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Sonntag Aktuell, 20. März 2016 28 REISEN Das Ende der Abzocke Mit dem Wiederverkauf stornierter Reisen verdient die Reiseindustrie Millionen auf Kosten ihrer Kunden. Jetzt könnte dank einer neuen EU-Verordnung für Verbraucher einiges einfacher werden. VON FABIAN VON POSER Zuerst die schlechte Nachricht: Jedes Jahr verdienen deutsche Reiseveranstalter mit stornierten Reisen Millionen auf Kosten ihrer Kunden. Das System funktioniert ganz einfach: Storniert ein Kunde eine Pauschalreise, verlangen die Veranstalter bis zu 90 Prozent des Reisepreises an Gebühr – und verkaufen die Reise schnellstmöglich ein zweites Mal. Das Problem: Ein großer Teil der Pauschalurlauber schließt für den Fall von Unfall oder Krankheit keine Reiserücktrittsversicherung ab. Bei der Trennung vom Partner hilft selbst die beste Versicherung nichts. Wer den Reisevertrag kündigt, der wird zur Kasse gebeten. Wie viele Urlauber jedes Jahr eine Pauschalreise nicht antreten können, dieses Geheimnis hüten die Reiseunternehmen wie Fort Knox. Fest steht: Die Reiseindustrie setzt laut Deutschem Reiseverband (DRV) jedes Jahr mehr als 26 Milliarden Euro mit Pauschalreisen um. Experten schätzen, dass etwa zwölf Prozent aller Pauschalreisen storniert werden, acht bis neun Prozent bringen die Veranstalter wieder an den Mann. Selbst für Laien ist die Summe, die unter dem Strich herauskommt, eine schier unglaubliche Zahl. „Der Verkauf von stornierten Reisen ist ein riesiges Geschäft“, sagt Ronald Schmid, Rechtsanwalt und Professor für Reiserecht an der Technischen Universität Dresden. Jetzt bringt eine neue EU-Verordnung Bewegung in die Sache. Und damit wären wir bei der guten Nachricht: Bereits seit 1990 sieht die europäische Gesetzgebung vor, dass Reisende das Recht haben, ihre Buchung auf Dritte umschreiben zu lassen. Für die Namensänderung kann der Veranstalter lediglich eine „geringe Gebühr“ verlangen. Diese liegt in der Regel zwischen zehn und 30 Euro. Stornokosten fallen nicht an. Im November 2015 wurde das Gesetz in einer neuen EU-Richtlinie (2015/2302/EU) auf den Bereich der selbst zusammengestellten sogenannten dynamischen Pauschalreisen ausgeweitet. In der Praxis ist es trotzdem oft schwer, eine gebuchte Reise weiterzuverkaufen, denn die meisten Veranstalter und Reisebüros machen ihre Kunden nicht einmal darauf aufmerksam, dass sie das Recht haben, den Reisevertrag auf einen anderen Namen abzuändern. Jetzt will ein holländisches Unternehmen die Gesetzeslage ausnutzen, um Verbrauchern beim Verkauf ihrer stornierungsgefährdeten Reisen zu helfen. „Wir schaffen einen Marktplatz für Reisen, die nicht angetreten werden können“, sagt Mark van der Wal, Geschäftsführer von Tradeyourtrip.com. „Davon sollen nicht nur Verkäufer, sondern auch Käufer profitieren.“ Wer eine Reise verkaufen will, der macht zuerst den „Verkaufen-oder-stornieren-Check“. Dabei gibt der Kunde verschiedene Informationen wie Abreisedatum, Abflugort, Anzahl der Personen und den Namen des Veranstalters in das System ein. Dieses prüft dann, was für den Verkäufer günstiger ist: verkaufen oder stornieren. Die Faustregel lautet: „Wenn noch mehr als sechs Wochen Zeit bis zum Abreisetermin sind, macht es Sinn zu stornieren, denn die Stornokosten betragen zehn bis 15 Prozent“, sagt van der Wal. „Ab sechs Wochen vor Reisebeginn lohnt es sich, die Reise zu verkaufen, weil die Stornokosten dann in kurzen Ein Gesetz soll helfen. FOTO: FOTOLIA SONDERVERÖFFENTLICHUNG Abständen deutlich steigen.“ In den Niederlanden hat der Unternehmer nach eigenen Angaben innerhalb eines Monats 50 000 Besucher auf seine Seite gelockt, von denen sich 10 000 auf seinem Portal angemeldet haben. Die Zahl der stornogefährdeten Angebote ist mit 80 derzeit jedoch noch relativ gering. „Reisen mit Verfallsdatum kann man ja nicht horten“, sagt van der Wal, „doch täglich werden es mehr.“ Die Idee seines Portals ist nicht neu. Bereits seit 2005 vermittelt das Pfullinger Unternehmen Stornopool.de stornogefährdete Reisen. Der Umsatz wächst seitdem stetig. Schon seit Jahren versucht Inhaber Volker Bornhauser die Verbraucher aufzurütteln, sich nicht ihrem Schicksal zu ergeben. „Die Veranstalter langen ihren Kunden in die Tasche, und keiner sagt etwas. Wenn eine Reise beim Veranstalter storniert wurde, dann geht sie selbstverständlich sofort wieder ins Buchungssystem.“ Auf seinem Portal finden sich „jede Menge“ stornobedrohte Pauschalreisen, vom Badeurlaub über Rundreisen bis zu Campingferien. Etwa 70 Prozent seines Geschäfts wickelt der Baden-Württemberger zwischen April und Juli ab. Natürlich sei eine Stornierung sehr beratungsintensiv. „Aber die eigentliche Namensänderung ist heute via Internet in zwei Minuten erledigt.“ Auch bei Tradeyourtrip.com ist die Abwicklung einfach: Der Verkäufer lädt nur die Infos zur Reise und eine Kopie der Rechnung hoch. Das Unternehmen prüft dann anhand der Buchungsnummer beim Veranstalter, ob die Reise echt ist. Für die erfolgreiche Vermittlung eines Urlaubs verlangt das Unternehmen 15 Prozent des Reisepreises. Bringt der Verkäufer seine Reise nicht an den Mann, fallen keine Kosten an. Angeboten werden sehr unterschiedliche Reisen, etwa verschiedene Ferienwohnungen mit Skipass, eine Rundreise durch die Türkei, Badeurlaub auf den Kanaren und eine Safari in Südafrika. Wie viel Ersparnis im Vergleich zum Katalogpreis drin ist, kommt auf den Einzelfall an. Manche Reisen seien mehr als die Hälfte günstiger als im Katalog, sagt van der Wal. In Zukunft will sein Unternehmen auch versuchen, mit den Veranstaltern zusammenzuarbeiten. „Wir sind da, um dem Kunden zu helfen, nicht, um dem Veranstalter Ärger zu machen.“ Es sei nicht einfach, den Reiseunternehmen das zu erklären, aber es eröffne für sie auch große Chancen, denn bislang machten sie Geld mit den Problemen ihrer Kunden. „Langfristig geht so etwas nicht gut.“ Das Reisebüro kurz vor Abflug durch eine Testbuchung überprüfen Wenn der Reiseveranstalter die Stornierung nicht ohne hohe Gebühren akzeptiert und die Verkaufsbemühungen über eines der Portale nicht zum Erfolg führen, bleibt dem Kunden eine letzte Chance, etwas von seinem Geld wiederzusehen: Er kann versuchen, dem Reiseveranstalter nachzuweisen, dass dieser die stornierte Reise ein zweites Mal verkauft hat. Dann nämlich darf der Anbieter nur die Bearbeitungsgebühr von maximal 30 Euro verlangen. Verbraucherschützer raten in einem solchen Fall dazu, das Reisebüro kurz vor Abflug durch eine Testbuchung überprüfen zu lassen, ob das Angebot ausgebucht ist. Doch selbst wenn das gelingt, zieht das in der Regel lange Verhandlungen nach sich – in letzter Instanz sogar vor Gericht. FRÜHLING AM BODENSEE Gartenbaugeschichte live Wer im Frühjahr per Rad, zu Fuß oder auf dem Wasserweg den Bodensee und sein Umland erkundet, erlebt eine sattgrüne, bunt blühende Natur. Grünes Paradies: Stadtgarten Überlingen. FOTO: KUR UND TOURISTIK ÜBERLINGEN/A. MENDE Wenn die Natur aus dem Winterschlaf erwacht, verwandeln sich die zahlreichen Gärten und Parks rund um den Bodensee in ein vielfarbiges Blütenmeer. Besucher können es zu Fuß auf unzähligen Wanderwegen oder auch per Fahrrad erkunden. Aber nicht nur die Pflanzenwelt erwacht Ende April aus Beste Seelage direkt ams Bodensee Strandhotel Seehof *** Überlingen #!$!$ # # & "" & & % · 7 für 6 Tage Frühlingspauschale, ab € 372 p.P. 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Auf 270 Kilometern führt sie durch drei Länder und mitten hinein in deren kulturelle Eigenheiten und typische Kulturlandschaften – tolle Ausblicke auf die weite Wasserfläche des Bodensees und die Alpen inklusive. Am besten befährt man die durchgängig beschilderte Route im Uhrzeigersinn, weil dann der Radweg direkt auf der Seite des Sees ist. Für die komplette Strecke braucht man zwischen vier und sieben Tagen. Sie ist auch für Einsteiger und Familien gut zu erradeln, da sie meist eben ist. Neben dem ufernahen Bodensee-Radweg führen abwechslungsreiche Routen auch ins Landesinnere. Sportlichere Fahrer können rund um den Pfänder oder in der Region Bodensee-Vorarlberg ein gemäßigtes Höhentraining absolvieren. Gemütlicher geht es für Radler auf der Halbinsel Höri am Untersee oder in der Burgen- und Vulkanlandschaft des Hegaus zu. Blumen- und Pflanzenliebhaber können im Frühjahr am Bodensee zahlreiche Parks, Gartenanlagen und auch private Gärten bewundern und in die Gartenbaugeschichte Europas eintauchen: von der Steinzeit über die Antike und das Mittelalter bis ins 19. Jahrhundert und weiter in die Gegenwart. Die ehemalige Klosteranlage Kartause Ittingen beispielsweise hat Hopfen- und Gemüsegärten, einen historischen Heilkräutergarten, ein Thymianlabyrinth sowie die größte historische Rosensammlung der Schweiz zu bieten. Schattige Parks, verwunschene Gärten und die begrünten ehemaligen Festungsanlagen prägen Überlingen. Auf dem vier Kilometer langen Gartenkulturpfad kann man die schönsten Gärten und Grünflächen der Stadt kennenlernen. Dazu gehört der Stadtgarten, der Ende des 19. Jahrhunderts angelegt wurde und in dem mediterrane und exotische Pflanzen gedeihen: ein Urweltmammutbaum, ein Ginkgobaum, Kakteen, die teils älter als 100 Jahre und bis zu sechs Meter hoch sind, Bananenstauden oder ein Feigenbaum. Die Blumeninsel Mainau ist im Frühling ebenfalls einen Besuch wert. Die Zwiebel- blumen eröffnen dort die farbenreichste aller Jahreszeiten. Von März bis Mai bilden Schneeglöckchen, Krokusse, Narzissen, Blausternchen und Tulpen einen prächtigen Blütenteppich. Interessant für Kinder sind beispielsweise das große Schmetterlingshaus oder der neu eröffnete Insektengarten. Volle Fahrt voraus heißt es auf dem Bodensee ab dem 25. März, dann startet die Schifffahrtssaison wieder und Urlauber können auf dem Wasserweg die Städte rund um den See erreichen. Während der Fahrt ziehen die Gipfel der österreichischen und der Schweizer Alpen vorüber, sanfte Hügel sind auf der deutschen Seite zu sehen. Und es warten viele prächtige Städte wie Konstanz mit der historischen Altstadt, Meersburg mit seiner Burg oder Bregenz, die Festivalstadt in Vorarlberg. Erster Höhepunkt der Schifffahrtssaison ist die Internationale Flottensternfahrt. Das Traditionsereignis findet dieses Jahr am 30. April statt. Dann treffen sich in Bregenz Schiffe aus Österreich, Deutschland und der Schweiz und bilden eine Sternformation – ein beeindruckendes Manöver, das einen Besuch lohnt. HF Weitere Infos: www.bodensee.eu Ende März nimmt die Bodenseeschifffahrt ihren Betrieb auf. FOTO: IBT/A. MENDE IMPRESSUM Redaktion: Anzeigen: STZW-Sonderthemen Barbara Wiesenhütter Marc Becker (verantw.) Tanja Dehner (stv.)