bericht – long beach csulb
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bericht – long beach csulb
JANNIS SCHÖNEBERG • H AW HAMBURG • WS 2012/2013 BERICHT – LONG BEACH CSULB Dieser Bericht soll einen kleinen Einblick in mein Auslandssemester als Exchange Student an der California State University in Long Beach (CSULB) im Wintersemester 2012 geben. Ein großer Dank geht an meine Eltern, Wolfgang Willaschek, Ingrid Weatherall und die HAW Hamburg, die dies möglich gemacht haben. Als allererstes möchte ich einen Eindruck von der Hochschule und dem Campus an sich vermitteln. Der Campus Der Campus der CSULB (an diesem Kürzel kommt keiner vorbei, es gibt überall MerchandiseArtikel und Banner) ist so, wie man sich einen Campus in Kalifornien nahe des Orange Countys vorstellt. Man könnte direkt beginnen einen Teenie-Universitäts-Film zu drehen. Der Campus ist sehr groß, gepflegt und durchzogen von parkähnlichen Bereichen mit Treppen und großzügigen Rasenflächen zum entspannen und verweilen. Es gibt eine eigene Polizei auf dem Campus, eine Krankenstation und ein Bussystem, das einen kostenlos über den Campus fährt. Für Unterrichtsmaterialien und allerhand Merchandise-Artikel der CSULB (Pullover, T-Shirts, Tassen, Blöcke, Ordner, das volle Programm) sowie den Textbooks (Pflichtlektüren der Kurse) gibt es den Bookstore und für die Verpflegung die sogenannte University Student Union mit diversen Fast-Food-Ketten und Shops sowie einen von insgesamt drei Starbucks. Die verschiedenen Departements (Wirtschaft, Naturwissenschaften, Design etc.) sind auf dem Gelände verteilt und entweder in Neubauten oder etwas älteren Gebäuden untergebracht. Die Räume des Film-Departements sind etwas kleiner als in der Finkenau, bieten aber eine ähnliche Ausstattung mit Projektor usw., nur auf einen Tisch muss man verzichten. Die sind immer als Ablage direkt an den Stühlen angebracht. Das kann zum Teil etwas wackelig und nervig werden. Es gibt mehrere Pools, ein großes Recreation-Center mit Fitnessbereich, Kletterwand, Laufbahn und verschiedenen Sportplätzen von Baseball über Basketball bis Beach-Volleyball. Direkt angeschlossen befindet sich eine weitere Pool-Landschaft. Das Film-Departement besitzt noch ein Campus-Theatre in dem Aufführungen von Filmen stattfinden oder auch Kurse gehalten werden. Die Größe des Departements ist vergleichbar mit unserem Medientechnik-Departement. Es herrscht eine gewisse Familiarität. Alle Kurse sind selbstverständlich in Englisch und es gibt keinen „Bonus“ oder eine besondere Behandlung für Gaststudierende, die Bewertung wird einheitlich vorgenommen. 1 Die Kurse Meine Kurse sind hauptsächlich theoretisch gewesen. Die Entscheidung für einen Kurs wird im Vorfeld getroffen und man muss sich Online für Kurse eintragen. Danach wird man vom International Office freigeschaltet, weil man in aller Regel die offiziellen Voraussetzungen nicht erfüllt. Das wird dann problematisch, wenn es großen Andrang bei einem Kurs gibt. Durch die Zeitverzögerung kann es passieren, dass der Kurs bei Freischaltung bereits voll ist und man sich einen Neuen suchen muss. Das ist mir auch mit einem praktischen Kurs passiert. Ein anderes Problem ist, das manche Kurse zur gleichen Zeit stattfinden und man sich dann natürlich für Einen entscheiden muss. Es können Kurse aus dem gesamten Katalog der CSULB gewählt werden, für die Anrechnung in Deutschland empfiehlt sich aber natürlich die Auswahl im eigenen Departement. Nach der Ankunft kann man aber in der ersten Woche auch noch mit den Professoren sprechen und einzelne Kurse wechseln. Die finalen Kurse von mir waren: Theatrical Film Sympsium, Theory of New Media, Documentary History and Theory und American Film Genres. Die letzten beiden Kurse ähneln sich vom Aufbau sehr, da sie vom gleichen Professor gehalten werden. Die erste Hälfte der Vorlesung beschäftigt sich mit der Theorie, also der Geschichte und dem Aufbau (verschiedene Modi) einer Dokumentation, beziehungsweise in American Film Genres mit dem Genre Film Noir (das Genre wechselt jedes Semester) von den Anfängen bis heute. In der zweiten Hälfte wird jeweils ein Film passend zur jeweiligen Epoche oder zum jeweiligen Thema gezeigt. Dieser wird dann in der nächsten Woche besprochen. Die Prüfungsleistungen bestanden jeweils aus zwei Multiple Choice Tests (Midterm und Final) und drei Assignments (Hausaufgaben), die meistens ein Paper (Abhandlung) über einen im Unterricht vorgeführten Film oder eine Auswahl an Filmen mit anschließender Analyse über ein bestimmtes Thema beinhalteten (Umfang 6-8 Seiten). Vor jedem Termin musste man diverse Texte als Vorbereitung lesen. Die meisten wurden Online als PDF zur Verfügung gestellt. Für Documentary History and Theory benötigte man noch zusätzlich ein Textbook („Theory of Documentary“). Im Theatrical Film Symposium wird jede Woche ein mehr oder weniger aktueller Kinofilm im Campus Theatre vorgeführt und anschließend mit einer beteiligten Person diskutiert. Bei uns wurden zu Beginn diverse Dokumentationen gezeigt, die entweder ins Kino kommen sollen oder von Alumnis der Hochschule gedreht wurden. Anschließend wurden fiktionale Filme gezeigt, die bis hin zum aktuellen Kinofilm „Flight“ mit Denzel Washington reichten. Filme, die noch nicht oder gerade im Kino laufen, werden meistens von Studenten direkt vom jeweiligen Studio in LA auf 35mm Film abgeholt. 2 Nach den Filmen gab es fast immer ein Gespräch mit bspw. dem Regisseur, Kameramann oder Schauspielern. Berühmtheiten wie James Cameron, der wohl auch schon mal zu Gast war, haben wir nicht erlebt. Da muss man wohl Glück haben, denn die Filme variieren jedes Semester. Vor dem Film gibt es immer eineinhalb Stunden Lecture mit dem Professor. Es wird über die Arbeitspositionen einer Hollywood Produktion und über die Finanzierung und Durchführung einer solcher gesprochen. Als Textbook dient die Zeitschrift „The Hollywood Reporter“, die von jedem Studenten zu Abonnieren ist. Der Professor wählt bestimmte Artikel zum lesen aus und fragt diese Inhalte und die Inhalte der Vorlesung am Ende des Semesters in einem Multiple Choice Test ab. Zusätzlich müssen zwei Paper über zwei der gezeigten Filme geschrieben werden (Umfang 5 Seiten). Bei Theory of New Media haben wir vor allem über die Wandlung des Internets hin zu einem Media-Content-Provider gesprochen. Es gab zwei interessante Textbooks: „The Filter Bubble“ und „Convergence Media“. „The Filter Bubble“ handelt von der Entwicklung des Internets und die stetige Personalisierung der Inhalte. Wirklich aufschlussreich und empfehlenswert. Ein wichtiges Thema für Jeden in der Medienbranche. Bei „Convergence Media“ wird hauptsächlich die Nutzung von mehreren Medienkanälen von ein und demselben Franchise (z.B. Matrix) besprochen und die Bedeutung dieser Nutzung in der Zukunft detailliert beschrieben. Die Vorlesung selbst ist etwas unstrukturiert und besteht aus vielen Beispielen und Diskussionen über aktuelle Internetinhalte/Beiträge. Die Professorin Donna Cohen ist gut in der Materie, da sie schon sehr lange in der Branche gearbeitet hat und noch arbeitet. Die Prüfungsleistungen bestehen aus einem Multiple Choice Test nach der Hälfte des Semesters und diversen kleineren Assignments, sowie einem größeren Projekt am Ende des Semesters mit abschließender Präsentation. Das Thema kann dabei, solange es den Bereich New Media nicht verlässt, vom Studierenden selbst gewählt werden. Die Bewertung und Relevanz zu Deutschland Der Unibetrieb an der CSULB ist relativ verschult. Das bedeutet, es werden in jedem Kurs Anwesenheitslisten geführt und unentschuldigtes Fehlen wird nicht toleriert. Außerdem werden die Hausaufgaben zu bestimmten Terminen eingesammelt und korrigiert zurückgegeben. Teile der Note (ca. 10%) bestehen sogar aus der Beteiligung während des Unterrichts. Ein Vorteil dieses Systems ist die relativ genaue Einschätzung der eigenen Leistung während des ganzen Semesters, da man kontinuierlich im jeweiligen Kurs geprüft wird und Punkte sammelt. Zu Beginn wird in jedem Kurs eine Syllabis ausgeteilt, in der die Inhalte, Prüfungsleistungen und die zu erreichenden Punktzahlen für jede Note abgebildet sind. Dadurch kann man schon relativ 3 früh eine Einschätzung bekommen, auf welche Note man zusteuert und gegebenenfalls etwas mehr Zeit in einzelne Kurse investieren. Der Schwierigkeitsgrad zum Studiengang Medientechnik an der HAW ist etwas schwer zu vergleichen, da die Inhalte in den USA im Studiengang Film zu 70% Kreativ und zu 30% Technik sind. An der HAW würde ich diese Aufteilung genau umgekehrt anwenden. Aber im Großen und Ganzen herrscht im kreativen Bereich ein ähnliches Niveau. Man hat allerdings während des Semesters mehr Hausaufgaben und Texte zu lesen und arbeitet nicht nur auf eine Prüfung wie in Deutschland hin. Die Inhalte sind eine gute Ergänzung für alle, denen der kreative Bereich an der HAW zu kurz kommt und man kann gut auf die Kenntnisse, die man an der HAW erlangt hat, aufbauen. Die Nähe zu Hollywood gibt einige interessante Einblicke in die größte Filmindustrie der Welt. So werden zum Beispiel auch Exkursionen in die Studios in LA von der CSULB angeboten. Meine Kurse waren eher auf den Bereich Film ausgerichtet, aber man kann auch diverse Kurse im Tonoder Lichtbereich auswählen. Zum Anerkennen der Kurse kann man sich für eine geringe Gebühr das Transcript nach Hause schicken lassen. Dort sind alle Noten aufgelistet und man kann diese bei den Professoren nachweisen (ein Exemplar kann auch bei Frau Weatherall abholt werden). Die Betreuung Die Betreuung an der CSULB ist sehr gut. Bei Fragen stehen einem immer mehrere Mitarbeiter des International Office zur Verfügung. Die meisten von ihnen sind sogar nicht viel älter als die Studierenden und so kennen sie sich auch im Nachtleben aus und können zum Beispiel Tipps geben, wo es günstig ein Bett zu kaufen gibt. Am Ersten Tag gibt es eine Orientation, in der die Lehrmethoden und Besonderheiten der Uni vermittelt werden. Man bekommt Informationen über Ansprechpartner und Orte, die während des Aufenthalts wichtig sind und kann dann in kleineren Gruppen auch alle möglichen Fragen stellen. Dort bekommt man auch Infomaterial zur Stadt Long Beach und diverse Tipps zum Fortbewegen und Ausgehen. Am Schluss gibt es eine Führung über das Gelände mit anschließendem Mittagessen. In den folgenden Tagen hat man noch einen Termin im International Office, bei dem alle Unterlagen noch einmal überprüft (Visum, Ausweis, usw.) und Kopien angefertigt werden, für den Fall das etwas mal wegkommt. Der Impfpass wird gesondert in der campuseigenen kleinen Klinik überprüft, da man eine Impfung gegen Mumps/Masern/Röteln (MMR) vorweisen muss. Sollte diese fehlen, kann die Impfung direkt in der Klinik nachgeholt werden. 4 Der Studentenausweis wird im Bookstore ausgestellt. Diesen kann man in der ersten Woche bei Gelegenheit abholen. Mit diesem Ausweis kann man kostenfrei alle Busse in Long Beach benutzen, daher würde ich empfehlen den Ausweis recht zügig zu bekommen. Wenn man schon erfolgreich in allen Kursen eingeschrieben ist, hat man jetzt den organisatorischen Teil geschafft, sollte man nach der ersten Vorlesung eines Kurses noch wechseln wollen, geht man zu den jeweiligen Professoren und fragt um Erlaubnis. Bei mir hat das in einem Fall problemlos geklappt, man wird dann manuell umgeschrieben. Für Gaststudierende (Exchange Students) gibt es das ganze Semester eine sogenannte „TeaTime“ wo man sich jede Woche zusammen mit dem International Office und anderen Gaststudierenden treffen kann. Außerdem kann man natürlich kostenlos an allen Sportangeboten/Kursen teilnehmen oder bei Exkursionen dabei sein. Für International Students gibt es noch ein erweitertes Programm, in dem immer drei Studierende in einem Team die Buddies für die jeweils anderen bilden. Es sind auch Studierende dabei, die schon länger als Internationals an der CSULB studieren und so viele Fragen beantworten können. Über das Semester gibt es dort dann immer wieder Aktionen und Ausflüge. Exchange Students sind dort auch willkommen. Die Unterkunft Als Exchange Student hat man auch die Möglichkeit auf dem Campus eine Unterkunft zu bekommen. Das sogenannte „On Campus Housing“. Die Anlage ist dem deutschen Studentenwohnheim ähnlich und die einzige vergleichbare Unterkunft in Long Beach. Allerdings stellt das „On Campus Housing“ hier die teuerste Variante dar. Für ein Zimmer muss man im Monat knapp 1000$ einplanen. Da ist es nur ein schwacher Trost, dass das Essen in einer Art Mensa morgens mittags und abends inklusive ist. Außerdem ist man so an das Essensangebot der CSULB gebunden. Für mich kam daher nur die Suche nach einem Apartment außerhalb des Campus in Frage. Durch eine Austauschstudentin aus Long Beach, die vor meinem Auslandsaufenthalt an der HAW studiert hatte, konnte ich einen Kontakt zu ihrem Freund Michael aus Long Beach aufbauen. Dieser suchte auch gerade für das nächste Semester eine Unterkunft in Long Beach. So konnte er für Maurice, sich selbst und mir ein gemeinsames Apartment suchen und uns Bilder und Informationen zukommen lassen während wir noch in Deutschland studierten. Dadurch hatten wir das Glück schon bei der Abreise in Deutschland eine sichere Unterkunft zu haben. Außerdem ist bei vielen Apartment-Komplexen ein Bürge notwendig, der wenn möglich aus den USA kommen sollte. 5 Unser Apartment war sehr dicht an der CSULB und so konnten wir morgens mit unseren angeschafften Fahrrädern in die Uni fahren. Außerdem lag der Komplex (Beverly Plaza Apts) in einer „Save Area“ und hatte andere praktische Einrichtungen wie Laundry, Garagen, Pools, Jacuzzi und Sicherheitsdienst. Allerdings war das 3-Zimmer Apartment nicht möbliert (oft ein Problem bei solchen Komplexen) und außer einer Küche musste alles angeschafft werden. Michael konnte zu unserem Glück die komplette Küchenausstattung beisteuern und brachte seine Zimmereinrichtung mit. Maurice und ich (wir haben uns ein Zimmer geteilt) haben uns dann nach längerem Suchen auf Craigslist (ähnlich Ebay Kleinanzeigen, sehr populär in Long Beach) zwei Betten und einen Schreibtisch bei Ikea gekauft, die wir am Ende über Craigslist wieder verkauft haben. Die Wohnzimmereinrichtung haben wir entweder gebraucht über Craigslist gekauft oder sogar kostenlos von benachbarten Apartments bekommen. So gab es eine zentrale Stelle wo ab und an gebrauchte und nicht mehr benötigte Möbel abgestellt wurden. Internet und den Kühlschrank zur Miete hat Michael organisiert. Kosten, jeweils 30$. So hat jeder für das Apartment inklusive Nebenkosten 600$ pro Person bezahlt (Komplettes Apartment 1600$ Miete + Nebenkosten). In dieser Preislage bewegen sich fast alle Zimmer in Long Beach. Teilweise kann man aber für den Preis auch möblierte Zimmer ergattern. Zimmer als Untermiete sind noch am günstigsten. Viele Studenten haben sich für die erste Zeit in ein Motel eingemietet und sind dann auf Wohnungssuche gegangen. Angebote gibt es teilweise auch vorher über CSULB Facebook-Gruppen. Dort wird häufig nach WG Partnern gesucht, oder es werden freie WG Zimmer angeboten. Das Leben in Long Beach Die Versorgung in Long Beach war für uns sehr einfach. Da es viele solcher kleinen Malls gibt, war auch eine in unserer Nähe und fußläufig zu erreichen. Dort gab es ein Klamottenladen (praktisch für Bettsachen am Anfang), diverse Lebensmittelgeschäfte und Restaurants. Um Feiern zu gehen gibt es in Long Beach eine bekannte Straße, die „2nd Street“. Hier finden sich diverse Bars und Läden, die alle nicht genau wissen was sie sein wollen. Es gibt eine Bar, eine Tanzfläche mit lauter Musik, aber auch Gastronomie. Außerhalb dieses Gebietes ist es schwierig etwas zu finden. Größere Clubs gibt es nur in LA selbst. Das wird dann immer eine halbe Weltreise. Vor allem mit den wenig vorhandenen und unzuverlässigen öffentlichen Verkehrsmitteln. (Außerdem ist um 2 Uhr Sperrstunde, dass heißt um 1:30 Uhr geht die Musik aus und das Licht an und bis 2 Uhr müssen alle den Club verlassen haben. Um 2 Uhr fahren allerdings keine Bahnen mehr). In Long Beach gibt es nur Busse. An den Haltestellen gibt es nur Angaben wie „fährt alle 20-40 Minuten“. Wenn man Pech hat, steht man dann erst mal 40 Minuten (immer vorher Online über die ca. Ankunftszeit informieren). Ansonsten gibt es eine Straßenbahnlinie (Straßenbahn-Ubahn 6 Hybrid) die vom Zentrum Long Beach nach LA Downtown fährt. Die öffentlichen Verkehrsmittel werden an der Westküste allerdings wirklich nur von den Menschen genutzt, die darauf angewiesen sind und sich kein Auto leisten können. Daher fährt die Bahn auch durch viele sehr arme Gebiete. Hier zeigen die USA ihr anderes Gesicht, denn so eine Armut kennt man aus Deutschland nicht. Da stehen dann an den Haltestellen in den Straßen die Zelte auf dem Bürgersteig und es sind fast nur baufällige Holzhütten zu sehen. Insgesamt gibt es für 13 Mio. Einwohner 4 Ubahn-Linien. Wenn man Glück hat liegt das eigene Ziel an einer der Linien. Dementsprechend unpopulär sind die öffentlichen Verkehrsmittel. Einige einheimische Studenten mussten sogar erst über die Bahn von Long Beach nach LA aufgeklärt werden. Durch diese Einschränkungen haben wir uns schon im Vorfeld dazu entschlossen ein günstiges gebrauchtes Auto in den USA zu kaufen. Dies ist für Personen mit deutschen/internationalen Führerschein und Reisepass ohne Weiteres möglich. Bei einem Kauf außerhalb des Staates in dem man später wohnt, sollte man bei der DMV (Department of Motor Vehicles) eine „InTransit Permit“ beantragen (Kosten: ~40$). Mit ihr kann man dann 30 Tage durch die USA fahren und muss keinen Smog-Check, Nummernschilder oder ähnliches nachweisen. Auch das Anmelden in Kalifornien inkl. Nummernschilder, sobald man einen festen Wohnsitz angeben kann, ist kein Problem (Kosten: ~260$ + 50$ für einen Smog-Check [TÜV oder ähnliches gibt es nicht in Kalifornien]). Eine Versicherung bekommt man ebenso als Deutscher, allerdings sollte man genau die Deckungssummen überprüfen, da die in den USA standardmäßig sehr gering sind und schon bei einer Kollision mit einem großen Geländewagen schnell der Wert des Autos diese Deckungssummen übersteigt (Kosten: ~450$). Freizeit – Der Roadtrip Als wir also rund einen Monat vor Beginn des Semesters in Long Beach in New York ankamen, haben wir nach 5 tollen Tagen in der beeindruckendsten Stadt Amerikas (New York ist auch für die USA etwas besonderes, viele Städte im Inland sind austauschbar und nicht im Ansatz so groß, selbst Los Angeles fühlt sich nicht vergleichbar groß an) einen 93er Honda Accord in Brooklyn gekauft. Dieser Abstecher war ein Abenteuer für sich. Die Klischees über amerikanische Vorstadt-Slums werden voll erfüllt. Mit diesem Wagen haben wir dann unseren gesamten RoadTrip von New York bis Los Angeles unternommen. Leider ist so ein altes Auto nicht mehr so zuverlässig und so hatten wir schon bei unserem ersten Checkup in Newark einige Reparaturen. Das nächste Ziel war Washington DC. Eine Hauptstadt wie sie im Buche steht (und unheimlich heiß im September). Die gesamte Stadt ist nur zu diesem Zweck erbaut und das merkt man auch. Die Öffentlichen Verkehrsmittel an der Ostküste sind jedoch gut ausgebaut und so kamen wir 7 schnell zurecht. Das klassische Touristen-Programm stand an. Weißes Haus, Lincoln Memorial, Kongress, Washington Monument, alles zu Fuß erreichbar. Danach Richtung Blue Ridge Mountains. Der erste Nationalpark wurde durchquert. Ein riesiges Mittelgebirge, das einen recht europäischen Eindruck macht. Bewaldete Berge und Täler mit kleinen Städten säumten die Nationalparkroute entlang der Wipfel. Im Anschluss durch die Tiefebene südlich von Chicago nach Nashville, Tennessee. Die Hauptstadt des Country und der amerikanischen Musikszene mit seinen Studios und einem eigenen Walk of Fame hatte eine ganz besondere Atmosphäre. Das Nachtleben ist hier sehr zu empfehlen. Die Stadt ist nicht zu groß und nicht zu klein. Weiter Richtung Westen und damit Ankunft in Memphis. Durch puren Zufall wären wir genau zum Jubiläum des Todestages von Elvis Presley in der Stadt und so war viel los in Graceland. In das Haus haben wir es dadurch nicht mehr geschafft aber es gab trotzdem viel zu sehen. Von Memphis aus ging es nach der Überquerung des Mississippi eigentlich immer geradewegs Richtung Westen auf der Interstate 40. Über Oklahoma City, Amarillo und Albuquerque wurden wir direkt in den Wüsten des mittleren Westens ausgesetzt. Sehr beeindruckende Felsformationen und unendliche Weiten prägten das Bild. Immer mal wieder versuchten wir entlang der Interstate 40 Teile der alten Route 66 zu finden. Dies gestaltete sich ziemlich kompliziert, da die Strecke in weiten Teilen einfach durch die Interstate überbaut worden war und andere Teile in der Wüste brach lagen und keine Durchfahrtsstraße bildeten. Es gab eine lückenhafte Beschilderung „Old Route 66“, die uns des Öfteren in die Sackgasse führte. Das Wahrzeichen, die mitten in der Wüste eingegrabenen Cadillacs, haben wir dann aber doch gefunden (siehe Bilder). Einen längeren Ausflug unternahmen wir in New Mexico zu einem Meteor-Krater (siehe Bilder) der mehrere hundert Meter breit war. Mitten in der flachen Wüste türmte sich dieser Krater inklusive Visitor-Center mit allen drum und dran auf. Dann Kurs auf den Grand Canyon. Das beeindruckendste Naturdenkmal das ich bis dato erlebt habe. Nachdem wir die Durchfahrt am Eingang (ca.30$) bezahlt hatten, konnten wir auf dem Weg immer wieder in kleine Stichstraßen zu Aussichtspunkten direkt am Canyon fahren. Der niedrige Nadelwald und die Luchs Warnschilder machten deutlich, dass hier außer Natur nicht viel war. Das Klettern am Canyon war überwältigend und der Sonnenuntergang am Abend einmalig (siehe Bilder). In der Dunkelheit ging es dann weiter nach Phoenix, Arizona. Bei der Ankunft merkte ich noch nicht, dass dies zum heißesten Ort an dem ich mich jemals aufgehalten habe wird. Deshalb war am nächsten Tag auch niemand auf den Straßen, nur wir zwei Touristen irrten durch Downtown. Nach einer halben Stunde retteten wir uns in einen klimatisierten Mc Donalds. Den 8 anschließenden Besuch im botanischen Garten brachen wir auch ab und so erfreuten wir uns auf dem Weg Richtung Los Angeles an der funktionierenden Klimaanlage in unserem Auto. Dann fiel uns der Ortsname „Palm Springs“ auf, der unseren Weg kreuzte. Geblendet vom berühmten Hollywood-Ferien-Domizil-Namen legten wir eine Übernachtung nach Palm Springs. Allerdings stellte sich heraus, dass es bis auf einen Flughafen, zwei Golfplätzen und ein paar Luxusvillen nicht viel zu erleben gab für unsere Zielgruppe. Und so ging es am nächsten Tag auf die letzten 100 Meilen von insgesamt 4500. Über die achtspurigen und vollen Highways von LA ging es direkt nach Long Beach, das südlich der Stadt am Pazifik liegt. Es war geschafft und einen Tag vor der Welcome-Veranstaltung der CSULB kamen wir an unserem Apartment an. Michael, unser Mitbewohner wartete schon im Office auf uns und so konnten wir direkt den Mietvertrag unterschreiben und einziehen. Die Kosten - (eine tabellarische Kostenaufstellung findet sich am Ende) Für die ersten Tage stellte sich das Auto als sehr praktisch heraus. Die notwendigen Betten und andere Einrichtungsgegenstände, die wir über Craigslist gefunden hatten, konnten so in das Apartment transportiert werden. Auch ein erster Großeinkauf konnte so absolviert werden. Hier kamen wir gleich in Berührung mit den Preisen in Kalifornien. Die sind deutlich teurer als das Niveau für Lebensmittel in Deutschland. Es gilt eine Faustformel: alles Ungesunde ist billig und alles Gesunde ist teuer. Gemüse, Obst, Fleisch, Brot und Getränke (auch normales stilles Wasser) werden zum Luxusartikel. Hier bezahlt man gut und gerne das Doppelte bis Dreifache des Preises aus Deutschland. Billig sind in Kalifornien nur Fast Food, Benzin und Klamotten. Und da auch nur im Vergleich zu Deutschland, denn das Benzin ist beispielsweise in den USA auch in Kalifornien am teuersten. Eine Tageskarte für die U-Bahn gibt es für 5$. Ein Essen im Restaurant inkl. Tip und Getränk für 20$. Dienstags gibt es in einer kleinen Bar Bier, also amerikanisches Bier, für 1$. Eine Übernachtung zu zweit im Doppelzimmer kostet in einem der zahllosen und überall vorhandenen Motels je nach Ort und Lage zwischen 40$ - 60$. In Großstädten eher 100$. Tendenziell ist es aber günstig in den USA zu Übernachten. Die Zimmer sind immer sehr groß und deutlich besser ausgestattet als beispielsweise die Etap Hotels in Deutschland. Gut für die Ausflüge im Laufe des Semesters. Weitere Ausflüge Unbedingt sollte man nach San Francisco (viel schöner als LA) und auf dem Weg den Highway 1 fahren. Die Belohnung ist eine unberührte Steilküste, tolle Buchten, Seelöwen und eine spektakuläre Küstenstraße (siehe Bilder). Das Touri-Programm von LA mit den Filmstudios, Beverly Hills, Hollywood, Downtown und Venice Beach darf natürlich auch nicht fehlen. Einen 9 Ausflug nach Las Vegas sollte man wenn es geht unter die Woche legen, da dann die Hotels sehr günstig sind. Wir haben für eine Suite im Hilton mit vier Personen für zwei Nächte 250$ bezahlt. Das sind pro Person und Übernachtung nur 30$. Wenn man schon in Las Vegas ist, lohnt auch ein Abstecher zum Hoover Damm. Der ist nur eine knappe Fahrstunde entfernt. Wer auf Vergnügungsparks steht, der hat mit Disneyland und Six Flags quasi zwei Superlativen um die Ecke. Vor allem Disneyland ist nur eine knappe halbe Stunde vom Campus entfernt. Hier gibt es allerdings fast keine Achterbahnen. Disneyland lebt von seinen Themenfahrten wie zum Beispiel „Fluch der Karibik“ oder „Alice im Wunderland“. Direkt nebenan ist ein zweiter Vergnügungspark von Disney, der mehr Action bietet, allerdings wollten wir in das originale erste Disneyland der Welt und so haben wir auf die Action verzichtet. Die bekommt man eh im Six Flags mehr als genug. Hier gibt es die größten, schnellsten und abgefahrensten Achterbahnen der Welt. Man sitzt, steht, hängt, liegt und dreht in den knapp 30 Achterbahnen. Im Six Flags gibt es fast nur Achterbahnen, also sollte man etwas unempfindlicher sein. Für viele Attraktionen in und um Los Angeles gibt es an der CSULB in der Student Union vergünstigte Karten für Studenten. Allerdings kostet der Eintritt fürs Disneyland nach dem Rabatt immer noch stolze 87$. Nun noch ein paar Fragen, die ich mir vor dem Auslandssemester gestellt habe: Brauche ich ein amerikanisches Bankkonto? Ich habe kein amerikanisches Bankkonto gebraucht. Das Problem ist, dass die Amerikaner keine Überweisungen kennen. Miete, Strom und Internet werden beispielsweise entweder Bar, mit Kreditkarte oder solchen Bankchecks bezahlt. Unser Mitbewohner hat dort dann immer die gesamte Miete eingetragen und am ersten des Monats den Check zum Büro gebracht. Wir haben dann die anteilige Miete mit der deutschen Kreditkarte am Bankautomaten abgehoben und ihm in Bar überreicht. Eine Kreditkarte sollte man unbedingt mitnehmen. Die Kosten für den Einsatz im Ausland betrugen bei mir 1,25% vom Umsatz (amerikanische Banken bekommen am Automaten nochmal 1-5$ Gebühren). Durch die prozentuale Abrechnung kann man aber dann genau so gut an den Kassen mit Kreditkarte bezahlen. Die wird eigentlich überall akzeptiert (sogar an Getränkeautomaten). Ein bisschen Bargeld hatten wir als Deutsche aber eigentlich immer dabei. Wenn man diese 1,25% (variabel, je nach Bank) durch ein amerikanisches Bankkonto sparen möchte, muss man sich fragen, wie denn nun das Geld auf das amerikanische Konto kommt. Eine Überweisung mit IBAN und BIC ist nicht möglich und so war es mir bei meiner Bank nur möglich eine spezielle Auslandsüberweisung zu tätigen, die dann aber auch ähnliche prozentuale Gebühren verursacht hätte. Daher hat es sich für mich nicht gelohnt. 10 Wann soll ich den Flug buchen bzw. wann ist es am günstigsten? Generell soll der Flug ja erst gebucht werden, wenn man im Besitz des Visums ist. Das war bei uns Mitte Juni, also zwei Monate vor dem Abflug. Die Preise ziehen eigentlich erst an, wenn es nur noch ein paar Wochen bis zum Termin sind. Vorher haben wir keine Preissteigerung bemerkt. Allerdings auch keine supergünstigen Preise, wenn man weit vorher bucht. Der Preis blieb eigentlich relativ konstant, bis es auf die letzten Plätze zuging. Manche günstige Angebote von Airlines werden sogar erst zwei Monate vor Abflug eingestellt. Wir haben zunächst auch nur ein One-Way-Ticket gebucht (mit Visum ohne Probleme möglich), da wir ja in New York ankommen wollten, aber nicht von dort wieder zurück fliegen wollten. Für diesen Flug nach New York haben wir dann 550€ pro Person bezahlt. So hatten wir eine gewisse Flexibilität für den Zeitpunkt und den Ort des Rückflugs. Der Rückflug von LA (ebenfalls ca. 2 Monate vorher gebucht) hat dann nochmal 500€ pro Person gekostet. Leider sind One-Way-Tickets fast genauso teuer wie Hin- und Rückflug kombiniert. So hätte unser Rückflug als Hin- und Rückflugticket genauso viel gekostet, wie das One-Way-Ticket von LA nach Hamburg (über Düsseldorf). Allerdings muss man sich dann schon vorher festlegen, oder umbuchen. Das kostet dann natürlich auch wieder extra. Wie hoch sind die insgesamt zu erwartenden Kosten? Meine Kosten haben sich wie folgt ungefähr pro Monat aufgeteilt: Miete und Nebenkosten: 600$ Lebensmittel, Restaurant, Bar: 250$ Benzin: 60$ Freizeit: 200$ Einmalige Kosten p.P.: Roadtrip (Hotel, Benzin etc): 1500$ Auto (inkl. Reparaturen): 2000$ (konnten wir für 1200(600$p.P.) wieder verkaufen) Versicherung Auto: 225$ Kosten für Lehrmittel: 70$ Bett, Einrichtung, Fahrrad: 300$ Hin- und Rückflug: 1050€ Visum: 300€ (konnten wir für 150$p.P. wieder verkaufen) Krankenversicherung Pflicht CSULB: 450$ (übernimmt allerdings nur 90% der Kosten, daher habe ich noch eine Auslandskrankenversicherung inkl. Haftpflicht- und Unfallversicherung in Deutschland abgeschlossen) Auslandskrankversicherung DE: 300€ 11 Bekomme ich ein Stipendium von der HAW? Ich habe ein Stipendium bekommen, allerdings hat man leider keinen Anspruch auf das Stipendium. Die Chancen stehen gut, hier kann sich aber jederzeit was ändern. Ich habe 1200€ bekommen, die in den ersten Monaten in 300€ Schritten monatlich ausgezahlt werden. Unabhängig von diesem Stipendium kann man Auslands-Bafög beantragen. Grundsätzlich gilt, wer Bafög bekommt, hat auch Anspruch auf Auslands-Bafög. Allerdings kann auch derjenige Auslands-Bafög bekommen, der knapp über den Obergrenzen des normalen Bafög liegt. Im Grunde steigt einfach der Bedarf im Ausland und wird so in den Antrag eingerechnet. Ich habe leider kein Auslands-Bafög bekommen, aber im Zweifel sollte man lieber nachfragen und sich beraten lassen. 12 Ein paar Eindrücke: New York, Blick vom Empire State Building 13 New York, Nachtleben Washington DC, U-Bahn 14 Blue Ridge Mountains Memphis, Graceland 15 Route 66, Cadillacs New Mexico, Meteor-Krater 16 Arizona, Grand Canyon Kalifornien, Highway 1 17 Kalifornien, Highway 1 Seelöwen Long Beach, Downtown 18 Long Beach, Pacific Coast Beach Long Beach, CSULB Campus 19