Juni 2003

Transcription

Juni 2003
an.schläge06/2003
an.schläge
DAS FEMINISTISCHE MAGAZIN juni
thema
NeueHexen
Neuheidnischer Glaube erlebt im Rahmen
der esoterischen Welle einen Aufschwung
pensionsreform
StreikFront
Wo „Pensionssicherung“ drauf steht ist ein
Paket frauenfeindlicher Maßnahmen drinnen
e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,–
an.schläge
an.spruch
Zermürbungstaktik
Beim AMS steht frau oft ganz schön lang in der Warteschleife
05
pension
Schnuller oder Präservativ
Der Protest gegen die Pensionsreform formiert sich
08
grundeinkommen
Mehr Sicherheit, mehr Freiheit!
Die finanzielle Absicherung Aller ist durchaus keine Utopie
10
international.bulgarien
Engendering Bulgaria
Wie arbeiten Frauen-NGOs in einem postsozialistischen Land?
thema
forum
14
an.sage
Packt die Spraydosen aus!
Stellungnahmen zum permanenten Nicht-Einschreiten des ÖWR
24
heiden.sekten
Die Priesterin kocht ganzheitlich
Das Neuheidentum ist im Zuge der Esoterikwelle wieder modern
16
forum.wissenschaft
Auf der Umlaufbahn Identität
Ist die Differenztheorie aus feministischer Sicht ein politischer Weichspüler?
22
arbeit
seelsorge
Heilung durch Umdeutung
Seelsorgerinnen zwischen Kirchen-Tradition und feministischer Praxis
28
angsträume
Räumen und Gendern
Die Angst der Frauen vor sexueller Gewalt in öffentlichen Räumen
32
interview
„Ein schwieriger Grenzgang“
Ula Schneider zum fünfjährigen Jubiläum von SOHO in Ottakring
34
tanz
By the rivers of Babylon
Besuch beim Frauentanzfest des Kulturvereins Kanafani
36
an.klang
American Life
Erinnerungen an die „postmoderne feministische Ikone“ Madonna
38
lese.zeichen
„Weil ich nichts habe…“
Tagebuchaufzeichnungen einer Frau im Berlin von 1945
39
ge.sehen
kultur
Wenn Wände sprechen könnten…
…dann wüssten wir, wie die He(e)r(r)schaften der
Regierungsparteien dazu kommen zu glauben,
sie könnten einen Entwurf zur Pensionsreform
wie diesen vorlegen – der so offensichtlich weibliche Erwerbsbiografien benachteiligt, dass es
schon weh tut –, ohne auf massiven Widerstand
von allen Seiten zu stoßen. Leider typisch wiederum ist es, dass diverse Gewerkschafts-Proteste
diese Diskriminierung der Frauen nur marginal
weiter tragen und lediglich vereinzelte Statements dazu von den „üblichen Verdächtigen“
kommen. Gabi Horak widmet sich ab Seite 8 ausschließlich den Auswirkungen der Pensionsreform für Frauen und zeigt, dass es sehr wohl Protestaktionen von Frauen gibt, die – leider typisch
– kaum den Weg in die mainstream-Öffentlichkeit finden.
Thema dieser an.schläge ist der aktuelle Boom neuheidnischer Glaubensrichtungen, die zwar unter
starker Präsenz von vermeintlich emanzipierten
Frauen auftreten, tatsächlich jedoch den Dualismus: Frau-Natur, Mann-Kultur fortschreiben. El
Awadalla berichtet über die „Neuen Hexen“ ab
Seite 16.
Unsere Praktikantin Christine Weiser war für diese Ausgabe besonders fleißig und hat gleich an
drei Beiträgen (mit) gearbeitet. Gar nicht erst zu
sprechen von den vielen Kurzmeldungen…
Die gute Nachricht des Monats ist eine interne:
Mit Ilona Baumann-Sojak haben wir eine hoch
motivierte und engagierte PR-Frau an Land gezogen, der es zu verdanken ist, dass wir erstmals
seit vielen Monaten wieder beinahe alle InserateSeiten mit bezahlten Anzeigen füllen konnten.
Wenn Wände sprechen könnten, wüssten wir
wie sie das geschafft hat.
politik
auf.takt
Verkörperte Suche
Saskia Hölbling mit „exposition corps“ in Wien
42
an.an.schläge
sein. (Dies gilt im übrigen auch für die
Mitgliedschaft von ÖVP-PolitikerInnen.) Ich halte es im Gegenteil sogar
Wiedereinführung
für ausgesprochen nachteilig und
kontraproduktiv, ausgerechnet mit
Liebe an.schläge-Frauen,
PolitikerInnen von jenen Parteien zuIch find es furchtbar schade, dass es
sammenarbeiten (FPÖ und ÖVP), die
das Rätsel nicht mehr gibt! Das war
schon in der Vergangenheit bewiesen
immer das erste, das ich in eurer Zeihaben, dass sie nicht zur politischen
tung gelesen hab. Immer die spanUmsetzung lesbisch-schwuler Anlienende Frage: weiß ich die Antwort,
wenn nicht, wie krieg ich sie raus, hab gen, etwa in den Bereichen der Antidiskriminierungs- sowie Gleichstelich wieder mal gewonnen – schade
lungspolitik, bereit sind. Dies gilt auch
drum. Soll ich vielleicht eine Unterschriftenaktion zur Wiedereinführung dann, wenn einzelne PolitikerInnen
veranlassen? Wenn das helfen würde, möglicherweise durchaus glaubhaft
beteuern, sich als Personen für unsere
gerne! Mit lieben lesbischen Grüßen
politischen Forderungen einzusetzen.
Brigitte Bergner
Diese Überzeugungsarbeit ist allerdings bislang keineswegs erfolgreich
gewesen, sonst wäre Österreich nicht
Betrifft:„Die Rose als Waffe“ in an.schläge 5/03
immer noch das europäische Schlusslicht im Bereich rechtliche und gesellNachtrag
schaftliche Gleichstellung von Lesben
und Schwulen. Überparteilichkeit und
Liebe Gabi,
Vielen Dank für deinen feinen Bericht Überkonfessionalität implizieren keineswegs politische Neutralität. Meizu „Auswege!“. Ich hätte noch eine
ner Meinung nach sollten gerade wir
kleine Bitte: Könntest du vielleicht in
der nächsten Nummer noch die Foto- als lesbische und schwule AktivistInnen der Bewegung uns davor hüten,
grafinnen-Credits für das Foto nachtragen? Das hab ich leider vergessen, eine Plattform für PolitikerInnen zu
dir zusagen. Die Namen sind: Eva The- bieten, die es ihnen ermöglicht, sich
als liberal, als progressiv, als lesbenbert/Eva Engelbert. Danke und liebe
und schwulenfreundlich zu präsenGrüße,
tieren, ohne diesen verbalen AbsichtsDaniela Almer, Informationsstelle gegen Gewalt
erklärungen entsprechende Handlungen folgen zu lassen. Für meine Entscheidung des Austritts sind jedoch
Betrifft: offener Brief…
sehr wohl auch allgemein-politische
…an Beratungsstelle COURAGE Gründe wichtig, so die anti-emanzipatorische Frauenpolitik, die soziale
Werte MitarbeiterInnen von Courage! Ausplünderungspolitik und damit
Vor einiger Zeit wurde ich eingeladen, verbunden die Demontage des Sozialdem Unterstützungskomitee COURA- staates und die Law-and-Order-Politik. Auch hier ziehe ich eindeutige poGE beizutreten. Ich habe diese Einladung angenommen, da ich die Arbeit litische Trennungslinien.
Wenn ich vorab informiert worvon COURAGE schätze und für unterden wäre, welche Personen in bezug
stützenswert befinde. Nachdem mir
auf einen Beitritt zum Unterstütmittlerweile die Namensliste der anderen UnterstützerInnen vorliegt, zie- zungskomitee gefragt worden sind,
wäre ich von vornherein gar nicht beihe ich jedoch mit diesem Schreiben
getreten – aus oben genannten Grünmeine Mitgliedschaft zurück:
den.
Als Aktivistin der Lesben- und
Schwulenbewegung sowie als österUniv.Lekt. Dr. Gudrun Hauer
reichische Wissenschafterin und
Hochschullehrerin aus dem Fachgean.schläge werden gefördert von:
biet der Lesben- und Schwulenforschung bin ich nicht bereit, Mitglied
FRAUEN
dieses Unterstützungskomitees geBURO
meinsam mit FPÖ-Politikerinnen zu
Betrifft: Rätsel
an.schläge
Herausgeberinnen und Verlegerinnen:
CheckArt, Verein für feministische Medien und Politik
A-1030 Wien, Hetzgasse 42/1, T. 01/920 16 76
Fax: 01/ 715 98 88, e-mail: redaktion@anschlaege.at,
office@anschlaege.at, http://www.anschlaege.at
Redaktionskollektiv: Karin Eckert/keck (Koordination, Buchhaltung), Verena Fabris/vab (web), Gabi Horak/GaH (Koordination, Abos), Petra Öllinger/PÖ, Helga Pankratz/ pan
Inserate, PR: Ilona Baumann-Sohajek (inserate@anschlaege.at)
Ständige Mitarbeiterinnen: Daniela Fohn/DF, Kerstin
Kellermann/kek , Gabi Obojkovics/Go, Claudia Saller/cs
(Termine), Eva Steinheimer/ESt
Mitarbeiterinnen dieser Nummer: Margit Appel, El Awadalla,
Michaela Moser, Jutta Sommerbauer, Liliane Studer,
Anika Susek, Christine Weiser/chw
an.sage: Sylvia Schwab & an.schläge
neu.land: Jasmina Jankovic’
heim.spiel: Eva Steinheimer
lesben.nest: Ursula Raberger
ge.sehen: Christine Weiser
an.klang: Vina Yun
plus.minus: Helga Pankratz
Cartoon: Lika Trinkl
Unsere Werbung: Magdalena Blaszczuk
Cover: Magdalena Blaszczuk
Fotos: an.schläge-Archiv, Magdalena Blaszczuk, Michaela
Bruckmüller, Niko Hölbling, Michaela Moser, Margarete
Neundlinger, Jutta Sommerbauer, Eva Steinheimer,
DV8-Film. identities. Queer Film Festival
an.schläge Schrift: Martha Stutteregger
Grafisches Konzept: Beate Schachinger für
Layout: Andrea Gadler
Druck: Reha Druck, Graz
© an.schläge: Titel, Vorspänne und Zwischentitel von der
Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge
müssen nicht unbedingt der Auffassung der Redaktion
entsprechen. Kürzungen vorbehalten.
04 an.schlägejuni 2003
MAGISTRAT DER STADT WIEN
an.spruch
Verena Fabris
Zermürbungstaktik
Es ist 8.00 Früh. Ich warte. Ich warte seit gut zwanzig
Minuten. Eine Stimme, unterlegt mit Popmusik, säuselt mir ins Ohr: „Arbeitsmarktservice Wien. Guten
Tag. Sie erreichen unsere Berater und Beraterinnen
Montag bis Donnerstag von 7.30 bis 17.00 Freitag bis
15.30“. Ich frage mich, ob das Wort „erreichen“ im AMS-Kontext vielleicht eine andere als die übliche Bedeutung hat.
Endlich hebt jemand ab. „Guten Tag, was kann ich für Sie
tun?“ Ich bringe mein Anliegen vor und werde verbunden.
Und: warte wieder. In mir wächst die Gewissheit, dass das
Wartenlassen eine Zermürbungsstrategie des Arbeitsmarktservices ist. Jemanden warten zu lassen, ist ein Zeichen von
Macht. Vor allem in einem Abhängigkeitsverhältnis. Wenn
ich eine Information vom AMS will, muss ich eben warten.
Beim Arbeitsmarktservice Wien gibt es Wartezeiten jedoch
nicht nur am Telefon. Wer einen Termin um 9.30 hat, kommt
bestimmt nicht vor 11.30 dran. Als „Service“ kann das sicher
nicht bezeichnet werden. Ich erinnere mich an einen Besuch
beim AMS vor etwas mehr als einem Jahr, kurz nach der Umbenennung von Arbeitsamt in Arbeitsmarktservice. An der
Eingangstür klebt ein handschriftlicher Zettel: „Wir sind nun
ein Servicecenter. Bitte wenden Sie sich an den Informationsschalter“. Dort wird mir gesagt, ich müsse mich im zweiten
Stock bei Frau XY anmelden. Nach über zwei Stunden Wartezeit bin ich endlich an der Reihe. Frau XY fragt nach dem Anfangsbuchstaben meines Familiennamens und teilt mir
dann mit, dass sie leider nicht für mich zuständig sei. Ich
müsse einen Stock höher zu Frau Z. Aber ich müsse mich beeilen, denn die Tür werde gerade geschlossen, und dann müsse ich am nächsten Tag wiederkommen. Und wieder warten.
Warten lassen ist aber nur eine Zermürbungstaktik. Eine
andere sind sinnlose bürokratische Anforderungen. Es fängt
damit an, dass der erste Termin darin besteht, sich ein Formular abzuholen, um mit diesem ein weiteres Formular zu
bekommen, mit dem dann der Antrag auf Arbeitslosengeld
gestellt werden kann. Auch wenn schon mehrmals Arbeitslo-
sengeld beantragt wurde und alle Daten im Computer vorhanden sind, müssen die Formulare immer wieder neu ausgefüllt werden. Ein anderes Beispiel: Bei einer Unterbrechung
des Arbeitslosengeldbezuges wegen einer freiberuflichen
Tätigkeit, muss bei Wiederanmeldung eine Arbeitsbestätigung gebracht werden bzw. müssen Honorarnoten vorgewiesen werden. Es reicht nicht, einen Werkvertrag vorzuzeigen. Es muss eine Honorarnote sein. Dass diese ja jederzeit
produziert werden kann und anders als ein Werkvertrag, auf
dem der/die ArbeitgeberIn unterschreiben muss, keinerlei
Auskunft darüber gibt, ob tatsächlich ein Dienstverhältnis
bestand, ist Nebensache. Auf dem Formular steht Honorarnote, also muss es eine Honorarnote sein.
Die dritte Taktik, um Arbeitsuchende gänzlich zu verunsichern, sind falsche Informationen. Ich zum Beispiel erfahre
eher zufällig als gezielt, dass meine Bezüge eingestellt sind,
da ich noch keinen Beschäftigungsnachweis vorgelegt habe,
nachdem es bei meinem Termin zwei Wochen zuvor geheißen hat, das sei nicht notwendig. Noch bezeichnender ist
folgende Begebenheit: Ich schlage meiner Beraterin einen
Kurs vor, den ich gerne machen möchte. Sie bucht mich für
diesen Kurs, drückt mir einen Zettel in die Hand und sagt, damit solle ich bei Kursbeginn am betreffenden Kursinstitut
auftauchen. Da auf dem Zettel die Aufforderung zur persönlichen Terminvereinbarung zu lesen ist und ich aufgrund des
prompten Services etwas misstrauisch bin, vereinbare ich einen Termin. Um festzustellen, dass der Kurs ausgebucht ist.
Ich bin die dritte auf der Warteliste. Wobei wir wieder beim
Thema „Warten“ wären. Und die eigentliche Aufgabe des
AMS, die Vermittlung von Arbeitsstellen? Mir wurde bis jetzt
eine einzige Stelle angeboten.
Fazit: Wo Service draufsteht, ist nicht immer Service drinnen. Im Sinne von mehr Wahrheitsgehalt schlage ich die Umbenennung von Arbeitsmarktservice – AMS – in Arbeitslosenverwaltung – ALV – vor. Noch näher der Wahrheit käme Arbeitsloszermürbungsapparat – ALZA.
.❚
juni 2003an.schläge 05
österreichan.riss
asylpolitik
Bock auf Bier
Die „Kingz of Berlin“ sind eine Gruppe von sieben Personen aus unterschiedlichsten gesellschaftlichen und sexuellen Gruppierungen, die mit
ihrer Drag-King-Performance den deutschsprachigen Raum aufmischen.
Die Dragkultur – das Verkleiden als das jeweils andere Geschlecht – knüpft
an Traditionen aus den 1920er Jahren an und erlebt gerade eine Blütezeit.
Frauen, die durch spezifische Verhaltensweisen das männliche Geschlecht
parodieren, nennen sich Drag Kings. Die Berliner Kingz verblüffen durch eine Vielfalt an Drag King-Charakteren und -Ausdrucksformen: die Live-Performance dreht sich um lesbische Matrosen, sinnlich erotische Tänzer,
charmante Gentlemen, trashige Chaoten und Trangsgenders. Auf Einladung des HomoBiTrans-Referates der ÖH Uni Wien sind die Kingz of Berlin
am 8. Juni mit Performance und anschließender Party im kosmos.theater
(ehemals „kosmos.frauenraum“) zu bewundern. GaH
Obwohl der Oberste Gerichtshof erst kürzlich entschieden hat, dass die
Republik Österreich für die Versorgung und Betreuung von AsylwerberInnen zuständig ist und diese Verantwortung nicht auf karitative Organisationen abwälzen darf, tritt eine verbindliche EU-Richtlinie erst ab 2004 in
Kraft. Ute Bock, Österreichs engagierteste Flüchtlingshelferin, braucht
aber jetzt schon dringend Unterstützung! Seit Jahrzehnten kümmert sie
sich um obdachlose AsylwerberInnen. Vierzig Jahre lang war sie Leiterin
des Gesellenheims Zohmanngasse im 10. Wiener Bezirk. Nach ihrer Pensionierung 2000 arbeitete sie unermüdlich weiter, gründete einen Verein
zur Betreuung von AsylwerberInnen. Für ihr Engagement wurde Ute Bock
unter anderem mit dem UNHCR-Flüchtlingspreis, dem Bruno-KreiskyPreis für Menschenrechte und dem Dr. Karl-Renner-Preis geehrt. Bock initiierte ein Wohnprojekt, das inzwischen 28 Wohnungen umfasst, in denen
sie über 100 Menschen Unterkunft und Verpflegung zur Verfügung stellt.
Bezahlt hat sie die Kosten für die Unterbringung, die sich auf mehr als
10.000 Euro im Monat belaufen, bisher von ihrer Pension, Erspartem,
Preisgeldern und Spenden. Nun kann sie die Kosten für die Wohnungen
kaum mehr tragen. Über ihre momentane Situation sagt Ute Bock:
„Früher habe ich den Leuten Fahrscheine gekauft, und heute überlege ich
mir, ob ich mir zu Mittag eine Wurstsemmel leisten soll, oder nicht.“ Der
Ute-Bock-Verein veranstaltet eine Soli-Bier-Aktion, die von Persönlichkeiten wie Elfriede Jelinek und Marlene Streeruwitz, sowie einer Reihe von
Lokalen unterstützt wird. An der Aktion beteiligen sich mehr als 20 Lokale.
Von jedem dort verkauften Bier gehen 10 Cent an Ute Bock. Los geht’s am
13. Juni um 18 Uhr auf dem Platz vor dem Museumsquartier. Die Aktion
läuft bis Ende September mit Lesungen, Vorträgen und Konzerten. Infos
zu den einzelnen Veranstaltungen, sowie eine Liste der beteiligten Lokale
sind auf der Homepage zu finden. In diesem Sinne: Prost! chw
8.6., 20.30 Uhr:„Kingz of Berlin“ im kosmos.theater, Siebensterngasse 42, 1070 Wien,
http://www.fraubock.at; Spenden an: Hypo Bank Tirol, Konto Nr. 520 110 174 99, BLZ 57 000;
Eintritt: 8,– Euro, Kartenreservierung:T. 01/4277/19 569
Kennwort „Ute Bocks Wohnprojekt“
performance
Die Kingz kommen!
Fo t o : B a r b a ra S e y e r l e i n
plus.minus
plus.minus Reaktionen und Anregungen an die Redaktion per Brief oder e-mail, mit dem Betreff:„plus.minus“
„Flächendeckender Gottesverlust“
Unter diesem Motto wetterte Ewald Stadler am 12. Mai in einem RFS-Vortrag an der
Uni Salzburg flächendeckend gegen sexuelle Selbstbestimmung: Gegen zu „viele Kinder von Moslems“, zu wenige von ÖsterreicherInnen und Toleranz gegenüber der Homosexualität in einem Aufwaschen.
06 an.schlägejuni 2003
multi-ethnisch
mutti-ethisch
Portobella Catering
Motherhood Konferenz
Das Grazer Buffet- und Catering-Service Portobella wird von Frauen aus Kosova, Bosnien, Iran,
Mazedonien, Armenien und aus Afrikanischen
Ländern betrieben. Das 1998 von der Grazer Sozial-Initiative Omega als Trägerverein aus gestartete Migrantinnen-Projekt ist ein Beispiel für gelungene Integration: Rezepte aus den Herkunftsländern bilden zusammen mit österreichischen
Spezialitäten das attraktive multi-kulturelle Angebot. Die Mitarbeiterinnen sind nicht als bloße
„Küchenarbeiterinnen“ tätig, sondern haben
Ausbildungen absolviert, die sie zum auch wirtschaftlich erfolgreichen Team werden ließen. (+)
„Mama: Der beste Job der Welt! – Professionalizing Motherhood“. Im Haus der Begegnung Floridsdorf findet am 13. und 14. Juni diese „Konferenz für Mütter“ statt, deren zweisprachige
(dt./engl.) Hochglanz-Farb-Ankündigung nichts
an neoliberaler Geschäftstüchtigkeit missen –
und alles an christlich-reaktionärerem Werteimport der US-amerikanischen „moral majority“ erwarten lässt. Stargast ist die Buchautorin Jill Savage, mit ihrer „Hingabe für Themen wie Mutterschaft, Ehe und Familie“, wie es auf der Homepage der „hearts at home“ heißt. Pikantes Detail:
Kinderbetreuung ist nicht vorgesehen! (-)
an.rissösterreich
first-love-beratung
Verantwortungslos
Wann werden Männer und Jungen endlich kapieren, dass sie an Schwangerschaften nicht ganz unbeteiligt sind? Für Empfängnisverhütung interessieren sie sich immer noch nur am Rande. Vor einem Jahr wurde in Salzburg die First-Love-Ambulanz im Landeskrankenhaus eingerichtet. Sie berät Jugendliche in Sachen Körper, Liebe, FreundInnenschaft und Sex. Zugangshürden werden bewusst so gering wie möglich gehalten, um möglichst viele Jugendliche anzusprechen: Es wird kein Krankenschein verlangt und die Beratung erfolgt auf Wunsch auch anonym. Die Beratungsstelle wurde sehr gut angenommen. 536 Jugendliche nahmen in den letzten zwölf Monaten den Service in Anspruch – gerade eine(r) davon war
männlichen Geschlechts. Glaubt ihr eigentlich noch an die unbefleckte
Empfängnis, Jungs? keck
frauenstadtplan
Auf den Punkt gebracht
Endlich neu aufgelegt hat der Verein AUFKultur den Frauenstadtplan „Die
Frauen Wiens“. Mit aktualisierten Adressen von 66 für Frauen, Lesben und
Mädchen relevanten Aktivitäten, Projekten, Lokalen und Institutionen kann
beim Flanieren durch Wien nun nichts mehr schief gehen. Mit nur zwei
Euros sind alle Wienbesucherinnen bestens gewappnet, um in die an.schläge
Redaktion zu finden, von dort zu unseren AUF-Kolleginnen, und abends
kann frau sich noch ein Gläschen in der FZ-Bar, bei Eva im Frauencafé oder
in Ginas Weibar gönnen. keck
Zu beziehen in der Buchhandlung Frauenzimmer
frauenzimmer@aon.at oder direkt bei der AUF: auf@t0.or.at;
an.ruf
Gina Weiß im Gespräch mit Gabi Horak
Auf dein Wohl, Gina!
Was war deine Motivation für die Eröffnung eine neues Frauenlokals
und wie unterscheidet es sich von anderen Women-Only-Lokalen?
Nach 25 Jahren Büroarbeit war ich auf der Suche nach einem völlig
neuen Betätigungsfeld. Kochen und FreundInnen bewirten ist eines
meiner größten Hobbys – also warum nicht einen Beruf daraus machen? Ich wollte ein gemütliches Lokal für Frauen, mit gepflegter
Küche und feinen österreichischen und internationalen Weinen. Die
Räumlichkeiten mit der dominanten Bar und der wunderschönen
Sandsteinsäule gefielen mir sofort. Mein Traum vom eigenen Lokal
erfüllte sich letzten Juni, als „Gina´s Weibar“ eröffnete. Zu den Unterschieden: Ich glaube, die Frauen sollten mehrere Lokale zur Auswahl
haben, in denen sie sich wohlfühlen. Das belebt die Szene und kommt
allen zugute.
Was ist für das Jahresjubiläum am 7. Juni geplant?
Das Geburtstagsfest beginnt um 21.00 Uhr mit einer Cocktailparty.
DJane Bridget P. sorgt für die Musik, alles bei freiem Eintritt und einem gratis Welcome-Cocktail. Ich freue mich schon sehr und hoffe,
dass viele Frauen mit uns feiern!
regenbogenparade
Dein Resümee nach einem Jahr „Ginas Weibar“ ?
Farbenprächtig
Über Wiens Ringstraße wird wieder der Regenbogen stehen. Aus finanziellen und personellen Gründen konnte der CSD-Wien dieses Jahr die Organisation der Regenbogenparade nicht übernehmen. Dank des Engagements verschiedener Organisationen und Personengruppen wird am 28.
Juni die nunmehr achte Parade nun doch über die Bühne gehen. Gesucht
werden dringend Securities, Leute die am Paradentag am Parkplatz beim
Auf- und Abbau mithelfen sowie bei der Schlussveranstaltung. Helga
Pankratz, Obfrau der HOSI–Wien, die offiziell als Veranstalterin auftritt,
ruft alle Frauen und Lesben auf, in großer Zahl und wirklich aktiv teilzunehmen, um ihre Anliegen sichtbar zu machen. „Vielleicht birgt diese
kurze Vorbereitungszeit sogar die Chance in sich, dass auf der Parade
2003 mehr wirklich politische Forderungen zu sehen sind als in früheren
Jahren. Große FußgängerInnengruppen mit Transparenten sind weniger
geld- und zeitaufwändig als riesige Trucks mit Dekoration. Und für das
Spektrum der aktuellen Anliegen – von Anerkennung des NS-Opferstatus
durch Schwarz-Blau bis Familienpolitik und Pensionsrefom wäre eine
echte Demo auch wieder einmal angemessen.“ Zu den wöchentlichen
AktivistInnen-Treffen am Dienstag im HOSI-Zentrum ist jede herzlich
willkommen. keck
Laufend aktualisierte Infos sowie Anmeldung unter http://www.hosiwien.at
Unsere vorwiegend italienisch inspirierte Speisekarte ist abwechslungsreich und gesundheitsbewusst gestaltet, mit vielen vegetarischen Gerichten. Beim Einkauf lege ich großen Wert auf Qualität und
Frische. Ich glaube, die Frauen schmecken den Unterschied, denn unsere Küche wird wirklich von allen gelobt. Großes Glück hatte ich mit
der Wahl meines Personals. Anne und Ruth sind sehr beliebt bei den
Gästinnen. Wir haben ein sehr familiäres Arbeitsverhältnis und die
beiden sind mir eine wertvolle Stütze. Das ist extrem wichtig für
mich. Sehr viele meiner Gästinnen sind „Gina´s Weibar“ sehr verbunden, sind oft mit Rat und Tat zur Stelle. Das durchwegs positive Feedback ist für mich besonders wertvoll. Finanziell ist die Weibar noch
nicht über den Berg. Miete und Werbung kosten viel, deshalb ersuche ich alle Gästinnen, möglichst vielen Frauen von meinem Lokal zu
erzählen, damit es ALLEN Frauen bekannt wird. In Zukunft möchte
ich verstärkt Künstlerinnen eine Plattform bieten. Die Weibar ist ein
idealer Raum für Ausstellungen, Lesungen oder Geburtstagsfeiern.
Das Lokal kann auch für geschlossene Gesellschaften angemietet
werden.
Gina Weiß ist Inhaberin von „Gina´s Weibar“
Gina’s Weibar, 6, Marchettigasse 11
Treffen: 1020 Wien, Novaragasse 40
juni 2003an.schläge 07
pensionstreik
Fo t o : A r m u t s k o n fe r e n z
Das neue Frauenministerium
ist seit kurzem online. Eine
Möglichkeit, das Internet als Forum und Diskussionsplattform
zu dem Thema zu verwenden,
das derzeit für so viel Aufregung sorgt,
denken wohl viele. Tatsächlich aber ist
das einzige, das die Suchmaschine des
„bmgf“ bei diversen Suchbegriffen rund
um „Pension“ ausspuckt:„Kein Treffer.“
Auch die Frauenministerin RauchKallat (ÖVP) hat sehr lange geschwiegen zur Kritik am Entwurf zur Pensionsreform. Dabei sind die Auswirkungen
für Frauen – und zwar in weitaus größerem Ausmaß als für Männer – frappierend. Der „drastische Pensionsverlust
für Frauen“ wird zur „Zunahme von
Frauenarmut“ führen, ist die Armutskonferenz überzeugt. Auch für den Katholischen Familienverband sind die Abfederungsmaßnahmen reine Kosmetik.
Schnuller oder Präservativ
Wo „Pensionssicherungsreform“ drauf steht ist ein ganzes Maßnahmenpaket, das
Frauen einmal mehr diskriminiert, drinnen. Während am runden Tisch geplaudert
wird, formiert sich der Widerstand auf der Straße. Von Gabi Horak
08 an.schlägejuni 2003
Weibliche Erwerbsbiografie. Mit Pensionseinbußen von bis zu 30 Prozent für
Frauen rechnet ÖGB-Frauenvorsitzende
Renate Csörgits. Durch die schrittweise
Ausweitung des Durchrechnungszeitraumes von 15 auf 40 Jahre, die im Jahr
2028 abgeschlossen sein wird, sind vor
allem Personen benachteiligt, die durch
längere atypische Beschäftigungsverhältnisse und Erwerbspausen geringere
Einkommen haben. Jede dritte Frau in
Österreich arbeitet Teilzeit – Tendenz
steigend. Zugleich geht die Zahl der
Vollerwerbsstellen zurück. Studien zu
den Auswirkungen des Kindergeldes
haben gezeigt, dass immer mehr Frauen immer längere Auszeiten aus dem
Berufsleben wählen oder ganz zuhause
bleiben, während der Partner weiterhin
Geld verdienen und Pensionszeiten
sammeln kann. Alleinerzieherinnen haben nicht einmal diese Wahl.
„Aber noch nie wurden von einer
Regierung die Kindererziehungszeiten
so hoch bewertet...“, wiederholt Frauenstaatssektretärin Ursula Haubner (FPÖ)
das Hauptargument der VerteidigerInnen des Reformpapiers. Statt bisher
18 Monaten Kindererziehung, die pensionsbegründend wirken, wird laut
Reform bald mit 24 Monaten gerechnet. Unabhängig davon, wie lange „die
Mutter“ in Karenz sei, werde der Durchrechnungszeitraum pro Kind um drei
streikpension
(schlechte) Jahre reduziert, lautete der
Ministerratsbeschluss vom 29. April.
„Reine Kosmetik“, erwidern die KritikerInnen. Diese punktuellen Maßnahmen „reichen nicht aus, um die massiven Kürzungen bei den Frauenpensionen abzufangen“, gibt sich Renate
Csörgits kämpferisch. Und die ArbeiterInnenkammer (AK) Oberösterreich betont, dass auch diese Argumentation
davon ausgehe, dass frau nach drei Jahren Kindererziehung sofort in die Vollerwerbstätigkeit zurück kehre – was de
facto immer seltener passiert. Dazu
fehlen die Rahmenbedingungen.
Altersarmut. Aus diesem Grund plädieren
Opposition und SozialpartnerInnen für
einen späteren Reformbeschluss, um ein
gesamtes Paket zu schnüren, das auch
arbeitsmarktpolitische und sozialpolitische Rahmenbedingungen ausarbeitet,
die zu weniger massiven Pensionsverlusten gerade bei Frauen führen. Wenn etwa schon ab 2004 die Frühpension bei
Arbeitslosigkeit fallen soll, so wird das
ohne Zweifel Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt einerseits und auf die Einkommenssituation der Betroffenen andererseits haben. Neunzig Prozent der
BezieherInnen dieser Pension sind Frauen, eine Abschaffung der Frühpension
verlängert ihre Arbeitslosigkeit um bis
zu 3,5 Jahre. Der Schritt zur Altersarmut
ist hier nicht mehr groß.
Laut Armutskonferenz sind in
Österreich 178.000 Menschen direkt
oder indirekt von Armut betroffen.
Hauptauslöser sind prekäre Arbeitsverhältnisse, in denen vor allem Frauen
stecken. Die Zahlen von Statistik Austria
sprechen eine deutliche Sprache: 50 bis
60 Prozent aller Pensionistinnen mussten 2001 mit einer Jahrespension von
höchstens 10.000 Euro auskommen; für
Männer galt das nur zu maximal 20
Prozent.
Versicherungsmathematik. Während also
Expertinnen vor rasant steigender Altersarbeitslosigkeit warnen, möchte die
Regierung Langzeitarbeitslose mit einem „Altersübergangsgeld“ abspeisen,
das das aktuell bezogene Arbeitslosengeld um 20 Prozent erhöht. Damit ihnen dieser „Geldsegen“ aber nicht zu
Kopf steigt, wird im gleichen Atemzug
von der Reduzierung der Altersteilzeit
von 6,5 auf 5 Jahre gesprochen. Und im
übrigen ist jede/r selbst schuld, die/der
sich nicht rechtzeitig um eine private
Pensionsvorsorge gekümmert hat.
Dass auch in privaten Pensionsvorsorgemodellen Frauen massiv benachteiligt sind, ist fast schon logisch. Aufgrund der statistisch höheren Lebenserwartung bekommen Frauen für gleich
hohe Beiträge eine geringere Privatpension. „Benachteiligungen und Mehrfachbelastungen spielen in der Versicherungsmathematik des freien Marktes eben keine Rolle“, stellt die AK-Frauenredaktion fest, ein Expertinnenpool
auf der Homepage der AK-Oberösterreich.
die größte benachteiligte Gruppe dieser
Pensionsreform zum Thema hatten:
Frauen.
Frauenprotest. Eine 3-Punkte-Strategie
zur „Eigenständigen Absicherung von
Frauen im Alter“ präsentierte die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA).
„Die Lösung für Frauen kann nur ein eigenständiger Pensionsanspruch sein,
gestützt auf eine eigene Anwartschaft
durch Versicherungszeiten und Erwerbseinkommen, völlig unabhängig vom Familienstand“, resümiert Bundesfrauensekretärin Sandra Frauenberger. Kindererziehungszeiten müssten wesentlich
höher bewertet werden und sich in etwa am Durchschnittseinkommen von
Opposition. Mit dem Ärger über die Vorla- Männern und Frauen orientieren. Zur
Strategie der GPA-Frauen gehört auch
ge zur „Pensionssicherungsreform“
steigt auch die Bereitschaft der Frauen, eine Protestmail-Aktion: Bereits an die
2.000 Mails wurden an den Bundesauf die Barrikaden zu steigen.
kanzler, die Frauenministerin und den
SPÖ-Frauenvorsitzende Barbara
Wirtschaftsminister verschickt.
Prammer ruft in einer Aussendung
Nationalratsabgeordente von ÖVP
zum Protest aller weiblichen Nationalund FPÖ mit Protestbriefen überschütratsabgeordneten auf: Sie sollten die
ten will auch die private Initiative
Beschlussfassung am 4. Juni verhin„Schnuller oder Präservativ“. Beigelegt
dern. Zeitgleich bringt sie eine Petition
in Umlauf, in der eine Volksabstimmung werden sollen Schnuller und Babykleiüber die Pensionsreform gefordert wird. dung als Symbole für die nicht mehr
leistbaren Kosten für Kindererziehung.
Die für Frauenfragen zuständige Kärn„Frauen und Männer wollen eine Penter SP-Landesrätin Gabriele Schaunigsionsreform, die den LebensverhältnisKandut erwägt eine Klage gegen den
Bundeskanzler, denn laut Amsterdamer sen berufstätiger Menschen mit Kindern entspricht“, lautet der Appell.
Vertrag seien EU-Mitgliedstaaten dazu
Mit einer Straßen-Informationsverpflichtet, geschlechtsspezifische Beund Protestaktion am 9. Mai machten
nachteiligungen abzubauen und neue
die Frauen der Armutskonferenz auf die
zu verhindern.
prognostizierte Zunahme der FrauenarIn die gleiche Kerbe schlägt die
mut aufmerksam. Gemeinsam mit Pasehemalige Frauensprecherin der GrüsantInnen wurde ein „Muttertagstornen, Madeleine Petrovic:„Diese Pentenrezept des Bundeskanzlers“ gebasionsreform diskriminiert Frauen und
stelt – eine Idee, die von anderen Frauen
ist daher vermutlich verfassungswidschon bald wieder aufgenommen werrig.“ Sie kündigt rechtliche Schritte an,
den könnte: Für den 3. Juni (während
falls die Reform in dieser Art beschlosdes Ministerrats am Tag vor Beschlusssen würde. Bereits im Vorfeld hat sie
fassung der Pensionsreform) ist eine
den Kontakt mit der zuständigen EUKommissarin Anna Diamantopoulo ge- Aktion vor dem Bundeskanzleramt gesucht, die jedoch bis dato nicht reagiert plant, bei der Frauen nach dem Motto
„Wir lassen uns nicht einkochen!“ in eihat.
nem „Schüssel-Grasser-Eintopf der
Bei der bisher größten GewerkGrauslichkeiten“ rühren. Symbole, die
schaftdemonstration am 13. Mai in
die unbezahlte Arbeit der Frauen signaWien lugten jede Menge grüner Luftlisieren, werden zur Pensionsreform verballons zwischen den zahllosen Transkocht. Die MinisterInnen sollen nach arparenten hervor. „Der Sprung in der
SCHÜSSEL wird immer GRASSER“, laute- gentinischem Vorbild von töpfeschlate nur einer der vielen originellen Trans- genden Frauen empfangen werden:
„Löffelt die Suppe selber aus!“
parentsprüche, die leider viel zu selten
❚
Links:
Österreichischer Gewerkschaftsbund:
http://www.oegb.at
Gewerkschaft der Privatangestellten:
http://www.gpa.at/frauen
Bundesministerium für Gesundheit
und Frauen: http://www.bmgf.gv.at
Armutskonferenz:
http://www.armut.at
Proteste:
„Schnuller oder Präservativ“
Plattform „Frauenpension“,
e-mail: oberbichler_meiseleder@hotmail.com
Frauenaktion am 3.6.2003
e-mail: e.a.hofmann@utanet.at
juni 2003an.schläge 09
Fo t o : M a r g a r e t e N e u n d l i n g e r
arbeitgrundeinkommen
Mehr Sicherheit, mehr Freiheit!
Aus der politischen Diskussion der letzten Monate ist das Reizthema „Grundeinkommen“ nicht mehr wegzudenken.
Dass die finanzielle Absicherung Aller durchaus keine Utopie wäre und gerade für Frauen viele Vorteile bringen
würde, erläutert Margit Appel
Die Europäische Union, die
österreichische Bundesregierung, die Oppositionsparteien,
die SozialpartnerInnen formulieren in seltener Einigkeit ein
gemeinsames Ziel: mehr Frauen „in Beschäftigung zu bringen“. Nicht die einzige und auch nicht die angemessenste
Strategie, um Frauen mehr Einkommen
und größere Freiheit in der Lebensgestaltung zu ermöglichen, meinen BefürworterInnen eines bedingungslosen
Grundeinkommens.
Schwierige Existenzsicherung. Die Hindernisse für Frauen, ihre Existenz eigen10 an.schlägejuni 2003
ständig und weitgehend selbstbestimmt sichern zu können, sind immer
noch (manns)hoch, und das obwohl –
dank der zähen politischen Arbeit von
Frauen – viele immerhin Teil der politischen Agenda geworden sind: die geringere Chance von Frauen, Bildung in Einkommen umsetzen zu können; die hartnäckige Benützung von Frauen für die
Erledigung gesellschaftlich notwendiger, aber nicht marktfähiger Arbeit; die
unglaublichen Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in allen Sektoren des Arbeitsmarktes. Aber
die eingesetzten Instrumente sind zu
halbherzig, (bewusst) kontraproduktiv
(wie etwa das Kinderbetreuungsgeld)
und jedenfalls zu sehr darauf fokussiert,
den „turn–around“ in der Einkommenssituation durch Maßnahmen im Bereich
des Arbeitsmarktes zu erzielen.
Der Status quo ist erschütternd:
die Armutsgefährdung von Frauen ist
um 35Prozent höher als das Risiko von
Männern. Die Einkommensschere zwischen unselbständig erwerbstätigen
Frauen und Männern geht immer weiter auf und liegt derzeit bei 33 Prozent.
Die Jahreseinkünfte von Freiberuflerinnen sind im Schnitt nicht einmal halb
so hoch wie die ihrer Arzt-, Anwalts- und
Steuerberaterkollegen. Die an Frauen
grundeinkommenarbeit
ausbezahlten Sozialversicherungsleistungen – sofern sie überhaupt einen
eigenständigen Anspruch haben – liegen häufig unter dem Ausgleichszulagenrichtsatz von 643 Euro. Das betrifft etwa 80 Prozent der Zahlungen
an Frauen aus der Arbeitslosenversicherung. Transferleistungen wie das
Kinderbetreuungsgeld, die in erster
Linie Frauen beziehen, sind nicht existenzsichernd. Die Höhe der Durchschnittspensionen von Frauen ergibt
55 Prozent von jenen der Männer und
dieser Unterschied nimmt noch zu. Die
Übernahme von Fürsorgetätigkeiten
durch Männer stagniert auf niedrigstem Niveau: nur 1,8 Prozent der Väter
betreuen ihr Kind im ersten Lebensjahr.
mit ihrem eigenen Wertehaushalt in
Bezug auf Erwerbsarbeit konfrontieren,
sondern auch mit der möglicherweise
sehr konträren Situation anderer Frauen.
Bedingungsloses Grundeinkommen. Gerade
für die vielfältigen Lebensentwürfe von
Frauen und für ihre schwierige Situation materieller Sicherung bringt das
Modell eines bedingungslosen Grundeinkommens viele Vorteile: es ist eine
auf die Person und nicht auf das Haushaltseinkommen bezogene Leistung,
die ein Leben lang, ohne Bedarfsprüfung und ohne Erfüllung einer bestimmten Rolle (z.B. als Mutter oder
haushaltsführende Lebenspartnerin)
als soziales Recht zusteht. Aufgrund
dieser Ausgestaltung erhöht das GrundMagdarbeit und Marktarbeit. Der Stelleneinkommen nicht nur die materielle Siwert von Erwerbsarbeit in unserer Gesellschaft ist an sich problematisch. Ob- cherheit, sondern stärkt die persönliche
Freiheit in der Lebensführung. Der verwohl Erwerbsarbeit und damit die
lässliche Bezug einer materiellen LeiChance auf Einkommen nie für alle arbeitsfähigen Menschen zugänglich war, stung in existenzsichernder Höhe, erhängen ein Großteil der sozialen und in höht die Verhandlungsmacht von Frauen: sowohl am Arbeitsmarkt, als auch
der Folge auch der politischen Rechte
im Bereich privater Beziehungen. Die
am Zugang zu einem ErwerbsarbeitsTatsache einer „nicht verspielbaren“
platz. Darüber hinaus stellt die Herleitung von individueller Identitätsbildung Grundsicherung ermöglicht einen
selbstbestimmteren Wechsel zwischen
und von gesellschaftlichem Status aus
dem Besitz eines (gesellschaftlich aner- Berufstätigkeit unterschiedlichen Auskannten) bezahlten Arbeitsplatzes eine maßes und ehrenamtlicher Tätigkeit bis
Diskriminierung gegenüber Lebensvor- hin zu politischem Engagement, sowie
die Wahrnehmung fürsorglich-vorsorgstellungen dar, die Erwerbsarbeit nicht
licher Tätigkeiten für die eigene Person
einen derartig hohen Stellenwert zuund die Menschen, die zum eigenen Beweisen können oder wollen.
ziehungsnetz gehören. Aber ein GrundAbgesehen davon eignet sich das
einkommen gibt nicht nur die Möglicherwerbsarbeitszentrierte System imkeit, mit mehr Verhandlungsmacht und
mer weniger als ausschließliches Instrument sozialer Sicherung. Der Struk- daher auch Verhandlungsspielraum in
einem Arbeitsverhältnis oder in einer
turwandel am Arbeitsmarkt (von den
versicherungstechnisch abgesicherten Beziehung zu bleiben. Es liefert auch eine wichtige Voraussetzung, nicht aus
Vollzeitarbeitsverhältnissen zu den
prekären, atypischen Teilzeitarbeitsver- Geldnot jede Arbeit annehmen oder eihältnissen) und die anhaltend hohe Ar- ne Beziehung eingehen zu müssen und
beitslosenquote sollten aus sich heraus darüber hinaus die Grundlage, aus untragbaren Arbeits- und LebensbedinAnlass sein, über alternative Formen
sozialer Sicherung – gerade für Frauen gungen aussteigen zu können.
– nachzudenken. Dieses Nachdenken
ist auch im Rahmen von frauenpolitiMachbar. Soziale und ökonomische
schen Initiativen durchaus herausforRechte stehen in Zusammenhang mit
dernd, weil Frauen mittlerweile in allen der Wahrnehmung politischer Rechte
Sektoren der selbständigen und der
und umgekehrt. Das ist ein Grund, warunselbständigen Beschäftigung tätig
um die Forderung nach einem bedinsind. Je nach Position – im Dienstleigungslosen Grundeinkommen in ganz
stungssektor, in der hochspezialisierten verschiedenen Gesellschaften zur gleiTechnologieproduktion oder irgendwo
chen Zeit diskutiert wird: in den von
dazwischen – müssen sie sich nicht nur großen sozialen Unterschieden gepräg-
ten Ländern Südafrika und Brasilien etwa, ebenso aber in der von raschem
wirtschaftlichen Wandel gezeichneten
Gesellschaft Irlands und eben auch in
einem Wohlfahrtsstaat wie Österreich.
Das Grundeinkommen ist also nicht
nur ein Instrument der Armutsbekämpfung, sondern mindestens ebenso ein
Instrument zur Stärkung demokratischer Prozesse und politischer Beteiligung. Und das in doppelter Hinsicht:
Zum einen ermöglicht eine gesicherte
materielle Basis und das Wegfallen von
Kontrolle und Zwang politische Beteiligung in selbstbewussterer Form. Zum
anderen bedarf die konkrete Ausgestaltung des Grundeinkommens der Sicherstellung beteiligungsorientierter Verfahren (etwa zur Festsetzung der Höhe
und der Anpassung), um es nicht zu einer neoliberalen Stillhalteprämie verkommen zu lassen.
Für die Finanzierung des Grundeinkommens ist eine Verbreiterung der bisherigen Struktur der Staatseinnahmen
vonnöten. Das bedeutet in erster Linie
die Einbeziehung der Geldmittel aus
der ständig steigenden Produktivität
(Wertschöpfungsabgabe), aber auch eine stärkere Einbeziehung von Besitzvermögen, Finanzmarktgewinnen, etc. Einkommensschwachen mehr Geld in die
Hand zu geben, ist außerdem per se eine Methode, den Wirtschaftskreislauf
zu beleben. Denn anders als in Haushalten, die über mehr Mittel verfügen, als
sie tatsächlich zum Leben brauchen,
sind arme und armutsgefährdete Haushalte gezwungen, ihre Geldmittel unmittelbar für den täglichen Lebensbedarf einzusetzen.
Kein Wundermittel. Unser bestehendes sozialstaatliches System in Richtung eines
bedingungslosen Grundeinkommens
aus- und umzubauen, hat also gerade
auch für Frauen viele qualitative Vorteile. Allerdings ist auch das Grundeinkommen – und das sei am Ende noch
einmal eindringlich angemerkt – keine
automatische Lösung für alle Problemlagen unserer kapitalistisch-patriarchalen Gesellschaft. Aber die Beteiligung
am Veränderungsprozess wäre unter
Grundeinkommensbedingungen – mit
der größeren Sicherheit in der materiellen Basis und der größeren Freiheit in
den Perspektiven – für mehr Frauen
möglich als bisher.
❚
Weitere Infos unter
http://www.grundeinkommen.at
Literatur:
ksoe-Dossier 03/2003
„Grundeinkommen. Soziale
Innovation für die Welt
des 21.Jahrhunderts“
juni 2003an.schläge 11
internationalan.riss
irak
werden, die Alphabetisierungskurse, Vorträge und Diskussionsabende
veranstaltet. Mittlerweile hat sich die Bibliothek vom reinen Leseraum zu
einem Frauentreffpunkt gewandelt. Die wichtige Aufgabe, irakische Frauen in das öffentliche Leben einzubinden, ihnen Ausbildungsmöglichkeiten und Arbeit zur Verfügung zu stellen, und damit Kompetenzen und
Selbstvertrauen, ist also wieder mal Sache vieler ehrenamtlicher EntwicklungshelferInnen. Ob die Regierungen der USA und Großbritannien ihre
Bemühungen verdoppelt haben, und nun mehr Frauen Zugang zu den
Verhandlungen haben, bleibt bis zum nächsten Meeting in Bagdad Anfang Juni abzuwarten. chw
Sag mir, wo die Frauen sind…
deutschland
Nach dem Machtwechsel in Bagdad soll so bald wie möglich eine irakische Übergangsregierung gebildet werden, die zügig die Voraussetzungen für eine demokratische, plurale Gesellschaft schafft. In diesem Prozess wird viel Wert auf religiöse und ethnische Ausgewogenheit gelegt,
jedoch nicht auf Kompetenzen und Interessen von Frauen, wie es scheint.
Obwohl Frauen mehr als 55 Prozent der Bevölkerung stellen, sind nur
sechs von ihnen an den derzeit laufenden Verhandlungen über eine
zukünftige Verfassung beteiligt. Ihnen stehen 244 Männer gegenüber.
Richard Armitage, derzeit amerikanischer Verwalter des Irak, musste in einem Interwiew mit BBC zugeben, dass die Repräsentation und Partizipation von irakischen Frauen im Friedensprozess noch nicht das adäquate
Ausmaß erreicht hat. Er versprach seine Bemühungen zu verdoppeln. Dabei sieht die UN Resolution 1325, die im Jahr 2000 beschlossen wurde,
ohnehin eine aktive Rolle von Frauen in Konfliktlösungsprozessen und
Beteiligung an friedensbildenden Maßnahmen vor. Elisabeth Rehn, Mitarbeiterin von United Nations, Woman, War and Peace, warnt vor Fehlern,
die in Afghanistan begangen wurden. Sie weist auf das afghanische
Frauenministerium hin, das unter großem internationalem Beifall installiert wurde, jedoch weder über reelle Kompetenzen, noch Ressourcen verfügt. Solche kosmetischen Eingriffe dürfe es im Irak nicht geben, sondern
eine umfassende Beteiligung von Frauen in allen Entscheidungsprozessen, die die Zukunft des Irak betreffen. Die mehr als ein Jahrzehnt andauernde Embargopolitik, hat ihre Spuren in allen Lebensbereichen hinterlassen. Während irakische Frauen einst zu den bestausgebildetsten im
Mittleren Osten gehörten, liegt die Analphabetenrate heute bei 75 Prozent. Allein im autonomen KurdInnengebiet sieht die Situation etwas
besser aus. Seit mehr als zehn Jahren arbeiten dort lokale und internationale Organisationen zusammen, um Bildungsangebote speziell für Frauen anzubieten. Im Sommer 1995 konnte beispielsweise in Kifri, im äußersten Süden des autonomen kurdischen Gebietes, eine Bibliothek eröffnet
12 an.schlägejuni 2003
Lesbenfrühling
Vom 6. bis 9. Juni findet das alljährliche Lesbenfrühlingstreffen (LFT) in
München statt. Das Programm ist unheimlich dicht und vielfältig. Es
reicht von Theater und Kleinkabarett, über Yoga und Selbstverteidigung,
bis zu Auseinandersetzungen über Themen wie Sex und Behinderung,
Altersvorsorge, Transgender, AIDS, Arbeitsrecht, Psychotherapie und
Antirassismus. Die Lesbenbewegungen in Russland, Lateinamerika und
Paris werden ebenso beleuchtet wie Menschenrechtsverletzungen an
Lesben weltweit. Es gibt Treffen der anonymen Alkoholikerinnen und
einen Gottesdienst. Den Abschluss bildet eine Podiumsdiskussion, die
durch die Kooperation des LFT mit dem Bundesweiten Treffen für junge
Lesben entstanden ist: „Treffen der Generationen“ lautet das Motto. Vertreterinnen verschiedener Generationen sind eingeladen, über altersrelevante Fragen zu diskutieren und keine geringere als Carolina Brauckmann wird moderieren. Die traditionelle Dyke Pride Parade – „unsere
Lesben-Demo“ – findet bereits am Samstag (6. Juni) statt. Wie wichtig
zahlreiche Teilnahme an der Demo ist, zeigt die immer noch mangelnde
Sichtbarkeit von Lesben, „sogar der CSD wird oft als Schwulenparade
verstanden“, beschweren sich die LFT-Frauen zurecht. Das Organisationsteam hat für den LFT 2003 ein Leitbild entwickelt, in dem die politische Grundhaltung des Treffens festgeschrieben ist: Transgender-Personen, „die sich als integralen Bestandteil des Kontinuums lesbischen
Begeherens verstehen“ sind ebenso willkommen wie „Andersfähige“.
Alle Räume werden rollstuhlgerecht sein und das Programm gibt’s in
Braille-Schrift und auf Hörkassette. Männliche Kinder bis zu 10 Jahren
sind ebenfalls willkommen. Das genaue Programm und alle Infos zu
Preisen und Anreise entnehme frau der Homepage. GaH
http://www.lft-muenchen.de/2003/
an.rissinternational
äthiopien
Gegen Genitalverstümmelung
1995 startete CARE Österreich gemeinsam mit der Afar-Gemeinschaft,
einer NomadInnen-Gruppe im Nord-Osten Äthiopiens, unterschiedliche
Gesundheitsprojekte. Eines davon widmet sich dem Kampf gegen die
Genitalverstümmelung.
Obwohl die Praxis der „Female Genital Mutilation“ (FGM) nach wie
vor für die meisten betroffenen Frauen ein Tabuthema ist, wurde im Zuge der Aufklärung und Information über Gesundheitsfragen die Beschneidung von den Afar-Frauen (95 Prozent sind beschnitten) selbst angesprochen und somit das Projekt gegen die weibliche Genitalverstümmelung
gestartet. In der Afar-Region wird die sogenannte „pharaonische Beschneidung“ (Infibulation) durchgeführt. Dabei handelt es sich um die schwerwiegendste Form der Beschneidungsmethoden, die von traditionellen
Hebammen und Wahrsagerinnen praktiziert wird; Klitoris, innere Schamlippen, innere Schichten der äußeren Schamlippen werden im Zuge der
ohne Betäubung durchgeführten „Operation“ fast gänzlich entfernt und
bis auf eine winzige Öffnung zusammen genäht. Verwendete Instrumente sind Rasierklingen oder Glasscherben – die Infektionsrate dadurch
erschreckend hoch. Die mangelhafte medizinische Versorgung tut ihr
übriges. Die Sterberate liegt bei der Infibulation bei dreißig Prozent.
Jedoch der erhobene Moral-Zeigefinger ist fehl am Platz. Beschneidungen beziehungsweise die ausführenden Frauen haben einen hohen
Stellenwert in der Gesellschaft. Es ist wichtig über die gesundheitsschädlichen Auswirkungen der Beschneidungen zu informieren und „EntscheidungsträgerInnen“ (Hebammen, Dorfälteste...) für eine Einstellungsänderung gegenüber dieser Praktik zu gewinnen. Weitere Projektziele sind
unter anderem die Ausbildung von einheimischen Gesundheitstrainerinnen, die in ihren Dörfern die Hebammen schulen und über die Folgen
der Beschneidung informieren sowie der Aufbau einer Klinik mit notwendiger Infrastruktur. PÖ
deutschland
20 Jahre Schlangenbrut
Spendenkonto von „Wiener Frauen helfen“: BAWAG 10010542524, BLZ 14000,
Ihr 20-jähriges Bestehen feierte im Mai die erste und bislang einzige bundesdeutsche Zeitschrift für feministische Theologie, „Schlangenbrut“.
1983 wurde sie von Frauengruppen in Bonn und Münster als Plattform
und Forum für feministisch und religiös interessierte Frauen ins Leben
gerufen. Wie viele andere Magazine lebt die Schlangenbrut vor allem
vom Engagement ihrer Redakteurinnen, die honorarfrei und unabhängig von kirchlichen oder anderen Einrichtungen arbeiten. Erst Anfang
dieses Jahres bezog der herausgebende Verein Schlangenbrut eigene
Büroräume in Münster. Schwerpunktthemen wie Gewalt gegen Frauen,
oder Frauen im Judentum werden ebenso aufgegriffen, wie aktuelle
Debatten der feministischen Theologie. Fragen und Ansichten zu komplexen Themen wie Lebenswenden oder Globalisierung werden interdisziplinär bearbeitet. Heute können Autorinnen, Redakteurinnen,
Fotografinnen und alle Ehemaligen stolz auf die bislang erschienen 81
Ausgaben zurückblicken. Die Schlangenbrut erscheint vierteljährlich mit
einer Auflage von knapp 4.000 Exemplaren in Deutschland und dem
europäischen Ausland. Wir gratulieren! chw
Kennwort: Äthiopien-Projekt gegen Genitalverstümmelung
http://www.schlangenbrut.de
CARE – Verein für Entwicklungszusammenarbeit und humanitäre Hilfe, Invalidenstraße 11, 1030 Wien,
T. 01/715 07 15, e-mail: care@care.at, http://www.care.at
wyber.space
www.womnet.de
Womnet, die neue Frauennetzwerkstelle zu globaler Strukturpolitik aus
Geschlechterperspektive, wurde Ende des Jahres 2002 eingerichtet und
präsentiert sich seit kurzem – ganz global-transnational – auch online.
Womnet versteht sich als Netzwerk für in- und ausländische Frauenorganisationen. Aktuelle Diskussionen aus internationalen Zusammenhängen sollen verstärkt nach Deutschland transportiert und umgekehrt
die Positionen deutscher Organisationen in die internationale Diskussion eingebracht werden. Die Site soll helfen, Beziehungen mit Frauenorganisationen aus dem Süden und Osten auszubauen und frauenpolitische Aktivitäten zu koordinieren. Hierzu gibt es einen Newsletter, Hinweise auf einschlägige Fachpublikationen und ein Forum. Wenn definitiv ein reziproker Austausch propagiert wird, so verwundert, dass die
Website nur auf deutsch, englisch und französisch angeboten wird –
aber vielleicht suchen die Betreiberinnen ja noch nach Übersetzerinnen… Auch die Linkseite ist noch ein bisserl mager. Ein Netzwerk ist immer nur so gut, wie die Benützerinnen. Daher: Links schicken, Verbesserungsvorschläge machen und dann reichlich Informationen ernten, die
über unseren mini-deutschsprachigen Raum hinausgehen. keck
juni 2003an.schläge 13
Fo t o s : J u t t a S o m m e r b a u e r
internationalbulgarien
Engendering Bulgaria
Wie arbeiten Frauen-NGOs in einem postsozialistischen Land wie Bulgarien, das immer
„wichtigere Probleme“ zu lösen hat als das ungleiche Geschlechterverhältnis? Jutta
Sommerbauer hat sich bei der „Women´s Alliance for Development“ erkundigt.
Hausnummer 52 in einem verwinkelten und holprigen Gässchen in der Innenstadt Sofias.
Hier soll der Sitz der bulgarischen NGO „Women´s Alliance
for Development“ (WAD) sein. Nichts
am Äußeren des farblosen Mietshauses
lässt von der Hektik und Bewegung ahnen, inmitten derer man sich befindet,
wenn man erst einmal den dunklen
Gang hinter sich gelassen hat: Aus den
Zimmern klingt das Läuten der Telefone, Mitarbeiterinnen besprechen die Tagesaufgaben, an den Wänden hängen
Arbeitspläne, eine kleine Bibliothek mit
Berichten und Konferenzpapieren. Meine Gesprächspartnerin Galina Belinska,
die Managerin des Resource Centers,
entschuldigt sich für ihr „schlechtes
Englisch“ und beherrscht gleichzeitig
14 an.schlägejuni 2003
perfekt die internationale NGO-Sprache: Begriffe wie Capacity Building,
NGO Advocacy Program und International Networking meistert sie fehlerlos.
Kleine Feministinnen. Gleich zu Beginn
kommen wir auf ein Thema zu sprechen, das die Debatte zwischen Ostund West-Frauen lange dominiert hat:
„Alle unsere Aktivitäten werden aus der
Gender-Perspektive durchgeführt. Wir
sind aber keine feministische Organisation. Ich glaube, dass alle intelligenten
Frauen ,kleine Feministinnen’ sind, aber
in unserem Land hatte der Feminismus
keine normale Entwicklung. Natürlich
sind wir ein wenig feministisch, denn
das macht die Gender-Problematik
aus.“ In Bulgarien erscheint Feminismus entweder als dekadenter westli-
cher Import oder weckt Erinnerungen
an den staatssozialistischen Autoritarismus, der weibliche Gleichberechtigung als planmäßige Integration in die
Erwerbsarbeit verordnete, ohne die Geschlechterhierarchien im Privaten anzutasten. Feminismus, Gleichstellung,
Emanzipation – all das sind schwierige
Begriffe in einem Land, in dem der
Staatsapparat Fraueninteressen vor allem mit sich selbst aushandelte und eine autonome Bewegungstradition
fehlt.
Netzwerk. Die Verarmung der Bevölkerung gilt als das größte gesellschaftliche Problem: ein durchschnittlicher Monatslohn beträgt etwa 120 US-Dollar. Da
damit kein Auskommen zu finden ist,
stehen Zweit- und Drittjobs an der
bulgarieninternational
pier gleichgestellt sind, aber nicht im
richtigen Leben. Ja, das Leben ist hart
für uns alle, aber für manche von uns
ist es noch härter. Und sehr oft trifft
das auf Frauen zu. Wenn wir die heutige Situation mit der vor fünf Jahren
vergleichen, so gibt es Veränderungen,
nicht riesige, aber es gibt sie. Wir arbeiten zum Beispiel gut mit Lokalbehörden zusammen und haben für Gemeindeangestellte auch schon viele
Gender Trainings abgehalten. Nach den
Trainings sagen diese Leute häufig:
Niemals zuvor haben wir über Dinge
auf diese Weise gedacht. In der Praxis
ist es natürlich sehr schwierig: sie arbeiten an einem Ort, wo Männer regieren – in der Politik.
Sind Verbindungen zur institutionellen Politik wichtig für WAD?
Lobbying und Advocacy sind Teil
unserer Arbeit. Da wir keine Juristinnen
sind, können wir nicht an der Vorbereitung eines Gesetzes teilnehmen. Was
wir aber machen, ist Monitoring der Politik und des Gesetzgebungsprozesses
nach EU- oder UN-Standards.
Wie viele weibliche Abgeordnete
gibt es derzeit in der Nationalversamman.schläge: Wie nehmen Öffentlich- lung?
Viele! 26% der Abgeordneten sind
keit und Medien Gender-Themen auf?
Frauen. Auch gibt es viele Vize-MinisteGibt es ein Bewusstsein von Geschlechrinnen. Aber ich glaube, dass Quantität
ter- und Chancengleichheit?
nicht so wichtig ist. Qualität ist wichtig.
Galina Belinska: Als wir mit unserer Arbeit begannen, war es schrecklich. Und viele dieser Frauen sind nicht gender-sensibel.
Denn während des Sozialismus waren
Hat sich die seit 2001 (in Koalition
wir ja alle durch die Verfassung gleichgestellt – also was wollt ihr, was ist das mit der kleinen „Bewegung für die Rechte
und Freiheiten“) regierende „Nationale
Problem? Aber die Situation verändert
sich. Das hat mit der Arbeit von Organi- Bewegung Simeon II.“ in der Vorwahlzeit
sationen wie unserer zu tun. In den letz- als frauenfreundlich präsentiert? War
dieses Thema überhaupt präsent?
ten Jahren haben wir mehrere Studien
Die NBS II hat sich mit Hilfe der
veröffentlicht und wenn man den so„Partei der Bulgarischen Frauen“ regiziologischen Beweis hat, dass Frauen
strieren lassen. Sie haben also nicht nur
nur 67% des Gehalts von Männern erhalten, dann ist das ein Faktum. Ich war eine Gender-Perspektive, sondern eine
Frauenpartei in ihren Reihen! Natürlich
erstaunt über eine Studie einer parlamentarischen Untersuchungskommis- war das eine politische Frage, aber alles
in allem hatte es einen starken Effekt
sion zur öffentlichen Meinung über
auf die Gesellschaft, denn man begann
Frauen in der Politik: Die öffentliche
über die Probleme der Frauen und über
Meinung wertet Frauen sehr positiv
Frauen in der Politik zu sprechen.
und in manchen Levels werden Frauen
Die Frage ist aber doch: Gibt es langsogar bevorzugt. Ich glaube, dass das
fristige positive Auswirkungen?
ein Resultat von Kampagnen unserer
Ja, das stimmt. Auf Bulgarisch nenund anderer Frauenorganisationen ist.
nen wir diese Situation ein „nozh s dve
Nur im Falle des Präsidenten wird ein
ostrieta“ – ein zweischneidiges
Mann bevorzugt.
Schwert. Bislang hat diese Regierung
Die Leute beginnen langsam zu
das – bereits seit langem diskutierte –
verstehen, dass wir zwar auf dem Pa-
Tagesordnung, die Subsistenzökonomie
ist im Steigen begriffen. 34,4% der Frauen und 26,5% der Männer leben in
großer Armut. WAD positioniert sich in
diesem Kontext als pragmatische und
von Beginn an professionelle Organisation: Gegründet im Jahr 1996 mit
Schwerpunkt auf Information, Öffentlichkeitsarbeit, Kampagnen und der
Herausgabe von Publikationen, kamen
später Trainingsprogramme hinzu. Im
Jahr 2001 wurde der Arbeitsbereich
noch einmal erweitert: WAD fungiert
jetzt als Koordinatorin und Administratorin des ersten Gender-spezifischen
Netzwerks Bulgariens – das „National
Network for Equal Opportunities“. Im
Zusammenschluss mit 57 anderen
NGOs, die ebenfalls zum Thema Entwicklung, Antidiskriminierung und
Gleichstellung zwischen den Geschlechtern arbeiten, ist WAD (auch) nur einfaches Mitglied. Galina Belinska: „Die Organisationen sind alle enthusiastisch,
denn die Projekte, die aus dem Netzwerk entstehen, sind ihre gemeinsamen Projekte. Nicht wir haben die Auswahl getroffen, sondern sie selbst.“
Gleichstellungs- bzw. Antidikriminierungsgesetz noch nicht erlassen.
Erhält WAD finanzielle Unterstützung vom bulgarischen Staat?
Nein, wir werden von internationalen und nationalen Organisationen
aus dem Ausland finanziert: UNIFEM,
Weltbank, USAID, aber unser Hauptfinancier ist die niederländische Stiftung Novib. Wir haben nie Geld vom
bulgarischen Staat bekommen. Von
bulgarischer Seite haben wir Unterstützung in der Arbeit mit staatlichen
Institutionen – was wichtig ist. Aber
für unsere Arbeit benötigen wir auch
Geld.
Wird das Geld jeweils für Einzelprojekte gegeben?
Jedes Projekt wird innerhalb eines
unserer Programme durchgeführt. Wir
arbeiten nicht auf diese Weise: „Oh, da
ist ein Geldgeber, der hat Geld für irgendein Projekt!“ Wir führen Projekte
nur innerhalb unserer eigenen vier Programme durch: Training, Information,
Lobbying, Networking. Das Gute an unserem Netzwerk ist auch, dass kleinere
NGOs – wenn sie kein Geld für ihre Projekte haben – doch die Möglichkeit haben, an einem Netzwerk-Projekt teilzunehmen. Oder wenn sie kein Geld für
Trainings haben – wir können das für
sie anbieten.
An welchen Themen wird WAD in
Zukunft arbeiten?
Ich glaube, dass wir mit Gender
genug Arbeit für das nächste Millenium haben werden! Die Armut ist das
größte Problem in diesem Land. Für unsere Organisation wird es sehr wichtig
sein, Geschlecht als Kategorie in AntiArmuts-Strategien und -Politiken zu
verankern. Die Führungskräfte verstehen noch nicht, dass Gender Mainstreaming ein wichtiges Instrument ist, das
vor dem Inkrafttreten von neuen Sozialpolitiken angewendet werden müsste. Wenn man erst danach entdeckt,
dass politische Entscheidungen
schlecht für eine bestimmte Gruppe
von Frauen sind, ist es eine sehr unangenehme Sache. Wenn in den nächsten Jahren sozialpolitische und armutspolitsche Entscheidungen getroffen werden, müssen diese die GenderMainstreaming-Perspektive beinhalten. Wir müssen also versuchen, in
diesen Bereichen tätig werden, bevor
Gesetze erlassen werden.
❚
http://www.womenbg.org
juni 2003an.schläge 15
themaheidensekten
Die Priesterin kocht ganzheitlich
Das (Neu)Heidentum ist ein ideologischer Bereich, in dem sich rechtsextreme Frauen
tummeln. Es gibt aber auch Foren, in denen Menschen mit (ehemals) linkem Hintergrund
aktiv sind. Von El Awadalla. Fotos von Magdalena Blaszczuk
Heidnischer oder neuheidnischer Glaube ist im Zuge der
neuen Esoterikwelle wieder populär. Aktueller denn je sind Rituale, die auf mehr oder weniger wissenschaftlich gesicherte vorchristliche Vorstellungen als Ausdruck
einer Kritik an der christlich geprägten
westlichen Gesellschaft zurückgreifen.
Ein spezieller Kritikpunkt des neuesten
Heidentums samt seiner Verwobenheiten mit dem New Age ist der Umgang
mit der Natur, wobei die HeidInnen sich
16 an.schlägejuni 2003
selbst als Praktizierende einer Naturreligion sehen und dem Christentum vorwerfen, sich die Erde um jeden Preis untertan zu machen, im Gegensatz zum
heidnisch-ökologischen Umgang mit
der von den verschiedensten Geistwesen bewohnten Natur.
Neuheidentum. Zu den wesentlichen neuheidnischen Strömungen gehören die
germanische oder keltisch/germanische, die „indianische“ und die „schamanistische“ Richtung, unterschiedli-
che Interpretationen und Vermischungen jeder Art, fernöstliche Versatzstücke
miteingeschlossen. Die besonders bei
Frauen beliebten Spielarten Wiccakult
und verschiedene andere Hexenpraktiken, gehören auch hierher.
Ein anschauliches Beispiel für die
Verquickung keltischer und „indianischer“ Mythologie liefert der sich als
New Age- und Esoterikkritiker andienende österreichische Autor Roman
Schweidlenka: Etwa zu Beginn des derzeitigen Booms 1986 veranstaltete er
sektenheidenthema
mit anderen in Wien einen „Mahn- und
Trauerzug“ gegen Uranabbau und Deportationen im „heiligen Land der Navajo und Hopi, Big Mountain“. An der Stelle des heutigen Wien, das angeblich ein
besonderer Kraftort der Venus ist, soll
vor rund 3.000 Jahren die Göttin Noreia
– „die Allmutter Natur“ – verehrt worden sein. Mit Trommel und keltischem
Kreuz (das auch Symbol von Küssels wegen Wiederbetätigung verbotener VAPO
war) wurden von Schweidlenka und seiner Gefolgschaft „die schützenden Kräfte“ der Noreia aktiviert, um „als glücksbringende Bewahrerin“ zu wirken und
„ihre heilenden Energien über die (...)
Schlangenpfade der Erde von ihrem
Kraftort Wien nach Big Mountain“ zu
senden. Tieferer Sinn dieser „weißmagischen Symphonie“1 ist die auch bei anderen heidnischen Richtungen so wichtige Ökologie. Diese beschränkt sich allerdings zum größten Teil auf eine Mythologisierung der Natur als ganzheitlicher Organismus, göttlich an sich
oder bevölkert von Geistwesen.
Neu sind die germanisch-heidnischen Ansichten nicht, greifen sie doch
zumindest auf die ersten dreißig Jahre
des 20. Jahrhunderts zurück, was ganz
deutlich wird, wenn bei Runenseminaren ausdrücklich der Ariosof Guido von
List als Experte empfohlen wird. Guido
von List (1848 – 1919) lehrte die absolute
Überlegenheit der „ariogermanischen
Rasse“ und forderte deren Reinerhaltung. Neu sind allerdings einige Bereicherungen aus dem Spektrum des New
Age, Reinkarnationsvorstellungen und
die Polarität des Yin-Yang als Prinzip des
Verhältnisses zwischen den Geschlechtern.
Frauen und Ökologie. Die Betonung ökologischer Fragen und der Rolle der Frau
als besonders erd- und naturnah, spirituell, kosmisch, magisch und intuitiv
begabt, ist im noch immer größtenteils
männerbündlerischen germanischen
Heidentum eine relativ neue Erscheinung. Dass Frauen das ökologischere
Geschlecht seien, ist hier deutlich mit
ihrer Gebärfähigkeit, der Fähigkeit der
„Arterhaltung“ verbunden. Offenbar ergibt sich daraus der Schluss, Frau und
Natur seien gleichzusetzen. Die „Art“ ist
germanisch oder nordisch und glaubt
an Wotan und Co. oder auch nicht, denn
das Heidentum versteht sich als so frei,
dass jede und jeder sich ein eigenes Bild
von der Welt machen darf, solange nur
von einer prinzipiellen Ungleichheit der
„Rassen“ ausgegangen wird, die wiederum eine Ungleichheit der einzelnen
Menschen innerhalb einer „Rasse“ nach
sich zieht.
Unterschiedliche Einweihungsgrade sind allemal ein Argument gegen die
Demokratie. Mann und Frau sind selbstverständlich auch nicht gleich, da der
Mann aus einer Esche, die Frau aus einer Ulme geschaffen wurde, wie beispielsweise die der „Rassereinheit“ verschriebene Artgemeinschaft (gegr. 1951)
via Internet verbreitet. Immerhin sind
beide Geschlechter als bipolare Struktur
gleichwertig: Die Frau ist passiv, der
Mann ist aktiv. Dafür zeichnen sich die
germanischen Frauen durch Schönheit
aus, weil „ihre Familien unverdorben
und edel“ sind. Im Zuge dieses neuen
Interesses an Frauen gewinnen vermehrt weibliche Gottheiten an Bedeutung. Natur und Frau sind wieder in eine Nähe zueinander gerückt, sodass die
frauenfeindlichen Ansichten des 19.
Jahrhunderts nun unter nur scheinbar
umgekehrten Vorzeichen fröhliche Urständ feiern.
Das Gerede der Rechten handelt(e)
einerseits von einer Gleichberechtigung
der Frau, vorzugsweise als Mutter, andererseits soll sie vor „Gleichmacherei“ bewahrt werden und sich „naturverbunden“ der Familie widmen, während der
Mann in Sachen Kultur und Politik unterwegs ist. Diese Vorstellung von
Gleichberechtigung ist nichts anderes
als die Zurückdrängung der Frau zu
Heim und Herd, vielleicht noch Kräutergarten, wo sie die ihr zugeschriebenen
Fähigkeiten in den Dienst des Nachwuchses stellen darf, verehrt wie zu
„Germanenzeiten“ und mit einem
„Mutterlohn“ ausgestattet.
Rassismus. Die Verbindung von Frau und
Ökologie ist die Neuaufbereitung der
jahrhundertealten Unterdrückung der
Frauen. Diese Verbindung dient einem
auch ökologisch begründeten Rassismus, wenn etwa Umweltschutz als
Schutz der eigenen Art (als „Rasse“ gemeint) vor „Überfremdung“ betrieben
wird. Nach diesen Vorstellungen gibt es
keine Menschheit, sondern nach Kulturund Ökosystemen zugeordnete Rassen
unterschiedlicher Wertigkeit. Daher
rührt auch die Ablehnung universeller
Menschenrechte. Die einen tragen
durch „Bevölkerungsexplosion“ zum
Ökozid bei, die anderen müssen sich
vermehren, um als „Art“ nicht auszusterben. Die „Nordische Zeitung“ der
Artgemeinschaft „Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V.“ freut sich, dass
1 Gugenberger, Eduard/Schweidlenka,
Roman: Bioregionalismus.
Bewegung für das 21. Jahrhundert.
Osnabrück 1996. S. 90-99.
2 Ingrisch, Lotte: Schmetterlingsschule
oder Die Veränderung der Welt
im Kopf. Ein Lesebuch für Eltern,
Lehrer und Schüler.
Wien 1986. S. 85.
3 Ingrisch, Lotte: Feenschrei: Ein
Wegweiser für die Elbenwelt.
Wien 1991. S. 10 - 12.
juni 2003an.schläge 17
themaheidensekten
rassistischen, neuheidnischen und
durch Einweihungsgrade hierarchisierten Armanenordens (AO). Sie ist auch
Funktionärin der Arbeitsgemeinschaft
naturreligiöser Stammesverbände EuroLebensschutz. Im „Sieg“, der Zeitschrift des pas (ANSE). AO und ANSE bringen ihr
Heidentum offen mit völkischem Geösterreichischen Rechtsextremisten
Walter Ochensberger, macht ein Inserat dankengut in Verbindung. Schleipfer,
„als Mythologin eine der bedeutendder NPD deutlich, worum es geht:„Gesten Runenwissenden unserer Zeit“,
gen Abtreibungsmord. Ja zum Leben –
bietet auf dem Agathenhof, einem der
Ja zu Deutschland“. Dieses Inserat, wie
größten österreichischen Veranstalauch ein ähnliches der Aktion Lebensschutz, liegen voll auf der Linie des Blat- tungszentren für Esoterik, Runenseminare an. Der Agathenhof in Kärnten ist
tes. Die Abtreibungsgegnerschaft ist
auch Kontaktadresse für Andreas
ein beliebtes Sammelbecken für neuThierry, einem mehrfach verurteilten
heidnische und fundamentalistischAktivisten der Neonazi-Szene und biechristliche Gruppierungen.
tet noch Kurse in Reiki, Shiatsu, SchamaDer Münchner Universitätspronismus usw. an.
fessor Hans Wagner, der 1993 auf dem
Kongress „Mut zur Ethik“ des aus der
Schweiz stammenden Vereins zur FörMitte der Gesellschaft. Neuheidnisches Gederung der psychologischen Menschen- dankengut ist nicht nur in rechtsextrekenntnis (VPM) einen Vortrag über „Pu- men Kreisen, sondern auch in der Mitte
blizistik wider die Menschlichkeit“ hielt, der Gesellschaft zu finden. Dies zeigt
bringt es dabei zu besonderer Perfidie:
das Beispiel der Autorin Lotte Ingrisch.
„Jahrzehntelang hat die deutsche Publi- Sie verkehrt nicht nur mit verstorbenen
zistik sich herbeigelassen, mit allem Ei- Politikern im Jenseits, sie hat auch ganz
fer beflissenen Einverständnisses begenaue Vorstellungen, wie schon Kinder
züglich der Abtreibung die politisch ins- der Esoterik zugeführt werden sollen:
zenierte Handlungsmaxime zu propa„Evolution, Mutation, Transzendenz –
gieren: Der unerwünschte Ankömmling das sind, bitte, Unterrichtsfächer! Ebendarf straflos eliminiert werden! Als
so wie Metapolitik und Ökologie. (...) Die
dann manche Gruppen damit beganSamen des Paradieses werden in der
nen, den Handlungsgrundsatz ganz
zukünftigen Schule befruchtet, und die
konsequent auf Ausländer anzuwenZukunft beginnt jetzt!“2 Das nächste Ziden, war das Geschrei groß. Die publizi- tat verdeutlicht den Glauben an Eliten,
stischen ,Diebe’ brüllten ,Haltet den
zu denen nach Ingrisch die Kelten
Dieb!’ – und organisierten Lichterketten, gehören: „Die mythische Geografie hat
mit denen sie Legionen von Oberflächli- das Paradies immer wieder im Norden
chen trefflich zu blenden vermochten.“ vermutet. Die weiße Finsternis der
Waldviertler Winter mag ein Abglanz
davon sein. (...) Himmel und Erde sind
Frauen in Leitfunktionen. Wenn auch die
eine einzige Wildnis, und nicht einmal
germanisch-neuheidnischen Gruppen
das Christentum konnte sie zähmen.
trotz ihrer Loblieder auf die Frauen
hauptsächlich Männerbünde geblieben Denn hier wehte – und weht noch imsind, gibt es dort dennoch einige tonan- mer – der wilde keltische Geist. Er ist
unsere Vergangenheit. Und auch, da
gebende Frauen, wie z. B. Sigrid Hunke
das römische Zeitalter endlich zu Ende
oder Sigrun Schleipfer.
geht, unsere Zukunft. Die Wiederkehr
Hunke ist die frühere Ehrenpräsidentin der DUR (Deutsche Unitarier Re- des grünen Ritters, der aus dem sterligionsgemeinschaft) und Mitarbeiterin benden Wald tritt und einen neuen
Frühling verheißt. Beginnt doch für die
am Thule-Seminar der Neuen Rechten.
Kelten der Anfang mit dem Ende.“3
Sie erfand eine „eigene Religion EuroOb bewusst oder unbewusst – die
pas“, die zu einem Aufschwung des
Verbreitung solcher Werke dient sowohl
Kontinents mitsamt seinem eigenen
der Verharmlosung des transportierten
Glauben führen soll – im Gegensatz
Gedankenguts als auch einem Verschleizum New Age.
Sigrun Schleipfer alias Freifrau von ern der Verbindungen zwischen heidniSchlichting ist nicht nur „Priesterin“ des schen und rechtsextremen AktivistInnen,
„es bei uns ,zum guten Ton’ (gehört),
viele Kinder zu haben“, was „angesichts
dieses sterbenden Volkes“ die einzige
Überlebensmöglichkeit sei.
Eine speziell von Frauen getragene neuheidnische Richtung
stellen die „Neuen Hexen“ dar,
darunter der Wicca-Kult.
18 an.schlägejuni 2003
sektenheidenthema
verschriebene US-Amerikanerinnen sehen sich gern als die Hüterinnen der
Wasserscheiden; in Europa dagegen
wird die Region eher von Kultplätzen
oder Kraftorten und den von ihnen ausgehenden Kraftlinien bestimmt. Den
Frauen kommt die Rolle der Hüterinnen
der Erde und ihrer Früchte zu. Die vom
Bioregionalismus propagierte Permakultur (eine Spielart des Nachhaltigen
Wirtschaftens unter Berücksichtigung
Bioregionalismus. Die Rückbesinnung auf
europäische Mythologien lässt viele von regionaler und „ökospiritueller“ Gegeden Ausflügen in die asiatische Mytho- benheiten) findet sich wieder beim Zentrum für experimentelle Gesellschaftslogie zu den „Mythen der Region als
Landkarten und Wegweiser zu den Plät- gestaltung (ZEGG), das sich aber vor allem wegen seines Sexismus einen Nazen der Kraft und den geomantischen
men gemacht hat.
Gegebenheiten des jeweiligen Landes“
zurückkehren.
Eine neuere Spielart des Neuhei„Neue Hexen“. Eine speziell von Frauen
dentums ist der Bioregionalismus. Seit
getragene neuheidnische Richtung stelJahren gehört der Begriff zum Wortlen die „Neuen Hexen“ dar, darunter der
schatz des New Age, fristete aber bis zur Wiccakult. Dieser geht auf die Schriften
gleichnamigen Publikation 1995 durch
des Engländers Gerald B. Gardner aus
die beiden wichtigsten europäischen bi- den 1950er Jahren zurück. Die „Neuen
oregionalistischen Protagonisten, GuHexen“ beziehen sich auf Matriarchate
genberger und Schweidlenka, ein Schat- und deren Göttinnen bzw. die Große
tendasein. Der Bioregionalismus ist eine Göttin und ihren „Gehörnten Liebhaber“.
aus den USA stammende Bewegung, die Die „Wiccas“ sind in Gruppen, Coven gevon BergbäuerInnen über Ghandi und
nannt, zu höchstens dreizehn Mitgliedie Hippies bis hin zu SchamanInnen
dern organisiert, denn dreizehn ist eine
und „IndianerInnen“ alles für sich als
heilige Hexenzahl. Es gibt auch gemischGrundlage ansieht. Dazu gehören nach
te Gruppen, feministische Hexen nehDarstellung der beiden Autoren auch
men aber nur Frauen auf. Die Wiccas
linke Neuheiden in den USA. Auf Plakapostulieren eine vorchristliche, europäiten dieser (angeblich linken) US-Heiden sche Urreligion, in der Frauen eine besonfinden sich Runen, darunter die doppelte dere Rolle als Priesterinnen oder SchaSigrune, das Zeichen der SS.
maninnen gespielt haben sollen.
„Naturreligiöse Rituale wie z.B. SonVor rund fünfzehn Jahren begannenwenden, Tag- und Nachtgleichen,
nen bis dahin politisch engagierte FrauPflanz- und Erntedankzeremonien, kulen mit neuheidnischen oder esoteritische Frühlingsfeste“, die „Vertiefung
schen Ritualen. Zum Beispiel pendelte
der Beziehungen der Menschen unterfrau den richtigen Baum aus, unter dem
einander und zur Erde“ und „neoschabei „Vollmondin“ die Nachgeburt der
manistische Praktiken“ sollen den
Tochter während eines Tanzrituals ver„Geist des Landes“ erschließen.
graben wurde, um dieser zu Schutz und
Aus den naturreligiösen und magi- Inspiration durch die Göttin zu verhelschen Ansätzen des Bioregionalismus
fen.
ergeben sich allerlei skurrile VorstellunMitgeholfen bei dieser Wende in
gen, etwa dass alle Wesen einer Region, Teilen der Frauenbewegung hat der urvon der Küchenschabe über Bäume bis
sprünglich Selbstbewusstsein gebende,
zum Menschen, gleichberechtigte Mitwissenschaftlich jedoch nicht haltbare
wesen seien. Alle diese Mitwesen sollen Mythos des weltweiten urzeitlichen
dann auch noch an die jeweilige Region Matriarchats mitsamt seinen Göttingebunden sein, wobei dem Mitwesen
nen. Derartige Rückgriffe auf (angebMensch der Schutz dieser Regionen als lich) alte Kulte und auch die Erfindung
ökologische und spirituelle Einheit zuneuer sind mittlerweile in Mode und
kommt. Die Region ihrerseits wird von
werden von den praktizierenden Frauen
„UreinwohnerInnen“ und „Eingeweihin keinerlei Widerspruch zu einem politen“ definiert. Dem Bioregionalismus
tischen Feminismus gesehen.
ohne Ingrisch selbst ins rechtsextreme
Lager zu rücken. Ein Beispiel für die Verharmlosung ist die Tourismuswerbung
für das Waldviertel. Erfolgreich und guten Gewissens werden hier Kraftplätze
und alles, was sich dafür ausgibt, vermarktet, samt der dort prosperierenden
Seminarzentren in verschiedenen esoterischen Spielarten.
Das zweite Standbein dieser neu
verstandenen Frauenrolle ist in den
nunmehr umdefinierten Gründen für
die Hexenverfolgungen zu sehen. Die
politische Frauenbewegung sah in den
Hexen weise Frauen, Hebammen, Ärztinnen; die spirituelle Interpretation
geht davon aus, dass die Hexen heidnische Priesterinnen waren und mit ihnen die „gute bodenständige Magie“
und Heilkraft verbrannt wurde. Ökologische Probleme sollen mit den magischen/schamanischen Praktiken der
„Neuen Hexen“ bekämpft werden. Die
Frau als das ökologischere Geschlecht
entspricht heutigen Anforderungen
von der den Hausfrauen übertragenen
Mülltrennung bis zum gelegentlich
äußerst langwierigen vollwertigen
Kochen, wo in jeder einzelnen Mahlzeit der Kosmos „ganzheitlich“ nachvollzogen werden soll.
„Lebenshilfe“. Wahrsagerinnen, Handleserinnen, esoterische Lebensberaterinnen und diverse neuheidnische und
esoterische Kulte praktizierende Frauen
sehen sich plötzlich in der matriarchalen Tradition der Großen Göttin stehend
und bieten auf Esoterikmessen ihre Lebenshilfe an.
Die verschiedenen Ansatzpunkte
von Frauen, sich mit vorchristlicher Religion und/oder Magie (vermischt mit
Einflüssen des New Age) zu beschäftigen, bedeuten nicht, dass alle hier dargestellten Strömungen und Praktiken
grundsätzlich rechtsextrem sind. Allerdings gibt es durch die gleichen Voraussetzungen, nämlich die Annahme naturgegebener Eigenschaften und Unterschiede der Geschlechter, die problematische Möglichkeit, dass auch ernsthaft um ihre Verwirklichungsmöglichkeiten bemühte Frauen plötzlich von
männerbündlerischen Rechtsextremisten für deren Zwecke vereinnahmt
werden.
Durch die in den Vordergrund gestellten und zur Religion verklärten angeblich weiblichen Fähigkeiten der Magie und der Naturverbundenheit können Frauen wieder auf eine Rolle als
geistig nicht vollwertige Gebärende
festgelegt werden. Die Annahme dieser Zuschreibungen als einzig mögliche
„weibliche Identität“ schränkt die hart
erkämpfte Wählbarkeit der Lebensentwürfe für Frauen entscheidend ein.
❚
Zuerst erschienen: Renate Bitzan (Hg.):
Rechte Frauen; Skingirls,
Walküren und feine Damen.
Elefanten Press, Berlin 1997
juni 2003an.schläge 19
In tiefer Trauer geben wir Nachricht, dass Ihre Altersversorgung, für die
Sie Ihr gesamtes Arbeitsleben Beiträge bezahlten, nämlich
Ihre Pension
nach kurzen und rücksichtslosen Reformplänen Ihrer Regierung plötzlich
von uns gegangen ist.
Nehmen Sie Abschied von Ihren teuer bezahlten Ansprüchen und den
Jahrzehnten vergeblich geleisteten Beiträge.
Auch Ihre Hoffnung auf einen Ruhestand vor dem 65. Lebensjahr werden
wir endgültig zu Grabe tragen.
Den Nachruf auf Ihre Ansprüche, die für die Unterstützung notleidender
Unternehmer und Landwirte dringend benötigt werden, hält
Karl-Heinz Grasser (Staatl. konz. Erbschleicher)
Für die Entsorgung der sterblichen Überreste der sozialen Sicherheit
und Beisetzung am Friedhof der Husch Pfusch Gesetze, zeichnen
verantwortlich: Die neoliberalen Totengräber der Nation
Martin Bartenstein (Behördl. gepr. Umverteiler)
Wolfgang Schüssel (Obertotengräber d. Demokratie)
Herbert Haupt (Experte f. Asoziales)
Wußten Sie ? Daß Armut
Ø
Ø
Ø
Ø
k rank macht
Stress verursacht
Einsam keit bringt
Fr auen stärker trifft .
Muttertagstorte 2003 / nach einem Rezept des Bundeskanzlers
Für den trockenen - und damit festen - Tortenboden nehme man 33%
Einkommensunterschied und 62% Pensionsunterschied zwischen Frauen und Männern.
Danach werden fehlende Kinderbetreuungseinrichtungen gut auf dem Tortenboden
verteilt. Sie bilden die geschmackliche Grundlage für die zu Schaum geschlagene
Verlängerung der Ladenöffnungszeiten von Montag 5 Uhr bis Samstag 18 Uhr. Die
Einführung von Selbstbehalten im Gesundheitswesen wird als pikante Zwischenlage
aufgetragen.
Um der Torte ihr spezielles Schüssel-Aroma zu geben, wird die bisherige Notstandshilfe
durch die Sozialhilfe ersetzt. Zur Abrundung des Geschmacks und Festigung der
Konsistenz braucht es als oberste Tortenschicht dann die Pensionsreform. Sie verbindet
die Pikanterie eines 40-jährigen Durchrechnungszeitraums mit der geringen Bewertung
länger zurückliegender Einkommensjahre.
Die minimale Bemessungsgrundlage für die Kindererziehungszeiten werden unter diese
zähe Masse gemischt und bewirken die nötige Säuerung dieser Torte, damit der
Zuckerguss aus frommen Sprüchen, der dieses kulinarische Kunstwerk abschließt,
keinen allzu großen Verdauungsschäden anrichten kann.
Üblicherweise wird zu dieser speziellen Muttertagstorte noch eine Portion christlichsoziale Familienrhetorik als luftiger Schlag ins Gesicht aller Frauen serviert.
Mütter - und alle anderen Frauen und Männer, die von der österreichischen
Bundesregierung zum Verzehr dieser Torte genötigt werden, brauchen dafür mehr als
nur einen guten Magen.
Warnung !
Das Verzehren dieser Torte
führt in vielen Fällen zu ch ronischer Frauena rmut .
Kontakt: Michaela.Moser@a rmutskonferenz.at
Büro : Romana Peschke, Eugen Bierling-Wagner , Radetzkystr. 27/2/14a, 1030 Wien, Tel: +43-1402 69 44-11, Fax: +43-1-402 69 44-19, office@armutskonferenz.at
Arbeitsgruppe "Frauen und Armut"
Die Arbeitsgruppe ist eine Themensektion der ARMUTSKONFERENZ. Sie trifft sich etwa alle
zwei Monate und legt ein Schwergewicht auf Öffentlichkeitsarbeit. Folgende Aufgaben hat
sich die Arbeitsgruppe:
Ø Erfahrungsaustausch über die jeweils aktuellen Entwicklungen in der österreichischen
Familien-, Sozial- und Arbeitsmarktpolitik.
Ø Strategieentwicklung zur Bekämpfung von Frauenarmut
Ø Begleitung der Arbeit der Armutskonferenz (Österr. Netzwerk gegen Armut und soziale
Ausgrenzung) unter dem Gesichtspunkt geschlechtsspezifischer Schwerpunktsetzungen
und Vertretung im Koordinationsteam (Maga Margit Appel)
Ø Vernetzungsaktivitäten
Ø Vernetzung mit der europäischen Ebene über die Mitarbeit im EAPN (European AntiP overty -Network; Maga Michaela Moser)
Ø Öffentlichkeitsarbeit in Form von Informationsarbeit, Medienarbeit und Aktionen
Ø
Werden Sie förderndes Mitglied der Armutskonferenz für 75, - € im Jahr.
Ø
Lesen Sie online: www.armutskonferenz.at
Ø
Lesen Sie online: www.sozial -wirtschaft.at
Bücher: Bedarfsorientierte Grundsicherung
18,-€, Was Reichtümer vermögen 13,90
€, Und raus bist du…! Dokumentation der 4. Armutskonferenz 8,-€, sowie kostenlose
Broschüren des internat. Armutsnetzwerkes in Brüssel jeweils + 3,90 Porto.
Laufend neu: die Dokumentation unserer Arbeit, Pressetexte.
Laufend neu: unser Wissen mit Wirkung für Ihre Arbeit.
an.risswissenschaft
konferenz I
Lifelong Learning
Lebenslanges Lernen mit Geschlechtergerechtigkeit zu verbinden und in
einen europäischen Kontext zu stellen, ist das Anliegen der OrganisatorInnen einer internationalen Konferenz, die vom 28.6. bis 1.7. im deutschen
Ludwigshafen stattfindet. BildungsexpertInnen aus Österreich, Irland,
Deutschland, Schweden, Litauen und der Slowakei berichten über die Bildungssituation in ihren Ländern. Dabei sollen Grundlagen für neue Bildungskonzeptionen und Qualitätsstandards erarbeitet werden. Gelungene
Modelle aus der Praxis sollen systematisch evaluiert und dokumentiert
werden. Konferenzsprachen sind Deutsch, Englisch und Französisch. chw
http://www.hph.kirche.org
konferenz II
Mentoring
Unter dem Titel „Mentoring – ein Weg zur kulturellen Veränderung der
Universität?“ findet am 5. und 6. November die internationale Schlusskonferenz der „mentoring university vienna“ an der Universität Wien
statt. Herta Nöbauer und Waltraut Schlögl vom Projektzentrum Frauenförderung der Universität Wien geben gemeinsam mit Kooperationspartnerinnen des Sozialforschungsinstituts „Solution“ Evaluierungsergebnisse ihres Pilotprojektes bekannt. Das Mentoring-Projekt erstreckte
sich über einen Zeitraum von drei Jahren, es nahmen 41 Mentees und 11
MentorInnen aus vier Fakultäten teil. Erstmals wurde das Fördermodell
des Gruppenmentoring verwirklicht, das am zweiten Konferenztag mit
Mentees und MentorInnen kritisch reflektiert werden soll. Eng verbunden damit ist die Frage, inwieweit kulturelle und strukturelle Veränderungen an Universitäten durch Mentoring initiiert werden können. Gastreferentinnen aus Großbritannien, der Schweiz und den USA berichten
über Mentoring-Modelle und Förderstrukturen in ihren Ländern. Gemeinsam mit RepräsentantInnen der Uni Wien, des Bildungsministeriums und VertreterInnen des Europäischen Sozialfonds wollen sie über
mögliche Wege zur Verankerung von Mentoringsstrukturen diskutieren,
aber auch über Visionen zum Thema Mentoring. Anmelden können sich
Interessierte bis zum 17. Oktober, das Programm ist auf der Homepage
zu finden, ebenso wie Anmeldeformulare und weitere Infos. chw
summer studies
you can do IT
Bewerbungen an: IFK Internationales Forschungszentrum Kulturwissenschaften, Reichsratstraße 17, 1010 Wien
Die Universität Salzburg bietet vom 1. bis 13. 9. eine Sommer Akademie
für Frauen an, die im Bereich Internettechnologien (IT) arbeiten, studieren, oder schon immer wissen wollten, was in einem Hardwarelabor
geschieht. Die Teilnehmerinnen der „IT summer studies“ erwartet ein
außergewöhnliches Programm: 40 Veranstaltungen, die sich theoretisch und praktisch mit den Grundlagen moderner Kommunikationstechnologien, Zukunftstrends auf diesem Gebiet und speziell mit Strategien zur Karriereplanung befassen. Die VeranstalterInnen nahmen in
der Planung der Sommer Akademie Bezug auf aktuelle Entwicklungen,
die zeigen, dass Frauen im Bereich Computertechnik noch immer zahlenmäßig unterrepräsentiert sind. Aus diesem Grund sollen die Veranstaltungen verstärkt mit Gender Themen verknüpft werden. Geleitet
werden die Seminare, Übungen, Workshops und Vorträge ausnahmslos
von Fachfrauen, womit eine angenehme Lern- und Arbeitsathmosphäre
garantiert ist und gleichzeitig die Möglichkeit zum Austausch gegeben
ist. Neben den Bildungsveranstaltungen wird es ein umfangreiches
Rahmenprogramm geben, so dass auch für abendliche Unterhaltung
gesorgt ist. Kostenlose Kinderbetreuung während der Kurse wird angeboten – vorher jedoch unbedingt anmelden. Kosten für Verpflegung
und Unterbringung muss jede selbst tragen, die Veranstalterinnen bemühen sich jedoch, campusnahe, günstige Unterbringungsmöglichkeiten zu ermitteln, die ab Mitte Mai auf der Homepage zu finden sind.
Die Teilnahme an der Sommer Akademie ist für Schülerinnen und
Studentinnen kostenlos, erwerbstätige Frauen und Wissenschafterinnen zahlen für eine Kurseinheit sechs Euro. Wer Lust bekommen hat,
kann sich bis 15. Juni auf der Homepage anmelden. Dort finden sich
auch alle weiteren Informationen. chw
http://www.ifk.ac.at
http://www.ditact.ac.at
http://www.univie.ac.at/women/mentoring/aktuelles.htm
forschungsstipendium
Kulturwissenschaften
Anlässlich seines zehnjährigen Bestehens vergibt das Internationale
Forschungszentrum Kulturwissenschaften in Wien zwei Forschungsstipendien an junge KulturwissenschaftlerInnen. Voraussetzungen sind
die österreichische StaatsbürgerInnenschaft, ein wissenschaftlicher Lebenslauf und die Vorlage eines innovativen Forschungskonzeptes im Bereich Kulturwissenschaften oder interdisziplinärer Humanwissenschaften. Das Konzeptpapier sollte fünf Seiten lang sein und Literaturangaben enthalten. Das Stipendium ist mit 22.000 Euro dotiert. Bewerbungsschluss ist der 16. Juni. chw
juni 2003an.schläge 21
wissenschaftforum
Fo t o : A r c h i v
Auf der Umlaufbahn Identität
Frauen – der einstige Fixpunkt feministischer Theorie stellen heute umkämpftes Terrain dar,
„looking for the causes of sexism“1 ist zu einem verdächtigen Akt geworden. Der Mainstream der Frauen- und Geschlechterforschung mahnt Verschiedenheit und Undurchsichtigkeit als Positivität an sich ein. Doch worin liegt das kritische Potenzial dieser
Entwicklung fragte sich Jutta Sommerbauer
Jutta Sommerbauer schrieb ihre
Diplomarbeit in Politikwissenschaft
zum Thema „,Differenzen zwischen
Frauen’. Zur Positionsbestimmung
und Kritik des postmodernen
Feminismus“, Wien 2002.
Die Arbeit erscheint im September
im deutschen Unrast-Verlag
22 an.schlägejuni 2003
Das Theorem der „Differenzen
zwischen Frauen“ ist aus den
gegenwärtigen Diskussionen
nicht mehr wegzudenken und
wirkt weit über die akademische Debatte hinaus: Als postmodernfeministisches „Versatzstück“ ist es bereits zum „Allgemeinwissen“ (längst
nicht nur) der Theoriedebatten geworden. In meiner Diplomarbeit habe ich
diese Tendenzen aus einer feministischen Perspektive ausgewertet, die Geschlechterkritik als umfassende Gesellschaftskritik versteht. Eine konkrete Fragestellung war: Ist die Differenzen-Debatte für derartige feministische
Theoretisierungen fruchtbar zu machen?
Basalkategorie Differenzen. Der Begriff der
Differenz(en) hat durch den Einfluss
postmoderner Theorien eine immense
Verbreit(er)ung erfahren. Heute ist die
Debatte um Geschlechter-Gleichheit
oder -Differenz eine, aus deren Raster
man bereits getreten ist – in Richtung
der Pluralisierung von Differenz. Wie
ist nun das Theorem Differenzen zwischen Frauen zu definieren? Anstelle
des Verhältnisses zwischen den Geschlechtern wird die Aufmerksamkeit
auf die Verschiedenheit innerhalb der
Kategorie Frau verlagert: „Die ge-
schlechtlichen Subjekte, die das „Wir“
bilden, sind simultan und multibel
entlang verschiedener Achsen wie Geschichte, Ethnizität, Rassismus, Heterosexismus, sexuelle Präferenzen, Klasse,
Kaste, Nation, Region, Religion, Alter,
Kinder, Sprache, körperliche Fähigkeiten, Sichtweisen, persönliche Potentiale und Befindlichkeiten usw. bestimmt.“2 Nancy Fraser folgend habe
ich nun die zwei gegenläufigen Hauptströmungen der Debatte unterschieden: den multikulturalistischen und
den antiessentialistischen Ansatz, die
sich in ihrem Verständnis von Differenz grundlegend unterscheiden.
forumwissenschaft
Pluralisierung der Identitätslogik. Die multikulturalistische Identitätspolitik „kultiviert eine positive Sicht von Gruppenidentitäten und Gruppenunterschieden,
die [sie] neu bewertet und gefördert
wissen will“3 Es geht also darum, Unterschiede zwischen Frauen herauszustreichen und mithin „andere“ kollektive
Identitäten zu stärken. Dem hegemonialen Verständnis von Differenz als Abweichung von einer (weißen, hetero- sexuellen, u.ä.) Norm soll ein Begriff von
Differenz als positive, nicht-hierarchische Vielfalt entgegen gesetzt werden.
Beispielsweise kritisiert Renate
Niekant die Konstruktion von kohärenten Identitäten, die eine alle Frauen
verbindende Weiblichkeit postulieren
würden. Sie spricht sich für neue Identitätskonzepte bzw. für eine „radikalere
positive Identität“ aus. Es geht ihr also
um eine „multiple“ bzw. „bindestrichartige“ Rekonstruktion. Euphorisch
schreibt sie: „Konkret für feministische
Politik könnte dies z.B. heißen, eine Vervielfältigung geschlechtlicher Identitäten zu ermöglichen, das weibliche Subjekt so neu zu chiffrieren, daß es sich
,immer wieder in einem Regenbogen
uncodierter und wunderschöner Möglichkeiten’ […] spalten kann.“4 Hierbei
handelt es sich nicht um Identitätskritik, sondern um eine Weiterführung
der Politik der Identität auf Umwegen –
im pluralistischen, postmodernen Gewand. Anscheinend ist es für Niekant
kein Widerspruch, für die Destabilisierung von Identitätspolitik einzutreten,
um danach identitätspolitische Neuformulierungen zu fordern, die anhand
der neuen Parameter „fragmentiert, dezentriert und widersprüchlich“ gestaltet sein sollen.
VertreterInnen des multikulturalistischen Differenzen-Ansatzes tendiert
dazu, Effekte sozialer Verhältnisse als
ureigene persönliche Attribute zu betrachten und fragen dabei nicht nach
den sozialen Ursprüngen des Euphemismus „Differenzen“ bzw. nach der
„gesellschaftlichen Fabrikation weiblicher Subjektivität“ (Ilse Bindseil). Geschlecht, Klasse und „Rasse“ werden
als den Personen anhaftende, feststehende Identitätsmerkmale betrachtet
und nicht als aus einem übergreifenden gesellschaftlichen Zusammenhang hervorgegangene Kategorien.
Durch den Austausch „der Frau“ durch
„vielfältig konstituierte Frauen“ vollzieht sich nur ein scheinbarer Bruch
des Identitätsgedankens – vielmehr
lebt dieser nun im postmodernen
Plural fort.
Destabilisierung der Kollektive. Wie sieht
nun der zweite Ansatz innerhalb der
Differenzen-Debatte aus? Der antiessentialistische Strang zeichnet sich
durch eine skeptischere Haltung gegenüber Identität und Differenz aus.
Diese werden als diskursive Konstruktionen betrachtet, die performativ erzeugt werden und – da nicht vordiskursiv vorhanden – „grundsätzlich immer auch anders sein“ könnten. Im Jargon der feministischen Postmoderne
ausgedrückt: „Niemand kann wissen,
wer oder was sie sind.“5 Theorie und
Praxis, die Identität oder Differenz essentialisiert bzw. auf kollektive Identität zurückgreift, beruhe auf Ausschließung und Verdrängung. Dies
betreffe auch jegliche feministisch
politisierte Identität. Für diese dekonstruk- tivistische Strömung liegt die
einzig mögliche Praxis daher in der
Destabilisierung eines – worauf auch
immer sich berufenden – Kollektivsubjekts Frau.
Dementsprechend kritisiert die Soziologin Birgit Wartenpfuhl die „neuere[n] Identitätslogiken und -politiken
in feministischen Analysen und Praktiken“.6 Die Politik der Identitäten-Addition stellt für sie eine Reaktion auf die
Vorwürfe der Nicht-Benennung von
(durch die feministische Forschung)
marginalisierten Frauen7 dar, die eine
Anerkennung dieser „in dem beständigen Aneinanderreihen der verschiedenen Differenzen zwischen Frauen“ fordert. Sie geht jedoch mit Butler davon
aus, dass mit Hilfe des dekonstruktivistischen Einspruchs das Frauen-Kollektiv unbezeichenbar wird und erst dadurch neue Handlungsmöglichkeiten
entstehen. Doch Wartenpfuhl gibt keine
Hinweise, wie diese Destabilisierung
nun konkret aussehen könnte bzw. ob
sich mit ihrem Rat für feministische Politik „sich nicht zusammenzuschließen“
auch Herrschaftstrukturen „verschieben“ lassen.
Die Vertreterinnen dieses Ansatzes
machen zwar nicht den Fehler der Pluralisierung der Identitätslogik, bleiben
aber ebenfalls in der Binnenorientie-
rung auf das (weibliche) Subjekt beschränkt und können daher kaum kritische Aussagen über das Politische in einem größeren, institutionellen Zusammenhang treffen. Die Ebene der Repräsentation ist die Bestimmende – die
materiellen Verhältnisse werden als eigenständige Ebene häufig ignoriert.
Über Differenzen hinaus. Die Frage der Geschlechtergerechtigkeit und Befreiung
von Herrschaft bildete den übergreifenden Referenzpunkt der Debatte um
Gleichheit und Differenz. Dieser emanzipatorische Bezug ist im DifferenzenKonzept praktisch verschwunden. Für
einen umfassenden Begriff von Emanzipation im Kontext einer kritischen
feministischen Theorie wäre über die
so häufig gestellten Fragen „Sind Frauen in dieser Gesellschaft Gleiche, ,die’
Anderen bzw. ,andere Andere’ (quasi
Andere unter vielen Anderen)?“, der
zwangsläufig eine identitäre Festschreibung mit sich zieht, hinauszugehen.
Anstatt des gängigen (Miss-)Verständnisses von Feminismus als Identitätsfrage – ob eine „feministische Politik ihre
Besonderheit [verliert], wenn sie nicht
in irgendeiner Weise davon ausgeht,
daß es ein gesellschaftliches Kollektiv
,Frauen’ gibt“8 –, könnte eine Fokussierung auf Herrschaftskritik und auf Probleme der sozio-politischen, d.h. strukturellen Ungleichheit wieder die transformatorische Ausrichtung feministischer Kritik ermöglichen.
Jenseits der Bezugnahme einzig
auf Partikulares wie auch der Annahme einer immer gleichen Geschlechterherrschaft ist ein theoretischer Raum
zu öffnen, der auf die Vermittlung beider Ebenen zielt: Das Faktum des hierarchisch strukturierten Geschlechterverhältnisses ist gerade durch seine
(durchaus widersprüchlichen) Erscheinungsformen zu erschließen. Spezifische Ungleichheiten sind aber nur vor
dem Hintergrund des Wissens um die
umfassende Organisation der sozialen
Beziehungen ausreichend zu verstehen. Feministische Forschung kann
ihr zentrales Analyseinstrument „Geschlechterverhältnis“ nur um den Preis
der theoretischen „Kapitulation“ fallen
lassen. Dies wäre angesichts der sich
gegenwärtig im globalen Maßstab vollziehenden Neuvermessung von Ungleichheit keine gute Idee.
❚
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http://www.oeh.ac.at/fem
1 Nancy Fraser (1990)
2 Brigitte Kossek (1997):„Überschneidungen, Zwischenräume
& Grenzziehungen.“, in: Strasser/
Schein (Hg): Intersexions.
3 Nancy Fraser (2001): Die halbierte
Gerechtigkeit. Schlüsselbegriffe des
postindiustriellen Sozialstaates.
4 Renate Niekant (1999):„Zur
Krise der Kategorien ,Frauen’ und
,Geschlecht’.“, in: Bauhardt/Wahl
(Hg.): Gender and Politics:
„Geschlecht“ in der feministischen
Politikwissenschaft. 5 Christina
Thürmer-Rohr (1995):„Denken
der Differenz. Feminismus und
Postmoderne“, in: beiträge, Nr. 39
6 Birgit Wartenpfuhl, (1999):
„Dekonstruktive Bestimmungen
von Geschlecht – Identität –
Differenz..“, in: Bauhardt/Wahl
7 gemeint sind z.B. women of color,
Lesben, als behindert qualifizierte
Frauen etc.
8 Young, Iris M. (1994):„Geschlecht
als serielle Kollektivität..“, in: Inst. f.
Sozialforschung (Hg.): Geschlechterverhältnisse und Politik,
Frankfurt/M.,
juni 2003an.schläge 23
an.sage
Packt die Spraydosen aus!
Standpunkte und
Sylvia Schwab von den webwomen und – stellvertretend für viele – die an.schläge über
das permanente Nicht-Einschreiten des Werberates in Sachen sexistischer Werbung.
Kommentare müssen nicht
mit der Redaktionsmeinung
übereinstimmen.
Sylvia Schwab
an.schläge
Palmers lässt Frauen nackt über den Bildschirm spazieren… nackt?
Aber doch nicht nackt! Invisible nennt man das jetzt und es ist
doch nur der Name des allerneuesten Wäsche-Bestsellers, den
doch die Frauen selbst wie verrückt kaufen! Carefree hingegen versteckt
seine weiblichen Modelle gleich hinter mehreren Schichten Unterhosen.
Ein Ausgleich zur Invisible-Palmerswerbung, im Sinne eines YING und
YANG nun auch auf diesem Sektor? Mit-Nichten! Carefree klärt uns Frauen auf, dass wir uns nicht länger hinter sieben Bergen verhüllen müssen,
um der Welt unsere monatlich wiederkehrenden Unwohldüfte zu ersparen: „Wenn Sie Geruch verhindern wollen, versuchen Sie nicht ihn zu verstecken“. Die neuen Microfresh Pearls helfen nämlich Geruch zu verhindern, bevor er entsteht. Ob Carefree wohl auch gleich eine Extrapackung
Pearls für seine Werbefritzen bestellt hat? Vielleicht wirken sie ja: Alle
männlichen Kreativlinge schlucken zukünftig ein paar Microfresh Pearls
und Geruch wird verhindert, noch ehe er in schrägen Köpfen entsteht!
Das wäre wirklich innovativ… Wie auch immer, ob nackt oder siebenfach
verhüllt, zum studieren waren Frauen bis ins 20. Jahrhundert jedenfalls
zu dumm! Dieser Satz dröhnte vor dem 9. Mai beinahe stündlich aus diversen Radiokanälen. Niemand geringerer als die EU selbst warb mit dieser Verdrehung der Tatsachen für den Europatag! Dabei heißt es in einer
Entschließung des Rates, „dass geschlechtsspezifische Rollenklischees in
der Werbung Teil der Ungleichheiten sind, die die Haltungen gegenüber
der Gleichstellung von Männern und Frauen beeinflussen“ und dass
Werbung „einen wichtigen Beitrag zur Änderung der Verhaltensweisen
in der Gesellschaft leisten kann, indem sie die Vielfalt der Rollen und des
Potentials von Frauen und Männern, ihre Beteiligung an allen Bereichen
des gesellschaftlichen Lebens (…) widerspiegeln“. Die Mitgliedstaaten
werden aufgefordert, „Maßnahmen zu ergreifen, um (…) Diskriminierung
aufgrund des Geschlechts zu verhindern.“ Doch wenn wir nicht wieder
beginnen, diese neuerlichen Einbrüche in unseren Raum der Würde mit
allen zu Gebote stehenden Mitteln zu bekämpfen, wird niemand es tun!
Sprache ist immer Ausdruck des Bewusstseins, Werbung ist immer ein
Spiegel des gesellschaftlichen Kontexts! Übergriffe dieser Art hinzunehmen bedeutet mühsam erkämpfte Rechte wieder versanden zu lassen
und je länger wir schweigen, umso intensiver rollt die Werbespot(t)-Lawine. Da gibt es nur eins: Aufwachen, die sieben Hüllen abstreifen und
ganz und gar nicht invisible auf die Barrikaden steigen! Frauen lassen
sich nicht länger für dumm verkaufen!
❚
Hier sollte eigentlich ein Kommentar stehen, der sich für eine Beschwerde beim Werberat (ÖWR) ausspricht. Die Werberätinnen
haben es aber offenbar nicht der Mühe Wert gefunden, sich positiv über ihre Institution zu äußern, denn sie waren weder telefonisch
noch per e-mail zu erreichen. Eigentlich hätten wir es uns ja denken können, denn DER Werberat setzt sich aus Werbeleuten, VertreterInnen der
potenziell kritisierten Werbeagenturen und der AuftraggeberInnen zusammen – Männer selbstredend in der Überzahl. Die Aufrufe an Frauen,
einen Kommentar pro Beschwerdeeinreichung beim ÖWR zu schreiben,
wurden mit „für den Machoverein mit seinen Alibifrauen soll ich werben?“ und ähnlichem beantwortet. Warum Frauen den Werberat boykottieren, wollen wir daher anhand einiger typischer Verfahrensentscheidungen veranschaulichen, die lapidar mit „Kein Grund zum Einschreiten“ kommentiert wurden. Der ÖWR selbst warb lange auf seiner Homepage mit einem nackten Pärchen. Sich selbst beurteilend meinte er: „Die
Darstellung wurde bereits mehrfach als zulässig erachtet. Im Zuge des
Relaunch im Herbst 2002 wird das Titelbild geändert.“ Durch ein Joghurt, das zusammenführt, was von Natur aus zusammen gehört:
Frucht und Joghurt, Mann und Frau werden „gleichgeschlechtlich orientierte Personen in ihren Rechten nicht verletzt (…). Es ist zweifellos von
der Natur so vorgesehen, dass die Heterosexualität für die biologische
Fortpflanzung erforderlich ist. Dennoch sind (…) gleichgeschlechtliche
Lebensformen nicht ausgeschlossen und werden solche durch den Spot
weder verhindert noch diskriminiert.“ Eine Möbelfirma fiel schon mehrmals auf. Das Nicht-Einschreiten des ÖWR scheint geradezu bestärkend
zu wirken: „Ich schrei solange, bis ich einen (Sessel) kriege“ gibt sich hier
eine Frau kindlich-trotzig gegenüber ihrem Partner. Der ÖWR dazu: „Das
kritisier- te Inserat ist nicht frauendiskriminierend. Gezeigt wird eine
moderne, selbstbewusste Frau, die etwas haben will und ihren Gefühlen
freien Lauf lässt.“ Wenige Monate später das nächste Inserat der Firma.
Eine Frau liegt mit angezogenen Beinen halb am Rücken. „Und was ist
Ihre Lieblingsstellung?“ Der ÖWR: „nicht sexistisch.“
Sisleys nackte Magersuchts-Mäderl, die uns immer wieder nerven,
sind „erotisch und weder sexistisch, noch diskriminierend“. Und nicht
einmal das Baumwollunterwäschenplakat, wo mann einer Frau direkt (!)
zwischen die Beine schaut, ist einfach die „Darstellung einer turnenden
Frau“ und ist „nicht sexuell anstößig“. Packt die Spraydosen aus, die Sintflut ist da!
❚
24 an.schlägejuni 2003
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an.rissarbeit
diskriminierung
Internationale Studie
Diskriminierung von Frauen oder ethnischen Minderheiten am Arbeitsplatz ist nach wie vor ein weltweites Problem. Bis zur Gleichberechtigung sei es noch ein weiter Weg, resümiert Manuela Tomei, Hauptautorin der 136 Seiten dicken Studie der Internationalen Arbeitsorganisation
(ILO) „Zeit für Gleichberechtigung bei der Arbeit“. Dennoch sei die Tendenz zu erkennen, dass Fälle von Diskriminierung am Arbeitsplatz leicht
abnehmen und die meisten Regierungen beginnen einzulenken. Nachdem Diskriminierung nicht direkt gemessen werden kann, stützt sich
die Studie auf Hinweise wie unterschiedlicher Verdienst in unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen. Gearbeitet wurde mit Daten von Regierungen und der Weltbank, aber auch von Universitäten und Antidiskriminierungsorganisationen. Frauen, die weltweit 67 Prozent des Arbeitskräftepotenzials darstellen, sind laut Studie die bei weitem größte benachteiligte Gruppe: „Egal, auf welchem Gebiet, wie groß die Firma oder
in welcher Gegend der Erde, Frauen verdienen weniger als Männer.“
Übrigens steigt auch der Druck auf ältere ArbeitnehmerInnen, die immer öfter Jüngeren Platz machen müssen. Wie sich Pensionsreformen,
wie sie etwa in vielen europäischen Ländern gerade durchgepeitscht
werden, auf die ohnehin schon steigende Altersdiskriminierung am
Arbeitsplatz auswirken werden, steht auf (k)einem anderen Blatt. GaH
die verschiedenen Fachebenen sind verpflichtet, in einer EntwicklungspartnerInnenschaft zusammenzufinden, um Budgetmittel zu erhalten.
Damit soll auch nach Beendigung der EU-Förderung gewährleistet sein,
dass funktionierende Projekte weiterlaufen können. EQUAL umfasst sechs
Teilbereiche, und behandelt neben den Aktivitäten für AsylwerberInnen
auch die Bereiche: Frauen, Menschen mit Behinderungen, arbeitsmarktferne Personen, Rassismus und Fremdenfeindlich keit am Arbeitsmarkt,
sowie lebenslanges Lernen. Die EntwicklungspartneInnenschaft EPIMA
konzentriert sich in erster Linie auf die Probleme junger AsylwerberInnen. Durch die Schaffung von Qualifizierungsmodellen versucht EPIMA,
spezifische Benachteiligungen wie Sprachprobleme, Orientierungslosigkeit oder fehlende Informationen im Ausbildungs- und Berufsbereich zu
verringern. Durch den Aufbau regionaler und bundesweiter Netzwerke
sollen die Chancen auf dem Arbeitsmarkt für die Zielgruppe verbessert
werden. 165 Jugendliche werden in Österreich bis zum Frühsommer 2005
an diesem Projekt teilnehmen. DF
http://www.epima.at
winzerin des jahres
Heidi Schröck
Zum ersten Mal verleiht das Österreichische Weinmagazin „Falstaff“
den Titel „Winzer(in) des Jahres“ heuer einer Frau. Die aus dem burgenländischen Rust stammende Weinbauerin Heidi Schröck hatte 1983 den
elterlichen Betrieb übernommen und ihn im Laufe der Zeit von vier auf
acht Hektar ausgeweitet. Bei zahlreichen Auslandsreisen und Praktika
schloss die alleinerziehende Mutter von Zwillingen viele interessante
Kontakte. „Ich war speziell auf der Suche nach Frauen, Winzerinnen die
vor ähnlichen Aufgaben und Problemen wie ich standen, um mich mit
ihnen austauschen zu können.“ Nach einem Kongress der italienischen
Winzerinnen-Organisation „La Donne del Vino“ 1991, war sie fest entschlossen, in Österreich eine ähnliche Plattform zu gründen. „Elf Frauen
und ihre Weine“ existiert nun seit dem Jahr 2000. Die aus elf österreichischen Winzerinnen bestehende Gruppe wurde von der deutschen
Zeitschrift „Alles über Wein“ mit dem „Grandissimo Award 2003“ ausgezeichnet. DF
film
Sommerakademie für Kids
http://www.11frauenundihreweine.at, http://www.heidi-schroeck.com/
asylwerberInnen
EPIMA goes Web
Die im Rahmen des EU-Programms EQUAL eingereichte EntwicklungspartnerInnenschaft EPIMA ist nun online. Gerade für jugendliche AsylwerberInnen ist es oft besonders schwierig, in der neuen und fremden Situation,
in der sie sich plötzlich befinden, Fuß zu fassen. Beschäftigungs- und Ausbildungsmöglichkeiten, sind – wenn überhaupt vorhanden – Mangelware.
Mit EQUAL versucht die EU nun einschlägigen Diskriminierungen am Arbeitsmarkt entgegen zu wirken. Behörden, NGOs, SozialpartnerInnen und
Die von der Schauspielerin Barbara May gegründete und geleitete „1st
film acadamy for kids“ bietet heuer erstmals eine Sommerakademie für
filminteressierte Kinder und Jugendliche in St. Christophen/NÖ an. Im
Rahmen dieses Ferienprojekts werden Kinder von 10 bis 18 Jahren in drei
einwöchigen Kursen (5.-12. Juli, 12.-19.Juli, 19.-26.Juli) mit allen Bereichen
der Filmkunst – von Darstellung, Regie, Kameraführung, Schnitt, bis hin
zum Drehbuchschreiben – bekannt gemacht. Anmeldeschluss ist am 8.
Juni. Um sich schon ein wenig einzustimmen, werden am 13. Juni die
Filme des „film academy for kids“-Kursjahres 2002/03 in einer großen
Werkschau in der UCI – Kinowelt Millenium City präsentiert. DF
13.6., 16-18.00: Filme des Kursjahres 02/03 in der UCI – Kinowelt Millenium City, Wehlistraße 66, 1200 Wien, freier Eintritt
Kartenreservierungen sowie Anmeldung für die Sommerakademie: Capistrangasse 2/16, 1060 Wien, T. + F. 01/713 27 03,
0664/4734226, e-mail: barbara.may@filmacademy.at, http://www.filmacademy.at
juni 2003an.schläge 27
Fo t o s : A r c h i v, M i c h a e l a M o s e r (G a n z r e )
feministischeseelsorge
Heilung durch Umdeutung
Feministische Seelsorgerinnen wollen Räume für gelebte Spiritualität von Frauen schaffen
und bewegen sich dabei im Spannungsfeld von kirchlicher Tradition und freier
feministischer Praxis. Von Michaela Moser
Spirituelle Praxis und religiöses Interesse waren in politischfeministischen Kreisen lange
Tabu und sind es teilweise noch
immer. Die bekannte Schwarze
Feministin bell hooks beispielsweise erzählt in einem ihrer letzten Bücher davon, wie sie ihre gelebte Spiritualität
jahrelang vor ihren FreundInnen und
KollegInnen verbarg. Wer sich als religiös oder spirituell outet, wird leicht
als konservativ-kirchlich oder als unpolitisch-esoterisch missverstanden. Religiös UND feministisch scheint in vieler
Augen immer noch eine unmögliche
Kombination zu sein. Nichtsdestotrotz
werden spirituelle Bedürfnisse und Interessen in den letzten Jahren auch in
frauenbewegten Kreisen spürbar stärker artikuliert und sichtbar. Und es waren auch, wie bell hooks erzählt, die existenziellen Fragen und die spürbare
Sinnsuche ihrer Studentinnen, die sie
letztlich dazu bewegten, sich als spirituelle Frau zu „outen“.
Feministische Theologinnen stehen
gewissermaßen qua Existenz in diesem
Spannungsfeld. Seit etwa 25 Jahren sind
viele von ihnen nicht nur in feministischer Forschung oder im Religionsunterricht tätig, sondern arbeiten ganz explizit auch als Seelsorgerinnen.
28 an.schlägejuni 2003
Raum für Sehnsüchte. Ihre Arbeit in Krankenhäusern, in Pfarrgemeinden oder –
noch relativ selten – in freier Praxis sehen sie als Möglichkeit, Frauen auf der
Suche nach Raum für ihre spirituellen
Sehnsüchte und Sinnfragen und bei
der Entfaltung ihrer Potenziale und
Ressourcen zu begleiten und zu unterstützen. Ihre Beratungs- und Begleitungstätigkeit sehen sie bewusst auch
als politischen Akt und orientieren sich
dabei an den Erkenntnissen und Erfahrungen feministischer Therapie und
Theologie. Dass sie ihre Tätigkeit nach
wie vor ganz altmodisch „Seelsorge“
nennen, hat zum einen damit zu tun,
dass es ihnen wichtig ist, deutlich zu
machen, dass Glaubensfragen „hier
ganz explizit zur Sprache kommen“,
wie Veronika Prüller-Jagenteufel, feministische Theologin und Seelsorgerin
dies ausdrückt. Die deutsche Theologieprofessorin und Buchautorin Ursula
Riedel-Pfäfflin, Mitinitiatorin und -leiterin einer Ausbildung in systemischer
Beratung und Seelsorge, weist in diesem Zusammenhang auch auf die
Herkunft des Begriffes hin. So heißt
Seele im Hebräischen „nephesh“ und
meint den ganzen Menschen, die Lebendigkeit, das Leben. Zudem komme
das Wort aus der Wurzel „se“ – also
Wasser, und man nahm früher an, dass
alles Leben aus dem Wasser komme.
Erst später führten dualistische Denkmuster des Mittelmeerraums zum
Auseinanderdividieren von Leib, Geist
und Seele.
In der internationalen und interreligiösen SeelsorgerInnenbewegung,
als deren Teil sich Riedel-Pfäfflin versteht, habe es sich inzwischen allerdings eingebürgert von „spiritual care“
zu sprechen und dabei bewusst die
weite und umfassende Bedeutung des
Wortes „care“ zu unterstreichen, die
von der Sorge für das Wohl einer Einzelnen in Krisensituationen bis hin
zum politischen Engagement für die
notwendigen globalen Veränderungen
reicht.
Vor allem die feministische Ritualpraxis, so die Erfahrung vieler Seelsorgerinnen, könne dabei helfen, krank machende individuelle Selbstdeutungmuster als sozial hervorgebracht zu identifizieren und nach Möglichkeiten der
Veränderung zu suchen, die Persönliches und Politisches verbinden. Im Ritual nämlich werden Fragen nach dem
Woher und dem Wohin gestellt, werden
individuelle und soziale Grenzen und
Möglichkeiten gleichermaßen deutlich.
Derart kann so etwas wie eine „religiöse
seelsorgefeministische
Dimension des Lebens“ aufzuleuchten
beginnen.
Umdeutung. Nicht nur – aber auch – im
Krankenhaus geht es im Prozess der
Begleitung oft darum, so etwas wie
Heilung in einem ganzheitlichen und
selbstbestimmten Sinne zu ermöglichen und unter Umständen auch von
dem vom (schul)medizinischen System
nahegelegten Heilungsprozess abzuweichen. Dabei wird an feministischen
Theorien wie beispielsweise der Methode der Erinnerungsarbeit und dem
Konzept des Affidamento1 angeknüpft.
Die Auseinandersetzung mit herrschenden Machtverhältnissen wird
mit der Suche nach den eigenen Kraftund Machtquellen und der Stärkung
eigener Potenziale und Ressourcen
verbunden. Feministische Seelsorge
heißt, Frauen auf einem oft notwendigen Weg der Umdeutung zu begleiten,
z.B. in der positiven Besetzung der eigenen Körperlichkeit und Sexualität
nach Erfahrungen von Abwertung, Gewalt und Missbrauch. Die Grenzen zur
therapeutischen Arbeit sind fließend,
spirituelle Erfahrungen und Fragen
können hier wie dort Raum bekommen.
Wenn feministische Seelsorgerinnen sich auf einen spirituellen Prozess
mit Frauen und Mädchen einlassen, tun
sie dies immer auch in dem Bewusstsein, dass viele stärkende religiöse Bilder und Vorstellungen vom dominanten
patriachalen Wissen zwar verdrängt,
aber meist nicht zur Gänze verschüttet
werden konnten. Bilder der Weisheit der
Frauen und der Kraft ihrer Erotik als Lebenspotenzial werden gemeinsam ausgegraben und führen gelegentlich zu
dem, was eine junge Frau im Buch von
Julia Strecker und Ursula Riedel-Pfäfflin
als das Finden „eigener Flügel“ als Symbol für Freiheit und Geborgenheit beschreibt.
Widerständige Kirchenpraxis. In den existierenden christlichen Kirchen wird
die spirituelle Begleitung und Beratung von Frauen höchst unterschiedlich bewertet. Während evangelische
und altkatholische Theologinnen sich
als Seelsorgerinnen von ihrer Kirche
voll legitimiert fühlen können und in
den letzten Jahren zunehmend mehr
Mitbestimmungsmöglichkeiten erkämpft haben, wird die Arbeit von
Theologinnen in der römisch-katholischen Kirche durch Verbote abgewertet und behindert. Nicht zuletzt seit
der eigenmächtigen und vom Vatikan
als illegal beurteilten Weihe einiger römisch-katholischer Frauen zu Priesterinnen im letzten Jahr, herrscht bei römisch-katholischen Bischöfen offensichtlich höchste Alarmstufe, wenn der
Eindruck entsteht, dass Frauen priesterliches Machtterrain betreten wollen. So hat die römisch-katholische Bischofskonferenz im letzten Jahr die
Selbstbezeichnung „Seelsorgerin“ für
Frauen verboten und einer Wiener
Krankenhausseelsorgerin wurde nahegelegt, die von ihr begleiteten Patientinnen nicht länger zu salben, da sie
sich damit in die Nähe einer ihr verbotenen priesterlichen Handlung
begebe.
Feministinnen, die trotzdem im
Kontext der Kirche weiterarbeiten,
lassen sich davon nicht sehr beeindrucken. Vielmehr nutzen sie bestehende Strukturen, um Frauen zu ermuti-
gen, ihre eigene Geschichte zur Sprache zu bringen, diese zu befragen und
im Gespräch zu erweitern und zu stärken.
Freie feministische Seelsorge. Eine wachsende Zahl an Theologinnen jedoch hat es
zunehmend satt, sich mit den unverbesserlich patriachalen Strukturen ihrer
Kirchen auseinanderzusetzen. Ihre Energien und Kompetenzen, zum Beispiel in
der Vorbereitung und Durchführung
von Ritualen, aber auch im Bezug auf
gewünschte spirituelle Begleitung einzelner Frauen oder Gruppen wollen sie
zukünftig verstärkt in freier Praxis anbieten. Li Fischer-Santner beispielsweise
arbeitet schon jetzt als freie Geburtsbegleiterin und ortet ein wachsendes Bedürfnis an spiritueller Begleitung rund
um Schwangerschaft und Geburt. Andere Frauen gestalten Beziehungsfeste,
Geburtstagsfeiern, Begräbnisse und andere Rituale des Übergangs, der Heilung, des Innehaltens und des Feierns
für Freundinnen und Bekannte.
Während in Österreich erste
Schritte in Richtung „Seelsorge in freier Praxis“ noch zaghaft sind, haben
sich in anderen Ländern, wie beispielsweise Deutschland und der Schweiz,
bereits etliche Theologinnen „selbständig“ gemacht. Weil viele der feministischen Theologinnen hierzulande jedoch nicht wollen, dass feministische
Seelsorge zur marktorientierten
Dienstleistung wird, ist der Aufbau eines Netzwerkes feministischer Seelsorgerinnen und langfristig auch die
Umsetzung der Vision eines – oder
mehrerer – Zentren für feministische
Seelsorge und spirituelle Praxis von
Frauen geplant.
❚
Margret Wohlfart ist Krankenhausseelsorgerin im Wiener AKH.
1 Tauschbezeichnung zwischen
unterschiedlichen Frauen, Begriff
wurde geprägt von den Frauen der
Liereria delle donne di Milano.
Weitere Informationen zum
geplanten Netzwerk Feministische
Seelsorge, sowie die Referate der
Tagung „Frauen begleiten“, die am
7./8. März in Wien stattfand, sind in
Kürze unter http://www.feministischetheologie.at zu finden
Literatur:
Ursula Riedel-Pfäfflin/Julia Strecker:
Flügel trotz allem. Feministische
Seelsorge und Beratung,
Güterloh 1999
bell hooks: all about love,
London 2000
juni 2003an.schläge 29
kulturan.riss
theater
ida + andi
Ida liebt es zu ruhen und hat einen äußerst gelassenen Blick auf die Dinge
und Geschehnisse. Sie lebt in den Tag hinein und von der Aufmerksamkeit, die ihre bloße Existenz auf sich zieht. Als Kind hatte sie sich einen
Zwilling erfunden, um nicht allein zu sein. Winnie ist all das, was Ida
noch braucht: sie ist scheu, verträumt und verletzlich. Wie sich die Liebe
bei so einem Fabelwesen gestaltet, welche Rolle Andrew dabei spielt,
und ob Ida und Winnie am Ende nicht doch nur verschiedene Facetten
einer Persönlichkeit sind, wird im Wiener dietheater geklärt. Vorbild für
die theatralische Umsetzung ist der 1941 erschienene Roman „Ida“ von
der amerikanischen Literatin Gertrude Stein. Immer wieder beschäftigte
sie sich mit Menschen, die die öffentliche Aufmerksamkeit nicht durch
besondere Verdienste fesselten, sondern allein durch ihre Art zu leben.
Ein Abend voll experimenteller Ästhetik und Humor ist garantiert. chw
4.-7. Juni 2003, 20 Uhr, dietheater Konzerthaus, Lothringerstraße 20, 1030 Wien, Kartenreservierung: T. 01/587 05 04
filmfestival
Preis der „Sehsüchte“
queere filme
identities 2003
Fo t o : DV 8 - Fi l m , i d e n t i t i e s . Q u e e r Fi l m Fe s t i v a l
Seit nunmehr zehn Jahren leistet das Queer Film Festival „identities“ seinen Beitrag zu der lebendig-urbanen Kulturszene in Wien. Über achzig
Filme werden vom 5. bis 12. Juni in den bewährten Sälen des Wiener
Filmcasinos und des Schikaneder Kinos zu sehen sein. „Julie Johnson“,
ein Film der die Emanzipation einer von Quantenphysik begeisterten
Hausfrau dokumentiert, bildet den Auftakt für identities 2003. Das Programm gibt auch heuer wieder einen bunten Einblick in die Welt der
queeren Produktionen weltweit. Es werden unter anderem Produktionen aus Österreich, Israel, Bulgarien, China, Deutschland und den USA
gezeigt. An erfolgreiche Tradition anknüpfend, werden die Beiträge
schwerpunktmäßig zu Fragen von Transgender, Ethnizität und modernen Familienmodellen Stellung nehmen. „Fine Dead Girls“, ein kroatischer Spielfilm, thematisiert den schwierigen Alltag eines lesbischen
Paares in Zagreb und die Anfeindungen, mit denen es leben muss. Einen
weiteren Programmschwerpunkt bildet „Herstory“, der sich in drei Filmen dem Leben der exzentrischen Schweizer Autorin Annemarie
Schwarzenbach widmet. Auch das Rahmenprogramm lässt nichts zu
wünschen übrig: Zahlreiche KünstlerInnen werden dem Publikum bei
Film Talks zur Verfügung stehen, Musik und weitere Abendveranstaltungen sind geplant. chw
5.-12. Juni 2003: identities queer filmfestival
Programm und weitere Infos unter: http://www.identities.at
30 an.schlägejuni 2003
Auf dem Programm des 32. StudentInnenfilmfestival in Potsdam standen 209 Filme aus 29 Ländern, aus denen eine prominent besetzte Jury
und das Publikum die besten Beiträge in verschiedenen Kategorien auswählten. Unter den PreisträgerInnen findet sich in diesem Jahr auch erstmals eine Österreicherin. Die Filmemacherin Gabriele Neudecker konnte
sich mit ihrem Text in der Kategorie „Bestes Drehbuch für einen Langspielfilm“ gegenüber 60 BewerberInnen durchsetzen. „Wer Wind sät…“
spielt im Innsbruck von 1938 und beginnt scheinbar als Liebesgeschichte. Die junge Frieda schwärmt für den jüdischen Freund ihrer Schwester.
Durch Denunziation drohen aber bald Verhaftung und Deportation. In
letzter Sekunde gelingt die Flucht nach Shanghai. Doch in Sicherheit
befindet sich Frieda dort nicht… Die dichte Erzählatmosphäre, die spannende Handlung und die ironisch lakonische Herangehensweise überzeugten die internationale Jury. Gabriele Neudecker, die in Salzburg und
Berlin Kommunikationswissenschaften studierte, kann sich seit kurzem
auch über ein Spielfilmstipendium des Bundeskanzleramtes freuen. chw
http://www.sehsuechte.de
ausstellung
„framing“
„Übergriffe – Sexismus im Alltag“ lautete der Titel des heurigen neunten
AbsolventInnentages der Johannes-Kepler-Universität Linz am 23. Mai.
Anlässlich dessen findet noch bis 6. Juni die Präsentation „framing“ im
Ausstellungsraum der Universität statt, in Kooperation mit FIFTITU% –
Vernetzungsstelle für Frauen in Kunst & Kultur in OÖ, der Stabsstelle für
Frauenförderung an der Uni Linz, sowie dem Institut für Frauen- und
Geschlechterforschung Linz. „Framing“ bezeichnet einerseits jene Rahmen, in die Menschen durch die Gesellschaft gezwängt werden, andererseits auch einen Begriff aus der Videoherstellung. Präsentiert werden
Videos von insgesamt 19 Künstlerinnen unter anderem von Studierenden und Absolventinnen der Kunstuniversität Linz aus den Jahren 1973
bis 2002. Die Videos enthalten persönliche Statements, fiktive Erzählungen,
an.risskultur
veränderte Realitäten, sie zeigen traditionelle und nicht traditionelle
Auffassungen von Persönlichem und von Identitäten. Passend zum Thema des AbsolventInnentages wird Geschlecht nicht einfach als natürlich gegeben verstanden, sondern als gesellschaftliche Produktion –
immer neu konstruiert – auch in den Bildern der Künstlerinnen. PÖ
heim.spiel
„framing“, bis 6. Juni 2003.
Ausstellungszeiten: Mo + Di: 17 - 19 h; Mi - Fr: 10 - 13 h
Johannes-Kepler-Universität, Altenbergerstraße 69, 4040 Linz
nachruf
Eva Steinheimer
Nina Simone
Idyllisches Trugbild
Fo t o : E v a S t e i n h e i m e r
Exakt ein Monat nach ihrem siebzigsten Geburtstag verstarb die amerikanische Jazz-Sängerin Eunice Kathleen Waymon am 21. April in ihrer
Wohnung in Südfrankreich. 1933 in North Carolina geboren, nahm sie
später den Künstlerinnennamen Nina Simone an. Eigentlich wollte sie in
den 50er Jahren Konzertpianistin werden, doch trotz ihres außergewöhnlichen Talents wurde sie als schwarze Frau vom Curtis Institute of
Music abgewiesen. Aus Geldnot spielte sie in verrauchten Bars in Atlanta, wo sie sich schnell durch die ihren ganz eigenen Stil einen Namen
machte. Mit ihrem Debütalbum „Little Girl Blue“ (1958) wurde sie zum
Nachtclub-Star. In den 60er Jahren verlagerte sich ihr Engagement in die
BürgerInnenrechtsbewegung, der sie viele ihrer politischen Songs widmete. „Meine Musik war dem Kampf um Freiheit und dem historischen
Schicksal meines Volkes gewidmet“, schreibt sie in ihrer 1991 veröffentlichten Autobiografie „I Put A Spell On You“. Der rasche Erfolg gemischt
mit Erfahrungen aus gewalttätigen Ehen und Diskriminierungen ließen
sie immer mehr in den Alkoholmissbrauch abrutschen – der Mythos der
launischen Diva war geboren, Nina Simone zur „Hohen Priesterin des
Soul“ auserkoren. Dabei versuchte sie nur ihre Stärke zu bewahren und
scheute auch den Kampf mit der ausbeutenden Musikindustrie nicht.
Als sie in den 70er Jahren feststellte, dass „man die schwarze Revolution
durch Discos ersetzt hatte“, kehrte sie der USA endgültig den Rücken zu
und ging ins Exil. Als Mitte der 80er Jahre plötzlich ihre Version des Sinatrat-Hits „My Baby Just Cares For Me“ in TV-Werbespots auftauchte, war
Nina Simone wieder gefragter denn je. Dabei war dieses Lied symptomatisch für ihren Kampf als Künstlerin: Schon auf dem Debütalbum erschienen, lagen alle Rechte des Liedes bei der Plattenfirma. In ihrer Autobiografie reflektiert sie, „dass ich gern schwarz und eine Frau bin – aber
dass es genau meine Farbe und mein Geschlecht waren, die mich in erster Linie kaputt gemacht haben“. GaH
Das erste halbe Jahr ist um. Schon. So schnell. Vieles ist anders als erwartet. Die Dinge, die ich erhofft oder befürchtet hatte, sind ausgeblieben; dafür ist alles eingetroffen, von dem ich keine Ahnung hatte – im
Guten wie im Schlechten. Vieles passierte auch einfach früher als erwartet: das Umdrehen, das Zahnen, das Robben, das erste Kranksein.
Lennart ist ein sehr aufgewecktes Baby, was natürlich gut ist. Lennart ist aber auch ein sehr anspruchsvolles Baby, was (für mich) weniger
gut ist. Ich hatte mir Monate lang ausgemalt, wie das Spunki in meinem Bauch eines Tages mit mir auf einer Decke liegen und spielen würde. Lenni stellt sich unseren Tag anders vor und lässt sich mit seinen
sieben Kilo immer noch stundenlang herumtragen. Auch der sündteure
Kinderwagen hat längst ausgedient, denn Liegen ist so ziemlich das
Ödeste, das Lenni kennt, vor allem seit er weiß, dass man auch im Tragetuch die Welt begehen kann. Sitzen im Kinderwagen ist noch eine etwas wackelige Angelegenheit. Dafür robbt und rollt er schon eifrig
durch die Gegend, was mein Auf-der-Decke-Liegen-Idyll weiter boykottiert. Lenni liegt nämlich viel lieber neben der Decke und beißt in Teppich oder Parkett. Seine Babyspielsachen sind auch nur bedingt von Interesse; seine beliebtesten Objekte, für die er sich auch schon mal auf
eine fünf-Minuten-Robbtour macht, sind: Fernbedienung, Telefon und
Zeitungen aller Art. Letztere haben den Nachteil, dass sie sich nach Lennis „Behandlung“ auflösen. Schließlich zahnt das Kind seit Monaten:
Dauergesabber und -genörgel für (bislang) null Zähne. Und so ein
Milchgebiss besteht immerhin aus 20 Zähnchen. Dafür kann Lenni jetzt
aber noch etwas, das ich mir nicht hatte vorstellen können: er lacht
lautstark, wenn ich mit ihm scherze – und das bringt auch mich unweigerlich zum Lachen, egal wie sehr er mich auch nervt. Ein bisschen Baby-Idyll ist mir also doch vergönnt!
Offizielle homepage: http://www.ninasimone.com
juni 2003an.schläge 31
Fo t o : A r c h i v
gesellschaftangsträume
Räumen und Gendern
Frauen wachsen mit der Angst vor sexueller Gewalt in öffentlichen Räumen auf, die oft in
(Selbst-)Beschränkungen mündet. Wohlgemeinte Maßnahmen und Ratschläge erweisen
sich jedoch langfristig gesehen als Bumerang für die Betroffenen. Von Anika Susek
„Lass dich nicht anquatschen“,
„Pass auf dich auf“ – Sätze, wie
sie die meisten Mädchen und
Frauen schon oft gehört haben.
Frauen lernen oft bereits in der
Kindheit den öffentlichen Raum als Gefahr und den eigenen Körper als permanent bedroht zu betrachten. Der öffentliche Raum wird somit nicht selten zum
„Angst-Raum“.
Was genau ist aber unter einem
„Angst-Raum“ zu verstehen? In der
Fachliteratur hat sich der Begriff für
32 an.schlägejuni 2003
Orte im öffentlichen Raum etabliert, an
denen Frauen Angst haben, Opfer einer
Gewalttat zu werden. Die Angst ist dabei meist an die Dunkelheit und das Alleinsein beim Aufenthalt in diesen Räumen gekoppelt. Typische Angst-Räume
sind demnach zum Beispiel Parks, Tiefgaragen oder menschenleere Straßen
und Plätze.
Der kleine Unterschied. Natürlich haben
auch Männer an solchen Orten Angst.
Im Vergleich zu Frauen, die sich in er-
ster Linie vor einer Vergewaltigung
fürchten, haben Männer jedoch eher
Angst vor Überfällen. Ein weiterer geschlechtsspezifischer Unterschied
liegt im Umgang mit der Angst.
Während Männer aus ihrer Angst nur
selten die Konsequenz ziehen, sich in
ihrem Verhalten einzuschränken, entwickeln Frauen oft Verhaltensweisen,
die sie in ihrer Bewegungsfreiheit
stark einschränken. Eine repräsentative
Studie im Auftrag der Frauenzeitschrift
Brigitte ergab: immerhin 53 Prozent
angsträumegesellschaft
aller Frauen gehen – im Gegensatz zu
10 Prozent der Männer – nachts nicht
alleine aus dem Haus. Auch Verhaltensmuster wie „aus Sicherheitsgründen
ein Taxi nach Hause nehmen“ oder „Umwege in Kauf nehmen, um bedrohlich
wirkende Orte zu meiden“, sind bei
Frauen wesentlich häufiger auftretende Strategien im Umgang mit der
Angst.
Diese Vermeidung von Angstsituationen wurzelt in der kindlichen Sozialisation von Mädchen und Frauen.
Ausdruck findet das Erlernen der geschlechtsspezifischen Raumaneignung
zum Beispiel im Spielverhalten. Von
Buben bevorzugte Spiele, wie etwa das
Fußballspielen, sind wesentlich raumgreifender als die räumlich eher begrenzten Spiele von Mädchen. So werden – ganz nebenbei – die Aneignung
von Raum und die Entwicklung des
räumlichen Vorstellungsvermögens in
geschlechtsspezifisch unterschiedliche
Bahnen gelenkt.
Der bei Buben im Vergleich zu
Mädchen auch insgesamt wesentlich
größere Aktionsradius beruht auch auf
der elterlichen Kontrolle, der Mädchen in
höherem Maße unterstehen. Mädchen
entfernen sich nur selten so weit von der
elterlichen Wohnung wie Buben. Diesen
Umstand ausschließlich negativ zu werten, würde jedoch bedeuten, Mädchen
und Frauen wie so oft als defizitär und
als Abweichung von der männlichen
Norm zu betrachten. Vielmehr brachten
Untersuchungen zu Tage, dass Mädchen
trotz oder gerade wegen ihres engeren
Aktionsradius wesentlich mehr soziale
Kontakte knüpfen, als dies bei den meisten Buben der Fall ist.
Was bleibt, ist jedoch die Frage
nach der Freiheitseinschränkung, die
für viele Frauen mit der von ihnen verinnerlichten Raumaneignung einhergeht. Unabhängig von den natürlich
auch real existierenden Gefahren,
führen allzu oft phantasierte Gefahren
zur (Selbst-)Einschränkung von Frauen.
Hier finden neben dem medialen Diskurs vor allem die gut gemeinten Ratschläge der Eltern ihren Niederschlag.
Die beständige Beschwörung des hinter der nächsten Ecke lauernden Vergewaltigers schreibt letztendlich in
der Konsequenz einmal mehr den privaten Raum als den einzig sicheren
und angemessenen Frauenraum fest.
Der öffentliche Raum wird so für viele
Frauen zum Angst erzeugenden Fremden, der private (Innen-)Raum zum vertrauten und Schutz gebenden Umfeld.
Wer jedoch an die Häufigkeit von
häuslicher Gewalt und Vergewaltigungen in Wohnungen denkt, wird schnell
erkennen, dass es sich hier um einen
Trugschluss handelt.
Die Kehrseite. Nicht nur die in der Diskussion um Sicherheitskonzepte oft
angelegte Verschleierung von Ursachen ist problematisch, auch die Auswirkungen der Konzepte sind nicht immer unbedenklich. Nicht selten werden vermeintliche „Frauenängste“ von
konservativer Seite instrumentalisiert,
um an „sozialer Kontrolle“ orientierte
Sicherheitskonzepte zu legitimieren.
So werden beispielsweise Rückzugsräume für Obdachlose oder DrogenSymptombekämpfung. Letztendlich bekranke schnell zu „Frauenangsträuginnt das Problem bereits im Diskurs
men“ erklärt, die es durch Sicherheitsüber Angst-Räume, der zumeist auf
maßnahmen zu beseitigen gelte. Auch
„Frauenangsträume“ verkürzt wird.
Angst gilt gesellschaftlich vor allem als die vermehrte Überwachung des öffentlichen Raums durch die Installa„negatives Gefühl“ und „psychisches
tion von Videoanlagen wird gerne
Problem“. Die Eingrenzung der Diskussion um Angst-Räume auf Frauen führt „zum Wohle der Frau“ vorangetrieben.
Solche Maßnahmen zielen vor allem
deshalb auch dazu, dass diesen ein
auf die Ausweitung von gesellschaftli„psychisches Problem“ zugeschrieben
cher Kontrolle und die Ausgrenzung
wird. Die eigentliche Ursache, die der
von Obdachlosen und anderen RandAngst zugrundeliegende Gewaltstrukgruppen. Gerade für Migrantinnen
tur im Verhältnis zwischen den Geund ausländisch aussehende Frauen
schlechtern, wird damit verschleiert.
Traditionelle Geschlechterrollen werden führen die vermehrte Überwachung
und verstärkte Präsenz von PolizistInreproduziert: die zu beschützende Frau
nen zu einer Zunahme von Unsicherhat ein Problem und der beschützende
heit, da sie sich vermehrt dem alltäMann eilt mit Sicherheitskonzepten in
glichen Rassismus in Form von häufider Tasche zur Hilfe.
gen Kontrollen ausgesetzt sehen. Die
Gerade die – oft auch von feministischen Stadtplanerinnen in guter Ab- erhöhte Polizeipräsenz produziert zudem abermals den Mythos vom gesicht durchgesetzten – Sicherheitskonfährlichen Raum und verstärkt somit
zepte, beinhalten jedoch manchmal
die Erzeugung von Angst.
weitere Fallstricke. Die Diskussion über
Das Konzept der „sozialen KonAngst-Räume hat in der Vergangenheit
in vielen Städten zu einer ganzen Reihe trolle“ suggeriert außerdem, die sexuvon stadtplanerischen Maßnahmen wie elle Belästigung von Frauen habe
etwa der Verbesserung der Beleuchtung nichts mit dem „rechtschaffenden
Bürger“ zu tun, dem hier die Rolle des
in menschenleeren Straßen, der ErrichBeschützers zugewiesen wird. Einmal
tung von Haltestellen, Entfernung von
mehr wird damit verschleiert, dass
Büschen und Hecken und ähnlichem
geführt. Diese Maßnahmen zielen in er- Belästigung und Anmache keineswegs Ausnahmeerscheinungen, sonster Linie auf die Erhöhung des Sicherdern Alltag sind. Die unhinterfragte
heitsgefühls und sind deshalb inzwischen als „kosmetische Oberflächenbe- Verknüpfung von berechtigten Frauenängsten mit dem Kriminalitätsdishandlung“ in die Kritik geraten. Kritikekurs führt damit auch zu einer weiterInnen bemängeln, die mit den
ren Manifestation der GeschlechterMaßnahmen verbundene Benennung
von „Gefahrenräumen“, die die männli- hierarchie. Es bleibt also stets abzuwägen, inwiefern es sich bei
che Gewalt begünstigen, führe letztendlich zu dem Schein, die Gefahr ginge Sicherheitskonzepten um sinnvolle
Maßnahmen handelt, die Frauen zu
von der baulichen Substanz und nicht
mehr Freiheit in der Raumaneignung
von Männern aus. Diskussionen erverhelfen, oder ob mit diesen nicht
schöpften sich somit nicht selten in
technizistischer Symptombekämpfung, letztendlich Verhältnisse reproduziert
werden, die es eigentlich zu bekämpanstatt sich mit der strukturellen sexi❚
stischen Gewalt auseinander zu setzen. fen gilt.
juni 2003an.schläge 33
Fo t o s : M a g d a l e n a B l a s zc z u k
interviewula schneider
„Ein schwieriger Grenzgang“
Anlässlich des fünfjährigen Bestehens von SOHO in Ottakring trafen wir die Initiatorin
Ula Schneider zum Interview. Von Gabi Horak und Christine Weiser
Der Brunnenmarkt lebt! Die
Straßen werden lautstark gesäubert und der Spielplatz ist
von Kindern bevölkert. Trotzdem stehen viele Geschäftslokale leer. Ula Schneiders Initiative ist es
zu verdanken, dass diese Leerräume
nach und nach wieder bespielt werden.
an.schläge: Du bist in den USA zur
Schule gegangen und hast in Frankfurt
studiert. Wie kamst du darauf, gerade in
Wien ein Projekt auf die Beine zustellen?
Ula Schneider: Ich wurde in Wien
geboren. Mein Vater hat in den USA gearbeitet und ich bin auf eine deutsche
34 an.schlägejuni 2003
Auslandsschule in Washington D.C. gegangen – gewohnt haben wir in den
Suburbs, sehr weit weg vom städtischen Bereich – ein Inseldasein. Letztlich bin ich wieder in Wien gelandet
und habe hier das andere Extrem zu
den Suburbs gesucht: die Stadt, wo viel
los ist und sehr viele Leute sichtbar
sind. SOHO war eine aktive Wurzelfindung.
Für dich ist Fremd-sein also eine
ganz persönliche Erfahrung. Ist das auch
der Grund dafür, warum SOHO in Ottakring gerade im Brunnenviertel stattfindet?
Es hat Anziehungskraft auf mich
ausgeübt: die Marktsituation und dass
sich die Leute hier kennen. Es ist wie eine kleine Insel innerhalb von Wien, fast
wie eine dörfliche Struktur. Nachdem
ich hier lebe und arbeite, war es für
mich auch naheliegend hier etwas zu
machen. Ich glaube, das Viertel ist sehr
gut geeignet für so ein Projekt.
Eines der Ziele von SOHO in Ottakring ist die Belebung des Viertels. Wie ist
die Idee entstanden, das gerade mit
Kunst und Kultur zu versuchen?
Die Kunst ist als Aushängeschild
sehr gut geeignet, gerade was wirt-
ula schneiderinterview
schaftliche Aspekte betrifft. Ich mache
das Projekt in Kooperation mit der Wirtschaftskammer, die das als Standortprojekt betrachtet; das heißt als Projekt
zur Aufwertung des Standortes Brunnenviertel. Es ist natürlich auch gute
Werbung für die Wirtschaftskammer,
deren Image teilweise ein bisschen verkrustet ist.
Das Projekt ist ja eigentlich gewachsen. Ich habe es ziemlich ins Blaue
hinein begonnen, weil ich mir gedacht
habe, es wäre gut, diese leerstehenden
Geschäftslokale zu nutzen. Anfangs habe ich einige innenstädtische Galerien
eingeladen, bei den Ausstellungen mitzuwirken. Das hat sich in den Jahren so
gut entwickelt, dass es jetzt ein einmaliges Public Art Projekt ist.
Kennst du ein vergleichbares Public
Art Projekt in Österreich?
Mit solchen Strukturen nicht. Es ist
sicherlich ein wichtiger Aspekt, dass
SOHO in Ottakring jetzt schon fünf
Jahre hintereinander stattfindet. Das
gibt die Möglichkeit, es weiterzuentwickeln – das macht´s erst spannend.
Und ich werte es als Erfolg, dass sich
heuer auch einige Standeln am Brunnenmarkt bei der Eröffnung präsentieren. Das hat immerhin fünf Jahre gedauert.
Ist es nicht sehr schwierig, gerade in
einem Viertel mit sozialen Problemen
und hohem MigrantInnenanteil und daher vielen Vorurteilen und Konflikten so
ein Projekt zu organisieren?
Vielleicht geht es gerade hier, weil
einfach schon so viele Dinge nebeneinander existieren. Und dann existiert
die Kunst auch noch mal daneben. Es
wird nichts drüber gestülpt, sondern es
werden nur die Leerräume praktisch
verwendet. Wichtig ist ein kommunikativer Prozess, was auch die Stärke des
Projektes ist.
Es sind Projekte für Jugendliche im
öffentlichen Raum geplant, eines speziell
für Migrantinnen der zweiten Generation. Kannst du schon mehr darüber erzählen?
Es gibt ein Frauenprojekt in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule
Ottakring. Es geht um junge Frauen, die
noch nicht sehr lange in Österreich leben. In einem ziemlich langen Prozess –
seit Februar – wurde mit diesen Frauen
Kontakt aufgenommen und ein Prozess
kam in Gang, bei dem es lange offen
war, was am Ende herauskommen würde. Das war auch sehr mühsam teilweise. Die beiden Künstlerinnen, Claudia
Fuchs und Gerlinde Böll, die das in Angriff genommen haben, sind da sehr geduldig. Sie haben für die Präsentation
des Projektes in der Grundsteingasse 15
ein Atelier angemietet. Das wird sehr
spannend: Der Background, den diese
Frauen mitgebracht haben, ist sehr kontrastreich, die kulturellen Unterschiede
sehr stark, was den Anpassungsprozess
schwierig macht.
Ihr habt einen Relaunch gemacht,
der darin besteht, dass noch mehr auf Interaktion und Partizipation Wert gelegt
wird. Was ist jetzt konkret das Neue, im
Vergleich zum vorigen Jahr?
Wir haben versucht, mit den KünstlerInnen sehr weit im Vorfeld zu kommunizieren, ihnen mitzuteilen, worum
es uns geht. Es gab eine ExpertInnenrunde mit sieben Leuten, die alle 200
eingereichten Projekte durchgegangen
ist. Bei der Auswahl haben wir versucht,
dass alle Bereiche gemischt vorkommen und der interaktive, partizipative
Aspekt auch stark zur Geltung kommt.
Wir haben auch Impulsreferate angeboten, die zu bestimmten Themen
Stellung genommen haben: die Wirkung von Kunst im politischen Kontext,
Konfliktbewältigung und Kunst im sozialen Rahmen. Uns war wichtig, dass
auch die KünstlerInnen untereinander
mehr Kontakt haben.
Interaktion und Kommunikation
sind euch sehr wichtig. Wie schaut das
dann konkret aus? Wird es eigene Kommunikationsräume geben?
Wir haben das Führungsprogramm
stark ausgeweitet. Es gibt etwa Angebote für Jugendliche vom Verein „Kunstfrosch“, geleitet von Marie Theres Moritz. Oder dialogische Führungen von
zwei Künstlern, in denen verschiedene
Themen aufgegriffen werden, einerseits
zu den Kunstprojekten selbst, andererseits zum Zusammenhang mit dem
Viertel. Und sie wollen das Künstlerbild
heute und im Mittelalter darstellen.
Dann gibt es ein neues Führungsangebot auf türkisch von der Künstlerin Sule
Esdik, die aus Istanbul stammt aber
schon seit zwanzig Jahren hier lebt. Es
gibt thematische Führungen z.B. zu Arbeiterbewegung und Kino.
Ein anderes Kunstprojekt nennt
sich „Extrazimmer“: Zwei Künstlerinnen
haben jenes Zimmer, das in den meisten Wohnungen hier fehlt – und zwar
das Badezimmer – in ein Geschäftslokal
eingebaut. BesucherInnen haben die
Möglichkeit, sich anzumelden und dort
ein Bad zu nehmen. Ein weiteres Projekt
nennt sich Diane-Reisen. Das ist wie ein
Reisebüro gestaltet mit speziellem
Führungsangebot z.B. in die Privatwohnungen verschiedener Leute: Studentenwohnungen, Familienwohnungen –
eine bunte Mischung. Die Bunte Zeitung veranstaltet den „alianation market“, wo der Aspekt Migrantentum im
Zentrum steht. Sule Esdik installiert eine Art Fremdenpolizeibüro: Dazu hat sie
viele Migrantinnen interviewt, was ihnen hier in Österreich gefällt.
Die ExpertInnenrunde, die die Projekte ausgewählt hat, besteht aus fünf
Frauen und zwei Männern. Ist das Zufall
oder ist das programmatisch?
Es ist nicht programmatisch. Es hat
sich so ergeben, aber es ist überhaupt
ein frauenlastiges Projekt, muss ich mal
sagen.
Gibt es Überlegungen, das Projekt
auf andere Viertel in Wien auszuweiten?
Also für mich ist es nicht vorstellbar. Es ist nicht übertragbar. Man muss
das Umfeld einfach gut kennen, damit
es funktioniert. Das ist immer ein
schwieriger Grenzgang.
Wird es ein SOHO in Ottakring 2004
geben?
Ja, aber es kann sein, dass ich es
umstrukturiere. Mein Traum wäre ja, etwas Permanentes, Kontinuierliches zu
machen. Aber das ist natürlich immer
ein Finanzierungsproblem. Für zwei Wochen im Jahr ist der Aufwand immens,
und ich weiß nicht, wie lange ich das
noch durchhalte. Man ist das ganze
Jahr praktisch gebunden.
Wie lange kannst du dir überhaupt
noch vorstellen, in diesem Viertel etwas
zu machen, in welcher Form auch
immer?
Wenn ich es umstrukturieren kann,
bekommt es wieder einen neuen
Aspekt. Dann könnte ich mir schon vorstellen, dass sich andere Geldquellen
auftun, um von Subventionen unabhängiger zu sein. Das ist aber schwierig, da die Vorraussetzungen nicht gegeben sind. Das ist ein Zwiespalt. Momentan kann ich von Glück reden, weil
die Stadt Wien dieses Projekt auch
will.
❚
24.5. bis 7.6. 2003: SOHO in
Ottakring 2003 „Weltensichten“
Brunnenviertel
http://www.sohoinottakring.at
juni 2003an.schläge 35
kanafanifrauentanzfest
By the rivers of Babylon…
…in Tanz maskiert, sprach-los entwirrt. Das Frauentanzfest
des Kulturvereins Kanafani ist ein Ort, an dem Frauen
endlich auf eigenen Füßen stehen können, statt in Schuhen
festzustecken. Die Frage „Barfuß oder Lack-schuh?“
musste sich Gabi Obojkovics gar nicht erst stellen.
Fo t o : A r c h i v
Das Tanzstudio als homogene
Zone, die Raum für Wonne bietet, wenn wir uns ihm öffnen.
Im Eingangsbereich darf noch
geraucht werden; dann geht es
weiter zum öst-westlichen Buffet, das
von Vereinsfrauen und Sympathisantinnen gezaubert wurde und überdies gratis ist. Nicht-alkoholische Getränke werden zum Selbstkostenpreis von 50 Cent
angeboten. Aus dem Saal erklingen
bereits orientalische Rhythmen und erzeugen Lust auf Bewegung. Der riesige
Raum macht Kreistänze in weitem Bogen möglich. Die muslimischen Frauen
zeigen dabei unglaubliche Kondition,
während mir nach dem ersten Tanz
schon schwindlig wird…
Tanzstudio Barada
Robert Hammerlingg. 1, 1150 Wien, jeweils am 3. Samstag des Monats, 19-24 Uhr,
Auch Kinder sind willkommen, (Buben bis 7 Jahre), der.wisch – Zeitschrift für
Vielseitige, zu bestellen unter: kv_kanafani@hotmail.com
36 an.schlägejuni 2003
Frauen feiern. Das erste Frauentanzfest
wurde im Oktober letzten Jahres veranstaltet und gleich von sehr vielen Frauen besucht. Kein Wunder, denn die Musik aus dem arabischen Raum und aus
der Türkei erleichtert den Trick mit dem
Hüft-Knick erheblich und bietet die
Möglichkeit, in Kulturkontakt und in
Schwingung zu kommen. Die Frauen
tanzen nach eigenen oder erlernten
Ordnungsprinzipien: jede so, wie sie
mag. Tanzkurse während des Abends
werden nicht angeboten, können aber
im Studio Barada gebucht werden. Und
es wird überlegt, österreichischen Frauen eine Einführung in die KreistanzThematik zu geben. Dabei sind türkische/kurdische Frauen gute Lehrmeisterinnen, bewahren noch nach der
fünften Nummer Leicht-Füßigkeit (und
den Atem!). Wer die mitreißende Musik
auch zu Hause hören will, kann sich bei
der Kassa eine CD kaufen, z. B. Rai-Mu-
sik, die aus Marokko stammt und orientalische Tradition mit westlichen Rhythmen legiert. Eine liaison fabuleuse!
Die niedrige Preisgestaltung – vier
Euro inklusive Gratisbuffet – ermöglicht
es auch „armen“ Frauen (wie, ähm… der
Verfasserin etwa), am Fest teilzunehmen. Zudem gibt es in diesem Rahmen
die seltene Chance, „hinter die Schleier“
zu blicken, mit muslimischen Frauen ins
Gespräch zu kommen. Einige Frauen betonten den Reiz dieses inter-kulturellen
Austauschs. Anfängliche SchwellenÄngste werden schnell überwunden,
und worüber nicht gesprochen werden
kann findet im Tanz seinen Ausdruck.
Bei einem der Abende kamen die Besucherinnen in den Genuss einer Bauchtanzvorführung einer professionellen
Tänzerin, die den Gästinnen eine Kostprobe ihrer Kunst zeigte. Aber das war
eine magische Ausnahme, nicht die Regel, „´cos this is not Jerusalem“. Ein anderes Mal wurde ich Teil eines sehr
schönen Rituals, das einer türkischen
Frau zu Ehren von ihren Freundinnen
bereitet wurde: anlässlich ihrer bevorstehenden Hochzeit wurden die Hände
der jungen Frau mit Henna bemalt und
die Frauen tanzten, sangen und klatschten für sie einen Reigen voll bewegender Intensität. Österreichische Frauen
reihten sich ein und verwoben das Muster zum südwestlichen Klangteppich.
Wer solche Freundinnen hat, dachte ich
mir, kann in der Ehe nicht verloren gehen. (Bisher gingen meine Assoziationen eher in Richtung „Todesfall“…) Solches kann erlebt werden – und nichts,
was inszeniert wird, unterliegt einem
Zwang. Das macht das Tanzfest zum
Sinnes-Freudenfest. Was das gemeinsa-
frauentanzfestkanafani
lesben.nest
kussion „The west against the rest“ im
November wurde der These vom Kampf
der Kulturen widersprochen. Die Kanafanis versuchen die Anti-These dazu
zu leben. Es geht ihnen um die ganze
Oktave der Menschlichkeit: R.E.S.P.E.K.T
und Solidarität. Sie halten die ZusamMehr als Tanz. Namensgeber des seit Juli
menarbeit an konkreten gemeinsamen
2002 bestehenden Kulturvereins ist
Projekten für die geeignetste Form der
Ghassan Kanafani, ein palästinensischer Schriftsteller und politischer Akti- Kultur-Vermittlung. Der „Opfer“-Begriff
vist, der 1972 in Beirut ermordet wurde. wird durch jenen des handelnden Subjekts ersetzt. Auch der „der.wisch – ZeitIn seinen Geschichten beschrieb er die
Lebens(t)räume der PalästinenserInnen schrift für Vielseitige“, der letzten Oktoin den Flüchtlingslagern. Der Verein will ber zum ersten Mal erschien und nun
vierteljährlich herausgegeben werden
unter anderem Kunst und Kultur aus
soll, ist ein offenes Forum der KommuAsien, Afrika, Zentral- und Südamerika
nikation. Es gibt weder eine abgegrenzpräsentieren und fördern. Besonderes
Augenmerk liegt auf Kunst, die in einem te Blattlinie, noch ideologische Bestreantikolonialen Kontext steht. Der Verein bungen. Antirassismus steht als gemeinsame Klammer über dem Projekt,
ist ein offenes Projekt, an dem all jene,
die jede Form rassistischen und kolonia- ansonsten ist die Zeitschrift Spiegel delen Denkens ablehnen, eingeladen sind, rer, die ihn mit-schreiben.
sich zu beteiligen. MuslimInnen kommen selbst zu Wort – nachzulesen in
Es geht weiter. Das Tanzfest wird auch
der Vereinszeitschrift. Antirassismus à
nach der Sommerpause – im Oktober –
la Kanafani beinhaltet die real existieein Fixstern unter dem extra-territoriarende politische und soziale Diskrimilen Himmelszelt bleiben. Wer also eine
nierung immer wieder aufzuzeigen, an- Nacht lang den Alltag hinter sich lassen
statt sie mittels „integrativer“ Projekte
und unter vielen bunten Frauen sein
verschleiern zu helfen. Also kein Alibi,
will, ohne eine Rolle spielen zu müssen,
sondern Handlung. Der Bedarf ist
sei herzlich zum nächsten Fest geladen,
längst nicht gedeckt. Mitmachen ist er- das am 21. Juni für uns alle, die wir uns
wünscht, Mitfrauschaft erlangen allerin der Musik wieder-finden, gegeben
dings nur „Mäzeninnen“: mit 33 Euro
wird. Ob in Jeans und mit Dreadlocks
pro Jahr ist frau dabei. Mit den Beiträoder im Tanzkleid mit Hüftgürtel, ob
gen kann eines der Ziele von Kanafani
kahl oder be-tucht: you are all welcome!
verwirklicht werden, junge und/oder
(Bloß der Colt ist nicht gewollt...) Wenn
nicht-etablierte Kunstschaffende zu
wir uns das Recht nehmen zu feiern,
unterstützen. Ansonsten organisiert der setzen wir unsere Macht sinnlich ein.
Verein Filmvorführungen, AusstellunWir decken Eigen-Bedürfnisse und legen, Lesungen, Tanzveranstaltungen,
gen fremde Urteile ab, der Göttin des
Diskussionen u.v.m. Bei der Podiumsdis- Tanzes zu Füßen.
❚
me Feiern mindestens dreier Ethnien
vermittelt, ist, mit Leichtigkeit Brücken
der Verständigung zu schlagen. Sei es
verbal, beim gemeinsamen Essen oder
im tänzerischen Ausdruck.
Ursula Raberger
WG-Blues
Fo t o : M a r g a r e t e N e u n d l i n g e r
Es ist nicht immer leicht, sich mit fremden Menschen auf ein
Packl zu schmeißen. Deshalb hat auch Kim ihre Probleme, mit
den Macken ihrer Mitbewohnerin fertig zu werden. Denn diese findet nicht nur das Katzengras höchst unangenehm, sondern auch die Tatsache, dass Kim des öfteren Besuch von ihrer Freundin hat. „Aber dat hat die olle Schrapnelle ja gewusst, dat du nischt hetero bist. Det versteh isch jetzt nischt“,
brabbelte da etwa Vanessa, das ausgewanderte Nordlicht am
anderen Ende der Leitung. Kim war verzweifelt. Denn nicht
nur, dass Desiree – eine von den Eltern gesponserte Ewigstudentin im 17. Semester – ihre heiß geliebten Katzerln fast
beim Fenster rausgekippt hat, nein, auch die benötigte Entspannungsmusik Marke Indien wird wo es nur geht bekrittelt
und als „nicht en vouge“ empfunden. Kims Mitbewohnerin
ist nämlich aus besserem Hause. „Und warum wohnt die
dann in deener Bude? Die kann ich echt nich’ ab! Die muss
raus!“ – und da hatte Nessi ins Schwarze getroffen. Es musste
etwas geschehen und zwar schnell! Am nächsten Samstag
wurde Kims Wohnung vom persönlichen Rückzugsgebiet
zum Einzugsgebiet für ihre Freundinnen umfunktioniert. Desiree beobachtete die Ankunft der ersten Frauen mit sichtlichem Argwohn und flüsterte: „Sind das jetzt alles SOLCHE
Freundinnen? Ich mein… ich hab ja keinen Umgang mit DENEN… ich kenn nur dich.“ Kim konnte sich einen hysterischen
Aufschrei gerade noch verkneifen und funkelte böse in Miss
Guccis Richtung, die lächelte, als wäre das Gesagte das Normalste der Welt. „Wat? Ich glaub mein Schwein pfeift. Jetzt
hackt’s aber gewaltig!“ Nessi stand in der Tür. Ausweg versperrt. Das merkte auch Desiree, zwinkerte nervös und gab
an, in der elterlichen Villa warte das Abendessen. „SO nischt!
Du bleibst mal schön hier und wir glönen mal n’bißschn.“
Unverkennbar Nessi. Und ihr ist es auch zu verdanken, dass
Madame mit Monatsende kündigte, da sie von angeblich geplanten lesbischen Musikabenden erfuhr. Was lange währt,
wird endlich gut… und Ravi Shankar läuft wieder auf voller
Lautstärke!
juni 2003an.schläge 37
an.klang
American Life
20 Jahre Madonna: Erinnerungen an die „postmoderne
feministische Ikone“ von Vina Yun
Madonna: „American Life“
http://madonna.com
38 an.schlägejuni 2003
Ich war etwa zehn Jahre alt, als
ich „Like A Virgin“ in Händen
hielt. Meine erste MadonnaPlatte, oder genauer: Musikkassette, und eine meiner frühesten Erfahrungen mit Popmusik überhaupt. Eine Sängerin, die den Namen
der heiligen Jungfrau für sich beanspruchte und dabei auch noch Songzeilen wie „Like a Virgin – touched for the
very first time“ über die Lippen brachte
– das erschien mir damals in meinen
preteen Jahren, in den tiefsten 80ern,
als eine ziemliche Provokation. Gleichzeitig war ich bemüht, meine Faszination zu verbergen, insbesonders vor Erwachsenen.
Meine Vorstellungen waren noch
recht diffus, aber ich hatte so eine Ahnung, dass es hier nicht einfach nur um
romantische Gefühle ging. Für Sex hatte ich noch keine Begriffe. Aber es
brauchte auch gar keine erklärenden
Worte: In einem weißen Tüllkleid posierend, guckte Ms. Ciccone am Albumcover alles andere als naiv, unschuldig
oder gar dumm drein. Die Art und Weise, in der sie sich im Video zu „Material
Girl“ im engen rosa Abendkleid räkelte,
war eben nicht Marilyn-Monroe-like,
sondern offensiv und ein wenig arrogant. Ich fand das verwirrend und cool
zugleich. Sie gab nicht vor, deine beste
Freundin zu sein, dich zu verstehen und
dir die Welt da draußen zu erklären.
Stattdessen pflegte sie voller Selbstbewusstsein ihr „hedonistisches Ich“ und
forderte auf, es ihr gleich zu tun. „We
might be lovers if the rhythm’s right“,
sang Madonna in „Into the Groove“,
und es war beinahe eine ganze
Mädchengeneration, die im Takt mittanzte.
„Madonna is not a musician“, erklärte Annalee Newitz 1993 im links-intellektuellen US-Magazin „Bad Subjects“. „For what Madonna has given to
American culture, and culture throughout the world, is not a collection of
songs; rather it is a collection of images.“ Diese Images sind während der
letzten zwei Jahrzehnte mit ebenso viel
Sympathie wie Missbilligung verfolgt,
analysiert und kritisiert worden. Wer
sich auch nur ein wenig näher mit Kultur- und Medienwissenschaften, feministischer Theorie oder Queer Studies
beschäftigt, kommt am häufig als
„postmoderne feministische Ikone“ bezeichneten Popstar kaum vorbei –
Stichwort: Gender & Race, Sexualität,
MTV, Identität, Parodie, Maskerade,
„Subversion durch Affirmation“, Ambiguität, Performanz, Kodierung, Projektion, Simulation. Unter anderem nachzuschlagen bei Judith Butler (Zitat: „Ich
muss gestehen ein Madonna-Fan zu
sein“), bell hooks oder Jean Baudrillard
– nur um mal die bekanntesten TheoretikerInnen zu nennen, die sich dem
„Phänomen Madonna“ zugewandt haben.
Und wenn sich die Frage „Is Madonna a glamorized fuckdoll or the
queen of parodic critique?“ (Pamela
Robertson) schon nicht eindeutig beantworten lässt – ist denn Madonna
überhaupt eine Feministin? „Nein“,
grinst sie nach einigem Zögern in der
kürzlich ausgestrahlten MTV-Show und
fügt hinzu: „Ich bin eine Humanistin“.
Ein scheinbarer Widerspruch, der schon
beinahe „klassisch“ Madonna ist: „Das
Wichtigste an Madonna ist, dass sie die
Distanz zwischen ihren Inhalten und ihrer Person immer in den Mittelpunkt
gestellt hat, so sehr, dass die Nichtidentität zwischen Show und Wirklichkeit
wieder in gewissem Maße zu ihrem Inhalt wurde, dass dabei eine neue Identität herauskam. Nun allerdings nicht
mehr zwischen einem reaktionären Mythos und seinem Opfer, sondern zwischen einer erkämpften, neuen Position
und ihrer Autorin“ (Diedrich Diederichsen).
Doch wie immer sich Madonna
auch definiert oder selbst bezeichnet –
sie hat offenkundig das Selbstverständnis unzähliger Mädchen und Frauen
nachhaltig beeinflusst. Faktisch gibt es
seit den letzten zwei Jahrzehnten kaum
einen neuen weiblichen Popstar, der
sich nicht auf irgendeine Weise auf Madonna beziehen – oder sie imitieren –
würde. Christina Aguileras neuer Musikvideoclip „Fighter“ etwa erinnert
frappant an Madonnas Auftritt in „Frozen“. Aber die ist bekanntlich schon
wieder zwei Schritte weiter, und zwar
mitten im amerikanischen Leben.
❚
lese.zeichen
„Weil ich nichts habe...“
Die Tagebuchaufzeichnungen „einer Frau in Berlin“ sind mehr als
persönliche Geschichte. Sie dokumentieren schonungslos, wie es
ist, befreit zu werden. Von Christine Weiser
Berlin im Frühjahr 1945: Bomben, Hunger, Chaos. Die Stadt
liegt in Trümmern. Wasser,
Strom und Gas funktionieren
nicht mehr. Das öffentliche Leben ist längst zusammengebrochen. Der
Belagerungsring um die Stadt wird immer enger. Unter den EinwohnerInnen
grassiert die Angst vor der stündlich
vorrückenden Roten Armee. Von Aushungern und Schändung ist die Rede –
die letzte deutsche Propagandaleistung.
Eine junge Frau, Anfang dreißig,
ausgebombt, wie so viele, findet in einer
verlassenen Wohnung drei leere Schulhefte. Um sich vom Irrsinn des Kriegsalltags abzulenken, beginnt sie am 20.
April mit Tagebuchaufzeichnungen. Sie
füllt drei Hefte, die letzten Aufzeichnungen sind auf den 22. Juni 1945 datiert.
Dass die persönlichen Notitzen dieser Frau heute in Buchform vorliegen, ist
vielen Zufällen zu verdanken. Jahre nachdem sie niedergeschrieben wurden, gelangten die Hefte in die Hände des Schriftstellers Kurt W. Marek. Überzeugt von der
Echtheit und Authentizität des Manuskriptes, konnte Marek die Autorin bewegen, es 1954 bei einem New Yorker Verlag
erscheinen zu lassen. Die Verfasserin hat
einer Veröffentlichung nur unter der Bedingung zugestimmt, dass ihre Anonymität gewahrt bleibt. Nachdem das Buch in
mehreren europäischen Ländern bereits
als Übersetzung vorliegt, erschien es
nach dem Tod der Verfasserin nun auch
beim deutschen Eichborn Verlag.
Sie schreibt mit sachlicher Distanz
und einiger Lakonie über unvorstellbare
Not und absurde Kriegsroutine. „In die
Fleischschlange bei Hefter ist ein Volltreffer gefallen. Drei Tote, zehn Verletzte
– aber die Schlange steht schon wieder.
Die Witwe macht vor, wie die Umstehenden mit ihren Ärmeln Blutspritzer
von den Fleischkarten gewischt haben.“
Die Autorin berichtet von bunt zusammengewürfelten Hausgemeinschaften, die in den langen Nächten der Bombardements auf engstem Raum im Keller
Schutz suchen. Vor allem Frauen, Kinder,
greise und kranke Menschen sind es, die
da halb verhungert in den Kellern
hocken. Die Männer sind verschollen, gefallen, oder an der Front.„Immer wieder
bemerke ich in diesen Tagen, dass sich
mein Gefühl, das Gefühl aller Frauen den
Männern gegenüber ändert. Sie tun uns
leid, erscheinen kümmerlich und kraftlos.
Die männerbeherrschte, den starken
Mann verherrlichende Naziwelt wankt
und mit ihr der Mythos ,Mann‘.“
Als der erste russische Soldat den
Weg in den Keller findet, in dem sich
auch die Autorin versteckt hält, sind alle
starr vor Angst. Vorerst wollen die Soldaten nur Schnaps. Die folgenden Notizen
berichten mit erschreckender Nüchternheit von der Rache der Sieger, der größten Demütigung, die Männer Frauen antun können – Vergewaltigung. Dieses
Schicksal erleiden in den kommenden
Wochen tausende Frauen in Berlin. Auch
die Verfasserin wird mehrere Male ver-
gewaltigt. „Erstarrung. Nicht Ekel, bloß
Kälte. Das Rückgrat gefriert, eisige
Schwindel kreisen um den Hinterkopf.“
Sie hat den unbedingten Willen zu
überleben. Sie wird aktiv, sucht die Autorität des Offiziers Anatol, die sie vor
weiteren Vergewaltigungen schützt. So
muss sie nur ihm zu Diensten sein. Aus
den wenigen Einzelheiten, die man
über die Autorin erfährt, ergibt sich das
Bild einer klugen Kosmopolitin. Kühl
und nüchtern reflektiert sie:„Womit ich
die Frage aber noch nicht beantwortet
habe, ob ich mich nun als Dirne bezeichnen muss, da ich ja praktisch von
meinem Körper lebe und für seine Preisgabe Lebensmittel beziehe.“ Als das
Dritte Reich am 8. Mai kapituliert, ist
Berlin frei. Anatol wird versetzt und die
Versorgungslage verschlechtert sich
dramatisch. Ein neuer Leitwolf muss
her, der ihr die anderen vom Leib hält,
bis ihr die Zustände ein Überleben erlauben, das ihrem Stolz besser zusagt.
Das Buch erschüttert vor allem
durch die präzise Art, mit der unfassbare Grausamkeiten trocken dahingeschrieben sind. Keine Spur von Selbstmitleid oder Hass. So kann nur eine
schreiben, die ihr Inneres eingefroren
hat, erstarrt ist, um ihre Empfindungen
für eine bessere Zeit aufzuheben. Und
doch dringt aus jeder Zeile eine ungeheure Kraft und die Gier zu leben.
Ein ergreifendes Dokument der
Zeitgeschichte, das auch ein ungewöhnliches Prosatalent erkennen lässt.
❚
Eine Frau in Berlin
Tagebuchaufzeichnungen
vom 20. April bis zum 22. Juni 1945.
Anonyma.
Eichborn Verlag 2003, eur 20,50 (Ö)
juni 2003an.schläge 39
lese.zeichen
Mein erster Gedanke angesichts des Titels: nicht schon wieder dieses Klischee
von falschen und hinterlistigen Frauen.
Im Laufe der Lektüre relativiert sich dieser Eindruck. Die Autorin versucht keineswegs zu pathologisieren, sondern
erklärt, welche Gründe „brave Mädchen“ manchmal zu kleinen Monstern
werden lassen, die Altersgenossinnen
schikanieren.
Wenn Wutausbrüche von Mädchen
in der Familie, aber auch im weiteren
gesellschaftlichen Umfeld konstant
sanktioniert werden – ganz im Gegensatz zu Aggressionsverhalten von Buben, das als normal eingestuft wird –
dann verwundert es nicht, dass Mädchen einen subtileren Weg finden müssen, ihren Zorn zu kanalisieren. Hinter
der Fassade der netten Schulfreundin
steckt u.U. ein Mädchen, das ihre
„Freundin“ ignoriert, das Gerüchte in
die Welt setzt, das gehässige Blicke
wirft und damit dem Opfer das Leben
zur Hölle macht.
Im Anschluss an ausführliche Beschreibungen und Erzählungen von
Opfern und Täterinnen – weniger Ausführlichkeit hätte dem Buch meines
Erachtens gut getan – entwirft die Autorin Handlungsstrategien für Eltern
und LehrerInnen, um dem Mobbing
entgegenzuwirken. Rachel Simmons
beschreibt den alltäglichen Kampf
ums Dazugehören zur angesehenen
Clique, der Mädchen über Leichen gehen lässt. Die Erklärungen scheinen
zwar durchaus einleuchtend, trotzdem
entsteht ein Bild, als ob Mädchen
nichts anderes zu tun hätten, als sich
dem Kampf um die angesehenere Position hinzugeben. Echte Freundinnenschaft scheint nach diesen Beschreibungen nicht möglich zu sein. Zudem
beschränkt sich die Autorin weitgehend auf die weiße Mittelschicht in
Karin Eckert
Rachel Simmons: Meine beste Feindin
Wie Mädchen sich das Leben zur Hölle machen und warum
Frauen einander nicht vertrauen.
Kiepenheuer & Witsch 2003, eur 20,50 (Ö)
Helga Pankratz
Gitta Büchner: Nie wieder Rigoletto … und andere Schwüre
Über Durchschnitt
Erzählungen.
Ulrike Helmer Verlag 2002, eur 15,40 (Ö)
Seit sie für ihre Erzählung „Nichts
Weltbewegendes“ den „Poetry Now“Literaturwettbewerb für lesbische Autorinnen und schwule Autoren gewann, ist klar, dass Gitta Büchner für
viel mehr steht als „nur“ für die Mitherausgabe der Lesbenzeitschrift IHRSINN. Jetzt liegt ein ganzer Band ihrer
Kurzgeschichten vor, die allesamt
„nichts Weltbewegendes“ zum Inhalt
haben: überdurchschnittlich gut geschriebene Geschichten über das
Durchschnittliche. Büchners Heldinnen sind die in der Lesbenliteratur, wie
wir sie üblicherweise vorgesetzt bekommen, schlichtweg übersehene
ganz und gar gewöhnlichen Frauen –
schüchtern, leise, vom Leben nicht gerade verwöhnt. In ganz gewöhnlichen
Berufen tätig, von ganz gewöhnlichem
Äußerem, und sehr oft ganz gewöhnlich single.
Auch die Handlungen glänzen
durch die Abwesenheit von Extravaganz und Exotismus. Sie ranken sich
um alltägliche Bagatellen, die obendrein vor kleinen Missgeschicken strotzen: etwa ein Ladendiebstahl, in dem es
Frauenzimm
k
um zwei Schreibstifte geht; oder ein Fotoautomat, der die Bilder einer Fremden ausspuckt. Doch Büchner wendet
die Geschicke ihrer Protagonistinnen
meistenteils zum Guten und überrascht die Leserin mit manchmal skurrilen, manchmal offen bleibenden
Schlüssen. Der Sonnenstrahl, der sich
vergoldend durch die gesammelte Tristesse der geschilderten Realitäten
zieht, heißt Liebe und Frauenfreundschaft: die Liebe der Autorin zu ihren
Protagonistinnen und die weibliche Solidarität und Souveränität, zu der diese
in der Lage sind.
Johanna allein zuhaus
Tante Ada, die immer so schöne Geschichten erzählt, hat leider keine Zeit.
Und die Mutter muss schon wieder
Überstunden machen in der Firma. Johanna ist allein zuhaus mit ihrer Puppe und den Fantasiegestalten aus
sämtlichen Märchen, die sie so kennt:
Die „Königin der Macht“, die immer so
ernst und ehrgeizig ist, wohnt zwar
nicht in Johannas Wohnung. Aber sie
erfährt durch einen sprechenden Spiegel alles was dort geschieht. Und sie
hat es auf die zwei lustigen Königinnen abgesehen, die bei Johanna leben.
Deshalb schickt die böse Königin den
viel zu unordentlichen Rivalinnen zwei
goldene Kugeln ins Haus. Wenn sie
diese berühren, versteinern sie. Johanna fürchtet sich sehr vor der schrecklich eifersüchtigen Königin. Doch
schließlich fasst sie sich ein Herz und
k
k
k
k
den USA, die nur bedingt auf unsere
Breitengrade bzw. auf andere Bevölkerungsgruppen innerhalb der Vereinigten Staaten anwendbar ist. Fazit: interessante Einblicke bietet das Werk allemal, wenn auch die Würze in der Kürze
gelegen hätte.
k
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k
Wer ist die Beste?
1 0 7 0 W i e n , Z i e g l e r g a s s e 2 8 • Te l . 0 1 / 5 2 2 4 8 9 2 • Fa x 0 1 / 5 2 2 6 3 2 0 • f r a u e n z i m m e r @ a o n . a t • w w w. f r a u e n z i m m e r. a t
40 an.schlägejuni 2003
lese.zeichen
es gelingt ihr, die lustigen Königinnen
wieder lebendig zu machen. „Ein
wißchen erschröpft und sehr glückmich verfinden sie schließlich die
Welt“ wieder „neu bis zur applausenden Toberei“, bevor die Mutter aus der
Firma heimkommt. Die sehr sprachkreativ erzählte und farbenfroh illustrierte Geschichte spielt in der zutiefst realistischen Welt eines Mädchens im Vorschulalter, das eine alleinerziehende berufstätige Mutter hat.
Ein Buch, das nicht nur den Kleinen
beim Zuhören viel Freude bereitet, sondern ganz bestimmt auch den Müttern und Tanten beim Vorlesen. Der Titel zitiert übrigens Luise F. Puschs Text
„Über das Fraulenzen“.
zwischen Mutter und Tochter und
bringt gleichzeitig Entlastung, die
Schuldgefühle der Mutter müssen
nicht länger unterdrückt werden, ein
Geheimnis zumindest hat sich aufgelöst. Wenn Tanja Dückers Roman zu Beginn einige Längen aufweist, gewinnt
er zunehmend an Dichte und führt die
faszinierte Leserin hinter dieses Familienidyll, in dem die Protagonistin vereinnahmt zu werden droht. Dass das
nicht geschieht, ist ihrer Hartnäckigkeit, die sie auch als Wissenschafterin
auszeichnet, zu verdanken.
Liliane Studer
Tanja Dückers: Himmelskörper
Roman. Aufbau-Verlag 2003, eur 17,40 (Ö)
Helga Pankratz
Lilly Axster, Christine Aebi: Wenn ich groß bin,
will ich fraulenzen
Bilderbuch. Empirie Verlag 2003, eur 19,80 (Ö)
„Assalam“ heißt Friede
Das bunte und fröhliche Bild, das viele
alte und junge Hippies von Indien
zeichnen, lässt sich nach der Schilderung der teils mörderischen AuseinanDie Suche nach der Wahrheit
dersetzungen zwischen verschiedenen
Volksgruppen nicht aufrechterhalten.
Mutter und Tochter bleiben einander
Auch die Gefahr eines Atomkrieges zwifremd, Zwillingsschwester und Zwilschen Pakistan und Indien ist nicht gelingsbruder gehen auf Distanz und
kommen einander später wieder näher, bannt, die Wunden der Teilung noch
Vater und Tochter haben ein Geheimnis nicht verheilt. Konfrontationen beherrschen den Alltag.
– so könnte das Beziehungsgeflecht
Die langjährige Standard-Redakdieser Familie kurz umschrieben werteurin Brigitte Voykowitsch untersucht
den. Doch dahinter halten sich Geschichten versteckt, denen Freia auf die die Streitigkeiten und Kämpfe zwischen
Spur kommen will. Eigentlich ist sie als Hindus und MuslimInnen – in einer Art
Meteorologin auf der Suche nach einer und Weise, die auf hintergründiges Wisbesonderen Wolkenart, die durchschei- sen und umfassende Recherche schließen lassen. Vorkenntnisse sind seitens
nend ist, aber nicht durchsichtig, und
deren Bild ihr noch fehlt. Doch die Reise der Leserin vonnöten.
Voykowitsch ist auch durch ihre in
führt die junge Frau ins Innere eines
Familiengefüges, das zusammengehal- der Zeitschrift „Frauensolidarität“ erschienen Artikel bekannt. Legendär z.B.
ten wird von dem, was nicht ausgeihr Interview mit Phoolan Devi, Anfühsprochen werden darf.
rerin einer Bande und später AbgeordAls Freia selber ein Kind erwartet,
sieht sie sich als Teil eines größeren Fa- nete im indischen Parlament. Für alle,
miliengefüges und sie will wissen, was die in „Allah, Ram und Kricket“ die Frauen vermissen, sei Voykowitsches Reporfrüher war. Die alles überschattende
Frage bleibt, warum die Großeltern da- tagen-Buch „Göttinnen und Frauenrechte. Indiens Töchter“ empfohlen.
mals mit ihrer Tochter – also Freias
Mutter – Platz fanden auf dem Schiff,
Kerstin Kellermann
das – anders als die Gustloff – nicht
unterging, warum also sie überlebten. Brigitte Voykowitsch: Allah, Ram und Kricket
Dass die Großmutter die Wahrheit
Indisch-Pakistanische Konfrontationen.
ausspricht, verschärft die Spannungen Picus Verlag 2003, eur 14,90 (Ö)
neu.land
J a s m i n a J a n k o v i c’
Ein dialektisches Spiel
So kann ich nicht mehr (und nicht weniger, lacht sie lautlos);
du bringst alles durcheinander! Und warum ausgerechnet du,
was ist so besonders an dir? (Das frage ich mich auch, denkt
sie, mit einem unschuldigen Schimmer in den Augen). Du
machst mich so unsicher und das hasse ich! Schon im ersten
Moment hast du mich verwirrt, mit deiner Selbstsicherheit…
Weißt du, dass dir jemand, der labil ist, leicht verfallen könnte; du würdest ihn mit deiner Kälte blitzartig vernichten…
(Schon wieder eine Kluft zwischen seiner selbst gestalteten
Wirklichkeit und der Wahrheit – wenn es sie überhaupt gibt;
eine Illusion, die er für seinen Schutzmechanismus unbedingt
braucht… Shit! Muss ich wirklich alles zu Tode analysieren?
Nun gut, hör ihm weiter zu!) Ja, du hast mich durchschaut,
okay, du bist klug, du machst dir nichts aus Männern, du
spielst, solange es dir passt. Ich weiß, dass du mir mehr bedeutest als ich dir, und es ist auch besser so. (Sollte ich ihm widersprechen? Nein, lieber nicht, the show must go on!) Ich frage mich, warum ich deinetwegen gegen meine Regeln verstoße, und was mich am meisten nervt, wieso ich das gern
tue? Und wieso kann ich dir Sachen erzählen, die ich sonst
niemandem erzähle; weshalb habe ich sofort ein so großes
Vertrauen zu dir gehabt? (Ich vertraue dir ebenfalls; wir spielen bloß auf die Karte des Misstrauens. Ob er ihren Blick verstanden hat?) Ja, ich weiß, du amüsierst dich prächtig mit mir,
du genießt meine Unsicherheit, meine Zweifel, meine Ohnmacht. Du genießt den Gedanken, mich von dir abhängig zu
machen, du weißt bestimmt, dass ich immer wieder anrufe…
Nenn mich nie wieder Telefonanierer, sonst flippe ich aus!
(Bravo, Atem geholt und es geht weiter!) Aber warum erzähle
ich dir das bloß alles? Ich kenne dich kaum; du dringst einfach
in mein Leben ein, verursachst ein ganzes Chaos in meinen
Gedanken, verblüffst mich ständig, mal mit deiner Leidenschaft, mal mit deiner Kälte… Und dann merke ich plötzlich,
wie ich mich öffne, wie du mich öffnest… Nein, ich werde
mein Leben nicht ändern. Ich brauche meinen Rahmen, meine
sichere Welt. (Ja, so ist es, alles andere wäre einfach falsch).
Für dich ist ohnehin alles relativ, du brauchst ständig Abwechslung, Bewegung, Dialektik, wie du es nennst. Also, du
bist auch einverstanden. Es hätte keinen Sinn, diese Beziehung fortzusetzen; alle Konstellationen dieser Art enden
gleich. Ja, ich weiß schon, das Problem ist in meinem Kopf. So
jemand wie du ist mir noch nie passiert, du bist eine einzige
Attraktion für mich, die meinen Rahmen zu sprengen droht...
Ach, was soll der ganze Quatsch! Gehen wir endlich ins Bett?
(Keine Lust mehr, was? Wir beenden unser Spiel? Aber nur
vorübergehend, ich spiele es nämlich auch gern.)
juni 2003an.schläge 41
Fo t o s : N i k o H ö l b l i n g
ge.sehen
Verkörperte Suche
Mit „exposition corps“ bedient sich Saskia Hölbling einmal mehr ihres eigenen Körpers, um
Erfahrungen und Erinnerungen auszudrücken. Von Christine Weiser
Saskia Hölbling:„exposition corps“
Premiere: 4. Juni, 21.00
Weitere Vorstellungen: 5., 6., 11., 12.,
13. Juni, 21.00
Raum 1020 (ehem. Reithalle),
Blumauergasse 6, 1020 Wien
Karten: dietheater Künstlerhaus,
T. 01/587 05 04
42 an.schlägejuni 2003
„It’s very green in here“ bemerkt eine Frau in der Reihe vor
mir treffend. Das neue Solostück von Saskia Hölbling steht
auf dem Programm. Der Zuschauerraum ist gut gefüllt.
KennerInnen der internationalen
Tanzszene ist Saskia Hölbling keine Unbekannte. Die gebürtige Wienerin studierte zwei Jahre Biochemie, bevor sie
sich Anfang der Neunziger Jahre ganz
dem Tanzen verschrieb. Ausgebildet
wurde sie am Konservatorium in Wien
und von Anne Theresa de Keersmaeker
in Brüssel. 1995 gründete sie die Tanzcompany DANS.KIAS und tritt seitdem
erfolgreich in ganz Europa auf.
Die Performance beginnt mit einem akustischen Überfall. Schwer einordenbare Geräusche, ohrenbetäubend
laut, erschrecken und konzentrieren alle
Aufmerksamkeit auf die Bühne.
Für ihre neue Produktion „exposition corps“ hat Saskia Hölbling ein minimalistisches Bühnenbild arrangiert: ein
kleines, weißes Podest in der Mitte, die
gesamte Bühne in grünes Scheinwerferlicht getaucht. Sie betritt die Bühne,
nimmt nach und nach das kleine Podest
ein und erkundet tänzerisch die Möglichkeiten, die ihr Raum und Körper bieten. Nur ab und zu wird die Tanzperformance mit elektronischen Klangteppichen unterlegt. Dann entsteht für kurze
Zeit eine interessante Symbiose aus Bewegung und Klang. Die meiste Zeit jedoch kommt die Tänzerin ohne akustische Untermalung aus. In ihrer Choreografie integriert Saskia Hölbling ungewöhnliche Bewegungsabläufe ebenso
wie akrobatische Elemente. Es sind vorwiegend kleine Bewegungen und Gesten, die sich im Verlauf zu zusammenhängenden Sequenzen fügen. Entwicklungen werden sichtbar.
Das Repertoire und die Komposition unterschiedlicher kraftvoller und
graziler Bewegungen, die Saskia Hölbling ihrem Körper zu entlocken vermag,
vermitteln den Eindruck, als würde ihr
Körper vielmehr aus sich selbst heraus
sprechen, als einer Choreografie zu folgen. Das alles geschieht in einer angenehmen, unaufgeregten Art und Weise,
ohne großen Pathos.
Während die Künstlerin in zahlreichen DANS.KIAS Projekten versucht, eine Verbindung zwischen Gruppe und
Individuum durch Tanz herzustellen
und sichtbar zu machen, ist der Ausgangspunkt für die Entwicklung ihrer
Solostücke ein anderer. Die Person der
Tänzerin soll bewusst keine Rolle auf
der Bühne spielen, individuelle Identität
in den Hintergrund rücken.
„exposition corps“ sieht Saskia Hölbling als Weiterentwicklung ihres letzten Stücks „other feature“, für das sie
2002 den österreichischen Tanzproduktionspreis erhielt. Noch stärker als bisher fokusiert sie ganz den Körper, die
Substanz. Thematisch nimmt die Künstlerin mit „exposition corps“ Bezug auf
das geistige und physische Erinnerungsvermögen des Körpers, das Gedächtnis. Ihrer Ansicht nach bleiben alle
Erlebnisse und Erinnerungen bewahrt.
Der moderne Ausdruckstanz ist das
Mittel, mit dem sie sich auf die Suche
begibt. Gleichzeitig soll ihr Körper diese
Suche dokumentieren, Zustände und
Entwicklungen kommunizieren. Auffällig konsequent setzt sie ihr Vorhaben
um: weder das Gesicht noch andere sexuell konnotierte Körperteile spielen eine tragende Rolle in ihrer Performance.
Koproduziert wurde das Stück von
den „rencontres chorèographiques internationales de la Seine-Saint-Denis“
und dem dietheater Wien. Im Rahmen
dieser Zusammenarbeit wurde dem
Team um Saskia Hölbling ein Studio für
Proben in Paris zur Verfügung gestellt
und große Teile der Produktionskosten
übernommen. In Paris enstand auch die
Idee für die Bühnenbeleuchtung – jedoch eher zufällig, wie die Künstlerin
verriet.
„exposition corps“ ist ein interessanter und origineller Beitrag, der auch
Laien modernen Ausdruckstanz näher
bringen kann.
❚
an.künden
musik.tanz
10.6., 19.30, Wien
Guarneri Quartett.
Elisabeth Leonskaja Klavier
Wiener Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20,
T. 242002, e-mail: ticket@konzerthaus.at
15.6., 20.30, Wien
Universal Mother: Mischa Pilss singt
Sinead O´Connor
Stadtinitiative, 7., Kircheng. 41
16.6., 19.30, Wien
Ensemble Wien - Berlin.
Elisabeth Leonskaja Klavier
Wiener Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20,
T. 242002, e-mail: ticket@konzerthaus.at
27.6., 21.00, Wien
Tina Rauch: That´s real country
AERA, 1., Gonzagagasse 11, T. 533 53 14
29.6., 20.00, Wien
Schwanensee Remixed. Tanzstück von
Liz King und Catherine Guerin
Probebühne der VOP, 9., Severing./Ecke
Wilhelm-Exner-G., Reservierug unter
http://www.kuco.at
film
5.-12.6., Wien
identities 2003. Queer Film Festival
Infos unter http://www.identities.at
6.6., 20.00, Wien
Video Screening: culture2culture zeigt
die Preisträgerinnen des Trickfilmfestivals „Tricky Women 2003“.
Filmvorführung mit anschließender
Diskussion
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/Eingang
Prechtlgasse T. 402 87 54, eur 5,-
ab 13.6., Österreich
Struggle. A 2003, R. Ruth Mader.
Mit Aleksandra Justa u.a.
in den österr. Kinos
16.6., 19.00, Wien
ÖSTERREICHISCHE EXILBIBLIOTHEK,
Filmpremiere und Podiumsgespräch:
„Einmal gab es ein Land“ von
Claudia Heckl
Literaturhaus Wien, 7., Seideng. 13
11.-14.6., 20.00, Wien
weiter leben - eine Jugend
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04
12.-15.6., 20.30, Wien
Poly*est*er
WUK, 9. Währinger Str. 59, T. 40 121- 44
12.-18.6., Wien
Die TÜTÜ-Sisters im Reisefieber. Eine
Clowneske für Menschen ab 5 Jahren
WUK, 9. Währinger Str. 59, T. 40 121- 70
12.6.-4.7., Salzburg
Mio, mein Mio. Von Astrid Lindgren
Elisabethbühne, 5020, Plainstraße,
T. 0662/8085 85
13.+14.6., 20.00, Wien
Nessi Tausendschön: Königin von
Deutschland
Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,
T. 332 42 31
15.6., 11.00, Wien
Kinderkultur: Radha Anjali & Schülerinnen: „Sisya“ oder wie lernt man
klassischen indischen Tanz an der
Donau?
Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,
T.+Fax: 526 13 85, eur 7,-
18.6., 20.00, Wien
Andrea Händler: Paradies
Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,
T. 332 42 31
19.-28.6., 20.00, Wien
Der Besuch.
Performance von Claudia Mader
dietheater Konzerthaus, 3., Lothringerstr.20,
T. 587 05 04
22.6., 11.00, Wien
kinderkultur: Märchenbühne „Der
Apfelbaum“ spielt „Rotkäppchen“.
Puppenspiel ab 4 Jahren
Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,
T.+Fax: 526 13 85, eur 7,-
Theater Drachengasse, 1., Dracheng. 2,
T. 513 14 44, e-mail: theater@drachengasse.at
26.-28.6., 20.00, Wien
Dolores Schmidinger: Operation
Punschkrapferl
Vindobona, 20., Wallensteinplatz 6,
T. 332 42 31
Stadtteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8,
Info: office@doku.at
27.6., 20.00, Wien
Moderebellion am Seidengrund.
Performance von JungdesignerInnen
in den österr. Kinos
ab 20.6., Österreich
Riding in Cars with Boys / Unterwegs
mit Jungs.
USA 2001, R. Penny Marshall.
Mit Drew Barrymore u.a.
in den österr. Kinos
t h e a te r . ka b a r e t t
4.-7.6., 20.00, Wien
Ida und Andi. Eine Liebesgeschichte
nach Gertrude Stein
dietheater Konzerthaus, 3., Lothringerstr.20,
T. 587 05 04
4.-6.6., Innsbruck
Und kein Schuss bleibt auf dem
anderen. Nutte Nonne Lesbe - Drei
mal raten, zählen bis drei.
Von Barbara Hundegger
Im Grazer Zeughaus, weltweit das besterhaltene seiner Art, sind Rüstungen und
allerlei „männliches“ Kriegsgerät ausgestellt. Im Rahmen der kulturhaupstädtischen
Aktivitäten 2003 wird nun auch hier Frauengeschichte sichtbar gemacht. In der
Ausstellung „Rock und Rüstung“ stellen die Kuratorinnen Birgit Hutter und Esther
Geremus Frauenkleidung aus vier Epochen der männlichen Kriegsgeschichte gegenüber. Die eigens angefertigten Kleider sollen u.a. Kindheit, Braut, Schwangerschaft
und Alter als markante Lebensabschnitte vergegenwärtigen.
Bis 31. 8. 2003, Landeszeughaus, 8010 Graz, Herrengasse 16, T. 0316/8017 98 10,
http://www.graz03.at
24.-28.6., 20.00, Wien
Glückliche Tage - Oh les beaux jours
18.6., 19.00, Graz
frauenfilmabend
ab 20.6., Österreich
Chihiros Reise ins Zauberland.
J/USA 2002
Grazer Zeuginnen
7., Siebensternplatz
27., 28., 30.6., 14.00, Graz
Körperkult(ur): Weibesfülle und Widerwille. Straßentheater. Koproduktion
von WOMENT! und dem Frauengesundheitszentrum Graz
öffentlicher Raum am Eisernen Tor
27.6., 19.30, Graz
Gisela Höhne: Orpheus ohne Echo.
Gastspiel von Theater
RambaZamba/Berlin
Schauspielhaus Graz, 8010, Hofgasse 11,
T. 0316/8000
28.6.-5.7., Ottensheim
Elf Seelen für einen Ochsen.
Theaterprojekt von Tina Leisch
Diverse Schauplätze, Infos: Festival der
Regionen, T. 07234/85 2 85,
http://www.fdr.at
29.6., 11.00, Wien
kinderkultur: „Der Krautesel“.
Von und mit Cordula Nossek
s e m i n a r . w o rk s h o p
3.+4.6., Mödling
Word - Fortgeschrittene I
Kassandra - Verein zur Beratung,
Betreuung und Förderung von Mädchen
und Frauen, 2340, F. Skribany-Gasse 1,
T. 02236/41 0 85,
e-mail: kassandra@computerhaus.org,
eur 51,-
4.+25.6., 17.00, Graz
Lachklub
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98,
kostenlose Teilnahme
5.6., 17.00-19.00, Graz
Selbsthilfegruppe:
Angst- und Panikattacken
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98,
6.6., 18.00-21.00, Wien
Infoworkshop zum Frauenwohnprojekt Rosa
Gebietsbetreuung Karmeliterviertel,
2., Im Werd,
Infos e-mail: sabine.pollak@aon.at
12.6., ab 15.00, Wien
EU-Konferenz: Aids and Mobility.
Moderation Elisabeth Berber
24.-26.6., Wien
Leitbilder weiblicher Führung.
Mit Angelika Hall
Aids Hilfe, 6., Mariahilfer Gürtel 4,
T. 595 37 11 95,
Anm. unter e-mail: frauen@aids.at
Kardinal König Haus, 13., Lainzer Str. 138,
Anm. T. 804 75 93 649, e-mail: kursanmeldung@kardinal-koenig-haus.at, eur 590,-
13.-14.6., Wien
Anleitung zum Selbstcoaching.
Mit Andrea Scheutz
25.-26.6., Wien
Als Frau überzeugen.
Mit Andrea Scheutz
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. + Fax: 01-89 58 440,
e-mail: office@frauensache.at, eur 240,-
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. + Fax: 01-89 58 440,
e-mail: office@frauensache.at, eur 240,-
13.-15.6., Neunkirchen
Umbruch - Aufbruch - Neubeginn.
Wochenende für Frauen in Trennungssituationen. Mit Gabriele Denk
26.6., 16.00, Graz
Erzählcafe (in Kooperation mit
SeniorInnenreferat Graz)
Freiraum Frauenberatungsstelle, 2620,
Wiener Straße 4/9, T. 02635/61 38 22,
e-mail: freiraumfrauen@utanet.at,
UKB: eur 20,- bis 40,-
13.+14.6., Graz
Mein Computer von innen.
Mit Brigitte Hinteregger
Stadtteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8,
Info: office@doku.at
Stadtteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8,
Info: office@doku.at
v o r t r a g . d i s ku s s i o n e n
3.6., 19.00, Wien
Ingrid Wagner: Ursachen und Auswirkungen von Sterilität bei afrikanischen
Frauen südlich der Sahara am Beispiel
Senegal
13.-15.6., Bregenz
Selbstmanagement. Zeit für Veränderung - Mut zum Handeln. Mit Sigrid Titze
Frauensolidarität, 9., Berggasse 7/ 1. Stock,
T. 317 40 20-0,
http://www.frauensolidaritaet.org
Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 22-24,
Stiege 1/1, T. 789 45 45
Akademie für Sozialarbeit, 6900,
Kapuzinerg.1, Anm.: Frauengetriebe,
T. 05574/45 5 38, Fax: 055 74/ 455 399,
e-mail: frauengetriebe@aon.at, eur 180,-
4.6., 19.00, Graz
Mammographie: Information und
Diskussion für eine informierte
Entscheidung. Mit Sylvia Groth
10.6., 11.00-17.00, Wien
Mach Dich schlau mit EDVau (Berufsorientierung konkret für Mädchen)
ORF Kulturhaus Innsbruck, 5020, Infos:
http:tirol.orf.at/tirol, Karten T. 0512/566 533
Theater am Spittelberg, 7., Spittelbergg. 10,
T.+Fax: 526 13 85, eur 7,-
11.+12.6., Mödling
Excel - Grundlagen
16.+17., 25.+26.6., Mödling
Word - Fortgeschrittene II
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98
10.-26.6., Wien
Shopworks - beim Greißler. Theatralische Erfahrung für Kinder ab 7 Jahren
31.5.-6.6., Wien
MultiKids Festival 2003
Kassandra - Verein zur Beratung,
Betreuung und Förderung von Mädchen
und Frauen, 2340, F. Skribany-Gasse 1,
T. 02236/41 0 85, e-mail: kassandra@computerhaus.org, eur 51,-
Kassandra - Verein zur Beratung,
Betreuung und Förderung von Mädchen
und Frauen, 2340, F. Skribany-Gasse 1,
T. 02236/41 0 85, e-mail: kassandra@computerhaus.org, eur 51,-
5.6., 18.00, Graz
Elfriede Hammerl: Alte Weiber zwischen Hormontherapie und
fehlender Alterssicherung
Greißlerei, 9., Hahngasse 16,
http://www.festwochen.at
dietheater Künstlerhaus, 1., Karlsplatz 5,
T. 587 05 04, genaues Programm
http://www.dietheater.at
Alte Technik, 8020, Rechbauerstrasse 12
juni 2003an.schläge 43
an.künden
5.6., 19.00, Graz
Lesbische Rollenklischees, Filmabend/4: Lesben in „anderen Kulturen“ Referentin: Eva Kuntschner,
Anschließend kleiner Umtrunk
Grüne Akademie, Paulustorgasse 3/1, Graz,
Info: T. 0316/872 4660
6.-7.6., Wien
Krieg und Frieden: Welche Rolle für
die Frauen im internationalen
Konfliktmanagement?
Konzeption Henriette Riegler
Österreichisches Institut für
Internationale Politik, 4, Operngasse 20 B,
T. 581 11 06
11.6., 21.00, Wien
Ruth Klüger: Impulsreferat zum Stück
„weiter leben - eine Jugend“
dietheater Konzerthaus, 3., Lothringerstr. 20,
T. 587 05 04
14.6., 16.00, Wien
DenkMal Parcours Nr. 3: Jasmila
Zbanic (BIH): Kaffeekränzchen und
Selskowitsch
19., Seleskowitschgasse, Infos: Tanzquartier,
T. 581 39 91, e-mail: tanzquartier@tqw.at
14.6., 19.00, Wien
DenkMal Parcours Nr. 3: Heidemaria
Uhl (A): Topografien des Erinnerns
Fürstenhof, Infos: Tanzquartier, T. 581 39 91,
e-mail: tanzquartier@tqw.at
17.6., 19.00, Wien
Evelyn Puchegger-Ebner : Gott ist
hungrig: Zur Stellung der Frau bei den
Tarahumara, Mexiko
Frauensolidarität, 9., Berggasse 7/ 1. Stock,
T. 317 40 20-0,
http://www.frauensolidaritaet.org
24.6., 19.00, Wien
Monika Höglinger: Verschleierte Lebenswelten: Zur Bedeutung des Kopftuchs für muslimische Frauen
Frauensolidarität, 9., Berggasse 7/ 1. Stock,
T. 317 40 20-0,
http://www.frauensolidaritaet.org
a u s s te l l u n g e n
Dauerausstellung, Wien
Eugenie Schwarzwald und ihr Kreis
VHS Hietzing, 13., Hofwiesengasse 48,
Mo-Fr 8.30-19.30
bis 7.6., Wien
Drinnen ist´s anders
Kunsthalle Exnergasse, WUK, 9.
Währinger Str. 59, T. 40 121- 70
bis 9.6., Wien
exit_03: filterlos. Abschlussausstellung der wiener kunst schule
KOMFORT-GIGANT ZENTRUM, 7.,
Neustiftgasse 73-75
bis 26.6., Wolkersdorf
>WEST goes EAST< Abschlussausstellung Kulturaustausch Österreich/
Ukraine
Schloss Wolkersdorf, 2120, Schlossplatz 2,
T. 02245/54 55
bis 6.6., Linz
Framing. Videoarbeiten zum Thema
Sexismus und Gewalt
JKU: Ausstellungsraum Keplergebäude
Halle A, 4040, Altenbergerstr. 69,
Infos T. 0732/24 68 92 03,
http://www.frauen.jku.at/gender/inhalt.htm
bis 31.8., Graz
Rock und Rüstung. Frauenleben im
Zeughaus
Zeughaus, 8010, Herrengasse 16,
T. 0316/8017 98 10
bis 31.12., Graz
„PLAKATIV!“. Eine virtuelle
Ausstellung www.doku.at/plakativ
Stadtteilcafé Palaver, 8020, Griesgasse 8,
Info: office@doku.at
44 an.schlägejuni 2003
3.-10.6., Wien
Ines Nikolavcic (1965-2002):
Unverblümt und direkt
f i x te r m i n
Frauenlaufgruppe Hollabrunn.
Mit Sylvia Möstl
Offene Gruppe für Alleinerzieherinnen
und Frauen in Trennungssituationen
Kontaktstelle für Alleinerziehende, 1.,
Stephansplatz 6/V/30, jeden 1.+3.
MIttwoch im Monat 18.00-20.00,
UKB: eur 1,50, Anm.: Frauen beraten
Frauen, T. 587 67 50
WUK, 9. Währinger Str. 59, T. 40 121- 70
Montag
Treffpunkt: Parkplatz des ATSV,
2020 Hollabrunn. Jeden Di 9.00 Uhr
4.-26.6., Wien
Gelsomina. Bilder von Renée Kellner
Encounter-Gruppe für Lesben und
Frauen, die sich da noch nicht so
sicher sind
Frauencafé der Frauengruppe
ABRAXA
Literaturhaus Wien, 7., Seideng. 13
8.5.-7.6., Wien
Drinnen Ist’s anders, 7.5., 19.00:
Eröffnung mit Filmvorführung mit
Babette Mangold (USA), 16.5, 19.00: Lea
Jaecklin (CH) und Fenja Abraham (CH)
WUK, 9., Währinger Str. 59, T. 40 121- 44
12.6.-31.8., Wien
Bernhards Österreich, Hunderwassers
Paradiese. Photographien von Erika
Schmied
KunstHausWien, 3., Untere Weissgerberstr. 13,
T. 712 04 95
13.5.-11.6., 19.00, Wien
Chloe Potter u.a.
Fotogalerie Wien, 9., Währinger Str. 59,
T. 408 54 62
23.5.-21.9., Wien
Attack! Kunst und Krieg in den Zeiten
der Medien
Kunsthalle Wien, 7., Museumspl. 1, T. 521 89/33
26.6.-26.7., Wien
Bad Press
Institut Frauensache, 15., Reindorfg. 29/7,
T. 89 58 440. Jeden 2. u. 4. Mo 19.30 Uhr;
eur 21,-/Abend
Internet-Cafe für Frauen und
Mädchen. Auch Anfängerinnen.
Kinderbetreuung
Zeit!Raum, 15., Braunhirscheng. 33-37,
T 895 72 67. Jeden Mo 15-18.00 Uhr
Morgengruppe „Carpe diem“. Körpertherapeutisch orientierte Jahresgruppe. Mit Renate Frotzler-Dittrich
Anm.: Frauen beraten Frauen, 6.,
Lehárgasse 9/2/17, T. 587 67 50.
Jeden Mo 9-10.30 Uhr; eur 11,-.
Einstieg jederzeit möglich!
Zwischen den Welten. Erfahrungsaustausch für lesbische (Co-)Mütter
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 1. Mo, 19.30,
eur 3,6/Abend
Elterngruppe. Für Eltern homosexueller Töchter und Söhne
Kunsthalle Exnergasse, WUK, 9.
Währinger Str. 59, T. 40 121- 70
HOSI Linz, 4020, Schubertstraße 36,
T. 0732/60 98 98/1.
Jeden 2. Mo 20-22.00 Uhr
27.6.-5.7., Ottensheim
Andrea Maria Krenn: Revolverserie
Frauen-Lokal-Abend der HOSI-Lesben
Linz
Diverse Schauplätze, Infos: Festival der Regionen, T. 07234/85 2 85, http://www.fdr.at
lesung
10.6., 19.00, Wien
Österreichische Exilbibliothek. Lesung
und Autorinnengespräch mit Ruth
Klüger und Lore Segal
Literaturhaus Wien, 7., Seideng. 13
14.6., 19.30, Wien
Das kommt mir Spanisch vor. Karin
Eckert, Petra Öllinger u.a. lesen Texte
von Cervantes, Garcia Marquez u.a.
Cafe Ephata, 6., Garbergasse 14
17.6., 19.00, Wien
Elfriede Haslehner: LEBENS-ORTE
Literaturhaus Wien, 7., Seideng. 13
24.6., 19.00, Wien
Dorothea Macheiner, Dine Petrik,
Hilde Schmölzer
Literaturhaus Wien, 7., Seideng. 13
a k t i v i t ä te n
5.6., 19.00-21.00, Graz
Dick und Fit - Sport, Spiel und Körperspaß. Hier geht es nicht ums Abnehmen. Mit Karin Weingartmann
Turnhalle Eiteichschule, 8010, Eiteichg.14,
Anm. Frauengesundheitszentrum
T. 0316/83 799 98, eur 48,- für 8 Abende
14.6., 9.00-18.00, NÖ
Matterhörndl - Hecken und Hexen
Info und Anm. Monika 03355/2092
oder 0676/9730349,
e - mail: spurensuche@austromail.at,
http://www.spurensuche.de.sr
14.6., 15.00-16.30, Graz
Frauenstadtspaziergang:Thema Bildung
Treffpunkt Stadtmuseum Innenhof, 8010,
Sackstraße 18, Infos T. 0664/56 10 474
s e l b s t v e r te i d i g u n g
13.-15.6., Wien
Angstfrei leben: Selbstbehauptung Selbstbewusstsein - Selbstverteidigung
CS Pflege- und Sozialzentrum Rennweg, 3.,
Oberzellergasse 1,
Infos und Anm. bis 3.6.: Ninlil T. 714 39 39
4060 Wels, Spitalhof 3, T. 07242/55 6 40,
abraxa@goplay.com.
Jeden Di 14-18.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für von sexualisierter Gewalt betroffene Frauen
AFZ, 4020 Linz, Humboldstr. 43.
T. 0732/60 22 00/60.
Jeden 2. und 4. Di. 17.30-18.30 Uhr
Yoga für Frauen
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,
T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at,
Di 17.45-19.00 Uhr (Beginn am 15.10.)
feminist ATTAC Stammtisch
Stadtteilcafé Palaver, 8020 Graz, Griesg. 8,
Info: office@doku.at, jeden letzten Di
Raus aus der Schuldfalle. Gesprächsgruppe für Mütter von Kindern mit
Essstörungen.
Mit Christine Saiko-Jogan
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010
Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98.
Jeden 1. Di 16.15-17.30 Uhr
Selbsthilfegruppe: „Wenn Frauen zu
sehr lieben“
Frauencafe im Dadlerpark
Dadlerpark, 15., Infos: Zeit!Raum
Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,
http://www.zeitraum.co.at, bis 31.10.
Schreibwerkstatt für Frauen.
Mit Fini Zirkovich
Literaturhaus Mattersburg, 7210,
Wulkalände 2. Jeden Mi 19.00 Uhr.
Anm.: T. 02626/677 10
Selbsthilfegruppe für Frauen nach
einer Scheidung/Trennung
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200, Mi 18-19.00 Uhr
Frauenselbsthilfe nach Krebs
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48. Info: Elisabeth Holzer,
T. 0316/32 34 33. Jeden 2. Mi 16-17.30 Uhr
Donnerstag
Comgirls. Kostenlos chatten, mailen
und surfen für Mädchen
Sprungbrett, 15., Pilgerimg. 22-24/Stg. 1/
Top 1, T. 789 45 45/14.
Jeden Do 16-19.00 Uhr
Feministische Schreibwerkstatt
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,
T. 0316/71 60 22. Jeden Di 19.30-21.00 Uhr
Frauencafé, 8., Lange Gasse 11.
Jeden 2. Do 19.30-21.00 Uhr
Coffee Corner, 4020, Bethlehemstraße 30.
Jeden Mo ab 18.00 Uhr
Telefonische Verhütungsberatung kompetent, anonym, kostenlos
Kostenloser Deutschkurs für Migrantinnen. Mit Irmtrud Pohl
Frauencafé
Frauengesundheitszentrum Graz,
T. 0664/99 27 44. Jeden Di 17-19.00 Uhr.
Infos auch unter
http://www.fgz.co.at/links.htm
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Do 10.30 Uhr
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200.
Jeden Mo 18-22.00 Uhr
Politisches Café
AFZ, 4020, Humboldtstr. 43, T. 0732/602 200.
Jeden 1. Mo ab 19.00 Uhr
Mittwoch
Come in. Offene Gruppe für Lesben
Muttertag. Kostenlose Kinderbetreuung
Anm: ega, 6., Windmühlgasse 26,
T. 589 80/0. Jeden Do 14-19.00 Uhr
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
Selbsthilfegruppe: Brustkrebs aktiv
begegnen
Lila Tip, 6., Linke Wienzeile 102, T. 586 81 50.
Jeden 2. Mi ab 20.00 Uhr
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98.
Jeden 2. Mo 18-20.00 Uhr
Dein Körper, deine Verbündete.
Gruppe für Frauen, „einfach zum
Wohlfühlen“. Mit Andrea Scheutz
Selbsthilfegruppe für Frauen zum
Thema: Verlust eines Kindes
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 19.00 Uhr,
eur 21,-/Abend
Amerlinghaus, 7., Stiftgasse 8. Jeden Do
19.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
FrauenART - offenes Atelier für
Frauen. Lustvolles Experimentieren
steht im Vordergrund, keine künstl.
Vorkenntnisse nötig
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Do 18.30; eur 7,3/Abend
Frauenservice, 8020 Graz, Idlhofgasse 20,
T. 0316/71 60 22.
Jeden 1. Mo 19.30-21.00 Uhr
Beweglich bis ins hohe Alter
Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98,
eur 38,- für 10 Einheiten,
jeden Mo und Fr 9.15-10.30
Jeden 1. Mi.abend. Info & Anm.: Anna Rakos,
T. 478 63 88, eur 15,- pro Abend
Frauencafé
Gesprächsgruppe für Frauen mit
sexuellen Gewalterfahrungen
FLZ, 6020 Innsbruck, Liebeneggstr. 15.
Jeden Mo, Mi u. Fr 20-24.00,
T. 0512/58 08 39
Anm.: Notruf für vergewaltigte Frauen
und Mädchen, T. 523 222.
Jeden Mi 18.00 Uhr
Dienstag
HOSI Lesbengruppe
Hotline für gynäkologische Fragen.
Mit Christine Lang
F.E.M., T. 01/601 91/52 03.
Jeden Di 14-15.00 Uhr
Team for girls: Gruppe für weibliche
Lehrlinge
Anm.: Sprungbrett, 15., Pilgerimgasse 2224/Stg. 1/Top 1, T. 789 45 45.
Jeden Di 18-21.00 Uhr
Therapeutische Gruppe für Frauen
mit Missbrauchs- und Gewalterfahrungen. Mit Bettina Reinisch
Anm.: Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden Di 18.30-20.00 Uhr;
eur 21,-/Abend
Geheimer Garten für Mädchen und
Frauen
Reichsapfelgasse, 15., Infos: Zeit!Raum
Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,
http://www.zeitraum.co.at,
Di und Fr, 16.00-19.00, bis 31.10
Novaragasse 40, 2., T. 216 66 04.
Jeden Mi ab 19.00 Uhr
Open House - Für Frauen, die Kontakt
zu anderen Frauen suchen
Frauenberatung, 1., Seitenstetteng. 5/7,
T. 587 67 50. Jeden Mi 18-20.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Frauen mit
Brustkrebs
Wiener Krebshilfe, 18., Theresiengasse 46/
Ecke Kreuzgasse, Info-T. 408 70 40.
Mo-Mi 9.00-14.00, Di, Do 14-19.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Frauen mit
Angststörungen
Institut Frauensache, 15., Reindorfgasse 29,
T. 89 58 440. Jeden 2. Mi 18.30; eur 3,6/Abend
Venus im Bade: Sauna, Whirlpool,
Schwimmbecken und Tepedarium.
Exklusiv für Frauen
Badehaus Sargfabrik, 14., Goldschlagstr. 169.
Jeden 3. Mi 20-01.00, eur 11,-, Anm.:
T. 988 98 120 oder badehaus@sargfabrik.at
1., Seitenstettengasse 5/1. Stock/Tür 4.
Jeden Do 12.30 Uhr. Info: T. 0676/78 79 144
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
Selbsthilfegruppe für Frauen mit Essstörungen. Mit Olivia Wollinger
sistaDance-Toptraining
4., Rienößlgasse 4. Jeden Do
Widerstandslesung. Künstlerische
Beiträge (lesen, spielen, singen,
feuerschlucken etc.) willkommen:
http://www.awadalla.at/el/
kalender.at
Botschaft der besorgten BürgerInnen, 1.,
Ballhausplatz 1a. Jeden Do 17-19.00 Uhr
Treffpunkt Internetcafe. surfen mailen - chatten und dazwischen
plaudern. Mit Sylvia Körbler
Frauenberatung, 3910 Zwettl,
Galgenbergstraße 2. Jeden 1. u. 3. Do
16-19.00, T. 02822/522 71-0
Bridge
Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0,
Fax DW 5, UKB eur 4,-, jeden Do 15.00-18.00
Ungehalten - gehalten. Schwimmkurs
für Frauen.
Mit Theresia Blatnek-Wondraczek
Anm. Frauenberatung Zwettl, 3910,
Galgenbergstr. 2, T. 2822/522 71-0,
Fax DW 5, jeden Do 19.00-20.00
Die Tür - Frauencafe
7000 Eisenstadt, J. Joachimstr. 11/2,
02682/66 124; 7210 Mattersburg,
Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670.
Jeden Do 10-12.00 Uhr
an.künden
Regenbogen Stammtisch
Frauendisco
Gasthaus Zur Brücke, 4840 Vöcklabruck,
Vorstadt 18, T. 0699/11 34 12 14,
ooe@hosilinz.at, ab 20.00
Feel Free, 8020 Graz, Rapoldgasse 24.
Jeden letzten Fr 19-2.00 Uhr
Selbsthilfegruppe für Angehörige von
Frauen, die von sexualisierter Gewalt
betroffen sind
AFZ, 4020 Linz, Humboldtstr. 43,
T. 0732/602 200, Do 15-16.00 Uhr
Gynäkologische Ordination und „zweite“ Meinung. Mit Marianne Stögerer
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98.
Jeden Do 14-16.30
Freitag
Beweglich bis ins hohe Alter
Frauengesundheitszentrum, 8010, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98, eur 38,- für
10 Einheiten, jeden Mo und Fr 9.15-10.30
Geheimer Garten für Mädchen und
Frauen
Reichsapfelgasse, 15., Infos: Zeit!Raum
Stadtteilprojekt, T. 895 72 67,
http://www.zeitraum.co.at,
Di und Fr, 16.00-19.00, bis 31.10
Intenet-Café von Frauen für Frauen
abz wien.cybercenter, 6., Gumpendorfer
Straße 83, T. 595 21 55. Jeden Fr 13-19.00 Uhr,
jeder letzte Fr speziell für Mädchen!
Offenes Treffen feministischer
Migrantinnen
Cafe Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden ersten Freitag im Monat
Resis.danse-Tanzabend
HOSI, 2., Novaragasse 40.
Jeden Fr 21.00 Uhr
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
22., Rennbahnweg 27. Jeden Fr 19.00 Uhr.
Info: T. 0676/78 79 144
Therapeutisches Malen.
Mit Karin Herber
Anm.: Frauen beraten Frauen, 1.,
Seitenstettengasse 5/7, T. 587 67 50.
Jeden Fr 18-20.00 Uhr; eur 18,-/Abend.,
Vorgespräch erforderlich!
Treffen feministischer Migrantinnen
Cafe Längenfeld, 12., Längenfeldg. 8,
jeden ersten Freitag im Monat
Treffpunkt für junge Lesben bis 25
HOSI Linz, 4020, Schubertstr. 36,
T. 0732/60 98 98.
Jeden 2. u. 4. Fr ab 20.00 Uhr
Samstag
Club Anderwelt
6., Theobaldgasse 10.
Jeden 2. Sa ab 22.00 Uhr
Sonntag
Frauenbadefreuden
Badehaus Sargfabrik, 14.,
Goldschlagstraße 169.
Jeden 3. So 16.00-20.00,
eur 12,50 (Bad + Kosmetik),
Anm.: T. 988 98 214 oder
sonja.c@gmx.at
Frauenbadefreuden. Mit Schönheitsmitteln „á la Sonja“ und Spezialistinnen für Hand, Fuß, Düfte und
Massage
Anm.: Sargfabrik, 14., Goldschlagstraße 169,
T. 988 98 214. Jeden 3. So 16-20.00 Uhr
Selbsthilfegruppe Anonyme
Ess-Süchtige
13., St. Veitgasse 25. Jeden So 19.30 Uhr.
Info: T. 0676/78 79 144
Weiber-Frühstück: Videos, Diskussion,
Provokation, feministische Literatur,
veganes Buffet
E.K.H., 10., Jeden 1. So
Sonntagsfrühstück. Für Lesben und
interessierte Frauen
Frauengetriebe, 6900 Bregenz,
Schillerstr. 2 T. 05574/ 45 538,
frauengetriebe@aon.at.
Jeden 1. So ab 11.00 Uhr
nach Vereinbarung
Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen in der
Kindheit
Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7. Info: T. 0676/717 29 67,
e-mail: arbeitsgruppe @gmx.at
Arbeitsgruppe für Frauen mit sexuellen Missbrauchserfahrungen in der
Kindheit
Oberösterreichische Feindschaften
Das diesjährige Festival der Regionen in Oberösterreich steht unter dem Motto
„Die Kunst der Feindschaft“. Zahlreiche und vielfältige Projekte setzen sich mit
Feindschaften und Annäherungen in Vergangenheit und Gegenwart auseinander.
Von Globalisierung bis zu häuslicher Gewalt und noch viel weiter reicht die Palette.
Besonders empfohlen sei hier die Produktion von Tina Leisch „Elf Seelen für einen
Ochsen“, die sich mit NS-Verbrechen im slowenischsprachigen Kärnten beschäftigt
und am 28.6. in der HTBLA Vöcklabruck Premiere hat. Alle weiteren Termine unter
http://www.fdr.at.
Von 27.6. bis 5.7.2003 in verschiedenen Locations in ganz Oberösterreich. Infos: Festival der Regionen,
4100 Ottensheim, Marktplatz 12, T. 07234/85 2 85, e-mail: office@fdr.at
Einzelberatung für Frauen in
Krisensituationen
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; Erstgespräch kostenlos!
Tel. Beratung jeweils Di 10-12.00 u. Do 1416.00 unter T. 476 15/57 75 sowie per
e-mail: fem@aon.at
Einzelberatung für Raucherinnen.
Mit Doris Gartner
Medizinische Sprechstunde für
Mädchen und Frauen mit
Essstörungen
Beratung, Gruppen, Kurse, Vorträge
für Frauen. Auch muttersprachliche
Beratung
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Wendepunkt, 2700 Wr. Neustadt,
Raugasse 16, T. 02622/825 96.
Mo, Do, Fr 9-12.00, Di 17-20.00 Uhr
Schwanger - was nun?
Beratungshotline
F.E.M., T. 476 15/57 71
Frauenberatung
Verein Frauen für Frauen Burgenland,
7400 Oberwart, Spitalg. 5, T. 03352/338 55;
7540 Güssing, Hauptstr. 26, T. 03322/430 01
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 7,-
Sexualberatung.
Mit Renate Türk-Lindmaier
Verein Frauen beraten Frauen, 1., Seitenstettengasse 5/7. Info: T. 0676/717 29 67
Fortbildung für psychosoziale Berufsgruppen. Mit Renate Gänszle
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 10,-
Psychologische , juristische und
arbeitsmarktpolitische Beratung
sowie Sozialberatung für Frauen
Beratung, Kurse, Information für
geistig oder mehrfach behinderte
Frauen und ihre Angehörigen
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Theaterworkshop „Liebe, Sex & Co.“
Mit Martina Nöster
Help - schnelle Hilfe für junge Leute
bei Fragen zu Partnerschaft, Liebe
und Sexualität
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 72
Die Tür - Frauenservicestelle, 7210 Mattersburg, Brunnenpl. 3/2, T. 02626/62 670; 7000
Eisenstadt, Joachimstr. 11/2, 02682/66 124
Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1, T. 714 39 39
Welser Frauen-Stammtisch –
gemütlicher Frauentreffpunkt
Coaching und Supervision für berufstätige Frauen.
Mit Susanne Schmölzer
Schubert-Stüberl, 4600 Wels,
Schubertstr. 13. Jeden 4. Fr ab 20.00 Uhr
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71
Frauencafé der Rosa-Lila-Pantherinnen - der Abend für Lesben und
Freundinnen
Einzelberatung für Angehörige von
Mädchen und Frauen mit Essstörungen. Mit Susanne Schmölzer
Feel Free, 8010 Graz, Rapoldgasse 24.
T. 0316/32 80 80. Jeden Mo 19-22.30 Uhr
Anm.: F.E.M., 18., Bastiengasse 36-38,
T. 476 15/57 71; eur 7,-
F.E.M., T. 476 15/57 72
Women first: Selbstbestimmung für
behinderte Frauen
Beratung im Schwangerschaftskonflikt, bei Verhütungsfragen und
Essstörungen
Info: Verein Ninlil, 3., Hetzgasse 42/1,
T. 714 39 39
ISIS, 5020 Salzburg,Willibald Hauthalerstr. 12,
T. 0662/44 22 55, http://www.frauengesundheitszentrum-isis.at
Mediation: professionelle Konfliktregelung bei Konflikten im Privatoder Berufsleben
Your line. Für Mädchen, die gerade
eine Lehre machen und darüber
reden wollen
Ganzheitliche Beratung zu Wechseljahren, Brustveränderungen,
Myomen, u.a.m.
Anm.: die.mediatorinnen. gabriele.schweiger@mediatorinnen.at, T. 0699/19 46 62 22
Sprungbrett, T. 789 45 45/12.
Jeden Mo/Di/Mi 12-16.00 Uhr
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanng. 48, T. 0316/83 79 98, kostenlos
Mädchenworkshop: Besuch bei der
Frauenärztin. Mit Gabriele Knappitsch
Anm.: F.E.M., 18., Bastieng. 36-38,T. 476 15/57 71
Lika 5/03
juni 2003an.schläge 45
an.künden
Fr 18.00-19.00
Abwechselnd: Dyketime - Radiomagazin für Lesben/frauenforum
RadioHelsinki, 92,6 MHz (Graz)
aus.blick
tanz.fest
6., 13., 20., 27.6., 21.00, Wien
Resis.danse Frauen-Tanzabend
(women only)
HOSI-Zentrum, 2., Novarag. 40, T. 216 66 04
7.6., ab 21.00, Wien
Frauenfest der WEN DO Frauen
an.schläge
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/Eingang
Prechtlgasse T. 402 87 54, eur 5,-
im juli/august
13.+27.6, ab 22.00, Wien
Hot Stuff: Funky House 6 Dancefloor,
60s-80s music. DJs ginchilla,
aroma.m, guests
U 96, 9., Nußdorferstr. 69, neben Auge
Gottes Kino
14.6., ab 21.00, Wien
WorldbeatZ. Multikultureller Frauenclub mit Ethno-Electronica und Essen
CDj RoterRubin & special guests
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/Eingang
Prechtlgasse T. 402 87 54, eur 5,-
weiter leben – eine Jugend
Die mehrfach ausgezeichnete Autobiografie der in Wien
geborenen Literaturwissenschafterin Ruth Klüger, die
1942 nach Theresienstadt deportiert wurde und nur
durch Zufall überlebte, wurde in einer Koproduktion
mehrerer kleiner Bühnen und mit Unterstützung des
Jüdischen Museums in einem Theaterstück umgesetzt. Die in den USA lebende Autorin wird am 11.
Juni zu einer Diskussion anwesend sein.
11. bis 14.6.2003, 20.00 Uhr, diethater Konzerthaus,
1030 Wien, Lothringerstr. 20, Karten T. 587 05 04
14.6., ab 22.00, Wien
Homoriental. Multikultureller Klub,
lesbisch/schwul/gemischt. DJ Yasemin
thema
Jahr der Behinderten
Frauen und Mädchen, die als geistig und/oder
körperlich behindert qualifiziert werden, sind
mehrfach von Diskriminierung betroffen.
Club Massiv, 3., Untere Weissgerberstr. 37
20.6., ab 21.00, Wien
quote – der Club bei dem sogar Valie
Export tanzt
Fluc, 2., Praterstern,
e-mail: quote@gmx.at
21.6., 19.00, Wien
Tanzcafe des Kulturvereins
Kanafani Barada,
15., Robert-Hammerling-Gasse 1,
Infos T. 0699/10850765, UKB eur 4,-
28.6., Wien
Regenbogen-Parade
globalisierung
Österreichisches Sozialforum
Ende Mai fand im Salzburger Hallein das erste
Austrian Social Forum (ASF) statt, mit durchaus
spannenden feministischen Inhalten.
1.,Ring, http://www.pride.at
Hotline Essstörungen des Frauengesundheitszentrums Graz
Telefon zum Ortstarif: 0810/810 400.
Mo u. Do 16-19.00, Mi 9-12.00 Uhr
Mit Jugendlichen über Sexualität
reden. Mit Eva Rzehak
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010
Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98
Mit kleinen Kindern über Sexualität
reden. Mit Eva Rzehak
Anm.: Frauengesundheitszentrum, 8010
Graz, Brockmanng. 48, T. 0316/ 83 79 98
Psychotherapeutisches Orientierungsgespräch. Einmalige, kurzfristige Unterstützung in einer schwierigen Lebenssituation. Mit Christine Saiko-Jogan
Anm.: Frauengesundheitszentrum,
8010, Brockmanngasse 48,
T. 0316/83 79 98; eur 22,50
Schwangerschaftstest zum Selbstkostenpreis (eur 1,50). Hilfe zur Selbsthilfe und Infos zu Schwangerschaftshilfen und/oder Schwangerschaftsabbruch
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;
Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr
Sexualpädagogisches
Beratungstelefon
Frauengesundheitszentrum, 8010 Graz,
Brockmanngasse 48, T. 0316/83 79 98;
Mo/Di/Mi/Fr 9-13.00, Do 15-19.00 Uhr
und nach Vereinbarung
Verhütung für Frauen.
Mit Monika Vucsak
Anm.: Frauengesundheitszentrum,
8010 Graz, Brockmanng. 48,
T. 0316/ 83 79 98, eur 5,-
46 an.schlägejuni 2003
r a d i o . f i x te r m i n
Jeder 1. Mo 18.00-19.00
Khorschid Khanum - die persischsprachige Frauensendung
Radio Orange 94,0 MHz
(Telekabel Wien 92,7)
Di 18-19.00
ta mera - an Orten wie diesen.
Von Frauen für Frauen.Von Lesben
für Lesben
Radio Orange 94,0 MHz
Mi 18-19.00
Abwechselnd: orangina - Fanzine
zu Mädchennetzwerken in der
Subkultur / bauch.bein.po Die Sendung für die ganze Frau
Radio Orange 94,0 MHz
Mi 20.05-20.20
Das Frauenzimmer. Die Plattform für
frauenspezifische Information
Freies Radio Salzburg, FM 94.0 MHz
Do 18-19.00
HOSI Lesbenradio (Jeder 1. Do)/
La manifesta (2. Do)/Görls linkup
(3. Do)/Lourdes (4. Do)
Radio Orange 94,0 MHz
Fr 19.00-19.15
hot news for the sisters
28.6., ab 20.00, Wien
Lesbenfest zum CSD. Mit Dj-Line,
Videos, Essen, amanda Frauenmusik
Stand, und mehr...
FZ-Bar, 9., Währinger Str. 59/Eingang
Prechtlgasse T. 402 87 54, eur 7,-
28.6., 21.30, Wien
Ladyshave 3 Jahresfest. Live:
parisinilevin. DJs: dunja, p.K.one.
Visuals: dunja und astrid, free entry
Rhiz, 8., Guertelbogen 37&38,
T. 409 25 05
diverses
Eine Standortbeschreibung zeitgenössischer
feministischer Film- und TV-Wissenschaft war
das Ziel einer prominent besetzten Tagung.
Haus der Begegnung, 21.,
Angerer Str. 14
26.6., ab 11.00-18.00, Bregenz
FrauenKräuterKunst.
Mit Hildegung Engstler.
Information und Verkauf
Frauengetriebe, 6900, Schillerstr. 2,
T. 05574/45 5 38
28.6.-5.7., Ottensheim
Interventionen. Toninstallation
von Dagmar Höss und
Renate Schuler
Infos: Festival der Regionen,
T. 07234/85 2 85, http://www.fdr.at
Redaktionsschluss
Radio Orange 94,0 MHz
Termine 7-8/03: 12.06.03
Jeden 1. u. 3. Fr 16.30-17.30
SPACEfemFM. Frauenradio
termine@anschlaege.at
Radio FRO, 105,0 MHz (Linz)
screenwise
7.6., 19.30, Wien
Benefizgala: The Six Divas and Only
One Man Show
Radio Orange 94,0 MHz
Jeden 2. Fr 18.00-19.00
Radio UFF. Das Radio des
Unabhängigen Frauenforums
film
an.schläge gibts in folgenden Buchhandlungen
Winter
Zentralbuchhandlung
Ebbe & Flut
Südwind
Frauenzimmer
Riedl
Averroes
Leporello
Löwenherz
Südwind
Kulturver. Waschaecht
1010
1010
1030
1070
1070
1080
1090
1090
1090
1090
4600
Landesgerichtsstr. 20
Schulerstr. 1-3
Radetzkystr. 11
Mariahilferstr. 8
Zieglergasse 28
Alser Str. 39
Schwarzspanierstr. 20
Liechtensteinstraße 17
Berggasse 8
Schwarzspanierstr. 15
Dragonerstr. 22
Fo t o : A r c h i v
dorothee söllenachruf
Streitbar
Feminismus, Friedensbewegung, Ökologie, Theologie – verbunden durch die evangelische
Theologin Dorothee Sölle, die am 27. April verstorben ist. Ein Nachruf von Petra Öllinger
Nicht wie das Kaninchen vor
der Schlange zittern, sondern
mutiges Einmischen lautete ihre Devise. Sie war „selbsternannten ,Frommen’ zu politisch, vielen Männern (und Frauen) zu
feministisch, der Kirche meist zu revolutionär, manchen Taufscheinbesitzern
vielleicht zu konsequent in ihrem Christentum“, schreibt Michael Schirmer,
Pastor in der Kirchengemeinde VicelinSchalom, Norderstedt. Eine Konsequenz,
die sie immer wieder Stellung nehmen
ließ zu (politisch) brisanten Themen in
ihren Reden, Schriften und Büchern. Ihre
Abhandlungen zu theologischen Aspekten sind durchaus auch für „Nicht-Gläubige“ wert, reflektiert zu werden. So
stellte sie Begriffe wie „der allmächtige
Gott“ in Frage, der die Gefahr birgt,
Menschen in einen hoffnungslosen Fatalismus abgleiten zu lassen, vielmehr
appellierte Dorothee Sölle an die Eigenverantwortung der Menschen.
Verbinden. Für Dorothee Sölle war die
Verknüpfung von Theologie als theoretische Wissenschaft und dem Christentum als praktische Lebensführung immer von höchster Wichtigkeit. Ob als
Kritik gegenüber Bush Junior beim Aktionstag gegen den Irak-Krieg, ob als InFrage-Stellen des als Allheilmittel propagierten Neo-Liberalismus, Dorothee
Sölle nannte die Dinge beim Namen. Sie
beschönigte nichts, wenn sie beispiels-
weise die Globaliserung als „von oben
barbarisches System der Verelendung
der Mehrheit der Menschen und der
Zerstörung der Erde“ bezeichnete. Sie
thematisierte den Wunsch der Menschen nach einem sinnlichen Gott und
nicht seine ausschließliche Reduktion
auf das Wort. „Wirkliche Kirche braucht
immer Vision, Aufbruch, das Volk Gottes
wandert, es hockt nicht in römischen
Palästen.“ Diese Aussage zeigt ihre Auflehnung gegen eine totale machtgierige Religions-Institutionalisierung.
Unangepasst. Während eines „Politischen
Nachtgebetes“ in der Hamburger
Hauptkirche St. Katharinen im November 2001 stellte Dorothee Sölle über die
Welthandelsorganisation, in Anlehnung
an Jean Ziegler, dem Genfer UN-Sonderberichterstatter für das Recht auf Nahrung, fest: „Die Hauptfrage ist in den
letzten Jahren eine einzige geworden,
die, ob es sich rechnet’.“
„Gerechnet“ für eine wissenschaftliche Karriere, zumindest in Deutschland, hat sich das Engagement der
Theologin, Feministin und Friedensaktivistin nicht. Am 30. September 1929 in
Köln geboren, studierte sie Theologie,
Germanistik, Philosophie sowie alte
Sprachen und konnte sich 1971 habilitieren. Eine ordentliche Professur erhielt
sie jedoch nicht – für „unangepasste“
theologische Meinungen war (und ist)
kein Platz. Sie nahm lediglich von Zeit
zu Zeit befristete Lehraufträge beispielsweise in Basel an, in New York hingegen war sie von 1975 bis 1987 Professorin am „Union Theological Seminary“.
Bereits Mitte der 1960er Jahre trat
Dorothee Sölle in theologisch-konservative „Fettnäpfchen“ unter anderem
durch ihre Arbeit mit dem Titel „Stellvertretung. Ein Kapitel Theologie nach
dem Tode Gottes“. Ihren Ruf als „linksradikale“ Provokateurin festigte sie
1968 in Essen mit der Etablierung des
„Politischen Nachtgebetes“ – eines politisch sich einmischenden Gottesdienstes. Ein weiterer „Ausrutscher“ gelang
ihr, als sie 1969 Fulbert Steffensky heiratete – einen Benediktinermönch, der
das Kloster verließ, als er Dorothee Sölle kennenlernte. Auch er wurde als engagierter Theologe bzw. Religionspädagoge bekannt. Gemeinsam veröffentlichte das Ehepaar Bücher und
Streitschriften.
Verlust. Am letzten Aprilwochenende
war Dorothee Sölle gemeinsam mit
ihrem Mann als Hauptreferentin zu einem Seminar mit dem Thema „Gott
und das Glück“ eingeladen gewesen.
Am Sonntag desselben Wochenendes
starb sie im baden-württembergischen
Göppingen an den Folgen eines Herzinfarktes. Dorothee Sölle; streitbar, aufrüttelnd, berührend. Mit ihrem Tod hat die
Kirche einen großen Verlust erlitten –
nicht nur die evangelische.
❚
februar 2003an.schläge 47
an.schläge
Nr. 06/03, juni 2003/17. Jahrgang, e 3,5 (Ö) e 4,– (D) sfr 8,– , P.b.b. Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt 1030 Wien, envoi à taxe réduite, GZ 02Z031419 M