+ print Der Océ Colorwave 900 mit Memjet-Technologie wurde auf der Fespa 2014 gezeigt. Und den Verzicht auf Plattendruck, wegen der Transportprobleme vor und hinter den Druckmaschinen. Problem 3: Gleichmässiger Papiertransport Bisher werden die Substrate während des Druckens auf einer planen Fläche mit Vakuum fixiert und der Druckkopf läuft nach dem Druck exakt eine Druckhöhe weiter. Für den Durchlaufdruck muss nun das Papier von der Rolle exakt in gleichmässiger Geschwindigkeit transportiert werden. Das bringt bei zunehmenden Rollenbreiten immer grössere Probleme. Problem 4: Entwicklungszeit Jeder Hersteller muss für den Durchlaufdruck eine vollkommen neue Maschine entwickeln, nur schon, um die neue Maschine mit ihren Möglichkeiten und Grenzen zu testen und ihre Marktchancen zu evaluieren. Das kostet nicht nur Geld, sondern auch mehr Zeit als berechnet. Die Erfahrung zeigt, dass für die letzten 20 Prozent einer Entwicklung gleich viel Zeit nötig ist wie für die ersten 80 Prozent. Man darf an das Nanographie-Druckverfahren erinnern, das sicher einmal kommen wird, aber später als vom Erfinder vorausgesagt. Problem 5: Kosten Das 80/20-Prinzip gilt noch mehr für die Entwicklungskosten, die aus den Einnahmen des gegenwärtigen Umsatzes finanziert werden müssen. Falls nicht genug Mittel vorhanden sind, verlängert sich die Entwicklungszeit weiter oder es müssen neue Mittel beschafft werden. Dies ist zum Beispiel gerade der Fall bei Landa, der 100 Mio. Euro von der Altana-Gruppe bekommt für die Fertigstellung und Kommerzialisierung der NanographieDruckmaschinen. Wenn Landa dieses Geld auf die hohe Zahl von tausend seiner Druckmaschinen abschreiben will, erhöhen sich die Herstellungs- und Vertriebskosten pro Maschine um hunderttausend Euro! Dass die LandaDruckmaschinen auf den Markt kommen werden, ist so sicher wie die Hilfe und der Druck von Altana. Genauso werden aber auch die Large-Format-Druckmaschinen mit One-Pass-Printing entwickelt werden und langsam in die Breite gehen. Und weil sich dies nur grosse und globale Player leisten können, werden auch ihre Finanzgeber auf raschen und hohen Gewinnen bestehen, was der Bezeichnung «Druckmaschine» eine ganz neue Bedeutung gibt. »pack’s!« + print 41 Auch breite Inkjet-Rollendrucker können mit kleinen Köpfen gute Bildqualität drucken. Was bedeutet das für einen Druckereileiter? Jede gut geführte Large-Format-Druckerei hat ihren Maschinenpark auf die typischen Druckaufträge bereits optimiert. Jede neue One-Pass-Printing-Maschine macht in einer Druckerei nur dann Sinn, wenn sie die bisher produzierte Qualität erreichen kann und dabei schneller oder billiger arbeitet. Erste Anwender des Vortex-400-Posterdruckers loben die Schärfe des Druckbildes, weisen aber auch auf die verbesserungswürdige Bilddruckqualität hin. Für Posterdruck sei es gut genug, aber offsetähnliche Qualität sei es noch nicht. Und mit jeder Verbreiterung der Druckleiste vergrössern sich die Probleme. Jeder Druckereileiter tut gut daran, mit genügend Abstand die Entwicklung zu beobachten und von neuen Maschinen die Druckqualität, die Kaufpreise, die Betriebskosten und diejenigen von Tinten und Substraten zu prüfen. Da die Hersteller dringend ihre Entwicklungs- und Finanzierungskosten wieder hereinholen wollen, werden sie die Preise neuer One-Pass-Printer so hoch wie möglich ansetzen – und nicht ihre eigenen Druckmaschinen mit den beweglichen Druckköpfen konkurrenzieren. Was meint EFI? Um die Meinung von EFI einzuholen, haben wir deshalb Mike Wozny gefragt, welche Vor- und Nachteile er in der One-Pass-Printing-Technologie sieht. Mike Wozny ist Senior Product Manager bei EFI Vutek in Meredith und hat die Entwicklung Vuteks zum globalen Marktführer im Large-Format-Druck weitgehend mitgestaltet. Hier seine Meinung: «One-Pass-Printing ist eine bahnbrechende Innovation und seine Vorteile liegen in den niedrigeren Kosten aufgrund der wenigen Düsenköpfe in einer Druckleiste. Das Problem aller heutigen Düsenköpfe jedoch ist mangelnde Zuverlässigkeit, was zu erheblichen Schwierigkeiten bei breiteren Druckleisten führt. Wenn aber eine Druckleiste fehlerfrei arbeitet, ist es leicht möglich, eine Maschine breiter zu machen auf 1,6 oder 2 Meter. Eine einzelne Düsenleiste hat aber im Durchlaufdruck das Problem, dass jede einzelne verstopfte Düse sofort im Druck sichtbar wird. Um diese Probleme zu beheben, muss man Redundanz schaffen, zwei oder drei Düsenleisten pro Farbe hintereinander einbauen, was die Kosten des teuers- 42 »pack’s!« + print ten Bauteils einer solchen Druckmaschine verdoppelt oder verdreifacht. Das betrachte ich als eine wichtige Einschränkung solcher Durchlauf-Druckmaschinen. Eine noch wichtigere Einschränkung ist die Benutzung von wasserbasierten Tinten, um die hohe Druckgeschwindigkeit zu erreichen. In den letzten 10 Jahren haben wir praktisch alle unsere Vutek-Druckmaschinen auf UV-härtende Tinten umgestellt, weil der Kunde damit praktisch jedes beliebige Material bedrucken kann. Unsere gesamte Kundschaft schätzt heute diese Freiheit und wird kaum auf eine Maschine zurückgehen, die nur noch wenige beschichtete Substrate bedrucken kann. Selbstverständlich werden wir die Entwicklung zum Large-Format-Druck im Durchlaufprinzip im Auge behalten. Sollte ein Hersteller eine Large- oder Wide-Format-Druckmaschine mit Durchlaufdruck auf den Markt bringen, welche die heute von uns gelieferte Qualität druckt, kann sie kaum im Kaufpreis und Unterhalt niedriger liegen als wir mit unserem effizienten und ausgereiften heutigen Druckprinzip. Wir haben mit EFI Jetrion das One-PassPrinting für Etikettendruck selber mit UV-Tinten im Programm und wissen deshalb, dass dieser Durchlaufdruck mit UV-Tinten im Posterdruck wie im breiteren LargeFormat nicht über die heute erreichten Druckgeschwindigkeiten hinauskommt. Wir glauben auch an den langfristigen Erfolg des One-Pass-Printing, was wir durch die Partnerschaft mit der Landa Corporation bekräftigt haben, für die wir jetzt ein vollständig neues Fiery-Hochgeschwindigkeits-Frontend entwickeln. Das ist nötig, um die hohe Druckgeschwindigkeit mit den wasserbasierten Tinten in Landa-Druckmaschinen schnell genug mit Druckdaten zu beliefern. So werden wir als EFI auch durch die Lieferung unseres Highspeed-Fiery-Frontends den One-Pass-Druck ermöglichen und fördern.»