Health 2.0 = Mix aus Marketing und Adhärenz
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Health 2.0 = Mix aus Marketing und Adhärenz
Medien + Internet Online-Marketing Health 2.0 = Mix aus Marketing und Adhärenz Personalisierte Patientendienste können die Therapietreue nachweislich verbessern. Für Pharmaunternehmen lohnt sich der Einsatz, weil motivierte Patienten dem Produkt in der Regel treu bleiben. Die Kassen hoffen bei all dem auf bessere Kontrollen durch Ärzte. „Damit wird das Monitoring dieser Patientenplattformen für HealthcareUnternehmen immer wichtiger und die gezielte Kommunikation mit E-Patienten essenziell“, schlussfolgert Andreas Rex, Account Manager bei der Düsseldorfer Digital-Agentur Razorfish Healthware im Jahrbuch ‚Healthcare Marketing 2013‘. Neben der Einflussnahme auf 52 Healthcare Marketing 7/2013 den Patienten (und damit auf die ArzneiVerordnung des Arztes) spielen Patientenwebsites bei der Therapietreue (Adhärenz) eine wichtige Rolle. In Deutschland schätzen Experten die Kosten der NonAdhärenz für das Gesundheitssystem auf zehn Milliarden Euro pro Jahr. Das Beratungsunternehmen Booz & Company, Berlin, und die Bertelsmannstiftung haben den volkswirtschaftlichen Schaden für fünf chronische Erkrankungen (Bluthochdruck, Asthma, Rückenschmerzen, Depression und Gelenkrheumatismus) analysiert. Das Ergebnis: Die fünf Indikationen führen in Deutschland jährlich zu Produktivitätsverlusten zwischen 38 und 75 Milliarden Euro. Durch eine bessere Adhärenz wären wahrscheinlich Produktivitätssteigerungen von zehn bis 20 Milliarden Euro realisierbar, heißt es in der Studie weiter. Adhärenz bietet Potenzial Alexander Schachinger, Gründer und Geschäftsführer der Berliner Beratungsagentur healthcare24, ist auf die Analyse digitaler Patientendienste spezialisiert. Ihm zufolge steht die Forschung zur evidenz- 14 besucherstarke Gesundheitsportale (alphabetisch sortiert) Name curado.de Emed-ms.de Fem.com Netto-Reichweite oder PIs Betreiber in Mio.* 0,16 (PIs/Monat) k.A. 7,36 (PIs/Monat) Ort Curado GmbH Leverkusen Emed GmbH Rosenheim Fem Media GmbH München Feierabend.de 0,06 (Netto-Reichweite) Feierabend AG Frankfurt Focus (Gesundheit) 9,14 (Netto-Reichweite) Burda Verlag München Lifeline.de 0,65 (Netto-Reichweite) BSMO Berlin med1 Service GmbH Eppstein Galileo Marketing GmbH München Jürgen Wehner Flensburg Frank Ristau Berlin Med1.de Medizin.de 18,73 (PIs/Monat) k.A. Medizininfo.de 8,60 (PIs/Monat) Medkolleg.de 15,30 (PIs/Monat) Netdoktor.de 2,19 (Netto-Reichweite) Holtzbrinck-Gruppe Stuttgart Onmeda.de 2,41(Netto-Reichweite) Axel Springer Verlag Berlin Psoriasis-Netz.de 2,23 (PIs/Monat) Claudia Liebram Berlin Sanego.de 2,16 (PIs/Monat) Opus5 Dreieich Das Recherchieren von Informationen im Netz hat Einfluss auf den Arzt-Patienten-Dialog Quelle: PILOT - Patient Involvement-Learning to Optimized Therapy? 2011 KWHC GmbH, Uelzen * Quelle: AGOF internet facts März 2013, Page Impressions eigene Recherche Patientenwebsites im Gesundheitsmarkt haben Konjunktur. Egal, ob Krankenkassen, Kliniken, Medien und Pharmaunternehmen – Firmen nutzen Themenportale (Health 2.0), um eine Brücke zur Zielgruppe Patient zu schlagen. Rund 80 Prozent der Deutschen surft zu Gesundheitsthemen im Internet und tauscht sich mit Gleichgesinnten über Krankheiten aus. Dass diese Aktivitäten nicht folgenlos bleiben, zeigt eine Online-Befragung der KWHC GmbH, Uelzen, unter E-Patienten. Befragt wurden 1.584 User auf 14 besucherstarken Gesundheitsportalen (siehe Tabelle, rechts). Die 2011er Studie zeigt: Das Recherchieren von Gesundheitsinformationen im Netz sowie das Chatten über Krankheiten hat Auswirkungen auf den Dialog zwischen Arzt und Patient. Die Mehrheit der Befragten meint etwa, aufgrund von Dr. Google dem Arzt mehr Fragen stellen und sich besser für oder gegen eine Behandlung entscheiden zu können. E-Patienten (auch mündige Patienten genannt) nehmen sogar Einfluss auf die Medikamenten-Verordnung. Vor allem Chroniker versuchen aufgrund ihres Wissens eine andere Medikation oder Therapie zu erhalten, wie mehrere Online-Studien herausgefunden haben. Medien + Internet Andreas Rex, Account Manager bei Razorfish Healthware Alexander Schachinger, Gründer und Geschäftsführer von healthcare24 Dr. med. Susanne Rödel, Medical Director bei Spirit Link Medical basierten Analyse digitaler Adhärenz dienste in Deutschland noch ganz am Anfang. Schon jetzt sei aber erwiesen, dass die Bedienerfreundlichkeit sowie das Zuschneiden und Personalisieren von digitalen Patienteninformationen und -diensten die Adhärenz signifikant beeinflussen. Für die Pharmaindustrie eröffnen sich damit neue Möglichkeiten zur Förderung der Therapietreue. Features wie virtuelle Coachings, E-LearningProgramme und Beratungshotlines mit entsprechendem Fachpersonal liegen im Trend (‚Healthcare Marketing‘ berichtete in 12/2011). Dr. med. Susanne Rödel, Medical Director bei Spirit Linik Medical in Erlangen, erläutert: „Für die Pharmaindustrie bedeutet eine Steigerung der Adhärenz auch eine Steigerung des Umsatzes. Denn NonAdhärenz führt langfristig dazu, dass das betreffende Medikament als weniger wirksam bewertet und seltener verschrieben wird.“ Die Studie von Booz und Bertelsmann schätzt die möglichen jährlichen Umsatzsteigerungen für die Pharmaindustrie in Deutschland auf 300 bis 400 Millionen Euro in der Indikation Bluthochdruck, bei Asthma auf 200 bis 400 Millionen Euro. Teilnehmer einen Euro für einen wohltätigen Zweck. Prominente Botschafterin der Kampagne ist die TV-Moderatorin Charlotte Karlinder, die in einem Fernsehspot zusammen mit vier weiteren Frauen für das Medizinprodukt trommelt (PR-Agentur: fischerAppelt, relations GmbH, Frankfurt). Stefan Kurtenbach, Head of Marketing Chefaro Brands, sagt: „Beim Erreichen des persönlichen Wohlfühlgewichts kommt es darauf an, dass die Menschen motiviert dabei bleiben. Mit dem OnlineCoaching auf der Aktionswebsite von XLS-Medical setzen wir genau hier an und geben Verbrauchern individuelle Tipps und die nötige Unterstützung, um langfristig abzunehmen. Gleichzeitig können sie im Rahmen der Aktion durch ihre Kilospende anderen etwas Gutes tun.“ der Plattform gibt“, erläutert Tobias Berenz von Sanofi Pasteur MSD. „Wir versuchen die Anfragen der User möglichst schnell zu beantworten, auch das soll die Attraktivität des Forums gewährleisten“, sagt Berenz weiter. Neben dem großen Trend Health 2.0 kommen Angebote für elektronische Patientenakten hierzulande nur langsam voran. Sogenannte Personal Health Records ermöglichen das Ablegen und Verwalten von Akten, Befunden, Röntgenbildern und Laborergebnissen. „Bemerkenswert dabei ist, dass diese Dienste teilweise kostenpflichtig sind. Die Preise liegen im mittleren zweistelligen Bereich“, so Digital-Experte Schachinger. Der Anbieter der Patientenakte ‚LifeSensor‘ der InterComponentWare (ICW) AG, Walldorf, hat vor Ein aktuelles Beispiel für eine Marketing-Aktion zur Steigerung der Patientenmotivation ist die von der Deutschen Chefaro Pharma GmbH ins Leben gerufene Online-Initiative ‚spende-deinekilos.de‘ für das Präparat XLS. Von Juli bis September spendet der XLSHersteller für jedes verlorene Kilo der Tools für die Therapietreue: •Medizinische Information (z.B. können Websites) Den gesamten Artikel Sie •Erfahrungsaustausch mit anderen in unserer aktuellen (z.B. ‚Healthcare Communitys) • Spielend lernen (z.B. Health Games) Marketing‘-Ausgabe ab Seite 52 lesen. •Wettbewerb mit anderen (z.B. Social Wenn sie unser HeftCampaigns, noch Health nicht bezieGames) •Erinnerungshilfen hen, abonnieren sie (z.B. jetzt hier! SMS-Reminder) •Dokumentationshilfen (z.B. indikationsbezogenes Patiententagebuch als App) •Beratung, Coaching (individualisierte Angebote mit Möglichkeit des persönlichen Kontakts zu einem Coach) • Direkte Erfolgsmessung durch Tracking (z.B. Messung und Dokumentation von gesundheitlichen Parametern via Smartphone) Healthcare Marketing 7/2013 53 Quelle: Spirit Link Medical, Stand: Juni 2013 Health 2.0 im Trend Ein älteres Beispiel für eine Patientenplattform liefert der Impfhersteller Sanofi Pasteur MSD. Als nach der Einführung der HPV-Impfung und später im Zuge der Schweinegrippe kritische Fragen zum Thema Impfen in den Medien aufkamen, wollte sich das Leimener Unternehmen in dem neuen Forum ‚ImpfenimDialog.de‘ direkt den Fragen der Bevölkerung stellen. Mit der Plattform hat Sanofi Pasteur MSD vor zwei Jahren kommunikatives Neuland betreten. Die Site zählt rund 6.000 Besucher im Monat, insgesamt wurden bislang 270 Fragen gestellt. Die Mehrzahl der Anfragen drehe sich um Reiseschutzimpfungen. Ein echter Dialog mit den Usern zur Bedeutung und zum Wert von Impfungen, habe sich bislang nicht ergeben. „Positiv überrascht sind wir, dass es insgesamt wenig Impfkritik auf