Wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven des Jade-Weser
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Wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven des Jade-Weser
NIEDERSÄCHSISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG Wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven des Jade-Weser-Raums unter besonderer Berücksichtigung des geplanten Jade-Weser-Ports Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V. Schiffgraben 33 ! 30175 Hannover ! Tel.: 0511 / 34 13 92 ! Fax: 0511 / 318 04 00 E-Mail: jung@niw.de Institut für Wirtschaftsforschung Wilhelm-Herbst-Str. 5 ! 28359 Bremen ! Tel.: 0421 / 206 99 - 20 ! Fax: 0421 / 206 99 - 99 E-Mail: mpohl@uni-bremen.de Wirtschaftliche Entwicklungsperspektiven des Jade-Weser-Raums unter besonderer Berücksichtigung des geplanten Jade-Weser-Ports Regionalwirtschaftliche Auswirkungen und Handlungsnotwendigkeiten für die Stadt Wilhelmshaven und die Landkreise Friesland, Wesermarsch und Wittmund von Hans-Ulrich Jung (NIW) Martha Pohl (BAW) Kai Weber (NIW) mit Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ gefördertes Vorhaben im Auftrag der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven und der Landkreise Friesland, Wesermarsch und Wittmund sowie des Landes Bremen Hannover, Bremen, im April 2001 II Bearbeiter des Bausteins I: Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung, NIW Dipl.-Geogr. Kai Weber, NIW Bearbeiter des Bausteins II: Dr. Martha Pohl, BAW Bearbeiter des Bausteins III: Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung, NIW Dipl.-Geogr. Kai Weber, NIW Vorspann und Kurzfassung III Jade-Weser-Raum Vorwort Die nachfolgenden Empfehlungen für eine regionalwirtschaftlich effiziente Umsetzung des Projekts Jade-Weser-Port und dessen Einbindung in bestehende regionale Entwicklungsvorstellungen basieren auf - einer ausführlichen Stärken-Schwächen-Analyse des Wirtschaftsraums an Jade und Unterweser (Baustein I), - einer Abschätzung der zu erwartenden regionalwirtschaftlichen Wirkungen des geplanten Jade-Weser-Ports (Baustein II) sowie - einer ausführlichen Bestandsaufnahme von bisherigen Handlungsbedarfen, Entwicklungsvorstellungen sowie Projekten und neuen Projektideen (Baustein III). Grundlagen der nachfolgenden Empfehlungen Eine regionalwirtschaftlich effiziente Umsetzung des Projekts macht eine Neubewertung der bestehenden regionalen Entwicklungsvorstellungen notwendig, aus der sich veränderte Prioritätensetzungen in einzelnen Handlungsfeldern und auch neue prioritäre Projekte ergeben. Neubewertung der bestehenden Entwicklungsvorstellungen Als wesentliche Grundlage für die Erarbeitung der Leitziele, grundlegenden Strategien sowie der Handlungsfelder wurden intensive Gespräche mit Vertretern von Städten, Gemeinden und Samtgemeinden des Jade-Weser-Raums 1 sowie wichtigen regionalen Unternehmen, Institutionen und Akteuren geführt. Nicht zuletzt sind die Empfehlungen auch aus Gesprächen mit Experten, dem Stand der wissenschaftlichen Diskussion sowie aus den Erfahrungen der Gutachter aus anderen Regionen abgeleitet worden. Gespräche mit kommunalen Vertretern und weiteren wichtigen Akteuren Die Handlungsempfehlungen wurden von einer projektbegleitenden Arbeitsgruppe unter Beteiligung der Auftraggeber (Vertreter aller beteiligten Landkreise, der Stadt Wilhelmshaven und des Landes Bremen) sowie überregionaler Institutionen (Oldenburgische Industrie- und Handleskammer, Industrie- und Handleskammer für Ostfriesland und Papenburg, Bezirksregierung Weser-Ems, Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft) in mehreren Sitzungen diskutiert und am 15. Februar 2001 abschließend behandelt. Projektbegleitende Arbeitsgruppe Grundkonsens aller Beteiligten ist, realistische, am Mach- und Finanzierbaren orientierte Entwicklungsvorstellungen und Projekte zu erarbeiten. Die Hafenplanungen sollen nicht mit überzogenen Forderungen überfrachtet und dadurch evtl. gefährdet werden. Auf der anderen Seite wird das geplante Projekt des JadeWeser-Ports nur unter bestimmten Voraussetzungen seine vollen Entwicklungspotenziale in der Region entfalten können. Es sind auch zusätzliche Belastungen Hafenplanungen nicht mit überzogenen Forderungen überfrachten 1 Einzelgespräche mit Vertretern der Landkreisverwaltungen Friesland, Wittmund und Wesermarsch sowie der Stadt Wilhelmshaven, Gesprächsrunden mit Vertretern aller Städte / Gemeinden / Samtgemeinden in den Landkreisen Friesland und Wittmund, Einzelgespräche mit der Stadt Nordenham und der Gemeinde Butjadingen (Wesermarsch) sowie der Gemeinde Wangerland (Friesland). IV Vorspann und Kurzfassung (z.B. der Infrastruktur) zu erwarten, aus denen sich berechtigte Forderungen ableiten lassen. Das vorliegende Gutachten konnte nur durch die intensive Zusammenarbeit und in enger Abstimmung mit den genannten Akteuren erarbeitet werden. Die Arbeiten sind im NIW unterstützt worden von Klaus-Jürgen Hentschel (Datenauswertungen), von Björn Koch und Carsten van de Loo (graphische Darstellungen) sowie Susanne Endres und Matthias Franck (Redaktionsarbeiten). Allen Beteiligten sei an dieser Stelle für Ihre konstruktive Mitarbeit gedankt. V Jade-Weser-Raum Inhaltsverzeichnis Seite ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE BAUSTEIN I: BAUSTEIN II: STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE DES JADE-WESER-RAUMS (OHNE JADE-WESER-PORT) ABSCHÄTZUNG DER REGIONALWIRTSCHAFTLICHEN AUSWIRKUNGEN DES GEPLANTEN JADE-WESER-PORTS VII XIV BAUSTEIN III: EMPFEHLUNGEN FÜR EINE REGIONALWIRTSCHAFTLICH EFFIZIENTE UMSETZUNG DES PROJEKTS UND EINBINDUNG IN BESTEHENDE REGIONALE ENTWICKLUNGSVORSTELLUNGEN XVIII BAUSTEIN I: STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE DES JADE-WESERRAUMS (OHNE JADE-WESER-PORT) 1. RAUM- UND SIEDLUNGSSTRUKTUR 1.1 1.2 2. 3. 4. 5. I-1 Grundzüge der Raum- und Verwaltungsstrukturen Bevölkerung und Wohnen I-1 I - 12 STRUKTUR UND ENTWICKLUNG DER WIRTSCHAFT I - 22 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 I - 22 I - 25 I - 36 I - 53 I - 57 Wirtschaftsstruktur im Überblick Produzierendes Gewerbe Dienstleistungen Beschäftigtenentwicklung insgesamt Unternehmensgründungen ARBEITSMARKT UND EINKOMMEN I - 59 3.1 3.2 3.3 I - 59 I - 65 I - 65 Arbeitslosigkeit Frauen- und Teilzeitbeschäftigung Löhne und Einkommen STANDORTBEDINGUNGEN UND –POTENZIALE I - 67 4.1 4.2 4.3 4.4 4.5 I - 67 I - 70 I - 73 I - 77 I - 81 Hochschul- und Forschungsstandort Ausbildung und Qualifizierung Verkehr und Verkehrsinfrastruktur Gewerbeflächen Standortbedingungen für den Tourismus ÖFFENTLICHE FINANZEN UND REGIONALPOLITISCHE AKTIVITÄTEN I - 87 5.1 5.2 I - 87 I - 93 Einnahmen und Ausgaben der kommunalen Ebene Regionale und kommunale Wirtschaftsförderung VI Vorspann und Kurzfassung Seite BAUSTEIN II: 1. 2. PROJEKTBESCHREIBUNG UND VORGEHENSWEISE II - 1 1.1 1.2 1.3 II - 1 II - 4 II - 7 4. Projektbeschreibung des Jade-Weser-Ports Arbeitskräftebedarf auf dem Terminal Methodische Vorbemerkung zur Abschätzung weiterer Beschäftigungseffekte BESCHÄFTIGUNGSEFFEKTE IN DER HAFEN- UND VERKEHRSWIRTSCHAFT 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 3. Beschäftigungsprognosen für CT III und CT III a in Bremerhaven Planco-Studie zur Hafenabhängigkeit von Bremen Planco-Studie zur Hafenabhängigkeit von Hamburg Arbeitsteilung zwischen Bremen und Bremerhaven Zusammenfassung der Beschäftigungs- und Standortentwicklung der Verkehrswirtschaft 2. II - 8 II - 8 II - 11 II - 14 II - 17 II - 21 HAFENBEZOGENE BESCHÄFTIGUNGSCHANCEN IM VERARBEITENDEN GEWERBE II - 25 3.1 3.2 3.3 3.4 3.5 II - 25 II - 30 II - 32 II - 34 II - 38 Hafenspezifischer Arbeitsplatzbesatz in Vergleichsstädten Gesamtwirtschaftliche Prognosen für im- und exportintensive Industriezweige Erfahrungen mit Industrieansiedlungen in anderen Containerhäfen Entwicklung des Chemiestandortes Wilhelmshaven Ergebnisse der Firmenbefragung im Jade-Weser-Raum ZUSAMMENFASSUNG DER DIREKTEN BESCHÄFTIGUNGSEFFEKTE UND QUANTIFIZIERUNG INDIREKTER WIRKUNGEN BAUSTEIN III: 1. ABSCHÄTZUNG DER REGIONALWIRTSCHAFTLICHEN AUSWIRKUNGEN DES GEPLANTEN JADE-WESER-PORTS (EINSCHL. GRUNDZÜGE DES GEPLANTEN PROJEKTES JADE-WESER-PORT) II - 46 EMPFEHLUNGEN FÜR EINE REGIONALWIRTSCHAFTLICH EFFIZIENTE UMSETZUNG DES PROJEKTS UND EINBINDUNG IN BESTEHENDE REGIONALE ENTWICKLUNGSVORSTELLUNGEN LEITZIELE UND GRUNDLEGENDE STRATEGIEN FÜR DEN JADE-WESERRAUM IM RAHMEN DER REALISIERUNG DES JADE-WESER-PORTS III - 1 HANDLUNGSFELDER FÜR EINE REGIONALWIRTSCHAFTLICH EFFIZIENTE EINBINDUNG DES GEPLANTEN JADE-WESER-PORTS III - 4 2.1 2.2 2.3 2.4 2.5 ANHANG Handlungsfeld Verkehrsinfrastruktur Handlungsfeld Gewerbeflächen Handlungsfeld Wirtschaftsförderung und Standortmarketing Handlungsfeld Tourismus Konsequenzen für das weitere Vorgehen III - 5 III - 11 III - 20 III - 30 III - 37 VII Jade-Weser-Raum ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE Baustein I: Stärken-Schwächen-Analyse des Jade-Weser-Raums (ohne JadeWeser-Port) Grundlage der möglichen regionalwirtschaftlichen Effekten des Jade-Weser-Ports (Baustein II) und der Empfehlungen für eine regionalwirtschaftlich effiziente Umsetzung des Projektes (Baustein III) ist eine Analyse der derzeitigen regionalwirtschaftlichen Ausgangssituation im Jade-WeserRaum (Baustein I). Dieser Grundlagenbaustein erarbeitet in Form einer Stärken-SchwächenAnalyse wichtige Befunde - zur Raum- und Siedlungsstruktur, - zur Struktur und Entwicklung der Wirtschaft, - zum Arbeitsmarkt und Einkommen, - zu den Standortbedingungen und –potenzialen sowie - zu den öffentlichen Finanzen und regionalpolitischen Aktivitäten im Jade-Weser-Raum. Die Erstellung der Grundlagenanalyse erfolgt auf der Basis der NIW-Regionaldatenbanken und Sonderauswertungen des NIW, der Auswertung diverser Spezialuntersuchungen sowie Daten und Unterlagen der Landkreise, der Stadt Wilhelmshaven und anderer Institutionen. Raum- und Siedlungsstruktur Das Untersuchungsgebiet Jade-Weser-Raum setzt sich aus den Landkreisen Friesland, Wesermarsch und Wittmund sowie der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven zusammen. Es umfasst 24 Städte und Gemeinden (Samtgemeinden) mit zusammen fast 340.000 Einwohnern. Aus der Lage an der niedersächsischen Nordseeküste ergeben sich einerseits spezifische Standortvorteile für Schifffahrt und Häfen, für industrielle Anlagen am seeschifftiefen Fahrwasser und für den Tourismus auf den Inseln sowie an weiten Teilen der Nordseeküste. Auf der anderen Seite sind die lagebezogenen Standortbedingungen für wirtschaftliche Aktivitäten mit nicht wassergebundenen überregionalen Verflechtungen durch die Küstenrandlage und die natürliche Grenze der Unterweser ausgesprochen ungünstig. Die überregional bedeutsamen Linien des Straßen- und Schienenverkehrs gehen großräumlich an der Jade-Weser-Region vorbei oder streifen sie nur randlich. Die Küstenlage bedeutet darüber hinaus auch für die zentralen Orte, dass sie in ihren Einzugsbereichen durch die Wasserlinie beschnitten sind. Der Jade-Weser-Raum zählt zu den vergleichsweise dünn besiedelten ländlichen Räumen in Deutschland. Die Bevölkerung konzentriert sich vor allem im Oberzentrum Wilhelmshaven und auf die Entwicklungsachse entlang der B 210 (Schortens, Jever, Wittmund), das südliche Friesland (Varel, Bockhorn, Zetel) und die Weserschiene (Nordenham, Brake, Elsfleth). In großen Teilen des Landkreises Wittmund, in der westlichen Wesermarsch sowie im nördlichen Friesland ist die Besiedlungsdichte hingegen ausgesprochen gering. Die Stadt Wilhelmshaven ist mit deutlich unter 100.000 Einwohnern ein kleines Oberzentrum mit vergleichsweise geringer Arbeitsmarktzentralität. Der Jade-Weser-Raum wird deshalb stark durch VIII Vorspann und Kurzfassung die Verflechtungsbeziehungen zu den Oberzentren Bremen im Südosten, Oldenburg im Süden und z.T. Bremerhaven im Nordosten geprägt. Entsprechend hat die Region einen Überschuss an Auspendlern: Per Saldo gehen rund 9 % der im Jade-Weser-Raum wohnenden Beschäftigten einer Erwerbstätigkeit außerhalb der Region nach. Die Bevölkerungsentwicklung des Jade-Weser-Raums war bereits seit Mitte der 80er Jahre deutlich schwächer als im Bundesgebiet (West) und in Niedersachsen. Auch der Wiederanstieg der Bevölkerungszahl nach starken Zuwanderungen aus dem Ausland und der Öffnung der innerdeutschen Grenze war weniger stark als im Bundes- und Landestrend. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre hat sich der Bevölkerungszuwachs in der Region weiter abgeschwächt, und seit 1998 ist die Bevölkerungszahl insgesamt sogar leicht rückläufig. Der Jade-Weser-Raum hat damit eine deutlich ungünstigere Bevölkerungsentwicklung als das westlich sich anschließende Ostfriesland oder als das Emsland und das übrige Oldenburger Land. Die mit Abstand größten Bevölkerungsverluste im Jade-Weser-Raum hat die Stadt Wilhelmshaven zu verzeichnen. Ebenfalls unterdurchschnittlich ist die Bevölkerungsentwicklung im Landkreis Wesermarsch sowie - bei zuletzt positiver Tendenz - im Landkreis Friesland. Der Landkreis Wittmund liegt dagegen - vor allem aufgrund der Entwicklung in der zweiten Hälfte der 90er Jahre - über den Landes- und Bundeswerten. Die Altersstruktur der Bevölkerung im Jade-Weser-Raum ist durch einen vergleichsweise geringen Anteil der Bevölkerungsgruppen von 18 bis 45 Jahre gekennzeichnet. Sowohl Kinder und Jugendliche als auch Menschen ab 45 sind überrepräsentiert. Struktur und Entwicklung der Wirtschaft Die Bruttowertschöpfung der Region liegt insbesondere im Produzierenden Gewerbe über dem westdeutschen Durchschnitt. Sieht man jedoch von der Stadt Wilhelmshaven mit ihrer Chemischen Industrie und vor allem der extrem kapitalintensiven Raffinerie 2 ab, so ist die Arbeitsproduktivität im Jade-Weser-Raum - wie in anderen ländlichen Regionen auch - z.T. deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. So hat der Landkreis Wittmund eine Produktivität, die um ein Viertel unter dem Bundeswert liegt, im Landkreis Friesland beträgt der Rückstand sogar fast ein Drittel. Der hohe Wertschöpfungsanteil im Produzierenden Gewerbe ist nicht beschäftigungswirksam, sondern wird offensichtlich durch vergleichsweise wenige Beschäftigte in besonders wertschöpfungsintensiven Branchen erzielt. Überdurchschnittlich ist das Produzierende Gewerbe lediglich im Kreis Wesermarsch vertreten. In Wilhelmshaven und im Landkreis Wittmund ist der Anteil der Erwerbstätigen des Produzierenden Gewerbes deutlich geringer. Im Verarbeitenden Gewerbe ist der Jade-Weser-Raum verglichen mit der bundesdurchschnittlichen Branchenstruktur in besonderer Weise auf den Schiffbau und den Luftfahrzeugbau spezialisiert. Ein vergleichsweise hohes Branchengewicht haben darüber hinaus die Papierindustrie, die Kunststoffverarbeitung und das Ernährungsgewerbe. Ein überdurchschnittliches Gewicht hat zudem das Baugewerbe. 2 Raffinerien haben in der Regel eine sehr hohe Bruttowertschöpfung (zu Marktpreisen) und im Vergleich dazu sehr niedrige Mitarbeiterzahlen IX Jade-Weser-Raum Die Betriebsgrößenstruktur in der Industrie zeigt, dass vor allem im Landkreis Wesermarsch der Anteil von Beschäftigten in Großbetrieben 3 sehr hoch ist. In der übrigen Region sind dagegen die Beschäftigten in Klein- und Mittelunternehmen deutlich stärker vertreten. Das Produzierende Gewerbe im Jade-Weser-Raum hat im überregionalen Vergleich ausgesprochen wenige größere Unternehmenszentralen. Die meisten der größeren Industriebetriebe unterliegen der externen Kontrolle, d.h. der Steuerung durch Unternehmens- bzw. Konzernzentralen von außerhalb der Region. Die Entwicklung im Produzierenden Gewerbe des Jade-Weser-Raums war bereits in den 80er Jahren durch einen intensiven Strukturwandel und einen damit verbundenen Beschäftigungsabbau geprägt. Von dem Wiedervereinigungsboom nach 1989 konnte die Region zwar durch einen leicht überdurchschnittlichen Beschäftigungszuwachs profitieren, die Zuwächse waren aber weit geringer als in anderen niedersächsischen Regionen. Bereits seit 1992 ging die Beschäftigung wieder zurück, in den letzten Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit. Insgesamt ist die Beschäftigtenentwicklung des Jade-Weser-Raums seit dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms wieder ungünstiger als im Bundestrend. Dies gilt vor allem für die zweite Hälfte der 90er Jahre. Besonders problematisch ist die Entwicklung im Produzierenden Gewerbe der Stadt Wilhelmshaven und des Landkreises Friesland. Besonders bedeutsam für den Jade-Weser-Raum ist der Sektor der staatlichen Dienstleistungen. Herausragend ist diese Prägung in der Stadt Wilhelmshaven, wo vor allem aufgrund der besonderen Bedeutung der Bundesmarine und anderer öffentlicher Einrichtungen fast die Hälfte der Arbeitsplätze dem öffentlichen Sektor zuzurechnen sind. Aber auch in den Kreisen Wittmund und Friesland sind die Anteile überdurchschnittlich hoch. Ein leicht überdurchschnittliches Gewicht in der Wirtschaftsstruktur haben darüber hinaus der Einzelhandel, das Gesundheitswesen sowie das Gastgewerbe aufgrund der touristischen Potenziale auf den Nordseeinseln und an der Küste. Die Entwicklung im Dienstleistungssektor war bereits in den 80er Jahren im Jade-Weser-Raum leicht schwächer als im Bundesdurchschnitt. Gegen Ende der 80er Jahre konnte dieser Rückstand aber fast aufgeholt werden. Im Gegensatz zu fast allen anderen niedersächsischen Regionen profitierte der Jade-Weser-Raum dann jedoch kaum von der Wiedervereinigung, und auch nach dem Auslaufen des bundesweiten Beschäftigungsbooms blieb die Dienstleistungsentwicklung im JadeWeser-Raum ausgesprochen schwach. Nach langen Jahren der Stagnation ist erst in den letzten beiden Jahren ein leichter Wiederanstieg der Dienstleistungsbeschäftigung zu verzeichnen. Die unterdurchschnittliche Entwicklung der 90er Jahre im Jade-Weser Raum wurde dabei im Wesentlichen durch die Stadt Wilhelmshaven geprägt, die entgegen dem allgemeinen Trend u.a. infolge von Stellenstreichungen bei der Bundeswehr sogar einen Beschäftigungsrückgang hinnehmen musste. Die Intensität von Unternehmensneugründungen erreicht im Jade-Weser-Raum in den 90er nur etwa zwei Drittel des westdeutschen Durchschnitts. Die Gründungsintensität ist im Produzierenden Gewerbe ebenso schwach wie im Dienstleistungssektor. Vergleichsweise hohe Gründungsintensitäten haben der Tourismussektor, der Bausektor und der Handel in den Landkreisen Wittmund und Friesland sowie der Verkehrssektor im Landkreis Wesermarsch. In allen drei Landkreisen sind Gründungen im Energiesektor (u.a. Windkraftanlagen) relativ zahlreich. Arbeitsmarkt und Einkommen Die Arbeitslosigkeit ist im Jade-Weser-Raum seit langem überdurchschnittlich. Insgesamt sinken zwar nach sechs Jahren sich kumulierender Arbeitsmarktprobleme die Arbeitslosenzahlen seit An3 mit mehr als 500 Beschäftigen X Vorspann und Kurzfassung fang 1998 wieder. Der relative Abstand zum westdeutschen Durchschnitt hat sich aber praktisch nicht verändert. Maßgeblich für dieses schwache Abschneiden der Region sind die Arbeitslosenzahlen in der Stadt Wilhelmshaven. Aber auch in den Kreisen Wittmund und Friesland liegt die Arbeitslosigkeit deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Am geringsten ist der Abstand zum Bundeswert im Landkreis Wesermarsch. Auffallend sind die ausgesprochen starken saisonalen Schwankungen der Arbeitslosenzahlen im Landkreis Wittmund und eingeschränkt auch im Landkreis Friesland. Dies hängt in starkem Maße mit der Wirtschaftsstruktur, d.h. dem Vorherrschen von stark saisonabhängigen Wirtschaftszweigen wie dem Gastgewerbe, dem Baugewerbe sowie der Landwirtschaft und dem Gartenbau zusammen. Der Anteil der Langzeitarbeitslosen ist in der Region überdurchschnittlich hoch. Vor allem in der Stadt Wilhelmshaven und in den meisten Standorten des Landkreises Friesland und des Landkreises Wesermarsch sind die strukturellen Probleme am Arbeitsmarkt besonders ausgeprägt. Im Landkreis Wittmund ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen dagegen deutlich unterdurchschnittlich. Das durchschnittliche Lohnniveau in der Jade-Weser-Region liegt deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. Das vergleichsweise höchste Niveau der Löhne ergibt sich in den industriell geprägten Standorten wie dem Landkreis Wesermarsch sowie in der Stadt Wilhelmshaven. Im Landkreis Friesland ist das Lohnniveau dagegen deutlich geringer, und im industriearmen Landkreis Wittmund liegt es sogar um ein Viertel unter dem Bundesdurchschnitt, was vor allem auf den Tourismussektor zurückzuführen ist. Auch das Pro-Kopf-Einkommen des Jade-Weser-Raums liegt sehr deutlich unter dem westdeutschen Durchschnitt. Vor allem die Stadt Wilhelmshaven hat im überregionalen Vergleich und auch in Relation zu den Nachbargemeinden ein ausgesprochen niedriges Einkommen pro Kopf. Standortbedingungen und –potenziale Im Jade-Weser-Raum sind eine Reihe von Hochschul- und Forschungseinrichtungen angesiedelt. Die Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven hat an ihrem Standort Wilhelmshaven seit 1994/95 das anwendungsorientierte Studienangebot vor allem in den Ingenieurwissenschaften weiter ausgebaut. Die Studierendenzahlen sind aber im selben Zeitraum, wie auch an den meisten anderen Hochschulstandorten, gesunken. In Elsfleth besteht ein weiterer Standort der Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven mit den Studienbereichen Europäisches Transportmanagement, Nautik/Seefahrt sowie Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft. Neben der Transferkontaktstelle an der Fachhochschule in Wilhelmshaven besteht in Wilhelmshaven des weiteren das Institut für Technisch-Wissenschaftliche Innovation (ITI) als Betriebsstelle der Niedersächsischen Agentur für Technologietransfer und Innovationsförderung (NATI) zur Durchführung von Transferprojekten. In der Region gibt es darüber hinaus fünf weitere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen. Sämtliche Einrichtungen sind in der Stadt Wilhelmshaven beheimatet. Die Forschungsschwerpunkte der Institute liegen in den Bereichen Meeres- und Küstenforschung, Vogelforschung und Windenergie. Der Anteil der Beschäftigten in technischen Diensten liegt im Jade-Weser-Raum bezogen auf alle Wirtschaftszweige um fast ein Drittel unter dem Bundesdurchschnitt. Damit wird deutlich, dass Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Jade-Weser-Raum deutlich unterrepräsentiert sind. In der Jade-Weser-Region gibt es ein breites Angebot an Berufsbildenden Schulen. Bedeutende Schulstandorte sind die Städte Wilhelmshaven, Brake, sowie Jever, Varel und Wittmund. Die quan- XI Jade-Weser-Raum titativen Anstrengungen in der beruflichen Erstausbildung liegen deutlich über dem Bundesdurchschnitt und auch über dem Landeswert. Innerhalb der Region ist allerdings ein starkes Gefälle festzustellen. Die höchsten Auszubildendenzahlen sind in den ländlichen Standorten vorzufinden. Im Mittelfeld liegen die Stadt Wilhelmshaven sowie die übrigen zentralen Orte. Eine ausgesprochen geringe Ausbildungsleistung beobachten wir in den industriellen Schwerpunkten im Landkreis Wesermarsch. Im Vergleich zu Anfang der 90er Jahre sind die Auszubildendenzahlen zwar überdurchschnittlich zurückgegangen, in den letzten Jahren aber konstant geblieben bzw. sogar wieder leicht gestiegen. In der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten stehen im Jade-Weser-Raum die mittleren Qualifikationen stark im Vordergrund. Die Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung sowie hochqualifizierte Arbeitnehmer sind deutlich unterrepräsentiert. Vor allem in der Stadt Wilhelmshaven ist der Anteil der Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss im Vergleich zu anderen Städten dieser Größenordnung gering. Seit den 80er Jahren haben sich zwar deutliche Fortschritte im qualifikatorischen Strukturwandel ergeben, so ist der Anteil der wenig Qualifizierten stärker zurückgegangen und derjenige der mittleren Qualifikationen überdurchschnittlich gestiegen. Bei der Ausweitung der Beschäftigung von hochqualifizierten Beschäftigten konnte die Region allerdings nicht mithalten. Die Anbindung der Stadt Wilhelmshaven und des Landkreises Friesland an das überregionale Straßennetz und die Verkehrsknotenpunkte Oldenburg oder Bremen über die Autobahn A 29 ist gut. Aus den Landkreisen Wittmund und Wesermarsch ist die Entfernung zu den nächsten Anschlussstellen dagegen teilweise deutlich größer. Besonders ungünstig zu den Autobahnachsen liegen der westliche Teil des Landkreises Wittmund sowie die nördliche Wesermarsch. Insgesamt ist durch den Jadebusen und die Weser die verkehrliche Lage von großen Teilen der Wesermarsch ungünstig. Eine deutliche Qualitätsverbesserung bedeutet die Realisierung des vierspurigen Wesertunnels, mit dessen Fertigstellung 2003 zu rechnen ist. Diese Maßnahme wird die Verkehrsinfrastruktur der nördlichen und mittleren Wesermarsch künftig entscheidend aufwerten und die bislang weitgehend voneinander getrennten Regionen beiderseits der Weser stärker miteinander verbinden. Die Anbindung des Jade-Weser-Raums an das überregionale Autobahnnetz ist zwar durch die A 29 in Nord-Süd-Richtung gegeben, eine Ost-West-Anbindung fehlt jedoch bislang. Die A 28 als nächste Autobahnverbindung in ost-westlicher Richtung verläuft über Oldenburg. Die derzeit diskutierte und für den Bundesverkehrswegeplan angemeldete A 22 („Küstenautobahn“) von der geplanten A 20 bei Bremervörde durch den Wesertunnel bis zur A 28 bei Westerstede würde die Qualität der Verkehrinfrastruktur und die Standortbedingungen im Jade-Weser-Raum entscheidend verbessern. Defizite gibt es im Bereich der Schieneninfrastruktur des Jade-Weser-Raums. Die Strecke von Oldenburg nach Wilhelmshaven ist teilweise nur eingleisig ausgebaut und nicht elektrifiziert. Zudem bestehen aufgrund des schlechten Streckenzustands einige Langsamfahrstrecken. Gleiches gilt für die Verbindung von Sande nach Esens. Zudem plant die Deutsche Bahn AG derzeit bundesweit alle InterRegio-Verbindungen - und damit auch die Anbindung nach Wilhelmshaven - zum nächsten Fahrplanwechsel einzustellen. Der nächstgelegene internationale Flughafen für die Region ist der Airport Bremen. Des weiteren hat der Jade-Weser-Raum vier regionale Verkehrslandeplätze. Für den militärischen Flughafen in Upjever (Landkreis Friesland) ist derzeit eine zivile Mitnutzung in Planung. Im Stadtgebiet Wilhelmshaven bestehen umfangreiche Gewerbeflächenreserven (760 ha), wovon der größte Teil als „Vorranggebiet für hafenorientierte industrielle Anlagen“ ausgewiesen ist. Bei XII Vorspann und Kurzfassung Realisierung des Jade-Weser-Ports kommen in der ersten Bauphase durch Aufspülungen vor dem Voslapper Groden weitere 460 ha hinzu, die überwiegend für Hafenanlagen bestimmt sind. Im landseitigen Bereich der aufgespülten Fläche sollen aber auch Gewerbeflächen für Logistikdienstleister und andere besonders hafenaffine Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. In den Landkreisen Friesland, Wesermarsch und Wittmund gibt es an verschiedenen Standorten derzeit insgesamt rund 315 ha verfügbare Gewerbeflächen, von denen die Hälfte sofort verfügbar ist. Etwa ein Fünftel der Gewerbeflächen in den Landkreisen sind weniger als fünf km von der nächsten Autobahnauffahrt entfernt und erfüllen damit aus Sicht der nachfragenden Unternehmen ein wichtiges Qualitätsmerkmal. Vom gesamten verfügbaren Gewerbeflächenangebot ist allerdings lediglich gut ein Drittel in öffentlichem Eigentum. Da private Eigentümer andere Verwertungsinteressen bzw. Preisvorstellungen haben können, ist die Vermarktbarkeit und die Verfügbarkeit von privaten Flächen für die Zwecke der kommunalen Wirtschaftsförderung eingeschränkt bzw. unsicher. Der Jade-Weser-Raum hat an seiner Küste und auf den vorgelagerten Inseln eine große Zahl etablierter Tourismusstandorte. Für die meisten dieser Standorte ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig. Die Ostfriesischen Inseln sind wirtschaftlich sogar fast ausschließlich vom Fremdenverkehr abhängig. Das Landesinnere der Region ist demgegenüber bislang touristisch vergleichsweise wenig erschlossen. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre konnten die Übernachtungen im Jade-Weser-Raum im Vergleich zum Bundesgebiet überdurchschnittlich gesteigert werden. Insbesondere der Landkreis Friesland und die Stadt Wilhelmshaven hatten Zuwächse zu verzeichnen, wogegen die Übernachtungszahlen im Landkreis Wittmund nur leicht zulegten und im Landkreis Wesermarsch sogar rückläufig waren. Die Auslastung der Bettenkapazitäten lag in der Region nur geringfügig unter dem Bundeswert und dem Durchschnitt in Niedersachsen. Öffentliche Finanzen und regionalpolitische Aktivitäten Die Gewerbesteuereinnahmen (netto je Einwohner) liegen im Jade-Weser-Raum insgesamt um etwa ein Fünftel unter dem Landesdurchschnitt. Lediglich im Landkreis Wesermarsch sind die Einnahmen aus der Gewerbesteuer deutlich höher. Die übrigen Teilräume der Region haben weit unterdurchschnittliche Gewerbesteuereinnahmen. Der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer (je Einwohner) liegt in den Gemeinden des Jade-Weser-Raums etwa um ein Zehntel unter dem Landesdurchschnitt. Insbesondere im Landkreis Wittmund ist der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer vergleichsweise niedrig. Die Stadt Wilhelmshaven erreicht mit ihren Einnahmen genau den Landesdurchschnitt, im Vergleich zu anderen Städten dieser Größenordnung liegt sie damit allerdings am unteren Rand. Die Wirtschaftsförderungsaktivitäten der Landkreise sowie der Stadt Wilhelmshaven sind unterschiedlich organisiert. Während die Wirtschaftsförderung in den Landkreisen Friesland und Wittmund bei den jeweiligen Kreisverwaltungen angesiedelt ist, sind Ende der 90er Jahre im Landkreis Wesermarsch und der Stadt Wilhelmshaven privatrechtlich organisierte Wirtschaftsförderungsgesellschaften gegründet worden. Im Landkreis Wittmund arbeitet zudem der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. Neben den Gebietskörperschaften sind auch Sparkassen, Banken sowie weitere Unternehmen und Institutionen an diesen Gesellschaften beteiligt. Das Aufgabenspektrum der Wirtschaftsförderung im Jade-Weser-Raum umfasst alle klassischen Tätigkeiten wie Bestandsentwicklung, Unternehmenskontakte, Unternehmensansiedlungen, Existenzgründungsförderung, Fördermittelberatung, Vermittlung von Gewerbeflächen und Gewerbeobjekten. Weitere Aufgaben sind die Innovations- und Technologieerstberatung sowie die Weitervermittlung an spezialisierte Berater, die Beteiligung an überregionalen Netzwerken, die Koordinierung von Wirtschaftsförderungsaktivitäten der Gemeinden, die Verwaltung eigener Förderprogramme sowie die Tourismusförderung. XIII Jade-Weser-Raum Das Kooperationsklima zwischen den Wirtschaftsförderungsakteuren in der Region wird allgemein positiv eingeschätzt. Die Planungen für den Jade-Weser-Port haben eine Aufbruchstimmung erzeugt. Das Bestreben, dieses regionalwirtschaftlich bedeutende Vorhaben in Wilhelmshaven zu realisieren, eint trotz teilweise unterschiedlicher Interessen und der „natürlichen“ Konkurrenz zwischen den Wirtschaftsstandorten die Wirtschaftsförderer im Jade-Weser-Raum. XIV Vorspann und Kurzfassung Baustein II: Abschätzung der regionalwirtschaftlichen Auswirkungen des geplanten Jade-Weser-Ports Mit dem Projekt Container-Terminal Jade-Weser-Port verknüpfen sich in der Region große Erwartungen hinsichtlich der damit verbundenen wirtschaftlichen Entwicklungsimpulse. Dies gilt insbesondere für die Entstehung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten. In der im Februar 2000 vorgestellten Machbarkeitsstudie ist der Personalbedarf auf dem Terminal unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten in Abhängigkeit von Umschlagentwicklung und eingesetzter Umschlag- und Lagertechnik differenziert berechnet worden. Die weiteren Effekte für die Region sind nur sehr grob im Sinne einer aller ersten überschlägigen Quantifizierung geschätzt worden. Im Baustein II der für die Stadt Wilhelmshaven und die drei Landkreise Friesland, Wittmund und Wesermarsch zu erarbeitenden Entwicklungskonzepte werden daher die zu erwartenden wirtschaftlichen Auswirkungen des Jade-Weser-Ports auf die Stadt Wilhelmshaven und die Region genauer untersucht. Die wirtschaftlichen Impulse, die von einer völlig neuen Hafenanlage für eine Region erwartet werden können, lassen sich nicht mit mathematisch-statistischen Methoden im Sinne einer zuverlässigen Beweisführung ableiten. Daher wird in dieser Studie versucht, sich dem Thema auf unterschiedlichen Wegen zu nähern, um durch das gegenseitige Absichern von quantitativen Ergebnissen zu einer größtmöglichen Plausibilität der Ergebnisse zu gelangen. Die Untersuchung gliedert sich dabei in zwei große Blöcke: ! Der erste Untersuchungsblock befasst sich mit den Beschäftigungseffekten des Terminals sowie in den unmittelbar vor- und nachgelagerten Bereichen, d.h. vor allem in der Verkehrswirtschaft. Basis dieses Teils sind zum einen die Machbarkeitsstudie zum Jade-Weser-Port, zum anderen Studien von PLANCO Consulting und dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik zur Hafenabhängigkeit der Städte Hamburg, Bremen und Bremerhaven, deren Ergebnisse in einem differenzierten Verfahren soweit möglich auf Wilhelmshaven übertragen werden. Diese Ergebnisse werden anhand von Daten der amtlichen Statistik zur Beschäftigungsentwicklung im Verkehrssektor auf Plausibilität überprüft. Die Beschäftigungseffekte des Terminals selbst ergeben sich aus der Machbarkeitsstudie in einer Spannweite von 900 bis 1.100 Arbeitsplätzen. In den unmittelbar vor- und nachgelagerten Bereichen werden die Beschäftigungswirkungen auf Basis der verschiedenen Studien mit einem Korridor von 1.000 bis 1.900 Arbeitsplätzen abgeleitet, je nachdem, welche Basis bezüglich der Beschäftigung auf dem Terminal zugrundegelegt wird und wie der prognostizierte hohe Anteil des Feederverkehrs bewertet wird. Dieser Korridor gilt im Prinzip für die erste Baustufe mit Vollauslastung der Kapazität von 1,8 Mio. TEU 4 etwa bis 2013/2015, der höhere Wert sollte aber eher als Beschäftigungseffekt weiterer Ausbaustufen mit dann höherem Hinterlandverkehr angesehen werden. ! Im zweiten Untersuchungsblock, dessen Schwerpunkt die Beschäftigungswirkungen im Verarbeitenden Gewerbe sind, wird zunächst anhand eines Städtevergleichs von Hafen- und Nicht-Hafenstädten ermittelt, welche Industrie- und sonstigen Wirtschaftszweige in besonderem Maße an Hafenstandorten vertreten sind. Diese Vergleichsmethode bestätigt im Wesentlichen die o.g. Größenordnung der Beschäftigungseffekte im Verkehrssektor und im Großhandel, zeigt aber darüber hinaus ein erhebliches Ausstattungsdefizit der Stadt Wilhelmshaven in den unternehmensbezogenen Dienstleistungen einschließlich Finanzdienstleistungen, das allein bei einem Aufholen des Abstandes zum Durchschnitt der kleineren Hafenstädte (Lübeck, Emden und Bremerhaven) ein Beschäftigungspotenzial von bis zu 800 Arbeitsplätzen beinhaltet. 4 Twenty-foot-container Equivalant Units XV Jade-Weser-Raum Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes kristallisieren sich Mineralölverarbeitung und chemische Industrie sowie Stahlerzeugung und -verarbeitung – teilweise im Verbund mit Schiffbau und Luftfahrzeugbau – als Industriezweige mit besonderem Standortschwerpunkt in Hafenstädten heraus. Diese Wirtschaftszweige, ergänzt um weitere Branchen der Investitionsgüterindustrie, bieten mit Ausnahme des Schiffbaus aufgrund positiver Wachstumsprognosen und hoher Exportquoten gute Chancen auf eine positive Entwicklung des endogenen Potenzials der Region und auch für Neuakquisitionen im Zusammenhang mit dem Hafenprojekt. Ergänzend zu dem bundesdeutschen Hafenstadtvergleich wird ein kurzer Überblick über ausgewählte west- und südeuropäische Hafenstandorte bzw. Containerhäfen gegeben. Dieser zeigt wiederum den hohen Stellenwert angelagerter logistischer Aktivitäten. Darüber hinaus bildet die chemische Industrie an allen betrachteten westeuropäischen Häfen (Rotterdam, Antwerpen, Vlissingen und Terneuzen) die größte und dynamischste Wirtschaftsgruppe innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes. Den Entwicklungsperspektiven der Chemischen Industrie in Wilhelmshaven wird daher ein gesondertes Kapitel gewidmet. Angestoßen durch die Planungen zum Jade-Weser-Port gibt es hier interessante Überlegungen zur Weiterentwicklung der vorhandenen Raffinerie und der Chlor- und PVC-Produktion zu einem größeren Chemieverbund, der durch nachgelagerte Kunststoffproduktionen für verschiedenste Anwendungsbereiche ergänzt werden kann. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist nach Aussagen der beteiligten Unternehmen allerdings die Herstellung einer ProduktenPipeline-Verbindung in das Ruhrgebiet, deren Finanzierung noch völlig offen ist. Das Thema Pipeline-Vernetzung der norddeutschen Chemiestandorte Heide/Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven ist für die langfristige Sicherung aller drei Standorte von großer Bedeutung. Die von der Chemischen Industrie in Wilhelmshaven entwickelte Vision umfasst neben der langfristigen Standortsicherung der Chlorproduktion ein zusätzliches Beschäftigungsvolumen von rd. 750 Arbeitsplätzen in der Grundstoffchemie selber sowie in anzusiedelnden Kontraktfirmen für Wartungsarbeiten und darüber hinaus ein noch nicht quantifizierbares Ansiedlungspotenzial in einem Chemiepark für die angesprochenen nachgelagerten Produktionen (hier vorsichtig mit rd. 250 Arbeitsplätzen geschätzt). Zur Einschätzung der möglichen Ausstrahlung eines Jade-Weser-Ports in die Region sowie endogener Entwicklungspotenziale wurde eine Unternehmensbefragung bei 93 Firmen mit etwa gleicher Verteilung auf die Stadt Wilhelmshaven und die drei umliegenden Landkreise durchgeführt. Mit 66 antwortenden Firmen (entsprechend 70 %) konnte ein ausgesprochen guter Rücklauf erreicht werden. Insgesamt zeigen die Befragungsergebnisse eine relativ hohe Investitionsbereitschaft der Unternehmen am Ort - vermutlich auch ohne Jade-Weser-Port -, was auf eine recht große Standortbindung bei den eher mittelständisch geprägten Unternehmen schließen lässt. Die relative Unabhängigkeit der Wirtschaft vor Ort vom Überseeverkehr dokumentiert sich in der regionalen Verteilung von Rohstoff- bzw. Vorleistungsbezug sowie Kunden, die jeweils weit überwiegend in Nordwest-Niedersachsen und dem übrigen Deutschland (bis zu drei Viertel der Nennungen) sowie dem kontinentalen Europa (40 % der Nennungen) zuzurechnen sind. Entsprechend ist der LKW das weitaus bedeutendste Transportmittel (von mehr als zwei Dritteln der Unternehmen genannt). Trotz der zur Zeit eher geringen Affinität der regionalen Wirtschaft zu Seeverkehr und Containerumschlag verbinden die meisten Unternehmen dennoch positive Erwartungen für ihre geschäftlichen Aktivitäten mit dem Hafenprojekt. Dies gilt natürlich in besonderem Maße für Logistik- und andere Dienstleistungen. Von mehreren Firmen wurden diese Erwartungen im Hinblick auf mögliche zusätzliche Mitarbeiter quantifiziert, die in der Summe ein Beschäftigungspotenzial von rd. 300 XVI Vorspann und Kurzfassung Arbeitsplätzen ergeben. Diese Zahl darf allerdings nicht auf die Gesamtheit der angeschriebenen Betriebe hochgerechnet werden, da anzunehmen ist, dass die Firmen, die nicht geantwortet haben, dem Projekt eher weniger positiv gegenüberstehen als diejenigen, die sich an der Befragung beteiligt haben. Auch darf dieses Ergebnis nicht auf die statistisch ermittelte Größenordnung aufgeschlagen werden, sondern sie sollte eher als Untermauerung der theoretischen Betrachtung angesehen werden, die einen Eindruck vom Verhältnis von endogen (durch Erweiterungen) zu exogen (Neuansiedlungen) entstehenden Aktivitäten gibt. In alle Untersuchungsschritte fließen die Ergebnisse zahlreicher durchgeführter Expertengespräche mit ein. Darin wurden insbesondere die wahrscheinlich zu erwartende Arbeitsteilung zwischen den deutschen Containerhäfen hinsichtlich der Hafen- und Umschlagfunktionen im engeren Sinne und weiterer nachgelagerter Hafenfunktionen sowie die damit verbundenen oberzentralen Dienstleistungen in den großen Großstädten Hamburg und Bremen thematisiert. Die in der Stadt Wilhelmshaven und der Jade-Weser-Region durch den Jade-Weser-Port neu entstehenden Arbeitsplätze auf dem Terminal, in der Verkehrswirtschaft und weiteren hafenbezogenen Dienstleistungsbereichen sowie in ggf. in der Chemischen Industrie führen zu einer Erhöhung der Einkommen in der Region. Die Verausgabung dieser Einkommen erfolgt weitgehend in der Region für Wohnen, Einkaufen/Versorgung und haushaltsbezogene Dienstleistungen. Daraus entstehen weitere Beschäftigungsmöglichkeiten und Einkommen, die es zu quantifizieren gilt. Die hierzu erforderlichen Kenngrößen aus der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung liegen für den JadeWeser-Raum nicht vor. Da eigene Schätzungen an dieser Stelle nicht vorgenommen werden können, wird statt dessen auf andere regionale Studien zurückgegriffen. Dem BAW liegen hierzu drei Studien mit Multiplikatoren in einer Spannweite von unter 1,1 bis 1,5 vor. Unter Modifizierung der in den zitierten Studien verwendeten Formeln zur Quantifizierung des Einkommensmultiplikators und unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Einkommensmultiplikator für eine große Region grundsätzlich größer ist als für eine kleine Region, aus der ein höherer Teil des Einkommens für Importe abfließt, wird hier für die vier betroffenen Kreise der Einkommensmultiplikator auf 1,2 geschätzt, d.h. ein neuer Arbeitsplatz im Zusammenhang mit dem Jade-Weser-Port induziert 0,2 weitere Arbeitsplätze in der Region. Je nach Entwicklung der Hafenwirtschaft und damit verbundener produzierender Bereiche ergeben sich zusätzlich rd. 400 bis 1.000 Arbeitsplätze. Zusammengefasst ergibt sich ein Entwicklungskorridor mit den folgenden Beschäftigungskomponenten: Terminalbetrieb: 900 – 1.100 Verkehrswirtschaft, Logistik: 700 – 1.000 Großhandel: 300 – 900 Sonstige Dienstleistungen: 0– 800 Chemische Industrie: 0 – 1.000 Zwischensumme: Einkommensmultiplikator (1,20): Gesamtsumme: 1.900 – 4.800 380 – 960 2.280 – 5.760 Die Gesamtsumme der möglichen Beschäftigungseffekte des Jade-Weser-Ports bewegt sich also in einer Spanne zwischen rund 2.300 und 5.800 Beschäftigten. Die letztgenannte Größenordnung wird voraussichtlich eher mit der Realisierung weiterer Baustufen erreicht werden, wenn der Hinterlandverkehr ähnliche Ausmaße annimmt wie heute in Bremerhaven. Produktivitätsfortschritte XVII Jade-Weser-Raum kompensieren zudem erfahrungsgemäß einen Teil des mit zusätzlichem Ladungsaufkommen verbundenen Arbeitsaufwands. Von den neuen Arbeitsplätzen wird der größere Teil unmittelbar auf dem Terminal und in seiner Nähe geschaffen werden, während ein Potenzial von bis zu 1.000 einkommensinduzierten Arbeitsplätzen sowie ein Teil der Dienstleistungsarbeitsplätze eher wohnortnah in den Landkreisen gesichert und neu entstehen wird. XVIII Vorspann und Kurzfassung Baustein III: Empfehlungen für eine regionalwirtschaftlich effiziente Umsetzung des Projekts und Einbindung in bestehende regionale Entwicklungsvorstellungen Im Laufe der Arbeiten an den Handlungsfeldern für eine regionalwirtschaftlich effiziente Einbindung des Jade-Weser-Ports haben sich einige übergreifende Ziele und Handlungsnotwendigkeiten herauskristallisiert, die als vier Leitziele formuliert werden: - Leitziel 1: Nutzung der Effekte des Jade-Weser-Ports und regionalwirtschaftlich effiziente Einbindung des Vorhabens: Der Jade-Weser-Port bedeutet eine einmalige Gelegenheit, die regionalwirtschaftliche Situation des Jade-Weser-Raums nachhaltig zu verbessern. Die Chancen, die das Hafenprojekt bietet, müssen deshalb aktiv von der Region genutzt werden. - Leitziel 2: Verbesserung der regionalen Kooperation und Arbeitsteilung, Nutzung von Synergieeffekten: Der Jade-Weser-Port ist ein Projekt, das weit über die Stadtgrenzen Wilhelmshavens hinaus regionalwirtschaftliche Bedeutung hat. Nur wenn die gesamte Region bei der Realisierung des Hafens „an einem Strang zieht“, können die entsprechenden Rahmenbedingungen für eine effiziente Einbindung des Vorhaben geschaffen werden. - Leitziel 3: Ausbau und Aufwertung der wirtschaftsnahen Infrastruktur: Die Planungen für den Jade-Weser-Port eröffnen die Chance einer nachhaltigen Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Jade-Weser-Raum, die für alle Wirtschaftszweige relevant ist. Diese Gelegenheit muss genutzt werden. Darüber hinaus gilt es, ein hochwertiges regionales Gewerbeflächenangebot für innerregionale Erweiterungen und überregionale Ansiedlungen bereit zu stellen. - Leitziel 4: Wahrung der touristischen Belange bei der Realisierung des Jade-WeserPorts: Die herausragende Bedeutung des Tourismus für den Jade-Weser-Raum macht es dringend erforderlich, die touristischen Belange bei der Realisierung des Jade-Weser-Ports zu berücksichtigen. Die konkreten Handlungsvorschläge im Rahmen dieses Bausteins sind zu vier Handlungsfeldern gebündelt worden: - Handlungsfeld 1: Verkehrsinfrastruktur, - Handlungsfeld 2: Gewerbeflächen, - Handlungsfeld 3: Wirtschaftsförderung und Standortmarketing sowie - Handlungsfeld 4: Tourismus. Handlungsfeld 1: Verkehrsinfrastruktur Durch die Realisierung des Jade-Weser-Ports ist zu erwarten, dass die Verkehrsinfrastruktur der Region stärker belastet wird und damit höheren Qualitätsanforderungen genügen muss als bisher. Neben einer Zunahme der Pendlerströme und des Geschäftsreiseverkehrs ist v.a. mit einer Verstärkung des Güterverkehrs zu rechnen. Einige Hinterlandverbindungen sind für den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr qualitativ nicht ausreichend ausgebaut. Im Rahmen des Hafenneubaus ist eine deutliche Aufwertung der Verkehrsinfrastruktur des Jade-Weser-Raums erforderlich. Diese hat sich insbesondere an den Erfordernissen des schienen- und straßengebundenen Güter- XIX Jade-Weser-Raum verkehrs zu orientieren. Darüber hinaus sind die Anforderungen der zusätzlichen Pendlerverkehre, der Geschäftsreisenden, der neu entstehenden Nachfrage nach Luftverkehrsverbindungen und auch des Tourismus zu berücksichtigen. Ein Neubau der A 22 („Küstenautobahn“) ist aktuell wieder in der Diskussion. Das Land Niedersachsen hat diese Autobahn für den nächsten Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Durch den Bau des regionalen Teilstücks der A 22 zwischen der A 27 südlich von Bremerhaven und der A 28 bei Westerstede würden die verkehrliche Situation und die Standortbedingungen des Jade-WeserRaums entscheidend verbessert. Die Planungen für die Küstenautobahn sind daher mit allem Nachdruck zu verfolgen. Im weiteren Verlauf des Autobahnnetzes sollte zudem bei Delmenhorst der direkte Anschluss der A 28 an die A 1 hergestellt werden. Da Planung und Bau der A 22 noch einige Jahre in Anspruch nehmen dürften und mit einer Realisierung der Autobahn nicht zeitnah mit der Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports gerechnet werden kann, sollten auf den Bundesstraßen der Region die wichtigsten Engpässe beseitigt werden. Ein weiteres zentrales Handlungsfeld im Hinblick auf die regionale Verkehrsinfrastruktur ist die Verbesserung der Bahnverbindungen im Jade-Weser-Raum. Hier sind bislang die größten Schwächen der Region zu verzeichnen. Handlungsbedarf besteht v.a. im Hinblick auf einen durchgehend zweigleisigen Ausbau, die Elektrifizierung und die Beseitigung der Langsamfahrstrecken auf der Verbindung von Wilhelmshaven nach Oldenburg sowie einen Ausbau der Bahnverbindung von Sande Richtung Esens, insbesondere der Strecke zum geplanten Jade-Weser-Port. Mit dem Ausund Neubau der genannten Bahnstrecken werden lediglich die technischen Voraussetzungen für einen verbesserten Schienenverkehr geschaffen. Entscheidend für eine Qualitätsverbesserung ist eine entsprechende Fahrplandichte im Cargo- und Personenverkehr durch die Deutsche Bahn AG bzw. die NordWestBahn sowie die Beibehaltung einer mindestens „InterRegio-gleichen“ Verbindung mit umsteigefreien Zügen nach Hannover. Für die Bewältigung der im Rahmen des Jade-WeserPorts anfallenden zusätzlichen Pendlerverkehre ist zudem ein Ausbau der Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erforderlich. Handlungsfeld 2: Gewerbeflächen Die Planungen für den Jade-Weser-Port stellen die Gewerbeflächenpolitik der Region vor besondere Herausforderungen. Neben den eigentlichen Hafenflächen, die nach den bisherigen Planungen ausschließlich durch Aufspülungen vor den Wilhelmshavener Grodenflächen gewonnen werden sollen, geht es vor allem um die Frage, welcher weitergehende Flächenbedarf bei Realisierung des neuen Hafens entstehen wird. Folgende Gewerbeflächennachfrage kann erwartet werden: - Flächen für hafenorientierte Betriebe (Logistikbetriebe, sonstige Serviceunternehmen etc.), die sich im unmittelbaren räumlichen Umfeld des Jade-Weser-Ports ansiedeln werden, - Flächen für hafenorientierte Betriebe, die im weiteren Umfeld des Hafens entweder ihren Betrieb erweitern oder sich neu ansiedeln, - Flächen für Betriebe der Chemischen Industrie in Wilhelmshaven („Chemiestandort Wilhelmshaven“, „Chemiepark“) sowie - Flächen für die sonstigen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes, die wegen des Jade-WeserPorts ihre Aktivitäten ausweiten. Um die regionalwirtschaftlichen Potenziale des Jade-Weser-Ports nutzen zu können, muss für die genannten Zielgruppen ein quantitativ ausreichendes und qualitativ hochwertiges Gewerbeflächenangebot bereitgehalten werden. Angesichts der besonderen Herausforderungen des ge- XX Vorspann und Kurzfassung planten Hafens an die kommunale Gewerbeflächenpolitik des Jade-Weser-Raums wird zudem eine regionale Abstimmung und räumliche Konzentration der Entwicklung hafenrelevanter Flächen sowie weiterer hochwertiger Standorte empfohlen. Eine interkommunale Kooperation bei Gewerbegebieten darf nicht mit der Entwicklung der Flächen enden, sondern muss auch deren Vermarktung mit einschließen. Insbesondere bei Gewerbeflächen, die für hafenorientierte Betriebe interessant sind, ist eine überregionale, auf bestimmte Zielgruppen orientierte und interkommunal gebündelte Vermarktungsstrategie und -organisation erforderlich. Eng verknüpft mit der Entwicklung von Gewerbeflächen ist die Problematik der Kompensationsmaßnahmen. Im Rahmen der Planungen für den Jade-Weser-Port werden umfangreiche Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für die aufzuspülenden Hafenflächen sowie eine Vertiefung der seeseitigen Zufahrt notwendig, die nicht alleine auf dem Gebiet der Stadt Wilhelmshaven bewältigt werden können. Auch hierfür ist eine Kooperation und Arbeitsteilung aller Kommunen im JadeWeser-Raum ggf. auch unter Einbeziehung benachbarter Regionen notwendig. Ausgehend von diesen Feststellungen werden für eine regionalwirtschaftlich effiziente Einbindung des Jade-Weser-Ports die folgenden Projektvorschläge unterbreitet: ! Projektvorschlag: Schaffung eines regionalen Gewerbeflächenpools für hafenrelevante Flächen und gemeinsame Vermarktung der Flächen ! Projektvorschlag: Schaffung eines regionalen Pools für Kompensationsflächen Handlungsfeld 3: Wirtschaftsförderung und Standortmarketing Das Hafenprojekt wird für die Wirtschaftsförderung und das Standortmarketing im Jade-WeserRaum Chancen bieten, die es unbedingt zu nutzen gilt: - Die künftigen Hafenaktivitäten machen die Ansiedlung von neuen unternehmerischen Zielgruppen mit speziellen infrastrukturellen Anforderungen in der Region möglich. Hierfür müssen die Anstrengungen der Wirtschaftsförderung in der Ansiedlungswerbung intensiviert werden. Zudem wird ein Teil der bestehende Betriebe seine Aktivitäten ausweiten. Beide Zielgruppen müssen von den Akteuren der Wirtschaftsförderung im Jade-Weser-Raum, z.B. bei Suche nach geeigneten Gewerbeflächen, entsprechend unterstützt werden. - Der Bau des Jade-Weser-Ports wird von der ansässigen Chemieindustrie als möglicher Auslöser für einen Ausbau des Chemiestandortes Wilhelmshaven angesehen. Zudem ist die Situation für Neuinvestitionen in der chemischen Grundstoffindustrie derzeit günstig. Bei Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen kann ein „Dominoeffekt“ eintreten, durch den Wilhelmshaven zu einem gegenüber heute wesentlich bedeutenderen Chemiestandort werden könnte. - Der neue Hafen wird einen deutlichen Imagegewinn für die Region bewirken. Um die hiervon zu erwartenden positiven Effekte für die wirtschaftliche Entwicklung nutzen zu können, sind begleitende Maßnahmen des Standortmarketings nach außen und nach innen erforderlich. - Aufgrund der Größe und der überregionalen Ausstrahlung des Hafenprojektes ist ein gemeinsames, koordiniertes Vorgehen aller Akteure der Wirtschaftsförderung im Jade-WeserRaum erforderlich. Ein unkoordiniertes Nebeneinander von Wirtschaftsförderungsaktivitäten lässt Synergieeffekte ungenutzt und wird der Bedeutung des Jade-Weser-Ports nicht gerecht. Diese Handlungsnotwendigkeiten machen eine Intensivierung und Neuorientierung der Wirtschaftsförderungs- und Standortmarketingaktivitäten zwingend erforderlich. Es gilt den JadeWeser-Port als Gewinn für die Region gezielt und effizient nach außen und innen zu vermarkten. XXI Jade-Weser-Raum Nach außen muss für den Jade-Weser-Raum im Rahmen eines gemeinsamen regionalen Standortmarketings eine Ansiedlungsoffensive für hafenorientierte Betriebe initiiert werden. Ansiedlungswillige Unternehmen müssen intensiv betreut werden. Aber auch nach innen sind das Standortmarketing und die Wirtschaftsförderung der Region zu verbessern und zu intensivieren. Es gilt, die ansässigen Unternehmen für die Chancen des Jade-Weser-Ports zu sensibilisieren und Erweiterungsvorhaben aktiv zu unterstützen. Die oben kurz skizzierten Aufgaben stellen an die Wirtschaftsförderungsaktivitäten im Jade-WeserRaum die folgenden Anforderungen: - Weiterentwicklung in Richtung auf eine leistungs- und marktorientierte Wirtschaftsförderung mit einer Neuorientierung der Aufgabenfelder, die die besonderen Herausforderungen des JadeWeser-Ports widerspiegeln muss, - Aufwertung der Wirtschaftsförderung in den Landkreisen, Städten und Gemeinden sowie Wahrnehmung dieser Aufgabe als eines der zentralen kommunalen Handlungsfelder („Wirtschaftsförderung als Chefsache“), - Ausweitung der personellen und finanziellen Ressourcen für Wirtschaftsförderung auf Ebene der Landkreise, aber auch der einzelnen Städte und Gemeinden, - effizienzsteigernde Verbesserung der Arbeitsteilung und Kooperationsbeziehungen zwischen den verschiedenen regionalen Wirtschaftsförderungsakteuren im Jade-Weser-Raum. Die Gründung einer neuen Organisationsform ist hierfür nicht erforderlich. Ausgehend von diesen Feststellungen wird der folgende Projektvorschlag unterbreitet: ! Projektvorschlag: Wirtschaftsförderungsnetzwerk Jade-Weser-Raum (zur regionalwirtschaftlich effizienten Umsetzung des geplanten Hafens) Handlungsfeld 4: Tourismus Beim Jade-Weser-Port handelt es sich um ein Großprojekt, das durch die erforderlichen Anlagen und Flächen im unmittelbaren Hafengebiet sowie durch See- und Hinterlandverkehre Auswirkungen auf den Tourismus erwarten lässt. Zusätzliche Auswirkungen auf touristische Einrichtungen sind zudem bei einer Erweiterung des Chemiestandortes Wilhelmshaven möglich. Sowohl bei den Hafenplanungen als auch beim Ausbau der Chemischen Industrie dürfte die Betroffenheit im unmittelbaren Umfeld der künftigen Anlagen am größten sein. Neben möglichen negativen Effekten kann sich der Jade-Weser-Port - in geringerem Maße - auch positiv auf den Tourismus in der Region auswirken. Zum einen kann sich der Hafen selbst zu einem Anziehungspunkt entwickeln (Hafenbesichtigung, Hafenrundfahrt etc.) sowie der Verkehr von Containerschiffen im Fahrwasser der Jade für die Touristen an der Küste einen Attraktivitätsfaktor darstellen. Darüber hinaus wird der überregionale Bekanntheitsgrad der Region insgesamt durch die Realisierung des Jade-WeserPorts steigen und damit die Erschließung zusätzlicher Gästepotenziale möglich machen. Die herausragende Bedeutung des Tourismus für den Jade-Weser-Raum macht es dringend erforderlich, die touristischen Belange bei der Realisierung des Jade-Weser-Ports zu berücksichtigen. Gleiches gilt für den möglichen Ausbau des Chemiestandortes Wilhelmshaven. Für den Tourismus im Umfeld des Jade-Weser-Ports und des Chemiestandortes Wilhelmshaven wird vorgeschlagen, die bereits bestehenden räumlichen Schwerpunktsetzungen der Tourismusnutzungen im Jade-Weser-Raum weiter zu führen, um Konflikte, die vom Hafen und vom den industriellen Anlagen ausgehen können, zu vermeiden: XXII Vorspann und Kurzfassung - In Nähe des Jade-Weser-Ports sollten auch weiterhin schwerpunktmäßig solche Formen des Tourismus entwickelt werden, die Erlebnischarakter haben und aktivitätsorientiert sind (Sport, Spiel, Spaß, Events etc.). - In weiterer Entfernung vom Jade-Weser-Port sind die Schwerpunkte „landschaftsgebundener Erholungstourismus“ und „Kurwesen“ weiter zu entwickeln. - Die Stadt Wilhelmshaven selbst bietet sich v.a. für Tagesausflüge in Verbindung mit Sightseeing, Einkaufs- und Kulturaktivitäten sowie Besichtigung des Jade-Weser-Ports an. Des weiteren gilt es den Wegfall des Geniusstrandes in Wilhelmshaven aufzufangen, die touristischen Potenziale des Landesinneren stärker auszuschöpfen, eine verstärkte Auslastung der Tourismusinfrastruktur außerhalb der Sommersaison anzustreben und die Attraktivität der Tourismusstandorte im Jade-Weser-Raum insgesamt weiter zu steigern. Auf Grundlage einer umfassenden Beweissicherung muss darüber hinaus laufend überprüft werden, ob die Baumaßnahmen des Jade-Weser-Ports auf die touristisch genutzten Küstenabschnitte, aber auch auf den Gesamtsandhaushalt des Wattenmeeres spürbar negative Auswirkungen haben. Ggf. sind von Seiten der zuständigen Behörden des Landes und des Bundes entsprechende Gegen- bzw. Kompensationsmaßnahmen zu ergreifen. Der Jade-Weser-Port wird auf den Schifffahrtswegen vor der Küste der Region das Verkehrsaufkommen erhöhen und kann damit auch das Risiko von Havarien verstärken. Die hiermit verbundenen Notfallkonzepte müssen im Hinblick auf den Jade-Weser-Port und das zusätzliche Verkehrsaufkommen überprüft und optimiert werden. Der zukünftig erhöhte Schiffsverkehr sollte im Interesse der Tourismusstandorte von den Küsten des Jade-Weser-Raums weg verlagert werden. Ausgehend von diesen Feststellungen wird für eine regionalwirtschaftlich effiziente Einbindung des Jade-Weser-Ports der folgende Projektvorschlag unterbreitet: ! Projektvorschlag: Vermarktung des Jade-Weser-Ports und des Schiffsverkehrs als Tourismusattraktion Konsequenzen für das weitere Vorgehen Die Handlungsempfehlungen und Projektvorschläge sind lediglich der erste Schritt eines Prozesses, der zu einer regionalwirtschaftlich effizienten Umsetzung des Jade-Weser-Ports und einer Einbindung des Vorhabens in bestehende regionale Entwicklungsvorstellungen führen soll. Der Prozesscharakter des Gutachtens macht eine Reihe weiterer Schritte erforderlich. Entscheidend ist, dass die Empfehlungen jetzt in der Region kommuniziert, diskutiert und umgesetzt werden. Die Planungen für den Jade-Weser-Port sind derzeit ein zentrales Thema in der Region. Die Chance, einen neuen Tiefwasserhafen für Containerschiffe am Standort Wilhelmshaven realisieren zu können, hat unter den regionalen Akteuren zu einer Aufbruchstimmung geführt. Dieser Schwung muss zügig zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen und Projektvorschläge genutzt werden. Die hierfür notwendigen Planungszeiträume dürfen nicht unterschätzt werden. Die Umsetzung der Handlungsempfehlungen und Projektvorschläge sowie ihre strategische Ausrichtung müssen zusammen mit den Hafenplanungen laufend beobachtet und überprüft werden. Ggf. müssen die Empfehlungen an aktuelle Entwicklungen angepasst werden. Zu festen Terminen XXIII Jade-Weser-Raum – z.B. jährlich – sollten Rechenschaftsberichte erstellt werden, die den Stand der Umsetzungen dokumentieren und die nächsten Handlungsschritte bzw. neuen Handlungsbedarf aufzeigen. XXIV Vorspann und Kurzfassung I-1 BAUSTEIN I: Jade-Weser-Raum - Baustein I STÄRKEN-SCHWÄCHEN-ANALYSE DES RAUMS (OHNE JADE-WESER-PORT) 1. RAUM- UND SIEDLUNGSSTRUKTUR 1.1 Grundzüge der Raum- und Verwaltungsstrukturen JADE-WESER- ! Das Untersuchungsgebiet Jade-Weser-Raum setzt sich aus den Landkreisen Friesland, Wesermarsch und Wittmund sowie der kreisfreien Stadt Wilhelmshaven zusammen. Es umfasst 24 Städte und Gemeinden (Samtgemeinden) mit zusammen fast 340.000 Einwohnern (Karte 1.1-1). Jade-Weser-Raum: kreisfreie Stadt Wilhelmshaven sowie die Landkreise Friesland, Wesermarsch und Wittmund ! Der Untersuchungsraum wird im Norden von der niedersächsischen Nordseeküste und im Osten von der Unterweser begrenzt und umfasst auch die Nordseeinseln Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge. Der Jadebusen bildet einen zusätzlichen tiefen Einschnitt, so dass beispielsweise große Teil der Wesermarsch an drei Seiten „vom Wasser umgeben“ sind. Nordseeküste und Unterweser als Grenze ! Aus dieser Küstenlage ergeben sich einerseits spezifische Standortvorteile für Schifffahrt und Häfen, so z.B. durch den einzigen deutschen Tiefseewasserhafen Wilhelmshaven oder die Häfen an der Unterweser, sowie auch für industrielle Anlagen am seeschifftiefen Fahrwasser (u.a. Wilhelmshaven, Nordenham). Darüber hinaus bietet die Küstenlage bedeutsame Potenziale für den Tourismus auf den Inseln und an weiten Teilen der Nordseeküste. Spezifische Standortvorteile der Küstenlage: Häfen, seeschifftiefes Fahrwasser und Potenziale für den Tourismus ! Auf der anderen Seite sind die generellen Standortbedingungen für wirtschaftliche Aktivitäten mit nicht wassergebundenen überregionalen Verflechtungen durch die Küstenrandlage und die natürliche Grenze der Unterweser, die eine feste Landverbindung derzeit erst in Bremen bietet, ausgesprochen ungünstig. Die überregional bedeutsamen Linien des Straßen- und Schienenverkehrs gehen zudem großräumlich an der Jade-Weser-Region vorbei oder streifen sie zumindest nur randlich. Die Küstenlage bedeutet darüber hinaus auch für die zentralen Orte, dass sie in ihren Einzugsbereichen durch die Wasserlinie stark beschnitten sind. Standortnachteile: Barrieren der Küstenlinie und der Unterweser, Entfernung zu den überregional bedeutsamen Verkehrslinien ! Vor diesem Hintergrund ist der im Bau befindliche Wesertunnel, der eine Straßenverbindung zwischen der Wesermarsch und den Landkreisen Cuxhaven bzw. Bremerhaven bildet und damit die nördliche Wesermarsch an die Autobahn A 27 Bremerhaven – Bremen anschließen wird, ein herausragendes Projekt zur Verbesserung der wirtschaftlichen Standortbedingungen. Wesertunnel als herausragendes standortverbesserndes Projekt ! Die Bevölkerungsdichte im Jade-Weser-Raum liegt mit 155 Einwohnern/km² nur bei etwa zwei Dritteln des Bundesdurchschnitts. Die Region zählt entsprechend zu den vergleichsweise dünn besiedelten ländlichen Räumen in Deutschland. Der ländliche Charakter wird auch daran deutlich, dass nur etwa 11 % der Fläche bebaut und fast 77 % landwirtschaftliche Nutzflächen sind. Auch wasser- und naturnahe Flächen sind überrepräsentiert. Gegenüber knapp 30 % im Bundesdurchschnitt sind mit etwa 4 % nur sehr geringe Flächen mit Wald bestanden. Charakteristika eines dünnbesiedelten ländlichen Raums I-2 Ungleiche Bevölkerungsverteilung Bedeutung der umliegenden Oberzentren Bremen, Oldenburg und Bremerhaven Stärken-Schwächen-Analyse ! Die Bevölkerung ist innerhalb des Jade-Weser-Raums ungleich verteilt: Sie konzentriert sich vor allem im Oberzentrum Wilhelmshaven auf das mit 86.000 Einwohnern fast 26 % des Bevölkerungspotenzials entfällt. Dichter besiedelt sind die Achse entlang der B 210 (Schortens, Jever, Wittmund), das südliche Friesland (Varel, Bockhorn, Zetel) und die Weserschiene (Nordenham, Brake, Elsfleth). In großen Teilen des Landkreises Wittmund, in der westlichen Wesermarsch sowie im nördlichen Friesland ist die Besiedlungsdichte hingegen ausgesprochen gering. ! Die Stadt Wilhelmshaven ist mit deutlich weniger als 100.000 Einwohner ein vergleichsweise kleines Oberzentrum (Übersichtskarte: Raumstrukturen im Jade-Weser-Raum). Der Untersuchungsraum liegt deswegen auch im weiteren Einzugsbereich der Oberzentren Bremen (540.000 Einwohner) im Südosten, Oldenburg (154.000 Einwohner) im Süden und z.T. Bremerhaven (123.000 Einwohner) im Nordosten. Große Teile des Landkreises Wesermarsch sind wegen der naturräumlichen Barriere des Jadebusens bzw. auch der räumlichen Nähe ganz auf Oldenburg und Bremen ausgerichtet. ! Als Mittelzentren sind die Städte Nordenham (28.000 Einwohner) und Brake (16.000 Einwohner) im Landkreis Wesermarsch, die Städte Varel (25.000 Einwohner) und Jever (14.000 Einwohner) im Landkreis Friesland sowie die Stadt Wittmund (21.000 Einwohner) im gleichnamigen Landkreis eingestuft. Das zwischen Wilhelmshaven und Jever gelegene einwohnerstarke Schortens (21.000 Einwohner) ist Grundzentrum. Alle übrigen Städte und Gemeinden (Samtgemeinden) sind deutlich kleiner, ihre Bevölkerungszahlen liegen zwischen 11.000 Einwohnern (Zetel) und knapp 6.000 Einwohnern (Ovelgönne und Jade). Die Inseln haben auch aufgrund ihrer sehr geringen flächenmäßigen Ausdehnung und Einwohnerzahlen eine Sonderstellung: Langeoog (2.000 Einwohner), Wangerooge (1.200 Einwohner) und Spiekeroog (700 Einwohner). ! Aufgrund seiner Randlage an der Niedersächsischen Küste wird der JadeWeser-Raum von Stichstrecken an die bedeutsamen überregionalen Straßenoder Schienenverkehrsachsen angebunden (Übersichtskarte: Raumstrukturen im Jade-Weser-Raum). - Eine zentrale Achse für die Region ist die Autobahn A 29 vom Dreieck Ahlhorn (A 1) über Oldenburg (A 28) und Varel nach Wilhelmshaven. - Die Bundesstraßen B 212 bzw. B 211 erschließen die Wesermarsch von Bremen bzw. Oldenburg nach Nordenham. - Die Querverbindung B 437 verbindet den Wirtschaftsraum an der Ems und die Niederlande mit Varel und der mittleren Wesermarsch und zukünftig auch über den Wesertunnel mit den Standorten Bremerhaven und Hamburg. - Die B 210 Wilhelmshaven-Jever-Wittmund-Aurich-Emden erschließt als leistungsfähige Bundesstraße die Region in West-Ost-Richtung. - Von Bedeutung sind die Bahnstrecken Oldenburg-Wilhelmshaven (nicht elektrifiziert) sowie Hude-Nordenham und Sande-Jever-Wittmund. Karte 1.1-1: Wohnstandorte und Bevölkerungsdichte W ilhelm s have n C uxhaven H am bur g W ittm un d Stad e A urich Frieslan d B rem erhaven O sterholz W eserm arsc h E m de n B evö lkerung absolu t 1998 H arburg A m m erlan d 5000 Leer O ldenburg,St. 25000 R otenburg B rem e n O ldenburg Verde n C loppenbur g E m slan d 150000 D elm enhorst B evö lkerungsdichte (Einw ohner/km) 1998 C elle 12 00 un d m ehr 24 2 b is u nte r 12 00 16 5 b is u nte r 24 2 14 6 b is u nte r 16 5 12 0 b is u nte r 14 6 10 0 b is u nte r 12 0 u nte r 10 0 D iepholz Vechta N ienburg G rft. B entheim W an geroog e Spiekeroo g Lang eoo g W a ngerlan d E s en s Je ve r W ilh elm sha ve n H oltrie m S c horten s W ittm un d B utjadingen S a nde N ordenh am B evölkerung absolut 199 8 F riede burg Z ete l Stadlan d 500 0 B o ck horn Vare l B rak e J ade 250 0 0 B evölkerungsdichte (Einw ohner/k m) 199 8 120 0 24 2 16 5 14 6 12 0 10 0 150 00 0 un d m eh r bis unter 120 0 bis unter 24 2 bis unter 16 5 bis unter 14 6 bis unter 12 0 unter 10 0 O velgönne E ls fleth B e rn e Lem w erd e r I-4 Stärken-Schwächen-Analyse Wirtschaftsstandorte und Arbeitsmarktverflechtungen Jade-Weser-Raum mit Auspendlerüberschuss von fast 9.000 Personen oder 9 % ! Im Jade-Weser-Raum stehen den insgesamt 97.500 Beschäftigten am Wohnort (Erwerbstätigen) etwa 88.900 Beschäftigte am Arbeitsort (Arbeitsplätze) gegenüber. Damit überschreitet die Zahl der Auspendler die Einpendler um 8.600 Personen. Das bedeutet, dass per Saldo 8,8 % der in der Region wohnenden Beschäftigten einer Erwerbstätigkeit außerhalb der Region nachgehen. Größte Wirtschaftsstandorte ! Der größte Wirtschaftsstandort des Jade-Weser-Raums (Karte 1.1-2) ist die Stadt Wilhelmshaven (26.300 Beschäftigte 1). Die in der Größenordnung folgenden Standorte sind Nordenham (9.200), Varel (8.200), Brake (6.000), Wittmund (5.800), Schortens (4.100), Jever (4.000), SG Esens (3.100), Sande (2.700), Lemwerder (2.300) und Elsfleth (2.000). Die übrigen Städte und Gemeinden (Samtgemeinden) haben weniger als 2.000, die Inseln Spiekeroog und Wangerooge sowie Jade und die SG Holtriem sogar weniger als 1.000 Beschäftigte. Stadt Wilhelmshaven mit Einpendlerüberschuss von mehr als 3.000 Personen oder 14 % ! Die Stadt Wilhelmshaven hat einen Einpendlerüberschuss von 3.200 Personen oder knapp 14 %. Die Arbeitsmarktzentralität ist gemessen an den umliegenden Oberzentren Bremen (40 %), Oldenburg (32 %) und Bremerhaven (28 %) oder gar verglichen mit dem Küstenstandort Emden (95 %) vergleichsweise gering (Karte 1.1-2). Arbeitsmarktzentralität der übrigen Wirtschaftsstandorte ! Von den größeren Wirtschaftsstandorten innerhalb des Jade-Weser-Raums haben neben Wilhelmshaven nur Brake (16 %), Varel (14 %) und Nordenham (5 %) einen Einpendlerüberschuss, die übrigen weisen einen Auspendlerüberschuss auf, weil sie ihrerseits im Einzugsbereich größerer Zentren (Wilhelmshaven sowie Bremen und Oldenburg) liegen. Dazu zählen Jever (-0,0 %), Wittmund (–3 %), Lemwerder (-6 %) und Elsfleth (-28 %). Teilweise hohe Einpendlerüberschüsse haben darüber hinaus die Inseln. In den übrigen Städten und Gemeinden stehen die Wohnfunktionen sehr viel stärker im Vordergrund, dazu zählen v.a. Ovelgönne (-43 %), Stadtland (-43 %), Friedeburg (-43 %), Zetel (-48 %), Bockhorn (-49 %), Jade (-59 %) und die SG Holtriem (-65 %). Auspendlerüberschüsse in den Landkreisen zwischen 13 und 21 % ! Die Landkreise sind intensiv mit Wilhelmshaven sowie den umliegenden Wirtschaftsräumen Oldenburg, Bremen sowie Ostfriesland verflochten. Der Landkreis Wesermarsch hat einen Auspendlerüberschuss von 3.900 Personen oder 13 %, der Landkreis Friesland einen Auspendlerüberschuss von 4.500 Personen oder 16 % und der Landkreis Wittmund sogar von 3.400 bzw. 21 %. Pendlerströme auf Kreisebene: ! Eine Analyse der Pendlerströme auf Kreisebene legt ein differenziertes Bild der Arbeitsmarktverflechtungen offen. - ... Wilhelmshaven: drei Viertel des Einpendler aus dem Jade-Weser-Raum 1 Etwa 76 % der insgesamt 8.300 Einpendler der Stadt Wilhelmshaven kommen aus der Jade-Weser-Region, schwerpunktmäßig sogar aus dem Landkreis Friesland (64 %). Die überregionale Anziehungskraft ist somit vergleichsweise gering. Von den 5.200 Auspendlern der Stadt Wilhelmshaven gehen 52 % in den Jade-Weser-Raum, davon allein 48 % in den Landkreis Friesland. Vor allem der unmittelbar an der Stadtgrenze von Wilhelmshaven gelegene Standort Schortens (TCN im ehemaligen Olympiawerk) dürfte hier zu Buche schlagen. Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.1999 I-5 Jade-Weser-Raum - Baustein I - Der Landkreis Friesland ist insgesamt stark auf Wilhelmshaven orientiert, denn 58 % der Auspendler gehen in die Stadt an der Jade. Darüber hinaus spielt aber auch der Raum Oldenburg mit 22 % der Auspendler eine Rolle. Die Verflechtungen mit dem übrigen Ostfriesland und Bremen liegen jeweils unter 3 % der Auspendler. Allerdings stehen den insgesamt 5.500 Pendlern nach Wilhelmshaven auch 2.600 Einpendler aus der Jadestadt in den Landkreis gegenüber. (Karte 1.1-3) Die Verflechtungen mit dem Landkreis Wesermarsch sind mit knapp 400 Aus- und etwa 500 Einpendlern vergleichsweise gering. Gegenüber dem Landkreis Wittmund besteht ein Pendlerüberschuss bei 700 Auspendlern und 1.400 Einpendlern. - Aus dem Landkreis Wittmund gehen von den insgesamt 6.500 Auspendlern etwa 37 % in den Jade-Weser-Raum und 41 % in den ostfriesischen Raum, darunter schwerpunktmäßig 34 % in den Nachbarkreis Aurich. Die Pendlerströme zur Region Oldenburg liegen unter 6 % und nach Bremen sogar unter 3 %. Die größten Einpendlerzahlen kommen mit 1.300 Beschäftigten (44 % der Einpendler) aus dem Landkreis Aurich und weitere 700 (24 %) aus dem Landkreis Friesland. Der Landkreis Wittmund ist somit etwas stärker an den ostfriesischen Wirtschaftsraum angebunden. ... Landkreis Wittmund etwas stärker mit dem Wirtschaftsraum Emden / Aurich verflochten als mit Wilhelmshaven / Friesland - Der Landkreis Wesermarsch ist stark auf den Süden und Südosten ausgerichtet und hat vergleichsweise schwache Arbeitsmarktverflechtungen mit dem übrigen Jade-Weser-Raum. Von den Auspendlern gehen 36 % in die Region Oldenburg, darunter 22 % in die Stadt Oldenburg, und knapp 30 % nach Bremen. In den übrigen Jade-Weser-Raum gehen lediglich 6 % der Pendler. Auch die Auspendlerzahlen nach Bremerhaven liegen bei 500 Personen, was etwa 5 % entspricht. ... Landkreis Wesermarsch stark auf Oldenburg und Bremen orientiert ... Landkreis Friesland stark auf Wilhelmshaven ausgerichtet, Raum Oldenburg an zweiter Stelle Karte 1.1-2: Wirtschaftsstandorte und Erreichbarkeit der Bundesfernstraßen W ilhelm s have n W ittm un d Frieslan d C uxhaven Stad e H am burg A urich B rem erhaven En tfernu ng der G emeinden zum nächsten A utobahnanschluss (in K m) E m de n W eserm arsc h Leer A m m erlan d O sterholz 34,1 und m ehr 24,8 bis unter 34,1 16,4 bis unter 24,8 10,3 bis unter 16,4 otenburg 6,4 R bis unter 10,3 3,6 bis unter 6,4 unter 3,6 S oltau-F allingbostel O ldenburg,St. B rem e n O ldenburg D elm enhorst Pen dler-B ilan z 1998 Verde n abzg l. A us(Einpendler pendler in % d. SVaW ) sozialversich eru ngspflichtig B eschäftigte 1998 300000 C loppenbur g E m slan d Vecht a D iepholz 50 und m ehr 25 bis unter 50 10 bis unter 25 -10 bis unter 10 -25 bis unter -10 -50 bis unter -25 N ienburg unter -50 100000 C elle10000 G rft. B entheim W an geroog e Spiekeroo g Lang eoo g W a ngerlan d E s en s Je ve r H oltrie m W ittm un d W ilh elm sha ve n B utjadingen S c horten s S a nde sozialvers icherungs pflichtig B eschäftigte a m W ohnort 1998 N ordenh am F riede burg 500 00 Stadlan d 200 00 500 0 Z ete l B o ck horn B rak e Vare l J ade O velgönne Pendler B ilanz 199 8 (Einpendler abzgl. A uspendler in % d. SVaW ) 5 0 und m eh r 2 5 bis unter 50 1 0 bis unter 25 -10 bis unter 10 -25 bis unter -10 -50 bis unter 25 unter -50 relative B eschäftigtenentwick lung 199 2 - 9 8 in % (Jahresdurchschnitte) 0,7 un d m eh r 0,2 bis unter 0,7 -0,3 bis unter 0,2 -0,9 bis unter -0,3 -1,4 bis unter -0,9 -1,8 bis unter -1,4 unter -1,8 E ls fleth B e rn e Lem w erd e r IR Karte 1.1-3: Raumstrukturen im Jade-Weser-Raum Wangerooge IR Spiekeroog Langeoog Dominierender Wirtschaftsstandort: > 20.000 Beschäftigte Pendlerbilanz: > + 10% - 10 % bis < +10 % SG Esens Wangerland Große Wirtschaftsstandorte: 5.000 bis < 20.000 Beschäftigte SG Holtriem Wittmund MZ -30 bis < -10 % Wilhelmshaven MZ Jever OZ Schortens IR -50 bis < -30 % Butjadingen Nordenham Sande IR Friedeburg IR Bockhorn MZ Stadland Jade Brake(Utw.) OZ Oberzentrum MZ Mittelzentrum Bundesautobahnen (mit Einzugsbereich von ca.5 km) Ovelgönne IR < - 50% MZ Kleine Wirtschaftsstandorte: < 2.000 Beschäftigte Varel Zetel Mittelgroße Wirtschaftsstandorte: 2 000 bis < 5.000 Beschäftigte IR MZ Anschlussstelle Wichtige Bundesstraßen Bahnstrecken IR IR IR IR ICE IR Elsfleth Wichtige Häfen Berne ICE IR Wichtige Bahnhöfe Lemwerder IR Kartengrundlage: ÜKN 1:500.000 Landesvermessung und Geobasisinformation Niedersachsen (Maßstab verändert) NIEDERSÄCHSISCHES INSTITUT FÜR WIRTSCHAFTSFORSCHUNG E.V. Stärken-Schwächen-Analyse I-8 Übersicht 1.1: Pendlerverflechtungen im Jade-Weser-Raum 1999 _________________________________________________________________________________________________ Beschäftigte am Arbeitsort am 30.6.1999 ___________________________________________________________________ WilhelmsFriesland, Wittmund, Wesermarsch, Jade-Weserhaven, Stadt LK LK LK Raum * _________________________________________________________________________________________________ Beschäftigte am Arbeitsort Nichtpendler Einpendler in % d. Beschäftigten am Arbeitsort 26.313 17.720 24.596 17.597 12.852 9.769 25110 20.151 88.871 77.716 8.593 32,7 6.999 28,5 3.083 24,0 4959 19,7 11.155 12,6 151 747 75 373 28 Einpendler aus den Regionen ... Wilhelmshaven, Stadt LK Friesland LK Wittmund LK Wesermarsch Jade-Weser-Raum 5.490 917 142 6.549 1.429 524 4.543 13 911 476 Oldenburg (O.), Stadt LK Ammerland LK Oldenburg Region Oldenburg 320 227 84 631 367 662 78 1.107 44 49 14 107 588 416 500 1.504 1.319 1.354 676 3.349 Emden, Stadt LK Aurich Ostfriesland 39 295 334 19 293 312 40 1.341 1.381 41 41 98 1.970 2.068 übriger RB Weser-Ems 306 285 193 377 1.161 64 14 50 14 14 12 947 309 1.075 349 100,0 100,0 100,0 100,0 37,0 4,9 24,2 1,5 7,5 0,6 Bremen, Stadt Bremerhaven, Stadt 2.590 Anteil an den Einpendlern insgesamt in % Einpendler 100,0 Wilhelmshaven, Stadt LK Friesland LK Wittmund LK Wesermarsch Jade-Weser-Raum 63,9 10,7 1,7 76,2 20,4 7,5 64,9 0,4 29,5 9,6 Oldenburg (O.), Stadt LK Ammerland LK Oldenburg Region Oldenburg 3,7 2,6 1,0 7,3 5,2 9,5 1,1 15,8 1,4 1,6 0,5 3,5 11,9 8,4 10,1 30,3 11,8 12,1 6,1 30,0 Emden, Stadt LK Aurich Ostfriesland 0,5 3,4 3,9 0,3 4,2 4,5 1,3 43,5 44,8 0,0 0,8 0,8 0,9 17,7 18,5 übriger RB Weser-Ems 3,6 4,1 6,3 7,6 10,4 Bremen, Stadt Bremerhaven, Stadt 0,7 0,2 0,7 0,2 0,5 0,4 19,1 6,2 9,6 3,1 * Pendlerströme über die Regionsgrenze Quelle: Bundesanstalt für Arbeit; Berechnungen des NIW NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 13.3.01 C:\Daten\DATBANK\ausgewählte Bereiche\SVB\[Pendler im JWR 1999.xls]Tabelle Jade-Weser-Raum - Baustein I I-9 Übersicht 1.1: Pendlerverflechtungen im Jade-Weser-Raum 1999 (Fortsetzung) _________________________________________________________________________________________________ Beschäftigte am Wohnort am 30.6.1999 ___________________________________________________________________ WilhelmsFriesland, Wittmund, Wesermarsch, Jade-Weserhaven, Stadt LK LK LK Raum * _________________________________________________________________________________________________ Beschäftigte am Wohnort Nichtpendler Auspendler in % d. Beschäftigten am Wohnort 23.154 17.720 29.114 17.597 16.229 9.769 28.996 20.151 97.493 77.716 5.434 23,5 11.517 39,6 6.460 39,8 8.845 30,5 19.777 20,3 917 1.429 142 524 13 Auspendler in die Regionen ... Wilhelmshaven, Stadt LK Friesland LK Wittmund LK Wesermarsch Jade-Weser-Raum 2.590 151 75 2.816 5.490 747 373 6.610 28 2.374 679 Oldenburg (O.), Stadt LK Ammerland LK Oldenburg Region Oldenburg 643 198 25 866 1.363 1.036 89 2.488 232 123 28 383 1.901 690 588 3.179 4.139 2.047 730 6.916 Emden, Stadt LK Aurich Ostfriesland 39 126 165 68 258 326 494 2.175 2.669 15 46 61 616 2.605 3.221 übriger RB Weser-Ems 211 393 264 501 1.369 Bremen, Stadt Bremerhaven, Stadt 266 20 368 18 147 0 2.562 457 3.343 495 100,0 100,0 100,0 100,0 47,7 14,2 22,1 1,6 5,9 0,1 Anteil an den Auspendlern insgesamt in % Auspendler 100,0 Wilhelmshaven, Stadt LK Friesland LK Wittmund LK Wesermarsch Jade-Weser-Raum 47,7 2,8 1,4 51,8 6,5 3,2 57,4 0,4 36,7 7,7 Oldenburg (O.), Stadt LK Ammerland LK Oldenburg Region Oldenburg 11,8 3,6 0,5 15,9 11,8 9,0 0,8 21,6 3,6 1,9 0,4 5,9 21,5 7,8 6,6 35,9 20,9 10,4 3,7 35,0 Emden, Stadt LK Aurich Ostfriesland 0,7 2,3 3,0 0,6 2,2 2,8 7,6 33,7 41,3 0,2 0,5 0,7 3,1 13,2 16,3 übriger RB Weser-Ems 3,9 3,4 4,1 5,7 6,9 Bremen, Stadt Bremerhaven, Stadt 4,9 0,4 3,2 0,2 2,3 0,0 29,0 5,2 16,9 2,5 * Pendlerströme über die Regionsgrenze Quelle: Bundesanstalt für Arbeit; Berechnungen des NIW NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 13.3.01 C:\Daten\DATBANK\ausgewählte Bereiche\SVB\[Pendler im JWR 1999.xls]Tabelle Stärken-Schwächen-Analyse I - 10 Übersicht 1.1: Pendlerverflechtungen im Jade-Weser-Raum 1999 (Fortsetzung) _________________________________________________________________________________________________ Pendlerbilanz (Ein- abzgl. Auspendler) am 30.6.1999 ___________________________________________________________________ WilhelmsFriesland, Wittmund, Wesermarsch, Jade-Weserhaven, Stadt LK LK LK Raum * _________________________________________________________________________________________________ Pendlerbilanz in % d. Beschäftigten am Wohnort 3.159 13,6 -4.518 -15,5 -3.377 -20,8 -3.886 -13,4 -766 -682 -67 -151 15 -8.622 -8,8 Pendlerbilanz mit den Regionen ... Wilhelmshaven, Stadt LK Friesland LK Wittmund LK Wesermarsch Jade-Weser-Raum 2.900 766 67 3.733 682 151 -2.067 -15 -1.463 -203 Oldenburg (O.), Stadt LK Ammerland LK Oldenburg Region Oldenburg -323 29 59 -235 -996 -374 -11 -1.381 -188 -74 -14 -276 -1.313 -274 -88 -1.675 -2.820 -693 -54 -3.567 Emden, Stadt LK Aurich Ostfriesland 0 169 169 -49 35 -14 -454 -834 -1.288 -15 -5 -20 -518 -635 -1.153 95 -108 -71 -124 -208 -202 -6 -318 -4 -133 12 -1.615 -148 -2.268 -146 -8,8 übriger RB Weser-Ems Bremen, Stadt Bremerhaven, Stadt -2.900 Pendlerbilanz in % der Beschäftigten am Wohnort Pendlerbilanz insgesamt 13,6 -15,5 -20,8 -13,4 Wilhelmshaven, Stadt LK Friesland LK Wittmund LK Wesermarsch Jade-Weser-Raum 12,5 3,3 0,3 16,1 -10,0 -4,7 -4,2 -0,2 -0,5 0,1 2,3 0,5 -7,1 -0,1 -9,0 -0,7 Oldenburg (O.), Stadt LK Ammerland LK Oldenburg Region Oldenburg -1,4 0,1 0,3 -1,0 -3,4 -1,3 0,0 -4,7 -1,2 -0,5 -0,1 -1,7 -4,5 -0,9 -0,3 -5,8 -2,9 -0,7 -0,1 -3,7 Emden, Stadt LK Aurich Ostfriesland 0,0 0,7 0,7 -0,2 0,1 0,0 -2,8 -5,1 -7,9 -0,1 0,0 -0,1 -0,5 -0,7 -1,2 übriger RB Weser-Ems 0,4 -0,4 -0,4 -0,4 -0,2 Bremen, Stadt Bremerhaven, Stadt -0,9 0,0 -1,1 0,0 -0,8 0,1 -5,6 -0,5 -2,3 -0,1 * Pendlerströme über die Regionsgrenze Quelle: Bundesanstalt für Arbeit; Berechnungen des NIW NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 13.3.01 C:\Daten\DATBANK\ausgewählte Bereiche\SVB\[Pendler im JWR 1999.xls]Tabelle I - 11 Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 12 1.2 Stärken-Schwächen-Analyse Bevölkerung und Wohnen Bevölkerungsentwicklung Jade-Weser-Raum: insgesamt schwächere Bevölkerungsentwicklung als in den westlichen und südlichen Nachbarregionen ! Die Bevölkerungsentwicklung des Jade-Weser-Raums war bereits seit Mitte der 80er Jahre deutlich schwächer als im Bundesgebiet (West ) und in Niedersachsen. Auch der Wiederanstieg der Bevölkerungszahl nach starken Zuwanderungen aus dem Ausland und der Öffnung der innerdeutschen Grenze war schwächer als im Bundes- und Landestrend (Abb. 1.2-1 und 1.2-3). In der zweiten Hälfte der 90er Jahre hat sich der Bevölkerungszuwachs abgeschwächt und seit 1998 ist die Bevölkerungszahl insgesamt sogar leicht rückläufig. Der Jade-Weser-Raum hat damit eine schwächere Bevölkerungsentwicklung als das westlich sich anschließende Ostfriesland oder als das Emsland und das übrige Oldenburger Land (Karten 1.2). Inneregionale Unterschiede ... ! Innerhalb des Jade-Weser-Raums ist die Bevölkerungsentwicklung aber unterschiedlich (Abb. 1.2-2). ... Stadt Wilhelmshaven: starke Bevölkerungsverluste von fast 1.000 Einwohnern pro Jahr - Die größten Bevölkerungsverluste hat die Stadt Wilhelmshaven. Ähnlich wie die Oberzentren Bremen und Bremerhaven verliert sie nach einer kurzen Phase des Zuwachses von 1989 bis 1993 wieder deutlich an Bevölkerung, durchschnittlich fast 1.000 Einwohner in den letzten fünf Jahren. Diese Verluste spiegeln einerseits die wirtschaftlichen Probleme wieder, sind andererseits aber auch Ausdruck von Suburbanisierungstendenzen, d.h. der Abwanderung von Bevölkerung in die umliegenden Gemeinden mit niedrigeren Bodenpreisen. ... Landkreis Friesland: stabiler Zuwachs seit 1989 - Im Landkreis Friesland wächst die Bevölkerung seit 1989 mit fast gleichbleibender Rate an. Seit 1989 sind fast 7.200 Einwohner hinzugekommen. Schwerpunkte des Zuwachses in den letzten Jahren sind die Gemeinden an der Achse Wilhelmshaven - Oldenburg: Zetel, Bockhorn, Sande und Schortens (Karte 1.2-1). ... Landkreis Wittmund: noch etwas stärkere Dynamik - Im Landkreis Wittmund ist die Bevölkerungsdynamik sogar noch etwas stärker als im Landkreis Friesland, mit sich leicht beschleunigender Rate in den letzten Jahren. Im Kreisgebiet sind seit 1989 insgesamt 5.100 Einwohner hinzugekommen. Die Zuwächse resultieren überwiegend aus Zuwanderungsgewinnen. Allerdings ist im ländlichen Raum des Landkreises auch ein Geborenenüberschuss zu verzeichnen. Die Zuwächse in den Gemeinden des Landkreises sind in den letzten Jahren teilweise noch größer als im Landkreis Friesland. An der Spitze stehen hier die Insel Spiekeroog, die Stadt Wittmund sowie die SG Holtriem und Friedeburg. ... Landkreis Wesermarsch: wieder rückläufige Entwicklung in den letzten Jahren - Der Landkreis Wesermarsch hat unter den drei Kreisen des Jade-WeserRaums die schwächste Bevölkerungsentwicklung. Vor allem in den 80er Jahren war die Bevölkerung stark rückläufig. Mit der Wiedervereinigung verzeichnete der Landkreis dann aber überdurchschnittliche Zuwächse. In der zweiten Hälfte der 90er Jahre schwächte sich die Entwicklung dann wieder ab, und seit 1998 ist die Bevölkerungszahl sogar rückläufig. Auch hier ist die Entwicklung stark von Wanderungen geprägt, und seit 1998 überwiegen die Fortzüge die Zuzüge. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung, die in den 80er Jahren noch schwächer war als im Bundesdurch- Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 13 Abb. 1.2-1: Bevölkerungsentwicklung im Jade-Weser-Raum, in Niedersachsen und in Westdeutschland seit Anfang der 80er Jahre 112 1980=100 110 108 Jade-Weser-Raum 106 Niedersachsen Bundesgebiet West 104 102 100 98 96 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980.xls]WeserJadeRaum99 schnitt, ist in den letzten Jahren in etwa ausgeglichen. Hier dürften sich die Zuwanderungen der 90er Jahre ausgewirkt haben. Innerhalb des Landkreises sind die Unterschiede vergleichsweise groß. Starke Bevölkerungszuwächse haben die verkehrsgünstig gelegene Gemeinde Jade, die Tourismusgemeinde Butjadingen sowie Ovelgönne und Lemwerder im mittleren und südlichen Kreisgebiet. Rückläufig ist die Bevölkerungsentwicklung in der von Strukturwandel gezeichneten Stadt Nordenham und in den letzten Jahren auch in Brake. ! Insgesamt ist die Altersstruktur der Zu- und Fortziehenden im Jade-WeserRaum relativ ausgeglichen. In den Altersjahren ab dem 30. Lebensjahr und unter 18 Jahren verzeichnet die Region per Saldo Wanderungsgewinne. In den Altersjahren zwischen 18 und 30 ist die Mobilität ausgesprochen groß, und hier verliert die Region an Bevölkerung, vor allem zwischen dem 25. und 30. Lebensjahr. Dies dürften u.a. auch Absolventen der Fachhochschule sein, die in der Region keine entsprechende Beschäftigung finden. Altersstruktur der Zu- und Fortziehenden fast ausgeglichen, Verluste zwischen 18 und 30 Jahren ! Besonders prekär ist die Altersstruktur der Wandernden für die Stadt Wilhelmshaven (Abb. 1.2-4). Zwar ziehen junge Menschen zwischen 18 und 25 Jahren vorwiegend wegen der Ausbildungseinrichtungen in die Stadt, allerdings wird dieser Effekt überlagert von Wegzügen nach Abschluss der Ausbildung sowie von jungen Haushalten und Familien in die Wohnstandorte des In Wilhelmshaven starke Überformung der Altersstruktur durch Wanderungen Karte 1.2-1: Bevölkerungsentwicklung W ittm un d W ilhelm s have n Frieslan d C uxhaven B rem erhaven H am burg Stad e A urich H arburg E m de n relative En tw icklu ng 1993 - 99 (v.T.; Jahresdurchschnitte) W eserm arsc h A m m erlan d Leer 14,0 10,5 7,5 5,0 0,0 -3,5 und m ehr bis unter bis unter bis unter R otenburg bis unter bis unter unter S oltau-F allingbostel O sterholz O ldenburg,St. B rem e n O ldenburg D elm enhorst 14,0 10,5 7,5 5,0 0,0 -3,5 absolute En tw icklung 1993 - 99 Verde n 30000 C loppenbur g E m slan d 10000 Vecht a 1000 C elle D iepholz N ienburg positiv negativ G rft. B entheim W an geroog e Spiekeroo g Lang eoo g W a ngerlan d E s en s Je ve r H oltrie m W ilh elm sha ve n S c horten s W ittm un d B utjadingen S a nde N ordenh am Z ete l F riede burg Stadlan d B rak e Vare l B evölkerungsentwicklung absolut 1993 - 99 B o ck hor n J ade 750 0 300 0 50 0 pos itiv nega tiv O velgönne relative Entwick lung 199 3 - 9 9 (in v.T.; Jahre sdurc hs chnitte) 15 un d m eh r 11 bis unter 1 5 8 bis unter 11 5 bis unter 8 0 bis unter 5 -4 bis unter 0 unter -4 E ls fleth B e rn e Lem w erd e r Karte 1.2-2: Natürliche Bevölkerungsentwicklung W ittm un d W ilhelm s have n Frieslan d C uxhaven Stad e B rem erhaven H am burg A urich E m de n relative En tw icklung 1993 - 99 (in v.T.; Jahresdurchschnitte) W eserm arsc h A m m erlan d Leer O sterholz O ldenburg,St. B rem e n 2,0 0,7 0,0 -1,0 -2,1 -3,0 R otenburg O ldenburg und m ehr bis unter bis unter bis unter bis unter bis unter unter 2,0 0,7 0,0 -1,0 -2,1 -3,0 D elm enhorst absolute En tw icklung 1993 - 99 Verde n 10000 C loppenbur g E m slan d 3500 Vecht a 500 D iepholz N ienburg G rft. B entheim C elle positiv negativ W an geroog e Spiekeroo g Lang eoo g W a ngerlan d E s en s Je ve r H oltrie m W ittm un d S c horten s W ilh elm sha ve n S a nde B utjadingen N ordenh am F riede burg Z ete l Stadlan d B evölkerungsentwicklung absolut 1993 - 99 Vare l B rak e B o ck horn J ade 300 0 O velgönne 100 0 25 0 pos itiv nega tiv relative Entwick lung 199 3 - 9 9 (in v.T.; Jahre sdurc hs chnitte) 2,0 un d m eh r 0,7 bis unter 2,0 0,0 bis unter 0,7 -1,0 bis unter 0,0 -2,1 bis unter -1,0 -3,0 bis unter -2,1 unter -3,0 E ls fleth B e rn e Lem w erd e r Karte 1.2-3 Wanderungen Wilhelmshaven Wittmund Friesland Cuxhaven Bremerhaven Hamburg Stade Aurich Emden relative Entwicklun g 1993 - 99 (i n v.T. ; Jahresdurchschnitte) Wesermarsch Ammerland Leer Osterholz 12,2 10,5 8,4 5,9 1,5 -0,9 und mehr bis unter 12,2 bis unter 10,5 bis unter 8,4 Rotenburg bis unter 5,9 bis unter 1,5 unter -0,9 Soltau-Fallingbostel Oldenburg,St. Bremen Oldenburg Delmenhorst absolute Entwicklun g 1993 - 99 Verden 30000 Cloppenburg Emsland 10000 Vechta 2500 Diepholz Celle Nienburg Grft. Bentheim positiv negativ Wangerooge Spiekeroog Langeoog Wangerland Esens Jever Wilhelmshaven Holtriem Wittmund Butjadingen Schortens Sande Nordenham Friedeburg Zetel Stadland Brake Varel absolute Entwicklun g 1993 - 99 Bockhorn Jade 10000 Ovelgˆnn e 4000 500 positiv negativ relative Entwicklun g in v.T . 1993 - 99 (Jahresdurchschnitte) 12,2 10,5 8,4 5,9 1,5 -0,9 und mehr bis unter 12,2 bis unter 10,5 bis unter 8,4 bis unter 5,9 bis unter 1,5 unter -0,9 Elsfleth Berne Lemwerder I - 17 Jade-Weser-Raum - Baustein I Umlandes, wie die Wanderungsverluste zwischen dem 25. und 35. Lebensjahr sowie bei den unter 10-jährigen zeigen. Altersaufbau der Bevölkerung ! Die Altersstruktur der Bevölkerung im Jade-Weser-Raum ist durch einen vergleichsweise geringen Anteil der Bevölkerungsgruppen von 18 bis 45 Jahre gekennzeichnet. Sowohl Kinder und Jugendliche als auch Menschen ab 45 sind überrepräsentiert. - Erwartungsgemäß sind unter 18-Jährige vor allem in den drei Landkreisen besonders stark, in der Stadt Wilhelmshaven dagegen eher schwach vertreten, wie dies auch in anderen größeren Städten der Fall ist. - Einen vergleichsweise hohen Anteil hat Wilhelmshaven an 18- bis 25jährigen Einwohnern. Hier macht sich die Funktion der Stadt als Ausbildungsstandort (Fachhochschule) und als Standort der Marine bemerkbar. - Der überdurchschnittliche Anteil älterer Menschen im Jade-Weser-Raum ist ebenfalls erwartungsgemäß auf Wilhelmshaven zurückzuführen. - Unter den Landkreisen weist lediglich Wittmund einen unterdurchschnittlichen Anteil in der Gruppe der über 65-Jährigen auf. Auch insgesamt kann die Bevölkerung im Landkreis Wittmund als vergleichsweise jung bezeichnet werden, da dieser Teilraum in allen Altersklassen bis 25 Jahre höhere Anteile und bei allen Altersgruppen darüber niedrigere Anteile verzeichnet. Geringer Anteil der Bevölkerungsgruppen von 18 bis 45 Jahre Wohnungsbau ! Der Jade-Weser-Raum hat eine typische Struktur der Wohngebäude und Wohnungen. In den Landkreisen Friesland und Wittmund liegt der Anteil der Wohnungen in Ein- und Zweifamilienhäusern mit 76 % bzw. 73 % deutlich über dem Landesdurchschnitt (68 %). Im stärker industriell geprägten Landkreis Wesermarsch ist der Anteil mit 68 % schon niedriger. In der Stadt Wilhelmshaven ist der Anteil der Wohnungen in Gebäuden mit ein oder zwei Wohnungen mit 26 % extrem niedrig. Er wird in Niedersachsen nur noch von wenigen Großstädten unterschritten und ist beispielsweise in Oldenburg mit 46 % fast doppelt so hoch. Entsprechend liegt der Anteil der Wohnungen in Gebäuden mit drei und mehr Wohnungen in Wilhelmshaven bei 74 %, was landesweit der 6. Rang (nach u.a. Hannover, Braunschweig und Göttingen) bedeutet. Hohe Anteile von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern haben darüber hinaus die drei Inseln. Die Ein- und Zwei-Familienhäuser stehen ganz besonders stark in den ländlichen Wohnortgemeinden im Vordergrund, so z.B. in der SG Holtriem und in Friedeburg, in Zetel, Bockhorn und Jade sowie in Ovelgönne und Berne. ! Insgesamt hat sich der Wohnungsbestand im Jade-Weser-Raum seit 1989 um fast 22.000 Einheiten vergrößert, der relative Zuwachs erreicht damit nur knapp den Landesdurchschnitt. Allerdings ist in den Kreisen Friesland und Wittmund die Wohnbautätigkeit überdurchschnittlich, während sie im Landkreis Weser- Struktur der Wohngebäude: extrem hoher Anteil von Mehrfamilienhäusern in Wilhelmshaven, hoher Anteil von Ein- und Zweifamilienhäusern in der übrigen Region Stärken-Schwächen-Analyse I - 18 Abb. 1.2-2: Bevölkerungsentwicklung in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums seit Anfang der 80er Jahre Stadt Wilhelmshaven 112 1980=100 110 108 106 Wilhelmshaven,Stadt 104 Niedersachsen Bundesgebiet West 102 100 98 96 94 92 90 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 93 94 95 96 97 98 99 00 Landkreis Friesland 112 1980=100 110 108 LK Friesland Niedersachsen 106 Bundesgebiet West 104 102 100 98 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 19 Abb. 1.2-2: Bevölkerungsentwicklung in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums seit Anfang der 80er Jahre (Fortsetzung) Landkreis Wittmund 112 1980=100 110 108 LK Wittmund Niedersachsen 106 Bundesgebiet West 104 102 100 98 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 94 95 96 97 98 99 00 Landkreis Wesermarsch 112 1980=100 110 108 LK Wesermarsch 106 Niedersachsen Bundesgebiet West 104 102 100 98 96 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 Stärken-Schwächen-Analyse I - 20 Abb. 1.2-3: Komponenten der Bevölkerungsentwicklung im Jade-Weser-Raum und in Westdeutschland seit Anfang der 80er Jahre Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 -10 -12 -14 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet -16 -18 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 96 97 98 99 97 98 99 Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner 24 22 20 18 16 14 12 10 8 6 4 2 0 -2 -4 -6 -8 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet -10 -12 -14 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 Natürliche Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner 2 0 -2 -4 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet -6 -8 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 94 95 96 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Entwbild Bevökerungsentwicklung seit 80 3teiliges Bild.xls]Entwicklug Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 21 Abb. 1.2-4: Zu- und Fortzüge der Bevölkerung nach Altersjahren in der Stadt Wilhelmshaven 1992 bis 2000 75 72-73 Wanderungsverlust Wanderungsgewinn 69-70 Fortzüge Zuzüge 66-67 63-64 60-61 57-58 54-55 51-52 48-49 45-46 42-43 39-40 36-37 33-34 30-31 27-28 24-25 21-22 18-19 15-16 12-13 9-10 6-7 3-4 0-1 300 © 250 200 150 100 50 0 0 50 100 150 200 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 250 300 18.5.00 C:\Daten\BILDER\[wandalt Wanderungen nach Altersjahren und Kreisen Grafiken u Tab.xls]WES marsch leicht unterdurchschnittlich und in der Stadt Wilhelmshaven ausgesprochen gering ist. ! Schwerpunkte des Wohnungsbaus waren neben dem Nordseeheilbad Wangerooge die Umlandgemeinden von Wilhelmshaven, Wangerland und Schortens, sowie Bockhorn, SG Holtriem und auch die Stadt Wittmund. Im Landkreis Wesermarsch lag der Schwerpunkt der Bautätigkeit in den ländlichen Gemeinden Jade und Ovelgönne. Insgesamt war auch in den Küstenbadeorten die Bautätigkeit überdurchschnittlich (Freizeitwohnungen). Schwerpunkte des Wohnungsbaus I - 22 Stärken-Schwächen-Analyse 2. STRUKTUR UND ENTWICKLUNG DER WIRTSCHAFT 2.1 Wirtschaftsstruktur im Überblick Wirtschaftsraum mit 131.000 Erwerbstätigen und einer Wertschöpfung von 93 Mrd. DM ! Von den 131.000 Erwerbstätigen 2 im Jade-Weser-Raum wird eine Bruttowertschöpfung von 93,0 Mrd. DM erstellt. Damit liegt die Bruttowertschöpfung mit 74.088 DM je Erwerbstätigen um etwa 5 % über dem westdeutschen Durchschnitt. Sieht man jedoch von der Stadt Wilhelmshaven mit ihrer Chemischen Industrie und vor allem der extrem kapitalintensiven Raffinerie 3 ab, so liegt die Arbeitsproduktivität - wie in anderen ländlichen Regionen auch - z.T. deutlich unter dem Bundesdurchschnitt. So hat der Landkreis Wittmund eine Produktivität, die um ein Viertel unter dem Bundeswert liegt, im Landkreis Friesland beträgt der Rückstand sogar fast ein Drittel. ! Von den Erwerbstätigen des Jade-Weser-Raums insgesamt entfallen je 30 % auf die Stadt Wilhelmshaven und den Landkreis Friesland, 26 % auf den Landkreis Wesermarsch und die restlichen 14 % auf den Landkreis Wittmund. Der Erwerbstätigenbesatz 4 liegt um 8 % unter dem Bundes- und Landesdurchschnitt. Allein dies deutet auf vergleichsweise intensive Pendlerverflechtungen mit den benachbarten Wirtschaftsräumen (v.a. Bremen und Oldenburg) hin. ! Den 131.000 Erwerbstätigen stehen nur knapp 88.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte 5 im Jade-Weser-Raum gegenüber. Dies liegt u.a. an der großen Zahl der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft sowie der großen Bedeutung von Soldaten u.a. am Marinestützpunkt Wilhelmshaven. Wirtschaftsstruktur nach der Bruttowertschöpfung ! Zur Bruttowertschöpfung des Jade-Weser-Raums trägt das Produzierende Gewerbe fast 48 % bei (33 % im Bundesdurchschnitt), auch der kleine Bereich der Land- und Forstwirtschaft, Fischerei ist mit 3,3 % (1,1 %) überrepräsentiert (Abb. 2.1, linke Seite). Aber auch die staatlichen Dienstleistungen sind mit 19 % (im Vergleich zum Bundesdurchschnitt mit 13 %) stark vertreten, und die marktbestimmten Dienste mit 30 % (Bundesdurchschnitt 52 %) entsprechend unterrepräsentiert. - Grund für den hohen Anteil des Produzierenden Gewerbes sind einige wenige Großbetriebe in der Wesermarsch und in der Stadt Wilhelmshaven (Mineralölverarbeitung, Chemie). - In den Landkreisen Friesland und Wittmund stehen dagegen die Dienstleistungen stärker im Vordergrund, v.a. auf Grund der staatlichen Dienstleistungen. 2 Erwerbstätige am Arbeitsort (Volkswirtschaftliche Gesamtrechnung), einschließlich Beamte, Mithelfende Familienangehörige und Selbständige, 1997 (derzeit neueste Schätzung) 3 Raffinerien haben in der Regel eine sehr hohe Bruttowertschöpfung (zu Marktpreisen) und im Vergleich dazu sehr niedrige Mitarbeiterzahlen Erwerbstätige je Einwohner Die Zahlen der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten aus der Beschäftigtenstatistik enthalten keine Beamten und Selbständige sowie keine geringfügig Beschäftigten. Die Beschäftigtenstatistik ist aber jeweils sehr aktuell, und die Ergebnisse liegen in einer sehr großen wirtschaftsfachlichen Tiefe und räumlichen Differenzierung (bis herunter zur Gemeindeebene) vor. Die Daten werden deshalb im folgenden zur differenzierten Darstellung der Wirtschaftsstruktur innerhalb des Produzierenden Gewerbes und der Dienstleistungen sowie der aktuellen Entwicklungen herangezogen. 4 5 Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 23 Abb. 2.1: Wirtschaftsstruktur im Jade-Weser-Raum, in seinen Teilräumen sowie im Bundesgebiet Anteil der Wirtschaftsbereiche an insgesamt 100% 90% 80% 70% 60% Land- und Forstwirtschaft Produzierendes Gewerbe private Dienstleistungen staatliche Dienstleistungen 50% 40% 30% 20% 10% 0% Wilhelmshaven, Stadt Friesland, LK Wittmund, LK Wesermarsch, LK JadeWeserRaum Bruttowertschöpfung 1996 - Bundesgebiet West Wilhelmshaven, Stadt Friesland, LK Wittmund, LK Wesermarsch, LK Bundesgebiet West Erwerbstätige 1997 Landwirtschaft und Fischerei sind in allen drei Landkreisen überrepräsentiert, am stärksten ist der Anteil im Landkreis Wittmund mit etwas über 10 % der Bruttowertschöpfung. ! Die Verteilung der Erwerbstätigen 6 relativiert das Bild, das die Wirtschaftstruktur bei Betrachtung der Bruttowertschöpfung zeigt (Abb. 2.1, rechte Seite). 6 JadeWeserRaum Wirtschaftsstruktur nach Erwerbstätigen - Der hohe Wertschöpfungsanteil des Produzierenden Gewerbes ist nicht beschäftigungswirksam, sondern wird offensichtlich durch vergleichsweise wenige Beschäftigte in besonders wertschöpfungsintensiven Branchen erzielt (Mineralölverarbeitung, Chemie). Nur insgesamt etwa 27 % der Erwerbstätigen entfallen auf das Produzierende Gewerbe, was deutlich unter dem Bundesdurchschnitt von 33 % liegt. Allerdings erreicht das Produzierende Gewerbe im Kreis Wesermarsch einen Anteil von fast 41 % der Erwerbstätigen, und er wird damit hinsichtlich der industriellen Prägung in Niedersachsen nur von einigen wenigen Landkreisen übertroffen. In Wilhelmshaven und im Landkreis Wittmund liegt der Anteil der Erwerbstätigen des Produzierenden Gewerbes unter 20 %. Starke industrielle Prägung des Landkreises Wesermarsch - Der Erwerbstätigenanteil der staatlichen Dienstleistungen liegt insgesamt bei knapp 31 %, was erheblich über dem Bundes- und Landesdurchschnitt von 21 % bzw. 22 % liegt. Herausragend ist die öffentliche Prägung in der Stadt Wilhelmshaven, wo vor allem aufgrund der besonderen Bedeutung Fast jeder dritte Erwerbstätige im öffentlichen Sektor, in Wilhelmshaven sogar fast jeder zweite Aktuellste Werte auf Kreisebene für 1997 I - 24 Stärken-Schwächen-Analyse der Bundesmarine und anderer öffentlicher Einrichtungen (Gesundheitsund Bildungswesen, Fachhochschule, Forschungseinrichtungen) fast 47 % der Arbeitsplätze dem öffentlichen Sektor zuzurechnen sind. Aber auch in den Kreisen Wittmund und Friesland sind die Anteile mit jeweils 27 % überdurchschnittlich hoch. Hier dürften vor allem die Bundeswehrstandorte in Jever/Schortens, Varel sowie in Wittmund zu Buche schlagen. Marktbestimmte Dienstleistungen nur in den Kreisen Wittmund und Friesland überdurchschnittlich - Die marktbestimmten Dienstleistungen haben einen Anteil von 38 % an den Erwerbstätigen und sind im Bundes- und Landesvergleich (44 % bzw. 43 %) damit leicht unterrepräsentiert. Dies gilt vor allem für die Stadt Wilhelmshaven mit 32 % und den Kreis Wesermarsch mit 34 % der Erwerbstätigen. In den Landkreisen Wittmund (45 %) und Friesland (44 %) sind die Arbeitsplätze in den marktbestimmten Dienstleistungen hingegen überrepräsentiert. Dies dürfte vor allem auf die Bedeutung des Tourismus zurückzuführen sein. Unter 5 % der Erwerbstätigen in Landwirtschaft und Fischerei - In der Landwirtschaft und Fischerei sind im Jade-Weser-Raum durchschnittlich 4,4 % der Erwerbstätigen beschäftigt. Am höchsten ist der Anteil im Landkreis Wittmund mit 8,8 %. In der Wesermarsch (6,2 %) und im Landkreis Friesland (4,4 %) ist die landwirtschaftliche Prägung etwas geringer. I - 25 2.2 Jade-Weser-Raum - Baustein I Produzierendes Gewerbe ! Das Produzierende Gewerbe des Jade-Weser-Raums hat etwa 32.000 Beschäftigte 7, darunter entfallen 23.300 auf das Verarbeitende Gewerbe (einschließlich Handwerk, Energiewirtschaft und Bergbau) und 7.700 auf das Baugewerbe (Übersicht 2.2). Etwa 32.000 Beschäftigte im Produzierenden Gewerbe insgesamt ! Das industriell geprägte Verarbeitende Gewerbe (in Betrieben von Unternehmen mit 20 und mehr Beschäftigten) hat in insgesamt 147 Betrieben zusammen 17.900 Beschäftigte 8 und einen Umsatz von 6.880 Mio. DM. Davon entfallen auf Etwa 150 Industriebetriebe mit zusammen knapp 18.000 Beschäftigten - die Stadt Wilhelmshaven 44 Betriebe mit 3.300 Beschäftigten, - den Landkreis Wesermarsch 40 Betriebe mit 9.200 Beschäftigten, darunter 13 Betriebe und 4.300 Beschäftigte auf die Stadt Nordenham, 6 Betriebe und 1.800 auf Lemwerder und 6 Betriebe mit 1.100 Beschäftigten auf Brake, - den Landkreis Friesland 48 Betriebe mit 4.300 Beschäftigten, darunter allein auf die Stadt Varel 21 Betriebe mit 2.700 Beschäftigten sowie - den Landkreis Wittmund 15 Betriebe mit zusammen lediglich 1.100 Beschäftigten. ! Die wichtigsten Industriezweige sind (Übersicht 2.2 und Abb. 2.2-1) 7 8 9 Wichtigste Industriezweige ... ... Luftfahrzeugbau - der Luftfahrzeugbau mit 3.700 Beschäftigten 9 an den Standorten Nordenham und Varel (Flugzeugteile) sowie Lemwerder (Flugzeugwartung), - das Ernährungsgewerbe mit 2.600 Beschäftigten u.a. in Wilhelmshaven (Fischprodukte, Gemüsezubereitungen, Milcherzeugnisse, Brot- und Backwaren, Schokoladenwaren), Varel (Kekse), Jever (Bier, Backwaren und Kekse), in Ovelgönne (Milcherzeugnisse, Milchpulver, Eiskrem, Tiefkühlkost), Brake (Raffinade von Fetten und Ölen), Friedeburg (Milchprodukte), Schortens (Backwaren), Esens (Milcherzeugnisse), ... Ernährungsgewerbe - die Elektrotechnik mit 1.900 Beschäftigten u.a. in Nordenham (Elektroausrüstungen wie Schaltgeräte, Schutzschalter, Relais u.ä., Fernmeldekabel, Meereskabel, Lichtwellenleiter, Elektromotoren), in Brake (Kabelbäume für Automobile, Fahrzeugleitungen) sowie in Wilhelmshaven (Druck-, Temperatur- und Durchflussmessgeräte) und Schortens (Entwicklung und Fertigung von elektronischen Baugruppen und Geräten, u.a. Akku-Ladetechnik, Motorelektronik/-systeme) sowie Sande (Gasgeräte, Messgeräte für gasförmige Medien), ... Elektrotechnik - der Maschinenbau mit 1.800 Beschäftigten, u.a. in Wilhelmshaven (Hydrauliksysteme, Maschinen zur spanlosen Verformung, Maschinenteile, Maschinen für den Sportstättenbau, Hydraulik, Pneumatik, Klimatechnik, Baumaschinen, Industrie-Ventilatoren), in Schortens (Sturmlaternen, Massenziehteile, Werkzeugbau für die Blechverformung), in Friedeburg (Armatu- ... Maschinenbau Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1999 Verarbeitendes Gewerbe einschließlich Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden, 1999 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1999 Stärken-Schwächen-Analyse I - 26 Übersicht 2.2: Branchenstruktur und Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes im Jade-Weser-Raum - Vergleichszahlen für das frühere Bundesgebiet (BG) - _________________________________ _________________________________________________________________________ Sozialversicherungspfl. Beschäftigte _________________________________________________________________________ 1999 Veränderung 1992 - 1999 Veränderung 1989 - 1992 ____________________________________________ _____________________________ abs.* Ant., abs.* in % BG Abw.in abs.* in % BG Abw.in BG=100** (JD) in%(JD) %-Pkt. (JD) in%(JD) %-Pkt _________________________________ _________________________________________________________________________ Land-, Forstwirtschaft 1.300 160 -100 -1,4 -1,2 -0,1 -100 -2,7 0,6 -3,3 Luftfahrzeugbau 3.700 1.517 -1.600 -4,9 -1,0 -3,9 500 3,1 0,8 2,3 Nahrungs-u.Genußmittelgewerbe 2.600 105 -1.100 -5,0 -2,5 -2,6 300 2,6 2,0 0,5 Elektrotechnik 1.900 55 -1.800 -9,2 -3,5 -5,7 200 2,2 0,5 1,7 Maschinenbau 1.800 53 -900 -5,8 -3,2 -2,5 100 1,1 1,1 0,0 Schiffbau 1.800 2.284 -300 -2,2 -7,9 5,8 -500 -6,5 -0,9 -5,6 Straßenfahrzeugbau 1.600 43 -200 -1,6 -2,0 0,4 400 8,6 1,6 7,0 Kunststoff 1.300 111 200 2,7 -1,5 4,2 200 8,4 4,5 3,9 Holzbe- u. -verarbeitung 1.300 85 100 1,4 -2,5 3,9 300 9,5 3,5 6,1 Energie, Bergbau 1.100 86 -100 -1,7 -3,9 2,3 100 1,5 -1,9 3,5 Holzverarbeitung 1.100 84 0 -0,5 -2,4 1,9 300 10,3 3,5 6,8 Chemie 900 48 0 -0,7 -3,7 3,0 0 -0,1 0,2 -0,4 Steine u. Erden, Feinkeramik, Glas 900 86 -200 -2,7 -3,3 0,5 0 1,2 2,0 -0,8 Papiererz. und -verarb. Verarbeitendes Gewerbe *** Baugewerbe 800 141 -100 -1,4 -3,4 2,0 200 7,7 2,3 5,4 23.300 83 -9.600 -4,8 -3,2 -1,6 800 0,8 1,0 -0,2 7.700 128 500 0,9 -2,0 2,9 1.100 5,6 3,7 1,8 Produzierender Bereich 32.400 93 -9.300 -3,5 -3,0 -0,5 1.800 1,5 1,4 0,1 nachr.: Dienstleistungen 56.500 105 1.100 0,3 0,9 -0,7 1.000 0,6 4,2 -3,6 Insgesamt 88.900 100 -8.200 -1,3 -0,8 -0,5 2.800 1,0 2,9 -1,9 * Differenzen durch Rundung *** einschl. Energie, Wasser und Bergbau ** Spezialisierung, Anteile an den Beschäftigten insgesamt, früheres Bundesgebiet = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 29.05.2000 C:\Daten\DATBANK\Bade für Verdichtungsräume\[BADSHIFT.XLS]Jade-Weser 99 ren), in Varel (Nahrungsmittelmaschinen, Sondermaschinenbau) sowie in Bockhorn (Schneide- und Zerkleinerungsmaschinen für Drogen und Tabak), ... Schiffbau - der Schiffbau mit 1.800 Beschäftigten u.a. in Lemwerder (Handels-, Spezialund Marineschiffe, Motoryachten, Großyachten), in Berne (u.a. Schlepper, Fähren, Feuerlöschboote, Forschungsschiffe, Lotsenschiffe sowie Zulieferungen an die Automobilindustrie, Spezialboote, z.B. Seenotrettungskreuzer) und in Elsfleth (Schiffsreparaturen, -wartungen und -umbauten), ... weitere Industriezweige - Weitere Zweige des Verarbeitenden Gewerbes sind der Straßenfahrzeugbau (u.a. Mobil-Großkrane in Wilhelmshaven), die Kunststoffverarbeitung (u.a. Autoteile aus Kunststoff, Fensterprofile, Rohre in Brake und Wittmund), die Holzindustrie, die Energiewirtschaft (Kernkraftwerk Unterweser, Kohlekraftwerk Wilhelmshaven) sowie die Chemische Industrie (Herstellung Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 27 Abb. 2.2-1: Branchenstruktur des Produzierenden Gewerbes im Jade-Weser-Raum und in Westdeutschland 1999 13 Anteil der Wirtschaftszweige an den Beschäftigten insgesamt in % 12 11 10 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 9 8 7 6 5 4 3 2 Schiffbau Mineralölverarbeitung Feinkeramik Herst. v. Musikinstr. u.a. Papiererzeugung NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover Herst. v. ADV-Geräten NE-Metallindustrie Glasindustrie Luftfahrzeugbau Gießereien Gummiverarbeitung Papierverarbeitung Bergbau Eisen- u. Stahlindustrie Steine u. Erden Stahlbau Druckereien Feinmechanik, Optik Land-, Forstwirtschaft Textil-, Bekleidungsindustrie Energie-, Wasserversorgung Stahlverformung Herst. v. EBM-Waren Kunststoffverarbeitung Chemie Holzindustrie Ernährungsgewerbe Elektrotechnik Maschinenbau Straßenfahrzeugbau 0 Baugewerbe 1 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Badsvbb mit99.xls]WeserJad von Titanoxid in Nordenham, Herstellung von Kunststoffen wie PVC und VCM in Wilhelmshaven). Durch einzelne Betriebe geprägt ist u.a. die Mineralölverarbeitung (Raffinerie in Wilhelmshaven), die Feinkeramik (Herstellung von Porzellangeschirr in Varel), die Papierindustrie (Herstellung von Karton und Pappe in Varel) sowie die Nicht-Eisen-Metallerzeugung (Bleiund Zinkhütte am seeschifftiefen Fahrwasser in Nordenham). ! In besonderer Weise spezialisiert ist der Jade-Weser-Raum damit auf den Schiffbau und den Luftfahrzeugbau. Ein überdurchschnittliches Branchengewicht haben darüber hinaus die Papierindustrie, die Kunststoffverarbeitung und das Ernährungsgewerbe. Alle übrigen Zweige des Verarbeitenden Gewerbes sind mehr oder weniger stark unterrepräsentiert, dazu zählen auch bundesweit große Branchen wie der Maschinenbau, die Elektrotechnik, der Straßenfahrzeugbau und die Chemische Industrie. Die Zusammenstellung der Produktpalette zeigt ein äußerst breites Spektrum, das mit Ausnahme von Schiffbau und Luftfahrzeugbau keine eindeutige Schwerpunktbildung erkennen läßt. Damit ist zwar einerseits ein breite Risikostreuung gegeben, andererseits lassen sich im Spezialisierungsmuster: Schiffbau und Luftfahrzeugbau weit im Vordergrund I - 28 Stärken-Schwächen-Analyse engeren Umfeld aber kaum Synergieeffekte durch Ausrichtung von speziellen Zulieferern oder durch verstärkte Kooperation zwischen Betrieben mit ähnlichen Feldern erwarten. Baugewerbe vor allem in den ländlichen Gemeinden sehr stark vertreten ! Ein überdurchschnittliches Gewicht hat das Baugewerbe mit allein knapp 9 % der Beschäftigten. Es ist nicht nur in den größeren Standorten Wilhelmshaven, Varel, Wittmund und Jever stark vertreten, sondern auch in den ländlichen Standorten, u.a. in der SG Holtriem, in Bockhorn, Jade, Butjadingen und Wangerland. Dominanz von Großbetrieben und mittleren Betrieben in der Wesermarsch, überwiegend kleine Betriebe in der übrigen Region ! Die Betriebsgrößenstruktur in der Industrie zeigt, dass vor allem im Landkreis Wesermarsch der Anteil von Beschäftigten in Großbetrieben 10 überdurchschnittlich hoch ist. In sechs Betrieben arbeiten alleine 5.000 Beschäftigte, d.h. 53 % aller Industriebeschäftigten (Bundesdurchschnitt: 44 %). Weitere 4.100 Personen sind in 20 mittelgroßen Betrieben beschäftigt (44 %). Da neben den sechs Großbetrieben in der Wesermarsch nur noch je ein weiteres Industrieunternehmen mit 500 und mehr Beschäftigten in Wilhelmshaven und in Friesland ansässig sind, ist der Anteil von Beschäftigten in Klein- und Mittelunternehmen in den anderen Landkreisen und der Stadt Wilhelmshaven deutlich höher. Nur zwei größere Unternehmenszentralen ! Das Produzierende Gewerbe im Jade-Weser-Raum hat im überregionalen Vergleich ausgesprochen wenige größere Unternehmenszentralen. Von den 100 größten niedersächsischen Unternehmen (gemessen am Umsatz) haben lediglich zwei ihren Sitz in Wilhelmshaven, und zwar ein großes Chemieunternehmen, das mit 454 Mio. DM Jahresumsatz auf Rang 82 liegt sowie ein Unternehmen des Maschinenbaus mit etwa 370 Mio. DM Umsatz auf Rang 96 11. Allerdings sind auch diese beiden Unternehmen in übergeordnete Konzernstrukturen eingebunden. Externe Steuerung der meisten größeren Industriebetriebe ! Entsprechend unterliegen die meisten der größeren Industriebetriebe der externen Kontrolle, d.h. der Steuerung durch Unternehmens- bzw. Konzernzentralen außerhalb der Region. Von den Arbeitsplätzen in den 132 größten Industriebetrieben entfallen nur 49 % auf eigenständige Unternehmen mit Sitz in der Region (Landesdurchschnitt 65 %).16 Betriebe mit 34 % der Arbeitsplätze sind Zweigbetriebe oder Tochterunternehmen von Unternehmen aus dem übrigen Deutschland (Landesdurchschnitt 19 %) und 9 Betriebe mit weiteren 17 % der Arbeitsplätze gehören zu ausländischen Unternehmen bzw. Konzernen (Landesdurchschnitt 16 %). Besonders gering ist der Anteil der Arbeitsplätze in eigenständigen Unternehmen mit 35 % im Landkreis Wesermarsch. Entsprechend liegen die Unternehmenszentralen in 13 Betrieben mit zusammen 65 % der industriellen Arbeitsplätze außerhalb des Landkreises. Damit ist die Außensteuerung der Industrie ausgesprochen hoch, wobei das übrige Deutschland im Vordergrund steht, denn der Internationalisierungsgrad entspricht etwa dem Landesdurchschnitt. Diese Außensteuerung ist zunächst nicht grundsätzlich negativ zu bewerten. Sie bedeutet aber sicherlich, dass die industriellen Aktivitäten auch in einem besonderen konzerninternen Standortwettbewerb stehen dürften. Darüber hinaus ist naturgemäß der Zugang von Politik und Wirtschaftsförderung zu den regionsexternen Entscheidungsträgern erheblich erschwert. 10 11 mit mehr als 500 Beschäftigen Quelle: NORD/LB, 1999 Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 29 Abb. 2.2-2: Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes im Jade-WeserRaum, in Niedersachsen und in Westdeutschland seit Anfang der 80er Jahre 140 1980=100 130 120 Jade-Weser-Raum Niedersachsen Bundesgebiet West 110 100 90 80 70 60 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980.xls]WeserJadeRaum99 ! Die Entwicklung im Produzierenden Gewerbe des Jade-Weser-Raums war bereits in den 80er Jahren durch einen intensiven Strukturwandel und einen damit verbundenen Beschäftigungsabbau geprägt (Abb. 2.2-2). Von dem Wiedervereinigungsboom nach 1989 konnte die Region zwar durch einen leicht überdurchschnittlichen Beschäftigungszuwachs profitieren, die Zuwächse waren aber weit geringer als in anderen niedersächsischen Regionen. Bereits seit 1992 ging die Beschäftigung wieder zurück, in den folgenden Jahren mit zunehmender Geschwindigkeit. Insgesamt ist die Beschäftigtenentwicklung des Jade-Weser-Raums seit dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms wieder ungünstiger als im Bundestrend. Dies gilt vor allem für die zweite Hälfte der 90er Jahre. ! Besonders problematisch war die Entwicklung im Produzierenden Gewerbe der Stadt Wilhelmshaven und des Landkreises Friesland. (Karte 2.2) Während aber in der Stadt in der zweiten Hälfte der 90er Jahre eine leichte Konsolidierung eingetreten ist, war die Entwicklung im Landkreis Friesland während der gesamten 90er Jahre schwächer als im Bundesdurchschnitt. ! Der Landkreis Wesermarsch hatte während der 80er Jahre und bis zum Ende des Wiedervereinigungsbooms eine überdurchschnittliche Beschäftigtenent- Intensiver industrieller Strukturwandel seit Anfang der 80er Jahre, ungünstige Entwicklung vor allem auch in der zweiten Hälfte der 90er Jahre Karte 2.2: Beschäftigtenentwicklung im Produzierenden Gewerbe W ilhelm s have n Frieslan d C uxhaven W ittm un d H am bur g B rem erhaven Stad e A urich relative En tw icklung in % (Jahresdurchschnitte) 1992 - 98 E m de n A m m erlan d Leer W eserm arsc h O sterholz 2,0 1,4 0,9 0,4 0,2 -0,4 O ldenburg,St. B rem e n R otenburg O ldenburg D elm enhorst und m ehr bis unter bis unter bis unter bis unter bis unter unter 2,0 1,4 0,9 0,4 0,2 -0,4 absolute En tw icklung 1992 - 98 Verde n 20000 E m slan d C loppenbur g 7500 Vecht a 1000 D iepholz C elle N ienburg G rft. B entheim positiv negativ W an geroog e Spiekeroo g Lang eoo g W a ngerlan d E s en s Je ve r S c horten s H oltrie m W ilh elm sha ve n W ittm un d B utjadingen S a nde N ordenh am F riede burg Z ete l Stadlan d Vare l absolute Entwick lung 199 2 - 98 B o ck horn J ade 750 0 250 0 50 0 pos itiv nega tiv B rak e O velgönne relative Entwick lung in % 1992 - 98 (Jahresdurchschnitte ) -0,6 un d m eh r -1,5 bis unter -0,6 -2,0 bis unter -1,5 -2,5 bis unter -2,0 -3,4 bis unter -2,5 -3,9 bis unter -3,4 unter -3,9 E ls fleth B e rn e Lem w erd e r Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 31 Abb. 2.2-3: Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums seit Anfang der 80er Jahre Stadt Wilhelmshaven 140 1980=100 130 120 Wilhelmshaven,Stadt Niedersachsen Bundesgebiet West 110 100 90 80 70 60 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Landkreis Friesland 160 1980=100 150 140 LK Friesland 130 Niedersachsen 120 Bundesgebiet West 110 100 90 80 70 60 50 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Stärken-Schwächen-Analyse I - 32 Abb. 2.2-3: Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums seit Anfang der 80er Jahre (Fortsetzung) Landkreis Wittmund 140 1980=100 LK Wittmund 130 Niedersachsen Bundesgebiet West 120 110 100 90 80 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Landkreis Wesermarsch 140 1980=100 130 LK Wesermarsch Niedersachsen 120 Bundesgebiet West 110 100 90 80 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung 92 93 94 95 96 97 98 99 Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 33 Abb. 2.2-4: Beschäftigtenentwicklung in den Zweigen des Produzierenden Gewerbes im Jade-Weser-Raum seit 1989 Kunststoff 190 Maschinenbau 1989 = 100 1989 = 100 140 180 130 170 120 160 110 150 100 140 90 130 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 80 Jade-Weser-Raum 120 früheres Bundesgebiet 110 70 60 100 50 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Straßenfahrzeugbau 140 Schiffbau 1989 = 100 1989 = 100 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 80 70 Jade-Weser-Raum 70 60 früheres Bundesgebiet 60 50 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 50 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Luftfahrzeugbau 140 Elektrotechnik 1989 = 100 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 80 70 70 60 50 1989 = 100 140 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 60 50 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 30.05.2000 C:\Daten\DATBANK\Bade für Verdichtungsräume\[Bade Grundtabelle nur f99 bis 1999.xls]Tabelle Stärken-Schwächen-Analyse I - 34 Abb. 2.2-4: Beschäftigtenentwicklung in den Zweigen des Produzierenden Gewerbes im Jade-Weser-Raum seit 1989 (Fortsetzung) Nahrungs-u.Genußmittelgewerbe Baugewerbe 1989 = 100 140 1989 = 100 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 80 70 70 Jade-Weser-Raum 60 früheres Bundesgebiet Jade-Weser-Raum 60 früheres Bundesgebiet 50 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 50 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 30.05.2000 C:\Daten\DATBANK\Bade für Verdichtungsräume\[Bade Grundtabelle nur f99 bis 1999.xls]Tabelle wicklung zu verzeichnen (Abb. 2.3-3 und Karte 2.3). In der Folgezeit wurde der Landkreis jedoch deutlich stärker vom industriellen Strukturwandel erfasst. Weil der Landkreis im Vergleich zu den anderen Teilräumen des Jade-WeserRaums in besonderem Maße durch das Produzierende Gewerbe geprägt ist, schlug dies in besonderem Maße auf die Gesamtentwicklung durch. ! Im Landkreis Wittmund war die Entwicklung des Produzierenden Gewerbes in den 90er Jahren insgesamt vergleichsweise positiv, wobei es allerdings nur ein vergleichsweise geringes Gewicht hat. Entwicklung der einzelnen Branchen ! Die Entwicklung der einzelnen Branchen zeigt ein sehr unterschiedliches Muster (Abb. 2.2-4 und Übersicht 2.2). - Der Maschinenbau und die Elektrotechnik haben offensichtlich seit 1992 überdurchschnittliche Beschäftigtenverluste zu verzeichnen. - Nach weit überdurchschnittlichen Zuwächsen infolge der Wiedervereinigung haben Straßenfahrzeugbau und Kunststoffverarbeitung in den letzten Jahren ebenfalls überdurchschnittliche Beschäftigtenverluste. - Im Ernährungsgewerbe ist nach Jahren teilweise sogar überdurchschnittlicher Entwicklung in den letzten Jahren ein sehr starker Beschäftigtenabbau zu verzeichnen. - Im Luftfahrzeugbau ist nach dem sehr starken Einschnitt Mitte der 90er Jahre im Zuge des Konsolidierungsprogramms (DOLORES) in den letzten Jahren sogar wieder ein leichter Anstieg der Beschäftigung festzustellen. - Der Schiffbau hat nach dem Arbeitsplatzabbau von 1989 bis 1996 in der Größenordnung von mehr als 40 % ebenfalls in den letzten Jahren wieder leichte Arbeitsplatzzuwächse. I - 35 - Jade-Weser-Raum - Baustein I Das Baugewerbe entwickelt sich seit Ende der 80er Jahre überdurchschnittlich. Nach der Konsolidierungsphase Mitte der 90er Jahre nimmt auch hier seit dem letzten Jahr die Beschäftigung wieder leicht zu. I - 36 2.3 Stärken-Schwächen-Analyse Dienstleistungen Spezialisierungsmuster des Dienstleistungssektors ! Die Dienstleistungen des Jade-Weser-Raums haben ein ausgeprägtes Spezialisierungsmuster (Übersicht 2.3 und Abb. 2.3-1). - Der Jade-Weser-Raum ist in herausragender Weise auf öffentliche Dienstleistungen ausgerichtet, wobei hier der Marinestandort Wilhelmshaven sowie die Standorte der Bundesluftwaffe bzw. der Bodenstreitkräfte in Wittmund und Jever/Schortens sowie in Varel besonders im Vordergrund stehen. - Ein leicht überdurchschnittliches Gewicht in der Wirtschaftsstruktur haben darüber hinaus der Einzelhandel, das Gesundheitswesen sowie das Gastgewerbe aufgrund der touristischen Potentiale auf den Nordseeinseln und an der Küste. - Leicht überdurchschnittlich vertreten sind auch die Rechts- und Wirtschaftsberatung, während die übrigen überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistungen eher unterrepräsentiert sind. Ein geringeres Gewicht haben auch die Finanzdienstleistungen. - Innerhalb des Verkehrssektors steht die Schifffahrt besonders im Vordergrund, während der Straßenverkehr nur knapp den Bundesdurchschnitt erreicht. - Wissenschaft und Bildung sind leicht unterdurchschnittlich vertreten und der Anteil des Großhandels ist sogar erheblich geringer als im Bundesdurchschnitt. Mit Abstand größter Dienstleistungsstandort Wilhelmshaven ! Der mit Abstand größte Dienstleistungsstandort ist die Stadt Wilhelmshaven mit 19.600 Beschäftigten 12 (Karte 2.3). Die Stadt Wilhelmshaven ist in herausragender Weise auf die Öffentliche Verwaltung einschließlich der Bundesmarine ausgerichtet. Darüber hinaus haben das Gesundheits- und Sozialwesen sowie die sonstigen persönlichen Dienstleistungen ein besonders Gewicht. Die übrigen Wirtschaftszweige wie Verkehrssektor, Handel, Finanzdienstleistungen oder auch die überwiegend unternehmensbezogenen Dienstleistungen sind mehr oder weniger deutlich unterrepräsentiert. Dienstleistungsstandorte Varel, Wittmund und Brake auf Rängen 2 bis 4 ! Mit deutlichem Abstand folgen drei etwa gleichgroße Dienstleistungsstandorte: die Stadt Varel und die Stadt Wittmund mit je etwa 4.400 Beschäftigten sowie die Stadt Brake mit 4.200 Beschäftigten. 12 - In der Stadt Varel haben der Einzelhandel, das Gastgewerbe (Tourismusstandort Dangast), das Gesundheits- und Sozialwesen sowie die Öffentliche Verwaltung (Bundeswehrstandort) eine überdurchschnittliche Bedeutung. - Die Stadt Wittmund wird in besonderer Weise von der Öffentlichen Verwaltung (Luftwaffenstützpunkt) sowie den Tourismusfunktionen (u.a. Carolinensiel) mit Gastgewerbe und sonstigen persönlichen Dienstleistungen geprägt. Auch das Gesundheits- und Sozialwesen sowie die unternehmensbezogenen Dienstleistungen und die Finanzdienstleistungen sind stärker vertreten. Lediglich der Verkehrssektor sowie Erziehung und Unterricht sind etwas unterrepräsentiert. - Die Stadt Brake ist als Hafenstandort in besonderer Weise auf den verkehrssektor ausgerichtet. Eine überdurchschnittliche Bedeutung haben Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte am 30.6.1999 Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 37 Übersicht 2.3: Branchenstruktur und Beschäftigtenentwicklung der Dienstleistungen im Jade-Weser-Raum - Vergleichszahlen für das frühere Bundesgebiet (BG) - _________________________________ _________________________________________________________________________ Sozialversicherungspfl. Beschäftigte _________________________________________________________________________ 1999 Veränderung 1992 - 1999 Veränderung 1989 - 1992 ____________________________________________ _____________________________ abs.* Ant., abs.* in % BG Abw.in abs.* in % BG Abw.in BG=100** (JD) in%(JD) %-Pkt. (JD) in%(JD) %-Pkt _________________________________ _________________________________________________________________________ Großhandel 2.600 50 200 1,2 -0,8 2,0 200 3,6 4,9 -1,3 Einzelhandel 8.600 117 100 0,2 -0,6 0,8 700 2,9 3,7 -0,8 Handel 11.200 89 300 0,4 -0,7 1,1 900 3,0 4,2 -1,2 Deutsche Bundespost Eisenbahnen Straßenverkehr Schifffahrt Übriger Verkehr Verkehr, Telekommunikation 400 100 1.400 1.000 1.400 4.300 60 30 94 663 75 95 -200 0 0 -300 100 -400 -5,7 -3,7 0,3 -3,8 1,1 -1,2 -4,8 -4,7 0,8 -3,9 0,8 -0,8 -0,9 1,0 -0,5 0,1 0,4 -0,4 100 0 200 100 100 500 4,0 -2,2 6,5 2,9 1,7 3,7 4,1 -0,4 5,6 1,8 6,2 4,7 -0,1 -1,7 0,9 1,2 -4,5 -1,0 Distributionsdienstleistungen 15.400 90 -100 -0,1 -0,7 0,7 1.400 3,2 4,3 -1,1 Kreditinstitute Versicherungen Finanzdienstleistungen 2.100 300 2.400 79 28 64 -200 0 -200 -1,0 -0,6 -1,0 0,0 -0,7 -0,2 -1,0 0,0 -0,7 0 0 100 0,7 4,3 1,1 2,3 4,3 2,9 -1,6 0,0 -1,8 Rechts- u. Wirtsch.beratung Techn. Beratung Wirtschaftswerbung Grundst.-,Vermögensverwalt. Vermiet.bewegl.Sachen Gebäudereinig.u.Abfallbeseit. Übr.DL f.Untern. Unternehmensbez. Dienstleistungen 2.500 800 200 1.000 200 1.300 1.200 7.100 105 49 50 84 108 80 70 78 800 200 0 200 100 100 800 2.100 5,7 4,1 2,4 2,4 8,9 0,6 17,1 5,1 6,5 1,9 5,1 6,9 2,0 5,5 8,0 5,5 -0,8 2,2 -2,7 -4,6 6,9 -4,9 9,1 -0,4 300 100 100 0 0 200 0 700 5,4 7,9 15,5 1,4 12,7 6,6 -3,5 4,8 7,7 10,1 8,9 7,9 9,1 10,9 10,4 9,3 -2,3 -2,2 6,6 -6,5 3,6 -4,3 -13,9 -4,5 Wissenschaft u. Bildung Kunst, Medien Verlagswesen Gesundheitswesen Organis. oh. Erwerbszweck Private Haushalte Gesellschaftsbez. Dienstleistungen 2.800 300 100 7.000 2.600 100 13.000 85 49 16 108 103 69 95 200 0 -100 1.400 200 0 1.700 1,2 -0,1 -4,5 3,2 1,0 -3,0 2,0 1,9 2,1 0,0 1,7 2,8 0,6 1,9 -0,7 -2,2 -4,5 1,5 -1,8 -3,6 0,2 400 -3.700 0 900 400 0 -1.900 5,3 -57,5 9,8 6,2 6,3 5,4 -5,0 2,9 1,5 3,2 4,6 4,6 0,1 3,9 2,4 -59,1 6,6 1,6 1,7 5,3 -8,9 6.200 1.000 < 50 146 133 0 500 -200 0 1,2 -2,1 -10,0 2,4 -2,1 -2,8 -1,2 0,0 -7,1 900 -100 0 5,7 -1,9 -1,9 5,2 -1,3 2,4 0,5 -0,6 -4,3 7.200 141 300 0,6 1,6 -0,9 800 4,2 3,8 0,5 Gastgewerbe Reinigung u.Körperpflege Übr. persönl. DL Personenbez. Dienstleistungen Haushaltsbez. Dienstleistungen 20.200 108 2.000 1,5 1,8 -0,3 -1.100 -1,9 3,9 -5,8 Gebietskörperschaften Sozialversicherung Öffentliche Dienstleistungen 10.600 700 11.300 242 83 216 -2.800 0 -2.800 -3,3 0,0 -3,1 -2,0 0,1 -1,7 -1,2 -0,1 -1,4 -200 100 -100 -0,4 3,2 -0,2 0,3 4,5 0,9 -0,7 -1,3 -1,1 Dienstleistungen 56.500 105 1.100 0,3 0,9 -0,7 1.000 0,6 4,2 -3,6 nachr.: Produzierender Bereich Insgesamt 32.400 88.900 93 100 -9.300 -8.200 -3,5 -1,3 -3,0 -0,8 -0,5 -0,5 1.800 2.800 1,5 1,0 1,4 2,9 0,1 -1,9 * Differenzen durch Rundung ** Spezialisierung, Anteile an den Beschäftigten insgesamt, früheres Bundesgebiet = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 29.05.2000 C:\Daten\DATBANK\Bade für Verdichtungsräume\[BADSHIFT.XLS]Jade-Weser 99 Karte 2.3: Dienstleistungsstandorte Wittmund Wilhelmshaven Friesland Cuxhaven Hamburg Bremerhaven Stade Aurich Emden Anteil der Besch‰ftigte n im DL-Sekto r in % 1998 (B G =100) Osterholz Wesermarsch Leer Ammerland 117 110 104 97 91 79 Oldenburg,St. Bremen Rotenburg Oldenburg Delmenhorst Besch‰ftigt e im DL-Sekto r absolut 1998 Verden Emsland und mehr bis unter 117 bis unter 110 bis unter 104 bis unter 97 bis unter 91 unter 79 Cloppenburg 2500 10000 Vechta Diepholz Celle Nienburg Grft. Bentheim 50000 Wangerooge Spiekeroog Langeoog Wangerland Esens Holtriem Wilhelmshaven Jever Wittmund Butjadingen Schortens Nordenham Sande Friedeburg Zetel Stadland Varel Besch‰ftigt e im DL-Sekto r absolut 1998 500 2500 10000 Bockhorn Brake Jade Anteil der Besch‰ftigte n im DL-Sekto r in % 1998 (B G =100) 117 110 104 97 91 79 und mehr bis unter 117 bis unter 110 bis unter 104 bis unter 97 bis unter 91 unter 79 Ovelgˆnn e Elsfleth Berne Lemwerder Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 39 Abb. 2.3-1: Branchenzusammensetzung der Dienstleistungen im Jade-Weser-Raum und in Westdeutschland 1999 13 Anteil der Wirtschaftszweige an den Beschäftigten insgesamt in % 12 11 10 9 8 Jade-Weser-Raum 7 früheres Bundesgebiet 6 5 4 3 2 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover Schiffahrt Eisenbahnen Verlagswesen Telekommunikation Reinigung, Körperpflege Versicherungen Straßenverkehr Gebäudereinig.,Abfallbeseit. Techn. Beratung, Plan. Übriger Verkehr Rechts-, Wirtsch.beratung Kreditinstitute Organis. oh. Erwerbszweck Übr. untern.bez.DL Wissenschaft,Bildung,Medien Heime, Gastgewerbe Großhandel Geb.körpersch., Sozialvers. Gesundheitswesen 0 Einzelhandel 1 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Badsvbb mit99.xls]WeserJad auch der Öffentliche Sektor durch den Kreissitz und verschiedene Behörden sowie das Gesundheits- und Sozialwesen. Vergleichsweise schwach sind Handel sowie die unternehmensbezogenen und die Finanzdienstleistungen. ! Der im Norden der Wesermarsch gelegene Dienstleistungsstandort Stadt Nordenham folgt mit 3.900 Beschäftigten. Die meisten Dienstleistungsfunktionen sind in diesem Standort der Großindustrie mehr oder weniger deutlich unterrepräsentiert, dazu zählen auch der Handel (auch aufgrund des stark eingegrenzten Einzugsbereichs), das Gastgewerbe sowie die unternehmensbezogenen Dienste und die Finanzdienstleistungen. Überdurchschnittlich vertreten ist lediglich der Verkehrssektor, vor allem aufgrund der Hafenfunktionen (Privathafen). Das Gesundheits- und Sozialwesen hat eine etwa durchschnittliche Bedeutung. ! Der Dienstleistungsstandort Schortens mit 3.400 Beschäftigten ist in engem Zusammenhang mit der Stadt Wilhelmshaven zu sehen. Unmittelbar jenseits der Stadtgrenze ist in dem in den Hallen der ehemaligen Olympiawerke (Her- I - 40 Stärken-Schwächen-Analyse stellung von Schreibmaschinen) angesiedelten TCN Technologie Centrum Nordwest ein großes Dienstleistungszentrum entstanden (u.a. Call-Center). Entsprechend stehen die unternehmensbezogenen Dienstleistungen sowie die sonstigen persönlichen Dienstleistungen stark im Vordergrund. ! Die Stadt Jever hat 3.000 Beschäftigte im Dienstleistungssektor und ist noch stärker als Wittmund auf den Öffentlichen Sektor ausgerichtet. Die Stadt hat aber auch eine vergleichsweise deutliche Spezialisierung auf den Einzelhandel. Im Vergleich zur Einwohnerzahl entfallen auch relativ viele Beschäftigte auf das Kredit- und Versicherungsgewerbe. Gastgewerbe sowie Gesundheits- und Sozialwesen sind etwa durchschnittlich vertreten. Unterrepräsentiert sind Erziehung und Unterricht, die unternehmensbezogenen Dienste sowie der Verkehrssektor. ! Die übrigen Städte und Gemeinden (Samtgemeinden) des Jade-Weser-Raums haben teilweise deutlich weniger als 3.000 Beschäftigte im Dienstleistungssektor. Eine herausragende Spezialisierung auf das Gastgewerbe haben die Inseln Wangerooge, Langeoog und Spiekeroog. Stark auf den Tourismussektor ausgerichtet sind darüber hinaus die Gemeinden Butjadingen, Wangerland und SG Esens. Dienstleistungszentralität Öffentlicher Dienst insgesamt: deutlicher Beschäftigungsabbau bei Bundesund Landeseinrichtungen und Gemeinden ! In der Dienstleistungszentralität werden die Beschäftigten der einzelnen Dienstleistungsbereiche je Einwohner auf den entsprechenden Bundeswert bezogen 13. Sie geben die (rechnerische) „Über- bzw. Unterversorgung“ bezogen auf die jeweilige Einwohnerzahl an 14. - Bei der Darstellung der Dienstleistungszentralität der einzelnen Standorte (Abb. 2.3-2) wird deutlich, dass Wilhelmshaven deutlich hinter den benachbarten Oberzentren Bremen, Bremerhaven und vor allem Oldenburg zurücksteht. - Einen über den Durchschnittswert hinausgehenden Besatz erreichen die Dienstleistungsstandorte fast ausschließlich im Öffentlichen Sektor durch die Präsenz der Bundeswehr (Wilhelmshaven, Jever/Schortens, Wittmund, Varel) oder aufgrund der Tourismusprägung im Gastgewerbe (Wittmund, Varel). - Eine Sondersituation stellt der Dienstleistungsstandort Schortens mit der starken Ausrichtung auf unternehmensbezogene Dienstleistungen dar. ! Nach der Personalstandserhebung sind im Öffentlichen Dienst 15 der JadeWeser-Region sogar mehr als 21.000 Personen beschäftigt 16, darunter 6.200 bei Bundeseinrichtungen (einschließlich Bundeswehr), 5.800 beim Land und 7.800 auf der kommunalen Ebene. Herausragender Standort ist die Stadt Wilhelmshaven mit 10.000 Beschäftigten, darunter 4.500 Bundesbediensteten und 1.500 Landesbediensteten. 13 14 15 16 auf 100 normiert Bei einer der Bevölkerungszahl entsprechenden räumlichen Verteilung der Beschäftigten in den einzelnen Dienstleistungszweigen hätten alle Standorte in allen Zweigen den Wert 100. Verwaltung, Schulen, Hochschulen u.ä., einschließlich Beamte 1998 Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 41 Abb. 2.3-2: Zentralität der größeren Städte nach Dienstleistungsbereichen Beschäftigte in den jeweiligen Dienstleistungsbereichen je Einwohner, gemessen am Bundesdurchschnitt (Deutschland) = 100 Bremen, Stadt Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 150 Gesundheits- u. Sozialwesen Gastgewerbe 100 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. Oldenburg(Oldb), Stadt Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 Gesundheits- u. Sozialwesen 150 100 Gastgewerbe 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 14.09.2000 C:\Daten\DATBANK\Gutachten\[Spinne SVB99 JadeWeserRaum.xls]Grafik Stärken-Schwächen-Analyse I - 42 Abb. 2.3-2: Zentralität der größeren Städte nach Dienstleistungsbereichen Beschäftigte in den jeweiligen Dienstleistungsbereichen je Einwohner, gemessen am Bundesdurchschnitt (Deutschland) = 100 (Fortsetzung) Bremerhaven, Stadt Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 Gesundheits- u. Sozialwesen 150 Gastgewerbe 100 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. Wilhelmshaven, Stadt Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 Gesundheits- u. Sozialwesen 150 100 Gastgewerbe 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. I - 43 Abb. 2.3-2: Jade-Weser-Raum - Baustein I Zentralität der größeren Städte nach Dienstleistungsbereichen Beschäftigte in den jeweiligen Dienstleistungsbereichen je Einwohner, gemessen am Bundesdurchschnitt (Deutschland) = 100 (Fortsetzung) Varel, Stadt Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 Gesundheits- u. Sozialwesen 150 100 Gastgewerbe 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. Wittmund, Stadt Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 Gesundheits- u. Sozialwesen 150 100 Gastgewerbe 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. Stärken-Schwächen-Analyse I - 44 Abb. 2.3-2: Zentralität der größeren Städte nach Dienstleistungsbereichen Beschäftigte in den jeweiligen Dienstleistungsbereichen je Einwohner, gemessen am Bundesdurchschnitt (Deutschland) = 100 (Fortsetzung) Brake (Unterweser), Stadt Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 Gesundheits- u. Sozialwesen 150 Gastgewerbe 100 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. Nordenham, Stadt Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 Gesundheits- u. Sozialwesen 150 100 Gastgewerbe 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. I - 45 Abb. 2.3-2: Jade-Weser-Raum - Baustein I Zentralität der größeren Städte nach Dienstleistungsbereichen Beschäftigte in den jeweiligen Dienstleistungsbereichen je Einwohner, gemessen am Bundesdurchschnitt (Deutschland) = 100 (Fortsetzung) Schortens Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 Gesundheits- u. Sozialwesen 150 100 Gastgewerbe 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. Jever, Stadt Einzelhandel 350 sonst. persönl. Dienstleistungen 300 250 Großhandel, Handelsvermittlung, Kfz-Handel 200 Gesundheits- u. Sozialwesen 150 100 Gastgewerbe 50 0 Erziehung u. Unterricht Verkehr, Nachrichtenübermittlung Kredit- u. Versicherungsgewerbe Öffentl. Verwaltung u.ä. Dienstleistungen überw. f. Untern. Stärken-Schwächen-Analyse I - 46 Abb. 2.3-3: Beschäftigtenentwicklung der Dienstleistungen im Jade-Weser-Raum, in Niedersachsen und in Westdeutschland seit Anfang der 80er Jahre 140 1980=100 130 120 110 100 90 80 Jade-Weser-Raum 70 Niedersachsen Bundesgebiet West 60 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980.xls]WeserJadeRaum99 ! Insgesamt ist damit die Prägung durch den Öffentlichen Bereich im JadeWeser-Raum weit überdurchschnittlich. Allein von 1994 bis 1998 sind mehr als 3.200 Arbeitsplätze im Öffentlichen Dienst weggefallen 17, darunter etwa 2.700 bei Bundeseinrichtungen. Bereits von 1989 bis 1994 waren fast 1.100 Arbeitsplätze im Öffentlichen Sektor weggefallen, dabei im Bereich der Bundesbehörden sogar 1.400 Beschäftigte. Dieser weitgehend mit der Konversion zusammenhängende Abschmelzprozess des Öffentlichen Sektors hat die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Wilhelmshaven und auch des gesamten JadeWeser-Raums direkt und indirekt stark belastet. Beschäftigtenentwicklung der Dienstleistungen ! Die Entwicklung im Dienstleistungssektor war bereits in den 80er Jahren im Jade-Weser-Raum leicht schwächer als im Bundesdurchschnitt (Abb. 2.3-3). Gegen Ende der 80er Jahre konnte dieser Rückstand aber fast wieder aufgeholt werden. Im Gegensatz zu fast allen anderen niedersächsischen Regionen profitierte der Jade-Weser-Raum von der Wiedervereinigung kaum, und auch nach dem Auslaufen des bundesweiten Beschäftigungsbooms blieb die 17 ohne Berücksichtigung der privatisierten Bundespost Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 47 Abb. 2.3-4: Beschäftigtenentwicklung des Dienstleistungssektors in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums seit Anfang der 80er Jahre Stadt Wilhelmshaven 140 1980=100 130 120 110 100 90 80 Wilhelmshaven,Stadt 70 Niedersachsen Bundesgebiet West 60 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Landkreis Friesland 160 1980=100 150 140 130 120 110 100 90 80 70 LK Friesland Niedersachsen 60 Bundesgebiet West 50 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Stärken-Schwächen-Analyse I - 48 Abb. 2.3-4: Beschäftigtenentwicklung des Dienstleistungssektors in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums seit Anfang der 80er Jahre (Fortsetzung) Landkreis Wittmund 140 1980=100 130 120 110 100 90 LK Wittmund Niedersachsen Bundesgebiet West 80 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Landkreis Wesermarsch 140 1980=100 130 120 110 100 90 LK Wesermarsch Niedersachsen Bundesgebiet West 80 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung 92 93 94 95 96 97 98 99 Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 49 Abb. 2.3-5: Entwicklung in ausgewählten Bereichen des Dienstleistungssektors im JadeWeser-Raum und im Bundesgebiet seit 1989 Großhandel 170 1989 = 100 Einzelhandel 170 160 160 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 90 80 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 90 80 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 1989 = 100 170 160 150 150 140 Jade-Weser-Raum 140 130 früheres Bundesgebiet 130 120 120 110 110 100 100 90 90 80 80 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 180 170 1989 = 100 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Unternehmensbez. Dienstleistungen 1989 = 100 früheres Bundesgebiet Finanzdienstleistungen 160 190 Jade-Weser-Raum 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Verkehr, Telekommunikation 170 1989 = 100 Wissenschaft u. Bildung 170 1989 = 100 160 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 150 160 140 150 130 140 120 130 110 120 100 110 90 100 80 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Stärken-Schwächen-Analyse I - 50 Abb. 2.3-5: Entwicklung in ausgewählten Bereichen des Dienstleistungssektors (Fortsetzung) Gesundheitswesen Gastgewerbe 1989 = 100 170 1989 = 100 170 160 160 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 100 Jade-Weser-Raum 90 Jade-Weser-Raum 90 früheres Bundesgebiet 80 früheres Bundesgebiet 80 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 Heime Gebietskörperschaften 1989 = 100 170 1989 = 100 170 160 160 150 150 140 140 130 130 120 120 110 110 100 Jade-Weser-Raum früheres Bundesgebiet 100 Jade-Weser-Raum 90 90 früheres Bundesgebiet 80 80 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 30.05.2000 C:\Daten\DATBANK\Bade für Verdichtungsräume\[Bade Grundtabelle nur f99 bis 1999.xls]Tabelle Dienstleistungsentwicklung im Jade-Weser-Raum ausgesprochen schwach. Nach langen Jahren der Stagnation ist erst in den letzten beiden Jahren ein leichter Wiederanstieg der Dienstleistungsbeschäftigung zu verzeichnen. - Die unterdurchschnittliche Entwicklung der 90er Jahre im Jade-Weser Raum wurde im Wesentlichen durch die Stadt Wilhelmshaven geprägt, die entgegen dem allgemeinen Trend sogar einen Beschäftigungsrückgang hinnehmen musste (Abb. 2.3-4). Dieser Rückgang war überwiegend auf Stellenstreichungen bei der Bundeswehr zurückzuführen. Hier wurden seit 1992 rund 2.100 Arbeitsplätze (fast 30 %) abgebaut. Darüber hinaus war auch ein Arbeitsplatzabbau im Einzelhandel sowie im Verkehrssektor und bei der Telekommunikation zu verzeichnen. Dies konnte durch die Zuwächse bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen, im Gesundheitswesen sowie in Wissenschaft und Bildung nicht kompensiert werden. I - 51 Jade-Weser-Raum - Baustein I - Aber auch im Landkreis Wittmund war die Beschäftigtenentwicklung im Dienstleistungssektor in den 90er Jahren leicht unterdurchschnittlich. Hier entwickelten sich zwar der Handel und der Verkehrssektor sowie Gastgewerbe und Gesundheitswesen überdurchschnittlich, im Vergleich zum Nachbarkreis Friesland fehlte aber die Dynamik der unternehmensbezogenen Dienstleistungen. - Im Landkreis Friesland dagegen war im selben Zeitraum eine deutlich bessere Entwicklung zu verzeichnen, die über dem Bundesdurchschnitt lag. Zur positiven Entwicklung seit 1992 haben die unternehmensbezogenen Dienstleistungen (TCN am Standort Schortens), der Einzelhandel sowie das Gesundheitswesen in starkem Maße beigetragen. - Die Dienstleistungsentwicklung im Landkreis Wesermarsch war in den 80er Jahren sogar rückläufig. In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung profitierte sie nur in geringem Maße, und auch im weiteren Verlauf der 90er Jahre blieb die Entwicklungsdynamik deutlich unter dem Bundes- und Landestrend. Erst in den letzten Jahren steigen die Beschäftigtenzahlen wieder stärker. Die Bedeutung der Bundeswehr für den Jade-Weser-Raum Die stark negativen Auswirkungen der Stellenreduzierungen im militärischen Bereich auf die Entwicklung der Dienstleistungsbeschäftigung insgesamt machen die Bedeutung der Bundeswehr und der z.Zt. laufenden Konversionspolitik für den Jade-Weser Raum deutlich. Wie bereits dargestellt, ist hiervon insbesondere die Stadt Wilhelmshaven als Standort der Bundesmarine betroffen. Kern der Marine in Wilhelmshaven ist die Zerstörerflottille (Fregatten und dazugehörige Einsatzgruppenversorger) 18. Die Stationierung dieser Schiffe an der Jade sichert derzeit Wilhelmshavens Position als bedeutendster Marinestandort in Deutschland und den Verbleib weiterer Dienstleistungs- und Verwaltungsfunktionen, wie z.B. Marinearsenal, Marineunterstützungskommando, Marineabschnittskommando West, Standortverwaltung und Stammdienststellen der Marine. Allerdings sind die genannten Dienstleistungs- und Verwaltungsfunktionen - wenn sie auch im Kern erhalten bleiben sollten - massiven Kürzungen unterworfen. Von 1990 bis zum Jahr 2005 wird der Standort Wilhelmshaven 30 % seiner militärischen und zivilen Dienstposten verloren haben. Derzeit besteht die Marine in der Stadt aus rund 8.700 Dienstposten. Wie alle anderen Bundeswehreinrichtungen, sind auch die flottennahen Einrichtungen gezwungen, durch Verwaltungsvereinfachung und Ausgliederung von Funktionen Personal abzubauen. So werden z.B. Wartungsarbeiten aus dem Bereich Waffentechnik in zunehmenden Maße aus dem Marinearsenal an privatwirtschaftliche Unternehmen abgegeben. Diese Funktionen müssen dann nicht mehr zwingend auf dem Gelände des Marinearsenals in Wilhelmshaven angesiedelt, 18 Stadt Wilhelmshaven: Konversion Nr. 3 ? – die Auswirkungen der aktuellen Bundeswehrplanung auf Wilhelmshaven als Marinestandort. Wilhelmshaven, 2000 I - 52 Stärken-Schwächen-Analyse sondern können an einem Unternehmensstandort außerhalb des Jade-WeserRaums erledigt werden. Ein weiterer Standort der Bundesmarine ist das Marinemunitionsdepot in Zetel mit 160 Dienstposten. Darüber hinaus liegen im Jade-Weser-Raum drei Standorte der Bundesluftwaffe: - Wittmund: Jagdgeschwader 71 „Richthofen“, Objektschutzbataillon der Luftwaffe (ca. 1.600 Dienstposten), - Jever / Schortens (Upjever): Jagdbombergeschwader 38 „Friesland“, Objektschutzbataillon der Luftwaffe, Luftinstandhaltungsstaffel (ca. 2.000 Dienstposten), - Wangerland (Hohenkirchen): Flugabwehrraketengruppe 41, Objektschutzbataillon der Luftwaffe. Der Standort Wangerland-Hohenkirchen mit rund 600 Dienstposten wird nach dem derzeitigen Stand der Bundeswehrplanungen geschlossen. Vergleichsweise gering ist der Anteil des Bundesheeres im Jade-Weser-Raum. Der einzige Heeresstandort im Jade-Weser-Raum ist in Varel (Fallschirmjägerbataillon 313 und schnelle Einsatzkräfte des Sanitätsdienstes, ca. 1.200 Dienstposten). Des weiteren umfasst die Standortverwaltung in Jever 370 Dienstposten. I - 53 2.4 Jade-Weser-Raum - Baustein I Beschäftigtenentwicklung insgesamt ! In der Beschäftigtenentwicklung des Jade-Weser-Raums seit Anfang der 80er Jahre haben sich die Auswirkungen des industriellen Strukturwandels und der Entwicklungsschwäche der Dienstleistungen überlagert (Abb. 2.4-1). Beschäftigtenentwicklung insgesamt ... - In den 80er Jahren konnten die vergleichsweise bescheidenen Arbeitsplatzzuwächse im Dienstleistungssektor die starken Verluste des Produzierenden Gewerbes nicht ausgleichen, so dass die Beschäftigung von 1980 bis 1989 um knapp 1 % zurückging (gegenüber einem Zuwachs von mehr als 3 % im Bundesdurchschnitt). ... in den 80er Jahren - In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung entsprach die Entwicklung des Produzierenden Gewerbes zwar dem Bundestrend, die Dienstleistungsentwicklung blieb aber so stark zurück, dass insgesamt nur ein Zuwachs von 2.800 Arbeitsplätzen oder 3 % erreicht werden konnte, gegenüber 9 % im westdeutschen Durchschnitt. ... in den ersten Jahren nach der Wiedervereinigung - Seit dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms in Westdeutschland entwickelt sich das Produzierende Gewerbe leicht, die Dienstleistungen aber deutlich ungünstiger als im Bundestrend. Entsprechend hat die Beschäftigung von 1992 bis 1999 wieder um 8.200 Personen oder knapp 9 % abgenommen, gegenüber 5 % im Bundesdurchschnitt. ... seit Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms - In der langfristigen Entwicklung seit 1980 ist somit in der Abweichung vom Bundestrend ein Defizit von mehr als 12.000 Arbeitsplätzen aufgelaufen und im Referenzzeitraum seit 1992 von mehr als 3.000 Arbeitsplätzen. ! Die Beschäftigtenentwicklung war in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums durchaus unterschiedlich (Abb. 2.4-2). Entwicklung in den Teilräumen - Die mit Abstand schwächste Entwicklung hatte die Stadt Wilhelmshaven nach 1989. Von 1989 bis 1992 gingen 2.600 Arbeitsplätze (ausschließlich im Dienstleistungssektor) und von 1992 bis 1999 weitere 3.000 Arbeitsplätze verloren, darunter 1.800 im Dienstleistungssektor (Bundeswehr) und 1.200 im Produzierenden Gewerbe. Seit 1998 steigt die Beschäftigung wieder leicht an. Stadt Wilhelmshaven - Im Landkreis Friesland war die Entwicklung in den 80er Jahren deutlich schwächer und erst die Wiedervereinigung brachte leicht überdurchschnittliche Wachstumsimpulse. In den letzten Jahren entspricht die Beschäftigtenentwicklung etwa dem Bundestrend. Dabei ist die Entwicklung des Produzierenden Gewerbes durchaus ungünstiger, die Zuwächse im Dienstleistungssektor sind aber überdurchschnittlich. Landkreis Friesland - Der Landkreis Wesermarsch hat nach einer etwa durchschnittlichen Entwicklung in den 80er Jahren zunächst von der Wiedervereinigung eher schwächer profitiert und hat seitdem aufgrund des starken industriellen Strukturwandels weit überdurchschnittliche Arbeitsplatzverluste zu verzeichnen. Von 1992 bis 1999 war die Dienstleistungsentwicklung zwar überdurchschnittlich, im Produzierenden Gewerbe gingen aber von 1992 bis 1999 fast ein Viertel der Arbeitsplätze verloren, so dass insgesamt ein Defizit von 12 % oder 3.300 Arbeitsplätzen zu verzeichnen war. In den letzten Landkreis Wesermarsch Stärken-Schwächen-Analyse I - 54 Abb. 2.4-1: Beschäftigtenentwicklung im Jade-Weser-Raum, in Niedersachsen und in Westdeutschland seit Anfang der 80er Jahre 140 1980=100 130 120 110 100 90 80 Jade-Weser-Raum Niedersachsen Bundesgebiet West 70 60 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980.xls]WeserJadeRaum99 beiden Jahren steigt die Beschäftigung im Landkreis Wesermarsch wieder leicht an. Landkreis Wittmund - Der Landkreis Wittmund hatte von der zweiten Hälfte der 80er Jahre bis Mitte der 90er Jahre eine ausgesprochen positive Beschäftigtenentwicklung. Von 1987 bis 1995 stiegen die Beschäftigtenzahlen um fast 30 %. Die Ursachen lagen nicht nur in einem entwicklungsstarken Dienstleistungssektor, sondern auch in beträchtlichen Arbeitsplatzzuwächsen des Produzierenden Gewerbes und dort vor allem des Baugewerbes. Nach 1995 brach die positive Entwicklung ab und sowohl Dienstleistungen als auch das Produzierende Gewerbe entwickelten sich ungünstiger. Seit 1998 steigt allerdings die Beschäftigung wieder. ! Innerhalb des Jade-Weser-Raums konzentrierten sich die absoluten Arbeitsplatzverluste im Zeitraum 1992 bis 1999 auf die Stadt Wilhelmshaven (Abbau von 3.000 Beschäftigten), die Stadt Nordenham (1.500 Beschäftigte), die Standorte Lemwerder, Brake und Varel (je 1.000 Beschäftigte) sowie Jever (700 Beschäftigte). Alle übrigen Standorte entwickelten sich vergleichsweise günstig. In einigen ländliche Standorten konnte sogar ein leichter Beschäftigtenzuwachs verzeichnet werden (Karte 2.4). Karte 2.4: Beschäftigtenentwicklung insgesamt W ittm un d W ilhelm s have n Frieslan d C uxhaven B rem erhaven H am bur g Stad e A urich relative En tw icklung in % (Jahresdurchschnitte) 1992 - 98 E m de n W eserm arsc h O sterholz A m m erlan d O ldenburg,St. Leer B rem e n 0,8 0,3 -0,3 -0,9 -1,4 -1,8 R otenburg O ldenburg D elm enhorst und bis bis bis bis bis m ehr unter unter unter unter unter unter 0,8 0,3 -0,3 -0,9 -1,4 -1,8 absolute En tw icklung 1992 - 98 Verde n 30000 C loppenbur g E m slan d 10000 Vecht a 2500 D iepholz C elle N ienburg G rft. B entheim positiv negativ W an geroog e Spiekeroo g Lang eoo g W a ngerlan d E s en s W ilh elm sha ve n H oltrie m W ittm un d Je ve r B utjadingen S c horten s S a nde F riede burg N ordenh am Z ete l Stadlan d Vare l absolute Entwicklung 199 2 - 98 500 0 B o ck horn J ade B rak e O velgönne 200 0 50 0 pos itiv nega tiv relative Entwick lung in % 1992 - 98 (Jahresdurchschnitte ) 0,8 un d m eh r 0,3 bis unter 0,8 -0,3 bis unter 0,3 -0,9 bis unter -0,3 -1,4 bis unter -0,9 -1,8 bis unter -1,4 unter -1,8 E ls fleth B e rn e Lem w erd e r Stärken-Schwächen-Analyse I - 56 Abb. 2.4-2: Beschäftigtenentwicklung in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums, in Niedersachsen und in Westdeutschland seit Anfang der 80er Jahre Wilhelmshaven,Stadt 130 LK Friesland 130 1980=100 120 120 110 110 100 100 90 90 Wilhelmshaven,Stadt 80 80 früheres Bundesgebiet früheres Bundesgebiet LK Wittmund 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 LK Wesermarsch 130 1980=100 120 120 110 110 100 100 90 90 LK Wittmund 80 früheres Bundesgebiet 70 Niedersachsen 70 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 80 LK Friesland Niedersachsen 70 130 1980=100 Niedersachsen 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 1980=100 LK Wesermarsch früheres Bundesgebiet 70 Niedersachsen 80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 N I W Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover C:\Daten\BILDER\[Grunddat Bev SVB I PG DL bez auf 1980.xls]WeserJadeRaum9 I - 57 2.5 Jade-Weser-Raum - Baustein I Unternehmensgründungen ! Nach einer Sonderauswertung des ZEW Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung sind im Jade-Weser-Raum von 1990 bis 1998 insgesamt knapp 6.000 Unternehmen gegründet worden. Davon entfielen 1.000 auf das Produzierende Gewerbe (davon allein 600 auf das Baugewerbe) und entsprechend 5.000 auf die Dienstleistungen. 1.800 Gründungen waren dem Handel zuzurechnen, knapp 400 dem Verkehrssektor und etwa 900 den unternehmensorientierten Dienstleistungen. 6.000 Unternehmensgründungen in neun Jahren ! Die Zahl der Gründungen bezogen auf die Erwerbsfähigen 19 (66 20) erreichte im Zeitraum 1990 bis 1998 damit allerdings nur etwa zwei Drittel des westdeutschen Durchschnitts. Die Gründungsintensität war im Produzierenden Gewerbe ebenso schwach wie im Dienstleistungssektor. Gründungsintensität nur bei etwa zwei Drittel des Bundesdurchschnitts ! Diese Position hat sich im Laufe der Jahre jeweils nur unwesentlich verändert. Etwas höher waren die Gründungsintensitäten im Jade-Weser-Raum in den Jahren 1992 bis 1994. In den letzten Jahren lagen sie etwas unter dem langjährigen Durchschnitt. ! In den Landkreisen Wittmund (81) und Friesland (70) war die Gründungsschwäche nicht ganz so ausgeprägt wie in der Wesermarsch (59) und in der Stadt Wilhelmshaven (58). Gründungsschwäche im Landkreis Wesermarsch und in Wilhelmshaven ! Vergleichsweise hohe Gründungsintensitäten hatten den Tourismussektor, der Bausektor und der Handel in den Landkreisen Wittmund und Friesland sowie der Verkehrssektor im Landkreis Wesermarsch (u.a. Schiffsstandorte). In allen drei Landkreisen waren die Gründungen im Energiesektor (u.a. Windkraftanlagen) relativ hoch. ! Im Vergleich der Wirtschaftszweige war im Jade-Weser-Raum die Gründungsintensität der technologieorientierten Wirtschaftszweige insgesamt (39) sehr schwach. Dies gilt nicht ganz so stark für die technologieorientierten Industriezweige (52), aber für die technologieorientierten Dienstleistungen (35). Gründungsintensität bei technologieorientierten Wirtschaftszweigen unter 40 % des Bundesdurchschnitts ! Die Gründungsintensität der technologieorientierten Wirtschaftszweige war innerhalb des Jade-Weser-Raums im Landkreis Friesland (49) am höchsten (u.a. Schortens mit TCN), in den Kreisen Wittmund (38) und Wesermarsch (33) sowie in der Stadt Wilhelmshaven (35) schwächer. Gründungsintensität der technologieorientierten Wirtschaftszweige im Landkreis Friesland etwas höher 19 20 Gründungsintensität, Unternehmensgründungen bezogen auf die Bevölkerung im Alter von 15 bis unter 65 Jahren als übliche Bezugsgröße in der Gründungsforschung jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Stärken-Schwächen-Analyse I - 58 Abb. 2.5-1: Unternehmensgründungen im Bundesgebiet, in Niedersachsen, im JadeWeser-Raum und seinen Teilräumen 1990 bis 1998 Gründungen 1990 - 1998 je Erwerbsfähigen, Westdeutschland = 100 100 Produzierendes Gewerbe Dienstleistungsbereich insgesamt 80 60 40 20 0 Niedersachsen JadeWilhelmsWeserWeser-Raum haven, Stadt marsch, LK Friesland, LK Wittmund, LK NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 12.03.2001 C:\Daten\DATBANK\alle Kreise Deutschlands\[grint Gründungsintensitäten des ZEW bez auf erf95.xls]Grafik AMR SLK I - 59 3. ARBEITSMARKT UND EINKOMMEN 3.1 Arbeitslosigkeit Jade-Weser-Raum - Baustein I ! Die Arbeitslosigkeit ist im Jade-Weser-Raum seit langem überdurchschnittlich. Im Jahresdurchschnitt 1999 lag mit insgesamt 18.100 Arbeitslosen die Arbeitslosenquote bei 13,9 % (141 21) und damit um deutlich mehr als ein Drittel über dem westdeutschen Durchschnitt (Abb. 3.1-1). Bis Mitte 2000 waren die Arbeitslosenzahlen auf 15.200 und die entsprechende Quote auf 10,9 % (133) zurückgegangen. Insgesamt sinken nach sechs Jahren sich kumulierender Arbeitsmarktprobleme die Arbeitslosenzahlen seit Anfang 1998 wieder. Der absolute Abstand zum westdeutschen Durchschnitt ist damit seit Anfang 1998 leicht geringer geworden, der relative Abstand aber hat sich praktisch nicht verändert. Arbeitslosigkeit immer noch mehr als 40 % über dem westdeutschen Durchschnitt ! Maßgeblich für dieses schwache Abschneiden der Region sind die Arbeitslosenzahlen in der Stadt Wilhelmshaven (Karte 3.1). Aber auch in den Kreisen Wittmund und Friesland liegt die Arbeitslosigkeit deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Am geringsten ist der Abstand im Landkreis Wesermarsch (Abb. 3.1-2). Besondere Probleme in der Stadt Wilhelmshaven ! In den letzten Jahren ging in allen Teilräumen die Arbeitslosigkeit zurück, am stärksten in der Stadt Wilhelmshaven (Abb. 3.1-2). Gemessen am Bundestrend hat der Landkreis Wittmund seit Anfang der 90er Jahre die größten Erfolge verzeichnet. Im Landkreis Friesland entwickelte sich die Arbeitslosigkeit weitgehend parallel zum Bundestrend. Im Landkreis Wesermarsch vergrößerte sich der Abstand zum Bundesniveau in der zweiten Hälfte der 90er Jahre vor allem mit dem starken Beschäftigungsabbau im Luftfahrzeugbau stark, seit Mitte 1997 sind auch hier die Arbeitslosenzahlen wieder deutlich rückläufig. Rückgang der Arbeitslosenzahlen in allen Teilräumen ! Auffallend sind die ausgesprochen starken saisonalen Schwankungen der Arbeitslosenzahlen im Landkreis Wittmund und eingeschränkt auch im Landkreis Friesland. Dies hängt in starkem Maße mit der Wirtschaftsstruktur, d.h. dem Vorherrschen von stark saisonabhängigen Wirtschaftszweigen wie dem Gastgewerbe, dem Baugewerbe sowie der Landwirtschaft und dem Gartenbau zusammen. Starke saisonale Schwankungen in den Kreisen Wittmund und Friesland ! Die Zusammensetzung der Arbeitslosen 22 weicht im Jade-Weser-Raum und seinen Teilregionen teilweise deutlich von den bundesdurchschnittlichen Verhältnissen ab. Struktur der Arbeitslosen: hoher Anteil an Langzeitarbeitslosen 21 22 - Der Frauenanteil an den Arbeitslosen ist mit 43 % unterdurchschnittlich. Er ist vergleichsweise niedrig in den von Dienstleistungen geprägten Landkreisen Wittmund und Friesland sowie besonders auch in der Stadt Wilhelmshaven, er ist aber überdurchschnittlich hoch im Landkreis Wesermarsch. - Der Ausländeranteil liegt mit unter 8 % weit unter dem Bundeswert. jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 30.6.2000 Karte 3.1: Arbeitslosigkeit W ilhe lm s h ave n Cu xh av en Ha m b u rg W it tm u n d S ta d e A u ric h Os te rh o lz F rie s lan d B rem e rh a v e n W e se rm a rsc h Em de n Arbeitslose absolu t (30.6.1999) Ha rb u rg 5 00 A m m erla n d L ee r Olde n b urg,St. Olde n b ur g E m sla n d 2 50 0 Ro te n b urg B rem e n Verde n Clop p enb u r g De lm en hor s t 1 00 0 0 Arbeitslo senq uote in % (30.6.1999) 1 4,2 Ce lle 114,2 e hrr 1 4,2 3,0 u nbdis mu nte 111,6 3,0 bbisis uunter nte r 114,2 3,0 11,6 11,0 bbisis uunter nte r 1 3,0 11,0 b is u nter 11,6 9 ,6 b is u nte r 98,6 ,4 bbisis uunter nte r 11,0 9 ,6 8 ,4 b is uunter nte r 98,6,4 u nter 8 ,4 Dieph o lz Vech ta Os n ab rü c k Nien bu rg Grft. B e n the im Ha n no ver W an ge roo g e Sp ie ke ro o g L an g e oo g W a n ge rla n d Es en s Je ve r W ilh elm sh a ve n H o ltrie m W ittm u n d Bu tja ding e n Sc ho rte n s N o rde nh a m Sa nde Fried e b urg Ze te l Stad la n d Va re l Arbeitslose abso lut (30.6.1999) Bra ke Bo ck h or n 100 J ade O velg ö nn e 1 00 0 5 00 0 Arbeitslosenqu ote in % (30.6.1999) 1 4,2 u n d m eh r 1 3,0 b is u nte r 11,6 b is u nte r 11,0 b is u nte r 9 ,6 b is u nte r 8 ,4 b is u nte r u nte r 1 4,2 1 3,0 11,6 11,0 9 ,6 8 ,4 Elsfleth Be rn e L em w erd e r I - 61 Abb. 3.1-1: Jade-Weser-Raum - Baustein I Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Jade-Weser-Raum und im Bundesgebiet seit Ende der 80er Jahre Arbeitslosenquoten Quartalswerte und Trendwerte in % 18 17 16 15 14 Jade-Weser-Raum 13 12 11 10 früheres Bundesgebiet 9 8 7 6 5 4 3 Differenz zum Bundeswert in %-Punkten 2 1 0 8 8 8 9 9 0 9 1 9 2 9 3 9 4 9 5 Ende des Quartals 9 6 9 7 9 8 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 9 9 0 0 18.05.2000 C:\Daten\BILDER\[Alalqkrs ALQ seit 88.xls]Tabelle 23 - Der Anteil der Jugendlichen an den Arbeitslosen ist mit etwa 10 % etwa durchschnittlich, in der Stadt Wilhelmshaven und im Landkreis Friesland ist er aber signifikant höher. - Mit etwa 21 % ist auch die Gruppe der älteren Arbeitnehmer (55 Jahre und älter) unter den Arbeitslosen unterdurchschnittlich vertreten. - Der Anteil der Langzeitarbeitslosen 23 ist in der Arbeitsmarktregion insgesamt mit 39 % überdurchschnittlich hoch. Vor allem in der Stadt Wilhelmshaven und in den meisten Standorten des Landkreises Friesland und des Landkreises Wesermarsch sind die strukturellen Probleme am Arbeitsmarkt besonders ausgeprägt. Im Landkreis Wittmund ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen deutlich unterdurchschnittlich. länger als ein Jahr arbeitslos Stärken-Schwächen-Analyse I - 62 Abb. 3.1-2: Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums und im Bundesgebiet seit Ende der 80er Jahre Stadt Wilhelmshaven Arbeitslosenquoten Quartalswerte und Trendwerte in % 23 22 Wilhelmshaven, St. 21 20 19 18 17 16 15 14 13 12 früheres Bundesgebiet 11 10 9 8 Differenz zum Bundeswert in %-Punkten 7 6 5 4 3 2 1 0 8 8 8 9 9 0 9 1 9 2 9 3 9 4 9 5 9 6 9 7 9 8 9 9 0 0 Ende des Quartals Landkreis Friesland Arbeitslosenquoten Quartalswerte und Trendwerte in % 17 16 LK Friesland 15 14 13 12 11 10 früheres Bundesgebiet 9 8 7 6 5 4 3 Differenz zum Bundeswert in %-Punkten 2 1 0 8 8 8 9 9 0 9 1 9 2 9 3 9 4 9 5 9 6 9 7 9 8 9 9 0 0 Ende des Quartals NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 18.05.2000 C:\Daten\BILDER\[Alalqkrs ALQ seit 88.xls]Tabelle Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 63 Abb. 3.1-2: Entwicklung der Arbeitslosigkeit in den Teilräumen des Jade-Weser-Raums und im Bundesgebiet seit Ende der 80er Jahre (Fortsetzung) Landkreis Wittmund Arbeitslosenquoten Quartalswerte und Trendwerte in % 20 19 LK Wittmund 18 17 16 15 14 13 12 11 10 9 früheres Bundesgebiet 8 7 6 5 4 3 2 Differenz zum Bundeswert in %-Punkten 1 0 8 8 8 9 9 0 9 1 9 2 9 3 9 4 9 5 9 6 9 7 9 8 9 9 0 0 Ende des Quartals Landkreis Wesermarsch Arbeitslosenquoten Quartalswerte und Trendwerte in % 16 15 LK Wesermarsch 14 13 12 11 10 früheres Bundesgebiet 9 8 7 6 5 4 3 2 Differenz zum Bundeswert in %-Punkten 1 0 8 8 8 9 9 0 9 1 9 2 9 3 9 4 9 5 9 6 9 7 9 8 9 9 0 0 Ende des Quartals NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 18.05.2000 C:\Daten\BILDER\[Alalqkrs ALQ seit 88.xls]Tabelle Stärken-Schwächen-Analyse I - 64 Abb. 3.2: Frauenanteil an den Beschäftigten und Teilzeitbeschäftigte in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) der Jade-Weser-Region 1999 Anteil der Frauen und der Teilzeitbeschäftigten an den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten insgesamt am 30.6. Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen Jade-Weser-Raum LK Wesermarsch LK Wittmund Frauen LK Friesland Teilzeitbeschäftigte Wilhelmshaven, Stadt Spiekeroog (WTM) Wangerooge, Nordseeheilbad (FRI) Langeoog (WTM) SG Esens (WTM) Butjadingen (WES) Sande (FRI) Wangerland (FRI) Jever, Stadt (FRI) Schortens (FRI) Varel, Stadt (FRI) Wittmund, Stadt (WTM) Brake (Unterweser), Stadt (WES) Zetel (FRI) Ovelgönne (WES) Bockhorn (FRI) Friedeburg (WTM) Jade (WES) Stadland (WES) Nordenham, Stadt (WES) SG Holtriem (WTM) Elsfleth, Stadt (WES) Berne (WES) Lemwerder (WES) 0 10 20 30 40 50 60 70 in % NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]WeserJade I - 65 3.2 Jade-Weser-Raum - Baustein I Frauen- und Teilzeitbeschäftigung ! Der Anteil der Frauen an den Beschäftigten entspricht in der Jade-WeserRegion mit knapp 44 % etwa dem Bundesdurchschnitt (Abb. 3.2). Das beträchtliche Gefälle innerhalb der Region zeigt aber die starke Abhängigkeit von der jeweiligen Wirtschaftsstruktur. In den Landkreisen Friesland und Wittmund werden überdurchschnittlich viele Frauen beschäftigt, im Landkreis Wesermarsch liegt der Anteil deutlich unter dem Bundeswert. An der Spitze stehen die Nordseeinseln sowie die Orte des Küstentourismus wie die SG Esens, Butjadingen und Wangerland. Etwa durchschnittlich ist das Angebot an Frauenarbeitsplätzen in der Stadt Wilhelmshaven sowie den übrigen zentralen Orten wie Jever, Varel, Brake oder Wittmund. Ausgesprochen gering ist der Anteil der Frauenarbeitsplätze in den meisten ländlichen Standorten abseits der Küste sowie in den Industriestandorten wie Nordenham, Berne, Elsfleth und Lemwerder. Deutlich wird mit Ausnahme der Tourismusstandorte ein starker Zusammenhang zum Angebot an Teilzeitarbeitsplätzen. 3.3 Insgesamt durchschnittliche Frauenbeschäftigung, starkes Gefälle von den Tourismusregionen zu den Industriestandorten Löhne und Einkommen ! Das durchschnittliche Lohnniveau 24 in der Jade-Weser-Region (89 25) liegt um mehr als 10 % unter dem Bundesdurchschnitt. Das höchste Lohnniveau ergibt sich im industriell geprägten Landkreis Wesermarsch (95) sowie in der Stadt Wilhelmshaven (92). Im Landkreis Friesland (84) ist das Lohnniveau deutlich geringer, und im industriearmen Landkreis Wittmund (75) liegt es um ein Viertel unter dem Bundesdurchschnitt. Dies liegt vor allem am Tourismussektor, in dem die Löhne und Gehälter ausgesprochen niedrig sind. Überdurchschnittliche Löhne und Gehälter werden im Verarbeitenden Gewerbe in den Standorten Nordenham und Lemwerder sowie Berne und Varel erzielt. Vergleichsweise niedriges Lohnniveau ! Das Pro-Kopf-Einkommen des Jade-Weser-Raums insgesamt (82 26) liegt um fast 20 % unter dem westdeutschen Durchschnitt und bleibt damit deutlich hinter den Räumen Oldenburg und Bremen zurück (Abb. 3.3). Vor allem die Stadt Wilhelmshaven (79) hat ein im überregionalen Vergleich und auch im Vergleich mit den Nachbargemeinden ausgesprochen niedriges Pro-KopfEinkommen, was u.a. mit der Sozialstruktur aufgrund des geringen Angebots an Ein- und Zwei-Familienhäusern zusammenhängen dürfte. Innerhalb der Region ist ein deutliches Gefälle festzustellen. An der Spitze stehen einerseits die Nordseeinseln, aber auch die Stadt Jever sowie Lemwerder und Berne im Umfeld von Bremen und Schortens als Nachbargemeinde von Wilhelmshaven. Ausgesprochen niedrig ist das Pro-Kopf-Einkommen neben der Stadt Wilhelmshaven auch in den ländlichen Gemeinden abseits der Küste und der zentralen Orte. Vergleichsweise niedriges Pro-Kopf-Einkommen 24 25 26 Bruttojahresentgelt je sozialversicherungspflichtig Beschäftigtem 1996, jeweiliger Bundeswert = 100 derzeit aktuellste Werte für 1995, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Stärken-Schwächen-Analyse I - 66 Abb. 3.3: Pro-Kopf-Einkommen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Jade-Weser-Raums 1995 in DM je Einwohner Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen Jade-Weser-Raum LK Wesermarsch LK Wittmund LK Friesland Wilhelmshaven, Stadt Spiekeroog (WTM) Wangerooge, Nordseeheilbad (FRI) Jever, Stadt (FRI) Lemwerder (WES) Langeoog (WTM) Schortens (FRI) Berne (WES) Varel, Stadt (FRI) Zetel (FRI) Brake (Unterweser), Stadt (WES) Sande (FRI) Bockhorn (FRI) Elsfleth, Stadt (WES) Butjadingen (WES) Nordenham, Stadt (WES) Stadland (WES) Jade (WES) Ovelgönne (WES) Friedeburg (WTM) Wittmund, Stadt (WTM) SG Esens (WTM) Wangerland (FRI) SG Holtriem (WTM) 0 20 40 60 80 100 BG = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]WeserJade I - 67 Jade-Weser-Raum - Baustein I 4. STANDORTBEDINGUNGEN UND –POTENZIALE 4.1 Hochschul- und Forschungsstandort ! In der Jade-Weser-Region ist der Standort Wilhelmshaven der Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven mit etwa 300 Beschäftigten und derzeit zusammen 2.700 Studenten 27 angesiedelt. Seit 1994/95 ist das Studienangebot vor allem in den Ingenieurwissenschaften ausgeweitet worden, die Studierendenzahlen sind aber um etwa 300 gesunken. Fachhochschulstandort Wilhelmshaven mit 300 Beschäftigten und 2.700 Studierenden ! Das Studienangebot in Wilhelmshaven ist stark anwendungsorientiert und schließt einige interessante neue Studiengänge ein. Die Studienbereiche sind Wirtschaftswissenschaften (Betriebswirtschaftslehre und Tourismuswirtschaft), Wirtschaftsingenieurwesen, Mathematik, Informatik (Wirtschaftsinformatik), Ingenieurwesen allgemein (Angewandte Systemwissenschaften), Maschinenbau/Verfahrenstechnik (Biomedical Engineering, Feinwerktechnik, Umweltverfahrenstechnik, Maschinenbau, Maschinenbau-Informatik, Umwelttechnik) und Elektrotechnik (Elektrotechnik/Elektronik, Mikroelektronik, Telekommunikation). ! In Elsfleth besteht ein weiterer Standort der Fachhochschule Oldenburg / Ostfriesland / Wilhelmshaven mit insgesamt 226 Studierenden in den Studienbereichen Europäisches Transportmanagement, Nautik/Seefahrt sowie Seeverkehrs- und Hafenwirtschaft. Fachhochschulstandort Elsfleth mit 230 Studierenden ! Neben der Transferkontaktstelle an der Fachhochschule in Wilhelmshaven besteht in Wilhelmshaven darüber hinaus das Institut für TechnischWissenschaftliche Innovation (ITI) als Betriebsstelle der Niedersächsischen Agentur für Technologietransfer und Innovationsförderung (NATI) zur Durchführung von Transferprojekten. Einrichtungen zur Förderung des Transfers zwischen Forschung und Wirtschaft ! In der Region bestehen darüber hinaus fünf weitere außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit zusammen etwa 110 Beschäftigten, darunter 34 Wissenschaftlern (Übersicht 4.1). Sämtliche Einrichtungen sind in der Stadt Wilhelmshaven beheimatet. Die Forschungsschwerpunkte der Institute liegen in den Bereichen Meeres- und Küstenforschung, Vogelforschung und Windenergie. Fünf außeruniversitäre Forschungseinrichtungen mit 110 Beschäftigten ! Die Bedeutung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten (FuE) für die Weiter- und Neuentwicklung von Produkten sowie für die effizientere Gestaltung des Produktionsprozesses ist heute angesichts eines sich drastisch verschärfenden Wettbewerbs größer denn je. Dies gilt nicht nur für wirtschaftliche Aktivitäten in Verdichtungsräumen. Für die Erfassung der FuE-Aktivitäten gibt es auf regionaler Ebene allerdings nur wenige (unsichere) Anhaltspunkte. Erste Hinweise auf die Technologieorientierung und die mögliche Bedeutung von Forschung und Entwicklung lassen sich aus der Funktionalstruktur, d.h. den beruflichen Tätigkeiten der Beschäftigten gewinnen: Bedeutung von Forschung und Entwicklung im Produzierenden Gewerbe 27 Wintersemester 1998/99 I - 68 Beschäftigung in technischen Diensten um ein Drittel unter dem Bundesdurchschnitt Beschäftigung von Ingenieuren und Wissenschaftlern nur etwa halb so hoch wie im Bundesdurchschnitt Stärken-Schwächen-Analyse - So kann der Anteil der Beschäftigten in technischen Diensten 28 als Indikator dafür gelten, dass komplexe und technologisch aufwendige Produktionsprozesse gefahren werden. - Der (enger gefasste) Anteil der Ingenieure und Wissenschaftler 29 hingegen kann als Indiz für die Bedeutung von Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in den Betrieben gewertet werden 30. ! Der Anteil der Beschäftigten in technischen Diensten in allen Wirtschaftsbereichen liegt im Jade-Weser-Raum mit 5,1 % (69 31) um fast ein Drittel unter dem Bundesdurchschnitt. - Von den insgesamt 4.500 Personen im technischen Bereich entfallen 1.900 auf den Dienstleistungssektor, sodass hier der Beschäftigtenanteil mit 3,3 % (67 32) noch etwas schwächer ist. Hierin drücken sich vor allen die Bedeutung der Fachhochschule und der außeruniversitären Forschungseinrichtungen aus. - Im Produzierenden Gewerbe des Jade-Weser-Raums liegt der Anteil der Technischen Dienste mit knapp 2.700 Beschäftigten oder 8,2 % (73 33) etwa ein Viertel unter dem Bundeswert. Erwartungsgemäß ist hier ein gewisses Gefälle vom Im überregionalen Vergleich sind die „technischen Kompetenzen“ der Region damit im Produzierenden Gewerbe offensichtlich etwas stärker entwickelt als in den Dienstleistungen. ! Auch bei den Ingenieuren und Wissenschaftlern liegt der Schwerpunkt im Produzierenden Gewerbe. Von den insgesamt 1.300 Ingenieuren und Wissenschaftlern 34 entfallen fast 800 auf das Produzierende Gewerbe und knapp 600 auf den Dienstleistungssektor. Der Anteil der Ingenieure und Wissenschaftler liegt damit im Jade-Weser-Raum in allen Wirtschaftszweigen mit 1,5 % (54 35) nur bei etwas mehr als der Hälfte des Bundesdurchschnitts. Im Produzierenden Gewerbe ist mit 2,4 % (61) das Defizit nicht ganz so stark. Innerhalb des Produzierenden Gewerbes entfallen die Ingenieure und Wissenschaftler vor allem auf den Luftfahrzeugbau, den Schiffbau, den Maschinenbau und die Elektrotechnik. ! Insgesamt wird aber deutlich, dass Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten im Produzierenden Gewerbe des Jade-Weser-Raums beträchtlich unterrepräsentiert sein dürften. 28 29 30 31 32 33 34 35 Ingenieure, Chemiker, Physiker, Mathematiker, Techniker, technische Sonderfachkräfte als Untergruppe der technischen Berufe zumindest zeigen sich hohe positive Korrelationen zu anderen Indikatoren der Inputseite (Forschungspersonal, Forschungsaufwendungen) bzw. der Outputseite (z.B. Patentanmeldungen) Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100, 30.6.1999 Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100, 30.6.1999 Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100, 30.6.1999 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1999 Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100 I - 69 Jade-Weser-Raum - Baustein I Übersicht 4.1: Außeruniversitäre Forschungseinrichtungen im Jade-Weser-Raum Institut 1 2 Forschungsschwerpunkte DEWI Deutsches Windenergie- alle Themenfelder im Bereich Windenergie Institut gGmbH, (u.a. Vermessung von Windenergieanlagen, Wilhelmshaven Qualitätssicherung von Rotorblättern) Institut für Vogelforschung „Vogel- Vogelzugforschung, Ernährungsökologie, warte Helgoland“, Populationsbiologie Mitarbeiter insg. wiss. 39 15 25 6 20 6 15 5 10 2 109 34 Wilhelmshaven 3 4 Niedersächsisches Institut für his- Siedlungsarchäologie, Vegetationsgeschichte torische Küstenforschung, und Archäobotanik, Küsten- und Quartärgeo- Wilhelmshaven logie, historische Siedlungsgeografie Forschungsinstitut Senckenberg, Meeresbiologie, Meeresgeologie, Meerespa- Abteilung für Meeresforschung, läontologie, Sedimentpetrographie Wilhelmshaven 5 Forschungszentrum TERRAMARE Flachmeer-, Küsten- und Meeresumweltfor- e.V., Wilhelmshaven schung Gesamt: Quelle: Erhebungen des NIW, Stand: Januar 2001 I - 70 4.2 Stärken-Schwächen-Analyse Ausbildung und Qualifizierung Bedeutsame Einrichtungen der beruflichen Ausbildung ! In der Jade-Weser-Region gibt es ein breites Angebot an Berufsbildenden Schulen mit insgesamt 9.200 Schülern 36, darunter 6.300 Schüler in Teilzeitberufsschulen sowie weitere 2.900 Schüler in Berufsfachschulen, Fachschulen, Fachoberschulen und Fachgymnasien. Schulstandorte sind die Stadt Wilhelmshaven (3.400 Schüler), Brake (2.300), sowie Jever, Varel und Wittmund (je 1.200). Bedeutsamer benachbarter Standort von Berufsbildenden Schulen ist die Stadt Oldenburg (10.400 Schüler). Überdurchschnittliche berufliche Erstausbildung, Gefälle von den ländlichen Regionen zu den industriellen Schwerpunkten ! Die quantitativen Anstrengungen in der beruflichen Erstausbildung liegen mit einem Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten von knapp 7 % (117 37) deutlich über dem Bundesdurchschnitt und auch über dem Landeswert (113). Unter den niedersächsischen Regionen erreicht der Jade-Weser-Raum damit einen der vorderen Ränge. Innerhalb der Region ist allerdings ein starkes Gefälle festzustellen (Abb. 4.2-1). Die höchsten Auszubildendenzahlen sind in den ländlichen Standorten vorzufinden. Im Mittelfeld liegen die Stadt Wilhelmshaven sowie die übrigen zentralen Orte. Eine ausgesprochen geringe Ausbildungsleistung beobachten wir in den industriellen Schwerpunkten (Nordenham, Elsfleth, Lemwerder, Berne) sowie auch teilweise auf den Inseln. Im Vergleich zu Anfang der 90er Jahre sind die Auszubildendenzahlen zwar überdurchschnittlich zurückgegangen, in den letzten Jahren aber konstant geblieben bzw. sogar wieder leicht gestiegen. Mittlere Qualifikationen stark im Vordergrund ! In der Qualifikationsstruktur der Beschäftigten stehen im Jade-WeserRaum die mittleren Qualifikationen (110 38) stark im Vordergrund. Die Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung (79 39) sind deutlich unterrepräsentiert. Dies gilt mit ganz wenigen Ausnahmen für alle Standorte der Region. Stark unterdurchschnittliche Beschäftigung von Fachhochschul- und Hochschulabsolventen ! Die Beschäftigung von hochqualifizierten Arbeitnehmern (58) ist insgesamt im Jade-Weser-Raum stark unterdurchschnittlich (Abb. 4.2-2). Vor allem in der Stadt Wilhelmshaven (71) ist der Anteil der Beschäftigten mit Fachhochschulund Hochschulabschluss im Vergleich zu anderen Städten dieser Größenordnung gering (Abb. 4.2-2). Hohe Anteile verzeichnen neben den kleinen Privatschulstandorten Spiekeroog und Jade die Standorte Lemwerder, Stadland (Kraftwerk) sowie Elsfleth und Brake. Extrem wenig hochqualifizierte Beschäftigte haben die meisten ländlichen Standorte und die übrigen Inseln. Fortschritte im qualifikatorischen Strukturwandel ! Seit den 80er Jahren haben sich zwar deutliche Fortschritte im qualifikatorischen Strukturwandel ergeben, so ist der Anteil der wenig Qualifizierten stärker zurückgegangen und derjenige der mittleren Qualifikationen überdurchschnittlich gestiegen. Bei der Ausweitung der Beschäftigung von hochqualifizierten Beschäftigten konnte die Region allerdings nicht mithalten. Vor allem die Stadt Wilhelmshaven und die Kreise Friesland und Wittmund sind gemessen am Bundesdurchschnitt etwas zurückgefallen. 36 37 38 39 1998 Auszubildendenquote 1998, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Anteil der Beschäftigten (ohne Auszubildende) mit abgeschlossener Berufsausbildung, ohne Fachhochschul- und Hochschulausbildung, 1998, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Anteil der Beschäftigten (ohne Auszubildende) ohne abgeschlossene Berufsausbildung, 1998, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 71 Abb. 4.2-1: Auszubildendenquoten in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Jade-Weser-Raums 1999 Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten insg. am 30.6. Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen Jade-Weser-Raum LK Wesermarsch LK Wittmund LK Friesland Wilhelmshaven, Stadt SG Holtriem (WTM) Wangerland (FRI) Langeoog (WTM) Bockhorn (FRI) SG Esens (WTM) Zetel (FRI) Jade (WES) Brake (Unterweser), Stadt (WES) Friedeburg (WTM) Sande (FRI) Wittmund, Stadt (WTM) Butjadingen (WES) Stadland (WES) Ovelgönne (WES) Varel, Stadt (FRI) Jever, Stadt (FRI) Nordenham, Stadt (WES) Elsfleth, Stadt (WES) Berne (WES) Schortens (FRI) Lemwerder (WES) Wangerooge, Nordseeheilbad (FRI) Spiekeroog (WTM) 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 in % NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]WeserJade Stärken-Schwächen-Analyse I - 72 Abb. 4.2-2: Anteil der Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Jade-Weser-Raums 1998 Anteil der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss an den Beschäftigten insgesamt am 30.6. Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen Jade-Weser-Raum LK Wesermarsch LK Wittmund LK Friesland Wilhelmshaven, Stadt Spiekeroog (WTM) Jade (WES) Lemwerder (WES) Stadland (WES) Elsfleth, Stadt (WES) Brake (Unterweser), Stadt (WES) Berne (WES) Wittmund, Stadt (WTM) Varel, Stadt (FRI) Jever, Stadt (FRI) Zetel (FRI) Nordenham, Stadt (WES) Butjadingen (WES) Sande (FRI) Wangerooge, Nordseeheilbad (FRI) Langeoog (WTM) Wangerland (FRI) Schortens (FRI) SG Esens (WTM) SG Holtriem (WTM) Ovelgönne (WES) Friedeburg (WTM) Bockhorn (FRI) 0 20 40 60 80 100 120 140 BG = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]WeserJade I - 73 4.3 Jade-Weser-Raum - Baustein I Verkehr und Verkehrsinfrastruktur ! Die Anbindung der Stadt Wilhelmshaven und des Landkreises Friesland an das überregionale Straßennetz und die Verkehrsknotenpunkte Oldenburg sowie Bremen über die Autobahn A 29 ist gut. Lediglich die Stadt Jever und die Gemeinde Wangerland liegen nicht unmittelbar an einer Autobahnanschlussstelle. Aus den Landkreisen Wittmund und Wesermarsch sind die nächsten Anschlussstellen dagegen teilweise deutlich schwieriger zu erreichen. Lediglich die Gemeinde Jade (A 29) ist ebenfalls sehr gut angebunden. Aus den Gemeinden Berne und Lemwerder (A 28) und Friedeburg (A 29) ist die Entfernung zur nächsten Autobahnanschlussstelle akzeptabel. Besonders ungünstig zu den Autobahnachsen liegen der westliche Teil des Landkreises Wittmund (SG Esens und Holtriem) sowie die nördliche Wesermarsch. Anbindung des JadeWeser-Raums an das Autobahnnetz ! Die wichtigsten Bundesstraßen im Jade-Weser-Raum sind Die wichtigen Bundesstraßen im Jade-WeserRaum - die B 210 von Wilhelmshaven über Jever, Wittmund, Aurich nach Emden, - die B 436 von Sande (A 29) über Friedburg nach Leer (A 28), - die B 437 von Friedeburg über Varel nach Rodenkirchen (B 212), - die B 461 von Wittmund (B 210) nach Harlesiel - die B 212 von Nordenham über Brake nach Ganderkesee (A 28), - die B 211 von Brake nach Oldenburg (A 29 / A 293). ! Engpässe mit besonderem Handlungsbedarf bestehen derzeit auf folgenden Bundesstraßen: - In der Ortsdurchfahrt Schortens-Heidmühle im Zuge der B 210. Hier läuft derzeit ein Planfeststellungsverfahren für eine Umgehung vom Wilhelmshavener Kreuz bis zur neuen Umfahrung Jever, das Vorhaben ist als vordringlicher Bedarf für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet. - Im Ortsbereich Rodenkirchen im Zuge der Bundesstraßen 212 und 437. Hier ist eine Ortsumgehung in Bau. Die neue B 212 wird kreuzungsfrei von Nordenham nach Brake verlaufen und den Wesertunnel mit anbinden. - Im weiteren Verlauf der B 212, insbesondere im Ortsbereich Berne. Das Vorhaben ist als vordringlicher Bedarf für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Engpässe auf Bundesstraßen mit besonderem Handlungsbedarf ! Weitere Engpässe bestehen u.a. in Varel und Neuenburg im Zuge der B 437, in Friedeburg (B 436, vordringlicher Bedarf im Bundesverkehrswegeplan) und auf der B 211 (Ortsumfahrungen Mittelort und Loyerberg sind als weiterer Bedarf für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet). Eine Nordumgehung in der Stadt Wittmund (B 210, B 461, L 10) zur besseren Anbindung des östlichen und nördlichen Kreisgebietes ist derzeit in Bau bzw. in Planung (vordringlicher Bedarf im Bundesverkehrswegeplan). Weitere Engpässe auf Bundesstraßen ! Durch den Jadebusen und die Weser ist die verkehrliche Lage von großen Teilen der Wesermarsch ungünstig. Problematisch ist insbesondere die Überquerung der Weser, die den Zugang zur A 27 (Bremen-Bremerhaven) aus der Wesermarsch erheblich erschwert. Fährverbindungen gibt es von Nordenham Verkehrliche Lage von großen Teilen der Wesermarsch ungünstig I - 74 Stärken-Schwächen-Analyse nach Bremerhaven, von Kleinensiel nach Dedesdorf, von Brake nach Sandstedt sowie jeweils von Berne und Lemwerder nach Bremen. Wesertunnel wird die Verkehrssituation der Wesermarsch entscheidend verbessern ! Eine deutliche Qualitätsverbesserung bedeutet die Realisierung des vierspurigen Wesertunnels zwischen Kleinensiel und Dedesdorf im Zuge der B 437 mit Anschluss an die B 212 sowie die A 27 bei Stotel (südlich von Bremerhaven). Diese Maßnahme wird die Verkehrsinfrastruktur der nördlichen und mittleren Wesermarsch künftig entscheidend aufwerten und die bislang weitgehend voneinander getrennten Regionen beiderseits der Weser stärker miteinander verbinden. Die Bedingungen für regionale Kooperationen und eine Arbeitsteilung der Häfen werden hierdurch deutlich verbessert. Mit der Fertigstellung des Tunnels ist für Ende 2003 zu rechnen. Ost-West-Verbindung A 22 („Küstenautobahn“) für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet ! Die Anbindung des Jade-Weser-Raums an das überregionale Autobahnnetz ist zwar durch die A 29 in Nord-Süd-Richtung gegeben, eine Ost-West-Anbindung fehlt jedoch bislang. Die A 28 als nächste Autobahnverbindung in ostwestlicher Richtung verläuft über Oldenburg. Die derzeit diskutierte und für den Bundesverkehrswegeplan angemeldete A 22 („Küstenautobahn“) von der geplanten A 20 bei Bremervörde durch den Wesertunnel bis zur A 28 bei Westerstede würde die Qualität der Verkehrinfrastruktur und die Standortbedingungen im Jade-Weser-Raum entscheidend verbessern. Erhebliche Defizite im Bereich der Schieneninfrastruktur ! Erhebliche Defizite gibt es im Bereich der Schieneninfrastruktur des JadeWeser-Raums. Die Strecke von Oldenburg nach Wilhelmshaven ist teilweise nur eingleisig ausgebaut und nicht elektrifiziert. Zudem bestehen aufgrund des schlechten Streckenzustands einige Langsamfahrstrecken auf denen nur niedrige Zuggeschwindigkeiten möglich sind. Gleiches gilt für die Verbindung von Sande nach Esens. InterRegio-Verbindung nach Wilhelmshaven soll eingestellt werden ! Nach Wilhelmshaven verkehren bislang täglich vier InterRegio-Züge je Richtung mit Halt in Rastede, Varel und Sande. Drei dieser Züge bieten eine umsteigefreie Verbindung nach Berlin bzw. Cottbus. Allerdings plant die Deutsche Bahn AG derzeit die InterRegio-Verbindungen bundesweit zum nächsten Fahrplanwechsel einzustellen. Bahnverbindungen zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven ! Zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven verkehren zudem werktäglich je Fahrtrichtung 17 Züge der NordWestBahn GmbH (Fahrtzeit: 43 Min.). Haltepunkte sind wie beim InterRegio Rastede, Varel und Sande. Die meisten dieser Züge fahren zudem weiter nach Osnabrück (Fahrtzeit: 2 Std.13 Min.), wo ICAnschlüsse in Richtung Rhein-Ruhr-Raum bestehen. Bahnverbindungen zwischen Wilhelmshaven und Esens ! Die Strecke von Wilhelmshaven nach Esens über Sande, Sanderbusch, Schortens-Heidmühle, Jever und Wittmund wird ebenfalls von der NordWestBahn GmbH betrieben. Hier verkehren werktags 12 Züge je Richtung, die gesamte Fahrtzeit beträgt 55 Minuten. Angebot der NordWestBahn hat Qualität der Bahnanbindungen verbessert ! Die NordWestBahn GmbH hat die genannten Verbindungen im Herbst 2000 von der Deutsche Bahn AG übernommen. Insbesondere durch neue Fahrzeuge konnte die Qualität der Bahnanbindung des Jade-Weser-Raums verbessert werden. So ist z.B. die Fahrtzeit auf der Strecke von Wilhelmshaven nach Osnabrück um 35 Minuten verkürzt worden. Bahnverbindungen zwischen Bremen und Nordenham ! Die Verbindung von Bremen nach Nordenham wird weiterhin von der Deutsche Bahn AG bedient. Hier verkehren werktäglich 18 Züge je Richtung. Insgesamt dauert die Fahrt von Bremen nach Nordenham 1 Stunde und 12 Minuten. I - 75 Jade-Weser-Raum - Baustein I Weitere Haltepunkte im Landkreis Wesermarsch sind Berne, Elsfleth, Brake, Rodenkirchen, und Kleinensiel. ! Mit Wilhelmshaven, Brake und Nordenham hat der Jade-Weser-Raum drei bedeutende Seehäfen (Karte 4.3). Wilhelmshaven ist der mit Abstand wichtigste deutsche Hafen für den Umschlag von Rohöl und Mineralölprodukten. Im Jahr 1999 sind knapp 27 Mio. t Rohöl eingeführt worden. Auf der anderen Seite wurden rund 8 Mio. t Mineralölprodukte für den Versand verladen. In Brake stehen der Empfang von Futtermitteln und Zellstoffen sowie der Versand von Getreide, sonstigem Massengut und Eisen/Stahl/NE-Metallen im Vordergrund. Der Hafen Nordenham ist auf Erze und Kohlen/Koks (Empfang) sowie Mineralölprodukte (Versand) spezialisiert. Bedeutende Seehäfen: Wilhelmshaven, Brake und Nordenham ! Die einzige Möglichkeit den Jade-Weser-Raum direkt mit Binnenschiffen zu erreichen besteht im Landkreis Wesermarsch. Über die Unterweser können die dortigen Häfen Elsfleth, Brake und Nordenham angesteuert werden. Allerdings gelten die Weser sowie der über die Hunte erreichbare Küstenkanal aufgrund niedriger Brückenhöhen als nicht besonders leistungsfähige Wasserstraßen. Dieses gilt insbesondere für einen eventuellen Transport von Containern im Binnenschiffverkehr. Binnenschiffanbindung nur im Landkreis Wesermarsch ! Der nächstgelegene internationale Flughafen für die Region ist der Airport Bremen. Auf dem Flughafen wurden im Jahr 2000 annähernd 2 Mio. Fluggäste abgefertigt. Der Airport Bremen bietet zwar keine Interkontinentalverbindungen, aber Linienflüge zu insgesamt 14 Flughäfen in Deutschland und im europäischen Ausland. Im Touristikverkehr werden 23 Ziele in den wichtigsten europäischen Ferienregionen insgesamt 59 mal pro Woche angeflogen 40. Rund 40 % aller Flugreisenden aus dem Jade-Weser-Raum treten vom Airport Bremen aus ihre Reise an. Sie stellen zusammen knapp 5 % aller Einsteiger auf dem Flughafen 41. Nächstgelegener internationaler Flughafen: Airport Bremen ! Des weiteren gibt es im Jade-Weser-Raum Verkehrslandeplätze in Verkehrslandeplätze im Jade-Weser-Raum - Wilhelmshaven-Mariensiel (1.200 m + 615 m Asphaltbahnen, bis max. 14 t), - Langeoog (600 m Betonsteinbahn 42, bis max. 5,7 t), - Wangerooge (850 m Asphaltbahn und 600 m Grasbahn, bis max. 5,7 t), ! Für den militärischen Flughafen in Upjever (Landkreis Friesland) ist derzeit eine zivile Mitnutzung in Planung. Zu diesem Zweck wurde von Unternehmen aus der Region die Jade-Airport GmbH gegründet. Ziel der Gesellschaft ist es, den zivilen Flugbetrieb in Upjever vorzubereiten und eine entsprechende Betriebsgenehmigung zu erlangen. Als Grundlage für die Genehmigung der Mitnutzung sind eine qualifizierte Machbarkeitsstudie 43 sowie ein Nutzungskonzept für eine militärische Genehmigungsurkunde zu erstellen. Der Landkreis Friesland hat im Dezember 2000 durch seinen Kreistag beschlossen, sich an der Jade-Airport GmbH finanziell zu beteiligen und unterstützt damit aktiv die Erlangung der Betriebsgenehmigung. 40 41 42 43 Sommerflugplan 2001 Airport Bremen, Fluggastbefragung 1995, Bremen, Oktober 1996 geplante Inbetriebnahme Mai 2001 gemäß § 6 Luftverkehrsgesetz Zivile Mitnutzung des militärischen Flughafens in Upjever geplant I - 76 Stärken-Schwächen-Analyse Hier bitte die Karte 4.3: Seehäfen an der deutschen Nordseeküste 1999 einfügen I - 77 4.4 Jade-Weser-Raum - Baustein I Gewerbeflächen ! Im Stadtgebiet Wilhelmshaven bestehen umfangreiche Gewerbeflächenreserven in der Größenordnung von gut 760 ha. Der größte Teil hiervon ist im Landesraumordnungsprogramm von 1994 als „Vorranggebiet für hafenorientierte industrielle Anlagen“ ausgewiesen und kann daher nicht für jede Art von unternehmerischer Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Die Vorranggebiete liegen überwiegend auf den Grodenflächen 44 entlang des Jadeufers (730 ha). Hiervon befinden sich im Eigentum - des Landes Niedersachsen 400 ha, - der Bundesrepublik Deutschland 40 ha sowie - der dort ansässigen großen Industrieunternehmen 290 ha. 760 ha Gewerbeflächen in Wilhelmshaven sind überwiegend Vorranggebiete für Hafenindustrie ! Bei Realisierung des Jade-Weser-Ports kämen in der ersten Bauphase durch Aufspülungen vor dem Voslapper Groden weitere 460 ha Fläche hinzu, die überwiegend für Hafenanlagen bestimmt sind. Im landseitigen Bereich sollen aber auch Gewerbeflächen für Logistikdienstleister und andere besonders hafenaffine Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. 460 ha zusätzliche Hafenflächen durch Aufspülungen ! Lediglich zwei kleinere Gewerbegebiete mit insgesamt gut 20 ha sind in der Stadt Wilhelmshaven für gewöhnliche Gewerbebetriebe verfügbar. Die Gewerbeflächen sind über die A 29, die B 210 und die L 810 sehr gut an das überregionale Verkehrsnetz angebunden. Rund 20 ha verfügbare Gewerbeflächen in der Stadt Wilhelmshaven ! In den Landkreisen Friesland, Wesermarsch und Wittmund gibt es derzeit in 45 Gewerbegebieten insgesamt rund 315 ha verfügbare 45 Gewerbeflächen, von denen gut die Hälfte sofort verfügbar sind 46. Diese Gewerbeflächen befinden sich an verschiedenen Standorten im Jade-Weser-Raum und weisen sehr unterschiedliche Qualitäten und Größenordnungen auf. Besonders umfangreiche Flächenreserven (über 35 ha) bieten die Städte Nordenham, Brake und Elsfleth im Landkreis Wesermarsch (Abb. 4.4-1). Überwiegend liegen diese Flächen entlang der Weser und sind u.a. für hafenaffines Gewerbe geeignet. Ebenfalls größere verfügbare Flächen (15 bis 25 ha) gibt es in den Gemeinden Schortens, Sande und Wangerland (Landkreis Friesland), in der Stadt Wittmund und in Ovelgönne (Landkreis Wesermarsch). Vergleichsweise geringe Flächenreserven – gemessen an der Bedeutung der Wirtschaftsstandorte – haben die Städte Varel und insbesondere Jever. Gut 300 ha noch verfügbare Gewerbeflächen in den Landkreisen Friesland, Wesermarsch und Wittmund ! Als Industriegebiete (GI-Flächen) sind rund 55 ha ausgewiesen. Da die Ausweisung Industriegebiet (GI) nach Baunutzungsverordnung (BauNVO) mehr Emissionen zulässt, sind solche Flächen bei Unternehmen in aller Regel besonders begehrt. Dieses gilt nicht nur für die klassischen emissionsintensiven 55 ha Industriegebiete (GI-Flächen) in den Landkreisen 44 45 46 Voslapper Groden (südlich und nördlich der Raffinerie), Rüstersieler Groden und Heppenser Groden. Ein weiteres kleineres Vorranggebiet für hafenorientierte industrielle Anlagen liegt am Nordhafen. „Verfügbare Gewerbeflächen“ sind nicht in allen Fällen sofort verfügbar. D.h. die Verfügbarkeit kann z.B. durch mangelnde Verkaufsbereitschaft der Eigentümer oder noch fehlende Erschließung eingeschränkt sein. Es wird deshalb nach „sofort“ und „nicht sofort“ verfügbaren Flächen unterschieden. Quelle: Gewerbeflächen-Informations-System GewIS, http://www.regis-online.de/, Stand Dezember 2000 I - 78 Abb. 4.4-1 Stärken-Schwächen-Analyse Verfügbare Gewerbeflächen in den Landkreisen Friesland, Wittmund und Wesermarsch Flächen in ha 70 nicht sofort verfügbar sofort verfügbar 60 50 40 30 20 10 N or de nh am Br ak El e s Sc flet ho h rte n Sa s O ve nde W lgö a n nn ge e r W land itt m un d Ja St de ad la nd Z Fr e ie tel de bu rg Va re E l Le se m ns w e Bo rde ck r ho H rn ol tri em J Bu e tja ver di ng en 0 Quelle: Gewerbeflächen-Informations-System GewIS - http://www.regis-online.de/ - Stand Dezember 2000 Industriebetriebe, sondern auch für andere Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes. Ein ausreichendes Angebot von GI-Flächen kann daher durchaus als Standortvorteil angesehen werden. Die größten verfügbaren GI-Flächen befinden sich an folgenden Standorten: Anbindung der Gewerbegebiete an das Autobahnnetz - Nordenham (Industriegebiete entlang der Weser): 40 ha - Wittmund (Gewerbe- und Industriegebiet Ost) 16 ha - Elsfleth (Industriegebiet Süd): 8 ha - Sande (Gießereistraße, Industriestraße): 7 ha ! Der Standortfaktor „Anbindung der Gewerbegebiete an das Autobahnnetz“ hat für Unternehmen i.d.R. eine sehr hohe Bedeutung. Gut ein Fünftel der Gewerbeflächen in den Landkreisen d.h. knapp 70 ha sind weniger als 5 km von der nächsten Autobahnauffahrt entfernt. Dieses betrifft v.a. die Stadt Varel und die Gemeinden Sande, Schortens und Bockhorn (Landkreis Friesland) und Jade I - 79 Jade-Weser-Raum - Baustein I (Land Wesermarsch), die alle entlang der A 29 gelegen sind. Weitere 26 % der Gewerbeflächen liegen in einer Entfernung zwischen 5 und 10 km bis zur nächsten Autobahn. Bei den restlichen Gewerbegebieten (55 %) beträgt die Entfernung mehr als 10 km. Letzteres betrifft fast alle Standorte in den Landkreisen Wesermarsch und Wittmund, von denen deutlich weitere Entfernungen zur nächsten Autobahnanschlussstelle zurückgelegt werden müssen, als aus der Stadt Wilhelmshaven und den Standorten des Landkreises Friesland. ! Vom gesamten verfügbaren Gewerbeflächenangebot (315 ha) sind lediglich gut ein Drittel (112 ha) in öffentlichem Eigentum. Da private Eigentümer andere Verwertungsinteressen bzw. Preisvorstellungen haben können, ist die Vermarktbarkeit und die Verfügbarkeit von privaten Flächen für die Zwecke der kommunalen Wirtschaftsförderung eingeschränkt bzw. unsicher. Zumindest hat eine Gemeinde bei privaten Flächen kaum Einfluss auf die Vergabe an bestimmte Betriebe und kann auch den Flächenpreis nicht als strategisches Element der kommunalen Wirtschaftsförderung einsetzen. Das Technologie Centrum Nordwest – Beispiel für einen erfolgreichen Strukturwandel Das Technologie Centrum Nordwest (TCN) ist seinerzeit aus dem Industrieunternehmen AEG Olympia hervorgegangen. Mit der Entwicklung und Produktion von Büromaschinen war Olympia Jahrzehnte lang einer der wichtigsten Arbeitgeber im nordwestlichen Niedersachsen. Durch technologische Veränderungen und dem sich verschärfenden Wettbewerb mit asiatischen Anbietern reduzierte sich die Anzahl der Arbeitsplätze von 13.000 im Jahre 1970 sukzessive auf unter 2.500 bis Anfang der 90er Jahre. Anfang der 90er Jahre beschloss der Unternehmensvorstand, die Produktion von Büromaschinen einzustellen und den Standort Roffhausen zum 31.12.1992 zu schließen. Nach erheblichen sozialen Auseinandersetzungen vereinbarten die Olympia und deren Muttergesellschaft AEG AG im Verbund mit der niedersächsischen Landesregierung, dem Landkreis Friesland, der Gemeinde Schortens und den Arbeitnehmervertretern, wettbewerbsfähige Unternehmensbereiche auszugliedern und in die unternehmerische Selbstständigkeit zu führen. Diese Entscheidung war die Geburtsstunde des TCN, das Anfang 1993 in 14 Betrieben 750 Mitarbeiter beschäftigte. Die Grundlage hierfür waren - die Fortführung wesentlicher Unternehmensbereiche wie z.B. Vertrieb, Service und PC- Geschäft zunächst unter der unternehmerischen Führerschaft der AEG bzw. Daimler Benz AG und ihre anschließende Veräußerung, - die Ausgliederung technologieorientierter Produktionsbereiche wie Werkzeugbau, Kunststoff- und Elektronikfertigung (Management-Buy-In) sowie - die Förderung von Management-Buy-Outs. Vor diesem Hintergrund wurde 1994 die Technologie Centrum Nordwest Marketing GmbH gegründet, die beim Ausbau bestehender und der Ansiedlung neuer Betriebe als Dienstleister und „One-Stop-Agency“ (Kontakte zu allen relevanten Behörden und Institutionen) zur Verfügung steht. Nur ein Drittel der Gewerbeflächen in öffentlichem Eigentum I - 80 Stärken-Schwächen-Analyse Im Rahmen des weiteren Ausbaus des TCN wurde auf dem Areal 1996 mit maßgeblicher Unterstützung des Landes Niedersachsen ein Existenzgründerzentrum errichtet, das von der Gemeinde Schortens betrieben wird. Dieses Zentrum stellt zu attraktiven Mietkonditionen repräsentative Flächen und die für den Start in die Selbstständigkeit notwendige Infrastruktur zur Verfügung. 1997 verkaufte die AEG AG das Areal an die Münchener Projektentwicklungs- und Bauträgergesellschaft DIBAG AG. Bis heute konnten im TCN 60 Betriebe mit insgesamt über 2.900 Beschäftigten angesiedelt werden. Der Großteil der neu geschaffenen Arbeitsplätze entstand im Telekommunikationsbereich, schwerpunktmäßig bei zwei großen Call-Centern. Das Produzierende Gewerbe ist auf dem Gelände noch mit rund 250 Beschäftigten vertreten. Durch seine positive Entwicklung ist das TCN zu einem wichtigen Beschäftigungsstandort der Region geworden. Mit 160.000 m² Hallenflächen und einem Gelände von insgesamt 43 ha zählt das TCN zudem zu den größten Gewerbegebieten im nordwestlichen Niedersachsen. Rund 60.000 m² Hallenfläche sind derzeit noch zur Vermietung frei. I - 81 4.5 Jade-Weser-Raum - Baustein I Standortbedingungen für den Tourismus ! Der Jade-Weser-Raum hat an seiner Küste und auf den vorgelagerten Inseln eine große Zahl etablierter Tourismusstandorte, die im Landesraumordnungsprogramm als Vorsorgegebiete für Erholung 47 vorgeschlagen werden und die staatliche Anerkennung als Küstenbadeort, Nordseebad bzw. Nordseeheilbad besitzen. Alle wichtigen Tourismusorte der Region liegen entweder im oder grenzen an den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Für die meisten Standorte ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig. Die Ostfriesischen Inseln sind wirtschaftlich sogar völlig vom Fremdenverkehr abhängig. Das Landesinnere der Region ist demgegenüber bislang touristisch vergleichsweise wenig erschlossen. Die wichtigsten Tourismusstandorte im Jade-Weser-Raum sind (Karte 4.5-1) - die Inseln Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge (Nordseeheilbäder), - die Nordseeküste zwischen Esens-Bensersiel und Wangerland-Hooksiel (u.a. das Nordseeheilbad Esens-Bensersiel, das Nordseeheilbad Neuharlingersiel, das Nordseebad Carolinensiel / Harlesiel, das Nordseeheilbad Horumersiel /Schillig und der Küstenbadeort Hooksiel) - die Stadt Wilhelmshaven, - die Küste des Jadebusens (u.a. das Nordseebad Dangast, Sehestedt) sowie - die Gemeinde Butjadingen mit den Nordseebädern Tossens und Burhave sowie den Küstenbadeorten Eckwarderhörne und Fedderwardersiel. ! Im Jade-Weser-Raum waren 1999 rund 4,5 Mio. Gästeübernachtungen 48 zu verzeichnen. Die meisten Übernachtungen hatten die folgenden Städte und Gemeinden (Karte 4.5-1): 47 48 In Beikarte 5 des Landesraumordnungsprogramms werden „Erholungsräume, die aus Landessicht für eine Festlegung von Vorsorgegebieten für Erholung in den Regionalen Raumordnungsprogrammen in Betracht kommen“ vorgeschlagen. Die Regionalen Raumordnungsprogramme für die Landkreise Friesland, Wittmund und Wesermarsch befinden sich derzeit in Aufstellung. Beherbergungsbetriebe mit mindestens 9 Betten, ohne Campingplätze. Die Zählungen der Landkreise (kursiv) enthalten auch die Daten der Kleinbetriebe sowie der Campingplätze und liegen entsprechend höher. Sie lassen sich aber wegen unterschiedlicher Erhebungsmethoden nicht mit den überregionalen Daten vergleichen. In den folgenden Absätzen und Karten dieses Kapitels werden deshalb grundsätzlich die Daten der Beherbergungsbetriebe mit mindestens 9 Betten und ohne Campingplätze (offizielle Statistik) verwendet. Große Zahl bereits etablierter Tourismusstandorte im Jade-Weser-Raum Größte Tourismusgemeinden: Langeoog, SG Esens und Wangerland Stärken-Schwächen-Analyse I - 82 Beherbergungsbetriebe nachrichtlich: Zählungen mit mind. 9 Betten, der Landkreise (einschl. ohne Campingplätze Betriebe unter 9 Betten (offizielle Statistik) und Campingplätze) Langeoog (WTM) 815.000 1.436.000 SG Esens 49 (WTM) 780.000 1.867.000 Wangerland 50 (FRI) 685.000 1.776.000 Butjadingen 51 (BRA) 531.000 1.168.000 Wangerooge (FRI) 528.000 798.000 Spiekeroog (WTM) 352.000 509.000 Stadt Varel 52 (FRI) 230.000 533.000 53 Stadt Wilhelmshaven 204.000 k.A. Stadt Wittmund 54 (WTM) 191.000 1.035.000 Überdurchschnittliche Zunahme der Übernachtungen in der Stadt Wilhelmshaven und im Landkreis Friesland ! In der zweiten Hälfte der 90er Jahre konnten die Übernachtungen im JadeWeser-Raum um knapp 200.000 (+1,1 % 55) gesteigert werden. Im gleichen Zeitraum stieg die Zahl der Übernachtungen in Deutschland um lediglich 0,6 % und ging in Niedersachsen sogar um 0,2 % zurück. Insbesondere der Landkreis Friesland (+3,5 %) und die Stadt Wilhelmshaven (+9,3 %) hatten Zuwächse zu verzeichnen, wogegen die Übernachtungszahlen im Landkreis Wittmund (+0,4 %) nur leicht zulegten und im Landkreis Wesermarsch (-3,4 %) sogar rückläufig waren. Unter den größeren Tourismusstandorten zählten v.a. die Städte Varel (+15,8 %) und Wittmund (+15,6 %) sowie das Nordseeheilbad Wangerooge (+4,0 %) zu den Gewinnern. Die größten Verluste hatten das Nordseeheilbad Spiekeroog (-3,8 %) und die Gemeinde Butjadingen (-3,5 %) zu verzeichnen. Durchschnittliche Übernachtungsdauer im JadeWeser-Raum: 6,1 Tage ! Die Übernachtungsdauer der Gäste im Jade-Weser-Raum betrug 1999 durchschnittlich 6,1 Tage. Erwartungsgemäß gibt es hierbei deutliche Unterschiede zwischen den städtischen Standorten (z.B. Stadt Wilhelmshaven durchschnittlich 3 Tage) und den Zielen des landschaftsgebundenen Erholungstourismus (z.B. Langeoog 8,4 Tage (12,3 56), Spiekeroog 7,8 Tage (8,6), Wangerooge 7,3 Tage (8,6) und Wangerland 7,1 Tage (10,5)). Wie in anderen Tourismusregionen sinkt auch im Jade-Weser-Raum die durchschnittliche Übernachtungsdauer der Gäste. Mitte der 90er Jahre betrug sie noch 6,5 Tage. 49 50 51 52 53 54 55 56 v.a. Nordseeheilbäder Esens-Bensersiel und Neuharlingersiel v.a. Nordseeheilbad Horumersiel /Schillig und Küstenbadeort Hooksiel v.a. Nordseebäder Tossens und Burhave sowie Küstenbadeorte Eckwarderhörne und Fedderwardersiel v.a. Nordseebad Dangast nur Nordseebad Dangast v.a. Nordseebad Carolinensiel / Harlesiel jahresdurchschnittliche Veränderung von 1995 bis 1999 kursive Angaben lt. Zählungen der Landkreise, einschl. Betriebe unter 9 Betten und Campingplätze. Die durchschnittliche Übernachtungsdauer liegt nach diesen Erhebungen durchweg etwas höher. Karte 4.5-1: Beherbergungen im Reiseverkehr Hamburg Wilhelmshaven Wittmund Cuxhaven Stade Osterholz Friesland Aurich Bremerhaven Wesermarsch Beherbergungen insgesamt 1999 Harburg Emden Ammerland 50000 50.000 Oldenburg,St. Bremen Soltau-Fallingbostel Rotenburg Leer Oldenburg Cloppenburg Emsland Verden 900000 900.000 Delmenhorst Beherbergungen je 1000 Einwohner 1999 Vechta Celle 10200 und mehr 4000 bis unter 10200 2500 bis unter 4000 2100 bis unter 2500 1700 bis unter 2100 1000 bis unter 1700 unter 1000 Diepholz Osnabrück Nienburg Hannover Grft. Bentheim Wangerooge Spiekeroog Langeoog Holtriem Esens Wangerland Jever,St. Wilhelmshaven,St. Wittmund,St. Schortens Sande Friedeburg Nordenham,St. Butjadingen Zetel Stadland Varel,St. Bockhorn Beherbergungen insgesamt 1999 50000 50.000 900000 900.000 Jade Brake (Unterweser),St. Ovelgönne Beherbergungen je 1000 Einwohner 1999 10200 4000 2500 2100 1700 1000 und mehr bis unter 10200 bis unter 4000 bis unter 2500 bis unter 2100 bis unter 1700 unter 1000 Elsfleth,St. Berne Lemwerder I - 84 Stärken-Schwächen-Analyse Auslastung der Bettenkapazitäten in der Region nur geringfügig unter dem Bundeswert ! Die Auslastung der Bettenkapazitäten lag in der Region bei 36 % (97 57) und damit nur geringfügig unter dem Bundeswert und dem Durchschnitt in Niedersachsen (98). Am höchsten war die Bettenauslastung im Landkreis Wittmund (106) und hierbei v.a. auf den Inseln Spiekeroog (127) und Langeoog (113). Der Landkreis Wesermarsch (95), die Stadt Wilhelmshaven (95) und der Landkreis Friesland (91) konnten dagegen nur eine unterdurchschnittliche Auslastung ihrer Kapazitäten aufweisen. Dieses gilt unter den bedeutenden Tourismusstandorten insbesondere für die Stadt Wittmund (77) und die Gemeinde Wangerland (86). Insgesamt ist die Bettenauslastung im Jade-Weser-Raum seit Mitte der 90er Jahre rückläufig; 1995 lag sie noch bei 42 %. Nur geringer Anteil von ausländischen Gästen ! Der Anteil von ausländischen Gästen im Jade-Weser-Raum war 1999 mit 1,0 % (8 58) nur gering. Vor allem in den bedeutenden Standorten des landschaftsgebundenen Erholungstourismus ist der Anteil sehr niedrig und liegt durchweg deutlich unter 1 %. Höher liegt der Anteil der ausländischen Gäste in den städtischen Übernachtungsstandorten (z.B. Stadt Wilhelmshaven mit 6,1 %), erreicht aber auch dort beu weitem nicht den Bundeswert (12,5 %). Gästeübernachtungen nach Betriebsarten ! Untergliedert nach Betriebsarten (Karte 4.5-2) lag 1999 insbesondere in den Landkreisen Wittmund (48,9 %) und Friesland (35,7 %) der Anteil der Ferienhäuser und -wohnungen deutlich über dem Landeswert von 21,2 % (Karte 4.52). Im Landkreis Wesermarsch (56,6 %) ist dagegen die Kategorie der Erholungs- und Ferienheime, Ferienzentren, Hütten sowie Jugendherbergen dominierend (Niedersachsen: 20,7 %). Erwartungsgemäß ist der Anteil der Hotels in der Stadt Wilhelmshaven (52,4 %) am höchsten (Jade-Weser-Raum: 17,4 %, Niedersachsen: 33,8 %). Gasthöfe und Pensionen sind im gesamten JadeWeser-Raum (7,1 %) nur unterdurchschnittlich vertreten (Niedersachsen: 12,4 %). Eine vergleichsweise hohe Bedeutung haben Sanatorien und Kurkrankenhäuser im Landkreis Friesland (19,3 %, Niedersachsen: 11,9 %). Baden an der Festlandküste meist nur tideabhängig möglich ! Das Baden im Meer entlang der Festlandküste des Jade-Weser-Raums ist mit Ausnahme von Hooksiel - nur tideabhängig möglich. Außerdem haben zahlreiche Strände mit Verschlickung oder dem Abtrag von Sandstrand zu kämpfen. Eine besondere Attraktion der Region sind die Wattflächen (Nationalpark Wattenmeer) mit der Möglichkeit, in Abhängigkeit von Ebbe und Flut Wattwanderungen unternehmen zu können. Verschiedene Tourismusorganisationen und verbände in der Region ! Die zahlreichen lokalen Fremdenverkehrsgesellschaften im Jade-Weser-Raum sind nicht unter einem einheitlichen Dach organisiert. Folgende übergreifende Organisationen und Verbände sind im Tourismus der Region tätig: 57 58 - Nordsee GmbH - sieben Inseln, eine Küste als Marketingorganisation für den gesamten Küstenraum von Emden bis Cuxhaven einschließlich der ostfriesischen Inseln (mit Sitz in Schortens), - Arbeitsgemeinschaft Grüne Küste Nordsee in der Nordsee GmbH, - Werbegemeinschaft Ostfriesische Inseln (OFI) in der Nordsee GmbH, - Tourismusverband Nordsee e.V. als Lobbyverband (mit Sitz in Aurich), Übernachtungen in v.H. der angebotenen Bettentage 1999, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100 I - 85 Jade-Weser-Raum - Baustein I - Kompetenzzentrum Tourismus Weser-Ems im Rahmen der Regionalen Innovationsstrategie RIS (mit Sitz in Bad Zwischenahn), - Friesland Touristik GmbH für die Landkreise Wittmund und Friesland sowie die Stadt Wilhelmshaven (mit Sitz in Jever), - Touristikgemeinschaft Wesermarsch (Arbeitsgruppe, Geschäftsführung durch die Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH mit Sitz in Brake) für den Landkreis Wesermarsch, - Niedersächsischer Heilbäderverband (mit Sitz in Bad Zwischenahn) sowie - Industrie- und Handelskammern Oldenburg sowie Ostfriesland und Papenburg. Karte 4.5-2: Beherbergungen im Reiseverkehr nach Betriebsart Kreise und kreisfreie Städte in Niedersachsen Friesland Wittmund Cuxhaven Wilhelmshaven Aurich Stade Emden, St. Wesermarsch Leer Ammerland Oldenburg, St. Harburg Osterholz Rotenburg (W mme) Lüneburg Delmenhorst,St. Oldenburg (Oldenburg) Cloppenburg Lüchow-Dannenberg Verden Uelzen Soltau-Fallingbostel Diepholz Celle Vechta Emsland Nienburg (Weser) Gifhorn Braunschweig, St. Hannover Grafschaft Bentheim Wolfsburg, St. Hannover, St. Helmstedt Peine Osnabrück, St. Schaumburg Wolfenbüttel Osnabrück Beherbergungen insgesamt 1999 (absolute Zahlen) 5000000 5.000.000 Salzgitter, St. Hildesheim Hameln-Pyrmont Goslar Holzminden 2500000 2.500.000 Osterode am Harz Northeim 350.000 350000 Göttingen Beherbergungen nach Betriebsart1999 Hotels, Hotels garni Gaststätte, Pension Ferienhaus Sanatorium, Kurkrankenhaus Erholungsheim, Ferienheim, Jugendherberge, Ferienzentren k.A. NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung Beherbergungen je 1000 Einwohner 10000 4000 2600 2100 1600 920 und mehr bis unter 10000 bis unter 4000 bis unter 2600 bis unter 2100 bis unter 1600 unter 920 I - 87 Jade-Weser-Raum - Baustein I 5. ÖFFENTLICHE FINANZEN UND REGIONALPOLITISCHE AKTIVITÄTEN 5.1 Einnahmen und Ausgaben der kommunalen Ebene ! Die kommunale Finanzsituation ist eine wichtige Rahmengröße für den Handlungsrahmen zur Gestaltung der regionalen Wohn- und Unternehmensstandortbedingungen und hier insbesondere wichtiger Teilbereiche der wirtschaftsnahen Infrastruktur. Die Steuereinnahmen der Gemeinden, d.h. die Einnahmen aus der Grundsteuer A und B sowie der Gewerbesteuer und der Gemeindeanteil an der Lohn- und veranlagten Einkommensteuer stellen die wichtigste Einnahmequelle der kommunalen Ebene dar. Sie entscheiden wesentlich über die Finanzkraft der Gemeinden. Im Jahr 1999 beispielsweise entfallen mehr als 38 % der Einnahmen der laufenden Rechnung von Gemeinden auf Steuereinnahmen. Die Gewerbesteuer, die sich in früheren Jahren Berichtszeitraum noch aus einem Kapital- und Ertragsbestandteil zusammensetzte, ist auch ein wichtiger Indikator zur wirtschaftlichen Entwicklung der (gewerbesteuerpflichtigen) Betriebe in einer Gemeinde. Bei den Realsteuern können die Städte und Gemeinden darüber hinaus die Hebesätze in eigener Verantwortlichkeit festsetzen. Ein hohes Niveau der Hebesätze beschert c.p. zwar den Kommunen auch höhere Steuereinnahmen, es kann sich gerade bei der Gewerbesteuer aber auch negativ auf die Attraktivität des Standortes auswirken. Auf der anderen Seite müssen die regionalen Unterschiede der Gewerbesteuerhebesätze auch im Zusammenhang mit den Infrastrukturleistungen der Kommunen gesehen werden. Kommunale Finanzsituation als Rahmengröße der Gestaltung der Wohn- und Unternehmensstandortbedingungen ! Die Gewerbesteuereinnahmen (netto je Einwohner) liegen im Jade-WeserRaum mit 366 DM je Einwohner 59 (79 60) um ein Fünftel unter dem Landesdurchschnitt (Abb. 5.1-1). Dabei ergibt sich innerhalb der Region entsprechend der Wirtschaftsstruktur erhebliches Gefälle vom Landkreis Wesermarsch (128) über den Landkreis Wittmund (79) zum Landkreis Friesland (45). Auch die Stadt Wilhelmshaven (66) hat weit unterdurchschnittliche Gewerbesteuereinnahmen. Unter den Wirtschaftsstandorten haben Lemwerder (Schiffbau, Luftfahrzeugbau), Stadland (Kraftwerk) und Friedeburg überdurchschnittliche Einnahmen. Bei anderen größeren Wirtschaftsstandorten wie z.B. Nordenham, Brake, Elsfleth, Wittmund und Jever liegen die Gewerbesteuereinnahmen mehr oder weniger deutlich unter dem Landesdurchschnitt. Gewerbesteuereinnahmen ein Fünftel unter dem Landesdurchschnitt ! Die Gewerbesteuerhebesätze in den Gemeinden des Jade-Weser-Raums (98 61) liegen etwa im Landesdurchschnitt. In den Kreisen Friesland (94) und Wittmund (86) sind sie etwas niedriger als im Landkreis Wesermarsch (100) und der Stadt Wilhelmshaven (107). Gewerbesteuerhebesätze im Landesdurchschnitt 59 60 61 in DM je Einwohner, 1999 jeweiliger Landeswert = 100 jeweiliger Landeswert = 100, 1999 Karte 5.1: Steuereinnahmekraft C uxhaven W ilhelm s have n W ittm un d H am bur g Stad e A urich B rem erhaven Frieslan d E m de n W eserm arsc h H arburg O sterholz A m m erlan d Leer R otenburg O ldenburg,St. B rem e n O ldenburg D elm enhorst Verde n S oltau-F allingbostel In DM je Einw ohner (N D S = 100) 1998 C loppenbur g C elle E m slan d D iepholz Vechta N ienburg O snabrück G rft. B entheim 120 und m ehr 1 0 0 b is u n te r 1 2 0 9 2 b is u n te r 1 0 0 8 9 b is u n te r 9 2 8 5 b is u n te r 8 9 H annover 8 1 b is u n te r 8 5 H annover,St . u n te r 8 1 W an geroog e Spiekeroo g Lang eoo g W a ngerlan d E s en s W ilh elm sha ve n H oltrie m W ittm un d Je ve r S c horten s B utjadingen N ordenh am S ande F riede burg Stadlan d Z etel Vare l B rak e B o ck horn In D M je Einw ohner (N D S = 100 ) 1998 12 0 un d m eh r 94 bis unter 12 0 82 bis unter 94 71 bis unter 82 66 bis unter 71 59 bis unter 66 unter 59 J ade O velgönne E lsfleth B erne Lem w erde r Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 89 Abb. 5.1-1: Gewerbesteuereinnahmen in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Jade-Weser-Raums 1999 Gewerbesteuereinnahmen (netto) je Einwohner Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen Jade-Weser-Raum LK Wesermarsch LK Wittmund LK Friesland Wilhelmshaven, Stadt Lemwerder (WES) Stadland (WES) Friedeburg (WTM) Varel, Stadt (FRI) Nordenham, Stadt (WES) Brake (Unterweser), Stadt (WES) Elsfleth, Stadt (WES) Wangerooge, Nordseeheilbad (FRI) Wittmund, Stadt (WTM) Sande (FRI) Langeoog (WTM) Berne (WES) Jever, Stadt (FRI) Spiekeroog (WTM) Ovelgönne (WES) Butjadingen (WES) Bockhorn (FRI) Zetel (FRI) SG Holtriem (WTM) SG Esens (WTM) Schortens (FRI) Jade (WES) Wangerland (FRI) 0 50 100 150 200 250 300 350 400 450 500 550 Nds = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]WeserJade Stärken-Schwächen-Analyse I - 90 Abb. 5.1-2: Gemeindeanteil an der Einkommensteuer in den Städten und Gemeinden (Samtgemeinden) des Jade-Weser-Raums 1999 Gemeindeanteil an der Einkommensteuer je Einwohner Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen Jade-Weser-Raum LK Wesermarsch LK Wittmund LK Friesland Wilhelmshaven, Stadt Wangerooge, Nordseeheilbad (FRI) Lemwerder (WES) Nordenham, Stadt (WES) Jever, Stadt (FRI) Spiekeroog (WTM) Brake (Unterweser), Stadt (WES) Langeoog (WTM) Varel, Stadt (FRI) Schortens (FRI) Berne (WES) Sande (FRI) Stadland (WES) Elsfleth, Stadt (WES) Zetel (FRI) Bockhorn (FRI) Butjadingen (WES) Ovelgönne (WES) Wangerland (FRI) Wittmund, Stadt (WTM) Friedeburg (WTM) Jade (WES) SG Esens (WTM) SG Holtriem (WTM) 0 20 40 60 80 100 Nds = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]WeserJade Jade-Weser-Raum - Baustein I I - 91 Abb. 5.1-3: Steuereinnahmekraft in den Städten und Gemeinden des Jade-Weser-Raums 1999 Steuereinnahmekraft je Einwohner Deutschland früheres Bundesgebiet Niedersachsen Jade-Weser-Raum LK Wesermarsch LK Wittmund LK Friesland Wilhelmshaven, Stadt Lemwerder (WES) Stadland (WES) Friedeburg (WTM) Wangerooge, Nordseeheilbad (FRI) Langeoog (WTM) Spiekeroog (WTM) Varel, Stadt (FRI) Nordenham, Stadt (WES) Brake (Unterweser), Stadt (WES) Elsfleth, Stadt (WES) Jever, Stadt (FRI) Wittmund, Stadt (WTM) Sande (FRI) Berne (WES) Butjadingen (WES) Zetel (FRI) Bockhorn (FRI) Wangerland (FRI) Schortens (FRI) SG Esens (WTM) Ovelgönne (WES) SG Holtriem (WTM) Jade (WES) 0 50 100 150 200 250 300 Nds = 100 NIW Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., Hannover 24.5.00 C:\Daten\BILDER\[Diverse Bilder für Kreise mit VEs.xls]WeserJade I - 92 Überdurchschnittliche Einnahmen der Gemeinden im Landkreis Hildesheim aus der Einkommensteuer An der Spitze stehen die beiden großen Städte und die attraktiveren Wohnstandorte Stärken-Schwächen-Analyse ! Der Gemeindeanteil an der Einkommensteuer (je Einwohner) liegt in den Gemeinden des Jade-Weser-Raums mit durchschnittlich 483 DM je Einwohner 62 (90 63) etwa um ein Zehntel unter dem Landesdurchschnitt. Dabei ist das Gefälle vom Landkreis Wesermarsch (93) über Friesland (91) zum Landkreis Wittmund (71) relativ ausgeprägt. Die Stadt Wilhelmshaven (100) liegt mit ihren Einnahmen genau im Landesdurchschnitt, im Vergleich zu anderen Städten dieser Größenordnung liegt sie damit am unteren Rand 64. ! Das Gefälle hinsichtlich der Gemeindeeinnahmen aus der Einkommensteuer ist allerdings bei weitem nicht so groß wie bei den Gewerbesteuereinnahmen (Abb. 5.1-2). - Den höchsten Gemeindeanteil an der Einkommensteuer verzeichnen die Inseln sowie die Gewerbestandorte mit Hochlohnindustrien (wie z.B. dem Luftfahrzeugbau). - Höhere Einkommenswerte haben darüber hinaus die Wohnstandorte im Umfeld der Stadt Wilhelmshaven sowie der benachbarten Oberzentren Bremen und Oldenburg. - Deutlich unterdurchschnittliche Einnahmen aus der Einkommensteuer haben die peripherer gelegenen Standorte. Steuereinnahmekraft beträchtlich unter dem Landesdurchschnitt ! Vor allem wegen der niedrigen Gewerbesteuereinnahmen liegt die Steuereinnahmekraft der Gemeinden (je Einwohner) im Jade-Weser-Raum (87 65) beträchtlich unter dem Landesdurchschnitt. Dieses ungünstige Position hat sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Erhebliches Gefälle in der Steuereinnahmenkraft ! Innerhalb der Region ergibt sich ein erhebliches Gefälle in der Steuereinnahmenkraft (Abb. 5.1-3): 62 63 64 65 - Überdurchschnittliche Werte weisen nur die Standorte Lemwerder, Stadland und Friedeburg auf. - Etwa im Landesdurchschnitt liegen die Inseln Wangerooge, Langeoog und Spiekeroog. - Die mit Abstand niedrigste Steuereinnahmekraft haben Jade und Ovelgönne sowie die SG Holtriem und Esens. 1999 jeweiliger Landeswert = 100 Die Zahlen schwanken hier zwischen Wolfsburg (139) und Hildesheim (112) auf der einen sowie Osnabrück (95) und Wilhelmshaven (100) auf der anderen Seite. Ausschlaggebend ist neben den von der Wirtschaftsstruktur ermöglichten Beschäftigungs- und Verdienstmöglichkeiten der privaten Haushalte (am Standort bzw. im Umfeld) offensichtlich auch die Haushaltsstruktur. jeweiliger Landeswert = 100, 1999 I - 93 5.2 Jade-Weser-Raum - Baustein I Regionale und kommunale Wirtschaftsförderung ! Die WFG Wirtschaftsförderung in Wilhelmshaven GmbH ist 1998 aus dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Wilhelmshaven hervorgegangen. Gesellschafter sind zu 51 % die Stadt Wilhelmshaven und zu 49 % der Allgemeine Wirtschaftsverband Wilhelmshaven-Friesland e.V., zu dessen Mitgliedern Unternehmen, Verbände und Kammern aus der Stadt Wilhelmshaven und den umliegenden Standorten gehören. Die WFG hat fünf Mitarbeiter und verfügt über einen Wirtschaftsplan in Höhe von knapp 1,1 Mio. DM. Die Aufgaben der WFG umfassen alle klassischen Bereiche der Wirtschaftsförderung. Hierzu zählen z.B. - Bestandsentwicklung, Unternehmenskontakte, - Unternehmensansiedlungen, - Bereitstellung von Gewerbeflächen und Gewerberäumen, - Existenzgründungsförderung, - EU- und GA-Fördermittelberatung, - Beteiligung an überregionalen Netzwerken, Projekten und Informationssystemen sowie - Koordinierung der BioRegio Nordwestliches Niedersachsen. ! Auch im Landkreis Wesermarsch sind die Wirtschaftsförderungsaktivitäten aus der Verwaltung ausgegliedert worden. Die Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH übernimmt diese Aufgabe seit Oktober 1998. Gesellschafter sind neben dem Landkreis Wesermarsch sowie seinen Städten und Gemeinden die Bremer Landesbank, die Landessparkasse zu Oldenburg, die Raiffeisenbanken der Wesermarsch, die EWE AG sowie die Wohnungsbaugesellschaft Wesermarsch mbH. Derzeit beschäftigt die Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH acht Mitarbeiter, die schwerpunktmäßig in folgenden Bereichen tätig sind: - EU- und GA-Fördermittelberatung, - Vermittlung von Gewerbeflächen und Gewerbeobjekten, - Hilfe bei behördlichen Genehmigungsverfahren, - Existenzgründungs- und Existenzerhaltungsberatung, - Innovations- und Technologieerstberatung und Weitervermittlung an spezialisierte Berater, - Kontaktpflege zu allen Gemeinden in der Wesermarsch, - Mitarbeit in nationalen und internationalen Netzwerken und Projekten (z.B. Regionale Innovationsstrategie RIS, North Sea Commission, LeaderNetwork-Interreg), - Moderation von Prozessen zur Regionalentwicklung, - Regionalmarketing für den ländlichen Raum sowie - Tourismusförderung. WFG Wirtschaftsförderung in Wilhelmshaven GmbH Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH I - 94 Referat für Wirtschaftsförderung der Stadt Nordenham Sachgebiet Wirtschaftsförderung des Landkreises Friesland Stärken-Schwächen-Analyse ! Als einzige Kommune des Landkreises Wesermarsch unterhält die Stadt Nordenham eigene Wirtschaftsförderungsaktivitäten. Das Referat für Wirtschaftsförderung ist mit einer Person besetzt und bietet folgende Dienstleistungen für Unternehmen an: - Kontakte zu den verschiedenen Fachämtern der Stadtverwaltung, - Gewerbeflächenvermittlung, - Förderprogramm- und Existenzgründungsberatung sowie - Kontaktvermittlung für Technologie-Transfer. ! Im Landkreis Friesland werden die Wirtschaftsförderungsaktivitäten im unmittelbar dem Oberkreisdirektor zugeordneten Fachbereich Steuerungsdienst der Landkreisverwaltung wahrgenommen. Hier sind in der Summe dreieinhalb Mitarbeiter tätig. Zu den zentralen Aufgaben der Wirtschaftsförderung im Landkreis, für die in den letzten Jahren jeweils mehr als 2 Mio. DM bereitgestellt worden sind, zählen u.a. - die Kontaktpflege mit Unternehmen, mit Forschungseinrichtungen, mit anderen Verwaltungen sowie mit weiteren für die Wirtschaftsförderung relevanten Institutionen, - Hilfe für Unternehmen bei behördlichen Genehmigungsverfahren („zentraler Ansprechpartner“), - Koordinierung von Wirtschaftsförderungsaktivitäten der Gemeinden im Landkreis Friesland, - Fördermittelberatungen für GA und EU-Programme, - Existenzgründungsberatung mit Hilfe der Existenzgründungsinitiative Wittmund / Friesland / Wilhelmshaven (EWFW) 66, - Kontaktvermittlung von Unternehmen an die Technologie-Transfer-Beratung des REGIO-Instituts Oldenburg, - Beteiligung an überregionalen Netzwerken, Projekten und Informationssystemen, - Förderung der Ansiedlung und Erweiterung von Unternehmen mittels eigener Wirtschaftsförderungsgesellschaften, - Förderung durch eigene Förderprogramme: - Gewerbegebietserschließungen der Gemeinden des Landkreises Friesland, - Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) sowie - Schaffung von Ausbildungsplätzen, - Tourismusförderung. ! Des weiteren befindet sich im Technologie Centrum Nordwest (TCN) ein Existenzgründungszentrum. Die Betriebsgesellschaft dieses Zentrums wird überwiegend von der Gemeinde Schortens getragen. Darüber hinaus sind der 66 Die Existenzgründungsinitiative Wittmund / Friesland / Wilhelmshaven wird von den Landkreisen Friesland und Wittmund sowie der Stadt Wilhelmshaven getragen. I - 95 Jade-Weser-Raum - Baustein I Landkreis Friesland und die Gemeinde Schortens Gesellschafter der TCNMarketinggesellschaft. ! Die Wirtschaftsförderungsaktivitäten des Landkreises Wittmund sind bei der Kämmerei angesiedelt. Neben dem Amtsleiter ist ein Mitarbeiter mit Wirtschaftsförderungsaufgaben beschäftigt. Schwerpunkt der Tätigkeiten bei der Landkreisverwaltung sind die Fördermittelberatung und die Bearbeitung von Förderanträgen. Daneben wird die Entwicklung von Gewerbeflächen- und Tourismusinfrastruktur gefördert. Wirtschaftsförderung des Landkreises Wittmund in der Kämmerei angesiedelt ! Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. ergänzt die Wirtschaftsförderungsaktivitäten des Landkreises Wittmund. Der Verein wurde 1989 gegründet und beschäftigt 1,5 Mitarbeiter. Mitglieder sind rund 150 regionale Unternehmen sowie die Gemeinden des Landkreises Wittmund. Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland versteht sich in erster Linie als Mittler zwischen Unternehmen und der Landkreisverwaltung. Weitere Tätigkeiten sind: Wirtschaftsförderkreis Harlingerland - Bestandsentwicklung, Standortentwicklung, - Fördermittelberatung, - Durchführung von Seminaren und Informationsveranstaltungen, - Initiierung und Betreuung von Projekten und Arbeitsgruppen (z.B. Förderung der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen), - Existenzgründungsberatung, Existenzerhaltung, - Kontaktpflege zu Unternehmen, Institutionen und Behörden. ! Das Kooperationsklima zwischen den Wirtschaftsförderungsakteuren im JadeWeser-Raum wird allgemein positiv eingeschätzt. Neben einer Reihe von informellen Kontakten gibt es u.a. die folgenden formell organisierten regionalen und überregionalen Kooperationen: 67 - Arbeitsgruppe „Wirtschaftsförderung“ im Rahmen der Strukturkonferenz Ost-Friesland unter Beteiligung der Stadt Wilhelmshaven, der Landkreise Friesland und Wittmund sowie von außerhalb des Jade-Weser-Raums der Stadt Emden und der Landkreise Aurich sowie Leer, - Arbeitsgruppe „Wirtschaftsförderung“ im Rahmen der Strukturkonferenz Oldenburger Land unter Beteiligung der Stadt Wilhelmshaven, der Landkreise Friesland und Wesermarsch sowie der übrigen Städte und Kreise des Oldenburger Landes, - Ständiger Arbeitskreis Wirtschaft in der Gemeinsamen Landesplanung Bremen / Niedersachsen (u.a. Wilhelmshaven, Friesland und Wesermarsch), - verschiedene Kompetenzzentren im Rahmen der Regionalen Innovationsstrategie Weser-Ems (RIS) 67. Die RIS beinhaltet folgende Kompetenzzentren: „MARIKO.RIS“ (maritimes Kompetenzzentrum), „Ernährungswirtschaft“ (zentraler Koordinator, Ansprechpartner und Initiator für Unternehmen des Ernährungsgewerbes), „it.net“ (Netz von Kompetenzträgern für moderne Informationstechnologien) und „Tourismus“ (Serviceagentur für touristische Dienstleister und Leistungsträger) Regionale und überregionale Wirtschaftsförderungskooperationen I - 96 Planungen für den JadeWeser-Port bringen die regionalen Wirtschaftsförderungsakteure zusammen Stärken-Schwächen-Analyse ! Die Planungen für den Jade-Weser-Port haben unter den Wirtschaftsförderungsakteuren in der Region eine Aufbruchstimmung erzeugt. Das Bestreben, dieses regionalwirtschaftlich bedeutende Vorhaben in Wilhelmshaven zu realisieren eint trotz aller z.T. unterschiedlichen Interessen und der „natürlichen“ Konkurrenz zwischen den Wirtschaftsstandorten die Aktivitäten der Wirtschaftsförderung im Jade-Weser-Raum. II - 1 BAUSTEIN II: Jade-Weser-Raum - Baustein II ABSCHÄTZUNG DER REGIONALWIRTSCHAFTLICHEN AUSWIRKUNGEN DES GEPLANTEN JADE-WESER-PORTS (EINSCHL. GRUNDZÜGE DES GEPLANTEN PROJEKTES JADE-WESER-PORT) 1. Projektbeschreibung und Vorgehensweise 1.1 Projektbeschreibung des Jade-Weser-Ports Ausgangspunkte für die Planung eines Jade-Weser-Ports als ContainerTiefwasserhafen in unmittelbarer Nachbarschaft zu den bereits bestehenden Massengutumschlaganlagen in der Stadt Wilhelmshaven sind - Prognosen über das Mengenwachstum im weltweiten Containerverkehr und davon abgeleitete Umschlagmengen in westeuropäischen und westdeutschen Häfen, - damit verbundenes Größenwachstum der Containerschiffe mit größerem Tiefgang und entsprechendem Bedarf an Seeschifffahrtswegen und Umschlaganlagen an größeren Wassertiefen sowie - die Tatsache, dass Wilhelmshaven - bisher fast ausschließlich Massenguthafen - mit einer natürlichen Fahrwassertiefe der Jade von bis zu 18,5 m unter Seekartennull (SKN = mittleres Springtidenniedrigwasser) bei nur kurzer Revierfahrt von rd. 20 Seemeilen zur Umschlaganlage Voslapper Groden über die günstigsten seeseitigen Standortbedingungen unter den deutschen Küstenstandorten verfügt. Vor diesem Hintergrund hat die Wilhelmshavener Hafenwirtschaftsvereinigung/Hafendienste Wilhelmshaven GmbH eine Machbarkeitsstudie für einen Container- und Mehrzweckhafen in Wilhelmshaven in Auftrag gegeben, die im Dezember 1999 vorgelegt und im Februar 2000 der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.1 In dieser Studie werden neben einer allgemeinen Beschreibung des Standortes Wilhelmshaven die technischen Bedingungen und Anforderungen untersucht und darauf aufbauend Entwurfsgrundlagen für die Hafenplanung erstellt sowie eine Potenzialanalyse und Prognose des zu erwartenden Umschlagvolumens erarbeitet. Letzteres ist eine wesentliche Grundlage für die im folgenden abzuschätzenden regionalwirtschaftlichen Auswirkungen des Jade-Weser-Ports. In der Abwägung der Wettbewerbsbedingungen für einen Jade-Weser-Port hinsichtlich der Angebots- und Nachfrageentwicklung weist die Machbarkeitsstudie darauf hin, dass allein aufgrund der Ausbauplanungen an Konkurrenzstandorten für die kommenden Jahre eine tendenzielle Verlagerung der Kapazitäten in Rich- 1 JADEPORT Machbarkeitsstudie für einen Container- und Mehrzweckhafen in Wilhelmshaven Kurzfassung - Projektkonsortium „Jade-Port“ im Auftrag der Hafendienste Wilhelmshaven GmbH, Dezember 1999. II - 2 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen tung auf die Westhäfen zu erwarten ist.2 Andererseits lässt sich innerhalb der Nordrange eine Verlagerung des Umschlagvolumens von Containern nach Osteuropa in Abhängigkeit von der dortigen Wirtschaftsentwicklung erkennen.3 Die Firma Planco hatte bereits 19944 in einem Gutachten zur Mainport-Strategie von Rotterdam auf die Auswirkungen auf die anderen Häfen der Range und insbesondere die dadurch wachsenden Hinterlandverkehre hingewiesen. Insofern sprechen vor allem auch volkswirtschaftliche bzw. überregionale verkehrsinfrastrukturelle Gesichtspunkte für die Schaffung eines Container-Tiefwasserhafens in Nordwestdeutschland, da dadurch im Verhältnis zu den Westhäfen Hinterlandtransporte verkürzt und Verkehrswege in Deutschland, den Niederlanden und Belgien entlastet werden können. Auch die zwischenzeitlich im Zusammenhang mit Alternativplanungen am Standort Cuxhaven von den drei interessierten Küstenländern in Auftrag gegebene Bedarfsanalyse für einen Tiefwasserhafen bestätigt diese Einschätzung und kommt u.a. zu dem Ergebnis, dass sich mit einem neuen deutschen TiefwasserContainerhafen vor allem im Transshipment-Bereich ein deutliches Konkurrenzangebot zu Rotterdam eröffnen lässt.5 Das Konzept für den Jade-Weser-Port ist dem gemäß darauf ausgerichtet, als neuer Mainport mit den Westhäfen in Wettbewerb zu treten. Im Gegensatz zu den vorhandenen deutschen Containerhäfen Hamburg und Bremerhaven werden auch zukünftige Generationen von Containerschiffen den Jade-Weser-Port voll abgeladen anlaufen können. Sie können ggf. teilabgeladen ihre Fahrt von Wilhelmshaven aus fortsetzen. Im übrigen wird die Ladung überwiegend mit Feederschiffen weiter verteilt. Der Anteil der auf dem Landweg an- oder abtransportierten Container wird bisher auf nur 30 % des Gesamtumschlags geschätzt (s.u.). Die Machbarkeitsstudie kommt zu folgenden Vorschlägen für Mikrostandort, Flächenabmessungen und Kapazität sowie Ausbaustufen.6 - Vor dem Voslapper Groden wird eine rd. 460 ha große Fläche neu aufgespült und auf 7,5 m über NN angelegt. Die Grundstückstiefe dieser neu aufgespülten Fläche zwischen der Kaimauervorderkante und der bisherigen ersten Deichlinie wird etwa 1.400 m betragen. - In einem ersten Bauabschnitt wird eine Kaianlage von 1.700 m Länge (drei Liegeplätze) errichtet, vor der eine Wassertiefe von 16 m unter SKN (in der Zufahrt) bereits heute vorhanden ist. Die Kaikonstruktion soll so gewählt werden, dass sie eine Festigkeitsreserve zur Vertiefung auf 18,5 m unter SKN zulässt. 2 3 4 JADEPORT Machbarkeitsstudie, a.a.O. 1999, S. 38. JADEPORT Machbarkeitsstudie, a.a.O. 1999, S. 36. Planco Consulting GmbH; Einhafenentwicklung in der Hamburg-Antwerpen-Range - Volkswirtschaftliche Konsequenzen und Bewertung, Gutachten im Auftrag der Freien Hansestadt Bremen, Essen 1994. PLANCO Consulting GmbH, Bedarfanalyse für einen Tiefwasserhafen in der Deutschen Bucht, Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, Senators für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen, Wirtschaftssenators der Freien und Hansestadt Hamburg, Essen 2000. Siehe auch: Wilhelmshavener Hafenwirtschafts-Vereinigung e.V., Argumente zur Begründung der Entscheidung für den Jade-Weser-Port, 30.03.2000. 5 6 II - 3 Jade-Weser-Raum - Baustein II - Die aufgespülte Fläche ist so groß, dass sie im ersten Bauabschnitt den Flächenbedarf für den Terminal selbst deckt, das heißt für den Umschlag an der Kaje, das Handling und die Lagerung der Container. Je nach Art des Containerumschlagsystems ist hierfür eine Geländetiefe von rd. 600 bis 1.000 m senkrecht zur Kaje erforderlich, dies entspricht einer Fläche von 100 bis 110 ha. - Darüber hinaus verbleibt auf der aufgespülten Fläche noch Platz für die Ansiedlung von Dienstleistungen und Gewerbe im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Terminal wie Container-Packing, -Wartung und -Reparatur sowie Verkehrsbetriebe. - Die Kapazität des ersten Bauabschnittes beträgt 1,8 Mio. TEU, dies entspricht 1,2 Mio. Containern pro Jahr. In dieser Ausbaustufe soll der Hafen mit 14 Containerbrücken ausgestattet werden. - Nach Norden ist die entstehende Hafenanlage um bis zu 4,1 km erweiterbar, wobei die vorhandenen Umschlagbrücken zu integrieren sind. Durch die durchgehende Stromkaje wird der Eingriff in das hydraulische System der Jade minimiert. Die Umschlagkapazität in der Endausbaustufe wird über 4 Mio. TEU betragen. Im Umfeld der neuen Hafenanlagen gibt es umfangreiche freie gewerbliche Bauflächen, die überwiegend in den siebziger Jahren vom Land Niedersachsen als Vorrangflächen für Industrien am seeschifftiefen Wasser erworben wurden. Die Industrieflächen sind an das Schienennetz der Deutschen Bahn AG angeschlossen, allerdings ist die Strecke nach Oldenburg und weiter nach Osnabrück leistungsmäßig eingeschränkt durch teilweise eingleisige Streckenführung und fehlende Elektrifizierung. Durch eine Verlängerung der Bundesautobahn A 29 zum Terminal kann eine leistungsfähige Anbindung an das überregionale Straßennetz mit vergleichsweise geringem Aufwand (ca. 2 km) geschaffen werden. Bereits heute ist eine leistungsfähige Tangente als Zubringer zur Autobahn vorhanden. Ein Problem für die Erschließung der Gesamtfläche stellt die derzeit entlang der zweiten Deichlinie verlaufende Chlorpipeline dar, die das Werk von ICI-Atlantik auf dem Rüstersieler Groden mit dem EVC-Werk auf dem Voslapper Groden verbindet. Eine Lösung dieses Problems könnte in einer Verlagerung und Zusammenführung der Produktionsanlagen von ICI im Norden des Terminals bestehen (s.u.). Die Investitionskosten für die Infrastruktur werden nach heutigem Preis- und Kenntnisstand auf rd. 1 Mrd. DM geschätzt. Dies umfasst die Herstellung der äußeren Erschließung, der Uferbauwerke und Flächenaufspülung sowie die Kosten für die notwendigen Ausgleichs- und Erschließungsmaßnahmen. Hinzu kommen die Kosten für Suprastruktur wie Flächenbefestigung, Verkehrsanlagen auf dem Terminal, Hochbauten, Geräteausstattung sowie Ver- und Entsorgungsanlagen, die je nach Umschlagsystem auf 620 bis 720 Mio. DM geschätzt werden. Die Suprastruktur soll privat finanziert werden, wofür es von der II - 4 Übersicht 1.1-1: Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Kapazitätsvergleich der wichtigsten Containerterminals in Nordeuropa und Italien Hafen 1) Bremerhaven, Stromkaje Hamburg, HHLA Hamburg, Eurokai Rotterdam Antwerpen Felixstowe Southampton Gioia Tauro 1999 La Spezia, Status quo 1999 La Spezia, Planung 2003 Vlissingen-Ost, WCT, Planung Alle Häfen Theoretische Kapazitätsanforderung an Jade-Weser Port 1) ContainerUmschlag (TEU) Durchschn. Kajenlänge (m) Verfügbare Fläche (ha) 1.665.000 1.544.000 911.000 2.500.000 868.000 2.200.000 880.000 2.253.000 843.000 1.500.000 2.500.000 2.170 2.850 1.590 4.100 1.180 3.043 1.353 3.011 1.138 1.638 2.600 145 150 62 211 60 100 63 120 23 32 180 17.664.000 24.673 4.000.000 5.587 TEU pro Jahr und m TEU pro Jahr und ha 767 542 573 610 736 723 650 748 741 916 962 11.483 10.293 14.694 11.848 14.467 22.000 13.968 18.775 36.652 46.875 13.889 1.146 716 15.414 260 716 15.414 Soweit nicht anders angegeben, beziehen sich Umschlag- und Kapazitätsdaten auf den Stand 1997 Quellen: Senator für Häfen, überregionalen Verkehr und Außenhandel der Freien Hansestadt Bremen, Senatsvorlage zu CT III a, S. 7; Contship Italia Group, Informationsmaterial zum Medcenter container terminal Gioia Tauro und zu La Spezia container terminal Zeeland Seeports, Vlissingen Port Handbook 2000/2002 Firma Eurogate, die den Terminal betreiben möchte, bereits eine Zusage in Höhe von 500 Mio. DM gibt. Zum Vergleich der geplanten Kapazität und des daraus resultierenden Flächenbedarfs können Kennzahlen verschiedener europäischer Containerterminals herangezogen werden (siehe Übersicht 1.1-1). Die in der untersten Zeile ausgewiesenen Zahlen für den Jade-Weser-Port sind fiktive Werte, die sich rechnerisch ergeben, wenn die prognostizierten 4 Mio. TEU Jahresumschlag mit den durchschnittlichen Produktivitätswerten der Vergleichshäfen erreicht werden sollen. Der so ermittelte theoretische Wert für die erforderliche Kajenlänge von knapp 6 km ist im Endausbau in Wilhelmshaven darstellbar. Dieser rechnerische Wert enthält noch Kapazitätsreserven, weil das Vergleichsjahr 1997 offensichtlich durch eher gering ausgelastete Kapazitäten gekennzeichnet war. Andererseits sind die Angaben für La Spezia durch eine extrem hohe Flächenproduktivität gekennzeichnet. Dennoch bestätigt der so ermittelte mittlere Flächenbedarf von 260 ha, dass allein die im ersten Bauabschnitt aufgespülte Fläche von 460 ha neben dem Terminalbedarf zusätzlich Reserven z.B. für ergänzende logistische Aktivitäten bietet. 1.2 Arbeitskräftebedarf auf dem Terminal Die vorliegende Machbarkeitsstudie beziffert sowohl die Beschäftigungseffekte während bzw. durch die Bauphase als auch in der Betriebsphase. In diesem Zusammenhang soll jedoch nur die Betriebsphase betrachtet werden. Ausgangs- II - 5 Jade-Weser-Raum - Baustein II punkt für die Arbeitsplatzprognose ist die Umschlagprognose für den Jade-WeserPort. Bis zum Jahr 2020 wird je nach Szenario ein Umschlagvolumen von 2,9 bis 4,1 Mio. TEU erwartet. Die Kapazitätsgrenze der im Wesentlichen untersuchten ersten Baustufe liegt bei 1,8 Mio. TEU und sollte nach den Zeitvorstellungen der Machbarkeitsstudie bereits in den Jahren 2013 bis 2015 erreicht werden.7 Wichtig sowohl für die Planung der Suprastruktur des Terminals als auch für die regionalwirtschaftlichen Effekte ist die Struktur des Umschlags in Hinblick auf Hinterlandverkehr, Feederverkehr (Transshipment oder See-See-Umschlag) und so genanntes Loco-Aufkommen.8 Die Loco-Quote, also der Anteil des LocoAufkommens am Gesamtumschlag, gilt als Kennzahl für die wirtschaftliche Verflechtung des Hafenumschlags mit der Region. Das für den Jade-Weser-Port zu erwartende Loco-Aufkommen wird in der Machbarkeitsstudie nicht quantifiziert, da es als unbedeutend angesehen wird: „Die Vorteile des Jade-Ports liegen sicherlich nicht in einem hohen eigenen Ladungsaufkommen oder einer größeren Nähe zu wichtigen Hinterlandregionen.“9 Die Aufteilung des Gesamtaufkommens wird in einem Containerflussdiagramm wie folgt prognostiziert: - Hauptschiff 1.062.000 TEU - Feederschiff 738.000 TEU, davon reines Transshipment 630.000 TEU Short sea shipping 108.000 TEU - Landseitiger Umschlag 540.000 TEU, davon jeweils 270.000 TEU LKW und Bahn. Haupt- und Feederschiffumschlag addieren sich zusammen auf den prognostizierten Gesamtumschlag von 1,8 Mio. TEU, ebenso wie sich der landseitige Umschlag mit dem Transshipment (doppelt gezählt als Ent-/Beladung Hauptschiff plus Ent-/Beladung Feederschiff) zum Gesamtumschlag addiert. Durch die Doppelzählung des Transshipment erhält man je nach Betrachtungsweise 59 % Anteil am Hauptschiffumschlag oder 70 % am Gesamtumschlag.10 Dieser Anteil ist doppelt so hoch wie heute in Bremerhaven und Hamburg (jeweils rd. 30 % mit steigender Tendenz), aufgrund des Hafenkonzeptes und der zu bedienenden Marktsegmente aber realistisch. Die erste Baustufe mit 1,8 Mio. TEU in der genannten Aufteilung bildet die Grundlage für die Personalbedarfsplanung für den Terminalbetrieb. Diese bestimmt die direkten Beschäftigungswirkungen in Form von auf dem Terminal beschäftigten Arbeitnehmern für die Durchführung des Umschlags, Wartungsarbeiten auf dem Terminal, Kontrollaufgaben sowie verwaltungstechnische und kaufmännische Arbeiten. Im Wesentlichen ist die Personalintensität vom eingesetzten Flächentransport- und Lagersystem abhängig. In der Machbarkeitsstudie werden 7 8 9 10 JADEPORT Machbarkeitsstudie, a.a.O., 1999, S. 53. Die Loco-Quote beziffert den Anteil des Umschlags (Menge oder Wert), der seinen Ursprung in der Hafenregion hat oder nach Import (zunächst) in der Hafenregion zur Lagerung und Weiterverarbeitung verbleibt. Die Loco-Quote eines Hafens kann im- und exportseitig sehr unterschiedlich sein. JADEPORT Machbarkeitsstudie, a.a.O., 1999, S. 120. JADEPORT Machbarkeitsstudie, a.a.O., 1999, S. 74. II - 6 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen daher drei verschiedene Konzepte mit jeweils mehreren Varianten vorgestellt und durchgerechnet. Grundsätzlich werden folgende Systeme unterschieden:11 - Van Carrier (VC): Der Van Carrier als sehr flexibles Transportmittel kann alle Transport- und Lagerbewegungen im Terminal ausführen. - Railmounted Gantry Crane (RMG) und Automated Guided Vehicle (AGV): Beide Systeme sind in Kombination einzusetzen, wobei das AGV die Container zwischen der Brücke und dem Lagerkopf transportiert und der RMC die automatische Lagerung durchführt. - Linear Motor-based Transfer Technology (LMTT): Als Schienensystem ersetzt es das AGV aus dem o. g. Kombinationsmodell, es ist sehr wartungsarm, leistungsfähig und platzsparend, die Schienen sind aber nur an genau festgelegten Stellen überfahrbar und der Container kann nicht gedreht werden. Übersicht 1.2-1: Geschätzter Personalbestand auf dem Terminal System-Variante 2006 2010 2013 bis 2015 VC I 303 853 1.138 AGV II 270 675 937 LMTT III 240 604 924 Quelle: JADEPORT Machbarkeitsstudie, S. 130 Übersicht 1.2-1 zeigt am Beispiel ausgewählter Varianten den zu erwartenden Personalbedarf auf dem Terminal. Bezogen auf eine Kapazität von 1,8 Mio. TEU entspricht dies einer Produktivität von 8,2 bis 10,1 Beschäftigten je 16.000 TEU (10.000 Container). Indirekte Effekte ergeben sich durch Vorleistungsbezug beim Betrieb des Terminals vor allem in Form von Dienstleistungen rund um den Container-Transport: - Wartung und Reparatur der Terminalanlagen (Infrastruktur und bauliche Suprastruktur, ausgenommen Geräte, die durch terminaleigene Werkstätten gewartet werden) - Arbeiten am Schiff (Lotsen, Schlepper, Festmacher) - Arbeiten am Container bzw. Ladung (Reparatur, Lagerei, Stauerei) - Verkehrsleistungen (LKW, Bahn, Binnenschiff) - Organisation der Transportleistung (Reeder, Speditionen, Makler) - Wertschöpfung an der Ladung (Distribution, Weiterverarbeitung, Seeverpackung). Der Umfang der durch diese Tätigkeiten in Wilhelmshaven und in der Region entstehenden Arbeitsplätze wird in der Machbarkeitsstudie nur grob geschätzt. Es 11 JADEPORT Machbarkeitsstudie, a.a.O., 1999, S. 72. II - 7 Jade-Weser-Raum - Baustein II wird darauf hingewiesen, dass die regionale Verteilung dieser Vorleistungsbezüge insbesondere hinsichtlich Schiffsmaklern, Banken, Versicherung usw. von der sich entwickelnden Arbeitsteilung zwischen Wilhelmshaven und den etablierten Containerhäfen Bremen/Bremerhaven und Hamburg abhängt. In einer ersten Näherung wird ein Multiplikator von 3,2 (das heißt ein Verhältnis von Terminalarbeitsplätzen zu indirekten Beschäftigungseffekten von 1:2,2) in Anlehnung an eine Planco-Studie für das Land Bremen verwendet, woraus sich je nach Variante ein Beschäftigungseffekt im Weser-Jade-Raum von 2.957 bis 3.642 im Jahr 2020 (im Mittel: 3.300) ergibt.12 1. 3 Methodische Vorbemerkungen zur Abschätzung weiterer gungseffekte Im Folgenden sollen die mit dem Jade-Weser-Port verknüpften Erwartungen hinsichtlich der damit verbundenen wirtschaftlichen Entwicklungsimpulse überprüft werden. Dies gilt insbesondere für die Entstehung neuer Beschäftigungsmöglichkeiten. In der Machbarkeitsstudie ist der Personalbedarf auf dem Terminal unter betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten in Abhängigkeit von Umschlagentwicklung und eingesetzter Umschlag- und Lagertechnik differenziert berechnet worden. Die weiteren Effekte für die Region sind nur sehr grob im Sinne einer aller ersten überschlägigen Quantifizierung geschätzt worden. Durch eine genauere Untersuchung der zu erwartenden wirtschaftlichen Auswirkungen des Jade-Weser-Ports auf die Stadt Wilhelmshaven und die Region soll zum einen die Sinnhaftigkeit des Projektes für die Region untermauert werden, zum anderen sind die Ergebnisse eine wichtige Vorgabe für die Planung und Erschließung von Gewerbeflächen sowie die Bereitstellung sonstiger Infrastruktur. Die wirtschaftlichen Impulse, die von einer völlig neuen Hafenanlage für eine Region erwartet werden können, lassen sich nicht mit mathematisch-statistischen Methoden als zuverlässige Beweisführung ableiten. Daher muss versucht werden, sich dem Thema auf unterschiedlichen Wegen zu nähern, um durch das gegenseitige Absichern von quantitativen Schätzungen zu einer größtmöglichen Plausibilität und Eintrittswahrscheinlichkeit der Ergebnisse zu gelangen. Die folgende Untersuchung gliedert sich dabei in zwei große Blöcke: - 12 In einem ersten Untersuchungsblock wird zunächst die zu erwartende Beschäftigungsentwicklung in den mit dem Hafen eng verknüpften Wirtschaftszweigen untersucht. Damit sind Service-Betriebe für den Terminal, die gesamte Verkehrswirtschaft und der Groß- und Außenhandel gemeint. In diesem Untersuchungsschritt werden vor allem Erfahrungen aus Bremerhaven und Bremen genutzt und umfangreiche Untersuchungen der Firma Planco-Consult für die Hafenstädte Hamburg und Bremen/Bremerhaven auf ihre Übertragbarkeit auf Wilhelmshaven überprüft. Als Rahmenbedingung für diesen Untersuchungsschritt wird die bisherige Beschäftigungsentwicklung in den hafenrelevanten Wirtschaftszweigen in den großen Hafenstädten und im Bundesgebiet dargestellt. JADEPORT Machbarkeitsstudie, a.a.O. 1999, S. 130, 131. Beschäfti- II - 8 - Regionalwirtschaftliche Auswirkungen In einem zweiten Untersuchungsblock werden die Chancen für industrielle Expansionen oder Neuansiedlungen in Wilhelmshaven und den drei Landkreisen untersucht. Die Argumentation stützt sich hier auf allgemeine Wachstumserwartungen für Industriezweige, für die ein Hafen allgemein oder speziell ein Containerhafen einen Standortvorteil darstellen kann (im- und exportintensive Industriezweige). Welche Industriezweige und auch sonstige Wirtschaftsbereiche dies sein könnten, wird anhand eines Strukturvergleichs zwischen Hafenstädten und Nicht-Hafenstädten überprüft. Neben diesen methodisch ausschließlich auf Auswertung von Sekundärstatistik aufbauenden Untersuchungsteilen werden in einem qualitativ orientierten Schritt die Erfahrungen anderer neuerer Hafenstandorte ausgewertet. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der auch in Wilhelmshaven vertretenen chemischen Industrie, der ein eigenes Kapitel gewidmet wird. Außerdem wurde eine schriftliche Umfrage unter etwa 100 Firmen in der Region zu ihren heutigen regionalen und überregionalen Zuliefer- und Kundenbeziehungen und ihren Erwartungen in Hinblick auf den Jade-Weser-Port durchgeführt. Diese Befragung gibt Aufschluss über die regionalen Bindungen der ansässigen Wirtschaft und die Wahrscheinlichkeit, den Container-Terminal als neue internationale Verkehrsdrehscheibe für sich nutzen zu können. Sie arrondiert insofern ebenso wie die Expertengespräche die statistisch-theoretischen Ableitungen zu den regionalen Auswirkungen des Jade-Weser-Ports. In alle Untersuchungsschritte fließen die Ergebnisse zahlreicher durchgeführter Expertengespräche mit ein. Darin wurden insbesondere auch die wahrscheinlich zu erwartende Arbeitsteilung zwischen den deutschen Containerhäfen untereinander hinsichtlich der Hafen- und Umschlagfunktionen im engeren Sinne und zwischen diesen Hafenfunktionen sowie die damit verbundenen oberzentralen Dienstleistungen in den großen Großstädten Hamburg und Bremen thematisiert. In einem diesen Baustein abschließenden Kapitel werden die oben abgeleiteten direkten Beschäftigungseffekte eines Jade-Weser-Ports in zwei denkbaren Szenarien zusammengefasst und um indirekte Effekte ergänzt. 2. Beschäftigungseffekte in der Hafen- und Verkehrswirtschaft 2.1 Beschäftigungsprognosen für CT III und CT III a in Bremerhaven Seit Ende der 60er-Jahre werden in Bremerhaven Container umgeschlagen. 1971 wurde der erste Liegeplatz des heutigen Container-Terminals „Wilhelm Kaisen“ in Betrieb genommen, der bereits 1972 auf drei Liegeplätze erweitert wurde. 1983 wurde die Stromkaje auf insgesamt 2.200 m (6-7 Liegeplätze) verlängert. Derzeit beträgt die Kajenlänge nach der 1997 erfolgten Erweiterung (CT III) 2.700 m. Die schiffsgrößen- und marktstrategisch bedingte Arbeitsteilung zwischen den Hafengruppen Bremen Stadt und Bremerhaven führte schon früh zu einer Konzentration des Containerverkehrs in Bremerhaven, wo bereits Ende der 80er-Jahre mit über II - 9 Jade-Weser-Raum - Baustein II 1 Mio. TEU fast 90 % des gesamten Containerumschlags der bremischen Häfen abgewickelt wurden. Das rasante Wachstum des Containerumschlags in Bremerhaven, das regelmäßig über der durchschnittlichen Umschlagentwicklung der bremischen Häfen lag, erfordert weitere Ausbaumaßnahmen, von denen CT III a mit 340 m Kaje zurzeit planungsrechtlich vorbereitet wird. Für einen erneuten großen Erweiterungsschritt um weitere 800 m Länge (CT IVa) wurden im April 2000 Planungsmittel in Höhe von 30 Mio. DM bereitgestellt.13 Mit der Realisierung dieser beiden Projekte entstehen in Bremerhaven weitere drei Großschiffsliegeplätze. Eine Erweiterung des Terminals um nochmals zwei Großschiffsliegeplätze (ca. 1.000 m) ist auf bremischem Gebiet möglich. Eine Prognose von Planco erwartet bis zum Jahr 2015 einen Umschlagzuwachs auf insgesamt knapp 5 Mio. TEU in Bremerhaven.14 Damit wäre bei heutiger bzw. absehbarer Entwicklung von Umschlagtechnik und Lagersystemen die Kapazitätsgrenze auf bremischem Gebiet im Endausbau in etwa erreicht. Ein theoretisch denkbarer weiterer Ausbau des Terminals (CT V) nach Norden auf niedersächsischem Gebiet ist zwar grundsätzlich machbar, erscheint aber zurzeit aus verschiedenen Gründen eher spekulativ. Aus diesem Grund haben sich sowohl die Bremer Lagerhausgesellschaft (BLG) als auch der heutige Terminalbetreiber Eurogate frühzeitig für das Jade-WeserProjekt interessiert und engagiert. Die Entwicklung in Bremerhaven und speziell die Arbeitsteilung zwischen den Standorten Bremen und Bremerhaven sind aber auch deshalb für den Jade-Weser-Port von Bedeutung, weil sie wichtige Anhaltspunkte für eine Abschätzung der wirtschaftlichen Auswirkungen eines JadeWeser-Ports für die Stadt Wilhelmshaven und die Region geben. Im Folgenden wird daher die aktuelle und zu erwartende Beschäftigungsentwicklung und -struktur auf dem Terminal und in den direkt damit verbundenen vor- und nachgelagerten Bereichen analysiert. In der der Entscheidung zum Bau des Container Terminals CT III zu Grunde liegenden Senatsvorlage aus dem Jahr 199015 wurde die Beschäftigtenzahl auf dem Terminal und in dem direkt damit verbundenen Distributionsgeschäft der BLG sowie anteilig in den Zentralbereichen für 1989 mit knapp 1.600 angegeben. Die Beschäftigtenzahl bei Reedern, Maklern, Fuhrunternehmen und Container- und Chassisreparaturbetrieben wurde auf ca. 3.200 geschätzt, d.h. es wurde ein Verhältnis von 1:2 zwischen direkt mit dem Betrieb des Terminals verbundenen Tätigkeiten (allerdings nicht ausschließlich auf dem Terminal!) und Beschäftigungswirkungen im Verkehrsgewerbe und verwandten Wirtschaftszweigen (übrige Seehafenverkehrswirtschaft) unterstellt. 13 14 15 „Senat reagiert auf rasantes Wachstum an den Kajen“, Bremer Nachrichten vom 13. April 2000. PLANCO Consulting GmbH, Aktualisierung der Containerumschlagsprognose der Bremischen Häfen und Kapazitätsauslastungsuntersuchung für die Stromkaje, Gutachten im Auftrag der Freien Hansestadt Bremen, Senator für Wirtschaft und Häfen, Essen, August 2000. Senator für Häfen, Schifffahrt und Verkehr, Vorlage für die Sitzung des Senats am 26. Juni 1990, Bremen, 8. Juni 1990. II - 10 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Durch den Bau des CT III wurde ein Anstieg des Beschäftigungsvolumens auf rd. 2.000 Arbeitsplätze (20 Beschäftigte je 10.000 Container entsprechend 16.000 TEU) erwartet. Darin enthalten waren die Beschäftigten der BLG und des Gesamthafen-Betriebsvereins (GHB) im Umschlag, beim Be- und Auspacken der Container sowie im Bereich der zentralen Verwaltung, Datenverarbeitung und Vertrieb. Tatsächlich wurde bis Ende 1997 nur ein direkt vom Containerumschlag abhängiges Beschäftigungsvolumen von 1.723 Arbeitsplätzen (17,2 Beschäftigte je 16.000 TEU) mit folgender Aufteilung erreicht16 (Werte in Klammern: Stand 1989): - BLG: 1.195 (1.165) - GHB: 139 (107) - Angelehnte DL-Bereiche: - Container Packing BLG-Bremen: 237 (117) - Containerabhängig in Zentralbereichen: 83 (197). 69 (in BLG-Zahl enthalten) Zwischenzeitlich betreibt die BLG das Umschlaggeschäft nicht mehr selbst, sondern durch die gemeinsame Tochtergesellschaft Eurogate (CTB), ein weiterer Betreiber ist die Gruppe Eurogate/Maersk (MTB). Beide Betreiber zusammen beschäftigen heute einschließlich GHB, Technischem Service, Catering u.Ä. rd. 1.550 Mitarbeiter, weitere 300 sind für die genannten Firmen im Bereich Container-Packing in Bremerhaven und Bremen tätig, so dass die Gesamtzahl der unmittelbar Container-abhängig Beschäftigten heute bei 1.850 Personen lieg 17, die o.g. Zielzahl also aufgrund erheblich gestiegener Produktivität noch nicht ganz erreicht wurde. Die Produktivitätskennziffer beträgt 14,2 Beschäftigte je 10.000 Container bzw. 16.000 TEU, davon 11,9 auf dem Terminal und 2,3 Mitarbeiter für die Packaktivitäten. Für die Zukunft wird mit einer Produktivitätssteigerung um 1 % pro Jahr gerechnet. Die Gesamtproduktivitätskennziffer würde demnach im Jahr 2010 12,9 Beschäftigte je 16.000 TEU und 2020 11,6 erreichen, auf dem Terminal würden dann 10,8 bis 9,8 Beschäftigte je 16.000 TEU tätig sein. Im Vergleich zu den Produktivitätsannahmen aus der Machbarkeitsstudie für 2013/ 2015 liegen diese Zahlen nur unwesentlich niedriger, womit die Annahmen der Machbarkeitsstudie bestätigt werden. Die etwas höhere Produktivität auf dem Jade-Weser-Terminal kann durch unterschiedliche Abgrenzungen im Detail und durch Vorteile in den Betriebsabläufen auf einem völlig neu konzipierten Terminal begründet sein. 16 17 Senator für Häfen, überregionalen Verkehr und Außenhandel, Vorlage für die Sitzung des Senats am 14.7.1998, CT III a – Fiskalische Rentabilität. Quelle: Angaben des Senators für Wirtschaft und Häfen, Bereich Häfen, Stand Mitte 2000. II - 11 2.2 Jade-Weser-Raum - Baustein II Planco-Studie zur Hafenabhängigkeit von Bremen Das Consulting-Unternehmen Planco hat sich zuletzt 1998 mit der Hafenabhängigkeit des Landes Bremen18 beschäftigt. Planco definiert dafür zunächst mehrere Stufen von Hafenabhängigkeit bzw. verschiedene Verflechtungstypen: 1. Hafenwirtschaft im engeren und weiteren Sinne (Umschlag und Komplementärleistungen) 2. Hafenbezogene Industrie (Verarbeitung von über See eingeführten Waren, Produktion von über See ausgeführten Waren) 3. Produktion von Vorleistungen für die Hafenwirtschaft und die hafenabhängige Industrie 4. Produktion von Investitionsgütern für die Hafenwirtschaft und die hafenabhängige Industrie 5. Induzierte Effekte (Einkommensmultiplikator). Die Quantifizierung der hafenabhängigen Beschäftigung in diesen Wirtschaftszweigen erfolgt über eine umfassende Befragung von Unternehmen, für deren Aktivitäten ganz, überwiegend oder teilweise ein direkter Hafenbezug vermutet wurde.19 Kernpunkt der Befragung waren Angaben der Firmen zu hafenabhängigen und nicht hafenabhängigen Beschäftigten, wobei eine Zuordnung der hafenabhängig Beschäftigten zu Ladungskategorien über den jeweiligen Anteil der Gütergruppen am Geschäftsumsatz von Planco vorgenommen wurde. Insgesamt wurden etwa 50 % aller anhand einer Adressdatei der Handelskammer Bremen erfassten Unternehmen in die Befragung einbezogen, wobei der Repräsentationsgrad in einzelnen Wirtschaftsabteilungen unterschiedlich hoch war. Das Ergebnis dieser Befragung wird in einer detaillierten Tabelle (siehe Übersicht 2.2-1) mit den hafenabhängig Beschäftigten in der Hafenwirtschaft im engeren und weiteren Sinne, in der sonstigen Hafenwirtschaft, in der hafenabhängigen sowie in der hafenbezogenen Industrie dargestellt.20 Ein grundsätzliches Problem der Planco-Studie besteht darin, dass sie insgesamt zu einer sehr hohen Zahl hafenabhängiger Beschäftigter im Land Bremen kommt. Dies betrifft sowohl die Abgrenzung der Hafenwirtschaft im engeren und weiteren Sinne als auch die Definition der hafenabhängigen und hafenbezogenen Industrie. Ein einfacher Vergleich mag dies verdeutlichen: Der Hafenwirtschaft im engeren Sinne ordnet Planco im Land Bremen insgesamt 20.317 Beschäftigte zu, ohne Bahn noch 20.067. Im Land Bremen gab es 1998 in der Verkehrswirtschaft (Wirtschaftsabteilung 5, Verkehr und Nachrichtenübermittlung) ohne Bahn und Post insgesamt nur 23.693 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. D.h. es gäbe in Bremen neben Bahn und Post nicht einmal 4.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte im Bereich Verkehr und Nachrichtenübermittlung, die für andere Wirtschaftszweige als den Hafen tätig sind. 18 19 20 PLANCO Consulting GmbH, Regional- und gesamtwirtschaftliche Bedeutung der bremischen Häfen, für die Freie Hansestadt Bremen, Der Senator für Häfen, überregionalen Verkehr und Außenhandel, Essen 1998. PLANCO, a.a.O., 1998, S. 37. PLANCO, a.a.O., 1998, S. 118/119. II - 12 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen In anderen Fällen wie dem Maschinenbau und dem Straßenfahrzeugbau (zusammen über 6.000 vom Containerumschlag abhängige Beschäftigte) kann die Intensität des Hafenbezugs insgesamt hinterfragt werden, weil diese Industriezweige zwar sehr exportorientiert sind, wichtige Standorte innerhalb Deutschlands aber weit im Binnenland liegen. Plausibel ist dagegen die Angabe für die Wirtschaftszweige Großhandel und Handelsvermittlung mit rd. 5.400 hafenabhängigen Beschäftigten gegenüber etwa 19.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Land Bremen insgesamt. Zu beachten ist hier, dass davon nur 14 %, nämlich 2.700 auf die Stadt Bremerhaven entfallen (siehe unten). Jade-Weser-Raum - Baustein II II - 13 Übersicht 2.2-1: Hafenabhängig Beschäftigte im Land Bremen Hafenabhängig Beschäftigte nach Ladungsarten Wirtschaftszweig Containerreparatur Bahn Straßentransporte See- und Küstenschifffahrt Binnenschifffahrt Frachtumschlag Lagerei Seehafenbetriebe Speditionen Schiffsmakler Verkehrsvermittlung Sonstige Betriebe Gesamthafenbetriebe Summe Hafenwirtschaft i.e.S. Bankgewerbe Versicherungsgewerbe sonst. Versicherungstätigkeiten Kraftfahrzeughandel Umschlag flüssiges trockenes konvent. insgesamt Massengut Massengut Stückgut 203 250 1.068 3.548 81 181 5.179 1.406 5.585 1.213 241 722 640 20.317 214 0 5 150 65 0 0 104 0 38 0 1 75 14 452 5 0 16 0 574 76 34 6 91 423 42 3 44 42 1.351 14 Container 0 82 229 962 2 112 1.506 848 2.231 226 76 205 209 6.688 70 203 147 689 1.947 3 35 3.563 467 2.893 945 161 398 375 11.826 125 0 0 0 0 0 244 5 16 80 143 68 2 4 22 40 Handelsvermittl. u. Großhandel 5.386 121 354 1.759 3.152 Summe Hafenwirtschaft i.w.S. Öffentliche Verwaltung 5.912 1.860 133 42 388 122 1.931 607 3.460 1.089 630 14 41 206 369 Zoll Lotsen 77 5 2 36 34 100 0 0 100 0 Summe sonstige Hafenwirtschaft Ernährungsgewerbe 2.667 7.283 61 0 165 120 949 3.416 1.492 3.747 Textilgewerbe 1.128 0 0 0 1.128 Holzgewerbe 798 0 0 495 303 Papiergewerbe Glas, Keramik 222 476 0 0 0 476 0 0 222 0 5.206 0 521 4.112 573 8 0 8 0 0 Hochsee- und Küstenfischerei Metallerzeugung, -bearbeitung Recycling Elektrizitätsversorgung Schiffbau Summe Hafenindustrie Chemische Industrie Metallerzeugnisse Maschinenbau Fahrzeugbau 419 0 419 0 0 2.032 134 63 945 890 17.572 372 134 3 1.607 10 8.968 64 6.863 295 580 0 58 458 64 1.918 0 0 364 1.554 16.813 0 0 11.097 5.716 Summe hafenbezogene Industrie 19.683 3 68 11.983 7.629 Gesamtsumme 66.151 783 3.579 30.519 31.270 Quelle: PLANCO Consult, a.a.O., S. 118/119 II - 14 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Probleme hinsichtlich einer Übertragung dieser Werte auf einen neuen Containerhafen ergeben sich unabhängig davon aus folgenden Aspekten: - Die in Übersicht 2.2-1 genannten Hafenwirtschaftsbeschäftigten im engeren Sinne (knapp 12.000 bezogen auf den Containerumschlag) sind längst nicht alle auf dem Containerterminal und nicht einmal in Bremerhaven tätig. Aus diesem Grund muss für den Basiswert eine Abgrenzung gefunden werden, die der Angabe in der Machbarkeitsstudie entspricht. - Die Beschäftigten in der Hafenwirtschaft im weiteren Sinne, vor allem im Banken- und Versicherungssektor, aber auch im Großhandel sind weit überwiegend in der Stadt Bremen tätig, die diese Funktionen - neben Hamburg und soweit hier nicht auch Hannover oder Oldenburg eine Rolle spielen - bezogen auf einen neuen Containerterminal voraussichtlich auch weitgehend für Wilhelmshaven übernehmen würde. - Vielfältige vor allem in der Stadt Bremen langfristig gewachsene export- oder importintensive Industriezweige können nicht einfach mechanistisch auf die Jade-Weser-Region übertragen werden. Besonders anschaulich wird dieser Aspekt am Beispiel der Kaffeeröstereien, die ihren Kaffee zu 100 % in Containern bekommen und insofern eine sehr starke Affinität zum Containerumschlag haben, aus steuerlichen Gründen in den 80er-Jahren aber Produktionsstätten nach Berlin verlagert hatten und ausgehend von den heutigen Standorten in einem begrenzten Markt vermutlich mittelfristig keine zusätzlichen Kapazitäten an neuen Standorten aufbauen werden. In Übersicht 2.2-1 werden immerhin 3.700 Arbeitsplätze des Ernährungsgewerbes dem Containerumschlag zugerechnet. Wenn man allein die drei Industriezweige Ernährungsgewerbe, Maschinen- und Fahrzeugbau aus der Berechnung der vom Containerumschlag abhängigen Arbeitsplätze herausnimmt, reduziert sich die Gesamtzahl um ein Drittel auf rd. 20.000. Dennoch gibt die Studie einen guten Eindruck von den vielfältigen Verflechtungen der bremischen Häfen mit der regionalen Wirtschaft und insofern auch durchaus brauchbare Anhaltspunkte für die Quantifizierung der zu erwartenden Wirkungen des Jade-Weser-Ports. Dies erfordert jedoch eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Ergebnissen. In der Machbarkeitsstudie wurde aus dieser Quelle die Relation von direkt auf dem Terminal Beschäftigten zu den Gesamtbeschäftigungswirkungen des JadeWeser-Ports abgeleitet, indem die Gesamtzahl der hafenabhängigen Arbeitsplätze in Höhe von 66.151 durch die in der Hafenwirtschaft im engeren Sinne Beschäftigten in Höhe von 20.317 geteilt wurde (Faktor 3,26). Nimmt man für eine solche Übertragung nur den Containerumschlag sowie die vom Containerumschlag abhängigen Arbeitsplätze, so liegt die entsprechende Relation nur bei 2,64. 2.3 Planco-Studie zur Hafenabhängigkeit von Hamburg Zum weiteren Vergleich soll hier eine methodisch weitgehend identisch aufgebaute Studie von Planco zur Bedeutung des Hamburger Hafens herangezogen Jade-Weser-Raum - Baustein II II - 15 werden.21 Übersicht 2.3.-1 zeigt zunächst die absoluten für Hamburg ermittelten Zahlen der hafenabhängigen Beschäftigten. Im Gegensatz zur Untersuchung für Bremen sind hier die hafenabhängigen und hafenbezogenen Industriezweige (Schiffbau, Ölmühlen, Metallverarbeitung, Mineralölverarbeitung und Fischerei) nur zusammengefasst dargestellt. Die Tabelle enthält darüber hinaus auch Angaben für indirekt hafenabhängig Beschäftigte, die mittels eines Einkommens-, Vorleistungs- und Investitionsmultiplikators von pauschal 1,5 errechnet wurden. Um eine Vergleichbarkeit mit der Studie für Bremen herzustellen, werden diese Beschäftigten im Weiteren nicht berücksichtigt. Übersicht 2.3-1: Hafenabhängig Beschäftigte in Hamburg Hafenabhängig Beschäftigte nach Ladungsarten Wirtschaftszweig Umschlag flüssiges insgesamt 5.637 22.576 10.353 7.776 46.347 Massengut Umschlag Spedition, Lagerei Schifffahrt Sonstige Summe Hafenwirtschaft i.e.S. Banken Versicherungen Groß-/Außenhandel Sonstige Summe Hafenwirtschaft i.w.S. 1.803 3.990 14.917 1.580 22.290 95 211 790 84 1.180 238 527 1.969 209 2.943 488 1.079 4.034 426 6.027 982 2.173 8.124 859 12.138 5.115 1.092 384 6.592 271 58 57 386 675 144 15 834 1.383 295 273 1.951 2.786 595 112 3.493 Öffentliche Verwaltung, Zoll Deutsche Bundesbahn Sonstige Summe sonstige Hafenwirtschaft 0 1.199 928 326 2.453 trockenes konvent. Massengut Stückgut 435 2.453 3.717 4.755 1.397 1.787 569 3.537 6.118 12.532 Container 2.749 12.905 6.241 3.344 25.239 Hafenindustrie 19.774 8.241 4.364 5.126 2.043 Summe direkt hafenabh. Beschäftigte 95.076 12.260 14.259 25.636 42.913 Indirekt hafenabhängig Beschäftigte 47.545 6.132 7.131 12.821 21.462 142.621 18.392 21.390 38.457 64.375 Summe insgesamt Quelle: PLANCO Consult, a.a.O. 1991, S. 7 Der Vergleich der spezifischen Beschäftigungswirkungen je 1.000 t Umschlag zeigt für Bremen eine insgesamt um 24 % höhere Beschäftigungswirkung, weil hier umfassend die Arbeitsplätze in der hafenbezogenen Industrie, vor allem im Fahrzeugbau einbezogen wurden. In der Untersuchung für Hamburg wurde nur die Hafenindustrie im engeren Sinne (mit weitgehend eigenem Umschlag) einbezogen. Auf der Ebene der einzelnen Ladungsarten zeigt sich denn auch die vergleichsweise hohe Beschäftigungswirkung des Umschlags von flüssigem und trockenem Massengut (ca. 0,8 Arbeitsplätze je 1000 t) in Hamburg, die auf die 21 PLANCO Consulting GmbH, Bedeutung des Hafens für die Beschäftigung in Hamburg, Ergebnisse einer Untersuchung im Auftrag der Stadt Hamburg - Wirtschaftbehörde (Kurzfassung), Januar 1991. II - 16 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen dortige Grundstoffindustrie im Hafen zurückzuführen ist und die hohe Loco-Quote des Hamburger Hafens begründet. In Bremen erreicht die Beschäftigungswirkung des Massengutumschlags nur etwa die Hälfte des Hamburger Wertes (siehe Übersicht 2.3-2). Dagegen liegt die Beschäftigungswirkung des konventionellen Stückgutumschlags in Bremen deutlich über dem Hamburger Wert. Sowie man die sogenannte hafenbezogene Industrie aus der Betrachtung herausnimmt, sinkt der bremische Wert auf das Hamburger Niveau (ca. 3 Beschäftigte je 1.000 t Umschlag). Übersicht 2.3-2: Beschäftigungseffekte je 1.000 t Umschlag in Bremen und Hamburg Wirtschaftssektor Beschäftigte je 1.000 t Umschlag in Bremen 1998 Gesamt flüssiges trockenes konvent. Umschlag Massengut Massengut Stückgut Container Beschäftigte Hafenwirtschaft i.e.S. 0,589 0,206 0,165 1,132 0,649 Beschäftigte Hafenwirtschaft i.w.S. und sonst. Beschäftigte Hafenindustrie 0,249 0,088 0,067 0,488 0,272 1,079 0,062 0,204 3,547 0,795 Beschäftigte insgesamt 1,916 0,356 0,437 5,167 1,716 Beschäftigte je 1.000 t Umschlag in Hamburg 1990 Beschäftigte Hafenwirtschaft i.e.S. 0,755 0,160 0,350 1,397 1,289 Beschäftigte Hafenwirtschaft i.w.S. und sonst. Beschäftigte Hafenindustrie 0,470 0,102 0,216 0,890 0,798 0,322 0,538 0,249 0,572 0,104 Beschäftigte insgesamt 1,547 0,800 0,815 2,859 2,191 Quelle: Planco Bei den Beschäftigungseffekten des Container-Umschlags liegen die Werte für alle Wirtschaftssektoren in Bremen unter den Hamburger Werten. Neben der Tatsache, dass in Hamburg der Besatz an vielfältigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen sowie Banken und Versicherungen wesentlich höher ist als in Bremen und somit auch hafen- und außenhandelsbezogene Funktionen hier intensiver angeboten werden, wirkt sich bei diesem Vergleich offensichtlich auch der unterschiedliche Zeitpunkt der Untersuchungen aus. Vor allem der Containerumschlag selber ist in den vergangenen 10 Jahren erheblich rationalisiert worden. Nur so ist es zu erklären, dass der Containerumschlag in Bremen 1998 selbst in den unmittelbar Umschlag bezogenen Wirtschaftsbereichen (Hafenwirtschaft im engeren Sinne) nur halb so viel Arbeitsplätze sichert wie in Hamburg 1990. Für eine Übertragung auf den Jade-Weser-Port sind diese Kennziffern eher noch weniger geeignet als die Studie für Bremen. Es muss daher nach weiteren Ansatzpunkten für die Prognose der Beschäftigungswirkungen eines neuen Container-Terminals gesucht werden. Dafür soll im Folgenden die Arbeitsteilung zwischen Bremen und Bremerhaven analysiert werden, die aus verschiedenen Gründen auf Wilhelmshaven übertragbar scheint. Jade-Weser-Raum - Baustein II II - 17 2.4 Arbeitsteilung zwischen Bremen und Bremerhaven Wie bereits oben angedeutet, hat sich in der Hafenwirtschaft zwischen Bremen und Bremerhaven eine ausgeprägte Arbeitsteilung herausgebildet. Während sich der Umschlagschwerpunkt auf Grund der Schiffsgrößenentwicklung immer stärker nach Bremerhaven verlagert - der Containerumschlag in den bremischen Häfen findet heute zu 99 % in Bremerhaven statt - sind sowohl große Teile des Distributionsgeschäftes als auch insbesondere die höherwertigen Dienstleistungsfunktionen in der Stadt Bremen verblieben. Auch ist es bisher relativ schwierig, neue Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes unter Nutzung des Standortfaktors Hafen für Bremerhaven zu akquirieren. Die Funktionsteilung ist historisch gewachsen und ursprünglich wohl auch gewollt gewesen: Primäre Hafendienstleistungen und alle zwingend an Kajennähe gebundenen Funktionen finden in Bremerhaven statt, währen ergänzende (höherwertige) Dienstleistungen in Bremen z.B. im Güterverkehrszentrum, im Außenhandelszentrum, am Flughafen und in der City erbracht werden. „Wenn im Bundesland Bremen überhaupt Entscheidungszentralen von Unternehmen des Verkehrsgewerbes vorhanden sind, so sind sie vorwiegend in der Hansestadt, jedoch so gut wie gar nicht in der Seestadt anzutreffen.“22 In besonderem Maße haben Bahn und Post in den vergangenen Jahren Personal abgebaut und Tätigkeiten für Nordwestdeutschland in Bremen zentralisiert. Einen Hinweis auf den quantitativen Umfang dieser Arbeits- und Funktionsteilung liefert die Statistik der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den beiden Städten (Übersicht 2.4-1 und Abbildung 2.4-1): Übersicht 2.4-1: Beschäftigte in hafenrelevanten Wirtschaftszweigen in Bremen und Bremerhaven Wirtschaftsunterabteilung Bremen Großhandel Deutsche Bundespost Eisenbahnen Straßenverkehr Schifffahrt Übriger Verkehr Summe Alle Wirtschaftsabteilungen Quelle: 22 16.531 3.059 2.538 5.148 2.513 11.783 41.572 234.117 Beschäftigte 1998 absolut Bremerhaven Land Bremen 2.729 403 92 593 1.269 2.387 7.473 44.110 19.260 3.462 2.630 5.741 3.782 14.170 49.045 278.227 Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, eigene Berechnungen Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik, Quantifizierung der Hafenabhängigkeit der Bremerhavener Wirtschaft, Gutachten im Auftrag des Magistrats der Stadt Bremerhaven, Bremerhaven 1999, S. 2-20. Bremerhaven Anteil (%) 14,17 11,64 3,50 10,33 33,55 16,85 15,24 15,85 II - 18 Abb. 2.4-1 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Beschäftigtenaufteilung zwischen Bremen und Bremerhaven in hafenbezogenen Wirtschaftszweigen 1998 Großhandel Bremen Bremerhaven Deutsche Bundespost Eisenbahnen Straßenverkehr Schiffahrt Übriger Verkehr Alle Wirtschaftsabteilungen 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% Insgesamt sind in Bremerhaven in den hafenbezogenen Wirtschaftszweigen rd. 7.500 Menschen sozialversicherungspflichtig tätig, davon knapp zwei Drittel, nämlich 4.744 in Verkehr und Nachrichtenübermittlung. Von diesen wiederum haben schätzungsweise die Hälfte bis zwei Drittel ihren Arbeitsplatz im stadtbremischen Überseehafengebiet Bremerhaven23, in dem sich u.a. der Containerterminal befindet. Die Zahlen zeigen, dass Bremerhaven in diesen Wirtschaftszweigen nur gerade den durchschnittlichen Beschäftigtenanteil von knapp 16 % erreicht, den die Bremerhavener Wirtschaft insgesamt am Land Bremen hat. Mit einem Drittel aller Beschäftigten im Land Bremen hat Bremerhaven nur im Bereich Schifffahrt einen doppelt so hohen Anteil. Für die Übertragbarkeit bremischer Erfahrungen auf Wilhelmshaven ist diese Arbeitsteilung von zentraler Bedeutung. Es wird in allen Expertengesprächen von Fachleuten, die die bremischen Verhältnisse kennen, auf die ausgeprägte Arbeitsteilung zwischen den beiden Standorten verwiesen, die sich ggf. in ähnlicher Weise zwischen Wilhelmshaven und Bremen entwickeln könnte. Als Begründung kann zunächst auf die einwohnermäßig noch geringere Größe Wilhelmshavens im Vergleich zu Bremerhaven verwiesen werden. Auch nimmt Wilhelmshaven - z.B. im Gegensatz zu Oldenburg - keine oberzentralen Verwaltungsfunktionen für eine 23 Nach den Ergebnissen der Arbeitsstättenzählung 1987 gab es im stadtbremischen Überseehafengebiet Bremerhaven 3.448 Beschäftigte in der Wirtschaftsabteilung Verkehr und Nachrichtenübermittlung, im Stadtgebiet Bremerhaven weitere 3.770 (Quelle: Statistisches Landesamt Bremen, unveröffentlichte Tabellen). II - 19 Jade-Weser-Raum - Baustein II größere Region wahr. Beide Faktoren haben dazu beigetragen, dass sich in der genau wie Bremerhaven historisch jungen Stadt Wilhelmshaven bisher nur ein begrenztes oberzentrales Dienstleistungsangebot herausbilden konnte. Ein neuer großer Hafen wird diese Dienstleistungen daher zumindest vorläufig an anderen Standorten nachfragen. Als Unternehmenssitz oder Standort großer Niederlassungen von Reedereien, Speditionen, Banken und Versicherungen wird Bremen (und Hamburg) diese Dienstleistungen weitgehend für Wilhelmshaven anbieten und auch ausführen. Vor allem der weit fortgeschrittene und noch andauernde Konzentrationsprozess im Speditionsgeschäft spricht eher gegen eine nennenswerte Einbeziehung örtlicher Firmen. Für die technische Abwicklung (Frachtpapiere, Ansprechpartner bei Problemen) werden reedereieigene Agenturen oder beauftragte Agenturen Dependancen vor Ort einrichten. Marketing und Logistik dagegen werden in den Zentralen bzw. in Kundennähe verbleiben. Letztlich ist die geografische Entfernung zwischen Wilhelmshaven und Bremen zwar doppelt so groß wie zwischen Bremerhaven und Bremen, in der hier relevanten Perspektive jedoch wahrscheinlich kein großes Hindernis für eine rationelle Organisation einer solchen Arbeitsteilung. Beschäftigungswirkungen außerhalb des eigentlichen Terminalbetriebs, aber in Wilhelmshaven, ergeben sich nach Einschätzung von Experten in allen Bereichen der unmittelbaren Schiffsversorgung - insofern etwas enger definiert als in der Machbarkeitsstudie - wie: - Büros der Feeder-Reedereien, - Bunkern (Treibstoff) und sonstige Ver- und Entsorgung, - Container-Depots und –Reparaturbetriebe, - EDV-Dienstleistungen (Anwendungsentwicklung, Entwicklung von Schnittstellen zwischen Terminal-Betreiber und Kunden), - Hotels/Übernachtungsmöglichkeiten für Seeleute, - Zoll, - Personentransport auf dem Terminal und in die Stadt und Region, - Schiffsausrüstungen, z.B. Seekarten u.ä. sowie - Trucking. In der Planco-Studie für Bremen wird die Arbeitsteilung zwischen Bremen und Bremerhaven nicht thematisiert. Unter Verwendung der Daten aus Übersicht 2.4-1 lassen sich aus der Planco-Studie 3.045 Beschäftigte 24 in der Hafenwirtschaft im engeren Sinne (Verkehrswirtschaft) ableiten, die ihren Arbeitsplatz in Bremerhaven haben, wobei diese überwiegend dem in Bremerhaven dominierenden Containerumschlag zuzuordnen sind. Die Größenordnung passt zu den Angaben von Eurogate von ca. 1.700 in Bremerhaven auf dem Terminal Beschäftigten (siehe auch Gliederungspunkt 2.1). In Relation zu den 4.744 sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Verkehrswirtschaft in Bremerhaven ist die Zahl ebenfalls plausibel, da eine Größenordnung von mindestens 1.700 in der Wirtschaftsabteilung Verkehr und Nachrichtenwesen verbleibt, die nicht dem Hafen zuzuordnen ist 24 15 % der 20.300 in der Hafenwirtschaft im engeren Sinne im Land Bremen Beschäftigten. II - 20 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen (z.B. Post, Bahn, Möbelspeditionen). Hinzu kommen 750 Beschäftigte im Großhandel und in der Handelsvermittlung entsprechend 14 % der insgesamt 5.386 hafenabhängig Beschäftigten in diesem Wirtschaftszweig im Land Bremen, alle 400 lt. PLANCO dem Containervekehr zuzuordnende Zollbeamte und Lotsen (entspricht mit etwa 60 % aller Zollbediensteten und Lotsen im Land Bremen dem Umschlaganteil Bremerhavens) sowie geschätzte 400 Arbeitsplätze in der Öffentlichen Verwaltung. Auch hier wird vereinfachend unterstellt, dass der größte Teil dieser Arbeitsplätze dem Containerumschlag zuzurechnen ist, wohl wissend, dass damit eine gewisse Überschätzung der Beschäftigungseffekte des Containerumschlags einhergeht. Aus diesen Schätzungen ergibt sich eine Gesamtzahl von rd. 4.600 Arbeitsplätzen in Bremerhaven, die vom Containerumschlag abhängig sind. Das Verhältnis von direkt auf dem Containerterminal Beschäftigten (1.700) zu weiteren Beschäftigten in der Verkehrswirtschaft (1.350) und in der Hafenwirtschaft im weiteren Sinne sowie sonstigen hafenbezogenen Bereichen ohne Industrie (1.550) in Bremerhaven beträgt nach dieser Ableitung 1:1,7 (Faktor 2,7). Dieser Wert ist niedriger als der in der Machbarkeitsstudie verwendete Faktor. Er entspricht zahlenmäßig dem nur auf den Containerumschlag bezogenen Verhältnis von Hafenwirtschaftsbeschäftigten zu hafenabhängigen Beschäftigten insgesamt (einschließlich Industrie, siehe Gliederungspunkt 3.3) bei Planco, ist hier aber methodisch differenzierter abgeleitet. Als Basis wurde die Beschäftigtenzahl auf dem Terminal in Bremerhaven verwendet, für die es in der Machbarkeitsstudie eine vergleichbare plausible Angabe für den Jade-Weser-Port gibt. Der Faktor 2,7 bezieht hier industrielle Arbeitsplätze ausdrücklich nicht mit ein, da sie einer gesonderten Betrachtung unterzogen werden müssen (siehe unten). Angewendet auf die Beschäftigungsprognose für den Terminalbetrieb des Jade-Weser-Ports ergeben sich im Jahr 2020 je nach Prognosevariante insgesamt rd. 2.500 bis 3.070 neue Arbeitsplätze in der Hafenwirtschaft im engeren und weiteren Sinne, davon 1.600 bis 2.000 außerhalb des Terminalbetriebs, aber vermutlich überwiegend in enger räumlicher Nähe zum Terminal, d.h. in der Stadt Wilhelmshaven. Dieser Wert für die Beschäftigungseffekte außerhalb des Terminal ist allerdings möglicherweise um bis zu 50% überhöht, da der Feederanteil in Bremerhaven nur halb so hoch ist wie für Wilhelmshaven prognostiziert. Ein nicht unerheblicher Teil der hafenbezogenen Beschäftigungseffekte entsteht nur im Zusammenhang mit Loco-Aufkommen und Hinterlandverkehr. Dieser ist heute in Bremerhaven auch absolut betrachtet rd. doppelt so hoch wie für den Jade-Weser-Port in der ersten Baustufe prognostiziert. In einem sehr vorsichtigen Szenario wäre der Beschäftigungseffekt außerhalb des Terminals daher zunächst nur mit rd. 1.000 Arbeitsplätzen anzusetzen. Jade-Weser-Raum - Baustein II II - 21 2.5 Zusammenfassung der Beschäftigungs- und Standortentwicklung der Verkehrswirtschaft Die Beschäftigungseffekte des Jade-Weser-Ports in den unmittelbar hafen- und umschlagbezogenen Wirtschaftszweigen sind bisher nur auf Grund einer mechanistischen Übertragung von Bremerhavener Erfahrungen geschätzt worden. Sie müssen anhand einer Analyse von gesamtwirtschaftlichen und regionalen Entwicklungen in den relevanten Wirtschaftszweigen auf Plausibilität geprüft werden. Übersicht 2.5-1 und Abbildung 2.5-1 zeigen die Entwicklung der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in den verschiedenen Bereichen des Verkehrs- und Nachrichtenwesens sowie des Groß- und Außenhandels in den Städten Hamburg, Bremen und Bremerhaven sowie zum Vergleich im früheren Bundesgebiet. Darin wird deutlich, dass die Beschäftigung bundesweit in den Wirtschaftsabteilungen Handel und Verkehr zwischen 1989 und 1998 stärker zugenommen hat als in der Gesamtwirtschaft, obwohl Bahn und Post in diesem Zeitraum erheblich Personal abgebaut haben. Dieser Abbau wurde jedoch weit überkompensiert durch einen Beschäftigungszuwachs in der sonstigen Verkehrswirtschaft um nahezu ein Viertel sowie im Straßenverkehr um 16 %. Dieser Zuwachs führt allerdings aktuell zu der Einschätzung, dass hier erhebliche Überkapazitäten bestehen.25 Innerhalb des Handels war die Beschäftigungsentwicklung im Großhandel dynamischer als im Einzelhandel. Übersicht 2.5-1: Entwicklung der Beschäftigung in hafenbezogenen Wirtschaftssektoren in Hafenstädten 1989 bis 1998 Wirtschaftsabteilung / Wirtschaftsunterabteilung Veränderung der sozialvers.pfl. Beschäftigten 1989/98 (%) Hamburg Stadt Bremen Bremerhaven Wilhelmshaven 1 Bund ) Großhandel Einzelhandel Handel -11,1 -6,3 -8,8 -16,3 -15,0 -15,6 -5,4 -0,5 -2,3 -3,7 -2,0 -2,4 8,6 6,2 7,2 Deutsche Bundespost Eisenbahnen Straßenverkehr Schifffahrt Übriger Verkehr Verkehr, Nachrichten -39,8 -19,1 12,1 -23,1 -25,2 -21,1 -17,8 -4,7 7,8 -45,5 -3,5 -10,5 -31,7 -67,5 -4,8 -63,5 148,6 -20,1 -61,8 -96,4 0,3 75,6 -13,0 -16,4 -13,7 -27,9 15,9 -19,0 23,2 6,0 0,0 -3,0 -11,7 -19,0 2,1 Alle Wirtschaftsabteilungen 1) Früheres Bundesgebiet Im Gegensatz dazu war die Beschäftigungsentwicklung in den Hafenstädten nicht nur in der Gesamtwirtschaft (Ausnahme: Hamburg) negativ, sondern teilweise gerade in den hafenrelevanten Wirtschaftsbereichen von besonders hohem Arbeitsplatzabbau gekennzeichnet. So konstatiert auch das Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik (ISL) in seinem Gutachten für Bremerhaven den dort 25 Prof. Gerd Aberle zu LKW-Überkapazitäten: 30 Prozent der Betriebe haben keine Chance, in: Deutsche Verkehrszeitung, 17.10.2000. II - 22 Abb. 2.5-1 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Vergleich der Beschäftigungsentwicklung in hafenbezogenen Wirtschaftszweigen in Hafenstädten 1989 bis 1998 175,0 150,0 Hamburg 125,0 Stadt Bremen Bremerhaven 100,0 Wilhelmshaven 75,0 Bund 50,0 25,0 0,0 -25,0 -50,0 -75,0 -100,0 -125,0 Großhandel Deutsche Bundespost Eisenbahnen Straßenverkehr Schiffahrt Übriger Verkehr Alle Wirtschaftsabt. prozentual noch höheren Rückgang im Vergleich zu Bremen: „Das steigende Umschlagvolumen der Hafenanlagen in Bremerhaven führt also noch nicht einmal im Verkehrssektor zu positiven Beschäftigungsimpulsen. Die steigende Mobilität und Produktivität des Verkehrssektors haben sogar dazu geführt, dass traditionell in Seehafenstädten durchgeführte Verkehrsleistungen an anderen Orten getätigt werden.“26 Besonders stark beteiligt an diesem Abbau waren neben der Schifffahrt die Eisenbahnen und die Post. Überproportional hohe Beschäftigungsrückgänge gab es in Hamburg und Bremen auch im Großhandel. Übersicht 2.5-2 zeigt die entsprechenden absoluten Zahlen im längeren Zeitvergleich seit 1980. Da die Umschlagentwicklung in dem gleichen Zeitraum durchaus dynamisch verlief - insbesondere bei Containern wurde in Hamburg und den bremischen Häfen zusammen nahezu eine Verdoppelung des Umschlagvolumens erreicht -, lässt sich aus diesen Zahlen eine tendenzielle regionale Entkopplung von Hafenumschlag und Standorten von damit verbundenen Wirtschaftszweigen wie Groß- und Außenhandel und Verkehrswirtschaft ablesen. Die Datenquelle der Sozialversicherungsstatistik ist zwar nur mit Einschränkungen zu verwenden, weil Beamte, die bei Bahn und Post allerdings eine zunehmend geringe Rolle spielen, und Selbstständige hierin nicht erfasst sind, dürfte aber den Trend ausreichend wiedergeben. Bei den Speditions- und Lagereibetrieben geht der Anteil der Firmen, die eigene Fahrzeuge einsetzen, seit 1985 kontinuierlich zurück.27 Die Transportleistung wird immer häufiger von reinen Fuhrunternehmen, seit der 26 27 ISL, a.a.O., 1999, S. 2-24. LKW-Selbsteintritt geht weiter zurück, in: Deutsche Verkehrszeitung, 15. August 2000. II - 23 Übersicht 2.5-2: Jade-Weser-Raum - Baustein II Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in hafenbezogenen Wirtschaftsabteilungen (Stand jeweils 30.06. des Jahres) Wirtschaftsabteilungen u. Unterabteilungen Hamburg Handel Großhandel Handelsvermittlung Einzelhandel Verkehr und Nachrichtenübermittlung Eisenbahnen Deutsche Bundespost Verkehr (ohne Eisenbahnen u. Bundespost) Alle Wirtschaftsabteilungen Stadt Bremen Handel Großhandel Handelsvermittlung Einzelhandel Verkehr und Nachrichtenübermittlung Eisenbahnen Deutsche Bundespost Verkehr (ohne Eisenbahnen u. Bundespost) Alle Wirtschaftsabteilungen Bremerhaven Handel Großhandel Handelsvermittlung Einzelhandel Verkehr und Nachrichtenübermittlung Eisenbahnen Deutsche Bundespost Verkehr (ohne Eisenbahnen u. Bundespost) Alle Wirtschaftsabteilungen Früheres Bundesgebiet (in 1.000) Handel Großhandel Handelsvermittlung Einzelhandel Verkehr und Nachrichtenübermittlung Eisenbahnen Deutsche Bundespost Verkehr (ohne Eisenbahnen u. Bundespost) Alle Wirtschaftsabteilungen Quellen: 767.367 Jahr 1990 138.235 64.115 9.929 64.191 91.088 5.769 13.479 71.840 749.365 45.506 20.731 780 23.995 33.690 3.253 3.636 26.801 251.471 42.710 18.193 1.496 23.021 29.196 2.585 3.912 22.699 250.290 35.478 12.359 4.172 18.947 25.041 2.538 3.059 19.444 234.117 -22,0 -40,4 434,9 -21,0 -25,7 -22,0 -15,9 -27,5 -6,9 -16,9 -32,1 178,9 -17,7 -14,2 -1,8 -21,8 -14,3 -6,5 9.144 2.164 2.180 4.800 5.740 516 615 4.609 53.292 8.224 1.813 1.306 5.105 6.189 246 629 5.314 51.992 7.641 2.200 529 4.912 4.744 92 403 4.249 44.110 -16,4 1,7 -75,7 2,3 -17,4 -82,2 -34,5 -7,8 -17,2 -7,1 21,3 -59,5 -3,8 -23,3 -62,6 -35,9 -20,0 -15,2 3.047,1 3.144,1 1.039,2 1.034,2 216,7 270,7 1.791,2 1.839,1 1.103,7 1.107,6 115,2 85,4 221,4 179,8 767,1 842,4 22.368,1 22.074,4 8,0 0,7 69,7 6,6 11,0 -46,8 -14,3 34,2 5,3 3,2 -0,5 24,9 2,7 0,4 -25,9 -18,8 9,8 -1,3 1980 151.118 101.651 2.911,6 1.026,8 159,5 1.725,3 997,9 160,5 209,7 627,7 20.953,9 Veränderung (%) 1998 1980/98 1990/98 123.551 -18,2 -10,6 56.551 -11,8 6.621 -33,3 60.379 -5,9 69.535 -31,6 -23,7 4.787 -17,0 7.783 -42,3 56.965 -20,7 731.363 -4,7 -2,4 Statistisches Landesamt Bremen, Statistisches Bundesamt, Fachserie 1, Reihe 4.2.1, Statistisches Landesamt Hamburg Liberalisierung des Verkehrsmarktes oft von ausländischen Unternehmen, sowie von selbstständigen LKW-Fahrern erbracht. Nach Beobachtungen von Experten aus Bremerhaven ist davon auszugehen, dass eine Reihe solcher Kleinstunternehmen ihren Standort bzw. Wohnsitz im Landkreis Cuxhaven haben und vom Hafen Bremerhaven leben. II - 24 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Planco weist in seiner Bremer Studie auf die positiven Beschäftigungseffekte des Hafens über Bremen hinaus in der Region und im Bundesgebiet hin. Neben den dort ermittelten rd. 82.000 direkt und indirekt hafenabhängigen und hafenbezogenen Arbeitsplätzen im Land Bremen werden von Planco 10.550 meist indirekt über Vorleistungsbezug und Einkommensverwendung den Häfen zuzurechnende Beschäftigte im Umland und weitere 53.000 überwiegend in hafenbezogener Industrie Beschäftigte im übrigen Bundesgebiet geschätzt.28 Zusammenfassend sprechen auch diese Beobachtungen dafür, die o.g. Größenordnung der Beschäftigungseffekte in hafennahen Wirtschaftszweigen in der Region als optimistisches Szenario anzusehen, das erhebliche Akquisitionsanstrengungen erfordert und möglicherweise erst mittel- und langfristig nach weiteren Ausbaustufen zu erreichen ist. Im Gegensatz zur rückläufigen Beschäftigungsentwicklung hat sich die Bruttowertschöpfung in Bremen im Sektor Handel und Verkehr positiv entwickelt. Zum einen ist sein Anteil an der Bruttowertschöpfung der Gesamtwirtschaft mit über 25 % deutlich höher als im Bundesdurchschnitt, zum anderen hatte der Anteil zwischen 1987 und 1997 in Bremen eine deutlich steigende Tendenz von 25,5 % auf 28,4 %, während er bundesweit stagnierte.29 Hierin zeigt sich der enorme Rationalisierungssprung in den vergangenen Jahren, der angesichts des anhaltenden Kostendrucks bei gleichzeitig am Markt schwer durchzusetzenden Preiserhöhungen möglicherweise noch nicht beendet ist. 28 29 PLANCO, a.a.O., 1998, S. 166. ISL, a.a.O., 1999, S. 2-15. II - 25 3. Jade-Weser-Raum - Baustein II Hafenbezogene Beschäftigungschancen im Verarbeitenden Gewerbe 3.1 Hafenspezifischer Arbeitsplatzbesatz in Vergleichsstädten Eine weitere Möglichkeit, spezielle Entwicklungschancen im Zusammenhang mit dem Hafenbau abzuschätzen, besteht in einer Gegenüberstellung der Wirtschaftsstruktur von Hafen- und Nicht-Hafenstädten. Der BAW (Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung) hat mit dieser sogenannten Überbesatzmethode bereits früher die Hafenabhängigkeit der bremischen Wirtschaft untersucht.30 Das ISL knüpft in seiner oben zitierten Studie zur Hafenabhängigkeit von Bremerhaven hier an. Im Folgenden wird diese Methode ebenfalls verwendet, indem auf Basis der Sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in einer sehr tiefen sektoralen Gliederung die Arbeitsplätze je Einwohner in insgesamt 11 norddeutschen Hafen- und Nicht-Hafenstädten verglichen werden. Die betrachteten Nicht-Hafenstädte sind: - Hannover, Braunschweig, Oldenburg und Osnabrück. Die 7 Hafenstädte wurden unterteilt in eine Gruppe einwohnermäßig kleinerer Hafenstädte: - Kiel, Lübeck, Emden, Wilhelmshaven und Bremerhaven sowie die beiden einwohnermäßig großen Hafenstädte: - Hamburg und Bremen. Übersicht 3.1-1 zeigt den Beschäftigtenbesatz in ausgewählten Wirtschaftszweigen in Wilhelmshaven und in diesen drei Städtegruppen und setzt in den beiden rechten Spalten das Ergebnis der Hafenstädte in Relation zum jeweiligen Wert in den Nicht-Hafenstädten. Ein Wert über eins bedeutet einen höheren Besatz (Überbesatz), der als „überschießende“, möglicherweise hafenabhängige Bedeutung des jeweiligen Wirtschaftszweiges zu interpretieren ist. Die Tabelle enthält zur besseren Übersichtlichkeit nur diejenigen Wirtschaftszweige, in denen überhaupt in Hafenstädten eine besondere Konzentration erwartet werden kann. Dies sind fast alle Branchen des Verarbeitenden Gewerbes mit entweder relativ starker Exporttätigkeit oder Rohstoffbezug über See und die gesamte Verkehrswirtschaft. Nicht enthalten sind Landwirtschaft und Bergbau sowie die regional im wesentlichen gleichverteilten, verbrauchernahen Wirtschaftszweige Einzelhandel, Baugewerbe sowie die haushaltsbezogenen Dienstleistungen. Ergänzend dazu ist das Ergebnis in Abbildung 3.1-1 grafisch dargestellt. 30 Lüneburg, Alfred, Dannemann, Günter und Lörcher, Siegfried, Ökonomische und fiskalische Bedeutung der Häfen für Bremen, Regionalwirtschaftliche Studien Nr. 6, Hrsg.: Bremer Ausschuß für Wirtschaftsforschung, Bremen 1985. II - 26 Übersicht 3.1-1: Beschäftigtenbesatz in Hafen- und Nicht-Hafenstädten Ausgewählte Beschäftigte je 1.000 Einwohner 1998 Wirtschaftszweige WHV Landwirtschaft Energie u. Wasser Chemie Mineralölverarbeitung Kunststoff Gummi, Asbest Steine und Erden Feinkeramik Glas Eisen u. Stahl NE-Metallerzeugung Gießerei Stahlverform. Stahlbau Maschinenbau ADV, Büromaschinen Straßenfahrzeugbau Schiffbau Luftfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik Holzbearbeitung Holzverarbeitung Leder Textil Bekleidung Nahrungsmittel Getränke Tabak Großhandel Deutsche Bundespost Eisenbahnen Straßenverkehr Schifffahrt Übriger Verkehr Kreditinstitute Versicherungen Rechts- u. Wirtsch.beratung Techn. Beratung Wirtschaftswerbung Übr. DL für Unternehmen Organis. oh. Erwerbszweck Gebietskörperschaften Sozialversicherung Alle Wirtschaftszweige 1,54 4,64 5,22 3,36 0,57 0,19 0,41 0,00 0,00 0,00 0,00 0,00 0,63 0,53 11,11 0,02 6,22 3,31 0,00 1,43 2,47 0,99 3,27 0,18 0,00 2,66 6,53 0,00 0,00 8,36 1,26 0,01 4,24 1,72 3,68 6,03 1,23 6,42 3,94 0,56 4,22 10,49 54,85 5,21 295,54 Quelle: Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Kleine Große NichtHafenst. Hafenst. Hafenstädte 1,34 1,54 1,22 5,57 4,88 6,87 2,96 5,50 3,92 0,49 2,72 0,08 0,94 1,46 4,91 0,20 1,73 5,82 0,88 0,62 1,20 0,67 0,57 0,41 0,08 0,09 0,22 0,00 3,09 0,05 0,09 0,97 2,64 0,69 0,08 0,13 1,65 1,74 1,25 2,11 1,09 1,51 11,96 8,93 8,68 0,04 0,34 0,83 22,75 14,22 36,48 10,76 1,64 0,07 0,33 7,54 0,04 7,87 9,46 12,18 6,07 2,58 3,54 0,24 0,30 0,00 2,07 2,14 2,12 0,15 0,16 0,37 0,34 0,75 0,59 0,62 0,41 0,51 10,86 7,15 5,42 0,02 1,59 1,28 0,09 0,65 0,00 19,61 35,53 31,12 4,22 4,83 5,89 1,48 3,27 4,81 5,88 8,63 7,00 6,04 7,72 0,18 8,85 17,71 9,56 11,24 14,41 17,52 4,51 12,58 13,38 7,98 15,75 15,92 5,28 6,87 10,40 0,78 4,83 1,56 8,03 12,58 14,31 15,32 13,35 16,91 34,31 14,95 27,37 6,20 6,42 8,36 390,62 430,37 483,65 Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, eigene Berechnungen Besatz im Verhältnis zu Nicht-Häfen Kleine Große Hafenstädte Hafenstädte 1,090 1,257 0,811 0,710 0,755 1,405 6,445 35,895 0,192 0,296 0,034 0,298 0,737 0,513 1,646 1,399 0,372 0,405 0,000 68,394 0,033 0,369 5,398 0,639 1,320 1,387 1,397 0,721 1,378 1,029 0,046 0,408 0,624 0,390 159,594 24,389 9,272 214,980 0,647 0,776 1,713 0,729 65,307 80,862 0,977 1,011 0,399 0,442 0,566 1,262 1,214 0,805 2,004 1,320 0,019 1,242 100,000 100,000 0,630 1,141 0,716 0,820 0,308 0,679 0,841 1,233 32,706 41,809 0,926 1,853 0,641 0,822 0,337 0,940 0,501 0,989 0,508 0,661 0,500 3,086 0,561 0,879 0,906 0,789 1,253 0,546 0,742 0,768 0,808 0,890 Jade-Weser-Raum - Baustein II II - 27 Abb. 3.1-1 Beschäftigtenbesatz nach Wirtschaftsunterabteilungen in Hafen- und NichtHafenstädten 1998 Wirtschaftsunterabteilung Landwirtschaft Energie u. Wasser Chemie kleine Hafenstädte Mineralölverarb. Kunststoff Gummi, Asbest große Hafenstädte Steine u. Erden Feinkeramik Nicht-Hafenstädte Glas Eisen u. Stahl NE-Metallerz. Gießerei Stahlverform. Stahlbau Maschinenbau ADV, Büromaschinen Straßenfahrzeugbau Schiffbau Luftfahrzeugbau Elektrotechnik Feinmechanik, Optik EBM-Waren Holzbearb. Holzverarb. Druckerei Leder Textil Bekleidung Nahrungsmittel Getränke Tabak Bauhauptgewerbe Ausbaugewerbe Großhandel Einzelhandel Deutsche Bundespost Eisenbahnen Straßenverkehr Schiffahrt Übriger Verkehr Kreditinstitute Versicherungen Rechts- u. Wirtsch.beratung Techn. Beratung Wirtschaftswerbung Grundst.-,Vermögensverwalt. Übrige DL für Unternehmen Wissenschaft u. Bildung Kunst, Medien Verlagswesen Gastgewerbe Reinig.u.Körperpfl. Gesundheitswesen Gebäudereinig.u.Abfallbeseit. Organis. oh. Erwerbszweck Gebietskörperschaften Sozialversicherung 0,00 5,00 10,00 15,00 20,00 25,00 Beschäftigte je 1.000 Einwohner Quelle: Eigene Berechnungen 30,00 35,00 40,00 45,00 II - 28 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Die Vielzahl der Wirtschaftszweige mit Werten unter eins, die dazu führt, dass auch im Durchschnitt über alle Wirtschaftszweige von beiden Hafenstadtgruppen nicht der Beschäftigtenbesatz der Nicht-Hafenstädte erreicht wird, zeigt die Strukturschwäche der meisten Hafenstädte. Wilhelmshaven liegt sogar noch deutlich unter dem Durchschnitt der kleineren Hafenstädte (einschließlich Wilhelmshaven), womit an dieser Stelle noch einmal das Ergebnis der Strukturanalyse unter Baustein I bestätigt wird. Die Wirtschaftszweige mit einem Überbesatz in Hafenstädten sind durch Rasterung hervorgehoben. Es zeigen sich zunächst einige Besonderheiten der beiden großen Hafenstädte Hamburg und Bremen mit großen Stahlwerken sowie Luftund Raumfahrzeugbau. Der Schiffbau ist dagegen in den kleineren Hafenstädten noch stärker vertreten. In der chemischen Industrie sowie der Mineralölwirtschaft prägen die Chemiewerke und die Raffinerien in Hamburg und Wilhelmshaven die Ergebnisse. Erwartungsgemäß ist der Beschäftigtenbesatz in der Schifffahrt in den Hafenstädten besonders hoch; in den anderen Wirtschaftszweigen innerhalb des Bereichs Verkehrs- und Nachrichtenwesen erreichen nur die beiden großen Hafenstädte und hier auch nur in den Wirtschaftszweigen Straßenverkehr und übriger Verkehr einen höheren Beschäftigtenbesatz als Nicht-Hafenstädte. Im übrigen sind die Überbesätze sowohl in den kleineren als auch in den großen Hafenstädten quantitativ nicht sehr stark ausgeprägt. Sektoral gibt es eine gewisse Konzentration auf die Weiterverarbeitung von Eisen und Stahl in Gießereien, Stahlverformung, Stahlbau und Maschinenbau. Daneben sind die Bekleidungsindustrie und die Nahrungsmittelindustrie zu nennen. Holzbearbeitung und Tabakindustrie erreichen rechnerisch in den Hafenstädten einen sehr hohen Überbesatz bei absolut betrachtet niedrigen Beschäftigtenzahlen, dies ist auf ihr weitgehendes Fehlen in den Nicht-Hafenstädten zurückzuführen. Der Überbesatz bei den Gebietskörperschaften in den kleineren Hafenstädten ist auf die Marinestandorte Wilhelmshaven, Kiel und Lübeck zurückzuführen und hier eher als beschäftigungsmäßiges Gefährdungspotenzial anzusehen. Als Ergebnis dieser Auswertung können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden: - Mineralölverarbeitung und in geringerem Ausmaß die Chemieindustrie sind typische hafenaffine Industriezweige, die in Wilhelmshaven durch die bereits bestehenden Werke Entwicklungspotenzial bieten (s.u.). - Stahlverarbeitung und Maschinenbau haben sowohl im Verbund mit Schiff- und Luftfahrzeugbau als auch als exportorientierte Branchen einen gewissen Schwerpunkt an Hafenstandorten und sind hier – wenn auch von einem niedrigen Ausgangsniveau aus – ausbaufähig. - Der Bereich Verkehr birgt wie bereits oben dargestellt die Gefahr der Überschätzung der unmittelbaren Hafennähe für die Standortwahl, da die beschäftigungsintensiven Unternehmensfunktionen insbesondere bei Bahn und Post offensichtlich geografisch zentraler gelegene Standorte suchen. Um das Durchschnittsniveau der kleineren Hafenstädte in diesem Sektor, das nur unwesentlich von dem der Nicht-Hafenstädte abweicht, zu erreichen, müsste in Wilhelmshaven allein in diesem Sektor (Hafenwirtschaft im engeren Sektor) ein zusätzliches Beschäftigungsvolumen von 1.360 Arbeitsplätzen entstehen. Da- II - 29 Jade-Weser-Raum - Baustein II mit hätte Wilhelmshaven die Hälfte des Abstands zu den großen Hafenstädten abgebaut, was als realistisches Ziel angesehen werden kann. - Der Beschäftigtenbesatz im Großhandel ist in den beiden großen Hafenstädten Bremen und Hamburg am höchsten, was neben der Metropolfunktion dieser Städte auch auf ihre historische Bedeutung für Handel und Schifffahrt zurückzuführen ist. Erstaunlicherweise liegen die Nicht-Hafenstädte aber nahe darunter, während die kleineren Hafenstädte erst mit Abstand folgen. - Bei den unternehmensbezogenen Dienstleistungen einschließlich Finanzdienstleistungen erreichen selbst die beiden großen Hafenstädte Hamburg und Bremen im Durchschnitt nicht das Ausstattungsniveau der Nicht-Hafenstädte, denen möglicherweise ihre Funktionen als Landeshauptstadt eines Flächenlandes und Sitze von Bezirksregierungen hier Vorteile verschaffen. Das Arbeitsplatzdefizit der Stadt Wilhelmshaven in den Bereichen Großhandel und unternehmensbezogene Dienstleistungen einschließlich Banken und Versicherungen (Hafenwirtschaft im weiteren Sinne) ist beträchtlich und zwar im Vergleich zu allen Städtetypen. Aus dem anzustrebenden Aufholen der Stadt Wilhelmshaven lassen sich je nach Zielgröße unterschiedliche Szenarien ableiten, die auch als zeitliche Reihung interpretiert werden können: Für einen ersten Schritt wird nur das Ausstattungsniveau der drei kleineren Hafenstädten Lübeck, Emden und Bremerhaven angestrebt. Im Großhandel sind danach rd. 900 Arbeitsplätze zusätzlich erforderlich, in den sonstigen unternehmensbezogenen Dienstleistungen einschließlich Finanzdienstleistungen 800, zusammen also 1.700. Erst in einem zweiten Szenario wird neben Wilhelmshaven die Landeshauptstadt Kiel in den Vergleichswert einbezogen, wodurch die Ausstattungsdifferenz in den beiden genannten Sektoren auf 2.340 steigt. Das nach dieser Methode abgeleitete Beschäftigungspotenzial in der Hafenwirtschaft insgesamt beträgt somit rd. 3.000 bis 3.700 Arbeitsplätze. Entsprechend der Berechnungsmethode umfasst diese Größenordnung auch die Arbeitsplätze auf dem Terminal. Sie liegt deutlich über der im Gliederungspunkt 2.5 abgeleiteten Größenordnung von insgesamt 2.500 bis 3.070, wobei die Differenz ausschließlich auf die stärkere Einbeziehung des Potenzials im sonstigen Dienstleistungsbereich zurückzuführen ist. Dies ist sicher erst längerfristig zu realisieren. Die Größenordnung von rd. 1.600 bis 2.600 Arbeitsplätzen in der Hafenwirtschaft im engeren und weiteren Sinne außerhalb des Terminals kann man als möglichen Entwicklungskorridor ansehen, dessen obere Variante davon abhängig ist, wie stark sich große Speditionen und andere Dienstleister vor Ort engagieren. Wesentlicher Einflussfaktor ist zudem das Aufkommen an Land-SeeUmschlag und innerhalb des Land-See-Umschlags der Anteil an Sammelgutcontainern. Andererseits bildet das hier abgeleitete vorsichtigere Szenario wahrscheinlich aber auch eine Art Mindestausstattung der Region, um den Hafen und sein logistisches Dienstleistungsangebot aus der Sicht der Reedereien attraktiv zu machen. Um dies zu realisieren, müssen hier sowohl Flächen vorgehalten als auch rechtzeitig intensiv und gezielt akquiriert werden. Hinsichtlich industrieller Entwicklungsperspektiven ergeben sich aus der obigen Betrachtung abgesehen von der chemischen Industrie wenig Anhaltspunkte für eine enge Korrelation mit einem Hafenausbau, da die meisten Industriezweige sowohl Binnen- als auch Küstenstandorte haben. II - 30 3.2 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Gesamtwirtschaftliche Prognosen für im- und exportintensive Industriezweige Beschäftigungsimpulse aus dem Jade-Weser-Port können sich im Verarbeitenden Gewerbe ergeben, soweit diese wegen intensiver Im- und/oder Exportverflechtungen Standorte in Hafennähe bevorzugen. Neuansiedlungen sind realistischer Weise jedoch nur in solchen Branchen zu erwarten, für die insgesamt in Deutschland oder Westeuropa positive Wachstumsaussichten bestehen. Da im Rahmen dieser Studie keine eigene Industrieprognose erstellt werden kann, wird hier auf den Prognos-Report zurückgegriffen, der die Entwicklung des Produktionsvolumens der Industrie bis zum Jahr 2020 auf einer geeigneten Desaggregationsebene prognostiziert und auch eine Quantifizierung der in den einzelnen Industriezweigen zu erwartenden Exportquoten enthält. Übersicht 3.1-1 sortiert die Industriegruppen nach aufsteigendem Produktionswachstum und verdeutlicht dadurch eine gewisse Korrelation zwischen überproportionalem Wachstum und hoher Exportquote. Ein langfristig überdurchschnittlich steigendes Produktionsvolumen und zugleich überdurchschnittlich hohe Exportquoten werden für - die chemische Industrie, darunter auch die Produktion chemischer Grundstoffe, - die meisten Sparten des Maschinenbaus außer Werkzeugmaschinen und Waffen, - die Elektrotechnik und Elektronik, EDV-Geräte und Büromaschinen, - Medizin-, Mess-, Regelungstechnik sowie optische Industrie sowie - den Kraftfahrzeugbau einschließlich Herstellung von Kraftfahrzeugteilen prognostiziert. Für diese Industriezweige sind grundsätzlich verbesserte Akquisitionschancen durch einen Hafenausbau zu erwarten, allerdings gibt es hier keinen Automatismus, da ein hoher Auslandsumsatz eines Industriezweiges nicht zwangsläufig mit Küsten- bzw. Hafenstandorten korrespondiert (s. o.). Dies zeigt sich exemplarisch auch im Land Bremen, wo die kleinräumige Betrachtung der Industriestandorte wieder die Funktionsteilung zwischen Bremen und Bremerhaven spiegelt, da Bremen 1997 mit einem Auslandsumsatzanteil von 48,9 % im Vergleich zu Bremerhaven mit 33,9 % die deutlich exportintensivere Industrie hat. Immerhin übersteigen beide Städte bei dieser Kennziffer den Bundesdurchschnitt von 31,7 %. Jade-Weser-Raum - Baustein II II - 31 Übersicht 3.2-1: Prognose von Produktionsentwicklung und Exportquote nach Industriegruppen bis 2020 Nr. Industriegruppe Produktionsvolumen Exportquoten (Index, 1997 = 100) (%) WZ 93 1991 1997 2005 2020 1997 2020 18. Bekleidungsgewerbe 193,1 100,0 73,3 51,0 25,7 36,0 19. Ledergewerbe 171,8 100,0 76,4 69,1 24,2 31,9 23. Mineralölverarbeitung, Kokereien 99,2 100,0 96,0 84,6 3,2 3,5 17. Textilgewerbe 145,1 100,0 99,8 94,8 30,4 43,8 16. Tabakverarbeitung 122,1 100,0 96,5 96,8 9,3 8,5 36. Möbel, Sportgeräte, Spielwaren 117,2 100,0 105,2 103,3 18,8 35,0 22.2/3. 110,9 100,0 106,2 125,8 9,3 12,0 20. Druck-, Vervielfältigungsgewerbe (o. Verlagsgewerbe) Holzgewerbe (o. Herstellung v. Möbeln) 92,4 100,0 113,9 134,4 11,0 18,6 15. Ernährungsgewerbe 93,8 100,0 114,6 136,5 11,1 20,3 27. Metallerzeugung und -bearbeitung 103,1 100,0 116,9 144,4 35,6 46,3 Werkzeugmaschinen, Waffen 133,3 100,0 111,8 146,8 46,7 50,0 29.4+6 32. Rundfunk-, Fernseh- u. Nachrichtentech. 25. Gummiwaren und Kunststoff 28.1-3. Stahl- und Leichtmetallbau, u.a. 24.2-7. Übrige chemische Industrie 74,2 100,0 117,1 148,5 48,9 50,0 101,2 100,0 119,6 153,0 26,4 42,9 82,5 100,0 116,1 156,9 12,6 30,1 101,9 100,0 108,4 158,3 38,3 52,0 21. Papiergewerbe 99,1 100,0 117,5 161,5 32,7 47,0 26. Glas, Keramik, Verarb. Steine, Erden 94,7 100,0 119,4 163,7 16,1 32,1 24. Chemische Industrie 86,9 100,0 117,1 166,2 45,8 56,0 114,0 100,0 123,6 171,5 37,4 50,0 19.2+7 Übriger Maschinenbau 24.1 Chemische Grundstoffe 31.2 Verteil- u. Schalteinrichtungen 35. Sonstiger Fahrzeugbau 28. Herstellung von Metallerzeugnissen 76,0 100,0 123,4 172,0 53,1 60,0 101,7 100,0 127,3 176,4 36,7 45,0 135,0 100,0 119,6 182,9 48,0 55,0 89,5 100,0 129,8 184,2 20,1 38,9 34.1 Herstellung von Kraftwagen, Motoren 97,5 100,0 127,3 186,1 58,2 59,9 33. Medizin-, Mess-, Regelungstechn., Optik 106,5 100,0 130,5 189,5 40,3 50,0 29. Maschinenbau 112,2 100,0 130,1 190,5 46,8 54,7 31. Elektrotechnik 100,0 100,0 131,6 193,0 34,3 47,6 34. Straßenfahrzeugbau 95,7 100,0 129,2 195,1 52,1 57,1 92,7 100,0 136,1 196,7 24,4 42,9 28.4+7. EBM-Waren, Oberflächenbehandlung 31.1+ .3-.6 Übrige Elektrotechnik 98,8 100,0 134,6 204,7 31,9 50,0 29.1 Herstellung von Kraftmaschinen 100,2 100,0 140,3 206,3 45,6 54,0 29.3+.5 Spezialmaschinen 110,6 100,0 136,6 216,5 56,8 60,0 34.2+.3 Herstellung von Kraftfahrzeugteilen 90,9 100,0 134,2 219,9 32,8 49,0 EDV-Geräte und Büromaschinen 94,5 100,0 147,4 233,5 38,6 50,7 Verarbeitendes Gewerbe insgesamt 99,8 100,0 120,5 162,7 32,8 44,6 30. Quelle: Die Bundesrepublik Deutschland 2005-2010-2020, Deutschland Report Nr. 2, Prognos, Basel 1998 II - 32 3.3 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Erfahrungen mit Industrieansiedlungen in anderen Containerhäfen Um den Zusammenhang zwischen Hafenentwicklung, hier insbesondere Containerumschlag, und industrieller Entwicklung stärker empirisch unterlegen zu können, ist die Auswertung von Erfahrungen anderer großer Containerhäfen hilfreich. Bei der Auswahl von Häfen, die im Folgenden kurz vorgestellt werden, handelt es sich zum Einen um die großen Westhäfen, die die Hauptkonkurrenten für einen neuen deutschen Containerhafen darstellen, zum Anderen um die am Unterlauf der Westerschelde der Stadt Antwerpen vorgelagerten neueren niederländischen Hafenprojekte Vlissingen und Terneuzen. Mit Gioia Tauro wird zusätzlich ein Mittelmeerhafen angesprochen, der hinsichtlich seiner regionalen Lage und Ausrichtung („Containerschleuse“), aber auch wegen des Engagements von BLG/Eurogate dort mit dem Jade-Weser-Port vergleichbar ist. Letztlich hat sich die Auswahl aber auch durch vorhandene Kontakte und verfügbares Informationsmaterial ergeben. Rotterdam: Im Rotterdamer Hafen wurden 1998 über 6 Mio. TEU umgeschlagen. Zugleich ist Rotterdam mit jährlich weit über 200 Mio. t der größte Massengutumschlaghafen Europas. Entsprechend werden ca. 60 % des Hafen- und Industriegebietes von der (Petro-)Chemie sowie für die Abfertigung von Flüssigmassengut wie Erdöl, Ölprodukten und Chemikalien genutzt.31 Daneben gibt es drei Distributionsparks, der größte ist der neue Distripark Maasvlakte mit 85 ha Nettofläche, davon bereits 35 ha vergeben sowie 25 ha reserviert oder mit Optionen belegt. Hier befinden sich u.a. das europäische Distributionszentrum von Reebock sowie Kühl- und Gefrierhallen von Eurofrigo. 32 Antwerpen: In Antwerpen wurden 1999 3,61 Mio. TEU umgeschlagen.33 Antwerpen ist einer der wichtigsten Chemie-Standorte der Welt34, wobei die Produktion durch branchenspezifische logistische Aktivitäten ergänzt wird. 1999 waren die Petrochemie und die Logistik die beiden Wirtschaftszweige mit der höchsten Investitionstätigkeit in Antwerpen. Allein fünf der zehn wichtigsten Investoren sind PetrochemieBetriebe. Aktuell baut das japanische Chemieunternehmen Tokyo Kasei ein Distributions- und Verpackungszentrum für Feinchemikalien. Außerdem ist Antwerpen der wichtigste europäische Löschhafen für japanische Autos ebenfalls mit angelagerten Distributionsaktivitäten, z.B. den Ersatzteilvertrieb für Isuzu Motors Europe.35 Als logistische Drehscheibe Europas ist der Hafen wichtiges Standbein für den belgischen Straßentransport. Einer Studie zufolge sind 12 % (4.800) aller Arbeitsplätze bei belgischen Straßentransportfirmen auf Transporte in und zum Hafen Antwerpen zurückzuführen, davon mehr als die Hälfte auf Containertransporte.36 31 32 33 34 35 36 Städtischer Hafenbetrieb Rotterdam, Jahresbericht 1998, S. 4. Städtischer Hafenbetrieb Rotterdam, a.a.O. 1998, S. 19, 20. Nachrichten aus dem Hafen Antwerpen, März 2000, S. 2. Nachrichten aus dem Hafen Antwerpen, Juni 2000, S. 4. Nachrichten aus dem Hafen Antwerpen, Februar 2000, S. 3. Nachrichten aus dem Hafen Antwerpen, Juni 2000, S. 3. II - 33 Jade-Weser-Raum - Baustein II Vlissingen und Terneuzen: Der Hafen Vlissingen Ost wurde in den 60er Jahren für Massengutumschlag und die Ansiedlung von Schwerindustrie gebaut. Raffinerien und chemische Industrie sowie entsprechende Umschlagbetriebe haben daher einen hohen Flächenanteil. Daneben sind in Vlissingen mit einer Aluminium-Hütte, einem Elektrostahlwerk und Baustoffindustrie weitere Zweige der Grundstoffindustrie vertreten. Eine weitere Spezialität von Vlissingen sind Frucht- und sonstiger Nahrungsmittelumschlag (Frischeprodukte). Am tideabhängigen Scheldefahrwasser wird zurzeit der Westerschelde Container Terminal mit einer Kajenlänge von 2,6 km und einer Fläche von 180 ha für eine Umschlagkapazität von 2,5 Mio. TEU geplant. Terneuzen besteht aus dem Kanalhafen für bis zu Panamax-Schiffe (80.000 tdw) und den Außenhäfen für Schiffe mit bis zu 100.000 tdw und erstreckt sich über eine Gesamtfläche von 2.500 ha, darunter 500 ha Flächenreserve für Industrieansiedlungen. Der Umschlagschwerpunkt liegt bei flüssigem und trockenem Massengut sowie Forstprodukten. Den industriellen Schwerpunkt bildet auch hier die chemische Industrie, die gerade ihre Crackkapazitäten mit einem Investitionsvolumen von rd. 1 Mrd. Hfl ausgebaut hat. Allein die Firma DOW Chemicals verfügt über eine strategische Flächenreserve von 120 ha. Containerumschlag beschränkt sich auf Küsten- und Feederverkehre sowie nachgelagerte logistische Aktivitäten, für die ein 30 ha großer Logistikpark erschlossen wurde.37 Die beiden Häfen werden seit 1997 gemeinsam von Zeeland Seaports als „Zwillingshäfen“ betrieben. Gemeinsam sind sie der drittgrößte Seehafen der Niederlande mit einem jährlichen Umschlagvolumen von rd. 26 Mio. t. Nach der für März 2003 geplanten Eröffnung des in Bau befindlichen Straßentunnels unter der Westerschelde werden die beiden Häfen nur ca. 20 Minuten Fahrzeit voneinander entfernt sein. Gioia Tauro: Die Region Calabrien, in der der Hafen Gioia Tauro liegt, ist ländlich strukturiert, die industrielle Basis besteht aus Holzindustrie, Stahl- und Eisenverarbeitung sowie Nahrungsmittelindustrie (Olivenöl) und Ziegeleien. Die Planungen zum Bau des Hafens Gioia Tauro begannen im Jahr 1975 ursprünglich als Massenguthafen (Kohleumschlag für ein geplantes, aber nie realisiertes Kraftwerk). Der Hafen wurde 1990 fertiggestellt. Durch die Ausrichtung auf große Massengutfrachter war von vornherein eine große Wassertiefe vorgesehen. Die Idee zur Nutzung des Hafens für den Containerumschlag – hauptsächlich als HUB, d.h. als Transshipmenthafen zur Versorgung einer Vielzahl von Mittelmeerhäfen mit Feederschiffen - entstand 1993. Zwei Jahre später wurden die ersten Container umgeschlagen und 1999 bereits ein Volumen von 2,25 Mio. TEU erreicht. Für das Jahr 2000 wird eine Gesamtumschlagleistung von 2,7 Mio. TEU erwartet. Der Hafen ist damit heute der größte Containerhafen am Mittelmeer, über den 90 % der für Italien bestimmten Container angelandet bzw. unmittelbar auf Feederschiffe verladen werden.38 Der Betreiber Medcenter Container Terminal beschäftigt zurzeit ca. 800 Mitarbeiter überwiegend aus der Region. 2001 sollen weitere 140 Mitarbeiter eingestellt werden. Als weitere Aktivität wurde eine gemeinsame Tochtergesellschaft 37 38 Quelle: Zeeland Seaports, Terneuzen Port Handbook 2000/2002. „Der Markt akzeptiert keine Preissteigerungen“, Bruno Malis, General Manager des KVOperateurs Italcontainer in: Deutsche Verkehrs-Zeitung 4. 11. 2000. II - 34 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen mit der BLG, Bremen, für PKW-Umschlag und -Distribution gegründet, die in der zweiten Jahreshälfte 2000 ihre Aktivitäten aufnahm. Mittelfristig sollen hier weitere 500 Arbeitsplätze entstehen.39 Zusammenfassend lässt sich für alle vier Westhäfen eine große Konzentration von chemischer Industrie in Containerhäfen feststellen, die allerdings immer auch auf entsprechendem Massengutumschlag basiert. Die dort in der jüngeren Vergangenheit realisierten und auch zukünftig geplanten Investitionen zeigen die an anderer Stelle bereits angesprochene Entwicklungsdynamik dieses Industriezweiges. Im Vergleich dazu befindet sich Gioia Tauro erst am Anfang seiner Entwicklung. Über die unmittelbaren logistischen Aktivitäten hinausgehende industrielle Impulse für die Region zeichnen sich momentan nicht ab. Dies liegt vor allem in dem hohen Anteil von Feederverkehren begründet, der mit hohen Produktivitätskennziffern (Umschlag je Beschäftigten, Umschlag bezogen auf die Fläche und die Kajenlänge) korrespondiert. 3.4 Entwicklung des Chemiestandortes Wilhelmshaven Wilhelmshaven bildet heute in Norddeutschland einen Schwerpunkt der Grundstoffchemie und Mineralölverarbeitung mit zusammen rd. 1.100 Beschäftigten in folgenden Firmen: - Tanklager der Nordwest-Ölleitung GmbH (NWO, 60 %ige Tochter der Veba) mit Rohöl-Pipeline-Anbindung nach Köln-Wesseling und Hamburg (NDO), Rohölbezug über See/Ölpier, - Wilhelmshavener Raffineriegesellschaft, Rohölversorgung über See an eigener Öl-Umschlaganlage, - ICI Atlantik Chlor-Alkali-Elektrolyse-Werk auf dem Rüstersieler Groden,40 - EVC (Tochter von ICI) auf dem Voslapper Groden, PVC-Produktion, Chlorversorgung über Pipeline am Deich entlang von ICI Atlantik, Ethylen-Versorgung über See, - Kohlekraftwerk, Kohleversorgung über See an der Niedersachsenbrücke, - Salzkavernen der Industrieverwaltungsgesellschaft mbH (IVG) in Etzel, Lagerung eines großen Teils der Bundesrohölreserve. Der Bau des Jade-Weser-Ports wird von der ansässigen Chemieindustrie als Auslöser für einen Ausbau des Chemiestandortes angesehen. Anlass ist die im Falle des Terminalbaus erforderliche Aufgabe der Chlor-Pipeline, die auf 13 km Länge am heutigen Seedeich verläuft. Auf die Pipeline könnte verzichtet werden, wenn der Produktionsstandort des Chlor-Elektrolyse-Werkes verlegt wird, so dass die verschiedenen aufeinander angewiesenen Produktionsstufen unmittelbar benachbart wären. Mit diesem ersten Schritt einer Neuinvestition könnte bei Schaf39 40 Informationen von MTC medcenter container Terminal, Gioia Tauro, einer Tochter der Contship Italia, Genua. Der jüngst bekannt gewordene Verkauf der ICI-Gesellschaften in Wilhelmshaven an den britischen Konzern Ineos stärkt Presseberichten zu Folge den Standort Wilhelmshaven und die dortigen Investitionsperspektiven, „ICI Wilhelmshaven wechselt Konzern“, in: NordwestZeitung, 6. 12. 2000. II - 35 Jade-Weser-Raum - Baustein II fung einiger weiterer notwendiger Rahmenbedingungen eine Art Dominoeffekt eintreten, durch den Wilhelmshaven zu einem gegenüber heute wesentlich bedeutenderen Chemiestandort werden könnte. Die hier mit allen Beteiligten gemeinsam zu entwickelnde Vision hat folgende Komponenten: 1) Der erste Schritt in Richtung eines Ausbaus des Chemiestandortes Wilhelmshaven besteht in der Verlegung der Chlorproduktion auf dem Voslapper Groden, die den Anstoß zu einer Modernisierung und Erweiterung der Produktionskapazitäten bildet. Produktionstechnisch hätte dies den Vorteil, das alte, im Jahr 2010 auslaufende Produktionsverfahren auf Quecksilberbasis aufgeben zu können. Mit einem Investitionsvolumen von rd. 500 Mio. DM würden etwa 200 Arbeitsplätze neu geschaffen bzw. gesichert werden. Die Erhöhung der Kapazität der Chlorproduktion am Standort Wilhelmshaven ist eine Voraussetzung für einen Ausbau der nachgelagerten PVC-Produktion. 2) Der Salzbedarf für die erheblich erweiterte Chlorproduktion könnte zukünftig durch Aussolung der Kavernen in Etzel gedeckt werden. Die Kavernen wären dann auch für die Lagerung von Zwischenprodukten geeignet, was gegenüber der heutigen oberirdischen Lagerung große Sicherheitsvorteile hätte. 3) Die Erweiterung der Chlorproduktion gibt nur Sinn, wenn entsprechend auch die PVC-Produktion gesteigert und unter wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen erfolgen kann. Das als Vorprodukt notwendige Ethylen wird bisher vergleichsweise kostenintensiv per Schiff bezogen. Gleiches gilt für das Zwischenprodukt Ethylendichlorid, das zwar in Wilhelmshaven produziert, aber zusätzlich ebenfalls über See importiert wird. Bei einer Erhöhung der Chlorproduktion könnte dieser teurere Zukauf durch Eigenproduktion ersetzt werden. 4) Eine dauerhaft wettbewerbsfähige Steigerung der PVC-Produktion setzt den kostengünstigen Bezug größerer Mengen Ethylen voraus, was aus Sicht der betroffenen Unternehmen im ersten Schritt nur durch eine Produkten-PipelineAnbindung an einen großen Ethylen-Hersteller (Cracker) gewährleistet werden kann. In Marl wird die Veba einen Jumbo-Cracker bauen, für den die Abnahme von ca. 400.000 t Ethylen noch nicht durch Vorverträge gebunden ist, so dass die Belieferung eines norddeutschen Standortes mit dieser Menge möglich wäre. Insofern hat auch Nordrhein-Westfalen ein Interesse am Bau einer Produktenpipeline nach Wilhelmshaven. Sie könnte auch den Export von Ethylen interessant machen, für den Umschlaganlagen in Wilhelmshaven vorhanden sind. Die Kosten werden auf maximal 300 Mio. DM (1 Mio. DM je km) geschätzt, da die Trasse vorhanden ist und der Veba gehört, könnten die Kosten auch niedriger sein (mindestens 200 Mio. DM). 5) Folgen sollte die Schließung der vorhandenen Lücken zu einem Produktenpipeline-Netz, das neben der Verbindung Marl-Wilhelmshaven längerfristig durch eine Trasse von Groningen über Wilhelmshaven nach Stade und Brunsbüttel ergänzt wird. Im Sinne einer möglichst weitgehenden Flexibilität im Produktenaustausch passen hierzu auch Pläne, Stade mit ostdeutschen Standorten zu verbinden. 6) Mittelfristig würde ein eigener Cracker (Investitionssumme 1,5 Mrd. DM, 200 bis 250 Beschäftigte) zur Ethylenproduktion in Wilhelmshaven Sinn machen. Die Raffineriekapazität in Wilhelmshaven, aus der Vorprodukte hierfür bezogen werden müssen, ist für eine solche Entwicklung ausreichend. Zusätzlich könnte eventuell ein kleinerer spezialisierter Cracker-Typ von der Raffinerie gebaut II - 36 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen werden, dessen Voraussetzung aber ebenfalls der Anschluss an das PipelineNetz ist. 7) Die eigentlich interessanten Beschäftigungsperspektiven bieten sich zum Einen durch Kontraktfirmen für spezielle Wartungsarbeiten, die stärker als bisher an den Standort Wilhelmshaven gebunden werden könnten. 2 bis 5 % der Investitionssumme müssen in der chemischen Industrie jährlich für Wartungs- und Reparaturarbeiten aufgewendet werden. Die genannte Gesamtinvestitionssumme von 2 Mrd. DM würde demnach eine Nachfrage nach Wartungsleistungen in einer Größenordnung von 40 bis 100 Mio. DM pro Jahr induzieren. Angesichts der hohen Personalintensität dieser Leistungen folgt daraus ein hohes dauerhaftes Beschäftigungsvolumen. Je nach angenommenem Umsatz je Beschäftigten (von Vertretern der chemischen Industrie wurde ein Wert von 100.000 DM genannt, der jedoch sehr niedrig erscheint)41, können 400 bis 1.000 bzw. 230 bis 570 Arbeitsplätze überwiegend in der Region entstehen. D.h. das Beschäftigungsvolumen in diesem Vorleistungsbereich würde mindestens die Größenordnung der originären Arbeitsplätze erreichen. 8) Eine zweite Perspektive bietet die Ansiedlung von Weiterverarbeitung von Hart- und Weich-PVC in einem Chemiepark in Wilhelmshaven, ggf. aber auch einzelner Produktionsstätten an anderen Standorten in der Region. Hier ist an eine breite Produktpalette aus folgenden Branchen zu denken:42 - KFZ-Teile, - IT-Branche (CD-ROM, Glasfaserkabel, Kabelummantelungen), - Verpackungsindustrie. Einzelne Branchen (Kabelherstellung, Fensterprofile) sind auch bereits in der Region vertreten. Die nachgelagerte Industrie braucht den Containerhafen für den Export. An dieser Stelle schließt sich der Kreis in der Verbindung von Jade-Weser-Port und Entwicklung des Chemiestandortes Wilhelmshaven. Diese neu durch die Hafenplanung angestoßene Perspektive knüpft an Planungen und Entwicklungen Anfang der 70er Jahre an, die damals unter anderem durch die erste Ölkrise abgebrochen wurden. Auch hat sich die damals entstandene regionale Zersplitterung und fehlende Vernetzung der Chemiestandorte in Norddeutschland (Wilhelmshaven, Stade, Hamburg, Brunsbüttel und Heide) gegenüber den Standorten entlang der Rheinschiene einschließlich der Rheinmündungshäfen als deutlicher Wettbewerbsnachteil erwiesen, so dass seit dem mit Ausnahme von Stade an diesen Standorten nur noch vorhandene Kapazitäten modernisiert und teilweise erweitert wurden, aber nicht mehr in neue Produkte investiert wurde. Im Gegensatz zu den norddeutschen Standorten verfügen alle anderen großen Konzerne an ihren Standorten (Bruna/Leuna, Rhein/Ruhr) über EthylenAnschlüsse und haben dadurch Wettbewerbsvorteile. Derzeit endet die Produk41 42 In den relevanten Herstellungsindustriezweigen wie Maschinenbau oder Herstellung von industriellen Prozess-Steuerungsanlagen liegt die Umsatzproduktivität bei rd. 290.000 DM je Beschäftigten, nur in dem kleinen Industriezweig Mechanik, ang., (28.52) wird nur ein Wert von 177.000 erreicht, der aber immer noch deutlich über der oben zitierten Größenordnung liegt. Quelle: Stat. Bundesamt, Produzierendes Gewerbe, Fachserie 4, Reihe 4.1.1, 1999. MATEC Marketing- und Technologie-Consult, Konzept für den Chemiepark Wilhelmshaven, unveröffentlichtes Manuskript, Feldkirchen, Sept. 2000. II - 37 Jade-Weser-Raum - Baustein II tenpipeline43 aus dem Rhein-Ruhr-Raum in Marl, von dort ist eine Verbindung nach Rotterdam und Antwerpen in Bau, außerdem ist eine Anbindung von Frankfurt im Gespräch. Dadurch würde sich die Wettbewerbssituation der chemischen Industrie in Norddeutschland weiter verschlechtern. Die Beantragung eines Planfeststellungsverfahrens für eine reine Ethylen-Pipeline zwischen Leuna und Stade ist bereits als Reaktion darauf anzusehen. Aktuell wird die Situation von den betroffenen Unternehmen und dem Verband der Chemischen Industrie aus mehreren Gründen wieder als günstig für Neuinvestitionen in der chemischen Grundstoffindustrie allgemein und speziell an der Küste angesehen: - Durch die im Zuge der Liberalisierung des Strommarktes gesunkenen Energiepreise ist der Standort Deutschland für die chemische Industrie wieder wettbewerbsfähiger. - Die Entwicklung der chemischen Industrie in Deutschland hat in der jüngsten Vergangenheit deutlich aufgeholt und 1999 sowie voraussichtlich auch 2000 ein höheres Produktionswachstum als in der übrigen EU erreicht.44 Insgesamt zählte die Branche in den 90er Jahren zu den wachstumsstärksten Industriezweigen in Deutschland, der auch zukünftig überdurchschnittlich hohe Zuwachsraten prognostiziert werden (s.o.). Dabei liegen die Wachstumsaussichten für die Produktion chemischer Grundstoffe noch über den Zuwachsraten für die übrige chemische Industrie (siehe Übersicht 3.2-1). Auch ist deren Exportquote noch höher, was Küstenstandorte stärkt und auch am Standort Wilhelmshaven ausgebaut werden soll. - An Binnenstandorten gibt es nach den großen Neuinvestitionen in Ostdeutschland kaum noch Flächen in der erforderlichen Größenordnung, die Wilhelmshaven dagegen bieten kann. - Logistische Vorteile für den Bezug des Rohöls über See sprechen ohnehin für Küstenstandorte. - Aufgrund des allgemeinen Wirtschaftswachstums gibt es etwa alle 5 bis 10 Jahre einen Bedarf für neue Cracker-Kapazitäten. Nach der Entscheidung für den Bau eines Jumbo-Crackers in Marl ist es absehbar, dass bereits im Jahr 2005 die Entscheidung für einen weiteren Standort ansteht. Hier kann sich der Standort Wilhelmshaven rechtzeitig positionieren, was aber nur im Rahmen des vorgestellten Gesamtkonzeptes erfolgreich sein wird. Umgekehrt gibt es sogar die zugespitzte Einschätzung, dass die chemische Industrie an der Küste in den kommenden 10 Jahren ihre Standorte teilweise aufgeben wird, wenn nicht der Impuls durch den Bau des Jade-Weser-Ports für eine Neupositionierung und die Entwicklung eines Chemieverbundes mit Wilhelmshaven als Kern genutzt wird. Im Vergleich zu den anderen norddeutschen Chemiestandorten verfügt Wilhelmshaven sowohl über die bessere seeseitige Lage als auch über die bessere Hinterlandanbindung (Autobahn). Auch befindet sich hier 43 44 Produktenpipelines können durchaus für den Transport unterschiedlicher Produkte, z.B. unterschiedlicher Ethylene und Propylen, genutzt werden. Die Trennung erfolgt durch sogenannte Molche. Die chemische Industrie in den 90er Jahren – wieder verstärktes Wachstum, in: Wochenbericht des DIW, Nr. 27/2000, S. 413 ff. II - 38 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen bereits eine ausreichende und noch ausbaufähige Raffineriekapazität als Voraussetzung für den Bau eines Crackers, während den anderen Standorten z. Zt. überwiegend eine günstige Versorgung mit Cracker-Produkten fehlt. Nicht zuletzt die oben aufgeführten Beispiele in Belgien und den Niederlanden zeigen, dass die chemische Industrie und die Logistik die beiden wesentlichen Wachstumsträger in den Häfen sind, die bei Neuplanungen mit etwa gleichgroßen Flächenanteilen berücksichtigt werden. Ob die aufgezeigten Perspektiven für Wilhelmshaven tatsächlich realistisch sind, möglicherweise sogar unabhängig vom Bau des Jade-Weser-Ports umgesetzt werden könnten, hängt vor allem von zwei Faktoren ab: - Zunächst muss der neue Eigentümer, der britische Konzern Ineos, der die ICIWerke in Wilhelmshaven kürzlich übernommen hat,45 seine Absichten für den Standort definieren. - Die Finanzierung der Produktenpipeline nach Marl ist noch völlig offen. Trotz der mit der Pipeline-Anbindung verbundenen Überlebensinteressen der Küstenstandorte gibt es von Seiten der Industrie bisher keine Signale zur Finanzierung der Pipeline. Bisher gibt es europaweit aber kein Beispiel für eine öffentliche Finanzierung des Baus oder Betriebs von Pipelines. Zur Zeit entwickelt NRW ein Pipelineprojekt als Public-Privat-Partnership, das aber nach bisherigem Kenntnisstand noch nicht von der EU genehmigt ist. Ob für eine dauerhafte Standortsicherung und ggf. auch einen Ausbau der Chemischen Industrie in Norddeutschland die genannten Pipeline-Projekte tatsächlich zwingend erforderlich sind, kann von hier aus nicht beurteilt werden. Es gibt Einschätzungen von Fachleuten, nach denen bei den zur Zeit und absehbar zu transportierenden Mengen das Schiff durchaus wettbewerbsfähig sei. Insofern wäre zu prüfen, ob ein Teil des Szenarios auch ohne die Pipeline realisierbar ist. Die Länder Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein und Niedersachsen haben eine Arbeitsgruppe gebildet, um die rechtliche Situation und notwendige Verfahrensschritte für den Ausbau des Pipeline-Netzes in Norddeutschland zu klären. Unter anderem erhofft man auch aus einem von der chemischen Industrie in Auftrag gegebenen Gutachten Aussagen zur Notwendigkeit der Rohstoffversorgung durch Pipelines zur langfristigen Standortsicherung. 3.5 Ergebnisse der Firmenbefragung im Jade-Weser-Raum Um sowohl die unabhängig vom Jade-Weser-Port-Projekt bestehenden endogenen Entwicklungspotenziale in der Region als auch die Erwartungen der einheimischen Wirtschaft an das Vorhaben abschätzen zu können, wurde in Wilhelmshaven und den drei benachbarten Landkreisen eine schriftliche Firmenbefragung durchgeführt. Dazu wurden Anschriften und Ansprechpartner aus der Unternehmensdatenbank von regis-online, aus Veröffentlichungen der beiden betroffenen Industrie- und Handelskammern sowie mit Hilfe der beteiligten Gebietskörperschaften zusammengestellt. Insgesamt wurden 93 Fragebögen an die wichtigsten Firmen mit sektoralem Schwerpunkt im Verarbeitenden Gewerbe sowie im Ver45 ICI Wilhelmshaven wechselt den Konzern, in: Nordwest-Zeitung, 6. 12. 2000 Jade-Weser-Raum - Baustein II II - 39 Abb. 3.5-1: Investitionsabsichten der befragten Unternehmen Wirtschaftssektoren Grundstoffindustrie 4 Nahrungs- u. Genußmittel 4 Investitionsgüterindustrie 20 Gebrauchs- u. Verbrauchsgüterindustrie 8 Bauindustrie, Baustoffe 8 ja möglich nein 5 Handel Sonstige Dienstleistungen 8 Verkehrsgewerbe, Lager 8 1 Ver- u. Entsorgung, Energie 0 5 10 15 Anzahl der Firmen 20 25 kehrssektor und Großhandel verschickt. Die chemische Industrie in Wilhelmshaven wurde in die Befragung nur zum Teil einbezogen, da dieses Thema noch gesondert über verschiedene Expertengespräche erfasst wurde (siehe oben). Von den angeschriebenen Firmen haben 66 den Fragebogen beantwortet, was einer Rücklaufquote von 70 % entspricht.46 Diese Firmen haben zusammen in der Region knapp 13.500 Beschäftigte. Sie repräsentieren damit rd. 15 % aller sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Region, d.h. im wesentlichen der Arbeitsplätze außerhalb der Landwirtschaft und des Öffentlichen Dienstes (Beamte). Über die Hälfte (36) der beantworteten Fragebögen stammt von Firmen des Verarbeitenden Gewerbes mit zusammen knapp 10.000 Arbeitsplätzen, womit 42 % aller Beschäftigten in diesem Sektor erfasst sind. Der erste Fragenblock bezog sich auf die aktuelle Unternehmenssituation: Beschäftigtenzahl, absehbare Investitionsabsichten am jeweiligen Standort, regionale Herkunft des Rohstoff- und Vorleistungsbezugs sowie die regionale Verteilung der Kunden und die jeweils vorrangig verwendeten Verkehrsträger, um zunächst die regionale Einbindung bzw. die überregionale Orientierung der Wirtschaft im Jade-Weser-Raum einschätzen zu können. Ein wichtiges Ergebnis dieses ersten Fragenblocks ist, dass von den 66 Unternehmen 35 für die kommenden Jahre Investitionsabsichten haben, und zwar offensichtlich unabhängig vom Projekt Jade-Weser-Port. Weitere 23 Firmen schließen die Möglichkeit zukünftiger Investitionen zumindest nicht aus. Sektoral konzentrieren sich die Investitionsvorhaben auf die Investitionsgüterindustrie (siehe 46 Die Rücklaufquote kann als ausgesprochen hoch für eine solche freiwillige Befragung angesehen werden. Dies zeigt zum Einen das Interesse der örtlichen Wirtschaft an dem Projekt, ist zum Anderen aber auch auf die gute Unterstützung durch die beteiligten Kreise und Gemeinden zurückzuführen. II - 40 Übersicht 3.5-1: Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Regionale Herkunft des Rohstoff- und Vorleistungsbezugs sowie Transportmittel nach Kreisen Land- Anzahl Rohstoffbezug, Vorleistungen Verkehrsmittel kreis Firmen (Summe der Regionsnennungen) (Summe der Nennungen) NS D Kont. Europa GB/ Skand. Übersee Schiff Bahn LKW Binnen- Andere schiff FRI 17 13 13 7 1 3 2 2 12 - 3 WHV 17 9 13 7 5 6 5 1 11 - 2 BRA 15 11 13 7 5 4 5 1 12 1 3 WTM 17 7 10 5 1 1 1 1 11 - - Summe 66 40 49 26 12 14 13 5 46 1 8 Andere = Post, Paketdienst, Kurier, PKW, Fahrrad, Internet, Flugzeug Abbildung 3.5-1), was angesichts der oben dargestellten Rahmenprognosen nicht überrascht. Regional konzentrieren sich die dynamischen Firmen auf die Landkreise Friesland und Wesermarsch, mit leichtem Abstand folgt Wilhelmshaven. Der Rohstoff- und Vorleistungsbezug ist in Übersicht 3.5-1 dargestellt. Danach beziehen zwei Drittel oder mehr der befragten Firmen ihre Rohstoffe oder Vorleistungen aus Nordwestniedersachsen und/oder dem übrigen Deutschland, das heißt auf dem Landweg und hier weit überwiegend mit dem LKW. Nur ein knappes Drittel der Firmen benötigt den Seeweg für den Vorleistungsbezug, weil sie Waren aus Großbritannien, Skandinavien und/oder Übersee beziehen. Ein Unternehmen in der Wesermarsch gibt das Binnenschiff als Transportmittel an. Dies korrespondiert mit der Tatsache, dass nur der Landkreis Wesermarsch durch seine Lage an der Weser über einen Binnenwasserstraßenanschluss verfügt. Übersicht 3.5-2 zeigt die regionale Verteilung der Kunden. Diese verteilen sich tendenziell etwas großräumiger als der Vorleistungsbezug, da Nordwestniedersachsen etwas seltener und das übrige Deutschland sowie Kontinentaleuropa etwas häufiger genannt wurden. Unter den Transportmitteln dominiert wieder der LKW, während das Schiff von weniger als 30 % der Betriebe genannt wurde. Jade-Weser-Raum - Baustein II II - 41 Übersicht 3.5-2: Land- Anzahl kreis Firmen Regionale Verteilung der Kunden sowie Transportmittel nach Kreisen Kunden Verkehrsmittel (Summe der Regionsnennungen) NS D Kont. Eu GB/Skand. (Summe der Nennungen) Übersee Schiff Bahn LKW Andere FRI 17 12 16 8 4 3 3 1 12 2 WHV 17 9 13 5 4 1 2 1 10 2 BRA 15 6 11 9 2 6 5 2 10 2 WTM 17 6 10 5 1 2 1 - 10 3 Summe 66 33 50 27 11 12 11 4 42 9 Andere = Post, Paketdienst, Kurier, PKW, Fahrrad, Internet, Flugzeug Im zweiten Fragenkomplex wurden die Unternehmen nach ihren bisherigen geschäftlichen Kontakten zu den Häfen in der Region befragt. 34 Firmen, das heißt rd. die Hälfte aller befragten Firmen haben solche Kontakte. Im Einzelfall gaben die Befragten auch Hamburg und Rotterdam als Im- oder Exporthafen an. Die Firmen mit einer positiven Beantwortung der Frage stammen überwiegend (jeweils 10) aus Wilhelmshaven und den beiden Landkreisen Friesland und Wesermarsch. Die geringe Zahl von nur 4 positiven Antworten aus Wittmund bestätigt hier die weniger stark maritim ausgerichtete Wirtschaftsstruktur dieses Landkreises. Abb. 3.5-2: Art der von den Unternehmen erwarteten geschäftlichen Aktivitäten mit Bezug zum Jade-Weser-Port Grundstoffindustrie Nahrungs- u. Genußmittel Investitionsgüterindustrie Gebrauchs- u. Verbrauchsgüterindustrie Verkehr Bauindustrie, Baustoffe Import Handel Export Sonstiges Sonstige Dienstleistungen Verkehrsgewerbe, Lager Ver- u. Entsorgung, Energie 0 2 4 6 Zahl der Nennungen (Mehrfachnennungen möglich) 8 10 12 14 II - 42 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen In der sektoralen Auswertung zeigt sich erwartungsgemäß eine hohe Affinität zu den Häfen der Region in der Grundstoffindustrie, im Verkehrsgewerbe und bei Ver- und Entsorgung: Alle 12 Firmen aus diesen Branchen bejahten die Antwort nach heutigen Geschäftsverbindungen. Eher wenig Bezug zu den Häfen haben die Nahrungs- und Genussmittelindustrie sowie Ge- und Verbrauchsgüterproduzenten. Hier haben von 12 antwortenden Firmen nur zwei die Frage positiv beantwortet. In Bauindustrie, Handel und sonstigen Dienstleistungen verteilen sich die Antworten jeweils etwa hälftig auf „ja“ und „nein“. Hinsichtlich der Erwartungen an den Jade-Weser-Port fällt das Bild günstiger aus: 41 der 66 Firmen erwarten zukünftig einen geschäftlichen Bezug im Zusammenhang mit dem Hafen. Die Art der genannten Aktivitäten verteilt sich gleichmäßig auf die drei Kategorien Verkehrsdienstleistungen, Import und Export (siehe Abbildung 3.5-2). Darüber hinaus haben die Unternehmen unter der Antwortkategorie „Sonstiges“ eine Reihe weiterer spezialisierter Dienstleistungen genannt (Übersicht 3.5-3). Die etwas präzisere Frage, ob die Unternehmen bei Realisierung des JadeWeser-Ports mit einer Ausweitung ihrer Geschäftstätigkeit rechnen, haben dann aber doch nur 28 eindeutig positiv beantwortet. Von ihnen erwarten aber immerhin 23 eine Aufstockung des Personalbestands, der sich insgesamt auf eine Größenordnung von rd. 300 Arbeitsplätzen summiert. Bezogen auf die 13.471 Beschäftigten aller antwortenden Betriebe ist dies ein Zuwachs um 2,2 bis 2,5 %. Am stärksten wird davon voraussichtlich der Landkreis Friesland profitieren (Abbildung 3.5-3), gefolgt von Wilhelmshaven (hier ohne die chemische Industrie betrachtet). II - 43 Abb. 3.5-3: Jade-Weser-Raum - Baustein II Erwarteter Beschäftigungszuwachs nach Kreisen Anzahl Arbeitsplätze 200 150 100 50 0 FRI WHV BRA WTM Quelle: Eigene Befragung Sektoral wird der größte Zuwachs in der Gebrauchs- und Verbrauchsgüterindustrie erwartet, die über 100 genannten zusätzlichen Arbeitsplätze bedeuten im Verhältnis zu den Beschäftigten der 8 befragten Betriebe einen Zuwachs von über 10 %. Den zweithöchsten absoluten Zuwachs erwarten die sonstigen Dienstleistungsunternehmen. Prozentual im Verhältnis zum aktuellen Beschäftigtenstand hat auch die Bauwirtschaft relativ hohe Erwartungen an das Projekt Jade-WeserPort, wobei sich dies wahrscheinlich zum Teil auf die Bau- und nicht nur auf die Betriebsphase bezieht. Die erwartete Beschäftigungsdynamik darf nicht auf die Gesamtzahl der angeschriebenen Unternehmen hochgerechnet werden, da anzunehmen ist, dass Firmen, die nicht geantwortet haben, dem Projekt eher neutral oder zumindest weniger positiv gegenüber stehen als diejenigen, die sich an der Befragung beteiligt haben. Auch darf dieses Ergebnis nicht auf die statistisch ermittelte Größenordnung aufgeschlagen werden, sondern sollte eher als Untermauerung der theoretischen Betrachtung angesehen werden, die einen Eindruck vom Verhältnis von endogenen (durch Erweiterungen) zu exogenen (Neuansiedlungen) entstehenden Aktivitäten gibt. Die letzte Frage zielte auf spezielle Anforderungen der Unternehmen – unabhängig von dem Hafenprojekt – an einen Ausbau der Infrastruktur in der Region (siehe Übersicht 3.5-4) und soll Hinweise für die im Baustein zu entwickelnden Handlungsempfehlungen geben. Danach sind offensichtlich nur 9 der 66 Unternehmen, die den Fragebogen beantwortet haben, mit der Infrastrukturausstattung vollkommen zufrieden, da sie keine speziellen Anforderungen genannt haben. II - 44 Abb. 3.5-4: Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Erwarteter Beschäftigungszuwachs nach Wirtschaftssektoren Grundstoffindustrie Nahrungs- u. Genußmittel Investitionsgüterindustrie Gebrauchs- u. Verbrauchsgüterindustrie Bauindustrie, Baustoffe Handel Sonstige Dienstleistungen Verkehrsgewerbe, Lager Ver- u. Entsorgung, Energie 0 20 40 60 80 100 120 Anzahl Arbeitsplätze Von den vorgegebenen Antwortkategorien wurde die Straßeninfrastruktur am häufigsten, nämlich von knapp der Hälfte der Betriebe angekreuzt. Dies korrespondiert damit, dass der LKW als wichtigstes Transportmittel benannt wurde. In der regionalen Auswertung zeigt sich eine deutliche Differenzierung dieser Aussage, indem von den Firmen aus Wilhelmshaven – entsprechend der sehr guten Autobahnanbindung – die Straßeninfrastruktur nicht angekreuzt wurde, im Landkreis Wesermarsch, der weitgehend ohne Autobahnanschluss ist, dagegen von fast allen Unternehmen. Die zweitgrößte Bedeutung wird dem Ausbau der Schieneninfrastruktur beigemessen, gefolgt von Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und Flughafen. Energie- und Wasserversorgung sowie Freizeiteinrichtungen haben für die befragten Betriebe dagegen offensichtlich keine große Bedeutung bzw. einen ausreichenden Standard. Sektoral verteilen sich die Anforderungen relativ gleichmäßig, wobei der Dienstleistungssektor eher weniger zusätzliche Bedarfe angemeldet hat. Von der Investitionsgüterindustrie und der Ge- und Verbrauchsgüterindustrie wird am häufigsten neben Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur ein Ausbau der FuE-Infrastruktur gewünscht. Neben vorgegebenen Antwortkategorien zu den wichtigsten Infrastrukturbereichen konnten unter „Sonstiges“ auch spezielle Anforderungen angeführt werden, die im Folgenden zusammengestellt sind. Sie präzisieren teilweise die in Übersicht 3.5-4 aufgeführten vorgegebenen Infrastrukturbereiche. - Fachkrankenhäuser, BG-Kliniken etc. - Hafenintegration, Feuerwehrintegration - Sanierung/Ausbau des Binnenhafens in Wilhelmshaven Jade-Weser-Raum - Baustein II II - 45 Übersicht 3.5-4: Anforderungen an den Infrastrukturausbau nach Wirtschaftssektoren Branchen Spezielle Anforderungen an einen Ausbau der Infrastruktur in der Region Infrastrukturbereiche (Mehrfachnennungen möglich) Nein Ja FuE Bundesstraßen, Autobahn Bahnan- Flugschluss hafen Energie-/ Wasserversorg. Grundstoffindustrie - 4 1 2 2 - 1 - 3 Nahrungs- u. Genussmittel - 4 1 1 4 - - - 1 Investitionsgüterindustrie 2 18 7 10 6 3 - - 2 Ge- und Verbrauchsgüterindustrie 1 7 5 3 3 2 - - 2 Bauindustrie, Baustoffe 1 7 2 5 1 2 - 1 1 Handel 1 4 - - 1 1 - 1 2 Sonstige Dienstleistungen 3 5 - 3 3 2 - 2 1 Verkehrsgewerbe, Lagerei 1 7 2 6 4 1 - - 1 Ver- u. Entsorgung, Energie - 1 - 1 - - - - - Insgesamt 9 57 18 31 24 11 1 4 13 - Neubau/Begradigung der Deichbrücke in Wilhelmshaven - Rohstoffversorgung über Pipeline - Herstellen von böschungsfreien Pieranlagen - Binnenwasserstraßenanbindung - Wesertunnel - Unterweseranpassung bis Brake auf 42 Fuß - Ausbau Flugplatz Upjever - Ausbau und größere finanzielle Förderung von Tourismus-Infrastruktur - Ausbau der A 31 - Bau von Ortsumgehungen, z.B. Schortens, Aurich Freizeiteinrichtungen Sonstiges II - 46 4. Regionalwirtschaftliche Auswirkungen Zusammenfassung der direkten Beschäftigungseffekte und Quantifizierung indirekter Wirkungen In den vorangegangenen Abschnitten wurde versucht, durch verschiedene methodische Ansätze und das gegenseitige Absichern von quantitativen Ergebnissen zu einer größtmöglichen Plausibilität der Schätzung der Beschäftigungseffekte des Jade-Weser-Ports zu gelangen. Die verschiedenen Schritte und ihre jeweiligen Ergebnisse werden im Folgenden kurz zusammengestellt: - Die Beschäftigungseffekte des Terminals selbst ergeben sich aus der Machbarkeitsstudie in einer Spannweite von 900 bis 1.100 Arbeitsplätzen. - In den unmittelbar vor- und nachgelagerten Bereichen werden die Beschäftigungswirkungen auf Basis verschiedener Studien von PLANCO Consulting und dem Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik zur Hafenabhängigkeit der Städte Hamburg, Bremen und Bremerhaven geschätzt, deren Ergebnisse in einem differenzierten Verfahren auf Wilhelmshaven übertragen werden. Im Ergebnis wird ein Korridor für die zu erwartende Beschäftigungsentwicklung in den unmittelbar damit verbundenen Wirtschaftsbereichen von 1.000 bis 1.900 Arbeitsplätzen abgeleitet, je nachdem, welche Basis bezüglich der Beschäftigung auf dem Terminal zugrundegelegt wird und wie der prognostizierte hohe Anteil des Feederverkehrs bewertet wird. Dieser Korridor gilt im Prinzip für die erste Baustufe mit Vollauslastung der Kapazität von 1,8 Mio. TEU etwa bis 2013/2015, der höhere Wert sollte aber eher als Beschäftigungseffekt weiterer Ausbaustufen mit dann höherem Hinterlandverkehr angesehen werden. - Im zweiten Untersuchungsblock, dessen Schwerpunkt die Beschäftigungswirkungen im Verarbeitenden Gewerbe sind, wird zunächst anhand eines Städtevergleichs von Hafen- und Nicht-Hafenstädten ermittelt, welche Industrie- und sonstigen Wirtschaftszweige in besonderem Maße an Hafenstandorten vertreten sind. Diese Vergleichsmethode bestätigt im wesentlichen die o.g. Größenordnung der Beschäftigungseffekte im Verkehrssektor und im Großhandel, zeigt aber darüber hinaus ein erhebliches Ausstattungsdefizit der Stadt Wilhelmshaven in den unternehmensbezogene Dienstleistungen einschließlich Finanzdienstleistungen, das allein bei einem Aufholen des Abstandes zum Durchschnitt der kleineren Hafenstädte (Lübeck, Emden und Bremerhaven) ein Beschäftigungspotenzial von bis zu 800 Arbeitsplätzen beinhaltet. - Innerhalb des Verarbeitenden Gewerbes kristallisieren sich Mineralölverarbeitung und chemische Industrie sowie Stahlerzeugung- und -verarbeitung – teilweise im Verbund mit Schiffbau und Luftfahrzeugbau – als Industriezweige mit besonderem Standortschwerpunkt in Hafenstädten heraus. Diese Wirtschaftszweige, ergänzt um weitere Branchen der Investitionsgüterindustrie, bieten mit Ausnahme des Schiffbaus aufgrund positiver Wachstumsprognosen und hoher Exportquoten gute Chancen auf eine positive Entwicklung des endogenen Potenzials der Region und auch für Neuakquisitionen im Zusammenhang mit dem Hafenprojekt. - Besondere Entwicklungsperspektiven ergeben sich in Wilhelmshaven für die chemische Industrie, die zwar nicht unmittelbar, aber indirekt mit den Planungen zum Jade-Weser-Port zusammenhängen. Diese Perspektiven reichen von der Weiterentwicklung der vorhandenen Raffinerie und der Chlor- und PVCProduktion zu einem größeren Chemieverbund bis zur Ansiedlung von nach- II - 47 Jade-Weser-Raum - Baustein II gelagerten Kunststoffproduktionen für verschiedenste Anwendungsbereiche. Eine wichtige Voraussetzung hierfür ist allerdings die Herstellung einer Produkten-Pipeline-Verbindung in das Ruhrgebiet, deren Finanzierung allerdings noch völlig offen ist. Die von der Chemischen Industrie in Wilhelmshaven entwickelte Vision umfasst neben der langfristigen Standortsicherung der Chlorproduktion ein zusätzliches Beschäftigungsvolumen von rd. 750 Arbeitsplätzen in der Grundstoffchemie selber sowie in anzusiedelnden Kontraktfirmen für Wartungsarbeiten und darüber hinaus ein noch nicht quantifizierbares Ansiedlungspotenzial in einem Chemiepark für die angesprochenen nachgelagerten Produktionen (hier vorsichtig mit rd. 250 Arbeitsplätzen geschätzt). - Zur Einschätzung der möglichen Ausstrahlung eines Jade-Weser-Ports in die Region sowie endogener Entwicklungspotenziale wurde eine Unternehmensbefragung in der Stadt Wilhelmshaven und den drei umliegenden Landkreise durchgeführt. Trotz der zur Zeit eher geringen Affinität der regionalen Wirtschaft zu Seeverkehr und Containerumschlag verbinden die meisten Unternehmen positive Erwartungen für ihre geschäftlichen Aktivitäten mit dem Hafenprojekt. Von mehreren Firmen wurden diese Erwartungen im Hinblick auf mögliche zusätzliche Mitarbeiter quantifiziert, die in der Summe ein Beschäftigungspotenzial von rd. 300 Arbeitsplätzen ergeben. Diese Zahl darf allerdings nicht auf die Gesamtheit der angeschriebenen Betriebe hochgerechnet werden, da anzunehmen ist, dass die Firmen, die nicht geantwortet haben, dem Projekt eher weniger positiv gegenüberstehen als diejenigen, die sich an der Befragung beteiligt haben. Auch darf dieses Ergebnis nicht auf die statistisch ermittelte Größenordnung aufgeschlagen werden, sondern sie sollte eher als Untermauerung der theoretischen Betrachtung angesehen werden, die einen Eindruck vom Verhältnis von endogenen (durch Erweiterungen) zu exogenen (Neuansiedlungen) entstehenden Aktivitäten gibt. Die in der Stadt Wilhelmshaven und der Jade-Weser-Region durch den JadeWeser-Port neu entstehenden Arbeitsplätze auf dem Terminal, in der Verkehrswirtschaft und weiteren hafenbezogenen Dienstleistungsbereichen sowie ggf. in der Chemischen Industrie führen zu einer Erhöhung der Einkommen in der Region. Die Verausgabung dieser Einkommen erfolgt weitgehend in der Region für Wohnen, Einkaufen/Versorgung und haushaltsbezogene Dienstleistungen. Daraus entstehen weitere Beschäftigungsmöglichkeiten und Einkommen (Keynes´scher Einkommensmultiplikator), die es zu quantifizieren gilt. In der Regel werden die hierzu erforderlichen Kenngrößen Konsumquote, Abgabenquote (Steuern, Sozialabgaben) und Importquote aus Input-Output-Tabellen bzw. der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) entnommen. Grundsätzlich ist die Quantifizierung für eine gesamte Volkswirtschaft empirisch einfacher als für Regionen, für die keine zuverlässigen Input-Output-Tabellen existieren. Da für den Jade-WeserRaum weder eine Input-Output-Tabelle noch hinreichend differenzierte Daten aus der VGR vorliegen und entsprechende eigene Schätzungen an dieser Stelle nicht vorgenommen werden können, soll statt dessen auf andere regionale Studien zurückgegriffen werden. Dem BAW liegen drei Studien vor, in denen eine regionalisierte Quantifizierung des Einkommensmultiplikators vorgenommen wurde, und zwar für Wissenschafts- II - 48 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen einrichtungen in Bremen und in Hamburg sowie für den Flughafen Frankfurt.47 Die Spannweite der dort abgeleiteten Multiplikatoren reicht von unter 1,1 (Pfähler für Hamburg, untere Variante) bis 1,5 für Bremen und Niedersachsen (ebenfalls Pfähler). Der Einkommensmultiplikator ist für eine große Region grundsätzlich größer als für eine kleine Region, aus der ein höherer Teil des Einkommens für Importe abfließt. Bulwien ermittelt daher für flughafennahe Effekte einen Multiplikator von 1,17, für Hessen insgesamt von 1,23. Für das Bundesgebiet werden Einkommensmultiplikatoren zwischen 1,5 (Bulwien) und nahezu 2,0 (Pfähler in der Studie für Bremen) errechnet. Für eine Übertragung dieser Werte auf den Jade-Weser-Raum bieten die Pendlersalden und die Einzelhandelskaufkraftbindung Anhaltspunkte für die Quantifizierung der regionalen Importquote. Die Beschäftigten eines Ortes geben einen Großteil ihres Einkommens am Wohnort aus – ein positiver Einpendlersaldo geht daher tendenziell mit Kaufkraftabflüssen einher. Die Region hat dagegen per Saldo einen Auspendlerüberschuss von 9 %, aus dem sogar zusätzliche Einkommen in die Region gezogen werden. Es ist daher anzunehmen, dass zusätzliche Einkommen aus neuen Arbeitsplätzen rechnerisch in der Region verbleiben. Auch die Einzelhandelskennziffern sprechen für eine ausgeglichene Kaufkraftbilanz: Zwar liegt der Einzelhandelsumsatz je Einwohner in der Region nur bei 90 % des Durchschnittswertes in Niedersachsen, das Einkommensniveau unterschreitet den Landesdurchschnitt jedoch ebenso stark, so dass die Kaufkraftbindung rd. 100 % erreicht. Unter Modifizierung der in den zitierten Studien verwendeten Formeln zur Quantifizierung des Einkommensmultiplikators wird hier für die vier betroffenen Kreise der Einkommensmultiplikator auf 1,2 geschätzt, d.h. ein neuer Arbeitsplatz im Zusammenhang mit dem Jade-Weser-Port induziert 0,2 weitere Arbeitsplätze in der Region. Dieser reine Einkommensmultiplikator ist auch kompatibel mit dem von Planco in der Studie für Hamburg verwendeten Vorleistungs-, Einkommensund Investitionsmultiplikator von 1,5 (siehe Gliederungspunkt 2.3). Der Vorleistungsmultiplikator ist dagegen in der obigen Schätzung der durch den JadeWeser-Port entstehenden gewerblichen und Dienstleistungsarbeitsplätzen enthalten. Je nach Entwicklung der Hafenwirtschaft und damit verbundener produzierender Bereiche ergeben sich zusätzlich rd. 400 bis 1.000 Arbeitsplätze. 47 Pfähler, Wilhelm u.a.; Bildung und Wissenschaft als Wirtschafts- und Standortfaktor, Veröffentlichungen des HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung – Hamburg, Band 32, Baden-Baden 1997;Pfähler, Wilhelm u.a.; Die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Hochschulbildungs- und Wissenschaftsein-richtungen in Bremen, Gutachten für den Senator für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport, Dezember 1998; Bulwien, Hartmut u.a.; Einkommens- und Beschäftigungseffekte des Flughafens Frankfurt/Main – Status-Quo-Analysen und Prognosen – im Auftrag der Mediationsgruppe Flughafen Frankfurt/Main, München, Frankfurt,Darmstadt 1999 II - 49 Jade-Weser-Raum - Baustein II Zusammengefasst ergibt sich ein Entwicklungskorridor mit den folgenden Beschäftigungskomponenten: Terminalbetrieb: 900 – 1.100 Verkehrswirtschaft, Logistik: 700 – 1.000 Großhandel: 300 – 900 Sonstige Dienstleistungen: 0 – 800 Chemische Industrie: 0 – 1.000 Zwischensumme: 1.900 – 4.800 Einkommensmultiplikator (1,20): 380 – 960 Gesamtsumme: 2.280 – 5.760 Die Gesamtsumme der möglichen Beschäftigungseffekte des Jade-Weser-Ports bewegt sich also in einer Spanne zwischen rund 2.300 und 5.800 Beschäftigten. Die letztgenannte Größenordnung wird voraussichtlich eher mit der Realisierung weiterer Baustufen erreicht werden, wenn der Hinterlandverkehr ähnliche Größenordnungen erreicht wie heute in Bremerhaven. Produktivitätsfortschritte kompensieren zudem erfahrungsgemäß einen Teil des mit zusätzlichem Ladungsaufkommen verbundenen Arbeitsaufwands. Von den neuen Arbeitsplätzen wird der größere Teil unmittelbar auf dem Terminal und in seiner Nähe geschaffen werden, während ein Potenzial von bis zu 1.000 einkommensinduzierten Arbeitsplätzen sowie ein Teil der Dienstleistungsarbeitsplätze eher wohnortnah in den Landkreisen gesichert und neu entstehen wird. II - 50 Regionalwirtschaftliche Auswirkungen III - 1 BAUSTEIN III: 1. Jade-Weser-Raum - Baustein III EMPFEHLUNGEN FÜR EINE REGIONALWIRTSCHAFTLICH EFFIZIENTE UMSETZUNG DES PROJEKTS UND EINBINDUNG IN BESTEHENDE REGIONALE ENTWICKLUNGSVORSTELLUNGEN Leitziele und grundlegende Strategien für den Jade-Weser-Raum im Rahmen der Realisierung des Jade-Weser-Ports Im Laufe der Arbeiten an den Handlungsfeldern haben sich einige übergreifende Ziele und Handlungsnotwendigkeiten herauskristallisiert, die im Folgenden in Form von vier Leitzielen vorangestellt werden: - Leitziel 1: Nutzung der Effekte des Jade-Weser-Ports und regionalwirtschaftlich effiziente Einbindung des Vorhabens - Leitziel 2: Verbesserung der regionalen Kooperation und Arbeitsteilung, Nutzung von Synergieeffekten - Leitziel 3: Ausbau und Aufwertung der wirtschaftsnahen Infrastruktur - Leitziel 4: Wahrung der touristischen Belange bei der Realisierung des Jade-Weser-Ports Übergreifende Ziele und Handlungsnotwendigkeiten in Form von vier Leitzielen Leitziel 1: Nutzung der Effekte des Jade-Weser-Ports und regionalwirtschaftlich effiziente Einbindung des Vorhabens Die möglichen regionalwirtschaftlichen Effekte des Jade-Weser-Ports werden ohne begleitende Maßnahmen der regionalen Akteure nicht im gewünschten Maße zu realisieren sein. Für den Jade-Weser-Raum gilt es, nicht passiv auf die Realisierung des Projektes zu warten, sondern bereits jetzt die Initiative zu ergreifen und schon während der Planungsphase die Rahmenbedingungen für eine regionalwirtschaftlich effiziente Einbindung des Vorhabens zu schaffen. Chancen des neuen Hafens für die Region aktiv nutzen Das bedeutet, dass z.B. die Ansiedlung hafenorientierter Betriebe und weiterer Unternehmen, die direkt oder indirekt vom Jade-Weser-Port profitieren können, intensiv durch entsprechende Maßnahme der Wirtschaftsförderung und des Standortmarketings vorangetrieben werden muss. Auch die vom Jade-Weser-Port ausgehenden positiven Imageeffekte müssen vermarktet werden. Intensivierung der Wirtschaftsförderung und des Standortmarketings Der Jade-Weser-Port bedeutet eine einmalige Gelegenheit, die regionalwirtschaftliche Situation des Jade-Weser-Raums nachhaltig zu verbessern. Die Chancen, die der neue Hafen bietet, müssen deshalb aktiv von der Region genutzt werden. III - 2 Leitziele und Handlungsfelder Leitziel 2: Verbesserung der regionalen Kooperation und Arbeitsteilung, Nutzung von Synergieeffekten Unkoordiniertes Vorgehen würde Entwicklungspotenziale ungenutzt lassen Aufgrund seiner Größe und seiner überregionalen Bedeutung ist der Jade-WeserPort eine besondere Herausforderung für die Region. Für die zu erwartende Zahl von 2.300 bis 5.800 zusätzlichen Arbeitsplätzen 1 müssen die entsprechenden Voraussetzungen auch in der Region geschaffen werden. Unkoordiniertes Vorgehen und vereinzelte Aktivitäten von Gemeinden und Landkreisen des Jade-WeserRaums im Hinblick auf den geplanten Hafen würden unzweifelhaft Entwicklungspotenziale ungenutzt lassen. Regionalwirtschaftliche Effekte nicht nur in Wilhelmshaven Bei der Diskussion der regionalwirtschaftlichen Effekte des Jade-Weser-Ports darf der Blick nicht auf die Wirkungen am Standort Wilhelmshaven verengt werden, sondern muss die gesamte Wirkungskette im Auge haben. Über die Arbeitskräfteund Zulieferverflechtungen sowie die Einnahmen (Gewerbesteuer, Lohn- und Einkommensteuer), Ausgaben (u.a. Minderausgaben für Sozialhilfe) und Ausgleichsmechanismen der öffentlichen Finanzströme werden alle Standorte eines weiteren Einzugsbereichs mehr oder weniger deutlich profitieren. Neue Arbeitsplätze am Standort Wilhelmshaven oder in seinem unmittelbaren Umfeld werden Einwohner an Wohnstandorte in der gesamten Region binden. Dies wird die Akzeptanz und die Bereitschaft zur regionalen Kooperation erhöhen. Bereiche, in denen gemeinsames und abgestimmtes Handeln ist notwendig ist Gemeinsames und abgestimmtes Handeln ist u.a. in den folgenden Bereichen notwendig: - Abstimmung der regionalen Gewerbeflächenentwicklung - Entwicklung von hochwertigen interkommunalen Gewerbegebieten - Kooperation der regionalen Akteure der Wirtschaftsförderung - Gemeinsames Standortmarketing für die gesamte Wirtschaftsregion Der Jade-Weser-Port ist ein Projekt, das weit über die Stadtgrenzen Wilhelmshavens hinaus regionalwirtschaftliche Bedeutung hat. Nur wenn die gesamte Region bei der Realisierung des Hafens an einem Strang zieht, können die entsprechenden Rahmenbedingungen für eine effiziente Einbindung des Vorhaben geschaffen werden. Leitziel 3: Ausbau und Aufwertung der wirtschaftsnahen Infrastruktur Der Jade-Weser-Port macht den Ausbau und die Aufwertung der wirtschaftsnahen Infrastruktur der Region dringend erforderlich. Dieses gilt sowohl für die Verkehrsverbindungen als auch für das Gewerbeflächenangebot. Der Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im Rahmen der Realisierung des JadeWeser-Ports darf sich nicht nur auf die zwingend notwendigen Maßnahmen be- 1 siehe Baustein II (Abschätzung der regionalwirtschaftlichen Auswirkungen des geplanten JadeWeser-Ports) III - 3 Jade-Weser-Raum - Baustein III schränken, sondern muss auch eine darüber hinaus gehende Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur, z.B. für Pendler und Touristen, zum Ziel haben. Die Verfügbarkeit geeigneter Gewerbeflächen ist eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschaftsförderung („Gewerbeflächen sind nicht alles, aber ohne Gewerbeflächen ist alles nichts“). Um die regionalwirtschaftlichen Potenziale des Jade-Weser-Ports nutzen zu können, muss für alle unternehmerischen Zielgruppen ein quantitativ ausreichendes und qualitativ hochwertiges Gewerbeflächenangebot bereitgehalten werden. Die Planungen für den Jade-Weser-Port eröffnen die Chance, die Verkehrsinfrastruktur des Jade-Weser-Raums nachhaltig zu verbessern. Diese Gelegenheit muss genutzt werden. Darüber hinaus gilt es, ein hochwertiges regionales Gewerbeflächenangebot für innerregionale Erweiterungen und überregionale Ansiedlungen bereit zu stellen. Leitziel 4: Wahrung der touristischen Belange bei der Realisierung des JadeWeser-Ports Die zahlreichen Gespräche mit Vertretern der Landkreise und Gemeinde des Jade-Weser-Raums haben gezeigt, dass es insgesamt eine hohe Akzeptanz des Jade-Weser-Ports in der Region gibt. Die größte Zahl von möglichen Konfliktpunkten mit dem geplanten Hafen ist erwartungsgemäß beim Handlungsfeld „Tourismus“ zu verzeichnen. Tourismusnutzungen reagieren grundsätzlich sensibel auf zusätzliche Immissionen, Verkehrsbelastungen oder optische Beeinträchtigungen durch industrielle und infrastrukturelle Anlagen in ihrem Umfeld. Obwohl für den Tourismus unmittelbar positive Effekte nur in vergleichsweise geringem Umfang zu erwarten sind, stehen auch die Tourismusakteure der Region dem Jade-Weser-Port und seinen zu erwartenden regionalwirtschaftlichen Wirkungen grundsätzlich positiv gegenüber, wenn bestimmte Mindestanforderungen berücksichtigt und Konfliktpunkte beseitigt werden. Die herausragende Bedeutung des Tourismus für den Jade-Weser-Raum macht es dringend erforderlich, die touristischen Belange bei der Realisierung des Jade-Weser-Ports zu berücksichtigen. III - 4 2. Leitziele und Handlungsfelder Handlungsfelder für eine regionalwirtschaftlich effiziente Einbindung des geplanten Jade-Weser-Ports Bündelung der Handlungsvorschläge in vier Handlungsfeldern Die konkreten Handlungsvorschläge im Rahmen dieses Bausteins sind zu vier Handlungsfeldern gebündelt worden: - Handlungsfeld 1: Verkehrsinfrastruktur, - Handlungsfeld 2: Gewerbeflächen, - Handlungsfeld 3: Wirtschaftsförderung und Standortmarketing sowie - Handlungsfeld 4: Tourismus. Handlungsnotwendigkeit und Ist-Zustand im JadeWeser-Raum Zunächst werden für jedes der Handlungsfelder die Handlungsnotwendigkeiten dargestellt. Anschließend wird in Anlehnung an die Ergebnisse der StärkenSchwächen-Analyse (Baustein I) der Ist-Zustand im Jade-Weser-Raum kurz skizziert. An dieser Stelle werden auch Projekte aufgeführt, die sich bereits in der Umsetzung befinden oder konkret geplant sind. Strategien und Empfehlungen für das weitere Vorgehen sowie Projektvorschläge Aus den Handlungsnotwendigkeiten und dem Ist-Zustand werden dann Strategien und Empfehlungen für das weitere Vorgehen abgeleitet sowie Projektvorschläge abgegeben. Die Projektvorschläge beziehen sich nur auf solche Projekte, die nicht bereits anderweitig geplant oder umgesetzt werden. Empfehlungen sollten auch ohne Jade-WeserPort sinnvoll sein Die Handlungsempfehlungen beziehen sich zwar grundsätzlich auf die regionalwirtschaftlich effiziente Einbindung des geplanten Jade-Weser-Ports, es sind z.T. aber auch weitere Empfehlungen enthalten, sofern diese in einem sinnvollen Zusammenhang mit den einzelnen Handlungsfeldern stehen. Hintergrund dieser Vorgehensweise ist, dass die Handlungsempfehlungen auch dann einen Beitrag zur Regionalentwicklung des Jade-Weser-Raums leisten sollen, falls der neue Containerhafen trotz bisheriger Zusagen nicht in Wilhelmshaven realisiert werden kann. III - 5 2.1 Jade-Weser-Raum - Baustein III Handlungsfeld Verkehrsinfrastruktur ! Handlungsnotwendigkeit Die Verkehrsinfrastruktur gewinnt durch die von Internationalisierung und Globalisierung ausgelösten Veränderungen der Organisationsstrukturen der Unternehmen immer stärker an Bedeutung. Alle wichtigen Prozesse wie Übernahmen und wachsende Konzerneinbindung von Unternehmen, Outsourcing, Umsetzung von Just-in-time-Konzepten oder auch Global-sourcing-Strategien führen zu einer „Neuordnung der Standortstrukturen“ und zu einer neuen „Sensibilität hinsichtlich der Standortbedingungen“. Die Erreichbarkeit und Anbindung an die großen Wirtschaftsräume über die zentralen Verkehrsachsen stehen hier an erster Stelle. Im Ansiedlungsgeschäft gilt ohnehin seit langem, dass Standorte abseits der großen Verkehrsachsen bereits in einer ersten Stufe der Standortselektion „durch das Raster fallen“, sofern sie nicht andere, gewichtige Standortvorteile aufzuweisen haben. Verkehrsinfrastruktur als einer der wichtigsten Standortfaktoren Durch die Realisierung des Jade-Weser-Ports ist zu erwarten, dass die Verkehrsinfrastruktur der Region deutlich stärker belastet wird und damit höheren Qualitätsanforderungen genügen muss als bisher. Neben einer Zunahme der Pendlerströme und des Geschäftsreiseverkehrs ist v.a. mit einer Verstärkung des Güterverkehrs zu rechnen. Allerdings wird die landgebundene Verkehrinfrastruktur von Straße und Bahn nur für einen Anteil von schätzungsweise 30 % des künftigen Umschlags in Anspruch genommen, da der größere Anteil des Containerumschlags im Jade-Weser-Port zwischen Haupt- und Feederschiffen angewickelt werden wird („Transshipment“), d.h. den Hafen nicht landseitig verlässt 2. Dennoch sind einige der Hinterlandverbindungen für den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr qualitativ nicht ausreichend ausgebaut. Hinterlandverbindungen für den zu erwartenden zusätzlichen Verkehr z.T. nicht ausreichend Inwieweit für den neuen Containerhafen eine Hinterlandanbindung über Binnenschiffe notwendig werden kann, ist noch ungeklärt. Container zählen bislang noch nicht zu den Gebinden, die in großem Maße in betriebswirtschaftlich sinnvollen Einheiten auf Binnenwasserstraßen wie der Mittelweser und dem Mittellandkanal transportiert werden können. Eine Binnenschiffanbindung an die Weser würde wegen zu geringer Brückenhöhen flussaufwärts nicht oder nur in geringem Maße für Containertransport genutzt werden. Bedeutung einer Binnenschiffanbindung des Jade-Weser-Ports noch ungeklärt Die wirtschaftliche Relevanz des Luftverkehrs für den Personen- und Frachttransport steigt allgemein an. Insbesondere für Geschäftsreisen und zeitsensible Justin-time-Anlieferungen von Gütern, aber auch für den Tourismus stellt eine leistungsfähige Luftverkehrsanbindung einen wichtigen Standortfaktor dar. Neben den etablierten internationalen Flughäfen gewinnen auch Regionalflughäfen, v.a. in Kooperation mit Billiganbietern des Personenflugverkehrs, an Bedeutung. Zunehmende Bedeutung des Luftverkehrs 2 Projektkonsortium „Jade-Port“ 1999: Machbarkeitsstudie für einen Container- und Mehrzweckhafen in Wilhelmshaven - Kurzfassung. Die Machbarkeitsstudie legt für die erste Bauphase eine Kapazitätsgrenze von 1,8 Mio. TEU Containerumschlag zugrunde, die spätestens 2015 erreicht werden soll. Hiervon werden der Studie zufolge nur 30 % (540.000 TEU) landseitig, d.h. mit LKW und Bahn, abgewickelt. III - 6 Leitziele und Handlungsfelder ! Ist-Zustand im Jade-Weser-Raum Anbindung des JadeWeser-Ports an das Autobahnnetz in Nord-SüdRichtung gut ... Die Anbindung des geplanten Jade-Weser-Ports an das überregionale Straßennetz ist gut. Über die Nord-Süd-Achse A 29 erreicht man bereits heute direkt das künftige Hafengelände. Die A 29 ist vom Verkehrsaufkommen her bis zur A 28 bei Oldenburg bzw. zur A 1 bei Ahlhorn bei weitem noch nicht ausgelastet und dürfte zusätzlichen Verkehr durch den Jade-Weser-Port problemlos aufnehmen können. ... aber Ost-WestAnbindung problematisch Problematischer dagegen ist die Ost-West-Anbindung des Jade-Weser-Ports. Die A 28 als nächste Autobahnverbindung in ost-westlicher Richtung verläuft über Oldenburg. In Richtung Osten besteht bei Delmenhorst kein direkter Anschluss der A 28 an die A 1. Der Verkehr verläuft hier für rund 4 km auf der B 75 und der B 322. Im weiteren Verlauf des Autobahnnetzes ist die A 1 (Hansalinie), die die A 29 bzw. die A 28 mit Hamburg und dem Rhein-Ruhr-Raum verbindet, verkehrlich sehr stark belastet. Eine mögliche Ausweichroute für zusätzlichen LKWVerkehr kann zukünftig die A 31 über Leer in den Rhein-Ruhr-Raum bieten. Der Lückenschluss dieser Autobahn im Bereich Lingen ist bereits planfestgestellt und soll bis zum Jahr 2005 vollendet sein. Zusätzliche Belastungen auf Bundesstraßen zu erwarten Neben den Autobahnachsen gibt es auch eine Reihe von Bundesstraßen, die bei Realisierung des Jade-Weser-Ports stärker durch Verkehr belastet würden und bislang noch nicht ausreichend auf zusätzlichen Verkehr vorbereitet sind. Hierzu zählen v.a. die Bundesstraßen - B 436 von der A 29 bei Sande zur A 28 / A 31 bei Leer sowie - B 437 von der A 29 bei Varel bis Rodenkirchen. Wesertunnel wird die Verkehrssituation der Wesermarsch entscheidend verbessern Im weiteren Verlauf der B 437 ist derzeit der Wesertunnel zwischen Kleinensiel und Dedesdorf mit Anschluss an die B 212 sowie die A 27 bei Stotel (südlich von Bremerhaven) in Bau. In diesem Zusammenhang wird auch die B 212 zwischen Nordenham und Brake in weiten Teilen neu gebaut. Diese Maßnahmen werden die Verkehrsinfrastruktur der nördlichen und mittleren Wesermarsch künftig entscheidend aufwerten und die bislang weitgehend voneinander getrennten Regionen beiderseits der Weser stärker miteinander verbinden. Die Bedingungen für regionale Kooperationen und eine Arbeitsteilung der Häfen werden hierdurch deutlich verbessert. Mit der Fertigstellung des Tunnels ist für Ende 2003 zu rechnen. Weitere wichtige Bundesstraßen im Jade-WeserRaum Der Ausbauzustand der für den Pendler- und Güterverkehr überregional bedeutsamen Ost-West-Verbindung B 210, die die Stadt Wilhelmshaven als einziges Oberzentrum der Region mit der Gemeinde Schortens, der Stadt Jever, dem Landkreis Wittmund sowie im weiteren Verlauf mit dem Landkreis Aurich und der Stadt Emden verbindet, ist derzeit teilweise noch unbefriedigend. Für die Umgehung des Ortsteils Heidmühle der Gemeinde Schortens läuft aber derzeit bereits ein Planfeststellungsverfahren. Damit wäre die B 210 zwischen der A 29 und der Stadt Wittmund frei von Ortsdurchfahrten. Ebenfalls in Planung bzw. in Bau ist die nördliche Umgehung der Stadt Wittmund zur besseren Anbindung des übrigen Landkreises Wittmund (insbesondere der Küstenbadeorte und der Inseln). III - 7 Jade-Weser-Raum - Baustein III Erhebliche Defizite gibt es im Bereich der Schieneninfrastruktur des Jade-WeserRaums. Die für die Anbindung des künftigen Jade-Weser-Ports besonders wichtige Strecke von Oldenburg nach Wilhelmshaven ist teilweise nur eingleisig ausgebaut und vor allem nicht elektrifiziert. Zudem sind aufgrund des Streckenzustands z.T. nur niedrige Zuggeschwindigkeiten möglich (Langsamfahrstrecken). Erhebliche Defizite im Bereich der Schieneninfrastruktur Zwischen Oldenburg und Wilhelmshaven verkehren bislang täglich vier InterRegio-Züge je Richtung mit Halt in Rastede, Varel und Sande. Drei dieser Züge bieten eine umsteigefreie Verbindung nach Berlin. Allerdings plant die Deutsche Bahn AG derzeit die InterRegio-Verbindungen bundesweit zum nächsten Fahrplanwechsel einzustellen. InterRegio-Verbindung nach Wilhelmshaven soll eingestellt werden Die Bahnstrecke von Hude nach Nordenham in der Wesermarsch wird durch den geplanten Jade-Weser-Port nicht berührt. Diese Strecke ist zwar elektrifiziert, enthält aber ebenfalls einige Langsamfahrstrecken . Bahnstrecke nach Nordenham durch den Hafen nicht berührt Eine Anbindung an Binnenschifffahrtswege existiert in Wilhelmshaven bislang nicht. Im Rahmen der bisherigen Planungen für den Jade-Weser-Port wurden mit einer Ausbaggerung der Kaiserballje und dem Neubau eines „WesermarschKanals“ zwei Möglichkeiten der Binnenschiffanbindung an die Weser diskutiert. Beide Optionen werden derzeit jedoch allgemein als nicht realisierbar eingestuft. Die Ausbaggerung der Kaiserballje würde eine Verbindung vor der Küste Butjadingens ermöglichen, wobei die Route aufgrund des möglichen Seegangs nur für Binnenschiffe spezieller Bauweise geeignet wäre. Der Wesermarsch-Kanal würde als echte Binnenwasserstraße zwischen dem Jadebusen und der Weser verlaufen, ist jedoch wegen der hohen erforderlichen Investitionen und der mangelnden Akzeptanz in den betroffenen Gemeinden der Wesermarsch nicht realisierbar. Binnenschiffanbindung des Jade-Weser-Ports derzeit nicht realisierbar Der nächstgelegene internationale Flughafen für die Region ist der Airport Bremen. Auf dem Flughafen wurden im Jahr 2000 annähernd 2 Mio. Fluggäste abgefertigt. Der Airport Bremen bietet zwar keine Interkontinentalverbindungen, aber Linienflüge zu insgesamt 14 Flughäfen in Deutschland und im europäischen Ausland. Im Touristikverkehr werden 23 Ziele in den wichtigsten europäischen Ferienregionen insgesamt 59 mal pro Woche angeflogen 3. Rund 40 % aller Flugreisenden aus Jade-Weser-Raum treten vom Airport Bremen aus ihre Reise an. Sie stellen zusammen knapp 5 % aller Einsteiger auf dem Flughafen 4. Nächstgelegener internationale Flughafen: Airport Bremen Des weiteren gibt es im Jade-Weser-Raum Verkehrslandeplätze in Verkehrslandeplätze im Jade-Weser-Raum - Wilhelmshaven-Mariensiel (1.200 m und 615 m Asphaltbahnen, bis max. 14 t, Instrumentenanflugsystem in Planung), - Langeoog (600 m Betonsteinbahn 5, bis max. 5,7 t), - Wangerooge (850 m Asphaltbahn und 600 m Grasbahn, bis max. 5,7 t) sowie Für den militärischen Flughafen in Upjever (Landkreis Friesland) ist derzeit eine zivile Mitnutzung in Planung. Zu diesem Zweck wurde von Unternehmen aus der Region die Jade-Airport GmbH gegründet. Ziel der Gesellschaft ist es, den zivilen 3 4 5 Sommerflugplan 2001 Airport Bremen, Fluggastbefragung 1995, Bremen, Oktober 1996 geplante Inbetriebnahme Mai 2001 Zivile Mitnutzung des militärischen Flughafens in Upjever geplant III - 8 Leitziele und Handlungsfelder Flugbetrieb in Upjever vorzubereiten und eine entsprechende Betriebsgenehmigung zu erlangen. Als Grundlage für die Genehmigung der Mitnutzung sind eine qualifizierte Machbarkeitsstudie 6 sowie ein Nutzungskonzept für eine militärische Genehmigungsurkunde zu erstellen. Der Landkreis Friesland hat im Dezember 2000 durch seinen Kreistag beschlossen, sich an der Jade-Airport GmbH finanziell zu beteiligen und unterstützt damit aktiv die Erlangung der Betriebsgenehmigung. Zielgruppen des geplanten Jade-Airports Voraussetzung für einen wirtschaftlichen Betrieb des zivilen Luftverkehrs in Upjever ist nach Einschätzung der Jade-Airport GmbH, dass der geplante Jade-WeserPort realisiert wird. Mögliche Zielgruppen sind laut Aussage der Gesellschaft der Geschäftsreiseverkehr (z.B. „Crew Change“), Frachttransport für verspätet nachgelieferte Güter 7, touristische Charterflüge aus dem Jade-Weser-Raum, Urlaubsflüge in den Jade-Weser-Raum sowie die Entwicklung und Instandhaltung von Luftschiffen der Airtrain AG. Für einen Teil dieser Funktionen, z.B. den zusätzlichen Geschäftsreiseverkehr im Rahmen des Jade-Weser-Ports, könnte allerdings auch der Verkehrslandeplatz Wilhelmshaven-Mariensiel genutzt werden. ! Strategien und Empfehlungen für das weitere Vorgehen Aufwertung der Verkehrsinfrastruktur des Jade-Weser-Raums erforderlich Im Rahmen des Hafenneubaus ist eine deutliche Aufwertung der Verkehrsinfrastruktur des Jade-Weser-Raums erforderlich. Diese hat sich insbesondere an den Erfordernissen des schienen- und straßengebundenen Güterverkehrs zu orientieren. Darüber hinaus sind die Anforderungen der zusätzlichen Pendlerverkehre, der Geschäftsreisenden, der neu entstehenden Nachfrage nach Luftverkehrsverbindungen und auch des Tourismus zu berücksichtigen 8. Deutliche Verbesserung der verkehrlichen Situation und der Standortbedingungen durch die A 22 („Küstenautobahn“) Ein Neubau der A 22 („Küstenautobahn“) ist aktuell wieder in der Diskussion. Das Land Niedersachsen hat diese Autobahn für den nächsten Bundesverkehrswegeplan angemeldet. Durch den Bau des regionalen Teilstücks der A 22 zwischen der A 27 südlich von Bremerhaven und der A 28 bei Westerstede würden die verkehrliche Situation und die Standortbedingungen des Jade-Weser-Raums entscheidend verbessert. Dieses betrifft sowohl den regionalen Verkehr in Ost-WestRichtung als auch die Erreichbarkeit der Nord-Süd-Achse A 31 in Richtung RheinRuhr-Raum sowie die für eine Kooperation beider Häfen wichtige Verbindung nach Bremerhaven. Zudem kann die stark befahrene Hansalinie A 1 durch die A 22 entlastet werden. Die Planungen für die Küstenautobahn sind daher mit allem Nachdruck zu verfolgen 9. Im weiteren Verlauf des Autobahnnetzes sollte zudem bei Delmenhorst der direkte Anschluss der A 28 an die A 1 hergestellt werden. 6 7 8 9 gemäß § 6 Luftverkehrsgesetz Expressanlieferungen per Luftverkehr werden dann erforderlich, wenn Unternehmen es nicht schaffen, die für den Containertransport vorgesehenen Güter rechtzeitig zusammen zu stellen, so dass diese Güter zu einem der jeweils nächsten angesteuerten Häfen nach geflogen werden müssen. Die nachfolgenden Empfehlungen sollen ausdrücklich nicht in laufende Planungsverfahren eingreifen. Es wird auch nicht zu einzelnen Trassenvarianten Stellung bezogen. Ziel der Strategien und Empfehlungen für das weitere Vorgehen ist es lediglich, allgemeine Anforderungen an die Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur im Jade-Weser-Raum zu formulieren. Alternativ könnte ggf. auch der Neubau einer autobahnähnlichen Kraftfahrstraße auf der Trasse der geplanten A 22 geprüft werden. III - 9 Jade-Weser-Raum - Baustein III Da Planung und Bau der A 22 noch einige Jahre in Anspruch nehmen dürften und mit einer Realisierung der Autobahn nicht zeitnah mit der Inbetriebnahme des Jade-Weser-Ports gerechnet werden kann, sollten auf folgenden Bundesstraßen die wichtigsten Engpässe beseitigt werden: - B 436 von Sande in Richtung A 28 (u.a. die bereits im Flächenutzungsplan der Gemeinde dargestellte und im Bundesverkehrswegeplan angemeldete Ortsumgehung Friedeburg) sowie - B 437 von Varel nach Rodenkirchen (B 212). Ein weiteres zentrales Handlungsfeld zur Verbesserung der regionalen Verkehrsinfrastruktur ist der Ausbau der Bahnverbindungen im Jade-Weser-Raum. Hier sind bislang die größten Schwächen der Region zu verzeichnen. Handlungsbedarf besteht v.a. bei folgenden Strecken: - Durchgehend zweigleisiger Ausbau, Elektrifizierung und Beseitigung der Langsamfahrstrecken auf der Verbindung von Wilhelmshaven nach Oldenburg 10 (und weiter nach Osnabrück) sowie - Ausbau der Bahnverbindung von Sande Richtung Esens 11, insbesondere der Strecke zum geplanten Jade-Weser-Port (und weiter zum Nordhafen 12 der Stadt Wilhelmshaven). Beseitigung der wichtigsten Engpässe auf Bundesstraßen Ausbau der Bahnverbindungen ist zentrales Handlungsfeld Im Rahmen des Ausbaus der genannten Bahnstrecken sind eine Reihe von begleitenden Maßnahmen zu prüfen und ggf. umzusetzen. Hierzu zählen z.B. die Beseitigung von höhengleichen Bahnübergängen und die bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesene Bahnumfahrung des Ortsbereichs Sande. Beseitigung von höhengleichen Bahnübergängen, Umfahrung des Ortsbereichs Sande Mit dem Aus- und Neubau der genannten Bahnstrecken werden lediglich die technischen Voraussetzungen für einen verbesserten Schienenverkehr geschaffen. Entscheidend für eine Qualitätsverbesserung ist eine entsprechende Fahrplandichte im Cargo- und Personenverkehr durch die Deutsche Bahn AG bzw. die NordWestBahn sowie die Beibehaltung einer mindestens „InterRegio-gleichen“ Verbindung mit umsteigefreien Zügen nach Hannover. Der InterRegio ist bislang insbesondere für Geschäftsreisende und Touristen eine wichtige Anreisemöglichkeit in den Jade-Weser-Raum. Eine qualitativ mindestens gleichwertige Personenzugverbindung ist nicht zuletzt wegen der Imagewirkung für die Region von großer Bedeutung. Qualitätsverbesserung durch hohe Fahrplandichte im Cargo- und Personenschienenverkehr 10 11 12 Bei 270.000 TEU p.a. Hinterlandverkehr auf der Schiene bezogen auf die erste Baustufe des Terminals ergibt sich ein Bedarf von neun Zügen je Richtung und Werktag (ohne Samstage), die zusätzlich zum Status quo abgefertigt werden müssen. Angesichts der bislang niedrigen Auslastung der Strecke Wilhelmshaven-Oldenburg ist diese Größenordnung unter Kapazitätsgesichtspunkten voraussichtlich unproblematisch. Die Anforderungen an die Schienenanbindung konzentrieren sich daher auf die Qualität der Strecke. Die Planungen für den Neubau einer Querverbindung in Sande („Sander Kurve“) für Personenzugdirektverbindungen von Esens nach Wilhelmshaven werden derzeit nicht weiter verfolgt. Die neuen zweiköpfigen Triebwagen der NordWestBahn ermöglichen einen relativ unproblematischen Richtungswechsel im Bahnhof Sande. Hierdurch könnte die verkehrlich und städtebaulich ungünstig gelegene südliche Gleisanbindung des Nordhafens entfallen. III - 10 Leitziele und Handlungsfelder Ausbau der Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr Für die Bewältigung der im Rahmen des Jade-Weser-Ports anfallenden zusätzlichen Pendlerverkehre ist ein Ausbau der Verbindungen im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) erforderlich. Dieses betrifft in erster Linie die Anbindung der regionalen Teilräume an den geplanten Hafen. Hierfür sollten die Erfahrungen mit den intensivierten ÖPNV-Angeboten während der „EXPO am Meer“ genutzt werden. Darüber hinaus sollte der Ausbau und ganzjährige Betrieb der Fährverbindung von Eckwarderhörne nach Wilhelmshaven geprüft werden. Diese Verbindung wird bislang überwiegend von Touristen genutzt, könnte künftig aber auch Berufspendler aus der nördlichen Wesermarsch nach Wilhelmshaven befördern. Zivile Mitnutzung des Flughafens Upjever: Betriebswirtschaftliche Machbarkeit prüfen Die geplante zivile Mitnutzung des Militärflughafens in Upjever (Jade-Airport) bildet, insbesondere in Zusammenhang mit dem Jade-Weser-Port, eine mögliche Ergänzung der Verkehrsinfrastruktur des Jade-Weser-Raums. Klärungsbedarf besteht noch im Hinblick auf die betriebswirtschaftliche Machbarkeit des Projektes. Zur Absicherung der Entscheidungsgrundlagen wird empfohlen, eine Marktstudie zu erstellen. Chancen für einen wirtschaftlich sinnvollen Betrieb realistisch einschätzen Die Chancen für einen wirtschaftlich sinnvollen Betrieb des zivilen Luftverkehrs in Upjever sollten realistisch eingeschätzt werden. In der Vergangenheit haben sich vor allem Regionalflughäfen in der Nähe von Ballungszentren gut etablieren können. Es muss daher geprüft werden, inwiefern nicht auch der bestehende Verkehrslandeplatz Wilhelmshaven-Mariensiel zumindest einige der für den JadeAirport in Upjever geplanten Aufgaben übernehmen könnte. Ist die betriebswirtschaftliche Machbarkeit des Jade-Airports nicht gegeben, sollte der Landeplatz Mariensiel modernisiert und ausgebaut werden. Für das Handlungsfeld „Verkehrsinfrastruktur“ gibt es von Seiten der Gutachter keine neuen Projektvorschläge. Alle oben genannten Infrastrukturmaßnahmen werden bereits mehr oder weniger konkret geplant. III - 11 2.2 Jade-Weser-Raum - Baustein III Handlungsfeld Gewerbeflächen ! Handlungsnotwendigkeit Die Ausweisung und Erschließung von hochwertigen Flächen für die gewerbliche Entwicklung fällt den Gemeinden angesichts knapper kommunaler Finanzspielräume, zunehmender Flächenengpässe sowie komplexer werdender Planungsund Genehmigungsverfahren immer schwerer. Zudem werden Fördermittel für die Gewerbeflächenentwicklung nur noch für Flächen gewährt, die besondere Standortqualitäten aufweisen bzw. in Kooperation von mehreren kommunalen Partnern entwickelt werden. Ausweisung von hochwertigen Gewerbeflächen für Gemeinden immer schwieriger Trotzdem ist die Verfügbarkeit geeigneter Gewerbeflächen eine der wichtigsten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Wirtschaftsförderung, sowohl für die Erneuerung der Wirtschaftsstruktur durch Ansiedlungen als auch für eine effektive Bestandsentwicklung durch die Bereitstellung von Umsiedlungs- und Erweiterungsflächen. Gewerbeflächen weiterhin wichtig für erfolgreiche Wirtschaftsförderung Die Planungen für den Jade-Weser-Port stellen die Gewerbeflächenpolitik der Region vor besondere Herausforderungen. Neben den eigentlichen Hafenflächen, die nach den bisherigen Planungen ausschließlich durch Aufspülungen vor den Wilhelmshavener Grodenflächen gewonnen werden sollen, geht es vor allem um die Frage, welcher weitergehende Flächenbedarf bei Realisierung des neuen Hafens entstehen wird. Die folgende Nachfrage nach Gewerbeflächen kann erwartet werden: Gewerbeflächenpolitik durch Jade-Weser-Port vor besonderen Herausforderungen - Flächen für hafenorientierte Betriebe (Logistikbetriebe, sonstige Serviceunternehmen etc.), die sich im unmittelbaren räumlichen Umfeld des Jade-WeserPorts ansiedeln werden, - Flächen für hafenorientierte Betriebe, die im weiteren Umfeld des Hafens entweder ihren Betrieb erweitern oder sich neu ansiedeln, - Flächen für Betriebe der Chemischen Industrie in Wilhelmshaven („Chemiestandort Wilhelmshaven“, „Chemiepark“) sowie - Flächen für die sonstigen Betriebe des Verarbeitenden Gewerbes, die wegen des Jade-Weser-Ports ihre Aktivitäten ausweiten. Um die regionalwirtschaftlichen Potenziale des Jade-Weser-Ports nutzen zu können, muss für alle diese Zielgruppen ein ausreichendes und qualitativ hochwertiges Gewerbeflächenangebot bereitgehalten werden. Hat Wilhelmshaven den Zuschlag als Standort eines neuen Tiefseewasserhafens erhalten, ist mittelfristig mit Investitionsentscheidungen von Unternehmen zu rechnen, die sich einen guten Betriebsstandort sichern wollen. Dieses macht ein zügiges Handeln der Kommunen der Region im Hinblick auf ihre künftige Gewerbeflächenpolitik erforderlich. Gewerbeflächen wichtig zur Nutzung der regionalwirtschaftlichen Potenziale des Jade-Weser-Ports Eng verknüpft mit der Entwicklung von Gewerbeflächen ist die Problematik Kompensationsmaßnahmen (Ausgleichs- und Ersatzflächen). Im Rahmen Planungen für den Jade-Weser-Port werden umfangreiche Ausgleichs- und satzmaßnahmen für die aufzuspülenden Hafenflächen sowie eine Vertiefung Umfangreiche Kompensationsmaßnahmen notwendig der der Erder III - 12 Leitziele und Handlungsfelder seeseitigen Zufahrt notwendig 13, die nicht alleine auf dem Gebiet der Stadt Wilhelmshaven bewältigt werden können. Darüber hinaus sind auch für die zusätzlich zu entwickelnden Gewerbegebiete Kompensationen erforderlich, die das Flächenpotenzial der jeweiligen Standorte überschreiten können. Inwieweit auch für die bereits in den 70er Jahren als Gewerbegebiete ausgewiesenen, aber seitdem brach liegenden Grodenflächen in Wilhelmshaven 14 Kompensationsmaßnahmen erforderlich werden können, ist noch nicht geklärt. ! Ist-Zustand im Jade-Weser-Raum 760 ha Gewerbeflächen in Wilhelmshaven sind überwiegend Vorranggebiete für Hafenindustrie Im Stadtgebiet Wilhelmshaven bestehen umfangreiche Gewerbeflächenreserven in der Größenordnung von gut 760 ha. Der größte Teil hiervon ist im Landesraumordnungsprogramm von 1994 als „Vorranggebiet für hafenorientierte industrielle Anlagen“ ausgewiesen und kann daher nicht für jede Art von unternehmerischer Nutzung zur Verfügung gestellt werden. Die Vorranggebiete liegen überwiegend auf den Grodenflächen 15 entlang des Jadeufers (730 ha). Hiervon befinden sich im Eigentum - des Landes Niedersachsen 400 ha, - der Bundesrepublik Deutschland 40 ha sowie - der dort ansässigen großen Industrieunternehmen 290 ha. 460 ha zusätzliche Hafenflächen durch Aufspülungen Bei Realisierung des Jade-Weser-Ports kämen in der ersten Bauphase durch Aufspülungen vor dem Voslapper Groden weitere 460 ha Fläche hinzu, die überwiegend für Hafenanlagen bestimmt sind. Im landseitigen Bereich sollen auf rund einem Drittel der 460 ha auch Gewerbeflächen für Logistikdienstleister und andere besonders hafenaffine Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Rund 20 ha verfügbare Gewerbeflächen (GE) in der Stadt Wilhelmshaven Lediglich zwei kleinere Gewerbegebiete mit insgesamt gut 20 ha sind in der Stadt Wilhelmshaven derzeit für „gewöhnliche“ Gewerbebetriebe verfügbar. Die Gewerbeflächen sind über die A 29, die B 210 und die L 810 sehr gut an das überregionale Verkehrsnetz angebunden. Gut 300 ha noch verfügbare Gewerbeflächen in den Landkreisen Friesland, Wesermarsch und Wittmund In den Landkreisen Friesland, Wesermarsch und Wittmund gibt es derzeit in 45 Gewerbegebieten insgesamt rund 315 ha verfügbare 16 Gewerbeflächen, von denen gut die Hälfte sofort verfügbar sind 17. Diese Gewerbeflächen befinden sich an verschiedenen Standorten im Jade-Weser-Raum und weisen sehr unterschiedliche Qualitäten und Größenordnungen auf. Besonders umfangreiche Flächenre13 14 15 16 17 Projektkonsortium „Jade-Port“ 1999: Machbarkeitsstudie für einen Container- und Mehrzweckhafen in Wilhelmshaven - Kurzfassung. v.a. Voslapper und Rüstersieler Groden Voslapper Groden (südlich und nördlich der Raffinerie), Rüstersieler Groden und Heppenser Groden. Ein weiteres kleineres Vorranggebiet für hafenorientierte industrielle Anlagen liegt am Nordhafen. „Verfügbare Gewerbeflächen“ sind nicht in allen Fällen sofort verfügbar. D.h. die Verfügbarkeit kann z.B. durch mangelnde Verkaufsbereitschaft der Eigentümer oder noch fehlende Erschließung eingeschränkt sein. Es wird deshalb nach „sofort“ und „nicht sofort“ verfügbaren Flächen unterschieden. Quelle: Gewerbeflächen-Informations-System GewIS, http://www.regis-online.de/, Stand Dezember 2000 III - 13 Abb. 2.2-1 Jade-Weser-Raum - Baustein III Verfügbare Gewerbeflächen in den Landkreisen Friesland, Wittmund und Wesermarsch Flächen in ha 70 nicht sofort verfügbar sofort verfügbar 60 50 40 30 20 10 N or de nh am Br ak El e s Sc flet ho h rte n S s O and ve e W lgön an n ge e rla nd Ja St de ad l W and itt m un d Fr Ze ie tel de bu rg Va re E l Le se m ns w e Bo rde ck r ho H rn ol tri em Bu Je tja ver di ng en 0 Quelle: Gewerbeflächen-Informations-System GewIS - http://www.regis-online.de/ - Stand Dezember 2000 serven (über 35 ha) bieten die Städte Nordenham, Brake und Elsfleth im Landkreis Wesermarsch (Abb. 2.2-1). Überwiegend liegen diese Flächen entlang der Weser und sind u.a. für hafenaffines Gewerbe geeignet. Ebenfalls größere verfügbare Flächen (15 bis 25 ha) gibt es in den Gemeinden Schortens, Sande und Wangerland (Landkreis Friesland) und in Ovelgönne (Landkreis Wesermarsch). Vergleichsweise geringe Flächenreserven – gemessen an der Bedeutung der Wirtschaftsstandorte – haben die Städte Varel und insbesondere Jever. ! Strategien und Empfehlungen für das weitere Vorgehen Gewerbeflächen, denen in Zusammenhang mit dem Jade-Weser-Port eine besondere Bedeutung zukommen soll, müssen die folgenden Qualitätskriterien erfüllen: Qualitätskriterien für Gewerbeflächen III - 14 Leitziele und Handlungsfelder - Die Flächen sollten unmittelbar und ohne Ortsdurchfahrt an das Autobahnnetz angebunden sein. - Die Gewerbeflächenstandorte sollten sich möglichst in Nähe des Jade-WeserPorts sowie des bedeutenden Wirtschaftsstandortes Wilhelmshaven befinden. - Eine uneingeschränkte Verfügbarkeit der Flächen muss gegeben sein, d.h. die Gewerbeflächen sollten sich aus Gründen der Vermarktbarkeit im öffentlichem Eigentum bzw. im Eigentum einer Entwicklungsgesellschaft befinden. - Aufgrund des zu erwartenden Flächenbedarfs einzelner Unternehmen, z.B. von Logistikbetrieben, müssen die zu entwickelnden Gewerbeflächen eine gewisse Mindestgröße besitzen, die auch künftige Erweiterungsmöglichkeiten einschließt. - Die planerische Ausweisung der Gewerbeflächen muss die wirtschaftlichen Tätigkeiten der anzusiedelnde Betriebe berücksichtigen (Schichtbetrieb, Anund Abfahrten während der Nacht etc.). - Gewerbegebiete sollten städtebaulich integriert sein, d.h. bestehende Siedlungsflächen sinnvoll ergänzen und nicht an isolierten Standorten entwickelt werden. Regionale Abstimmung und Konzentration der flächenentwicklung Angesichts der besonderen Herausforderungen des geplanten Hafens an die kommunale Gewerbeflächenpolitik des Jade-Weser-Raums wird eine regionale Abstimmung und räumliche Konzentration der Entwicklung hafenrelevanter Flächen sowie weiterer hochwertiger Standorte empfohlen. Erste Ansätze für interkommunale Gewerbeflächenkooperationen im Landkreis Friesland Interkommunale Kooperationen sind für diese Aufgabe besonders geeignet, da hierdurch kommunale Ressourcen gebündelt und effektiv, u.a. zur Akquisition mobiler Unternehmen, eingesetzt werden können. Im Landkreis Friesland sind hierzu zwischen den Städten und Gemeinden unter Federführung des Landkreises bereits erste Gespräche geführt worden. Dieser Ansatz sollte unter Beteiligung möglichst aller Gemeinden unbedingt weiter entwickelt werden. Die interkommunale Kooperation ist ein erster wichtiger Schritt auf dem Weg zur Bildung eines regionalen Gewerbeflächenpools 18. Die Möglichkeit der Einbeziehung weiterer Gemeinden z.B. aus dem Landkreis Wittmund sollte unbedingt geprüft werden. Hochwertige Gewerbeflächenstandorte im Rahmen der Realisierung des Jade-Weser-Ports Zu den geplanten bzw. bereits ausgewiesenen potenziell hochwertigen Gewerbeflächenstandorten, die Rahmen der Realisierung des Jade-Weser-Ports sehr gute bis gute Vermarktungschancen haben, zählen z.B. - die in Bebauungsplänen bereits als Gewerbeflächen ausgewiesenen Grodenflächen in Wilhelmshaven sowie die geplanten Gewerbeflächen im Stadtteil Utters, - mögliche interkommunale Gewerbeflächen im Landkreis Friesland am Wilhelmshavener Kreuz (Gemeinden Schortens und Sande) bzw. an der Autobahnanschlussstelle Varel / Bockhorn (Stadt Varel), - geplante Gewerbeflächen der Stadt Jever entlang der neuen Ortsumgehung der B 210 im Anschluss an das bestehende Gewerbegebiet, 18 Siehe Projektvorschlag „Regionaler Gewerbeflächenpool“ am Ende dieses Abschnitts III - 15 Jade-Weser-Raum - Baustein III - das bereits in Planung befindliche Gewerbegebiet „Wesertunnel“ als mögliche interkommunale Kooperation der Stadt Nordenham und der Gemeinde Stadland im Landkreis Wesermarsch, - das ebenfalls in Planung befindliche Gewerbegebiet Jaderberg an der L 820 in Nähe der Autobahnanschlussstelle Jaderberg sowie - das Gewerbegebiet Wittmund-Ost an der B 210, das bereits teilweise besiedelt ist und noch eine Reihe verfügbarer Flächen enthält. Die Empfehlung, hochwertige, ggf. interkommunale Gewerbegebiete zu entwickeln berührt selbstverständlich nicht die Notwenigkeit, im Rahmen der kommunalen Eigenentwicklung Flächen für den lokalen Umsiedlungs- und Erweiterungsbedarf bereit zu stellen. Gewerbeflächen für kommunale Eigenentwicklung bleiben hiervon unberührt Die interkommunale Kooperation bei Gewerbegebieten darf nicht mit der Entwicklung der Flächen enden, sondern muss auch deren Vermarktung mit einschließen. Insbesondere bei Gewerbeflächen, die für hafenorientierte Betriebe interessant sind, ist eine überregionale, auf bestimmte Zielgruppen orientierte und interkommunal gebündelte Vermarktungsstrategie und -organisation erforderlich. Interkommunale Kooperation muss auch Vermarktung der Flächen mit einschließen Neben der Ansiedlung von hafenorientierten Betrieben sind auch für die Weiterentwicklung des Chemiestandortes Wilhelmshaven ausreichend geeignete Gewerbeflächen bereit zu stellen 19. Aufgrund der erforderlichen Nähe zu den bereits bestehenden chemischen Anlagen (EVC Deutschland) sind hierfür am besten die Grodenflächen (nördlicher Voslapper Groden) sowie ggf. auch das in Wihelmshaven-Utters geplante Gewerbegebiet geeignet. Nach den bisherigen Planungen zeichnet sich bereits ab, dass im Rahmen der Realisierung des Jade-Weser-Ports der Chemiestandort Rüstersieler Groden (ICI) aufgegeben und zum EVC-Werk hin verlagert wird. Gewerbeflächen für die Weiterentwicklung des Chemiestandortes Wilhelmshaven Die im Rahmen der Entwicklung von Hafen- und Gewerbeflächen erforderlichen Kompensationsmaßnahmen (Ausgleichs- und Ersatzflächen) können aller Voraussicht nach nicht alleine auf dem Gebiet der Stadt Wilhelmshaven bereit gestellt werden. Hierfür ist eine Kooperation und Arbeitsteilung aller Kommunen im JadeWeser-Raum ggf. auch unter Einbeziehung benachbarter Regionen notwendig. Arbeitsteilung bei der Bereitstellung von Gewerbe- und Kompensationsflächen Die Problematik, dass einige der ländlich geprägten Gemeinden durch eine umfangreiche Bereitstellung von Ausgleichs- und Ersatzflächen in ihren gemeindlichen Planungsmöglichkeiten beschnitten werden könnten, während andere Standorte von Unternehmensansiedlungen profitieren, muss regional intensiv diskutiert und verhandelt werden. Ziel muss sein, zu einem regionalen Konsens und einem fairen Interessenausgleich hinsichtlich der Bereitstellung von Ausgleichs- und Ersatzflächen zu kommen. Dieses Vorgehen ist für die Akzeptanz des Jade-Weser-Ports von zentraler Bedeutung. Regionaler Konsens über Ausgleichs- und Ersatzflächen erforderlich 19 Nähere Ausführung zur Weiterentwicklung des Chemiestandortes Wilhelmshaven werden in Baustein II, Abschnitt 3.4 gemacht. III - 16 Leitziele und Handlungsfelder ! Projektvorschlag: Schaffung eines regionalen Gewerbeflächenpools für hafenrelevante Flächen und gemeinsame Vermarktung der Flächen Ressourcen für die Vermarktung von Gewerbeflächen regional bündeln Die speziellen Herausforderungen des Jade-Weser-Ports an das Gewerbeflächenangebot lassen sich nicht nur durch die jeweilige Standortgemeinde alleine bewältigen. Insbesondere die notwendigen finanziellen und personellen Ressourcen für eine überregionale, professionelle Vermarktung hafenrelevanter Flächen machen es dringend erforderlich, die Aktivitäten zum Vorteil aller beteiligten Partner zu bündeln. Koordinierte Ansiedlung von Betrieben Ziel muss sein, durch ein gemeinsames und regional koordiniertes Vorgehen zu einem regionalwirtschaftlich effizienten Branchenmix und Flächenlayout auf den hafenrelevanten Gewerbeflächen zu kommen. Nur durch die abgestimmte Ansiedlung von Betrieben kann erreicht werden, dass hochwertige Gewerbegebiete auch einer entsprechenden Nutzung zugeführt werden. Besonders hochwertige Flächen in regionalen Gewerbeflächenpool einbringen Hierzu wird die Schaffung eines regionalen Gewerbeflächenpools aller für den Jade-Weser-Port relevanten Flächen vorgeschlagen. Zu den bestehenden bzw. künftig zu entwickelnden hochwertigen Gewerbeflächenstandorten, die für die Ansiedlung hafenrelevanter Betriebe besonders interessant sind, zählen zunächst - die hafennahen Flächen im Stadtgebiet Wilhelmshaven und - die Flächen um das „Wilhelmshavener Kreuz“ in den Gemeinden Schortens und Sande, die von möglichst allen Städten und Gemeinden des Landkreises Friesland interkommunal entwickelt werden sollten. Einbeziehung weiterer Gewerbeflächen denkbar Darüber hinaus ist, bei entsprechender unternehmerischer Nachfrage, auch die Einbeziehung weiterer Gewerbeflächen in den Pool denkbar. Dieses gilt v.a. für die oben genannten potenziell hochwertigen Gewerbeflächenstandorte im JadeWeser-Raum. Vermarktungsziele zwischen den Flächeneigentümern abstimmen Zur Etablierung des Gewerbeflächenpools ist eine Abstimmung der Vermarktungsziele zwischen den Grundstückseigentümern notwendig. Vor allem das Land Niedersachsen und die großen Industrieunternehmen als Eigentümer der Grodenflächen in Wilhelmshaven, aber auch der Landkreis Friesland mit seinen geplanten interkommunalen Gewerbeflächen sind aufgefordert, ihre Verwertungsabsichten zu äußern und gemeinsam zu koordinieren. Port Promotion Agency (PPA) mit der Vermarktung des Gewerbeflächenpools beauftragen Zur Vermarktung der niedersächsischen Häfen hat das Land Niedersachsen die Port Promotion Agency (PPA) mit Sitz in Oldenburg gegründet. In dieser Gesellschaft bündelt sich spezielles Fachwissen zur überregionalen Akquisition von hafenrelevanten Betrieben und zur Vermarktung von Hafenflächen. Die PPA ist deshalb prädestiniert, auch den regionalen Gewerbeflächenpool gemeinsamen mit den Wirtschaftsförderern des Jade-Weser-Raums nach außen zu vermarkten. Erste Gespräche mit der Gesellschaft haben ergeben, dass grundsätzliches Interesse besteht, diese Funktionen zu übernehmen. Eine solche Arbeitsteilung bedeutet aber auch, dass die PPA eng in ein Wirtschaftsförderungsnetzwerk 20 des Jade-Weser-Raums eingebunden sein muss. 20 siehe Projektvorschlag „Wirtschaftsförderungsnetzwerk Jade-Weser-Raum“ im folgenden Abschnitt III - 17 Jade-Weser-Raum - Baustein III Der regionale Gewerbeflächenpool muss nicht selbst Eigentümer der Gewerbeflächen werden. Dieses wäre nur dann erforderlich, wenn der Kauf bzw. Verkauf und die Erschließung von Flächen nicht anders bewerkstelligt werden können. Es darf jedoch erwartet werden, dass sowohl für die Entwicklung interkommunaler Gewerbeflächen im Landkreis Friesland als auch für die Erschließung der Flächen in der Stadt Wilhelmshaven, die sich größtenteils in Landseigentum befinden, ausreichend eigene Ressourcen der öffentlichen Eigentümer zur Verfügung stehen. Gewerbeflächenpool muss nicht selbst Eigentümer der Gewerbeflächen werden Die Tatsache, dass sich ein Großteil der hafenrelevanten Gewerbeflächen in öffentlichem Eigentum befindet ist für die Vermarktung von Vorteil. Da private Eigentümer andere Verwertungsinteressen bzw. Preisvorstellungen haben können, ist die Vermarktbarkeit und die Verfügbarkeit von privaten Flächen für die Zwecke der kommunalen Wirtschaftsförderung häufig eingeschränkt bzw. unsicher. Zumindest hat eine Gemeinde bei privaten Flächen kaum Einfluss auf die Vergabe an bestimmte Betriebe und kann auch den Flächenpreis nicht als strategisches Element der kommunalen Wirtschaftsförderung einsetzen. Überwiegend öffentliches Eigentum der hafenrelevanten Gewerbeflächen für die Vermarktung von Vorteil Die Verhandlungen zwischen den Städten und Gemeinden des Landkreises Friesland über interkommunale Ansätze in der Gewerbeflächenentwicklung (s.o.) sollten zügig zu einem Ergebnis führen, damit auch diese Flächen in den Pool eingebracht werden können. Auch die interkommunalen Gewerbeflächen im Landkreis Friesland sollten sich aus Gründen der Verfügbarkeit in öffentlichem Eigentum befinden. Interkommunale Gewerbeflächen in Friesland zügig entwickeln ! Projektvorschlag: Schaffung eines regionalen Pools für Kompensationsflächen Ausgangspunkt für Flächenpoolmodelle im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen (Ausgleichs- und Ersatzflächen) ist die oft schwierige Verfügbarkeit von Flächen im Rahmen der naturschutzrechtlichen Eingriffsregelung 21. Oftmals ist die Suche nach geeigneten Flächen zeitaufwendig und wenig koordiniert. Hierdurch kommt es bei der Realisierung von notwendigen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen zu z.T. beträchtlichen Verzögerungen. Verfügbarkeit von Flächen für Kompensationsmaßnahmen oft schwierig Bei Flächenpools werden geeignete Flächen auf Vorrat langfristig und in regionaler Kooperation für Kompensationsmaßnahmen gesichert. Durch dieses strategische Vorgehen wird eine zeitliche und räumliche Flexibilisierung der Kompensation erreicht. Dies bedeutet, dass der Zeitpunkt der Realisierung von Kompensationen vor dem Eingriff (z.B. dem Jade-Weser-Port) liegen kann und Eingriff und Ersatzmaßnahmen räumlich voneinander getrennt sein können. Allerdings ist darauf zu achten, dass zwischen Eingriff und Kompensation ein funktionaler naturräumlicher Zusammenhang gewahrt bleibt. Zeitliche und räumliche Flexibilisierung der Kompensation durch Flächenpools Durch Poollösungen im Rahmen von Kompensationsmaßnahmen ergeben sich eine Reihe von weiteren Vorteilen 22: Weitere Vorteile von Poollösungen 21 22 http://www.brandenburg.de/land/mlur/ Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung Brandenburg (Hrsg.): Flächenpools zum Landschaftsaufbau. Potsdam. 1999. III - 18 Leitziele und Handlungsfelder - Die erforderlichen Kompensationsflächen können kurzfristig und „schlüsselfertig“ nachgewiesen werden. Hierdurch wird eine Beschleunigung von Genehmigungsverfahren erreicht. - Zwischen den Kommunen, die Kompensationsflächen benötigen und solchen, die diese bereit stellen, kommt es zu einer effektiven Arbeitsteilung. - Alle regionalen Kompensationsmaßnahmen können in ein Gesamtkonzept eingebunden werden, was die langfristige Berücksichtigung komplexer, großräumiger Ökosysteme ermöglicht. Kompensationsflächenpool zügig umsetzen Der Vorteil der zeitlichen Flexibilisierung bei Poollösungen für die Kompensation von naturschutzrechtlichen Eingriffen lässt sich nur realisieren, wenn der Flächenpool für den Jade-Weser-Raum zügig, d.h. noch bevor die unternehmerische Nachfrage nach Gewerbeflächen einsetzt, etabliert werden kann. Akteure für die Realisierung des Kompensationsflächenpools Als Akteure, die an der Realisierung des Kompensationsflächenpools beteiligt werden sollten, kommen neben der kommunalen Bauleitplanung, der Regionalplanung, den Naturschutzbehörden, den Liegenschafts- und Katasterämtern auch Verbände, z.B. aus den Bereichen Naturschutz und Landwirtschaft (als Vertreter der Flächeneigentümer), in Betracht. Aufgrund der Größenordnung des naturschutzrechtlichen Eingriffs im Rahmen des Jade-Weser-Ports ist voraussichtlich eine Einbeziehung aller Gemeinden der Region und ggf. auch von Kommunen außerhalb des Jade-Weser-Raums notwendig. Lasten und Einnahmen gerecht zwischen den kommunalen Partnern verteilen Die bereits geschilderte Notwendigkeit, zu einem regionalen Konsens und fairen Interessenausgleich über die Bereitstellung von Ausgleichs- und Ersatzflächen zu kommen, macht eine sehr frühzeitige und umfassende Abstimmung sowie intensive Verhandlungen zwischen den Gemeinden des Jade-Weser-Raums notwendig. Es muss gewährleistet sein, dass die Lasten gerecht zwischen den Partnern verteilt werden. Finanzieller Ausgleich für die betroffenen Gemeinden Denkbar ist z.B., dass Vorhabenträger, die sich des Kompensationsflächenpools bedienen, einen zuvor festgelegten Anteil des Kaufpreises an die jeweilige Gemeinde oder in einen Fonds für Regionalentwicklung zahlen. Hiermit würde ein Ausgleich dafür geschaffen, dass der Gemeinde ein Teil ihres Gebietes nicht mehr für Siedlungsentwicklung zu Verfügung steht. Für eine solche Regelung ist in jedem Fall eine Rahmenvereinbarung erforderlich, an der sich alle Gemeinden, die Kompensationsflächen bereit stellen wollen, und die Wirtschaftsstandorte, auf deren Gebiet Vorhaben realisiert werden sollen, beteiligen müssen. Kein einzelfallbezogenes Vorgehen Ein einzelfallbezogenes Vorgehen von Vorhabenträgern bei der Suche nach Kompensationsflächen - evtl. sogar unter Umgehung der betroffenen Gemeinden würde die regionale Akzeptanz des geplanten Jade-Weser-Ports gefährden und ist daher nicht ratsam. III - 19 Jade-Weser-Raum - Baustein III Die Etablierung eines Kompensationsflächenpools bedeutet eine große Herausforderung für die Konsensfähigkeit und Kooperation der regionalen Akteure im Jade-Weser-Raum. Bislang sind Flächenpools überwiegend für einzelne Gemeinden oder Landkreise entwickelt worden 23. In Niedersachsen gibt es derzeit nur ein Beispiel für einen landkreisübergreifenden Kompensationsflächenpool 24. Große Herausforderung für die Konsensfähigkeit und Kooperation in der Region Im Jade-Weser-Raum hat der Landkreis Wesermarsch bereits Erfahrungen mit einer Flächenagentur für Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Des weiteren wird im Landkreis Wittmund derzeit die Einrichtung eines Kompensationsflächenpools diskutiert. Beides sollte in einen künftigen regionalen Pool für Kompensationsflächen eingebunden werden. Bereits gemachte Erfahrungen einbinden 23 24 Niedersächsisches Umweltministerium (Hrsg.): Handlungsmöglichkeiten zur Abarbeitung der Eingriffsregelung auf kommunaler Ebene: Flächenagenturen, Ökokontos, Flächenpools. Hannover. 2000. Interkommunaler Kompensationsflächenpool für das Städtequartett Damme, Diepholz, Lohne, Vechta III - 20 2.3 Leitziele und Handlungsfelder Handlungsfeld Wirtschaftsförderung und Standortmarketing ! Handlungsnotwendigkeit Neue Anforderungen für die kommunale Wirtschaftsförderung Leistungs- und Marktorientierung im Sinne einer Standortmarketingstrategie notwendig Standortmarketing nach außen Standortmarketing nach innen Die kommunalen Wirtschaftsförderungsaktivitäten sehen sich schon seit geraumer Zeit einer Reihe von neuen Anforderungen gegenüber. Hierzu zählen u.a. - der sektorale Strukturwandel zugunsten der Dienstleistungen, - die zunehmende Innovations- und Qualifikationsorientierung der Wirtschaft, - der unternehmerische Strukturwandel durch Übernahmen, Neuordnung der Unternehmens- und Konzernstrukturen sowie die Konzentration auf Kernkompetenzen, - eine große Zahl von Unternehmensneugründungen sowie - ein zunehmender Wettbewerb der Regionen. Um diesen Herausforderungen gerecht zu werden, ist eine verstärkte Leistungsund Marktorientierung der Wirtschaftsförderung im Sinne einer Standortmarketingstrategie notwendig. Dabei wird Standortmarketing als umfassender strategischer Ansatz („Philosophie“) der Wirtschaftsförderung verstanden. Standortmarketing beinhaltet dabei - nicht nur die Vermarktung des Produkts „Wirtschaftsregion“ nach außen, - sondern eng damit verbunden auch die Optimierung des Produkts „Wirtschaftsförderung“ nach innen. Standortmarketing nach außen, d.h. das Produkt „Wirtschaftsregion“ nach außen zu vermarkten heißt u.a. - die Region und ihre Standorte, ihre spezifischen Standortbedingungen und unverwechselbaren Stärken und Potenziale offensiver nach außen zu vertreten, - zielgerichtet und aktiv, d.h. in Richtung auf spezifische Zielgruppen zu vermarkten und dabei - neue Medien und neue Kommunikationswege, d.h. vor allem die Chancen der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien als Instrument der Kommunalen Wirtschaftsförderung zu nutzen. Die Entwicklung eines erfolgreichen Standortmarketings nach innen, d.h. der effiziente Prozess der Kommunikation und Kooperation bei der Umsetzung von Ansiedlungsprojekten oder anderen Anliegen von Unternehmen, ist mindestens ebenso wichtig, wenn nicht gar wichtiger als die reine Akquisition nach außen. Denn das Wecken von Interesse für einen Standort nützt nichts, wenn Unternehmen dann auf Grund von zu zeitaufwendiger Umsetzung oder anderen Verfahrensmängeln wieder abspringen. Die Optimierung des Produkts „Wirtschaftsförderung“ nach innen im Sinne einer verbesserten Leistungs- und Marktorientierung heißt in erster Linie eine strategische Ausrichtung auf - Dienstleistungs- und Zielgruppenorientierung, - Koordinations- und Kooperationsorientierung, III - 21 - Kommunikationsorientierung, - Projektorientierung, - Prozessorientierung sowie - Kompetenz in allen Wirtschaftsförderungsfragen. Jade-Weser-Raum - Baustein III Dienstleistungsorientierung in der Wirtschaftsförderung bedeutet eine sehr starke Orientierung am Kunden und ein Denken in Zielgruppen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Ansprüchen, das offensive Zugehen auf potenzielle „Kunden“ sowie eine sehr hohe Bedeutung „klimatischer Faktoren“ wie z. B. der Servicefreundlichkeit. Diese Prinzipien der Wirtschaftsförderung sind nicht an die Größe von Standorten gebunden und sollten grundsätzlich auch bei kleinen Städten und Gemeinden ohne eigenes Wirtschaftsförderungspersonal gelten. Dienstleistungs- und Zielgruppenorientierung Leistungs- und zielgruppenorientierte Wirtschaftsförderung im Sinne von Standortmarketing ist gekennzeichnet durch Kooperationsorientierung und die Einbeziehung der unterschiedlichen Akteure der Wirtschaftsförderung in Form von Netzwerken. Grundvoraussetzung für ein effizientes Standortmarketing ist die eingespielte projektorientierte Zusammenarbeit. Diese umfasst die enge Kooperation der Wirtschaftsförderung mit allen anderen relevanten Akteuren. Dazu zählen neben den verschiedenen Fachressorts der eigenen Gebietskörperschaften sowie den anderen Verwaltungsebenen auch die übrigen wirtschaftsförderungsrelevanten Akteure wie Kammern, Gewerkschaften, Verbände, Arbeitsverwaltung sowie private Einrichtungen, das Kreditgewerbe und nicht zuletzt die Unternehmen. Kooperationsorientierung Langfristig effiziente Kooperationen, aus denen alle beteiligten Kooperationspartner Vorteile schöpfen, setzen eine offene Kommunikationsstrategie voraus. In der Kommunikationspolitik im Rahmen des Standortmarketings nach außen geht es neben einer gezielten Vermittlung von Informationen über den Standort vor allem um die Transparentmachung der eigenen Wirtschaftsförderungsdienstleistungen. Befragungen der NORD/LB und des NIW zeigen, dass die Kenntnisse der Zielgruppen (auch am eigenen Standort) über die Dienstleistungen der Wirtschaftsförderung häufig erschreckend gering sind. Hier muss durch gezielte Formen der Öffentlichkeitsarbeit gegengesteuert werden. Kommunikationsorientierung Durch Projektorientierung soll angestrebt werden, die große Zahl von kleineren und kleinsten Aktivitäten zu größeren Projekten zu bündeln und mit diesen Projekten vorausschauender und systematischer vorzugehen. Projektorientierung Wirtschaftsförderung im Sinne von Standortmarketing ist ein Prozess, der auf die systematische Planung, Steuerung und Kontrolle von Aktivitäten und deren permanente Verbesserung ausgerichtet ist. Strategische Ausrichtung und Prozessorientierung - Die Ziel- und Strategieplanung dient dabei der Grundorientierung für die mittelund langfristige Ausrichtung der Wirtschaftsförderungsaktivitäten. Hier ergeben sich naturgemäß Berührungspunkte und Überschneidungen zu anderen Feldern der Stadt- und Regionalentwicklung. - Im Schritt der Maßnahmenplanung und –umsetzung wird über die Instrumente zur Umsetzung der Strategien entschieden, um die Standortbedingungen III - 22 Leitziele und Handlungsfelder verbessern und die Region als Standort erfolgreich am Markt positionieren zu können. - Die Erfolgskontrolle soll überprüfen, ob die jeweiligen Ziele erreicht worden sind. Dieses ist zwar schwierig, da messbare „Erfolgsindikatoren“ in der Regel erst erarbeitet werden müssen. Trotzdem ist die Erfolgskontrolle zur Optimierung des Prozesses unerlässlich. Die Erfahrungen zeigen, dass gerade die Erfolgskontrolle ein bislang stark vernachlässigter Bereich der Kommunalen Wirtschaftsförderung ist. Kompetenz in allen Unternehmensbelangen Wichtig aus Sicht der Unternehmen ist die Kompetenz der Wirtschaftsförderung in allen Unternehmensbelangen. Die Unternehmen stellen an die Kommunale Wirtschaftsförderung hohe Anforderungen. Die Wirtschaftsförderung muss nicht nur über die verwaltungsinternen Abläufe informiert, sondern möglichst auch verantwortlich in sie eingebunden sein, um von den Unternehmen als kompetenter Partner angenommen zu werden. Langfristig sollte sogar die Entwicklung hin zu einem zentralen Ansprechpartner für Unternehmensbelange („One-Stop-Agency“) angestrebt werden. Dabei werden die Zuständigkeiten in den Fachverwaltungen nicht aufgehoben, die One-Stop-Agency übernimmt aber die Koordinierungsfunktion. Sie kann sozusagen als „Dienstleistung aus einer Hand“ dann jederzeit über den Bearbeitungsstand von Projekten informieren. Hafenplanungen stellen die Wirtschaftsförderung und das Standortmarketing in der Region vor große Herausforderungen Die Planungen für den Jade-Weser-Port stellen die Wirtschaftsförderung und das Standortmarketing im Jade-Weser-Raum vor besondere Herausforderungen: - Die künftigen Hafenaktivitäten machen die Ansiedlung von neuen unternehmerischen Zielgruppen mit speziellen infrastrukturellen Anforderungen in der Region möglich. Hierfür müssen die Anstrengungen der Wirtschaftsförderung in der Ansiedlungswerbung intensiviert werden. Zudem wird ein Teil der bestehende Betriebe seine Aktivitäten ausweiten. Beide Zielgruppen müssen von den Akteuren der Wirtschaftsförderung im Jade-Weser-Raum, z.B. bei Suche nach geeigneten Gewerbeflächen, entsprechend unterstützt werden. - Der Bau des Jade-Weser-Ports wird von der ansässigen Chemieindustrie als möglicher Auslöser für einen Ausbau des Chemiestandortes Wilhelmshaven angesehen. Zudem ist die Situation für Neuinvestitionen in der chemischen Grundstoffindustrie derzeit günstig 25. Bei Schaffung entsprechender Rahmenbedingungen kann ein „Dominoeffekt“ eintreten, durch den Wilhelmshaven zu einem gegenüber heute wesentlich bedeutenderen Chemiestandort werden könnte. - Der neue Hafen wird einen deutlichen Imagegewinn für die Region bewirken. Um die hiervon zu erwartenden positiven Effekte für die wirtschaftliche Entwicklung nutzen zu können, sind begleitende Maßnahmen des Standortmarketings nach außen und nach innen erforderlich. - Aufgrund der Größe und der überregionalen Ausstrahlung des Hafenprojektes ist ein gemeinsames, koordiniertes Vorgehen aller Akteure der Wirtschaftsförderung im Jade-Weser-Raum erforderlich. Ein unkoordiniertes Nebeneinander 25 Siehe Baustein II, Abschnitt 3.4 für nähere Ausführungen zur aktuellen Entwicklung der Chemischen Industrie und zur Weiterentwicklung des Chemiestandortes Wilhelmshaven. III - 23 Jade-Weser-Raum - Baustein III von Wirtschaftsförderungsaktivitäten lässt Synergieeffekte ungenutzt und wird der Bedeutung des Jade-Weser-Ports nicht gerecht. ! Ist-Zustand im Jade-Weser-Raum Die WFG Wirtschaftsförderung in Wilhelmshaven GmbH ist 1998 aus dem Amt für Wirtschaftsförderung der Stadt Wilhelmshaven hervorgegangen. Gesellschafter sind zu 51 % die Stadt Wilhelmshaven und zu 49 % der Allgemeine Wirtschaftsverband Wilhelmshaven-Friesland e.V., zu dessen Mitgliedern Unternehmen, Verbände und Kammern aus der Stadt Wilhelmshaven und den umliegenden Standorten gehören. Die WFG hat 5 Mitarbeiter und verfügt über einen Wirtschaftsplan in Höhe von knapp 1,1 Mio. DM. Die Aufgaben der WFG umfassen alle klassischen Bereiche der Wirtschaftsförderung. Hierzu zählen z.B. - Bestandsentwicklung, Unternehmenskontakte, - Unternehmensansiedlungen, - Bereitstellung von Gewerbeflächen und Gewerberäumen, - Existenzgründungsförderung, - EU- und GA-Fördermittelberatung, - Beteiligung an überregionalen Netzwerken, Projekten und Informationssystemen sowie - Koordinierung der BioRegio Nordwestliches Niedersachsen. Auch im Landkreis Wesermarsch sind die Wirtschaftsförderungsaktivitäten aus der Verwaltung ausgegliedert worden. Die Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH übernimmt diese Aufgabe seit Oktober 1998. Gesellschafter sind neben dem Landkreis Wesermarsch sowie seinen Städten und Gemeinden die Bremer Landesbank, die Landessparkasse zu Oldenburg, die Raiffeisenbanken der Wesermarsch, die EWE AG sowie die Wohnungsbaugesellschaft Wesermarsch mbH. Derzeit beschäftigt die Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH acht Mitarbeiter, die schwerpunktmäßig in folgenden Bereichen tätig sind: - EU- und GA-Fördermittelberatung, - Vermittlung von Gewerbeflächen und Gewerbeobjekten, - Hilfe bei behördlichen Genehmigungsverfahren, - Existenzgründungs- und Existenzerhaltungsberatung, - Innovations- und Technologieerstberatung und Weitervermittlung an spezialisierte Berater, - Kontaktpflege zu allen Gemeinden in der Wesermarsch, - Mitarbeit in nationalen und internationalen Netzwerken und Projekten (z.B. Regionale Innovationsstrategie RIS, North Sea Commission, Leader-NetworkInterreg), - Moderation von Prozessen zur Regionalentwicklung, - Regionalmarketing für den ländlichen Raum sowie WFG Wirtschaftsförderung in Wilhelmshaven GmbH Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH III - 24 Referat für Wirtschaftsförderung der Stadt Nordenham Sachgebiet Wirtschaftsförderung des Landkreises Friesland Tourismusförderung. Als einzige Kommune des Landkreises Wesermarsch unterhält die Stadt Nordenham eigene Wirtschaftsförderungsaktivitäten. Das Referat für Wirtschaftsförderung ist mit einer Person besetzt und bietet folgende Dienstleistungen für Unternehmen an: - Kontakte zu den verschiedenen Fachämtern der Stadtverwaltung, - Gewerbeflächenvermittlung, - Förderprogramm- und Existenzgründungsberatung sowie - Kontaktvermittlung für Technologie-Transfer. Im Landkreis Friesland werden die Wirtschaftsförderungsaktivitäten im unmittelbar dem Oberkreisdirektor zugeordneten Fachbereich Steuerungsdienst der Landkreisverwaltung wahrgenommen. Hier sind in der Summe dreieinhalb Mitarbeiter tätig. Zu den zentralen Aufgaben der Wirtschaftsförderung im Landkreis, für die in den letzten Jahren jeweils mehr als 2 Mio. DM bereitgestellt worden sind, zählen u.a. - die Kontaktpflege mit Unternehmen, mit Forschungseinrichtungen, mit anderen Verwaltungen sowie mit weiteren für die Wirtschaftsförderung relevanten Institutionen, - Hilfe für Unternehmen bei behördlichen Genehmigungsverfahren („zentraler Ansprechpartner“), - Koordinierung von Wirtschaftsförderungsaktivitäten der Gemeinden im Landkreis Friesland, - Fördermittelberatungen für GA und EU-Programme, - Existenzgründungsberatung mit Hilfe der Existenzgründungsinitiative Wittmund / Friesland / Wilhelmshaven (EWFW) 26, - Kontaktvermittlung von Unternehmen an die Technologie-Transfer-Beratung des REGIO-Instituts Oldenburg, - Beteiligung an überregionalen Netzwerken, Projekten und Informationssystemen, - Förderung der Ansiedlung und Erweiterung von Unternehmen mittels eigener Wirtschaftsförderungsgesellschaften, - Förderung durch eigene Förderprogramme: Existenzgründungszentrum im TCN Leitziele und Handlungsfelder - Gewerbegebietserschließungen der Gemeinden des Landkreises Friesland, - Klein- und mittlere Unternehmen (KMU) sowie - Schaffung von Ausbildungsplätzen, Tourismusförderung. Des weiteren befindet sich im Technologie Centrum Nordwest (TCN) ein Existenzgründungszentrum. Die Betriebsgesellschaft dieses Zentrums wird überwie26 Die Existenzgründungsinitiative Wittmund / Friesland / Wilhelmshaven wird von den Landkreisen Friesland und Wittmund sowie der Stadt Wilhelmshaven getragen. III - 25 Jade-Weser-Raum - Baustein III gend von der Gemeinde Schortens getragen. Darüber hinaus sind der Landkreis Friesland und die Gemeinde Schortens Gesellschafter der TCN-Marketinggesellschaft. Die Wirtschaftsförderungsaktivitäten des Landkreises Wittmund sind bei der Kämmerei angesiedelt. Neben dem Amtsleiter ist ein Mitarbeiter mit Wirtschaftsförderung befasst. Schwerpunkt der Tätigkeiten bei der Landkreisverwaltung sind die Fördermittelberatung und die Bearbeitung von Förderanträgen. Daneben wird die Entwicklung von Gewerbeflächen- und Tourismusinfrastruktur gefördert. Wirtschaftsförderung des Landkreises Wittmund in der Kämmerei angesiedelt Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland e.V. ergänzt die Wirtschaftsförderungsaktivitäten des Landkreises Wittmund. Der Verein wurde 1989 gegründet und beschäftigt 1,5 Mitarbeiter. Mitglieder sind rund 150 regionale Unternehmen sowie die Gemeinden des Landkreises Wittmund. Der Wirtschaftsförderkreis Harlingerland versteht sich in erster Linie als Mittler zwischen Unternehmen und der Landkreisverwaltung. Weitere Tätigkeiten sind: Wirtschaftsförderkreis Harlingerland - Bestandsentwicklung, Standortentwicklung, - Fördermittelberatung, - Durchführung von Seminaren und Informationsveranstaltungen, - Initiierung und Betreuung von Projekten und Arbeitsgruppen (z.B. Förderung der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Unternehmen), - Existenzgründungsberatung, Existenzerhaltung, - Kontaktpflege zu Unternehmen, Institutionen und Behörden. Das Kooperationsklima zwischen den Wirtschaftsförderungsakteuren im JadeWeser-Raum wird allgemein positiv eingeschätzt. Neben einer Reihe von informellen Kontakte gibt es u.a. die folgenden formell organisierten regionalen und überregionalen Kooperationen: - Arbeitsgruppe „Wirtschaftsförderung“ im Rahmen der Strukturkonferenz OstFriesland unter Beteiligung der Stadt Wilhelmshaven, der Landkreise Friesland und Wittmund sowie von außerhalb des Jade-Weser-Raums der Stadt Emden und der Landkreise Aurich sowie Leer, - Arbeitsgruppe „Wirtschaftsförderung“ im Rahmen der Strukturkonferenz Oldenburger Land unter Beteiligung der Stadt Wilhelmshaven, der Landkreise Friesland und Wesermarsch sowie der übrigen Städte und Kreise des Oldenburger Landes, - Ständiger Arbeitskreis Wirtschaft in der Gemeinsamen Landesplanung Bremen / Niedersachsen (u.a. Wilhelmshaven, Friesland und Wesermarsch), - verschiedene Kompetenzzentren im Rahmen der Regionalen Innovationsstrategie Weser-Ems (RIS) 27. 27 Die RIS beinhaltet folgende Kompetenzzentren: „MARIKO.RIS“ (maritimes Kompetenzzentrum), „Ernährungswirtschaft“ (zentraler Koordinator, Ansprechpartner und Initiator für Unternehmen des Ernährungsgewerbe), „it.net“ (Netz von Kompetenzträgern für moderne Informationstechnologien) und „Tourismus“ (Serviceagentur für touristische Dienstleister und Leistungsträger) Regionale und überregionale Wirtschaftsförderungskooperationen III - 26 Planungen für den JadeWeser-Port einen die Wirtschaftsförderungsakteure der Region Leitziele und Handlungsfelder Die Planungen für den Jade-Weser-Port haben unter den Wirtschaftsförderungsakteuren in der Region eine Aufbruchstimmung erzeugt. Das Bestreben, dieses regionalwirtschaftlich bedeutende Vorhaben in Wilhelmshaven zu realisieren eint trotz aller z.T. unterschiedlichen Interessen und der „natürlichen“ Konkurrenz zwischen den Wirtschaftsstandorten die Aktivitäten der Wirtschaftsförderung im JadeWeser-Raum. ! Strategien und Empfehlungen für das weitere Vorgehen Intensivierung der Wirtschaftsförderungs- und Standortmarketingaktivitäten erforderlich Das Hafenprojekt wird dem Jade-Weser-Raum Chancen bieten, die es unbedingt zu nutzen gilt. Die möglichen regionalwirtschaftlichen Effekte und der zu erzielende Imagegewinn durch den Jade-Weser-Port bedeuten außergewöhnliche Herausforderungen für die Wirtschaftsförderung und das Standortmarketing der Region. Sie machen eine Intensivierung und Neuorientierung der damit verbundenen Aktivitäten zwingend erforderlich. Hierfür sind zusätzliche personelle und finanzielle Ressourcen bereit zu stellen und neue Organisations- bzw. Kooperationsformen zu etablieren. Es gilt den Jade-Weser-Port als Gewinn für die Region gezielt und effizient nach außen und innen zu vermarkten. Standortmarketings nach außen: Ansiedlungsoffensive für hafenorientierte Betriebe Nach außen muss für den Jade-Weser-Raum im Rahmen eines gemeinsamen regionalen Standortmarketings eine Ansiedlungsoffensive für hafenorientierte Betriebe initiiert werden. Ansiedlungswillige Unternehmen müssen intensiv betreut werden. Dieses gilt sowohl für die Vermittlung von Gewerbeflächen 28 als auch für die Hilfe bei behördlichen Genehmigungsverfahren. Anzustreben ist, den Unternehmen Ansiedlungsdienstleistungen aus einer Hand im Sinne einer „One-StopAgency“ zu bieten. Hierfür ist eine enge Abstimmung zwischen den Wirtschaftsförderungsakteuren der Region und der landeseigenen Hafenvermarktungsgesellschaft Port Promotion Agency (PPA) erforderlich. Standortmarketing nach innen: Bestandsentwicklung und Unternehmenskontakte intensivieren Aber auch nach innen sind das Standortmarketing und die Wirtschaftsförderung der Region zu verbessern und zu intensivieren. Es gilt, die ansässigen Unternehmen für die Chancen des Jade-Weser-Ports zu sensibilisieren und Erweiterungsvorhaben aktiv zu unterstützen. Die im Rahmen dieses Gutachtens durchgeführte Betriebsbefragung hat ergeben, dass von Seiten der Unternehmen im Zusammenhang mit dem Jade-Weser-Port Gesprächsbereitschaft und Beratungsbedarf bestehen. Die Wirtschaftsförderungsaktivitäten für Bestandsentwicklung und Unternehmenskontakte in der Region müssen ausgeweitet werden. Anforderungen an die Wirtschaftsförderungsaktivitäten Die oben kurz skizzierten Aufgaben stellen an die Wirtschaftsförderungsaktivitäten im Jade-Weser-Raum die folgenden Anforderungen: - 28 Weiterentwicklung in Richtung auf eine leistungs- und marktorientierte Wirtschaftsförderung mit einer Neuorientierung der Aufgabenfelder, die die besonderen Herausforderungen des Jade-Weser-Ports widerspiegeln muss, siehe Handlungsfeld „Gewerbeflächen“ im vorhergehenden Abschnitt III - 27 Jade-Weser-Raum - Baustein III - Ausweitung der personellen und finanziellen Ressourcen für Wirtschaftsförderung auf Ebene der Landkreise 29, aber auch der einzelnen Städte und Gemeinden, - Aufwertung der Wirtschaftsförderung in den Landkreisen, Städten und Gemeinden sowie Wahrnehmung dieser Aufgabe als eines der zentralen kommunalen Handlungsfelder („Wirtschaftsförderung als Chefsache“), - effizienzsteigernde Verbesserung der Arbeitsteilung und Kooperationsbeziehungen zwischen den verschiedenen regionalen Wirtschaftsförderungsakteuren im Jade-Weser-Raum. Die Chance, im Rahmen der Realisierung des Jade-Weser-Ports auch den Chemiestandort Wilhelmshaven ausbauen zu können, sollte genutzt werden 30. Hierfür ist es erforderlich, dass die Wirtschaftsförderung der Region und insbesondere der Stadt Wilhelmshaven durch begleitende Maßnahmen eine Erweiterung der bereits bestehenden Chemischen Industrie unterstützt. Des weiteren gilt es, im Rahmen des gemeinsamen Standortmarketings nach außen (siehe oben) weitere Chemieunternehmen für den Standort Wilhelmshaven zu gewinnen. Chance nutzen, den Chemiestandort Wilhelmshaven ausbauen zu können Ähnliches gilt für den Massengutumschlag an Kohle und insbesondere Erdöl, dem der Hafenstandort Wilhelmshaven bislang seine große Bedeutung zu verdanken hat. Dem Umschlag von Massengut muss auch weiterhin besondere Aufmerksamkeit zukommen, d.h. er sollte in einem künftig neu ausgerichteten Hafenkonzept entsprechend berücksichtigt und gefördert werden. Massengutumschlag muss auch weiterhin besondere Aufmerksamkeit zukommen Die Bundeswehr hat für die Beschäftigung im Jade-Weser-Raum vor allem aufgrund des Marinestandortes in Wilhelmshaven eine herausragende Bedeutung. Entsprechend sind die derzeitigen mit Standortschließungen und –verkleinerungen verbundenen Umstrukturierungen im militärischen Bereich eine zentrale Herausforderung für die Region. Umstrukturierungen der Bundeswehr sind Herausforderung für die Region Wie alle anderen Bundeswehreinrichtungen sind auch die flottennahen Einrichtungen in der Stadt Wilhelmshaven gezwungen, durch Verwaltungsvereinfachung und Ausgliederung von Funktionen Personal abzubauen. So werden z.B. Wartungsarbeiten aus dem Bereich Waffentechnik in zunehmendem Maße aus dem Marinearsenal an privatwirtschaftliche Unternehmen abgegeben („Out-Sourcing“). Diese Funktionen müssen dann nicht mehr zwingend auf dem Gelände des Marinearsenals in Wilhelmshaven angesiedelt, sondern können an einem Unternehmensstandort außerhalb des Jade-Weser-Raums erledigt werden. Die Aktivitäten der Wirtschaftsförderung müssen darauf abzielen, auszulagernde militärische Funktionen in der Region zu halten. Die Out-Sourcing-Prozesse bei der Bundeswehr müssen als Chance für die Region begriffen und aktiv begleitet werden. Auszulagernde militärische Funktionen in der Region halten 29 30 Insbesondere in den Landkreisen Friesland und Wittmund ist die personelle Ausstattung der regionalen Wirtschaftsförderung ausbaufähig. Siehe Baustein II, Abschnitt 3.4 für weitere Ausführungen zum Ausbau des Chemiestandortes Wilhelmshaven. III - 28 Leitziele und Handlungsfelder ! Projektvorschlag: Wirtschaftsförderungsnetzwerk Jade-Weser-Raum (zur regionalwirtschaftlich effizienten Umsetzung des geplanten Hafens) Optimierung der Arbeitsteilung und der Kooperationsformen auf regionaler Ebene Die veränderten Rahmenbedingungen für Wirtschaftsförderung allgemein, der intensivierte Wettbewerb zwischen den Regionen und insbesondere die Herausforderungen des geplanten Jade-Weser-Ports machen es erforderlich, die Organisation der Wirtschaftsförderung weiter zu optimieren. Damit die Wirtschaftsförderung schlagkräftiger und effektiver agieren kann, ist es unerlässlich, die Arbeitsteilung und die Kooperationsformen auf regionaler Ebene zu verbessern. Dieses gilt im besonderen Maße für die Zusammenarbeit zwischen den Akteuren der regionalen Wirtschaftsförderung, aber auch für die Kooperation zwischen den Landkreisen und ihren Gemeinden. Ein unabgestimmtes Nebeneinander von Wirtschaftsförderungsaktivitäten der verschiedenen Landkreise und Gemeinden des Jade-Weser-Raums wird der Bedeutung und den Chancen des geplanten Hafens nicht gerecht. Bereits vorhandene Kooperationsansätze unbedingt weiter entwickeln Die Bestandsaufnahme der Wirtschaftsförderungsaktivitäten im Jade-WeserRaum hat deutlich gemacht, dass bereits ein positives Kooperationsklima zwischen den verschiedenen Akteuren in der Region vorhanden ist. Es ist unter den regionalen Wirtschaftsförderern unbestritten, dass die Planungen für den JadeWeser-Port ein gemeinsames Vorgehen notwendig machen. Diese Ansätze sind unbedingt weiter zu entwickeln. Politische Konflikte dürfen nicht zu Lasten der Wirtschaftsförderung gehen Allerdings ist in der Politik oftmals das Bewusstsein für die Arbeitsweise und die Erfordernisse der Wirtschaftsförderung sowie Fragen der Unternehmensentwicklung nur unzureichend ausgeprägt. Die Politik muss sich aber mit der Wirtschaftsförderung auseinandersetzen, um die erforderlichen Rahmenbedingen schaffen zu können. Politische Konflikte dürfen nicht zu Lasten der Arbeit der Wirtschaftsförderung und der Kooperation zwischen den Akteuren gehen, sondern müssen durch die Politik selbst gelöst werden. Überwindung der innerregionalen Konflikte und Denken in regionalen Zusammenhängen Das z.T. falsch verstandene Konkurrenzdenken im Jade-Weser-Raum - insbesondere zwischen dem Oberzentrum Wilhelmshaven und den umliegenden Gemeinden - lässt wesentliche regionalwirtschaftliche Verflechtungen außer Acht und muss deshalb abgebaut werden. Es gilt in regionalen Zusammenhängen zu denken und ein Bewusstsein für den wachsenden interregionalen Wettbewerb zu schaffen. Dieses gilt insbesondere vor dem Hintergrund der Hafenplanungen. Letztlich kommt jede Unternehmensansiedlung und jeder geschaffene Arbeitsplatz über Pendlerverflechtungen und den Gemeindeanteil an der Lohn- und Einkommenssteuer praktisch der gesamten Region zu Gute. Aufbau eines Wirtschaftsförderungsnetzwerkes Jade-Weser-Raum Für den Jade-Weser-Raum wird deshalb der Aufbau eines Wirtschaftsförderungsnetzwerkes vorschlagen. Dieses Netzwerk sollte über die bereits etablierten informellen Kontakte hinaus gehen und diese in eine feste Organisationsform überführen. Die Zusammenarbeit muss sich auf den Jade-Weser-Raum konzentrieren, weil diese Region die maßgebliche Handlungsebene ist, wenn es darum geht, den Jade-Weser-Port regionalwirtschaftlich effizient einzubinden sowie nach außen und nach innen zu vermarkten. III - 29 Jade-Weser-Raum - Baustein III Die Etablierung des Wirtschaftsförderungsnetzwerkes als eine feste Organisationsform bedeutet nicht die Gründung einer neuen Gesellschaft. Ein effizientes Netzwerk lässt sich auch mit den gegebenen organisatorischen Strukturen in den Landkreisen und der Stadt Wilhelmshaven umsetzen. Das Netzwerk wird charakterisiert durch: - Feste Ansprechpartner bei den Landkreisen bzw. ihren Wirtschaftsförderungsgesellschaften (z.B. Geschäftsführer, Amts- bzw. Sachgebietsleiter), - Schaffung einer zentralen Koordinierungsstelle bei einem der Wirtschaftsförderungsakteure, - regelmäßige Treffen und ständiger Informationsfluss zwischen allen Netzwerkakteuren (unter Nutzung moderner Kommunikationsmedien), - Abstimmung der Wirtschaftsförderungsaktivitäten und Initiierung von gemeinsamen Aktionen sowie - gemeinschaftliches Auftreten nach außen. Bausteine des Wirtschaftsförderungsnetzwerkes Der Teilnehmerkreis des Wirtschaftsförderungsnetzwerkes sollte sich aus Effizienzgründen auf die Akteure der Landkreise Friesland, Wesermarsch und Wittmund sowie der Stadt Wilhelmshaven beschränken. Innerhalb der Landkreise sollten eigene Netzwerke etabliert werden, die die Aktivitäten des regionalen Wirtschaftsförderungsnetzwerkes laufend kommunizieren und somit die lokalen Akteure beteiligen. Teilnehmerkreis: Akteure der Landkreise und der Stadt Wilhelmshaven Für das Standortmarketing des Jade-Weser-Raums nach außen, die Ansiedlung von hafenorientierten Betrieben und die überregionale Vermarktung von Gewerbeflächen ist die Einbindung der landeseigenen Port Promotion Agency (PPA) in das Netzwerk unerlässlich. Alle überregionalen Wirtschaftsförderungsaktivitäten sollten zwischen den regionalen Akteuren und der PPA abgestimmt sein, um die vorhandenen personellen und finanziellen Ressourcen effizient bündeln zu können. Port Promotion Agency in das Netzwerk einbinden III - 30 2.4 Leitziele und Handlungsfelder Handlungsfeld Tourismus ! Handlungsnotwendigkeit Auswirkungen des JadeWeser-Ports auf den Tourismus Beim Jade-Weser-Port handelt es sich um ein Großprojekt, das durch die erforderlichen Anlagen und Flächen im unmittelbaren Hafengebiet sowie durch Seeund Hinterlandverkehre Auswirkungen auf den Tourismus vermuten lässt. Im Blickpunkt stehen hierbei v.a. folgende Problemfelder: - Veränderungen der Silhouette im Bereich des Jadeufers durch zusätzliche Hafenanlagen und liegende Containerschiffe, - Schallemissionen des Hafenbetriebs, - hydro- und morphodynamische Auswirkungen aufgrund der neu aufzuspülenden Hafenfläche und der vorgesehenen Sandentnahme vor der Insel Wangerooge (Tidehub, Strömungsgeschwindigkeit bzw. -richtung, Sedimentein- bzw. abtrag, Deichsicherheit, Trübung des Badewassers etc.), - erhöhtes Havarie- und Kollisionsrisiko durch zusätzlichen Schiffsverkehr, u.a. auf dem Fahrweg vor den Ostfriesischen Inseln. Betroffenheit im unmittelbaren Umfeld der künftigen Anlagen am größten Zusätzliche Auswirkungen auf touristische Einrichtungen sind zudem bei einer Erweiterung des Chemiestandortes Wilhelmshaven möglich. Sowohl bei den Hafenplanungen als auch beim Ausbau der Chemischen Industrie dürfte die Betroffenheit im unmittelbaren Umfeld der künftigen Anlagen (Gemeinde Wangerland und in etwas geringerem Maße Gemeinde Butjadingen) am größten sein. Mögliche positive Effekte des Hafens Neben möglichen negativen Effekten könnte sich der Jade-Weser-Port - in geringem Maße - auch positiv auf den Tourismus in der Region auswirken. Zum einen kann sich der Hafen selbst zu einem Anziehungspunkt entwickeln (Hafenbesichtigung, Hafenrundfahrt etc.) sowie der Verkehr von Containerschiffen im Fahrwasser der Jade für die Touristen an der Küste einen Attraktivitätsfaktor darstellen. Darüber hinaus wird der überregionale Bekanntheitsgrad der Region insgesamt durch die Realisierung des Jade-Weser-Ports steigen und damit die Erschließung zusätzlicher Gästepotenziale möglich machen. ! Ist-Zustand im Jade-Weser-Raum Große Zahl bereits etablierter Tourismusstandorte im Jade-Weser-Raum Der Jade-Weser-Raum hat an seiner Küste und auf den vorgelagerten Inseln eine große Zahl etablierter Tourismusstandorte, die im Landesraumordnungsprogramm als Vorsorgegebiete für Erholung 31 vorgeschlagen werden und die staatliche Anerkennung als Küstenbadeort, Nordseebad bzw. Nordseeheilbad besitzen. Alle wichtigen Tourismusorte der Region liegen entweder im oder grenzen an den Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Für die meisten Standorte ist der Tourismus der wichtigste Wirtschaftszweig. Die Ostfriesischen Inseln sind wirt- 31 In Beikarte 5 des Landesraumordnungsprogramms werden „Erholungsräume, die aus Landessicht für eine Festlegung von Vorsorgegebieten für Erholung in den Regionalen Raumordnungsprogrammen in Betracht kommen“ vorgeschlagen. Die Regionalen Raumordnungsprogramme für die Landkreise Friesland, Wittmund und Wesermarsch befinden sich derzeit in Aufstellung. III - 31 Jade-Weser-Raum - Baustein III schaftlich sogar völlig vom Fremdenverkehr abhängig. Das Landesinnere der Region ist dem gegenüber bislang touristisch vergleichsweise wenig erschlossen. Die wichtigsten Tourismusstandorte im Jade-Weser-Raum sind - die Inseln Langeoog, Spiekeroog und Wangerooge (Nordseeheilbäder), - die Nordseeküste zwischen Esens-Bensersiel und Wangerland-Hooksiel (u.a. das Nordseeheilbad Esens-Bensersiel, das Nordseeheilbad Neuharlingersiel, das Nordseebad Carolinensiel / Harlesiel, das Nordseeheilbad Horumersiel /Schillig und der Küstenbadeort Hooksiel) - die Stadt Wilhelmshaven, - die Küste des Jadebusens (u.a. das Nordseebad Dangast, Sehestedt) sowie - die Gemeinde Butjadingen mit den Nordseebädern Tossens und Burhave sowie den Küstenbadeorten Eckwarderhörne und Fedderwardersiel. Das Baden im Meer entlang der Festlandküste des Jade-Weser-Raums ist - mit Ausnahme von Hooksiel - nur tideabhängig möglich. Außerdem haben zahlreiche Strände schon heute mit Verschlickung oder dem Abtrag von Sandstrand zu kämpfen. Maßnahmen hiergegen werden bereits ergriffen bzw. sind in Planung. Eine besondere Attraktion der Region sind die Wattflächen mit der Möglichkeit, in Abhängigkeit von Ebbe und Flut Wattwanderungen unternehmen zu können. Baden an der Festlandküste meist tideabhängig möglich Die zahlreichen lokalen Fremdenverkehrsgesellschaften im Jade-Weser-Raum sind nicht unter einem einheitlichen Dach organisiert. Folgende übergreifende Organisationen und Verbände sind im Tourismus der Region tätig: Verschiedene Tourismusorganisationen und -verbände in der Region - Nordsee GmbH - sieben Inseln, eine Küste als Marketingorganisation für den gesamten Küstenraum von Emden bis Cuxhaven einschließlich der ostfriesischen Inseln (mit Sitz in Schortens), - Arbeitsgemeinschaft Grüne Küste Nordsee in der Nordsee GmbH, - Werbegemeinschaft Ostfriesische Inseln (OFI) in der Nordsee GmbH, - Tourismusverband Nordsee e.V. als Lobbyverband (mit Sitz in Aurich), - Kompetenzzentrum Tourismus Weser-Ems im Rahmen der Regionalen Innovationsstrategie RIS (mit Sitz in Bad Zwischenahn), - Friesland Touristik GmbH für die Landkreise Wittmund und Friesland sowie die Stadt Wilhelmshaven (mit Sitz in Jever), - Touristikgemeinschaft Wesermarsch (Arbeitsgruppe, Geschäftsführung durch die Wirtschaftsförderung Wesermarsch GmbH mit Sitz in Brake) für den Landkreis Wesermarsch, - Niedersächsischer Heilbäderverband (mit Sitz in Bad Zwischenahn) sowie - Industrie- und Handelskammern Oldenburg sowie Ostfriesland und Papenburg ! Strategien und Empfehlungen für das weitere Vorgehen Die herausragende Bedeutung des Tourismus für den Jade-Weser-Raum macht es dringend erforderlich, die touristischen Belange bei der Realisierung des JadeWeser-Ports zu berücksichtigen. Gleiches gilt für den möglichen Ausbau des Berücksichtigung der touristischen Belange dringend erforderlich III - 32 Leitziele und Handlungsfelder Chemiestandortes Wilhelmshaven, der unmittelbar in Nähe des Tourismusstandortes Hooksiel gelegen ist. Eine eventuelle Erweiterung der dortigen industriellen Anlagen darf die Qualität und den Bestand der touristischen Einrichtungen nicht gefährden und kann deshalb nur in Richtung Süden und Osten erfolgen. Bereits bestehende vertragliche Vereinbarungen zwischen der Gemeinde Wangerland und der im Vosslapper Groden ansässigen Unternehmen 32, Schutzansprüche bestehender Wohngebiete sowie die Festlegungen im rechtsverbindlichen Bebauungsplan der Stadt Wilhelmshaven für diesen Bereich sind zu beachten. Schwerpunktsetzung der Tourismusnutzungen zur Vermeidung von Konflikten Für den Tourismus im Umfeld des Jade-Weser-Ports und des Chemiestandortes Wilhelmshaven wird vorgeschlagen, die bereits bestehende Schwerpunktsetzung der Tourismusnutzungen im Jade-Weser-Raum weiter zu führen, um Konflikte, die vom Hafen und vom den industriellen Anlagen ausgehen können, zu vermeiden: - In Nähe des Jade-Weser-Ports (Hooksiel, Tossens) sollten auch weiterhin schwerpunktmäßig solche Formen des Tourismus entwickelt werden, die Erlebnischarakter haben und aktivitätsorientiert sind (Sport, Spiel, Spaß, Events etc.). Vor diesem Hintergrund bilden u.a. die in Hooksiel mit dieser Zielrichtung geplanten Einrichtungen 33 eine sinnvolle Ergänzung des bestehenden Angebots. - In weiterer Entfernung vom Jade-Weser-Port (u.a. Bensersiel, Neuharlingersiel, Carolinensiel, Horumersiel /Schillig, Burhave, Dangast) sind die Schwerpunkte „landschaftsgebundener Erholungstourismus“ und „Kurwesen“ weiter zu entwickeln. - Die Stadt Wilhelmshaven selbst bietet sich v.a. für Tagesausflüge in Verbindung mit Sightseeing (z.B. Oceanis, Marinemuseum, Innenhafen), Einkaufsund Kulturaktivitäten (z.B. Theater, Konzerte, Kinos) sowie Besichtigung des Jade-Weser-Ports an. Schwerpunktsetzung ist kein Ausschlusskatalog Diese Schwerpunktsetzung soll keinesfalls als Ausschlusskatalog verstanden werden, sondern lediglich Entwicklungsschwerpunkte anregen. D.h. auch in Nähe des Jade-Weser-Ports soll Erholungstourismus möglich sein, wie auch an weiter entfernten Standorten erlebnis- und aktivitätsorientierte Einrichtungen ein sinnvoller Bestandteil des touristischen Angebots sind. Das im Landesraumordnungsprogramm von 1994 vorgegebene Vorsorgegebiet für Erholung in der Nähe des geplanten Jade-Weser-Ports (Gemeinde Wangerland und Gemeinde Butjadingen) muss auch in Zukunft weiter entwickelt werden können. Hierbei sind gewachsene Strukturen zu beachten und zu erhalten, die auch den Erholungstourismus umfassen. Wegfall des Geniusstrandes auffangen Im Rahmen der Bauarbeiten für den Jade-Weser-Port werden der Geniusstrand und der benachbarte Campingplatz in Wilhelmshaven-Voslapp überbaut und stehen somit nicht mehr für den Tourismus zur Verfügung. Daher muss an anderer Stelle, möglichst in räumlicher Nähe der Stadt Wilhelmshaven, Ersatz geschaffen werden, um die Gäste in der Region zu halten. Hierfür bietet sich in erster Linie der Kapazitätsausbau und die Modernisierung der bestehenden touristischen Ein32 33 Diese Vereinbarungen betreffen mindestens einzuhaltende Abstände zwischen industriellen Anlagen und Wohngebieten. Im Planung befinden sich in Hooksiel derzeit das „Frieslandaquarium“ und die „Spielescheune“. Des weiteren ist ein Ausbau des Wellenbades geplant. III - 33 Jade-Weser-Raum - Baustein III richtungen in der Gemeinde Wangerland (Campingplätze Hooksiel und Schillig) und der Stadt Wittmund (Campingplatz Caroliniensiel) an. Die touristischen Potenziale im Landesinneren der Region müssen stärker ausgeschöpft werden. Vor allem die Bereiche Radtourismus und Wassersport verzeichnen derzeit in anderen Regionen Zuwächse und sind als Zielgruppe auch für den Jade-Weser-Raum interessant. In diesem Zusammenhang ist z.B. die Anlage neuer Campingplätze im Landesinneren positiv zu beurteilen und zu fördern. Touristische Potenziale des Landesinneren stärker ausschöpfen Ein Hauptmerkmal des Tourismus im Jade-Weser-Raum ist, dass sich die Übernachtungen in erster Linie auf die Sommersaison konzentrieren. Um die Region auch außerhalb des Sommers für Gäste attraktiver zu machen und dadurch die Auslastung der Tourismusinfrastruktur zeitlich zu strecken, sind zusätzliche Einrichtungen bzw. eine Verbesserung der bestehenden Anlagen erforderlich. Ziel muss es sein, v.a. solche Einrichtungen verstärkt zu fördern, die auch wetterunabhängig genutzt werden können. Dieses gilt z.B. für Bäder- und Saunalandschaften sowie für Wellness-Angebote. Verstärkte Auslastung der Tourismusinfrastruktur außerhalb der Sommersaison anstreben Die Attraktivität der Tourismusstandorte im Jade-Weser-Raum muss insgesamt weiter gesteigert werden. Die augenblickliche intensive Diskussion über mögliche Auswirkungen der Hafenplanungen auf den Tourismus sollte genutzt werden, um Attraktivität der Tourismusstandorte im JadeWeser-Raum weiter steigern - bestehende Tourismusstrategien für den Jade-Weser-Raum zu überprüfen und ggf. an die veränderten Rahmenbedingungen anzupassen, - die bestehenden Kooperationen zwischen den regionalen Tourismusakteuren weiter zu intensivieren sowie - bereits geplante und neue Projekte zur Verbesserung der Tourismusinfrastruktur umzusetzen. Die Machbarkeitsstudie des Projektkonsortiums „Jade-Port“ für einen Containerund Mehrzweckhafen in Wilhelmshaven hat sich bereits sich im Rahmen einer wasserbaulichen Systemanalyse mit den Fragen der hydrodynamischen (Tidehub) und morphodynamischen (Sedimenttransport) Auswirkungen im Umfeld 34 des geplanten Jade-Weser-Ports beschäftigt. Das Gutachten kommt zu dem Ergebnis, dass bei Realisierung des Hafens keine wesentlichen Beeinträchtigungen der umliegenden Wasserfahrwege, Küstenabschnitte und Wattflächen zu erwarten sind 35. Mit einem zusätzlichen Sedimenteintrag in die Jade sowie einer veränderten Sturmflutsituation sei nicht zu rechnen. Durch hydrodynamische und morphologische Reaktionen wären in der ersten Ausbaustufe v.a. die Hafenanlagen im Bereich der Stadt Wilhelmshaven (Tankerlöschbrücken, Niedersachsenbrücke, 4. Hafeneinfahrt) betroffen. Nennenswerte Auflandungen werden nur für die beiden Strömungsschatten der künftigen Hafenkaje erwartet. 34 35 Das Gutachten konzentriert sich bei der Untersuchung von morphodynamischen Auswirkungen auf den Küstenabschnitt zwischen der 4. Hafeneinfahrt (Wilhelmshaven) und der Hafeneinfahrt Hooksiel. Hydrodynamische Auswirkungen wurden für die Strömungsprozesse des Jadefahrwassers und die Tidekenngrößen der Flussmündungsbereiche von Jade und Weser untersucht. Projektkonsortium „Jade-Port“ 1999: Machbarkeitsstudie für einen Container- und Mehrzweckhafen in Wilhelmshaven - Kurzfassung. Machbarkeitsstudie: „Keine wesentlichen Beeinträchtigungen der Küstenabschnitte und Wattflächen zu erwarten“ III - 34 Leitziele und Handlungsfelder Weitere Gutachten zu eventuellen Auswirkungen notwendig Die Machbarkeitsstudie umfasst noch nicht sämtliche Gebiete, in denen Auswirkungen durch den Hafenbau möglich sind. Hierzu zählen v.a. morphodynamische Reaktionen im weiteren Umfeld des Hafens, Veränderungen der Strömungsprozesse im Fahrwasser vor den Ostfriesischen Inseln sowie eventuelle Auswirkungen durch die Sandentnahme vor der Insel Wangerooge, die für die Aufspülung des neuen Hafengeländes erforderlich sein wird. Für die Klärung dieser Fragen sind weitere Gutachten notwendig. Laufende Überprüfung von möglichen Veränderungen erforderlich Auf Grundlage einer umfassenden Beweissicherung muss laufend überprüft werden, ob die Baumaßnahmen des Jade-Weser-Ports auf die touristisch genutzten Küstenabschnitte, aber auch auf den Gesamtsandhaushalt des Wattenmeeres negative Auswirkungen haben. Die diesbezüglichen Vereinbarungen nach dem Trilateralen 36 Wattenmeerplan sind zu berücksichtigen. Im Falle von Veränderungen in der Küstenmorphologie, wie z.B. dem vermehrten Abtrag oder der Verschlickung von Sandstränden und der Verlandung von Häfen und Hafenzufahrten ist bereits im Rahmen der Jade-Weser-Port-Planungen festzulegen, dass von Seiten der zuständigen Behörden des Landes und des Bundes entsprechende Gegenbzw. Kompensationsmaßnahmen zu ergreifen sind. Eventuelle Mehrkosten dürfen nicht den Tourismusgemeinden angelastet werden. Existenz der Strände darf durch Jade-Weser-Port keinesfalls gefährdet werden Die Küsten, ihre Orte und insbesondere die Strände in der Region stellen eine unverzichtbare wie sensible Grundlage für den Tourismus dar. Ihre Existenz darf im Rahmen der Realisierung des Jade-Weser-Ports keinesfalls gefährdet werden 37. Deshalb ist zu prüfen, ob in Zusammenhang mit dem Hafenbau präventive Maßnahmen zum Schutz der touristisch relevanten Küstenabschnitte ergriffen werden müssen. Hierzu zählen z.B. Jade-Weser-Port kann das Risiko von Havarien erhöhen - die Errichtung eines Badepolders (Eindeichung des Badebereichs) für tideunabhängiges Baden in Burhave (Butjadingen), - Verbesserung der Wasserqualität im Hooksmeer und Instandsetzung der Uferund Inselbereiche, - die Erstellung einer Hafen- und einer Strandmole zur Verhinderung von Sandabtrag am Hooksieler Badestrand, - die Aufspülung von zusätzlichem bzw. verloren gegangenem Sandstrand in Hooksiel für die Aufnahme der Tourismuskapazitäten des wegfallenden Geniusstrandes. Der Jade-Weser-Port wird auf den Schifffahrtswegen vor der Küste der Region das Verkehrsaufkommen erhöhen und kann damit auch das Risiko von Havarien verstärken. Um zu verhindern, dass ein manövrierunfähiges Schiff vor der Küste strandet, werden vom Bund Notschlepperkapazitäten vorgehalten, die Havaristen verschleppen oder zumindest in kontrollierter Verdriftung halten können 38. Außerdem ist durch eine Vereinbarung zwischen Bund und Küstenländern eine koordinierte Flotte von Schadstoffbekämpfungsschiffen geschaffen worden. 36 37 38 Dänemark, Deutschland und Niederlande Eine Ausnahme hiervon bildet der Geniusstrand In Wilhelmshaven (s.o.) Bericht der unabhängigen Expertenkommission „Havarie Pallas“. 2000. III - 35 Jade-Weser-Raum - Baustein III Die hiermit verbundenen Notfallkonzepte müssen im Hinblick auf den JadeWeser-Port und das zusätzliche Verkehrsaufkommen überprüft und optimiert werden 39. Die erforderlichen Notschlepper- und Schadstoff- bzw. Feuerbekämpfungskapazitäten müssen auch künftig in ausreichendem Maße bereit stehen und zentral koordiniert werden, um das Risiko von Verunreinigungen der Küste und die damit verbundenen negativen Auswirkungen auf den Tourismus und die Umwelt zu minimieren. Es muss geprüft werden, ob nicht auch zusätzliche Notfallkapazitäten für einen schnellen Einsatz in unmittelbarer Nähe des Jade-Weser-Ports stationiert werden können 40. Ausreichende Notschlepper- und Schadstoffbekämpfungskapazitäten notwendig Der zukünftig erhöhte Schiffsverkehr sollte im Interesse der Tourismusstandorte von den Küsten des Jade-Weser-Raums weg verlagert werden. Dieses gilt insbesondere für das Fahrwasser vor der Insel Wangerooge. Es muss geprüft werden, ob mit der Realisierung des Jade-Weser-Ports nicht ein alternativer Fahrweg von der Jade in das Weserfahrwasser über die sogenannte „Mittelrinne“ genutzt werden kann, um den Fahrweg direkt vor der Insel überflüssig zu machen. Die hohe Sensibilität von Tourismusnutzungen gegenüber Immissionen und der Veränderung von Sichtbeziehungen ist bei den Hafenplanungen zu berücksichtigen Schifffahrtswege von den Küsten weg verlagern Die Frage der Schallemissionen des künftigen Hafenbetriebs muss gutachterlich im Rahmen der Planungen geprüft werden. Mögliche Auswirkungen könnten neben dem Wohnstandort Wilhelmshaven-Voslapp auch die Tourismusstandorte Hooksiel und Tossens betreffen. Entsprechende Gegenmaßnahmen sind frühzeitig bereits während der Bauphase zu ergreifen. Die oben genannte Schwerpunktbildung der Tourismusnutzungen im Umfeld des Jade-Weser-Ports ist geeignet, die Auswirkungen von Schallemissionen zu gering wie möglich zu halten. Schallemissionen des künftigen Hafenbetriebs gutachterlich prüfen ! Projektvorschlag: Vermarktung des Jade-Weser-Ports und des Schiffsverkehrs als Tourismusattraktion Der Hafen fügt sich als Attraktion thematisch gut in die vorhandene Tourismusinfrastruktur der Stadt Wilhelmshaven (Oceanis, Marinemuseum, Innenhafen, Südstrand etc.) sowie der umliegenden Standorte (Sielhäfen, Fährfahrten, Wassersport, Bademöglichkeiten etc.) ein. Bereits heute stellt die Stadt Wilhelmshaven für Urlauber aus der Region ein wichtiges Ziel des Tagestourismus dar. Der JadeWeser-Port wird den überregionalen Bekanntheitsgrad der Region weiter erhöhen und somit die Möglichkeit eröffnen, zusätzliche Urlauberpotenziale zu erschließen. Gespräche mit verschiedenen Akteuren aus dem Jade-Weser-Raum haben zudem gezeigt, dass auch der von den Küsten aus zu beobachtende zusätzliche Schiffsverkehr einen Attraktivitätsfaktor darstellen kann. Jade-Weser-Port fügt sich thematisch gut in die vorhandene Tourismusinfrastruktur ein Die daraus erwachsenden Chancen des Jade-Weser-Ports als Anziehungspunkt für Tagesausflüge müssen genutzt und in Verbindung mit den weiteren Einrichtungen der Tourismusinfrastruktur in Wilhelmshaven aktiv vermarktet werden. Hiervon wird neben der Stadt v.a. auch die Region als Ganzes profitieren, da die Chancen des Jade-WeserPorts als Anziehungspunkt für Tagesausflüge aktiv vermarkten 39 40 Das Bundesverkehrsministerium arbeitet derzeit an einer Optimierung des Sicherheitskonzepts für Nord- und Ostsee Hierfür bietet sich u.a. der Außenhafen Hooksiel an, der dafür auf eine ausreichende Wassertiefe ausgebaggert und mit einer zusätzlichen Mole gegen Verschlickung geschützt werden müsste. III - 36 Leitziele und Handlungsfelder touristischen Potenziale in Wilhelmshaven einen wichtigen Baustein der Vielfältigkeit des Fremdenverkehrs im Jade-Weser-Raum bilden. Die touristischen Attraktionen des neuen Hafens dürften sich im wesentlichen auf drei Ebenen abspielen: - Bauphase: Beobachtung der Bauarbeiten von einer Aussichtsplattform, begeleitende Ausstellung in einem Infocontainer. - Landseitige Besichtigung: Ausstellung zu den Abläufen des Hafenbetriebs in einem Besucherzentrum. - Seeseitige Besichtigung: Fährfahrt vor der Kaje, ggf. in Verbindung mit weiteren Besichtigungen. Ausgangspunkte für eine seeseitige Besichtigung des Jade-Weser-Ports Als Ausgangspunkte für eine seeseitige Besichtigung des Jade-Weser-Ports („Hafenrundfahrt“) und touristische Ausflugfahrten allgemein bieten sich neben Wilhelmshaven auch Eckwarderhörne und Hooksiel 41 an. Vermarktung durch alle Tourismusakteure im Jade-Weser-Raum Die Vermarktung der Besichtigungsmöglichkeiten sollte alle relevanten Tourismusakteure im Jade-Weser-Raum (siehe oben) und den angrenzenden Regionen (v.a. Ostfriesland) einbeziehen. Das bedeutet u.a., dass bei den Urlaubern vor Ort für einen Tagesausflug zum Jade-Weser-Port als Ergänzung des lokalen Angebots geworben wird. Denkbar ist auch die Organisation von Busgruppenreisen zum neuen Hafen in Verbindung mit einem Besuch in der Stadt Wilhelmshaven. Die Federführung Projektes sollte bei der Wilhelmshaven Projekt GmbH und den Hafenbetreibern liegen. Touristische Belange frühzeitig in die Planungen des Jade-Weser-Ports einbinden Entscheidend für eine Realisierung dieses Projektes ist, die touristischen Belange frühzeitig in die Planungen des Jade-Weser-Ports einzubinden, um sicher zu stellen, dass die technischen und räumlichen Voraussetzungen einer Besichtigung des Geländes geschaffen werden. Für die Bereitstellung der Infrastruktur vor Ort (Aussichtsplattform, Ausstellungsräume etc.) sollte die künftige Hafenbetriebsgesellschaft gewonnen werden. Aufgrund der positiven Imageeffekte, die von der Besichtigung des Jade-Weser-Ports durch Touristen ausgehen werden, kann ein entsprechendes Interesse der Hafenbetreiber vorausgesetzt werden. 41 Auch für Ausflugsschiffe ist die bereits oben erwähnte Ausbaggerung des Außenhafens Hooksiel und der Bau einer Mole erforderlich. Unter diesen Voraussetzungen könnte der Hafen auch als Drehscheibe für weitere Ausflugsfahrten, z.B. zu den ostfriesischen Insel oder nach Helgoland, genutzt werden. III - 37 2.5 Jade-Weser-Raum - Baustein III Konsequenzen für das weitere Vorgehen Die vorliegenden Handlungsempfehlungen und Projektvorschläge sind lediglich der erste Schritt eines Prozesses, der zu einer regionalwirtschaftlich effizienten Umsetzung des Jade-Weser-Ports und einer Einbindung des Vorhabens in bestehende regionale Entwicklungsvorstellungen führen soll. Der Prozesscharakter des Gutachtens macht eine Reihe weiterer Schritte erforderlich. Entscheidend ist, dass die Empfehlungen jetzt in der Region kommuniziert, diskutiert und umgesetzt werden. Handlungsempfehlungen und Projektvorschläge sind der erste Schritt eines Prozesses Die Planungen für den Jade-Weser-Port sind derzeit ein zentrales Thema in der Region. Die Chance, einen neuen Tiefwasserhafen für Containerschiffe am Standort Wilhelmshaven realisieren zu können, hat unter den regionalen Akteuren zu einer Aufbruchstimmung geführt. Dieser Schwung muss zügig zur Umsetzung der Handlungsempfehlungen und Projektvorschläge genutzt werden. Die notwendigen Planungszeiträume für die Umsetzung der Empfehlungen dürfen nicht unterschätzt werden. Derzeitige Aufbruchstimmung in der Region nutzen Die Umsetzung der Handlungsempfehlungen und Projektvorschläge sowie ihre strategische Ausrichtung müssen zusammen mit den Hafenplanungen laufend beobachtet und überprüft werden. Ggf. müssen die Empfehlungen an aktuelle Entwicklungen angepasst werden. Zu festen Terminen – z.B. jährlich – sollten Rechenschaftsberichte erstellt werden, die den Stand der Umsetzungen dokumentieren und die nächsten Handlungsschritte bzw. neuen Handlungsbedarf aufzeigen. Umsetzung der Handlungsempfehlungen und Projektvorschläge laufend überprüfen III - 38 Leitziele und Handlungsfelder A-1 ANHANG LITERATUR TABELLEN UNTERNEHMENSFRAGEBOGEN Jade-Weser-Raum A-2 Anhang Literatur Airport Bremen: Fluggastbefragung 1995, Bremen 1996 Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hrsg.): Landesentwicklung in Norddeutschland Funktionen und Hinterlandanbindung der Häfen an Nord- und Ostsee, Arbeitsmaterial Nr. 228, Hannover 1996 Arbeitsstelle DIALOG (Hrsg.): Strukturbericht der Strukturkonferenz Land Oldenburg, Regionalstatistische Auswertungen zu ausgewählten Strukturmerkmalen und Entwicklungstendenzen, Oldenburg 1998 Bericht der unabhängigen Expertenkommission „Havarie Pallas“, Berlin 2000 Bulwien, Hartmut u.a.: Einkommens- und Beschäftigungseffekte des Flughafens Frankfurt/Main – Status-Quo-Analysen und Prognosen – im Auftrag der Mediationsgruppe Flughafen Frankfurt/Main, München / Frankfurt / Darmstadt 1999 Bundesminister für Verkehr (Hrsg.): Entwicklungstendenzen der deutschen Seehäfen bis zum Jahr 2000, Bremen 1991 (unveröffentlichter Bericht, erarbeitet durch ISL, IfW und HPC) Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung: Die chemische Industrie in den 90er Jahren – wieder verstärktes Wachstum, in: Wochenbericht des DIW 27/2000, S. 413 ff. HPC Hamburg Port Consulting GmbH: Die Lage der deutschen Seehäfen – Aktualisierte Bestandsaufnahme der Kriterien zur Kennzeichnung der deutschen Seehäfen, Schlussbericht, Hamburg 1993 Institut für Weltwirtschaft und Planco Consulting GmbH: Entwicklungsmöglichkeiten der niedersächsischen Seehäfen, Auftraggeber: Niedersächsisches Ministerium für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, Kiel / Hamburg 1992 Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik: Analyse und Prognose der Entwicklung der Bremischen Häfen (Kurzfassung) , Bremen, Juni 1998 Institut für Seeverkehrswirtschaft und Logistik: Quantifizierung der Hafenabhängigkeit der Bremerhavener Wirtschaft, Gutachten im Auftrag des Magistrats der Stadt Bremerhaven, Referat für Wirtschaftsstrukturpolitik und -koordinierung, Bremerhaven 1999 Landesraumordnungsprogramm Niedersachsen 1994 Lüneburg, Alfred, Dannemann, Günter und Lörcher, Siegfried: Ökonomische und fiskalische Bedeutung der Häfen für Bremen, Regionalwirtschaftliche Studien Nr. 6, Hrsg.: Bremer Ausschuß für Wirtschaftforschung (BAW), Bremen 1985 Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung Brandenburg (Hrsg.): Flächenpools zum Landschaftsaufbau, Potsdam 1999 Nachrichten aus dem Hafen Antwerpen (Hrsg.): Hafenbetrieb Antwerpen AGHA, verschiedene Ausgaben Niedersächsisches Umweltministerium (Hrsg.): Handlungsmöglichkeiten zur Abarbeitung der Eingriffsregelung auf kommunaler Ebene: Flächenagenturen - Ökokontos - Flächenpools, Hannover 2000 A-3 Jade-Weser-Raum NORD/LB: Wirtschaft Niedersachsen – Die 100 größten niedersächsischen Unternehmen, Hannover 1999 Pfähler, Wilhelm u.a.: Bildung und Wissenschaft als Wirtschafts- und Standortfaktor, Veröffentlichungen des HWWA-Institut für Wirtschaftsforschung - Hamburg, Band 32, Baden-Baden 1997 Pfähler, Wilhelm u.a.: Die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Hochschulbildungs- und Wissenschaftseinrichtungen in Bremen, Gutachten für den Senator für Bildung, Wissenschaft, Kunst und Sport, Dezember 1998 PLANCO Consulting GmbH: Die Bedeutung des Hafens für die Beschäftigung in Hamburg, Ergebnisse einer Untersuchung im Auftrag der Stadt Hamburg – Wirtschaftsbehörde – (Kurzfassung), Essen 1991 PLANCO Consulting GmbH: Einhafenentwicklung in der Hamburg-Antwerpen Range – Volkswirtschaftliche Konsequenzen und Bewertung; Gutachten im Auftrag der Freien Hansestadt Bremen, Der Senator für Häfen, Schiffahrt und Verkehr, Essen 1994 PLANCO Consulting GmbH: Regional- und gesamtwirtschaftliche Bedeutung der bremischen Häfen, Gutachten im Auftrag der Freien Hansestadt Bremen, Der Senator für Häfen, überregionalen Verkehr und Außenhandel, Essen 1998 PLANCO Consulting GmbH: Bedarfanalyse für einen Tiefwasserhafen in der Deutschen Bucht, im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Technologie und Verkehr, des Senators für Wirtschaft und Häfen der Freien Hansestadt Bremen und des Wirtschaftssenators der Freien und Hansestadt Hamburg, Essen 2000 Projektkonsortium „Jade-Port“: Machbarkeitsstudie für einen Container- und Mehrzweckhafen in Wilhelmshaven (Kurzfassung), Oldenburg / Bremen 1999 Stadt Wilhelmshaven: Konversion Nr. 3 ? – die Auswirkungen der aktuellen Bundeswehrplanung auf Wilhelmshaven als Marinestandort, Wilhelmshaven 2000 Städtischer Hafenbetrieb Rotterdam, Jahresbericht 1998 Anhangtabelle A 1: Bisherige Investitionsabsichten und Erwartungen der Unternehmen an das Projekt JadeWeser-Port nach Kreisen Landkreis Anzahl Fragebögen Ant- Beschäfworten tigte Investitionsabsichten nein mögl. ja Erwartungen an Auswirkungen des Jade-Weser-Ports den Jade-Weser-Port auf die Personalentwicklung ja weiß nein nein weiß ja AP AP nicht nicht mind. max. FRI 20 17 2.850 2 3 12 10 1 6 1 1 8 153 158 WHV 26 17 3.085 2 7 8 10 2 5 - 1 8 95 130 BRA 19 15 6.489 - 5 10 3 2 10 - 1 2 5 5 WTM 28 17 1.047 4 8 5 5 4 8 - - 5 41 46 Insg. 93 66 13.471 8 23 35 28 9 29 1 3 23 294 339 Quelle: BAW-Unternehmensbefragung im Jade-Weser-Raum Anhangtabelle A 2: Bisherige Investitionsabsichten und Erwartungen der Unternehmen an das Projekt JadeWeser-Port nach Wirtschaftsgruppen Branche Anzahl BeschäfFirmen tigte Investitionsabsichten nein mögl. Ja Erwartungen an Auswirkungen des Jade-Weser-Ports den Jade-Weser-Port auf die Personalentwicklung ja weiß nein nein weiß ja AP AP nicht nicht mind. max. Grundstoffindustrie 4 1.754 - 1 3 1 1 2 - - - - - Nahrungs- u. Genußmittel 4 1.167 - 1 3 - - 4 - - - - - Investitionsgüterindustrie 20 5.942 1 5 14 6 2 12 - - 6 28 36 Gebrauchs- u. Verbrauchsgüterindustrie 8 903 - 4 4 3 2 3 - - 3 100 110 Bauindustrie, Baustoffe 8 480 3 3 2 4 2 2 - 1 3 35 43 Handel 5 353 1 2 2 2 1 2 - - 2 6 8 Sonstige Dienstleistungen 8 1.737 1 4 3 4 1 3 1 - 3 75 87 Verkehrsgewerbe, Lager 8 635 2 3 3 7 - 1 - 2 5 30 35 Ver- u. Entsorgung, Energie 1 500 - - 1 1 - - - - 1 20 20 Insgesamt 66 13.471 8 23 35 28 9 29 1 3 23 294 339 Quelle: BAW-Unternehmensbefragung im Jade-Weser-Raum Anhangtabelle A 3: Räumliche Verteilung von Rohstoff- und Vorleistungsbezug sowie Kunden und benutzte Transportmittel nach Kreisen Land- Anzahl Rohstoffbezug, Vorleistungen kreis Firmen Summe der Regionsnennungen NS D Kont. EU GB/ SK Ü Verkehrsmittel Summe der Nennungen Kunden Summe der Regionsnennungen Schiff Bahn LKW Bin.- anSchiff dere NS D Kont. EU GB/ SK Ü Verkehrsmittel Summe der Nennungen Schiff Bahn LKW andere FRI 17 13 13 7 1 3 2 2 12 - 3 12 16 8 4 3 3 1 12 2 WHV 17 9 13 7 5 6 5 1 11 - 2 9 13 5 4 1 2 1 10 2 BRA 15 11 13 7 5 4 5 1 12 1 3 6 11 9 2 6 5 2 10 2 WTM 17 7 10 5 1 1 1 1 11 - - 6 10 5 1 2 1 - 10 3 Insg. 66 40 49 26 12 14 13 5 46 1 8 33 50 27 11 12 11 4 42 9 andere = Post, Paketdienst, Kurier, PKW, Fahrrad, Internet, Flugzeug Quelle: BAW-Unternehmensbefragung im Jade-Weser-Raum Anhangtabelle A 4: Räumliche Verteilung von Rohstoff- und Vorleistungsbezug sowie Kunden und benutzte Transportmittel nach Wirtschaftsgruppen Branchen Anzahl Rohstoffbezug, Vorleistungen Firmen Summe der Regionsnennungen NS D Kont. EU GB/ SK Ü Verkehrsmittel Summe der Nennungen Kunden Summe der Regionsnennungen Schiff Bahn LKW Bin.- anSchiff dere NS D Kont. EU GB/ SK Ü Verkehrsmittel Summe der Nennungen Schiff Bahn LKW andere Grundstoffindustrie 4 1 3 2 4 2 4 1 2 1 - 1 3 4 2 2 4 2 3 - Nahrungs- u. Genußmittel 4 4 3 2 - 1 2 1 3 - - 2 4 2 1 1 1 1 4 - Investitionsgüterindustrie 20 12 18 10 5 6 3 2 15 - 3 9 15 9 3 7 4 - 11 2 Ge- u. Verbrauchsgüterindustrie 8 4 7 4 2 2 - - 7 - 2 4 6 3 2 1 1 - 6 4 Bauindustrie, Baustoffe 8 5 5 1 1 - 1 - 6 - - 5 4 2 - - - - 6 - Handel 5 2 4 2 - 2 2 - 4 - 1 1 4 1 1 - - - 3 - Sonstige Dienstleistungen 8 5 4 1 - 1 - - 4 - 1 5 6 1 1 - - - 4 2 Verkehrsgewerbe, Lager 8 6 4 4 - - 1 1 4 - 1 5 7 5 1 1 1 1 4 1 Ver- u. Entsorgung, Energie 1 1 1 - - - - - 1 - - 1 1 - - - - - 1 - Insgesamt 66 40 49 26 12 14 13 5 46 1 8 33 50 27 11 12 11 4 42 9 andere = Post, Paketdienst, Kurier, PKW, Fahrrad, Internet, Flugzeug Quelle: BAW-Unternehmensbefragung im Jade-Weser-Raum Anhangtabelle A 5: Bisherige geschäftliche Kontakte der Unternehmen zu den Häfen der Region und erwarteter Bezug zum Jade-Weser-Port nach Kreisen Landkreis Anzahl Firmen Geschäftliche Kontakte zu Häfen nein ja nein ja Zukünftiger Bezug zum Jade-Weser-Port Wenn ja, welche (Mehrfachnennungen möglich) Verkehr Import Export Sonstiges FRI 17 7 10 4 13 5 6 4 4 WHV 17 6 10 5 12 3 3 3 9 BRA 15 5 10 6 9 4 2 4 2 WTM 17 10 4 7 7 1) 2 3 2 4 Insg. 66 28 34 22 14 14 13 19 1) Davon 1 nur mit Einschränkungen (minimal) Quelle: BAW-Unternehmensbefragung im Jade-Weser-Raum 41 Anhangtabelle A 6: Bisherige geschäftliche Kontakte der Unternehmen zu den Häfen der Region und erwarteter Bezug zum Jade-Weser-Port nach Wirtschaftsgruppen Branche Anzahl Firmen Geschäftliche Kontakte zu Häfen nein nein Zukünftiger Bezug zum Jade-Weser-Port ja Wenn ja, welche (Mehrfachnennungen möglich ja Verkehr Import Export Sonstiges Grundstoffindustrie 4 - 4 1 3 1 1 2 1 Nahrungs- u. Genußmittel 4 3 1 3 1 1) - 1 1 1 Investitionsgüterindustrie 20 9 9 8 11 2 3 5 3 Gebrauchs- u. Verbrauchsgüterindustrie 8 7 1 4 4 2 3 1 1 Bauindustrie, Baustoffe 8 3 4 2 5 1 1 - 3 Handel 5 2 3 2 3 1 2 1 2 Sonstige Dienstleistungen 8 4 4 1 7 1 2 - 4 Verkehrsgewerbe, Lager 8 - 7 1 6 5 1 2 3 Ver- u. Entsorgung, Energie 1 - 1 - 1 1 - 1 1 Insgesamt 66 28 34 22 41 14 14 13 19 1) nur minimal Quelle: BAW-Unternehmensbefragung im Jade-Weser-Raum Anhangtabelle A 7: Anforderungen der Unternehmen an einen Ausbau der Infrastruktur in der Region Landkreis Anzahl Firmen Spezielle Anforderungen an einen Ausbau der Infrastruktur in der Region Ja, Infrastrukturbereiche (Mehrfachnennungen möglich) Freizeit- Sonstiges Bahnan- FlughaEnergie-/ FuE Bundesschluss fen Wasserver- einrichstraßen, tungen sorgung Autobahn Nein FRI 17 3 14 3 5 9 2 - 1 1 WHV 17 4 13 4 - 9 4 - 2 6 BRA 15 - 15 3 15 3 1 1 1 2 WTM 17 2 15 8 11 3 4 - - 4 Insg. 66 9 57 18 31 24 11 1 4 13 Quelle: BAW-Unternehmensbefragung im Jade-Weser-Raum Anhangtabelle A 8: Anforderungen der Unternehmen an einen Ausbau der Infrastruktur nach Wirtschaftsgruppen Branchen Anzahl Spezielle Anforderungen an einen Ausbau der Infrastruktur in der Region Firmen Nein Ja, Infrastrukturbereiche (Mehrfachnennungen möglich) Bahnan- Flugha- Energie-/ Freizeit- SonstiFuE Bundesges schluss fen Wasserver- einrichstraßen, tungen sorgung Autobahn Grundstoffindustrie 4 - 4 1 2 2 - 1 - 3 Nahrungs- u. Genußmittel 4 - 4 1 1 4 - - - 1 Investitionsgüterindustrie 20 2 18 7 10 6 3 - - 2 Ge- u. Verbrauchsgüterindustrie 8 1 7 5 3 3 2 - - 2 Bauindustrie, Baustoffe 8 1 7 2 5 1 2 - 1 1 Handel 5 1 4 - - 1 1 - 1 2 Sonstige Dienstleistungen 8 3 5 - 3 3 2 - 2 1 Verkehrsgewerbe, Lager 8 1 7 2 6 4 1 - - 1 Ver- u. Entsorgung, Energie 1 - 1 - 1 - - - - - Insgesamt 66 9 57 18 31 24 11 1 4 13 Quelle: BAW-Unternehmensbefragung im Jade-Weser-Raum Bitte zurück an folgende Adresse: An das BAW Institut für Wirtschaftsforschung GmbH Wilhelm-Herbst-Straße 5 Ansprechpartnerin: Frau Dr. Pohl Tel.: 0421- 20699-0 Fax: 0421- 20699-99 28359 Bremen Fragebogen zur Bedeutung des Projektes Jade-Weser-Port Die Beantwortung der Fragen ist freiwillig. Alle Angaben unterliegen den Bestimmungen des Datenschutzgesetzes. Teil A: Fragen zu Ihrem Unternehmen A 1. Name und Anschrift des Betriebes: ___________________________________ ___________________________________ ___________________________________ ___________________________________ oder Firmenstempel: A 2. Wie viele Beschäftigte hat Ihr Betrieb? (Anzahl) Insgesamt aktuell: _______ A 3. Planen Sie zur Zeit Investitionen an Ihrem Unternehmensstandort? Nein Möglicherweise Ja, bis zum Jahr 20.... A 5. Woher beziehen Sie überwiegend Ihre Rohstoffe und Vorleistungen? (Mehrfachnennungen möglich) Mit welchem Verkehrsmittel? aus Nordwest-Niedersachsen einschließlich Land Bremen aus dem übrigen Deutschland (inkl. restliches Niedersachsen) aus dem kontinentalen europäischen Ausland aus Großbritannien und/oder Skandinavien aus Übersee ___________________ ___________________ _______________________ ___________________ ___________________ A 6. In welchen Regionen befinden sich hauptsächlich Ihre Kunden? (Mehrfachnennungen möglich) Mit welchem Verkehrsmittel beliefern Sie überwiegend? in Nordwest-Niedersachsen einschließlich Land Bremen im übrigen Deutschland (inkl. restliches Niedersachsen) im kontinentalen europäischen Ausland in Großbritannien und/oder Skandinavien in Übersee ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ ___________________ Teil B: Fragen zum geplanten Jade-Weser-Port B 1. Haben Sie bisher geschäftliche Kontakte zu den Häfen der Region (Wilhelmshaven, Emden, Brake, Nordenham, Bremen/Bremerhaven)? (Zutreffende Häfen unterstreichen) Nein Wenn ja, welcher Art: ___________________________________ ___________________________________ B 2. Sehen Sie für Ihr Unternehmen zukünftig einen geschäftlichen Bezug zum Jade-WeserPort? Nein Ja Wenn ja, als Verkehrsdienstleister für Warenimporte für Warenexporte Sonstiges (bitte benennen): _________________________________________ _________________________________________ 50 B 3. Erwarten Sie, dass Sie bei Realisierung des Jade-Weser-Ports Ihre Geschäftstätigkeit generell ausweiten werden? Ja weiß nicht Nein Wenn ja, hat das Auswirkungen auf Ihre Personalentwicklung? Nein Weiß nicht zusätzliche Arbeitsplätze? Anzahl: ________ Ja: B 4. Haben Sie - unabhängig vom Jade-Weser-Port - spezielle Anforderungen an einen Ausbau der Infrastruktur in der Region? Nein Ja, und zwar: Forschungs-/Wissenschaftsinfrastruktur Bundesstraßen, Autobahn Bahnanschluss Flughafen Energie- / Wasserversorgung Freizeiteinrichtungen Sonstiges (bitte benennen): _______________________________________________ _______________________________________________ Zur weiteren Auskunftsbereitschaft: Wären Sie evtl. bereit, zu einigen weiteren Aspekten des Jade-Weser-Ports am Telefon Auskunft zu geben? Ja Nein Wären Sie auch bereit zu einem persönlichen Gespräch, ggf. in einer kleineren Runde mit anderen Unternehmen aus der Region? Ja Ja, aber nur in einem Einzelgespräch Nein Vielen Dank für Ihre Mitarbeit ! 51