Christlich-muslimischer Dialog

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Christlich-muslimischer Dialog
Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung
in der Erzdiözese Wien
Herausforderungen im christlich — muslimischen Dialog
„Es ist der Schmerz, der den Menschen leitet. Solange es in einem Werk keinen Schmerz,
keine Leidenschaft und keine sehnsüchtige Liebe gibt, wird er nicht danach streben. Ohne
Schmerz bleibt ihm die Sache unerreichbar, sei es diese Welt oder das Jenseits, sei es Handel
oder Königtum, Gelehrsamkeit oder Sternkunde. Solange Maria die Schmerzen der Wehen
nicht spürte, wandte sie sich nicht zu dem Baum. ,Und die Wehen veranlassten, zum Stanmi
der Palme zu gehen' (Sure 19,23)
Dieser Schmerz brachte sie zum Baum, und der dürre Baum trug Früchte. Der Leib ist wie
Maria. Jeder von uns hat einen Jesus, aber ehe sich in uns kein Schmerz zeigt, wird unser
Jesus nicht geboren. Wenn der Schmerz niemals kommt, gehi Jesus, zu seinem Ursprung
zurück auf demselben geheimen Pfade, auf dem er gekommen war, und wir bleiben beraubt
und ohne Anteil an ihm zurück."
Mevlana Celalettin Rumi, Von allem und vom Einen, übersetzt von Annemarie Schimmel.
Von der UNESCO im Mevlana Jahr 2007 ausgewählte Texte.
Leitung: Dechant Pfr. Martin Rupprecht, Vogelweidplatz 7, A-1150 Wien
Tel: 982 22 41 Fax: 982 22 41-75 Email: rnrupprecht@aon.at , www.pfarre-nfh.at
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13. April 2010
Mahnungen des 111. Stefan von Ungarn an seinen Sohn. In seinem „Testament" von 1030
gab er seinem Sohn folgende Ratschläge:
„Ein Land, das nur einerlei Sprache und einerlei Sitten hat, ist schwach und gebrechlich.
Darum, mein Sohn, trage ich Dir auf, begegne ihnen und behandle sie anständig, damit sie mit
und bei Dir lieber verweilen a1s anderswo..."
1. Die Präsenz der Muslime
• Uns begegnet nicht der Islam, sondern ein breites Spektrum von Muslimen. Sowohl
innerhalb der theologischen Richtung, als auch in der Intensität der Ausübung.
• Muslimische Gemeinschaften haben ebenso eine theologische, gesellschaftspolitische
und religionspolitische Entwicklung, wie wir sie von der kath. Kirche her kennen.
• Das Selbstverständnis von Muslimen ist meist anders als unsere Außenwahrnehmung.
2. Das Selbstverständnis vieler Muslime
Kurzvideo: Die Bedeutung Mohammeds (ca. 10 min)
3. Die Haltung der katholischen Kirche
sowie kirchliche Initiativen
• Nostra aetate, Dignitatis Humanae, Ad Gentes, Lumen Gentium
• Gebetstreffen der Religionen in Assisi im Oktober 1986
• Päpstliche Gmßbotschaft zum Ende des Ramadan
• Christlich-muslimisches Forum: Rom — 138 islam. Theologen
• Rat der europäische Bischofskonferenzen
• Iftaressen und Adventempfang
• VICISU
4. Die verschiedenen islamischen Organisationen, Institutionen und Gruppierungen in
Österreich
Türkisch islamische Organisationen in Wien; Die IGGIÖ ist „nur" Dachorganisation
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Türkische Religionsbehörde: Ihr Zentrum ATIB liegt im 10. Bezirk
Prof. Dr. Ednan Aslan: Das Masterstudium "Islamische Religionspädagogik" an der
Universität Wien bildet islamische Religionslehrerinnen und Religionslehrer für die
höheren Schulen in Österreich aus.
Verein WONDER: unterhält ca. 120 Studentenwohnungen und zwei Heime in Wien;
eigene Radiostation, fünf Zeitschriften, Bibliothek und eigenes Bildungshaus. Dort
werden die Studenten der religiösen Elite ausgebildet.
Zeitungsgruppe Zaman: Tageszeitung und Monatszeitung. Eigene weltweite
Fernsehstationen. Sitz am Stephansplatz
Innerer Zusammenhang mit Institut „FRIEDE" — Fetullah Gülen: we1tweit, Schulen,
eig. Universität
Die Zentrale der „Union islamischer Kulturzentren" im 15. Bezirk beherbergt eine
Moschee für 500 Personen
Die Föderation islanüscher Kulturzentren hat im 15. Bezirk ihre Zentrale mit eigener
Akadernie im 10. Bezirk
Leitung: Dechant Pfr. Martin Rupprecht, Vogelweidplatz 7, A-1150 Wien
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Viele kleine kulturelle und spirituelle Gruppen, Said Nursi Schüler
• Aleviitisches Zentrum: Saal für 1000 Personen. Gebetshaus im Bau.
• Islamisches Gymnasium, islam.Volksschule
• Islam. Rel.päd Akademie etc.
• Islamische Fachschule für Soziale Bildung
•
5. Sind wir als Partner gerüstet? Haben wir Überlegungen für gemeinsame Ziele?
Die Frage ist nicht: Gibt es einen Dialog? Sondern was erwarten wir vom Dialog? Was
bringen wir ein?
Wie gehen wir mit veränderter Situation um, wenn wir keine Mehrheitskirche mehr sind?
Was ist unser Auftrag? Sind wir zu gedeihlichem Miteinander fähig? Können wir unsere
eigene Erfahrung weitergeben? Sind wir bereit, im Lernprozess beim Anderen mitzumachen
und sogar begleitend mitzugehen?
Auch bei den Muslimen gibt es Unsicherheit, interne Probleme, Scheu auf einander
zuzugehen. Große Probleme bereiten immer wieder die kulturellen Missverständnisse:
Organisationsverständnis, Zeit, Einladungen. Eine große Herausforderung entsteht in den
christlich-muslimischen Ehen.
Das große Ziel ist die gezielte und begleitete Begegnung!
6. Es gibt das öffentliche Recht der Religionsausübung
• „Pacem in terris" 14
• Grundrecht in der Verfassung
• Werte, auf die die europäische Bevölkerung stolz ist. Einschränkungen in Fragen
der Bauordnung und in kultureller Verträglichkeit.
• Im normalen demokratischen Prozess der Informationseinholung, des Austausches und
der Darbietung der verschiedenen Standpunkte wird um ein Ergebnis gerungen.
7. Grundregeln:
• Selbstbetrachtung und Sicht der eigenen Entwicklung
• Positive Elemente des Anderen
• Ideal und Wirklichkeit: einzelne Irritationen dürfen nicht hindern
• Die Absicht entdecken
• Wahrnehmen, nicht interpretieren
• Kultur und Religion
• Der Mensch trotz Religion: Schmerz, Freude, Gebetspflicht, Gaudium et spes,
• Ungelöste Fragen: Mann-Frau, Sicherheit, Freiheit: Einzelner - Gemeinschaft,
Ob und wie Muslime etwas von der christlichen Botschaft verstehen, hängt davon ab, in
welcher Art und Weise wir Christen Ihnen begegnen.
„ Der interreligiöse und interkulturelle Dialog zwischen Christen und Muslimen darf nicht auf
eine Saisonentscheidung reduziert werden. Tatsächlich ist er eine vitale Notwendigkeit, von
der zum großen Teil unsere Zukunft abhängt. "
Papst Benedikt XVI.
an die muslimischen Vertreter anlässlich des Weltjugendtages in Köln, August 2005
Leitung: Dechant Pfr. Martin Rupprecht, Vogelweidplatz 7, A-1150 Wien
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Bei allem Reichtum, den eine Partnerschaft aus zwei Kulturen und Religionen haben kann,
das Hauptproblem liegt in der Kindererziehung. Im Islam sind die Kinder eines Muslim
automatisch Muslim. Die Bestimmung geht über den Vater. Im Judentum hängt das von der
Mutter ab, im Christentum ist die Wahl frei: Beide Eltern bestimmen die Taufe, oder das Kind
hat die Möglichkeit selbst.
Natürlich kann die Mutter dem Kind etwas vom Christentum erzählen, und es liegt auch an
den Eltem, ob das Kind in die Kirche gehen kann, zumindest in Europa. Ich kenne einige
Familien, die ihre Kinder in beide Religionen einführen. Das ist aber wirklich eine bewusste
Entscheidung der Eltern. Für viele Muslime ist es kein Problem in eine Kirche zu gehen um
sie anzuschauen, viele aber lehnen das ab.
Die Sichtweise des Islam über das Christentum: Der Text der Bibel wurde verändert und
verfälscht. Jesus wurde nicht gekreuzigt und ist nach dem Koran auch nicht gestorben. Es
wurde statt ihm ein anderer Mann (manche sagen, dass es Judas wax) gekreuzigt. Jesus selber
ist später direkt in den Himmel aufgenornmen worden. Darum wird er eines Tages
wiederkommen, am Ende der Zeit.
Es kommt also sehr auf den Partner an, wie die Kindererziehung aussehen wird. Es hängt
auch davon ab, von welchen geistlichen Lehrern der muslimische Partner beeinflusst wird.
Die Möglichkeit, die Kinder auch im Christentum zu unterrichten ist eine
Außenseitermeinung. Viele Muslime lehnen das ab.
Man darf allerdings keine Illusionen haben. Auch die Großfamilie spricht sehr oft ein Wort
mit und der muslimische Partner muss seine Entscheidungen auch in der Heimat rechtfertigen
können.
Es gibt trotzdem viele Paare, die einen guten gemeinsamen Weg geftmden haben. Sie sind
beide offen für Neues in ihrem Glauben. In England gibt es eine Unterstützungsgruppe, die
sich jedes Jahr zum Austausch trifft.
Der Koran sagt ausdrücklich, dass die Frau eines Muslim Christin bleiben kann. Mohammed
hatte selbst eine christliche Frau. Aus diesem Grund ist ein Übertritt nicht notwendig.
Was die Hochzeit betrifft: Es gibt für Katholiken die Möglichkeit einer katholischen
Trauung. Das ist sogar offiziell von den Bischöfen vorgesehen. Es heißt: Die Feier der
Trauung eines Katholiken mit einem Partner, der nicht getauft ist, aber an Gott glaubt.
Fragen, die beide sich unbedingt stellen sollten:
Wie wird die Kindererziehung aussehen?
Taufe, Segnung, Beschneidung? Wie religiös?
In welchen Religionsunterricht werden die Kinder gehen?
Wie wird Weihnachten/ Bayram gefeiert? Was passiert im Fastenmonat Ramadan?
Welche Rolle sollen die Grosseltem dabei spielen?
Dürfen die Kinder eine Wurstsemrnel mit Schweinefleisch essen? Was ist, wenn sie beim
Nachbarn eine bekommen und unwissentlich essen?
Welche Tabuthemen gibt es?
Worüber sprechen wir sehr ungern?
Leitung: Dechant Pfr. Martin Rupprecht, Vogelweidplatz 7, A-1150 Wien
Tel: 982 22 41 Fax: 982 22 41-75 Email: mrupprecht@aon.at www.pfarre-nfh.at
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Stephansplatz 3/1V
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Abteilung
Inspektionswesen AHS,
BHMS
Tel.: 01 / 51 552 — 37 15
Fax: 01 / 51 552 — 37 63
schulamt@edw.or.at
www.schulamt.at
DVR-Nr. 0029874(108)
18.01.10
Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!
In den Wiener Schulen werden in zunehmendem Ausmaß neben Schüler/innen
unterschiedlicher christlicher Konfessionen auch Schüler/innen anderer Religionen
unterrichtet. Dies hat dazu geführt, dass immer öfter auch religiöse Feiern unter
Beteiligung mehrerer Religionen abgehalten werden. Dass abgesehen von diesen
neuen Formen gerade zu Weihnachten und zu Ostern auch weiterhin Eucharistiefeiern
für die katholischen Schüler/innen erstrebenswert sind, ist angesichts der Bedeutung
dieser Festtage selbstverständlich.
Für die anderen Feiern sollen durch die beigefügten Richtlinien Modelle geboten
werden, die Strukturvorgaben und Gestaltungsgrundlagen enthalten. Die vom
Erzbischöflichen Schulamt gemeinsam mit Univ. Prof. Dr. Martin Jäggle ausgearbeiteten und auch mit anderen Kirchen und Religionsgesellschaften akkordierten
Richtlinien sollen im Jahr 2010 in Wien in der Praxis erprobt werden. Die dabei
gewonnenen Erkenntnisse werden vielleicht eine Weiterentwicklung der Leitlinien
ermöglichen. Wir ersuchen deshalb jene Religionslehrer/innen, die religiöse Feiern unter
Beteiligung mehrerer Religionen durchführen, um Rückmeldungen ihrer Erfahrungen.
Mit freundlichen Grüßen
Dr. Walter Ender
Dr. Christine Mann
Richtlinien für religiöse Feiern unter Beteiligung mehrerer Religionsaesellschaften
Der folgende Überblick orientiert sich an den „Leitlinien für das Gebet bei Treffen von Christen, Juden und Muslimenu l, welche die deutschen
Bischöfe am 24. Juni 2008 verlautbart haben. Zugleich hat er die bestehende Praxis vornehmlich an Wiener Schulen im Blick, Feiern zu
gestalten, bei denen die Schüler/innen mehrerer Religionen zusammen kommen. Als grundsätzliche Leitlinie kann gelten, dass „die
Überzeugung vom Wahrheitsanspruch des eigenen Glaubens mit der Bereitschaft und Öffnung zum Dialog mit den anderen
Religionen einhergehen" 2 muss.
Gefragt sind Leitlinien und Orientierungshilfen bei der Gestaltung gemeinsamer religiöser Feiern. Deshalb werden mehrere Formen religiöser
Feiern unterschieden, ohne dabei zu übersehen, dass in der Praxis vielfach Mischformen auftreten können. Eine Strukturierung erscheint
dennoch hilfreich, um Unerwünschtes von Erwünschtem trennen zu können. Dabei ist auf die anders geartete Situation in Wien und
Niederösterreich, aber auch in katholischen Privatschulen zu achten. Eine einheitliche Verwendung von Bezeichnungen für die Modelle
der Feiern ist anzustreben. Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass im Sinne des Leitfadens der deutschen Bischöfe auf den Ausdruck
„multireligiöse Feier" verzichtet wird. Auch „Liturgie" oder „Gottesdienst" sind als Bezeichnungen ungeeignet. In der Folge werden
„Gebetstreffen der Religionen", „Religiöse Feiern mit Gästen" und „Christliche Brauchtumsfeiern" als mögliche Benennungen unterschieden 3 .
Keinesfalls soll der Eindruck entstehen, diese Zusammenstellung verstehe sich als Anregung oder Auftrag, vermehrt Feiern unter Beteiligung
mehrerer Religionsgesellschaften durchzuführen. Diese sollen weiterhin einen Ausnahmecharakter haben und bedeuten keinen Verzicht
auf konfessionelle Religiöse Übungen in der bisherigen Form.
Die Richtlinie berührt weder ökumenische Gottesdienste mit Beteiligung verschiedener christlicher Konfessionen noch Veranstaltungen,
denen kein gottesdienstlicher Charakter innewohnt. Dazu zählen Schulveranstaltungen mit religiösen Beiträgen (z.B. Schuleröffnung,
Gedenkfeier, Jubiläum). Diese durchaus erwünschten Schulfeiern stellen keine Religiösen Übungen dar, die Teilnahme der Schüler/innen ist
unabhängig von der religiösen Zugehörigkeit verpflichtend. Auch interkulturelle Feiern, in denen eine Begegnung unterschiedlicher
Traditionen und Kulturen stattfindet (z.B. Musik, Speisen thematisierend), zählen nicht zu den Religiösen Übungen.
Im Kontext Schule kommen besonders „Gebetstreffen der Religionen", „religiöse Feiern mit Gästen" und „christliche Brauchtumsfeiern" als
Modelle in Frage. Zur besseren Unterscheidung werden sie in der folgenden Übersicht anderen Feierformen gegenübergestellt. Es ist auch
nicht auszuschließen, dass eine Feier je nach Gestaltung unterschiedlichen Modelltypen zugeordnet werden kann. Deshalb wird vorerst auf
die Angabe von Beispielen verzichtet.
2
Leitlinien für das Gebet bei Treffen von Christen, Juden und Mus imen. Eine Handreichung der deutschen Bischöfe: Arbeitshilfen Nr. 170, Bonn 2008
Leitlinien 5
Vgl. Leitlinien 33
Modelle für F1/4. in unter Beteiligung mehrerer Religior„jesellschaften
trh
Gebetstreffen der Religionen
Argh
Beiträge der teilnehmenden Religionen
erfolgen nacheinander, kein gemeinsames
Gebet, die jeweils anderen sind in einer
Haltung des Respekts zugegen
eße
Die beteiligten Religionsgruppen laden
gemeinsam ein, bereiten gemeinsam
vor und organisieren die Feier
miteinander (Teammodell).
Inhaltliche Charakterisierung
>
Unterschiede können wahrgenommen werden,
Toleranz gegenüber der Eigenart des Anderen
> Vermeiden anstöf3iger Elemente, aber keine
Verleugnung der Identität
> Keine gemeinsamen Lieder, die von der jeweiligen
Glaubenstradition geprägt sind
> Gemeinsame Zeichen möglich (Entaünden von
Kerzen, Friedensgruß, Austeilen von Blumen)
Organisatorisches
> Ort: kein Sakrairaum
> Erst ab der Grundstufe 2
> Freiwillige Teilnahme
Religiöse Feier mit Gästen
Gottesdienst/Feier einer Religionsgruppe,
Angehörige anderer Religionen und/oder
Personen ohne religiöses Bekenntnis
nehmen als Gäste teil
Die Alleinverantwortung liegt bei der als
Gastgeber fungierenden
Religionsgruppe, die zur Feier einlädt
(Gastgebermodell).
Inhaltliche Charakterisierung
>
>
Klar erkennbares christl./ jüdisches/ islam. Profil
Eingeschränkte Teilnahme der nicht- und
andersreligiösen Gäste (z.B. kein
Eucharistieempfang von Nichtkatholiken)
Organisatorisches
•
Christliche Brauchtumsfeier
Ausdruck der Kultur, der ein religiöser
Anlass zugrunde liegt, wobei das Religiöse
mehr oder weniger stark betont werden
kann
re em er
1 loketfig gnuff
Gottesdiensten/Felern
.yergebiedetler. tRellionen im Anschluss an
,
haftgdrihaben
erneiriSarrieS-..3e
..Interreligiöse Feiür
,
dS.tipii:ritern
der ReliglähSruppen einen
Beitrag leisten
BegAgnung uritersChiedlißher Kulturen..
und:Tr:Pditicin0h; z.13;:Vergleich:mit'den,
..Herkünftsländern der SChtiler/innen
(Müsik; peisen.:.
-
a) als Religiöse übung:
Religionslehrer/innen
Ausnahme, kein Regelfali; ersetzt nicht die
Beaufsichtigung nicht teilnehmender Schüler/innen
Inhaltliche Charakterisierung
> Andersgläubige Schüler/innen mit teilweise
eingeschränkter Mitwirkung
Organisatorisches
b) als Schulveranstaltung: (Religions-)
Lehrer/innen im Auftrag der
Schulleitung
erWensttun g :itr A
,
er Schulleitung
als Religiose Übung:
eligieülehreilinnenDi Raigiönsgeißen .einigen:sich auf
ernegisaMe.Intialte und•-sinefür alle
,Teilä;ddi..:;•Peiereräntwciftlich:
Chülleitüng.,_
rer/innenteam
i'Bei4räge,,die/der'jeweilige
..ReligibriSlehrer/in
a) Für die Teilnehmer/innen des Religionsunterrichts
(eventuell mit Gästen s.o.)
b) öffnung für andersgläubige Schüler/innen: Teilnahme unabhäne von der religiösen Zugehörigkeit
r-lichettiärägerigieedWg
"
In'iihulischeIriteätionsberriühung
OrganisatoAsches
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.:InhaltlitheChäräkterisiefühg
religiosem .Hintergrund.
, •
eine Religiöse'Übüng;leilnahitie unabhängig von
er religiosen.Zugehorigkeit
Erläuterungen
> In den „Leitlinien für das Gebet bei Treffen von Christen, Juden und Muslimen" der deutschen Bischöfe wird das Weltgebetsttreffen in
Assisi 1986 als Modell religiöser Begegnungen gesehen. 4 Als Grundprinzip wird die Aussage von Johannes Paul II. festgehalten: „Man
kann sicher nicht zusammen beten, aber man kann zugegen sein, wenn die anderen beten." 5 So genannte interreligiöse Feiern, in
denen Vertreter mehrerer Religionen miteinander beten, sind abzulehnen, da es hier dazu kommen kann, dass Andersgläubige
vereinnahmt und theologische Gegensätze verschleiert werden. Ein gemeinsames Beten ist aufgrund des unterschiedlichen
Gottesbildes unmöglich. Angemessen ist ein ehrfürchtiges Zuhören, wenn Andersgläubige beten.
> In „Gebetstreffen der Religionen" soll kein Verwischen von Unterschieden, keine Verleugnung der eigenen Identität, kein
Synkretismus stattfinden. Unverzichtbar ist das Festhalten an einem religiösen Wahrheitsbegriff. 6 Eine Reduktion auf das den
Religionen Gemeinsame führt zu einer unerwünschten inhaltlichen Aushöhlung, sodass letztlich „religions-freie" Feiern entstehen
können.
> Da bei Schüler/innen in der Grundstufe 1 (1., 2. Klasse Volksschule) das für „Gebetstreffen der Religionen" notwendige
Differenzierungsverständnis noch nicht voll entwickelt ist, könnten derartige Feiern bei ihnen zu Verwirrung führen. Deshalb sollen
„Gebetstreffen der Religionen" in der Grundstufe 1 unterbleiben. Hier können allenfalls — so wie in allen anderen Jahrgängen —
Religiöse Begegnungen nach getrennten Gottesdiensten/Felern stattfinden, in denen (z.B. im Rahmen einer säkularen Feier
zu Schulbeginn) an die jeweils andere Religionsgruppe Grußworte gerichtet werden.
> Für „Gebetstreffen der Religionen" gilt, dass sie nicht die Feier eines Gottesdienstes der eigenen Konfession ersetzen können. Auf
jeden Fall sollen die hohen christlichen Feste wie Weihnachten und Ostern mit einer Eucharistiefeier begangen werden.
> Ideal ist es, wenn „Gebetstreffen der Religionen" aus dem Schulleben heraus bzw. im Anschluss an ein Schulprojekt entstehen.
Als mögliche Inhalte von Feiern eignen sich Schulbeginn (Bitte) und Schulschluss (Dank), das Fasten, die Bedeutung des Gebets, die
Schöpfung, Frieden und Versöhnung. In Gebetstreffen mehrerer Religionen ist auf eine altersadäquate Elementarisierung der
religiösen Inhalte zu achten. Auf das Beten von Glaubensbekenntnissen ist zu verzichten.
> Das Zusammenwirken der Lehrer/innen unterschiedlicher Religionen soll in gleichberechtigter Weise und im Geiste des Dialogs
erfolgen. In Feiern unter Beteiligung mehrerer Religionen gilt das Prinzip der gegenseitigen Achtung und des Respekts. Dem
widerspricht jede Art von Diskriminierung, Vereinnahmung, Beleidigung oder Missionierung.
Information der
> Wenn Feiern unter Beteiligung mehrerer Religionen durchgeführt werden, ist eine vorherige
Erziehungsberechtigten unerlässlich. Da derartige Feiern den Religiösen Übungen zuzuordnen sind, ist die Teilnahme der
Schüler/innen freiwillig (Religionsunterrichtsgesetz § 2a (1)). Für eine allfällige Beaufsichtigung nicht teilnehmender Schüler/innen hat
die Schulleitung Sorge zu tragen.
4
5
Vgl. Leitlinien 33
Johannes Paul II., In Assisi: Zusammensein, um zu beten. Ansprache des Papstes bei der Generalaudienz am 22. Oktober 1986
2000, 22
Vgl. Kongregation für die Glaubenslehre, Dominus Iesus,
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Gesprächsbeitrag zur Einschätzung der derzeitigen Islamdebatte in Österreich
I. Grundüberlegungen
•
Die Integrationsdebatte in Österreich — ausgelöst durch die Auswirkungen der
Zuwanderung von vornehmlich Muslimen, sowie die weltweiten politischen
Ereignisse, eingeleitet durch den 1. Golflaieg und verstärkt durch 9/11 etc. lassen die
Frage aufkommen, ob nicht die Religion des Islam im Wesenskern Ursache vieler
dieser Probleme ist. Christen fragen sich: Kann man den Muslimen überhaupt trauen?
Verbirgt sich hinter ihrem äußeren Schein nicht doch die Absicht, einmal die
Oberhand über die freiheitliche westliche Gesellschaft zu erhalten? Wird uns nur
etwas vorgespielt? Kann der Islam in einer pluralistischen Gesellschaft auf Dauer in
sich zufrieden sein?
•
Meinen persönlichen Ausführungen liegt ein positives Islambild zugrunde: Ja, ich
traue den Muslimen; ja, Muslime wollen in unserer pluralistischen Gesellschaft
mitwirken; ja, der Islam als solcher ist zu einer freiheitlichen Gesellschaft fähig, und
der Islam ist eine Weltreligion, die allen Ansprüchen einer Religion als Bindung an
das Göttliche genügt.
•
Ich stimme mit dem großen Islamologen Bassam Tibbi überein: Es muss strikt
unterschieden werden zwischen dem Islam als Weltreligion und Quelle ethischer
Maßstäbe einerseits und dem islamischen Fundamentalismus als Ideologie einer neuen
totalitären politischen Richtung andererseits. Dieser Fundamentalismus erfordert ein
aktives politisches Programm zur Verteidigung des demokratischen Rechtsstaates.
Auch eine liberale Demokratie muss gegenüber diesen radikalen geistigen Strömungen
des Fundamentalismus wehrhaft bleiben.
•
Diese Unterscheidung ist für die Fragen des interreligiösen Dialogs und der
Integration vornehmlich muslimischer Zuwanderer in unsere österreichische
Gesellschaft von grundlegender Bedeutung. Mit ftmdamentalistischen Gruppierungen,
die den Islam politisch instrumentalisieren, lässt sich kein Dialog führen. Im
Gegensatz dazu ist die positive Aufnahme und das Gespräch mit den Muslimen eine
große Chance - nicht nur für das österreichische Christentum als Mehrheitsreligion,
sondern auch für die säkulare multikulturelle Gesellschaft, und auch für das
österreichische politische Staatswesen.
•
Die Repräsentanten der islami[schen Glaubensgruppierungen repräsentieren nicht die
breite Masse der Muslime und deren tägliches Glaubensleben. In Deutschland geht
man davon aus, dass circa 20% der Muslime durch islamische Organisationen
vertreten sind. Die große Mehrheit will gar nicht einer Organisation oder
Moscheegemeinde angehören.
•
Beim gegenwärtigen Zivilisationskonflikt geht es nicht um den Islam als Religion,
sondern um den religiösen Fundamentalismus als politischer Ideologie. Die
Politisierung des Islam führt zu einem Krieg der Zivilisationen, der in erster Linie
nicht mit Waffen geführt wird, weil er ein Krieg der Weltanschauungen ist.
•
Wenn man Frieden will, muss man Brücken zwischen den Zivilisationen schlagen.
Kulturdialog ist der Weg zum Frieden der Zivilisationen. (Bassam Tibi)
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II. Ist-situation
•
In manchen Bezirken erleben wir eine Zeit des demographischen Umbruchs,
vergleichbar mit einer partiellen Völkerwanderung. Der 15. Bezirk zum Beispiel hat
bereits so viele Moscheen wie Kirchen. In den nächsten 20 Jahren wird der
Muslimanteil wahrscheinlich den Katholikenanteil überholen.
•
Die große Mehrheit der Muslime in Österreich sind Arbeiter. 2/3 der Muslime in Wien
haben nur Pflichtschulausbildung.
•
Unser Auge sieht nur die „Auffälligen". Der große Kulturunterschied führt zu vielen
Nachbarschaftskonflikten, die einerseits „dem Islam" zugeschoben werden, obwohl
sie ihre Wurzeln in ethnischer Tradition haben. Gleich7eitig verstärkt dieser
Unterschied die Forderung: „Wir wollen die da einfach nicht haben. Sie sollen
zurückkehren."
•
Der Islam will natürlich eine „Alternative" zur westlichen Konsumgesellschaft sein.
Eine ähnliche missionarische Botschaft ist auch dem Christentum inhärent:
Römerbrief 12,2 „Gleich euch nicht dieser Welt an".
•
Mindestens 11 große türkisch-islamische Organisationen sind Ansprechpartner in
Österreich. 2006 haben sie sich erstmalig zusammengeschlossen. Am Ostersonntag
fand eine große Feier zu „Ehren der Geburt des Ehrwürdigen Mohammed" in der
Stadthalle mit 15.000 Teilnehmern statt. Die türkisch-islamischen Institutionen bilden
damit innerhalb der islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich die größte
Fraktion.
•
Diese Organisationen wollen Mitgestalter der österreichischen Gesellschaft sein.
(Integration durch Partizipation LOGO von Bündnis Mozaik). In Gesprächen
machen sie deutlich, dass sie die katholische Kirche als Partner dazu wünschen und
erwarten. Schließlich haben „wir" das gleiche Ziel: die religiöse Erneuerung.
•
Das Problem: Eine große Mehrheit der westlichen Welt spricht dem Islam die
Fähigkeit ab, eine Quelle der Ethik sein zu können. Das ist der traurige Status quo;
darum existiert ein weitgehender Nicht-Dialog islamischer und christlicher
Glaubensgemeinden.
•
Einzelne Muslime suchen als religiöse Menschen Orientierung in der modernen Welt.
Ob sie einen Weg finden, liegt zum Teil an uns Christen. Die Kirche hat mehr
Erfahrungen und auch ihre schmerzliche Geschichte hn Suchen auf diesem Weg in der
pluralen Welt.
Einige islamische Organisationen sehen im Dialog der Religionen „einen" Weg zu
einer Neugestaltung der Gesellschaft. Sie wünschen ernsthafte Partner von Seiten der
Kirchen.
Andere islamische Organisationen haben aufgrund ihrer Theologie und auch Ideologie
keinen wirklichen Zugang zum echten Dialog als gleichberechtigte Partner. Sie wollen
aber ein gutes Auskommen mit den Nachbarn, vor allem mit den Christen. Durch die
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alltäglichen Begegnungen und die Kontakte des Dialoges kann diese Einstellung
Einzelner gegenüber den Christen korrigiert werden.
Manche islamische Organisationen wollen keinen Dialog und keine Integration. Sie
sehen in der westlichen Gesellschaft, incl. Christentum, die moralische Verfallenheit,
das Heidentum, den Götzendienst, der beseitigt werden muss. Auch eine meiner
Nachbarmoscheen gehört dieser Richtung an. Innerislamische Diskussionen
beeinflussen diese Einstellungen nur dahingehend, ob Gewalt angewandt werden darf
oder nicht.
•
Innerhalb der katholischen Kirche scheint die Islamdiskussion in weiten Teilen
destruktiv zu verlaufen und in sich keine positive Entwicklung zu haben. Als Grund
dafür kann die nicht vollzogene Unterscheidung von Islam und Fundamentalismus
gesehen werden. Auswirkungen des Fundamentalismus werden ganz bewusst als
Auswüchse des Islam als „böser Religion" verstanden werden. Diese Einstellung
findet sich nicht nur bei einfachen Christen, sondem auch im Kreis hoher kirchlicher
Würdenträger (trotz „Nostra aetate"), aber auch bei Politikem. Sie wollen oder können
den Islam nicht verstehen, wie er sich selbst sieht oder verstanden werden will. In
Vorträgen und Konferenzen ernten meist jene den größten Beifall, die die Meinung
der Inkompatibilität des Islam mit der modernen, säkularen und demokratischen
Ordnung vertreten. Seit 2001 scheinen Nichtmuslime nur mehr die Verurteilung des
Islam hören zu wollen.
• Hier ist großer Klärungsbedarf notwendig, um fairerweise den Islam und damit jene
Menschen, die auf diesen Glauben ihre ganze Existenz, ihre Hoffnung und ihr Heil
gründen, von außen zu schützen. Der große Islamexperte und katholische Priester
Adel Th. Khoury schreibt:
•
„Vielleicht ist es doch nicht vermessen zu hoffen, dass der zeitgenössische Islam eine
Gesellschafts- und Staatsstruktur findet, durch die er ohne Identitätsverlust seine
wahre Rolle in der Welt erfüllen kann, als "Zeuge für die Gerechtigkeit' (Koran 5,8)
und als mitwirkender Faktor bei der Verwirklichung der universalen Solidarität der
Menschen und bei der Herstellung einer Gesellschaftsordnung, in der alle Bürger vor
dem Gesetz grundsätzlich gleichgestellt und im praktischen Leben gleichberechtigt
sind, in der über eine geschenkte Toleranz hinaus die unverzichtbaren Menschrechte
für alle vorbehaltlos anerkannt werden."
III. Konsequenzen
•
Wir müssen damit aufhören, den Koran und das islamische Glaubensverständnis
ausschließlich von außen her zu beurteilen. Das Hören auf das Selbstverständnis der
Muslime selbst kann Weiterentwicklung bringen. Es hilft ein Blick auf manche
Aspekte in der Geschichte des christlich-jüdischen Dialoges. Lange Zeit wurde die
Thora aufgrund ihrer scheinbaren Härte als überholt bezeichnet und verurteilt. „Jeder,
der seinen Vater oder seine Mutter verflucht, wird mit dem Tod bestraft." (Lev 20,9),
„Wer einen Menschen raubt, wird mit dem Tod bestraft." (Ex 21,16), „Ein Mann, der
mit der Frau seines Nächsten die Ehe bricht, wird mit dem Tod bestraft." (Lev 20, 10).
Solche Zitate aus dem Kontext und der Situation herausgelöst, bringen ein völlig
verzerrtes Bild des Judentums und schüren Ängste und damit Abwehrreaktionen dem
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jüdischen Glauben gegenüber. Erst im Kontext jüdischer Thorakommentare und im
Hören auf das jüdische Selbstverständnis ist ein richtiges Verständnis und damit
Dialog möglich.
•
Ähnliches erleben wir in unserer Zeit in der Koranauslegung: eine Denunzierung
koranischer Verse und daraus gespeister Frömmigkeit. Ein „Nicht-wahr-habenwollen" positiver Koranauslegungen, die unserer christlichen Terminologie zufolge in
Ansätzen durchaus als historisch-kritisch gezeichnet werden kann.
•
Die große Bewegung und Anstrengung innerislamischer Diskussion um ein
zeitgemäßes Verständnis des Korans und der Sunna will im christlichen Westen
niemand wahrhaben. Wenngleich dieser innerislamische Disput zugegebener Maßen
durch den gesellschaftlichen Druck von außen eine Renaissance erlebt. Wir sollen
unbedingt wahrnehmen, dass sich die Zeichen innennuslimischer Kritik mehren.
Wir müssen das Selbstverständnis der Muslime akzeptieren: Mohamrned verkündete
eine Offenbarung Gottes. Christlicherseits tun wir uns schwer, dies neidlos
anzuerkennen.
IV. Umsetzung
Hierzu darf ich die Ansprache unseres selig verstorbenen Papstes Johannes Paul II. an die
Vollversammlung des Sekretariats für die Nichtchristen aus dem Jahr 1984 verwenden:
„
Die Pflege des Dialoges hat in diesen Jahren neue Wege und Erfordernisse
Aber der
erkennen lassen. ... Keine Ortskirche ist von dieser Verpflichtung frei
Dialog ist nicht einfach.
Dialog bedeutet, das Herz der anderen zu verstehen
versuchen, was besonders schwierig ist, wenn es keine Verständigung gibt. Vor allem
bedeutet es, sich in den Dienst der ganzen Menschheit und des einen Gottes zu
stellen."
Wenn ich diesen wunderbaren Satz „Dialog bedeutet „ mit Begegnung urnschreibe, dann
wäre die Umsetzung meiner oben beschriebenen Erwägungen
die gezielte, begleitete und von einer positiven Einstellung inspirierte
Begegnungsarbeit in allen Lebensbereichen.
D.h. Begegnung
- an den theologischen Ausbildungsstätten
- im gemeinsamen Studium der je eigenen Heiligen Texte
- in den Glaubensgemeinschaften
- an den Festtagen
Diese Liste endet sowenig wie das eigene Glaubensleben und —lemen.
Wien, 31.10.2009
Pfarrer Martin Rupprecht
Aus dem Konzilsdokument „Ad gentes"
Artikel 1: Das christliche Zeugnis
11. Diesen menschlichen Gruppen also muß die Kirche gegenwärtig sein durch ihre Kinder,
die unter ihnen wohnen oder zu ihnen gesandt werden. Denn alle Christgläubigen, wo immer
sie leben, müssen durch das Beispiel ihres Lebens und durch das Zeugnis des Wortes den
neuen Menschen, den sie durch die Taufe angezogen haben, und die Kraft des Heiligen
Geistes, der sie durch die Firmung gestärkt hat, so offenbaren, daß die anderen Menschen ihre
guten Werke sehen, den Vater preisen 1 und an ihnen den wahren Sinn des menschlichen
Lebens und das alle umfassende Band der menschlichen Gemeinschaft vollkommener
wahrnehmen können. Um dieses Zeugnis Christi mit Frucht geben zu können, müssen sie
diesen Menschen in Achtung und Liebe verbunden sein.
Sie müssen sich als Glieder der Menschengruppe, in der sie leben, betrachten; durch die
verschiedenen Beziehungen und Geschäfte des menschlichen Lebens müssen sie an den
kulturellen und sozialen Angelegenheiten teilnehmen. Sie müssen auch mit ihren nationalen
und religiösen Traditionen vertraut sein; mit Freude und Ehrfurcht sollen sie die Saatkörner
des Wortes aufspüren, die in ihnen verborgen sind. Sie sollen aber auch den tiefgreifenden
Wandlungsprozeß wahrnehmen, der sich in diesen Völkern vollzieht. Sie sollen dahin zu
wirken suchen, daß die Menschen unserer Zeit, allzusehr auf Naturwissenschaft und
Technologie der modernen Welt bedacht, sich nicht den göttlichen Dingen entfremden,
sondem im Gegenteil zu einem stärkeren Verlangen nach der Wahrheit und Liebe, die Gott
uns geoffenbart hat, erwachen.
Wie Christus selbst das Herz der Menschen durchschaut und sie durch echt menschliches
Gespräch zum göttlichen Licht geführt hat, so sollen auch seine Jünger, ganz von Christi
Geist erfüllt, die Menschen, unter denen sie leben und mit denen sie umgehen, kennen; in
aufrichtigem und geduldigem Zwiegespräch sollen sie lernen, was für Reichtümer der
freigebige Gott unter den Völkern verteilt hat; zugleich aber sollen sie sich bemühen, diese
Reichtümer durch das Licht des Evangeliums zu erhellen, zu befreien und unter die
Herrschaft Gottes, des Erlösers, zu bringen.
12. Die Anwesenheit der Christen in den menschlichen Gemeinschaften muß von jener Liebe
beseelt sein, mit der Gott uns geliebt hat, der will, daß wir einander mit derselben Liebe
begegnen2. Die christliche Liebe erstreckt sich auf alle, ohne Unterschied von Rasse,
gesellschaftlicher Stufe oder Religion; sie erwartet nicht Gewinn oder Dankbarkeit; denn wie
Gott sich uns mit ungeschuldeter Liebe zugewandt hat, so sind auch die Gläubigen in ihrer
Liebe auf den Menschen selbst bedacht und lieben ihn mit der gleichen Zuwendung, mit der
Gott den Menschen gesucht hat. Wie also Christus durch die Städte und Dörfer zog, jederlei
Krankheit und Gebrechen heilend zum Zeichen der kommenden Gottesherrschaft a so ist auch
die Kirche durch ihre Kinder mit Menschen jeden Standes verbunden, besonders aber mit den
Armen und Leidenden, und gibt sich mit Freuden ftir sie hin 4. Sie nimmt an ihren Freuden
und Schmerzen teil; sie weiß um die Erwartungen und die Rätsel des Lebens, sie leidet mit in
den Ängsten des Todes. Denen, die Frieden suchen, bemüht sie sich in brüderlichem
Gespräch zu antworten, indem sie ihnen Frieden und Licht aus dem Evangelium anbietet. Bei
der Aufrichtung einer gesunden Wirtschafts- und Sozialordnung sollen die Christgläubigen
ihre Arbeit einsetzen und mit allen anderen zusammenarbeiten.
Mit besonderer Sorge mögen sie sich der Erziehung der Kinder und der heranwachsenden
Jugend durch Schulen verschiedener Typen annehmen; diese Schulen so11 man nicht bloß a1s
ein hervorragendes Mittel zur Bildung und zum Aufstieg der christlichen Jugend betrachten,
sondern gleichzeitig als äußerst wertvollen Dienst an den Menschen, besonders an den
Entwicklungsvölkern, um die menschliche Würde zu höherer Geltung zu bringen und um
bessere menschliche Lebensbedingungen vorzubereiten. Ferner sollen sie sich an den
Anstrengungen der Völker beteiligen, die sich bemühen, im Kampf gegen Hunger,
Unwissenheit und Krankheit bessere Lebensverhältnisse zu schaffen und den Frieden in der
Welt zu festigen. Es soll der Wunsch der Gläubigen sein, bei dieser Tätigkeit in kluger Weise
bei den Vorhaben mitzuarbeiten, die von privaten sowie öffentlichen Institutionen, von
Regierungen, internationalen Organen, von den verschiedenen christlichen Gemeinschaften
und auch von den nichtchristlichen Religionen unternommen werden. Dabei will sich die
Kirche auf keine Weise in die Leitung des irdischen Staatswesens einmischen. Sie
beansprucht kein anderes Recht, als mit Gottes Hilfe in Liebe und treuer Bereitschaft den
Menschen zu dienen5-.
Die Jünger Christi hoffen, durch die enge Verbindung mit den Menschen in ihrem Leben und
Arbeiten ein wahres Zeugnis abzulegen und auch da zu deren Heil beizutragen, wo sie
Christus nicht ganz verkünden können. Sie suchen ja nicht den rein materiellen Fortschritt
und Wohlstand der Menschen, sondern sie fördern ihre Würde und ihre brüderliche
Gemeinschaft, indem sie religiöse und sittliche Wahrheiten vermitteln, die•Christus mit
seinem eigenen Licht erhellt hat; auf diese Weise öffnen sie langsam einen volleren Zugang
zu Gott. So wird den Menschen in der Erlangung des Heils durch die Liebe zu Gott und zum
Nächsten geholfen; das Geheimnis Christi beginnt aufzuleuchten, in dem der neue Mensch
erschienen ist, der nach Gott erschaffen wurdJ, in dem Gottes Liebe sich geoffenbart hat.
Dogmatische Konstitution über die Kirche "Lumen gentium"
16.
Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen
besonders die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott
anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird. Aber auch den
anderen, die in Schatten und Bildern den unbekannten Gott suchen, auch solchen ist Gott
nicht ferne, da er allen Leben und Atem und alles gibt (vgl. Apg 17,25-28) und als Erlöser
will, daß alle Menschen gerettet werden (vgl. 1 Tim 2,4).
Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus
ehrlichem Herzen sucht, seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß
der Gnade in der Tat zu erfiillen trachtet, kann das ewige Heil erlangenn. Die göttliche
Vorsehung verweigert auch denen das zum Heil Notwendige nicht, die ohne Schuld noch
nicht zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind, jedoch, nicht ohne die
göttliche Gnade, ein rechtes Leben zu führen sich bemühen.
Was sich nämlich an Gutem und Wahrem bei ihnen findet, wird von der Kirche als
Vorbereitung für die FrohbotschaftM und als Gabe dessen geschätzt, der jeden Menschen
erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe. Vom Bösen getäuscht, wurden freilich die
Menschen oft eitel in ihren Gedanken, vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge und
dienten der Schöpfung mehr als dem Schöpfer (vgl. Röm 1,21.25) oder sind, ohne Gott in
dieser Welt lebend und sterbend, der äußersten Verzweiftung ausgesetzt. Daher ist die Kirche
eifrig bestrebt, zur Ehre Gottes und zum Nutzen des Heils all dieser Menschen die Missionen
zu fördern, eingedenk des Befehls des Herrn, der gesagt hat: "Predigt das Evangelium der
ganzen Schöpfung" (Mk 16,15).
2. Vatikanisches Konzil
Erklärung über die Religionsfreiheit "Dignitatis humanae"
Das Recht der Person und der Gemeinschaft
auf gesellschaftliche und bürgerliche Freiheit in religiösen Belangen
1. Die Würde der menschlichen Person kommt den Menschen unserer Zeit immer mehr zum
Bewußtsein1, und es wächst die Zahl derer, die den Anspruch erheben, daß die Menschen bei
ihrem Tun ihr eigenes Urteil und eine verantwortliche Freiheit besitzen und davon Gebrauch
machen sollen, nicht unter Zwang, sondern vom Bewußtsein der Pflicht geleitet. In gleicher
Weise fordern sie eine rechtliche Einschränkung der öffentlichen Gewalt, damit die Grenzen
einer ehrenhaften Freiheit der Person und auch der Gesellschaftsformen nicht zu eng
umschrieben werden. Diese Forderung nach Freiheit in der menschlichen Gesellschaft bezieht
sich besonders auf die geistigen Werte des Menschen und am meisten auf das, was zur freien
Übung der Religion in der Gesellschaft gehört. Das Vatikanische Konzil wendet diesen
Bestrebungen seine besondere Aufmerksamkeit zu in der Absicht, eine Erklärung darüber
abzugeben, wie weit sie der Wahrheit und Gerechtigkeit entsprechen, und deshalb befragt es
die heilige Tradition und die Lehre der Kirche, aus denen es immer Neues hervorholt, das mit
dem Alten in Einklang steht.
Fürs erste bekennt die Heilige Synode: Gott selbst hat dem Menschengeschlecht Kenntnis
gegeben von dem Weg, auf dem die Menschen, ihm dienend, in Christus erlöst und selig
werden können. Diese einzige wahre Religion, so glauben wir, ist verwirklicht in der
katholischen, apostolischen Kirche, die von Jesus dem Herrn den Auftrag erhalten hat, sie
unter allen Menschen zu verbreiten. Er sprach ja zu den Aposteln: "Gehet hin, und lehret alle
Völker, taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret
sie alles halten, was ich euch geboten habe" (Mt 28,19-20). Alle Menschen sind ihrerseits
verpflichtet, die Wahrheit, besonders in dem, was Gott und seine Kirche angeht, zu suchen
und die erkannte Wahrheit aufzunehmen und zu bewahren.
In gleicher Weise bekennt sich das Konzil dazu, daß diese Pflichten die Menschen in ihrem
Gewissen berühren und binden, und anders erhebt die Wahrheit nicht Anspruch als kraft der
Wahrheit selbst, die sanft und zugleich stark den Geist durchdringt. Da nun die religiöse
Freiheit, welche die Menschen zur Erfüllung der pflichtgemäßen Gottesverehrung
beanspruchen, sich auf die Freiheit von Zwang in der staatlichen Gesellschaft bezieht, läßt sie
die überlieferte katholische Lehre von der moralischen Pflicht der Menschen und der
Gesellschaften gegenüber der wahren Religion und der einzigen Kirche Christi unangetastet.
Bei der Behandlung dieser Religionsfreiheit beabsichtigt das Heilige Konzil, zugleich die
Lehre der neueren Päpste über die unverletzlichen Rechte der menschlichen Person wie auch
ihre Lehre von der rechtlichen Ordnung der Gesellschaft weiterzuführen.
I. Allgemeine Grundlegung der Religionsfreiheit
2. Das Vatikanische Konzil erklärt, daß die menschliche Person das Recht auf religiöse
Freiheit hat. Diese Freiheit besteht darin, daß alle Menschen frei sein müssen von jedem
Zwang sowohl von seiten Einzelner wie gesellschaftlicher Gruppen, wie jeglicher
menschlichen Gewalt, so daß in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein
Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, als einzelner oder in
Verbindung mit anderen - innerhalb der gebührenden Grenzen - nach seinem Gewissen zu
handeln. Ferner erklärt das Konzil, das Recht auf religiöse Freiheit sei in Wahrheit auf die
Würde der menschlichen Person selbst gegründet, so wie sie durch das geoffenbarte Wort
Gottes und durch die Vernunft selbst erkannt wird. Dieses Recht der menschlichen Person
auf religiöse Freiheit muß in der rechtlichen Ordnung der Gesellschaft so anerkannt werden,
daß es zum bürgerlichen Recht wird.
Weil die Menschen Personen sind, d. h. mit Vernunft und freiem Willen begabt und damit
auch zu persönlicher Verantwortung erhoben, werden alle - ihrer Würde gemäß - von ihrem
eigenen Wesen gedrängt und zugleich durch eine moralische Pflicht gehalten, die Wahrheit zu
suchen, vor allem jene Wahrheit, welche die Religion betrifft. Sie sind auch dazu verpflichtet,
an der erkannten Wahrheit festzuhalten und ihr ganzes Leben nach den Forderungen der
Wahrheit zu ordnen. Der Mensch vermag aber dieser Verpflichtung auf die seinem eigenen
Wesen entsprechende Weise nicht nachzukommen, wenn er nicht im Genuß der inneren,
psychologischen Freiheit und zugleich der Freiheit von äußerem Zwang steht. Demnach ist
das Recht auf religiöse Freiheit nicht in einer subjektiven Verfassung der Person, sondern in
ihrem Wesen selbst begründet. So bleibt das Recht auf religiöse Freiheit auch denj enigen
erhalten, die ihrer Pflicht, die Wahrheit zu suchen und daran festzuhalten, nicht nachkommen,
und ihre Ausübung darf nicht gehemmt werden, wenn nur die gerechte öffentliche Ordnung
gewahrt bleibt.
3. Dies tritt noch klarer zutage, wenn man erwägt, daß die höchste Norm des menschlichen
Lebens das göttliche Gesetz selber ist, das ewige, objektive und universale, durch das Gott
nach dem Ratschluß seiner Weisheit und Liebe die ganze Welt. und die Wege der
Menschengemeinschaft ordnet, leitet und regiert. Gott macht den Menschen seines Gesetzes
teilhaftig, so daß der Mensch unter der sanften Führung der göttlichen Vorsehung die
unveränderliche Wahrheit mehr und mehr zu erkennen vermag 2. Deshalb hat ein jeder die
Pflicht und also auch das Recht, die Wahrheit im Bereich der Religion zu suchen, um sich in
Klugheit unter Anwendung geeigneter Mittel und Wege rechte und wahre Gewissensurteile zu
bilden.
Die Wahrheit muß aber auf eine Weise gesucht werden, die der Würde der menschlichen
Person und ihrer Sozialnatur eigen ist, d. h. auf dem Wege der freien Forschung, mit Hilfe des
Lehramtes oder der Unterweisung, des Gedankenaustauschs und des Dialogs, wodurch die
Menschen einander die Wahrheit, die sie gefunden haben oder gefunden zu haben glauben,
mitteilen, damit sie sich bei der Erforschung der Wahrheit gegenseitig zu Hilfe kommen; an
der einmal erkannten Wahrheit jedoch muß man mit personaler Zustimmung festhalten.
Nun aber werden die Gebote des göttlichen Gesetzes vom Menschen durch die Vermittlung
seines Gewissens erkannt und anerkannt; ihm muß er in seinem gesamten Tun in Treue
folgen, damit er zu Gott, seinem Ziel, gelange. Er darf also nicht gezwungen werden, gegen
sein Gewissen zu handeln. Er darf aber auch nicht daran gehindert werden, gemäß seinem
Gewissen zu handeln, besonders im Bereiche der Religion. Denn die Verwirklichung und
Ausübung der Religion besteht ihrem Wesen nach vor allem in inneren, willentlichen und
freien Akten, durch die sich der Mensch unmittelbar auf Gott hinordnet; Akte dieser Art
können von einer rein menschlichen Gewalt weder befohlen noch verhindert werden 4. Die
Sozialnatur des Menschen erfordert aber, daß der Mensch innere Akte der Religion
nach außen zum Ausdruck bringt, mit anderen in religiösen Dingen in Gemeinschaft
steht und seine Religion gemeinschaftlich bekennt.
Es geschieht also ein Unrecht gegen die menschliche Person und gegen die Ordnung selbst, in
die die Menschen von Gott hineingestellt sind, wenn jemandem die freie Verwirklichung der
Religion in der Gesellschaft verweigert wird, vorausgesetzt, daß die gerechte öffentliche
Ordnung gewahrt bleibt.
Hinzu kommt, daß die religiösen Akte, womit sich der Mensch privat und öffentlich aufgrund
einer geistigen Entscheidung auf Gott hinordnet, ihrem Wesen nach die irdische und zeitliche
Ordnung übersteigen. Demnach muß die staatliche Gewalt, deren Wesenszweck in der Sorge
für das zeitliche Gemeinwohl besteht, das religiöse Leben der Bürger nur anerkennen und
begünstigen, sie würde aber, wie hier betont werden muß, ihre Grenzen überschreiten, wenn
sie so weit ginge, religiöse Akte zu bestimmen oder zu verhindern.
Sufismus aus Wikipedia
Vertreter des Sufismus lehren, dass Gott in jeden Menschen einen göttlichen Funken gelegt hat, der
im tiefsten Herzen verborgen ist. Diesen Funken verschleiert die Liebe zu allem, was nicht Gott ist etwa Wichtignehmen der (materiellen) Welt, sowie Achtlosigkeit und Vergesslichkeit (siehe Nafs).
Nach dem Propheten Mohammed sagt Gott den Menschen: „Es gibt siebzigtausend Schleier
zwischen euch und Mir, aber keinen zwischen Mir und euch."
Die Sufis praktizieren eine tägliche Übung namens Dhikr, was Gedenken (also Gedenken an Gott,
bzw. Dhikrullah) bedeutet. Da rezitieren sie bestimmte Stellen aus dem Koran und wiederholen eine
bestimmte Anzahl der neunundneunzig Attribute Gottes. Darüber hinaus kennen die meisten
sufischen Orden (Taricias) ein wöchentliches Zusammentreffen in sogenannten Tekkes, bei dem
neben der Pflege der Gemeinschaft und dem gemeinsamen Gebet ebenfalls ein Dhikr ausgefiihrt
wird. Je nach Orden kann dieser Dhikr auch Musik, bestimmte Körperbewegungen und
Atmungsübungen beinhalten.
"Der Pfad des Sufitums ist die Ausschaltung von Zwischenhändlern zwischen dem Individuum und
Gott. Das Ziel ist, als Erweiterung Gottes zu dienen, nicht eine Barriere zu sein." —
Muzaffer Ozak, Liebe ist der Wein
"Ich erfuhr aus sicherer Quelle, dass die Sufis die wahren Pioniere auf dem Weg zu Allah sind, daß
es nichts schöneres gibt als ihr Leben, nichts Lobenswerteres als ihre Verhaltensregeln und nichts
Reineres als ihr Benehmen. Die Intelligenz von Denkem, die Weisheit von Philosophen, das Wissen
der höchstentwickelten Intellektuellen, all das würde man umsonst zusammenfassen, um die
jeweiligen Wissenschaften und das Benehmen dieser Leute zu verbessem - es wäre unmöglich. Bei
den Sufis sind Ruhe und Bewegung, Außen und Innen von Licht durchdrungen." —
Al-Ghazali, Abd al-Qadir as-Sufi: "Was ist Sufismus?"
"Sufismus besteht nicht aus Praktiken und Wissenschaften, sondern ist Moral." —
Dschunaid, zitiert von Annemarie Schimmel in "Mystische Dimensionen des Islam"
"Sufismus ist die alte Weisheit des Herzens. Er ist nicht durch Foim, Zeit oder Raum begrenzt. Er
war immer und wird immer sein." —
Llewellyn Vaughan-Lee, Die Transformation des Herzens
"Sufismus ist Freude finden im Herzen, wenn die Zeit des Kummers kommt." —
Dschalal ad-Din Rumi, zitiert von Annemarie Schimmel in "Mystische Dimensionen des Islam"
"Sufismus wird nicht erworben durch viel Beten und Fasten, sondem ist die Sicherheit des Herzens
und die Großmut der Seele." —
Dschunaid, zitiert von Annemarie Schimmel in "Mystische Dimensionen des Islam"
"Über den Sufismus oder die islamische Mystik zu schreiben, ist fast unmöglich. Beim ersten Schritt
erscheint einem eine ausgedehnte Bergkette vor Augen, und je länger man den Pfad verfolgt, desto
schwieriger scheint es, überhaupt irgendein Ziel zu erreichen." —
Annemarie Schimmel, "Mystische Dimensionen des Islam"
nachlässigen Gelehrten,
"Vermeide die Gesellschaft von drei Gruppen von Menschen
heuchlerischen Koranlesern und dummen, angeblichen Sufis." —
Yahya ibn Mu'adh ar-Razi, zitiert von Annemarie Schimmel in "Mystische Dimensionen des Islam"
"Wenn jemand fragt, was Sufismus ist und welche Art von Religion das sei, lautet die Antwort: Der
Sufismus ist die Religion des Herzens, eine Religion, deren wichtigstes Anliegen es ist, Gott im
Herzen des Menschen zu suchen." — Inayat Khan
Gedichte von Yunus Emre
Yunus Emre (t ca. 1321) war ein türkischer Dichter und Mystiker (Sufi).
Er gilt als der erste mystische Volksdichter in der türkischen Tradition.
Derwischtum ist nur im Kopf, in der Mütze nicht
Das Erhitzen kommt vom Holz, doch vom Bratrost nicht!
Hattest eines Frommen Herz kränkend du zerstörstDas Gebet, das du vollziehst, gilt vor Gott dann nicht!
Wenn du Gott, denn Wahren, suchst, such im Herzen ihn:
Nicht ist in Jerusalem Er, in Mekka nicht...
II
MIT BERGEN und mit Steinen auch
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Vögeln früh im Morgenhauch
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Fischen in des Wassers Grund,
Gazellen in der Wüste rund,
Mit "Yahu!" aus der Toren Mund
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Jesus hoch im Hinunelsland,
Mit Moses an des Berges Rand,
Mit diesem Stab in meiner Hand
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Hiob, der vor Schmerz versteint,
Mit Jakob, dessen Auge weint,
Und mit Muhammad, Deinem Freund,
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit Dank und Preis und Lobeswort,
Mit "Gott ist Einer", höchstem Hort,
Barhäuptig, barfuß, immerfort
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
Mit lesend frommer Zungen Hallen,
Mit Turteltauben, Nachtigallen,
Mit denen, die Gott lieben, allen
Will ich Dich rufen, Herr, o Herr!
III
Ich kam vom eg'gem königreich
Was soll die Welt verginglich mir?
Des Freundes Schönheit sah ich dort
Was sollen Huris Gärten mir?
Tank ein Schluck vom Einheitswein
Aus des Geliebten Hand dort,
Und ich empfand des Freundes Duft
Was soll den Chinas Moschus mir?
Bin Ismael; auf Gottes Weg,
Da opfre meine Seele ich.
Die Seele wird zum OpferlammWas soll ein Hammel Opfer mir?
Yunus in Liebe ist berauscht
Wird dem Geliebten er vereint
Zerschlug die Flasche auf dem SteinWas soll die Nam' und Ehre mir?
IV
Bist du denn fremd hierher gezogen Ach, warum weinst du, Nachtigall?
Und hast ermattet dich verflogen?
Ach, warum weinst du, Nachtigall?
Hast hohe Berge überschritten?
Bist über Flüsse tief geglitten?
Hast Trennung du vom Freund erlitten?
Ach, warum weinst du, Nachtigall?
Ach, wie so bitter klingt dein Flehen!
Neu läßt du meinen Schmerz entstehen!
Du möchtest deinen Freund wohl sehen?
Ach, warum weinst du, Nachtigall?
Du kannst doch deine Flügel breiten
Und kannst sie ja zum Fluge weiten
Und alle Schleier überschreiten!
Ach, warum weinst du, Nachtigall?
Du wohnst im Lenz im Rosenhage,
Dir duften Blüten alle Tage,
Doch immer neu klingt deine Klage:
Ach, warum weinst du, Nachtigall?
Ihr Augen, die im Schlafe ruhten,
Erwachend hebt ihr an zu bluten Mein Herz entbrennt in hellen Gluten Ach warum weinst du Nachtigall?
V
IM PARADIES die Flüsse all,
Sie fließen mit dem Ruf: "Allah",
Und dort auch jede Nachtigall,
Sie singt und singt " Allah, Allah".
Des Tubabaumes Zweige dicht,
Die Zunge, die Koranwort spricht,
Des Paradieses Rosen licht,
Sie duften nur "Allah, Allah".
Die Stämme sind aus Licht so ldar,
Aus Silber ist der Blätter Schar,
Die Zweige, die entsprossen gar,
Sie sprossen mit dem Ruf: "Allah".
Die je von Herzen heiß geminnt,
Von deren Aug' die Träne rinnt,
Bis ganz und gar von Licht sie sind Sie sagen immer nur "Allah".
Die Himmelstür ward aufgetan,
Erbarmen fiillt nun alles an.
Das Tor der Paradiesesbahn
Tut auf sich mit dem Ruf: "Allah".
Du, Yunus, sollst zum Freunde geh'n!
Lass' nicht das Heut bis morgen steh'n!
Denn morgen will zu Gott ich geh'n,
Will wandern mit dem Ruf: "Allah".
Literatur zur interkulturellen/interreligiösen Begegnung:
Die offiziellen Dokumente der katholischen Kirche zum Dialog mit dem Islam, Hrsg. von
CIBEDO e.V. Zusammengestellt von Timo Güzelmansur, Verlag Friedrich Pustet 2009, ISBN
978-3-7917-2189-7
Der Dialog muss weitergehen Ausgewählte vatikanische Dokumente zum interreligiösen
Dialog, von Ernst Führlinger, Herder Verlag 2009, 978 3 451 29573 7
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Gemeinsam vor Gott Gebete aus Judentum, Christentum und Isiam
Gütersloher Verlagshaus 2004, ISBN 3 579 05549 6
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Christlich muslimische Schulfeiern, von Elke Kulm
Neukirchener Verlagshaus 2005, ISBN 3 7975 0085 8, Bestell Nr. 600 085
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Der Islam Arbeitsblätter für den Religionsunterricht
hrsg. v. Religionspädagogisches Seminar der Diözese Regensburg
Telefon: 0941/60711-43, Fax: 0941/60711-59
E-Mail: sekretariatrelpaed@bistum-regensburg.de
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Ist Allah auch der liebe Gott? Interreligiöse Erziehung in der Kindertagesstätte
Don Bosco Verlag, München 2001, ISBN 3-7698-1307-3
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Muslimische Kinder in evangelischen Tageseinrichtungen für Kinder
Hrsg. Rheinisher Verband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder e.V., Lenaustraße 41,
40470 Düsseldorf, Januar 2000, Tel: 0049 211 63 98-295, Fax: 0049 211 63 98-299
Die Welt der Religionen im Kindergarten, Grundlegung und Praxis interreligiöser Erziehung,
Dokumentation der Religionspädagogischen Jahrestagung 2000, Hrsg. Verband Katholischer
Tageseinrichtungen für Kinder, Karlstrasse 40, D — 79104 Freiburg, Fax: 0049 761 200-735,
Email: ktk-bundesverband@caritas.de
Muslimische Kinder im Kindergarten, Eine Praxishilfe für alltägliche Begegnungen,
von Barbara Huber-Rudolf, Köselverlag 2002, ISBN 3-466-36587-2 € 13,40,-Gemeinsam in der Schule Christen und Muslime, DAS WORT, Evangelische Beiträge zu
Bildung und Unterricht, Hamburgersstraße 3, 1050 Wien, Email: das.wort@evang.at, Tel: 01/
587 31 43
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Eine Welt der Vielfalt, Ein Trainingsprogram des A WORLD OF DIFFERENCE Institute
der Anti-Defamation League, New York, in der Adaption für den Schulunterricht,
Praxishandbuch für Lehrerinnen und Lehrer, Verlag Bertelsmann Stiftung, ISBN 3-89204-832-0
-
Christen und Muslime: Gemeinsam beten? Überlegungen und Texte, Arbeitspapier der
Konferenz Europäischer Kirchen und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen,
www.cec-kek.org, www.ccee.ch
Allgemein:
Der Koran — übersetzt von Adel Theodor Khoury, Gütersloher Verlagshaus 2007, ISBN 9783-579-08023-9
Der Islam, Hans Küng, Wesen und Geschichte, Piper Verlag, ISBN 978-3-492-05063-0
Was jeder vom Islam wissen sollte, GTB Taschenbuch 786
Hadith, Auszüge aus dem Sahih Al-Buhary, Verlag Islamische Bibliothek 1996, ISBN 3-82 17012-9
Muslime Fragen, Christen antworten, v. Christian W. Troll, Topos Verlagsgemeinschaft
2003, ISBN 3-7867-8489-2, www.antwortenanmuslime.com
Islam - Muslimische Identität und Wege zum Gespräch, von Muhammad Salim Abdullah,
Patmos Verlag, 2002
Verständigung leben und lernen - atn Beispiel von türkischen Muslimen und Vorarlberger
Christen, Elisabeth Dörler, Verlag Die Quelle, 2003, ISBN 3-85241-006-1
Koranlesebuch, Wichtige Texte neu übersetzt und kommentiert von Hartmut Bobzin, Herder
Spektrum, 2005
Nehmt den Männern den Koran - Für eine weibliche Interpretation des Islam, von Nahed
Selim, Piperverlag, 2002
Die verlorenen Söhne — Plädoyer für die Befreiung des türkisch-muslimischen Mannes, Necla
Kelek, Kiepenheuer & Witsch Verlag 2006
Ein Kirchenführer für Muslime, Barbaxa Huber-Rudolf, Alexander Rudolf, erhältlich bei
www.cibedo.de
400 Fragen zum Islam — 400 Antworten, Ein Handbuch, Yasar Nuri Öztürk, www.grupello.de
Verlag, ISBN 3-933749-17-4
Religiosität und Modernität, Seyed Mohammad Khatami, deux mondes Verlag, ISBN 3932662-05-9
Islam-Lexikon A-Z , Ludwig Hagemann, Peter Heine, Adel Th. Khoury, Geschichte - Ideen Gestalten , 2006. 768 S. 20,5 cm; KT; Deutsch , Herder, Freiburg , 2006
Was sagt der Koran zum Heiligen Krieg? (Broschiert)
von Adel Th. Khoury, Verlag: Gütersloher Verlagshaus; Auflage: 2., überarb. u. erw. Aufl.
(September 2007), ISBN-10: 3579064851
Kommen Muslime in den Himmel? Gelangen Christen ins Paradies?
Über den christlich-islamischen Dialog, Adel Th. Khoury, 2007. 132 S. 20 cm; KT; Deutsch
Echter, 2007, ISBN-10: 3429029325
Ausgewählte Gedichte, Yunus Emre, Önel Verlag 1991, ISBN 3-924542-73-2
Das Mesnevi, Dschalaluddin Rumi, O.W. Barth Verlag 1997
Christen begegnen Muslimen, Eine Handreichung, Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen
in Baden — Württemberg, Stafflenbergstr. 44, D-70184 Stuttgart, www.kirchen.de/ack/ackbw,
2003
Als Christ dem Islam begegnen, Christian Troll, Echter Verlag, 2004, ISBN 3-429-02538-9
Das Barnabas Evangelium, Spohr Verlag, 1994, ISBN 3-927606-30-8
Das Alevitentum, Hrsg. Alevitische Gemeinde Deutschland e.V., 2004, ISBN 3-00-012-584-1
http://www.cec-kek.org/Deutsch/MeetingMuslimsD.pdf - Wie können wir Muslimen begegnen?
http://www.cec-kek.org/Deutsch/PrayingtogetherG.pdf - Christen und Muslime: Gemeinsam
beten?
http://www.cec-kek.org/Deutsch/jtletterislamG-print.htm - Brief über die Erziehung der Jugend
Die Artikel der Kirchenzeitung „Sonntag" zum Thema Dialog sind unter
www.pfarre-nfh.at zu lesen.
http://cibedo.de/
http://www.diyanetgov.tr/german/default.asp
http://www.parliamentofcultures.org/
Einige orientierende Regeln für den Dialog von Kardinal Dr. Franz König
1. Dialog bedeutet nicht Konfrontation von festgelegten Standpunkten, sondern die
Bereitschaft, die eigene Position in Frage stellen zu lassen, um durch das Gespräch sich selber
und den anderen besser zu erkennen.
2. Der Dialog setzt gleichberechtigte Partner voraus. Dies verlangt — je nach der Situation einerseits Großmut, anderseits Bescheidenheit. In jedem Fall Respekt gegenüber dem Partner.
Keiner wird die Absicht haben, den anderen geistig zu unterwerfen.
3. Der Dialog kann und soll nie bloße Taktik sein. Für christliche Dialogpartner ist der Dialog
ein Dienst an der Kirche, ein Dienst an der Geschwisterlichkeit und am Frieden. Daß außer
den Ideen auch menschliche Interessen mit im Spiele sein können, wird man zur Kenntnis
nehmen müssen.
4. Ein Dialog ist keine theoretische Debatte, sondern ein Versuch, in aller Redlichkeit die
Position des Partners zu verstehen. Daher sind es auch nie Institutionen, die miteinander einen
Dialog führen, sondern immer einzelne Menschen, die miteinander reden.
5. Der Dialog darf nicht missbraucht werden, wenn auch immer wider — unbewusst, aber auch
bewusst — persönliche Interessen im Spiele sind. Der Dialog muß sich realistischerweise im
Rahmen der vorgegebenen bzw. vereinbarten Möglichkeiten (Spielregeln) halten.
6. Der Dialog an sich als ein gemeinsames ffingen nach Wahrheit darf nicht in Frage gestellt
werden. Aber: Schon Pilatus stand ratlos vor der Frage nach der Wahrheit. Auch der Dialog
der Menschen am Ende des zweiten Jahrtausends kann ratlos vor der Wahrheit stehen. Daher
müssen wir bedenken: Der Wahrheit als Gabe Gottes kann sich der Mensch nur in Demut, das
heißt im Gebet, nähern. Und das gemeinsame Gebet verbindet die Gesprächspartner und führt
sie gemeinsam näher hin zu Gott, der allein die ganze Wahrheit ist.
Kardinal DDr. Franz König: Der Dialog — eine Gabe des Konzils an die heutige Zeit, in:
Dialog als Hoffnung der Zeit, Kontaktstelle für Weltreligionen, Sekretariat de
Österreichischen Bischofskonferenz (Hrsg.) Wien 1998, S. 18
Miteinander
nicht gegen
Grundlagentext
von
P. Franz Helm
SVD
Im folgenden Beitrag finden Sie kirchliche Stellungnahmen, die sich für einen konstruktiven
Dialog mit dem Islam aussprechen.
Im Vorfeld der EU-Wahl 2009 tobte in österreich ein hässlicher Wahlkampf mit Slogans wie
„Abendland in Christenhand" und mit einem
Politiker, der nicht davor zurückschreckte, das
Kreuz zu instrumentalisieren, um MuslimInnen
auszugrenzen. Das Feindbild Islam sollte helfen,
Wählerstimmen zu lukrieren. Der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn betonte
in seiner Predigt am Fest Christi Himmelfahrt,
das Kreuz als „Zeichen der Versöhnung und der
Feindesliebe" dürfe nicht als „Kampfsymbol gegen
andere Religionen, gegen andere Menschen politisch missbraucht" werden.
Kurze Zeit später hielt der US-amerikanische
Präsiant Barack Obama in Kairo eine viel
beachtete Rede. Passagen daraus klingen wie
eine mahnende Botschaft für die Auseinandersetzungen in österreich. „Ich betrachte es als Teil
meiner Pflicht als Präsident der USA, negative Klischeevorstellungen über den Islam zu bekämpfen,
wo immer sie auftauchen." (B. Obama)
Ihre spezifischen Reichtümer teilen
Schon im Jahi 2007 hatte der Präsident des
Päpstlichen Rates für den interreligiösen Dialog,
Kardinal Jean-Lois Tauran, in seiner Botschaft
an die MuslimInnen zum Ende des Fastenmonats Ramadan davor gewarnt, dass junge Generationen von ChristInnen und MuslimInnen
„einander entgegengesetzte kulturelle und religiöse
Blöcke bilden" könnten und dazu aufgerufen,
den „Dialog zwischen Christen und Muslimen
in seiner erzieherischen und kulturellen Dirnension"zu intensivieren. Auf dem Weg dazu ist der
Dialog „ein Instrument, das uns helfen kann, aus
der endlosen Spirale der Konflikte und Spannungen herauszukommen, die unsere Gesellschaften
durchziehen."ChristInnen und Musliminnen
sollten „immerfreundschaftlichere und konstruk-
Pfarrer.49pprecht mit Imam Erdal Ertorun
tivere Beziehungen entfalten, um ihre spezifischen
Reichtümer zu teilen, und ganz besonders auf die
Qualität ihres Zeugnisses als Gläubige achten!"
(Nr. 4 5)
-
Dialog mit MuslimInnen als Weg zu freundschaftlichen und konstruktiven Beziehungen?
Noch immer klingt das für viele ChristInnen
bei uns unerhört und neu. Schaut die Realität in
vielen Wohngegenden österreichs nicht anders
aus? Hören wir nicht täglich in den Medien
von Konflikten mit integrationsunwilligen
AusländerInnen?
Noch dazu ist das Islambild vieler Menschen
geprägt vom historischen Abwehrkampf gegen
die Türken und vom modernen „Krieg gegen den
Terrorismus".
Auch wurden Angehörige anderer Religionen von
christlicher Seite viele Jahrhunderte hindurch
als Ungläubige, Götzendiener und vom ewigen
Heil Ausgeschlossene gesehen, denn: „Außerhalb
der Kirche kein Heil! "Von daher war es unmöglich, zu denken, dass in anderen Religionen auch
Gutes und Wahres zu finden sei, das dem Heil
dienen könnte.
Es war eine epochale Wende, als das 2. Vatikanische Konzil die Religionsfreiheit betonte
und in der Erklärung Nostra Aetate ihr Ver-
Istarn unter uns
Heft 2
I
hältnis zu den nichtchristlichen Religionen neu
'beStinunte. Da ist die Rede vom „Strahl jener
Wahrheit (...), die alle Menschen erleuchtet". Hier
wird ausdrücklich anerkannt, dass Gottes Hells,
wirken nicht auf die (katholischen) ChristInnen
beschränkt ist, sondern sich allen Menschen
zuwendet. Daher sind andere Religionen nicht
rein menschliches Bemühen oder gar Teufelswerk, das unfähig wäre, zur göttlichen Wahrheit
vorzudringen. In nichtchristlichen Religionen
findet sich — so das Konzil — manches, was „wahr
und heilig ist". Wahres und Heiliges kann seinen
Ursprung nur in Gott haben. Es erschließt den
Weg zum Heil. Dieser Denkansatz erlaubt einen
wertschätzenden Zugang zu Andersgläubigen,
ein positives Anknüpfen im Dialog.
In diesem Geist kommt das Konzil den MuslimInnen gegenüber zu bemerkenswerten und
noch heute sehr aktuellen Aussagen: „Mit Hoch-
achtung betrachtet die Kirche auch die Muslime,
die den alleinigen Gott anbeten (...), der zu den
Menschen gesprochen hat. (...) überdies erwarten
sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen
sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren
Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten."
Nachdem Gemeinsames und Verbindendes herausgestellt wurde, kommt das Konzil auch auf
die Konfiiktgeschichte zwischen ChristInnen
und MuslimInnen zu sprechen und ruft zum
Miteinander auf: „Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslimen kam,
ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene
beiseitezulassen, sich aufrichtig um gegenseitiges
Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des
Friedens und der Freiheit für alle Menschen."
Damit ist eine Agenda für den interreligiösen
Dialog vorgelegt, die in der heutigen Weltsituation und auch in unseren derzeitigen österreichischen politischen Auseinandersetzungen
brandaktuell ist.
MuslimInnen differenziert wahrnehmen
Für einen echten Dialog ist es unumgänglich,
differenziert das wahrzunehmen, was ist. So wie
wir katholische ChristInnen in Österreich weder
mit den Kreuzfahrern des Mittelalters noch
Heft 2
Islarn un er uns
mit den katholischen TerroristInnen der IRA
gleichgesetzt werden wollen, wehren sich auch
MuslimInnen in Österreich gegen die Gleichsetzung mit den türkischen Erob erern des 16. und
17. Jahrhunderts oder mit den TerroristInnen der
Al Kaida.
Ein Blick in die europäische Geschichte des
Christentums zeigt, wie schwer es sich tat mit
der Anerkennung von Verschiedenheit. Wie lange
dauerten die Religionskriege, und wie tief war
in manchen Gegenden der Graben zwischen
katholischen und evangelischen ChristInnen!
Wie spürbar ist nach wie vor die Wunde des Antisemitismus! Wie brennend ist noch immer das
Thema der Gleichberechtigung der Frau in der
katholischen Kirche! Wie schwer fällt manchmal
noch die Verhältnisbestimmung zum säkularen
Staat!
Was im Christentum Jahrhunderte brauchte und
immer noch nicht vollständig geklärt werden
konnte, wird nun dem Islam in Europa innerhalb
weniger Jahrzehnte zugemutet. Weltweit trifft
es den Islam im Zuge der fortschreitenden Globalisierung nicht weniger heftig. Eine wichtige
Aufgabe für das Christentum ist es, dem Islam in
diesem Prozess ein konstruktiver Dialogpartner
zu sein.
Das Christentum ist einem universalen
Anspruch verpflichtet, der in der Offenbarung
Gottes in Jesus Christus gründet. So heißt es
in Nostra Aetate: „Unablässigaber verkündet
sie (Anm.: die Kirche) und muss sie verkündigen
Christus, der ist der Weg, die Wahrheit und das
Leben (Joh 14,6), in dem die Menschen die Fülle des
religiösen Lebens finden, in dem Gott alles mit sich
versöhnt hat."Auch die Muslime sind von einer
universalen Sendung überzeugt, weil Gott ihnen
— nach ihrem Glauben — im Koran die Fülle der
Offenbarung geschenkt hat.
ChristInnen und MuslimInnen sind herausgefordert, in einer säkularen und zunehmend pluralen Gesellschaft den Glauben an Gott und seinen
Willen für diese Welt zu bezeugen. Sie müssen
die Stimme religiöser Menschen einbringen in
die gesellschaftlichen Auseinandersetzungen
unserer Tage — nicht als Gegner, sondern als
Partner, die bereit und fähig sind, voneinander
zu lernen.
Kontaktstelle für christlich-islamische Begegnung
in der Erzdiözese Wien
Die Herausforderung des Islam an uns Christen
1. Die Grundhaltung der katholischen Kirche zum Islam:
a) Das Konzilsdokument ,Nostra aetate':
„ Deshalb mahnt sie (die Kirche) ihre Söhne und Töchter, dass sie mit Klugheit und Liebe,
durch Gespräch und Zusammenarbeit mit den Bekennern anderer Religionen sowie durch ihr
Zeugnis des christlichen Glaubens und Lebens jene geistlichen und sittlichen Güter und auch
die sozial-kulturellen Werte, die sich bei ihnen (den anderen Religionen, Anm. d. Ref) finden,
anerkennen, wahren und fördern.
Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslim, die den alleinigen Gott anbeten, den
lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und
der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat ..."
b) Das Konzilsdokument „Lumen Gentium"
16 „Der Heilswille umfaßt aber auch die, welche den Schöpfer anerkennen, unter ihnen
besonders die Muslim, die sich zum Glauben Abrahams bekennen und mit uns den einen Gott
anbeten, den barmherzigen, der die Menschen am Jüngsten Tag richten wird. Aber auch den
anderen, die in Schatten und Bildern den unbekannten Gott suchen, auch solchen ist Gott
nicht ferne, da er allen Leben und Atem und alles gibt (vgl. Apg 17,25-28) und als Erlöser
will, daß alle Menschen gerettet werden (vgl. 1 Tim 2,4).
Wer nämlich das Evangelium Christi und seine Kirche ohne Schuld nicht kennt, Gott aber aus
ehrlichem Herzen sucht, seinen im Anruf des Gewissens erkannten Willen unter dem Einfluß
der Gnade in der Tat zu erfüllen trachtet, kann das ewige Heil erlangen22. Die göttliche
Vorsehung verweigert auch denen das zum Heil Notwendige nicht, die ohne Schuld noch nicht
zur ausdrücklichen Anerkennung Gottes gekommen sind, jedoch, nicht ohne die göttliche
Gnade, ein rechtes Leben zu führen sich bemühen.
Was sich nämlich an Gutem und Wahrem bei ihnen findet, wird von der Kirche als
Vorbereitung für die Frohbotschaftli und als Gabe dessen geschätzt, der jeden Menschen
erleuchtet, damit er schließlich das Leben habe. „
c) Aus dem Konzilsdokument „Ad gentes"
Artikel 1: Das christliche Zeugnis
11. Diesen menschlichen Gruppen also muß die Kirche gegenwärtig sein durch ihre Kinder,
die unter ihnen wohnen oder zu ihnen gesandt werden. Denn alle Christgläubigen, wo immer
sie leben, müssen durch das Beispiel ihres Lebens und durch das Zeugnis des Wortes den
neuen Menschen, den sie durch die Taufe angezogen haben, und die Kraft des Heiligen
Geistes, der sie durch die Finnung gestärkt hat, so offenbaren, daß die anderen Menschen ihre
guten Werke sehen, den Vater preisen 1 und an ihnen den wahren Sinn des menschlichen
Lebens und das alle umfassende Band der menschlichen Gemeinschaft vollkommener
wahrnehmen können. Um dieses Zeugnis Christi mit Frucht geben zu können, müssen sie
diesen Menschen in Achtung und Liebe verbunden sein.
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Sie müssen sich als Glieder der Menschengruppe, in der sie leben, betrachten; durch die
verschiedenen Beziehungen und Geschäfte des menschlichen Lebens müssen sie an den
kulturellen und sozialen Angelegenheiten teilnehmen. Sie müssen auch mit ihren nationalen
und religiösen Traditionen vertraut sein; mit Freude und Ehrfurcht sollen sie die Saatkörner
des Wortes aufspüren, die in ihnen verborgen sind. Sie sollen aber auch den tiefgreifenden
Wandlungsprozeß wahrnehmen, der sich in diesen Völkern vollzieht. Sie sollen dahin zu
wirken suchen, daß die Menschen unserer Zeit, allzusehr auf Naturwissenschaft und
Technologie der modernen Welt bedacht, sich nicht den göttlichen Dingen entfremden,
sondem im Gegenteil zu einem stärkeren Verlangen nach der Wahrheit und Liebe, die Gott
uns geoffenbart hat, erwachen.
Wie Christus selbst das Herz der Menschen durchschaut und sie durch echt menschliches
Gespräch zum göttlichen Licht geführt hat, so sollen auch seine Jünger, ganz von Christi
Geist erfüllt, die Menschen, unter denen sie leben und mit denen sie umgehen, kennen; in
aufrichtigem und geduldigem Zwiegespräch sollen sie lernen, was für Reichtümer der
freigebige Gott unter den Völkern verteilt hat; zugleich aber sollen sie sich bemühen, diese
Reichtümer durch das Licht des Evangeliums zu erhellen, zu befreien und unter die
Herrschaft Gottes, des Erlösers, zu bringen.
12. Die Anwesenheit der Christen in den menschlichen Gemeinschaften muß von jener Liebe
beseelt sein, mit der Gott uns geliebt hat, der will, daß wir einander mit derselben Liebe
begegnena. Die christliche Liebe erstreckt sich auf alle, ohne Unterschied von Rasse,
gesellschaftlicher Stufe oder Religion; sie erwartet nicht Gewinn oder Dankbarkeit; denn wie
Gott sich uns mit ungeschuldeter Liebe zugewandt hat, so sind auch die Gläubigen in ihrer
Liebe auf den Menschen selbst bedacht und lieben ihn mit der gleichen Zuwendung, mit der
Gott den Menschen gesucht hat. Wie also Christus durch die Städte und Dörfer zog, jederlei
Krankheit und Gebrechen heilend zum Zeichen der kommenden Gottesherrschafta so ist auch
die Kirche durch ihre Kinder mit Menschen jeden Standes verbunden, besonders aber mit den
Armen und Leidenden, und gibt sich mit Freuden für sie hin Sie nimmt an ihren Freuden
und Schmerzen teil; sie weiß um die Erwartungen und die Rätsel des Lebens, sie leidet mit in
den Ängsten des Todes. Denen, die Frieden suchen, bemüht sie sich in brüderlichem
Gespräch zu antworten, indem sie ihnen Frieden und Licht aus dem Evangelium anbietet. Bei
der Aufrichtung einer gesunden Wirtschafts- und Sozialordnung sollen die Christgläubigen
ihre Arbeit einsetzen und mit allen anderen zusammenarbeiten.
2. Die Umsetzung dieser Grundhaltung bei Johannes Paul II.
a) Aus der "Ansprache von Johannes Paul II" bei seinem Treffen mit der Moslemischen
Gemeinschaft und Besuch der Omaijadenmoschee in Damaskus am 6. Mai 2001:
Liebe muslimische Freunde, As-salämu `alaikurn!
In Moscheen und Kirchen bilden die muslimischen und christlichen Gemeinschaften ihre
religiöse Identität heran, und dort erhalten die Jugendlichen einen bedeutenden Teil ihrer
religiösen Erziehung. Welches Bewußtsein ihrer Identität wird den jungen Christen und
jungen Muslimen in unseren Kirchen und Moscheen eingeflößt? Es ist meine sehnliche
Hoffnung, daß die muslimischen und christlichen Religionsführer und Lehrer unsere beiden
großen Gemeinschaften als Gemeinschaften in respektvollem Dialog darstellen und niemals
mehr als im Konflikt stehende Gemeinschaften. Es ist für die jungen Menschen von
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in der Erzdiözese Wien
äußerster Wichtigkeit, daß ihnen die Wege des Respekts und des Verständnisses beigebracht
werden, damit sie nicht dazu verleitet werden, die Religion selbst zur Förderung oder
Rechtfertigung von Haß und Gewalt zu mißbrauchen. Gewalt zerstört das Abbild des
Schöpfers in seinen Geschöpfen und sollte nie als Ergebnis religiöser Überzeugung
angesehen werden.
Mein tiefer Wunsch ist, daß unser heutiges Treffen in der Omaijadenmoschee unsere
Entschlossenheit zur Weiterentwicklung des interreligiösen Dialogs zwischen der
katholischen Kirche und dem Islam zum Ausdruck bringen wird. Dieser Dialog hat in den
letzten Jahrzehnten an Dynamik zugenommen, und heute dürfen wir dankbar sein für den
Weg, den wir bisher gemeinsam zurückgelegt haben. Auf höchster Ebene vertritt der
Päpstliche Rat für den Interreligiösen Dialog die katholische Kirche in dieser Hinsicht. Seit
über dreißig Jahren schickt der Rat eine Botschaft an die Muslime anläßlich des »Id al-Fitr«
zum Abschluß des Ramadan, und ich freue mich sehr, daß diese Geste von vielen Muslimen
als Zeichen wachsender Freundschaft zwischen uns begrüßt worden ist. In neuerer Zeit hat
der Rat ein Verbindungskomitee zu internationalen islamischen Organisationen eingerichtet —
auch zu »al-Azhar« in Ägypten, das ich zu meiner großen Freude im letzten Jahr besuchen
konnte.
Es ist wichtig, daß Muslime und Christen auch in Zukunft gemeinsam philosophische und
theologische Fragestellungen erforschen, um eine objektivere und vollständigere Kenntnis des
Glaubens der anderen Seite zu bekommen. Ein besseres gegenseitiges Verständnis wird auf
praktischer Ebene gewiß dazu führen, unsere beiden Religionen auf neue Art und Weise
darzustellen: Nicht als Gegner, wie es in der Vergangenheit allzu oft geschehen ist,
sondern als Partner ftir das Wohl der Menschheitsfamilie.
Der interreligiöse Dialog ist am wirksamsten, wenn er sich aus der Erfahrung des alltäglichen
Zusammenlebens innerhalb der gleichen Gemeinschaft und Kultur ergibt. In Syrien haben
Christen und Muslime Jahrhunderte lang Seite an Seite gelebt, und ein reicher Dialog des
Lebens hat sich unauffiörlich fortgesetzt. Jede Person und jede Familie kennt Zeiten der
Eintracht und dann wieder Augenblicke, in denen der Dialog zusammengebrochen ist. Die
positiven Erfahrungen müssen unsere Gemeinschaften in der Hoffnung auf Frieden stärken,
und den negativen Erfahrungen darf es nicht gelingen, diese Hoffnung zu untergraben. Wann
immer Muslime und Christen einander gekränkt haben, müssen wir den Allmächtigen
dafür um Vergebung bitten und einander die Vergebung anbieten. Jesus lehrt uns, daß
wir einander unsere Verfehlungen vergeben müssen, wenn Gott uns unsere Sünden
vergeben soll (vgl. Mt 6,14).
Als Mitglieder der einen Menschheitsfamilie und als Gläubige haben wir Verpflichtungen
hinsichtlich des Gemeinwohls, der Gerechtigkeit und der Solidarität. Der interreligiöse Dialog
wird zu vielerlei Formen der Zusammenarbeit führen, besonders in der Erfüllung unserer
Pflicht, sich um die Armen und Schwachen zu kümmern. Das sind Zeichen dafür, daß
unsere Gottesverehrung echt ist.
Interreligiöser Dialog
22. 4. 2007•Der Sonntag
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sich und erlebt gleichzeitig
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wit Musläne hier Stmfrnaßnahmen in Saudi Arabien verunSerer antwortlich macheft ümge-
•
stolz
le Woche
22: 4: 3. Sonntag der Osterzeit:
(Stundenbuch:II; 3. WoChe);
: Apg 5,27b-32.4013 .-41;
Offb3;11-14;Ioh 21,1-19.
:
23, 4. Montag der 3. Osterwoche:
Weihe der MetroPolitankirche:
kpg 7,44 - 50; 1 Kor 3,9c-11.16-17;Mt;23'124.
kehrt ist der einzelne Christ
nieht verantwortlich für den Al-
24.4. Dienstagder 3. Osterwoche:
Apg 7,5i - 8,1a;
Joh 6,30-35;
hl. Fidelis vonSiginanngen.
25.4. Mittwoch der Osterwoche:
hl. Markus, Evangelist:
1 Petr 5,5b-14;
Mk 16,15-20.
26.4. Donnerstag der 3. Osterwoche:
Apg 8,26-40;Joh 6,44-51.
Der katholische Theologe Kärf
Rahner hat gesagt: i,Hbetitlich.
,ist der liebe,Gott
Ziel isr eS, denGlaubend4SAn.-
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Vorbereitungs- und Info-Abend:,
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N ächste Folge: Bedeutung von
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28.4. Samstagder 3. Osterwoche:
APg 9;31-42; Joh 6,60,69;
til:Peter Chapel;
11LUdWigMaria:Grignion de
Montfort.
2914.: 4. Sonntag der Osterzeit:
• (Stundenbuch II, 4. Woche);
Apg 13,14A3b-52;
• Offb 7,9.14b-17;
Toh 10,27-30.
Anerkannte Religionen in Österreich, aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Vielzahl der religiösen Gemeinschaften in Österreich werden rechtlich in drei Kategorien unterteilt,
mit denen jeweils unterschiedliche Privilegien, Rechte und Pflichten verbunden sind. Diese sind in
absteigender Reihenfolge ihres rechtlichen Status:
1. gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgemeinschaften
2. eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinschaften
3. religiöse Vereine
Gesetzlich anerkannte Kirchen und Religionsgemeinschaften
Die gesetzliche Anerkennung geht auf ein Staatsgrundgesetz vom 21. Dezember 1867 zurück, in dem unter
anderem jeder anerkannten Kirche oder Religionsgemeinschaft bestimmte Grundrechte eingeräumt werden.
Wie die Anerkennung erreicht werden kann, wurde allerdings erst 1874 im Anerkennungsgesetz festgelegt.
Die erste Anerkennung nach diesem Gesetz erfolgte für die altkatholische Kirche.
Mit der Anerkennung, die für jede Religionsgemeinschaft durch ein eigenes Gesetz erfolgt, gehen einige
Berechtigungen der Religionen einher, wie z. B. eine Möglichkeit für Religionsunterricht in den Schulen
und religiöser Beistand in Krankenhäusern. Zurzeit gibt es in Österreich 13 anerkannte
Religionsgemeinschaften, welche folgende Rechte genießen:
•
•
•
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•
•
öffentliche Religionsausübung
Ausschließlichkeitsrecht (Namensschutz, Anspruch auf exklusive religiöse Betreuung der eigenen
Mitglieder)
selbständige Ordnung und Verwaltung der inneren Angelegenheiten
Schutz der Anstalten, Stiftungen und Fonds gegenüber Säkularisation
Recht auf Errichtung konfessioneller Privatschulen
Erteilung des Religionsunterrichts an öffentlichen Schulen
Die anerkannten Kirchen und Religionsgesellschaften
Die folgende Erfassung der Konfessionszugehörigkeit war Teil der Volkszählung von 2001.
1. Katholische Kirche (5.918.629)
1. Römisch-Katholische Kirche (5.917.274)
2. Griechisch-Katholische Kirche (1.089)
3. Armenisch-Katholische Kirche (266)
2. Evangelische Kirche (376.150)
1. Evangelische Kirche Augsburger Bekenntnisses (354.559)
2. Evangelische Kirche Helvetischen Bekenntnisses (19.463)
3. Altkatholische Kirche (14.621) (anerkannt seit 1874)
4. Armenische Apostolische Kirche (1.824)
5. Koptisch-orthodoxe Kirche in Österreich (1.623) (anerkannt seit 2003)
6. Syrisch-orthodoxe Kirche (1.589)
7. Griechisch-orientalische Kirche (= Orthodoxe Kirchen) (174.385)
1. Griechisch-orientalische Kirchengemeinde zur H1. Dreifaltigkeit
2. Griechisch-orientalische Kirchengemeinde zum HI. Georg
3. Serbisch-griechisch-orientalische Kirchengemeinde zum Hl. Sava (74.198)
4. Rumänisch-giechisch-orientalische Kirchengemeinde zur H1. Auferstehung (2.819)
5. Russisch-orthodoxe Kirchengemeinde zum H1. Nikolaus (3.340)
6. Bulgarisch-orthodoxe Kirchengemeinde zum Hl. Iwan Rilski (1.135)
8. Evangelisch-methodistische Kirche (1.236) (anerkannt seit 1951)
9. Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (Mormonentum) (2.236)
Diese Religionsgemeinschaft wurde 1955 als Reaktion auf die Marshallplanhilfe durch den Staat
Utah anerkannt.
10. Neuapostolische Kirche (4.217) (anerkannt seit 1975)
11. Israelitische Kultusgemeinde (8.140) (anerkannt seit 1890)
12. Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (338.988)
Der Islam ist in Österreich seit 1912 anerkannt, nachdem das mehrheitlich muslimische Land
Bosnien Bestandteil der Österreichisch-Ungarischen Monarchie war.
13. Österreichische Buddhistische Religionsgesellschaft (10.402) (anerkannt seit 1983)
14. Herrnhuter Brüdergemeineul — In Österreich gibt es heute zwar keine Kultusgemeinde mehr; die
1880 gewährte staatliche Anerkennung ist jedoch nie außer Kraft getreten.
15. Zeugen Jehovas (23.206) (anerkannt seit 2009) 12
Alle genannten Religionsgemeinschaften genießen einen erhöhten Schutz, wobei die Herabwürdigung
religiöser Lehren oder Störung in der Religionsausübung als strafbar gilt. Auch die Kirchen oder dem
Gottesdienst gewidmeten Räumlichkeiten oder Dinge genießen bei Beschädigung einen erhöhten
strafrechtlichen Schutz.
Probleme
Einige muslimische und jüdische Gruppen sehen sich nicht von den staatlich anerkannten
Religionsgemeinschaften vertreten. Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) ist die
einzige staatlich anerkannte islamische Glaubensgemeinschaft. Sie ist stark sunnitisch geprägt, soll jedoch
auch Schiiten vertreten. Auch die Aleviten Österreichs bezeichnen sich als Muslime, werden jedoch von der
IGGÖ nicht vertreten und haben um Anerkennung als eigene Religionsgemeinschaft angesucht.
Es gibt mehrere jüdische Gemeinschaften, die sich von der staatlich anerkannten Ku1tusgemeinde nicht
vertreten fühlen, darunter die orthodoxe Gemeinde von Rabbiner Jacob Biderman (Chabad), die um
Anerkennung als eigene Religionsgemeinschaft ansuchte; ebenso die liberale Gemeinde Or Chadasch.
Eingetragene religiöse Bekenntnisgemeinsehaften
Im Jahr 1997 wurde zusätzlich zu staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften noch die Kategorie der
staatlich eingetragene religiösen Bekenntnisgemeinschaften eingeführt. Diese besitzen zwar eine eigene
Rechtspersönlichkeit, jedoch nicht die Privilegien anerkannter Religionsgemeinschaften. Nach einer etwa
10jährigen Wartefrist kann einer eingetragenen Bekenntnisgemeinschaft vom Kultusamt (gegenwärtig im
Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur angesiedelt) der Status einer anerkannten
Religionsgemeinschaft zuerkannt werden. Die erste und bisher einzige religiöse Bekenntnisgemeinschaft,
die nach diesen 1997 erstellten Vorgaben die staatliche Anerkennung als Religionsgemeinschaft erlangt
haben, sind die Zeugen Jehovas.
Liste der eingetragenen Bekenntnisgemeinschaften
1. Bahai-Religionsgemeinschaft (760)
2. Bund der Baptistengemeinden in Österreich (2.108)
3. Bund Evangelikaler Gemeinden Österreichs (4.892)
4. Die Christengemeinschaft — Bewegung für religiöse Erneuerung in Österreich (1.152)
5. Elaia Christengemeindenal
6. Freie Christengemeinde/Pfingstgemeinde (7.186)
7. Hinduistische Religionsgesellschaft in Österreich (FIRÖ) (3.629)
8. Mennonitische Freikirche Österreich (MFÖ) (381)
9. Pfingstkirche Gemeinde Gottes in Österreich
10. Kirche der Siebenten-Tags-Adventisten (4.220)
Religiöse Vereine
Glaubensgemeinschaften, die weder die gesetzlichen Bedingungen von anerkannten
Religionsgemeinschaften noch die von eingetragenen Bekenntnisgemeinschaften erfüllen, haben die
Möglichkeit, sich a1s Vereine im Sinne des Vereinsrechts zu konstituieren.
Dr. Horst von der Bey, Franziskus und der Islam
Franziskus und der Islam
Auf dem PfIngsttreffen der Minderbrüder 1219 erwahnte Franziskus vor 3.000
versammelten Brüdern erneut seine Idee der Islammission, nachdem seine zwei ersten
Aufbrüche gescheitert waren. Mit dieser Idee und der Entsendung von Brüdern nach
Tunesien und Marokko kommt zum ersten Mal eine aüßereuropäische Kultur und
Glaubenswelt in den Blick der franziskanischen Bewegung. Frauziskus wollte beispielhaft
vorangehen und erklärte sich bereit, persönlich nach Ägypten zu gehen. Mit
Kreuzfahrerschiffen gelangte er mit einigen Brüdern im Juli/August 1219 nach Ägypten, wo
die Brüder die brutale Wirklichkeit und die Wirren des fünften Kreuzzuges persönlich erlebt
hatten. Man darf davon ausgehen, dass diese Wirklichkeit des beiderseitigen gewaltsamen
religiösen Fanatismus für die Franziskaner in ihrem Idealismus ein Schock gewesen sein
muss. "Die Ausschweifung im Lager der Kreuzfahrer, ihre Streit- und Habsucht,
überzeugten Franziskus, dass es hier um keinen 'gerechten Krieg' ging. Er versuchte, "die
Soldaten und Kardinal Pelagius Galvani, den Führer des Kreuzzugs, zum Waffenstillstand
zu bewegen und auf ein Friedensangebot des Sultans Malik al-Kamil (1218-1238)
einzugehen. Doch die Machtpolitik der Christen ließ kein Einlenken zu. Man setzte auf den
vollen Sieg. Am 29. August überfiel das muslimische Heer die Kreuzfahrer: 6.000 wurden
getötet. Erst nach dieser Niederlage gestattete der Kardinal dem Poverello, den Sultan zu
besuchen, aber auf eigenes Risiko. Mit Bruder Illuminatus durchquerte Franziskus das
Niemandsland zwischen den Heerlagern und gelangte so zum Sultan" (L. Lehmann).
Es ist wichtig zu bemerken, dass der missionarische Versuch des Franziskus ein privates
Unternehmen darstellte, ohne Förderung und Schutz durch Papst, Kirche, Staat oder
Militär. Dieser private Charakter seiner Mission brachte Franziskus denn auch in Konflikt
mit den christlichen Kreuzfahrern.
Franziskus beunruhigt
Jakob von Vitry, der Bischof von Akkon, berichtet kritisch über das Wirken des Franziskus.
Die kritische Haltung des Jakob von Vitry kommt daher, dass er als Bischof einige seiner
Kleriker als 'Überläufer' an den Franziskanerorden verlor. Als Bischof vor Ort hatte er
unmittelbaren Einblick in das Geschehen. In einem seiner Briefe erwähnt er die
Anwesenheit des Franziskus in Damiette, als sich die Belagerung dieser Stadt durch die
Christen noch im Anfangsstadium befand. Er spricht davon, dass in Franziskus jemand
gekommen sei, "der beunruhige, wenn nicht gar störe". Das Beunruhigende und Störende
ist darin zu sehen, dass Franziskus die Kreuzzugsidee in Frage stellt und die Kreuzfahrer
demotivierte, in dem er ihnen eine Niederlage prophezeite, die dann auch eintrat. Mit seiner
ihm eigenen Hartnäckigkeit setzte sich Frauziskus gegenüber dem damaligen Päpstlichen
Legaten durch und durchquerte gegen dessen ausdrücklichen Willen die militärischen
Fronten, um zum muslimischen Sultan al-Malik al-Kamil zu gelangen.
In einem Brief vom Frühjahr 1220 schreibt der Bischof von Akkon: "Ihr Magister
[Franziskus], der diesen Orden gegründet hat, kam zu unserem Heer, brennend vor
Glaubenseifer, und ging ohne Furcht zum Heer der Feinde. Und nachdem er einige Tage
lang den Sarazenen das Wort Gottes gepredigt hatte, hatte er keine großen Ergebnisse.
Doch der Sultan, Herrscher von Ägypten, bat ihn heimlich, den Herrn in seinem Namen zu
bitten, dass er dank göttlicher Erieuchtung der Religion angehören könne, die Gott
wohlgefälliger sei." In einer anderen Schrift bemerkt der Bischof:"Der Sultan hat während (
mehrerer Tage Franziskus, der ihm und seinen Leuten den Glauben an Christus predigte,
sehr aufmerksam zugehört. Aber schließlich fürchtete er, es könnten sich einige vom Heer
durch die Macht seiner Worte zum Herrn bekehren und zum Heer der Christen überiaufen.
Deshalb gebot er, ihn mit allen Ehren und in sicherem Geleit zum Christenlager
zurückzuführen. Beim Abschied sagte er zu ihm: 'Bete für mich, dass Gott mir gnädig jenes
Gesetz und jenen Glauben offenbare, die ihm mehr gefalle."
Die verschiedenen Berichte vom Besuch des Franziskus beim ägyptischen Sultan lassen
keinen Zweifel an der historischen Realität dieses Treffens. Der berühmte
Franziskusforscher Kajetan Eßer äußert sich weitaus vorsichtiger als die Zeitgenossen des
Franziskus und deutet bereits die Richtung einer weiterführenden Interpretation an. Wenn
auch die Reise des Franziskus zum Sultan der Muslime "keinen greifbaren, nachweisbaK Erfolg gezeitigt hatte, so darf man doch als sicher hinstellen, dass ihn seine Erlebnisse im
Orient zu einer fruchtbaren Erkenntnis geführt hatten: zur Mission der Gewaltlosigkeit, zur
Mission ohne politische Rückbindung." Möglicherweise war die 'Erfolglosigkeit' des
Franziskus der eigentliche Durchbruch für ein neues Missionsverständnis und somit ein viel
größerer Erfolg als eine gewaltsame Mission, was wir allerdings erst langsam zu entdecken
beginnen. "Franziskus hat sein Ziel nicht erreicht: weder das ersehnte Martyrium noch die
Bekehrung des Sultans, weder den Frieden zwischen Christen und Muslimen noch ein
neues Verständnis des Kreuzzugs ohne Waffen. Es ist, als ob diese Erfolgslosigkeit das
Missionsprogramm des Franziskus bestätigen sollte, denn wie wir sehen werden, kommt es
ihm nicht auf ein sichtbares Ergebnis an, sondern auf das Zeugnis und den Einsatz des
Lebens" (L. Lehmann).
Islam in der Ordensregel des Franziskus
Nach seiner Rückkehr aus der Welt des Islam verfasste Franziskus das Missionskapitel für
seine erste Ordensregel, die nicht vom Papst bestätigt wurde. In diesem Text hören wir die
authentische Stimme des Franziskus zum Thema 'Mission' und 'Begegnung mit
Andersgläubigen' Und seine Erfahrung mit den Muslimen spiegelt sich dort wieder. Der
Text beginnt mit den Worten:
Der Herr sagt: "Seht, ich sende euch,.."
Der Geist der Sendung ist für die frühfranziskanische Bewegung fundamental. Wie viele
seiner Schriften beginnt Franziskus mit einem direkten Verweis auf das Wort des Herrn,
womit er die nachfolgenden Anweisungen unter die Autorität des Evangeliums stellt. Das
einst an die Jünger ergangene Wort ist für Franziskus nicht Vergangenheit, sondern
Gegenwart, heute noch lebendiges Wort. Im Evangelium liegt für Franziskus der
Ausgangspunkt für seine gesamte Lebensform, also auch für sein missionarisches
Bewusstsein.
"...wie Schafe mitten unter die Wölfe."
Mit diesem Zitat aus der Aussendungsrede Jesu beugt Franziskus bereits einer bestimmten
Sichtweise von Mission vor. Für Bonaventura waren die Fronten klar: Die Wölfe sind die
Muslime und Franziskus ist das Schaf. Aber Franziskus selbst meint hier etwas anderes:
Mit diesem Schriftwort ist das Risiko einer gewaltlosen Mission angesprochen. Das Schaf
hat kein Machtmittel in der Hand, es kann lediglich durch seine Präsenz bezeugen. Die
ersten Franziskaner in Marokko (1219) hielten sich nicht daran. Sie hatten den Propheten
Mohammed beschimpft und wurden von den Muslimen dafür gesteinigt. Sie waren kulturell
und religiös unsensibel für den Glauben der Anderen. Ihr Muslim-Bild war geprägt vom
Zeitgeist der Kreuzzüge, in denen die Muslime als roh, wild und barbarisch bezeichnet
wurden. Um in der von Franziskus benutzten biblischen Metapher zu bleiben: Sie waren
eher Wölfe als Schafe.
Seid daher "klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben."
Das Verhalten der Erstlingsmärtyrer in Marokko war äußerst unklug. Sie haben ihr
Martyrium durch Beschimpfüng des Propheten Mohammed provoziert. Wenn Franziskus
hier zur Klugheit und Einfalt mahnt, dann erteilt er solchen Provokationen eine Absage.
Feindbilder und gegenseitige Verteufelungen sind der Verkündigung einer frohen Botschaft
nicht dienlich.
Daher soll jeder Bruder, der auf göttliche Eingebung hin unter die Sarazenen und andere
Ungläubige gehen will, mit der Erlaubnis seines Ministers und Dieners gehen.
Angesichts des historischen Kontextes des fünften Kreuzzuges ist die Entscheidung des
Franziskus, 'unter' die Muslime zu gehen, rational nicht verständlich. "In der damaligen Zeit
zogen die Kreuzfahrer 'gegen' die Sarazenen, und das ganze Denken der westlichen
Christenheit war gegen sie gerichtet. Franz aber sendet seine Brüder nicht nur 'zu' ihnen,
sondern 'unter' sie, vielleicht wie 'Schafe mitten unter die Wölfe', aber sicher auch wie
Brüder unter Brüder. Eine neue Missionsmethode ist hier prophetisch angekündigt" (W.
Bühlmann). Franziskus ging es nicht um geistliche Beihilfe einer militärischen Untei -werfung
noch um Mission im traditionellen Sinn von 'Bekehrung' Es darf vermutet werden, dass
Franziskus sich auf die Suche nach der Präsenz Gottes im Anderen und dessen Kultur
begeben hat. Mission ist bei Franziskus stets als Friedensdienst äufzufassen, wofür sein
Besuch beim Sultan sicherlich das prägnanteste Beispiel darstellt.
Die Brüder aber, die hinausziehen, können in zweifacher Weise unter ihnen geistlich
wandeln. Eine Art besteht dadn, dass sie weder Zank noch Streit beginnen, sondern um
Gottes willen allen Menschen untertan sind und bekennen, dass sie Christen sind.
Primäre Missionsmethode ist die einfache und friedvolle Präsenz der Franziskaner unter
den Andersgläubigen. Ausdrücklich ist keine Absicht und kein Ziel damit verbunden. Es
geht Franziskus nicht vorrangig um Verkündigung, sozialen Einsatz oder
Sakramentenspendung. Das Dasein der Missionare, ihr Leben ist bereits voll gültiges
chrisfliches Bekenntnis - auch ohne verbale Verkündigung. Das Untertansein ist für
Franziskus letztlich nichts anderes als die einzig mögliche Umsetzung des Wortes vom
'Schaf unter den Wölfen' "Ob er nun zu Christen oder Nichtchristen geht: jeder
Herrschaftsanspruch, jede Überheblichkeit ist da ausgeschlossen. Er verfügt nicht, er lässt
über sich verfügen. Die Brüderlichkeit vorleben, Menschen anderer Sitte und Religion
untertan sein, ohne den eigenen Glauben zu verleugnen, das ist zusammengefasst ein
Grundprinzip franziskanischer Mission. Es ist mit anderen Worten die Gewaltlosigkeit und
Friedfertigkeit, der an ein Abenteuer grenzende Glaubensmut und die das Martyrium
einbeziehende Dialogbereitschaft, die Franziskus in der Begegnung mit dem Sultan
vorgelebt hat. Während offiziell im Namen Christi und des Evangeliums Krieg geführt
wurde, verkündete Franziskus das Untertansein als erste und wichtigste Art der
Missionierung" (L. Lehmann). Mission im Sinne eines Gehens unter die Menschen ist somit
immer eine Entdeckung, ein Lernprozess, solange man auf das hört, was Gott einem in und
durch das Leben und die Geschichte der anderen zu sagen hat.
Früchte des Islam - Franziskus' Briefe
Was genau während seines Aufenthaltes in der islamischen Welt geschah - wir wissen es
nicht. Es existieren keine historisch verifizierbaren Berichte über diese Tage im Leben des
Franz von Assisi. Hat er vielleicht die Zeit genutzt, nach der Präsenz Gottes in der
islamischen Welt zu forschen? Einige Zeichen sprechen dafür, dass Franziskus beeindruckt
war von der tiefen Religiosität der Muslime und ihrem regelmäßigen Gebets-rhythmus.
Dafür finden sich Zeugnisse und Spuren in einigen authentischen Franziskusbriefen.
Nach seiner Rückkehr aus Ägypten schreibt Franziskus aus Italien einen Brief an alle
Oberen im Franziskanerorden. In diesem Brief heißt es: „Und Gottes Lob sollt ihr allen
Leuten so verkünden und predigen, dass zu jeder Stunde und, wenn die Glocken läuteh,
dem allmächtigen Gott vom gesamten Volk auf der ganzen Erde immer Lobpreis und Dank
dargebracht wird." Geschrieben ist der Brief um 1220, unmittelbar nach der Rückkehr des
Heiligen aus dem Orient. Ein Hinweis dafür ist die Aufforderung, das Volk zu belehren und
beim Klang der Glocken den allmächtigen Gott anzubeten. Diese Aufforderung steht sicher
in Zusammenhang mit der Erfahrung, die Franziskus im islamischen Orient mit den dortigen
Gebetspraktiken gesammelt hatte.
In einem anderen Brief schreibt Franziskus: "Wenn ihr Gottes Namen hört, betet ihn an mit
Furcht und Ehrerbietung, tief zur Erde gebeugt." Diese Aussage könnte eine Anspielung
auf die ehrfürchtsvolle Gebets-haltung der Muslime beinhalten. Diese und weitere
TextsteHen in den Schriften des Franziskus legen den Gedanken nahe, dass er im Lob
Gottes die Möglichkeit zu einer gemeinsamen christlich-islamischen Ökumene wittert.
Franziskus wäre sicherlich überinterpretiert, wollte man in seiner Person bereits einen
vorausgedachten 'Dialog der Religionen' entdecken. Uber die Bedeutung anderer
Religionen hat er keine uns bekannten Reflexionen angestellt. Dennoch hat ihn die Welt
des Islam mit ihrer konsequenten Glaubenspraxis beeindruckt.
Interreligiöser Dialog
29. 4.2007 Der Sonntag
Info Sz. Ko,nt
Kontaktatelle
'Erzdiiikeie Wien:
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Hingabe gehört zu den
zentralen Begriffen im
Islam. Was darunter
verstanden wird, erklärt
Mohammed Taccedin
Kutay.
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Zum Thema
„Hingabe"
Das unbedingte
Gottvertrauen
„Doch werdet Ihr dies nicht
wollen können, wenn es Gott,
der Herr der Weltenbewohner,
nicht will" (Koran, Sure 81,30).
Ein Moslem betrachtet seinen
Zustand als absolut unter der
Macht Gottes und die menschliche Macht nur als eine schwache Spiegelung dieser unendlichen Macht. Darum ist der
Gläubige aufgerufen, sein Leben nach den Geboten undVerboten des Heiligen Buches, des
Koran, zu strukturieren.
Hingabe ist ein Begriff, der
mit der heutigen Lebensweise
schwer verstanden werden
kann. Diese Haltung der Hingabe ist ein Ideal, das selbst vom
„Istwert" der Muslime weit weg
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ist, weil die heutige moderne
Zivilisation ein solches Verständnis kaum zulässt.
Wie ein Pfell
mit zwei Spitzen
Große Gelehrte im Islam definieren die Religion als einen
Pfeil, der zwei Spitzen hat. Eine
ist die Verantwortung, dass ich
die Religion ausübe, die andere
ist die Liebe, in der ich sie ausübe. Die Gebote Gottes müssen
zwar gemacht werden, sie sollen aber so ausgeführt werden,
als ob sie die Bitte der Geliebten
wären.
Nach Meister Bayezid-i Bestami ist Hingab e eine Kunst, durch
reelädttftilge!,*i41:' I ott nehlprikKoei:41-t.,,üfid,schrelbe
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Foto: Rupprecht@kathbild.at
die man in allen Phasen des Alltages Gott als Schaffenden und
sich selbst als Werkzeug Gottes
sieht. Die Schicksalsdefinition
des Islams ergänzt diese Einstellung: Es braucht das unbedingte Gottesvertrauen. Die absolute Bedingung für Hingabe
ist die Geduld beim Erkennen
der eigenen Grenzen: „Sei zuffieden, was dein Freund (Gott)
dir gegeben hat, damit findest
du den Weg, um froh zu sein."
So sagt Mewlana Celaleddin
Rumi in seiner Koraninterpretation Mesnewi.
Bediüzzaman Said Nursi, einer der größten geistlichen
Meister des letzten Jahrhunderts (1876-1960) sagt: „Bei unangenehmen Ereignissen such
zuerst den Fehler bei dir, dann
im Schicksal, dann erst beim
anderen; verb essere dich selbst
zuerst, damit der Herr dich verb essern kann."
Mohammed Taceddln Kutay
habe. Ich soll mir bewusst sein,
dass ich einWerkzeug Goites bin,
und darum soll ich mich so verhalten, wie Gott es von mir verlangt; das ist die Antwort eines
Glaubens in Hingabe.
Es ist von mir gefordert, auf die
Geb ote undVerbote Gottes Rücksicht zu nehmen. Ich selbst bin ja
sein Eigentum und gebrauche
sein Eigentum - dasWasser, den
Sauerstoff etc. Ein Beweis, dass
uns selbst unser eigener Körper
nicht gehört, ist, dass ich seine
Funktionen wie zum Beispiel die
Niere nicht beherrschen kann.
Aus diesen Gründen muss ich
alle Geschöpfe respektieren. Ich
muss um meine eigene Grenzen
wissen und darf die Grenzen
meines Mirinenschen nicht überschreiten. Ein gutes Zeichen für
diese Einstellung ist auch der
Fastenmonat Ramadan. Er ist '
ne Schule, um zu lernen, wo me\
ne Grerizen sind.
Mohammed Taceddln Kutay
stammt aus Istanbul und studIert
Psychologle In Wlen.
DIWEItiheit GdftWinilelain.
-..,...erzeTer,nenxemsne
Die Woche
29. 4.: 4. Sonntag der Osterzeit:
(Stundenbuch II, 4. Woche);
Apg 13,14.43b-52;
Offb 7,9.14b-17;
Joh 10,27-30.
30.4. Montag der 4. Osterwoche:
Apg 11,1-18; Joh 10,1-10;
hl. PiusV., Papst.
1.5. Dienstag der 4. Osterwoche:
Apg 11,19-26;Joh 10,22-30;
hl. Josef, der Arbeiter.
2.5. Mittwoch der 4. Osterwoche:
1d. Athanasius;
Apg 12,24 - 13,5; Joh 12,44-50;
oder: 1 Joh 5,1-5; Mt 10,22-25a.
Heillger
Florlan
(4. Mal)
Foto: Archlv
4. 5. Freitag der 4. Osterwoche:
3.5. Donnerstag der 4. Osterwoche:
hl. Philippus u. hl. Jakobus, Apostel: Apg 13,26-33; joh 14,1-6;
hL Florian u.1).11. Märtyrer v. Lorch.
1 Kor 15,1-8; Joh 14,6-14.
5.5. Samstag der 4. Osterwoche:
Apg 13,44-52;
Joh 14,7-14;
111. Godehard.
6. 5.: 5. Sonntag der Osterzeit:
(Stundenbuch
1. Woche);
Apg 14,21b-27;
Offb 21,1-5a;
Joh 13,31-33a.34-35.
Conference of European Churches (CEC)
Conf6rence des Eglises europ6ennes (KEK)
Konferenz Europäischer Kirchen (KEK)
Consilium Conferentiarum Episcoporum Europae (CCEE)
Council of European Bishops' Conferences (CCEE)
Rat der Europäischen Bischofskonferenzen (CCEE)
Conseil des Conf6rences Episcopales Europ6ennes (CCEE)
AUSSCHUSS „ISLAM IN EUROPA"
P.O. Box 2100 — 150, route de Ferney
CH-1211 Geneva 2, Switzerland
Tel: +41 22 791 61 11 Fax: +41 22 791 62 27
E-mail: cec@cec-kek.org Home-page: www.cec-kek.org
Gallusstrasse, 24
CH - 9000 St. Gallen
Tel: +41 71 227 33 74 Fax: +41 71 227 33 75
E-mail: ccee cee.ch Home-page: www.ccee.ch
Wie können wir Muslimen begegnen?
Arbeitspapier
des Ausschusses „Islam in Europa"
Rat der Europäischen Bischofskonferenzen
Konferenz Europäischen Kirchen
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
7
I. Beschreibung der pluralistischen Gesellschaft
8
Aus der Bibel
Die Kirche als Zeichen und Sakrament des Bundes und der Brüderlichkeit
10
13
IV. Pioniere des Dialogs
15
V. Stufen fär Begegnung und Dialog
1. Sich der eigenen Verwundungen bewusst sein
2. Andere mit Gottes Augen sehen; andere mit Seinem Herzen lieben
3. Unsere Werte mit einander teilen
4. Unsere Schwächen eingestehen
5. Brüder und Schwestern sein wollen mit unseren Ähnlichkeiten und Unterschieden
6. Rechenschaft von unserer Hoffnung geben
7. In Unterschieden und gegenseitigem Respekt den Frieden fördern
18
18
18
19
19
19
20
20
VI. Ausbildung von Christen
1. Ausbildung durch Zugehen auf einander
2. Mit neuen Freundschaften beginnen
3. Aggressionen hinter sich lassen; dem anderen helfen, das gleiche zu tun
4. Interreligiöse Ehen
5. Die Erfahrung der Trinität in uns wirken lassen
21
21
21
22
23
23
Schluss
24
Anhang 1 - Literatur
27
Anhang 2 - Adressen
Struktur der katholischen Dialogarbeit in Europa
Dialog-Zuständige in den KEK-Mitgliedskirchen
31
31
35
„Islam in Europa"-Ausschuss
38
Wie können wir Muslimen begegnen?
EINLEITUNG
1. Aus christlicher Sicht ist die Geschichte deS Volkes Gottes mit Freude und Schmerz
verbunden, mit der Sünde des Menschen und dem Annehmen des Geschenkes Gottes, mit
Schritten vor und zurück, mit Einheit und Trennung, mit Offenheit und Verschlossenheit
gegenüber anderen.
Der Willkommensgruß des Evangeliums gegenüber Menschen um uns herum ist sicher dem
Eingemauertsein in einem Getto vorzuziehen. Jedoch wird diese Offenheit gegenüber
kulturellen und religiösen Umgebungen, die nicht unsere eigenen sind, oft von der Furcht
zurückgehalten, die eigene Identität verlieren zu können. Der andere scheint eher ein
Eindringling zu sein als ein Bruder oder eine Schwester.
Das Wort Gottes lädt uns ein, „klug wie die Schlangen und arglos wie die Tauben" zu sein (Mt
10,16). Es ist schwierig, zugleich mutig und klug im Geist zu sein, wenn wir in einer
komplexen Situation die am ehesten christliche Lösung herauszufinden haben.
2. Auf der Linie der Charta Oecumenica, die 2001 in Straßburg von den beiden Präsidenten der
Konferenz Europäischer Kirchen (KEK) und des Rates der Europäischen Bischofskonferenzen
(CCEE) unterzeichnet wurde, versucht das vorliegende Dokument, den Kirchen bei der
Einschätzung zu helfen, was auf dem Spiel steht, wenn wir Muslimen begegnen, so dass wir
fähiger werden, dem Evangelium zu entsprechen. Das Evangelium verlangt von uns, unsere
Feinde zu lieben und jeden als unseren Bruder oder unsere Schwester zu behandeln (Mt 5,4448). Dieser Text will ein Nachdenken und ein Handeln vorschlagen, die den jeweiligen lokalen
Bedingungen angepasst werden können und den Anforderungen an das christliche Zeugnis
entsprechen in einer Welt, die nicht mehr länger auf ein Dorf, eine Stadt oder ein Land
begrenzt werden kann.
In dieser sich verändernden Welt, die voller Gewalt und Hass ist, aber auch auf der Suche nach
Brüderlichkeit und Versöhnung, nach Freiheit und Einheit, ist es nnn wichtig, nicht
aufzuhören, unsere eigenen pastoralen Haltungen zu prüfen und sie mit der Bibel zu vergleichen.
3. Als Hilfe für Überlegungen zur Begegnung mit Muslimen wollen wir
• die pluralistische Gesellschaft beschreiben, in der wir zum Bezeugen unseres Glaubens
aufgerufen sind (I),
• in die Bibel schauen und besonders auf die Haltung Jesu, um Bezugspunkte zu finden (1),
• versuchen herauszufmden, ob es in der Ekklesiologie Schlüsselbegriffe gibt (III),
• das Leben, Handeln und Denken einiger Pioniere des Dialogs bedenken (IV)
• und schließlich die Stufen der Begegnung mit Muslimen zu analysieren versuchen (V),
• um einige Vorschläge für die christliche Ausbildung zu formulieren (VI).
-7-
L BESCHREIBUNG DER PLURALISTISCHEN GESELLSCHAFT
1. Der defensive Rückzug der Kirchen in sich selbst in der Vergangenheit war zu bestimmten
Zeiten ein erfolgreicher Weg, sich zu bewahren. Aber das hat oft auch Wunden hinterlassen.
Sollen wir diesen Weg weiter beschreiten? Wir können mehr oder weniger sehen, dass diese
defensive Haltung überholt ist, aber die Furcht, geschwächt zu werden, verhindert oft eine neue
Haltung, die naiv erscheinen mag.
Das Evangelium fordert uns auf, „anderen zu tun, was ihr von anderen erwartet" (Mt 7,12).
Doch es gibt eine reale Befürchtung, von unseren eigenen Werten der Vergebung, der Brüderlichkeit und der Versöhnung „betrogen" zu werden. Bringt das nicht das Risiko, dass der
andere davon profitiert, um uns zu beherrschen? Die nahe oder ferne Vergangenheit wie auch
die gegenwärtige Geschichte, die unmittelbarer ist, bietet viele traurige Beispiele von gewalttätigen Konfrontationen, Eroberungen und Diskriminierungen zwischen Christen und
Muslimen.
2. Bevor wir analysieren, ob ein Perspektivenwechsel möglich ist, wollen wir zusehen, ob die
Position, den andern zu vernachlässigen, dem Evangelium entspricht, wie es in der heutigen
Welt gelebt werden sollte.
Ist die strikte wechselseitige Abhängigkeit zwischen Volkszugehörigkeit und Religion noch ein
Modell für eine Generation, die die Welt als ein globales Dorf ansieht? Muss die legitime
Kontinuität der Kultur und Spiritualität eines Volkes noch notwendig über diese historische
Verbindung laufen? Durch die Aufgabe bestimmter sekundärer kultureller Aspekte wird die
große Furcht, den eigenen Glauben und die eigene Spiritualität geschwächt zu sehen, weniger
drückend, und ein positiverer Ausblick auf die zukünftige Welt wird möglich gemacht werden.
3. Über die letzten 50 Jahre hat sich die Welt so sehr verändert, dass wir gefordert, ja verpflichtet sind, uns mit neuen Augen umzuschauen. Die Kirchen sind sich bewusst, dass das
Zeugnis in Paris, London, Moskau oder Istanbul eine wachsende Auswirkung auf die Situation
auch an anderen Orten hat. Es wird immer wieder gesagt: „Kein Mensch ist eine Insel" 1 , was
nicht nur auf Einzelpersonen zutrifft, sondern auch auf Nationen oder religiöse Gemeinschaften. Wir müssen diese pluralistische Welt beständig neu beschreiben. Da wir mit anderen
zusaminenleben müssen, ist es am besten, sie als Brüder und Schwestern zu sehen, die Gott auf
unseren Weg gestellt hat und in deren Gemeinschaft er uns zu wachsen verlangt.
Wir brauchen eine kindliche Haltung, um fähig zu sein, Ausschau zu halten nach Veränderungen, die uns helfen könnten, eine Botschaft zu verkündigen, die unverändert bleibt gegen
über Menschen auf der Wanderschaft, gegenüber einer Welt im Wandel. Wir müssen sehen,
wie dies dem Evangelium heute treu bleibt, ohne sich an überholte Haltungen festzuklanmiern.
4.Unser trinitarischer Glaube muss bezeugt werden, ohne die Existenz anderer abzuleugnen; es
ist nicht mehr genug, ihn nur zu verteidigen. Er muss verkündigt und gelebt werden, vor allem
als eine Erfahrung, die anderen Glauben und sogar Unglauben respektiert.
1
John Donne (1573 — 1631), aufgenommen durch den Trappisten Thomas Merton (1915 — 1968), abgewandelt
von Rabbi Abraham Joshua Heschel (1907 — 1972) „Keine Religion ist eine Insel".
-8-
Eine außerordentliche menschliche Unruhe ist festzustellen, sowohl im positiven als auch im
negativen Sinn, die pastorale Prioritäten verlangt, die manchmal schwer zu erkennen, zu akzeptieren und zu praktizieren sind. Jesus selbst warf seinen Glaubensgenossen vor, die Zeichen der
Zeit nicht zu sehen (Mt 16,3).
5. Wir müssen Notiz nehmen von bestinunten Zeichen unserer Zeit, durch die Gott uns ruft:
a) Die freiwillige oder erzwungene Migration von Menschen, ihre Entwurzelung und ihre
Integration, führt zu einer räumlichen Umsetzung von Glaubenden und Ungläubigen.
Religionen, die einst fern waren und jetzt ganz nahe bei uns sind, verlangen notwendigerweise
eine Verkündigung des christlichen Glaubens, die diesen physischen und psychologischen
Umsetzungen entspricht.
b) Wie könnten wir die religiöse Veränderung Europas ignorieren? Wir können uns nicht in
traditionelle Pastoral und Gemeindearbeit zurückziehen, die die Mehrheit der Menschen nicht
erreichen, die jegliche religiöse Praxis aufgegeben haben oder die versuchen, anderswo ihre
spirituelle Heimat zu finden.
c) Säkularisierung kämpft heute nicht mehr gegen religiöse Überzeugungen. Wenn wir auch
nicht alle ihre Früchte begrüßen können, können wir doch dankbar sein für die Trennung der
Gewalten und für die Freiheit, die daraus folgt, dass der Staat nicht länger versucht ist zu
dominieren.
d) Globalisierung fügt sowohl positive als auch negative Aspekte hinzu, die nach unserem
unterscheidenden Urteil verlangen. Wie könnten wir die Geburt einer wahrhaft internationalen
Justiz nicht feiern, die blutrünstige und pervertierte Menschen aufhalten kann, zur Macht zu
kommen? Die Beförderung eines Geistes der internationalen Solidarität und die Sorge um den
Schutz der Umwelt, die in letzter Zeit schändlich behandelt worden ist, sind andere Aspekte
der Globalisierung.
e) Die Suche nach Einheit, die zur Versöhnung zwischen den christlichen Kirchen führen
wird, ist in gleicher Weise eine Gabe Gottes und eine Herausforderung für unsere Zeit.
f) Die Zeit ist reif, die Beziehung zwischen Christen und Muslimen zu betrachten. Nach
neuer und nicht mehr so neuer Geschichte wünschen die Gläubigen nicht mehr, dass Religion
ein Faktor für Krieg ist. Es liegt an uns, zu einer Entwicklung dieses Bewusstseins beizutragen
und einen christlicheren Ansatz voranzutreiben.
IL AUS DER BIBEL
Vor jeglicher Überlegung sollten uns zwei Überzeugungen leiten: „Einer ist Gott, Einer auch
Mittler zwischen Gott und den Menschen: der Mensch Christus Jesus" (1 Tim 2,5) und „ Wenn
ihr nur eure Brüder grüßt, was tut ihr damit Besonderes? Tun das nicht auch die Heiden?"
(Mt 5,47).
1. Biblische Texte gehen hart um mit den falschen Göttern der Fremden, aber der Fremde
selbst, sei es etbnisch oder glaubensmäßig, hat eine privilegierte Stellung im Herzen des
Volkes Abrahams. „ Wenn du ein Feld aberntest und eine Garbe auf dem Feld vergisst, sollst
du nicht umkehren, um sie zu holen. Sie soll den Fremden, Waisen und Witwen gehören, damit
der Herr, dein Gott, dich bei jeder Arbeit deiner Hände segnet. Wenn du einen Ölbaum
abgeklopft hast, sollst du nicht auch noch die Zweige absuchen. Was noch hängt, soll den
Fremden, Waisen und Witwen gehören. Wenn du in deinem Weinberg die Trauben abgeerntet
hast, sollst du keine Nachlese halten. Sie soll den Fremden, Waisen und Witwen gehören. Denk
daran: Du bist in iigypten Sklave gewesen. Darum mache ich es dir zur Pjlicht, diese
Bestimmung einzuhalten." (Dtn 24,19-22).
2.Wir kennen die unnachgiebige Entschlossenheit des Propheten Elia in seinem einsamen
Kampf gegen Götzenverehrung, aber es ist derselbe Elia, der, nachdem er Israel verlassen hatte,
eine Witwe in Sarepta um Nahrung bat. Obwohl sie selbst fast nichts hatte, teilte sie mit ihm,
was sie hatte wegen ihres Vertrauens in diesen Mann Gottes eines anderen Glaubens. Jesus
erinnerte an diese Episode: „In Israel gab es viele Witwen in den Tagen des Elija, als der
Himmel für drei Jahre und sechs Monate verschlossen war und eine große Hungersnot über
das ganze Land kam. Aber zu keiner von ihnen wurde Elija gesandt, nur zu einer Witwe in
Sarepta bei Sidon." (Lk 4,25-26).
3. Abraham, der Vater des Glaubens der Juden, Christen und Muslime, wurde von Gott berufen
mit der Verheißung, dass durch ihn „sollen alle Geschlechter der Erde Segen erlangen". (Gen
12,3). Nicht zu vergessen ist die Begegnung des Patriarchen init dem mysteriösen Melchisedek,
Priester des Allerhöchsten, der ihm Brot und Wein gab als Zeichen der Gemeinschaft und dem
Abraham den Zehnten zahlte in Anerkennung seines Priestertums (Gen 14,17-20).
4. Der Prophet Micha nimmt in einem Text, der bei Jesaja wiederholt wird (Jes 2,2-5), die
Vision der Wallfahrt der Völker zum Heiligen Berg von Jerusalem auf mit der speziellen
Formulierung: „Alle Völker gehen ihren Weg, jeder rufi den Namen seines Gottes an; wir aber
gehen unseren Weg im Namen Jahwes, unseres Gottes." (Mi 4,5).
5. Gott liebt alle Menschen und „ er will, dass alle Menschen gerettet werden" (1 Tim 2,4).
Das Blut Jesu, vergossen fiir viele, ist fur andere ebenso vergossen wie fur uns. Wir sind
deshalb verpflichtet, die anderen als Brüder und Schwestern zu sehen; wir können niemanden
ausschließen. Die große Offenbarung Jesu ist, dass Gott Vater und Liebe ist, Liebe, die keine
Grenzen kennt.
6. Dieser Eine und trinitarische Gott beruft uns in einen Bund mit sich und in einen Bund mit
anderen. Der Geist, der seit Anbeginn über der Welt geschwebt hat, hat das Universum nicht
- 10 -
verlassen, um sich nur auf ein Volk zu konzentrieren. Vor und nach Christus ist er überall am
Werk, und deshalb auch im Herzen der Glaubenden anderer Religionen.
Der Vater sendet den Sohn in die Welt, um ihr Leben und Rettung zu schenken. Durch Jesus,
den einzigen Mittler des universellen Hei1s, schließt Gott niemanden aus. So wie der Vater den
Sohn unter die Menschen geschickt hat, sendet er uns aus, anderen zu begegnen. Der Geist des
Sohnes bewegt uns auch, zu denen zu gehen, mit denen wir leben, um unsere Begegnung mit
ihm, dem Ganz-Anderen, zu bezeugen.
7. So sammelt der Christus, der Emmanuel, der in sein Eigenes gekommen ist, die Kinder
Gottes zusammen (Joh. 11, 51 — 52), verstreut in den verschiedenen Kulturen, Rassen,
Nationen und Religionen der Welt. Die Begegnungen Jesu mit Nicht-Juden können uns helfen,
den Zugang zu verstehen, der auch unser eigener sein sollte.
Wo Jesus hervorgehoben haben könnte, wie viel sie vom Glauben Israels trennte, wusste er
stattdessen die positiven Aspekte und die religiösen Werte in den Herzen seiner
Gesprächspartner herauszustellen. Das bedeutet nicht, dass wir die Verkündigung des
Evangeliums unterdrücken sollten. Wir müssen evangelisieren. Aber die Gute Nachricht
zwingt sich den Menschen nicht auf, sie zwingt uns auch nicht, Banieren gegenüber denen
aufzurichten, die nicht so wie wir glauben können oder wollen.
a) Die Samaritanerin. Das 4. Kapitel des Johannes-Evangeliums wird als die große Taufkatechese angesehen. In Anbetracht der religiösen Lage Europas und der Welt ist es gut, bei dieser
Begegnung Jesu etwas zu verweilen.
Die Samaritanerin ist überrascht, dass der Rabbi mit ihr spricht, und die Jünger noch mehr.
Jesus macht sich das zunutze, um seine Überzeugung auszudrücken, dass man auch außerhalb
des Garazim und des Tempels in Jerusalem zu Gott kommen kann (Joh 4,21 und 23). Es gibt
Menschen aus anderen Religionen, die im Geist und in der Wahrheit anbeten. Wenn wir als
Christen meinen, dass die Vermittlung durch Christus notwendig ist („ in keinem anderen ist
das Heil zu finden" Apg 4,12), dann sind die Grenzen seiner Kirche immer noch weiter, als wir
es uns vorstellen können.
b) Der römische Hauptmann in Kapernaum (Mt 8,5 13; Lk 7,1 10)
In Kapernaum, einem Treffpunkt der Heiden, über dem „ ein Licht erschienen" ist (Mt 4,12-16
und Jes 9,1), macht Jesus sich die Freundschaft zunutze, die zwischen den Juden und dem
römischen Hauptmann entstanden ist, der ihre Synagoge gebaut hat (Lk 7,5). Hier zögert er
nicht, den Glauben eines Gläubigen, der kein Jude ist, hervorzuheben und zu sagen, dass viele
andere wie er ihren Platz im Reich Gottes haben werden: „ Viele werden von Osten und Westen
kommen (..), die aber, für die das Reich bestimmt war, werden hinausgeworfen in die äußerste
Finsternis." (Mt 8,11).
-
-
c) Die kanaanäische Frau (Mt 15,21 28)
Jesus zog sich zurück in die Gegend von Tyrus und Sidon. „Da kam eine kanaanäische Frau
aus jener Gegend zu ihm und rief Hab Erbarmen mit mir!" (Mt 15,22). Nicht nur eine Frau,
sondern eine Heidin! Zuerst ignorierten sie sie, aber schließlich ärgerte diese Fremde die
Jünger, die dann sagten: „Stelle sie zufrieden", oder nach anderen Handschriften: „Schick sie
weg, denn sie schreit hinter uns her." (Mt 15,23).
-
Jesus stimmt ihnen zunächst zu. Er erinnert an die geläufige Meinung, dass der Messias für die
Juden da ist. Keine Frage, dass er sich um andere Völker kümmern sollte, die nicht seine
Kultur oder seinen Glauben teilen. Die Frau aber besteht darauf, und es wird sehr dramatisch.
Wir geben Brot nicht den Hunden, diesen unreinen Tieren, die wie Schweine und Ziegen von
Abfall leben. Aber die kanaanäische Frau verliert nicht die Fassung und sagt Worte, die die
Situation zu ihren Gunsten verändern: „Ja, du hast recht, Herr! Aber selbst die Hunde
bekommen von den Brotresten, die vom Tisch ihrer Herren fallen." (Mt 15,27). Du kannst mit
mir machen, was du willst, aber ich glaube, dass du meine Tochter heilen kannst. Du kannst
mich wegschicken, aber ich glaube an deine Kraft. Und Jesus sagt dann vor seinen verdutzten
Jüngern: „Frau, dein Glaube ist groß. Was du willst, soll geschehen." (Mt 15,28).
d) Der von Dämonen besessene Mann von Gerasa 2 (Lk 8,38 39)
Dieser Mann möchte Jesus nachfolgen, der ihn zurückweist. Das ist das Gegenteil von der
Geschichte vom reichen Jüngling (Mk 10,17-22). Wir wollen diese Abweisung in Beziehung
setzen zu den Vorwürfen, die Jesus den Missionaren seines eigenen jüdischen Glaubens macht:
„Weh euch, ihr Schriftgelehrten und Pharisäer, ihr Heuchler! Ihr zieht über Land und Meer,
um einen einzigen Menschen für euren Glauben zu gewinnen; und wenn er gewonnen ist, dann
macht ihr ihn zu einem Sohn der Hölle, der doppelt so schlimm ist, wie ihr selbst." (Mt 23,15).
So fordert der Heiland aller also nicht von jedem, dass er durch die Sakramente zu ihm kommt.
Er gibt jedoch einen Auftrag: „Kehr in dein Haus zurück und erzähl alles, was Gott für dich
getan hat" (Lk 8,39) unter den Leuten von Gerasa, die wegen ihrer Furcht nicht fähig sind,
Jesus zu hören.
-
Ohne Zweifel ist es unser Auftrag, Überbringer des Evangeliums zu sein: „ Weh mir, wenn ich
das Evangelium nicht verkünde!" (1 Kor 9,16). Aber was bedeutet „das Evangelium
verkünden"? Bedeutet es, die Liebe Gottes, die durch Jesus, den'Retter, vermittelt wird, zu
verbreiten, oder bedeutet es, die Verkündigung nur auf jene zu beschränken, die in die Kirche
eingetreten sind? Gott ist größer als Strukturen und Institutionen, selbst jener, die von ihm
stammen. Wenn Glaube eine Gabe Gottes ist, wie können diejenigen, die ihn nicht empfangen
haben, verdammt werden? Der Vers „Wer nicht glaubt, wird verdammt werden" (Mk 16,16)
kann nur auf jene zutreffen, die die Gabe empfangen haben, die wissen, dass Jesus Gottes Sohn
ist, aber ihn nicht akzeptieren. Wenn wir wie Petrus sagen können: Du bist der Christus! Dann
darf uns diese außerordentliche Gnade nicht dahin führen, andere zu verachten. Wir haben
gewiss kein Monopol auf die Wahrheit.
In Joh 6,65 sagt Jesus: „Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben
ist." Wenn Paulus von Rettung spricht, dann stellt er fest: „Aus Gnade seid ihr durch den
Glauben gerettet, nicht aus eigener Kraft — Gott hat es geschenkt " (Eph 2,8) und an anderer
Stelle: „Ihr habt den Geist empfangen, der euch zu Söhnen macht, den Geist, in dem wir rufen:
Abba, Vater!" (Röm 8,15; vgl. Gal 4,6). Diejenigen, die nicht mit vollem Bewusstsein Gott
Vater und Jesus Sohn nennen können, haben diese Gabe Gottes nicht empfangen, was uns mit
Dankbarkeit und Demut erfüllen sollte.
2 .
Em Land am Ufer des Sees von Genezareth gelegen, auch das Gebiet von Gadara genannt (Mt 8,28)
- 12 -
HI DIE MRCHE ALS ZEICHEN UND SAKRAMENT DES BU1NDES UND DER
BRÜDERLICHKEIT
„Mach den Raum deines Zeltes weit, spann deine Zelttücher aus, ohne zu sparen. Mach die
Stricke lang und die Pflöcke fest. Denn nach rechts und links breitest du dich aus."
(Jes 54,2-3).
I. Wir glauben, dass der Geist Jesu schon vor uns in die Herzen von anderen eingegangen ist.
Falls es unsere Rolle bei ihnen ist, Botschafter zu sein, der ihnen hilft, den Geist Jesu kennen
zu lernen, dann haben nicht wir an Gottes Stelle über ihren Weg zu entscheiden. Genau so wie
bei dem Heiden von Gerasa haben wir den Willen Gottes herauszufinden: Sollen wir mit
diesem neuen Gefährten ein Stück des Weges reisen oder werden wir die Freude erhalten, ihn
oder sie zur Taufe zu führen?
2. Wir können uns die Kirche vorstellen als das Zelt, von dem Gott der Herr von uns wünscht,
dass wir es offen halten für den Wind des Geistes. Die Kirche muss ein Zeichen und eine
Dienerin der Liebe sein, die Gott ist. Sie muss die Braut des Geistes sein, der schon vor uns in
die anderen eingeht.
Gibt es nicht zwei Arten von Mission?
• Die erste würde die sein, eine Gemeinschaft zu gründen und mit ihr zu wandern, bis sie
eine Ortskirche wird. Das Erreichen dieser Stufe durch Gottes Gnade kann uns nur mit der
Fülle der Freude des Geistes erfüllen.
• Die zweite Weise würde sein, mit denen zu wandern, die sich nicht berufen fühlen, unseren
eigenen Kirchengemeinschaften beizutreten. Diese Begleitung selbst würde ein Zeugnis
vom Leben nach dem Evangelium sein im Respekt vor Gläubigen, Agnostikern und
Atheisten.
3. Unser christliches Ideal erwartet von uns nicht, Grenzen für unsere brüderliche Liebe
aufzurichten — „Nur einer ist euer Meister, ihr alle aber seid Brüder" (Mt 23,8). Wir müssen
weiter gehen als diejenigen, die nur ihre Brüder mit gleichem ethnischen oder religiösen
Hintergrund lieben (vgl. Mt 5,46-48).
Dies mag eine Versöhnung mit Muslimen schwierig erscheinen lassen, aber der Herr hat uns
genügend Beispiele gegeben, so dass er wagen kann, uns zu bitten, diesen Weg zu gehen:
„Wenn du deine Opfergabe zum Altar bringst und dir dabei einfällt, dass dein Bruder etwas
gegen dich hat, so lass deine Gabe dort vor dem Altar liegen; geh und versöhne dich zuerst mit
deinem Bruder" (Mt 5,23-24).
4. Wenn die Kirche ein Zelt sein soll, sind wir Nomaden. Nomaden halten immer Ausschau
nach einem neuen Platz und müssen hinausgehen, um andere Leute zu treffen. Mehr noch,
heutzutage bedeutet das Gemisch von Bevölkerungen in allen Teilen der Welt, dass der arme
Lazarus auch vor unserer Tür steht und die kanaanäische Frau zu unseren Landsleuten gehört.
Die christliche Mission geschieht weniger von durch die Welt reisenden Spezialisten, vielmehr
ist sie eine Geisteshaltung, die sich nicht im engen Ghetto betrachtet, sondern im großen und
weiten Evangelium.
- 13 -
Manchmal ist es schwierig, dies zu akzeptieren, aber es war auch für die Apostel schwierig.
Jesus war deswegen über sie verärgert: „Als die Zeit herankam, in der er (in den Himmel)
aufgenommen werden sollte, entschloss sich Jesus, nach Jerusalem zu gehen. Und er schickte
Boten vor sich her. Diese kamen in ein samaritisches Doif und wollten eine Unterkunft für ihn
besorgen. Aber man nahm ihn nicht auf weil er auf dem Weg nach Jerusalem war. Als die
Jünger Jakobus und Johannes das sahen, sagten sie: Herr, sollen wir befehlen, dass Feuer vom
Himmel fällt? Da wandte er sich um und wies sie zurecht. Und sie gingen zusammen in ein
anderes Dorf." (Lk 9,51-56).
IV. PIONIERE DES DIALOGS
Durch all die fast 2000 Jahre ihrer Geschichte sind die Kirchen mit anderen Religionen in
Kontakt gekommen, vor und nach dem Aufkommen des Islam, obwohl letzterer eine besondere
Herausforderung darstellt. Direkte Begegnungen sind meistens negativ gewesen, aber sowohl
im Osten als auch im Westen hat es auf beiden Seiten Ausnahmen gegeben, die einen
konstruktiveren Weg vorbereitet haben.
Die Geschichte dieser Konfrontationen und Begegnungen ist komplex, so wollen wir uns mit
einem kurzen Überblick begnügen.
1. Am Beginn des Islam hat Johannes von Damaskus (675 — 753), der am Hof des Kalifen von
Bagdad gearbeitet hat, bevor er Mönch wurde, viel über diese neue Religion nachgedacht und
mit Muslimen gesprochen. Er ist der erste, der eine Meinung über den Islam geäußert hat. Ohne
irgend etwas an seinem trinitarischen Glauben an Christus zu verleugnen, ging er so weit
anzuerkennen, dass Mohammed „auf dem Weg der Propheten gewandert ist. 3"
Nach ihm wurde über viele Jahrhunderte mit Diskussionen, wenn auch oft polemischen und
apologetischen, zwischen den beiden Gemeinschaften Verbindung gehalten, trotz anderer
Ereignisse. Es gab in der Tat viele, die sich in Diskussionen mit Muslimen engagierten oder sie
akzeptierten, selbst wenn die „Auseinandersetzung" oft genug das Ziel hatte, den anderen zu
überzeugen, anstatt Bedingungen für den Dialog zu schaffen, die Freundschaft und Respekt
zwischen Gläubigen hervorbringen. Besonders Christen, die zur politischen Minderheit
geworden waren, konnten nicht immer als Gleichberechtigte sprechen.
Dennoch ist gegenseitiger Respekt sichtbar in einigen historischen Initiativen, was darauf hin
deutet, dass Gläubige durch die Geschichte hindurch einen Weg für Übereinstimmungen
gesucht haben, trotz der Unterschiede ihrer Überzeugungen.
2. Im Osten trat Timotheos I. (728 — 823), der Katholikos der Östlichen (Nestorianischen)
Kirche in einen Dialog mit dem Kalifen in der neuen Hauptstadt Bagdad, wohin er den Sitz
seiner Kirche verlegt hatte.
Gregorios Palamas (1296 — 1359), Metropolit von Thessaloniki, warde von den Türken
gefangen genommen. Er nahm an Dialogen mit muslimischen Theologen teil, die ihm Respekt
und Bewunderung zollten. Eine ganze Gruppe von orthodoxen Wissenschaftlern schrieb
tatsächlich über den Islam und übersetzte Auszüge aus dem Koran ins Griechische. 4
Manuel II. Palaiologos (1350 — 1425), der Kaiser von Byzanz und Vasall der Türken, hielt
Treffen5 mit einem Muslim ab, der von der Suche nach einem Klima der Verständigung
zwischen Muslimen und Christen motiviert war, nach Jahrhunderten der Kontroverse.
3
J.-M. Gaudel, Encounters and Clashes. Islam and Christianity in History; Rom, PISAI, 1984, Bd. I, S. 34 — 36.
Vgl. Islamochristiana 3, 1977, S. 122.
4
A.T. Khoury, Les thdologiens byzantins et l'islam. Band I : Textes et auteurs (VIIIe — XIIIe s), Louvain,
Nauwelaerts, 1969. Band II : Poldmique byzantine contre l'islam (VIIIe — XIIIe s), Leiden, Brill, 1972.
5 .
Die 7. Kontroverse wurde in Französisch veröffentlicht unter dem Titel „Entretien avec un musulman" in der
Sammlung Sources chr6tiennes. Paris, Cerf, 1966.
- 15 -
Georg von Trapezunt (1395 — 1425) widmete ein Buch „Die Wahrheit des christlichen
Glaubens" dem Sultan Mohammed II. Überzeugt, dass Gott die „Einheit aller Menschen"
wünscht, schlug er vor, dem Gebrauch von Gewalt abzuschwören und eine Konferenz von
Christen und Muslimen einzuberufen.
Georg Gennadios Scholarios (1405 — 1472), erster Patriarch nach dem Fall von Konstantinopel
an die Osmanen, nahm mutig und furchtlos die Einladung von Mohammed II. zu einem Dialog
über den christlichen Glauben an. Dies fiihrte zu einer gegenseitigen Wertschätzung zwischen
dem Patriarchen und dem Sultan.
3. Im Westen gibt es den Brief von Papst Gregor VII. (1020 — 1085), geschrieben 1076 an alNasir, Prinz von Bougie in Algerien, welcher ihm den Priester Servandus geschickt hatte,
damit er ihn zum Bischof weihe. Abgesehen vom politischen Kontext bleibt der Brief bedeutsam: „Wir beide schulden einander diese Barmherzigkeit noch mehr als wir sie anderen
schulden, da wir — wenn auch in unterschiedlicher Weise, das ist wahr — den Einen Gott
erkennen und bekennen, den wir jeden Tag als den Schöpfer aller und als den Herrn der Welt
preisen und verehren, gemäß den Worten des Apostels: Denn er ist unser Friede. Er vereinigte
die beiden Teile." (Eph 2,14)6.
Zur gleichen Zeit unternahm es Petrus Venerabilis (1094 — 1156), Abt von Cluny, eine
Sammlung von Schriften einschließlich einer lateinischen Übersetzung des Koran zusammenzustellen, um den Islam zu verstehen, wenn es auch sein Ziel war, das ist wahr, ihn zu widerlegen.
1219, mitten im 5. Kreuzzug, gelang es Franz von Assisi (1182 — 1226) den Sultan von
Ägypten zu treffen, der in Damiette belagert wurde. Der „Mönch" wurde für seinen Glauben
bewundert, den er ohne jegliche Polemik darlegte. Er selbst entdeckte unter diesen „Feinden"
Menschen, die beteten. Nach seiner Rückkehr ermutigte er seine Brüder, hinzugehen und
friedlich unter Muslimen zu wohnen und mit ihrem Leben ihren Glauben an Jesus Christus zu
bezeugen bis zu der Zeit, da Gott, wenn er es denn wollte, eine Kirche gründen würde.
4. Später hatte Nikolaus von Kues (1401 — 1464), ein Zeuge des Falls von Konstantinopel,
bevor er Kardinal wurde, von einem großen Treffen in Jerusalem geträumt, das die drei
monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam versammeln würde. Er war
Autor einer kritischen Analyse des Koran und hörte niemals auf, ftir ein besseres Verständnis
mit Muslimen zu kämpfen, indem er zum „Frieden des Glaubens" aufrief.
In der Frühzeit der protestantischen Reformation hat Theodor Bibliander (1504 — 1564) als
erster den Koran auf Lateinisch zusammen mit anderen Texten über den Islam und die
Muslime in Basel drucken lassen, Früchte der Arbeit von Petrus Venerabilis. Neben einem
Vorwort von Martin Luther, um seinen Gegnern entgegenzutreten, bestand Bibliander darauf,
dass es notwendig sei, islarnischen Glauben und islamisches Recht zu kennen.
5. Es ist recht, darauf hinzuweisen, dass bei diesem Austausch Muslime nicht untätig waren,
6
Zitiert bei J.-M. Gaudel, a.a.0., Band 2, S. 75.
- 16 -
obwohl sie oft von einem Geist der Konfrontation geleitet waren. So sind uns einige Briefwechsel überliefert, sowohl tatsächliche als auch fiktive. Bedeutend darunter war die Korrespondenz zwischen Omar II. von Damaskus und Leo III. von Byzanz, Pseudonyme für einen
syrischen Muslimen und einen byzantinischen Christen, die am Ende des 9. Jahrhunderts
lebten. Da gab es auch einen Briefwechsel zwischen einem „Mönch von Frankreich" (einen
Abt von Cluny?) und al-Bagi (1012 — 1081), einen islamischen Juristen und Berater des Königs
von Saragossa sowie einen anderen zwischen Friedrich II. von Hohenstaufen (1194 — 1250),
der den 6. Kreuzzug begann, und Ibn Sab'in (1217 — 1271), einen Sufi-Gelehrten aus dem
Maghreb.
Es gibt auch viele große muslimische Gelehrte, die zum Christentum Stellung nahmen wie Ibn
Hazm (994 — 1064) in Andalusien, al-Juwayni (1082 — 1085) aus Nishapur im Iran und der
große Imam al-Ghazali (1059 — 1111), dem die „Hervorragende Widerlegung der Gottheit Jesu
aus dem Text des Evangeliums" zugeschrieben wird. Der berühmte hanbalitische Jurist Ibn
Taymiyya (1263 — 1328) antwortete auf einen Brief von Paul von Antiochien, Bischof von
Saida im Libanon, mit einem Text von 1400 Seiten.
6. Der Geist der Widerlegung beherrschte die meisten islamisch-christlichen Begegnungen und
herrschte auch noch in der missionarischen Strömung des 19. Jahrhunderts vor, wie es durch
Karl Gottlieb Pfander (1803 — 1865) gezeigt wird, einen lutherischen Missionar in Indien und
Autor eines polemischen Werkes, was ihm die Erwiderung von Scheich Mnbammad
Rahmatullah (1817 — 1891) einbrachte 7.
Der Anbruch des 20. Jahrhunderts brachte einen resoluteren positiven Zugang durch das
Engagement und die Schriften von solchen cbristlichen Islamgelehrten wie Charles de
Foucauld (1858 — 1916), der die Kleinen Brüder und Kleinen Schwestern Jesu inspirierte, den
evangelisch-reformierten Pastor Samuel Zwemer (1867 — 1952), Missionar in Ägypten und
Gründer der Zeitschrift „Muslim World", den katholischen Forscher Louis Massignon (1883 —
1962) sowie den anglikanischen Bischof Kenneth Cragg (*1913).
7. Diese Bewegung erhielt neuen Antrieb nach dem zweiten Vatikanischen Konzil (1962 —
1965) und nach den Bemühungen des Ökumenischen Rates der Kirchen, die Sache des Dialogs
zwischen Gläubigen verschiedener Religionen voranzubringen. Patriarch Athenagoras und
seine Nachfolger im Osten, Papst Paul VI. und Papst Johannes Paul II. im Westen wie auch die
Führer vieler protestantischer und anglikanischer Kirchen haben die Initiativen verstärkt,
Frauen und Männer in der Suche nach Frieden zusammenzubringen.
So trafen sich in Assisi in Italien am 27. Oktober 1986 und wieder am 24. Januar 2002 Christen
mit Führern anderer Religionen. Ohne Vermischung brachten sie den Schrei der Menschheit
vor Gott. Nach der Zeit der Pioniere war es jetzt die Zeit der kirchlichen Institutionen; es war
notwendig, dass dieser Geist der Offenheit aufgenommen wurde und durch alle Christen zur
Vollendung gebracht würde. Die Kirche als ganze muss möglichst all ihre Glieder engagieren,
so dass im Bereich des interreligiösen Dialogs die Zeit zumindest der Offenheit gegenüber
anderen anbrechen kann, wo die Überzeugungen jedes einzelnen respektiert werden.
7.
Emerseits Mizän al-Haq (Die Waage der Wahrheit) und andererseits Idh-här al-haq (Die Manifestation der
Wahrheit), welche beide in zahlreiche Sprachen übersetzt wurden und auch heute noch gedruckt werden.
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V. STUFEN FÜR BEGEGNUNG UND DIALOG
Wir möchten jetzt versuchen, die Stufen durchzugehen, die nach unserer Erfahrung Schritte
von Männern und Frauen auf den Vater hin markieren könnten, der keines seiner Geschöpfe
und keines seiner Kinder zurückweist. Vor allem scheint uns die klare Überzeugung absolut
notwendig zu sein, dass der Christ durch das Evangelium aufgerufen ist, den ersten Schritt zu
tun. Wenn wir den nicht tun, würden wir immer vom anderen erwarten, dass er auf eine
Initiative reagiert, die er oder sie schon längst bemerkt haben sollte. Das Fehlen einer Reaktion
würde für uns der Vorwand sein, nicht weiterzugehen. Friedlichen Gewissens würden wir uns,
angeblich mit Recht, selbst Schweigen verordnen und vergessen, dass wir siebenundsiebzigmal
(Mt 18,21) vergeben müssen. Zu oft geben wir als Entschuldigung an: „Er tut ja nichts. Immer
muss ich etwas tun." Selbst wenn das wahr ist, sollten wir als Christen immer bereit sein,
anderen die Hand zu reichen.
1. Sich der eigenen Verwundungen bewusst sein
Den ersten Schritt zu tun, ist ein Auftrag des Evangeliums, von dem wir finden, dass er schwer
zu praktizieren ist. Warum? Ohne Zweifel sind wir bestimmt von Verletzungen geprägt, alten
und neuen, die uns dazu ftihren können, eine Opfer-Mentalität zu rechtfertigen, selbst wenn wir
tief innen damit nicht wirklich glücklich sind. Andere haben uns verwundet, aus unserer
eigenen Generation oder aus früheren, und so erwarten wir, dass der andere auf Knien zu uns
kommt.
Vergebung ist nicht möglich, wenn wir nicht die historischen Wunden berücksichtigen, die
jede unserer Gemeinschaften anderen zugefügt hat. Angesichts der tiefen Kluft, für die wir die
anderen verantwortlich halten, müssen wir nnzweifelhaft erkennen, dass Gott allein unsere
verwundeten Erinnemngen heilen und uns dazu bringen kann, obne Vorurteil auf den Glauben
und das Leben der anderen zu blicken.
2. Andere mit Gottes Augen sehen; andere mit Seinem Herzen lieben
Als Botschafter der Versöhnung mit Gott und zwischen Menschen würden wir es ohne Gottes
Hilfe schwer fmden, weiter hinauszugehen und die Zwänge von Furcht, Verachtung und Hass
abzuschütteln. Nur Gott vergibt wahrhaft; nur Gott kann uns die Gabe der Vergebung
schenken; nur Gott kann uns heilen.
Wir sollten zu dem anderen gehen, nachdem wir die bewusste Entscheidung getroffen haben,
das Gute in ihm oder ihr zu sehen. In jeder Gemeinschaft können einige Gottes Werk widerstehen, aber wir können es uns nicht vorstellen, dass das für jeden zutrifft. Gott ist stärker als
das Böse und der Tod.
Wir müssen nicht alles, was der andere tut, als wertvoll ansehen. Ebenso wenig dürfen wir
alles, was er spricht, als „Evangelium" nehmen. Wachsamkeit ist notwendig, um Unterschiede
des Glaubens oder der Praxis zu beurteilen. Wer alles in einer anderen Gemeinschaft gut findet,
ist naiv oder ein Feigling, der vor Unterschieden Angst hat. Unsere Aufgabe ist es nicht, die
Unterschiede zu unterdrücken, sondem vielmehr die psychologischen Barrieren zwischen uns
aufzudecken. Um dies in der Nachfolge Jesu zu tun, sollten wir die positiven Punkte in der
anderen Gemeinschaft nicht verbergen, die wir manchmal nur schwer erkennen.
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Man muss sich bemühen, den anderen und seine Umgebung in Ruhe zu betrachten. Die
Haltung Jesu gegenüber dem römischen Hauptmann, der kanaanitischen Frau, der häretischen
Samaritanerin hilft uns, die rechte Haltung zu finden.
3. Unsere Werte miteinander teilen
Wenn wir das Werk des Geistes erkannt haben - mag das auch durch Störungen getrübt sein,
die trotz der bei der Taufe erhaltenen Gnaden in uns sind werden wir uns bemühen, dem
anderen zuzuhören, wie er sich selbst beschreibt. Dies ist ein schwieriger Schritt, da der andere
uns damit reizen kann, dass er den Unterschied zu rechtfertigen versucht, indem er sagt, dass
wir Unrecht haben. Aber das kann uns auch lehren zu vermeiden, das gleiche zu tun.
In Wirklichkeit versuchen wir, den anderen solche Gedanken, Haltungen und Glaubenseinstellungen zu unterstellen, die er oder sie vielleicht nie gehabt hat. Wir müssen einander
zuhören, so dass wir nicht Ideen folgen, die so alt sind wie unsere früheren Streitigkeiten, die
aber immer noch falsch sind. Wir müssen dem anderen zuhören, um zu wissen, was jeder von
uns mit dem selben Wort meint. Wir müssen einander zuhören, wieder und wieder, und
friedlich, so dass wir nicht die Art und Weise übersehen, in der unsere Gesprächspartner ihre
Religion praktizieren in einer Welt, die jetzt verschieden ist von der, in der unsere „Antworten
auf alles" zuerst entwickelt wurden.
4. Unsere Schwächen eingestehen
Wir müssen den Mut haben, nicht um jeden Preis die Vergangenheit zu verteidigen, sondern zu
überprüfen, ob wir so perfekt gewesen sind, wie es unsere Geschichtsbücher zu beschreiben
pflegten und es immer noch tun. Wenn wir stolz auf unsere historischen Heiligen sind und uns
in Gemeinschaft mit ihnen sehen, dann müssen wir ebenso zugeben, dass wir auch mit Sündern
verbunden sind.
Wir fürchten uns, unser Bedauern für die Vergangenheit auszudrücken aus Furcht, damit
unsere Vorfahren zu verdammen. Diese Furcht ist ein schlechter Ratgeber, weil wir sie ja auch
richten, wenn wir sie verteidigen, indem wir sagen: „Das war eben die Zeit, in der sie lebten."
Es geht nicht darum, Menschen zu richten, sondern über eine Haltung besorgt zu sein. Wir
sollten nicht nach Entschuldigungen suchen, indem wir sagen: „Wir würden das gleiche getan
haben". Natürlich, vielleicht hätten wir noch mehr Fehler gemacht. Das Problem an jenem
Punkt ist vielmehr: „Wir sind Christus nicht nachgefolgt".
5. Brüder und Schwestern sein wollen mit unseren Ähnlichkeiten und Unterschieden
Wir müssen wirklich die Brüderlichkeit zwischen Gottes Menschen wollen — Brüder und
Schwestem als seine Schöpfung; Brüder und Schwestern, die die gleiche Welt zu verwandeln
haben; Brüder und Schwestern in unserer Menschheit auf dem Weg durch die Geschichte;
Brüder und Schwestern im Glauben an den Einen Gott. Wir wollen mit Menschen arbeiten,
nicht mit Systemen. Wir müssen hinausgehen, um Männer und Frauen zu treffen, die von ihrer
Religion geprägt sind, um selber als eine Gemeinschaft betender Gläubiger wahrgenommen zu
werden.
Wenn wir nicht auf die Ähnlichkeiten zwischen den beiden Weisen unseres Glaubens achten,
dann verhindert das unsere Freude vor Gott und vor den Menschen. Wenn wir nicht unsere
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Unterschiede anerkennen, dann kann das zur Zerstörung einer Gemeinschaft führen, wenn sie
nicht das Recht hat, nach ihrem eigenen Gewissen zu leben und zu denken. Diese Verweigerung, Unterschiede anzuerkennen, hat Gruppen von Glaubenden dazu geführt, einander zu
verachten und miteinander Krieg zu führen.
Unterschiede anzuerkennen ist leichter, wenn wir erst einmal verstanden haben, dass es nicht
nötig ist, in der gleichen Weise zu glauben, um gemeinsam voranzuschreiten. Wir müssen mit
ruhigem Verstand unsere wirklichen Ähnlichkeiten und Unterschiede zur Kenntnis nehmen. An
jenem Punkt bekommt theologischer Dialog seine wahre Bedeutung — aber jeder kann auf
seiner Ebene schon einige Grundarbeit leisten. Durch Anerkennung der Unterschiede zerstreuen wir die Feindseligkeit gegenüber dem anderen. Wir vermeiden damit die Falle des
Synkretismus oder des kleinsten gemeinsamen Nenners.
6. Rechenschaft von unserer Hoffnung geben (1 Petr 3,15)
Der Apostel Petrus hat seine Verkündigung der Guten Nachricht nicht auf eine Art Katechismus oder Glaubensbekenntnis beschränkt. Durch die Art unseres Lebens müssen wir anderen
zeigen, wie sehr unser Leben von Christus, dem Vater und dem Heiligen Geist erfüllt ist. Wir
wünschen jedoch ernsthaft, unsere Gründe für das Lieben und Glauben erzählen zu können,
ohne dem anderen den Eindruck zu geben, ihm oder ihr Gewalt anzutun. Das ist von dem
Moment an leichter, wo wir sein oder ihr Recht anerkennen, das gleiche zu tun, solange das
ohne Druck und Aggressivität geschieht.
In der Tat, wenn wir diese Stufe erreichen, können wir wohl eine gewisse Gegenseitigkeit
erwarten, obwohl das nicht immer der Fall ist. Aber wenn der andere dazu nicht bereit ist, sind
wir es? Sollten wir nicht unseren Verstand und unsere Herzen vorbereiten, Rechenschaft über
unsere Hoffnung zu geben, und akzeptieren, dass der andere uns auch Rechenschaft von
seinem oder ihrem Hoffen und Glauben gibt?
7. 1n Unterschieden und gegenseitigem Respekt den Frieden fördern
Wir müssen unseren Glauben ohne Polemik jenen darlegen, die uns verstehen können. Aber in
den täglichen Begegnungen müssen wir die Erklärung unserer Unterschiede Gott überlassen
können, so dass wir zusammen die Wegbereiter des Friedens im dritten Jahrtausend werden
können, ohne irgendetwas von unserem Glauben aufzugeben. Christen und Muslime, die
zusammen fast die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen 8, haben eine große Verantwortung,
um Gerechtigkeit und Frieden in der Welt voranzubringen.
8
Nach D. B. Barrett, World Christian Encyclopaedia, Oxford, 2000, fast 2 Milliarden Christen und 1,3 Milliarden
Muslime
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VI. AUSBILDUNG VON CHRISTEN
Es war schwierig, sich solch einen Geist der Offenheit vorzustellen, solange jedes Land sich
mit seiner eigenen Religion in einem Geist des Ausschlusses der anderen abkapselte. Heute
zwingt unsere Umgebring uns (uns selbst und alle Glieder des Leibes der Kirche) zur Ausbildung zu einer ganz anderen Lebensweise mit Gläubigen anderer Religionen oder mit
Ungläubigen. Das ist schwer, aber wenn wir überzeugt sind, dass der Geist in uns allen wirkt,
dann können wir in uns den Enthusiasmus entdecken, der uns befähigen wird, die Hindernisse
zu überwinden. Wird uns am Ende dieses Weiten unseres Herzens nicht näher zum Evangelium
bringen?
Es folgen einige Grundsätze und Bemerkungen, die den Gläubigen helfen können, die unter
diesem Aspekt zu einem evangelischen Abenteuer aufbrechen wollen.
1. Ausbildung durch auf einander Zugehen
Um dem anderen in Wahrheit zu begegnen, müssen wir uns anstrengen, ihn kennen zu lernen,
damit wir ihn in dem treffen, was er oder sie wirklich ist oder sein will. Wir erwarten die
gleiche Bewegung vom anderen. Wir müssen deshalb alle diejenigen ausbilden, die sich der
Notwendigkeit bewusst werden, dass Christen auf die muslimische Gemeinschaft zugehen
müssen.
Viele stimmen dieser Ausbildung zu, aber einige halten es für besser, gerade in der jetzigen
Zeit auf neue Initiativen zu verzichten. Es wäre jedoch ein großer Irrtum, mitten auf dem Wege
jene zu verlassen, mit denen wir begonnen haben, den Weg ftir den Dialog zu öffnen. Dieses
Risiko darf uns nicht vom Handeln zurückhalten. Wir meinen, dass es nicht möglich ist, einen
Geist des Dialogs nur durch Arbeit an Texten zu entwickeln.
Wir können Menschen nicht ausbilden, indem wir sie beschützen und einschließen, sondem
indem wir sie begleiten. Indem wir Misserfolge und Erfolge nutzen, können wir im gleichen
Zug jemanden für den Glauben eines anderen öffnen und ebenso in seinem eigenen Glauben
stärken (Lk 22,32). Anf jeder Ebene, von ganz einfachen Christen bis hin zu Experten, in
grundlegender Weise für die ersten, in vertiefter Weise für die zweiten, würde es gut sein, eine
„Ausbildung für die Begegnung mit Muslimen" und zum islamisch-christlichen Dialog
ein zurichten.
Dies kann und muss als eine Vertiefung unseres eigenen Glaubens begriffen werden, gerade
nun in der Begegnung mit dem Glauben unseres Nachbarn. Solch eine Katechese, weder
aggressiv noch defensiv, wird den Auftrag des Evangeliums zur Liebe gegenüber Gott und
anderen Menschen verwirklichen, wenn wir den anderen mit echter Wertschätzung ansehen.
2. Mit neuen Freundschaften beginnen
Wir tun gut daran, diejenigen ausfindig zu machen, die wünschen, das Evangelium der
Begegnung zu leben. Manche wissen nichts vom anderen, aber wollen Christus in seiner Liebe
nachfolgen, die keine Grenzen kennt. Wir müssen sicher sein, dass sie fähig sind, Positives und
Negatives zu unterscheiden. Andere, die schon etwas Erfahrung haben, könnten Helfer auf
einem Weg voran sein, der sowohl überlegt als auch offen ist.
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Es mag uns überraschen, zu erfahren, dass diejenigen, die zurückhaltend gegenüber einer
Annäherung an Muslime sind, manchmal Freundschaften oder familiäre Beziehungen mit
Muslimen gehabt haben. Da sie selber die Schwierigkeiten dieser Begegnung erlebt haben,
manchmal unter einer aggressiven Beziehung mit anderen Mitgliedern eben jenes Glaubens
gelitten haben, finden sie es schwierig, wenn andere Menschen von Begeganng sprechen oder
gar von Freundschaft. Wir sollten nicht zögern, ihren negativen Erfahrungen zuzuhören, aber
dann sollten wir sie bitten, darüber zu berichten, was in ihren Begegnungen gelungen ist.
Genauso wie schwierige Erfahrungen eine Situation niederdrücken können, können auch
Freundschaften, über die man berichten kann, einen Fortschritt ermöglichen, besonders wenn
wir fragen, ob der muslimische Glaube dieser Freunde wirklich fremd ist für. die gegenseitig
geübte Freundschaft.
Wenn es uns gelingt, diese Christen zu überzeugen, dass das, was sie zum gemeinsamen
Überlegen einbringen, von außerordentlicher Bedeutung ist, können sie uns helfen, einen
realistischen Weg auszumachen; und indem sie ihre muslimischen Freunde der Gemeinschaft
bekannt machen, können sie allmählich das Klima der Feindseligkeit oder Gleichgültigkeit
verändern.
3. Aggressionen hinter sich lassen; dern anderen helfen, das gleiche zu tun
Wir haben schon das Heilen unserer verwundeten Erinnerungen diskutiert und die Notwendigkeit, uns durch Christus versöhnen zu lassen. Eine der wichtigen Stufen in diesem Prozess
ist, Aggressionen aufzugeben. Wenn es für diejenigen, die nicht gelitten haben, auch fast
peinlich ist, einen Rat zu geben, der allzu schnell wie eine Strafpredigt klingen kann, dürfen
wir dieses Gebiet doch nicht vernachlässigen. Mit Gottes Gnade müssen wir alle verbleibende
Feindseligkeit aus unserem Geist austreiben, wenn wir zu der Vergebung kommen wollen, die
uns wieder auf die Füße stellt und uns befahigt, mit dem anderen zu wandern. Während wir die
nicht verdammen können, die in ihrem eigenen Leiden verschlossen bleiben, müssen wir die
Zukunft vorbereiten. Gewalt und Hass auf gleiche Weise zu erwidern, hat noch nie zum Glück
nachfolgender Generationen geführt. Wenn einige Christen Hass nicht überwinden können,
können ihre Brüder und Schwestern im Glauben doch verhindern, dass dieser Groll das Los der
ganzen Gemeinschaft wird. Gelassenheit und Vergebung bewirken mehr als irgendeine Art von
Waffen.
Wenn die Feindseligkeit von der muslimischen Seite kommt, ist es komplizierter. Aber wenn
wir wirklich darauf aus sind, Frieden voranzubringen, werden wir auch dann leichter einen
Weg zu unseren muslimischen Gesprächspartnern finden. Wenn sie zustimmen, können wir
mit ihnen versuchen, zu einer Minderung der Spannungen zu ermutigen, bis zu dem gesegneten
Tag, wenn die Beziehungen menschlich und brüderlich werden. Freundliche Beziehungen
zwischen religiösen Führern können helfen, künftige Konflikte zu begrenzen.
Es gibt häufig die Furcht, vom anderen betrogen zu werden und seine Beute zu werden. Da die
Furcht nicht bloß eingebildet ist, muss man genau auf die Wirklichkeit schauen. Aber müssten
wir uns nicht selber fragen, ob der andere, der zweifellos die gleichen Beftirchtungen hat,
verständlicherweise etwa die gleichen Gedanken über uns hegt?
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4. Interreligiöse Ehen
Als Folge der Migrationen der letzten Zeit haben sich die interkulturellen Ehen vervielfacht. Zu
einer Zeit, als sich noch Kulturen und Religionen einander entgegengestellt haben, schienen
diese Verbindungen gewöhnlich verräterisch zu sein. Selbst heute, wo Gemeinschaften höchst
erfolgreich neben einander leben, ermutigen diejenigen, die für Erziehung und Glaube
verantwortlich sind, solche Verbindungen nicht - sie mögen viele gute Gründe dafür haben und sind sehr beschäftigt, die möglichen Auswirkungen solcher Ehen zu erklären. Trotzdem:
Sozialer Wandel, der eine steigende Interaktion mit sich bringt, führt unausweichlich zu einer
Zunahme dieses Phänomens. Wir würden wohl gut daran tun, positiv mit diesen Paaxen zu
arbeiten, was immer die „geistliche" Lösung sein mag, die sie gewählt haben. Die Erfahrung
zeigt, dass Gemeinschaften, die offen sind, Ehe-Situationen dieser Art zu begtüßen, manch
einem Paar die Gelegenheit geben können, eine Verbindung zwischen zwei Welten zu sein, die
feindselig oder unwissend gegenüber einander sein können. Wenn gegenseitige Liebe über
solche Hindernisse triumphiert - was leider nicht immer der Fall ist -, wird diese Liebe, die das
Gewissen des anderen achtet, ein Beispiel des Dialogs, der tagtäglich gelebt wird. Auch wenn
solch ein Pa2r den religiösen Dialog selbst vermeidet, und jeder und jede der eigenen Tradition
verhaftet bleibt, kann dies ein Zeichen des gegenseitigen Respekts sein, der nicht negativ
beurteilt werden sollte.
5. Die Erfahrung der Trinität in uns wirken lassen
Der religiöse Pluralismus, in dem wir uns vorfinden, nötigt uns, eine noch größere Herausforderung anzunehmen. Wir werden keinen Erfolg in unserem christlichen Zeugnis haben,
wenn wir nicht die Erfahrung der Trinität leben, sowohl innerlich als auch äußerlich. Solange
wir ganz unter uns bleiben, muss der Glaube an diesem Punkt nicht deutlich gemacht werden.
Viele gläubige Christen glauben an die Trinität, ohne das durchdenken zu müssen. Mit der
wachsenden Zahl von Muslimen in der Welt und dem Einfluss des Islam, der sich bemerkbar
macht, scheint es notwendig zu sein, diese trinitarische Existenz deutlicher als je zuvor
auszuleben, sowohl, um in unserer christlichen Identität gut verankert zu sein, als auch, um
besser in der gegenwärtigen Zeit als Christen zu leben.
Von dem Augenblick an, wo wir unsere Mitgläubigen bedrängen, in Brüderlichkeit mit
Muslimen zu leben, werden wir eine Tendenz zum Synkretismus zu vermeiden haben, die
unseren trinitarischen Monotheismus auf einen unitarischen Monotheismus reduzieren würde.
Der Islam kann auch als eine Herausforderung angesehen werden, die uns aufruft, unseren
Monotheismus des Bundes zu vertiefen. Es ist nicht leicht, durch Wort und Leben die
christliche Besonderheit der Inkarnation und Trinität auszudrücken. Aber das wird von uns
verlangt, wenn wir Christus den Retter bezeugen wollen.
Zu lieben, wie Gott, der als unser Vater in die Herzen der Menschen eingeht, der als Sohn
mitten unter uns kommt, der als Geist uns bis ans Ende der Zeiten begleitet auf dem Weg der
Begegnung und des Dialogs: Das ist unsere Mission. Sollten wir nicht, anstatt eine Kirche zu
verteidigen, die sich in ihre Vergangenheit verbarrikadiert, immer mehr die Seligpreisungen
(Mt 5,3-12), das Vaterunser (Mt 6,13), den Friedensgruß im Lichte der Auferstehung (Lk
24,36; Joh 20,19-26) und die Solidarität ohne Grenzen (Mt 5,46-48) in die Praxis umsetzen?
Wenn uns diese Inkarnation der Heiligen Schrift in uns und unsere Nachahmung Jesu dazu
führt, das Zeugnis von der Liebe und Vergebung des Heilands eindeutiger zu machen, werden
wir wahre Zeugen Gottes sein: wie Jesus sagt: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer
sein Leben für seine Freunde hingibt." (Joh 15,13)
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SCBLUSS
1.Wenn wir den Islam als ein religiöses und politisches System ansehen, das wir zu bekämpfen
haben, dann laufen wir sehr Gefahr, dass wir uns in eine Kirche stellen, die auf Selbstgenügsamkeit und Aggression abgerichtet ist. Wie wird sie ein Zeichen und Ausdruck der
Guten Nachricht sein, attraktiv und offen für Männer und Frauen unserer Zeit?
In einem religiösen System werden die Seligpreisungen, das Vaterunser, der Friedensgruß des
auferstandenen Christus sowie die grenzenlose Solidarität mit anderen an den Rand gedrängt,
weit weg vom Herzen. Diese Texte sind dann nicht mehr die Quelle, die den Boden wässert
und fruchtbar macht, sondern einfach ein Ideal von einigen wenigen Heiligen, die zu verehren
sind, nicht zu imitieren.
2. Für viele Muslime ist da'wa eine Einladung, in den Islam einzutreten durch das Bekenntnis
des islamischen Glaubens bei Strafe der Verdammung. Christen predigen den Glauben mit der
gleichen Motivation. Es scheint uns, dass Evangelisierung eher eine Einladung ist, von Christus
zum Vater zu gehen, innerhalb der Kirche, nicht nur mit unseren Mitgläubigen, sondern mit
allen Männern und Frauen, die der Geist uns auf den Weg stellt, wie den Diakon Philippus in
Samaria (Apg 8) oder Jesus in Gerasa (Lk 8,38-39), Tyrus und Sidon (Mt 15,21-28).
3. Evangelisierung auf die mündliche Predigt zu reduzieren, bedeutet, das Leben des Wortes
des Mensch gewordenen Gottes nicht nur auf die Zeit seines öffentlichen Predigens zu
reduzieren, sondern sogar auf ein paar isolierte, wenn auch bedeutende Texte jener Zeit. Man
müsste also nicht nur sein Leben in Nazareth vergessen, sondern auch seine Begegnungen mit
Nichtjuden während seines irdischen Lebens. Man müsste vergessen, dass das Gebot " Gehet
hinaus in die ganze Welt und verkündet das Evangelium allen Geschöpfen!" (Mk 16,15) nicht
vom Rest des Evangeliums getrennt werden kann. Das Zeitalter der Kirche ist nicht nur die
Nachahmung des irdischen Lebens Christi, sondern die Nachahmung Seines ganzen Lebens.
Wir müssen alles verkündigen, was wir glauben, und müssen jedes Mal Menschen zur Taufe
führen, wenn durch die Gnade Gottes eine Kirche sichtbax entstehen kann. Aber selbst wo eine
Kirche sich nicht öffuen kann, müssen wir Christus bezeugen und den Friedensgruß leben
sowie die Seligpreisungen und die Solidarität ohne Grenzen unter Männern und Frauen dieser
Generation.
4. „Die Liebe Christi drängt uns" (2 Kor 5,14). Gott wird uns nicht fragen, ob wir Wunder
vollbracht oder Massen getauft haben (1 Kor 13), sondern er wird schauen, ob die Liebe, die er
in uns gepflanzt hat, uns möglichst oft getrieben hat, die Wahrheit „von den Dächern zu
verkünden". Er wird vor allem auch und besonders schauen, ob jene Liebe uns dazu gebracht
hat, die Botschaft im Alltag zu leben, die der andere nicht verstehen kann, wenn sie nur von
unseren Lippen kommt. Es geht nicht darum zu schweigen, sondern darum, die Botschaft nmso
mehr mit unserem Leben hinauszurufen, je weniger sie durch Worte ankommt.
5. Papst Paul VI. hat am 3. Dezember 1964 in Bombay den Repräsentanten verschiedener
Religionen in Indien gesagt: „Wir dürfen nicht einfach als Touristen zusammenkommen,
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sondern müssen als Pilger hinausgehen, um Gott zu suchen, nicht in steinernen Gebäuden,
sondern in menschlichen Herzen."9
Wenn wir weniger Furcht vor einander haben, werden wir große Dinge tun. Dem anderen näher
kommen, wird nicht eine Sackgasse sein, in der man erdrückt wird, sondern eine breite Allee
der Achtung des anderen. Diese gegenseitige Achtung wird zur Schaffung eines Raumes
fiihren, wo sich alle vor Gott und den Menschen gleich fühlen.
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Le dialogue dans l'enseignement officiel de l'Eglise catholique, Nr. 200, S. 129, Ed. de Solesmes, 1998.
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