Weißwasser hat einen Weltmeister

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Weißwasser hat einen Weltmeister
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SPORT IN NIESKY UND WEISSWASSER
12 ■ S ÄCHS ISCHE ZEIT UNG
MONTAG, 7 . MAI 200 7
Profi-Boxabend in Weißwasser
Ich wollte
noch mehr
zeigen
Stimmen
Der neue IBF-Weltmeister
René Mahling ist mit
seinem Kampf in der
Nacht zum Sonntag nicht
ganz zufrieden.
Dieser Titelkampf ging ja schnell
zu Ende. Wie sehen Sie die entscheidenden Sekunden?
Ich habe auch mit einem längeren
Kampf gerechnet. Mein Gegner begann auch recht gut, hat mitgeschlagen und ich dachte, das wird
ein guter Kampf. Dann habe ich
selbst die ersten Aktionen versucht,
er war offen und ich habe ihn mit
einem linken Haken voll am Kinn
erwischt – und schon war der
Kampf vorbei.
Wann wussten Sie, dass der
Kampf gewonnen ist?
Ganz ehrlich, ich habe noch nie jemanden nach einem meiner Schläge umfallen sehen – wie ein nasser
Sack. Als ich das gesehen habe, war
mir klar, dass der nicht rechtzeitig
wieder auf den Beinen ist.
Einige Zuschauer waren sicher
auch froh. Schließlich war es
weit nach Mitternacht. Wie bereitet man sich auf sportliche
Höchstleistungen zu dieser
Uhrzeit vor?
Man verschiebt
nach und nach
seinen Tagesrhythmus nach
hinten, trainiert
auch spät am
Abend.
René Mahling
Sie haben sich
nach
dem
Kampf beim Publikum für Ihren
Blitz-K.o. fast entschuldigt...
Ich hätte gern selbst etwas mehr
gemacht als in den Ring zu gehen,
einmal zu treffen und mit dem Gürtel wieder rauszukommen. Schon
das letzte Mal in Horka war ja der
Kampf sehr kurz. Ich weiß, dass das
Publikum gern mehr sehen wollte
und hoffe, dass der Gegner beim
nächsten Mal nicht so schnell am
Boden ist.
Hat es auch eine Rolle gespielt,
dass Sie eine Gewichtsklasse
nach unten gegangen sind?
Das kann schon sein, im Leichtgewicht habe ich noch wahrscheinlicher Vorteile in der Reichweite und
der Schlagkraft. Für mich war es
nur am Anfang schwierig, dass Gewicht zu reduzieren, jetzt mit dem
halten habe ich kaum Probleme.
Ich werde sicher in dieser Gewichtsklasse bleiben.
Jetzt haben sie sechs bis acht
Wochen trainiert, um am Ende
keine 90 Sekunden im Ring zu
stehen. Wäre es nicht möglich,
die Form gleich für einen weiteren Kampf zu nutzen?
Nein, wir haben genau auf diesen
Punkt hin trainiert, die Vorbereitung hat enorm gezehrt, jetzt ist der
Dampf raus. Wir trainieren locker
weiter und starten in ein paar Wochen wieder intensiver.
Passt das Boxen mit dem Studium zusammen?
Ganz gut, bis nach Senftenberg, zu
meinem BWL-Studium kann ich ja
pendeln. Und vielleicht kann ich ja
mal bei meinem Trainer auch beruflich einsteigen.
p Gespräch: Frank Thümmler
Nico Schröder liegt noch immer schwer getroffen am Boden, während sich sein Betreuer um ihn kümmert. Von René Mahling (hinten), der ihm den schweren
Fotos: Jonathan Rehle
Haken verpasst hat, fällt die Anspannung erst langsam ab. Er kann es noch nicht recht fassen, dass er jetzt Junioren-Weltmeister ist.
Weißwasser hat einen Weltmeister
René Mahling schickt
nach nur einer Minute
seinen Gegner in den
Ringstaub. Matthias Pelk
wird nach starker Leistung
Deutscher Meister.
Frank Thümmler
W
eit nach Mitternacht, am
Sonntag gegen 1.15 Uhr,
steht der Weißwasseraner
Boxpromoter und -trainer Peter
Pelk im Boxring – aufgebaut inmitten der Eissporthalle seiner Heimatstadt – Arm in Arm mit dem
frisch gebackenen IBF-JuniorenWeltmeister René Mahling, und
kämpft ein wenig mit den Tränen
der Freude. Alles, was sich der sonst
so hartgesottene Chef der Kampfsportschule vorgenommen hatte,
ist in einer begeisternden Boxnacht
gelungen. Seine beiden besten Boxer, René Mahling und Sohn Matthias, sind nach überzeugenden
Leistungen
Juniorenweltmeister
und Deutscher Meister, werden in
den Ranglisten einen gehörigen
Sprung nach oben machen und
kommen auch dem großen Geld,
das es im Boxen zu verdienen gibt,
ein ganzes Stück näher.
und war durch seine Schlagstärke
bekannt geworden. Der 20-jährige
Mahling ließ sich aber nicht treffen,
nutzte seine erste Chance zu einer
krachenden Linken, die am Kinn
seines Gegners einschlug. Schröder
fiel zu Boden, und lag da noch lange, nachdem Ringrichter JeanPierre Van Imschoot aus Belgien bis
zehn gezählt und auf Sieg für Mahling entschieden hatte. Der entschuldigte sich danach beim Publikum fast für den aus seiner Sicht
viel zu kurzen Kampf, hätte gern
noch etwas mehr gezeigt.
Ergebnisse
Ein linker Haken schlägt ein
So sicher, dass dieser Coup in dieser Boxnacht auch gelingt, war sich
auch Peter Pelk nicht. Mahlings
Gegner, der 21-jährige Fürstenwalder Nico Schröder, hatte sich im
vergangenen Jahr enorm verbessert
Den anderen Hauptkampf des
Abends hatte Matthias Pelk mit einer Klasseleistung gegen den starken Berliner Tim Ruchholz für sich
entschieden. Über alle zehn Runden extrem schnell auf den Beinen,
mit der linken Führungshand immer wieder treffend und ab und zu
auch Schlagkombinationen anbringend, erarbeitete sich der Trainersohn vor dem letzten Drittel des
Kampfes einen klaren Vorsprung.
Ruchholz fand einfach kein Mittel
und kassierte zudem noch einen
Punktabzug wegen Nachschlagens.
So hübsch sah Marie Riederer nach
ihrem Kampf aus. Kein Wunder: Sie
wurde nicht getroffen und geriet
auch nicht ins Schwitzen.
p Leichtgewicht:
René Mahling – Nico Schroeder
(IBF-Junioren-WM) K.o. 1. Rd.
p Weltergewicht:
Matthias Pelk – Tim Ruchholz
(Deutsche MS), nach Punkten
p Cruisergewicht:
Timo Fröhlich – Lars Peschke n.P.
p Weltergewicht:
Marie Riediger – Jeniffer Prautsch
(techn. K.o., 1. Rd.)
Super Bantamgewicht:
Kati Bellmann – Stefani Mittag
Unentschieden
p Federgewicht:
Andreas Malion – Rashad Ismayilov n.P.
p Leicht-Weltergewicht:
Martin Malion – Arkadius Oblizajek n.P.
p Leicht-Mittelgewicht:
Ronny Mittag – Achmed Ismael
n.P.
(fett...Sieger)
In den letzten Runden verteidigte
Pelk clever seinen Vorsprung gegen
den nun alles riskierenden Ruchholz und wurde verdient Deutscher
Meister nach GBA-Version. „Ich
wusste, ich konnte nur noch durch
K.o. verlieren, deshalb hat mir mein
Vater immer wieder eingeschärft, ja
keine Mätzchen zu machen“, sagte
Matthias Pelk nach dem Kampf.
Fröhlich überrascht Peschke
Weitere Lokalmatadoren standen
am Sonnabend im Weißwasseraner
Ring – mit recht unterschiedlichem
Erfolg: Tino Fröhlich aus See zeigte
seinen wohl bisher stärksten Profikampf gegen den Weißwasseraner
Lars Peschke im „stallinternen Duell“, überraschte mit einem reichhaltigen Schlagrepertoire und angesichts seines Körperbaus erstaunlicher Beweglichkeit. Der klare Punktsieg war unumstritten.
Marie Riederer hatte in ihrem
Profidebüt mit der völlig überforderten Jennifer Prautsch keine Mühe. Nach dem ersten Schlaghagel –
es waren gerade einmal 30 Sekunden gekämpft – kam aus deren Ecke
schon das weiße Handtuch geflogen. Mehr Mühe hatte dagegen Kati
Bellmann, die kaum klare Aktionen
gegen Stefanie Mittag zustande
brachte und mit einem Unentschieden zufrieden sein musste.
Aber sie hat ja die Boxzukunft noch
vor sich.
Die dürfte auch für weitere Boxabende in Weißwasser rosig sein:
Der IBF-Europachef Benedetto
Montella aus Italien lobte die Veranstaltung über alle Maßen, kann
sich hier noch mehr vorstellen.
Frank Schwarzkopf, Vorsitzender des Stadtvereins Weißwasser: „Das ist eine sehr gute Veranstaltung. Ich kenne noch die ersten
Wettkämpfe von Peter Pelk und muss
sagen, das heute hier ist seine bislang
beste Veranstaltung. Ich hoffe, es ist
nur der Anfang. Und natürlich ist es
toll, wenn wir die Eishalle auch noch
anderweitig nutzen können.“
Jens-Eric Allinger, Bezirksleiter
der DAK in Weißwasser: „Sehr
schön und sehr interessant. Matthias
Pelk fand ich gut, der hat ganz schön
Speed. Auch der Kampf von Tino
Fröhlich hat mir gefallen, nachdem es
ja eher schleppend losging – schon
durch den verspäteten Beginn um eine dreiviertel Stunde.“
Andreas Deckert aus Weißwasser: „Es gefällt mir, mal live hier sein
zu können, bislang kannte ich Boxen
nur aus dem Fernsehen. Frauenboxen
habe ich zum ersten Mal gesehen.
Das schnelle K.o. war natürlich ärgerlich für Jennifer Prautsch, aber sowas
kann eben passieren. Sie ist ja nicht
zu Schaden gekommen. Das ist das
Wichtigste, denke ich.“
Siegfried und Matthias Schur,
Unternehmer aus Kringelsdorf:
„Schöne Idee, gut organisiert, mal
was anderes. Matthias Pelk fanden
wir gut. Wenn Frauen boxen, ist das
genauso interessant wie bei den
Männern und irgendwie ja auch eine
Art der Gleichberechtigung.“
Hagen Höher, Geschäftsführer
Terminbau Niesky: Schöne Veranstaltung, so etwas sollte es öfter geben. Am besten hat mir der Tino Fröhlich gefallen, dem ich diese starke
Leistung angesichts seiner Figur niemals zugetraut hätte.
Thomas Popiesch, Trainer der
Lausitzer Füchse: Mathias Pelk hat
bisher am besten gekämpft, war boxerisch der kompletteste. Und der
Fröhlich hat für Unterhaltung gesorgt.
Da sieht man, wie man sich beim Tippen während des Einmarschs verschätzen kann.
GLOSSIERT
Wo ist der
Verstand?
Jenny Ebert
M
änner haben eine eigenartige Art der Wertschätzung.
Beim Boxen tragen sie unter
der Hose ein riesiges auffälliges
Suspensorium, um die Familienplanung nicht zu gefährden. Ihren
Kopf schützen sie mit – gar nichts.
Dabei ist der Kopf Trefferfläche
Nummer 1, die Körpermitte hingegen verboten. Da kommt Frau doch
ins Grübeln.
Gemeinhin wird der wichtigste
Teil am besten geschützt, ungeschützte Teile sind entbehrlich.
Heißt, dem Mann ist Sex wichtiger
als Denken. Oder sind gar wir Frauen Schuld? Wird von uns der Mann
unsuspensiert bald suspendiert?
Das Wunder in der Hose …
Mehr Gongs als gedacht
Das Trainerduo bei der Sache
Pelk junior sucht die Lücke
Der Mann am Gong hatte mehr zu tun als gedacht. Der Grund war einfach: Bis
auf die Kämpfe von Marie Riederer und René Mahling gingen alle Vergleiche
über die volle Rundenzahl, was für ausgeglichene Ansetzungen spricht.
Peter Pelk (links) und sein langjähriger Wegbegleiter Holger Rosenthal beobachten einen ihrer Boxer. Der eine (Pelk) während des Kampfes eher ruhig,
der andere immer lautstark anfeuernd.
Matthias Pelk (rechts) zeigte eine hochkonzentrierte Leistung, setzte die vorgegebene Marschroute konsequent um und wurde mit dem deutschen Meistertitel belohnt.