Kein Folientitel - Fachverband Sucht eV

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Kein Folientitel - Fachverband Sucht eV
26. Heidelberger Kongress des Fachverbandes Sucht e.V.
Heidelberg, 10. - 12. Juni 2013
30 Jahre Motivational Interviewing:
Stand des Ansatzes und
Ableitungen für die Praxis
Joachim Körkel
© Körkel (2013)
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© Körkel (2013)
Übersicht
1. Intention und Definition von MI
2. MI-Publikationen und Anwendungsfelder
3. Komponenten des MI-Ansatzes
4. Instrumente zur Beurteilung der MI-Güte
5. Training in MI
6. Wirksamkeit von MI
7. Fazit
© Körkel (2013)
Übersicht
1. Intention und Definition von MI
© Körkel (2013)
Intention von MI
Mit Menschen in einen konstruktiven Austausch über ein
„schwieriges Thema zu kommen und ihre Bereitschaft zu
einer Änderung zu fördern – z.B. in folgenden Fällen:
•
Ein Schüler schwänzt immer wieder die Schule.
•
Ein Diabetiker hält die Ernährungsvorgaben nicht ein.
•
Bei einer Frau im Frauenhaus zeigt sich ein auffälliger
Alkoholkonsum.
•
Ein 72-jähriger Bauer sträubt sich nach seinem Herzinfarkt, mit
dem Notarzt vom Bauernhof in die Klinik zu fahren.
•
Bei einem substituierten Heroinabhängigen stellt der Arzt immer
wieder einen auffälligen „Beikonsum“ fest.
•
Der Akte eines Patienten sind wiederkehrende
Gewalthandlungen gegen die Partnerin zu entnehmen.
© Körkel (2013)
Ein gutes Gespräch über ein schwieriges
Gespräch gleicht einem Wiener Walzer –
es ist das Gegenteil eines Ringkampfes
dancing
wrestling
© Körkel (2013)
„Non-MI“ ist …
 Mit guten Argumenten zu überzeugen versuchen
„Wenn Sie mit dem Trinken aufhörten, würde sich Ihr
körperlicher Zustand verbessern.“
 Konfrontieren
„Sie wollen mir doch nicht erzählen, dass Sie heute noch keinen
Alkohol getrunken haben!“
 Druck ausüben
„Wenn Sie nicht bereit sind, ein Praktikum zu machen, dann
können Sie an dieser Arbeitsfördermaßnahme nicht länger
teilnehmen.“
 Ratschläge ohne Einwilligung aussprechen
„Am besten wäre es jetzt für Sie, eine stationäre RehaMaßnahme zu beginnen.“
© Körkel (2013)
Definition von Motivational Interviewing
(Miller , 2008)
Motivational interviewing ist
 eine personenzentrierte,
 zielorientierte
 Methode der Kommunikation,
 die die im Gesprächspartner bereits vorhandene
(„intrinsische“) Veränderungsmotivation „entlocken“
und stärken möchte
 um Veränderungen in Verhalten, Denken,
Emotionen und Einstellungen zu ermöglichen
(zu drei unterschiedlich komplexen Definitionen vgl. Miller & Rollnick 2013, S.29)
© Körkel (2013)
Change Talk/ Commitment Talk:
Sieben Varianten (= “DARN-CAT”)
• Desire („Ich möchte das Sorgerecht für meine Kinder zurück“)
preparatory
chan
ge
talk
• Ability (“Ich kann auf die Zigarette nach dem Essen verzichten”)
• Reasons (for change) (“Wenn ich mit dem Kiffen aufhöre,
schaffe ich den Schulabschluss doch noch”)
• Need (negative consequences of status quo) („Ich mache
mir [wegen des Alkoholkonsums] Sorgen um meinen
Arbeitsplatz“)
• Commitment (“Ich werde heute Abend mit dem
mobilizing
chan
ge
talk
Rauchprotokoll beginnen”)
• Activation (“Ich bin bereit: Wir können den Antrag stellen.”)
• Taking Steps (“Ich habe die Weinprobe abgesagt.”)
Wirkmechanismus von MI
(Apodaca & Longabaugh 2009. Mechanisms of change in motivational interviewing:
A review and preliminary evaluation of the evidence. Addiction, 104, 705-715)
MI-Training bis Mindestkompetenzniveau
MI-konsistentes TherapeutInnenverhalten
(MI-”spirit” + MI-Methoden)
Change Talk (DARN)
Commitment Talk (CAT)
Change
Veränderungsmotivation
Nichtveränderungsäußerungen
(„sustain talk“,
„discord“)
Veränderungsäußerungen
(„change talk“,
„commitment talk“)
- „sustain talk“ = nicht-beziehungsbedingte Fürsprache
für den status quo
(z.B. „Ich ziehe ab und zu mal an einem Joint. Angenehm. Null
Problem. Alkohol kann ich nichts abgewinnen.“)
- „discord“
= beziehungsbedingter Widerstand
(z.B. „Sie können reden, was Sie wollen: Sie bringen mich
nicht dazu, mit dem Kiffen aufzuhören“)
© Körkel (2013)
Übersicht
1. Intention und Definition von MI
2. MI-Publikationen und Anwendungsfelder
© Körkel (2013)
1991
2002
2013
?
Die Miller& Rollnick-Bücher sind in 22 Sprachen
erschienen (Stand 2010)
Arabic, Bulgarian, Chinese, Croatian, Czech, Danish,
Dutch, English, Estonian, French, German, Greek, Hebrew,
Italian, Japanese, Korean, Polish, Portuguese, Romanian,
Spanish, Swedish, Turkish
Trainings in MI können in 42 Sprachen erfolgen
(Stand 2013)
neben den oben genannten u.a. in
Afrikaans, Arabic, Catalan, Croatian, Finnish, Fon,
Gaelic, Hindi, Norwegian, Persian/Farsee, Romantch,
Russian, Sethotho, Sign (U.S.), Slovenian, Sotho,
Tswana, Ukrainian, Urdu, Xhosa, Zulu
© Körkel (2013)
Zentrale MI-Anwendungsfelder:
(dazu inzwischen über 1200 Publikationen)
 Suchtverhalten (Alkohol, Cannabis, Zigaretten, Glücksspiel,
Essverhalten)
 Psychiatrische Erkrankungen (Ängste, Depressionen,
Posttraumatische Belastungsstörungen, Psychosen, Suizidalität, Zwänge)
 Körperliche Erkrankungen (z.B. Asthma, Diabetes, Kardiologische
Erkrankungen, Rückenschmerzen, Multiple Sklerose)Delinquenz
 Gesundheitsförderliches Verhalten (Bewegung, Dentalhygiene,
gesunde Ernährung)
 Delinquenz, Gewaltverhalten etc.
 Sexuell riskantes Verhalten (z.B. Schutz vor übertragbaren
Geschlechtskrankheiten [z.B. HIV-/AIDS-Prophylaxe])
 Mitwirkung in der Behandlung („compliance“, z.B.
vereinbarungsgemäße Einnahme von Medikamenten)
© Körkel (2013)
MI im Gesundheitswesen:
Rollnick, S., Miller, W.R. & Butler, C.C.
(2013).
Motivierende Gesprächsführung in den
Heilberufen.
Weinheim: Beltz (Original: 2008)
MI bei psychischen Störungen:
Arkowitz, H., Westra, H.A. & Miller, W.R.
(Eds.) (2010).
Motivierende Gesprächsführung bei der
Behandlung psychischer Störungen.
Weinheim: Beltz (Original: 2008)
© Körkel (2013)
MI bei Jugendlichen:
Naar-King, S. & Suarez, M. (2012).
Motivierende Gesprächsführung mit
Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Weinheim: Beltz (Original: 2011).
MI in psychiatrischen Arbeitsfeldern:
Kremer, G. & Schulz, M. (2012).
Motivierende Gesprächsführung in der
Psychiatrie.
Bonn: Psychiatrie Verlag.
© Körkel (2013)
MI bei Angststörungen:
Westra, H.A. (2012).
Motivational Interviewing in the Treatment of
Anxiety.
New York: Guilford Press.
MI in Gruppen:
Wagner, C.C. & Ingersoll, S. (Eds.) (2013).
Motivational Interviewing in Groups.
New York: Guilford Press.
© Körkel (2013)
MI im Bereich Sozialer Arbeit:
Hohman, M (2012).
Motivational Interviewing in Social Work
Practice.
New York: Guilford Press.
Rosengren, D.B. (2012).
Arbeitsbuch Motivierende Gesprächsführung.
Lichtenau: G.P. Probst (Original: 2009).
© Körkel (2009)
Übersicht
1. Intention und Definition von MI
2. Anwendungsfelder und Buchpublikationen
3. Komponenten des MI-Ansatzes
© Körkel (2013)
Motivational Interviewing im Wandel
MI-2 (2002)
MI-3 (2013)
PROZESSE
3.
„change talk“
entlocken
(„evoking“)
Schlüsselfrage
METHODEN
offene
Fragen
stellen
würdigen
aktiv
zuhören
zusammenfassen
O
A
R
S
Infos/
Empfehlungen geben
Methoden zur
Förderung
von „change
talk“
Methoden zum Umgang mit „sustain talk“ und „discord“ („Widerstand“)
Methoden zur
Förderung von
„confidence
talk“
Menschbild des MI
 partnerschaftlich
Begegnung auf gleicher Augenhöhe („done with, not to s.o.“)
 akzeptierend
Nicht „Ich weiß, was für Sie am Besten ist (und sage Ihnen deshalb, was
Sie tun sollen bzw. bringe Sie subtil dazu)!“, sondern: „Ich respektiere Ihre
Überlegungen, Entscheidungen …“, “Sie sind Ihr Experte“
 „entlockend („evocative“)
Die guten Argumente für Veränderung schlummern bereits im
Gegenüber – sie müssen nur entlockt und von ihm selbst vorgebracht
werden. Ambivalenz ist normal.
 mitfühlend („compassion“)
Mittelpunkt: Wohlergehen und Interesse des Gegenübers.
© Körkel (2013)
PROZESSE
3.
„change talk“
entlocken
(„evoking“)
Schlüsselfrage
METHODEN
offene
Fragen
stellen
würdigen
aktiv
zuhören
zusammenfassen
O
A
R
S
Infos/
Empfehlungen geben
Methoden zur
Förderung
von „change
talk“
Methoden zum Umgang mit „sustain talk“ und „discord“ („Widerstand“)
Methoden zur
Förderung von
„confidence
talk“
Zentrale Fragen in den vier MI-Prozessen
(I)
1. „Engaging“ = Beziehung aufbauen
 Wie wohl fühlt sich mein Gegenüber im Gespräch mit mir?
 Verstehe ich Situation, Befinden, Sichtweise meines Gesprächspartners?
 Fühlt es sich wie ein partnerschaftliches Miteinander an?
2. „Focusing“ = mit dem Pat. ein oder mehrere Veränderungsanliegen („target behavior“) auswählen, die für ihn wichtig sind
 Welche Veränderungsanliegen bringt die Person mit?
 Kommt es zu gemeinsam getragenen „target behaviors“?
 Habe ich ein klares Verständnis davon, „wo es lang geht“?
© Körkel (2013)
Zentrale Fragen in den vier MI-Prozessen
(II)
3. „Evocing“ = die intrinsische Veränderungsmotivation
freisetzen
 Welche Veränderungsgründe hat die Person selbst?
 Liegt die derzeitige Nichtveränderung an fehlender Wichtigkeit einer
Veränderung oder fehlender Zuversicht der Veränderbarkeit?
 Welche veränderungsbezogenen Aussagen („change talk“) höre ich?
 Macht sich mein „Rechthabereflex“ („righting reflex“) bemerkbar?
4. „Planning“
 Entwickle ich den Veränderungsplan mit der Person oder kommt er von
mir?
 Spreche ich Empfehlungen nur nach Einwilligung des Gesprächspartners
aus (ask – provide – ask)?
© Körkel (2013)
PROZESSE
3.
„change talk“
entlocken
(„evoking“)
Schlüsselfrage
METHODEN
offene
Fragen
stellen
würdigen
aktiv
zuhören
zusammenfassen
O
A
R
S
Infos/
Empfehlungen geben
Methoden zur
Förderung
von „change
talk“
Methoden zum Umgang mit „sustain talk“ und „discord“ („Widerstand“)
Methoden zur
Förderung von
„confidence
talk“
Übersicht
1. Intention und Definition von MI
2. Buchpublikationen und Anwendungsfelder
3. Komponenten des MI-Ansatzes
4. Instrumente zur Beurteilung der MI-Güte
© Körkel (2013)
Ist MI drin, wo MI draufsteht?
Wichtigste Instrumente zur Erfassung der „MI-Güte“(I)
© Körkel (2013)
Ist MI drin, wo MI draufsteht?
Wichtigste Instrumente zur Erfassung der „MI-Güte“(II)
© Körkel (2013)
Fünf Kriterien für “gutes MI”
(“MI-Proficiency“; nach MITI)
•
Basis„Könner“
kompetenz
Globaler “Geist” des MI (1 bis max. 5)
3,5
4,0
•
% MI-konsistente Äußerungen
(wrestling  1 2 3 4 5  dancing)
> 90%
> 98%
Verhältnis aktives Zuhören/Fragen
> 1.0
> 2.0
% offene Fragen
> 50%
> 70%
> 40%
> 50%
(Anzahl MI-konsistenter Äußerungen dividiert
durch Summe aus MI-konsistenten und
MI-inkonsistenten Äußerungen)
•
•
(Anteil offene Fragen an allen Fragen)
•
% vertiefendes aktives Zuhören
(Anteil Paraphrasierungen an allem aktivem Zuhören)
© Körkel (2013)
Übersicht
1. Intention und Definition von MI
2. Buchpublikationen und Anwendungsfelder
3. Komponenten des MI-Ansatzes
4. Instrumente zur Beurteilung der MI-Güte
5. Training in MI
© Körkel (2013)
Zwölf Lernaufgaben beim Aneignen
von MI
(Miller & Moyers 2006; Miller & Rollnick, 2013)
Den Geist (spirit) von MI erfassen
Personenzentrierte Skills erlernen (OARS)
Veränderungbereich(e) identifizieren (target behavior)
Informationen und Empfehlungen i.S.d. MI einbringen
Change talk und sustain talk erkennen
Change talk entlocken
Change talk stärken
Sustain talk und discord (“Widerstand”) reduzieren
Hoffnung und Zuversicht stärken (confidence)
Einen Veränderungsplan entwickeln
Das Commitment festigen
MI mit anderen Interventionsmethoden integrieren
Miller, W. R., & Moyers, T. B. (2006). Eight stages in learning motivational interviewing. Journal of Teaching in the Addictions, 5, 3-17.
Miller, W.R. & Rollnick, S. (2013). Motivational Interviewing. Helping people change (third edition). New York: Guilford Press.
© Körkel (2013)
1.
2.
3.
4.
5.
6.
7.
8.
9.
10.
11.
12.
Was „bringen“ MI-Fortbildungen?
(Übersicht: Madsen et al. 2009; Söderlund et al. 2011)

Vortrag: „ABOUT MI“
Ansatz hören, kognitiv einordnen, Interesse wecken.

Halbtages-Workshop: „A taste of MI“
MI-Ansatz beschnuppern (praktisch erleben, Geschmack
daran finden - oder auch nicht)

2-3-Tages-Workshop: „Elementary skills“
Einige der 8 Methoden(gruppen) lernen.

3x2x2-Tages-Workshops + Coaching/Supervision + : „The full
meal: DOING MI“
Alle Methoden(gruppen) lernen, anwenden, vertiefen.

Auf Einrichtungsebene: Team- bzw. Organisationsentwicklungsprozess zur MI-Implementierung erforderlich.
(Auseinandersetzung mit dem MI-Spirit, MA-Schulungen unterschiedlichen
Umfangs, Coaching in der Anwendung, Qualitätszirkel – und jemanden, der „den Hut
auf hat“)
© Körkel (2013)
Übersicht
1. Intention und Definition von MI
2. Buchpublikationen und Anwendungsfelder
3. Komponenten des MI-Ansatzes
4. Instrumente zur Beurteilung der MI-Güte
5. Training in MI
6. Wirksamkeit von MI
© Körkel (2013)
Wirksamkeit von MI:
23 Meta-Anaylsen

Apodaca & Longabough (2009). Mechanisms of change in motivational interviewing: A
review and preliminary evaluation of the evidence. Addiction, 104, 705-715

Armstrong et al. (2011). Motivational interviewing to improve weight loss in overweight
and/or obese patients: A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials.
Obesity Reviews, 12, 709-723

Burke et al. (2003). The efficacy of motivational interviewing: A meta-analysis of controlled
clinical trials. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 71, 843-861

Burke et al. (2004). Psychosocial interventions for people with both severe mental illness and
substance misuse: Systematic review. Journal of Cognitive Psychotherapy, 18, 309-322

Cleary et al. (2008). The emerging evidence base for motivational interviewing: A metaanalytic and qualitative inquiry. Cochrane Database of Systematic Reviews, Issue 1

DiRosa (2010). Motivational interviewing to treat overweight/obesity: A meta-analysis of
relevant research. Unpublished doctoral dissertation, Wilmington University, New Castle, Del.

Dunn et al. (2001). The use of brief interventions adapted from motivational interviewing
across behavioral domains: A systematic review. Addiction, 96, 1725-1742

Gooding & Tarrier (2009). A systematic review and meta-analysis of cognitive-behavioral
interventions to reduce problem gambling: Hedging our bets? Behaviour Research and
Therapy, 47, 592-607.
© Körkel (2012)
Wirksamkeit von MI
(Forts. Metaanalysen)

Grimshaw & Stanton (2006). Tobacco cessation interventions for young people. Cochrane
Database of Systematic Reviews, Issue 4

Hettema et al. (2005). Motivational interviewing. Annual Review of Clinical Psychology, 1,
91-111

Hettema (2007). A meta-analysis of motivational interviewing across behavioral domains.
Unpublished doctoral dissertation, University of New Mexico, Albuquerque

Jensen et al. (2011). Effectiveness of motivational interviewing interventions for adolescent
substance use behavior change: A meta-analytic review. Journal of Consulting and Clinical
Psychology, 79, 433-440

Kelly et al. (2011). Treatment of substance abusing patients with comorbid psychiatric
disorders. Addictive Behaviors, 37, 11-24

Lai et al. (2010). Motivational interviewing for smoking cessation. Cochrane Database of
Systematic Reviews, Issue 1

Lopez et al. (2009). Theory-based interventions for contraception. Cochrane Database of
Systematic Reviews, Issue 1

Lundahl & Burke (2009). The effectiveness and applicability of motivational interviewing: A
practice-friendly review of four meta-analyses. Journal of Clinical Psychology, 65, 12321245.
© Körkel (2012)
Wirksamkeit von MI
(Forts. Metaanalysen)

Lundahl et al. (2010). A meta-analysis of motivational interviewing. Twenty five years of
empirical studies. Research on Social Work Practice, 20, 137-160.

Osborn (2007). A meta-analysis of controlled clinical trials of the efficacy of motivational
interviewing in a dual-diagnosis population. Unpublished doctoral dissertation, The Wright
Institute, Berkeley, California

Rubak et al. (2005). Motivational interviewing: A systematic review and meta-analysis. British
Journal of General Practice, 55, 305-312

Smedslund et al. (2011). Motivational interviewing for substance abuse. Cochrane Database
of Systematic Reviews, Issue 5

Tait & Hulse (2003). A systematic review of the effectiveness of brief interventions with
substance using adolescents by type of drug. Drug and aAlcohol Review, 22, 337-346

Vasilaki et al. (2006). The efficacy of motivational interviewing as a brief intervention for
excessive drinking: A meta-analytic review. Alcohol and Alcoholism, 41, 328-335

Wilbourne (2005). An empirical basis for the treatment of alcohol problems. Unpublished
doctoral dissertation, University of New Mexico, Albuquerque
© Körkel (2012)
Wirksamkeit von MI (I)
Es wurden inzwischen über 200 Kontrollgruppenstudien
(darunter 10 multizentrische) und 23 Metaanalysen zu MI
durchgeführt (vgl. Miller & Rollnick 2013).
Ergebnisse der Meta-Analysen:
 MI bewirkt größere Veränderungen als der Verzicht auf eine
Intervention (Beispiel: Hausarzt spricht eine
Alkoholproblematik erst gar nicht an) oder eine „schwache
Intervention“, der kein spezifischer Ansatz zugrunde liegt
(Beispiel: Hausarzt führt das alkoholbezogene Gespräch „aus
dem Bauch heraus“).
 MI ist mindestens so effektiv wie „starke“ andere
Interventionen (z.B. KVT) bei weniger Durchführungszeit.
 Die Ergebnisse hängen stark von moderierenden Faktoren ab
(z.B. Güte und Dauer der MI-Anwendung).
© Körkel (2013)
Wirksamkeit von MI (II)
 Für die Mehrzahl der MI-Anwendungsfelder ist die Anzahl
der Wirksamkeitsstudien noch zu gering, um den Nutzen von
MI abzusichern.
© Körkel (2013)
Übersicht
1. Intention und Definition von MI
2. Buchpublikationen und Anwendungsfelder
3. Komponenten des MI-Ansatzes
4. Instrumente zur Beurteilung der MI-Güte
5. Training in MI
6. Wirksamkeit von MI
7. Fazit
© Körkel (2013)
Fazit
1. MI hat sich international v.a. bei heiklen, tabuisierten und
schwierigen Themen als basale Methode der geschmeidigen,
Widerstand vermeidenden Gesprächsführung und Ansatz zur
Förderung von Veränderungsmotivation etabliert – weit über
den Suchtbereich hinaus.
2. MI fördert die aktive Beteiligung des Klienten an der
Behandlung („adherence“).
3. MI empfiehlt sich als Basiskompetenz für alle Berufsfelder, in
denen eine professionelle Gesprächsführung erforderlich ist.
4. MI kann gut mit anderen Interventionsverfahren (z. B.
Kognitiver Verhaltenstherapie) kombiniert werden.
5. Wirksame MI-Anwendung erfordert ausreichende, über 1–3tägige Einführungskurse hinausgehende Schulung und
Supervision und – institutionell betrachtet –
Organisationsentwicklung.
© Körkel (2013)
© Körkel (2012)
Anschrift
Prof. Dr. Joachim Körkel
Institut für innovative Suchtbehandlung und
Suchtforschung (ISS)
c/o Evangelische Hochschule Nürnberg
Fakultät für Sozialwissenschaften
Bärenschanzstr. 4
90429 Nürnberg
Email: joachim.koerkel@evhn.de
© Körkel (2013)