Beinamputation – was bedeutet das für mich?
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Beinamputation – was bedeutet das für mich?
Beinamputation – was bedeutet das für mich? Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige inklusive Prothesen Service-Pass medi. ich fühl mich besser. 2 • Beinamputation • Patientenratgeber Beinamputation – was bedeutet das für mich? Eine Beinamputation ist ein deutlicher Einschnitt im Leben eines jeden Betroffenen und dessen Angehörige und bringt viele Veränderungen mit sich. Und natürlich kommen viele Fragen und Ängste auf: Kann ich jemals wieder laufen und meinem geregelten Alltag nachgehen? Was passiert im Krankenhaus und in der Rehabilitation? Wie sieht eine prothetische Versorgung aus und welche ist die richtige für mich? Dieser Ratgeber soll Sie dabei unterstützen, sich mit der neuen Situation zurecht zu finden, Ihnen grundlegende Fragen beantworten aber vor allem Mut machen, dass ein Leben voll Lebensqualität genauso möglich ist, wie zuvor! Herzlichst, Ihr medi Team Patientenratgeber • Beinamputation • 3 4 • Beinamputation • Patientenratgeber 6 42 Wichtige Fragen Der Umgang mit Ihrer Beinprothese 9 Was ist Amputation 10Amputationshöhe 12 Vor der Amputation 44Mobilitätsklassen 46 Aufbau einer Beinprothese 56 Tipps zum richtigen Umgang mit der Beinprothese 63 Service-Pass Wartung Prothese 14 Die Zeit danach 17 In der Klinik 26 Während der Reha-Behandlung 34 Schmerzen nach der Amputation 64 Beinamputiert und mitten im Leben 70 Selbsthilfegruppen Patientenratgeber • Beinamputation • 5 6 • Wichtige Fragen • Patientenratgeber Wichtige Fragen rund um eine bevorstehende Beinamputation Patientenratgeber • Wichtige Fragen • 7 8 • Wichtige Fragen • Patientenratgeber Amputation – was ist das eigentlich? Unter einer Amputation versteht man das chirurgische Abtrennen eines Körperteils (z. B. Gliedmaßen bzw. Gliedmaßenteile, Brustdrüsen, Gebärmutter usw.). Das Abnehmen des Körperteils erfolgt dabei entweder in einem Gelenk (Exartikulation) oder unter Durchtrennung des Knochens. Eine Amputation ist notwendig, wenn das betroffene Körperteil so schwer erkrankt bzw. verletzt ist, dass entweder seine Erhaltung und Wiederherstellung unmöglich sind, oder von ihm eine Lebensgefahr durch Übergreifen der Erkrankung auf die anschließenden bzw. benachbarten Körperregionen ausgeht. Statistisches Bundesamt und wissenschaftliches Institut der AOK, 2009. Baumgartner R., Botta P.: Amputation und Prothesenversorgung, S.17 ff., 3. Auflage, 2008. 1 2 Gründe für eine (Bein-)Amputation Die Ursachen einer Amputation können vielfältig sein. Während bei jüngeren Menschen meist angeborene Fehlbildungen, Unfälle oder Krebserkrankungen bzw. Infektionen der Grund sein können, liegt bei älteren Patienten als häufigste Amputationsursache eine Erkrankung der Gefäße (insbesondere arterielle Verschlusskrankheit oder Diabetes mellitus) vor.1 Als arterielle Verschlusskrankheit bezeichnet man eine krankhafte Verengung der Arterien in den Extremitäten, überwiegend in Becken und Beinen. Bei dieser Krankheit verliert das Bindegewebe in den Wänden der Arterien seine Elastizität, wodurch die Blutung behindert ist. Dies kann zur totalen Blockierung bzw. Verstopfung führen. Der Sauerstoffbedarf ist höher als die geringe Blutzufuhr abdecken kann. Die arterielle Verschlusskrankheit wird durch ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und Rauchen beschleunigt.2 Patientenratgeber • Wichtige Fragen • 9 Beinamputationshöhe – was bedeutet das? Die Amputationshöhe hat grundlegende Auswirkung auf die Rehabilitation und spätere beinprothetische Versorgung. Je weiter oben die Amputation erfolgt, umso schwieriger wird die Rehabilitation. Das heißt, dass in der Regel Unterschenkelamputierte einfacher zu rehabilitieren sind und bessere Mobilitätsaussichten haben als Hüftexartikulierte. 1 2 3 4 5 Amputationshöhen 10 • Wichtige Fragen • Patientenratgeber Amputation im Hüft- und Beckenbereich Amputationen im Hüft- und Beckenbereich können Teile des Hüftgelenks (Hüftexartikulation), aber auch eine teilweise bzw. vollständige Entfernung des Beckens mit der unteren Extremität bedeuten (Hemipelvektomie bzw. Hemikorporektomie). Jede Form der Amputation im Hüft- und Beckenbereich bedingt eine erhebliche Einschränkung der funktionellen Leistungsfähigkeit. In der Regel ist es mit einer Beckenkorbprothese und an Unterarmgehstützen möglich, kürzere Wegstrecken zurück zu legen. 1 2 Oberschenkelamputation Eine Oberschenkelamputation kann über die gesamte Länge des Oberschenkels erfolgen. Heute ist mittels operativer Techniken auch bei kürzeren Stümpfen eine gute prothetische Versorgung mit einem in der Regel tuberumgreifenden Schaft möglich. Damit ist eine Mobilität gewährleistet und kürzere bis mittlere Gehstrecken können gut bewältigt werden. Kniegelenksexartikulation Bei einer Knieexartikulation wird die Amputation im Kniegelenk durchgeführt. Die Gelenksteuerung des Knies geht verloren, jedoch muss der Oberschenkelknochen nicht durchtrennt werden. Dadurch entsteht ein voll belastbarer Stumpf, der gut prothetisch zu versorgen ist. Bei gut sitzender Prothese und normalen Stumpfverhältnissen sind Gehstrecken mittleren und auch längeren Ausmaßes möglich. Unterschenkelamputation Die Unterschenkelamputation wird unterhalb des Kniegelenks durchgeführt, was die Nutzung des eigenen Kniegelenkes und eine gute prothetische Versorgung mit UnterschenkelKurzprothesen erlaubt. Mittelschwere körperliche Tätigkeiten und selbst das Bewegen auf unebenem Gelände ist möglich. 5 Symeamputation Bei einer Symeamputation werden alle Knochenelemente des Fußes entfernt, jedoch ermöglicht die Erhaltung der Fußsohlenhaut eine hohe Belastung des Stumpfes. 4 3 Quellen: Magazin Stolperstein, Ausgabe 13, 12/06, S. 8 f. Magazin Stolperstein, Ausgabe 17, 09/09, S. 16 f. Patientenratgeber • Wichtige Fragen • 11 Vor der Amputation Ihr Arzt wird Sie vor der Amputation über die gewählte Amputationshöhe, den Ablauf der Operation und die ersten Schritte danach aufklären. Emotionale Reaktion auf die Amputation Es ist immer schwierig, sich mit dem Gedanken vertraut machen zu müssen, ein Bein zu verlieren. Trotzdem bedeutet der Verlust des Beines nicht das Ende, auch wenn die Amputation eine umfassende Veränderung in Ihrem Leben bedeutet. Versuchen Sie sich schon frühzeitig mit dem Gedanken auseinander zu setzen und suchen Sie das Gespräch mit Ihren Angehörigen, Ärzten und dem Pflegepersonal. Stellen Sie alle Ihre Fragen und nehmen Sie die Ihnen angebotene Unterstützung an. Trotzdem ist es normal, nach der Amputation eine emotionale Krise durchzumachen und dabei verschiedene Phasen und Gefühle wie Leugnen, Wut, Depression bis hin zur Akzeptanz zu durchlaufen. 12 • Vor der Amputation • Patientenratgeber Versuchen Sie, über Ihre Gefühle zu reden, Ihre Familie und das medizinische Fachpersonal werden für Sie da sein. Vielen Betroffenen hilft es auch, sich mit anderen Amputierten über Ängste und Herausforderungen des Alltags auszutauschen. Physiotherapie in der Phase vor der Amputation Mit einigen gezielten Übungen lassen sich Gleichgewichtssinn und Muskulatur bereits in den Tagen vor der Amputation auf die Zeit danach vorbereiten. •Gleichgewichtstraining: Um später besser stehen und gehen zu können, sollte für die Seite, die nicht amputiert wird, wenn möglich das Stehen auf einem Bein – mit und ohne Gehstützen – geübt werden. •Krafttraining der Arme: Zur Erhöhung der Armstützkraft als Vorbereitung auf das Gehen mit Gehstützen. •Krafttraining des gesunden Beines. Patientenratgeber • Vor der Amputation • 13 14 • Die Zeit danach • Patientenratgeber Die Zeit danach Patientenratgeber • Die Zeit danach • 15 16 • In der Klinik • Patientenratgeber In der Klinik In den ersten Tagen nach der Amputation ist es besonders wichtig, die Wundheilung zu unterstützen und eine Ödembildung zu verhindern. Ödeme sind Ansammlungen von Gewebsflüssigkeit, die nach einer Operation vermehrt vorkommen können. TTm/TFm pop® Konzept Hierbei handelt es sich um ein Frühversorgungskonzept, das durch den Einsatz einer sog. Silikonhülle (eine Art Strumpf aus Silikon) positive Auswirkungen auf Ihre Wundheilung hat, die Ödembildung verhindert und Ihre Stumpfform verbessert. Die Silikonhülle kommt zum Einsatz, sobald die Drainagen gezogen sind. Da die Silikonhülle ähnlich wie ein sog. Prothesenliner (stellt die Verbindung zwischen Restbein und Prothese her) gehandhabt wird, werden Sie bereits frühzeitig an eine spätere Linerversorgung gewöhnt und Ihr Stumpf auf eine prothetische Versorgung und Mobilisierung vorbereitet. Die Silikonhülle besteht aus einem hautfreundlichen, sehr glatten Silikonmaterial, das eine hygienische Reinigung ermöglicht. Die transparente Hülle erlaubt Ihrem Arzt und dem Pflegepersonal eine regelmäßige Sichtkontrolle Ihrer Wunde. Durch den speziellen Druckverlauf auf den Stumpf wird die Ödemreduktion und Wundheilung nachhaltig unterstützt, gleichzeitig wird Ihr Stumpf geschützt. Häufig wird der Druck von Patienten auch als angenehm und schmerzlindernd empfunden. Dank einer besonders leichtgleitenden Oberfläche ist das An- und Ausziehen der Hülle wesentlich einfacher möglich. Patientenratgeber • In der Klinik • 17 Lagerung des Amputationsstumpfes Das Pflegepersonal wird darauf achten, dass die Lagerung Ihres Amputationsstumpfes medizinisch richtig und möglichst schmerzlindernd für Sie ist. Trotz allem gilt es auch für Sie selbst aufpassen, zum Beispiel den Stumpf im Bett flach zu lagern. Beim Sitzen im Rollstuhl muss darauf geachtet werden, dass der Stumpf flach auf dem Beinbrett aufliegt und möglichst mit einem Stoßschutz gesichert wird. Flache Lagerung des Stumpfes Stoßschutz im Rollstuhl 18 • In der Klinik • Patientenratgeber Vermeiden Sie grundsätzlich: 1. Ein Kissen oder einen anderen Gegenstand unter die Kniebeuge unterzulegen. 2. Den Stumpf z. B. beim Sitzen an der Bettkante oder im Rollstuhl nach unten hängen zu lassen. 3. Den Stumpf mit der Kniebeuge auf Ihre Gehstützen aufzulegen Patientenratgeber • In der Klinik • 19 Gefäßtraining und Frühmobilisierung Die Mobilisierung nach einer Beinamputation beginnt mit Hilfe des Physio- oder Sporttherapeuten bereits direkt nach der Amputation durch gezieltes Training. Krankengymnastische Übungen dienen dazu, die Muskulatur wieder zu stärken sowie die Durchblutung zu fördern. Gefäßtraining für Unterschenkelamputierte Vor allem für Menschen, die unter arteriellen Durchblutungsstörungen in den Beinen leiden, sind die Übungen unbedingt empfehlenswert und sollten später auch täglich zu Hause angewendet werden. Ziel der Übungen ist eine verbesserte Zirkulation des Blutes und damit eine verbesserte Versorgung der Gliedmaßen. Gleichzeitig sollen die Muskulatur gestärkt und Beweglichkeit im Gelenk erhalten werden. Mit Hilfe der Fachklinik für Amputationsmedizin Osterhofen haben wir ein spezielles Training für Beinamputierte konzipiert. 20 • In der Klinik • Patientenratgeber Es ist wichtig, dass nach jeder einzelnen Übung die Entspannungshaltung eingenommen wird (Aufsitzen, Füße nach unten hängen lassen), damit das Blut mit Hilfe der Schwerkraft zurück in die Gefäße fließen kann. •Jede Übung sollten Sie mit drei Sätzen und einer gewissen Anzahl von Wiederholungen durchführen. Stellen Sie selber fest, wie viele Wiederholungen der Bewegung innerhalb eines Satzes möglich sind – wenn Sie ermüden, einfach aufhören. Zählen sie am Besten beim ersten Satz mit und reduzieren Sie die Anzahl der Bewegungen bei jeder Wiederholung der Übung z. B. •beim ersten Mal schaffen Sie 25 Bewegungen; •bei der 1. Wiederholung nach der Entspannungsphase (= zweiter Satz) machen Sie die Bewegung nur noch 20 Mal, •bei der 2. Wiederholung (=dritter Satz) nur noch 15 Mal. •Führen Sie das Gefäßtraining ruhig und fließend ohne ruckartige Bewegungen aus. •Verspüren Sie bei einer Übung Schmerzen, beenden Sie die Übung sofort und sprechen Sie mit Ihrem Arzt. Bei Problemen wenden Sie sich bitte an Ihren Arzt und/oder Physiotherapeuten. •Die Übungen können Sie zu Hause auf dem Bett oder auf der Couch liegend durchführen. Weitere Hilfsmittel werden nicht benötigt. •Atmen sie während der Übungen normal weiter, vermeiden sie ein Anhalten der Luft oder eine Press-Atmung. Patientenratgeber • In der Klinik • 21 Übung 1: Für die amputierte Seite Übung 2: Für die erhaltene Seite 1. Ausgangsposition im Liegen: Bein hochnehmen, die Hände hinter dem Knie verschränken. Nun den Fuß in der Hochlage abwechselnd nach vorne strecken und wieder anbeugen. Dies solange wiederholen, bis sich ein Ziehen in der (Waden-) Muskulatur bemerkbar macht. 1. Ausgangsposition im Liegen Stumpf hochnehmen, die Hände hinter dem Knie verschränken. Nun das Knie abwechselnd strecken und beugen. Dies solange wiederholen, bis sich ein Ziehen in der Muskulatur bemerkbar macht. 2. Entspannungsphase: Zur Entspannung aufsetzen, das Bein und den Stumpf nach unten hängen lassen und mindestens zwei bis drei Minuten warten. Erst dann mit der nächsten Wiederholung beginnen. 22 • In der Klinik • Patientenratgeber 2. Entspannungsphase Zur Entspannung aufsetzen, das Bein und den Stumpf nach unten hängen lassen und mindestens zwei bis drei Minuten warten. Erst dann mit der nächsten Wiederholung beginnen. Übung 3 1. Ausgangsposition im Sitzen: Standbein und Stumpf zunächst nach unten hängen lassen. Nun im Gegenspiel den Stumpf strecken und zeitgleich das Bein anbeugen. 2. Dies im Wechsel bis zur Ermüdung der Muskulatur durchführen. 3. Entspannungsphase Zur Entspannung aufsetzen, das Bein und den Stumpf nach unten hängen lassen und mindestens zwei bis drei Minuten warten. Erst dann mit der nächsten Wiederholung beginnen. Frühmobilisierung nach der Amputation Ihr Physiotherapeut wird Sie bereits kurz nach der Amputation am Bett besuchen und erste Übungen mit Ihnen durchführen. Dazu zählen: •Atemtraining •leichte Ausdauerbewegungen zur Steigerung des Blutdurchflusses und somit zur Vorbeugung einer Thrombose •Lagerungsübungen und Anspannungsübungen mit eigenem Hochstemmen •Transferübungen zum Umsetzen vom Bett in den Rollstuhl •Kräftigung der Hüft-, Rumpf-, Bauch- und Rückenmuskulatur •Mobilisierung des amputierten Beines zur Erhaltung der Gelenkbeweglichkeit •Stand- und Gleichgewichts training •Gangschule ohne Prothese Patientenratgeber • In der Klinik • 23 Die erste Prothesenversorgung Ihren Orthopädietechniker lernen Sie in der Regel bereits beim Ausmessen und Anpassen der bereits angesprochenen postoperativen Silikonhülle kennen. Abhängig vom Verlauf Ihrer Wundheilung bestimmt dann Ihr Arzt in Absprache mit dem Orthopädietechniker den richtigen Zeitpunkt für die Anpassung der ersten Prothesenversorgung. Ist ein Termin gefunden, besucht Sie der Orthopädietechniker und macht einen Gipsabdruck Ihres Stumpfes. Von diesem Abdruck wird dann Ihr erster Schaft (entspricht der individuellen Stumpfform und umfasst das Restbein) modelliert. Dabei gibt es verschiedene Techniken zur Schaftgestaltung – Ihr Orthopädietechniker wird Sie gerne beraten. 24 • In der Klinik • Patientenratgeber Die erste Prothese nach der Amputation wird als Interimsprothese – also als vorläufige Prothese – bezeichnet. Diese dient zur Überbrückung für die erste Zeit nach der Amputation, in der sich Ihre Stumpfverhältnisse (Zu- und Abnahme des Stumpfvolumens) noch stark verändern können. Sobald sich Ihr Stumpf stabilisiert hat, fertigt Ihr Orthopädietechniker Ihren Definitivschaft, stellt die verschiedenen Passteile zusammen und passt Ihre Prothese an Ihre individuellen Bedürfnisse optimiert an. Mehr zu den einzelnen Bestandteilen einer Prothese und deren Funktion finden Sie ab Seite 46, zum Thema Reinigung und Hygiene auf Seite 58. Ihr Orthopädietechniker erklärt Ihnen beim ersten Anpassen die verschiedenen Funktionen und gibt Ihnen Hinweise zum richtigen Umgang mit Ihrer Prothese. Er zeigt Ihnen auch, wie Sie richtig in die Prothese ein- und aussteigen. Der Physiotherapeut wird mit Ihnen dann das erstmalige Stehen und Gehen üben. Patientenratgeber • In der Klinik • 25 Während der Reha-Behandlung Die Rehabilitation ist der erste wichtige Schritt zurück in ein normales Leben. Dort lernen Sie den Umgang mit der Prothese, die richtige Stumpfpflege und wichtige Tipps und Tricks kennen. Nach einer Beinamputation wird zunächst das gesamte Augenmerk auf die Wiederherstellung Ihrer Gesundheit gerichtet. Die medizinische Rehabilitation ist die erste Phase der Wiedereingliederung in ein normales, geregeltes Leben. Was geschieht während der Rehabilitation? Wie ist der Ablauf? Welche Maßnahmen und Ziele kann man voraussetzen? Staffelstein, Deutschland, hat uns mit zahlreichen Antworten auf diese Fragen unterstützt. Er ist Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie und verfügt über die Zusatzbezeichnungen Spezielle Schmerztherapie, Sportmedizin, Chirotherapie, Physikalische Therapie, Naturheilverfahren, Rehabilitationswesen, Sozialmedizin, Akupunktur und Diagnostische Radiologie. Dr. medi Stefan Middeldorf, Chefarzt und Leiter der Orthopädischen Klinik des Klinikums Arbeitsschwerpunkte sind die Schmerztherapie, technische Orthopädie und Begutachtung. 26 • Während der Reha • Patientenratgeber Ziele der Rehabilitation – Wiederherstellung der Mobilität Bereits zu Beginn der stationären Rehabilitation sollten Ihre Ärzte gemeinsam mit Ihnen Ziele festlegen, die den weiteren Behandlungsablauf und die Planung bestimmen. So steht bei älteren Patienten der Erhalt der Selbständigkeit, die soziale Integration und der Verbleib in der eigenen Wohnung im Vordergrund, während es bei jüngeren Amputierten darum geht, das gewohnte Leben im privaten und beruflichen Bereich möglichst ohne große Einschränkungen weiter fortführen zu können. Ein sehr wichtiger Bereich für alle Rehabilitanden ist die Versorgung mit einer Prothese und das Erlernen des Umgangs mit dem Ersatzglied. licher Stärke auf den Rehabilitationserfolg auswirken können, zählen: Alter, Begleiterkrankungen und soziale Faktoren. Ziele der Rehabilitation können aber auch Schmerzfreiheit im Bereich des Amputationsstumpfes oder eine hinreichende Rollstuhlmobilität sein, falls man sich gegen eine Versorgung mit Prothese entschieden hat. Vor Einleitung der prothetischen Versorgung muss zunächst das Rehabilitationspotential, also die bestehenden oder zu erwartenden Möglichkeiten des Amputierten bestimmt werden. Zu den rehabilitations-beeinflussenden Faktoren, die sich in unterschied- Patientenratgeber • Während der Reha • 27 Ablauf einer Rehabilitation – Schritt für Schritt wieder ins Leben Der Ablauf der Reha-Behandlung kann abhängig von der jeweiligen Klinik leicht unterschiedlich ablaufen. Als Beispiel für den Ablauf einer medizinischen Rehabilitation führen wir das Stufenkonzept der stationären Reha Beinamputierter am Klinikum Staffelstein, Deutschland an. Unter Zusammenarbeit des gesamten Reha-Teams verläuft die Behandlung dort stufenförmig. Einen exakten allgemeinen zeitlichen Ablauf für die einzelnen Stufen bzw. das Gesamtkonzept anzugeben, fällt schwer. In der Klinik Staffelstein werden sowohl Kinder und Jugendliche wie auch ältere Patienten nach Amputation rehabilitiert. Der zeitliche Ablauf der verschiedenen Patientengruppen ist selbstverständlich sehr unterschiedlich. 28 • Während der Reha • Patientenratgeber Stufe 1 • Verbesserung körperlicher Voraussetzungen • Stumpfbehandlung wie Abhärtung, Bandagierung, Stumpfformung und Lymphdrainage • Verordnung und kurzfristige Herstellung einer bedarfsgerechten Prothese bzw. Sichtung eines bereits vorhandenen Hilfsmittels Stufe 2 • Intensive Gangschulung mit Prothese • Verlängerung der eigenständigen Gehstrecke • Verlängerung der täglichen Tragedauer • Optimierung der prothetischen Versorgung • Verarbeitung des Körperschadens durch Einzel- und Gruppen gespräche unter psychologischer Leitung Stufe 3 • Ganganalyse • Einübung von Alltagsbewegungen (Treppensteigen, Aufstehen nach Sturz, Überwinden von Hindernissen, selbständiges An- und Ausziehen der Prothese) • Herstellung der größtmöglichen Selbständigkeit • Einleiten einer behindertengerechten Anpassung des Wohnund Arbeitsumfeldes Patientenratgeber • Während der Reha • 29 Das Rehabilitationsteam Am Rehabilitationsprozess ist ein ganzes Team an ausgebildetem Fachpersonal beteiligt, um individuell für Sie das bestmögliche RehabilitationsErgebnis zu erzielen. Die/der Ärztin/Arzt ist verantwortlich für: •Den gesamten Rehabilitationsprozess •Die Führung und Koordination der Behandlung •Die Verordnung der geeigneten prothetischen Versorgung •Die Abnahme der prothetischen Versorgung •Behandlung von Wundheilungsstörungen •Die Schmerztherapie •Die Kontrolle der Schuh- und Einlagenversorgung der Gegenseite Pflegedienst •Die Krankenschwester übernimmt die Pflege des Stumpfes, die Wundpflege, die Pflege der Prothese, sie lehrt das richtige Wickeln des Stumpfes sowie das An- und Ausziehen der Prothese (ggf. in Zusammenarbeit mit einem Ergothera- 30 • Während der Reha • Patientenratgeber peuten und/oder einem Krankengymnasten) •Sie verfügt über Erfahrungen bei der Stumpflagerung zur Verhinderung von Muskelverkürzungen •Die Aktivierung und der Transfer des Patienten sind weitere Aufgaben Krankengymnast/in •Kräftigung und Abhärtung des Stumpfes •Stumpf-, Balance- und Prothesen-Training •Individuell angepasste Prothesengangschule Orthopädie(schuh)techniker/in •Beide Berufsgruppen sind in Abhängigkeit von der Amputationshöhe verantwortlich für die Herstellung und Wartung von Prothesen •Jede Neuverordnung bzw. Änderungen sollten in der Rehabilitationsphase mit dem Rehabilitationsteam gemeinsam festgelegt werden, um die spezifischen Kenntnisse zur Ermittlung der Funktionsklasse nutzen zu können •Die Techniker haben Kenntnisse über die zu verwendenden Materialien und den richtigen Einsatz der Prothesenpassteile Physikalische/r Therapeut/in bzw. Masseur/in •Physikalische Therapie und Massage sind differenziert anzuwenden - entsprechend der Ursache, die zur Amputation führte. So sollte z. B. ein durchblutungsgestörter Stumpf nicht massiert werden •Bei Amputationen nach Unfall ist neben der Vorbeugung von Schwellungen mittels Wickelung auch Lymphdrainage erlaubt. Dagegen sollte Lymphdrainage bei Amputation nach Tumoren nicht erfolgen •Elektro-Myo-Stimulation, d.h. die elektronische Stimulation einzelner Muskeln am Stumpfende ist generell möglich. Bei durchblutungsgestörten Stümpfen ist aber die Dauer der Übung zu Beginn der Behandlung in Abhängigkeit vom Grad der Durchblutungsstörung kürzer anzusetzen, um kein zusätzliches Versorgungsdefizit des Muskels zu erzeugen Sporttherapeut/in •Kräftigung der erhaltenen Extremität und der Rumpfmuskulatur •Koordinations-Training •Sequenz-Training, auch mit angelegter Prothese Ergotherapeut/in •Fachgerechte Versorgung mit technischen Hilfen •Training der Aktivitäten des täglichen Lebens •Behindertengerechte Anpassung des Wohn- und Arbeitsumfeldes Psychologe/Psychologin •Im Mittelpunkt der Rehabilitation steht der Mensch und nicht der Stumpf •Die körperliche Integrität ist durch die Amputation gestört und wird vom Einzelnen unterschiedlich psychisch verkraftet •Die psychologische Führung des Amputierten setzt neben allgemeiner Lebenserfahrung, Vorstellungsvermögen mit körperlicher Versehrtheit leben zu müssen, auch klinische Erfahrungen im Umgang mit Amputierten voraus •Raucherentwöhnung Patientenratgeber • Während der Reha • 31 Häufig gestellte Fragen rund um die Rehabilitation Wann beginnt nach einer Beinamputation die Rehabilitation? Die Rehabilitation Beinamputierter erfolgt prinzipiell bereits vor der Operation und setzt sich nach der Operation in der Amputationsklinik fort. Wichtigster Gesichtspunkt in der Rehabilitation vor der Operation ist die verantwortungsvolle Auswahl der Amputationshöhe. Die Rehabilitationsaussicht des Patienten und eine optimale Anpassung der Prothese ist von der Höhe der Amputation abhängig. Zusätzlich kann vor der Operation durch Krankengymnastik die Stützkraft der Arme und des erhaltenen Beines trainiert werden. Gegebenenfalls kann auch schon versucht werden, Muskelverkürzungen an dem betroffenen Bein zu behandeln. Nach erfolgter Operation schließt sich unmittelbar, soweit das im Amputationskrankenhaus möglich ist, die Rehabilitation mit prothetischer Versorgung an. Baldmöglichst, in der Regel 2-3 Wochen nach der Operation, sollte dann die Verlegung in eine geeignete 32 • Während der Reha • Patientenratgeber Rehabilitationsklinik erfolgen. Die Wunden müssen zu diesem Zeitpunkt größtenteils ausgeheilt sein, eine komplette Ausheilung ist in der Regel nicht zwingend erforderlich. In geeigneten Rehabilitationskliniken besteht das notwendige Know-how für eine fachgerechte Wundbehandlung und die notwendigen vorbereitenden Maßnahmen zur Optimierung der Versorgung mit Prothese. Wie lange dauert die Rehabilitation? Die Dauer der Rehabilitation in einer entsprechenden Einrichtung variiert von Patient zu Patient und kann zwischen 3 und 10 Wochen betragen. In welchen Fällen ist eine ambulante Rehabilitation möglich, wann eine stationäre Rehabilitation nötig? Wie läuft eine ambulante Rehabilitation ab? Generell sollten Amputierte immer stationär rehabilitiert werden. Eine Ausnahme können Maßnahmen sein, die bei schon länger amputierten Patienten mit Prothese zur „Auffrischung“ erfolgen. Die Komplexität der notwendigen Maßnahme kann in der Regel nur stationär gewährleistet werden. Zudem benötigen die Patienten in den ersten Wochen nach der Operation auch noch Maßnahmen aus dem Bereich der Pflege, die im häuslichen Umfeld so nicht garantiert werden können. Wie viele Stunden am Tag werden zur Rehabilitation benötigt? Dies ist ebenfalls nur sehr individuell zu sehen. Ein junger dynamischer Amputierter hat ein anderes Therapieprogramm als ein älterer Amputierter mit geringen Kraftreserven. In der Regel erfolgt täglich eine Einheit Krankengymnastik mit Gangschulung, hinzu kommen Behandlungseinheiten aus den Bereichen der Ergotherapie, balneo-physikalische Therapie (z. B. Bäder, Massagen, Elektrotherapie etc.), Sporttherapie und Pflegetherapie. Die zeitliche Ausdehnung mit Pausen über den Tag verteilt beträgt zwischen 3 und 4 Stunden, wobei die Therapieeinheiten in der Regel halbstündig angesetzt sind. Kann auch das private Umfeld des Patienten zur Rehabilitation beitragen? Das häusliche Umfeld und die Unterstützung durch Verwandte/Bekannte kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Häufig ist es nur möglich, den Patienten prothetisch zu versorgen, wenn eine entsprechende Unterstützung im häuslichen Umfeld gewährleistet ist. Beispielsweise werden die Angehörigen, soweit in der Lage, von Ergotherapeuten und Krankengymnasten angelernt, dass sie dem Patienten beim Anziehen der Prothese helfen können. Außerdem wird mit den Angehörigen die Umgestaltung des Wohnumfeldes besprochen und umgesetzt. Auch zur psychischen Stabilisierung des Patienten trägt das private Umfeld bei. Die Entscheidung, ob der Patient überhaupt mit einer Prothese versorgt werden soll, kann erheblich davon abhängen, ob eine entsprechende Unterstützung im häuslichen Umfeld vorhanden ist. Quelle: Magazin Stolperstein, Sonderausgabe Nr. 13, 12/06, S. 5 ff. Patientenratgeber • Während der Reha • 33 Schmerzen nach der Amputation Als mögliche Ursache von Stumpfschmerzen kommen zum einen intern bedingte Schmerzen wie Knochen-, Gefäß-, Nerven-, Wundschmerzen und Neurome, zum anderen extern bedingte Schmerzen wie Druckund Reibungsschmerzen im Prothesenschaft sowie Phantomschmerz in Frage. Um Betroffenen eine erfolgreiche Therapie zukommen zu lassen, ist es zunächst erforderlich, die verschiedenen Schmerzarten zu unterscheiden, da diese auch unterschiedlich behandelt werden. Phantomsensationen (-gefühle) Hierbei handelt es sich um real erlebte, nicht schmerzhafte Empfindungen im amputierten Körperteil. Sie treten nach Amputation fast regelmäßig bei 50 – 90 Prozent der Betroffenen auf, die sich je nach Alter wechselnd unterschiedlich auswirken können, d. h. in höherem Lebensalter treten sie häufiger auf. Als Formen kennen wir das Druck- und Kältegefühl, so genannte kinetische (=bewegende) Phantomempfindungen und direkte Stellungs- und Lageempfindungen. Diese sind auf das zentrale Körperschema im Gehirn zurückzuführen. Therapie: Eine Therapie ist in der Regel nicht erforderlich. Der Patient ist jedoch gut über das Phänomen aufzuklären. Stumpfschmerz Der Stumpfschmerz tritt sehr häufig und unmittelbar nach der Amputation auf. Schmerztherapeuten bezeichnen ihn auch in der Fachsprache als „Nozizeptorschmerz“. Die Ursache des Schmerzes findet sich unmittelbar im betroffenen Gebiet. Der Schmerz wird über die Haut, die Weichteile und über das Rückenmark zum Gehirn geschickt. Zugrunde liegen können z. B. gutartige Nervenknoten (Neurome), Schmerzen bedingt aus dem Verschleiß angrenzender Gelenke oder venöse Stauungen. Häufig sind es auch Durchblutungsstörungen, Gefäßerweiterungen oder 34 • Schmerzen nach der Amputation • Patientenratgeber Infektionen von Knochen und Weichteilen, die Schmerzen im Bereich des Stumpfes auslösen können. Seltener werden Stumpfschmerzen durch warzenförmige Gewebevergrößerungen oder andere Hautveränderungen hervorgerufen. Medizinische Untersuchungen weisen unter Umständen eine mangelnde Weichteildeckung, einen Weichteilüberhang, Verwachsungen von Haut und Knochen bzw. Narbengewebe und Nerven nach. Stumpfschmerzen sollten zunächst durch Röntgen und intensive Untersuchungen diagnostisch gut abgeklärt werden. Therapie: Sollten lokale Maßnahmen nicht ausreichend sein, ist beim Stumpfschmerz auch an eine mögliche operative Stumpfkorrektur zu denken. Phantomschmerz Der Phantomschmerz ist bereits in der Literatur ab Mitte des 16. Jahrhunderts beschrieben und ein bekanntes Phänomen nach einer Amputation. Je nach befragter Literatur haben zwischen 10 und 90 Prozent, zumindest vorübergehend etwa 70 Prozent der Amputierten Phantomschmerzen. Unter Phantomschmerz versteht man die Übertragung schmerzhafter Empfindungen in nicht mehr vorhandene Körperteile. Der Schmerz wird von Betroffenen häufig als einschießend, brennend, stichartig und krampfartig beschrieben und kann sich entweder nach und nach reduzieren oder dauerhaft vorhanden sein. Bei vielen Betroffenen tritt der Schmerz in unterschiedlicher Zeitspanne auf. Der Phantomschmerz kann nach Ausriss von Nerven, wie nach einem schweren Motorradunfall auftreten. Beeinflussende Faktoren des Phantomschmerzes sind emotionaler Stress, Wetterveränderungen, Kältereiz, mechanische Irritation, Wasserlassen und die Stuhlentleerung. Phantomschmerz tritt umso häufiger auf, je länger der Patient bereits vor der durchgeführten Operation Schmerzen hatte. Man bezeichnet dies auch als das Schmerzgedächtnis. Therapie: Der Phantomschmerz wird seltener festgestellt, wenn bei dem Betroffenen bereits vor der Operation ein gutes Schmerzmanagement durchgeführt wurde oder wenn bestimmte Operationstechniken unter Berücksichtigung der Patientenratgeber • Schmerzen nach der Amputation • 35 Vollnarkose erfolgten. Ein bekanntes Phänomen ist, dass Phantomschmerzen durch das Benutzen einer gut passenden Prothese reduziert werden können. Dies hängt mit einer als günstig zu bewertenden Rückmeldung der Hautnerven zum Gehirn zusammen. Kinder leiden weniger unter Phantomschmerz, da dies nach wissenschaftlichen Erkenntnissen mit der noch nicht komplett ausgereiften Entwicklung zusammenhängt. Beim Auftreten von Phantomschmerz nach einer schmerzfreien Zeitspanne sollten immer mögliche andere Erkrankungen mit berücksichtigt werden. Ein Beispiel wäre hier ein Patient mit Bandscheibenvorfall mit einer Ausstrahlung in das betroffene Bein. Wichtig ist auch die frühzeitig beginnende konsequent geplante Schmerzbehandlung unmittelbar nach der Operation. Lange bestehende Phantomschmerzen bedürfen z. B. einer medikamentösen Therapie. Diese richtet sich nach einem Stufenschema. Darüber hinaus gibt es weitere Maßnahmen, für die jedoch nicht immer ein wissenschaftlicher Nachweis der Wirkung besteht. Dies sind z. B. Behandlungen mit der elektrischen Nervenstimulation über die Haut mit TENS-Geräten, Akupunktur, die Triggerpunktbehandlung, psychotherapeutische Behandlung und Biofeedback, Hypnose, die Verminderung mittels Ultraschall, Massage, Thermo- und Elektrotherapie, sowie die Therapie mit den RELAX Hilfsmitteln aus Umbrellan (Wirksamkeit wissenschaftlich erwiesen). Zusammenfassend kann gesagt werden, dass die beste Prophylaxe des Schmerzes eine fachgerecht durchgeführte Operation sowie ein frühzeitig beginnendes konsequentes Schmerzmanagement ist. Die rasche Versorgung mit einer passgerechten Prothese kann Phantomschmerz reduzieren. Darüber hinaus bestehen viele Behandlungmöglichkeiten verschiedener Schmerzarten mit Medikamenten. Für den betroffenen Patienten sind daher im Rahmen der Nachbehandlung Einrichtungen zu bevorzugen, die über hinreichendes Know-how bezüglich Rehabilitation, Orthopädietechnik und Schmerztherapie verfügen. Quelle: Dr. med. S. Middeldorf, Magazin Stolperstein, Ausgabe 16, 12/08, S. 10 f. 36 • Schmerzen nach der Amputation • Patientenratgeber Patientenratgeber • Schmerzen nach der Amputation • 37 38 • Behandlungsmöglichkeiten bei Phantomschmerz • Patientenratgeber Behandlungsmöglichkeiten bei Phantomschmerz Für die Therapie bei Phantomschmerzen bestehen viele verschiedene Ansätze, z. B. gibt es die Behandlung mit Medikamenten, Neuraltherapien, physikalische Behandlungen oder die Phantomschmerztherapie durch medizinische Hilfsmittel mit abschirmender Wirkung. Prophylaxe Als wichtiger Faktor ist zur Vorbeugung gegen Phantomschmerzen die Behandlung von Schmerzen zu nennen, die bereits vor einer Amputation bestehen. Nach heutigen Erkenntnissen ist die beste Vorbeugungsmaßnahme zur Verhinderung von Phantomschmerzen eine schon vor der Amputation begonnene Schmerztherapie. Im Anschluss an die Operation können durch elektrische Stimulationsverfahren im Bereich des Amputationsstumpfes gute Effekte zur Verhinderung von Phantomschmerzen erzielt werden. Nicht zuletzt ist auch der gute Sitz der Prothese unbedingt zu beachten. Differentialdiagnostik Beim Auftreten des Phantomschmerzes muss der Patient auf lokale Ursachen untersucht werden. Diese sind oft nur mit Zusatzuntersuchungen zu erkennen. Lokale Ursachen können eine schlechte Gefäßversorgung, Entzündungen (oberflächliche oder tiefe Infektionen), Nervenerkrankungen (z. B. durch Bandscheibenvorfall mit Ausstrahlung ins Phantomglied) oder Neurome (durch Narbenbedrängungen oder schlechten Prothesensitz) sein. Unter einem Amputationsneurom versteht man eine druckschmerzhafte, geschwulstartige Nervenverdickung im Narbenbereich nach einer Gliedmaßenamputation. Wird vom Arzt Phantomschmerz diagnostiziert, gibt es verschiedene therapeutische Möglichkeiten: Patientenratgeber • Behandlungsmöglichkeiten bei Phantomschmerz • 39 Medikamentöse Therapie Man kann mit herkömmlichen Schmerzmitteln in Kombination mit Vitamin-B-Komplex und Folsäure und/oder mit Psychopharmaka, die direkt Nervenschmerzen hemmen (z. B. Antiepileptika wie Carbamazepin und Valproinsäure) und verschiedenen Antidepressiva, therapieren. Je nach Schmerzintensität können schwach (Oxycodon, Tillidin) oder stark (Morphin) wirksame Opiate verordnet werden. Capsaicin-Salbe hilft bei Überempfindlichkeit des Stumpfes. Calcitonin-Infusionen zeigten gute Erfolge, der Wirkmechanismus ist aber noch unbekannt. Neuraltherapie Unter Neuraltherapie versteht man die Behandlung von Schmerzen durch das „Umspritzen“ einer bestimmten Region mit einem Mittel zur örtlichen Betäubung. Dieses unterdrückt in der Folge die Erregungsübertragung und reduziert die Schmerzen. Speziell zur Behandlung von Phantomschmerzen eignen sich Verfahren, wie die Triggerpunktinfiltration oder Sympathikusblockaden. Bei der Triggerpunktinfiltration werden Schmerzpunkte in der Muskula- tur behandelt. Unter Sympathikusblockade versteht man Nervenblockaden, bei denen größere Nerven, die das schmerzhafte Gebiet versorgen, umspritzt werden. Physikalische Therapie Hier stehen Massagen, Bäder und Krankengymnastik zur Auswahl. Eine weitere physikalische Therapie ist TENS (Transkutane elektrische Neurostimulation). Dabei erfolgt die Hemmung der Schmerzleitung mittels Nervenstimulation mit Strom durch auf der Haut fixierte Elektroden. Komplementäre Verfahren Akupunktur, Hypnose und Biofeedback zeigen nach Erfahrungsberichten sehr gute Erfolge in der Schmerztherapie. Häufig lässt sich durch diese Verfahren der Bedarf an Medikamenten deutlich senken. Die Wirksamkeit muss individuell getestet werden. Psychologische Begleitung Eine psychologische Begleitung kann zur Schmerzreduktion auf mehreren Ebenen führen. Einerseits kommen Entspannungstechniken, wie autogenes Training oder progressive 40 • Behandlungsmöglichkeiten bei Phantomschmerz • Patientenratgeber Muskelrelaxation (PMR) zur Anwendung. Andererseits sind auch Therapieverfahren hilfreich, welche die Amputationsbewältigung anstreben. Therapie mit Umbrellan Hilfsmitteln medi RELAX Produkte können eine hervorragende Ergänzung des Therapiespektrums bei Phantomschmerz sein. Das darin eingearbeitete metallurgische Gestrick Umbrellan kann den Stumpf vor äußeren Einflüssen abschirmen und Phantomschmerzen reduzieren. Das darin eingearbeitete, einzigartige Gestrick Umbrellan ist nachweisbar wirksam bei Phantomschmerzen. Im Rahmen einer Wirksamkeitsstudie zum medi Liner RELAX kam es bei mehr als 80% der Teilnehmer zu einer erheblichen Verringerung der Schmerzbelastung.3 Nebenwirkungen sind nicht bekannt. Die medi RELAX Produkte schirmen den Stumpf vor elektromagnetischen Einflüssen ab. Diese werden u. a. für das Auftreten von Phantomschmerzen und negative Auswirkungen auf das Wohlbefinden des Patienten verantwortlich gemacht. Die Oberfläche aus Umbrellan des medi Liner RELAX sowie das verwendete Silikongel des Liners wurden speziell zum Schutz gegen diese Einwirkungen entwickelt. Außerdem sind sie aufgrund der medi Silikontechnologie besonders auf die empfindliche Haut ausgerichtet und auch für die diabetische Haut geeignet. Quelle: Magazin Stolperstein, Ausgabe 16, 12/08, S. 12 f. 3 Behandlung von Phantomschmerzen mit textiler, elektromagnetisch wirksamer Stumpf-Abschirmung, U. Kern, B. Altkemper, M. Kohl, in: Orthopädietechnik, Sonderdruck Ausgabe 12/06 , S. 908 – 915. Patientenratgeber • Behandlungsmöglichkeiten bei Phantomschmerz • 41 42 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber Der Umgang mit Ihrer Beinprothese Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 43 Mobilitätsklassen Damit Sie mit den für Sie optimalen Prothesenpassteilen und der richtigen Prothesentechnik versorgt werden, ordnet Ihr Orthopädietechniker Sie einer Mobilitätsklasse zu. Alle Passteile für Prothesen werden in 4 verschiedene Mobilitätsklassen eingeteilt. So kann sich der Orthopädietechniker beim Bau einer Prothese sowohl am Passteil als auch an den Bedürfnissen des jeweiligen Prothesenträgers orientieren. In diesem Zusammenhang macht eine Einteilung in Mobilitätsklassen dann durchaus Sinn: Stellen Sie sich vor, ein amputierter Leistungssportler bekäme eine Prothese mit einem starren Knie: Der Sportler wäre eingeschränkt. Oder im umgekehrten Fall: Eine rüstige 80jährige würde mit einem „schnellen“ Hochleistungsknie versorgt – die Prothese wäre ein Sicherheitsrisiko für die Dame. Bei der Einteilung in die Mobilitätsklassen berücksichtigt Ihr Orthopädietechniker bzw. Ihr Arzt viele verschiedene Faktoren wie Ihr Allgemeinbefinden, individuelle Stumpfbesonderheiten, eventuelle Begleiterkrankungen, Schmerzen usw. Bedenken Sie immer, dass Ihr Orthopädietechniker nicht nur den gegenwärtigen Ist-Zustand Ihrer Mobilität beurteilt – er macht sich zudem auch Gedanken darüber, wie er mit Hilfe der Prothese Ihre Mobilität optimal für den Alltag unterstützt. Mobilitätsklasse 1: „Innenbereichsgeher“ Sie besitzen die Fähigkeit oder das Potential, Ihre Prothese auf ebenen Böden und vor allem im häuslichen Umfeld mit geringer Geschwindigkeit zu benutzen. Aufgrund Ihres Allgemeinbefindens können Sie nur kurze Strecken am Stück gehen. Die Prothese als Therapie: Sie sollten mit Ihrer Prothese sicher stehen können und mit der Prothese in Innenbereichen kleinere Strecken von kurzer Dauer zurücklegen können. 44 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber Mobilitätsklasse 2: „Eingeschränkter Außenbereichsgeher“ Prothese bleibt durchschnittlich. Gehstrecken und Gehdauer unterscheiden sich kaum von der eines nicht Amputierten. Sie besitzen sie Fähigkeit oder das Potential, mit Ihrer Prothese in geringer Geschwindigkeit zu gehen. Kleinere Hindernisse wie zum Beispiel Bordsteine, einzelne Stufen oder unebene Böden können Sie meistern. Gehdauer und Gehstrecke sind aufgrund Ihres Zustandes sehr begrenzt. Die Prothese als Therapie: Kleinere Strecken von kurzer Dauer können Sie sowohl im Innen- als auch im Außenbereich sicher zurücklegen. Mobilitätsklasse 3: „Uneingeschränkter Außenbereichsgeher“ Sie besitzen die Fähigkeit oder das Potential, mit Ihrer Prothese in einer mittleren bis hohen Geschwindigkeit zu gehen. Dabei können Sie die Geschwindigkeit auch variieren. Die meisten Umwelthindernisse sind kein Problem für Sie. Sie können sich auch im freien Gelände wie zum Beispiel der Natur leicht fortbewegen. Die Belastung auf die Die Prothese als Therapie: Sowohl draußen als auch drinnen unterscheidet sich Ihre Mobilität nur unwesentlich von einem nicht Amputierten. Mobilitätsklasse 4: „Uneingeschränkter Außenbereichsgeher mit besonders hohen Ansprüchen“ Sie können alles, was unter Mobilitätsklasse 3 beschrieben ist. Zusätzlich haben Sie hohe Anforderungen an Ihre Prothese, da diese oft hohen Stoßbelastungen ausgesetzt ist. Sie können sich ohne Einschränkung in Strecke oder Dauer fortbewegen. Die Prothese als Therapie: Die Wiederherstellung der unlimitierten Gehfähigkeit sowohl im Innen- als auch im Außenbereich Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 45 Aufbau einer Beinprothese Die Beinprothese ist ein funktioneller und kosmetischer Ersatz für das amputierte Gliedmaß und soll Sitzen, Stehen und Fortbewegen nach einer Amputation ermöglichen. Die Prothese wird dabei auf die individuellen Bedürfnisse des Prothesenträgers, wie körperliche Verfassung, Aktivität oder Krankheitsbilder abgestimmt. Hier zwei Beispiele: Unterschenkelprothese Oberschenkelprothese 1 1 2 2 3 7 3 4 4 5 5 6 46 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber 6 Der Silikonliner (= „Strumpf“ aus Silikon als Überzug über den Stumpf) schützt den Stumpf und stellt die Verbindung zwischen Stumpf und Prothese her. 2 Der Prothesenschaft dient zur Aufnahme des Amputationsstumpfes. 3 Das Verschlusssystem sorgt für die feste Verankerung des am unteren Ende des Silikonliners eingeschraubten Pins im Prothesenschaft und hält die Prothese sicher am Bein. 4 Ein System aus Karbon (mit energierückgebenden Eigenschaften) oder Titanium ersetzt den Unterschenkel und stellt die Verbindung zum Prothesenfuß her. 5 Der Prothesenfuß aus Kunststoff oder Karbonfaser (je nach Mobilität des Anwenders) sorgt für Trittsicherheit und harmonisches Gehen. 6 Empfehlenswert ist ein speziell auf die besonderen Ansprüche von Prothesenträgern abgestimmtes Schuhwerk für mehr Sicherheit und entspanntes Gehen. 7 Bei Amputationen oberhalb des Unterschenkels ersetzt ein künstliches Kniegelenk mit speziell abgestimmten Funktionen das natürliche Gelenk. 1 Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 47 Silikonliner Wie bleibt eine Prothese sicher am Bein? Sicherheit ist für Beinamputierte das A und O – die Prothese muss zuverlässig am Bein haften und sollte dabei gleichzeitig bequem sein und Druckstellen vermeiden. Eine Möglichkeit zur Verbindung des Stumpfes mit der Prothese ist die Versorgung mit einem Silikonliner. Silikonliner, die wie ein Strumpf über den Stumpf geschoben werden, erreichen eine sichere Verbindung bei gleichzeitig hohem Tragekomfort. Damit sich nun Silikonliner und Prothesenschaft fest verbinden, gibt es verschiedene Prothesenverschluss-Systeme: •Silikonliner mit Einzugsystem •Silikonliner mit Pin-Verschluss •Silikonliner für Unterdrucksystem Silikonliner mit Einzugsystem Vor allem ältere Menschen können damit nicht nur die Prothese am Bein sichern, sondern vereinfachen sich mit einem Einzugsystem das Anziehen: Am Ende des Liners ist eine Schnur angebracht, die durch ein am Schaft angebrach- 48 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber tes Gegenstück aus dem Prothesenschaft heraus führt. Der Beinamputierte zieht den Liner an und zieht sein Bein mit Hilfe der Schnur in den Schaft hinein. Die Schnur kann dann befestigt werden, so dass Liner und Schaft fest verbunden sind. Silikonliner mit Pin-Verschluss Dieses System funktioniert über einen Verschluss nach Prinzip eines Schlosses: Am Stumpfende des Silikonliners ist ein Dorn („Pin“) eingeschraubt, am Boden des Prothesenschafts ist das Gegenstück – das so genannte Lock – eingelassen. Der Beinamputierte steigt mit Stumpf und angezogenem Liner in den Schaft und der Pin rastet in das Lock ein. Will man die Prothese wieder ausziehen, kann der Verschluss durch einen Knopfdruck einfach gelöst werden. Die passiven Vakuumsysteme, wie z. B. das medi Vacuum Cushion System, arbeiten ebenfalls mit Unterdruck um die Prothese am Bein zu halten. Der Beinamputierte zieht den Liner an und steigt in den Prothesenschaft. Halb über den Schaft, halb über das Bein wird eine Kniekappe gezogen, die das System nun luftdicht abschließt. Im Schaft ist ein Ventil angebracht, durch das die Luft nach außen gedrückt wird – ein Vakuum hält den Stumpf sicher im Prothesenschaft. Durch Abnehmen der Kniekappe kann das Vakuum einfach aufgehoben werden. Silikonliner für Unterdrucksysteme Z. B. Vacuum Cushion System. Bei den Vakuumsystemen unterscheidet man zwischen aktiven und passiven Vakuumsystemen. Bei den aktiven Systemen wird bei jedem Schritt, ausgelöst durch den Auftrittsstoß, etwas Luft abgesaugt. Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 49 Anziehanleitung medi Liner 1. Drehen Sie den Liner auf die Innenseite und halten Sie den Liner wie abgebildet. Es sollte eine möglichst ebene Fläche entstehen. 2. Setzen Sie bei gebeugtem Knie nun den Liner flach am Stumpfende an und achten Sie darauf, dass der Liner möglichst mittig am Stumpf sitzt. ca. 30° 3. Schieben Sie den Liner faltenfrei und vorsichtig über den Stumpf hoch bis zum Knie. Beim Aufschieben über das Knie auf einen Kniebeugewinkel im Bereich von 10° bis 30° Grad achten. 4. Linerende sanft abstreifen – bitte den Liner nicht nachziehen („lupfen“), da dies zu erhöhter Spannung am Linerrand und der darunter liegenden Haut führt (Wasser bläschen, Striemen oder ähnliche Symptome). Sollten Falten beim Anziehen aufgetreten sein, bitte Vorgang wiederholen! 50 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber Bitte beachten Aus hygienischen Gründen muss der Liner nach jeder Nutzung mit Neutralseife (z. B. medi Neutralseife) gewaschen werden. Weitere Pflegehinweise entnehmen Sie dem Kapitel Pflege und Hygiene (Seite 18) und der Gebrauchsanweisung des Liners. Ein Zweitliner, der einen täglichen Linerwechsel ermöglicht, gewährleistet die optimale Hygiene. Der richtige Sitz des Liners wird durch eine passende Größenauswahl und das richtige Anziehen gewährleistet. Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 51 Das Prothesen kniegelenk Das Knie ist das größte Gelenk des menschlichen Körpers. Mit Hilfe der umliegenden Bänder, Sehnen und Muskeln sorgt dieses Gelenk dafür, dass der Mensch gehen kann: Das Kniegelenk streckt und beugt sich dabei nicht wie ein Scharnier, sondern es streckt sich in einer rollenden und gleitenden Bewegung nach vorne, kann sich bis zu 150° nach hinten beugen und lässt auch leichte seitliche Ausgleichsbewegungen zu. Nach einer Amputation ab Kniehöhe muss die Prothese diese schwierigen Aufgaben übernehmen und die Funktion des Kniegelenkes ausgleichen. Prothesenkniegelenke nutzen verschiedene Techniken, damit das Bein gebeugt und der Unterschenkel nach der Beugung wieder nach vorne geschwungen werden kann. 52 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber Anatomie von Kniegelenken Zunächst kann man künstliche Kniegelenke in mono zentrische (einachsige) und polyzentrische (mehrachsige) Gelenke einteilen. Ein einachsiges Kniegelenk knickt starr über eine Achse ab. Eine Monozentrik ist der natürlichen Knieanatomie unähnlich, jedoch bieten diese Kniegelenke durch ihre eingebaute Bremse dem Anwender große Sicherheit. Das ist vor allem für unsichere Prothesenträger wichtig: Sobald der Anwender mit dem Prothesenbein auftritt – also Gewicht das Kniegelenk belastet – greift die Bremse und das Kniegelenk ist gesperrt. Ein mehrachsiges Kniegelenk bildet den Ablauf des natürlichen Kniebeugens besser nach und winkelt das Bein über mehrere Achsen in einer schiebenden Bewegung ab. Eine lastabhängige Bremse ist nicht notwendig, da ein mehrachsiges Kniegelenk über seine Geometrie das Einbeugen verhindert.Das gestreckte Kniegelenk ist vom Fersen auftritt bis zum Ende des Abrollvorgangs stabil. Bringt der Prothesenträger in der Gehbewegung sein Gewicht über das Prothesengelenk nach vorne und belastet die Zehen, lässt sich das Kniegelenk einbeugen. Der Zeitpunkt, zu welchem das Kniegelenk auslöst, kann bei bestimmten Kniegelenken an die Bedürfnisse des Anwenders angepasst werden. Ein früher Auslösepunkt bedeutet weniger Sicherheit und dafür mehr Dynamik, ein späterer Auslösepunkt bedeutet mehr Sicherheit und dafür geringere Dynamik. Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 53 Steuerung von Kniegelenken Die Beugung und Streckung von künstlichen Kniegelenken wird von einer so genannten „Schwungphasensteuerung“ kontrolliert. Diese kann über eine Mechanik, aber auch über eine Pneumatik oder eine Hydraulik geregelt sein. In mechanischen Kniegelenken wird bei der Beugung des Knies nach hinten eine Feder zusammen gepresst. Wenn sich diese wieder entspannt, unterstützt sie die Bewegung des Unterschenkels nach vorne. Eine Dämpfung der Bewegung – also eine Kontrolle der Geschwindigkeit des Beugens und Streckens – erfolgt ausschließlich durch Reibung und Anschlagpuffer. Mechanisch gesteuerte Kniegelenke werden für Menschen mit niedriger Mobilität eingesetzt, da diese nur geringere Gehgeschwindigkeiten erreichen und somit keine Dämpfung, sondern eine Unterstützung der Bewegung benötigen. Pneumatische Kniegelenke komprimieren beim Abwinkeln und Strecken des Knies Luft in einem Zylinder. Der Orthopädietechniker kann für Streckung und Beugung getrennt einstellen, wie viel von dieser Luft zur Unterstützung der Bewegung als eine Art „energierückgebendes Polster“, oder aber zum Dämpfen der Kniebewegung eingesetzt wird. Pneumatische Kniegelenke eignen sich besonders für Menschen mit mittleren Mobilitäten, die bereits Gehgeschwindigkeiten erreichen, bei denen eine sanfte Dämpfung notwendig wird. Bei hydraulischen Gelenken übernimmt Flüssigkeit (Öl) in einem Zylinder die Dämpfung der Bewegung des Kniegelenks. 54 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber Der Prothesenfuß Diese Gelenke werden meist für sehr aktive Anwender eingesetzt, da das nicht komprimierbare Öl über noch größere Dämpfungseigenschaften als Luft verfügt. Bei sehr aktiven Anwendern müssen keine Gehbewegungen mehr unterstützt werden. Elektronisch gesteuerte Kniegelenke werden von Mikroprozessoren kontrolliert. Sensoren ermitteln permanent die Schrittphase, in der sich der Prothesenträger befindet, um das Bein optimal auf den Bewegungsablauf einzustellen: Dämpfung, unterstützte Bewegungen, Geschwindigkeitsanpassungen oder sogar eine Feststellung des Knies erfolgen automatisch. Elektronisch gesteuerte Kniegelenke bieten eine sehr hohe Sicherheit für den Anwender. Der Prothesenfuß wird nach individuellen Voraussetzungen des Anwenders wie Aktivität, Mobilität, Gewicht usw. sowie entsprechend der medizinischen Notwendigkeit vom Orthopädietechniker ausgewählt. Man unterscheidet im Grundsatz zwischen Elastomerfüßen und sog. Karbon(feder)füßen. Der Bewegungsablauf beispielsweise mit einem Karbonfuß sieht folgendermaßen aus: Fersenauftritt Hier wirken vor allem Stoß dämpfende Elemente. Standphase Der Karbonfuß speichert die Energie. Zehenabstoß Der Karbonfuß gibt die Energie wieder frei und unterstützt so die Ablösung vom Boden und die daraus folgende Bewegung des Unterschenkels. Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 55 Hinweise und Tipps zum richtigen Umgang mit der Beinprothese Den Umgang mit Ihrer Prothese vermittelt Ihnen Ihr zuständiger Orthopädietechniker. Gerade bei einer Erstversorgung oder einer neu angefertigten Prothese muss der Umgang mit der Prothese erst erlernt werden: Das An- und Ausziehen, Sitzen, Stehen, Gehen und sogar das eventuelle Fallen muss trainiert werden, zum Beispiel im Rahmen einer Gehschule. Sprechen Sie Ihren Orthopädietechniker darauf an. Allgemeine Hinweise •Vor jedem Anziehen der Prothese sollten Sie diese auf Funktionsfähigkeit oder eventuelle Mängel hin untersuchen. •Legen Sie die Prothese gemäß der Einweisung und Anziehanleitung des Orthopädietechnikers an. •Versichern Sie sich, dass die Prothese fest und sicher sitzt. •Vorsicht vor eventuellem Einklemmen der Haut im Bereich des Schaftrandes. •Ein möglichst natürliches Gehen hängt maßgeblich von einer funktionsfähigen Prothese ab – sollten trotz fehlerfreier Handhabung Probleme mit der Prothese entstehen, kontaktieren Sie bitte umgehend Ihren zuständigen Orthopädietechniker! 56 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber Pflege und Hygiene Prothese, Silikonliner und Amputationsstumpf bedürfen einer konsequenten Pflege, da es sonst zu Komplikationen in der Anwendung kommen kann. Mögliche Folgen sind Hautirritationen und –verletzungen bis hin zu Infektionen und Schmerzen, die ein Tragen der Prothese beeinträchtigen oder sogar ausschließen. Die richtige Pflege und Reinigung des Stumpfes sowie Silikonliners ist unerlässlich für eine optimale Nutzung der Hilfsmittel und verhindert den vorzeitigen Verschleiß des Silikonliners. Stumpfpflege – täglich • Tägliches Waschen mit pH-neutraler Seife (z. B. medi Neutralseife) • Pflege mit Feuchtigkeit spendenden Pflegeprodukten (z. B. medi Aloe Vera Gel) • Evtl. Massagen, um die Durchblutung anzuregen (nach Absprache mit dem Arzt) Prothesenpflege – wöchentlich • Schaft ggf. mit Wasser und pH-neutraler Seife (z. B. medi Neutralseife) reinigen und gut trocknen lassen • Desinfektion mit einem Alkoholspray (z. B. medi Spray) • Stumpfstrümpfe sowie weitere textile Bestandteile der Prothese sollten wenigstens 2-3 mal pro Woche in der Feinwäsche gereinigt werden • Keine aggressiven Wasch- und Reinigungsmittel verwenden Linerpflege – nach jedem Tragen • Liner nach jedem Tragen mit pH-neutraler Seife (z. B. medi Neutralseife) waschen • Seifenrückstände gut ausspülen • Auf dem Linerständer trocknen lassen – keinesfalls in die Sonne oder auf die Heizung legen • Längere Lagerung immer auf dem Linerständer Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 57 Liner waschen 1. Bitte beachten Sie, dass der Silikonliner täglich mit neutraler Seife gewaschen werden muss. 2. Stülpen Sie hierzu die Innenseite des Silikonliners nach außen, reinigen Sie diese Seite gründlich z. B. mit der medi Neutralseife. 3. Spülen Sie ausgiebig mit kaltem Wasser nach. 4. Drehen Sie den Liner wieder auf die Außenseite. Reinigen Sie die Außenseite mit einem feuchten Tuch. 5. Lassen Sie den Liner auf dem mitgelieferten Trockenständer bitte vollständig trocknen. 6. Bewahren Sie den Silikonliner nur auf dem mitgelieferten Linerständer auf. So bleibt Ihr Liner in Form und kann gleichmäßig trocknen. 58 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber Volumenschwankungen Volumenschwankungen des Stumpfes beeinträchtigen die Passform der Prothese – jedoch sind geringfügige Schwankungen während des Tages normal. Diese „kleineren Stumpfschwankungen“ können mit Stumpfstrümpfen ausgeglichen werden. Stumpfkompressionsstrümpfe helfen, stärkere Schwellungen des Stumpfes zu verhindern. Die Kompressionsstrümpfe kommen dann zum Einsatz, wenn die Prothese nicht getragen wird. Volumenschwankungen können z. B. durch die Einnahme von Medikamenten hervorgerufen werden – in diesem Fall sollten Sie mit Ihrem zuständigen Arzt sprechen. Scheuer- und Druckstellen Beim Tragen einer Prothese kann es zu unangenehmen Scheuer- und Druckstellen kommen. Kleine Druckstellen können immer vorkommen. Grundsätzlich jedoch sollte die Prothese beschwerdefrei sitzen, denn übermäßiger Druck kann zu Komplikationen führen. Bitte wenden Sie sich im Problemfall an den zuständigen Orthopädietechniker oder Ihren Arzt. Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 59 Tragedauer Jedes Hilfsmittel unterliegt einem natürlichen Verschleiß und hat eine bestimmte Tragedauer. Nach Ablauf dieser Tragedauer ist es zu ersetzen. Überlassen Sie die umweltgerechte Entsorgung dem Fachhandel. Für Hilfsmittel, deren Tragedauer abgelaufen ist, kann die Sicherheit und Leistungsfähigkeit nicht mehr in allen Fällen vorausgesetzt werden. Sprechen Sie bitte Ihren Orthopädietechniker an! So lang ist die optimale Tragedauer Silikonliner 6 Monate ( je nach Linertyp) Stumpfkompressionsstrümpfe/ Stumpfstrümpfe 3 Monate Prothesenfüße 24-36 Monate ( je nach Fußtyp) Kniegelenke/Adapter 36 Monate Ganze Prothese 3-5 Jahre Achtung: Diese Angaben dienen nur der Orientierung und haben keine Allgemeingültigkeit. Je nach Hersteller und verwendetem Passteil kann die optimale Tragedauer variieren. 60 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber Sicherheitshinweise Die Prothese ist für den Alltagsgebrauch gedacht. Jedoch können auch vermeintlich alltägliche Belastungen die Funktion und Sicherheit der Prothese gefährden. Bitte beachten Sie deshalb die folgenden Hinweise: Feuchtigkeit Normale Alltags-Feuchtigkeit, z. B. Spritzwasser oder Regen, stellt kein Problem dar. Eine Benutzung im Wasser ist aber nicht möglich (Ausnahme: Separate „Badeprothese“). und Aktivitätsansprüche mit dem Orthopädietechniker zu besprechen. Hitze Starke Hitzeeinwirkung, wie z. B. übermäßige Sonneneinstrahlung/Heizungswärme, muss vermieden werden. Eine Temperatureinwirkung von über 50° Celsius kann Bauteile und Passform negativ beeinflussen. Sport Die Prothese ist exakt auf Ihre individuellen Bedürfnisse wie Aktivitätsgrad und Körpergewicht abgestimmt, weshalb eine Mehrbelastung der Prothese schaden kann. Um Schaden an der Prothese zu vermeiden und Ihre Sicherheit nicht zu gefährden, sind besonders hohe Belastungs- Kraftfahrzeuge Eine Amputation schränkt die Fahrtüchtigkeit des Anwenders ein. Zur Prüfung der Fahrtüchtigkeit sowie für eventuell notwendige Umbauten am Fahrzeug müssen eine Fachwerkstatt sowie der zuständige TÜV besucht werden. Sonstiges Außergewöhnlich physische Belastungen der Prothese müssen vermieden werden (z. B. starke Krafteinwirkungen). Die Prothese darf nicht in Kontakt mit Säuren, Laugen oder starken Lösungsmitteln kommen. Treten Funktionseinschränkungen der Prothese auf oder werden Beschädigungen wie z. B. Risse festgestellt, ist sofort ein Orthopädietechniker zu kontaktieren. Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 61 Besonders wichtig: Die regelmäßige Wartung der Prothese Zu Ihrer Sicherheit muss die Prothese regelmäßig auf Passform, Zustand und Funktio nalität kontrolliert werden. Diese regelmäßige Inspektion vermindert die Gefahr eines plötzlichen Versagens, z. B. durch Materialermüdung, Alterung, Verschleiß oder außergewöhnliche Belastungen. Außerplanmäßige Wartung Sollten Sie Beschädigungen oder Einschränkungen der Funktions fähigkeit an Ihrer Prothese bemerken, wenden Sie sich auch außerhalb der vereinbarten Wartungstermine an Ihren Orthopädietechniker. Haftung Wenn die vorgegebenen Wartungsintervalle von Ihnen nicht eingehalten werden, ist die Haftung des orthopädischen Fachbetriebes bei Schadens fällen eingeschränkt und kann gegebenenfalls ganz entfallen. Die Haftung erstreckt sich ausschließlich auf das Produkt in seiner abgegebenen Form. Leistungen, die nicht vom ortho pädischen Fachbetrieb vor genommen werden, können die Haftung ausschließen. Ihr persönlicher Service-Pass Nutzen Sie Ihren persönlichen Service-Pass auf der nächsten Seite, um gemeinsam mit Ihrem Orthopädietechniker alle relevanten Informationen zu Ihrer Prothese zu notieren. Diese Informationen sind beim nächsten Wartungstermin eine gute Erinnerungshilfe für Ihren Orthopädietechniker. Zudem werden dort die vereinbarten Wartungstermine eingetragen. Und, dank des kompakten Formats können Sie den ServicePass immer bei sich tragen. 62 • Umgang mit der Prothese • Patientenratgeber Ihr Service-Pass fehlt oder ist schon voll? Bestellen Sie unter Tel. 0921 912-750 gleich einen Neuen. Patientenratgeber • Umgang mit der Prothese • 63 64 • Beinamputiert und mitten im Leben • Patientenratgeber Beinamputiert und mitten im Leben Patientenratgeber • Beinamputiert und mitten im Leben • 65 Das Leben mit einer Beinprothese Eine Amputation ist ein schwerer Schicksalsschlag und bedeutet immer einen deutlichen Einschnitt ins Leben, der viele Veränderungen mit sich bringt. Doch eine Amputation bedeutet nicht zwangsläufig nur Negatives, sondern kann auch das Ende eines langen Leidensweges und ein bewusster Anfang eines neuen Lebensabschnittes sein. Die meisten Alltagsaktivitäten sind auch mit Beinprothese möglich. Arbeit und Berufsleben Wenn Sie in einem aktiven Berufsleben stehen, sollten Sie sich frühzeitig mit Ihrem Pflegepersonal und Ihrem Arbeitgeber über die Rahmenbedingungen Ihrer weiteren Berufsausübung besprechen. Abhängig von Ihrem Beruf und Ihrem Mobilitätsgrad kann auch die normale Ausübung Ihrer bisherigen Tätigkeit möglich sein. Sport Nach einer Amputation Fahrrad fahren, joggen, schwimmen, Tennis oder Fußball spielen und Ski fahren? Ist das möglich? Die wichtigste Voraussetzung ist eine optimale Prothesenversorgung. Eine Amputation ist oftmals kein Grund, auf Sport und Bewegung verzichten zu müssen. Es gibt viele Möglichkeiten für Amputierte, ihre bisherige Sportart fortzuführen oder eine neue Sportart kennen zu lernen. Beinamputierte können durch Sport Selbstbewusstsein tanken und sich gleichzeitig fit halten zum Beispiel mit den sanften Ausdauersportarten Rad fahren, Schwimmen oder Nordic Walking. Die Prothese ist exakt auf individuelle Bedürfnisse wie Aktivitätsgrad und Körpergewicht abgestimmt, weshalb eine Mehrbelastung der Prothese schaden kann. Um Schaden an der Prothese zu vermeiden und die Sicherheit nicht zu gefährden, sind besonders hohe Belastungs- und Aktivitäts- 66 • Beinamputiert und mitten im Leben • Patientenratgeber ansprüche mit dem Orthopädietechniker zu besprechen. Autofahren Autofahren ist auch mit Beinprothese möglich, dennoch zählt dieser Punkt zu den Ängsten, die beinamputierte Menschen gerade am Anfang plagen. Mit speziellen Vorrichtungen steht dem Fahren nichts mehr im Wege. Falls Sie sich ein neues Auto anschaffen möchten, besteht bei vielen Herstellern die Möglichkeit, ein geeignetes Fahrzeug ganz nach Ihrem Belieben zu konfigurieren. Wenn Sie jedoch schon ein eigenes Fahrzeug besitzen und dieses lediglich Ihren Anforderungen entsprechend umbauen lassen möchten, können Sie sich an spezialisierte Werkstätten wenden. Hier bietet sich vor allem das elektronische Linksgas auf Knopfdruck als zeitgemäße Option an, gerade dann, wenn auch nicht behinderte Partner das Fahrzeug nutzen möchten. Beidseitig Amputierte haben die Möglichkeit, mit Handbediensystem für Gas und Bremse oder mit einem Gasring zu fahren. Es gibt zahlreiche Lösungen unterschiedlicher Hersteller, die sich bewährt haben. Umbauten müssen jedoch der zuständigen Behörde gemeldet werden. Es ist grundsätzlich ein Unterschied, ob jemand linksseitig oder rechtsseitig amputiert wurde. Einseitig links Amputierte nutzen in der Regel Automatik, während einseitig rechts Amputierte ihr Fahrzeug mit Automatik und Gaspedalverlegung nach links bedienen. Patientenratgeber • Beinamputiert und mitten im Leben • 67 Spezielles Schuhwerk Generell kann mit einer Beinprothese jeder Schuh getragen werden. Zu beachten ist aber die Absatzhöhe der Schuhe. Beim statischen Aufbau der Prothese muss nämlich die Absatzhöhe des Schuhs berücksichtigt werden. Die Prothese ist somit auf eine feste Absatzhöhe ausgerichtet, die immer eingehalten werden muss. Beim Kauf neuer Schuhe muss darauf geachtet werden, die vorgegebene „effektive Absatzhöhe“ einzuhalten. Die Schuhe von medi zum Beispiel sind speziell auf die Bedürfnisse von Prothesenträgern abgestimmt und entlasten mit schuhorthopädischen Merkmalen Gelenke und Rücken – deshalb hat die Aktion Gesunder Rücken e.V. alle Modelle mit dem Gütesiegel „AGR geprüft und empfohlen“ ausgezeichnet. Gemeinsam mit Orthopädieschuhtechnikern wurden verschiedene Schuhmodelle für Prothesenträger entwickelt, die Rückenbeschwerden von zwei 68 • Beinamputiert und mitten im Leben • Patientenratgeber Richtungen angehen: Einerseits helfen die Schuhe, Fehlhaltungen zu vermeiden. Auf der anderen Seite unterstützen sie die natürliche Gehbewegung, vor allem bei Menschen, die Beinprothesen tragen. Ausgleichbewegungen und Fehlhaltungen sind bei Prothesenträgern eine häufige Ursache für belastete Gelenke und Verspannungen im Rücken. Die medi Schuhe stabilisieren den Fuß mit einer breiten Leistenkonstruktion, seitlichen Stützen, einem festen Mittelfußbereich sowie der rutschsicheren ortho-tec Sohle. Diese Merkmale schaffen Sicherheit beim Gehen, indem sie Dysbalancen und unphysiologische Ausgleichbewegungen zwischen gesunder und Prothesenseite minimieren. Integrierte Dämpfungs- und Abrollelemente unterstützen die natürliche Gehbewegung: Nach einem weichen Auftritt und stabilen Vollfußkontakt leitet eine Ballenrolle im vorderen Drittel des Schuhes die frühe Abrollbewegung des Fußes ein, die von der Konstruktion mit hochgezogener Zehenfront zusätzlich unterstützt wird. So schaffen die medi Schuhe die Basis für ein harmonisches – und damit rückenfreundliches – Gehen. medi Schuhwerk * * Geprüft und empfohlen als rückenfreundlich *besonders M-31fürSporty, Summer Prothesenträger vom Forum: Blue, Gesunder Rücken – besser e. V. und M-Lite GS, Boaleben Blue, dem Bundesverband der deutschen RückenM-Travel Tex, M-Travel schulen (BdR) e. V. Velcro, M-City Lace Weitere Infos bei AGR e.V., Postfach 103, 27433 Selsingen, Tel. 04284 / 92 69 990 www.agr-ev.de Weitere Informationen Das medi Schuhwerk ist geprüft und empfohlen als rückenfreundlich besonders für Prothesenträger vom Forum: Gesunder Rücken – besser leben e. V. und dem Bundesverband der deutschen Rückenschulen (BdR) e. V. Weitere Infos bei AGR e.V., Postfach 103, 27443 Selsingen, Tel.04284 / 92 69 990, www.agr-ev.de Patientenratgeber • Beinamputiert und mitten im Leben • 69 Selbsthilfegruppen Der Gedankenaustausch unter Betroffenen kann enorm wichtig sein. Um Erfahrungen weiterzugeben. Um anderen Mut zu machen. Um zu helfen und zu unterstützen. Um zu informieren. Oder einfach um zu zeigen, dass man nicht alleine ist mit seiner Amputation. In der Klinik findet die Amputation statt. Behandelnde Ärzte und Schwestern kümmern sich um das Bein. Orthopädietechniker sorgen schon nach kurzer Zeit für eine individuell abgestimmte Prothesenversorgung. Physiotherapeuten lehren in krankengymnastischen Schulungen, mit der neuen Mobilität umzugehen. Doch was dann? Wie geht es weiter? Wer bringt einem bei, mit der neuen Lebenssituation, den neuen Herausforderungen, Gedanken und Sichtweisen umzugehen? Eine wichtige Unterstützung können Selbsthilfegruppen bieten – dort erhalten Beinamputierte neben dem wichtigen Erfahrungsaustausch untereinander auch Beratung und Hilfe für soziale und rechtliche Belange. Fragen Sie Ihren Orthopädietechniker – er kann Ihnen sicherlich eine Selbsthilfegruppe in Ihrer Nähe vermitteln. Oder nutzen Sie die Selbsthilfegruppen-Suche unter www.stolperstein.com http://www.stolperstein.com/ leben-mit-beinprothese/ selbsthilfegruppen/ 70 • Beinamputiert und mitten im Leben • Patientenratgeber Stolperstein – das Informationsmedium für Beinamputierte Gut informiert sein – ein Schritt zu mehr Lebensqualität. Der Stolperstein von medi ist eine kostenlose Zeitschrift für Beinamputierte und Orthopädietechniker, die den Austausch von Betroffenen untereinander, aber auch mit der Fachwelt fördert. Mit zahlreichen Informationen rund um das Thema „Beinamputation“ wird eine wichtige Unterstützung für den Alltag gegeben. Aus dem Inhalt •Dialog – Anwenderportraits •Tipps und Hilfen für den Alltag •Amputation – Wie geht es weiter? •Hightlights – In jeder Ausgabe bieten wir unseren Lesern etwas ganz Besonderes! Stolperstein Abonement Kostenlos bestellen unter 0921 912-750 oder www.stolperstein.de Patientenratgeber • Beinamputiert und mitten im Leben • 71 Bestellkarte für Abonnement stolperstein www.medi.de medi. ich fühl mich besser. Stolperstein Abonnement Ich möchte Stolperstein regelmäßig lesen. Bitte senden Sie mir Abo-Besteller (bitte genaue Anschrift einfügen) Name und Vorname Straße PLZ und Ort E-Mail Exemplare! Mir ist bekannt, dass ich meine Einwilligung zur Datenspeicherung und der Zusendung von kostenlosen, unverbindlichen Informationen oder NewsletterAbonnements, jederzeit ohne Nennung von Gründen (per Anruf, Mail oder Post) gegenüber medi beenden bzw. widerrufen kann.* * medi weiß Ihr Vertrauen zu schätzen und nimmt das Thema Datenschutz sehr ernst. Wir sichern Ihnen zu, dass Ihre Angaben entsprechend den geltenden datenschutz-rechtlichen Bestimmungen vertraulich behandelt werden. Ausführlichere Informationen zum Thema Datenschutz finden Sie unter www.medi.de oder kontaktieren Sie uns über medipost@medi.de bzw. Telefon: 0180 – 5003193 (14 Ct / Min, Handykosten können abweichen). Ich bin einverstanden, dass medi meine personenbezogenen Daten sowie meine Ratgeber- bzw. Newsletterbestellung speichert. Ferner bin ich einverstanden, dass medi diese Daten für interne Marktforschung und Eigenwerbung weiter verarbeitet, um dadurch meine Betreuungsqualitätzu verbessern. Mir ist bekannt, dass medi meine Daten nicht an Dritte weiter gibt. Um auch in Zukunft gut informiert zu sein, bin ich damit einverstanden von medi unverbindliche und kostenlose Ratgeber sowie Produktinformationen zu erhalten. (Zutreffendes bitte ankreuzen) per Post per E-Mail Unterschrift (für die Zusendung des kostenlosen Newsletters gesetzlich erforderlich) medi GmbH & Co. KG „Prothesen-Handbuch“ Medicusstraße 1 D-95448 Bayreuth Per Post oder Fax an: 0921 912-8192 medi Austria GmbH Adamgasse 16/7 A-6020 Innsbruck T +43 512 57 95 15 F +43 512 57 95 15 45 vertrieb@medi-austria.at www.medi.de 70478 / 08.2015 medi GmbH & Co. KG Medicusstraße 1 95448 Bayreuth Germany T 0921 912-750 F 0921 912-8192 verbraucherservice@medi.de www.medi.de www.stolperstein.com